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Die ehemalige
Sp racheinheit
der
Indogermanen Europas.
!Eüne sprachgeschichtliche Untersuchung
von
August Fick.
GSttingen ,
Vandenhoeck & Ruprecht's Verlag.
1873.
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*!. - ■
,■».»*
•^•^
^«^
Herrn
Julius Schöning,
Director des Gymnasiums zu Göttingen,
in Yerehnmg und Dankbarkeit
gewidmet.
Der Grundsatz „Jedem das Seine** legt mir die Yerpflichtimg
auf, an dieser Stelle eine Versäumniss, deren ich in den folgen-
den Blättern mich schuldig gemacht, wieder gut za machen.
Bei Grelegenheit der Aufttellmig zweier bereits nrspradilich ge-
sonderter k-Lante (S. 87-34) durfte nicht verschwiegen werden,
dass bereits Q. J. Ascoli in seinen „Vorlesungen über verglei-
chende Lautlehre" in der üebersetzung von Bazzigher und
Schweizer-Sidler S. 49 — 78 den Versuch gemacht hat^ die
wechselvollen Geschicke der gutturalen Tennis in den indoger-
manischen Sprachen durch Ansetzung zweier verschieden a£S-
cirter k-Laute zu erklären. Dem berühmten Vertreter der
Sprachwissenschaft in Italien gebührt also jedenfalls das Ver-
dienst auf die Doppelnatur des k in den Sprachen unseres
Stajmnes zuerst Inngewiesen zu haben. Auf die Berührungs-
nnd Differenzpunkte zwischen den Ansichten des scharfsin-
nigen Italieners und den meinen hier näher einzugehen,
verbietet der Zweck dieser Schrift, welche auf den kürze-
sten Wegen den engeren Verband der Sprachen Europas, ge-
genüber den arischen, zu erweisen sucht; ich muss also den
Leser nochmals auf die feinen Deduktionen a. a. 0. verweisen
nnd ihm freigeben, sich für die Darstellung Ascolis oder för
die meinige (S. 3 — 34) zu entscheiden.
VI
Wie mir Herr Professor G. Curtius gütigst mittheilt, hat
sich auch ein französischer Gelehrter für die Nothwendigkeit,
ein doppeltes ursprachliches k anzunehmen, ausgesprochen. In
der Revue critique vom 23.. November 1872 erklärt Herr Havet
mit dürren Worten: „II est certain qu'il y avait un k> et un
k* (von mir in der vorliegenden Schrift als k und \ bezeichnet.)
Zuschriften von befreundeten Gelehrten, die sich in ähn-
lichem Sinne aussprechen, lassen mich hoffen, dass der einge-
schlagene Weg der Ansetzung zweier ursprachlicher k-Laute
bald allgemein als der einzige Ausweg aus einem Labyrinth
sonst unentwirrbarer lautlicher Erscheinungen erkannt werden
möge.
Es erübrigt mir noch an diesem Orte einer angenehmen
Dankespflicht zu genügen. Am 8. Juni des vorigen Jahres
wurde mir von unbekannter Hand zur Verwendung für die
Wiederherstellung meiner Gesundheit eine bedeutende Summe
zugestellt, begleitet von so lieben und guten Worten, dass ich
mich durch die Annahme des mit so aufrichtigem Herzen
Dargebotenen nur zu ehren glaubte. Dem unbekannten Freunde
meinen besten Dank.
Göttingen, 22. März 1873.
Aigist tick,
Oberlehrer am Gymnasium
zu Göttingen.
Beriohtigungeii und Zusätze.
S. 21, Z. 38 ist ^am Qamishya za lesen statt ^am Qamnäti, ebenso
S. 119, wo die Worte „praes. kamna" zu streichen sind.
Zu S. 35. Ascoli beruft sich zur Stütze seiner Ansksht, dass sein
zweites sskr. h (welches mit folgendem t dh giebt) durch lit. i, slav. z
reflectirt werde, auch auf das lit. myz, mez = sskr. mih harnen, allein
diese Wurzel kommt im lit. mig-la = ksl. mlgla = o-filx^ti auch mit g
vor, und dieses migla ist zunächst zu sskr^ mih f. mihira Nebel, Gewölk
zu stellen , so dass also neben dem lit. z auch slavolettisches g dem sskr.
h gegenüber steht ; sskr. megha ^=: zend. maegha Wolke liegt doch weiter
ab. Uebrigens greift die Unterscheidung der beiden h nicht einmal im
Arischen yöllig durch: das h im sskr. dih = zehd. diz fingere gehört,
wie das praes. deg-dhi, das part, digdha zeigen, zu Ascolis h erster
Glasse, trotzdem lautet das part. pf. pass. im Zend uz-dista (d. i. dig-ta
=: diz-ta) aufgeworfen, während es der Ascolischen Regel nach dikhta
= sskr. dighda lauten müsste , wie zend. drukhta in an-aiwi-drukhta =
sskr. drugdha, abhi-drugdha von druh.
Die Bemerkung zu S. 53, Z. 9 ff. ist zu streichen; ausser zend.
merezu = armen, marz = an. mörk Grenze giebt es ein zend. Wort
merezu, das an zwei Stellen des Zendavesta in einem Zusammenhange
vorkommt, der die Bedeutung „medulla*^ zu erheischen scheint, s. Justi,
Handbuch der Zendsprache unter merezu.
S. 57, Z. 80 lies: „die Skythen, deren eranischer Charakter von
Müllenhoff erwiesen ist" vgl. S. 405 ff.
S. 64 zu kakra Hahnenschrei vgl. ved. cakra-väka (cakra sagend,
väka von vac) Name eines Vogels , vgl. Grassmann , Wörterbuch zum. Big-
Veda s. V.
S. 80 zu 1 ki füge hinzu: altirisch cia, cambr. pui quis.
S. 81, Z. 31, 32 bitte ich die sinnlosen Worte: „evitare vermeiden
(ex negat.)" zu streichen.
S. 95, Z. 32 lies: rixfiaq Ziel, Grenze.
S. 121, Z. 15 ff. Die Bemerkung zu 1 ^: „Auf arischem Gebiete"
bis „während, bis" ist zu streichen.
S. 180. Zu den Praesensthemen , die auf europäischem Boden durch-
weg e zeigen, sind hinzuzufügen: nesati geht, kommt vgl. r^o^a» komme
= german. nesan, nas aus etwas hervorgehen, nhd. ge-nesen, genas,
und leghati liegt vgl. S. 361.
S. 209) Z. 89 streiche: „discrimen^^ das natürlich Niemandem aaf
die Wurzel ^ra hören zu beziehen einfallen wird.
S. 213 ist zu viel behauptet, wenn es daselbst heisst, die Verwendung
des 1-Suffixes zur Deminutivbildung gehe den arischen Sprachen völlig ab,
vgl. z. B. ved. gigüla m. Kindchen von gigu m. Kind, Junges.
S. 239, Z. 39 lies: a-dhvara (nach Roth eigentlich un verwirrt, unge-
stört und so) n. Opferhandlung; nach Benfey und Qrassmann ist adhvara
jedoch als Weiterbildung von adhvan Weg zu fassen. Dasselbe gilt för
240 , Z. 6.
S. 251, Z. 19 fuge hinzu: ksl. vlök^, vlösti ziehen, schleppen.
S. 258 zu trapala. Das ved. trpala übersetzt Qrassmann (Wörter-
buch zum Rig-Yeda) durch „freudig", in trpala-prabharman durch ,,£r-
fireuliches", zieht es also zur Wurzel tarp riQnm; es wäre also vielmehr
mit u^ntoXri zu vergleichen.
Druckfehler.
S. 4, Z, $ von oben (und so immer)
lies: berühren.
16 lies: nachwirkende.
6 „ n^l
üestl.
A^jectivs.
hadd-r m.
w
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2
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134 „ 12
f>
7> 31 M
ff 137 „ 29 I,
cmem wen.
2 ki.
3 ki
demin.
Deminutivbildung.
ttxqig,
al^del^ achtzehn
(a^tan+de^n).
demin.
parskä.
Ut.
S. 140, Z. 14
„ 142 „ 12
„ 144 „ 26
„ 147 „ 33
„ 167 „ 12
„ 168
„ 182
„ 188
n 194
„ 197
„ 205
„ 208
„ 216
„ 242
„ 248
„ 264
„ 284
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,5 13
„ 18
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« 1
Titel
Z. 2
«29
»V
M
«
lies: iydfiFo^,
zufallig.
eka.
sam-rabh.
europaischen
Sprachen.
„ um.
hörfaUig.
terta und tertia.
bhendhra.
vlök%.
garanh.
ihren,
lag«,
plaians.
1. mal.
vn.
takstar-as.
„ p^tora
«
M
«
»J
«
«
«
«
«
Die verwandtschaftliche Stellung der Slavoletten
zu den Germanen und Ariern.
In der äusserst gehaltreichen und anregenden kleinen
Schrift „die Verwandtschaftsverhältnisse der Indogermanischen
Sprachen" Weimar 1872 hat Johannes Schmidt die Frage nach
der inneren Gliederung innerhalb unseres von allen anderen
so scharf sich absetzenden Sprachenstammes einer eben so ein-
g^ehenden als scharfsinnigen Kritik unterworfen. Im Folgenden
gedenke ich die Gründe nachzuprüfen, kraft deren er zu ge-
^ssen Resultaten über die verwandtschaftlichen Verhältnisse der
nordeuropäischen Völker gelangt ist, die Untersuchungen über
die Stellung der südeuropäischen Sprachen (S. 19 bis Schluss)
'behalte ich einer späteren Besprechung vor.
Nachdem in lichtvoller Weise die Punkte hervorgehoben
sind, worin eine bedeutsame Uebereinstimmung der drei nord-
europäischen Sprachengruppen (Litauisch, Slavisch, Germanisch)
hervortritt, spricht Joh. Schmidt das Ergebniss seiner Betrach-
tung in den Worten aus: „Als zweifelloses Eesultat halte ich
also den Satz aufrecht, dass das Slavolettische keiner der euro-
päischen Sprachen so nahe verwandt ist als dem Deutschen",
Auf Grund eigener Arbeiten, die sich freilich bis jetzt nur
auf den lexikalischen Theil der hier zu Ergebnissen führenden
Untersuchungen beschränkt haben , kann ich diesen Satz völlig
unterschreiben und darf meine grosse Freude nicht verhehleil,
mit einem so umsichtigen Forscher in einer so bedeutsamen
Frage mich einig zu wissen.
Weiterhin betrachtet Schmidt die Analogieen zwischen dem
Lettoslavischen und Arischen, welche, wie sich ergeben wird,
theilweise ungemein bedeutsam und schwerwiegend sind, und
1
2 I. Stfcl;!:!!]? der SlaTolettcn
kommt zu dem Elrgebnisse. daivs ..das SlaToletttche wed<
Arivrhen n^^K.-h Tom Dentsche« L:»«fferis&en wenlen kann. s<
die organisirhe Vermittlung l>eider i>t-" Mit Töller S
wird die toh ihm erschlossene Stellung de> Lettuslaviseh
ihren Kesultaten noch einmal aa^gesprochen in den W
„Mit dieser, wie mir scheint . zweifellos nachgewiesenen Si
des SlavolettLs/rhen zerfällt aber nicht nur die Annahme
nordeurripäischen Grundsprache, s-jndem auch die einer
päLscheu Grundsprache. Das Slavolettische ist weder eii
«che noch eine europäische Sprache. Wie Europa-Asie
graphisch keine Grenze haben, so schwindet auch die
gezogene scharfe Demarcationslinie zwischen den arische
europäischen Sprachen".
Die Gründe, welche für diese Annahme zu sprechen sc]
hat Schmidt strategisch um einen Hauptbeweis gruppirt:
ist die wundersame lautliche Uebereinstimmung, nach dei
arischen palatalen Zischlaute (q) allein im Slavisch-litai
ein Zischlaut (lit. sz, slarisch s) entspricht, während die ii
europäischen Sprachen diese Laute nicht von der guti
Tennis unterscheiden, z. B. skr. gatam, zend. gatem, ks'
lit. szimtans, aber goth. hund, lat. centu-m, altirisc
griediisch l-xaro-y." Die Beweiskraft dieser lautlichen
einstimmung zwischen den arischen und slavolettischen Sp
beruht auf einer Voraussetzung, die freilich bis jetzt allg
Annahme gefunden. Hiemach hat die Ursprache in a
Fällen, wo arisch q und slavolettisch sz sich decken, n-
reinen k-Laut gehabt, denselben, den sie auch in den
verwandte, wo arisches k und c dem litauisch-slavisc
gegenüber liegt. Hat es wirklich ursprachlich kantam h
geheissen, wie es ka-s wer hiess, so zwingt allerdings die ;
Spaltung dieses ursprachlichen k-Lauts im arischen ka-s
tauisch kans wer, und im arischen gatam = lit. szimi
ksl. süto zu dem Schlüsse, dass Arier und Slavolette
innigere Einheit bilden als die übrigen Glieder unseres S
Stamms, luid wenn nun zugleich andere bedeutsame Gleic
momente zwischen dem Slavolettischen und Germanische
vortreten, so bleibt uns nichts anders übrig, als den \
anzustellen, uns mit Schmidt diese „Mittelstellung" der
letten vorstellig zu machen, so sauer es uns auch fallei
zu Germanen und Ariern. 3
So gewaltig ist die Beweiskraft wirklicher Lautübereinstimmimg,
da diese gleichmässig eingetretenen Organwandel voraussetzt,
der nur in organisch verbundeilen Volksmassen einzutreten und
durchzugreifen pflegt.
Mit Recht weist dahör auch Schmidt alle Vei^suche, die in
Eede stehende Uebereinstimmung durch Zufall zu erklären von
der Hand. Er hat das grosse Verdienst, das auch sonst in
semen Forschungen, immer wohlthätig berührend und immer
die Wissenschaft fördernd, hervortritt, unabweisbare Folgerungen
mit unerbittlicher Consequenz zu ziehen, unbesorgt um das
Resultat, anstatt sich, vorgefassten Annahmen zu lieb um un-
erfreuliche Schlüsse durch allerlei Künste herumzudrücken.
Allein der Beweis für engeren Zusammenhang zwischen
Ariern und Slavoletten, der in dem Einklänge von arisch q
imd Ht. sz = slav. s liegt, hat eine schwache Seite. Er be-
ruht auf einer anfechtbaren Voraussetzung. Hatte die Ur-
sprache oder wie man den letzterreichbaren Zustand der Sprachen
unseres Stammes nennen mag, wirklich nur einen einzigen k-
laut, und sind arisch-slavolettisch ka-s wer, und arisch ^ata-m
=: Ht. szimta-s = ksl. süto aus ursprachlichem kas und kantam
Büt völlig gleichem Anlaut hervorgegangen? oder schied schon
die Ursprache zwischen dem Anlaute von kas und kantam,
snid die entsprechenden arischen und slavolettischen Anlaute
nur die Nachkommen von ursprachlich bereits gesonderten
Lauten? und sind in denjenigen Sprachen, wo der Anlaut in
den Reflexen von kas und kantam zusammenfällt, die alten
Unterschiede bloss verwischt? Ich glaube den Beweis führen
2n können, dass unser Sprachstamm in seinen sämmtlichen
proethnischen Perioden, theüweise auch innerhalb der Einzel-
brachen zwei völlig geschiedene k-Laute besessen (hierin in
Üebereinstinmiung mit dem Semitischen) von denen der eine
ini Arischen durch k und c (tscha), der andere durch 5 re-
präsentirt wird, und zwischen denen fast gar keine Berührung
^tgefimden, bis sie im Griechischen und Italischen theilweis,
^ Deutschen fast vollständig zu einem Laute verschmolzen
sind. Der Beweis kann nur durch den Nachweis geliefert werden,
^ die fraglichen Laute, die wir der Kürze halber durch k
^ \ bezeichnen, in den einzelnen Sprachen und Sprachkreisen
gesonderte Behandlung erfahren haben.
1*
4 L Stellung der Slavoletten
Zunächst in den arischen Sprachen sind k und q (von ^i — -^
Behandlung im Auslaut abgesehen) völlig Ton einander geschi
den, während k und c sich bekanntlich vielfach herühren
nach Ausweis der übrigen Sprachen unseres Stammes c
jüngere und speciell arische Entwicklung aus k ist; doch
diese Entwicklung von c aus k , wie die Vergleichung von Zen .M
und Sanskrit zeigt, zur Zeit der Abtrennung der Eranier voi^
den Indem wesentlich abgeschlossen, und nur hier und d& J
greift das Eranische mit dem c über, wie z. B. im zend. cai
= sskr. kati quot, cvant = ved. kivant quantus, eis = v
kis quis. Dagegen ist kein einziges Beispiel vorhanden, wo ^
erweislich aus k erwachsen wäre oder damit wechselte, denir^
dass sskr. ^ram mit klam ermatten, ruhen in der Bedeutung^
übereinstimmt, wird man wohl kaum in Anschlag bringen dür —
fen. Dieselbe Scheidung, die wir im Arischen zwischen k undJ
9 sehen, finden wir nun auf europäischem Boden in den sla- -
Yolettischen Sprachen. Während hier das arische k resp. c
durch k und seine Umgestaltungen wiedergegeben wird, liegt
dem arischen 9 durchweg litauisches sz, slavisches s gegen-
über und zwar sowohl im Anlaute als im Auslaute der Wur-
zel. So entspricht lit. szakä f. Zweig dem sskr. ^äkh^ f. Zweig,
ksl. s%kü m. Zweig dem sskr. ^anku m. Zweig, lit. szal-ta-s
kalt, ksl. slota f. Winter dem zend. gareta kalt, sskr. (i-^ir-a kalt,
lit. szü gen. szun-s m. Hund dem sskr. qvä, gen. (unas m. Hund,
ksl. suj leer (= sv^iü) dem sskr. ^ünya (aus gvanya) leer, lit.
szvit blinken dem sskr. Qvit hell sein, ksl. svetü Licht dem
sskr. gveta licht und so fort; nicht minder entsprechen sich
lit. aszvä f. Stute und sskr. agvä f. Stute, lit. asztoni acht,
ksl. osmü der achte und sskr. ashtan (= ag-tan) acht, ashta-
ma der achte, lit. aszarä f. Thräne und sskr. a^ra n. Thräne,
dem lit. asz-t-ra-s, ksl. os-t-rü scharf entspricht sskr. aQra n.
Ecke, Spitze, dem lit. misz-ti sich mischen, maisz-yti mischen,
ksl. mösi-ti mischen das sskr. mi^-ra gemischt. Diese Beispiele
mögen genügen, um die Thatsache der durchgängigen Ent-
sprechung von arischem 5 und lit. sz, ksl. s vor Augen zu
fuhren; der Ausnahmen von dieser Lautregel giebt es im gan-
zen Gebiete des Slavolettischen nur verschwindend wenige.
Vor allen ist hier lit. akmen- Stein = ksl. kamen- Stein zu
erwähnen, das dem sskr. a^man m. Stein gegenüberliegt und
ZQ Germanen und Ariern. 5
offenbar dasselbe Wort ist. Dies ist das einzige Beispiel mei-
nes Wissens , wo lit. k und slavisch k dem arischen 5 ent-
spricht; einige andere Fälle derart sind hier auf das litauische,
dort auf das slavische Gebiet beschränkt. So heisst es lit.
fchusä f. Gehorsam, klausyti hören, aber ksl. slov% slu-ti hei-
sfien, slovo n. Wort, sluchü m. (wäre lit. szlausa-s) Gehör,
slusa-ti hören. Im Arischen entspricht ^ru hören, sskr. gravas
= ksl. sloves = xkej^og, sskr. ^rush-ti, zend. Qraosha m. Ge-
liorsam, dieses ganz identisch mit ksl. sluchü m. Gehör. Da
liier das Slavische die regelrechte Lautentsprechung zeigt, muss
man wohl als ursprünglich ein slavolettisches szlu, szlus, szlausa
ansetzen, dessen Anlaut im lit. klausä, klausy-ti sich aus un-
bekannten Ursachen in k wandelte, indem in älterer Zeit die
^ Laute k und sz noch nicht ganz so streng geschieden waren
wie später.
Eine weitere Ausnahme, ebenfalls auf das Litauische be-
schränkt, bildet lit. peku-s Vieh, dem das arische paQu Vieh
entspricht. Das Slavische hat das Wort eingebüsst; es würde,
wenn erhalten, das regelrechte s zeigen, wenn im slavischen
pas hüten (= sskr. spa?, zend, gpag schauen, wahren, zend.
auch hüten) die Wurzel des Wortes vorliegt.
Dem slavischen svekrü m. Schwäher, svekry f. Schwieger
entspricht das regelrecht lautende lit. szeszura-s Schwäher,
dem zend. qagura und sskr. gva^ura Schwäher gleich sind.
Auch hier vrird der auf das Slavische beschränkte Wandel von
^ in k jüngeren Datums sein, die Grundform des Wortes ist,
zweifellos svaJ^ura, welches rein wiedergespiegelt wird durch
das zend. qagura (qa zend. = sva). Durch Angleichung des
3iüautenden s an den Anlaut der zweiten Silbe entstand sskr.
$va{ura, durch den gleichen Process lit. szeszura-s, durch Um-
schlag des alten ^ zu k ksl. svekrü.
Dies sind die mir bekannten Beispiele alle; sie haben das
Genieinsame, dass nicht ^ ins Gebiet von k, sondern umge-
Jj^ehrt k in das von \ übergreift; so winzig ihre Zahl ist, zei-
gen sie doch, dass aUe Beziehung zwischen den beiden k-Lau-
ten doch noch nicht abgebrochen war; übrigens mag man auch
Doch einen oder den anderen Fall eines Ueberganges von 1^ in
kheibringen, an derThatsache wird dadurch nichts geändert,
dass lit. sz und slavisch s durchaus dem arischen 5 entsprechen^
6 L Stellung der Slavoletten
Wäre nun diese so weitgreifende Lautiibereinstimmuiig
sehen dem Slavolettischen und dem Arischen auf diese beiA-^^^-
Sprachzweige beschränkt, so wären wir genöthigt, allein i»-^
diesem Grunde eine innigere Verwandtschaft zwischen dens^^]
ben anzunehmen. Allein auch in anderen Sprachen zeigt si>
mehr oder minder wohl erhalten die Spaltung in zwei k-Lauf
von denen der eine dem arischen und slayolettischen k, d
andere dem arischen ( = lit. sz = ksl. s genau entspricl
so dass wir uns zu der Annahme werden genöthigt sehen, scheut
die Ursprache habe zwei scharf von einander gesonderte lÄ^
Laute besessen, deren ersten, dem ansehen k entsprechen«^ ^
wir mit k, den andern, im Arischen durch ( dargestellt,
durch ]^ bezeichnen wollen.
Suchen wir die Nachklänge und Reflexe dieser beiden
Laute zunächst auf dem Gebiete des Keltischen zu erfasseitf^
Die älteste Spaltung innerhalb des Keltischen ist bekanntUcI^
die in da« irische und das gallo-britische Idiom. Beide Spra- -
eben differiren besonders in der Behandlung des k-Lauts.
Es wird nämlich das altirische c (ch), das ist k, im Gallo — "
Britischen bald ebenfalls durch c, bald durch p reflectirt. —
EQeraus geht hervor, dass zur Zeit, da Lisch und GaUo-Bri- -
tisch sich schieden, die urkeltische Sprache zwei k-Laute be-
sass. Diese verschwammen im Irischen zu "dem einen c, wäh-
rend sie im Gallo-Britischen sich also schieden, dass der eine
k-Kaut durch p, der andere durch c dargestellt wurde. Diese
beiden k-Laute des Keltischen entsprechen nun aber durchweg,
nach Ausweis der etymologisch klaren Wörter, dem k und q
der arischen Sprachen, wie dem k und sz des Litauischen, dem
k und s des Slavischen, und zwar so, dass altirisch c, wo es
durch gallo-britisches p reflectirt wird, dem arischen k ent-
spricht, das altirische c dagegen, dem auch im Gallo-Briti-
schen ein c gegen^überliegt, die Stelle des arischen 5, des Ut.
sz, des slavischen s einnimmt. Einige Beispiele mögen diese
Behauptung erhärten. Zunächst haben wir zu erweisen, dass
altirisch c = gallo-britisch p dem arischen k (resp. c) ent-
spreche.
Das irische cäch quivis ist aus dem Pronomen ka wer und
dem indefinit machenden sskr. ca = lat. -que zusammenge-
setzt; britisch lautet das Wort paup (d. i. päp); es werden
zu Germanen und Ariern. 7
demnach sskr. ka und ca durch altirisch ca und c, durch bri-
tisch pa und p reflectirt, nach unserer Behauptung, dass alt-
irisches c, wo ihm gallo-britisches p entspricht, arisches k,
resp. c reflectire.
hn altirischen cia quis liegt der; Pronominalstanmi ki, der
im Sskr. durch ki-s, ki-m, ci-d, im Zend durch eis, cis-ca ==
quisque, im Griechischen durch ri-g wie durch lat. qui-s wie-
dergespiegelt wird; dem altirischen cia entspricht unserer Re-
gel gemäss britisch pui.
Altirisches cethir vier entspricht dem sskr. catvar = xh"
Ta^fig = lat. quatuor = lit. keturi = goth. fidvor. 'Da das
irische c hier ursprünglichem k = arischem c gegenüberliegt,
so muss das Wort im Gallo-Britischen mit p anlauten, und so
&den wir denn altgallisch petor-ritum vierrädriger Karren,
britisch petuar vier.
Entsprechend dem lat. quinque ist die keltische Grund-
form des Zahlworts fünf nach Ebel (cuinc) durch Anähnlichung
des ursprünglichen Anlauts p an den Anlaut^ der zweiten Silbe
(wie lat. coquo für poquo). Aus ciunc wurde altirisch cöic
und dem entspricht regelrecht altgallisch pempe-, britisch
pimp. Es entsprechen in den verwandten Sprachen sskr. pan-
can, TtevTSy lat. quinque, lit. penki, ksl. pg-ti (sskr. pank-ti
FüBjEheit) und goth. fimf.
Dem sskr. kri kaufen (aus krä kar) entspricht altirisch cer
cren kaufen; da das irische c hier einem sanskritlichen k ent-
spricht, so muss der Reflex des Worts im Britischen mit p
anlauten, und allerdings heisst es britisch prenn kaufen.
Die Grundform des altirischen cruim Wurm ist karmi.
Dem entsprechen sskr. krmi, lat. vermi-s (für cvermis), lit.
kirmi-8 Wurm. Da hier ursprachliches k = sskr. k = lit. k
das Wort anlautet, ist die Vertretung des irischen cruim durch
cambrisch pryf durchaus regelrecht (f cambrische Umgestal-
tung des alten m, wie in haf Sonmier aus ham = sskr. samä,
goth. sum-ru-s).
Die altirische Präposition sech praeter, ultra ist dasselbe
Wort wie comisch aremorisch hep sine, und scheint ganz ge-
^tt dem lat. secus zu entsprechen. Die Wurzel ist sak fol-
gen, nachstehen, sskr. sac sacate = €7t eTrerac = lat. sequi
8 I. StelluDg der Slayoletten
= lit. sek-ti folgen, so dass also auch hier irisch c = gallo- —
brit. p einem ursprachlichen k gegenüberliegt.
Altirisch cenn Haupt = brit. penn, und fliuch lippus =
cambr. gwlyp madidus (nach Ebel Grundform vliquoHs) sind,
wie manche andere, leider nicht etymologisch durchsichtig; vor—
der Hand mögen diese Beispiele genügen zur Erhärtung der
Behauptung, dass altirisch c in all den Fällen, wo ihm gallo-
britisches p entspricht, stets dem indogermanischen k und da-
mit dem arischen k (resp. c), dem litauisch-slavischen k, nie-
mals aber dem ursprachlichen lg = arischem g = lit. sz =
slavischem s gegenüberUegt.
Den Abkömmling des ursprachlichen lg (= sskr. 5 = lit.
sz = slavisch s) erkennt mau im Keltischen völlig genau daran,
dass er in den gallo-britischen Dialecten sich nicht in p wan-
delt, sondern als c bestehenbleibt, wie im Irischen. Beispiele
mögen dies veranschaulichen.
Der Hund heisst altirisch cu, cun, im Cambrischen nicht
etwa pu (wie paup = altirisch cäch) , sondern mit Bewahrung
des k-Lauts ci, ki im pl. cun, kun (s. Ebel Gramm. Celt. S.
293). Diese Festhaltung des k hat seinen Grund darin, dass
hier ein Reflex des arischen 5 = Ht. sz = ksl. s vorliegt,
denn der Hund heisst arisch (van g. 9unas und lit. szü (d. i.
szan-s = szvan-s) gen. szun-s, ksl. su-ka f. Hündin, das ist
s%-ka, sv%-ka, vgl. medisch ör/roxa (bei Herodot) Hündin, zend.
{^paka hündisch (d. i. gpan+ka).
Ebenso ist es mit dem Zahlwort für hundert. Dies lautet
altirisch cet (aus cent), britisch cant. Auch hier spiegelt das
im Britischen verbleibende c arisches 5, lit. sz, slavisches s
ab: sskr. (ata, Ht. szimta-s, ksl. süto n. hundert.
Dem altirischen clü rumor entspricht cambrisches clyw
auditus, clywet hören; der Uranlaut ist ^, vgl. sskr. gru hören,
ksl. slov% slu-ti heissen, sskr. jravas xliog = ksl. slovo gen.
slovese n. Wort.
Altirisch cle sinister heisst cambr. cledd = comisch cleth.
Am nächsten steht der Bedeutung nach goth. hlei-duma link,
gleicher Wurzel sind lat. cli-vus, in-cli-n4re, de-cli-ni-s, tcU-
Via und deutsch lehnen. Auch hier ist der Anlaut ursprachli-
ches %, das im Arischen durch 5, im Litauischen durch sz re-
flectirt wird, denn es heisst lit. szle-ju, szle-ti anlehnen, stützen.
SU Germanen und Ariern. 9
sslrf. ^ri, ^rayati gehen, herzugehen, mit ä sich lehnen, nei-
gen, ni-jrayani f. Leiter (vgL ahd. hlei-tara f. Leiter).
Für den Li- und Auslaut herrscht dasselbe Gesetz: dass
anprachliehes \ sich im Gallo-Britischen als c behauptet und
. nicht in p übergeht.
Das Zahlwort acht lautet altirisch oct, echt, cambrisch
oith (nach Ebel aus oct, nach cambrischen Lautgesetzen). Es
entspricht grundsprachliches a^tan, wie aus sskr. ashtan ~
zend. a^tan, lit. asztoni acht erhellt, vergleiche auch lit. asz-
m^ der achte (= sskr. ashtama) und ksl. osmi acht, das
>0ü der Ordinalzahl gebildet ist.
Gerade so behauptet sich auslautendes c im britischen dec
= altirisch deich zehn , weil beide einem ursprachlichen da^aa
entsprechen, wie man aus sskr.da9an zehn, da^ati f. Zehn-
zahl ST lit. deszimtis == ksl. des^ti f. zehn ersieht.
Altirisch fiche (ficet) zwanzig lautet britisch ucent; es ent-
spricht sskr. Yim9ati = zend vi9aiti = eixoac = lat. viginti,
vioesimas.
Die Bewahrung des c im com. hvigeren = neucanibrisch
Awegrwn socer, und com. hveger = neucambr. chwegr socrus
wird motivirt durch die Grundform sval^ura, die sich im zend.
qa^iira (= sva^ura) = sskr. 9va9ura (für sva9ura|) = lit.
szeszura-s (^ sveszurans) deutlich wiederspiegelt, wärend das
ksl. svekrü, wie oben berührt, ein regelwidriges k statt des
2u erwarteiiden s zeigt.
Das cambrische dacr Thräne findet sich in ddxQVy lat. la-
cnuna (für dacruma), goth. tagr, nhd. Zähre genau wieder;
die Wurzel ist öayc beissen, deren Grundform da^ lautet, wie
das sskr. da9 beissen zeigt.
Es bleibt noch ein Fall zu erwähnen, der unserer Laut-
r^el (altirisch c = gallo-britisch p = sskr. k und c = Ut.
k 5=s ksl. k = ursprachlich k, imd altirisch c = gallo-britisch
c == sskr. 9 = lit. sz = ksl. s = ursprachlich \) auf den
ersten Blick zu widersprechen scheint. Das Pferd heisst alt-
irisch ech (= ec), altgallisch epo — in Epo-na Pferdegöttin,
Epo-redii, Epo-redo-rix, britisch ep. Diesem Worte entspricht
sskr. a9va = zend. a9pa Pferd, lit. aszva f. Stute (lat. equu-js,
&r;ro-g, as. ehu in ehu-skalk Pferdeknecht), die Grundform
ist offenbar a^a, und es scheint denmach wider unsere Regel
10 L Stellung der Slavoletten
ursprachliches Ij im gallischen epo = brit. ep durch p darge-
stellt zu werden, während nach unserer Behauptung das \
der Ursprache als gallo-britisches c erscheinen müsste. Allein
die Ausnahme ist nur scheinbar, denn nicht al^a erscheint als
gallo-britisches epo, sondern al^va und durch den Einfluss des
V ist ekvo- zu epo- geworden, genau wie aus ekvo = lat.
equu-s griechisch ÜTtno-g geworden ist, natürlich von dem
gleichen Lautwandel im Gallo -Britischen völlig unabhängig.
(Man beachte, dass die Grundform für den Namen des Pfer-
des im Keltischen, Griechischen und Latein völlig gleichlautet,
nämlich e^vo, während as. ehu, verglichen mit lit. aszvä, zur
Annahme einer Basis alpra nöthigt, die von der grundsprach-
lichen Form nicht verschieden ist.)
Diese Beispiele mögen genügen. Es sind alle etymologisch
klaren keltischen Wörter mit c resp. p, die mir zu Gebote
standen, herangezogen worden, und sie alle bestätigen die auf-
gestellte Lautregel, dass die Reflexe des ursprachlichen k
(= sskr. k) im tischen als c, im Gallo-Britischen als p er-
scheinen, während überall da, wo ursprachUches 1^ = sskr. 9
sich spiegelt, das c im Gallo-Britischen wie im Loschen be-
wahrt bleibt. Ob die Regel völlig durchgreift, vermag ich nicht
zu entscheiden, das kann nur eine Durchmusterung des ge-
sammten keltischen Sprachschatzes lehren; bis jetzt finde ich
keinen Ausnahmefall, wenigstens nicht in den Radicaltheilen
der Wörter; das suffixale k tritt allerdings ebensowohl im
Gallobritischen als im Irischen auf (s. Ebel Gramm. Celt. 848 ff.),
wandelt sich nicht zu gallobritischem p. Es möge genügen an
altirisch 6c = brit. iouenc juvenis zu erinnern, das dem sskr.
yuvaka (aus yuvan-ka) Jüngling, lat. juvencu-s, goth. jugga-
jühiza (aus jünha juvunha-) entspricht. Hier müsste britisches
p-Suffix erscheinen; wenn es trotzdem iouenc lautet, so dürfen
wir daraus schliessen, dass die Suffixe der allgemeinen Laut-
regel nicht unterworfen waren, sondern ihr k aus uralter Zeit
her durchweg intact bewahrten.
Wir haben jetzt gesehen, dass das Keltische ursprünglich,
gerade so wie das Arische und Lettoslavische zwei geschiedene
k-Laute besass, die noch ganz genau an der verschiedenen
Behandlung, die sie in den keltischen Eänzelsprachen erfahren,
zu erkennen sind. K, dem arischen, slavolettischen und ur-
2a Germanen und Ariern. 11
sprachliclien k entsprechend, bleibt im Irischen als c, wandelt
ick aber im Gallo-Britischen in p; ^, dem arischen g, li-
tauischen sz, ksl. 8 entsprechend, behauptet sich im Gallo-
Britischen ebenso wohl wie im Irischen als c. Zur Zeit der
Scheidung der Kelten in Iren und Gallo-Briten muss das G^-
meinsanikeltische noch zwei lautlich gesonderte k besessen haben;
im Irischen laufen beide zu einem Laute (c) zusammen, im .
Gallo-Britischen setzen sich beide als p und c auseinander.
D^jenige Laut, welcher als irisch c und gallobritisch p er-
scheint, muss in seiner Aussprache zwischen c und p in der
Mitte gelegen haben, um zu beiden hin zu gelangen; wir dürfen
ihm demnach die Aussprache kv beilegen (genau wie im Latein
nnd Griechischen, wie sich ergeben wird); derjenige Laut, der
sowohl im Irischen als im Gallo-Britischen als c (das ist k)
aaftritt, kann nur k gelautet haben (genau wie im Griechischen
und Latein, wo ebenfalls die Beflexe von ^ = sskr. ( durch
ränes x resp. c dargestellt werden).
Wie Italisch und Griechisch mit dem Celtischen in der
Yertretug von k durch kv, von ^ durch k übereinstimmen, be-
rühren sich beide wieder enger in einer dritten Bestinunung,
dass nämlich der Umfang des alten kv bedeutend verengt ist,
und in einer nicht unerheblichen Anzahl von Fällen die Aflfec-
tionv verschwunden und also ursprachliches k durch reines k
rrfectirt wird. Sonach können wir die Behandlung der beiden
^sprachlichen k-Laute im Latein und Griechisch nach drei
Kategorieen abhandeln. 1. Ursprachliches k wird dargestellt
durch kv urd dessen lautliche Descendenz. 2. UrsprachHches
k erscheint als k, indem kv wieder in den reinen k-Laut zu-
rücktrat. 3. Ursprachliches ^ (= arisches <j = lit. sz = ksl.
8 Ä irisch c = gallo-britisoh c) wird durch k ausgedrückt.
Betrachten wir jetzt nach diesen drei Kategorieen die Ver-
tretung der ursprachlichen beiden k-Laute im Latein.
1. Ursprachliches k (= sskr. k resp. c (tscha) = lit. k =
irisch c = gallo-britisch p) erscheint im Latein als qv.
Zunächst im Anlaut. Das Fragpronomen quo-d und qui-s
©ntgpricht dem sskr. ka und ki-s, ht. ka-s, altirischem ca-ch
und oi4, griechischen xo- und tto- (Grundform kfo-) und ti-g
(Crnmdform Tu^i-gy wie sich sogleich ergeben wird.)
Das aus dem Fragpronomen abstammende ursprachliche
12 L Stellung der SlaToletien
-ka und (es heisst eigentlich „wie", ich „wie" du ist = idi
und du) erscheint lat. als -que. Im Sanskrit lautet es ca, ali-
irisch c (in cäch quisque, quivis), britisch p in pau-p (= pAp
rr altirisch cäch), goth. -h, es entspricht also einem ursprüng-
lichen -ka.
quaeso, quaero suchen findet sich genau ¥rieder im zend.
cish suchen, erlangen und ist wie dieses durch s aus einem
UTsprachlichem ki derivirt, das im sskr. ki = ci suchen, hei-
schen, rächen; suchen, sehen auf, beiücksichtigen, ehren deut-
lich vorliegt und im griechischen nach beideh Seiten der Be-
deutung hin durch Ti-w^ai büsse und rt-co ehre schön ver-
treten ist. Die Zusammenstellung von lat. quaeso mit sskr.
(ish Rest lassen (es ist übrigens auch nicht die entfernteste
Aehnhchkeit in der Bedeutimg zu entdecken) wäre ein schwerer
Fehler, da sskr. ( = ursprachl. 1^ nie und nimmer durch lat.
qv vertreten wird. Zwar ist die Vergleichung von lat. quiens
Ruhe mit sskr. (i (ete = xBlzai äusserst beliebt, allein sie ist
grundfalsch, eben weil sskr. q lat. c, nie aber lat. qv giebt.
quie-8 gehört vielmehr zum sskr. kshi wohnen, weilen (Grund-
form ski), kshe-ma wohnlich, griechisch xr«-5w, xre-jU€yo-g,
femer ksl. po-öi-ti ruhen, po-koj Ruhe, Frieden, lit. kema-s
Dorf =. germ* haima- nhd. Heim = sskr. kshema wohnlich
sbst. Rast, Ruhe, Frieden, Sicherheit; die ganze Grewalt dieser
Bezeichnung ansässigen Behagens liegt noch im deutschen
„heim". Näher noch stellt sich lat. qui6- ruhen zum altper-
sischen shijäti (Grundform skiäti-) Behagen, womit sich lat,
quieti- f. Ruhe Laut für Laut deckt.
Lat. quälum Korb, für quaslum, wie aus dem deminutiven
quasillum Körbchen erhellt, gehört zum ksl. kosi (= kos-ja-s)
n. Korb; auch hier also vertritt lat. qv altes k (und nicht ^).
In einigen Fällen schwindet der k-Laut vor dem v, wie in
vapor aus qvap-or (vgl. lit. kvap-as Hauch, kvimp-ti hauchen,
sskr. kapi Weihrauch) und vermi-s aus qvermis vgl. lit. kir-
mi-s, sskr. krmi- Wurm.
In ubi und uter ist von dem ursprünglich anlautenden
qvo- nur u verblieben, indem q vor v schwand, und vo in u
coiitrahirt wurde.
Wie im Anlaut, so im Auslaut der Wurzel ist lat. qv stets
aus ursprünglichem k, nie aus \ erwachsen. So stellt sich
za Germanen und Ariern. 13
aqLix-i-luH5 dunkel zum lit. ak-la-s blind, j-enk-ti erblinden,
Faarl)e yerlieren, linquo zu sskr. ric, lit. lik-ti lassen, goth.
leüiT-an nhd. leihen (= überlassen) griechisch XeiTtWy hrc aus
liTc^, sequi folgen entspricht dem sskr. sac sequi, lit. sek-ti
folgen, cTt-ofiai (= aeycj^-oiiiai) folge, in-sequis narras (daneben
in— sece = ewsTca) stellt sich zu ewsTte (= lat. insece), zum lit.
saka. Sage, sakyti sagen und dem deutschen sagen.
Aber wozu weitere Beispiele häufen ? die Regel greift eben
völlig durch, Ausnahmen sind durchaus nicht aufzufinden, son-
dexna übei*all, wo im Latein wurzelauslautendes qv erscheint,
entepricht es dem k der Ursprache, dem k und c des Sanskrit,
dem k des Litauischen xind Slavischen, dem irischen c, welches
im Gallo-Britischen durch p vertreten wird. Freilich ist dies
alte qv auch hier bereits stark im Rückzuge vor dem c be-
griflfen, wie wir ja eben insece neben insequis fanden.
Noch stärker erscheint dies Zurückweichen -des alten qv
vor c in den alten k-Suffixen. Hier begegnet uns qv nur ver-
einzelt wie in ae-quu-s = sskr. eka, in antiquus neben posticus,
gewöhnlich wird das k-SuflGx durch lat. c ausgedrückt, und ob
dieses c in allen Fällen aus qv entstanden, wollen wir dahin-
göstellt sein lassen, ebenso wie wir für altirisch öc = brit.
iouenc juvenis nicht mit Sicherheit eine urkeltische Grundform
jovenqvo- aufzustellen vermochten, weil das Wort britisch eben
louenc und nicht iouemp lautet.
Die letzten Beispiele von dem Zurückweichen des qv vor
dem c führen uns ?ur zweiten Kategorie über:
2. Ursprachliches k wird im Latein durch reines k aus-
gedrückt.
Dies gilt überall, wo dem ursprünglichen anlautenden k
ein Consonant (r oder 1) folgt. So bildet sich von ursprachl.
88b. kart flechten, ballen lat crät-e-s (für cart-e-s wie grät-
e-« Dank, für gart-ens = sskr. gürti Lob, Preis) = goth.
l^urdi-, deutsch Hürde, crassu-s (für crattuns) dicht = ksl.
eerüstü dicht, dick; von ursprünglichem und sskr. kart schnei-
den lat. cre-na (= cret-na) Krinne, Einschnitt, aus ursprüngUchem
^ (vgl. sskr. kravis, kravya= lit. krauja-s Blut) lat. cru-or.
Ob die Lateiner jemals auch in diesen Fällen qvr und qvl ge-
sprochen, steht dahin, jedenfalls gab man eine solche unbe-
queme Aussprache frühe auf, auch das Griechische xp und xA
14 I. Btellnng der ßlayoletten
zeigt, selbst da wo es aus kr kl nnd nicht \r ^ erwachsen.
keine Spur eines einstigen Anlauts xßQy kfI^ wogegen das alt-
irische crenn = britisch prenn kaufen allerdings auf ein ur-
keltisches kvr weist. Auch, wo Vocale folgen, finden wir ine
Latein c statt des zu erwartenden qv, obgleich wohl zu be-
denken ist, dass der Wandel von qv zu c oft noch vor unseren
Augen vorgeht, also im Ganzen ungemein jungen Datums ist-
Aus alten Wortformen lässt sich für einige Wurzeln noch die
ältere Form mit qv erschliessen: so quol = col colere wegen
esquiliae, in-quilinus, quol = col, oc-culere, calim wegen dee
im S. C. de Bachanal, überlieferten o-quol-tod = occulto abl.,
femer scheint für cur-vu-s, cort-ina der Anlaut qvor aus dem
entsprechenden xvQ-ro-g (= KroQ-To-g wie vTC-vo^g aus aj^n-wß
= somnu-s) zu erhellen. Doch bleiben immer einige Wurzehaa
übrig, wo anlautendes' c altes k und nicht 1^ repräsentirt statt
des der Hauptregel nach zu erwartenden qv. So heisst es ca-
cü-men trotz sskr. kakud-mant, camurus gewölbt vgl. xa^ucr^,
obgleich zend. kamara anlautendes k zeigt , das ursprachlichem
k entspricht, capere fassen, dessen k-Anlaut lett. kamp-t be-
weist, cel heben (ex-cellere) = Kt. kel-ti heben, ex-celsus
hoch = lit. isz-kelta-s erhaben, cel brechen in per-cellere =
lit. kal-ti hämmern, schlagen, kul-ti dreschen.
Diese Beispiele mögen genügen, um zu zeigen, dass ur-
sprachliches k im Latein nicht immer durch qv, sondern auch,
und zwar ganz so wie im Griechischen, durch c vertreten wird.
Wie weit dies c ursprünglich, wie weit erst 'aus qv hervorge-
gangen, soll hier nicht erörtert werden.
3. Ursprachliches \ (= arisch q = lit. sz = ksl. s = alt-
irisoh c = gallo-britisch c) wird durch lat. c wiedergegeben.
Diese Begel gilt ausnahmlos: es ist kein Beispiel vorhanden,
wo arisches q durch lat. qv reflectirt wurde. Demnach heisst
es centum, can-is (für cvan-is) cadere, entsprechend sskr. 9a-
tam, 9van und gad fallen und im Wurzelauslaut dec-us, pecu-,
nec-are parallel dem sskr. da^as-ya, pa^u, nag verderben.
Equu-s bildet, wie schon anlässlich des irischen ec =
gallischen epo- bemerkt wurde, selbstverständlich keine Aus-
nahme von der Vertretung des lg durch c: es entspricht viel-
mehr dem sskr. agva, grundsprachlich a^-va, ganz regelrecht
ec-vu-8 = equu-s.
zu Germanen und Ariern. 15
Der engere Zusammenhang zwischen Italisch und Griechisch,
80 Tielfach auch sonst bescheinigt, tritt nicht am wenigsten
darin hervor, dass die beiden ursprachlichen k-Laute in den
beiden Sprachen ganz übereinstimmend behandelt werden, so
dass wir die Schicksale dieser Laute im Griechischen nach den-
selben drei Rubriken wie im Latein darstellen können.
1. Ursprachlihhes k (= arisch k = Ht. k = irisch c =
gallo-britisch p) erscheint im Griechischen als tlf. Dieaes xs
jedoch selbst erscheint in dem uns überlieferten Zustande der
Sprache nicht mehr, sondern nur in einer Reihe von daraus
herfliessenden Lauten: x, xx, tt, tctv und xr, rr, also in einer,
wie man sieht, ziemlich zahlreichen Nachkommenschaft.
a. Als X erscheint x^, der Vertreter des alten k, dialectisch
iia Pronominalstamm xo = lat. quo-, z. B. in xo-^fiy, xcSg ==
la-t. qu6(d), o-xa dorisch o-rc, xo-rf^o-g — lat. uter (aus qvo-
teru-s) u. s. w. Das nachwirkende ^ erzeugt die Verdopplung
ittx dor. o-xxa (aus o-ußOL) = oxa = griech. o-rß.
b. Durch Einfluss des Labials j? wandelt sich tlf^ Vertreter
des ursprachUchen k in tt, tt/t.
So in der gemeingriechischen Form des Pronominalstamms
ia-, nämlich tto- in Tto-d-avy Ttcog, novy /t6-T€Q0-g u. s. w.
Die einstige Existenz des j^ verräth sich noch in o-7t7twg (aus
o-ar/'cc/g), 6-7t7t6'd^8Vy 6-7CTc6-d^iy 6-7t7t6-TSQO~g u. s. w. Ebenso
A vertritt /r altes tuf in Ttlavq-ag neben zerTaQ-sg vier. Beide
il Formen stammen aus TCßer^ag-eg = lat. quatuor, und zwar
^j lÄuss dieses yLfev^oQeg noch auf urgriechischem Sprachboden
bestanden haben, um sowohl dem gemeingriechischen ziTTagag
als dem dialectischen mavQcg seine Entstehung zu geben, denn
^av^eg kann oicht aus ThzaQsg entstanden sein, ebenso we-
Big Thr<xQ€g aus TtiavQsgy wohl aber beide aus TLFBTßaqag. Wie
^lavQeg neben TixTaqegy steht die Wurzelform tcl in Ttoi-vri
Strafe, Bosse neben tL-vo) räche, büsse. Ttoi-vi^ entspricht
Wt fiir Laut, wie Bugge gesehen, dem zend. kaena f. Strafe,
und da wir Ttiavqag neben T-iaaoQag haben, hat 7ti neben tl
Utt Griechischen durchaus kein Bedenken ; freilich wird man
^ dieser Deutung des Worts wohl genöthigt sein , lat. poena
^ Entlehnung aus dem Griechischen zu erklären.
Im .Wurzelauslaute wandelt sich x^ häufig in /r, es liegt
gewöhnlich lat. qv gegenüber. Wo der k-Laut sich behauptet,
[•
f
;ii-i
16 I. Stellung der Slavoletten
erscheint er als x (aus ^lf). Wir beschränken uns auf wenig
Beispiele: ox- sehen erscheint noch in oa-ao^ai (=? dx-jofim
sehe voraus, ahne, vergl. goth. ah-jan glauben, wähnen, nn<
in oa-ae = oxjb die Äugen. Dagegen tritt ox (oder Tielmdo
okf) in 07t um in otpofxaiy OTt-WTtay oifjigj ofi-ficev (= oft-fim
elg WTta und sonst. WiQ man sich erklären, wie ox und on
in derselben Sprache neben einander bestehen konnten, so musf
man die zwischen beiden liegende Mittelform ox/r zum Aiu-
gangspunkt beider maclien: von otlf aus konnte man sowoh!
zu ox wie zu 6n gelangen. Die Annahme dieser Mittelfom
OTLF stimmt nun auch völlig zu der Hauptregel, wonach nr*
sprachliches k wie im Latein durch qv so im Griechischei
durch %ß dargestellt wird; dass aber wirklich in ox und of
sehen altes k vorliegt (und nicht ]^), zeigen die verwandte:
Sprachen: zend. ä.ka offenbar, lit. akins, ksl. oko Auge, lai
oc-ulu-s (für oqvulus). Wie ox neben OTt liegt ttcx (im praei
Ttiaüw = TTßx-jw) neben tcbtc in TtixfHOy TtimaVy fcoTt^ocpo-^
Auch diese Doppelform erklärt sich aus der Grundgestalt ttou
entsprechend dem lat. coqvo, dessen Anlaut dem Anlaute q
aus p assimUirt ist. Ursprachliches k wird für ttäx, Ttert ko
chen verbürgt durch sskr. pac pacati (= coquit) kochen un
ksl. pel^ = sskr. pacämi ich koche. In • Ttert Assimilatio
aus fcsn durch Kraft des Anlauts anzunehmen, ist jedenfäL
nicht nöthig, da es dem oben betrachteten ox = otv ganz ps
rallel steht und seine Doppelform sich aus Ttexj^ = lat. coq
genügend erklärt. €7t folgen ist, wie das parallele lat. seqv
zeigt, zunächst aus üskt erwachsen; sein Auslaut beruht ai
dem k der Grundsprache, wie sskr. sac sacate folgen, lit. sek-
folgen zeigt. ey-vsTte steht für h-üSTtSy dieses für ev-^&u
wie das lat. innsequis narras, re-secu-ta est zeigt, woneben q
zu c wurde in in-sece = sv-vsTte. Bei Hnogj sTtog Wort =
sskr, vacas, ^o/r, o/r Stimme = zend. vac vgl. sskr. vä,c =
lat, vox könnte man die Umwandlung des Anlauts in tt ai
Rechnung des anlautenden Labials /■ schreiben; es thut jedoc
nicht noth, da wir, gemäss der regelrechten Vertretung di
ursprachlichen k, durch griechisches tlf j^STtog, ßOTt sehr wol
aus der Basis ß&u^ erklären können, da die angeführten Sani
kritworte zur Genüge lehren, dass hier k, nicht \ der Ui
spräche vorliegt. Wer eine gräco-italische Grundsprache ax
zu Germanen und Ariern. 17
aimmt, muss consequent auch vocare und voc- ans älterm
Toqu ableiten, und da wir als Grundregel für das Latein fan-
den, dass ursprachliches k durch lat. qv ausgedrückt wird,
dass aber dieses qv theils vor unsem Augen vor dem c im
Zurückweichen begriffen ist, so hat diese Annahme kein Be-
denken, so wenig wie die Ansetzung eines altem oqv-ulu-s
Auge entsprechend dwn griechischen ox und otc sehen, die
sich beide aus oys ableiten lassen.
c. Am befremdUchsten erscheint die dritte Umgestaltung des
gnmdsprachliches k reflectirenden x^, nämlich die in t, Die-
868 erscheint im Anlaute in -r«, -que, TSTtageg vier, zl-g wer,
ri-yoi büsse und ri-w ehre. Offenbar ist es nicht gleichgültig,
dass hier überall die Vocale € und c folgen. Doch lassen wir
den physiologischen Vorgang der Wandlung von t aus x^ hier
bei Seite und suchen dafür den Nachweis zu führen , dass die-
ses t als Vertreter von x-r erst auf griechischem Boden für
dieses eingetreten ist. Dies ergiebt sich für -t« aus der dori-
schen Nebenform 5-xa, 6-xxa (d. i. o-nßo) für das gemein-
griechische o-re. Aus diesem im Dorischen erhaltenen -xxa
(=: xßa)-xa ist griechisch ts hervorgewachsen; wollen wir also
Bidit etwa annehmen, dass die Griechen von jeher von dem
Keimpunkt ihrer eignen gesonderten Nationalität an zwei Wort-
fennen für das indogermanische -ka (sskr. ca = lat. que =
goth. h) besessen haben, so müssen wir annehmen, erst auf
griechischem Sprachboden sei re aus (x/a) xa hervorgegangen.
Dasselbe gilt für Terrageg. Neben diesem liegt die äolische
Form TtiGVQBg^ die auf TtLTßoqeg beruht. TtcTzoQeg kann nicht
ans terßageg, ebenso wenig kann r^Vrcr^fg aus Ttcr/ogeg hervor-
gehen, wohl aber können beide einer gemeinsamen Grundform
^ß^paQeg (lat. quatvor) entstammen, und da die Griechen doch
nicht' von Haus aus sich mit zwei Wörtern für „vier" belastet
haben werdea, so muss dieses 'Kfsvßaqeg noch innerhalb der
griechischen Ursprache existirt haben. Dasselbe wird wahr-
icheinlich für rZ-vw büsse durch die dazu gehörige Ableitung
fl^Oi-yiJ. Es ist dies zwar eine proethnische Bildung, da es
sidi mit dem zend. kaena f. Strafe deckt, allein es wird doch
ün ältesten Griechisch wohl noch keine lautliche Entfremdung
des abgeleiteten Worts von seinem Stammverb bestanden ha-
ben; gilben aber beide noch auf eine gemeinsame lautliche
18 I. Stellung der Slavoletten
Grundlage zurück, so kann diese nur x/t gelautet haben, den^
nur aus x/ 1 können (to) Ttoc-n^ und zi-vw hergeleitet werde»
vi-o) ehre ist mit zi-vaij Ti-vv^iai wurzelhaft eins; nach Aus
weis des sskr. ki, ci ist die Grundbedeutung: suchen, daraitt
fliesst einerseits fordern, heischen (lat. quae-rol), strafen, rä-
chen, andererseits sehen auf, berücksichtigen, ehren. In all
diesen wohl vermittelten Bedeutungen ist das Verb ci im Veda
zu belegen. Dass übrigens rt aus xct erwachsen, beweist schon
das lat. quae-so, das der im Zend vorliegenden Ableitung von
ki durch s (= zend. eis) entspricht. Ebenso ist tI-q wer ans
npi-g entstanden, vgl. lat. qui-s, altirisch cia = cambr. pni,
sskr. ki-s, zend. eis in nae-cis nequis, cis-ca quisque.
Im Wortinnem und Wurzelauslaut haben wir t = xy:, als
Vertreter des ursprachlichen k, nur in wenigen, aber sichern
Fällen. Zunächst in Ttivre fünf, vgl. sskr. pancan, lit. penki
fünf. Neben Tthte liegt die äoUsche Form Tti^TtBy die abei
auch im gemeingriechischen Tti^n-ro-g der fünfte vorliegt. Mal
könnte mm Tts^Tts durch Assimilation des Anlauts der zweitei
Silbe an den Wortanlaut deuten, wie lat. quinque zweifelloi
umgekehrt einer Assimilation des Wortanlauts an den Anlatt
der zweiten Silbe seine Lautgestalt verdankt, doch scheint mi
eine andre Deutung zulässig. Es wurde uns oben wahrscheia-
lieh, dass anlautendes r als Vertreter von x/ erst auf griechi*
schem Boden aus diesem Laute hervorwuchs. Nehmen wir dai
Gleiche für r (aus x/) im Wortinnem an, so erhalten wir di<
urgriechische Form Ttevuße (= quinque für pinque); aus ^m/:«
entstehen regelrecht sowohl nevTs als auch TtefXTte^ wie in
Anlaut aus xjzevßaQsg sowohl reaaaQsg als mavQsg hervorgegan-
gen sind. Doch mag das dahingestellt bleiben, für unser<
Hauptaufgabn, die wechselvollen Schicksale der beiden k-Laut<
der indogermanischen Sprachen darzustellen, trägt es nicht
aus, ob man sich tcsvts und tcs^tcb neben einander aus 7t€v%jA
oder 7C€fi7t€ durch Assimilation aus Tcevre entstanden denkei
will'; Tcevxfe ist auf jeden Fall die Grundform, nur dass die»
bei der ersten Annahme noch auf griechischen Sprachbodei
bei der anderen ausserhalb desselben zu liegen kommt. Eben
so sicher scheint mir t aus x^: (= ursprachlich k) erwachse:
in avT-ko-g Kielwasser, avxki-o) schöpfe = lat. anclare schöpf ei
i^'avzkdio = lat. exanclare ausschöpfen. Die Wurzel laute
zu Germanen nnd Ariern. 19
im sab. anc biegen, beugen, ud-anc heisst Wasserschöpfen,
nd-enka m. Schöpfgefäss , ud-ancana m. Schöpfgefäss, Eimer.
Zu anculus, ancilla Knecht, Magd stelle fch dt-fii^v Diener,
von demselben Stamme, zum altlat. anc-ra-s, conyaUes ovr-gov
Höhle. Es wäre vielleicht lohnend, wurzelauslautendes grie-
diisches t darauf hin zu untersuchen, ob es nicht noch in
»Aren Fällen ursprachlichem k = sskr. k (c) entspreche;
km sich diese Vertretung auf die beiden (völlig gesicherten)
Fälle Ttivze = sskr. pancan und äw == sskr. ailc beschränken
Boile, ist nicht recht wahrscheinlich.
2. Wie im Latein wird im Griedbischen ursprachliches k
nicht durchweg durch x-r, sondern in einer bedeutenden An-
zahl von Fällen auch durch reines k ausgedruckt.
So vor allen überall da, wo dem anlautenden x ein Cion*
mmi {Vj l, q) folgt; z. B. in xvd-Wj Ttva-io) schabe. Stamm
bag = lit. knas-^ti graben, wühlen, in xAa-w (aus xa^) bre-
, biegen, vgl. lat. per-cellere durchhauen, durchbrechen
re-cellere zurückbiegen, lit. kal-ti hauen, x^'-og Grausen,
Tgl. zend. khru Greuel, khrü-ma greulich u. s. w.
Dagegen ist hoIvtc^tw als tcIvtc und dieses als %ßoXit zu
deuten; gleichen Stammes ist xoA7r-og für TLFolTt^OQy dem das
gemianische hvalb wölben genau entspricht; ebenso geht x^/r-
tt» berge mit sanmit xoQvg)!^ Wirbel und xvgßig auf die Grund-
fomi xvp/?, xvQq> =r TLFOQß odor TLssQßy dcuu CS deckt sich mit
iem deutschen hverban sich drehen, hverbila Wirbel, an. hverfa
Heisst auch verschwinden, ähnlich dem griechischen x^^tttai
berge.
Genau wie im Latein entspricht übrigens in einigen Wurzeln
siditaScirtes x dem ursprachlichen k sowohl im Anlaut als
im Auslaut. So liegt xax6-g schlecht neben lit. kenk-ti scha-
, kanka f. Schaden, nak-io) rufe neben lat. kal-äre, dem
Bskr. kar ca-kar-ti rühmen, heissen entspricht. Im Ger-
BMouschen liegt ags. hvelan hväl (d. i. hval) neben helan haX
haBen. nafi-^üga Wölbung vergleicht sich dem lat. camuru-s
gewölbt; im Zend heisst kamara der Gürtel, kamere-dha Wöl-
bnng, sskr. kmar krümmen, der Anlaut ist also unzweifelhaft
^rachliches k, trotzdem finden wir keine Spur eines einsti-
gen t^fiaga. Ebenso wenig in x€q)-a^ Kopf, vgl. lat. caput,
Kb. kap&la Schädel, ags. hafola m. Kopf, in xiyx'Q^S Hirse
20 I. Stellung der Slavoletten
neben sskr. kangu, kvaägu, kanku Hirse, in xt-g Wurm ne^
ben ßskr M-ta zend. kae-ta Wurm, in xolla (= xoA-ja) Ldii
neben ksl. klij (d. i. kli-ja = kel-ja) Leim.
In andern Fällen dagegen finden wir deutliche Spitrai,
dass griechisches x, wo es ursprachlichem k entspricht, einst
xc gelautet. So in xaTt-vo-g Rauch, xaTt^vw hauche, das wir
wohl aus xjuxTt entstanden denken müssen wegen lat. yap-iff
(= cvap-or), lit. kvap-as Hauch, kvimp-ti hauchen, goth. af-
hvap-jan ersticken, während sskr. kapi Weihrauch reines k
zeigt. Ebenso ist xvnko-g aus Xßenlo zu deuten, wegen ags.
hyeogol, an. hjöl (aus hihula) Bad, die auf hvehla- weisen,
xvXi^ = lat. c£dix aus njuxXi^y von der Wurzel xal bergen, die
auch im altlat. o-qyol-töd Spuren der einzigen Form qval zeigt,
xvQ-zo-g krumm aus %fOQ-i:o-gy vgl. lat. cur-vu-s, corÜna (dött-
nach aus qvor-t-ina).
Wie imjLatein zeigt auch im Griechischen in einigen Fal'
len wurzelauslautendes ursprachliches k keinerlei Affection, son-
dern wird durch reines k dargestellt. So in tiJxcü i-rax-flf
zerfliessen, wurzelgleich mit Tax laufen in Tax-vg^ tax-oSf
Tox^cvo-g^ ygl. sskr. tak daherschiessen, taku schnell, zencL
tac fliessen, lit. tek-ti laufen, fliessen, ksl. tek% te§-ti laofeBi
fliessen; ebenso in laax fidaaa) kneten, vgl. sskr. mac zerrei'
ben, lat. mac-eries Knetwand, lit. mink-au knete, ksL ni%ke
Mehl. Auch die Wurzel Xvx leuchten zeigt reines k im AuS'
laut in Xevu-og, ganz wie im lat. luc-ere, lux, lü-men; di<
Aspirung in Ivx-vo-g sowie die Erweichung in ^vy-öo-g haA
mit einer etwaigen Grundform Xvxj: wohl nichts zu thun. Nichl
minder repräsentirt in lv7co-g (für fXvxO") x ursprachliches k
vgl. sskr. vrka, lit. vilka-s, ksl. vlükü Wolf. Die Umwandlung
des k in den Labial im lat. lupu-s (aus vlupu-s, vIucuhs) unc
goth. vulfa-s ist auf Rechnung des labialen Anlauts v zu schrei-
ben und scheint mir nicht auf eine vorhergehende Affection b
zu deuten. Auch tax zeugen, tix-vrj^ te-TVK-alv zeigt reinei
k im Auslaut, obgleich auch hier nach Ausweis der verwandtei
Sprachen ursprachliches k die Wurzel schliesst. Haben wi
dagegen oben mit Recht arV'Xov^ avt-Qo-v, dt-fÄtjv der Wur-
zel ank biegen zugewiesen, so müssen wii* |für diese trofc
oyxo-g — lat. uncu-s, 6yxlvo-g = lat. uncinus u. s.'w. als ur-
aprüngliche Form a/xjc ansetzen, denn v ist, wo es ursprach'
zu Germanen und Ariern. 21
Mem k entspricht, eine der Umgestaltungen des alten xju
Aach Acne E-Xom-ov, XoTcrj-aofiaL tönen, sprechen ist wegen lat.
loqnor, loqu£-la in älterer Gestalt als Xceuß zu denken, denn
in beiden Sprachen ist iv ein zurückweichender, mehr und
mdir schwindender Laut, nicht ein solcher, der noch um sich
griffe und sein Gebiet zu erweitem vermöchte.
3. Dem ursprachlichen % (= sskr. 9 = lit. sz = ksl. s)
liegt ausnahmslos griechisches x gegenüber, niemals einer der
ans xy: entsprungenen Laute, also niemals jenes x, welches dia-
lecügch dem tc entspricht (wie im ion. xirego-g = griech. 7t6-
f<fo-g, beide aus %ju)Teqo-g)^ niemals tt, niemals r. Dieselbe
Darstellung des ursprachlichen \ = sskr. 9 durch reinen, unaf-
&9rten k-Laut gilt für das Keltische, wie für das Latein. Im
Keltischen entspricht dem sskr. 9 niemals jenes irische c, wel-
dies im Gallo-Britischen als p erscheint, sondern nur das, wel-
ches auch im Gallo-britischen c^bleibt (wie im irischen deich =
hrii dec zehn); im Latein findet sich als Beflex eines sskr. 9
BOT 0, niemals qv und was aus diesem Laute entspringt. Es
sdieint angemessen, diese für die drei südeuropäischen Spra-
dien gleichmässig gültige Thatsache wenigstens an dem Bei-
spiele einer dieser Sprachen und zwar der reichsten, der grie-
Aischen, erschöpfend zu exemplificiren, um dem Leser hand-
gi^ch zu zeigen, dass hier eine grosse lautliche Erscheinung
wKegt, welche nicht länger ignorirt werden kann und eine
Bilänmg fordern darf. Ich werde also sämmtliche etymolo-
gisch klare Wörter des Griechischen aufzählen, in denen ein
88kr. 9 (= lit. sz, ksl. s u. s. w.) reflectirt wird, um zu zei-
gen, dass in diesen dem sskr. 9 u. s. w., also dem ursprach-
Men \ durchgängig x, niemals x^ und seine lautliche Descen-
^ entspricht.
Im Anlaut liegt grieck x neben dem sskr. 9 (= lit. sz =
W. 8 =r altirisch c = gallo-britisch c = lat. c) in :
^fiyxo-^ Muschel neben sskr. 9ankha m. Muschel; xcrc),
^-tad-fiai, Tci-xaa^m sich auszeichnen neben sskr. 9ad aus-
zeichnen, schmücken (nach Roth);- xaivw^ xav-elv tödten ne-
igen altpers. vi-9an tödten; ^-navo-v hundert, dta-xotnoc ne-
W sskr. 9ata-m; xcr^-yc», Tcaf^-aiv sich mühen neben sskr. 9am
?ftBi-n&ti sich mühen; xag, xccQct Haupt, xogat] Schläfe neben
2end. ^e, 9ara, 9aranh, sskr. 9ira, 9iras, 9lrsha, 9lrshaii
22 I. Stellung der Slavoletten
Haupt; i€€Qag Hom, ueQajso-g, ycegao-g gehörnt neben zen
9rvä f. Hom, 9rya hörnern; xQomaXrj Kies neben sskr. 9arka.
f. Kies, zend. 9ra9C hagehi, tropfen; yUaTQO-g Pfriem nebe
sskr. 9as-tra Waffe; xw-vo-g Spitzstein, Kegel neben sskr. 9Ä-11
Wetzstein Yon 9& schärfen, wovon lat. ca-tu-s scharf, scharf-
sinnig = sskr. 9ä-ta scharf; xi-vv-^ai errege mich neben sskr
9i 9i-noti erregen, wetzen, wovon 9i-ta beschleunigt = lat. d-
tu-s schnell; x/-w gehen neben sskr. 9! 9iyate gehen, vgl. M
cio, cieo; %iß-är) Metallschlacke neben zend. 9if bohren, faepa
Metallschmelze; a-xiJ^o-g unkräftig, 'nvqog Macht, xi5^to-gHcn
neben sskr. 9Üra ein Starker, Held, zend. a-9Üra unkräfüg toh
9vi schwellen, stark sein = lat. queo qult (das ist cveo);- xi»
hören neben sskr. 9ru hören, xXeßogy xliog Ruhm = sskr.
9ravas Ruhm, xlv-to-g = sskr. 9ruta gehört, berühmt; tk
neigen neben sskr. 9ri 9rayati angehen, ni-9rayanl Leiter, lit
szle-ti neigen, lehnen; nlovc-g Hinterbacke neben sskr. ^roni
m. 9roni f. Hinterbacke, lat. clünis, lit. szlauni-s dass.; nvw
g. Ttvvog Hund neben sskr. 9van gen. 9una6 Hund, lit. szu g<
szuns; Tceveo-g (= x^qo-g) leer = sskr. 9Ünya (= 9vaD-j»)
leer = ksl. suj (= s%jü, sv%jü) leer, 'von 9van sdiwellett.
'KQadia Herz ist hier nicht mit angeführt, weil für diesec
Wort bekanntlich eine dialectische Differenz zwischen dßD
Ariern und Europäern besteht: arisch hard Herz. Als euro-
päische Form ist Ijard anzusetzen, vgl. lit. szirdi-s, ksl. sridicf
n., altirisch ende,* lat. cord. xagdia reflectirt in seinem A&
laute demnach regelrecht ein europäisches !{.
Im Wurzelauslaut liegt griechisch x (nie x^: = 71; = t) nebe:
dem sskr. 9 (= lit. sz = ksl. s = altirisch c = gallo-britiscb
=:lat. c) in: dxovrj Stein neben sskr. a9na Stein; oxtcJ neben ssk
ashtan = zend. a9tan acht; aniAwv Amboss neben sskr. 8.900^
(slavolettisch lautet das Wort regelwidrig: lit. aimen = slav. to
men Stein); oKQO-g scharf neben sskr. a9ra n. Ecke, Spitze. 5
anQOv; axQL-gy oycQc-g neben sskr. a^ri f. Ecke; wxv-g schn<
neben sskr. ä9u schnell, lat. ocior = sskr. ä9lyams; dox-f
beisse neben sskr. da9 da9ati beissen; dexöfiat, dexoiAai neb(
sskr. d49 gewähren, wozu lat. decus, vgl. sskr. da9a8y; dh
zehn neben sskr. da9an; diQxo^ai. sehe neben sskr. dar^ sehe
dadar9a =3 J£(^o^xa, aor. adar9am = eÖQaxov; dix deix-wfOrZ^
gen neben sskr. di9 di-desh-ti zeigen; vex-go-g, viK-v-g, ycSfxH
zu Germanen und Ariern. 23
neben sskr. na; na9ati verschwinden, verderben, vexv-g der
Todte neben zend. na9u der Todte; e-psyneiv tragen, bringen
neben sskr. na9ati erreichen, lat. nanc-isci erreichen, lit. neszu
nesz-ti = ksl. ne8% nes-ti tragen, bringen; Ttax Ttijy-wfii fest
machen neben sskr. pä9a Band, Fessel; Ttdlenv-g Axt neben
»kr. para9U m. Axt; ft^S^^ TtQonad f. Buntwild neben sskr.
pnhant (für pr^ant) bunt, m. Gazelle, Ttegavo-g bunt neben
sskr. prfni gesprenkelt, bunt; TtQox ngay in nqaoaw (tt^ox-jo)
jTfcyog neben sskr. pra; in pra9-na Frage, lat. prex, procus,
Ht. pirsz-ti freien, ksl. prosi-ti fordern, wozu auch sskr. prcchati
= lat poscit (für porscit) aus parl^-ska-ti; /ro/xtAo-g bunt =
sskr. pe9ala bunt, von sskr. peQas, pe9a Gestalt, pi; pifi9ati
ausschneiden, sticken, bilden; fiai^-qo-gj fifjxog zu altpersisch
math-ista (= nia9-ista) der höchste, oberste; ßQcnc-eiv erfas-
sen (für /upax-) neben sskr. mar; mulcere; fiiy^vvfic^ i'fily-rjv
neben sskr. nii9-ra gemischt, lit. miszu, misz-ti sich mischen;
jEixoyr, sTuiv willig neben sskr. va; vash-ti wünschen, lieben,
aend. an-U9ant widerwillig; /i?xi?, ijx^ neben sskr. vä; schallen,
ttd-Y&9 jammern, lat. väg-or = rjxog n. vägire, vacca Kuh =
sab. va;^ f. Kuh; sixooL neben sskr. vim9ati zwanzig, j^ixo-g^
olw-g neben sskr. vega m. Haus, vi9 eintreten; ax«7r (umge-
setzt aus ansii) axiTC-TO/naL spähe neben sskr. pa9 pa9yati se-
ilen, spa9 Späher, spash-ta con-spectus, lat. specio, species,
Ad. spehön; endUch kxvQo-g Schwäher = sskr. 9va9ura (für
8Ya9ura, wie erhellt aus) zend. qa9ura Schwäher (zend. qa
= 8va).
Ein einziges Wort scheint auf den ersten Bhck der Kegel,
dass arisches 9 durch griech. x reflectirt werde, zu widerspre-
chen, nämlich trtTto^g Pferd neben sskr. a9va. Allein iTtTto-g
geht auf ein ganz unsrer Aufstellung entsprechendes ex-^o,
ot-j» = lat. equu-s (d. i. ec-vu-s) zurück, das y: ist in die-
sem Worte nicht aus einer Affection des x entwickelt und die
Lantgruppe xj: (aus k) dann in 7t gewandelt (wie z. B. in Iltz
Is^ssen aus hxf = lat. liqv == lik) , sondern j: ist suffixal und
hat das alte, reine x durch Lautnähe zu tz labialisirt, ganz
^e altgallisch epo aus irisch ec = ec-vo = lat. equu-s erwuchs.
Im Deutschen ist durch die Lautverschiebung der Unter-
schied zwischen den beiden k-Lauten am gründlichsten ver-
8chwemmt, beide werden durch h, verschoben aus k, darge-
24 I. Stellung der Slavoletten
stellt, ohne dass eine verschiedene Färbung dieses h nachweis-
bar wäre, jenachdem es aus k oder 1^ umgesetzt ist. Nur in
sehr wenigen Fällen erinnert der Anlaut und Auslaut hv dar-
an, dass auch in der vorgermanischen Periode wie bei allen
Europäern das dem arischen k (lit. k u. s. w.) entsprechende
k die Affection kv erlitten hat. So heisst es denn goth. hvans
wer-= sskr. ka-s, lit. ka-s, altirisch cä-ch == brit. pau-p qui-
vis, lat. quo-d, griechisch xo- und no- {^ ^f'^)t hva-thara
= sskr. katara = lit. katra-s = lat. uter = xore^o-^, TtoteQO^
(aus %ß(rv€QO'g) ; dem goth. hvar wo entspricht lit. kur wo, wo-
hin und lautlich lat. cur, alt quor, sowie sskr. kar in kar-hi,
dem goth. hvarja- wer das lit. kur-s, kurja- wer.
Von Verbalwurzeln lauten noch mit hv an: hverb drehen,
verschwinden, vgl. •KOQVcprj mit germ. hvirbila Wirbel, XQvmm
mit an. hverfa verschwinden, hvalb wölben vgl. xolTtog^ TcaXvrcTWj
(für xAvTT- = Tivlrt = ycßokrt, diLiqft-xixXvTtTw^ umwölben),
goth. hvap-jan ersticken trs. hvap-nan ersticken intrs. vgl. mhd.
ver-wepfen umschlagen (vom Weine) kahnig werden und x€-
Tiaq)-rjc6g j xaTtv-co, xocTt-vo-g, xoTt-QO-g^ lat. (c)vapor, vappa,
vappidus sowie sskr. kapi Weihrauch, hval im ags. hvelan hväl
tosen, schreien neben helan hal hallen und xaleu lat. kal^re;
hvos-tan neben hos-tan Husten, vgl. lit. kos-ti husten, ksL
kasili m. = lit. kosuly-s m. Husten und sskr. käs käsate hustei^
Dagegen entspricht hvath fervere dem sskr. kvath kochen , das
V scheint also Tadical , hvata- scharf, hvat-ja wetzen dem sskr.
cud antreiben (gemeinsame Grundform kvad) hvita weiss dem
sskr. Qvind weiss, hell sein, neben ^vit gl. Bed.
Auch im Anlaut einiger vereinzelter Nomina scheint ger-
manisch hv der alten europäischen Affection des ursprachlichen
k zu entsprechen, so in hvehla (ags. hveogol, engl, wheel, an.
hjol) Rad verglichen mit xvxko-g (d. i. xz-fixAo) = sskr. cakra
ßad, hvera- (hveru-?) Kessel, das dem lat. cur-vu-s, griech.
xt'^-ro'-g, lat. cort-ina Kessel, sskr. caru Kessel, Topf ent-
spricht. Zu hvimja- Hirn vergleicht sich ycQavlo-v Schädel,
hvila f. Weile, Euhe gehört zur Wurzel ski = sskr. kshi
weilen, wohnen, auf europäischem Boden kvi (ki), wozu xre-^cw,
lat. quie-s, ksl. po-ci-ti ruhen, po-koj Friede, sskr. kshema
wohnlich. Buhe = lit. kema-s Dorf = german. haima- heim.
Im Wurzelauslaut erscheint germanisch hv als Repräsentant
YM Gennanen und Ariern. 25
europäischen kv ■= k nur in leihvan leihen = Xurto) liTt
SOS liKF = lat, liqv, linquere, und weiter lit. lik-ti lassen,
flskr. ric rinak-ti lassen, leeren, räumen; femer in sahv sehen,
welches eigentlich cemere sichten bedeutet und wie cemere
sehen in der Form sahv sehen bedeutet, wogegen sag in saga-
Sige, ahd. segansa, nhd. Sense und sonst die Bedeutung von
secare hat, dem es auch völlig entspricht J sowie dem lit. syk-is
Hieb und so weiter; endlich in sangv singen erkennt man eine
nasalirte Nebenform zu sag sagen, lit. sak-^ti sagen, ev-viTtta
{= ev-a€7t) ^ lat. in-seqv-is, sig-nu-m. Im Slavolettischen ist
die Unterscheidung der beiden in der Ursprache bereits ge-
trennten k-Laute erhalten und verschärft, indem ursprachlichem
k ht k == alav. k, c und c, ursprachlichem ^ (= sskr. q)
lit. 8Z, ksl. s gegenübersteht. Von der Affection des k durch
T, die in allen europäischen Sprachen nachweisbar ist, haben
wir auch im Litauischen Spuren. So im lit. kur wo = goth.
hvar wo (offenbar aus kva-r) lit. kur-s , Stanom kurja- welcher
= goth. hvarja an. hver-r welcher, vom Pronominalstamm
ba = ka, der im Lit. sonst ka-s lautet; in kvap-a-s Hauch,
AÜiem, pa-kvimp-ti Geruch bekonmien, mulstrig werden vgl.
mhd, ver-wepfen umschlagen (vom Wein) lat. vapor, vappa,
vappidus, xa/r-yo-g, KOTt-Qo-g, xaTCvco, xeiiag)rj(6g, sskr. kapi
Weihrauch, auch in kveczu, kves-ti (kvet) einladen, vgl. preuss.
quait-a-s Wille und sskr. keta m. Wille , Begehr und Einladung,
ketaya einladen, lat. in-vitu-s (= in-cveitu-s) widerwillig, in-
Titare einladen. Li kutu kute-ti aufrütteln ist kut aus kvat
entstanden, vgl. lat. quat-io, aber das v ist radical wie aus
dem sskr. cyut, Qcyut erhellt, dagegen ist kul-ti schlagen,
dreschen neben kal-ti schlagen, hämmern aus kval zu deuten
^gl. lat. per-ceUere durchhauen, xAaa> brechen, und kur-ti
hauen (aus kvar-ti) entspricht dem sskr. kar karoti machen.
Im Slavischen ist die Affection des k durch v nur bei der
lautgrappe sk nachzuweisen, so in skvara, skvrüna f. Schmutz
= an. skam Mist, in skvoze praep. durch, skvaznja foramen,
fikvrada, skrada f. Bratpfanne, von Job. Schmidt mit ahd.
ßcart-isam, mhd. schart m. n. Tiegel, Pfanne verglichen, in
»kYTÜk prasseln = sskr. kharj kharjati knarren, x«i^%ct>, xe^x-
«Wo-g, nidX'^ iHid in skvorici^m. Staar. Die Betrachtung der
l'äatgruppe sk liegt ausserhalb unserer Aufgabe, nur sei hier
26 I. Stellung der SlaYoIetten
bemerkt, dass das k in sk immer zum ersten k (nicht zu \
gehört und daher auch auf europäischem Boden die hier be-
liebte Affection durch v erleidet. Dies ist ganz evident in
Griechischen, wo z. B. die Vertretung des ursprachlichen An-
lauts sk durch g)d- gar nicht ohne die Mittelform skv erklärl
werden kann. So ist zweifellos q)&i'Vw mit Curtius dem sskr
kshi verderben gleichzusetzen. Das dialectische tpi-vofioi die
Früchte verlieren ist aus otvc entstanden ; dieses a/rt selbst liegt
noch im dialectischen aitl-vo-g mager = sskr. kshi-na mager
vor; a/rt selbst aber, die alterthümlichste Gestalt der Wurzel
im Griechischen, ist aus ax^t hervorgegangen, wie fco-ts^
aus 7ij^0'Z€Q0, TtiavQsg aus TLFer^aQeg, Tcoi-vij aus x^oi-i^ =
zend. kadna Strafe, von ti-voj büsse aus x^t-yw, sskr. cibüssen,
vgl. TiOt'(p6vrj Mordrächerin und sskr. rna-cit Schuld rächen^
bestrafend. Doch kann die Geschichte der alten Lautgrupp«
sk hier nicht weiter verfolgt werden, sie erheischt eine eigen«
Behandlung.
Unsere Untersuchung wendet sich zu ihrem Ausgangspunkt
zurück. Wir gingen aus von der Betrachtung der wunder-
samen Uebereinstimmung zwischen dem Arischen und Slavo*
lettischen, wonach dem arischen k resp. c (tscha) durchw^
ein slavolettisches k, und ebenso durchgängig dem arischen
ein litauisches sz und slavisches s gegenüber liegt.
Wenn nun, wie bisher aUgemeine Annahme war, arisch^
k und <j sowie slavolettisches k und litauisches sz = slavisch©^
8 allesammt aus einem einzigen ungeschiedenen k-Laute d<
Ursprache hervorgewachsen sind, wenn also ein einziger Lö»
der Ursprache sich völlig gleichmässig in den arischen SpracU^
in k und 5, in den slavolettischen Sprachen ebenso glei^
massig in k und litauisches sz, slavisches s gespalten hat,
ist der Beweis für einen näheren Zusammenhang des Ariscb'
mit dem Slavolettischen geführt, und wir müssen sehen, v%
wir hiermit die noch unläugbarer hervortretende nähere V^
wandtschaft zwischen dem Germanischen und Slavolettiscb^
zu reimen vermögen. Dieses alles haben wir Job. Schmidt b
reitwilligst zugestanden. Allein die Sache liegt anders. D
Voraussetzung, dass die Ursprache nur einen einzigen k-Lai
besessen, der sich im Arischen und Slavolettischen vöUig gleicl
massig in zwei Laute gespalten, ist irrig. Vielmehr hatte d
l
zu Germanen und Ariern. 27
Ursprache zwei scharf geschiedene k-Laute, die wir als k und
^ bezeichnet haben, und von diesen beiden k-Lauten sind
ansch k und (, litauisch k und sz (= slavisch s) die legitimen
Abkömmlinge, so dass vom ursprachlichen k arisch k resp.
c(t8cha), vom ursprachlichen 1^ das arische q, das litauische
8Z (= slavisch s) herstammen. Es lag uns also ob, die un-
zweifelhaften Spuren und Reste dieser beiden ursprachlichen
k-Laute in aUen indogermanischen Sprachen nachzuweisen. Für
das Arische und Slavolettische war dies nicht mehr nöthig,
denn hier sind die Nachkommen der beiden ursprachlichen
Laate ganz scharf und deutlich geschieden, und nur äusserst
wenig Fälle gab es zu verzeichnen, wo ein Wechsel zwischen
beiden eingetreten, wie im lit. akmen = slav. kamen Stein
neben dem arischen a^man Stein. Es blieb also übrig, an
denüichen Spuren aufzuzeigen, dass auch die übrigen euro-
päischen Sprachen — Celtisch, Italisch, Griechisch und Ger-
nianisch — einst ebenfalls die beiden scharf geschiedenen k«
Laute besessen, deren gesonderte Abbilder so deutlich im
arischen k und 9, im litauischen k und sz hervortreten. Der
Beweis liegt in der folgenden Betrachtung: in allen europäischen
Sprachen tritt eine Eigenart in der Behandlung des k hervor,
Bach der k in manchen Fällen durch ein mehr oder minder
voll gesprochenes v afficirt wird, eine Affection, welche dann
in den einzelnen Sprachen bedeutende Lautwandlungen zur
Folge hat. Im Celtischen entdeckten wir diese Affection an
folgendem Umstände: im Altirischen existirt nur ein k-Laut,
Q&mlich c, dieses c wird aber in den übrigen celtischen Sprachen,
also im Gullo-Britischen auf eine zweifache, ganz verschiedene
Weise reflectirt: bald entspricht dem irischen c ein gällo-briti-
scbes p (aus kv entstanden, welches den MitteUaut zwischen
k und p bildet), in andern Fällen dagegen liegt dem altirischen
c auch im Gallo-Britischen ein c gegenüber. Das Latein unter-
scheidet ebenso deutlich zwei k-Laute, der eine wird durch qv
^gedrückt, der andere durch c bezeichnet, so dass hier die
Affection des k auch graphisch klar ausgesprochen vorliegt,
läidit minder klar liegt im Griechischen eine doppelte Aus-
sprache des k-Lauts vor. Durchaus dem Lateinischen qv ent-
sprechend, nicht nunder dem celtischen kv = altirisch c =
gallo-britigch p ist in einer bedeutenden Zahl von Fällen ein
28 I. Stellung der Slayoletten
lirgriechisches xj? anzusetzen, welches zwar selbst nicht m
erscheint, sich aber in einer ganzen Descendenz von Lau
als der gemeinsame Stammvater derselben verräth. Es 8
diese aus %f entspringenden Laute : xx und dialectisch x ne'
TT (xor€^-g = TC&t^qo^^ nn und tt, t% undr oben näher
trachtet. Weniger ausgedehnt erscheint diese Affection
Gbthischen, wo sie als hv erscheint, Spuren derselben s
auch im Litauischen (kur = goth. hvar, kurja- = gc
hvarja- welcher) nachzuweisen, im Slavischen tritt sie i
hinter der Anlautsgruppe sk hervor. Untersuchen wir nun
Fälle , in denen diese weitverbreitete Affection des k-Lauts e
tritt, so finden wir das überraschende Resultat, dass übei
da, wo in den europäischen Sprachen kv sammt seiner k
hohen Descendenz sich findet, diesem kv ein arisches k =
k gegenüber liegt , niemals aber ein arisches g = Ht. sz
slavisch s entspricht. Hieraus geht nun unwiderlegUch <
Thatsache hervor, dass zu der Zeit, als diese Afficirung <
k-Lauts zu kv in den europäischen Sprachen eintrat, in diei
noch zwei scharf gesonderte k-Laute existirt haben, d(
welche Laune des Zufalls, welchen unbegreiflichen Insti
wül man erdenken, der dazu geleitet habe, dass man mit
Affection nur immer ein solches k traf, welches arischen
entspricht, nie ein solches, welches dem arischen g gegenü
liegt? Hierbei ist es vöUig gleichgültig, in welcher Peri
man sich diese Afficirung vollzogen denkt: wenn in einer 2
einer weiter zurückUegenden Völkereinheit, so bestand d
sicher zu dieser Zeit noch die Scheidung des k in zwei
sonderte, verschieden gesprochene Laute, wenn dagegen {
innerhalb^ der Einzelsprachen k in kv wandelte, so besas
selbst diese noch einen zweifachen k-Laut. Denken wir
dagegen, dass zur Zeit, da die besprochene Lautaffection <
trat, nur ein einziger k-Laut, Abkömmling eines einzigen
Lauts der Ursprache bestand, so musste die Affection, als
eintrat, nothwendig ebenso wohl solches k treffen, dessen Re
im Arischen 9 lautet, wie dasjenige k, dem arisches k entspri(
Nehmen wir also an, dass die Wurzeln und Worte, derei
im Arischen als q erscheint, etwa eben so zahlreich gewet
als diejenigen, deren k auf arisch k lautet, so mussten
den etwa 30 Fällen, wo im Griechischen die Lautaffection
zu Germanen und Ariern. 29
imd deren Deszendenz vorkommt, etwa 15 solche sein, deren
k im Sanskrit 5 lautet. Es ist aber kein einziger Fall der Art
vorianden, die Correspondenz des griechischen tlf (nicht minder
celtischen kv = irisch c = gallo-britisch p, des lat. qv,
goth. hv) mit dem arischen k ist so völlig ausnahmslos,
ich es auszusprechen wage: man wird auch bei noch ge-
[laoerer Musterung, als ich habe anstellen können, keinen
jinzigen sicheren Fall aujG&nden, wo die europäische Laut-
ißction. kv einem arischen 5 entspreche, oder mit anderen
Porten, man wird den auf dieser Correspondenz von euro-
läisehem kv mit arischem k beruhenden Nachweis, dass auch
lie nicht lettoslavischen Sprachen Europas einen zweifachen
-Laut besessen, deren einer dem arischen k = lit. k,'^, deren
nderer dem arischen 5 = lit. sz = slav. s entsprach, nicht
n erschüttern und umzustossen vermögen.
Betrachten wir uns jetzt die auf den ersten Anblick so
Jrwunderliche Uebereinstimmung des arischen k mit dem li-
.uisch-slavischen k, des arischen 5 mit dem lit. sz = slav. s
>ch einmal, so müssen wir sie mit ganz anderen Augen an-
hen. Es liegt in dieser Correspondenz von arischen und
ivolettischen Lauten nicht eine auf diese beiden Sprachen-
eise beschränkte Eigenthümlichkeit vor, vielmehr beruht sie
i dem Lautsystem der Ursprache, welche zwei k-Laute besass,
a sich mehr oder minder deutlich in allen Sprachen nach-
Jisen lassen. Das k der Ursprache erscheint im Arischen
i k und c (tscha), im Slavolettischen als k, ganz, vereinzelt
i kv, im Celtischen als kv = altirisch c = gallo-britisch p,
. Latein als qv und c (letzteres vielfach nachweisbar aus
^rem qv entstanden, vgl. occulere neben altlat. oquoltod,
lere neben in-quil-inus), im Griechischzn als (x^ =■) xx, x
alectisch neben tt, nrt und /r, rr und r, daneben auch als
(wie in naX-ico lat. cal-4re neben sskr. kar ca-kar-ti), im
othischen als hv und meist h; dagegen der zweite k-Laut der
rsprache, ^ erscheint im Arischen als 5, im Litauischen als sz,
lavifich als s ; im Celtischen als c — altirisch c ^ galb-britisch
\ im Latein als c, im Griechischen als x, im Gothischen als h.
Wollte man trotzdem in der Vertretung des arischen q
düclk litauisch sz, slavisch s ein Moment für ein näheres Ver-
^'a&dtschaftsverhältniss beider Sprachenkreise finden , so müsste
30 L Siellimg der Slayoletten
man etwa einen schlagenden Gleichlant Yon amch q und IL-
8Z nnd slaTisch s behaupten. Allein mit solchem Nachweis siet
es nur windig aus; einmal können wir ja den Laut des lit. s
= slavisch s, da er noch ein einheitlicher war, oder wie iel
es „mythisch^' ausdrücken würde, den Laut des litauischen s:
= slavischem s zur Zeit der slavolettischen Spracheinheit ga:
nicht mit Sicherheit bestimmen, und sind auf einen immerhii
schwankenden Schluss von der Art der beiden Abkömmling«
auf die Natur des Erzeugers angewiesen, sodann hatte nads
weislich das arische ( gar nicht jenen dem s naheliegendeö
Laut, den wir ihm zu geben pflegen, wenn es, wie Joh. Schmiß
als Ei^ebniss von Kuhns Untersuchung angiebt, wirklich de::
Laut |des deutschen palatalen ch in ich gehabt hat. Näho
läge dann dem litauischen sz das umbrische q, welches den
lat. c entspricht, wie in de^en = lat. decem zehn, welche
uns jedenfalls als Beweis dienen kann, mit welcher LeichtigkeL
das ursprachliche \ einen palatalen Hauch sich gesellen konnte
Es beweist somit der Parallelismus des arischen k mi>
slavolettischem k, des arischen q mit lit. sz, slavisch s nichl
das Geringste für eine nähere Zusammengehörigkeit des Ansehet
und Slavolettischen, nicht das Geringste für eine „organische
Mittelstellung^' des Slavolettischen zwischen den arischen unc
europäischen Sprachen, nicht das Geringste gegen die Annahme
einer ehemaligen Spracheinheit der europäischen Völker unsere)
Stammes, im Gegentheil, die von uns entwickelte Geschichte
der beiden ursprachlichen k-Laute fügt sich aufs Schönste den
von uns aufgestellten Stammbaume der indogermanischen Völkei
ein und dient statt ihn zu widerlegen dazu, die langdauemd<
sprachliche und ethnische Einheit einiger Glieder derselben
der europäischen und südeuropäischen Volksgemeinschaft auf
Neue zu bestätigen , wie sich sogleich ergeben wird. Durch di(
folgende Reihe von Spaltungen sind nach der Hypothese von
Stammbaum die Indogermanen aus dem letzterreichbaren Standi
der Einheit des Urvolks zur Vielheit der geschichtlichen Volke
gelangt: das Urvolk spaltete sich in Asiaten (Arier) und Euro
päer, die Arier wieder in Inder und Eranier, geschieden durcl
den östlichen Plateaurand von Iran. Die Europäer zur Zei
ihrei" weiteren Scheidung bereits im Herzen Europas im Buchen
klima unseres Continents sesshaft (lat. fägu-s s=: germ. böki
zu Germanen und Ariern. 31
Bache) spalteten sich nach der Natur ihrer Wohnsitze in ein
Kord- und Südvolk, jenes in den Ebenen Norddeutschlands,
Polens, Litauens, dieses im südwestlichen Berglande des euro-
päischen Rumpfes daheim, beide geschieden durch den „Her-
Cfnischen Wald", jene lange Gebirgsreihe — Karpathen, Rieseur,
£rz- und Fichtelgebirge, Thüringer Wald und Weserketten —
irelche den flachen Nordosten von dem gebirgigen Südwesten
£uropas trennt. Das Volk der Ebene sonderte sich in Germanen
und Slavoletten, letztere wieder, weit später, in den Lettischen
und Slavischen Stanmi, während, den Nordeuropäem parallel,
die Bergvölker des Südens in Kelten und Graecoitaliker aus-
einander traten, die Graecoitaliker erst sich schieden, als die
Griechen in die Halbinsel des Balkan, die Italiker in das
Apenninenland einrückten. Prüfen wir nun, ob diesem Schema
die oben entwickelte Geschichte der beiden ursprachlichen k-
Laate irgendwie widerspreche. Das Urvolk, so sahen wir, be-
satss bereits zwei scharf geschiedene k-Laute, deren physiologi-
schen Werth wir jedoch schwer bestimmen können, da uns die
l>eiden Laute nicht selbst, sondern nur in einer Reihe von
NarChkommen bekannt sind, aus deren Natur wir die Beschaffen-
heit der Stammväter nur sehr unsicher erschb'essen können.
Nach ihrer Trennimg von den Europäern bildeten die Arier
^e beiden k-Laute der Ursprache aus, das k.zukund c, das
% zu f. Bei dem Volke der europäischen Spracheinheit waren
die beiden überkommenen k-Laute noch ebenso scharf gesondert,
"^ie in der Ursprache, doch vennögen wir den Reflex des ur-
sprachlichen 1^ = arisch 5, wie ihn die Europäer sprachen,
ixicht genau zu bestimmen, da seine Abkömmlinge zu sehr aus-
einander gehen, indem ursprachliches und europäisches 1^ im
l^itanischen als sz, im Slavischen als s, in den drei südeuro-
päischen Sprachen durchaus als reines k , im Germanischen als h
erscheint. Dagegen können wir ganz genau bestimmen, wie das
^europäische Einheitsvolk den Reflex des ursprachlichen k aus-
gesprodien hat, nämlich als k^, d. h. ein durch ein mehr oder
Weniger stark ausgesprochenes nachschlagendes v modificirtes
t Diese Modification konnte sich nun ebenso leicht wieder zu
k aufhellen, als zu einem deutlichen kv verdicken. Letzteres
scheint in der europäischen Spracheinheit der seltnere Fall
(Seesen zu sein, denn nur wenige kv der nordeuropäischen
32 I. Stellung der Slavoletten
Sprachen liegen dem kv der südeuropäischen gegenüber -
goth. hva-s = lat. quo-d = griech. (ulfo) und Tto-y preuB
kvaita- Wille = lat. (c)vitu-s in in-vitu-s unwillig, lit. kvc
einladen — lat. in-(c)vitare einladen. Aber die Tendenz, di
Neigung des k der Ursprache war bei den Europäern schoi
vorhanden, sich durch ein nachklingendes v zu verstärken
Weiter der Stationenfolge unseres Stammbaums nachgehend
vermögen wir nicht zu bestimmen, wie die Nordeuropäer ode
Slavodeutschen das ursprachliche \ behandelt haben, denn da
Germanische, dessen Vergleichung mit dem Slavolettischen m
hier allein zu Resultaten führen könnte, hat die beiden k
Laute, sei es vor, sei es während oder nach der Lautver
Schiebung völlig verwischt, indem beide gleichmässig zu h tun
gesetzt wurden, und nur in wenigen Fällen das alte, bereit
aus der gemeinsam europäischen Grundsprache überkommen
kv in hv umtrat, während im Litauischen die beiden k scliai
gesondert als k und sz, im Slavischen als k und s auftrete
Jedenfalls schied das Slavodeutsche beide Laute mit völlig
Schärfe, und gehört die Verschwemmung beider erst der g<
manischen Periode an.
Mit voller Schärfe treten sie denn auch bei den Let>
slaven gesondert hervor im litauisch-slavischen k = arisct
und c, im litauischen sz = slavisch s = arisch q. Wenn ^
Zerfliessen der beiden ursprachlich gesonderten k-Laute
den Germanen in das eine lautverschobene h es uns unmögld
machte, die genauere Behandlung der k-Laute bei den Nor
europäem zu erkennen, so vermögen wir dies desto besser 1
den Südeuropäem. Keltisch, Latein und Griechisch stimm
in zwei wesentlichen Punkten bei der Darstellung des alten
und \ durchaus überein. 1. Die alte europäische Affection d
ursprachUchen k zu k^ gestaltet sich bei ihnen in allen d]
Sprachen in einer grossen Zahl von Fällen zu einem deutlich
kv, das dann in den Einzelsprachen zu bedeutsamen Lai
wechseln Anlass giebt. Keltisches kv erhellt aus dem irisch
c = gallo-britischem p, im Latein liegt kv als qv oflfen v<
urgriechisches Kß wird dargestellt durch die Laute: dialectis
X = 7t^ 7t und T, daneben durch Nachwirkung des alten v i
7t7t und TT (o-rrt) alle aus ursprünglichem xj: derivirt. 2. E
ursprachliche \ (= arisch 5 = lit. sz) wird in allen drei sü
zu Grermanen und Ariern. 33
europäischen Sprachen durch ein reines, der Affection zu kv
unfähiges k dargestellt: keltisch k = altirisch c = gallo-britisch
c, lat c, griechisch x. Ob die drei südeuropäischen Sprachen
aach in einem dritten Punkte unter sieh stimmen, muss eine
nähere Durchmusterung des keltischen Sprachschatzes lehren.
Es fragt sich nämlich, ob im Keltischen sämmtliche Reflexe
des ursprachlichen k zu kv geworden, also im Irischen durch
c, im Gallo-Britischen aber durch p dargestellt werden, oder
aber nur ein Theil der dem k der Ursprache entsprechenden
k-Laute als keltisches kv (= altirisch c = gallo-britisch p)
erscheint , der Rest aber seine Affection k^ völlig verloren
hat und mit den Reflexen des ursprachlichen \ gleichlautend
geworden, also im Gallo-Britischen wie im Altirischen als c
erscheint. Dies vermag ich hier aus Mangel an Material nicht
zu .entscheiden , jedenfalls stinmien Latein imd Griechisch in
diesem Punkte überein. In allen den Fällen nämlich, wo das
uisprachUche k im Latein und Griechischen nicht als deut-
liches und voll gesprochenes kv (mit der Descendenz dieses
lautes) erscheint, büsst es seine nach unserer Ansicht aus
der Periode der europäischen Spracheinheit überkonmiene leichte
Affection k^ ein und erhält in diesen Fällen also den reinen
tLaut, zerfliesst also lautlich mit demjenigen k, welchem
^ches Q, lit. sz, slav. s und damit ursprachliches \ gegen-
überliegt. So ist fast jede der proethnischen Perioden der
Sprachen unseres Stammes durch die eine oder die andere
-Eigenthümlichkeit in der Behandlung der beiden k-Laute cha-
^Merisirt und hebt sich dadurch gegen die andere ab: die Ur-
sprache hat k und ^, die arische Periode k imd c (= ur-
^rachl. k) und q (= ursprachl. \)y die europäische Sprach-
^üiheit zeigt k^ und einzeln schon kv (== ursprachl. k = arisch
4 und c) neben ]^ (■= ursprachl. \ = arisch 9), die nordeuro-
I^che Einheitsperiode gestattet wegen des Zerfliessens der
^iden k bei den Germanen zum verschobenen h keine nähere
Bestimmung, doch zeigen sich Spuren des kv (= ursprachl. k
'^ arisch k und c), und das Hervortreten der Reflexe der bei-
den Laute als völlig gesonderter bei den Slavoletten lässt
^cihliessen, dass diese Sonderung auch in der slavodeutschen
Einheit bestand; endlich die Südeuropäer sind durch eine in
den Gnmdzügen wesentlich gleiche Behandlung der k-Laute
34 L Stellung der Slavoletten
zu einer engeren Einheit verknüpft, indem sie ganz gleicli
massig einen grossen Theil der Reflexe des ursprachlichen 1
als kv sprachen und ebenso gleichmässig die sämmtlichen
Reflexe des ursprachlichen ^ (= arisch q = lit. sz = släv. s)
durch ein reines, nie durch v afficirtes k darstellten. Weit
entfernt also, durch die Congruenz des lit. sz mit dem arischen
q an dem reineuropäischen Charakter der Slavoletten irre su
werden, und die Richtigkeit des oben dargestellten Stamm-
baums der Indogermanen irgend wie in Zweifel zu ziehen, sehen
wir in dem lit. k und sz = arisch k und q die Vertreter
zweier ursprachüch geschiedener Laute klar und scharf hervor-
treten und erhalten in dem Nachweis einer auf jeder der aß'
genommenen proethnischen Stufen etwas anders sich gestaltendei
Behandlung der Nachkommen dieser beiden k-Laute der X3i
spräche eine neue Bestätigung für die Richtigkeit des aufg
stellten Generationsschemas, welches die Indogermanen aus ^
Einheit des Urvolks zur Vielheit der historischen Völker h.^
überleitet.
Wir gehen zur Prüfung der weiteren Beweise über, duÄ^
welche Johannes Schmidt einen näheren Zusammenhang zwiscbP
Ariern und Lettoslaven darthun will.
S. 11. „Genau dieselbe Erscheinung" (nämlich wie b^
slavolettischen k = sskr. k, litauisch sz, slavisch s = aris^
g) „begegnet uns bei den entsprechenden Mediae und Aspirata
wie Ascoli — zweifellos dargethan hat. Ascoli unterscheicl
nämlich im Sanskrit zweierlei j (dscha), 1. die Media zu
(tscha), welche vor t, th als k erscheint z. B. yuj, yuk—
junctus, 2. die Media zu §, welcher Ascoli den Lautwer'
eines i (französ. j) giebt. Diese zweite Gattung von j wir
vor t, th zu sh, und ist eben an dieser Wandlung als vei
schieden von der ersten Gattung zu erkennen z. B. yaj vei
ehren, part. ish-ta. Während nun den j erster Klasse im All
bactrischen j, im Slavischen imd Litauischen g entspricl
(sskr. altbactr. Wz. yuj, sskr. yuga-m lit. junga-s, altbulga
igo Joch) wird das j zweiter Gattung durch altbactr. z, all
bulg. z, lit. z vertreten: sskr. marj, 3. sg. praes. märsh-ti al
wischen, altbidg. mlüz^ ich melke, lit. melzu. Endlich sind h
Sanskrit auch zweierlei h zu unterscheiden: 1. die Aspirata z
k^ g, welche mit folgendem t zu gdh wird, z. B. dah brenne
zu Germanen und Ariern. 35
part dagdha, 2. die Aspirate zu (, 2 (= j), welche mit folgen-
(iem t zu dh wird, z. B. vah vehere, pari. üdha. Während
um dem ersten h slavolettisches g entspricht (sskr. dahami =
Jii degu, altbulg. zdeg%, zeg^ ich brenne) wird das zweite
durch altbulg. z, lit. :^ vertreten: yahämi = altbulg, Yez%, lit.
leta,^*^ Die Richtigkeit dieser Beobachtung des scharfsinnigen
AsooU vorläufig zugegeben, muss zunächst hervorgehoben werden,
dass diese Kategorie der hier behaupteten Lautentsprechungen
im Arischen und Slavolettischen ungemein klein ist. Scheiden
ym die Fälle aus, wo dem arischen j und h slavolettisches g
ertspricht (aus g und gh), denn diese Entsprechung ist ja allen
europäischen Sprachen gemein, so behalten wir, soweit ich sehe,
nur fünf Fälle übrig, wo litauisches z, slavisches z den von
AsooU aufgestellten arischen j und h zweiter Gattung gegen-
überUegt, und von diesen fünf Fällen widerspricht einer dem
angestellten Lautentsprechnngsgesetze völlig. Es entsprechen
sich also: 1. lit. melzu, ksl. mlüz^ ich melke dem sskr. marj
niirsh-ti wischen, zend. marez (p-^o^y-vv^L) , der Bedeutung
und Form nach liegt a-fielyw, lat. mulgeo, deutsch melken,
ixu)Ik viel näher. Dies ist wohlgemerkt der einzige Fall, wo
lit z, slav. z dem sskr. j = zend. z gegenüber liegen. Häufiger
ist die Entsprechung des lit. z slav. z und des sskr. h zweiter
Gattung, welches mit folgendem t dh giebt. So liegen sich
gegenüber: 2. lit. vez% =r ksl. vez% veho und sskr. vahämi
pari. &dha (aus uh-ta = vah-taj, 3. lit. leziu lecke = ksl.
ü^ mid ved. rih, sskr. lih lecken part. lidha (aus lih-ta), 4. ksl.
ära^ drüza-ti teuere und sskr. darh festhalten part. drdha
fegt; der fünfte Fall widerspricht völlig, nämlich ksl. treis^
treza-ti reissen neben ksl. trüg-n% trüg-n^ti reissen, zerreissen.
Dieses liegt nämlich gegenüber sskr. tarh, trähati zerreissen.
Da8 auslautende h dieses Verbs gehört Ascolis zweiter Gattung
"Von h an, das erhellt aus dem part. trdha (trh-ta). Nun aber
8(dl diesem h, welches mit suffixalem t dh giebt, durchaus
lit. 2, slav. z, nie aber g entsprechen, trotzdem liegt im ksl.
trüg-n^ dem sskr. h zweiter Art slavisches g gegenüber. Da
femer ein allgemeiner Grundsatz der Wissenschaft verbietet,
ans einem einzigen Falle eine Kategorie zu bilden, muss auch
^ Gleichung: lit. melz = slav. nüüz = sskr. marj mäxshti,
'^. marez alle Beweiskraft abgesprochen werden, denn nur
3*
36 I. Stellung der Slavoletten
hier entspricht lit. z slav. z dem zweiten j Ascolis. Nici
minder ist das Beispiel ksl. drüz = sskr. darh drdha zu strei-
chen, weil der Reflex des Worts im Litauischen fehlt, denn
da sehr oft dem slavischen z ein lit. g entspricht (vgl. lit
gyva-s = ksl. zivü, ht. gelta-s gelb = ksl. zlütü), so kann
die Wurzel sskr. darh im Litauischen sehr wohl darg gelautet
haben. So bleiben ims nur Ht. ve^, slav. vez^ veho = sskr.
vahämi pf. udha und lit. leziu, ksl. lizq; lecke neben sskr. lih
lidha. Auf diese beiden Fälle ein Lautentsprechimgsgesetz
gründen zu wollen, scheint mir denn doch höchst bedenklich.
Dazu kommt, dass die ganze Theorie AscoUs von den zweierld
j und h noch vielem Zweifel unterUegt. Wenn wir sehen, wie
sökr. h im Eranischen bald durch j bald durch z reflectirt wir 3
(eranisch jan und zan = sskr. hau tödten, zend. druj trügeit^
part. paro-druzhyant = sskr. druhyant u. s. w.), so möcb^
doch auch wenig darauf zu geben sein, dass Ascolis zweitaB
im Eranischen nur durch z wiedergegeben werden • soll. I>
Fälle sind zu wenige. Die verschiedene Behandlung des ssl^
j und h vor t ist ja Thatsache, doch lässt diese auch et
andere einfachere Erklärung zu. Es besteht nämlich im Sanski^
zwischen den Gutturalen k, g und gh und den entsprechenct*
Palatalen c, j und dem h (wo es aus gh erwachsen) noch ei^-
sehr enge Verbindung, die in der Flexion und Wortableituja
ja vielfach hervortritt (vac sprechen, v4k Wort). Tritt A
Suffix ta an die Wurzeln auf c, j und h, so ist demnach eL'
doppelte Behandlung mögUch': entweder wandeln sich c, j,
vor t wieder in k, g, gh oder sie behalten vor demselben ihr--
Palatalcharacter. Die erste Weise ist durchgängig üblich t
den Wurzeln auf c: so wandelt sich vac, uc sprechen vor t
uk imd uk-f-ta giebt uk-ta. Bei den Verben auf j und h komm^
dagegen beide Weisen vor: yuj vor t wird yug- und aus jC-
und ta wird yuk-ta, aber der Auslaut von marj bleibt vor
und mrj mit ta giebt mrsh-ta, wie man aus dem Zendischei
sieht zunächst für mrg-ta. So auch bei den Wurzeln auf b
dah wandelt sich vor t in dagh und dagh-f-ta giebt dag-dha
lih dagegen behauptet seinen Auslaut vor t imd lih-f-ta gieb
lidha. Doch mag man hierüber denken, wie man wül, so vie
scheint mir fest zu stehen, dass man aus der Correspondenz de
slavoletüschen vez vehere mit sskr. vah, üdha und liz leckei
Ik
-'<
^
ZU Germanen und Ariern. 37
^ * mt «skr. lih lidha keine Schlüsse auf eine innigere Lautver-
wandtschafk zwischen dem Arischen und Lettoslavischen gründen
iann, um so mehr als ksl. trug-n^ zerreisse neben sskr. tarh
^•' xerreissen part. trdha der behaupteten Correspondenz wider-
spricht, zwei Fälle also dafür sprechen und einer dagegen.
^*^| Weiter hebt Joh. Schmidt (S. 14) eine Eigenthümlichkeit
^* des slavolettischen Zahlensystems hervor, welche seiner Mei-
mmg nach das Slavolettische und noch enger das Slavische an
J^ die arischen Sprachen knüpft. Hören wir ihn selbst: „An die
Stelle. der Cardünalzahlen von fünf bis zehn hat das Slavische
collective Substantive gesetzt. Sehen wir hierbei von den Be-
nennungen für sechs, sieben und acht ab, welche nirgends
ausserhalb genau Entsprechendes haben, so finden sich die drei
ülrigen Zahlencollectiva oder -abstracta sämmthch in den ari-
sdien Sprachen und zwar nur in diesen wieder: p§tt ist sskr.
pankti Fünfheit, dev§tX = altbactr. navaiti Neunheit, des§t{
= sskr. dagati Dekade". Nicht die Verwendung dieser Zahl-
&I)8tracta als Cardinalzahlen ist es, was Arier und Slavoletten
^er verbinden soll, denn diese findet sich als slavolettisch
ÄTir im slav. des§ü = lit. deszimti-s, sonst nur bei den Slaven,
^Uid gar nicht bei den Ariern, wo im' Gegentheil die Abstracta
^on sechs, sieben, acht, neun (sskr. shashti 60, saptati 70,
a^ti .== zend. a^t&iti 80, navati = zend. navaiti 90, neben
^«ni navaiti Neunheit = ksl. dev§ä neun) zur Bezeichnung
^er -zig verwendet werden, sondern nur die Thatsache, dass
^ch diese Zahlabstracta nur in den arischen und slavolettischen
Sprachen vorfinden sollen, scheint Schmidt ein bedeutsamer
^Bg von Aehnhchkeit zwischen Arisch und Slavolettisch. Nun
^l)er finden sich diese Zahlabstracta, wenn auch nicht alle,
Ranz genau im Grermanischen wieder. Dem slav. p§ti fünf =
^«kr. pankti f. Fünfheit entspricht an. fimt (Grundform fimf-ti)
f, die Zahl fünf, z. B. in fimtar-domr das Fünfgericht; dem
^T. sestif sechs (sskr. shashti heisst sechzig) entspricht genau
ÄQ. sett f. die Anzahl von sechs (zunächst für seh-ti, dies für
Behs-ti wie an. setta der sechste = sehtan- genau wie ahd.
sehto der sechste neben sehsto und griechisch Ix-ro-g neben
lat. 8extus);^das slav. des§t¥ = Ht. deszimti-s zehen = sskr.
I ■ da^ati Dekade finden wir ganz genau wieder im goth. -taihund
i\ ' ^ sibim-taihund 70, ahtau-taihund 80, niun-taihund gen, -tai-
38 I. SteUuDg der Slavoletten
handis 90, taihun-taihund 100, Man beachte, dass in dies«
gothischen Zahlwörtern taihimd geradezu in der Funktion ä<
Cardinalzahl auftritt, genau wie im litauischen deszimti-s zeiu
= ksl. de8§tl zehn, während sskr. dagati Dekade, Zehnzahi
bedeutet, also Zahlabstract ist. Nur das Zahlabstract für nenn
(ksl. dev§tX = zend. navaiti Neunheit) scheint im Germanischen
nicht vorhanden, doch mag sich ein entsprechendes (niundi-)
Neunheit wohl noch in irgend einem germanischen Dialecte
aufstöbern lassen. Mit dem Nachweise der entsprechenden
Zahlabstracta auf germanischem Boden ist jeder nähere Zu-
sanmienhang zwischen Ariern und Slavoletten im Zahlensystet
völlig beseitigt, die Germanen stehen in diesem Punkte de
Ariern eben so nahe als Litauer und Slaven.
S. 5 glaubt Schmidt die Bezeichnung des bestimmten A-
jectivs im Slavolettischen durch -ja mit dem Gebrauche ^
pron. relat. ya bei den Eraniem illustriren zu können. ,•
schliesst sich, heisst es bei ihm a. o. 0., die lautliche ]E
Zeichnung des bestimmten Adjectivs im Slavolettischen ai
Engste an eine ähnliche Verwendung des Pronomen urspr. y
in den eramschen Sprachen, ich meine das persische keB
descriptionis, welches dem mit einem A^jectivum verbunden.
Substantiv angefügt wird. Im Albactrischen finden sich €.
Anfänge dieser Erscheinung in Verbindungen wie kharem y^
ashavanem den heUigen Esel, ähnliches auch im Altpersisch.<
(s. Spiegel altbactr. Gramm. S. 312, Keüinschr. 173 f.. Just
Handbuch der Zendspr. S. 240). Den Keim solcher stetig«
Verbindung des Adjectivs und Substantivs durch dns Pronom^
ya- kann man schon im Veda bemerken in Constructionen ^
vigve maruto ye sahäso alle die starken Maruts". Es wti
gewiss Niemand etwas gegen diese scharfsionige Anlehnung d
-ya im bestimimten Adjectiv des Slavolettischen an den alle;
dings sehr nahe anklingenden Gebrauch des dem Adjectiv nacl
gesetzten pron. relat. ya im Arischen einzuwenden habe
Wunder nimmt nur, dass ein so umsichtiger Forscher w
Schmidt nicht auch eine sehr analoge Verwendung des Proni
men ya im Gothischen hervorgehoben hat, durch welche ai
Pronominen und Partikeln Relative gebildet werdeA. Das got
ei, erstarrter Casus des Pron. relativ, (ji-s), dient bekanntli<
an Pronomina und Partikeln gehängt, dazu, diese mit relativ
zu Germanen nnd Ariern. 39
m
Bedeutung auszustatten: ikei ich welcher oder der ich, thuei
(fa welcher, der du, saei der welcher, der da, der. Hier liegt,
m mir scheint, eine ganz analoge Verwendung des ursprachl.
Pronomen ya vor, wie bei der Bildung des slavolettischen be-
stimmten Adjectiv und legt man Gewicht auf einen analogen
Gebrauch des pron. relat. ya im Slavolettischen und Arischen,
80 darf man, meine ich, nicht vergessen hinzuzufügen, dass
ein ebenso nahes Analogen zum slavolettischen -ya des be-
stimmten Artikels im Germanischen sich nachweisen lasse.
Ausser in ei liegt das Relativ ya auch im goth. ja-bai wenn,
sowie in ja-h und, auch (eigentlich „wie") während es in ja
und jai adv. ja demonstrative Kraft hat (eigentlich „so") ent-
sprechend dem lit. ji-s der.
„Keine europäische Sprache, sagt Schmidt S. 14, ausser
dem Slavischen hatDvandva-composita, welche als Duale flectirt
weiden, ksl. bratü-sestra Bruder und Schwester, dat. bratü-
sestroma". Die Thatsache ist zuzugeben, doch möchte wenig
daraus zu folgern sein. Auch das Deutsche hat einst Dvan-
d^a-composita besessen, durch Zufall ist uns imHildebrandsliede:
sunufatar-ungö gen. pl. „der Sohn- und Vatersmannen" (ung
AUeitung wie in Nibel-ung und sonst) sowie as. gi-sun-fader
pl m. Söhne und Väter zusammen erhalten. Möglich, dass
diese einst sicher im Deutschen häufigere Dvandva-composition
Niemals auch wie im Slavischen und Arischen dualische Flexion
liatte, beweisen lässt sich das freilich nicht.
S. 18 sucht Joh. Schmidt eine neue Stütze für seine An-
sicht, dajss die slavolettischen Sprachen eine Mittelstellung zwi-
schen dem Germanischen und Arischen einnehmen, aus dem
Wortschatze der in Frage stehenden Sprachen zu gewinnen.
& findet nämlich auf Grund zweier im Anhang unter 11. und
DL gegebenen Wörterverzeichnisse , dass im Germanischen nur
15 solcher Wurzeln und Wörter sich finden, welche ausserdem
Änr in den arischen Sprachen vorkommen, wogegen er deren
61 m den slavolettischen Sprachen nachweist. Allein dies Re-
s^dtat, das so sehr zu Gunsten seiner Ansicht zu sprechen
sdieint, ist nur dadurch erzielt, dass bei der Sammlung von
40 L Stellung der Slavoletten
Reflexen arischer Wörter in den beiden Sprachgruppen (der
germanischen und slavolettischen) nach ganz ungleichen Grund-
sätzen verfahren ist. So ist z. B. lit. teku teketi laufen, fiies-
sen, ksl. tek% testi laufen, fliessen als Parallele zum sskr. tak-
ati schiessen, stürzen, altbactr. tac laufen, eilen, fliessen auf-
geführt, obgleich die Wurzel tak in der Bedeutung fliessen im
griech. Tijxai haTcrjv zerfliessen als Verb, im Sinne „laufen, ei-
len" in Tax-vg, TaX'Og u. s. w. als Basis vorliegt. Die nähere
Berührung der slavolettischen mit den arischen Verben beruht
also bloss in dem winzigen Umstände, dass dieselben beide
Bedeutungen der Wurzel in sich vereinigen , während die Wur-
zel tak im Griechischen in das Verb rox Tijxai zerfliessen und
die Basis Tax- laufen auseinander getreten ist. Man sieht
leicht, dass nach diesem Principe mehre deutsche Verba in
das entsprechende Verzeichniss aufzunehmen waren, die als
Verba nur im Deutschen und Arischen auftreten, wenn Ablei-
tungen derselben oder selbst SpeciaHsirungen in verbaler Form
auch in anderen Sprachen nachzuweisen sind. Demnach muss-
ten im germanisch-arischen Wortschatze Verba erscheinen wie
haz-jan preisen = sskr. 9as, denn lat, censeo hat spedalisirte
Bedeutung und sonst lebt die Wurzel nur in Ableitimgen wie
lat. car-men u. s. w., femer goth. visan vas, denn sonst er-
scheint das entsprechende sskr. vas nicht als Verb, nicht min-
der vinnan vann, denn nur diess entspricht dem sskr. van in
seinem ganzen Bedeutungsumfänge.
Ein Versuch, mit Anwendung gleichmässiger Grundsätze,
Verzeichnisse von germanisch-arischen und slavolettisch-arischen
Wörtern anzidegen, hat mir ein ganz entgegengesetztes Ergeb-
niss geliefert. Ich finde etwa 80 arische Wörter nur im Ger-
manischen, etwa 65 nur im Slavolettischen wieder, wobei frei-
lich auf beiden Seiten manches Zweifelhafte mit unterlaufen
mag. Doch mag auch eine genauere Sichtung Manches aus-
scheiden, das Zahlverhältniss zwischen den beiden Wörterrei-
hen wird wahrscheinlich so ziemlich dasselbe bleiben, und, ge-
ben wir den Ueberschuss auf deutscher Seite preis, sich wie
1 : 1 verhalten, das heisst auch in Rücksicht auf den Sprach-
schatz wird sich das Germanische als genau ebenso nahe dem
Arischen stehend erweisen, als die slavolettischen Sprachen.
Ich lasse meine Gegenverzeichnisse , obgleich sie nur roh
zu Germanen und Ariern. 41
md vorläufige Versuche sind, hier folgen; selbstverständlich
to hierbei die Schmidt'sche Vorarbeit zu Grunde gel^ und
tesig benutzt.
WSrter, welche bisher nur in den deutschen und arischen
Sprachen nachgewiesen sind.
1. goth. aigan haben, sskr. 19 tsh-te zu eigen haben, herr-
schen. (Schmidt 3).
2. goth. anaks adv. plötzlich, sogleich, sskr. acjas n. das
Grleiten, Glitschen, daher als adv. flink, plötzlich, (goth.
anaks wie miluk-s Milch vom germ. milkan, goth. fiUg-ri
von filhan).
3. goth. anan ön hauchen, sskr. an aniti, anati athmen, we-
hen, schnappen, lechzen. Nur im German. und Arischen
als Verb erhalten.
i ahd. anchä (=r anch-j4) enchä f. crus, tibia, talus, an-
chala, enchila f. anchal, enchil m.- mhd. enkel m. nhd.
Fussenkel, an. ökli m. (= ökkli d. i. ankulan-) Knöchel,
am Fuss, Enkel, sskr. anga m. Glied des Körpers, an-
guli, angula Zehe, Finger, Daumen.
0. goth. andeis Ende, sskr. anta m. Ende (Schmidt 4).
6. goth. afar hinter, nach, sskr., zend., altpers. apara der
hintere. (Schmidt 2).
7. as. abhuh, ahd. abuh, abah abgewandt, verkehrt, böse,
sskr. apän9 apäk rückwärts gelegen. (Schmidt 1).
8. as. aru bereit, fertig, ags. earu celer, alacer, expeditus,
paratus, arod paratus, an. Ör-r rasch, lebendig, freigebig,
zend. aurva (= arva) behende, schnell, reisig, aurvaSt
schnell, stark m. Kriegsross, sskr. arvant und arvan m.
Renner.
9. an. al-r, ags. äl, al, ahd. ala, nhd. Ahle, sskr. ärä f.
Pfriem, Bohrer. Zweifelhaft.
10. an. äs-8 (aus ans) m. ahd. ös Gott (im An. u-Stamm),
sskr. asu m. Leben, Lebensgeister, asura m. Geist, gött-
liches Wesen, zend. anhu m. Herr, Welt, ahura m. Herr
(= Gott). Von as Ä is erregen, beleben. Vgl. lat. en-
si-s = sskr. asi, europ. maus Monat neben sskr. oandra-
mas und mäs.
42 I. Stellnng der Slavoletten
11. goth. üt aus, hinaus, heraus, sskr. ud auf, hinauf, i
heraus. Sonst nur in va-^cQO^ = sskr. uttara.
12. an. eisa einherstürmen, sskr. ish-ate enteilen, flieheh,
fallen, esh-ati schleichen, gleiten. (Schmidt 6).
13. as. eo, Su m. ahd. ewa f. Gesetz, Herkommen, sskr.
m. Gang, pl. Handlungsweise, Gewohnheit. (Schmidt
14. ahd. elo elawer gelb, lohbraun, sskr. aru-na, aru-
röthlich (ärü lohfarben nur bei Ujjvalad.) (Schmidt '
15. an. örr n. (= arusa) Schramme, Narbe, sskr. arus
Wunde.
16. as. kosp, ags. cysp f. Fessel, Band, ags. cyspan binc
sskr. gushpita verflochten, verschlungen, gumph gum
ati knüpfen. Auch wohl im deutschen „Knospe, Kn
u. s. w."
17. ahd. cliuwa (das ist cliva), chliuwa f. mhd. kluwen
Knäuel, Kugel, sskr. glau f. Ballen, Kugel. Vgl. si
grävan m. Stein = (y)Xafag, laag Stein (Xijinfi = yli^f
18. goth. laus-qithra leeren Magens, qithu-s m. Bauch, 1
gen , Mutterschopss , sskr. jathara m. Bauch , Ma§
Schooss. Vielleicht auch yaazi^Q und lat. venter hierl
also zweifelhaft.
19. goth. q6n-i-s, as. qu&n Weib, Eheweib, ags. cven W
Eheweib, Königin, engl, queen Königin, aber my qu
meine Frau, sskr. -jani Frau, ved. dvi-j4ni zwei Wei
habend.
20. goth. haidu-s m. Art, Weise, nhd. -heit, an. heidh-r
Ehre, vgl. heidh-r hell, nhd. heiter, sskr. ketu m. (
ki = ci) Lichterscheinung, Helle, Klarheit, Erscheini
Bild, Gestalt. Mit lit. skaid-ru-s hell kann heiter n:
zusammengestellt werden, da das entsprechende V
deutsch skaidan heisst.
21. goth. hairu-s Schwerdt, sskr. 9aru m. Waffe, Pfeil, B
nerkeil. (Schmidt 10).
22. goth. hairto (hairtan-), herzän. Herz, zend. zarezdan
Herz (sskr. in hrdaa-sani).
23. an. hÄr-r grau, ags. här, engl, hoar grau, sskr. <
bläulich.
24. goth. haz-jan, mhd. harn rühmen, preisen, sskr.
9ams-ati rühmen, preisen. Vgl. lat. cas-men = car-B
zu Germanen und Ariern. 43
25. goth. hunsl n. Opfer, sskr. 9vätra (= gvan-tra) n. heilige
Handlung. Vgh zend. 9penta heilig = lit. szventa-s =
ksl. 8v§tü heilig.
26. an. hjarsi hl (= hersan-) Kopf, sskr. ^irshan m. Kopf.
27. goth. hliuth, an. hljodh n. Gehör, zend. ^raota n. Gehör.
28. ags. hleödhor, ahd. hliodor n. das Hören, Hörenlassen,
Ton, sskr. 9rotra n. Gehör, zend. §raothra n. das Hören,
Hörenlassen, Ton.
29. goth. hliuma m. (hliuman-) Gehör, zend. 9raonian n. Ge-
hör, ahd. hliumunt, nhd. Leumund m., sskr. 9romantha
m. Gehör.
30. as. an. hlust, ags. hlyst f. (= hlusti-) Gehör, sskr. 9rushti
f., zend. 9rushti f. Gehör.
31. an. hvat-r, ahd. hwaz scharf, heftig, goth. ga-hvat-jan
antreiben, nhd. wetzen, sskr. cud codati antreiben, an-
feuern; beeilen, sich sputen (Grundform: kvad).
32. goth. hvath-jan schäumen , sieden , hvath-ön- Schaum,
sskr. kvath, kvath-ati kochen, sieden.
33. goth. hveit-s, ahd. hwiz, nhd. weiss, sskr, 9Yid 9yindati
weiss sein, hveita- mit Verletzung der Umlautgesetze zu
sskr. 9Yit zu stellen, ist gar kein Grund vorhanden.
34. goth. gaur-a-s betrübt, gauritha f. Bekümmemiss, sskr.
ghora Scheu einflössend, furchtbar, ghoratä f. Grauen-
haftigkeit. Die Bedeutungen lassen sich vereinigen. Vgl.
ahd. görag erbärmlich.
35. as. ahd. gris grau, zend. zaresh-yant alternd. Bedenk-
lich, weil zend. zar altem doch wohl = sskr. jar und
also zend. zaresh-y denominal von sskr. jaras Alter ist.
(Schmidt 9).
36. goth. gretan gaigrot, an, grata grot weinen, klagen, mhd.
gräzen schreien, toben, sskr. hräd hrädate tönen, rasseln.
37. mhd. glins m. glos, glose f. Glanz, Gluth, an. glaesa glän-
zend machen (= glas-ja von glas = glans wie g4s =
gans) , auch deutsch-lat. glesum Bernstein und nhd. Glas,
sskr. ghrams, ghramsa m. Glanz, Gluth.
^' an. tind-r Spitze, Felsspitze, mhd. zint g. zindes m. Zacke,
Zinke, ahd. zinna, nhd. Zinne f., sskr. danta m. Zahn
= Zinke, Zacke. Eine ganz besondere Verwendung des
ig. dant im Germanischen und Arischen.
44 L Stellung der Slavoletten
39. an. torf Torf, ags. turf Torf, Rasen, engl, turf Eae
sskr. darbha m. Grasbüschel, Buschgras. (Schmidt 14
40. as. tregan leid sein, betrüben, an. treg-r böse, trag
sskr. drägh dräghate ermüden, quälen, peinigen, zeiie
dreg-vant schlecht, drighu arm, Bettler.
41. goth. thaursu-s durstig, lechzend, sskr. trshu gierig
lechzend.
42. goth. thathro von da, dann, an. thadhra dort, sskr. tatri
dort.
43. ags. thvingan, thvang zusammenziehen, nhd. zwinget
sskr. tvanc tvanak-ti und tanc tanak-ti zusammenziehei
Als Verb nur deutsch und arisch.
44. ahd. dinstar, nhd. düster, ags. theostor, zend. tätb
dunkel, düster, s in dinstar wie in Kunst, Brunst, Gvü
u. s. w. Auch im lat. teter, tetri-cu-s?
45. ags. dom m. Urtheil, Gericht, Versammlung; Machtspna
Satzung, Gesetz; Kath, Macht, Gewalt, Majestät, Wüir
Ehre, ahd. mhd. tuom m. nhd. -thum Affix, sskr. Ü
man m. Sitz, Bereich, Haus; Geschlecht, Menge, Scha^
Urtheil, Gericht, Ordnung; Wirkung, Macht, Majest
El einzelnen Bedeutimgen auch sonst nachzuweisen (o
fama- wohnen, lat. famu-lu-s, griech. d^eitio-w bewirl
d'cofio-g Haufen), aber im vollen Sinne des sskr. Worts n
im Deutschen.
46. ags. dragan drög, an. draga drö ziehen, sskr. dhraj dhi
jati hingleiten, streichen, ziehen. Griechisch &iXyio
specialisirt.
47. as. driogan, ahd. triogan, nhd. trügen, sskr. druh drul
yati schädigen, zend. druj, druzh-aiti lügen, alspersis
duruj lügen. Mit an. draug-r m. Gespenst, as. gi-dr
m. Trug, Gespenst und mhd. ge-troc Trug, Gespen
vgl. sskr. druh, zend. druj f. Unhold, drukhs jk na9us d
Leichengespenst.
48. an. dverg-r, mhd. twerc ges Zwerg zu sskr. dhvaras
(Hei?vorstürzerin) Name böser Feen. (Aus dhvaras dhv
mit Suffix ka, dhvar-ka = dverga-).
49. ahd. niu-mo m. Jubel, Preis, an. g-nj^-r Getöse, g-n^"-
tosen, rauschen, sskr. nu, nauti, navati schreien, jubel
preisen.
za Germanen und Ariern. 45
50. BS, nidhar, ahd. nidar ady. nieder, sskr. nitaräm adv.
acc. 8g. f. niederwärts, nieder. Von ni, das sonst nur
arisch. *
ags. nösu f. engl, nose Nase , sskr. näsä f. Nase. Vgl. lat*
näsu-s m.
51. goth. fijan hassen, anfeinden , sskr. pi piyati höhnen,
schmähen. Ln lat. p6-jor (pec-jor) peccäre liegt das lit.
pik-ti zürnen, paika-s schlecht.
52. an. fudh f. cunnus canis, mhd. vud f. 2 cunnus, nhd.
Hunds-fott, allemannisch vüdeli Popo, sskr. puta m. du.
die Hinterbacken.
53. goth. fotu-s m. Fuss, sskr. zend. p4d neben päd m. Fuss.
fotu-s aus fot, wie goth. tunthu-s Zahn aus tunth = ig.
dant. Nur in fötus reflectirt sich das arische päd, sonst
nur päd.
54. an. fridh-r lieblich, schön, goth. freid-jan schonen (als
schön behandeln, wie „schonen" von „schön"), goth. fri-
jathva f. Liebe, vgl. sskr. prita Heblich, hold, priyatva
n. Liebe, das Liebsein (priya lieb).
55. an.'baug-r, ahd. pouc m. Ring, sskr. bhoga m. Windung,
Biegung, Ring. Nur im germanischen biugan spiegelt
sich die volle Bedeutung des sskr. bhuj bhujati biegen
wieder {q)€vya)y lat. fugere, ht. bug-ti erschrecken).
56. goth. batisa-n, an. betri, nhd. der bessere, an. betr, as.
bat, ahd. baz, nhd. bass, für-bass, goth. batist-s der
beste, an. bot, ahd. buoza f. Busse, Besserung, sskr.
bhad-ra faustus, gut, glücklich, schön. Heb.
57. ahd. bannan, mhd. bannen bien berufen, bannen, an.
bon-ordh Werbung, boen f. Bitte, sskr. bhan, bhanati
schallen, rufen. Sonst nur bhä, bha.
58. an. b4s-s g. bä,ss m. Stall, KuhstaU, ditmars. bos m.
Euhstall, goth. bans-ti f. Scheune, sskr. bhäsa m. Kuh-
stall, bansa = sskr. bhäsa, wie europ. mans = sskr.
mäs Mond.
59. goth. bi, nhd. bei praepos., be- präfix, sskr. abhi, zend.
aiwi praepos. und präfix. goth. bi aus abi, wie bai beide
aus abai. Nur im Deutschen ist arisches abhi erhalten,
lat. op, ob ist = api, eTtl.
^. an. bukk-r, bokk-r, ahd. poch, nhd. Bock, zend. büza
46 L Stellung der Slavoletten
m. Bock, buz-ya bockig, ziegig, vgl. sskr. bukka m. bui
f. Bock, Ziege.
61. •mhd. brehen brah leuchten, glänzen, goth. brahv (bral
va) augins Augenblick, goth. bairh-t-a-s hell, sskr. bhri
bhra9ate flimmern, blinken. Lit. breksz-ta es tagt i
unsicher. Sskr. bhräj heisst in Europa bhalg, bhlag.
62. goth. man, manna Mann, Mensch, Mannus lat.-deut8C
Urahn der Germanen, mhd. Mennor, sskr. manus, mai
m. Mensch, Urmensch, Manus. In der Bedeutung Mensc
nur germanisch und arisch, sonst vgl. phryg. Mdanj
griech. Mivv-g, Miviog,
63. ahd. mana, nhd. Mähne f., an. mön g. manar f. Mahn
sskr. manyä f. Nacken, zend. manö-thri Nacken (Just
Kopf); deutsch mana Mähne zu sskr. manyä Nacken, ^
ksl. griva f. Mähne zu sskr. grivä f. Nacken. Hängt 2;
sammen mit sskr. mani, lat. moni4e, as. meni HaJ
schmuck.
64. an. mörk f. (flectirt wie hönd = handu-s, also alter
Stamm) Wald (= nngerodetes Grenzland), goth. mar!
f. Mark, Grenze, Gebiet, nhd. Mark f., zend. merezu
neupers. marz, armen, marz Grenze, Mark, neupersis
marz-bän (Markhüter) Markgraf. Lat. margo Band klin
in der Bedeutung an , doch an. mörk = marku und zei
merezu decken sich nach Form und Sinn völlig.
65. goth. ragina- n. Memung, Rath, Beschluss, an. rögn
pl. die Götter (als ^idovreg^ Rather, Beschliesser) ,
regino giskapu n. pl. Götterschluss, sskr. racana m.
canä f. das. Anordnen.
66. mhd. räm m. Schmutz,- Kuss, ahd. räm-ac furvus, m
rämec schmutzig, russig, sskr. r&ma dunkelfarbig, schwf
räma n. das Dunkel.
67. ahd. reren blöken, brüllen, engl, to roar, ndd. roi
goth. raz-da, ahd. rarta f. Sprache, Mundart, sskr.
rasati schreien, brüllen, ertönen, rasita n. Gebrüll, (
schrei, Getön, ras räsate heulen, schreien.
68. goth. fra-vaurht-i-s Sünde, us-vaurht-s Gerechtigkeit,
gi-wurht, ahd. ga-wurht f. 2 That, Handlung, zend. va
f. That, Handlung.
zu Germanen und Ariern. 47
69. goth. vaurstv n. (vaurh-s-tva-) That, Werk, zend. varstva
D. That, Werk.
10, goth. van-a-s mangelnd, fehlend, van-a n. Mangel, sskr.
üna (für vana) ermangelnd, woran etwas fehlt, zend. üna
f. Mangel. Vgl. ev-vt-g ermangelnd, beraubt (für fe-vc-g).
11. wanum, wanom glänzend, schön, sskr. väma schön (für
Yan-ma von van). Auch sskr. väma links verglichen mit
as. winis-tar links, beide von van, lässt auf eine alte
Ableitung von van im Sinne von väma „links" schliessen.
Winis- ist Comparativ, winis-ter wie lat. minis-ter, ma-
gis-ter, sinis-ter.
72. ahd. waskan, wuosk waschen, an. visk-r, nhd. Wisch,
sskr. unch, unchati wischen, zusammenfegen, pra-unch
verwischen (unch = varich = vansk).
'3. an. vinna vann ausrichten, bearbeiten, zufügen (Schaden,
Wunden), niedermachen, überwinden, goth. vinnan vann
leiden, as. winnan leiden, kämpfen, gewinnen, ahd. win-
nan sich mühen, toben, streiten, nhd. ge-winnen, ahd.
wini m. Freund, wän m. nhd. Wahn; sskr. van vanati,
vanoti, vanute gern haben, lieben; wünschen; erlangen,
gewinnen; bezwingen; verfügen über; petere, angreifen.
Nur im Deutschen ist sskr. van in seiner ganzen weit-
schichtigen Bedeutung erhalten.
74. goth. visan vas bleiben, weilen, sich befinden; sein nhd.
war, gewesen, sskr. vas vasati zend. vanhaiti wohnen,
weilen, bleiben. Sonst nur in Ableitungen.
75. ahd. wunsk m. Wunsch, sskr. värich, vänchati wünschen,
vänchA f. Wunsch. (Schmidt 15).
'6. goth. si nhd. sie, sskr. sya, syä, tyad, zend. hya-t.
(Schmidt 13).
'7. ahd. senwa, senawa, angl. sinew Sehne, Bogensehne, sskr.
snäva m. Sehne, Muskel, zend. gnäv-ya aus Sehnen be-
stehend. Von si binden. (Schmidt 12).
78. goth. skath-a n. Schaden, davon denominal skathan,
skoth schaden, sskr. kshata geschädigt n. Schaden, part.
pf. von kshan xrelvo).
^9- an. skjota skaut werfen, schiessen, skot n. Schuss; Bretter-
verschlag „Schutz", sküti die von einem überhängenden
Felsen gebildete Höhle „Vorsprung", skaut n. Ecke
48 I. Stellung der Slavoletten
Zipfel, Schooss, nhd. Schuss und Schutz (dasselbe Woi
sskr. skud skundati vorspringen. Sonst nur in lat. cau(
80. mhd. scherz Sprung, Hops, nhd. Scherz, scherzen, schirm
lustig springen, scherzen, sskr. kürd, kurdati spring
hüpfen. (Schmidt 11).
81. as. spöd, ahd. spuot f. 2 Gelingen, Erfolg, sskr. spl
f. Förderung, Gelingen, Glück; übrigens ags. spo^
(= 8]^6-jan) Erfolg haben = ksl. spej% spe-ti Erf(
haben = sskr. sphä^yati sich ausdehnen, schwellen, {
deihen.
82. ahd. sweiz (an. sveiti m.) nhd. Schweiss, sskr. sveda
zendp. Gl. qaedhem Schweiss; ahd. swizju ich schwi
= sskr. svidyämi (dagegen iöfü) == a/idt-jw). Als V(
auch im lett. swistu, swid-u, swis-t schwitzen, swidr-;
= idQo-g Schweiss. — Mit ahd. sweiz-jan nhd. schweiss
Metall schmelzen vgl. sskr. svidita geschmolzen, svedj
f. eiserne Platte, Pfanne.
Dieses Verzeichniss, durchaus nicht erschöpfend und i
nach dem mir zufäUig zu Gebote stehenden Material entworf
mag genügen, um zu zeigen, dass nicht, wie Schmidt w
nur 15 Wurzeln und Wörter im Deutschen sich finden, <
sonst nur in den arischen Sprachen vorkommen. Wir gel
nun, um den Leser selbst das Urtheil über die behaupt
nähere Verwandtschaft des slavolettischen Sprachschatzes i
dem arischen fäUen zu lassen, das Schmidt'sche Verzeichn
der slavolettisch-arischen Wörter, gemindert um einige i
allzu unsicher scheinende Zusammenstellungen, gemehrt i
einige andere, die nach den sonstigen Grundsätzen bei A
fassung des Verzeichnisses diesem zugefügt werden mussten.
1. lit. angli-s, ksl. %gli Kohle, sskr. augära m. n. (Schmidt
2. preuss. ape Fluss, apu-s Quelle, ^Brunnen, lit. upi-s
Fluss, Bach, sskr. ap, äp f. altpers. api Wasser.
3. lett. assin-s Blut, sskr. asan n. Blut (mit r sskr. as:
asrj n. eag^ lat. assir, assarätu-s). (Schmidt 2).
asan und asra sind nur Wechselthemen desselben Woi
wie yakan und yakart Leber.
4. lit. aszarä Thräne, sskr. a^rä n. vgl. a^ru zend. a^ra
(Schmidt 3).
zu Gennanen und Ariern. 49
5. ksl. oboj, lit. abeji beide, sskr. ubhaya beide. Auch goth.
b^oth-s beide setzt (baya-) voraus.
6. ksl. orü jener, zend. altpers. ava jener. Flectirt findet
sich das Pronomen in keiner anderen Sprache, wohl aber
in Ableitungen wie av-ri-Qy lat. au-t, au-tem (aber goth.
auk nhd. auch ist ntr. acc. eines Nomen auk Vermehrung
von aukan wie an. at auk zeigt) lat. ouIhs, ul-tra, ul-
timuHS beruht auf oulu-s aus ovuluns wie üllus aus önulus,
ille, ollus aus onulu-s, vgl. ksl. onü Ut. an-s jener.
(Schmidt 33).
7. lit. kada wann, tadä dann, serb. kada, tada (ksl. an deren
Stelle getreten kog-da, tog-da), sskr. kadä, tadä, zend.
kadha, tadha. (Schmidt 25).
8. lit. kdndu, k%s-ti beissen, ksl. k%sü Stück, Bissen, kq,sati
beissen, sskr. khäd-ati kauen, zerbeissen. (Schmidt 26).
In Ableitungen auch sonst nachzuweisen vgl. xvad-dXlfOy
xviod-covy xv(63-aXo'V, lat. ce-na (= ced-na) Mahlzeit.
9. lit. kartu-s bitter, barsch, ranzig von Geschmack, sskr.
katu scharf, beissend von Geschmack. (Schmidt 27).
Wohl zu kart schneiden.
10. preuss. kirsna-n schwarz, lit. Kirsna Name eines Flusses,
ksl. crrnü, sskr. krshna schwarz. (Schmidt 28.)
11. ksl. krükü, öech. krk, pol. kark Hals, Nacken, sskr.
krka m. Kehlkopf, krkäta n. Halsgelenk. (Schmidt 29.)
12. lit. ginu, gin-ti wehren, vertheidigen, genu, gin-ti Vieh
treiben, austreiben, genu gene-ti die Aeste am Baume
beschneiden, ksl. zen^ güna-ti treiben, vertreiben, ^£nj^
Jg-ti abmähen, emdten, sskr. han hanti schlagen, tödten,
zend. Jan schlagen, tödten, mit aipi verjagen, als Verbum
nur in diesen Sprachen erhalten, die Wz. noch in ahd.
gund, an. gunn-r, ags. güdh m. Kampf. (Schmidt 18).
13. lit. ges-tü, ges-ti, ksl. gas-n%ti erlöschen, ausgehen, lit.
gesyti, ksl. gasiti auslöschen trs., zend. zah erlöschen,
sskr. jas jasate erschöpft sein, jäsayati erschöpfen, aus-
löschen. (Schmidt 17).
Vielleicht auch im goth. qis-tjan verderben.
1^ ksl. gora Berg, sskr. giri m. zend. gairi m. Berg.
(Schmidt 19).
4
50 I. Btellung der SlavoletteD
.15. kßl, griva Mähne, grivina Halsband, sskr. griyä. Nacken
(Schmidt 19).
ksl, zoYft, züva-ti rufen, sskr. hu havate, zend. zu, za-
yaiti rufeij. (Schmidt 61.)
Pie Nummer ist zu streichen, da sich das Verb auch im
. Germanischen findet: an. geyja (= gau-ja) go (= gau
schimpfen, schmähen, bellen, godh-g4 Gotteslästerung.
16. ksl. taj adv. heimlich, zend. tayaac^. heimlich, verborgen
j .. t^ya Diebstahl, sskr. zend. täyu Dieb. (Schmidt 50).
Auch in Ti^-Ttj Beraubung, TrjTda)^ altirisch taid Dieb,
russ. ta0kati ziehen, schleppen, sskr. taskara Räuber, Dieb
(Schmidt 51).
Die Combination ist zu unsicher um mitgezählt zu werden
Das russ. Wort aus dem Deutschen? vgl. ahd. zascon rapere
17. preuss. tusna-n still, zend. tusna stille, zufrieden, tüsnä-
maiti stüler Sinn, sskr. tushnim adv. stille, schweigend
p;reuss. tuss-ise er schweige, ksl. tichü sanft, stüle, tuch
n%ti beruhigen, löschenj, sskr. tush tush-yati beruhigen
ksl. tüätJ leer, sskr. tucchya leer, öde, nichtig. (Schmidt 54)
■ Zu streichen wegen sskr. tüccha leer, zend. thwäsha de:
unendliche Raum, lat. tesqua n. pl. (tvesqua) Leere, Oede
18. tek% tes-ti laufen, fliessen, lit. tekü, teke-ti fliessen
laufen, aufgehen (von der Sonne), sskr. tak takati schiessen
' stürzen, besonders vom Fluge des Vogels, zend. ta<
laufen, eilen, fliessen, die Wz. noch in Tax-vg = sskr
taku-s Schmidt 52, und in ttJkw erdurjv zerfliessen.
ksl. tlükü Erklärung, Dolmetscher, sskr. tarka m. Vermu
thung , Erwägung , Speculation. (Schmidt 53).
- Zu unsicher.
lit. daiQa Volkslied (metrisches „Gesetz"), zend. daeni
Gesetz. Von Schmidt selbst als zweifelhaft bezeichnet
daina wird besser vom lett. di-t tanzen (dtviw) abgeleitet
19. preuss. dada-nMüch, sskr. dadhan, dadhi n. Milch. Voi
ähä saugen, vgl. Tir-d^o-g, Ti^-vr],
lit. düna Brot, sskr.dhänä-s f.pl. Getreidekömer (Schmii
16). Durchaus ungewiss; da sskr. dhänä jedenfalls z'
dhä, setzen (vgl. garbham dhä) gehört, so müsste ma-
lit. de erwarten.
20. ksl. düm% d^-ti blasen, sskr. dham dhamati blasen.
wx G^ermanen nad Ariern, ^%
Mit dem^ i38kr, eai^e dhmäpaya, aor. adiclhiuapat if^rgl^i-
che lit. dump-ti Feuer anblasen, mhd. dimpfen, dampf,
rauchen, iihd. Dampf, dampfen.
21. lit. degu brenne, ksl. zeg% brenne, eiskr. da^h ^ahati
zend« daz dazaiti brennen. Nur in diesen Sprachen ^
Yerbum. Sehmidt 13. Als Basis sicher im germitnischen
daga- Tag.
lit. dena trächtig (von Kühen, Stuten und anderen Thi^ren).
Ne8s; sakr. dhenä milchende Kuh. (Schmidtl 4)- 3^en^-
lioh, trot» der Schreibung e, wird de-na zu lit. 4ö4i gehö-
ren, wie pinn-dely-s zuerst kalbende Kuh, ksl. dß-t? I^der,
lat. fe-tu-s zu sskr. garbham dhä empfangen , g^b^en.
%, ksl. desfnü dexter, Ut desi^ine recl^te ^and, ^skr. dak^-
bi^a, zend. daßhiii^ dexter, in den übrigen Spr^ohen mit
anderen Su£5xen. (Schmidt 45).
23. lit. pauta-s Ei, Hode, £fskr« pota ni. Thierjunges. (Schmidt 35.)
Dazu sskr, putra Kind, Sohn, lat. putu-s, pullu-3 (^ p^t-
lu*^) besonders junger Vogel, putillufif, ksl. püta, f, junger
Vogel, lit. put, put Lockruf für Küchlein, putytins =
ksL^pütistl kleiner Vogel und so weiter, Das deutsche
put, put, womit man Hühner lockt und Put-hühncl^en ypn
den östlichen Nachbdxen entlehnt?
24. lit. päskui praep. nach, paskui ady. nachher, pasku-tini-s
der letzte, sskr. pagca der hintere, altpers. pagä hinter,
pa^äya nachher, zend. pagkät abl., p^^ca. Schifiidt 34.
In lat. pos-t, Ttv-jAOTo-g der letzte, 7tvw6-g lacon. ^qv^
vo-g der Hintere liegt nur das einfache pasr,
25. ksl, pis% pisati schreiben (preuss. peisäton scriptum sla-
visches Lehnwort), altpers. ni-pis schreiben, niy-api£f^^
ich schrieb; in dieser Bedeutung findet sich die Wurzel
(pis =? lat. pinserß reiben, stampfen) sonst nirgends.
(Schmidt 39).
^* kßl. pena, preuss. spoayno Schaum, sskr. phena m. Schaum
(Schmidt 36). Vgl. ahd. feim m. engl, fpam, nhd. Feim
und lat. spüma (=s spoima) Schaum.
^7. l^tt. pelawans, pelur Spreu, lit. pelu-s Spreu, preuss.
pelwQ f. Spreu, ksl. pleva t Spreu, sskr. pal&ya zu. Spreu.
Vgl «skr. pala, paläla m. Stroh, lat. palea f. Spreu,
frfous. paille Stroh, und lit. pela-i pl. m. Spreu.
4*
69 L Stellung der Slavoletton
28/ ksl. p^sükü Sand, sskr. pd^nisu, p4&^, pä&suka m. Sai
Staub, zend. pä^nu Staub.
29. lit. petu-s pl. t. Mittagszeit, Mittagsmahlzeit, zend. arei
pitu, ra-pithwa Mittag, sskr. pitu m. Nahrung. (Schmidt ä
80. ksl. prfvü, prüvü der erste, sskr. pürva der frühere, v(
dei*e, altpers. paruva der frühere, zend paourva d
frühere, vordere. (Schmidt 40). Vielleicht gehört go'
fratujan- Herr hierher.
31. lit. bä4ma-ö grosse Menge, sskr. bahu viel, armenis
bazüm viel. (Schmidt 6). Die Wurzel kommt auch soi
vor, vgl. engl, big, ahd. pigo Haufen (und itaxv-g? ssl
bahula dick).
82. lit. bangä f. Welle, sskr. bhanga m. Bruch, Wel
(Schmidt 5). Von Wz. sskr. bhanj brechen, altiris
com-bong frangere, mit nahe liegender Uebertragui
vgl. deutsch „Brecher" = Welle.
83. preuss. balsini-s Kissen, po-balso Pfuhl, sskr. upa-barha
Kissen, upa-barhana n. Decke, Polster, barhis Opferstn
zend. barezis Decke, Matte. (Schmidt 4). Wegen des 1 vii
leicht besser zunächst zum german. belgan, balg echwellc
34. Ht. brj6ti-8, preuss. biä-twei, ksl. bojati sg sich furchte
sskr. bhi bhayate sich fürchten, zend. bi bayaiti e
schrecken. (Schmidt 8).
35. lit. buli-s f. Hinterbacke, öskr. buli f. weibliche Schai
After, ka-buli f. After.
36. ksl. bezu ohne, praep. c. gen. lit. be, preuss. bhe, le
bes ohne, sskr. bahis draussen, ausserhalb von (ab
bähya aussen befindUch. (Schmidt 7).
