DIE EIS^TSTEHUNG
, DES
SEMITISCHEN SPRACHTYPIJS
EIN BEITRAG
ZUM
PROBLEM DER ENTSTEHUNG DER SPRACHE
VON
D" HARRY TORCZYNER,
PRIVATDOZENT AN DER K. K. UNIVERSITÄT WIEN
ERSTER BAND
WIEN
R. LÖWIT VERLAG
(D«^ M. PRÄGER)
1916.
Druck von ADOLF HOLZHAUSEN in Wien
K. UND K. HOF- UND UNIVERSITÄTS-BUCHDRUCKBR
DEM ANDENKEN
MEINER LIEBEN MÜTTER
DIE EI^TSTEHUNG
DES
SEMITISCHEN SPRACHTYPÜS
ERSTER BAND
VORREDE.
Der Irrtum ist das fruchtbare
Prinzip der Sprache.
JDie vorliegende Arbeit tritt mit dem Anspruch auf, den Weg
aufzuzeigen, auf welchem die entwickelte, gesetzmäßige Sprache
des Menschen, die für die verschiedensten Erscheinungen des Be-
wußtseins ihren eigenen und eigenartigen Ausdruck, für die
Formen und Stufen des Seins und Geschehens eigene Klassen,
Formen und Stufen von Wörtern besitzt, notwendig entstanden
ist. Zum ersten Male wird hier der Versuch unternommen, die
Formen eines der höchstentwickelten Sprachstämme der Erde in
ihrem Werden kritisch nach rückwärts bis an ein Stadium zu ver-
folgen, wo der menschliche Laut Form und Inhalt erst zu erhalten
begann. Und diese vom Materiale ausgehende Untersuchung führt
zu neuen Gesetzen der psychologischen Grundlagen der Sprach-
entwicklung, deren Geltung nicht auf einen Sprachstamm allein
beschränkt ist, die vielmehr die gesamte Sprachwissenschaft vor
einen radikal veränderten Tatbestand stellen müssen und die
Grundlage für eine in weiterem Sinne historische Betrachtung
der Sprache bilden sollen.
Die Entwicklung der vergleichenden Sprachwissenschaft hat
das Interesse der Forschung vor allem jenen zahllosen Aufgaben
und Einzelproblemen zugewendet, die aus der Ordnung und Ver-
gleichung des fast unübersehbaren Stoffes sich ergaben, Fragen,
die an sich eine solche Fülle von Schwierigkeiten boten, daß es
vermessen erscheinen mußte, nach dem großen Problem von den
Bedingungen der Urschöpfung der sprachlichen Gebilde, von der
Entstehung der ersten Formen und Gesetze eines Sprachstamms
auszuschauen. Man hat gelernt, sich mit den reichen Ergebnissen
VIII Vorrede.
zu bescheiden, die Scharfsinn und Fleiß in der Erklärung der ver-
schiedensten Einzelerscheinungen des Sprachlebens zutage fördern,
man ergänzt das Bild, das man auf Grund der verstreuten Zeug-
nisse von den Sprachen in ihrer ältesten erreichbaren Form zu
zeichnen imstande war, zufrieden damit, bis zur ältesten erreich-
baren Bedeutung jeder Sprachform vorzudringen, den Gang der
Entwicklung zwischen den einzelnen Sprachstufen festzustellen;
darüber hinaus, in eine Zeit — die sich freilich chronologisch nie
wird fassen lassen — wo das menschliche Sprechen zu einer
Sprache sich erst entwickelte, wo jede Sprachform ihre Bedeutung
erst erhielt, wagt man sich im allgemeinen nicht. Man glaubt we-
der daran, daß das Problem der Entstehung der Sprache und ihrer
Formen mit den Mitteln exakter Forschung gelöst werden könne,
noch daran, daß die Sprachwissenschaft selbst für das Verständnis
der Sprachen, wie sie nun einmal sind, aus einer Lösung solcher
prähistorischer Probleme Nutzen ziehen könne, denen jeder
,ernste' Forscher aus dem Wege zu gehen sucht.
Die vorliegende Untersuchung soll nun zeigen, daß es eitel
Trug und Selbsttäuschung ist, wenn die exakte Sprachwissenschaft
vermeint, auch bei peinlichster Genauigkeit und äußerster Sorgfalt
der Forschung Urteile über die Vorgeschichte der Sprache ver-
meiden zu können, daß sie vielmehr auf Schritt und Tritt Urteile
über die Entstehung der Sprachformen voraussetzt, die aber Trug-
schlüsse und Fehlurteile sein müssen, solange nicht eine kritische
Untersuchung die Sprachentstehung historisch begreifen lehrt. Die
Bedeutungen der Wörter, wie die Regeln der Bildung von Wörtern
und Sätzen, sind ein Gewordenes und jede kleinste Folgerung
auf sprachlichem Gebiet trägt die Möglichkeit, wenn nicht die
Wahrscheinlichkeit des Irrtums in sich, da sie mit sprachlichen
Erscheinungen als Tatsachen rechnen muß, die nur Stufen sind
in einer Entwicklung, deren Geschichte uns nicht bekannt ist. Und
so bietet denn die Sprachwissenschaft, dort, wo sie den festen Boden
der Vergleichung vorgefundener Tatsachen verläßt und diese e r-
Vorrede. IX
klären will, oft trotz aller Fülle umfassendsten gelehrten Materials
ein Bild der Ratlosigkeit. — Die Formenlehre zerlegt die Wort-
gebilde in stammhafte und formative Bestandteile ; ob diese Stämme
jemals als selbständige Wörter existiert haben und die Wortformen
aus ihnen durch Antritt der Formantien entwickelt wurden, ist
eine ungelöste Frage. Wird sie einmal negativ entschieden, dann
ist all die Arbeit, mag sie im einzelnen auch richtige Erkenntnisse
zutage gefördert haben, müßige Spekulation. Dann sind selbst
rein morphologische Studien, die die erschlossene Form des Stam-
mes zum Ausgangspunkt ihrer Untersuchung nehmen, auf trüge-
rischem Grunde gebaut.
Die Etymologie notiert die Gleichheit des wurzelhaften Be-
standteils an Wörtern, die verschiedenen Kategorien angehören
können und vermag aus der parallelen Entwicklung gleicher oder
ähnlicher Bedeutungen an verschiedenen Wurzeln auf das Be-
stehen einer inneren Gesetzmäßigkeit zu schließen; das Wesen
dieser Gesetzmäßigkeit ist ihr in den meisten Fällen aber ver-
borgen. Sie sieht die etymologische Verwandtschaft z. B. von
Nomen und Verbum, vermag sich den Vorgang aber durchaus
nicht vorzustellen, der eines aus dem anderen oder beide aus einem
dritten hervorgehen ließ. Sie fühlt, daß es die nächstliegendsten,
greifbarsten, konkretesten Gegenstände gewesen sein müssen, die
der Mensch zuerst benannte und doch führt die etymologische Ver-
gleichung zu dem Begriff einer abstrakten Wurzelbedeutung hinter
dem Konkretum. Sie erkennt, daß die Namen der primitivsten
Dingbegriffe älter sein müssen als jede Ableitung und jedes gram.-
matische Formgesetz und doch wollen auch jene aus ihrer gram-
matischen Form und ihrem etymologischen Zusammenhang heraus
verstanden sein. Der ganze Vorgang der Entstehung von Wörtern
erscheint als ein künstlicher Prozeß der bewußten Konstruktion
eines Namens mit Hilfe eines schwieriger zu fassenden abstrakten
Begriffes auf Grund eines vorgefaßten Schemas, eine Vorstellung,
die psychologisch äußerst bedenklich erscheinen muß. Ist dies
X Vorrede.
nicht Grund genug, daran zu zweifeln, ob die etymologische Unter-
suchung der Wörter wirklich ihrer Entwicklung auf der Spur ist
oder ob auch sie durch die Tatsache einer Verwandtschaft unter
den Wörtern getäuscht wird, von der sie nicht weiß, von wo aus
und in welcher Richtung ihre Zweige auseinanderstreben.
Solche Erwägungen erscheinen freilich nicht geeignet, den zu
zu ermutigen, der sich an die Lösung eines Problems wagt, das oft
genug, und nicht ohne Grund, für unlösbar erklärt worden ist.
Denn von den psychologischen Konstruktionen führt in der Tat
auch zu der einfachsten Sprache eines primitiven Volkes keine
Brücke. Schallnachahmung und Lautgebärde können ihrer Natur
nach nur als Zeichen für die Eindrücke des Ohres in Betracht
kommen. Für die Erklärung anderer Wortgebilde ist die Theorie
der Entstehung der Sprache aus Nachahmung ganz und gar
unfruchtbar. Und diese Unfruchtbarkeit für die Erklärung der
sprachlichen Erscheinungen läßt auch alle anderen ähnlichen Ver-
suche, wie z. B. jene Theorie, die die Entstehung der Sprache auf
die Eeflexlaute des Staunens, des Schmerzes, der Freude, der Liebe
zurückführt, unbefriedigend erscheinen. Wohl mögen starke Ge-
fühlserregungen zunächst als Reflexbewegung Lautäußerungen
verursacht haben, der gehörte Schall dem Menschen Veranlassung
zur Nachahmung gewesen sein und man kann sich vorstellen, daß
diese Lautäußerung später als Name des Gefühls oder seines Er-
regers, des Schalles oder seiner Ursache empfunden wurde. Aber
tritt man mit einer solchen Hypothese an die Sprache selbst heran,
so vermag man damit jene zahlreichen Erscheinungen nicht zu
erklären, die die Entstehung der Sprache noch immer als ein Pro-
blem erscheinen lassen.
Sollte man indes nicht umgekehrt, auf induktivem Wege, aus
den Sprachen selbst den Weg erschließen können, auf dem sie ge-
worden sind? Sollten nicht viele jener Eigentümlichkeiten der
Sprache, die wir aus der Vergleichung mit der durch sie bezeichne-
ten Begriffswelt nur schwer verstehen können, Spuren einer Entwick-
Vorrede. XI
lung darstellen, die in ein älteres Sprachstadium hinaufreicht, als
wir es jemals bei irgendeinem Volke der Welt feststellen könnten ?
Ein Versuch in dieser Richtung muß freilich der Natur
der Sache nach zunächst auf eine Gruppe organisch miteinander
verwandter Sprachen beschränkt bleiben, weil es ja sein kann, daß
die sprachbildenden Ursachen auf verschiedenen Gebieten verschie-
dene gewesen sind, daß also eigentlich nicht nach der Entstehung
der Sprache, sondern nach der Entstehung der einzelnen Sprachen
zu fragen wäre, die neben gemeinsamen Zügen auch wesentliche
Verschiedenheiten aufweisen können. Ferner muß der Versuch, aus
der Entwicklung der Wortbedeutungen eine Urstufe der
Sprache erschließen zu wollen, sowohl wegen der Unübersehbarkeit
des Materials, wie auch darum von vornherein aussichtslos er-
scheinen, weil die Wörter gleichsam Einzelindividuen sind, deren
Sonderentwicklung Schlüsse auf die gleichartige Geschichte anderer
Wörter nicht gestattet. Wenn es überhaupt möglich ist, aus der
gewordenen Sprache heraus ein Zeugnis über ihr Werden zu holen,
so kann dies nur auf Grund der Geschichte der Sprach formen
geschehen, deren jede durch mehr oder minder zahlreiche Beispiele
gesichert war, und deren Entwicklung nach Form und Bedeutung
darum auch eine langsamere und einfachere gewesen sein muß,
weil das Analogiesystem aller verwandten Beispiele Form und
Bedeutung vor Veränderung schützte.
Von den Versuchen über die Geschichte der Sprach formen
und die Entstehung der Flexion, worunter hier in weiterem Sinne
jede Entstehung jüngerer, also abgeleiteter Bildungen auf Grund
älterer Wortformen verstanden sei, bezeichnen die Boppsche Zu-
sammensetzungs- oder Agglutinationstheorie und die von A.
Ludwig begründete Adaptationstheorie zwei entgegengesetzte
Richtungen.
Die Zusammensetzungstheorie, die, bewußt oder unbewußt,
heute noch die Voraussetzung fast aller sprachwissenschaftlichen
Untersuchung ist, hat zur Grundlage das naive Urteil nach dem
XII Vorrede.
oberflächlichen Schein : Wenn eine Wortform, wie etwa die Verbal-
form xid-rj-fii ,ich setze', die Substantivform domu-m ,nach Hause',
der Superlativ pessumus ihrer Bedeutung nach aus einem Sach-
begriff und einer (mehreren) formalen Bestimmung (en) zusam-
mengesetzt scheint, so versteht diese Theorie sie wirklich als ur-
sprünglich durch Zusammensprechen zweier Wörter für Stoff und
Form entstanden und sucht ihre Erklärung in dieser Richtung.
Diese Hypothese hat auch den Begriff der Wurzel als des Ur-
wortes, als einer Bezeichnung eines Ding- oder Tatbegriffes ohne
die Akzidenzien jeder einzelnen Form am schärfsten ausgeprägt.
Der Wurzelbegriff selbst ist der semitischen Grammatik entlehnt.
Am Semitischen läßt sich aber bekanntlich auch am deutlichsten zei-
gen, wie diese Zusammensetzungstheorie, die nur in einzelnen Fäl-
len das Richtige treffen mag, im allgemeinen in der erschlossenen
Wurzel eine Abstraktion für wirklich hält und unsere Auffassung
der Bedeutung in die Form hineinträgt. Der unveränderliche wur-
zelhafte Bestandteil eines Wortes ist im Semitischen sein konsonan-
tisches Gerippe: gäzal heißt hebr. ,raubte', gözel ,raubend',
gäzül jgeraubt', g^zöl ,raube!' etc., während die Form durch die
Vokale bestimmt wird. Niemals aber kann die sem. Wurzel aus
bloßen Konsonanten oder das aus bloßen Vokalen bestehende
Formelement eine eigene selbständige Existenz gehabt haben. Zu-
mindest im Semitischen ist nicht die Wurzel das prius, die den
Nominal- oder Verbalbegriff ohne seine Form bezeichnete; sie ist
vielmehr eine bloße Abstraktion aus den einzelnen sachlich
zusammengesetzt erscheinenden Formen.
Einen anderen Standpunkt vertritt die Ludwig sehe Adap-
tationstheorie. Die Personalsuffixe des Verbums, die Kasussuffixe
des Nomens hatten danach ursprünglich keine eigene Bedeu-
tung. Wie die Stammsuffixe verdanken sie ihre Bedeutung erst
allmählicher Differenzierung. Die ursprünglich zwecklos ange-
fügten Formelemente wurden später für die genauere Kenn-
zeichnung der Form ausgenützt, zu grammatischen Zwecken adap-
Vorbede. XIII
tiert und umgedeutet. Auch diese Hypothese reicht zur Erklärung
der Entstehung der Sprachformen nicht aus, sie ist nur in ihrem
negativen Teile wertvoll, da sie feststellt, daß es unmöglich ist,
die Bedeutung, die ein Formativ im Worte hat, stets aus einer ur-
sprünglichen Bedeutung des selbständigen Formativs zu erklären.
Aber positiv ist auch sie nicht imstande, das Entstehen dieser Be-
deutungen begreiflich zu machen. So soll z. B. die Beziehungs-
bedeutung der Kasus dadurch entstanden sein, daß die Sprache
das an den verschiedenen Formen des Nomens disponible Laut-
material dazu verwendete, ,diese die Verständlichkeit der Rede
in außerordentlichem Maße fördernde Unterscheidung anzu-
bahnend Aus der weiteren Entwicklung der Sprachen zeigt sich
indes, daß der Beziehungsausdruck durch Kasusendungen keines-
wegs eine außerordentlich fördernde, sondern eine sehr undeut-
liche Ausdrucksart war, welche die Sprache wieder aufgab, so-
bald die Ursachen nicht mehr fühlbar waren, die sie geschaffen, daß
die Entstehung von Kasusendungen ein Irrweg der Sprache war,
den diese nach einer bestimmten Entwicklung notwendig einschla-
gen mußte, der aber keineswegs zweckmäßig gewesen ist. Aber schon
der Begriff der Zweck mäßigkeit trägt Fremdes in die Sprache.
Die Untersuchung der semitischen Sprachen hat in dem viel
umstrittenen Problem der Entstehung der Sprachformen eine
sichere Entscheidung ermöglicht. Auf Grund genauer Beobach-
tung und Vergleichung der sprachlichen Formen selbst ohne Rück-
sicht auf jene Kategorien, in welche grammatische Theorie sie
eingeordnet hat, war es möglich, bis zu jenen grammatisch form-
losen Lautgebilden vorzudringen, die in der Tat am Beginn der
Sprache stehen. Diese amorphen Gebilde stellen sich indes als
etwas ganz anderes dar als die grammatischen Wurzeln, die die
oberflächliche Sprachbetrachtung aus den Wortformen abstrahiert.
Die Form dieser Wurzeln konnte nicht richtig bestimmt werden,
weil schon die Abstraktion einer Wurzel bedeutung dem wirk-
lichen Verlauf der Sprachgeschichte nicht entsprach. Schon in der
XIV VORRBDB.
Form des Substantivs nach einem Nominalstamm, in der Verbalform
nach einem Verbalstamm zu forschen, hat nur dann seine Berech-
tigung, wenn das Verbum von vornherein als Bezeichnung eines
Aussagebegriffes, das Substantiv als Namen eines Dingbegriffes ent-
standen ist. Das ist aber nicht der Fall. Die Lautgebilde des Men-
schen sind nicht von vornherein als Benennungen der Tatsachen des
BeAvußtseins geschaffen worden, sondern erst infolge einer bisher un-
bekannten Entwicklung als deren Bezeichnungen verstanden,
auf die Welt und ihre Erscheinungen angewendet worden. Es
war zunächst ein Irrtum als der Mensch den Laut, den er oder
ein anderer infolge irgendwelcher psychologischer oder physiologi-
scher Ursachen ausstieß, zum ersten Male mit irgendeinem Begriff
seiner Welt in Beziehung setzte und begann, ihn als dessen Zeichen
zu verstehen. Aber dieser Irrtum trug die Keime weiterer frucht-
barer Irrtümer in sich, die in notwendiger Folge der Sprache ihre
grammatischen Formen schaffen mußten. Denn es war die Welt
der Dinge und Vorgänge selbst, die alle jene Verschiedenheiten
aufwies, die die entwickelte Sprache durch ihre Formen ausdrückt.
Wurden die Laute des Menschen, wie sie nun einmal waren, als
Namen all dessen verstanden, was der Mensch wahrnimmt, emp-
findet und will, dann mußten sie als grammatisch verschiedene
Formen empfunden werden, je nach der Vorstellung, als
deren Beziehung sie erschienen. Und dadurch, daß die Bezeich-
nungen verwandter, durch Assoziationen verbundener Vorstel-
lungen ihre zufällige Form aneinander anglichen, mußte bald diese
ihre zufällige lautliche Form als der bewußte Ausdruck ihrer ge-
meinsamen Formbedeutung empfunden werden, den weiter die
Analogie auch an anderen Wörtern entwickelte oder, zum Teil im
Kampfe gegen andere Analogiebedeutungen, überall dort durch-
setzte, wo zufällig dieselbe Form vorlag.
Nicht bewußte Benennung, nicht irgendwelche gewollte Denk-
tätigkeit und nähme man sie noch so primitiv, hat die Formen der
Sprache geschaffen. Die Geschlechter, die die Sprachen schufen.
Vorrede. XV
wußten nichts davon, daß sie in den Worten symbolische Laut-
zeichen entwickelten für die Dinge der Welt. Sie hatten die
Sprache, so wie sie eben war, formlos, regellos und unbestimmt
und glaubten in ihr die Welt selbst zu besitzen. Seit den ältesten
Zeiten glaubt der Mensch an seine Sprache und denkt so, wie sie
es ihm vorschreibt, glaubt an die Eealität der Begriffe, für die er
— wie für die zahllosen Abstrakta — Namen in seiner Sprache
vorfindet, weil eine Analogie diese notwendig geschaffen hat, denkt
z. B. in der Form des Tuns, weil eine Analogie ihm in jedem
Aussagewort ein Tatwort vortäuscht.
Dieser Glaube an die Sprache, an ihre Vollkommenheit und
ihre Eealität, der nie den Gedanken daran aufkommen ließ, daß
die Sprache nur unvollkommene Zeichen der Begriffe biete und
einer Verfeinerung und Vervollkommnung bedürfe, dieser Glaube
an die unbedingte Geltung und Unveränderlichkeit der
Sprache, er bietet in Wirklichkeit eine vollkommene Erklärung
der Entstehung und Entwicklung der sprachlichen Formen. Er
erklärt, wie der irrende Mensch in der Sprache nach und nach all
die Unterschiede der Formen gefunden hat, die nach seinem felsen-
festen Glauben in der Sprache vorhanden sein mußten, w^l sie an
den Begriffen sich fanden, die er von ihrem sprachlichen Ausdruck
nicht zu trennen vermochte.
Die Gestaltung jeder Sprache beginnt damit, daß Lautge-
bilde, die nach keinem Formschema entstanden waren, unter be-
stimmten Umständen bestimmte Vorstellungen der Wirklichkeit
zu bezeichnen schienen. Dann mußten sie aber auch alle Eigen-
schaften dieser speziellen Vorstellung mit auszudrücken scheinen,
und durch diese ihre Beziehung auf die verschiedenartigsten Kate-
gorien der realen und irrealen Welt waren die formlosen (d. h.
nicht nach einem Schema geformten) Lautgebilde von vornherein
zugleich auch Bezeichnungen aller formalen Kategorien, wie sie
an den verschiedenartigen Vorstellungen vorlagen, als deren Aus-
druck sie empfunden wurden. Es sind die verschiedenen formalen
XVI Vorrede.
Möglichkeiten an den Beispielen, die sich zu grammatischen
Kategorien entwickeln konnten, wenn sie deutlich genug und häu-
fig genug waren, um den Ausgangspunkt für eine Analogie zu
bilden, die die zufällige Form des Beispieles zum Träger der
Formbedeutung machte.
Das der Sprachwissenschaft wohlbekannte Prinzip der Ana-
logie reicht aus, die Entstehung der Formen der Sprachen zu er-
klären. Muß es da nicht wundernehmen, daß eine so einfache,
scheinbar auf der Hand liegende Erklärung bis nun nicht gefun-
den sein sollte, wo doch das Prinzip der Analogie für das Ver-
ständnis zahlreicher sprachlicher Erscheinungen oft schon mit
Glück herangezogen wurde?
Die Geschichte der Entstehung der Sprachformen bietet zu-
gleich auch die Erklärung dafür, warum das schaffende Prinzip
in ihr nicht leicht gefunden werden konnte. Die Analogie, oder
wie man sie mit wenig Eespekt vor der Kraft, die dem Menschen
seine Sprache gab, zu nennen pflegt, die ,falsche' Analogie, be-
ruht auf unserer unbewußten seelischen Stellungnahme zur
Sprache, die auch heute in der Hauptsache dieselbe geblieben ist
wie vor Tausenden von Geschlechtern. Der Irrtum, der die
Sprachformen schuf, ist unser eigener Irrtum, der auch heute noch
an der Ausgestaltung unserer Sprache tätig ist und die Vorurteile,
die aus der Sprachentwicklung sich ergeben, sind Voraussetzungen
unseres Denkens geworden, die völlig auszuschalten überaus
schwer, wenn nicht gar ganz unmöglich ist. Und wenn in diesem
Buche vei'sucht worden ist, einen Teil jener Vorurteile aufzu-
decken, die die grammatische Betrachtung der Sprache beherr-
schen, so ist sich der Verfasser der psychologischen Schwierig-
keiten wohl bewußt, auf die sein Unternehmen stoßen muß. Weiß
er ja, wie schwer es ihm selbst geworden ist, seinen Gedankengang
konsequent bis zu seiner gegenwärtigen Gestalt durchzudenken,
wie oft er sich mit Scheinlösungen zufrieden geben wollte, bis
immer wieder erneute Prüfung, erneutes Überdenken ihm zeigte,
Vorrede. XVII
daß auch er selbst sich nicht vollständig von den Vorurteilen frei-
gemacht hatte, die er als irrig erkannt. So glaubt er auch den
stärkeren Widerstand des Lesers nicht zu dem allgemeinen Grund-
gedanken, sondern bei dessen Anwendung auf die einzelnen
Formen voraussetzen zu sollen, die mit allen daran entstandenen
Irrtümern der Sprache zur untrüglichen Wissenschaft des Men-
schen geworden sind.
Irre ich nicht, so ist es mir gelungen, aus dem angegebenen
Grundsatz heraus den Ausgangspunkt und die Entstehung der
Formen des semitischen Sprachtypus im Prinzip restlos zu erklären.
Und wie die Deutung der Sprachform an den ältesten Bei-
spielen aufgesucht wird, so bietet die Erklärung jener erst die
notwendige Voraussetzung, die eine entwicklungsgeschichtliche
Wort forschung gestattet. Dadurch ist es mir möglich gewesen,
auch hier so weit vorzudringen, daß, wenn auch nur einzelne Richt-
linien für diese Untersuchung gezogen werden konnten, dennoch
die Frage nach dem Ausgangspunkt der Sprachbildung, nach
jenen Vorstellungen, die zuerst durch Lautgebilde ausgedrückt
schienen, aus dem Bereich unfruchtbarer Spekulation in jenes
wissenschaftlicher Tatsachenforschung wird übertragen werden
können.
Die am Semitischen erschlossenen Prinzipien habe ich bei-
spielsweise auf den indogermanischen Sprachtypus anzuwenden
versucht. Daß sie auch für andere Sprachstämme gelten, steht für
mich zweifellos fest. Wenn ich, so sehr mich die Aufgabe lockte,
im allgemeinen gleichwohl der Versuchung widerstanden habe,
auch andere Sprachgebiete in meine Untersuchung einzubeziehen,
so lag dies hauptsächlich daran, daß ich diese Studien, die mich
jahrelang beschäftigten, zu einem vorläufigen Abschluß zu bringen
wünschte. Auch bin ich Optimist genug, zu hoffen, daß sich Mit-
arbeiter finden werden, welche die gewaltige Aufgabe, die hier
teils eben nur angebahnt, teils in Umrissen vorgezeichnet werden
konnte, weiterführen und dabei für die L^ntersuchung der ein-
XVIII Vorrede.
zelnen Sprachen und Sprachgruppen besser ausgerüstet sein
werden, als dies bei mir der Fall ist.
Mehr für mich selbst als für andere möchte ich hier den Weg
festhalten, der mich zu dieser Untersuchung führte. Ich bin nicht
mit irgendwelchem vorgefaßten Urteil an die Untersuchung der
Sprache herangetreten. Jeder Gedanke an allgemein sprachwissen-
schaftliche Theorien lag mir vollständig fern, als ich mich im
Jahre 1912 zum ersten Male mit den hebr. Adverbien auf am zu
beschäftigen begann. Einige mit ihnen anscheinend verwandte
Formen in den aram. Papyrus von Elephantine (vgl. Or. Litztg.
1912, 397 f.) hatten mein Interesse für den Gegenstand geweckt
und ich gedachte einige Beobachtungen über ihre Verwendung
(Verbindung mit Präpositionen, Determination etc.) in einem
kurzen Aufsatze zusammenzustellen. Während der Niederschrift
desselben ward mir immer deutlicher, daß ich über die eigentliche
Funktion dieser Endung, die selbst ganz wegfallen konnte, ohne
an der Bedeutung des Adverbs etwas zu ändern, im Grunde nichts
wußte. Ich unterbrach meine Arbeit, um das in Betracht kom-
mende Material nochmals durchzusehen. Dies führte mich endlich
darauf, daß einzelne Entwicklungen der Akkusativendung jene
Form aufwiesen, die sonst den Dual bezeichnete. Daraus ergab
sich die Aufgabe der Sonderung solcher scheinbarer Duale von
wirklich dualischen Formen. Als ich das Eesultat dieser Studien
zu Papier bringen wollte, überraschte mich die Beobachtung, daß
auch die echten Duale sich als ursprüngliche Adverbien verstehen
lassen und daß diese Annahme zugleich die Erklärung der Ent-
stehung der Dualbedeutung biete. Im Frühjahr 1913 konnte ich
in meinem Habilitationsvortrag an der Wiener Universität über
das Thema der ,Entstehung des semitischen Duals' sprechen.
Aber wenn ich geglaubt hatte, damit meine Untersuchungen ab-
schließen zu können, so hatte ich mich getäuscht. Da waren noch
so manche Fragen, die mit meinem Thema zusammenzuhängen
schienen, die mir keine Ruhe ließen und mich zwangen, den Kreis
Vorrede. XIX
der Erscheinungen immer weiter zu ziehen, die verstanden sein
wollten, ehe das Urteil über die mir nächstliegende Frage mehr
sein konnte als die Umschreibung einer Unbekannten durch andere.
Ich konnte und wollte mich mit einer halben Lösung nicht zufrie-
den geben, die, was andere nicht wissen, nicht zu wissen verlangt
und so kam ich Schritt um Schritt mich selbst korrigierend auf
Grund der Formen der Sprache selbst zu den allgemeinen Urteilen
über die Sprachgeschichte, die ich hier vertrete.
Ich führe den Leser im Buche in der Hauptsache auf dem
gleichen Gedankenwege, den ich selbst gegangen bin. Wie oft ich
freilich, vom Wege abgeirrt, nach vergeblichem Suchen zur Weg-
kreuzung wieder zurückgehen mußte, wie oft ich Schutt und
Geröll mühsam erst wegräumen mußte, um dort einen Weg zu
finden, wo keiner zu sein schien, das kann nur der nachempfinden,
der ernstlich den Versuch macht, durch eigenes Nachdenken das
Ziel zu finden. Die Schwierigkeit der Stoffindung wurde zudem
durch die Unzulänglichkeit meines eigenen Wissens kompliziert,
das, wie ich offen gestehe, zu der gewaltigen Aufgabe in keinem
Verhältnisse stand. Wohl konnte ich mich auf einige Kenntnisse
in den meisten semitischen Hauptdialekten und einige Belesenheit
in mehreren derselben stützen (am empfindlichsten war es für mich,
daß ich auf altsüdarab. Gebiet noch zu sehr auf Krücken ange-
wiesen bin), aber zur Lösung einer solchen Aufgabe war eigentlich
die Anlegung von Sammlungen nötig, die dadurch erschwert wurde,
daß ich nicht nur im Beginne, sondern während des ganzen Ver-
laufes meiner Untersuchung nicht wissen konnte, wohin der Zu-
sammenhang der Erscheinungen mich noch führen werde. Wollte
ich dennoch der Aufgabe mich entledigen, die mir auch sonst über
den Kopf zu wachsen drohte, so mußte ich den Mangel in den
Kauf nehmen, daß das benützte Material, obgleich ich mich be-
mühte, das Erreichbare heranzuziehen, in mehr als einer Hinsicht
lückenhaft und unvollständig bleiben mußte. Der Kritik oder —
wie ich doch auch zu hoffen wage — der ausbauenden und
XX Vorrede.
vollendenden Mitarbeit der Berufeneren bleibt hier ein weites Feld
offen. Noch weniger vermochte ich auf indogermanischem Gebiet
das einschlägige Material ganz zu überblicken; es wird Sache des
Fachmannes sein, das Vorgebrachte mit Geduld zu prüfen und zu
verbessern.
Auch sonst muß ich den Leser vor allem um ein großes Maß
von Geduld ersuchen; es hat sich im Zusammenhange der Darstel-
lung nicht vermeiden lassen, daß manche Einwände nicht sogleich
widerlegt werden konnten und so wird der Leser an vielen Stellen
zunächst über die Kühnheit der Behauptungen entsetzt sein, wo ich
Ergebnissen Rechnung tragen mußte, die erst später begründet
werden können. Auch in einer Einleitung kann ich von diesen
Ergebnissen nichts vorwegnehmen, weil ich nur dann eine rich-
tige Beurteilung der aufgeworfenen Fragen erwarten kann, wenn
meine Darstellung, die einen einzigen zusammenhängenden Ge-
dankengang bildet und sich selbst fortgesetzt ergänzt und berich-
tigt, in der Eeihenfolge ihrer Argumentierung gelesen wird. So
muß ich denn auch für eine zusammenfassende Darstellung der
Resultate auf den Schluß des Buches verweisen.
Gründe äußerer Art haben die Verlagsbuchhandlung ver-
anlaßt, die ersten zwölf Kapitel als ersten Band erscheinen zu
lassen. Der zweite (Schluß-)band wird in wenigen Monaten nach-
folgen und bis dahin bitte ich die Kritik mit einem abschließenden
Urteil zu warten. Band II, der unmittelbar den Gedankengang
von Band I fortsetzt, wird nebst einem ausführlichen Index, dessen
Zusammenstellung mein lieber Schüler, Herr Dr. J. Augapfel,
mir abgenommen hat, auch Nachträge und Berichtigungen brin-
gen, deren mir schon jetzt eine Anzahl (der Druck von Band I be-
gann im Frühjahre 1915) aufgelaufen ist. Die Druckfehler, deren,
wie ich hoffe, nicht allzuviele stehen geblieben sind,^ wird der Leser
^ Hier sei nur auf folgende störende Fehler aufmerksam gemacht: S. 25,
Anm. 1, Z, 4 v.u.: 1. ,lehrt' statt ,lehrte'; S. 45, Z. 17: 1. a-ha»(kut)-tim-ma statt
a-harCkutJ-tim-ma; S. 103 gehört Anm. 3 zu Z. 19; S. 172, Z, ö v.u. 1. ^^L::SU statt
ijlj'Lc; S. 219, Z. 7 V. u. 1. gazzalän.
Vorrede. XXI
zumeist leicht verbessern können. Für freundliehe Mitteilungen
ihrer Bemerkungen wäre ich allen Fachgenossen zu Dank ver-
pflichtet.
In der Umschrift semitischer Wörter habe ich mir dort, wo es
mir nicht um phonetische Erscheinungen zu tun war, eine weit-
gehende Vereinfachung gestattet und mir darin wohl auch einige
Inkonsequenzen zu schulden kommen lassen; so habe ich auch die
Aspiration von g, d, t im Hebräischen und Aramäischen, vielleicht
mit Unrecht, zu bezeichnen unterlassen.
Büchertitel habe ich, abweichend von der allgemeinen Übung,
meist nicht durch Initialen, sondern durch Kennworte aus dem
Titel bezeichnet; nur für Namen von Zeitschriften und Sammel-
werken verwende ich die allgemein bekannten Siglen. Auf diese
Weise glaubte ich es mir ersparen zu dürfen, dem Buche ein um-
fangreiches Verzeichnis der benützten Literatur voranzuschicken.
Wo ich übrigens mir bewußt war, irgendwelche Kenntnis oder
Auffassung einem anderen zu verdanken, habe ich dies stets ange-
merkt. Daß ich auch sonst auf den Schultern anderer stehe und
ihren Werken auch dort Anregung und Belehrung verdanke, wo
meine Gedanken den ihrigen etwa auf verschiedenen Grebieten
parallel laufen oder selbst dort, wo ich ihnen widersprechen muß,
kann ich nur im vollen Bewußtsein meiner Dankesschuld bekennen.
Auf allgemein sprachwissenschaftlichem Gebiet verdanke ich Pauls
Prinzipien am meisten, die ich noch immer für jenes Werk halte,
das den Bedingungen des Sprachgeschehens am tiefsten auf den
Grund geht. Auf dem Gebiet der semitischen Grammatik waren
mir neben Beockelmanns Grundriß vor allem J. Baeths bekannte
Arbeiten über das Nomen und Pronomen von Nutzen, Gerade
weil ich zu Baeths Darstellung, die auf unmodernen sprachpsy-
chologischen Voraussetzungen und schematischen Abstraktionen
aus den Formen fußt, in entschiedenster Opposition mich befinde,
darf ich den Dank für die vielfache Belehrung im einzelnen hier
nicht unterdrücken, die ich den Werken des nun schon dahingegan-
XXII Vorrede.
genen Forschers verdanke. Hier muß auch W. Fkankenbeegs
Untersuchung über den , Organismus der sem. Wortbildung' (1913)
erwähnt werden, weil sie das Untersuchungsziel mit mir gemeinsam
hat. Neben einzelnen richtigen Beobachtungen bietet das Buch
phantastische Anschauungen von der Sprache im allgemeinen
und vom Semitischen im besonderen auf Grund ungenügenden Ma-
terials. Ein in Zeitschr. f. Assyriologie XXVIII, 81 ff. veröffent-
lichter Vortrag H. Bauers, mit dem ich — unabsichtlich — selbst
im Titel zusammengetroffen bin, betont mit Recht den Standpunkt,
daß die semitischen Sprachformen etwas Gewordenes darstel-
len; im einzelnen gehen unsere Wege auseinander. Sehr wert-
voll war es für mich, daß ich N. Ehodokanakis' Studien zur alt-
südarabischen Lexikographie und Grammatik I, die meine Dar-
stellung an wichtigen Punkten aus einem Gebiete ergänzten, auf
dem ich selbst noch zuwenig zu Hause bin, durch das freundliche
Entgegenkommen des Verfassers noch in Korrektur benützen
konnte. Auch Herr Dr. B. Landsberger hat mir seine jetzt in
ZDMG LXIX, IV erschienenen gehaltvollen Bemerkungen zur alt-
babylonischen Briefliteratur noch im Sommer 1915 zugänglich ge-
macht und mich dadurch zu Dank verpflichtet.
Auch persönlicher Anregung verdankt mein Buch manches.
So ist mir die Durchführung, Prüfung und Ordnung des
ganzen Gedankenganges dadurch wesentlich erleichtert worden,
daß ich Gelegenheit hatte, das Einzelne wie das Ganze mit sach-
kundigen Freunden durchzuberaten, die mich auf Versehen und
Schwächen der Beweisführung aufmerksam machten und dadurch
auch mich selbst zu wiederholter Revision meines Standpunktes
veranlaßten. Hier war es ganz besonders mein lieber, wackerer
Kollege und Freund Dozent Dr. Bernhard Geiger, der mit seinem
Rate, seinen reichen Kenntnissen auf indogermanischem wie auf
semitischem Gebiet mich unterstützte und mich ermutigte, wenn
mir vor dem Wagnis der unternommenen Aufgabe der Mut zu
sinken drohte. Er und Herr Dr. Hans Pollak, Assistent der
Vorrede. XXIII
k, k. Akademie der Wissenschaften, haben auch eine Korrektur
der das Indogermanische betreffenden Partien des Buches mit-
gelesen. Die Korrektur des ganzen Buches lasen Herr Prof.
Dr. M. BiTTNEK, dem ich gleichzeitig auch für seine gründliche Ein-
führung in die Mahrasprachen meinen Dank abstatte, die mir hier
von großem Nutzen war, und mein lieber Freund Herr Dozent
Dr. M. Schöbe in Lemberg, Teile der Korrektur haben auch Herr
Prof. Dr. E. Geyeb und Herr Dr. J. Augapfel durchgesehen. Sie
alle haben mich nicht nur auf Druckfehler, sondern auch auf sach-
liche Versehen und Irrtümer aufmerksam gemacht; es sei ihnen
darum hier aufs herzlichste gedankt.
Die Drucklegung eines so kostspieligen Werkes mitten in den
Wirren des Krieges wäre nicht möglich gewesen ohne das weit-
gehendste Entgegenkommen des Verlages und seines mir befreun-
deten Inhabers Herrn Dr. M. Pkäger, der keine Opfer scheute, um
Druck und Ausstattung des Buches in uneigennütziger Weise zu
fördern. In diesem Bestreben wurde er aufs wirksamste von der
A. Holzhausen sehen Druckerei unterstützt, die auch ihrerseits
alles daransetzte, die bekannte Sorgfalt und Schönheit ihrer Ar-
beiten trotz der durch den Krieg verursachten widrigen Umstände
auch an diesem Buche bestens zu bewähren. Mein besonderer Dank
gebührt hiefür dem Beamten der Firma, meinem ehemaligen
Studienkollegen, Herrn Dr. J. Rypka.
Wien, im Februar 1916.
Harry Torczyner.
I. Die adrerbielle AkkasatiTendnng am, an im Semitischen.
Unter allen westsemitischen Sprachen besitzt das klassische
Arabisch allein eine voll ausgeprägte Kasusflexion, indem es durch
Anfügung der Endungen -un, -in, -an an den Stamm des Nomens
drei Beziehungsmöglichkeiten ausdrückt, die wir, weil ihre Funktionen
ungefähr denen des indogermanischen Nominativs, Genetirs und Ak-
kusativs entsprechen, ebenso benennen. Die Akkusativendung -an ist
zugleich Ausdruck des Casus adverbialis. Da für diese mit Nuna-
tion (dem nasalen Auslaut) versehenen Endungen bei dem durch
den bestimmten Artikel oder sonstwie determinierten Nomen bloßes
-u, -i, -a eintritt, hat man in dem n der Endungen einen ursprüng-
lichen Ausdruck für den unbestimmten Artikel gesehen. Und da an
Stelle der Nunation die südarabischen Inschriften eine auf m aus-
lautende Endung am Nomen, also eine Mimation nachwiesen, lag es
nalie, das verallgemeinernde ma zur Erklärung heranzuziehen, das
dem Wort häufig zum Ausdruck der Indefinition nachgesetzt wurde;*
vgl. Formen wie ^ ^>i ,an irgendeinem Tage', palmyr. o:: Ksh^i ,von
jeder Art' etc. und s. dazu Bakth, Fron. § 79; Reckesdorf, Syntakt.
Verhältnisse 165. Aus dieser Bedeutung eines unbestimmten Artikels
suchte man es auch zu erklären, daß in einzelnen Idiomen mit der
Nunation offenbar zusammenhängende Endungen die Funktionen eines
bestimmten Artikels angenommen hatten. Über den Ursprung der
Kasusendungen -u, -i, -a selbst bietet Brockelmann, Grundriß I § 245
folgende Vermutungen: ,Eine ältere Form der Akkusativendung
scheint in dem hä, der Endung dieses Kasus an N. pr. im Äthiopischen
* Brockelmask, Orandriß I 472 nach Osiakdeb, ZDMG XX, 232. Weniger
sicher Nöldkke, Neue Beiträge 174, 6. Lagarde, Übersicht, S. 20 meint, ,daß der
Tamwim, wie der . . . Tanwin dazu diene, das Nomen Tom Verbam zu unter-
scheiden'. Kahpffmeter, ZDMG LIV 630, der sich ihm anscblieSt, sieht in der Mi-
mation genauer ein demonstratives Element. Ein abschließendes Urteil wird sich
im Verlaufe dieser Untersuchung ergeben.
Torexyner, Die Entstehung des semitischen SpimchtTpns. 1
2 I. Die adverbielle Akkusativendüng am, an im Semitischen.
erhalten zu sein, und dies hä darf vielleicht mit der § 107 a be-
sprochenen demonstrativen Interjektion hä gleichgesetzt werden, die
hier also ursprünglich die Richtung auf eine Person oder Sache hin
bezeichnete. Vielleicht darf man danach mit Philippi auch das ü
des Nominativs auf das Pronomen hü ,er' zurückführen, so daß
*malik hü eigentlich , König er' bedeutete . . . Die Genetiveudung l
dürfte, wie die idg. Genetivformantien mit Adjektivendungen iden-
tisch sind (vgl. Brüqmann, Kurze vergl. Gr. 435, Anm.), mit der
Endung ii der Beziehungsadjektive zusammenhängen, und zwar nicht
so, wie Philippi a. a. 0.^ 194 annahm, daß die Adjektivendung
sich aus dem Genetivzeichen entwickelte, sondern umgekehrt, daß
die Genetiv- der Adjektivendung entsprang, vgl. Prätorius, Amh.
§ 246 a . . .' Brockelmann a. a. 0. § 245 b sieht ferner eine vierte (nach
ihm ursemitische) Kasusendung in dem im Assyrischen am leben-
digsten erhaltenen Lokativ auf ü.
War diese Art der Kasusflexion stets auf das klassische
Arabisch beschränkt gewesen, oder war sie ursemitisch und ist in
den anderen Sprachen durch den deutlicheren Präpositionalausdruck
ersetzt worden, ähnlich dem Vorgang in den modernen romanischen
Sprachen? Zunächst sprach manches gegen eine solche Möglichkeit,
so vor allem die Tatsache, daß das besprochene Deklinationssystem
im Arabischen selbst in der Schrift nur sehr unvollkommen aus-
gedrückt wird und daß die lebenden Dialekte meist nur in wenigen
Formen Spuren dieser Nunation aufwiesen, bei denen vielfach der
Verdacht einer Entlehnung aus der Schriftsprache nicht von der
Hand zu weisen war. Und so hat es auch nicht an Stimmen gefehlt,
die das im einzelnen höchst komplizierte System der arabischen
Nominalendungen (den Trab) in dieser Form für grammatische
Konstruktion hielten, die im lebenden Arabisch selbst niemals ge-
sprochen worden sei. Indes steht es heute fest, daß die Sprache des
Korans und der altarabischen Gedichte den Gebrauch des I'räb in
der lebenden Sprache voraussetzt, wie dies besonders Nöldeke,
Beiträge 1 — 7 gezeigt hat. Dafür, daß der Tanwin nicht auf ein-
* F. Philippi, Wesen und Ursprung des Status constructus im Hebräischen,
ein Beitrag zur Nominalflexion im Semitischen überhaupt, Weimar 1871.
Die semitische Kasusflexion.
zelne arabische Dialekte beschränkt und daß er auch den anderen
semitischen Sprachen ursprünglich nicht fremd war, sprach der
äthiopische Akkusativ auf a, der ,ja auch syntaktisch fast genau
dem arabischen Akkusativ entspricht',^ sowie einzelne vokalisch oder
nasal auslautende Endungen am Xomen nicht nur in den verschie-
denen lebenden Dialekten des Arabischen, sondern auch in anderen
westsemitischen Sprachen, welche die Deutung als Reste einer ur-
sprünglich vollständigeren Flexionsreihe nahelegten. Ein altes Zeugnis
speziell für den nasalen Auslaut der nominalen Endungen bot ja auch
das in der Schrift regelmäßig festgehaltene auslautende m am Nomen
in den stidarabischen Inschriften. Die Tatsache, daß in jüngeren
sabäischen Inschriften die Mimation nur noch graphisch festgehalten
wurde (vgl. Nöldeke, ZDMG XL VIII 369), kann natürlicli nicht als
Gegenargument in Anspruch genommen werden. Endgültig entschieden
mußte aber die Frage erscheinen, nachdem sich in den babylonischen
Keilinschriften, besonders der Hammurapiperiode, abermals eine aus-
geprägte dreistufige Kasusflexion wiederfand, ausgedrückt durch die
Endungen -u(m), -i(m), -a(m), also in der gleichen Yokalabstufung
wie im Arabischen zum Ausdruck derselben Beziehungen, wobei
die Nunation wie schon im Sabäischen durch Mimation ersetzt er-
schien.
War nun der Schluß unabweisbar, daß die Kasusbezeichnung
durch die Endungen -un, -in, -an, bzw. -um, -im, -am ursprünglich
allen semitischen Sprachen eigen gewesen sei, so mußte diese Er-
kenntnis fruchtbar gemacht werden zur Erklärung der Kasusreste
und nominalen Endungen in jenen Sprachen und Dialekten, die
keine vollständige Kasusflexion aufweisen. Diese Erklärung würde
dann auch die Probe auf die Richtigkeit des Schlusses bilden. Sind
nun diese Kasusreste auch schon mehrfach Gegenstand vergleichender
Beurteilung gewesen, so wird sich dennoch zeigen, daß die konse-
quente Prüfung der Entwicklung einer dieser Endungen zu Resul-
taten führt, die für die Erforschung weitverzweigter Sprachprobleme
von Wichtigkeit sind und geradezu eine Neuorientierung in der se-
mitischen wie in der allgemeinen Sprachwissenschaft bedingen.
^ NöLDKKE n. n. O. 2.
1*
4 I. Die adverbielle Akküsativenduno au, an im Semitischen.
Als Adverbia, die durch das Antreten der Bildungssilbe am
an Substantiva entstanden sind,^ kennt man im Hebräischen bisher
die Bildungen DiöK und d^ök ,wahrlich*, D|n »umsonst, gratis', apn
»vergeblich' und ,leer', döv ,bei Tage'; ferner mit ö in der Endsilbe
DKriB »augenblicklich, plötzlich* und ditöbtt? »vorgestern'. Ebenso hat
die Masora gewiß auch oön , schweigend' gefaßt; hält man dieses wie
früher Barth (Nominalbild. 352)^ für ein Partizip, analog zu SDvr,
'?'?'i:?, muß man die traditionelle Vokalisation verwerfen. Dagegen
sprechen auch Verbindungen mit dem Feminin, wie aian ■'5^ Jes. 47, 5;
Dian pxb Hab. 2, 19. In Analogie mit ass. ütiL ulla »seit ferner Zeit'
hat mit einiger Wahrscheinlichkeit. Jensex, ZA VH 173 auch hebr.
D'?iy, aram. Iv^Ns (arab. ^^^ ist vielleicht nur aram. Lehnwort) »Ewig-
keit, AVeit' als solche substantivierte adverbielle Bildung gedeutet.
Auch für obi:? findet sich die Form mit ö und dissimiliertem Vokal
der Vorsilbe in nlb''Jpb ''HV n« D"»« ,lege ich meinen Namen für ewig'
2 Chr. 33, 7. Diese Nebenform zeigt gleichzeitig, daß abir etymologisch
mit ullä nicht identisch ist. Es gehört zu h^, uA*> ^^vb etc. ,auf',
bzw. arab. J*^, hebr. nbly ,hoch' bedeutet ursprünglich also »(bis)
hinauf, woraus sieh die Bedeutung »ganz, das All, immerfort' ent-
wickelt, wie in -/.a-c' axpr;; »von oben aus, vollständig, ganz'; summa
»Höhe = Ganzes' etc., hebr. nbyiab ,überaus'; nbrai • • ■ arn jö ,am
Tage . . . und aufwärts (== immer)' etc.
Dazu stelle ich Vorläufig nur obw , dagegen aber, nichtsdesto-
weniger'. Wie ich schon ZDMG LXVI 768 angemerkt habe, ist nbiK
das Gegenstück zu "ibiK == ass. ulä »vielleicht, wenn doch' (zu dessen
bisheriger Erklärung man Ges.-Buhljg s. v. vergleiche), das zu ass.
ul(a) ,nicht' zu stellen ist. Der Übergang ,nicht : wenn' ist ja im
Semitischen gewöhnlich. Als Adverbialis zu ul ,nicht' bedeutet ch^H
ursprünglich ,mit nichten' (LXX: ou \)x,> aXXa).
In der Erklärung dieser adverbiellen Formen gehen die Mei-
nungen auseinander. Nöldeke, ZDMG XL 721 und ebenso früher
auch Barth (Nominalbild. 351 ff.) wollten obige Adverbia als adver-
bial gebrauchte Nomina auf -am betrachten, weil die Endung -am auch
* Vgl. Brockelmann, Grundriß § 246 e,a, Geseniüs-Kautzsch 27 § 100g und
Aum. 1 und 2.
* Anders Pronomen § 81c.
Die hebräischen Adverbien auf au.
bei der Bildung von Substantiven verwendet wird. d3ök, D:n, Dpn, oev,
Dxne hängen aber innig mit den Substantiven jek, |n, pn, d1% yns zu-
sammen, sind also von ihnen abgeleitet und die Ableitungsendung
müßte, auch wenn wvm etc. später substantivisch gebraucht wären,
als ursprünglicher Beziehungsausdruck am einfacheren Nomen ge-
deutet werden. Die bedeutungslose Bildungsendung kann die ad-
verbielle Funktion des Kasusaffixes nicht erklären.^ Und wenn die
Substantiva auf am mit unseren AdA-^erbien wirklich organisch zu-
sammenhängen, so liegt die umgekehrte Annahme näher, daß die
Substantiva aus ursprünglichen Adverbien isoliert wurden, welchem
häufigen Vorgang wir noch oft begegnen werden. Vgl. vorläufig die
Substantivierung von Präpositionalverbindungen wie rhvph ,zur Höhe*
in n'^pabp Jos. 3, 13 u. ö., rhv^h iv 2 Chr. 16, 12, pirno ,von Ferne* >
in pTniöb Hi. 36, 3 u. ö., p'irr\n nr Jes. 5, 6, piniöb "W Esr. 3, 13 u. ö.,
iKö'? "ir 2 Chr. 16, 14; no-jB ,hinein' in na':Bb, phön. nnnSo ,unten*
Tarif I, 4, ■"naob CIS, Nr. 46, 2, vgl. Hoffmann, Über einige phön.
Inschriften 461; Fränkel, WZKM IV 340; syr. ^ÄJorül^, vulgärar. hxl-
balds , umsonst' und viele andere Beispiele.
Dagegen hindert nichts, in unserer adverbiellen Endung die er-
starrte arabisch-babylonische Akkusativeudung -an, -am zu erkennen,
für welche Ansicht sich auch Brockelmann a. a. 0. entscheidet. Doch
trennt er ckriB und ü'ähp, die er als Lokativadverbien auf -um > -om
faßt, von den Akkusativadverbien auf -am im Gegensatze zu Barth,
Pronomen 173,4, der DsriE und np""-) in eine Reihe stellt.^ Die Mög-
lichkeit der Identität beider Formen beweist der Wechsel einer
gleichlautenden Endung in den Eigennamen: nn-n, C'yn, Dl"i"'n; dd^d
und Dbba; in der Tat zeigt auch das ursprüngliche Adverb obir und
ah":: beide Formen. Freilich scheint der Vokal der Endung von
DxnB aus a (ä) nur erklärbar,^ wenn er schon ursemitisch lang war,
da nur gemeinsemitisches ä im Hebräischen zu ö wird. Dies er-
scheint aber durchaus möglich, auch ohne daß man mit Brockbl-
MANN I § 245 a, 2 als erwiesen annimmt, ,daß die Kasusendungen im
^ Zu dem von Nöldeke zum Vergleich herangezogenen hebr. ."6'^ ,noctu' s.
weiter unten.
' Barth a. a. O.: ,wieso dieses (ck."*c) ein ä>ö vor mä gehabt hat, bleibe
dahingestellt'.
6 I. DlK ADVBRBIELLE AkKüSATIVENDÜNQ AM, AN IM SEMITISCHEN.
Ursemitischen anzeps, also ursprünglich lang, nicht kurz waren*,
worüber vorläufig kein sicheres Urteil abgegeben werden kann.
Denn es ist eine auf indogermanischem Gebiet wohlbekannte Tat-
sache, daß ,das Adverbium oft einen Akzent trägt, welcher von
dem der Kasusform abweicht' (vgl. Delbrück, Vergleichende Syntax
der indogerm. Sprächen I 541 ff.), was damit zusammenhängt, daß
die Tonquantität der Endung am Adverbium nicht wie an den
Kasusformen durch den Anschluß an das Deklinationssystem ge-
schützt wird.
Die Auffassung unserer Endung als = -an des arab. Tanwins
ist auch gegenüber Barths neuer Darstellung, Pronomen, S. 1 30 und
172f., aufrechtzuhalten, der DwStP mit äth. gesama , morgen', temälem
, gestern' und selbst arabische Akkusativadverbia wie \^ , morgen'
als determiniert gedachte Adverbien von den anderen indeter-
minierten Formen trennt. Bei jenen soll das m nach der Akkusativ-
endung ein demonstratives, bei diesen ein verallgemeinerndes
Element (das indefinite ma) sein, in keinem Falle aber der Nasal
der Mimation (Nunation). Diese mechanisch schematisierende Auf-
fassung übersieht, daß nicht nur in adverbiellen Verbindungen auch
anderwärts jeder Ausdruck der Determination unterbleibt, vgl. deutsch
,nachts, abends, gestern, morgen, zu Ende, nach Hause, auf Erden',
franz. ,en face, en route', hebr. nsinN, nö''5B, ytnn etc. (vgl. Nöldekb^
Neue Beiträge 134, 2; Brockelmann, Grundriß II 701), sondern daß
es zum Wesen der für das Adverbium charakteristischen Erstarrung
gehört, daß es nicht determiniert werden kann. Gerade das Fehlen
der Determination charakterisiert das erstarrte Adverb gadan gegen-
über der gleichbedeutenden Kasusform al-gada, ganz wie es das
deutsche Adverb , morgen' von der gleichbedeutenden Nominalver-
bindung ,an dem (folgenden) Morgen' unterscheidet.^
Noch bedenklicher ist es, wenn Barth (und nicht Barth allein)
meint, die Erklärung der ,bisher unerklärten Adverbien auf ö_,
durch den Vergleich von arab. L* \j^ , häufig' etc. gefördert zu
haben, wozu er bemerkt:^ ,Das indefinite mä tritt hinter Nomina
* Die Ursache dieser Erscheinung wird weiter unten noch besprochen werden.
^ A. a. O. 172 (§ 81a).
Die hebräischen Adverbien auf ah.
und neutrische Adjektive im Akkusativ, um Adverbien zu
bilden.* Selbstverständlich ist es die akkusativische Kasusendung,
die den Adverbialis von anderen Kasus unterscheidet, also das ,Ad-
verbium bildet' und in der Tat bedeutet auch das bloße \j^ ,häufig'.
Das indefinite viä, das sonst unser »irgendein, irgendwelcher' vertritt,
steht hier also ganz bedeutungslos. Wie alle anderen Bestimmungen
des Nomens nach Zahl und Geschlecht bei der Erstarrung desselben
im Adverbium bedeutungslos werden, da das Adverb nur ein Merk-
mal an und für sich bezeichnet, ohne Rücksicht auf Zahl und Ge-
schlecht, die am Nomen allein unterschieden werden können, so ist
auch die Bedeutung von ma wohl hinter dem Nomen durchsichtig,
wie z. B. in ^ \J^j , irgendein Mann' etc., nicht aber in Adverbien
wie UjJ, Lo \^^ ,oft', U^l ,nur' etc.' Der Antritt eines indefiniten
inä = ,irgendein' ist daher gerade im Adverb am allerwenigsten
verständlich. Daß mä in U^j etc. und weiter auch m in nör, n in
^3i etc. wirklich ursprünglich das einen verallgemeinernden Zahlaus-
druck darstellende niä ist, kann nur dann angenommen werden, wenn
mä, w, n des Tanwins an den nominalen Kasus auf das indefinite
viä zurückgehen, während sie am Adverb nur in bedeutungsloser
Erstarrung erhalten sind. Die verallgemeinernde Bedeutung von mä
am Nomen ist also für die Erklärung der Adverbia nur dann von
Wichtigkeit, wenn die Entstehung der Nunation aus diesem wjä am
Nomen nachgewiesen wird. Auf keinen Fall aber können derlei
Hypothesen ein Argument gegen die gleiche Auffassung organisch
zusammenhängender Formen, wie arab. U^, und hebr. dov bilden.
Daß nun im Hebräischen von den Formen des Tanwins nur
jene des Akkusativs und nur in adverbieller Bedeutung erscheint,
hat seine Parallele darin, daß auch in den modernen arabischen
Dialekten der Tauwin (und die Kasusflexion) im allgemeinen nur
in der Form des Akkusativs^ und der Bedeutung eines Adverbiums ^
sich gehalten hat. Mag ein Teil der hieher gehörigen Formen auch
* Näheres zu dieser Frage s. unten Kapitel VI.
' Als Genetiv zitiert Fischeb, ZDMG LIX 811 nach Löhb, Dialekt von Jeru-
salem §15: min aija aiklin kän, welche Form im wirklichen Vulgär natürlich nicht ge-
bräuchlich ist. Auch sonst bedarf Löhbs Darstellung in Einzelheiten der Nachprüfung.
' Zu Formen wie ]yida(n) ,irgendeiner', färaan ,Reiter' etc. s. weiter unten.
8 I. Die adverbielle Akkusativendüno am, an im Semitischen.
der Entlehnung aus der Schriftsprache verdächtig sein, so setzt doch
schon die Erhaltung selbst dieser entlehnten Adverhia das Bestehen
einer Analogie voraus, welche ihre Erhaltung gegenüber anderen
Kasusendungen ermöglicht, eine Analogie, die in der Tat durch eine
genügende Anzahl sicherer, gewiß der lebenden Sprache angehöriger
Belege erwiesen wird. Vgl. die bei Brockelmann, Grundriß I 473
angeführten Formen awwalan ,zuerst'; hsü?an , speziell' (== 7nahsiisan,
Weiszbach, Irak- Arabisch 202, 11); gasban (so häufiger als ga.?bin)
anni ,gegen meinen Willen*; auch gasban '^alieJc, Weiszbach, Irak-
Arabisch 151, 7; ragman ^anni, ferner noch das überaus häufige
abadan (in der Negation) ,niemals', wofür seltener aslan; ahlran
, endlich, zuletzt*; daiman , immer'; hälan , sogleich', z.B. bei Müller,
Mehri 139,25; tawwan ,sogleich, direkt', z. B. bei Haffner, WZKM
XIX 272, 17 (aus dem Libanon); köunan ,weil', Weiszbach, Irak-
Arabisch 96, 14; 97, 10; 99, 13; defatan ,eilends', a. a. 0. 103, 5;
na'eman ,wohl bekomm's!*, Weiszbach a. a. 0. 204, 34 u. a. m.
Auch im Äthiopischen zeigt sich von den Kasusendungen des
Arabischen nur jene für den Akkusativ und mit der Mimation wieder
nur in dem (determinierten) Adverbium temälem ,gestern' und viel-
leicht in gesam ,morgen*, ,zu dem auch ein neuer Akk. gesama
gebildet wird'.^ Doch ist hier ein Zusammenhang mit dem Verbum
gsm (= mehri §ehem ,gehen', vgl. mehri geheme , morgen')^ wahr-
scheinlicher.
Denselben Tatbestand weisen die Mahra- Sprachen auf, die, wie
BiTTNER gezeigt hat, dem Äthiopischen näher stehen als dem Ara-
bischen, bei denen daher die Möglichkeit einer Entlehnung aus der
arabischen Schriftsprache^ nicht besteht. Im Mehri lauten die
Formen meist auf en < an aus, doch kann der undeutlich gesprochene
Nasal wie im Vulgärarabischen auch fehlen. Vgl. sä'ten ,eine Weile',
^ Brockklmann, Grundriß I 474 oben.
^ Zum Bedeutungsübergang vgl. vorläufig die Beziehung von mehri hoter
jUnten' zu arab. hafara ,schreiten' (ursprünglich also ,hinuntergehen'), mehri yeheni
,gehen' zu soq. geheme , unten' = mehri geheme , morgen'. Cf. Bittner IV § 26.
' Aus dem Vulgär arabischen dürfte entlehnt sein mehri abada(n) ,nieraals',
vgl. Bittner, Studien IV § 54; ferner ddyeman = \^\> ,immer'; hälen (z. B. Müller
139, 24) jsofort'; in wiyye aus (q)awwiyye ,8ehr' ist e arabische Femininendung
(do^). Als Adverb auf en wird irrtümlich mäken ,sehr' aus arab. ^j^Ui empfunden.
AkKÜSATIVAD VERBIET IN SÜDSEMITISCHEN IdIOMEN. 9
nuhüre(n) ,am hellen Tage', douhen ,ain späten Morgen', gayren und
la gayren ,hinten' bei Bittner, Studien III § 67, gideri .gut' (=\^^)
BiTTNER IV § 34, Müller, Mehri 9, 34; tatcwen ,jetzt' = ^y, Hein
17, 16, ^vofür tau 14,25; 23, 22 u. ö. tawwukun 17, 20; 23,25; in
durch öw (aus aw) nach dem Stamm rerlängerten Formen wie gaseröicen,
bei Hein (vgl. Bittner HI 78 i) auch ursprünglicher gasrduwen 20,
17, gasrau(w)an 15, 22; 19, 25 und daraus gasraun 14, 34; 19, 18;
gasaräun 12,7; gasrön (28, 16) ^nachmittags' ; fenöwen, fenöwen, fe-
nön(e) mit vielen Nebenformen , früher' und als Präp. ,vor' vgl.
Bittner III § 67; IV, §11, sowie haräun (= haur) aus *hardw-en
, wenig', z. B. Müller 22, 34 f., vgl. Soqotri hareren, heren etc. ,wenig',
z. B. Müller, Mehri 98, 17. Mit eingeschobenem ey (aus dy): ga-
sereyen ,spät nachmittags, Vorabends'.^ Für en steht wie in nuhürefn)
auch bloßes e (a) in geheme(a) ,morgen' (Bittner IV § 26),^ das in
der Form min geheme im Soqotri ,unten, abwärts' bedeutet (z. B.
Müller, Mehri 74, 19; 75, 5. 11) tuwüle ,zu' (ohne Fron. Suff, nur
Müller 28, 17); kenhe, karihe , wieder, noch, auch'; fahre , zusammen'
vgl. Bittner III § 67 ; he gebe , hinein' vgl. Bittner IV § 23 ; ^ i^yye
buk = yi^, U** ,willkommen !' Bittner III § 57 ; IV § 54 etc.
Wie gayren = la gayren im Gegensatze zu 7n6äd = wXJO ^^^ , nach-
her, später' zeigt, ist auch in mgöre^ = mgören ,hernach' (Bittner IH
§67; IV §27) die Endung nicht die des arabischen Genetivs, sondern
jene des adverbiellen Akkusativs, die ebensowenig flektiert wird wie
etwa im vulgärarab. min barra ,von außen', min guicwa ,von innen'
etc. So hat in der Tat Glaser bei Hommel, Orientalistenkongreß 1894,
Sektion II 116 für mgören mit der Präposition das ursprünglichere
mgöran (zweimal) gehört. Danach kann aber auch in Msen u. ä. ,was'
nicht die nach den Regeln des Trab zu erwartende Genetivendung
(*cs^ 30 vorliegen. Es ist hier vielmehr das endungslose sai oder
eine Nebenform sä ebenso zu san, sen geworden, wie hebr. mätai =
^ Die Differenzierung von gaseröwen als ,vor dem 'A§r' gegenüber gasereyen
,nach dem 'Asr' scheint mir sekundär zu sein.
^ Bei Maltzan auch gehmen, vgl. Bittner, WZKM 1910, 88.
' Ist auch für Jahns vtan htqebeh 104, 31; hiqebeh, Z. 28 (c. suff.), besser men
hf-qehe zu sprechen? Vgl. Bittnek IV § 23.
* Diese Form besonders bei Hein, z. B. 27, 30; 33, 1 u. ö.
10 I. Die advkrbielle Akkusativendung am, an im Semitischen.
arab. matä (bzw. "na-K etc.) ,wann' im Vulgärarabisch emtan und
mehri mlten lautet. Ebenso ist natürlich auch das dem Mehriwort
entsprechende weitverzweigte vulgärarab. (hjesen Msennüwa etc. zu
erklären (vgl. dazu Nöldeke, Beiträge 6 und ausführlich Fischer,
ZDMG LIX 807 ff.), wie besonders das von Nöldeke a. a. 0. zitierte
^^\ des Spaniers Ihn Guzman (1. Hälfte des 12. Jahrh.) beweist;
san steht auch in bed. cx^^ (Nöldeke a. a. 0. nach Wetzstein,
ZDMG XXII 75, 18; 82, 1) nicht für UXi jS, sondern — wie mehri
mUe(n) statt mata(i), rnatafi — für kull saü = kull sai. Ähnlich
lautet ^^s^ »vielleicht' im Iräq- Arabischen '^dsan bei Weiszbach, Iräk-
Arabisch 15, 8.^ Durch mehri mUen wird auch Nöldekes Deutung
von vulgärarab. emtan als emta + «« (O^ widerlegt, da diese Par-
tikel dem Mehri fremd ist.
Seltener als en ist die Aussprache em. Vgl. mgörem statt mgören
Jahn 3, 16 und hal(l)akem(e) dort neben hallök etc. und dazu Bittner
IV §21.
Aus dem Soqotri vgl. z. B. fahere , alles' (= mehri fahre ,zu-
sammen'), z. B. Müller, Mehri 53, 26; 54, 25; ^ in der Bedeutung ,ganz',
z. B. 116, 22; imsin ,gestern''z. B. a. a. 0. 81, 28; 82, 3; qairere
, morgen' a. a. 0. 93, 9 u. ö.; föne ,früher' etc.; men geheme ,unten'
(s. oben); hareren, harerehen, heren (Abd el-Kuri) ,wenig' 98, 17; kerhe
,außer, wenn nicht' z. B. a. a. 0. 166 Nr. 10, 3 etc.
Wie das Äthiopische und die arabischen Vulgärdialekte, zeigen
also auch die Mahra-Sprachen in Übereinstimmung mit dem He-
bräischen die Spur des Tanwins nur in der Form des Akkusativs
und ausschließlich wieder als Ausdruck des Adverbialis.^ Daß die
Akkusativendung in der Form afi oder a aber auch in alten ara-
bischen Dialekten sich dort gehalten haben muß, wo die anderen
Kasusendungen aufgegeben waren, wird durch ihre Sonderstellung
in der arabischen Konsonantenschrift bewiesen, die nur diese Endung
' Als Analogiebildung zu 'dian ist wohl bälkän ,vielleicht* Weiszbach a. a. O.
15, 4 aus pers. helki anzusehen. Beachte das fem. bälkät 21, 3.
^ Z. 24 wohl unrichtig fahere.
^ Das Sabäische (vgl. Formen wie Dinrai Dotp ,vorn und rückwärts' Müller,
Langers Reiseberichte 25) muß wegen des Fehlens jedes graphischen Vokalaus-
drucks außer Betracht bleiben.
Akkusativadverbien im Assyrisch- Babylonischen. 11
zum Ausdruck bringt, auf welchen Umstand besonders nachdrück-
lich K. Völlers hingewiesen hat.^
Aber auch die ältesten semitischen Sprachdenkmäler, die assy-
risch-babylonischen Keilinschriften, zeigen nicht überall und jeder-
zeit die voll ausgeprägte dreistufige Xominalflexion mit den Endungen
-um, -im, -am. Nur ,in den Texten Hammurabis und seiner Zeit,
besonders konsequent im Gesetzbuch Hammurabis und in den Send-
schreiben an Sin-idinnam^ hat jedes selbständig stehende Nomen,
sei es determiniert oder indeterminiert, im Singular sogut wie aus-
nahmslos die Endungen um, bzw. tum im Nominativ, im, bzw. tivi
im Genetiv, am, bzw. tam im Akkusativ'.^ Aber auch hier zeigt es
sich wieder, daß selbst in Urkunden, die eine vollständige dreistufige
Kasusflexion nicht aufweisen, die adverbielle Akkusativendung, die
hier in den Formen am und (da das m der Mimation besonders
im Assyrischen ohne jede Bedeutungsänderung fehlen kann) a, ä er-
scheint, in zahlreichen Beispielen auftritt. In der folgenden Zu-
sammenstellung solcher Formen habe ich an die einzelnen Formen,
wo mir dies nötig schien, Bemerkungen zur Bedeutung und Ety-
mologie angeknüpft. Wegen des Kasusvokals a rechne ich hieher
natürlich auch die auf am(m)a, am(m)e, am(m)u auslautenden Ad-
verbia. Delitzschs für unsere Frage belangloser Zweifel (S. 222),
ob in den Adverbia auf m bloße Mimation des Akkusativs oder —
außerdem — ein angefügtes «ja vorliegt, ist für ihn selbst gegen-
standslos, da er nach § 92c (S. 189), § 107a Anm. (S. 221) die Mi-
' K. Völlers, Volkssprache und Schriftsprache 163; 165 ff. Zu Völlers'
Deutung dieser Erscheinung äußere ich mich an dieser Stelle nicht. Was ich zu
diesem Problem beizutragen habe, wird sich erst im weiteren ergeben.
- Das Gleiche gilt aber im wesentlichen auch von den Rechtsurkunden und
Privatbrieten aus der Zeit der ersten babylonischen Dynastie. Zu Ausnahmen von
dieser Regel vgl. Ylvisaker, Zur Grammatik 23, der auf Ravn, Ora Nominernes
Böjning i Babylonisk-Assyrisk (indtil c. 1100) 81 verweist.
^ Delitzsch, Ass. Grammatik 2 189.
* [Zu S. 12.] Ob man berechtigt ist, solche anscheinend zu rein pronominalen
Wurzeln gehörige Partikeln mit den nominalen Äkkusativen zusammen anzureihen,
mag vorläufig unentschieden bleiben. Daß es praktisch gewiß unmöglich ist, no-
minale und pronominale Wurzeln in jedem Falle auseinanderzuhalten, mag mein
Verfahren vorläufig entschuldigen. Im weiteren wird auch diese Frage zur Ent-
scheidung kommen.
12 I. Die adverbielle Akkusativenduno au, an im Semitischen.
mation aus diesem ma entstanden sein läßt. Die adverbielle Be-
deutung Avird (s. S. 7) auch hier nicht durch das oft fehlende m(a)
bedingt. Unter den angeführten Formen befinden sich auch einige
eigentliche Partikeln^ und Präpositionen auf a(m), die zum Teil
recht wohl als Akkusative bekannter Nomina verstanden werden
können :
a-a, a-a-ma , nicht*.
aa {= n!it$?) ,wehe* vgl. Delitzsch, AL 5 152a; HWB 32 b; Dhormb,
Choix 362, 66; nur nach u-a ,wehe!*.
u-a, u-aa, u-a-a-ma ,wehe!'.
a-a-ka, a-a-i-ka-a, a-a-kan, e-ka, e-ka-a(-ma), e-ki-(a-)am, a-i-ki-a-am,
aia-qa-mi (Amarna 149, 52) ,wo?, wohin?' vgl. die Lexika und
Ylvisaker, Zur Grammatik 58; Frank, Studien 96 ^ und jetzt
besonders The Museum V Nr. 152, Rev. Kol. IX. 27—35.
Damit ist eigentlich wohl identisch:
a-a-ka {= ak-ka-a-i) ,wie'^ vgl. Delitzsch, Gramm. 2 217.
(a-a na ,wo?' Delitzsch, Grammatik 2 217 ist nach Ylvisaker, Zur
Grammatik 58 4 nicht bezeugt.)
üma(Tn) ,bei Tage* = hehr, düv in üma(-ma) ü musa ,bei Tag und
Nacht' Amarna 20, 13; amelu üma(-ma) itti sinnisti-su um-tu-u
jWenn ein Mann bei Tage mit seiner Frau zusammen ist' (? KnEx
' vgl. it-tin-tu Del. HWB 106b) K 126,54; determiniert ,heute':
üma(-ma)-am Unqnad, Briefe 230 (Th. Dangin 17), 7. Schon
substantiviert ,amTag>Tag' in: (la)-ma üma(-ma)-am ,during(?j
the day' Golbnischeff (Kappad. Urk.) XXI, Rev. 10 vgl. Sayce,
Babyloniaca II 32; ina lä fima(ma)-su ,nicht zu seiner Zeit'
in Omentexten, z. B. Virolleaud, Shamash III 17 — 20, ferner
als Konj. ,(am Tage >) wann, sobald', meist ideographisch ge-
schrieben oder zu üm(-um) verkürzt; wohl identisch mit dem
häufigen umä ,jetzt, nun', vgl. Delitzsch zuletzt AL 5 164 a.
^ Siehe Note 4 der vorhergehenden Seite.
^ Besonders gegen die Annahme eines ekä ,wehe!' (Vgl. Jastrow, Religion
II 54).
' Vgl. die Differenzierung von KS'n ,wo' zu '3'rt ,wie' und k2t ,hier' zu '3n
,80* im Aramäisch des babylonischen Talmud etc.
* Virolleaud: TÄM-MÄ-Su.
Akkusativadverbien im Assyrisch- Babylonischen. 13
Hieher gehört nach Unönad wohl auch ü-ma-am-sd-tii-ma sa
vielleicht ,bevor* Unonad, Briefe, 92, 33 und gewiß sa üma(ma)
lu-kul §a üma(-ma) lu-us-ti etc. SAKT, S. 87/89, Z. 16—19
,täglich (immer) ^ will ich essen, täglich will ich trinken etc.' :
die Zusammensetzung üma(k)kal (s. zu dieser weiter s. v.
ümatan): vgl. endlich Uten üma(-ma) ,1 Tag lang' Jensen, KB
VI 1 236, 109.
a-ba-la Delitzsch, BTWB 8 a oben, nach Jensen, KB TT i 172, 89 und
S. 452 entweder zu bzH ,trauem', also ,wehe' oder (= hebr. b2Vt)
jWahrhaftig, wirklich'.
idä ,zur Seite, neben', vgl. die Lexika. Nur in Verbindung mit
Pron. Suff.
uddakavi, uddakan ,frühmorgens', wohl sumerisches Lehnwort,
u-di-na . . . lä ,noch nicht' (sonst u-di-ni) Thompson, Reports 112,
Rev. 5.
ud-da-sal-la .frühmorgens' Ungnad, Briefe 268 (CT 29, 39), 19, su-
merisches Lehnwort.
aharrij ahama 1. »zusammen, miteinander', vgl. Steassmaier, Ver-
zeichnis 41; Delitzsch, HWB 39 a; Müss-Arnolt 30 a; 2. ,auf
die Seite, seitwärts' in aham nadü, vgl. unten.
ahannä ahennä, geschrieben a-ha-an-na-a , a-hi-en-na-a, a-hi-na-a
1. , diesseits' und X akullä, ahulä, geschrieben a-hu-la(-a),
a-ki-ul-lu-a-a, a-hi-ul-li-e ,jenseits', ersteres in dieser Bedeutung
fast nur in den späten Texten der Perserzeit, z. B. Weiszbach,
Achämenideninschr. 85, 8. 16 ff. u. ö.; auch mit Präp. a-na
ahannä (ahullä) ; ina a. vgl. Delitzsch, HWB 40 b ; CT XXVI,
Kol. V 72 u. ö. Volksetjmologisch wurde ahennä, akullä, wie
ii-na a-hi-su-nu ul-li-i (vgl. Delitzsch a. a. 0.) am deutlichsten
zeigt, als ahu annä .diese Seite' verstanden. Doch ist ahullä,
da ullä für Jener' sonst so nicht vorkommt, nur Analogie-
bildung nach ahennä ,diesseits'. Daß dieses nicht aus ahu -f-
annä zusammengesetzt ist, zeigt die ältere und ursprünglichere
* Im Sumerischen steht UD 1 (DIS). Doch kann dies nicht nur einen,
sondern auch jeden Tag bedeuten; s. dazu weiter Kapitel V zu ümatan.
14 I. Die advkrbielle Akkosativenduno am, an im Semitischen.
Bedeutung von ahennä an folgenden Stellen: 2. »seitwärts* a) =
,naeh beiden Seiten' in sa a-hi-en-na-a pa-na u ar-ka i-na-at-
ta-la .(weibliche Stierkolosse), welche seitwärts (= nach rechts
und links), vorn und hinten schauen* Asarhaddonprisma V
53 f., vgl. Meissner-Rost BA III 198; b) »seitwärts' = ,nach der
(= einer) Seite, hinüber' (berichtige danach die Lexika!): a-na
a-ha-an-na-a u-sib-bi-runi mar-si-is ,they brought them across
with difficulty to the other side', so richtig Thompson, CT XXYI
22 zu Kol. V 72; ebenso an den anderen bei Delitzsch a. a. 0.
sub 1) angeführten Stellen ; 3. ,brüderlich, gleichmäßig, zu
gleichen Teilen' in: mäta a-kien-na-a ni-zu-uz-via ,wir wollen
das Land brüderlich (zu gleichen Teilen) teilen' VR 1, 126 (vgl.
Smith, Asurbanipal I 10); §amnu SI.MAN isid '?'' NAM.TAR
zikari a-hi-en-n[a-a . . . (vgl. S. 137) , sollst du Ol von SI.MAN
(Pflanzen) und Wurzel von männlichem NAM.TAR (Bsium) zu
gleichen Teilen . . .' Küchler, Medizin 2, 22; 4. wohl: ,im
einzelnen, einzeln' (gegenüber AS.AS.BI ,im einzelnen' im su-
' y
merischen Text): ""^wsfcw a-mat be-li-su a-hi-en-na-a (sum AS.
AS.BI) us-[tan-ni] ,Nusku meldete die Worte seines Herrn den
einzelnen (Göttern)* (Fosset, Magie 240 ,aussit6t'; Delitzsch
a. a. 0. ,hinüber', wie soll AS.AS dies bedeuten?) IV Rawl. 5b,
51 = CT XVI, PI. 20, 127. [a-n]a al-pi du-us-sa-ti (dafür Z.12:
ana si-[e-ni du-u§-sa-a]-ti a-hi-na-a la tir-ru-ub ,zu fetten Rin-
dern (Schafen) sollst du ... ^ nicht hineingehen' Smith, Mise.
Texts, PI. 24, 8. 12. Hieher ist avoIiI auch folgende Stelle zu
ziehen: eli ashtr^'^ bäbili^* u ninua^^ bi-ru ab-ri-e-ma (22) eli
mare um-ma-ni e-pis sip-ri u su-ru-ub pi-ris-ti qa-ta-a-te a-hi-
in-na-a u-ki-in-ma (23) tereti sa Hri ki-i pi-i is-ten in-da-har-
a-ma , betreffs Assurs, Babylons und Ninivehs schaute ich eine
Opferschau, betreffs der Handwerker, die das Werk machen
sollten und um einzuholen einen Bescheid über das bit qatäte
(vgl. den Bescheid in Z. 26!) richtete ich einzeln (Opfertiere)
her. Die(se) Vorzeichen nahmen sie alle wie eins an'. K 2801,
Rev. 21 ff. Meissner-Rost, BA III 237 : ,den Entscheid zu fällen,
breitete ich die Hände auf beiden Seiten aus', ahana, ahennä
S. unten, Kapitel VIII.
Akküsativadverbiex im Assyrisch Babylonischen. 15
hat also dieselben Bedeutungen wie aham, ahames oind ahätam
(s. unten). Aus der Bedeutung ,seitwärts* hat sich die speziellere
,diesseits' erst entwickelt.^
u-ka-a Bekräftigungspartikel (bei der Frage?), eigentlich ,und so
(Jcä q. V.)', vgl. rielleicht auch mehri umko, ukö, ukü ,waruni*
BiTTNER, Studien IV § 33.
akla ,außer', vgl. Muss-Aknolt 34 a; Jensen, KB VI i 216, 23 und
weiter zu summa. Etymologisch ist wohl äth. makala »zwischen*
zu vergleichen.
akanna besser als aganna, geschrieben a-kan-na; CT VI, 27a (Ungnad,
Briefe 115), 13 a-ga-na (unsicher) ,hier', vgl. Ylvisaker, Zur
Grammatik, S. 65. An den dort besprochenen Stellen bedeutet
es temporal ,jetzt', in den Kassitenurkunden aus Nippur (B. E.
XIV 2, 13; 8, 10. 13: a-ka-an-na, B. E. X^ai i 55, 20: a-kaan-
na-d) stets und in den Amamabriefen {a-ka-an-na oft) meist
modal: ,80*, aber einigemal (vgl. das Wörterverzeichnis VAB II
1366): ,dann*. Zur Etymologie des Wortes, das von syr. \isxn
nicht getrennt werden kann, s. weiter zu annä II und ennä VII.
Dazu gehört a-kan-na-ka ,dort* Ylvisaker a. a. 0. 57.
alla ,wegen' oft in neubabylonischen Kontrakten; vgl. Peiser, Bab.
Verträge 230; Müss-Arnolt 38 b; in neubab. Briefen, z. B. CT
XXII 11, 26; 44, 13; 191, 29; 213, 27 u. ö. al-la-a' 159, 8;
in anderer Bedeutung steht:
al-la in den Briefen aus der Sargonidenzeit, vgl. Ylvisaker a. a. O.
52 f., das an mehreren dort angeführten Stellen ,immer' oder
,gar sehr' zu bedeuten scheint, z. B. : al-la nik-lu süü it-ti-kil
Harper 301, 11 f. ,stets sinnt er auf Arglist' ;3 ana-ku a-ki kalbu
a-sa-pu a-du al-la 382, 5—6 = a-ki kal-hi a-sa-pu a-du-ü ala
* Für ia iv.a a-ha-la näri pu-reU-te ia-ki-na-tü (?) Salm. Balawat Kol. HI, 4
(Variante) bei Billerbeck und Delitzsch, Die Tore von Balawat (= BA YI 1)
134 ist wohl a-ha-at zu lesen: ,welche an der Seite des Eufrat liegen'.
* ,So' bedeutet a-ka-na auch in dem zum Amarnafund gehörigen Stück H
des Adapamythus 24; vgl. Kxcdtzox 366, 24; Jensex, KB VI i 94; Dhobxk,
Choix 152 etc., was für die Datierung dieser Rezension des Mythus von Interesse
sein dürfte.
^ Ylvisaker: ,auf mehr als eine Arglist (— Arglist im höchsten Grade)'
scheint mir gezwungen.
16 I. Die adverbielle Akkusativendunq am, an im Semitischen.
la a-sit (?) 659, rev. 7 — 9 ,(ich) wie ein Hund flehe (winsele)
ich immerfort und höre nicht auf. Diese Bedeutung- wie die neu-
bahylonische ,wegen' und ,über*, ,mehr als', , außer', an anderen
Briefstellen (vgl. auch Thompson, Reports 124, 7) scheinen alle
aus ,auf' hervorgegangen zu sein, das sich präpositionell zu
,über, außer', adverbiell wie hebr. cbij;, Di'?''r zu ,(bis) hinauf,
überall, immer' entwickelte.
ela ,über, außer' vgl. Muss-Aknolt 42; Delitzsch, ETWB 63a, Mitte,
17a, unten: sä e-la sa-a-§u eg-su (Asurb. Sm 174, 39); e-la-a-su
Brünnow, List 429 und jetzt besonders Museum V 152, Kol. 7,
20-24.
ulla (== ul) ,nicht, nein' s. zu anna ; ü-la Thureau-D angin, Lettres 9
(Ungnad, Briefe 89), 12. 15. 17. 19; Schorr, VAB V 23, 18. 25;
30, 7 u. ö. lUa a. a. 0. 257, 10. 16; 288, 19; ü-la-mi Th.-D angin 10
(Ungnad 90), 10; Museum V, 142, Kol. 2, 7. 20; Kol. 3, 5, 11. 15;
Kol. 4, 13. 15; s. auch zu appunama.
ulla, ullä , ehemals' (Akk. zu ullü ,jener'), besonders ul-tu ul-la(a)
,von jeher^; ga-du ul-la Jensen, KB VI i 72, 2Q.
u-la-a jOder?' Delitzsch, Gramm. 2 217; Johnston, JAOS XXII 23;
Ylvisaker 58.
a-na e-li-na ,on high' King, Annais of Tukulti-Ninib I, Rev. 13.
il-nia-a ,nun, jetzt' s. zu ümä (dv).
imma (wohl eher zu Dön als zu Nttö'' zu stellen) ^ ,bei Tage' vgl. De-
litzsch, HWB 307 b; Jensen, KB VI 1 12, 20 u. ö.
umyna ,also, folgendermaßen' passim.^
ema 1) als Präp. ,in, mit' (hebr. ay, syr. >q:*); 2) Konj. a) ,wann*
vgl. Meissner Supplement 8 b, b) ,wo' (relativ) vg\. emu ,Orf
Delitzsch, HWB 79 a.
am-ma-ka ,dort' in assyrischen Briefen, vgl. Behrens, Briefe 2;
51 2; Ylvisaker, Zur Grammatik 59; Harper, Letters 146, 11
abgekürzt ma-ka. Gegensatz annaka.
1 Vgl. im-mu = Su-uh-nu bei Delitzsch a. a. O., hebr. Dvn an ,Mittag' Gen. 18, 1 ;
1 Sam. 11, 11; 2 Sam. 4, 5, wofür Jes. 18, 4 bloß an steht.
2 Wenn „eigtl. ü-ma jdieses'" (so Dklitzsch, Gramm. 216), was aber unwahr-
scheinlich ist, nicht hiehergehörig. S. Kap. VIL
Akkusativadverbien im Asstrisch-Babtlonischbn. 17
a-ma-kam , anstatt* in ,kappadok. Tafeln' Golenischeff XV 14; XVIII
7; XIX Rev. 7; XX 6, 8, 14 vgl. Babjloniaca II 20ff. (= am-
ma-kuli Delitzsch, HWB 83 a; Jensen, KB VIi 242, 187 ff.).
im-na , rechts, nach rechts' IV R 24 Nr. 1 (Böllenrücher, Nergal Nr. 5),
Z. 34; Haupt, SAKT 130, Rev. 44; Harper, Letters 1240, 11;
■ Sanh. (Taylor) VI 53 (vgl. Delitzsch, H\^^ 307 b); Jensen, KB
VI 30, 10 und Müss-Arnolt 1059 a und oft.
a-mas-sa Jensen, KB VI 1 104, 10: .wohlan!' = alkam] vgl. tröK = aläku
Delitzsch, HWB 92 b.
am-sa-la, an-§a-la ,gestern', vgl. vielleicht muSamma und soq. imsin
(s. oben 10), wonach amsala wohl aus amsaüa dissinüHert wäre;
vgl. auch Brockelmann I 294. Die Verbindung sa an-§a-la,
in der es allein vorkommt, wird II Rawl. 32, 20 a, b is-tu sat-
[ti] gleichgesetzt, bedeutet also wie hehr. biariKO auch ,von jeher',
vgl. Delitzsch, HWB 93b. Zu bu-lut äa am-sa-la H Rawl.
16, 7 f. s. Lanodon, AJSL XXVIII 226. Wenig wahrscheinlich
ist es, daß sa (-) am-sa-la ein einziges Wort bildet. Vgl. CT
XVIII PI. 23, 21.
um-mi-sal-la K 3182 (Gray, Öamas 1 f.) III 22 wohl ,immer'. [Vgl.
jetzt auch KB VI 2 102.]
ana als Präp. ,zu, auf etc. passim; wohl dasselbe Wort als Adverb ist
a-na-a-ma in: sa ü-hal a-ma-tavi täba ü a-na-a-ma li-im-na ,der bringt
gute Kunde und auch (eigtl. „dazu") böse' Amarna 149, 15 f.,
vgl. Ebeling, BA VIII 2 77; Bohl, Sprache 72: ebenso
ina ,in, bei, aus, zur Zeit'^ passim; vgl. inu ,Zeit', inuma ,als'; i-na-
mi Amarna 245, 28.
anna(m) I ,ja' = hebr. jn, Tü'n, nhebr. jn, pK, Gegensatz zu ul-la ,nein'
in: a-na an-na ul-la iq-hu-u ,statt ja sagen sie nein' Surpu
II 8 (vgl. auch Delitzsch, HWB 113a); pi-i-su an-na lib-ba-
su ul-la ,sein Mund (spricht) ja, sein Herz nein' II 56. Das-
selbe an-na ,ja' liegt auch in der Einleitungsformel der Anfragen
an ÖamaS (vgl. Knüdtzon, Gebete 8; Klauber, Politisch-
Religiöse Texte, S. XII) vor : "" samas belu rabu-u sa a-sal-
lu-ka an-na (Var. an-nani) kena (GI.NA) a-pul-an-ni ,0 Sonnen-
1 Z. B. B. E. XIV 39, 2.
Torczyner, Die GDtstehnng des semitischen Spraehtypns.
18 I. Die adverbibllb Akkusativendünö am, an im Semitischen.
gott, großer Herr, was ich dich frage, beantworte mit sicherem
Ja (> Zusage)'. Aus dem formelhaften Gebrauch des Satzes ist
es leicht verständlich, daß an-na die Bedeutung , günstiger Be-
scheid' angenommen hat und somit eventuell auch eine ver-
neinende, aber günstige Antwort bezeichnen kann. Die Ver-
bindung an-na kena, wofür V Rawl. 65 a, 28 (Langdon, Königs-
inschr. 254, 28) an-na sa-lim-ti steht, spiegelt sich gewiß auch
in dem neuhebräischen, wohl auch aus dem Kult stammenden
p"t:: p , Treuwort, Ehrenwort';^ vgl. z. B. Sifra, Qedosim 86
pi:t |m pn^ mö ~\b n^n^ ,Du sollst ein wahrhaftes Nein und ein
wahrhaftes Ja haben' und Ben-Jehuda, Thesaurus 1122. Hier
und anderwärts erscheint jn ,ja' und noch häufiger isb ,nein'
ähnlich substantiviert wie bab. anna und ulla. Dieses anna
kena (substantiviert: annu kenn) liegt natürlich auch vor in dem
häufigen ina anni keni u. ä. der assyrischen Königsinschriften,
wo gleichfalls zu übersetzen ist , gemäß der sicheren Zusage
(= einem günstigen Orakelspruch) des Gottes'; vgl. das aus-
führlichere: ^'"sarnas u '^"addu [bele bij-ri i-sal-ma an-nu ki-
e-nu i-pu-lu-su ,il interrogea SamaS et Adad, les dieux des re-
v^lations, et un decret favorable (wörtlich: sicheres Ja) ils lui
rendirent' Scheil, Prisme S d'Assaraddon, PI. I 10; e-pu-lu-in-
ni an-nu ki-e-nu K 28ül, Rev. 23 vgl. BA HI 236. Vgl. noch
King, Magic 60, 8 an-na-§u (= dessen ,ja', nicht ,mercy') ilu
ma-am-ma-an la e-nu-u] 1, 51; 4, 44; 19, 32 u. ö.: ü an-ni-ka
ki-nim la ul inü-u] De Morgan, Delegation en Perse I, pl. 16,
Kol. VII 49: an-na-§u ki-i-nu la in-ni-ti-qu nicht ,whose grace
is constant and cannot be surpassed' (Hinke, A New Boundary
Stone 261), sondern , dessen festes Ja nicht verrückt werden
kann'; ü an-na-su ki-i-nu la in-ni-i-ti-qu Steinmetzer, Schen-
kungsurkunde des Königs Melisichu 26 etc. Dieselbe Be-
deutung hat auch ina bi-ri-Su-nu (6) kie-ni , durch ihr sicheres
Orakel (haben Warnas und Adad ... die Regierung gefestigt)'
K 183 (= Harper, Letters 2), 5 f. (Smith, Asurbanipal III 24:
^ Ist an-na Sa-lim-ti, an-na ki-i-ni(m) z. B. Langdon, Königsinschr. 76, 29;
238, 46; 246, 49 auch Genetivrerbindung?
Akkusativadverbien im Assyrisch-Babylonischen. 19
,mit ihrem treuen Bund" ; Pinches daselbst S. 93 : ,in ihrer ewigen
Weisheit"; Delitzsch, BA I 620: ,mit ihrem treuen BKck"). Vgl.
noch a-na purussi-su-nu ki-e-ni BA III 234, 20 etc. etc. Die
Redensart anna apälu ,ja antworten, zustimmen'^ kommt be-
kanntlich auch in den altbabylonischen Rechtsurkunden und
Briefen vor, wo sich für anna die Schreibungen: a-an-nam
ScHORR, VAB V 280 (Th. Dangin 157), 46; Ungnad, Briefe 123
(VAT 575), 10; 219 (Th. Danqin 20), 21; a-an-na-am 257 (YS
VII 200), 16; a-an-na 228 (CT IV 19 a), 9, aber auch ohne
Schärfung des n a-na-am 213 (CT 33, 21), 16 und a-na^ 228
(CT IV 19 a), 6 finden. Dieser Umstand gibt uns die Deutung
der häufigen Eigennamen der Form anum (a-nu^ anu-um)-pi-
$in, anum-pi-sa, anum-pi-samas (Ranke, Personal Names 103;
222: ,Shamash is the god of the Word'), der sich jetzt als iden-
tisch erweist mit an-nu-pisu B. E. XV 155, 1, aber auch 147,6;
(vgl. außer Clat, Personal Names of the Cassite periode 55 b
auch ToRczYNER, Tempelrechnungen 3), welche Namen zu über-
setzen sind: ,Ja ist ihr (sein, des Gottes) Mund (Orakelspruch)'.
Hieher gehören wohl auch die Namen a-nu-mi-lik-su ,Ja
ist sein Rat' CBS 1074 bei Clay a. a. O., ina-an-ni-sa-allak
,Auf ihr Ja hin gehe ich' Clay 88 a, wozu genauer noch
unten, S. 55; sowie vielleicht iätar-a-na-su-mi-si-na ,I§tar be-
stimme (o'r II i) ihnen ein Ja' (vgl. istar-Sum-ma-an-ni CT VI 4,
obr. 2). Dafür, daß an(n)a wie in Eigennamen auch sonst AN
geschrieben, also vielleicht wie hebr. p neben nn, ass. ul neben
ul(l)a auch zu an abgekürzt wurde, bietet sich ein Beleg in
dem Becherwahrsagungsomen CT III PI. 3 (Hunger, Text B),
29, wo es heißt: ,Geht das Öl der Sonne zu auseinander und
bildet einen Tochtertropfen — dem Ölspender Heil (su-lum) AN
ki-nu-um\ Die letzten Wörter übersetzt Jastrow, Religion II 764:
,(Heil) durch den Schutzgott', wozu er in Anmerkung sagt:
eigentlich: .günstiges Heü des Gottes', was zur Übersetzung
nicht paßt. Es ist gewiß zu lesen: an ki-nu-um ,ein sicheres
^ jEiae Zusage geben' (Schork, Ukgnad) ist angenaa.
' Lies orna i-pul ,er antwortete ja'. Uhgnad hat die Stelle miÖTeretanden.
2*
20 I. Die adverbielle Akkusativenduno am, an im Semitischen.
Ja*, ein zweifellos günstiges Omen.^ Für anna apälu steht anna
etappulu in an-nu ki-e-nu e-tap-lu a-ha-mes ,ein sicheres Ja
antworteten sie zusammen* ^ K 2801, Rev. 9 (Meissner-Rost, BA
III 235: ,in treuer Gnade gegenseitig sich bekümmert'): arhi-
sam-ma "" sin u "" samas ina tämarti-su-nu . . . an-nu ki-e-nu
e-tap-pa-lu a-ha-mes , monatlich haben Sin und Öama§ bei ihrem
Aufgang . . . übereinstimmend mit fester Zusage geantwortet'
Bu. 88-5-12, 78, Z. 20—23; vgl. BA III 244 unten. Vgl.
auch a. a. O. 244, 6. Danach ist auch V Rawl. 63, 4 b ina terti-
§unu ulli etappaluinni (vgl. Delitzsch, HWB 113) genau nicht:
,in ihren Vorzeichen für das Nichtsein eintreten' (Meissner-Rost,
BA III 270), sondern ,in ihren Vorzeichen antworteten sie
^ Daß (m(n)a apälu ,ja antworten* nicht ,eine Zusage geben', an(n)a also
direkte Rede ist, beweist die parallele Redensart in den Briefen imriS apälu;
vgl. Ungnad, Briefe 109 (CT VI 23aj, 18—24: ^ mu-l}a-di-tum U(-tu) Sattim, 2'"""
ü-da-bi-ba-an-ni . . . Sd mu-^a-di-lim ki-ma ta-aS-pu-ra-am i-Sa-ri-iS a-ta-pa-al-ii]
192 (TD 35), 6 — 10: a-na-ku u *M-ti a-na Sar-ri-im ni-ru-um-ma ... sar-imm i-sa-ri-iS
i-tap-la-an-ni um-ma Si'i-ü-ma] 217 (CT IV 27a), 17 — 21: u kaspum (nicht kaspam;
vgl. das analoge pi-ha-tum) ^ warad-*^" tUpak i-Sä-fi-ii ap-lam ^icarad-*'" tispak pi-
ha-tum i-Sä-ri-is ap-la-di-Sü (265, 2 ist zweifellos [mit-kaJ-ri-iS zu ergänzen). Die
Stelle 192, 9, wo wegen des folgenden um-via M-ü-ma apälu nur ,ant werten', nicht
, zahlen' bedeuten kann, läßt letztere Bedeutung in derselben Phrase auch sonst
gegen Unonad ausgeschlossen erscheinen. Vgl. auch i-iä-ri-ü a-pa-la-an-ni Langdon,
Königsiuschr. 102, Col. III 22 nach L.: ,gib mir in rechter Art Bescheid'. Aber
,richtig (gerecht) antworten' paßt nirgends, auch 192, 9 nicht, weil damit der Inhalt
der Antwort nicht bestimmt ist. Der Irrtum liegt wie bei an(n)a apälu nur im
Anführungszeichen; übersetze , „richtig, recht ist's" antworten, recht geben'; z. B.
109, 18 — 24: ,M. prozessiert mit mir seit 2 Jahren ... in Sachen der M. werde ich
nach dem, was du mir schreibst, »ihr recht geben'; 192,6 — 10: ,Ich und er kamen
zum König . . . der König hat mir recht gegeben'; 217, 17 — 21: ,Betreflf8 des Silbers
gib dem W. recht, dem W. antworte wegen des Schadens: Recht hast du!' Weil
iiarii apälu wie anna apälu ,recht geben, zustimmen' ist, scheint auch iSavis die
Bedeutung , günstig' angenommen zu haben. So wohl Klaübeb, Pol.-Rel. Texte Nr. '20
Rev. 7; 21, Rev. 12. Die Redensart iüariä apälu liegt auch dem n. pr. ub-bu-ul-ti-li-H-ir
etc. Clav, Pers. Names 141 zugrunde, der zu übersetzen ist ,Meine Antwort (uppuUi)
möge günstig (wörtlich möge: ,isar%s') sein. Zur Variante /S/G-iWt-iiV vgl. Meissner,
SAI 9130 aig = vb-bu-lu ia [Se-ivi?], s. auch SAI 5507. Clats (Personal Names
149) UbbuUu, The supporter, a deyty ist zu streichen, da auch in ubbulti fSIG)-
aha-uiabii B. E. XIV 19, 32 SIG gewiß nicht Ubbulti- zu lesen ist; vgl. meine Tempel-
rechnungen 76. Vgl. endlich auch die vielen anderen mit Itäir zusammengesetzten
Namen, wo die Deutung ,gün8tig sein' am nächsten liegt.
* D. h. auf jede einzelne Anfrage. Vgl. den ähnlichen Gebrauch von ahennä.
Akkusativ ADVERBIEN im Assybisch-Babtlonischen. 21
mir mit Nein', was für die Auffassung von I R 49, lOfE. von
\yichtigkeit ist: nise (11) a-sih lib-bi SU.AN.NA (12) ul-la
a-[ha]-mes e-tap-pa-ßu] .die Leute, die da in Babylon wohnten,
hatten einstimmig nein gesagt (= sich empört)' Meissner-Rost
a. a. 0. 219: ,feiudliche Umtriebe veranstaltet'. Ein von anna
,ja' abgeleitetes Adjektiv annü ,bejahend, günstig', das von
annü , dieser' zu unterscheiden ist, muß in ina siri an-ni-i ,auf
ein bejahendes (nicht , dieses'! vorher ist kein Orakel er-
wähnt) Orakel' sich bergen, das in Chroniken altbabjlonischer
Könige annu kenn der assyrischen Inschriften vertritt. Vgl.
KiNQ, Chronicles 25, 1; 27,8; 28,13; 34,36; 37,12; 38,16
u. ö., wo es stets am Beginn eines Abschnittes steht. Vgl. noch
anna , Zusage (?)' Amarna 199, 7; Zimmern, Beitr. 88; annu
, Gnade' ist aus den Wörterbüchern zu streichen. Hebr. jn
kann ja nur ennu lautlich entsprechen. S. unten zu masiavi.
Darum kann auch an-na-ma II R 65 obv. Kol. I 4. 7 nicht ,au£
friedliche Weise' (Delitzsch, HWB 101b) bedeuten. Darf man
etwa übersetzen ,als Jawort, Schwur'?
an-na II ,da. hier', so wohl an-na neben sa, ema, ittum = Kl (De-
litzsch, HWB 103a) zu deuten = acc. zu annü .dieser'; dazu
gehört anscheinend^ ahi-annä ,hier(bei), hüben*, inajuia = ina-
annä, darin, dabei = jetzt', ak(i)-annä = ,also, hier, dann' etc.
Vgl. auch den Eigennamen a-di(du)-an-ni-a(am) ,Bis hieher. Bis
jetzt (warteten wir?)' Ranke, Personal Names 62. ^ Substantiviert
wohl in ina la an-ni-su ,nicht zu seiner Zeit' (wörtl. : seinem
,jetzt') ViROLLBAUD, Samaä III 21, 22.
enna I ,siehe' Delitzsch, HWB 103, lautliche Variante zu anna ,ja,
fürwahr' = hebr. r^iri, arab. ol.
en-na, en-na-a, en-na-' II ,jetzt, nun', lautliche Variante zu anna II =
Hjn, Li<b (auch mit Präp. adi [muhhi] sa e. ,bis jetzt' Ylvisaker
a. a. 0. 59); darum enenna (wohl == ina-ennä oder ana-enna) =
inanna, ahennä = akannä.
ennam s. zu masiam.
S. aber weiter unten.
Vgl. hebr. rtiri tv ,bis hieher' nnd (häufiger) »bi« jetzt'.
22 I. Die ADVERBIELLE AkKüSATIVENDUNO AM, AN IM SEMITISCHEN.
an-na-ka, a-na-ka, na-ka, ha-an-na-ka {= an-na-ak, na-ak, ha-na-ak)
formell = ijS'Ua ,liier' Meissner, Supplement 103 b, Ylvisaker
a. a. O. 59; = a-na-kam KB IV 54 (Kapp. Urk. VIII), U;
an-na-kam Amarna 127, 19; 170, 5; Harper, Letters 502, 10;
802, 5 mit der Präp. is-tu. Für a-na-ka-a-ma CT II 49, 3; a-
na-ka-ma CT VI 19 b, 13 ^ bietet nach Ungnad, Briefe Nr. 162
und 126 das Original a-hu-ka-a-ma, bezw. a-na-ku-ma. In dem
Omen Langdon, Königsinschr. 288 könnte sulmu ana-kam ,Friede
ist hier' sein.
an-ni-kä, an-ni-ka-a , ebenso* (?) in Amarna vgl. Bohl, Sprache 72,
s. zu kä = kiam] Amarna 1, 92, 93.
a-ni-na ,wo?' (?) CT II 1, 45.
i-na-an-na(a) (= i-na-an Amarna 161, 30) Knüdtzon, Samaä 285 u. ö.,
besonders häufig in altbabylonischen Texten-, vgl. Schorr, Ur-
kunden 526 ; Ungnad, Briefe 262 auch mit den Präpositionen
adi, ar-ka (CT XXXI 40, 8), istu, klma, während in späterer
Zeit das gleichbedeutende eninna(-a-ma), enena vorherrscht;
vgl. die Lexika und s. zu enna IL
appa ,vorn' in era sa ap-pa u is-di isäti talputu ,ein erw-Holz, das
du vorn und hinten (eigtl. unten) mit Feuer berührt hast' ZA
16, S. 192, Rev. Z. 16; erija . . . ap-pa u is-di isäti luputma IV
Rawl. 15 f., Col. III 15, vgl. Delitzsch, HWB 383 a; Fossey,
Magic 270.
appuna(-a-ma) soll , vollends, sehr, weiter, auch, sogar, wahrhaftig'
u. ä. bedeuten; vgl. Delitzsch, HWB 113/4; Müss-Arnolt 71a;
Jensen, KB VIi 312; Bohl, Sprache 74; Ungnad, Briefe 265.
Die Amarnabriefe, wo allein diese Partikel häufig auftritt,*
zeigen aber deutlich, daß appuna(ma) nur ,nun, denn' be-
deutet und als enklitisch nachgestellte Verstärkungspartikel
genau dem hebr. kIbk, targumisch jls entsprechend verwendet
wird, womit es auch etymologisch zusammenzustellen ist.'
' Vgl. Landersdorfer, Privatbriefe 61; Mo.ntgomkry, Briefe 17.
' In zeitlich bestimmbaren Texten sonst meines Wissens nur einmal an der
genannten altbabylonischen Briefstelle bei Ungnad.
' Vgl. auch KB Hadadinschrift 17. 33 und besonders kd xn Pannamu 22, sowie
ivy*9 ^ ja feyn ,c'e8t-ä-dire' = ^£\ im Qa^rami bei Landbekg, Arabie Meridionale
Akkusatiyadverbien im Assyrisch-Babylonischen. 23
Vgl. mi-na a-qa-bvr-na ap-pu-na-ma ,was soll ich denn sagen'
119, 54; mi-i-na-am ap-pu-na-ma u-pa-a-i ,was nun suche
ich' 166, 6 mit hehr, slsx -ö ,wer denn (nun)?' Gen. 27, 33;
K*2N .TX ,wo denn?' Ri. 9, 38 u. ö. ; kisk piv nö2T ,und woran wird
es sich nun zeigen?' Ex. 33, 16; summa ap-pu-na a-na si-ip-
ri-im-ma ip-Se-it ,wenn es nun zu zählen ist' 19, 51; ü sum-ma
ap-pu-na-ma ju-sa-na sarru ,und wenn nun der König auszöge'
74, 39; sa-ni-tam sum-ma ap-pu-na-ma a-nu-ma pa-at-ra "'"...
,femer: wenn nun jetzt abgefallen sind (die Städte)' 83, 28;
Ä sum-ma ap-pu-na-ma ji-el-ki sarru ,und wenn nun der König
nimmt' 116, 35; 118, 18; sum-ma ti-qa-hu ap-pu-na-ma ,wenn du
nun sagst' 252, 24 mit targumisch: ps 'bx .wenn doch'; pss ^h i'?k;
pE''bi'?'K; peb i*?« ,wenn nicht etwa' Dalman, Grammatik 238;
ia-nu-um-ma-a ap-[pu^n]a ,weim etwa nicht' 29, 141 mit hebr.
1BK üb DK ,wenn etwa nicht' Hi. 9, 24; 24, 25; a-ka-an-na ap-pu-
na ,so nun' 19, 47 mit kiek p cK ,wenn es so etwa ist' Gen. 43,
11; a-na-ku ap-pu-na-ma ,ich nun' 17, 16; at-ta ap-pu-na-ma
,du nun' 17, 25; 19, 10; at-ti-t-m[a ap-pu-n]a ,du (fem.) nun'
26, 16; an-ni-[i-maj ^ ap-pu-na , dieses nun' 26, 44 mit kibk ~[h> nö
,was hast du denn?' Jes. 22, 1; xisx nD^pi .und dir nun' Gen. 27, 37;
X*.EX nx! jdies etwa' Spr. 6, 3, wonach auch sa-at-da an-ni-da
ap-pv^na-ma , dieses Jahr da' 162, 51 und a. nach Substantiven
und Adverbien zu verstehen ist in: [aj-be-ia ap-pu-n[a-mja 29, 82;
a-hu-ka ap-pu-[na-mja 29, 140; ahi-ia ap-pu-na 20, 53; mi-im-
mu-ri-ia ap-pu-na 26, 9. 13; huräsa ap-pu-na ,Gold nun' 27, 22;
[i-nja-an-na ap-pu-na , jetzt nun' 29, 153; sa-ni-tam ap-pu-na-
ma ,femer nun' 161, 47. Beim Verbum steht es 1, 64: Za ta-gab-bi
a-wa-te-su ap-puna-ma ,so führst du eben nicht seine Worte
an' und 1, 77: ü a§-kun-surnu-ti u-ul ad-di[n mi-ma mju[-hji-
su-nu ap-pu-na-ma ,so habe ich für sie festgesetzt, daß ich etwas
an sie eben nicht mehr gebe' wie hebr. (x)iEX ipt ,wisset näm-
lich' 2 K. 10, 10;Hi. 19, 6; isx p' «ö ,wer gäbe doch' Hi. 19,23.
I 18. Alle diese Formen sind nur Weiterbildungen des arabischen (z. B. in t^_>>vi
nachgestellten) <J»- Brockelmahh, Grundriß II ly8 § ll»b hält kick irrtümlich
(wegen Verwechslung mit rcx?) für eine Fragepartikel.
* Oder f-i-tamfj.
24 I. Die adverbibllb Akkusativbndono am, an im Semitischen.
Ebenso sind, wenn Knudtzons Ergänzungen richtig sind, zu
beurteilen 17, 30; 29, 12}
Daß diese Bedeutung von appunama, welche für die Amarna-
briefe aus Ost und West allein angenommen werden muß, auch
anderwärts in Betracht zu ziehen ist, zeigt der Folgeweiser auf
K 8018 und K 3990 (vgl. Jensen, KB VI i 178 und 185 n): as-
su mi-na-(ma) af-puj-na-ma im-tal-li-ku iläni rahüti'^ , warum
eigentlich^ haben die großen Götter beraten'. Ebenso fasse
ich II Rawl. 16, 19 — 21 ina kirl tahassima suluppaka martum
ina näri tabassima müka daddaru appunama ,Wenn du im
Garten bist, sind deine Datteln Galle (= bitter), bist du im
Strome, ist dein Wasser eben Gestank'. Auch TH. D. 29, 10
(Unqnad, Briefe 143): a-li-iki-di-ia ap-pu-na-ma (11) i-mu-ur-su
ist ,Alik-idia nun hat ihn gesehen' gewiß wahrscheinlicher als:
,A. hat ihn wahrhaftig gesehen' (Ungnad). Daraus glaube ich
den Schluß ziehen zu dürfen, daß appunama auch an den zwei
letzten Stellen, wo es in zusammenhängendem Texte steht, als
Verstärkungspartikel zum vorhergehenden Wort zu verstehen
ist: Weltschöpfungsepos I 123 f. = 111 36. 94: gah-sa te-ri-tu-sa
la mahar^ si-na-(a-)ma ap-pu-(un)-na-ma es-tin es-ri-tum klma
su-a-tu us-tab-si, wo ich übersetzen möchte: , gewaltig sind ihre
Ausgeburten,^ nichts kommt ihnen etwa gleich;** elf solche schuf
sie', und V Rawl. 47, 53 ff. : as-na-an TAG-ma da-ad-da-ris a-la-
his (Glosse: da-da-ru bu-'-sa-nu) ap-pu-na-ma e-te-riq'^ si-li-e-tum
(Glosse: ap-pu-na-ma ma-'-dis] si-li-e-tum GIG) ,Wenn ich die
Nahrung berühre (!), * wird sie stinkend, faulend gar, fahl (gelb)
bin ich in Krankheit (?)'. Wenn appunama hier durch ma'dis
^ Berichtige die Übersetzungen Knudtzons und Ebeling, Wöterverzeichnis s. v.
' Die Ergänzung nach Jensen.
^ Jensen vermutungsweise ,insgesamt'.
* Var. mak-ra.
' lereLu also von et-ü {^'^) »schwanger sein' abzuleiten.
* So wohl trotz der Versteilung vor appunama.
'' So /^pTi wohl besser als e-te-rik (so Delitzsch, HWB 117a u. ö. ; Jasteow,
Religion II 128).
^ Lies wohl alpiUma-, -aum-ma (Jabtkow) ist unmöglich, da der Text in 1. Per-
son spricht.
Akküsativadyerbien im Assyrisch-Babylonischen. 25
,sehr' erklärt wird, so ist damit nur ungefähr der Sinn dieser
Stelle angegeben. Ähnlich könnte man ja auch hebr. kiek in
übersetzen , wisset wohl'. Zur grammatischen Form von (ki£k),
pe, appunama s. Kap. XI und XIII. Die Verstärkungspartikel
appunama stimmt in ihren verschiedenen Anwendungen in ihrer
Bedeutung oft mit anderen Verstärkungspartikeln überein ; so ist
sie als Übersetzung von sum. i-gi-in-zu (Meissner, SAI 2636) wohl
als Verstärkung der Frage und Aufforderung = u-ka-a ,und so'
(SAI 2637); ki-a-am ,so' (2638); la ma-sil ,gleicht es nicht?,
nicht wahr?' (?) (2639); ma-an-da, man-di, ni-in-du-u ,wie, warum'
(2640 — 2642), wohl = pi (AA. wi?)-in-du-u (2645); pi-qa, pi-ku
(2643 und 2644); sum-ma (als Frage- und Schwurpartikel, 2646);
sü-us-sa-ma (2647); qat-ta-tic-u (2648);^ tu-sa-am, tusa(-a)-ma,
tu-us-suma-ki (2649 — 2651). Als Übersetzung der sumerischen
Aufforderungspartikel ganam (Meissner, SAI 4357, ygl.AN.GA.
A.ÄN= appunama II R 16, 21 g und oben zur Stelle) wechselt es
ebenso mit u[kä] (SAI 4358); man-[dali] (4359); pi-[qa] (4360);
bi-qa (SAI 10824); tu-sa-[amj (SAI 4361), s. noch GA.NU =
al-kam , wohlan!' Brünnow 6121. Auch in K 8848 (Meissner,
Suppl. PI. 15) werden miiiif-dij pi-qa-ma, ap-pu-na, ul-la, mi-
in-su, ul-la, ul-la, ki-sa-am-ma, e-zu-ub hintereinander an-
geführt.
^ Nicht Sutatü zu lesen! Der richtigen Deutung von qat-ta-tu-u sind KuoLEn,
Sternkunde II i 55 und Jastrow, Religion II 573 mit der Übersetzung ,zu-
Bammengesehon' nahegekommen. Es ist aber, wie unsere Stelle zeigt, nicht Verbal-
form, sondern Adverb und bedeutet 1. , zusammen' an den bei Kcglek und
Jastkow angeführten Stellen aus astrologischen Berichten, vgl. Thompson, Reports
126, 1 u. ö., ViROLLEAüD, Astrol. Sin III 62 u. ö., 2. steht es als Verstärkungspartikel
zweifellos in der Nergalhymne IV R 24, Nr. 1, Z. 36 ia mi-hi-if-au qat-ta-tu-u lini-nu
ina i-di-iu [ J, wo gegen Jastkow, Rel. II 472 6; Böllenkücher, Nergal 27,
die von der falschen Lesung iutatü ausgehen, zu übersetzen ist: .dessen Schlag
gänzlich den Bösen an seiner Seite [niederwirft o. ä.]'; qattatü ,gänzlich' gehört
natürlich zu qalü ,ganz sein' und entspricht einem arab. iÄkä" = lj«iai', I^äLä
,gänzlich'. Wie das fem. qattatü ist das mask. qatü zu verstehen an der Delitzsch,
HWB 600 zitierten Stelle Strassmaier, Cyrus 313, 6 '""*'" pu-sa-am-mu-u-tu qa-tu-ü
ulammadsu ,lehrte ihn das . . . handwerk gänzlich'. Ebenso steht qa-ti-ti 248, 5; 325, 8
adverbiell. Auch V R 47,61 ist (la) zil-la-a-tum, erklärt durch qa-ta-a-ttnn, adverbiell
zu fassen ,unaufhörlich'. Ganz anders, aber kaum richtig Jastkow II 128 nach
ZiMHERK, KAT 38; vgl. Dhobue, Choix 376.
26 I. Die advkrbiellk Akkusativendüno am, an im Semitischen.
apnäma, früher Delitzsch, HWB 113b; Weiszbach, Achämeniden
6,31.
ap-pit-tam ist vielleicht für (ana) ap-pit-tti (aus an[a] -\- pittam =
hehr. öKne) , plötzlich' Weiszbach, Achämenideninschr. 89, 10 zu
lesen. Sonst nach der Präposition (ana) meist in der Form des
Genetivs appitti, die in der Schreibung tT'BS ins Aramäische
eingedrungen ist. Vgl. Saohau, Pap. 8, 9 und dazu Torczyner,
OLZ 1912, 399.
i-§a-am ü ma-dam ,mehr oder weniger' CT II 43, 12; vgl. Schorr,
ABR III 14.
urra(m) ,bei Tag', besonders in urra (u) müia(m), müsa u urra ,Tag
und Nacht', vgl. Delitzsch, Grammatik g 218; HWB 307 b;
Amarna 83. 36; Hinke, Boundary Stone 248; Küchler, Me-
dizin 34, 13; 36, 24. 29 u. ö.; sa urra u müsi Jensen, KB
VIi 130, 19; ferner substantiviert a-di tir-7-a-am Museum Y 152,
Kol. 11, 22; gleichbedeutend urris Dhorme, Choix 10, 50.
(w)arka, (w)arkä(ma) 1. ,hinten' (= arid) in ar-ka-a ul a-mur ,ich
blickte nicht zurück, zögerte nicht' Delitzsch, HWB 242 a ==
ar-ka-a ul il-qi a. a. 0. 582 b, Budgb-King, Annais VIII Kol. I
72; vgl.pa-na w ar-[ka] Asurh. V 53, vgl. BA III 198; 2. , da-
nach, darauf, späterhin', vgl. Delitzsch a. a. 0. 242 a; wa-ar-ka-
ma PoEBEL, BE VI 2 58 (Schorr, Urkunden 82), 9; wa-ar-ka Kod.
Hamm. 8, 72; 13, 41 u. ö.; mit Präp. i-na waar-ka , später' 8a,
47; 3. als Konj. , nachdem' 12 a, 48. 64; 14 a, 76 u. ö.; 4. als
Präp. ,nach': arka i-na-an-na , hernach' Ungnad, Briefe 269
(CT 29, 40), 8; ar-ka a-ha-mes (s. unten) u. ö. Vgl. noch den
Eigennamen ar-ka-saili , hinter Gott (ist Gnade)' Clay, Personal
Names 58 b und dazu Torczyner, Tempelrechnungen 12.
assa = assum , wegen' nach Delitzsch, HWB 151 b = assu(m) äa.^
S. aber unten Kap. VI.
1 Die Präposition a-Sa-sa, welche Jastrow, Religion II 821 annimmt, ist na-
türlich zu streichen. Vgl. Meissner, SAI 8998, wo richtig a-gar-gar vorgeschlagen
ist, das an unserer Stelle wie hebr. pw ,Gewimmel' speziell .Insekten' bezeichnet:
,wenn ein Widder pediculos alterius edit'. Vgl. Z. 2. Zu dieser Bedeutung von
agargarü B. schon Meissner, Supplement 20 b und Verbesserungen dazu S. 106.
AkKÜSATIVIDVERBIEN im AsSYRISCH-BABrLONISCHKN. 27
atä(ma), attä s. Delitzsch, HWB 156; Muss-Arnolt 126a; nach Yl-
visAKER, Zur Grammatik 60 stets ,warimi?* zu übersetzen.
ita ,neben' z. B. CT VIII 49 a (Schorr, Urkunden 14), 15; 49 b
(ScHORR 15), 8 c. suff. i-ta-a-ia emid ,stellte ich neben sie (ihn)'
Asarhaddonprisma, Kol. VI 16 (Meissner-Rost, BA III 200);
Meis8nbr-Ro8t, Bauinschriften Sanheribs 14, 84.
atra(m), vgl. hebr. -in', 'irr:"' ,mehr, sehr' in at-ra ha-sis ,sehr klug'
BöLLENRüCHER, Ncrgal Nr. 6, 29. Besonders als Eigenname at-
ra-ha-sis, at-ra-am-ha-si-is (= a-tar-PI) vgl. Jensen, KB VI i
290 VIII 2; Dhorme, Choix 122, 4; Tallquist, Ass. Personal
Names 47 b.
ha-la = balum ,ohne' vgl. Deutzsch, Grammatik 232.
hirä in sarru imät-ma mätsu a-na hira-a i-harru-ub Virolleaud,
Suppl. XXXI 12 und sar viäti siäti sarräfni nakrxiti] su (seil.
ikassad) ana bi-ra-a mät nakiri KU (f) [ J. Vielleicht
»inzwischen, unterdessen', vgl. biri, beri »zwischen'.^ Also: ,der
König wird sterben, sein Land unterdessen (?) veröden', bezw.