'37. ksl. bogü Grott, sskr. bhaga Brotherr, Herr (von d
Göttern), nom. propr. eines der äditya, zend. bagl
altpers. baga Gott, phrygisch Zeug Bayalog. (Schmidt i
38. ksl. (bogü) Reichthum in dem Namen des Sonnengott
Dazdi-bogü (gieb Reichthum), ne-bogü arm, unglücklic
u-bogü dass. bogatü reich (lit. nabagas, ubagas, bagot
entlehnt), sskr. bhaga m. Wohlstand, Glück. (Schmidt 1(
39. ksl. bronü falb, weisslich, zur Bezeichnung weisser Pferc
öech. br&na Schimmel (Pferd), sskr. bradhna röthli-
gelb oder falb, besonders als Farbe des Pferdes. (Schmidt 1 :
40. lit. marsza-s das Vergössen, mirsz-tu, mirsz^ti vergesse
zu Germanen uud.Aäörn. 53
89kr. marsh mrsh-yati vergeesen, geduldig ertragen (mirshä
adv. umsonst, 'vergebens; irrig, unwahr ygl. mit goth.
marz-jan ärgern.)
41. ksl. mudü (= madü) langsam, sskr. mända langsam.
(Schmidt 32). Sonstige Reflexe der Wz. mad mand
hemmen (dovö-akog Siegel, ftdvd-qa rr= sskr. mandurä
Hürde, lat. menda = sskr. mindä Fehler, Gebrechen,
mendicuHS, germanisch mota, motjan und so weiter,
ksl. mozgü Mark, sskr. majjan m. majjä, majjas n. Mark
ist zu streichen, da as. marg, ahd. maro, nhxL Maik da-
von nicht zu trennen ist. Mit zend. merezu ist das deut-
. sehe Wort nicht zu combiniren, denn merezu heisat Mark
= Grenze, fines und entspricht deni deutschen Mark «(Mark-
graf, Feid-mark) in diesem Sinne. i •■
42. ksl. jazmo Vliess, Fell, ksl. ajina n. Vliess^ Fell* Nahe
verwandt ksl. jagn§ Lanun, lat. agnu-s, dfxvo-^ (== äßvo-g)
altirisch uan. Lamm (eigentlich ^,Vliess'').
ksl. jave offenbar, lit. ovije im Wachen, sskr. zend. ävis
offenbar {Schmidt 21) weisen nicht nothwendig auf eine
identische Grundform undWz. av in der Bedeutung wahr-
nehmen auch in df-LO), dto) hören, aea-^avca . merken,
europ. ausi'S Ohr und so fort.
13. ksl. jüda-s schwBTz (j-üda-s), sskr.^^ndha blind. und Bei-
wort der Finsterniss. (Schinidt 24)* . .
14. ksi. j§dro nucleus, testiculus, sskr. anda ii^ Ei, Hode.
(Schmidt 22). Wahrscheinlich auch im sskr. sändra
^sa-andra) kernig = äögo-g kernig, reif (d'avdQO-g =
ccvSqo = aÖQo) und dann zu streichen. Gleidien Sjtammes
dd-iv6-g. dicht.
ksl. jgzykü, preuss. insuwis Zunge, lit. lezuvi-s (mit An-
lehnung an lez lecken), ältpers. izAtam linguam, zend.
hizva f. hizu m. Zunge können von sskr. •jihv&, juhü f.
lat. dingua, lingua, goth. tuggon-, altirisch tenge Zunge
unmöglich abgetrennt werden.
Die Verstümmelung auf lettoslavischem Gebietfe zu inzu-
(wie lit. ilga-8 =? ksl. dlügü (JoA^xog)' entspricht auch
nicht völlig der eranischen zu izva, izu; die Nasalirung
des Worts ist allen europäischen Sprachen eigen;, findet
sichabw nicht im Arischen.
1 1 • •
54 L BtelloAg der Siayoletten
4ö. ks|. radi ptuepos. c. gen. wegen, altpers. avahya-rä.
desswegen (Sdimidt 41), neupersisch rä wegen. Altp<
rd.diy ist nach Spiegel loc. eines Nomens r&d ,,Rat!
welches im neupersisdien rdi consilium noch erhalten i
dieses Nomen ist identisch mit ahd. rät, nhd. Rath. I
nähere Berührung des Slayischen mit dem Persischen I;
steht also bloss darin, dass nur in diesen beiden Sprach
der Locativ eines den Germanen mit den Eraniem g
meinsamen Wortes „rädha Rath*^^ als Praeposition im Sin:
von „wegen^^ verwendet wird; man sieht, die €ongrae:
ist nicht weit her.
46. kri. ratif Kampf, reti Streit^ sskr. rti f. Angriff, Streit, zes
paiti-ereti f. Bestürmung. (Schmidt 42). Vonar, wov
in mehreren Sprachen Worte für Kampf und Streit.
47. lit. laukaHB Feld, das Freie im Gegensatz zum HaBi
lauke draussen, laükan hinaus, Ted. loka m. freier Raii
das Freie; lat. lücu-s, ahd. loh liegen begrifSich wei
ab. (Schmidt 30). Letzteres ist zuzugeben, dock ist <
B^nff Tom niederdeutschen lö (unbebautes Land, Bru
BuschwaH). so weitschiditig, dass er fast an den des
iKulca-s h^anreicht.
48. lit. visa-s, ksl. vlsl, in Branchen Casus liegt aber Hsü
Grutide, altpers. Vi^, «eitd. vigpa =r sskt. Yi$v^
jeder. (Schmidt Ö8). Lit. s statt sz bedenklidti.
49. lit. vedu, vesti führen, heirathen vom Manne, ved
Freiefr, Bräutigam, preuss. wedde er führtiB, irf. w
k«l. Yed%, vesti fahren, heirathen, ne-vesta Braut, ze
upa-vA;dhayaeta er möge heirathen, v4dhayeiti ^r fül
vadhrya heirathsfähig, sskr. vadhü Braut, junge Ehefi
vadhüyu heirathslustig, vadhü-mant mit Zugthieren
spannt, zum Ziehen tauglich. (Schmidt 55).
Die Uebereinstimmung in diesem Verb zwischen Slavoletti
und Arisch ist allerdixkgs schlagend; die Wurzel ist a
sonst nachzuweisen im intrans. lat. vadere gehegok, vadi
Fürth, german. vadan geben, vada- Fürth „Watt".
50. lit. veja-s Wind, zend. vaya m. Luft (zend. vayu = »
v&yu m. Wind, Luft.) (Schmidt 56). Auf dieses
sammentreffien ist kein Gewicht zu legen, bedeutender
das Stimmen von ksl. vej% ich wehe mit goth. vaian, s
za Germanen und Ariern. ;55
waejen (sskr. v&yati gilt für vä, matt, müde werden).
51. lit, veszpatifi Herr, preuss. waispattin acc. Hatsfrau, sskr.
Tifpati, zend. vi^paiti Hausheir, Gemeindehäupt. (Schjnidt
57). In einer Composition mit -pati stimmt .auch lat.
hospet- mit ksl. goapodl.
52. ksl. vraska Runzel, nslov. vresk^noti rumpi, sskr. var^c
aü abhauen, zerschneiden, vraska Schnitt (Schmidt 59),
vrask neben vark (fQrjy-vvfuv) wird sich vielleicht aucji
sonst nachweisen lassen.
53. ksl. vrüsti und vrusta f. Befinden, Zustand, Lage, Alter;
sdbr. vrtta n. vrtti f. Befinden, Benehmen, Zustand, Lage.
. Das Zusammentreffen scheint mir aufbebenswei1;h«
54. ksl. jSftku surculus, sskr. (anku m. Stamm, Pfahl. ; (Schmidt
43). Vgl. szaka, szeka.
55. ksl. sivu, preuss. sywa-n grau, lit. szyva^s grau, schimmelig,
sskr. 5yava dunkelfarbig, zend. $yäva schwarz. (Schmidt
44). Vgl. ags. haeven blau (?)
56. lit. sü mit, preuss. sen, ksL sq.-, su-, sü, zend. ham, hem,
sskr, spjn; nur in diesen Sprachen ist ursprachl. säm. als
selbständiges W4;>rt und in Zusammensetzung mit Vtifirben
erhalten, Ableitungen der Grundform sama- u. ^. finden
sich in allen Sprachen. (Schmidt 46).
Griechisch a- mit Nomen verbunden ist wohl auch = ojm*,
aa^-, vgl. aXoxo-g = ksl. si|logü consors tori (nach; Les-
kien), wogegen I-, o-, o- =: sa sein wird.
57. ksl. suka (sv%-ka) Hündin, medisch artdxa ri/v nvva xa-
liovai Mrjdoc Hdt. 1, 110, zend. §paka (cpan+ka) hündsi-
artig. (S^midt 46).
Im Germanischen ist eine Ableitung mit -da herrschend
geworden: hun-da- m. Hund.
58. lit. skaityti zahlen, lesen, ksl. öit% öisti zählen, lesen;
beobachten, ehren, sskr. cit ciketti wahmeihmen, Acht
haben (Schmidt 45). Hat allerlei Bedenken: lit. .skewit
und ksL cisti zählen, lesen meiner Ansicht. nach zu sakr.
d sammeln, schichten (lit. skin-ti pflücken, sskr. ap'a-ci
leaen, pflücken), dagegen ksl. öisti wahrnehmen, Ajoht
haben allerdings ?u sskr.. cit ciketti.. ■.-,■,.. ,
59. ksl. avgtu, üt. szventa-s, zend. 9penta.. heilig. Mit dem
veijwftndten sslg:. gvätra heilige Handlung (^van-tra) ist
56 I. Stellung der Slavoletten
goth. himsla- Opfer identisch, falls das germanische Su/
fix Hsla dem ursprachl. tra gleichzusetzen ist.
60. lit. szakä Zweig, sskr. qäkhk Zweig. Vgl. s%kü. (Schmidt
49). Auch wohl im lat. c&-ja = cac-ja Prügel.
61. lit. szalu, szal-ti frieren, szaltans kalt, ksl. slota f. Win-
ter, zend. ^areta kalt, sskr. 9i(ira kalt.
62. lit. szekaHB Grünfutter, sskr. 5äka m. Kraut, Grünes.
63. lit. szema-8 blaugrau, sskr. 9yä,ma blau, grün, schwarz.
64. lit. szveiczü, szveisti glänzend machen , putzen, pa-szvinta
der Tag bricht an, ksl. sviteti, svitati glänzen, leuchten,
svStü Licht, sskr. 9vit 9vetate weiss sein, 9veta weiss.
(Schmidt IV, 14). Aber goth. hveit-s gehört zu sskr.
$vlnd weiss sein (auch gallisch vindo- weia» für cvindo?)
65. Ut. zada-s Sprache, Rede, Äodins Wort, Äade-ti verspre-
chen, sskr. gad, gadati sprechen, gada-s Rede, Spruch.
(Schmidt 60). Goth. qath sprechen beruht auf ursprchl
gat, beide Verba gehen auf ga (sskr. gä singen).
Das wären etwa diejenigen Wurzeln und Wörter, welche
sich bisher nur im Slayolettischen und im Arischen habei
nachweisen lassen. Die Billigkeit erfordert einzugestehen, da«
dieses vorstehende Verzeichniss ebenso sehr einer Erweite
rung fähig ist, als das der germanisch-arischen Wörter. &
muss, wie mir scheint, lettisch jumi-s (= jumja-s) Doppel
frucht, mit sskr. yama, yamya Zwilling zusammengestellt wer
den, lett. jum-ti Dachdecken, jum-ta-s Dach, pa-jumta-s Ob
dach = ksl. po-jata f. Dach, Obdach ist mit sskr. yam ?
combiniren, welches mit 9arma, chadis, varütham verbünde
bedeutet „über Jemand ein Obdach erheben, halten", ksl. rud
f. Metall (eigentlich Kupfer, Erz) ist = sskr. loha (röthlicl
Rotherz, Kupfer, später Eisen und Metall überhaupt. Allei
eben diese letzte Zusammenstellung ksl. ruda = sskr. loha Ix
weist für einen näheren Zusammenhang der Slavoletten un
Arier gar nichts, denn da das Urvolk das Gold als das gell
(sskr. h4ta-ka Gold, harita gelblich = ksl. zlato Gold, zlül
gelb = goth. gultha- Gold), das Silber als das weisse (ssi
rajata weisslich n. Silber = agyer-y aqyfjt" weisslich = b
argentu-m Silber) benannten, so werden sie auch höchst wal
scheinlich das Kupfer als das rothe (sskr. loha roth m. n. S
pfer, Metall = ksL ruda Metall = goth. raud-a-s roth) 1
zn Gennanen und Ariern. 57
haben. Ueberhaupt kann ich im ganzen, eben gegebe-
erzeichnisse durchaus keinen Beweis für ein näheres Yer^
schaftsyerhältniss der Slavoletten und Arier entdecken,
die Zahl der germanisch-arischen Wörter ist sicherlich
gross — auf den Ueberschuss, den unser Yerzeichniss
st, will ich gar kein Gewicht legen — und unter diesen
im Deutschen und Arischen eigenen Wörtern sind ebenso
lle und culturhistorisch bedeutende. So wird ksl. bogü
=r zend. bagha Gott durch das germanische ansu-^ 6t>tt
i. ahn 'Herr, ksl. sv§tü heilig = zend. 9penta heilig
goth. hunsla*- Opfer = sskr. 97ä,tra völlig aufgewogen,
lit. szvit, Reflex des sskr. (vit weiss sein, liegt goth.
Reflex des sskr. 9Yid weiss seüi, ahd. mana Mähne ne-
ikr. manjä Nacken ist ebenso bedeutsam als die Glei-
ksl. griva Mähne = sskr. grivä Nacken, und so wiegt
eine germanisch-arische Entsprechung eine slayolettisch-
1 auf, so dass sich als Resultat eine gleichinnige Berüh-
es germanischen und slavolettischen Sprachschatzes mit
er arischen Sprachen ergiebt. Nur eine slavisch-arische
mg scheint wirklich für eine höhere gemeinsame Gultur-
dung Yon Ariern und Slayoletten zu sprechen, das ist
li-pis schreiben = ksl. pisi-ti schreiben. Allein, weil
Srleichung zu viel beweisen würde, beweist sie nichts,
ver woUte den Besitz der edlen Schreibkunst bei Ariern
aven in eine so ferne Periode sprachlichen Zusammen-
beider Völker zurückdatiren? Hier scheint mir eine
be Möghchkeit : entweder haben die Slaven die Kenntniss
hreibkunst etwa durch die Scythen (deren eranischer
:ter nach den äusserst scharfsinnigen Deutungen scythi-
^amen von Müllenhoff nicht imwahrscheinlioh ist) ivon
ersem mitsammt dem persischen Worte für schreiben
it, oder aber pers. ni-^pis imd ksl. pisi-ti sind gar nicht
3h, sondern ni-pis ist die Wurzel pis, lat. pinsere.rei-
ampfen, slavisch pis aber das arische pig ausschneiden,
putzen, das auch im slavischen pfo-trü bunt, ahd. feh
rcoiKilo-^ = sskr. pe^ala vorliegt. Der TJebergang von
1, welcher für ursprüngliches pis beweisen würde, ist
Qschen picha-ti stampfen nur für pis im Sinne von pin-
licht für pis schreiben nachzuweisen.
58 L Stellung der Blayoletten
Um erkennen zu lassen, mit welcher Umsieht Joh. Sdbmiit
alle die Momente zusammengefasst, welche auf eine nähere Be-
rührung der Slavoletten mit den Ariern zu weisen sdtieiiieD,
gebe ich zum Schluss in bunter Folge die Yon ibTn geltend ge-
machten Gründe, welche bis jetzt noch nicht ihre Erledigung
gefunden haben.
S. 9. 10 hebt er*heryor, dass nur das Slavolettische den
nom. du. der u-Stämme, sowie den nom. du. der femininen ^
Stämme dem Arischen conform bilde: lit. sunü, ksl. syny m
8skr. sünü, lit. ranki, ksl, r^ce wie sskr. a^ye die beiden Sta-
ten. Sollte dieser bereitwillig anzuerkennenden Gleichbildung
irgend ein Gewicht beizulegen sein, so musste zugleich nadr
gewiesen werden, dass in diesem selben Punkte, wo Slavoleir
taä' und Arier sich näher berühren, beide sich von den GerK
manen entfernen. Dieser Nachweis ist aber nicht zu fuhren^
weil im Deutschen bekanntlich bis auf Spuren im Pronomen
der Dual erloschen ist, also gar nicht anzugeben ist^ wie tkt
noch im Besitz des Duals, die entsprechenden Formen gebilr
det haben. Dasselbe trifft auf die von Schmidt S. 13 betonte
Uebereinstimmung der Lettoslaven mit den Ariern und ande*
Ten europäisdien Sprachen im instr. sg. auf urspi^l.-bhi, plni.
aruf ursprijmgl. -bhis, loc. pl. auf ursprüngL -sva, in dei: Klr
düng des einfachen und zusammengesetzten Aorists, des Futor
iiuf ursprüngl. -i^ämi, des part. pf. act. auf «vans, des Supl-
nums auf . -tum. Alle diese Bildungen sind im Germanische
entweder völlig oder bis auf geringe Spuren eingebüsst, dib sie
aber auch sonst bei asiatischen und euix>päischen Indogerm^
nen sich vorfinden, müssen sie auch die Germanen in irgend
einer Periqide ebenfalls besessen haben; die Differenz zwischen
dem Germanischen und Slavischen, durch Verlust auf der ei-
nen. Festhalten auf der andern Seite bewirkt, ist also ijedeiQr
falls erst in einer späteren Zeit ^- wann, wissen wir nicht —
eingetreten, kann also für eine ursprüngliche Verschiedienheiit
zwischen Germanen und Slavoletten gar nicht ins Feld geführt
werden; denn der Anhänger der von Schmidt bekämpfteu Theo-
rie yom Spradhenstammbaum vrird sofort sagen:, in der 25eit
der slavodeutschen Sprachemheit besass man no^ch alle diese
Formen, als die Sprachen sich geschieden hatten, büssten die
zu Germanen und Ariern. 59
Gennauen Vieles ein, was die von ihnen gesonderten Slayolet-
tesi ooDservirt haben.
Weiterhin wird dann auf die Bedeutsamkeit des nur den Ariern
and Slayoletten gemeinsamen Besitzes mancher, darunter auch
enltorgeschichtlich bedeutsamer Wörter hingewiesen. So das
Zusammentreffen in dem Gottesnamen: sskr. bogü — zend.
bagha Gott. Dabei wird auch als bedeutsam darauf hingewie*
sen, dacfi nur den Slayoletten und Eraniem der indogermani-
sche Gott Dyaus patar yerloren gegangen sei. Mir scheint
-dieser gemeinsame Mangel nicht yiel zu bedeuten. Bei dem
vxäligen Umsturz des alten Glaubens durch Zarathustra wur-
den nur wenige alte Yolksgötter in die neue Lehre recipirt,
die übrigen Daiya wurden daeya, indra und näonhaithyä (=rr
sskr. nteatya) sind uns nur als Namen yon Erzteufeln bekannt.
Da nun. aber der alte „Vater Himmel^^ unmöglich zum Teufel
lierabgedrüdkt werden konnte, so blieb nur übrig, ihn still-
sdiweigend zu beseitigen, wie denn auch geschehen. - Man
sieht hieraus, dass der Untergang des alten Dyausdienstes
fiddi. yöllig genügend aus der religiösen Entwicklung der Eranier
erklären lässt, und mit der Einbusse des Dyaus bei den Sla-
Videtten durchaus nicht zusammenzuhängen braucht.
Ebensowenig wie hier das {Fehlen eines alten bedeutsamen
^orts bei Slayoletten und Eraniem diese beiden Yölkergrup-
Ptt KU einer innigeren Einheit yerknüpft, yermag der beiden
gemeinsaine Besitz dieses oder jenes irgendwie interessanten
Portes ihren nähren Zusammenhang zu begründen. Es giebt
oben keine Sprache Europas, die nicht einige Reflexe arischer
Bfldungen entbiete, die bei allen anderen Europäern nicht
vorhanden sind. So wird doch wohl Niemand die Kelten im
\erdaoht einer besonders nahen Verwandtschaft mit den Ariern
Ittben, trotz dem findet sich nur dort das arische su- wohl-,
gaU, nur dort der Reflex der sskr. Femininformen tiaras drei
und «atasras yier (im altirischen teora f. drei, cetheora f. yier),
»r dort eine Anzahl suffixal merkwürdiger arischer Bildungen
^e altirisch ithemair pl. gefrässig = sskr. admara gefrässig
«nd andere. AUe solche oft auf den ersten Blick befremdliche
Co&oordanzen lösen sich durch die yon Schmidt meines Er-
stens mcht erschütterte Hypothese (mehr ist sie für mich
sliordings nicht), dass das indogermanische Uryolk einje erste
1
50 I* Btellung der SlavoIetteD
. 16. kßl. griva Mähne, grivina Halsband, sskr. grivä Nacken.
(Schmidt 19).
ksl, zovft, züva-ti rufen, sskr. hu havate, zend. zu, aa-
. ,. yaiti rufeij. (Schmidt 61.)
. I)ie Nummer ist zu streichen, da sich das Verb auch im
M Germanischen findet: an. geyja (= gau-ja) go (= gau)
schimpfen, schmähen, bellen, godh-g4 Gotteslästerung.
16. ksl. taj adv. heimlich, zend. tayaac^. heimlich, verborgen,
. . t^ya Diebstahl, sskr. zend. täyu Dieb. (Schmidt 50).
Auch in ti^-ttj Beraubung, TrjTdw, altirisch taid Dieb,
russ. taskati ziehen, schleppen, sskr. taskara Räuber, Dieb.
(Schmidt 51).
Die Combination ist zu unsicher um mitgezählt zu werden.
Das russ. Wort aus dem Deutschen? vgl. ahd. zascon rapere.
17. preuss. tusna-n stiU, zend. tusna stille, zufrieden, tüsnä-
maiti stüler Sinn, sskr. tüshnim adv. stille, schweigend,
p;reuss. tuss-ise er schweige, ksl. tichü sanft, stüle, tuch-
n%ti beruhigen, löschen], sskr. tush tush-yati beruhigen.
'' ksl.tüätJ leer, sskr.tucchya leer, öde, nichtig. (Schmidt 54).
- Zu streichen wegen sskr. tüccha leer, zend. thwäsha der
unendliche Raum, lat. tesqua n. pl. (tvesqua) Leere, Oede.
18. tekq, tes-ti laufen, fliessen, lit. tekü, teke-ti fliessen,
laufen, aufgehen (von der Sonne), sskr. tak takati schiessen,
' stürzen, besonders vom Fluge des Vogels, zend. tac
laufen, eilen, fliessen, die Wz. noch in rax-vg = sskr.
taku-s Schmidt 52, und in ttJtko hoKrjv zerfliessen.
ksl. tlükü Erklärung, Dolmetscher, sskr. tarka m. Vermu-
läiung , Erwägung , Speculation. (Schmidt 53).
Zu unsicher.
lit. daina Volkslied (metrisches „Gesetz"), zend. daena
Gfesetz. Von Schmidt selbst als zweifelhaft bezeichnet,
daina wird besser vom lett. di-t tanzen {öiviw) abgeleitet.
19. preuss. dada-n Milch, sskr. dadhan, dadhi n. Milch. Von
ähk saugen, vgl. Tcr-d^o^g, Tidrj-vrj.
lit. düna Brot, sskr. dhänä-s f.pl. Getreidekömer (Schmidt
16). Durchaus ungewiss; da sskr. dhänä, jedenfalls zu
dhä setzen (vgl. garbham dhä) gehört, so müsste man
lit de erwarten.
20. ksl. düm% d%-ti blasen, sskr. dham dhamati blasen.
sa G^ermanen und Ariern, ^^
Mit dem^ askr, eai^e dhmäpaya, aor. adiclhiuapat v^rgl^i-
che lit. dump-ti Feuer anblasen, mhd. dimpfea, dampf,
rauchen, nbd- Dwxpf, dampfen.
21. lit. degu brenne, ksl. £eg% brenne, qskr. da^h ^ahati
zend, daz dazaiti brennen. Nur in diesen Sprachen ^
Yerbum. Schmidt 13. Als Basis sicher im germ^bnischen
claga- Tag.
Kt. dena trächtig (von Kühen, Stuten und anderen Thieren).
Ness ; sakr. dhenä müchende Kuh. (Schmidtl 4)- 6^en)c-
lioh, trots; der Schreibung e, wird de*na zu lit. ^e-r^i gehö-
ren, wie pin»-dely-8 zuerst kalbende Kuh, ksl. d$-t| I^der,
lat. fe-tu-s zu sskr. garbham dhä empfangen, g^b^en.
%, ksl. desfnü dexter, Ut deszine recl^te ^a^d, ^skr. daks-
bioa, zend. daahina dexter, in den übrigen Spr^^ohen mit
Anderen Suffixen. (Schmidt 45).
23. lit. pautans Ei, Hode, gfskr« pota m. Thierjunges. (Schmidt 35.)
Dazu sskr. putra Kind, Sohn, lat. puturg, pullu-3 (^ p^t-
lu-^ö) besonders junger Vogel, putillw, ksl. pü^ f, junger
Vogel, lit. put, put Lockruf für Küchlein, putyti-s =
ksl. »pütistl kleiner Vogel uud so weiter. Das deutsche
put, put, womit man Hühner lockt und Put-^hülpacl^en ypn
den östlicben Nachbaxen entlehnt?
24. ht. paskui praep. nach, pasküi adv. nachher, pasku-tini-s
der letzte, sskr. pagca der hintere, altpers. pa^ä hinter,
pagäva nachher, zend. pagkät abl., p^ca. Schifiidt 34.
In lat. pos-t, Ttv-jAOTO-g der letzte, Ttvwo-g lacon. n;qp^
vo-g der Hintere liegt nur das einfache pasr.
25. ksl, pis% pisati schreiben (preuss. peis&ton Sfcriptum sla-
visches Lehnwort), altpers. ni-pis schreiben, niy-apis«^
ich schrieb; in dieser Bedeutung findet sich die Wurzel
(pis =: lat. pinserß reiben, stampfen) sonst uirgends.
(Schmidt 39).
*^* kßl. pena, preuss. spoayno Schaum, sskr. phena m. Schaum
(Schmidt 36). Vg][. al^d. feim m. engl, fpam, nhd. Feim
und lat. spüma (==: spoima) Schaum.
^^* lett. pelawans, pelu- Spreu, lit. pelu-s Spreu, preuss.
pelwQ f. Spreu, ksl. pleva f* Spreu, sskr. pal&ya jß. Spreu.
Vgl. sskr. pala, paläla m. Stroh, lat. palea f. Spreu,
franz. paille Stroh, und Ut.. pela-i pl. m. Spreu.
4*
&4 L BtelloAg der Siavoletten
46. ks|. radi praepos. c. gen. wegen, altpers. avab^a-räd
desswegen (Schmidt 41), neupersisch rk wegen. Altpei
rädiy ist nach Spiegel loc. eines Nomens r&d „Rath
welches im neupersischen räi consilium noch erhalten h
dieses Nomen ist identisch mit ahd. r4t, nhd. Rath. E
nähere Berührung des Slawischen mit dem Persischen b
steht also bloss darin, dass nur in diesen beiden Sprachi
der Locativ eines den Germanen mit den Eraniem g
meinsamen Wortes „rd^dha Rath" als Praeposition im Sini
voll „wegen" verwendet wird; man sieht, die Congrue
ist nicht weit her.
'46. ksl. ratif Kampf, retl Streit^ sskr. rti f. Angriff, Streit, zer
paiti-ereti f. Bestürmung. (Schmidt 42). Von ar , wovi
in mehreren Sprachen Worte für Kampf und Streit.
47. lit. laukaHs Feld, das Freie im Gegensatz zum HaU!
lauke draussen, laukan hinaus, yed. loka m. freier Raui
das Freie; lat. lucu-s, ahd. loh li^en begrifflich weit
ab. (Schmidt 30). Letzteres ist zuzugeben^ doch ist d
Begriff vom niederdeutschen 16 (unbebautes Land, Bruc
BuschwaM). so weitschiditig, dass er fast an den des I
iaukans h^anreicht.
48. lit. visa-s, ksl. vlsi, in Branchen Casus liegt aber visü :
Grujid», altpers. vi^a, -zend. vigpa =: sskt. vig^ a
jeder. (Schmidt 58). Lit. s statt sz bedenklich.
49. lit. vedü, vesti fuhren, heirathen Vom Manne, vedy
Freie(r, Bräutigam , preuss. wedde er führtiB, inf. we«
kisl. vedq,, vesti fahren, heirathen, ne-vesta Braut, zen
upa-viUlhayaeta er möge heirathen, v4dhayeiti "^r fük
vadhrya heirathsfähig, sskr. vadhü Braut, junge E3iefra
vadhüyu heirathslustig, vadhü-mant mit Zugthieren b
spannt, zum Ziehen tauglich. (Schmidt 55).
Die Uebereinstimmung in diesem Verb zwischen Slavolettis*
und Ainsch ist allerdings schlagend; die Wurzel ist au<
sonst nachzuweisen im intrans. lat. vadere gehen,, vadu-
Furth, german. vadan gehen, vada- Fürth „Watt".
50. lit. veja-8 Wind, zend. vaya m. Luft (zend. vayu = ssl^
v&yu m. Wind, Luft.) (Schmidt 56). Auf dieses Z
sammentreffen ist kein Gewicht zu legen , bedeutender i
das Stimmen von ksl. v^% ich wehe mit goth. vaian, ah
zu Germanen nn4 Ariern. .55
waejen (sskr. v&yati gilt für vä matt, müde werden).
51. lit. veszpatis Herr, preuss. waispattuLaoc. Hatisfrau, sskr.
TiQpatif zend. vigpaiti Hausherr, Gemeiudehäupt. (Schmidt
57). la einer CompositiDn mit -pati stimmt .fbuch lat.
hosp^- mit ksL go^podX.
52. ksl. vraska Bunzel, nslov. vresk-noti rumpi, sskr, vargc
ati abhauen, zerschneiden, vraska Schnitt (Schmidt 59),
vrask neben vark (j^Qrjy-vvfn) wird sich vielleidit aucji
sonst nachweisen lassen.
63. ksl. vrü&ti und vrüsta f. Befinden, Zustand, Liage, Alter;
s^. vrtta n. vrtti f. Befinden, Benehmen, Zustand, Lage.
. Das Zusammentreffep scheint mir aufhebenswertL,
54. ksl. B^kü surculus, sskr. (anku m. Stamm, Pfahl. : (Schmidt
43). Vgl. szaka, szeka.
65, ksl. sivü, preuss. sywa-n grau, lit. szyva^s grau, schimmelig,
sskr. 5y&va dunkelfa»rbig, zend. ^yäva schwarz. (Schmidt
44). Vgl. ags. Imeven blau (?) .:
66. Ut. SU mit, preu$6. sen, ksL sQ;-, su-, sü, zend. harn, hem,
sskr, sam; nur in diesen Sprachen ist ursprachl. säm -als
selbständiges Wprt und in Zusammensetzung mit Yerben
erhalten, Ableitungen der Grundform sama- u. ä. finden
sich in allen Sprachen. (Schmidt 46).
Griechisch a- mit Nomen verbunden ist wohl auch = a^*,
aaf4,-g vgl. aXoxo-g = ksl. s§;logü consors tori (nach Les-
Hen), wogegen I-, o-, o- = sa sein wird*
57. ksl. suka (flv%-ka) Hündin, modisch dnana zi/v xvvot xo-
leovai Mfjdot Hdt. 1, 110, zend. §paka (cpan+ka) hündsr-
artig. (Schmidt 46).
Im Germanischen ist eine Ableitung mit -da herrschend
geworden : hun-da- m. Hund.
58. ht. skaityti zählen, lesen, ksl. öit% fiisti zählen, lesen;
beobachten, ehren, sskr. cit ciketti .wahrnehmen, Acht
haben (Schmidt 45). Hat allerlei Bedenken: lit. .skait
und ksl. cisti zählen, lesen meiner Ansicht. nach zu sskr.
(ä sammeln, schichten (lit. skin-ti pflücken, sski\ apia-ci
lesen, pflücken), dagegen ksl. fiisti wahrnehmen, Ajoht
haben allerdings ?u sskr.. cit cikettL ■■■,-..
58. ksl. sv§tu, lit. ßzventa-s, zßud. 9penta. heilig. Mit dem
V€ii;wandten ßslp-. §vätra heilige Handlung ($^an-tra) iat
56 I- Stellung der Slavoletten
goth. hunBla- Opfer identisch, falls das germanische Su
fix -sla dem ursprachl. tra gleichzusetzen ist.
60. lit. szaka Zweig, sskr. 94kh& Zweig. Vgl. s%kü. (Schmi
49). Auch wohl im lat. cä-ja = cac-ja Prügel.
61. lit. szalu, szaJ-ti frieren, szalta-s kalt, ksl. slota f. Wi
ter, zend. ^areta kalt, sskr. 9i5ira kalt.
62. lit. 8zeka-8 Grünfutter, sskr. ^äka m. Kraut, Grünes.
63. lit. szema-s blaugrau, sskr. 9yama blau, grün, schwarz
64. lit. szveiczü, szveisti glänzend machen , putzen, pa-szvin
der Tag bricht an, ksl. sviteti, svitati glänzen, leuchte
sv^tü Licht, sskr. 9vit 9vetate weiss sein, 9veta weil
(Schmidt IV, 14). Aber goth. hveitns gehört zu ssl
qwind weiss sein (auch gallisch vindo- weia« für cvindo
65. Ht. zada-s Sprache, Rede, Äodins Wort, Äade-ti verspi
chen, sskr. gad, gadati sprechen, gada-s Rede, Sprue
(Schmidt 60). Goth. qath sprechen beruht auf ursprc
gat, beide Verba gehen auf ga (sskr. gä singen).
Das wären etwa diejenigen Wurzeln und Wörter, welc
sich bisher nur im Slavolettischen und im Arischen hab
nachweisen lassen. Die Billigkeit erfordert einzugestehen, d^
dieses voratehende Verzeichniss ebenso sehr einer Erweil
rung fähig ist, als das der germanisch-arischen Wörter,
muss, wie mir scheint, lettisch jumi-s (= jumja-s) Dopp«
frucht, mit sskr. yama, yamya Zwilling zusammengestellt wc
den, lett. jum-ti Dachdecken, jum-ta-s Dach, pa-jumta-s
dach = ksl. po-jata f. Dach, Obdach ist mit sskr. yam
combiniren, welches mit 9arma, chadis, varütham verbünd
bedeutet „über Jemand ein Obdach erheben, halten", ksl. ru
f. Metall (eigentHch Kupfer, Erz) ist = sskr. loha (röthlic
Rotherz, Kupfer, später Eisen und Metall überhaupt. Alle
eben diese letzte Zusammenstellung ksl. ruda = sskr. loha l
weist für einen näheren Zusammenhang der Slavoletten u
Arier gar nichts, denn da das ürvolk das Gold als das ge]
(sskr. häta-ka Gold, harita gelblich = ksl. zlato Gold, zli
gelb = goth. gultha- Gold), das Silber als das weisse (ss.
rajata weisslich n. Silber = agyer-y agy^T- weisslich = 1
argentu-m Silber) benannten, so werden sie auch höchst wal
scheinlich das Kupfer als das rothe (sskr. loha roth m. n. E
pfe^, Metall = ksl. ruda Metall = goth. raud-a-s roth) 1
zu Germanen und Ariern. 57
izamit haben. Ueberhaupt kann ich im ganzen , eben gegebe-
nen Yerzeichiiisse durchaus keinen Beweis für ein näheres Yer-
wandtschaftsrerhältniss der Slavoletten und Arier entdecken,
denn die Zahl der germanisch-arischen Wörter ist sicherlich
etei so gross — auf den Ueberschuss, den unser Verzeichniss
anftreist, wiU ich gar kein Gewicht legen — und unter diesen
nur dem Deutschen und Arischen eigenen Wörtern sind ebenso
originelle und culturhistorisch bedeutende. So wird ksl. bogü
Gott = zend. bagha Gott durch das germanische ansu- Gt)tt
= zend. ahu Herr, ksl. SY@tü heilig = zend. 9penta heilig
durch goth. hunsla- Opfer = sskr. ^v&tra yöUig aufgewogen,
neben lit. szvit, Beflex des sskr. Qvit weiss sein, liegt goth.
liyeitHB Reflex des sskr. 9yid weiss sein, ahd. mana Mähne ne-
ben sskr. many& Nacken ist ebenso bedeutsam als die Glei-
chung ksl. griya Mähne = sskr. grivä Nacken, und so wiegt
immer eine germanisch-arische Entsprechung eine slavolettisch-
arische auf, so dass sich als Resultat eine gleichinnige Berüh-
rung des germanischen und slavolettischen Sprachschatzes mit
dem der arischen Sprachen ergiebt. Nur eine slavisch-aiische
Gleichung scheint wirklich für eine höhere gemeinsame Gultur-
entwicklung von Ariern und Slavoletten zu sprechen, das ist
pers. ni-pis schreiben c= ksl. pisi-ti schreiben. Allein, weil
diese Gleichung zu viel beweisen würde, beweist sie nichts,
denn wer wollte den Besitz der edlen Schreibkunst bei Ariern
imd Slaven in eine so ferne Periode sprachHchen Zusammen-
hangs beider Völker zurückdatiren? Hier scheint mir eine
doppelte Möglichkeit : entweder haben die Slaven die Kenntniss
der Schreibkunst etwa durch die Scythen (deren eranischer
Charakter nach den äusserst scharfsinnigen Deutungen scythir
scher Namen von Müllenhofif nicht unwahrscheinlich ist) von
^ Persem mitsammt dem persischen Worte für schreiben
entlehnt, oder aber pers. ni-pis und ksl. pisi-ti sind gar nicht
identisch, sondern ni-pis ist die Wurzel pis, lat. pinsere.rei-
len, stampfen, slavisch pis aber das arische picj ausschneiden,
töden, putzen, das auch im slavischen p¥s-trü bunt, ahd. föh
Wt, rcoiTulo-^ = sskr. pe^ala vorliegt. Der Uebergang von
8 in ch, welcher für ursprüngliches pis beweisen würde, ist
üa slavischen picha-ti stampfen nur für pis im Sinne von pin-
sere, nicht für pis schreiben nachzuweisen.
66 n. Dm Yorkonunen Ton k und \
katvars adv. viermal.
lat. quater (aus quaters wie ter aus ters) adv. viermaL 1^
Vgl. sskr. catus laos caturs) und zend. cathras viermal. t
katvarta der vierte.
TiraQTo-gy Tijqajo-g. — lat. quartu-s (für quatvorins). — (altiri^^
cethramad aber) cambr. petuerid, petuared. -}- lit. ketvirta-»- ""
ksl. cetvrutü. — an. fjordhi, as. fiordho, ahd. vierdo, nhd.nc^'
katvarde^an vierzehen. (katvar-|-de^an).
lat. quatuordecim. -}- goth. fidvortaihun, nhd. Tierzehen.
kad, kandati beissen, kauen, fressen (aus skad).
xvad-raXltt^ beisse, jucke, scliabe, «'ai<r-«| Zapfen (= einbeissend), xwW-
«Xo-r bissiges Thier, xvüj^-ovt^ m. Zahn am Sauspiess. — lat. ce-na, alt-
lat. caes-na-s, umbr. ges-na, cers-na, sabinisch sces-na-s, s. Gorssen I,
827. -}- lit. kandu k%8-ti beissen. — ksl. in k%-sü (für k^-sä) m. Bissen, j
davon k%S% k%si-ti essen, k^sa-ti beissen. ]
Vgl. sskr. khäd, khädati beissen, kauen, fressen, essen.
1. kan kanati tönen, klingen.
xttv-^Ct^ rausche, xav-^xv (wie orror«;^^ zu arsvdxto, mivto) Geräusch,
Getön. — lat. cano cecini can-tum canere , can-tu-s , can-täi*e. -f- lit. kan-
kla-s m. die litauische Cither. — goth. han-an m. Hahn^ germ. hona- Huhn.
Vgl. sskr. kan kanati, can canati, kvan kvanati tönen, kvaaa m. Ton,
Klang.
2. kan praes. kenati (?) anfangen.
gr. in xat^vo^ (für xttvio-g) jung, frisch, neu. — lat. in re-cens (für re-
cen-tu-s). + altgallisch cintu-s der erste, in Cintu-s, Gintu-gena-s =r idt-
irisch Cet-gen nom. pr., altirisch cet, c6tne der erste, cambr. eint prior,
cint-am der erste.-}- ksl. po-cXn%, po-c^ti anfangen, po-c§-lo n. Anfang,
koni m. Anfang (und kontSl m. Ende). Zweifelhaft.
kana etwas Kleines, Korn.
xovi-^ f. Staub. — lat. cinis g. cineris m. Asche.
Vgl. sskr. kana m. Korn, Samenkorn, vom Staubkorn^ Schnee-
flocke, Tropfen, Feuerfunken, überhaupt etwas Kleines, ein
Bischen.
kania jung, klein.
xttivo^ jung, neu.
Vgl. sskr. kanä, kanya f. junges Mädchen, kaniysuois, kanishtha
kleiner, kleinst.
kanka gelb.
xvrixo-s gelblich, xvrjxo-g m. SaMor, xpi^xojv der fahle (Bock). + altpreuss.
V. cuca-n braun.
Vgl. sskr. käncana n. Gold, adj. golden, i f. gelbes Pigment, Gelb würz.
im enroptÜschen Wortschatee. 67
kanta, kantra Lappen, Lumpen.
*^vr^ m. Lappenwerk, Flickwerk. — lat. cenion- m. dass. -|- ahd. ha-
d^i^, mhd. hader m. Lampen, Lappen, nhd. Hader-lnmpen. In der Be-
deutung „Hader*' = Streit vgl. ksl. kotora f. Streit.
^Srl. sskr. kanthä f. geflicktes Kleid.
kanma Schienbein; Bergwald.
^^fifl f. Schienbein, aol. ocväficv = xvrjfiTda Beinschiene, xviifi6-s m,
^ergwald. — altirisch cnSm m. Bein, Knochen. -I- ags. hamm f. Knie-
kehle, ahd. hamma, mhd. hamme f. Hinterschenkel, Kniekehle, nhd.
Hamm f. Bergwald, vgL Hamm in Westfalen, Hamm bei Ham-^borg, die
Hamm in Ditmarschen.
1. kap kapiati und kapayati fassen, halten.
xthrfi f. Handhabe, Griff, Budergriff. — lat. capio cepi eaptum capere,
capn-lu-m Griff, cape- in cape-don- , inter-capedon- Unterbrechung zu in-
tercipere. -}- lett. kampju kamp-t fassen, greifen. — an. haba, haf-dha,
goth. habai, ahd. habdn, nhd. haben, ahd. haba, hant-haba = nhd. Habe,
Hand-habe.
Vgl. armenisch kapem fessle, binde, kap-eal gebunden, kap*an-lch Bande.
Sonst im Arischen nicht nachzuweisen.
kapaka capax.
lat. capax. -|- ahd. habig, mhd. habic habend, besitzend, haltend.
kapta part. pf. pass. captus.
lat. captu-s. — (altirisch cacht, cambr. caid servus, nach Bbd
aus lat. captus). -|- an. hapt-r, goth. hafb-a-s, as. hafb gebunden,
verhaftet.
2. kap kamp (vibriren, unduliren) auf- und niederge-
hen, biegen, heben.
jcdfin-Tn biege, xa/nTr-vXo-g gebogen, vgL sskr.. capa m. Bogen. -{- lit.
kop-ti aufsteigen. — deutsch heben, hob, ge-hoben, er-haben.
Vgl. sskr. kamp kampate zittern, caus. hin und her, auf und nieder be-
wegen.
Die Vereinigung der Bedeutungen ganz wie bei kup.
kapat n. Haupt.
lat. Caput n. + an. höfudh,- ags. heafod, aber goth. haubith
(aus ha-u-bith mit Entwicklung von u vor b), nhd. Haupt.
dvikapat zweihäuptig.
altlat. bicaps, lat. biceps g. bicipitis. 4" 9bäu zwihoubit,
zwihoupit.
kapala m. Kopf.
xi^n f- Kopf. + ags. hafala, hafola m. Kopf.
6*
68 n. Das Vorkommen von k und \
Vgl. Bskr. kapala m. n. Schale, Hirnschale, Schädel.
Liesse sich, wie kapat, auch zu 1 kap capere ziehen.
kampä (oder ähnlicli) Raupe, Wurm.
»afinr^ f, Wurm, Baupe. -|- ^t. käpe f. Baupe, käpar-s, ka]
m. Raupe, Eraatwurm.
Vgl. sskr. kapanä f. Wurm, Raupe.
Offenbar von kamp undnliren.
kampa Winkel; Gegend, Feld.
xafinrj f. Biegung , 6^eui xafinr^ Ortsname, xiino-g dorisch m
m. Garten (aus xäfino), — lat. campu-s Feld, Gegend, -f
kampa-8 m. Winkel, Ecke, Gegend.
Vgl. auch german. hofia- Hof und hoba- Hufe?
kapra m. Ziegenbock , ursprünglich Bock , m
liches TMer überhaupt.
»an^o-g Eber. — lat caper, capra m. f. Bock, Ziege. -|- an
pl. hafr-ar, ags. heafor n. Ziegenbock. Wohl von kap sich h
3. kap braten, backen, vgl. kvap.
xan-vqo-g trocken, dürr, aqrro-xon-o^ brotbackend, m. Brotbäcke
lat. popa, popina (aus qvop wie coquo aus poqv), pä-ni-s Brot, -f
kepü, kep-ti braten, backen, kep-ala-s Laib Brot.
kam sich wölben, umringen.
»«^•ee^a f. Gewölbe, xafi-Tvo-g f. (Gewölbe =) Ofen. — lat. cam
oamuru-s gewölbt, camera f. -}- germ. hama- und haman- m. Hülle,
-hamon hüllen, goth. himin-a-s m., as. him-il = nhd. Himmel (=
wölbe). Vgl. sskr. kmar kmarati krumm sein (aus kam-ara-), zem
mara f. Gewölbe, Gürtel, kamere-dha n. Schädelwölbung, Kopf, i
kamara gewölbt, sbst. Gewölbe.
xafiaqa f. Gewölbe. — lat. camuru-s gewölbt, camera f. -
vgl. himil, nhd. Himmel.
Die Glosse Hesych's : xafiaQa * Ca^V OTQaruiüTixri bezieht
auf das zend.-pers. kamara f. Gürtel.
kamla gewölbt, sbst. Gewölbe.
xfiiXe-9^Qo-v = fiiXttd-Qov Dach (vgl. d-vQE-rqo-v zu ^i;^). •
himil, nhd. Himmel, Tr^-himmel, Bett-himmel, ahd. hi
Zimmerdecke.
kamina Gewölbe.
xdfiTvo-g f. Ofen. + goth. himin-a-s m. Himmel.
kamara Pflanzenname.
xttfiaqo-s Delphinium, xofiaQo-g Erdbeerbaum, xufioQ-og f.
4" lit. kemera-s m. Wasserdost (Ness). — ksl. cemerika f. ]
im europäischen Wortschatze. 69
i¥nrz. — abd. hemera, mhd. hemere, hemer f. eii^e Pflanze,
oberdeutsch die Hemem f. pl. Niessworz. Oder zu 8 kam?
kamara m. Art Krebs, Hummer.
xttf^aQo^, xd/iifj.aQo^ m. Hummer. -|- an. humar-r m. , nhd«
Hummer.
tarn praes. kemati gemere, ursprünglicli schlürfen..
I'Vo-ff ohne Trank. — lat. gum-ia m. Schlemmer, gemo gemui ge-
^ gemere seufzen. — lit. kimu kim-sti heiser werden, kamaue Wald-
S preuss. camu-8 Hummel. — mbd. hummen summen, abd. humbal,
Hummel.
sskr. cam camati schlürfen, camara m. Grunzochse. Auf eine vol-
^orm gebt ksl. 8kom-l-jaj% murren, brummen, skym-ati flüstern.
' kar thun, machen.
*o (== xaQ-aV'Uo) und XQa^i^aha, imp. aor. x^-rfifov, aor. i-nga-op^
'bun, ausfubren. — altlat. ceru-s Scböpfer, davon creare (für cer4re)
"eu. + ht. kuriü, kur-ti bauen. — ksl. kru-ci m. (= kru-kja-s) m.
»skr. kar karoti, ved. auch krnoti = zend. kar kere-naoiti thun, ma-
skar z. B. im sskr. sani-skrta vollendet und im zend. garemd-
Ha Feuergeratb Schäften.
kara thuend, machend.
altlat. ceru-s Wirker, Schöpfer, davon crelu'e schaffen.
Vgl, sskr. kara machend, bewirkend = zend. kara dass.
kart mal.
lit acc. kärt^ einmal , ne-kart nicht einmal , karta-s m. Mal. —
Vgl. sskr. krtvas mal, sa-krt einmal, zend. keret in ha-keret
einmal.
kar bedeutet auch speciell: anthun, behexen.
dazu:
lit. kereti es Einem anthun, behexen. — ksl. carü m. cara f.
Zauber, öarovati zaubern.
kartiä f. das Anthun, Behexen.
lit. keryczo-s f. pl. das Beschreien, der böse Blick.
Vgl. sskr. krtyä f. (Handlung, Thun) speciell das Anthun, Be-
hexen, Bezaubern; personiflcirt Hexe, Zauberin.
. kar sättigen, ftittem.
■v-wfii St. xoQca- sättigen, atyi-xog^Tg Ziegenfatterer , xoQ'^s m.
QTung. -{- lit. szer-in, szer-ti füttern, szer-men- m. Leichenschmaus
aus skar?). — ksl. krü-mu m. krü-ma f. Speise. Aus ig. skar be-
ten specialisirt; ebenso xeqawvfii mische, vgl. sskr. a-sam-pra-kirna
mischt.
70 n. Das Yorkommen yon k nnd \
3. kar tönen, intens, kaxkar.
gr. in xrjQ-v^ m. Herold, intensiv xoQxaiQot dröhnen, xoQxo^-a-g m. ein
Vogel , xoQxo^vyri dM EoUem, Kriegslärm« + germ. in hio-tha, hio-tiira
m. Böhm.
Vgl. sskr. kar, cakarti rühmen, kar-kar-i f. ein Instrument, Art Laute,
car-kr-ti f. Bnhm. Vgl. kal, xaUtv,
käru m. Kufer, Barde.
xijQv^ m. Herold vgL sskr. karu m. Sänger, Barde.
4. kar, karati sich bewegen, sich regen.
gr. in xovQo-g Diener, Jüngling, xoQa f. Mädchen, ini-xovQo-g Helfer fl.
karya, xoQ^i-g Wanze s. kari. — lat. currere laufen curr-u-s Wagen, co^
uscu-s 8. karaska. — gall. lat. carr-u-s Wagen Karren -|- germ. in bor-»
m. Boss, horska- s. karaska. — Vielleicht auch «i/^oi, i-xv^-aa d, (Xr
currere.
YgL sskr. car carati sich regen , bewegen , umherstreichen , gehen, fiih*
ren, wandern, (Mensch und Thier).
karaska beweglich.
lat. coruscu-B vibrirend, schwankend, zitternd, zuckend, blitzend,
-f- an. horsk-r rasch, as. horsk, ags. ahd. horsc schnell; behend»
klug.
kari m. Schabe, Wanze.
xoQi-g m. Wanze vgl. sskr. cari m. (sich regendes) Thier, carÜL^
f. Schabe.
karya m. f. Jüngling, Mädchen.
xovQo^^ xtS^-g (= xoQ'^o) m. Diener, Jüngling, «o^, xw^
dor. junges Mädchen, junge Frau, xovqtjT' m. Jüngling, xo^—
dacov n. Mägdlein, ini-xovQo-s helfend, Helfer.
Vgl. sskr. cari f. (d. i. caryä) junge Frau, cäraka m. cärika ^-
Diener, -in; zend. caräiti f. Mädchen, junge Frau, dazu sski^-
carati, caranti, cirinti f. ein noch im väterlichen Hause weilet'
des Frauenzimmer (Grundform caranti und carati).
karkara vom Intensiv beweglich, schüttend.
lat. querqueru-s vom Fieberfrost, schüttelnd.
Vgl. sskr. intens, carcarya und carcürya sich schneU beweg^^'
cancala beweglich.
Auf kar herumgehen weisen (ausser xo^-cwo-ff, lat. cor6na, xv^to-^ g'^
krümmt o. a.)
karva krumm. ^
lat. curvu-s krumm + lit. kreiva-s, ksl. krivü krumm, vgl. kfi^ '
crüvX (= karv-ja-s) m. Wurm (der sich krümmende).
im europäischen Wortschätze. 71
kanni m. Wurm.
lat. venni-8 (kann für cvermi-B stehen, wie vapor für cvapor s.
kvap). — altirisoh cruim , cambr* pryf Wurm s. Ebel 66. + lit.
kirmi-s m. Wurm; lett zerm-s Wurm, Spulwurm. GoUi. vaurmi-
nhd. Wurm und ?A/u*-ff Wurm lassen wir bei Seite, weil Abfall
von h resp. k yor v im Gothischen und Griechisclien nicht er-
wiesen ist.
Vgl. sskr. krmi m. , zend. kerema f. Wurm ; sskr. kram schreiten
ist als indogermanische Wurzel noch nicht nachgewiesen.
karva gehörnt, sbst. gehörntes Thier, Hirsch.
? (x€Qao's) gehörnt, bei Homer stetes Beiwort des Hirsches. — lat.
j m. Hirsch. — cambr. karw, carw Hirsch, -f- lit. karre f. Kuh,
. kurvi-8 Ochse. — ksl. krava f. Kuh. — germ. hiru-ta m. nhd.
•
end. grva hörnern, von Hom. Besser scheidet man lit. karve und
h krava ab imd setzt karva als Grundform an.
karman Wuchs.
jrmen (vgl. Germalus = altlat. Cermalus) germanu-s. -f- preuss.
a-8 m. Leib, Körper, kermen-iska- leiblich, fleischlich.
ar = skar, sskr. kar kirati beschütten u. s. w. gehen vielleicht:)
karamba m. Spitze, Stengel vqn Pflanzen.
xoQVf^ßo-g m. Spitze; Dolde vgl. Hesych xoQVfißo-g, 6 xavXog tou
danaqayov. Vgl. sskr. kadamba, kalamba m. Spitze, Stengel
einer Pflanze.
karambhä f. Pflanzenname,
xQdfißTj, attisch xoQcc/^ßXrj f. Kohl, vgl. sskr. karambhä f. Na,me
zweier Gemüsepflanzen und karambhä m. Mus, Grütze.
karsa, skarsa quer.
o~g verquer in iy-xd^aio-s und ini-xaQaiO'S schräg, schief. — lat.
i- m. Querkopf, cerr-itu-s verrückt, cerra-e, gerra-e f. pl. Lappalien,
( Zerreiche. + lit. skersa-s quer. — ksl. 5rSsü praep. durch hin =
, kirsa, kirscha praepos. c. acc. über.
kam, karaka und kama Schüssel, Topf (Kopf).
r m. Opferschüssel vgl. xQav-og n. x^av-Co^ n. Schädel. 4- ksl. o-
n. russ. krinka f. Schüssel, Schale; ksl. ^a und 6arüka f. Becher. —
er-r m. und hvema f. Topf, Schale vgl. ahd. hirni n. Schädel.
kamia n. Schädel.
xQäv£o^ n. Schädel, xQciv-os n. dass. -(- an. hjami, goth. hvair-
nei f. Schädel; ahd. hirni, mhd. hime n. nhd. Hirn, Gehirn.
In Zusammenhang mit dem vorigen; Kopf und Topf sind der
alten Sprache eins.
72^ IL Das Yorhommen von k und 1^
(Auf kar etwa im Sinne des lat. cre-scere geben :)
kära , käria Wabe Wachs.
«97^-c m. Wachs, «^^-/o-rWabe, Wabenbonig. -- lat.cera f.WacJ
-|- Kt kori-s m. = korja Wabenbonig, Drost, lett. kari Wact
scbicbten der Bienen.
karmas m. Brei.
lat. cremor m. cremum n. Brei , Brühe , frz. crSme.
Vgl. sskr. karmasha, kalmasba m. Schmatz, Bodensatz, kubnäsa n
knhnasha m. saurer Schleim vod Früchten u. s. w.
kannusa Zwiebel, Lauch.
x^fivo-v (für xQOfivoo) n. Zwiebel , Kqofivwv m. Ort bei Eorintb. — irii
creamh Knoblauch, -f- lit. kermuszi-s m. und kermusze f. wilder Kzu
lauch, kermuszyna-s m. Ort, wo solcher wächst, daher Name meh
Dörfer. — dän. schwed. norweg. rams m. allium ursinum , bairiscb rami
ramsen-wurz, ramschenwarz , Knoblauch. S. Bugge, Zeitschrift XIX,
S. 419.
karsna schwarz.
lit. wohl in kirsna f. Nebeniluss der Deime; altpreuss. Y. kirsna-n a
schwarz. — . ksl. crunü schwarz. Vgl. lit. kersza-s weiss und schwarz ]
fleckt (von Thieren). Vgl. sskr. krshna schwarz.
karsnatä f. Schwärze.
ksl. crünota f. Schwärze = sskr. krshnata f. Schwärze, i
Yeranschaulichmig der Verwendung des secundären Abstrc
Suffixes -ta.
1. krak krakiati tönen, krächzen, schreien.
x^xoi krachen, tönen, xqi^ f. ein Vogel, x^cffo), txqayov, xixQayaj xqi
krächze. — lat. crocire krähen. + lit. krakiu krakti brausen (von •
See), krankiu krankti krächzen, krank-tereti krächzein. — ksl. kral
krähen. — ags. hringan hrang tönen , engl, ring, rang, rung, an. hrai
n. Getös, Lärmen.
Vgl« sskr. kark karkati lachen, kraksh (d. i. krak-fs) brausen, tosen.
karka m. krächzender Vogel.
xiqxo^ m. Hahn , Hesych., xqi^ ein Vogel, -f- lit. kürka f. Ti
huhn; altpreuss. kerko f. Taucher, mergus. Vgl. sskr. kr
väku m. Hahn (krka sagend, vac), zend. kahrka-täg m. HahD
karkara m. krächzender Vogel.
xoqxoqa-^ m. ein Vogel vgl. sskr. karkara m. Art Rebhuhn. •
Grundform von ags. hrägra = ahd. hreigir m. Beiher ist hrail
hraigra s. krik,
karka m. Kehlkopf (Hals).
ksl. krüku m. Hals vgl. sskr. krka m. Kehlkopf.
im europäischen Wortschatze. 73
kar^ kra^ abmagern.
lai cracentes pl. die Schlanken, gracilis, alt f. gracila für cracila schlank —
wlcx-dvo-s lang und hager, xoXoaao-s (für xolox-^o-g) gehören wohl nicht
iüerlier, doch vgl. ags. hlanc, engl, lank mager, schlank.
Vgl. sskr. karQ krcyati cakar^a abmagern, unansehnlich werden.
(Aii£ eine Basis kark hart werden , gehen :)
karka m. Erebs.
xaQXf'i^' xaqxCvot, ZixiXoC Hesych. xaQxCvo-s m. Erebs. + ksl.
rakü m. Erebs (vgl. rogu Hom für krogu).
Vgl. sskr. karka m. Erebs, und karkin dass.
karkara rauh, hart.
xdQXttQo-^^ TQu^vg Hesych. = xttQxt^QO-g rauh, hart; dazu auch
xoQxoQo-s m. ein bartblätteriges Gemüse, sskr. heisst der Gorcho-
ms olitorins kakkhata-patraka d. i« hartblätterig (kakkhata hart,
patra Blatt.)
Vgl. sskr. karkara und karkara rauh, hart.
1. kart hauen, schneiden.
x^-o( m. lauter Schlag, xqotifa rassle, xqotaXov Kassel, x^oraX-Cim rassle.^-
lat. curt-u-s kurz, cre-na f. (für cret-na) Einschnitt „Erinne". + ht.
^eHü, kirtau, kirs-ti hauen, krintu, kritaü, kris-ti herablallen, kris-la-s
11^* Abfall, Bröckchen, kartä f. Beihe, Linie = ksl. öruta f. dass. ksl.
crutati schneiden, kratükü kurz,
^gl* BBkr. kart krntati schneiden, spalten, krnta-tra n. Abschnitzel, Abfall.
1. kartu schneidend, scharf (vom Geschmack).
lii kartü-s bitter, streng von Geschmack.
Vgl. sskr. katu (für kartu) beissend , scharf von Geschmack.
2. kartu stark, heftig.
xqarv-s stark, mächtig, xaqra advb. sehr. -|- an. hardh-r heftig,
hart, advb. hardha == ahd. hardo heftig, sehr wie xaqva^ goth.
hsrdu-s heftig, hart = x^v-g,
Liesse sich auch zu 2 kart (ballen) stellen.
karta kurz.
lat. curtu-8 kurz. -|- kratükü kurz weist auf älteres kratü gl.
Bedeutung.
2. kart flechten, knüpfen, binden, ballen.
^^^Xo^ m. geflochtener Eorb, x^or-c^ f. Enoten, Astknorren, wie
■^ät. granth-i gl. Bedeutung von granth flechten. — lat.4crät-i-8 f. Flecht-
^^k, Hürde, vgl. an. hurdh, goth. haurd-s, ahd. hurt f. Hürde, Thür,
^•8u-8 dick, geballt für crat-tu-s vgl. sskr. kath-ina für kart-ina hart,
^^*i und lat. gros-su-s == grot-ta-s von granth flechten, sskr. grath-i-ta
K^ochten, geballt, knotig, knollig.
l
74 Das Vorkommen Von k nnd \
Vgl. sskr. kart krnatti spinnen, winden, cari crtati knüpfen, hefteDi
flechten.
karti f. Geflecht, Hürde.
lat. crate-8 f. Flechtwerk, Hürde. -}- goth« hanrdi-t, an. hoidh
f. Thür (aus Flechtwerk), ahd. hurt pL hurc^, mhd. hurt, pL
hürde f. Flechtwerk, Hürde, auch als Thor verwendei
kartta, kratta, crassus.
lat. crassu-s für crattu-s. -|- ksL cerostu solid, massiv, YgL
crüstyü dass. (von Miklosich mit Becht von krüt (= krat) ab*
geleitet).
1. kard springen, schwingen, schwanken = skard.
XQaS-datj xQttö-aCvo), xkad-^io, xXad-daato schwingen, schütteln. — lat
cardon- Angel, -f- an. hrata s. kradäya. Die Ansetzung eines enrop. kard
neben skard ist etwas bedenklich wegen lit. sklandyti schweben, schwanken
neben xXaddto, und wegen ahd. scerdo m. Angel neben lat. cardon- Angel
2. kard = skard netzen, ausbrechen.
gr. in xaqSafio-v n. Brunnenkresse, xaqöafi^CS f. eine Pflanze, KaQ^OLfivi»
Stadt. — lat. in mus-cerda, sü-cerda. 4- &hd. harz, nhd. Harz, Baumhan s.
Vgl. sskr. karda m. n. Sumpf neben chard (= skard) ausbrechen, netzen.
kardama Name von Sumpfpflanzen.
xttQSafAo^ n. Brunnenkresse, xaQdaii~i6 f. eine ähnliche Fflanie,
KaqdafivXat, Vgl. sskr. kardama m. Sumpf, Name tob Sompf-
pflanzen, kardami £ eine Sumpfpflanze, kardamila n. Name einfr
Gegend.
(Auf eine Basis kardh weist:)
kardha Heerde.
vgl. xoQd-'V-g f. Erhebung, Hanfe. — lit. kerdiu-s pl. kerdiei
(= kerd-ja) m. Hirt. — ksl. crdda f. Heerde. — goth. hairda,
ahd. herta, mhd. herte, nhd. Heerde f.
Vgl. sskr. Qardha, Qardhas n. Stärke, Macht; Schaar, Heerde;
zend. garedha, altpers. thrada n. Art, Gattung* — Besser ver-
gleicht man zend. karedha Heerde.
1. karp = skarp schneiden.
gr. in x^nld s. karpi. — lat. corp-us s. karp, carpisculum s. karpi, car-
pere s. 2 karp + ü*- kerpü, kerp-ti schneiden, scheeren (Schafe, Haare)»
karp-yti scheeren, at*karpa-i m. pl. Abschnitzel.
Ygl. sskr. krpäna m. Schwert, krpäni f. Scheere, Dolch, Messer, M^''
paya schneiden,*^ zerschneiden, nur im Präkrit zu belegen, kalpakafls-*
Barbier, kalpana n. das Schneiden, Zerschneiden, kalpani f. Scheere.
karp Leib.
lat. corp-us n. Leib, Körper. + ags. hrif, ahd. href n. I^^
Mutterschooss.
im europäischen Wortschatze. 75
Vgl. zend. kehrpa m. Leib, keref-s (nom. f. sg.) in kerefs-qara
fleischessend (sskr. krp f. nur instr. krpä schönes Aussehen,
Schönheit, Schein?) Das Suffix -us ist im Latein oft angeschickt
an ältere Stämme angehängt : so gen. jecin-or-is aus jecin = ig.
yakan, sterc-us aus scert = (r«fti^, gen. axajos (= (r«a^T-)-, pec-
us g. pecor-is aus altem pecu- und sonst« — Könnte crep-us-
culum Dämmerung mit sskr. krp f. Schein zusammenhangen? '
karpi, karpyä f. Schuh, wohl von karp schnei-
den.
xqrinlS^ f. Art Schuh, Sockel. — lat. carpi-sc-ulu-m n. Art
Schuh, crepida f. Leisten aus xQrjm^^ entlehnt. + lit. kurpe
(= kurpja), altpreuss. V. kurpe f. Schuh, kurp-aliu-s m. Lei-
sten, — ksl. crövij n. Sandalen (für cröpij).
karp, krasp raffen, rupfen, rümpfen.
o zusammenziehen, runzeln, x^X€(p-o-g krätzig, aussätzig, xa^n-^-g
acht „eingerafft." — lat. carp-o pflücke, rupfe, crisp-u-s gerümpft,
4- lit. krup-tereti zusammenschaudern. — ags. hearf-est m. Emdte,
L, ahd. hrimf-an zusammenziehen, hresp-an rupfen, raffen, zusam-
ffen, rasp-on für hrasp-6n dass.
kal praes. kelati bergen, hüllen,
xvX-ov Augenlied, xdXv$ Knospe, xalio-gf xaha Hütte, Vogelnest»
Becher, xsXaivog schwarz, oeriXdS dunkel, xvikCd- Fleck, xovU6-g,
■g (xoJL-J€-jo) Scheide, Sack, -f- lat. oc-culo oc-cului oc-cultum oc-
, altlat. oquoltod = occulto abl., oc-cultäre, cilium, super-cilium,
m. Farbe (= Bedeckung), calim adv. alt = clam, gal-ea Helm,
18 Mütze, celäre verbergen, cäligon- Finsterniss. + germ, helan,
älum, holan-^8 hehlen, ags. heim schützend, bergend m. Helm =
hilm-a-s = nhd. Helm m. , an. hei g. he^ar f. Hei = goth. halja
id. Hölle f., an. hal-r =? ags. häle m. Mann wie as. helidh =
leid m., eigentlich der in Waffen Gehüllte, germ. hola- =.nhd.
goth. huljan = nhd. hüUen, ahd. häla f. Hülle u. s. w.
kalaka Becher.
xvXt^ £ = lat. calix f. Becher.
Vgl. sskr. kalaga Becher, karaka m. Krug.
kala, kalaka Knospe.
xdXv^ f. Knospe vgl. sskr. kali und kali und kalikä f. Knospe.
kalaya m. Gehäus. Nest.
xoüLl6-g m., xalTd f. Hütte, Nest der Vögel, -f" goth. hlija f.
Hütte, besser zu kli wie xXt-atd.
Vgl. sskr. kuläya m. n. Geflecht, Gehäuse, Nest.
käla finster, schwarz.
x^iaJ- ^^Qtt dunkler Tag, xnXd6 atf Ziege mit einem Fleck,
76 Das Yorkommei) Yon k und \
xriXdS f. Sturmwolke, xtiM- f. Fleck. — lai caligon f. Finst
nisB. -f- ksl. kalu m. Schmutz vgl. xiXouvo-g 8ch¥rarz und ssl
kalana m. Fleck, Schandfleck, kalanka m. Fleck, Schwärze m
käla schwarz, blauschwarz.
kaliä f. Hülle, Kopfbedeckung.
lat. galea (für cal-ea) f. Helm, vgl. galSru-s m. Mütze. -|- ay
hullä, mhd. huUe, hülle f., velamen, Eopftuch der Frauen.
kalnä f. Zelle, Halle.
lat. cella (für cel-na) f. -f- an. höll , as. ahd. halla f. , nhd. Hallft
2. kal kelati treiben; lieben; betreiben.
xiXofiM treibe an, xeUvti heisse, xälevdo-g Pfad, x^X-rjgy tog Benner, ßw-
xoX-os Kuhhirt, ^va-xoXo-g schwer zu behandeln (= sskr. dug-cara), xo!"
oh^o-g Hügel. — lat. celer schnell, cal-li-s Pfad, ante-, prae-, ex-celle«
sich hervorheben, cel-su-s, ex-celsu-s; colo, colui, cultum, colere betrei'
ben, cele-ber betrieben. + lit. kel-ia-s, kel-y-s m. Weg, keli-auü reisen,
keliu kel-ti heben, tragen; und ganz wie lat. colere: zurichten (Fest)]
begehen (That>. —
2 kal wird auf arischem Gebiete reflectirt durch sskr. kal kalayati treiben,
antreiben (Pferd) betreiben, tragen, halten (=; caraya) und car carsti
sich bewegen; sodann begehen, betreiben, kurz = colere, caus. caraya
treiben (Vieh). Aus diesem alten Verb der Bewegung wurde in Earopa
1. kar currere, 2. unser kal treiben, heben, betreiben.
kelta gehoben part. pf. pass.
lat. celsu-8, ex-celsu-B. -f" ^^^ kelta-s gehoben, isz-kelta-a e^
haben.
ekskelta erhaben (eks+kelta).
lat. excelsu-s = lit. iszkelta-s erhaben.
kalmä m. kalma f. Halm.
xdXafio-s , xaXdfiti m. f. Halm. — lat. culmu-s. + ksl. slama i«
Halm. — ahd. halam, halm, nhd. Halm m.
Sskr. kalama m. Schreibrohr; Art Reis (= Halmreis) ist aitf
dem griechischen xdXafio-g Halm, Schreibrohr entlehnt.
kalman Erhebung, Holm.
lat. columen, culmen n. vgl. columna f. -f- as. holm, an. holm--
m. , engl, holm, Holm, Hügel, Erhebung; an. holmi (d. i. hol
man-) m. Nebenform zu holmr deckt sich völlig mit lat. cuhneiK
kalna m. Erhebung, Höhe, von kal erheben.
Vgl. xoXfovo-g m. , xoXtovri f. Höhe , Hügel. — lat. coUi-s m. fa^
col-ni-s Hügel; lat. callu-s, callu-m Schwiele steht für cal-na-
und heisst „Erhabenheit", nämlich der Haut; davon call-^
calli-du-s. -|- lit. kalna-s m. Bef g. — engl, hill Hügel (aus hil-o^
im europäischen Wortschatze. 77
kal kalati schlagen, brechen, biegen.
pari. aor. xXd-g (xXa = xak) i-xlaa-aa, kxXdad-r^, xi-xXaa-fiM bre-
(Zweige, Blätter), biegen, xexXaafiivos gebrochen, gebogen, ge-
mt, dva-xldu) zurückbiegen, xXrj-fia, xXwv (= xXa-ov) m. Schoss,
a^-ff gebrochen, kraftlos (vgl. sskr, ad-mara gefrassig). - lat. per-
e, «oli, culsum cellere durchschlagen, durchbrechen, durchstossen,
lere zurückbiegen, sich zurückbiegen, cläde-s (für cal-de-s) Nieder-
clä-va Keule, in-columi-s, calami-tas, calamitosus (für calamitat-
, cul-ter g. cultri m. Messer (vgl. arater m. Pflug neben aratrum). -|-
[alu kalti schlagen, hämmern, schmieden, per-kalti durchhauen,
ischlagen, kal-ta-s m. Meissel, Schnitzmesser, kal-vi-s m. Schmied;
kulti dreschen, Wäsche schlagen, kul-y-s Dreschbündel, kul-tu-ve
hbleuel. — ksl. kolj% klati pungere, nsl. kala-ti Andere, ksl. koli-
lactatio. — an. hild-r f. Bellona, Kampf = as., ags., ahd. hild f.
1-di Kampf, goth. hal-ta-s lahm. In der Bedeutung biegen: lit. pa-
-s = ksl. po-klonu Verbeugung, lit. klana-s m. Sumpf, klani-s m.
ige Stelle im Acker. — german. hul-tha hold (^= geneigt) , german.
Et geneigt, abhängig.
Tischen scheint kar schneiden zu entsprechen.
kalta geschlagen part. pf. pass.
lat. per-culsu-s. -f- lit. kalta-s geschlagen, gehämmert, per-kalta-B
durchgehauen. — In der Bedeutung „biegen" entsprechen ger-
man. hultha hold , und halda geneigt, abhängig , nhd. die Halde.
kalda m. gebrochenes Holz.
xXd^o-g m. -f- ksl. klada f. Balken, Block, Holz. — an. as. holt
= ahd. holz = nhd. Holz.
kalda Schwert.
lat. gladiu-s Schwert (für cladiu-s). — altirisch claideb Schwert.
-{- an. hjalt n. Schwert. — ags. hilt m. n., an. l^alt n. , ahd.
helza f. Schwertgriff, Gehilze.
ksl. korüda f. Degen passt mit seinem r nicht, vgl. germ. heru*
Schwert.
kalsa m. Hals.
lat. coUu-m n., alt auch coUu-s m. Hals (wohl für col-su-). +
goth. halsa- m. , nhd. Hals m.
Von kal biegen.
. kal tönen, hallen, rufen, praes. kakalti.
-axto, xi'xXrj-xa, xi-xXrj-/iac , i-xXi^-dipf rufen, nennen, xaXia, xa-
aor. i-xdXsa-aa rufen, xXi^-tod^, xuXi^-tod^. -(- lat. caläre, calätor,
ci-culätor, Calendae, clä-mor, clä-m-äre. -f" mhd. hille hal hallen,
^ell, hallen, holen, s. kalaya.
i8kr. kar cakarti nennen , rühmen ; das Präsensthema kakalti ergiebt
^ Vergleichung von sskr. cakar-ti mit gr. xMcXij-crxoi.
78 II. Das Vorkommen von k und 1^
kalaya berufen, holen.
xitUon berafe, hole. — lat. caläre. + ahd. halen, halon be^*''
holen, nhd. holen.
(Anf kal gehen ebenfalls lautlich zurück:)
kala und käla Stück Holz, Pfahl.
xäXov nur pl. xäXa n. Holz. — lat. cala f. Stück Holz. -(- %
küla-s m. Pfahl. — ksl. kolü m. Pfahl, Pflock, drü-kola Holi'
pfähl. Wohl von kal, vgl. kalda Holz.
YgL sskr. kila m. zugespitztes Holz, Pfahl, Pflock.
kalya Leim.
xoXXa (fiir kol-ja) f. Leim. -{- lit. klijei m. pl. Leim. — ksl. Uij,
klSj m. , serb. klja Leim.
Etwa von kal biegen.
kalyä, praes. kalyäyati leimen.
xoXXda leime, -f- ^^* kl^joju, klyo-ti leimen*
kalia heil, trefflich, faustus.
xaX6~g schön, xaXXiojv^ xdXXurrag, xccXX-UQiTv litare, xdlXog n.
Schönheit. — altirisch cel, cambr. coli augurium wie an. heil.
-|- preuss. in kail-üst-isku-n acc Gesundheit aus kailüsti = kfd.
cSlosti f. Gesundheit. — ksl. cölu heil. — an. heil, heill. n. yo^
zeichen, besonders gutes, germ. haila =x nhd. heil, Heil n.
Die irischen und nordeuropäischen Formen beruhen auf kaila;
ähnlich graeco-italisch skaivo link = indogerm. skavia.
Vgl. sskr. kalya heil, gesund, wohlauf, ved. kalyana schön,
trefflich, heilsam.
Herkunft dunkel, etwa von kal preisen?
kalamba m. f. ein Vogel, Taucher, Taube, s. ig. ^
damba.
(vgl. sskr. kädamba m. eine Gansart mit dunkelgrauen. Flüg^eln) xoXvfi-
ßo^ tauchend in. Taucher, mergus. — lat. columba f. Taube, -f- kd
gol^bl m. Taube, ags. culuf-re Taube sieht nicht wie entlehnt aus. Her
kunft völlig dunkel.
kalka Wulst.
vielleicht in xoXoxvvrrj f. runder Kürbis, xoXoaao-^ (für KoXox-jo^), -{- lal
culcita f. Polster, Kissen. -|- lit. kulkä KugeL
Vgl. sskr. kurca (d. i. karca) m. Wulst, Bündel, Ballen, um darauf n
sitzen, Polster.
kalva kahl
lat. calvu-s kahl = sskr. kulva kahl, ati-kulva zu kahl.
Yergleieht man die verwandten sskr. khalati, khalvä^ xn. Kahlkopf, m
gelangt man auf die^akundform «kalva, von skal, axdlX^ pcbaben, schfami
1
im europäischen Wortschatze. 79
käläya betrügen, bezaubern.
*^*<(ö bezaubere, betrüge. + goth.h616n betrügen, ahd. huoljan tauschen,
^ an. hol n. das Bühmen, Prahlen , ags. hol n. loqaela inanis, calumnia.
^on S. Bttgge zu lat. calvi, calumnia gestellt, s. Curtius' Studien lY,
^331.
1. kas kasati kratzen, schaben, vgl. knas.
xi-4o^o-g Nessel, xsto^ita = xaafoqifo jucke, xcia^ca (für xaoja) f. Hure,
xaaäXßrj, xaattv(}a, xaatoqCd^ f. dass., xo-firi Haar s. kasma. — lat. cärere
Wolle kratzen, car-men n. Wollkrempel, car-duu-s m. Kratzdistel. -|- lit.
ksLSVL^ kas-ti graben, kas-yti kratzen, krauen, striegeln, kas-inti kratzen,
Jacken. — ksl. ces^ cesa-ti kratzen^ scheeren, kämmen.
Vg-]. sskr. kash kashaU kashate reiben, schaben, kratzen, jucken.
kasyä f. Hure, von kas prurire.
xdaaa f. (für xaa-^a) Hure, vgl. xaaav^a, xacrcu^/cf-, xaadXßrj f.
dass. -f- lit. keksze (d. i. keksja) f. Hure. Die Einschiebung von
k vor s ist im Lit. ziemlich häufig, so in auksa-s 6old = ausa-s
(lat. auru-m), elkszni-s Erle = europ. alsna, lat. alnu-s und sonst.
kasna blank, weiss, grau, von kas schaben.
lat. cänu-s, alt casnu-s weiss, lichtgrau, -f" tihd. hasan, hasano
polirt, glänzend, fein, dasselbe Wort, vgl. ags. heas-u, hasu, gen.
hasves, an. höss, hössvan aschbrann, lichtgrau.
kasma Haar, von kas striegeln.
xofirj f. = lat. coma f. Haar, comätu-s behaart. -|- ^^^ kosmii
m. Haar, kosmatu behaart. — Vgl. lit. kasä f. Haarflechte =
ksl. kosa f. Haar und an. hadd-r n. Haar (Grundform has-da-s).
kasmäta behaart.
^ lat. comätu-s behaart = ksl. kosmatu behaart, Part. pf.
von kasmaya = xo/idoty part. xofidajv = lat. comans«
2. kas kasati spalten, zerstechen.
xe-io}, x€-«f(w spalte, x^-a(>ror Holzaxt, xca-To-f gestochen, gestickt =r sskr.
"kas-ta. — sskr. kas kasati, ud-kas sich spalten, sich öfihen, vi-kas sich
spalten, vi-kas- ta gespalten, zerrissen, kas-vara adj. von kas und sskr.
QA8 ^sati steche% verletzen, schlagen. Nach Delbrück 1 und 2 kas eis
geutlich identisch.
käs kasati husten.
lit kosu, kos-ti; lett. käs-et husten, lit. kosuly-s m. Husten = ksl. ka-
Sill m. Husten. — ags. hv6s-ta, ahd. huosto m., nhd. Husten.
Ygl. sskr. käs käsate husten, käsa m. Husten.
(Auf die Basis kas, jedoch in nicht bestimmbarer Bedeutung, gehen nock
Burück;}
80 IL Das Yorkommen yon k und 1^
kasa (oder älinlicli) Korb.
lat. qualu-m n. Korb, für quas-lu-m, wie aus dem dimi
Bil-lu-m n. Körbchen erhellt. 4~ Ht. kaszu-s m. ein grosse
kaszika-8 m. Korb, Handkorb', kaszele f. Eober (aas '.
rinde oder Weidenruthen), Futterkorb. — ksl. koSi m.,
(aus kos-ja-s, kos-ja) Korb, ko^Inica f. dass.
kasala f. Hasel.
lat. corulu-s, corylu-s f. Hasel, -f* &hd. basal m., hasala i
hasel f. Hasel. Natürlich schliesst diese Zusammenstelli
Herbeiziehung von xuqvov Nuss aus.
kasalina von Hasel.
lat. columu-s für corul-nu-s von Haseln. + ahd.
mhd. heselin, haseln, von Hasel.
1. ki nom. sg. kis, ntr. kit quis, quid.
r/jp, ri wer, was. — lat. quis, quid.
Ygl. sskr. kis ob, etwa, na-kis indecl. nie, nimmer. Niemand,
mll-kis indecl. ne, nequis, kirn nom. acc ntr. was, adv. wie,
kiyant, kivant = zend. cvant quantus, M-drQ welch.
kit ntr. acc. von ki macht indefinit.
oskisch-umbrisch pid, z. B. in puturus-pid utriqua
Ygl. sskr. cid, z. 6. in ka^-cid irgend wer, zend. cid
(ntr. acc. von ci = ki).
kina Erweiterung von ki durcli den Prc
nalstamm na.
viv-og, Tiv-l, tCv-a u. s. w., vgl. zend. cina, verstärktes
z. B. acc. einem, wen.
kiska (kis-f-ka) wer irgend, jeder.
lat. quisque wer irgend, jeder = zend. cisca wer irgend
mäkis fii'iTig (mä+kis).
117(1 ig Niemand, vgl. ved. mäkis indecl. meist ne, abe
nequis.
1. ki (wahmehmen) suchen, quaerere, Rücksicht
men, ehren (animadvertere =) strafen, rächen,
kinu.
xlvvfiat^ xlvto, tlvofitu büssen, strafen, rächen, r/o) (=t«-jcü), r/-<Ta
zen, ehren, r^-^ij' Schätzung, Ehre. — lat. quae-so quae-ro qua
quaerere (mit s weiter gebildet), cae-ri-monia Ehrfurcht. -|- ksl. {
Ehre. — an. hei-dh-r m. Ehre, s. kaitu.
YgL sskr. ci, ki, (ni) dkeshi, (vi) cinavat wahrnehmen, suchen, f<
im europäischen Wortschätze. 81
wie quaerere), apa-ci Rücksicht nehmen auf, respecüreni apa-cita ge-
ilirt, Jemand ehrerbietig zu sich laden.
2. Id praes. ünu (animadvertere) strafen, Mssen, rächen.
rMipc», Tivta, Tivofitu büssen, strafen, rächen.
Vgl sskr. ci cayate verabscheuen, hassen; r&chen, strafen, sich rächen.
Dasski in allen Bedeutungen: suchen (quaerere), ehren, strafen ursprüng-
lich Ein Verb gewesen , zeigt das Sanskrit ; ob und wie eine Scheidung
der Formen nach den verschiedenen Seiten des Sinnes hin auf europäi-
schem Boden eingetreten , ist bei der trümmerhaften Ueberlieferung nicht
zu ersehen.
kiti £ Scliätzuiig, Strafe.
viair^ f. Schätzung, Busse vgl. zend. cithi f. Strafe, Busse, sskr.
apaciti f. dass.
apakiti f. Strafe.
dnoTtac-g f. Vergeltung, Strafe = sskr. apaciti f. Ver-
geltung, Strafe.
kaina f. Strafe, Busse.
noivii f. = lat. poena.
Vgl. zend. kaena f. Strafe.
kit, kvaitati (merken auf) absehen auf, wollen (er-
scheiuen).
AU Verb auf europäischem Boden nur im Preussischen erhalten : praes.
8g> 1. 2. 3 quoi (mit Abfall des t) 1, pl. quoitamai, 3. pl. quoite sie wollen,
po-quoit-i-uns part. act. begehrt habend, po-quoit-i-to-n ntr. part. pass. be-
gehrt, po-quoit-i-sna-n acc Gelüste, quait-s der Wille s. kaita.
^gl. sskr. cit cetati ciketti wahrnehmen, merken auf; beabsichtigen, be-
^ht sein , beschliessen , wollen ; sich zeigen , erscheinen , gelten , bekannt
»'« (vgl. kaitu).
kvaita m. Verlangen, Begehren, Aufforderung,
Einladung.
lat. in-vitu-s wider Willen, ungern, in-vitare einladen, e-vitare
vermeiden (ex negat.), vito- aus cveito wie vapor aus cvapor und
vinu-m aus veino = ^otvo. + preuss. kat. quäit-s (für quaita-s),
nom. quäita-n und quäiti-n acc. der Wille. — lit. kveczü (=
kvet-ju) kves-ti einladen (zu einem Feste), kves-ly-ß m. Hochzeits-
bitter.
Dazu vgl. ved. keta m. Verlangen, Begehren, Absicht; Aufiforde-
rung, Einladung, sskr. ketaya-ti aufifordern, einladen.
kvaitaya einladen, yon kvaita.
•lat. in-vitare einladen. 4~ ^i^- kveczu, kves-ti einladen.
Vgl. sskr. ketaya einladen.
6
82 n. Das Vorkommen toh k und \
1. kaita Helle.
an. heidh n. Helle, helles Wetter, heidha hell werden, heidh-T
hell. jg\. as. hadar, ags. hädor, ahd. heitar, nhd. heiter.
Vgl. sskr. cetas n. Helle, Glanz, cetaya hell machen, citra hell,
augenfällig, deutlich.
Lat. caesiu-B hell == skaid-ta (lit. skaista-s) könnte auch als caetr
tiu-8 gefasRt werden.
2. kaita n. (Lichtung) Trift, Feld, Heide.
lat in bü-cetu-m Trift (wörtlich „Kuh-heide"). — altirisch ciad
in ciad-cholum Waldtaube (cholum aus lat. columba), cambr.
coit, neucambr. coed, arem. coat Wald.'-f- an. heidh-s pl. heidhar
f. Heide, heidh n. niedriger, flacher Gebirgsrücken, g^th. haithja-
f. Feld, ags. haedh f. engl, heath Heidekraut, ahd. heida f.
Heidekraut, rahd. beide f. nhd. Heide.
Eigentlich wie lauka (= lat. lücus Hain) Lichtung.
kaitu m. Helle; Erscheinung, Bild, Gestalt.
goth. haidu-8 m. Art unä Weise, an. heidh-r m. Ehre, Stand,
Würde, ags. häd m. Rang, Stand, Efhre, Wurde; Wesen, Art
und Weise, abd. heit ra. f. dass. nbd. -heit Suffix in Klar-heit,
Schön-heit, Wahr-beit u. s. w.
Ygl. sskr. ketu m, Lichterscheinung, Helle, Klarheit ; Erscheinung,
Bild, Gestalt; Erkennungszeichen (Feldzeichen, Banner), a-ketu
formlos, ununterscbieden.
Liesse sich auch zu ki , der Basis von kit ziehen ; doch Tgl. kaita
„Erscheinung^^ mit sskr. cit „sich zeigen, erscheinen, gelten,
• bekannt sein".
1. ku schreien, heulen, Intensiv kauküya.
xav^ocx-, x«ü-i?jc-, xfiif-x-m. schreiender Vogel , xcüxi/-iü heulen , wehklagsD
= sskr. koküya, Intensiv zu ku. — ksl. kujaja kujati yoyyvO^iv, Tnurma-
rare, ku-rü m. Hahn.
Vgl. sskr. ku kauti künäti kavate tonen, seufzen, intens, koküya.
kaula m. Stengel.
xavXo-s m. — lat. cauli-s m. Stengel. + lit. kaula-s m. Knochen, lett. kaul-
a-s m. Knochen und Stengel, kaul-ain-a-s beinicht, stengelichL
Ursprünglich wohl: „Hohles, Röhre".
kaulä f. Bruch (am Unterleib'.
xijili?, attisch xttXri (für xaslrj) f. Bruch. -\- ksl. kyla f. daraus lit. kuila
f. Bruch entlehnt. — an. haul-1 m. ahd. höla f. Bruch am Ünterleibe.
Eigentlich wohl „Höhlung".
2. ku, kud cudere, hauen.
lat. cudere, in-cus Amboss -f- lit. kovä f. Kampf, Streit, Schlacht —
ksl. kov^, kuja, kovati hauen, cudere, kovft m. quod cuditur, ku-znl f.
..^^
im europäisohen Wortschätze. 83
!x metallo cnso factae , nsl. na-kovo Amboss. — an. höggva ags. hea-
ahd. houvan, mbd. honwen, nhd. hauen. — Zu kud ksl. kydaja ky-
jacere.
ku = sku bedecken, w. s. in: kuti f. Haut.
iiti-8 f. Haut vgl. €fxv-Togj xv-tos n. Haut, iy-xvt-i auf die Haut. +
idh, ags. hyd f. Haut (i Stamm), nhd. Haut pl. Häute.
kävara m. Schauer; Nordwind, von sku.
lat. cauru-s , coru-s Nordwestwind. + lit. sziaurf-s m. Nordwind,
sziaure f. Nord; ksl. s^verti (für sköverö) m. Nordwind vgl.
goth. skura f. skura vindis lallaxp, ags. scur, ahd. scür, mhd.
schür m. Wetterschauer, Unwetter. Berichtigt nach Job. Schmidt,
Beiträge VI, 2.
kuk schreien, klagen, wohl aus kuku Intensiv zu
i verkürzt.
eX£a-s s. kaukala, xai'X^ f. das Prahlen, xavxa^/^M prahle, -f- lit.
ü, kauk-ti, auch szauk-ti heulen; vgl. auch ksl. skyö-a, skyo-ati
und ku^-ika f. Hund.
skr. kuc kaucati einen durchdringenden Ton von sich geben, koka
olf , kokila m. der indische Eukuk.
kuku bildet Thierstimmen, besonders den Kuckuks-
ruf nach.
xoxxv^ Eukuksruf, xoxxvy^ m. Euckuck, xoxxv-Cot kuckucken. —
lat. cucülu-8 m. Euckuck. + lit. kukü-ti kuckucken. — ksl.
kukav-ica f. Euckuck. — deutsch Eukuk.
Vgl. sskr. kukku-bha m. Fasan , kukku-vac m. Art Antilope (=
kuku sagend).
kukubha m. Vogelname, von kuku.
xovxovipa^ m. Wiedehopf oder anderer VogeL — lat. cucub-äre
vom Eulenschrei, setzt ein Wort cucubo- Eule voraus, vgl.
Hesych. xtxxdßri f. Nachteule, xUxaßo-g m. Hahn und den Vogel-
schrei xixxttßav bei Aristophanes.
Vgl. sskr. kukkubha m. Fasan.
Aehnlich xaxxdßrj f. Kebhuhn.
kaukalia m, ein Vogel.
xavxaUa-g m. ein Vogel, -f- lit. kaukale (d. i. kankalja) f. ein
Vogel.
Ygl. sskr. kokila m. der indische Eukuk.
. kuk und kvak krümmen, wölben.
ion-quinisco, con-quexi (Stamm quec) und oc-quiniscere niederkauem,
a (d. i. quoc-ti-m) hockend, in der Hucke. + lit. kauk-ara-s m. An-
. — ksl. kuku gewölbt, krumm. — germ. W. huh, hug in goth. hiuh-
6*
84 n.. Das Vorkommen von k und \
man- m. Haufe, Menge , goth. hanh-a-s hoch, germ. hauga Höbe; v»
hag erwachs nhd. hucken , hocken wie aus bug (biegen) , nhd. backoB«
bücken, bocken.
Vgl. sskr. kuc kucati und kunc kuncati sich zusammenziehen, sich kranunes,
kuca m. weibliche Brust, koca einschrumpfend n. das Einschnunpfen,
kukshi m. (kuk-si) Bauch.
kun und kvan. stinken.
xov-iXij f. Quendel (riechend), — lat. cunire stercus facere , an-cun-ulentae
menstruirendC' (Frauen:, in-quin-äre bestankem, besudeUi. -|- ksl. gni
(aus kni = cuni-re) in gnoj% gnoi-ti cacare, gnoj m. Fäohiiss, Eoth,
gni-lü faul.
Vgl. sskr. kuna m. Wanze (stinkend) kuna-pa m. Leichnam, knn knu-yate
stinken.
kung (knug) tönen , winseln , piepen ; woU aus kuk j
durch Erweichung des Auslauts. ^
xyi/^o» knurren , winseln von xvvCo z= xpvyio, — lett. kung-stu, knng-itet
stöhnen, schluchzen.
«
Vgl. sskr. küj küjati tönen, piepen und kunj kunjati tönen.
kup wallen , im Affect sein , aufwallen ; wallen =
schwanken, auf- und niedergehen, vgl. kap. ^
1. kup praes. kupiati wallen, aufwallen, ii»
Affect sein.
lat. cupio cupivi cupitum cupere begehren, Cup-ra Dea die go.^
Göttin, cupi-dus, cupi-don-.
Vgl. sskr. kup kupyati, kupyate in Bewegung, Aufregung, Waltoß
gerathen ; aufwallen , sich erzürnen , zürnen , kupita erzürnt, böB^
2. kup wallen, auf- und niedergehen.
xv7i-T(o niederducken , bücken , xv(p~og n. Buckel , Krümmung-
Wölbung, xvß-og m, Würfel, xvß-tro-v, xvß-m-lo-v Ellbogen ^^
xvß, — lat. cumbo cubui cubitum cumbere liegen, cubitu-J''
Ellbogen. -(- lit. kump-i-s krumm, kup-sta-s m. Hügel, kupi*
f. Höcker, Buckel = ahd. hovar m. Buckel, lit. kupeta 1. HeO'
häufen, lett. kump-t krumm, bucklig werden. — ahd. hov-^
m. Buckel, ahd. hub-il, mhd. hüb-el m. HügeL
Vgl. sskr. kupa m. Wagbalken, kupyati wallen, kopaya in WalW
versetzen und altpers. kaufa m. Berg = zend. kabfa m. Berg,
Buckel (des Kamels).
1. küpa m. Wölbung, convex, Buckel, Berg.
xvffiO'S m. Buckel, Kv(po-g m. Bergname. -|- lit. küpa f. Haufen. -
ahd. hüfo, mhd. hüfe, nhd. Haufe, Haufen.
im europäischen WoriechatKe. 85
2. kupa Wölbung, concav, Vertiefting.
xvnrj f. Vertiefung, xvTi-iXXo-p , afKfi-xvncXXqv. — lat. cüpa f.
Grabnische.
Vgl. sskr. küpa m. Grube, Höhle, Brunnen, kupi f. dimin.
kaupa m. Wölbung, Buckel, Haufe.
lit. kaupa-8 m. Haufe. -— ksl. kupü m. Haufe. — as. hop m. nd.
tohope zu häuf.
Vgl. altpers. kaufa m. Berg = zend. kaofa m. Berg, Buckel
(des Kamels).
kubh ist als gleichbedeutende Nebenform zu kup an-
zusetzen wegen kumbha 1. 2.
1. kumbha und kubha Kopf, Kuppe, Haube.
xvfpi^, xvßri, xvfißri f. Kopf, xifiß-a^o^ köpflings. -f- vgl. ahd.
hübä f. Haube.
Vgl. sskr. kabubb f. Kuppe , Gipfel , kabubha = kakuha hervor-'
ragend, kumba Kopf, dickes Ende eines Holzes; weiblicher
Kopfputz.
2. kumbha m. Topf, Urne. Scheint mit 1 kumbha
Kopf identisch.
xvfißo-g m. Gefäss, Becher, xvfißrj f. dass. auch Kahn, xvßa-g
m. Urne, Aschenkrug.
Vgl. sskr. kumbha m. Topf, Krug, Urne, Aschenkrug; zend.
khumbha m. Topf.
(Eine Basis kus ist anzusetzen wegen kausa und kausta).
kausa m. Behälter, Gehäuse, Gefäss.
lit. kausza-s m. Schöpfgeföss, grosses Trinkgeschirr = lett. kaus-s
m. Napf, Schale, lit. kiausza-ö m. jede Schale, Nuss-, Eischale,
kiausze f. Schädel, kiausz-i-s m. Ei. — an. haus-s Schädel vgl.
germanisch hüsa- = nhd. Haus n. . ,
Vgl. sskr. kosha, ko^a m. n. Behälter, Gehäuse, speciell Fass,
Kufe; Eimer, Gefäss, Trinkgeschirr; Kasten, Truhe; Vorraths-
kammer, Vorrath, Schatz; Knospe, Sehale, Ei.
kausta m. Eingeweide, Unterleib ; Vorrathskammer,
Schatz. ,.
ksl. cista f. (für kjusta) Unterleib. — goth. husda- m. Schatz,
Hort (?)
Vgl. sskr. koshtha tti. il! Eingeweide , Unterleib ; Kammer,
Vorrathskammer, armen. küSt, venter, latus.
Gleichen Stammes vielleicht xi/cr-Tt-^, xvcrr-iy^ Blase u. a. viel-
leicht auch lat. costa, oder zu ksl. kost! m. Knochen»
86 n. Das Vorkommen von k und \
(knad *= knid (aus kand skand) beissen , stechen ii^']
knadyä f. Nessel.
xvC^ri f. iouiscii xv£Ct>i (d. i. xr«f-ja) f. Nessel. + ahd. hnitf«^
nazza f. (für hnazja) Nessel , daher ahd. nczila f. nhd. Nessel ^
Vgl. xvaS-'dXXa}, xvtoS^aXov , xvtiS-tt^f xvto^-'ttv,
knas = kas stechen, kratzen, jucken.
xvä-ütQo-s m. = xi^ioQo-g Nessel, xrd-co, xva-lto schabe, jucke. + l
knas-au, knas-yü, knis-ü, knis-ti graben, wühlen, vom Schweine: da
auch goth. hüas-qu-s, ags. hnäsc, mollis, tener, davon ahd. hnasc-c
nascoa naschen.
Zu dieser Form kann man auf arischem Gebiete stellen sskr. ki-knai
m. Theil des zerriebenen Kornes, doch ist dies jedenfaUs nur ei
schwache Spur.
knit leuchten,
lat. (nit = cnit) nite-re, nit-or, niti-du-s. -f- preuss. V. knais-ti-s Brar
angebranntes Scheit. — ksl. gnSst^ (= gnet-j% für knSt-) gnStiti zünden,
germ. ga-hnaista Funke in an. gneist m. ahd. ganehaista (für ga-hnaisi
gneista.st. f. gneisto m. Funke. — knit wohl zunächst aus kint, ski
vgl. scint-illa Funke, doch vgl. auch lit. knat-as m. Docht, Lunte.
knid stechen, stossen, reiben, aus knad.
xvC^fOf mvCoüi St. xi^mT reiben, kratzen, stechen, abschneiden; reizen, «
bittem, quälen, -f" ^^» hnita, hneit allidi, illidi, infligi; ags. hnitan tn
dere, stossen, hnit-ol comipetus. Da jedoch xvC^a = ahd. hnazza
knadyä) so bleibt doch zweifelhaft, ob die Wandlung von knad in kn
gemeinsam europaisch ist.
knid f. Lausei, Niss von knid = knad.
xovtd' f. Niss. -j- böhm. hnida f. — lett. gnide-s pl. — ag
hnitu f. ahd. (hniz) niz, mhd. niz f. (i-Stamm) Niss. — 1<
lendes s. ghlanda.
knu schaben , reiben.
xrvo), xyv-tfci) kratzen, reiben, sanft berühren, nvv-og n. Erätze, »yv-f
n. das Kratzen, ttvv, iXdx^orov (Abschabsei) auch wohl xvo^s, itvo-ti d
Reiben des Rades in der Radbüchse. -{- an. hnöggva oder hnyggja, hnög
hnuggum , hnuggin stossen (germ. ggv = v) , an. hnögg-r genau , parc
= ags. hneav parcus = nhd. ge-nau , ahd. hniuwan , mhd. niuwen z(
stossen, zerquetschen. Wohl aus sknu vgl. sskr. kshnu kshnauti schleif<
wetzen , schärfen.
krag , klag = krak tönen , krächzen , lachen.
XQtty-f xQaCü) für x^y-jo», i-XQay-ov, xi-xqay-a^ xqayy-ÄvofjLai, krächz
xA«y-, xltt^fa, t-xXay^-ov schreien, xXayy-ri f. — lat. clang-dre, clang-or
lit. kleg-u, kleg-eti lachen. — ksl. kleg-ota f. Geschrei. — an. harb
im europäischen Wortschi^tze. 87
arm, Getös; hlakk-a schreien, krächzen. Auf Grund dieser Zusammen-
-ellung scheint die Annahme einer europäischen Absenkung krag, klag
nbedenklich.
krap lärmen, schreien; jammern.
t. crepo crepui crepitum orep&re , de-crepitu-s , orepi-tu-s m. crepulus,
ep-undia. + ksl. klopotü m. Lärm; Jammer, Mühsal (slaviech 1 oft =
irop. r) daraus lit. klapata f. Mühsal entlehnt. — germ. hrab-na m.
abe, goth. hropan =: nhd. rufen. Vgl. auch lai. cräb-ro Homiss.
gl. sskr. krap krpate jammern , klagen , krpaya jämmerlich , elend sein.
kram kermiati müde werden, ruhen,
li hirmjan, hirmen, mhd. hirmen ruhen, rasten vgl. an. hruma schlaff,
hwach, matt werden,
twa auch x^efi-uvw/iii hänge ?
g;!. sskr. gram , gramyati und klam klämyati klamati müde werden , er-
hlaffen, ruhen.
krasp raffen , rupfen , rümpfen «=^ karp carpere w. s.
^ in cFispuH9 kraus. -^ ahd. hrespan abl. 1. und Fasp6n (d. i. hraspon)
pfen , raffen , zusammenraffen.
krik krikiati schreien, kreischen vgl. kark kruk.
fx-, aor. €-»Qi'»-ov, x^/ic-oy, abgesenkt ngiy- in x^^-Co), ni^nQiy-a knir-
WD, zirpen, kiCqhos jn. Habicht. 4- lit. klykiu, klyk-ti schreien, kirkiu,
•k-ti schreien, schnarren. — ksl. krik-ü, kliku m. Geschrei, klik-aj^,
ikati schreien, klic-a, klic-ati schreien. — an. hrik-ta kreischen, knar-
1 (von der Thür), ags. hrägra = ahd. hreigir, nhd. Beiher.
kru zerstossen, stechen.
)ttlviii (für *Qo^'aCv(o) stossen, stechen, vielleicht auch x^oi/-a) oder zu
18. — lat. in cruor, cruentus, crü-du-s. + as. hrewan hrau es schmerzt,
t leid, reut, ebenso ags. hreovan, hreäv, an. hrä-r, ahd. (hrao) räo,
er, nhd. rauh, roh.
. zend. (khru) erhalten im part. praes. khrvant cruentus und part. pf.
3. khru-ta verletzend , rauh ; gleichen Stammes mit kravi , kravas,
7ia ist sskr. klo-man (von klu = kru) m. später n. Lunge.
krevas n. rohes Fleisch*
HQ^^ag , ■ »Q^ttS n. rohes Fleisch, Fleisch, vgl. lat. cruor m. ge-
ronnenes Blut. -|- l^sl- crövo Thema cröves ^. Leib.
Vgl. sskr. kravis n. (aus kravas) rohe« Fleisch, Aas..
kravia Blut.
lit. krauja-s m. Blut, krawia, V. craujo f. Blut, vgl. goth.
hraiva- n. Leiche (wie von hrivan hraiv vgl. germ. spivan spaiv
aus europ. spu speien).
Vgl. sskr. kravya n. Fleisch, Aas.
88 II; Das Vorkommen von k und ^
krüma gräulicli, grausig.
^ »qvfio-g m. Grausen, Kälte, vgl. zend. khruma graulich, grui^^'
krüra, kranra roh, rauh.
xqav^o-^ zerstoBBen, spröde, brüchig, xQttvQa f. eine Viehkraal^^
heit (Ruhr?)
Ygl. sskr. krura, zend. khrura wund, roh, granlich.
Dagegen ist xqvcqo-^ von xqvo^ abzuleiten.
krus (Weiterbildung von kru) rauh, roh wer-
den, grausen.
xQvö- in xQvif-TaCvo) gefriere , xQvü-TaXlo-g Eäs. — lat. in crüs-
f. — lit. krusza f. Eisscholle, krusza f. Hagel, Schlössen.
ksl. kruchü m. Brocken, Stückchen, krücha f. mica, krHchat^'^ä
m. dass., krüsa, krösiti (krus) frangere. — an. hrjoisa hraizaLJ
hrusum hrusinn schaudern , ags. hruse f. terra , ahd. rosa £ (d. ^
hrusan-) crusta, glacies.
Vgl. zend. khrus in khruzh-di f. E^ui^e, Bosheit, khnusdhra haL— ^
krusta crusta.
gr. in xQvaT-alvto, xqvax^aXlo-g. — lat. crusta f. —
krüchütü m. gutta, maza.
kruk, krauk schreien, krähen, krächzen, vgl. karJ
krik.
xqavyri f. Geschrei, xqnvy^vofiai, schreie. — crocire vergleicht man
ser mit xXwaao)^ xXftt^fo. -|- lit krauk-ti krächzen, krunk-tereti krächzeL:
— goth. hruk-s m. das Krähen, hruk-jan krähen.
Vgl. sskr. krug krogati schreien, kroga m. Schrei.
krauka m. schreiender, krächzender Vogel.
x^vyo-g m. Schreier; Art Specht, Hesych. -f- ksl. kruka Di-
Rabe, -r- an. hrauk-r, hrok-r m. Seerabe, ags. hroo, ahd. hmob
■ m. Krähe, Häher.
Vgl. sskr. krunc, krunca, kraunca m. Brachvogel, Schnepfe?
. krud schnarchen, grunzen.
gr. in xoqv^a f. Schnupfen, Katarrh. — lat. grunnio; alt grundio ire 1
grunzen, -f an. hrjota braut hrutum hrutinn schnM*chen; herab-, he^
aus springen, fallen, hrut-r m. Widder, ags. hrütan rapide motu sonum
edere, rauschen, auch schnarchen, „sterto ic hrute^^ glosse.
krud- Rotz.
xoqv^a (d. i. xoqv6-]a) f. Schnupfen, Katarrh, -f- ahd. hroz, roz
mhd. roz m. n., nhd. Rotz m.
Von krud schnarchen, wie Ut. snarg-ly-s Rotz von schnarchen.
im europäischen Wortschatce. '■ 89
Mak und klag, kläkiati clangere, aus kark, krak,
Jcrag.
id^to (= xAay-jw), t-xlay-ov schreien, xXayyr^ Ton, Schrei, xlioaata (d. i.
ioa-jcü) und xAoJC« (xAoiy-jw) glucken — gloc-toräre (vom Storch), clan-
clangere, clang-or m. + lit klegu, klegeti lachen. — goth. hlabjan,
loh' lachen, ags. hleah-tor m. Schall, Klang; Gelächter. — an. hls^kka
^hreien, krächzen.
klad -AtXaötiv.
iXttSo^ m. Geräusch, xeXa^wv ovrog rauschend, «Aacf^-w, xekaSet^o-s
kus x^Xa&ea-vo-s) rauschend, tönend.
^gl- Bskr. krad kradati und kradate rauschen, wiehern, brüllen, dröh-
xen, schreien u. s. w.; später klad klandati.
biftn könnte auch annehmen, xekad sei auf griechischem Boden aus xiX
= «aA hallen hervorgewachsen, jedenfalls ist sskr. krad als kar-f d, wie
MiXad als *a>l-f <f aufzufassen.
1. klap nass sein.
*^7ia-g^ nlino-g n. Nässe, Feuchtigkeit, Sumpf, Hesych. — lit. szlap-ia-s
*^*8, Bzlap-inti nässen (?)^ — ags. heolf-or n. geronnenes Blut. Vgl. ksl.
rUj-l-j^, 5röp-ati schöpfen, krop-a f. Tropfen.
^1. sskr. krpita n. Wasser.
2. klap stehlen, etwas heimlich thun, bergen.
"^^TT-r-oi, xi'xXotp-ic, i-xXan'tiv stehlen , heimlich thun. — lat. clep-öre. +
'^preuss. au-klip-t-a-8 verborgen, s. klepta. — goth. hlifan stehlen, hlif-
*^8 m. Dieb. — ksl. poklopü m. xdXvfifia^ opercnlum.
%1. sskr. kharp-ara m. Schelm? unbelegt.
klepta gestohlen, verborgen, part. pf. pass.
nXenro-g gestohlen, verstohlen. — lat. cleptu-s. + altpreass. au-
klipt-a-s verborgen.
klamba verstümmelt, vgl. skarba gl. Bed.
üafißo-g verstümmelt, xoXoßo-g dass. , s. skarba. — lit. klum.ba-s hinkend,
ahm, szluba-s sehr hinkend, ganz lahm, lett. klib-a-s lahm.
^gL sskr. kliba unvermögend, entmannt, ro. Eunuch.
1. klu einhaken, schliessen.
ilf/oi für xXesua schliesse, dorisch fiit. xXa^m, aor. l^xA^I« von xJUnr-.för
laj^iX' Weiterbildung durch x. — lat. cläv-i-s f. -Schlüssel, Schlosa,
lav'U-s m. Haken, clau-d-ere schliessen.. 4* 1^^« kliüv-ü, kliuv-aü, kliü-ti
nhaken, fest anhangen, anschliessen. — ksl. klju-c-iti zui^ammenschlies-
jn, mit k weitergebildet.
klavak Schlüssel, klavakya schliessen, von klu.
dor. xX4^ d. i. xXas-ix f. Schlüssel, fut. xlu^* -|- ksL kljnoi m-
d. i. klauk-ja- Schlüssel, kljucaü se schliessen) passen, croat.
kljuka uncinuB, ksL kljuka £ ^oXog^
90 n. Das Vorkommen von h und \
1f€
V.?
Hauda gebrechlicli , sbst. Gebrechen.
lat. claudu-8 hinkend, lahm, claudere lahmen, claud-ic-are. -f" % >
lit klauda f. körperliches Gebrechen.
kvat kochen, sieden.
lit. flzunt-u , Bzut-aü, szus-ti schmoren, heiss werden (?) — goth. hvath-jan
sohAnmen, sieden, hyath-on f. Schaum.
Vgl. sskr. kvath, kvathati kochen, sieden, kvathita gekocht, gesottien.
kvad, kud antreiben, sputen.
an. hyat-a antreiben , caus. goth. ga-hvat-jan anreizen , verlocken = an.
hvet-ja anspornen, antreiben; schärfen, wetzen, nhd. wetzen; an. hvat-r
rasch , heftig, goth. hvas-sa (= hvat-ta) scharf.
Vgl. sskr. cud, codati antreiben, anfeuern; beeilen, sich sputen, caus. co-
daya antreiben. Zu kud, etwa im Sinne: auf-, emportreiben oder zu ei-
ner gleichlautenden Wurzel kud:
kakud Gipfel, Kuppe.
europ. nur im lat. cacü-men n. (für cacud-men). Vgl. xtj^eut f. .^
Haupt, Eopf.
Vgl. sskr. kakud f. Gipfel, Kuppe; Oberstes, Haupt; jede Spitze*,^
kakud f. Mundhöhle, Gaumen, kakud ist als reduplicirt ka-ku
zu fassen wegen des ähnlich gebildeten kakübh, welches deut^ —
lieh mit kumblia Kopf, Topf zusammenhängt.
kakudman gipfelnd, Gipfel.
lat. cacümen n. Gipfel.
Vgl. sskr. kakudmant und kakunmant gipfelnd , sidK^-^sh
aufthürmend, m. Berg.
kvap kap hauchen, duften, rauchen.
xan-vo) athme, ne-natp-rnas verhaucht, nan-vo-g Dampf, Rauch, xott-^
m, Mist. — lat. yap-or, vappa. — lit. kvep-iü, kvep-ti duften, kvap-a
m. Hauch, Athem, kvep-ala-s m. Räucherwerk = sskr. kapila. — let
kwep-et räuchern, kup-et rauchen. — goth. af-hvap-jan trans. er8tickec===3>
auslöschen ; af-hvap-nan intrs. ersticken , erlöschen ; mhd. ver-wepfen u
schlagen, (von Getränken) verderben, kahnig werden, vgl. lat. vapp
schaler Wein und lit. pä-kvimp-ti Geruch bekommen. Hierher auch wo
xivdß-^ f. Bockgestank, »eviß^^iov *Qiag Aas.
Vgl. sskr. kapi, kapila m. Rauchwerk.
kvarp, kvarbh drehen, wirbeln; umhüllen.
xvQß-i-g f. drehbare Säule, nvQß-aaCa f. Turban, xoQvtp-i^ Gipfel („Wi
bei"), x^aiTT- f. Sichel, HQwß-vXo-g Schopf, He-xQuip-aXo-g m. Kopfnetz
i^ranen, »gwi-ra^ hftvßrjv bergen, x^i/zr-rd-^ verborgen.— lat. in corb-i^ —
Korb (gedreht, geflochten), cu-curb-ita f. Kürbis. + an. hverfa, hva
sich wenden, kehren; verschwkiden (vgl. x^utttoi), hvarf n. das Verschwiel"
den, goth. hvairban, hvarb wandeln, as. hwerbhan, ags. hveorfan sic^
ÜQ europäiächen Wortschatze. 91
»
iden; zurückkehren; sich umtreibexi) gehen, ahd. hwerban, mhd. wer-
, nhd. er-werben, warb, geworben, an. hvirfill m. Scheitel, Wirbel (der
ire) , nhd. Wirbel m. — (Auch lat. urbare und urba gehören hierher.)
einzige Spur von sskr. karbh drehen s. kvarbhata :
kvarbhata, kakvarbhata Kürbis, Gurke.
lat. Cucurbita f. Kürbis, vgl. sskr. carbhata, m. cirbhiti und
cirbhita f. Gurke.
kvalp wölben, umhüllen.
ro-j Wölbung, Bausch s. kvalpa, »olotp-wv m, Gipfel, xalvTi-rio um-
BB. -}- lit. kilpa f. Bogen, Bügel, Schleife, Schlinge. — germ. hvalb
>en, dazu mhd. praet. walb wölbte sich, goth. hvilf-trja f. Gewölbe,
r, s^n- hvelfa (= hvalQan) umstürzen, umkippen und as. hwelbian,
U weihen, nhd. wölben.
kvalpa Wölbung.
xolnO'S m. Wölbung. -(- an. hvalf n. , altschwed. auch hvalf-r
m. Wölbung. Nach Bugge in Curtius' Studien IV, 2, 333.
kvas kus saugen; sieden, wallen.
■via) Stamm uva- küssen (vgl. Göthe „fest sich anzusaugen «a geliebte
)pen^^ — lat. cäs-eu-s, s« kväsa. -|- ksl. kys-n^ kys-n^ti madefieri, kys-
gegohren, sauer, kvasu m. Gest, Trank und susa m, Zitze, 8äs% sa-
saugen, säugen (für skus).
[. sskr. cüsh cushati saugen, aussaugen, pass. sieden, wallen, caus.
baya aufsaugen; coshya, cüsh-ya was ausgesogen wird, cosha m. Bren-
, Hitze, Trockenheit (als krankhaftes Gefühl), cu-gcyüsha f. das Sau-
, Aussaugen (vom Intensiv).
kväsa Gegohrenes.
lat. cäs-eu-8 m. Käse (zur Erhaltung des s vgl. nasus). -f- ksl.
kvasü m. Gest, Trank.
b) k im Wiiriel-AiisUiit.
1. ak, akiati sehen, wähnen, ahnen.
sehen in 6k-i Auge, s. aki, oacfofiac (für ottpfiai) sehe voraus, ahne,
aa f. (für Oüt-ja) Ahnung, Gerücht, 6n- in on-wn-a, otj/ig (für dn-ri-g)
5. w. — lat. oc-ulu-8 m. Auge. -|- lit. ak-i-s Auge, s. aki, ak-yla-s
sichtig. — ksl. ok-D n. gen. ocese und oka Auge. — goth. ah-jan glau-
I, wähnen, ah-a m. Sinn, Verstand, ahma m. Geist, ahd. ah-ta f. Acht,
titung.
l. zend. äka offenbar, sskr. iksh (aus aks) ikshate sehen, sskr. akshi
= zend. ashi n. Auge.
92 IL Das Vorkommen Yon k and 1^
«
aka Öefläiung, Loch, eigentlich Auge, von 1 afeMljt.
ozrif f. Oeffnung, Loch. -\- lit. aka-s Oeffnung im Eise, Wahncr^-oe
vgl. ksl. oko Auge und ok-no n. Fenster; lett. aka f. Brunnen. ^ ^mi.
aki Auge von 1. ak.
6x1- im Dual oaas = OKi-e n. Auge. + ^^^- aki-s, gen. akes ft: f.
Auge.
2. ak, ank biegen, krümmen, drängen, davon akna. -ab,
anka, ankas, ankura, akra, akvä.
Auf europäischem Boden nicht als Verb erhalten.
Vgl. sskr. ac, anc ancati biegen, krümmen , drangen, gehen.
akna gebogen.
lat änu-s (für acnus) m. Kreis, Ring; Fussschelle (ein RingH )i
dann wie SaxrvXiog der Afterring, After, änulu-s m. Ring, Aftei
Vgl. sskr. akna part. pf. pass. in akna (= a-|-akna), vy-al
sam-akna gebogen.
akvä f. Wasser.
(vgl. sskr. aiikupa, arikura und aiikäiika n. Wasser) lat. aqua
Wasser. -}- goth. ahva, ahd. aha f. Wasser. — Ein europäiBcheB-
akva scharf darf vielleicht angenommen werden wegen lat. aquo -
in aqui-foliu-s scharfblätterig, aqui-folia f. Stechpalme, aqni-
penser m. Stör, eigentlich „scharfflossig*^ und wegen goth aib
in aihva-tund-ja f. Dom, falls dieses Wort bedeutet „scharf -"^^^^
(aihva) „zähnig", vgl goth. tunth-u-s m Zahn.
1. anka m. Bug zwischen Arm und Hüfte, Seite^^^e,
von 3 ak, eigentlich „gebogen".
ayxo-, ayxrj- Bug, wovon ayxtt'&ev, dytid^s, dyx-aCofiai, ayno- ^^^^'
Ivrj f.
Vgl. sskr. arika m. Bug, Seite, Schooss.
2. anka m. Haken, Klammer, von 3 ak, eigenüict^^ '^
„gebogen";
oyxo-s gebogen, m. Haken, Klammer. — lat. ancu-s qui adun^
cum brachium habet Paul Diac. 19, 15, uncu-s gebogen, m, H» —
ken, Klammer. — ags. anga, onga m. Spitze, ^Pfeilspitze, wie
oyAOS-
Vgl. sskr. arika m. , zend. aka m. Haken, Klammer.
ankas n. Biegung, Krümmung, Wölbung, vonSak
iiyxos n. Bucht, speciell Thalbucht, Thal'. — lat. uncus n. KrfiiB"
mung steckt in ungus-tu-s fustis uncus, gebildet wie angns-tti'
augns-tu-s, venus-tu-s u. s. w.
Vgl. sskr. arikas n. Biegung, Krümmung.
im europäischen Wortschatze. . 93
anknra eigentlich gewölbt, aufgeschwollen, von
3 ak.
oyxvlo-g aufgeschwollen, stolz, davon oyxvA-Jlo^«* ; dyxvlo-g ge-
wölbt, gekrümmt, ayxvqa f. Anker.
Vgl. sskr. aiikura in mämsäiikura (mämsa-|-a) Fleischanscbwellung«
ankla m. Winkel, Biegung.
lat. angnlu-s m. Winkel, -j- ksl. %glü m. Winkel (entlehnt?), vgl.
ahd. angnl, mbd. angel m. Angel.
apänk, apäk zurück-, weg-, abgewandt, aus apa
-f ank = 3 ak.
as. avuh, avoh, an. öfug-r, ahd. abah, abah abgewandt, ver-
kehrt, böse.
Vgl. sskr. apänc, apak zurück-, weg-, abgewandt.
ak, ank dunkel, farblos, blind sein.
-g- TvipÄog und ciyx-^a-S ' fivoixlß. jioxqoC bei Hesych., dx-^v-g ^.
Iheit, wx~9^'^ blass, farblos. — lat. aqu-ilu-s dunkel, schwarz, s.
-f- lit j-§k-ti in ap-j§k-ti erblinden , ink-szta , ink-ti verschiessen,
jr Farbe, auch uk-szta, uk-ti es wird trübe, uk-a-s m. Dunst, Ne-
k-ana-8 nebelig, uk-anä f. trübes Wetter, unk-szna (oder ank-szna
^esselmann) f. Schatten, vgl. lett. ^na für ekna f. Schatten, lit.
I blind, lett. ikl-a-s dunkel, altpreuss. V. agl-on acc. sg. von ag-lo
i-lai f. Regen ( = dunkles Wetter).
akara, akala blind, dunkel.
anctqo^g blind und lokrisch &yxQ^-^ blödsichtig bei Hesych. -^
lat. aquilu-8 dunkel, schwarz, davon aquila f. Adler (von seiner
Farbe) und aquil-6n m. Nordwind (der dunkle, Dunkelbringen-
de). 4- lit. akla-s blind, lett. ikl-a-s stockfinster, auch wohl alt-
preuss. V. aglo (für aklo) f. Regen gehört hierher, eigentlich
dunkles, trübes Wetter, wie lit. ukand. f. •
ak, ank tönen.
fjiav brüllen, ox-vo-g Rohrdommel. — lat. unco, unc-äre brüllen,
ären. + ksl. j-?c-^, j^f-ati gemere. — Auch utraa (=o>f-j«) Gerücht?
skr. ac, anc murmeln, undeutlich reden, unbelegt. .
ak und aks. praepos. und praefix aus.
--: lat. ec-, e, ex , umbrisch ehe, eh aus. — altirisch a und as, ass,
s praepos. aus. -^ lit. isz. — ksL izü aus. Besser ek, eks anzu-
V
akä f. Mutter, ein Lallwort.
Q. pr. Amme der Demeter. -- lat. Acca Larentia die Lardnmuttei'«
skr. akkä f. Mutter.
94 II. Das Vorkommen Ton k und ^
ark aroere.
a^x/ai ^Qxiaa wehre ab. — lat. arceo arcui arcere. -|- üi. rak-ta-s ScUuS*
sei, rak-inti verschliessen. — ags. ealg-ian, algian hüten, schirmen.
YgL sskr. sam-arc feststellen.
alk -= ark wehren.
al-alx-eTv abwehren , «AxiJ f. Wehr. — lat. nlc-isci , Q]-ta»t sum sich Ä-
chen. -I" c^* ealgian , algian hüten , schirmen. Die Formen ark und all^
scheinen in der europäischen Einheitssprache noch sehr nahe gestände'S^
zu haben, vgl. arki.
alks alksati schützen, wehren.
aU$(o, dii^rjcffo abwehren, hüten, schirmen, «li^tiriiQ Hüter.
Vgl. sskr. raksh, rakshati hüten, schirmen, bewahren.
arki f. Verschluss, Wehr.
lat. arx, arci-um f. Wehr, Burg. -|- goth. alhi- £ Heiligthai
Tempel; ags. ealg-ian tueri, defendere, arcere, ealh-stede loc
mnnitas, templum, vgl. lett. elk-a-s m. Gdtze.
Vgl. lat. arca f. Verschluss, Kasten.
arku Geschoss.
lat. arcu-s m. Bogen. 4- ftgs- e^^'h m. Pfeil, Gesohoss, earh-fi
f. Pfeilflug, 8. Grein s. v.; goth. arhr-azna f. Pfeil, worin a
Suffix, wie in hlaiv-azna Graber (hlaiva- Grab).
arksa m. Bär, Siebengestirn.
aQXTO'S m. Bär, f. Bärin , Siebengestim. — lat. nrsu-s m. Mr, ursa f. d
Siebengestirn.
vgl. sskr. rksha m. Bär, pl. das Siebengestim. Ableitung ntlsicher.
uk gewohnt sein.
lit. j-unk-stu, j-unk-ti gewohnt werden, uk-i-s m. Hufe, Landsitz. — k^^'*
v-yk-n^ti gewohnt sein. — goth. bi-üh-t-s gewohnt, bi-üh-ti n* Gewohnhefc "^•
Vgl. sskr. uc ucyati, pf. uvoca Gefallen finden an, gern thun, gevfohw.^^^^
sein, ok-as n. Haus, Wohnsitz.
uks benetzen = besamen, aus vaks (vag-j-s) w. s? — »
nur in :
uksan m. Ochse, Stier (== sskr. ukshan Stier).
cambr. ych, du. und pL ychen Ochse, ryt-ychen (ryt Fürth) d^^^
cambr. Name von Oxford (= ags. Oxenaford), arem. oben boT<
Ebel 125. -\- goth. auhsan, ahd. ohso, mhd. ohse, nhd. Ochse*
ek und eks praepos. und praefix aus.
ix und ^. -f- lat. ec-, e, ex. — altgallisoh ex-, altirisch es, gm, as,
-l- lit. isz, preuss. is aus. — ksl. is, izü aus. Vgl. ak, aks, desaea A^^
im europäischen Wortschätze. 95
g am altirischen as, ass (gegenüber gallischem ex-) eine nur schein-
>tütze hat.
kak schaden.
g schlecht, xdxt] Leiden. -\- lit. kenk-ti leiden, kankä f. Leid, Qual.
tak, takati laufen, fliessen.
g, rax-^Sj xaX'Wog; xaxoi^ ti^x(o zerfliesse. — lit. tekü, tek-eti lau«
iessen.
skr. tak takati und takti dahinschiessen , stürzen, eilen; send, tac
, schwimmen, fliessen.
taka m. n. Lauf, Weg.
lit. taka-s m. Pfad. — ksl. tekü m. Lauf, tokü m. Fluss.
Vgl. zend. taka laufend, fliessend, n. Lauf.
takara zerlaufend, fliessend.
raxeQo-s zerlaufend, fliessend.
Vgl. zend. tacare n. Lauf, Fluss, tacairya (= takar-ya) zerfliessend.
takas n. Lauf, Schnelligkeit.
rdxog n. Lauf, Schnelligkeit.
Vgl. zend. tacanh n. Lauf.
takina laufend, schnell; fliessend, von 1 tak.
Tttxtvo-^ schnell, raxtva-g m. lakonisch der Hase. — lit. tekina-s
laufend, schnell. -^ ksl. tecinü, toSlnü fliestend, fiOssig.
Vgl. zend. han-tacina herumlaufend, vt^taoina auflösend, zer-
fliessen machend, afs-tacin Wasser fliessen lassend.
taku rasch, schnell.
faxv-g schnell.
Vgl. sskr. taku, takva, takvan nach B. R. dahinschiessend, rasch.
takti f. das Zerfliessen, Schmelzen.
"^V^i-g für TTjxTi-g f. das Schmelzen.
Vgl. zend. in vi-takhti t. das Schmelzen.
tak, tvak, hauen, zurechtmachen, wirken, hinwirken
auf, zielen; machen, zeugen, s. taks.
:q n. Anordnung, Festsetzung, «x-, t/jc-töi, l-rex-oy, xi-rox-a zeu-
rebären, t4x~o<; p., rix-vo-v n. Kind, Junges, T//-yi? f. Kunst; rwr-,
», ttv^m, tuor. re^vx-iiv bereiten, rüsten, zurichten, tu/-, Ti;y;^-«yoi,
oy treffe auf, Tt-rv-cuoftai für Ti~TVH^xofj.tu, Prasensthema , mache,
kuf. — lat. in tig-nu-m n. Bauholz. + lit. tenkoü. tek-aü, tek-ti
n, zukommen, zutheilw«rden ganz wie rvyxdm; erhalten, genug
. — ksl. tük-^, tük-ati weben. An. theg-n, as. theg-an, ahd. degan,
degen m. (a-Stamm) Knabe, (Diener^ Krieger, Held) stellt sich auf
hem Gebiete zu goth. theihan , ahd. dihan gedeihen , gehört jedoch
ßht unmittelbar zu lin-vo-v n. Kind.
96 IL Das Yorkommeu von k und \
Vgl. sskr. tnc f. Nachkommenschaft, toka m. dass., tuji f. das Zeuge:
im Uebrigen s. taks.
3. tak, tag anfügen, ordnen, speciell anscliirren, eigen
lieh mit 2 tak identisch.
rdaata für rax-jw ordnen, reihen, rüsten, täy-o-g m. Ordner; vgl. 1«
te-mon- für teo*moD- Deichsel. — lit. tink-ü , tik-ti sich passen, schicke
taugen, caus. taik-yti fügen, richten; vgl. auch ags. thixl, ahd. dih-sa
f. Deichsel.
Vgl. zend. thanj thaiT jayeiti sich anfügen , sich anschirren , bändigen , l
reiten.
tangaya denken , vgl. ig. tak fügen , ordnen.
altlat. tongeo; tongere soviel als scire, nosse, tong-itio f. praen
stinisch notio. 4" goth. thagk-jan, thah-ta denken, thugkj)
thüh-ta dünken, meinen. Dass in diesem Worte g aus k er
standen sei, erhellt aus rdaaw für rax-jo) in der Bedeutung wo
ordnen, rechnen, wofür halten, ferner aus ksl. tüc% tüci-ti rec
nen, schätzen, lit. tikiü tik-eti glauben und ahdi dingan glaub«
hoffen, Zuversicht haben.
taks, praes. teksati hauen, behauen; mache
wirken aus tak durch s weitergebildet.
täxT^wv Zimmermann. — lat. tex-, texit, texßre, machen, v
anstalteu, meist speciell: weben. 4- lit* tasz-äu, tasz-yti behau,
zimmern. — ksl. tel-^, tesa-ti hauen. — mhd. dehsen abl. 2 speei
Flachs schwingen und brechen. — Mit sskr. takshaka m. •
bestimmter Baum vgl. lat. taxu-s f. Taxus, Eibe, ksl. tis»
Taxus, Fichte , tesü m. Brett.
Vgl. sskr. taksh takshati behauen, fertigen, machen, tval
wirken, stark sein«
taks Interjection zur Bezeichnung eines Schlage
mit Anklang an taks hauen.
lat. tax tax tergo meo erit , Plautus. -|- lit. teksz zur Bezeichne
eines Schlages oder Wurfes , „bauz". Aehnlich lehnt sich uni
„bauz" wohl an ahd. b5zan, pozan stossen.
teksan m. Werkmeister, Zimmermann.
rixfsv g. TixTovog Zimmermann, Werkmeister, r^xro-^v
(rf JCTor^-öTiVi/) T€XTalv(a zimmere = Tsxravut}.
Vgl. sskr. tikshan m. Holzhauer, Zimmermann.
teksaniä f. zu teksan.
xixiawa f. vgl. sskr. takshni (für takshanyä) f. 2
takshan.
im enropäisohen Wortschatze. 97
1. teksta bereitet, gewirkt.
lat. textu-8 bereitet, gewirkt; gewebt.
Vgl. sskr. tashta gefertigt, su-tashta wohlgefertigt =
zend. hu-tasta, hu-tasta wohlgebildet.
2. teksta n. Schale, Geschirr, von taks.
lat. testu-m n. testa f. auch test-u n. Schale, Geschirr,
Scherbe. -(- lit. tiszta-s m. ein Gefäss. — lat, testo-
vielleicht besser mit tosto- gebrannt von torreo zn iden-
tificiren.
Vgl. zend. tasta n. Schale, Tasse (zu tas, tans?)
tekstar m. Wirker, Werkmeister.
lat. textor m. Wirker, Weber.
Vgl. sskr. tashtar m. Werkmeister, Zimmermann,
Wagner.
takaya takayati schweigen.
taceo tacui tacitum tacere schweigen, tacitu-s, tacitur-nu-s -|- an.
gja schweigen, thögul-1 schweigsam, goth. thahan (thahai-), as. thagian,
i> dagen , mhd. dagen schweigen.
tru, travati aufreiben, aus ig. tarv = taru — tar.
^-w aufreiben, quälen, tq(6oj (für tqosoj) schädige, bewältige, r*-T^(ü-
'a, TQ(o-(fOi verwunden, TQav-f^at- n. Wunde. + ksl. trov^ truti auf-
ben, aufzehren, try-j^, try-ti reiben, trava f. (Zehrung), Futter, Gras.
truk bersten, brechen, reissen, aus tru.
tqvx-fo zerspalte, zerreisse, verschleisse, TQvx~og n. Bruchstück,
TQvaaog für T^i'/-to-ff zerbrechlich. — lat. trunc-u-s verstümmelt,
abgehauen m. Rumpf, Stumpf, trunc-are; truc-id-are nieder-
hauen, abschlachten, -f- lit. truk-st-u, truk-au, truk-ti reissen,
bersten, nu-trauk-ä das Aufhören, eigentlich das Abbrechen,
isz-truk-ti ausreis ssen, weglaufen, lett. trüku, trukku, truk-t zu-
sammenfahren , erschrecken , trauz-et reissen , abfallen machen
und erschrecken. — goth. thliuh-an fliehen heisst wohl ^gentlich
„auseinanderplatzen, ausreissen". Sskr. trut, trut-ati, trut-yati
brechen, bersten, zerfallen, trud, trud-ati zerreissen, spalten
würden hierher gehören, wenn hier t und d aus sht, shd und
dieses aus gt gd entstanden wären. Gut stimmte dann auch
trot-i m. bestimmter Fisch zn lat. truct-u-s m. tructa f. Forelle,
woher engl, trout Forelle.
tark drehen, drängen, drücken.
laao) für ra^ay^-jw dränge, wirre, t^-t^i;/-« bin gedrangt. — lat.
-eo drehen, drängen, drücken. -\- lit. trenk-ti drücken, drängen,
k-s-ma-s m. Gedränge. — goth. threih-an drängen , ags. thravan , ahd.
i-jan, dräjan, mhd. draejen, draen drehen, drechseln, wirbeln, ahd.
7
98 II. Das Vorkommen von k und \
dr&hsil , mhd. draeh-sel m. Drechsler, as. thring-an (Üirang) , ahd. drinj
dringen, drangen. Eine Spur von diesem Verb auf arischem Gebiete
vielleicht im sskr. tarku, tarkuta Spindel zu erkennen, die wohl vo:
Drehen benannt ist. — lat. trux, truc-ulentu-s wohl zu germ. thn^ i
drücken.
trankia, trankiati praes. zu tark.
raqaoata für Ta^ay/-joi, daraus taqäXt f^/ (für T^y/)
aalniy- als allgemeines Thema entnommen wird aus aaXnl^-
= aaXniyy-iü} von üakm/yy Trompete. 4" ^i^» trenkiu trenk--
drücken, drangen, stossen. — ahd. drahjan (aus dranh-jan
hahan hängen aus hanhan) drigan', mhd. draejen , draen , drehei
drechseln, wirbeln.
tarkana ein Geflecht.
raQydvri, öaQyocvtj ein Geflecht. -|- altpreuss. tarkne BinderiemeK^ ^
vgl. ksl. tralsu m. Band, fascia.
tarkta (oder ähnlich) Spindel.
aTQttXTo-g m. Spindel.
Vgl. sskr. tarku Spindel, tarkuta n. das Spinnen, tarkuta
Spindel.
tranku rauh, holprig, uneben von tark.
tqäxv-g rauh, holperig, uneben. + lit. tranku-s rauh, holperi ^S
nneben.
trankma m. Gedränge, Verwirrung von tark.
ragayfio-g m. Gedränge, Verwirrung. -}" ^i^ trank-8-ma-s
Gedränge.
tranka Klotz, Block.
lat. trunc-us, altlat. troncu-s m. -(- lit. trinka f. Klotz, Block.
tvak waschen, netzen (und tak?)
preuss. V. twaxta-n acc Badehose, goth. thvahan waschen, thvah-la- -
Bad, Taufe; vgl. liyyfo^ lat. tinguo.
Vgl. sskr. tu5 toQate träufeln, spritzen.
tvank (und tank) zusammenziehen, zwingen.
lit. tanku-s dicht, tvank-u-s schwül, tvenk-ti drückend heiss sein, drückeTi^
schmerzen (von Wunden). — ksl.t^ga f. Beängstigung, Angst, Druck, t^gr**
fortis , t^zQ t^zä-ti in Bedrängniss sein , bedrängen (daraus lit. tuziti en^
lehnt). — ags. thvingan, thvang zusammenziehen, nhd. zwingen, zwang*
Vgl. sskr. tanc tanakti zusammenziehen, tvanc, tvanakti dass. auch sstEf.
tanj unbelegte Nebenform zu tanc.
im europäischen Wartschatze. 99
duk, dankati fahren, ziehen, Weiterbildung von du
durch k.
lat. düco, altlat. douco, dücere fuhren, ziehen, dnx, düc-is ra. Führer.
-)- goth. tiuhan, tauh, ahd. ziohan, mhd. ziehen, fuhren, mhd. zoc m.
Zug, as. heri-togo, ahd. heri-zogo m. Heerführer, Herzog. Vgl. gr. Stwxto
für ^i^^tJX", eine jüngere Bildung aus denselben Elementen.
Griech. vielleicht in ^ai-^va-^ea^iu eXxead^ti (Hesych.) iv-^vx-iatg colenter»
dSfvx-TJs onhofd (= nicht „anziehend^^) IIoXv'^ivxri~g.
dukäya ziehen.
lat. e-ducare erziehen. -|- an. toga, togadha ziehen, reissen, ahd.
zogon, zocon, mhd. zogen ziehen, reissen. Eigentlich Denominal
von duka Zug.
dukti f. nom. act. von duk.
lat. ducti-m adv. zugweise, in-ducti-6n- f. u. a, + ahd. mhd.
zuht f. 2 das Ziehen, Zucht, nhd. Zucht f.
ad-duk, addaukati adducere (ad -f duk).
lat. ad-duco adduxi adductum adducere. -f- goth. at-tiuhan her-
ziehen, herbringen.
nak f. Nacht.
'»^vx' in vvx'fx adv. Nachts , vv^-to-s nächtlich , wx-^vo» übernachte. + I™
Xit. nak-voju übernachte wird das t bloss abgestossen sein. —
Tgl. ved. nak oder na^, einmal im Yeda in der Verbindung nag-jihite,
"^gl. niQ, niga f. Nacht
nakta n. f. Nacht.
"VvxT- in Zusammensetzungen rvxro- Nacht. -f- goth. naht-s f. dat. pl. nahta-m,
iiahta-mat-s f. Nachtessen, Abendmahl.
Tgl. ved. nakta n. sg. und f. du. Nacht, naktam adv. bei Nacht, in der
l^acht.
nakti f. Nacht.
vwfT- nom. ri5|, gen. vvxrog, f. in Zusammensetzungen vvxrt- Nacht. —
lat. nox pocti-um f. Nacht. — carabr. in he-noid hac nocte, peu-noith quavis
nocte. + lit. nakti-s f. Nacht. — ksl. nosti f. Nacht. — goth. naht-s f.
Thema nahti-, nhd. Nacht, pl. Nächte.
Vgl. ved. nakti f. Nacht (nur an einer Stelle erhalten).
-naktia n. von nakti Nacht.
lat. tri-noctiu-m. + goth. anda-nahtja- n. Abend, as. sin-nahti,
Thema sin-nahtja n. ewige Nacht.
1. nik naikayati Getreide schvmigen, reinigen.
'^iX'lo'V, To Uxvov, vsiX'Xov, To klxvovy vfMTj'TtiQ, X^xfitjTii^. MsyaqiTg,
^azu A/x-ro-r, kCx-fio-g Getreideschwinge, Xixfiäv Getreide schwingen.
rrii
100 Das Yorkommen von k und \
-|- lit. nekoju, neko-ii Getreide in einer Mulde schwingen, um es vi
Staab und Spreu zu befreien , lett. nekat dass. Nach S. Bugge in Gurtii
Studien IV , 2 , 335.
Das Thema naikäyati ergiebt sich aus vHxrurriq (von vHxdwi) = lit. nekoj
2. nik zwinken, die Augen scliliessen.
co-niveO) nivi, nixi, ere die Augen schliessen, conivula occulta; nie«
nicere winken, nict-are zwinken. -(' ksl. po-nikti m. oculi demissi,
m?4 po-nicati oculos demittere, po-nikn^ po-nik-nati pronum esse, oculc
demittere> deorsum, pronum spectare, pro-nikva locus ubi fluvius sub tei
absconditur.
1. pak, pekati, fut. peksiati, inf. pektum, kochen, reifei
niaati (für ticx-jw) nixlfta kochen, verkochen, non-avo-v Gebäck, n^n-
reif. — lat. coquo, sup. coctum kochen (für poquo durch eine Art Asev. d-
milation, wie quinque für pinque s. penkan), coqu-u-s m. Koch, prae-co
frühreif. + ksl. pek^ pesti kochen, pek-ü m. Brand. — Mit sskr. paki
gekocht, reif; reif = dem Tode nahe, verfallen könnte man lat. coqui
reif in prae-coquu-s (neben prae-coc- und prae-coqui-s) frühreif identificire-
wenn nur das Verbalthema nicht im lat. coqv- lautete.
Vgl. sskr. pac pacati pacate fiit. pak-syati inf. paktum , ' kochen , y^ ^•
dauen, reifen, -paca kochend = lat. coquu-s Koch.
pektar m. pektariä f. Koch, Köchin.
nenjQia f. Köchin. — lat. coctor m. der da kocht, spät.
Vgl. sskr. paktar m. der da kocht, Koch.
pekti f. das Kochen.
ni\pi-g für nexrt-g f. das Kochen, Verdauen.
Vgl. sskr. pakti f. das Kochen, Reifen, Verdauen.
parkä f. Furche.
lat. porca f. Ackerbeet, Furche, porc-ul-etu-m n. in Beete eingetheilt^^^^
Feld. -|- ahd. furh, furuh, mhd. vurch (i-Stamm) f. Furche, ahd.(furhjaci^)
furhan, mhd. vurchen, nhd. furchen.
parkana m. Regen-, Donnergott.
lit. perkuna-s m. Donnergott, perkunija f. Gewitter, altpreuss. V. percunir^ *
Donner. — ksl. perunü m. Donnergott, Donner.
Vgl. sskr. parjanya m. Regenwolke, Regengott (aus parcana).
penka, penkan fünf.
nivra, nivre^ äol nifine fünf. — lat. quinque. — altgallisch Trsfxne "i^
nifiTiiSovXif Fünfblatt, altirisch coic (aus eine cuinc nach Pibel), camt>^*
pimp fünf, -f- lit. penki, f. penkios fünf. -- ksl. p§tt s. penkti fünf. — gotl:*'
fimf, nhd. fünf. Vgl. sskr. pancan fünf.
penkakas adv. je fünfe, fiinfmal.
nevrdxcg fünfmal.
Vgl. sskr. pancagas zu fünfen.
im europäischen Wortschatze. 101
penkadejkan fünfzehn (penkan-fde^an).
lat. quindecim. + goth. fimftaihun , ahd. vinfzehen fünfzehn.
Vgl. Bskr. pancadacan, zend. pancada^an fünfzehn.
penkäkanta fünfzig (für penka-deljanta , fünf
Zehner).
TisvTi^xovTa, — lat. quinquägihta fünfzig. — altirisch coica fünfzig
(zunächst aus coic-ca).
Vgl. sskr. pan'cä^at, zend. pancä^ata fünfzig.
penkta (penkata) der fünfte.
7i4[xnTo-g der fünfte. — lat. quinctu-s, quintu-s. — altirisoh coiced.
— cambr. pimpet der fünfte. — lit. penkta-s. — goth. fimfta-n.
Vgl. sskr. pancatha der fünfte, zend. pukhdha der fünfte.
penkti f. Fünfzahl, Fünfheit.
ksl. p§ti fünf. — an. fimt f. Fünfzahl in fimtar-dömr Fünfergericht.
Vgl. sskr. parikti f. Fünfheit, Fünfzahl.
Mit sskr. pan cat f. Fünfzahl vgl. nevraS , äol. ntfindd f. Fünfzahl.
pik verdriessen.
g-et, pe-jor (für pec-jor) pes-simus (aus pejes-timus) pecare (peccäre).
pik-ta-8 übel, böse, schlecht, pyk-stu, pyk-ti zürnen, sich ekeln,
i, peik-ti verachten, tadeln, schelten, paik-a-s schlecht, unnütz,
, paikgju paikoti halsstarrig sein. — ags. faeli-dhu f., ahd. fehida,
irehede, nhd. Fehde f., ags. ge-fic n. dolus, fraus, german. faikna
limmes, Böses,
ar von pi hassen durch k abgeleitet.
pik, pikya m. f. Pech.
f. (= ntxja) Pech. — lat. pix, pic-is f. Pech. -|- lit. piki-s m.
L pikja- Pech. — ksl. piklü auch pic-Ilü m. Pech. (Vgl. sskr. piccha
. piska) Schleim , Schmier aus Pflanzen , Gummi , picchila schleimig).
plak und plag schlagen; (sich schlagen =) wehklagen.
t) = nktix-jü} schlage, nXrjyrj f. Schlag. — lat. plang-o klage,
f. Schlag. 4- lit. plak-u, plakti schlagen , plek-ä und pleg-a f. Schlag,
i schlage.— ksl.plac-^ plakati klagen. — goth.fiek-an, fai-flok beklagen,
iioh, mhd. vluoch m. Fluch, ahd. fiuochon, fluochen, mhd. vluochen
plaga Fleck, Flick.
lat. plaga f. Netz, Garn, Teppich, Gregend, Strich, plagula
f. „Togaflecken" (es waren zwei), Blatt Papier, Teppich. -|- an.
flekk-r m. Fleck, ahd. flec, flech, mhd. vlec m. st. und ahd.
flScco , mhd. vlecke schw. m. Stück Zeug, Lappen, Stück; Platz,
Ort; Stück Eingeweide; Schlag; Fleck, Beschmutzung.
102 IL Das Vorkommen von k und 1^
plaka, plägä f. Schlag von 1. plak.
nlriyrj f. Schlag. — lat. plaga f. Schlag. -|~ ^i^ pleka und plegr^
f. Schlag ; nlrjaoto = nXrjxjo) schlage = lit. plekin schlage.
2. plak, plektati flechten.
nXix-fOf i-nXttx-riv flechten, nXox-afio-g m. Locke. — lat. plecto flechte,
snp-plex, plica, plicäre. -\- ksl. plet^ plesti flechten. — goth. flahta f. Flechte,
ahd. flehtan, flaht, nhd. flechten, flocht, geflochten, ahd. flah-s = Flachs ixr.
plaktä f. Geflecht.
nX^xTTj f. Geflecht, Seil, Netz. -|- goth. flahta f. Flechte.
buk pfauchen.
ßvx-Tijg avifios bei Homer, heulender, schnaubender Wind, ßvx-dvri :^.
Trompete , nachgebildet dem lat. buc-inum n. Kriegshorn , bucc-a f. Blas ^v
Backe. -|- ksl. buc-^ buc-ati brüllen, byk-ü m. Stier. — nhd. pochen, puche:^:^i
lärmen, räsonniren, nach Pauli, ndd. pock m. pogge f. Frosch, ahd. pfacl
6n pfauchen, schnauben; dazu auch an. pung-r m. Schlauch, Beutel, ah«
scaz-fung m. Geldbeutel (= aufgeblasener).
Vgl. sskr. buk-kära m. (Buk machen) Löwengebrüll , bukk, bukkati belle:
bukkana n. das Bellen des Hundes.
blakta Wanze.
lat. blatta f. (wohl für blacta) Wanze, Schabe. + lett. blakt-i-s f. Wanz
Schabe, vgl. lit. blak-e (= blak-ja) f. Wanze, Schabe,
blatta aus blac-ta, wie natta Walker aus nac-ta (dorisch vaX'Tas Wa
ker, vgl. vdaaojf vax-To-g).
bhark, bhrak drängen.
(p^daaio, (pQciy-vvfjiL, l'fpQdy-rjv schliesse ein, mache fest; (pQay-fio-g Zau
Verschluss, S^v-tfax-ro- g Verschlag. — lat. farcio =: (pQdaaa), farcimen, fi
tilis, fartor. -\- lit. bruku, brük-ti (bruk-su (pQd^a) drängen, zwange!
\-bruk-ti hineindrängen, hineinzwängen; einprägen; hastig, ungestüm
eintreiben, z. B. Vieh in den Stall. (Nach Kurschat bruk-ti etwas i
eine enge Ritze hineindrängen). S. Curtius 3, 283.
Dazu auch german. bergan barg borgan-s = nhd. bergen barg geborge;
Berg, Burg.
bhark, bhrak riechen, duften.
lat. fräg-u-m n. Erdbeere, frag-r-äre duften. -}- ahd. prähan, mhd. brae—
hen riehen, ahd. prä-dam, mhd. brä-dem, bro-dem m. Hauch, Broden»^
ags. brae-dh Duft, Hauch, engl, breath.
1. mak blöken, quäken, meckern.
/i«x-o«', /ni-fifjx-a, fie-fiax-via blöken, quäken, schreien, fitjx-ix^' f. mek-
kemd, ^rj^-i^ f- Geblök, davon firixd^fiai, blöke. -}" ü^» mek-enti stam-
meln j meckern, mak-ny-s m. Stammler. Mit sskr. makaka wird ksl. me-
cüku m. mecica f. = lit. meszka f. Bär (= Brummer) identisch sein.
im europäischen Wortschatze.. 103
Vgl. Bskr. mak-aka blökend, maka-makaya quaken (vom Frosch), meka
m. Bock.
2. mak zermalmen, kneten.
juctx- in fiäaao) (= fiax-^to), fii-fiaxot kneten, zerdrücken, aber auch ab-
gesenkt zu ^«y- in fidy-€iQos m. Koch, /nay-^v-g Bäcker, /iäCa = fitty-^a
Teig. — lat. mao-er-äre zerreiben, mürbe machen, mäcer-ia f. Lehmwand
(geknetet). ^^ ht. mink-au, mank-si-aü knete, mink-sz-ta-s weich. — ksL
mak-a f. Mehl, m^k-ükü weich.
Vgl. sskr. mac, mac-ate wird erklärt durch kalkana zu Teig (kalka) ma-
chen und cürnikarana zu. Mehl, Staub machen; als Beispiel wird gege-
^en: macate tandulam gilä der Stein zermalmt das Reiskorn; die £xi-
stenz des Verbs ist sonach völlig gesichert.
mak quälen, mühen, ans ig. mak zennalmen,
kneten.
ftoy- für" fiox' in fioy-o^ m. Mühe, fioy-ig adv. mit Mühe,
fjLoy-ita, /loy-fQo-g mühselig, fiox-d-o-g m. Mühsal, fiox^i-^; vgl.
lat. mäc^räre, das sowohl zerreiben, mürbe machen wie auf-
reiben, quälen bedeutet, -f lit mük-ä f. Qual, Pein, lett. mäz-u,
mak-t plagen , moz-u moz-it quälen. — ksl. m^k-ä f. Qual, m%c-
iti quälen.
mäkan m. Mohn.
fiTJx<ov, dor. fiäxwv m. Mohn. -|- altpreuss. Y. moke, ksl. makii
m., böhm. makon-ini Mohnfeld, lett. maggon-s Mohn. ^— ahd.
mägo m. (an- Stamm), nd. man m. Mohn«
Wohl von mak zerquetschen.
makala Fleck.
lat. macula f. -|- goth. maila- n. Mal, Falte, Runzel (aus mahila)
ahd. meil.
3. mak vermögen, leisten, können, vgl. magh und mag.
^ß*-^-ff lang, hoch, firjx-os n., Länge, fiax-aq vermöglich, reich;
glücklich, selig. + lit. mok-u, mok-eti können; zahlen, mok-inti lernen,
^6k-esti-s m. Bezahlung; lett mäk-u mäk-t lernen, mäz-u, maz-it caus.
lehren. Vgl. auch sskr. makha munter, lustig, ausgelassen.
Tgl. zend. mag mächtig, gross, weit, ma^arih n. Grösse, magita gross,
hoch; altpers. mathista höchste (altpers. th = zend. 9). Besser ma^?
1. mark versehren, verkümmern, aus 1 mar durch k
weitergebildet.
fiaXx'lta- xaxfSg l/oi, speciell leide von Kälte, verfriere (/JX«|, ßkäx-og,
schlaff, trag, ßinx^qog schwach? V — lat. marc-ere schlaff, welk werden,
verkümmern, marc-or m. marc-idu-s. + goth. ga-maurg-jan verkümmern,
verkürzen.
104 IL Das Vorkommen von k und ]^
Vgl. Bskr. marc, marc-yati gefährden , versehren , beeinträchtigen, a-mr k-
ta unversehrt, unverkümmert; zend. marenc, merenc-aiti verderben, tödten,
merenc-ya m. das Tödten , merekh-ti f. das Sterben , mahrk-a ist» Tod.
2. mark eintauchen, einweichen.
ß^iX^ (för fiQixü)) eintauchen , netzen , einweichen «1- lit. mirkstn mirk-ti
eingetaucht sein, nass werden, mirkau mirkyti eintauchen, einweichen,
marka f. die Flaohsrötte, markau markyti den Flachs rotten. *
manka wenig, zu wenig.
lat. mancu-s wenig, zu wenig. -}- li^ menka-s zu wenig, mangelhaft. —
ahd. mangen, praet. mang-ta und mangolon, nhd. mangeln, vielleicht aus
dem Latein.
Vgl. sskr. mauäk adv. wenig, zu wenig.
Wahrscheinlich von ma = mi mindern , vgl. /u£-/aw und /tuc-yd-? spärlich,
vereinzelt.
1. muk, mug schreien, trüllen, vgl. 1 mak.
i'fivx-op brüllte, fivx-i] f. Gebrüll, davon fAvtcd-ofiat brülle. — lat. mug-
ire brüllen; e-mug-ento. convocanto. -}- &hd. mucc-azz-an mucken, mnckseii.
Vgl. sskr. muj mujati schreien, brüllen.
2. muk, munkati loslassen, auslassen, auswerfen, beson-
ders die leiblichen Absonderungen.
dno-fAvaato für fivx-]<o schnaube, schneuze ans, fivx-o^ m. Auswarf,
Schleim = lat. müc-u-s m. f^vx-TrjQ m. Nasenloch, fivx-fio-s m. das
Schnauben, /Av^a f. Schleim, ^v^-ojv m. der Fisch, welcher lat. mug-ü
heisst. lat. mungere schneuzen, mungit = sskr. muncati; mug-il m.
Schneuzfisch. -{- lett. mük-u, mük-t sich ablösen, maüz-u, maük-t cans.
abstreifen.
Vgl. sskr. muc mun cati loslassen , mütram muc Urin lassen, auch ausspeien.
yakan und yakart n. Leber.
finaq (für .^Tra^r), finar-og n. Leber. — lat. jec-ur n. für jecus-, vrie aus
dem diminut. jecus-culu-m erhellt, gen. jecin-or-is geht auf das alte The-
ma yakan. + lit. jekna f., lett. akn-i-s m. Leber. — Ursprünglich be-
standen wohl drei Themen: yakan, yakar und yakat (^7rar-o?), wie M-
han, üdhar, üdhat (oi5^«t-o^), advan (= sskr. advan), advar (f?<fa^), ad-
vat (ffJaT-off) Speise und sonst.
Vgl. sskr. yakan, Nebenthema zu yakrt, wovon gen. yaknas, instr. yakna;
yakrt n. Leber, gen. yakrtas, loc. yakrti, adj. yäkrt-ka, vgl. zend. yakare
n. Leber.