,der König dieses Landes wird die ihm feindlichen Könige (ge-
fangennehmen), unterdessen (?) wird das Land des Feindes . . .'.
Gesichert wird diese Deutung durch K 8266 etc. I 107, in
Umschrift bei Virolleaud, Babjloniaca V 60: sarru nakru
ikassad-su-ma ina mät nakri-su imät mätu bi-rit bi-int issa-bat
,den König wird sein Feind gefangennehmen, im Lande seines
Feindes wird er sterben, das Land wird unterdessen besetzt
werden', wo für a-na bi-ra-a: bi-rit bi-rit »inzwischen' steht.
Zur Doppeltsetzung vgl. das talmudische 'rn "rn »inzwischen'.
ga-na , wohlan!' sum. Lehnwort, Delitzsch. HWB 201a, Jensen, KB
VIi 244, 208. 220.
gi-na-a , beständig, immerwährend' und , sicher, fest', vgl. Delitzsch,
HWB 201b; Müss-Arnolt 226 b, aber auch an mehreren Stellen,
wo mau ginä mit hebr. p , Garten' kombiniert hat, wie B. E.
XVII 33a, 19ff. : i-na gi-na-a a-na-ku as-ba-ku-ma (20) ü gi-na-a
ir (d. i. er)-te-ni-id-du-[ J (21) a-na alu ^^ ^ sa be-li £u-ul[mu
' Jabtxow, Religion n 593 , durch Hungersnot'.
28 I. Die adverbielle Akküsativenduno au, an im Semitischen.
he-Jli . . . ,In Sicherheit sitze ich und sicher schreite ich;^ die
Städte des Herrn haben Frieden. Mein Herr . . .* Radau zur
Stelle ergänzt in Z. 21 zu su-ul[-mü-süj ni, vgl. aber Z. 3 — 4:
a-na alu "^ ''* massartio sa be-ll-ia su-ul-mu. Seine Übersetzung
der Stelle- ist verfehlt. Ferner K 3182 I 27: te-te-ni-ti-iq gi-na-a
sd-ma-mi Schollmeyer, Hymnen 87: ,du schreitest einher auf
den Gefilden (ZA IV 8, 28 „Firmament") des Himmels', wo
aber gmä (s. Z. 28) wie in Z. oO parallel zu ümesam ^täglich^
immer* steht. Übersetze Z. 27 — 30 etwa: ,Du ziehst einher be-
ständig im Himmel, hinab (KI.TA?) . . . auf die Erde kommst
du stets; in . . . wie . . . [schreitest du] beständig, kommst
stets dahin.' [Vgl. jetzt auch Jensen, KB VI 2 96.] Dasselbe
Wort ist kima gi-na-a ,für immer (bin ich in Trauer versetzt)'
Craiq, Religious Texts II Fl. 6, 29; Mautin, Textes Religieux 39:
Nä-Rohr (Gl na-a); Jastrow, Religion II 93: ,wie ein . . .'
Auch für Langdon, Königsinschr. 292, 18 a-na gi-na-a ükin-
äit-nu-ti-ma scheint , setzte sie für immer fest' besser als , setzte
. . . fest als ständiges Opfer'; auch im Genetiv is-qu gi-na-a
KB I 202 unten besser ,Abgabe für immer' als ,Leistung, Ab-
gabe^ Zu ginä, gine , Opfer' s. weiter unten. An den dunkeln
Ominastellen K 126 etc. (vgl. Rev. Sem. I 63 ff., 168 ff.; Boissier,
Documents85 — 94; Transskription: BabyloniacaIII214ff.), Z.17,
43 scheint gi-na-a , immer wieder, wiederholt' zu bedeuten,
vgl. Z. 17 amelu ana sinnisti la za-ku-ti (seil, ithi-ma) gi-na-a
ig da-na-lu-ut ,wenn ein Mann (im Traume) einem unreinen Weibe
(sich nähert und) wiederholt aufschrickt' mit der vorher-
gehenden Zeile ,wenn ein Mann einem Weibe sich nähert (und)
aufschrickt' (ig-lu-ut);^ danach Z. 43 amelu gi-na-a ig-da-na-
lu-ut ,wenn ein Mensch immer wieder erschrickt (erwacht)'.
^ Vgl. a-Ja-ak-ti ili ir-te-ni-id-di ,ich wandle Gottes Weg' Langdon, Königs-
inschr. 122,29; Delitzsch, HWB 69a.
* ,1 shall be compaigning in the fields {ginä) while they (are trying to) in-
vade the fields up to the very cities, the welfore of which my lord has at heart.,
' Auch die Verbalform igdnnalut befürwortet die Deutung , wiederholt auf-
schrecken'; galätu ist , aufschrecken, plötzlich erwachen', vgl. Gilgamelepos XI
215. 229; im Wort selbst ist gegen Klacber, Pol. Kel. Texte, S. XX keine sexuelle
Beziehuusr zu suchen.
Akkusativadveiibien im Asstrisch-Babtlomschen. 29
Dagegen Z. 18 amelu ana sinnisti su-kuur u gi-na-a ku-ud-
du-us jWenn ein Mann einer Frau teuer ^ und stets rein ist*.
Vgl. noch samsatu (AS.ME) sa gi-na-a innamru sa-qa-mu-ma
jWenn die Sonnenscheibe, (als) wie sie gewöhnlich aussieht,
düsterer ist' Virolleaüd, Shamash III 9; sa gi-na-a sa-ru-ur-sa
ma-aq-tum ,(«''ls) wie gewöhnlich ist ihr Glanz geringer (vgl.
hebr. p be:)' Z. 12; XIII 45. Virolleaüd, Supplement VIII 23
steht deutlicher: eli sa gi-na-a da-'mat .mehr als gewöhnlich
düster ist'.
gap-pa, gab-ba(-am-ma) ,insgesamt, ganz*: mar-si-§u ü si-ih-hi-su gap-
pa huräsu , dessen marsu und sihpu ganz aus Gold sind' Amarna
22 I 2; ana ma-har be-li a-hi-ia gab-ba luü sul-mu ,Vor dem
Herrn, meinem Vater, sei ganz und gar Wohlbefinden' ; gap-pa
sarräni ,alle (eigtl. insgesamt) Könige' 53, 44; mätätu(m)'"('"^
gap-pa ,die Länder insgesamt' 55, 16; ^'^'* nu-ha-as-se gap-pa-
am-ma ,das ganze Land Ku^aäse* 55, 21 ; e-ri-su gab-ba siseia
,sie verlangten in allem (d. h. ausschließlich, nur) meine Pferde'
1, 94 u. ö.
ha-an-na-ka Harper, Letters 426, 8; 479, rev. 8 (ha-na-ak 615, rev. 4)
= an-na-ka (qu. v.), vgl. Ylvisaker, Zur Grammatik 59.
ha-raam-me, hara-am-me-ma, ha-ra-ammi-ma, ha-ra-ma-ma, ha-ra-
me-ma, ha-ra-mi ma, ha-ri-ma-ma ,nachlier, darnach' in assy-
rischen Briefen vgl. Klauber, Beamtentum 30 1 ; Ylvisaker, Zur
Grammatik 61; Klauber, AJSL 28, 132. Gewiß zu nriK zu stellen
und nach Ylvisaker a. a. O. vielleicht als (a)hara amml ,nach
dem' empfunden. S. aber später.
ka-a Jensen, KB VIi 96, 5 (s. auch S. 411) = Dhorme, Choix 154, 5;
Amama 356, 22. 41 = ka-am Craig., Religious Texts I 17, 15,
vgl. Jensen. KB VIi 369 unten ^ ka-a-ma B. E. IX 43, 2; B. E.
X 52, 3; Amarna 83, 13; kaa-mu B. E. IX 3, 5; ka-am-ma-a
16, 3; ka-am-ma-me Amarna 27, 16; ka-a-am-ma Amarna 20, 62;
* Hieher ist wohl auch Gilgames, Taf. VI 65 zu vergleichen ,als du Isullanu,
den Gärtner deines Vaters, liebtest, der dir beständig Hochschätzung (ia ka-a-a-
navi-via iu-gu-raa na-iak-ki) entgegenbrachte'; nicht ,Blumen8träaße' (Jensen,
UsQNAD bei Gressmank, Texte).
' Nach Jensen aus kiävi; s. aber S. 33 zu miam.
30 I. Die advkrbielle Akkusativendunö au, an im Semitischen.
29, 170 = ki-am Pöbel, B. E. VI 2 54, 24; ki-a-am; ki-a-ma
(auch B. E. VIII 51, 3); ki-a-am-ma Ungnad, Briefe 189 (TD 32),
6; ki-am-mi Amarna 131, 31; ki-a-am Amarna 45, 26 u. ö. ;
ki-i-a-am Amarna 164, 35 u. ö.; ki-a-ma-am 85, 6; kia-an B. E.
VI 2 52, 2. 8. 11; 53, 2; 54, 2 ,so'. Nach Präpositionen und zur
Verstärkung von Adverbien^ ("^gl» zu appunama) steht es in
e-kä = e-kiäm ,vro, wie' (qu. v.) ; anni-kä (q. v.) = an-ni-ki-a-am
,ebenso, gewiß* (Ungnad 262 ,sofort' 0. ä.) Ungnad, Briefe 115
(CT VI 27a), 22; ü-ul-ki-a-am(-ma-a) Museum V 152, Kol. 12,
25. 27 = ul-li-ki-a-am ,also nicht, gar nicht' Ungnad, Briefe 175
(Sippar 35a), 5 (Ungnad: sonst noch nie?^); la-ki-a-am wohl
,nein' Museum a. a. 0. Z. 28; si-i lu-ü-ki-a-am(ma) ,ebenso* Z. 19.
20 = ma-ki-a-am Z. 31; ma-lu-ü-ki-aam Z. 33, ferner a-na ki-
aam(-ma) ,dazu* Z. 10. 11; i-na ki-a-am(-ma) ,darin' Z. 12. 13;
as-ium-ki a-am , deswegen' Z. 14 — 16, Brünnow, List 14474 und
Ungnad, Briefe 116 (Meissner 4), 11; ki-ma ki-a-am ,ebenso'
Museum a. a. 0. Z. 17 — 18; gadu-um ki-a-am ,mitsammen* Z.30;
ga tum {== qätum) ki-a-am(-ma) , daneben' Z. 36. 37; ezu-ubki-
a-am 7i. 29 = §um-ma-la-ki-a-am Ungnad, Briefe 109 (CT VI
23a), 14; 168 (CT 33, 25a), 10 ,außer so' = , andernfalls'; vgl.
noch Museum a. a. 0. Z. 34 Hi ki-a-am ,das also (ist es)', ki-
aam ki a-am Z. 6 hat dieselbe sumerische Übersetzung wie
su-ur-ri su-ur-ri Z.5 (=issuri, surris), steht also in temporalem
Sinn wie unser , sogleich'. Temporal steht ki-a-am in dem hebr.
riT vor Zeitangaben entsprechendem Gebrauch in arhu 3 '^'"" ki-
a-am ,nunmehr 3 Monate'.^ Lokal steht es in da-ag-la-ti ki-ia-
am ü daag-lati ki-ia-am ,ich sah hierhin und dorthin' Amarna
266, 10 f.; 292, 8 f.; 296, Uff., wie hebr. nsi na fB-i Ex. 2, 12.
Vgl. endlich u-ka-a ,und so' und ki-ka (q. v.). Mit kä(m) kiam
,so' eigentlich identisch ist:
^ Die Fälle, wo das verwandte -ka mit kurzem Vokal gleich verwendet wird,
bespreche ich hier nicht; s. dazu später.
* Ungnads Vermutung indes, daß annikiäm und uUikiäm Adverbien seien,
wird durch Mus. V 152, Kol. 12 bestätigt.
' So vermutet schon richtig Ungnad z. St.
Akkusativ ADVERBIEN im Assyrisch-Babylonischen. 31
ka-am Jensen. KB VIi 52, 90 u. ö. (vgl. S. 369); ki-a-ma in ki-a-ma
ti-du-u CT VI 23 a (Ungnad, Briefe 109). 17 ,wie'; ki-a Amarna,
wofür aber sonst die Nebentonstuf e ^ kl(ma) steht.
ka-ana Harper. Letters 1102. Rev. 8; ka-a-a-na, z. B. Lanqdon. Königs-
inschr. 242. 49; 262. 20; Budqb-King. Annais I 262. 24; Lanq-
don, B. E. XXXI Nr. 56, 26; ka-a-a-7iam, kaa-(a)-nain-ma (=
kaian, kaianu ^ etc.) , ständig, immerfort' vgl. Delitzsch, Gram-
matik 222; Jensen, KB YIi 124, 33 f.; 170, 59. 65.
ki-na-m[a] = hebr. jr .so' Amarna 134. 36. Dasselbe Wort wohl auch
162, 23: II k[i]-ina ,wenn es so ist". Also ü ki-i-na, wohl =
u-ka-a (q. v.).
ku-uz-ha-am , üppig, reichlich' in biti a-na "" sar-pa-ni-tum be-el-ti-ia
ku-uz-ha-am u-za-'-in .den Tempel für Sarpanit, meine Herrin,
schmückte ich üppig", Langdon. Königsinschr. 90, 32 f.
ki-ka ,so' in ki-ka-nu ,so sind wir' Amarna 138, 66. 112; sa ki-ka
,welche(r/s) so ist' Amarna 1, 56. 91 mit prädikativem Pron.
Suffix;' sa kika-sa .welche so ist" Amarna 1, 30. 41; vgl.
hebr. ib .-!::?: .dem so ist" Ps. 144. 15.
ka-la vgl. Delitzsch, mVB 329a, RA VII 16, 7; 17, 4; Tallqüist, Ass.
Personal Names 289 b u. o. ; kal-la in der Kappadok. Urkunde
Babvloniaca II 38. 14; ka-la-a-am KB VI 2 58, 14; ka-la-ma sehr
häufig, kala (KAK)-a-ma III Rawl. 9, Nr. 1, 10 .insgesamt, alles,
alle' = Ä;aZis. In der Form des Akkusativs *kalam substantiviert,
so daß wohl ka-la-mu (vgl. Delitzsch, HWB 329b; Thompson,
Reports 268, 15; Lanqdon, Königsinschr. 214, 17 u. ö.) mit Vor-
liebe für den Nominativ, kala a-mi (Delitzsch, Gramm. 221;
Jensen, KB VIi 116, 4), ka-la-me (III R 46, 16a. vgl. Delitzsch
a. a. 0., Zimmern, Bußpsalmen 38) für den Genetiv, ka-la-ma
für den Akkusativ, Doch ist eine orenaue L^nterscheiduner der
Kasus nicht erweislich. Der Hammurapizeit, wo kalü regelrecht
flektiert wird, ist kaläma völlig fremd; ka-la, auch ga-la ge-
schrieben, steht oft mit Pron. Suff.
ki-ma, ki-i-ma. kim-ma; ki-i-ma-a-me Amarna 20, 57 (neben kimü,
kirne) ,wie' etc., vgl. die Lexika.
' S. dazu unten.
' Also nicht als Präposition ,wie' zu fassen.
32 I. Die adverbiblle Akkusativenduno am, an im Semitischen.
ka-an-na Amarna 21, 30; 29, 31. 39. 134; 41, 20; ka-an-na-a 16, 13;
ka-na-ma 1, 76; ka-an-na-ma 1, 82; kdn-naam-ma (?) 46, 5
,80, in dieser Weise, folgendermaßen', vgl. Nöj?^ Esra 4, 8;
5, 4. 9. 11; 6, 13. Auch kanna kann hebr. |3 entsprechen, vgl.
ajina = hebr. |n. Genauer entspricht aram. jns ,hier*. Zu der
Möglichkeit einer Zusammensetzung aus ki-anna (vgl. akanna)
s. später.
ki-na-na(-ma), ki-na-an-na (-ma) ,so, also, deshalb' in Amarna häufig,
vgl. BöHL, Sprache 71; a-du ki-na-an-na = hebr. na "ly ,bis jetzt'
Jensen, KB VIi 78, Stück II 22.
ki-Sa-am-ma, Synonym zu appuna (q. v.), vielleicht zu w^ kü§u
, Stärke, Fülle' gehörig, wofür V R 28, 10 e, f sprechen würde,
wo die Synonyma appuna und piqama ki-si-is-tum gleichgesetzt
werden.
ku-us(f)'ra-am , gegenüber (?)' Meissner, Ein altbabyl. Fragment des
Gilgameäepos MVAG 1902, 1, Col. IV 10: sa ku-us (?)-ra-am
sa-di-i. Vgl. auch Dhorme, Choix 302.
ku-tal-la a) , hinten, rückwärts': a-na ku-tal-la ih-hi-su ,sie waren
nach hinten entwichen' Strassmaier, Nabnd. 233, 3 {= ar-ka-niä . .
ih-hi-su K 79 obv. 15); a-di la (18) a-na ku-tal-la i-ni-hi-si ,er
ist noch nicht (so!) zurückgekommen' CT XXII 182, 17 f.; u
a-na ku-tal-la [asj-puj'-ak-ka ,und ich habe dir zurückgesandt'
191, 20 f.; ra-hi-a-nu-um sa ali^* ku~ta-(al-)la . . . (15) iz-zi-zu-
ma ,und die Stadtvorsteher stellten sich rückwärts auf Srass-
MAiER, Warka 48, 14 f. 5 b) als Präposition ,hinter', ku-tal-la hlti
jhinter dem Hause' Strassmaier, Nabnd. 79, 3. Vgl. auch den
Ortsnamen "'" kuta-al-la ^' Stadt , Hinten' Ungnad, Briefe 132, 1.
la (= hebr. b, arab. J) nur in la-pan(i) ,vor' und vielleicht in laharu
,alt sein', wenn dieses mit mehri her , schon, längst', hebr. naa
,längst, schon' zusammenhängt (vgl. meine Notiz bei Bittnbr,
Mehristudien IV 52), wofür die übereinstimmenden Verbindungen
ass. labäris üme, hebr. D"'a''n -ostrn Koh. 2, 16 sprechen.
^ Die angebliche Entstehung aus p + kü (Nöldeke, GGA '84, 1021 u. t. a.)
erklärt auch hier nichts und ist wieder nur anzunehmen, wenn die Mimation über-
haupt auf Zusatz von mä zurückzuführen ist.
Akküsativadverbien nc Asstbisch-Babtlonisceen. 33
la, la-a ,iiicht' passim.
la-am 1) ,vor" (lokal und temporal) vgl. Meisskeb, Supplement 53b;
2) Konj. , bevor, (als) noch nicht' Delitzsch, HWB 378 b (auch
la-a-am). Jensen, KB YIi 130, 23 u. ö. = la-ma Kod. Ham. 9 a,
36. 45; Ungnad. Briefe 213 (CT 33, 21), 24; la-a-mi (HsozNt,
Nachlese zu Ta^annek 6, 8. 13 u. ö.). Vgl. noch Brockelmann,
Grundriß II 552. Identisch mit arab. ^. dessen Verbindung
mit Jussiv des Imperfekts aus der ursprünglichen Bedeutung
, bevor' (= , damit nicht*) verständlich wird; vgl. hehr, ans .bevor'
und .noch nicht' (cum imperf.).
lib-ha (meist als Präposition gebraucht und darum zu lib(bi) ver-
kürzt) , darin, darunter" CT YIII 7 a (Schorr, Urkunden 131 A),
7; CTVIII30a. 2; VSVII, 92(Schorr148), 11; VS XIII 70, 2;
als Präposition ,iu, von' li-ib-ba-sü-nu VS VII 37, 11; li-ib-ba
ku-ma-ri^ ,in Kumaru' Langdon, Königsinschr. 74, 8; lib-ba
bäh-ili >=• ,in Babylon' a. a. O. 84, Nr. 6, Kol. I, 8 u. ö. vgl. Muss-
Arnolt 468 b unten.
li-ld-ma , abends* (Kanaanäismus ?) in: «e-rt ■"* m li-ld-ma ,früh und
abends' Amarna 195, 13.
«la, ma-a Partikel ,vor direkter Rede der 2. und 3. Pers. (nie der
1. Pers.I) Sg. und PL in A(ssyrischen Briefen)' Ylvisaker. Zur
Grammatik 63; Museum V 152, Kol. 12, 31 ff.; ursprünglich wohl
eins mit:
mi-am-ma Knüdtzon, Samas Nr. 67, 4; Rev. 7; Amarna 85, 74; mtam
105, 19; miia-mi 85, 63; 94, 12 u. ö. .was?, wie?', besonders als
indefinitum , etwas, irgendwas' gebraucht; vgl. Bohl, Sprache
29 unten und zum Verhältnis von mä und miam,'. kä = kiam
(S. 30) und unten Kap. XI. Aus miamma (nicht aus dem nicht
indefinit gebrauchten min(a)-ma\ so die Lexika) entsteht das
häufigere mimma , irgend etwas', worin wie in kalama (q. v.)
das a nach der Mimation als Kasusendung empfunden und also
ein Nom. viimniu gebildet wird, der im Kod. Hamm, und den Ur-
kunden regelrecht flektiert.
'ma-^-da(m) ,viel, sehr' s. isam und Harper, Letters 327, 5f. sarru
i-di sa lu ma-'-da mar-sa-ak .der Köniff weiß, daß ich wirklich
sehr krank (gewesen) bin* cf. Ylvisaker, 19 unten; vgl. femer
Torczyner, Die Entstehung des semitischen Sprachtypus. 3
34 I. Die adverbielle Akküsativendung am, an im Semitischen.
den Eigennamen nabü-a-na-ma-da-uflr ,Nabü hat (wenig) in viel
verwandelt' Strassmaier, Nabnd. 841, 15; Tallquist, Namen-
buch 122 a.
mihha^ in ul e-lu-u mi-ih-ha ul a-rid da-ku-[ ] Jensen, KB VIi 170,
78 = Dhormb, Choix 248 wohl nur ,nicht steigen sie hinauf
(Dhormb: sur le toit), nicht steigt er hinunter (da-ku[-tamj?,
vgl. dakü „niederwerfen, stürzen" Delitzsch, HWB 216b)', ver-
wandt mit:
muhha ,auf' in mu-uh-ha-Su gah-ha ,auf ihm überall', ,auf seiner
ganzen Oberfläche* Amarna 22 I 26, Akk. zu muhhu ,das Obere'.
mahra, ina mahra ,vordem, früher' vgl. Delitzsch, Gramm. 230 unten;
HWB 402; lokal in a-li-kut mah-ra ,das Vorangehen' Dhorme,
Choix 16, 129; [a-Jli-ku-ut [mah]-ra Messerschmidt, Assur 2, 15.
mi-ih-ra , entgegen' oder , geradeaus' in: äumma U-ma is§uru istu
imni ameli mi-ih-ra illik-ma ,wenn unter denselben Umständen
ein Vogel zur Rechten jemandes (entgegen oder) geradeaus
geht' 83-1-18, 213 (Boissier, Documents 34ff,), Z. 4 vgl. Hunger,
Tieromiua 23; [summa Üma issüru ina] pän ameli mi-ih-ra
illikam-(kam)-ma ,wenn unter denselben Umständen ein Vogel
vor einem Menschen geradeaus geht (fliegt) . . .' a. a. 0. Z. 15
(Hünger 25). Ist danach auch GilgameSepos XI 103 il-lak
'^"NIN.IB mi-ih-ra (Var. ri) u-^a-ar-di zu übersetzen ,es geht N.,
schreitet geradeaus'?; vgl. illik^^^Gaga ur-ha-su ü-sar-di-ma
Weltschöpfungsepos III 67 (Jensen, KB VIj 16); Jensen 236
(analog Dhorme, Choix 111) zu Gilg. XI 103: ,läßt einen An-
griff erfolgen', Delitzsch HWB 404 a: ,ließ die Wehre (koll.?)
sich ergießen'.
mitharam .gemeinsam, gleichmäßig' : mi-it-ha-raam a-H-ga-al ,werde
ich (laut) gemeinsam(er Haftung) darwägen' Schorr, Urkunden
316 (CT VI 34 b), 29 f. (vgl. auch S. 538), wofür Z. 16 und 18
(hier 1. Person!) mi-it-ha-ar-su = mithariS steht.
maka, s. ammaka.
ma-la, ma-a-la (Ylvisaker, Zur Grammatik 20) Akk. zu inalü ,voll':
,so viel als; wie; für; in' vgl. Delitzsch, HWB 408b; 410b
1 Zu einem anderen mi-i^-^a vgl. King, Magic 43 \mten; Ebeling, ZDMG
LXIX 98, 37.
Akküsativadverbijen im Assyrisch-Babtlonischrn. 35
und oft; ma-a-la 2-su^ .zweimal* Harper. Letters 391 Rev, 11
und ähnlich 362, 15; 553^ 10; Rev. 9, vgl. Ylvisaker a. a. O.
entspricht ana 2-su als präpositionelle Verhindung. Auch als
selbständiges Adverb ,viel, sehr' c. praep. ana mala ,sehr,
viele' Delitzsch, HWB 410 b oben.
mi-na, mi-na-a, mi-nam, mi-na-am, mi-nam-ma, me-na-via ,wie?, wa-
rum?' adverbieller Akkusativ zu minu, minü* ,was?', steht wie
kalama, miama (mimma) dann auch als Nominativ ,was?', sowie
mit Präpositionen verbunden vgl. die Lexika, as§u minam
(Var. me-na-ma) Jensen KB VIi 178 unten, Z. 1; 185 17 ,wes-
halb', a-na mi-nam ,wozu?' Dhorme, Choix 122, 12 u. ö. In der
Hammurapiperiode, wo mmu regelmäßig flektiert (s. zu kalama
und miama), wird minam nur für den Akkusativ gebraucht.^
ma8(s)-d(t)a-ra rsdv? ,immer" Gray, Samaä Nr. 1 Kol. III 22 vgl. jetzt
KB VI 2 102.
masiam (Knsö) ,herbei !* o. ä. in Eigennamen wie ma-zi-a-am-ili Ranke,
Personal Names 123 b unten vgl. ma-si-ilu, ma-si-belit Clav,
Personal Names 184 b; ma-§i-BE Tallqüist, Personal Names
135 b. Ahnlich sind wohl auch Namen wie en-nam-he-li ,gnädig
mein Herr!' (vgl. OLZ 1910, 204; Dhorme BA Vis, 69) zu fassen,
worin ennam genau hehr. D3n entspricht.
musa(m) ,bei Nacht' = muHs, vgl. zu urram, imma] femer mu-Sa
tu-ba-lu-na ü mu-Sa tu-te-ru-na ,bei Nacht überbringen und bei
Nacht bringen (die Boten) zurück* Amarna 108, 52 — 54; a-di
mu-sa su-ri-ib ,(ob er) bei Nacht hineingebracht hat' 112, 42;
il-li-ik mu-sa-am ,il alla la nuit' CT XV, pl. 2 Kol. VII 14, vgl.
Dhorme RA VII 14; ina mu-§avi ,in der Nacht' Jensen KB VIj
140 Kol. IVa 13; viu-sa-am {a-di ur-ri-im) Museum V 152 Kol.
XI 14. 29. In den Präpositionalverbindungen mit ina, adi er-
scheint der adverbielle Akkusativ als neues Substantiv, Amarna
^ Zu den Zahladverbien auf -su s. später.
' Zur Unterscheidung beider Formen s. unten Kap. XI.
» Darum kann z. B. in CT IV 28 (Ukgxad, Briefe 242) 34—35 i-nu-ma X
iaUam'^"' ta-ku-lu (35) mi-na-nam (sprich: minam) e-ri-ü-ka 7i. 35 nicht ,was (ist da)
dein Verlaugen?' sein. Übersetze: ,Als du 10 Jahre lang den Nießnntz hattest,
was habe ich (da) von dir verlangt?' und vgl. zur Konstruktion nia-la i-ri-Su-ka
jsoviel er von dir verlangt bat' CT 29, 36c (Nr. 202), 7 u. ö.
3*
36 I. Die adverbiellb Akkusativenduno am, an im Semitischen.
243, 13 steht urra (ÜB 1 ^'"') ü mi-sa (Glosse li-el b^b) ,bei
Tag und bei Nacht'. Eine spezielle Verwendung von musam
,bei Nacht* ist:
mu-Sam-ma ,gestern*, ursprüngl. anscheinend determiniert ,in dieser
Nacht, gestern nachts'. Vgl. Delitzsch HWB 430a; mu-sa-am-
ma Museum V 152 Kol. 1.
matam ,wann?' vgl. mehri miten, vulg.-ar. emtan (= Tifa, c^-*) Reisner,
Hymnen 45, 39; a-di ma-a-tam ,bis wann' vgl. Lanqdon, Psalms
126; S. 110, Z. 24: adi ma-tam Meissner SAI 7920; sonst stets,
weil meist im Genetiv nach Präpositionen stehend zu maie (vgl.
Ylvisaker 70), matt geworden, vgl. die Lexika. Damit iden-
tisch ist:
matam(a) , immer', so nur erhalten in ma-ti-a-ma li-ib-hi ü-ul tu-na-
pi-is ,niemals hast du mich aufatmen lassen' Ungnad, Briefe 187
(TD 30), 13. Sonst, weil fast stets nach den Präpositionen ana,
ina stehend zu matemale, matima ^ geworden. Vgl. die Wörter-
bücher; Zimmern, Bußpsalmen 38 u. oft. Der Übergang vom
Frageadverb matam ,wann?' zum positiven verallgemeinernden
Adverh erfolgt wie bei mimma ,was* > ,alles' in der indirekten
Frage. S. zur Bedeutungsentwicklung ausführlich unten Kap. VI.
Mit arah. '-«l^, sab. Nö^na (D. H. v. Müller, WZKM II 10, vgl.
Barth, Pronomen 171), worin mä als Konjunktion empfunden
wird, scheint also ass. matäm(a) zunächst nicht unmittelbar ver-
knüpft werden zu dürfen.^
a-na mu-ut-tam ki-sa-du "^^" puratti ,in front of the bank of the
Euphrates river' AJPh XI 501 vgl. Muss-Arnolt 449 b = mut-
ti§ ,vor'.
naka s. annaka.
mamra(m) ,glänzend, prächtig' in nam-ra ittasa ,er Avird glänzend
hinausgehen (aufgehen)' CT XX 32, Z. 52, vgl. Fosset, Textes 8
aber auch Babyloniaca I 125 oben.
sardiam apälu in is-tu nü-mi a-bi-ia ka-ta ^^^sin '^^amurrum iz-
ku-ru ü sa-ar-di-a-am a-pu-lu Ungnad, Briefe 240 (CT II 12),
^ Vgl. dazu unten Kap. VII.
' S. indes unten Kap. VI.
Akkosativadverbien im Assyrisch-Babylonischen, 37
10 — 12 scheint mir ein Seitenstück zu an-na apälu, isaris apälu
,ja (,richtig!') antworten' zu sein.
pu-ha-avi zum Ersatz Kod. Hamm. 11, 45 vgl. 10, 5. Die Auffassung
als Objektsakkusativ ist nicht ausgeschlossen.^
pana(m) ,vor, vorn': 1. lokal pa-na u ar-[ka] ,vorwärts und rück-
wärts' Asarh. V 53 vgl. BA HI 198 ; als Präposition pa-na-a-ma
an-sar ,vor Anäar' CT XIII, pl. 24 c (K 3445) Rev. 15 vgl.
Dhormb, Choix90; a-lik pa-na ,vorangehend' Brünnow, List 6219;
2. temporal pa-na, pa-na-ma, pa-na-a-ma (vgl. Lanqdon, Königs-
inschr. 114, 44; 134, 9 [Variante]) ,früher' häufig; vgl. z. B.
Meissner-Rost, Bauinschriften Sanheribs 74, 13: pa-na-ma näru
su-a-tu när . . . i-nam-bu-u , früher nannte man diesen Fluß den
. . . Fluß' ; mit Präpositionen verbunden i-na pa-na ,früher, vor-
mals', ul-tum pa-na ,seit früherer Zeit', Jci pa-na ,wie früher',
a-na sa pana ,gegen früher' vgl. ZA XIV 286 (K 3399 Kol. III 39)
Jensen KB VI i 284, 39 ; e-li sa pa-na ,mehr als früher' vgl. die
Lexika; adjektivisch verwendet in ultu ümi pa-na ,seit den
Tagen (welche) früher (waren)'; sarru pa-na ,ein König früher'
vgl. auch Hinke, Boundary Stone 297.
pi-qa, pi-qa-ma eine zu appunäma (q. v.) synonyme Bekräftigungs-
partikel, deren genaue Bedeutung nicht feststeht. In zusammen-
hängendem Text meines Wissens nur an folgenden Stellen:
II Rawl. 16 e — f, 42 — 45: pi-qa a-ma-at sarru lu-ku-ul pi-qa
^ Für bu-uhCu')-a-am CT II 20, 16, worin Meissner bei Landehsdorfer, Privat-
briefe 49 dasselbe puham vermutet, ist mit Ungnad besser bii-'-a-am als Inf. 11 x
eines Verbums anzunehmen. Doch bleibt der Zusammenhang der Stelle bei Ungnad
unklar. Da bu-'-a-am dort einen Gegensatz zu ü-ie-ü-te-ku-ni-in-ni-ma Z. 15 zu bilden
scheint, ist eine Ableitung von xi2 ,konimen', II i ,kommen lassen' der Ungnads
von ns3 ,untersuchen' vorzuziehen. Deutlich ist das aus Z. 7 — 11, wozu Ungnad 197
selbst anmerkt, daß ,die Konstruktion nicht recht klar' ist. Übersetze dort aber:
,(mag es) ein stromauf- oder stromabgehendes Schiff (sein) — den Kaufmann, welcher
eine Urkunde de.s Königs (bei sich) trägt, lassen wir kommen und gehen (:=
hinab- oder hinauffahren: nu-ba-'-a-ma nu-ie-it'te-iq), den Kaufmann, der keine Ur-
kunde des Königs (bei sich) trägt, schicken wir nach Babylon zurück.' Danach ist
auch Z. 12 ö\ etwa zu übersetzen: ,Jetzt, nachdem die Familie des Anatum und
Ris-Samas iu Babylon weilen (offenbar, weil sie zurückgeschickt wurden), kann
ich, wenn sie auch, was (mimmü Nominativ !j mein . . . und meine ... ist {e-bajma-
ri-i u }}a-[ ]-ma-ia), mich befördern lassen, ein Schiff aus ihrer Hand nicht
kommen lassen.'
38 I. Die adverbielle Akküsativbndünq am, an im Semitischen.
a-hal-lu'Ut lu-us-kun ,0 (?) ich sterbe, König, ich will essen; o
ich lebe und will schaffen*. Ganz unrichtig noch zuletzt Lang-
don, AJSL XXVIII 229 oben ,So quickly it dies and who (man)
doth eat thereof. So quickly it is brought to life and who doth
cause it?i Rm. 258 + Rm. II 140 (Boissier, Documents 2 13 ff.,
vgl. ViROLLEAUD, Babyloulaca I 3 ff.) II 43 f.: pi-qam libbi-su
iparrud (MUD-ud) ^ ina maia[li-§]u il-la-tu-su il-la-alc pi qam
la pi-qam in-ni-har isäti libhi-su UE"^'^ (nach Virolleaud a. a. 0.
55 = hamämu), worin pi-qam nicht mit Sicherheit zu deuten ist.
Auch der etymologische Zusammenhang mit liebr. nps ^ ist frag-
lich, da eine Länge des zweiten Vokals nicht erweislich ist.
si-ih-qa in: ma-la tu-sd-ab-ba-la si-ih-qa su-hi-l[amj Unqnad, Briefe
154 (CT II 19), 41 gewiß ein Adverb.* Ungnad rät auf heim-
lich (?).
qab-la (meist als Präposition nur qabal) ,mitten, in der Mitte* liegt
zweifellos vor: Gilgamesepos XI 130 (Jensen KB VI^ 238;
Dhorme, Choix 112) si-bu-u ümu(-mu) i-na ka-sa-a-di it-ta-rak
me-hu-u a-bu-bu qab-la ,als der siebente Tag herankam, ging
der Orkan, die Sturmflut, mitten auseinander*. Bei Dhorme
ist qab-la unübersetzt geblieben, Jensens ,der Schlachtsturm'
ist wegen der Akkusativendung von qabla unmöglich. Zur Be-
deutung , zerbrochen werden, auseinanderplatzen' des Passivs
von trk vgl. außer Delitzsch, HWB 714 besonders Hunger,
Becherwahrsagung Text A (CT V PI. 4 ff.) 37 samnum i-mi-tam
ta-ri-ik ,Wenn das Ol nach rechts Ixin entzweigeht*; 38: ar-
ki-su ta-ri-ik ,nach hinten entzweigeht', ähnlich B. 14, 19 — 22;
59, 63, Zu qabla vgl. ferner [sa qa-ab]-la-as-si ^ pa-a-ab a-sa-am
^ An dieser Übersetzung trägt zunächst die falsche Wortabteilung pi-qa-a
nia-at, bezw. pi-qa-a bal(bul)-hi-u( Schuld. (Ebenso Delitzsch, HWB 530 a; Prole-
gomena 137, Jäger, BA II 305, während Meissner, SAI 436U richtig nur j^i-'JC' zum
sumer. GA.NAM zieht.) Aber ma-at und bal(hul)-lu-ut können nicht dieselbe Verbal-
form sein. Noch weniger kann lulcnl, luSktin 3. Pers. sein oder das Interrogativum
manmt (?) im zweiten Satze fehlen.
' Vgl. III 22: ina mttrsi-iu 2Jo,-rid.
' Im Arabischen entspricht dem hebr. npo : <jJLs ; hebr. n nur wegen p.
* Eine andere von Ungnad 367 ins Auge gefaßte Möglichkeit, vielleicht
si--pa , einen Brief zu lesen, scheint graphisch und inhaltlich ferne zu liegen.
' Ergänzung nach Knudtzon.
Akkus ATI vADVERBiEN IM Assyrisch-Babylonischen. 39
,aus dessen Mitte eine Tür hinausführt (?)' Amarna 22 Kol. I
26£.; qa-ab-la-su Jd-il-du-[suJ ,in dessen Mitte sein Kildu ist'
a. a. 0. Kol. II 69.
qaqadä, qaqdä, auch ga-ga-da-a und ka-ak-da-a-me (Kohler-Unqnad,
Assyr, Rechtsurkunden 16, 60), ka-ak-da-a-mi (a. a. 0. 15, 60)
geschrieben, eigentlich Akk. zu qaqqadu ,Haupt': ,überhaupt',
,heharrlich*, ,beständig*, ,gewiß' vgl. arab. L«»\J .überhaupt, ganz
und gar', hebr. i»K"a ,ganz*, deutsch .behaupten' oben S. 4 zu
übij? u. V. a. m. Vgl. ina qaqqad ,genau, pünktlich' Johns, Deeds
53, 3 u. ö. und dazu Jensen, KB VI^ 396. S. die Lexika und
Meissner, Supplement 85b.
qirha ,inmitten, in' vgl. die bei Mcss-Arnolt 928 a notierten Belege
für qir-ha-su, ki-iri^-ba-su, ki-ir-ba-su-un (= Lanqdon, Königs-
inschr. 92, 25 u. ö.) und Delitzsch, Grammatik 229.
sa Genetiv-, Relativpartikel, Präposition und Konjunktion. Ursprüng-
lich auch Demonstrativ- und Fragepartikel. Vgl. die Lexika und
besonders Krätzschmar, Relativpronomen und Relativsatz im
Assyrischen BA Ja 379 — 442; und: Die Präposition sa im Assy-
rischen 583 — 588, wozu im einzelnen manches nachzutragen
wäre. S. auch unten Kap. VI. Eine Zusammensetzung mit sa ist:
§a-la ,sine, wenn nicht, ohne, außer' = aram. xbi. Eine formell ent-
sprechende Bildung im Hebräischen s. weiter.
summa ^ ursprünglich Fragepartikel ^ ,etwa, ob', daraus die häufigste
Bedeutung ,wenn' (vgl. deutsch ,obwohl, obgleich' etc.), sum-
ma-ma Jensen, KB VI^ 10, Tafel II c, 4 u. ö. ; sum-ma-mi oft in
Amarna und Hrozny, Nachlese 6, 10; sum-ma-mi auch wie
hebr. qx ,fürwahr nicht', vgl. Bohl, Sprache 73; sum-ma . . .
§um-ma ,entweder — oder' Babyloniaca III 217,44. 47; 219, [11].
Wie sa wird auch sum-ma mit lä zu sum-ma-la (vgl. % aus in-la,
nhebr. vh^ etc.) ,wenn nicht, sine, ohne, außer' verbunden; vgl.
^ Nicht er.
* Wenn in Summa das m des Auslautes nicht zum Wortstamm gehört (s.
dazu später), sondern die Mimation, bezw. ein angefügtes -ma darstellt, ist summa
kein Adverb in der Form des Akkusativs.
' Daran scheitert die geistreich tuende Deutung von summa als .gesetzt'
(von D'to Hl), die auch Brockelmans II 641 (§ 425a) akzeptiert. Wie in Kap. VI
gezeigt werden soll, entspricht der Zischlaut von iumma einem hebr. tö, nicht tr.
40 I. Die adverbiellb Akküsativendung am, an im Semitischen,
§um-ma-la ki-a-am , sonst' unter kiam. Besonders häufig ist sum-
ma-la in Eigennamen wie sum-ma-la-ilu sum-ma-la-nabü ,(Wer
bestellt) ohne Gott, Nabu etcV vgl. die parallele Namensform
man-nu-ha-la-nabü etc. und sum-ma-la-^^^marduk-ma-an-ni Un-
GNAD, Briefe 323. Vollständiger ist die Verbindung äuvi-ma-ak-
la in sum-ma-ak-la-iU ,Wenn ohne Gott' B. E. XIV 106, 13,
den Clay, Personal Names 133 b sum-ma-ak-la-an oder — einer
Vermutung Hilprechts und Meissners folgend — sum-ma-nahü-
la-ilu lesen will. Ebenso auch Verfasser, Tempelrechnungen 96.
In diesen Eigennamen bietet sich nun für sum-ma die Variante
sum-ma-an in sum-ma-an-la-ili [iaj Unönad, Briefe s. 323, Ranke,
Fers. Names 151; sum-ma-an-la-*^"savias Ranke a. a. 0. Daß
so und nicht sum-ma-ilu-la-ili-ia etc. zu lesen ist, zeigt die
Schreibung Sum-man-la-^^'^ Marduk CBS 3737 bei Clay, Personal
Names 133 b und der Kurzname sum-man-li Clay a. a. 0. 200 a
neben §u-ma-lum Clay a. a. 0.; su-um-ma-li, sum-ma-U B. E.
XIV 114, 7; XV 80, 3. Ist auch das N. pr. sum-ma- AN wegen
sum-ma-nu Clay a. a. 0. 133 b als noch weitergehende Ab-
kürzung §um-ma-an zu lesen? Bestätigt wird die Lesung sum-
manla jetzt durch Museum V 152, Kol. VII 25 ff., wo sum-ma-
an-la unter anderen Synonymen für , außer* wie e-zi-ibj e-zu-ub,
e-la, sa-la angeführt wird. Ist — in Bestätigung früherer Ver-
mutungen — auch su-mu-la in analogen Eigennamen als Neben-
form zu summa(n)la anzusehen?
sumela(m) ,links, nach links', su-me-la an den oben bei imna ,rechts'
angeführten Stellen ferner §u-me-lam Hunger, Becherwahrsagung
Text A (CT V 4ff.) 40; B (CT III 2 ff.) 7.
sa-ni-ia-a = LÖU ,zweitens' K 145, 15 vgl. Jäger BA I 590, der auch
den neubabylonischen Eigennamen sanijäma als ,zum zweiten
Male' deutet. 2
^ So ist gewiß auch für äu-ma-at (f)-SamaS Delegation en Perse II 93, I 15
Tallqüist, Ass. Personal names 225 zu lesen 3u-ma-la-SamaS.
' JÄGEus Behauptung daselbst ,eine Lesung sanij,a schließt sich von selbst
aus', weshalb ianij,am zu sprechen sei, läßt sich heute nicht mehr aufrechthalten;
(o/ als Vokalausdruck (bezw. Dehnungszeichen mit dem gewöhnlichen Vokalzeichen
wechselnd) ist in neubabylonischen Urkunden gewöhnlich und wird wohl darum
besonders für langes ä angewendet, weil a-a ai gesprochen werden könnte.
Akkusativ ADVERBIEN im Assyrisch-Babylonischen. 41
sap-la , unter', sap-la ^^narkahti Harper, Letters lY 385 Rev. 4;
sap-la *<^*''* narkabti III Rawl. 51 Nr. 9, 25; sap-la '?" mu-gir-ri
Z. 14 mit Präp. ina sap-la •>» kussl Jensen KB VIi 110. III 11;
ina sap-la-u-a Harper. Letters 127 Rev. 2; ina sap-la ahulli
1217 Rev. 6; sap-la . . . Kjng, Magic 6, 46 vgl. Muss-Arnolt
1083 b und in der Redensart sap-la qa-ti ,heiinlich' Harper,
Letters IV 411, 12 cf. Ylvisaker, Zur Grammatik 67; Klauber,
AJSL XXVIII 133, wozu nhebr. T" nnxbD »heimlich, hinterrücks'
zu vergleichen ist.
a-na sa-sa-ma ,hieher' Istars Höllenfahrt Rev. 46 ; so richtig Fiqulla,
MemnonVI186; ,(zu) ihr' (Jensen, KB VIj 90; Dhorme, Choix
339) müßte eher a-na §a-si-(i)-ma lauten.* Zur Etymologie vgl.
äth. heja und zeja ,hier', worin j aus h entstand wie in syr. o^ooi
aus hühu (gegen Barth, Pronomen 15).
§u-us-sa-ma Synonym zu appuna(ma) q. v., ebenso wie tu-sa-am
tu-us-sa-ma(-)ki als Verbalform von nnr gefaßt ZA IX 109 und
(abweichend) PSBA XXII 107, was mir unwahrscheinlich ist.
S. unten S. 63 zu sumesam.
satiaqda(m) = sattaqdis, sd-ad-da-aq-da, sd-da-aq-da, sd-ad-da-aq-dam
(= istu santi gatifma] Amarna 149, 27. 44) = talm. ipnrx ,im
Vorjahre, früher' vgl. D. H. Pick, OLZ 1909, 165; Böhl, Sprache
11 3] Ylvisaker, Zur Grammatik 65 f.; Klauber, AJSL XXVIII
133. Wahrscheinlich (s. auch Ylvisaker a. a. 0.) nur volksety-
mologisch als satht. (,Jahr') + qdm (,früher sein') gedeutet und
eigentlich (vgl. mitharam) zu 1 2 eines hehr, ipv ,früh (auf) sein'
entsprechenden Verbums gehörig. Ursprünglich also sitaq(qu)-
dam ,früher' (?), saddaggis entstand durch Assimilation aus
saddagdis.
tu-ra (zu -nn »zurückkehren') , wiederum' Harper, Letters 80 Rev. 14;
618 Rev. 24; 676 Rev. 9 = tu-u-ra 5, Rev. 2; 687 Rev. 15, vgl.
Ylvisaker, Zur Grammatik 67. ,Nach hinten, rückwärts' dürfte
tu-u-ra Harper, Letters 519 Rev. 3 bedeuten: ki-ma "" musta-
barrü-mütanu(-a-nu) tu-u-ra istu lihhi qaqqadu(-du) «=«**■«*« UR,
GÜ.LA is-su-hur ,Da der Mars aus dem Kopfe des leo sich
» Vgl. fa-na] ia-a-ii Jensen 122, 23; H-a-H-im RA VII 16, 11 u. oft.
42 I. Die adverbielle Akkusativendunö am, an im Semitischen.
rückwärts wendete*. Jastrow II 657 ungenau ,in seinem
Rücklaufe'.
tubqa in ina tu-ub-ga dür häh-ili ,innerhalb (?) der Mauer Babylons*
KB III 2 18, 19 vgl. Jensen, Kosmologie 163, sonst tubqät blti
etc.; etymologisch wohl zu hebr. psT , haften, kleben*, a-'pmn
,die Weichen* zu stellen.^
tam-hi-a-am ,am Abend' Museum V 152 Kol. XI 43.
tu-sa-am, tu-sa-ma, tu-us-sa-ma s. appunama und sussama.
Auch nach dem t feminin! tritt im Assyrischen die adver-
bielle Akkusativendung häufig auf, und zwar gilt das nicht nur
von der einfachen Femininendung t, at, sondern auch von den Ab-
straktendungen U, üt und der den Plural fem. bezeichnenden En-
dung ä^.^ In den meisten Fällen kommt dann aber die geschlechts-
bezeichnende und numerative Bedeutung nicht zur Geltung, so daß
das feminine Adverb von der maskulinen Form in seiner Bedeutung
sich nicht unterscheidet, ebenso wie im Arabischen bätinan und bä-
tinatan; bad^an und bad^atan- gahrari und gahratan.j'^isa an, asijjan
und ''asijjatan; karhan und kirähatan etc. etc. in gleicher Bedeutung
stehen, weil es eben zum Wesen des Adverbiums gehört, ein Merkmal
einer Tätigkeit (eines Zustandes) allein mit Ausschluß jeder gram-
matischen Beziehung zu bezeichnen.^ Vergleiche folgende Formen:
ebirta , drüben, jenseits': samnam a-na e-bi-ir-ta tusd-bi-la-an-ni ,du
ließest mich das Öl nach drüben bringen' CT II 19 (Unqnad,
Briefe 154), 33; e-bi-ir-ta B. E. XV 42, 6.^
es-H-ta-am ,von neuem, neuerdings* Schorr, Urkunden 301, 13 (S.435)
= e-se-ta-am in dem Fragment zum Hammurapikodex Museum
V 93 Kol. II 4 dup-pa-am e-se-ta-am la is-du-ur ,aufs neue eine
Urkunde nicht ausstellt*.
^ Babyl. t ■— hebr. t wie in abätti : lax etc. Besonders häufig ist dieser
Wechsel in Araarna, vgl. u. a. Dhorme, RB 1910, 472.
* Das Arabische kennt bekanntlich kein an nach der weiblichen Plural-
endung, wofür wie im Genetiv in (äiin) steht. Ob man trotzdem in babyl. ätam
eine Piuralendung sehen darf, dazu s. später.
' Vgl. vorläufig Delbrück, Vergl. Syntax der Indogerra. Sprachen 544 u. oben 7.
* Für e-du-tam-ma Vikolleaud, Supplement VIII 9. 11 ist wohl besser zu
lesen: qaran-iu Sa Sunieli e-du-ud-ma ,weiiu sein (des Mondes) linkes Hörn spitz ist'.
AssTRiscHB Akkusativadverbien mit Femiminendung, 43
ahäta(m) .gemeinscliaftlich, brüderlich, zu gleichen Teilen' (= mal-
malis , gleich auf gleich* vgl. oben zu ahenna): mimma mala
ina muh-hi tp-pu-Sü-u (6) a-ha-ta su-nu ,in allem, was sie darauf
tun werden, sind sie gleich (beteiligt)* Strassmaier, Nabnd.
199, 5f. ; mimma ma-la ina ali u seri ina muhhi suluppa-a-an^
100 gur ip-pu-us[-su-ii] a-ha-a-ta hi-nu Strassmaier, Dar. 280,
5 — 7 vgl. 395, 5ff. = 396, 5ff. ma-la ina lih-hi i-sak-ka-[nu a-J
ha-a-ia [su-nu] (17) qa-ni-e sa ina lih-hi a-ha-a-ta su-nu , (daran)
was sie darin pflanzen (?), sind sie gleich (beteiligt); (an) dem
Schilfrohr, welches darin ist, sind sie gleich (beteiligt)' B. E.
VIII 118, 16f.; alpu ma-lu (7) alpi ^^ zeru ma-la ^'^ zeri mimma
ma-la ina lih-hi il-la-ä' (8) a-ha-a-tam su-nu .Rinder gleich den
Rindern (des anderen), Feld gleich Feld sind sie an allem, was
darin gedeiht, gleich (beteiligt)* B. E. X 44, 6ff. Vgl. noch
Strassmaier, Nebk. 58, 7; 88, 7; 300, 7; Dar. 348, 8; B.E.IX 60;
X 55 etc. Die Fassung von a-ha-(a)-ia-su-nu als ,ist ihr Ge-
meinsames' (vgl. Delitzsch, HWB 39 a) wird als falsch er-
wiesen durch B. E. X 41, 4f. : ü mimma ma-la ina ^*" zeräti
suäti^*^ ina '?^nartah-i-ni (5) il-la-a^ a-ha-a-tam ni-i-ni ,und
an allem, was in diesen Saatfeldern durch unsere Bewässerungs-
geräte gedeiht, sind wir gleich (beteiligt)' und ist übrigens auch
schon an Stellen wie ^ itti-''^marduk-halätu ü ^ sapik-zer a-ha-
a-ta sü-nu ,1. und Ö. sind gleich (beteiligt)' Strassmaier, Nabnd.
653, 8 ausgeschlossen; vgl. 572, 10 a-ha-a-ta su-nu (so!). Die
Lesung a-ha-(a)-tü (statt -tarn) ist schon wegen des häufigen
a-ha-(a)-ta abzulehnen. Vgl. Müss-Arnolt 31 b oben; PSBA
IX 306. B. E. VIII 63, 10 bietet in derselben Bedeutung a-hi-ta
su-nu (nicht a-hi-ta-su-nu! so der Herausgeber, S. 27) ,sie sind
gleich (beteiligt)'. Beachte auch die (irrtümliche) Schreibung
it-ti a-ha-tam-mes B. E. VIII 48, 4f., welche die bedeutungs-
gleichen Adverbien ahätam und ahames zusammenwirft.
a-hi-ta 1 ,gemeinsam' s. soeben.
a-hi-ta(m-ma) II , seitwärts' in a-hi-tam-ma lil-lik ,er gehe seitwärts*
Kino, Magic Nr. 11, 24 vgl. Kino 133 (unrichtig: a-hi-tü-ma
1 S. dazu Kap. IV.
44 I. Die adverbielle Akkusativbndüng am, an im Semitischen.
,hostile?'); Hehn, BA V 365; Jastrow, Relig-ion II 90 (richtig).
TH. D 27 (Unghad, Briefe 157). 11 — 15: [d]s-sum eqli-im äd
na-di-ti[m] (12) [sje-a-am ma-la ma-zu (13) sa-l[u-u]s zu-ü-zi
(14) ie-a-am 1 (pi) 4 bar seim a-hi-tam-ma (15) §ü-ku-in
,Um von dem Feld der Priesterin das Getreide soviel vor-
handen ist als Drittelanteil zu teilen/ lege ^s ^wr Getreide bei-
seite', a-hi-tam-ma ad-di-i ,ich habe beiseite gelegt' Unönad,
Briefe 220 (TD 45), 12L^ Ist CT IV 29 c (Unqnad, Briefe 262)
Iff. : ki-ma is-tu la-hi-ir-tim (2) hiti(-ti) na-ap-ta-ri-ia (3) si-
sa-am (1. pän-ni-am ?f) ü a-hi-tam (4) la ku-ul-lu-mu hieherzu-
stellen? In etwas anderer Bedeutung: ,von der Seite' (vgl.
Weber, Anmerkungen zu Amarna 1018: Ebeling, Wörterver-
zeichnis 1364) liegt a-hi-tam vor in Amarna 1, 89 — 92: it-ta-
din '?" narkahäti-ia i-na lib-bi *^" narkabäti '""*^" ha-za-nu-ti ü-ul
ta-mu-ur-su-nu a-hi-tam tu-te-bi-el-su-mc a-na pa-ni ma-a-ti sa
ki-ka ü-ul ta-mu (!)-su-nu a-hi-tam ,er hat meine Wagen ge-
schafft unter die Wagen der Regenten, ohne daß du sie von der
Seite ansiehst; du hast sie in die Richtung des Landes so und
so gebracht, ohne sie anzusehen'.
e-li-ta jlaut (wörtl.: hoch)': is-si-ma ti-amat sit-mu-ris e-li-ta ,es schrie
Tiamat auf wild und laut' Weltschöpfungsepos IV 89; vgl.
Jensen, KB VIi 26 und 336; Dhorme, Choix 50/51, wo die
Form aber nicht richtig gefaßt ist; s. auch zu danlta.
imittam = imna , rechts', i-mi-it-tam u su-me-lam ,links und rechts'
CT V 4, 16 = Hunger, Becherwahrsagung 40; samnum . . . i-
mi-tam ta-ri-ik ,Wenn das Ol . . . nach rechts hin entzweigeht'
Z. 37 (Hunger 42).
^ Ungnad : .Was das vernachlässigte Feld betrifft, (so) teile das Getreide . . .
in drei Teile'. Bei dieser Fassung ist aber ,das auslautende » in züzi auffällig'
(Ungnad). [S. auch Landsberger, ZDMG LXIX, II, S. 26 des SA.]
' CT III 2, 14 steht: ] samnam a-na aS-Sa-tim a-ha-zi-im te-ip-pi-es (Wenn du
für das Heiraten das öl[verfahren] bereitest) / ia zikarim I nnniStim a-hi ta na-
an-dli-ma, wo man gleichfalls an a-hi-ta , daneben' denken könnte. Hunger, Becher-
wahrsagung 50 korrigiert zweifellos unrichtig in a-hi-Hä. Indes ist ta gewiß mit
der folgenden Verbalform zu ta-na-an-di-i-ma zu verbinden, was auch Jastrow, Re-
ligion II 763 übersehen hat. Übersetze: ,und du einen (Tropfen) für den Mann und
einen für die Frau daneben (a-hi) hineingießest'.
Assyrische Akküsativadverbieji mit Femikinenduno. 45
a-mar-ta ,seit"wärts' s. pütam.
ap-fu-na-a-ta, Variante zu ap-pu-na-(ma) Weltschöpfungsepos I 124,
vgl. Delitzsch, HWB 113 b.
arha-a-ta-a ,monatlich' Strassmaier, Nabd. 282, 6; Cyrus 45. 6 =
arha-a-ta B. E. Villi 112, 12 vgl. Jäger, BA I 590 Muss-
Arnolt 99 a.
warkitama ,zurück' == warka in der Kapp. Tafel Golenischeff XIV
22 — 23 a-na-ku-ma [al]-la-ak ma-ar-ki-ta-ma ,ich ging zurück*.
Z. 31 — 32 a-li-ik ma-ar-ki-ta-ma ,er ging zurück'; vgl. Z. 28:
a-la-ak ma-ar-ki-ti .ich ging zurück' Sayce, Babjloniaca II 17 f.
übersetzt ,a long way*, verwechselt also K-]-','} und V-\-^.
(w)atarta = watram ,sehr groß, gewaltig' in i-te-ru-ub a-tar-ta ,er
zog gewaltig ein' V R 55, 39 vgl. KB Uli 166; Delitzsch,
Gramm. 218; Hinckb, A New Boundary stone 269 = at-ri-is
it-ta-na-al-lak V R 31, 12. Mit dem adverbiellen a-tar-ta gleich-
bedeutend ist die Präpositionalverbindung ki-ma a-tar-tim-ma
im Sinne von , obendrein', die meist unrichtig a-har(kut)-tim-ma
gelesen wird. Vgl. Delitzsch, HWB 42 b unten u. ö., ferner
CT XXVI Kol. 6, 4: ki-ma a-tar-tim-ma lu as-ba-ta si-ir me-
si-ik-ti . . . uraddi (Thompson: a-kut-tim-ma). Eine Nebenform
dazu ist wohl:
at-te-ru-tit-ta , abermals, nochmals' Amarna 41,9 = a-na at-te-ru-ut-ti
20, 8. So richtig Knüdtzon gegen Bohl, Sprache 67, Wincklers
Anm. dazu und jetzt auch Ebeling, Wörterverzeichnis 1386,
ina battatä an folgenden Stellen: ina ba-at-ta-ta-a-a ma-har "" samas
ü-sa-ad-bi-ib-su-nu Harper, Letters II 223, 8 — 9; bit düräni "■«'
ina bat-ta-ta-a-a sab-bi-ta-ma a. a. 0. Rev. 8 — 9; ina ba-ta-ta-a
pi-is-ra-te-su-nu il-ku-u Harper IV 355, 18 f.; """'^"rfamgare "**
i-na bat-ta-ta-a-a ü-bal-ü-ni Harper X 992 Rev. 10; seum tab-
ku sa ümäte ""*' (vgl. arah ümäte "'" Z. 5) ina bat-ta-ta-a ni-sa-tar
XIII 1290, 7 nach Behrens, Briefe 14; Ylvisaker, Zur Gram-
matik 55 unten, Klauber, AJSL XXVIII 132 oben: ,der Reihe
nach, nacheinander' bedeutet richtiger wie batti-batti, ina batte
usw., ringsum', dann , insgesamt, alle' = arab.^-^'j, ^J^\ .gänzlich,
unwiderruflich, durchaus'. Vgl. auch Meissner, Supplement 26 b.
da-ku[-tam7] ,hinunter' (?) s. S. 34 zu mi-ih-ha.