1. rak zusammenthun , ordnen.
lit. renk-ü, rink-ti sammeln, lesen, rank-ä f. = ksl. r%ka f. Hand, Ui
raka-s m. =r ksl. rokü m. bestimmte Zeit, Ziel, rac%, rac-iti wollen. -
goth. rah-n-jan rechnen, reh-sni- f. Bestimmung.
Vgl. sskr. rac, racayati, rac-ishyati verfertigen, bilden, bereiten, bewir-
im europäischen Wortschatze. 105
anbringen, anthun, rac-ita angebracht, versehen mit; gerichtet auf,
sk-dhi dessen Gedanken gerichtet sind, rac-äna n. das Ordnen, An-
en, Einrichten, Betreiben, rac-ana f. dass.«'
rakana n. das Anordnen, Beschliessen.
goth. ragin-a n. Meinung, Eath, Hathschluss, Beschluss; an.
rögn n., pl. ragna gen. die rathschlagenden und beschlussfas-
senden göttlichen Gewalten; as. regino giscapu n. pl. Götter-
schluss, ahd. regin- in Compos., nhd. rein — toll, rein — blind.
Vgl. sskr. racana n. das Ordnen, Anordnen, Einrichten, Betrei-
ben, racanä f. dass.
rak, rakati tönen, sprechen ; brüllen = ig. arisch ark.
Xtt-axü) (für lax~(fx<o\ i-lax-ov, Xi-Xax-a tönen, singen, sprechen. —
[uor, locü-tus sum, loqui sprechen. + lit. rek-iu, re'k-ti schreien. —
jk^ res-ti sprechen. Lat. rancare, raccare brüllen, vom Tiger, ric-
brüUen, vom Leoparden vgl. mit ksl. rakaj^, raka-ti s§ schreien,
skr. arc arcati brüllen, jauchzen, singen.
rik raikati ritzen, aufreissen.
ü, i-Q^-Qi/y-fj,at zerreissen, zerbrechen, zerspalten, t^-^hxov x^ova
rschnitten die Erde (mit dem Pfluge) , schroten, zermalmen (Hülsen-
e) , aor. t^-qix-ov barst. + lit. r^k-iü , rek-ti schneiden (Brot), einen
zum ersten Male pflügen, —ahd. rihan, part. gi-rigan, mhd. rihen,
rigen reihen, anreihen, aufreihen; stecken, anstecken, anspiessen.
iscxofievos 71€qI ^ovqI (Homer), dazu ahd. rigil m. Riegel (= einge-
), wie sera von serere.
ed. rikh, Dhp. rekhati, ä-rikh-a ritze an, reisse auf = sskr. likh,
i ritzen, aufreissen, furchen, kratzen; einritzen = zeichnen, ma-
ichreiben, ved. rekh-a f. (geritzter) Streifen, Linie = sskr. lekhä
Strich, Linie, Streifen, Furche, Reihe, lekh-a m. Schreiben, Brief.
raikä f. (geritzter) Streifen, Linie, Keihe.
ahd. riga f. Linie, Reihe, nhd. Reihe, Reigen.
Vgl. ved. rekhä f. (geritzter) Streifen, Linie == sskr. lekha Riss,
Strich, Linie, Streifen, Furche, Reihe.
ruk runk raufen, graben.
Ol (= d-^ux-jw) grabe, oQvx-ro-g, oQvy-fitXj ^Q^XV ^' — lö,t. runcare
ausgäten, glattrupfen, runc-6n m. Reuthacke, runc-ina f. Hobel,
^-8 m. Kanal, Stollen, ar-rugia f. Stollen und Gänge im Bergwerke,
. Runzel.
skr. lunc, lunc-ati, lunci-tva und luci-tvä raufen, ausraufen, rupfen,
en; ausreissen, abreissen, enthülsen, lunc-aka m. Rauf er, Zauser,
la n. das Ausraufen.
raukä f. Kunzel.
106 IL Das Verkommen von k nnd 1^
lat. ruga f. Runzel, rugare runzeln, -f- ^^' raukä f. Rui
Falte, scheinbar von ruk-ti verschrumpfen, das aber erst
rauka gebildet ist, wie tuk-ti fett werden aus tank-as, 'W2
1. lak biegen, beugen, vertiefen.
laxx-o-f m. Vertiefung, Grube, Ux-og n., Ux-ctvri f. Schüssel, Mulde,
Qi^t ^X~9^'^ quer, Xo^-o-g verborgen. — lat. lac-u-s ra., s. europ
laku, lac-üna f. Vertiefung, lanx f. Schüssel, lic-inu-s krumm gehört
liqu-u-s, li-mu-s, luxu-s = Xo^og. + lit. lank-ä f. Vertiefung,
Wiese, link-ti sich beugen, krumm werden, lenk-ti beugen. — ksl. ]
l§s-ti beugen, biegen, It^k-a f. = lit. lanka Wiese, Sumpf, l^k-ü kri
l%k-a m. Bogen.
2. lak, lank erlangen, erhalten, verhält sich zu 1
wie nam erhalten zu nam beugen.
Xayx-avto, t-Xa^-ov erlangen. + ^sl» po-l^c^, po-lqc-iti, XayxovHv^
jüngeren u = % luc-%, luc-ati erlangen. — lit. per-lenk-i-s m. was e
zukommt, Gebühr, altpreuss. per-länk-ai, per-lank-i es gehört, gebu
3. lak belisten, bestricken, zu 1 lak, wie vag betri
zu vag krumm gehen.
lat. lax List, Betrug, pel-lax, lac-io verstricke, verlocke, mit ad-, de
il-, per-, laqu-eu-s Strick. + ksl. l%k-a f. Bausch, Biegung (1 lak);
Trug, l§c-% l§c-ati fangen, bestricken, po-l§cI f. laqueus. — lett 1
auflauem, nachspüren.
laku m. Vertiefung; See, von 1 lak.
lat. lacu-s m. Trog, Mulde; Teich, See. + an. lög-r (u-Sta
ags. lago, ahd. lagu m. See, Meer, in ahd. lagu-lidandi
gans und lagu-strom.
Vgl. Xaxxo~g aus Xax-so,
lakma Sumpf, Pfütze, eigentlich „Einsenku
von 1 lak.
lat. läma für lacma f. Sumpf, Pfütze. + ksl. lomü für lokir
Sumpf, vgl. lit. lekmene f. Pfuhl, Pfütze. Das Gebirge -i«*
hat seinen Namen davon, dass es eine grossartige Einsen
bildet. — lett. läma f, Pfütze, Grübe, Niederung ist aus
Slav. entlehnt.
lankiä f. aus lankä f. Lanze.
Xoyx^i f. Lanze. — lat. lancea f. Lauze. + ksl. l^Sta (= li
f. Lanze.
lik praes. linkati und laikati lassen, räumen, 1
• lassen, überlassen, preisgeben, hinterlassen; las
= hingeben, feil haben.
im europäischen WortschaiEe. 107
IfiTifo, XilxpfOy l-AtTT-or lassen, Xoin^o-s übrig. — lat. linquo, lic-tum
; lic-ere feil sein, lic-et es ist feil, steht frei, lic-eri bieten auf,
i frei,"" lic-itu-s gestattet, erlaubt, licit-ari bieten auf, lixa m. Mar-
ier = feilhabend ,^ auch wohl lic-tor m. (evulgator). — altirisch lec
ine, wie set via aus sint = goth. sintha-), sinere, l^c sine, leicci
-|- lit. lekü, lik-au, lik-ti lassen, verlassen^ laik-a-s m. 2ieit, Frist,
B Best, Ueberschuss, leka-s übriggeblieben, preoss. po-linka er
(vgl, lat. linque-re). — ksl. lic^ lic-iti nuntiare, evulgare = preis-
• — goth. leihvan, laihv leihen = überlassen.
skr. ric, rinakti, riiikte, recati, fut. rek-shyati räumen, leeren; frei-
, überlassen, preisgeben; hinterlassen; hingeben, feilhaben, part.
adj. leer, rek-u leer, öde, rek-nas n. ererbter Besitz; Eigenthum,
Werthgegenstand = zend. raeknanh n. dass.
likta gelassen part. pf. pass. von lik.
lat. lictu-s in re-lictu-s u. s. w. 4- lit. likta-s gelassen.
Vgl. sskr. rikta adj. leer (= geräumt), ud-rikta, vi-rikta part.
pf. pass. von ud-ric, vi-ric.
laika übrig, von lik.
lotno-s übrig. -4~ ^i^* Icka-s, at-leka-s übrig, übriggeblieben, at-
laika-s, pa-laika-s m. der Best, das Uebrige. Doch goth. laiba
f. Ueberbleibsel, Best gehört zu lip.
luk laukati leuchten (vgl. sskr. ruc rocate).
)'£ m. Leuchte, kiiy-do-g m. weisser Marmor, XvySrj f. Weisspap-
svx~6-g licht, weiss. — lat. luc-ema f., luc-e-scere, lü-men für lüc-
lü-na für luc-na, lue-, alt louc- f. Licht, lüci-fer, luci-du-s, lüc-ere,
ru-m, lücubr-äre, lüc-ul-entu-s. + goth. liuh-atha n. Licht, Schein;
h-t, ags. leoht, ahd. lioht, mhd. lieht, licht, davon goth. liuht-
iuchten, as. lio-mo n. Licht, Glanz = lümen, goth. lauhmuni f.
endes Feuer, Blitz, lauh-atjan leuchten. — ksl. luna f. Mond =
na, luc-i m. Licht, luca = luk-ja f. Strahl, Mond.
luk- Luchs (von luk leuchten, „helläugig")*
.^vy^ g. Xvyxos m.. Luchs (aus Ivx-vo, wie nvv^ aus nvxvo). +
lit. luszis io m. — ahd. luhs st. m. 2, schwed. 16 m. f. n. nach
Bugge, Zeitschrift XX, 1, 10 für luh loh. — preuss. Voc. luysi-s
Luchs.
lukna (Licht) luknä f. Mond.
Xvxvo-g m. Licht, Leuchte. — lat. lüna für lucna f. Mond. -|-
ksl. luna (für lukna) f. Mond.
luks leuchten.
lat. in-lus-tri-s für in-lux-tris. + altpreuss. V. lauxno>8 Gestirne
8. lauksna. — ags. lioxan, li^xan, lixan leuchten, an. Ijos n.
Licht, lj6s-s licht.
108 n. Das Vorkommen von k und 1^
lauksna leuchtend.
altpreuss. lauxno-s Gestirne. — ahd. liehsen adj. lieht
Vgl. zend. raokhsna gläuzend.
lauk laukiati sehen, schauen.
XivX'j Xevaaei = Uvx-jei sehen, schauen. + lett. lük-6t seheo,
schauen, lüks das Korn an der Flinte; lit. luk-eti, lük-urti imd
lauk-iu, laük-ti warten, harren (= aussehen nach). Offenbar
aus luk entstanden.
Vgl. sskr. lok, lok-ate erblicken, gewahr werden, anschaaen,
cans. lokaya dass., loc, loc-ate caus. locaya betrachten (im Gei-
ste), loc-ana erhellend, erleuchtend, n. Auge.
lauka m. (Ausblick) Lichtung, freier Raum;
lichtes Gehölz.
lat. lücu-s, alt louco-s m. Ilain. -|~ Ut. lauka-s m. das Feld, der
Acker, das Freie im Gegensatze des Hauses. — ahd. loh, mlid'
loch, 16, gen. loches m. n. niedriges Holz, Gebüsch.
Vgl. sskr. loka m. freier Baum, das Freie, Baum, überhaupt
Ort, Platz, Stelle, lokam kar Kaum, Luft schaffen (später Welt^
Leute, Weltlauf, Leben).
lauka licht, weiss, von luk.
Xivxo-g licht, hell, weiss. -{- lit. laüka-s weiss, speciell mit weit-
sem Fleck, blässig.
Vgl. sskr. roka m. Licht, Helle, roca adj. leuchtend.
laukman m. n. Glanz, Licht.
lat. lümen n. Licht (für loucmen). -4~ a^* Ijomi (d. i. liuhimui)
m. Strahlenglanz, ags. leoma m. Glanz, Licht, vgl. goth. Itnlh'
muni f. Blitz.
1. vak, aor. avavakat, vavakat sprechen.
elnov d. i. ßSßinov^ Umov d. i. ^mmtiov = sskr. avocam = ig. avaYakaoi j
sprach, ßon-^ 6n- f. Stimme. — lat. voc-, vox f., s. vak, voc-are -f *^
preuss. en-wack-emai wir rufen an, wack-i-s Geschrei. — ahd. wahaa,
wuog nur in ga-wahan erwähnen, ga-wah-t m. Erwähnung, mhd. catw.
wüegen erwähnen machen.
Vgl. sskr. vak-ti vi-vak-ti sprechen, aor. avocam aus avavacam sprach,
part. uk-ta gesprochen, vak- van m. Sänger, vak-tar m. Sprecher, vak-tra
n. Mund.
vak f. Wort, Rede.
son^ OTT- f. Stimme, Bede, ozra, oni.
Vgl. zend. vac m. Wort, Bede, Gebet, instr. vaca, pl. nom. vaca,
acc. vacas, vaca, vaco, gen. vacäm, sonst vac m. = sskr. vac f*
vak f. Rede, Wort, Stimme.
im europäischen Wortschatze. 109
sskr. vac f. Rede, Wort, Stimme. -(- on^ f. für ^on- Stimme. —
lat. vox, Stamm voc- f. Rede, Wort, Stimme.
Vgl. sskr. vac f. Rede, Wort, Stimme.
väkia n. Gerede, von väk.
lat. -vocium in con-viciu-m n. Gerede, Getön.
Vgl. sskr. väkya n. Rede.
vakas n. Eede, Wort.
^inos, tnog n. Rede, Wort.
Vgl. sskr. vacas n., zend. vacarih n. Rede, Wort.
2. vak verstehen.
axibiv nicht verstehend, Hom. -(- lit. vokiu, vok-ti verstehen. Her-
gegangen aus ig. vak sprechen bedeutet das Wort gleichsam „anspre-
Q*\ d. h. einen Gegenstand als das , was er ist, bezeichnen = kennen.
3. vak vank wanken, wackeln, krumm, schief gehen;
ausweichen, betrügen.
vac-illäre wanken, schwanken, wackeln, vä-ru-s für vac-ru-s krumm,
ef = sskr. vakra dass.; vac-erra f. (krummer?) Pfahl, Tölpel, väg-us
ag. + goth. un-vah-a-s un tadelhaft, eigentlich ohne Krümme, Ver-
rtheit, wie erhellt aus as. wah, ags. voh, v6 n. Verkehrtheit, adj. krumm,
ogen; goth. vagg-a-s m. (Paradies), ags. vang, as. wang n. Aue, Feld
entlich „Mulde, Thal*'), as. ahd. wanga, mhd. wange f. Wange, da-
goth. vagg-ari n., ahd. wang-ari, mhd. wanger m. Kissen, worauf
Wange ruht. Im Uebrigen s. vag, vang, das nichts als eine Neben-
a zu vak, vank ist.
. sskr. vanc, vanc-ati wanken, wackeln, krumm, schief gehen, pass.
1 drehen, schaukeln, rollen , tummeln , caus. yanc-aya ausweichen, ent-
len; täuschen, hintergehen, betrügen, intens, vani-vanc-iti, vani-vac-
sich drehen, sich tummeln, vak rollen, volvi, vak-ra gebogen, krumm,
ef, n. Krümmung eines Flusses, vak- van, vak-va sich drehend, rol-
l, tummelnd, vaiik-a, varik-ara m. Biegung eines Flusses, varik-u sich
imelnd, varik-ya biegsam, varik-ri f. m. Rippe, Dachrippe, vac-as, vac-
schwankend, taumelnd, vom Causale vanc-aka, vanc-atha m. Betrü-
, vanc-ana n. das Betrügen.
vark, vrak; vrask zerbrechen, zerreissen, verwunden,
gefährden, befehden.
X- in ^gax-og, äol. ß^dx-og, sonst §dx-oc n. Fetzen, ßqax-Cai,' rgrixits
0* Hesych., ^qax-Ccc f. Brandung; abgesenkt ßqay- in s^yvvfjLt bre-
, reisse, ^riy-fitv f. Brandung, Gestade; mit lat. frango hat ^r^yvv^i
its zu schaffen. + ksl. vrask-a f. Riss, Runzel, s. vraska. Vgl. europ.
: reissen , schleppen, ziehen , welches aus vark entstanden ist.
sskr. vraQC, vrg^ti abschneiden, zerreissen, a-vrka harmlos, n. Ruhe,
den; zend. vrac mit fra verwunden.
110 n. Das Vorkommen von k und \
vraska Schnitt, Eiss.
ksl. vraska f. Riss, Runzel.
Vgl. sskr. pra-vraska m. Schnitt.
(Von valk = vark zerreissen:)
1. valka m. Wolf.
XvxO'S m. Wolf. — lat. lnpa-8 m. Wolf. + lit. vilka-s iti. — ^
vlükü m. — goth. vulf-a-s Wolf.
Vgl. sskr. vrka m. zend. vehrka m. Wolf.
valktna adj. vom Wolf.
lat. lupinu-s vom Wolfe. + ags. vylfen, mhd. wul
wolf artig.
2. valka Pflugschaar, Pflng (= aufreissend).
lakon. evldxa (d. i. i^j^laxa) f. Pflugschaar, aQyvQitf eil
evXd^ai mit silberner Pflugschaar pflügen , Orakel bei Thucydi
Vgl. sskr. vrka m. Pflug.
valk, velkati entlang reissen, furchen, scH
pen, ziehen aus ig. vark, vrak, vrask reisse
fJtxo) für ^iXxfo ziehe, 6he-6-g m. Zug, luJl^, avXa^, wla^y
f. (far «-^Aa«-) Furche, ?>lxoff n. Riss , Wunde, Geschwür.—
Ulcus n. + lit. velkü = MXxottj vilk-ti ziehen, schleppen, i
ioti herumschleppen, velk-etai pl. Zoggschleife. — ksl. vlac-^ '
ati ziehen Hxstv.
velkta part. pf. pass. von valk.
iXTCTo- in dvsXxTO'S nicht zu ziehen, nicht dehnbar,
iXxTo-g {dviXxo}) heraufgezogen. -|- lit. vilkta-s gen
1. vik pf. vaika kämpfen, schlagen.
lat. Vica Pota, vinco, vici, vic-tum siegen, vic-tor, vic-tor-ia. -|- j
veihan, veigan, vaih (= vici), vigans streiten, ahd. wigan, wihan, :
wigen kämpfen, kriegen, goth, vaih-jon- f. Kampf; ahd. wihan part
wigan, mhd. wihen veniichten, zu Grunde richten scheint ganz das
Wort. Dazu wohl auch lit. vaik-äu, vaik-yti jagen, herumjagen,
folgen; haschen.
2. vik vaikati weichen.
^ilxta^ itxa weichen. + ahd. wihhan, nhd. weichen, wich geht stren
nommen auf vig zurück, das aber wohl nur als eine Nebenform zu
vaikati = jfi(x€i gelten kann.
vik- Wechsel.
lat. vic-e, vic-es f. Wechsel. + ahd. wehsal m. , nhd. Wec
3. vik umfassen.
im enropäischen Wortschatze. 111
vinc-io, vinc-tum, vinc-ulu-m.
- sskr. vyac, vicati nmfassen.
hl aus vi viere durcli k weitergebildet.
l. sak, sekati, sekatai folgen, nachgehen.
, enofiai folge, aor. .2. kan-ofiriv für as-ain-ofiriv, — lat. sequor,
li: sec-tor, sec-us. -f- lit. sekü, sek-ti folgen, nachgehen.
. sskr. sac sacate sishakü folgen, vedisoh auch sage.
saMa m. Freund , Genosse , eigentlich Nachfolger,
von sak.
lat. 8ociu-8 m. Genosse. -|- vgl. lit. seki-s, Thema sekja- der
nachgeht, folgt in ped-seki-s m. (der Spur folgend) Spürhund.
Vgl. sskr. sakhä, sakhi m. = zend. hakhi m. Freund, sskr.
sakhya n. Freundschaft.
Mit sskr. sakha vgl. ond-tav Genosse.
J. sak sagen (zeigen).
. t-OTiETE sagt, ^vi-anev er sagte, Iv-rfTr«, ^vt^anes, tvi-am sag an,
TTO) ich sage, rede fut. Ivi-anti-ao}, — lat. sec-uta est, locuta est,
scuta est, respondit, in-sectiones , narrationes; in-seoendo, dicendo,
3xit, dixit, sec-tu-s m. Rede; umbr. pro-sik-urent declaraverint (nach
iius). -|- lit. sak-aü, sak-yti sagen. — as. segg-jan, ahd. seg-jan sagen.
. sskr. süc, sücyati zeigen und ksl. soc-^, soc-iti zeigen, wozu sich
sig-nu-m n. Zeichen stellt. Wegen . der letztverglichenen Wörter ist
1 eine Nebenform svak anzunehmen.
J. sak schneiden.
sec-are, sec-tu-m; sec-üri-s f. Beil, sec-tor, sec-es-pita, sec-ivu-m,
men, segmen-tu-m, sic-a f. Dolch, sec-ula f. Sichel. + li^« syk-i-s m.
lag. Hieb, Ansatz, sodann einmal = ksl. secl m. Schnitt, Schlag,
b, sök-^ sö§-ti hauen, spalten („vera radix sek-" Miklosich) sßc-a f.
ies, söc-ivo n. Beil, sök-yra f. Beil, sök-n%ti secare. — ahd. seg-ansa,
i. seg-ense f. Sense, an. sig-dh-r m. Sichel (Schwert poet.), ahd. saga, '
ß, mhd. sage, sege f. Säge, ahd. seh^ mhd. sech n. seche f. Pflug-
iser, Pflugschaar, Karst, auch wohl ahd. suoha f. Egge und Furche,
h goth. saihv-an, sahv sehen gehört hierher, eigentlich sichten, dann
cernere sehen. Dieses Verb, obgleich nur auf europäischem Gebiete
hzuweisen, ist das Stammwort zum ig. skä (skan) schneiden, graben,
SU es sich verhält wie par zu prä, bhas zu psä, man zu mnä u. s. w.
saksa n. Schärfe; Stein von sak secare.
lat. saxu-m n. Stein, -f- an. sax, ags. seax, ahd. mhd. sahs n.
Messer, Sachs, Eisenspitze eines Geschosses, Schneide des Pfeils.
Vgl; ig. und europ. akman Stein und Scharfe.
>ii sak = cccTTM ((T«x-jw) lat. sancio, sancire festmachen).
112 II. Das Vorkommen von k nnd \
säka, sväka m. Viehhürde , Pferch.
arjxo-g wohl für a^rjxd- ra. Hürde , Pferch. + ksL o-sSku m.
Schafhürde — vgl. ahd. sweiga mhd. sweige f. (Rinderlieerde,
Weideplatz, Rinderstall, Viehhof =) Rinderhürde. Von uvak
(foTTO) sancire Nebenform zu sskr. svaj umfassen.
sark werfen, schleudern.
goth. slahan sloh slahans, nhd. schlagen, -schlug, geschlagen.
Vgl. zend. harec caus. harecaya werfen, schleudern; sskr. srka Pfeil.
1. sik trocknen.
iax-v6~g trocken, ioxv-alvio trockne {t(fx- ^ ^^X> ^'^X = zend. Wsk-
in hisk-u trocken). — lat. sicc-u-s trocken für sicus, seicns nach Pauli.
Vgl. sskr. sikatä f. Sand, Eiess; zend. hie, caus. haecaya trocknen, bü^ii
hikväo trocknen, haecaiih n. Trockenheit, hisku trocken.
2. sik benetzen, befeuchten, ausgiessen.
ixfio- feucht in ixfi6-ß(üXos feuchter Erdkloss, ixfia^oq feucht, fe^ ^
ein Pflanzenname, ix/ia-To-s Beiname des Zeus, ixfutCvta befeuchte, ^
aXio^ feucht, ixfjL-dd- f. Feuchtigkeit, wovon ixfia^ta = fx/naS-^o !»•
feuchte , auch *Ty-(OQ Saft , Götterblut wird hierher gehören. 4- ksl. slc-aü
seigen, harnen, sic-l m. Harn, ahd. (sigan mhd. sigen sachte niedersinken,,
tropfend oder wie tropfend fallen , sich vorwärts bewegen zu 1 sik) sihaii,
mhd. sihen, seihen, ahd. siha, mhd. sihe f. Seihe, Durchschlag, ahd.
sih-te seicht, ahd. mhd. seich m. Urin, Harn.
Vgl. sskr, sie, sinc-ati benetzen, befeuchten, ergiessen , sek-a m. Benetzung,
männlicher Same, sek-tar m. Benetzer, Befruchter, Gatte, sec-uka be-
netzend, sec-ana n. das Benetzen.
suk, sug, svak, svag fliessen (fliessend maehen);
saugen.
lat. süc-u-8 m. Saft, süg-ere saugen, suc-tu-s m. das Saugen, süg-ill-are
braun und blau schlagen, woraus ein Nomen süg-illo- blutrünstige Stelle
oder blutrünstig zu erschliessen ist ; sangu-en- m. Blut. -(- lett. suzu =
sukju^ suk-t saugen, durchseigen, Materie ziehen, no-suk-t absiepern
sukti-s siepem, sich secemiren, wie die Molken von der Milch, suk-ul-s
8uk-ala-8 Molken, vielleicht auch süla (für suk-la) f. Strieme, Beule voi
Schlägen, unterkeitiger Schaden. •— lit.svak-a-s m. Harz von Bäumen. — kd
s^k-n^, s^k-n^ti fliessen, sok-ü m. Saft. — an. sjüga saug, ags. sügan, ahd
sugan, mhd. sügen, nhd. saugen, sog, gesogen, mhd. suc Säugnng
Säugezeit, mhd. rütensouch m. Rautensaft, ahd. swehhan, swahh, swechai
hervorquellen, scatere, ebuUire (riechen, stinken) davon swahh schwacl
gleichsam ausgeflossen , wie goth. siuk-a-s siech zu siukan saugen, gleicl
sam ausgesogen.
sauka m. Saft von suk.
lat. sücu-8 m. Saft , süc-inu-m n. Bernstein , sucinu-s aus Ben
im europäischen Wortschätze^ 11$
stein, wohl yon sücus; die Entstebung desselben aus Baamharz
war den Alten bekannt, wie die Fabel von den Phaetbonscbwestem
beweist. + mbd. soucb in rütensouch m. Rantensaft, vgl. aucb
ksl. sokü ra. Saft, soclnü von Saft, lit. saka-s Harz für svaka-s
wie lett 8vak-a-8 Harz beweist; die slavolitanische Grandform
ist svaka von svak = ahd. swebban, bervorströmen. '
ska skayati besitzen, beherrschen.
«*, xrri-aofiai^ i-xrrj-d^ in Besitz bekommen, Tti-xtfi^fim besitze,
err. -(- ksl. sko-tu m. Besitz, Vieb vgl. xrij^os n. dass.
»kr. ksba-tra n. Herrschaft, Macht, Gewalt, ksbi ksbayati besitzen,
rechen, verfugen über.
ski weilen, wohnen (aus ska).
t, TcrC-ao}, %-xjt-fiat besiedeln, bebauen, bewohnen, €i/-«T*-To-ff, xtC-
iedlung, Kn-fi^vrj. — lat. quie-s, re-quiö-s, quietus. + ksl. po-ci-ti
, po-koj m. Buhe, Frieden. — german. haima Heim s. skaima.
iskr. ksha = kshi im ved. diva-kshas und dyu-ksha im Himmel
nd, himmlisch, ksha f. Wohnstatt, Sitz; kshi kshe-ti weilen, woh-
icb niederlassen.
skiti f. Niederlassung.
xjCat-g f. Siedlung.
Vgl. sskr. kshiti f. Siedlung, Wohnsitz.
skia weilen, ruhen.
lat. quie-scere, quie-vi, quie-s, quie-tu-s.
Ygl. zend. shata erfreut, altpers. shiyati f. Annehmlichkeit,
zend. shäiti f. Freude, neupers. shad Freude.
skiäta wohnlich.
lat. quietu-s ruhig.
Vgl. zend. shäta erfreut.
sHäti f. Wöhnlichkeit.
lat. quies, quiet-is f. Buhe.
Vgl. altpers. shiyäti f. Annehmlichkeit, zend. shaiti f.
Freude, neupers. shad Freude.
skaya m. ruhiges Weilen.
ksl. po-koj m. Buhe, Frieden.
Vgl. sskr. kshaya m. Wohnsitz, Wohnung, Aufenthalt.
skaima, kaima Heim.
lit. kema-8, preuss. V. caymi-s, lett. zem-a-s m. Dorf.— goth. haim-
i-s und haima f. Flecken, as. häm, ahd. heim m. heima f. Heim.
Vgl. sskr. kshema wohnlich, m. Bast, Buhe, Frieden.
skila still, ruhig.
8
114 n. Das Vorkommen von k- nnd \
xtCXo-s zahm. — lat. tran-qnilla-s. + goth. hveila f. 1
Weile, nhd. Weile.
1. skak und skag skagati hin und her bewegen; rül
quirlen.
xvx-4onf m. umgerührter Trank, xvx-av-dto rühre um, xoyxo-^ m.
Linsenbrei. — lat. coc-etu-m n. umgerührter Trank , coch-lear , besse
lear n. Rührlöffel, Löffel. -4~ &^* skak-a, skok, skek-inn rühren, sehi
intrs. schüttem, engl, to shake, as. scacan, scoc weggehen , sich entf
entfliehen.
YgL sskr. khaj, khaj-ati (für skag, skak) umrühren, unbelegt, ab
wiesen durch khaj-a m. das Umrühren, Durcheinanderrühren, Sd
gewühl; Rührstock, Löffel, khaj-ä f. Löffel, khaj-aka m. Rührstock,
ikä f. Löffel.
2. skak, skakati springen; hervorspringen, hervo
chen, hervortreten.
Ttrix-Cä" f. alles Hervorbrechende, xfix-Cio hervorbrechen, hervorqi
xi»yx-vla. x^xCg, AtoXeis Hesych. -}~ ^^ skaga (für skaha) yorspi
hervortreten, skag-i m. Yorsprung, Yorgebirg; Skagen heisst die
liebste Spitze von Jütland; vielleicht auch ahd. scehan, scah.
Beheben sich ereignen, geschehen, eigentlich „hervortreten"? — ]
femer zend. ^ac, ^ac-aiti vorübergehen, von der Zeit, mit fra eben
hama ^ac-inte die Sommer (springen) gehen vorüber ; lit. szok-ti spi
hüpfen, pra-szokti verstreichen, vorübergehen von der Zeit; ksl. sl
springen, tanzen, skok-ü m. Tanz. Ursprünglich mit 1 skak ident
YgL sskr. khac khacati hervorspringen , ausbrechen z. B. von den Zi
1. skark, skarkati, abgesenkt skai^, skargati kn
heiser machen, kreischen.
xeQx^ xiqx^ trocken, rauh, heiser machen, xe^x-^cXio-^ rauh, ]
xiQx-^) ««(njlf-nyt-ff f. Thurmfalke. + lit. kreg-z-de f. Schwalbe. -
skvrük- prasseln u. s. w. s. Miklosich s. v- , böhmisch skvrc-eti pn
ksl. skrüg-ati frendere, skrüz-Itü m. Stridor, skriz-^ skriz-iti frende
an. skark n. Geräusch.
Ygl. sskr. kharj khaijati knarren, kharju f. das Jucken, Eratzen im
2. skark verschränken, schräg gehen.
lat. carc-er m. Schranke , cruc- f. Kreuz (= verschrankt) , scri-niu-i
scric-nium) n. Schrank. -|- ksl. krozö quer durch, per, praepos. c
und skvozö durch praepos. gemeinsame Grundform skrozd. — ahd. sl
skranch, mhd. schranc pl. schrenke m. Schranke, Gitter; Yerschrai
Windung; Betrug, mhd. schranke m. Schranke, Schrank, Behälter,
schräge m. Gestell aus einem Balken mit schräg eingesetzten Beinen,
schregen mit schrägen Beinen gehen, nhd. schräg, Schrägen, Sc]
Schranke.
Aus skar springen.
im europäischen Wortschatze. 115
stak starr sein, stocken, widerstehen, von sta
stehen.
ajox'O'S m. Pfahl, Ziel, (frdx-v-s, a-arax-v-g m. Halm, Aehre. —
lat. stag-nu-m n. stockendes Wasser, stag-nu-m, stan-nu-m n.
ein Metall, Zink. + lit. stok-a-s Pfahl, steng-ti stark sein, lett.
stmg-t erstarren , lit. steg-ery-s m. Halm. — ahd. stang-a f. ags.
steng m. Stange, ahd. stoc, stocch-es m. Stock, engl, stake
Pfahl, ahd. stah-al, mhd. stach-el m. Stahl, ahd. steng-il, sting-ü
m. Stengel.
Vgl. sskr. stak, stakati sich stemmen, widerstehen, zend. ^^takh-ra
steif, fest, widerspenstig.
spaka, spika m. Specht.
picn-8 m. Specht, pica f. Elster. + ahd. speh und speh-t, mhd,
h und spech-t m. der Specht. Von spa% spähen? oder vgl. sskr.
m. der indische Kuckuck? Wohl von einem Schallworte vgl. mhd.
L-t Lärm.
lit. spaka-s Staar.
spaka Tropfen.
:<f- f. Tropfen. -|- lit. spaka-s m. Tropfen, Pünktchen, spakeli-s m.
LH.
.. smak klein, gering sein.
— ^-ff gering, klein, ficx-xo-g, dorisch klein (für fiix-j'o wie fx-xo,
^o für ix'^o, kdx-xo für Xax-^o) davon fitxx~vXo-g, demin. fiCx-ag
»e-«ff?), fxucQoXoyos, ^ixxiCoficvos der dreijährige Knabe in Sparta. —
mac-ro- schmächtig, mager, gering = /jlixqo, mac-ie-s f. Magerkeit,
'or m. dass. maci-äre abmagern, mac-il-entu-s mager, mac-ere mager
, vielleicht auch mica oder zu mak /ueaerco? -{- ahd. smäh-i, mhd.
3he klein, gering, niedrig, schmählich, ahd. smah-en, mhd. smahen
1, gering, verächtlich sein, geringfügig dünken, ahd. (smähjan)
aan, mhd. smaehen klein machen, verringern, verächtlich behandeln,
Qähen, ahd. smähi, mhd. smaehe f. Kleinheit, Geringfügigkeit, Niedrig-
, Verächtlichkeit, Schmach, ki-smäh-teon exolescere, nhd. Schmach,
nachten, schmächtig. — Bis auf den Unterschied in der Quantität
eben sich lat. macie-s und ahd. smähi, lat. macere und ahd. smähen.
*her auch fitSxo-s Hohn.
2. smak streichen, gleiten von smä aftdoi).
X-^ streichen, an-, abstreichen, an-, abwischen, afno^t» reiben, streichen,
Ifeln, beides Weiterbildung von afidto streichen, reiben, waschen. -{-
smak-a-s = ksl. smok-ü m. Schlange (, gleitend") , lit. smunk-o,
nk-ti gleiten, abgleiten, smog-ti streichen, hauen. — ksl. smuc-^, smyc-%
smuk gleiten , glitschen , poln. smuk-n%6 streicheln. — ahd. smech-ar,
ans, delicatus, smeih mhd. smeich m. Schmeichelei, smeichen nhd.
leicheln, eigentlich streicheln, Wz. smih, mhd. smiegen, ge-smogen in
8*
an
1
116 n. Das Vorkommen von k und ^
etwas eng umschliessendes drücken, refl. sich geschmeidig biegen "^^nd
fugen, sich biegend zusammenziehen, sich ducken, dazu an. smok^^'^i
ags. smoc, ahd. smoccho m. Hemd, mhd. smucken, sraücken dicht
an sich drücken, bekleiden, schmücken, Wz. smug vgl. ksl. smuk gleiC>^°
glitschen. Ein Stammverb smä ist ausser in Ofia-to nicht nachzuweise
3. smak, smuk schwelen, schmauchen; quälen.
afivx-^ verschwelen, langsam verbrennen lassen; quälen, ini^-afivy-^
elend, mühselig, schmählich. -\- lit. smaug-ti würgen, sticken, 1 ( tt.
smak-t dämpfen, ersticken. — böhm. smah-nonti, poln. smaz-yS rösten. -
engL smoke nhd. schmauchen Wz. smug.
2. ^ innerlialb der europäisolien Spraohejnlieit
a) im Aalaat.
ka schärfen, wetzen, erregen.
gr. in «w-ro-ff s. l^na. — lat. in ca-tu-s scharf s. kata; dagegen w».^afd
an. hein = ags. haen f. = engl, hone (Grundform hai-na) Schleif-, We^^tz-
stein auf ki zu beziehen sein. Vielleicht auch in xo-ro-g m. Hass, Gri^ m U»
l^ata scharf part. pf. pass. von \z,.
lat. catu-s scharf, scharfsinnig, schlau.
Vgl. sskr. Qata scharf.
käna m. Spitzstein, Wetzstein.
xävo'S m. Spitzstein, Kegel vgl. lat. cuneu-s. — Die Grundfot==^
von an. hein f. Wetzstein ist haina.
Vgl. sskr. ^äna m. ^äni f. Wetzstein.
^atu Kampf.
gallisch in Catu-riges (Kampf-könige) , Catu-slogi, altirisch ca^Ä^^
Kampf. + an. Hödh-r m. Name eines Gottes, ags. headhu::»'
headho, ahd. hadu- Krieg, Kampf in Zusammensetzung.
Vgl. sskr. gatru m. Feind.
^aika blödsichtig.
lat. caecu-s blind, dunkel. — altirisch caech, neucambr. coeg, com. cuic
einäugig, -f" goth. haih-a-s einäugig. — Ableitimg nicht zu finden.
1. ^ak (genügen =) passen, geziemen.
lat. in con-cin-nu-8 passend (vielleicht auch in c6-mi-s und cic-ur) vgl. \^
ahd. kehagin. + lit. szvanku-s geziemend, anständig. — an. in hag-r ge-
schickt, hag-r m. Lage, Verhältniss; Nutzen, Vortheil, haga adha ein-
richten, anordnen, hagar es ziemt, hättr (= haht-r) m. Art, Weise,
ags. hagian passend sein, ahd. part. ke-hagin, mhd. part. be-hagen, Un-
behagen, as. bi-hagön, mhd. nhd. behagen, an. hog-r, hoeg-r bequem,
'-\
im europäischen Wortschatze. 117
ehaglich, sanft, Ags. hog geschickt, klug. Auch wohl im lat. cac-ula
)iener, vgl. sskr. ^ac helfen.
7g\. zend. q&c gacaiti geziemen, te gacaiti es geziemt dir, zend. gac
tark sein = sskr. gac vermögen, helfen. ^
^akma comis.
lat. comirs (für cocmu-s).
Vgl. ved. gagma hilfreich ; mittheilsam , entgegenkommend, gütig.
Gleichen Stammes lat. cic-ur zahm.
2. kak kacken.
vgl. Bskr. gak-an , gak-rt n. Excremente) xdxxri f. = lat. cacca f. , xoxxa-oi
= lat. caco, cacare. + lit. szik-u, szik-ti cacare, szik-na £ der Hintere.
3. j^ak l^ankati hangen und bangen.
at. cunc-tari zögern, per-cunctari durch-, bedenken. -|- goth. hähan,
laihah, hahans hängen, schweben lassen; in Zweiiel lassen, an. hanga,
lekk, hanginn hangen; germ. hähan und hangan aus der gemeinsamen
rrundform ihanhan).
ftyff iJo) heben ist schlecht bezeugt.
gl. gank, gaiikate hangen und bangen, sich bedenken , gakuna m. Vogel
= langend, schwebend?). Zweifelhaft.
(Ebenfalls auf die Basis kak gehen zurück:)
^akä f. Zweig, Ast.
lit. szakä f. Zweig, Ast vgl. ksl. s%ktl m. dass., lit. szake f. Gabel,
szak-ni-s f. Wurzel.
Vgl. sskr. Qäkhä f. neupers. säch Zweig, Ast.
l^äka m. Kraut, Grünes.
lit. szeka-s m. Grünfutter vgl. sskr. Qäka m. Kraut, Grünes.
^anku m. Zweig.
ksl. s^kü m. Zweig , s^ovatü surculis plenus. sakü ist wohl alter
u-Stamm und identisch mit sskr. gaiiku m. Zweig.
Vielleicht zur Wz. skak springen, hervorspringen.
]^at weggehen, vergehen, fallen, caus. jagen, fällen.
tOT-o-g m. Hass, Feindschaft xor^-oi, i-xorsa-^dfiriv zürnen. — lat.
!at-ax fallend, stolpernd, cat-ena f. Kette. -{- goth. hinth-an, hanth,
anth-ans jagen , erjagen , fangen , ags. headh-u f. Kampf = altgallisch
atu- in £igennamen.
2*1. sskr. gätaya, bildet das Causale zu ^ad cadere s. kad, Qat-ru m. Feind.
j^atu Kampf.
altgallisch Catu- in Catu-riges, Catu-slogi. + ^^» Hödh-r m.
Name eines Gottes, ags. headhu, ahd. hadu- Kampf, Krieg. Vgl.
auch die thrakischen Namen Korv-g, Kotvttio.
118 IL Das Vorkommei Ton k und \
YgL sakr. ^at-m Feind*
Liesse sich auch za 1^, kan jnrrfcy ziehen.
1. ]^ gehen, weichen, fallen, cans. ^daya.
xi-xaS-iyWy xi-xaS^firpf weichen, abstehen, ablassen yon. — ]ai. ced-^re
gdien, weichen, cäd-ere fallen. -\- ags. hentran treiben, hetzen, jagen,
hnnt-a m. Jäger; goth. hat-ia n. Haas, ahd. haiijan =: aakr. gadaya hetzeii)
mhd. nhd. hetzen.
Vgl. sskr. gad, gadati gehen , part. gan-na (= gad-na) cana. ^^adaya; zend.
gad, gadayei-ti kommen, gehen; weggehen, abstehen, ablassen von',
fallen, anfallen«
2. ^ad auszeichnen, schmücken.
dorisch. xi-xaS-ficu = xi-xac-fMu zeichne mich ans, xoif^fio-^ m. for
xo^'fwg Schmnck, Ordnung; kretisch Ordner, Magistratsname, Kad-fioq
n, pr.
YgL sskr. gad auszeichnen, schmücken, s. Roth, Petersb. Lex. s. v.
^an stechen, schneiden, vernichten, Nebenform zu
2 ^-
xtxirt» (für xixy-Mi), xap^lv vernichten, tödten, xop-ij f. Mord.
YgL sskr. gan, Nebenform zu ga, nur im Desiderativ gi-^a&s-ati er-
halten; altpers. 9an vi-^an tödten, vernichten, zend. ^ana m. Yemicbtung.
l^an verhalt sich zu ^, wie tan dehnen zu ta.
(^an =" de^an zehn in:)
^anta n. hundert.
i'xaro^ einhundert, hom. Siri-xothoi, att Suji-^6aio& zweihundert —
lat. centu-m, du-centi. — aitirisch cet, cambr. cant hundert. 4*
lit. szimta-s m. — ksl. süto n. — goth. hund n., nhd. hund-ert.
Ygl. sskr. zend. gata n. hundert.
^antaria Hundertschaft.
lat. centuria f. (vgl. decuria). -\- an. altschwed. hundari,
ahd. huntari n. Hundertschaft (Gau). S. Bugge in Curtius
Studien IV, 2, 342).
Vgl. lit. szimter-gi-s hundertjährig, szimtero-ka-s und
szimtero-pa-8 hundertfach, ksl. sütorica f. Hundertschaft,
sütoricinü hundertfach. Im Lit. und Slavischen ist die
Anfügung des r-Suffixes an Zahlwörter sehr beliebt vgL
lit. penkeri pl. fünf, penkero-pa-s fünffach, penker-gi-s
fün^ährig, szeszera-s sechserlei pl. sechs u. s. w., ksL
p^torü, sedmoro fünf, sieben u. s. w.
l^ant xevria).
xevxiw aor. xiv-aai (für xsvT-aat) stossen, stechen, Ttivt^o-v, xivrtoQ (von
xiV'), 4- ahd. hand-eg scharf, stechend.
im europäisohen Wortschätze. 119
Bsla*. knath, knathati schlagen, Qnath, Qnathati schlagen, apa-gnath
^(^hlagen, zend. gnath schlagen.
ßhar von 2 ^a kan xavelv weitergebildet.
l^am praes. ^^anma sich mühen, ermüden; ruhen.
m, i-xafi-oVy xi-xfiTj-xa sich mühen, wirken, xafi-orres die (Beruhigten)
ten, InnO'XOfxo-^ , xofAiia, xofilioi besorgen.
sskr. Qam, gamnäti und gamyate sich mühen, ermüden, ruhen, gami
erk, Arbeit, ni-gam achtsam sein.
(Auf eine Basis \bx gehen:)
1. !^arva Hom.
xiqag g. xiqaog und xiqajog n. Hom, vgl. zend. grvA f. Hom,
Nagel.
2. l^rva gehörnt sbst. gehörntes Thier, Hirsch.
x%Qa6g (= MQajo^) gehörnt bei Homer stetes Beiwort des
Hirsches. — lat cervu-s m. Hirsch. — - cambr. karw , carw Hirsch,
-f- lit karve f. Kuh, preuss. kurvi-s Ochse. — ksl. krava f.
Kuh. — germ. hiru-ta m. nhd. Hirsch.
Vgl. zend. grva hörnern, von Hom.
l^ama m. n. Hörn.
lat. comu-s m. , comu-m n., gewöhnlich comu n. Hom. —
xtxQvov jr^v aakniyya FaXoTai^f cambr. Uu-gom Eriegshom (Uu
agmen), comisch com Hom. -f~ goth. hauma- n., ags. hom m.
nhd. Hom.
^amala Hörnchen dimin.
lat. comulu-m n. -)- nihd. hömeHn n.
Zur Yersinnlichuug der europaischen Diminutivbildung
durch 1.
^aga m. Hom.
Kqayo^ , livji-xqayo-g Bergnamen in Lycien. + lit. raga-s m. —
ksl. rogü m. Hom vgl. ksl. rakü Krebs = sskr. karka.
Vgl. sskr. ^raga m. Hom ; Bergspitze und zendp. Gl. Qraghrem
nom. sg. n. höchst.
^aras n. Haupt.
xaq^ xaqa n. Haupt. — lat. in cere-bru-m n. Hirn, oemuu-s =
xqavaog. -\- an. hjarsi, hjassi m. Haupt s. karsan.
Vgl. sskr. Qiras n. zend. ^aranh n. Haupt, und zend. Qare n.
Qara und gära m. Haupt, Herrscher, Herrschaft.
^arsa Haupt.
xoQori f. Schläfe, Haupt vgl. eskr. girsha n. Haupt (ans Qarsa).
120 II. Das Vorkommen von k und \
dvi^arsa zweihäuptig (dvi-j-^arsa).
^ixoQ(fo~s, Sixiipalog Hesych. vgl. Bskr. dvi^^lia zwa-
hauptig.
l^arsan (j^arasan) m. Haupt.
vgl. xaqävo-v, xaqrpfo-v (aus xaqcta-vo^ Haupt. + an. hjani,
hjassi (Stamm hjarsan-) m. caput, occiput.
Vgl. sskr. Qinhan m. Haupt.
j^arkalä f. Eaes, Kiesel, aus l^arka dass.
XQoxri, xQoxdXfi f. Eies, grandiger oder kiesbedeckter Boden. — ' zend. ^ra^
tropfen, hageln, gragka m. Hagel; sskr. ^arkara f. Eies.
^erd n. Herz.
xijQ (aus XCQ^) n. xQa^iri^ xaq^Ca f. — lat. cor g. cordis n. —
altirisch cridhe n. (ja-Stamm). 4~ ^^* szirdi-s f. altpreuss. E. siran
Y. seyrHerz (aus sird, serd; die Einbnsse des Auslauts verbürgt
einstiges consonantisches Thema sird-). — ksl. sridice n. —
goth. hairto n. = germanisch hertan, nhd. Herze, Herz, a in
XQodiri durch Umsetzung aus xe^iia wie aviqaat aus orc^t
u. s. w.
Vgl. sskr. hrd, härdi, hrdaya n. zend. zarezdan n. Herz.
^erdi n. Herz.
lit. szirdi-s gon. szirde-s f. Herz vgl. sskr. härdi n. Herz.
^erdia n. Herz.
xqadCri^ xa^la f. Herz. — altirisch cridhe n. (ia-Stamm).
Vgl. sskr. hrdaya n. Herz.
^erdan n. Herz.
germ. hertan- n. = an. hjarta, goth. hairto, as. herta, engl
heart; ahd. herzä, mhd. herze, nhd. Herz n.
Vgl. zend. zarezdan n. Herz.
^ala Pfeil.
xiiXß-v n. Pfeil vgl. sskr. ^ari f. Qalya, ved. Qarya m. n. Pfeil.
l^al fideren.
lit* szalu, szal-ti frieren, szal-nä f. Reif, szal-ta-s kalt. — ksl. slota f. Winter.
Vgl. sskr. ^i-^ira kalt, zend. gareta kalt.
^alta kalt.
lit. szalta-8 kalt. — ksl. slota f. Winter.
Vgl. zend. Qareta kalt.
(Zu sskr. gas aushauen:)
kastra m. n: Stech-, Stosswaffe.
xiarqo-g m. Art Pfeil, xiatqo^v n. Pfriem, Griffel, xi<n^ i-
Spitzhammer {xviXov = xicf-Xo^?)
im europäischen Wortschatze. 121
Vgl. Bskr. Qastra m. Schwert n. Waffe, i f. Messer.
^as, ^ans anzeigen, rühmen, loben.
car-men n. für cas-men, Gas-mena f. Muse , cens-ere erwähnen. -\- goth^
-Jan, ahd. har-en, mhd. har-n rühmen, loben, goth. haz-ein-s f. Lob^
aog.
. sskr. 9a&8, ga&sati pari. pf. pass. ^asta anzeigen, rühmen.
l^asman n. Preis.
lat. Gasmena, Casmen-ti-s, Carmen n.
Vgl. sskr. Qasman n. Lob, Preis.
]^asa m. Hase.
reuss. y. sasin-s (d. i. wohl szasin-s) Hase, sasin-tinclis Hasengam.—
heri, ags. hara, engl, hare; ahd. haso, mhd. hase, nhd. Hase m.
. sskr. Qaga m. (wohl für gasa) Hase. -^ Nicht ganz sicher.
1. ki pronom. demonstr. der, dieser.
d-i, xet-d-ev, x€t~a€, i-xeZ, i-xetvo-g, xeZ-vo-s. — lat. -ce, d-B, ci-tra. —
1. dat. himma, acc. m. hina, acc. ntr. hita, dieser, as. hi, he, engl,
er. — lit. szi-s dieser. — ksl. sl dieser.
arischem Gebiete ist die einzige Spar eines Demonstrativstammes ki
ers. ci-tä so lange. Das Wort ist — nach Oppert, dem Spiegel bei-
unt — gebildet aus dem Pronominalstamme ci und ist Correlativ von
i während, bis.
kitara citer, comparativ von 1 Jd.
lat. dter, citra, citrum diesseitig, citerior, citr& adv. abl. +
goth. hidre, ags. hidher, engl, hither hierher, vgl. an. hedhra
adv. hierher. — Lat. cae-teri und lit. kita-s anderer werden nicht
zu diesem Stamme gehören.
i. ^1 praes. ^u und ^ya schärfen , erregen, antreiben;
gehen.
fiai sich erregen, bewegen, aus xivv durch x xivv-aaofjiacy xCvvy-fjia;
(= x^-jal), t-xiov ^ gehen, weggehen, x*-«-^« (d. i. x^-ja-f^£ thunj
än.-j-lat. cio (ci-jo) cire und cieo eiere caus. kommen, gehen machen. —
germanischem Gebiete gehören hierher hai-na (an. hein = ags. haen
Qgl. hone) Wetzstein (vgl sskr. ^i schärfen), wie l^äna w. s. von l^ä,
hait haitan heissen, weitergebildet durch t (= d) wie gu-t giessen
ghu x^^'
. sskr. Qi ginoti schärfen, ved. erregen, antreiben, und ciyate gehen,
let das Praesensthema zu gad gehen , weggehen , fallen , cadere , cedere.
^ita angefeuert, beschleunigt, schnell part. pf.
pass. von 2 ^i.
lat. citu-s, davon cit-are, in-dt-äre.
Vgl. sskr. Qita beschleunigt, schnell, zend. a-gita (von a-Qi) rasch,
schnell.
122 n» Das Vorkommen von k and \
3. ^1 praes. kaitai impf, a^aita liegen.
lutfAtUy xÜTai, ixHxo liegen, xUta desid. »^(Xxero lag (für m^-c/xcto vgl ioQ.
dnoSs^tS für dnoSi^^ig), xo^-fid-ia schläfre ein, atoc^d-er^^cM schlafen (^
lat. cla-mare von da = xiti}), xoC-xo^ und xol-jri m. f. Lager. Wai
sonst von europäischen Bildungen dieser Wurzel zugewiesen wird. — l>i
quie-s, ksl. po-ci-ti ruhen, goth. hvei-la, germ- haima, heim — gehört
vielmehr zur Wurzel ski, wo man sehe.
Vgl. sskr. Qi ^te liegen , zend. 91 ^aiti , Qaete impf. 3 sg. ^ta = mIio
4. ]^ l^iäyati brennen, dörren, leuchten.
xal'Vvfjiai leuchte hervor. 4~ goth. hai-s g. haizis n. Fackel; mhd.
brennen, hei, heiss, gehei, geheie n. Brand, Hitze; nhd. Hei-ranch (da^
aus entstellt Heer-rauch, Höhen-rauch). — ksl. sija-j^, sija-ti leuchten^
dazu auch lit. sz^-na-s m. = ksl. sö-no Heu (=r gedörrt, getrocknet).
Vgl. sskr. 9ya gyäte gerinnen, brennen, frieren (die Kalte „sengt^^] ^-U
kalt, ^^a gedörrt.
j^va braun oder grau.
lit. szy va-s weisslich , schimmelig ; altpreuss. Y. syva-n grau. -
ksl. sivu grau.
Vgl. ssJEr. Qyäva braun (von der erweiterten Form gya, wäliroBd
lit. szyva-s u. s. w. auf das einfache ^ gehen.
J^ina m. weiss oder bläulich.
ksl. sin! bläulich, sin-ina f. blaue Farbe, sinjati blaulich werden*
Vgl. sskr. 9yena f. gyeni weiss vgl. gyeta f. gyeta weiss.
l^ira gelb.
xiQQo^ hellgelb , vielleicht unrichtige Schreibung für xTgo^. 4*
ksl. sdru gelblich, bläulich, sSra f. Schwefel, sörl f. Brand im
Eom (d gesteigert aus i).
YgL sskr. Qira hellgelb (gara bläulich scheint = dem an. luff*r,
ags. har, engl, hoar grau).
Es ist zu bedauern, dass diese so interessanten Farbennamen auf
europäischem Boden immer nur in so wenigen Sprachen e^
halten sind.
]^ip ^aip bohren, schlagen; Metall bearbeiten.
xiß-^H f. Metallschlacke, xlßdr^-Xo-g unächt (eigentlich voll Schlacken),
xlß^'WV m. Bergmann. + ^^' heip-t pl. ir f. bittrer Hass, goth. haif-s-t-i-s
f. Streit, Streitsucht, ags. haest, best f. contentio, violentia. Auch caepe
Zwiebel? (bohrend vom Geschmack?)
Vgl. zend. gif, gifaiti bohren , ^aSpa m. Metallbereitung , Metallschmelse;
Schlag, sskr. dp-ra m. Nase = zend. Qrifa (für ^if-ra) m. Nüster (=
Gebohrtes).
im europäischen Wortschatze. 123
(Auf eine Wurzel ]^v scheint zu gehen :)
^aiva vertraut sbst. Angehöriger, Genoss (eines
sittlichen Verbandes).
lat. civi-s, altlat. ceivi-s, civi-cu-s, dvi-tas. + germ. hiva- An-
gehöriger in an. hy-byli n. pl. Hauswesen, goth. in heiva-frauja
m. Hausherr, mhd. in hi-r4t m. f. Hei-raih, germ. hivan = an.
hjon, hjün n. pl. Eheleute, Hausleute, familia, ags. hivan pl.
familiäres, domestici, ahd. hiwo, hio, mhd. hiwe, hie m. Gatte,
HausgenosB, Knecht; germ. hiviskja n. Familie in an. h^ski n.
die Hausgenossen, Familie, as. hiwiski, ags. hivisce n. ahd. hi-
wiski n. Familie, Geschlecht, Hausgesinde, Haushaltung.
Gleichen Stammes scheint germ. hiu-ra traut in an. h^r-r (d. i.
hiurja-s) froh, munter, ahd. hiuri lieblich , traut, freundlich, er-
geben, as. un-hiuri unheimlich, nhd. ge-heuer, un-geheuer.
Vgl. sskr. Qiva und geva traut, freundlich, gütig, a-Qiva un-
freundlich, ungütig, schädlich, a-^eva schädlich, geföhriich.
^u schwellen, hohl sein; stark sein; stärken, fördern,
nützen, s. ^vi, 1 j^van.
n. Höhlung, xv-eZv Eünd tragen, eigentlich schweUen machen, da-
acc vlov y vgl. sskr. ^i-Qu m. Kind, Junges, xvrQos n. Gewalt,
, xv-fiwt- n. Schwall, Woge. — lat. cav-u-s hohl, cav-ea f. Höh-
cu-mulu-s m. Haufe, Anschwellung. -{- lit. kiau-ra-s hohl, durch-
t?
)kr. Qavas n. Kraft, QÜra m. Starker, zend. qu stark sein, nützen.
^at Vertrauen, Glauben, präfixartig in ^rat-dha glau*-
ben, Vertrauen setzen = glauben.
edo (für cred-do) crMidi creditum credere (cret+dare geben, vgl.
2. B. näma da neben näma dhä Namen geben) glauben. — altirisch
. (t = dd) ich glaube,
skr. Qraddhä, graddadhäti glauben (Qrat-|-dha).
^ret-dha (oder ]^et-dä) glauben, vertrauen.
lat. credo credidi creditum credere (cret-|-dar6 geben) glaubeu,
vertrauen. — altirisch cretim ich glaube (t = dd), davon cre-
tem, creitem f. infin. Glaube.
Vgl. sskr. Qraddadhäti glauben, vertrauen (grat-)-dhä setzen).
Lat. cret-f-dare geben neben sskr. grat-^-dha setzen ist nicht ver-
wunderlicher, als z. B. sskr. näma da neben näma dhä Namen
geben.
^, l^linati lehnen.
>; i-xXl-dtiv, xi-xXt~fim lehnen, sinken, biegen. — lat. in-cli-nare,
8. -|- lit. 8zle-ju, szle-ti, lett. slinu, sli-t lehnen. — goth. hlai-n-a-s
124 n. Das Vorkommen von k und \
m. Hügel, ag8. hli-n-ian s. ^inäya, ahd. hli-iia b. l^lina. Die
klinäü ist aus xlCvta verglichen mit lett. slinu zu erschliessen.
VgL sskr. qn grayati gehen, eingehen, angehen, mit a sich lehnen. 9
gen, ni-grayani f. Leiter, cf. xXZ-fia^ und germ, hlai-dra Leiter; ^
qn grayaiti, ni-girinaoiti , wie sskr.
j^linä f. Lehne.
xXivfi f. Lehne, Sessel, -f' ^^d. hlinä, linä f. und lena £ Lehn
^linäya leimen und ^lainaya, vgl. l^laina.
lat. in-clinä-re lehnen, -j- ^gs. hlinian, hlaenan, ahd. (hleinjanj
leinan lehnen, sich lehnen, ahd. hlinen, linen, as. hlinon, miid
lenen, lehnen.
^litä m. Abhang, von ^li lehnen.
xXlro-g m. Abhang, bei Hesych. gewöhnlich xJtT-Tu-f f. -[- E
szlaita-s m. Abhang. — . ags. hltdh n., an. hlidh f., ahd. hlita,
Uta f. Abhang, ,.Iieite'S z* B. Hainleite, Bergzng in ThüringeiL
^aina == ^Itna lehn.
lat. clino- in in-clinäre, clinä-men, clina-tus gelehnt. -}' &'^
hlain-a-s m. HügeL
^aiva Dl. Abhang, Hügel.
lat. divu-s m. Abhang, Hügel, de-clivi-s. + goth. hlaiv-a-s Grab
(hügel), as. hleo dat. sg. hlewe m. Grabstein, ags. hlaev, hliv
m. Grabhügel, Denkmal ; Hügel, ahd. hleo, leo gen. hlewes, jM'
le gen. lewes m. Hügel, Grabhügel.
1. ^u, ^lud spülen, reinigen.
xAi/-, xXv-am^ xi'xXv-xa spülen, abspülen, reinigen, xXv^- in »Jlt/ff-a scc
f. zu xXv^^atv, xXvCfo für xXv6'](a spüle. — lat. clu-ere reinigen, clo-äc»
f. -{- lit. szlü-ju, szlov-iaü, szlü-ti wischen, fegen. — goth. hlut-r-a-s reu»?
lauter, von hlut = xXv^.
2. ]^u hören.
xXv-to höre, caus. xXeio) (für xXe^uo) rühme. — lat. clu-Sre, clu-ere hei^*
sen. — altirisch clü rumor, cambr. clyw auditus, clywet hören, -f ^^^'
slov-Q slu-ti heissen. — goth. in hliu-ma, german. hlü-da laut, gotb.
hliu-tha n. Gehör, ahd. hliodor n., s. ^autra.
YgL sskr. gm grnoti (aus gru-noti) hören, caus. gravaya rühmen; zend.
gm gurunaoiti hören.
yuta gehört, berühmt, part. pf. pass. von l^u.
xXvTo-g, — lat. in-clütu-s -\- ags. hlüd, mhd. lüt lai^t, hellto-
nend, vernehmlich. {xXvra /x^Xa Hom. die „lauten'^)
Vgl. sskr. gruta gehört, berühmt; zend. gruta gehört, berühßi*'
^avas n. Eede, Euhm.
xXOog, xXiog n. Euhm. — vgl. lat gl6r-ia, nach Gorssen für d^
im europäischen Wortschatze. 125
vos-ia. — altirisch clü mmor. + ksl. slovo gen/sloves-e n. Wort.
Vgl. sskr. gravas n. Ruhm ^ zend. ^ravanh n. Wort, Gebet.
^laiita n. Gehör.
gfoth. hliuth, an. hliodh n. (a-Stamm) Gehör. In den südeoro-
päiscben Sprachen nicht bewahrt.
Vgl. zend. Qraota n. das Hören.
^autra n. das Hören.
ags. hleodhor, ahd. hliodor n. das Hören, Hörenlassen, Ton.
In den südeurop. Sprachen nicht bewahrt.
Vgl. sskr. grotra n. Gehör, Ohr, zend. Qraothra n. das Hören-
machen, Singen.
Ijlauman und ^laumanta m. Gehör.
goth. hliuman m. Gehör, vgl. ahd. hliamunt, mhd. liumund, nhd.
Leumund m.
Vgl. zend. graoman m. Gehör, ved. gromantha dass.
Ijlus hören (von ^lu hören durch s).
lit. klaus-aü, klaus-yti hören, gehorchen, klaus-ä f. Gehorsam.
ags. hlos-n-ian, ahd. hlosen hören, lauschen, oberdeutsch losen.
In den südeurop. Sprachen nicht bewahrt.
Vgl. sskr. Qrosha-mäna, grush-ta gehört, zend. grus-fi f. Gehör,
Qraosha m. Gehorsam.
klusti f. Gehör.
as. an. hlust f., ags. hly'st f. (i-Stamm) Gehör, Aufmerk-
samkeit. In den südeurop. Sprachen nicht bewahrt.
Vgl. sskr. Qrushti f. Gehör = zend. ^rusti f. Gehör.
klausa m. Gehorsam, das Hören.
lit. klausa f. Gehorsam. — ksl. sluchu m. das Hören;
vgl. ags. hl^sa, hliosa, hlisa ,m. sonitus, fama. Lit.
klaus-^^ti und ahd. biosyn sind eigentlich Denominative
von l^ausa = ig. ]^usa das Hören. Vgl. altirisch düas
Ohr.
Vgl. zend. graosha m. Gehorsam.
^launi f. Hüfte, Lende.
für xXorvir-g f. Steissbein. — lat. clüni-s f. Hüfte, -f- lit. szlauni-s
mkel, Hüfte, altpreuss. slauni-s Schenkel. — an. hlaun n. Hinter-
hlauna-sverdh membrum virile,
kr. ^roni f, = zend. graoni f. Hüfte.
kvan schwellen, wachsen, fördern, s. l^u, l^vi glei-
cher Bedeutung.
f für x^iv-io-g leer = sskr. QÜnya für Qvanya. — lit. szven-ta-s
s. kvanta.
126 n. Das Yorkommen von k and \
Vgl. fiskr. ^^ün-ya s. l^ania, zend. Qpan ^^pan-yaiti nütsen, ^^a m. Mangel.
^vanta heilig.
lit. 8zyenta-8. — ksl. sv^tu heilig. — vgl. gotb. Iran-sla n. Opfer.
heiliger Dienst.
Vgl. zend. ^penta heilig, sskr. grätra Opfer.
l^vania leer.
xeveos (für x^ev^o-g) leer. + ksl. soj ifSr sy%}a) leer.
Vgl. sskr. QÜnya aufgeblasen, hohl, leer; zend. gona m. Mangel
l^vaniata f. Leerheit.
ksl. sujeta f. Leerheit.
Vgl. sskr. 9unyata f. Leerheit.
!^van, nom. ^vans, gen. ^unas m. Hund.
xvwVy g. xwos m. f. Hund. — lat. can-is, gen. pL can-om m.
— altirisch cu, eun m. Hund, cambr. ki, pL kun. -{- lit. szft' (for
szvü', szvans), gen. szuns m. Hund. — ksl. in snka (für sv^-b)
f. Hündin. — goth. hund-a-s m. = nhd. Hund, pl. Hunde.
Vgl. sskr. Qyan, nom. Qvä, gen. Qunas m., zend. ^an, nom.^
gen. günö m. Hund.
^vanka (hündisch) f. ä Hündin.
ksl. suka (aus sy%ka) f. Hündin (Hesse sich auch anders
deuten).
Vgl. sskr. 9paka hundeartig (aus gpan-{-ka), mediscb
andxa Hündin nach Herodot.
Ijvani m. Hund (aus ^van).
lat. cani-s m. f. Hund. -{- lit. szuni-s gen. szunes ^t
altpreuss. Y. suni-s m. Hund.
Vgl. sskr. ^ni m., zend. QÜni m. f. Hund.
Igyas schnaufen, seufsen.
lal. queror questus sum, queri klagen, quiritSre kreischen, jammern,
wimmern, klagen. -}- ags. hveosan schnaufen, schwer athmen, an. hvist^
ins Ohr flüstern, hvissa sausen, hviskra susurrare, ags. hvisprian, ah^
hwispalon, mhd. wispeki, nhd. wispern.
]^ l^vayati schwellen, stark sein.
lat. qüeo kann, vgl. sskr. q\i gvayati schwellen, stark sein; zend. ^^
stark sein, nützen. Vgl. Ipi und l^van.
l^vit glänzen, weiss sein.
lit. szreiczft, szveis-ti Thema szveit putzen, glänzend machen, ssvinH
szYis-ti anbrechen vom Tage, hell werden. - ksl. svit^ti glänzen; stdt-ü
m. Licht«
Vgl. sskr. Qvit Qvetate weiss sein, glänzen.
im europäischen Wortschatze. 127
^vaita licht.
ksl. svdtü m. Licht, vgL sskr. Qveta licht, weiss.
^vaitiä f. Lieht, Helle.
ksl. svöäta (d. i. svitja) f. Licht, vgl itkr. ^etyä f.
Licht, Morgenhelle.
kvid glänzen von ^vi.
hveit-a-s weiss, ags. hvit glänzend, weiss, nhd. weiss,
skr. Qvind Qvindati weiss sein«
b) \i im Winel-Aislait
a^ durchdringen, eindringen; erreichen, eilen.
-rj f. Schärfe, Spitze, dx-ax-fiivog geschärft. — lat. ac-u-o s. a^.
asz-tra-s , asz-tra-s scharf s. a^nra. — ahd. cgg-ju schärfe*
iskr. a^ a^oti durchdringen, erreichen, ereilen.
aka f. Egge, a^äya eggen.
lat. occa f. Egge, occare eggen, vgl. 6^ivj\ "Eig^^i Hesych. -}-
lit. akeju , ak^ti eggen , akeczos nnd ekeczos pl. f. (= akefcjo-s)
Egge. — ahd. egjan, eckan, mhd. egen, nhd. eggen; ahd. egidft,
mhd. egede, eide, sohw. f. Egge. Die Yerdoppeliiag des c in
occa scheint bedeutungslos. — Besser aka?
a^a scharf, schneidend, von a^.
lat. aco scharf = sauer, davon ace-sco, aoeo, acidns, ac-or m.
4- lett. as-a-s f. asa sdbarf, scl^eidend, durchdringend. — Ob
lat. aquo- scharf in aqui-folius scharfblätterig = ursprünglichem
a^ oder a^a sei, ist nicht zu ermitteln, ax^ f. Scharfe, Spitze
scheint blosse Fiction der Grammatiker.
akana Stein, Wetzstein, von a^.
uxovr^ f. Stein, Wetzstein.
Vgl. sskr. a^na m. Stein, Schleuderstein.
a^anä f. Hachel, Granne, Aehrengranne, Spreu.
axavo'S m. Stachel, Dom, ax^fj (für dx-vij) f. Flaum, Schaum,
bei Homer auch Spreu. — altlat. agna f. im Salierlied , durch
spica Aehre erklärt, -j- goth. ahana, ahd. agana, mhd. agene f.
f.. Spreu. Vgl. noch ax-'vqo-v m. Spreu, lat. acus n. Spreu
[axoa^Tti f. Gerste = die begrannte?), lit. ak-ota-s m. Granne,
altpreuss. Y. acko-ns acc. pl. von ako = sika f. Granne, Aeh-
renhachel ; auch goth. ah8*a n. Aehre gehöori hierher, vom The-
ma ahas = lat. acus durch a weitelgebildet
Vgl. zend. akana nach Spiegel: Stachel.
138 IL Das Vorkommen von k und \
a^ant m. Schleuderwaffe.
axovT- m. Wurfspiess, axavt-io-v n. dass.
Vgl. Bskr. agan m. Schleaderstein , agani m. f. Geschoss.
al^iä f. Schärfe, Ecke.
lat. acies f. Schärfe, Schneide. 4- &&• eggift» ^hd. ekka (fd
mhd. ecke, egge f. Ecke, Schneide, Bergkamm, vgl. die
das Waldgebirg in Westfalen.
a]^ m. Spitze, Schärfe.
lat. acu-s f. Nadel, aca-ere schärfen.
Vgl. zend. aku m. Spitze. (?)
älju schnell.
(oxb-s schnell. — lat. ocior, ocissimus.
Vgl. sskr. zend. ägu schnell.
äl^ans schneller, Gomparativ zu äku.
lat. öcior, öcios schneller = sskr. ägiyaäis schnei
äl^sta schnellst, Superlativ zu äku.
wciOTo-s schnellst.
Vgl. sskr. ägishtha, zend. ägista schnellst.
1. al^man m. Stein; Himmel.
axfjiov- m. Ambos , *yix^fov n. pr. Vater des Üranos. + ^i^
gen. akmen-s m. Stein. — goth. himin-s Himmel = ksl. k
gen. -ne m. Stein. (?)
Vgl. sskr. agman m. Stein, zend. agman m. Himmel.
2. al^an Schärfe, Spitze.
dxfirj, dxfjia-To^^ dxfJLtiv-o-g sinngleich mit dxfia-To-g (g
wie lat. hümän-u-s menschlich von homon Mensch). -\- 1:
mü, gen. aszmen-s m. Schneide.
1. a^ra eckig, spitz, subst. n. Spitze.
axQO'V n. Spitze. — lat. acer Thema äcri-, dafür altlat.
s. Curtius, Grundzüge 2, 122. -f- ^i^* asztra-s, asztm-s, ksl
scharf, spitz, ostr-j% schärfe, ostr-ina f. Spitze, Stachel,
(t in asz-t-ra-s, os-t-rü eingeschoben.)
2. a]^ n. Thräne.
lit. aszark i^Thrane; das Feminin vertritt wohl älteres Nei
Vgl. sskr. a^ra n. Thräne, agru n. dass.
a^raya akrayati Thränen vergiessen,
nen, von 2 al^ra.
lit. aszaroju aszaroti weinen.
Vgl. sskr. a^rHya, a^yate weinen.
im europäischen Wortschatze. 129
akri f. Ecke, Kante.
cxQi-s, oxQi-s f. Spitze. — lat. oeri-B f. Bergspitze, Spitze, äcri-
scharf, b. akra.
Vgl. BBkr. aQii f. Ecke, Schneide.
a^va m. al^vä f. ßoss, Hengst, Stute.
Xnno-^ m. f. dialectisch txxog d. i. txso-s Robb. — lat. equu-s
m. equa f. — altgallisch epo- in Epo-na Pferdegöttia , Epo-redii,
Epo-redo-rix, altirisch ech, cambr. ep Pferd, ebawl (aus ep-äl)
m. Füllen, -f- lit. aszvä f. Stute, aszu-ta-s Pferdehaar; altpreuss.
V. asw-ina-n (dadan) Pferdemilch. — an. jor (aus jahva-) m. , as.
ehu-skalk Pferdeknecht.
Vgl. sskr. aQva m. agva f., zend. agpa m. Pferd.
akvia auf das Boss bezüglich, von akva.
l'unio-g dass.
Vgl. Bskr. agviya, aQvya, zend. agpya dass.
al^vika adj. von al^va Ross.
Imnxo-g ebenso.
Vgl. sskr. agvika adj. von a^va.
aljvtna equinus.
lat. equinu-8. >|- altpreuss. aswina-n acc. sg. Pferdemilch,
zu erganzen ist alspreuss. dada-n acc. Milch.
anakva ohne Pferd (an-faljva).
avvnnO'S ohne Pferd.
Vgl. sskr. anaQva ohne Pferd.
aktan, aktau acht.
'• — lat. octo. — altirisch oct, ocht, cambr. oith. + lit. asztoni
^nos. — vgl. ksl. ösml aus der Ordinalzahl gebildet. — goth. ahtau,
acht.
sskr. ashtan, ashtau acht, zend. astan acht.
al^täkanta achthundert (a]^tan-{-%anta).
dorisch oxtaxatu)!,, gr. oxraxoaioi achthundert.
Vgl. sskr. ashtagata, zend. astagata achthundert.
al^tädakan achtzehn (aktan -fda^an).
lat. octodecim. + ahd. ahtozehan, nhd. achtzehn.
Vgl. sskr. ashtadagan, zend. astadagan achtzehn.
aktäpad achtfussig (aktan+pad).
oxrdnovg, dxT(6novg gen. -noSog achtfussig.
Vgl. sskr. ashtapad achtfussig.
aljtama der achte,
vgl. altirisch ochtmad, cambr. oithmet der achte. + lit. aszma-s^
preusB. äsmu-s, acc. asma-n der achte, vgl. auch ksl. osmi acht,
9
130 IL Di8 Yorkommen von k und \
das aus der Ordinalzahl gebildet ist.
Vgl. Bskr. ashtama der achte.
ilj ZU eigen haben.
goth. aigan aih aihta haben, besitzen, aih-t-i-s f. Eigenthani.
Vgl. sskr. i^ ish-te zu eigen haben, mächtig, Herr sein, send. ig.
1. dalj zeigen, lehren, ältere Form von di^ gleicher
deutung, von 6 da wissen durch \ abgeleitet.
Si-Sa-axfü lehre für ^*-<fax-<rx(ö, d^Sax-r^ f. Lehre für Sidaxn', ^^xr-
Finger. — lat. doc-eo lehre, di-sco für dic-sco di-dic-i lernen, di^
für decetu-8 Finger. + as. tog-ian, mhd. zoug-en, vor Augen st-
zeigen, erzeigen, beweisen ist vielleicht componirt.
Vgl. zend. dakhsh (d. i. dak-fs) zeigen, lehren, dakshära f. Zeichen.
2. dal^ beissen (aus da zertheilen, vgl. da-nt Zahn).
(fax-, 6dx-v(Of i-^ax-oVj <f^-<fjyf-« beissen. -{- goth. tah-jan reissen -
schütteln, aholld. tangh-er, ahd. zang-ar beissend, scharf; mit sskir
gana m. Zahn vgl. ksl. des-na f. Gebiss.
Vgl. sskr. da&Q dag dagati beissen.
dal^man^ dankman n. Biss.
J«y^cfT-, Jify^aT- n. Biss, vgl. SayfAo-g und Sriyfjio^ m. B
Vgl. sskr. damgman n. Biss.
daljru n. Zähre, Thräne, von dak beissen.
SaxQv n. Zähre. — lat. lacruma , alt dacruma f, Zahre. + I
tagr-a n., ahd. zahar f. (i-Stamm) Zähre. — vgl. welsch
pl. dagrau Zähre, nach Siegfried Beiträge VI, 1, 9 alter u-Sta
altirisch dacr Zähre.
3. da^, da^ati gewähren.
sskr. daQ däg-ati gewähren, verleihen; huldigen, dienen. 4~ ^^xofitu,
XOfiai, (gewähre mir) nehme an, SoxitOy t-^o^a^ 66^a. — lat. decet, d<
dig-nu-s. + ksl. de-s% des-iti finden, erhalten. — ags. tig-dh, ti-dh, t;
f. Gewährung, tig-dha compos. tig-dh-ian gewähren.
de^as n. das Gefallige, Passliche.
lat. decus g. decoris n., vgl. decet, decere, decor, deco
dignu-s.
Vgl. sskr. (da^as in] dagasya geföllig sein, dagasyä im gl(
lautenden Instrumental zu Gefallen.
de^na dignus.
lat. dignu-s (für dec-nu-s). + ^^' tiginn vornehm, von ho
Range, tign. f. Würde, dignitas, tigna adha ehren.
(deks) es recht machen , tüchtig sein , auf ei'
päischem Boden nur in Wörtern für „rechte
im europäischen Wortschatze. 131
(F^W-ff, <f€|-^-T€^-ff. — lat. dexter, dexterior, dextimns. — alt-
irisch des, dess, cambr. dehou, deheu, com. dyghow, dyhow,
dyow dexter, vgl. altgallisch Dexsiva dea (Inschrift). + lit. de-
szine f. die Rechte. — ksl. deslnü rechts und des-tü dass. —
goth. taihsv-a-s dexter und ahd. zesawa f. die Rechte.
Vgl. sskr. daksh dakshati und dakshate act. es Jmd. recht, zur
Genüge machen j med. taugen, tüchtig, bei Kräften sein , daksha
tüchtig, anstellig, geschickt.
deksina rechts.
sskr. dakshi^a rechts.
Vgl. lit. deszine die Rechte, ksl. desinü rechts.
deksva rechts.
gallisch Dexsiva (dea), altirisch des, dess, cambr. de-
heu rechts, 4~ ffoth. taihsv-a-s rechts, ahd. zesawa, mhd.
zeswe f. die Rechte.
dekan zehn.
Sixa. — lat. decem, umbr. degen. — altirisoh deich, m-bai zehn Kühe,
cambr. dec zehn. + lit. deszim-ti-s zehn. — ksl. des^-tl f. zehn. — goth.
^hun, as. tehan, ahd. zehan, nhd. zehen, zehn.
^%^- sskr. da^an, zend. da^an zehn.
de^anta der zehnte.
ifixato^ der zehnte. ~|- lit. deszimta-s. — goth. taihunda, ags.
teodha (far tehodha) der zehnte.
darlj sehen, aor. adarljat pf. dadarl^a (aus dar durch ^).
^^Qxof4.m, aor. IJ^xor, pf. SidoQxa blicken, sehen, vno-^qa adv. (für
wtoSQax wie ava voc. für avax avaxr), vgl. sskr. -drg sehend. -|- goth.
^i'b-jan auszeichnen (eigentlich causale: sehen lassen), ags. gi-trahtian
considerare, ahd. trahton, nhd. trachten, be-trachten.
^S^- sskr. darQ, aor. adargat, pf. dadar^a sehen, blicken, -drg sehend.
darkta part. pf. von dar]^.
gr. in <f^oxT-«Cö» sehe mich um, Hesych. , a-SeQxro-f nicht se-
hend.-}- as. toroht, torht, ahd. zoraht helle, klar, deutlich, auch
in ags. gi-trahtian considerare, ahd. trahton, nhd. trachten, be-
trachten.
Vgl. sskr. drshta part. pf. pass. gesehen.
darljta m. einer, der sieht.
Siqxj7i-g in fiovo-diQxrri-g , fiovo-^^Qxra-g der mit einem (Auge)
sieht.
Vgl. zend, darsta m. Seher, einer, welcher sieht.
darkti f. das Sehen.
^iQ^t'S f. (für ^€Qx-Ti^g) das Sehen.
Vgl. sskr. drshti f. das Sehen.
9*
132 n. Das Vorkommen von k und 1^
1. dilj, fut. dail^siati zeigen, heissen, weisen.
cTf/x-yi/jUt, <f«/|ai zeigen. — lat. dic-ere weisen, sagen, jü-dic- m. 'R-^cht-
weiser, in-dic-are anzeigen. — goth. teih-an, taih zeigen = ahd. ^lium
zeihen, zeig-6n, zeig-jan, zeigen. Sskr. deshtar m. Zeiger, Weiser äLeckt
sich lautlich mit <f€*xTij^ in <f€*xTi}^ *o-^, ion. nqoS^xvtoq.
Vgl. sskr. dig dideshti, fat. dekshyati zeigen, heissen, lehren.
Aus di = da durch \ gebildet, oder = dak , welches selbst aus da wissen
durch k abgeleitet ist.
2. dik f. ^ 1 dilj Vorschrift, Weisung, Art und Weise.
lat. die- in dic-is causa der Ordnung, Form wegen, vgl. Six-ri
Weisung, Weise, Recht = sskr. digä f. Weisung (= Himmels-
gegend) und ähnlich ahd. zeigä f. Weise.
Vgl. sskr. dig f. Vorschrift, Ordnung, Art und Weise.
diljta pari. pf. pass. von di^.
lat. diotu-8 (das i ist kurz).
Vgl. sskr. dishta gezeigt.
di^ti f. Weisung.
ahd. in-ziht, mhd. in-ziht f. 2 Anschuldigung, nhd. Inzidit.
Vgl. sskr. dishti Weisung, Anweisung, Vorschrift (glückliche
Fügung).
1. nak, ne^ verschwinden, verderben, zu Grunde ge-
hen, pari. pf. pass. na^ta.
r€x-^d-ff todt, vix~v-g s. naku, vfSx-a^ n. Ohnmacht, Todesschlafl — !**•
nee- f. Untergang, Tod, nec-are tödten, nectu-s in e-nectu-s = sskr-
nashta, noc-ere verderben, schädigen, noxa f. Schaden. -(- lit. nyk-st-u,
nyk-aü, nyk-ti vergehen i?).
Vgl. sskr. nag nagati verschwinden, verderben, zu Grunde gehen, nasb-t*
part. pf. zu Grunde gegangen.
naku (nelju) m. Leiche, Leichnam.
vixv-g m. Leiche, Leichnam , v€xd^- f. (von vexv-) Leichenhanfe'
-j-prenss. nowi-s Rumpf, ksl. navi m. Leichnam, Todter, an. nä-r
m., goth. nau-s (Stamm navi-) m. der Todte gehören wohl nicht
hierher.
VgL zend. na§u m. f. Leiche, Leichnam.
nal^ta (nekta) part. pf. von 1 naj^.
lat. e-nectu-s.
Vgl. sskr. nashta zu Grunde gegangen.
2. nalj erreichen, erlangen, treffen auf.
i'Veyx-siv bringen im Sinne des Causale. — lat. nano-iscor, nac-tu-s sum
erreichen , erlangen. + lett. näk-u , näzu , näk-t kommen (?) — lit. nesz-ü,
nesz-ti = ksl. nes^, nesti bringen, tragen, nasz-ta f. Last. -(^ goth. nau-
im europäischen Wortschatze. 133
n ga-nauhan , ganah hinlangen , hinreichen , genügen , ga-nauh-a f.
sskr. na^ nagati erreichen, erlangen, treffen auf, causale nagayati
'ffen machen, bringen, vgl. naksh (nag-j-s) nakshat nnd nakshate
i-, hinzu-kommen , eiTcichen, erlangen.
nak tragen, bringen, aus nalj erreichen, erlan-
gen, gleichsam Causale, vgl. sskr. nag-aya bringen.
i-vex-, TfViyx-ov ^ riv€yx~a, i^n^-vo^-tt , ij-y^;f-^y tragen. 4- lit.
nesz-ü, nesz-ti, ksl. nes-^ nes-ti tragen, lit. nasz-ta f. Last. S.
Curtius 3, 288.
palj praes. pan^ati festigen, fangen, fügen.
vfii und n^a-ato d. i. tti^x-jw, i-ndy-riv festigen, fügen, nriy-o-g
•eist, nay-iQo-g festhaltend; festwerdend = gerinnend, gefrierend,
reifig, nax-v-S feist. — lat. pang-ere, pe-pig-i, pag-ina, pingu-i-s,
. Vertrag, pac-iscor, pac-tns sum binde, vertrage mich. + goth.
, faifäh fangen, germanisch fähith = fanglth (= fanhith) = lat.
. sich fügen, passen, fag-r-a-s passend, schön, ahd. (fuoga), mhd.
f. Fuge. Vgl. sskr. paj-ra feist, derb. (?) Nach Curtius.
end. pag pagaiti binden, fesseln, sskr. paga nu Band, Fessel, da-
Igaya binden, fesseln.
peku n. Vieh, Besitz, von pa^.
lat pecu n. dat. pecu-i, alt neben pecus, pecor-is n. Vieh, adj.
pecu-inu-s, pecünia, pecülium. -{- ^it« peku-s m. Vieh. — goth.
faihu n. Vieh, Besitz, Geld, ahd. fihu n. Vieh.
Vgl. sskr. zend. pagu n. Vieh.
pa]^, paJ^ati raufen, kämmen, scheeren.
neixio, nixTto scheeren, kämmen == lat. pecto, pect-öre, pect-en
. "4" lit« peszü, peszti raufen, rupfen. — ahd. fah-s m. Haar,
das deutsche fechten, focht gehört hierher.
par^ = spar^ = sskr. spar?)
parl^at bunt, Buntwild.
nqol^ f. Hirsch- oder Gazellenart , nqoxad- f. buntes Wild.
Vgl. sskr. prshant getüpfelt, bunt, prshant m. die gefleckte Ga-
zelle, prsbati f. die Schecke, prshata gesprenkelt, die gespren-
kelte Gazelle.
parljna (parl^a) fleckig, bunt, getüpfelt, dunkel.
TTf^xo-ff, neqxv6-g^ nQ€xv6-g bnnt, dunkel, nqoxvl-g f. Art Fei-
gen, niqxri f. ein schwärzlicher Flussfisch. + ht. palsza-s falb,
fahl, palsza-s m. der Brassen, ein Fisch.'— ksl. pelesü falb, grau.
~ ahd. forahana, forhana f. die ForeUe (die bunte, getüpfelte).
134 n. Das Vorkommen von k und 1^
Mit nQta$, nQiox-og f. Tropfen vgl. sskr. prshat n. pmhats m.
Wassertropfen, prshata m. Tüpfel, Fleck.
YgL sskr. pr^ni gesprenkelt, bunt, scheckig, prQni in. pr^zu £
prgni-ka eine Frucht, pistia stratiotes.
Germanisch forhan Föhre ist wohl der „dunkle Baum", m
berka, Birke ig. bharga der helle (bharg leuchten).
parlja m. Schwein, Ferkel.
lat. porcu-s m. -f~ ^i^* parsza-s m. Ferkel , Sohwein , vgl. ksl.
prasQ n. Ferkel. — ags. ferh, fearh; ahd. farh, farah, mhd.
varch m. Ferkel, Ferken.
Vgl. lat. spurcu-s schmutzig.
parljalia Ferkel, dimin. von (par^ala) par|a.
lat. porculu-s m. Ferkel, porcilia f. junge Sau. -f- ^^•
parszeli-s m. (ja-Stamm) Ferkel. — ahd. farheli n., inlid>
värchel-in n. Ferkel
par^ina vom Ferkel, vom Schwein.
porcinu-s vom Ferkel, vom Schwein, porcina f. sc. caro !
Schweinefleisch. -|- lit parszin-is vom Ferkel, pawiena
f. Ferkelfleisch.
par^, parskati fragen; fordern; bieten, handeln, bit-
ten, werben.
nqdaato (für 7r(»ax-jai) fordern, eintreiben; handeln; die Erweichung ii*
nody-og n. und sonst ist speciell griechisch. — lat. prec- f. FordernnjT»
Bitte, proo-u-s m. Freier, Werber, poscere für porscere, poscit = sskr-
prcchati = ig. parskati fordern. + lit. prasz-au , prasz-yti verlangen, for-
dern, bitten, persz-u, pirszti Jemandem zufreien, pirsz-l^-s m. Freiver-
ber, perk-ü pirk-ti kaufen (eigentlich bieten), pirk-ika-s m. Käufer. -"
ksl. pros^ pros-iti fordern. — goth. fraih-nan, frah, nhd. fragen, fro?»
ahd. forsc-a f. Frage.
Vgl. sskr. praQ-na Frage, pracch, prcchati (== prask) fr^en, fordern*
parsljä f. Frage.
ahd. forscä f. Frage, daher ahd. forscon, mhd. vorsehen, nhd. forsch^f^'
Vgl. sskr. prccha f. Frage , zend. peregka f. Preis (= Forderung)'
palal^u m. Axt.
nilixv^ m, Holzaxt, Streitaxt, niUxxov (für nalex^o-v) n. Axtgri^
niUxxdto behaue.
Vgl. sskr. paraQu m. Axt des Holzarbeiters , Streitaxt , paraQva-dha U/^
Axt, Beil (par^u m. dass. spät).
pi^ sclineiden, ausschneiden; putzen, sticken, schrnükct^
bilden.
nouC'iXo-s bunt s. pai^ala, nw-Qo-g bitter heisst vielleicht ursprünglich^
„schneidend", -f* ^b1. pi^^ (=s pis-j^), pis-ati einritzen, schreiben, pia-tc^
im europäischen Wortschatse. . 13ö
mt, pif-m^ XL Schrift. - goth. faih-a-s Gestalt in fila-faiha-s, ahd.
b bunt, fdh-jan bunt machen (auch ahd. fih-ala f. Feile?)
lor. pig , pifiQ-ati ausschneiden , zorechtschneiden ; bilden , putzen,
hmücken; znrüsten, bereiten, peg-as n. Gestalt, Bildung; altpera. ni-pis
nreiben = schreiben gehört zu pis pinsere.
pai^ Gestalt, gestaltet.
griech. in noix-do^ s. paikala. + goth. in filu-faiha- vielge.
staltig, mannigfaltig, ahd. feh bunt, feh-jan bunt machen.
Vgl. sskr. peya in poru-pega vielgf staltig, su-pega Wohlgestalt,
zend. paeya m. Gestalt.
paij^ala künstlich, verziert, bunt (von pai^a).
noixüo^ künstlich verziert, bunt. 4- vgl. ahd. feh bunt-
Vgl. sskr. pe^ala künstlich verziert, bunt.
pn^ä f. Fichte.
«»? f. Fichte, Föhre. — lit. pusz-i-s m. Fichte. — ahd. fiuh-ta f.
tite (mit eigeschobenem t). Sskr. püga m. heisst Betelnusspalme. —
USB. V. pense Eienbaum ist mit W. Burda, Beitrage VI, 358 gewiss
3e zu lesen.
pü^ina flehten, von der Fichte, pü^ä.
nevxivo'S fichten. -i- lit. puszin-i-s fichten. — mhd. fiehtln fichten.
bhark bharl^ati leuchten, blinken, flimmern.
•«-o-ff weiss, leuchtend, -f" goth. brahva- n. das Blinken, brahv augins
enblick; mhd. brehen, br§henen leuchten, glänzen, brühen st. m.
ter Schein, Glanz, goth. bairh-ta = ahd. p§raht glänzend. ^- vgl.
brekzta es tagt, blakstena Augenwimper. ~ ksl. bliskn m. Glanz. (?)
s^kr. bhrag bhra9ate, bhläg bhlägate blinken, flimmern.
marl^ fassen, packen.
w, avXXaßelv Hesych. von ß^ax- = fiqax-y ß^ax-civ , awUvM be-
fen, Sva-ßQaxavov ^ ^vax^Q^S, dvaXrjnrov, Svaxcetavorjftov Hesych. ßQu-
= fidgilßcu von fiaqn- durch Assimilation für f^a^x^^ ficcQn-Tto fasse,
*eife, aor. l-/ua7r-oy, ^i-fian^ov, fioQn'Xir-q m. Bauber. Anders Cur-
522. Von /ua^7r> fassen stammt fioqtp-^ Gestalt, Form, eigentlich
Bung ab , genau wie ksl. tvorü Gestalt vom Verb tvar = lit. tver-ti fas-
. — lat. mulc-6re berühren, streicheln, mülc-&re prügeln, mulc-ta f.
^e. Auch merc- f. Waare und merc-M- f. Lohn werden hierher ge-
en, als Dinge, die man „fasst*^, oder besser zu mer-ere, fiii^ofiai.
• sskr. marg mrg-ati part. pf. pass. mrsh-ta berühren, streichen ; fassen,
Icen, auch mit dem geistigen Organe erfassen, betrachten, prüfen,
srsuchen, marg-ana n. das Berühren, Anfassen; das Prüfen, Unter-
aen.
mil^ mischen. ^
-^i/jui, i-^fy-rjv, fiiayto für fiuc-oxo) loiache. — * lat. mispeo. 4' ^^'
136 II. Das Vorkommen von^k und 1^
nuBz-ti sich mischeu, maisz-au, maisz-yti mischen trs. — ksl. mö^ m^*ti
mischeD. — ahd. miskian, miskan mischen. Vgl. eorop. mikska.
Vgl sskr. rniQ-ra, mi^-la vermischt, davon mi^raya mischen, miksh,
mimikshati mischen, zusammenrühren, schmackhaft zubereiten med. sieb
mischen oder gemischt werden.
mikska, mikskaya misclien, eigentlioli Inchoativ
zu mi]^ mischen.
(ulaym für fiix-axo) mische. — lat. misceo mische. -I- ahd. miskian,
miskan mischen.
ya^as n. ya^ä f. Heilung, Heil.
axo^ n. Heil, Heilung, davon axi^/nai (für «xfcy-jo^«*) , axia^-cacHi
heilen, axt-ai-g (für äxeo-ri-g) f. Heilung, axiO-fia Heilmittel, ««tf-nj^,
ro)^, xtis Heiler, Arzt, axioxog geheilt, axfjfia n. Heilmittel wie von
«*€-J€-, dxtj. — altirisch ic, icc f. »aus jacca] Heilung, icc-the, salvatoB,
sanatus, cambr. hod. jach, sanus, jechyt, sanitas, arem. jachet, sanatiu.
S. Ebel Gramm. Celt. 49.
An sskr. yagas n. Buhm ist wohl nicht zu denken.
val^ wünschen, wollen, part. val^ant.
^ixovT'j ixtav willig, Ixovr-i freiwillig, ixovü-io-g für ^-xoir-eo-j willig,
*ix-riT'i durch den Willen, ex-riko-s d. i. ^ixti-Xo-g, Hom. evxfiXo^ willig,
ruhig, sanft.
Vgl. sskr. vag, vash-ti, ug-masi wünschen, lieben, vag-a m. n. Gewalt,
Wunsch, part. praes. ug-at; zend. an-ugan^ widerwillig.
vakant (oder ve^ant) wollend, willig, part. praes.
von va^.
^txovT, ix(6v^ ovtog willig, dixwv (= a-^e*orr) widerwillig.
Vgl. sskr. ugat wollend, willig, zend. anugant widerwillig.
ve^ala willig, ruhig, heiter, von va]^.
ßixriXo-gf ivxriXo-g ^ ^xtiXo-g willig, ruhig. + altpreuss. wessal-Sj
ksl. veselu behaglich, heiter, froh. Zweifelhaft.
vä^ va^iati schallen, schreien, heulen, jammern.
ßäX' mit Aspirirung des Auslauts, ^X'Vi VX'V> dor. a^-ä f. ij;^-«, dtf»
«/-Ol f. ^/-off n. (vgl. lat. vägor m.) Schall, Hall, Klang. — lat, vägn»*
Erweichung des Auslauts in vägio, vägire schreien, wimmern, vSg-or0>
Vgl. sskr. va9, vagyate schallen, schreien, heulen, klagen, ad-vä(} 1)^
jammern.
vä^ä va^ä f. Kuh von vä^ brüllen.
lat. vaqqa f. (für väca) Kuh.
Vgl. sskr. va^a f. Kuh.
im europäischen Wortschätze. 137
(Von vi = dvi zwei :)
vi^anti zwanzig (vi = dvi+^^anti Zehner).
lakonisch ßeCxfcri, böotisch Mxcui,, ion. hCxoat (= l>^£MMMr*),
griechisch etxoai. — lat. viginti zwanzig^ — altirisch fiche gen
flehet pl. fichit, cambr. uceni zwanzig.
Vgl. sskr. virngati, zend. vi^aiti zwanzig.
vil^antitama der zwanzigste, von vil^anti.
lat. vicesimu-s , vicensimus (aus vicenstimus , vicenttimus,
vicentitimus) der zwanzigste.
Vgl. sskr. yi&Qatitama, zend. vigä^tema der zwanzigste.
vi^ kommen, erreichen, eintreten.
-g 8. vai^a. — lat. vicu-s s. vaika. Mit sskr. nis-vig zu Gaste
geniessen, essen and pari-vegaya (cansale) bewirthen vgl. lit. vesz-
i Gaste sein, vesz-ni, vesz-ne f. Gastin.
sskr. vig vigati kommen, eintreten, zend. vig vigaiti kommen, er-
m, treffen.
viljpati m. Clanherr , Stammflirst , von vil^ im
Sinne von vail^ und pati Herr.
lit. y^'szpat-s gen. veszpates m. Herr, nur von Gott und dem
Könige; altpreuss. waispatti-n acc. f. Haasherrin, Hausfrau.
Vgl. sskr vigpati' m. im Epos vigam pati, zend. vigpaiti m.
Leuteherr.
vai^a m. Haus, Wohnstatt, von vil^.
oixo-s, ßolxo-g m. Haus. — lat. vicu-s m. Dorf, Stadtquartier.
4" vgl. ksl. vIsJ m. Dorf, -r- goth. veihs-a n. Flecken. As. wik
m. ist aus vicus entlehnt.
Vgl. vega m. zend. vaega m. Haus.
vil^a all, jeder, ganz.
lat. visa-s all, ganz. — ksl. visl all, ganz.
Vgl. altpers. viga all , vgl. sskr. .vigva , zend. vigpa all.
Die Gleichung lässt sich nur durch die Annahme halten, dass
lit. visa-s aus dem Slavischen entlehnt sei, denn lit. s ist sonst
kein Reflex von k.
spa^ drücken, drängen, würgen, schnüren.
-w drücke, binde, würge, schnüre, dialektisch (pix-tt = tfy/yy-«,
>v oQog = 2(fiyy-iov oqog (bei Theben) beweist für älteres Thema
; auch nvfy-to gehört hierher, -f- ^gs. spang-e f. Spange,
skr. spag spagati binden, knüpfen; zend. gpag drücken, unterdrücken,
i m. Orausamkeit, gpakhsh (d. i. spag-|-'S) drücken.
spa^, spakiati spähen, sehen.
r-o/u«* spähe, axon-os m. Ziel, (fxon-^ f. Warte, axtoip m. Geberde
iu die Feme Sehen, axtotjj m. Eule, Kauz („Gluper*^). — lat. spec-,
138 IL Das Vorkommen von k u. ^ im europ. Wortschätze.
spedo, con-spicio, spec-ula, spec-ula-ra. -\- ksl. pas-^, pas-ta hüten,
weiden. — ahd. speh-6n spähen.
YgL sskr. paQ , pagyati bildet die Specialtempora zu darg sehen , spa^ m.
Späher, spashta s. spakta; zend. Qpag Qpa^eiti sehen, bewachen.
spa^ der da sieht.
lat. ham-spex, aa-spex u. a.
Vgl. sskr. spaQ m. Späher.
spaj^ m. Späher.
axono^ m. Späher. — lat. aa-spex, ham-spex m. vesti-spica f.—
ksl. pisä m. Hund (sr Wächter) TgL zend. ^pa^an m. Wächter,
wachsamer Hund.
Vgl. sskr. spag m. spa^a m. Späher.
spa^a f. das Spähen, von spa^.
axonri f. das Spähen, die Warte, -f- ahd. speha, mhd. spelief.
das Spähen , Untersuchung , Auskundschaüung , Aufpassen, di*
von ahd. spehon, mhd. spehen spähen.
spa^an m. Späher, von spa^.
ahd. speho m. Spion, in fast alle europäische Sprachen aber-
gegangen, s. Schade, altdeutsches Wörterbuch 8. t.
Vgl. zend. ^a^an m. Wächter.
spa^ta gesehen , sichtbar , part. pf. pass. von
spa]^.
lat. spectu-8, in con-, ad-spectu-s und sonst.
Vgl. sskr. spashta sichtbar , deutlich.
spal^tar m. Späher, der da sieht.
lat. -spector in in-spector u. s. w.
Vgl. zend. Qpagtar m. Späher, Wächter.
sve^ura m. Schwäher, Schwiegervater.
kxvQo-g m. Schwäher, ixvqd f. Schwieger. — lat. socer, Stamm socew*
m. — corn. hvigeren , cambr. hod. chwegrwyn socer, com. hvegöTj
cambr. hod. chwegr socrus. -|- lit. szeszura-s m. — ksl. svekrü m. Schwäher.-
goth. svaihran-, ahd. swehur, mhd. sweher m. Schwäher, goth. svaihrcß-
f. Schwieger.
svel^rü f. Schwieger, Schwiegermutter, f. «^
svekura.
lat. socru-s f. — com. hveger, cambr. hod. chwegr socms.+W'
svekry f. Schwieger. — auch ahd. swigar f. mag ein alter a-Stao*
sein.
in.
Die Stellung der Griechen zu den Ariern.
Indem Job. Schmidt in der Abhandlung, deren scharf-
ligem Gange wir bis jetzt gefolgt, sich zur Feststellung der
rwandtschaftsYerbältnisse der südeuropäischen Sprachen wen-
;, hebt er zunächst nach Gebühr die imiige Verwandtschaft
Grammatik und Sprachschatz zwischen den Griechen und
likem herror. Hierbei möchte jedoch noch Manches hinzn-
Tiigen sein, so Tor Allem die gleichmässige, sei es völlig
rchgreifende oder doch bereits stark angebahnte Erhärtung
r alten aspirirten Media sowie die oben nachgewiesene völlig
^iche Behandlung der beiden ursprachlichen k-Laute, wonach
fl ursprüngliche k durch kv (sammt seiner Descendenz) und
gleich durch reines k, das alte \ dagegen im Griechischen
e bei den Italikem nur durch reines k reflectirt wird. Weiter
U Schmidt die Berührungspunkte zwischen den keltischen
id italischen Sprachen hervor. Hierbei ist jedoch nicht zu
ersehen, dass die Analogieen zwischen dem Keltischen und
iechischen ebenso bedeutsam sind, wie die einseitig betonten
Übereinstimmungen zwischen Keltisch und Italisch. Ein paar
sispiele mögen hier genügen, nicht zur B^ründung sondern
ir zur Andeutung der innigen Bezüge des Griechischen zur
Itisdien Schwester.
Das Altirische bildet die Zahlwörter für siebenzig und
'btzig nicht aus den Gardinalien sondern aus den Ordinal-
Uen für sieben und acht: sechtmoga siebenzig, ochtmoga
htzig. Das irische sechtmoga steht zunächst nach irisdien
kutregeln für septmo-, wie secht sieben für sept-en, die Schluss-
be -ga zunächst für -ca, wie aus tri-cha dreissig, se6«<5a
'hzig erhellt. Aus altirisch fiche, pl. fiche-t zwanzig &= britisch
140 m. Die Stellung der Griechen
ucent lässt sich femer -ga zu cant wiederherstellen; so erhalten
wii*, ohne den keltischen Boden zu verlassen, die Grundform
septmocant- siebenzig. Jeder sieht leicht, dass diesem so er-
schlossenen septmocant das griechische kßdo/njxowa siebenzig
Laut für Laut entspricht, dass also Keltisch und Griechisd
in der Sonderbarkeit übereinstinunen, das Zahlwort für siebenzig
nicht aus der Cardinal- sondern der Ordinalzahl von sieben zu
bilden. Möglicherweise theilt jedoch auch das Latein diese
Eigenthümlichkeit, wenn nämlich septuaginta wirklich durd
Missverstand aus (septumaginta) entstellt worden ist. Änd
das Zahlwort für achtzig bildet das Griechische in oydorjMim
aus der Ordinalzahl wie das altirische sein ochtmoga, nur das8
im Griechischen die graecoitalische Form der Ordinalzahl aobt,
nämlich otidoßo-g = lat. octävu-s an die Stelle der ursprüng-
lichen Form altirisch ochtmo- =r sskr. ashtama getreten ist
Ganz allein auf das Keltische und Griechische beschränkt sind
zwei eigenthümliche Ordinalzahlwörter: dem britischen tritid,
thted = altirisch tris der dritte entspricht das homerisolMi
%ql%cnO'-g eine Bildung, die sich in keiner anderen Sprache
wiederfindet. Noch bedeutsamer ist die zweite Parallele: Das
Keltische bildet die Ordinalien für sieben, acht, neun nad
zehen durch Anhängung des Suffixes -ta an das alte Ordimt
auf -ma, verdoppelt also, da auch -ta allein so gut wie -ms
ursprachlich das Ordinale bildete (wie in pank-ta der fünfte) die
beiden Ordinalsuffixe der Ursprache. So lauten denn die in
Rede stehenden Ordinalzahlen altirisch sechtmad, ochtmad,
nömad, dechmad, der siebte, achte, neunte, zehnte. Die erste
dieser Formen sechtinad steht für septmad, das wir aus dem
entsprechenden britischen seithmet zu septmat wiederhersteUen
können, und diesem so erschlossenen septmat entspricht gaoi
genau das homerische eßdofxctio-g neben dem gewöhnUdiai
yßdo^o-g = lat. septimu-s. Wir dürfen also hieraus schliessoit
dass Griechen und Kelten in der Periode ihrer Einheit bemts
den Ansatz zu der Formation des Ordinals durch das Doppd-
suffix -mata gemacht haben , bei den Griechen verblieb es bei
dem einen Falle (eßdoiuaTO-g) ^ die Kelten entwickelten daraoa
eine ganze Bildungskategorie. Doch wenden wir uns zu den
weiteren von Joh. Schmidt aufgestellten verwandtschafUidLen
Bezügen der Südeuropäer. Wenn unser Autor starke Anklänge
tVL den Ariern. 141
es Kelüschen an das Germanische zu finden vermeint , und
enmach auch den Kelten eine Vermittlerrolle zuweist —
ämhch zwischen Italikem und Germanen — so mag das hier
of sich beruhen , da meine Bekanntschaft mit den Kelten zu
mg ist, um mir hierin ein eignes Urtheil zu erlauben, doch
jt der Ausspruch eines Meisters wie Ebel, auf den sich Schmidt
lemft, natürUch der höchsten Beachtung werth.
Bis hierin wesentUch in Uebereinstimmung mit Schmidt,
nuss ich seinem Versuche eine nähere Verwandtschaft zwischen
Im. Griechischen und Arischen, und damit für die Griechen
3me Mittelstellung zwischen den Italo-kelten einerseits und den
üüdem andei*seits ausfindig zu machen, entschieden entgegen-
treten. Ihm steht auch in Südeuropa die Grenze zwischen
Europäern und Ariern nicht fest, und wie die Lettoslaven im
Norden Germanen und Arier, so sollen die Griechen im Siiden
Italo-kelten und Arier „vermitteln" , und allerdings y wenn je
üimal Europäer und Arier mit fliessenden Grenzen in ein-
ander verschwommen sind, so müssen die östlichsten Sprachen
Europas, als die den Ariern räumlich nä6hstliegenden , also
das Slavolettische im Norden und das Griechische im Süden
von solchem allmäligen Uebergange zu den Ariern noch die
Spuren aufweisen. Sehen wir nun, üuf welche Beweise Joh*
Schmidt seine Ansicht stützt.
Zunächst kommen einige vereinzelte Punkte zur Sprache,
worin Griechen und Arier stimmen oder zu stinunen scheinen..
So soll zunächst das Zusammentreffen des Griechischen mit den
wischen Sprachen in dem Wechsel zwischen a- priv. (vor
Konsonanten) und av- (vor Vocalen) von Bedeutung sein, neb^n
lein allerdings lat. in- und goth. un- unverändert auch vor
^QDsonanten bleiben. Dieses Zusammentreffen ist nur schein-
ar, die Einbusse des Nasals beruht auf griechischen Lautge-
^tzen, denselben worauf ivvea =^ navan neben iveinj^xavvä
»/«yjy-xovra = nonäginta), d^xa, d^xa-ro-g:, ^-xa-TO-y be-
hau, was hier nicht näher ausgeführt werden kann. Eine
ooliche Behandlung des auslautenden Nasals im Arischen, die
loch völlig unabhängig vom Griechischen sich entwickelt hat,
ingt vielfach den Schein einer näheren Berührung des Griechi-
len und Arischen hervor z. B. in ra-vo-g = sskr. tata (für
1,-ta) tati = fdac-Qy e-iiaTO''V = arisch jata und so weiter.
142 III. Stellung der Griechen
Weiterhin hebt Schmidt als beachtenswerth das Zusammentref^
des persischen patiy = zend. paiti neben sskr. prati mit dtf^
dialectischen ttotI neben griechischem n^vLy fcq6g hervor. U^
die Grandform des Wortes prati (oder parti) was bis jetzt iK»oh
lliemand bezweifelt hat, so hat das Sanskrit die Urform be-
wahrt und die Entstellung zu pati trat erst in den eranigchea
Sprachen ein, als diese sich von den Indem abgelöst hattet;
nicht minder gewiss lautet die urgriechische Form Tt^ari^ dsma
Entstellung zu /rort erst innerhalb der griechischen Zeit in
gewissen Dialecten erfolgte, während andere an der reinflo.
Form TtQ&ri festhielten. Die Uebereinstinmmng zwischen eii&«
pati und griech. dialect. tvoti ist also rein zufalüg und hemA
für näheren Zusammenhang der Griechen und Arier gar nicbts,
man müsste ja sonst annehmen, diejenigen Griechen, wdfito
ftovl sprachen, seien näher mit den Eraniem, die andenn
Griechen, welche TtQori sagten, näher mit den Indem ?er^
wandt gewesen , ja man könnte mit gleichem Rechte eine bo—
sonders nahe Verwandtschaft zwischen Aeolem und GrennanaD
ausfindig machen, weil goth. fimf, nhd. fünf ganz genau W
. dem äolischen Ttifxne lautverschoben sei. Femer behaapiat
Schmidt, die Infinitive auf -vai^ -evaij -fievai fänden norisi
den arischen Sprachen Entsprechendes. Dies ist mindestens
höchst bedenklich: den Infinitiven auf ~yca, -ei^ae entsprecboi
offenbar die deutschen auf -n und -an, wie in dö-n und geb-aSt
jedenfalls beruhen sie auf derselben Abstractbildung durdi 4
und -an; den Infinitiven auf -fi&^ai sind ganz gewiss die bU-
irischen auf -m zuzugesellen , mit Einbusse der Elndung wie ii
attirisch gaim, altcambrisch gaem Winter = sskr. heman
Winter, ^«i^aJy, x^liucr, xein^lrj.
Einige andere Berührungspimkte zwischen dem Griechisehen
und Arischen, welche Schmidt auffuhrt, sind zwar zuzugebesi
haben aber kein Gewicht, da es keine europäische SpradM
giebt, die nicht gewisse Eigenthümlichkeiten besässe, die sie nur
mit dem Arischen theilt. So erscheint die Praeposition M*
mit allerdings nur im Griechischen und bei den Ariern in der
Zusammensetzung; man halte dagegen, dass das praefixartiga
SU- gut-, wohl- sich nur bei den Ariern und den Kelten findet
(altgallisch su-, altirisch su-, so- gut-, wohl-). Zuzugeben ist
femer 9 dass das Zahlsuffix -xa^^ -mg = sskr. -gas sidi vo
zu den Ariern. 143
bei Griechen und Ariern findet, Ttevta-xig ist allerdings =
panca^as, und dem griechischen ävÖQa-xdg Mann für Maim
mitspricht wirklich sskr. bhäga-^as Theil für Theil. Allein das
Latein z. B. zeigt ebenfalls Suffixe, die sich sonst nur bei den
Iriem finden: so lässt sich das Suffix -tinuHS, welches Ad-
eetiye aus Adverbien der Zeit bildet, wie diu-tinu-s aus diu,
)ri8-tiuuHSi aus prius, serö-tinus aus sero, nur noch bei den
Lriem nachweisen: sskr. divä-tana täglich von divä am Tage,
ind ebenso kennen wir keine andre Sprache ausser dem Latein
md Arischen, welches Ordinalzahlen für die -zig durch das
Suffix urspriinglich -tama bildete: lat. vicensimuHS (aus vicent-
imu-s, yicenti-timus) = sskr. yim^titama = zend. Ti(ä9tema
ler zwanzigste. Die Gleichsetzung von x^^" ü^ ^1* %iUd/o^
=s IiIaol tausend mit -hasra im arischen sa-hasra mag be-
pündet sein, einen grossen, gemeinsam vollzogenen Bildunga-
brtschritt kann man in der Schöpfung einer einfachen Be-
Dehnung für die Tausendzahl wohl kaum erkennen, da nach
lonstigem Ausweis das dekadische System schon bis zu den
lundertQn hinauf sprachlich ausgeprägt war, übrigens gebührt
lifi Combination von xlliov und sa-hasra nicht mir sondern,
^eun ich nicht irre, Leo Meyer.
Den am schwersten wiegenden Grund für die Annahme
ooer näheren Verwandtschaft zwischen Griechen und Ariern
pridbt Schmidt mit den Worten aus: „In der Gonjugation
ind ausschliesslich griechisch-arisch das Augment und die re*^
aplicirten Aoriste und überhaupt schliesst 'sich in der ganzen
onjugation keine Sprache den arischen so eng an als das
riechische" S. 21. Diese Thatsache ist wie alle Thatsachen
ibedingt zuzugeben, allein sie zwingt nicht zu der Annahme
ner besonders nahen Verwajidtschaft zwischen Griechen und
dem. Wer mit uns annimmt, dass das indogermaiusche Ur-
►Ik, der Träger der Ursprache, sich in unbestimmbarer Zeit-
me zuerst in zwei grosse Hälften gespalten, die asiatische
id europäische, wird durchaus keinen Grund haben sich zu
>rwundem, dass manche Eigenheiten der Ursprache sich nur
n den Ariern und auf europäischem Boden nur bei einem einzi-
01 Volke Europas erhalten haben. Denn jede d^ europäischen
brachen hat nachweisbar an altem Sprachgute ungeheure Ein-
issen erlitten, die reichste in manchen Partieen, namentlich
144 III. Stellung der Griechen
in der Verbalflexion ist immer noch das Griechische geblieber^
was Wunder also, wenn sich hier und da eine alte Forn^
ausser bei den Ariern, zugleich nur noch bei den Grieche]
erhalten hat, während die übrigen europäischen Sprache^ si)
sämmtlich eiugebüsst haben? Ja man könnte sich umgekehrt —
darüber verwundem, dass der Fälle, wo wir zur Wiederher-
stellung dieser und jener ursprachHchen Formation ausschliess-
lich auf das Griechische und Arische angewiesen sind, denn doch
nur wenige sind^ die eine Verwunderung wäre so unfruchtbar
als die andere.
Indem Schmidt, den lateinischen und griechischen Wort —
schätz einer Musterung unterzieht, gewinnt er als Resultat^
dass das Griechische sich weit enger als das Italische
das Arische schliesse. Während er 99 Wörter verzeichnet
welche nur im Griechischen und Arischen sich finden, biete
ihm das Italische nur 20 Wörter, die ausserdem nur da^
Arische aufweist. Es verhielten sich demnach die itahsch^ —
arischen Wörter zu den griechisch-arischen wie 1:5, eumz
Ergebniss, das zu Gunsten der Schmidtschen Annahme ein^s
näheren Verwandtschaft zwischen dem Griechischen und Arischen
sehr schwer ins Gewicht zn fallen scheint. Bei eigner Nacfci:-
prüfung hat sich mir jedoch ein anderes Resultat ergeben, ioli
lasse daher, im Anschluss an Schmidts Sammlungen, ebenfalls
Verzeichnisse der italisch-arischen und griechisch-arischen Wur-
zeln und Wörter folgen.
1. aequu-s gleich, sskr. ska eins.
Wird aufgewogen durch oljäo-g = altpers. aiva, zend. aSv«»
eins.
2. lat. agmen Zug, sskr. ajman n. Zug, Bahn.
Wird aufgewogen durch oyfÄO-g = sskr. ajma m. Lanfi
Zug, Bahn.
3. amAru-s bitter, sskr. amla sauer. j
Aufgewogen durch ci/no-g = sskr. äma roh.
4. argentu-m, osk. arageto-m Silber, sskr. rajata hell, weiss
n. Silber, zend erezata, n. Silber. Vgl. «gy^-, «jy«-
hell, weiss.
5. ars arti-um f. Gang, Weise; Kunst, sskr. rti f. Grang, Art,
Weise.
Aufgewogen durch a^^.
zu den Ariern. 145
6. itä so, sskr. ittM, ittMt adv. so, zend. itha so, wie
(itthft für i-th& vgl. ka-th&, zend. i-tha).
7. iti-dem ebenso; sskr. iti adv. so.
8. item adv. so, sskr. ittham so (für i-tham vgl. ka-tham
wie).
d. iteru-m adv. zum anderen Male, sskr. itara der andere.
). ulucuHs Kauz, sskr. ulüka m. Kauz, Eule.
Vgl. oXolv-g heulend, sskr. ulülu heulend.
L. osk. pron. demonstr. eiso-, umbr. eso-, sskr. esha, zend.
aesha dieser (ai+sa). Schmidt 5.
f. ensi-s Schwert, Messer, sskr. asi m. altpers. ahi Schwert.
Schmidt 6.
•. ebriu-s üppig, trunken, sskr. ahri geil, ahraya üppig,
strotzend. Schmidt 4.
Nicht ganz sicher, sskr. ah- vielleicht zu zend. az be-
gehren = eg-ere zu ziehen.
. opus n. Werk, sskr. apas n. Werk. Schmidt 13.
Zend. &pa Werk = ahd. uoba f. Begehung, Fest, uob-
jan, nhd. üben.
• caesarie-s Mähne, sskr. kesara m. Mähne. Schmidt 2.
• cacümen Gipfel, sskr. kakudmant gipfelnd m. Berg.
Schmidt 1.
. catu-s scharf, scharfsinnig, sskr. ^äta scharf, wie lat.
citu-s schnell = sskr. 5ita, zend. &-9ita beschleunigt.
» Carmen Lied, ved. 9asman Lied. Schmidt 3.
. calvu-s kahl, sskr. kulva kahl.
. Cucurbita Kürbiss , sskr. carbhata m. cirbhiti und cirbhitä
Gurke.
- culci-ta Polster, sskr. kärca m. Bündel, Wulst, Ballen.
Vielleicht auch in noXeK-dvo-g „wulstig", noloa-aö-gf
noXox-vvTif].
• corpus Leib, zend. kehrpa m. Leib, keref-s-qara Fleisch
essend. Das SufiSx -us später angefügt, wie in jecin-
or-is (sskr. yakan) pecus oris (aus pecu-) sterc-us vgl.
oycwQj axat-og (= axa^-) u. s. w.
Dem sskr. krp f. Schein entspricht crep-eru-s, crep-us-
culu-m Dämmerung.
. crac-ent-es die schlanken, grac-ili-s, sskr. kar? kr^-yati
abmagern, kr5a mager.
10
146 III. Stellung der Griechen
24. crSmor, cremu-m Brei, sskr. karumsha, kalmafiha m.
Bodensatz, Brei, kulm4sa und kulmäsha m. saurer Scbleim
von Früchten u. s. w.
2b. quaeso, qnaero suche, verschaffe, zend. cish cinahmi
impf, coisham verschaffen, gewähren, geben.
26. lat. qui^HS (quiS-ti-) Ruhe, Behagen, quietu-s ruhig,
quie-scere ruhen, altpers. shiy&ti f. Annehmlichkeit, zend.
shäiti f. neupers. sh&d Freude, Fröhlichkeit. Von ski
= sskr. kshi weilen, Ttri^^o).
quisque jeder = zend. cis-ca jeder.
27. queo, kann, ne-queo, sskr. gvi 5vayati schwellen, stark sein.
28. lat. grätu-s angenehm, dankbar, gräte-s pl. Dank, sskr.
gürta gelobt, gebilligt, willkommen, angenehm, vigva-gürta
allwillkonmien , gurta-manas dankbar gesinnt, gfii'ti f.
Beifall, Lob, Schmeichelwort.
Lit. girta-s gelobt scheint neu gebildet.
Aufgewogen durch y^gag = zend. garanh Ehre.
29. gli-s Haselmaus (erweitert gli-ri-um) vgL sskr. giri, giri-
kä f. Maus.
30. gli-scere sich ausdehnen, sskr. jri jrayati, mit upa sich
ausbreiten zu, pari-jri herumlaufen, jrayas Kaum, Fläche,
zend. zrayanh, altpers. daraya n. See, Meer. Schmidt 7.
31. tamarice Tamariske, sskr. tamäla, tamälaka m. tamäliB
f. Baum mit dunkler Rinde. Zu Wz. tam, die überhaupt
im Latein gut erhalten ist.
32. tumul-tuHS Lärm, sskr. tumula lärmend. Schmidt 16.
Mit lat. tume-o, tumulu-s vgl. sskr. tumra strotzend.
33. tussis Husten, zend. tuj impf. 3 pl. tugen husten. Schmidt 11.
34. tepor Wärme, Hitze, sskr. tapas n. Wärme, Hitze, Gluth.
35. tot so viele, quot wie viele, sskr. tati so viele, kati wie
viele.
TtoTi- — lat. quot liegt übrigens auch in Ttoa-TO-g der
wie vielte = lat. quotu-s (für quotitu-s) = sskr. katitha
der wie vielte.
36. toru-s Lager, Bett, sskr. stara m. Lager, Bett. Schmidt 18.
37. trabea Staatskleid, sskr. tarpya Mantel, Gewand. Vgl. lett.
terp-ju, terp-t kleiden.
38. decus Zier, sskr. dagas-yati gefällig, hold sein.
zu den Ariern. 147
•
necto knüpfe, sskr. nah nahyati binden, knüpfen, naddha
= lat. nexii-8.
Nept-ünu-s, zend. napta feucht (apä,m napät arische Gott-
heit.) Schmidt 12.
Scheint sehr zweifelhaft.
. oskisch -pid in puturus-pid, vgl. sskr. -cid, zend. -cit
macht indefinit.
i. pingo male , sskr. pinj pink-te malen. Als Verb nur
latein-arisch.
i. pediHB Ungeziefer, Laus, pedi-culu-s, sskr. padi m. laufen-
des Gethier.
L potior bemächtige mich, sskr. pat, patyate theilhaftig,
mächtig werden, sein, innehaben.
►. faveo begünstige, favi-tor = fautor, faus-tu-s, sskr.
bhavaya fördern, pflegen, hegen, bhävayi-tar fautor.
Zu Wz. bhu.
i. forctu-s alt == fortis, sskr. drdha fest.
. mäter-ie-s, märteria, sskr. mä^tar Bildner, Wirker, Schöpfer.
. Mars, Mart-is, sskr. marut Windgott. Schmidt 9.
Freilich sehr zweifelhaft.
*. mundu-s Schmuck, mundu-s rein , sskr manda m. Schmuck,
mandaya schmücken, mund mundati rein, blank, sauber
sein. Schmidt 11.
►. menda Fehl, sskr. mindä f. körperlicher Fehler, Mangel.
Schmidt 10.
. merula Amsel, sskr. marula m. eine Entenart vgl. maräla
weich, sanft m. Flamingo-, Gans- oder Entenart. Zweifel-
haft.
f. iüs, alt jous Recht, sskr. yos indecl. Heil, Wohl, zend.
yaos rein, yus gut. Schmidt 8.
;. rädere, rodere, sskr. rad radati kratzen, ritzen, hacken,
nagen, rada m. Zahn.
r. rabere wüthen, rab-ie-s, sskr. rabh med. pass. wüthen,
sam-rab-dha wüthend. In dieser Bedeutung nur im Latein
reflectirt.
rüminäre wiederkäuen vgl. sskr. roman-tha m. das Wieder-
käuen, kann auch zu rüg e-rugere gezogen werden.
). rüs n. Land (Gegensatz: Stadt), zend. ravanh n. das
Weite, Freie. Vgl. germ. ru-ma Raum, geräumig.
10+
148 in. Stellang der Griechen
56. 14bi gleiten , Bskr. ramb rambate = lamb lambate nieder-
bangen, gleiten, fallen. Lit. ram-bu-s träge gehört zu
Wz. ram ruhen.
57. vacca Kuh, sskr. va?^ Kuh. Zu Wz. v4^ vägire.
58. vie-scere alt werden, viß-tu-s welk, alt, sskr. jyft jMti
altem, jyä.-ni Altersschwäche. In dieser Bedeutung italiscli-
arisch.
59. vicesimus, sskr. yim^atitama, zend. id5a9tema der zwanzigste.
60. Venus, venus-tu-s, sskr. vanas Verlangen, Lieblichkeit,
yajna-vanas Opfer liebend, gir-vanas Anrufung hebend.
Schmidt 19.
61. vSsica, alt venstca Blase, sskr. vasti m. Blase. Grand-
form europ. vansti-, arisch vasti-, vgl. lat. ensi-B = sskr.asi.
62. volva Hülle, Gebärmutter, sskr. ulva n. Hülle, Eihaut,
Gebärmutter. Schmidt 20.
63. Saetumu-8, sskr. savitar. Schmidt 14.
Sehr zweifelhaft; aus graecoitalischen Sprachmitteh ge-
deutet, wäre Saetur- = Smzrjq^ Sawn^Q von (save-o,
save-re) = aadoi (aaßo-jw) fut. oati-aw. '
64. sociu-s, sskr. sakhi Freund, zend. hakhi Genosse. Schmidt
15. Uebrigens Liegt das Thema sskr. sakM FremidisiOfta-dW'
65. lat. scando steigen, sskr. skand skandati springen, auf-f
herabspringen. Lit. skand- sinken scheint zunächst ^
axiv&o-'g untertauchend , einsinkend zu gehören. — Auch
sskr. 9cand, cand glühen erscheint als Verb nur im lat.
ac-, in-cendere, sskr. yu yuyo-ti wehren, wahren nur i^i
lat. juv&re, jü-tum als Verb wieder, in der Ableittü^S
yavan juvenis auch in anderen Sprachen; dem lat. comi-^
(für coc-mi-s) entspricht sskr. 9agma hülfreich, mittheü'
sam, entgegenkommend, gütig, von <jak 9ak-ti helfet'
wozu verhelfen, wozu auch lat. cac-ula (vgl. rabula v^^
rabere) Diener u. s. w.
Das vorstehende , gewiss nicht vollständige Verzeichnis
wird jedenfalls zeigen, dass es nicht, wie Job. Schmidt b^
hauptet, bloss 20 Wörter im Italischen giebt, die sich son-^
nur im Arischen wiedei^finden; es mag nun dem erweiterte
italisch-arischen Wörterverzeichnisse, auf Grund der Schmidt ^
sehen Sammlung die Zusanunenstellung aller der Wörter folge?^
die sich nur im Griechischen und Arischen belegen lassen.
zu den Ariern. 149
1. cfxow- Wurfspiess, sskr. a^an m. Schleuderstein, a9am m.
f. Geschoss, dxdi^ Stein, Wetzstein, sskr. agüa m. Stein,
Schleuderstein. Schmidt 5.
2. ayog Schuld, Vergehen, dvayijg schuldlos, sskr. Ägas n.
Aergemiss, Vergehen, anägas schuldlos. Schmidt 1.
3. ayga Jagd, Beute, Fang, zend. azra in azro-daidhim
vehrkam den Jagdmachenden Wolf, sskr. gh^e-ajra zum
Essen treibend. Schmidt 2.
4. ato/aac (ay-jo/iai) ehre, scheue (die Götter), ayog n. Ver-
ehrung, heilige Scheu, ay-v6-g heilig, sskr. yaj yajati
einen Gott verehren, huldigen, opfern, yajas Verehning,
yaj -na m. Opfer.
ä^Q Hachel , Lanzenspitze , ved. athari oder athari
Lanzenspitze. Schmidt 4. Ganz unsicher, vgl. lit. ad-yti
nähen, ksl. %da äymaTQOv,
>. äÖQog dicht, derb, sskr. sändra dicht, dick. Schmidt 3.
Zusanmiengesetzt aus sa und andra iKem = sskr. anda
Ei, Hode = ksl. jgdro n. Kern, Hode.
>. avd-og Keim, Blume, ved. andhas n. Kraut, Grünes.
Schmidt 7.
'. aq)€vog, acpvog n. Reichthum, ved. apnas n. Ertrag, Be-
sitz, doch vgl. an. efni n. materia, causa, opportunitas.
Schmidt 12. Von ap adipisci.
\, dq>Q6-g Schaum, sskr abhra n. Wolke, Gewitterwolke.
Schmidt 13.
Vgl. ofißqo-g^ lat. imber, sskr. ambhas n. ambu Wasser.
). äol. afifueg^ griech. ^^eig^ iJ^i-T€^o-g, sskr. asma- wir.
). oiQSTri Tüchtigkeit, sskr. rta recht, zend. arata richtig,
erethe Rechtlichkeit. Schmidt 9.
dgßov, öuarog, dgaiov, ilaq>Q6v ; ägficniigj oAiyoxig Hesych.,
ved. arbha klein, unbedeutend. Schmidt 8.
Richtiger deutet man aQßO" als dg-ßO vgl. lat. arvu-m
lockeres Erdreich, oQovga = d^ßO-Qa^ dgaio-g locker
u. 8. w.
l. aQarjv, ion. egar]Vy att. agQtjv männlich, zend. arshan
Mann, Männchen. Schmidt 10. Vgl. as. erla-, an. jarl
m. Mann.
löO UI. Stelluog der Griechen
12. dU^io abwehren, beisteheu, sskr. rakBh rakshati beschüt-
zen, erretten. Schmidt 6. Vgl. aA-aix-fiiy, ags. ealgi^^
schützen.
13. aoTv Stadt, sskr. vastu n. Sitz, Ort (Ding, Sache, Wesea^,
västu Hofstatt, Haus. Schmidt 11. Von vas wesen, ais
Verb nur deutsch und arisch.
14. iaivio beleben, erquicken, erregen; erwärmen, Idofiav heiL^,
sskr. ishanayate erregen, beleben, ishany ati antreiben, e:»7-
regen, ishayati und ishayate saftig sein, schwellen; frisclD,
rege, rüstig, kräftig sein; erfrischen, stärken, beleben.
idllw werfen, schicken, ausstrecken, sskr. iyarti sich öx:-
heben, erheben, bewegen. Schmidt 41.
vielmehr gehört idlkw zu is werfen, steht für ia^al-J^^
wie /nad-dXXw von f^ad; eine Ableitung von ar müsste Q
zeigen.
15. lEQO'g kräftig, frisch; heilig, sskr. ishira frisch, kräf^^S*
Schmidt 42.
16. io-g Pfeil, sskr. zend. ishu m. (Grundform isva-). Schrc^^
44.
17. t-xTivo-g Weihe, sskr. jyena Falke, zend. ga^na Adl^^'
Greif. Schmidt 43.
Nicht ohne Bedenken.
18. idQV'O) siedle, sskr. sadru weilend, ruhend.
19. var€QO-g, sskr. uttara der obere, spätere. Schmidt C^^'
Comparativ zu sskr. ud = goth. üt, abd. üz, nhd. b^^-^^'
va^ivrj Schlacht, sskr. yudh yudhyate kämpfen, zet^
yud yiüdhyeiti kämpfen, sskr. yudh-ma streitbar, Käi*^"
pfer. Wegen irisch iodh-na Waffen zu streichen. Schmiß
91.
20. evQv-g breit, weit, sskr. uru variyaÄS, varishtha, zetxd'
vouru- in Gompos. breit, weit. Schmidt 34.
21. evldxa lacon. Pflugschaar, vgl. ala^ Furche, ved. vrk^
m. Pflug.
22. ko^mj Fest, sskr. vrata n. heilige Handlung.
23. ?cogy riojgj hom. fjog, r^og, sskr. yävat wie lange, ta^V'at
so lange. Schmidt 35.
24. kitiv wiUig, sskr. vag vash-ti u^masi wünschen, zend. ^^^'
ugant widerwillig = dexwv. Schmidt 26.
za den Ariern. 151
^Kijlo^y ixfjkog willig, ruhig ist wohl es preuss. wessal-s,
ksL veselü behaglich, heiter, froh.
iyei^, wecke, ij^yoga bin wach, sskr. j4garti wachen,
zend. gar wachen. Schmidt 25.
. irso-g wahrhaft, sskr. satya, zend. haithya wirklich,
wahrhaft, sskr. satya^raTas nom. propr. s= *Etdoyüi^g.
Schmidt 33.
Aber sant- wahrhaft, anch sonst, an. sann-r wahrhaft
u. 8. w.
. ed-Qi-g, t^Qig ' arcdönnf, rofilagj evpovxog^ sskr. vadhri ver-
schnitten. Nach Benfey. Von vadh = dd-ivu Vgl. ahd,
widilo Castrat.
^Ttogy fSTtog Rede, Wort, sskr. vacas, zend. yacanh n. Rede,
Wort.
^Eqcvv-g, sskr. saranyü f. Schmidt 28.
Zu unsicher, eQoni-g bedeutet« „zümend^S vgl. sskr. irajft-
ya zürnen, also 'J!ifß<T-n?.
eqicpo-g junger Bock, sskr. rshabha Stier, aja^rshabha Bock.
Schmidt 29.
Sehr ansprechend, aber «beneo unsicher; ifai4pi>^^ if^t^
9>o- nicht zu belege.
eq^optai geben, kommen, sskr. rochati angreifen, erlan-
gen, zu Theil werden, abhi-archati zu Jemand kommen,
heimsuchen. Schmidt 32.
egxofjuu liesse sich auch als Stammverb zu auxiofnat fassen?
'^Eq^eiagy sskr. Särameya. Schmidt 30.
Zu ungewiss.
K ^arj Thau, sskr. varsfaa m. Regen, sskr. varsh, varshati
regnen, netzen.
1. ekvTQOv Hülle, sskr. varutra n.U6berwurf, Mantel. Schmidt
27.
Zunächst doch von /«iv- = lat. volv-o, voMtum; wer
das lat. Suffix -cro für identisch mit -tro hält, muss eXv-
%QO^v c= lat. volu-cru-m setzen.
J, rj^og als, ifjixog da, sskr. yasmat abl. von ya, als Adverb
woher, wesshalb, tasmät abl. von ta, adv. daher, desshalb.
In der Bedeutung berühren »ich die grieeh. und arischen
Wörter gar nioht; in der Form sind sie identisch^ näm-
lich die Ablative zum Flexionstbema yacBoia-, tB8iii&-> wo-
152 in. Stellung der Griechen
von die Dative und Locatiye auch in anderen Sfrachen
nachzuweisen sind.
33. i]fa qdquv etwas Angenehmes, Erwünschtes darbringen,
Bekker: p}Qct, vgl. sskr. vä,ra m. Kostbares, Schatz, zend.
vära Wunsch, Gabe. Schmidt 37.
34. rjatat sitzt, sskr. äste, zend. 4Qte sitzt. Schmidt 38.
Mit Sicherheit sonst nicht nachzuweisen.
35. ölo-g einzig, allein, zend. aeva, altpers. aiva einer, allein.
Schmidt 70.
ol/tio-g Gang, Weg, sskr. ema m. Gang, Weg. Schmidt 69.
Findet sich auch im lit. eisme f. Gang, Weg, Steg und
ist daher zu streichen.
36. OvQccvo-g, sskr. varuna ein Gott.
Ob der OvQotvog je ein lebendiger Gott gewesen, ist zwei-
felhaft.
37. 6y^6-g Zug, Lauf, Bahn, sskr. ajma Zug, Lauf, Bahn.
Vgl. lat. agmen = sskr. ajman Zug.
38. odva-'aaadxii zürnen, sskr. dvish, dvesh-ti hassen. Schmidt
68.
39. nq%f.ta errege, loqjriaB (pgevag^ oQxio^ai tanzen, beben, oV
Xelxai de xagdla q>6ß(o (Aesch. Choeph. 165) gereizt sein,
sskr. rgh^yati, -te beben, beben vor Leidenschaft, toben,
rasen. Schmidt 72.
Dazu germanisch arga- feige, nhd. arg.
40. 0QTV§ yog und xog, sskr. vartaka, vartikä. Wachtel.
Schmidt 71.
41. iad'ita stosse, iv-ocfl-x^cuVy ivvoalyaiog (iv-foct-yaiog) Erd-
erschütterer, sskr. vadh defectiv, aor. avadhtt schlage»,
erschlagen, vadhayati erschlagen, zend. v&dhayftit er
kann zurückschlagen = w&€(o, Schmidt 98.
42. (ji/ii6-g, sskr. ama roh, ungekocht. Schmidt 99.
Vgl. lat. amä,ru-s: sskr. anda sauer.
xaivo-g frisch, neu, sskr. kanyä, zend. kainin Mädchen»
Jungfrau, sskr. kaniyaffis, kanishtha geringer, junger.
Schmidt 45.
Richtiger stellt man ycmvog zu ksl. po*6$-ti anfangen^
konl Anfang, lat. re-oent- neu.
43. xcUvta, xav-elv tödten, altpers. vl-^an vemiohteii. Vgl-
altgallisch catu- Kampf = an. hödh-r.
za den Ariern. 153
mQx<xi* y^oQxivoi. SiTceXoi Hesych, xa^Vo-g Krebs, sskr.
karka, karkin, karkata m. Krebs. Schmidt 46.
Wegen ksl. rakü Krebs (doch wohl für krakü) nicht als
griechisch-arisch anzusetzen.
naQXciQO'g scharf, scharfzahnig, ycaQuaQoi ' TQaxetg Hesych.,
sskr. karkara hart. Schmidt 47.
üv^ßo-g Gefäss, Becher, sskr. kumbha, zend. khomba m.
Topf, Krug. Schmidt 59. Deutsch Humpen?
a-iwQO^g ungültig, xvgog n. Macht, nvQio-g mächtig, Herr,
sskr. 9Üra Held, Starker, zend. 9Üra stark, hehr, heilig,
a-9ura nicht stark. Schmidt 60.
xvli§, sskr. kala9a Topf, £j*ug, Schüssel. Schmidt 58.
Dass lat. calix Lehnwort, ist nicht zu erweisen, daher
muss die Nummer fallen.
xsitat liegt, sskr. ql qete liegen. Lat. quißti- Ruhe =
altpers. shiyäti Annehmlichkeit.
Tieveogy xuvog^ xevog leer, sskr. (ünya leer. Schmidt 49.
Die Nummer ist zu streichen wegen ksl. sig (= 8v%jü-)
leer.
KivtavQogy sskr. gandharva Dämon. Schmidt 50.
Ist abzuweisen, weil den Lautregeln widersprechend.
yLBfiTtog* xovg)og Hesych., xotqpog, sskr. capala beweglich,
leichtfertig, kamp zittern. Schmidt 48.
Ergiebt kein identisches Thema im Griechischen und
Arischen.
Ti^Qv^ Herold, sskr. k&ru m. Lobsänger, Dichter. Schmidt
51.
Freilich auch unsicher.
wyxVf ^^yx^Sy sskr. ^ankha m. Muschel. Schmidt 52.
xovro-g Stange, sskr. kunta m. Speer, Lanze; „kuntas
sieht wegen des Wurzelvocals aus, als ob es dem Grie-
chischen entlehnt wäre't. Schmidt 53. Die Bemerkung
ist zweifellos richtig, daher muss die Nummer fallen.
TLorvlogj TiOTvlr] Höhlung, hohles Gefass, sskr. catväla m.
Höhlung in der Erde zur Aufnahme des Opferfeuers, 5&-
tväla m. n. die Grube, welche die Erde für d^i nördli-
chen Altar liefert. Schmidt 54. Vgl. lat. oat-inu-s, ca-
til-lu-s, ags. headhor receptaculum. Von Wz. sskr. cat
bergen, verbergen.
1Ö4 lU. Stellang der Griechen
51. xrcro/uai erwerbe, xT^-^a, «skr. ksha-tra Herrschaft, bhi,
kshayati besitzen, behen'schen , zend. khshi beherrschen,
* vermögen. Schmidt 55. Auch in ksl. sko-tü Besitz, Vieh,
vgl. •KTTJ-vog.
Wz. xirt (aus xrt) in sv^xvifÄtvo^ wohlgebaut, xr/^wbaue
an, XTi-ko-g zahm, sskr. kshi khshe-ti kshiyati wohnen,
zend. khshi, shaeiti wohnen. Auch in lat. tran-quiDos
(vgl. xr/ilo-^), ksl. po-fci-ti ruhen, po-koj Ruhe, Frieden,
vgl. sskr. kshaya m. Wohnsitz, lit. kema-s Dorf = ger-
man. haima = sskr. kshema behagliches Wohnen, goth.
hvei-la Weile, an. hvil Ruhe u. s. w.; daher als grie-
chisch-arisch nicht aufzuliihren.
52. xTeivü), sskr. kshan, kshanoti verletzen. Sclmiidt 56.
goth. skatha- ii. Schaden =r sskr. kshata verletzt n. Ver-
letzung, daraus das Verb skath schaden.
53. KQVfxO'Q Grausen, zend. khrüma grausig.
54. x^oxa}.ri Kies, sskr. ^arkam Kies, zend. ^^c hageln..
55. ^Qov Scheermesser, sskr. kshura m. Scheermesser.
56. ^rjQo-g, ^ego-g trocken, dürr, sskr. kshära sengend, ksha-
mä versengt, dürr, sskr. kshÄ sengen.
57. jf/Ato^, äol. x^AAtot tausend, dfixa-^Uot, sskr. sa-hasra,
zend. ha-zanra tausend. Schmidt 96.
58. %£^ctf xi/odia, sskr. had, badete cacare, zend. zadhaiili ^*
podex. Schmidt 95.
XQovo-Q Zeit, zend. zrvan, zrvana Alter, Zeit, Schrn^^.
57. Ist zu streichen, da zend. zar ganz gewiss mitJu^
dem sskr. jar altem gleichzusetzen ist.
59. y^cfgEhre, Ehrengeschenk, zend. garanh nom. garoEt-^
erbietung. Schmidt 15. Dazu zend. gare Verehrung ===^
sskr. gir f. Preis, Anrufung, sskr. gurti f. Lob = la^^^
gräte^s Dank, sskr. gürta angenehm, gurta-manas danf=^
bar gesinnte lat. gr4tu-s angenehm, dankbar, lit ger-^^
loben.
60. ye^Py 38kr. jarant alt, gebrechlich. Sclynidt 16.
"■'- Das Verb sskr. jar altern auch im ksl. zre-j%, zre-ti r^*
werden, zr^flü reif, vgl. Homer YrfQaaTiio auch Reifen'*''
61. 7^?«5, yä^ir- Alter in ysQa-io^ alt, sskr. jaras n. J»^^
f. Alter. Schmidt 17.
zu den Ariern. 165
vaxv-g schnell, sskr. taku eilend. Schmidt 56.
Vgl. lit. tekti laufen, fiiessen, täkina-s laufend, schnell
= Taxivo^g schnell.
. rexTwv, sskr. takshan Holzarbeiter, Zimmermann. Schmidt
87.
Vgl. lat. texere wirken, textor = sskr. tashtar Werkmei-
ster, ksl. tesa-ti behauen, tes-la Axt.
terirjfiaL bin betrübt, sskr. tvish pf. titvishe aufgeregt, be-
stürzt sein, zend. thwaesha m. Furcht, Schreckniss.
Schmidt 89.
Ganz unsicher.
xilaov Gränzfurche, zend. karsha Furche, sskr. karsh
ziehen, furchen, pflügen, karshü Furche. Schmidt 88.
Ganz unsicher.
. x6vo-g Faden, Schnur , gedehnter Ton , sskr. täna m. Fa-
den, Faser, gedehnter Ton. Vgl. lat. tuni-ca.
. xoQO-g laut, hell, deutlich, vernehmlich, sskr. tära hoch,
laut tönend, gellend. Vgl. lit. tariu, tar-ti sprechen,
preuss. tär-in acc. Stinmie.
. TftJg so, tog wie, sskr. tat so, yät wie. Ablative von ta,
ya. , ■
. Tqlto- /m TgiTO-yeveia , TgiTO-nazogeg^ TqiTVJVy ld^q)i'
igiTT], ved. trita, trta ein Gott. Schmidt 90.
. ^£co, &6v-aofiat laufe, sski*. dhav dhavate, dhäv dhavati
rinnen, rennen, laufen. Schmidt 39.
In. der Bedeutung riimen im ags. deav m*^ au. dögg pl.
döggvar f., ahd. tou g. touwes n., nhd. Thau (Grund-
form dava-).
. dijXv'g säugend, sskr. dhäru saugend. Schmidt 40.
VgL d^fjXi] Zitze, ^tjld^w sauge ^ ^if/Xa^fAciv , lat felare
saugen, lit. dele Blutigel, ahd. tila f. Zitze, Euter u.s.w.
. öaio} theile (d&i-jw), sskr. dhay dhayate theilen, erthei-
len. Schmidt 18.
Auch im germ, ti-man, ti-di Zeit; da-ri-Ofiac zertheilen
= ahd. zat-jan, nhd. Ver-zetten »= zerstreuen.
. daiw zünde an, de-öav-fiivog angebrannt, sskr. dunoti
brennen. Schmidt 19.
Mit sskr. du dunoti {brennen) quälen, dö^na hart mit-
156 UL Steilang der Griechen
genommen, gequält vgl. as. tio^no Uebelthat, gi-tmnean
schaden.
Auch lit. dzu (aus d-j-u) dörren ist dieselbe Wurzel, vgl
da-voQ ( - daj^-vo-g) trocken.
72. (Je«, didi]^L binde, did-dij/da Kopfbinde, sskr. d& dyati
binden, däman Band. Schmidt 21.
73. didae lehrte, dedaoig gelehrt, kundig, da^-^vai lernen,
di^'<o werde finden, zend. altpers. d4 wissen, keimen,
zend. danh lehren, didauhe ich ward belehrt. Schmidt 20.
Goth. un-ga-tassa- ungeordnet gehört zu germ. tath ia-
teouaiy tassa = tath-ta = -^aoTO-^.
74. &irjV€a n. pl. Rathschlüsse , Gedanken, Anschläge, sskr.
da&sas Wunderthat, Wunderkraft, zend. danhanh n.
Weisheit, Geschicklichkeit. Schmidt 22.
dfivoQ lässt sich auch ötj-vog trennen (vgl. dd-vog von fc
theilen) und von^di/ (= zend. d4) in dij-w werde finden
ableiten.
75. doxf^io-g schief, schräg, sskr. jihma schief, schräg.
Schmidt 23.
Wie sskr. jihv4 f. = altlat. dingua, sskr. jyut = djut
glänzen.
76. (Ji-(J^a-<Txai, dgä-vac laufen, sskr. dr4 drstti laufen, eilen,
dQci-TtatVy dQa-Tti-'Trjg Ausreisser, sskr. dräpaya caus. zum
Laufen bringen, adi-drap-at lief.
77. ÖQaiieiy^ di^qojia^ ögofio-g^ sskr. dramati pf. dadr&ma
laufen.
78. ÖQv^o-g Wald, sskr. druma Baum. Schmidt 24.
79. vtC^u) (ny-jco) viTt-rta netze*, wasche, sskr. nij nenek-te
nenik-te abwaschen. Schmidt 67. Als Verb sonst nickt
nachzuweisen.
veofiai, vlaooftai gehen, kommen, sskr. nas, nasate sidi
zusammen thun, sam-nas zu Jemand kommen. Schmidt
65. Da ich die von Schmidt bestrittene Identität mit
germ. nesan, ags. nesan heil aus Etwas hervorgehen auf-
recht halte, so muss ich die Nummer streichen.
80. viw v€v^o^aL schwimme, vacoj äol. favu) fliesse; ohne
consonantische Erweiterung findet sich die Wurzä uur
im sskr. snu, snauti fliessen. Schmidt 66.
81. rhx^g Leichnam, zend. na9u m. Leichnam. Aufgewogei^
zu den Ariern. 157
durch lat. e-nectu-s ~ sskr. nashta zu Grunde ge-
gangen.
TtaQo-g vor, vormals, sskr. puras vom, vor. Schmidt 74.
Ttu^o), dorisch ma^w drücke, quäle, sskr. pidate gepresst
sein (pid aus pisd), pidayati drücken, quälen. Schmidt 77.
TTio-Tijg, nio-^eQOQj nicjVj TtiaQog, TtUiQa, Ttiog n. Ttiia-'
TSQQ-g, Ttiij-ecg, sskr. piva m. Fett, pivan, pivara, plvari
f., pivas = zend. pivanh n. Fett, sskr. plvasvant fett-
reich. Schmidt 78.
nkv-g Fichte, sskr. pltu-däru Devadärufichte. Vgl. lat.
pi-nu-s Fichte.
Ttlva^ f. Sparre, Balken, Brett, Tafel, sskr. pinäka m. n.
Stock, Stab, Keule. Vgl. ksl. phrf m. truncus.
Tteqi um, sskr. pari, zend. pairi.
fceqvatj dorisch Ttiqvri, sskr. parut adv. voriges Jahr.
Schmidt 76.
(aus ^€Q0 = sskr. para und vat /«r Jahr).
TtiXexv-gy sskr. paragu m. Beil. Schmidt 75.
TtotKiXo-g bunt, sskr. pe^ala bunt. Von pai^ Grestalt =
sskr. pe^a, sskr. puru-pe9a = goth. filu-faih-s, ahd. feh
bunt, ksl. pis-t-ru bunt.
TcoTvia, {6ia)7toLvay sskr. patni (= patny&) Herrin.
Schmidt 79.
idv'Ttriwv geradeausfliegend (rtTKov = TtiT/otv vgL tt/t-
vfjfiv), TtiTvlo-g das Schlagen mit Flügeln, Armen, Ru-
dern (TCtTfoXo), sskr. patvan fliegend m. n. Flug, pat-
vari f.
TlQOfxriQ'Bvgj sskr. pramantha m. Schmidt 80.
nQOfiTj&evg kann von TtQOfirjdi^g vorbedacht nicht getrennt
werden.
(pT^vf] ein Raubvogel, sskr. bhäsa m. ein Raubvogel,
(vgl. f^ijvrj =: sskr. mäsa Mond, germ. bansa- = sskr.
bhäsa Kuhstall).
q>(jig g. qxüv-og Mann, sskr. bhavant- ehrerbietige Anrede.
Schmidt 94. Vgl. lat. faveo.
(pd-i-ü), q^lvw, g>9vvv-9to, (pd-i-a^og, gyS'l'^i^y q>9^iv6-%aq''
Ttogy q>d'orij sskr. kshi, kshinäti, kshinoti, kshayati vernich-
ten, pass. kshiyate zu Grunde gehen, kshita part., kshiti
158 III. Stellung der Griechen
f. Verderben, kshina erschöpft, mager, kshaya m. Ab-
nahme, Schwindsucht, (qp^t aus anfi),
95. <l>>leyt;a-g, (PUyu-g, sskr. bhrgu. Schmidt 93.
ßadvg, ßad-o^y ßhO-og, sskr. g4h sich tauchen in, sick
vertiefen in. Schmidt 14.
Unsicher, sskr. gäh wird £=r gabh sein, vgl. gabhiratief
(ßaT$Tio),
96. ßla Gewalt, sskr. jyft f. Grewalt. Vgl. lat. vi-s.
97. ßi^ßi^ f. Kreisel, sski'. bimba m. n. Scheibe; Kugel,
Halbkugel, bimbikä f. dass.
98. ßovßcüv-eg die Leisten, sskr. gavini, gavini f. die Leisten.
Dazu nach Bugge lat. bova, boa Schenkelgeschwnlst, Was-
serschlange, an. kaun n. Geschwür mit starker Geschwulst.
99. ßgoTo-gj a/ißQOTogy d/ißQoaiog, sskr. marta, amarta, an-
rtya.
100. /lidvdQa Hürde, Stall (später Kloster), sskr. mandira n.
Behausung, mandura Pferdestall. Schmidt 61.
101. fiwio-g* aycjvog Hesych. , sskr. müka stumm. Schimdt63.
Vgl. lat. mü-tu-s.
102. fjLvaxov zb dvögsiov xal yvvaixeiov fxoqiov Hesych., sskr.
muslika m. Hode , weibliche Scham, neupers. mushk Mo-
schus, Bibergeil. Schmidt 64. Eigentlich „Mäuschen" = '
Muskel, vgl. lat. musculus.
103. ^Tjy sskr. zend. altpers. mä Prohibitivnegation. Schmiit
62.
104. ^itw färbe, ^ayevg Färber, sskr. rajyati sich färben^!*'
jayati (rangayati denom. von ranga) färben. Schmidt 81.
Die Wz. auch im goth. riqis Dunkel = sskr. rajas Dttst»
Dunkel.
105. a%ia Schatten, axoid' zd axozsLvdy axiSeig schattig,
chäyä Schatten, chäyävant schattig. Schmidt 82.
106. OTiqviov, areviov Brust Hesych., vgl. avfj'&og, sskr.
m, Brust. Schmidt 84.
107. azo^a, zend. §taman m. Maul. Schmidt 86.