46 I. Die advkrbielle Akküsativendunq au, an im Semitischen.
da-ni-tam li-iq-hi ,soll er laut (?) sprechen' Kod. Hamm. XXV r 39.
Vgl. Ungnad, Hammurabis Gesetz II 97 ^ und 130 b, wonach
das Wort etwa zu V~^ oder K^ zu stellen ist.
ha-mu-ut-ta , eilends' = hamtu, hanti§, hamuti^^ vgl. Delitzsch, HWB
281 b; Gramm. 218; B. E. XVII i 83, 24 u. ö., besonders häufig
in Amarna, geschrieben ha-mu-ta, ha-mut-ta, ha-mu-ut-ta, ha-
mu-tam, ha-mu-ut-tam] 3, 10 (vgl. Ebeling, Wörterverzeichnis
1413) mit Präp. it-ti ha-mut-ta (vgl. kima hamutis, ina hamutis),
aber auch a-na ha-mut-ti.
ka-a-a-ma-an-tam ,wie immer' in: himma II zikara u sinnista ülid-ma
Hpätii uznä sepä pü u §upre ka-a-a-ma-an-tam, (nicht tu) §aknü
jWenn „ditto" (eine Stute) ein männliches und ein weibliches
Junges gebärt, die Haare, Ohren, Beine, Mund und Nägel wie
gewöhnlich sind' CT XXVII, PI. 48, 3 vgl. Virolleaüd, Baby-
loniaca V Nr. XLVII 3 (S. 158f.); XLVIII 23. 25 (S. 162);
Virolleaüd richtig ,normalement'. Unrichtig Jastrow, Religion
II 841. Vgl. in derselben Bedeutung mü ka-a-a-ma-nu-tu ,das
Wasser ist normal' Babyloniaca III 204, 81. 84; 205, 87. 89 u. ö.
§umma ka-a-a-ma-nu ,wenn er normal ist' 207, 153 etc., nicht
,des eaux stationnaires, constantes; s'il est persistant' Boissier,
Choix 237 ff. ; 246 etc. Zur BedeutungsentAvicklung von kaia-
mantam, eigentl. , immer' zu ,wie gewöhnlich, normal' vgl. oben
zu ginä, zur Form s. unten Kap. XI.
ka-sa-a-at-tam (V^) ,in der Morgen- und Abendkühle' ^ vgl. J4^^ >ri
,Tagesanbruch', o^^rC^^ ,Morgen und Abend', mehri haqardur
, am Morgen', eigentlich ,am kühlen Morgen gehen' vgl. Bittner,
Studien II 60. Vgl. zu kasätum und taksätum als Tageszeit auch
Jensen, KB VIj 386; ki-su-u VS VI 174,30.39. S. auch sogleich.
li-li-a-at-tam ,am Abend' Museum V 152 Kol. 11, 19; vgl. li-la-ma
oben S. 33 ; ka-za-a-tam ü li-li-a-tam ,früh und abends' a.a. O.Z.30.
ma-'a-ta, d. i. ma*atta = mada(m) (q. v.) ^ ,sehr': i-ra-'ama-an-ni
ma-'a-ta dan-nes f-via] ,er liebt mich in sehr hohem Grade'
^ Vgl. Museum V 152 Kol. 11, Z. 20: ge-da-ta = i-na ka-za-a-lim, 21: ä-ü-te-
ge-ba = mu-uS-ka-za-at und besonders Z. 22: ü-zal-sü = a-di ui-ra-am gegenüber
Z. 23: ge-zal-Sü = a-di ka-za-a-tim. S. auch Pöbel, Museum VI 39 f.
* Auch eine Lesung ma-'-ta = mask. via da wäre möglich.
Assyrische Akküsativadverbien mit Femininendüng. 47
Amarna 20, 58; ki-i-me-e uk-[tje-ib-bi-zu ma-*a-ta ta-an-ni-iS
,daß ich ihn in sehr hohem Grade geehrt habe' Z. 67 ; ma-'a-ta
ü-bar-ra-ha-anni ,(daß) er mich sehr verherrliche (?)' Z. 74.
ma-fiir-tam = mahra ,vor* in ma-hir-tam ä-ki-it , angesichts des Aqitu*
Lanqdon, Königsinschr. 234, 29; ma-hir-tam E-bar-ra ,an (vor)
Ebarra' 232, 34.
ma-an-da (s. oben 25 zu appunama) Grundform zu mindi, mindema,
nindü, toifpij-in-du-u, aus manta, minta, feminin zu mina(m)
,wie, was?, etTv^a?', äth. ment, acc. menta, arab. selten »JU^
(vgl. Barth, Pronomen 143) , welches?, wie?*. Schon in dieser
ursemitischen Form ward t nach n zu d, so daß minda, das
in der Frage wohl mit Hamza am Wortende ^ gesprochen wurde,
weiter volksetymologisch mit dem zu yT , wissen' gehörigen
yna, n:» verwechselt ward, weshalb die aram. Entsprechungen
neben dem korrekten syr. j«^ bab.-talm. ■•tö,^ auch opnö, orijo,
das hebr. jmo (vgl. nindü), das äth. neben ment(a) in der Be-
deutung jVielleicht' : ^endal (amh. \nga) bieten. Zum Wegfall
des anlautenden m vgl. das Soqotriwort inem, inhem für ,was', das
wohl dem männlichen minam(ma) entspricht, sowie im TigriSa
dialektisch ^entäj neben mentäj bei Barth. Pronomen 143. Die
üblichen Deutungen von aram. mind'^am als ,scibile quid', hebr.
maddü'^'^ als *ma jädü'^'^ ,was gewußt', äth. "endal als ,nicht
mein Wissen' sind als Volksetymologien abzulehnen. Zur Be-
deutungsentwicklung des Wortes im Assyrischen ^ vgl. folgende
Stellen:
a) Als Partikel der direkten Frage = lat. num wie "ö (neutr.) im
bab. Talmud und schon in 2pr Dip'' •'ü Am. 7, 2. 5 ,Wie? könnte
Jakob bestehen?' (vgl. Barth, Pronomen 142) und noch genauer
wie talm. n*» (meddej) in Fällen wie xrib"'» «"'bn jsmttr"S?ps ""Tö
^ Vgl. die Aussprache la für lä im Vulgärarabischen.
' Zum Auslaut dieser Formen s. weiter.
' Von den bisherigen Deutungen vgl. besonders Ziuuebx, ZA IX 104 ff.: ,fiir-
wahr, gewiß, gewissermaßen, etwa, wenn etwa'; Jensen, KB VIj 384 auch ,nachdem';
.infolgedessen (?)' ; Bohl, Sprache § 341 , wahrlich'; Meissnek, Gramm. §75c ,natür-
lich(?)'; OLZ 1912,275 (in N. pr.) .vielleicht, hoffentlich'. Johnstox, Gelderen bei
Ylvisakkk, Zur Grammatik 64 .wenn'; Ylvisaker a. a. O. ,gewißlich, sicherlich';
Ejicdtzo» .wahrlich' etc.
48 I. Die adverbielle Akkusativbndüno au, an im Semitischen.
jkommt es etwa auf das Alter an?' B. Bathra 142b u. ö., z.B.
min-di-e-(ma) sarru beli-ia i-gah-bi um-ma »spricht etwa der
König, mein Herr, folgendermaßen?' Harper, Letters 281 Rev. 3;
analog 459, 11; 468, 4; 764 Rev. 5; 804, 13; 833, 17; Thompson,
Reports 268 Rev. 7;^ ebenso: min-di-e-ma ana sarri beli-ia i-
ga-a[b-bi] um-ma , sprecht ihr etwa zum Könige, meinem Herrn,
also?' Harper 266 (K 79) Rev. 16; min-di-e-ma ta-gabba-a
um-ma , sprecht ihr etwa also?' 493, 19; 576 Rev. 16; 1114, 19;
min-di-e-ma pi-ir-za-tu si-i ,ist das etwa Lüge?' 1237, 14; im
N. pr. min-di-i-ballu-ut ,Wird er leben?' Clay, Personal Names
108 a, vgl. Meissner, OLZ 1912, 275; Torcztner, Tempel-
rechnungen 70; mi-in-di at-ta sinnista ul tu-se-bi-la a-na-ku
ki-i ka-sa-ma sinnista lu-uk-la-ak-ku-um-ma l[a-a] ,Soll etwa —
da du kein Weib übersandt hast — auch ich wie du ein Weib
dir vorenthalten? N[ein]!' Amarna 4, 20 — 21; mi-in-di-e-ma a-na
a-hu-za-ti ki-i as-p[u-ra-ak-ku ü] a-[n]a ü-ma-mi ki-i as-pu-ra-
ak-ku a[t-ta ta-aq-ta-bi] , Sprichst du, da ich wegen einer Heirat
oder wegen Getieres dir geschrieben habe, etwa so?' a. a. O.
Z. 23-24.
b) In indirekter Frage, z. B. ki-i atalü is-ku-nu il la is-ku-nu ul
ni-di bei sarräni a-na assur ''' a-na aläni ka-la-ma . . . lis-pur
min-di-e-ma ina lib-bi aläni an-nu-ti i-tamar(-)ni (f?) ka-a-a-
ma-ni-ti sarru lis-me ,0b eine Finsternis stattfand oder nicht,
wissen wir nicht. Der Herr der Könige möge nach Assur, nach
allen Orten . . . senden (schreiben), ob sie dort etwa gesehen
wurde; [dann] wird der König es jederzeit erfahren' Harper
895 (= Thompson, Reports 274), 6—11.
c) Der Fragesatz vertritt oft, wo eine Antwort nicht erwartet wird,
eine unbestimmte Aussage, worin mindema die Bedeutung ,etwa,
vielleicht' zu haben scheint. So ist z. B. ,Wird er etwa leben
(mindi-iballut)?' soviel wie »vielleicht, hoffentlich wird er leben'.
Aus solchen Fällen entwickelte sich die Bedeutung ,vielleicht'
für mindema in Fällen wie: min-di-e-ma iläni sa bei sarräni
^ Jastrow, Religion II 530 zu dieser Stelle ,wenn nun'. S. zu dieser Fassung
sogleich sub d).
Assyrische Akküsativadverbien mit Femininenduno. 49
beli-ia ip-pu-su-ma ,vielleicht (hoffentlich) \rerden die Götter
des Herrn der Könige, meines Herrn, machen, daß , . .* Har-
PER 281 Rer. 8 f.; mi-en-di märat Uten mu-us-ki-nu ü sum-ma
isten *'°*'* ga-ga-ia sum-ma märat '"°'" ha-ni-gal-hati ü mi-en-di
sa ""'" ü-ga-ri-it^^ §a i-mu-ruvi ,Vielleicht ist es die Tochter
eines Ministerialen oder eines Gagäers oder die Tochter eines
Hanigalbatäers oder etwa eine vom Lande ügarit, die sie ge-
sehen haben' Amarna 1, 37 — 39; mi-en-ti sarräni . . . ü ü-§e-
bi-lu-ni-ku ,vielleicht . . . übersenden dir die Könige dann'
Z. 56 — 58; min-di ina Uh-bi rimi an-ni-i siru ra-bi-is ,vielleicht
lagert im Bauche dieses Wildochsen eine Schlange* Etana-
mythus Tafel b, 40; Jensen, KB VIi 106; so wohl auch Irra-
mythus III Obvers 6 (vgl. Z. 19): min-di-ma ana-ku ina hi-ti
mah-ri-i ah-su-sa limnä-t[imj ,vielleicht^ habe ich in früherer
Sünde Böses geplant*; dib-bu na-az-ru-ti sa ^ '^*^ nabü-zer-llsir
ina ekalli dubu-ub min-di-e-ma dib-bi-ia na-az-ru-ti ina ekalli
i-dab-bu-ub ,sprich Böses gegen N. bei Hofe; vielleicht spricht
er (sonst) Böses bei Hofe gegen mich* Habpee, Letters 511
Rev. 3—7.
d) Schließt sich dagegen unmittelbar an den Fragesatz eine Fol-
gerung aus der zu erwartenden Antwort an, so erscheint er
als Bedingungssatz, in welchem Falle die Fragepartikel kon-
ditionalen Sinn zu haben scheint. So kann das sub a) an-
geführte mindema sarru . . . igabbi ,spricht etwa der König?'
bei anschließendem Nachsatz kondizional als , spricht etwa der
König, (so antworte ich:)* gefaßt werden. In solchen Beispielen
erhielt mindema die Bedeutung ,wenn*, die in ,weil* überzugehen
scheint in: min-di-e-ma babilu^* la-pa-an (2) da-a-ki in-ni-di-ir
en-na (3) a-du-u alfap-rak-ku-nu-H ,wenn nun Babylon vor
dem Gemetzel in Angst ist, siehe, so habe ich euch jetzt ge-
schrieben* Harper 571 Rev. Iff. ;^ arkis min-di-ma sin-ahhe-
erlba aggis izizma ,weil hierauf S. in wütenden Zorn geriet' Sanh.
Baw. 40. Auch das talmudische ■'"fo mit folgendem i bedeutet
an mehreren Stellen ,weil', wo man vielleicht nicht mit Recht
^ Jexsex, KB VIi 68: ,nachdem'; Uxgxad bei Gressuaxn, Texte 74: ,wohl'.
* Vgl. auch Klauber, Beamtentum 63 zur Stelle.
Torczyner, Die Entstehung dos semitischen Spnchtypas. 4
50 I. Die advbrbielle Akkusativendunö am, an im Semitischen.
ein anderes Wort (•»T' -j- |ö) annimmt. Zum gleichen Übergang
(,ob' > »vielleicht* > ,wenn' > ,weil') hei summa und der dazu-
gehörigen etymologischen Gruppe s. unten Kap. VI. Vgl. noch
die anderen hei Ylvisaker, Zur Grammatik 64 f. genannten
Stellen; Muss-Arnolt 560h; Thompson, Reports 90 Rev. 2.
mi-i-zu-ü-ta-am-ma in ü su-nu mi-i-zu (!)-ü-ta-am-ma al-ta-par-su-nu
Amarna 28, 15 kaum ,mit geringem Gefolge* (Wincklbr, Bohl,
Sprache 75; Knudtzon), man erwartet eher ein Synonym zu
ana du-ul-lu-hi ,Beileid zu bezeugen' in Z. 14. Darf man arab.
(3jft , kondolieren, Kondolenzvisiten machen' vergleichen und
übersetzen ,auch habe ich sie zur Kondolenz gesandt'? Vgl.
also etwa arab. ^.}»-o ,tröstend'.
ma-ti-tsb in i-pi-ir ia-ta-ra-tim i-[na] ma-ti-ta, i-di-in Unqnad, Briefe
108 (CT XXIX 6 a), 11—13 scheint eine fem. Nebenform zu
matam ,wann, irgendwann* zu sein: ,Die Verköstigung (srate)
der Jataratum gib irgendwann.'
pütam ,vorn' in ir-sa-su pu-u-tam il a-mar-ta rukus ,sein Lager vorn
und hinten umbinde' K 246 Kol. II 56 vgl. Fossey, Magie 160;
Delitzsch, HWB 517 a.
sätam r^r ,immerfort, in Zukunft' Harper 1140, Z. 7 f. [ümu] 16^<''^
hu-ud li-hi (8) [ümu] 18^'^'^ za-a-tam (nicht tu) hu-su-ur ,der
16. Tag bedeutet Herzensfreude, der 18. Tag: in Zukunft . . .'; vgl.
Klaüber, AJSL XXVIII 121 ; sa zortam Harper 301 Rev. 1. Sonst
stets nach Präpositionen und Subst. im Genetiv : ana za-a-ti, ana
Um säti etc. Vielleicht ist aber für ana üm(u) za-a-tü besser za-a-
tam zu lesen, z. B. Vs. V 21, 19; B. E. VHI 35, 5; 103, 8; 108, 21 ;
B. E. IX 32, 14; und öfter. Vgl. oben S. 37 zu ultu ümi pa-na.
ri-ku-dam Amarna 87, 17, ri-ku-tam 137, 10 = ri-qa-mi Dpn ,mit
leeren Händen' vgl. Bohl, Sprache 75.
sah-lu-qa-ta yphn Langdon, Psalms IV (= Reisner, Hymnen 1 etc.)
Obv. 48 (S. 48): ul i-§u-ka Sah-lu-qa-ta [ul i-su-ka] : ul i-qah-hi
sa-ah-[lu-qa-taj [ul i-Jqab-bi ,Nicht soll es dich vernichtend (?)
besitzen, nicht soll es dich besitzen; nicht soll es vernichtend (?)
sprechen, nicht soll es sprechen'.
sa-ni-tam I) ,ferner* so, nicht sa-ni-tü (Knudtzon), richtig Bohl, Sprache
40 und bes. 33; HROZNt, Nachlese Ta'annek 6, 6. 12 u. ö., bes.
Assyrische Akkusativadverbien mit Femininenddng. 51
häufig in Amarna z. B. 33, 9; 34, 11. 18. 46; 35, 23. 30; 38, 27;
40, 16; 45, 22 u. ö.; ferner in den Harper-B riefen vgl. z. B.
933, 9 u, ö.; sa-ni-dam in altbabylonischen Briefen, z. B. Un-
GNAD, Briefe 96 (CT XXIX, la), 15; 108 (CT XXIX, 6 a), 20,
wo es wie |j?3 in aram. Briefen, arab, w>^ U\ etc. unsere Brief-
übergänge ersetzt. Dasselbe Wort ist sa-ni-tam-ma Hrozn?,
Ninrag 30, 20: ed-lu sa si-ir-ka sa-ni-tam-ma ub-la ,der Held,
der deinen Körper /o7*<schaffte' (ÜROznt ,ein andermal brachte').
sa-ni-ta II) ,zuin zweiten Male' liegt nach Zimmern vor KB VIi 132, 19;
nach Martin und anderen bei Jastrow, Religion II 1721 in Craio,
Religious Texts I 26, 14; BA II 645 (sa-ni-tam) ; doch ist auch sa-
ni-tam I) ,weiter' gut möglich. Vgl. auch Muss-Arnolt 1067 b u.
Se-ni-tam-ma K 8268 (Virollbaüd, Fragments des textes divinatoires,
London 1903, 7), 12 (vgl. Virolleaud, Babyloniaca III 220) in:
ana lä teh se-ni-tam-ma ina askuppi bäbi [ ] (Z. iS) ü-
su-uz-za . . . scheint, verglichen mit Z. 21, ana lä teh epiri
askuppi hähi imitti u §umeli bu-ur-[ ] ,auf beiden Seiten' =
, rechts und links' zu bedeuten.
sa-atta ,heujahr' in ü-ul sa-da-ag-da ü-ul §a-at-ta , weder im Vorjahre,
noch heujahr' CT IV 28 (Ungnad, Briefe 242), 23—24; sat-ta
a-na sat-ii ,Jahr für Jahr' Jensen, KB VIi 168, 47 leitet über
zur ,pluralischen' Bedeutung von satta in: as-^a-at-ta , alljähr-
lich, in Ewigkeit' = ana Sattis Lanqdon, Königsinschr. 88 II 14.
ti-ma-li-a-at-tam ,gestern' Museum V 152 Kol. XI 10.
Eine Anzahl zumeist femininer Adverbia auf a(m) hat sich im
Babylonischen in festen verbalen Verbindungen erhalten, worunter
diejenigen mit aläku ,gehen' das größte Interesse beanspruchen dürfen.
Einen kleinen Teil derselben bilden jene Zusammensetzungen, worin
aläku wirklich ,gehen' bedeutet und das Adverb Ort oder Art des
Gehens bestimmt, wie:
a) Lokal: resütam aläku ,zu Hilfe kommen', meist st. cstr. re*ü<^,^.
aläku oder mit Vernachlässigung der Akkusativendung resütu/i
aläku, vgl. Delitzsch, HWB 015 b. tap-pu-tam aläku eigentlich
, zusammengehen', ,helfen* im st. cstr. tap-pu-ut N. N. aläku,
mit Vernachlässigung der Endung a-lik tap-pu-ti u. ä. vgl. De-
4*
52 I. Die adverbiellb Akkusativendung am, an im Semitischen.
LITZ8CH, HWB 712a; ÜNaNAo, Urkunden aus Dilbat (BAVIö)
64; ÜNGNAD, Briefe 402; Torczyner, WZKM 1913, 447. Zu
tappütam aläku, re^ütam alaku parallel ist das maskuline idä
aläku^ , daneben gehen, helfen*, vgl. die zahlreichen Belege bei
Delitzsch, HWB 303 b f., wofür die st, cstr.-Verbindung i-da-at
ilu-da-la-a it-tal-ku-ni K 506 (Harper, Letters III 251) Rev. 2
(wie tappüt N. N. aläku) ,sie gingen neben Ilu-dalä' ein idätam
alaku vorauszusetzen scheint.^ Ähnlich dürfte nach dem su-
merischen Paralleltexte Lanqdon, Psalms 68 Rev. 6 zu ana hit
i-lu ina ba-lag-gu tak-rih-[tam i ni-lik] zu ergänzen und zu
übersetzen sein ,Laßt uns in den Tempel mit einer Lyra (?)
zum Gebete (Langdon: with a song of petition) gehen'.
b) Modal: sa-da(taj-a-ta [itj-ta-na-al-lak ,(der Adler) ging . . . hin
und her' unklarer Bedeutung KB VIi 106, 47, wofür in Z. 24
mit Vernachlässigung der Endung sa-da-a-ti. Babyloniaca II 89
(Nr. V = K 141 + 6682), Z. 63 ff. finden sich ähnliche Be-
zeichnungen der Gangart von Vögeln (nach alak paspasi illik
,wenn er wie ein Sperling geht [hüpft]' Z. 63 und vor alak
la-hi illik ,wie ein Löwe geht' Z. 77): ha-ah-hu-rat-ta (Z. 75 -tarn)
illik Z. 72 — 75 und KuR-kah-tü (so Virolleaud 27, s.aber sofort)
illik 7i. 70. 71. 73; hahhuru ist nach Delitzsch, HWB 272, ver-
glichen mit Meissner, SAI 150; 9098 f., als Nebenform zu ha-har
Bezeichnung einer Rabenart und kommt auch als N. pr. vor,
wozu Tallquist, Assyrian Personal Names 83 a inin Esra 2, 51 =
Neh. 7, 53 stellt, ha-ah-hu-rat-ta (m) illik ist also ,(wenn er)
nach Rabenart hüpfte In der zweiten Wortverbindung dürfte
das zweite von Virolleaud kab gelesene Zeichen, dessen häufigste
Lesung, wie Ungnad, OLZ 1908, 2. Beiheft 28 nachgewiesen
hat, dad, tat ist: dat, das erste sad oder sad zu lesen sein;
§lsad-dat-ta illik wäre dann dasselbe Wort wie sa-da-a-ta [itj-
ta-na-al-lak im Etana-Mythus. Sachlich ist wohl Jes. 3, 16: *]ibn
n^abn piibüi zu vergleichen.
^ Vgl. auch den Eigennamen i-da-a-te-bel-a-la-ka ,At the side of the lord
I walk' Tallquist, Assyrian Personal Names 93 b.
* S. auch unten Kap, VIII.
Assyrische Akkusativadverbien in verbalen Verbindungen. 53
Hieher gehört wohl auch ana biti qi-lu-tam illak sir-hi i-gah-bi
,ins Haus geht er laut (K'^ip), schreiend spricht er' Reisner, Hymnen
122, 17 vgl. Babyloniaca II 158.
In den meisten Verbindungen dieser Art ist aber aläku als Hilfs-
zeitwort verwendet und steht wie unser , gehen' in ,verloren gehen',
dialektisch ,kaput gehen' etc., franz. , aller' etc. in der Bedeutung
,werden'. Vielfach kommt neben der Grundform auch das kausative
süluku jirgendwie werden lassen*, ,irgendwie machen (reddere)' vor.
Den Charakter des Adverbiums bezeugen die daneben in gleicher Ver-
bindung vorkommenden Adverbien auf is. Vgl. im allgemeinen De-
litzsch, HWB 67 a und besser 68 b; Meissner-Rost, BA III 271 oben,
wo aber die Bedeutung von aläku nicht richtig gefaßt ist. Vgl.
uh-hu-ta alaku in mätu uh-bu-ta illak Virolleaud, Astrologie Sin
XXIV 55 u. ö. ,das Land wird in Hungersnot geraten (ge-
nauer: von Hunger heimgesucht werden)' vgl. Delitzsch,
HWB 5 b.
ub-bu-tam oder wahrscheinlicher är-bti-tam aläku , zerstört werden':
mätu dr-bu-tam illak ,das Land wird verwüstet werden' III
R 61, 9a; 62, 48a; Virolleaud, Astrologie, Supplement CHI 28
(// kar-mu-tam) Thompson, Reports 252 A, 2; Virolleaud, Ba-
byloniaca III 205, 99 ; Babyloniaca V 28 Nr. II (= K 131 ; K 2007
etc.; vgl. CT XXVII PI. 17) Z. 39 (Var. dr-bu-ta) = Frank,
Studien 145; Babyloniaca a. a. O. HO Nr. XXV 3 u. ö.; mit
Vernachlässigung der Endung dr-bu-tu illak Thompson, Reports
252, 2 (= Virolleaud, Astrologie Adad XXXVI A, 25) u. ö.; bitu
dr-bu-tam illak K 74 (Boissier, Documents 1 — 5, in Umschrift
HiLPRECHT — Anniversary —Volume 352— 364; Virolleaud, Etudes
sur la divination chaldeenne 32—35), 70 (= Revers 27); K 196
(PiNCHES, Texts 11 ff.) Kol.II 16 ,das Haus wird zerstört werden'.
Ungenau Hunger, Tieromina 143 ,der Vernichtung entgegen-
gehen'; pl. dr-bu-ta (Var. -tarn) illakü Virolleaud, Babyloniaca
12 Nr. I, Z. 151. Mit dem unzweideutigen Zeichen ar geschrieben
ist ar-bu-ta im Kausativ: ar-bu-ta ü-sa-lik ,ich ließ zerstören,
verheerte' Sanh. BelHno 29 (30). Vgl. Delitzsch, KWB 125 b.
a-ku-tam aläku in summa ina mursi-su lu qät-su lu sepa-su a-ku-tam
illak(-ak) ,wenn er in seiner Krankheit seiner Hand oder seines
54 I. Die advkrbielle Akkusativenduno am, an im Semitischen.
Fußes verlustig wird* Boissifir, Documents 22, 3 (Umschrift:
ViKOLLEAUD, Babyloiiiaca I 14, 30), nicht , seine Hand . . . schwach
wird* (Meissner, Supplement 103 a), ,kraftlos wird' (Hunger,
Tieromina 92 1), da akätum = ekütum, das nach K 2061 Kol. II 8
bei Delitzsch, HWB 52 b (Haupt, ASKT 203) NU.TUK ,nicht
habend' gleichgesetzt wird. Vgl. Hunger a. a. 0. und Babyloniaca
V 18, 159. Danach bildet Boissier, Choix 32, 14 MU.NU.TUK
illak(-ak) eine genaue grammatische Parallele zu der angeführten
Stelle. Lies sümam akütam illak ,er wird eines Kindes verlustig
werden'; Hunger a. a. 0. ,er wird namenlos dahingehen'. Vgl.
noch hebr. nnj? 'jb'in ""aDKl ,und ich bin kinderlos' Gen. 15, 2.
ulalütam alaku , nichtig, zunichte werden', in zusammenhängendem
Text nur im Kausativ: nakru ina •'?" kakki idäk-an-ni-ma mätu
issahir(-ir) u-la-lu-(ü) -tarn ü-sa-lak abikti ummäni-id idäk CT
XXVII PI. 3, 24—25; 4, 25; 6, 22 ,1'ennemi me passera par les
armes et le pays sera reduit; il (l'ennemi) aneantira; il d^fera
mon armee et la mettra en pieces' (Virollkaud, Babyloniaca
V 20, 92). Unrichtig Jastrow, Religion II 915 ,und Schwäche
wird Niederlage herbeiführen* (u-la-a-lu-tü u-Sa-lak ahiktam).
Vgl. noch Boissier, Choix 37 unten und hebr. Tibü ^Kb UV'"\
Hi. 24, 25.
almanütam aläku , verwitwet werden' Boissier, Documents 5, 2 =
K 74 (s. oben), 73 (== Rev. 30) bei blti imät-ma bltu §uatu al-
ma-nu-tam illak(-ak) ,der Herr dieses Hauses wird sterben,
dieses Haus wird verwitwet (verwaist) werden' vgl. Meissner,
Supplement 8 a; Hunger, Tieromina 144; Jastrow II 831.
anhüta aläku ,baufällig werden, verfallen' vgl. Delitzsch, HWB 100b
= illik enah ,er wurde (allmählich) baufällig'.
enSütam illak-ma wird wohl SIG "•'* illak-ma ,er wird schwach werden*
K 141 + 6682 (Boissier, DA 256. 261) Z. 34 (Babyloniaca I 25)
zu lesen sein; vgl. auch mätu me-nis-tam [illak]^ K 3867 + K
4065 Rev. Z. 6 = CT XXVII PI. 42, 6; Umschrift Virollkaud,
Babyloniaca V 80. Ebendort Z. 5 (S. 78) l. wohl auch:
mätu a-si-ru-tam ilflakj ,das Land wird eingeschlossen werden*.
^ = mäl-su un-na-ä^ Babyloniaca V 138 Nr. XXXVII, 38.
Assyrische Akkusativadverbien in verbalen Verbindungen. 55
arhutam aläku s. oben unter uhhutam.
isarütam aläku , glücklich werden' King, Magic Nr. 53, 5: ina an-
ni-ku-nu i-sa-ru-tam lul-lik ,inöge ich durch euer Ja (Zu-
stimmung) glücklich werden!' (King 120 ,let me come to pros-
perity!'), wofür isaris alaku 6, 114 — 117: li-si-ra i-da-[tu-u-a]
lid-me-qa sunät P^-[ü-a] suttu at-tu-la ana damiqti(-ti) [suk-na]
i-sa-ris lul-lik ,mögen meine Zeichen günstig, meine Träume
freundlich sein, den Traum, den ich geschaut, machet freund-
lich, damit ich glücklich werde'. Ebenso 10, 18. Als Abkürzung
dieser volleren Wendung ist der oben S. 19 genannte Name
ina-anni-ia-allak , durch ihr Ja werde ich (glücklich)' zu fassen.
Ebenso ist Thompson, Reports 123, 5 zu lesen: tse'"'* ri-kih-ti
isarütam (oder isaris: SLDI) il-lak ,die Baumpflanzungen (vgl.
Jastrow, Religion II 467) werden günstig werden', , gedeihen'.
Gehört dieses isaru zu hehr, -iipr ^ oder zu dem oben be-
sprochenen nü''?
asaridütam alaku ,ein asaridu (Rangerster) werden', geschrieben
a-sa-ri-du-tam, SAG.KAL-tam aläku, vgl. die bei Delitzsch,
HWB 150 b, Muss-Arnolt 121b oben genannten Stellen, femer
Thompson, Reports 7, 6; 9, 5. 10, 2, IIA, 6; 23, 4; 28 Rev. 1;
32, 3 u. ö.; ViROLLEAUD, Astrologie Supplement 1 16 (vom Lande);
Harper, Letters 1140, 10 [ ]; CT XX PI. 24, 11; K 126 etc. in
Umschrift: Babyloniaca III 215, 21 (dieser Mensch wird unter
seinen Brüdern und Genossen der Rangerste werden) ; K 9284
(vollständige Umschrift Babyloniaca III 287 ff.) , 42 (dieser
Mensch) und oft.
hat-(be)-lu-tam aläku Schorr, Urkunden 37 (= CT VI 29), 6 in (1) xoa-
rad-"^bu-ne-ne (2) sa pir-hi-i-li-su be-el-su (3) a-na tuplias a-na
1^1 2 GIN. NA kaspim (4) id-di-nu-su Mü'(== saitum oder sanäte)
ö '"*"' i-na li-ib-bi tuplias ^^ be-lu-tam il-li-ik-ma (7) a-na bäbili^*
^ Dafür scheint mir besonders die Anwendung dieses 'sr für das Gedeihen
des Viehs zu sprechen, vgl. täliltu as-rat; su-ie-si-ri talitli; tcUitti n&ie kiribäin XSir;
bülu su-te-Sur ina tälitti an den bei Delitzsch, HWB 234 b notierten Stellen u. ö., die
stark an lixx mvi»y ,deine Kleiuviehzucht' Deut. 7, 13; 28, 4. 18. 51 anklingen. Die
Form m"in»p aus nnrny* wie pniPn aus {'».-in* weist durch die Stellung des Reflexiv-f
anscheinend auf ein bab. et(ei)Suru I2 zurück. Das Verb um ~»r ist im Hebräischen
natürlich sonst ursprünglich. Andere Ansichten zu mirry bei Gesenius-Bdhl s. v.
56 I. Die advkrbielle Akkusativendunq au, an im Semitischen.
it-ta-hi-iam kann im Vergleich mit den verwandten Redens-
arten jedenfalls nicht bedeuten , Sklavendienst leisten, wörtlich:
unter Herrschaft geraten'/ wie alle Bearbeiter annehmen,
sondern nur ,ein helu werden'. Vgl. Virolleaud, Astrologie
Supplement II Nr. LVII 23 r^ sarru e-til-lU illaku ,der König,
welcher mächtig wird'. Vielleicht ist aber bat-lu-tam zu lesen
und zu übersetzen ,nachdem er im 5. Jahre (nach dem Verkauf)
in T. untätig geworden war' (d.h. die Arbeit verlassen hatte). ^
dikfitam aläku glaube ich zu finden Ranke, B. E. VIi 7, Z,8ff. : ha-
an-ha-tum (9) ki-ma na-di-thn (10) di-ku (!)-dam (Schorr, ABR
II, 4: di-id [f]-dam) i-la-ak(?) ,^Ianbatum soll als Priesterin
[vgl. jetzt Landsberger, ZDMG LXIX, III, S. 16 des SA] ge-
holt (dikä- doch wohl nicht von däku: getötet) werden'.
har-bu-ta (Var. : -tarn) illak Babyloniaca V 114 Nr. XXVIII, Z. 5. G
ungenau Virolleaud, Astrologie Adad X 9 A.ZIG.GA (= nis
mtli) har-hu-tu illak-ma ebür mäti isir unsicherer Bedeutung.
Jastrow II 722 faßt an letzterer Stelle hur-bu-tu (so!) gewiß
mit Unrecht als attributives Adjektiv.
ta-ri-du-tam aläku ,verstoßen werden' Virolleaud, Astrologie Sama§
II, 25; X, 17: sarru ta-ri-du-tam illak(-ak).
kar-tam aläku wohl nicht ideographisch (Jastrow, Religion II 280 7
u. öfter ekim-tu^), vielleicht von ms ,kurz sein': ,verkürzt, ver-
kleinert werden', wohl auch übertragen ,unglücklich werden*,
,zu kurz kommen', kar-tum , Verkürzung, Mangel, Krankheit'
vgl. CT XX 41, Kol. VI; Delitzsch, HWB 350a; 352b; mätu
(sarri) kar-tam illak(-ak) ,das Land (des Königs) wird verkürzt
werden' K 276 (= Thompson, Reports 276; CT XXVIII PI. 6),
4; Virolleaud, Astrologie Öamas IX 37, ähnlich Virolleaud,
Supplement XX 15. 18; XXXI 48. 60; CT XXVIII PL 10 =
K 7278, 1 (Virolleaud, Babyloniaca V 12, 99 ,tombera dans la
detresse') vgl. Z. 100. 188; mät-su lä kar-tam illak Virolleaud,
^ Dies wäre, weil es sich um Verkauf eines Sklaven handelt, auch sachlich
unbefriedigend.
* Beachte, daß Supplement II irrig mit XLIX statt LXIX beginnt, einige
Ziffern also zweimal vorkommen.
' Zu batlu für ,der Arbeit entlaufene Sklaven' vgl. m. Tempelrechnungen 105.
* Demgemäß in der Übersetzung ,in Gefangenschaft geraten'.
Assyrische Akkusativadverbien in verbalen Verbindungen. 57
Samas IX 49; ekal rubl kar-tam illakf-ak) ,der Palast des
Fürsten wird verkleinert, zerstört (?) werden'. Kausativ CT
XXVIII 3, 28 : mäta kar-tam ü-Sal-lak ,er wird das Land kleiner
werden lassen, verkleinern'. Wie babyl. ms I , rufen' zu hebr.
n~\p, scheint mir n"i3 II ,verkürzen, schädigen' zu y^p ,reißen,
abreißen, wegnehmen' zu gehören. Vgl. bes. ja mabö yip ,je-
mandem die Herrschaft rauben' mit mätu kartam illak.^
kar-mu-tam aläku , zerstört werden' = kar-mi-is emü Lanqdon, Kö-
nigsinschr. 236, 35 und anderwärts vgl. bei Delitzsch, HWB
354 a ,der Palast, die Stadt' kar-mu-tam (nicht -<?() illak(-ak) ;
cf. Babyloniaca V 132; Thompson, Reports 266 Rev. 2, ferner
,das Land' k.i. Thompson, Reports 352 E, 6; Virolleaud, Supple-
ment cm 29; Kausativ ü-sd-lik-su kar-mu-tu (ungenau für kar-
mutam) Lanqdon, Königsinschr. 218, 13 = ü-§e-me kar-mes ,zer-
störte' vgl. Delitzsch a. a. 0.
la-bi-ru-ta aläku = lahäris aläku ,alt werden' vgl. Delitzsch, HWB
371a; la-bi-ru-ta il-li-ku Salm. Throninschr. 23 f. vgl. Biller-
beck-Delitzsch, Die Tore von Balawat 152; la-be-ru-ta il-li-ku
Messkrschmidt, Keilschrifttexte 14, 9 — 10.
lillutam aläku nur im Kausativ: [ina sip?J-ri sa ni-me-qi gid-^
a-ni-sa ü-sa-li-ka lil-lu-ta IVg Rawl. 58a, 40 ,[in der Kunst(?)]
seiner Weisheit ließ er ihre Sehnen schwach werden' vgl. Zim-
mern, ZA XVI 170 und früher Myhrman, Die Labartutexte IL Teil
Kol. I 40; Delitzsch, HWB 377 b. Zur Bedeutung von lillu
vgl. noch Muss-Arnolt 481a; Jastrow II 910 und die dort an-
geführten Stellen (vgl. zu diesen auch Virolleaud, Babyloniaca
V Nr. I 130; XIX 25 f.; XXVIII 15), wonach lillu ,Schwäch-
ling', , schwach' bedeuten könnte.
lit-tu-tu (ungenau für littütam) ' aläku Virolleaud, Astrologie Supple-
ment XXX 15: sar elamti^* lit-tu-tu illak(-ak) ,Der König von
Elam wird . . . werden'. Hierin kann littütu unmöglich ,Nach-
kommenschaft' bedeuten (vgl. Delitzsch, HWB 234 a). Da das
Omen unvollständig erhalten ist, bleiben andere Vermutungen
unerweislich.
^ Auch ein Zusammenbang mit syr. ^^f=, «"j^, arab. SjS ist möglich.
* Zu dieser Lesung vgl. meine Bemerkungen WZKM 1914, 464.
58 I, Die adverbielle Akküsativendunq am, an im Semitischen.
mus-ki-nu-tam aläku ,arm werden' DT 284 (Bezold, Cat. 1566 vgl.
Meissner, Supplement 44): mus-ki-nu-tam illak] Virolleaud,
Astrologie lätar XX 30 EN mäti ü BAT mäti mu§-ki-nu-tam
illak(-ak).
namütam aläku Bu. 88-5-12, 103 Kol, I (Meissner-Rost, BA III 224),
10 f.: na-mu-ta il-li-ku e-mu-u ki-ru-bi-es- kausativ na-mu-ta
ü-§a-lik jließ ruinengleich werden* = u-sa-li-ka na-mu-is; na-
mu-ta sü-lu-ka ,sie wurden ruinengleich gemacht' bei Delitzsch,
HWB 467 a.
resätam aläku ,arm, elend werden' vgl. Meissner-Rost, BA III 271;
il-li-ku ri-e-sü-tam (nicht tu) IR 49 Kol, II 11 il-li-ku ri-e-Su-ta
(Var.: tu) Bu. 88-5-12, 103 (BA III 224), 17 f. Mit Ersatz der
Endung durch Präposition: a-na ri-e-sü-ti su-lu-ku a. a. 0. IV 30
vgl. Delitzsch, HWB 616a oben; Meissner-Rost, BA III 218 ff.
sebütam aläku eigtl. ,grau (vor Alter) werden' vgl. Delitzsch, HWB
653 a.
terubtam aläku Schorr, Urkunden 146, 17 ff.: ämu 3 ^''"' '?^ elippu
te-ru (f)-ub-tam (18) i-la-ak (ly) '?" elippum sa-lim-tu a-na kär-
ma-te (20) i-ta-ar ,drei Tage wird das Schiff . . . werden. Das
Schiff wird unversehrt nach K. zurückkehren'; unsicher; man
erwartet etwa eine dreitägige Haftung für Schäden am Boot;
also terubtam = arbutam? ,drei Tage lang wird es zerstört
werden (dürfen)'? Vgl. Schorr, 84, 12 ähnlich: ümu 5^"'" te-
ib-i-tum warhum 1 ^"" bi-en-nu-um ,drei Tage (darf) Nach-
forschung (?) (sein), ein Monat Bennu-Krankheit'.
Ein Adverb auf tarn birgt sich wohl auch in der nur ideo-
graphisch geschriebenen Verbindung: imaqqut-ma BAI" {d. i. mltütam)
illak (Var. : imät(-at)), Virolleaud, Astrol. Sin XXXIV 63 ,er wird
fallen (und) tot werdend Ähnlich ist wohl mit Virolleaud, Baby-
loniaca V z. St. in CT XXVII PL 17, 40 zu lesen: bltu suätu sapäha
ittallak , dieses Haus wird zerstört werden' (Gegen Frank, Stu-
dien 146).
Zur richtigen Beurteilung des Adverbs auf am neben aläku
vergleiche man noch andere ' analoge Verbindungen dieses Zeitwortes
^ Zu iSariS, kaj-miä, labavis, namuei aläku s. o. s. v. iSai-ütam, karmütavi, la-
bh-ütam, namütam.
Assyrische Akküsativadverbien in verbalen VERBixDLNaEN, 59
und des synonymen emü, nazäzu, täru etc. mit anderen Adverbien
oder präpositioneilen Verbindungen wie as-mi-is u-sa-lik ,Ueß prächtig
werden' Lanqdon, Königsinschr. 280, 15; Sanh.Bellino 82 vgl. Meissner-
RosT, Bauinschr. Sanheribs 14; CT XXVI Kol. VII 49 u. ö.; e-tü-lis
aläku ,mächtig werden' (s. oben s. v. belütam a,); hasikkis emü ,taub
werden' vgl. Delitzsch, HWB 82 a 5 ta-bi-eS lusäliküP^-su ,lassen ihn
glücklich werden' (vgl. isarütam) Büdge-Kjng, Annais I Nr. VII
(ASur-res-issi III), 9 (,bring him unto prosperity' ist ungenau) ; tittis
itemi ,ward zu Lehm' Delitzsch a. a. 0. ; titallis uslmi ,ließ flammen-
gleich werden' auch Tuüreau-D angin, Huitieme campagne Z. 181.
196 u. ö. ; kiruhanis ummi ,ließ dem Erdboden gleich werden' a. a. 0.
Z. 230 vgl.BEzoLD, ZA XXVIII 404 = w-se-me u-sal-lis BA III 242, 14;
emü ki-ru-hi-es ,dem Erdboden gleich werden' BA III Kol. 111 neben
namüta illiküma (s. oben); mahhütas aläku = mahhütas emü ,wie von
Sinnen werden' vgl. Delitzsch, HWB 397 b; (SU.HÄR-su sa imni,
bezw. sumeli) ma-gal illak(-ak) ,wird groß' Babyloniaca I 87 (Um-
schrift: 25), 38. 39; kak-ku sa . . . ina im-ni-ia ra-bis su-lu-ku ,die
Waffe, die ... in meiner Rechten groß gemacht ist' Hbozn*, Nin-
rag 14, 27, wozu parallel Z. 28 Or^na tab-ra-a-ti iz-za-zu ,prächtig ge-
worden^ ist' ; mar-si-is useme ; na-bur-ris u-se-me Delitzsch, HWB 82b ;
bei blti suäti ul-tab-bar sa-da-ru-u (Adverb auf ü s. unten Kap. XIII)
illak ,selbiger Hausherr wird alt werden und dauernd (langlebig)
werden'* Boissier, Documents 3, 19, vgl. Meissner, Supplement 71a si-
nis-a-nis lusä-liksu ,möge ihn zum Weib werden lassen' vgl. Muss-
Arnolt 773b; emü laZamias, wie Leichen werden' vgl. Delitzsch, HWB
82 eigtl. vielleicht ,voll werden (= sterben)'; saqummes emü , kummer-
voll, krank werden' a. a. 0. ; tilänis emü ,zu Trümmern werden' auch
Langdon, Königsinschr. 96 I 14; ti-sd-ri-is ,zu Schutthaufen werden'
100 II 1. Ferner: adi lä base-e aläku ,nicht existierend werden' vgl.
Delitzsch, HV>^ 188 b; Hinke, Boundary Stone 252, ferner Baby-
loniaca I 25, 33; ana baläti(-ti) illak ,er (der Kranke) wird geheilt
* Vgl. .Lo urspr. jStehen', dann , entstehen', ,werden' und viele Analogien.
Hhozh*: ,des Anstaunens wert'.
* Jastrows Deutung Eeligion 11 829 ,wird außerordentlich alt werden' be-
friedigt grammatisch nicht. Zu der Deutung von »dr als ,dauernd' o. ä. vergleiche
nuudara ,inuner' o. ä. oben S. 35.
60 I. Die adverbielle Akkusativendüng au, an im Semitischen.
werden' (?) Virolleaud, Astrol. Sin XXXIV 17 ; Babyloniaca III 292, 66
ana tabrätim süluJcu, süzuzu ,prächtig machen'; Amarna 19,57: hu-
räse sa . . . e-ri-su a-na 2-su a-na e-ri-si il-la-ak ,Das Gold, das ich
. . . verlangt habe, soll (nun) zum zweiten Male (so!) verlangt
werden'.^
Wie neben aläku und süluku dürfte auch neben synonymen Ver-
ben wie sakin in Omentexten »beschaffen sein, sein*, sakänu, epesu
,machen, tun' eine Form auf am aus dem Adverb zu erklären sein. Vgl.
oben S. 46 zu kaiamantam ferner Thompson, Reports 232, 8 "^Nergal
ina ßl.GAB.Asu zu-hur-u-tam sakin(-in) ,Wenn Nergal bei seinem
Aufgang klein (beschaffen) ist' vgl. Jastrow, Religion II 651; sa ü-bur-ta
is-ku-nu-sü-nu-t[i-ma bju-bu-ti-su-nu ü-bat-ti-iq , welche ... sie ein-
geschlossen (?) machte (King, Chronicles II 26 „afflicted them grie-
vously"), schnitt ihren Nahrungsbedarf (wörtl. : „Hunger'', wie hebr.
pnj?"i) ab'; gamerüta(m) epesu ,ganz machen, ausführen' (so richtig
Jastrow, Religion 11497. 641 u.ö.), nicht , Vollkommenes tun' (Meissner,
Supplement 29 a), ,affect a completion' (Thompson, Reports 38, 8);
vielleicht ist auch tappütam epesu , gemeinsam handeln' wie tappütam
aläku , zusammen gehen', nicht , Gemeinschaft machen', wofür Ranke,
B. E. VI 113 (ScHORR, Urkunden 178), 11 spricht, wo für tappütam
epesu steht: (sa) a-na tappütim i-pu-su , (welches) in Kompanie be-
wirtschaftet haben' (so Schorr). Zu dieser Frage noch unten.
Eine andere Gruppe assyrischer Adverbia auf a(m) tritt in
enger Verbindung mit der Negation auf, wie: la ba-ta-la at-ris ,un-
aufhörlich, außerordentlich' IV g Rawl. 38 Kol. II 25 f. vgl. Hinke,
Boundary Stone 262 a; hifMiSu lä mi-na, sise lä mi-nam , seine Sün-
den (Pferde) unzählig' = ,seine (die) zahllosen Sünden (Pferde)' la
mi-nam Meissner-Rost, Bauinschriften Sanheribs 54, 25; auch mit
Präp. ana lä mi-nam, a-na la-a mi-na vgl. Delitzsch, HWB 417 a;
Tiglat-Pileser Zylinder Kol. I 84; a-na la me-na Budge-King, Annais
^ Zu aläku in der Bedeutung ,werden' im Assyrischen ist neben den ver-
balen Verbindungen wie illifc ena^ = anhutam illik, hebr. biii ibn etc. vielleicht
auch ilkam aläku etwa ,ein Lehen bekleiden', ,verwalten' heranzuziehen, wenn ur-
sprünglich ilka hu abä aläku bedeutete ,das werden, was die Väter waren'. Vgl.
ina nuhatimme aläku ,ein Bäcker werden'. Das Hebräische kennt eine ähnliche
Verbindung von "fjn in dieser Bedeutung mit dem Adverb nicht.
Der assyrische Adverbialis ix syntaktischer Abhängigkeit, 61
I 236, 34 mit Beibehaltung des Adverbialis trotz der Präposition
(vgl. oben S. 9 zu mehri vigören) neben seltenerem ana lä meni- sd
la na-ka-ra-am ,unabänderlich' Langdon, Königsinschr. 190 II 2 neben
Sa la na-ka-ri 216, 36 = sä la sü-pi-e-lam 102, 25; lä na-pa-ar-ka-a
,unaufhörlicli' vgl. Delitzsch, HWB 541 b = Zä pa-da-a vgl. Meissner,
Supplement 75 b.
Hiezu kommen solche Formen, welche nicht als selbständige
Adverbien, sondern als von anderen Wörtern abhängige (regierte)
Kasus empfunden werden, wie z. B. :
a) Der Akkusativ der Richtung nach Verben der Bewegung
wie sadä elü ,auf den Berg steigen', elippa gilla nadü ,das Schiff
auf die Flut legen* etc.
b) Der Akkusativ der Beziehung nach Adjektiven und Verben
wie ta-hu pa-am-ma iva-ta-ar hi-m-ta-ain ,schön von Gesicht (wört-
lich: Mund), vollkommen an Gestalt* CT XV 5, Kol. II 3 vgl. RA
VII, 18; amelu su-a-lam maris ,wenn ein Mann an suälu erkrankt*
Küchler, Medizin 1, 1 u. ö. ; mursa ma-dam maris ,an vielen Krank-
heiten krankt' 18, 52; tu-ga-tam maris 50, 24 etc.
Die Endung am kommt ferner auch in Verbindung mit der ge-
wöhnlicheren Adverbialendung is vor, wobei von vornherein die
Stellungen am-{- (i)s wie (i)s + am möglich sind. Könnte man Iiiebei
erwarten, daß die häufigere und lebendigere Endung ii in höherem
Grade analogiebildend wirken und darum häufiger an Adverbial-
formen auf -am treten werde als die einigermaßen erstarrte, in ihrer
Bedeutung abgeschwächte Akkusativendung an Formen auf is, so
bestätigt diese Annahme sich am Material nicht. ^ Für die Stellung
am-\-es im mask. ist ahames ,brüderlich, zusammen*^ der einzige ver-
hältnismäßig junge ^ Beleg; doch ist dafür wegen der Nebenformen
' Zur Ursache siehe später.
- Auch mit Präpositionen wie besonders häufig: Uli ahames; a-na lib-bi a.
Weiszbach, Achämeniden 89, 21 ; al-la a. CT XXU 191, 29; ia-la a. Habpkr, Letters
X 1120 Rev. 10; arki a. Krso, Chronicles II 83, 14; Vikolleaud, Astrol. Supplement
V9; tai-si a, ,einander gegenüber' Boksieb, Choix 195, 45; a-na inuh-ki a. Stkass-
MAiKß, Dar. 260, 18; ina pa-ni a. 287, 6.
' Im AltbabjloniBchen meines Wissens nicht vorkommend.
62 I. Die advbrbielle AKKUSATivENDUNa AM, AN IM Semitischen.
aha-is, ah-eü Stkassmaier, Nabnd. 623, 9 und a-hi-U^ (vgl. Muss-
Arnolt 31a unten) wohl ahawi§^ zu sprechen, worin aw nicht als
Akkusativendung, sondern wie in o^>^^ ahaicäni (Dual), 0\>ä-\ aha-
wät(un) ,Schwestern' zu erklären ist. S. dazu später. Auch in den
weiblichen Formen ahratas ,£ür die Zukunft*, mahhütäs ,Ton Sinnen',
sltäS (s. dazu Kap. XI), salamtas ,wie ein Leichnam' (s. auch oben
S. 59)^ kann das a Bindevokal vor I sein wie sonst i. Denn auch
in den Adverbien auf -sam (s + am) findet sich vor dieser Endung
neben i auch u und a. Von diesen Formen,^ welche zumeist distri-
butiven Sinn haben, seien folgende Beispiele angeführt:
(u-ul) a-i-§a-am-ma ,(n)irgendwo' The Museum V 152 Kol. 10, 3. Auch
PoEBEL VI 37 übersetzt: ,it was to no place that'. Vgl. aje-is
,wo, wohin' auch Bd. V a. a. 0., Z. 4 ff.
ümisam(maju), geschrieben ü(m)-mi-(me)-sa-(sd)-am-(ma), ü(m)-
me(mi)-sam(-mu) ,täglich' aber auch ,immer', vgl. vorläufig De-
litzsch, HWB 307 = ü(in)-mi-sd in: "" marduk . . . ä(m)-mi-§d
li-ir-te-id-di-ka ,Marduk . . . möge dich immer (Unqnad „täg-
lich") leiten!' Ungnad, Briefe 236 (CT II 11), 38.
ah-hi-sd in Kod. Hamm. XXIV r 53 ff.: i-na la-ma-zi-ia (54) ah-hi-
§d (55) i-na äü-ul-mi-im (56) at-ta-ba-al-si-na-ti, das nach Un-
GKAD, Hamm. Ges. II 113 b ,nicht klar' ist,^ ist wohl als Adverb
= ahames zu fassen; übersetze: ,Mit Hilfe meines Schutzgottes
leitete ich sie mitsammen (= alle) in Frieden'. Vgl. oben S. 21
zu: ahames anna (ulli) etappalu.
arh{sam(ma) ,monatlich' = arhätä (s. oben S. 45) vgl. Delitzsch,
HWB 242 a.
gabbisäma , insgesamt' Kladber, Politisch-Religiöse Texte 122 Rev. 12:
M-u gab-bi-Sa-a-ma lapta-at ,dies insgesamt (= alles) ist un-
günstig'; -sa-a-ma kaum als pron. suff. fem. zu fassen. S. aber
auch später.
* Auch Hakpkr, Letters 1137, 9 u. ö.
* Vgl. Jäger, BA I 592.
" Vgl. die Lexika s. v.
* Vgl. Delitzsch, Gramm. 224; Ungnad, Gramm. § 57a, 8.
* Die Übersetzungen sind sehr frei, vgl. Winckleb ,habe . . . ihre Tätigkeit
ausüben lassen'.
Akkusativendunq an assyrischen Adverbien auf (ijs. 63
därisam ,(für) immer, für alle Zeiten' Delitzsch, HWB 213 b =
(ana) däris.
qatrisam ,m Stücken, zerschlagen* V qtr so richtig Dhorme, Choix
54/5 zu Weltschöpfungsepos Tafel IV 124: a-a-bu mut-ta-'-du
u-Sa-pu-u qat-ri-sam ,der den stolzen Feind zerschlagen werden
ließ (= in Stücke schlug)'.
sü-me-sa-am in ummana-am . . . (25) sü-me-Sa-am . . . -sa-am (26) su-
ut-ra-am-ma , namentlich, . . . lieh schreibe auf King, Letters
51, 22—26 vgl. ToRCzTNER, WZKM 1913, 448; ünonad, Briefe
48 f. (Nr. 51). Das Wort nach su-me-sa-am wollte ich a a. O.
ebenfalls zu [su-me]-§a-am ergänzen; indes bietet Unönad a. a. O.
nach Kollation des Originals die Zeichen ki (di? sehr unsicher)
-ri (,zweifelhaft'). Es stand hier also ein anderes Adverb auf
-sam. Vielleicht geht auch sussama (s. oben S. 41) auf ein sum(e)-
sama in der Bedeutung ,nämlich' zurück. Vgl. sussu für sumsu
Muss-Arnolt 1054 a oben.
satti§am(ma) aber auch sat-tu-sam (vgl. die Variante zu Sanli. Bellino
Z. 4 bei Meissner-Rost, Bauinschriften Sanheribs 6) ,al]jährKch,
immeT^ = sattiä, satta in assatta ,für immer' (s. o. S. 51), vgl. vor-
läufig Delitzsch, HWB 673 a = sa-at-ti-sd Ungnad, Briefe 264,
12 aber wohl auch 108 (CT 29, 6 a), 17: sd-ti-sa. sattisa steht
ferner VS VII 103, 14 ff.: eqil essenim (AB.NAM) 1 GAN
8 ^E.GUR (15) eqil nidütim ^jis GAN 1 (pi) SE-ta-a (16) [§]d-
at'ti-sd NI.AKA.E ,wird er pro Gan ertragfähigen Landes 8 Kur
Gerste, pro ^/jg Gan unkultivierten Feldes je Yi Kur Gerste
jährlich darmessen'. Eine weitere Variante zu sattisam bietet
a-na MU.AN.NA-su-a-an Strassmaier, Cjrus 278, 7, 7, wofür
gewiß ana sattis(u)am (a-an = dm) zu lesen ist und das in Z. 4
durch ana i-di-su a-na MU.AN.NA (=^ satti) ,als seine Miete
für (je) ein Jahr' ersetzt wird.
Besonders wichtig ist das distributive Adverb i-di-sa-am Thu-
BEAU-D ANGIN, Lcttres 5, Z. 19 — 21 : ü ni-bi eqläti ugare ü i-te-e sa
eqläte sa ta-na-ad-di-na-sum i-di-sa-am i-na dub-bi-im su-ut-ra ,Und
die Bezeichnung der Felder, Fluren und Grenzen der Felder, die
ihr ihm geben werdet, schreibet einzeln (also: idlsam = edis von
edu „eins"; es handelt sich nach Z. 6 — 15 um mindestens 5 Felder)
64 I. Die advbrbielle Akküsativenduno am, an im Semitischen.
auf eine Tafel'. Daß idisam Adverb (Ungnad ,genati' o. ä.) ist, sieht
jetzt auch Ungnad, Briefe Glossar 244 zu unserem Wort.
Wie edisam ,zu je einem', ,einzeln* ist [i]i-na-sam (Glosse zum
letzten Zeichen sa-wa^) als ,zu je zwei, paarweise* (so: ,je zwei'
Zimmern ursprünglich richtig ZA XIV 287) zweifellos aufzufassen
im Atarbasis-Mythus Kol. IV (Jensen, KB VIi 286) Z. 12. 13. Die
ganze Stelle Z. 9 — 13: [7] u 7 §a-su-ra-ti: 7 u-ha-na-a zikare (10)
[7J u-ha-na-a sinnisäti (11) [s]a-su-ru ha-na-at H-im-tu (12) [s]i-
na-san u-ka-la-la-si-na (13) [s]i-na-ian u-ka-la-la mah-ru-sa lautet
in Übersetzung: ,7 und 7 Mutterleiber; 7 bildeten Männchen; 7 bil-
deten Weibchen; der Mutterleib bildete das Schicksal (= das vom
Schicksal Bestimmte) ; je zwei (= paarweise) vollendeten sie sie; je zwei
vollendeten sie vor ihr' vgl. Gen. 7, 9 u. öfter D'^atr ü'^jk' in ähnlichem
Zusammenhange. Vgl. auch IV R 2a 59 = CT XVI PI. 15 Kol. V 56:
si-hit-ti su-nu si-bit-ti su-nu si-hit a-di si-na su-nu ,7 sind sie und 7
sind sie; 2 mal {adi sina = sinasan) 7 sind sie* vgl. Fossey, Magie 210.
Jensens Übersetzung : ^ ,[7 und 7] Mutterleiber: 7 Männlein bildeten
sie schön, [7] Weiblein bildeten sie schön. [Die (der) M]utter(leib),
die das Schicksal „bildet", vollendet [s]ie(, sie), vollendet [s]ie(, sie)
vor ihr* scheint mir nicht nur sachlich, sondern auch sprachlich un-
möglich. (Worauf soll sich sinasan als feminines Pronomen beziehen,
welche Verstärkung durch die Doppelsetzung sinaSan ausgedrückt
werden? Für sinasan ,sfe selbst' müßte es doch sinaUn heißen! u-
ka-la-la muß doch PI. fem. sein wie u-ba-na-a\) Dagegen wird si-
nasan(-sam) = sina-su, sitta-su ,zu je zwei, paarweise' jetzt durch
ediSam = edis, edi^(si)su ,einzelweise' gesichert. Diese Formen be-
rechtigen aber weiter zu der Annahme, daß wie edisam, sinasan
auch von den anderen Zahlwörtern, z. B. neben salsi§ , drittens' KB
VIi 34, 5; 36, 29 auch salsisan, rabusan etc. gebildet wurde, worauf
nunmehr auch salseni .dreimal' aus salsisen, rabuseni .viermal' aus
rabusen (-san) zu erklären sind.
^ Es ist offenbar sowohl die Aussprache H-na-sam als si-7m-äan berechtigt,
da (vgl. a-an = dm) der Nasal im Auslaut bei Lippenschluß zwischen n und m
schwankt.
' Danach auch Dhokme, Choix 139.
Aramäische Adverbien auf a(j)in, en. 65
II. Die AkkusatiTendnng in der Form des Dnals.
Nicht nur das Hebräische allein, sondern auch das Arabische
in seinen Dialekten, das Äthiopische, die Mahrasprachen und die
assyrischen Keilinschriften zeigen, daß die adverbielle Akkusativ-
endung auf am eine Sonderstellung im System der Kasusflexion ein-
nahm, da sie auch dort in sicheren Spuren auftritt, wo der Tanwin
als Ganzes nicht existiert.
Nur im Aramäischen, wo man nach der Form anderer nomi-
naler Endungen n als auslautenden Nasal erwarten darf, war bis vor
kurzem kein ganz sicheres Beispiel der Erhaltung einer alten, mit
Nunation versehenen Akkusativendung an in adverbieller Bedeutung
bekannt bis auf pn« = arab. y>\, dessen Form durch die arabische
Entsprechung bestimmt wird. Indes war auch diese Gleichstellung
nicht allgemein anerkannt.^
In den aramäischen Papyrus aus Assuan und Elephantine zeigte
sich nun häufig die Form j-ö'p früher, für welches sich vielfach auch
die Schreibung jotp findet. In OLZ 1912, Sp. 397 ff. habe ich ferner
gezeigt, daß in jenen Dokumenten an mehreren Stellen ein Adverb
pn'A , später, endlich (= arab. ^j^^)' steht, wo Sachau an pnx , anderer*
dachte. So Sachau, Pap. 11, 4: mriKTK • • \-\nH bv »zuletzt (später) , . .
bemühten sich'; Pap. 52, Kol. I 5: -»STsr pn« '^r , später wird er sich
meiner erinnern' ; daselbst Kol. II 1 : "^rvhv [Dm"] pniDK pnx bv ''ny ,bis
später A. sich seiner erbarmt'^ (Sachaü: prxR) und vielleicht auch^
Pap. 1, 11 f.: iBiü KÜK3 xb^ nn nan i j-nKi ,und zuletzt verbrannten sie
alles, was dort war, im Feuer* und Pap. 30, 4: pnx cv nm, wofür
mir, da \'\'n^ als Adjektiv , anderer* und nicht ,späterer' bedeutet und
* Vgl. NöLDEKE, GGA 1884, 1020.
* An diesen Stellen hat auch LiDZBARSKr, DLZ 1911, 2977 das Adverb prw
erkannt and notiert es kurz, ohne auf die Form desselben einzugehen; als ich
meinen Artikel in OLZ schrieb — Januar 1912 in Jerusalem — hatte ich Ton
LiDZBAESKis Besprechung keine Kenntnis.
' Vgl. dagegen Epstein, ZATW 1913, 141, der beweist, daß pntt hier auch
neutrisch mit ,anderes' übersetzt werden kann. Die hier gebotene Übersetzung
ist indes ebensogut möglich.
Torczyner, Die Entstchang des semitischen Sprachtypns. 5
66 II. Die Akkusativendüno in der Form des Düals.
im Hinblick auf Hebr. -inö dv, "inö ovn die Übersetzung ^eines Tages
nachher* richtiger scheint als ,an einem anderen Tage', n ppiK Pap. 8, 5
und Z. 6 in dem Satze ^nbv njiby orr-bj? rcbv ""iö ••: pnxi ,Und nachdem
ihnen von mir diesbezüglich geschrieben wurde, schrieben sie' ^ ist
die Konjunktion , später als, nachdem'. Wie nun neben |önp pönp
steht, erscheint pna schon Dan. 4, 5 Ket. als p-inx nyi ,zuletzt, endlich',
für welches schon das Qere die Schreibung ohne "t bietet. A. a. 0
habe ich auch schon angemerkt, daß bei Sachaü, Pap. 28, 7 Ktoa pi
K5» p3n jwenn wieder ein Jahr kommt' pjn Adverb ,zum zweiten
Male' ist.
Auch das Aramäische kennt also die adverbielle Akkusativ-
endung an. Diese ist hier aber aus an wohl über an in pn«, ^t^tp,
pirtK zu e imäliert, bezw. zu ai diphthongisiert worden.^ Daraus
erklären sich mit Bestimmtheit zunächst die von Nölueke, Beiträge 14
als rätselhaft bezeichneten vulgärarabischen Adverbia ba'^den, "uqben
,nachher', welche Formen genau dem aram. pinK entsprechen, als ur-
sprüngliches hadan, '^uqhan, wie dies schon Spitta, Gramm. §§ 30; 85
Nr. 1, Probst, Arab. Sprachführer im ägyptischen Dialekt (Gießen
1892) 23 angenommen haben, wogegen mit Unrecht Völlers, WZKM
VI, 169 sich wendet. Nöldekes Erklärung aus ^^ + o^ u. ä. scheitert
sachlich daran, daß eine Zusammensetzung mit der Konjunktion o^
immer wieder nur eine Konjunktion ergeben könnte, nicht das Ad-
verb ,nachher', lautlich an der libanesischen Aussprache ba^dain und
wird durch die aramäischen Entsprechungen vollends als unrichtig
erwiesen; 'uqben liegt vielleicht tale quäle auch aramäisch vor nach
der LA. des Aruch in Leviticus rabba sect. 12, 155 d zu Spr. 23, 30:
(Ausgaben: xira p'-Bj) \''^p:} ppB3i pxö"ip nr\^:nb pb*?;^"! pb"« ,die zuerst in
den Laden kommen und zuletzt weggehen.^
^ J. N. Epstein, ZATW 1913, 141 — dessen Beiträge zur Erklärung der Pa-
pyrus übrigens manches Wertvolle enthalten — mißversteht diesen Satz trotz meiner
Übersetzung OLZ 1912, Sp. 399, da er nicht beachtet, daß das Verbum n^K' in den
Papyrus — wie auch sonst meist im Aramäischen — nur für das Senden von Briefen
verwendet wird, während sonst ,senden' durch "nw ausgedrückt wird.
* Zur phonetischen Erklärung dieses Lautwandels s. unten Kap. XI; vgl.
auch Rhougkanakis, WZKM XXIX 68 zu b'TO : n%
" Zur Möglichkeit papv als PI. der Beziehungsendung (Nisbeh) zu verstehen,
s. unten.
VüLGÄRARABISCHE AdVERBIEN AUF £y. 67
Wie baden, '^uqben ist auch hawälen, tot suff, hawäle,^ , ringsum',
vgl. Nalldjo, L'arabo par]ato97, aufzufassen. Die gleiche Dehnung der
Endung unter gleichzeitigem Umlaut liegt auch im Mehri vor, wo neben
dem oben S. 9 besprochenen fenöwen ,vom, früher' sich auch fenowen
findet, vgl. Müller, Mehri 15, 32; 16, 12 u. ö. Bittner, Studien IV § U.
Vgl. auch dr icuqaten ,nach kurzer Frist' Jahn 141, 2 und dazu
Bittner, Studien I § 27. Auch Dofär gamhen in: ü tdyyir buh^ala
Ihusn Jamben Jahn 10, 7, wofür die Mehrikolumne : u skeb-eh la-häzan
darmaddr ,und goß es bei dem Schlosse ringsum aus' bietet, dürfte
kein Dual, sondern ein solches auf der Endung betontes Adverb =
ganban , daneben' sein. Auch y>\ = p*^ ist in dieser gedehnten Form
nicht nur im Aramäischen nachzuweisen, wo es iu der Verbindung
\j\ + La als syr. rr*!-**^ e^c- »j^tzt, tum* auftritt, es kommt vielmehr
in dieser Verbindung auch in äth. je-eze (= hä-idan) ,jetzt' vor, dem
im Mehri hayden in der spezielleren Bedeutung ,von neuem' ent-
spricht. Vgl. Bittner, Studien IV § 35 und meine Notiz daselbst S. 52.
Ebenso entspricht badrami ya feyn ,c'est-ä-dire' (= hebr. kibk, ass.
appuna; aram. paj xa xn der Pannamuinschrift arab. «^j s. oben S. 22)
ursprünglichem hä-\-fan. Ein arabisches abaden endlich für abadan
wird wohl durch das daraus entlehnte syr. ^,^^0 ,indesinenter' Duval-
Berthelot, La Chimie 2, 13, 14 nachgewiesen.
Kehren wir nun vorläufig zum Hebräischen zurück, so ergibt
sich aus den ano^eführten aramäischen und arabischen Formen, daß
# . . . .
wir auch liier die Akkusativendung am, an nicht nur in der Vo-
kahsation am und der daraus entstandenen Bildung öm (ön), sondern
entsprechend ynnn, banden etc. auch in der Form ajim zu
suchen haben, also in der Vokalisation, die sonst den Dual be-
zeichnet.
In der Tat liegt diese Endung zunächst vor in der hebräischen
Endung c\ ,in den vielen Ortsnamen wie Di'alnh, n^n^sn, D:nn|5, a-snp,
DTian u. V. a.' Daß nicht ,alle solchen hebräischen Namen Dualformen
und in ihnen immer wieder eine Zweiteiligkeit des Ortes bezeichnet
sein' kann, hat Barth, Nbdg. 319 s erkannt, weshalb er und nach
* Also nicht ein Dual, wie BEOCKELJtAHjr, Grundriß I 497 annimmt. Vgl.
unten Kap. VIII zu bab. kilallan ,ring'sum'.
6*
68 II. Die Akkusativendunö in dkr Form des Duals.
ihm Gks.-Kautzsch § 88 c, Brookblmann, Grundriß I 393 (§ 216) u. a.
hierin mit Recht eine eigene Lokalendung sehen. Barth hat auch
schon darauf hingewiesen, daß diese Endung ajm, ajn mit ön und
an wechselt, was er a. a. 0. ohne Anführung von Beweisen so deutet,
daß die Endung aj(i)m ,früh veraltete und alsdann durch die häufigere
nominale Endung ji, bezw. f_ ersetzt' ward. Diese mechanische Auf-
fassung des Ersatzes einer Endung durch eine andere wird durch
den Umstand hinfällig, _ daß, wie die folgendea Gleichungen zeigen,
unsere Endung nicht nur mit ön, an, sondern auch mit am, öm
wechselt und gerade die Formen auf am und an zumeist in alten
Texten und Inschriften auftreten. Vgl. für den Wechsel von
a) an und aj(i)m, aj(i)n: jnbm Mesainschrift 30 = DTi'?3"t Jer. 48, 22.
jn'n 2 K 6, 13 = pp^ Ge. 37, 17. p-nn Mesa 31, 32 = awn Jes.
15, 5 u. ö. |n"ip Jos. 21, 32 formell = }nnp Mesa 10 = D-nnp.
b) am und aj(i)m: orrn Jos. 15, 34 = Q'^yj} Ge. 38, 14. 21; anpu? Jos.
15, 16 u. ö. = dem häufigen punischen Ortsnamen anpr, D"ity;
ona, dij^tr etc. vgl. Lidzbarski, Epigraphik 381, Ephemeris I 42.
c) ön und aj(i)m: hebr. jlnöü = aram. jn»^; p^^^ formell = Q'lbJ^.
Zu dieser Kategorie gehört ferner das Ketib pisr = dem Qere
pner 2 Chr. 13, 19, in der Mischnah ansr, {""lar-
Ich hebe noch für jede der möglichen Vokalisationen einzelne
Beispiele hervor:
a) Auf an: |^t£>^ Jos. 15, 22; ]f^', ]hl, wofür Jos. 20, 8; 21, 27 |ib>a ge-
schrieben ist. jr'^T; pm. *
b) Auf am: dö^; nh^n, (auhn)', chy),, öö-'y, önto, vielleicht oyöp', ny5p%
wenn nicht mit qj7 zusammengesetzt ; ferner muß ü^ü^ ^ Ortsname
sein in Jer. 47, 5 : öpöj? nnNir \hpva nnai3 ; vgl. noch -i^yK? Dnnn Gen.
14, 6. Vgl. ferner die babylonische Schreibung Jinuamma Amarna
142, 8, ägyptisch Je-nu-'^a-mu für hebr. nU'' und babylonische
Orts- und Ländernamen wie La-ar-sa-am Lanqdon, Königsinschr.
92, 24, I-za-al-lam 90, 22, Su-me-ra-am 60, 11 u. ö. Sic-ü-ha-am
90,27; Tu-ha-am Ranke, B. E. VI i 112, 2; Te-nu-nam CT II
37, 8; Ma-iri-am, i-ar-mu-ti-aam Museum V Nr. 34 Kol. 6, 5b.
^ Dafür vorgeschlagen a»pv.
Die LoKATivENDUNö AjiM AN Ortsnamen. 69
c) Auf ön: jb"«, pbpttTK, x^y::;:, p-iBT, \'h^n, pö-in, pbnn, pKT, psa"?, pn^ö,
p'r, pabr, pabi:, p-rnp, pap, pp-i, pxir, pnw etc.
d) Auf öm: dr*!!, wozu wohl •'jijynj die Nisbe sein dürfte, onp (wolil =
nnto ,Feld').
e) Auf afjjim: ö-'bjK, D'-inx, ö'nj (formell = n|), ö'n-nj Jos. 15, 36,
Dnen, dnsB, d-iiec, das formell einem babylonischen Sippar(u)a-
am^ entspricht, B-'rs (mit tbik identisch?), o'nny, onax, D"'S3p,
nn;7C? und besonders cjna, das, wie Gen. Z2, 8 ff. beweist, schon
in alter Zeit als Dual gedeutet ward, ferner wohl OTirsn in
dem N. pr. DTir^^i jwis.*
Führen all diese verschiedenen Vokalisationen notwendig auf
die Form am, an zurück, aus der allein sowohl die Bildung öm, ön
als andrerseits a(j)iin, a(j)in lautlich zu erklären sind, so ergibt
sich der ursprünglich adrerbielle Charakter dieser Endung aus fol-
gender Überlegung: Die Bezeichnung Lokalendung trägt zur Er-
klärung der Ortsnamenendung aj(i)m nichts bei,^ konstatiert viel-
mehr nur das Vorkommen einer unerklärten Endung an Orts-
namen. Da nun letztere eigentlich Appellativa sind, die zum Teil
auch als solche verständlich sind, wie ja neben o'nan auch nö*! ,die
Höhe', neben prsj P2J , Hügel' etc. auch als N. 1. vorkommen, so
kann die hinzutretende Endung nicht als formbildendes Element,
wohl aber als Bezeichnung der adverbiellen Beziehung verstanden
werden,* als die in diesem Falle lokativ verwendete Akkusativendung
am, an. Aus DTinp ,in die (der) Stadt', D\nö*i ,auf die (der) Höhe'
etc. wäre ein Ortsname geworden wie aus eig rijv ttöIiv Stambul,
wie in vielen deutschen, mit jc (jtt) gebildeten Ortsnamen und
vielen anderen Analogien.
^ Zorn Einschab des w vergleiche vorläufig bab. imuät = imät, Ninä = Ninuä
mr: etc. u. s. unten Kap. XI. P. Haupts Deutung von oiico als Sippar-mämi ZA 11
267 ist unrichtig.
" Wellhauskn, Komposition des Hexateuchs 45 i (vgl. Döller, Studien zum
ni. und IV. Buche der Könige 79) hält diese Vokalisation für aramaisierende
Umformung des älteren am, wohl nach dem aram. Plural. Der Wechsel von am : aim,
an : ain im Adverb ist indes gemeinsemitisch.
' Darum wohl auch das Fragezeichen bei Bbockelmabn, Grundriß a. a. O.
(Überschrift.)
* BROCK£UfANN a.a.O: ,yielleicht war das ursprünglich eine Lokativendung, die
in Eigennamen erstarrt wäre, wie die bekannten Dative im Deutschen (Sachsen usw.).'
70 II. Die Akkusativendung in der Form des Duals.
Wie die hebräischen, sind auch die arabischen Formen dieser
Lokalendung zu erklären, die in der Form an, ain an arabischen
Ortsnamen auftritt, wie in Bahrain etc. ; vgl. dazu und zum folgenden
Barth a. a. 0., Brockelmann a. a. 0. Wie in dtiöi, nTT'ip, D''3nö traf
auch im Arabischen diese Endung formell mit dem Dual zusammen
und ward darum zum Teil von späteren Grammatikern, zum Teil
aber auch schon volksetymologisch als solcher gedeutet wie in Mak-
katäni, Raqmatäni, aber auch in Ba^ratäni Basra und Kufa = Mas-
räni = '^Iräqäni, Haramäni, vulgär Haramen: Mekka und Medina,
Hiratäni Hira und Kufa, Furätäni Euphrat und Tigris und wohl auch
Qarjatäni Mekka und Täif etc. In diesen und ähnlichen Namen ist
die Deutung auf zwei Städte erst eine Folge der scheinbar dualischen
Form.^ Vgl. ferner die bei Brockelmann angeführten südarabischen
Ortsnamen auf en und sogar in: Salhen, Jabrin, '^Amaqln, dieN. 1. ''Amä-
jataini und Sähataini Ahlwardt, Diwans, Imrulqais 59, 1 — 2, die ara-
bischen Ortsnamen in Assurbanipals Annalen Haurlna 7, 111, Hura-
rlna 8, 107, Sadaten (in Qedar) 9, 29; Irräna (Qedar) 9, 30, Zaurän
(Qedar) 9, 28, vgl. Lanqdon, AJSL XX 249 ff. die ,modernen ha(Jr.
Namen Bageren, Grolen (vgl. hebr. Gölän), Hagaren usw.',^ die von
Kampffmeyer, ZDMG LV, 645 ff. gegebenen Belege für N. 1. auf In
und an etc. Für en^ erscheint, da dieses aus an entstanden ist,
kurzes en, an in vielen Ortsnamen auf Soqotra und an der Mahraküste
wie Haurüten, QdSan (Qisin), Ätüben (= arab. Ras ^'Atab) Jahn 211
(Karte), Bid-Kariyen Müller, Mehri 167, Hebeheten 169 unten, Auka-
heneten,^ Sirheten 171, HäUm(h)eniten 187 etc.
Im Hebräischen liegt unsere lokativ verwendete Adverbialendung
ferner vor in den hebräischen Ländernamen ünjca = arab. masr (und
in anderer Deutung masräni) Ägypten, sowie in ü''"isk; ferner ent-
spricht D"'ir;3 in nnn: a"iK, das vielleicht noch als ,Aram am Strome'
verstanden wurde, arab. Furätäni, Bahrain etc. Vielleicht birgt sich
^ S. dazu noch ausführlich unten Kap. IX.
' Brockelmann a. a. O.
'^ Hierher stellt Brockelmann a. a. O. auch das oben besprochene baden
,nachher', insoferne mit Recht, als trotz der verschiedenen Bedeutungsrichtung der
Ursprung dieser Formen der gleiche ist.
* Die — phonetisch unzulängliche — arabische Umschrift bietet für die En-
dung zuweilen ^ des Tanwins, zuweilen ^.
On-lS, D"0-IP, D-Ö» BTC. 71
eine andere Bezeichnung für w'vn n*TX in dtttö f^Ti Jer, 50, 21, wenn
man nach arab. Furätäni vielleicht D'nnB lesen darf. Doch ist auch
die Deutung als Adverbialis zu marratu dem babylonischen Namen des
persischen Golfs denkbar. Die Schreibung cbni' für cbipn'' spricht
nicht dagegen, auch in J'rüsala(j)im, ürusalim(mu), Orislem dieselbe
Endung zu sehen, ^ die auch hier ursprünghch am gelautet haben
kann, wie dies für ojir, 2ovyd(i die Umschrift in den Amarnabriefen
Su-na-ma und vielleicht auch die Nisbe n-ö:iB> wahrscheinlich machen.
In allen diesen Fällen und wohl auch in üvb == vrh Jos. 19, 47 liegt
wirklich, wie zum Teil schon Laoarde, Übersicht 20. 54. 190 ver-
mutete, eine Spur der Mimation. bezw. des Tanwins vor, aber der
Mimation in der Stufe des Akkusativs und der adverbiellen, hier
speziell lokativen Bedeutung.^
Daß die Endung ajim aber nicht ausschließlich Lokativendung
an Namen von Städten, Ländern und Flüssen ist und wie sie zu er-
klären ist, hätte man schon aus annj: ,(am) Mittag' und onnr »(am)
Abend" ersehen können, da man lange schon erkannt hatte, daß trotz
der Verbindung mit pa ,zwischen' in der Formel n''3"ipn pn ,am Abend'
die spätere Sprache in diesen Formen mit Unrecht einen Dual sah.
onnx , Mittag' entspricht ja genau einem arabischen Adverbialis \^4^
,am Mittag" und das ursprüngliche am der Endung bietet in der Tat
die Mesainschrift, Z. 15 onnsn ir- Auch im Babylonischen kommen
ja die genau entsprechenden adverbiellen Akkusativformen urram
,am hellen Tage", müsam , nachts' in adi urram, adi müsa, ina mü-
Sam ebenso substantiviert vor wie anns, onns und n''2"ir. Analog zu
D''3"iirn pn ,am Abend' kennt das Arabische ein ^'^4^\ ^^^ .zwischen
den zwei ersten Gebeten', das ein ursprüngliches Adverb zvJiren =
zuhran nachweist, das wie hebr. nnns ursprünglich ,mittags' bedeutete.'
Zwanglos erklärt sich auf diese Weise auch car , Himmel', das
wie das zugehörige arabische Verb um U-«» ,hoch sein' bezeugt, ursprüng-
^ Gegen Brockelmaitn a. a. O ; der Name braucht darum freilieh nicht semi-
tisch zu sein und auch für die Endung soll hier nur die Möglichkeit ihrer Ent-
stehung durch Angleichung an urspr. semitische Namen behauptet werden.
' Zu c*:ro als Appellativum s. unten S. 78.
^ Verkehrt ist, was H. Bauer, OLZ 1914, Sp. 7 f. zum Thema schreibt. Ebenso
kurzsichtig sind vom sprachwissenschaftlichen Standpunkt Mahlers jüngste Be-
merkungen dazu ZDMG LXYIII 676—686.
12 II. Die Akküsativendüng in der Form des Duals.
lieh adverbiell ,in der Höhe, oben'^ bedeutet, vgl. sam. rhb:! ,Himmel'
(s. OLZ 1912, 219; Barth, Et. St. 65), hebr. onia für Himmel, en-
glisch heaven etc. Nur aus dieser Bedeutung konnten sich die ver-
schiedenen speziellen Bedeutungen entwickeln, wie arab. 'U-»« ,Decke,
Plafond' = nhbr. mip •'öu? ,das Gebälk oben' B. Talm. B. Mes. 42 a,
Joma 53a = aram. «"^bto •'ttty Ber. 48a, syr. I*vi4. ,Dach', ^i- v^iox,
, Gaumen', ass. same llbbi ,Brust' etc. Auch im Babylonischen ist
§amamu das substantivierte Adverb. Ass. Samamu neben samU ent-
spricht arab. «U-«^ sa7nä(^un) ganz wie der Akkusativ mü§am , abends,
nachts' neben müsu, arab. 'U**-* masä('un) , Abend' steht.
Wie Q'^i^v ^amämu, «U-**» ist formell auch O""», ass. viämu, arab.
-Uo ,Wasser' zu beurteilen. Die Bedeutung des adverbiellen Be-
ziehungsausdrucks an diesem Wort wird erst später (S. 96) klargestellt
werden. Die wie ahames gebildeten Adverbien samam('w)es ,in den
Himmel' Delitzsch, HWB 669 a, ma-mi-is ,wiG Wasser' Langdon,
Königsinschr. 94, 15 scheinen mir späte Neubildungen zu sein.
Gegen diese Deutung der Endung von cötp und d''ö erhebt sich
nun freilich das gewichtige Bedenken, daß nach Vergleich der Ent-
sprechungen in den anderen Sprachen das j von aj(i)m hier zum
Stamme zu gehören scheint; die Lösung dieser Schwierigkeit wird
sich indes von selbst ergeben, sobald die zusammenfassende Be-
trachtung der hiemit verknüpften Erscheinungen eine endgültige
Beurteilung des Problems ermöglichen wird.
In jSemitica, Sprach- und Rechtsvergleichende Studien I^ 34 ff.*
hat D. H. Müller ,die Numeralia multiplikativa in den Amarna-
tafeln und im Hebräischen' behandelt und gezeigt, daß die hebräischen
Zahladverbien öTymx,^ D'^nyatP, DTnn"! , vierfach, siebenfach, zehn-
tausendfach', die man fälschlich für Dualbildungen hält, in den ba-
bylonischen Amarnabriefen ihre genaue Entsprechung haben in den
^ Diese Grundbedeutung erkennt annähernd richtig schon Levt, Talm.
Wörterbuch s. v. ; bei Ges.-Bühl ip wird sogar Hommbls phantasievolle Deutung als
,der Wasserspendende' noch mitgeschleppt.
* = Sitzungsber, der Wiener kais. Akademie der Wiss., phil.-hist. Klasse 153, 3.
Wien, Holder 1906.
^ Vgl. auch Barth, Oriental. Studien (Nöldeke- Festschrift) 793 ; Nestle, Zu
den hebr. Vervielfältigungszahlen ZDMG LVII 750.
Die hebräischen Nümebalia mültiplikativa auf ajiu. 73
Formen si-bi-ta-aam, si-ib-e-ta-a-an, VII -ta-an, VII -ta-a-an, Vii -ta-ni,
VII ta-an-ni, VII -fa-na u. ä., wonach für die Endung die Aussprache-
varianten tarn, taim, ta(ia)n(vi), tän möglich erscheinen. Daselbst zeigt
MüLLEB ferner, daß das Adverb Hku-tam ebenso wie ri-ku-uz-zu
(== riqfä-sii) und ri-qa-mi gebraucht wird und in der Bedeutung
hebr. opn entspricht. Um festzustellen, inwieweit Müller schon den
Charakter dieser Formen und ihren Zusammenhang mit anderen er-
kannt hat, setze ich seine Schlußbemerkung hieher: , Wir sehen also,
daß im Assyrisch-Babylonischen bald das Suffix [d. h. -su, -is, -üt-su
d. Verf.], bald aber die Endung am zur Bildung von adverbiellen
Bestimmimgen verwendet wird.*
,Im Hebräischen kennen wir Adverbia mit auslautendem m in
größerer Anzahl. So in erster Reihe Dp-n ,leer', welches den oben
angeführten Formen entspricht, ferner osn, D3öK, Cor, oxre etc. Viel-
leicht gehört hierher auch d-'Ti * (2 Reg. 7, 12 und 10, 14), wofür die
Glosse ha-ia-ma balta-mt-um-ma in den Amarnabriefen 196, 6 zu
sprechen scheint.'
,Beachtet man ferner die Tatsache, daß im Hebräischen selbst
Formen auf aim neben am öfters vorkommen, und daß z. B. die
hebräischen Formen o-ins, n-nbm, D'nxe, wmn in der Mesa*- Inschrift
Binx, inbm, friKö und jmn geschrieben werden, femer daß Jerusalem,
in der Keilschrift Urusalim, im Hebräischen neben d'^wti"' auch cbBrn""
geschrieben wird, so wird man es nicht unwahrscheinlich finden, daß
D'njy3>£? und DTiPS'TK mit dem keilschriftlichen äibit-an, bezw. sibit-am
in der Bedeutung wie auch der Formenbildung zusammenhängen.*
Müllers überzeugende Beweisführung gewinnt nun erst den
richtigen Rahmen durch die Beobachtung, daß die adverbielle, hier
speziell distributive Endung am, a(j)im der Numeralia multiplikativa,
die ja nicht Dual-, sondern nur Adverbialausdruck sein kann und darum
im Babylonischen durch andere adverbiale Endungen ersetzt werden
kann und die gleichlautende Endung der Ortsnamen eins sind unter-
einander und mit der adverbiellen Endung an, am des Tanwins, die ja
auch im Arabischen und Aramäischen zu ain, en verändert erscheint.
sibitam(an) ,zu je sieben', dessen grammatische Form weiter (Kap.V)
^ S. dazu unten Kap. XY.
74 IL Die Akkcsativjbndunö in der Form des Duals.
ausführlich behandelt werden soll, entspricht einem ursprünglichen
arab. <*c»c--^ ^zu sieben*. Später wird noch gezeigt werden, daß die
Form im Assyrischen nicht allein steht, sondern in ein System ver-
wandter Adverbien gehört.
Auch im Hebräischen dürften mehr solcher Zahladverbien, viel-
leicht eine vollständige Reihe bestanden haben und häufiger gebraucht
worden sein. So läßt besonders der von P. Haupt, OLZ 1913, 529 ff. nach-
gewiesene abgeschwächte Gebrauch von bab. adi arbai-Su , vierfach'
für ,sehr' in kabtu adi arbaisu ,sehr kostbar' es möglich erscheinen,
daß in gleicher Bedeutung hebr. dtiWix ,vierfach* beabsichtigt ist
in dem von Babylon stark beeinflußten Buche Daniel 1, 17: ö''Tb\m
• • • batpm ynü d-'ü^Nn onb inj crirsn« rhün ,Und diese Kinder, vierfach
(= in hohem Grade) gab ihnen Gott Kenntnis und Verständnis . . .*
Beachtung verdient ferner der Umstand, daß 2 Sam. 21, 9 ibo'^i
nn"" DTirsr für dnrs» ,und sie fielen alle sieben zusammen' steht.
Mit den genannten und zum Teil auch von anderen erkannten
Formen ist die Reihe der Adverbia auf a(j)im im Hebräischen aber
noch lange nicht erschöpft. So ist von pnx formell nicht zu trennen
das neuhebräische und aramäische Adverb pniB ,noch, bisher', das im
Jüdisch-Aramäischen lautlich gleichfalls zu piK wird und oft ebenso
geschrieben ist und das wie die gedehnte Form ily zur Präposition
ny ,bis' gehört. Zur verwandten biblischen Lautform jn^, nnj? s.
unten Kap. XL
In den oberägyptischen aramäischen Papyrus tritt ein Adverb
DBK ,auch, gleichfalls' auf, das im Unterschied zu dem im Anschluß
an ein Nomen oder Pronomen, also präpositionell gebrauchten hebr.
i?!« ,auch' absolut steht, z.B. Sachau, Pap. 16, 7f: nln] ^103 nnstön p
pnirb] nn öbk nn2ttrn x"? |m payb ,Wenn du Geld bekommst, geh sofort
hinunter, und wenn du (es) nicht bekommst, geh gleichfalls sofort
hinunter!', oax verhält sich also zu hebr. P]K wie vulgärarab. baden
,hernach' zu ba^d ,nach*, aram. pip zu mp, hebr. jnr, pr zu nr, babyl.
pänäma ,vorher' zu pän ,vor' usw., ist also ein weiteres aramäisches
Adverb auf am. Die Deutung von dbn als P]K + mä vermag die Be-
deutung des Adverbs nicht zu erklären und ist wieder nur dann
richtig, wenn die Mimation überhaupt wirklich aus dem indefiniten
DEN, D'SK, n"i2, c:k, D'ni'a etc.
75
ma hervorgegangen ist.^ dek liegt nun im Hebräischen unerkannt
vor in der Form cex in 1 Sa. 1, 5: jm» r\''rn':'y\ rraa bsbi inüx nsiBb inr
nam -od mn-n an« nsn nx "D o-'BK nnK n^ jn" rrrh^ ,Und er gab seiner
Frau Penina und allen ihren Söhnen imd Töchtern Anteile (Ge-
schenke?). Und der Hanna gab er gleichfalls (oder obendrein?)
ein Geschenk, denn Hanna liebte er, obgleich (i) Gott ihren Leib
verschlossen hatte."
Wie DBK = CEX ist aram. nna ,aber, dennoch, nur* zni fassen,
das wohl zu -s ,außer' sich verhält wie cbk zu ?jx und wofür das
SjTopalästinische die Nebenform ^j^. ^j^ (vgl. d'BK, jny etc.) bietet.
Von NöLDEKES Erklärung (Mand. Gramm. 202 2) von d-q als har + mä
gilt wieder das oben zu dek Bemerkte.
Ein wie dbk, n-ia auf -am auslautendes altes aramäisches Adverb
liegt meines Erachtens ferner vor in d:n"! ,auch' Panammu 5, das D. H.
MOllbr, WZKM VII 44, LiDZBARSKi, Epigraphik 207 = di (oder dj s^k,
Da hsk) setzen. Indes zeigt dieses sich in dieser von djk verschiedenen
Form in derselben Inschrift Z. 16 und Hadad 8. 9. Auch scheint djk
an unserer Stelle genauer ,wieder, nochmals' zu bedeuten. Da nun in
Z. 16 g für das statt des arab. ^j> zu erwartende q (y) steht in y^v
(vgl. besonders mehri semröd = ^j.^x^\ ,krank sein') ,er erkrankte*,
zu welchem Wechsel in dieser Inschrift D. H. Müller, WZKM X
197 und aram. -[n: = yi^^s^ zu vergleichen ist, möchte ich CiK dem
arab. ü4* ,wieder, auch' gleichsetzen.
Im Hebräischen der Mischna ist sehr häufig ein Wort OTira
jinzwischen, unterdessen, inmitten', z. B. Kelim 5, 8; 8, 5; 13, 4 u. ö.
(S. 15 a) etc. D'nrnö ,aus der Mitte' etc. ,von innen*, z. B. Sukka 1 7.
Ich führe eine Stelle an: Gen. rabba 6, 12 -(bin ]h^p anyi '2 -nb -i"k
^ Mit ass. appunäma, das ,nan, denn' bedeutet, hat eck nichts zu tun.
* Durch diese Erklärung von ctk, welchem "Worte die Exegeten bisher rat-
los gegenüberstanden, gewinnt unser Vers auch ein hervorragendes juristisches In-
teresse. Zur Bedeutungsbestimmung von n;» ,Anteil' bieten vielleicht auch die Ele-
phantinepapyrus Anhaltspunkte, vgl. besonders Pap. 30 (P. 13489), wo gleichfalls
von der n;r einer Frau die Rede ist und Z. 6 — 7 lautet: '3^ prr n »31 kkb3 -zsv ti
3Tn ^b T 'sraai // //' pr"J «]C3 -zh {W ,und wer dir* streitig machen wird (vergleiche in
1 Sam. 1 die Kränkungen [=P3] durch die Nebenfrau, die Hannas Gattinenrechte be-
streiten) diesen Anteil, den wir dir gegeben haben, wird dir geben 5 Krs Silber
und den dir gehörigen Anteil gleichfalls', wo die letzten Worte also deut-
lich an (am =) vun mi« n» 1 Sam. 1, 5 erinnern.
76 II. Die Akkosativendunq in der Form des Duals.
QT-'nü Drxi D'"'n32 mnam isid nyi abirn tjiDÄ .der Schall dreier Dinge
geht von einem Ende der Welt zum anderen und die Geschöpfe sind
mitten drin und merken es nicht'. Auch dieses Adverb steht wieder
in demselben Verhältnis der Form und Bedeutung zu riD^a (bibl. mra)
.zwischen* wie ü^e« zu ^]^{, p-iy zu iy etc. Analog steht aber auch
zu bhebr. pa .zwischen* der angebliche Dual a-ra »mitten, die Mitte*
in a-'ran Vü ,der Mittelsmann* 1 Sa. 17, 4. 23 wie in der Mischna, z. B.
anTn ,ihr Abstand voneinander* Kelim 18, 1. Aber auch a-'ra steht
noch rein adverbiell, z. B. Gen. rabba 4, 1 in a"'n:a'i a^a ,mitten drin,
genau in der Mitte*.
Ein eigentümliches verkanntes Adverb auf a(j)im scheint mir
Hos. 6, 2 vorzuliegen; V. 1 sagt: ,Auf, laßt uns umkehren zu Jhwh,
denn er zerriß und heilt uns wieder, verwundet und Avird (wieder)
verbinden.' Darauf heißt es inV. 2: v:ab .Tmi liöp"" ■'tr'"birn ara a^ö'ia ir"'n\
,Er wird uns leben lassen nach zwei Tagen, am dritten Tage*
ist Unsinn und es springt in die Augen, daß ''tr''':'trn ava nur erklärende
Glosse zu a*'»''» ist, das dem Zusammenhange nach freilich ganz anders
gedeutet werden muß, nämlich als Adverb etwa in der Bedeutung ,für
immer, auf lange Zeit' o. ä., vgl. ass. sa vma S. 13; s. noch genauer in
Kap.VI, Anfang. Übersetze also : ,Er möge uns ewig leben lassen, uns
erhalten, daß wir leben vor ihm.* In der gleichen Bedeutung steht
das bloße ara Jes. 43, 13 in ija''»'' "öl brs« '7'':£ö •'Tö psi «in "-jk ara aa
,Ja, für ewig bin ich, aus meiner Hand kann niemand retten, wer
was ich tue rückgängig machen?.'^ Ein substantiviertes Adverb wie
a''ra ,zwischen > Mitte' und kein Dual ist das nhebr. an^-E^ (I^ihv)
»Überrest*, das ursprünglich adverbiell die Bedeutung ,übrig* hatte.
Diese adverbielle Bedeutung ist teilweise noch fühlbar an Stellen
wie a-'T'tt'i nax a'yau hv an''t:ri nax a^ac^ ,(ein Quadrat von) 70 Ellen
und (etwas) darüber (Länge), auf 70 Ellen und (etwas) darüber
(Breite)' 'Erubin 2, 4; 5, 2 u. ö. (vgl. RÖI b. 'Erubin 21a); b. Me-
gilla 15 b a^T'tt'a lös:? a''tt^aü •'ö ,der sich selbst wie überflüssig macht
(ansieht)'; daß unmöglich ein Dual gemeint ist, zeigen auch schon
^ Schon LXX übersetzen an' aQxrjs, das Targum «vhyi: etc., beziehen aber
av!2 ,ewig' gegen den Sinn des Satzes auf die Vergangenheit. (})b bedeutet Tor Ad-
verbien aber nicht nur ,von', vgl. z. B. nur das häufige sw psa ,(die Stadt wird
verwüstet) ,80 daß mehr kein Bewohner (darin) sein wird'.
Q-n'v, D'b'.r, n-DDr, cnewa, an-a, n-naeo etc. 77
Stellen wie ]*mbr, n*r ,der untere Teil (Rest) des Wollstreifens' Para
3, 11 (= pubnaai b. Joma 41b), msa mp ,der Rest des Gebotes*
j. *Erubin II 20b, nbn n-ip ,der Rest des Log (Hohlmaß)' Men. 23 a
etc. Vgl. auch aus späterer Zeit crfv reob D-ibuD ,auserwählt zu blei-
bender Pflanzung' im Abendgebet für den 7. Tag des Pesahfestes.
Hebr. "biü, •^*^'!t*, vb^r, n*b^r .der untere Teil, Saum des (Ge-
wandes)', das in der Mischnah häufig in der Verbindung rrrtp ^hve,
uan ^hw ,der Boden des Topfes, Gefäßes' vorkommt, hat hier im Status
absolutus die Form n'p^r.^ Da auch hier ein Dual ausgeschlossen ist
und c'bir wie das bedeutungs verwandte b:fe? Jes, 47, 2 (arab. Jv*»,
,3-^»-) etymologisch mit hsv, J-ä«. ,niedrig sein' zusammenhängen
dürfte, mag es ähnlich wie a^T^ ,übrig' ursprünglich adverbiell
= ass. iapla (S. 41) ,unten* bedeutet haben.
In dem bisher nicht mit Sicherheit erklärten n^newö Gen. 49,
14. Ri. 5, 16; dtidb? Ps. 68, 14 und Ez. 40, 43, das jedenfalls einen
Ort im Hause bezeichnen muß, kann a(j)im nicht Dualendung sein.
Vergleicht man nun die ferneren .Duale' w-y^ ,Herd' Lev. 11, 35
und nhebr. n'natcc^ (= den arabischen und babylonischen Singularen
i-Jx*, natbaku) , Schlachtbank, Küche', so wird es wahrscheinlich, daß
DTiBBTO, dessen zugehöriges Verbum (nett?) ja ,zusetzen, auf den Herd
stellen' bedeutet, gleichfalls den Herd bezeichnet. Diese Bedeutimg,
die weiter durch das etymologisch verwandte syr. V^^ und \^jäj3^
gesichert wird, das ebenfalls ,Herd' bedeutet, paßt allein an der'Stelle
Ez. 40, 43, wo D-nsü neben den Tischen (manbw) als zur Opferung
nötig genannt werden. An den Stellen Gen. 49, 14 kti :D*n2rön pn psh
• ■ • 31D "3 nnro; Ri. 5, 16 omp nip-ic 'Stxh D'r,Bren j*2 Tcxr nab; Ps. 68,
14 . . . BTiB» ps passrn dk \\ho pbnn n'-amsi liegt offenbar die bereits for-
melhaft gewordene Wendung nTiB»r(0)n ^"^ asr, asr, pn ,hinter dem
Ofen hocken' vor, die übertragen Gen. 49, 14 auch vom Esel ge-
braucht werden kann, was die Kommentare mit Unrecht verleitet
hat, darin Viehhürden zu sehen. Noch schlimmer ist Ez. 40, 43 miß-
verstanden worden, wo man in dtiee? wegen der dualischen Form
des Wortes gewöhnlich gabelförmige Pflöcke sieht.
^ Die Bezeichnung als Plural bei Ges.-Bchl ist also unrichtig.
' Dafür meist s'rsBsrs r'S, wie auch crr ryi und aram. ts «3 b. Sabbat 41a;
s*npTo.T tn ^Apotheke' Jalqat zu im 84 dürfte späte Analogiebildung zu B'nsissn r^ sein.
78 II. Die Akküsativenduko in der Form des Duals.
In all diesen Wörtern für Herd kann aber die Endung ajim
nicht als Dualzeichen, sondern nur als erstarrte adverbielle Be-
zeichnung verstanden werden, so daß on-'S, öTtstoö, DTiBt^Oa) eine ganz
genaue Analogie bilden zu den oben besprochenen Ortsnamen D^nnp,
DTIÖ"! etc.
Darum ist es weiter auch nicht nötig in das Appellativum
ü''3riön ,das Lager* Hl. 7, 1 mit mehreren Exegeten einen Dual hinein-
zudeuten oder das Wort zu ändern, das wie cn-'S etc. und der Orts-
name D''3nö den ursprünglichen Adverbialis zu n:nia darstellt. Ebenso-
wenig wie DTiB»» wird ferner auch nhebr. D''at'?nö ,die Winde' ein
Dual sein.
Die Präposition pa in Verbindung mit D"nBr(ö) zeigt allerdings,
daß die spätere Sprache hierin einen Dual gesehen hat, es liegt hier
aber wieder der gleiche Vorgang vor wie in D'^nj^n p3 ,am Abend'.
Ein weiterer analoger Fall, wo aber schon der Antritt der
Endung a(j)im an die Pluralendung die Auffassung als ursprünglichen
Dual abweist, liegt an folgenden Stellen vor:
2 Kön. 25, 4 = Jer. 52, 7 öTibnn pa nrur -[-in • • • iK2i''i
Jer. 39, 4 DTiönn pa nrtra • • • ix^fi
Jes. 22, 11 D-'nann pa ün-^vp mpai
Hier ist wieder einfach ,an der Mauer' zu übersetzen trotz der einen
Dual voraussetzenden Präposition pa. ,An der Mauer' mag der
Name eines bestimmten Stadtteils gewesen sein.
Wie bei DTiian, darf man auch bei DTinb in ^'? ua tjü» D^c^i-ia
DTinb ba n« Ez. 27,5 nicht an einen Dual des Plurals denken, sondern
wieder nur an ein substantiviertes Adverb ,aus Brettern, Bretterwerk'.
Im Spruch des Predigers 10, 18 mpan i«:'' D'nbstra ,Bei Faulheit
sinkt das Gebälk' wird der ,Dual' DTib:::? sehr künstlich als ,die
beiden faulen (Hände)' ausgelegt, obgleich es einen Dual des Ad-
jektivs im Hebräischen nicht gibt. In Wirklichkeit liegt hier das
durch die Präposition a verstärkte Adverb DTiSiatr , faulerweise* vor,
gebildet wie arab. ^ü-ü ,unvermutet, plötzlich' etc.
Möglicherweise — eine andere Möglichkeit s. oben S. 71 — ist
auch a-rnö Jer. 50, 21 ein ähnliches Adverb und rhv DTnia piKn by
rfbr zu übersetzen: , Gegen das Land, trotzig (verbittert) zieh da-
gegen !'
Redüpliziertk Advbrblä. wie DTiam nm, DTiiön "lan. 79
Auch an folg-ender Stelle hat man einen Dual gesucht, ob-
wohl die adverhielle Bedeutung der Endung hier noch deutlich
herrortritt: Ri. 5, 30: bb» '"tKisb D'ncp-i WS nap-i dtss b*?«?, wo n-nopn
,in Stickerei' bedeutet. Ez. 27, 7 steht ähnlich napia vp ,Byssus in
Stickerei',
In eigentümlicher Weise wird die adverhielle Form eines Wortes
auf öm (am) nach diesem zur Verstärkung wiederholt, wie in DKns pnsa
Num. 6, 9 ,ganz plötzlich', DKna phe'? Jes. 29, 5 — wofür Jes. 30, 13
pnab DKns steht; vgl. auch ass. lum-na lumna-ma, Amama 113,
14; 116, 41; sa-at-ta Sa-ta-ma .Jahr für Jahr' Amarna 38, 11.
In diesen Verbindungen haben wir es indessen genau betrachtet
nicht mit einer Verstärkung des vorausgehenden Nomens durch den
nachgestellten Adverbialis zu tun, da ja die ganze Verbindung wieder
adverbiellen Charakter hat, sondern im Gegenteil mit einer stärkeren
Betonung des Adverbs durch Doppelsetzung desselben wie arab.
\Sj^^j ^J^jij ,langsam' etc., vulgärarab. sdicä sdwä ,zusammen', swoijje
hcoijje ,langsam', qbalä, qbalä ,tout droit' Cohen, Parier arabe
373, hebr. nbra nbpa ,immer höher', nao noc ,immer tiefer' etc., nur
daß hier die adverhielle Endung am ersten Worte weggelassen
wurde; steht ja auch das bloße pna adverbiell Pr. 6, 15.
Hält man sich dies vor Augen, so ergibt sich auch für folgende
,Duale' eine analoge Erklärung : Ri. 5, 30 DTiam om ^"yo tpSn"' txsö'' xbn
• . • nöpn n'pns bbw in: wvrh. Von dem Nomen am ausgehend, konnte
man OTiöm auch schon formell nicht deuten, da der Dual zu nm ja
n'önn lauten müßte. Auch stützt sich die Fassung von am als ,Sklavin'
(vgl. besonders Halevy, JA. III [1904], 342) nur auf norm Mesa 17,
das aber, da dort schon vorher die Männer und Frauen (! a^'i-piaa
nörm.n~~i.n~a3'i) erwähnt sind, meines Erachtens auch nicht Skla-
vinnen bedeuten kann,^ welche Bedeutung ja auch etymologisch auf
Schwierigkeiten stößt.
Nach dem oben Ausgeführten steht aber aTiöm am für das
doppeltgesetzte aTiam. Am nächsten liegt es nun zu dem Adverb
* Erwarten würde man hier Vieh. Vgl. 1 Sam. 15, 3 ... "6 -,»K ^3 m anoTnai
■nnn ijn ^o:a nr in Ti»a pir •^y^ W»iy3 rmn ijn rnte nmn. Da Mesa 17 gleichfalls der
Ausdruck nnava ro3 "irrp^ »3 steht, ist wohl anzunehmen, daß er begründen soll,
warum auch hier das Vieh mitvemichtet wurde.
80 II. Die Akküsativendung in der Form des Duals.
OTicn-i, das hier neben bb» »Beute' steht, das ass. rVmütu, rimütu
,(Gnaden)geschenk, Tribut' zu vergleichen s. Kohler-Unqnad, Ass.
Urkunden passim; Toroztnbr, Tempelrechnungen 129^ und auch
in Amarna, z. B. 19, 55 el sa abija ri-'-mu-u-ta li-se-im-'-id-an-ni ,er
möge mir mehr Geschenke (Tribut) ^ geben als meinem Vater', vgl.
Z. 64 huräseP^ li-se-im-'-id ,er möge mehr Geld schicken'. Mit ri-
mütu vergleicht ÜNaNAD, Aram. Papyrus 52 mit Recht Sachau, Pap.
33, 3 }an"i2 "»sb nai"' • • • nn ,ich gebe dir geschenkweise, gutwillig =
gratis', Pap. 34, 2 aab nan" lamn ,ich gebe euch gutwillig', wofür in
den neubabylonischen Urkunden ina hud libhisu , freudigen Herzens'
steht. Es ist klar, daß aus dieser adverbiellen Bedeutung ,gern, frei-
willig, umsonst', ,als Geschenk' von jiama = rVmutam heraus der
Bedeutungswandel von rimutu ,Liebe' zu , Geschenk' zu erklären ist.
Vgl. DDn ,gern' > ,umsonst, geschenkweise' wie gratia > gratuitus
etc. Das Adverb rVmutam = ö\-iöpn ,geschenkweise', Ri. 5, 30 distri-
butiv DTiöm nm ,als jeweiliges Geschenk' (vgl. den häufigen analogen
Gebrauch des babylonischen Adverbs sallatis als Beute), scheint an
unserer Stelle vorzuliegen, wo ich übersetze: ,Ja, sie finden und ver-
teilen die Beute in einzelnen Geschenken für jeden ^ Mann,
Beute von bunter Stickerei . . .'
Ri. 15, 16 tt?''X Pi^K TT'sn mönn "nbn cmön -iiön -iiann ''n'73. Auch
hier ist nach dem Gesagten mian nicht ,Esel', sondern Verkürzung
des vollständigen Adverbs dTnan ,haufenweise', wodurch die bei Ges.-
BüHii s. v. nan III mitgeteilten Vermutungen sich erledigen. Über-
setze: ,Mit dem Eselskinn zu ganzen Haufen (wörtlich: haufenweise,
haufenweise) mit dem Eselskinn schlug ich tausend Mann.' Von einem
Dual kann hier natürlich keine Rede sein.
^ Das Fragezeichen daselbst nach , Geschenk' ist zu tilgen nnd rm als
Etymon (so schon Ungnad, Clay, Tallqüist u. a.) nachzutragen. ,Geschenk' nicht
,Gnade' bedeutet nniüt(u) auch in den Eigennamen Rlviüt-Addu etc. (Clat, Personal
Names 195 a und Tallqüist, Personal Names 305 b: grace).
' Nicht ,Freundschaft'.
* 133 »S"i ist also ,ein einzelner Mann' wie vulgärarab. ras ganam ,ein
Schaf etc.
Dnnna, ar\^bpbpy, nmbs etc. 81
III. Die AkkusatiTendung in der Form des Pronomen snffixnm.
Machen wir hier vorläufig Halt in der Untersuchung der Ad-
verbia auf a(j)im\ Haben wir bisher festgestellt, daß diese adver-
bielle Endung im Hebräischen durchaus nicht selten war, daß sie
auch hinter der Femininendung auftritt und auch dort oft vorliegt,
wo nicht nur die Erklärer der Bibel, sondern wie in a-'anyn p2,
DTisran p3, D'nann pi auch die spätere Sprache selbst mißverständ-
lich Dualformen gesehen hat, so liegt die Frage nahe, ob nicht auch
die bisher bekanntere Form der adverbiellen Akkusativendung am,
ebenso auch hiater der Femininendung und auch dort gesucht werden
darf, wo etwa die spätere Sprache oder auch nur die Erklärer
irrig das gleichlautende Possessivsuffix der 3. P. Plur. zu sehen
glaubten.
Eine Durchsicht des biblischen Materials fördert in der Tat
eine größere Anzahl solcher unerkannter Adverbia zutage ! Man ver-
gleiche z.B.: 1 Sam. 30, 17 nnnna'? an^rn ij? ep:n ja in ds"»"! ,Und es
schlug sie David von der Dämmerung bis zum Abend am anderen
Tage', wo an ein Possessivsuffix nicht gedacht werden kann. Daß
an das Adverb noch Präpositionen angehängt und so die Adverbial-
bezeichnung gehäuft wird, kann nach den zahlreichen bisher an-
geführten Analogien nicht stören. Formal entspricht das feminine cmna
neben nno .morgen' dem assyr. fem. timaliattam (oben S. 51) neben
ittimali (= 'jianK) , gestern', liliattam , abends, nachts' (S. 46) neben
lilama. Ebenso: Ps. 125, 5: m.T U'z'hY cm'rp'^pr D'aam ,Und die Recht-
beuger, auf krummen (Wegen) führe sie Gott!'^ Vergleiche dazu die
oben besprochenen Verbindungen des Adverbs auf -tarn mit aläku
im Assyrischen.
Ein Adverb amba ,gänzlich' liegt zweifellos vor in der Ver-
bindung öni'?3 15 oder onl'?? ly ,bis zu Ende'; vgl. folgende Stellen:
Jer. 44, 27 cnlbs iv nmm snna onsa pnto nrx rmrr' »-x ba lam
1 K. 22, 11 (= 2 Chr. 18, 10) Dnl'?3 nr dik nx n::n n^KS
' So wird gegen die masoretische Yersteilangf za übersetzen sein.
Torczyner, Die Gntstetaang des semitischen Sprachtypiis. 6
82 III. Die Akkusativbndunq in der Form des Pron. sufpixum.
1 Sam. 15, 18 ark Dni'?3 ir in nianbii ^
2 Sam. 27, 38 (fast ebenso Ps. 18, 31) Dnl"?? "ir m»N «"ri DT'ÄtrKi ''S'-K e^i"iK
Daß hier keine Anfügung eines Personalsuffixes als Objekt be-
absichtigt ist, ergibt sich daraus, daß in genauen Parallelstellen
1. auch das bloße nVs ij? für ambs nr stehen kann, so 2K 13, 17
nbs -ir ü-ix DK rT'sm, V. 19 nbs -ir d-ih dk r-'amK ; Esra 9, 14 ffiixn xSi
nbs nj? 133, 2. aber auch nlppb ij? mit deutlichem Ersatz der adver-
biellen Endung am durch die Präposition h an folgenden Stellen:
2 Chr. 24, 10: n'r'ab iv piK*? i3''btr''i iN-n^i; 2 Chr. 31, 1: nsi möan na latnri
nba"? iy • • • mnatan. Der Form nach bildet amba (ursem. kal(l)-ätam)
ein Femininum zu bab, kaläma. Vielleicht liegt dasselbe Adverb
auch noch vor Lev. 26, 44: n'ti a-noKö Kb nn''3''K pxa anvra nxT cij ?ini
ans Tina "lenb anbaS a-n^j^J ,und selbst dann, da sie im Lande ihrer
Feinde sind, verachte und verabscheue ich sie nicht gänzlich, um
meinen Bund mit ihnen zu brechen'.
Statt des Adverbs amba , gänzlich' steht 2 Chr. 4, 21 endungslos
das bisher rätselhafte an? nibaa ,gänzlich Gold, lauter Gold', das statt
des Adverbialis amba eintritt. S. dazu Kap. XIV.
Wie aniba ir gebraucht und darum grammatisch ebenso zu
fassen ist aan "ij? ,bis zu Ende, gänzlich* Deut. 2, 15: nmn.mri'' t a:i
a»n tr nsnan a-ipa aanb aa; 31, 24: nK7n min.i nan nx anab nra m'?aa ^'^'^
aan ny -lea bv, V. 30: aan ir riNtn rtTtiTi •'lai nx • • ■ n^a -laTi; Jos. 8, 24:
aan nr a-in "ss*? aba i'^e-i; 10, 20: naß ananb bx-itt^'' ^:ai y-iriri'' mbaa \t'i
aan "W i«ö-nbnj. In solchen Fällen wie ,es geschah, als Moses ge-
endet hatte, die Worte dieser Lehre in ein Buch zu schreiben bis
zu Ende' (Deut. 31, 24) kann man unmöglich an einen Infinitiv c.
suff. denken, der gerade den entgegengesetzten Sinn ergeben würde:
,bis sie alle wurden = verschwanden'. Vielmehr ist aan ,gänzlich,
fertig' identisch mit dem gleichbedeutenden arabischen Adverb fU^,^
zu dem es sich lautlich ebenso verhält wie hebr. a'')an , Orakel' zu
arab. «*^4-^^", pl. (^i , Amulett'. Das hindert aber nicht, daß die
spätere Sprache in der Endung von aan das Pron. Suff, gesehen hat,
^ Wenn hier an» ursprünglich ist, ist aber wohl ^inl^"? zu lesen. Mir scheint
allerdings on!< nur eine berichtigende Ergänzung zu dem als Inf. -f Pron. suff. auf-
gefaßten Dm^3 zu sein.
* Zur Form von ^l^J s. noch unten Kap. VII. gegen Ende.
car, cmsp htc. 83
wie dies Stellen zeigen wie Jer. 24, 10 natKn bpa Cön nr, wo bereits
die Bedeutung ,bis sie verschwinden' vorausgesetzt werden muß und
1 K 14, 10: ton np hb:rt -ipa"» -iwsr crnT« rcn nnk T"»pr% wo die Endung
am durch das Suffix der 3. P. Sing. masc. ersetzt ist. Dagegen ist
für 1TS cna •an np Jer. 27, 8 mit anderen 'rn zu lesen.
Als adverhieUer Akkusativ zu er. ,Einfalt, Unbefangenheit* steht
Dön^ in -im "ps "urr nhi crzrh D'rbrn 2 Sam. 15, 11 ,Tmbefangen, blind-
lings gehend, ohne von irgend etwas zu wissen*. Daß ursprünglich
hier kein Pronomen suffixum vorhegen kann, zeigt der Umstand, daß
Pr. 10, 9 dafür cns "[bn mit Ersatz des Adverbialis durch die Prä-
position, Pr. 2, 7 das bloße Nomen in nn ■•a'rh steht und daß in der-
selben Bedeutung cktie vorkommt Pr. 7, 22 hü iws Ckns rr-rtK "i^in
Kr' n-c ,er geht ihr nach, nichtsahnend, wie der Ochse zur Schlacht-
bank kommt'. Und wie hier schon die Bedeutung von can und nxna
zusammentrifft, so ist dies auch Jes. 47, 9 der Fall in ybv ikt nans
,plötzlich kommen sie über dich', wo schon LXX und Targum so
übersetzen als ob cxrtE im Texte stünde. Daß diese Bedeutung aber
auch Dan haben kann, beweisen die oben angeführten Stellen.^ Aus
der Bedeutung »fertig, plötzlich' entwickelt sich bei cön und jytns
die andere ,ahnungslos', die sich in -\'bs *K2 canr Jes. 47, 9 wie xnn
• . nwo CKne yby Jes. 47, 11 auf das Objekt, in nan*? ö'rbm 2 Sam. 15, 11,
wie in DKna mnK ibin Pr. 7, 22 auf das Subjekt der Handlung bezieht.
Die spätere Auffassung von aan als Infinitiv c. suff. zeigt sich
wieder in lEir,^ 1 Kön. 22, 34; 2 Chr. 18, 33, wofür nhebr. Tan "»Bb
gebraucht wird.
Bedeutungsverwandt mit cmbr und can ist das gleichfalls un-
erkannte Adverb nniatp ,gänzlich, durchaus, überall', das gewiß vor-
liegt Ri. 18, 2 b'rt ^:z ct:« cn'spa rviH rroan cnriEraa p ••33 "inbvn ,da
sandten die Daniten aus ihrem Stamm fünf Männer, durchaus (=
sämtlich) wackere Männer' (vgl. oben nn; nbra ,gänzlich, durchaus
Gold*) und wohl auch Ps. 19, 7 ,Am Ende des Himmels ist ihr Auf-
gang (der Sonne) und ihr Umlauf überallhin (cn'i'p-'rp Tisipm) und
nichts verbirgt sich vor ihrer Glut'. Nur wenn cniÄp = arab. äjUä.
»insgesamt' ist, verstehen wir es, wieso cniipa 2 Kön. 17, 32, D.-rxpa
^ Die von Kbochmai. vorgeschlageae Textänderang a^nz ist also ent-
behrlich.
6*
84 III. Die Akkusativbndüno in der Form des Pron. süffixum.
Ez. 33, 2 in der Bedeutung von ^»-^-d-j^a- ^^r* »aus ihrer Mitte', mspö
Drn 1 Kön. 12, 31; 13, 33 von v_;-ov-iJ\ ^J-^ ^;^ ,aus dem ganzen
Volke' steht. Der adverbielle Charakter der Endung wird femer
dadurch bestätigt, daß sie in gleicher Bedeutung durch eine Prä-
position ersetzt wird in n^^a , insgesamt' Gen. 19, 4. Jes. 56, 11.
Dasselbe Adverb etwa in der Bedeutung ,am Ende, endlich*
liegt vielleicht auch Dan. 1, 5 vor in ''ish iiö;?'' onstpöi 'a^b^s? ü':)d chiib'i
*]bön ,und sie zu erziehen drei Jahre und am Ende sollen sie den
König bedienen'.
Wichtig ist die Stelle Ex. 36, 7 naxbian ba*? an !^n^'^ nax'^öm ,und
das Material^ war genug für das ganze Werk', woraus hervorgeht,
daß in on auch an anderen Stellen die Akkusativendung am steckt.
Statt der adverbiellen Endung steht wieder eine Präposition in •«■isi
und ,genug' Esth. 1, 18, neuhebräisch auch adjektivisch gebraucht
(= , würdig') : •'n-is und wohl auch in ^"lüb (vgl. n:1tyK"i|äb 1 Chr. 15, 13)
,zur Genüge' 2 Chr. 30, 3.