108. aTti^X'^fiOLi eile, üTtiq^to dränge, arce^-vd^ eilig» h^'
sskr. sparh sprhayati nach etwas streben, beneiden, zc""*
9parez streben» Schmidt 83. Vgl. deutsch „springt
sprang".
zu den Ariern, 159
Dies mögen etwa die griechischen Wörter sein, die sich
ir bei den Ariern wiederfinden : also 108 Nununem gegen 65
alische Wörter, die sonst nur im Arischen wiederkehren,
reilich müssten bei Handhabung strengerer Kritik wohl noch
nige Nummern des itaUsch-arischen Verzeichnisses fallen, so
ie Göttemamen Mars und Neptun, doch möchte sich, auch
ach solcher Sichtung, das Verhältniss der italisch-arischen
1 den griechisch-arischen Wurzeln und Wörtern etwa wie 1
i2 stellen und nicht, wie Schmidt will, wie 1 zu 5. Es
leibt freilich immer auf griechischer Seite ein gewaltiger üe-
erschuss, allein dieser nöthigt durchaus nicht zu dem Schlüsse
ner näheren Verwandtschaft zwischen Griechen und Ariern,
•klärt sich vielmehr höchst einfach durch folgende Erwägung,
eiche auch Schmidt S. 23 anstellt, und die ich desshalb mit
iinen eignen Worten folgen lasse: „Man darf nicht ausser
cht lassen, dass das Griechische mehrere Jahrhunderte frü-
3r als das Lateinische zur Schriftsprache wurde und dass
idurch vielleicht mehrere Worte, welche ursprünglich allen
idogermanen gemeinsam waren und welche damals auch in
alien noch leben mochten, im Griechischen erhalten sind,
ährend sie uns in den italischen Sprachen nur desshalb feh-
ö, weil diese erst später schriftlich fixirt sind." Ferner be-
>nke man, wie viel ärmer der italische Sprachschatz übcr-
upt ist als der griechische. Wer sich der Mühe unterzie-
n wollte , einmal alle diejenigen Wörter im Griechischen und
Jischen zu sammeln, welche nicht offenbar auf griechischem
d italischem Boden gewachsen sind, also alle die, deren
^prägung älteren Sprachperioden zugeschrieben werden darf,
^d sicher im griechischen Sprachschatze noch einmal so viel
'griechische Wörter (man gestatte den Ausdruck) finden,
er in Italien voritalischer Wörter habhaft werden wird,
illt sich aber das Verhältniss des sprachlichen Erbes im
iechischen zu dem im Italischen wie 2 zu 1 , so ist es ja völ-
in der Ordnung, wenn auch innerhalb einer besonderen
tefforie solcher ererbten Sprachelemente dasselbe Verhältniss
5u 1 wiederkehrt, wenn also die Zahl der griechisch-ari-
len Wörter doppelt so gross ist, als die der italisch-ari-
len; relativ, das heisst an dem Umfange ihres Gesammt-
'achschatzes gemessen, besitzen die Italiker ebenso viele ari-
160 nL Stellung der Griechen sni den Ariern.
sehe Wörter, als die im Sprachschätze noch einmal so reichen
Griechen, wenn sie auch nur halb so viele Nummern als ihre
Nachbaren aufweisen können.
Sonach liegt auch in der überwi^enden Anzahl der grie-
chisch-arischen gegen die italisch-arischen Wörter und WorzelD
durchaus kein Grund, die Griechen in ein näheres Verhältnis
zu den Ariern zu setzen.
IV.
weichende Lautgestalt alter Nomina bei den
Europäern und Ariern.
Wenn man sich die arischen und europäischen Sprachen
t scharf gegen einander abgegränzt denkt, sondern durch
üttehide Uebergänge albnälig in einander verfliessen lässt,
at man die Spuren dieses aUmähgen Uebergehens aus dem
a in das andere Sprachgebiet bei denjenigen Sprachen
)pas nachzuweisen, welche den arischen räumKch am meisten
;hert sind, also im Norden Europas bei den Lettoslaven,
hier wieder besonders bei den Slaven, als dem östlichsten
ie dieser Gruppe, im Süden bei den Graecoitalikem und
: besonders wieder bei den Griechen. Lettoslaven und
jcoitaliker, in noch höherem Grade Slaven und Griechen
Jen bei dieser Ansicht ebenso wohl an den characteristi-
n Merkmalen der europäischen Sprachen als an denen der
jhen theilnehmen; weist man ein solches Verhalten der
chen Sprachen Europas zu den europäischen wie zu den
5hen Schwestern nach, dann hat man allerdings das Becht,
en und Griechen als organisch vermittelnde ZwischengHeder
chen den übrigen Europäern auf der einen imd den Ariern
der anderen Seite hinzustellen, dann hat man auch das
it die Annahme einer ehemaligen engeren Volks- und
Lcheinheit der Europäer gegenüber der geschlossenen ari-
n Einheit in das Bereich der Mythen zu verweisen.
In den vorhergehenden Abhandlungen sind die Gründe
iift worden, welche für eine Mittelstellung der Slavoletten
Griechen geltend gemacht werden können. Vereinzelte
omatische Parallelen zwischen Osteuropäern und Ariern
11
162 IV. Abweichende Lautgestalt alter Nomina
fielen nicht schwer ins Gewicht, ebenso wenig -konnte eine
innigere Berührung beider Sprachengruppen im Wortschatze
nachgewiesen werden, dagegen musste eine scheinbar überaus
tiefgreifende Uebereinstimmung zwischen Lettoslaven und Ariern
im Lautsystem einer genauen Prüfung unterzogen werden. Die
bis auf vereinzelte Ausnahmen völlig dui'chgreifende Entsprechung
von arisch k (c) und q gegenüber dem lettoslavischen k und
litauisch sz == slavisch s schien unbedingt die Annahme einer
näheren Verwandtschaft zwischen Lettoslaven und Ariern zu
erheischen. Es war nämlich bisher die Ansicht herrschend,
dass dem arischen k und 9, litauischen k und sz = slavisdien
k und s nur ein einziger Laut der Ursprache entsprochen habe,
nämlich k. War dieses in der That der Fall und hatte ach
dieser eine ursprachliche Laut ganz gleichmässig im Arischen
in k und g, im Lettoslavischen in k und lit. sz = slavisch 8
gespalten, so war die Annahme näheren Zusammenhangs zwi-
schen Lettoslaven und Ariern gar nicht zu umgehen. Allein
die Voraussetzung eines einzigen ursprachlichen k-Lauts ist tk
Irrthum gewesen; die Ursprache besass, wie das Semitisdie,
zwei ganz geschiedene k-Laute, deren physiologische Bestinmrang
zwar aus guten Gründen unterbleiben musste, deren ganz ver-
schiedene Schicksale wir jedoch durch alle Sprachen hindurch
verfolgt haben. Von diesen beiden k-Lauten, der Kürze halber
durch k und \ bezeichnet, sind arisches k und 9, lettoslavisches
k und lit. sz = slavisch s die legitimen Nachkonunen, in allen
europäischen Sprachen fanden wir die Reflexe dieser selben bei-
den ursprünglich ganz geschiedenen Laute , die nur in einzelne
Sprachen theilweis in einander verflossen sind. Mit diesem
Nachweis war der schwerste Einwurf gegen die Annahme einer
europäischen Spracheinheit, der gewichtigste Grund für ein
allmäliges Verfliessen der Uebergänge zwischen Ariern und
Europäern beseitigt, und es kann jetzt als Ergebniss der bis-
herigen Untersuchungen ausgesprochen werden, dass Slavoletten
imd Griechen in keinem Punkte, weder in den Lautverhältmssen,
noch in der Granimatik, noch im Sprachschatze sich so eng
diU die Arier anschliessen, dass sie aus dem Kreise der eurO'
päischen Sprachen irgend wie herausträten ; Alles , was sich bei
ihnen an sprachlichen Erscheinungen, die sonst nur im Arischen
siqh wiederholen, vorfindet, kann man ebenso gut als Beste
bei den Europäern und Ariern. 163
ier Ursprache, die nur zufallig bei ihnen hä&gen geblieben
iid, betrachten.
Wenn somit keinerlei Gründe für ein ixäheres Verhältniss
wisdien Osteuropäern und Ariern und damit für ein einstiges
^erfliessen der Grenzen zwischen diesen beiden Sprachgebieten
ufzubringen sind , so liefern uns dagegen die Sprachen Europas
ie gewichtigsten Beweise für einen ehemaligen sprachlichen
nd damit nationalen Zusamnienhang aller Europäer, Beweise
ir die vorgeschichtliche Thatsache, dass einmal, in unbe-
änunbarer uralter Zeit, bereits abgeschieden von den arischen
rädern im Osten, im Herzen Europas eine grosse, meinethalb
ereits in Stämme und Dialecte geschiedene, wesentlich jedoch
ieichsprachige Nation gesessen habe, aus deren Geblüt — von
[ischungsprocenten abgesehen — alle indogermanischen Völker
uropas, aus deren Sprache alle indogermanischen Sprachen
uropas hervorgegangen sind, nicht anders, wie z. B. aus der
rossen germanischen Umation und Ursprache alle germanischen
fcamme und Dialecte und späterhin alle germanischen Völker
nd Sprachen hervortraten. Doch lassen wir die Ausmalung
i^rgeschichtHcher Thatsachen , clie der Phantasie zu freien
piehamn lässt, und untersuchen hier die sprachlichen £r-
siiemungen, welche auf eine ehemalige Spracheinheit der In-
Qgermanen Europas zu schliessen erlauben.
Sobald durch räumliche Trennung aus einem früher gleich-
[Hraohigen Muttervolke zwei neue Volkseinheiten entstehen,
1088 sich die Entfremdung beider alsbald auch in den Sprachen
es Beiden ausprägen. Die Laute beider Sprachen beginnen
tt differiren, die alten, einst gemeinsamen Wörtei* nehmen
ööTentionell andere Bedeutungen an, anderes Sprachgut wird
ald hier bald da eingebüsst, neues wird geschaffen. So waii«>
dt sich bei den Angelsachsen, nach ihrer Abtrennung von
SU sächsischen Brüdern, das alte a in ea und ä, das alte e
i eo, das alte ai und au in k und eä, wofür auf dem alt-
^ischen Boden 6 und 6 eintritt u. s. w. Der Sprachhistoriker
öst in diesen Abweichungen zwei grosse geschichtliche That-
^hen, einmal, dass eine Spaltung des Sachsenstamms in zwei
tosse Hälften erfolgt ist, sodann dass jede dieser Hälften in
oh den nationalen und damit den sprachlichen Zusammenhang
Bwahrt hat, denn sonst wäre das Durchgreifen z. B. des eo
11*
164 lY. Abweichende Laatgestalt alter Komina
an Stelle des alten e bei allen Angelsachsen völlig imbegreifli4
Wenden wir das Gesagte auf unsem Fall an, so fragen viif
wie müssen die sprachlichen Thatsachen beschaffen sein, die
uns zu der Annahme einer von den Ariern abgesohiedenoi
Volks- und Spracheinheit der europäischen Indogermanen be*
rechtigen.
Es müssen alle Sprachen Europas in lautlichen und änderet
Verhältnissen unter sich zusanmienstimmeu, dagegen von dei
Ariern differiren.
Die Differenz zwischen Europäern und Ariern bezeugt & :
alte Scheidung der beiden, das Zusammenstimmen aller SpracheD
Europas den einstigen sprachlich-nationalen Zusammenhang der ,
Europäer. Letzteres jedoch nicht in jedem Falle. Denken
wir uns nämlich, dass die Differenzen zwischen Europäern und
Ariern durchweg nur darauf beruhten, dass die Europäer den
Zustand der Ursprache festgehalten, die Arier dageg^ deSf
selben verändert hätten, so würde ja allerdings aus den spradi-
lichen Abweichungen zwischen Europäisch und Arisch woU
eine alte Absonderung der Arier von den Europäern, nicht aler
eine nach dieser Trennung fortbestehende sprachlidie und
nationale Einheit der Europäer folgen, da Festhaltmig des
Alten ja auch innerhalb mehrerer bereits geschiedener Sprachei
gleichmässig stattfinden kann. Um den Schluss auf eine ehe-
malige Spracheinheit aller Europäer wirklich zu begründai,
müssen die Differenzen zwischen europäischer und anscte
Sprache also derart sein, dass die europäische Eigenthümlichkeit
eine Abweichung von der Ursprache enthält, dann zwingt uns
dieselbe allerdings ein einheitliches sprachlich verbundenes Volk
als Urheber dieser Umwandlung des früberen Bestandes anzu*
nehmen, und wie uns die Differenz das Faktum der Seheidnng
verbürgt, so bezeugt die gleichmässige Durchführung dtf
sprachlichen Neuerung sprachlichen Zusammenhang unter d^i
diese Neuerung durchführenden Individuen.
Nun aber sind die Hauptdifferenzen zwischen den Europaen |
und Ariern wirklich der Art, dass die Europäer als die Nenerer
erscheinen, welche den alten ursprachlichen Bestand umge-
staltet haben. Die Europäer haben die alte monotone Heir-
schaft des a-Lauts durch die Schöpfung und bereits ziemlich
umfangreiche Durchführung des e gebrochen, sie haben ferner
bei Europäern und Ariern. 165
cos dem alten allein herrschenden r das 1 entwickelt und reich
aitfaltet, sie haben endlich hunderte von neuen Wörtern ge-
ehaffen, deren Neuheit sich bei einer grossen Anzahl geradezu
leweisen lässt, indem diese Wörter Gegenstände und Yerhält-
0886 einer gegen den Zustand des Urvolks gesteigerten Cultur
«zeichnen. Um die Uebereinstimmung aller europäischen
sprachen in diesen grossen sprachlichen Neuerungen und Neu-
ehöpfungen zu begreifen, müssen wir ein grosses sprachlich
;eeinigtes Volk annehmen, welches alles dies geschaffen, aus
lessen Schoosse alle Völker Europas hervorgingen, kurz die
ihemalige Spracheinheit aller Indogermanen Europas.
In der Darlegung der Abweichungen der europäischen
Sprachen von den arischen beginnen wir mit der unerheblichsten.
ÜB zeigen nämlich sehr wenige Verba, dagegen eine ziemlich
beträchtliche Anzahl alter beiden Sprachenkreisen gemeinsamer
Nomina auf europäischem und arischen Boden eine verschiedene
4Uitgestalt. Kaum hierher zu rechnen sind ein Paar Verba,
ie in Europa in der ursprünglichen Wurzelform erscheinen,
d den Ariern dagegen durch jüngere Ableitungen vertreten
ind; so helsst es bei den Europäern ak sehen, aki Auge, bei
en Ariern aks (= sskr. iksh) sehen, aksi Auge, das alte
rimäre tak schaffen (teK-aiVy tig-nu-m u. s. w.) ist auf euro-
üschem Boden noch stark vertreten, im Arischen sind nur
n Paar Ableitungen (sskr. toka, tokman) von der Basis
k tue vorhanden, endlich erscheint in Europa noch die Wur-
1 vag netzen (vy-ßo-g lat. uveo (ugve-o) an. vök-r Stamm
kva-s feucht) von dem im Sanskrit nur die Ableitung uksh
vaksha vorhanden ist mit dem indogermanischen Derivat
Ban Ochse.
Da im Arischen die Zusammenziehung von va zu u in den
Tbalstämmen so äusserst beliebt ist, kann es nicht befremden,
8S dem so entstandenen arischen u und ü europäisches va
genüber liegt. So entspricht das germanische hvat in hvat-
1 wetzen, hvota Drohung dem sskr. cud antreiben, es steht
\o , geht man auf die beiderseitigen Grundformen zurück, eu-
päisches kvad dem arischen cud = kud entgegen ; nicht minder
wahrt das Latein altes va in qvat-io (aus s-quat) schütteln.
166 IV. Abweiohende Lautgestalt alter Nomina
woneben das sskr. ^ut, ^cyut, aber auch das deutsche adsMc*
(skud-jan) schütteln, schüttem die ZuHammenziehiing ^ui^
zu u zeigen. Das griechisohe evvi-g beraubt beruht auf /e-^
wie evQV'Q bjjS ßSQVy noch deutlicher zeigt goth.yana- erma2igeh)&
das alte va im Anlaut, das im sskr. ä mangeln, üna ermangdsi
zu ü oontrahirt ist. Ebenso steht sskr. unch wischen für Tanskt
dem von der Nasalirung abgesehen das deutsche vaskan waschsB«
viska- Wisch genau entspricht. In diesen Fällen zeigt das
Europäische durchaus die ältere Form, wie denn überhaupt
die Gontraction der Silbe va zu u auf europäischem Bodan
nicht so weit um sich greift, wie bei den Ariem, und z. B«
dem arischen uc = vac sprechen, uks = vaks wachsen rnjuc
europäisches vak sprechen, Taks wachsen, nicht nk und uks,
gegenüber steht.
Reicher an Zahl sind die Di£ferenzen, die sich zwischsia
Europäern und Ariern ia der Lautgestalt alter Nonüna zeigeo^
Dieselben zerfallen in drei Gruppen, je nachdem die DifiEncem^
den Vocal betrifft, oder die europäische Form nasalirt ii9^
gegenüber der arischen Form ohne Nasal, oder endlidi di.^
Gonsonanten abweichen. In der ersten Gruppe tritt am häofijp'
sten der Fall ein, dass dem kurzen a auf europäischem Bodei^
arisches ä entspricht. So li^en einander gegenüber ayog Scholl'
lat. cätu-s scharf, lit. szaka Ast, lat. geminus, topo^q uih^
To^o-g, doQVy germ. naba Nabe, europ. mamsa Fleisch, fcp"^ '-
ksl. vozü Wagen und sskr. ägas Schuld, (äta scharf, 9&kiu^
Ast, yi-j4man verwandt, täna Faden, Ton, t&ra gell, d&r^
Holz, näbhi Nabe, Nabel, mämsa Fleisch und väha YehikeC^
nr-yähas Männerfahrend. In einigen Fällen dieser Art ist di^
Dehnung bloss auf das Sanskrit beschränkt; so heisst es dem .
europäischen ganu Knie gegenüber sskr. jänu, aber zend, zania
pl. genua erweist, dass auch das Arische in älterer Zeit di0
Form mit kurzem Yocal besessen; neben sskr. näbhi Nabe,
Nabel liegt noch im Sanskrit selbst das abgeleitete nahh-ya»
in seiner Kürze ganz den europäischen Formen des Worts eni*
sprechend. Es scheint, dass die Dehnung in allen au%efiihrteQ
Fällen jünger, erst auf arischem Boden entstanden sei, und
also auch bei dieser Gruppe den Europäern die PaJme der
höheren Alterthümlichkeit zukomme. Für das höhere Alter
der Vokalkürze sprechen auch Zusammenziehungen wie gnu
bei den Europäern und Ariern. 167
(yvi;- =: Bskr. jriu) Knie, dru Holz (ÖQv-g = sskr. dru), denn
man begreift eher, wie aus einer Grundform ganu, daru einer-
leits sskr. jänu, daru, andererseits jnu, dru werden konnte^
ab wenn man eine Urform gänu, däru zu Grunde legt.
Seltener entsprechen europäisches 1 und ü dem arischen 1
und ü. Neben lat. vir, germ. vira- Mann zeigt auch das
Ktauische vyra-s die Vocallänge wie arisches vira, dem grie-
diischen Ttirv-g Fichte entspricht sskr. pitu-, wie lat. pl-nu-s,
tmd wie dem sskr. sünu Sohn das zend. hunu, liegt dem lit.
sQnüHS das germanische sunu-, nhd. Sohn gegenüber.
Einige andre Vocaldifferenzen zwischen europäischen und
arischen Nomen beruhen darauf, dass die europäischen die-
jenige Vocalsteigerung, welche man im Sanskrit Vrddhi nennt,
überall nicht kennen, also weder i zu äi noch u zu äu steigern.
Ueberhaupt ist diese Art der Vocalsteigerung fast nur auf das
Sanskrit beschränkt; im Zend. findet sich nur gäo Kuh, der
Eigenname gäuri, das aus ha und u zusammengesetzte Pronomen
hau Ygl. sskr. a-sau und etwa (n4u) Schiflf, das aber nur in zend.
D4vaya xmd altpers. nä,vi erscheint. Auf europäischem Boden
aber existiren die Diphthonge äi und ä,u überhaupt gar nicht,
™d so hat man aiy, aiya Leben anzusetzen neben sskr. äyu
(aber zend. ayu) diaus patar Vater Zeus neben sskr dyaush
W. i. diäus) pitar, nau Schiff neben sskr. nan (d. i. nä,u).
In ein paar Fällen haben die Europäer einen im Arischen
'^^estossenen Vocal bewahrt: so in saval, savaKa Sonne neben
'^. svar, sürya, in sinava, ahd. senwa Sehne von si sinä-ti
"Uiden neben sskr. snäva, snä,yu, snu-tas, zend. gna Sehne;
^ reine a ist bewahrt in abha, abhaya beide gegenüber dem
syrischen ubha, sskr. ubhaya, dessen Anlaut vor bh zu u ge-
trübt wurde.
Eine vocalische Differenz anderer Art erscheint im lit.
gzjra-s = ksl. sivü blau, lit. szema-s grau, neben den sskr.
Farbennamen gyiva, gy&ma. Nach dem ags. haeven blau zu
scfaliessen, steht lit. szyva-s für szeva-s (wie lyse lira = ahd.
eisa), es beruhen also die europäischen Formen auf Gunirung
ler Wz. sskr. 9! brennen, während sskr. gyä^va und 9yd;ma auf
lie jüngere WurzeKorm qyk = 5! zurückgehen.
Nur ein einziger Fall ist bekannt, wo die gunirte Vocal-
orm au bei den Europäern dem nicht gunirten u-Vocal gegenüber-
168 lY. Abweiohende Lautgestalt alter Nomina
liegt, nämlich in ausas, ausra Morgenröthe neben dem arisdi^^
usas, usra gleicher Bedeutung. In diesem Falle ist die emO"
päische Grundform jedenfalls jünger, erst auf europäisctoti
Sprachboden gewachsen, da man wohl vom einfachen Yocal
zum gesteigerten gelangen kann, nicht aber von der Steigenmg
zum Grundvocal zurückzukehren pflegt. Uebrigens findet sich
solches Gegenüberliegen gesteigerter und ungesteigerter Yocale
in denselben Worten auch in allernächst verwandten Sprachen:
so entsprechen sich sskr. idhma und zend. a^ma (= aidh-ma)
Brennholz, sskr. kshina und zend. khshaSna mager, sskr. Uta
und zend. kaeta Wurm; nicht minder widersprechen sich lit
dena Tag und ksl. d&S, griechisch qwkXov (qwir-jo-v) und lat
föliu-m Blatt.
Eine zweite Gruppe bilden diejenigen Fälle, wo europäi-
sche nasalirte Themen arischen Formen ohne Nasal entspre-
chen. Es sind etwa folgende: europ. anti Ente, lat. infernis,
infimus, goth. undar, europ. ambhi um, lat. ensi-s Schwert»
an. äsH9 (= ansu-) Ase, europ. danghü, danghvä Zunge, 91^
(aus q>sparj) ein Raubvogel, an. bäs-s (= bansa-) Euhstall»
europ. maus, mansa Mond, Monat, europ. yantar eivanj^j as«
wanom glänzend, lat. vestca, alt vensica (aus vensti-eca) Blase;
diesen entsprechen der Reihe nach die arischen Wörter: sskr«
äti ein Wasservogel, adhas unten, adhara inferus, adhama in-
fimus, abhi gegen, abhi-tas um, herum, asi Schwert, asu Le-*
ben, Geist = zend. ahu Herr, jihvä, juhü Zunge, bhäsa euB-
Raubvogel, bhäsa Kuhstall, candra-mas Mond, m&s, mis^
Mond, Monat, yätar eivdTtjQf vdma schön und vasti Blase, hm-
allen den Fällen, wo im Arischen der europäischen Nasalimii^
gedehnter Vocal gegenüber liegt, ist die Yocaldehnung nn— -
zweifelhaft als Ersatz für den ausgestossenen Nasal eingetre--'
ten; in diesen Fällen ist also sicher die nasalirte Form, wel^
che die europäischen Sprachen zeigen, die ursprüngliche, und.
wir dürfen demnach mit Sicherheit anti, bhansa, maus, yantar,
vanma als die ursprachlichen Wortformen ansetzen. In deit
übrigen Fällen dagegen, wo keine Yocaldehnung im ArischttL
den Ausfall eines Nasals verräth, ist es höchst zweifelhaft, ob»
man die nasalirte Form der europäischen Sprachen oder di»
arische Form ohne Nasal der Ursprache zuweisen soll, ob man.
also ein ursprachliches adhas oder andhas, abhi oder ambluy
bei Europäern und Ariern. 169
;hyä oder danghvä u. 8. w. zu denken habe. Wir begnügen
i hier auf eine wirklich vorhandene Differenz zwischen Eu-
läem und Ariern hinzuweisen, ohne ihre Lösung zu versu-
n. Noch weniger lässt sich die ursprachliche Grundfonn
timmen bei der dritten Gruppe alter arisch-europäischer
nina, welche im consonantischen Theile von einander abg-
ehen. Hier kann nur die zweifellose Aufdeckung des Eiy-
18 darüber Aufischluss geben, ob das betreffende Wort in
ler europäischen, oder in seiner arischen, oder etwa gar in
)T dritten Lautgestalt der Ursprache angehört habe. Hier
nügen wir uns mit der Aufzählung dieser Wörter, deren
ndform auszumitteln vor der Hand kaum als möglich er-
)int. Uebrigens halten sich die europäisch-arischen Diffe-
:en stets doch innerhalb desselben Organs, ausser im eu-
danghvä, danghü = sskr. jihvä, juhü Zunge und doxfio-g
3skr. jihma schief, schräg. Allein da im Sanskrit der Ue-
;ang von anlautendem d in j auch sonst vorkommt, wie in
= dyut leuchten, so ist das anlautende j in jihma und
i vielleicht eine bloss sanskritische Eigenthümlichkeit, und
allgemein arische Grundform kann sehr wohl dihma, dihvä
utet haben. Das Eranische lässt uns in dieser Frage lei-
im Stich: sskr. iihma findet sich im Eranischen gar nicht,
die eranischen Reflexe von sskr. jihvä, juhü haben ihren
lut eingebüsst: zeüd. hizva, hizu, altpers. izäva Zunge;
h in den Zendformen ist bedeutungsloser Vorschlag als
itz des verlorenen Anlauts. Die übrigen, innerhalb dessel-
Organs schwankenden Fälle sind europ. agam ich, ^ard
d)Herz, genu Kinnbacke, ghamErde, dhvara Thür, nagha
el, lit. perkuna-8 Donnergott und europ. skavia link, de-
auf arischem Gebiete entsprechen sskr. aiam ich, hrd
s, hanu Kinnbacke, jam (gam) Erde, dvär Thür, nakha
el, parjanya Regengott und savya link.
Die bis hierher aufgeführten Differenzen zwischen dem Eu-
ischen und Arischen sprechen sämmtlich für eine uralte
inung der Europäer und Arier, für eine europäische Sprach-
eit bürgen jedoch nur diejenigen Formen, deren europäi-
Lautgestalt von der ursprachlichen erweislich abweicht,
z. B. ausas Morgenröthe gegenüber dem arischen usas,
en ursprachliche Form entweder usas oder vielleicht selbst
170
lY. Abweichende Lantgestalt alter Nomina
vasas gewesen ist. Wie weit auch die consonantisch
(Menden alten Nomina für die europäische Spracheinheit zeu-
gen, ist erst dann mit Sicherheit zu bestimmen, wenn die tff-
sprachliche Gestalt dieser Wörter festgestellt ist; dass in allen
diesen Fällen die europäische Wortgestalt zugleich die nr-
sprachliche sei, ist mindestens nicht wahrscheinlich.
Um dem Leser einen Ueberblick über das gesammte hier
in Frage kommende Material zu geben, mögen hier die säimnt-
lichen bis jetzt besprochenen Differenzen nach Kategorien ge-
ordnet aufgeführt werden.
A. Verbum.
Europäisch.
ak akyati seben.
ox in oaas du. (oxu) Augen, oaao-
/Liai (6x-jofiai) sehe voraus, ahne,
oa-aa Ahnung, Gerücht, 6n in on-
tmee, oxfßOfiat, oxf/i-Sf ofi-fia, — lat-
in oc-ulu-s. -\- lit- aki-s Auge. —
ksl. oko g. ocese und oka n. Auge.
— goth. ah-jau glauben, wähnen,
ahd- ah-ta f. Acht, Achtung. Goth.
au-gan Auge kommt von ahv = ah
sehen und steht für ahy-gan, wie
goth. siu-ni Gesicht für sihv-ni von
sahv sehen. Arisch nur im zend.
aka offenbar.
aki n. Auge.
obrere du. + lit. aki-s m. — ksl.
oko folgt im du. der Analogie
der i-Stämme.
vag netzen.
vy-qog feucht (aus ^oy-Qo), — lat.
uve-o (aus ugve-o) ü-mor, ümi-du-s,
ü-li-go + an. vökr (= vakva-s) nass,
feucht.
vagva feucbt.
lat. uvo- in uveo. + an, vökr
feucht, vökva f. Nässe, vökva
adha uvere.
I Arisch.
aks (= ak+s) sehen.
sskr. iksh ikshate sehen, akshi^
zend. ashi n. Auge.
Vgl. zend. äka offenbar.
aksi- n. Auge.
sskr. akdii n. = zend. ashi »•
Auge.
vaks, uks netzen.
sskr. uksh, ukshati, pf. vaiakah»
träufeln, netzen, sprengen. 5*'°^
ukshan = zend. ukhshan Stier ^
ahd. ohso Ochse.
bei Enropäem and Ariern.
171
tvad antreiben.
nn. hvat in an. hvat-r rasch, hvöt
^nreizang, ahd. hwaz scharf, hef-
:, an. hvetja schärfen, erregen =
d. wetzen , goth. hvota f. Drohung.
va mangeln, vana mangelnd.
v^s (= ss-vi-g) beraubt, erraan-
In. — goth. van-a-s ermangelnd,
i-a n. Mangel.
vana mangelnd , sbst.
Mangel,
goth. van-a-s ermangelnd, van-a
Mangel.
vask wischen.
1. waskan wuoso, nhd. waschen,
8ch, germ. viska-, nhd. Wisch.
skvat neben skut quatere.
- quat-io, con-cutio, neben as.
iddjan, nhd. schütten, schütteln
lüttem.
Auch wohl xj:(x& in xa-
d-agog rem.
cud antreiben.
sskr. cud codati antreiben, anfeuern;
beeilen, sich sputen, caus. oodaya
antreiben.
ü ermangeln, üna mangelnd«
zend. ü part. med. üyamna mangelnd,
fehlend, sskr. üna ermangelnd, zend.
üna f. Mangel.
Üna mangelnd, suhst
Mangel.
sskr. üna ermangelnd, woran et-
was fehlt, zend; ^na f. Mangel.
nnsk wischen.
sikr. unch unchati wischen, pra«
an oh verwischen, (unch rs vansk).
skut schütteÜL
sskr. Qcyut, ^cut, cyotate abträufeln,
abdiessen, abfallen.
Vgl. sskr. ,5udh gudhyati
reinigen.
B, Nomina.
Europäisch a.
^og n. Fehl , Schuld, Sünde,
fc. cätu-s scharf , scharfsinnig,
i. szakä f. Ast.
t geminu-s.
vo-g Eaden, Faser; gedehnter
Ton.
jo-g durchdringend , laut,
hell, gell, vgl. lit. tariu,
taxti. TiTogtiv s][)rechen.
}v Holzstück, Lanze.
Arisoli &.
;
I .
sskr, ägas n. Fehl, Schuld,
Sünde,
sskr. Qata scharf,
sskr. Qakha f. Ast, neupers.
sach Ast.
sskr, vi-jäman und .Yi-jaqiin
verwandt,
sskr. täna m. Faden, Faser;
gedehnter Ton.
sskr. tära durchdringend , laut,
hell, gell.'
sskr. dam n. Holzstück, zend.
dauru n. Holzstück, Laoze.
172
IV. Abweiohende Laatgestalt alter Nomina
lett. naba f. Nabel, preoss.
nabi-s Nabe, Nabel, aM.
naba, nlid. Nabe f. vgl.
ofjirpaKo'Q^ lat. umbilicos ,
ahd. nabalo, nhd. Nabel m
preuss. mensa, menso f. lit.
m6sa f. ksl. m§so n. Fleisch.
— goth. münz, Stamm
mimsa- , n. Heisch.
foxo^g , o^o-g m. oxog n. Wa-
gen. — ksl. vozü Wagen.
Europäisch i (i).
nirv-g Fichte, aber lat. pt-nu-s.
lat. vir, altirisch fei*, germ.
vira Mann , aber lit. vyra-s.
Europäiscli u (ü).
goth. sunu-s, nhd. Sohn, lit.
sünu-s, ksl. synü Sohn.
Europäisch ai, au.
aifl altiy aiwv. — lat.aevnm.
— goth. aiv-s.
Z*vg narriQ^ lat. Jupiter iDies-
piter aus dieves-}.
vav^g Schiff.
sskr. näbhi f. Nabe, Nab
daneben nabh-ya n. Ka
sskr. maAsa n. Fleisch.
sskr. väha Vehikel, nr-vä
Männerfahrend.
Arisch !.
sskr. pttu-däruDevadärufic
sskr. Tora = zend. vtra Ma
Arisch ü (u).
sskr. sünu, zend. hunu
Sohn.
Arisch äi, &u.
sskr. äyu, zend. ayu Le
sskr. dyaush-pitar (d. i.dye
sskr. nau (d. i. näu) Sc
Europäisch au.
riwg^ att. itag^ äol. av(ag f.
avQiov — lat. auröra. —
lit. 'ausz es tagt, ausz-ra
f. Morgenröthe. — germ.
austa , austana , austara Ost,
Osten, Ostern.
Europäisch ai.
lit. szyva-s = ksl. sivü blau,
ags. haeven blau; lit. szema-s
grau.
Arisch u.
sskr. ushas = zend. usL
f. , sskr. ushä = zend. i
f. Aurora, sskr. usra ]
gendlich, usriyä Morj
helle.
Arisch y6.
sskr. Qy äva blau, cy äma dun
bei Europäern und Ariern.
173
Europäisch a.
— lat. ambo. — lit.
abi m. f. — goth.
ba beide; lit. abeji
IS . m. f. — ksl. oboj
^äisch Vocal erhalten.
61. — lit. saule f. —
sauil n. = ags. s61,
51 Sonne. — altoambr.
Sonne (Grundform :
und savalia).
u f. engl, sinew, aM.
a, senawa, nhd. Sehne,
e f.
si = sskr. si sinä-ti
jn.
Arisch n.
sskr. ubha ubliau du. zend.
uba beide, sskr. ubhaya
beide.
Arisch Vocal ansgestossen.
sskr. svar n. Himmel, ved.
Sonne, zend. hvare m. Sonne,
sskr. sürya (ved. süria) m.
Sonne, Sonnengott.
sskr. snava m. Seline, Muskel,
snäyu m. dass. snutas von
der Seline, zend. ^näv-ya
aus Sehnen bestehend, ^na
Sehne.
Censenantische •IferenicB«
ich.
at. ego. + lit. asz. — ksl-
. — goth. ik.
(Ijard), kerdan, kerdia
>
^li\ (später xa^la), — lat.
is. — altirisch cride n. (=
-|- lit. szirdi-s m. preuss.
an acc. - ksl. srldlce. —
rto n.
Kinnbacke.
Kinnbacke. — lat. genu-
a f . — altirisch gen Mund.
kinnu-8 f. Kinn.
L Erde.
amu-s. + ^i^* zem-skire f.
ide, zeme (für zem-ja) =
aham ich.
sskr. aham, zend. azem, altpers.
adam.
hard, haxdan, hardaya
Herz.
sskr. hrd, hardi, hrdaya n. Herz;
zend. zarezdan, zaredhaya Herz.
hanu Kinnbacke.
sskr. hanu f. Kinnbacke.
gam, jam f. Erde.
sskr. gen. gmas (gmä nom.) und jmas
f. Erde, zend. nom. zäo (= zam-s)
zem- f. Erde.
174
lY. Abweichende Lautgeatatt alter Nomina
ksL zem-l-ja f. seme- zemo in Zu-
sammensetzung.
danghü, danghvä f. Zunge.
altlat. dingua, lat. lingua. — alt-
irisch tenge. + prenss. insuwi-s, lit.
lezuvi-s (mit Anlehnung an lez lek-
ken), ksl. j-§zy-kü Zunge. — goth.
tuggon- = ahd. zunkä, nhd. Zunge f.
dagima schief, schräg.
«fojlf^o-f schief, schräg.
dhvara, dhvar Thür, Thor.
Hof.
^oi^e^ Thürstein (^/la^-eo-f ) , d-v^a
Thür, ^u^a zur Thür. — lat. fo-
ra-8, fbre-s, foru-m (Hof =) Markt.
-{- aLdrisch dorus Thür, cambr. dor
valva. + lit. dvara-s Hof, dur-y-s
pl. Thür. — ksl. dvoru Hof, dvirl f.
Thür, — goth. daur-a n., as. dura,
ags. dura f. Thor, Thür.
nagha Nagel.
ovv^ g. ow^og m. — lat. ungui-s,
ungu-la. + lit. naga-s Nagel, Eralle.
— ksl. noga f. (Fussnagel =) Fuss,
nogü-tl f. Nagel. — goth. nagl-a-s
m., nhd. Nagel, pl. Nägel.
Vermuthlich von nagh = ahd. na-
gan nagen.
parkana Donnergott.
lit. perkuna-s Donnergott.
skavia link.
axaiO'S. — lat. Bcaeyus. + ksl. suj
link (aus s-j-auja oder sk-j-auja).
Europäisch nasalirt.
lat. inferu-s , infrä, infimus. —
goth. undar, nhd. unter,
goth. undarö darunter.
dihü, dihvä oder jihü, jl-
vä (?) Zunge.
sskr. juhü jihvä Zange (mit Anleh-
nung an hu, hva rufen?) , zend. hizn,
hizva f. hizvanh n. und hiznina m^
altpers. izäva Zunge.
jihma (oder dihma) schief,
schräg.
sskr. jihma schief, schräg (vgl jyut
= dyut' glänzen).
dTara, dvar Thor, Thür,
Hof.
sskr. dur f., dvär f., drara n. Thfir,
zend. dvara n. Thor, Pforte, Hof.
nakha Nagel.
sskr. nakha m. n. Nagel, &alle.
parjanya Gewittergott.
sskr. paijanya Begengott.
savya link.
sskr. savya link, zend. havya, ha-
vaya , havoya link (acc. hoyum &*'
haeva = saiva).
Arisch ohne Nasal.
sskr.adhas unten, adharader
untere, zend. adhairi unter,
sskr. adhama der unterste.
bei Europäern und Ariern.
175
: vtjTia). — lat. anas
lit. anti-s f. — an.
Lgs. ened , ahd. anut,
mt m. f. nhd. Ente.
- lat. ambi-, amb-,
gallisch amb-, alt-
imb-, im-, ahd. umbi,
im.
;oth. bi = sskr. abhi.
5 m. Schwert.
(Stamm ansu-), ahd.
tt, Ase.
Lia, lingiia. — alt-
tenge. + prenss.
-s, lit. lezuvi-s. —
gzy-kü Zunge.
varj) ein Raubvogel.
s (= bansa-) Stall,
3ans-ti- Scheuer, nhd.
sskr. äti f. ein Wasservogel.
5n".
fi^l^ (= ft^rg) g.
, liliji'f]' — lat. mens-
pl. mens-um, mens-
— altirisch mi g.
US mins = mens). +
[lu nom. menes- Mond.
1. mesgci Monat. —
menan-, ahd- mäno
)nd.
:. — lat. janitr-ices. -{-
try f. lit gente g. gen-
lannes Bruders Frau,
n, wanum leuchtend,
5a, alt vensica (aus
-eca) Blase , Ham-
(Ygl. germ. vansti-
t?)
sskr. abhi gegen, in Bezie-
hung auf, wegen, abhi-tas
gegen, zu beiden Seiten,
ringsum.
sskr. asi m. altpers. ahi Schwert.
sskr. asu m. Leben, Geist, zend.
ahu m. Herr (von Göttern).
sskr. jihvä , juhü f. zend. hizva,
hizu f. hizvanh n. hizuma
m. altpers. izäva Zunge.
sskr. bhäsa m. ein Raubvogel,
sskr. bhäsa m. Kuhstall
sskr. candra-mas Mond, mäs,
mäsa. m. Monat ; zend.
mäonh, mäonha m. Mond,
Monat, altpers. mäha Monat.
sskr. yätar f. Mannes Bruders
Frau.
sskr. väma lieblich, schön
(Wz. van).
sskr. vasti m. Blase, Harn-
blase; Unterleib.
Die gemeinsam-europäische Entwicklung
des e-Vocals.
In keinem Punkte differirt der Vocalismus der arische
und europäischen Sprachen stärker als in der verschiedene
Abschwächung des ursprachlichen a. Während nämlich in d(
arischen Sprachen das alte a direct und ohne erkennba
Mittelstufen zu i und u absinkt, bricht es sich in den Sprach
Europas in e und o , und erst durch weitere Schwächung wa
delt sich e in i, und o in u. So erscheint das ursprachlic
Sana alt als &17, lat. sen-ex, lit. sena-s im Deutschen als sii
bhabhru Biber als lit. bebru-s, lat. fibro-, deutsch bibra-, i
sprachliches und sskr. madhya als fieaao-g, lat. mediuHS, i
me^da, aber deutsch midja-. Wie weit nun die Brechu
des a zu allen Europäern gemeinsam sei, oder ob dieser Lai
wandel sich in allen Sprachen Europas abgesondert vollzog
habe, soll hier nicht untersucht werden, dagegen ist mit vol
Gewissheit der Satz aufzustellen, dass die Entwicklung des
aus dem alten a der Ursprache in einem weiten naher zu u
grenzenden Umfange allen Europäern gemeinsam sei, oder in
nur ein anderer ebenso gut berechtigter Ausdruck für diesd
Thatsache ist, dass die Schwächung von a zu e bereits in (
Periode der europäischen Sprach- und Volkseinheit sich s
gebahnt und in beträchtlicher Ausdehnung vollzogen hal
Dieser Satz kann keinen Anspruch auf Neuheit machen, I
reits Curtius hat (Sitzungsberichte der k. s. Ges. d. Wisse
Schäften 1864 S, 9. ff.) auf die so häufige Uebereinstimmii
aller europäischen Sprachen in dem e hingewiesen, und c
Hauptschwierigkeit, die der Erkenntniss der gemeinsam-eur
. Die gemeinsam-europäisohe Entwicklung des e-Yocals. 177
schell Ausprägung des e so lange störend in den Weg trat,
iweggeräumt. Es zeigt nämlich die älteste uns bekannte Mund-
; des Deutschen, das Gothische, die Ablautsreihe i, a, u
3en dem e,a, o des Nordischen imd Hochdeutschen. Be-
igen in dem leicht erklärbaren Wahne, im Gothischen die in
em Punkte alterthümlichste Gestalt des Deutschen vor sich
haben, nahm man demnach an, das ursprüngliche a habe
h. im Urgermanischen, wie im Gothischen in i und u ge-
sehen (z. B. brikan brak brukan-s) und das e und o der
igen deutschen Dialecte fahd. brechan, brach, brochandr,
ä. brechen, brach, ge-brochen) sei erst aus diesem, direct
3 a herabgesunkenen i und u entstanden. Von diesem Phan-
ae hat uns MüUenhoff befreit , und es darf heutzutage als
riesen gelten, dass heran bar borans, nicht biran bar burans,
die noch im neuhochdeutschen ge-bären, ge-bar, ge-boren
rliegende Ablautsreihe als die ursprünglich germanische zu
trachten ist; für das Präsens bera erweist dies schon ein ein-
jher Hinblick auf die Praesensthemen derselben Wz. bhar in
ü übrigen europäischen Sprachen: (piqia^ lat. fero, altirisch
rim, ksl. ber^. Gestützt auf die bahnbrechenden Arbeiten
a Curtius und MüUenhoflf kann jetzt auch der Versuch ge-
teilt werden, zu bestimmen, in welchem Umfange denn die
ttwandlung von ursprachlichem a zu e allen europäischen
rächen eigen sei, oder um den beliebten „mythischen" Aus^
ick zu wählen, bereits innerhalb der europäischen Einheits-
iode vollzogen sei. Wir dürfen nicht erwarten, diesen Um-
? ganz so gross zu finden, als in den europäischen Einzel-
i'Clien, denn nachweislich hat das e innerhalb jeder der-
5X1, nachdem es einmal ausgeprägt war, stark um sich ge-
^n, doch dürfen wir auf der andern Seite auch von vom her-
^ciuthmassen, die gemeinsam-europäische Ausbildung des e
Xicht auf einen allzu kleinen Kreis beschränkt gewesen,
wenn in allen europäischen Sprachen in späteren Perioden
' Entwicklung das e mächtig um sich gegriflfen hat, so wird
^ch von einer bereits ziemlich breiten Basis und nicht von
^aar vereinzelten Fällen ausgegangen sein.
i)er Versuch, den Umfang zu bestimmen, in welchem e
^'ts innerhalb der europäischen Spracheinheit ausgebildet
kann nur in einer Weise angestellt werden. Man hat aus
12
178 V. Die gemeinsam-europäische Entwicklung
dem Wortschatze der europäischen Sprachen alle dieje
identischen Wurzeln und Wörter zu sammeln, welche in
e stimmen. Sobald nur eine Sprache das alte a noch
zeigt , ist das Wort als Bestandtheil der europäischen Gresi
spräche noch mit a, nicht mit e anzusetzen. So haben
B. al^a Pferd, gleichlautend der ursprachlichen Fori
Worts anzusetzen wegen lit. aszyä, trotzdem, dass t
(aus Itlfo- ixßo) lat. equuns, altirisch ec, gallisch epo
as. ehu sämmtlich für e sprechen; ebenso dürfen wir
lat. quatuor das Zahlwort für vier uns in der europä
Grundsprache nur als katvar denken, obgleich aUe ai
Sprachen für e stimmen (riaaaQegy TtiavQsg, altirisch
gallisch petor-, Ut. keturi, ksl. öetveru, goth. fidvor. F
gewinnen wir auch so keine absolute Gewissheit, dass
und jenes Wort in der europäischen Einheitssprache 1
mit e gelautet, sondern nur einen mehr oder minder
Grad von Wahrscheinlichkeit. Findet sich ein Wort in
Sprachen Europas und zeigt es in allen bereits das e oder
Abkömmling dieses Lautes, so ist der höchste Grad der ^
scheinlichkeit für Ansetzung dieses Worts mit e in der
päischen Grundsprache erreicht, je geringer die Zah
Sprachen ist , in denen sich ein Wort mit e-Vocal erhalte
desto geringer wird die Wahrscheinlichkeit, dasselbe
dieses e bereits in der einheitlichen Muttersprache der
päer besessen. Nehmen wir sechs europäische Hauptspi
an — Griechisch, Italisch, Keltisch, Litauisch, Slavisch,
manisch — so kann man die Wahrscheinlichkeit eines g€
sam-europäischen e, wenn die Reflexe eines und des
Worts in allen diesen Sprachen e zeigen, mit 6 bezei<
wenn nur in fünf, mit 5 u. s. w. Bei den folgenden
Zählungen der muthmasslich bereits gemeinsam-europäisc
e lautenden Wörter sollen die beigesetzten Zahlen 2 — <
Grad der Wahrscheinlichkeit bezeichnen, mit dem das
dem einzelnen Falle als der eui'opäischen Spracheinheit
hörig betrachtet werden darf.
Untersuchen wir nun das gemeinsame Vorkommen
in den europäischen Sprachen, so finden wir
1. eine bedeutende Anzahl alter bedeutsamer Nomi
düngen, welche auf europäischem Boden nur e, nirge
des e-Vocals. 179
dgen. Es sind dies zunächst die Zahlwörter für fünf, sechs,
eben, neun und zehn: penka (6), sveks (6), septan (6), nevan
I), de^n (6), femer terta, tertia der dritte (6) und ters
'eimal. Dagegen hiess vier katvar (lat. quatuor) und acht
;tan (goth. ahtau, nhd. acht.) Die übrigen Nomina sind:
hia (4) Igel, ^erd (6) Herz, genu (4) Kinnbacke, ghelu (2)
hildkröte, ghelva (3) gelb, deksina (6) rechts, dhenra (2)
achhand, nepat (nepan, neptar, nepti, neptia) (6) Abkönun-
g, Enkel, Verwandter, nebhas, nebhala (6) Wolke, nebhra
► Niere, ner (3) Mann, nur südeuropäisch, pe^ (3) Vieh,
tra (3) Feder, pelna, pelva, pelma (4) Haut, pes, pesas
^€og^ persnä (4) Ferse, bhebhru (5) Biber, medhu (5) Meth,
dhia (5) der mittlere, melita (3) Honig, venta (3) Wind,
as (3) Jahr, sena(5) alt, ster (4) Stern, sve^ura, sve^ru
Schwäher, Schwieger und svesar (o) Schwester; dazu noch
Participien regta (3) recht und lenta (2) lind.
Das e steht bei den angeführten etwa 30 Nominalbildungen
h-t; überall gleich sicher, wie aus den beigefügten Zahlen,
ote den Grad der Wahrscheinlichkeit des Ansatzes von e
<irücken, zur Genüge erhellt; aber mag auch ein oder das
-öxe Beispiel zu streichen sein, so wird man dafür noch
Lge andre auftreiben können, und das Resultat wird bleiben,
^ in etwa 30 bedeutsamen alten Nomen alle europäischen
'^chen in dem e der Stammsilbe zusammentreffen; dies Fak-
i aber lässt meiner Ansicht nach gar keine andere Deutung
als dass es eine Periode gegeben hat, wo die Vorväter
kenntlicher Indogermanen Europas eine sprachlich geeinigte
^tion gebildet haben, welche den eben bezeichneten Laut-
ludel von a zu e vollzogen hat. Dieser Wandel ist nun
3er keineswegs auf das Nomen beschränkt, so bedeutsam er
ier erscheint, tritt er noch viel eingreifender im Verbum auf.
reüich durchdringt er ursprünglich nicht die gesammte Flexion
)S Verbs; das sehen wir ja sofort am Deutschen, wo neben
m e des Präsens bera, eta, ich trage, ich esse, sich im Per-
3t das alte a erhalten hat: bar ich trug, at ich ass. Spuren
r Bewahrung des a im Perfect bieten auch andre Sprachen
iropas: T€TQO(pa^ dedoQxa^ während in anderen Fällen das e
Gl Präsensstamme aus das ganze Verb durchdrang, wie es
nn im lat. nur ed, griechisch nur id essen heisst, nicht ad.
12*
180 V. Die gemeinsam- europäiBche Entwicklung
Dagegen im Praesens von ad essen stimmen alle europäisdnoi^
Sprachen im e übereiu: edco, lat. edo, altirisch ithim (i aus e)i
germanisch eta {= goth. ita, nhd. esse), lit. edmi, ksl. jaiBi
(=r jadmi = edmi). Sonach können wir ganz genau die Stelle
bezeichnen, wo sich in den Verbalstämmen bereits innerhalb
der europäischen Spracheinheit das e aus dem alten a ent-
wickelt hat, nämlich in dem Präsensthema einer bedeutenden
Anzahl von primären Verben mit an- und inlautendem ur-
sprünglichen a.
2. Die Praesensthemen , welche auf europäischem Boden
durchweg e zeigen , sind etwa folgende : edti , edati isst (6)
emati nimmt (4), kelati hehlt (2), kelati treibt, hebt (3), klepati
stiehlt (4) , gerati schlingt (4) , gemati packt (2) , teksati wirkt,
behaut (4), terati reibt (2), tersati zittert (4), trepati wendet
(3), tremati zittert (4), derati spaltet, schindet (4), dhendati.
schlägt (2), nemati vifxu (2), pekati kocht (3), pel^ti pectit
(4) petati petit, fliegt, fällt (3), perdati pedit (5) plektati flicht
(4), bhendhati bindet (3), bhebhati bebt (3), bherati trägt (6),
bhremati fremit (3), medati misst (3), metati mitfcit (4), meniati
meint (4), melgati melkt (5), yesati gährt (2), veghati vehit»
(6), vemati vomit (3), vertati vertit (4), versati verrit (4)»
velkati ?Ax£t (2), sekati sequitur (4), seghati ex^t (2), sedaixi
sitzt (6), skerati scheidet (4), stegati deckt (5), stenati stöhi».^
(3) und smeldati schmilzt (2).
Es leuchtet ein, einen wie mächtigen Einfluss die Bildmi^
des Praesens so vieler bedeutender Verba dui'ch Wandlung d^ö
alten a in e auf die ganze Sprache ausüben musste, wie dami*
eine immer weitere Ausbreitung des e angebahnt wurde, AmMM
keine Bildung hat eine solche Tendenz ihren Kieis zu erweitern
wie eben. das Praesens. Doch sei hier noch einmal hervorge-
hoben, dass der Ausgangspunkt liii' die Entwicklung des e im
Verbum durchaus und ausschliesslich nur das Praesens gewesen
ist, nur für die Praesentia der aufgeführten Verba behaupten
wir demnach die Bildung mit an- und inlautendem e, wie
weit aus dem Praesens heraus das e bereits in andere Bildun-
gen hinübergegriffen, soll hier nicht erörtert werden, obgleidi
es scheint, dass z. B. das Part. Pf. ebenfalls vom Praesens-
stamme, also mit e, schon in der europäischen Spracheinheit
gebildet sei, vgl. (in dem folgenden Verzeichniss) emta ge-
des e-Vocals. 181
nommen, kelta gehoben , metta missus, melgta gemolken, regia
rectus , skerta geschieden u. s. w. Ebenso zeigt das Suffix -as
eine besondere Vorliebe für das Praesensthema mit e und ist
Tieüeicht als gemeinsam-europäisch sedas Sitz u. s. w. (nicht
sadas) anzusetzen , wie ja auch Ableitungen mit anderen Suffixen
schon in ihrer gemeinsam-europäischen Grundgestalt im Badical-
theile das praesentische e zeigen, wie pet-ra Feder, sed-ra,
sed-la Sessel, Sitz, men-ti Sinn und andere. Doch kann erst
eine eingehende Untersuchung darüber Aufschluss geben , wie
weit das praesentische e vom Praesens aus schon in der ge-
meinsam-europäischen Sprachperiode um sich gegriffen hat ; im
WesentUchen war das e im Verb zu jener Zeit wohl noch auf
das Praesens beschränkt. Das lehrt uns das Deutsche, welches
in dieser Beschränkung des e auf das Praesens ganz genau
den gemeinsam-europäischen Stand festgehalten hat. Während
Griechisch, Latein, Keltisch und Slavolettisch bis auf einzelne
Spuren vom Gegentheil das e des Praesens auch in das Perfect
dringen liessen und überhaupt meistens gar keine Spur des
alten a in der Flexion der betreffenden Verba bewahrt haben
(vgl. id essen, lat. ed, irisch ith, lit. ed, ksl. (jad =^) ed, nie
^^ in diesen Sprachen), bleibt das Germanische fest bei seinem
*t fürs Praesens , at fürs Perfect beharren. Femer bildet der
■deutsche ebenso in üebereinstinmiung mit der europäischen
'Hindsprache , welche das e im Verb wesentlich auf das
^ens einschränkte, das Causale durch Anfügung von ya an
öii reinen Stamm (oder den Perfectstamm), der das a behalten:
^ sat-ja setzen, dagegen griechisch von ed (sd-je) ^^w.
öenso alterthümlich verfährt freilich auch das Litauische, in-
-m es die sogenannten Durativa durchweg mit a in der Stamm-
Ibe bildet: tasz-yti, tans-yti, knas-yti zu tesz = ksl. tes be-
iuen, tens ziehen, knis wühlen.
Die Erkenntniss, dass bereits in gemeinsam-europäischer
eriode das Präsensthema einer grossen Kategorie wichtiger alter
Brba mit e gebildet wurde, wirft ein höchst willkommenes
cht auf die allmälige Entstehung und Ausbildung des ger-
mischen Ablauts. Die deutschen Ablautsreihen und die auf
len ruhende Abwandelung des starken Verbs sind der be-
indemngwürdigste und schönste Bau, den irgend eine Sprache
f dem Grunde und mit den Mitteln der überkommenen
182 V. Die gemeinsam-europäische Entwicklung
sprachlichen Elemente aufgeführt hat. Reicher ist ja das Yery- Ip"
System des Sanskrit und Griechischen, aber diesem fehlt dodi
gar zu sehr die Uebersichtlichkeit und durchgängige Klarhrit
und Verständlichkeit, indem noch eine Masse uralter BildimgB-
reste mit fortgeführt werden, die aus der lebendigen Sprache
heraus nicht begriffen werden können, der germanische Ablaut
dagegen vereinigt schöne Mannigfaltigkeit mit durchgängiger
Klarheit, nichts ist an ihm abgestorben, nichts, das nur ab
Erbstück und Antiquität mitgeschleppt wird; Alles lebt an ihm
und ist dem lebendigen Volks- und Sprachgeiste noch durch-
weg ansprechend und verständlich.
Die Bewunderung der Gestaltung des starken germanischai
Verbs wird noch gesteigert durch die Wahrnehmung, dass
dieser ganze Bau durch systematische Verwendung der aus vor-
germanischen Perioden überkonamenen Sprachmittel aufgeführt
ist, der acht germanische Sinn für die schöne Verbindung von
innerer Einheit imd äusserer Mannigfaltigkeit, von Ordnung isO-
Ganzen und freier Regsamkeit im Einzelnen zeigt sich in dieser
ältesten Schöpfung des germanischen Geistes in seiner ganz6i>^
Kraft und Behaglichkeit.
Die Elemente, aus denen der so mannigfaltige und doob
so einfach-klare Bau des deutschen starken Verbs aufgeföhirt
ist, zerfallen ihrem Alter nach in drei Theile, je nachdem siö
aus der indogermanischen Ursprache herstammen, oder döX"
gemeinsam-europäischen Periode ihre Entstehimg danken, odei"
endlich als speciell germanische Schöpfung zu betrachten sind-
Gemeinsam indogermanisch ist zunächst die Beduplication
des Perfects. Indem die Germanen diese für die weit über-
wiegende Mehrzahl ihrer Verba völlig aufgaben, und für einige
wenige bestehen liessen, gewannen sie eine eigne Gruppe, die
reduplicir enden Verba, die sich von den übrigen scharf md
hörfallig absetzen: goth. stauta stai-staut, letzteres nach A118-
weis der übrigen deutschen Dialecte für stinstaut , ste-staut
stiess. — Die Ursprache bildete femer das Perfect von den
Stänmien mit a-Vocal der Art, dass dieser Vocal in den drei
Personen des Singulars gedehnt wird oder werden kann: sskr.
dhar dadhära. Indem die Germanen den Unterschied im
Vocal zwischen Singular und Dual-Plural verwischten und (nach
Aufgabe der Reduplication) überall im Perfect die Dehnung
des e-Vocalß. 183
emfdhrten, gewannen sie eine neue Verbalklasse: goth. faran
for (aus f&r). Durch Festhalten der Vocalkürze im Gesammt-
perfect, die ebenfalls schon der Ursprache angehört, erhielt
man ursprünglich keine Reihe wechselnder Laute, sondern es
blieb a überall bestehen: (praes. ata) pf. at (gaba gebe), pf.
gab, (halpa helfe) pf. halp, und erst die Ausbildung des e
fürs Praesens brachte Abwechselung in diese Bildung. Dagegen
finden sich die Elemente zum Lautwechsel für die Verba mit
i- und u-Vocal schon in der Ursprache: das Praesens der
Verba mit i- und u-Vocal kann bekanntlich schon ursprachlich
durch Zulaut, also mit ai und au gebildet werden: sskr. ric
prae8. reca-ti = kelTrei^ budh praes. bodha-ti, ebenso bilden
dieselben Verba den Sing, des Perfects durch Guna, Dual und
Pteal dagegen vom ungesteigerten Stamme mit i und u. Diese
ganze Bildungsweise finden wir im Deutschen systematisirt,
'wr haben hier als ursprünglich anzunehmen: praes. (staiga)
pf' sg. staig, pl. stig, ebenso praes. (bauga) pf. baug pl. bug.
Die Umwandlung der Praesensthemen staiga und bauga zu
steiga, stiga und beuga, biuga kann erst nach der Einführung
des gemeinsam-europäischen e des Praesens erfolgt sein. Diese
ist neben den bis jetzt aufgeführten ursprachlichen Elementen
die zweite Säule, worauf der Bau des Ablauts beruht. Durch
dieses neue, europäische Bildungsprincip belebte sich die ein-
fömaige Lautfolge ata esse, at ass, halpa helfe, halp half zu
eta (goth. ita) at, helpa (= goth. hilpa) halp. Aber die sy-
stematische Schwächung des Praesensvocals ging noch weiter:
^dem dieselbe Vocalverdünnung auch das zugelautete a in den
^Iten Praesensthemen staiga steige, bauga biege traf, entstand
^lis staiga jetzt steiga und aus bauga wurde beuga. Das erste
Fhema ist im Gothischen steiga noch unversehrt erhalten, und
Üerin zeigt sich dieser Dialect wundersam alterthümlich, in
ien übrigen deutschen Mundarten ist steiga (vermittelst stiiga)
ju stlga geschwächt; beuga dagegen erscheint im Gothischen
vie in den meisten andern germanischen Sprachen als biuga,
loch finden sich genug Spuren vom altem eu wie z. B. im
tgs. eö (d. i. eu). Die Einführung des praesentischen e belebte
Iso auch die i- und u-Reihe erheblich; sie lauteten jetzt:
teiga staig stig-um und beuga baug bugum ; ihre weitere
jautgeschichte spielt sich innerhalb des Deutschen selbst ab.
184 Y* Die gemeinsam-europäische Entwicklung
Während das Praesens eta, und die Umformung des voremo-
päischen staiga- , bauga- zu steiga- und beuga- im Gegensatz
zu den ursprachlichen Elementen des germanischen Ablauts
kurzweg als die europäischen bezeichnet werden können, giebt
es nun noch eine dritte Gruppe von Bestandtheilen des Abkate,
deren Entstehung bereits innerhalb der germanischen Sprach-
periode fällt. Diese hier jedoch weiter zu verfolgen, würde
uns von miserer nächsten Aufgabe allzu weit abführen.
Es ist hier dargethan, dass die Entwicklung des e-Vocak
aus dem ursprachlichen und arischen a in einem ziemUch be-
trächtlichen Umfange allen Sprachen Europas gemeinsam sei
wir fanden e in etwa 30 bedeutenden alten Nominalbüdungen
und im Praesensthema von etwa 40 wichtigen Verben. Diese
Einführung des e im Praesens hat die mächtigste Wirkung auf
den gesammten Vocalismus aller europäischen Sprachen ausge-
übt, im Griechischen und Latein, Litauischen und Slavischen
hat das e des Praesens meist die Flexion des ganzen Verbs
ergriffen, nur das Germanische hat die alte gemeinsam-euro-
päische Einschränkung des e auf das Praesensthenm festgehalten
und dies praesentische e in sinniger Weise zum weiteren Aus-
bau seines Ablautsystems verwendet.
Der Umstand, dass das e in den Yerbalstämmen nach-
weislich von einer und derselben Stelle, nämlich dem Praesens-
thema ausgegangen ist, schliesst die Möglichkeit, das e habe
sich in den verschiedenen eui'opäischen Sprachen ohne Zu-
sanmienhang, getrennt und zufällig gleichmässig entwickelt«
völlig aus. Wir haben hier vielmehr eine allmälig angebahnte
bis zu einem weiten Umfange systematisch durchgeführte»
grammatischen Zwecken, nämlich der äussern Kennzeichnung
des Praesens dienende Lautumwandlung vor uns, die in alleJ^
europäischen Sprachen mächtig weiter gewirkt hat. Ein solchel^
gleichmässig und systematisch vollzogener Lautprocess kanJ^
nur im Schoosse einer einheithchen Sprache, eines sprachlid>
geeinigten Volks vor sich gegangen sein, und so besitzen wJC
in der allen europäischen Sprachen in einem gewissen fest um^
schriebenen Umfange gemeinsamen Entwicklung des e aus deia-
ursprachlichen und arischen a einen ganz unumstösslichen Be^
weis, dass zu der Zeit, da dieser Lautwandel sich vollzog, die
Urväter sämmtlicher indogermanischen Völker Europas eine
des e-Yocals. 185
sprachliche und, was ganz dasselbe sagt, nationale Einheit ge-
bildet haben.
e in der europäischen Spraeheinheit.
ad, praes. edmi, edsi, edti und edami, edasi, edati,
impf. 1 sg. edam ass, imper. 2 sg. eddhi iss, pf. sg.
äda, 1 pl. ädamas, fut. edsiati, inf. edtum essen.
fJw, impf. l(for, fut. ^^(rai essen. — lat. edo, es, est, imper. es, este, pf.
jdi, edimus, sup. esum ossen. — altirisch ithim ich esse, -\- lit. edmi
Is-ti fressen, preuss. id, inf. is-t essen. — ksl. jarni (d. i. jadml = öd-mi)
as-ti essen. — goth itan at et um itans, nhd. essen ass ge-g-essen.
7gi sskr. ad atti, impf. 1 sg. stdam, adam, imper. 2 sg. addhi, 2 pl. attä,
)f. äda, 2 sg. aditha, 1 pl. adima, fut. atsyati, inf. attum essen.
(am) praes. emati nehmen.
at emo emi em-tum emere nehmen (entnehmen =r) kaufen, comere, de^
nere, promere, sümere. — altirisch em nehmen , nur in Zusammenset-
:ung, ar-em aufnehmen, ar-fo-em aufnehmen, empfangen. + lit. imu,
imiaü, im-ti nehmen, im-ta-s genommen, preuss. imt nehmen. — ksl.
mi^, j^ ti nehmen. In der Form am gar nicht nachzuweisen.
emta pari. pf. pass. genommen.
lat. emtu-8, comtu-s, demtu-s, promptu-B, sump-tu-s. -|- lit. imta-s,
pa-imta-s genommen, preuss. imta f. genommen, en-imt-s ange-
nommen.
eghia Igel.
'X^vo'S (aus ix^-) Igel. — phrygisch l|t-y (lies iCi-v^) acc. sg. Igel. + lit.
iy-s iü m. — ksl. jezi ra. — ahd. ig-il m., nhd. Igel.
kak praes. kenkati cingere.
««-«Ao-y Ringmauer, xi/yx-X(^ Gitter. — lat. canc-er, canc-ellus Gitter,
^go cinxi cinc-tum cingere gürten. + lit. kinkau, kinkyti anspannen,
öilen (Pferde). — german. heng-ista- m. Pferd.
8l. sskr. kac kacate binden, gürten.
kam praes. kemati gemere (eigentlich schlürfen).
^fifl^o-g ohne Trank. — lat. gum-ia m. ein Schlemmer, gemo gemui
'^i-tum gemere, gemi-tu-s m. gemu-lu-s. -(- lit. kimu und kim-stu, ki-
'öu, kimsti heiser werden, kimu-s heiser, kimuly-s Heiserkeit, kam-ane
AValdbiene, preuss. cam-u-s Hummel — mhd. hummen summen (von
^nen), ahd. humbal m., nhd. Hummel f.
^1. sskr. cam oamati schlürfen, camara m. der Grunzochs (von cam ge-
'^re. Gemere verhält sich zu cam schlürfen etwa wie nhd. seaf-zen
^ft-jan) zu saufen (Leides aus „schlürfen^^}.
186 y. Die gemeinsam-europäische Entwicklung
Ijerd Igerdia Ijerdan Herz.
xrjQ (aus x€Q^) n. xQu^irj (« in Folge der Umsetzung aus «^w. ^^
ävSqdai aus dviq-av u. s. w.). — lat. cor g. cord-is n. (aus cerd). — »1^
irisch cridhe n. (ya-Stamm). -j- lit. szirdi-s f., preuss. seyr Herz, acc. «Ir-
an Herz (aus sird , serd). — ksl. srüdice n. (aus sridice). — goth. hairt^,
ahd. herzä n., nhd. Herz.
Vgl. sskr. hrd, härdi, hrdaya n., zend. zarezdan n. Herz.
1. kal praes. kelati hehlen, beiden.
lat. oc-cuio cului oultum culere, oc-culto abl. = altlat. oqnoltod, calim,
color, galea, celare. -1- german. helan, hal, hälum, holans hehlen. Lat.
qvol aus qveL
2. kal praes. kelati treiben, heben; betreiben.
x^X-ofbiat treibe an, xak-av-^ heisse, xik-rig Renner, ßov-xoXo-g Kuhhirt,
dva-xoXo-g schwer zu behandeln, xol-üh-vog Hügel. — lat. cel-er schnell,
cal-li-s Pfad, ante-, prae-, ex-cellere sich hervorheben, colo colui cultuni
colere betreiben, cele-ber betrieben, in-quil-inu-s, Es-quil-iae „Ausbau".
-f- lit. k61-ia-s m. Weg , keli-aüti reisen , keliu , kel-ti heben , tragen vd
ähnlich wie lat. colere: zurichten (Fest), begehen (That). — an. hölmiiD.
Holm = lat. cnlmen.
kelta, eks-kelta gehoben, erhaben.
lat. celsu-s, ex-cel8u-s.+ lit.kclta-s gehoben, isz-kelta-s erhaben.
klap praes. klep stehlen.
xX^7i-T(o , xi"xXo(f-a , i-xXan-rjv , xXw\p. — lat. depo clepsi cleptum cl6-
pere. -(- preuss. au-klip-t-a-s verborgen, ksl. po-klopü operculum. — goth-
hlifan (hlifai-) stehlen, hlif-tu-s Dieb.
klepta pari. pf. pass.
xXanro-g gestohlen , verstohlen. — lat. cleptus. -|- preuss. W'
klipt-a-s verborgen.
genu Kinn, Kinnbacke.
y^vv^g f. — lat. genu-inu-s Wange betreffend, vgl. gena f. Wange. -
altirisch gen Mund, vgl. Genua. + goth. kinnu-s f. Kinn, Backe, Wange-
Vgl. sskr. hanu m. f. Kinnbacke.
gam gemati fest drücken, fest gedrückt sein.
yifiia voll gedrückt sein, yofio-g Ladung, Fracht, Gepäck, yfjU-/fw voU
packen, laden, befrachten. + ksl. zim^ z§-ti atpCyynv comprimere, *?'
teil m. xloLO-g collare. ydfio-g compages? yiv-To fasste, vy-ysfi-o^'
gar praes. gerati schlingen.
Srifio-ßoQo-g, ßoQci f. (beruht auf ߀Q, wie -(fOQo-g^ tpoqd auf y€^), ^-Ä*^
axto. — lat. -voru-s, vor-äre. -{- lit. geriu ger-ti trinken , gir-ta-s betruDkeD-
— ksl. zi*^ (== zir^) zre-ti schlingen.
Vgl. sskr. gar girati gilati schlingen, verschlucken.
des e-Vocals. 187
gelä f. Kehle.
lat gula f. Kehle. + ap;s. ceole, ahd. kel4, mhd. kele, nhd^
Kehle. Von gel = ger.
n ghal, ghel = lit. zel-ti grünen.
ghelman das Spriessen, Keim.
lat. helemen-tu-m Grundbestand, Ursprung (falsch elementum
geschrieben, wie olus für holus). -1- lit. zelm& g. zelmen-s m.
Sprössliug, Schössling. Vgl. /A^^€^o-ff keimend,
zcnd. zaremaya grün, n. das Grün, armen, zarm ortus, proles.
ghelva gelb, grün.
X^-^O'S, x^^^'^ ™* das Grün, XJldi; Beiname der Demeter. —
lat. helvu-s, hilvu-s gelblich. + ^-hd. gelo, gelaw-er gelb, vgL
lit. zelv-y-s ein grüner Stamm.
ghelii f. Schildkröte.
?, /«Au-r»;, x^ltovTj f. Schildkröte. + ksl. zily, zelüva, zelu-ka f.
ikröte.. Vgl. lit. gilu-s tief,
harmuta m. Schildkröte, harmya = zend. zairimya Tiefe.
taks praes. teksati hauen, behauen; bereiten, machen,
wirken.
w = sskr. takshan Werkmeister, Zimmermann. lat. texo tex-
texere machen, veranstalten, meist wirken = weben, -f" ^i*» ^^^
tiy taszau taszyti behauen, zimmern. — ksl. te^% tesati hauen, be-
D. — mhd. dehsen dahs speciell Flachs schwingen und brechen, ahd.
üa. Axt = ksl. tesla f. Axt.
sskr. taksh takshati tataksha behauen, fertigen, machen. Damach
man als europäisch ansetzen dürfen : teksan Werkmeister, tekstar
textor = sskr. tashtar Werkmeister) -und part. teksta (lat. textu-s
skr. tashta gefertigt).
(tap) tep warm sein, glühen.
►« Asche. — lat. tep-ere, tepe-facio, tepor. + ksl. teplü toplü warm,
i wärmen.
sskr. tap tapati wärmen, scheinen, glühen.
ich europäisch : tepas = lat. tepor = sskr. tapas n. Wärme, Gluth,
= lat. tepirla (aqua) = ksl. teplü warm.
tar terati reiben.
ero trivi tritum terere, de-terior, de-trimentum. + ksl. tr% (= tira)
reiben. -(- lit. irin-ti reiben aus ter-in-ti (wie dil-in-ti aus del.). Vgl.
aufreiben, quälen (rf^tw).
(tars) tersati, tresati zagen, zittern, fliehen.
T^/w, rqiaoif e-iQea-aa zagen, zittern, fliehen. — lat. terri-ficu-s,
188 Y. Die gemeinHam-europäische Entwicklung
terreo terrere, terror. -f- lit. triszu, trisze-ti zittern, schaadem.
tr^s^ erschüttere, tr§s^ 8§ zittere.
Mit a gar nicht auf europäischem Boden nachzuweisen.
Vgl. sskr. tras trasati erzittern, beben , erschrecken vor, pra-tras fli» ^^^^
altpers. targ fürchten, praes. 3 sg. tar^atiy.
tresta erschrocken, an-tresta unerschrocken.
a^T^eoTo^ unerschrocken , vgl. sskr. trasta feig , a-trasta uk wei
schrocken.
tersta trübe.
lat. tristi-s. -|- lit. tirszta-s trübe, tirszto ka-s ziemlich tiübe, Bu-tirsz-ti
trübe werden, preuss. su-tristio Molken. — ags. threostru f. Finstemißs.
Vgl. sskr. trshta rauh, kratzend, holperig, trshta-ka rauh, schäbig, wi-
derlich.
trap, praes trepati wenden (sich abwendan -), siel
schämen.
tgäno}, tt-tganov drehen, wenden, Iv-rgänetv beschämen. — altlat. trepit
vertit Festus, trep-idu-s unruhig, hastig, turpi-s (schämenswerth =)
schändlich. + ksl. trep-ati zucken, zittern, trep-eri-ti dass.
Vgl. sskr. trap trapati sich abwenden, verlegen werden, sich scbamen,
trapä Scham, trpra, trpala hastig, unruhig (trepidus).
tram tremati zittern, zucken, sich bewegen.
TQ^fiai, TQOfio-Sy XQo^4~b}y ä-jqifiag unbeweglich. — lat. trerao, tremere-j-
lit. trimu, trim-ti zittern, lett. tremu, trem-t caus. wegjagen, tram-dit
scheuchen. — as. thrimman thramxh springen, hüpfen, sich bewegen,
goth. thram-stei f. Heuschrecke.
(Zu tri drei:)
terto und tertio der dritte.
äol. T^QTo-g = TQCjo-g der dritte. — lat. tertiu-s. — altiriscli
tris (aus tritet)=: cambr.iiritid, trited =r T(>/raTo-^ der dritte. +
lit. trecza-s (= tretja-s), preuss. tirt-s nom. tirta-n und tirtiH
acc. — ksl. tretij. ' — goth. thridja-n, ahd. dritteo, nhd. dritte.
Vgl. sskr trtiya (aus tartiya), zend. thritya der dritte.
ters adv. dreimal.
rgCg dreimal. — lat ter (aus ters) dreimal.
Vgl. sskr. tris, zend. thris dreimal.
dekan zehn.
cf/x«. lat. decera, umbr. degeu. — altirisch deich zehn, deich mbai
zehn Kühe, cambr. dec zehn. + lit. deszim-ti-s = ksl. dcs^tl f. zehn. ^
goth. taihun, ahd. zShan, nhd. zehc^n , zehn.
Vgl. sskr. dagan , zend. dagau zehn.
des e-Vocals. 189
deljanta der zehnte.
äixaTo-^ der zehnte. + lit. deszirata-s. — goth. taihunda, as.
tehanda, nhd. zehnte.
del^anti f. Zehnzahl.
lit- deszimti-B — ksl. des^tt zehn. — goth. -taihund -zig, sibun-
taihund sieben zig.
Vgl. sskr. da^ati f. Zehnzahl, Dekade.
de^ama der zehnte.
lat. decimu-8, decuma-s der zehnte. — vgl. altiiisch dechmad,
cambr. decmat der zehnte (wie kßdofiajo^,)
Vgl. sskr. da^ama, zend. dagema der zehnte.
deksina rechts.
. deszine f. (= deszinja) die Rechte. — ksl. deslnü rechts,
fl sskr. dakshina rechts.
deksva rechts.
irisch des, dess, cambr. dehou, deheu, com. dyghow, dyhow, dyow,
l. altgallisch Dexslva Dea (Inschr.). -f- goth. taihsv-a-s rechts, ahd. ze-
va, mhd. zeswe f. die Rechte. Auch in den übrigen Wortformen, die
ihts bedeuten, erscheint deks: <f€|-*o-ff, ^i^^-UQo-g =^ lat. dex-t«r,
c-ter-ior, dex-timu-s, ksl. dcs-tü rechts.
dar praes. derna und derati sich spalten, zerbersten,
zerreissen; speciell: schinden. Haut abziehen.
'w schinde, -f" k^l« der% dra-ti spalten, zerreissen, dira f. Riss. — lit.
u schinde = d^^at. — goth. tairan tar spalten, zerreissen, as. teran,
L zeran, auflösen, zei*8tören.
) Präsensthema derna ergiebt sich durch Vergleichung von sskr. dar
es. drnä-ti mit mhd. trinnen trann sich trennen, ablösen, davonge-
i, c. dat. entlaufen, vgl. goth. rinnan rann aus sskr. rnu Sqvv-, ig.
es. arnu zu ar.
dar derati speciell: schinden.
J^ow schinde, doQ-Uy diq-fjta n. 4- Ht. diru, dir-ti schinden.
Vgl. sskrdar drna-li zerbersten, zerreissen, pari-dar sich ablö-
sen (Haut . (Ir-ti Balg. Schlauch, daraya caus. bersten machen.
(Zu dhan dhen &tivM schlage:)
dhenra flache Hand.
ö(vit{} n. flache Pland (zu dhenra wie taq Blut zu sskr. asra,
1«^ Frühling zu zend. vaiihra, lit. vasarä). 4" *^^« tenar m.
tenra f., mhd. teuer m. flache Hand.
dhand praes. dhendati schlagen (aus dhan »v^/)w
durch d).
190 V. Die gemeinsam-enropäische Entwicklung
lat. fend schlagen in of-fendo, de-fendo fendi fensum fendere,
fe-num (für fed-nu-m) Heu (wird „gehauen" , vgl. lit piauti
schlagen, mähen, an. sla heyinn Heu mähen, slättr das ^ben,
deutsch Heu von hauen). -|- an. detta datt (= denta dant) dut-
tum dottiun schwer und hart niederfallen t datta adha schlagen
intrs. (Herz), ags. dynt m. ictus, engl, dint Schlag.
nepät m. Abkömmling, Enkel.
v(no^-fg m. pl. Abkömmlinge, „Brut", vgl. d-v^ipto-g (= a-y/;r-Tto-) m. ■,
Verwandter, Vetter. — lat. nepos tis m., nepti-s f. — cambr. nei Enkel,
altirisch necht (für nept, wie secht [= sept] sieben), cambr. nith neptis.
-f- ksl. netij m. Neffe, böhm. neti (Stamm neter für nepter) Nichte. -
goth. nithji-8 m. Vetter, Verwandter, an. nift, nipt f. Tochter, ahd. nÜt
f., nhd. Nichte, ags. nefa m. Enkel, Neffe, ahd. nevo = nhd. Neffe.
In allen diesen Verwandtschaftswörtem zeigen die europäischen Spracheß
durchgängig e neben dem arischen a.
nepät, nepat m. Abkömmling, Enkel.
vinoS-^g Abkömmlinge. — lat. nepos g, nepotis m.
Vgl. sskr. napät, zend. napat nom. sg. napät m. Abkömmli^Si
Sohn, Enkel.
nepan m. Abkömmling, Enkel.
ags. nefa m. Enkel, Neffe, ahd. nefo, nevo m., nhd. Neffe.
Vgl. zend. napäo m. Nachkomme, Enkel, auch nom. sg. P^P^
(= napa-s) und loc. pl. naf-shu-cä.
neptar m. f. Abkömmling, Enkel, -in.
altböhm. neti (Stamm neter für nepter) f. Nichte.
Vgl. sskr. naptar m. Abkömmling, Enkel, nach Ujjvalad. he*^
naptar als f. auch Enkelin, in der späteren Sprache napti^
Enkelin; zend. acc. sg. naptarem, gen. nafedhro, abl. nafedl^^
m. Abkömmling, Enkel.
nepti f. Abkömmlingin, Enkelin.
lat. nepti-s f. Enkelin. — altirisch necht (aus nept), cait^^
nith, com. noit, arem. nyz f. neptis. + *°- nipt, nift f. T9^
ter, ahd. nift f., nhd. Nichte (niederdeutsche Form), ahd. nift-»^
mhd. niftel f. Nichte.
Vgl. sskr. napti (=naptyä) f. Tochter, Enkelin, den nom. n ^
ti-8 vom Stamme napti = lat. nepti-s haben wir A. V. 9, 1 •
marutam ugrä naptih der Maruts gewaltiges Kind.
neptia m. Vetter, Verwandter.
d-viipto-g m. Vetter, Verwandter. -(- ksl. netij m. Neffe. — S" ^
nithji-8 m. Vetter, Verwandter.
Vgl. sskr. napti (=: naptyä) f. Tochter, Enkelin, zend. na^^
n. Familie.
des e-Vocals. 191
neblias n. Gewölk, Dunstkreis, Himmel (sammt Sippe).
ifoff n. Gewölk, vf(piXri f. Wolke, Nebel. — lat. nebula Nebel, nimbu-B
Regenwolke. — altirisch nem n. (as-Stamm, für neb) Himmel, altirisch
1 Wolke, 8. nebhala -|- lit. debes-i-s m. gen. pl. debesu (von debes-)
olke (mit d für n). — ksl. nebo gen. nebese n. Himmel. — an. nifl
inkel, ags. nifol finster, ahd. nebul, nhd. Nebel,
jl. sskr. nabhas n Gewölk, Dunstkreis, Himmel.
nebhala Nebel, Dunst, Gewölk.
vEifiXri Wolke, Nebel. — lat. nebula. — altirisch nel, neuiriseh
neal Wolke, cambr. nywl nebula. -|* ^^* J^iA io nifl-heim-r Ne-
belheim, as. nebhal. ahd. nebul, liepal, nhd. Nebel m.
nebhra m. Niere (nebhran).
PQo^ m. Niere. — lat. nefr-on-es, praenestinisch nebrun-din-es Nieren,
den. -|- ahd. nioro, niero m. Niere (etwas entstellt, wie z. B. auch an.
r Biber neben bifr).
nam praes. nemati (beugen, zubiegen =) zukommen
lassen, zutheil werden.
w zutheilen, weiden lassen, v^uog Weide trift =: lat. nemus Waldwei-
Hain. 4~ goth. niman nam namum numans, nhd. nehmen nahm ge-
iinen, altfränk. nimid Weide == zend. nimata Weide,
sskr. nam namati beugen, upa-nam zukommen, zutheil werden, zend.
arih Schuld, nema, nemata, nimata m. Gras, Weide.
ner gen. neras m. Mann, Mensch.
'Q , d-viQ'Og , d-viQ-eg . später äv&Qog^ avöqig Mann, Mensch. — umbr.
acc. pl. ner-f Mann, Held, sabin. Neron- = 'Idv^qwv^ ner-ien- f.
nheit. — altirisch ner-t virtus, cambr. ner-th. In den nordeuropäi-
n Sprachen nicht erhalten, doch ist ner anzusetzen, wie ster Stern.
sskr. nar pl. nom. naras, gen. ved. nar&m m., zend. nar, nare m.
»n , Mensch.
nevan neun (oder navan?).
'« (für ^-vsjtt) neun. — lat. novem. — altirisch noi neun, noi m-bai
^ Kühe, cambr. nau, naw (= nav, naven). -f- lit. devyn-i neun. —
deveti neun. — goth. ahd. niun, nhd. neun.
© die cambr. Form würde man unbedenklich nevan als europäische
idform ansetzen.
sskr. navan, zend. navan neun.
nevama der neunte.
lat. nonu-s (assimilirt aus nomu-s und dies aus novomu-s). —
altirisch vgl. nomad, cambr. naumet der neunte.
Vgl. sskr. navama, zend. näuma, naoma, altpers. navama der
neunte.
192 V. Die gemeinsam-europäische Entwicklung
nevanta der neunte.
iwttTo-q , tvaro-i ;für ivt^aro^), -f- Ht. devyn-ta-s , preu^^^' ^^
wint-8 der neunte. — goth. niunda, nbd. neunte.
nevanti f. Neunheit.
ksl. dev^tl f. neun.
Vgl. zend. navaiti f. Neunheit, Neunzahl (sonst heisst zenÄ - "*'
vaiti, wie sskr. navati f. Neunheit von Zehnem =) neunzig''
pak praes pekati kochen.
niaata (= TTfx-jai), tt^i/zo) kochen, niniav reif. — lat. coquo (für que^"^)'
coctum, coquere, coquu-s. + ksl. pek^ pesti kochen, peka m Brand-
Vgl. sskr pac pacati kochen, verdauen, reifen.
pelju n. Vieh, Besitz.
lat. pecu dat. pecui, alt neben pec-us g. pecor-is, pecu-inu-s, pecü^"^^^^
pecüliu-m. + lit. peku-s m. Vi'^h. — goth. faihu, ahd. fihu, nhd. Yiel^ ***
palj praes. pekati pe^tati raufen.
TT^xo}, neixüij nixTOi scheeren, kämmen. — lat. pecto pectere, pect-en
lit. peszn pesz-ti raufen, rupfen. — ahd. fah-s m. Haar, nhd. fech'*>^
focht, gefochten.
pat praes. petati petere, fallen, fliegen.
nirofiaiy nCnro}^ tnsaov. — lat. poto petivi petitum petere. — goth
than, fanth, nhd. finden, fand, ahd. fetah Fittich, fedara f. Feder.
petra n. Feder, Fittich.
nr^Qo-v (für nerQo-v) Flügel. + ^^l. poro n. Feder. — ags.
dher, ahd. fedara, nhd. Feder f. Vgl. lat. pen-na (= pet —
Flügel, altirisch etn (— p-etn) Vogel und ahd. fetah m. Fitt:3
Sskr. patra m. Fittich, Feder, Flügel, zend. patere-ta beflü^"
pelna Haut, Fell
nMn f. Haut, vgl. (i-neXo-g hautlos, iQva^-neXa-g Hautröthe. — lat. '%>^^'
li-8 Haut. + lit. plene (=^ plen-ja) f Haut, Netzhaut, preuss. pleyni— i^ ^
Hirnhaut. — guth. filla (aus filna-) n., nhd. Fell.
pelnina von Haut.
lat. pellinu-s -f- goth. fillein-a-s, ahd. fellin, nhd. feilen.
pelma, pelman Haut, Fell.
niXfia n. Sohle, /btovo-nd/Lto-g mit einer Sohle. -(- ags. film m. Haut,
film, ags. filmen membrana, altfries. filmene f. Haut.
pelva Haut. I «
ini-nXo^o-g ^ InC-nXoo-g m. Netzhaut, vgl iTit-noXrj Oberfläche, -f Kt I a
pleve (== plev-ja) feine Haut, Membrane, Netzhaut. I ^
plßve aus pelve pilve, wie plene aus pilua = goth. filla-, und kreiva«8 | Vj
krumm aus kirva =. lat. cnrvu-s.
des e-Yocals. 193
pard praes. perdati perdatai furzen.
i^cö, ni^ofjiai, ttoqSi^. — lat. pedo pepedi pMere , pöd-ex. -f- lit per-
(= perdju) pers-ti. — böhm. prdu, neusl. prde-ti dass. — an. freta
, ahd. firzan farz.
sskr. pard, pardate pedere, pardana n. das F.
perda m. ä f. Furz.
noQdii (aus n$Qdri).-\' lit. pirdi f.— an. fret-r, ahd. mhd. fiw m.
VgL Bßkr. parda m. F.
pes, pesas Scham, penis.
(für ne€fog) n. — lat. pe-ni-s (pes-ni-s) m. -f- lit. pisa, pise f. vulva.
ahd. yisel m. visellin penis. ' .
sskr. pasas n. penis, pas Scham in Qubhah-pas-am yuvatim.
penka, penkan fün£
«-, TTÄTf, äol. nifim fünf. — lat. qninque. — altirisch coic (ans eine,
C3 nach Ebel), altgallisch nt/nne^ in ntfiniSovla Fünfblatt (Pflanze),
br. pimp fünf. -{- lit. penki, f. penkios fünf. — ksl. vgl. p^tl fünf 8.
rti. — goth. fimf, nhd. fünf. Vgl. sskr. pancan, zend. paiican fünf.
penkta der fiinfte (und penkata).
nifAnro-q, — lat. quinctu-s, quintu-s. — vgl. altirisoh ooiced,
cambr. pimpet der f&nfte. -f- lit. penkta-s der fünfte. — goth.
fimfban-, nhd. fünfte.
Vgl. sskr. pancatha, zend. pnkhdba der fünfte.
penkti f. Fünfheit, Fünfzahl.
ksl. pQtl f. fünf. — an. fimt f. Fünfzahl in fimtar-domr Fünf-
gericht.
Vgl. sskr. pankti f. Fünfheit, Fünfzahl.
penkadei^an fiinfzehen.
nevTf.'XalSixa. — lat. qnindecim. -f" goth. fimftaihnn, ahd.
vinfzehen, nhd. fünfzehn.
Vgl. sskr. pancadagan, zend. pancada^an fünfzehn.
penkäj^anta fünfeig.
nsvTTixovTa. — lat. quinquäginta. — altirisch coica (zunächst aus
coic-ca) fünfzig.
Vgl. sskr. pancagat, zend. panca^ata fünfzig.
persnä f. Ferse.
py« f. Ferse, Schinken. — lat: pema f. Schinken, com-pemi-s, pem-
rut zu Beinen, schnell, -f- ksl. plesna f. Ferse. — goth. fairzna, ahd.
na, fersana f. Ferse.
. sskr. pärshni f., zend. pdshna m. Ferse.
plak praes. plektati flechten..
13
194 y. Die gemeinsam-enropäisohe Entwicklang
nXixoi^ inXdxriv flechten. ->- lat. plecto flechte. -{- ksl. pletii, pleirti flech-
ten. — ahd. flehtan, flaht, nhd. flechten, flocht, geflochten.
bhandh praes. bhendhati binden.
n€v& binden in nivd-i^-g Verwandter, nst^-ji^o (für mv&ttiQ) nnd mUf^
(für ntv^-fiax) Band, Tau. — lat. fend binden in of-fendimenta-m und
of-fendix f. Band. -|- goth. bindan band bandani' bundans, nhd. binden
band, gebunden. - vgl. lit. bend-ra-s gemeinsam, Theilhaber.
Vgl. sskr. bandh, badhnäti binden, bandhu m. Verwandtschaft, GemeiT^*
Schaft.
bhendra gesellt.
nivd-iQo^ Verwandter. -|- lit. bendra-s gesellt, Genosse, ThP^^*
haber.
(bhabh) bhebh beben, zittern.
ipai^t (flüchtige) Taube, (pißo/uci^ (foflo-s, (fofln (flatterndes) Haar, Mäh
— lat feb-ri-s Fieber (= Beben), fib-ra Faser, fimb-ria Saum, Fran
-{- an. bif n. Bewegung, Beben, ahd. biba, piba f. Beben, Zittern,
biben, pipen, nhd. beben.
Vgl. sskr. a-bibhyant nicht fürchtend zu bhi fürchten.
bhar praes, bherati ferre.
^1^. trage, bringe, (pdQ^-tQa Köcher, ipä^-^g n. Gewand, iptoQ Dieb,
lat. fero fers, fert, ferre, für Dieb. — altirisch berün fero, berthar fertur. —
ksl. berq bra-ti bringen , sa-brati zusammenbringen. — goth. bairan l^ ^
herum baurans tragen, bringen, nhd. ge-bäre, gebar, geboren.
Vgl, sskr. bhar bharati, bharti und bibhrati ferre.
bhebhru m. Biber.
lat. Aber g. fibri m. Biber. — ^ altgallisch z. B. in Bibr-ax, Bibr-acte nacA
Ebel, com. befer, galisch beabhar Biber, -f- lit. bebru-s Biber. — ksl.
bebrü m. Biber. — an, bifr und bjor, ags. beofor, ahd. bibar, pipar,
nhd: Biber.
Vgl. sskr. babhru braun m. grosses Ichneumon, «end. bawri m. gen, pl
bawra-näm Biber.
bheblirlna vom Biber.
lat. fibrinu-8. + lit. bebrini-s. — ahd. bibirin, pipirin vom Biber.
Vgl. zend. bawraini vom Biber.
bhram praes. bhremati fremere,
ßQif^tOy ß^fjio-g, ßQov-TT^. — lat. fremo fremui fremitum frömere. + ahd.
pr^nian, ÜrÖmaii, bram, tbhd. bremen brummen, ahd. br§mo, mhd. bre-
mö m. Bremse, mhd. brummen = nhd. brummen.
mad praes. medati messen, ermessen.
^iSofiai ermesse, sorge, jU^Jw walte, firj^ofitti^ ermesse, bedenke, ersinne,
^td-ifivo-g Scheffel („Maass"), fiff^-og n.'Kath. -^ lat. nied-it-äri ermessen,
des e-Yocals. 195
1-8 Maass, mod-in-s Scheffel. -+- goth. mitan mat, ahd. mesan, nhd.
D mass gemessen, goth. miton, ahd. mezzon ermessen, denken, be*
SU.
mega gross.
s, fiiya gross, fjiiya adv. sehr. -|- an. mjök adv. sehr.
megala gross.
fieyaXo-, /^eyakrj, fityttXo-rris. -f- göth. mikil-a-s, ahd. mihhil,
mhd. michel gross.
mat metati werfen (Garn werfen).
9'at (/utT-) Garn werfen, [iCr-o^ Garn, Faden.— lat. mitio (=:mito)
oissum mittere. -|- lit. metu mes-ti werfen, Garn werfen, aufzie-
- ksl. met^ mesti werfen.
metta pari. pf. pass. geworfen.
lat. missn-s. -|- lit. mesta-s geworfen, preuss. po-mest-» unter-
worfen.
meta praepos. mit.
praepos. -f- goth. mith, nhd. mit.
lend. mat praepos. mit, sammt, nebst.
medhu n. (Süsstrank) Honig, Meth.
n. berauschendes Getränk, Wein, fied-v-w, fisd-v^xti, /ni^rj Rausch
d-tov von iv's). — corn. medu , meddou Meth, cambr. meddw trun-
\- lit. medü-s m. Honig, midü-s m. Meth, preuss. meddo Meth. — ^
ledü m. (u-Stamm) Honig, Meth, Wein. — as. medu, ahd. metu m.
skr. madhu süss, lieblich, n. süsse Speise, Honig, Meth.
medhia medius.
-s (fÄed-iog), fjiiao-g medius. — lat. mediu-s, meri-dies (= medie-dies)
liu-s. — gallisch in Medio-lanum, Medio-matrici , altirisoh medonda
s. + ksl. mezda f. (= medja) die Mitte. — goth. midi-s (= mid-
nedius.
iskr. madhya. zend. maidhya der mittlere.
medhiama der mittelste.
goth. miduma f. die Mitte, ahd. metemo der mittelste.
Ygl. sskr. madhyama, zend. madhema der mittelste.
man praes. menia denken, meinen.
, fiifjiwa (beruht auf fjiiv) = lat. memiui, fi^y-a/wa, (livoCvri. — lat,
Qi, com-miniscor, mens tis. — altirisch menme Sinn (= sskr. man-
-j- lit. miniu mine-ti gedenken. — ksl. mlnj^ mind-ti gedenken. — •
minnia Gedachtniss, goth. ana-mind-i*s.
sskr. man manyate, zend. man mainyite denken, meinen. Die An-
13*
196 Y. Die gemeinsam-europäisohe Entwicklung
Setzung des Praesens menia- beruht auf lit. miniu = ksl. mlnja = ^Bkr.
manyate, neben dem griechich-latein. men.
menti f. Denken, Sinn.
lat. mens mentis f. --{" ^i^- isz-minti-s f. Verstand. — ksl. pa-
m^tl f. Gedenken. — goth. ana-mind-i-s f. Yermuthong.
Vgl. sskr. mati f. Sinn.
menta Lüge.
lat. com-mentu-in liüge, mentior, mentiri lügen. -(- preu8S.nc».en-
timai wir lügen, ep-mentimai wir belügen.
meli, melita Honig.
fjiiU Honig, fieli-fi^rig honigsüss, gen. fUlir-og n. fxilusaa (= fnivr — \^)
Biene. — lat. mel g. mellis n. Honig, -f- goth. militha n. Honig.
malg praes. melgati melken.
d-fiilya melke.- — lat. mulgeo (aus molg, melg) melke, -j- lit. melzu,
milz-ti melken. — ksl. mlTz^ ml^-ti melken. - ahd. melchan, nhd. mel-
ken , molk (aus malk) gemolken. — Ygl. altirisch melg Milch.
melgta gemolken.
dv~rjfieXxTo-g ungemolken. — lat mulsu-s (aus mulctu-s). 4* ^^^
milzta-s, milszta-s gemolken.
yas praes. yesati gähren.
C«r, C^o} (= C^cro)), C^aato, i-J^sa-aa wallen, gahren, glühen, C/<r-^«j {//t*-
fia, ^i'fia n. iaa in ^d-Xri Wallung. -|- ahd. jesan jas, mhd jesen, gern,
nhd. gahren, gohr, gegohren, mhd. jes-t m., nhd. Gest. *
Vgl. sskr. yas yasati und yasyati sprudeln, Schaum werfen; sich's hei^
werden lassen, sioh anstrengen.
yesta part. pf. pass. gegohren.
C^aro-g wallend , gahrend , gegohren. -f- mhd. jest m., nhd. Ge»^-
Vgl. sskr. ä-yasta angestrengt, pra-yasta überwallend, auch (^'•^
gekocht und so) schmackhaft zubereitet.
Zu reg ogiya), lat. regere:
regta gereckt, recht.
o-gsKTo-g gereckt. — lat. rectu-s recht , e-rectu-s , por-rect«:»-'^-
+ goth. raiht-a-8 recht, nhd. recht, gerecht, Becht.
Vgl. altpers. rägta gerade, recht, richtig, zendp. Gl. rasht^^^
nom. 8g. n. recht, gerecht.
Zu lan, goth. linnan weichen:
lenta lind.
lat. lentu-s nachgiebig, zähe. -|- ahd. lind und lindi, mhd. ^^'
de, ägs. lidhe (= lindi), nhd. lind, gelind.
des e-Yocals. 197
Zu Ta wehen;
venta m. Wind.
vgl. deCs = d'ßfVT part. wehend. — lat. ventu-s. — cambr.
gwynt Wind. + goth. vind-a-s, nhd. Wind, goth. vinth-jan win-
digen, im Winde sichten.
vet, vetas n. Jahr, adj. bejahrt, alt.
^*^off, hog n. Jahr. — lat. vetus-tu-B bejahrt (von vetus- Jahr), vetus eris
*^**+ Ht. vetu8za-8 alt = ksl. vetQchü bejahrt, alt.
Vgl- €?ff vittna^ niQvai = sskr. parnt; sskr. sam-vat n., vatsa m. Jahr,
parut = niqvai.
vagh praes. veghati vehere.
•^-^'-Off, ox-^i m,, ox-os n. Wagen (bemht auf ^«/), ox^-of^at, d/-«v-fti. —
iat. veho vexi vectum vehere. — altirisch in fen (= vagn) Wagen. + lit.
yezn vesz-ti fahren, vaz-ma-s Fnhre. — ksl. vez% ves-ti fahren. — goth.
^^S^'Xi vag vegum vigans, nhd. be- wegen, er- wägen, wog.
^stf^ vah vahati, inf. vodhum, part. üdha vehere.
veghta vectus.
lat. vectu-s, ad-vecta-s, vex-are. + ^i*^- vezta-s, veszta-s, at-vesz-
ta-s gefahren.
vam praes. vemati vomere.
^^«^», än^fAia-aa, tlfie-üis, tfii-ro-g. — lat. vomo (aas vemo) vomui vo-
""^v^^ni vomere. + lit. vemiu, vem-ti erbrechen, speien.
*^^^^. vam vamati erbrechen, speien.
varg praes. verga, vergia drängen, betreiben (urgere
opus) wirken.
^^y^^vfn^ itQy(o schliesse aus, ^iCo) (= /"^y-jw) wirke. — lat. vergo ver-
S^"*^ neigen, wenden, urgere opus. + goth. vrikan vrak verfolgen, ahd.
^^rah Werk = /-/^or, goth. vaurkjan wirken.
vart praes. vertati wenden.
W. verto verti versum vertere. + lit. virstu, virs-ti sich umkehren,
verczu, virs-ti wenden. — ksl. vrttsta vrütÖ-ti drehen. — goth. vairthan,
Varth, nhd. werden, ward, geworden.
vars praes. versati verrere.
dn6'jriQ<fi riss, raffte fort, ßiqquv, Iqquv sich packen, fortmachen —
lat. verrere kehren, schleifen, fegen. + ^^l. vrüch% vrÖs-ti dreschen. —
as. werran, ahd. werran warr, mhd. werren verwirren, nhd. Wirr-warr»
ver-worren.
valk praes. velkati 'ilutuv.
^iXxm, Üxo) ziehen, clx-o-g Zug. + li* velku, vilk-ti ziehen, schleppen.
— ksl. vlük% vlSs-ti ziehen.
198 Y. Die gemeinsam-europäische Entwicklung
velkta part. pf. pass.
dv-eXjao-g, -|- Ht. vilkta-s gezogen.
sak praes. sekati sekatai sequi.
Ittoi, Unofjiat folge. — lat. sequor, secutas sum, sequi, secus. — :
sech secus = cambr. hep sine. -|~ üt. seku, sek-ti folgen, nachf
Vgl. sskr. sac sacate sishakti folgen.
sagh praes. seghati e/jo.
I^X^i ^ö'/o*'? cf^i^^o}. -j- goth. in sigis Sieg.
Praes. seghati wohl nach Analogie von vagh veghati. Sskr. sah, sahat
sad praes. sedati sitzen.
tlaa (i-ae^-aa) setzte, ^Cofiai, fCof^aif 1^-qv-(o. — lat. sidere, se
cambr. sedd Sitz, seddu sitzen, -f" 1^^' sed-mi, sed-eti sitzen. — l
sös-ti sitzen. — goth. sitan sat, nhd. sitzen, sass, gesessen.
Vgl. sskr. Bad, satti, sidati sitzen, sinken.
sedra, sedla Sitz.
'i6Qa f. — lat. sella. 4" goth. sit-la-s, ahd. sezal, nhd. I
sena alt.
evfj xal via (rifAiQo) der alte und neue Tag (des Monats). — lat.
pl. sen-um, senior. — altirisch sen alt, siniu comp, älter, -f- li
alt. — goth. sin-eig-a-s alt, sin-is-ta der Aelteste.
Vgl. yed. Sana alt, ewig, sanad, sanä, sanät immer, ewig, zend. 1;
senians älter.
lat. senior. — altirisoh siniu älter. -\- goth. in sinis-ta
teste.
septan num. sieben.
knxa. — lat. Septem. — altirisch secht, cambr. seith sieben. +
tyni. — vgl. ksl. sedml aus der Ordinalzahl. — goth. sibun, nhd
Vgl. sskr. saptan, zend. haptan sieben.
septanta der siebente.
lit. septita-s. — ags. seofodha, ahd. sibunto.
Vgl. sskr. saptatha, zend. haptatha der siebente.
septama der siebente.
%ßSofjio-g. — lat. septimus. + preuss. septma-s, lit. seku
siebente, vgl. ksl. sedml sieben.
Vgl. sskr. saptama der siebente.
skar praes. skerati scheiden.
xQi-va, xQi^Tog, xQt-fia, — lat. cerno, certu-s, cre-tus, cri-men.
skiru, skir-ti scheiden, sondern, sichten.
Zu xe/^6) i-xdQ-fiv vgl. german, skeran skar, scheeren schor.
des e-Vooals. 190
skerta geschieden.
xQtTo-s» — lat. oeria-8. 4* ^it. skirta-s geschieden.
stag praes. stegati decken (tag, tegati).
cü, crr/y-off, riyog n. — lat. tego tectum tegore, tec-tum, toga, tugu-
L. — altirisch teg n. Dach, Haus. -)- lit. stegii, steg-ti Dachdecken.
:8l. o-stegu Kleid, na-steg-ny Sandale. Germanisch nur im Nomen *
La- Dach.
. sskr. sthag sthagati decken.
stan praes. stenati stöhnen.
"Ol, axovo^g, JSi/v-tw^. -|- lit. stenu steneti. — ksl. stenj^ stcna-ti
inen. (an. styn, ags. stun Gestöhn).
. sskr. stan stanati tönen, stöhnen, seufzen.
ster g. steras m. Steni.
rij^ g. d-aTiQog m. — lat. Stella (ster-la) f. — corn. steren ein Stern,
mor. ster Stella, steret stellae. -f goth. stairnon- f., ahd. stemo, sterro
nhd. Stern.
. sskr. star m. Stern , zend. ^tare m. dass.
smald praes. smeldati schmelzen.
(foi schmelze trs., fxiXdofiM schmelze intrs. -f- ahd. smelzan smalz, nhd.
tnelzen, schmolz, ge-schmolzen.
sveljura Schwäher, sveljrü Schwieger.
pd-ff, kxvQtt. — lat. socer, socru-s. — com. hvigeren Schwäher, hveger
wieger. + lit. szeszura-s Schwäher. — ksl. svekrtt Schwäher, svekry
tchwieger. — goth. svaihra-n, ahd. swehur, nhd. Schwäher, ahd. swi-
, nhd. Schwieger.
• sskr. gvayura m. gva^ru f., zend. qa^ura Schwäher.
sveks, seks num. sechs.
Tür or/^fl, ^fl). — lat. sex. — altirisch se sechs, ses-ca sechszig, cam-
ich chwech (aus sves) sechs, -j- lit. szoszi m. szeszios f. — goth. saihs,
[. sechs. Vgl. ksl. äesti sechs.
. sskr. shash, zend. khshvas sechs.
sveksdeljan sechszehn.
kX'XaC-S^xa, — lat. sedecim. + ahd. mhd. sehszehan, nhd.
sechszehn.
Vgl. sskr. shodagan sechszehn, vgl. zend. khshvasdaQa = sskr.
shodaga der sechszehute.
sveksta der sechste.
?xTo-ff (für k^o-g), — lat. sextu-s. — altirisch sessed, cambr.
chwechet. -|- lit. szeszta-s. — goth. saihsta, nhd. sechste.
Vgl. sskr. shash^ha, zend. khstva der sechste, (khstva für
khshvasta' .
200 Y. Die gememsam-eoropäiBche Entwicklung des e-YooalB.
svesar f. Schwester.
lat. Boror f. (svosor = syesor). — altirisch siur (ans sisnr) in sior-nat
Schwesterchen, cambr. ohwaer pl. chwior-yd (chwior ans byI-b-c»'), com.
hnir, arem. c'hoar Schwester. -{- lit. sesft g. seser-s Schwester. — H.
sestra f. — goth. svistar f., nhd. Schwester.
VgL sskr. svasar, zend. qaähar Schwester.
svesartna sobrinns.
lat. sobrinn-s, con-sobrinu-s (f&r sosrinn-). -{- lit. seseryna-s
consobrinns.
VI.
ie gemeinsam-europäisohe Entwicklung des 1.
Wie der Vocalismus der europäischen Sprachen nnseres
mmes sich durch die gemeinsame Entwicklung des e scharf
etzt vom Vocalsystem der Arier, so unterscheidet sich
Consonantismus der indogermanischen Sprachen unseres
itinents von dem der asiatischen Indogermanen durch die
^he gemeinsame Entfaltung des 1, während die Ursprache
l die ältere arische Periode diesen Laut überall noch nicht
nen, und an seiner Stelle stets das r zeigen, aus dem das
opäische 1 entstanden ist. Zwar zeigt das spätere Sanskrit
ziemlich reich entfaltetes 1, das sogar häufig in denselben
rzeln und Wörtern sich findet, die in Europa ebenfalls mit
aten; nicht minder entfaltet sich im Eranischen, wenn auch
; in sehr späten Perioden das 1, trotzdem lässt sich der
jhweis führen, dass die Arier in älterer Zeit, jedenfalls in
Periode ihrer noch ungeschiedenen Sprach- und Volksein-
:, das 1 noch nicht kannten, sondern statt des r und 1 der
*opäer nur das r besassen. Hierfür spricht zunächst der
stand, dass den eranischen Sprachen in ihrer älteren Periode
dem Altbactrischen und Altpersischen — das 1 völlig ab-
t. Diese Thatsache genügt schon fast völlig zum Beweise,
8 der gemeinsam-arischen Periode ebenfaUs das 1 noch gänz-
L fehlte. Wollten wir trotzdem die Existenz des 1 für die
»che Spracheinheit behaupten, so müssten wir annehmen,
1 sei, bei der Sprachen- und Volkstrennung in die indische
l eranische Gruppe bereits vorhanden, nach dieser Trennung
L den Eraniem wieder eingebüsst worden. Dies wäre, wenn
irdings auch denkbar, doch im höchsten Grade unwahr-
einlich und durchaus nicht zu beweisen, da im Uebrigen
202 VI. Die gemeinsam-europäische Entwicklung des L
das eranische und indische Lautsystem sich fast völlig decken,
und die zwischen beiden hervortretenden Differenzen nie auf
der völligen Einbusse alter gemeinsam besessener Laute, son-
dern nur auf jüngerer Entwicklung und Umbildung derselliea
beruhen. Auch ist ja bekannt , mit welchem Heisshunger sidi
die Sprachen auf neu hervortretende Lautspaltungen werfen,
um dieselben als Träger von Bedeutungsdifferenzen sich nutzte
zu machen, wie schwierig also auch von dieser Seite betrachtek
die Annahme des Wiederverlustes eines bereits entwickelt ge-
wesenen neuen Lautes ist. Um den Beweis für das Fehln
des 1 im gemeinsam-arischen Lautsystem zu vervollständigen,
kommt eine neue Thatsache auf indischem Gebiete hinzu: isst
Vedendialect , also die älteste uns bekannte Gestalt der indiscfc-
arischen Sprachen zeigt uns das 1 nur in den ersten Anfäogn
seiner Entstehung, und viele Wurzeln, die im spätem SansW
1 zeigen , lauten im Veda noch mit r. Da wir nun doch jor
möglich annehmen dürfen, dass von Ewigkeit her Doppelfonn»
für dieselben Wurzeln und Wörter mit r und daneben mit 1
bestanden haben, da erweislich 1 überall eine jüngere Wandliii(
von r ist, so ist als ursprünglich indisch in diesen Fällen äbe^|^
all r und nicht 1 anzusetzen. Sonach heisst es altindisch M
Anlaute : ragh springen, raghu leicht, rap tönen, ramb labi, ntt
laßäivy rikh ritzen, rih lecken, rip dleiq)(o^ ri lösen, losIaM
rup reissen neben den späteren Formen: lagh, laghu, I*Ji
lamb, labh, likh, lih, lip, li und lup. Für 11 schwanken läaik
sich die ältere Form ri gewinnen aus goth* reiran zitteniftl»
lunc raufen aus dem lat. runc-äre gäten, rupfen, furloliato|i
ältere roha aus ved. rohita = lohita roth verglichen mit ssk
rudhira =^ eQv&Qog u. s. w. Nach Wiederherstellung des altei»
Anlauts r in diesen Wörtern bleiben nur äusserst wenige Fälß
übrig, wo sskr. anlautendes 1 dem europäischen Anlaut leotr
spricht, wo also an gemeinsam-indogermanische Ausprägung d«
1 überhaupt auch nur zu denken wäre. Es sind: lala (malt das
Lallen), las ktkaiof^ac^ lubh lubere, lu abtrennen, lauk seben, 1
Xsvaaw und lauka freier Baum. Von diesen sechs Fällen sind
die beiden letzten sofort zu streichen, weil sie offenbare Ab-
leitungen von sskr. ruc leuchten sind; da also ihr Stammwort
noch auf arischem Böden den älteren Anlaut r zeigt, müssen
sie diesen früher ebenfalls besessen haben. Auch ist die E&t-
TL Die gemeinsam-europäische Entwicklung des 1. 203
*echung von sskr. lok, loka und XevactOy lat. liicas im Anlaut
r Schein, da die Wurzel sskr. ruc auf europäisehem Boden
srall dem arischen ruc entgegen als luk leuchten erscheint,
* gleiche Anlaut im sanskritischen lok und kevaato also auf
LZ andern Ursachen beruht: auf europäischem Boden hat
seinen Grund in der durchgreifenden Wandelung des ur*
achlichen ruk leuchten in luk, im Sanskrit beruhen lok und
a auf einer nur in diesen beiden Ableitungen vollzogenen
jidelung in luk, während sonst durchweg daneben ruk (mc)
tehen blieb. Man müsste demnach annehmen, dass, während
sonst ursprachlich ruk leuchten geheissen, in diesen beiden
leitungen lauk sehen und lauka freier Baum 1 angelautet
)e; eine ganz phantastische Vorstellung, da in jedem irgend
) primitiven Sprachzustande alle Ableitungen selbstverständlich
ti an die Gestalt des Mutterworts anschliessen, und erst,
on der Zusammenhang mit demselben nicht mehr gefühlt
*d, sich auch lautlich von ihm differenzüren können. !Nicht
ader ist lubh lubere ursprachlich als rubh zu denken; denn
Veda tritt die Urbedeutung „verwirren" noch hervor, und
ise berührt sich so eng mit rup brechen, stören, wirren,
8s ru-p und ru--bh nur als Derivate einer und derselben
nrzel ru ruere gefasst werden können. Femer ist lu schnei-
D, zerhauen noch, so eng mit ru verbunden, dass es sich
utlich als jüngere Nebenform zu ru verräth; es wechseln ru
d lu sogar noch in demselben Worte , wie in ro-man = lo-
ü Haar (Abgeschnittenes). Auch las begehren kann nicht
ursprünglich gelten, da es deutlich eine Fortbildung von
•m, ra-ta begehren ist, und mit diesem seinen Stammworte
iprünglich gleichförmig gewesen sein muss. Endlich lala,
[ches das Lallen, Schwatzen malt, geht, wenn auch halb
1 halb onomatopoetisch, auf rä, ran tönen, klingen, wovon
B. der Vogelname sskr. ra-lä, f. = Id-QO-g Möwe.
Untersuchen wir jetzt, ob 1 im Inlaut als ursprachlidbi und
aeinsam-arisch anzusehen sei. In einigen Fällen, wo sskr.
1 Inlaut erscheint, lässt sich schon mit Hülfe desEranischen das
h der ältere Laut wiederherstellen. So im sskr. pllhan Afilz,
glichen mit zend. ^pereza Milz. Das sskr. Wort ist stark
stellt, hat im Anlaut s eingebüsst^ r in 1 gewandelt nüA
Silbe al (=: ar) zu U umgestellt, das ZendwOrt zeigt von
204 VI. Die gemeinsam-enropäieche Entwiokliing des l
diesen Lautaffectionen nichts, nnd es lässt sich ans sskr. plfiiaa
== zend. 9pereza die urarische Grnmdform sparhan Milz YÖQig
wiederherstellen, die sich von der nrsprachlichen Basis spai^
nur durch den gemeinsam-arischen Wandel von gh in h unto-
scheidet. Ebenso ist mit Hülfe des zend. fru das sskr. plu aof
seine arische Lautgestalt pru leicht zurückzuführen. Etm
mehr berechtigt scheint 1 in alpa gering zu sein, da auchiA
XctTta-QO-g, Xanaoau}^ lit. alp-sti schwach werden das 1 an-
scheint. Allein neben dem nachvedischen alpa liegt das yedi-
sche gleichbedeutende arbha; so wenig nun beide Bildimga
für identisch zu nehmen sind, so stehen sie doch sicher ii
einem analogen Verhältniss zu einander wie lup (rup) zu luUi
lubere, und da in arbha noch das alte r erscheint, so wird
dieses auch für alpa wahrscheinlich. Bedenken wir femer, im
anlautendes ar auch im Sanskrit häufig zu ra umtritt (^
r&dh aus ardh gerathen) so werden wir selbst die Basis yon alp
noch im Sanskrit selbst mit r lautend nachweisen können in
yed. rap-as n. Schaden, Nachtheü. Für sskr. kalp scheeni
wird älteres r erwiesen schon durch das lit. kerp-ti scheerai;
für glau Ballen durch das parallele, stammgleiche gi&m
Stein (= Ballen) für hlap, altn. gjälf-r Lärm durch das d**
neben aufgeführte hrap, endlich jalp murren, nhd. kläffen, ot
eine offenbare Weiterbildung von jar rauschen, tönen und d*-
her ursprünglich seinem Stammworte conform als jar-p n
denken.
Sehen wir nun , ob das 1 im Wurzelauslaut sich irgendwie
als ursprachlich und urarisch behaupten und beweisen lasMi
Das halb und halb onomatopoetische ulu heulen lehnt sidi
deutlich an ru brüllen, und muss mit seinem Stammwfflfte
gleichförmig gewesen sein, ist also jedenfalls ursprachlich ab
um anzusetzen. Das mit dem griechischen lieXha^ TtiXafim^
lat. ex-cello, lit. kel-ti heben in der Bedeutung so auffallt
stimmende sskr. kal kalayati treiben, heben gehört durchaus
der jüngeren Sprache an; das älterie Sanskrit kennt eine Wund
kal gar nicht; es muss in kal also eine jüngere EntwicMong
eines älteren kar vorliegen, vielleicht von kar kirati, dessen
Bedeutung einen so weiten Umfang hat, und das jeden&lh
auch in sskr. kalaga Becher = xvh^^ kalana Fleck vgl. xiXattihi
schwarz, käla blauschwarz vgl. lat. cällgo zu Grunde liegt Da
VI. Die g^meinBam-earopäiBohe Entwicklung des 1. 205
die Wurzel dieser Wörter im Sanskrit durchaus kar lautet,
müssen auch die angegebenen Derivate, obgleich sie im 1 mit
eim)päischen Reflexen stimmen, in älterer arischer Zeit noth-
wendig mit r gelautet haben. Ebenso ist sskr. kalya schön,
heil = xalo-Qj xa/Ae-, germ. haila- ursprachlich als karia zu
denken, wenn es, wie höchst wahrscheinlich, von sskr. kar
cakarti rühmen, preisen abzuleiten ist, das auf europäischem
Boden allerdings als kal (xaZ-^oi, lat. cal-äre, germ. halön
liden) neben kar, bei den Ariern. aber sonst nur als kar er-
scheint. Sanskr. kulva = lat. cal-vus kahl hat zunächst nach
iosweis von sskr. khalati, khalväta Kahlkopf ein s im Anlaute
oingebüsst (denn sskr. kh ist aus sk entstanden); so werden
TRT zur Wurzel skal geführt, deren Urgestalt, wie im deutschen
seheeren, schor noch klar vorliegt, skar ist; gal abfallen,
tnofehi entspricht allerdings sehr schön dem deutschen quellen,
qnoU, dunkler i^t sein Yerhältniss zu ßdllio und lit. gul-ti
Hegen; die ältere Form gar ist .im Sanskrit noch nachzuweisen
in gar garati bespritzen, garana n. das Bespritzen = galana
Mufebid, rinnend, n. das Träufeln, Binnen, „Quellen^^ In
dar Bedeutung „abfallen^^ liegt dies alte gar auch in den alten
Ableitungnn garu ßaqv-g und sskr. giri = ksl. gora Berg vor.
Das sskr. gar girati schlingen zeigt schon im Veda die Neben-
tam gilati, gal-gal Intensiv, und ebenso erscheint 1 in dem
Derivat gala n. Kehle, das dem lat. gula, germanisch kela in
^m. 1 vöUig entspricht. Aber das ältere r wird hier durch
das zend. garanh Kehle, gareman Gurgel erwiesen, und es
ist unbedenklich einem Zufall zuzuschreiben, dass im Sanskrit
flnd auf europäischem Boden die Wurzel gar die Nebenform
gal entwickelt hat, den Luxus der Doppelform gar und gal sind
wir für die Ursprache anzunehmen nicht berechtigt, tal heben,
aehwanken erscheint in den europäischen Sprachen nur mit 1,
M Sanskrit in der ganz jungen Gestaltung tul tolaya. Dies
•teht zunächst, sei es für tval, sei es für tal, denn Wurzeln
Wf ul, oder auf ur, welche zu aul, aur gunirbar wären, ^ennt
fie ältere Sprache gar nicht. Ist aber die Vocalisation der
Wurzel tul im Sanskrit so äusserst jung, so werden wir auch
^ Auslaut 1 als jüngere Gestaltung eines älteren r fassen
dürfen. Dies wird bestä.tigt durch das Vorhandensein einer
^ten AMeitung, welche noch das r zeigt, nämlich tarala
206 VI. Die gemeinsam-enropäische Entwicklung des l " ^
schwebend, schwankend, flatternd u. s. w., femer gehen wi
der Basis tar andre Verba mit einer dem sskr. tnl, gr. «A
analogen Bedeutung aus: tar-p trepidare, tar-s t^^, rai
europäisch tram tremere. Sonach dürfen wir auch tar schiraiK
ken, heben als ursprachlich ansetzen. Die scheinbar urspradh
liehen Bildungen pala Stroh, palava Spreu, palvi Becin,
palva- Sumpf sowie pala-ta grau gehen sämmtlich auf die Wnml
par auffüllen, aufschütten (vgl. lit. pil-ti schütten) und di
diese Wurzel sonst bei den Ariern durchweg r zeigt, igt ab
ältere arische Gestaltung dieser Wörter die Form mit r anni-
setzen. Der Zusammenklang dieser Bildungen in dem 1 td
europäischem und arischem Boden ist wiederum blosser Zu&Il,
denn im Arischen lautet die Wurzel dieser Wörter sonst dnrcfc
weg wie in der Ursprache par, auf europäischem Gebiete iit
das ursprachliche par mit seiner gesammten Sippe durdimg
zu pal geworden. Die Wurzel bhal hell sein (lit. bal-ti) trifi
allerdings im Sanskrit und Europäischen im auslautenden 1
zusammen, doch lehren schon die Derivate bhar-g und bhaHt
leuchten, dass die Mittelstufe zwischen bha scheinen und bhar-g)
bhar-^ ursprünglich müsse bhar gelautet haben, mal sudefai
weist, wenn überhaupt richtig angesetzt, auf das ältere mtf
reiben zurück, für val umringen kennt das' ältere Sanskrit niff
die Form var, und ist demnach auch für sskr. ulva s= lit
volva die ursprachliche Grundform varva- anzusetzen, if^
sskr. vavri = zend. vaoiri Hülle, stala Ort, Festland it
alte Ableitung von sta stehen, die in der altem Form statt
im sskr. sthira, arۧfi-o-$ und deutsch starr nachzuweisen i*
Dagegen ist der ältere Auslaut r nicht nachzuweisen im sab)
sphal wanken, ag)dl'X(o; ebenso wenig im sskr. tala = U*
tflo , deutsch Diele und sskr. buli After = lit. buli-s Afhr«
Auf diese paar Fälle, denen sich noch der eine oder andere iMC
anreihen lassen , lässt sich meiner Ansicht nach durchaus wM
die Meinung gründen, als sei 1 schon ein ursprachlicher Laat
gewesen; denn da die Europäer massenhaft ihr 1 aus dem alM
r entwickelt haben, und ebenso das Sanskrit in seiner jüngfltt
Gestalt — doch begiimt die Umwandlung schon im VedÄ -
in sehr vielen Fällen das 1 an die Stelle des alten r gesetst M
so darf es uns doch nicht Wunder nehmen, dass in ein paif
Fällen europäisches 1 dem sskr. 1 entspricht, ohne dass i*
YI. Die gemeinsam-europäische Entwioklong des 1. 207
anskrit noch die ältere Parallelform mit r nachzuweisen wäre,
dasselbe gilt für das suffixale 1. Häufig entspricht das euro-
Gosche 1 dem sskr. r, in einigen Fällen entspricht sich euro-
äisches und sskr 1, jedoch so, dass neben dem l-Suffix im Sans-
rit noch das ältere r-Suffix vorliegt, in ein paar Fällen end-
tch entsprechen sich europäisches und sskr. 1, ohne dass die»
Jtere Suffixgestalt mit r im Sanskrit noch zu belegen wäre,
io haben wir lit. angli-s neben sskr. angära Kohle, lat. agilins
leben sskr. ajira beweglich, TLqonaXrj Kiess neben sskr. 9arkarä
Qes, d^Av-g säugend neben sskr. dhäru saugend, lat. ungula,
ientsch Nagel neben sskr. uakhara Nagel. In diesen Fällen
3t nothwendig als ursprachlich r-Suffix anzusetzen, nicht minder
la, wo europäisches 1 aUerdings arischem 1 entspricht, daneben
^doch im Arischen die ältere Form mit suffixalem r nachzu-
^sen ist. So in goth. agl-a-s beschwerlich = ved. aghala
dilimm, daneben aber das jedenfalls nahyerwandte zend.
igbra böse, femer in lat. tumul-tus = sskr. tumula Lärm
eben sskr. tum-ra schwellend, ebenso in TfaTtslö-g gewandt
^ sskr. trp^ hastig neben dem älteren gleichbedeutenden
rp-4*a, endlich im ksl. mylo Kraut i= sskr. müla Wurzel, wo-
ur im Veda noch die ältere Form müra Wurzel vorkommt.
Ss bleibt eine kleine Anzahl Wörter übrig, die auf europäischem
md sskr. Boden in dem 1-Suffix stimmen, ohne dass das ältere
* daneben nachweisbar wäre, nämlich: sskr. kapäla Schädel
= yieq>al'ij , ags. hafola m. Kopf, sskr. gavala Büflfel = ßovßalo-g,
ät bübtdu-s, bubul-cu-s, TtoUilog = sskr. pe^ala bunt, lat.
nptila == sskr. pippala, pippalaka, fnaxlo-g vgl. sskr. mahilft
3)^iges Weib, lat. merula Amsel = sskr. marala ein Vogel (?)
ttfid ksl. kozflü Bock = sskr. chagala Bock. Man könnte noch
tat- tatula Väterchen = sskr. t&tala väterlich gesinnter Mann
(♦ito täta) him^tifügen, doch erscheint lat. tatula zu evident als
Wii atif italischem Boden gewachsenes Diminutiv zu tata, als
ftws man es für orsprachlich halten könnte. Es bleiben uns
fto sieben Wörter, die in Europa und zugleich im Sanskrit
Aä l-SoiBSx 'zeigen. Aber selbst alle diese als ursprachliche
Rldimgen betracttet, sind wir noch keineswegs genöthigt, diese
*Öi8'<k5lion innerhalb der Ursprache mit 1 statt mit r derivirt
**' denken; vielmehr können wir unbedenklich annehmen, dass
in diesen Fällen nur die jüngere Wortform mit 1 im
208 VI. Die gemeinsam-europäiBche Entwicklung des 1.
Sanskrit erhalten ist, während die ältere mit r znfallig Ter-
schwunden ist. Jedenfalls wird Niemand auf diese äe\)eB
Wörter und den oben sich ergebenden Rückstand tala, W
und spal den Beweis für das ursprachliche Yorhandensä
des 1 gründen wollen. Höchstens darf man annehmen, dag
innerhalb der Ursprache der r-Laut nicht überall gleichförmi(
sondern in einigen Fällen in einer dem 1 genäherten Weis
ausgesprochen ist. Da wir nun oben gesehen, dass ein an
lautendes ursprachliches 1 nicht die mindeste Wahrscheinlich^
hat, dagegen im Wurzelauslaut und im SufiBxtheil etwas mek
für die Möglichkeit eines ursprachlichen 1 zu sprechen sduai
so dürfen wir dies vielleicht dahin deuten^ dass die dem 1 ge
näherte Aussprache des ursprachlichen r besonders seinen Säi
im Wurzelauslaut und am Wortende gehabt habe. Doch ra^
man hierüber denken wie man wiQ, jedenfalls ist das 1 di
ausgeprägter und deutlich vom r abgezweigter Laut nidit da
Ursprache, ebenso wenig der arischen Spracheinheit tost
schreiben, sondern hat sich gesondert im Sanskrit, gesonderl
in den jungem eranischen Sprachen und ebenso gesondert bd
den Europäern, als sie von den Ariern abgeschieden unter si
eine Spracheinheit bildeten, entwickelt.
Wenn man sieht, wie im jüngeren Sanskrit und erweislW
davon ganz unabhängig in einer noch viel jungem Periode den
eranischen Sprachen ein reich entwickeltes 1 sich ausbfldet, 8i
könnte man auch für die europäischen Sprachen annehiQßD
es habe sich das 1 innerhalb der bereits geschiedenen EiBi^
sprachen entwickelt und das Zusammentreffen so vieler Worts
in dem 1 auf europäischem Sprachgebiete sei also so zu sage
ein rein zufälliges, ebenso zufällig wie z. B. das europusok.
mal mahlen mit dem neupersischen malidan mahlen in den
übereinstimmt. Allein wenn die Entwicklung des europäische
1 innerhalb der einzelnen Sprachen gesondert sich vollzof^
hätte, so hätte der Wandel des r,in 1 nothwendig hier (^
dort jene Wurzel betroffen, nicht aber überall dieselbent ^
wäre dieses, dort jenes r intact geblieben, und das Basnl^
eines solchen nach den Einzelsprachen gesonderten Frocesi*
würde sein, dass zwar innerhalb der einzelnen Sprache ^
VI, Die gemeinsam-europäische Entwicklung des 1. 209
reich entwickeltes 1 vorläge, dass aber bei Vergleichung des 1
in den verschiedenen Sprachen nur sehr selten der Fall ein-
träte, dass alle Europäer in dem 1 einer und derselben Wurzel,
emes und desselben Wortes übereinstimmten. Nun liegt die
Sache aber so, dass alle Europäer in der Bewahrung des r,
irie in der Umwandlung des r in 1 wesentlich übereinstimmen ;
nur das Griechische (vgl. ^fiA/dwv = hirundo) und das Slavische
[Tgl. glasü = lit. garsa-s Stimme, vlasü = lit. varsza-s Haar)
«jhiessen in der Entfaltung des 1 ein wenig über das gemeinsam-
europäische Maass hinaus , im üebrigen stinmien die euro-
päischen Sprachen im r wie im 1 wesentlich überein. Diese
rhatsache lässt keine andere Erklärung zu als die, dass die
Entwicklung des 1 aus dem ursprünglichen r von den Europäern
in emer Periode vollzogen sei , wo sie soweit sprachlich und
national geeinigt waren, dass in ihrem Schoosse an irgend
Binem Punkte auftauchende sprachliche Wandlungen bis an die
ßrenzen des von ihnen damals gebildeten Volkskörpers gelangen
und überall Alleinherrschaft gewinnen konnten.
So stimmen sämmtliche europäische Sprachen in dem 1 in:
laghu leicht, li linere, lik lassen, ligh lecken, lip schmieren,
Ink leuchten und lug brechen ; im inlautenden 1 in : %li lehnen,
Zuhören , plat ausbreiten, bhalg leuchten, dazu in den Nomen
l^auni Hüfte, dalgha lang, valka Wolf; im Auslaute in ghal
jelb sein (arisch har-) , pal füUen sammt ihren Derivaten. Die
ilehereinstimmung aller Europäer in dem 1 dieser und vieler
anderen Wurzeln und Wörter, welche der beigegebene Anhang
a<5hweist, ist so völlig und durchgreifend, dass die Nichtbe-
ßhtung der europäischen Grundgestalt mit 1 in vielen Fällen
^ Schweren etymologischen Verirrungen führen kann. So ist
B. die an sich ja ganz ansprechende Zusanamenstellung von
• varg-r Uebelthäter, Wolf mit sskr. vrka, zend. vehrka
^dhch verkehrt , aus dem einfachen Grunde , weil der Wolf
den Europäern valka, nicht wie bei den Ariern und dem
^olke varka hiess. Das zeigt die Vergleichung von Avxo-g,
lupu-s, lit. vilka-8, ksl. vlükü, germanisch volfa- nhd.
^It Es ist also an. varg-r von diesem, auf europäischen
i^n valka- lautenden Worte ganz zu trennen und auf die
"^iianische Wurzel varg würgen zurückzuführen. Nicht minder
"Vehrt wäre es, wollte man lat. crimen, dis-crtmen auf die
14
210 VI. Die gemeinsam-europäiHche Entwicklung des 1.
Wurzel sskr. 9111 hören zurückführen. Abgesehen davon, i
wohl keinem Philologen jemals unklar gewesen, dass crii
von cemere stammt, wie dis-crimen von dis-cemere, abgese
von der griechischen Parallele xQifia von nQi-vfo = ce
scheitert die Zurückführung von crimen auf die Wz. sskr.
schon allein, aber auch völlig an dem Umstände, däss d
Wurzel auf europäischem Boden nicht ^ru, sondern l^u lau
xlv-iay lat. clueo, cliens, gloria, altirisch du rumor, lit. klav
hören, ksl. slov% heisse, slovo Wort, goth. hliu-man Gre
germ. hlA-da laut u. s. w. — Noch schlagender wird die
meinsam-europäische Entwicklung des 1 durch folgenden 1
stand bewiesen. In einer nicht unbeträchtlichen Anzahl
Fällen ist nämlich die Hervorbildung des 1 aus dem ursprii
liehen r auf europäischem Boden in der Weise vollzogen, (
neben der neuen Form mit 1 die alte Wurzel- und Won
stalt mit r bestehen blieb. UrsprüngUch hatten diese so <
standenen Doppelformen völlig gleichen Sinn und wurden
Wechselformen behebig verwendet , bald aber benutzte man
lautliche Differenz auch als Träger differirenden Sinnes
stattete die neue Wertform entweder mit einer neuen, 1?
auch mit dem Sinne der alten Wortform wohl vermittelten
deutung aus, oder wenn das alte Wort vor der Scheidun(
Formen mit r und 1 weitschichtigen Sinn gehabt, so sd
man jetzt und gab der Form auf r die eine, der Form a
die andre Bedeutung des ursprünglichen beide Bedeutung^
sich vereinigenden Wortes. Einige Beispiele mögen zur ^
anschaulichung dieses Vorganges genügen. Die alte Wd
mar heisst bekanntlich zerreiben, aufreiben, schon urspracl
ist daraus die Bedeutung (sich aufreiben =) „sterben"
wickelt. Auf europäischem Boden zweigte sich aus mar
reiben mal ab; dieses mag ursprünglich ganz wie mar
wendet sein, bald jedoch stattete man mal mit einem ganz
sondern Sinne aus, es heisst bekanntlich in allen europäi»
Sprachen „mahlen", das ist ganz speciell und zunächst 1
zerreiben, in „Mehl" verwandeln. Ebenso erwuchs aus
alten weitschichtigen Wurzel var wehren, wahren; wäl
wollen eine europäische Nebenform val. Diese wurde
Trägerin der Bedeutung „wählen, wollen", während im S
„wahren, wehren" nach wie vor die ältere Form var
Tl. Die gemeinsam-europäische Entwicklung des L 211
Gfebrauche blieb. Ebenso stattete man das aus ar erheben ent«
widelte al (aJere) mit einem besonderen Sinne aus, dessen
flerleitung aus dem Grundsinne der alten Wurzel ar wir zwar
erkenuen können, der doch aber wieder originell genug ist, um
yereint mit der eingetretenen Formyeränderung, das europäische
al alere als eine ganz neue Wurzel erscheinen zu lassen, die
im Yolksbewusstsein mit seinem Stammworte, dem für andre
Bedeutungen verbliebenen ar alle Verbindung gelöst hatte.
Bas alte ar konnte ja wohl auch hier und da fördern, pflegen
bedeuten, dem zendischen ere-thri, einer Ableitung von ar,
inrd die Bedeutung „Erziehimg^^ gegeben, umgekehrt wirkt in
lat al-tu-s hoch, das im Sinne dem zend. are-ta hoch, einem
Bedyat yon ar erheben, völlig entspricht, die alte Bedeutung
^fosL ar erheben noch nach, aber trotzdem ist das europäische
^ (lai alere 3= an. ala öl) eine durch gemeinsam-europäische
Arbeit aus dem alten ar herausgebildete Neuschöpfung, die
völlig den Werth einer selbständigen Wurzel hat. Fast noch
K^össer ist das Maass d^r von den Europäern gemeinsam auf-
gewendeten Arbeit, deren Produkt das europ. malg melken ist.
^ giebt eine ursprachliche Wurzel marg streifen, wischen,
^MOfypvfiL j deutsch marka Mark , lat. marg-o , sskr« mar)
^i'eifen, wischen. Aus dieser entstand in Europa die Neben-
yrssi malg, die ursprünglich ebenfalls streifen, streichen wie
^A^g bedeutete, wie das lit. mel^ beweist, das noch heutzutage
^^s^er „melken^^ auch streichen, streicheln bedeutet. Später
dofdi stattete man malg mit einer ganz besondem, aus „strei-
iexx<* entwickelten Bedeutung aus , es hiess jetzt insbesondere
di« Euter der Kuh streichen" =) „melken" und in dieser Be-
^'itung „melken" liegt- das Wort in allen europäischen Sprachen
^: a-/u^A^co, lat. mulgeo, altirisch do-o-malgg mubd, melg
^oh, lit. melzu (streichle) melke, ksl. mliz% melke, nhd.
Elisen, molk, gemolken. Nehmen wir hierzu noch, dass das
^^sensthema dieses Wortes „melgati" sein e einer ebenfalls
^opäischen sprachlichen Neuschöpfung dankt, so kann man
^^^dings malg praes. melgati melken als ein Wort hinstellen,
^Iches so viele Spuren gemeinsam-europäischer Arbeit an sich
^^ wie kaum ein anderes. Um noch das Beispiel eines in r und
'^orm gespaltenen Nomens aufzufuhren , erinnere ich an
^ urqMrachliche sara. Dieses hiess in der Ursprache wie im
14*
212 VI. Die gemeinsam-europäiBche Entwicklung des i.
Sanskrit: Wasser, Molke (= Milchwasser), Lake (Salzwas8e()l,
In Europa spaltete sich sara in sara und sala (sali) und &qü,
die verschiedenen Bedeutungen des alten sara nun auch an
verschiedene Lautgestalten knüpfen za können, gab man der
alten, verbliebenen Form sara die Bedeutung „Molke" (lat. serum),
die neu entstandene Form sali erhielt die Bedeutung „Salz",
wie aus aX-g^ lat. sale, cambr. hal, ksl. soU, goth. sal-ta
Sal-z erhellt.
Bei einer dritten Gruppe von Wurzeln, die in den euro-
päischen Sprachen mit 1 lauten, lässt sich die ursprachlich-
arische Grundform mit r, woraus sie entstanden wären, gar
nicht nachweisen. Zwar kami man europäisches alaya brennea
(lat. ad-ol^re verbrennen, german. aljan brennen, allda- Feuer),
wovon auch ahd. elwa- lohbraun stammt, vielleicht mit sskr.
aru-na, aru-sha feurig, röthlich, äru lohbraun zusammenstelleD,
andre Wurzeln jedoch scheinen gar keine Anknüpfung an to
Arische zu gestatten, und können vor der Hand nur als euro-
päische , das heisst auf das europäische Sprachgebiet beschränkte
Sprachelemente bezeichnet werden. Dahin gehören glubh klauben
(yXvqxa = german. kliuban) das sich zimächst an garbh kerbea
(yQCccpa) kerbe) anzulehnen scheint, plak schlagen, plangere,
plak flechten, bhlä. blasen. Unter den mit 1 anlautenden
Wurzeln mag man lad lassen an lan (goth. lann zurückweieben)
vielleicht selbst an sskr. lä = rä, geben anschliessen können,
lab lecken vielleicht an rab labi („die Zunge gleiten lassen^*),
dagegen widerstehen lak biegen und lagh liegen jedem Versuche,
sie auf ältere Formen mit r zurückzuführen.
Soll man nun annehmen , dass solche europäische Wurzeln
wie lak biegen , lagh liegen , für die -sich im Arischen kein
Anschluss findet, erst in Europa, nach der Abtrennung von
den Ariern völlig neu entstanden sein, oder dürfen wir in ihnea
Umformungen älterer r-Wurzeln erblicken, deren Reflexe nur
zufällig im Arischen untergegangen sind ? Dass auch das
Arische bedeutende Einbussen an altem Sprachgute erUtten hat,
ist unbedenklich anzunehmen; alle Sprachen haben sich eben-
sowohl durch Verlust der alten als durch Schöpfung von neuen
sprachlichen Mitteln individualisirt, und so können allerdings
europäische Wurzeln wie lak, lagh u. s. w. ursprachliche Wurzeln
repräsentiren, deren Nachkonmien sich nur im Arischen nicht
•VI- Die gemeinsam-europäische Entwicklung des l. 213
Aalten haben. Auf der anderen Seite ist aber auch wohl
iiner Sprachperiode von relativ so hohem Alter, als die der
Buropäischen- Spracheinheit, das Vermögen neue Wurzeln zu
jchaffen vielleicht nicht unbedingt abzusprechen. Doch wie
man hierüber auch denken möge, jedenfalls beweisen auch diese
I-Wurzeln der europäischen Sprachen, deren Reflexe im Arischen
dicht vorhanden sind, für gemeinsam-europäische Arbeit an
ier Sprache: sind diese Wurzeln bloss Umbildungen älterer r-
iVurzeln, so ist diese Umbildung, sind sie Neuschöpfungen,
jo ist diese Schöpfung selbst gemeinsam-europäischer Thätig-
ceit zuzuschreiben.
Auch das suffixale 1 , wie es auf europäischem Boden auf-
ritt, weist die Spuren einer europäischen Spracheinheit unver-
kennbar auf. Es sind nicht bloss ursprachliche Bfldungen
ttit r-Suffix in solche mit 1 umgelautet, wie &r]Xv'g = sskr,
Ihäru, europäisch naghala = sskr. nakhara Nagel, europäisch
aighlä, = sskr. mihira Wolke, europäisch saval, savalia =
skr. svar , sürya Sonne, sondern auch neue Wortbildungen mit
■Suffix geschaffen, wie aks-lä, Achsel (von aksi Achse), kasala
ksel, nebhala Nebel (von nebhas vicpog). Besonders bedeutsam
t aber die Verwendung des 1-Suffixes zur Deminutivbildung,
iese geht den arischen Sprachen völlig ab , lässt sich dagegen
allen Sprachen Europas reichlich belegen, und darf daher
r eine Bildung derjenigen Periode angesehen werden, wo die
inen der europäischen Völker noch zu einer Sprach- und
►Ikseinheit verbunden waren. Es genüge hier an -vXXioVy
,. -ulu-8, -ellu-s, cambr. epawl Füllen (d .i. epäl von epo- Pferd),
-ely-s u. s, w., nhd. -el und -lein zu erinnern. Wenn wir
B. lat. porculu-s, porcilia, lit. parszeli-s Ferkel, ahd. farheli
nhd. Ferkel mit einander vergleichen, so ist gar kein Grund
zusehen, warum wir nicht ein Deminutiv par^ala, par^alia
rkel bereits der europäischen Spracheinheit zuschreiben sollen,
enfalls ist die Deminutivbildung durch l-Suffix eine charakteri-
sche Eigenthümlichkeit der europäischen Sprachen unseres
unmes; in den arischen Sprachen ist von der entsprechenden
rwendung des r- (oder sskr. 1-) Suffixes keine Spur vorhanden.
1 im Wortschatz der europäischen
a) Im iMlait.
la läyati bellen; schwatzen, tönen.
gr. in Xa-^-ffMöwe, X^-^-^ Geschwätz, IfiQi-io schwatze. — lat. la-trire
beüen (gebildet wie ßwnQ^to von ßotio}, xalutrQi» Ton nnXi», Stamm xo-
Ua-y lit. amb-tereti knarren von amb-yti oder krank-iereti, etwas kräch-
zen von krak) , vielleicht auch in la-men-tu-m Klage, -j- lit. loja, loti s:
lett. laju, la-t bellen, schimpfen. — ksl. laj%, laja-ta bellen, schimpfen. -
goth. laian, lai-lö schimpfen, schmähen.
Vgl. sskr. rä, rayati bellen, anbellen, abhi-ra anbellen, ran, ran, ran-ati
klingen, tönen, ran-ita klingend, tönend, n. Geklinge, Getön, G^esinmne.
<
lä alä alalä Halloh, Hurrah, Interjection des
Ansmfs (mit Anklang an lä tönen).
dlaXa f. vgl. ileXiv. -f- ksl. ole, bulgar. olele Ausrofe. — a^<
lä = engl.lo Interjection o!, ags. hö lä = nhd. holla! Halloh l
Vgl. sskr. re, are, arare Interjectionen des hastigen Bufens.
lara m. ein Vogel.
XttQo-i m. Möwe, vgl. ksLI ranl souitus und sskr. ralä f. ein Vogel
lala malt has Lallen.
Idk-o-s lallend, schwatzend, Xod-^oi schwatzen, Jidlla-^ pl 1
murmelnde Bachkiesel. — lat. lall-u-s m. laUu-m n. das Lalle&
+ lit. lal-oti lallen. — nhd. lallen, Gelall.
Vgl. sskr. lalalla onomatop. vom Laute eines Lallenden. Schau-
malend mit Anklang an lä la tönen, bellen n. s. w.
(Von las = ras schreien:)
lasta Lästerung, Schmach.
Xdc&n f« Lästerung, Schmach, laad'-aivai schmähe. -(^ an. lart
n. vituperium, vituperatio, lasta vituperare, last-sam-r schmäh-
sam; as. lastar, ahd. lastar n. Schmähung, Spott, Hohn; Straf-
bares, Sünde, Schuld, nhd. Laster.
& in Ida&fj scheint phonetisch für t.
1. lak biegen, beugen, vertiefen.
XdxX'O-g m. Vertiefung, Grube, X^x-og n. Xex-avtj f. Schüssel, Mulde, Ux-
Qi'-s, X^x^to-s quer, Xo^^o-s verbogen. — lat. lac-u-s m. , lac-üna f. Ver-
tiefung, lanx f. Schüssel, lic-inu-s krummgehörnt, ob-liqu-u-s, li-mus,
VI« Die gemeinsam-europäische Entwicklang des L 215
== Xo^os. -|- lit. lank-a f. Vertiefung, Thal, Wiese, link-ti sich
1, krumm werden, lank-ti beugen. — ksl. l^k-i^, l^^-ti beugen, bie-
^k-a = lit* lanka Wiese, Sumpf, l^k-ü krumm, l%k-a m. Bogen.
2. lak, lank erlangen, erhalten; yerhält sich zu
lak wie nam erhalten zu nam bet^n.
kayx^nvu, i-lax-ov erlangen. -}- ksL po-l^ci|, po-l§6-iti Xay/d"
v€tv y mit jüngerem u = % luc-% lu6-ati erlangen. -|- lit. per-
lenk-i-s m. was einem zukommt, Gebühr, altprenss. per-länk-ai,
per-lank-i es gehört, gebührt. .
3. lak belisten, bestricken, zu 1 lak wie vag be-
trügen zu vag krumm gehen.
lat. lax List, Betrug, pel-lax, lac-io verstricke, verlocke mit ad-,
de-, e-, il-, per-, )aqu-eu-s m. Strick, -f- ksl. l%k-a f. Bausch,
Biegung (1. lak); List, Trug, l^c-^i l^c-ati fangen, bestricken,
po-l^cl f. laqueus. — lett. lenk-t auflauem, nachspüren.
lakma Sumpf, Pfütze, eigentlich „Einsenkung"
von 1 lak.
lat. lama für laoma f. Sumpf, Pfütze, -j- ksl. lomü für lokmü m.
Sumpf, Tgl. lit. lekmene f. Pfuhl , Pfütze. Das Gebirge Aaxfio^v
hat seinen Namen davon, dass es eine grossartige Einsenkung
bildet. — Lett. läma f. Pfütze, Qmbe, Niederung ist aus dem
Slav. entlehnt.
twa ZU lit. lak läkti fliegen:)
lankiä f. aus lanka f. Lanze.
loyxn fo Lanze. — lat. lancea f. Lanze, -f- ^bI. l%sta (= l%]ga)
f. Lanze.
lagh liegen.
1 t'l^^a legte, k-U^dfiijfif legte mich, Ux-os n. Bett, Lager n. t. w.
lec-tu-8 m. Bett. — altirisch lige (torus, lectus). + ksl. 1^-% le^-ti
igen, liegen, ruhen, schlafen. — lit. lig-a f. Wiege. — goth. lig-
f, liegen, caus. lagjan legen. Vgl. auch cr-Ao/o-; Gatte und ksL
L consors tori, altpreuss. las-in-a er legte (laz).
lagha (lägha) Liegen, Lager, Lauer, Hinterhalt.
Xoxo'-g m. Lager, Liegen; Lauer; Hinterhalt, Xo;ifo-ai belauem,
nachstellen. + ^s^* i^^ 8%-loga s. sam-lagka. — ahd. läga-f. Lie-
gen, lauerndes Liegen, Hinterhalt, Nachstellung, lägdn, lägen,
mhd. lägen auflauern, nachstellen.
samlagha consors ton, Gatte, Gattin (sam-|-
lagha).
aXoxo^ m. f. consors tori. -|- ksL s^lOgü adj. consors iori.
216 VI. Die gemeinaam-europäiBche Entwicklung des I.
laghas n. Bett, von lagh.
X^X^s n. Bette. 4- ^^1. loze n. Bett, sodann Mutterschooss, lo-
zes-Ino n. Schooss ,,deriyandum est ope 8a£Fixi -Ino a themate
loze, quod olim genetivum habnit loiese." Miklosich s. v.
laghta Bett, von lagh.
lat. lectu-8 m. Bett, lect-ica f. Sänfte. -|- altpreuas. V. lasto f.
Bett, Kat, lasta-n, lasti-n acc. sg. vgl. lit lasta f. Mastnest der
Hühner.
laghtra n. k^xT^jor, von lagh.
X^XTQO'V n. Bette, Lager. -■{- an. lattr, 14tr n. g. lattr-s Bette,
Lager. Ahd. lehtar heisst „die Nachgeburt^^ wohl als Bette,
Lager des Kindes im Mutterleibe.
laghra n. Lager, von lagh.
XtcyQov ^ XayQog, xQaßßaxiov, Hesych. s. Curtins 183. + goth.
ligr, ahd. legar, mhd. leger n. Lager.
lagh, lagha Festsetzimg, Lage, Bedingung, Gesetz.
lat. lex leg-is f. col-lega, leg-are, lega-tu-s — oskisch llgu- lex
= germ. lagha. -{- an. log pl. n. Gesetz, gesetzlicher Verband,
gesetzliche Gemeinschaft pl. zu lag n. Ordnung, Stellung, Ge-
meinschaft, üt-lag-r exlex, lags-madhr Gefahrte vgl. coUega,
ags. lagu f. lex, jus, as. lag pl. lagu n. statutum, decretam.
Mit der Länge in lat. lex stimmt an. üt-laegr (d. i. ut-lag-ja-s),
exlex neben ütlagr, üt-laegdh neben üt-legdh f. Zustand einei
üt-lagr.
2. (lagh) langhati springen, eilen, vorwärts kommen.
lat. in longu-s lang jb. langha. — altirisch lingim salio (besser zu lig
springen?). -\- mhd. lingen lang vorwärtsgehen, nhd. ge-lingen, gelang,
gelungen, ags. lung-re leicht, germ. lungana Lunge (die leichte), germa-
nisch lih-ta leicht (für linh-ta).
Vgl. sskr. ra&h ramhati springen, eilen, sskr. langh langhati spiingen,
eilen, vorwärtskommen.
Sskr. langh bedeutet auch „übertreten, überspringen, missaohten", doch
ist unwahrscheinlich , dass diese eigenthümliche Begriffsentwioklong eben-
falls in i'X^y/oi schmähen, überführen vorliege; besser stellt man wohl
iXiyx^ zu as. lahan log schmähen.
langha lang.
lat. longu-s lang. -f~ goth. lagg-a-s, an. ags. lang, ahd. lang,
lank, nhd. lang.
laghu compar. laghians superl. laghista leicht,
gering.
i^Xa/v-Si i'Xaaawv, i^Xa/iCTo^ leicht, geringfügig. — lat.levi-8
YL Die gemeinsam-europäische Entwicklung des 1. 217
(aus legv-i-8), levior, levissimus. — altirisch laigiu, lugw, oom-
par. minor (Grundform lagiu). + lit. vgl. lengv-a-s leicht. —
ksl. llgn-kü leicht, ligo-ta f. Leichtigkeit (altes u-Thema).
Vgl, sskr. raghu rennend; leicht, compar. raghiyaÄs und laghu,
laghiyafis, laghishtha rasch, schnell; leicht, gering, wenig, gfe-
ringfugig.
laghutä f. Leichtigkeit.
ksl. llgota f. Leichtigkeit.
Vgl. sskr. laghuta f. Leichtigkeit.
ksl. ligo-, llgükü beruhen auf älterem u-Thema.
lad lassen.
lat. las-su-s für lad-tu-s lass, matt, müde. + goth. letan, lai-lot lassen,
lai-a-s lässig, träge, faul, lat-ein- f. Lassheit, Beschwerde, lat-jan lässig
machen, aufhalten, vgl. lit leidmi lassen.
(Von lan vgl. goth. af-linnan lann zurückweichen und
ka &iiv (ir< 1^0 verborgen sein, lat. la-te-o, latöre:)
.lana lenis, gelind.
lat. leni-s. 4* ^ett. len-a-s gelind. — ksl. ISnü seguis, piger.
Oder Grundform laina und zu li linere?'
lenta nachgebend , lind.
lat. lentu-s Grundbedeutung: nachgebend. + ht. leta-s blöde,
dumm, einfältig; langsam, träge, feig. — as. lithe, ags. lidhe,
ahd. lind (Stamm linda-) und lindi, mhd. linde weich, zart,
dünn, nachgiebig, gelind. Vgl i-Xivv^-to.
1. lap leuchten, glänzen.
Xafjin^it} leuchte, Xa^n-qo^. — lat. lympha, limpidus. + lit. lep-snä f.
Flamme, altpreoss. V. lop-i-s Flamme.
2. lap tönen, klagen, jammern.
o-X6<ffV-g m. olxrog, iXiog, d^Qfjvog Hesych., 6Xo<fv-Sv6'g jämmerlich, dAo-
ifv-^ jammern. — lat. lä-mentu-m für lap-mentum , läment-äri. -f- vgl.
mit r ksl. rup-ütü m. Gemurr, Getön.
Vgl. sskr. rap, rap-aii schwatzen , flüstern , pra-lap hervorschwatzen, jam-
mern , vilap klagen, jammern , intens, lälap-iti plappern ; wehklagen, jam-
mern, lapita n. Geschwätz, Gerede, vi-Iapita n. Jammern, lap-ana n.
Mund, läp-in sprechend, verkündend; jammernd, wehklagend.
3. lap, lup schälen, die Haut, Kinde abziehen.
lin-vi schäle ab, kin-og Schale, Hülse, X^n^-g rauh, schuppig, Xin-^
f. Aussatz, Un-vQo^ n. Schale, Hülse, Xon-ö-g m. Schale, Kinde, Hülse;
Haut, Fell u. s. w. + lit. lupü, iüp-ti schälen, schinden. — ksl. lap-lj%
lup-iti dass., vgl. ahd. louf-t, lof-t äussere Nussschale, davon nhd. „lüf-
ten*'; auch lat. lib-er m. Bast. Dazu lit. lapa-s m. Blatt, Laub, kal. le-
318 VI. Dia gemeinsam-eiiropäisohe Entwicklung de» L
penl m. Blatt, Lftub, goth. laufa- n., nbd. Lftab (ans laba mit Entwick-
hing von a yor b; wie in haubid Haupt = lat. oaput.
1. lab, lap lecken, schlürfen.
Xmx-Tm, U^Xatp-a schlürfen. — lat lambo, lamb-ere leoken. + altpreon.