Ein Adverb oan scheint Jer. 51, 39 vorzuliegen in n« rr'tPK Dana
öTnairm nnTiria ,hitzig mache ich ihr Getränk und berausche sie' ;
vgl. auch Jes. 47, 14, wo aber der Kontext vor der vorgeschlagenen
Vokalisation ü^r\b oder Dorib warnt. ^
In Hab. 3, 14 -iDDöa ""ar h^vh iö3 an^^^S •'iren'? i-irc fügt sich wohl
ein Adverb , jubelnd' (vokalisiere ünsf^j;?) am besten in den Satz,
das dem assyrischen Adverb el-si-i§ (izzazüka) ,jauchzend (tfeten sie
vor dich)' u. ä. (vgl. Delitzsch, HWB 76 a, Schollmeyer, Hymnen 45)
= ul-si-ii (vgl. Müss-Arnolt 49 b) in der Bedeutung genau entspricht.
Übersetze also: ,Sie stürmen einher, um mich zu zerstreuen (zer-
schmettern), jubelnd, wie um einen Armen insgeheim zu fressen.'
^ Zu dieser Bedeutung von nsK^a vgl. OLZ. 1912 Sp. 399, wo aber der Druck-
fehler Esra 36, 7 in Ex. 36, 7 zu berichtigen ist.
' Diese Vokalisation scheint in n« tavh ni« Dsn^ rbm p« ,e8 fehlt an Kohlen
zum Wärmen, einem Feuer, daran zu sitzen' auf den ersten Blick so selbstver-
ständlich, daß die Masoreten gewiß an sie gedacht haben; die erste Satzhälfte ,sie
waren wie Stoppeln, das Feuer verzehrte sie, sie vermögen sich nicht zu retten
vor der Flamme' verlangt jedoch im Gegenteil eine Fortsetzung in dem Sinne
,das Feuer verzehrt sie* und einen dahingehenden Deutungsversuch von V. 14 b
belegt wohl die masoretische Vokalisation 0Dr6.
Dno:-i, Dnji, cnnra, obiii -iri D:epo etc. 85
In Ps. 68, 28 "briss --iw pbr» --nrr dnen n-ivr» nir scheint anön
,haufenweise' zu bedeuten, erinnert also in Form und Bedeutung an
öTi-ttMi Ri. 5, 16.
Vielleicht das Gegenstück zu tsnr'^r bildet ünn in Jes. 43, 14
Dn3"i nvjKS D'Ttt?3i obs DTins TiTiirTi ,und ich führte sie hinab in den
Seglern (?) alle und ins Chaldäerland ^ auf den Schiffen ^ im Weinen'
vgl. besonders ••s-i Thr. 2, 19.
Statt der Präposition b steht der Adverbialis in onntt^ö Ex. 40, 15
nbip nsnrb cnna?» ürh nvnb ,um ihnen zu dienen zur Salbung für ein
ewiges Priestertum* ; vgl. Ex. 29, 29 cna nnvnh v'\r:H n^b vrr. Ein
gleichgeschriebenes Wort in anderer Bedeutung (Knn») steht Lev. 22,
25 : Dna Dnmrra ••3 nbx b2ö n2'n'?K cnb nx i2"'-.pn nb "ir: p toi, wo onnra
ans durch das folgende an diö erklärt zu werden scheint, onriüö ,Ge-
brechen* scheint hier aus einem Adverb »verstümmelt' hervor-
gegangen zu sein, wie etwa orrv ,Rest* aus dem Adverb ,übrig*.
Statt des einfachen b^ni in fßpo ,klein und groß', z. B. Gen. 19,
11; 1 Sam. 5, 9; 30, 2 u. ö. oder jap nn bn:» 2 Chr. 34, 30 kann auch
bnj ipi jBpob 2 K 23, 2; Jer. 42, 8 oder jop nn bniob Esth. 1, 5, 20
gesagt werden:^ Für die Präposition b kann aber wieder die Endung
am eintreten wie in Jer. 6, 13 -ijn K-'nJöi r^'S ma ^ho übm in D3Bpö "»D
ipr nwj? ibs jns, wo der Parallelismus mit n"23 und jns zeigt, daß in
DJBp und D'?n2 kein Pron. Suffix zu suchen ist, ebenso Jona 3, 5
d3tDp njn äSnaa wpv irnb'i. Präposition und adverbielle Endung stehen
Jer. 31, 33 üb^ii njn csBpa'? ttk ijn" q'?^ "'S.
» Wohl 80, wie Jer. 50, 10; 51, 24, 35; Ez. 21, 15; rranra Ez. 11, 24 a. ö.
* Vielleicht iat aber mit Hitzig u. a. rrata ,mit Klagen' zu lesen, worauf auch
Dvna anders zu fassen wäre.
' Vgl. analog: nrn nn r'KO^ Ex. 11, 7 rsna nyi e-i»w^ Jer. 51, 62; 2i» npi r«^
2. Sam. 13, 22,
86 IV. Die Akküsativendung an Stoffnambn,
IT. Die AkkusatiYendimg an Stoffnamen.
Für die Stelle 2 Kön. 25, 16 r^hün D-'ban bs rurnj*? bpiPö n\-i x"?
bietet Jer. 52, 20 die Variante n^xn n-^'^an "^a anc'nj'? hpTü n%'n k*?. Man
ist zunächst geneigt Dritten:'? für aus nrnab verderbt anzusehen. Nun
zeigt es sich aber, daß auch an andere Stoff- und besonders Metall-
namen dieselbe Endung am dort antritt, wo ein Pronominalsuffix
nicht erwartet wird. So:
Jes. 60, 9 an« aann asaa pimö y:^ H^^nh ,Um deine Söhne zu
bringen aus der Ferne, Silber und Gold (nicht ,ihr Gold', da sie ja
jetzt im Elend sind und erst erlöst werden sollen ^) mit ihnen*.
Ez. 7, 19 Db'scnb bav ah aann oeaa (Tn- mib aann la-»'?»'' mxina DBoa)
."n.T rriajr ava ,. . . Silber und Gold kann sie nicht retten am Tage von
Gottes Zorn', Der erste Teil des Verses fehlt in seiner Vorlage, die uns
in Zeph. 1, 18 erhalten ist: mir' mar DT'a B'7''::nb bav nh aant bj aeaa a:.
Hos. 8, 4 ö^asr anb ic^y aann aeaa ,aus Silber und Gold (nicht
ihr Gold!) machten sie sich Götzenbilder'.
Hos. 13, 2 Bsaaü naa» anh iirr"'i ,sie machten sich ein Gußbild
aus Silber (nicht aus ihrem Silber !)'.^' ^
Nach diesen Stellen wage ich die Annahme, daß für Gold und
Silber neben anr und Pioa auch oanr und aeaa gesagt werden konnte.
Letztere Formen sind offenbar erstarrte Adverbialformen; steht ja
auch aann asaa Hos. 8, 4 deutlich für ,aus Silber und aus Gold',
ähnlich wie man arabisch sagt; Ua> J»j^^ ^ ,die (ganze) Erde voll
Silber' (Sure 3, 85). Dann darf aber auch an»n3 als neben nvn:
,Kupfer' vorkommende Form gutgeheißen werden. Ja, sie muß an-
^ Die Schwierigkeit des Pron. Suff, ist längst gefühlt worden. Schon David
QiMCHi hielt es für möglich, daß das Suffix auf die NichtJuden zu beziehen sei,
die die Auswandernden mit Geld unterstützten.
* QiMCHi und andere Kommentatoren deuten das Suffix dahin, daß jeder
einzelne aus eigenen Mitteln und für seinen eigenen Gebrauch sich Götzenbilder
verfertigt habe.
' Vielleicht steckt ein Metallname auch in dem darauffolgenden DJiaro,
andere Lesarten: oJiana, wozu dann Nah. 2, 10 zu vergleichen wäre pKi ant na fps ita
Hebräische und babylonische Stoffnamen auf am. 87
genommen werden zur Erklärung der weiteren ,dualischen* Neben-
form a^ns^n? , Kupfer*, die wie das bloße nrnj Thr. 3, 7, bro Ps. 107,
10 besonders übertragen für ,eherne Fesseln* steht, aber Sir. 48, 17
für ,die eherne Meißel*. Daß auch zu neos vielleicht eine Nebenform
D.'aps bestanden hat, zeigt A^ielleicht die Form ön'Eps (mit Dagessieruug
des b) Gen. 42, 25, 35.
Höchst wahrscheinlich wird diese Annahme dadurch, daß auch im
Babylonischen Metallnamen und Stoffnamen überhaupt die gleiche
Endung am, a-an, ä vielfach auch dort zeigen, wo wir diese nicht er-
warten würden, und zwar nicht nur in Einzelfällen wie sa ma-^ar (nicht
8a^)-ru-sa hurasa-am-ma , deren Räderwerk aus Gold ist* (= onm),
Gilgamesepos YI 11 (Jensen, KB VI i 166; Dhorme, Choix 242) ina
e-ra-a ,aus Bronze' Langdon, Königsinschr. 86 I 25; e-ra-a dan-nu
,Hartbronze* IV R 13, 19; hi-ti-ik e-ra-a, Var. zu e-ri-i I R 53 ff.
Kol. IX 15 vgl. Muss-Arnolt 94 a ina . . . e-ra-a Langdon, Königs-
inschr. 80 I 19; e-pi-ir(-r{) {rsi-(i-)tam e-el-lu-tim , Erdmassen von
lauterer Erde* a. a. 0. 84 Nr. 6 II 1 ; 4000 ammat ga-ga-ra-am ,4000
Ellen Landes' 74, 13; i-na ku-up-ra-am ü a-gur-ra-am ,aus Asphalt
und Brandziegeln (kollektiv)* Lanqdon, Königsinschr. 298, 6 (S. 204,
Nr. 44, 4: i-na ku-up-ra-am ü a-gurri-im)] in . . . gu-uk-ka-al-lam
,mit . . . Lämmern (kollektiv)' a. a. 0. 94, 12 etc., sondern vor allem
in neubabjlonischen Kontrakten und Briefen regelmäßig, wenn dem
Stoffnamen eine Maß- oder Gewichtsangabe folgt, also wenn kaspam.
etc. die Bedeutung ,an Silber* etc. hat. Unverhältnismäßig seltener
steht die Endung an denselben "Wörtern bedeutungslos. Die ver-
einzelt vorkommende Stellung 19 siqle kaspa-ä' VS V 20, 13 dürfte
auf ein Versehen des Schreibers zurückzuführen sein. Vgl. folgende
Beispiele:^
^ Vgl. Tempelrechnungen 115 b.
* Die hier und im weiteren behandelten a-an etc. geschriebenen Endangen
sind gelegentlich mehrmals (vgl. Jäger, BÄ I 590 unten; Muss-Arnolt, AJSL
XX 231 f; HiLPRECHT, B. E. XX 22, Anm. 2) behandelt worden, jedoch auf Grund
unzureichenden Materials und ohne Unterscheidung der verschiedenartigen Be-
deutungen der Endung, weshalb auch die Lesung derselben nicht festgestellt ist.
Vorgeschlagen sind u.a.: mä (Le Gac, Hilprecht); Sa (Strassmaiee) ; av (Jäger),
an als Subst. , Betrag' etc. Am häufigsten ist die Umschrift A.AN. als .sumerisches
Zahldeterminativ.'
88
IV« Die Akkdsativenduno an Stopfnambn.
kaspaa-an 13^ fg Hqle kaspu ,an Silber IS^/g! Sekel Silber* Strass
MAIER, Nabnd. 95, 6; kaspa-a-an ^/g ma-na 282, 8; vgl. 314, 11 ff.
390, 9 ; 391, 6 u. ö. ; kaspa-a-an ^js ma-na Strassmaier, Nebk. 12, 8
kaspa-a-an 4 ma-na Strassmaier, Camb. 16, 9; vgl. 120, 6. 16
145, 5; 153, 7; 429, 6 u. ö. Strassmaier, Dar. 74, 5; 75, 12 u. ö.
B.E. VIII 72, 5 u. ö.; B. E. IX 6, 7; 12, 7; 83, 12 u.ö.; B.E
X 99, 7; 115, 11 u. ö.; VS IV 54, lOf.; 61, 4; 67, 4; 78, 4 u. ö.
VS V 73, 5; 79, 14 u. ö.; VS VI 138, 6f.; 185, 17 u. ö.; CT
XXII Nr. 70, 7; Le Gac, Babyloniaca III 55 Nr. I 5; Morgan
II 4, 7; 8, 10; 9, 11 u. ■ö. = kaspa-a-a-an 2 ma-na VS V 118, 7 =
kaspa-a-na Morgan II 10, 5. Mit Präposition: ina kaspa-a-an
1 ma-na Strassmaier, Camb. 218, 11; ohne bestimmte Zahl:
kaspa-a-an sa taq-qa-ha-a' ,an Silber, wie viel ihr bestimmt*
CT XXII Nr. 189, 8 — 9; kaspa-a-an slm imeri-su ,an Silber,
den Preis seines Esels* Strassmaier, Dar. 550, 9. Dafür:
kaspa-a ^jg ma-na 3 ri-bat ,an Silber ^j^ Mine, '/^ Sekel' Strass-
maier, Nabnd. 326, 6 vgl. 367, 6; 390, 6; 526, 9; 669, 5 u. ö.;
Strassmaier, Nebk. 119, 4. 8; Strassmaier, Camb. 17, 5 u. ö.;
Strassmaier, Dar. 257, 7f.; 309, 8 u. ö.; B. E. IX 83, 8; 218,7
u. ö.; B. E. X 1, 6. 11; 58, 7; 88, 10 u. ö.; Museum II i 51, 8;
95, lOu. ö.; VSIV63, 5; 66, 9; 74, 6 u. ö.; VS V 70, 6; 71, 6
u. ö. = kaspa-a ä' ^jg ma-na S^jg §iqle B. E. VIII 61, 4; kaspa-
a-a [Vjs] ma-na 8 siqle VS IV 135, 9f. Wohl versehentlich
weggelassen ist die Zahl nach kaspa-a' B. E. IX 66, 4.
huräsaa' ,Gold' (ohne Zahl) CT XXII 245, 5.
SS-BAR^-a-an 8 gur ,an Gerste 8 Kur* Strassmaier, Nebk. 66, 7 u. ö.
vgl. Strassmaier, Camb. 409, 6 u. ö.; Strassmaier, Dar. 108,4;
111, 9 u. ö.; B. E. VIII 57, 5; 59, 5f. u. ö.; B. E. IX 11, 9; 30,
19 u. ö.; B. E. X 9, 14; 104, 5 u. ö.; Museum II i 74, 7; 104,4;
109, 4 u. ö.; CT XXII Nr. 98, 12; VS III 115, 5; 116, 7 u. ö.;
VS IV 168, 5 f.; Lb Gac, Babyloniaca III 60 Nr. V 5; VI 4
und einmal auch durch eine nähere Angabe von der Zahl
getrennt: SE.BAR-a-an ina si-pir-tum na-da-tum 300 [gur].
Dafür:
^ Zur Aussprache vgl. unten S. 93.
DlB NEÜBABYLONI8CHE STOFFNAJCBNENDÜNa -JN, -Ä. 89
j§E.BÄR-a 2 gur Stkassmaier, Nabnd. 289, 5 u. ö. ; Strassmaieb, Camb.
164, 6 u. ö.; Stbassmaier, Dar. 389, 5; B. E. IX 78, 4 u. ö.; B. E.
X 76, 8; 82, 7; 83, 7 u. ö.; Museum IIi 67, 8; 91, 9; 98, 5; 119,
5 u. ö.; VS III 126, 7; Lk Gac, Babyloniaca III 64 Nr. XI 5.8
= BKBÄR-a 15 gur CT XXII Nr. 105, 15; (ohne Zahl) B. E.
VIII 78, 19 = SE.BAB-aa 1 gur 2 BÄR . . . B. E. VIII
82, 5.
suluppa (KÄ.LÜM.MA)-a-an 4 gur ,an Datteln 4 Kur* Strassmaier,
Dar. 120, 9; rgl. 127, 7 u. ö.; B. E. VIII 60, 6 u. ö.; B. E. IX
4, 4. 7; 9, 4. 8 u. ö.; B. E. X 9, 16; 23, 5 u. ö.; Museum II i 19,
5. 10; 109, 6 u. ö.; VS V 122, 13; CT XXII Nr. 31, 9 u. ö.;
VS III 61, 7 f.; 74, 8 f.; 88, 5 u. ö.; Le Gac, Babyloniaca III 57
Nr. III 5; IV 5. Dafür:
suluppa-a 70 gur Stbassmaier, Camb. 42, 6 u. ö.; B. E. IX 36, 8;
B. E. X 51, 7; 62, 4. 7 u. ö.; Museum II i 4, 4. 9; 6, 4. 8; 72, 6
u. ö.; VS III 43, 6 u. ö.; VS IV 161, 8f. u. ö. (vgl. Peiseb, Akten-
stücke 58); Le Gac, Babyloniaca III 64 Nr, XI, 5. 9 u. ö. =
8uluppa-a-a Strassmaier, Camb. 173, 6; suluppa-a Sa eqläti
ohne Zahl Museum II i 2, 13; suluppa-a' gamrüti'"^ B. E. IX
64, 4; suluppa-a' la id-dan-nu Z. 8; vgl. Strasshaebr, Dar.
368, 22.
(SE) ZIZ(Ai§).Ä.AN-ä', 1. kunäSa-a' oder besser hututta-ä' 50 gur
,an Emmer 50 Kur' B. E. X 84, 7 vgl. Strassmaieb, Dar. 173,
lOf.; Museum IIi 39, 9; 55, 4; 62, 15; 156, 16; VS III 158, 9f.
Die Endung -a-an wird nach dem Ideogramm ZIZ.A.AN nicht
geschrieben, wohl aber nach der phonetischen Schreibung bvr
tu-ut-tum-a-an 30 gur B. E. IX 59, 10.
kibäta (^E.GIG.BA)-a-an 50 gur ,an Weizen (?) 50 Kur' B. E. IX
30, 19; vgl. 59, 10; B. E. X 9, 15 vgl. Museum Hi 1, 5; 39, 9.
Dafür:
kihäta-a 1 gur 2 PI 2 BAR B. E. X 52, 6f. vgl. 72, 9 Museum 11 1
15, 12; 62, 14; 157, 15 u. ö.
äamas§amma-a-an 20 gur ,an Sesam 20 Kur' B. E. IX 30, 21 vgl. 59,
11; VS III 161, 7; dafür: Samassamma-a' 2 gur 4 BAR 73, 8
vgl. Museum II i 157, 17; 158, 17.
90 IV. Die Akküsativendung an Stoffnamen.
hallüra (SE.GÜ.GAL)^-a-an 12 gur ,an Kichererbsen 12 Kur* B. E.
IX 30, 20; dafür: hallüra-a 3 (PI) 4 BAR 3 qä B. E. X 72, 10
vgl. Museum II i 15, 12; 157, 16.
SE.GÜ.TUR-a 1 BAR 3 qä ,an Linsen 1 Seah, 3 Qä' B. E. X 72,
10; Museum II i 157, 16.
^^^sah-li-a 3 PI 2 BAR Museum II i 157, 15 = ^'"zag-hi-li-a-an
10 gur B. E. IX 59, 11.
ku-su-um-fmij-id-di-tum-a-an 1 gur ,an Emmer (?) ^ 1 Kur' B. E. X
9, 14.
duh-nu-a-an 20 gur ,an Hirse^ 20 Kur' B. E. IX 15, 7; duh-nu-a-an
71 gur 30, 21.
pusa (SEJJD.E.NE)<a 3 gur Museum II i 157, 17.
titta (GII§.MA)-a-an Igur 1 (PI) 4 BAR ,an Feigen 1 Kur, 1 PI,
4 Seah' VS III 124, 6.
süma (SE.SAR)-a-an 11 gur ,an Zwiebeln 11 Kur* B. E. IX 30, 22;
dafür: suma-a . . . Museum II i 45, 5; 62, 15; SE.SE-a 4 gur
Museum II i 157, 17.
süma ella (SE.EL.SAR)-a-an^ 20 gur B. E. IX 30, 22; dafür: SE.EL-
a 1 gur 1 PI 4 BAR Museum II i 157, 18 vgl. 62, 16.
pi-ti-a-an in Strassmaier, Camb. 308, 5 — 6: kaspa-a-an ^jsC^) [ma-
na] pi-ti-a-an 44 SE.SAR (süme) ,an Silber ^j^ Mine, an (Zwie-
bel)kränzen (? vgl. Muss-Arnolt 853a) 44 (von) Zwiebeln'; vgl.
Z. 1: ^J3 ma-na kaspi 40 pi-ti; pi-ti-a-an 140 Strassmaier, Dar.
345, 5; pi-i-tum-a-an 15 Dar. 334, 6 f.
ka-si-ia-aan 20 gur ,an Kasie 20 Kur' B. E. IX 30, 21; dafür: ka-
si-ia-a 6 gur B. E. VIII 74, 5.
bil-tum-a-an 14-ta ,an Fuhren (?) (von husabu „Palmschößlingen?")
14' VS III 135, 6.
1 Vgl. Hrozni^ OLZ XVI (1913), 52; ZA XXVHI, 109.
* Vgl. Hkozn*, Getreide 85.
3 Vgl. Hrozn* a. a. O. 49.
* Vgl. Meissner, SAI Nr. 5905 : ;§E. UD.E.NE = bu?u, das nach dem Ideo-
gramm wohl pusfs)ü (zu pisü = UD, BABBAB ,weiß') auszusprechen ist. Vgl. zur
Etymologie dieses Getreidenamens deutsch ,Weizen'. Cf. Muss-Arnolt s. v. busü
181 b und BE IX 80, 1 (SE.UD.KNE).
^ Vgl. Meissner, SAI Nr. 2970; Torczyner, Tempelrechnungen 125 a; Ungnad,
Briefe 389 f.; BE. IX 30, 10; Babyloniaca III 291, 43.
Die neubabtlonischb Stoffnamenbhdüng -Iir, -Ä. 91
ebüra-a-an 1 (PI) ^"zeri ,&n Getreide 1 PI Saatkorn' B. E. IX 29,
19; ebüra-a-an 150 gur a. a. 0. 26, 10; ohne Zahl: ^zeru u
ebüra-a-an id-das-su eben dort; dafür 35, 17: ebüra-a a-na
^zeri id-das-su ,an Getreide, (soviel) für das Saatkorn (nötig
ist), wird er ihm geben'.
^^zera-a-an 6 gur ,an Saatkorn 6 Kur* Strassmaikr, Dar. 265, 19
vgl. Z. 20; VS V 21, 20; vgl. 66, 11; VS VI 171, 12. 14; Peiser,
Aktenstücke 68, 14; von der Zahl getrennt ^"zera-a-an sa ina
X 2 gur 1 (PI) 1 BAR 1 qä ,an Saatfeld, das in X ist, 2 Kur,
1 PI, 1 Seah, 1 Qä' Strassmaier, Dar. 392; dafür: ^zera-a"
12 gur B. E. X 52, 6. 13; vgl. 55, 6; 118, 6. 7. 8. 12.
qi-me-a-an 1 (PI) 4 BAR ,an Mehl 1 PI, 4 Seah' B. E. X 50, 8;
dafür: qi-me-a 2 BAR 86, 6; vgl. 99, 8; Museum IIi 67, 8.
8ira-a (ohne Zahl) ,Fleisch' CT XXII 221, 12 = siru Z. 12.
Hpäta-a-an 6 biltu ,an Wolle 5 Talente' B. E. X 9, 14; dafür: »i-
päta'^''-a" 2ta ^g biltu B. E. IX 53, 6. 8.
H-kar-a 1 ni-sip ,an Bier 1 nisip (Gefäß)' B. E. X 86, 8.^
näru ba-di-^-a-tum-a-an ultu bäbi-su (18) a-di si-li-ih-ti-su ,vom Ka-
nal Badi'atum (soviel) von seinem Einfluß bis zu seinem Aus-
fluß (vorhanden ist)' B. E. IX 17 f. in Analogie zu ebüra-a-an
1 (PI) Z. 19 gebildet.
a-na dul-lu-a-an ,als Material (ohne Zahl)* CT XXII 158, 9 = dul-
lua 184, 19.
nMna«"'-a' 500 ,an Fischen 500' Museum II i 9, 17.
^-er-nvra-an 110-ta ,an Kleinvieh 110' B. E. IX 24, 7; si-e-nu-a-an
200 lahru ,an Kleinvieh 200 Schafe' Museum II i 9, 17; dafür:
sena (GANMLLU.ZUN)-a 124-ta B. E. IX 53, 5.
immera-a 1 isten(-en) ,an Widdern 1' B. E. IX 106, 7; B. E. X 99, 8;
111, 8 =
*-««^ bu-hal-a' 9 ,an Widdern 9» B. E. X 131, 11 vgl. Museum II i
147, 12. 13; 148, 12.
*»«««• niqa-a-an 25 ,an Opferschafen 25' B. E. IX 50, 11.
lahra-a ü . . . a" ,an Mutterschafen imd an . . .* Museum II i 224, 5.
* Zu maippu vgl. Mcss-Arsoi,t 704 a und Steassicaieb, Dar. 65, 1: 16 m-nb(!)-
bi 4 qä iam-ni; Z. 11: 3 ni-np-pi 3 qä sammi.
92 IV. Die Akküsativendüng an Stoffnamen.
urisa rabaa 30 ,an Ziegenböcken 30* a. a. 0. Z. 4.
alpa-a-an 4 ,an Rindvieh 4' Strassmaier, Dar. 392, 7; alpa'^^-a-an
[20] Museum II i 9, 17; dafür: alpa ^«"-a' 2 B. E. X 52, 13.
«"»«'« a-me-lu-ut-tum-a-an 7 ,an Gesinde 7' VS VI 184, 11.
säba-a-an 28 ,an Mannschaft 28' CT XXII 7, 17 auch nach dem Ge-
netiv :
säb-sarri-a 25 ,an Königstruppen 25' B. E. IX 50, 11.
ameiua.gar-a 2 ,an Mietsklaven 2' B. E. IX 43, 10.
10 ^a^p^t» dan-nu-a-an ,10 an Fässern' (umgekehrte Stellung) B. E.
IX 21, 6; besser: ^'"•^»'" dan-nu-a-an 300 VS VI 182, 5; dafür:
dan-nu-ä' 10 ,an Fässern 10* B. E. IX 50, 10; dan-nu-a isten
(-en) B. E. X 50, 8; dan-nu-a" 200 karpatu 59, 11. 15 vgl. 4, 12;
karpatu dan-nu-a 200 Museum II i 58, 4 vgl. 131, 7; dan-nu-a"
6825 gur ,an Fässern 5825 Kur' B. E. IX 25, 5 = dan-nu-tu-
a-an 50 karpatu kurunni lablri . . . dan-nu-iu-a-an {7i. 16) 50 kar-
patu kurunni e§H ,an Fässern 50 Gefäße alten Weines . . ., an
Fässern 50 Gefäße jungen Weines' Museum II i 67, 7; dafür:
dan-nu-tu-a 3 B. E. IX 74, 10.
elippa-a-an, kollektiv ohne Zahl: ,SchifEe* CT XXII 5, 12.
^?^nartaba-a-an 2 äü-uk-ha-nu ,an Bewässerungsgeräten 2 suhkanu'
B. E. IX 26, 9.
nam-zi-tum-a" 6-ta ,an Waschgefäßen 6' B. E. IX 43, 9.
nam-ha-ri-a" 2 ,an . . . 2' a, a. 0. Z. 10.
mus-sal-lu-u-a-an 150 ,an Spiegeln (?) 150' Strassmaier, Dar. 391, 6f.
sanäta'^'^^-a-an 2-ta ,(am Ende von) an Jahren 2' VS V 121, 13. 15.
20 = sanäta-a' 60 B. E. IX 48, 15.
Die verschiedenen Schreibungen dieser Endung: a-an^ a-a-an,
a-na, a*, a, a-a lassen keinen Zweifel daran, daß wir es mit einer
semitischen an, a gesprochenen Endung, nicht mit einem sumerischen
Ideogramm zu tun haben, als dessen Lesung wä, sa etc. vorgeschlagen
worden ist. Das Sumerische kennt übrigens eine solche Endung in
dieser Bedeutung nicht. Daß kein bloßes Determinativ vorliegt
(Jäger, BA I 590), ergibt sich schon daraus, daß a-an etc. in der
weitaus überwiegenden Zahl der Fälle nicht bedeutungslos ist: ,an
Silber' etc., also auch in der Sprache und nicht nur in der Schrift
ausgedrückt sein mußte. Der Umstand aber, daß es an einzelnen
Die neübabtlonische Stofpnamenendono -In, -ä. 93
Stellen auch bedeutungslos stehen kann, so-w^ie daß zwischen -a-an
und die Zahl Attribute des vorausgehenden Stoffnamens treten können,
beweist ferner, daß a-an kein eigenes Substantiv ,ini Betrage' oder
Adverb ,nämlich' sein kann, was übrigens auch durch die verschie-
denen Schreibungen ausgeschlossen wird, sondern nur die hier in
einer speziellen Verwendung auftretende Akkusativendung an, die
wie in hebr. ceca, ornrnj auch bedeutungslos geworden sein kann.^
In der Tat steht a-an nie ohne vorhergehendes Substantiv, dessen
Endung es ist,^ ferner nie zu Anfang einer Zeile, ^ dagegen oft am
Zeilenende. Im besonderen ist die Form a-an sonst die Endung des
Duals im Babylonischen, wie a^nwns formell ein Dual zu sein scheint.
In Formen wie qi-me-a'', dan-nu-a^] dan-nit-tu-a-an, worin vor
der Endung ein anderer Vokal als a erscheint, scheint -a(n) freilich
nicht mehr als zum Wort gehörig empfunden worden zu sein. S.
aber zu diesen Formen unten Kap. VI.
Wie in anderen Fällen (s. oben S. 62) für am das zusammengesetzte
Sam, san steht, kommt in der Tat auch für kaspa-a-an, kaspa-a
Cyr. 177, 10; analog VS VI 297, 16 die Schreibung kaspi-su-a Pja
ma-na ,an Silber l^s Minen*; VS IV 89, 10 und 165, 12: kaspi-äu-a-an
1 ma-na (bezw. 1-ma-na 50 siqle); Strassmaler, Dar. 511, 16: kaspi-
su-a-an 1 ma-na vor, wozu besonders an die obenerwähnte Form
iatti-su-a-an für §attisan(-sam) zu erinnern ist.
Für das oben S. 88 genannte SE.BÄR-a-an dürfte wohl einfach
Sean zu lesen sein.* Für äE.BAR ist zwar bislang nur die Lesung
seatum bezeugt (Meissner, SAI 5408), doch scheint mir senatum nur
eine bedeutungsgleiche Variante für seum ,Gerste' zu sein. Vgl. den
^ Beachte, daß zur Verstärkung des adyerbiellen Beziehungsauadrucks auch
die Präposition ina (kaspa-a-an) stehen kann.
* Tauxiuist, Babylonische Schenkungsbriefe (Helsingfors 1891), S. 7 liest aller-
dings in Strassmaier, Nbk. 251, 1: zeru sa ina näri eaii A.AN und faßt A.AN als
,im Betrage von', ohne daß aber ein Betrag folgt, weshalb auch die Urkunde dort
nicht ganz richtig gefaßt ist. Auch kann ES nicht allein für eisu stehen. Wurde
der Kanalname auch nära eisa-a-an (mit der oben besprochenen lokativen Endung)
ausgesprochen, oder ist näru 30 (saUä)-a-an ,Eanal vom 30. (Tage)' zu lesen?
^ Mit Ausnahme einer einzigen Stelle VS III 113, 4 f.: suluppa (Z. 5) -a-an\
doch kommen Wortteilungen auch sonst vor, vgl. m. Tempelrechuungen 10.
* Beachte ie-a-an 3 gur Strassmaieb, Dar. 523, 6 gegenüber 3 gur SE.BAB
in Z. 1.
94 IV. Die Akküsativendüng an Stoffnamen.
Geschlechtswechsel in dem aus seatu entlehnten^ hehr. riHD, rw,^
pl. D'ND, na^ ' ,Maß, Seah'. Es scheint nun in der Tat, daß wie für
nvn: : anrnj, DTirns auch für seu , Gerste, Getreide' auch seam, §ean,
seem gesprochen wurde. Vgl. qal-mat äe-am , Getreidewurm, K 152
Kol. IV 59 (vgl. Delitzsch, HWB 126b s. v. urbatu); ana miris se-
am u SamaUammi ;Zur Anpflanzung von Gerste und Sesam' Sanh.
Baw. I 23 (vgl. Meissner-Rost, Bauinschr. Sanh. 74; Delitzsch a. a.
0. 408 a sub I naa); husahhu se-am , Mangel an Gerste* Thompson,
Reports 209 Rev. 6; a-kal se-am ,Gerstenhrot* Jensen, KB VI 2
46 Nr. VIII Rev. 7 ; sVam«'« u tibnu (SE.IN.NU) Asurn. III 82
(Del. 126 b unten); se-ani^'^^ ferner Scheil, Annales de Tukulti-
Ninip Obv. 16; Rev. 3, 5. 21. 29. 50 u. ö.; se-m™'« Budge-King, Annais
Nr. VII (Tiglatpileserzylinder Nr. I) Kol. VI 103; se-im'»" Amarna
83, 32; 85, 10. 18. 24 u.ö.; se-im la-hi-ra (Akk.) CT XXIX, PI. 21,
25; ina eqli §e-am im-mil-lu ,wenn im Felde das Getreide hoch auf-
schießt (!)* K 9284, 50 vgl. Virolleaud, Babyloniaca III 291; ba-nu-u
se-am u ki-e Weltschöpfungsepos Tafel VII, 2, vgl. Dhorme, Choix
68; a-ua se-am CT XXXIII, PI. 28, 21 etc. Mit Suff. [§e]-a-am-su
VS VIT 191 (Ungnad, Briefe 149), 6 se-im-ka (Akk.) KB VI 1 298,
19 (früher ZA XII 323) etc. etc. Wie seam in H-am "•*« als Kollek-
tivum gefaßt wird, so dürfte es oft auch als Dual verstanden worden
sein, da daneben auch die Form se-a für den Nominativ sich findet
in: ina kirib eqli Se-a §a 2 qaqqade-sa SI.GAB ,wenn im Felde eine
Gerste mit 2 Köpfen sich findet' K 9284, 52; se-a i-na la si-ma-ni-sa
(,zur Unzeit') SLGAB Z. 55; se-a ina SI+ DÜB '»«« eqli , . . innamir
(-ir) Z. 57* vgl. Virolleaud, Babyloniaca III 291. An dieser Stelle
wird §e-a freilich wie ein fem. sing, behandelt. Beachtung verdient
ferner, daß auch in altbabylonischen Urkunden der Akkusativ durch
se-am, se-a-am, se-a-an (vgl. das Wörterverzeichnis bei Schorr, Ur-
kunden; Ungnad, Briefe) bezeichnet wird, während für Nominativ
und Genetiv meist nur SE steht.
^ S. meinen Nachweis Anzeiger der kais. Akad. d. Wissensch. 1910, XX;
Tempelrechnungen S. 5.
« Ez. 46, 15.
' Ez. 45, 1 1 8. Tempelrechnungen a. a. O.
* S. unten zur Stelle.
Äth. segam] kollektive hebr. Tiernamen auf -am. 95
Hieß also auch im Nominativ und Genitiv die Gerste seam,
so darf man wohl die Vermutung aussprechen, daß das südarabische
Wort für Gerste ftlJP*: segam als Entlehnung auf bahyl. §eam zu-
rückgeht,^ denn der schwierige Lautwandel ' zu g (oder umgekehrt?^)
scheint auch sonst unter ähnlichen Bedingungen vorzukommen.
So verzeichnet Dillmann im Geez auch rtlJP*! für arab. *-f-*o , Pfeil'; äth.
0P9'* • jlinks' entspricht nach Dillmasn wahrscheinlich arab. ^ Lio in gleicher Be-
deutung, wie neben f^öC'i'' auch äT^C' ,Haar' steht. Vielleicht ist auch
H,lt' ^»26 jtempus' mit ma-eze ,wann?', je-eze Jetzt' zu verbinden, die selbst zu \3\
gehören; s. oben S. 67. Eine weitere Analogie bietet vielleicht die schwierige Koran-
stelle Sure 83, 7. In Vers 7 und 18 führt Mohammed wohl einen jüdischen Midrasch
an, daß das Buch der Frevler cy:^^ ij*» je^ös der Frommen ,^y^^ ^^ sei; seine
darauffolgende Deutung ist mit den Worten dieses Satzes unvereinbar und darum
für deren Verständnis wertlos.^ 'iüijjün kann in V. 18 nicht ,Eigenname des großen
Buches der Frommen' sein (Nöldeke, Neue Beitr. 28), sondern nur der Ort, wo
sich das Buch der Frommen befindet. jFrXxkel, De Vocabulis in cor. 23 [vgl. auch
Lehnwörter 157 a] sieht es als ein mißverstandenes [hebräisches] p'hp an und
dagegen läßt sich schwerlich Entscheidendes sagen' (Nöldeke a. a. O.). Es steht
hier also p"^? ,das Hohe' wie si'.^, csr ,die Höhe, oben' für den Himmel. Dann
muß ij^yä:^ (siggün) ein mißverstandenes hebräisches Wort für Hölle sein, also wohl
wie ie'am = segam, hebr. pKr Tis Ps. 40, 3 = b^sr ,Unterwelt, Hölle' (vgl. ^jjSlXt •=
l^JLäc, ^3rK) entsprechen.*
Wie im Babylonischen neben den Stoffnamen auch in Mengen
auftretende Lebewesen (wie sena-an, s. oben) die Akkusativendung
zeigen, die hier das KoUektivum zu bezeichnen scheint, scheint dies
auch im Hebräischen der Fall gewesen zu sein, wie dies die kollektiven
Insektennamen d^3 Ex. 8, 13. 14 (neben ja Jes. 51, 6 und wohl auch
^ Nach dieser Annahme wäre segam die älteste abessynische Form des Wortes ;
daraus : amh. segab und durch Metathesis : äth. gabs (über gash) ; umgekehrt Prae-
TORiüß, Amh. Gr. § 65d; Brockelmaxx, Grundriß 275: gab8>gasb>segab> segam.
* Für diese Möglichkeit vgl. hebr. rao, aar ,8ich irren, übersehen' ; r\iSV2, ,ver-
sehentlich' mit arab. X.^.^ ,verge8sen, übersehen', '^y^^J^ ,versehentlich', die Laat-
variante ='ki= für pro in der Tosefta und bei ,Hai Gaon' zu Kelim 16, 3 [vgL J.
N. Epstein, Der gaonäische Kommentar zur Ordnung Tohoroth (Berlin 1915), 47]
und was Fräxkel, Lehnwörter 41 dazu anführt.
^ Darum muß auch Grimmes Deutung ZA XXVI 163 a limine abgelehnt
werden. Doch mag er darin Recht haben, daß die Entlehnung des Wortes über
Südarabien nach Mittelarabien erfolgt sei.
* Ähnlich werden ^^l•'hy und ^ks? gegenübergestellt in Jes. 14, 14 f. : sr 'r=2 bv n^pK
ma TST b* T.ir b'xv b» •]« : |v^ toik. Darf man etwa für ns-;« im Gegensatze zu ttw
und parallel zu nbvK lesen: totr, bezw. nc'w?
96 IV. Die Akkusativbndung an Stofpnamen.
Num. 13, 33: ün-r^^a im ]p) ö'-aans irrj?s -nji); wbo Lev. 11, 22 und
weniger wahrscheinlich nu Jo. 1, 4; 2, 25; Am. 4, 9 zeigen. Daß die
Analogie der Stoffnamen auf am im Hebräischen einmal sehr stark ge-
wesen sein muß, zeigt arrs, dessen neben ^9, aram. köhd etc. auf-
fällige Vokalisation aus dieser Analogie zu erklären ist, da, wie D'^n©
,Kohlen', n^a ,Ruß* nahelegten, am — mit Recht oder mit Unrecht —
als Endung empfunden wurde, ans ist also keine Form qatiäl! Aus
derselben Analogie der Stoffnamen ist endlich auch die oben S. 72
besprochene adverbielle Form von hebr. o^a = as. mämu, ursprüng-
lich Akk. zu mü ,Wasser* zu erklären.
Die Distribütivendung (T)än am assyrischen Zahlwort. 97
T. Die AkkusaÜTendung als DistributiTausdruck.
In einigen der oben besprochenen Beispiele scheint die Akkusativ-
endung neben der adverhiellen Beziehung auch den Kollektivbegriff,
also eine Vervielfachung mit auszudrücken. Diese Erscheinung
hängt zweifellos damit zusammen, daß die Adverhialendung, wie etwa
die Präposition in ,zu zweit, en deux', altindisch praty-ekam , einzeln*,
gr. xa^' eva, xaxa ovo etc.,^ multiplikative und distributive Funk-
tion besitzen kann. In dieser Bedeutung haben wir oben bereits die
hebräischen multiplikativen Zahladverbia a-nrniN, DTi^ya^? und dtoi
kennen gelernt, die arab. ^^»t^, ass. sibitan etc. entsprechen. Aber
wie arab. üX-il> ist auch ass. sibitan etc. keine alleinstehende Form.
Vielmehr finden wir hier ein festes System gleichgebildeter Zahl-
adverbia, die neben der multiplikativen Bedeutung oft auch den
damit nahe verwandten distributiven Sinn haben und die in formeller
Beziehung zum Teil wichtige lautliche Varianten bieten. Für den
adverhiellen Charakter dieser Formen ist besonders der Umstand
von Wichtigkeit, daß neben der femininen Endung -tan wie in sibi-
tan in gleicher Bedeutung auch das maskuline an stehen kann. Die
folgende Zusammenstellung hiehergehöriger Beispiele aus semitisch
babylonischen Texten soll ein sicheres Urteil über Form und Be-
deutung der Endung ermöglichen. Vollständigkeit zu erzielen, lag
weder in meiner Absicht, noch war es im Interesse der Beweis-
führung notwendig; vgl. z. B. :
1-ta-a-an, eigtl. multiplikativ ,auf einmal, einfach', distributiv: ,je
eins' Hunger, Tieromina 53, 3 = Virolleaud, Babyloniaca V
Nr. XL VII, Z, 5: ditto zikaru u sinnistu ülid-ma 1-ta-a-an
pänü-su-nu ,Wenn ditto ein männliches und ein weibliches
(Junges) wirft, deren Gesicht einfach ist'; se-a ina ßI-\-DUB'^^
(1. it(t)ät?, vgl. Z. 52: ina qirib; Z. 58: ina libbi) eqli ka-
an-nu-Sd 1-ta-a-an il 3-ta-a-an innamir(-ir) ,Wenn an den
Grenzen (?) des Feldes Getreide erscheint, dessen kannu ein-
^ Vgl. Bkügmann, Die distributiven und kollektiven Numeralia der Indogerm.
Sprachen 12 ff.
Torciyner, Die Entstehung des semitischen Spnchtypns. 7
98 V. Die Akkusativendüng als Distribdtivaüsdruck.
fach oder dreifach ist*;^ distributiv 1-ta-a-an alpam (Kol. XII 1)
3-ta-a-an [ J ,je ein Stier, je drei [Schafe]' RA IX 94 Maniätusu-
Monument Kol. XI 38 f. ; üma P°'^-ta-a-an i-na-$a-ru hu (oder
fag) [ 7 ,je einen Tag bewachen sie . . .'^ Fragment 1910
bei Frank, Studien I 107, 19; 6 (f) §epä-§u-nit 1-ta-a-an uznä-
§u-nu , deren Beine sechs, deren Ohren je eines sind' CT XXVIII
40a, 5; 2 GAR. ZUN 1-ta-a-an salmu ,zwei Brote für je ein Bild'
Tallquist, MaqlüVIII87; Knudtzon, Sonnengott 240 Nr. 116,
21 = CT XX Fl. 45, 18: KAK-TI sa imni u sumeli 1-ta-a-an
hal-qa ,Wenn rechts und links je ein Rippenknochen fehlt'
(zur Lesung- und Bedeutung von KAK.TI (sikkat sili) vgl.
Christian, OLZ 1914, 396); ähnlich CT XXX 47, 19. 20; CT
XXXI 48b, Z. 4. Vgl. noch PL 9b, 13; cf. auch Fl. 47, 40f.;
sere sa SU.SI 1-ta-a-an patrü ,wenn die Oberseiten des Lobus
einmal (?) zerrissen sind' Boissier, Choix 224, 19; besonders häufig
in der Formel neubabylonischer Kontrakte isten(-en)-ta-a-an
satar il(te)qü ,je eine Urkunde haben sie genommen'^ mit den
Varianten l-en-ta-a-an; 1-en-a-ta-a-an (auch VS III 64, 9; VS
IV 99, 12; 139, 7; Strassmaier, Dar. 163, 16); l-en-na-ta-ä"; 1-en-
na-a-ta] l-en-ni-ta-a^]* 1-ta-a-an (VS V 48, 16); 1-en-ta-an] 1-a-
ta-an VS V 38, 40; Strassmaier, Dar. 157, 19; 262, 8; 1-en-a-ta
Strassmaier, Dar. 154, 7; 313, 9; B. E. VIII 112, 14; 1-en-na-
ta-a-an VS V 120, 15; 1-en-na-ta Bab. u. Or. Record I 85;
^ Also ungerade; im Gegensatz zu Z. 52 »Getreide, dessen Köpfe zwei sind'.
Vgl. unser vierblättriges Kleeblatt als günstiges Omen.
' Nicht ümatan (s. dazu unten), sondern üma Utena-ta-a-an ist auszusprechen.
Die distributive Bedeutung der Zahl, die auch Frank a. a. O. 109 nicht beachtet
hat, ist für den Zusammenhang wichtig. Vgl. die Fortsetzung: ,Wenn (so!) der
Adler ein Rind, Wildochsen, einen Esel fängt, frißt die Schlange davon, bringt es
zurück (heim), es fressen ihre Jungen; wenn die Schlange Bergziegen, Gazellen
fängt, frißt der Adler davon, bringt es heim, es fressen seine Jungen'.
' Die Phrase erscheint oft stark abgekürzt, so daß z. B. Camb. 349, 31; B. E.
Vm 104, 11 u. ü. nur Ut-en il-te-qu-u VAT 79, 26 (Peiser, Aktenstücke Nr. 19, S. 66)
bloß iit-en-ta-a-an sie vertritt. Vgl. WZKM XXVIII 452.
* Diese ersten fünf Formen notiert u. a. auch Hilprecht, B. E. XX 22 Anm. 2.
Zu seiner Deutung der Formen s. weiter unten. Den wichtigen und selbstverständ-
lich scheinenden Zusammenhang von l-ta-a-an mit Ubitan etc. hat er nicht beachtet.
Zu iiten-na-a-ta Cyr. 211, 8; Dar. 257, 12 vgl. Meissner, Supplement 20 b.
Die DlSTRlBUTIVENDÜNQ (T)iir AM A8SYKISCHEN ZaHLWORT. 99
Strassmaeer, Camb. 245, 9 (sprich ako: isten-^ali-tä(n)) und
in maskuliner Form 1-en-a-an vgl. Dixitzsch, HWB 384 b s. v.
ilteqi, Müss-Arnolt 1025 a s. v. satäru und AJSL XX 232;
Strassmaier, Dar. 133, 8; 256, 11 u. ö.; VS IV 53, 6; 106, 4;
126, 10 u. ö.; V 32, 13; 39, 22 u. ö.; isten-a-an in anderer Be-
deutung (s. S. 104 1) auch altbabjlonisch CT XXXIII PL 37, 4,
cf. ferner Langdon, Königsinschr. 232 Kol. I 34: sa bäbi 1-a-an
,an je einem Tore'.^
2-ta-a-an KB I 180, 56 (vgl. Delitzsch, HWB 30) udräti sa 2-ta-an
isqubeti saknä ,Kamele, die mit je zwei Höckern versehen sind'
(vgl. die Paralelle: sa sunä slrisina , deren Rücken zweifach [?]
ist*); summa ditto-ma 2-ta-a-an sepä (iräti) imnäti (NE.GAR)
sakin ,wenn ditto mit je zwei rechten Füßen (Brüsten) (je 2 NE.
GAR) versehen ist' CT XXVIII 14 b, Z. 4. 6. 8, vgl. CT XXXI,
Fl. 50, 17; summa na-a-a-be sumela 2-ta ,wenn die «aiafte links
zweifach sind' Klauber, Pol.-Rel. Texte 139 Obv. 11; maskulin:
2-a-an .je zwei* CT XXXIII PI. 37,5; 2-a-an a-me-lut-ti ,je zwei
Mann' Harper, Letters X Nr. 1000 Obv. 14. Dafür 2-a-a säbe
(9) ina lib-bi-su-nu pi-iq-da 867, 8 f. Zur Aussprache dieses
Zahladverbs s. unten Kap. VIII.
3-ta-a-an, s. oben sub 1 ; ferner 3-ta-an i-zi-iz muhhi-ia , dreimal hat
er gegen mich gestanden* Amarna 85, 8 ; summa ditto ma 3-ta-
a-an sepä (iräti) imnäti (3-ta-an NE.GAR) äakin ,wenn — wie
oben — und es mit je drei rechten Füßen (Brüsten) {je d NE.GAR)
versehen ist' CT XXVIII PL 14a, Z. 5. 7. 9; summa iz-bu ina
arkat(-at) uznä-su ki-lal-li-e 3-ta-aan uznä saknä-^^-ma ,wenn
hinter des Neugeborenen Ohren beiderseits je drei Ohren liegen*
CT XXVII PL 38, 35, ähnhch Z. 36. 37. Vgl. Virollbaud, Ba-
byloniaca V 96, 92 ff.; 12 arhe kakkabe 3-ta-[a-]an^ us-zi-iz ,für
12 Monate je drei Sterne stellte er hin' Schöpfungsepos, Tafel V 4
(KB VIi 30); multiplikativ: 3 Hpäti an-na-a-ti 3-ta-a-an ana
muhhi (eli) nap-§al-ti taman-nu , Diese drei Beschwörungen sollst
du dreimal über die Salbe hersagen' IV 2 Rawl. 55 Nr. 1 Obv. 35
(Z. 59 dafür 3-su); vgl. Zimmern, Ritualtafehi Nr. 56, 12; Ü-3-ta
* Sehr irreführend bietet Langdos a. a. O. im Texte (s. Änm.) Uten u Uten.
* Var. nur: 3.
7*
100 V. Die Akküsativenduno als Distribdtivaüsdruck.
,von je drei Ellen' (es folgt: ni-H-ti, also sem. Text) AO 4423
Rev. 5 (Th. Danqin, RA VI 136); maskulin: 3-a-an rukJcis e-ma
rukkus siptu taman-nu , dreimal umbinde, wenn es umbunden
ist, rezitiere die Beschwörungsformel' CT XXIII PI. 12, 44.
4-a-an in sd 4-a-an IGI.GfAL] ,von je V* C'^)* Museum IIa 120, 44
vgl. ToRCZYNER, Tempelrechnungeu 110.
ö-ta-a-an : K 2130 (= IV Rawl. 34 ; Boissier, Choix 1 10), Z. 28 sa ekalla-
su pa-ti o-ta-a-an be-ri(!)'^ u-rap-pi-su-ma ,der seinen Palast^
auf einen Raum von je fünf Doppelstunden (nach jeder Richtung,
also im Geviert) erweiterte'. Vgl. dazu unten S. 105: akle"^'^
5-ta , Obmänner über je fünf ^ Ungnad, Briefe 18 (King 16),
6. 9 = akil NAM (= ana) 5 Nr. 11 (King 24), 4; maskulin:
Strassmaier, Dar. 348, 5 ina ik-ku-ra-tum u ii(f)-m{-it-ti 5-a-an
,für je fünf ikknratum (nach Meissner, Suppl. 6 b eine Zeit-
bestimmung) und it.'; vielleicht phonetisch ausgeschrieben in dem
Hammurapifragment Museum V Nr. 93 Kol. V, 24: a-we-lum su-u
ha-am-sd-am-ma (aber auch -sil möglich) (25) mi-im-ma sd in-
na-ad-nu-s[u] . . . (27) i-na-ad-di-in , dieser Mann wird fünf-
fach (im Kodex II r 71 dafür: a-du ö-sü), was ihm gegeben
wurde . ., geben'.
6-ta-a-an CT XXVII PL 17 (K 2007 Obv.), 31 summa sinnUtum
ülid-ma 6-ta-a-an uhäne §epä-su sa imni u sumeli ,wenn eine
Frau gebärt und die Zehen seiner (des Kindes) Füße rechts
und links je sechs sind'. In Z. 32: 6 ubäne sepisu sa imitti
,die Zehen seines Fußes rechts {= seines rechten Fußes) sechs
sind', wo es sich nur um einmal sechs handelt, steht dagegen
die endungslose Kardinalzahl ;^ ebenso summa sarratu ülid-ma
6-ta-a-an uhäne ... CT XXVIII PI. 3, 15; ähnlich: CT XXXI
PI. 48, K6720 etc. Z. 7: 6-ta-a-an KAK.TI sa imni u sumeli
1 Vgl. Lanusberger ZA XXV 385.
* D. h. das dem Palast gehörige Land. S. die unten besprochene Stelle der
babylonischen Chronik.
* Von Ungnad richtig erklärt.
* Hoffentlich sieht niemand hier, wo es sich zweimal um je 6 handelt, in
6-ta-a-an einen Dual, wie man es fertig gebracht hat, hebr. B'nrsiK, cryar etc. als
Duale zu erklären.
Die DlSTRIBUTlVEXDUNO (T)Äy AM ASSYRISCHEN ZaHLWORT. 101
,je sechs Rippenknochen rechts und links' ;^ vgl. Christian, OLZ
1914, 395; maskulin: 6-a-an Strassmaier, Nabnd. 639, lOf. : 5
'^p^blru . . . (11) a-na 'jg ma-na 6-a-an ,fünf Jungochsen . . . um
V2 Mine (= 30 Sekel), zu je sechs (seil.: Sekel)*; VS V 4, 12:
ki-i pi-i 6-a-an akäle (GAR.ZUN) ,für je sechs Brote' ; VS VI
279, 3: §a 6-a-an ina 1 ammati , (Bäume) die je sechs Ellen
(lang sind)' =^ 6-a^ Strassmaier, Nebk. 65, 4fE. : ki-i (5) la id-
dan-nu sa arhi ina muhhi 1 ma-ni-e (6) 1 siqlu 6-a LAL.DI
(1. mati T) ^ kaspi ina muhhi-su i-rab-bi .gibt er es nicht, so
wird pro Monat für je 1 Mine (oder) 1 Sekel sechsfach der
Fehlbetrag des Silbers zu seinen Lasten wachsen (verzinst
werden)'; 68, 4fE. : a-na 1 ma-ni-e 8 siqle kaspi (5) ina muhhi-
su i-rab-bi kaspu sa . . . 6-a i-nam-din ,zu 1 Mine wachsen
8 Sekel Silber zu seinen Lasten hinzu, das Silber, das . . .,
wird er sechsfach geben.
7-ta(n) besonders häufig in Amarna in der Bedeutung .siebenmal' in
den Schreibungen: 7-ta 316, 8; 7-ta-an 187, 4; 7-ta-a-an 84, 5;
7-ta-na 314, 9; 323, 8; 324, 8; 325, 7; 7-ta-ni 203, 8 u. ö.; 7-ta-
an-ni 195, 14 u. ö.; 7-ii-ta-a-an 88,3; 295, 7 u. ö.; 7-it-ta-na
235, 9; 7-da-a-an 266, 8; 267, 8; 268, 7 u. ö.; 7 -tarn 75, 6; pho-
netisch: si-bi-taan 221, 6; vgl. 196, 3; si-ib-e-ta-an^ 215. 6;
maskulin: 7- an (= lAlCo) 193, 4; 7-a-an 75, 6; 337, 6. Ferner
CT XXXI Fl. 48b, Z. 6: ina 7-ta-a-an KAK.TI sa imni u
sumeli ,an je sieben Rippenknochen rechts und links'; Lanq-
DON B. E. XXXI PI. 49 Nr. 58, 3 (s. S. 55): Hpätu samtu sipätu
pisätu täl-pap 7-ta-a-an [qisre taqa$arj .rote und weiße "Wolle
wickle herum und [knüpfe] je sieben [Knoten]'; CT XXIII
PI. 9, 12: 7-ta-a-an rukkis ,siebenmal umbinde I'; maskulin:
7-a-an .je sieben (Ellen lang)' VS VI 279, 2.
9-ta-an Amarna 82, 38 f. : ti am-ma-ha-as-ni (39) 9-ta-an .und ich wurde
neunfach verwundet'.
^ In Z. 6 steht g^egen Klaubee, Pol.-Rel. Texte S. LIV in der Edition: 7-ta-
a-an (q. V.).
* Vgl. auch Lahdsbkrgeb, ZDMG LXIX, m S. 10 des SA.
' BöHL, Sprache 39 irrtümlich: ii-bi-e-ta-an.
102 V. Die Akküsativendung als Distrtbutivausdruck.
lOta-a-an (= esrila-tan) Amarna 19, 69 ü a-na-ku 10-t[a-a]-an sa
ahi-ia i-ri-su lu-ut-ti-in ,und ich will das Zehnfache von dem,
worum mein Bruder bittet, geben'; 10-ta-a-an Kohler-Ungnad,
Ass. Urkunden 562, 6 = ana 10-a-ia-an 106, 17 — 18 in der
Formel: kaspam ana 10-a-ta-an [ana] bele utära ,das Geld soll
er zehnfach dem Besitzer erstatten'; Urkunde 163, 22 steht
dafür [10-aJ-ta-a-a und 558 maskulin 10-a-a.
12-ta-a-an, besonders in adi 12-ta-a-an, a-na 12-ta-a-an (Strassmaier,
Nabnd. 687, 32) ,zwölffach' oft in neubabylonischen Kontrakten,
z. B. Strassmaier, Nabnd 116, 37 u. ö.; VS V 3, 2Q; 6, 26; 38,
38; 41, 24 u. ö.; vgl. Delitzsch, HWB 537a s. v. paqiränu;
KB IV 90 Kol.IV40; Morgan 113, 18; 4, 10; 11, 14; 28, 13u.ö.
und schon Hinke, Boundary Stone 248, ferner Gilgamesepos XI
139 f.: ,ich schaute hin auf die Weiten, die Fläche des Meeres',
(140) a-na 12-ta-a-an i-te-la-a na-gu-u, worin ana 12-tän aber
unmöglich ,nach 12 (Doppelstunden)* bedeuten kann, wie selt-
samerweise allgemein übersetzt wird,^ weshalb die daran sich
knüpfenden Schlüsse Jensens, KB VI i 499 zu revidieren sind.
Übersetze: ,zwölfmal (Var. bei Jensen a. a. 0. 500 oben: vier-
zehnmal) tauchte Land (eine Insel) auf* ; maskulin : Strassmaier,
Nabnd. 66, 2 (zitiert Strassmaier, Verzeichnis Liverpool S. 4) sa
12-a-an ar-ra-ka^ ,(Bäume) die je zwölf (Ellen) lang sind; ebenso
VS VI 279, 6 a-di 12-a-an Strassmaier, Dar. 245, 27; Pejser,
Aktenstücke 44 Nr. 10, 26 ; Strassmaier, Nabnd. 639, 7 : [ana x]
ma-na kaspi 12-a-an [x Rinder um x] Minen Silber, (das Rind)
zu je 12 (Sekel)' vgl. oben zu 6.
15-a-an Museum II i 173, 2 maskulin: sa 15-a-an ina 1 am-mati ar-
ra-ku ,die je 15 Ellen lang sind*.
16-a-an ,je 16 (Ellen lang)* VS VI 279, 5.
' Dhorme, Choix 113: ,ä 12 x' vgl. die Anmerkung dazu.
' Dieselbe Nominalform auch Museum IIi 173, 1; s. sofort und II Rawl. 60
c 17: i-na ku-ri-e-ti i-na ar-ra-ka-a-ti, worin arrakäci, pl. fem. zu arraku ,lang', kureti
zu kurü jkurz' gehört. Holhas Frage, Körperteile 137, ob ku-ri-e-ti PI. zu kuritu
jWade' gehöre, ist also zu verneinen.
Die Distribütivendung (T)Ix am assyrischen Zahlwort, 103
30-a-an as-lu sid-di 30-a-an as-lu püti ,je 30 aslu der ^ Länge, je
30 aslu der Breite' BA III 250, 30 f. vgl. 246, 20.
40-a-an und 45-a-an: Scheil, Esagil Obv. 26 f.: pa-pa-ha-fa-ni] (27)
sa *^^Nabü u ^^^Tas-me-tum 45-a-an US 40-a-an SAG ,les cha-
pelles de Nabu et de Tasmetum, chacune 45 de long, sur 40
de large'.
50-a-an Schöpfungsepos Tafel YII Rev. 20 f. : ina zik-ri 50-a-an iläni
rabüti (21) 50-a-an süme^-su im-bu-u, wofür ich die Übersetzung
vorschlage: ,Mit fünfzigfachem Spruche (zik-ri) nannten die
großen Götter fünfzigfach seine Namen'. Die bisher vor-
geschlagenen Übersetzungen haben die Bedeutung der Endung
nicht berücksichtigt; StkassmAier, Cjr. 332, 12: ina lih-hi 50-a-an
siqil kaspi (distributiv?). Ferner 50-a-an^ ti-ib-ki Strassmaier,
Verzeichnis 8851, Variante zu Assurbanipalzyl. X 76 oO-ti-ib-
ki mas-kan H-kit-ti-su wohl ,50 Ellen (im Geviert)'.