V. lap-ini-8 m. Löfifel. — an. lep-ja, ags. lap-jan, ahd. laffan, mhd. laffen
st mhd. leffen, schw. lecken, sdilnrfen, an. lep-il-1, ahd. leff-il, mhd.
lefif-el m. Löffel, ahd. mhd. lef-s m. Lefze, Lippe.
labiä f. Lippe.
lat. labia, labea f. labin-m n. Lippe. -|- ags. lippa (für lip-ji),
mhd. lippe, nhd. Lippe f. Lit. Iup4 f. Lippe ist wohl aas dem
Deutschen entlehnt
labra Lippe, von lab.
lat labni-m n. Lippe, -f" m- lepor-& pl. ahd. leffnr m. lippe.
2. lab niederhangen, gleiten, £»llen.
hoßi) f. Schandfleck, Schande, Tgl. lat. 14b-e^ f. Fall, Schandfleck, labor,
lap-8u-s sum, läbi, labe-facio, lab-are. -(^ vgl. ags. limpan Eofallen? lit
rambu-s trage ist zu ram ruhen zu stellen (also ram-f-bu-s).
Vgl. sskr. ramb rambate schlaff herabhangen = lamb lambate niede^
hangen, gleiten, fallen.
labh fassen, nehmen, gewinnen.
Xufp'vqo^ n. Gewinn, Beute, lafiß-avta^ Ir^xffOiiM^ i^Xaß-oPy rf-iiif-«
nehmen, Ao^-iJ f. Grifi, Handhabe, kuß-qo-g heftig, ungestüm. — lai
(rabo, rabere wüthen, rasen, rab-ulu-s, rab-ula m., rabi-du-s, rab-ie-si
rabi-6su-s; rob-ur, rob-us m. Härte, Starke; Eiche, doch vgl. ksl. chrob-
ra fortis [chrob = srab] robus-tu-s) labor m. Arbeit, Ml^e. -f* ^t^ ^
a-s gut, sbst. Gut, lob-i-s m. Besitz, Habe. IMe ältere Grundform fW
rabh ist zweifellos arbh, auf diese weisen sskr. rbh-u anstellig, geschiekt,
dXfpaivm einbringen, gewinnen, olßo-s m. Besitz, Habe, goth^ arbai-thi =
ags. eardfodh £ Arbeit, Abstract von einem Yerb arbai, vielleicht aneh
ksL rabü m. Diener, wovon rabo-ta f. Knechtsdienst, Dienst. Mit sskr.
rabh-asa von lebhafter Farbe, stechend, grell vgl. lat albus weiss.
Vgl. sskr. rabh, rabh-ate fassen, umfassen, ärabh anfassen, sich festhal-
ten an; Fuss fassen; erreichen, anfassen = sich an Etwas machen, be*
ginnen, sam-rabh anpacken, habhaft werden, med. pass. erfasst werden
= in Aufregung gerathen , sam-rab-dha aufgeregt, zornig, wüthend,
rabh-as n. Ungestüm, Gewalt, rabh-asa wild, ungestüm, gewaltig; von
lebhafter Farbe, stechend, m. Ungestüm, Gewalt, rab-iyafts, mbh-isbtha
überaus ungestüm, rbh-u anstellig, geschickt, labh, labhate = laUf
rabhate erwischen, fiusen, antreffen, finden; erbalten, bekommen; be-
^teen, haben, lambh-a m. das Finden, Wiederfinden; Erlaugnng, Wiä-
dererlangung, lambh-ana n. dass., läbh-a m. das Finden, Antreflen; 6**
komnen, Kriegen, Erlangung; Gewinn, Yortheil.
YL Die gememsam-eoropäische Entwicklung de8 I. 219
larda schief.
xfo-; einwärts gebogen, -f" ^hd. lerz, Inrz link, nhd. lurs-en betrügen.
las lasati, intensiv lalas begehren, verlangen.
= laao) will, intens. XiXa-Cofiai begehre, Xdö-TavQO'S' »CvaiSog, —
uh. las- tu- s m. Lust. Lat. lasc-ivu-s üppig, böhm. laska f. Liebe, Huld,
raus lit. loska Huld wohl entlehnt, ksl. laska f. Schmeichelei, lask-
i schmeichlerisch, lask-aja, laskati schmeicheln weisen auf ein enro-
isches laska. las stammt von ra lieben und ist im Grunde mit iqaa^
Iga identisch.
1 sskr. lash, lashati und lashate, lash-yati und lash-yate begehren,
rlangen haben nach (accus.), lash-ana begehrend, läsh-uka begehr-
h, habsüchtig, vom Intensiv lälas stammt lalas-a heisses Verlangen
gend , begierig nach ; sskr. las lasati strahlen , gl&nzen , prangen ; er-
lallen, tönen (in dieser Bedeutung = ras, rasati tönen) spielen, sich
gnügen, sich der Freude hingeben (in dieser Bedeutung = lash, lash-
= lato.)
laska Lust von las.
lat. lasc-ivu-8 lüstern, üppig. -^ ksl. laska f. Schmeichelei, böhm.
loska Huld. An. elska f. Liebe gehört zu a^an (Grundform
aliskan-).
li praes. lina und liya giessen, begiessen, bestrei-
chen , betünchen.
'chisch nur dialectisch bei Hesych. dUvuv' dXiiip€iv und dXZvai (aor.)
i€i\pai und kn^uXlvat' inakeirpai^ S. Gnrtius, Grundzuge 677. — lat.
, li-vi, le-vi, li-tum, linere und lin-io, lin-ire beschmieren, tünchen,
ira f. li-mu-s m. li-tus n. Gestade, le-tu-m Auflösung, Tod. + lit.
, lyja, ly-ti regnen, ly-tu-s, le-tu-s m. Regen; le-ju, le-ti giessen,
äend bilden, formen, le-ta-s part. gegossen von Metallen, lejika-s m.
eer, z. B. Gelbgiesser, lai-stau, lai-styti oft giessen, begiessen; be-
Ten, betünchen (eine Wand)., wie lat. linere, le-mfi, gen. lemen-s m.
ihs, Statur, eigentlich „Guss". — ksl. löjq lijja-ti giessen. — goth.
liu-s m. Obstwein.
ved. ri, ri, riyati, rin-äti, riyate frei machen, laufen lassen, apas
IVasser; losmachen, lösen, abtrennen, med. sich auflösen, in Stücke
3n, ins Fliessen gerathen, part. pL ri-na in Fluse gerathen, fliessend,
-rina zusammengespült, ri-ta f. Strom; Lauf, Strich, Linie; Art, Wei-
re-nu m. Staub, Staubkorn (von ri sich auflösen), re-ta» n. Guss,
fem; jüngere Form von ri ist li, linati, layati, liyate (nur dies« zu be-
»n) sich (angiessen =) anschmiegen, andrücken; stecken bleiben, stok-
; sich anheften =r sich setzen , kauern, hocken ; schlüpfen in , ver«
winden, vi-li zergehen, sich auflösen, schmelzen, part. üna = rina,
-a m. das sich Anheften, Ankleben, sich Ducken, Eingehen in; Un-
^ng, lay-ana n. Rast, Ruhe, lay-aka m. nom. agentit von li; vgl.
d. ri, in beschmutzen.
220 YL Die gemeinsam-europäische Entwicklang des 1.
laima limus von li.
lat. limu-8 m. -f* ^^- ^^™ ™' Bindemittel, besonders Kalk, agi.
lim m. Bindemittel, Leim, engl, lime, nhd. Leim m. undag8.la]n
m.* (d. i. laima-), ahd. leim m. , nhd. Lehm (niederdeutsche Fom)
m. argilla, lutam, limus. An Entlehnung ist nicht zu denken.
(Lautlicli geht auf li auch :)
laiva link.
Xitio-g (für laiso-g) link. — lat. laevu-s link. + ksl. Ißvu linL
lik praes. linkati und laikati lassen, räumen, frei«
lassen, überlassen, preisgeben, hinterlassen; lassen
= hingeben, feilhaben.
Im- XiintOy JU/t//(o, tl-Xm-ov lassen, Xom-o-s übrig. — lat. linquo, li
lic-tum lassen; lic-ere feil sein, lic-et es ist feil, steht frei; lic-ere
auf, lic-ens frei, lic-itu-s gestattet, erlaubt, licit-äri bieten auf, lixa bl
Marketender (= feilhabend) auch wohl lic-tor m. (evulgator). + altirisch
lec (aus linc wie set via aus sint — goth. sintha-) sinere, leic sine, leicd
sinit. 4" lit. lekü, lik-au, lik-ti lassen, verlassen, laik-a-s m. Zeit, Frist,
leka-8 übriggeblieben; preuss. po-linka er bleibt (vgl. lat. linque-re). -
ksl. lic-% lic-iti nuntiare, evulgare = preisgeben. — goth. leihvan, laihT,
nhd. leihen = überlassen.
Vgl. sskr. ric, rinakti, riiikte, recati fut. rekshyati räumen, leeren; frei-
lassen, überlassen, preisgeben; hinterlassen; hingeben; feilhaben, part.
rikta adj. leer, rek-u leer, öde, rek-nas n. ererbter Besitz; Eigenthimi)
Habe; Werthgegenstand >- zend. raekhnahh n. dass.
likta gelassen part. pf pass. von lik.
lat. lictu-s in re-lictu-s. -{- lit. likta-s gelassen.
Vgl. sskr. rikta adj, leer (= geräumt) ud-rikta, vi-rikta part.
pf. pass. von ud-ric, vi-ric.
laika übrig, von lik.
Xomo-g übrig. + lit. leka-s , at-leka-s übrig, übriggeblieben, at-
laika-s, pa-laika-s m. der Rest, das Uebrige. Doch goth. laiba
f. Ueberbleibsel , Rest gehört zu lip w. s.
Vgl. sskr. ati-reka m. Ueberschuss, Ueberbleibsel, Uebermass.
lig laigati hüpfen, springen, beben.
i^Xe-XiCoi (d. i. i-Xe-X^y^^ai) erzittern , beben machen , med. vibriren. zittern,
beben , Intensiv zu lig. — altirisch liugim ich springe vgl. die altgalliscfaen
Lingones (nach Ebel). ■•\- lit. laig-yti umherhüpfen, sich lustig tummeln,
lett. lingsmas = lit. linksmas heiter, froh, lustig. — goth. laikan lailaik
springen, hüpfen, aufhüpfen, laika-s m. Tanz, daraus mhd. leich m.
Tanzlied, Leich.
Nach Bugge wäre lat. ludere alt loidere als loig-dere aufzufassen.
VL Die gemeinsam-europäische Entwicklung des 1. 221
I. sskr. rij rejati act. hüpfen , beben machen , rejate med. hüpfeiJ^
}en, zittern, zucken, caus. rejaya erzittern, beben machen.
ligh laigliati lecken.
', h^x^ lecken. — lat. ling-o, lig-urio lecke. — altirisch ligim ich
ke. + lit. leziü = ksl. liz^ {— lizj^), lez-ti und laii-aü, laiz-;fti
ken. — ksl. liz-^ liz-ati lecken. — goth. bi-laig-6n belecken , ags. licc-
i lecken.
1. ved. rih, rih-ati und relhi = reh-ti lecken, belecken, liebkosen,
ens. reriha und rerihya wiederholt belecken, küssen, sskr. lih, ledhi
ken.
1. lip, limpati fut. laipsiati schmieren, salben, kleben.
i/y-w, tt-Xe(\p(Oy d-Xri-Xitf-a beschmieren, bestreichen, besalben, X(n~a
t, Xin-aQo-g fett, blank. — - lat. lipp-u-s trieföngig. + lit. limpü, lip-ti
ben, haften, lipu-s (= sskr. ripu) klebiig, haftend, lip-au, lip-yti
. kleben, bekleben, ankleben. — ksl. löpü, pri-lÖpü m. Salbe. — goth.
>an, laif, libans in bi-leiban (kleben, haften und so) bleiben, laiba
(was haftet) üeberbleibsel; lik Xf^Trw, womit man leiban gewöhnlich
ammenstellt , wird im Goth. durch leihvan leihen reflectirt.
l. ved. rip schmieren, kleben; anschmieren soviel als betrügen, api-
ba verklebt soviel als erblindet vgl. lat. lippus, rip f. Betrug, Kniff,
•u betrüglich m. Betrüger, später Feind, rep-as n. Schmutz, Fleck,
r. lip, limpati, fut. lepsyati beschmieren, bestreichen; besudeln, ver-
einigen , part. lipta = ripta beschmiert ; besudelt.
laipa Schmier, Salbe, von lip.
d~Xonpri Salbe. + ksl. löpü m. Vogelleim, pri-15pü ra Schmier,
Pflaster.
Vgl. sskr. lepa m, das Bestreichen; Schmier, Teig.
2. lip begehren.
, Begier, XCn-xofxai begehre, -f- preuss. Kat. pa-laip-s Gebot, pa-
ritwei begehren, po-laip-insna-n acc. Befehl, lit. Ißp-ti befehlen.
(Auf lis , das im german. Itsan lais lisans , lais-ti
Leiste, lis-ti List u. s. w. vorliegt, geht:)
laisä f. Beet auf dem Acker, Furche, Geleise.
lat. lira f. Ackerbeet, Furche, Geleise, de-liru-s entgleisend =
unsinnig. -|- altpreussisch V. lyso f. (= lis&) Beet auf dem
Acker; lit. lyse (= lys-ja) f. Beet, Gartenbeet. — ksl. löcha f.
Beet auf dem Acker. — ahd. leisa, mhd. leise f. Geleise, Furche.
L. lu lösen, abtrennen, abschneiden.
>, X^-Xv-^a lösen, Iv-to-j, Xv-tqov n. Lösegeld, Xv-at-g, Xv-rr^q, Xth-a^
-V dor. ioto-r, X^o-v n. Saatfeld, Grundform Xaß-^o eigentlich das su
leidende vgl. sskr. lavya und lävya was geschnitten werden muta;
222 VI. Die gemeiniam-eoropäische Entwicklung des L
Kit Xmov Sichel (bei Ap. Rhod.) vgl. sskr. lavi, lavitra, lav&naka Sichel. —
lat. fe-luo und so-lvo, so-lü-tum, so-lütus lösen, -f" li^ liau-jn, liao*ti
aufhören vgl Xveiv beendigen z. B. in XvaC-fiaj^os Kampf beendigend, lit.
lav-ona-8 todt. — goth. lu-na- n. Lösegeld, Xvtqov, YgL lu erbeuten,
gewinnen (-= schneiden, emdten).
Dazu an. lyja, lü-dha stossen , zerstossen, ermatten (vgl. Xvetv yvia) lui
m. Ermattung, lüinn gebrochen, ermattet, femer germanisch las (liuaan
laus lusans), nhd« ver-lieren, Yer-iust u. s. w.
Vgl. sskr. lü, lu-nä-ti, lu-noti schneiden, abschneiden , serbauen, zer-
reissen = ru zerschlagen, lo-man = roman Haar.
lava \oder ähnlich) Sichel.
XaiO'V (=: Xa^io-y) n. Sichel vgl. Xrjfio^ iXifsu^-^) n. Saatfeld
(das zu Schneidende). -{- an. Ijär oder le m. Sichel (Grundform
liva- nach Bugge).
Vgl. sskr. lavi m. lavänaka m. lavitra n. Sichel.
2. lu gewinnen, erbeuten (schliesst sich vielleicht an h
lösen an).
Xri^-iS^, Xvjts f. Beute, Xi^a für Xi^-ia f. dass. s. laviä, auch dno-Xav-m
geniesse, XhhUov, Xt^o^, — lat. Lav-erna f. lü-cru-m n. -|- ksL lov-ü m.
Jagd, Fang, lov-lj%, lov-iti jagen, fangen, erbeuten. - goth. lau-n-a n.
as. Ion n., ahd. mhd. Ion m. n. nhd. Lohn.
laviä f. Fang, Beute.
X€£a für Xejrut f. Beute, -f ksl. lovlja f. Jagd, Fang, Beute, lovü
m. dass.
(Vielleicht von lu waschen = Ao/w, lat. luere, ger-
manisch in lau-ga Bad?)
luta Schmutz.
lat. lutu-m n. — altirisch loth Schmutz, auch in altgallisch
Lutetia , Luteva. 4- li^* lutyna-s m. lutyne f. Pfuhl , Lehmpfatze.
luk laukati leuchten.
Xvx-^o^g m. Leuchte, Xvy-io-g weisser Marmor, Xvy-dn f. Weisspappel,
UvH-Q-q licht, weiss. — lat. luc-ema f. luc-e-scere, lü-men für lüc-men,
lü-na für lüc-na, lue-, alt louc- f. Licht, lüci-fw, lüci-du-s, lüc-ere, lücu-
bru-m, lücubr-äre, lüc-ul-entu-s. -f- goth. liuh-atha- n. Licht, Schein; as.
lioh-t, ags. leoht, ahd. lioht, mhd. lieht, nhd. licht, davon goth. liuht-jan
leuchten, as. lio-mo n. Licht, Glanz = lat. lümen, goth. lauh-muni t
leuchtendes Feuer, Blitz, lauh-atjan leuchten. — ksl. lu-na f. Mond =
lat. lüna, Iu5-I m. Licht, luca = luk-ja f. Strahl, Mond.
Ygi. sskr. mo, rocate act. scheinen, leuchten lassen; med* scheiiisD,
leuehien, hen sein, prange (gut, schön, scheinen =r g^faUittinaohvedisek),
rok-ma m. Goldechmuck, n. Gold, ruc, mci f. HeUe, Licht, Glani, me-
YL Die ^meinBam-europäisohe Entwicklung des 1. 223
ra hell, glänzend, prächtig, schön; gefallend, angenehm, roc-ana licht,
oc-is n. Licht, Glanz.
luk- Luchs (von luk leuchten , „helläugig").
^vy^ g. Avyxog m. Luchs (aus Ivx^o wie nvv^ aus nvscv^,) -(- lit.
luszis m. — ahd. luhs st. m. 2 , schwed. 16 m. f. n. nach Bugge
Zeitschrift XX, 1, 10 für luh, loh. — preuss. luysi-s Luchs.
lauknä f. Mond.
lat. lüna für lücna f. Mond. -{- ksL luna (fSr lauk-naV f. Mond.
Vgl. Xv^vo-g m. Licht, Leuchte.
luks leuchten.
lat. in-lus-tri-s fär in-lux-tris. + altpreuss. V. lauxno-s Gestirne
s. lauksna. — ags. lioxan, liexan, lixan, leuchten, an. Ijös n.
Licht, Ijos-s licht.
Vgl. sskr. ruksha glänzend , strahlend , zend. raokhshna glänzend,
m. Glanz.
lauksna leuchtend.
altpreuss. lauxno-s Gestirne. — ahd. liehsen adj. licht.
Vgl. zend. raokhshna glänzend.
lauk laukati, sehen, schauen.
livx-^ Uvaaei = Xavx-JH sehen, schauen. -|- lett. lük-6t sehen,
schauen, lük-s m. das Korn an der Flinte; lit. luk-eti, lük-urti
und laük-iu, laük-ti warten, harren (= aussehen nach). Offen-
bar aus luk entstanden.
Vgl. sskr. lok, lok-ate erblicken, gewahr werden, anschauen,
caus. lokaya dass. locaya, betrachten (im Geiste), loc-ana er-
hellend, erleuchtend, n. Auge.
lauka m. (Ausblick) Lichtung, freier Raum,
lichtes Gehölz.
lat. lücu-s, alt louco-s m. Hain. 4* lit* lauka-s m. das Feld, der
Acker, das Freie im Gegensatze des Hauses. — ahd. loh, mhd.
loch, 16 gen. lohes m. n. niedriges Holz, Gebüsch.
Vgl. sskr. loka m. freier Raum, das Freie, Raum überhaupt;
Ort, Platz, Stelle, lokam kar Raum , Luft schaffen (später "Welt,
Leute, Weltlauf, Leben).
lauka licht , weiss , von luk.
Xivxo^ licht, hell, weiss. -\- lit laüka-s weiss, speeiell mit weissem
Fleck, blässig.
Vgl. sskr. roka m. Licht, Helle, roca adj. leuchtend.
laukman m. n. Glanz, Licht.
lat. lümen n. Licht (für loucmen). -f" ^^* Ijomi (d. i. leuhman-)
m. Strahlenglanz, ags. leoma m. Glanz, Licht vgl. goth. lauhmuni
f. Blitz.
224 VI. Die gemeinBam-europäische Entwicklung des L
lug lugati , brechen , biegen , auch brechen = krl
mitnehmen, Schmerz bereiten.
Xvy^-g m. biegsame Ruthe, Xvy-Qo-g, levy-akäo-g. — lat. lüg-ere, luc-ta-s
ID. 4' ^it. hizü. luziu. lüz-ti brechen intrs. luz-ima-s m. das Brechen,
Entzweigehen , luz-i-s gen. io m. Bruch , z. B. Steinbruch , luz-tu-s zer-
brechlich, lauz-u und lauz-au, lauz-ti und lauz-yti trs. brechen , lauz-ima-s
m. das Verbrechen, lauz-i-s gen. io m. Bruch, lauz-tuva-s m. Brechin-
strninent; lauza-s m. abgebrochener Ast, dürrer Zweig pl. Reiser; aach
wohl lug-na-s geschmeidig, biegsam.
Vgl. sskr. ruj rujati erbrechen , zerbrechen , zertrümmern , part. rug-M
zerbrochen , zertrümmert ; Jemand (acc.) Schmerzen bereiten , ^ka*
rogna von Schmerz gebrochen, ruj, ruja zerbrechend, zerschmetternd,
ruj, ruja f. Bruch; Schmerz, Krankheit, rog-a m. Gebrechen, Krankheit
ludh, laudhati fut. laudhsiati, aor. aludhat steigen,
steigend kommen zu; aufsteigen; wachsen.
^^i;;^ (steigen, vgl. an^x^iv bei Homer allgemeines Verb der Bewegung),
gehen, kommen, iXevaofxat, i]Xv&ov, tiXi^iovO-a^ ^Ivatov (= ^—iv^-Ttoy)
n. (Aufstieg) Seelenort, i^Xvair-g^ ^EXival^. -f- goth. liudan, lauth, ludans,
as. lod, ahd. liodan in ar-leotan wachsen, goth. lud-ja f. Angesicht, lauda m.
Wuchs, Ansehn in jugga-lauda- m. Jüngling, hve-lauda- wie gross, sama-
lauda- gleichg^oss, gleich, sva-lauda- so gross, as. lud crescentia, vigor,
ahd. Iota in sumar-lota, mhd. entstellt sumer-late f. Sommerschössling.
Vgl. sskr. ruh, rohati, fut rokshyati , aor. aruhat steigen, ersteigen,
steigend kommen zu; aufsteigen, wachsen, roh-a aufsteigend m. Höhe,
Erhebung, Aufsteigen; zend. rud raodhaiti aufsteigen; wachsen, raod-a m.
Wuchs, Ansehn, Gesicht.
laudha m. Wuchs, Ansehen.
goth. lauda- in jugga-lauda m. Jüngling, hv§4uida- wie gross,
sama-lauda gleichgross , sva-lauda- so gross , Tnhd. -16t beschaffen.
Vgl. zend. raod-a m. Wuchs , Ansehen , Gesicht (vgl. goth. lud-ja
f. Angesicht).
lubh begehren.
lat. lub-et, lub-ens, lub-ido. + ksl- Ijubü lieb, Ijub-l-j^, Ijub-iti lieb,
gern haben (daraus ist* lit. liübyju, liübyti zu thun pflegen, gern haben,
gerne essen wohl nur entlehnt). — goth. liub-a-s r= Ijubu, as. liof, ags-
leof, ahd. liop, mhd. liep, lieb-er lieb, as. lof, ahd. mhd. lop, lob-es n.
Lob, goth. ga-laub-a-s kostbar, weHhvoll, laub-jan. ga-laubjan glauben.
Vielleicht auch lat. lau-di- f. Lob (aus laubdi-), vgl. lit. laup-se f. Lob.
Vgl. sskr. lubh, lubh-ati, lubh-yati irre werden, in Unordnung gerathen,
aus der Ruhe kommen, so viel als: heftiges Verlangen empfinden; locken,
an sich ziehen, part. lub-dha Verlangen empfindend, gierig; caus. lobbay»
in Unordnung bringen; Jemandes Verlangen erregen, locken, anlocken,
VI. Die gemeinBam-europäiBche Entwicklung des 1. 225
;h ziehen , intens, lolubhya ein heftiges Verlangen haben nach (loc),
k m. Gier, Habsucht, Verlangen. Kommt nur einmal in der Form
)bhaya im Veda vor und bedeutet verwischen , padäni die Sparen.
b) Im In- md Aislait.
al alati nähren, gedeihen machen.
To-g Hom. nicht zn nähren, unersättlich (yaari^Q)^ Zil-r^-g f. der
e Hain zu Olympia, aX-aog n. (für aX-rog) und aX-fia n. Hain,
-To wurde heil, dX&aCvo)^ dXd^ax^t^ f^Xd-riaa heilen, herstellen, ab-
lasse gedeihen, «ZJi}-axai gedeihen, pflegen, nähren. — lat. alo,
alere nähren, olere, olescere wachsen. -|- an. ala, 61, alinn hervor-
}n, zeugen; nähren, beköstigen, füttern (genau wie lat alere), goth.
61, alans aufwachsen, ^ich nähren (wie lat. olere), al-jan caus.
ben, mästen. — al hat sich auf europäischem Boden aas ig. ar er-
u. 8. w. entwickelt, vgl. zend. erethri Erziehung und zend. areta
mit lat. altu-s hoch.
ala all, jeder, ganz.
altirisch uile, cambr. com. arem. oll, ol, omnis. -I- germ. ala-,
alla- all, jeder, ganz.
germ. alla- ist nach Bezzenberger aus al-na- entstanden und
eigentlich altes Part. pf. pass. von al.
alta gewachsen , erwachsen , von al.
lat. ad-ultu-s erwachsen, -f- ^^d. alt-a alt, davon goth. us-althan
veralten, alth-ei-s alt.
alma m. f. Ulme, von al.
lat. ulmu-s f. Ulme. -f~ ^^* älm-r m., ahd. mhd. elm m. , mhd.
auch elme, ilme f. Ulme, engl, elm, elm-tree. — ksl. ilimü m.
Ulme ist aus dem deutschen ilme entlehnt; nhd. Ulme verdankt
sein u der lateinischen Form.
alsna Erle.
lat alnu-s f. (für alsnu-s; alnu-s würde allu-s geworden sein)
Erle. + lit. elkszni-s io m. zemait alkszni-s Erle; k ist vor s
eingeschoben , wie z. B. in auksza-s Gold = lat. auru-m , s.
europ. ausa, also Grundform alsn-ja.
Vgl. slavodeutsch alisä f. = ksl. ellcha, jelücha, olcha f. Erle
= hoU. eise, ahd. elira und erila, nhd. Eller und Erle f.
al alayati brennen,
L-oleo -olui -ultum -olere verbrennen (besonders Opfer), ad-olescere
nnen intrans. -|- ags. älan brennen, trs. und intrs. äl-geveorc n.
Lum, in-älan, on-älan, incendere, an. eld-r g. eld-s = as. eld m.
3, äled m. Feuer, Brand (= germ. alida).
15
226 YL Die gemeinsam-europäische Entwicklung des 1.
Vgl. sskr. am-na, am-sha feurig, ärü lohfarb imd ahd- elo, elawer
lohfarb.
3. al (praes. ala-) treiben.
IXtt'Ojj imper. (in-^Xa, IXavvto (a.u.a IXa-vv-ta] fut. iXdatu aor. lAatf-tfapf.
IXTiXa-fitti treiben, treffen, IXa-ro-g getrieben, (Xa-TrjQ Treiber, Ik-tfK
f. IXna-TQifo Hom. treiben, rudern. — lat. in ala-cer hurtig. -|- an. il
und p1. iljar f. Fasssohle, ahd. ila, mhd. ile, nhd. Eile £. as. il-jan,
il-lan, ilan, nhd. eilen; goth. al-jana-, mhd. eilen n. Eifer, Math.
Auf europäischem Boden aus ig. ar, ara- treiben erwachsen vgl. z.B.
(XierriQ Treiber, Ruderer, IXccotq^o) treiben, rpdern mit sskr. aritar(jui8
aratar) Ruderer, aritra treibend, n. Ruder.
alatnä f. Elle, Ellenbogen.
wXivri f. — lat. ulna f. Ellenbogen, Elle. -|- goth. aleina; ahd.
elina, elna f. Elle. Auch lit. letenä f. Tatze.
Vgl. sskr. aratni, ratni, im Pali: ratana f. zend. arethnäopl. f
Ellenbogen, Elle.
alna m. Hirsch.
IXXo-g m. (für IX-vo-s) junger Hirsch, vgl. t^Xa-ipo^ m. Hirsch. +
lit elna-s m. gewöhnlich elni-s m. Hirsch; altpreuss. Y. tyer
alne. — ksl. alünl, j-elenl m. Hirsch.
ala lind alalä Interject. des Rufes, vgl. lä.
dXttXd, Hurrah. -\- ksl. ole, bulgar. olele Interject. Vgl. ags. lä, engl
lo; ags. holä = nhd. holla. Hailoh, lit. alo-ju, al6-ti Hailoh schreien ist
wohl nicht entlehnt. Aus ig. arä, ararä. Vgl. sskr. re, are, arare Inter-
jection des hastigen Rufens.
alia anderer, fremd.
aXXo-g für dX)o~g anderer, dXXo-TQ'to-g, — lat. alt ali-s, ali-d; aliu-s an-
derer. — altirisch aile, alius. + goth. ali-s (Stamm alja-) anderer, alja-
thro anderswoher, alja conj. als, ausser, praep. ausser, ahd. ali-lanti,
nhd. E-lend. — (Vielleicht steht europ. alia , alius zum arischen aria Ge-
nosse wie ksl. drugü, alius zum identischen drugü = lit. drauga-s Ge-
nosse).
alk aXah/.Hv — ark arcere.
dX-aXTd-ilv , alxjj Wehr. — lat. ulc-isci , ul-tus sich rächen. -|- ags. ealgian,
algian hüten schirmen, goth. alh-i-s-. arx. — Zu dXy, wehren = lat. ulc-
rächen vgl. dfivvBtv abwehren und rächen.
alks, alksati schützen, wehren.
dXi^fo^ dXf^rjaaj abwehren, hüten, schirmen, dXs^tiri^Q Hüter.
Vgl. sskr. raksh, rakshati hüten, schirmen, bewachen.
alpa, alpaka schwach, gering.
Xan-aoo-g schmächtig, Xajidaato = Xctnux-jo) yan Xanaxo ■= sskr. al
VI. Die gemeinsam-europäische Entwicklung des 1. 227
ch, dünn machen, d-XaTr-dCat schwäche, dlan-a^-vo-s schwach. +
[)-u, alp-sti schwach, ohnmächtig werden, alp-na-s gering, ohn-
skr. alpa, alpaka gering, schwach, klein.
asis alp hängt zusammen mit sskr. rapas n. Schaden.
ul, uläyati heulen.
[leule, belle. -|- lit. ulüju, ulfiti heulen (an. ^la heulen cf. goth.
j Jul, Wz. jul).
skr. ululi heulend, Geheul, ulülu heulend, ulüka m. Eule, Kauz.
lüuka m. Eule, Kauz.
lat. ulucu-s m. Eule, Kauz. Vgl. sskr. nlüka m. Eule, Kauz.
ulul heulen.
okoXvyrj f. Geheul, SXoXvCta heule, auch iXeUv interj. — lat.
ulula f. Kauz, ululä-re heulen, ulula-tu-s m. ululä-men- -j- lit.
ulula bangos es rauschen die Wellen (bei Nesselmann}.
Vgl. sskr. ululi heulend, Geheul, ulülu heulend.
ululu heulend.
oXoXv-s aufschreiend, heulend, oXoXvytj, oXoXviat, cf. IXeXsv.
Vgl. sskr. ulülu heulend.
kal praes. kelati hehlen, bergen, hüllen.
xvX'OV Augenlid, xdXv$ Knospe. xaXio-g, xaUd Hütte, Vogelnest,
3echer, xsXmvog schwarz, xrjXd^- dunkel, xrjllS' Fleck, xovXso-i
-jo) Scheide, Sack. — lat. oc-culo, oc-cului, oc-cultum, oc-culere,
loltod = occulto abl. oc-cultare, cilium, super-cilium , col-or m.
(= Bedeckung), calim adv. alt = clam, gal-ea Helm, gal-erus
, celäre verbergen, cäligon- Finstemiss. -|- germ. helan, hal, hälum,
) hehlen, ags. heim schützend, bergend m. Helm = goth. hilm— a-s
1. Helm m. an. hei g. heljar f. Hei = goth. halja = nhd. Hölle
hal-r = ags häle m. Mann wie as. helidh = nhd. Held m. eigent-
jr in Waffen gehüllte, germ. hola- = nhd. hohl, goth. huljan =
üllen , ahd. häla f. Hülle u. s. w.
kalaka Becher.
xvXi^ f. = lat. calix f. Becher.
Vgl. sssr. kalaga m. Becher, karaka Krug.
kala, kalaka Knospe.
xdXv^ f. Knospe vgl. sskr. kali und kalikä f. Knospe.
kalaya m. Gehäus, Nest.
xaXTo-g m. xaXid f. Hülle, Nest der Vögel. -}- goth. hlija f.
Hülle besser zu kli wie xli^-ctd.
Vgl. sskr. kuläya m. n. Geflecht, Gehäuse, Nest.
15*
228 VI. Die gemeinsam-europäische Entwicklang des L
käla finster, sckwarz.
xijlatf- Vf^^Q^ dunkler Tagr, xrjldS ccf^ Ziege mit einem Fleck,
xriXd6 f. Sturmwolke, xrikTö- f. Fleck. — lat. caligon- f. Fin8te^
niss. -4- ksl* kalü m. Schmutz vfifl. xiXaivo-g schwarz und sskr.
kalana Fleck, Schandfleck, kalarika m. Fleck, Schwärze uad ssb.
käla schwarz, blauschwarz.
kaliä f. Hülle, Kopfbedeckung.
lat. galea (für cal-ea) f. Helm, vgl. galeru-s m. Mütze, -f ahd.
hullä, mhd. hülle, hülle f. velamen, Kopftuch der Frauen.
kalnä f. Zelle, Halle. .
lat. cella (für cel-na) f. -1- an. höll, as. ahd. halla f., uhd-HaHe.
2. kal kelati treiben; lieben; betreiben.
xiXofjLtti treiben, xslsvia heisse, x^Afi/^^-fjPfad, xil-rig g. ro-f Renner, ßd-
xoXo-s Kuhhirt, Jwx-xoAo-; schwer zu behandeln (= sskr. dug-cara), mI-
cu-ro-^ Hügel. — lat. celer schnell, cal-li-s Pfad, ante-, prae-, ex-cellere
sich hervorheben, cel-su-s, ex-celsus; colo colui cultum colere beti^ben,
cele-ber betrieben. -(- lit. kel-ia-s, kel-y-s m. Weg, keli-auti reisen, keKü
kelti heben, tragen; und ganz wie lat. colere: zurichten (Fest}, begehen
(That) — 2 kal wird auf arischem Gebiete reflectirt durch sskr. kal kal-
ayati treiben, antreiben (Pferd), betreiben, tragen, halten (= caraya)
und car carati sich bewegen ; sodann begehen , betreiben , kurz = colere,
caus. caraya treiben (Vieh). Aus diesem alten Verb der Bewegung wnrde
in Europa 1. kar currere, 2. unser kal treiben, heben, betreiben.
kelta gehoben part. pf. pass.
lat. celsu-s, ex-celsu-s. -(- lit. kelta-s gehoben , isz-kelta-s erhaben.
ekskelta erhaben (eks-f kelta).
lat. excelsu-s = lit. iszkelta-s erhaben.
kalma m. kalmä f. Halm.
xdXttfÄO-s, xaXdfiri ra. f. Halm. — lat. culmu-s. -|- ksl. slamaf'
Halm. — ahd. halam, halm, nhd. Halm m.
Sskr. kalama m. Schreibrohr; Art Reis (= Halmreis) ist ao»
dem griechischen xd'f.afio^ Halm, Schreibrohr entlehnt. .
kalman Erhebung, Holm.
lat. columen, culmen n. vgl. columua f. + as. holm, an. holwr
m., eng), holm Hügel, Erhebung; an. holmi (d. i. holman-)Di-
Nebenform zu holm-r deckt sich völlig mit lat. culmen.
kalna m. Erhebimg, Höhe, von kal erheben.
Vgl. xoXojvo-g m. xoXtovri f. Höhe , Hügel. — lat. coUi-s m. ßr
col-ni-s Hügel; lat. callu-s, callu-m Schwiele steht för cal-nfl*8
und heisst „Erhabenheit", nämlich der Haut, davon call-ere, cal-
lidu-s. + Ji<i- kalna-s m. Berg. — engl, hill Hügel (aus hil-na)-
VI. Die gemeinsam-europäisrche Entwicklung des I. 229
. kal kalati schlagen, brechen, biegen.
► part. aor. xlä-s {xXa = x«A), t~xXaa-aa^ i-xlaad^v, xi-xlad-fiat
en (Zweige, Blätter), biegen, xixXaafiivo-g gebrochen, gebogen, ge-
int, ävtt-xXdü} zurückbiegen, xlrj-fia, xl(6v (= xla-ov) m. Schoss,
aQo-g gebrochen, kraftlos (vgl. sskr. ad-mara gefrässig). — lat. per-
e culi culsum cellere durchschlagen, durchbrechen, durchstossen,
lere zurückbiegen, sich zurückbiegen, cla-de-s (für cal-de-s) Nieder-
cia- va Keule, in-columi-s , calami-tas, calamitosus (für ealamitat-
, culter, g. cultri m. Messer (vgl. arater m. Pflug neben aratrum).
. kalu kalti schlagen, hämmern, schmieden, per-kalti durchhauen,
schlagen, kal-ta-s m. Meissel, Schnitzmesser, kal-vi-s m. Schmied;
kulti dreschen, Wäsche schlagen, kul-y-s Dreschbündel, kul-tuve
hbleuel. — ksl. kol-jq, klati pungere, nsl. kala-ti Andere, ksl. koli-
lactatio. — an. hild-r f. Bellona, Kampf = as. ags. ahd. hild f. (=
) Kampf, goth. hal-ta-s lahm. In der Bedeutung biegen: lit. pa-
-8 = ksl. po-klonu Verbeugung, lit. klana-s m. Sumpf, kla-ni-s m.
ige Stelle im Acker; wenn man po-klo-nü nicht vielmehr zu po-kl§k-
Sniebeugen zu stellen hat, wie lo-no n. Schooss zu Wz. lak biegen,
irm. hul-tha hold (= geneigt) , germ. hal-da geneigt, abhängig,
rischen scheint zend. kar schneiden zu entsprechen.
kalta geschlagen part. pf. pass.
lat. per-culsu-s. + 1^^« kalta-s geschlagen, gehämmert, per-kal-
ta-s durchgehauen. — In der Bedeutung „biegen" entsprechen
germ. hultha hold, und halda geneigt, abhängig, nhd. die Halde.
kalda m. gebrochenes Holz.
xXaSo-g m. -|- ksl. klada f. Balken, Block, Holz. — an. as. hoÜ
= ahd. holz = nhd. Holz.
kalda Schwert.
lat. gladiu-s Schwert (für cladiu-s). — altirisch claideb Schwert.
-}- an. hjalt Schwert, ags. hilt m. n., an. hjalt n., ahd. helza,
mhd. heize f. SchwertgrifF, Gehilze.
ksl. korüda f. Degen passt mit seinem r nicht, vgl. germ. heru
Schwert. (?)
kalsa m. Hals.
lat. coUu-m n., alt auch collu-s m. Hals (wohl für col-su-), -}-
goth. halsa- m., nhd. Hals m. Von kal biegen.
kal tönen, hallen, rufen, praes. kakal-ti.
trxoi, xi-xXrf-xay xi-xXri'fiai ^ i'XXrj~&riv rufen, nennen, xaXiajj xa-
aor. i-xdXea-aa rufen, xXrj~T(aQ, xccXi^-tojq, — lat. caläre, calätor,
i-culätor, Calendae, clä-m-or, cla-m äre. -f- mhd. hille hal hallen,
lell, hallen, holen s. kalaya, ags. hvelan, hval tönen,
skr. kar cakarti nennen, rühmen; das Präsens thema kakalti ergiebt
US Vergleichung von sskr. cakarti mit gr. xixXrj-axut*
230 YL Die gemeinsam-europäische Entwicklong des l
kalaya berufen, holen.
xaX^w berufe, hole. — lat. calare. -|- ahd. holen, halon
holen, nhd. holen.
kala und käla Stück Holz, F&hl.
xälov nur pl. xäla n. Holz. — lat. cala f. Stück Holz, -f- lit. kfilft-sin.
Pfahl. — ksl. kolü m. Pfahl, Pflock, drü-kolü Holzpfahl. Wohl ?onhl,
vgl. kalda Holz.
Vgl. Bskr. kila m. zugespitztes Holz, Pfahl, Pflock.
kalia Leim.
xolla (für xoJl-ja) f. Leim. + lit. klijei m. pL Leim. — ksl. klij, kleJD.,
serb. klija Leim. Etwa von kal biegen.
kalyä praes. kalyäyati leimen.
xollaai leime. -|- lit klijoju, klijo-ti leimen.
kalia heil , trefflich , iaustus.
xäjtd-ff schön, xaXXCaiv, xdXXunog, xaXX-u^tv litare, xdXXos n. Scbönlieii
— altirisch cel, cambr. coil augurium wie an. heil. -|- preuss. in kttl-
üst-isku-n acc. Gesundheit aus kail-üsti = cölosti f. Gesundheit — bl
cÖltt heil. — an. heil, heill n. Vorzeichen, besonders gutes, germ. hui*
= nhd. heil , Heil n. Die irischen und nordeuropäischen Formen bera*
hen auf kaila; ähnlich gräco-italisch skaivo link = indogerm. skavia
Vgl. sskr. kalya heil, gesund, wohlauf; ved. kalyäna schön,
heilsam. Herkunft dunkel, etwa von kal preisen?
kalamba m. f. ein Vogel, Taucher, Taube.
(vgl. sskr. kädamba m. eine Gansart mit dunkelgrauen Flügeln.) xo^
ßo-g tauchend, m. Taucher, mergus. — lat columba f. Taube, -f ^
gol^bl m. Taube, ags. culuf-re Taube sieht nicht wie entlehnt aus. He^
kunft völlig dunkel.
kalka Wulst.
vielleicht in xoXoxvvttj f. runder Kürbis , xoXoaao-s (für xoXox-jo^), — H
culcita f. Polster, Kissen. + lit. kulkä f. Kugel. — ksl. vgl. po-kl§c-»ü
curvari, po-kl^k-n^ti Knie biegen, po-klo-nü (für klok-nu, wie lo-DO
Schooss für lok-no von lak biegen) m. Verbeugung, Biegung.
Vgl. sskr. kürca (d. i. karca) m. Wulst, Bündel, Ballen, um daraof n
sitzen, Polster.
kalva kahl.
lat. calvu-s kahl = sskr. kulva kahl, ati-kulva zu kahl.
Vergleicht man die verwandten sskr. khalati, khalväta m. Kahlkopf, so
gelangt man auf die Grundform skalva, von skal axdXXto schaben, scharren.
kälaya betrügen, bezaubern.
xriX^üi bezaubere, betrüge. -f~ goth. holon betrügen, ahd. huoljan tsA*
sehen, von an. hol n. das Rühmen, Prahlen, ags. hol loquela inaois, ca-
VI. Die gemeinsam-europäische Entwicklung des 1. 231
nia. Von S. Bugge zu lat. calvi, calumnia gestellt, s. Curtius' Stu-
1 IV, 2, 231.
klak und klag, klakiati clangere aus kark, krak, krag.
fw {= xAay-jw) i-xlay-ov schreien, xXayyi^ Ton, Schrei, xlwjaa) (d.i.
»x-jw) und xXfoCtJ (xloiy-jw) glucken. — lat. gloc-torare (vom Storch)
igo clangere, clang-or m. -f lit. klegu, klegeti lachen. — goth. hlah-
, hloh lachen, ags. hleah-tor m. Schall, Klang; Gelächter; an. hlakka
reien, krächzen.
klad Xikadiiv,
täo-s m. Geräusch, xeXdSwv ovrog rauschend, x^XaSi~to^ xiladtir-vo-g
I xila6ia~v6-g) rauschend, tönend.
. sskr. krand krandati und kradate rauschen, wiehern, brüllen, dröh-
, schreien u. s. w., später auch kland klandati. '
. könnte auch annehmen, xtXa6 sei auf griechischem Boden aus xeX-
hallen hervorgewachsen, jedenfalls ist sskr. krad als kar-j-d, wie
(T als xaX-\-S aufzufassen.
.. klap nass sein.
:-«ff, xXin-og n. Nässe, Feuchtigkeit, Sumpf, Hesych. -|- lit. szlap-ia-s
, szlap-inti nässen. — ags. heolf-or n, geronnenes Blut. Vgl. ksl.
•-1-^, crup-ati schöpfen, krop-a f. Tropfen,
sskr. krp-ita n. Wasser.
J. klap stehlen, etwas heimlich thun, bergen.
-r-cü, x^-xAoy-«, i-xXdn-riv stehlen, heimlich thun. — lat. clep-Cre.
iltpreuss. au-klip-t-a-8 verborgen s. klepta. — goth. hlifan stehlen,
tu-s m. Dieb. — ksl. po-klop-ü m. xaXvfifia^ operculum.
sskr. kharp-ara m. Schelm? unbelegt.
klepta gestehlen, verborgen pari. pf. pass.
xXiTTTo-g gestohlen, verstohlen. — lat. cleptu-s. -\- altpreuss. au-
klipt-a-s verborgen.
klamba verstümmelt, vgl. skarba gl. Bed.
tßo-g verstümmelt, xoXoßo-e dass. s. skarba. -{- lit. klumba-s hinkend,
ci, szluba-s sehr hinkend, ganz lahm, lett. klib-a-s lahm,
sskr. kliba unvermögend, entmannt, m. Eunuch.
klu einhaken, schliessen.
w für xXesuo schliesse, dorisch fut. xA^lw, aor. i-xXq^a von xA^x- für
'IX- Weiterbildung durch x, — lat. cläv-i-s f. Schlüssel, Schloss,
-u-8 m. Haken, clau-d-ere schliessen. -f- lit. kliüv-ü, kliuv-aü, kliü-ti
iken, fest anhangen, anschliessen. — ksl. klju-c-iti zusammenschUes-
mit k weitiergebildet.
klavak Schlüssel, klavakya schliessen von klu.
dor. xX4^ d. i. xXäj^-ix f. Schlüssel, fut. xXif^ta, + ksl. kljuci m.
232 'VI. Die gemeinsam-europäische Entwicklung des 1.
d. i. klau-k-ja Schlüssel, kljucati sq schliessen, passen, c:
kljuka uncinus, ksl. kljaka f. JoAo;.
klauda gebrechlich, sbst. Gebrechen.
lai claadu-s hinkend, lahm, claudere lahmen, claud-ic-are.
lit. klauda f. körperliches G.ehrechen, z. B. Lahmheit.
kvalp Wölben, umhüllen.
xoXno-s m. Wölbung, Bausch s. kvalpa, xoXoip-wv m Gipfel, xaXvn-T^
umhüllen. -|- lit. kilpa f. Bogen, Bügel, Schleife, Schlinge. — germaa
hvalb wölben, dazu mhd. praet. walb wölbte sich, goth. hvilf-trja- f Ge-
wölbe, Sarg, an. hvelfa (= hvalfjan) umstürzen, umkippen und as. hwel-
bian, mhd. weihen, nhd. wölben.
., kvalpa Wölbung.
xoXno^ m. Wölbung. + an. hvalf n., altschwed. auch hvalf-r
m. Wölbung. Nach Bugge in Curtius' Studien IV, 2, 333.
kal frieren.
lit. pzalu, szal-ti frieren, szal-nä f. Beif, szal-ta-s kalt, -f- ksl. slota f
Winter. Vgl. sskr. gi-gir-a kalt, zend. gareta kalt.
^alta kalt.
lit. 8zalta-s kalt. — ksl. slota f. Winter, vgl. zend. gareta kalt-
]^i, klinäti lehnen.
xlivoij l-xXC'd-Tjv^ xi'xXt-fiai, lehnen, sinken, biegen. — lat. in-cli-nar'
cli-vu-s. -f" ^it« szle-ju, szle-ti, lett. slinu, slirt lehnen. — goth. hlai-n-a-
m. Hügel, ags. hli-n-ian s. klinäya, ahd. hli-na s. klinä. Die Flexic
klinäti ist aus xXCvta verglichen mit lett. slinu zu erschliessen.
Vgl. sskr. Qri grayati gehen, eingehen, angehen; mit ä sich lehnen, ne
gen, ni-Qrayani f. Leiter cf. xXl-fia^ und germ. hleidra Leiter; zend. Q'
Qrayaiti, ni-girinaoiti , wie sskr.
^Itnä f. Lehne.
xXivri f. Lehne, Sessel. -I- ahd. hlinä, linä f. und lena f. Lehn
l^linäya lehnen (und klainaya vgl. klaina).
lat. in-clinäre lehnen, -j- ags. hlinian, hlaenan, ahd. (hleinja
leinan lehnen, sich lehnen; ahd. hlinen, linen, as. hlinon, mh
lenen, lehnen.
^llta m. Abhang, von kli lehnen.
xXlx6-q m. Abhang, bei Hesych., gewöhnlich xXX-xvq f. + I
szlaita-s m. Abhang. — ags. hlidh n., an. hlidh f., ahd. hll
lita f. Abhang, „Leite", z. B. in Hainleite, Bergzug in Thüring<
^aina = klina lehn.
lat. clino- in in-clinäre, clinä-men, clinä-tus gelehnt. -{- got
hlain-a-s m. Hügel.
VL Die gemeinsam-enropäiBche Entwicklung des 1. 233
^laiva m. Abhang, Hügel.
lat. clivu-s m. Abhang, Hügel, de-clivi-s. + goth. hlaiv-a-s m.
Grab(hügel), as. hleo, dat. sg. blewe m. Grabstein, ags. blaev,
hlav m Grabhügel, Denkmal; Ilügel, ahd. hleo, leo gen. hlewes,
mhd. le gen. lewes m. Hügel, Grabhügel.
^u, ^lud spülen, reinigen.
icXvao}, xi'Xlv'xa spülen, reinigen, xXvS- in xXvS-a acc. f. zu xlvd-
vivj für xXvS'jü) spüle. — lat. clu-ere reinigen, clo-aca f. -f- l»t.
i, szlov-iaü, szlü-ti wischen, fegen. — goth. hlüt-r-a-s rein, lauter
lut = xkvS,
klu hören.
höre, caus. xU^(o (für xX^^ifo) rühme. — lat. clu-6re, olü-ere heis-
- cambr. clyw auditus, clywet hören. + ksl. slov-a slu-ti heissen.
th. in hlia-ma, germ. hlü-da laut, goth. hliu-tha- n. Gehör, ahd.
)r n. s. l^Iautra.
skr. ^ru grnoti (aus gru-noti) hören, caus. gravaya rühmen, zend.
iru-naoiti hören.
^hita gehört, berühmt, part. pf. pass. von 3 ^lu.
xXmo^g, — lat. in-clütu-s. -{- as. ags. hlüd, ahd. hlüt, mhd. lut
laut, hell = tönend, vernehmlich {xXvxd firjXa Hom. die „lauten'*).
Vgl. Bskr. Qruta gehört, berühmt, zendisch ^ruta gehört, be-
rühmt.
^lavas n. Bede, Ruhm.
xXOog, xXiog n. Ruhm, vgl. lat. gl6r-ia, nach Gorssen für clo-
vos-ia. + altirisch clü rumor. — ksl. slovo gen. sloves-e n. Wort.
Vgl. sskr. Qravas n. Ruhm = zend. Qravanh n. Wort, Gebet.
^lauta n. Gehör.
goth. hliuth, an. hliodh n. (a-Stamm) Gehör. In den südeuro-
päischen Sprachen nicht bewahrt.
Vgl. zend. graota n. das Hören.
^lautra n. das Hören.
ags. hleodhor, ahd. hliodor n. das Hören, Hörenlassen, Ton.
In den südeurop. Sprachen nicht bewahrt.
Vgl. sskr. grotra n. Gehör , Ohr, zend. graothra n. das Hören-
machen, Singen.
^lauman und ^lauraanta m. Gehör,
goth. hliuman- m. Gehör, vgl. ahd. hliumunt, mhd. liumunt,
nhd. Leumund m.
Vgl. zend. graoman m. Gehör, ved. cromantha dass.
^lus hören (von ^lu hören durch s).
lit. klaus-aü, klaus-yti hören, gehorchen, klaus-ä f. Gehorsam. —
234 VI. Die gemeinsam-europäische Entwicklung des 1.
ags. hlos-n-ian, ahd. hlosen hören, lauschen, oberdeutsch loseß*
In den südeuropäischen Sprachen nicht bewahrt.
Vgl. sskr. groshamäna, grush-t« gehört, grush-^i f* Gehör, zend.
yraoshane inf. gnrugrushemno, part. pf. grus-ta gehört, gnu-tl !.
Gehör, graosha m. Gehorsam.
^lusti f. Gehör.
as. an. hlust f., ags. hlyst f. (i-Stamm) Gehör, Aufmerk-
samkeit. In den südeurop. Sprachen nicht bewahrt.
Vgl. sskr. grush-ti f., zend. grusti f. Gehör.
^lausa m. Gehorsam, das Hören.
lit. klausä f. Gehorsam. — ksl. sluchü in. das Hören;
vgl. ags. hl^sa, hliosa, hlisa m. sonitus, fama. Lit.
klaus-yti und ahd. hlosen sind eigentlich Denominative
von l^lausa = ig. lp*ausa das Hören. Vgl. altirisch clüas
Ohr. Vgl. zend. graosha m. Gehorsam.
(Von ^lu in einem nicht zu bestimmenden Sinne stammt:)
^laiini f. Hüfte, Lende.
xXovi-f fiir x^o^i-g f. Steissbein. — lat. clüni-s Hüfte. -(- lit.
szlauni-s f. Schenkel, altpreuss. slauni-s Schenkel. — an. hlaun
n. Hinterbacke, hlauna-sverdh membrum virile.
Vgl. sskr. groni f. = zend. Qraoni f. Hüfte.
glabh hemmen, stören, schädigen (aus grabh packen).
ßläß-erai Rom,, ßlaß-tgo-g^ ßldn-Tto, i-ßlaß-riv. -\r an. glöp f. Stö-
rung, Hinderniss, glaepr (= gläp-ja-s) m. Uebelthat, Verbrechen, glap
verführerisches Reden und Verkehren mit einer Frau, glep-j&, glap-ta
verlocken, verfuhren, glap-na adha zerstören, zunichte machen, in Un-
ordnung bringen, af-glapi m. Tölpel, blödsinniger Mensch. Nach Bogge
in Curtius' Studien IV, 2.
Vgl. sskr. grabh grbh-nati, grbh-äyati ergreifen, fangen, packen.
glabha f. Störung, Hemmniss, Schädigung.
ßldßri f. + an. glöp f. (d. i. glapu = glapa) Störung, Hinder-
niss. An. glap ist umgesetzt wie germ. grip greifen.
1. gal kalt sein, frieren.
lat. gel-u n. gele-factus, geli-du-s; geläre, gela-scere, gela-tio, gelä-tu-s.
4- an. kala kol kalinn frieren, Kälte empfinden, kald-r = goth. kald-a-s
= nhd. kalt, ahd. chuoli (= kol-ja-s), mhd. küele, nhd. kühl. — kal-
goloti, m. Eis, glüt-enü von Eis.
Auf arischem Gebiete pflegt man sskr. jada , jala kalt, starr, stumpf,
dumm zu vergleichen.
2. gal galati fallen, wegfallen; träufeln, quellen.
ßttX ßdl-X<Oy i'ßaX-ov, ßi-ßXri'xa werfen (= fallen machen). -|- Ut. gal-»-«
^ VI. Die gemeinsam-europäische Entwicklung des I. 235
*^de, gulti liegen (?). — ahd. qaellan = nhd. quellen quoll gequollen
'■ hnch ahd. quäla = Qual f. und qual-m m. Ende, Tod?).
Vgl sskr. gal galate herahtraufeln, abfallen, wegrfallen, verschwinden,
csas galaya fallen, fliessen machen; jala n. Wasser. Aus gar vgl. sskr.
gar garati bespritzen, unbelegt, garana m. das Bespritzen = galana
träufelnd, rinnend, n. das Träufeln, Rinnen (== „Quellen.'^).
galana Eichel.
ßdXavO'S m. Eichel vgl. lat. glan-di- und ksl. zel^-di m. Eichel.
galandi Eichel, von gal abfallen.
lat. glans, glandi- f. Eichel. 4~ ksl. zel^dl m. Eichel. Vgl.
ßttXavo-g m. (für yalavo-) und lit. gil^ (= gilja) f. Eichel.
Ygl. sskr. gula m. glans penis, guli (=;p gulya) f. Pille, Kugel.
gagala, gangala rund, reduplicirte Form.
yoyyvXo-g rund. + ^hd. chegil m. Kegel, mhd. kugele f. Kugel,
an. kogla kugeln.
gläva, glau Ballen, Kugel.
Ygl. lat. glu-ere zusammenziehen, glü-ten Leim. -I" cliuwa f.
mhd. klüwen n. Knäuel, Kugel.
YgL sskr. glau f. Ballen, Kugel und vielleicAt auch gravan m.
Stein mit Xäa-^ m. Stein (vgl. Xr^firi = yXrifiri = lat. gramia,
Augenbutter).
gälia, gvalia m. Lager eines Thieres.
ywUo-^ m. Lager eines Thieres. -\- lit. gvaly-s m. (Thema gvalia),
lett. goia (= golja) Lager eines Thieres.
Zweifelhaft; vgl lit. gul-ti liegen (zu gal werfen wie jacere zu
jacere?)
galva-s f. Mannesschwester.
yttXoios f. — lat. glos gen. gloris f. (aus glovos). + ksl. zluva, böhm.
zbWsl f. dass.
Vgl. sskr. a-gru unverheirathet , jara m. Liebster, Buhle.
gulia Kanzen, vgl. gaula.
yvXio-^ m. Ranzen, Tornister der Soldaten, -j- ahd. kiulla, chiuUa (für
kiulja) f. Tasche, Eanzen, vgl. an. kula f. Ballen, Geschwulst.
gaula m. rundes Gefass.
yavXo-^ m. rundes Gefass, Kübel, yavXo-g m. rundes Kauffahrzeug. — ahd.
kiol, chiol m. Schiff, Kiel.
Ygl. sskr. gola m. kugelförmiges Gefass.
glap blicken.
yXiifMiqo-iß n. = ßlifp^aQO'V Augenlid , ßXin-fo blicke. + ksl. glip-aj^
glip-ati blicken. Sonst nicht nachzuweisen.
236 VI. Die gemeinBam-europäische Entwicklung des I.
glubh spalten, schälen.
yXvtpto = latein. glabo glubere abspalten, schälen, -f- &gs. cleofan, as.
kliobhan, klöf, ahd. clioban, chliopan, mbd, klieben, spalten, intrs. sich
spalten , auseinandergehen.
1. ghal glühen, glänzen (ghli).
Xak-ir-g reiner Wein , /A^-w warm werden , schmelzen , /^^-«^o-f Im
xXi-mivtj wärme. + as. gli-mo m. Glanz, ahd. glimo m. Glühwürmchen)
engl, gleam, nhd. glimmen, Glimmer, germ. glansa s. ghlansa, gennan.
gl6-ja glühen, gl6-di f. Gluth, vgl. ht. zle-ja Tagesanbruch.
ghalgha, ghalghi Metall, Erz, wohl aus re-
duplicirtem ghal glänzen. ^
Xalxo-s m. auch x'^^^^ ^^ Zusammensetzungen, Erz. -f* ^^^'
gelezi-s f. , lett. dselse f. , ksl. zelSzo n. altpreuss. gelso f. Eisen.
ghlansa m. Glanz.
an. glaesa (= gläsja, glansja vgl. gas = g&ns), glaes-ta glän-
zend machen , verzieren , glys (glus-ja) n. was glänzt und gleisst.
mhd. glans-t und glas-t m. Glanz, glins m. Glanz, glosen, glü-
hen, glänzen vgl. altengl. glissen glänzen.
Vgl. sskr. ghramsa, ghrams ul Glanz, Gluth. Aach deutsch
„Glas^* gehört hierher, glesu-m, deutschlat. Bernstein = ger-
man. gläsa.
ghli und ghlid glänzen, glühen.
jjfü^-oi (== /Xt-jw) warm werden, schmelzen, /A«-«^-ff lau, /ä*-
aCvo) wärme, /At(f-iJ Prunk, Ueppigkeit. + as. gli-mo m. Glanz,
ahd. gli-mo m. Glühwürmchen (vgl. gl6-ja glühen), as. glitan,
ahd. glizan, clizan, mhd. glizen (= germ. glitan, glait, glitmn,
glitans) vgl. nhd. glitzern, gleissen.
Die Weiterbildung ghlad im deutschen „Glanz^^ ist nicht als
europäisch nachzuweisen, vgl. ksl. gl^zd^ (= glend-j^), gl^-eti
sehen und gl§d-ajq,, gl^d-ati sehen , blicken, x€-;|fJl«<f-a eigentlich
glänze ?
2. ghal grün , gelb sein , sprossen.
Als Verb nur im lit. zelu, zel-ti grünen, grün werden, wachsen.
Dazu ;^oJl-o-ff, x^^ Galle, /A^-^€^o-? keimend, /Ao-z-o-j, x^^^~S m. x^
f. das Grüne, X/oiy Demeter, /Ao^f^o-?, /Ao€^o-c, x^^^^ grünlich,
gelblich. — lat. fei g. fellis Galle, hel-vu-s gelb, helyo-la f. Euchenkraut
(Grünes), hol-us n. Grünes, Gemüse, auch wohl in lü-tu-m gelbes Färb-
kraut, Wau (für hlü-tu-m und dies aus hul-tu-m). — phrygisch C^X-xutf
XaxtiVtt, ^Qvyss bei Hesycb. -f- lit. zel-ti grünen, zala-s grün, roh, zole
(zol-ja^ f. grünes Kraut, gel-ta-s gelb; preuss. V. gelat-yna-n acc. gelb.—
ksl. zlu-tl f. = lett. shult-i-s Galle, zelo, zelije n. Kraut, Grünes, zlakii
m. Kraut, Grünes (vgl. C^Xxuc^ idxava), zelenü grün, gelb, zliltli gelb|
Yl. Die gemeinsam-europäische Entwicklung des 1. 237
n. Gold. — germanisch galla f. Galle, gelva gelb und gol-tha n.
skr. hirana n. Gold, zend. zaran-aena golden (arisch harana), sskr.
a golden, n. Gold = zend. zaranya golden, n. Gold, sskr. hari
fahl = zend. zairi gelb, sskr. harita gelb = zend. zairita gelb,
)lb, sskr. harini f. gelb, zend. zairina gelblich, dazu sskr. häta-ka
artaka) golden, m. Gold und zp. Glossar zärag-ca Galle, zend.
aya grün, golden n. das Grün,
ische Basis dieser Wortsippe ist har, die europäische ghal, gheK
ghalä f. Galle , von ghal gelb , grün sein.
XoXo-s m. xoX'i^ f. Galle, Zorn. -|- as. galla, ahd. gallä, callä
f. Galle.
Vgl. lat. fei g. fellis n, ksl. zlü-ti und zlü^.I f. Galle. Lit. zala-s
grün, gelblich; grün = roh ist dasselbe Wort wie /oAo-ff, nur adj.
Vgl. zend. (zp. Glossar) zarag-ca Galle.
ghalana gelb, grünlich.
ksl. zelenü gelb, grünlich, bleich.
Vgl. sskr. harini f. gelb, zend. zairina gelblich, sskr. hirana n.
Gold, zend. zaran-aena golden.
ghalta gelb sbst. Gold.
vgl. lat. lütu-m Gelbkraut (hlütu-m aus hultam). -f" ^it* gelta-s
gelb. — ksl. zlütu gelb. — goth. gultha- = nhd. Gold n.
Vgl. sskr. häta-ka (aus harta-ka) golden, m. Gold.
ghalata gelb, Gold.
preuss. gelat-yna-n acc. gelb. — ksl. zlato n. Gold.
Vgl. harita gelb = zend. zairita gelb, grüngelb (aus harata).
ghelman das Spriessen, Hervorwachsen.
lat. helemen-tu-m n. Grundbestand , Ursprung (falsch geschrieben
elemen-tum wie anser für hanser, olus falsch für holus). + lit.
zelmü, g. zelmen-s Sprössling, Schössling, vgl. ;t^^«^-ff keimend.
Vgl. zend. zaremaya grün, n. das Grün, armen, zarm , ortus,
proles (Justi).
ghelva grün, gelb.
XloßO'Sf x^^^~^ (^^^ x^^^^) ^' das Grün , XXori f. Beiname der
Demeter. — lat. helvu-s, hilvu-s gelblich. + »hd. gelo, gelaw-er
gelb, vgl. lit. zelv-y-s io m. ein grüner Stamm, Äalva, Zelva f.
Name eines Dorfes.
ghelu f. Schildkröte.
, /eXv'Vri, x^^^n f- Schildkröte, -f ksl. zlly, zelüvi, zelu-ka f.
kröte. Vgl. sskr. harmu-ta m. Schildkröte mit xX^fifiv-^ Schild-
bei Hesych., etwa dialektisch für /A/^t;-?.
238 VI. Die gemeinsam- europäische Entwicklung des I.
tal heben, wägen, vergleichen.
dva-HX-Xo}, ini-TÜ-Xwy rdl-airto^v n. hestimmtes Gewicht, Tal-«n- tra-
gend, duldend, wagend, " d-ral-^vro-g vergleichbar, rol-fia f. Math,
Tlrj^tti dulden , tItj-to-^ getragen , zu tragen. — altirisch toi Wille. ■{■
altlat. tul-o, te-tul-i, lat tollo hebe auf, tul-i hob, tol-erare dulden, li-
tu-8 für tlätu-8 = tItito-s getragen. — ksl. tol-j^, tol-iti placare. -
goth. thul-an tragen, dulden, thul-ain-s f. Geduld.
Vgl. sskr. tarala schwebend, schwankend, tul, tulayati, tolayati aufheben,
wägen, vergleichen, gleichen, tola sich wiegend, schwankend, sbsi be-
stimmtes Gewicht, tulä f. Wage, Wagbalken, Gewicht, tulya (von tula)
das Gleichgewicht haltend, gleichartig, gleich.
tala m. n. Fläche, Boden, Grund.
lat. sub-tel n. Fussfläche, tell-üs f. Elrdflache, Erdboden. -
ksl. tllo n. Grund , Boden. — ags. thell , thelu , thil f. ahd. dO,
dilo m. Fläche, Diele.
Lat. sub-tel vielleicht besser mit Gorssen zu talns Knöchel zu
stellen.
Vgl. sskr. tala m. n. Fläche, Boden, pani-tala Handfläche, pada-
tala Fussfläche.
1. dal spalten, zerreissen, behauen (aus dar).
Sil'To-s f. (Spalte, Spelte ==) Schreibtafel, Srjliofiia zerstöre. + ^*^
dolium Fass s. dala, dol-äre behauen, dol-et, dolere, dol-or Schmerz (=
Reissen, Bohren), deleo, delui, deletum, delere = STjUafiai, -|- lit. dali-8
f. ein Theil , del-cza f {= del-tia) der abnehmende Mond , del-na f. flache
Hand (vgl. darti von dar = dal), dylu , dilti sich abnutzen, stumpf
werden. — ksl. dola f. Theil (von dölü = german. daila Theil zu scheiden),
dla-nl f. Flachhand, dly f. Fass vgl. dala. — ahd. zol, zollo m. Klotz,
german. tel-da n. Vorhang, Zelt (eigentlich wohl Schicht, Spelte wie
deX-To-s)
Die Nebenform zu dar dr-näti sskr. dal , dalati bersten , aufspringen ist
unabhängig vom europäischen dal, lange nach der Periode der arischen
Spracheinbeit entstanden.
dalu (oder ähnlich) Fass , Gefäss.
lat. dol-iu-m n. Fass. + ksl. delüva, dly g. dlüve f. Fass.
Von dal = dar spalten.
Vgl. z. B. sskr. darvi Löfiel (der Löffel ist ursprüngUch an
Fässchen mit einem Stiele.)
2. dal praes. del abzielen auf, blicken, berücksichtigeiL
dorisch drjXofiai will, Sev-^CX-Xta blicke mich um (Intensiv, und wohl
nicht zu mhd. zwinzen zwinkern), SiX-saQ, toj, d^Xi-T^o-v, diX-os n.
Köder, SoXo-^ m, Köder, List, doXo^ig. — lat. in dol-u-s, dolosa-s. -h
an. til praepos. = engl, til (zum Ziel =) bis an, bis zu = ahd. d1i
nhd. Ziel m. goth. ga-til-a-s geeignet, passend, an. tal n. Gespneh,
VI. Die gemeinsam-europäische Entwicklung des 1. 239
terhaltnng; Zahl, Zählung, Berechnung, as. tala, ags. talu f. Zahl,
i. zala, zal f. Erzählung, Bericht, Rede; Zahl, Zahlung, Menge, an.
i List, Betrug = ags. talu f. Verläumdung, Hohn, Schmach, ahd.
a, mhd. zäle f. Gefahr. — Hierher auch yXv-xv-g = dul-ci-s graeco-
lisch dol-ku.
1. sskr. ä-dar, ä-driyate berücksichtigen, ä-dara m. Rücksicht, ä-dära
Anziehung, Anlockung.
dala, dolus.
<FoXo-ff, SoX6-€is. — lat. dolu-s, dolosu-s. + »»• tal f. last, Be-
trug = ags. talu f. Verläumdung, Hohn, Schmach, ahd. zala,
mhd. zäle f. Gefahr.
dalgha lang = ig. dargha.
'«/o-ff lang. + lit. ilga-s (für dilga-s) lang. — ksl. dlügü lang.
I. sskr. dirgha lang, zend. daregha lang.
dalghatä f. Länge.
ksl. dlügota f. Länge = sskr. dirghata f. Länge.
(Von dhal = dhar:)
dhala m.. Grube, Tiefe, Thal, von dhar.
S-oXo-g m. Tiefbau, Grube, Kammer. -|- ksl. dolü m. Grube,
Tiefe, dolu advb. unten. — goth. dal-a n. Grube, Tiefe, Thal,
dalath advb. abwärts, zu Thal.
Vgl. sskr dhära m. Tiefe (nicht belegt), dharuna n. Stütze,
Grundlage, Grund, Tiefe.
dhaluna, dhalumna n. Grundlage, Grund.
&iXvfivo~v n. Grundlage, Grund, Tiefe vgl. d-olog, S-dinfio-g.
Vgl. sskr. dharuna stützend n. Stütze, Grundlage, Grund, Tiefe.
dhval verwirren, hemmen, trügen (aus dhvar).
6g trübe, verwirrt m. Schmutz, Wirmiss, S-oXsqo^ trübe. — lat. falle,
lli, falsum, fallere täuschen, trügen nach Corssen (wohl nicht r=
XXo), da graecoi talischer Anlaut sf aus sp nicht anzunehmen ist.) -)-
1. dval-a-8 thöricht, toll, ags. dvolma m. Verwirrung, Chaos, goth.
Imon thöricht, wahnsinnig sein, an. dul f. Einbildung, Wahn, dvali
Betäubung, Schlaf, Tod, as. for-dwelan, ags. ga-dwelan, errare, in
•rem duci (= fallere), ahd. twelan, torpere, sopiri, cessare in gl-,
welan; an. dvöl f. das Verweilen, Ausruhen, davon an. dvelja, dval-da
lalten, hemmen, as. bi-dwelian, ags. dwellan, engl, dwell, ahd. twaljan,
llan, mhd. twellen, tweln aufhalten, verzögern; sich aufhalten, zögern,
en.
. sskr. dhvar, dhvarati stürzen, zu Fall bringen, a-dhvara unverwirrt,
estört.
240 VI. Die gemeinBam-enropäische Entwicklung des 1.
dhvala verwirrt.
&oX6-€ trübe, verwirrt m. Schmutz, Wirmigs, ^X-e^tröye-
+ goth. dval-a-8 thöricht, toll, dvala Narr, ag«. dvol-mam
Verwirrung, Chaos, goth. dvalm-on thöricht, wahnsinnig sein.
Vgl. sskr. a-dhvara ungestört, unverwirrt.
pal, pipalti füllen.
nifinXrifii, Ttifinkavai füllen, noX-i-g s. pali, nol-v-s s. palu. — lat.
pelli-8, pelvi-8 s. pelna, pelva. + lit. pilu, pyliau, pil-ti giessen, schütten,
einfüllen, füllen, vollfüllen, pylima-s der Damm, pylim% pilti einen
Damm aufschütten, pil-ta f. Schöpf schaufei, pil-va-s m. der Bauch. —
ksl. polü m. Schöpfgefäss. — germanisch fol-an und fol-ja Füllen, fola
Becher, fol-la voll.
Vgl. sskr. par prnati, parti, piparti füllen, beschütten; nähren ^ aufziehen;
spenden, schenken, caus. füllen, beschütten.
palta gefüllt, voll part. pf. pass. von pal.
lit. pilta-s geschüttet, gefüllt.
Vgl. sskr. pürta, zend. pereta gefüllt, erfüllt.
palna gefüllt , voll , part. pf. pass. von pal.
altirisch län voll, com-alna erfüllen (län = aln = paln). 4*
lit. pilna-s voll (auch schwanger). — ksl. plünü voU. — goth.
fulla- = nhd. voll (german. foUa- aus fol-na, wie volla- Wolle
aus vol-na).
Vgl. sskr. pürna, zend. perena voll.
palnata f. das Vollsein, die Fülle, von
palna voll.
ksl. plünota f. die Fülle. — ahd. fnllida, mhd. vullede
f. Fülle, Vollständigkeit = sskr. pürnata f. Fülle, Vollheit
palu viel.
noXv-Qf noXv viel. — altirisch il viel, pl. ili.^- goth. filu, nhd. viel.
Vgl. sskr. puru viel, zend. pouru viel, altpers. para viel.
pali f. Burg.
noXi'S f. Burg, Stadt. + lit. pili-s gen. pile-s f. Burg, Schloss.
Von pal aufschütten , vgl. lit. pil-ti aufschütten, pylima-s Damm,
pylim% pilti einen Damm aufschütten.
Hierher gehört auch nvX-ri f. Thor (eigentlich „Aufwurf*), vgl
sskr. go-pura Stadtthor.
Vgl. sskr. pura n, pur, puri, puri f. fester Platz, Burg; feste
SUdt, Stadt
paliä f. Burg, Stadt.
7toXitt-o/o-g stadtwaltend, noXirj-rrj-g neben noXirtjg Bürger und
sonst.
Vi-
VI. Die gemeinsam-europäische Entwicklung de& 1. 241
Vgl. sskr. puri (d. i. puryä, pnriä) f. Burg, Stadt.
n pal voll werden = auswaclisen :)
pala, päla m. Fohlen.
-ff m. Fohlen, junges Pferd, Pferd. — (lat. pullu-s wohl für put-lu-s,
putu-8, putil-lu-8 und s. puta). -|- germ. folan in an. foli, goth. fula,
Dia, ahd. folo, mhd. vole m. , nhd. Fohlen, und germanisch folja in
y\, ahd. fuli, mhd. vüli n. Füllen. ^
palva Spross, Schosse.
ndXXtt^ m. f. {naX^ax-) Jüngling, Mädchen, auch ndXXa^, naX-
Xax^j naXXaxCg f. Eebsweib, nakXaxO'q Buhlknabe. -|- ahd.
felawa f. Weide, salix.
Vgl. sskr. pallava m. n. Spross, Schössling, pallava-dru m. der
A^okabaum, pallavika, pallavaka m. Mädchenjäger, Wollüstling.
'on pal beschütten, bedecken:)
pelna Haut, Fell.
TiiXXa f. (für neXva) Haut, vgl. a-neXo^ hautlos, unverharscht,
iQval-neXas Hautröthe. — lat. pelli-s f. (für pelni-s) Haut. 4" ü^-
plene = plen-ja f. Haut , Netzhaut. — preuss. V. pleyni-s Hirn-
haut. — goth. fiUa- (für filna-) n. Fell. Sskr. pura n. Fell ist
unbelegt. Goth. 11 ist immer = In.
pelntna feilen, von Fell.
lat. poUinu-s feilen. + goth. fillein-a-s, ahd. icllin, ags.
feilen, nhd. feilen, von Fell.
pelman, pelma Haut, Fell.
niX^a n. Sohle, ^ovo-n^Xfio-g mit einer Sandale. -|- *g8« ß^n^ ™*
Haut, engl, film, ags. filmen membrana, altfriesisch filmene f.
Haut.
pelva Haut.
gr. in inC-nXojrO'g ^ ^nl'nXoo-g m. Netzhaut vgl. inmok^ Ober-
fläche. + lit. pleve (= plevja) feine Haut, Membrane, Netzhaut,
pleve aus pelve, pilve wie plene aus pilna und kreiva-s krumm
aus (kirwa-s) = lat. curvu-s.
pala m. Stroh, Spreu.
lat. palea f. Spreu, aber frz. paille f. Stroh. + lit. pela-s, nur
im pl. pela-i gebräuchlich, m. Spreu.
Vgl. nnXri^ naXvvio, poUen.
Vgl. sskr. pala, palala m. Stroh, palava m. Spreu.
palava m. Spreu vgl. pala.
lit. pelu-s m. Spreu; lett pelawa-s m. Flexionsthema auch pelu
m. Spreu; altpreuss. V. pelwo f. Spreu. — ksl. plöva f. Spreu.
Vgl. sskr. palava m. Spreu.
16
242 VI. Die gemeinsam-europäische Entwicklung des l
(Von pal einfüllen :)
palvi f. Becken.
TiMa (= Tiek-^a) und neXXi-g f. Becken. — lat. pelyi-s f. Becto.
Vgl. sskr. palavi f. Art Geschirr.
palva m. Sumpf, Teich von par beschütten.
lat. palü-d- f. Sumpf. — vgl. nriX6~g m. Schlamm, Lehm, für
nalßO' und lit. pürva-s m. Koth?
Vgl. sskr. palvala n. Teich, Pfuhl.
pal- grau.
neXnvo-g, neXt^vo-g grau, nol-to-g grau, yrel-Jld-ff (== jrfA-jos)
grau. — lat. pullu-s (für pul-nu-s). + lit. pal-va-s = ksl. plavu
== ahd. falo falawer, nhd. falb, lit. pele f. Maus (die graue),
lit. pil-ka-s grau, lit. pal-sza-s = ksl. pelesü grau.
Vgl. sskr. palita f. palikni grau.
plä pläyati füllen = pal.
nXff, nXrj-ato, ^nXriaa füllen. — lat. com-, ex-, im-, sup-pleo,
plevi pletum plere. -|- germ. flojan, in an. fioa flodha fliessen
von etwas, ags. flovan flovede fliessen, engl, to flow, german.
flo-du-s Fluth in goth. flodu-s m., an. flodh n. floedh, floedhr f.
Fluth, ahd. fluot, mhd. vluot f. 2, nhd. Fluth.
Vgl. sskr. prä füllen, ved. Nebenform zu pra, prata und piina
part. pf. pass. gefüllt, voll.
pläta gefüllt part. pf. pass. von plä.
a-nX7]ajo-g nicht anzufüllen, unersättlich. — lat. com-
pletu-s, ex-pletu-8, im-pletu-s; in-ex-pletu-s nicht aus-
zufüllen, unersättlich. Vgl. sskr. prata gefüllt, voll.
plana gefüllt, voll part. pf pass. von plä.
lat. plenu-s voll. — altirisch vgl. lin m. Anzahl, lin-ad
m. Anfüllung, Ausfüllung, lin-maire = nXr^fjLfjiifQa (aus
TrXfiV'fiv^ia), altirisch lin = p-len.
Vgl. sskr. prana gefallt, voll, zend. frena Menge.
pleiaiis mehr, comparativ zu palu viel.
nXe^üiVj nXilov mehr. — lat. plus, piüris. — altirisch
IIa mehr (d. i. p-lea). 4- an. fleiri (d. i. flaisan-] adj.
mehr, compar. zu margr viel.
Vgl. zend. fräyao compar. mehr, sehr viel.
plaista meist, superlat. zu palu.
nXeTcTo-s meist. -|- an. flest-r adj. meist.
Vgl« zend. fraesta superl. der meiste.
platu m. und pläti f. Füllung, Fülle.
VI. Die gemeinsam-europäische Entwicklung des 1. 243
nXijai-g f. — lat. com-pleti-on f. und pletu^s m. + goth.
fl6du-8 m. =r nhd. Fluth.
Vgl. sskr. präti f. Füllung.
pläman n. Füllung, sodann Same, von plä
füllen, schwängern.
nXrjafia n. Füllung, sodann Same, vgl. nenlrja^ai schwan-
ger sein. — lat. plemen-tu-m n. Füllung, -f- ksl. plem^
n. Same. Vgl. auch ksl. plodü m. Same und lit, pilna-8
voll und schwanger (freilich unedel).
Von pal = niXco^ niXofiai wenden, Basis ron plak
lechten und germanisch faldan falten:)
-pala, zusammengesetzt mit Zahlwörtern: -fach,
-fältig.
lat. sim-plu-s , du-plu-s, tri-plu-s, vgl. a^nXo-Sf änko^xrig^ änXo-
avvri^ gewöhnlich a-Ttlo^o-g, d-nloo-gy anXovg, SmXovg. -|- as*
twi-fl-i, ahd. zwifal, zwival anceps, dubius, goth. tvei-fl-a-s, ahd.
zwi-fal, mhd. zwi-vel m. Zweifel, üngewissheit. Zend. a-bifra
heisst nach Justi „unzweifelhaftes also bifra iur dvipra r= lat.
duplu-s, ahd. zwifal?
-palta mit Zailwörtem zusammengesetzt: -faltig,
-fach.
iir-nXaaio-g^ tqi-nXaOio^ u. B. w. -f" ^hd. mhd. zwi-falt, zwei-
faltig, zwiefach, ahd. zwi-falti f. duplicitas, dri-falt, mhd. dri-
valt und dri-valt-ec dreifaltig, ahd. dri-falti, mhd. dri-valte, dri-
valde f. Dreifaltigkeit; goth. ain-falth-a-s einstig, ain-falthei f.
Einfältigkeit, fidur-falth-a-s vierfaltig.
(Von pal = naXltü^ lat. pello, pepuli:)
palma m. palmä £, flache Hand.
naXdfifj f. — lat. palmu-s m, palma f. flache Hand, -f- altirisch
lam Hand (für p-lam = p-alm, wie lan = p-ldn = paln voll).
— as. folmos pl. m;, ags. folm, ahd. folma f. flache Hand. Viel-
leicht von spal (=: sskr. phal) aufthun.
palm schüttem, erzittern.
TiiXifi-CCta loi erschüttern, zittern machen, med. pass. erbeben,
schüttern. -f- an. fälma incerto motu ferri, trepidare, goth. us-
film-an- erschrocken (= erschüttert), us-film-ein- f. Schrecken,
Entsetzen, Staunen. Zu pal = naXXm^ lat. pello, Secundärthe-
ma wie darm schlafen zu dar. Zu mXifi auch noXefi-^-g Krieg
(= Erschütterung).
16*
244 VI. Die gemeinsam-europäische Eutwicklung des L
palaku m. Axt.
niiixv-s m. Holzaxt, Streitaxt, n^lexxo-v (für mlexso-v) n. Axtgriff, n^-
Xexxdo) behaue.
Vgl. Bskr. para^u m. Axt des Holzarbeiters, Streitaxt, para^va-dba m.
Axt, Beil (par^u m. dass. spät).
palaya feilhalten, verkaufen, von par handeln, de-
nom. von päla feil.
n(oXi(o verkaufe, -f- ^^' fal-r, ahd. fal-i, fal-i, feil-i feil, verkäuflich, ahd.
f&ljan, feiljan, mhd. feilen verkaufen.
1. plak und plag schlagen; (sich schlagen) = wehklagen.
nXriaa(oz= nXrix-](a schlage, nXrjy-i^ f. Schlag. — lat. plang^ klage, pläg-a
f. Schlag. 4" li^- plak-u, plak-ti schlagen, plek-ä und pleg-a f. Schlag,
plek-iu schlage. — ksl. plac-% plak-ati klagen. — goth. flek-an fai-flok
beklagen, ahd. fluoh, mhd. vluoch m. Fluch, ahd. fluochon, fluochen,
mhd. vluochen, nhd. fluchen.
plaga Fleck, Flick.
lat. plaga f. Netz, Garn; Teppich; Gegend, Strich, plagala f.
Toga„flecken" (es waren zwei) Blatt Papier, -f- an. flekk-r m.
Fleck, ahd. flec, flech, mhd. vlec m. st. und ahd. flecco, mhd.
vlecke schw. m. Stück Zeug, Lappen, Stück; Platz, Ort; Stück
Eingeweide; Schlag; Fleck, Beschmutzung.
Von plag = plak schlagen.
pläkä, plägä f. Sclilag von 1 plak.
nXriyrj f. Schlag. — lat. plaga f. Schlag. 4" li<^ plekä und plega
f. Schlag; nlr^aata = nlrjxjfa schlage = lit. plekin schlage.
2. plak plektati flechten.
nXix-füj i'TtXdx-rjv flechten, TiXüx-ufio-s m. Locke. — lat. plecto flechte,
sup-plex, plica, plicäre. + ksl. plet^ ples-ti flechten. — goth. flahta f.
Flechte, ahd. flehtan, flaht, nhd. flechten, flocht, geflochten, ahd. flah-s
= nhd. Flachs m.
Vgl. sskr. praQ-na m. Geflecht, geflochtener Korb?
plaktä f. Geflecht.
nXexTi^ f. Geflecht, Seil, Netz. + goth. flahta f. Flechte.
plag hin und her zucken, flackern aus ig. sparg.
nXdCofiai für nXay'jofiai hin- und herziehen, irren. + ags- flac-or voli-
tans, engl, to flacker, flicker, nhd. flackern. — ksl plüz% plüz-6ti labi,
repere, plaz-iva lubricus, plöz% plds-ti kriechen.
plat ausbreiten.
griechisch in nXaj-v-s, TiXar-og n. s. platu, platas, nXer-r^ f. al-
les Breite, nXctT-avo-g f. Platane, -f ^it. plantu, plas-ti breiter
werden, platü-s breit s. platu.
VI. Die gemeinsam-enropäische Entwicklung des 1. 245
Daza auch lat. planta f. Fusssohle.
Ygl. sskr. prath prathate ausbreiten, pratha f. das Ausbreiten,
pratbana n. das Ausbreiten, an den Tag Legen, Zeigen, m.
Name einer Pflanze vgl. nXctjavo-g,
platu breit.
nlaxv-g breit, -f- lit. platü-s breit.
Vgl. sskr. prthu (auch prathu), zend. perethu breit.
platas n. Breite.
TtXttTos n. Breite.
Vgl. sskr. prathas n., zend. fratharib n. Breite.
plära m. Flur, Estrich.
iriscb'gälisch lar (d« i. p-lär) fundus, solum, cambr. laur, llawr, lor so-
lum, pavimentum. + an. flor-r g. flor-s pl. ar m. Steinfussboden , ags.
fior m. f. Estricfi, engl, floor, rahd. vluor st. m., nhd. Flur f.
Zu einem Verb plä schlagen vgl. lit. ploti schlagen, klatschen ^ plo-na-8
schmal, flach, plo-ne f. Kuchen, Fladen, und auch lat. pla-nu-s eben,
das man freilich auch zu plak schlagen (ygl. deutsch „flach^^) stellen
kann.
plinda Stein.
nUv&o-g f. Ziegel. + ^gs» flint, ähd. (flinz) flins, vlms m. Kiesel, Stein,
(lit. plyta, ksl. plinüta f. Ziegel ist aus dem Griechischen bloss entlehnt,
8. Miklosich s. v. plinüta.)
Griechisch i9- für zu erwartendes J haben wir auch in ^av&o-g, Wz. skand
candere (wie Benfey längst ausgesprochen), aioQd^rj^ aroQ&vy^ neben
deutsch stert, sterz, Iqißiv&o-g neben deutsch arveta, ndd. Arften, ahd.
araweiz, nhd. Erbse, wahrscheinlich auch in nXad^avo-v Brett, Tafel ne-
ben german. flata, ahd. flaz, germ. flatja, ahd. flezzi n. Hausflur.
plu plavati schwimmen, schwemmen.
nXv^-iOy nh'-Vfü, l-nkv^riv spülen, waschen, nkv-ai-g f. das Spülen,
nXv'fia n.; ttXs^- nXe^cc, nXin^ nX^v^ao-fjiat schwimmen, nXo^-tOy nXtoQ)
dass.; nXoß-o-g m. das Schwimmen = sskr. plava m. das Schwimmen
u. s. w. — altlat. per-plovSre durchträufeln, lat. plu-it es regnet, plu-
viu-s u. s. w. + lit. plaü-ju, 'plov-iau, plau-ti [spülen. — ahd. flaw-
jan, flaw-en, mhd. vlouv-en, vlöuw-en , fleu-n spülen, waschen, an.
flan-m-r m. Strömung, ags. fleam m. ergossene Menge, Flucht, ahd.
worolt-vloum m. colluvies mundi, germ. flut fliessen, nhd. fliessen, floss,
geflossen (flff+t).
Vgl. sskr. plu plavate schwimmen, schwemmen, spülen, waschen, zend.
fru fliegen, fru waschen.
246 YL Die gemeinsam-europäische Entwioklimg des L
pluta begossen , gespült part. pf. pass. von plu.
nluTo-g gespült, gewaschen.
Vgl. sskr. pluta begossen, gebadet.
pluti f. das Schwemmen.
nlvat-g f. das Schwemmen, Waschen.
Vgl. sskr. pluti f. das üeberschwemmen, Fluth.
blakta Wanze.
lat. blatta f. (wohl für blacta) Wanze, Schabe. + i^tt. blakt-i-s f. Wanze,
Schabe, vgl. lit. blak-e (= blak-ja) f. Wanze, Schabe,
(blatta aus blac-ta , wie natta Walker aus nacta f. , dorisch vdx-Ta-s Wal-
ker, vgl. vdaatOf vax-jo-g.)
bhal hell sein, sehen, aus bhä,
iffetX-o-gj tpak-^-g, (faX-aqo^g hell, weiss, nafA-ifaX-ato sehe mich um, in-
tensiv zu bhal. 4" ^^* h2Ü-ü, bäl-aü, bal-ti weiss werden, bal-ta-s wein.
— ksl. b61-ü weiss.
Vgl. sskr. bhal bhalate, ni-bhälayati wahrnehmen, bhala n. Glanz.
1. bhäla glänzend, weiss, sbst. Glanz.
(fäXo^g licht, hell, weiss, -f- ksl. bÖlü weiss. — an. bal, ag»-
bael n. Flamme, Brand.
Vgl. sskr. bhala n. Qlanz.
2. bhäla m. n. Stirn, Platte.
(faXo-g m. Stimstück am Helm, (paX-KQa n. Stirn-, Backensiück.
4- ags. bell, bael erklärt Dieterich als Stirn, s. Grein ags. Glossar.
Vgl. sskr. bhäla n. Stirn.
1. bhalg leuchten, brennen.
(fXfyfo leuchten, brennen, Ctt-fpXsyiigj <fX6^ f., (pXoy^fio^g m. , (pXoy-i^-i-
— lat. flam-ma (für flag-ma) f. Flamme, flä-men m. Priester (= Zünder
für flag-men), flag-räre, fulgeo fulsi fulgere, fulgur s. bhalgas, fle-mina
Entzündung = (pXeyfiovi] dass. + lit. blizgu, blizgeti glänzen. — ahd.
plechan, blecchan, blechan (aus blach-jan), mhd. blecken praet. blac-te,
blah-te blitzen, sichtbar werden, sich entblössen, mhd. auch trs. ricM-
bar machen, wie nhd. die Zähne „blecken'^ ahd. plecchazzan, blecheean
blitzen, germ. blanka, nhd. blank.
Vgl. sskr. bhräj bhräjati, zend. baraz baräzaiti leuchten, sskr. bhargas
n. strahlender Glanz.
bhalgas n. strahlender Glanz.
(fXiyog n. Glanz in ^a-ffl^yrig sehr flammend. — lat. fulgus, ful-
gur n. Glanz, Blitz.
Vgl. sskr. bhargas n. strahlender Glanz, bhargas- vant heU, bhra-
jas n. strahlender Glanz.
VI. Die gemeinsam-europäische Entwicklung des 1. 247
bhlag f. Glanz.
<pX6^ g. (fXoyog f. Glanz, Schimmer, Flamme, vgl. ahd. plich m.
Glanz, Blitz, Blick.
Vgl. sskr. bhraj f. Glanz, Schimmer.
bhlagu m. nom. propr. eines mythischen Wesens,
wohl von bhalg.
'PXfyv-g, gewöhnlich ^'Xeyv-ci'-g m. mythisches Wesen, gesellt
dem Miw-g, Mivva~g, Ahnherr der Phlegyer.
Ygl. sskr. bhrgu m. mythisches Wesen , gesellt dem Manu, Ahn-
herr der bhärgava.
}. bhlag verlangen, eigentlich wohl „entbrannt sein"
und mit 1. bhalg identisch.
flag-it-are wünschen, verlangen. + ksl. blag-ü erwünscht, gilt,
zend. bereja m. Sehnsucht, Verlangen, berejaya wünschen, berekh-
lustsam, erwünscht.
blialva schlecht, böse.
lo-g (für (paX^o^) schlecht, böse. 4" goth. balv-a-s böse in balva-ve-
Bosheit, balv-jan quälen, as. balu n. Verderben, Uebel, ags. balu,
u verderblich, schlimm, schlecht.
(pXavQ-o-g vgl. goth. blau-tha- schwach, nhd. blöde (= ahd. blodi,
L bloede) zur Wurzel bhlu (plv-o) lat. flu-o vgl. fluere (fliessen) =
äff herabhangen, fluidus schlaff.
[. bhlä, bhläyati blasen.
flo, fläre blasen. -|- ags. blavan, engl, blow, ahd. plaan, mhd. blaejen
3n, blähen.
!. bhlä, bhläyati strotzen, schwellen (blühen) =^ gr.
ital. flö, fleyeti fliessen (eigentlich = 1 bhlä blasen
= schwellen).
t schwellen, strotzen (2 fliessen = lat. flere). — lat. flo-s m. F16-ra f.
s. blojan, ahd. pluoan, mhd. blüejen, blühen, goth. bl6-ma, ahd.
mo m. Blnme, ploma f. Blume.
bhlagh schlagen, bleuen.
lag-ru-m n. Geissei, flig-ere schlagen, niederschlagen. 4- goth. bliggv-an,
gv schlagen, bleuen. Auch (pX£ß(o (= (fX^x^oi) = &XCßo} drücke.
bhläva grünlich, blau, von bhlu ■= bhur.
flavu-s gelblich, grünlich. + ags. blae, ahd. bläo, bläw-er blau.
blä-r, ahd. bläo heisst auch flavus (nach Schade), ags. blioh, bleö n.,
. blee ganz allgemein l'arbe. Aussehen, ags. vundor-bleö Wunder-
j.
248 VL Die gememsam-europäische Entwicklung des 1.
mal sudeln; schwärzen (aus mar zerreiben).
fi4l-ag soliwasz s. malaBa, fiäX-i^ f. Rotz, fial-^i^ f. lakomscli foi
fxaX^ir-g eine Erdart, Kimolische Erde = lit. m6U-8 Lehm, fioivyw be-
sudle« — lat. mäl-u-8 schlecht, besser zu dfAßXv-g, dfißXürxm. + R mol-
i-s m. Lehm , vgl. auch lit. mel-a-s Gyps mit ksl. mdl-Q m. Kreide. -
lett. mel-u, mel-t schwarz werden.
Vgl. sskr. mala m. Schmutz, Lehm; Sünde; maUna schmateig, dunkel
melana dunkel, von mal.
fiikag, fiikav f. fjiikaiva schwarz, dunkel; blau> fitltep vSta^.}'
lit. melyna-s blau, lett. meln-a-s schwarz, mellin-it schwärzen;
altpreuss. Y. meine blauer Striemen, fitoX-tayf,
Vgl. sskr. malioa dunkel, schwärz.
2. mal , malati , maliati mahlen , malmen aus ig. mar
zerreiben.
fivkXo) für fivXjoi mahle, fivX-o-g m. fivXrj f. Mühle = lat. mola f.MüUe,
molÖre mahlen. — altirisch melim, molo. 4~ ^^^* malü, mal-ti. «-
melj%, mle-ti , lett. mahi mahle — goth. malan, mol, ahd. muljan
mala Zotte, Wollflocke.
fiaXko'S {fiaXjo-s) m. WoUflocke. + lit. mila-s m. Wollstoff,
lett. miUa f. grobes Bauergewand , altpreuss. Y. mila-n acc. sg.
Gewand , Zeug.
Ygl. d'fiaX6-g zart, fiaXa-xo-g weich,
malinä f. Hirse, Schwaden, von mal.
fieXivri f. Hirse, Schwaden vgl. latein. mil-iu-m n. Hirse. + ^^
malnos pL f. von malnä Hirse, Schwaden.
melita n. Honig.
fi^Xi gen. fiiXiT-o-g Honig, fJiiXusaa für jiifi «r-j« Biene. - W-
mel| mellis n. Honig. 4* goth. milith-a n. Honig.
Als weich „milde" benannt.
malg, melgati melken = ig. marg wischen, strei-
chen, streifen.
d'fiiXyo}, melke. — lat. mulg-eo melke. — altirisch do-o-malgg, mulxi,
melg Milch , bo-mlacht Kuh (bo) und Milch , s. Windisch, Zeitschrift XXI,
3, 252. -}- lit. melzu, milz-au, milz-ti streicheln; melken. — ksl. mtizih
mlös-ti melken. — ahd. melchan, nhd. melken, molk, gemolken, Milch.
Lit. melzu heisst streicheln und melken und beweist dadurch die Iden-
tität des europ. malg melken mit dem ig. marg streichen, streicheln.
Ygl. sskr. marj , marshti streichen , streifen.
melgta gemolken, part. pf. pass. von malg.
dv'TjfÄeXxTo-g ungemolken. — lat. mulsu-s. 4" ü^« niilszta-s ge-
molken.
VI. Die gemeinsam-europäische Entwicklung des 1. 249
mald auflösen (aus mard).
'-iJrai erweiche, schwäche. + goth. malt-jan auflösen, ags. meltan
zen, an. malt-r faul, ahd. malz hinschmelzend , hinschwindend,
1. milta Milz. fiiXdto gehört zu sraald schmelzen,
ikr. mard, mrdnäti, mrad, mradate reiben, zerreiben.
maldu zart.
lat. mollis (für moldvi-s) weich. -|- ksl. mladd zart.
Ygl. sskr. mrdu, mradiyanis , mradishtha weich, zart, geschmeidig,
german. milda gehört zu Wz. mal vgl. altlateinisch mal-ta-s,
molles, oder zu maldh w. s.
maldh weich, schlaff, überdrüssig werden.*
7 f. weiches Wachs , ^uX^-axo-g schlaff, nachlassend- -|- goth. milda-
n un-mild-a-s unmild, mildi-tha f. Milde (oder wie mul-da Erde
l).
jkr. mardh, mrdh-ati, mrdh-ate überdHissig, lässig werden, im
lassen, mrdh-as n. Gleichgültigkeit, mrdh-ra m. Verächter, a-mardh-
-mrdh-ra nicht nachlassend, unermüdlich.
valk = vark zerreissen:)
1. valka m. Wolf.
Xvxo-g m. Wolf. — lat. lupu-s m. Wolf. + lit. vilka-s m. —
ksl. vlükü m. — goth. vulf-a-s m. Wolf.
Vgl. sskr. vrka m. , zend. vehrka m. Wolf.
valkina adj. vom Wolf.
lat. lupinu-s vom Wolfe. + ags. vylfen, ahd. wulfin wolf-
artig.
2. valka Pflugschaar, Pflug (= aufreissend).
lakon. BvXayia (d. i. ^-ßXaxa) f. Pflugschaar, d^vQ^tf evXdxt^ bv-
Xd^cci mit silberner Pflugschaar pflügen , Orakel bei Thucydides.
Vgl. sskr. vrka m. Pflug.
val , valati wickeln , walken , umringen , drehen , wäl-
zen.
, eilv-o) {i-^Xv-(o) winde, wälze, ttXv-fjia^ ^kv-TQo-v n. Hülle, €?X-
i. Darmverschlingung = sskr. valaya, iX-iy^ Schwindel, %X-i^ gewun-
, s. w. — lat. vello (d. i. velo), vulsi, vulsum, vellere walken; volvo
v-fü wälze, volü-men n. = iXXvfxa. -|- lit. velu," vel-ti wickeln,
1, vol-oti herumwälzen. — ksl. vlü-na f. Welle == ahd. wella f.
(fürwel-na), val-j%, val-iti wälzen. — goth. valv-jan , valv-is-on wäl-
;erman. val-t wälzen.
3kr. val, valate bedecken, umhüllen, umringen, ringeln, hin und
swegen, val-ana n. das Winden, Wenden, val-aya was umringt.
250 YL Die gemeinsam-eoropäische Entwioklnng de8 1.
vall-i, vall-i, vall-ari f. Schlingpflanze; ol-ü-ta m. Boa Consirictor ist
vielleicht = lat. volütu-s.
val, valati, vellere.
lat. vello, vulsi, vulsum, vellere. + üt- velu, vel-ti walken.
valv, valu, volvo.
eiXvcD, — lat. volvo. + goth. valv-jan, yalv-is-on walzen. Inder
Form varu wohl schon indogermanisch, ^v^l. sskr. varn-tra =
iXvTQoVy sskr. nlüta m. Boa (s= volütu-s?).
valutra n. Hülle.
HvjQo-v n. Hülle (== seXv-TQO'V) vgl. sskr. varutra n.
Obergewand. Nach Pott.
valva Hülle, Eihaut, Gebärmutter.
lat. volva, Vulva f. Hülle, Eihaut, Gebärmutter, volvula dimiO'
Vgl. sskr« ulva, ulba m. n. HüUe um das Embryo, Eihaut, auch
Gebärmutter, in Compositis Hülle überhaupt z. B. avakolba
(avakä-f-ulba) von Avakapflanzen umhüllt.
valnä f. Wolle.
lat. villu-s m. Flocke, Zotte für vilnu-s. + lit. vilnaf. — ksl«
vluna f. — gotii. vuUa (für vulna) f. Wolle.
Vgl. sskr. ürna n. ürnä f. (= vama) Wolle.
2. val stark sein = var wahren, wehren.
lat. val-eo, val-or m. val-idu-s, valde. — altirisch fläth dominium (= vlä-
ti-). + lit. val-ä f. Macht, Grewalt, val-ioti zwingen, vgl. lett. war^t
können, vermögen noch mit dem älteren r.
Vgl. sskr. bala n. Kraft, Stärke.
3. val sammeln , aus val wählen.
Mk'ig adv. in Menge, d-^oXXiig gehäuft, gesammt, ^aX-ut^a Versammlong.
+ lit. val-yti zusammenbringen , emdten , su-valyti sammeln , su-si-valyti
sich versammeln.
Vgl. sskr. vrä f. vära m. Haufen, Menge.
4. val wählen, wollen = ig. var.
ßoXofJiaij ßovXofiai will. — lat. volo, volle. + goth. viljan wollen, valjafl
wählen. — ksl. volja f. Wille, vol-iti wollen.
Vgl. sskr. var, vrnoti, vrnäti, vedisch auch varati wählen, vorziehen,
vara m, Wunsch, Wahl.
vala gut, wohl, von val wollen.
ßiX-jiqo^ besser, gut, comp, von ßiXo^ gut, wogegen ßeXt-tta^
'ßiXj'iaxog besser, best von ßiXxo part. pf. pass. von ßolofjuu^
stammen, -f- goth. vaila- gut, wohl, ahd. wel, engl. well.
Vgl. lat. vel part , oskisch val-ae-mom best und sskr. vara best
YL Die gemeinsam-europäische Entwicklung des 1. 251
valia f. Wüle.
ßovln (= ßoX^a) f. Rath. + ksl. volja f. Wille. — goth. viljan-
m. Wille.
Vgl. altpreuss. prät-s Rath = lett. prat-s Wille.
valtu Bedeutung (von val wollen).
lat. vultu-s m. Ausdrack, Miene, -f- goth. vulthu-s m. So^a^
Wichtigkeit, Herrlichkeit vgl. vulth-ra- wichtig, werth (be-
deutend).
valtura bedeutend.
ßXoavQo-g, 4- goth. vulthr-a-s werth.
5. val nehmen.
, dXov, idlotp, -f- goth. yilvan, valv nehmen, rauben vgl. an. völva,
a pl. völ-ur f. Wahrsagerin (= Ergriffene, rapta).
valk , velkati entlang reissen , furchen , schleppen, zie-
hen aus ig. vark, vrak, vrask reissen.
XI) für ^elxo} ziehe, oiU~o-; m. Zug, wX^, avXit^j cuAce^, oAol f. (iiir
lax-) Furche, 'dXxog Riss, Wunde, Geschwür = lat. ulcus n. -f lit.
ka = eXxto, vilk-ti ziehen, schleppen, valk-ioti herumschleppen, velk-
li pl. Zoggschleife. — ksl. vlac-%, vlac-ati ziehen, eXxew,
velkta part. pf. pass. von valk.
iXxjo-- in dv-iXxTo-g nicht zu ziehen, nicht dehnbar, dv-eXxro-s
(dv^Xxto) heraufgezogen. 4* ^t* vilkta-s gezogen.
valg netzen.
irisch folcaim, humecto, cambrisch golchi lavare, altirisch fliuch =
nbr. gwlyp, madidus (Grundform vliquo-s nach Ebel). 4* ^^^ vilgau,
Bfyti nässen, anfeuchten, altpreuss. Y. welgen Schnupfen. — ksl. vlaga
Feuchtigkeit, Nass, Saft. — ags. vläc, ahd. welc, weih, mhd. welc.
Ich feucht, milde, weich; welk, schwach, as. wolkan, ahd. wolchan,
td. wölken n. , nhd. Wolke.
salä f. Insel (Wasserland, Aue).
in-sula f. Insel. -|- lit. salä f. Insel.
salaka Robbe, Meersäugethier.
txog, aeXux-io-v n. aeXtxx'^^^s m. Meersäugethier, wie Robben u. s.
-f- an. sel-r, ags. seolh, ahd. selah m. Robbe, Seehund,
sal üiessen (schwimmen?)
salakä f. Salweide.
tdisch iXUti f. Art Weide. — lat. salix f. Weide, Salweide. — com,
j;en, cambr. helygen, arem. halegen salix. -{- ahd. salahi, salha f.
Bcalh Salweide.
252 VL Die gemeinsam-earopäiscbe Entwicklang des I
salakina von Salweiden, salakä.
lai salignu-s von salix. -|- ahd. salahin von Weiden.
sali f. Salz.
aX-g f. Salz, Meer, ah- in aU-^v-g^ ukC^nXayxTo-g u. s. w. — UisaliB.
sale n. Salz. + ksl. soll f. lett. sal-i-s f. Salz vgl. goth. sal-ta n. Sali.
Vgl. S8kr. sara m. Salz.
salina salzig, von sali.
ahvo-g salzig. — lat. salinu-s in salinn-m n. Salzfass , salina-e f.
Salzwerk, -f" ^^1. sollna salzig.
salva all, heil, ganz, von sal = ig. sar schützen.
oJLo-ff, oi'Xo-g für 6X^o-g all, ganz, heil. — lat. salvu-s heil.
Vgl. sskr. sarva, zend. haurra all, jeder, ganz.
salvat f. Ganzheit, Heil, von salva.
lat« salüt- f. Heil. — sskr. sarvatati, zend. haurvatat f. Unve!
sehrtheit, Heil stimmen mit dem gr. oAotijt-, oXorrig f. Allhei
Ganzheit bloss laatlicb.
Vgl. zend. hanrvat f. Ganzheit, Heil.
sala heil, gut, gütig.
lat. so-lu in sol-ari begütigen, trösten, sola-men, sola-ciu-m, con-Bolai
anch wohl soUu-s heil, ganz, pur, lauter für s61u-s, wie erhellt ans boI
timu-s das beste, vollkommenste (Wahrzeichen) und soli-du-s solid. I
Zusammenstellung von sollu-s mit oX^o, oXo-c = ig. sarva ist verfel
denn einmal wird sarva schon durch lat. salvu-s repräsentirt, sodann i
wird Iv nie zu 11, vielmehr ist die Verbindung Iv im Latein äusserst
liebt. 4" goth. sel-a-s tauglich, gut, mhd. (säl in) säl-liche auf glü
bringende Weise, as. sal-ig, mhd. sael-ec selig, ahd. säli-da, mhd. sae
f. Güte, Glück, Heil, Segen. — ksl. sulej besser = lat. sölis- in «
timu-s best, vollkommenst, glücklichst.
(Von sal, oder zu sval schwellen:)
sala n. Boden, Grund (svala?)
lat, solu-m n. Boden, Grund, sol-iu-m n. Sitz, Stuhl, Th
con-sul, praesul. + ^^sl. selo n. dyQog^ fundus, Wohnung,
gend, in Zusammensetzung sülü , locum tenens, po-sülü, sei
f. = goth. salithva f. Wohnung. Dazu a^k-Cö- f. Bank und
salman, svalman, lit. süla-s Bank, an. sal-r gen. sal-s, salai
domus Saal, ags, ahd. sal n., mhd. sal m. n. Saal, grosses
ein Gemach haltendes Gebäude.
salman m. n. Gerüst, Spende vgl. sala (sval
aiXfia n. Getäfel, Yerdeck, Ruderbank, o^Xfio in eu^aüfio-g
lij-aßiXfAo-g mit guten Ruderbänken. 4~ ^s* selmo, ags. sea
m. Lager, Bett, Bettstelle.
VI. Sie gemeinsam-europäische Entwicklung des 1. 253
silaya, silayati scliweigeii.
leo, sile-re schweigen, sile-nt-iu-m. + goth. silan, Stamm silai- in
ian schweigen.
skard, skardati springen; aus 1 skar.
scherzen , schirzen , lustig springen , scherzen , scherz m. Aeusserung
;her Laune, Hops, Scherz; vgl. xoQ^-a^, axoQ^^ f. ein lustiger
and sskr. khandaka m. Art Tanz.
skr. kürd, kürdatc springen, khod, khodati hinken.
kard = skard schwingen, springen.
xQttd-dtüf xQaS^€(£v<a schwingen, schütteln. — lat cardo? 4" an.
hrata, adha schwanken; neigen, sinken, vom überfallen.
Vgl. sskr. kürd (aus kurd), kürdate springen.
sklad , klad schwingen.
xXa^-d(Oy xkad-daaü) schwingen, schütteln. -[- lit. sklandau, sklan-
dyti schweben, schwanken.
skalp, scalpere = ig. skarp.
-Tfti hacken, behacken, behauen, einmeisseln, xolan-rriQ m. Meissel.
scalpere, sculp-tor m. -f- lit. sklemp-iu, sklemp-ti behauen, sklepa-s
wölbe.
skal, skaliati spalten, graben.
) ((Txa/.-jw) scharren, schüren, graben, behacken, axnX-iv-g m. axetX-
-|- lit. skeliu, skelti spalten, skil-ti Feuer anschlagen. — an. skil-ja,
, trennen, scheiden.
skala Stein, von skal.
/«A-t| für aj^al-t^ f. Bruchstein, Caement = lat. calc- f. Stein,
Kalk, calic-äre betünchen, calc-ulu-s m. Steinchen. + ksl. skala
f. Stein. — goth. skal-ja f. Ziegel. Europäisches skala wird mit
Sicherheit erschlossen.
skalama Verderben, von skal = skar.
lat. calami-tät- f. calam-it-osu-s , in-colnmi-s. -}- ahd. scalmo,
scelmo, mhd. schalme, schelme m. auch schelm f. pestis, pesti-
lentia, Seuche; körperliches Gebrechen. Hat sich später zu nhd.
„Schelm" entwickelt.
skalmä f. Messer, von skal.
axdXfjtj f. Messer, Schwert (soll thracisch sein), -f- a^- skälm f.
kurzes, breites Schwert.
stal fest stehen, caus. stalya stellen, eigentlich De-
nominativ von stala w. s.
w für <TTf>l-jw, i-ardX-Tiv stellen, bestellen, -f- ahd. stall-jan stellen,
stelü-ti stellen, bestellen, mag entlehnt sein , preuss. stall-it stehen,
skr. sthal, sthalati fest stehen.
254 YI- Die gemeinsam-europäische Entwicklung des 1.
stala Ort, Stelle (eigentlich = siara fest).
otttltf ra/A€tov xxrjfvtaif Hesych. araX^^ tx-os m. Stellhol!
lat. stlo-cu-s, lo-cu-s m. Ort. + &?>3* ^^^l? siauel m. Stelle^
stal, stall-es (i-Stamm) m. Stall, Stelle.
Vgl. sskr. sthala n. sthalä, sthali f. Ort, Stelle, Festland.
stal, stlä, stemere, europ. Nebenform zu ig. star.
lat. stlä-ta f. breites Schiff, lätu-s breit (eigentlich ausgebreitet, purt.
pf. pass.). + ksl. po-stel-j^, po-stla-ti ausbreiten (das part. würde pc*
stlatü lauten können) , stel-ja f. Decke vgl. lat. stor-ea f. Decke von stor.
spal, spalati, caus. spalia stürzen, wanken, falleii,
caus. fallen.
aipdX'Xoi für a(fiaX-j(o caus. bringe zu Fall; nach Curtius = lat. falla-+
lit. pülu, pül-ti fallen. — as. fallan, f§ll, ahd. fallan, fallen, caus. felljai
fallen.
Vgl. sskr. sphal sphalaii wanken, caus. sphälaya zu Fall bringen.
spalvaina m. Polster, Kissen, von spalva Flaum.
lat. pulvinu-s m. Polster, Kissen, pulvin-ar m. Polstersitz, -f- lett. spil
wSn-a-8 m. Bettkissen, Polster, Matratze von spilwa f. Teichgras =
spalwa Feder, Haar am Yieh, Flaum, spalwain-a-s federicht, rauhhaar^,
bewachsen. Das Stammwort ist im Latein untergegangen , gleichen Stam-
mes sind pilus = titCXov und plüma.
spleghan m. Milz.
anXriv m. Milz , anXay/vo-v n. Eingeweide. — lat. lien (für sp-Uhen) n».
Milz. -|- ksl. slezena f. (für splezena) Milz.
Vgl. sskr. plihan, plihan m. Milz, zp. Gl. gpereza Milz.
smald, smeldati schmelzen.
fiiXSto trs. schmelzen, kochen, gahr machen, fAiXdofAM intrs. schmekett
-|- ahd. smelzan, smalz, mhd. smelzen, nhd. schmelzen, schmolz, agt.
smolt sanft, as. smult-ro auf sanfte Weise, ags. smolt, ahd. mhd. smil^
nhd. Schmalz n. , ahd. smelzi m. n. smelzi f. Schmalz, ahd. (smak-jto)
smelzan, mhd. smelzen, nhd. schmelzen i^schmelzte) , schmalzen. Dagegeo
a-fiaXd-ivta zu mald.
Von smal = smar vgl. lit. smala-s Theer.
slidh verletzen.
lat. laedere verletzen. + goth. sleith-ja-s (wie lauth-a-s von liudiuiiss
ludh), ahd. slithi, slidi schädlich, gefährlich, grimmig, goth. sleith-ft'*
Schaden.
Vgl. sskr. sridh verletzen, a-sridh, a-sredh-ant nicht schadend, fromiDi
friedlich.
Doch könnte man lat. laedere auch zum deutschen slitan, slait, nbd-
schleissen, ver-schleissen stellen.
\ri. Die gemeinsam-europäische Entwicklung des L 255
^. sval, svalati leuchten, glühen.
"«s n. (ilanz, aeX^vri = kl-avti f. Fackel, -SEJl-i}riy f. Mond. + lett.
^W, 8wel-t sengen. — ags. svelan glühen, ^svol Hitze, ahd. swiliz-6n
iwelen, nhd. schwül.
[l. sskr. sur, sorati leuchten , glühen, sura m. Sonne ; zend. qare-tha n.
re-nahh n. Glanz.
2. sval schwellen."
1-0-; m. das Schwanken, Wogen, Schwall, besonders der des Meeres,
nov adXoSy xovC-aaaXo-g für TiovC-a^aXo-g Staubschwall, Staubwirbel,
.-iv-iiv in's Schwanken bringen, med. schwanken. — lat. salu-s m.
i-m n. das Wogen, besonders des Meeres, daher auch Meer, offenes
er. -|- as. swellan, ahd. swellan, mhd. swellen, swall, schwellen (ver-
machten), ahd. swellan (= swall-jan), mhd. swellen, nhd. schwellen,
wellte, schwellen machen, stauen, hemmen (verschmachten lassen),
b. in uf-svallei-ni f. Aufschwellung, Aufgeblasenheit, Hochmuth, mhd.
1-m m. Strudel im Wasser, daher die Schwalm in Hessen.
svaliä f. Sohle, Fusssohle; Sohle = Schwelle.
vXCa f. bei Hesych. vA/as, rovg xaqnaxCvovg xofiovg, — lat. solea
f. Sohle. -|- goth. sulja f. Sohle, ga-suljan, d'SfieXiovv, fandare,
dazu ags. syll, sylle f., ndd. süll Schwelle, ahd. swelli n., mhd.
swile m. Schwiele, Fusssohle. An Entlehnung ist offenbar gar
nicht zu denken. Zu sval schwellen.
c) Sniflxales L
ak-a-la dunkel, blind.
aquilu-s dunkel, schwarz, aquila Schwarzadler, aquil-6n* Nordwind
• Dunkelbringende), vgl. «/AiJ-ff f. Todesdunkel. -|- lit. akla-s blind,
. ikla-s stockfinster, altpreuss. aglo (= aklä) Regen (= dunkles
kter).
.ak, lit. ap-j-§k-ti erblinden, ink-ti verschiessen , Farbe verlieren.
ankla m. angulus.
angulu-s Winkel. -|- ksl. ^glü m. Winkel. — ahd. angnl, mhd. An-
m. , nhd. Angel f.
. ank biegen.
akslä m. Achsel.
ala f. Achsel (fiir axla, wie erhellt aus) axil-la f. Achsel. -|~ ft^* oxl
xlar f., as. ahsla, ahd. ahsala, mhd. ahsele, absei st. schw. f., nhd.
sei.
aksi Achse.
256 VI. Die gemeinsam-europäische Entwicklung des l
agala beweglich.
lai. agrili-s beweglich, vgl. gracilu-s alt für gracili-s.
Vgl. ved. ajira rasch, behende, ajiräya behende sein.
angla Kohle.
lit. angli-s f. — ksl. ^gll m. Kohle.
Vgl. sskr. ahgära m. n. und ajjhala m. (jüngere Foim) Kohle. Za ag
blank, hell machen, vgl. agni Feuer.
aghla beängstigend, beschwerlich.
griechich in o/Xi-at bedränge, beunruhige. + goth. agl-a-s beschwerlich,
agl-6n- f. Trübsal.
Vgl. ved. aghala schlimm.
Von agh «>'/w.
abala m. Apfel (Beere).
Vgl. lat ebulu-B f. ein Beerenbaum , HoUunder. — altirisch aual pL ib-
aleu Aepfel, auallen, alt aballen Apfelbaum, com. avel, avell Apfel -f
lit. obuly-s io m. , lett. äbol-s m. , preuss. w-oble Apfel. — ksl. j-ablnko
n. und j-ablüka f. Apfel. — an. epli m., ags. äpl, äppel m., engl. apM
ahd. aphul, mhd. apfel, nhd. Apfel.
Von ab = abh schwellen, wozu lat. eb-riu-s, imb-er = o^^-^S, «j*-^'
■
aikla Spitze.
ttlxAOi' al ywvCat rov ßiXovg Hesych. — [altirisch ael fuscina, trideiißT
preuss. ayculo f. Nadel (vgl. ksl. igla f. Nadel?).
kakla m. n. Kad.
xvxXo-g m. Kad, Kreis. -|~ a°* hjol (d. i. hihula-), ags. hveol,
hveogul, hveohl n., engl, wheel Rad.
Vgl. sskr. cakra m. n. Rad, Kreis.
katila schwatzend.
xuniXo-g geschwätzig, xanCX-Xta schwatze. -|- lit. in katil-inti plaudern
plappern.
Vgl. sskr. katth, katthate viel Lärm machen um, prahlen, rühmen
schelten.
katvala m. Höhlung.
x6tvXo~g m. Schale, xoivXri jede Höhlung, Lendenhöhle, Schale vgl. lat
cat-inu-s, catil-lu-s, ags. headhor receptaculum.
Vgl. sskr. catväla m. Höhlung in der Erde zur Aufnahme des Opferfeuer«,
Mutterschooss.
kapala m. Kopf.
yt^tpttXri Kopf. + ags. hafala, hafola m. Kopf.
Vgl. sskr. kapala m. n. Schale, Hirnschale, Schädel.
Zu kap capere oder zu kap kamp wölben.
1 (
VI. Die gemeinsam-europäisohe Entwicklung des 1. 257
^amala Hörnchen.
cornulu-m Hörnchen. -{- mhd. hörnelin n. Hömlein.
3tiinutiy von J^ama Hom.
karkalä f. Eies.
aq, xQoxaXri f. Kies, Gries, Ufersand.
l. sskr. garkara f. Kies, Gries, zend. yra^c tropfen, hageln, ^p^agka
Bagel.
kasala Hasel.
corolu-s, corylu-s f. Hasel, -f" &^' l^^l ™* Hasel, ahd. hasal m. ha-
i f., mhd. hasel f., nhd. Hasel f.
kaula m. Stengel.
'ito-c m. Stengel. — lat. cauli-s m. Stengel, Kohl. -)- lit« kanla-s m.
ochen = lett kaul-a-s Knochen und Stengel, kaol-ain-a-s beinicht,
Qgelicht.
> Wurzel ist ku.
kaulä f. Bruch am Unterleibe.
'tlf attisch xaXri (= xaßkri) Bruch. + ksl. kyla f. Bruch. — an. haul-1
, ahd. hola f. Bruch am Unterleibe.
kaukalia m. ein Vogelname.
^xttXCa-g m. ein Vogel, -f- ü^* kaukale d. i. kaukalia f. ein Vogel.
1. sskr. kokila m. der indische Kukuk.
a kuk schreien.
gargalä f. Gurgel.
gurgula f. gurgul-ion- m. Gurgel, -f- *l*d. querechela f. Gurgel.
minutiv von lat. gurg- in gurg-et, an. kverk, ahd. querca f. Schlund,
pgel.
gagala, gangala rund.
yHo-g rund. + ahd. chegil m. Kegel, an. kogla adha kugeln, mhd.
;ele f. Kugel.
gavala zum Kind gehörig, sbst. rindartiges Thier.
'ß-aXo-g rindartiges Thier, spater Büffel. — lat. bu-b-ulu-s zum Rind
örig, bubul-cu-s.
. sskr. gavala m. Büffel.
ghasla tausend.
a-x^Xoi, x^^^^ *ol« X^^^^*' (*^8 ;ir«<rJl«}t) tausend.
. sskr. sa-hasra, zend. ha-zarira tausend.
tatala Väterchen.
tatula m. Väterchen, dem. von tata.
. sskr. tatala m. ein väterlich gesinnter Mann.
17
258 YL Dia gemoiiuam-'eiiropikisobe SniwidihiBf del l
tepala warm.
lat. tepula (aqua) warmes Wasser, -f" ^^^ teplö, toplü wann.
tardalä f. Drossel.
lat. turdela f. Drossel. -|- engl, tbrostle, mhd. droetel f. Dronel; abi
drosca, droscela f. ist entstellt.
Von ttkrda = lat tardu-s, lit. strmzda-s, an. thröet-r m. Drossel, ffjL
sskr. tarda nL ein Vogel.
tumala Tumult.
lat. in tomol-tu-B m. Lärm, Tumult.
Vgl. sskr. tumala, tumula lärmend, n. Lärm, verworrenes Geräascb.
Eigentlich „Schwall^* vgl. sskr. tumra strotzend und lat. tumere, tamnlni'
trapala (neben trapara) sich drehend, hastig.
ToaneXo-g sich drehend , r^^<il-/C», T^nal^(at. -f Vgl. ksl. trep«W ^
periti zucken, trepidare.
Vgl* sskr. trpra, trpala hastig, unruhig.
Von trap t^^ttoi.
dhäla, dhälia Sohn, Junges.
lat. filiu-8, filia, umbrisch feliu- das Junge, „Wurf". + lik pinii-4ely-*
m. Erstgeburt von Thieren, pirm-dele f. erstgebärende Kttb, lett. del-^'^
m. Sohn.
Zu dha setzen = werfen , gebären , vgl. lat. fe-tus , fe-cundus , sskr. g»*'
bham dhä schwanger sein, gebären.
dhalä, dhälä f. Zitze, Euter, Mutterbrust.
d^rilii Zitze, Euter, ^n^dCto sauge, &nl6vii Amme. — lat. felare (fell&r«)
saugen. 4* <^d. tila f. Zitze, Euter; vgl. Ut. dele f. Blutigel.
Von dha saugen.
dhälu saugend, säugend.
^Xu-s säugend, nährend; weiblich.
Vgl. sskr. dhäru saugend.
Von dhä saugen.
dhumala rauchfarbig, düster.
lett. dümal-B rauchig, dunkelfarbig, dunkelbraun, schwarzbraun.
Vgl. sskr. dhümra rauchfarbig, grau, trübe, düster, braunroth, dhumal»
rauchfarbig.
Von dhüma Bauch.
naghala Nagel.
lat. ungula Nagel, Huf. -|- goth. na^l-a-s, nhd. Nagel.
Vgl. sskr. nakhara adj. wie eine Klaue gestaltet, nakbara m. f. m Nagel,
KraUe.
Von nagha m. Nagel.
TL Die gemeinaam-enropäisohe Entwiddung dea L 269
nebhala Nebel, Dunst, Gewölk.
^^ri Nebel, Wolke. — lat. nebula. — altirisch nel, oambr. Dywl ne-
i. -f- an. nifi- in nifl-heim-r Nebelheim, nifl-hel Nebflholle, nifl-veg-r
•elweg, as. nebhal, ahd. nepal, nhd. Nebel,
nebhas vitfog,
nabhala m. Nabel.
>ttlo-^ m. Nabel. — lai. nmbil-icoHB. + an« nafli, ags. nafela, ahd.
edo, nhd. Nabel m. *
. sskr. nabhila n. Schamgegend, Nabel, näbhila adj. zu n&bhi Nabel.
. nabhä Nabel, Nabe.
parljala, parl^alia Ferkel.
porcolu-s Ferkel, poroilia junge San. -^ lit. parszeli-s io m. Ferkd.
ahd. farheli n., mhd. värchel-in n., nhd. FerkeL
oinativ von parl^a porcns.
paikala bunt.
icilos künstlich verziert, bunt; vgl. ahd. feh bnnt.
• Bskr. pe^ala künstlich verziert, bunt,
ßctiv von pai^ Schmuck, Gestalt.
bambuli Wasserblase.
^vXi'S Wasserblase vgL ßofifivXu)^ Hummel, -f" ^i*- bumbuly-s m.
Serblase, bimbaia-8,= lett. bambal-s Käfer,
bamb ßo^ßito,
bhülia Blatt, Kraut.
or (= (fvX-io-v) Blatt, Kraut, vgl. ffniXo-^, fpvlri. — lat. fölia-m Blatt.
:b1. byll f. bylije n. Kraut,
bhü (pV'Vcu,
makala Fleck, Mal.
macnla Fleck. + goth. mailä- n. Mal, Falte, Runzel, ahd. meil n.
mak f^ccaaa.
megala gross. •
xXri, /zsyalo-TTig y fteyaX-iCo/^ai , fjisyaX-vvfa. + goth. mikil-a*t, ahd.
bil, mhd. michel gross.
ufya-g^ an. mjök adv. sehr.
maghla üppig.
Ao-ff üppig, geil (von Weibern),
sskr. mahilä f. üppiges Weib.
Wurzel magh, vgl. lit. manga f. Hure, meg-us woUüstig, meg-ti
lUen haben.
migUä f. Nebel, Gewölk.
xXri Nebel, Gewölk. + lit. miglä f. — ksl. mlgla f. N^bel, Ctowölk.
17*
260 YL Die gemeinsam-europäiBche Entwiokhiiig dea l
Ygl. sskr. mihira m. Wolke, mih f. Nebel, Danst, megha :? leoiiBi^
gha m. Wolke.
ye^la willig, ruhig, heiter.
^ixfiXo-gy lxi}Ao-c, ivxriXo^s willig, ruhig, ^ExaXti Eigenname, -f P'^-
wessal-fl, ksl. veselü behaglich, heiter, froh.
Yon yal^ wollen.
vagla (nnd yagra) wach, wacker.
lat. vigil wach, nocti-vigulu-s, Tigril-ia, yigil-äre. -f- ahd. wachtr rfiitig,
wacker, wach, ahd. waohal wach.
Von vag vigere, wachen.
vatalia Wunde.
tkiiXfi Wunde, vgl. HesycL yaniXti Wunde (d. i. ^atiiXri = ^arüujj,-^
lit. voteli-8 io m. kleine Wunde, demin. zu yoti-8 = lett. wät-i-8 f. Wunde.
sedla Sitz, Sessel.
Heiych. xaaiXa * xad'i^Qa, ^axuvts (xaaiXa = xa^-fif-JUx). — lat ttlU
(für sedla) f. Sitz, Sessel. -|- goth. sitl-a-s, ahd. sezal, nhd. SeMel. -
Ygl. liTe«.
Yon sad sitzen.
saval m. Sonne.
lat. sol m. Sonne. — cambr. heul, jetzt haul, com. heuul Sonne. 4*8^'
sauil*a n., ags. an. sol f. Sonne.
Ygl. sskr. svar Himmel, ved. svar Sonne, sskr. süra, sura m. SonBe«
zend. hvare m. Sonne.
Yon tu erregen, wie sskr. savitar m. Sonnengott.
savalia m. Sonne.
riiXu)^^ rikio-g , dialectisch dßiXio-g (d. i. aa^iXio-i) m. Sonne,
Sonnengfott. -^ lit. saule (= saulja) f. prenss. saule Sonne.
Ygl. sskr. sÄrya m. Sonne, Sonnengott.
skÜa still, geruhig.
xtlXo-g zahm. — lat. in tran-quillu-s. -|- goth. hveila f. Ruhe, Weile, w-
hvil Ruhe, nhd. Weile.
Zu ski wohnen, weilen.
skagala m. Bock, Ziegenbock.
ksl. kozilü m. Bock, Ziegenbock.
Ygl. sskr. chagala m. Bock, chagali f. Ziege.
Yon skaga Bock.
skäpala Haar.
lat. capillu*s Haar. + preuss, scebeli-s Haar, vgl. goth. skuf-ta n., mhd.
schöpf, nhd. Schopf m.
Yon skap scabere.
VI. Die gemeinsam-europäische Entwicklnng des 1. 261
stakla was steht.
ob-staculu-m. + preuss. stakle Stütze, Pfeiler, lit. stakle Liessstook
Leiterwagen, stakles pl. das Webegestell , leti stakli-s zackiger Pfahl
Stützen.
sta stehen durch das Suöix kla.
stegla m. Stichel.
itilu-s (für stig-lu-s) m. Stichel. -J- ahd. stibhil, mhd. stichel m.,
Stichel, Grab-stichel.
stag stechen.
zend. tighra spitz, tighri m. Pfeil (von W. tig aus stag).
spargala m. kleiner Vogel.
yovXo-s' oqvird'dquiv ay^utv und näQyovXo~v ogvid-dgiov Hesych., vgl.
ytlos Aristoph. Vögel 300. + preuss. spurgli-s Sperling, spergla-wanag
»er (wörtlich Sperlings-Habicht, wanag = lit. yanaga-s Habicht).
spasla hohl.
0- in (fm^la^io^ n. und anril-vy^ f. Höhle. 4~ l^sl* puchlü hohl (voii
\i\ blasen, mit üebertritt zu u, wie in pychaj^ spiro, vgl. nura
von nXr% nrö-ti eingehen, Wurzel nar).
spas spirare.
svigala hell, schimmernd.
6-^1^ blank, schimmernd, alyalo-m blank, glatt machen. -{- as. svi-
gs. svegle hell, schimmernd.
vn.
Gemeinsam-europäischer Wortschatz.
Zu den theilweise tief eingreifenden lautlichen Di&renzea
der europäischen und arischen Sprachen treten, um den Be-
weis einer ehemaligen Spracheinheit der Indogermanen Europan
zu vervollständigen f die Uebereinstimmungen der Exux)päer im
Wortschatz. Zerlegen wir die europäischen Sprachen in 'Hat
beiden Hauptgruppen — nord- und südeuropäisdie Sprachei
— und sammeln dann alle diejenige Wörter, weldie sich so-
wohl im Süden als im Norden nachweisen lassen, dagegen ässi
Ariern völlig abgehen, so finden wir solcher aussohlieflslidli
europäischen Bildungen mehrere Hunderte. Für einzelne der-
selben mag man annehmen, dass sie bereits der Ursprache
angehört und nur zufällig auf der arischen Seite verloren ge-
gangen sind, für die grosse Masse der gemeinsam-europäischen
Wörter ist eine solche Annahme jedoch durchaus unstatthaft;
es muss vielmehr eine Periode vorausgesetzt werden, wo Nord-
und Südeuropäer von den Ariern bereits abgetrennt unter sich
aber zu sprachUcher Einheit verbunden diese Fülle neuer
sprachlichen Schöpfungen hervorgebracht haben. Die euro-
päischen Neubildungen sind zum Theil scheinbar Wurzeln, nidit
weiter abzuleitende Elemente, die den Ariern fehlen. Ob nun
diese auf europäischem Boden gewachsen, oder ob deren Beflexe
nur zufällig bei den Ariern untergegangen, ist schwer zu ent-
scheiden, da man von vom herein nicht darüber absprechen kann,
ob die europäische Spracheinheit nicht noch die Fähigkeit be-
sessen habe, neue Wurzeln zu erzeugen. Beispiel einer euro-
päischen Verbal-Wurzel ist ak, ank dunkel, blind sein, ver-
schiessen. Die Wurzel lebt im Lit. ap-jgk-ti erblinden, ver-
YIL Gemeinsam-europäischer Wortschatz. . 263.
^diiessen als Verb, es gehören zu ihr ox-o^-^ und ccyx-il^'^
Wödfflchtig, dx-lv-g Dunkel, dx-qo-g farblos, blass, lat. aquflu-«
dnnkel, lit. ak-lans blind, preuss. ag*lo Regen (ss Dunkel-
Wetter), lit. unk-szna Schatten, uk-ti dunkel werden (vom
Wetter). Von dieser auf europäischem Boden so reich ent-
falteten Wurzel ist im Arischen bis jetzt keine Spur aufgefon--
den. Ebenso ist das demonstrative Pronomen Ip durchaus auf
die europäischen Sprachen beschränkt: x^i'-vo-g^ i^net, lat. -ce,
ci'-ter, eins, lit szi-s, ksl. si, germanisch hi- dieser. Andere
ausschliesslich europäische Bildungen sind blosse Ableitungen
^on ursprachlichen Wurzeln ; indem diese oft eine ganz originelle
Entwicklung der Bedeutung voraussetzen, werden sie zu schla^
genden Beweisen für einen ehemaligen sprachlichen Zusammen-
bang der Europäer, und schliessen jeden Gedanken an eine
Unabhängige Entstehung innerhalb der Einzelsprachen Europas
ans. Ein paar Beispiele mögen dies darthun. In allen Spra*
dbtn unseres Continents findet sich das schwache Verb araya,
arya ackern, pflügen, davon aratar der Pflüger, aratra der
Pflug. Die Herkunft dieses Verbs kann gar nicht zweifelhaft
sein: araya heisst eigentlich „auftrennen, lockem^S nämlich das
Erdreich und stammt von der Wurzel ar trennen, die sich bei
Ariern und Europäern reichlich belegen lässt. Es gehören zu
derselben z. B. sskr. r-te ohne, ar-dha Seite, arana fem, fremd,
Ära fem, weit, femer d-fa-io-g, lat. rÄ-ru-s, lit. yru, ir-ti
auftrennen , ksl. or-j% trenne. Von dieser primären Wurzel, ar
aoftrennen, lockern stammt auch das europäische ar-va Bau-
land, eigentlich daa lockere Erdreich, das nicht ganz richtig
zu ara- pflügen gestellt wird, da dieses ja uisprüngUch schwach
flectirt und daher die Ableitung ar-va nicht herYorbringen kann.
Um nun die Verbreitung dieses auf solche Weise aus der Wur-
wX ar trennen erwachsenen ara, araya pflügen in allen eure»
paisohen Sprachen zu erklären, müssen wir annehmen, dass
unter den sprachlich verbundenen Vätem der europäisdien In-
dogenuanen einst der Brauch aufkam, das Pflügen als ein Auf-
trennem. Auflockern des Erdreichs zu bezeichnen durch eine
Ableitung von der Wurzel ar trennen. Zuerst fügte man ge-
wiss noch stets das Object hinzu, da ja ar ursprünglich jedes
Trennen und jedes Auflockern bezeicdinete. Man sagte also
ara-jA ghamam die Erde auflodcem und verstand hierunter
264 VL Gemeinsam-europäischer Wortschatz.
speciell die erdauflockemde Thätigkeit des Pflügens. Durch
stete Beziehung des Verbs 'araya auf diese besondere Art da
Auflockems erhielt mit der Zeit araya allein , ohne Hinzufügusg
des stehenden Objects, für die Sprachempfindung den Siim
„pflügen, ackem^S und in diesem Sinne lebt das Wort in dea
Sprachen Europas mit sammt seinen Ableitungen aratar und
aratra fort. Die eben dargelegte Geschichte des Worts araya
pflügen kann nur innerhalb einer Spracheinheit sich zugetragen
haben: die Bezeichnung des Pflügens als eines Aufbrennens und
zwar gerade durch eine Ableitung yon der. dies bedeutenden
Wurzel ar ist so eigenartig, dass es geradezu abenueuerlidi
wäre, wollte man behaupten, diese selbe Üebertragung habe
sich an mehreren Orten unabhängig von einander ereignet. Das
europäische s4 säen heisst eigentlich „entlassen, werfen^* und
ist also ganz dasselbe, dem Ursprünge nach, als ifffu (= <n-
atj'f^i) und lat. si-nere lassen. Dass nun aber gerade das
Werfen des Saatkorns mit sft bezeichnet wurde, dass durch
diese stete Verbindung sk allein schon die Bedeutung „säen^^
erhielt, in welchem Sinne aus ihm europ. sä-man Same denvirt
ist, setzt ebenfalls eine einheitliche Sprache voraus, innerhalb
deren sich diese eigenartige Begrifiisentwicklung vollzog. Die
europäische Wurzel dhan heisst „schlagen'', sie lebt in ^äfu
(=s d'ev'Ko), lat. fend-ere, of-fendere gegenschlagen, dS-fendere
abschlagen , an. detta , datt (= dant) aufschlagen, engl dint
Schlag fort. Aus dieser Wurzel ist ein europäisches Woit
dhen-ra (schlagende) Flachhand gebildet, zu erschliessen am
d'ivaQ = ahd. tenra Flachhand. Auch diese Ableitung kann
nur innerhalb einer einheitlichen Sprache vollzogen sein. Dodi
wozu Beispiele häufen? Durch die Beimischung der ausschliesfl-
lich europäischen Wörter ist der Sprachschatz der Sprachen
Europas eben ein ganz anderer geworden , als der der arischen
Sprachen, und diese ganze Fülle der auf europäischem Sprach-
boden gewachsenen Bildungen legt das allerberedteste Zeugnisi
für eine ehemals bestandene Sprach* und, was dasselbe ist,
Volkseinheit der Stammväter der Völker Europas ab. Es mag
noch glücken ein oder das andere dieser bis jetzt nur in Eu-
ropa nachzuweisenden Wörter auch in den arischen Spra-
chen zu entdecken ; zum Ersätze dafür wird eine genauere
Durchmusterung des Wortschatzes der europäischen Sprachen
YIL Gemeinsam-europäiBcher Wortschata. 265
ioch manches gemeinsam-europäische Wort ans Licht ziehen;
die Thatsache wird bleiben, dass die Sprachen Europas im
Wortschatze von den arischen in der Art differiren, dass mehrere
hmdert theils hochbedeutsamer Wortbildungen sich zwar in
Europa sowohl im Süden als im Norden, bei den Ariern aber
gar nicht nachweisen lassen. Der folgende Anhang giebt ein
Verzeichniss dieser ausschliesslich europäischen Wurzeln und
Wörter; jede Nummer ist ein Beweis für die Spracheinheit der
£aropäer; ihre Masse wird auch Massenwirkung auf Jeden üben,
der ohne Befangenheit an ihre Musterung herantritt.
Nicht bloss die Menge der ausschliesslich europäischen
Wörter zeugt für eine Periode sprachlicher Einheit der Euro-
äer, noch schlagender wird diese erwiesen, wenn wir die Be-
eutung mancher dieser auf den europäischen Sprachenkreis
Schränkten Wörter ins Auge fassen. Sondern wir nämlich
ejenigen gemeinsam-europäischen Worte aus, welche irgend
Le für die Cultur bedeutsam sind , so ergiebt sich das Resultat,
t8s die Zustände der europäischen Völker auf einer gemein-
•Uien Cultur beruhen, welche in mancher Hinsicht viel weiter
rtgeschritten war, als diejenige Gulturstufe, auf welcher nadi
Usweis der bereits ursprachlichen Gulturwörter das indoger-
manische Urvolk, Yor seiner Spaltung in Arier imd Europäer
^standen. Dies bedeutet, historisch ausgedrückt, dass nach
bscheidung- von den Ariern, das Gesammtvolk der Europäer
icht traumartig vegetirt, sondern in der Cultur rüstig fortge-
hritten sei. Dies Ergebniss kann durchaus nicht befremden,
»in sprachliche Entwicklung — wenn sie nicht eine rück-
hreitende ist — wird stets auch von Fortschritten in der
^sittnng begleitet sein. Nun sahen wir, wie mächtige Weiter-
ldung die Sprache innerhalb der europäischen Spracheinheit
Geihren: der e-Vocal wurde ausgebildet und in der Stamm-
be alter Nomina, sowie im Praesensthema einer Classe von
nrben mit an- und inlautendem a systematisch fixirt; ebenso
urd der Consonantismus durch die reiche Entwicklung des 1
reichert, endlich schuf man mehrere Hunderte neuer Wort-
dongen. Die culturhistorisch bedeutsamen sind es nun, wel-
e gegen den Standpunkt des Urrolks gehalten einen nicht
266 VII« Gemeinsam-eoropäisoher WortBohats.
unerheblichen Fortschritt der Gultor bezeugen. Um diese Be-
hauptung zu erhärten , werden wir zuerst eine flüchtige SkiiiA
von der Gultur des Urvolks entwerfen und auf diese soglekiL
um den Abstand zu zeigen in eben so flüchtigen Umrissen eift
Bild von demjenigen Culturstandpunkt folgen lassen, auf wd-
chem nach Ausweis des betrefienden Materials die Europäer
als ungeschiedene Nation gestanden haben müssen. Die Ge^
sittung des Urvolks wird erschlossen aus denjenigen Gultur*
Wörtern, welche sich sowohl bei den Europäern als bei den
Asiaten finden und demnach als Eigenthum der Grrundsprade
gelten müssen, da die Versuche eine allmälige Vermittliiiig
zwischen Arisch und Europäisch herzustellen, als gescheitert
anzusehen sind; das Material zur Bestimmung der Gultor der
europäischen Volkseinheit liefern uns diejenigen cultui^eschiäil-
lich bedeutsamen Wörter, welche nicht bei den Ariern, i»r
gegen sowohl bei den Nord- als bei den Südeuropäem sidi
finden.
Auf Grund der europäisch-arischen Gulturwörter mmw
Sprachenstammes ergiebt sich etwa folgendes Bild von der
Gesittung des Urvolks :
Den lebendigen Grund aller Gultur bildet schon beün Ur-
volke, wie bei allen iadogermanischen Völkern aller Zeiten lud
Räume, die sittliche Gestaltung des Geschlechtsverhältiiissds,
die Ehe und die darauf gegründete sittliche Ordnung dtf
Hauses. Der Mann vira der „Begehrende" (von vi begehren)
führt heim (vadh und vagh heimführen =; freien) das Weibi
gan& xmd gäni die „Gebärende'^ Nach der Heimführu^g laritt
eine andre, sittlich-edle Benennung der Gatten ein: das Weib
nennt den Gemahl pati „Herr" und wird wiederum von dm
Gatten mit patniä „Herrin" angeredet. Wie Benfey zuerst
erkannt hat, liegt in dieser Benennung die völlig gleiche Std-
lung der Frau ausgesprochen; Vielweiberei und Kneditong dtt
Weibes ist also den Indogermanen durchaus fremd; schon in
jener fernen Periode der Volkseinheit unseres Stainmes steht
die Frau als Herrin, Hausherrin gleichberechtigt neben deiB
Manne als dem Hausherrn. Wie tief diese Ansohanung einge-
drungen, erhellt sprachlich daraus, da^is in mehrerenSpiaobeB
die alte Bedeutung von pati Herr ganz vergessen und dieBe-
fleze des Worts nur noch Gatte, Gattin bedeuten: $o in stioi^
I
Vll, Gemeinsam-europäischer Worischate. 267
pati-s, goth. brüth-fadi- Bräutigam (= Braut-gatte). Von
1180 hochsittlichem Geiste sind die Benennungen für Vater
l Mutter, patar und m^tar erfüllt. Der patar ist der „Hü-
, Schutzherr" des Kindes (pa hüten, schützen mit Suffix
, welches den Thäter bezeichnet), die m^tar ist die „Er-
ssende, Bedenkende, Waltende" (m& messen, ermessen,
ten). Vaters Schutz und der Mutter Sorge sind es ja, welche
Kindes Gedeihen bedingen. Den Sinn der alten Namen
Sohn und Tochter, sunu und dhughtstr hat ebenfalls Benfey
rst erschlossen. Der sunu-s ist nicht benannt als der „Er-
gte" (su zeugen), sondern als der „Zeugende", wie das
ivsuffix nu beweist. Dem Zeugenden parallel steht dhughtar
die „Milchende, Säugende" (dhugh milchen + tar). Es
3inen also auf den ersten Blick sunu und dhughtar nur das
chlecht zu bezeichnen und etwa nur zu bedeuten: mann«
es und weibliches Kind. Allein es liegt in diesen Namen
ii mehr. Vater und Mutter erkennen im Sohne, in der
hter den künftigen Vater und Hausherren, die künftige
;ter und Hausfrau an, und so ist sunu und dhughtar ein
gniss der Achtung und Ehrfurcht, mit der die Kmder von
Mtem angesehen und behandelt wurden. Noch mehr: es
t in dieser Benennung auch ein gutes Omen , dass Sohn
. Tochter auch zur Vater- und Mutterstellung gelangen und
it Torzeitig hingerafft werden sollen. Dieser sittliche Klang
jet übrigens dem deutschen Sohn und Tochter, Vater und
uter noch heute an, wie er einmal in Urzeiten hineinge-
nt worden ist. — Die Kinder desselben Grattenpaares nannten
: einander bhr^tar Bruder und svasar Schwester. Der Sinn
ersten Worts ist klar: bhr4 ist Nebenform zu bhar tragen,
alten, wie pr4 neben par füllen, der bhrä-tar ist demnach
Träger, Erhalter, die Stütze der Geschwister. Dass bhr&-
zunächst nur im Verhältniss zur Schwester so benannt sei,
der nach dem Ableben der Eltern zur Unterhaltung der
wester verpflichtete, ist nicht zu beweisen; nicht bloss der
wester auch des Bruders Halt nud Stütze soll der Bruder
L, und darnach ist er benannt. Das Verb bhar wird im
skrit auch von der Unterhaltung des Weibes durch den
ten gebraudit — in den übrigen Sprachen ist diese Ver-
düng nicht nachzuweisen — und bhcuvtar, bis auf die Um-
268 VII. Gremeinsam-enropäischer Wortschatz.
Stellung der Stammsilbe ip bhi'ä-tar mit diesem gleich gebüdflt,
bezeichnet im Sanskrit auch den Erhalter der Frau, den GatUsi.
Aus diesem Zusammentreffen des sskr. bhartar Gatte mit im
ursprachlichen bhrätar Bruder hat man den seltsamen Schliui
gezogen, die Geschwisterehe sei bei dem Urvolke häufig, ja
die Regel gewesen , und erst die spätere Cultur habe die Blut-
schande meiden gelehrt. Was die sprachliche Seite dieses
„Beweises^^ anlangt, so ist bhar von der Erhaltung des Weibes
durch den Mann in -den übrigen Sprachen unseres Stammes
gar nicht nachzuweisen, bhar in diesem Sinn und sskr. bhar-tar
Gatte sind also ausschliesslich sanskritische Bildungen, weldie
für die Ursprache völlig gleichgültig sind; wie viel das Zu-
sammentreffen von sskr. bhai*-tar Gatte und ig. bhr&tar Bru-
der bedeute, möge ein ganz genau paralleles Beispiel lehren s
^geTQO'V Bahre und (paqe^qa Köcher sind offenbar nach Stamm
{q>aQ = qxxq) und Suffix im Grunde ganz gleiche Bildungen;
würde nun wohl Jemand aus dieser Gleichheit von qxiQWQa und
q>iQetqov den ungeheuerlichen Schluss ziehen wollen, die alten
Griechen hätten einmal eine „Bahre^^ als „Köcher^^ benutzt?
wird man nicht vielmehr sagen , (piQ€XQov und q>aQe$^ bedeutet
beide ihrer Etymologie nach „Mittel, Geräth zum Tragen",
für die Foim mit a q)aQeTQa hat sich aber conventionell d»
specialisirte Bedeutung „Geräth zum Tragen von Pfeilen" =
Köcher festgesetzt ? So bedeuten auch sskr. bhar-tar und l]^
sprachlich bhrä-tar beide den Träger, den Erhalter, spedell
sskr, bhar-tar den Erhalter des Weibes, den Gatten, indoger-
manisch bhrä-tar den Erhalter der Geschwister, den Bruder. —
Bei derartigen Versuchen, möglichst viel Schmutz in die Ur-
anfänge der Menschheit hineinzubringen, spukt freilich immer
der Darwinsche Vater der Affen und Menschen, ein Phantom,
das für philosophirende Zoologen brauchbar seüi mag, dessoi
man sich jedoch bei der Erforschung des Alterthums der ind(h
germanischen Menschheit völlig entschlagen muss, da hier
alles von guter Vernunft und gesunder Sittlichkeit durchdran-
gen erscheint. Auch lässt sich noch auf anderem Wege er-
weisen, dass die Geschwisterehe von dem Urvolke so gut wie
jetzt gemieden wurde. Bdcanntlich hat die ewige Natur ihren
Fluch an den Incest gehängt, mehr als die Hälfte der vier-
sinnigen Kinder stammt erfahrungsmässig aus Ehen, die unter
YII. Gemeinsam-europäischer Wortschatz. , 269
.u nahen Verwandten abgeschlossen sind. Hätte nun bei unse-
ren Vorvätern die Geschwisterehe als Normalzustand geherrscht,
80 würde aus diesem Massenincest ein Haufe längst unterge-
gangener Blödsinniger, nicht aber eine Reihe begabter Völker
hervorgegangen sein, welche denn doch bereits eine geraume
Zeit die Führung des Menschengeschlechts übernommen. Doch-
zu Viel ist bereits von leeren und unsauberen Phantasieen die
Bede gewesen, wenden wir uns wieder zu der reinen Wirk-
Kchkeit des sittlich geordneten Hauswesens unserer Väter. —
Nicht ganz so durchsichtig wie bhrä-tar Bruder ist das
parallele svasar Schwester. Die Grundform des Wortes ist
jedenfalls als svasar, nicht als svastar anzusetzen, da die Ein-
Bduebung des t sich nur bei Slaven und Germanen findet,
^&hrend selbst das litauische seser- noch auf svasar weist.
Völlig klar ist, dass die erste Silbe das Pronomen sva eigen
^thält, das auch für sich allein zur Bezeichnung der verwandt-
schaftlichen Zugehörigkeit bereits ursprachlich verwendet wurde,
^e aus sskr. ava-jana Verwandter, zend. qaSta (= svaya-ta)
^gehöriger, ksl. sva-tü Verwandter u. s. w. erhellt. Ob da-
[^en in dem Schlusstheil -sar ein Suffix oder ein zweites^
Vort liege, ist nicht auszumachen; vielleicht ist an sar ver-
nüpfen lat. serere zu denken und sva-sar als die „zu eigen
erknüpfte" zu deuten. Jedenfalls ist in sva-sar die innige
eziehung zwischen den Geschwistern ausgedrückt, die sie fast
ie das eigne Selbst erscheinen lässt (sva eigen, selbst.)
Mit der Vermählung des Sohnes treten neue verwandt-
;haftliche Beziehungen ein, die bereits beim TJrvolke ihren
»rachlichen Ausdruck gefunden. Des Sohnes Frau ist die
losä, Schnur, ohne Zweifel als sunu-sä „Söhnerin" zu deuten.
3 liegt in dem Worte ausgesprochen, dass des Sohnes Eltern
^ssen Weib in Achtung und Liebe dem Sohne gleichsetzen,
)er auch von der „Söhnerin" die Erfüllung der Kindespflichten
ie vom Sohne selbst erwarten. Dass die herrschende Volks-
kte in der That das Verhältniss der Schwiegertochter zu den
Item des Mannes pietätvoll gestaltet, dafür liegt der Beweis
der Anrede der Schnur an die Schwiegereltern: sva^ura,
alpnft, Schwäher, Schwieger. In der ersten Silbe erkennen
ir wieder sva eigen, verwandt, ^ura kann nichts anderes sein
8 l^Ara Herr, von 1^ schwellen, Machthaben, der Sinn des
270 YIL Gemeinsam-earopäiaoher Wortsdiiite.
Wortes ist demnach „eigner, verwandter Herr^S svalprCL „tot-
wandte Herrin''. Hier ist zunächst wieder zu beachten, dsn,
wie Frau und Manu, Mutter und Vater ^ so auch Schwieg«^
mutter und Schwiegervater durch die Benennungen svalpai
und sva^rü einander völlig gleichgesetzt werden, ein neos
Beweis für die gleichberechtigte Stellung des Weibes in dtf
Ehe des Urvolks. Das Pietätsverhältniss der Sohnesfrau zu i»
Sohnes Eltern konnte nicht schöner ausgedrückt werden, ab
durch sva-l^ura, sva-lpru; die Innigkeit des Verhältnisses ist
durch sva eigen, angehörig, die Verpflichtung zu Dienst und
Gehorsam dui*ch Igura Herr klar bezeichnet. Des Mannes Bmder
nennt die Frau daivar als den „Antheil nehmenden'* von dai tss
daiH>fiai.^ verschwägerte Frauen sind yantar-as „Verknüpfte"
von yam zusammenhalten, woher auch yama der Zwilling
stammt.
Des Sohnes Kind heisst napat, napät m., napti f., Nebenr
formen sind napan und naptar. Diese Worte bezeichnen allo^
dings zunächst den Enkel, doch ist ihr Sinn ui^Bprünglidi m*
ter, sie gehen auch auf Sohn und Tochter, bei Slaven vd
Germanen auch auf Neffe und Nichte, weil bei diesen Volkes
der Oheim dem Vater und Grossvater fast gleich gilt Dff
alte Sinn von napat ist jedenfalls „Descendent, Abkönmiliiig*\
doch hiess schon in der Ursprache insbesondere der EnU
napat. Es ist gewiss nicht gleichgültig, dass der Enkel nut
einem Namen bezeichnet wurde, der zugleich den Sohn be-
zeichnete: es liegt darin ausgesprochen, dass der Enkel den
Grosseltem so nahe stand als der Sohn, dass sie die vdk
Vater- und Mutterliebe, mit der sie den Sohn geh^, auf des
Enkel, den verjüngten Sohn übertrugen. Die sprachliche Deu-
tung von napat, napti ist schwierig; es scheint eiue Wnnel
nap bestanden zu haben mit dem Sinne „fliessen, herfliessen^
so dass napat den Herfliessenden = Abstammenden, Abkömm*
ling bezeichnete.
Auf den ersten Blick kann es befremdlich scheinen, dasi
wir kein ursprachliches Wort für den Tochtermann und dai
Verhältniss desselben zu den Eltern der Frau besitzen. AlleiD
da die Tochter in ein anderes Haus, eine andre Sippe einzogi
so wird kein dauerndes, durch die Sitte geregeltes Verhältnui
zwischen den Eltern und dem Manne der weggezogenen Tochter
YIL OemeinBam-earopäisoher Wortschats. 271
standen haben; es traten zur Bezeichnung dieser Beziehung
ohl allgemeine Ausdrücke für Verwandtschaft und Angehörig-
eit wie syaya, STäta ein, jedenfalls gehörte das Yerhältniss
M Eidams nicht zu den fest geordneten Beständen des indo*
{enuanischen Hauswesens. Dagegen bestand eine sittliche Be-
liehung der Kinder zu dem Bruder des Vaters und der Mutter,
ler erstere hiess patarva, patarvia, letzterer m&tarva, Ablei-
titnngen Yon patar und matar.
Neben diesen ernsten Yerwandtschaftswörtem sittlichen
jUudts bestanden Lall- und Kosewörter, aus den ersten Lauten
ies Kindes gebildet und zur Bezeichnung der nächsten Ange*
ürigen yerwendet, etwa wie bei uns heutzutage neben. den
nisten Namen Vater und Mutter das tändelnde Papa und
tbffiia leider immer mehr einreisst. Solche bereits ursprach-
iche Kosenamen sind ata, tata, nana für den Vater, at4, nanä
üf die Mutter, für letztere vielleicht auch mä, mamä. In
udgen Sprachen haben diese Tändelnamen ernsteren Klang
lewonnen und sind zu traulichen Benennungen der Mtem, und
lierhaupt älterer Personen geworden, im Slayischen hat eine
l^kitung Yon ata (oiidf) den alten Vaternamen sogar ganz
»rdrängt.
Ward die Ehe durch den Tod des Gatten gelöst, so hiess
e zurückgelassene Frau Yidhaya Witwe. Das Wort bezeichnet
e Getrennte, Beraubte von einer Wurzel vidh, die Roth im
)da nachgewiesen, und die vielleicht auch im lat. di-videre
seinandertrennen erhalten ist. Dagegen ist für den Witwer
ine ursprach^iche Benennung vorhanden, offenbar weil der
Nrlust der Frau nicht so bedenkliche Folgen für die wirth-
liaftliche Existenz des überlebenden Gatten nach sich zog.
Lss die Verwandtschaft für die Witwe und die Waisen eintrat,
lieint bei der festen Ordnung des Familienlebens unbedenklich
jzunehmen, in welcher Weise jedoch, lässt sich nicht bestimmen.
Der Baum, welcher die sittlich geordnete Familie beher-
rgte, war nicht das Zelt des wandernden Nomaden, son-
ra das Haus des sesshaften Viehzüchters. Für die feste
^ung des Urvolks sprechen Verba der Ursprache wie vas
dm«i, wovon vas-tu Wohnstatt, ski siedeln, wovon skaima
; nhd. heim, femer die alten Nomina viJ^ und vaL^ Haus,
dAa Haus und dhvar, dhvara Thür, Thor, Hof. vi^ und
272 Vn. Gemeinsam-^oropäisoher Wortschats.
vai]^ ist das Haus vom „Elintreteii^^ benannt, doch bezeidm^t
es auch die bewohnende Familie und selbst in weiterer Aus-
dehnung den Clan, einen weiteren Verband verwandter Familiea
dama stammt von dam zwingen und benennt das Haus als des
Machtbezirk des Hausherrn, die Sphäre der patria potestas.
Wenn im Griechischen do^o-g zu äi^to bauen zu gehörei
scheint , so ist das eben nur Schein, dam bauen ist imr auf
europäischem Boden nachzuweisen und kann daher nicht ab
Stammverb des ursprachlichen dama Haus angesehen werden;
im Lateinischen stellt sich domuHs zu domare, wie dominus,
das nicht von domus abzuleiten, sondern mit diesem von dorn
zwingen stammt, dhvar und dhvara giebt uns einigen Auf-
schluss über das Aeussere des indogermanischen Hauses. Bas
Wort bezeichnet nämlich bereits ursprachlich die Thür dea
Hauses, das Hofthor und den innerhalb des Hofthors liegenden
Raum, den Hof. Wir sehen also daraus, dass das Haus dea
Urvolks bereits eine Thür besass, nicht etwa ein Zelt war,
dessen Vorhänge man beim Eintreten zurückschlägt, dass in
weiterem Abstände eine Umfriedigung das Haus umgab, aoa
welcher ein Thor ins Freie führte. Die bedeutende Fertigkeit
unserer Altvordern in der Bearbeitung des Holzes, die wir
weiterhin sprachlich belegen werden, lässt uns vermuthen, dass
ihr Haus aus Balkenwerk (dam) stattlich aufgezinmiert war
und vielleicht dem altsächsischen Bauerhause nicht viel nach-
stand. — Die feste Ansiedlung beweist schon für die Ausbil-
dung des Besitzverhältnisses, wofür auch ursprachliche Wörter
zeugen, wie ska besitzen, eng verwandt und ursprünglich eins
mit ski besiedeln, i^ zu eigen haben, aus a^ zu etwas gelangen«
erlangen, ap-nas Erwerb, Besitz von ap (lat. ap-isd) , bhaga
Habe, Wohlstand von bhag zutheilen und rai, rä-s Habe (lat
r6-s) von rä spenden. Was Privatbesitz, was Gemeingut geweBen,
ist aus sprachlichen Mitteln nicht zu entscheiden, dem Einzel-
nen oder vielmehr der Familie unter dem Haupte derselben
gehörte sicherlich Haus und Hof, Geräth und Vieh; Wald und
Weide war gemeinsamer Besitz des vi^, des Clans, einer Ge-
meinschaft von mehreren Familien, an deren Spitze der vi|(-
pati Clanherr stand. Wie zu diesem der rdgan König sidi
verhielt, ist nicht klar; ob vil^pati und rd^an bloss verschiedene
Titel für dieselbe Würde gewesen (im Sanskrit heisst der König
VII. Gemeinsam-europäischer Wortschatz. 273
;pati) oder ob mehrere vil^ unter dem Könige standen, und
B vi^ati einen engeren Rath unter seinenl Vorsitz bildeten,
. nicht zu entscheiden; jedenfalls besitzen wir in den Namen
jpati und rägan König die Beweise für die Anfänge der
iiatsbildung bei dem Urvolke, wir ersehen daraus, dass unsere
yäter monarchisch regiert wurden und sich wohl dabei be-
iden wie ihre fernen Enkel. Mit einiger Nachhülfe der
antasie lässt sich für das Urvolk etwa folgende Verfassung
lehmen: die Hausyäter, pataras (= lat. patres Senatoren)
sr pati aus einer und derselben vi^ berathen und beschliessen
er Vorsitz des vi^pati, die vi^pati vertreten wiederum die
«r ihres Clans beim Könige und berathen unter dessen Vor-
e .die Angelegenheiten der Gesammtgemeinde (vi^a all zu
?) Jedenfalls ist der König, umgeben von den natürlichen
tretem der Clan- und Familienverbände das älteste Bild,
wir von den Anfängen des indogermanischen Staatslebens
verfen können. Der Bezirk des rag ist rägia das Reich,
h von seinem Geschäftskreise kann man sich einen unge-
:en Begriff machen. Ihm lag vor Allem die Verwaltung und
theüung des Gemeindebesitzes ob, während in Haus und
der Hausvater unbeschränkte Macht übte. Daher hat der
auch seinen Namen vom „Einrichten" rag, lat. regere, und
er eingerichtet, ist „ragta" recht. Ausser dem eben an-
ibrten ragta recht lassen sich noch einige andre Wörter
Rechtsbegriffe nachweisen, wie aiva, das ursprünglich Gang
eutet (ai-va von i gehen), sodann den richtigen Gang, und
lit denn die Norm und Sitte bezeichnet; gnä-tar eigentlich
jnner" heisst auch , .Bürge" als der , welcher Jemand „kennt"
L für ihn eintritt, ki ursprünglich suchen, wie quae-rere,
i für die gerichtliche Untersuchung, Ahnung, Bestrafung
w^endet, daher stammen die Nomina kai-nä Strafe, apa-kiti
ife, Busse; dagegen hiess yaus (von yu verbinden) ur-
sächlich etwa nur so viel wie „Fug" und hat erst im lat.
rechtliche Bedeutung gewonnen. Für die Ausbildung recht-
er Begriffe zeugen noch die ursprachlichen Bildungen : mit-ra
trag (mit verkehren), dhar-ma Vertrag (dhar halten, fest-
jhen; dingen) und dhä-man Satzung (dhä setzen). Für
jchtschaft und Sklaverei giebt es kein ursprachliches Wort,
d aber darf Arbeit um Lohn dem Urvolke zugeschrieben
18
274 VII. Gemeinsam-europäischer Wortschatz.
werden, nach Ausweis von misdha Lohn (dunkeln ürsprung^j
und vielleicht auch argliä Lohn, Verdienst (sskr. arh wcrö
sein.)
Der zweite Grundpfeiler der Cultur unserer Ahnen, nidit
minder bedeutsam als die sittliche Gestaltung der Ehe und de«
Familienlebens ist die Religion, in welcher einmal eine einfacl-
grossartige Weltanschauung ihren Ausdruck fand, der den
kindlichen Sinn des Urvolks befriedigte, ohne die geistige Frei-
heit zu hemmen und zu beschränken, die aber ebenso wohl
eine Stätte für die Pflege und Ausbildung einfacher sittlicher
Begriffe bot. Die Fmge, ob die Indogermanen einen Gott oder
viele Götter verehrten, lässt sich mit Ja und Nein beantworten.
Der grosse Welthaushalt wurde ganz nach dem Bilde des
menschlichen Haushalts gedacht; beiden fehlte es durchaus
nicht an innerer Einheit, die aber die freie Bewegung dxaäi
sittliche Bande mit dem Ganzen verbundener Persönlichkeiten
nicht ausschloss. Wie neben dem Hausherrn und Vater die
Hausfrau und Mutter, die Söhne und Töchter sich persönlich
frei bewegten, nur beschränkt durch das vom Vater gewahrte
gemeinsame Interesse des Haushalts, wie innerhalb des Ge-
schlechts (ganas, ganti, vi^) selbst eine Mehrheit von freien
Haushaltungen zu einer höheren Einheit verbunden waren, so
schien dem Urvolke auch die Einheit der Welt und ihres Haos-
halts durch eine Mehrheit göttlicher Personen und Weltregenten
nicht gefährdet, da diese Mehrheit durch den gemeinsamen
Dienst an der einheitlichen Weltordnung doch wieder zu einer
höheren Einheit sich zusammenschloss.
Die religiösen Vorstellungen des Urvolks , soweit sich diese
bloss aus Wörtern der Ursprache gewinnen lassen, sind etwa
diese: die Lenker der ewigen Naturordnung sind selbst dem
Tode nicht unterworfen, sind unsterblich, an-marta, an-martia
und treten dadurch in den schärfsten Gegensatz zu dem sterb-
lichen Menschen: marta, martia sterblich. Sterblicher, Mensch.
Auch an Macht stehen sie hoch über diesem, dieser Stempel
der höheren Macht scheidet sie und ihre Werke weit von dem
Menschen und seinem ohnmächtigen Thun, so erwächst aus
dem Begriffe der Macht der der Heiligkeit, der Absonderung
vom Menschlichen: l^anta, eigentlich stark, dann „heilig*S
]^van-tra heiliges Werk. Der Gott verwaltet die Welt, wie
VII. Gemeinsam-europäischer Wortschatz. 275
*^r irdische Hausvater und Hausherr seinen Haushalt regiert;
^er heisst er pati Herr, patar Vater in diaus-patar Himmel-
Vater. Aehnlichen Sinnes sind bhaga und ansu. bha^a von
biag zutheilen, ist der Zutheiler, Brodherr, Herr, der Jedem
«ein Theil (bhaga) giebt, ansu ist der Trieb, das Leben der
Welt, und persönlich gefasst der Treibende, Belebende (von
as = is erregen). Wie der Vater den Mittelpunkt, die Ein-
heit des menschlichen Haushalts bildet, so steht in Mitten des
Welthaushalts als Vater und Regent der Himmel, diu, als per-
sönliches Wesen gedacht und als solcher diauspatar benannt.
In dieser lichthellen, mächtigen Gestalt des „Vater Himmel"
liegt die grossartigste Schöpfung der gesammten indogermani-
schen Religion vor uns. Das Wort diu (von di leuchten) heisst
auch Licht und Tag. Das Licht, der Tag, der Himmel wurde
als Vater der Welt, der Götter wie der Menschenwelt gedacht,
neben ihm stand als Hausfrau patniä, mätar offenbar die Fin-
stemiss, die Nacht, die Erde, als Mutter der Welt. Diese
Gestalt ist nicht so deutlich nachzuweisen, als der Vater Him-
mel, doch weisen die Mythologieen aller indogermanischen Völ-
ker solche mütterliche, in der Tiefe und im Dunkel waltende
Wesen auf, und darf daher auch für die Religion des Urvolks
die „Mutter Erde" neben dem Vater Himmel als Vorstand
des Welthaushalts angenommen werden. Die gewöhnliche Be-
zeichnung der göttlichen Wesen daiva ist von diu Himmel ab-
geleitet; die Götter heissen also „Angehörige des diu, Ge-
schlecht des diauspatar", für sich selbst gelten sie ursprüng-
lich nichts, sondern nur als Geleit und Gesinde des Himmels-
gottes. Müssen wir demnach auch für die Religion des Ur-
volks bereits eine Mehrzahl von Göttern annehmen, so durch-
dringt das Göttersystem doch ein stark monotheistischer Zug,
die Götter sind nur die Erscheinungsformen des Einen Him-
melsgottes, nach dem sie benannt sind. An persönlichen Göt-
temamen kennen wir noch parkana, den Regen- und Gewit-
teigott, der im nabhas, im Dunstkreise, verschieden vom lich-
ten Himmel, diu, waltet, und trita, dessen Name und Wesen
noch dunkel ist. Auch das Morgenroth usas, die Sonne savar
imd savaria, der Erreger von su erregen, der Mond, mans
der Wechselnde, von ma wechseln, und die Sterne, staras,
die Verstreuten von star sternere, werden bereits vomUrvolke
18*
276 Vn. Gemeinsam-europäischer Wortschatz.
Terehrt sein, nicht aber als selbstständige Wesen, sondern at-i
Gesinde des Himmels diu, etwa als Söhne und Töchter ie«
Himmels, vgl. ved. duhitar divas Yon der ushas und andereii
Göttinnen mit dem homerischen -dvydrrjQ Jibg und xövqai Jiog
alytoxoLo. Auch die Menschheit selbst, als bleibende Welt-
macht unabhängig vom Wechsel der Individuen gedacht, wurde
als göttliches Wesen im Dienste des Himmelsgottes betrachtet;
manu-s der Mensch, als der denkende und bhragu als der be-
gehrende (von bhrag flag-itare), wurden als die ewigen göttli-
chen Ahnen des Menschengeschlechts, in dem sie fortlebten,
verehrt. Die Art der Verehrung, welche dem Vater Himmel
und dem Chore der Himmlischen dargebracht wurde,
sich nicht näher bestimmen, das Verb jag bezeichnet
allgemein die Götterverehrung durch Andacht, Preis und Opfer,
yag-as die Verehnmg, var-ta und ap-as das heilige Werk, die
heilige Handlung. Einzelne liturgische Formeln lassen sich
durch Vergleichung der Veden und des Zendavesta mit der
Sprache Homers vielleicht wiederherstellen; so pries man die
Götter als dätaras vasuäm, Geber der Güter, bat sie ikrm
bhar, rjga g)iQ€Lv Liebes zu erweisen, flehte sie an um vasu ma^
nas wackem Sinn, guten Muth {f^isvog rjv = zend. vohu ma-
nanh) und um unvergänglichen Ruhm (ved. 9ravas akshitam
= xXiog aq)&iTov),
Neben der freudigen Verherrlichung des Lichtes und der
lichten Götter finden wir Spuren, dass auch die. Nachtseite
des Lebens und der Welt in unheimlichen Gestalten ausgeprägt
war. So glaubte man an „trügende" Gespenster (arisch droh
Unhold = as. ga-troc, an. draug-r Gespenst) und schrieb üe-
belwollenden die Fähigkeit zu, durch Kraft des bösen Willens
es „anzuthun" (kar anthun, kartiä Behexung). Böse Feen
heissen im Sanskrit dhvar-as „Hervorstürzerin", derselbe Ver-
balstamm scheint im germanischen dver-ga- Zwerg zu liegen,
und auch die Darstellung des Bösen, FeindKchen unter dem
Bilde der Natter (aghi) mag bereits dem ürvolke angehörwi.
Ln Ganzen genommen trägt jedoch die Religion unserer Ah-
nen den Charakter eines heiteren Lichtdienstes, bei dem eine
klar-verständige Auffassung des Lebens und gesunde sinnlich-
sittliche Ideen wohl gedeihen konnten.
Solcher sinnlich-sittlichen Begriffe, die schon das ürvolk
Vn. Gemeinsam-europäischer Wortschatz. 277
•
achlich ausgeprägt hatte, lässt sich eine grosse Zahl nach-
sen, meist lässt sich noch die sinnHche Basis erkennen, Yon
sie ausgegangen sind. So gehen gar ehren, gar-as, gar-ti
ce von gar rufen aus, ^avas Ruhm stammt von 1^ hören,
lieben heisst ursprüngUch fördern (par), svad gefallen be-
ttet eigentlich munden, gut schmecken, sakia der Freund
der „Nachgehende, Folgende" von sak sequi, sant und
ia wahrhaft heisst „seiend, wesentlich", wie auch vasu gut
i Wesenhafte ist (vas wesen). Neben su- gut, wohl steht dus-
bI-, miss- von dus dvas hassen, pi hassen ist wohl ursprünglich
[inen, agas Schuld, Frevel bedeutet seiner Abstammung nach
is Ausgleiten" von ag, ang gleiten, eigentlich streichen, ki
ifen, wovon kai-nä Strafe erwächst aus ki suchen, quaerere;
p heisst ursprünglich sich wenden, sich abwenden und ge-
nt so seinen Sinn: sich verlegen abwenden, sich schämen,
a*. trap sich schämen, trapä f. Scham, ev-TqeTteiv beschä-
1, lat. turp-i-s). l^at in ^rat-dhä, Vertrauen setzen ist
ikeln Ursprunges, aiva Norm, Sitte bezeichnet eigentUch
. Gang (i gehen), den etwas zu nehmen hat.
Die Grundlage für die materielle Existenz des ürvolks
.ete die Viehzucht, neben welcher die Anfänge des Acker-
es eine ganz untergeordnete Rolle spielen. Das Vieh, pa^
paJ^ fangen war Hauptbesitz (lat. pecü-nia, goth. faihü
). Man hatte bereits alle die Hausthiere gezähmt (dam
tnen), die noch für unsem Haushalt von Bedeutung sind*
Thiere, welche man weidete (pa weiden, hüten), über die
ten trieb (ag-ra „Trift" von ag treiben) und in Ställe
msa) und Hürden (mandrä, von mand Haltmachen) ein-
oss, waren Pferd, Rind, Schwein, Schaf und Ziege. Das
•d a^-va ist benannt von a^ ereilen, erreichen, vgl. &^
lell vom gleichen Stamme. Es diente an den Wagen (rata)
cht (yug, yuga Joch) als Zugthier, aber nicht zum Reiten,
ir die ältere Sprachperiode gar kein Wort benitzt, wie
a ja auch Homers Helden nie als Reiter erscheinen. Die
L war das Hauptheerdenthier , um ihre Zucht drehte sich
Allem das Leben unserer Ahnen. Sie ist benannt als die
iillende", gau von gu brüllen, der Stier heisst uksan Ochse,
uks (= vaks), der „Besprengqr'*, Befruchter der Heerde,
Gegensatz zum Kleinvieh heisst das Rind auch staura das
278 Vn. Gemeinsam-europäischer Wortschatz.
„Stämmige", Grossvieh von stu == stä stehen. Die milchencfe
Kuh nannte man dhai-nä von dhä saugen, die unfruchtbare
hiess stariä atelga von sta-ra starr. Das Kalb vatasa ist woU
eigentUch der „Jährling" von vatas, vat Jahr; endlich val^
Kuh ist gleichbedeutend mit gau, wie dies von gu brüllen, ist
valjä, von vä^ brüllen, vägire abzuleiten. Die Schweinezucht
hat weitaus nicht die Bedeutung gehabt, wie die Zucht des
Rindes ; neben den vielen Benennungen für das Bind nach Ge-
schlecht und Lebensstufen besitzen wir für das Schwein nur
die eine Bezeichnung sü „Sau", womit jedoch das männliGhe
sowohl als das weibliche Thier bezeichnet wurde, vielleicht von
SU zeugen, wegen der Fruchtbarkeit benannt. Das Schaf, avi,
ist vielleicht von av bekleiden, oder von av ovare schreiai be-
nannt, das Lamm varana jedenfalls von var bedecken, woTon
auch vamä Wolle stammt. Die Ziege hiess aga von ag als
bewegliche, agilis, und skaga von skag hinken, hüpfen,
Ziegenbock wurde bhuga, wohl von bhug fungi, genannt. Nadi
der Mehrzahl der Benennungen für das Thier zu schhessen,
scheint die Zucht der Ziege in bedeutendem Umfange betrie-
ben zu sein. Als GehüKe des Hirten diente der Hund, 1^
gen. ^unas, der „Starke" oder „Nützliche" von ^ stark sein,
nützen. Endlich von Geflügel zog man bereits die Gans,
ghansa, vielleicht von gha klaffen, gähnen benannt. Audi
Bienenzucht ist dem Urvolke vielleicht zuzuschreiben, die Biene
scheint bha benannt zu sein von bha tönen, und madhu Meth
bedeutete wohl ursprünglich Honig (vgl. sskr. madhu Honig =
lit. midu-s Honig). Wie rationell bereits die Viehzucht be-
trieben wurde, lässt sich daraus schliessen, dass nach sprach-
lichem Ausweis bereits das Verschneiden der Thiere geübt
wurde (sskr. vadhri = ed-Qcg verschnitten nach Benfey.)
Die Kuh, auch wohl Schaf und Ziege, wurde regelmässig
gemolken (dhugh melken, üdhar Euter). Kuhmilch bildete
wohl einen Hauptbestand der täghchen Nahrung (dhadha MUdi
von dhä saugen, dhai-nä Labung, sara Molken von sar flies-
sen). Daneben nährte man sich vom Fleische der Heerden;
das rohe Fleisch hiess kravas von kru wund, blutig machen,
das bereitete mamsa, das Fett pivas von pi schwellen, strotzen.
Aus dem Fleische verstand, man bereits eine Brühe zu börei-
ten, yiLsa von yu mischen, einrühren. Das Schaf gab seine Wolle
Vn. Gemeinsam-europäischer Wortschatz. 279
• Kleidung her, vara, vamä Wolle von var bedecken, die
me den süssen Honig, woraus man ein berauschendes Ge-
nk, Meth, zu bereiten verstand (sskr. madhu süss, Honig,
>th). Das Fell der Thiere verstand man abzustreifen und
Schläuchen und sonst zu verarbeiten — agina Vliess, Fell,
lisa Vliess, Schlauch, eigentlich Widder (sskr. mesha Wid-
r; Vliess, Schlauch).
Die Jagd (ag-ra von ag treiben) hatte für das Leben des
•Volks keine Bedeutung. Es galt, die Feinde der Heerden,
ksa den Bären und varka den Wolf, den Zerreisser, von
rk zerreissen, von den Heerden abzuwehren; Namen eigent-
5h jagdbarer Thiere sind nicht nachzuweisen ausser etwa
url^t Buntwild von par^ betupfen und l^a Hase (sskr. ^a^a
ase für gasa = german. hasan-, altpreuss. sasin-); denn ob
an die Otter udra von ud = vad i;ietzen umd den Biber,
labhru, den „Braunen", sskr. babhru braum, regelmässig ge-
igt habe, ist doch zu bezweifeln.
Es mögen noch die übrigen Thiernamen angeführt wer-
ön, welche bereits in der Ursprache ausgeprägt waren, um
ße Vorstellung zu geben, wie weit das Urvolk die Thierwelt
iöer Umgebung beachtete, aghi die Natter ist von angh
"wiuren benannt, karmi der Wurm vielleicht von karm matt,
Jaff werden, die Raupe kapnä von kamp sich biegen, karka
' Krebs und l^anka die Muschel sind dunkler Herkunft; die
•^ ißt als der Dieb von mus stehlen, die Ameise mauri von
sich regen, movere, passend benannt. Kleineres Ungeziefer
tite man padi „Laufendes" von päd, die Wanze kari ist
t^falls vom Laufen, kar currere, die Schabe, skapa, von
^ schaben benannt.
Die Vogelwelt wurde von unseren Ahnen vielfach beachtet
^ fliegen, pat-ra Feder, Fittich, nis-da Nest von nas vaito),
^r den Vögeln (vi == ui von u erregen) fielen besonders
lioch und schnell fliegenden Raubvögel auf. Sie galten für
^6 und zukunftkundig; da sie so hoch zum hellen Himmel
t) sich aufschwangen, mussten sie Einblicke in den verhör-
en Haushalt des Vater diu, des Himmelsvaters thun kön-
-• An Namen solcher weisen Vögel besitzen wir l^aina
i. Weihe von kyä hell sein und blxanaa (sskr. bb&sa =
^)^ doch vermögen wir die Arten, welc^ie mit diesen Na-
280 VII. Gemeinsam-europäischer Wortschatz.
men bezeichnet wurden, nicht genau zu bestimmen. Sonstige *-^
Vogelnamen sind uruka Kauz von um heulen, yartaka YfacV
tel, wohl von vart drehen, tarda oder starda vielleicht die
Drossel. Nicht auf eine bestinmite Art zu deuten sind: anti
ein Wasservogel, in Europa Ente, kukubha (von kuku Kukuks-
ruf), kaukara von kuk schreien und tatara, tatarva ein hahn-
artiger Vogel, vgl. Tergd-^o) gackern.
Während die Viehzucht offenbar die Grundlage der Wirth-
schaft des Urvolks bildete, kann man nur geringe Anfänge des
Ackerbaus bei ihm nachweisen. Zwar kannte man die eine
oder die andere Körnerfrucht, allein der Anbau derselben wur-
de nur beiläufig betrieben, um ein Beigericht zu Milch und
Fleisch zu gewinnen, keineswegs beruhte auf dem Feldbau die
materielle Existenz des Volks. Dies erhellt ganz deutlich ans
der geringen Zahl von ursprachlichen Wörtern, die auf den
Ackerbau Bezug haben. Es sind diess yava die Feldfrudit,
varka Karst oder Pflug, rava Sichel, nebst pis pinsere und
mak judaao), die vom Zerstampfen und Zermalmen der Kömer
Zeugniss geben. Von diesen wenigen Zeugnissen für den Acker-
bau des Urvolks ist rava Sichel möglicherweise auszuschliessen
(von ru =r lu abschneiden) , denn jedenfalls hat man eher das
Gras zum Unterhalt des Viehs im Winter mit Sicheln abge-
schnitten, als das Getreide, yava scheint ursprünglich das
aufgeschossene Gras bezeichnet zu haben, wenn man sskr. ya-
vasa Gras, Weide, Futter berücksichtigt, das jedenfalls glei-
chen Stammes ist. Dagegen zeugt varka Karst oder Art Pflug,
ved. vrka m. Pflug, evXmta Pflugschar von vark aufreissen für
die Verwendung eines wenn auch rohen Werkzeugs zum Auf-
reissen des Erdreichs zur Aufnahme des Saatkorns. Nach Aus-
weis von pis pinsere und mak fidaffw wurde die eingeemdtete
Feldfrucht zerquetscht und zermalmt, um eine Art Mehlkuchen
(purana Kuchen) daraus zu bereiten. Einige andere Wörter,
wie para Stroh, parava Spreu von par auffüllen, aufschütten,
beweisen nicht strict für den Ackerbau. Muss man die An-
fange desselben auch für das Urvolk zugeben, so kaim der-
selbe doch neben der Viehzucht nur eine sehr untergeordnete
Bedeutung gehabt haben; wir dürfen uns denselben etwa den-
ken wie den Feldbau der Baschkiren und anderer Hirtenvöl-
ker, die neben ihrer ausgedehnten Viehwirthschaft auch wohl
Vn. Gemeinsam-europäischer Wortschatz, 281
ein Feld neben dem Hause einhegen, um so viel Korn darauf
m bauen, als zur Bereitung des üblichen Mehlkuchens hinreicht.
Wie weit die Pflanzenwelt, ausser dem Nutzholz, Beach-
tung fand, lehren uns die Wörter: andhas Kraut, airä, (wohl
von i fassen) eine Grasart (Lolch?), l^äka Kraut, Grünes und
nadhra Schilf. Zur Nahrung wurde benutzt karambhä, wahr-
scheinlich der Kohl, und karbhata der Kürbiss oder die Gur-
ke. — Da das Urvolk sehr wohl Holz zu bearbeiten verstand,
wie sich weiterhiu ergeben wird, darf uns nicht wundem.
Wenn wir für Holz, Baum und einzelne Baumarten mehrere
nrsprachKche Namen nachweisen können. Der allgemeine Name
fiir Holz war daru Baum, Balken, Stück Holz von dar spal-
ten, von daru stammen dru und druma. Zweig und Ast Me-
ssen ^k4 und ]^nku, beide dunkeln Ursprunges. An beson-
deren Baumarten unterschied das Urvolk pitu Fichte von pi
Schwellen, bharga die Birke, im Zusammenhange mit „Borke"
nnd viti Weide, oder sonstiger Baum, der zum Winden von
Reiserstricken (vi viere) verwendet wurde. Besonders dunkle
Hölzer nannte man tamara, tamarikä (tamara dunkel), vom
Schwellen pamp ist die Baumart päpara benannt (sskr. pipari,
lat. populus), welche Art so geheissen, ist nicht zu bestimmen.
Die Speisen wurden mit Ausnahme der Milch nicht
roh (äma) genossen, sondern am Feuer (agni) gekocht (pak
kochen) oder auf Kohlen (angara) geröstet (bharg rösten). Die
gewöhnlichen Nahrungsmittel waren Milch (dhadha, dhai-nä),
die man schon auf verschiedene Art zuzubereiten verstand
(sara, s&ra Molken), das Fleisch (mamsa) der Heerdenthiere,
das man auch zu Fleischbrühen (yiisa) auskochte (yas gähren,
auskochen) und ein Kuchen oder Fladen aus zerstampfter Feld-
frucht (pis pinsere, mak jtidaacjy yava Feldfrucht). Die Spei-
sen wurden mit Salz gewürzt, das man jedoch vielleicht noch
nicht in fester Form zu gewinnen verstand, sondern als Lake
an die Speisen goss (sara Saft, Wasser, Salz). Als Berau-
schungsmittel diente Meth (madhu), ein süsser Trank, dessen
Hauptbestandtheü Honig gewesen zu sein scheint (sskr. madhu
süss, Honig, Meth, lit. midu-s Honig, medu-s Meth). Für
Beeren und Baumfrüchte, die bei den üblichen Himgespinn-
sten von den Urzuständen der Menschheit eine so grosse Bolle
zu spielen pflegen, lässt sich keine ursprachliche Bezeichnung
282 VIL Gemeinsam-europäischer Wortschate.
nachweisen; jedenfalls liatten sie neben Milch, Fleisch und
Mehlkuchen eine nur sehr geringe Bedeutung für die Küdie
unserer Väter, die nicht sehr tief unter der Küche der home-
rischen Welt gestanden zu haben scheint. Denselben Eindnid
relativ hoher Cultur gewinnen wii*, wenn wir uns auf Gmnd
der betreflfenden ursprachlichen Bezeichnungen ein Bild m
der Bekleidung des Urvolks zu machen versuchen.
Unsere Vorfahren gingen nicht nackt (nagna), sondern
kleideten sich in Gewände, die aus Wolle gewebt und genaht
waren (vas sich kleiden, anziehen, vamä Wolle, va, vi weben,
SU, siv nähen). Ob daneben auch Thierfelle (agina Vliess,
Fell) übhch gewesen, ist nicht zu entscheiden, doch ist es
wahrscheinlich, üeber . den Schnitt der Gewänder (vas-ana,
vas-tra, vas-man) lassen sich natürlich keine Angaben macheB,
nur so viel wissen wir, dass man sich um die Taille gürtete
und schürzte (yäs güilen , yas-ta gegürtet). Der Kopf blieb
vielleicht unbedeckt, wenigstens können wir keine urspradili-
che Bezeichnung einer Kopf hülle nachweisen; dass man die
Füsse bekleidete, lässt sich vielleicht aus dem zend. ao*tliia
Schuh, verglichen mit lat. 6-crea und lit. au-ti die Füsse be-
kleiden, erschliessen. Es fehlte nicht an allerlei Schmuck
(munda), insbesondere wissen wir, dass man Halsbänder (mani
Halsschmuck) trug, eine Sitte, die bei Galliem und Germa-
nen sich bis in späte Zeiten erhalten hat. Die Webekoni^
welche den Stoff zu den Gewändern lieferte, war in der Pe-
riode der Ursprache bereits hoch entwickelt. Die Wolle (va^
n&) wurde auf Spindeln (tark-ta) zu Fäden gedreht (tana Fin-
den), sodann aufgespannt (tan Gewebe spannen) und gewebt
(va, vi viere); doch ist selbstverständlich keine Gilde od«
Zunft der Weber anzunehmen, sondern innerhalb eines jeden
Hauses würde der Bedarf desselben an Kleidungsstoffen, ver^
muthlich vorwiegend von den Frauen angefertigt.
Die Wohnung des indogermanischen Urvolks war nicht
die Hütte des Wilden, sondern das Gehöft des sesshafben Vieh-
züchters (vas und ski wohnen, siedeln, skaima Heim von ski).
Das Haus (dama und vailpi) hatte seine Thür, der eingefrie-
digte Hof sein Thor (dhvara Thür, Thor, Hof). Neben dem
Wohnraum der Familie standen die Stallungen für das Vieh,
st4na Stand, Stall, bhansa Stall, mandrä Hürde, wohl ganz
VII. Gemeinsam-europäischer Wortschatz. 283
M18 Balkenwerk aufgezimmert (daru Holz, Balken, Werkhölz,
ab behauen). Bei der Errichtung des Hauses kann man die
ärdarbeit Ton der Zimmerarbeit umterscheiden. Erstere wird
lurch mi in den Boden einsenken, errichten, wovon lat. me-ta,
aoe-nia, mü-rus (für moi-ru-s) bezeichnet, der Zimmermann
taksan, takstar) behaut und richtet die Balken (taks). Die
)ecke (stag bedecken) wird durch Pfeiler (stambha) gestützt;
ielleicht verstand man bereits das Dach zu wölben (kamara
rewölbe). Im Innern des Hauses fehlte es nicht an aller Be-
uemlichkeit, das Bett bestand aus einer „Streu" (stara Bett
on Star stemere) von Laub und Decken, zu Sitzen dienten
Wülste, Polster" (sskr. kürca BaUen, Wulst darauf zu sitzen,
lt. culci-ta Polster). Die höchste Leistung der Baukunst war
ie Errichtung fester Burgen, pari. Das Wort pari ist von
ar aufiFüUen, aufschütten (vgl. lit. pylim% pilti einen Damm
ifschütten) herzideiten und bezeichnet den Aufwurf einer
änstlichen Erhebung als das WesentKche beim Burgenbau.
uf der Fläche der künsthchen Anhöhe standen dann wohl
le Behausumgen für Menschen und Vieh, die sich vielleicht
ir in Kriegszeiten in die pari zurückzogen.
Es ist auffallend, dass für die Arbeit in Stein sich aus
m Mitteln der Ursprache keine schlagenden Belege beibrin-
in lassen. Den Grund können wir doch nur darin finden,
lÄs, wenn auch ein oder das andere Steingeräth noch tradi-
mell fortgeführt wurde, im Ganzen und Grossen die Stein-
it, welche mit Steingeräthe den Stein bearbeitete, weit hinter
>r Zeit der ursprachlichen Volkseinheit gelegen. Das Urvolk
«nnte und bearbeitete drei Metalle (aias), nämlich Gold, Sil-
ir und Ei'z (Kupfer). Der allgemeine Name für Metalle
heint aias gewesen zu sein, vielleicht gleichen Stammes mit
im sskr. e-ta und e-na schimmernd; die drei Einzelmetalle
irden nach ihrer Farbe bezeichnet: das Gold als das Gelbe
3kr. häi^-ka Gold, harita gelb = ksl. zlato Gold, Älütü gelb,
»th. gultha- Gold) , das Silber als das weissliche (sskr. rajata
^isslich, n. Silber, dqyir- weiss, lat. argentum Silber), das
npfererz als das Rothe (sskr. loha roth, Kupfererz = ksl.
da Erz). Die Schmelzung und Bearbeitung des Metalls be-
lehnet das Verb l^p schlagen, schmelzen. Die Geräthschaf-
Q des taksan Werkmeisters, Zimmermanns bestanden wohl
284 VII. Gemeinsam-europäischer Wortschatz.
durchweg aus Kupfer, vor allem die Axt., para^. VielleicU
bildeten die taksan-as, takstara-as eine eigene Gilde oder Be-
rufsklasse. Ausser ihrer Thätigkeit beim Hausbau fertigten m
vomämlich Wagen und SchiflFe.
Der Wagen (europ. rata Rad = arisch ratha Wagen) lief
auf Rädern (kakra Rad), welche durch eine Achse yerbnndei
waren (aksi Achse). Die beiden Enden der Achse gingen dmdi
die Nabe (nabha), den Mittelpunkt des Rades, welche weg«
dieser Mittelstellung als „NabeP^ des Rades bezeichnet wmdfi
(nabha Nabel und Nabe). Gezogen (vagh) wurde der RädflP»
karren durch Pferde und Rinder, welche mittelst des Jodi«
(yuga) unter sich verbunden an den Wagen gespannt waren.
Das Schiff (nau) wurde durch Ruder (aratra von ar treiben)
getrieben; Mast, Segel und Steuerruder scheinen. dem ürvolke
noch nicht bekannt gewesen zu sein. Die Schiffiahrt (naam
ag navigare) war auf Flüsse und Binnenseen beschränkt, an
das Meer scheinen die Sitze des Urvolks nicht gegränzt zu ha-
ben (sskr. mira vgl. lat. mare?), jedenfalls wagte sich ilno
Ruderbarke nicht in das Meer hinaus.
Ebenso alt als die Technik des Zimmermanns scheint die
des Töpfers zu sein, dessen Thätigkeit mit dhigh kitten, fin-
gere bezeichnet zu sein scheint. Man fertigte Töpfe (kumbhä),
Kessel (sskr. caru = an. hver-r) und Becken (sskr. p&W
= lat. pelvis von par füllen). Zur Handhabung versah man
den Topf mit Henkeln (ansa) und gab ihm gern die Form des
menschHchen Kopfes (kumbha Topf und Kopf) , was vielleidit
auf eine uralte Sitte deutet, die Schädel erschlagener Feinde
als Becher zu benutzen, wie es die alten Germanen thaten.
Andere Kunstthätigkeit wird durch die ursprachUclien
Wörter rip schmieren, bestreichen, rag färben, pig mabsn und
pi^ ausschneiden, bunt stechen, pail^ara bunt angedeutet.
An Kampf und Krieg hat es auch in der fernen Vorzeit
unseres Stammes nicht gefehlt (yudh kämpfen, arti Streit von
ar, kara Heer, Krieg). Die kriegerische Ausrüstung unserer
Vorfahren scheint sehr mangelhaft gewesen zu sein: ursprach-
Uche Namen für Schutzwaffen wissen wir gar nicht beizubrin-
gen, an Angriffswaffen kennen wir nur Schwert und Bogen
(sskr. asi = lat. ensi-s, isva Pfeil, gia Bogensehne, sinata
Sehne). Die Bogensehne wurde, wie der Name sinava (Sehne
YU. Gemeinsam-europäischer Wortschatz. 285
. Körper und Bogensehne) bezeugt, aus den Sehnen der
serdenthiere gedreht und an die Enden des Bogens befestigt,
ielleicht gehörte auch die Lanze zu den üblichen Kriegswaf-
ai, sie wurde, wenn wir auf das Zusammentreffen von zend.
Itaru Holzstück, Lanze mit dogv Balken, Lanze bauen dürfen,
düechtweg als das „Holz" bezeichnet.
Nicht bloss in Kampf und Krieg, sondern auch in fried-
idiem Verkehr begegneten sich die Bewohner der Gaue und
Jeiche (rägia) unserer Väter. Wege wurden eröffuet (panti
Wog von pat patere offenstehen), die den Austausch von
Üfaaren ermöglichten (par und kar handeln, mi tauschen,
nsna ELaufpreis).
Die Anfänge ärztlicher Kunst werden durch lat. medeor
«= zend. madhaya heilen verbürgt, sie waren wohl noch eng
nit religiösen Gebräuchen verbunden und beschränkten sich
foü vornehmlich auf die Behandlung von Wunden (arus),
bch kennen wir auch die Namen zweier Krankheiten: dardru
lechtenaussatz von. dar spalten, bersten und skaya, ski-ti
chwindsucht von ski schwinden, wissen aber nicht, was zu
eren Heilung aufgeboten wurde.
Nehmen wir hierzu die völlige Ausbildung des dekadi-
hen Zahlsystems bis zu den Hunderten, die Eintheilung des
Jkres (vatas, yära) in Frühling (vasra), Sommer (sama) und
inter (ghima, ghäiman) und in Monate, welche die Dauer
les Mondwechsels umfassten (mans Mond, Monat), endlich
le ursprüngliche Poesie, zu welcher die Religion und krie-
rische Thaten den Hauptstoff geliefert haben werden, so
tten wir ein ungefähres, wenn auch nur rohes und undeut-
hes Bild von den Gultur-Zuständen des indogermanischen
Tolks vor seiner Spaltung in Arier und Europäer gewonnen,
weit sich ein solches bloss aus den Mitteln der Sprachver-
ächung herstellen lässt.
Versuchen wir nun, auf Grund derjenigen Culturworter^
liehe den Ariern fehlen, dagegen sowohl bei Süd- als Nord-
ropäem sich nachweisen lassen, demnach als aUgemein-euro-
isch gelten dürfen, ein Bild von der gemeinsam-europäischen
Itur zu entwerfen, wie dieselbe vor der Trennung der Euro-
er in eine nördliche und südliche Hälfte bestanden haben
ISS, so sehen wir, dass die Gesittung in der Periode zwischen
286 VII. Gemeinsam-enropäischer Wortschatz.
def Abtrenuung der Europäer von den Ariern und der SpaltifflJ
der Europäer in ein nord- und südeuropäisches Volk ganz ®-
hebliche Fortschritte gemacht hat. welche wir nach den ei&-
zelnen Culturgebieten gesondert darzulegen haben ; femer »-
giebt sich aus den gemeinsam-europäischen Terrain-, Pflanzen-
und Thierbezeichnimgen, dass der Wohnort der Europäer sv
Zeit ihrer weitem Spaltung nach Nord und Süd, Ebene und
Bergland ein ganz anderer, und zwar ein im Westen Europas
belegener gewesen sein muss.
Das Familienleben erscheint bei den Europäern bereidiert
durch die Bezeichnungen für den Grossvater ava, die Mannea-
schwester galva-s, glos, den Schwestersohn svesarina; dm
treten die nur auf europäischem Boden nachzuweisenden Kose-
wörter: an^l Alte, Ahne, amä Grossmutter, Msuna, dhidla
Alter, Ohm. Noch bedeutsamer ist die Weiterbildung stail-
licher und rechtlicher Verhältnisse, wie sie in europäis(to
Wörtern ausgebildet erscheinen. Neben den rag König tritt die
Gemeinde, tautä von tu vermögen, als die „Machthabende",
der Haus- und Stammgenosse wird als Ipiiva (german. My» =
lat. civi-s) bezeichnet, während sskr Qiva, 9eva nur „tnirt»
freundlich" bedeutet. Dem l^aiva gegenüber tritt der Fremde,
der zu einer andern tautÄ gehört, ghasti der Gast (lat. hosti^
= german. gasti-, ksl. gosti Gast); freundliche Beziehungen
zwischen den Mitgliedern verschiedener tautä werden uns ve^
bürgt dui'ch das Wort ghaspati, hospes Gast und Wirth Q&l
hospes = ksl. gospodi Herr, Wirth). Was von König und
Volk festgesetzt ist, wird durch eine Ableitung von lagh liegen
als das „Liegende, Gelegte" bezeichnet, oskisch Ugü-, lat. lex
= germ. laga Gesetz. Auf ausgebildete EigenthumsverhältnisBe
deuten vadh- Pfand und klap stehlen. — Es möchte auf den
ersten Blick befremdlich erscheinen, dass die für politisch-
rechtliche Verhältnisse bedeutsamen Wörter ^iva , ghasti,
ghaspati und lagha sich im Süden Europas nur bei den Ita-
Ukem, nicht bei den Griechen nachweisen lassen; allein der
würde fehlgehen, der daraus schliessen -wollte, dass die Grie-
chen sich aus der europäischen Spracheinheit früher heraus-
gelöst hätten, ehe noch diese staatlich-rechtlichen Begriffie
sprachlich fixirt gewesen. Es erklärt sich der Verlust dieser
Wörter bei den Griechen, sowie das Festhalten derselben bei
Vn. Gemeinsam-europäischer Wortschatz. 287
fin Italikem vielmehr einfach aus dem verschiedenen Character
ieser Völker: bei den Griechen sind die Verhältnisse des
lechts- und Staatslebens immer in einem gewissen Flusse ge-
lieben, und haben in Folge dessen immer neue sprachliche
ezeichnungen erhalten , bei den Italikem sind die uralten, er-
rbten Rechts- und Staatsverhältnisse mit eiserner Treue fest-
ßhalten und auf dem alten Grunde systematisch fort entwickelt.
haben die Italiker auch den uralten Königsnamen rag (oder
iropäisch reg) beibehalten, während derselbe in Griechenland
orch neuere Bildungen ersetzt wurde. — Die durch ausschliess-
ßh-europäische Wörter bezeichnete Pflanzen- und Thierwelt,
)weit sie nicht dem Ackerbau und der Viehzucht diente,
eist uns auf eine ganz bestimmte Oertlichkeit als gemeinsam-
iropäischen Stammsitz hin, nämlich auf den Westen Europas.
h allen Europäern gemein sind folgende Baum- und Pflanzen-
unen nachzuweisen: alma die Ulme, alsna die Erle, kasla
asel, knadia Nessel, galandi Eichel, pauka und puksa Fichte
Jttchs), vitiä. und vaitua die Weide, salakä die Salweide und
i&ga die Buche (lat. f4gu-s = germ. boka). Der letzte
tme — für die Buche — bezeugt uns, dass wenigstens die
össe Masse der europäischen Nation bereits im Buchenklima
Topas sesshaft gewesen ist, also bereits westlich einer Linie
1 Königsberg auf die Krim zu gewohnt hat, denn i)stlich
«er Linie kommt die Buche nicht mehr fort. Nicht so deut-
1 weisen die bloss europäischen Thiemamen auf Westeuropa
i: alna der Hirsch, brendha Hirsch oder Elenn (Messapisch
>pdo-g Hirsch, Ht. bredi-s Elenn), luk- der Luchs, eghia
il, ghelu Schildkröte. Dass die europäischen Stammsitze an
j Meer gegrenzt, wird verbürgt durch mari, maria Meer und
Namen für Seethiere: kamara Hummer, und salka Robbe
•Jiaxog — ags. seih Seehund), üeberhaupt scheint man den
isserthieren mehr Beachtung geschenkt zu haben, wie aus
ka und ghu Fisch, anghra Aal erhellt. An Vogelnamen
ten auf europäischem Boden neu hinzu: tarda, starda Drossel,
•u und garana Kranich, und starna Staar. Der Vollständigkeit
gen mögen auch noch die Wörter für allerlei kleines Gethier
i Ungeziefer angeführt werden, die sich sowohl bei den
i- als bei den Nordeuropäern finden: vapsä Wespe, blakta
mze, musa Fliege, knid und ghlenda Lausei, Niss.
288 VII. Gemeinsam-enropäischer Wortschatz.
Die Viehzucht wurde von den Europäen ganz in der Weise
des Urvolks betrieben; Pferd, Rind, Schwein, Ziege, Scbai
und der Hund, des Menschen Geselle, waren nach wie vor und
wie noch heutiges Tags die Hausthiere der Europäer; neue
Thiere scheinen nicht in Zucht genommen, etwa mit Ausnahme
der Ente, anti, deren Eier (avia Ei) wie die der Gans man
benutzt haben wird. Wenn so die Viehzucht der Europäer
gegen die des Urvolks der äusseren Ausdehnung .nach kaum
erweitert zu sein scheint, so wird sie dafür iutensiver nnd
sorgfältiger betrieben worden sein; das bezeugen die zahl-
reichen neuen Bezeichnungen für die früher schon gehegten
Thiere nach Geschlecht, Alter und Verwendung. So nannte
man Pferde und Binder arman, armenta Jochvieh, von ar fügen,
das junge Bind parsi Farr von par lat. pario , der Eber heiast
apra, für das Schwein taucht ein neuer Name par^, porcos
auf, womit man vielleicht ursprünglich eine neue, erst aof
europäischem Boden in Zucht genommene Abart des Schweiiis
bezeichnete , der Ziegenbock heisst ghaida (lat haedu-s = nhd.
Geiss), wogegen kapra den Bock, das männliche Thier über-
haupt bedeutete, das Schaf endlich heisst ari und agna, letzteres
gewiss in engster Beziehung zum ursprachlichen agina Vüess.
Die Bienenzucht scheint ebenfalls mehr Ausdehnung gewonnen
zu haben , zwar fehlt es uns an einer sichern Bezeichnung für
die Biene, dagegen können wir melita Honig und k&ra Drost,
Wabe, Wachs als gemeinsam-europäisch belegen.
Während die Viehzucht der Europäer gegen die des Urvolks
gehalten keine bedeutende Erweiterung und Steigerung erfaliren
zu haben scheint, gewahren wir den mächtigsten Fortschri^
auf dem Gebiete des Ackerbaus. Die sprachlichen Bel^e fär
den Ackerbau des indogermanischen Urvolks sind, wie i?ir
oben sahen, äusserst dürftig: es sind eigentlich nur yavaFdd-
frucht (neben dem das wurzelhaft verwandte sskr. yava-sa Gw«,
Weide, Futter bedeutet), varka ein pflugähnliches Instrument
(sskr. vrka = evldxa Pflugschaar, alo^ Furche), das dem
Namen des Wolfes varka (Zerreisser) gleichlautend dazu diente
das Erdreich aufzureissen (vark), femer pis pinsere und mak
fiaooü), die in erster Linie vom Zerstampfen der Körnerfrucht
gebraucht zu sein scheinen; dagegen braucht rava- die Sichd
(sskr. lavi, Xa7ov, an. le) nicht nothwendig auf das Schneiden
YQ. Gremeinsam-enropäisoher Wortschatz. 289
» Korns sich zu beziehen, da man gewiss viel früher Gras
iahte zum Unterhalt der Heerden im Winter (ghima, ghaiman).
edenfalls war der Feldbau des Urvolks ein ganz untergeordneter
ämrerbszweig, das materielle Wohl beruht durchaus auf der
Viehzucht. Ganz anders auf europäischem Boden. Die Euro-
)fier waren nach sprachlichem Ausweise zu der Zeit, da sie
lach Nord und Süd sich schieden, aus sesshaften Viehzüchtern
Ickerbauer geworden , deren Unterhalt in erster Linie auf dem
Ertrage des Feldes (agra), erst in zweiter auf dem der Heer-
ien beruhte. Hiermit stimmt auch die Geschichte. Während
5erodot uns von persischen Hirtenstämmen zu berichten weiss,
lie wir uns durchaus nicht als zurückgekommen in der Cultur,
»ndem nur der alten Sitte der Väter treu geblieben zu denken
laben, kennen wir auf europäischem Boden durchaus keine
ffirtenvölker von unserem Stamme, vielmehr treten die Indo-
jennanen Europas sämmtlich als Bauemvölker in die Geschichte
iiH. Selbst das alte Germanien muss bereits ein wohlbebautes
^d gewesen sein und nicht jenes grausige Gemisch von Sumpf
md Wald, wie es die Römer darzustellen beliebten, denn ohne
ütensive Bodenbestellung hätte Deutschland gar nicht diese
Bwaltigen Völkermassen entsenden können, die das römische
leidi in Trümmer schlugen und die altgewordene Welt erneuert
aben.
Die sprachlichen Belege für den Ackerbau der Europäer
ad: agra, in der Ursprache Feld, „Trift" von ag treiben, bei
jn Europäern der ager cultus, araya pflügen, eigentlich lockern,
»n ar, Ht. ir-ti auftrennen, aratar Pflüger, aratra Pflug, ar-va
iuland, direct von ar auflösen abzuleiten, als das „lockere";
is&, lat. llra die Ackerfurche, das Ackerbeet, lat. porca =
id. Furche, sä säen, säyä das Säen, sä-man der Same und
% mähen, mä-ta die Mahd, die Emdte, wo die Halme (kalma)
r der Sichel (sarpa, lava) fielen (fitapla Stoppel). Dazu ge-
llt sich wahrscheinlich noch aka- die Egge (lat. occa =
id. Egge). Die Getreidearten (bharas Getreide von bhar
igeUy gama Korn) waren malnä Hirse (ßslivt], müium, lit.
ilnä), püra Weizen (ttv^-^, ksl. pjrro Spelt, lett. pür-s Wei-
n), ghardhä. Gerste (x^e^, hordeum, ahd. gersta) und Hafer
irt. ave-na, ksl. ovisü), also abgesehen vom Koggen sämmt-
he Eomarten, die noch jetzt in Mitteleuropa gebaut werden.
19
290 Vn. Gemeinsam-europäischer Wortschatz.
■
Die weitere Behandlung der eingeemdteten Eomfrucht ergiett
sich aus den Wörteiii pis (auch ursprachlich) eigentlich ent-
hülsen, akna Granne, pisana Graupen, si, sjä sieben und nal
mahlen. Für das Brod haben wir sonderbarerweise keine ge- 1
meinsam-europäische Benennung, es erklärt sich dies woU
daraus, dass bei fortschreitender Gultur bei den einzehoi
Völkern neue, bessere Bereitungsarten aufkamen, deren Be-
zeichnungen die altem verdrängten. — • Ausser den Köm^
fruchten Weizen, Hirse, Gerste und Hafer baute man inFdd-
und Gartencultur noch andere Gewächse, die sämmtlich ent
auf europäischem Boden in Pflege genommen zu sein scheinen!
arva und arvinda die Erbse (oQoßo-g^ iqißivd^g^ lat. emnn,
ndd. ärften, ahd. araweiz), bhabha die Bohne (faba, ksl. bobü,
germ. bauna = babna), mäkan den Mohn (jui^xnny, ksl. maU,
nhd. Mohn), rapa und räpä die Rübe {i^atpavoq^ lat^räpa, kd.
repa, ahd. ruoba), karmusa Lauch (x^fxvov^ lit. kermusaHi
germ. hramsa) und kanapi Hanf (xdvvaßig == an. hanp-i
Hanf).
Alle angeführten Getreidearten und Culturpflanzen weaea
wieder auf die Mitte des westlichen Europas; im Henoa
Deutschlands werden sie noch jetzt sämmtlich von der Hirse Jon
zum Hanf neben einander angebaut. Bei einigen dieser GaltQ^
pflanzen liesse sich freilich auch annehmen, dass sie erst spater
Yon einem Volke zum andern gelangten, ihr Anbau bei dem
europäischen Muttervolke noch nicht üblich gewesen ; so ist x.
B. lat. cannabis und ksl. konop4-ja Hanf zweifellos aus Am
griechischen xciwaßi-g entlehnt, aber das lautverschobene ge^
manische hanpa- Hanf scheint für gemeinsam-europäische Goltiff
der Hanfpflanze zu beweisen, man müsste sonst annehmen,
den Germanen sei der Hanf und sein Name vor der germani-
schen Lautverschiebung aus der Fremde zugekommen, "was
jedenfalls sein Bedenken hat. Nicht bloss in der Ausbüdimg
des Ackerbaues, sondern auch in manchen Künsten und Fertig-
keiten müssen die Europäer hoch über dem Urvolke gestände
haben. Zwar führte man auch in europäischer EinheitsperiodJ
noch Steingeräth — darauf scheint lat. saxum = germ. sabsa-
Sachs zu deuten — daneben aber war die Arbeit in Holz imd
Metall hoch entwickelt, hoher als bei dem indogermanischeD
Stammvolke. An Geräthschaften und Werkzeugen lernen wir
Vn. Gemeinsapi-earopäischer Wortschatz. 291
lu Fass, Gefass, skapa Schaff, agsiA die Axt, yoii ag strei-
ten, glätten, marta den Hammer und skalmä das Messer
amen; zu den alten drei Metallen Gold, Silber, Erz sind
nar keine neue hinzugekommen, wohl aber finden wir neue
lamien: ausa Gold, ghalgha Metall, die gewiss irgend wie mit
ffsuNk Behandlungsweisen der Metalle zusammenhängen. Für
Il^lei Flechtarbeit zeugen die Wörter plak, plektati flechten,
ÄTti (lat. cräte-s = deutsch hordi Hürde) Hürde, kalda
tehilze, Schwertgriff, kasa Korb, gulia Banzen und tarsa Darre,
leflecht, worauf man Obst u. s. w. trocknete. Das Moos,
ausa, wird bei Errichtung von Schuppen , und beim Dachdecken
Btag und tag tegere, staga und taga Dach) verwendet sein,
'fir weben findet sich neben dem ursprachlichen va, vi die neue
hgeleitete Bezeichnung vabh (oder vap), ein Bock, vielleicht
lös Fellen^ hiess baitä (ßatzt] = goth. paida). Die Arbeit in
«der scheint ebenfalls auf europäischem Boden höher entwickelt
a sein : wir treffen auf die hierauf bezüglichen Worte pelna,
ehnan, pelva Haut, svalid. Sohle, karpi Schuh und sküta
child, der ohne Zweifel aus Fellen und Beisergeflechte bestand,
esonders verdient noch hervorgehoben zu werden, dass die
aropäer Leim zu sieden (kalia Leim = xoHa = ksl. klij)
id aus Föhren und Kiefern Pech zu gewinnen verstanden
'Wa, pix, lit. piki-s). In der Kochkunst scheüit man eben-
lls fortgeschritten zu sein, nach Ausweis von bharman Gest
)rmen-tum, deutsch Bärme), bhru brauen, bhruta Gebräude
lt. d6-frutum, engl, broth Sauce) und bhrat sieden, braten
(fdacw^ fretum, fretäle, germ. brädan braten).
Für bessere Bewaffaung zeugen skuta Schild, aikma Spiess,
akiä Lanze und spara Speer, für Handelsverkehr skruta Tand
bt scruta = german. skrüda Tand, Schmuck, Geräth).
So haben wir denn gezeigt, dass die gemeinsam-europäische
dtur, das heisst diejenige Cultur, welche die Vorväter der
dogermanen Europas iij jener Periode besassen, als die weitere
»altung derselben in Nord- und Südeuropäer eintrat, in jedem
inkte gegen die Cultur des Urvolks eine erhebliche Steigerung
Eahren, wir ersehen also, dass die Periode von der Abzwei-
ing der Europäer von den Ariern an bis zu ihrer Sonderung
tch Nord und Süd nicht eine Zeit träger Buhe und Stagnation
iwesen, sondern dass unsere Vorfahren parallel mit den ge-
19*
292
YU. GemeinBam-enropäischer Wortschatz.
waltigen sprachlichen Neoschöpf ungen , die sich in ihrem
Schoosse vollzogen, auch zur Erreichung eines menschenwür-
digeren Daseins gearbeitet haben, nicht minder rüstig als die ^'-
schen Brüder im Osten, mit deren hoher und früher Gesittoi^
die gemeinsam-europäische Cultur den Vergleich nicht zu schenk
braucht, wenn erstere gleich, durch ältere Documente besser
beglaubigt, sich zu einem anschauUcheren und detaillirteren
Bilde gestalten lässt.
GemeinBam-europäischer Wortschatz.
aug, augaya mehren, sich mehren.
ugeo, auc-tu-m mehren. -^ lit. äugu, aug-ti wachsen. — goth. aukan,
i mehren, sich mehren, wachsen, as. okian, ags. ecan, ahd. oohhön
en, hinzuzufügen.
vag, vigere, sskr. ojas n. Kraft = zend. aojanh n. Erafb und sskr.
1 n. Kraft, ug-ra gewaltig.
augta gemehrt, erhöht.
lat. auctu-s. -|- altpreuss. aukta- hoch in aucktai-riky-ska-n aco.
Obrigkeit, zusammengesetzt aus auckta und riky-ska vgl. riky-
iskai advb. herrlich, riky-wiska-n acc. Herrlichkeit von riky-s
der Herr; auch in auckt-immie-n acc. der Oberste, Vorsteher;
lit. aukszta-s = lett. augst-a-s hoch, mit eingechobenem s, vgl.
lett. augsch d. i. aug-ja-s hoch. ^
ak, akiati sehen, wähnen, ahnen.
eben in 6x~i Auge s. aki , ocfcfofiai (far Sx^ofiai) sehe voraus , ahne,
f. (für dx-ja) Ahnung, Gerücht, on- in oTC-atn-a, orjjn (für ön-Ti-^)
w. — lat. oc-ulu-s m. Auge. -|- lit. ak-i-s Auge s. aki , ak-yla-s vor-
r. — ksl. ok-o n. gen. ocese und oka Auge. — goth. ah-jan glauben,
m, ah-a m. Sinn, Verstand, ah-ma m. Geist, ahd. ah-ta f. Acht,
ng.
skr. iksh (aus aks), ikshate sehen, sskr. akshi n. = zend. ashi n.
aka OeflGanng, Loch, eigentlich Auge, von 1 ak.
6ni^ f. Oeffnung, Loch, -f- ^t aka-s m. Oeffnung im Eise, Wuhne,
vgl, ksl. oko Auge und ok-no n. Fenster, lett. aka f. Brunnen.
aki Auge, von 1 ak.
dxtr- im Dual ocfcfs =r dx»-e n. Auge. -^ lit. aki-s, gen. akes f.
= preuss. aki-s Auge. — ksl. oko n. im Dual i-Stamm , s. Leskien,
bulg. Hdb. 43.
m alj durchdringen , erlangen :
a^anä f. Kachel , Granne , Aehrengranne , Spreu.
äxttvo-s m. Stachel, Dom, ax-vri (für dx-vri) f. Flaum, Schaum,
bei Homer auch Spreu. — altlat. agna f. im Salierlied, durch
spica Aehre erklärt. 4~ goth. ahana, ahd. agana, mhd. agene f.
294 VI. Gemeinsam-europäischer Wortschats.
Spreu. Vgl. noch ax-vQo-v n. Sprea, lat. acos n. Spreu, ax<
f. Gerste (= die begrannie ?) , lit. ak-ota-s m. Granne, altpr>^
Y. acko-ns acc. pl. von ako = aka f. Granne, Aehrenhac^^.
auch goth. ali8-a n. Aehre gehört hierher, vom Thema aha^-
lat. acus durch a weitergebildet. — Besser eu ak biegen? i
Vgl. zend. akana nach Spiegel: Stachel. f
aljiä f. Schärfe, Ecke.
lat. acie-s f. Schärfe, Schneide. -^ as. eggia, ahd. ekka (für
ekja), mhd. ecke, egge f. Ecke, Bergkamm, vgl. die Egge, das
Waldgebirg in Westfalen.
a^man Schärfe, Schneide.
dxfjLi^ f. Schärfe, Schneide, Spitze, axfiriv-^-g sinngleich mit
dxfia-lo-g, -\- lit. aszmä, gen. aszmen-s m. Schneide.
Zu ig. al^man Stein, wie germanisch saksa- Schneide za lai
saxu-m Stein.
Zu ak biegen, schwellen:
akvä f. Wasser.
(Vgl. sskr. ankvipa, ankura und aiikänka n. Wasser). ~ lataqitt
f. Wasser. + goth. ahva , ahd. aha f. Wasser — Ein europäißch«
akva scharf darf vielleicht angenommen wegen lat aquo- in
aqui-foliu-s scharf blätterig, aqui-folia f. Stechpalme, aqui-penser
m. Stör, eigentlich „scharfflossig" und wegen goth. aihva- in |
aihva-tund-ja f. Dom, falls dieses Wort bedeutet „scharf (aihTa)
zähnig^^ (vgl. goth. tunth-u-s m. Zahn).
ak, ank dunkel, farblos, blind sein.
ax-aQos, Tv(fjl6g und ayx-Qci^, fivfaxff. Aox^l bei Hesych. a/-ii;-j f.
Dunkelheit , fax'Q^-s blass , farblos. — lat. aqu-ilu-s dunkel , schwan «.
akara. -\- lit. j-^k-ti in ap-j^k-ti erblinden, inknszta, ink-ti verschiessen,
von der Farbe, auch uk-szta, uk-ü es wird trübe, uk-a-s m. Dunst, Ne-
bel, uk-ana-s nebelig, uk-ana f. trübes Wetter, unk-szna ^oder ank-szna
nach Nesselmann) f. Schatten, vgl. lett. ena für ekna f. Schatten; lit
ak-la-s blind , lett. ikl-a-s dunkel , altpreuss. Y. agl-on acc. sg. von ag*lo
/= ak-la) f. Hegen (= dunkles Wetter).
akara, akala blind, dunkel.
axaqo-£ blind und lokrisch ayxQa-s blödsichtig bei Hesydi. — lat
aquilu-s dunkel, schwarz, davon aquila f. Adler (von seiner Farbe)
und aquü-on- m. Nordwind (der dunkle , Dunkelbringende). +
lit. akla-s blind, lett* ikl-a-s stockfinster, auch wohl altpreoss.
Y. aglo (für aklo) f. Bogen gehört hierher, eigentlich dunkles,
trübes Wetter vde lit. ukana f.
YIL Gemeinsam-europäiBcher Wortschatz. 296
ak, ank tönen.
ttof^tu brüllen, ox-^o-s m. Rohrdommel. — lat. unco, iinc-4re brüllen,
Bären. + ksl. j-^c^, j§c-ati gemere.
sskr. ac, anc mannein, undeutlich reden, unbelegt. Auch oaaa
icht = ox-ja?
ak und aks praepos. und praefix, aus.
I|. — lat. ec- , e , ex , umbrisch ehe , eh aus. — altirisch a und as,
es, ess praepos. aus. -|- lit. isz, ksl. izü aus.
3er ek, eks anzusetzen.
7on ig. aksi Achse:
akslä, aksalä f. Achsel.
lat. ala f. Achsel, für axla, wie erwiesen wird durch axil-la f.
Achsel s. Gorssen I, 641. -|- as. ahsla, ahd: ahsala f. Achsel.
Dieses europäische aksalä ist eine Ableitung von aksä f. Achsel,
welches uns erhalten vorliegt im ahd. uochisä f. (d. i. äksä),
mhd. uohse f. Achselhöhle, woneben noch ahd. uohsana f. und
mhd. üehse f. (dieses = äksyä) in gl. Bed. vorkommen. Sonach
ist die Yermuthung von Corssen a. a. 0., dass aksalä von aksa
stamme, durch die ahd. entsprechende Bildung uochisä gerecht-
fertigt. —
agna m. f. Lamm.
ignu-s m. Lamm. -|- ksl. agn§, j-agn^ n. Lamm, j-agn-lcl m. Lämm-
, j-ag-nilo n. locus, ubi oves pariunt, cf. agn-ile n. — Vgl. ig.
% n. Fell, Vliess, zu dem agna steht wie ig. varana m. Widder zu
amä f. Wolle, oder ksl. koza f. Ziege zu koza f. Fell.
lu ig. ag ungere:
agä f. Beere, Traube.
lat. üva f. Traube für ugva von ungere, unguere. + lit. figa f.
Beere, Traube = ksl. j-aga f. Beere, lit. vyn-fige Weinbeere,
Weintraube vgl. ksl. vin-jaga f. Weinbeere. Wie das slavische
jaga zeigt, ist lit. üga aus aga und nicht aus uga entstanden,
gehört also auch nicht zur Wurzel ug, aug, augere-
angan m. n. Salbe, Schmier.
lat. unguen, unguen-tu-m n. Salbe, Fett. + ahd. anco, ancho,
mhd. anke m. (an-Stamm) Butter, besonders frische Butter.
Vgl. sskr. anjana n. das Salben.
agsiä f. Axt (von ag glätten).
d^lvri f. Axt (vgl. ix^vo^ aus ix^')' — 1*^* ^soi* f» Axt, Kelle
(für ao-sia wie vespa für vepsa). -|- goth. aqizi (= aqisja-) f.
Axt, wiefiligri vonülhan, miluk-s von milkan, anaks s. angas.
296 Vn. Gemeinsam- europäischer Wortschatz.
agh , aghati und aghatai sich ängstigea , furchten.
axofiai ängstige, bekümmere mich. — altirisch ag furchten in aga^)^^
= axtrai timet und is-aichti (= is-aig-thi) metnendus. -^ goth. a^^
6g, agans sich furchten. Vgl. ig. agh, angh a//«.
__ '
aghas n. Beängstigung, Furcht.
a/oe n. Beängstigang , Schmerz. -}' goth. agis n. Furcht, Angst^
Schrecken.
anghta part. pf. eng.
lat. anctu-s, anxu-s, anx-iu-s. -)- lit. ankszta-s eng (wie aakszta'S
= lat. anctos).
anghara Aal, von angh umschlingen.
HyXiX-V'S f. — lat. anguil-la f. Aal. + ht. nngur-y-s m. — ksi-
4grl , %gor-IcI m. Aal. — ahd. äl m. Aal mit der schon im Gotta-
nicht seltnen Ansstossung von g. Mit lat. angfoilla yergldck.'t^
sich vielleicht noch näher ksL ^golja f. Aal.
ad praes. adiati riechen.
ofe» (für ocfje») rieche, dufte, ocfoKfa, (Jcf-^i} f. Geruch. — lat. ode-fecer^,
odor, ole-facere, olere. + lit. &dzu (für Ädju = ofoi), üs-ti riechexm,
üdimu-8 m. das Biechen.
ad praepos. und praefix, zu.
lat. ad zu. -|~ goth. as. at , engl, at , ahd. az zu , bei. — altirisch ad sil
ad-duk praes. addaukati, adducere.
lat. adducere. -\- goth. at-tiuhan herziehen, herbringen.
ad-bhar praes. adbherati, afferre.
lat. afifero, afiferre. -f- goth. at-bairan, bar herbeibringen.
an Fragepartikel.
lat. an Fragepartikel. + goth. an Fragepartikel. — Die griech. Partikel
dv ist gewiss nichts anderes. Wohl zum ig. Pronominalstamme SQ^
vgl. ved. anä part. hervorhebend und beschrankend wie quidem, ja.
Zu ig. äs Mund:
ästa und ästia Mündung.
lat. 6stiu-m n. Mündung. -|- lit. osta-s m. osta f. Mündung eines
Flusses in das Haff oder die See, lett. osta f. Hafen. — an*
os-s m. gen. oss, pl. osar (aus osa, ossa, osta) Mündung eines
Flusses ; von 6s dialectisch , norweg. oese (Grundform 6s-ja) Oefl-
nnng , Mündung , der oberste Theil einer Mühlenrinne. S. Bngg^
Zeitschrift XIX, 6 S. 405.
anä f. Alte , Ahne , Lallwort vgl. ig. nana.
lat. anu-B f. Alte (wohl ursprünglich a-Stamm, wie domu-s, nuru-s, corna
Vn. Gemeinsam-europäischer Wortschatz. 297
.), an-at- Altweiberkrankheit, ani-cula £ altes Weiblein. 4« lit. an-
f. Schwiegermutter, altpreuss. V. ane f. altmutter d. i. Greisin, Gross-
ter. — ahd. anä, mhd. ane f. Grossmutter, Urgrossmutter , ahd. ano,
L ane, an, ene, en m. Grossvater, Urgross vater , nhd. Ahne, Ahn-frau.
ani praepos. und praefix, in, ein.
eiv, iv c. dat. in, elg, ig o. aca in. — lat. in o. abL und acc. —
•isch in c. dat. und acc. + lit. \ c. dat. und acc. — preuss. en a
und acc. — ksl. v-ü c loc. und acc. ältere Form v-i|, 4 s. Miklosich
. — goth. in c. dat. iv, c. acc. etg, nhd. in.
e die slavische Form würden wir eni als europäische Grundform an-
en.
anta f. Vorbau.
anta-e f. pl. vorspringende Pfeiler, templum in antis. -f* &°* ^nd
andar f. vestibulum. Nach S. Bugge. Zu avrriVj dvxL
anti f. Ente, von an schnappen?
r«e für vrjftut f. Ente. — lat. anati- f. Ente, -f- lit. anti-s f. Ente. —
bnd, ags. ened, ahd. anut, mhd. ant m. f. Entrich, Ente.
Bskr. äti f. ein Wasservogel.
anttnä f. Entenfleisch.
lat. anatina f. Entenfleisch. -{- lit. antena f. Entenfleisch. —
Eigentlich fem. eines Adjectivs antina von der Ente mit Er-
gänzung eines Wortes für: Fleisch.
Von ig. ansa Henkel:
ansäta gehenkelt.
lat. ansätu-B gehenkelt — lit. asfi-ta-s, as6ta-s gehenkelt.
Von ig. ap adipisci:
apa Vermuthung , von ap geistig erreichen , con-
jectura assequi.
lat. in nec-opinus, in-opinu-s, opinio, opinfiri. -f- ksl. za-apü,
za-j-apü m. Vermuthung.
aptna vermuthet.
lat. in-opinus, nec-opinus, opinio, opinäri. -f- ksl. ne-
vüz-aplnii unvermuthet.
apalas Kraft, Hülfe.
offiXog n. Hülfe, Nutzen, otpiX-lto (für oy€il-j«) kräftige, mehre,
fordere. — lat. opul-entu-s kraft-, mittelreich, -f- an« afl n. afli
m. Kraft, Hülfe, afla Kraft haben = ahd. abalon kräftig sein,
eich rühren, an. efla (= aflljan) stärken, fordern.
298 Vn. Gemeinsam-enropäiBcher WortschatB.
apra m. Eber.
lat. aper, Stamm apro- m. Eber. -)- ags. eofiir, eofor, eofer, ahd. ebor,
mhd. eber m. Eber. Vgl ksl. v-epr-I m. Eber.
apnna vom Eber, von apra.
lat. apriniDB vom Eber, zum Eber gehörig, -f- xnhd. eberin vom
Eber.
ab =. abh schwellen, drängen.
afißwv m. = lat. umbo m. ofißQo-^ m. Hegen = lat. imber m. , latdn.
am-ni-8 m. Flosa. — altirisch abon Fluss.
Vgl. sskr. ambu Wasser neben ambhas.
abala m. Apfel.
vgl. lat ebulu-s. — altirisch aual pl. aualeu Apfel, aoallen, alt
aballen Apfelbaom, com. avel, avell Apfel. -^ lit. oboly-s io m.
lett. äbol-s m. preuss. V. w-oble ApfeL — ksl. jablüko n. und
jablüka f. Apfel. — an. epli m., ags. äpl, äppel m«, eng. appel;
ahd. aphal, mhd. apfel, nhd. Apfel.
am praes. emati nehmen.
lat. emo, emi, emtum, emere nehmen, speciell (entnehmen =) kaiif<ni,
demere (de-emere) abnehmen, vin-demia Weinemdte, siimere, comere.—
altirisch em nehmen nur in Zosammensetzung , ar-em aufnehmen, ar-fo-em
aufnehmen, empfangen. -}' ^^* imü, emiaü, im-ti nehmen, im-ta-s ge-
nommen; preuss. imt. nehmen. — ksl. im%, j^-ti nehmen.
emta pari. pf. pass. genommen.
lat. emtu-8, demtu-s, sumtu-s, comtu-s, promptu-s u« s. w. -f
lit. imta-B, pa-imta-s genommen; altpreuss. imtä f. genommen,
en-imt-s angenommen.
amä f. Mama , Lallwort , vgl. europ. mamä und ig. ml
lat. ami-ta f. Taute, von ama Mutter, wie martertera von mater. -f- ^^'
amma, mhd. amme f. Mutter, Amme, an. amma f; Grossmutter. Die An-
Setzung von europ. amä , obgleich nicht durch sich deckende Formen ge-
rechtfertigt , scheint mir unbedenklich.
ari m. Lamm.
lat ari-et- m. Widder, — t^i-ifo-g m. Böckchen. -f lit. ei^-s (Stamm erja-)
m. era-8 m. Lamm , erena f. Lammfleisch , altpreuss. Y . er-istia-n acc dem.
Lamm. — ksl. jar-ina f. Wolle, eigentlich was vom Lamm kommt, lautlich
= lit. erena Lammfleisch.
Zu ig. ar erheben:
ami m. Vogel.
oqvt^^ acc. oQVi^-v m. f. Vogel. -|- ahd. am m. (i-Stamm) pl.
emi Adler; vgL ags. eam, mhd. am (a-Stamm) und goth. ara-n;
YII. GremeinBam-eoropäischer Wortschatz. 299
ahcL aro m. Aar = an. ari m. Aar. — lit er-eli-s m. — ksl. or-Ilü
m. Adler. In den nordeuropäischen Sprachen ist die Bedeutung
specialisirt auf den Adler als den Hauptvogel, vgl. oqv&$ f.
Henne. —
Zu ar fugen:'
arman Grossvieh; Bind, Pferd.
lat. armen-tu-m n. Heerde Grossvieh. -)- an. jörmun-i m. Rind,
Pferd, goth. airman in airmana-reik-s , ags. eormen-ric , an.
jörmun-Tck-r, mhd. ermen-rich n. pr. Dieses airman-, an. jörmun-
diente als erstes Glied in Zuscunmensetzungen, wie gr. ßov^ zur
Bezeichnung des Grossen, daher z. B. die Ermunduren Gross-
thüringer, irmin-sul grosse Säule und sonst. Von ar fagen, vgl.
ksl. j-arlmü m. Joch, aQfio-s,
ära, ara Fragpartikel.
äga, a^a, uq, ^ Fragpartikel, -f- lit. ar, ar-ba Fragpartikel.
ar , ara (praes. erati ?) rudern.
«A*y-W^ doppelrudrig , TUvrrjxovT-^Qo-s Fünfzigruderer , I^-tij-^ , vtt-
fl^rri-g m. Ruderer, i^icfaa (d. i. I^er-j« denom. von iQiTri-g) rudere,
iQea^ia f. Rudennannschaft, das Rudern, iQa-fio-s m. Ruder. — lat. ra-ti-s,
re-mu-s (for retmu-s), tri-remi-s, alt tri-resmi-s, rem-ex, remigiu- m. -f-
lit. iriu, ir-ü rudern (acc. ein Schiff), irtoji-s m. Ruderer, ir-kla-9 m«
Ruder , isz-yra f. Anfahrt. — an. ar f. Ruder , germ. (roja) rudern =: an.
roa , ags. rovau , engl, row , mhd. rüejen , an. rodhr g. rodhrar m. = ahd.
ruodar, nhd. Ruder. Das deutsche „Riem^^ ist aus lat. remus entlehnt,
ar rudern hat sich auf europäischem Boden aus dem ig. ar treiben ent-
wickelt
Vgl. sskr. ari-tra treibend m. Ruder n. Steuerruder und ari-tar m. Ruderer.
aratä m. Euderer
ist zu erschliessen aus i^irrj-s m. Ruderer -}' verglichen mit
lit. irtoji-s m. (d. i. irta-ja-s) Ruderer.
Zu ar trennen, auftrennen : .
arva m. Erbse, Hülsenfirucht,
oQoßo-g m. Kichererbse iß = /•). — lat. ervü-m, Erve, Linse. +
germ. in nd. arwten, ahd. araweiz, nhd. Erbse.
Von ar auftrennen (die Schote).
arvinda Erbse.
iQ^ßivdü-g f. Erbse. -)- nd. arwten, ahd. araweis f. nhd.
Erbse.
Die deutsche Grundform ist etwa als : arvita anzusetzen,
ei im ahd. Wort ist sicher Entstellung. Vgl. sskr. aravinda
Lotus.
300 VIL Gemeinsam-europäisclLer Wortschatz.
ara praes. arayati pflügen, ackern (= das Erd-
reich „auftrennen, lockern").
dQOfo, — lat. aro , aräre pflügen, -f- lit. ar-iü , ar-ti. — ksL or-ji^
ora-ti. — goth. ar-jan, ahd. (erjaD) erran, erren, mhd. eren, em
pflügen , ackern. — aQovQa ist = aQ-^o (= lat. arvu-m) + ^.
aratar m. Pflüger, von araya pflügen.
dQorrJQ m. — lat. arätor m. Pflüger. + ksl. orateW m.
Pfiüger.
Mit ttQOTij^ Pflüger vgl. lit. artojis = ksl. rataj m. (d.i.
artH-ja-s) Pflüger.
aratra n. Pflng, von araya pflügen.
ttQOTQo-r n. — lat. aratru-m n. Pflug, -f- an. ardhr n.
Pflug. — ksl. oralo, böhm. oradlo n., ksl. ralo n.
(daher wohl mhd. arl Pflugschar).
arva n. Banknd.
lat arvu-m n. — com. erw Acker. + an.jörvi m. arena,
ero (Stamm erva-) m. n. Erde.
Vielleicht direct zu 3 ar „lockern** , denn ein starkes Verb ar
ackern giebt es nicht. Vgl. aQovQa i, = «q^o-^,
ark arcere.
d^xiw, rj^xeaa wehre ab. — lat. arceo, arcui, arcere. -f- Ht. rak-ta-s Schlüs-
sel, rak-inti verschliessen. — ags. ealg-ian, algian hüten, schirmen«
Vgl. Bskr. sam-aro feststellen.
arki f. Verschluss, Wehr.
lat. arx, ard-um f. Wehr, Burg, -f- goth. alhi- f. Heiligthum,
Tempel, ags. ealg-ian tueri, defendere, arcere, ealh-stede locus
munitus, vgl. lett. elka-s m. Götze. — Vgl. lat. arca f. Ver-
schluss, Kasten.
arku Geschoss.
lat. arcu-s m. Bogen. -|- ags. earh n. Pfeil, Geschoss, earh-faru
f. Pfeilflug, 8. Grein s. v.; goth. arhv-azna f. Pfeil, worin azna
SufiFix, wie in hlaiv-azna Gräber (hlaiva- Grab).
arpa oder ähnlich, dunkel.
oQfp-vo-g finster, dunkel, oQtp-vri f. Finsterniss. -\- an. iarp-r, ags. earp,
eorp fuscus. Wurzelauslautendes p braucht nicht verschoben zu sein.
arbh überlassen, preisgeben.
Als Verb altirisch no-m-erpimm committo me, davon com-arpi Miterben
(worin arp, erp = arbb, erbb nach Ebel. — Dazu oQfpo^ in oQtpo-ßoTris
Waisenpfleger, 6g(p6<o verwaise. — lat. orbu-s, orbäre. — an. arf-r m. das
Erbe, arfi m. der Erbe, goth. arbja-, ahd. arpi, erbi, nhd. erbe n. nhd.
das Erbe, goth. arbjan-, ahd. erbjo, mhd. erbe, nhd. der Erbe.
Vn. Gemeinsam-europäischer Wortschatz; 301
iskr. arbha klein, unbedeutend = d^ßo-g, dQuwg Hesycb. = ksl.
m. Knecht?
1 ig. ars fliessen, gleiten:
arsa m. Arsch, BürzeL
o^Qo-s m. Bürzel, Steiss. -|- an. ars, ahd. mhd. ars m. (übrigens
i-Stamm) Arsch, an. rass m. Arsch pl. Hinterbacken. Hierzu
auch wohl dQxo-s m. After, das für dqa^x^, dqa-xo stehen wird.
ersaya irren.
lat. errare irren, error m. -f- goth. air^an irre fuhren, beirren,
verfahren, betrügen, as. irrjan, ahd. irran, mhd. irren; ahd.
(irrjon) irreon, irron, mhd. irren, irre sein, sich irren von irri
= goth. airzi-8 irre. Basis ist ein Nomen ersa irr.
al alati näliren, gedeihen machen.
ro-ff ]9om. nicht zu nähren, unersättlich (ya<mj^), ^AX-x^^ der heilige
zu Olympia, ak-aog n. (für dl^jog) und «X-jU« n. Hain, ak^i-ro
! heil, dX^alvfo^ dX&rjaxüi, rjX&rjaa heilen, herstellen, dXSahta lasse
len, dXSti-axoi gedeihen; pflegen» nähren. — lat. alo alui alere nah-
)lere, olescere wachsen. + an. ala 61 alinn hervorbringen, zeugen;
1, beköstigen, füttern (genau wie lat. alere), goth. alan 61 alans
chsen, sich nähren (wie lat. olere), al-jan caus. aufziehen, mästen,
hat sich auf europäischem Boden aus ig. ar erheben u. s. w. ent-
it, vgl. zend. erethri Erziehung und zend. areta hoch mit lat. alta-s
ala all, jeder, ganz.
altirisch aile, cambr. com. arem. oll, ol omnis. — germ. ala-,
alla- all, jeder, ganz.
alta gewachsen, erwachsen von al.
lat. ad-ultu-s erwachsen. -|- ahd. alt-a alt, davon goth. us-althan
veralten, alth-ei-s alt.
Aber lat. altu-s vgl. zend. areta hoch.
alma m. f. Ulme , yon al.
lat. ulmu-s f. Ulme. + an. älm-r m., ahd. mhd. elm m.? mhd.
auch elme, ilme f.? Ulme, engl, elm, elm-tree. — ksl. illmü m.
Ulme ist aus dem deutschen ilme entlehnt; nhd. Ulme verdankt
sein u der lateinischen Form.
alsna Erle.
lat. alnu-s f. (für alsnu-s; alnu-s würde allu-s geworden sein)
Erle, -f- lit. elkszni-s io m. , zemait alkszni-s Erle; k ist vor s
eingeschoben , wie z. B. in auksza-s Gold = lat. auru-m , s. eur
rop. ausa, also Grundform alsn-ja-.
302 Vn. Gemeinsam-europäischer Wortschatz.
Vgl. slavodeutsch al8& f. = ksl. ellcha, jelücha, olcbaf. Erle
= hell, eise, ahd. elira und erila, nhd. Eller und Erle f.
2. al alayati brennen.
lat. ad-oleo -olui -ultnm -olere verbrennen (besonders Opfer), ad-olescere
verbrennen intrans. -\- ags. älan brennen trs. und intrs. äl-geveorc n.
igniarinm, in-älan, on-älan incendere, an. eldr g. eld-s = as. eld m. :=
ags. äled m, Feuer, Brand (= germ. alida).
Ygl. sskr. am-na, ani-sha feurig , krt lohfarb und ahd. elo, elawer lohfarb.
3. al, ala treiben, eilen.
ilavvti (aus lJla-4^-a)), iXa-aaty iXa-n^Q — lat. in ala-c^. -f~ &n* i^ ^•^^'
jar Fusssohle, ahd. il-lan (= il-jan), nhd. eilen, goth. al-jana- Eifer,
mhd. eilen. Aus ig. ar erregen, treiben.
alna m. Hirsch.
illo-^ m. (für li^o-ff) junger Hirsch , vgL f^la-fpo-^ m. Hincb.
-{- lit elna-8 m., gewöhnlich elni-s m. Hirsch ; altpreoss. Y. ty^
alne. — ksl. alünl, j-eleni m. Hirsch.
alia anderer, fremd.
aXXo-g (für «ijo-^) anderer, <2JUlo-T^*o-ff. — lat. alt ali-s, ali-d; aliu-B an-
derer. — altirisch aile alius. + goth. ali-s (Stamm alja-) anderer, alja—
tbrö anderswoher, alja conj. als, ausser, praep. ausser, ahd. ali-laBÜ^
nhd. E-lend. — (Vielleicht steht europ. alia alius zum arischen aria Oe^
nosse wie ksl. drugu alius zum identischen drugQ = lit. drauga-s Genosse.)
Zu ig. av avere :
avasa Hafer, eigentlich Halm, Kraut.
lat* ave-na f. (für aves-na, wie ve-nu-m für ves-nu-m, pe-nH
für pes-ni-s u. a.) Halm, Hafer. -}- ksl. ovlsü m. — lett. ausa-s
m., lit. aviza f. Hafer.
Vgl. sskr. osha-dhi, osha-dhi f. Kraut, PiQanze? und avasa n.
Nahrung von av. ksl. ovlsü steht zu lat. ave-na, wie slayo-
deutsch alsa Erle zu lat. alnu-s = ep. alsna Erle.
ausi f. Ohr.
lat. auri-s f. Ohr (für ausi-s). -j- lit. ausi-s f. Ohr, altpreusa.
ausi-ns acc. pL die Ohren = lat. auris, aure-s. Gleichen Stam-
mes sind ovasy Stamm ovat- (für ovaar) n. — ksl. ucho n. gen.
u^e und ucha. — goth. auso St. ausan- n., an. eyra n., ahd.
ora f. Ohr.
Dazu noch altirisch 6 (= 6s = aus) Ohr mit unbestimmbarem
Suffix. Die Themen ausa, ausan, ausas mögen alle alt sein.
Von av beachten.
2. av anziehen, bekleiden (besonders die Füsse).
lat. ind-uo ui ütum uere, ex-uo, ind-ümentum, sub-ücula, ex-uviae. -|-
yn. Gemeinsam-earopäischer Wortschatz. 303
nu, au-ti die Füsse bekleiden, au-la-s m. Stiefelschaft. — ksl. ob-
b-uli Schuhe anhaben, die Füsse bekleiden. Griechisch nur in
vos m. feine Haut.
)nd. av avaiti gehen, eingehen zu, davon ao-thra n. Schuh.
aukra, aukla Bekleidung, Fussbekleidung.
lat. ocr-ea f. Beinschiene, Gamasche, snb-ücula f. Unterkleid,
ind-ücula f. -j- lett. aukla f. vgl. lit. auklö (= auklja-) f. Fusb-
binde. S. Bugge, Zeitschr. XX, 2, S. 137.
ava m. avä f. GrossVater, Grossmutter ; in Ableitun-
gen: Onkel = kleiner Grossvater.
m. Grossvater, ava f. Grossmutter, freilich erst sehr spät, av-ia f.
fiutter, avun-culu-s m. Oheim. + lit. av-yna-s m. Oheim, altpreuss.
-s m. Oheim. — ksl. uj (d. i. uju = au-ya) m. Oheim, nj-ka Tante,
h. avon- f. Grossmutter fem. zu an. afi (== ava-n) m. Grossvater;
-h-eim, ags. eam m. Oheim; Schwestersohn.
nicht zu 1 av, sondern liallwort, wie ata, amä, abha, anä. Das
. avan scheint sich als alt zu ergeben durch Yergleichung von
ulu-s und german. avan-.
►n avi Vogel :
avia n. Ei.
tpov n. Ei (für (oj^tov), vgl. Hesych. «/?£«• tpa, /i^yelot. — lat.
Ovum n. Ei. -f- ksl. aje, jaje (für avje) n. Ei. — an. egg, ags.
äg, ahd. mhd. ei gen. eijes, eiges, nhd. Ei n.
Von avi Vogel, nach Benfey.
I. I.
m i pron. demonstr. :
aina ein.
oivri f. die Eins, As auf den Würfeln. — altlatein. oino-s, lat.
ünu-s. — altirisch oin, oen, cambr. un. -f" preuss. ain-a-s, lit.
v-ena-s. — ksl. inu. — goth. ain-a-s, nhd. ein.
Steht zu sskr. ena der, wie aiva ein zu sskr. eva so.
i gehen :
ayari frühe loc. von ig. ayar n. Tag.
riqi adv. frühe, riiqto-g adj. in der Frühe, aquno^ n. (superl.
das früheste, erste Mahl) Frühstück. + an. ar = goth. air adv.
frühe, goth. airis comp. = ahd. eiris adv. früher, eher. Mit
aqunov vgl. as. erist, as. aerest, ahd. erist, mhd. erest, nhd.
erst, der Erste. Goth air aus ayar, wie goth« ais aus ayas.
304 YII. Gremeinsam-enropäisoher Wortschatz.
Ygl. zend. ayare n. Tag. Yon i gehen, wie aiva und wie yän«
Zeit von yä gehen.
Von i inu drangen:
aita m. Eid.
altirisch oeth Elid (vgl. oen == aina). -{- goth. aith-a-8, nhd.
m. Yon i fassen, packen.
Von ik lat. teere:
ail^ma Spiess.
ttfXf^V ^' Spiess. ^ lit. Sszma-s, jgszma-s m. Bratspiess, preo^.
V. aysmi-s Spiess (unter den Küchengerathschaften aufgeführt).
aikla Spitze.
alxloi * al ywvlai rov ßilovq Hesych. -{- altirisoh &el fuscina, tri-
dens. — preuss. Y. ayculo (d. i. aikula f.) Nadel , vgl. ksl igla
f. Nadel.
ig oder igh Schmerz haben, verdrossen sein.
lat. aeg-er krank, verdrossen, aeg-rere, aegre-scere, aegri-monia f. Eüm-
memiss, aegri-tudo f. aegr-or m. aegr-6tu-s. + lett. ig-stu, idsu, ig-t
innerlich Schmerz haben , verdriesslich sein , ids-inat verdriesslicli ma-
chen, ig-net sich ekeln, Abneigung haben; ig-ni-s mürrischer, verdriess-
licher Mensch; dazu vieUeicht ksl. j§za f. Krankheit, Schwachheit
id, aid schwellen.
r<fi;, VJi; Waldgebirg („Schwellung", wie lat. sal-tu-s von sval schwellen),
noT-lSti-s und IIoa-€t^d(üv (aus nori = lat. poti-s beherrschend und l^ih
eiia Schwall), olS-fian, (d-aXaaarig) Schwall, o/Jaai und oliavta schwelle,
o7^-os n. Geschwulst (ärztlich). — lat. aemidu-s, tumidus. -f- ksl. jadro (=
ödro) n. Bausch, Schwellung, jadü (= ödü) m. Gift. — ahd. eiz, mhd.
eiz st. m. 1 Geschwür, Eiterbeule, an. eitr, ags. ätor, ahd. eitar, mbd.
eiter n. Gift, nhd. Eiter m.
Von is suchen :
aista- Ableitung von is in:
ataa f. atavfAvdta vorschreiben, herrschen. — lat. aestimare. \
goth. aistan achten s= an. aesta fordern.
u.
Von US brennen:
ustriä f. Eifer.
lat. ind-ustriu-s, ind-ustria f. 4" &hd. ustri f. industria vgl. ahd.
ustinön fungi, betreiben.
YiL G-emeinsam-enropäischer Wortsohatz. 305
Wie es scheint von us entbrannt s^n, vgl. sskr. osham adv. ge-
schwind, sogleich.
ausa Gold.
lat. aom-m n. Gold (für ausn-m). -I" auksza-s m. Gold, alt-
preuss. ausi-n acc. sg. Gold. Im lit. Worte ist k vor s einge-
schoben (wie in elkszni-s und sonst), die lit. nnd altpreuss. Form
ergänzen sich zu ausa =: lat. aum-m.
K
ek und eks praepos. und praefix aus.
ind i^, — lat. ec-, e, ex. — altgallisch ex-, altirisch es, ess, as, aas.
lit isz, preuss. is aus. — ksL is, izii aus. Ygl. ak, aks, dessen An-
ung am altirischen as, ass (gegenüber gallischem ex-) eine nur sohein-
i Stütze hat.
eghia Igel.
o^ (aus ix^") in* Ig^l* — phrygisch ^^i^ (lies Hl^) acc. sg. Igel. -(-
ezy-8 io m. — ksl. jezi m. Igel. — ahd. ig-il m., nhd. IgeL
K.
kakar, kikir, kukur malt den Halinensclirei , yielleicht
mit Anlehnung an eine Intensivbildung von kar.
^-^-g für «Mft^jo-^ m. Hahn, Hesych. — lat. cücür-ire krähen. -|-
\ kukur-ikati krähen. — lit. kakaryku. — deutsch kikeriki!
Von kak cingere:
kakara Erbse (eigentlich Traube = Bündel).
lat. cicer m. -{- altpreuss. V. kecker-s Erbse, Gr. kekkir-s, Y.
lituc-keker-s Linsen (kann aus cicer entlehnt sein). Mit lett.
kekkar-s Traube vgl. xdyxQ^v-g f. Blüthenkätzchen, mit »fyx9^f
m. Hirse sskr. kang-u, kyarig-u f. Hirse.
kak schaden.
-o-g schlecht, arofjia-xdxri Mundleiden. — lat. Cacus, Gaca Namen der
e. -\- lit. kenk-iu, kenk-ti schaden, man kenk mir fehlt etwas, kanka
|ual, Leiden, kank-inti caus. quälen,
r. cakk (dkk, cukk) leiden, Leid zufügen ist unbelegt,
schaden steht zu kak binden, wie bhadh quälen zu bhadh binden.
Zu kat lärmen:
katila geschwätzig.
xvnlXo^ geschwätzig, ttmlX-X^ schwatze. + lit. in katil-inti
plaudern, plappern.
20
306 VU. Gemeinsam-europäischer Wortschats.
kanma f. Schienbein; Bergwald.
xvrifiri f. Schienbein , äol. xvafjiiv = xprifiTitt , xvtifio^ m. BergwaLcJl -
altirisch cnäm m. Bein, Knochen. 4" &g8> hamm f. Kniekehle, ahd. Yim-
ma, mhd. hamme f. Hinterschenkel, Kniekehle, ndd. Hamm f. Bergws/4
vgl. Hamm in Westfalen , Hamm bei Hamburg, die Hamm in DitmarsclieQ.
1. kap kapiati und kapayati fassen, halten.
xianri f. Handhabe, Griff, Rudergriff. — lat. capio cepi captorn capere,
capulum Griff, cape-don-, inter-cape-don- Unterbrechung zu intercipere.
+ lett. kamp-ju, kamp-t fassen, greifen. — an. haba hafdha, goth. habai-,
as. hebbian, ahd. haben, hapen, mhd. haben, han, nhd. haben, ahd.
haba, hant-haba, nhd. Habe, Hand-habe f., vgl. »lanri und lat. capulum
Handhabe.
Vgl. armen, kap-em fessle, binde, kap-eal gebunden, kap-an-kh Bande.
Sonst im Arischen nicht nachzuweisen.
kapaka capax.
lat. capax. -f- ^hd. habig, mhd. habic habend, besitzend, haltend.
kapta part. pf. pass. captus.
lat. captu-8. — altirisch cacht, cambr. caid servns (d. i. ca]
-)- an. hapt-r, goth. haft-a-s, as. haft gebunden; verhaftet.
kapat n. Haupt, vgl. kapala.
lat. Caput n. Haupt, Kopf. 4" goth. haubith, as. h6bhid,
heafod , an. höfudh n. Haupt. Man beachte die Yertretang von
altem a durch u^Laut im Gothischen , während an. ags. noch Um-
gestaltungen des alten a zeigen.
dvikapat zweihäuptig.
altlat. bicaps, lat. biceps g. bicipitis. ^ ahd. zwiboubit,
zwihoupit.
Zu 2. kap, kamp vibriren, biegen:
kampa m. Winkel, Gegend, Feld.
xf ;ro-c dor. xäno^ m. Garten (aus xcefAno-). — lat. campa-8 m.
Feld, Gegend. + lit. kampa- s m. Winkel, Ecke, (jegend; vgl.
xafATiri Biegung, 'Olfta KnfjLnri Ortsname.
Aber germ. hofa- Hof und hoba- Hufe gehören wohl nicht hierher.
kapra m. Ziegenbock, ursprünglich Bock, männ-
liches Thier überhaupt.
xdnqo-g m. Eber. -— lat. caper m. capra f. Bock, Ziege, -f- an.
hafr, pl. hafr-ar; ags. heafor m. Ziegenbock.
Von kap sich heben.
3. kap braten, backen
xan-vQo^ trocken, dürr, d^to-xon-o-g brotbackend m. Brotbaoker. -f ^t-
VIL Gemeinsam-europäisoher Wortschats. 307
u, kep-ti braten, backen. In Zosammenhang mit kvap dampfen,
„dampfen** von Speisen.
5u kam biegen:
kamara Pflanzenname.
xdfjiaQo-s Delphinium, Ttofia^o^ f. Erdbeerbaum, xdfAoqo-g i.
Erle. 4~ lit. kemara-8 m. Wasserdost (Ness). — ksl. Semerika f.
.Kiesswnrz. — ahd. hemera, mhd. hemere, hemer f. eine Pflanze,
oberdeutsch die hemem f. pl. Niesswurz.
kamara m. Art Krebs, Hummer.
xdfiaQo^, xdfifia^^g m. Hummer.-}" an« humar-r, nhd. Hummer.
Zu kar gehen, bewegen:
karaska beweglich.
lat. coruscu-s vibrirend, schwankend, zitternd, blitzend. -f~ ^"^
horsk-r rasch, as. horsk, ags. ahd. horsc schnell; behend, klug.
karva krumm.
curvu-s krumm. — lit. kreiva-s, ksl. krivä krumm, vgl. ksl. 5rüvl (=
r-ja-s) m. Wurm (der sich krümmende).
karsa, skarsa quer.
i~uhs verquer in imr-xdqaio-s und iy-xd^ato-s schräg, schief. — lat.
-on- m. Querkopf, cerr-itu-s verrückt, cerra-e, gerra-e f. pl. Lappa-
, cerru-s Zerreiche. -}- lit. skersa-s quer. — ksl. Srdsü praep. durch-
= preuss. kirsa, kirscha praepos. c. acc. über.
kamia n. Schädel.
\fla-v n. Schädel, x^dv-os n. Helm. -{- an. hjami, goth. hvaimei f.
ädel; ahd. himi, mhd. hime n., nhd. Hirn, Gehirn.
Zusammenhang mit kam Topf; Kopf und Topf sind der alten Spra-
eins.
kära, käria Wabe, Wachs.
3-ff m. Wachs, xrig-io^ Wabe, Wabenhonig.* — lat. c6ra f. Wachs,
lit. kori-s m. = koija Wabenhonig, Drost, lett. k&ri Wachsschichten
Bienen.
karmusa Zwiebel, Lauch.
uvo-v (für x(tofivao) n. Zwiebel, K^ofiv-wv m. Ort bei Korinth. —
ch creamh Knoblauch, -f- lit. kermuszi-s io m. und kermusze f. wil-
Enoblauch, kermuszyna-s m. Ort, wo solcher wächst, daher Name
irer Dörfer. — dän. schwed. norweg. rams m. allium ursinum, bai-
:h ramsei, ramsen-wurz, ramschen- würz Knoblauch. S. Bugge, Zeit-
rifb XIX, 6, S. 419.
kartu stark, heftig.
20*
308 Vn. GemeiiiBam-enropäisoher Wortschati.
xQüCTv-g stark, mächtig, xd^a adv. sehr. ^ an. hardh-r heftig, hart tuk
hardha = ahd. hardo heftig, sehr, xa^a, goth. hardu-s heftig, har^^:
XQOTV^.
liesse sich auch zu kart (ballen) stellen.
Zu kar = skar xf/pw, scheeren:
karta kurz.
lat. cortu-s kurz. -\- ksl. kratttktt kurz weist auf älteres kratö
gl. Bedeutung.
Zu kart flechten, ballen:
karti f. Geflecht, Htirde.
lat. crate-s f. Flechtwerk, Hürde. -f~ goth. haurd-i-s, an. hordh
f. Thür (aus Flechtwerk), ahd. hurt pl. hurdi, mhd. hurt, pl
hürde f. Flechtwerk, Hürde, auch als Thür verwendet.
kartta, kratta crassus.
lat. crassu-s für crattu-s. -\- ksl. 5erüstü solid, massiv, vgl. ürüBt*
vü dass. , von Miklosich mit Recht von krüt (= krat) abgeleitet
Von kard = skard springen:
kradaya schwanken, schwenken.
xgaSdoD schwinge, xQu^alvta schwinge, schüttle, med. schüttre.
-f- an. hrata adha schwanken, neigen, sinken, vom überÜEdlen.
Von 1. karp = skarp schneiden:
karpi, karpyä f. Schuh.
xQrjnt^" f. Art Schuh , Sockel. — lat. carpi-sc-ulu-m m. Art
Schuh, crepida f. Leisten aus xqnnlS^ entlehnt. 4~ lit. karpe [^
kurpja, altpreuss. Y. kurpe f. Schah, kurp-aliu-s m. Leisten. "
ksl. crövij n. Sandalen (für crSpij).
2. karp , krasp raflfen , rupfen , rümpfen.
xaQffHfo zusammenziehen, runzeln, xiXsifM)-g kratzig, aussätzig, ka^n-o-i
m. Frucht, „eingerafit"r — lat. carp-o pflücke, rupfe, crispu-s gerümpft,
kraus. + lit. krup-tereti zusammenschaudern. — ags. hearf-est m. Emdte,
Herbst, ahd. hrimf-an zusammenziehen, runzeln, in Runzeln aufdehen,
hresp-an rupfen, rafi'en, zusammenraffen, rasp-6n für hrasp-6n dass.
1. kal praes. kelati hehlen, bergen, hüllen.
gr. in xvk-ov Augenlied, xdlv^ Knospe, xaho-g^ xaUd Hütte, Vogelnest,
xvhf Becher, xelaivog schwarz, xi^Xd&~ dunkel, xiflZ^- Fleck, xovlio^^
xuleo-s (xoX-jf-jo) Scheide, Sack. — lat. oc-culo, oc-cului, oc-cultum, oc^
culere, alt oquoltod = occulto abl. oc-cultare, cilium, super^cilinm, col-
or m. Farbe (= Bedeckung), calim adv. alt = clam, gal-ea Hdm, gftl-
erus Mütze, celäre verbergen, caligon- Finstemiss. + genn. helau, hal,
halum, holans hehlen, ags. heim schützend, bergend in. Helm =: goth.
Vn. Gemeinsam-europäischer Wortschatz« 309
\-B = nhd. Hehn m.; an. hei g. heljar f. Hei = goth. halja =r n}icL
f., an. hal-r = ags. häle m. Mann, wie as. helid = nhd. Held m.,
blich der in Waffen Gehüllte, germ. hola = nhd. hohl, gotli. hr4jan
id. hallen, ahd. hala f. Hülle u. s. w.
chsen aus ig. kar == skar = sskr. kar kirati beschütten u. s. w.
kaliä f. Hülle, Kopfbedecknng.
lat. galea (für cal-ea) f. Helm, vgl. gale-rus m. Mütze. -|- ahd.
huUa, mhd. halle, hülle f. veldhien, Kopftuch der Frauen.
kal, kelati treiben; heben; betreiben.
ttt treibe an, xelivo) heisse, x^Uv&o-s Pfad, x^X-rjg tos Renner, /Jou-
: Kuhhirt, dva-xolo^s schwer zu behandeln (= sskr. du^-cara), xol-
; Hügel. — lat. celer schnell, cal-li-s Pfad, ante-, prae-, ex-cellere
lervorheben, cel-su-s, ex-celsu-s; colo colui cultum colere betrei-
sele-ber, qui colitur. + lit. kel-ia-s, kel-y-s m. Weg, keli-auti reisen,
kelti heben, tragen; und ganz wie lat. colere: zurichten (Fest), be-
(That). — an. holmi (d. i. holman) und holm-r = ags. holm, nhd.
, nhd. Halm s. kalma.
wird auf arischem Gebiete reflectirt durch sskr. kal kalayati trei-
antreiben (Pferd), betreiben, tragen, halten (= caraya) und car
sieh bewegen; sodann begehen, betreiben, kurz = colere, caus.
t treiben (Vieh). Aus diesem alten Verb der Bewegung wurde in
a 1. kar currere, 2. unser kal treiben, heben, betreiben.
kelta gehoben part. pf. pass.
lat. celsu-s , ex-celsu-s. -|- lit. kelta-s gehoben , isz-kelta-s erhaben.
kalma m. kalmä f. Halm.
xaXttfio-gy xaXafiri m. f. Halm. — lat culmu-s. -|~ ksl. slama f.
Halm. — ahd. halam, halm, nhd. Halm m.
Sskr. kalama m. Schreibrohr; Art Reis (= Halmreis) ist aus
dem griechischen xalafio-g Halm, Schreibrohr entlehnt.
kalman Erhebung, Holm.
lat. columen , culmen n. vgl. columna f. + ^s. holm , an. holm-r
m., engl, holm Holm, Hügel, Erhebung; an. holmi (d. i. hol-
man-) m. Nebenform zu holm-r deckt sich yöllig mit lat. culmen.
kalna m. Erhebung, Höhe von kal erheben.
Vgl. xolmfo^ m. xol(ovrj f. Höhe, Hügel. — lat. colli-s m. für
col-ni-8 Hügel; lat. callu-s, callu-m Schwiele steht für cal-nu-
und heisst „Erhabenheit", nämlich der Haut; davon call-ere, cal*
li-du-s. 4" ht. kalna-s m. Berg. — engl. hiU Hügel (aus hil-na).
kal kalati schlagen, brechen, biegen.
part. aor. xla-g (xla = 3f«X), l-x>la<y-<ya , i-xlda&riv, xi-xlcca-fiai
Q. (Zweige, Blätter), biegen, x^laofiivo-g gebrochen, gebogen, ge-
810 Vli. GemeinBam-enropäiBcher Wortechatz.
krammt, ttpa-xlaat zarückbiegen, »l^-fia^ xliAif (= xla-op) m.
xlMt-fitt^-q gebrochen , kraftlos (vgl. sskr. ad-mara gefrassig). — lat. pe^
oello call colsam ceDere durclischlagen , dorchbrechen , re-cdlere sa-
rackbiegen, sich zurückbiegen , cl4-de-s (für cal-de-s) Niederlage, cla-vat
in-oolumi-8, calami-tas, calamitosus (für calamitat-oeu-s) colter g. coltri
m. Messer (vgl. aräter m. Pflog neben aratnun). -}~ ^^- ^ssXu kalti schla-
gen, hämmern, schmieden, per-kalti durchhauen, durchschlagen, kalta-s
Meissel, Schnitzmesser, kal-vi-s jn. Schmied; kuliu kulti dreschen, Wit-
sche schlagen , kul-f -s Dreschbündel , kul-tuve Waschbleuel. -^ ksl. kol-j^
klati pangere, nsl. kalati Andere, ksl. koli-tva maictatio. — an. hild-rf.
Bellona, Kampf = as. ags. ahd. hild f. (hil-di) Kampf, goth. hal-ta-s
lahm. In der Bedeutung biegen : lat. col-lu-m , wohl für col-su-m Hals
= german. hals-a- Hals. — igerman. hul-tha hold (= geneigt), germao.
hal-da geneigt, abhängig.
kalta geschlagen part. pf. pass.
lat« per-culsu-s. ^ lit. kalta-s geschlagen, gehämmert, per-kal-
ta-8 durchgehauen. In der Bedeutung „biegen" entsprechen
germ. hultha hold und halda geneigt, abhängig, nhd. die Halde.
kalda m. gebrochenes Holz.
xlnSo-g m. -}- ^bI. klada f. Balken, Block, Holz. — an. as. holt
= ahd. holz = nhd. Holz.
kalda Schwert.
lat. gladiu-s Schwert (für dadiu-s). — altirisch daideb Schwert.
-}- an. hjalt Schwert, ags. hilt m. n., an. hjalt n«, ahd. helza,
mhd. heize f. Schwertgriff, Gehilze. ksl. korüda f. Degen passt
mit seinem r nicht.
kalia Leim.
xoXXtt (fär xoX-jce) f. Leim, -f- lit. klijei m. pl. Leim. — ksl. klij, klej
m. serb. klija Leim.
Etwa von kal biegen.
kaliä praes. kaliäyati leimen.
xoHato leime. -}~ ^t. klijoju, klijo-ti leimen.
kalaya betrügen, bezaubern.
xriXita bezaubern, betrügen. 4- goth. holon betrügen, ahd. huoljan tauschen,
von an. hol n. das Rühmen , Prahlen , ags. hol n. , loquela inanis , calumnia.
Von S. Bugge zu lat. calvi, calumnia gestellt, s. Curtius' Studien IY>
2, 331.
Von kas schaben, jucken, prurire:
kasyä f. Hure.
xaaaa f. (für xaor-ja) Hure vgl. xaaavQct, xuam^iSy xaadXßti f. dass.
-f- lit. keksze (d. i. keksja) f. Hure. Die Eünschiebong von k
Vn. Gemeinsam-etiropäisoher Wortschatz. 3l4
vor B ist im Lit. ziemlich häutig, so in auksza-s (stold = ausa-s
(lat. aoru-m), elkszni-s Erle s. europ. alsna, lat. alnu-s und
sonst«
kasna blank, weiss, grau, von kas schaben.
lat. canu-s, alt casnu-s weiss, lichtgrau, -f- ahd. hasan, hasano
polirt, glänzend, fein, dasselbe Wort, Ygl. ags. heas-u, hasa,
gen. hasyes, an. höss, hössvan aschbraun, lichtgrau.
kasma Haar, von kas striegehi.
xofjLTi f. = lat. coma f. Haar, comatu-s behaart. + ksl. kosmü
m. Haar, kosmatü behaart. — Vgl. lit. kasä f. Haarflechte =
ksl. kosa f. Haar und an. hadd-r m. Haar (Grundform has-da-s).
kasmata behaart.
lat. com4tu-s behaart = ksl. kosmatu behaart. Part,
pfl von kasmäya = xofiutOj part. xo/iafav,
kasa (oder ähnlich) Korb.
lai quälu-m n. Korb, f&r quas-lu-m wie aus dem demin. quasil-lu-m n.
Körbchen erhellt. ^ lit. kaszu-s m. ein grosser Korb , kaszika-s m. Eorb,
Handkorb, kaszele f. Eober (aus Lindenrinde oder Weidenruthen), Futter-
korb. — ksL kosi m. kosa f. (aus kos-ja-s, kos-ja) Korb.
kasalä f. Hasel.
lat. corulu-8, corylu-s f. Hasel, -f- ahd. basal m. hasala f., mhd. hasel f.
Hasel. Natürlieh schliesst diese ZusammensteUung^ die Herbeiziehung von
xd^vop Nuss aus.
kasalina von Hasel.
lat. colurnu-s für corul-nu-s von Haseln, -f- ahd. hesilin, mhd.
heselin haseln, von Hasel.
kaula m. Stengel.
xavXo^ m, — lat. cauli-s m. Stengel. + lit. kaula-s m. Knochen, lett
kaul-a-s m. Knochen und Stengel, kaul-ain-a-s beinicht, stengelicht.
kanlä f. Bruch (am Unterleib).
xriXfj , attisch xaln (für xajrXri) f. Bruch. + ksl. kyla f. , daraus lit. kuila
f. Bruch entlehnt. — an. haul-1 m. , ahd. hola f. Bruch am ünterleibe.
Eigenthch wohl „Höhlung'^
ku, kud cudere, hauen.
lat. cudere, in-cus Amboss. + lit. kovä f. Kampf, Streit, Schlacht. —
ksl. kov^, kuj^, kova-ti hauen, cudere, kovü m. quod cuditur, ku-znl
f. res ex metallo cuso ftictae, nsl. na-kovo Amboss. — an. höggva, ägs.
heavan, ahd. houwan, mhd. houwen, nhd. hauen. — Zu kud: ksl.kydaj^
kjd&ü jacere.
312 VIL Gemeinsam-enropäischer Worischaiz.
kuti f. Haut.
lat. cati-s f. Haut, vgl. axv-tos n. Haut, fy^xvw^i auf die Haat.
-}- an. hüdh, ags. hjrd f. Haut (i-Stamm), nhd. Haut, pLHaate.
kävara, skavara m. Schauer; Nordwind, von sku
bedecken.
lat. cauru-B, c6ra-8 m. Nordwestwind. + ^t. szianry-s m. Nordwind, sziaiure
f. Nord. — ksl. söverü (für skÖTerü) m. Nordwind, vgl. goth. sküra f., skor«
yindis XtuXailß, ags. scür, ahd. scur, mhd. schar m. Wetterschaner, Un-
wetter. Berichtigt nach Joh. Schmidt, Beitrage YI, 2.
Von knad = knid:
knadyä f. Nessel.
xvldri f., ionisch xviCa (d. i. xv$S-]a) f. Nessel. + ahd. hnaasza,
nazEa f. (für hnazja) Nessel, daher ahd. nezila f., nhd. Nessel £
Vgl. xpaS^dXXoi, xvto^-aXoVy xvmS-a^^ xvnd-ttw.
knas = kas stechen, kratzen, jucken.
xvi'-wgo-g m. = x^-oi^o-f Nessel, )fy«-a>, Mva-tw schabe, jucke, -f lit.
kna8*au, knas-fti, knis-ü, knis-ti graben, wühlen, vom Schweine; dun
auch goth. hnas-qu-s, ags. hnäsc, mollis, teuer, davon ahd. hnasc-on, na«
Bcon naschen.
knit leuchten.
lat. (nit = cnit) nite-re, nit-or, niti-du-s. -|~ preuss. Y. knais-ti-s Brand»
angebranntes Scheit. — ksl. gnöst^ (= gnöt-j^ für kndt-), gndti-ti zünden. —
germ. ga-hnaista Funke in an. gneisti m., ahd. ganehaista (für ga-hnaist»)
gneista, cneista st. f. gneisto m. Funke. — knit wohl zunächst aus kin^9
skint vgl. lat. scint-illa Funke, doch vgl. auch lit. knat-a-s m. Doch^v
Lunte. /
knid stechen, stossen, reiben, aus knad.
xy/(«i, xvUsto St. xvid reiben, kratzen, stechen, abschneiden; reizen, e^^'
bittem, quälen. -{- an. hnita, hneit, allidi, illidi, infligi; ags. Ysil&m^^^
tundere, stossen, hnit-ol, comipetus. Da jedoch xvKa = ahd. hnazza C^'
knadyä) so bleibt doch zweifelhaft, ob die Wandlung von knad in ksA^
gemeinsam-europäisch sei.
knid f. Lausei, Niss, von knid = knad.
xovM^- f. Niss. + böhm. hnida. — lett. gnide-s pL — ags. hnii«*
f., ahd. (hniz) niz, mhd. niz f. (i-Stamm) Niss. — Lat lendesr«*
ghlenda.
knu schaben , reiben.
nPMo, xvvröa kratzen, reiben, sanft berühren, xt^v-os n. Eratze, xfiiu^
n. das Eratzen , xvv ildxufrov (Abschabsei) auch wohl xvo-os, «voif dif
Reiben des Rades in der Radbüchse, -f- an. hnöggva oder hnyggja, hnögg;
yn. GemeiDBam-enropäiBcher Wortschatz. 313
grgmn, hnngginn stössen (germ. ggv = v), an. hnögg-r genau, parcus,
hneav, parcus = nhd. ge-nau, ahd. niuwan, nhd. niuwen, zerstossen,
[uetschen. Wohl aus sknu vgl. sskr. kshnu, kshnauti schleifen, wetzen,
irfen.
krag, klag = krak tönen, krächzen, lachen.
>/-, xQciCto für xQ€ty-j(o, ^-xQay~ov, xixQay^a^ xQuyy-avofiM krächzen,
>/-, xla^oi, t-xXay-ov schreien, «JUxyy-ij f. — lat. olang-Sre, clang-or.
it. kleg-u, kleg-eti lachen. — ksl. kleg-ota f. Geschrei. — an. hark
larm , Getös , hlakk-a schreien , krächzen. Auf Grund dieser Zusammen-
lung scheint die Annahme einer europäischen Absenkung krag, klag
edenklich.
krasp raffen, rupfen, rümpfen = karp carpere w. s.
in crispu-s kraus. -|~ ahd. hrespan abl. 1 und raspon (d. i. hraspon)
Ten, raffen, zusammenraffen.
krik, krikiati schreien, kreischen, vgl. kark, kmk.
- aor. %'Xqi>x~ov^ x^Cx-ov abgesenkt xqi//' in xQC(ai, xi-xQTy-a knir-
sn, zirpen, xlqxo-^ m. Habicht. + lit. klykiu, klyk-ti schreien, kirkiu,
:-ti schreien, schnarren. — ksl. krik-ü, kliktt m. Geschrei, klik-aj^,
>ati schreien, kliS-a, klic-ati schreien. — an. hrik-ta kreischen, knarren
1 der Thüre), ags. hräg-ra =■ ahd. hreigir, nhd. Reiher.
krud schnarchen, grunzen.
in xoqvift . f. Schnupfen , Katarrh. — lat. gnmnio , alt grundio ire
Dzen, doch vgl. grud. 4" ^^ hrjota, hraut, hrutum, hmtinn schnarchen;
ib-, herausspringen, fallen, hrut-r m. Widder, ägs. hrntan, rapido
u sonum edere, rauschen, auch schnarchen „sterto ic hrute" glosse.
krud- Rotz.
xSQvia (d. i. xo^-ja) f. Schnupfen, Katarrh. -{- ahd. hroz, roz,
mhd. roz m. n. nhd. Rotz m. Von krud schnarchen, wie lit.
snarg-ly-s Rotz von schnarchen.
klak und klag, klakiati, clangere, aus kark, krak,
krag.
;fk> (= xXay-j«), ^'xXay-ov schreien, xXayyrj Ton, Schrei, xXaaan (d.
Laix-jft>) und xX6C(o (xAoiy-jai) glucken. — lat. gloc-torare (vom Storch),
go, clangere, clang-or m. -f- lit. klegu, klegeti lachen. — goth. hlahjan,
L lachen, ags. hleah-tor m. Schall, Klang; Gelächter; an. hli^a
Bien, krächzen.
L. klap nass sein.
f-as, xUn-os n. Nässe, Feuchtigkeit, Sumpf, Hesych. -f- ht szlap-ia-s
, szlap-inti nässen. — ags. heolf-or n. geronnenes Blut. Vgl. ksl.
K-l-j^, crüp-ati, cröp-ati schöpfen, krop-a f. Tropfen.
Bskr. Iqrp-ita n. Wasser.
314 VTL Gemeinsam-europäischer Wortschatz.
2. klap stehlen, etwas heimlich thun, bergen.
»A/tti-o), xi'Xloif-a, i-xldn-riv stehlen, heimlich than. — lat cle/^Äft
4- altpreoBS. au-klip-t-a-s verborgen s. klepta — goth. hlifan Mden,
hlif-ta-B m. Dieb. — ksl. po-klopü m. xalvfifia^ opercolum.
klepta gestohlen, verborgen part. pf. pass.
xXiTno-^ gestohlen , verstohlen. — lat. cleptu-s. -|- altpreuss. au-
klip-t-a-s verborgen.
klu einhaken, schliessen.
xXiüo für xltf-ui schliesse, dorisch fut. xX^^, aor. i-xXq^ von xi^x-
fur xXasiXj Weiterbildung durch k. — lat. clav-i-s f. Schlüssel, ScWoss,
clav-Q-s m. Haken, clau-d-ere schliiessen. -}~ Üt- kliuv-ü, kliuv-aü, klid-ti
anhaken , fest anhängen , anschliessen. — ksl. klju-c-iti zusammenschlieesen,
mit k weitergebildet.
klavak Schlüssel, klavakya schliessen, von klu.
dor. xXtt$ d. i. xla^^uc f. Schlüssel, fut. xXq^. 4~ ^^* ^J°^^ ^
d. i. klau-k-ja- Schlüssel, kljucati sq schliessen, passen, croat
k^oka, onoinus, ksl. kljoka f. SoXog.
kla^da gebrechlich, sbst. Gebrechen.
lat. claudu-s hinkend, lahm, claude-re lahmen, claud-ic-äre. +
lit. klaudä f. körperliches Gebrechen ^ z. B. Lahmheit.
kvarp, kvarbh drehen, wirbeln, umbüllen.
xvqß-i-q f. drehbare Säule, xv^ß-aala f. Turban, xoQwp-ii Gipfel („Wirbel"),
xQtan^ f. Sichel, xQtoß^vXos Schopf, xi'XQvtp'-aJio^ m. Eop&etz der Frauen,
xqvn-Tfo, txQvßr^ bergen, x^vn-ro-g verborgen. — lat. in corb-i-s Kori)
(gedreht = geflochten), cu-curb-ita f. Kürbiss. + *^' hverfa, hvarf sidi
wenden, kehren; verschwinden (vgL xqvnxia)^ hvarf n. das Verschwinden,
goth. hvairban, hvarb wandeln, as. hwerbhan, ags. hveorfan sieh wenden,
zurückkehren, sich umtreiben, gehen, ahd. hwerban, werban, mhd.
werben , warp sich wenden , thätig sein , werben trs. in Bewegung setzen,
betreiben, erwerben, nhd. werben, erwerben, warb, geworben, an. hvirfill
m. Scheitel, Wirbel (der Haare), nhd. Wirbel m. — (Auch lat. urbare und
urbs gehören hierher).
kvalp Wölben , umhüllen.
xoXno-^ m. Wölbung, Bausch s. kvalpa, xalotp-wv m. Gipfel, xalyn-ju
umhüllen. -|- lit. kilpa f. Bogen, Bügel, Schleife, SchHnge. — germ.
hvalb wölben, dazu mhd. praet. walb wölbte sich, goth. hvilf-trja- f.
Gewölbe, Sarg, an. hvelfa (= hvalfjan) umstürzen, umkippen und as.
hwelbian, mhd. weihen, nhd. wölben.
kvalpa Wölbung.
xoXno^ m. Wölbung. -|- an. hvalf n., altschwed. auch^hvalf-r
m. Wölbung. Nach Bugge in Gurtius Studien lY, 2, 333.
VII. Gemein8am-europäi8cher Wortschatz. 315
kväsa Gegohrenes.
äs-ea-s m. Käse (zur Erhaltung des s vgl. Dasos). -|- ksl. kvastt ra.
Trank.
on Ijan xavnv oder Ijat:
^atu Kampf.
galhsch in Cata-riges (,,Kainpf-könige'0 1 Gatn-slogi, altirisch
cath Kampf, -f- an. Hödh-r m. Name eines Gottes, ags. headhu-
headho-, ahd. hada- Krieg, Kampf in Zusammensetzung. Vgl.
sskr. Qatru m. Feind.
Von ^ana Hanf = Stechender.
Vgl. sskr. Qana n. Hanf; davon
kanabi m. f. Hanf.
xdwaß^^, xdvaß^^ f. acc. -fiiv, — lat. cannabis f. -|-
altpreuss. {knapios pl. f. — ksL konop-1-ja f. — an.
hanp-r, ahd. hanaf, mhd. hanf, nhd. HanL
l^aika blödsiclitig.
aecn-s blind, dunkel. ~ altirisch caech, neucambr. ooeg, com. cnic
gig. -\- goth. haih-a-s einäugig. — Ableitung nicht zu finden.
bn l^anta hundert:
^antaria Hundertscliafi;.
lat. centuria f. (vgl. decuria). -|- altschwed. hundari, ahd. huntari
n. Hundertschaft (Gau). S. Bugge in Curtius Studien lY, 2, 342.
Vgl. lit. szimter-gi-s hundertjährig, szimtero-kans und szimtero-
pa-s hundertfach, ksl. sütorica f. Hundertschaft, satoriclnu hun-
dertfach. Im Lit. und Slavischen ist die Anfügung des r-Su£6xes
an die Zahlwörter sehr beliebt vgl. lit. penkeri pl. fünf, penkero-
pa-s fünffach, penker-gi-s fünQährig, szeszera-s sechserlei pl.
sechs u. s. w., ksl. p^torü, sedmoro fünf, sieben u. s. w.
^ama Hom.
lat. comu-s m., comu-mn. gewöhnlich comu n. Hom. — xa^ov
rriv üdlniyya raXtürtttj cambr. Uu-gom Kriegshorn (Uu agmen),
comisch com Hörn, -f" goth. hauma- n., ags. hom m. nhd.
Hom.
j^amäla Hömclien, demin.
lat. comulu-m n. 4- nihd. hömelin n. Zur Versinnlichung der
europäischen Deminutivbildung durch 1.
316 Vn. Gremeiosam-enropäisoher Wortschats.
^i pronom. demonstr. der, dieser.
xii'&i, MitS^v, xit^i^ i'Xit, i'xetvo^, x€i-^o-^. — lat. -ce, ci-«, (^ ^
+ goih. dat. himma, aca m. hina, acc. ntr. hita, dieser, as. hi ;
engl, he er. — lit. szi-s dieser. — ksl. sl dieser.
l^tara citer comparativ, von ]^i.
lat. citer , citra , citmm diesseitig , citerior , citra adv. at?/ y.
goth. hidre, ags. hidher, engL hither hierher, vgl. an. hedÜb
adv. hierher. —
Zu 1^ xXivu)^ ariscli (ri Qrayati:
^linä f. Lehne.
xUvri f. Lehne, Sessel. -{- ahd. hUnä, lina f. und lena f. Lehne.
^linäya lehnen (und ^ainaya vgl. !^laina).
lat. in-clin&re lehnen. -}- ags. hlinian, hlaenan, ahd. (hleinjan)
leinan lehnen, sich lehnen, ahd. hlinen, linen, as. hlinon, mhi
lenen lehnen.
j^ltta m. Abhang , von ^li lehnen.
xlTro^ m, Abhang , bei Hesych. , gewöhnlich xXi-rv^ f. -f lit.
szlaita-s m. Abhang. — ags. hlidh n., an. hlidh f., ahd. hHta,
lita f. Abhang „Leite*' z. B. in Hainleite, Bergzag in Thüiingen. ^
^aina lehn.
lat. dino- in in-clinäre , clinä-men , clinft-tos gelehnt. 4" fS^^
hlain-a-s m. Hügel.
l^laiva m. Abhang, Hügel.
lat. clivu-s m. Abhang, Hügel, de-clivi-s. -(- goth. hlaiv-a-s n-
Grab-(hügel) , as. hleo, dat. sg. hlewe m. Grabstein, ags. hlaer^
hI4v m. Grabhügel, Denkmal; Hügel, ahd. hleo, leo gen. hlewes^
mhd. le, gen. lewes m. Hügel, Grabhügel.
]^u, ]pud spülen, reinigen.
xlv-, xXv^m, xi'xX\h-xa spülen, abspülen, reinigen , xiti/d- in xM-a acc. T-
zu xiLwf-ft>y, xXvCto für «itwf-jw spüle. — lat. cluere reinigen, clo-äca f. -h
lit. szlfi-ju, szlov-iau, szlü-ti wischen, fegen. — goth. hlnt-r-a-s reio,
lauter von hlut = xlvS,
G.
Zu gan zeugen:
gnä zeugen, gnäta part. pf. pass. gezeugt.
xctat-yvijTri f. avTo-xaai-yVTiTO'S m. Schwester, Bruder, yr/iöto-i
echt. — lat. nä-scor, nä-tu-s, co-gnatu-s, nä-tion- f. — altg^all.
j
YII. Gemeinsam-europäischer Wortschatz. 317
gnäto-s geboren m. Sohn s. Ebel in Beiträge VI, 2, 222 3. -|>
goth. kno-di- f., ahd. chnot-i f. Geschlecht, ags. cno-sl, ahd.
cno-sal, chnosal n. Geschlecht, Stamm.
gnäti f. GescMeclit , von gnä.
yvi^aiO'S echt, edel von yvrjai- Geschlecht. — lat. näti-6n- f.
+ goth. knodi- f., ahd. chnot-i f. Geschlecht.
Man darf annehmen, dass ganti (lat. gens, genti-om) ganati
(yiviai-^) und gnäti neben einander bestanden.
Zu gan , gnä erkennen :
gnäva kundig, davon gnävaya denom.
yvoßO' In a-yvoßUL f. Unkunde, dyvosita bin unkundig. — lat.
gnävu-s, i-gnäv-us, i-gnäv-ia = dyvo^ia, ayvoift' die ursprüng-
liche Bedeutng tritt noch hervor in gpiäväre, näväre an den
Tag legen , beweisen z. B. operam. -f~ ^1* po-zna-vaj% , po-
znava-ti anerkennen, worans lit. pa-znav6-ti entlehnt ist. — an.
knä-r (= knäva-s) tüchtig, tapfer.
gam, gemati fassen, festdrücken, festgedruckt sein.
io-g, avlkaßri Hesych., yiv-jo (für yefi-ro) fasste, yif^to voll gedrückt
yofi-o-g m. Ladung, Fracht, Gepäck, ytfi-lCfo voll packen, fuUen,
ihten. ■■\- ksL zlm%, z^-ti, ü(plyyew^ comprimere, z^-teli m, xXotdg,
1 gar schlingen:
garga Kehle, Schlund.
lat. gurg-es g. gurg-it-is m. Schlund. -|- an. kverk f. Schlund,
Gurgel, ahd. querca f. das», vgl. ahd. chrago m. Schlund, Hals,
Kragen.
gargalä f. Gurgel.
lat. gurgula f. 4~ ^hd. querechela f. Gurgel, dem. von
querca f.
galta m. glutus, Schlund.
lat. glütu-s m. für gultu-s, daher ü, Schlund, glüt-6n- m.
Schlemmer, glüt-ire, de-glüt-ire verschlingen. + ksl. glüta m.
= nsl. golt m. Schlund, ksl. in po-glüst^ = po-glüt-j%, po-glüt-
iti und po-glüt-aj%, po-glüt-ati, nsl. golt-ati deglutire, golt-uija
ingluvies u. a. Lat. in-gluvie-s für in-gul-ie-s von glu = gul.
►n gar zerreiben:
gama n. Korn, von gar zerreiben.
lat. gränu-m n. (für gamu-m) Korn. 4* ^^1* zrüno n. — goth.
kauma-, ahd. com, chom, mhd. kom n. Eom; ahd. kömo, mhd.
kerne, kern m« Kern. Vgl. lit. zimi-s io m. Erbse.
318 YIL Gremeinsam-eoropäiBcher Wortschatz.
Ebenfalls auf gar zerreiben gehen ksl. Erüny f. = goth. quaimn-s,
lit. gima = ahd. chwima f. Qaim, Mühlstein, Mühle.
Von gar rauscheii, tönen:
garana m. Eranicli, Erahn.
yi^avo^ m. Kranich , Krahn. — com. garan Kranich, -f ^
cran m«, ahd. cran-oh m. Kranich, Krahn vgL lit. gamy-s io m.
Storch, Reiher.
Vgl. sskr. jaranä f. das Rauschen, Tönen.
garu, garvi m. Kranich.
lat. gru-8 Stamm grui- m. Kranich. -{- Ht. genr£ (för genr-ja) f-
ksl. zeravi, zeravll m. Kranich, nach Miklosich alter i-Stanun.
gars tönen, schallen, Weiterbildmig von gar.
lat. garr-ulu-s, gan>ire schwatzen, lärmen, -f- lit. gars-a-s m.
Ton, Stimme, Rede = ksl. glasü m. dass. ksl. groch-otam.
sonitus , cachinnus. — goth. klis-mon- f. Klingel , Schelle, klism'
Jan klingen, schellen«
. gm und gnid grudiati Imtirren, murren.
y^, yqv^ta (= yqvS]ta)^ yQV'Xo-s, yQvX-^tK — lat. gnmni^'*
alt grundio, grunnire grunzen. -(- an. krytja, krutta knurren. ^^
lit. g^u-ju, grau-ti krächzen, donnern.
grak krächzen, gackern, von gar weitei^bilde
lat. grac-uln-s m. Dohle, gallina grac-illat, gloc-tor-äre to:
Storch, -f- ksl. grac-%, grak-ati krächzen, grük-ajf , grfik-a
gurren von der Taube.
gm stürzen, fallen.
lat. in-gruo, in-gruere hereinstürzen, oon-gruere zusammenfallen, sicX'
decken, stimmen, gro-ma f. Messstange, -f- lit. griuvü, griu-vaü, griu-f
stürzen, griauju, grioviau, griauti umstürzen (trs.) umwerfen, einreisseaf
donnern; preuss. kru-t inf. fallen.
glabh hemmen , stören , schädigen (aus grabh packen).
ßlaß-ettti Hom. ßldßv, ßlaß-CQQ-g^ ßXdß-og n. ßlan-rto^ i-ßXdß-rjv» +
an. glöp f. Störung, Hinderniss, glaep-r (= gläp-ja-s) m. Uebelthat, Ver
brechen, glap n. yerführerisches Reden und Verkehren mit einer Frau,
glep-ja, glap-ta verlocken, verführen, glap-na, adha verderben, nntslos
werden , af-glapa , adha zerstören , zunichte machen, in Unordnung biingeDf
af-glapi m. Tölpel, blödsinniger Mensch. Nach Bugge in Gurtius Stadien
IV, 2.
glabhä f. Störung, Hemmniss, Schädigung.
fildßti f. + an. glöp f. (d. i. glapu == gl&pa) Störung, HinderniM.
An. glap ist umgesetzt wie germ. grip greifen.
YII. Gemeinsam-europäischer Wortschatz. 319
gal kalt sein, frieren.
i-u n. gele-factus, geli-du-s, gel-äre, gela-scere, gelä-tio, gela-tii-s.
kala, kol, kaliun fHeren, Kälte empfinden, kald-r = goth. kald-
nhd. kalt, ahd. chuoli (= kol-ja-s), mhd. küele, nhd. kühl. —
loti m. Eis, glüt-6nü von Eis.
ischem Gebiete pflegt man sskr. jada, jala kalt, starr, stampf,
zu vergleichen.
n gal abfallen:
galana Eichel.
ßdXavo-s m. Eichel vgl. lat. glan-di- und ksl. zcla-dl m. Eichel.
galandi Eichel, von gal abfallen.
lat. glans, glandi- f. 4" ^b1. zel^dl m. Eichel. Ygl. . ßdlavo-g
m. (für yalavo-) und lit. gile (= gilja) f. Eichel.
Vgl. sskr. guli f. Kugel, Pille.
gagala, gangala rund, reduplicirte Form.
io-s rund. -|- ahd. chegil m. Kegel, mhd. kugele f. Kugel, an.
kugeln.
galva-s f. Mannesschwester.
: f. — lat. glos gen. gloris f. (aus glovos). -f- ksL zlüva, böhm.
P. dass.
jkr. jära m. Liebster, Buhle, a-gru unverfaeirathet. '
gas, gasati führen, bringen; aufwerfen.
dC(o trage, bringe, von ßaa-ro-s = lat. gestu-s gebracht, wovon
3 bringen. — lat. gero, ges-si, ges-tum bringen, fuhren,
r-ger, con-gerie-s, sug-ges-tu-s vgl. an. kos g. kasar f.. congeries,'
adha begraben, köst-r m. (i köstu in Haufen, Stamm kastu-) Haufe
;h = (sug) gestu-s), kasta adha, engl, to cast werfen (lautlich =
istäre.)
end. jah, jahaiti und janh, janhaiti gehen, kommen. Aus ga gam
durch s weitergebildet.
gastu m. (gestus) suggestus.
lat. gestu-s, sug-gestu-s m. -1- ^n- köst-r m. (Stamm kastu-)
Haufe.
gäsa n. Gefäss.
lat. vas pl. väsa, väsorum n. Oefass. -j- goth. kasa- n. Gefäss;
Krug, Tonne, kasjan- m. Töpfer.
Sehr zweifelhaft.
gib sich bücken.
bbu-s bucklig, höckerig m. Buckel , Höcker, gibber bucklig, höckerig,
• m. Buckel, Höcker. + lett. gib-stu, gibbu, gib-t sich bücken,
3 buckelig, vgl. gub-stu, gub-t sich niederbücken, senken.
320 VII. Gemeinsam-europäischer Wortschatz,
gulia Ranzen.
yvXto^ m. Ranzen, Tornister der Soldaten, -f- ahd. kinlU, chioM (für
kin^a) f. Tasche, Ranzen, vgl. an. knla f. Ballen, Geschwulst.
Von gus kiesen, kosten:
gustu m. Ktirung, Kostung.
lat. gustu-s m. -f- goth. kosta-s m. Eürong, Prüfimg.
gustäya kosten, gustare, von gusta part. pf.
pass. von gus.
lat. gustare kosten. 4* &>• koston, ahd. coston, ohostön, v^
kosten, nhd. kosten.
grabh, garbhati kerben, einschneiden.
y^(fM kerben, einschneiden, schreiben. -f~ >^8* ceorfan, ahd. kerbiQ)
mhd. kerben st. abl. 1 einschneiden, kerben.
glap blicken.
yXi(fh-aQO'V n. == ßkitf-aqo^ Augenlid, ßXin^n blicke, -f- ksl. glip-M*
gUp-ati blicken. Sonst nicht nachzuweisen.
glubh spalten, schälen, vgl. grabh.
ykvffto aushöhlen = lat. glubo abspalten, schälen. -{- ags. cleofanjtf*
kliobhan, klof, ahd. clioban, chliopan, mhd. klieben, spalten, intrhsiob
spalten, auseinandergehen, nhd. klauben, Eluf-t.
GH.
Von gha klaffen:
gliiäya, ghiäyati gähnen, eigentlich denom. von
ghia, einer Ableitung von ig. ghä klaffen.
lat. hio, hiäre gähnen, klaffen. -|- lit zioju, zio-ti. — ksl. &*
jaj%, zija-ti, zejati. — ahd. gien, g^en gähnen, klaffen.
ghais haerere.
lat haereo haesi haesum haerere stocken, stecken, kleben, haften, hso'
gen an , in, haes-it-äre. -(~ ht. gaisz-tu gaisziau gaisz-ti und gaisz6-ti sau*
men, zaudern, zögern, sich aufhalten, zurückbleiben, gaisz-in-ti caoB.
Jemd. aufhalten, hindern, gaisza-s Hindemiss, Säumniss, gaiszu-s säomig,
saumselig (sz im Auslaut = s, wie z. B. in ausz tagen = europ. ans).
ghad fassen, erlangen.
/c<f-, /cryj-aroi, ?-/a<f-oy fassen. — lat. pre-hend-Sre fSetssen, praeda f3r
prae-hed-a f. Beute, hed-era f. Epheu (= umfassend), -j- goth. gitan, gai,
engl, to get erlangen, nhd. ver-gessen, ver-gass.
VIL Gemeinsam-europäischer Wortschatz. 321
sd. ^dh in ä-ghadhita angehängt, pari-gadhita mnklanmiert, gadh-
tzuhalten, zu erbeuten.
L gham Erde :
ghaman m. Mensch, eigentlich Irdischer, Erden-
sohn, von gham Erde durch das Secundärafifix
-an gebildet.
lat. homo, bomini-s m. Mensch, bnmän-u-s menscblicb. -j" ht.
zmü', pl. zmon-es m. Mensch pl. Leute; preuss. V. smoy Manu,
smonenawins Mensch , K. smüni gen. der Person , smunent-s
Mensch, smünenisku menschlich. — goth. guma. Stamm guman-
Mann, an. gumi m. Mensch, abd. gomo, como m« Mann, nhd.
-gam in Bräuti-gam. .
i ghal glänzen:
ghalgha, ghalghi Metall, Erz, wohl aus redu-
plicirtem ghal glänzen.
XttXx6~g m., auch /ailxt- in Zusammensetzungen, Erz. -|- lit. ge-
lezi-s f., lett. dselse f. — ksl. zelSzo n., altpreuss. gelso f. Eisen.
ghli und ghlid glänzen, glühen.
^Xito (= /Xt-jw) warm werden; schmelzen, /Xt-ft^-f lau, /JU-
aivoi wärme, x^^^'V Prunk, Ueppigkeit. -|- as. gli-mo m. Glanz,
ahd. gli<mo m. Glühwürmchen (vgl. gl6-ja glühen), as. glitan,
ahd. glizan, clizan, mhd. glizen (= germ: glitan glait gUtum,
glitans), vgl. nhd. glitzern, gleissen.
Die Weiterbildung ghlad im deutschen „Glanz^^ ist nicht als eu-
ropäisch nachzuweisen; vgl. ksl. gl^zd^ (= gl§d-ja), gl^d-Sti Be-
ben und gl^d-aj^ gl^-ati sehen, blicken. x^-;|rAö(f-« eigentlich
glänze ?
. ghal gelb, grün sein, spriessen:
ghelman das Spriessen, Hervorwachsen.
lat. helemen-tu-m n. Grundbestand, Ursprung (falsch geschrie-
ben elemen-tum wie anser für hanser, olus falsch für holus). +
lit. zelmü g. zelmen-s Sprössling, Schössling, vgl. x^h^9^~^
keimend.
Vgl. zend. zaremaya grün n. das Grün, arpien. zarm ortus, pro-
les (Justi).
ghelva grün, gelb.
X^oßo-g^ X^oo-s (für xo^-^o-g) m. das Grün, XXori f. Beiname der
Demeter. — lat. helvu-s, hilvu-s gelblich. + ahd. gelo, gelaw-er
gelb, vgl. lit. zelv-y-s m. ein grüner Stamm, Zalva, Zelva f.
Name eines Dorfes.
21
322 VU. Gremeinflam-europäischer Wortechate.
Zu gliar fassen:
ghama Gedärm.
lat. nur in hern-ia f. Eingeweidebruch. -|- lit. zama f. Darm. -
an. garnir pl. f. Eingeweide, ahd. Tnitti-gami, mittüa-garni st
n. (== garn-ja) arvina.
ghelu f. . Schildkröte.
//Av-ff, /fAiJ-riy, /fXow'iy f. Schildkröte. + ksl. zlly, zelüvi, zelüva, zelu-b
f. Schildkröte. Vgl. sskr. harmu-ta m. Schildkröte mit xlififiv-g Schild-
kröte bei Hesych, etwa dialektisch für /X/|Uv-?.
Zu ghelu etwa lit. gilu-s tief, wie zu sskr. harmuta hannya = zendisch
zairimya Tiefe?
Zu ghrad rasseln:
ghranda, glirandiä Hagel.
/dXttCa f. (für /«ilai'd'ja) Hagel. — lat. sug-grunda f. Wetterdwh,
grandon- Hagel. + ksl. gradü m. und grazda (= gradja) f. Hagel.
Vgl. sskr. hräduni f. Unwetter.
Zu ghram greinen:
ghramada m. f. Grimm, Geknirscli.
XQo^ttdo'g m. Geknirsch. + ags. grimet-an, ahd. gramizZ'ODi
gremizz-on murren, knirschen, brummen , ahd. gremiza f. 6"®^
XQffiCCo) (= ;^(tf^*Jjö>) und ags. grimetan (d. i. grematjan)
gleicher Bildung.
gliarsdhä f. Gerste.
xQld^ii (für X9^^f X^'Q^v) f« Gerste. — lat. hord-eu-m n. Gerste. +
gersta f. Gerste. Vielleicht könnte man auch ghardha als Gmni^^^.
ansetzen. Vgl. huzvar. gorda Gerste?
gliardhma adj. aus Gerste bestehend, gersten.
xqi^i,v6-g gersten. + ahd. gerstin gersten.
ghasta Stachel.
lat. hasta f. + ^^' gadd n. oder gadd-r m. Stachel, Spitze, goth.gw^**
m. , ahd. gart, cart, mhd. gart st. m. 1. Stachel, Treibstecken.
Vgl. ksl. z§-lo Stachel von zen = ghan.
ghasti m. Fremder, Gast.
lat. hosti-s m. Fremder, Feind, -f- ksl. gosti m. Gast — gotb. gasti-s
m., nhd. Gast pl. Gäste.
ghaspati m. Wirth, Herr, eigentlich „Speise-, Brot-
herr" aus ghas (= sskr. ghas essen) Speise und pat
Herr.
lat. hospes, hospiti-s m. Wirth, hospita f. wirthlioh. -f- ksL gospodiu''
VIL Gememsam-earopäiscber Wortsohata. 323
^y gospoda f. Herrschaft heisst auch Bewirthang; goflpod]f mit sskr.
ati m. Herr, eigentlich Stammherr (aus jas gen. zu ja Stamm und
Herr) zu identificireri , geht nicht wohl an , weil ^e Reflexe von gan
yen im Slavischen stets z, nie g zeigen.
ghaida m. Bock.
haedu-8 m. Bock. + goth, gait-si f. Ziege, gait-ein-a-s Ziegen be-
fend, gait-ein-a n. junge Ziege, an. geit f., ahd. geiz f. GeiM.
sskr. hudu, huda Schafbock ist wohl nichts anzufangen.
ghaidtna vom Bock, von der Ziege, zu ghaida.
haedinu-s vom Bock. + goth. gaitein-a-s, ahd. geizin von Zie-
gen, Ziegen betreffend.
1. ghu giessen.
w, //(ü, x^-;|fl^-^«4 giessen, schütten, x^^^ ergossen, geschüttet. —
fü-ti-s f. Giessgefäss vgl. x^oi-^ das Giessen, fii-tili-s, re-futare; fundo
i füsum fundere giessen. -^ germ. geutan gaut gutans, ahd. giozan,
zan, nhd. giessen, goss, gegossen.
ghud giessen (aus gliu durch d weitergebildet).
lat. fundo füdi füsum fundere giessen , Stamm fud. -f- goth. giu-
tan gaut gutum gutans, nhd. giessen, goss, gegossen.
2. ghu Fisch, von ghä gähnen?
-^'V-s m. Fisch (mit Vorschlag und Einschub von ^ wie in ix^ü
tem). -f- li^- ziivi-s gen. zuve-s f. Fisch, mit Erweiterung des alten
tammes durch i, wie in allen europäischen Sprachen so häufig vor-
nmt, vgl. lett. guwi- Kuh, lat. sui Schwein u. s. w. Preuss. suckans
pl. Fische = zu-ka-ns.
. armenisch tzükn Fisch (cf. mükn Maus).
ghräva grau.
r&vu-s für hrävu-s grau. + ahd. gra, crä, flectirt or&w-er grau.
Yergleichung mit zend. zaurva f. Alter ist aufzugeben, ebenso die
L zend. zrva-na, zrväna n. Alter, Zeit mit /^o-ff und vom zend. za-
i greisen part. zareshyant greisend mit germ. grisa greis , grisan grei-
denn zend. zar ist mit Justi dem sskr. jar altem, greisen gleich-
itzen.
Auf ghlad in nicht zu bestimmender Bedeutung :)
ghlenda Lausei, Niss.
lat. lendi- pl. lendes f. Lauseier, Nisse. 4* ^^* glinda-s m. glinda
f. Lausei, Niss. Mit dem gleichbedeutenden knid Niss besteht
kein Zusammenhang.
Auf ghlu:)
ghleuya Scherz, Spass.
jC^vri f. Scherz, Hohn, -f- ags, gleov, an. gly n. Scherz, Heiter-
21*
324 YII. Gemeinsam-europäischer Wortschatz.
keit, Spass, vgl. ksL glu-mü m. Scherz, Spiel, das jedoch
an. glau-m-r strepera hilaritas entlehnt scheint. Auch lit. gl
da-s m. Kurzweil scheint hierher zu gehören.
T.
tangaya denken, vgl. ig. tak fügen, ordnen.
altlat. tongeo, tongere so viel als scire, nosse, tong-itio f. praenestini^oli
notio. -f- goth. thagkjan, thäh-ta denken, thugk-jan thüh-ta dünken, mei-
nen. Dass in diesem Worte g aus k entstanden sei, erhellt aus rdatf^
für Tax-jü> in der Bedeutung wozu ordnen, rechnen, wofür halten^ fem er
aus ksl. tüS% tüc-iti rechnen, schätzen, lit. tikiü tik-eti glauben und ahd.-
dingan glauben, hoffen, Zuversicht haben.
takaya takayati schweigen.
lat. taceo tacui tacitum tacere schweigen, tacitu-s, tacitur-nu-s. + »t^*
theg-ja schweigen, thögul-1 schweigsam, goth. thahan (thahai-), as. th»-
gian, ahd. dagen, mhd. dagen schweigen
tag tagati decken neben stag stagati.
riyri = öTiyri , xiy-og n. = axiyog Dach. — lat. tego texi tectum tegere
bedecken, teg-ula, tegimen, toga, tugurium. -|- an. thak n., ahd. dah,
dach, mhd. dach, nhd. Dach n. ; an. thekja thakta, ags. theccan, ahd.
dach-jan, dechan, mhd. decken dacte, nhd. decken, deckte.
taga (tagas) Dach.
riyri = aiiyrj, riyog = ariyog, — lat. vgl. toga f. — altirifick
teg n. (as-Stamm) Haus, -f- ä°* thak, ahd. dah, dach, vM-
dach) nhd. Dach n.
tegta gedeckt, dicht.
Vgl. a-OTExro-q undicht (= ungedeckt). — lat. tectu-s gedeckt*
-f- an. thett-r (d. i. thehta-s) = nhd. dicht.
Vom Intensiv von tan tonäre, tinnire:
tantana m. Geräusch, Lärm, vom Intensiv von tau.
lat. tintinu-s m. Schelle, tintin-äre, tin-tinnire schellen, klin-
geln, vgl. tinn-ire dass. + ksl. t^tlnü m. Geräusch, Lärm, t|'
tin-j^ t^tlnÖti lärmen, prahlen. — lit. titin-oju, titin-oti prahleo,
grossthun. Vgl. thrakisch xiravt^&fiog • natavusfiog.
Zu tan dehnen:
tanya, tanyati dehnen.
Tfr-, TECvbi für Tfr-jw dehnen. -|- goth. than-jan, ags. thenian,
ahd. denjan, nhd. dehnen.
tanva, tanava gedehnt, dünne aus ig. tanu.
Taro/'o-j, ravao-g gedehnt, lang, schlank. — vgl. altirisch tan»,
Vn. Gemeinsam-europäischer Wortschatz. 325
cambr. tenea, tenev dünn. -|- lett. tiw-a-s dünn ans tin-wa-s;
vgl. an. thunn-r, ags. thun, thin dünn (aus thanva-).
täla weit, fem.
rriXS-d-iv, TrjXoae, rr}Xo'V, t^A^, seltner Trjlv weit, fem. + lit.
tola-8, tolu-8 weit, fem, tol-i advb.; lett. t41sch = t41ja-8 fem,
tal, talu adv. fem; preuss. täls, talis adv. ferner, weiter, wei-
terhin.
i tap glühen:
tepala warm.
lat. tepula sc. aqua warmes Wasser, -f ksl. teplü, topla warm.