60 ta-a-an in: mi-lu-su 1 üS (== 60)-ta-a-an (je 60) su-ub-ban CT XXII
48 Rev. 11 vgl. ZA IV 362; ümu 60 (1 US)-ta-a-an ,je(?) 60 Tage
lang' ViROLLEAUD, Astrol. Suppl. II Nr. LI, 9.
5 su-si (== 180)-a-an ti-ib-ki Sargon, Silberinschrift 38, vgl. Muss-
Arkolt 1143 a unten, AJSL XX 232; 350-a-an malki Sargon,
Stierinschrift 70 (Lyon S. 84) einfach: ,350 Fürsten', ohne distri-
butive Bedeutung. Ebenso 360.000-a-an Jensen, KB VI i 292, 20.
Wie an den zuletzt genannten Stellen scheint die Endung be-
deutungslos zu stehen in der Angabe der Zeilenzahl am Ende von
Tontafeln, vgl. z. B. Hünger, Tieromina 30 Mitte; 95, 39; 97 unten;
100 etc.; CT XVI PL 40b Rev. 14; Babyloniaca I 7, 80; III 219 oben;
ViROLLEAUD, Öamas V 14; VI 8; S. 15 unten; S. 18 unten; XIII 59;
1 Beachte den auffallenden Genetiv nach aSln, ebenso: BA DI 250, 29 ff.:
ziq-qur-ra-tu (30) ai-lu fu-ban slddi (31) aä-lu su-ban püti (32) a-iar maS-kan-iu
mafi-ri (33) es-iU u-se-pis ,den Tempelturm, ein aSlu, ein subban der Länge, ein aSlu,
ein subban der Breite habe ich an seinem früheren Orte neu herstellen lassen'. Zu
ai-la-ta-a-an s. Kap. XI.
* Var. su-vii-e.
' Die Ziffer wurde wohl nicht als 3 3u-.n gesprochen, wie sie nach dem
sumerischen Zahlensystem in der Schrift ausgedrückt erscheint, sondern eher ala
100 + 80.
104 V. Die Akkusativbndunq als Distributivausdrück.
Meissnek-Rost, Bauinschriften Sanlieribs 16 unten IV R 9 Rev. Z.41;
Lanqdon, Psalms 50, 66 und öfter. Zur Erklärung s. unten.
In eigentümlicher Weise wird in den von Pbiser edierten Ur-
kunden der dritten Dynastie und hie und da auch sonst ^ das Zahl-
adverb auf -a-an (nicht ta-a-an) für die Ordinalzahl gebraucht; vgl.
HiLPRECHT, B. E. XX 22, Anm. 2. S. dazu unten Kap. XI.
Die aus obiger Zusammenstellung sich ergebenden Varianten
sind für das Maskulinum: an, a-an^ am-ma] für das Femininum: <a,
ta-an, ta-a-an, ta-na-^ ta-ni] ta-an-ni; tani] da-a-an] a-ta; a-ta-a^; a-
ta-a-a; a-a-ta; a-ta-an; a-ta-a-an; a-ta-ma] e-ta-an] i-ta-a^] it-ta-a-an.
Die stärkere Ausbildung der Form nach dem Feminin -t hängt na-
türlich damit zusammen, daß im semitischen Zahlwort die feminine
Form für das Maskulinum eintritt, welche Erscheinung später noch
besprochen werden soll.^ Auch der Begriff des Distributivs (Multi-
plikativs) scheint nach den Beispielen am Femininum stärker zu
haften als am Maskulinum.
Im Hinblick auf die Schreibung a-ta-a-an und auf die oben no-
tierte Stelle Strassmaier, Nabnd. 66, 2: sa 12-a-an ar-ra-ka ,die je
12 (seil.: Ellen) lang sind' ist auch Museum II 2 69, 23—25; 32—34:
9 A-ta-a-an] 6 A-ta-a-an etc. einfach als 9-a-ta-a-an, 6-a-ta-a-an ,zu
je 6 (seil.: Ellen) Länge' zu fassen. A ist also nicht, wie ich ZDMG
LXVII 144 annahm und wie jetzt auch Luckenbill, AJSL XXXI 87
meint, Ideogramm für ammatu ,Elle*.
Es ist begreiflich, daß eine an den Zahlwörtern so stark aus-
geprägte Analogie, gleichgültig, ob sie auf dem Boden des Zahlwortes
entstanden ist oder nicht, ^ nicht auf die Numeralia allein beschränkt
gewesen sein kann. Schon in Fällen, wie den zuletzt besprochenen
Beispielen 12-a-an] 9-a-ta-a-an] 6-a-ta-a-an ,je 12, 9, 6 (Ellen)' be-
1 Vgl. für die Haramrapizeit CT XXXIII 37, 4 f. SÄG.BI 1-a-an, SAG.BI 2-a-an.
' In distributivem Sinne steht öfter das männliche Zahlwort bei weiblichem
Nomen. Den verschiedenartigen Versuchen, das -t im Zahlwort von der Geschlechts-
endung zu scheiden, weil seine Funktion im Numerale nicht der Ausdruck des weib-
lichen Geschlechtes ist, sei vorläufig nur entgegengehalten, daß die grammatische
Femininendung in der Mehrzahl der Fälle in Bezeichnungen für geschlechtslose
Begriffe steht, die Geschlechtsbezeichnuag also nur eine ihrer Funktionen darstellt.
^ S. dazu später.
Dje Distribütivbndüng (T)äs an Mass- ü. Stoffbezeichnunqen. 105
zieht sich das distribuierende (multiplizierende) -ta-a-an (,je') nicht
nur auf die Zahl, sondern zugleich auch auf die mitgedachte oder
mitgesprochene Maßangabe, die mit der Zahl einen einzigen Quan-
titätsbegrifE bezeichnet. In solchen Fällen wird die als Distributiv-
ausdruck empfundene Endung auch und besser nach der Maß-
bezeichnung stehen können. Ein interessantes Beispiel für die Gleich-
wertigkeit beider Stellungen und somit auch für die Gleichartigkeit
der Endungen an Zahlwort und Maßbezeichnung ist der oben er-
wähnte, einer Chronik (vgl. Kino, Chronicles 32, 28) entnommene
Omenbericht von Öargina K 2130, 28: sa ekalla-su pa-ti ö-ta-a-an
be-ri u-rap-pi-svrsu-ma ,der seinen Palast auf einen Raum von je
fünf Doppelstunden (im Ge^aert) erweiterte*, wofür Kikg, Chronicles
5, 7 steht: märeP^ ekalli-su a-na 5 beri(KAS.GID)-ia-a-an u-se-sib-
ma ,er ließ die Söhne (= Leute) seines Palastes auf je fünf Doppel-
stunden (nach jeder Richtung) wohnen*. Wegen der Identität der
Endung an Zahlwörtern und Maßbezeichnungen dient auch bei diesen
zumeist die weibliche Endung als Distributivausdruck.
Von uneigentlichen Maßbezeichnungen aus wie Fleisch = Fleisch-
stück von bestimmter Größe, Brot = Brotlaib ^ etc. übertrug sich die
Endung auch auf Stoffnamen, so daß sie, wenn Zahl, Maß und Stoff
angegeben sind, auch an dritter Stelle stehen kann.^ Unterstützt
wurde diese Übertragung durch jene Fälle, worin die Stoffbezeichnung
zur Bestimmung des Maßes gehörte.' Auch hier wechselt die Stellung
der Endung ohne Bedeutungsunterschied. Vgl. CT II 11 (Ungnad,
Briefe 236), 27 f.: um 1-E2^2 qä aküli-ta . . . (28) i\ 1 gä sikari-ta . . .
,täglich je 2^8 2« Brot . . . und je 1 qä Rauschtrank . . .', neben
Z. 36 /^ 7 qä-ta akälam u sikaram. Einen Überblick über die ein-
schlägigen Formen soll folgende Zusammenstellung gewähren, in
^ Vgl. die im folgenden genannten Beispiele.
* Die wirkliche Stellung der Endung wird durch die UnToUkommenheit der
Schrift oft undeutlich. Vgl. jene Fälle, wo die Art des Maßes nur durch die Rich-
tung oder Gruppierung der Ziffern ausgedrückt wird, ideographische Schreibungen
wie SE.GUR, wofür doch wohl kunm Seim oder bloß kurru gesprochen wurde etc.
' In solchen Fällen, wo die Endung also an den Stoffnamen tritt, besteht
von vornherein die Möglichkeit einer Verwechslung mit der oben besprochenen
Bezieh ungsen düng an Stoffnamen.
106 V. Die Akküsativenduno als Distuibütivausdruck,
welcher der Versuch gemacht ist die gewählten Belege einigermaßen
nach dem Alter der Texte und weiter nach sachlichen, hezw. for-
malen Gesichtspunkten zu ordnen:
1. Althahylonische Zeit: a) Weihliche Endung an Maßangaben: ^//s
GAN eqlim i-na 1 GAN-ta //^g (Gan) von je einem Gan* Schorr,
Urkunden 94, ], vgl, m. Bemerkung dazu WZKM 1914, 454;
1 bilta(-ta)-a-an (6) seweri kaspim ,je 1 Talent Silberringe'
Manistusu-Monument RA IX (1912) Kol. XI 5f. = 25f.; 30 ma-
na-ta-a-an seweri huräsim ,je 30 Minen Goldringe* Z. 7f. =
Z.27f.; 1 8E.GUR-ta-a-an ,je ein Kur Gerste (sendet mir beide)'
Ungnad, Briefe 181 (Th.- Dangin, Lettres 26), 20; 1 SE.GUR-
ta-a ,je ein Kur (für beide)* Meissner, Privatrecht 57 (= Schorr,
Urkunden 157), 11; 2 qä-ta ukultim(f) kur-mat-zu (8) 2 qä-ta
sikarim ma-as-ti-iz-zu ,je 2 qä Speise (täglich) zu seiner Ver-
köstigung, je 2 qä Bier als seinen Trank' VS VII 144 (Schorr,
Urkunden 163), 7 f.; ^/g qä-ta-a-an Th.-D angin, Lettres 51 (Un-
gnad, Briefe 243), 18 ,(Maß von) je Vs 2^'; ^ BAR-ta ,je
2 Seah' VS XIII 4, 3; CT II 18, 3: i-na ümi 1 '="'» 2 (PI) 3 BAR-
ta ,an einem Tage je 2 PI, 3 Seah (= ^j Kur)'; Z. 7: i-na
ümi 1 ^'"" 3 (Pl)-ta vgl. Z. 11. 16. 28; ta-ak-hi-iu-sa (sa) 1 Hqli-
ta-a-an su-nu ,welche je 1 Sekel wiegen' CT II 1, 3 = 6, 2;
^Is ma-na-ta-a-an (5) hi-im-§a-tu-äti-nu ,je ^/g Mine ist ihr
(beider) himsatu'^ CT II 22 (Schorr, Urkunden 282), 4 f.
b) An der Stoffbezeichnung: 5 isinni 2 BAR qema-ta-a-an 1 sira-
ta-a-an i-pa-ki-id ,an drei Festen wird er je 2 Seah Mehl, je
ein Fleischstück gewähren' CT VI 44a, 12 f.; 1 Hra-ta ü 1 BAR
qema-ta 48b (Schorr, Urkunden 65), 15 f.; 1 BAR qema-ta
1 slra-ta-a-an 48c, 11 f.; 1 sira-ta-a-an CT II 41, 35; 1 Hra-
ta-a 2 BAR qema-ta-a CT IV 44c, 13 f.; 1 BAR qema-ta-a-an
ü 1 Hra-ta-a-an CT IV 45 c (Schorr, Urkunden 223), 6f.; i BAR
qema-ta 1 Hra-ta-a-an CT VI 48 c, 11 f.; 1 slra-ta-a-an Th.-D an-
gin, Lettres 178, 10; 2 Mra-ta Poebel, B. E. VI 2 52, 15 etc.;
um 1-E 2^/2 qä akäli-ta . . . ü 1 qä sikari-ta . . . ,täglich je
2^2 qä Brot . . . und je 1 qä Bier' CT II 11 (Ungnad, Briefe
236), 27 f. (s. oben); 3 isinni """samas 1 SJR-ti 1 BAR Hkari-
1 S. unten S. 129, Anm. 1.
Die Distribdtivenduno (T)Äy an Mass- u. Stoffbezeichnonoen. 107
ta-a-an (17) i-pa-ki-id Ranke, B. E. VI 35 (Außentafel), 16 f. ;
3 BÄR qlma-ta-a-an 1 SIR-ta-a-a[nJ CT XXXIII 48b, 15 f.;
i-na warhim 1 *«"• (19) 2 BAR sea-ta-a-an epram (SE.BA) (20)
1 BAR [-ta-a-an] pissatam (NI.^BA) (21) i-na sattim i*«»
^js siqil kaspi-ta-a-an lubustam (SIG.BAj ,monatlich je 2 Seah
Getreide für Kost, 1 Seah Öl als Salböl; jährlich */, Sekel
Silber für Kleidung' Poebel, B. E. VI 2 70 (Schorb, Urkunden
206) 18fE.; 1 PI sea-ta ,je 1 PI Getreide' CT XXXIII 36, 12;
V/s GAN i (PI) sei-ta-a-an ,auf V^g Gan je 1 PI Getreide'
VS VII 38 (Schorb, Urkunden 132), 13; 1 (PI) sea-ta-a VS
VII 103, 15; 1 (PI) sea-ta-a-an si-nx-§u (19) 2 (PI) seam il-ki
,Je 1 PI Getreide zweimal, (d. h.) 2 PI Getreide hat er ge-
nommen' VS VII 202 (Ungnad, Briefe 259), 18 f.; 2 (PI) epra
(^E.BÄ)-ta-a-a[nJ ,2 PI jedesmalige (d. h. wohl monatliche)
Kost' CT XXIX 1 a (Unonad, Briefe 96), 10.
c) Männliche Endung an der Maßbezeichnung liegt anscheinend
vor in 1 BAR-a-an ,je 10 qä' CT VIII 30 a, 11. 19, s. aber
unten S. 111 z. Stelle.
d) Männliche Endung an der Stoff bezeichnung nur bei seum ,Ge-
treide', z. B. sipat 1 gur 1 (PI) se-a-an ,als Zins von 1 Kur
wird er (je) 1 PI (zahlen)' Th.-Danqik, Lettres 183, 2; 5 (PI)
se-a-an dam-ga-am ,(je ?) 5 PI gutes Getreide (gib ihnen)' Th.-
Danqin 21 (Ungnad, Briefe 155), 7. 11. An diesen Stellen wird
-a-an aber nicht als Distributiv-, sondern als einfache Akkusativ-
endung zum Ausdruck des direkten Objekts anzusehen sein,
wie dies sicher der Fall ist an Stellen wie: lu 1 gur seavi
2 gur U-a-am i-di-is-sum CT 29 (Unonad, Briefe 202), 9 f. vgl.
Z. 6; 4 gur se-a-an VS IX 26, 10 = 4 gur se-a-am 27, 11; VS
VIII 62 (= 63), 11; Poebel, B. E. VI 2 53 (= 54), 3. 5. 6 u. ö.
ie-a-an (vgl. Z. 2 ki-a-an = kiam ,so') etc. etc.
2. Kassitenzeit: a) Weibliche Endung an der Maßbezeichnung: 47«
qä-ta-a-an ,täglich 4^2 qä' B. E. XIV 56 a, 14 vgl. Torczyner,
Tempelrechnungen 81; ^/g mana-ta-a-an ,je ^3 Mine' Museum
II 2 81, 16; ^Ig mana-ta-a-an Z. 17. 18.
' Besser lA.
108 V. Die Akküsativendung als Distiubutivaüsdruck.
b) Männliche Endung an der Maßbezeichnung': 5 BAR-a-an SE.
BAR . . . 1 BAR-a-an qemu , täglich 3 Seah Gerste ... 1 Seah
Mehl' B. E. XV 168, 22; vgl. Tempelrechnungen 92; 6 ümi(-mi)
2 BAR-a-an qemu 2 BARa-an SE.BAR ,. . . für 5 Tage; täg-
lich 2 Seah Mehl, 2 Seah Gerste' Z. 29, vgl. [1 ^fs BARJ-a-an
Z. 32; vgl. B. E. XV 200 Kol. V, 9 f.: 10 siqla-a-an ,je 10 Se-
kel' Museum II 2 20, 35: 4 BAR-a-an (täglich); ebenso wohl auch
zu fassen 5 qä-mu ,(die Seah) zu je 5 qä^ Museum II 2 119, 1
(vgl. B. E. XV 5, 1); ümu-mu V^ qä ,tägHch V2 qä (?)' B. E.
XIV 148, 38 vgl. m. Tempelrechnungen 121, wie vielleicht mit
Radau, B. E. XVII 1 124, Anm. auch ^js siqla-ma a. a, 0. 35, 21
hieherzuziehen ist. Radau vergleicht noch ö-ma (1. hamsam-ma?,
s. oben S. 100) '^'^narkabtu 33 a, 13. 22 (s. S. 137).
3. Assyrische Zeit:^ a) Weibliche Endung an Maßbezeichnungen:
-pa-ri-si sa ö GAR-ta-a-an ,(120) Schiffsstangen von je 5 GAR
(60 Ellen) Länge' Gilgamesepos Tafel X (KB VI 1 220), 41. 45;
10 GAR-ta-a-an saq-qa-a igäräti-sa 10 GAR-ta-a-an im-ta-hir
ki-bir miih-hi-sa ,je 120 Ellen waren hoch seine Wände, je
120 Ellen war gleichmäßig (d. h. ringsum)^ der Rand seines
Daches (hoch)' Tafel XI 58 f.; ^U.SI BIR u niru ina SU.SI asli
SU.SI rahiti(-ti) (28) SU.SI sihirti(-ti) SU.SI '^"^'^^^bari 3 SU.SI
(ubäna)-ta-a-an manda ,je drei Zoll messen . . .' Boissier, Choix
193, 27 f. 3 ^U.SI-ta-a-an auch CT XX PI. 44, 54. 30 ma-na-ta-a-
an^ o&nu y^q^i si-pi-ik-si-na ,je 30 Minen Lasurstein ist ihre (beider)
Masse' Gilgamesepos Tafel VI, 189, KB VIi 176; naphar 50
ma-na(ta-a-an) , zusammen (je) 50 Minen (an Silber und Gold)'
Meissner-Rost, BA III 248 Kol. VI 8; ki(-i) pi-ti-iq ^l2 siqla-
ta-a an ,wie die Prägung von je ^j^ Sekel (= von Halbsekel-
stücken)' Meissner-Rost, Bauinschriften Sanheribs 14, 67; CT
XXVI Kol. VII 18; mahiru 2 Hqla-ta-a-an ana ^/g siqla-ta-a-an
issakin (GAR) ,der Wert von je 2 Sekeln sinkt auf je V2 Sekel'
^ Hierher sind vorläufig auch die allerlei zeitlich nicht bestimmbaren lite-
rarischen Texten entnommenen Belege gestellt,
2 Jensen: . . . wai-en 120 Ellen hoch seine Wände, war entxpr eckend, 120 Ellen,
die Schrägung seines Daches.
' Var. ma-na-a-an.
Die Dis rRiBUTiVKNDUNQ (T)ÄN AN Mass- u. Stoffbezeichnüngen. 109
VreoLLEAüD, Astrol. Suppl. XL VIII 4; LXXIII 47: in kappadok.
Tafeln: a-na 1 ma-na kaspi l^js siqla-ta i-na arhi i*'"'" ,pro
Mine Silber je l^g (?) Sekel im Monat* Babyloniaca II 37, 9 f.;
[II] 1^1 2 ma-na-ta ,at the rate of [Bj^j manehs' 41, 26; 2 siqla-ta
,je 2 Sekel' RA VIII 143 Tafel la und b, 7; eqlu . . . 3 PI-
ta-a-an a-na märäni '^^"Ninua pil-ku u-pal-lik-ma ,das Feld . . .
habe ich zu je 3 PI an die Niniviten verteilt' ^ Meissner-Rost,
Bauinschriften Sanheribs 14, 86; ^js qä-ta-a-an samni . ■ . [ J ,je
^li 1^ Ö^ [und ...?]' KocHLER. Medizin 22, 21 ; 3 qä-ta-a-an
[. . .] ,je ^ qä [ ]' King, Magic Nr. 62, 25; 3 BAR-ta-a-an
zeri ,je 3 Seah Saatkorn' Zimmern, Ritualtafeln Nr. 1 — 20, 48 ff. ;
vgl. ViROLLEAüD, Astrol. Istar XIV 60; mahiru 1 qä-ta-a-an a-na
I gur-(ta-a-an) innadin(-in) ,der Preis von je 1 qä wird für
je 1 Kur gezahlt werden' Thompson, Reports 271, 14; (196, 8).
b) Männliche Endung an der Maßbezeichnung: ana (oder I) KÄS.
GID (bera}a-an [. . .] Gilgamesepos Tafel V Kol. I 11 (KB VIi
160) unklar; mätu Hatu a-na 1 bera(KAS.GIDj-a-an innadi(-di)
,selbiges Land wird auf je 1 Doppelstunde (ringsum) veröden,
ViROLLEAUD, Astrol. öamaö XIV 68; ähnlich: ina mät nakiri-su
II heraa-an PAR ne-ha ussa[b(-ab)] a. a. 0. XI 50; sun-mi
u-ba-ni-e(VaT. -nd)-a-an ta-ah-ba-tu-si-na ,Je ein Doppelfinger
ihre (= beider) Tiefe (?)' Gilgamesepos Tafel VI 190 vgl. Dhorme,
Choix 256; 1 GAR-a-an ku-bur-sun ,je 1 GAR war ihre
Größe' Sargon. Silberinschr. 72 f.; ma-na-a-an KB VIi 176, 189
(Variante s. oben suba); 5 ma-na-an id-dan-nu Hakper, Lettres
1317 Rev. 1, wohl distributiv; vgl. Obv. Z. 3ff.; Ä 1 bilta-a-an
kaspi it-ti-su-nu (18) a-na bltäti'^^-su-nii i-na-as-äu ,und je
1 Talent Silber sollen sie mit sich nach ihren Häusern nehmen*
Harper 1109 Rev. 17 f.; 4 ma-na kaspi ^l2 ma-na-a-an ü l^jg
ma-na-a-an ,4 Minen Silber; (zweimal) zu je ^/, Mine und (zwei-
mal) zu je 1^/2 Minen' Harper 1169 Obv. 6; a-na 1 qä-a-an
10 BAR-a-an (24) kurummata""'-a-a-ni sa ma-§a-a^ ta-mah-ha-
ra-nim-ma (25) ta-nam-di-na-na-a-su ,Für je 1 qä : je 10 ^ Seah,
1 Nicht: ,das Feld . . . , 3 PI groß'.
' Diese Schreibung von 10 BAR ist aufiTällig; auch sachlich scheint die For-
derung üu hoch; man erwartet nur BAR = 1 Seah.
110 V. Die AKKÜSATIVENDÜNd ALS DiSTRIBUTIVAUSDnUCK.
(so) sollt ihr unsere vergessene Kostrente nehmen und uns
geben' Harper 281, 23 — 25 (nicht ganz richtig bei Gelderen,
BA IV 529); a-na 10 gur-a-an suluppü (15) ü 2-a-an a-me-lut-ti
, betreffs je 10 Kur Datteln und je zwei Sklaven* Harper 1000
Obv. 15; mahiru 1 qä-a-an ,der Preis von je 1 qä^ Thompson,
Reports 185, 11.
Neubabylonische und spätere Zeit: a) Weibliche Endung an Maß-
bezeichnungen: 3 agurre sa 16 ubäna-ta-a-an (mi-in-da-a-ftimj)
,drei (Schichten) gebrannter Ziegel von je 16 Zoll (an Maß)
(in der Dicke)* Langdon, Königsinschriften 76, 24. 32 (Nebukad-
nezar I.) ; [i-na 1 Ü] a-du-e 10 GAR-ta-a-an ,a la coudee adue, ä
10 gar chacune' Scheil, Esagil Obv. 24.
b) Männliche Endung an der Maßbezeichnung: 2^/^ siqla-a-an
,(2 Minen, 5272 Sekel Silber) zu je 2^1^ Sekel (gezählt)' Strass-
MAiER, Nabnd. 815, 4; dajn-nu 4 Pl-a-an ,Fässer zu je 4 PI
(Inhalt)* Strassmaier, Camb. 435, 2; dan-nu sa 1 gur-a-an ,Fässer
zu je 1 Kur' Z. 8; 30 •>" ma-H-hu sa 1 (PI) 2 BAR-a-an ,30 Maß
zu je IPI, 2 Seah' VS VI 248, 17 vgl. Z. 11. 18; 2 '^''^«'" da-ri-
ka 1 (PI) 3 BAR-a-an ,zwei cZa-ri-Ä;a -Töpfe zu je 1 PI, 3 Seah'
Cyr. 316, 10; 3 gur-a-an , (Fässer von) je 3 Kur* Dar. 353, 10;
ina arhi simäni SE.BAR-a' 6 gur-a-an ,Ini Monat Sivan an
Gerste 6 Kur' Camb. 164, 6;^ 7 immere 1 qä-a-an 3 PI 5 immere
^l2 qä-a-an . . . , sieben Widder zu je 1 qä (täglich, verbrauchten)
3 PI, fünf Widder zu je l qä . . .* Cyr. 9, 8 vgl. Z. 5; 4, ö siqli
kaspi SE.BAR (5) a-na 1 gur 2 BAR-a-an (6) a-kan-na a-ta-mar
,4, 5 Sekel Silber sehe ich hier für je 1 Kur, 2 Seah Gerste^
(zahlen)* CT. II 157, 4ff; 2 BAR-a-an ,je 2 Seah* VS V 4, 24;
,wenn er nicht zahlt, wird er für . . . 1 gur 2 (PI) 3 BAR-a-an
(je 1 Kur, 2 Pi, 3 Seah) Datteln [zahlen]' B. E. Villi 20, 6; i gur-
a-an ü 1 Pl-a-an B. E. X 59, 2; 6 alpe 3 qä-a , sechs Rinder zu
^ Vielleicht ist hier a-an nur irrtümlich wegen des vorhergehenden SE.BAR-a
gesetzt. Strassmaier, Dar. 529, 4 f. hat der Schreiber den gleichen Irrtum selbst ver-
bessert: kaspa-a-an 1/2 ma-na-a-an ^j^ ma-na (sie!). Als er (ma-na)-a-an schrieb,
glaubte er also noch kaspa-a-an zu schreiben.
* SE.BAR gehört vielleicht aus Ende von Z. 5 und nicht wie in der Kopie
von Z. 4.
Die Distributivendüno rrjÄy Ait Mass- ü. Stoffbezeichnungen. 111
3 qä täglich'^ Strassmaier, Camb. 124, 3; in gleichem Zusammen-
hang ^l2qä-a-an etc. Strassmaier, Nabnd. 915, 4 ff.; 5 qä-a-an
998, 5 f.
Wie die angeführten Belege zeigen, läßt sich deutlich eine
zeitliche Entwicklung im Gebrauche der Distributivendung erkennen,
die vielleicht auch als Alterskriterium babylonischer Texte wertvoll
werden kann. Aus altbabylonischer Zeit läßt sich an Maßangaben
(im Gegensatz zu den Zahlen, vgl. oben 1-a-an 2-a-an) nur die
weibliche Form belegen. CT VIII 30a ist, wie der Vergleich von
CT IV 29, lOf. (670 (gur) 1 (PI) 1 BAR 5 qä SE.GUR GIS.BA.URÜ.
GA 1(PI) 1 BAR 2 qä) zeigt, in Z. 11 und 19 zweifellos gleichfalls
zu lesen: a-na 1 (pi) SE SE.GUR GlS-BA.URU.GA(!) 1 (PI) 1 BAR
2qä (Inicht ^.^iV!), bezw. 1 (PI) SE.SE.GUR GI^.BA.URÜ.GA 1(PI)
1 BAR 2 qä und zu übersetzen : ,gegen I PI Getreide nach dem Maß
von 1 PH- 1 BAR 2 qä\^ bezw. ,1 PI Getreide nach dem Maße von
1 PI, 1 BAR, 2 qä (wird er . . . zumessen)' ; vgl. meinen Nachweis
dieses Maßsystems in altbabylonischer Zeit WZKM 1914, 450. Ungnad,
Hamm. Ges. V 1112 übersetzt: ,auf je 60 Qa Getreide ... je 10 Qa'.
Auch se'än etc. ist daher einfach als Objektsakkusativ anzusehen. In
mittelbabylonischen und assyrischen Urkunden wird männ-
liche und weibliche Endung unterschiedslos gebraucht, während
in neubabylonischer Zeit das Femininum nur zweimal in alter-
tümelnden Königsinschriften, sonst aber stets die männliche Form
steht, ebenso wie auch in kollektiver Bedeutung an Stoffnamen in
gleicher Zeit nur die Endung des Maskulinums sich findet.
Die sich hier ergebenden Schreibungen sind -a, -a-an, [aj-mufa,
-ta, -ta-a, -ta-an, -ta-a-an.
Die distributive Bedeutung der Endung erscheint nach den
angeführten Stellen als zweifellos. Sie fehlt daher auch dort, wo
eine distributive Bedeutung nicht vorliegt. Darum bedarf die Ansicht,
^ Der Umstand, daß zur Kassitenzeit das tägliche Futter eines Rindes nur
2V/2 qä nach der ,gToßen Seah' beträgt (vgl. m. Tempelrechnuugen 8), ist für die
relative Grüße des qä wichtig.
* D. h. das Maß, worin V5 Kur == 1 PI (60 qä) + 12 qä, also = 72 qä ist, wie
in der ,Seab zu 12 gä' der Kassitentexte; vgl. m. Bemerkungen WZKM 1914, 450;
Tempelrechnungen 1 ff.
112 V. DiB Akkusativenduno als Distuibutivausdruck.
es liege hier ein nichtgesprochenes, bloßes Determinativ vor, keiner
weiteren Widerlegung. Ebenso kann nicht mehr zweifelhaft sein, daß
die distributiven Endungen an Maß- und Stoffbezeichnungen unter-
einander identisch sind. Beachte oben Fälle wie 10 gur-a-an ü 2-a-an
a-me-lut-ti. Von der Endung der Zahladverbia, die oft in verschie-
dener phonetischer Schreibung überliefert ist, steht es aber nicht nur
fest, daß sie wirklich gesprochen wurde. Auch dafür, daß diese En-
dung gemeinsemitischen Ursprungs sein muß, bietet hehr, a^nr-tt'
etc. gegenüber ass. sihita-a-an etc. (vgl. das Verhältnis der Dual-
formen wie hebr. wbr^ zu ass. isda-a-an ,Beine') schon jetzt einen
Beweis, um den man nicht herumkommen kann. Wie diese Endung
auch sonst am Zahlwort und anderwärts, im Babylonischen und
in den anderen semitischen Idiomen ihre Wurzeln und Ausläufer
hat, wie diese spezielle Entwicklung der Adverbialendung an Namen
von Maß- und Zahlbegriffen mit dem Wesen der letzteren zusammen-
hängt, wird im weiteren Verlaufe der Untersuchung mit Sicher-
heit sich ergeben, so daß die Annahme nichtsemitischen Ursprungs
der Endung als vollkommen ausgeschlossen gelten muß.
Um so auffallender ist auf den ersten Blick die Tatsache, daß auch
in rein sumerisch abgefaßten Texten dieselbe Endung an Zahlen
wie an Maßangaben sich findet. Vgl. z. B. an Zahlen: 1-a-an Haupt,
ASKT 147; Museum V 75 Kol. 3, 31 f; CT XVII 30, 7 dingir 1-a-an
= ilu is-ta-a-nu ,ein einziger Gott* im sem. Text Z. 8 und oft;
BöLLENRüCHER, Nergal Nr. 6. Z. 25 ff. e [5-taJ^ ö-a-an-me ba-ra-ah-ba-
e . . . e 10-ta lO-a-an-me ba-ra-ab-ba-e ,aus dem Hause von 5 treibt
er 5 hinaus . . . aus dem Hause von 10 treibt er 10 hinaus* (Assyr.
Z. 26 u. 28: ina blt ha-an-set ha-an-set ü-§e-is-sa-a . . . ina bit e-se-
rit e-se-rit u-se-is-sa-a.) Sumer. Sintflutfragment Poebel, Museum V 1 f.
Kol. 5, 3f. (vgl. Museum IV 15) ü-7-a-an ge-7-a-an a-ma-ru ka-lam-
ma ba-ür-ra-ta ,nachdem sieben Tage und sieben Nächte der Regen-
sturm im Lande getobt hatte' ; ö-a-an = 5 Langdon Psalms 40, 7 ;
CT XVI PI. 13 Kol. IIL 13. 15. 17. 18. 19. 21; PI. 14 (= Kol. III).
23. 25: 7-a-an = si-bit im semitischen Text (nicht distributiv); häu-
fig a-ra 7-a-an (2-a-an) CT XVII PI. 6, 7; 20, 75 u. ö. vgl. Delitzsch,
^ FürNichtassyriologen sei angemerkt, daß -to Postposition für ,aus' = ass.truiist.
Dia SUMERISCHE ZaHLWORTENDUNG A-Alf (AM). 113
HWB 23 b u. ö.; Brünnow, List 11401; B.E. XX Nr. 22 Obv. Kol.I, 1
nach Hilprechts Ergänzung a. a. O. 22: /G7-i-(?iL-57= 8.640,000-
a-an ,% davon (nämlich von 12,960.000) sind 8,640.000' etc.; id qa
1-ta ka-lum qa 1-ta 19-sü ,je 1 Qä Öl, je 1 Qä Datteln für 19 (Per-
sonen)' Genoüillac, Tablettes Sum. Arch. 1 obv. VIII 1—3 vgl. Lang-
don, Sum. Gramm. 123; etc. und ähnlich ta an Maßangaben vgl. Lano-
DON a. a. O.; Deimel, ZA XXIII 127 £E. etc.
Näheres Zusehen zeigt indessen neben der Ähnlichkeit der
sumerischen und semitischen Zahlwortendung auch tiefgehende Ver-
schiedenheiten, die — unbeschadet der Notwendigkeit eingehender
Untersuchung des Gebrauches der sumerischen Zahlwortendung -dm
auf Grund solcher sumerischer Dokumente, für die semitische Autor-
schaft nicht in Frage kommt — die Annahme der Entlehnung der se-
mitischen Distributivendung -an, -an (hehr, ajim) aus dem Sumerischen
als schlechtweg ausgeschlossen erscheinen lassen müssen.
Denn zunächst steht die sumerische Zahlwortendung -a-an
(sprich : -dm) anders als das distributive semitische -an völlig bedeu-
tungslos, wonach das bedeutungslose -a-an nach der Zeilenzahl in
den sumerisch geschriebenen Unterschriften in der Tat gleichfalls
nicht semitisch ist. Distributiver Sinn ist dagegen nur für die Post-
position -ta erweislich. Ferner ist aber die im Semitischen häufigste
weibliche Endungsform ta-a-an am Zahlwort und in sonstiger distri-
butiver Verwendung in sumerischen Originalurkunden überhaupt
nicht bezeugt.^
* Lasgdon a. a. O. fuhrt 3 wmni ^"iamü 1 meÜrtu 10 ka karani tarn. ,for
each of the three feasts of Sbamash one piece of meat and 10 ka of wine' aus
Rarke, B. E. VIIi 35, 16f. an (s. oben S. 107 zur Stelle). Indes darf man Regeln der
sumerischen Grammatik gewiß nicht aus semitisch geschriebenen Texten ableiten!
Mehr scheint die daneben aus BLicpr, ASKT 55, 38 angeführte Stelle für sich zu
haben (vgl. auch Strassmaiek, Verzeichnis 1082\ wo in der ,sumenschen' Kolumne:
MA^.ERI 1 PI SE-ta-a-an; MAS.ERI 1 (PI) 3 BAR ^E-ta-a-an; MÄJ§ 1 OIN.IQI-
6-QAL SE-tor-a-an; MAS 10 GIN-ta-a-an; MAjS 1 MA-NA 12 GIN-ta-a-an auf-
einanderfolgen. Indes steht auch in der semitischen Kolumne si-bit ali 1 Pl-ta-
€i-an-^ »i-bit ali 1 (PI) 3 BAR-ta-a-an; ditto 1 aiqlu IGI-6-GAL-ta-a-an; 1 ma-na
12 Hqla-ta-a-an. Femer will unser Text nur schwierige Stellen aus altbabylonischen
Rechtstexten erklären. Die linke Kolumne enthält nicht sumerischen, sondern
semitischen, stark ideographisch geschriebenen Text, der in der rechten Spalte
erläutert wird.
Torezyner, Die Entstehung des semitischen Sprachtypas. 8
114 V. Die Akküsativkndünö als Distributivausdrück.
So reduziert sich denn die Ähnlichkeit der sumerischen und
semitischen Endungen darauf, daß wie das Semitische auch das
Sumerische eine adverbielle Endung -dm hat, die auch an einzelnen
Zahlwörtern vorkommt. Bei Beurteilung dieser Ähnlichkeit wären
aber auch die anderen Funktionen der im Sumerischen nicht minder
als im Semitischen sehr häufigen Nominalendung -a-an (sprich: -an,
-am) zu untersuchen, deren Ähnlichkeit mit der semitischen Mimation
schon in ältester Zeit so verwirrend wirkte, daß nicht nur in späten
Bilinguen (vgl. Lehmann-Haupt, Samassumukin II 28), sondern auch
in Syllabaren aus alter Zeit semitischer Mimation auf -ma im Su-
merischen mit sklavischer Regelmäßigkeit -a-an (-dm oder kam) ent-
spricht. Vgl. Museum V Nr. 152 Kol. V Z. 1—2 [lü-e-b]i-da = ga-dum
an-ni-im] [lü-e-bji-da-me-es = ga-dum an-nu-u-tim mit Z. 3ff. lü-e-
bi-da-am (oder kam) = ga-dum an-ni-i-im-ma ; lü-e-bi-da-me-es-dm =
ga-du-um an-nu-tim-ma Kol. VI 1 me-en-ze-en = at-tu-nu mit Z. 13
me-en-za-nam = at-tu-nu-ma etc. etc., welche Tatsache schon das
Sumerische der Hammurapizeit als durch Konstruktion semitischer
Grammatiker modifiziert erscheinen lassen muß. Ja noch mehr:
Wenn es auffällig ist, daß semitischen Formen wie iHenata-a-an, esra-
ta-a-arij ü^ns^v im Sumerischen: ds-a-an ,eins', lam-a-an ,vier' etc.
entsprechen, so ist es nicht minder auffällig, daß semitischem essitam
,aufs neue* sumerisch gibil-bi-sü(Vsir. es)-a-an Schorr, Urkunden 21, 7;
292, 20 semitischem warkam, toarkita-a-ma ,hinten,^ nachher', su-
merisch egir-ra-am Schorr, Urkunden 17, 7,^ egir-bi-ta-a-an V Rawl.
25, 7 c. etc. entsprechen, wie tarn (ta-a-an) auch sonst im Sumerischen
als Adverbialendung auftritt (vgl. bes. Haupt, ASKT 66, 24 ff.), womit
weiter die Tatsache zusammenzuhalten ist, daß auch die anderen se-
mitisch-babylonischen Adverbialendungen: is, es, §u, §am, äan, su-
a-an^ im Sumerischen anscheinend genaue Parallelen besitzen, ohne
daß man deshalb die gesamte babylonische Adverbialbildung als
sumerische Entlehnung beurteilen darf.
So mag denn die Tatsache an und für sich richtig sein, daß
auch das Sumerische wie das Semitische eine Adverbialendung -an,
Zur hebräischen Entsprechung dieser Form s. unten Kap. VIII.
Die Urkunde (CT II 40 a) ist sonst semitisch geschrieben.
Zu den westsemitischen Entsprechungen dieser Formen s. später.
Akkusativendüng am indogermanischen Zahlwort. 115
-am und -a besessen hat, die auch an einigen Zahlwörtern auftritt, ja
daß diese Endung in einzelnen Fällen nach der Postposition ta stehen
konnte, sowie selbst, daß die so entstandenen Adverbien ähnlich wie
Ä-vL^, esratan allenfalls sogar distributive oder multiplikatire Be-
deutung haben könnten.
Daß dies möglich ist, ohne daß Entlehnung aus einer Sprache
in die andere vorläge, beweist der Umstand, daß auch das Indoger-
manische eine Akkusativ-, bezw. Instrumentalendung gleicher Form
hat: skr. -aiij -am, lat. -am, -em, -um, gr. -a, -an, -on etc., die gleichfalls
als x4dverbialausdruck gebraucht wird (vgl. aind. naktam ,nachts' etc.,
lat. coram ,gegenüber' etc., item ,ebenso', saltem ,wenigstens', affatim
,genug* etc., griech. fxärrjv »vergeblich', xnpö&sv ,in der Höhe' etc.). Und
bedenkt man, daß auch hier sich eigene Gruppen dieser adverbiellen
Endung nach t ausgebildet haben in tem {saltem, item) = tim {statim,
praesertim, cumulatim), gr. dtji', dov etc., * so ist es klar, daß bei
einem solchen Zusammentreffen, wie dies zwischen Sumerisch und
Semitisch erfolgt ist, auch z. B. ^dtrjv ,vergeblich', saltem etc. von
Semiten als semitischer Akkusativ des Feminins gefühlt worden
wäre.^ Diese Endung erscheint nun auch im Indogermanischen an
einigen Zahlwörtern: skr. sapian, lat. Septem, gr. eitTa, gotisch sibun,
deutsch sieben] skr. naican, lat. novem, gr. hvecc, gotisch niun^ deutsch
neun; skr. daqa (vgl. dagamd-s = lat. decimus), lat. decem, gr. dsTUx,
gotisch taihun, ahd. zehan, nhd. zehn. Und in der Tat wird es sich im
weiteren zeigen, daß diese lautliche Übereinstimmung in den drei
verschiedenen Sprachstämmen das Ergebnis analoger Entwicklung ist.
Rekapitulieren wir: Als Ergebnis der Untersuchung über die
Frage, ob das in den Keilschrifttexten auf Zahl und Maßangaben
folgende TA, TA.A.AN, A.AN etc. stummes Zahldeterminativ oder ge-
sprochene Endung ist, sowie welchem Sprachstamme sie im letzteren
Falle angehört, hat es sich herausgestellt, daß wir es mit einer
* S. ausführlich in Kap. XII.
* Der Zusammenhang dieser und ähnlicher Adverbialformen mit Substan-
tiven, Adjektiven oder Verben, der sie in voneinander verschiedene Flexionsgruppen
weist, ist im Adverb, wo alle solchen Beziehungen tot (erstarrt) sind, belanglos
und hindert die Verwechslung dieser nach den hergebrachten grammatischen An-
schauungen grundverschiedenen Formen nicht
8*
116 V. Die Akkusativenddng als Distributivausdruck.
lebenden Adverbialendung zu tun haben, die sich im Sumerischen
und im Semitischen, ja auch im Indogermanischen in gleicher Form
und verwandtem Gebrauch ausgebildet hat. Infolge des Gebrauchs
sumerischer Schrift und Sprache durch die babylonischen Semiten
konnte diese Ähnlichkeit zu gegenseitiger Beeinflussung in der
Schreibung und vielleicht auch in der Anwendung beider Endungen
führen, so daß es im einzelnen manchmal zweifelhaft sein kann, welche
von beiden vorliegt. Doch verspricht eine eingehende Untersuchung
der verschiedenen im Semitischen wie im Sumerischen vorkommenden
Formen und ihrer Anwendungen, welche durch die obigen Aus-
führungen nur angebahnt sein soll, auch bestimmte Verschieden-
heiten hervortreten zu lassen, die Kriterien für die Scheidung se-
mitischer und sumerischer Formen bilden können.
Kehren wir zum Semitisch-Babylonischen zurück, so sei darauf
hingewiesen, daß der semitische Charakter der distributiven Zahl-
adverbia auf -an, -tan ferner dadurch gestützt wird, daß, wie S. 63 f.
gezeigt wurde, die Adverbia auf -§an, -sam gleichfalls in derselben
Bedeutung auch am Zahlwort vorkommen in edisam , einzeln, zu je
eins', sinasan ,zu je zwei', denen die einfachen Formen istena-an,
istena-ta-a-an gegenüberzustellen sind. Aus diesen distributiven For-
men gewinnen wir die Erklärung des in verallgemeinernder Be-
deutung im Vulgär arabischen in der Form des Akkusativs gebräuch-
lichen hddan, liada ,jeder einzelne*, besonders mit Negation wdla
liadan ,kein einziger'. Hieher gehört wohl auch Soqotri hol täden
, jeder einzelne' und andere unten noch zu besprechende analoge
Soqotriformen. Aber auch in der einfachen Form des Maskulins
und Feminins ist die Analogie der babylonischen Distributivadverbia
nicht auf Zahl- und Maßbezeichnungen beschränkt. Gibt es im
Assyrischen ja auch sonst eine „Adverbialendung tan (wahrschein-
lich tän), wie es scheint mit Kollektivbedeutung [richtiger deter-
miniert: Distributivbedeutung, vgl. Ungnad, Ass. Gramm. 55, Rho-
DOKANAKis, Zur Formenlehre des Mehri 8], weshalb sie geradezu
Pluralformen vertritt (beachte V R 35, 19: mi-tu-ta-an ,die Toten*,
kul-la-ta-an ,alle'). Hauptbeispiel ist mäti-tan: dadme ma-ti-tan ,die
Bewohner aller Länder' (Khors, 165), hisib sadl u ma-ti-ta-an (VR
63, 48 b), malke ma-ti-tan ,die Fürsten aller Länder' (Khors. 177),
Die Distbibütivenduno (ta-)A-an an babyl. Substantiven. 117
ma-ti-tan , durchs ganze Land' (b'eß ich es zur Besichtigung tragen,
Asurb. Sm. 138, 83), ki-ir-bi ma-ti ta-an ,in allen Landen' (Neb. VIII
26)".^ mitütan ,alle Toten', kullatan ,alle', mätitan ,in allen Landen*
gehören unstreitig mit sibitan ,alle sieben' (= je sieben) DTystr;
isten-a-an ,alle einzelnen, jeder, eine'; pi-tiiq ^/^ siqla-ta-a-an ,die
Prägung von allen (= je einem) ^/g Sekelstück' zusammen. Ebenso
gewiß aber ist der Zusammenhang dieser Formen Avie kullatan ,alle'
mit arab. Ält4" ,alle', sibitan ,alle sieben' mit ^l»-1-Jo ,alle sieben*,
kull hadan ,jeder einzelne'. Im Babylonischen gehören hieher noch
das männliche kaläma = kullatan ,alle, alles', sowie das oben be-
sprochene arhäta, arhcitam ,monatlich, in jedem Monate', das B. E.
IX 66, 6 ; VS VI 129, 9 arha-ta-a-an geschrieben ist (,soll er monat-
lich Zinsen zahlen') und an letzterer Stelle neben 1-en-ta-a-an (Z. 13)
und B. E. VIII 112, 12 in der Form arha-a-ta neben dem gleich-
geschriebenen iHen(-en)-a-ta in Z. 14 steht :^ , Jeden Monat wird er
die Miete des Hauses bezahlen . . . Jeder (eine) hat (eine Urkunde)
genommen'. Für arhäta(n) steht Nabnd. 500, 6 und VS V 59, 8 in
gleicher Bedeutung die männliche Form arha-a-an, die weiter = ar-
hisam , allmonatlich' ist. Ebenso ist satta , immer, alljährlich' = satti-
sam-, (sa) üma ,immer, alltäglich' = ümesam hat vielleicht ein he-
bräisches Ebenbild in dem Dual ciavö ir'Ti'' (s. dazu oben) ,er wird
uns für immer leben lassen'. Die Lexika verzeichnen auch ein üma-
tan, das als Femininform zu nmä zu verstehen wäre. Jedoch ist für
ü(m)-matan vielleicht überall ü(m)-ma-kal zu lesen, wie dies für
einige Stellen gewiß ist. Vgl. ib-ru-tum sa il(m)-ma ak-kal^ ki-na-tu-
tu sa da-ra-a-ti , Gesellschaft für alle Tage, Genossenschaft für alle
Zeiten' Sm. 61, 10 ff.; har-ra-an üm-ma-ka-al ,expedition d'un jour en-
tier' Thureaü-Dangin, RA VIII 67 (Asduni-Erim-Kegel) Kol. II 8, wo
für ümakal auf Zimmern, ZDMG 1904 (LVIII), 199 1 verwiesen ist.
* Delitzsch, Ass. Gramm. ^ 225 f. Zu anderen Adverbien auf tan s. Kap. XI.
* HiLPRECHT, B. E. XX 22 Anm. 2 bespricht die Formgieichheit von isten-(a)-
ta-(-a-an) und arha-fa)-ta(-a-an), faßt aber trotzdem wenigstens A.AN als distribu-
tives Determinativ. Die distributive Bedeutung liegt indes doch auch im bloßen
iitenäla, arhäta. Ist übrigens auch die Endung von mltüiän etc.; 7-ta-an-ni, 7-tam etc.
nur Determinativ?
^ Nicht ümatan (Delitzsch, HWB 6üOb); üma-(ag)-t[an] (Dhobme, Choix 398).
Richtig Langdon, AJSL XXVIII 231, dessen Übersetzung aber auch unrichtig ist.
118 V. Die Akkusativendung als Distributivaüsdruck.
Vgl. ferner Museum VNr. 152 Kol. 11, 26: ü-as(l)-dm(a-an) = ü(m)-
ma-ak-kal. Wahrscheinlicher ist die Lesung ümatan in i-di-§u Sa
ü-ma-tan 10 qä-ta-an se-am i-ma-an-da-ad ,als seinen Lohn für je
einen Tag wird er je 10 Qä Gerste zumessen* V Rawl. 25, 20b f.
vgl. Delitzsch, HWB 307 b ; KB IV 320 Kol. IV. Ähnlich kann z. B.
ferner auch das oben besprochene a-ha-ta(m) nlni (iünu) genauer
distributiv: ,wir sind zu gleichen Teilen, zu je einer Hälfte (von ahu
(gleicher Teil, Hälfte') (beteiligt)' übersetzt werden; ebenso ahennä
,zu gleichen Teilen', wofür a-hi-in-na-ta-a-an Amarna 29, 27 vielleicht
eine weibliche Variante ist.
Die im obigen behandelten distributiven Adverbia auf an und
tan haben auch im Hebräischen auch außerhalb des Zahlwortes ihre
Parallele. Auch im Hebräischen ist ein analoger Gebrauch der Endung
-am, -tarn in distributiver Bedeutung, die formell hier mit dem Pron.
Suff, der 3. P. Plur. Mask. zusammenfällt, an vielen Beispielen nach-
zuweisen. Vgl. die folgenden Belege:
Num. 1, 2: -isDöa onnH JT'sb arinsi?>öb hirw^ ^:2 mv ^"2 dk-i dk ixtr
L^fhhf^ "Ol ba mac? ,Nehmt auf die Zahl der ganzen Gemeinde der
Kinder Israel a)pro Familie(!), ^ b) pro Vaterhaus, nach Anzahl
der Namen,^ c) jeden Mann pro Kopf.
Num. 1, 18: njr a-'-irr pö mas? -iBoan tsriaj^ rcnb oJinBüia bv iibTi"'!
rnrhhh nbi^ai ,Und sie wiesen sich aus ' pro Familie, pro Vaterhaus,
nach Anzahl der Namen vom Zwanzigjährigen aufwärts pro Kopf*.
Num. 1, 20: -iBoan Dnax n-nb onnB^rab ambin bvrm^ im pixn "n r.Ti
on'rjSj'? matr ,Und es waren die Söhne Reubens des Erstgeborenen
Israels, nach dem Abstammungsausweis (vgl. nbTi'i Num. 1, 2) pro
Familie, pro Vaterhaus, nach Anzahl der Namen pro Kopf . . .'.
Num. 1, 22: mö*tr iBDaa vnpB nnsK rr'nb önnatPöb cmbin pj?ö2; "jnb
tirhhib , Betreffs der Söhne Simeons (ergab) nach dem Abstammungs-
ausweis pro Vaterhaus seine (des Stammes) Zählung nach Anzahl
der Namen pro Kopf . . .'. Ganz analog dazu die Verse 24. 2&. 28.
30. 32. 34. 36. 38. 40. 42, ähnlich Num. 1, 45 u. ö.
1 Hier im Sinne von Stämmen.
' Nach Geschlechtern, die nach einer Person genannt wurden, vgl. ye» D«»3Kn
mora lapj, 8. S. 119, Anm. 1 zu aw '»:»,
' n^'n'i wohl denominiert von nn^w.
Distributives -täm im Hebräischen. 119
Num. 7, 2: nniK n'n "rin hvnvr ''H'^: ,Die Fürsten Israels, die
Häupter je eines Vaterhauses'.
Num. 17, 18: ddisk rr-n virh nnx nao ^5 ■'i'? noa by snrn pnx dw nki
,Und den Namen Arons schreibe auf den Stab Levis, denn ein Stab
[sei] für das Haupt je eines Vaterhauses' (hier besonders deutlich);
ebenso :
Num. 17, 21: nnsK n^ab in« irvib ntsö inx icvib ntaa , Einen Stab
für (je) einen Fürsten, einen Stab für (je) einen Fürsten für je ein
Vaterhaus'.
1 Chr. 5, 24: n"«?K-i r.'au "VjH b-n ■'■nsi D'ra« • • • nrnn« n-3 "wki n^Ki
onrK n'sb ,Und das sind Häupter je eines Vaterhauses . . . helden-
hafte Männer, Geschlechtseponjmen/ Häupter je eines Vaterhauses'.
1 Chr. 9, 13: nirox n^nb wvHrt ürmte\ ,Und ihre Brüder die
Häupter je eines Vaterhauses'.
1 Chr. 24, 4: mpSni nen'K '3S fö nnajn -rK-ib a-'n-i -ny"?« -sa iksö^
n3"jatp nmax n-'sS -lan"« 'znbi nrr nrf ma« n^nb d-k^jo -itp^K •'nb .Und es
fanden sich mehr Söhne Eleasars als Häupter der Männer denn
Söhne Itamars, so teilte man (sie) für die Söhne Eleasars 16 Häupter
eines Vaterhauses imd für die Söhne Itamars 8 (Häupter) je eines
Vaterhauses' vgl. V. 5 — 18.
1 Chr. 26, 14 : nyn nTw"? omsK n-ab bn« |tDp3 mb-iii ^b-'B"! ,ünd sie
warfen Lose klein und groß für jedes Vaterhaus und für jedes ein-
zelne Tor (zwecks Einteilung der Torwache)*.
Jos. 22, 14 : ^Nnw msa bab rx n-nb ihk kt3 "tnx a*v: isy ctrv: rr\vy\
■^K-iw ^Sthnb non oncx n"'2 wxn etki .Und zehn Fürsten mit ihm, je ein
Fürst für ein Vaterhaus für alle Stämme Israels, und jeder das Haupt
je eines Vaterhauses waren sie für die Stämme Israels'.
Ex. 6, 14: ■'0-131 pisn n'hz', 7i:n btn^^ nss piK-i "23 Dnnx n-s TKn rhtt
,Das sind die Häupter je eines Vaterhauses von den Söhnen Reubens
des Erstgeborenen Israels Henoch, Palu, Hesron und Karmi'.
1 Bv T», von den Führern ausgesagt, steht augenscheinlich statt des bei der
gemeinen Mannschaft Num. 1, 2 u. ö. angegebenen nrr iccs: ,nach Anzahl der Namen'
und bezeichnet also Männer, nach denen eine Familie genannt wurde, ist also
nicht allgemein als ,Männer von Ruf zu fassen. Im Gegensatz dazu sind av -hz '33
Hi. 30, 8 wohl ,Leute ohne Stammeszugehörigkeit' !
120 V. DiB Akkus ATivBNDUNQ als Distributivausdruck.
1 Chr. 23; 3: onajb önbibj*? dibdö -"n"! ,Und es war ihre Zahl
pro Kopf an Männern . . .* vgl. V. 24.
Jos. 13, 15: DmpiBirö'? piK-i ''ja ntaö'? n»ö in"! ,Und Moses gab dem
Stamm der Söhne Reubens nach Familien'.
Jos. 13, 29: DmnairäS ntrsö tDntr •'Sjnb \Ti ,Und es gehörte dem
halben Stamm der Söhne Menasses nach Familien'. Analog Vs. 23. 24.
28. 31; Jos. 15, 1, 12, 20; 16, 5, 8 u. ö.
Gen. 36, 40: anötra anöpöb onneirö'? wv ''B'ibK möt» n^Ki ,Das sind
die Namen der Fürsten Esaus nach Familien, nach Orten, nach
Namen, (== Geschlechtern)'.
Gen. 25, 13: nnibinb Dnöirn bxrö»'' ''ii mö'^rnbKi ,Und das sind
die Namen der Söhne Ismaels nach Namen (= Geschlechtern), nach
dem Geschlechtsausweis'.
Gen. 25, 16: önaxb D''K''ir3 "nirr a''3t£r , Zwölf Fürsten für je einen
Stamm*.
Gen. 10, 5: orr-iaa anneiröb litrbb tr^K anjt-ito a'-un "'•'k ttibj r^bnü ,Von
ihnen gingen die einzelnen Völker aus in den einzelnen Ländern,
jedes nach seiner Sprache, nach Familien (= Stämmen) mit (ihren) ^
Völkern'.
Gen. 10, 20: arfiaa aniixn anjtr'?b armBtröb an ''3a nbx ,Das sind
die Söhne Hams nach Familien, nach Sprachen, nach Ländern, nach
(ihren) Völkern'.
Gen. 10, 31: arfub anst-nKs anotrbb annB«?iab ar ^ja nha ,Das sind die
Söhne Sems nach Familien, nach Sprachen, nach Ländern, nach
(ihren) Völkern'.
Gen. 10, 32: a.Tiia ann'^inb HD ''33 nnasPö nb« ,Das sind die Fa-
milien der Söhne Noahs nach dem Geschlechtsausweis, nach (ihren)
Völkern'.
Neh. 11, 25: nniT '•saö anntra a'-'nstnn f^Ki ,Und auf den Gehöften
in den einzelnen Gefilden [waren] von den Söhnen Judas , . .*.
Aus den hier angeführten Stellen ergeben sich die adverbiellen
Formen anaK rr'a'?, ünh:bh, anöK*?, ansc")«'?, Bn3>:'b':5, anöpöb; annsvüh,
anilira, anütra und afTibiin, von denen die ersten neun unstreitig distri-
butiven Sinn haben und den assyrischen Distributivbildungen auf
^ Zu orrijs s. später.
Distributives -täm im Hebräischen. 121
-tan genau entsprechen. Formell am interessantesten ist onuK n'n'?,
weil man sich genötigt sah, in nn« rr'a eine eigenartige Plural form
zu 2K rfs zu sehen.^ Kommt man an einigen Stellen mit dieser An-
nahme durch, so zeigen andere, wie Num. 17, 18 onnK n's rKibinKnoa
,ein Stab [sei] für das Haupt je eines Vaterhauses', wo jede andere
Fassung ausgeschlossen ist, daß cm2K n''3 nicht Plural und die En-
dung nicht das Pron. Suff, sein kann. Was so für nn2K rcz erwiesen
scheint, gilt auch für die anderen dazu parallel stehenden Formen.
Steht neben omsK n'rb 1 Chr. 26, 14 der unzweifelhafte Distributiv-
ausdruck irirri nrerb ,für jedes Tor', so wechselt anjübb Gen. 10, 20,
31 mit dem distributiven -\yshh »'K V. 5, nnriKS ist formell genau
gleich dem assyr. mätitan ,in allen Ländern' und ebenso entspricht
onöra der Bedeutung nach dem assyr. sumesam , namentlich'. Da
aber wie im bab. mätitan, mitütan die distributive Bedeutung mit
der kollektiven Hand in Hand geht, ist es begreiflich, daß nmax als
Pluralform c. suff. mißverstanden und danach auch rmsK ffs, msK n^a
gebildet wurde. Aber auch da zeigen manche Stellen trotz der Weg-
lassung oder Veränderung der Endung noch den ursprünglichen
distributiven Sinn wie Ex. 12, 3 n-ab TW max n'^a'? rw WK onb inp"n
,und sie sollen sich nehmen ein Schaf für j e ein Vaterhaus (also kein
Plural!), ein Schaf für ein Haus'.^
Aber auch noch in einer anderen Bedeutung scheint nniSK
adverbiell verwendet worden zu sein, so in Hi. 8, 8: -nb kj Skü ^3
oniaK "ipnb pisi ]W'i ,denn frage nur nach dem ersten Geschlecht und
richte dich auf die Erforschung der Väter zeit', wo mit amaK nach
Grammatik und Logik nicht die Väter des ersten Menschengeschlechts
gemeint sein können, sondern etwa das substantivierte Adverb ,in
der Väterzeit, die Vorzeit'. Diese Vermutung eines oniax , vormals',
das man vielleicht auch suchen darf in Hi. 30, 1 ,und jetzt ver-
lachen mich jüngere an Tagen als ich, die ich früher (nicht deren
^ Zum Antritt der Endung an den Genetiv oma« s. unten S. 128.