Vgl. ritpQtt f. Asche.
tarn, tan rdfAvw.
j, t-rafx-ov schneiden, hauen, -f- ksl. po-tln-^, po-t§-ti caedere.
auch lat. tinea Motte, rivdm nage, nasche nnd tondeo totondi, ton-
}ndere abschneiden, scheeren.
tamp dehnen, spannen.
mp-us Zeit (= Spanne), ex-tempulo (von Stand' an =r) sogleich,
IS Schläfe, temp-lu-m (nmspannter Baum) Gesichtskreis; Tempel,
tnplari (vgl. drivC^o}). -\- lit. tempiu temp-ti spannen, tamp-yti dnrat.
in, dehnen, recken, temp-tiva = ksl. t^tiva f. Bogensehne, timpa
le am Körper. — ksl. t^pü obtusus, crassus, t^tiva Bogensehne. —
3mb (d. i. tbamba) Bogensehne. Von tan, ta durch p erweitert.
tar, terati reiben = ig. tar.
PO, tri- vi, tri-tum, terere reiben, tri-tu-s gerieben, geübt + lett.
tri-t reiben, schleifen , lit. tyr-iu, tir-ti mit pa erfahren. — ksl. tn^
reiben. — goth. throth-jan üben. Im Sanskrit heisst tar wohl hier
i überhinfahren, sich auf der Oberflache von Etwas hinbewegen,
l streichen , allein die simple Bedeutung „reiben" lasst sich für tar
if europ. Boden belegen.
2. tar, tarayati sprechen (= ig. tar durchdringen
sc. mit der Stimme, vgl. sskr. tära = ro^^o-g
durchdringend).
roQ-io), H-TOQ'OV, T€-TOQ-i^<f(t} durchdringend ertönen lassen, laut
sagen, dann überhaupt sprechen. 4* ^^* tariü, tar-ti sprechen,
preuss. tarin acc. die Stimme. Ursprünglich wohl Denominal
von tara roQÖg,
tarmi m. f. Darm, Mastdarm.
TOdfÄi-s f. To Tqfjfjia Trjg ^dQag. 6 o^^g, rivh ivrtQov. ol ^h
iaxCov Hesych. -f* &?&• thearm, an. tharma-r pl., ahd. daram pl.
daramä , mhd. darm pl. dermo m. Darm. Von tar durchbohren,
vgl. TOQ/xo-g Loch.
326 Vn« Gemeinsam-europäiBcher Wortschatz.
tru, travati aufreiben, aus ig. tarv = taru.
TQu-o) aufreiben, quälen, jQwt) (für jQopto) schädige, bewält^S)
Ti-TQt6^3c(t}j TQio-ao} verwundon, TQav^fiat- n. Wunde. + ksl« ^^^
tm-ti aufreiben, aufzehren, try-j%, try-ti reiben, trav-a f. (Zeh-
rung) Futter, Gras.
truk bersten, brechen, reissen, aus tru.
TQvX-fo zerspalte, zerreisse, verschleisse, rqvx-og n. Bruch-
stück, jqvaaog für tQvx-to-g zerbrechlich. — lat. trunc-
u-8 verstümmelt, abgehauen, m. Bumpf, Stumpf, tronc-
are; truc-id-are niederhauen, abschlachten. -|- lit. truk-
st-u, truk-au, tnik-ti reissen, bersten, nn-trauk-ä das
Aufhören, eigentlich das Abbrechen,' isz-truk-ti ausreis-
sen, weglaufen, lett. truku, trukk-u, truk-t zusammen-
fahren, erschrecken, trauz-et reissen, abfallen machen
und erschrecken. — goth. thliuhan fliehen , hdsst wohl
eigentlich „auseinanderplatzen, ausreissen".
trud, traudati stossen, drängen.
lat. trüd-i-s f. Stange zum Stossen, trudere stossen, dräu'
gen, vom part. trusu-s, trus-are, trus-it-äre. + ksL int-
du m. Bedrängniss, Mühe, davon truzd^ (= trad-jO^
trudi-ti sich mühen.— :.goth. us-thriutan, thraut beschwe-
ren, belästigen, ahd. driozan beschweren, yerdriesseD*
Aus tru.
tark drehen, drängen, drücken.
tnQaaato für raQoyx-uo dränge, wirre, Ti-T^rix-a bin gedrängt. — lai t(ff-
qn-eo drehen, drängen, drücken, -f- ^it. trenk-ti drücken, drängen, trank-
8-ma-s m. Gedränge. — goth. threih-an drangen , ags. thrävan , ahd. dr&h-
jan, drä-jan, mhd. draejen, draen drehen, drechseln, wirbeln, ahd. drah-
sil, mhd. draeh-sel m. Drechsler, as. thring-an (thrang), ahd. dringan
dringen , drängen. Eine Spur von diesem Verb auf arischem Gebiete ist
vieUeicht im sskr. tarku, tarku^ Spindel zu erkennen, die wohl vom
Drehen benannt ist. — liat. trux, truC'ulentu-s wohl zu german. thrag
drücken.
trankia, trankiati praes. zu tark.
ra^daato für TOQayx-ioi, daraus t«^«/-, t^x (^ ^Q^'^yx) ^^
aalnty^ als allgemeines Thema entnommen wird aus aaXnCC^ =
aaXniyy-}(o von aaXjiiyy Trompete, -f- lit. trenkiu trenk-ti drük-
ken , drängen , stossen. — ahd. drahjan (aus dranh-jan wie hähan
hängen aus hanhan) dr^an, mhd. draejen, draen, drehen, drech-
seln, wirbeln.
tarkana ein Geflecht.
ta^dvrij aaqyami ein Geflecht. + altpreuss. tarkne Binderiemen,
vgL ksl. trakü m. Band, fascia.
Vn. Gremeinsam-europäischer Wortschatz. 327
tranku rauh, holprig, uneben, von tark.
xQäxv-^ rauh, holperig, uneben. -)- ht. trankü-s rauh , holperig,
uneben.
trankma m. Gedränge, Verwirrung von tark.
xttQayfjio-g m. vgl. xd^yfxa n. Gedränge, Verwirrung. + lit.
trank-s-ma^s m. Gedränge.
tarda m. Drossel = ig. tarda ein Vogel.
*du-s m. Drossel. + lit. sträzda-s m. strazdä f. Drossel, altpreuss.
— an. thröst-r, schwed. säng-drast m. Drossel, nnl. strote Drossel,
önnte sich versucht fühlen, starda oder gar starsda als Grundform
rächten. Vgl. ved. tarda m. ein Vogel.
tardalä f. Drossel, von tarda.
lat. turdela f. Drossel. -|- engl, throstle, mhd. drostel f. Dros-
sel. Ahd. drosca, droscela f. ist vielleicht blosse Entstellung,
daher entlehnt ksl. drozgü m. Drossel.
tarp starren, torpere.
rp-eo, torp-ere starren, starr sein, -f- ht. tirp-stu, tirp-ti erstarren,
erden; lett. tirp-t ertauben, erstarren. — slav. trüp, terp starren,
brp-nöti starr werden, u-trip-ati torpere, weitere Belege s. bei Mi-
i unter trüp.
iirop. tarp starren ist eine Abzweigung vom ig. tarp sättigen, wie
118 dem Griechischen beweisen kann : xqitp^iv ydXa heisst die Milch
en lassen, ydXa xQ^q)€xat med. die Milch gerinnt, wird fest, dicht,
-g heisst dick, endlich xQutp-eQo-g heisst starr, tqatp^qri das feste
m Gegensatze zum Meere, vyqri; auch ags. theorf, thärf, therf,
erb, mhd. derp (derb-er) derb, fest (ungesäuert vom Brode) lässt
)en80wohl zu tarp nähren (vgl. xQoip-t-g derb, xaqtp'V^g dicht, lit.
,-s robust) wie zu tarp torpere ziehen.
tarp glühen, schmelzen.
a (für xttlifü), xaXnw) glühen, schmelzen. + ht. tirp-stu, tirp-ti
Izen, zerfliessen, tarp-yti schmelzen intrs. Vgl. etwa sskr. tarp-u
n als „leicht schmelzend"?
form vielleicht starp, vgl. d-axQKn-xa) , axiln-vo-g ^ axClßw,
. tars torrere:
tarsa Darre.
xaQüO'S in., xaqa-id^ xQua-tci f. Darre. + ahd. darra, mhd. darre
f. Darre. Von ig. tars.
-tüti f. Suffix, bedeutet so viel als -heit.
ti in juven-tüti, servi-tüti, se-nec-tüti f. u. s. w. + goth. -duthi-
k-duthi-, mikil-duthi- f. Grösse u. s. w. Nach Leo Meyer.
328 Yli. GemeinBam-eüropäificher Wortschatz.
Von tu vermögen:
taiitä f. Volk, Land (von tu vermögen, Machttek).
oskisch tauta, touto f., sabinisch iouta, tota f. Gemeinde. -f
altpreuss. Y. tauto f. K. tauta-n acc. Land, lit. zemait. taata f.
Land, Volk, lett. tauta f. Volk. — an. thjodh f., goth. thiudaf.
YoUd, nhd. in Dietrich, deutsch. — altirisch tuad, tuath Volk.
Von tu = stu:
taura m. = ig. staura Stier.
rav^o^ in. — lat. tauru-s m. Stier. + altpreuss." V. taur-i-s. -
ksl. turü m. — an. thj6r-r m. Stier.
Altgallisch tarvo-s Stier gehört wohl nicht hierher.
Liesse sich auch yon tu ableiten , doch wäre dann die Yerbiii'
düng mit staura Stier zu lösen, was sich nicht empfiehlt.
tragh (oder trak) laufen.
T^/oi laufe. — altgallisch ver-tragu-s Windhund (ver sehr, stark -{-^
laufend). -}- goth. thragjan laufen (vgl. nsl. trcati laufen, s. Miklosicli
unter trük).
Vgl. sskr. trank, traiikh, trakh, trang-ati (sämmtlich unbelegt) sich be-
wegen, gehen, zend. thrakh-ta marschirend, ziehend.
trap treten, stampfen, austreten.
x^n-ifü Wein austreten, keltern, -f- lit. trep-ti mit den Füssen scbarren,
zappeln, stampfen, tryp-iu stampfe, isz-trypiu mit den Füssen austreten
z. B. Samenkörner aus dem Kraut. Vgl. auch altpreuss. trap-t treten,
er-treppa sie übertreten.
trapi Balken.
rqont^-g Eielbalken, roon-o-g m. rgaTi-rj^ f. Balken. — lat. trab-s, alt tra-
be-s f. Balken. + an. thref n« thraf-ni m. Balken.
träba tarba Bau.
oskisch triibo- m. nach Corssen Bauwerk, Mauerwerk. — kymr. treb Dori^
gäl. a-trab Wohnung, -f- lit. troba f. jedes Oebäude. — goth. thaorp-t
n. Dorf.
tram, tremati zittern, zucken, sich bewegen.
TQifjLio zittere, jQofjL-o-g^ jQOfii-oi, — lat. tremo, tremere zittern,
-f- lit. trimu trim-ti zittern, trim-ima-s m. das Zittern; lett.
tremu, trem-t caus. wegjagen, tram-d-it scheuchen — daia as.
thrimman, thramm springen, hüpfen, sich bewegen, goth. thram-
stei f. Heuschrecke.
Auch in d-xqifiag^ d-rqsfiig heisst tq%fA nicht zittern, sondern
zucken, sich bewegen.
YIL Gemeinsam-enropäischer Wortschatz. 329
D-
•n da geben:
dära Gabe, Geschenk.
S^Qo-^ n. Gabe, Geschenk. + k^* darÄ m. Gabe, Geschenk.
Vgl. sskr. da-ra spendend (von du = da) und d&-ra freigebig.
>n dant Zahn:
dantäta gezähnt.
lat. dentata-8 gezähnt. -|~ ht. dantota-s gezahnt. Würde im
Sskr. dantita lauten, vgl. patra Flügel, patra-ya beflügeln, pa-
trita (für patra-ta), beflügelt.
>n da^ beissen:
da^ru n. Zähre, Thräne.
SdxQv n. Zähre. — lat. lacmma, alt dacruma f. Zähre, -f- goth.
tagr-a n., ahd. zah'ar f. (i-Stamm) Zähre. — Vgl. welsch dagr
pl. dagrau Zähre, nach Siegfried Beiträge VI, 1, 9 alter u-Stamm,
altirisch dacr Zähre.
m. daks es recht machen:
deksva rechts.
altirisch des, dess, cambr. dehou, deheu, com. dyghow, dyhow,
dyow, Grundform deksya vgl. altgallisch Dexsiva Dea. -|- goth.
taihsv-a-s rechts, ahd. zesawa, mhd. zeswe f. die Rechte.
dam errichtai, aufidchten, bauen.
errichte, baue, Sifi-ag n. Gestalt. -|- goth. tim-an, tam (richtig
nd so) ziemen, tim-r-jan bauen, zimmern, timr-ja m. Zimmermann,
1. timbr n. Bauholz, as. timbar n. Bau, ags. timber n. Bau, Bau-
en gl. timber, ahd. zimbar, zimpar, mhd. zimber n. Bau, Bauholz,
Zimmer.
3kr. dan sich aufrichten, gerade sein, di-däms gerade sein ^?)
m dam domare:
damu Haus, Nebenform zu ig. dama Haus
lat. domu-s f. g. domu-s, dat. domu-i, abl. domu Haus, -f- ^^l*
(domü m. a-Stamm) pl. n. domove (u-Stamm) Haus.
dar, derati schinden, Haut abziehen, Specialisirung
aus ig. dar spalten u. s. w.
dehe die Haut ab, doq-a f. Siq^fia n. 4* ^^* diru, dir-ti schinden.
. der%, dra-ti spalten, zerreissen, wie sskr. dar und goth. tairan.
330 Vn. Gremeinsam-enropäischer Wortschatz.
Zu dam Holz:
darva, darvas (drava, dravas) n. Nebenform ru
daru.
S^log n. (für SQi^og) pl. t« Sqüx Hola , Gehölz. -(- ksL drßvo gen.
drdves-e, dröva n. Holz, Baom. — goth. triu, Stamm trivan.
Baum, Holz, vgl. lit. dervä f. Kienholz = an. tyr-r, dat tyni
m. Pechföhre, Kienbaum.
darp reissen, zerreissen (von dar durch p).
dqinw, Sqv71-to}^ S6qn~o^ n. daQ~6anTto (für <fa^-<f^7r-i(ü). -(•
ag8. treaf-lic, molestas, gravis, ahd. trebanön, tribulare.
dal spalten, zerreissen, behauen (aus dar).
J^A-To-ff f. (Spalte, Spelte =) Schreibtafel, driXio/itu zerstöre.
-)- lat. dolium Fass s. dalu, dol-äre behauen, dol-et, dolere,
dol-or Schmerz (= Reissen, Bohren), deleo, delui, deletum,
delere = Ji?i^o/i«*. -f- lit. dali-s f. ein Theil, del-cza f. (= del-
tia) der abnehmende Mond , del-na f. flache Hand (vgl. darti von
dar = dal), dylu, dil-ti sich abnutzen, stumpf werden. - bl
dola f. Theil (von ddlü = german. daila Theil zu scheiden)
dla-nl f. Flachland, dly f. Fass vgl. dalu. — ahd. zol, zollo ni<
Klotz, german. tel-da n. Vorhang, Zelt (eigentlich wohl Schiebt,
Spelt«, wie tf^A-ro-f).
Die Nebenform zu dar. sskr. dal, dalati bersten ist unabhängig
vom europäischen dal, lange nach der Periode der arischen
Spracheinheit entstanden.
dalu (oder ähnlich) Fass^ Gefäss.
lat. dol-iu-m n. Fass. + ksl. delüva, dly g. dlüve f. Fass.
Von dal z=. dar spalten.
Vgl. z. B. sskr. darvi Löffel (der Löffel ist ursprunglicli
ein Fässchen mit einem Stiele).
Von dar schlafen:
darm, darmiati schlafen, aus dar, dra schlafen.
lat. dormio , dormire schlafen. -)- ksl. dröm-l-j% , dräm-ati
schlafen.
dar thun, arbeiten.
dQam, Sqaam^ tSqttaa thun, thätig sein, d^-ts-rriQ, ^Qtxa-rtxö^, S^-o-
fiO'CvvTij ÖQü-fia. -|- lit. dar-au, dar-yti machen, thun, dar-ba-s m. Arbeit,
Werk, Thun (davon dirb-ti arbeiten, wie tuk-ti fett werden von tauka-s
= ksl. tukü Fett, Wz. tu schwellen).
Vgl. altpersisch duvar thun, machen (?), sskr. dravasya geschäftigt Bein
gehört zu arisch dru laufen, eilen.
VU. Gemeinsam-europäischer Wortschatz. 331
diik, daukati ftihren, ziehen, Weiterbildung von du
durch k.
CO, alt douco, dücere fabreD, ziehen, dox, düc-is m« Führer. -\-
iuhan, tauh, ahd. ziohan, nhd. ziehen, zog, gezogen, mhd. zoc
j, as. heri-togo, ahd. heri-zogo m. Heerführer, Herzog. Vgl. gr.
für (f«^-a>x>, eine jüngere Bildung aus denselben Elementen.
. vielleicht in dtur^va-aea^ai, Hxeadtti (Hesych.) iv-^vx-itog,
dukaya ziehen.
lat. e-ducare erziehen. -)- an. toga, togadha ziehen, reissen,
ahd. zogon, zocon, mhd. zogen, ziehen, reissen. Eigentlich
Denominal von duka Zug.
dukti f. nom. act. von duk.
lat. ducti-m adv. zugweise, in-ducti-6n- f. u. a. -)- ahd. mhd.
zuht f. 2 das Ziehen, Zucht, nhd. Zucht f.
ad-duk, addaukati, adducere (ad } duk).
lat. ad-duco, adduxi, adductum, adducere. -}" goth. at-tiuhan
herziehen , herbringen.
. dvi zwei:
dvis auseinander, entzwei, vgl. ig. dvis zweimal.
lat. dis- in dis-cerpere u. s. w. auseinander. -|- goth. tvis- in
tvis-standan (auseinander stehen =) sich trennen , Abschied
nehmen, tvis-stass f. Zwiespalt, Uneinigkeit.
DH.
dhä setzen, vgl. sskr. garbham dhä empfangen, gebären,
dhäla, dhälia m. Sohn.
lat. filiu-8 m. , filia f. Sohn , Tochter , umbr. feliu- das Junge. -)-
lett. del-a-s m. Sohn , lit. pirm-dely-s m. Erstgeburt von Thieren,
pirm-dele f. eine Kuh, die zum ersten Male gekalbt, vgl. ksl.
dd-tl f. Kinder, ddt-^ Kind. Vgl. auch lett. dile d. i. dütja, dilite
f. Säugling vom jungen Vieh, dilja entspricht ganz dem umbr.
feliu. Alle diese Wörter, wozu auch lat. fe-cundu-s, fe-l-ix
fruchtbar, fe-mina Weib, ksl. döva f. Mädchen, Weib, fe-nus
n. Ertrag, fe-tu-s fruchtbar, schwanger, trächtig, fe-tu-s m. das
Gebären gehören sämmtlich zu dha setzen, in der Bedeutung,
die auch im Sanskrit entwickelt ist: Frucht tragen, sowohl
empfangen als gebären, vgl. sskr. garbham dhft Leibesfrucht
tragen, schwanger sein.
Sehr ansprechend ist auch die Gleichsetzung von lat. fio fieri
mit dem sskr. pass. dhiyate wird gesetzt, gemacht.
332 Vn. GemeinBam-enropäischer Wortschatz.
Von dhä säugen:
1. dhadha Milch.
altpreuss. dada-n acc Milch.
Vgl. sskr. dadhan, dadhi n. Milch.
2. dhädha m. , dhadhä f. Brustwarze, Zitee,
Mutterbrust von ig. dhadh saugen, aus Sk.
titd-o-s m. Zitze, Mutterbrust, t^t^ f. Amme. -f~ ahd. tatto,
tuto m., tutta, tutä f. Zitze, Brust.
dhalä, dhälä f. Zitze, Euter, Mutterbrust, von
dhä säugen.
^rjXri f. Zitze, Euter, d-rjl-aCo} sauge. — lat: felläre, besser fei-
äre saugen. -|~ &hd. tila f. Zitze, Euter, tilli für til-iH ist dazu
Deminutiv. Vgl. sskr dhärana m. du. die beiden Brüste des
Weibes (oder von dhar? cf. payo-dhara aus payas und dhaia
enthaltend, mamma) und S^Xovrj f. Amme. Hierzu auch E
dele f. Blutigel („saugender") vgl. «?yo-^i}ila-ff m. Ziegenmelker
(Vogel).
dhag scharf sein , stechen ; scharf machen , wetzen.
^y-fti schärfe, wetze, ^riy-aXio-g scharf. -|- h*- dag-y-s m. Dom, Klette,
deg-ti stechen, dyg-uli-s m. Stachel, Stich. Hierher auch gäL dag, brit.
dag, dag-er Dolch, woher engl, dag, dagger, mlat. daga, dagger, daggerinSi
mhd. dcgen m. Dolch , nhd. Degen.
dhädha m., dhädha f. Kosewort für ältere Verwandte,
wohl mit Anklang an dhä, dhadh säugen.
Tij^ij f. Grossmutter, Ttid^-C-g f. Tante. + lit. deda-s m. Greis, Oheim,
Vaters Bruder, dede f. Tante. — ksl. döda m. Grossvater. Vgl. *6-rb-5 m.
Oheim, ohne Eeduplication.
dhädhiä f. Mütterchen, von dhädha.
ji]d-la f. Mütterchen , Anrede an alte Frauen. -|- lit. dede f. dn
altes Weib, Grossmütterchen, Tante.
dhan schlagen.
d^iCvto (= ^ci'-tct)) schlage , d^iv-aq Flachhand. — lat. fen-dere in of-fendere,
de-fendere. -\- germanisch denra Flachhand, dentan, dant schlagen.
dhenra flache Hand.
d^ivaq n. flache Hand. -|~ &hd. tenar m. tenrä f. , mhd. teuer m.
flache Hand, d^ivaq aus dhenra, wie iaq, ver aus vasra Frühling,
tinq Blut, lat. assir aus asra.
dhand , dhendati schlagen (aus dhan , &hy(o durch
d weitergebildet).
I
'f.
• ■
Vn. Gemeinsam-europäischer Wortschatz, 333
lat. fend in of-fendo, de-fendo, fendi, fensam, fendere, f6-na*m
n. (für fend-nu-m) Heu (wird „gehauen" vgl. lit. piauti schlagen,
mähen, an. 8l4 heyinn Heu mähen, slättr das Mähen). -)- an.
detta , datt , duttum , dottinn schwer und hart niederfallen,
datta, adha schlagen, intrs. (Herz), ags. dynt m. ictus, engl,
dint Schlag.
dhabh, dhab passen, fügen, schmücken.
lat. faber künstlich, geschickt, kunstreich, fab-re, af-fab-re zierlich, fab-er
m. Werkmeister, Bildner. 4- lit. dab-sz-nü-s zierlich, dab-inti schmücken.
— ksl. dob-a f. opportunitas , po-doba f., decor, dob-rü schön, gut. —
goth. dab-an, dob passen in ga-dab-an unpers. es begegnet, widerföbrt,
ei geziemt, ga-dob-a-s schicklich, passend, ahd. taph-ar, mhd. tapf-er
fest, gewichtig, stramm, tapfer. Mit lat. faber in fahre zierlich scheint
ksl. dobrü schön, gut identisch, ahd taphar will in Form und Bedeutung
nicht recht dazu passen , doch vgl. ksL dob-ll (d. i. dob-ja-s) stark, tüchtig.
— Vgl. auch d-ißQov T^vfpsQov, xaXov f asfxvov, dnaXov bei Hesych.
dhabhra passend, schön, zierlich.
faber künstlich, m. Werkmeister, Künstler. — S^iß^o-g schön,
zierlich, prächtig, -f" ksl. dobrü schön, gut, trefflich, vgl. ahd.
taphar stramm, tüchtig, tapfer.
Von dhal = dhar:
dhala m. Grube, Tiefe, Thal, von dhar.
^olo-g m. Tiefbau, Grube, Kammer. -|- ksl. dolü m, Grube,
Tiefe, dolu advb. unten. — goth. dal-a n. Grube, Tiefe, Thal,
dalath advb. abwärts, zu thal.
Vgl. Bskr. dhära m. Tiefe (nicht belegt), dharuna n. Stütze,
Grundlage, Grund, Tiefe.
dhig, dheigati stechen (aus dhag stechen).
lat. figo, fixi, fixum, figere, fi-bula; Grundbedeutung; stechen, trans-
flgere heisst durchstechen, durchbohren, aus stechen: feststecken, heften.
+ lit. dig-sni-s m. ein Stich mit der Nadel, dyg-u-s stachlig, scharf,
spitzig, dyg-uly-s m. Stachel, Dom; Stich, dyge f. Stechbüttel, Stich-
ling (Fisch), deg-ti stechen unpersönl. daig-yti stechen. — mhd. dik,
nhd. Deich (ndd. Form) und Teich m. (= Ausstich).
Der Zusammenstellung von figere mit atpCyyiiv (für atp^yx vgl. 4>£x-iov
oQog böot. = Ziffyytov oqos Sphinxberg) stehen schon die Bedeutungen
entgegen: Hgere stechen und aipfyyetv schnüren.
Erwachsen aus dhag stechen vgl. lit. dag-y-s Klette, Dom neben dyg-
iili-s Dom: auch ^«y/orcu, d^iyitv berühren liegt nahe, vgl. dhag.
dhval verwirren, hemmen, triegen (aus dhvar).
d^olog trübe, verwirrt m. Schmutz, Wimiss, S^le^-s trübe. — l«t. falle,
fefelli, falsum, faUere täuschen, triegen nach Corssen (wohl nicht =
334 YIL Gremeinsam-earopäisoher Wortschatz.
aipaXXu, da graecoitalischer Anlaut sf aus sp nicht anzonehmen ist). -I'
goth. dval-a-8 thöricht, toll, ags. dvolma m. Yerwimmg, Chaos, goÜi>
dvalmon thöridit, wahnunnig sein, an. dal f. Einbildung, Wahn, dvali
m. Betäubung, Schlaf, Tod, as. for-dwelan, ags. ga-dwelaa, errare, in
errorem duci (= fallere), ahd. twelan, torpere, sopiri, oessare in gi-,
ar-twelan ; an. dvöl f. das Verweilen , Ausruhen , davon an. drelja, dyftl-d&
aufhalten, hemmen, as. bi-dwelian, ags. dwellan, engl, dwell, ahd.
twaljan, twellan, mhd. twellen, tweln aufhalten, verzögern, sich auf-
halten, zögern, weilen.
dhvala verwirrt.
^016-^ trübe, verwirrt m. Schmutz, Wirmiss, ^oJU^o-c trübe.
-|- goth. dval-a-8 thöricht, toll, dvala Narr, ags. dvol-ma ib.
Verwirrung, Chaos, goth. dvalm-ön thöricht, wahnsinnig sein.
N.
nä, näyati schnüren, knüpfen.
v^ia spinne, r^-^a n. Gespinnst. — lat.neo, nere spinnen, ne-men n.Gespinnst
-}- ahd. n4-an, näjan nähen, goth. ne-thla f., ahd. nädela, nädla f. =
nhd. Nadel. + lit» ny-ti-s f. Einschlagfaden. — ksl. ni-tl f. funiculus, niste
(= nitja) f. tilium. Der Anklang von lat. natrix f. Wasserschlange an
goth. nadr-a-s m., an. nadhr m., nadhra f., ahd. natara, naträ f. Natter scheint
bloss zufällig, natrix ist wohl ohne Zweifel als anguis natrix 'schwimmende
Schlange aufzufassen , also von lat ein. nare schwimmen , Grundform sna
abzuleiten, wogegen nadra-, zum deutschen näjan schnüren = latein.
n^re spinnen gehören wird, wie anguis = ig. aghi, europ. anghi zu lat.
angere = ig. angh, agh schnüren.
na^ tragen, bringen aus na^ erreichen, erlangen,
gleichsam Causale vgl. sskr. nagaya bringen.
^-r«x-, rivsyX'OV, rjveyxrtXj l-vri^vox-tx , riv^x^^v tragen. -(- lit. nesz-ü,
nesz-ti, ksl. nes-^, nes-ti tragen, lit. nasz-ta f. Last. S. Gurtius 3, 288.
nagta, nagata nackt.
altirisch nocht , cambr. noeth , aremor. noaz nackt. -|- goth. naqath-8,
an. nökkvidh-r nackt. Vgl ig. nagna nackt.
Von nebhas viqog:
nebhala Nebel, Dunst, (Jewölk.
v€(f^Xrj f. Nebel , Wolke. — lat. nebula f. Nebel , Wolke. —
altirisch nel, neuirisch neal Wolke, cambr. nywl, nebula. -1- tn*
nifl- in nifl-heim-r Nebelheim, as. nebhal, ahd. nebul, nepal,
nhd. Nebel m.
nebhra und nebhran m. Niere.
ntf)^-^ m. Niere. — lat. nefr-on-es, pränestinisoh nebvun-din-ee pl. NierflO)
r
\
VII. Gemeinsam-europäischer Wortechate. 335
a. + ahd. nioro, niero m. Niere ist etwas entstellt, wie z. B. auch
jor Biber neben bifr, Grundform bhebhru.
on nabha Nabel:
nabhala m. Nabel.
ofiipalo-i m. Nabel. — r lat. umbil-icu-s. + an. nafli, ags. nafela,
ahd. nabalo, napalo, nhd. Nabel m.
Vgl. sskr. näbhila n. Schamgegend, Nabel, nabhila adj. zu näbhi
Nabel.
3n nevan neun :
nevanta der neunte.
^rraro-ff, evaro-g (für i-ve^ccro-g) der neunte, -f- lit.- devynta-s,
preuss. newint-s der neunte. — goth. niunda = nhd. neunte.
nik naikayati Getreide schwingen, reinigen.
-y • To X£xvov. VHx-Xov ' tb Xlxvov, rftxiyrij^ • Xixf^rjTriQ Msyuq^tg^ dazu
r, Ux-fio-g Getreideschwinge, Xixfiäv Getreide schwingen. -|- lit.
I, neko-ti Getreide in einer Mulde schwingen, um es von Staub
preu zu befreien, lett. nekat dass. Nach S. Bugge in Curtius' Stu-
V, 2, 336.
hema naikayati ergiebt sich aus vsixtit^q (von vnxaa)) = lit. nekoju.
nik zwinken, die Augen schliessen.
miveo, nivi, nixi, ere die Augen schliessen j conivula occulta; nico,
winken, nict-are zwinken. -|- ksl. po-nikü m. oculi demissi, po-niS%
ati oculos demittere, po-nikn% po-nik-n%ti pronum esse, oculos de-
e, deorsum, pronum spectare, ponikva locus, ubi fluvius sub terra
iditur.
P.
pan pen nähren, Nebenform zu pa hüten, weiden.
il. nav-la f. Fülle, nav-to-g voll. — lat. pan-i-s m., pgn-us n. Nah-
Vorrath. + ^i^- pei^-^> pen-eti nähren, mästen. Dazu näg,
pena Futter, Vorrath.
lat. penu-m n. penu n. penus üs m. und penus g. penoris n.
Speisevorrath. + ü^- pena-s m. Frass, Speise der Thiere, Mä-
stung, penu peneti ernähren, futtern, mästen, pene-ta-s gefut-
tert, gemastet, penetoji-s Ernährer, penoka-s alumnus, penuk-
szla-8 m. la f. Speise, Nahrung, Mast.
pataya pätaya nähren (aus dem part. pata gebildet).
Tiaräofiai, naa-oafxivog ^ ni-naa^fiat sich nähren. -{- ksl. pitay%
pitati nähren, aufziehen. — goth. fod-jan nähren, föd-ra n. Fut-
ter, germ. fostra n. Ernährung.
.
336 VII. Gemeinsam-europäischer Wortschatz.
Zu pa hüten:
pana päna m. päniä f. Herr, Herrin.
noivtt in Sianoiva f. Hausherrin. -j- lit. pona-s m. — ksl ptfitl
(nach Miklosich aus dem Polnischen), böhm. pan m. Herr, lit
pone d. i. ponja Herrin, Fräulein. VgL zend. pana hütend, wah-
rend, z. 6. in rana-päna m. (Bein schützend) Beinschiene.
paiman m. Hirt, von pä hüten.
noifjLYiv m. Hirt. + lit. pemd, g. pemen-s m, Hirt.
(Von pä Vgl. sskr. pä trocknen oder zu spa hauchen?)
päna Brand.
7iäv6-g m, Brand , Fackel. + altpreuss. V. panno f. Feuer, panu-
staclo Feuerstahl. — goth. fön Feuer (funa zu sskr. pavana?)
pa^, pekati raufen, kämmen, scheeren.
nixfo^ nUxta^ nixTia scheeren, kämmen = lat. pecto pect>Sre, pect-en
Kamm. -)- lit. peszü, peszti raufen, rupfen. — ahd. fah-s m. Haar.
Auch das deutsche fechten, focht gehört hierher.
(Von pan pa = span spa spinnen, ziehen?)
pana, päna m. Faden, Gewebe, Gewand.
Tttivo-s dor. näv6-g m. Faden, Crewebe. — lat. pannu-s (panu-s)
m. Tuch. -)- ksl. o-pona f. aulaeum , velum. — goth. fana id.
Zeug, Tuch, ags. fana m. Zeug, Tuch, ags. fana m. FahsOt
ähnlich ist sskr. dhvaja m. Fahne unser nd. dok, an. dük-r, altd*
tuoh m. n. (a-Stamm) Tuch. *
pap, pamp aufblasen, aufdinsen.
nofi(p^-g m. nifiip-i-gj nofxtf^kvl f. Blase. — lat. pamp-inu-s m. Weiß*
laub, pap-ula Bläschen. -)- lit. pämp-ti aufdmsen, dick werden, pamp-
ala-s aufgedunsen, dick, pamp-ly-s dicker Kerl, vgl. an. fifl (aus femfla)
m. Biese, Tölpel, Narr = ags. fifel n. Seeungethüm, Riese.
Vgl. sskr. pippala m. Beere (Pfeffer, daher nineQi, piper Pfeffer) pippfr
laka n. Brustwarze, piplu m. Blatter, Mal, pupphula Blähung.
Zu pra TtQo:
präva frühe (von pra).
TiQtot adv. frühe , TTQcj-iO'g , nQüi-iCo-s adj. frühe. -|- ahd. fruo,
mhd. vruo adv. frühe, früh am Tage, ahd. fruoji, mhd. vrüeje
adj. früh, zeitig (= 7iQ(6u)-g)y ahd. fruo-i f. die Frühe.
par pariati zutheilen, spenden, bringen, gebären.
i-noq-ov spendete, schenkte, vlov gebar, ni-nqui-xat ist zugetheilt, ve^
liängt; TTo^-*-?, TtoQ-Ti-g^ noQ-ra^ m, f. Kalb, Färse; junger Mann, junge
Frau. — lat pario peperi partum parere verschaffen, gebären, par-tn-s m.
Vn. Gemeinsam-europäischer. Wortschafas. 337
era, parare verschaffen, parere zur Stelle sein, pars tis f. Theil,
theilen, por-tio f. Antheil. -|- lit. periu pereti brüten, hecken,
le f. Bruthenne, pera-s m. Brut (besonders der Bienen).
skr. par prnäti parti piparti (füllen) nähren, aufziehen, spenden,
:en, Ted. a-prnant nicht spendend, geizig. ^
te ig. Verb par füllen, spenden, aufziehen hat sich auf europäi-
Boden der Art gespalten, dass für die Bedeutung „spenden, auf-
'* (7roQ£iv parere) die Form par verblieb, dagegen „füllen" von da
I hiess.
parti f. Theil, Seite.
lat. pars, parti-nm f. Theil, Seite. -{-ksL plati m. f. Theil, Seite,
lit. palti-s f. heisst speciell Speckseite.
parsi Farr, Färse.
no^i-g (für no^^ir- no^i'i) f. noqrT^-g f. no^a^ f. Kalb, Färse. 4*
ahd. far, pl. farri, mhd. far m. und ahd. farro m. Farr, junger
Stier, mhd. ferse f. Färse.
Mit noqtal vgl. übrigens auch sskr. prthuka, prathuka m. Kind,
Knabe, Junges eines Thieres, das von prthu breit wohl ganz
zu trennen ist.
Hierher gehört auch goth. frast-i-s Kihd, Nachkomme (und frai-
va- n. Same?).
par prä wehen, sprühen, lodßrn, flammen.
MJ-/M* blasen, lodern, brennen , n^ij-aai, dva-Tt^ija^t^ T^^V^^^i nQ^a-
r(nj-*iü, ev-Tt^a-To-g s. Curtius' Studien HI, 228. + lit. pel-ena-s
3rd, ple-ny-s m. Flockasche, plen-iti lodern. — ksl. pal-ji^, pal-iti
n, pla-my Brand s. präman, pla-n%ti verbrennen, intrs. pla-pol-
9ammend. Kann durch die Bedeutung „blasen^' mit ig. par füllen
nenhängen, vgl. sskr. pürta gefüllt, sodann mit Luft gefüllt, auf-
3n, Qarikham par eine Muschel (füllen ==) blasen,
ach ksl. prachü (== prasars) m. Schutt, Staub, Pulver, russisch
ü m. Pulver mit sskr. purisha (aus parasa?) n. Dunst, Staub, Schutt;
i.
präman m. n. (Sturm) Brand von par, prä bla-
sen, brßnnen.
nqrjafjia n. Brand , nq^fiaCvta für Tr^ij^ay-jw heftig wehen. + ksl.
plamy gen. plamen-e m. Brand.
»n pal voll werden = auswachsen :
pala, päla m. Fohlen.
ntoXo-g m. Fohlen, junges Pferd, Pferd. — lat puUu-s wohl für
put-lu-s, vgl, putu-s, putil-lu-s und s. puta, -f- germ. folan in
^ an. foli, goth. fula, as. fola, ahd. folo, mhd. vole m., nhd. Fohlen,
und german. folja in an. fyl, ahd. fuli, mhd. vUli n. Füllen.
22
1
338 Vn. Gemeinsam-europäiaeher WortBchatz
Von pal beschütten:
pelna Haut, Fell.
nilla f. (für nilpa7) Haut, vgl. a^nelo^ hautlos, onveTbanciit,
iQvai-neXag Hautröthe. — lat. peUi-8 f. (für pelni-s) Haut 4*^
plene = plen-ja f. Haut, Netzhaut. — prenss V. pleyni-« Hirn-
haut — goth. fiUa (für filna-) n. Fell. Sskr pura n. Fell ist
unbelegt. Groth. II ist immer = In.
pelraan, pelma Haut, Fell.
niXf^a n. Sohle , f^ovo-nekfio^ mit einer Sandale. -{- ags. film a
Haut , engl, film , ags. filmen membrana , altfriesisch fihnene f.
Haut.'
pelva Haut.
gr. in inl-nXoso-qy inC-nXoo^ m, Netshaut, vgl. imnoH Ober-
flache. + U^- pleve (== pleyja) f. feine Haut, Membrane, Netz-
haut, pleve aus pelve, pilve wie plene aus pilna und kreiva-B
krumm aus (kirva-s) = lat. cunru-s.
pläman n. Füllung, sodann Same, von plä fiil-
len, schwängern
TiXrjfffxtt n. Füllung, sodann Same, vgl. nenX^a^w. schwanger
sein. — lat. ple-mea-tu-m n. Füllung. + ksl. plem^ n. Same.
Vgl. auch ksl. plodtt m. Same und lit. pilna-s voll und schwan-
ger (freilich unedel).
par^a hl Schwein, Ferkel.
lat. porca-8 m. -\- lit. pärsza-s m. Ferkel, Schwein, vgl. ksl. pras^ n.
Ferkel. — ags. ferh, fearh, ahd. farh, farah, mhd. varch m. Ferkel, Fe^
ken. Vgl. lat. spurcu-s schmutzig.
par^alia Ferkel, demin. von (parkala^ par^a.
lat. porculu-8 m. Ferkel, porcilia f. junge Sau. -|- lit. parszeH-s
m.' (ja-Stamm) Ferkel. — ahd. farheli h., mhd. värchel-in n. Ferkel
parktna vom Ferkel, vom Schwein.
porcinu-8 vom Ferkel , vom Schwein , porcina f. sc. caro Schwei-
nefleisch. + lit. parszin-i-s vom Ferkel, parszena f. Ferkelfleisch.
parka Furche.
ksl. porca f. Ackerbeet, Furche, porc-ul-etu-m n. in Beete^ eingetheiltea
Feld. + ahd. furh, furuh, mhd. vurch (i-Stamm) f. Furche, ahd. (furh-
Jan) furhan, mhd. vurchen, nhd. furchen.
parp, palp schnarren, kreischen.
niXiitayfjL6g • not& rig (pavi^ Hesych. — lat. pulp-fire kreischen vom Greier.
-|- lit. parp-iu, parp-ti schnarren, parp-ly-s fn. die Maulwurfsgrille, lit.
plop-iu, plop-ti plärren, blarren.
VII. Gemeinsam-europäischer Wortschatz. 339
-pala zusammengesetzt mit Zahlwörtern: -fach, -faltig.
t. sim-plu-s, du-plu-8, tri-plu-s, Yg\,d-nX6-g, anko'trjg, ccnXo-üvvtiy ge-
öhnlich a-nkoso-gf d-nXoo-g, dnXovg, SmXovg. -|- as« twi-fl-i, ahd. zwi-
l zwi-val aneeps, dubius, goth. tvei-fl-a-s , alid. zwi-fal , mhd. zwi-vel m.
veifel, Ungewissheit. Zend. a-bifra heisst nach Justi „unzweifelhaft",
Bo bifra für dvipra = lat. duplu-s, ahd. zwifal?
-palta mit Zahlwörtern zusammengesetzt: -faltig, -fach.
'TtXaaio-g, TQi'nXdato-g u. s.w. + ^hd mhd. zwi-falt, zweifaltig, zwie-
ih, ahd. zwi-falti f. duplicitas, dri-falt, mhd. dri-valt und dri-valt-ec
äißlltig, ahd. dri-falti, mhd. dri-valte, dri-valde f. Dreifaltigkeit. — goth.
i-falth-a-8 einfaltig, ain-falthei f. Eänfältigkeit, fidur-falth-a-s vierfaltig.
palma m. palmä f flache Hand.
IttfiTi f. — lat. palmu-8 m. palma f. flache Hand. — altirisch lam Hand
? p-läm = p-alm wie lan = p-lan = paln voll). + *S' folmos pl. m.,
. folm, ahd. folma f. flache Hand. Vielleicht von spal (= sskr. phal)
bhun.
Zu pal = ndllü) , lat. pello:
palm schlittern, erzittern.
mX^fA-'C^o} erschüttern, zittern machen, med. pass. erbeben, schüt-
tem. 4" an. fi&lma incerto motu fern, trepidare, goth. us-film-
an- erschrocken (= erschüttert), us-film-ein- f. Schrecken, Ent-
setzen, Staunen. Zu pal = ndXXio, lat pello, Secundärthema
wie darm schlafen zu dar. Zu neXefi auch noUfi-o-g Krieg (Er-
schütterung).
pälaya feilhalten ^ verkaufen, von par handeln, de-
nom. von päla feil.
Uai verkaufe. -|- an. fal-r, ahd. fal-i, fal-i, feil-i feil, verkäuflich, ahd.
an, feiljan, mhd. feilen, verkaufen.
Von pi schwellen:
pid strotzen, quellen, Weiterbildung von pi
durch d.
ni^-v-to quellen, noXv-ni^a^ quellreich. -|" *^* fßit-r, as. fet,
mhd. veiz fett, mhd. veiz n. Fett, an. feita (= fait-ja), mhd.
veizen fett machen, dazu part. pf. ahd. feizit, mhd. veizt, nhd.
feist. Wie sich dazu ags. fät, engl, fat, nhd. fett, Fett verhält,
ist nicht klar.
Von pi hassen, anfeinden:
pik verdriessen.
lat. pig-et, pe-jor (für peo-jor) pes-eimu-s (aus pejes-timu-s) .pe-
cäre (peccäre). + lit. pik-ta-s übel, böse, schlecht, paika-s unnütz,
22*
340 YII. GremeiDdam-earopäiBcher Wortschatz.
dumm, paiküju paikoti habsstarrig sein. — ags. faeh-dha f. =
ahd. fehida, mhd. vehede, nhd. Fehde f., ags. ge-fic n. dolus,
frans, german. faik-na n. Schlimmes, Böses.
Offenbar von pi hassen durch k abgeleitet.
pik, pikya m. f. Pech.
nlaaa f. (= nw^a) Pech. — lat. pix, pio-is f. Pech. + ht, piki-8 in.
Stamm pikja- Pech. — ksl. piklü, auch pic-llü m. Pech.
Vgl. sskr. picchä f. (d. i. piska) Schleim, Schmier aus Pflanzen, Gummi,
picchila schleimig.
pip piepen, pfeifen, vielleicht im Zusammenhang mit
parap pap aufblasen, oder onomatopoetisch.
nin~o-g^ nCnn-o-g m. junger Vogel, nTn~m f., nCn-qa f., jr/i^tyf m. und
nup-aXXi-g £ Namen von Vögeln. — lat. pip-are piepen, wimmern, pip-
ion m. ein Piepvogel, pip-ulu-s m. Wimmern, Lärmen, davon pipil-are
piepen, vnmmem. -|- ht pep-alä f. die Wachtel, preuss. pipali-ns acc.
pl. Vögel.
Vgl. sskr. pippakä f. pippika m. pippala Namen von Vögeln.
pisyati praes. zu pis pinsere.
mtoaoi (d. i. TTTtor-jo») stampfe, enthülse. + ^^1. pls% (= plsj%) stampfe.
pisana n. Graupen, von ig. pis pinsere.
nxlaavo-v n. ntutavri f. Graupen. -}- ksl. piseno n. (d. i. pl84-
j-eno = eno) Graupen, aXtpira.
piska m. Fisch.
lat. pisci-s Fisch, wohl aus älterem a-Stamm. — altirisclh iasc (d. i. esc
[r= p-esc] mit Dehnung vor Doppelconsonanz), irisch, gäliflch iasg m.
Fisch. -|- goth. fisk-a-s, as. fisk, ahd. fisc, mhd. visch m. Fisch.
Vgl. sskr. picchä (= piska) Feder? (= Flosse = Fisch?)
piskäya fischen, denom. von piska.
lat. piscor, piscari fischen. -f~ goth. fiskon, ahd. fiscon, mhd.
vischen, fischen.
piskäria (zum Fisch gehörend) m. Fischer.
piscärius zum Fisch gehörig, m. Fischer. 4~ ^* fiskari, ahd.
fiscäri, mhd. vischaere m. Fischer.
pisktna vom Fisch, fischen, adj. zu piska.
lat. piscina sc. lacus Fischteich, eig^entlich fem. eines adj. piscinus.
+ mhd. vischin fischen, von Fisch.
1. pu schlagen, hauen, praes. pavia.
ttk/o) (für nastjüt) naC-ato = lat. pavio, pavire, de-puvere, pavi-mentu-m
Estrich. -\- lit. piauju , piau-ti schneiden , mähen , schlachten.
Vgl. sskri pavi m. Beschlag, Radschiene, pavira m. Lanze, paviru m.
Donnerkeil (?)
VII. Gemeinsam-europäischer Wortschatz. 341
on pu reinigen:
1. püra m. Weizen.
nv^-g m, Weizen. + ^^sl. pyro n. Spelt, oXvQa. — lett. pürji
Weizen, lit. pura-i pl. m. Winterweizen, altprenss. V. pure heisst
Trespe (gleichsam Wildweizen?) Vgl. sskr. püra m. ein Kuchen?
Wohl das „reine" Getreide , vgl. lat. püru-s.
pürina adj., von püra.
nvQivo-g von Weizen. — ksl. pyrönü von pyro Spelt.
2. püra n. Feuer, von pü rein, hell machen.
nvQ, dialectisch noviQ n. pl. nv^d Feuer. — oskisch pir Feuer.
4- an. f^r, as. fiur, ahd. fiur, fuir, mhd. viur n. (a-Stamm)
Feuer. Vgl. lat. puru-s rein, blank? und armenisch hhür
Feuer? (armenisch hh = p).
Vgl. sskr. pavana Feuer und goth. fu-na m. Feuer, fun-isk-a-s
feurig.
Die deutschen Formen beruhen auf Gunirung.
pünna feurig, von Feuer, adj. zu 2 püra.
nvQivo-g feurig, von Feuer. -f~ ^d. fiurin feurig, von
Feuer.
)n einer Basis pu:
pava wenig, gering, klein.
naj-iS ^ nai'Sj nalg m. f. Kind, nav-Qo-g wenig. — lat. puer,
puella, pau-cu-s, pau-per, pau-lu-s (für pauxlu-s vgl. pauxillu-s).
-)- goth. fau-s, pl. favai wenige, ahd. fao, faoer, fower wenig,
selten, engl, few wenig.
puta m. Kind, Junges, Küken.
lat. putu-s, pul-lu-s (far put-lu-s), putillu-s. + lit. put put ruft
man die Küchlein, putyti-s m. Küchlein, pauta-s m. £i (jetzt
nur Hode). — ksl. püta f. , pütachü m. Vogel , pütenicl m. Küch-
lein , pütica f. Vogel , pütüka f. und pütisti m. kleiner Vogel.
— • nhd. mit put put lockt man die Küchlein , vgl. Put-hühncheh,
Put-chen, vielleicht unverschobene Lallworte.
Vgl. sskr. putra m. Kind, Sohn, pota m. Thierjunges (= lit.
pauta-8 Ei).
pükä f. Fichte.
f. Fichte; Föhre. + lit. pusz-i-s m. Fichte. — ahd. fiuh-ta f. Fichte
ngeschobenem t). Sskr. püga m. heisst Betelnusspalme. — Preuss.
se Kienbaum ist mit W. Burda, Beiträge VI, 3, 353 gewiss peuse
in. — lit. puszi-8 wohl = puksi-s, nv^og Buchs.
püklna lichten, von der Fichte, pükä.
nivxivo-g fiohten. -)- lit. puszin-i-s fichten. — mhd. fiehtin fichten.
342 VII* Gemeinsam-europäischer Wortschatz.
1. plak und plag schlagen; (sich schlagen =) wehklagen.
TtXrjaaoi = Trilijx-jfti schlage, nkr^y-i^ f. Sohlag. — lat. plang-o klage,
plag-a f. Schlag. -f~ ^i^- plak-u^ plak-tl schlagen, plek-a undpleg-af.
Schlag, plek-iu schlage. — ksl. plac-%, plak-ati klagen. — gotb. flek-an,
fai-flok beklagen, ahd. fluch, mhd. vluoch ni. Fluch, ahd. fluochön,
fluochen, mhd. vluochen fluchen.
plaga Fleck, Flick.
lat. plaga f. Netz , Garn ; Teppich ; Gegend , Strich , plagola f.
Toga „flecken" (es waren zwei) , Blatt Papier, Teppich. -|- an.
flekk-r ni. Fleck, ahd. flec, flech, mhd. ylec m. st. und ahd.
flecco, mhd. ylecke schw. m. Stück Zeug, Lappen, Stück; Platz,
Ort; Stück Eingeweide; Schlag; Fleck, Beschmutzung.
Von plag = plak schlagen.
pläkä, plägä f. Schlag, von 1 plak.
nlrjyri f. Schlag. — lat. plaga f. Schlag. -)- lit. pleka und ple^
f. Schlag; nXrjaaa) = ;rAi}xj(ki schlage = lit. plekia schlage.
2. plak, plektati flechten.
nX^x-m, i-nXdx^rtv flechten, nXox-afxo-g m. Locke. — lat. plecto flecki.t;e,
sup-plex, plica, plicare. -f~ ^^^* plet-^, ples-ti flechten. — goth. flahtsk f.
Flechte, ahd. flehtan, flaht, nhd. flechten, flocht, geflochten, ahd. fla^-s,
nhd. Flachs m. Vgl. sskr. pra^-na m. Geflecht, geflochtener Korb?
plaktä f. Geflecht.
nXextii f. Geflecht, Seil, Netz. -)- goth. flah-ta f. Flechte.
plag hin und her zucken, flackern, aus ig. sparg =
sskr. sphurj.
nXtcCofiai für nXay^jof^uxi hin und her ziehen, irren. -|- ags. flac-o:^»
volitans, engl, to flacker, flicker, nhd. flackern. — ksl. plüz^, plüi-^it^i
labi, repere, plaz-ivü, lubricus, plSz^, pläs-ti kriechen.
plära m. Flur, Estrich.
irisch gaelisch lär (d. i. p-lär) fundus, so)um, cambr. laur, llawr, lo^''*
solum, pavimentum. 4- an. flor-r g. flor-s pI. ar m. Steinfussboder:^*
ags. flor m. f. Estrich, engl, floor; mhd. vluor st. m., nhd. Flur f. Z**
einem Verb pla schlagen vgl. lit. plo-ti schlagen, klatschen, plo-na-'^
schmal, flach, plo-ne f. Kuchen, Fladen (und auch lat. plä-nn-s eben?
das man freilich auch zu plak schlagen (vgl. deutsch „flach") stelle^i
kann). — Richtiger vielleicht zu plä = pal auflullen, aufschütten..
plinda Stein.
TiXiv&o-g f. Ziegel. + *8fs* flint, ahd. (flinz) flins, vlins hl Kiesel, Stein 1 k
(lit. plyta, ksl. plinüta f. Ziegel ist aus dem Griechischen bloss entkhot 1 k
s. Miklosich s. v. plinüta). | ii
VII. Gemeinssun-europäischer WortschatE. 343
B.
baitä f. Bock.
Tfi f. Hirtenkleid aus Fellen, + goth. paida f. Rock, mhd. pfeit f.
nd, hemdähnliches Kleidungsstück.
misch paita Hemd ist nach W. Thomsen „lieber den Einfluss der ger-
oischen Sprachen auf die finnisch-lappischen^^ S. 159 aus dem Deutschen
lehnt.
Zu bab Tonwort:
bambaya Getös machen.
ßofißo-g m. ßofjLßiio, -)- lett. bambaju , bambat ein hohlklingendes
Getöse machen, lit. bambeti in den Bart brummen.
bambuli Wasserblase.
ßofißvXi-g f. Wasserblase. + lit. bumbuly-s m. Wasserblase. Vgl.
auch lat. babulu-s plappernd, ßofißvX-io-g Hummel mit lett.
bambal-s = lit. bimbala-s m. Käfer.
babkä f. Beere.
bacca, bäca f. Beere, -f- lit. bapka-s m. und bapka f. die Lorb'eere
ih Nesselmann auch babka-s gesprochen).
babä f. alte Frau, Anune, Lallwort.
(6 fj ein Kindergespenst, Bavßto f. Amme der Demeter. -)- lit. boba
Lte Frau. — ksl. baba. — mhd. habe, bobe f. Alte, Mutter (vgl. den
. Eigennamen bäbä f. sowie den lat. Baba m.).
bai^dhä f. Bart.
barba f. Bart. -{- lit. barzdä f. Bart (mit eingeschobenem s). — ksl.
la f. altpreuss. bordu-s Bart. — ags. beard, afad. hart, part, nhd.
b m. (i-Stamm). Lat. barba verlangt bardhä, deutsch bard, bhardhä
Grundform.
bhardliata, barbatus, von bardhä.
lat. barbätu-s bärtig. -|* lit. barzdota-s. — ksl. bradattt bärtig.
bars schreien.
barr-u-8 m. , barr-ire, barri-tu-s St. bars. + ksl. bres§ = bres-j^,
;h-ati latrare, brech-anije n. clamor, St. bres = bars.
basd, besdati stänkern, fisten.
», ßdiao}, Stamm ß^ea-, dass. ßde-XvQo-s scheusslich. 4~ ^^* bezdu,
1-eti stänkern , bezd-alu-s m. Stänkerer , aber mhd. fist m. Eist zu an.
, feis pedere. Vielleicht in etymologischem Zusammenhange mit sskr.
sad f. Hintertheil oder bhas-trä f. Blasbalg.
344 VIL Gemeinsam-enropäischer Wortschatz,
basdala m. Stank, Fist, von basd.
ßSoXo-s (für ßdoaXo-g) m. Stank , Fist. + lit. bezdala-s m. Stank,
Fist.
bub, baub brüllen, brummen, von dnmpfen Tönen,
besonders vom Tone der Kolirdommel.
flavp-vues' TteXexäves Hesych. — lat. bubSre vom Tone der Bohrdommel,
büb-6n- m. Uhu, büf-on- m. Kröte, baub-ari bellen. -\- lit bab-aa-ti
dampf brüllen, bub-enti leise donnern, bub-ly-s, baub-ly-s m. Rohrdom-
mel, baub-ju, baub-ti brüllen, brummen. YgL nd. pupen, pedere, mhd.
pumpern dampfe Töne hervorbringen.
blakta Wanze.
lat. blatta f. (wohl für blacta) Wanze, Schabe. + lett. blakt-i-s f. Wanze,
Schabe, vgl. lit. blak-e (= blak-ja) f. Wanze, Schabe, blatta aus blac-ta,
wie natta Walker aus nac-ta (= dorisch vdx-ta-g Walker, vgl. vacaa^
vwc-to-g).
Zu bhag (payelv.
bhäga f. Buche , eigentlich Essbaum , von hhag
(paynv, oder bhag brechen.
(f^iyo-s f. Speiseiche. — lat. fagn-s f. Buche, -f- ags. hoc f. Bu-
che, Buch, goth. boka f. Buch, ahd. puocha f. Bache, nbd.
Buch n. , Bnche f.
bhägina buchen, von Buchenholz, von bhäga.
(piiyivo-e vom Holz der (priyos. — lat. faginu-s von Bu-
chenholz. -|- &hd. (puochin), mhd. buochin, büechin, nhd.
buchen, von Buchenholz.
bhag, bhagati backen, rösten.
(ptüyto röste, (fxoy-avQV Bost. -)- an. baka, adha, ags. bacan, boc, engl
bake, baked, haken; ahd. packan, pachan, mhd. bachen, baoc, nbd.
backen, bück, gebacken.
Sskr. bhaoj , bhanjayati leuchten odej: sprechen ist nicht belegt.
bhadh graben.
ßad-'V-g tief, ßod^-wo-g Grube, ßod-Qo^g m. Grube, ßd^-og, ßiv^^og n.
Tiefe. — lat fodio, fossi, fossum, fodere^aben, fossa f. Graben, fodicare
stechen. -|~ ht. bedu ich grabe, bad-au, badyti stechen. — ksl. bodii,
bos-ti stechen, bod-lT m. Dom; dazu noch lett. bedu, bed-it graben, ap-
bedit begraben, bed-re Gruft und preuss. V. 1)oadi-s Stich, Stichwunde.
Griech. ßod- verhält sich zu lat. fod wie ßvd^ in ßvd^fAog zu lat. fundns.
Vn. Oemeinsam-europäischer Wortschatz. 345
bhadlira Grube.
ßo&Qo-s n. Grube. + lett. bedre f. Gruft.
11 bhandh binden:
bhendhara verbunden, gesellt.
niv&eQo^g m. Verwandter. 4" lit. bendra-s gesellt, Genoss, Theil-
haber.
Zur Form vgl. sskr. a^bandhra bandlos (von einem Gefasse).
bhan, bha verwunden, tödten.
fv-ov ^ ni-ifa-fiai ^ ne-ipi^-^ofiai, '(fa-tO'g getödtet in ji^-^cno-s
ampf getödtet , nakal-tforo^g längst getödtet. 4" altirisch ben-im,
ben, be occisio. -|- ksl. bij%, bi-ti schlagen, tödten, po-boj m.
;, Tödtung. — an. ban-a tödten, goth. ban-ja f. Wunde, Geschwür,
3-dh, ags. beadu, ahd. badu- f. Kampf, Sohlacht.
bhana mordend m. Mord, Tod, von bhan.
-ifovo^g in Zusammensetzungen mordend, tödtend, ffovo^ m.
Mord, Tödtung. — altirisch ben, be occisio, caesio. -f* &&>8.
bana, bona m. Mörder, ahd. bano m. Tod, Mord.
bhatu das Schlagen, Kampf.
vulgerlatein. batu-ere schlagen, batu-alia Kriegsmanöver, daher
franz. battre, bataille, wie Ebel erkannte', aus dem Celtischen,
denominal von (batu). 4" &°' bödh (d. i. badhu-), ags. beadu,
ahd. b&du- f. Schlacht, Kampf.
Vgl. "ipatO'S geschlagen, getödtet.
bhabä f. Bohne.
ba f. Bohne. + altpreuss. V. babo f., ksL bobü m. Bohne. —' vgl.
»ean, an. baun, ahd. bona, pona f. Bohne. Deutsche Grundform
• wohl aus babna, vgl. ahd. nioro Niere neben VKfQo-g,
bhabh, bhebh beben, zittern.
lai flüchte, zittre, (p6ß-o^ Furcht, (pdyf (flüchtige) Taube, (poß-ti
*ndes) Haar, Mähne. — lat. feb-ri-s Fieber (das Beben), tib-ra f.
fimb-ria Saum, Franse. 4" an. bif g. bifs n. Bewegung, Beben,
Eidha bewegen, erschüttern, bifast schüttem, beben, bifun f. Er-
3rung; ahd. biba, piba und biba, mhd. bibe st schw. f. Beben,
i; as. bibhon, bifon, ags. beofian, ahd. biben, pipen, mhd. biben
ben, nhd. beben; ahd. bibinon, pipinon, mhd. bibenen zittern,
, ahd. pipinunga, mhd. bibenunge f Beben, Zittern,
hi furchten, ved. a-bibhyant nicht fürchtend.
bhebha das Beben.
ipSßo-^ m. + sin* hif g. bifs n., ahd. biba, piba f. das Beben,
Bewegung.
346 YU. GemeinBam-europäbcher Wortschate.
bliebhra, fibra.
lat. fibra, fimbria. -I- au. björr m. abgeschnittener Streifen,
Fetzen (für bifr wie bjorr Biber für bifr , und bjorr m. Bier
für bifr aus bibere.)
bheblira das Fieber.
lat. febri-8 Fieber, -(- nd. baewer m. baewem bebem = beben.
Zu 1 bhar, bherati, ferre:
bheraka ferax.
lat.ferax, acis fruchtbar. 4~ &hd- pirig, birig, mhd. biricfracbt-
bar, ahd. pirigi f. Fruchtbarkeit, ahd. birigon fruchtbar m«dien,
befruchten.
bhara adv. fere.
lat. adv. fere in hohem Grade daraus 1. ganz, völlig so 2. zwt
sehr, doch nicht ganz so, nahe zu, beinahe, fast. -{- as. bar-,
ahd. pora-, bora-, mhd. bore-, bor- nur als Praefix, mit Ad-
jectiven und Adverbien zusammengesetzt: 1. gar sehr, 2. nicht
ganz, wenig, gar nicht, z. 6. ahd. pore-vile, mhd. bor-vil sehr
viel und nicht ganz viel , wenig. (Mit lat. feru-s wild vgl. an.
bar-skapadhr von heftigem, hitzigem Charak^).
Voa bhar beben, woher mhd. bor m. Erhebung, Empörung,
an. b4ra f. Woge, Weile, ahd. bor, mhd. bor in en-bor, nhd.
em-por st. f. 2 Höhe, Ehrhebung.
bharas n. Getreide, von bhar tragen, wie Getreide
von tragen.
lat. far, farr-is (für fars-is) n. Dinkel, Spelt; Mehl, nmbr. fars-io
Speltkuchen , far-ina f. Mehl (aus farsina , farrina durch Ein-
wirkung des nom. far). 4~ goth. (baris) Gerste, davon bariz-eina^
gersten, von Oerste, an. barr gen. bars, ags. bere ul Gerste,
engl, barley. Vgl. auch ksL bürü, borii m. Art Hirse^ nsL Gerste
8. Miklosich s. v.
Zu 2 bhar spalten , bohren :
bhara m. Abtheilung, Abschnitt, Fach.
Vgl. tpaq-aos n. Abschnitt. — lat. foru-s m. selten foru-m n.
„Abtheilung, Gang, Fach" Gang auf dem Schiffe, Sitzreihe im
Circns; Gartenbeet, Rabatte; Bienenzelle; Würfelbrett, foroli
n. pL (die Fächer =) Bücherschrank, -f- lit. bara-s m. Stack
Feldes, welches ein Arbeiter bearbeitet, z. B. der Gang, den
der Schnitter bei der Erndte macht. — ahd. para , mhd. bar st
n. Balke, Schranke, eingehegtes Land, sunder bar ohne Schran-
ken, unaufhörlich, unverzüglich, mhd. barre st. L Schranke,
Zaun, Gehege, engl, bar Gerichtsschfanke.
VII. Gemeinsam-europäiHGher Wortscliate. 347
Gleichen Stammes auch wohl ahd. parel, mhd. barel «t. n.
Becher (eigentlich „Gefach^') und lat. fom-m n. Geföss sum
Weinpressen).
bharäya bohren.
lat. foräre, per-foräre, forä-men. -f" &hd. porop bohren, an.
bor-r m., ahd. pora f. Bohrer. Ein dem ahd. pora entspre-
chendes bhara Bohrer ist Yorausziuetzen.
bliar, bhariati schlagen.
r-io , fer-ire schlagen, -f- ksl. bor-j% , bra-ti kämpfen = lit. bar-iu,
schelten, barti-s sich zanken; lit. bar-ni-s f. Streit, Hader =
ra-Dl f. das Ringen, Kämpfen, Streiten. — ags. ber-ian,- an. bwja,
»eijan, berjan, mhd. bem schlagen, klopfen, treten; kneten, for-
3f. lat. forma?
ikr. bhara m. Kampf, Schlacht.
4 bhar (bhur) wallen:
bharman Gährstoff, von bhar, bhur wallöi.
lat. fermen-tu-m n. Gährstofi , vgL tpaQ-fnn'-ieo^ n. •-f' <^« beorma
m. engl, barm , nhd. barme , banne Gährstoff, Gest zu ags. beor-
n-an, goth. brinnan brennen.
bhrat sieden , wallen ' (aus 4 bhar durch t ab^
abgeleitet).
ß^aaaoi (ßQctt^ito)^ ßqdaai sieden, brauen, auswerfen, ßqua-fto-^
m. ßqua-fia n. Erschütterung. — lat. fret-u-m n. das Sieden,
Wallen, Gluth; (siedende Fluth) = Meerenge, Meer, Simd,
fret-äle n. Bratpfanne, -f- ahd. bratan, pratan, mhd. braten,
nhd. braten, briet, gebraten, an. bradh n. das Schmelzen, be-
theertes Holz, an. brädh f. Wildpret, ahd. brät, prat, mhd.
brät st. n. Fleisch, ahd. bräto, präto, mhd. brate m. ^Fleisch,
dann wie nhd. Braten.
bhru wallen, schwellen; brauen.
ßqih-oi schwelle {ßQv-jto), ßQü^ro^ Bier, ßQv-ua n. pl. Trester. —
lat. de-fru-tu-m der eingekochte Saft , Mostsaft , Fru-ti-s Beiname
der Venus, fru-t-ex Strauch. -{- an. brugga, mhd. briuwen,
st. V. brauen, ags. brodh, ahd. prod n. Brühe; goth. bru-thi- f.
Braut (= schwellende) dazu auch mhd. briuzen, broz schweUen,
knospen (bru-t aus bru).
bhruta n. Brühe.
ßQV'To-v Bier. — lat. de-frütu-m Mostsaft. + ags. brodh
n., engl, broth; ahd. prod n. Brühe.
bhark, bhrak drängen.
tf } (fQay-vvfi&y i-fpQtiy-fiv schliesse ein, mache fest, ip^y^/Ao^ Zaun«
348 YIL Gemeinsam-earopäischer Wortschatz.
VeraohliUNi, <f^v->^«ut-To-c Verschlag. — lat. faroio = (pQaa-ifm^ fard-men,
ÜNÜlis, far-tor. -|- lit. bruku, brak-ti (brok-su if^a) drangen, zwängen,
^-brukti hineindrangen, hineinzwängen; einprägen; hastig, ungestüm hin-
eintreiben , z. B. Vieh in den Stall. (Nach Enrsc^at brok-ti etwas in eine
enge Ritze hineindrängen). S. Cortius 283. Dazu auch german. be^
gan, barg, borgan-s == nhd. bergen, barg, geborgen, Berg, Burg.
bhark, blirak riechen, duften.
lat. frag-u-m n. Erdbeere, frag-r-äre duften. + ^hd. (prahan), mhd.
brachen riechen, ahd. pra-dam, mhd. bra-dem m. Hauch, Brodem, ags.
brae-dh Duft, Hauch, engl, breath.
bharg, bhergati tönen.
tpQvy'Üth^ kleiner Vogel. — lat. frigere zirpen, schreien, fring-üla Fink,
frig-uläre von der Dohle, frig-ütire zwitschern, murmeln. -|- ags. beorcan
bellen, (ic beorce svä hund), borcian bellen, engl, to bai^, an. berkja,
berk-ta prahlen.
bWag verlangen, eigentlich wohl „entbrannt sein"
und mit bhalg (pkeya identisch.
lat. flag-it-are wünschen, verlangen. 4" ^b^* blag>tl erwünscht, gut.
Vgl. zend. bereja m. Sehnsucht, Verlangen, berejaya wünschen, berekh-
dha lustsam , erwünscht
bhalva schlecht, böse.
(pavXo-g (für (pccX^o-s) schlecht, gering, böse. -|- goth. balv-a-s böse in
balva-vesei Bosheit, balv-jan quälen, as. balu n. Verderben, üebel, ags.
balu, bealu verderblich, schlimm, schlecht.
Mit (flav-Qo^ vgl. goth. blau-tha- schwach, nhd. blöde (= ahd. blodi,
mhd. bloede) zur Wurzel bhlu (pXv-w^ lat. flu-o vgl. flu-ere (fliessen) -
schlaff herabhangen, fluidus schlaff.
bhidh, bhaidati erwarten, trauen.
ne(&to, ninot&a. — lat. fido. 4"goth. beidan erwarten, baid-jan nÖthigen.
Zu bhü ffvvai :
bhülia n. Blatt, Kraut, von bhÄ.
(pvXXov (= (pvX^O'V n. Blatt , Kraut. — lat. foliu-m n. dass. -(-
ksl. byll f. B[raut, bylije n. Kraut. Vgl. (pvXo-v, (pvXi^ und goth.
baul-jan schwellen machen, aufblasen, ahd. piuUa, mhd. biule
f. Beule und lat. follis.
bhudhma-n m: Grund, Boden, vgl. ig. bhudhna.
Tiv&firjv ivos m. Grund, ßv&fio-s m. dass., bei Hesych. vgl. ßvaao-^ für
ßvd-^o-g m. Abgrund. -|- ags. botm, as. bodom, ahd. podam, bodem,
mhd- bodem m. Boden.
bhrag brechen.
lat. Irang-o, frac-tum, frang-ere brechen. -I- goth. bnk-an^ brAk, bmk-
YIL Cremeinsam-europäiBcher Wortschatz; 348
18 brechen, streiten, brak-ja f. Kampf. Nach Both vielleicht erhalten
i ved. giri-bhraj aus Bergen hervorbrehend ?
bhram praes. bhremati fremere.
ifiüiyß^fi-o-g, ßgov-Tij f. — lat. fremo fremui fremitum fremere, fren-
re, fre-num (fred-nu-m) Zügel. -|- ahd. preman, breman bram, mhd.
3men, brummen, ahd. bremo, mhd. breme m. Bremse, mhd». braiiimen
nhd. brummen.
• - •
bhri s^erreiben, aus bhar boliren.
. fri-äre zerreiben, friv-olu-s gering, nichtig (eigentlich zerrieben). -(-
i. brig, briv, ahd. pri und prio, brio, mhd. bn und brie m. Brei
zu ksl. bri-ti scheeren, bri-tva f. Scheermesser.
bhnig brauchen, gemessen, vgl. btug.
. firu-g-or, fruc-tus sum gemessen, frug-es pl. f. fmc-tu-s m. Frucht,
goth. bruk-jan, bruh-ta, as. pruhhan, bruhhan, mhd. brüchen brau-
m, geniessen.
1. bUä bhläyati blasen.
flo flare blasen. -\- ags. blavan, engl, blow, ahd. pläan, mhd. blaejen
sen, blähen.
2. bhlä, bhläyati strotzen, schwellen (blühen).
föi schwellen, strotzen (2 fliessen = lat. flere?). — lat. flo-s m. Flora
•f as. blo-jan, ahd. pldpan, mhd. blüejen blühen, goth. bl6-ma, ahd.
omo m. Blume, ploma f. Blume, goth. bl6-da-, nhd. Blut.
3. bhlä bhläyati schwatzen, balare.
ichisch in (pla-vvaato, tpXri^a-Hpata schwatzen. -)- ksl. bl6-j% bl6-ti ba-
j. — mhd. blaen blöken. Auch lat. fleo, fle-re.
bhlad schwatzen.
(pkiSüjv ovQs m. Schwatzer, tflrfiaia schwatze. -(' ^s* blaetan,
engl, bleat, holläfid, blaten, ahd. plazan, mhd. blazen balare.
bhlagh schlagen, bleuen.
in. flag-ru-m n. Geissei, flig-ere schlagen, niedersphlage^. + goth.
g^-an, blaggv schlagen, bleuen. Dazu auch (pllßtn (=?: fpXtysto) =
3o» drücke.
!
bhlad platzen. . . ;
^cü, t-(pXaS-ov zerbrechen, reissen. -f- mhd. {^tzen mit- G^erausch an-
agen, einbrechen, mhd. blate, platz m. Platsch.*
. ipkam = d'laoi {&-Xa<f-), 'i - •'
Von bhlu = bhur :
bhläva grünlich, Mau.
lat. flavu-8 gelblich, grünlich. -|- ags. blisie, ahd. Mio, bl&w-er
blau. Afi. bl&-r, ahd. blft heisstiauch flavDui (nadi Sehade), Hgt^
360 YII* Oemeinsam-earopäiBcher Wortschatz.
blioh, bleo n., engl, blee g^z allgemein Farbe, Aussehen, agi.
vundor-bleo n. Wunderfarbe.
Zu ma mein :
maya mein aus ma mein.
lat. nieu-s mein, -f- altpreuss. mai-s = maja-s mein. — ksl. moj
(= moj&) mein.
Zu mätar Mutter:
matra Mutterschooss , Bauch.
f^rJTQa f. Mutterschooss. + &hd. muodar n. Bauchg^end, Gor-
tel, mhd. muoder n. Mieder, Leibchen, nhd. Mieder (aus müeder).
mämä f. Mama, Lallwort, vgl. mä Mama.
fiafAfAa^ fittfifiTj, fiafAfia-la f. Mama, auch Grossmama. — lat.
mamma f. Mutterbrust zu mad. — cambr. com. aremor. nam
Mutter (ohne Tändelei). -|- lit. mama, momä f. Mutter, mam-
yte f. Mamachen. — ksl. mama f. — ahd. muoma, moma f.
Muhme, Tante, matertera.
mamiä f. Mama, von mama.
fAttfifiia f. Mama. 4~ memme d. i. memja f. Mama, nd.
Möme.
Zu ma messen, wechseln:
mata, mäta Zeit.
lat. mäto- in mat-üru-s zeitig, reif, mat-üta, mätüt-inu-s zeitige
frühe , vgl. auch ma-ne adv. früh , män-ic-äre früh auf sein. -|-
lit. met-as m. Zeit, jetzt meist Jahr. — ksl. mat-orü m. senex
(mit mätüru-s identisch?). Von ma, m& messen.
man- Hand; Schutz.
lat. manu-s f. Hand, Schutz, man-ceps, maHuviam n. Hand-
wasser fQr man-luvium.4"&i3' mund f. Hand, ags. mund £ Hand,
Schutz, ahd. mund f. Hand, Schutz, Bevormundung. Das deut-
sche. Wort, dessen Thema mundi- lautet, ist aus man weiterge-
bildet, wie hundsr Hund aus ig. ^n.
Von mä, man messen, bilden, schaffen.— Sollte mit man Hand
das seltsame zend. men fünf in men-daidyäi zur Fünfinachnng
zusammenhängen?
mad, medati messen, ermessen, aus ig« ma messen
durch d weitergebildet.
(AffiofAtti etnoaesse, bedenke, ersinne, fiii4*ög n. Rath, Beschlusa, fUioftat
/v«
VII. Gemeinsam-europäischer Wortschatz. 351
ennesse, sorge, /uÄfw walte, herrsche, fiiS'ifiiH>^ m. Maass, Scheffel. —
lat. mod-u-8 m. Maass, modes-tu-s, moder-äre, mod-iu-s m. Scheffel,
iQed-itor ermesse, bedenke. -^ goth. mitan, mat, ahd. mezan messen,
goth. mit-6n, ahd. mez2-6n ermessen, denken, bedenken.
mada Maass.
lat. modu-8 m. Maass, Weise. -I- ahd. mhd. mez n. Maass, Art
und Weise.
1. mä mäyati mähen, emdten.
«e-^aw mähe, erndte, «-/mij-to-? m. Emdte, Herbst, vgl. lat. mS-t-8re
^rndten. -|- ahd. mäjan, maan, ags. m&van mähen, mhd. mä-t, mäd-68
1^. Mahd, ahd. m&d-&ri Mäher.
mäta Mahd von mä.
a'fjnjTo-g Mahd, Erndte, Herbst. 4~ ^hd. mäd-äri m. Mäher von
mhd. mal, mäd-es n. Mahd, ahd. ä-mäd, mhd. ämät g. des n.
Nachmahd.
2. mä mäyati streben.
fia-io^fAatf fjii'fia^a strebe, fiai-fid-w intens, strebe, begehre, fi^^i^
Zorn, dor. fiä-^i-^. + ksl. 8ü-möj% surmö-ti wagen. — germ. mo-da =
an. modh-r m. aufgeregter, heftiger Sinn, Zorn, goth. mod-a-s Math,
Zorn, ahd. muot, mhd. muot m. n. Gemüth, Muth, Zorn; Lust, Ent-
schloss, Absicht.
Europäische Specialisirung aus ig. man ma meinen.
mak quälen, mühen, aus ig. mak zermalmen, kneten.
fxoy- für fjiox- in fioy-o-g m. Mühe, fi6y-ig adv. mit Mühe, fioy^io^ M^"
ego-^ mühselig, fiox-^d-s m. Mühsal, fiox^'i-^, vgl. lat. mäc-erare, das
sowohl zerreiben, mürbe machen wie aufreiben, quälen bedeutet. -I- lit.
mtlk-ä f. Qual, Pein, lett. mäzu, mak-t plagen, tpoz-n, moz-it quälen. —
ksl. m^k-ä f. Qual, m%c-iti quälen.
mäkan m. Mohn.
fATlxtav, dor. fi&xwv m. Mohn. — altpreuss. V. moke. — ksl.
makü m., böhm. makon-lni Mohnfeld, lett. maggon-s Mohn. —
ahd. mägo m. (an-Stamm) m., nd. man m. Mohn.
makala Fleck.
lat. macula f. -I- goth. maila- n. Mal, Falte, Bonzel (aus ma-
r .:hUa), ahd. meil.
mag fördern, mehren, helfen, s. ig. magh.
fjiify-nt gross neben sskr. mahant^ mahi-, /ufyftlo- s. europ. magala, fi^l-
Ctav für fiiiyjatv^ jisyi^tov fi, ig. i;naghians, fify-uno^ b, ig. maghista,
fAdyy-ctvo^v n. Hülfsmittel, gleichbedeutend mit ^lyf-anj. -f- goth. mikil-
a-ä 8. europ. magala, ahd. mahh-ä f. machinatio, ags. mad-ian, ahd. mach-
en machen. Auf arischem Gebiete kann man sskr. maj-manft instr. adv.
znhauf, gesammt hierher ziehen.
352 VIL Gememsani-earopäiflclier Wortschatz,
m^a gross.
fifya^, fi^ytt groBB, adv. sehr. 4~ <^- mjök adv. sehr.
megala gross, von mag = magh.
fieyako- fieyalij f., fayalo-Ttig^ fAiyaX-l^ofiai^ u€yal-vva, + goth.
mikil-a-s, ahd. mihhil, mhd. michel gross, goth raikil-duth-i-s
f. Grösse.
raat metati 1. werfen, 2. speciell: Garn „werfen"
aufisiehen.
lat. mitio, Stamm mit werfen; 2. fitr- Garn werfen in fjiürHxa&tu beim
Komiker Plato (für fiir-aaad^ai) von Hesych. erkl&rt dorch furtktui^,
/u/r-o-^ s. mata. -|- lit. motu, mes-ti — ksL raeit^ mes-ti werfen, lit. at-
roat-a-8 Auswurf; 2. lit. mesti heisst auch das Garn werfen, aufziehen.
Festus' co-smittere mag auf sich beruhen, wahrscheinlich ist europ. mat
werfen entwickelt aus ig. mat drehen torqnere, goth. smeit-an in bi*
smeitan beschmeissen passt weder in Form noch Bedeutung.
Hierher auch altgallisch mataris, telum vel missile gallicum (bei Lifias),
vgl. cambr. medyr jaculus (aus meteri == matari).
mata m. das geworfene Garn, der Faden, ron
2 mat.
^Uo-g m. Faden, Aufzugsfaden, /udro-^'m. Charpie. -4" lit. ap-
meta-i m. Aufzugsgam. Vgl. lat. matta Matte.
metta geworfen part, pf. pass. von mat.
lat. missu-s. 4" altpreuss. po-mest-s unterworfen, lit mesta-s
geworfen.
Von mad schwellen, zerfliessen:
madra (zerflossen) trüb, nndentlich (schwach).
ä/iv^Qo^ schwach; trübe, dunkel, undeutlich. + ksl. modrü li-
vidus, sanguine suffnsus, niger. Von mad zerfliessen, wie lat.
livor von li zerfliessen, vgl. fjivd^g = fiaS-og Nässe.
Zu man denken:
manaya mahnen.
lat. moneo ere mahnen. + a-gs» nianian, monian, ahd. manon,
manen, nhd. mahnen.
mat matayati wahrnehmen, sehen nach, eigent-
lich denom. vpn mata part. pfl pass. von man.
fidrri/iiyfiaTiaty /uor-ci;ai forsche, suche, fiar-ßs n. -|- lit. mataü,
maty-ti sehen, schauen, lett. maJAu mas-t wahrnehmen, matt-it
empfinden.
yn. Gemeinsam-europäischer Wortschatz. 353
menta part. pf. pass, von man Erdachtes , so viel
als Lüge, mentiya lügen.
lat. com-mentu-m n. Lüge, mentior, mentiri lügen. + altpreoss.
menti-mai wir lügen, ep-mentimai wir belügen. Aehnlich fia~
rri-v adv. vergeblich, fidra-M-g vergeblich (von fiato = menta
part. pf. pass. von man).
mentiya lügen.
lat. mentior, mentitus sum, mentiri lügen, -f- ftltpreusB.
mentimai wir lügen, ep-mentimai wir belügen.
mamp höhnen, schmähen.
-ofAai tadle, schmähe, fiofuf-r^ f. -j- goth. -mamp-jan in bi-mampjan
»tten, verhöhnen.
i mar sterben :
martua gestorben, todt, von mar sterben.
lat. mortua-s gestorben, todt. -{- ksL mrütvü gestorben, todt.
mari, maria n., mariä f. Meer, vgl. mära.
lat. mare n. Meer, maria f. Salzlake. — altgallisch more z. B.
in Are-morici, altirisch muir n. Meer (i-Stamm). 4~ üt* mare-s
pl. f. das HafiF. — ksl. morje n. Meer. — goth. mari-saiv-s See,
marei f. Meer, ags, mere m., ahd. mari m. n. Meer.
L mar zerreiben :
marva, malva, malu mürbe, weich, stumpf, von
mar zerreiben.
fiavqo-^^ a-fiavqo-g (für fiaQ^o-) schwach, stumpf, blind, fuSlv-g
mürbe, stumpf, /noXv-Qo-g stumpf, trage, Ä-fißlv-g für d-filv-g
schwach, stumpf. -|- ahd. maro, maraw-er, ags. mearu mürbe,
zart, schwach, goth. ga-malv-jan zermalmen, ahd. molaw-en
hinschwinden.
marta m. Hammer, von mar zerreiben.
lat« mart-ulu-s m. Hammer, demin. von martu-s. Das t wird
bewiesen durch die roman. Formen : (Karl) Martel , frz. marteau
m. Hammer; daneben marcu-s und marc-ulu-s Hammer? + ksl.
mlatü m. Hammer, davon mla§t^ (für mlat-j%), mlat-iti häm-
mern, dreschen.
Lat. malleu-s Hammer ist wohl als mannleu-s „Fänstel^^ (manu-8
Hand) zu deuten und nicht mit ksl. mall Hammer zusammen-
zustellen.
mal, mala^i, maliati mahlen, malmen, aus mar zer-
reiben.
für fivl}ia mahle, fivX-o-g m. , fivX^ f. Mühle =r mola f. Mühle,
23
354 VII. Gemeinsam-europäiBcher Wortschatz.
molöre mahlen. — altirisch melim molo. -|- lit. malü, mal-ii, lett. mak
mahle. — ksl. melj^, ml^ti mahlen. — goth. malan, ahd. mnljan mahlen.
mala Zotte, Wollflocke.
fiaXl6-g ifiaXp-g7] m. Wollflocke, -fr ^^^' »lila-s m. Wollstoff,
lett. f. grobes Bauergewand , altpreuss. V. mila-n acc. sg. Ge-
wand, Zeug.
Vgl. d-fiuX6-g zart-, fAula-xo-g weich.
malinä f. Hirse, Schwaden, von mal.
^iUvfi f. Hirse, Schwaden vgl. lat mil-iu-m n. Hirse, -f J'*-
malnos pl. f. von malnä Hirse, Schwaden.
melita n. Honig.
fi^Xi gen. fJiiXiT-og n. Honig, fiiXiaaa für ficXu-ja Biene. - lat-
mel, melli-s n. Honig, -f* goth. militha- n. Honig.
Als weich ,,milde'' benannt.
Zu mar fiaQ^iaigo) :
mara, mära rein, lauter, unvermisclit.
lat. meru-8 rein , lauter, unvermischt. -f" ^^' maer-r 1. rein, Iw-
ter, unvermischt, maera mjödh reinen Meth, 2. berühmt. -
goth. mer-a-8 berühmt, ahd. märi, mhd. maere berübmt, v>8
ksl. mSrü berühmt.
mark eintauchen, einweichen.
ßqix^ (für fiQ€x(o) eintauchen, netzen, einweichen. + lit. mirkstu, mirk« '
eingetaucht sein, nass werden, mirkau, mirkyti eintauchen, einweichen,
marka f. die Flachsrötte, markau, markyti den Flachs rotten.
malg, melgati melken =.ig. marg wischen, streichen,
streifen.
a-fi^Xyüi melke. — lat. mulg-eo melke. + lii melzu, milz-au, milzti
streicheln; melken. — ksl. mliza, mlÖs-ti melken. — ahd. melchan, nhd.
melken, molk, gemolken, Milch. Lit. melzu heisst streicheln und mel-
ken und beweist dadurch die Identität des europ. malg melken mit dem
lg. marg streichen, streicheln. Vgl. altir. do-o-malgg mulxi, melg Milch.
melgta gemolken part. pf. pass., von maJg.
dv-fifi€XxTO''S ungemolken. — lat. mulsu-s. -|- lit. milszta-s, milzta-s
gemolken.
mald auflösen (aus mard).
a-fiaXd-vvta erweiche, schwäche. + goth. malt-jan auflösen, ags. raeltan
schmelzen, an. malt-r faul, ahd. malz hinschmelzend, hinschwindend,
german. milta Milz. *
fiiXSoi gehört zu smald schmelzen. Vgl. sskr. mard, mrdnati, mrad,
mradate reiben, zerreiben.
I
YU. Gemeinsam-europäischer Wortschatz. 366
maldu zart.
lat. moUis (für moldvis) weich. -|- ksl. mladü zart.
Vgl. sskr. mrdu, mradiya&s, mradishtha weich, zart, geschmeidig,
german. milda gehört zu Wz. mal, vgl. altlateinisch mal-ta-s,
molles; oder zu maldh.
mamsa Fleisch:
memsra, von memsa Fleisch.
lat. membru-m n. Glied, membr-ftna f. Haut; membro steht für
memsro , mems-th-ro , woraus regelrecht mem-f-ro , membro
wurde; denselben Dentaleinschub baben wir im ksl. -f- m^zdra
f. für m^s-ra, corticis pars interior, membrana, wie Schleicher
erkannte von m^so Fleisch. Ebenso ksl. nozdrl f. nares für
nos-rl vgl. lit. nasra-i m. pl. Schnauze.
mi wechseln:
maina, von mi.
lat. com-müni-8 vgl. münia, münus n. -{- lit. maina-s m. , ksl.
mSna f. Wechsel, Tausch. — goth. ga-main-s, nhd. ge-mein.
mi in den Boden einsenken, errichten, bauen:
maita Aufgerichtetes, Pfosten.
lat. meta £ Schober, Haufe, Dieme, Meiler; Säule am Ende der
Bennbahn. -I- lett. met-a-s (d. i. meta-) m. Zaunpfahl. — an.
meidh-r m. Baum, Stange, Balken.
Vgl. sskr. methi m. Pfosten, Säule.
L mi, minu, minuere:
minava Moos, Gras.
livCo^ n. Moos, Seegras, fivoo-g für fivoßo-g m. Flaum. + lit.
minava, minuve f. Filzgras.
minians kleiner, geringer, von minu, fiivv&(o,
minuo.
lat. minor, minus, minis-ter m. + ^»1. minij weniger. — goth.
mins adv. minus. Dazu ist der Positiv finfv-g in fiSvv-v^^
fiwv-iaQio-q u. 8. w., ags. min, holld. min, ndd. minne klein,
gering, wozu goth. minniz-a, minnist-a-s die Steigerungsformen
sind.
of ma = mi scheint zu gehen:
manka wenig, zu wenig.
lat. mancu-s wenig, zu wenig. 4" lit. menka-s zu wenig, mangel-
23*
356 Vn. Gemeinsam-europäischer Wortschatz.
hafb. Ahd. mangen, praet. inang-ta und mangolon, nhd. maDgeln
vielleicht aus dem liatein. Vgl. sskr. manäk adv. wenig, za
wenig. Wahrscheinlich von ma = mi mindern , vgl. fu-tw nnd
fiä-^o-g spärlich, vereinzelt.
Zu mik mischen:
mikska, mikskaya mischen, eigentlich InchoatiT
zum ig. mi]^ mischen.
fiCayo) für fiixaxto mische. — lat. misceo mische. -{- ahd. miskian,
miskan mischen.
Zu migh netzen, harnen:
mighlä f. Nebel, Gewölk.
6'fi^X^ri f. Nehel, Gewölk. + lit. migla f. — ksl. mlgla f. Nebel'
Gewölk.
Vgl. sskr. mihira m. Wolke (schlecht bezeugt), mih f. NeH
Dunst, megha =: zend. maegha m. Wolke.
mü tönen, murren, sprechen, ursprünglich eine
Nebenform zu ig. mä tönen , wie du geben zu^dä u.
s. w.
fiv-Coi, fiv-ocD, ^-fAv^a tönen, murren, ^v-^-o-? m. fAvS-^cQ n. Wort,
Rede. — lat. mü-tu-m n. Laut, davon müt-ire einen lAut machen. +
lett. mau-nu, mau-ju, mäu-t brüllen. — ahd. mäw-en brüllen, schreiea,
ags. maev f. Möwe, ahd. mu-t-il-6n einen Laut machen, murmeln.
musä, musiä f. Fliege.
f4v-ttt Fliege, Made , lakon. fiov-fa f. Made. — lat. mus-ca f. Fliege.
+ lit muse für mu8Ja= lett. muSa f. Fliege. — altpreuss. muso
f. Fliege. — ksl. mucha f. Fliege, muSica f. Mücke (mit Guna).
Zu müs Maus :
müsina, von der Maus.
fimvo'-g, -^ lat. mürinu-s von der Maus. -|- mhd. minsm von
der Maus.
musa m. Moos.
lat. muB-cu-s m. Moos, vgl. f^oa-xo-g junger Schoss? -f- ksl. müchü m.
Moos. — ahd. mios. mhd. mies n. Moos, ahd. mhd. mos n. Moos, Sumpf.
Y.
ya nom. yas, yä, yad dieser, der pron. demonstr.
(mit ya welcher ursprüngl. eins vgl. i pron. demonst.l
og dieser, er, fog so. — lat. in jam schon, vgl. lit. jau, ksl. u (= jau),
VIL Gemeinsam-europäischer Wortschatz. 357
ju schon. + üt. ji-8 (= ja-s) m. jo f. er, derselbe. — ksl. i m. ja f.
der, derselbe. — vgl. goth. jaina- jener.
zend. ya welcher, das öfters im demonstrativen Sinne gebraucht
8. Justi Handbuch S. 239.
yaka m. Scherz.
)cu-8 m. Scherz, Spass, jocari scherzen. + ^^> jüka-s m. Scherz,
, Spott, Gelächter, jükoju, jäko-ti scherzen, spassen, vgl. lett. jak-
m. Scherz, Spass, Kurzweil, Lustbarkeit; lit jfikas ist aus jakas
nden, sodann allerdings im lett. jauk-a-s lieblich, anmuthig, reizend
vir., wie aus primärem u zu au gesteigert,
inft dunkel, jocus vielleicht zu jacio, wie ta^ßog zu ianria.
yaljas n., yaljä f. Heilung, Heil.
n. Heil, Heilung, davon axi-ofiai, (für «x€a-jo^«t), axia-ttaad^at
, «x€-cr*-? (für ttxea-ti-g) f. Heilung, axia-fia Heilmittel, ax€flr-rij^,
jrig Heiler, Arzt, dx^arog geheilt, axtif^a n. Heilmittel wie von
•, dxfi'-. — altirisch ic, icc f. (aus jacca) Heilung, icc-the salvatus,
8, cambr. hod. jach sanus, jechyt sanitas, arem. jachet sanatus. S.
jramm. Celt. 49.
o*. ya^as n. Ruhm ist wohl nicht zu denken.
yaga Eis.
5h aig (für jaig) Eis = neucambr. ia (= jag) Eis, 'daher aremor.
m (= yein, yagin) eisig, kalt s. Ebel Gramm. Celt. 49. + lit.
Q. Eisscholle, pl. izai Grundeis. — an. jaki (= jakan) m. Eisstück,
lers grosses, ditmars. is-jaek m. Eiszapfen, an. jökull gen. jökuls
dar m. Gletscher, Eisberg, ags. gicel in ises-gicel, stiria, engl,
[d. i. ice-icle) Eiszapfen,
ift dunkel.
«1 yavan, juvenis:
yavantä f. Jugend.
lat. juventa f. Jugend. + goth. jünda f. Jugend (aus juvunda
zusammengefallen).
R.
ra (fügen) meinen, rechnen, schätzen.
)r, ra-tu-s sum, reri wofür halten, meinen, glauben, re-u-s vgl.
aa Schuld.
lur in Ableitungen s. rata, ratiän, ri, rima.
rata, rita Zahl, gezählt. >r^
vri-giTo^g zahllos. + goth. ga-rath-jan, roth zählen, Secundär-
stamm aus ra.
Vgl. lat. ratu-s, und ri = ra.
358 YII. Gremeinsam-earopäischer Wortschatz,
ratiän f. ratio.
lat. ration- f. -f- goth. rathjon- f. Zahl, Bechnnng, Rechenschc^^^
as. rethja f. Rechenschaft; ahd. radja, re^a, redea, mhd. r^^e
f. Rechenschaft; Gebühr; Grund; Rede. Ans rat-y& von rata
=. lat. ratu-s.
rfma m. Reihenfolge, Zahl, v(mi ig. ar fugen.
a-qir-d-^o^ m. Zahl, tcQi&fii-fo zähle. 4" &hd. rim m. Reibe,
Reihenfolge, Zahl, mhd. rim m. (nach der Zahl der Hebtmgen
gemessener) Vers, Reim, ahd. (rimjan) riman zählen, mhd. rimen
reimen. — altirisch rimi- rechnen , zählen , ad-rimi dass. do-rimi
erzählen, rimaire m. Rechner (= mhd. rimaere?).
In d-^&-&-fji6''S ist « Vorschlag, & Einschub wie in noQ-^-iioi
= ksl. pramü , german. farma- , fivxtj-d'-fiO'S Gebrüll Ton ftvxri'
brüllen.
rata m. Bad.
lat rota f. Rad, rotandu-s, rot-äre. — altgall. in gall. lat. petor-ritu-ixi
vierräderiger Karren (vgl. cambr. petuar vier) , altirisch roth Rad. + Ü^-
rata-8 m. Rad pl. ratai Karren. — ahd. rad, mhd. rat g. rades, vhA
Rad n.
Vgl. sskr. ratha m. Wagen, zweiräderiger Kriegswagen.
dvirata zweiräderig (dvi-|-rata).
lat. birotu-8 zweiräderig. -|- lit. dviratis zweiräderig.
rätia Netz , Sieb.
lat. rete n. Netz, -f" lit. r^ti-s, czo m. Sieb, Bastsieb, auch Netzbev'^^
nach Nesselmann, der auch reta-s m. aufführt.
rag, rang klaffen, Mund, Maul aufsperren.
lat. ring-or, ring-iMaul aufsperren, ric-tu-s m. ri-ma (für rig-ma) f. SpB^^
+ lit« riz-enti die Zähne weisen, lachen. — ksl. reg-n^, reg-n%ti hiscer^
nsl. reg-a f. Spalte, ksl. r%g-ü m. Schimpf, Hohn, n|g-ati verhöhnen. -
ahd. rach-o, mhd. räche m. Rachen, Schlund.
ragt rigere.
lat. rig-ere starren, rigi-du-s, rig-or m. 4- mhd. regen, rac sich aufmachen,
sich erheben; steif gestreckt sein, starren, dazu regen caus. regen, strecken,
ragen.
Hierher gehört auch aQX^ ^g^* mhd. regen, rac sich aufmachen.
Zu rap, repere.
rapa f. Kübe.
^(pfj f. grosser Rettig, ^wp-eivti, ^ifav*(6 f. Rettig, ^<fctv(K
m. Kohl. 4* ^t. rape f. Rübe, rapuka-s Kohlrübe, dialectisch
(um Memel) neben rope, ropuka-s. — ahd. raba, mhd. rape st
Bchw. f. Rübe.
VII. Gemeinsam-europäischer Wortschatz. 3Ö9
räpä f. Rübe.
gr. vgl. ^dtpti , ^cc(pdvTi , ^atpavCS , ^dtfavo-g. — lat. räpu-m, rapa
f. , räpina f. Rübe. + lit. rope f. Rübe. — ksl. röpa f. Rübe. —
ahd. moba f., mhd. auch rüebe (d. i. ruobja), nhd. Rübe f.
rap bedecken, bedachen.
^fpta bedache, oQotp'O-g m. Dachrohr, Dach. -|- an. raef n. Dach, ahd.
0, rafo, mhd. rave, raf m. tignum, trabs Balken, Sparren. Vgl. sla-
ieutsch rap.
Von ras ~ ars netzen:
rasa m. f. Thau, auch Pflanzenname.
lat. ros, ror-is m. Thau, ros niaris. ros marinus (Meerthau, vgl.
ttXoadxvri , Name einer Pflanze) , Rosmarin , rosa f. die Rose. -I-
lit. rasa f. = ksl. rosa f. Thau, ros^ = ros-j^, ros-iti thauen,
lit. rasa-la f. Lake, Fischlake.
Vgl. sskr. r&sa m. Saft, Saft und Kraft, Flüssigkeit überhaupt,
Brühe, Decoct, rasa f. Feuchtigkeit; Name eines mythischen
Stromes = zend. ranha ; Name verschiedener Pflanzen. Die Be-
deutung „Geschmack^* ist nachvedisch.
rip, reipati brechen, stürzen.
(noj , i-Q^'Qi7tTo lunstürzen , niederwerfen , i-gein-ia n. pl. Trümmer,
'Tt-vrj f. Absturz. + an. rifa st. rumpere, dirumpere, lacerare, rif-na,
pi, dissolvi, ahd. riban, mhd. riben (specialisirt) reiben. Lat. ripa f.
: bedeutet einfach „Abfall, Absturz".
rüman m. n. Zugseil, Kiemen.
tt n. Zugseil, Riemen, -f" s-hd. riomo, riumo m., mhd. rieme, as.
10 , ags. reoma m. Riemen, ksl. remen-i m. Riemen ist aus dem Deut-
m entlehnt.
Zu ru summen:
rünä f. Geheimniss.
altirisch run f. (a-Stamm) Geheimniss. -{- goth. runa f. Geheimniss.
Vgl. lett. rünat reden (= raunen);
raunä f. Prüfung.
jva f. das Nachspüren, Forschen. 4- a^- ^^^^ ^- Versuch, Probe, Ün-
luchung , Prüfung , Erfahrung, reyna (= raun-ja) prüfen, erfahren.
;h Bugge Zeitachr. XX, 1,9.
Zu ruk, runcäre:
raukä f. Eunzel.
lat. ruga f. Runzel, rügäre runzeln. 4- lit. rauka f. Runzel,
Falte scheinbar von ruk-ti verschrumpfen, das aber erst aus
360 VII. Gemeinftam-europäischer Wortschatz.
rauka gebildet ist, wie tuk-ti fett werden aas tauka-s £ett,
Wz. tu.
Zu rudh roth sein:
rudhaya roth werden, roth sein.
lat. rubeo, mbere. -|- as. roton, rotan, ahd. roten, mhd. roten,
urdeutsch mdai- roth werden. — ksl. razd%, rüdöti 8§ erröthen.
rudhta geröthet, part. pf. pass. von rudk
lat. ru88a-8 (md-tos), mss-ea-s roth. -|- ahd. mhd. rost m. Rost
vgl. lett. mste eine braunrothe Farbe aus EUernholz, rust-et,
ap-rustet braunroth färben.
rup bekümmern.
ht. rup man es kümmert mich, rap-eti bekümmern. -{- Ivnri f. Kammer,
Xvni-ni bekümmern.
AuB rup brechen besondert.
rüpä f. Kummer, Sorge.
Xi/TTi} £ Kummer, Sorge, Ivn^-to kränken. -|- lett. rupa-B f. pl
Sorgen, Eümmermsse, Mühe.
L.
Von las = ras schreien:
lasta Lästerung, Schmach.
Xda^ri f. Lästerung, Schmach, Xaad^-aCvm schmähe. 4~ ^^' ^^
n. vituperium, vituperatio, lasta vituperare, last-sam-r schmäh-
sam; as. lastar, ahd. lastar n. Schmähung, Spott, Hohn; Straf-
bares, Sünde, Schuld.
1. lak biegen, beugen; vertiefen.
Xaxx-o-s m. Vertiefung, Grube, lix-og n., lex-avri f. Schüssel, Mulde,
X^X'Q^-^i Xix-Q^-s quer, X6$-o-s verbogen. — lat. lac-u-s m. Mulde,
See, lac-üna f. Vertiefung, lanx f. Schüssel, lic-inu-s krunmi gehört, oh-
liqu-u-s, li-mu-s, luxus = X6$og, -|- lit. lank-ä f. Vertiefung, Thal, Wiese,
link-ti sich beugen, krumm werden, lenk-ti beugen. — ksl. lQk-%, 1^^-ti
beugen, biegen, 1^-a f. = lit. lanka Wiese, Sumpf, l%k-ü krumm, l^k-ii
m. Bogen.
2. lak, lank erlangen; erhalten verhält sich zu 1
lak wie nam erhalten zu nam beugen.
Xayx-tcvoj, t-Xax-ov erlangen. + ksl. po-l^c^, po-l§c-iti Xayxa-
V61V, mit jüngerem u = ^ luc-^ lu5-ati erlangen. — lit. per-
lenk-i-s m. was einem zukommt, Gebühr, altpreuss. per-lank-ai,
per-länk-i es gehört, gebührt.
VIL GemeinBam-europäischep Wortschatz. 361
3. lak belisten, bestricken, zu 1 lak wie vag be-
trügen zu vag krumm gehen.
lat. lax List, Betrag, pel-lax, lac-io yerstricke, verlocke mit
ad-, de-, e-, il-, per-, laqu-en-s m. Strick. -(- ksl. lak-a f. Bausch,
Biegung (1 lak); List, Trug, l^c-f l^c-ati fangen, bestricken,
po-l^^i f. laqueus. — lett. lenk-t auflauem, nachspüren.
lakma Sumpf, Pfütze, eigentlich ,,Einsenkung"
von 1 lak.
lat lama für laoma f. Sumpf, Pfütze. + 1^1* lomü für lokma
m. Sumpf, vgl. lit. lekmene f. Pfuhl, Pfütze. Das Gebirge Aam-
fiO'V hat seinen Namen davon, dass es eine grossartige Einsen-
kung bildet. — Lett. läma f. Pfütze, Grube, Niederung ist aus
dem Slav. entlehnt.
u lak in lat. lac-er:
lankiä f. aus lankä f Lanze.
iioyxyi f. Lanze. — lat. lancea f. Lanze. -|- ksl. laJta (= l%kja)
f. Lanze.i
lagh praes. leghati liegen.
in X^x^rai * xaifiäTui Hesych. , i-Xf^a legte , k-U^afxtfV legte mich,
g n. Bett , Lager u. s. w. — lat. lec-tu-s m. Bett. — altirisch lige
3, lectus). -f* ksl. l§g-% les-ti sich legen, liegeu, ruhen, schlafen. —
g-a f. Wiege. — goth. lig-an lag liegen, caus. lagjan legen. Vgl.
altpreuss. las-in-a er legte (lai).
lagha (lägha) Liegen, Lager, Lauer, Hinterhalt.
Xox^'^ ™- Lftger, Liegen; Lauer, Hinterhalt, lo^o-^ belauem,
nachstellen. -{- ksl. in s^-logu s. sam-lagha. — ahd. laga f. Lie-
gen, Lage; lauerndes Liegen, Hinterhalt, NachsteUung, lägon,
lägen, mhd. lagen auflauern, nachstellen.
samlagha m. f consors tori, Gatte, Gattin (sam
+ lagha).
aXoxo^ consors tori. -)- ksl. s^logü consors tori.
laghas n. Bett, von lagh.
Uxog n. Bett, -f- ksl. loze n. Bett, sodann Mutterschooss, lozes-
Ino n. Schooss „derivandum est ope suffixi -ino a themate loze,
quod olim genetivum habuit lozese^^ Miklosich s. y.
laghta Bett, von lagh.
lat. lectu-s m. Bett, lect-ica f. Sanfte. + altpreuss. V. lasto f.
Bett, Eat. lasta-n, lasti-n acc. sg. Bett, vgl. lit. lasta f. Mastnest
der Hühner.
362 VIL Gemeinsam-ouropäischer Wortschatz.
laghtra n. Uxtqov^ von lagh.
Uxi^'V D. Bett , Lager. 4* aQ* lättr, lätr d. g. lattr-s Bett, La-
ger. Ahd. lehtar heisst die „Nachgeburt^^ wohl als Bett, Lager
des Kindes im Matterleibe.
laghra n. Lager, von lagh.
lay^ ri XayQog XQaßßaxiov Hesych. s. Curtius 183. + goth.ligr,
ahd. legar, mhd. leger n. Lager.
lagh, lagha Festsetzung, Lage, Bedingung; Gesetz. *
lat. lex leg-is f. coMega, leg-are, lega-tu-s. 4* an^lögpL n.
Gesetz , gesetzlicher Verband , gesetzliche Gemeinschaft pl. za
lag Ordnung, Stellung, Gemeinschaft, üt-lag-r exlex, lags-madlir
Gefahrte vgl. collega , ags. lagu f. lex , jus , as. lag pl. lagu n.
statutum, decretum. Mit der Lange in lat. lex stimmt an. ut-
laegr (d. i. üt-läg-ja-s) , exlex neben ütlagr, üt-laegdh neben iit-
legdh f. Zustand eines üt-lagr; oskisch llgü = germ. laga-.
Von lagh, langh springen, von Statten gehen:
langha lang.
lat. longu-s lang. 4" ^o^h. laggra-s, i^. ags. lang, abd. lang,
lank lang.
lad lassen.
lat. las-su-s für lad-tu-s lass, müde. -|- goth. letan, lai-lot lassen, laU-s
lässig, trage, faul, lat-ein f. Lassheit, Beschwerde, lat-jan lässig ma-
chen, aufhalten, vgl. Iit. leid-mi lassen und slavodeutsch lad.
Zu goth. lann recedere :
läna lenis, gelind.
lat. leni-s. -|- lett. len-a-9 gelind. — ksl. ISna segnis, piger.
Zum Verb goth. linnan lann wie lenta.
lenta nachgebend, lind.
lat. lentu-8 Grundbedeutung: nachgebend -f" ^it. leta-s blöde,
dumm, einfältig; langsam, träge, feig. — as. lithi, ags. lidhe,
ahd. lind (Stamm linda-) und lindi, mhd. linde weich, zart,
dünn, nachgiebig, ge-lind. Stammverb ist goth. linnan in af-
linnan weichen, fortgehen, vgl. i-livv-io zögern.
lap leuchten, glänzen.
Xa finita leuchte, Xttfin-Qo-g leuchtend. — lat. lympha, limpidus. -f" ^^
lep-snä f. Flamme, altpreuss. V. lop-i-s Flamme. ,
lap, lup schälen, die Haut, Binde abziehen.
X4n-<o schäle ab, Xin^g n. Schale, Hülse, l^n-qo-g rauh, schuppig, Un-
QU f. Aussatz, Xin-vQo-v Schale, Hülse, Xon-o-g Schale, R^lde, Hülse;
YIL Gemeinsam-europäischer Wortochatz. 363
Fell u. 8. w. -|- lit. lupü, lüp-ti schälen, schinden. — ksl. lup-lj^
dass., vgl. ahd. louf-t, lof-t äussere Nussschale, davon nhd. „lüf-
aiuch lat. lib-er Bast.
it. lapa-8 m. Blatt, Laub, ksl. lepenl m. Blatt, Laub, goth. laufa-
id. Laub (aus laba mit Entwicklung von u vor b, wie in haubid
== lat. Caput.)
lab, lap lecken, schlürfen.
K li'lctffHa schlürfen. — lat. lamb-Sre lecken. + altpreuss. V. lap-
1. Löfifel. — an. lep-ja, ags. lap-jan, ahd. laffan, mhd. laffen st.
leffen schw. lecken, schlürfen, an. lep-il-1, ahd. leff-il, mhd. leff-el
Gfel, ahd. mhd. lef-s m. Lefze, Lippe.
labiä f. Lippe.
lat. labia, labea f. labiu-m n. Lippe. -{- ags. lippa (für lip-ja),
mhd. lippe, nhd. Lippe f. Lit. lupä f. Lippe ist wohl aus dem
Deutschen entlehnt.
labra Lippe, von lab.
lat. labru-m n. Lippe. + as. lepor-a pl., ahd. leffur m. Lippe.
. lab labi herabhängen:
laba Lappen.
XoßO'S Ohrläppchen, Leberlappen, Leber, -f- »n. lappi m. assu-
mentum, ags. lappa m. lacinia, ahd. lappa, mhd. läppe, nhd.
Lappen.
larda schief.
s einwärts gebogen. -+• ^s« lörz, lurz link, mhd. lurz-en betrügen,
m las hlaloftai :
laska Lust, von ig. las.
latein. lasc-ivu-s lüstern, üppig. + ^^^' l^^ha f. Schmeichelei,
böhm. loska Huld.
3n li linere:
laima limus.
lat. limu-s n. -|- an. lim. m. Bindemittel, besonders Kalk, ags.
lim m. Bindemittel, Leim, engl, lime, nhd. Leiin m. und ags.
läm m. (d. i. laima-), ahd. leim m., nhd. Lehm (niederdeutsche
Form) m. argilla, lutum, limus. An Entlehnung ist nicht zu
denken.
gütlich geht auf li auch:
laiva link.
Aa^-; (für Xai^O'S) link. — lat. laevu-s link. + ksl. Ißvü link.
364 ^ VII. gemeinsam-europäischer Wortschatz,
lip begehren.
Utfß Begier, XCn-TOfjLai begehre, -f* prenss. Eat. pa-laip-s Gebot, pa-laip- |V
sitwei begehren, po-laip-insna-n acc. Befehl.
laisä f. Beet auf dem Acker, Furche, Geleise.
lat. lira f. Ackerbeet, Furche, Geleise, de-luru-s entgleisend = ansiDiiig,
de-lirare entgleisen , unsinnig sein. 4~ altpreuss. Y. lyso f. (= lisä) Beet
auf dem Acker, lit. lyse (= lys-ja) f. Beet, Gartenbeet. — ksl. lechaf.
Beet auf dem Acker. — ahd. leisa, mhd. leise f. Geleise, Furche.
lu gewinnen, erbeuten (schliesst sich vielleicht an lu
lösen an).
kriA'i6'f Xrfts f. Beute, IfCa für Xf^-ut f. dasa s. laviä, auch ano-kv-tt
^geniesse. — lat. Lav-ema f. lü-cru-m n. + ksl. lov-ü m. Jagd, Fang,
lov-lj% lov-iti jagen , fangen , erbeuten. — goth. lau-n-a n. , as. Ion d.,
ahd. mhd. Ion m. n. Lohn.
laviä f. Fang, Beute.
JU/a für Xf^ia f. Beute. -|- ksl. lovlja f. Jagd, Fang, Beute , lovi
m. dass.
Vielleicht von lu waschen in Xoeta^ lat. luere, ger-
manisch in lau-ga Bad?
luta Schmutz.
lat. lutu-m n. — altirisch loth Schmutz, auch in altgallisch Lu-
tetia, Luteva. -f üt* lutyna-s m. lutyne f. Pfuhl, Lehmpfatze.
Zu luk leuchten:
luk- Luchs (von luk leuchten, „helläugig").
^*5y| g. Xvyxog m. Luchs (aus Xvx~voy wie nvv$ aus nvxv), -|- lit
luszis io m. — ahd. luhs st. m. 2, schwed. 16 m. f. n. nach
Bugge, Zeitschrift XX, 1, 10 für luh, loh, preuss. Yoc. luysi-s
Luchs.
lauknä f. Mond.
vgl. Xvxvo-g m. Licht, Leuchte. — lat. lüna für lücna f. Mond.
-|- ksl. luna (für lukna) f. Mond.
lauka licht, weiss, von luk.
Xtvxo-s licht, hell, weiss. -{- lit. laüka-s (weiss, speciell) mit wei-
ssem Fleck, blässig.
Vgl. sskr. roka m. Licht, Helle, roca adj. leuchtend.
laukman m. n. Glanz, Licht.
lat. lümen n. Licht (für loucmen). + *°* Ijomi (d. i. leuhman-)
m. Strahlenglanz, ags. leoma m. Glanz, Licht, vgl. goth. lanh-
muni f. Blitz.
Vn. Gemeinsam-europäischer Wortschatz. 365
V.
on va ätaa :
vära m. Ermattung.
a^toQo-s, atoQo-g, (o^o-s m. Schlaf. + german. in ags. verig, as.
worag, worig, ermüdet, ahd. wuorag berauscht.
vai Ausruf : wehe !
lat. vae wehe I -(- lett. wai wehe I — goth. vai wehe ! vai-fairhv-
jan wehklagen („wehe Welt" [fairhvu-s Welt] sagen),
vära und vai vielleicht besser zu va vä = van, wo siehe.
1 va wehen :
venta m. Wind.
vgl. gr. ttfis gen. aivr-os (d. i. d^ssvT-oi) wehend, part. praes.
von «>pf , djeri wehen = zend. vant wehend,
lat. ventu-s m. Wind. — cambr. gwynt m. Wind, -f- goth. vind-
a-s m., mhd. Wind, goth. vinth-jan windigen, im Winde sich-
ten. Erweiterung des part. praes. vent wehend = d^evr^ deig,
vak verstehen.
(üjv nicht verstehend Hom. -J- lit. vokiu , vok-ti verstehen. Hervor-
ß^en aus ig. vak sprechen bedeutet das Wort gleichsam „anspre-
, d. h. einen Gegenstand als das, was er ist, bezeichnen = kennen.
vag stark sein, wachsen, wach, wacker sein s. ig.
vag, ug.
vy-ii^g gesund. — lat. vig-il, vigil-ia, vigil-äre; veg-ere, vege-tu-s,
}, vig-or. + goth. vak-an, vok wachen, wachsam sein, v6k-ra- m.
3r (das Gedeihen), ahd. wahh-ar wach, wacker. — Die Bedeutung
en" ist nur auf europäischem Boden nachzuweisen, entwickelt sich
sieht aus „rüstig", munter sein, vigere.
jkr. vajra Donnerkeil, vaja m. Raschheit, Muth.
vagaya fidsch, munter sein.
lat. vegere, vigere. -f- an. vaka vakta, as. wacon, ags. vacian,
engl, wake; ahd. wachen, wahhen und wachon, mhd. wachen,
munter, frisch, wach sein, nhd. wachen.
vagra, vagla wach.
lat. vigil wach, nocti-vigulu-s (Plaut.), vigilia, vigiläre. + ahd.
wachar rüstig, wacker, wach, ahd. wachal wach.
vagräya, vagläya wachen.
lat. vigiläre wachen. -(- ahd. wacharon wach sein, wachen.
vag feucht sein, netzen.
vy-Qo-s feucht (aus soy-Qo-). — lat. ugv- in uveo, uvere feucht
366 YII. Geroeinsam-enropäiBcher Wortschatz.
sein, ü-mor Feuchtigkeit, uvi-du-s, ü-du-s, üligo. -f- an. vökr (d. i. nk-
va-s) feucht, vökva g. vöku f. vökvi m. Nässe, Feuchtigkeit, Yökvaidha
nass sein.
Vgl. sskr. uksh ukshati vavaksha traufein , netzen , sprengen (Taksh =
vaJGT+s).
vagva feucht, vagvaya feucht, nass sein.
lat. uveo, uvere, uvor, uvi-dus. -(- an» vökr (= yakva-s) feucht,
vökva adha nass sein.
h
"d
Zu vagh veghati vehere:
vagha m. Wagen.
^o^o-i, o^o-s m. Wagen. + ksl. voseü m. Wagen.
Vgl. sskr. väha Vehikel.
vaghna Wagen.
altirisch f6n (d. i. vegn-) Wagen, -f- ^^' y^fSP^ g* vagns pl. ar
m. Wagen, Streitwagen, ags. vagen, ahd. wagen pl. vagana
nhd. Wagen pl. Wagen m.
vadh vadhati gehen.
lat. vado vadere gehen, -f* ^b* vadan, vod gehen, ahd- watan, v^
waten, gehen, dringen.
Mit vadh fähren ursprünglich eins.
vadha n. Fürth, Sund, von vadh.
lat. vadu-m n. Fürth. + ^^gß» väd n. Fürth, Sund, Meer, nhd. Watt
vadh ein Pfand einlösen, eigentlich „heimführen" und
mit vadh fahren, heimfuhren identisch.
a~^£&-Xo-v n. Eampfpreis, a-jreO^^ios Wettkampf. — lat. vas, vad-is w.
Bärge, vad-ari, vadi-moniu-m, praes alt pl. prae-vid-es m. -|- ht vad-
oju, vad-oti etwas Verpfändetes einlösen. — goth. vad-i n., ahd. wetti,
mhd. wette, goth. ga-vadj-6n geloben, an. ved-ja wetten, pignore certare
(nach Gurtius). — Das Wort liegt auch im goth. veit-vod-a-s m. Zeuge
(= Sehen verbürgend).
Zu van:
vätalia Wunde.
wjBCXri f. Wunde, vgl. Hesych. yareUfi d. i. ^(n-eUij für /'«r«jUj|.+
lit voteli-s m. Thema votelja-s kleine Wunde , demin. zu voti-a
= lett. wät-i-s f. Wunde. Suffix wie in par^alia w s.
vanta wund part. pf. pass. von van angreifen.
«-oi/ro-f unverwundet («-owro-f = «-^orro-f), ovrata owr«tf«
verwunden. -)- goth. vund-a-s, ahd. wunt, nhd. wund, an. üm
f., ahd. wunda, nhd. Wunde f., goth. ga-vund-on verwunden.
I
VII. Geraeinsam-europäischer Wortschatz. 367
vantäya verwunden.
ovrrj- verwunden in aor. ovrri^a, o^ri;-^f /^ Hom. , sonst
ourdo) ovraaa. -{- goth. gavundon, ahd. wunton, mhd.
wunden, nhd. ver- wunden.
vabh (oder vap) weben.
n. v(pri f. v<fu(o, v(f>aiv(o, pf. pass. v(frj(p~a(ffjiai (für v(f)-^a(p-) we-
- ags. vefan, ahd. weban, ags. vefl, ahd. weval Faden, ahd. wabä
36, Bienenzelle, mhd. wif-t m. feiner Faden.
vapsä f. Wespe, von vap, vabh weben, wabern.
lai vespa f. Wespe. + lit. vapsä f. Bremse; altpreuss. V. wobse
Wespe. — ksl. vosa f. Wespe. — ahd. wafsa f. Wespe (engl,
wasp, nhd. Wespe durch Einfluss des lat. Wortes.)
var wahren:
vara walirend, hütend.
poQo-g, ovQo~s m. Hüter, (pQovQo-s für ttqo-^oqo^ m. rifJLa-ßoqo-g
Ehre hütend. + goth. var-a-s behutsam. Davon uqa-io gewahre,
lat. vereor wahre, hüte mich, goth. var-jan wahren, wehren.
vara f. Hut, Schutz.
gr. in (fQovQu (d. i. nQo-^oQoi) f. Hut, Wacht. + ag^. varu f.
custodia, protectio, as. wara f., ahd. wara f., mhd. wäre, war
f. Acht, Aufmerksamkeit, Obhut.
värä f. Sorge, Hut, von var hüten, wahren.
w^ f. Sorge, Hut. + ahd. wara f. Acht, Sorge.
vara glaubhaft, walir, von var glauben.
lat. veru-8 wahr. 4- as. war, ahd. war und wäri, mhd. war und
waere wahr. Vgl. ksl. v6ra f. Glaube, goth. tuz-verjan zweifeln.
3n var umringen:
varmi m. f. Wurm.
Ufii-g acc. Uf^i-v f. und %Xfnv&' f. Wurm. + g^tb. vaurm-i-s,
nhd. Wurm x\\. Dagegen lat. vermi-s wohl für cvermi-s (wie
vapor für cvapor) zu karmi Wurm.
Vgl. sskr. ürmi f. (= var-mi» Welle.
var sprechen, verkündigen.
«r^w, pf. (X^xa für i-^QTi'Xaj ^ij-to-^ für .^^ij-rd-f , ^i^-todq äol. ^^-
:edner, ^i}-t^« elisch ^Qa-tQu f. Spruch. — lat ver-bu-m s. vardha.
. var-da-s, goth. vaur-da- n. s. vardha.
'.end. var, caus. vauraya nach Justi lehren, altpers. var, 3 praes.
var-navatiy verkündigen nach Spiegel.
vardha n. Wort, von europ. var reden.
3G8 yn. GemeinBam-enropäischer Wortschatz.
lat. verbu-m n. Wort. -J- lit. yarda-s m. Name, preuss. wird-s
m. Wort — goth. vaurd-a n. Wort.
vardhia n. von vardha, am Ende von Zu-
sammensetznngen.
lat. pro-verbiu-m n. + goth. ga-vaurdja- n. Rede, Ge-
spräch.
vargh würgen.
gr. in ßqoxo-g m. Schlinge. + genn. vergan varg vorgans würgen, vor-
gila Strick, goth. vraggon f. Schlinge.
Zu Wurzel vard:
vardiä f. Würz.
^/C«, äol. /J^^C«, Grundform sQid]a f. Wurzel, -f" goth. vanrt-i-B
f. Würz, Kraut, as. wurtja, ahd. wurzjä, mhd. würze f. Wune
(eigentlich Würz, Wurzel), ^ifo-y, äol. ß^do^ für ^^«fo-^n.
Rose, armen, vard Rose gehört ebenfalls hierher und bedeutet
ursprünglich bloss Würz, Kraut. Nach Gorssen lat. rosa=:vrod-Bft.
1. varp werfen.
^QinTOiy ^/TT-rw, ^Ftt-i} f. -f- goth. vairp-an werfen mit unverschobenem p
wie oft, nhd. werfen, warf, geworfen.
2. yarp Q€7t(o.
^into übemeigen, schwanken, -f- lit. virpiu, virpejaa, virpeti beben, zit-
tern, wanken, virpuly-s m. das Zittern in den Gliedern.
Zu val wollen :
vaHä f. Wille.
ßovlr^ (= ßoX]a) f. Rath. + ksl. volja f. — goth. vilja-n m. Wille.
Vgl. altpreuss. prat-s Rath = lett. prät-s Wille.
valtu Bedeutung (von val wollen).
lat Yultu-s m. Ausdruck, Miene, -j- goth. vulthu-s m. <fo|a,
Wichtigkeit, Herrlichkeit, vgl. vulth-ra- wichtig, werth (be-
deutend).
valtura bedeutend, von valtu.
ßXoavQo-g bedeutend, ansehnlich, tüchtig. -|- goth. vnl-
thra- (von vulthu-, also für vulthura) wichtig, werth.
Da das Stamm verb val wollen im Griechischen ßol lau-
tet, so ist ß für ^ ganz in der Ordnung, für die Suf-
fixalbildung vgl. a-^riavQo^g windig, leicht = sskr. va-
tula windig, leicht.
val nehmen.
^iXy elXov, idlaw, -f- goth. vilvan valv nehmen, rauben, vgl. an. völva,
völu pl. völur f. Wahrsagerin (= Ergriffenfe, rapta).
VII. GemeinBam-europäischer Wortschatz. 369
valk velkati ?Axw.
ziehe, schleppe, öXxo^ m- Zug, Hx-os n. = lat. ulcos n. + lit.
vilkti ziehen, schleppen. — ksl. vlök^ vlös-ti ziehen, schleppen,
g. vark, sskr. varQc entwickelt.
velkta part. pf. pass. von valk.
iXxTo in dv-sXxro-g, -|- lit. vilkta-s gezogen.
valg netzen.
ich folcaim humeoto, cambr. golchi lavare, altirisch fliuch = cambr.
» madidus (Grundform vliquo-s nach Ebel). + lit. vilgan, vilgyti
1, anfeuchten, altpreuss. V. welgen Schnupfen. — ksl. vlaga f. Feuch-
t, Nass, Saft. — ags. vläc, ahd. welc, weih, mhd. welc, welch
b, milde, weich; welk, schwach, as. wolkan, ahd. wolchan, mhd.
n n., nhd. Wolke.
i vasra Frühling:
vasarina zur guten Jahreszeit gehörig.
€iccQ&v6-g für ^eauQtvo-g lenzlich. -^ lat. vemu-s, stark contra-
hirt aus verinus, veserinu-s, dass. + lit. vasarina-i pl. m. Som-
merkom, eigentlich adj. sommerlich mit Ergänzung von javai
Getreide, vasarin-i-s d. i. vasarin-ja-s sommerlich.
vaskara m. Abend.
aneQO'S, tamqo^ m. Abend. — lat. vesper m. Abend. — cambr.
, altirisch fescor Abend , aber cornisch gwesper aus dem Latein, -f-
kara-s m. — ksl. vecerü m. Abend.
r Wurzel vas sskr. vas väsayati schneiden:
västa wüst.
lat. vastu-s, vast-are.-l- &s. wost, ahd. wuosti, mhd. wüeste wüst,
öde, leer; unschön, unsauber; verschwenderisch, as. wost-jan
in ä-wostjan verwüsten, ahd. (wuost-jan) wuostan, mhd. wüesten
wüst machen, verwüsten.
vi viere winden, weben:
viti f. vitis von vi viere.
lat. viti-s f. Ranke, Rebe, speciell Weinrebe, Weinstock. + ksl.
viti f. Rebe, res torta in modum funis, pa-viti f. vitis. — ahd.
wid, mhd. wit(i) f. Weidenstriok.
Vgl. zend. vaeti f. Weide.
vttiä f. Weide, salix.
hia (für ßtUa^ vgl. Hesych. ytria' h^a) f. Weide. -}- lit. vyti-s
in zil- vyti-s m. graue zilas Weide vyti-s, Thema vytja-s. — an.
vidhi-r m., ahd. widä, mhd. wide Weide. VgL. lett. witol-s m.
Weidenbaum
24
370 VII. Gemeinsam-Europäischer Wortschatz,
vira Metalldraht.
lat. viria-e Armband. -{- an. vir, ag8. vir m. Metalldraht.
vtya gewunden, von vi viere.
vlov (für /•tjo-y) , dvaSivd^aSa (wilder Wein) und vltfv r^y a^nüxm
bei Hesych. + Mt. J-vyja-s gewunden, geschl&ngelt, lett. vija
Zaungeflecht.
vaituä f. Weide, von vi viere.
oiava f. (für ^oitva) Art Weide, Dotterweide. -|- altpreuM. Y.
witwa-n acc. sg. Weidenbaum, ape-witwo f. üferweide, eigent-
lich Wa88er(ape)weide vgl. ksl. vdtvl f. Zweig.
1. vik pf. vaika kämpfen, schlagen.
lat. Vica Pota, vinco, viel, vic-tum siegen, vic-tor, vic-tor-ia. -f lit.
veik-iu, veik-ti zwingen, bearbeiten,' thun, machen, \-veik-ti zwingen,
überwältigen, per- veik-ti dass. — goth. veihan, veigan, vaih (= vici),
vigans streiten = ahd. wigan, wihan, mhd, wigen kämpfen, kriegen,
goth. vaih-joD- f. Kampf; ahd. wihan part. gi-wigan, mhd. wihen ver-
nichten, zu Grunde richten scheint ganz dasselbe Wort. Dazu wohl aoch
lit vaik-au, vaik-yti jagen, herumjagen, verfolgen, haschen.
2. vik, vaikati weichen.
^tCx(o, elxiü weichen, -f- ahd. wihhan, nhd. weichen, wich geht streng ge-
nommen auf vig zurück, das aber wohl nur als eine Nebenform zu ?ik,
vaikati ==: ^eCxet gelten kann.
vik- Wechsel.
lat. vic-e, vic-es f. Wechsel. + ahd. wehsal m., nhd. Wechsel.
Zu vid sehen :
vis sehen, aus vid-j-s.
Aaäfxi^ taafxi weiss. — lat. visere sehen, besehen, besuchen, vi8-
it-äre. -|- goth. ga-veis-6n nach Jemand sehen, besuchen, heim-
suchen, un-veisa- unwissend, nhd. weisen, wies, weise.
vidra, vidri kundig.
^tdQt-g, rJ^t-ff kundig. + an. vitr gen. vitr-s weise, klug.
vaidala Schau.
dSaXifxo^ wohl gestaltet, EtStoXo-v n. Ansehn, Bild, «-f/UfiU>-^
unansehnlich. -(- goth, veitla- n. Schauspiel.
yidhu Baum.
altirisch fid gen. fedo Baum, vgl. gall. Yiducasses, com. guiden Baum (s-
Ebel Gramm. Celt. 12). + germ. vidu Baum, Holz, engl, wood, ahd.
witu Holz, Baum.
YII. Gemeinsam-europäischer WortschatE. 371
S. .
Zu sa, san, 'n/ut.*
sati f. Verlangen.
gr. (?<y^-ff) z. B. in t(f-fai^g f. Trieb, Lust, Verlangen. — lal.
siti-8 f. (Begehr) Durst. -J- ksl. chotl f. Verlangen, Begehr,
chost^, choti-ti wollen, begehren.
Santa Urheber, von san, sinere.
av^-ivtri-g m. (Selbsturheber) Thäter, Urheber, av^-evrixo-q, —
lat. sont- schuldig, in-sont- unschuldig, sont-icu-s. + as. sund-ea
f. Sünde.
sa, sa säen.
lat. eero (= se-so), se-vi, sa-tum, serere säen. -|- lit, se-ju, se-ti. — ksl.
8^"j%> sö-jati. — goth. sai-an, sai-s6 säen. Vielleicht könnte man hierher
ziehen sskr. sasya n. = zend. hahya n. Getreide.
sata und sata gesäet, part. pf. pass. von sä.
lat. satus gesäet. 4- lit. setars gesäet, isz-seta>s laukas ein be-
säetes Feld.
saman m. n. Same, von sä säen.
lat. semen n. Same, Semon- alte Saatgottheit, semen-ti-s f. Saat.
4- lit. semfi , gen. semen-s m. altpreuss. V. semen. — ksl. sdm^ n-
Same. — as. ahd. sämo, mhd. säme, Stamm sämen- m. Same.
säyä f. das Säen, von sä.
lat. Seja f. diei Gottheit des Säens, das personificirte Säen. +
lit. seja f. das Säen, die Saat, die Saatzeit.
sak sagen (zeigen).
hom. t-onne sagt, Ivt-anev er sagte, lr-rf;r€, evt-aneg, ^v^-am sag an,
iv-into ich sage, rede, fut. ivi-ajn^-aa). — lat. secuta est, locuta est.
resecuta est, respondit, in-sec-tiones , narrationes; in-seoendo, dicendo,
in-sexit, dixit, sec-tu-s m. Kede; umbr. pro-sik-urent, declaraverint (nach
Curtius). 4" ^i^- sak-aü, sak-yti sagen. — as. segg-jan, ahd. seg-jan sagen.
Vgl. sskr. süc, sucyati zeigen und ksl. soc-^, soS-iti zeigen, wozu sich
lat. sig-nu-m n. Zeichen stellt. Wegen der letztverglichenen . Wörter ist
wohl eine Nebenform svak anzunehmen.
sak schneiden.
lat. sec-are, sec-tu-m; sec-üri-s f. Beil, sec-tor, sec-es-pita, sec-ivu-m,
seg-men, segmen-tu-m, sic-a f. Dolch, sec-ula f. Sichel. + lit. syk-i-s m.
Schlag, Hieb, Ansatz, sodann einmal = ksl. s^cl m. Schnitt, Schlag,
Hieb, sdk-^, sds-ti hauen, spalten („vera radix sek-*^ Miklosich), sdS-a f.
caedes, sSc-ivo n. Beil, sdk-yra f. Beil, sdk-n^ti secare. — ahd. seg-ansa
24*
372 VII. Gemeinsam-europäischer Wortschatz.
mhd. seg-ense f. Sense , an. sig-dh-r m. Sichel (Schwert poet.) , ahd. saga,
sega, mhd sage, sege f. Säge, ahd. seh, mhd. sech n. seche f. Pflug-
messer, Pflugschaar, Karst, auch wohl ahd. saohä f. Egge und Furche,
auch goth. saihv-an , sahv sehen , gehört hierher , eigentlich sichten, dann
wie cemere sehen. Dieses Verb, obgleich nur auf europaischem Gebiete
nachzuweisen, ist das Stammwort zum ig. ska (skan) scheiden, graben,
wozu es sich verhält wie par zu prä , bhas zu psa , man zu mnä u. 8. vr.
saksa n. Schärfe; Stein von sak, secare.
lat. saxu-m n.' Stein, -f- an. sax, ags. seax, ahd. mhd. sabo.
Messer , Sachs , Eisenspitze eines Geschosses , Schneide des Pfeils.
Vgl. ig. und europ. alpnan Stein und Schärfe.
Von sak aarrw (aax-jw), lat. sancio, sanclfe festmachen,
säka, sväka m. Viehhürde, Pferch.
arixo-g wohl für ajnrixo^ m. Hürde, Pferch, -|- ksl. o-sßkü m.
Schafhürde , o = ^i^q>C, vgl. ahd. sweiga , mhd. sweige f. (Kinder-
heerde, Weideplatz, Rinderstall, Viehhof =) Rinderhürde. Von
svak, tfarrWf sancire Nebenform zu sskr. sraj umfassen.
sag, sagia spüren, suchen.
lat. sagio, sagire spüren, wittern, scharf wahrnehmen, sag-u-s (witternd
=) zukunftskundig, weissagend, sag-ax scharf spürend. -{- goth. sokjan,
ahd. (suochjan) suochan, mhd. suochen suchen.
sat satt, sattsam.
lat. sat, sat-is, sat-ur. -J- lit. sot-a-s m. Sättigung =r goth. soth-a-s m.
Sättigung; lit. sot-i-s f. Sättigung = ksl. syti f. Sättigung; ksl. sytü satt
= goth. sath-a-s satt, sattsam; goth. sath-an, soth satt sein.
satiä f. Satte , Sattheit , Sättigung von sat.
lat. satie-s f. Sattheit. -{- ahd. (sati) seti, mhd. sete, sette f.
Satte, Sattheit, Sättigung.
Zu sad, sedati sitzen:
sadya, sadyati setzen, causale von sad.
eiofxai setze mich (-:= asS-^o^fiai), -}- goth. satjan, ahd. sezzan,
nhd. setzen.
$edra m. f. Sitz, Sessel.
'iSQa f. Sitz, Sessel. — lat. sella f. (für sedla) Sit«, Sessel. +
goth. sitl-a-8 m., ahd. sezal m. Sessel.
sedla Sitz, Sessel.
Hesych. : xaaila , xa&idQa und xaaeXartal , xa^iaai , AaxwifH, —
lat. sella (= sedla) f. Sitz , Sessel. + goth. sitl-a-s m. , ahd.
sezal m., nhd. Sessel.
VIL Gemeinsam-europäischer Wortschatz. 373
sad gehen.
bisch in o<f-d-ff Weg. + ^^^- sld gehen, chod-tt m. Weg.
sada m. Weg, Gang.
6<fo-ff f. Weg, Gang. -+• ^^' chodtt m. Weg) Gang, chodi-ti,
o^eveiv gehen.
sant , sentire , eigentlich eine Richtung nehmen.
}, sensum (sent-tum), sent-ire, sen-su-s m., sent-ent-ia. -|- ksl. SQ^ti
. — ahd. (sindan) sinnan, sann, mhd. sinnen, eine Biohtong nehmen,
, reisen, fortgehen, kommen; seine Gedanken worauf richten, sinnen,
en, verlangen, begehren; an. sinna f., sinni n. (=:8inthja), animus,
schw. animum advertere.
senta m. Richtung, Gang, Weg.
altirisch set, cambr. hint (c= sint) Weg s. £bel, Gramm. Gelt.
123. + goth. sinth-a-s m. (Gang) Mal, ga-sinth-an- m. Reise-
gefährte , as. sidh m. Weg , Richtung , ahd. sind , mhd. sint gen.
sinn>es m. Weg, Richtung; davon an« sinna, as. sidhon gehen,
reisen, wandern; trachten, verlangen.
sap, sapiati schmecken, merken, einsehen.
g merklich, deutlich, aotp-o-g einsichtig, 2!C^av(p-og, trv<p-ctS Most.
■j. sapio, sapere schmecken, einsehen, sap-a Mostsafb (daher ahd.
hd. Saft), sap-ient- weise eigentlich part. praes. von sapio, sap-or
tpi-du-s. •4' ^S^' Bef'h m. Einsicht, ahd. ant-seilbn, praet. ant-suob
en, int-sebjan gustare (nach Curtius).
sapiant, part. praes. von sap.
lat. sapiens, in-sipiens. 4" ^hd. ant-sefifand, int-sebjant part.
praes.
. sama :
samagania von demselben Geschlechte, verwandt
(sama -|-gania).
ofioyviO'S von demselben Geschlechte, -f- goth. samakunja-s,
daraus an. samkynja von demselben Geschlechte erweitert. S.
Bugge, Zeitschrift XX, 1, 31.
samapataria von gleichem Vater.
ofjtonaTQUi^g von gleichem Vater. + au« samfedhr (auch erweitert
samfedhra, samfeddr) von gleichem Vater.
S. Bngge, Zeitschrift XX, 1, 31.
samamätria von derselben Mutter (sama-f-mätar
Mutter.)
ofLio/irJTQto-s von derselben Mutter. + an. sammoedhr, erweitert
374 Vn. GemeinBam-eiiropäischer WortschaU.
sammoedhra von derselben Matter.
S. Bogge, Zeitschrift XX, 1, 31.
Von sal = sar fliessen (?.*:
salä f. Insel (Wasserland, Aue).
lat. in-sula Insel. -|- lit. salä f. Insel.
salaka Kobbe, Meersäugethier.
ailaxof, <reAce/-M>-y n. atla^^-ta-g m. Meersäugethier, wie Robben
u. B. w. 4" <ui- sel-r, ags. seolh, ahd. selah m. Bobbe, Seebund.
Von sal fliessen (schwimmen?).
salakä f. Salweide.
arkadisch iXUi^ f. Art Weide. — lat. «alix f. Weide, Salweide
vgl. corn. heligan, cambr. helygen, arem. halegen, salix. -f- ^<^-
salahä, salha f. ags. sealh Salweide.
salakina von Salweiden, salakä.
lat. saligna-8 von salix. 4~ ^cl* s&lfthin von Weiden.
sali f. Salz.
«A- Salz, Meer, dli' in aXi-^v-g, dXC-TtXayxTo-g u. s. w. — lat.
sal m., sale n. Salz. — cambrisoh hal Salz, -f- ksl. soll f., lett*
sal-i-s f. Salz. Vgl. goth. sal-ta- n. Salz.
Vgl. sskr. sara m. Salz.
sallna salzig , von salL
aXivo-g salzig. — salinu-s in salina-m n. Salzfass , salina-e l
Salzwerk. -|- ksl. sollnü salzig.
Von sal == sar hüten:
säla heil, gut, gütig.
lat. sola- in sol-ari begütigen, trösten, solä-men« solä-cin-ini
con-soläri; aach wohl solla-s heil, ganz, pur, lauter für soh-B,
wie erhellt aus sol-is-timu^s das beste, VoUkommenste (Wahr-
zeichen) und soli-du-s, solid. Die ZusammensteUung von sollu-s
mit oKfOp oXo'S = ig. sarva ist verfehlt, denn einmal wird Iv
nie zu 11, vielmehr ist die Verbindung Iv im Latein äusserst be-
liebt. 4" goth. sel-a-s tauglich, gut, mhd. (sal in) sal-liche saf
glückbringende Weise, as. säl-ig, mhd. sael-ec selig, ahd. sali-da
mhd. saelde f. Güte, Glück, Heil, Segen. — ksl. sulej besser =
lat. sdlis- in solis-timu-s best, vollkommenst, glückUohst.
sarp schneiden.
lat. sarp-io, sarp-ere schneiteln, sar-men, sar-men-tu-m n. Reiser. -[~ ^^•
sHkp*ü m. Sichel -^ ahd. sarf scharf (?)
sarpa Sichel, von sarp.
a^ff f. Sichel. -{' ksl. srfipä m. Sichel.
Vn. Gemeinsam-europäischer Wortschate. 376
sarbh, sarbhayati schlürfen.
(für aQotpifü) schlürfe. — lat. sorbeo schlürfe. -|- Kt. srebiü, sreb-ti
en, sriubä f. Suppe. — nsl. sreb-sti, sreb-ati schlürfen s. Miklosich
srüb.
n sal, oder zu sval schwellen:
sala n. Boden, Grund svala?).
lat. 8ola-m n. Boden, Grund, sol-iu-m n. Sitz, Stuhl, Thron,
con-sul, prae-sul. -|- ^^sl« selo n. «y^f, fundus, Wohnung, Ge-
gend, in Zusammensetzung sulü locum tenens, pa-sülü, selitva
f. = goth. salithva f. Wohnung. Dazu aek-Cd- f. Bank und vgl.
salman, svalman, lit. säla-s Bank, an. sal-r gen. sal-s, salar m.
domus, Saal, ags. ahd. sal n. , mhd. sal m. n. Saal, grosses nur
ein Gemach haltendes Gebäude.
salman m. n. Gerüst, Sponde vgl. sala (sval?)
a^Xfia n. Getäfel, Verdeck, Kuderbank, aiXiio in ^i;-<r(rf X^o-^ für
fv'öselfiO'g mit guten Ruderbänken, -f- as. selmo, ags. sealma
m. Lager, Bett, Bettstelle.
>n si binden:
siman m. Band, Biemen.
tfids gen* ifittVT^g m. Biemen, ifiov-id f. Brunnenseil. -|- as.
simo, ags. sima, Thema siman- m. Band, Seil, Biemen, an.
seim-a-r m. Gold-, Silberdraht, dm-i m..funis, vinculum. — Ob
Oiigd f. Band, Seil mit goth. saila- in in-sail-jan an Seilen hin-
ablassen, an. seil, as. sei, ahd. mhd. seil n. Seil, Strick, Fessel
= ksl. silo n. Seil zusammengehört, ist sehr zweifelhaft.
silaya, silayati schweigen.
eo, sile-re schweigen, sile-nt-iu-m. -|- goth. silan, Stamm silai- in
an schweigen.
si und syä, syäyati sieben.
= ojwjft»)» <^^-^« siebe, a^-a-TQo^ n. Sieb. + lit. sijoju, sijo-ti =
j-ät sieben, sichten; vom Stamme si: lit. se-ta-s m. Sieb = ksl.
i. Sieb.
heinbar auf si geht. auch:
saima Seim, Flüssigkeit.
ttlfiu n. Blut, Oifco- in S/n^aifio-s, dv^utfKHq und sonst, -f" ^''^•
hunang-seim-r, ahd. seim m. Seim, dickflüssiger Saft (?).
m SÄ Schwein:
sütna, süaina schweinern, vom Schwein.
lat. suinu-s schweinern, vom Schwein, -f- ksl. svina schweiaem.
376 VII. Gemeinsam-europäisoher Wortschats.
8vin-Q n. Schweinchen, svin-ja f. Schwein, Sau. — goth. svein*»
n. Schwein , eigentlich ntr. eines adj. sveina-s =. ksL srinl
schweinern, vom Schwein, wie gaitein-a junge Ziege das lub* |
stantivirte Nentram von gaitein-a-s = haedinu-s ist. !
suk, sug, svak, svag fliessen (fliessend machen);
saugen.
lat. süc-u-8 m. Saft, süg-ere saugen, snc-tu-s m. das Saugen, süg-ill-are
braun und blau schlagen , woraus ein Nomen sug-illo- blutrünstige Stelle
oder blutrünstig zu erschliessen ist; sangu-en- m. Blut. -{- lett. snza =
sukju, suk-t saugen, dnrchseigen, Materie ziehen, no-suk-t absiepern,
sukti-s siepem, sich secemiren, wie die Molken von -der Milch, snk-nl-s,
sak-ala-s Molken, vielleicht auch su-la (für suk-la) f. Strieme, Bede von
Schlägen, unterkeitiger Schaden; svak-a-s m. Harz von Bäumen. — ksl.
s^k-n^, s^k-n^ti fliessen, sok-ü m. Saft. — an. sjüga saug, ags. racaD)
ahd. sugan, mhd. sügen, nhd. saugen, sog, gesogen, mhd. suc Säugong,
Säugezeit, mhd. rüten-souch m. Rautensaft, ahd. swehhan, 8wahh,'sweohui
hervorquellen, scatere, ebullire (riechen, stinken), di^von swahh schwach,
gleichsam ausgeflossen, wie goth. siuk-a-s siech zu (siukan) saugen, gldsh-
sam ausgesogen.
sauka ra. Saft, von suk.
lat. sucu-s m. Saft, s^o-inu-m n. Bernstein, sücinu-s aus Ben-
stein, wohl von sücus; die Entstehung desselben aus Baumharz
war den Alten bekannt, wie die Fabel von den Phaethonschwestern
beweist. + mhd. souch in ruten-souch m. Bautensaft, vgl. auch
ksl. sokü m. Saft, socinü von Saft, lit. saka-s Hare für syaka-B
wie lett. svak-a-s Harz beweist, die slavolitauische Grundfora
ist svaka von svak = ahd. sw^han hervorströmen.
skat springen.
lat. scat-öre, scat-öre hervorspringen, sprudeln. -^- lit. skas-tu, skat-au,
skas-ti springen, hüpfen.
Zu skud vorspringen:
skauda Vorsprung, von skud vorspringen.
lat. cauda f. (Vorsprung und so) Schweif, caud-ex m. (vorsprin-
gender) Klotz, Stamm, -f- goth. skauta- m. (Vorsprung), Vorstoss,
Franse am Kleide, Eockschooss, an. skaut n. Zipifel, Schooss,
ahd. scoz m., scoza f. Kleidschooss , Schooss.
1. skap liauen, quetschen, schneiden, vernichten.
«OTT-T-«, xe-xoTi-ms hauen, zerquetschen; schneiden, verstümmeln, ver-
nichten; ermüden, pass verderben intrs. — lat. cap-us, eap-on- m. ver-
schnittener Hahn, -f ksl. skop-iti castriren, skop-ict m. Hammel, daher
mhd. schopez, nhd. Schöps. — an. skif-a, sküf-a, skyf-a zerschneiden,
abschneiden. Vgl. skap graben.
YII. Gemeinsam-europäisoher Wortschatz. 377
Bflkr. cap, cap-ayati zerreiben Tgl. xonuiv zerquetschen, cap, cap-ati
[igen , vgl. xontHV ermüden (beide sskr. Yerba anbelegt) ; zend. Qcap
iti-Qcap-ti f. Zerschlagung, Yemichtaiig, lautlich = nqoanoxpig,
skap, skapati schaben, kratzen, scheeren, graben.
•ro), t^xaifh-tt^ i'-üxciffh-tiv graben, hacken, «rxaTr-cr^ =r xan^To^
aben , axin-aQvo-v n. Schabbeil , Beil , axvi^^ =: xvij^-i; f. Nessel,
T(u Wolle kratzen, xvdqMxXo-^ n. Eratswolle, Wolle.' — lat. scabere
en für scapere, wie erhellt aus scaprens alt neben eoabrens, part.
act. von scabrere denom. von scab-ro schäbig, soab-ie-s f. Eratze,
j. dialectiech tfxo/i// d. i. öxott-i-s Krätze bei Hesych., scob-s Feil-
, 8Cob-ina f. Feile, -f- lit. skap-oti schaben, schnitzen, kap-a-s m.
lügel, kap-oti graben. — ksL skep spalten und skob schaben s. Miklo-
. w., nsl. skob-a f. Leiste, ksl. skob-ll m., nsl. skob-elj Hobel,
jt^, kop-ati graben = lit kapoju, kapoti graben. — an. skafa, ags.
i, goth. skaban, skof schaben, an. skaf-a f. Beil; goth. skap-jan,
schaffen heisst wohl eigentlich schnitzen, wie lit. skap-oti; ahd«
kn, scuof schöpfen etwa entwickelt aus „graben". üxtjn'To-v m.
b, Stab, Stütze stammt von axi^Tno) stützen und darf mit. an. skapt
. skaft, ahd. scaft m. Schaft wohl nicht identificirt werden, da. dies
[aban schaben stammt; ebenso ist lat. scäpu-s Schaft, Stab auf skap
n zu beziehen, während lit. szapas Halm, Ast, nserb. ^cÖpa f.
., Holz, oserb. scöpic propfen auf skap findere zurückgehen« — Im
len ist von diesem weit verzweigten Verb keine Spur airfzufinden,
nüsste denn sskr. kambala m. n. Wolle zum gr. xvMpaXo-^ &atzwolle
i wollen , was aber bei der Vereinzelung des sskr. Worts sein Be-
n hat.
skapa Schaff, Schiff, von skap.
axdif-aXo-s Schöpfeimer, €fxd(p-rj f. Trog, Wanne, kleines Schiff,
axnif'id- f. kleines Gefäss, axdtp-os m. und üxvtp-os n. Becher.
4- ahd. scafa f. kleines Boot (wohl aus lat. scapha = axdfpti
entlehnt), ahd. scafo, mhd. schapfe Schöpfgefass, as. scap, ahd.
scaph, mhd. schaf gen. schaff-es n. Schaff, Scheffel (entlehnt?),
goth. skipa- n., ahd. seif, mhd. schif, zuweilen noch Geföss,
was die Grundbedeutung. Von skap schaben = aushöhlen.
skapä f. Schabeisen,' Hobel, von skap.
axlfpa f. gewöhnlich ^Itpa das Eisen am Hobel. 4' &^* skafa f.
Hobel, vgl^ auch an. skjafa f. Beil. Hierher gehört auch offen-
bar ^l<p-og n. bei Hesych. auch ßxitp-og Schwert.
skapala Haar, von skap.
lat. capiUu-s m. -^ altpreuss. Y. scebeli-s Haar, vgl. goth. skuf-ta-
n. , mhd. schoph , schöpf m. Schopf.
skapra rauh, scharf, von skap.
Xxiff^g myth. Bruder des Ah(iwv^ also der Schroffe. — lat.
878 Vn. Gemeineam-ettropäiBcher Wortschatz.
scaber, scabro- för scapro- wie erhellt aus altlat. scaprenss:
scabrens von scrabr-ere rauh sein. 4' l^^^* skabr-a-s splittericht,
muh, scharf, hart. — ahd. in ir-scabaron erschaben, mbd.
schaber-nack m. den Nacken reibender Hat.
skampa karg, geizig, von skap schaben.
axiflno-s , axvUfo-^^ axvi%p und xvlno-s sparsam , karg m. Knwuer,
Knicker , ynifMov m. Knauser , »Ifiß-t^ knickerig , die grieduiiebe
Grundform ist cx^fino- = axafino. -f- lit. skupa-s karg, skap*
eti geizen enUehnt aus ksl. sk^pu karg , geizig. Vgl sskr. bhap,
kshap-ate sich kasteien?
skapa, skampa verstümmelt, castrirt von skap,
xoHpo-s verstummelt, taub. — lat. capu-s, cap-on- m. Kapaun.
-|- lit. skapa-s m. Hammel vgl. ksl. skop-iti castriren, skop-id
Castrat, Schöps. — goth. hamfa- verstümmelt, as. haf verstäm-
melt, verkrüppelt.
sklad, klad schwingen.
kXtt^^m, xXaS'ttöato schwingen, schütteln, -f- lit. sklandau, sklasdyÜ
schweben, schwanken.
skar, skerati scheiden, aus ig. skar, skarati.
xQi-vt», xqt-To-^ scheiden = lat. cemo, cer-tu-s, cre-tu-s. -|- ht Bkiro,
«kirti scheiden, sondern, sichten.
Vgl. sskr. kar kirati (mit praepos. auch skar) kit^i (= kir-ti) £. Auwchä-
dung, Secretion vgl. x^l-^v-g.
skerta geschieden, gesondert, part. jrf. pass. von
skar.
xquo^ gesondert, geschieden. — lat. certu-s entschieden, certr
are, cretu-s, dis-cretu-s. -f- lit. skirta-s abgesondert, geschieden«
verschieden.
skar scheeren.
x^lQta =: xfp-jo), i-xuo-t^v scheeren, vernichten, xovqa f. Schur. -^ ahd.
sceran scheeren , mhd. schern scheeren , nhd. scheeren , schor , geschoren,
ahd- scera f. Scheere.
skarta geschoren, geschnitten part. pf. pass. von
skar.
xaqfto^ geschoren, geschnitten. — lat. curtu-s. + an. skardh-r
beschnitten, as. skard, ahd. scart in lida-scart gliedverhaaen
(lidu- Glied), mhd. schart zerhauen, verletzt, verstümmelt.
skarti f. das Scheeren , die Schur , von skar
scheeren.
Vn. Gremeinsam-europäisoher Wortschatz. 379
ledgöt^ f. das Scheeren, die Schur, -f- ahd. scurt f. (i«Stamin)
das Soheeren , die Schur.
skrap sich räuspern, ausspeien.
ifin-TOfiM räuspere mich, xQ^f^-fia für xQ^f^^'i^'^ n. Spucke, Auswurf,
ili}ptr-g für xQ^f^^'^^s f. das Spucken, Auswerfen, XQ^M'^ ©in Fisch,
ifin far ax^fin^ axQtfXTt, + lit. skrep-lei m. pl. Auswurf, Schleim im
Ise, 8krepT-6ti Schleim auswerfen] lett. krep-dt räuspern, auswerfen,
^p-ala-s f. pl. Auswurf, krep-alat auswerfen. Vgl. lat. scrap-ta f. un-
tliches Weib (Auswurf).
skrar schreien, schrillen. ^
M^'vCiü rvuschen, jauchzen. + ags. scrall-etan, an. skroU-ta, ditmars.
iralen, ahd. schrillen.
skark verschränken, schräg gehen.
. carc-er m. Schranke, cruc- f. Kreuz (= verschränkt), scri-niu-m (für
ic-nium) n. Schrank, -f- ksi. krozö quer durch, per, praepos. c. acc.
d skvozö durch praepos. gemeinsame drandform dcrozÖ. — ahd. skrank.
'auch, mhd. schranc pl. schrenke m. Schranke,, Gitter; Verschränkung,
indong; Betrug, mhd. schranke m. Schranke, Schrank, Behälter, mhd.
trage m. Gestell aus einem Balken mit schräg eingesetzten Beinen,
.d. schregen mit schrägen Beinen gehen, nhd. schräg, Schrägen,
irank, Schranke.
B skar springen.
skal, skaliati spalten, graben.
IXüi = cxal-^to scharren, schüren, graben.^ behacken, axaX-^v*-( m.
l-/<f- f. -f- lit. skeliu, skel-ti spalten, skil-ti Feuer anschlagen. — an.
-ja, skil-da trennen, scheiden.
skala Stein von skal.
xdX'ii (für cexaX-iij axaX-i^ f. Bruchstein, Caement = lat. calc-
f. Stein, Kalk, calic-are betünchen, calc-ulu-s m. Steinchen. -|-
ksl. skala f. Stein. — goth. skal-ja f. Ziegel. Europäisches skala
wird mit Sicherheit erschlossen.
skalama Yerderben von skal = skar.
lat. calami-tät- f. calam-it-ösu-is, in-colu*mi*8. ^ ahd. scalmo,
scelmo, mhd. schalme, schelme m., auch schelm f. pestis, pesti-
lentia, Seuche; körperliches Gebrechen. Hat sich später zu nhd.
„Schelm" entwickelt. *
skalmä f. Messer, von skal.
cfxaXfiii f. Messer, Schwert (soll, thracisoh sein), -f" >^* skälm f.
kurzes, breites Schwert
skidh, skaidhati scheiden, von ska, ski.
caedere spalten^ zerhauen, zersohneiden , de-cSdera entscheiden, caed-
380 YII. GremeinBam-europäiBcher Wortschatz.
e-B f. cae-la-m für caed-lu-m Meissel, cael>Äre meisseln, cae-mentu-m n.
Bruchstein, caesa für caed-ta Hieb, an-ci-le. -f- lit. skedu skedzia skes-ii
scheiden. — mhd. schiden scheit scheiden , trennen , ahd. skid-on scha-
den, goth. skaidan, skai-skaid, ahd. sceidan, sciad, nhd. scheiden, schied,
geschieden. Ist nicht mit ig. skid spalten zu verwechseln.
skaidlita (skaista) hell.
lat. caesiu-8 (für caed-t-iu-s) hell, oculi, helläugig, Kaeso s
Caeso, Caes6n-iu-s, Caesul-la (für Caeson-la). + li^- skaista-s hell,
klar, balta-skaisti-s hell, weiss.
Von sku schauen :
skava der da schaut, sieht.
axojO' in S-vo^xo^o-^, d^vo-axoo-g Opferschauer , -kenner, da-
von xoim s. skavaya. — lat. caveo bin umsichtig, hüte mich. -|-
gotL skav-a-s der schaut, sich umsieht, sich vorsieht, ns-skav-i
vorsichtig, us-skav-jan zur Besinnung bringen.
skavaya schauen, merken, denom. von sbva.
xoito kenne. — lat. caveo bin umsichtig , hüte mich, -f
lit. kavoju, kavöti hüten, bewahren. — ksl. ctg'ii, cn-ti
erkennen, merken. — as. skawon, ags. sceav-ian, ahd.
scawön schauen.
skudha Mist.
v-öxvd^-v Schweinemist, xv&wdrjg = xv&oiidiic' ^vaoüfAog Hesych. + ^^
szuda-s = lett. sud-a-s m. Mist, Koth. Oder l^udha?
Von sku bedecken:
sküta Schild.
lat. scütu-m n Schild. 4* hsl. stitü m. Schild für skjuttL, skntii
nach Joh. Schmidt Beitrage VI, 2 S. 129 ff. Eigentlich wohl
„Haut'% goth. skauda- Schuh heisst wohl auch eigentlich „Haat,
Leder**, vgl. axvTo-TOfxeTv schustern.
sküra bedeckt, von sku bedecken.
lat. ob-scüru-s (verdeckt und so) dunkel. 4~ &hd. scür, mhd-
schür m* bedeckter Ort, Obdach, bildlich Schutz, mhd. scharen
schützen, schirmen, vgl. ksL kovru m. tapes (?).
skävara m. Nordwind.
lat. cauru-s , c6ru-s m^ Nordwestwind. + lit. sziaury-s m. Nord-
wind, sziaure f. Nord. — lit. sÖverü m. Nordwind vgl. goth.
sküra vindis Windschauer, ags. soüi', ahd. soür, mhd. schür m.,
nhd. Wetterschauer, Regenschauer. Nach J. Schmidt Beitr. VI, 2.
skävanna adj. zu skävara.
lat. caurinu-s vom Nordwestwiziie. * -{- lit. szianrini-s
nördli^. *— ksL sdverlntt n^Mrutofj ßo^uac^
Vn. Gemeinsam-BuropäiBcher Wortschatz. 381
skru schneiden, schroten.
(für axQav-^to) versehre, X9^ ^- Haut s.. skravä, y^-TJj f. Trödel-
B. skrata, y^v-fiia crumeua. — lat. scruta n. pl. scru^ri, perscru-
skrutaya, scrotu-m n. Hodensack, scrütillu-s Magensackchen und
am Ledersack, Ranzen, cru-mena Beutel. -{- f^- skrudh n. Schmuck,
res mobiles cujusque generis, ags. scrud n. yestitns, vestimentum,
crotan, screot (Grundform skraudan skeskraud) hauen, schneiden,
leiden (Kleid), mhd. auch sich schroten, sich eindrangen in, stem-
uf-schroten aufladen (Fässer) , ahd. scrod n. scrutatio, scruton, scro-
ad scrutilon scrutari, nhd. schroten, ge-, zer-schroten.
skrüta n. scruta.
yQvxri f. Gerumpel, Tand. — lat. scruta n. pl. -f" an. skrudh n.
Schmuck, Putz, res mobiles cujusque generis, ags. scrud n. ye-
stitus, vestimentum.
skrutäya scrutari.
lat, scrutibi, per-sorutari. 4" <^^* Bcrod n. scrutatio, scruton,
scrodon und scrutilon perscrutari.
skravä f. Haut.
XQOjr g. /^o.f-off, )C^o^9 und /^oi-ro-^ m., ;|f^Mx, /^« f. Haut,
-f- an. skra (aus skrava) f. Haut^membrana, über.
)n stap feststellen:
stapalä f. Halm, Stoppel.
lat. stipula f. Halm, Stoppel. -|- ksl. stiblo n. Halm. — ahd.
stuphila, mhd. stupfel f. Stoppel.
>n stib anlßü) = stabh :
staibia Schienbein.
lat. tibia f. Schienbein, Beinröhre, Pfeife daraus. -}- lit> Vtaiba-s,
staiby-s m. Thema staibja Schienbein.
»n stä stehen :
stäla Gerüst, Gestell.
ari^lri f. Säule, -f- ^it. pa-stola-i m. pl. Gerüst der Bauleute. —
goth. stol-a-s m., nhd. Stuhl.
stal fest stehen, caus. stalya stellen, eigentlich
Denominativ von stala.
ar^X-loi für ffreA-jai, i-araX-riv stellen, bestellen. 4* ahd. stall-
jan stellen. — - lit. stel-üti stellen, bestellen, mag entlehnt sein,
preüss. stall-it stehen.
Vgl. sskr. sthal, sthalati fest stehen.
382 VII. Gremeinsam-europäischer Wortschats.
Von stip = stap:
stipra fest, derb, steif.
tnufoS-^ dicht, derb, fest, gedrangen, tnißa^o^ dass. + ^^•
stipra-s, stipra-s stark, kräftig, vgl. lit. stimp-ti starr werden.
engl, stiff, nd. stif, nhd. steif, arlß-n f. Reif.
Von stu = stä stehen:
stanra fest, sbsf. Stütze, Pfahl.
mav^-^ m. Stab, Pfahl. — lat. stauro-, wovon in-, re-staur'ire.
•\- ahd. stiura f. Stab, Stütze, goth. stiur-jan feststellen, an.
staor-r, gen. staur-s m. Stab, Pfahl = tnav^o^.
Vgl. sskr. sthavara fest, sthüra, sthüla dass.
Von stag = tag decken:
staga, taga ra. f. Dach, Decke.
axiyny riyrj Dach, Decke. — lat. toga f. Dach, Decke, -f lit.
stoga-s m. Dach. — ksl. o-stegQ m. vestis, toga. — an. tbak,
ahd. dah, mhd. dach n. Dach.
stagas, tagas n. Dach.
arfyogy riyos n. Dach. -|- altirisch teg (as-Stamm) n. Haas.
stegta, tegta gedeckt, dicht
aar€XTo~g undicht. — lat. tectu-a gedeckt, -f" ^^' thett-r (=
thehta-s) dicht.
stegana bedeckend, sbst. Bedeckung, von stag.
auyttvo-g deckend, bedeckt, auydvri f. Bedeckung, vgl. ff«y-
vo-g deckend, bedeckt; wasserdicht. -[" *?s. thecen f. tegmen
(ist = thakjana von thakjan decken).
Vgl. sskr. sthagana n. Bedeckung.
stag, stang stinken ~ stag stossen, tangere.
Tayy-6-g ranzig, rayyrj f., rdyy^og n. das Ranzigwerden, -f- ags. stincan,
stanc, nhd. stinken, stank, gestunken = goth. stigqan, stagq, stagqans
anstossen = lat. tangere. — ags. stenc, ahd. stanc m. Geruch, aber goth.
stugqa- n. Stoss, Anstoss. Da anch die Reflexe von stag stossen im Grie-
chischen und Lat. das anlautende s eingebüsst — may-aiv, lat. tango —
so ist Tttyyo- fiir stanga in der Ordnung. Europäisches stäg stangati
stinken, riechen und stanga Geruch ist zu erschliessen.
Zu stag stechen, stecken:
stigla m. Stichel.
lat. stilu-B für stiglu-s Stichel, -f- &hd. stihhü, mhd. stichel m.
Stichel.
Vgl. zend. tighra spitz, tighri m. Pfeil.
k
YII. Gemeiasam-europäischer Wortoohatz. 383
stan stölmen, tönen:
stanaka Getön.
aT€vtix^j ^rovaxn f. + ksl. Stuka für atjnkö, Btj%kü und »tuktl
für st^kd m. Getön, wie aus poln. szo^ Geplapper und st^k
Seufzer erhellt.
stal, stlä stemere, europ. Nebenform zu ig. star.
ä-ta breites Schiff, lätu-s breit, eigentlich ausgebreitet, part. pf.
+ ksl. po-stel-j^ po-stla-ti ausbreiten (das part. würde po-stlatü
können), stel-ja f. Decke vgl. lat. stor-ea f. Decke von star.
star stemere:
stru Nebenform zn stra streuen.
lat. stru-ere streuen, schichten, stru-e-s, stru-ic f. Haufen. +
goth. strau-jan, as. stro-ian streuen, nhd. Streu.
stama m. Staar.
lat. stumu-8 m. Staar. -{- ags. steam Seeschwalbe, die darnach
bei Linne stema heisst, nach den ags. Glossen auch Staar „star«
nus steam'^, s. Grein ags. Glossar s. v., vgl. ahd. stara f., mhd.
Staren m. Staar. i/wi^, \pag6-g gehört zu lat. päm-s Meise und
ahd. spra Sprehe.
Curtius erinnert an d-itjQalo-g 6 xf/aQog vnb Geaaaküiv Hesych.
Da die Thessaler für v gern X setzten, wie sie denn den Fluss
^EvvTtivg ISXmevg nannten — ^EXmevg • ^Ennivg 6 ncrtuuog He-
sych. — so steht tttST^Xog möglicherweise für dar^avd^g und ist
dann mit sturnus ganz identisch.
stamäya bestürzt machen, bestürzt sein, von ig.
star stemere.
lat. con-stemare, oon-stemari. 4~ a^^* stomen bestürzt sein,
stumi, stomunga f. Bestürzung.
Vgl. zend. gtare-ta bestürzt part. pf. pass. von star, wie auch
stamäya auf das part. starna = sskr. stirna zurückgeht.
star, sterati rauben, stehlen.
«« bin beraubt, ermangle, (r«^-^oi, arcQ-taxta beraube. -|- go^^h-
stal, stulans stehlen. (Nach Curtius).
starga m. grosser Vogel.
g m. grosser Vogel, vgl. lat. strix f. Ohreule. + german. storka-,
Jtorch m.
starda Sterz.
7 , aro^vy^ L Zinke, Zacke. + ahd. sterz, nhd. Sterz m. (^ filr 4
^av&og Wz. skand candere, nXlvd^^ =r germui. ilinta-, igißiv^og
d. araweiz u. s. w).
384 Vn. Gemeinaam-europäisoher Wortschatz.
strag , starg strecken , straffen , wind^i (streichen) s.
strig, strug.
0T^yy-^ri f. Strang, Strick, davon ar^yyaXa-w umstricken, würgen,
woraus lat. stranguläre entlehnt ist, otQayy^ f. das Herauswinden von
Flüssigkeiten, öTQayy-ovQkc f. die Harn winde, ar^yy-ev-w sich winden,
druchsen, zaudern, zögern, ar^yy-vlo-g gewunden, gedreht, mnd,
ot^yy-ld'^ atUyy-id- £ strigi-lis s. strig von strag = strig streichen. —
lat. strag-e-8 f. das Hin-, Niederstrecken, strag-ulu-s zum Hinstrecken
dienlich, zum Ausbreiten geeignet, sträg-ula f.. strag-ulu-m n. Streu,
Decke, auch gehört hierher stringere in der Bedeutung zusammenziehen,
schnüren, straffen s. strig. -f* ^^' streg-iu, streg-ti erstarren, zu Eis ge-
rinnen, vgl. goth. ga-staurknan, stulg-u-s länglich rund, wie ar^oyyvlog.''
ahd. strach, mhd. strac ausgestreckt, gerade, straff, strack, davon ahd.
(strachjan) strechan , mhd. strecken, straff machen, strecken, stemerennd
ahd. strachen, mhd. stracken strack, straff, ausgestreckt sein, ahd. sträng,
mhd. stranc m. Strang, Strick (vgl. 0TQayydlrj)', as. ahd. sträng, mhd.
itranc, ahd. strangi, mhd. strenge streng, stark, heftig, tapfer; die al-
tere Form starg wird reflectirt durch as. ahd. mhd. starc stark (eigent-
lich straff, strictus , wie erhellt aus) ahd. ki-storkanen (= goth. gastaa^
knan) starr, hart werden = an. storkna gerinnen. Grundform starg stre-
cken aus star stemere durch g weitergebildet, vgl. strig und strug.
sträng- Strang, Strick, von strag.
, ajQayy-d'Xfi f. Strang, davon üjQayyaXd-^j woraus lat. strangu-
läre. -f- an. streng-r m., ahd. stranc strang-es m. Strang, vgl.
stric Strick von strig.
strig stringere, straffen, streichen, streifen.
lat. string-ere, stric- tum zusammenziehen, straff ziehen; abziehen, streifen,
pflücken, abscheeren; streifen, an etwas her streichen, leicht berühren,
strig-ili-s Striegel vgl. arleyy-Cd- dass. -|- ksl. strig-ü m. tonsura cf. strin-
gere scheeren, strig-^ striS-ti scheeren. — ahd. strihhan, mhd. strichen,
streich streichen, streifen, schlagen; (straffen =) glatt machen, anlegen,
anziehen; ausstreichen = rasch gehen, ahd. stric, strich, mhd. stric g.
strick-es m. Strick. Ahd. strig-il, mhd. strigel m. ist aus lat. strigilis
entlehnt.
striga, strig Strich, von strig.
lat. strig-, striga f. Strich, Reihe. -|- goth. strik-a-s m. Strich,
ahd. strih, strich pl. strich!, mhd. strich m. Strich.
strug straugati streichen, reiben, aufreiben, s. strag
und strig.
OTQivyiüS^u sich aufreiben, aufgerieben werden, aj^vy^ti» f. Aufrsi-
btmg. Hinschwinden. -|- ksl. 8trüz% (strttg-j%) strUg-ati tondere, rädere;
dilacerare, excruciare, struz% (strug-j^) strug-ati und Btmz-iti rädere,
YII. Gemeinsam-europäischer Wortschats. 385
iraciare, strug-a f. TQT\f/ig, contritio, osl. struga Drechselmesser. — an.
Sfk, strauk, strjüka verrere , tergere, wegfegen = effugere , entwischen,
von ahd. struhh-ön, mbd. struch-en straucheln, stolpern, struch m. das
nucheln, struch m. Strauch (= Wisch), mhd. struch-e f. Schnupfen,
tarrh (vom Wischen? oder vgl. ksl. struga f. fluvius?). — Die drei
naen strag , strig , strug waren wohl schon in der europaischeü Grund-
"ache vorhanden, doch wohl noch nicht scharf gesondert: lat. stringere
ante auch auf sträng zurückgeführt werden und vereinigt in sich die
ieatung von stränge (strängen) und strig (streichen), argtyy'-i^, arleyy-
Wz. sträng entspricht lat. strigilis, ksl. strig strüg könnte man auf
ftg, ksl. strug zur Noth auf sträng zurückfuhren, dagegen weisen
^vyofiiu und an. stijüka deutlich auf die Grundform strug; vor der
ad habe ich, den Lauten mich anschliessend, auch strag und strig
ondert. — Latein, strug in struxi, struc-tum ist eine selbständige Er-
terung von stru, das es in der Flexion erg&nzt.
stradh stredhati stridere.
stridere, strid-ere, strid-or, strid-ulu-s. + *hd. stredan, strad, mhd.
den, fervere, brausen, strudeln, kochen, stred-o m. fervor, stred-
a, mhd. strid-unge f. fervor, Stridor (dentium), mhd. strad-em m.
idel, nhd. Strudel. Lat. i aus a, wie sidere aus sed==ig. sad, sidati.
strtti m. f. Streit.
it. stliti-, lat. lis, liti- f. Streit. -|- as. strid dat. pl. stridj-un mi£
trengung, ags. stridh, ahd. strit m. Streit,
snapa Bündel, Strohseil.
it. napura f. Bündel, Strohseil. -f- ksl. snopu m. Band, Bündel, polab.
3 m. Garbe. — ahd. snuob-ili n. kleine Fessel, Band. Vgl. schnappen.
snark zusammenziehen.
tri f. Krampf, vaQxdat erstarren, -f" ^hd. snerhan, snarh zusammen-
en.
snarpa scharf.
Dl/; hom. Beiwort des ;f«>lxdff. -|- an. snarpr scharf, snörp jam das
irfe Eisen; zu ahd. snerfan zusammenziehen vgl. zend. naref-g abneh-
i (vom Monde).
sningh, sninghati es schneit, s. ig. snigh.
ningit, ninguit es schneit. + ^'t. sninga es schneit (um Memel ge-
ichlich).
span spannen; anziehen, locken, antreiben, vgl. ig.
spä.
-of4ai. (spanne mich =) mühe mich (nach Curtiua für aTtiv-), nov-th-g
Mühe. — lat. spon-ti s. spanti. -f- «^hd. spinnen, spannen, as. spanan,
1, ahd. spanan, inhd. spanen locken, reizen, antreiben.
26
386 YII. Gemeinsam-eoropäischer Wortschats,
spanti f. Reiz, Antrieb, von span.
lat. sponti- gen. spontis , abl. sponte f. Antrieb , sua sponU auf
eignen Antrieb, -f" *hd. span-s-t, Thema spansti- f. Antrieb,
Reiz, Lockung. Nach Corssen I, 480.
spaka, spika m. Specht.
lat. picu-B m. Specht, pica f. Elstei*. -|- ahd. speh und speh-t, mhd.specb
und spech-t m. der Specht. Von spaJ^ spähen? oder vgL sskr. pika m.
der indische Kuckuck? Wohl von einem Schallworte vgl. mhd. spah-t
Lärm. Vgl. lit. spaka-s Staar.
spaka Tropfen.
V^fxatf- f. Tropfen.' + ^it» spaka-s m. Tropfen, Pünktchen, spakeli-s m.
demin.
spag, spang tönen, gellen.
ipd-iyy-o/jiai , (fS-iy-fia^ ipihoyy-o-g, ip&oyy-T^. -|- lit. speng-iu, speng-ti
gellen, klingen, vgl. mhd. spähet m. Lärm.
spinga m. Fink.
anlyyo^g m. Fink, -f- german. finka- m. , nhd. Fink m.
Spag, spang scheinen, strahlen.
ifiyy-os n., (ffyy-ta leuchte für aneyy -|- lit. spösch = spang-ja-s hell,
leuchtend, spog-ala-s f. pl. Glanz, spogul-ain-s blank, spig-ul-s gläMend,
spigul-öt schimmern, funkeln, vgl. ahd. vanch-o m. Funke, nhd. funkeln.
Vielleicht mit 1 spag gellen identisch.
Vgl. sskr. päj-as n. Glanz, Schein, Helle, wohl für späjas.
spara sparsam, gering.
lat. paru-m, parum-per wenig, zu wenig, vgl. cnn^^o-c spärlich. + ksl
sporü, ahd. spar sparsam, spärlich.
Zu spar:
spema Präsenstheraa.
lat. speme-re, spre-tum (mit dem Fasse wegstossen =) ve^
schmähen, verachten. -|- an. spima, spam in der Erde kratseo.
mit dem Fusse etwas an- oder wegstossen, davon ahd. spim-jsn,
spim-an mit dem Fusse anstossen.
sparia sich sperren, hinten ausschlagen, zap-
zeln, Präsensthema zu ig. spar.
anaiqm^ ä^natgta sperre mich, zapple, zucke, -f- lit. spiriu,
spir-ti mit den Füssen treten, ausschlagen.
spar winden.
ani^iqn f. Windung, anaq-^o-g^ anv^-^o^g. — lat. sporta f. Korb. + lit
■par-ta-s m. Band, spira f. Kügelchen, Pille; Schaf lorbeer.
VII. Gemeinsam-Europäischer Wortschatz. 387
/'on sparg :
spargala m. kleiner Vogel, von ig. sparg.
ani^ovXos * oqvtd'aQiov ay^H>v Hesych. und nigyovlov • of^td^qwv
ay^iov. (Adxwvtg einend. M. Schmidt), auch ano^ilogl s. Ari-
stoph. Vögel 300. + altpreuss. spnrgli-s Sperling fiir spnrgla-B,
wie erhellt aus spergla-wanag Sperber , wörtlich Sperlings- sper-
gla- habicht wanag = lit. vanaga-s. Auch Sperber heisst ei-
gentlich Sperlingsfalk, ahd. sparwäri, mhd. sperwaere, von goth.
sparva Sperling, das vielleicht für sparkva steht.
''on spalva Flaum:
spalvaina m. Polster, Kissen.
lat. pulvinu-s m. Polster, Kissen, pulvin-ar n. Postersitz. -|- lott.
spil-wen-a-s m. Bettkissen, Polster, Matratze, von spilwa f. Teich-
gras = spalwa Feder, Haar am Vieh, Flaum, spalwain-a-s fe-
dericht, rauhhaarig, bewachsen. Das Stammwort ist im Latein,
untergegangen, gleichen Stammes sind pilus = Ttrllov und
plüma.
spas wehen, hauchen.
ipir-itu-8 m. sptr-äre. 4* ^1* paoh-ü m. odor, pas% (pas-j%) pach-ati
lare, fläre. — vgl. an. fisa part. Hsandi pedere, mhd. nhd. fis-t m.
£, Furz. Wahrscheinlich gehört hierher auch ani-og n. (für anea-og)^
Xtt&o-v, anT^-Xvy^ Höhle (= Aufblasung),
spa vgl. sskr. ava-pha (pha =: spa) laute Blähung.
spasla, spasla hohl.
anriXo- (=tf7raflr-lo), davon anriXa-to-v n. und anriX-vy^ f. Höhle.
-)- ksl. puchlü hohl von pacha-ti blasen, mit Uebertritt in die
u-Reihe, wie in pychaj^ spiro, vgl. nura Thür von ^ nar, nrö-
ti eingehen.
späsäya hauchen.
lat. Spiro, spirare hauchen, spif-itu-s m. + ksl. pychaj^ pychati
blasen, hauchen, schnauben, wohl nicht mit (fvadoD (z=a(pvaa۟)
zu identificiren , sondern zu pachati, wie z. B. nyr-j^ nyr-iti s^
inimergi zu y^ nar eingehen, eintauchen.
spi verbinden.
o^Sf (ft-TQO'^s, (pot-ro-, {poiT'ciüi. -\- ksl. spoj% spoi-ti conjungere,
i-nije n. conjunctio.
spit drängen, part. pf. pass. spitta gedrängt.
lat. nur im part. pf. pass. spissu-s d. i. spittu-s dicht 4* ^it.
Bpit-u, spis-ti drangen, part. pf. pass. spista-s gedrangt, ap-BpisU
umdrängen, ap-speisti dass., specziu = spet-ju schwärmen, von
den Bienen, specziu-s = spet-ju-s m. Bienenkorb.
25*
388 VIL Gemeinsam-Europäischer Wortschatz.
spitta gedrängt.
lat. spissu-s. -f- lit. spista-s gedrangt.
Spina Schmutz, vgl. ig. spaina, enrop. spaima Schaum.
ntpo-q m. Schmutz, vgl. anik-^-g m. Fleck. 4* »Itböhm. spina, neuböhm.
Spina f. Schmutz. Nach Ourtius.
spaima Schaum, vgl. ig. spaina Schaum.
lat. spüma f. (aus spoima) Schaum, -f- ags. fam m., engl, foam, ahd. fei-
m m. Feim hat s eingebüsst, wie ksl. pÖna Schaum = ig. spaina.
spindh glänzen.
aniv&-ri^ m. anivS-a^-Cd- f. aniafd^aq-vy- f. Funke. -(- lit. spindzu (spind-
ju) spindeti glänzen, spind-uly-s m. Schein, Strahl. Grundform scheint
spand, vgl. lett. spod-r-s (= anvvd-aqo-) blank, glänzend und anoi^
Asche. Mit anXrjd-og m anlri^-fa f. Asche vgl. lat. splend-eo und lit
splendzu splend-eti glänzen.
spu, spiv speien.
TTTu-fti (für Trjv-jüi, tfTTü-joi) speie, TTür-tCw speie von nvto == lat. spu-
tu-s. — lat. spu-o spu-ere speien , spü-tu-m Speie. -|- lit. spjaurju, spjau-ti
speien = ksl, pljuj^ pljuti und plivati speien. — goth. speivan, spaiv,
ahd. spiwan speien, an. sp^ja speien. Mit sskr. shthiv, shtiv-ati speien
lässt sich das europ. spu nur gezwungen combiniren.
1. smak klein, gering sein.
Ofiix-Qo^e gering, klein, ^tx-xö-f, dorisch, klein (für fiue^j^o wie tx-xo,
tn-no für ix-^o, Xax-xo für lax-ßo)^ davon fnxx-vXo-^ demin. fiU-m
[fiixx-tts'^) , fH'XQokoyog , fiixx-i'Co/^evog der dreijährige Knabe in Sparta. —
lat. mac-ro- schmächtig, mager, gering = fitxQo, mac-ie-s f. Magerkeit,
mac-or m. dass. maci-äre abmagern , mac-il-entu-s mager, mac-^re mager
sein, vielleicht auch mica oder zu mak fiaaata*} -f- ahd. smäh-i, mhd.
smaehe klein, gering, niedrig, schmählich, ahd. smäh-en, mhd. smähen
klein, gering, verächtlich sein, geringfügig dünken, ahd. (smal^an)
smähen, mhd. smaehen klein machen, verringern, verächtlich behandeln,
schmähen, ahd. smähi, mhd. smaehe f. Kleinheit, Geringfügigkeit, Nie-
drigkeit, Yerächtlichkeit, Schmach, ki-smäh-teon exolescere, nbd. Schmach,
schmachten, schmächtig. — Bis auf den Unterschied in der Quantität
gleichen sich lat. macies und ahd. smähi, lat. macere und ahd. smähen.
Das primäre Stammverb ist nirgends erhalten , das angesetzte smak klein
sein daher bloss Fiction, die keinen Werth beansprucht. ahd.Bmah=smaDh?
2. smak streichen, gleiten, von smä a^iaia.
Ofjir^x-oi streichen, an-, abstreichen, an-, abwischen, afAtax-w reiben,
streichen, prügeln, beides Weiterbildung von afiat» streichen, reiben,
waschen. -|- lit. smak-a-s = ksl. smok-ü m. Schlange („gleitend^^) , lit.
smunk-u, smunk-ti gleiten, abgleiten, smog-ti streichen , hauen. — ksl.
smuc-^, smyc-^, Wz.smuk gleiten; glitschen, poln. smuk-n%2 streichein.—-
VII. Gemeinsam-europäischer Wortschatz.' 389
l. smech-ar, elegans, dvlioatns, smeih, mlid. smeich m. Schmeichelei,
eichen, nhd. schmeicfaehi, eigentlich streicheln, Wz. smih; mhd. smiegen,
«mögen in etwas eng umschliessendes drücken, refl. sich geschmeidig
gen und fugen, sich hiegend zusammenziehen, sich ducken, dazu an.
okk-r, ags. smoc, ahd. smoccho m. Hemd, mhd. smucken, smücken
ht an sich drücken, hekleiden, schmücken, Wz. smug vgl. ksl. smuk
iten, glitschen. Das Stammverb smä ist ausser üf^cua nicht nachzu-
sen.
3. smak, smuk schwelen, schmauchen; quälen.
'f^-to verschwelen, langsam verbrennen lassen, quälen, int-afAvy-^Qo-g
id, mühselig, schmählich. -(- lit. smaug-ti würgen, sticken, lett.
ik-t dämpfen , ersticken. — böhm. smah-nonti , poln. smaz-yc rösten. —
I. smoke; nhd. schmauchen, Wz. smug.
smard wehe thun, schmerzen.
q^-aHo-^ schrecklich, eigentlich wohl wehthuend. 4" &£>&• smeorian,
. smerzan, smarz, mhd. smerzen schm^^en, Schmerz verursachen
;.), ahd. smerza f., smerzo m. , mhd. smerze, smerz m. Schmerz.
smarda Gestank, Unflath.
lat. merda f. Gestank, Unflath, Koth. -f- lit. smirda-s m. es
ksl. smradü m. Gestank, Unflath, Unrath, smrüdü schmutzig,
gemein. Wohl von smard wehe thun =±= Ekel erregen.
smar schmieren.
ofitu (= fAv^'}OfJi,tti) triefen, weinen, fnvQo-v n. Salbe. 4" goth. smairthra-
^ett, Fettigkeit, smar-na f.Mist, Roth, an. sn^ör (Grundform smer-ya)
Butter, ndd. Schmeer, nhd. Schmier, schmieren.
smald, smeldati schmelzen.
So) trs. schmelzen, kochen, gahr machen, fiMoiia^ intrs. schmelzen,
ahd. smelzan, smalz, mhd. smelzen, nhd. schmelzen, schmolz, ags.
)lt sanft, as. smult-ro auf sanfte Weise, ags. smolt, ahd. mhd. smalz,
.. Schmalz n. , ahd. smelzi m. n. smelzi f. Schmelz, ahd. (smalzjan),
ilzan, mhd. smelzen, nhd. schmelzen (schmelzte), schmalzen. — Da-
en tt'[AaXi-vv(a zu ig. mard.
i smal = smar vgl. lit. smala-s Theer.
Von svesar Schwester:
svesarlna m. Sohn der Schwester der Mutter,
von ig. svasar.
lit. seseryna-s, seserena-s m. Sohn der Schwester der Mutter,
Vetter. + lat. sobiinus m. , sobrina f. , con-sobrinu-s Kinder
zweier Schwestöm, Geschwisterkind, Vetter, sobrinu- steht für
sosorinu-, sosrinu, sos-tfcrinu, woraus dann regelrecht sofrinu-,
sobrinu- wurde; die Einschiebimg des Dentals zwischen die Gruppe
S90 VII. Gemeinsam^europäischer Wortachatz.
sr wie in tenebra- filr temes-ra = tai^asra , cerebm- för ceresrnr
Ton ceres = ig. karas Haupt, funebri- für fünes-ri von ^aies-,
fenebri für fenes-ri von fdnes, membm- für mems-ra von inemf
= ig, mamsa Fleisch s. eorop. mamsra u. s. w.
svap, svapati auch svab heftig bewegen, werfen,
streuen, schweifen lassen.
itoß-o-s m. heftige Bewegung, aopi-ta erregen, scheuchen, med. dch
bewegen. — lat. in-sipere, in-sipit hineinwerfen, sup-are werfen, streuen,
dis-sipare zerstreuen, pro-säpia f. Nachkommenschaft. -{- lit. supü, süp-ti,
sup-oti schwingen, schaukeln, svamb-ala-s ro. das (schwebende) Bleiloth.
— ksl. säpa, suti, fundere, su-n% (für sup-n^), su-n%ti, efiundere, säp-ü
m. cumulus, su-nü und sy-nü m. Thurm, syp-l-j^, syp-ati spargere,
fundere, ra-süp^, rasuti und ra-sypaj^, ras3rpati dissipare, dispergere,
8Tep-l-J4, svepiti, agitare und svep-etati sq moveri. — an: sopa, ags. svap-
ian, engl, to sweep yibrare, verrere, ahd. sweif-an drehen, winden, sweib
m. Schwingung; deutsche Grundform svip, svif. Am reichsten ist dai
Verb im Slayischen entfaltet.
sväria, gravis.
lat. seriu-s ernst, -f" ^cl* swäri, mhd. swaere.
svarda dunkel, schwarz.
lat. surdu-s dunkel, color surdus dunkle Farbe, dann „taub** sord-e-s f.
Schmutz , Trauerkleidung , sord-eo , sordere. -\- goth. svart-a-s, ahd. swarz
schwarz, ahd. swarz! f. Schwärze, swarzen, mhd. swarzen, nhd. Te^
Bchwansen, schwarz werden.
sval schwellen.
aaX-^-g m. das Schwanken, Wogen, Schwall, besonders der des Meeres
novTov adlog^ xovl-aaaXo-s für xovl^ßako^ Staubschwall, Staubwirbel,
6al-€V'€iv ins Schwanken bringen , med. schwanken. — lat. salu-s m. salu-m
n. das Wogen, besonders des Meeres, daher auch Meer, offenes Meer. 4"
as. swellan , ahd. swellan , mhd. swellen , swall , schwellen (verschmachten)
ahd. swellan (= swalljan), mhd. swellen, nhd. schwellen, schwellte,
schwellen machen, stauen, hemmen (verschmachten lassen), goth. in M-
svallei-ni- f. Aufschwellung, Aufgeblasenheit, Hochmuth, mhd. swal-m
m. Strudel im Wasser, daher die Schwalm in Hessdn.
svaliä f. Sohle, Fusssohle; Sohle = Schwelle.
vXtd f. bei Hesych. vXmxs jovs xuQncfjlvovg rofiov^, — lat solea f.
Sohle, -f" goth. sulja f. Sohle, ga-suljan ^€fAtUovv^ fundare, da-
zu ags« syll, sylle f., ndd. süU Schwelle, ahd. sweUi n., mbd.
swelli n. f., nhd. Schwelle, basis; zu sulja Sohle ahd. swilo,
swil, mhd. swile n. Schwiele, Fusssohle. An Entlehnung ist
offenbar nicht zu denken. Zu sval schwellen.
VII. Gemeinsam-europäischer Wortschatz.
391
svig, svigäya schweigen.
^*y-ii f. das Schweififen, alyd-w schweige, aly-riXo-s schweigend. + as.
^Wigon, ahd. swigen, swiken, mhd. swigen praet. stark sweic schweigen;
Vergehen. Vgl. as. swican praet. swek, ahd. swihban ermatten, nach-
lassen, im Stiche lassen, ahd. swik-ali f. das Schweigen.
svigala, svigala hell, schimmernd.
^iyal6'€ish\B,xiky schimmernd, olyalo-oj glatt, blank machen. + as. svigli,
^B. svegle hell, schimmernd, vgl. goth. svik-na- rein, keusch.
Von svid schwitzen:
svidra m. Schweiss.
ISq6-s m. (für a^i^qo) Schweiss, ISq6-io schwitze. + lett. swidr-
a-8' m. Schweiss , swidr-At schwitzen.
svin schwinden (aus svan).
m^ofiat^ äol. fsiwofiai, = aiv-]ofiiu (mache schwinden, verschwende)
■äffe, raube. + ahd. swin-an, mhd. swin-eu schwinden. Grundform svl&n
rgl. schwinde, schwan-d and lat. san-ie-s f. Eiter für svan-ie-s eig^iücb
Schwund, vgl. tabes Schwand und Jauche.
svip aus svap schw^en.
nrng-^ (für fftr-Oßtm'^) das Schweigen , (fvtonu'ia schweige, ot^ra.- 17010^1«.
%f€acdnHn. -^ mhd. swift schweigend, ahd. gi-swifion schweigen su g^th,
yeiban, svaib aufhören und mit diesem zu ig. svap schlafen. Merkwürdig
st die Gleichheit des messapischen (d. h. wohl italiotischen) ainjata und
lid. swifton, woraus sich ein europäisches sviptaya schweigen construiren
Lesse.
vm.
Die Indogermanen Europas ehemals ein Volk.
Es sind, wie die voraufgehenden Abhandlungen erwiesen
haben, vornehmlich drei Punkte, worin die Sprachen Europas
unter sich übereinstimmen, dagegen von den arischen Sprachen
sich scharf unterscheiden: 1. eine reiche Entfaltung des e-Vofials
gegenüber dem ursprachlichen und arischen a, nachweisbar als
gemeinsam-europäisch in etwa 30 alten Nomen und im Praesens-
thema von mindestens 40 wichtigen Verben mit ursprüiiglicliem
an- und inlautenden a. 2. die Entwicklung des 1 ans dim. r
der Ursprache, gegenüber dem r der arischen Einheitsperiode.
3. die Ausprägung einer reichen Fülle von Wortbildungen, der
gemeinsame Besitz von mehreren Himderten theilweis höchst
origineller Wörter und scheinbar selbst von Wurzeln, die den
arischen Sprachen völlig abgehen. Diese drei Punkte genügen
völlig um die Europäer unseres Stammes zu einer engeren Ein-
heit zusammenzuschliessen, welche nicht minder innig ist, als
der arische Verband der Brüder im Osten. Eine genauere
Durchforschung der europäischen Sprachen würde zwar noch
Vieles zu Tage fördern, was, den Europäern gemeinsam, den
Ariern völlig abgeht, allein alles dies würde nur dazu dienen,
den Charakter der europäischen Spracheinheit näher und feiner
zu zeichnen, zur Begründimg dieser ehemaligen Einheit genügen
die drei obenbezeichneten Punkte vollständig, daher sich auch
diese Schrift, welche die ehemalige Einheit der indogermanischen
Völker unseres Continents auf dem kürzesten Wege erweisen
will, wesenthch auf diese drei beweiskräftigen Momente beschränkt
Sollten freilich alle Punkte möglichst vollständig aufgezahlt
werden, worin die Europäer unter sich stimmen, dagegen von
den Ariern differiren, so gäbe es noch Manches zu verzeichnen.
vm. Die Indogermanen Europas ehemals ein Volk. 393
So müsste z. B. hervorgehoben werden, dass die Präsens»
ildung durch angefügtes -ta den Ariern abgeht, sich dagegen
1 Süden wie im Norden Europas reichlich belegen lässt, vgl.
t. plecto = ksl. plet% (für plek-t%) = ahd. flehtu, nhd.
Hjhte, flocht, Wurzel plak, TtXiiMa. Bei den Griechen ist
ese Bildung, wie es scheint, rein zufiLllig auf Verba mit aus-
utendem Labial beschränkt — dqv-^to j xalvTr-^to Stamm
dvßy xki7t'%(o Stamm nXert — im Lateinischen tritt das
'äsensbildende t mit einer ebenso unerklärlichen Vorliebe an
ämme mit auslautendem Gruttural — nec-to, plec-to, flec-to
- dagegen kennen die nordeuropäischen Sprachen, unter denen
IS Litauische das präsentische t im weitestem Umfange ver-
3ndet, eine solche Beschränkung auf bestimmte Auslaute nicht;
ist demnach nicht zu bezweifeln, dass bereits die europäische
)racheinheit in einem nicht näher zu bestimmenden Umfange
e Silbe ta zur Präsensstammbildung verwendete.
Ebenso lassen sich nur auf europäischem Boden, hier je-
>ch im Süden wie im Norden, jene Yerbalbildungen nachr
3isen,. welche auf dem Part. Perf. Pass. mit ta beruhen, die
an im Italischen, wo sie besonders stark ausgeprägt sind,
requentativa zu nennen pflegt: vgl. lat. gustä-re = alid.
losto-n, nhd. kosten, vom part. gusta- = sskr. jushta, Wur-
1 gus y&ioftai.. Gleich gebildet sind z. B. kafifcerdiOy Wurzel
tfiTt und ksl. lete-ti fliegen für lek-te-ti von der Wurzel lek,
;1. lit. lek-ti fliegen, lak-ta Hühnerstange.
Eine bedeutsame lautliche Uebereinstimmung aller Sprachen
iropas hat sich uns schon bei der Betrachtung der beiden
Laute der Ursprache ergeben. Wir fanden dort, dass jenes
welches im Arischen als k und c (tscha) erscheint, auf
iropäischem Boden durchweg und in allen Sprachen unseres
rdtheils die Neigung zeigt, sich mit einem nachschlagenden
zu verbinden. Diese leichte AÄection , etwa durch k^ zu be-
ichnen, konnte dann entweder wieder schwinden oder sieh zu
' verdicken, und so finden wir denn in allen Sprachen Europas
\» ursprachliche k bald als k, bald als kv und seiue lautliche De-
endenz dargestellt, woraus wir den Schluss ziehen dürfen, be-
its die europäische Einheitssprache habe den dem arischen k
tsprechenden Laut durchgängig als k^ in einigen Fallen viel-
Lcht bereits als kv gesprochen, hierin in einem bemerkens-
394 Vni. Die Indogermanen Europas ehemals ein Yolk.
werthen Gegensatze zu den Ariern, bei denen dieser Laii^
durchaus die europäische A£fection durch v nicht kennt, dem
der arische Wandel von k in c hat mit der europäischen Aas-
sprache des k als k'' , kv durchaus keinen Zusammenhang.
Die früher dargestellte Entwicklung des e-Yocals inneritalb
der europäischen Spracheinheit hat für den Yocalismus samiiLi-
licher Sprachen Europas noch eine bedeutsame Folge gehabt,
deren hier noch mit wenigen Worten gedacht werden möge,
da sie an ihrer gebührenden Stelle (in Abhdlg. Y.) nicht zur
Sprache gekommen ist. — Die Ursprache kennt nur die Diph-
thonge ai und au, ai durch Zulaut a aus i, au durch zuge-
lautetes a aus u gesteigert, wie man es heisst. Yon der sans-
kritischen Steigerung durch ä, die sogenannte Yrddhi, wodurb
i zu ai (ss 4i) u zu au (= äu) erhoben wird, zeigen die euro-
päischen Sprachen keine Spur, ja selbst im Zend giebt es nur
ein paar unsichere Fälle, in denen man die sanskritische Y^rddhi-
steigerung annehmen könnte. Ursprünglich gab es auf euro-
päischem Boden nur die Yöcalreihen i, ai und u, au. Nach-
dem aber das e aus dem alten monotonen a herausgebüdet,
und in weitem Umfange durchgeführt war, begann die Schwä-
chung des a zu e auch dasjenige a zu treffen, weldiies in de«
Yocalverbindungen ai und au den ersten Bestandtheil büdet
Durch diesen Process wurde ai zii ei und au zu eu, und in-
dem nun zugleich die alten, jetzt als stärker empfundenen
Laute ai und au neben den jüngeren ei und eu bestehen
blieben , ergaben sich jetzt die Yöcalreihen und Steigerangs-
stufen: i, ei, ai und u, eu, au.
Es fragt sich nun, ob die Schöpfung dieser jungem, durdi
die Entstehung des e veranlassten^ Diphthonge innerhalb der
gesonderten Sprachen Europas ganz unabhäng^ vor sich ge-
gangen, oder ob die europäische Spracheinhöit bereits ei und
eu neben ai und au besessen habe. Für deii Diphthong eu ist
die gemeinsam-europäische Ausprägung zu verneinen, dag^en
für ei zu bejahen. Zwar scheinen Parallelen wi^ g>evy(o und
goäi. biuga (aus beuga), k-q&id'O} und an. rjodh (aus reuda^),
latv doucit (aus deucit) = goth. tiuhith er zieht für die En-
stenz eines gemeinsam-europäischen aus au geschwächten eu
zu sprechen, allein der Yocalismus anderer Sprachen besonders
der lettoslavischen steht einer solchen Annahme entgegen. Nicht
YJÜ« Die Indogermanen Europas ehemals ein Yolk. 395
inr fehlt im Litamschen und Slayischen der Diphthong eu,
cmdem es lässt sich auch in diesen Sprachen, wie es' ibciieüit,
rein Laut nachweisen, der als Abkömmling eines ursprüngfichen
u anzusehen wäre, denn die u-Beihe im Slavischen besteht
or aus y ^ u, daraus gekürzt u, und u aus au, die u-Yocal-
3ihe im Litauischen weist nur u und au (bug, baug) Auf und
n daneben hin und wieder erscheinendes ü lässt sich schwer-
ßh als Descendent Ton einem älteren eu erweisen. Ganz an-
brk ist es mit dem ei in den Sprachen Europas; in ihneai allen
bt dieser Laut oder seine NacUEommenschaft^ und dieses ei
itt wiederholt auch an denselben Stellen auf, nämlich in der
tammsilbe einiger alten Nomina und im Präsensthema von
erben mit an- und inlautendem i. Die regelmässigen Vertreter
m ei sind im Griechischen u (XeiTto))^ im Latein i (dico,
r/x-yi;ju^, figo, lit. deg-ti) und e (l^-s, Xeiog)^ im Gallischen
, S und 1, im Altirischjen la, im Gothischen ei, das im Alt-
bchsischen. Altnordischen und Althochdeutschen als i erscheint,
1 Litauischen als ei und e, im Slavischen als 1, während ur-
»rüngliches ai als griechisches aiy italisches ai (ae, e), alt-
isches ai, ae, gothisches ai, litauisches ai,. slavisches e er-
^eint. Es darf uns kein Wunder nehmen, " ds^ss wir das ei
»rade im Praes^s der Yerba mit i^-Yocal als gemeinsam-euro-
üsch nachweisen können; es hängt dies mit der alten Be^
shränkung des e auf das Praesens in der europäischcii Ein-
3itssprache zusammen. Wil* sahen, dass die Mehi*zähl der
erba mit an- und inlautendem ursprünglichen a in Europa
3r Art flectirt wurde, dass im Praesens das a des Stammes
ch zu e schwächte: ad essen praes. edati, bh^ar tragen praes.
[lerati, während im Perfect sofort das alte a wieder eintrat,
ie das deutsche: ass, ge-bar zeigt. Dieser Analogie folgten
an, bereits in der Periode der europäischen Völkereinheit,
ie Yerba mit an- und inlautendem i, welche mit Vocalsteigerung
1 Praesens gebildet wurden. Die ursprachliche Weise diese
erba zu flectiren war die, dass man dem Praesens Ine dem
erfect den gesteigerten Yocal ai gab , also stigh steigen, praes.
aighati, perf. -staigha. Da nun aber auf europäischem Boden
e Mehrzahl der Yerba mit a- Yocal dier Art flectirte, dass im
raesens e eintrat, im Perfect a verbUeb, so war es sehr na-
iiüchi dass diese Flezionsweise auch auf die Yerba nüt i-*YoGal
396 Vni. Die Indogermanen Europas ehemals ein Volk.
übergriff; dass also das praesentische ai derselben zu ei ge-
schwächt wurde, während im Perfect ai bestehen blieb. So
erhielt man die Flexionsweise stigh praes. steighati, perf. -staigk
und diese Weise wird durch die Parallelen ariXj oreixw, gotL
steigan, staig, stigans, kiTtj IsLtcw, leloiTta^ goth. leihyan,
laihy, laihvans (d. i. lihvans), lit. lik praes. leku lassen o. a.
ak gemeinsam-europäisch erwiesen. — Um eine ungefähre Vor-
stellung von dem Umfange zu geben, in dem man sich ei inner-
halb der europäischen Grundsprache entwickelt d^iken darf,
gebe ich im folgenden Yerzeichniisse alle die Fälle , wo ei als
gemeinsam-europäisch anzusetzen ist.
i, praes. eimi eisi eiti und eyami imasi gehen.
(2fi*j elgf elai, tfitv, Uvm gehen. — lat. eo (r=: ejo) is (= eis) it (:=eit)
imoe itis eunt gehen, -f- lit. .eimi gehe, d-ti inf. gehen. — ksl i-di| ging,
i-ti (== lit. ei-ti) gehen. — goth. nur in iddja ging.
Vgl. sskr. i eti ayati, imasi gehen. — zend. i, aeiti gehen.
Lat. eo (= ejo) == sskr. ayämi ich gehe.
^eiva vertraut, Angehöriger.
lat. civi-8, alt ceivi-s, civi-cu-s, civi-tas. + ksl. po-sivti henignns. —
goth. in heiva-franja Hausherr, an. h^-hyli n. pL Hauswesen, an; hjon,
hjün n. pL Eheleute, ags hivan pl. familiäres, domestici, ahd. hiwo, bio,
mhd. hiwe, hie m. Gatte, Hausgenosse, Knecht.
Vgl. sskr. Qiva und Qeva traut, freundlich, gütig.
dhig praes. dheigati stechen.
lat. figo fixi fixum figere stechen, stecken, heften, fi-bula (fig-buU)
trans-figere durchstechen. -\- lit. deg-ti stechen, unpers. dig-sni-s Stich,
dyg-u-B stachlich, scharf, spitz, daigyti stechen- — ndd. dik, nhd. Deich
(ndd. Form) und Teich (= Ausstich).
. dhigh praes. dheigh fingere.
griechisch in t^t^oi, Tot^os, — (lat. fingo finxi fictum fingere). -1- goth.
deigan daig digans kneten, aus Thon bilden.
VgL sskr. dih deg-dhi bestreichen, verkitten, salben, deha Körper, dehi
f. Aufwurf.
di^ praes. deik, fut. deiljsiati zeigen.
di(»-vvfiij 6iC^ zeigen. — lat. dico (alt deioo) dixi dictum dicere* "-l-
goth. teihan taih, ahd. zihan, nhd. zeihen, zieh, gediehen.
Vgl. sskr. dig dideshti fut. dekshyati zeigen, heissen, lehren.
deiva göttlich, m. Gott.
iat. divus göttlich, Gott, deus, dea Gott, Göttin. — altgalUsch deivo-.
Vm. Die Indogermanen Europas, ehemals ein Volk. 397
^^0-, devo- in ZusammensetMing, altirisoh dia, altoambr. düia Gott. +
^* deva-8, altpreuss. deiwa-s, deiw-s Gott. — an. tivar m. pl. die Götter,
^^i. sskr. deva göttlich, bu Crott, zend. daeva m. böser Gott, Dämon.
migli praes. meighati harnen.
*at. mejere (für megjere) harnen. + lit. mein , myz-ti harnen. — an. miga
^eig (me) migum miginn harnen, ndd. miegen.
Vgl. sskr. mih mehati harnen, betraufein, migh nur in ni-meghamäna
part., zend. miz maezaiti harnen.
iHuBu 6-fjux^io &fjii^a r= sskr. amiksham aor. und lat. mingere, miäre (fär
mihäre).
rip reipati brechen, stürzen.
i-^tnotf Iqi-qin-xo umstürzen, niederwerfen, i-^tijiue n. pl. Trümmer,
i-QCn-vfi Absturz. — lat. nur in ripa f. + an. rifa reif rifinn rumpere,
dirumpere, lacerare, ahd. riban, nhd. reiben, rieb, gerieben.
leima limus.
lat. limu-8 m. -f" &i^* ^^^ i^m ^S^* ^^^i ^hd. Leim m. Daneben laima in
ags. läm (d. i. laima), ahd. leim m., nhd. Lehm (niederdeutsche Form).
Von li linere.
lik praes. leikati lassen.
jU/tto), Xsiifjüiy t'XmoVf XiXomtt, -j- lit. leku, lik-ti lassen. — goth. leih-
Tan laihv, nhd. leihen, lieh, geliehen.
Vgl. sskr. ric recati lassen.
Daneben praesens link : vgl. lat. linquo linquere. — altirisch leo (aus line,
wie set via aus sint = goth. sintha-) lassen, -f" preußs. po-linka er bleibt.
YgL sskr. ric rinakti lassen.
ligh praes. leigh lecken.
Xix Xsixfo lecken. + lit. leziu lez-ti lecken. — ksL liz^ (=r liz-j% = Ht.
leziu) liza-ti lecken.
Vgl. ved. rih redhi = lih ledhi (leh-ti)' lecken.
Daneben lat. lingo = altirisch ligim lecke (oder ligim == Xe^x^) » »gs.
liccian lecken, goth. bi-laigon belecken, lit. laiz-yti lecken.
lip praes. leipati, fiit. leipsiati schmieren, salben,
kleben.
«
d'XeCtpto, d-lelifßto, d~Xti~Xi(pa beschmieren, bestreichen. -{- goth. leiban
laif in bi-leiban, laif (kleben, haften und so) bleiben.
Vgl. sskr. rip, lip fut. lepsiati dliitptu.
Daneben lit limpu = sskr. limpämi.
stigh praes. steighati steigen.
ar€//(ü, e-CTixov steigen, schreiten. -{- ags. stigan, ahd. stigan, nhd. stei-
gen, stieg, gestiegen.
Vgl. sskr. stigh stighnoti steigen, schreiten.
398 VllJL Die Indogermanen Europas ehemals ein Yolk.
snigh praes. sneighati schneien.
an. sniva pari, snivinn Rchneien = zend. ^nizb, gnaezhaiti es schneit.
Yg\. vffpet (= vix-^si) = lat. nivit (für nigvit). — lat. ningait es schneit
= lit. sninga es schneit.
Bei einer genaueren Vei^leichung der nord- und südeuro-
päischen Sprachen werden sich wohl noch manche bedeutsaiue
Uebereinstimmungen ergeben, welche diese Sprachen unter sidi
zu einer engeren Einheit verbinden, dagegen sie von den Ariern
noch schärfer scheiden werden, zum vollgültigen Beweise einer
ehemaligen Spracheinheit der Indogermanen Europas genfigen
jedoch völlig die drei grossen durchschlagenden Merkmale,
welche Arisch und Europäisch von einander absondern, nämUcli
das europäische e, das europäische 1 und der gemeinsam-euro-
päische Wortschatz. Diese drei Momente zwingen zu dem
Schlüsse, dass es eine Periode gegeben habe, wo die Yorräter
der indogermanischen Völker Europas soweit sprachlicdi geeinigt
waren, um in gemeinsamer Arbeit die drei grossen Neubildungen
zu vollziehen: das e aus dem a zu entwickeln, das 1 aus dem
r abzuscheiden und mehrere Hunderte von neuen Wörtern,
scheinbar selbst viele Wurzeln zu schaffen. In unseren Tagen
begegnet man freilich bei jüngeren Sprachforschem hier und
da der Andeutung, als ob der Schluss von näherer sprachlicher
Verwandtschaft auf ehemalige Sprach- und Volkseinheit eigent-
lich ein ziemlich willkürlicher sei, als ob ein halbweg gescheiter
Mensch zur Erklärung näherer sprachlicher Uebereinstimmting
sich mit leichter Mühe auch andere genügende Ursachen er-
denken könne. Dem muss entschieden entgegengetreten wer-
den: die Wissenschaft giebt ehemalige Spracheinheit als ein-
zigen Grund für sprachliche Verwandtschaft an die Hand, eine
andere Ursache lässt sich gar nicht ausfindig machen. Aller-
dings bleibt die Aufstellung einer solchen alten Spraoheinheit
immerhin eine Hypothese, aber eine solche, wie die, dass die
Planeten sich um die Sonne drehen, nämlich eine Voraussetzung,
unter der sich sonst unerklärliche Thatsachen völlig genügend
deuten lassen, und welche daher, so lange nicht andere That-
sachen ihr widersprechen, für die Wahrheit selbst gelten darf.
Hierzu kommt, dass überall da, wo die Ursache einer näheren
Vni. Die Indogermanen Europas ehemals ein Volk; 309
sprachlichen Berührung mehrerer Völker sich historisch nach-^
preisen lässty als diese Ursache immer ehemalige Sprachgleich-
lieit sich ausweist So* liegt denn doch der Grund der nahen
Verwandtschaft zwischen den romanischen Sprachen — man
yerzeihe die Trivialität des Beispiels — ganz gewiss und wahr-
haftig in der historisch nachweisbaren Thatsache, dass es ein-
mal eine Zeit gegeben hat, wo dasselbe Bauemlatein, wenn
auch landschaftlich schattirt, in Paris, Toledo und Neapel ge-
sprochen wurde. Ebenso gewiss liegt femer die Ursadie der
innigen Bezüge des Englischen zum Niederdeutschen in dem
historisch erweisbaren Umstände, dass die Vorväter der Eng-
länder und der Niederdeutschen einmal den gleichsprachigen
Sachsenstamm gebildet haben, davon ein Theil «päter nach
England auswanderte, während der Rest in der alten HeimaÜi
blieb. Von der . weit früheren Einwanderung germanischer
Stämme nach Skandinavien hat sich jede historische Kunde ver-
loren; trotzdem darf man auf Grund der sprachlichen Ver-
wandtschaft zwischen den Nordmännem und den Deutschen
oftit vcdlständiger Gewissheit behaupten, dass die Väter der
Skandinavier und Deutschen einmal eine Spracheinheit gebildet,
zu der germaixischen Umation gehört haben. Diese Thatsache^
wenngleich historisch nicht beglaubigt, und nur aus d6r Ver-
wandtschaft der nordischen und deutschen Sprachen erschlossen,
steht eben so fest als die historisch bezeugte Spaltung des
alten Sachsenstammes in die Angelsachsen und die Sachsen
des Mutterlandes. In eine noch grauere Vorzeit reicht die
ehemalige Spracheinheit der Lettoslaven; sie wird rein er-
schlossen aus der innigen Verwandtschaft der lettischen und
slavischen Sprachen, in Geschichte und Sage ist nicht die
leiseste Erinnerung daran erhalten ; trotzdem steht das Faktum,
dajBs die Vorfahren der Litauer und der Slaven einmal die
gleiche Sprache geredet haben, gerade ebenso fest, als die
historisch beglaubigte Thatsache, dass die romanischen Spra-
chen sämmtlich aus der gleichen Ungua rustica erwachsen sind.
Mit der gleichen Sicherheit darf auch behauptet werden^
daas es einmal eine Zeit gegeben hat, wo die Vorväter der
sämmtlichen Indogermanen Europas;, von den Ariern im Osten
geschieden, unter sich sprachlich geeinigt gewesen sind, denn
die allen europäischen Sprachen characteristischen Merkmale —
400 Ylil. Die Indogermanen Europas ehemals ein Volk.
das e, das 1 und ein gemeinsamer reicher Wortschatz — setzen
einen, ehematigen Zustand voraus, wo neue Sprachbildnngeii
den gesammten damaligen Complex der Indogermanen unseres
Continents durchdringen und überall zur alleinigen Greltong
gelangen konnten. Einen solchen Zustand der Dinge nennen
wir aber sprachliche und volkliche Einheit. Man verstehe diese
Ausdrücke, wie sie allein gemeint sein können. Es soll damit
selbstverständUch nicht behauptet werden, es habe in jener
europäischen Umation nicht auch Stammesgliederung und Dis^
leote gegeben; vielmehr mag man sich meinethalb gern -vor-
stellen, dass die später selbständig aus dem Schoosse der ea-
ropäischen Umation hervortretenden Völker schon geraome
Zeit vorher als Stämme, so zu sagen präformirt, bestanden
haben; nur muss man nicht vergessen, dass derartiges Detail
sich aus der Yergleichung der Sprachen nicht gewinnen Uisst,
sondern nur einfach-grosse Thatsachen, wie die, welche uns hier
beschäftigt, dass die Indogermanen Europas einmal ein Volk
gebildet haben. Es bedarf kaum eines Wortes, dass das Wort
„Volk^^ in diesem Satze nur einen bestinmiten Grad sprachlichen
Zusammenhanges bezeichnen und über die Reinheit oder V^-
mischung des Geblüts bei den Indogermanen Europas damit
nicht das Geringste ausgesagt werden soll. Die Frage nach
dem Geblüt ist für die Sprachforschung fast gleichgültig, mit
der Annahme einer fremden Sprache treten die Völker, mögen
sie dem Geblüte nach den Trägem dieser Sprache ursprüngUdli
noch so fremd sein, in die neue Nationalität ein, und gehören
dieser von da an ebenso innig an als die Angehörigen diesff
Nation von ganz unvermischtem Geblüte. Die heutigen Mecklen-
burger sind für den Linguisten wie für die statistische Ethno-
graphie keine Abodriten, mag auch die Zumischung germanischen
Geblüts zu dem slavischen Grundstock noch so gering sein,
sondern ein achtbarer Zweig des niedersächsischen Stammes,
mit dem sie seit Jahrhunderten sprachlich und damit seelisch
vereinigt sind. So mag man sich denn auch immerhin vor-
stellen, dass die grosse europäische Umation, welche die Stanmi-
väter der Griechen, Italiker, Kelten, Lettoslaven und Germanen
in sich beschloss, nicht durchweg reiner indogermanischer Ab-
kunft gewesen, sondern dass bedeutende Reste alter Urbe-
völkerungen von ihr absorbirt und indogermanisirt gewesen,
Yill. jDie Indogermanen Europas ehemals ein Volk. 401
die Sprachforschung hat die Betrachtung derartiger Mög-
ohkeiten wenig Interesse, weil sie einsehen muss, dass ihr
tir Lösung solcher Fragen durchaus die Mittel fehlen.
Gegen die Annahme, dass es in so femer Vorzeit eine
l:*08se europäische Nation gegeben, aus welcher dte Völker
iUropas erst im Lanfe der Zeit hervorgetreten, Hesse sich noch
in ziemlich abstractes Bedenken geltend machen. Man könnte
3 nämlich' nnwahrscheinUch finden, dass die Indogermanen
ereits in so femer Vorzeit die Fähigkeit besessen, grosse
[eichsprachige Nationen zu bilden, denn diese Formation zu
rossen Volkseinheiten scheint einen gewissen Grad der Cultur
1 erfordern, den man unserem Stamme in so frühen Zeiten
ielleicht nicht imbedingt zuzusprechen geneigt sein wird. Nun
etben freilich solche Bedenken gegenüber der aus sprachlichen
runden imumstösslich erwiesenen Thatsache, dass die Indo-
ennanen Europas in fernen Urzeiten wirklich eine Sprachein-
eit gebildet haben, wenig Werth; es kommt aber noch hinzu,
ass sich historisch die Befähigung der Indogeimanen zur
»ildung grosser sprachlich geeinigter Nationen schon für sehr
ruhe Zeiten als ein chs^acteristisches Merkmal unseres Stammes
Achweisen lässt. So weit wir an der Hand der Geschichte
nd Sage zurückzugehen vermögen, bilden die Indogermanen
üsiens die Eine, grosse Nation der „Aria", der Genossen, die
ich schon durch diesen Namen als unter sich verbunden und
illen Stammfremden scharf entgegengesetzt bekundet. Erst spät
verfiel die grosse Nation in die indische und eranische Hälfte,
ror dieser Spaltung waren die Arier als eine sprachlich geeinigte
!fation über einen Raum verbreitet, der dem westlichen Europa
m Umfang mindestens gleichkommt. Ebenso treten die Indo-
germanen Europas nicht als zersplitterte Stämme, etwa wie die
[ndianerhorden Amerikas, sondern als grosse, in Sprache und
Bewusstsein geeinigte Nationen in die Geschichte ein. So
oiannigfaltig auch der edle griechische Volkskörper schon in
ier ältesten Zeit in Stämme und Staaten gegliedert erscheint,
jo steht doch üb^ afler Zersplitterung im Volksbewusstsein
^on jeher die Einheit der Nation, welche die Gliederung erst
5um hellenischen Volksleibe zusammenschliesst, der höchsten
künstlerischen Gestaltung des hellenischen Geistes. Ebenso gab
38 von jeher eine grosse italische Nation; ja auf dem Vorhan-
26
402 Vm. Die Indogermanen Europas ehemals ein Volk.
densein derselben beruht die gesammte römische Geschichte,
denn der Inhalt dieser, bis zur Erlangung der Weltherrschaft,
ist wesentlich die Vereinigung dieser grossen italischen Nation
unter der Hegemonie der Stadt Rom. Noch grossartiger tritt
das Vermögen, eine grosse, mannigfach gegliederte und über
weite Räume ausgebreitete Volkseinheit zu bilden, bei den
Kelten hervor. Um das Jahr 300 v. Chr. haben diese einen
Theil Spaniens, die britischen Inseln, Gallien, Süddeutschland
und Oberitalien inne und in Heerfahrten und Golonisationszügen
dringen sie bis an die Mündung der Donau vor, und doch
treten sie in diesen ungeheuren Räumen, über wenigstens
30,000 DM. verbreitet, überall als die eine wesentlich gleich-
sprachige und gleichgesittete Eeltennation auf, werden auch
von den umgebenden Völkern durchaus überall als solche er-
kannt. Auch die Germanen bUden bei ihrem Eintritt m die
Geschichte eine geschlossene nationale und sprachliche Einheit;
die Stammesunterschiede innerhalb derselben waren, so wdt
sich erkennen lässt, in den ältesten Zeiten durchaus nicht so
tiefgreifend, als später, wo einzelne Stämme, wie Niederländer,
Angelsachsen und Skandinavier sich zu selbständigen Völkern
besondert haben. Endlich treten auch , als ihre Zeit gekommen
war, die Slaven als eine grosse compacte Nation in die Ge-
schichte, und nur die baltischen Völker kennen wir nur in
stark individuaUsirte Stämme: Litauer, Preussen, Letten ge-
schieden, nicht mehr als grosse nationale Einheit. — Wenn
wir so sehen, dass es eine auf der höheren geistigen Begabung
beruhende Eigenart des indogermanischen Stammes ist, schon
in frühen Zeiten grosse nationale Verbände zu bilden, wenn,
wie wir zeigten, schon ums Jahr 2000 vor unserer Zeitrechnung
die Indogermanen Asiens eine Volkseinheit darzustellen ver-
mochten, deren Sitze von Medien bis zum Indus reichten, so
ist durchaus nicht abzusehen, warum die Indogermanen Europas
nicht befähigt gewesen, gleichzeitig mit den Ariern, und von
diesen gesondert, eine grosse sprachlich geeinigte Nation za
bilden, deren Sitze den grössten Theil des continentalen West-
europas einnahmen. —
Dass die europäische Umation nach Osten zu, gegen die
Arier, sich scharf abgegränzt, nicht etwa in ihren östlichsten
Ausläufern mit den Ariern allmälig verschwommen sei, lässt
VJJl. Die Indogermanen Europas ehemals ein Yolk. 403
sich aus sprachlichen Gründen darthun. Von einem solchen
durch Stofenglieder allmählig erfolgenden Uebergange von den
Europäern zu den Ariern miissten nämlich die östlichsten Spra-
chen Europas — also Lettoslavisch nnd Griechisch — sowie
der westlichste Sprachzweig des Arischen — also das Eranische
— noch die Sparen aufweisen; es müssten die Eranier manche
Eigenheit, die sonst nur europäisch ist, aufzeigen, es müssten
Slawisch und Griechisch mit dem Arischen in näherer Berührung
stehen. Von alledem ist nun in den betreffenden Sprachen
nichts 2fu spüren: weder nähert sich das Eranische den euro-
päischen Sprachen, noch zeigen die Sprachen Osteuropas irgend
¥rie engere Berührung mit den Ariern, vielmehr treten dieselben
in keinem Punkte aus dem europäischen Kreise heraus und
theflen mit den Schwestern alle die Eigenthümlichkeiten , wel-
che wir jetzt als die für die europäische Spracheinheit cha-
rakteristischen Merkmale erkannt haben. Hätten diese östlichen
Sprachen Europas wirklich jemals zwischen den Ariern und
den übrigen Europäern „vermittelt", so müssten sie in den
Punkten, wo Europäer und Arier diflferiren, bald die euro-
päische, bald die arische Eigenthümlichkeit zeigen, und da-
durch den Uebergang von dem einen zu dem andern Sprachen-
kreise bilden. Es müssten also, wo die übrigen Europäer das
e gegenüber dem arischen a zeigen, Slavoletten und Griechen
bald mit den Europäern im e, bald mit den Ariern im a
stimmen, oder mit andern Worten, das e, dieses sichere Merk-
mal der europäischen Spracheinheit, dürfte bei Slavoletten und
<jrriechen nicht so reich entwickelt sein, als bei den übrigen
Europäern, wenn sie als ehemalige Vermittler von Europäisch
und Arisch gelten sollen. Nun ist aber das gerade Gegentheil
der Fall: Slavolettisch und Griechisch zeigen, gegen das Ger-
manische gehalten, eiae noch reichere und über das gemeinsam-
europäische Maass hinausgehende Entwicklung des e, indem
bei ihnen das ursprünglich auf das Praesensthema beschränkte
e meist die Flexion des ganzen Verbs durchdringt, während
die Germanen, hierin ganz in Uebereinstimmung mit der euro-
päischen Grundsprache, für das Praeteritum durchweg das alte
a festhalten. So heisst es z. B. slavolettisch melz melken, 6d
essen, slavisch ber tragen, griechisch a-^cA^ , idy g)€Q nur mit
e, während es germanisch melkan malk, etan at, heran bar
26*
404 YUI. Die Indogermanen Europas ehemals ein Volk.
laatet. Wie das e, dürfte auch das europäische 1 in den o&^
europäischen Sprachen nicht so reich wie in den übrigen Spr».
chen Europas entwickelt sein, wenn Lettoslaven und Orieches
jemals zwischen den Indogermanen des Orients und Occidents
„vermittelte^ hätten, es müsste hier und da das arische und
ursprachliche r an Stellen erscheinen, wo die übrigen Europäer
1 haben. Es findet das gerade Gegentheil statt: nicht bloss
theilen Slavolettisch und Griechisch durchweg die europäisdie
Entwicklung des 1, sondern das Slavische, also gerade die im
Norden Europas den Ariern räumlich nächstliegende Sprache,
und das Oriechische zeigen sogar eine etwas stärkere Entfaltang
des 1, als die übrigen Sprachen Europas. So heisst es slayisch
glasü Stimme, ylasfi Haar neben lit. garsa-s, varsza-s, griechisch
X^hödy Schwalbe, x^^&* Hagel, yli^fiTj Augenbutter neben lat
hirundo, Schwalbe, grando Hagel und grämiae yi'ijut]- Endlidi
müsste, bei Annahme einer yermittelnden Stellung der osteuro-
päischen Sprachen, das Contingent, welches diese zu dem ge-
meinsam-europäischen Wortschatze stellen, ein geringeres sein,
als das, welches Italiker und Germanen zu eben diesem Wort-
schatze liefern. Auch davon ist Nichts wahrzunehmen: Letto-
slaven und Griechen steuern ebenso reich zu dem gemeinsam-
europäischen Sprachschatze bei als die übrigen Indogermanen
Europas.
Wenn so die Lettoslaven und Griechen sich in allen Punkten
als reine Europäer, das heisst als ehemalige Glieder und TheQe
der europäischen Spracheinheit ausweisen, und dadurch völlig
unfähig erscheinen, eine ihnen zugedachte Vermittlerrolle zwi-
schen Ariern und sonstigen Europäern zu übernehmen, so bleibt
dem Anhänger der Vermittlungstheorie nur noch der Versuch
übrig, andere Völker und Sprachen ausfindig zu machen, die
geeignet sein möchten, zwischen Ariern und Europäern zu ver-
mitteln. Es können für einen solchen Versuch nur diejenigen
Völker in Frage konmien, welche die breite Scheidezone zwi-
schen den Arieim im Osten und den uns nach Sprache und
Nationalität völlig bekannten Indogermanen Europas einnehmen
oder vielmehr einst einnahmen, da alle diese Völker unterge-
gangen sind.
Diese Völker sind im Norden die Skythen und Sauromaten,
im Süden Phryger und Thraker sanmit allerlei kleineren Stäm-
Vm. Die Indogermanen Europas ehemals ein Volk. 405
>aen — Päonen, Myser, Dardaner, Lyder, Paphlagonen, Kap-
jMuloken — die hier jedoch zu übergehen sind, da uns alle
Handhabe fehlt, um die ethnographischen Verhältnisse dersel-
ben feststellen zu können.
Ueber Herkunft und Sprache der Skythen ist früher viel
gestritten, die Einen sahen in ihnen die Stammyäter der Letto-
slaven, Andre yersuchten sie gar zu Mongolen zu stempeln.
Die authentische Entscheidung der Frage kann nur durch die
Prüfung der Beste der skythischen Sprache gewonnen werden.
Es ist das grosse Verdienst Müllenhoffs, die uns erhaltenen
Wörter — meistens Eigennamen — der skythisch-sarmatischen
Sprache wissenschaftlich geprüft, und damit für alle Zeiten die
Frage nach der ethnographischen Stellung der Skythen-Sarmaten
gelöst zu haben. (Monatsbericht der königl. Akademie der
Wies, zu Berlin 2. August 1866, S. 549 ff.) Von den ungefähr
sechzig skythischen Namen und Vocabeln, die Herodot über-
liefert, hat Müllenhoff etwa ein Viertel yoUständig als eranisch
i&achgewiesen und reichlich ein anderes Viertel soweit wenig-
stens erläutert, dass sie für die eranische Abkunft des Volkes
mit beweisen (a. a. 0. S. 573) , und ähnlich ist das Verhältniss
bei den übrigen skythischen Wörtern. Bedenkt man nun, dass
Eigennamen oft aus älteren Sprachperioden stammen und sich
daher vielfach aus der lebendigen Sprache nicht deuten lassen,
dass sie mehr als anderes Sprachgut der Entstellung und Ver-
witterung ausgesetzt sind, dass ihre Deutung oft schwankend
bleiben muss, weil ihr ursprünglicher Sinn nicht bekannt ist,
dass uns endlich die skythischen Namen nicht in einem natio-
nalen Alphabet, welches alle Laute der Sprache scharf und
bestinmit wiedergiebt, sondern nur in der vertrackten griechi-
schen Transscription überliefert sind, so zwingt das Ergebniss,
dass trotz alledem reichlich die Hälfte der skythischen Namen
und Worte sich aus dem Eranischen deuten lässt, unweigerlich
zu der Annahme, dass die Skythen-Sarmaten eüi eranisches Volk
gewesen, also zu der Westhälfte der grossen arischen Nation
gehört haben.
Um den Leser, welchem die Müllenhoff'sche Abhandlung
nicht zur Hand sein möchte, empfinden zu lassen, dass die
Skythenfrage in der That durch Müllenhoff für alle Zeit in
dem angegebenen Sinne gelöst sei, stelle ich aus der ergebniss-
406 YJJl. Die Indogermanen Europas ehemals ein Volk.
reichen Schrift einige der für eranische Herkunft der Skythen^
beweisenden Wort- und Namendeutungen hier zusammen. evoQee^
von Herodot sachgemäss durch ävdQoywoi^ von Hippocrate^^
wortgemäss durch dvardgcieg unmännlich erklärt, entsprich::?!
einem zend. e-nairya (vgl. zend. e-vita = a-vita) einem arischoD
a-narya unmännlich, componirt aus dem negativen a- und asr
Mann. Der Name der skythischen Herdgöttin Taßiri stammt
Yon tap brennen, das in den jungem eranischen Dialecten auch
als tab erscheint, mit I^/r/, Name der Erdgöttin vergleicht
sich allerdings zunächst lat. Op-s, doch ist die Wurzel ap in
entsprechendem Sinne auch im Arischen reich entfaltet. Die
für das Arische characteristische Lautgruppe ks zeigen uns die
Namen der drei skythischen Urkönige, welche auf '^ai-g aus-
lauten; dieses ^ac-g ist -das zend. khshaya = sskr. kshaya
herrschend. Das eranische khshathra Herrscher, Herrschst
umgestellt zu ^aQd'O- , wie neupersisch carkh aus jzend. cakhra
Rad, begegnet in OaQvo-^ag&og ^ dem der persische IJame
OaQva-^a&Qrig bei Herodot 7, 65 genau entspricht, in Kam-
^(jd-og aus naiva = zend. kaena Strafe und ^agd-og =:r khshathra.
Der Name der ^Pw^Xavoi ist aus dem zend. raokhshna glänzend
zu deuten, vgl. ^Pw^ävr], Name der persischen Gemahlin Alex-
anders. Für eranischen Ursprung der Skythen ist geradezu
beweisend das skythische äoTta = zend. aJtpers. a^pa Pferd,
dessen Lautgestalt auf dem nur im Eranischen vorkommenden
Wandel des ursprachlichen \y = sskr. jv in 9p beruht Es
erscheint in den Namen : uiQi^-aaTtoi aus zend. airyaman ver-
traut und a9pa Pferd, !^a^ot;^/o^ aus doTta und zend. üra Sdiaar
mit dem im Skythischen wie im Eranischen für Namenbildmtg
beliebten Suffix ka (würde zend. agpo-üra-ka „mit Pferde^
heerden versehen*' lauten), BaioQ-aajcog aus zend. baevara
zehntausend und a^pa componirt, BavdS-aaTtog (jazygisch) ans
zend. vanant siegend und a9pa, BoQ-aaTtd-xaßog aus zend.
vara best, aQpa Pferd und zend. kavan kundig „bester Bosse
kundiges endlich Tgacjcieg^ Name eines Skythenstammes, wohl
als try-a9p-ya zu deuten, die mit drei Pferden, im Dreispitz
üahren, wie noch jetzt in Südrussland üblich ist. Arische
Herkunft legen sich die Skythen selber bei in den Eigennamen,
die mit ^qux- (= zend. airya = altpersisch ariya Arier, arisch)
zusammengesetzt sind: ^Aqia^Tteidn^g aus a^a und.Tre/^^ =
Vill. Die Indogermanen Europas ehemals ein Volk. 407
'^iid. pae^a Gestalt, mit der altpersischen Vertretung des
^^chen g durch th , ^Qia-vrdg, ^Qia-QcidTjg^ auch persischer
^ame, aus dgia und ratha Kriegs wagen, i4qi0'q)dqvrig ^ würde
^tpersisch ariyafr4na lauten. Der eranische Wandel von s zu
li erscheint im skythischen Namen der Stadt TheodosiaJ^ßcJa/Jda,
glossirt durch emad-eog , worin also jedenfalls aßda = zend.
^tpers. hapta sieben enthalten ist. Vollständig lassen sich
Doch folgende Namen aus dem Eranischen deuten: l4Qaa%rjg =
ältpers. Arsaka, von zend. arshan Mann, ^OqdvTrjg vgl. zend.
lurvant reisig, 27ta6cniT]g vgl. zend. altpersisch 9pädha Heer,
Pa^cnUf/g Tgl. zend. rapaka Freude, OvaQädvrjg = Vardanes,
?^rsemame, von sskr. vardh wachsen, ^Pad-d-ywaog „Wagen-
•assler" von ratha Wagen und sskr. ghosha Getös (= zend.
^sha Ohr), uitiag „Renner" vgl. sfikr. atya Renner, zend.
lidhyu (aus atyu) Reiter, Xo-daivog = zend. hu-daena aus hu
fut und da^na Gesetz , Xo-qoad-og = zend. hu-raodha von
ichönem Wuchs , zend. raodha Wuchs, Aussehen , Xo'qxxQvrjg =
;end. hu-fr&na, X6'q>Qa^og aus zend. hu wohl und fräshmi
ordernd; mitX(6-daQ^og vergleicht sich zend. q4- (=: svA) durch
ich selbst und derezi stark. Auch die Namen SavQOfidzai und
Id^vyeg lassen sich durchaus ansprechend aus dem Eranischen
Leuten, jener aus zend. 9aora Klinge und dem Suffixe mant,
[ieser aus dem zend. yazu gross und dem zu g erweichten k-
Juffiz.
Durch diese und viele andre durchaus einleuchtende Deu*
ungen skythischer Namen und Vocabeln aus dem Eranischen
lat Müllenhoff den unbestreitbaren Beweis geführt, dass die
Jkythen Eranier waren, also mit Medern, Persem, Baktrem
m einer Sprach- und Volksgruppe gehörten. Folglich kann
nan die Skythen nicht als Vermittler und Zwischenglied zwi-
schen den Ariern und Europäern betrachten; ebenso wenig las-
len sich die Lettoslaven von den Skythen herleiten, denn die
Javolettischen Sprachen stimmen in allen characteristischen
Iderkmalen mit den übrigen Europäern und differiren in allen
liesen Punkten von den Ariern. Es ist also auch mit der
ITermittlerrolle der Skythen nichts, vielmehr gränzten, wenig-
itens in der Zeit, als die Skythen über den Dnieper bis zum
Pruth vorgedrungen waren, Slavoletten und Skythen, und da-
nit europäische und arische Indogermanen ganz schärf und
408 Vm. Die Indogennanen Europas ehemals ein Volk«
nnyennittelt an einander. Wie die etlmographischen Verhält-^
nisse in den weiten Räumen zwischen Dniester und Don zi#^
der Zeit gewesen, ehe die eranischen Skythen über den Do^
gegen Westen yor drangen, wissen wir nicht.
Sehen wir nun zu, ob in Eleinasien und am HellespoD/
sich Völker auffinden lassen, welche sich als Vermittler zi-
schen Europäern und Ariern betrachten lassen könnten. Hier
kommen naturgemäss in erster Linie die grossen Nationen der
Phryger und Thraker in Betracht. Die Phryger pflegt B&a
der eranischen Völkergruppe zuzugesellen. Hiergegen spridit
nun schon die Tradition der Alten. Wie aus den unten bei-
gebrachten Zeugnissen, deren Mittheilung ich der Güte des
Hm. Prof. Wachsmuth verdanke, erhellt, waren die Alten ein-
hellig der Meinung, dass die Phryger aus Europa nach Mm
eingewandert und mit den Thrakern eng verwandt seien. Zu-
nächst kommt hier die makedonische Volkssage in Betraohi
Die Makedonen wussten, dass sie einst Grenznachbaren der
Phryger oder Brigen nach ihrer Aussprache und Bewohner
desselben Landes gewesen, und dass ihre alte Hauptstadt Ai-
gai-Edessa einst den Phrygem gehört habe; noch zu Herodots
Zeit hiess die anmuthige Umgebung von Edessa „die Gärten
des Königs Midas^S Gordias Sohnes, wo die sechzigblättrige
Rose wild wuchs, und wo Midas einst den trunkenen Silenos
fing; die Landschaft Mygdonia im Osten des Axios hiess so
nach dem phrygischen Stamme der Mygdonen; aus dies^
Sitzen waren nach der Volkssage der Makedonen die Brigen
erst nach Asien hinübergewaudert. Auch Strabe kennt' im
Herodot VII, 73. ol Sk 4>^vy€s, tog MäxB^oves liyovat, ixaliovro B(^
ytS XQovov 8aov Ev^ni^toi iovreg avvoixot ^aav Maxi^oait fifraßdvrts ^^
is Ttjv IdaCav afia r^ X^9^ *^^ ^^ ovvofia fierißaXov ig 4*qvyag,
Herodot YIII, 138. ol Sk (die drei Temeniden oder richtiger Arge»-
den) dnucofievot ig «XXriv yrjv Trjg Max^SovCrig ofxriaccv niXag rdSp xrpiw
TcSv Ityofiivojv ilvai MC^eo) rov roQ&Ua, iv tolai (pverai avrofjuna ^o,
iv %itaatov l/ov i^xovra (pvXla^ odfi^ re vmqipiqovtu tiSv akXww, h
TovTouTt xal 6 2^Ufjvog xoloi xrJTtouii ^'Aco, ng läyera* vno MitxMm»,
vnl^ dk Twv xi^Titav ovqog xinat BiqfiMV (jetzt Nitsche) oijvo(Aa^ aßaaof
vno /tifidSvog,
Strabo XIV, 618. SdvS-og ^k 6 Avdog fina xa TQmxa (fyricftv ilS£f
Tovg <pQvyag ix r^f Evgtonrig xal t(3v dgutregdSv xov JToyrov, dyctyilv f
avrovg £xafjidv6^v ix Be^xuvruv xal uiaxaviag.
YiLL Die Indogermanen Enrapas ehemals ein Volk. 409
^ten mythischen Phrygerkönig Midas als Herrscher in Aigai*
^^^essa^ indem er dessen sprichwörtlichen Beichthmn von den
Ooldbergwerken am Bermiosgebirg, an dessen Fusse Aigai lag,
lierleitet. Der Geschichtschreiber Xanthos, der als gebomer
Xyder besonders genaue Kenntniss von den Völkerverhältnissen
Sldnasiens haben musste, lässt die Phryger aus Europa ein-
^wandem, setzt diese Wanderung jedoch seltsamer Weise in die
Zeit nach dem Troerkriege. Arrhian aus Nikomedien, nach
Wachsmuth's Urtheil in den Völkerverhältnissen Eleinafiiens
wohl bewandert, berichtet, Phryger, Myser und Thraker (die
Bithynischen) seien gleicherweise aus Europa nach Asien hiu'-
übergewandert. — Für den nahen Zusammenhang der Phryger
mit den Thrakern fällt das Zeugniss Strabo's schwer ios Gr&-
wicht, die Phryger hätten vermöge ihrer Herkunft von den
Thtakem mit diesen den Dienst der Eotys und des edonischen
Lykurgos-Dionysos gemeinsam besessen; dies wird dadurch be-
stätigt, dass Eotys ebensowohl als phrygischer wie als thraki-
scher Name sich nachweisen lässt. Die nahe Verwandtschaft
der Phryger und Thraker erhellt auch aus folgendem Umstän-
de: die Phryger oder Brigen in Europa sind nicht Knall und
Fall untergegangen, sondern lassen sich noch in historischer
Zeit in Makedonien an der Grenze gegen Thrake nachweisen.
Es sind zweifellos ein Best dieser alten Phryger o^er Brigen die
Bryger (B^ot) Herodot's, die das Heer des Mardoniös durch
nächtlichen Ueberfall übel zurichteten und zum Bückzuge
zwangen. Dieser Ueberfall geschah in Makedonien zur selben
Zeit, als die Flotte am Athos schwere Verluste erlitt. Es
Auch Strabo kennt den Midas als König in Makedonien am Bennioia-
gebirg; XIV, 680, 28: o <f^ Mldov {nXovrog iyivero) ix rdSv neql xo B4q^
fjuxnß o^c (/u€T'(U>la)r).
Strabo X, 471. xa\ha (die Feier zu Ehren der thrakischen Göttin
Kotys) loMf« TOiV 4>(njyio&s' xal ovx anetxog y€, &aniq avrol ol ^vyis
Bqqxwv anoixol siotv , ovrto xal ra Uqa ixetd-ev fiix&ni^ix^abi xal tov
Jiowaov 6k xttX rov *HS(avov uivxovQyov dvdyovr^s ßt$ h^ riiv o/jioiotqo-'
Tiiav rdSv Uqwv aMxrovrtti,,
Strabo VII, 295. avrol <f' ol 4*qvyeg BQCy€S €ial 9Q4xiov ri.Md-vog,
Auch Arrhian aus Nikomedien war dieser Ansicht: Enstath. zu Dionyi.
Perieg. 322, ^q^vov Xiyovrog , &an^ 4>Qvyas xal Mvaovg ovrof <f^ xal
Bq^xag i$ EvQtonrig Staßr}va^ Big jiaütv.
410 VUU. Die Indogermanen Europas ehemals ein Volk.
kann daher keinem Zweifel unterliegen, dass diese Bryger
der Landschaft Mygdonia zwischen Axios und Strymon g^.
wohnt, muthmasslich sind sie die Nachkommen der alten Myg-
denen selbst, die auch im asiatischen Phrjgien als ein Stanus
der Phryger genannt werden. Diese Bryger nun nennt Hero-
dot geradezu Thraker (Bgvyoi QQijixeg) wohl nicht auf Gnmd
einer später eingetretenen Vermischung mit thrakischen Gr^iz-
Stämmen, sondern wegen der uralten Stammverwandtscbaft
beider Völker, welche die Reste der Brigen oder Phryger Eu-
ropas veranlasst haben mag, sich an das verwandte stärkere
Volk anzulehnen.
Mit den Brygen Herodot's sind offenbar die BQvyoi Stra-
bo's identisch, deren Sitze im Flussgebiete des Erigon, abo
im Norden Obermakedoniens lagen und deren alte Hauptstadt
Kydrai hiess, deren Name gewiss nicht zufallig an den der
phrygischen Stadt Eydrara in Asien anklingt.
Wenn somit die glaubwürdigsten Zeugen für die Einwan-
derung der Phryger aus Europa nach Asien die arische Her-
kunft dieses Volkes schon äusserst unwahrscheinlich machen,
so entzieht die Prüfung der phrygischen Sprachreste der. bis-
herigen Ansicht, welche die Phryger dem arischen Stamme zu-
weist, allen Grund und Boden. Vielmehr zeigen die phrygi-
schen Glossen, auf die wir uns hier beschränken, ganz univi-
derleglich, dass die Phryger europäische Indogermanen geire-
Üeber die Bryger: Herodot VI, 45. o f^kv <f^ vavrixog tn^arbg ovr»
tn^aae (am Athos), MaqSovCt^ Sk xaX r^ mt^ axQeeroneSevofiiv^ h
Maxe&oviil vvxrog BQvyoi SQi^'ixeg i7i€/€lgrianv * xal a(p€(üv noXlohg tpovsv'
ovüi ol Bqvyot, MaqSoviov Sk avxov xqfafiajt^ovai. ov fihv ovSk ovrol
iovXoavvrjv SUipvyov nqog Iliqaiwv • ov yaq Sil n^rtQov dnaviarn ix rar
XtnQitav xoutitav MaqSSviog nqlv ^ ff(peag vnox^t^Covg inovqaaxo. rovrovi
fiivToi xc(Ta<nQ€\lßcifjievog aTiijye rrfv aTQaT&Tiv 6nCo(o Sri r^ ^£C^ re n^ofh
Tttaitfag nqog xohg Bqvyovg xal r^ vavrix*^ fieydXtog mql xov 'Id^ior.
Herodot VI, 185. ne^oviSk rhv BQTj'ixeg na^txomo (zu Xerxes Heer)
«ol Ilalovig xa\ ^EoqSoX xai BomaToi xal ro XaXx^Sixhv yivog xol B^vf»
xal ni€Q€g xal Max^Sov^g xal IliqqatßoC xrX.
Strabo 326. Tijg yccQ ^EniSdfivov xal Tfjg uiTtoXXtavütg fUxQ* ttSv JCc-
qawlwf vniQoixovCt BvXXCovig t€ xal TavXdvrioi xcii JlaQ^Xvoi xal J3^v-
yoi, 827. 6 Sh 'EqCyfuv noXXa Si^dfievog ^vf^ara ix rw ^DXvqtxwv 6^
xal Avyxri<nmv xal BQvyfov xal Jev^ionmf xal UtXayovwp eig rov U^of
M(SwSi. 9. XvSQai, 6k BQvytüv (noXig),
YjLLI* Die Indogermanen Europas ehemals ein Volk, 411
^n, oder, was dasselbe sagt, wie die übrigen Indogermanen
Europas aus einer Volks- und Spracheinbeit bervorgetreten
smd, welche, Ton den Ariern im Osten abgetrennt, die Vor-
Witer sämmtlicher indogermanischen Völker unseres Gontinents
in sich beschloss. Besonders lebhaft protestiren die phrygi-
Bclien Glossen gegen eine Verwandtschaft der Phryger mit den
Sraniem, die ihnen doch räumlich die nächsten waren, mit
denen sie also auch sprachlich, wären sie überhaupt arischer
Herkunft gewesen, sich am nächsten berühren müssten.
Es sind yomehmlich die folgenden Glossen *), welche den
«Oropäischen Charakter der Phryger erweisen:
^Ayöog ein Berg, wovon die phrygische Göttin ^^ydiartg
:enajQnt war, erinnert an oxd-o-g Höhe, Uferhöhe, mit dem
•uffix am-g^ vgl. z. B. uivyY.rjü%iq''g von Avy%6^y JiaaTij''g
on ^lovy makedonische Gentilnamen.
ä^i]v acc. d^a Bart ist componirt aus einem Präfix ä
nd ^€P = yh^g Kinn, lat. genu-lnus, gena, altirisch gen
[und, goth. kinnus Kinn; sskr. hanu Kinnbacke.
cat^iOTi-v^SiCC. Müllerin, Bäckerin, zeigt ebenfalls das Prä-
X a. Die Wurzel von xqiü'Ti-v ist Ttgig = krus zerstampfen,
sistossen, vgl. lat. crus-ta Binde, Gebäck, lit. krusz-ti zu fei-
BB Körnern zerstampfen, zerschlagen, krusz-tine Graupen,
rusza Hagel, Schlössen. Im Arischen ist krus in diesem Sinne
icfat nachzuweisen.
Gleichen Stammes ist^-x^ea-Za-g Name des Kronos. Der
tegriff des Alten, Verlebten ist dem Kronos wesentlich, da-
ler dürfen wir lit. pa-krusz-ti abnehmen, mager werden, su-
xusz-eli-s alter, abgelebter Kerl vergleichen.
aQfid'V nannten die Phryger den Krieg, von der Wurzel
X, wovon ksl. reti Streit == sskr. rti, altpers. ham-arana Tref-
en, lat. ad-orior. Wahrscheinlich ist agf^d ganz identisch mit
Qfiijf das wohl von 6q ogvvfiai abzuleiten ist.
oTTTiyog, atagus Bock gehört zum ksl. kozü = sskr. chaga,
ih&ga Bock, Grundform skaga, skdga. Die Vertretung von
irsprünglichem sk durch rr erinnert an ähnliche Vorgänge im
*) Man findet die phrygisclien Glossen bei Lagarde, gesammelte Ab-
landlongen 1866. S. 283 ff.
412 YJLLL Die Indogermanen Europas ehemals ein Volk.
Griechischen; zunächst ist irr wohl aus xt entstanden, Tgl« ^^
thraldsch XTiaza-g caelebs = ksL öistü := lit. skysta-s rein.
ßayaiog hiess Zeus bei den Phrygem; Tgl. ksl. bogü Gott
s= zend. bagha = altpers. baga Gott = sskr. bhaga Hot,
Name eines Gottes, und ksl. ne-bogü ohne Habe, worin bogü
= sskr. bhaga m. Antheil, Habe, Wohlstand, Glück.
ßakijv König gehört zunächst zum slavischen bolij grösser,
stärker; minder gut yergleicht man lat. val-ere, altirisch Mit
(= vlär-ti-) Herrschaft und sskr. bala Kraft.
ßäfißalO'V. aidoiovy vgl. lit. bybi-s, bybeli-s demin. penis,
Im Arischen ist von diesem Worte keine Spur aufzufinden.
ßixog Brod gehört zur europäischen Wurzel bhag backen,
in gxäyw rösten, germanisch bakan bök backen.
. Im Namen der BQiyeg = BQvyeg = Bfvyoi haben wir
wie in a-ngia-^i-g und ^ngiaiag Vertretung des alten u dordi
i; die Wurzel ist das europäische bhrug, latein. frug, goth.
brük-jan, nhd. brauchen; die Phryger nannten sich dexmiadi
homines frugi, tüchtige, brauchbare Leute.
In ßgiülafiata Name eines phrygischen Tanzes, ßeQimf'
dm Name von Dämonen und Kreisel liegt eine Wurzel ßqa
schwingen zu Grunde, die im ags. bregdan bragd schwingea
wiederkehrt; das arische bbräg wanken, taumeln, stürzen weicht
in dem ( und in der Bedeutung weiter ab.
Der Name der BegeKvvrai., eines phrygischen Stammfis,
geht auf eine lautlich gleiche Wurzel ßgex, ßaq&Ly die im ari-
schen bhrä^ leuchten das arische 9 zeigt, während das phiy-
gische ßqex das südeuropäische \ aufweist. Im Deutschen ent^
spricht mhd. brehen glänzen, Bsqskwt-' ist part. praes., also
r= mhd. brehend splendidus.
Das phrygische ydkkaQO-gj ydlago-g Bruders Frau, steht
für yakfa-qo^ und ist aus dem europäischen, im Arischen gar
nicht nachweisbaren Yerwandtschaftsworte galva-s =^ yaiMi;
= lat. glos = ksl. zelva durch r-Suffix erweitert.
ykovoo-g Gold, vermuthlich aus yo^J^o^o-g^ entspricht der
europäischen Wurzel ghal gelb, grün sein und stimmt mit
xXoeqo-gj xkcDQO-g (aus tolfe-qo-g) in der Form, in der Be-
deutung mit ksl. zlato = goth. gultha- Gold. Im Arisdien
lautet die entsprechende Wurzel har, im Eranischen zar.
äao-g der Wolf = dafo-g ist genau dasselbe Wort irie
Ylll. Die Indogermanen Europas ehemals ein Volk. 413
J-^ gen. &(o6g (für d-o)/ = d'Oßo) Schakal. Die Wurzel ist
u stürmen, wovon z. B. ksl. divij, di-kü wüd.
elvfio-g der Name der phrygischen Flöte lässt sich mit
i3i€fto-g und an. jälm-r Geblök (= ehna-s) zusammenstellen,
oh ist das allerdings sehr unsicher. Die Lautgestalt des
Orts ist jedoch durchaus unarisch.
S^i-g (besser vielleicht i^c-g) Igel gehört zum lit. eÄy-s =
i j-eä m. Igel, vgL ix^vo-g, ksl. jazvü, ahd. igil, nhd. Igel.
1 "Arischen ist von dieser Bildung keine Spur.
^ekxia pl. n. Gemüse gehört zur Wurzel europäisch ghal
rossen, gelb, grün sein, die im lit. £el-ti, ksl. zelo Kraut
»enfalls z im Anlaute zeigt. Am nächsten steht dem phry*
sehen Worte ksl. zlakü m. Grünkraut, Gemüse.
t/eftele-v acc. sg. Sklav gehört zum ksl. ä^-j% !&§-ti bin-
n, schnüren, wovon :^§-telI Halsfessel; ^c/i^A« bedeutet also
viel als captus. Dieselbe Wurzel gam fassen,^ packen lebt
vy^efiog • avXXaßrj , yiv^o (für yefi-vo) er fasste", yifKo bin
Ugepackt, ysfilfy}, yofzog u. s. w. Im Arischen fehlt die
urzel.
^va Thor stammt von der europäischen Wurzel ghad
»en, in xavöavü), ex^Sov, lat. hed-era, pre-hendere, goth.
t;an, engl, to get. In der Bedeutung stimmt völlig ags. geät
engl, gate Thor.
^evfid Quelle von ^v giessen = x^f x^cti, lat. fü-ti-s, fu-d,
Qdere = germanisch geutan gutans giessen. Im Arischen
Lsst hu opfern und nicht giessen. Zur Bildung von ^evfza
1. x^jua Guss.
xItcXtjv acc. nannten die Phrjger den grossen Bären, das
ebengestim. Dies heisst bei andern Indogermanen — Grie-
len imd Germanen — auch der Wagen, und so dürfen wir
Kkrj mit xvxlo-g «= ags. hveogol, engl, wheel Rad zusam-
enstellen. Zur Bedeutungsdiflferenz vgl. arisch ratha Wagen
: europäisch rata Rad. Im Arischen heisst das entsprechen-
j Wort cakra.
xifisQO-g' vovg stammt von der Wurzel ki suchen, erken-
(n; die sufSxale Bildung ist ganz genau dieselbe, wie in
^Qo-g Verlangen von ? = is.
Das phrygische Wort für „Hunde" erinnerte die Griechen
I xvrsg. Es muss also wie in xvciv^ lat. canis, altirisch ka
414 Yiil. Die Indogennaneii Europas ehemals, ^'n Volk.
pl. kan im Anlaute des phrygischen Wortes ein k gehört sei
woraus hervorgeht, dass die Phryger wie die Südeuropäer
ursprachliche ^ als ein reines k, nicht wie die Arier als ^
noch auch wie die Litauer — Slaven als sz und s ausgespr%>-
chen haben. Muthmasslich hiessen die Hunde auf Phrygiscb
also: kunes.
Die KoqvßavTBqj KvQßavreg, die ewig tanzenden Dämoneiif
sind von der europäischen Wurzel karbh, kvarbh drehen be-
nannt, die am klarsten im gothischen hvairban hvarf drehen
vorliegt; xvQßavr part. praes. = goth. hvairbandns.
Ma^evg Name des Zeus ist von der Wurzel magh gebfl-
det, die nicht bloss im zend., sondern auch im altpreuss. man
(d. i. mazi) ich kann als maz erscheint.
Martigy auch Maaarfg alter König und Ahnherr der Phiy-
ger, MdvTjQ auch häufiger phrjgischer Name. Grosse Bauten
der Vorzeit nannte man nach Plutarch fiawaa ^ya. Der Name
entspricht vöUig dem germanischen Mannus, wie der Urahn
der Germanen hiess; ebenso dem sskr. manu, manus Mensch,
Urmensch. Die Form Maaarj-g erklärt sich aus man-u-sa von
manus.
Mit ju^r^o Eopfbinde, ursprünglich der Frauen, vergleicht
sich entweder lit. muturani Kopftuch der Frauen, das sie ain
Tage nach der Hochzeit tragen, oder nimmt man t als eriiä^
tet aus dj das altnordische motr (d. i. mutra-) gen. motrs n.
Frauenkopfputz, Mütze. Jedenfalls ist das i in ftiSQa ans h
entstanden, wie in BQiyegj aTcgiaTig^ lUTchjp.
vrjviaTo-g Singsang, gebildet wie äJiaXriT6''g von ailala,
geht auf rfjvia zurück, das sich Laut für Laut mit lat nenia
Singsang, Klaglied deckt. Im Arischen findet sich nichts Eni-
sprechendes.
Sqov adv. oben, wohl für foqoVj findet sich allerdingB
auch im armenischen i ver, i verft, i veroi oben, über wieder,
ebensowohl jedoch im lit. virszu-s = ksl. vruchü das Obere,
Gipfel, ksl. vrüchu adv. oben. Im Sanskrit entspridit va^
shiyafis, varshishtha der obere, oberste.
ndTta-g war die spätere bithynische, also thrakisdie Be-
nennung des phrygischen Gottes ^tti;-^. Da nun Ilafca^
wie bezeugt ist, Papa bedeutete, so wird^^ni;-^ denselben
Sinn gehabt haben, nnd ist also mit ovTa, lat. atta, gd^Latta,
Ym. Die Indogennanen Europas ehemals ein Volk. 415
^^. otSd Vater zusammenzustellen. Im Arischen lässt sich
^eses Kosewort nicht sicher nachweisen.
TtvüiQiov Butter ist zur Wurzel ttox zu stellen, die im
Qiiechischen auch die Bedeutung fest werden, gerinnen hat.
Möglicherweise ist auch Ttm = TtvK zu nehmen, wie in Bql-
yeQj tuuXtjv^ axQiaTigj filtga imd zunächst an nvx-ivog fest,
dicht zu denken.
Das phrygische Wort für Feuer erinnerte die Griechen an
fvvQ Feuer, wird also etwa pur gelautet haben. Dies Wort
findet sich ausser in nvQ auch im germanischen fiura (füra),
nhd. Feuer, aber auch bei den eranischen Armeniern im ar-
men, hhür Feuer. MögUch, dass manche sonst nur europäi-
sche Bildungen, die sich im Armenischen wiederfinden, durch
die wohlbezeugte Einwanderung phrygischer Stämme in Arme-
nien in diese Sprache gekommen sind; der Kern des Armeni-
schen ist jedoch eranisch.
^iaxog Koffer ist nicht phrygisch, sondern ein Wort aus
der Sprache der Galater, jener Kelten, die später einen gros-
sen Theil Phrygiens besetzten, ygl. altirisch rusc cortex.
aUiwi-^ ein komischer Tanz phrygischen Ursprungs lässt
eine zweifache Deutung zu. Entweder ist atx == avx, = cr/wc,
dann liegt darin die europäische Wurzel svak schwingen, die
im germanischen svang schwingen und im Ht. sok-ti drehen
vorHegt, mit aUiwig wäre dann lit. sukini-s Kreisel zu ver-
gleichen. Oder atx steht für axtx aus anLaHj dann müsste a/-
luwig mit ksl. skokü Tanz, lit. szok-ti springen (für skok-ti),
szak-inti springen lassen, zend. 9ac 9acaiti springen zusammen-
gestellt werden; dieselbe Ungewissheit ist bei oxrK%og oder crrfx-
xog s= lat. soccu-s Schuh. Entweder stellt man av%%og mit
Spiegel zum zend. hakha Sohle, oder man nimmt aoxxog für
axoKKog und yergleicht es dann mit dem germanischen sköha-
Schuh.
Tidga phrygische Mütze ist wohl zur Wurzel tu schwellen
zu ziehen, ygl. zv-ko-g Anschwellung, lat. tu-tulu-s hoher
Kopfputz.
Das phrygische Wort für Wasser erinnerte die Griechen
an väwQ, Es wird also das Wasser phrygisch etwa udro- ge-
lautet haben, vgl. vöqo- z. B. in av^vögo-g = sskr. an-udra
wasserlos und germanisch vatrar, ahd. wazzar, nhd. Wasser.
416 Ym. Die Indogermanen Europas ehemak ein Volk.
adaftvo-^ Freund stellt Iiagarde zum neupers. liam-dam
(zu sskr. dham hauchen) unanimis, Fr. MüUer zu einem zen-
disch zu denkenden hadhä-nmö = hadhä-mananh Concors; in
beiden Fällen wäre adafivo-g eranisches Lehnwort und würde
für eranische Herkunft der Phryger nichts beweisen.
Dies ist so ziemlich Alles, was man bis jetzt von der
phrygischen Sprache weiss. So wenig es ist, so genügt doch
dies Wenige zum Beweise, dass die Phryger keine Arier, oder
besser gesagt, keine Eranier waren, denn nur die Eranier kön-
nen bei der geographischen Lage der phrygischen Wohnsitze
in Frage kommen. Es fehlen die eranisch-arischen Kennlaute:
ks im Anlaute, c (tscha), j (dscha), 9, ebenso das eramsdie
aus s entstandene h im Phrygischen völlig, im Wortschatze
fehlt, mit Ausnahme von avxxog, wenn dieses = zend. hakfaa
zu nehmen ist, jede nähere Berührung des Phrygischen mit
dem Eranischen. Vielmehr waren die Phryger Europäer, nicht
bloss ihren Stammsitzen, sondern auch ihrem Ursprünge nach,
denn ihre Sprache weist die sämmtlichen Merkmale der ein-
stigen europäischen Spracheinheit auf : ein reich entfaltetes e
in d^-y ßexog, ßQ€x-y elvfiog, ^ig^ l^iliuay ^ifiakey^ ^/kvOj
das europäische 1 in ßaXrjv, ß&iißaXov^ yAklagogy yXovqogy ^hh
fiog^ ^dXxca, tß^eX&fy TunXtjVj endlich im Wortschatze berüh-
ren sich mit entsprechenden Bildungen in europäischen Spra-
chen, die dem Arischen abgehen, a-XQia-rig, ydXXccQogj ylov*
Q^gj ddogy e^cg^ ^Xxia^ ^i^eXeVj tjhva, KvQßawsg^ ju/r^, w^
ylctvog.
Ob die Phryger, deren europäischer Charakter hiermit
festgestellt, der nordeuropäischen oder der südeuropäischen
Völkergruppe näher angehört, lässt sich aus den dürftigen
Resten ihrer Sprache nicht mit Sicherheit bestimmen ; für ei-
nen näheren Zusammenhang mit den Letto-slaven scheint das
phrygische ^ zu sprechen, das ganz dem lit. t = slarisch z
entspricht und wie dies aus ursprünglichem g und gh entstan-
den ist; für engere Verwandtschaft mit den Südeuropäem lässt
sich geltend machen, dass die Phryger den B.eflex des ur-
sprachlichen 1^ nicht wie die Litauer als sz, noch wie dieSla-
yen als s, sondern mit den Südeuropäem (Kelten, Italikem,
VllL Die Indogermanen Europas ehemals ein Volk. 417
Griechen) als ein reines k aussprachen. Das erhellt aus dem
phrygischen (kunes) Hunde neben dem lit. szü, ksl. suka, und
aus ßf€K = sskr. ^bhra9. Die nähere Bestimmung der Ver-
wandtschaft der Phryger mit den übrigen Völkern Europas
kann erst nach gewonnener besserer Einsicht in die phrygi-
sche Sprache erfolgen, für jetzt begnügen wir uns mit dem
Ergebnisse, dass die Phryger keine Eranier oder sonstige Arier,
sondern reine Europäer gewesen und dass nicht das Geringste
dafür spricht, dass dieses Volk eine yermittelnde Stellung zwi-
schen den Europäern und Ariern eingenommen habe.
Ebenso wenig lassen sich die Thraker zu Vermittlem zwi-
schen den europäischen imd asiatischen Indogermanen stempeln.
Gegen solche Vermittlerrolle sprechen schon die Wohnsitze der
Thraker, die ganz entschieden in Europa und von den histo-
risch bekannten Wohnsitzen der Arier weitab liegen, denn die
Wanderung der bithynischen Thraker in die nach ümen be-
nannte Landschaft Kleinasiens ist erst spät, in historischer
Zeit erfolgt. Für rein europäischen Charakter der Thraker
sprechen auch, so dürftig sie sind, die Reste der thrakischen
Sprache, die näher zu den übrigen europäischen, als zu den
arischen Sprachen stimmen. Die wenigen deutbaren Glossen*)
aus dem Thrakischen sind etwa folgende:
ßQia Stadt, befestigtes Dorf in Bgea, 2r]Xv'ßQla, Mcyc-
ßQia (gräcisirt zu Mearjfx-ßQia) ^ darf nicht mit preuss. prio
Landwehr verglichen werden, das in der Bedeutung sehr wohl
stimmen würde, sondern gehört zur Wurzel var umringen, vgl.
lit. ver-ti auf- und zuthun = ksl. vr% vXre-ti stecken, ksl.
vora f. Geheg, vrata n. pl. = lit. vartai pl. Thür, Thor, os-
kisch veru acc. portam.
ßgl^a • Tig)r] ist muthmasslich Lehnwort. Es entspricht
zend. berezya aufs Getreide bezüglich , neupersisch birinj Reis,
sskr. vrihi Reis.
ßQvyxo-v acc. Cither gehört zum ksl. brgöa brgöati, ßofi-
ßeiv tönen, brgk-n^ti jbönen.
yivra n. pl. Fleisch entspricht, wenn wir yivda als richti-
gere Schreibung annehmen, ganz genau dem an. kjöt dat. kjöt-
vi n. Fleisch, das vielleicht besser kjött zu schreiben ist.
♦) bei Lagarde, gesammelte Abhandlungen S. 278 ff.
27
418 VllL Die Indogennanen Europas ehemals ein Volk.
kjött würde auf eine Grundform gendva- zurückgelien, die
dem thrakischen (ysvda =) yiwa wenigstens sehr nahe liegt
Jedenfalls sind thrakisch yivTa und an. kjöt gleichen Ur-
sprungs.
Der Name des thrakischen Gottes ZdXfioX^ig wird gedeu-
tet als „Fellumbüllter^S indem ^ßX^o auf thrakisch Fell heisse.
An sskr. carman FeU ist gar nicht zu denken, dem wider-
spricht schon das 1 im thrakischen Worte, auch ist das thra-
kisahe wie das phrygische ^ nicht aus ursprünglichem k, son-
dern aus g und gh, entstanden. Vielmehr entspricht dem thra-
kischen ^alfio ganz genau das griech. /ila/it;-^, welches mit
xla-vlS und x^lva auf eine Wurzel ghal hüllen weist Der
zweite Theü von ZaXfi-ol^cg geht auf die europäische Wurzel
yalk ?Axc(i, die im Slavolettischen die Bedeutung „anzi^en,
sich kleiden" zeigt, vgl. Ut. vilk-ti ziehen, schleppen, schlei-
fen; kleiden, anziehen, vilk-eti Kleid anziehen, Kleid anha-
ben, uÄ-valkas Ueberzug, ksl. po-vlaka f. Hülle, Ueherzug.
Sonach steht ZdlfdoX^i-g für Zalfio-fol^i-g und bedeutet Fell-
oder Mantelträger, ein Name, der ganz der altdeutschen Be-
nennung Wodans „hakul-berand" Mantelträger entspricht Auch
hakula- bedeutet ursprünglich Fell, denn es ist vom ksL koza
Fell und dies von kozü Bock, Ziege wohl nicht zu trennen.
t/BTQaia Topf ist durch das Suffix ia aus t^ezQa erweitert,
welchem ganz genau das sskr. ghata Topf, Krug entspricht,
wie das t zeigt, aus ghatra = fyrqa entstanden.
tißvv&ideg hiesseü die edlen Thraker und Thrakerinnen.
Trennen wir die, vermuthlich griechische Erweiterung id ab,
so bleibt tißvvd- ein part. praes. act. von einer Wurzel Ciß, vgl.
phrygisch BgeTcwr = mhd. brehent glänzend. Die Wurzel
^ß ist im Litauischen erhalten: Ut. zibu, zibeti heisst glänzen,
schimmern, leuchten, davon Äeb-ti, uz-:^ebti erleuchten, zaib-a-s
der BHtz. Das part. praes. von zib heisst ilh^a acc. zibant-^
leuchtend und mit diesem zibant ist das thrakische. Ctßwd-, das
also „splendidus, illustris, erlaucht" bedeutet, völlig identisch.
^la-g oder ^i]la-g der Wein gehört zu der europäischen
Wurzel ghal glühen, glänzen, wozu unter anderem %il/*ai und
germanisch gl6-ja glühen, gl6-di Gluth gehören. Iq der Be-
deutung entspricht dem thrakischen Kela ganz genau das grie-
chische xaAt-g Wein, reiner Wein, wovon x^^^'f^^ die trun-
VIU, Die IiMlo^ermanen Europas ehemals ein Volk. 419
kene. Der Name der Stadt Zilna, in Bithynien ist lüemacli
als „Weinstadt" Olv6rj zu deuten.
^QaTvij^g Stein ist möglicherweise aus drasad ^s sskr.
drshad Stein entstanden , doch bleibt das natürlich zweifelhaft^
da wir den Lautwerth des thrakischen d-j auch in Bfai^, Qv^
yoiy Bt-dwoi, Sev-drjg vorkommend, noch nicht kennen.
xtiüTa-g nannten die Thraker ehelos lebende Leute, viel-
leiK^t Priester, die desshalb im Gerüche besonderer Heiligkeit
standen. Zweifellos entspricht xt , ganz in griechischer W^ise^
ein^n ursprünglichen Anlaute sk, und es deckt sich demnach
thrakisch xreaTtr- mit dem lit. skysta-s rein =^ ksl. öistü reia,
Yon der Wurzel skidh sdieiden, doch lässt sich das thrakische
Wort audi mit engerem Anschluss an die ursprüngliche Be*
deutung der Wurzel „scheiden" auch als „die Abgeschiedenen,
Abgesonderten" deuten.
n^fxo-g Name einer Hülsenfrucht ist nicht mit xvoifiög
Bohne, sondern mit sskr. 9aml f Bohnenbaum, sodann Hül-
senfrucht überhaupt, 94mila Tom Bohnenbaum, 9imba m. ä £.
Hülsenfrucht, Schote zusammenzustellen. Ursprachliches \ wird
demnach im Thrakischen nicht wie bei den Ariern durch 9,
noch wie im Litauischen und Slavischen durch sz oder s, son-
dern wie bei den Südeuropäem und den nächstyerwandten
Phrygem durch reines k dargestellt.
fiavddurj-g Bund Heu, Garbenband, gehört aur Wurzfei
sskr. math, manth drehen, die in (lod-o-g^ lat. matta Matte,
lit. menture Drehholz, nhd. Mandel-holz (falsch Mangel-hola)
und sonst auch auf europäischem Boden reichlich zu bele-
gen ist.
TtaQfÄf] kleiner Schild ist genau das (entlehnte?) lat. parma.
Ln Sanskrit heisst der Schild phara = zend. §p4ra Schild,
auch persisch in Hesych's persischer Glosse OTtaga-ßa^r yaqQO-
q>6qoi (yeQQOv Perserschild). Die TteXtrj , der Rundschild der
Peltasten war den Thrakern entlehnt. Am nächsten yergleicht
sich das germanische spilda- Brett, Tafel.
^o^cpaia Schwert oder langer Wuifspiess wird wohl zu der
griech. Wurzel ^efxß drehen, schwingen gehören; axälfirj Name
des thrakischen Schwerts deckt sich nach Laut und Bedeutung
mit dem altnord. skälm f. (Grundform skalma-) kurzes, breites
Schwert. Die Wurzel ist skal = 0xaA-Acti, lit. skel-ti spalten.
27*
420 VIIL Die Indogermanen Europas ehemals ein Volk«
oxaQXf]' &Q(piiaTl aQyvQia. Vergleiche sskr. khaij-iira n.
Silber, kharj ist = skarg und geht auf kharj tönen, klirren,
ein Tonwort zurück, das auch im ksl. skyrük, skriz, an. skark
und sonst vorkommt.
riToyia^og der thrakische Paean, s. Strabo 331, 40 . . .
S TtaicepiOf^dg rtav QQ^pccjv Tirayia/^dg vTtb rwv ^EXkrjywv Xeye-
%ai xara ^l^rjaiv Ttjg h icaiäac qxoy^g. Nach Abtrennung der
griechischen Bildung ia^6-gy wie von einem Verb TCTav-it/ufj
bleibt als thrakische Bezeichnung des Paian, Siegesjubels n-
TOVO' übrig. Dieses mavo gehört aufis Engste zum lat. tinti-
nu-s Schelle, tintin-Äre, tintinn-ire schellen, klingeln vgl. tin-
nire dasselbe, und zum ksl. t^t&ü m. Geräusch, Lärm, t%- .
tXnj^ t%tfii6-ti lärmen, prahlen, lit. titin-oti prahlen, grossthun.
Alle diese Wörter stammen vom Intensiv (tan-tan) des Verbs
tan == stan in sskr. tanayitnu, lat. tonäre, german. thon-jan
donnern, thon-ra Donner u. s. w.
Mit roQillrj' iTtiqxoyrj^a d-qr^vtjfViTiov ist nicht viel anzu-
fangen; es ist ungefähr so viel als das deutsche „trallaJa^^ vgl.
auch lit. tralal-auti durch Geschrei den Wolf scheuchen.
Nicht zu deuten sind : aqyiXog Maus (weist durch sein 1-
Suffix jedenfalls nach Europa), ßaooaqa langes Kleid (aber
ßaaaaqa Fuchs ist kyrenäisch, basor heisst auf koptisch der
Fuchs), Bevdld- thrakischer Name der Artemis, Bovaßarov
ebenfalls Name der thrakischen Artemis, wahrscheinlich liegt
eine Verwechselung mit Bovßaaxig Name der ägyptischen Ar-
temis vor; tßiqi Wildschur, vielleicht aus ^bqo == lat. horrere,
Wurzel ghars starren, lißa Stadt und TtcTvrj-v acc. Schatz,
letzteres vielleicht zur Wurzel pi schwellen, strotzen, vgl. sskr.
pitu Nahrung.
Nicht thrakisch, sondern bulgarisch ist Co^/9^o-g Auerochs,
das nichts anderes ist als das ksl. z%bri m. Auerochs; auch
TQdXkecg • ^iad'og)6QOc Qg^xeg roig ßaoiXevoiv (den byzantini-
schen Kaisem) o\ rag (povmag XQ^^^S ^hfjqovvreg wird slavisch
sein; unter den ©^^fxcg sind die späteren Bewohner des alten
Thrakiens zu verstehen; Beste der altthrakischen Sprache gab
es zur Zeit der byzantinischen Kaiser gewiss nicht mehr.
Unter den als thrakisch aufgeführten Glossen giebt es ei-
nige, die auf arisch-eranischen Ursprung der Thraker zu wei-
sen scheinen. So scheint Thrake selbst als Arierland bezeidi-
VlJl. Die Indogermanen Europas ehemalB ein Yolk. 421
net zn werden von Steph. Byz. eari de r\ QgiptT] xwqay rj niq--
xt] ixaleiTo nat l/^qia. Von diesem Namen Thrakiens weiss
sonst Niemand; daher ist es höchst wahrscheinlich, dass in
l^Qia ein Fehler steckt. Es ist zweifellos mit der leichtesten
Aenderung zu lesen: ^geia Aresland; von Homer an gilt bei
den Dichtem Thrake als die rechte Heimath des Ares, und
mag daher auch irgendwo als \4QBia Aresland bezeichnet sein.
Auf der Verwechslung der Thraker mit den Skythen be-
ruht es, wenn dyovQovg als thrakisch für iqnfjßovg angegeben
wird. Vielmehr ist ayovQOv skythisch und damit eranisch,
denn es entspricht dem zend. aghru = sskr. agru unverheira-
thet. Aus agru kann nach baktrischen Lautgesetzen aguru,
aghuru werden, wie aus ^ru hören 9üru, und da die Skythen
häufig dialectische Eigenthümlichkeiten des Zend theilen —
vgl. hfäqeeg und zend. e-vita mit e = a privat. — so kann
man sich sehr wohl ein skythisches aguru = zend. aghru =
sskr. agru denken; dieses aguru scheint mit der Glosse dyov^
Qovg' iqyiqßovg gemeint zu sein.
Noch deutlicher tritt die Verwechslung von Thrakern und
Skythen hervor gelegentlich der Deutung des Namens der Stadt
Sinope. Der Teier Andron berichtet, eine der Amazonen sei
nach dem Pontos geflohen, habe den König des Landes ge-
heirathet und sei wegen ihrer Trunksucht cavartr] genannt,
denn das bedeute „die viel trinkende". Philostephanos sagt,
da die Trunkenen bei den Thrakern, deren Sprache auch die
Amazonen redeten, aavaTtac hiessen, sei die Stadt 2avamiy
darauf durch Verderbniss 2LV(07trj genannt. Die Amazonen
sind nach Herodot die Stammmütter der Sauromaten, diese
aber redeten einen Dialect des Skythischen, die Thraker sind
hier also ganz imgehörig mit den Skythen vermengt. Dies wird
völlig gewiss durch die hesychische Glosse, welche auf dieselbe
etymologische Fabel sich bezieht: aavajmv' rijv oIvkottjv Stcv^
S-ai (nach Scaliger aavaTtrjv ttjv olvoTtovtv 2xvd'ai), Ob die
Stadt Sinope von diesem skythischen aavaTtt] benannt sei, ist
freilich sehr zu bezweifeln, derartige Volksetymologien treffen
selten das Wahre, doch ist die Existenz eines skythischen
Wortes aavdTcrjy aLviartt] die trunkene darum nicht in Frage
zu stellen. Li dem Schlusstheil Tta erkennt man leicht das
sskr. -pä, trinkend, das erste Glied oava-^ acvw- ist das sskr.
422 ynL Sie IndogOTmuieii üoropas e^mals ein Yolk.
c%M0 = sead. cinwli, ^ö Befidedigvng» Geaüge» das Gaaze
iat also dinew eraius^ea cana-pä, canö-p& oder cimo-^ zu
Oenüge, yeichlioli trinkend gleichzusetzen« Dies^be Wund
oan (m kan = kam) liegt auch dem lautv^'stärktw zeni
khslmu d. i. kaba-nu befriedigen zu Grunde > wovon kbahnao-
man, kbsknao-thra Befriedigujüg, und so liesse sidb aivio-mi
asjch aU ein zend. kbshnao-pä denken« Genug, das Wort ist
skythisch und nicbt thrakiBcb.
Ebeoisa unpassend würde man 2aQaftdfa^ dessen Strak
591 Erwähnung thut, für ein thrakisches Wort halten. Ge-
wiflfle Thrakeir, berichtet er, wohnten über Armenien und Tm-
89619: Safaisi^ii^aiy das bedeutete: Kopfabschneider. Thraker,
die «^oberhalb Annkeaiens^^ gesessai, kennt Bomt Niemand^ doeh
wie ea damit auch stehe, dias Wort kt zweifellos nicht 1ibr&-
kiadi, sondern persisch, es ist, wie Lagairde erkann^t bfl^t, ans
zend. 9&re, 9are Ko]^ und neupers. pa):itan zerschneiden aa-
sammengesetzt^
Von den thrakischen Eigennamen lassen sidit »loeh m
Paar nut einiger Si<^rheit deuten.
Die Kacv^ war eine thrakische Gotthdt , der^i enthusia-
gtiiichen Dieost auch die Phryger theilten;: Koftvg ist auch m
häü^ger Name für thrakische und phrygische Männer. Es ^lik-
sfffiebt dies^em Gottesnaoaen; laotUich und auch wohl se^c^tb^
gaiut geoau der Name des altnordischen Hödh-or (das ist ha-
thu-s) des bUn<ien, einnächtigen Äsen, durch dessen Sehnss
mit. dem mistel-tein Balder fieL Dieser altnordische GiHlar-
name iat nuA weiter YÖllig- gleich mit ags. headhii*, headho-,
ahd. hadu- Krieg in Eigennamen z. B. in hadu-brand, hadjBr
Trilg =x likd, Hedwig; weiter enti^riicht das aj^alliseh& cat»*
Kampf m Caturriges Kampf köoige ,. CatuHsilo^ (altirisch sloag
agmen) ; vielleicht ist dieses alte merkwürdige Wort, Bu.t Justt
au^h in Kait-^patttka Kappadoke zu erkennen, so* dass der Naad
der Kappadokeu; JS^amtpfherren^^ (pati Heer) bedieuitetQ umd imt
depL oltgaUisdbeiL Catu-riges gleichen Sinn hätte. JfecfeixMs
g^ört weiito hjieritör griechisch xor^cn züj^e xmd sekr. 9atni:
Fein^d. Man beaK^te>. da£ia im thrakischen Kow-^g wiedenuoi)
wjie bei den Südeiiropäem., das: ursprachliche 1^ durdi reines
k ausgedrückt wird. Korv-g, ist demnach „ßeUionai,. Ha^*«wig^^
JKpi^-g: eis. Ma^inwwrTyi» IjH^euliet „Kämi^er, Kiziegw*'.
YHI. Die IndogeriDanen Europas ebemate ein Volk. 423
Noch sidierer lässt sich der Name des Flnsses Strymon
deuten, nämlich als „Strom". StqV'Ihov ist durch das Suffix
-man von der Wurzel sru gebildet, die im Sanskrit als sru,
grwchisch als ^v (für oqv), lit. in sru-tä, sroye als sru, im
SIävischen stru-ja Strömung, o-strova Insel und im an. strau-mr
= nhd. Strom, wie in Ä^-^or, als stru erscheint, ein Zn-
sammentreffen, das höchst beachtenswerth ist.
Das thrakische -para, welches als zweites Element in den
eomponirten Ortsnamen Bessa-para, Subzu-para und Druzi-
para erscheint, gehört sicher zur Wurzel par fahren, übersetz
zen und bedeutet „Fürth", vgl. noqo-g und mhd. var Ueber-
ÜEkhrt. Bessa-para ist mit dem Namen des grossen Thraker-
stamms der Biaaoi zusammengesetzt und bedeutet also „Bes^
ser-furth", vgl. Frankfurt.
Ebenso sicher lässt sich -dizus in den Ortsnamen Tarpo-
dizus, Ostu-dizus und Burtu-dizus deuten. Es ist eine Ablei-
tong von der Wurzel dhigh, daraus regelrecht mit z für gh
thrakisch diz, schmieren, kitten, fingere, in der Bedeutung
„aufwerfen", wie in sskr. dehi, dehali Terrasse, zend. pairi-
daeza „Umwallung", Park, altpersisch dida (für diza) Festung,
griechisch tdx^g^ vöixog.
Diese leider sehr dürftigen Beste der thrakischen Spra-
che zeigen zur Genüge, dass die Thraker weder Arier waren,
noch zwischen Ariern und Europäern eine Mittelstellung ein-
nahmen,, sondern der europäischen Gruppe der Indogermanen
angehörten. Hierfür sprechen auch die Wohnsitze der Tkra-
ker, die weitab vom Arierlande liegen, dagegen mit dem grie-
cbifichen und phrygischen Gebiete sich unmittelbar berühren,
hierfür spricht auch die wohlbezeugte Verwandtschaft der Thra^-
ker mit den Phrygem, deren europäischer Charakter nickt zu
"bezweifeln ist.
Sonach bleibt es bei dem gewonnenen Resultate,, dass die
Indogermanen in die beiden grossen,, imvermittelten Gruppen
der Arier und Europäer zerfallen, dass das indogermanische
Urvolk in eine östliche- und westliche Hälfte auseinander getre-
ten ist, dass diese beiden Theile, jeder unter sich sprachlich
geeinigt, lange Zeit von einander gesondert neben einandier
bestanden haben, bis die Arier in Eranier und Inder, die Eu-
ropäer in Nord- und Südeuropäer sich schieden.
424 VIIL Die Indogermanen Europas ehemalB ein Volk.
Die weiteren Folgerungen aus dieser, wie mir scheint un-
umstösslich feststehenden Thatsache zu entwickehi, muss einer
späteren Gelegenheit yorbehalten bleiben; zum Sdüusse stelle
ich noch einmal das gesanmite Beweismaterial für die ehema-
lige Spracheinheit der Indogermanen Europas nach den in die-
ser Schrift befolgten Kategorieen zusammen :
1. Verba und Nomina zeigen bei Europäern und Ariern ab-
weichende Lautgestalt, S. 170 — 175.
Europäisch ak sehen, aki Auge, yag netzen, kvad antrei-
ben, ya mangebi, yana mangelnd, yask wisdben, skyat, skat
schütteln, l^adh feinigen neben arisch aks sehen, aksi Auge,
sskr. yaksh netzen, cud antreiben, ü mangeln, üna mangelnd,
unch wischen, 9cyut, 9cut schüttebi, 9udh reinigen.
ayog Schuld, lat. catu-s scharf, lit. szakä Ast, lat. gemi-
nus, TovoQ Faden, Ton, t($^-^ gell, dd^vHolz, ep. nabha Na-
bel, mamsa Fleisch neben sskr. ägas Schuld, qkta, scharf, 9^
kh& Ast, yijämin yerwandt, täna Faden, Ton, tära gell, d&m
Holz, n&bhi (nabhya) Nabel, mä&sa Fleisch.
Europäisch aiy, aiya Leben, diauspatar, nau Schiff^ ansas
Morgenröthe, lit. szyyas blau, europ. abha beide, sayal Senne,
sinaya Sehne neben sskr. äyu (zend. ayu) Leben, sskr. dyaosh-
pitar (äu), nau Schiff (äu), usas Morgenröthe, sskr. 9y&ya
blau, ubha beide, syar Sonne, sn&ya Sehne.
Europäisch agam ich, ^erd Herz, genu Kinn, gham Erde,
danghü, danghy& Zunge, doxfiSg schief, europ. dhyar, dhyara
Thür, Thor, nagha Nagel, parkana Gewittergott, skayia link
neben arisch aham ich, hard Herz , hanu Kinn, gmä, jam Erde,
sskr. juhü, jihyä, zend. hizu, hizya Zunge, sskr. jihma schief,
dvÄr, dyÄra, zend. dyara Thür, Thor, sskr. nakha Nagel, pÄr-
janya Regengott, sayya link.
Europäisch andharä inferus, andhama infimus, anti Ente,
ambhi um, lat. ensis Schwert, an. äss Gott, qnjrri ein Baub-
vogel, germ. bansa Stall, europ. maus Monat, yantar eivdvfjQ^
as. wanom schön, lat. yesica Blase neben sskr. adhas, adhara,
adhama, äti Wasservogel, abhi gegen, abhitas um, asi Schwert,
asu Leben, bhäsa ein Raubvogel, bhäsa Stall, mäds Mond, Mo-
nat, y&tar eivarfjQy v&ma lieblich, yasti Blase.
YIII. Die IndogennaDen Europas ehemals ein Volk. 425
2. Gemeinsam-europäische Ausbildung des e-Vocals, S. 185 —
200.
a) im Nomen:
In eghia Igel, %erd Herz, genu Kinn, ghelu Schildkröte,
ierta, tertia der dritte, ters dreimal, del^an zehn, deksina und
deksya rechts, dhenra Flachhand, nepät (nepan, neptar, nepti,
neptia) Abkömmling, nebhas Gewölk, nebhala Nebel, nebhra
Niere, ner Mann, neyan'neun, pel^u Vieh, petra Feder, pelna,
pelma, pelya Haut, Fell, pesas fceog^ penkan fünf, persn&
Ferse, bhebhru Biber, mega, megaia gross, medhu Meth,
medhia medius, melita Honig, regta recht, lenta lind, venta
Wind, vetas Jahr, alt, sedra, sedla Sitz, sena alt, septan
sieben, ster Stern, syel^ura, sye^rü Schwäher, Schwieger, syeks
sechs und sVesar Schwester.
b) im Praesensthema yon Verben mit ursprünglichem an-
und inlautendem a:
In edti, edati isst, emati nimmt, kenkati dngit, kemati
gemit, kelati hehlt, kelati hebt, klepati stiehlt, gemati drückt
fest, gerati schlingt, ghel grünen, teksati wirkt, tep warm
sein, terati reibt, tersati TQieiy trepati wendet, tremati zittert,
derati spaltet , schindet, dhendati schlägt, nemati vifisiy pekati
kocht, pel^ti rauft, petati petit, perdati pedit, plektati flicht,
bhendhati bindet, bhebh beben, bhremati fremit, medati misst,
metaü wirft, meniati meint, melgati melkt, yesati gährt,
leghati liegt, yeghati yehit, y emati yomit, yergati drängt, ver-
tati yertit, yersati yerrit, yelkati ^A)C£t, sekati sequitur, segh-
ati ^£t, sedati sitzt, skerati scheidet, stegati (tegati) deckt,
stenati stöhnt und smeldati schmilzt.
Auf der Entfaltung des e beruht die Entwicklung des
Diphthongen ei. Dieser darf als gemeinsam-europäisch ange-
setzt werden in den Nomen:
l^eiya traut, deiya göttlich, Gott, leima limus.
Femer in den Präsensthemen:
eiti geht, dheigati stickt, dheigh- fingit, deik- zeigt,
meighati harnt, reipati bricht, leikati lässt, leigh- leckt, leipati
schmiert, steighati steigt und sneighati schneit. S. S.396. 397.
426 VlLl. Die Indogermanei) Europa» ehemalB ein Volk.
3. GemeiBsam-europäische Entwicklung des 1 gegenüber den,
arischen und grundsprachlichen r.
a) im Anlaut, in:
Ift bellen, la, alä, alalA. Hailoh, lara ein Vogel, lala lalleo,
lasta Schmähung, lak biegen, lak erhalten, lak heilsten, lakma
Sumpf, lank4 Lanze, lagh liegen, lagha lex, langh springvii,
langha lang, laghu leicht, lad lassen, läna (oder laina) lenis,
lenta lind, lap la/anw^ lap tönen, lap, lup kinw^ lab, hp
lecken, lab labi, labh fassen, larda schief, las begehren, li
linere, leima limus^ laiva link, lik lassen, lig hüpfen, ligh
lecken, Up schmieren, Up begehren, laisä lira, lu lösen, bm
Sichel, lu gewinnen, laviä Beute, luta Schmutz, luk leuditen,
lauk sehen, lauka fireier Raum, lug brechen, bi^en, hdh
steigen, wachsen und lubh begehren.
b) im In- und Auslaut, in:
al nähren, ala all, alma Ulme, alsna Erle, al brennen, al
treiben, alatnA Elle, ahia Hirsch, ul heulen, uluka Eule, ulul
Keulen, ululu beulend, kal hehlen, käla schwarz, kalyd. HuHe,
kal heben, kahna Halm, kalman Holm, kal schlagen, bredMn,
biegen, kalda Holz, kalda Schwert, kalsa Hals, kal hauen,
kalaja rufen, kalyä Leim, kaHa heil, kalka Wulst, kalya kaU,
k&taya betrügen, klak, klag clangere, klad xsladeivj Uip
nass sein, klap stehlen, klamba yerstümmelt, klu einhaken,
Uayak Schlüssel, klauda Gebrechen, kvalp wölben, kvalpa
Wölbung, ^al frieren, l^alta kalt, ^jßi lehnen, ]^u ^ülen, ]j^
hören, l^lus hören, ^auni Hüfte, glabh hemmen, gaJana, ga-
landi Eichel, glava Ballen, gahas glos, gulia Banzen, 'gaula
rundes Gefäss, glap blicken, glubh ykvq)(o:t ghal glühen,
ghalgha Erz, ghlansa Glanz, ghli glänzen, ghal grünen, ghala
Galle, ghalana gelb, ghalta gelb, Gold, ghelman das Spriessen,
ghelva gelb, ghelu Schildkröte, tal heben, tala Fläche, dal
spalten, dalu Fass, dal zielen, dala dolus, dalgha lang, dhala
Grube, dhval verwirren, pal füllen, palu viel, pali Burg, pala
Fohlen, pehia, pehna, pelva Haut, pala, palava Spreu, pal-
grau, pl4 füllen, -pala, -palta -fach, palma Flachhand, pabn
erschüttern, pala^ Axt, palaya noaXeta^ plak schlagen, klageii,
plak flechten , plag Ttkd^ofiac, plat ausbreiten , pl&ra Flur,
plinda Stein, plu schwemmen, blakta Wanze, bhal hell sein,
ViU. Ke Indogermanoi Europas ehemals ein Yolk. 427
Ubalg leuchten, bhlag y^langien, bhalTa scUeeht, bhl& blasen,
1oU& Utthen, bhlagh schlagen, bleuen, mal sudeln, melana
Qobwarz, mal mahlen, mala Zotte, malinä Hirse, melita Honig,
iMg (streicheln) melken , mald auflösen , maldh weic^ werden,
tilk SXm&y valka Wolf, yalka Pflug, Tal wälzen, val yell^re,
^T volvo, yalTa Yulva , valnA Wolle , val stark seiÄ , Tal
tanuBL^, Tal wollen, wählen, Tal nehmen, Talg netzen, salaka
Bobbe, salakä Salweide, sali Salz, salTa heil, ganz, sätla beil,
HÜA Boden, salman G^üst, silaya schweigen, skalp scalpo,
%kat spalten, skala Stein, skalm4 Messer, staj stehen, stal
Bteinere, spal fallen, spleghan Milz, smald schmelzen, slidh
'Verletzea, STal leuchten, STal sdiwellen, STahä Sohle.
c) suffixales 1 in:
akla dunkel, akslä Achsel, agala beweglich, angla Kohle,
aghla beschwerlich, abala Apfel, aikla Spitze, kakla Rad,
katila schwatzend, katrala Höhlung, kapala Kopf, ^amala
Hörnchen, ^srkaiA Kies, kasala Hasel, kaula Stengel, kaulä
bemia, kaukaHa ein Vogel, gargalä Gurgel, gagala rund, gau-
eSlat bubulus, tepala warm, tardalA. Drossel, tumala Tumult,
AAIa Sohn, Junges, dhalä Zitze, dhä>lu saugend, dhümala
rauchf arbig, naghla Nagel, nebhala Nebel, nabhala Nabel,
par^ala Ferkel, pai^ala bunt, bambuli Wasserblase, bhüUa
Blatt, makala Fleck, megala gross, maghla üppig, mighlä
Nebel, Tagla wach, TätaKa Wunde, sedla Sessel, saval, saTaKa
Sonne, skagala Bock, skapala Haar, stakla was steht, stegla
Stichel, spargala kleiner Vogel, spasla hohl und sTigala hell,
scbimmemd.
4. Gemeinsam^uropäischer Sprachschatz , das bieisst Wörter,,
welche s^ch sowohl bei Nord-« als Südeuropäem,. nicht
aber bei den Ariern, finden.
aug" mehren, ak sehen,^ aka Oeffiiung^ akx Auge^ akani
Hachel, Spreu, al^ä Schärfe, a^an Schneide', akT& Wasaer,
ak duoBikel,. hlmi seüi, akla dunkel, ak tönen,. aksH Achsel,
agna Lsumoi, ag^ Beere^ angan: Salbe, agsid. Axt, agh sicli
ängßrtigen> agha» Beängstigung, an^a. Aal, ad riechen, ad
i»y BjBL Fi^aigpairtiki^, data Mündung^, anA Alte, aod in» ant&
Vorbau, anti Ente, antinä Entenfleisch, ansäta gehenkeltL, ^ä
428 Vm. Die Indogermanen Europas ehemals ein Volk.
Vermuthung, apina vermuthet, apala-s Kraft, Hülfe, apra Eber,
apiina vom Eber, abala Apfel, am nehmen, ajnä Mama, an
Lamm, ami Vogel, arman Grossvieh, ara Fragpartikel, ar,
rudern, aratä Kuderer, arva, arvinda Erbse, araya pflügen
aratar Pflüger, aratra Pflug, arva Bauland, ark arcere, arU
Wehr, arku Geschoss, arpa dunkel, arbh überlassen, arsaAisd,
ersaya irren, al nähren, ala all, alma Ulme, alsnä Erle, al
brennen, al treiben, eilen, alna Hirsch, aüa anderer, ayasa
Hafer, ausi Ohr, ay anziehen, aukra Fussbekleidung, avaGross-
yater, avia Ei, aina ein, aiari frühe, aita Eid, ai^ma Spiesü,
aikla Spitze.
ig Schmerz haben, id schwellen, ustriä Eifer, ausa Oold,
ek, eks aus, eghia Igel.
kakra Hahnschrei Tgl. ved. cakra-väka, kakra Erbse, kak
schaden, katila geschwätzig, kanmä Schienbein, Bergwald,
kap fassen, kapaka capax, kapta captus, kapat Kopf, kampa
Winkel, Gegend, kapra Bock, kap backen, kamara Pflanzen-
name, kamara Hummer, karaska beweglich, karva knmuDf
karsa quer, kamia Schädel, kära Wabe, Wachs, karmusa Landit
kartu stark, karta kurz, karti Hürde, kartta crassus, kradaya
schwenken, karpi Schuh, karp raffen, kal hehlen, kalid, Hülle,
kal heben, treiben, kelta gehoben , kalmaHalm, kalmanHohn,
kalna Erhebung, kal schlagen, brechen, biegen, kalta geschlagen,
kalda Holz, kalda Schwert, kaliaLeim, k41aya betrügen, kasili
Hure, kasna blank, kasma Haar, kasm4ta behaart, kasaEorb,
kasala Hasel, kasalina haseln, kaula Stengel, . kaul4 Brach,
hemia, ku, kud hauen, kuti Haut, kävara Nordwind, knadyi
Nessel, knas kratzen, knit leuchten, knid stechen, knid Niss,
knu schaben , krag , klag clangere , krasp rümpfen , krik
schreien, krud schnarchen, grunzen, krud Rotz, Mak, klag
clangere, klap nass sein, klap stehlen, klepta verstohlen, klu
einhaken, schliessen, klavak Schlüssel, klauda gebrechlich,
Gebrechen, kvarbh drehen, kvalp wölben, kvalpa Wölbung,
kv&sa Gegohrenes.
l^tu Kampf, ^anabi Hanf, ^aika blödsichtig, ^antaria
Hundertschaft,* ^ama Hom, ^amala Hömlein, 1^ der, dieser,
lytara oiter, ^li lehnen = arisch gri angehen, ^inä Lehne,
l^lin&ya lehnen , ^ta Abhang, klaina lehn, ^aiva Abhang, ^u,
Ijlud spülen.
VIII. Die Jndogermanen Enropas ehemals ein Volk. 429
gn& zeugen, gnäti Geschlecht, gnäya kundig, gam fassen,
rga Schlund, gargalä Gurgel, galta Schlund, gama Korn,
Jana, garu Kraaich, gars tönen, gru und grud knurren, grak
rächzen, gru stürzen, fallen, glabh henunen, glabh& ßhxßiq^
il frieren, galana, galandi Eichel, gangala rund, galyas glos,
as fuhren, gastu sug-gestus, gä^a Gefäss, gib sich bücken,
ulia Ranzen, gustu gustus, gust^ya kosten, garbh kerben,
iap blicken, glubh klauben.
ghiäya gähnen , ghais haerere , ghad fassen , ghaman
Irisch, galgha Metall, ghli und ghlid glänzen, ghelman das
priessen, ghelva gelb, ghama Gedärm, ghelu Schildkröte,
hranda Hagel, ghramada Geknirsch, gharsdhä, Gerste, ghars-
hlna gersten, ghasta Stachel, ghasti Gast, ghaspati hospes,
haida Bock, ghaidina haedinus, ghu, ghud giessen, ghu Fisch,
lirftva grau, ghlenda Niss, ghlauya Scherz.
tangaya denken, takaya schweigen, tag decken, taga-s
ach, tegta gedeckt, tantana Geräusch, tanya dehnen, tanva
idehnt, täla fem, tepla warm, tam xifivia ^ tamp spannen,
•r reiben, tar sprechen, tarmi Darm, tru aufreiben, truk
irsten, trud stossen, tark drehen, trankya drängen, tarkana
Bflecht, tranku rauh, trankma Gedränge, tarda, tardalft
x)ssel, tarp starren, tarp glühen, tarsa Darre, tüti Afifix,
iit4 Volk, taura Stier, tragh laufen, trap treten, trapi Bal-
n, tarba Bau, tram zittern.
d4ra Gabe, dantäta gezähnt, dal^ Zähre, deksva rechts,
m bauen, damu Haus, dar schinden, darva-s Holz, darp
ssen, dal spalten, dalu Fass, dann schlafen, dar thun, duk,
käya ziehen, dukti das Ziehen, dvis entzwei.
dhäla Sohn, dhadha Milch, dhadha Brustwarze, dhalä
tze, dhag scharf sein, dhädhä rrjdnri, dhan schlagen, dhenra
achhand, dhand schlagen, dhabh passen, dhabhra passend,
lala Tiefe, dhig stechen, dhval verwirren, dhvala verwirrt.
nä, knüpfen, nal^ tragen, nagta nackt, nebhala Nebel, ne-
xa Niere, nabhala Nabel, nevanta der neunte, nik Getreide
Laigen, nik z winken, nioere.
pan nähren, pena Futter, pataya nähren, panaHerr, pai-
an Hirt, päna Brand, palj raufen, pana Faden, Gewebe, pap
hwellen, pr&vi frühe, par zutheilen; gebären, parti Theil,
dte, parsi Farr, par, prä welken, lodern, präman Brandy
430 ynL Die Indogenxuinen Europas ehemals ein Volk.
pala Fohlen, pekia, pelman, pelva Fell, par^ Schwem, par-
Ipdia Ferkel, pari^iiia schweinern, parka Furche, parp, paip
schnarren, kreischen, -pala, -palta -faltig, palmä Flachhand,
palm erschüttern, palaya feilhaben, pid schwellen, strote^
pik verdriessen, pik, pikya Pech, pip piepen, pfeif^i, pisyati
pinsit, pisana Graupen, piska Fisch, piskäya fischen, pisldiui
vom Fisch, pu, payiati schlagen, hauen, püra Weizen, pürloa
von Weizen, püra Feuer, purina feurig, paya wenig, klein,
puta Junges, Küken, pükä, Fichte, pükina fichten, plak, plag
schlagen, plaga Fleck, Flick, pl&kd. Schlag, plak, plektati fledir
ten, plaktä Geflecht, plag nkoiCo^ai^ plära Flur, plinda Stda.
baitä Rock, bambaya ßo^ßeta^ bambuli Wasserblase, b^U
Beere, bäbi alte Frau, Amme, bardhä Bart, bardh&ta bärtig,
bars schreien, basd, besdati ßdita^ basdaia ßdokog^ bub, baab
brüllen, blakta Wanze.
bhäga Buche, bhägina buchen, bhag backen, bhadh gra-
ben, bhadhra Grube, bhendhra verbunden, bhan tödten, schla-
gen, bhana Mord, bhatu das Schlagen, bhabä Bohne, Uabk
beben, bhebha das Beben, bhebhra fibra, bhebhra Fieber, bhe-
raka ferax, bhara fere, bhaxas Getreide, bhara Abtheihmg,
bharäya bohren, bhar, bhariati schlagen, bharman fermentua,
bhrat sieden, bhru wallen, brauen, bhruta Brühe, bhark drän-
gen, riechen, bharg tönen, bhlag verlangen, bhalva schlecht,
bhidh erwarten, bhulia Blatt, Kraut, bhudhman Grund, Boden,
bhrag brechen, bhram, bhremati fremere, bhri zerreiben, bhrog
brauchen, bhl4, blAyati blasen, bhlä bhld.yati strotzen, blühen,
bhlä schwatzen, bhlad schwatzen, bhlagh schlagen, bleuen,
bhlad platzen, bhläva grünlich, blau.
maya mein, mätra fiT^rga^ mdmä Mama, mata Zeit, man-
Hand, mad, medati messen, mada Maass, mä, mäyati mähen,
erndten, mätaMahd, mä, m4yati streben, mak quälen, mftkan
Mohn, makala Fleck, mag fördern, mega^ megala gross, mat
werfen, Garn werfen, mata Faden, metta geworfen, madra
trüb, manaya mahnen, mat wahrnehmen, menta Lüge, men-
tiya lügen, mamp höhnen, martua todt, mari Meer, marra,
malva weich, stumpf, marta Hammer, mal, malati mahlen,
mala Zotte, malinä Hirse, melita Honig, mara, mära rein,
lauter, mark eintauchen, malg, melgati melken, melgta gemol-
ken, xnaldu zart, memsra Fleisdi, maina Wechsel, maita Pfahl,
VUL Die Indpgermanen Europas ehemals ein Volk. 431
miaaTa Moos, Gras, minians kleiner, manka mancus, mil^ska
mischen, mighlä Nebel, mu tönen, musä Fliege, mäsina Ton
der Maus, musa Mx>os.
ya der, yaka Scherz, ya^ Heil, yaga Eis, yarantä Ju-
gend.
ra fügen, rata Zahl, ratiän ratio, rima Zahl, rata Bad,
dvixata zweirädrig, rätia Netz, rag, rang nngi, ragh rigere,
rap4 und räpä Bube, rap bedecken, rasa Thau, rip, reipati
brechen, ruman Biemen, runä, Geheinmiss, raunä Prüfung, raukä
Bunzel, rudhaya roth werben, rudhta geröthet, rup bekümmern,
r6pä Kummer.
lasta Lästerung, lak biegen, lak erlangen, lak belisten,
lakma Sumpf, lankä Lanze, lagh, leghati liegen, lagha Liegen,
samlagha aloxog, laghas, laghta, laghtra Bett, laghra Lager,
lagha lex, langha lang, lad lassen, läna lenis, lenta lind, lap
leuchten, lap, lup sdiälen, lab, lap lecken, labiä, labra Lippe,
laba Lappen, larda schief , laska Lust, laima limus, laiva link,
lip beehren, laisä lira, lu gewinnen, laviä Beute, luta Schmutz,
luk- Luchs, laukna Mond, lauka licht, laukman Licht, Glanz.
vÄra Ermattung, vai wehe, venta Wind, vak yerstehen,
vag, vigere, wachen, vagaya vigere, vagla wach, Tagrä.ya wa-
chen, vag netzen, vagva feucht, vagha und vaghna Wagen,
yadh gehen, vadha Fürth, vadh Pfand lösen, vätalia Wunde,
vanta wimd, vantäya verwunden, vabh weben, vapsä Wespe,
vara walarend, varä Schutz, v&rä Sorge, v4ra wahr, varmi
Wurm, var sprechen, vardha Wort, -vardhia -verbium, vargh
würgen, vardiä. Würz, varp werfen, varp ^€7C(o, val wollen,
valiä Wille, valtu Bedeutung, valtura bedeutend, val nehmen,
valk , velkati ?Axft> , valg netzen , vasarina vemus , vaskara
Abend, v&sta wüst, viti vitis, viti4 Weide, viya gewunden,
vaituä, Weide, vik zwingen, vik weichen, vik- Wechsel, vis
sehen, vidra kundig, veidala Schau, vidhu Baum.
sati Verlangen, santa Urheber, s4 säen, sata gesäet, s&-
man Same, säyä das Säen, sak sagen, sak schneiden, saksa
Schärfe, Stein, sä^ka Hürde, sag spüren, sat satt, satiä Satte,
sadya setzen, sedra, sedla Sitz, sad gehen, sada Weg, sant
sentire, senta Weg, sap sapere, sapiant sapiens, samagania
ofioyviog , samapatria ofiOTtargiog , samamätria of^ofirjtqiog^
salä. Insel, salaka Bobbe, salakd. Salweide, salakina salignus.
432 Yin. Die Indogermanen Europas ehemals ein Volk.
sali Salz, salina salzig, s&la heil, sarp «clmeiden, sarpa Sichel,
sarbh schlürfen, sala solum, salman ailfia y simaa Band,
silaya schweigen, si, syd. sieben, saima Seim, süina schweinern,
sok, svak saugen, fliessen, sauka Saft, skat springen, skauda
Yorsprung, skap hauen, skap, skapati schaben, skapa Schaff,
Schiff, skap& Schabeisen, skapala Haar, skapra rauh, skampa
karg, skäpa verstümmelt, sklad schwingen , skar, skerati schei-
den, skerta geschieden , skar scheeren, skarta geschoren, skarti
Schur, skrap sich räuspern, skrar schreien, schrillen, skark
verschränken, skal, skaliati spalten, skala Stein, skalama Ver-
derben, skalmä Messer, skidh, skaidhati scheiden, skaidhta
hell, skava schauend, skavaya schauen, skudha Mist, sküta
Schild, sküra bedeckt, skävara Nordwind, skru schroten, skrüta
scruta, skrutäya scrutari, skravä Haut, staplä Stoppel, staibia
Schienbein, stäla Gerüst, stiprafest, derb, staura Pfahl, staga,
stagas Dach, stegta gedeckt, stang stinken, stigla Stichel, sta-
naka Getön, stal, stlä, stemere, stru struere, stama Staar,
stamäya constemare, star rauben, starga grosser Vogel, starda
Sterz, strag strecken, sträng- Strang, strig stringere, striga
Strich, strug, straugati streichen, reiben, aufreiben, stradh,
stredhati stridere , striti Streit, snapa Bündel , snark zusammen-
ziehen, snarpa scharf, sninghati ningit, span spannen, spanti
Antrieb, spaka Specht, spaka Tropfen, spang gellen, spinga
Fink, spang scheinen, strahlen, spara sparsam, spemati spemit,
spariati sperrt sich, spar winden', spargala kleiner Vogel, spal-
vaina Polster, spas wehen, hauchen, spasla hohl, späsäya
spirare, spi verbinden, spit drängen, spitta gedrängt, spina
Schmutz, spaima Schaum, spindh glänzen, spu, spiv speien,
smak klein sein, smak streichen, smak, smuk schwelen, smard
schmerzen, smarda Unflath, smar schmieren, smald, smeldati
schmelzen, sv&ria serius, svarda schwarz, sval schwellen, sva-
M Sohle, svig schweigen, svigala hell, svidra Schweiss, svin
schwinden, svip schweigen.
Druck der Uniy.-Bnchdrackerei von E. A. HnthMn Gottingen.
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