* Eine ähnlich zu beurteilende Verbindung wie ma» r'3 ,je ein Vaterhaus'
aus ena« n's ist «n p-raa 2X n^i ma« vhi ,er ist der Stammesfürst eines Vaterhauses
in Midjan' Num. 26, 15, wo der , Plural' nsK »xn — ein Stammesfürst aus dem distri-
butiven Adverb wie in Dnaj6 oitiPi wy B':r ,12 Fürsten für je einen Stamm' Gen. 25,
16 zu erklären ist.
122 V. Die AKKüSATlVENDUNa ALS DlSTRIBUTlVAÜSDRUCK.
Väter = hebr. omn«) zu gering achtete um sie bei meinen Schäfer-
hunden zu dulden', wurde mir zur Gewißheit durch die babylonische
Parallele Behistun 3, wo nach Delitzsch, HWB 160 b ul-tu at-tü für
,seit urvordenklicher Zeit' steht. Nach Delitzsch a. a. O. ist es , un-
möglich abü-tü (so z. B. Weissbach, Achämeniden 11) zu lesen und
„Väter'^ zu übersetzen'. Die hebräische Parallele zeigt aber ent-
scheidend, daß die richtige Lesung ultu abü-tam = hebr. DnnK »vor-
mals' ist.
Ein Gegenstück zu dniSN ,vormals' stellt onm'? dar, das nicht
,für ihre Geschlechter', sondern ,für alle Geschlechter, für alle Zu-
kunft' bedeutet. Diese ursprüngliche Bedeutung tritt noch klar her-
vor an manchen Stellen, wie:
Gen. 17, 7: obir nnnb nnii'? yinn ir-it p2i ■jD-'m "-s-a Tina riK Töpm
,Und ich werde aufrechthalten meinen Bund zwischen mir und dir
und deinem Samen nach dir für alle Geschlechter, als ewigen Bund'.
Gen. 17, 9: nmi'? yitiH "iriTi nnx natrn Tina nx nnxi ,Und du sollst
wahren meinen Bund, du und dein Same nach dir für alle Ge-
schlechter'.
Ex. 27, 21: bx-ny "32 nxö an-nb obiy npn • • • pnn ins i-ir'' ,Aron
soll es aufstellen ... als eine ewige Satzung für alle Geschlechter
von selten der Kinder Israels'.
Lev. 21, 17: ... anmb -[riTia tr"« -laKb \irtH bx nn-i , Sprich zu Aron
folgendes: Ein Mann von deinem Samen in der Zukunft . . .'.
Auch annn ,für alle Zukunft' hat seine genaue babylonische
Entsprechung in a-na da-ra-a-tam (sie) VAT 5, 25 (vgl. Schollmeyer,
Hymnen 65); a-na da-eri-a-tam^ Langdon, Königsinschr. 234, 34;
su-bat da-iri-a-ta Weiszbach, Achämeniden 6, 32; ba-la-tu sa da-ra-
a-ta , ewiges Leben' Harper^ Letters 916 Obv. 13 b (XI) sandte ""^ da-
ra-a-ta XI 1117, 3 = däris(u), däri§am ,für immer, ewig'. Neben
der femininen Form des Adverbs an'in däräta(ni) steht im Baby-
lonischen auch die maskuline in a-na du-ur da-ra ,für immer und
ewig' Lanodon, Königsinschr. 218, 39; a-na da-ar [da]-ra-am KB III
1, 130.
> Zur Lesung iri, eri des Zeichens UBU vgl. WZKM 1910, 407 ff. ZDMG
LXVU 137,
Distributives -tau im Hebräischen. 123
Daß DrnbirKb) nicht etwa .ihre Geschlechter, Sprößlinge' o. ä.
übersetzt werden darf, ergibt sich schon daraus, daß »-in'rin (gegen
Ges.- Bühl s. v.) im Biblisch -Hebräischen niemals im Singular,
sondern nur als abstrakter Plural im Sinne von: 1. Entstehungs-
geschichte, 2. speziell , Geschlechtsentwicklung* und , Genealogie' vor-
kommt. Ferner steht in ähnlicher Bedeutung wie ambin an mehreren
Stellen nrnTin ,nach dem Geschlechtsausweis' (rirnn = n^Tin), das
aber auch ,insgesamt' imd im »einzelnen' zu bedeuten scheint, vgl.
1 Chr. 7, 5; rjbx nyrc^: wvav n'h'n msj -iscrsr' nnBcra h':h an-nKi
bsb Dttrpt'nn ,Und ihre Brüder von allen Geschlechtern der Söhne
Isachars, waffenfähige ^länner waren 87.000 im einzelnen (= ins-
gesamt), im ganzen'.
1 Chr. 7, 40: -rx-i c-'?'n mna D-nt-o msxn n'2 "mr^ irK -Da rh^ ba
Blbx rwm D-'-irr n-r:« oncca nan'^an K2S3 Dirn-nm d^ktsh ,A11 diese sind
die Söhne Aschers, die Häupter [je] eines Vaterhauses, auserlesene,
waffenfähige, die Häupter der Fürsten und insgesamt [was] im Heere
im Kriege [ist], ihre Zahl [war] 26.000 Mann'.
1 Chr. 9, 22 : D.T"!::n3 r\t:ir\ irr D'-jn dtiko D-Boa n-'-uwb om-ian nSs
Drn'nn ,Sie alle, die auserwählten als Torwächter an den Schwellen
[waren] 212, sie in ihren Höfen nach dem Geschlechtsausweis (=
,insgesamt' und ,im einzelnen*).
2 Chr. 31, 16: n-a^Nrn bsb 7h7th^ wrswhv pa Dnarb DB7nTn ■n'^a
m.T »Abgesehen von den Männlichen überhaupt, vom dreijährigen
aufwärts, allen, die ins Gotteshaus kommen!'.
Esra 8, 1 : '^sna ■ ■ • "ay D-birn ae^n-nm crrmaK -rx-i rhv^ ,Und das
sind die Häupter je eines Vater[hauses] imd überhaupt (im einzelnen)
jene, die mit mir . . . aus Babel heraufzogen^
QB?n*nn und nrn'^in nebeneinander stehen:
1 Chr. 7, 9: öT.Käi ei^K D-icp b'H -T2J cm2K n-2 -rx-i nm'jinb nrn-nm
,Und insgesamt nach dem Geschlechtsausweis die Häupter [je] eines
Vaterhauses [und] die waffenfähigen Männer [waren] 20.200.
Für die Endung am in nrn-nn steht nun eine gleichbedeutende
Präposition in 1 Chr. 5, 7: cnnSr,'? wnna rnnaira'? rrtKi, 2 Chr. 31, 18
(vgl. oben V. 16): '?np '72'? orrmaai nrp:3i Dn-B?3 dbö 'jsa »rrnnbi ,und ins-
gesamt mit allen ihren kleinen Kindern, Frauen, Söhnen, Töchtern
alles zusammen,' V. 19: n-i'ra B?n-nn babi o-jroa -ct bab ,alles Mann-
124 V. Die Akkusativendung als Distributiv ausdrück.
liehe unter den Priestern und alles insgesamt (oder im einzelnen)
unter den Leviten', vgl. noch V. 17: d'':n3n »nTin nsi ,und die Priester
im einzelnen' und Esra 8, 3 : a-'-isTb ünTin iiayi nnsT tt^j^na ""jaö rfD^r •'330
a^tram hnö ,Von den Söhnen Schechanjas [ ], von den Söhnen Pa-
reoschs, Zecharja und mit ihm im einzelnen (== überhaupt) 150 Männ-
liche'. So ist wohl auch Neh. 7, 5 zu verstehen riKi onnn nx nztspKi
irnTinb Dj?n nxi n^::on ,und ich versammelte die Vornehmen und Fürsten
und das Volk überhaupt', und in übertragener Anwendung 2 Chr.
12, 15: ern-nnb nrnn nn «"ssn rfriütt? naia D'-ains an «bn ,sie sind ja ge-
schrieben in den Worten des Propheten Schema'ja und des Sehers
'Iddo im einzelnen (= ausführlich)'.
Teils mit Sicherheit, teils mit größerer oder geringerer Wahr-
scheinlichkeit sind wie die angeführten Beispiele noch folgende ad-
verbielle Formen zu beurteilen, deren Bedeutung zum Teil noch
genauer festgestellt werden muß:
önSni in Num. 1, 3: anxsjtb om« iipen "rN-ir-a K2SC K3tr ba , Jeden
Waffenfähigen in Israel sollt ihr ausmustern insgesamt (oder in
militärischer Ordnung)'. ^
Num. 10, 14: p ]wrt: 1x22: "m Dnxn^b njtrKns nTir^'^ •'33 nnKi hn ro-i
m3''öj? ,Und es zog die Abteilung des Lagers der Söhne Judas zuerst
insgesamt und seiner Schar stand vor N., Sohn des A.'. Analog
dazu Vs. 18. 22. 25. Hier wird nriKsat im Adverbialis durch i«n:c wieder
aufgenommen, kann also nicht Plural sein, dessen Suffix ferner wie
in iK33{ im Singular stehen müßte. Dnx3:s: : K3:c verhält sich also wie
önsK rr'n : ax n^a.
Ex. 6, 26: DnsnJt bp onstö pixa bii'^v ■'sn ^k WJCin ,Führet die
Kinder Israels aus dem Lande Ägypten insgesamt'. Analog
Ex. 12, 51.
Num. 2, 9: a^sha ntt;»i f\hü n''3öi»"i p\hi< nxö rrnn'' nnüh o-ipen bs
nriKastb niKia ymKi ,Die ganze Zählung des Lagers Judas [ergab]
186.400 insgesamt'. Analog Vs. 16. 24. 32. Vgl. noch Num. 1, 52;
2, 3 u. ö.
anpbna in Jos. 11, 23: nbmS r»w njn^i • • • Y^nn ba r\H yitnn^ np^i
arr'tiattrb anpbnöa bKit»'"'? ,Und es nahm Josua das ganze Land . . . und
1 Zur näheren Bedeutungsbestimmuug von orsss a. später.
Distributives -täm im Hebräischen. 125
er gab es Josua zum Erbe an Israel einteilungsgemäß (nicht an
ihre, der Stämme Teile, was übrigens nn^hnth heißen müßte, s. so-
fort) für ihre (Israels) Stämme'. Dasselbe sagt klarer Jos. 12, 7:
DrpbnoD Twy^ bvr\xr "'tas©'? Püirr nsn^ ,Und daß Josua den Stämmen Is-
raels gab zum Erbe einteilungsgemäß', ferner Jos. 18, 10: \hm
onpSnas bxnw ^yzb pnxn nx jMn.T cu .Und Josua verteilte dort das Land
an die Kinder Israels [gerechter] Einteilung gemäß'. Daß nicht die
Einteilung des Volkes gemeint ist, zeigt das substantivische Adverb
in Ez. 48, 29 : onp'^nö nbxT bx-iü- -Eaüb nbnrö ib'sr n^rx pnKn tkt .Dies
ist das Land, das ihr als Erbe verteilen sollt den Stämmen Israels
und das ist die Einteilung', wo nrip'rnö auf die vorherbeschriebene
Einteilung des Landes sich bezieht, an ein Suffix der 3. P. Plur.
also nicht zu denken ist. An anderen Stellen ist mp'^nö hingegen
wirklich als Plural zu fassen.
Dnbns scheint für rhni'aj Thnx^ zu stehen in Jos. 14, 1 — 2: "18?k
nthm bnia xbvrw "»b nioön max "vvm p: p jT^rirrn jnsn -ffr*?« nniK i'rn?
mrr ms -irxs .Denen ihr Erbe gaben Eleasar, der Priester, Josua,
Sohn Nuns, und die Familienhäupter der Stämme der Kinder Israels
nach dem Los zum Erbteil wie Jhwh es befohlen . . .*.
Dn:iex in 1 Chr. 9, 22 : nn:öX3 n»r\r\ bxiöwi n"!-! nc m:ir\ ,Sie hat ein-
gesetzt David und der Seher Samuel auf Treu und Glauben', vgl.
Y. 26: D'-orrn msj nwix mx\ njiaxa "3 ,Denn auf Treu und Glauben
(beglaubigt) waren die vier Anführer der Torhüter'. Dasselbe 2 Chr. 31,
18: BTJp iirnpn'' Dnsiöxs "'S ,Denn auf Treu und Glauben wurden sie
(die Priester) als heilig angesehen (?)'.
Dnpn und DBBjra in 2 Kön. 17, 34: n-nn^i DtsBWöai cnpna wws orxi
"y^T ""sn nx mn-' ms -ibtx mxt:2i ,Und sie (die Samaritaner) handeln nicht
nach Gesetz und Recht und nach der Lehre und dem Gebot
(kollektiv), das Jhwh den Söhnen Jakobs anbefohlen hat'. Nach dieser
nicht mißzuverstehenden Stelle muß ceeror auch an anderen Stellen
ebenso gefaßt werden und bedeutet zuweilen wie das bloße esroa
nur ,wie gewöhnlich', so 1 Kön. 18, 28: ctsawca m:ri''i ,ünd sie
machten sich Einschnitte wie gewöhnlich'. Vgl. noch 1 Chr. 24, 19:
■ ■ nesüöa mrr n-sb xi2b urravh DnpE nbx ,Das sind die einzelnen
Abteilungen für die verschiedenen Arbeiten in den Tempel Jhwhs
zu kommen nach Vorschrift . . .'. Diese Stelle führt uns auf das
126 V. Die Akkusativenddng als Distributivausdruck.
distributive ornps und omsy in V. 3: ibö-'nxi iir'^K ""sa p pnjti tti üpbn^'i
amara orr^psb "lön"-« "33 jö ,Und es teilte sie David sowie §adoq von
den Söhnen Eleasars und Achimelech von den Söhnen Itamars in
einzelne Abteilungen (vgl. 23, 11: nnK mpsh 3K n"'3'? r.Ti „sie
bildeten ein Vaterhaus, eine Abteilung") für die einzelnen Ar-
beiten'. DmpB und omsy, die der Form nach nicht Plurale sein
können, haben hier nahezu die Bedeutung des Plurals, wie mätitan
und mitütan im Assyrischen. Noch deutlicher ist dies in an'^i Nah.
3, 3 : Dn'iJa iSra"» n^^h natp pNi .zahllos sind die Leichen, man strauchelt
über die (einzelnen) Leichen*. 1 Chr. 24, 3 zeigt, daß auch in V. 19
nmarb on'npB nbx trotz der Form nicht , diese sind ihre Anordnung
für ihre Arbeit', sondern gleich einem distributiven Plural zu über-
setzen ist: , diese sind die Abteilungen für die (einzelnen) Arbeiten',
was ja schon aus dem PL rhu hervorgeht, und das gleiche mag an
vielen anderen Stellen der Fall sein, wo die Sprache selbst die
Endung vom Pron. Suff, nicht mehr auseinandergehalten hat, wie
vielleicht 2 Chr. 31, 16: arrTnpbnM cnnaröD Dmiar"? lövn üv -imb, was
V. 17 noch weiter zu DnTnp'rnöa arfnnöträa verschoben erscheint;
1 Chr. 6, 39 : -nnpn nnetrab pnx "i^h abisaa nni-i^ab nnnDia nbsi ,Und
das sind die einzelnen Wohnsitze nach den einzelnen Zeltlagern und
Grenzen der Söhne Arons aus der Familie Qehath' ; Ex. 1, 11: lö'^ipii
on'raDa insy |j>öS d''Dö ntt? vhs ,Sie stellten über ihn (d. h. über Israel)
Steueraufseher, um ihn zu quälen mit verschiedener Fronarbeit'^
etc. und für ompB noch 2 Chr. 17, 14: ... nm.T'? anTnax rr^ab ampa nbxi
,Und das sind die einzelnen Abteilungen nach den (nicht ,ihren',
anTiiaK steht für anas) Vaterhäusern von Juda . . .*.
Endlich erscheinen einzelne dieser Adverbia auf -täm wie die
bereits behandelten auf a(j)im auslautenden Beispiele aTimb, aTistra
etc. substantiviert. So sind wohl zu verstehen Hi. 24, 11: ariTir pa
isan ia"i"i a^ap"' n\-iS'' »zwischen den Reihen (das Suffix ist also nicht
mit DuHM z. St. zu streichen) keltern (??) sie Ol, keltern Wein
und dürsten doch'; Ps. 109, 28: anwa b''j?aa lan na-'ba 'satt' iz'ab'' ,es
kleiden sich meine Gegner in Schmach, hüllen sich in Schande
wie in ein Gewand'; Am. 6, 4: antt^ir bp a-'niai ]V maö bs a''aatrn ,die
^ Ex. 2,11; 5,4 ist das Suffix dagegen berechtigt.
Distributives -täm im Hebräischen. 127
liegen auf elfenbeinernen Sophas, hingestreckt auf Betten', vielleicht
auch Deut, 32, 29 : cnnnKb iin' nKi i'p'rer' lasn ^b ,Wären sie klug, so
verstünden sie dies und begriffen das Ende (nur soviel wie: die
Sache !^)* und andere Stellen, tto aber auch die Auffassung als ur-
sprüngliches Pron. Suff, nicht von der Hand gewiesen werden kann.
* Hebr. cn'-r>6 ps mag wie das analoge babyl. warkatam partuu ursprüng-
lich bedeutet haben ,die Zukunft (durch Orakel) erforschen (entscheiden)*. Beide
Phrasen erscheinen aber später zu ,die Sache verstehen (entscheiden)' verall-
gemeinert.
128 VI. Das vhrallgemeinernde postpositive -ua.
VI. Das Terallgemeinernde postpositive -ma.
Wie im Babylonischen erscheinen in distributiver Bedeutung
auch im Hebräischen meist Femininformen, zu welchen endlich wie
ass. kuUatan ,alle' auch hebr. kallötam , gänzlich' gerechnet werden
kann, wovon oben S. 81 die Rede war. Seltener sind maskuline
Formen. Doch ist hieher zunächst das S. 85 besprochene ühni nn njiDpö
zu stellen, das genauer ,alle klein und groß* ausdrückt. Wie kullatan
neben ombs, steht auch neben ass. kaläma ein d'?2, dessen Endung
zumindest in ch'D D-'iay irat? , höret ihr Völker alle!' 1 Kön. 22, 28
nicht die der 3. Fers. PL sein kann. Ob dies sonst der Fall ist, soll
später untersucht werden. Auch in dem oben S. 76 besprochenen
DWö ir''n'' ,er läßt uns für alle Tage leben* kann die Endung nicht
anders beurteilt werden als in Dmi däratam, däräm ,für alle Ge-
schlechter*, ass. istenan, arsihjiadan, soq. täden ,jeder eine', nTiysr ,alle
sieben* etc. Vielleicht erklärt dies auch dasselbe Wort in ö"'öra dv nöi
,und was (unterscheidet) diesen Tag (den Sabbat) vor jedem anderen
Tage' b. Talm. Sanhedrin 65 b Mitte u. ö., wofür die traditionelle Aus-
sprache mijjömajim [nicht etwa aram. mijjöm.im(n)'] lautet.
Da die hebräische Femininendung wie das maskuline Nomen
ohne vokalische Kasusendung bleiben, bieten sich dem Antritt der
distributiven Endung am nirgends Schwierigkeiten. Anders ist es
im Babylonischen. Denn es ist klar, daß die ursprüngliche Adverbial-
endung, nachdem sie Multiplikativ- und Distributivausdruck geworden
ist, keine Kasusbeziehung mehr bezeichnet, sondern vielmehr einen
unbestimmten Zahlausdruck darstellt: ,jeder einzelne, alle', der auch
beim Nominativ und Genetiv stehen kann. In einer Sprache, die wie
das Babylonische die Kasus beziehungen durch die Endungen ufm),
i(m), a(m) ausdrückt, wird die Distributivendung am, an] tarn, tan
und ebenso auch die gleichlautende Stoffnamenendung an den Wort-
stamm nicht unmittelbar antreten können. Während also in arOK n"'2,
genau: ,je ein Haus des Vaters', die Endung ohne weiteres an den
an letzter Stelle stehenden endungslosen Genetiv antreten kann, ist
dies in babylonischen Nominativen und Genetiven siqlu-a-an, siqli-
Die Loslösünq d. Endung (ta-)A-an als veeallg. Postposition. 129
a-an, wie nach den Stoffnamen dannu-a-an, senvra-an etc. nicht mög-
lich. Dazu kommt, daß im Hebräischen die distributive Endung,
abgesehen von den Zahlwörtern DTPa» etc., deren Numerus durch
den Wortstamm bereits bestimmt ist, nur für je eins (je ein Vater-
haus, für jeden einzelnen Kopf), also nur beim Singular steht,
während im Babylonischen die Analogie besonders an Maßangaben
weiter auch auf je 2, 3, 4 etc. Maße sich ausgedehnt hat, wo die
Endung dann nach der Pluralendung zu stehen kommt, wie in
10 iiqle-a-an ,je 10 Sekel', sun-nu u-ba-ni-e-a-an ,je ein Paar (= zwei)
Finger* und den Stoffnamen qi-me-a-an ,an Mehl', sipäte '^"-a-an ,an
Wolle* etc. In solchen Fällen wurde -a-an zwar enklitisch mit dem
voraufgehenden Wort zusammen gesprochen, wie der oben betonte
Umstand beweist, daß es in überaus zahlreichen Fällen mit dem
Stoffnamen am Ende, niemals aber am Anfang- einer Zeile steht;
jedoch konnte es nach der Kasus- und Pluralendung nicht mehr
selbst als Kasusendung empfunden werden, sondern nur als eigene
Postposition 1. an Stoffnamen im Sinne des deutschen Beziehungs-
wortes ,an', 2. nach Zahl- und Maßangaben als nachgestellte distri-
butive (,je, einzeln') und verallgemeinernde (,alle') Partikel am, an'^
tarn, tan im Assyrischen, die selbst substantiviert erscheint im Kod.
Hamm. XXI r, 86: ta-a-na seim sa im-ri-rtc (81) i-ri-ah ,das je( weilige)
(= den jeweiligen Betrag) des Getreides, das er . . . hat, soll er
ersetzen'. Die volksetymologische Sprachbildimg ist dabei denselben
Weg gegangen wie die .Erklärung* der Assyriologen, die früher
istenata-a-an satäri ilqü übersetzten , jeder nahm ein Exemplar des
Kontraktes',^ indem sie in ta-a-an ein Substantiv für ,Exemplar*,
bezw. in (mana) ta-a-an, (kaspa)-a-an für ,Betrag' sahen; vgl. Moss-
Aenolt 124 a.
Die folgerichtige Ausbreitung der Analogie der distributiven
Endung auf Fälle, wo am Wortende kein Platz für sie war, hat
* Dagegen ist für ^/^ mane ta-a-an hi-im-fa-tu-iu-nu CT II 22 (Schorr, Ur-
kanden Nr. 282), 4 — 5 einfach zu lesen ^/s ma-na-ta^a-an je ^/g Mine ist . . .' So
richtig Kohler-Ungkad, Hamm. Gesetz UI 47. Der Irrtum ist der gleiche wie bei
der im Text besprochenen Deutung von iitena-ta-a-an. Nur für den jeweiligen
Betrag in der allgemeinen Gesetzesbestimmung, nicht für den genannten Betrag
in der Urkunde könnte ta-a-na ,das jeweilige' stehen.
Torcxyner, Die Entstehung des semitischen Sprachtypvs. 9
130 VI. Das verallgemeinernde postpositive -ma.
also zu ihrer Lostrennung als einer selbständigen Partikel geführt.
Eine ähnliche Lostrennung hat man bereits auch an der hebräischen
Aufforderungspartikel nd nach dem Verbum erkannt, die sich aus
der Endung des (arab.) Energetikus jaqtulanna entwickelt hat. Von
dieser Form des Energetikus, die im Assyrischen ikSudamma lautet,
hat sich, wie ich WZKM 1914, 439 ff. gezeigt habe, auch die Par-
tikel ma losgelöst, die im Assyrischen konjunktionelle Funktionen
vertritt und von welcher auch im weiteren noch die Rede sein wird.
Demselben Vorgang werden wir auch sonst noch des öfteren be-
gegnen.
Diese ganze Auffassung der distributiven und verallgemeinern-
den Endung wird nun auf das glücklichste vom Südarabischen
aus bestätigt. Schon oben S. 116 sind die verallgemeinernden Zahl-
wortformen arab. kull hadan, soqotri kal täden erwähnt worden. Im
Soqotri ist diese Funktion der Endung nun nicht auf das Zahhvort
beschränkt, wie die von Bittner zusammengestellten Belege: käll
Hrömen ,jeder Baum', kall '^aigehen , jeder Mann', koll Meten .jede
Nacht', koll köthen ,jede Burg' bei Rhodokanakis, Studien zur Lexi-
kographie und Grammatik des Altsüdarabischen I 35 zeigen, in deren
Endung Bittner mit richtigem Blick die Nunation erkannt hat. Mit
diesen Soqotriformen vergleicht nun Rhodokanakis a. a. 0. minäisclie
Distributivausdrücke wie 1 3n I ö''Dp ,jeglichen Besitz', worin das Distri-
butivelement jn vom Nomen getrennt ist, während es in jü'xs ,was
immer' Gl. 299, 7 noch mit dem Pronomen als ein Wort empfunden
wurde. Dieses minäische distributive jn ist aber ganz un-
zweifelhaft dasselbe wie das babylonische postponierte
Distributivelement -a-an\ l jn 1 »"Jp ,jeglicher Besitz' bildet in
Form und Bedeutung eine ganz genaue Parallele zu ass. iUen-a-an
jjeder eine', arha-a-an ,jeden Monat' etc.!
In Bezug auf die Bedeutung haben wir an den in dem letzten
Abschnitte behandelten Formen eine ganz eigenartige Wandlung fest-
stellen können. Der ursprüngliche Ausdruck einer adverbiellen Ka-
susbeziehung -an verändert seinen Inhalt zunächst so weit, daß er
neben dieser adVerbiellen Beziehung in Formen wie kullatan, AJ-iA.
, insgesamt', arha-a-an ,monatlich', ^UU.ts>^ , fünfmal', sibitan .sieben-
Die Entstehung des verallgemeinernden -ma am Adverb. 131
mal, zu je sieben' auch distributiven und verallgemeinernden Sinn
hat, bis endlich das Adverb sibitan als ,je sieben', hadan als ,jeder
eine', kullatan, kaläma , insgesamt' als ,alle' etc. substantivische
Funktion annehmen, sodaß, da die adverbielle Bedeutung bei der
Substantivierung verloren ging, am, an^ ama, bezw. tarn, tan, tama
nunmehr ausschließlich als Zahlausdruck erscheinen müssen, als
nachgestellte distributive oder verallgemeinernde Par-
tikel ama, tama, bezw. ohne Kasusendung als das verallge-
meinernde ma im Assyrischen und — im Arabischen!
Das indefinite und verallgemeinernde nachgestellte -ma ist also
in der Tat mit m, n der Akkusativendung, mithin der Nunation und
Mimation überhaupt identisch. Zur Erklärung des Tanwins aber
kann es nichts beitragen, da es jünger als dieser und aus ihm erst
hervorgegangen ist. Da es in der Form des Akkusativs: am(ma),
nicht umma oder imma der anderen Kasus, also im Adverbium ent-
standen ist, kann es, wie oben S. 7 gezeigt worden ist, nicht ur-
sprünglich ein Zahlausdruck sein, sondern nur die Bezeichnung der
adverbiellen Beziehung. Was soll ein Zahlausdruck an Adverbien
wie panama , früher', warkitama ,rückwärts', e§sitama ,aufs neue',
Dsx, D-BK ,auch', ans ,aber' etc.? Erst bei der Substantivierung
der Adverbia trat als Bedeutung des ma die Bezeichnung der Ver-
allgemeinerung hervor, die sich an einzelnen Adverbialformen ver-
möge ihrer Eigenbedeutung entwickelt hatte. Dazu, wie dies
selbst geschehen konnte, vgl. vorläufig unten S. 134. Daß es geschehen
konnte, bezeugt der Umstand, daß nicht nur an dem in seiner Zu-
sammensetzung nicht ohne weiteres durchsichtigen und darum eher
Umdeutungen ausgesetzten adverbiellen Kasus, sondern auch an der
unmißverständlichen Präpositionalverbindung derselbe Übergang ge-
wöhnlich ist.^ So kann wie in den schon oben S. 97 besprochenen
indogermanischen Beispielen deutsch ,zu zweit, zu dritt', franz. ,en
deux, en quatre' statt ,je (immer, jedesmal) zwei, drei' etc. ,zu Hun-
* Es ist mir nicht bekannt, ob die Schwierigkeit dieses Überganges bereits
erkannt worden ist. Brugmann, Die distr. und koll. Numeralia der indg. Sprachen
12 sagt wenig klar: ,Der Begriff der Wiederholung, des Jedesmaligen, ist in diesem
Fall immer erst durch den Zusammenhang erzeugt und erst allmählich enger an
die Präposition geknüpft worden.'
9*
132 VI. Das VERALLaBMEINERNDB POSTPOSITIVE -MA.
derten' == , jedesmal 100', ebenso auch in den semitischen Sprachen
statt der Kasusendung die Präposition stehen wie in ass. adi H-na
,(zu) je zweien' etc., pa-nim se-lal-ti-§u-nu ,zu drei und drei' Lang-
DON, Königsinschr. 74, 4; 104, 42; 178, 42, hebr. civ^ ,zu je zweien'*
und üTitra »zweimal' (Hi, 33, 14) wie nn«n ,einmal'; nntt'j?'? ,zu je
zehn*, japöb ,alle kleinen' = DJiapö (s. obea), nbsb == omba ,alle'
(s. S. 82) etc.
Daß das verallgemeinernde nachgestellte m(ä), n in der Form
des Akkusativs am Adverb entstanden ist, ist jedoch bisher eigent-
lich nur für die Form an, am, a, tarn, tan, ta im Assyrischen; am
(obs), täm (arh'D), a(j)im, ta(j)im im Hebräischen; an, tan (hada(n),
saVatan) im Arabischen; 3n im Südarabischen und nur für die Be-
deutung , jeder, je ein' strikt erwiesen worden; und obgleich nach
dem bisher Ausgeführten ein Zweifel an der Zusammengehörigkeit
dieser Formen mit der Endung am(m)a der oben besprochenen Ad-
verbia wie panama = pana(m)- icarkama = warka(m)] kaianamma
= kaiana(m)', kiammä(m) = kiam etc. nicht mehr bestehen kann,
soll auch speziell für das indefinite mä der Nachweis gleichen Ur-
sprungs erbracht werden.
Im Westsemitischen wie im Assyrischen wird das nachgestellte
mä weit häufiger nach Adverbien angetroffen als in der Bedeutung
,irgendein' nach Substantiven, was dafür spricht, daß es im Adverb
zu Hause ist. Entsprechend dem Charakter des Adverbs als einer
unveränderlichen Bezeichnung eines einzigen Merkmals ohne alle
Rücksicht auf jene Beziehungen, die durch die Flexion an Nomen
und Verbum ausgedrückt werden können, muß da das nachgestellte
mä völlig bedeutungslos sein, da neben der Wortbedeutung für eine
andere am Adverb kein Platz ist. Dies gilt nicht nur von den ge-
nannten Beispielen aus dem Assyrischen: warka = warkama ,hinten',
pana = panama ,vorn', kia(m) = kiam(m)a ,so', kaiana = kai-
anamma ,immer'; fem. warkitama ,hinten', ka§ätamma , abend', sa-
nitamma = sanitam , ferner', sondern nicht minder von arab. U^i
,nur', U^ ,wie' etc. ; negativ, wie ass. la batäla etc. : arab. U4^ ^ ,mcht
gleich' = ,besonders', ^p ^ ,nicht zuletzt' Q\sß »nachlassen') =
1 So zu fassen ist Num. 13, 23: D';r2 nss insri ,man trug es auf Standen zu
je ssweien'.
Die urspr. Bedeutungslosigkeit d. Endung (ajsia am Adverb. 133
,besonders* etc., syr. ]^^ = hebr. -ty ,bis* usw. Freilich ist eine
Verstärkung der Wortbedeutung in manchen dieser Beispiele deut-
lich fühlbar, doch kann es besonders im Hinblick auf die assyrischen
Adverbia, wo zwischen pana und pana-ma etc. auch die Form
panam oft zu belegen ist, nicht zweifelhaft sein, daß hier nicht ein
verstärkendes ma angesetzt wird, sondern daß die die Bedeutung
verstärkende nachdrücklichere Betonung ans panam : panäma, aus
kaianam : kaianamma, aus kiam : kiamma macht.^ Dies voraus-
geschickt, wird auch klar sein, daß auch in den arabischen Adver-
bien Li \^^ ,häufig', U|J jvielleicht', Ul» ,selten', U^JÜ> ,lange' etc.
mä keine selbständige indefinite Partikel darstellt. Auch hier liegt
die unbestimmte Bedeutung im Wortbegriff und wird nur da-
durch verstärkt, daß man die vollere Form auf ama statt jener auf
am, an verwendet. Ja selbst an den indirekten Fragepronominibus,
wo mä deutlich zum Ausdruck der Verallgemeinerung steht, wie
arab. U-ol ^wo (immer)', UU:-t ,wann (immer)' = sab. KO^na, * U-»^
,wie immer' etc., worin mä auch als eigene, die indirekte Frage ein-
leitende Partikel gedeutet werden könnte,^ ist mä nicht von vorn-
herein indefinite Postposition. Denn dies wäre nur dann möglich,
wenn mä erst in indirekter Frage an das Pronomen getreten wäre.
Nun zeigen aber arab. U4-* auch direkt: ,was denn?', U^\ auch:
,wer denn?' = hebr. nö'K ,was denn?, wie denn?'* = ass. aiam(ma),^
aiumma ,wer denn?',^ ass. minam(ma), soq. inem, inhem ,wie?, was?',
(adi) mätam ,(bis) wann*, welch letzterem genau mehri rniten, vulgär.
(e)mtän ,waim?* entsprechen, ja selbst mehri hSsen, vulgär, esen etc.,
^ Ebenso ist natürlich das sogenannte hervorhebende assyrische ma am
Nomen zu verstehen. Ähnlich steht auch im Arabischen auch nach dem Nomen
mä hie und da ohne Eigenbedeutung nur zur Hervorhebung.
» Vgl. D. H. McLLKB, WZKM H 10; Barth, Pronomen 171.
» S. aber unten S. 157.
* In Jes. 33, 18 • • • icc rrx m-n r\sr -[s^n ,und dein Herz wird sprechen: wie
denn? wo ist der Schreiber?*. Vgl. ZDMG LXVI 391.
* So z. B. a-a-ia-am a-ha-ki te-ri-a-at CT XV PI. 6 Z. 9 u. vgl. P. Dhorme, RA
VH 20 oben; F. A. Vahdkrbckgh, JAOS XXH (1912) 31. Vgl. Z. 5, cf. Mcss-Arsolt
3 a; Hdtkk, Boundary Stone 250.
* Vgl. Mab<;ais, Le dialecte Arabe des Uläd Brähim de Saida 160; Babth,
Pronomen 170. S. zu hesen und -j_-io sofort unten S. 137.
134 VI. Das verallgemeinernde postpositive -ma.
dessen Endung nun näher als mit der von maghrel). wäsemmä iden-
tisch bestimmt wird, daß auch hier der Auslaut auf m(a) schon in
der direkten Frage vorhanden war. Wird aber der direkte Frage-
satz zu einem indirekten, so muß das Fragepronomen seiner Natur
nach zum Ausdruck der Unbestimmtheit werden. Kann ich einen
Begriff nicht anders bezeichnen als durch eine Frage (z. B. ,wer oder
was es ist'), so ist er eben unbestimmt. Soll ich trotz dieser seiner
Unbestimmtheit über ihn etwas aussagen, so muß ich alle denkbaren
Möglichkeiten in mein Urteil einschließen (z. B. : ,wer es ist', d. h.
,ob nun X, Y oder Z'), d. h. der unbestimmte Ausdruck durch die in-
direkte Frage ist seinem Wesen nach stets ein verallgemeinernder.
Jedes indirekte Fragepronomen ist also gleichfalls seinem Wesen
nach ein verallgemeinerndes. Und wird, um die ihm inne-
wohnende Bedeutung zu verstärken, was eben darum, weil diese
verallgemeinernd ist, sehr häufig geschieht, eine stärker betonte und
darum vollere Form verwendet als meist in direkter Frage, so ent-
steht der Schein, als wäre dieses Plus gegenüber dem direkten
Fragewort — hier (a)ma, ma — ein eigener Ausdruck der Ver-
allgemeinerung, der durch , falsche' Analogie auch auf andere Formen
übertragen werden kann. Eine solche Übertragung geschieht natür-
lich zum Zwecke der Bezeichnung der Verallgemeinerung und da-
rum schon mit dem ausgeprägten Bewußtsein einer solchen Bedeutung
des mä. Darum, weil nur bei diesem Bewußtsein die Übertragung
verständlich ist, sind just jene der lebenden Sprache durchsichtigsten
Fälle, wo die verallgemeinernde Bedeutung am ausgeprägtesten er-
scheint, die jüngsten und es ist verständlich, wenn die die Sprache
rein formalistisch beurteilenden arabischen Nationalgrammatiker solche
Fälle zum Ausgangspunkt ihrer Beurteilung des mä wählten, wonach
dieses gerade in den meisten und gemeinsemitisch belegbaren Bei-
spielen als , schon in ursemitischer Zeit völlig verblaßt'^ er-
scheinen mußte. Dagegen muß es befremden, daß moderne sprach-
wissenschaftlich geschulte Forscher sich ihnen kritiklos anschließen
konnten und dabei im Irrtum noch viel weiter gegangen sind. So
haben sie es fertig gebracht, das verallgemeinernde -mä an Adverbien
^ Barth,. Pronomen 173; s. auch daselbst S. 174.
Übertragung indefiniter Wortbedeutung auf d. Endung (ä)ma. 135
und Partikeln für ,nur, aber, so, vor(n), hinten, auf, in' etc. etc. ,in
verblaßter Bedeutung* zu konstatieren. Aus diesem verallgemeinernden
m(ä) soll ein unbestimmter Artikel (die Mimation) sich heraus-
gebildet haben, der jedem Nomen angehängt wurde, nur um aus-
zudrücken, daß außer der Wortbedeutung eine andere nähere Be-
stimmung nicht ausgedrückt sein soll. Daneben soll es aber auch
ein determinierendes m (bezw. n) gegeben haben, das gerade im
Gegenteil zum Ausdruck der Bestimmtheit an das Nomen trat; beide
m treten aber auch an das Adverb, also an eine Wortart, an welcher
weder Bestimmtheit, noch Unbestimmtheit irgendwelcher Art neben
der Adverbbedeutung denkbar sind.^ Die Absurdität dieser Methode,
die Wörter in ihre lautlichen Bestandteile zu atomisieren und jedem
derselben eine im Sprachbewußtsein feststehende, genau umgrenzte
Bedeutung zuzusprechen und so selbst Bezeichnungen unteilbarer
Begriffe wie die Partikeln als mechanische Zusammensetzungen
aus einzelnen Lautelementen darzustellen, ergibt sich schon dem ober-
flächlichen Urteil aus der Erwägung, daß auch die lebende Sprache
gleich dem forschenden Grammatiker die einzelnen in verschiedener
Bedeutung verwendeten, aber gleichlautenden Lautelemente nicht
anders unterscheiden konnte als auf Grund der Bedeutung jener
Wortformen, mit denen verbunden sie auftraten. Etwas tiefer
gefaßt bedeutet dies, daß eine Bedeutungsunterscheidung ursprüng-
lich gleichlautender Elemente sich überhaupt nur erst an den Ver-
bindungen entwickeln konnte, in denen sie auftritt, daß es also ur-
sprünglich weder ein demonstratives, noch ein indefinites m (n) ge-
geben hat, beide Bedeutungen sich vielmehr an verschiedenartigen
Beispielen in Abhängigkeit von der Wortbedeutung verschieden-
artig entwickelt haben. Daraus ergibt sich aber, daß eine Methode
der Sprachforschung, welche sich bemüht, den jeweilig verschiedenen
Sinn jedes einzelnen Buchstaben im Worte genauestens festzustellen,
weit entfernt, dem wirklichen Verlauf des Sprachgeschehens Rechnung
zu tragen, die Dinge auf den Kopf stellt, da sie, der Volksetymologie
^ Selbstverständlich gilt das gleiche Urteil auch für den umgekehrten Ver-
such, die unbestimmte Bedeutung des ma als Abschwächung aus ursprünglich
demonstrativem Sinn des m(a) abzuleiten.
136 VI. Das verallgemeinernde postpositive ma.
folgend, nach den jüngsten sprachlichen Gebilden deren alte Ur-
bilder klassifiziert.^
Die häufigste Gruppe der verallgemeinernden indirekten Frage-
sätze ist jene, deren Prädikat das Verbum ,sein (esse)' ist: ,Wer
(was, wo, wann, wie etc.) es ist'. Solche überaus häufige Sätzchen
verlieren oft ihren ursprünglichen fragenden Sinn und werden zu
Bezeichnungen positiver Begriffe, die aber den verallgemeinernden
Sinn des früheren Fragepronomens behalten, der gerade hier um so
stärker ausgeprägt erscheint, da der Fragesatz hier ein Substantiv
vertritt, an welchem im Gegensatz zum ursprünglichen Adverb ein
Zahlausdruck am Platze ist. Der Ausdruck der Verallgemeinerung
muß auch in der Übersetzung nicht immer durch: ,irgendwer, immer'
wiedergegeben werden. Auch hier kann der substantivierte Frage-
satz dafür stehen, oder aber ein abstraktes Substantiv, dessen
Wortbedeutung schon die Unbestimmtheit mit ausdrückt. Da auch
im Semitischen das Hilfszeitwort, bezw. dessen Ersatz leicht weg-
gelassen werden kann, entstehen auf diese Weise Substantiva all-
gemeiner Bedeutung aus dem Interrogativadverb. Vgl. statt mancher
anderer folgende Beispiele auf am(ma) :
a) ,Wer (es ist), irgendwer, jeder, man':
•1. ass. manam('ma), geschrieben ma-na-ma, ma-na-a-ma, ma-nam-
ma, vgl. die Lexika und CT XXVII Kol. VI 92; Jensen, KB VIi 2, 7
u. ö., man-am-mu B. E. IX 25, 5, wohl zu unterscheiden von dem
reduplizierten manman, mamman mit dem es kontaminiert wird zu
ma-am-ma-na-ma Hinke, New Boundary Stone 285; Steinmbtzer,
Schenkungsurkunde Kol. V 48; man-ma-ma-am-mu Morgan, II 5, 8.
Dasselbe Wort ist Tna mdnem , irgendeiner', Amhar. mänanem, vgl.
Barth, Pronomen 171, welche Formen nach dem Zeugnis des Assy-
rischen älter sind als Tigre manmä, das erst aus manama entstand.
2. U.^1 ,irgendeiner', ass. aiumma, iaumma vgl. Müss-Arnolt,
3 a neben iamä , irgend etwas', ia-am-ma-a , irgend jemand' CT VI
38 a, 22 vgl. Landsberger, ZDMG LXIX, IV zu Ungnad, Briefe 129, 23.
^ Von den hier gestreiften prinzipiellen Fragen wird später noch mehrmals
die Rede sein.
Entstehung indef. Sobstantiva aus Fragewörtern auf (A}mä. 137
b) jTVas (es ist), (irgend) etwas', Ding:
1. ass. miam, miamma, mimma] s. dazu oben. Im Hebräischen
entspricht sowohl das bloße ne, z. B. in na "bs lap"" ,mag über mich
kommen, was immer' Hi. 13, 13, als das aus miäm(a), miöm(a) ent-
standene* naiKö (nb) ,(nicht) etwas (nichts)'. Vgl. besonders no-;«» '73
2 Sa. 3, 35 mit ass. ka-li mi-am Amarna 109, 15. 2 Kön. 5, 20 Kt.
noiö. Dasselbe Wort in der Bedeutung ,vielleicht* ist natürlich targ.
DJ«ö. * S. zum Bedeutungsübergang oben S. 48 zu mindema.
2. Amhar. minnim , irgend etwas' vgl. Praetortüs, Amh. Sprache
§96; GuiDi, Grammatica elementare §12b; Barth, Pronomen 171 =
phön. a3ö '?3i , jedes Ding' ^ Tebnethinschr. 5 ; identisch mit .ass. mi-
namma etc. ,was, wie?', das aber nicht indefinit gebraucht wird.
3. Äth. menta, syr. meddem ,talm. medde(j) (""Ta), westaram. min-
daatiij mindama , irgend etwas, Sache* s. oben 47. Ass. mindema
wird nicht indefinit gebraucht.
4. Arab. sam(ma) ,was?' vorhegend in maghreb. wäsemma ,irgend
etwas' (s. S. 134 oben), wie auch esen etc., mehri heSen, cy^*^ kull-
san = sjr. kul meddem, ass. kali miam, hehr. nöiKö b'2. Daß San, sen
in diesen Verbindungen die nunierte Form eines alten Fragepro-
nomens ,was?' ist, zeigt modernostarab. Sü, iraqarab. «t ,was?', das
als einfaches Wort (nicht aus >* '^^ i^\ zusammengesetzt!) der Ver-
doppelung esen, es zur Seite steht, vgl. ferner sinhu ,was?', z. B.
sinhu sibab ,was ist der Grund?, warum?' Weissbach, Irakarab. 9, 11.
Erst aus der Bedeutung ,irgend etwas' hat sich in der Aussprache
§ai*^ das Substantivum f,^j^ .(irgendeine) Sache' entwickelt, das nun
mit vollständiger Kasusflexion versehen wird. Auf die Form san
(> Mn) des Fragepronomens dürfte ähnlich auch das Substantiv
O^ ,Wesen, Beschaffenheit (einer Sache)' zurückgehen, das eigent-
^ Also nicht aus nei ms.
' Beachte, daß ctn zu ass. mi-am sich lautlich etwa verhält wie hebr. };k pausa :
f'K ,nicht', zu ass. iänu und selbst aiumma und iaumvia innerhalb des Assyrischen
selbst und s. zum Verhältnis beider Lautentwicklungen unten Kap. XI.
' LiDZBABSKi, Epigraphik 305 b faßt e:s als PI. zu aram. x;8r ,Gerät', doch
wird an der Stelle eher ,irgend etwas' =: kul meddem erwartet als ,alle Gefäße'.
S. zu «ixa jGerät' auch noch später.
* sen : iai wie mehri miten : hebr. mcUai s. oben S. 9 f. und unten Kap. Xm.
138 VI. Das verallgemeinernde pobtpositivb -ua.
lieh ,das Was' einer Sache bedeutete. Zum \ s. Kap. XL Ähnliche
Entwicklung zeigt das etymologisch nicht damit verwandte:
5. Ass. la (s. oben S. 39), hebr. t^, Relativpartikel, aber ur-
sprünglich eine die Frage verstärkende Partikel. Erst aus der in-
direkten Frage entwickelt sich a) die konjunktionelle Bedeutung ,ob,
daß, weil, wenn' etc. des hebr. ^ und seiner Verbindungen • • • r by
,(auf das hin) weil*, ■■ -vs nn« ,(nach dem) wo' etc. etc. (vgl, lat.
quid — quod etc.), ß) das relative ,was', das im Assyrischen und He-
bräischen das persönliche ,welcher, -e, -es; qui, quae, quod' ersetzt.^
Nur die mit Mimation versehene Form von ha ist hum (aus zu som,
getrübtem harn) und suvima; ersteres wechselt in assu(m) ,weil,
wegen' mit asSa, asSä aus ana -f sa ^ = tr bV' Ihm entspricht im
Targumischen und Mischnischhebräischen außer er hv auch Dir by,
ursprünglich: , daraufhin, weil', dann: , wegen' = dem häufigeren n1;^ö
,wegen'. Reineres Hebräisch stellt die Form atb ,zum Zwecke*
(eigentlich ,dazu, was; dazu, daß' = ß^b); üt3 ,wie* (eigentlich = sr?
,wie' als Konjunktion) dar. Gleich zu beurteilen ist arab. o*-^ cr*>
^^L^ ^^ , wegen, für', das ursprünglich ebensowenig ,vom Wesen,
auf das Wesen' bedeuten konnte, wie etwa as§u(in) = assa ==^bv =
ayff b}j = üvb ,auf den Namen'. Daß die aus der indirekten Frage-
partikel entstandenen Konjunktionen assum, dViT bp, Dtrb ,weil' etc.
auch oder zum Teil sogar ausschließlich zu Präpositionen geworden
sind, wurde dadurch erleichtert, daß sum, alt, üp später nicht mehr
als Fragepartikel, sondern als Substantiv empfunden wurden. Denn
wie arab. '4^5-^ und i^^ ist auch ass. sümu, hebr. aiv, aram, msr, köip,
arab. ^\, ^, äth. fif^ :, das ja nicht nur ,Namen', die ,Bezeichnung',
sondern auch das , Wesen' einer Sache bedeutet, eigentlich das ,Was'
derselben, also das substantivierte Fragepronomen. ^ Jeden Zweifel
^ Aus dieser Deutung ergeben sich natürlich neue Gesichtspunkte für die
syntaktische Beurteilung des semitischen Relativsatzes, auf deren Darlegung ich
hier verzichten muß.
^ Gegen die oben S. 26 angeführte Deutung aus assufm) sa.
^ Danach werden die verschiedenen Bedeutungen von c» etc. neu zu unter-
suchen sein. Dabei ist besonders zu beachten, daß, wie wir später auch anderwärts
beobachten werden, die häufigste spezielle Bedeutung ,Name* die Vorstellung auch in
Verbindungen, wo av ursprünglich nicht für ,Name' stand, beinflußte und schon
in der lebenden Sprache zu Umdeutungen führte, woraus sich ein guter Teil jener
EnTSTEHDNQ INDEF. SuBSTANTIVA ADS FRAGEWÖRTERN AUF (A)UA. 139
an der Richtigkeit dieser Deutung dürfte die Verwendung des Wortes
als indefinites Pronomen in neuhebräischen Verbindungen wie isn mw
^irgendeine Sache' etc. beheben.^ Auch die häufige assyrische Re-
densart mimma sumsu für ,alles Mögliche' kann ursprünglich nicht
,alles [was] seinen Namen [hat]' bedeutet haben (vgl. Delitzsch,
HWB 418 b), sondern ist Jedes etwas' wie neuhebr. impö ,was es
auch ist', aram. m h^ etc. Wie ass. mimma sumsu, steht in den
ältesten jüdischen Scheidebriefen — vgl. schon das Formular in Hai.
Gedolot (ca. 750) bei Blau, Jüdische Ehescheidung II 3 — am ba
"b iT'Kn ,jedes Etwas, das ich habe'. Bestätigt wird diese Auffassung
ferner an der volleren Form von sum, die im Assyrischen summa
lautet. Letzteres (s. oben S. 39) ist zunächst Fragepartikel, die auch
in indirekter Frage (und Doppelfrage) in der Bedeutung ,ob' (bezw.
,ob — oder') stand. In derselben Bedeutung, die sich analog ja auch
bei ass, mindema entwickelt, steht die neuhebräische Entsprechung
dunkeln Wendungen erklären dürfte, worin besonders der ,Name Gottes* in der Bibel
auftritt. So mag auch biblisch cvb in Verbindungen wie " zvb r»3 Tn:3h ,ein Haus
zu bauen für (den Namen) Gottes' 1 Kön. 5, 17. 19 etc., wie ass. assum nur , wegen,
für' bedeutet haben und erst unter der dominierenden Analogie von cw* ,Namen*
zu ,für den Namen Gottes' umgedeutet worden sein; auch "ipvz ,für dich (sprechen)
= ass. aShtmika entspricht nicht einer eigentlichen Bedeutung von ,in deinem
Namen sprechen', welche Redensart auch im Deutschen wohl erst aus der Bibel
stammen dürfte. Ferner dürfte diese Umdeutung, wenn Redensarten wie z. B.
"pp-rp sab Tr.~nr^b eigentlich , deine Heiligkeit zu preisen' bedeuteten, auch mit zu
der Verehrung beigetragen haben, die später der Name Gottes genoß.
^ Für diesen besonders in negativer Wendung "iT z'v j"k ,es gibt gar keine
Sache' etc. im mittelalterlichen Hebräisch sehr häufigen Gebrauch von ciw bietet
der babylonische Talmud nur folgenden Beleg: Nidda 43 b Mitte: „(es heißt in
Tosefta Kelim I Anfang): . . . ,denu Samenfiuß verunreinigt, wie wenig auch davon
da ist («rnr ^22), was beim (unreinen) Insekt nicht der Fall ist'. Da ist doch wohl
(Verunreinigung durch) Berührung (des Samenflusses) gemeint? Nein (nur Ver-
unreinigung) dessen, der (an sich selbst Samenfluß) bemerkt. Nun wird der Samen-
fluß in der Tosefta doch mit dem Insekt verglichen, also ist, wie dieses durch
Berührung verunreinigt, auch durch Berührung verunreinigender Samenfluß ge-
meint? Darauf antwortet Rab Adda bar Ahaba: ,Die Tosefta spricht von jeder
beliebigen (Verunreinigung durch) Insekten und jeder beliebigen (Verun-
reinigung durch) Samenfluß ('J.^p in; m:» cim -^-p f-re? air?)' ". In der Auffassung der
häufigen Wendungen wie ri'ai oira 13 r' ,es ist darin (etwas) von irgendwelchem
Wucher', aram. «»'3 «ivh svtn .13 r'^ ,es ist darin nichts von irgendwelcher Ver-
leumdung' macht sich die in der vorigen Anmerkung besprochene umdeutende
Analogie des Substantives er' aram. cur insoferne geltend, als man allgemein
weniger genau etwa ,nichts vom Wesen der Verleumdung* o. ä. übersetzt.
140 VI. Das verallgemeinernde postpositive -ha.
des ass. summa : mp, z. B. nya "itrn abii? TiniDr h^yo^ köü »verfinstert
sich mir, weil ich gesündigt habe, etwa die Welt?' b. Talm. 'Aboda
Zara 8 a; in Doppelfrage mia'? üb NöriK nns» Xötr ,hast du etwa ver-
gessen oder etwa gar nicht gelernt?' Joma 1 3, woraus, wie bei mindema,
DNö, deutsch ,etwa* etc. sich die Bedeutung ,vielleicht' und besonders
im assyrischen summa ,wenn' entwickelt. Eine weitere Entwicklung
zu jWeil' (= assum, lat. quod) stellt das äth. esma ,weil' dar, das sich
also formal zu ass. sa, hebr. iä verhält wie Ui, ^.^ etc. zu vi^, 3, a etc.
und das sich in derselben Bedeutung im Neuägyptischen (vgl. Nöl-
DEKE, Neue Beitr. 143) und auch im Iraq findet. Vgl. Weissbach 32, 8:
lö md ismak enta huttdrij ladän ahddit räsak, nicht: ,Wenn du dich
nicht meinen Gast nanntest', sondern ,wenn nicht (der Umstand),
daß du mein Gast bist, würde ich (dir) wohl deinen Kopf nehmen*.^
Eine ähnliche Entwicklung zeigt auch das relative za (da) in aram.
^^, |La? vielleicht, ohne daß sich feststellen ließe, ob auch hier diese
Bedeutung auf eine ältere interrogative zurückgeht oder ob sie etwa
auf ursemitischer Analogie zu t, Hhp beruht. Wohl erst nachdem
V^? und Köi» volksetymologisch als Zusammensetzungen von t und ">
mit mä ,was?' empfunden wurden (,denn was?*), wurde letzteres mit
der Präposition b versehen in aram. Köbn ,vielleicht' (verstanden als:
,denn wozu?') und danach n^bp Hl. 1, 7. Das substantivierte V^?
,vielleicht' sehe ich in dem noch immer unerklärten^ mischn. ^^i,
'"''01, •'Nöi ^Zweifelhaftes', z. B. Sabbat II 7 b:^ ■ ■ ■ "Kmn nx p-irra pK
■'Köln nx p"iWä ,man verzehntet nicht das gewiß (Verzehntete) . . .,
wohl aber verzehntet man das vielleicht (Verzehntete)'. Almlich wird
auch Kö'iT substantiviert in tj-'n:? na Klan """iD ,zwischen dem Sicheren
und dem Zweifelhaften verdient das Sichere den Vorzug'.
Zur Substantivierung des indefiniten Pronomens vgl. vorläufig
noch pöö ,Besitz, Geld', das auf eine reduplizierte Form (quidquid,
vgl. bes. ass. m,emmeni) zurückgeht, wie ass. mimmü ,der Besitz, das
Gut' auf mimma.
c. ,Wo (es ist), überall. Ort'. So entwickelt sich matäm(a) ("nö,
ULx-o, mlten etc.) besonders im Babylonischen zu , immer' (s. oben).
^ Hebräisch müßte der Vordersatz analog lauten: 'n"i« nFisr »b ox, schrift-
arabiscb etwa ^Jlms ^f^\ ^ ^J.
* Vgl. zuletzt Ben Jehuda, Thesaurus 958 b.
Rückest WICKLUNG v. Verallgemeinerdngsw. z. Fraqepartikel. 141
Dasselbe Wort ist, wie schon Jembeh bei Brockelmann, Lexicon Sy-
riacum erkannt hat. das syrische >co2^ besonders in jcoÄ-soiio ,ininier*,
'*o P »niemals'. Die temporale Bedeutung von matam scheint aber auf
eine ältere lokale ,wo?' zurückzugehen, weshalb vielleicht auch hebr.
Dho Jes. 1, 6 hierhergehört in: ctp in p« vitn njn b:-^ ff)20 ,von der
Sohle bis zum Scheitel (wörtl. : Haupt) ist an ihm keine (freie) Stelle
(eigentl. „kein Irgendwo")'. Zu mätum ,Land', alum ,Ort' aus *ma-
tum, alumma ,wo?* s. später.
Die hier an einigen Beispielen besprochene Bedeutungsent-
wicklung schafft aus Fragewörtern wie: ,wer, was, wie, wo, wann?'
positive verallgemeinernde Ausdrücke für ,jeder, alles, ganz, über-
all, immer', wodurch ursprüngliche Fragewörter wie etwa ass.
mimma, syr. meddem in der Bedeutung .jeder' mit ursprünglich
ganz anders entstandenen Ve r allgeme in erungs Wörtern wie ass.
kala, kalama, , alles, jeder' sich decken. Da nun kalama als Syno-
nym von mimma etc. empfunden wurde, ward es endlich auch in
anderen Bedeutungen für mimma etc. angewendet, so daß kalama auf
Grund seiner Synonymität mit dem Endpunkt der Bedeutungsent-
wicklung des Fragewortes, diese Entwicklung gleichsam rückwärts-
schreitend nachgetragen hsct und so zum Fragewort geworden ist.
Als solches erscheint das aus kalama^ hervorgegangene O'h'z in der
Mischna, im bab. Talm. und Targum, ahz und pbs im pal. Talmud
(vgl. Dalman, Gramm, des Pal. Aram. 121), Jcal^as, >oaSt-, ytt\ii^
im pal. Syrisch nicht nur als Indefinitpronomen (vgl. Barth, Pro-
nomen 171),* sondern auch als Fragepartikel in gleichem Gebrauch
^ Nicht aas kullvma (Barth, Pronomen 171). Ich brauche jetzt wohl nicht
erst besonders zu betonen, daß in kalama = kala wie auch in o:: Ks^n ,von jeder
Art' Palmyr. Zolltarif I, 13 die verallgemeinernde Bedeutung schon durch das Wort
(b:), nicht durch ma ausgedrückt ist und daß kaidma nur eine stärker betonte
Form des Wortes darstellt.
* Babths Angabe a a. O., ffiVs als Indefinitum sei ,nur negativ', erweckt den
Eindruck, als bilde es stets mit der Negation verbunden eine Bezeichnung für ,nichts'.
Vgl. aber besonders die häufige Verbindung srh: tthn rrry >6, wörtlich : ,er tat nicht,
auch nicht etwas' mit Vulgärarabisch mä 'imils wala iii; so z. B. in aramäischem Text
b. Talm. Bab. Mes. 62 a c:^: »6i -nsy k^ «n ,da haben sie ja nichts getan'; ci^r >6i irm
•m 'Aboda zara 66 b; aber auch positives =i!?5 findet sich (vgl. Dalmak, Gramm. 121)
und beide Bedeutungen von vk^ nebeneinander in : r.V= nt bv Ttb xr vhz ,Hat der eine
vom anderen etwa etwas (zu fordern)?* b. Sanhedrin 105a.
142 VI. Das verallgemeinernde postpositivb -ka.
wie meddem, talm. meddej, z. B. in 133 riK KSiirtr sk t»'' mbs ,Gibt es
etwa einen Vater, der seinen Sohn haßt' b. Talm. Sanhedrin 105 a;
nmts nbn miro tr*' mbs ,Gibt es ein Mahl ohne Bemühung' Sabbat 113 a
und oft. Als indirekte Fragepartikel steht ba wohl schon in Kintr "73 =
irnria »wieviel es auch ist'. Vgl. oben S. 139 Anm. 1 und z. B. Tosefta
Baba Qamma ed. Schwarz V 5 (S. 52): Kintr bs • • • myit? .lös , welches
ist sein (Mindest)maß . . . ? Was immer (= auch das Geringste)*.
Auf diese Weise erhält bs auch relative Bedeutung a) als Konjunk-
tion (wie summa, esma etc.) in der bisher unerklärten Verbindung
11]? b'3 ,wenn noch, solange noch' = iiy ox = neuhebr. nös b'3 , so-
lange', z. B. Hi, 27, 3: -3 Tiött^i i)V '73 "3 ; 2 Sa. 1, 9: "3 "ires Ti? b3;^
b) selbst als Präposition ,wie' in präpositioneilen Verbindungen wie
hebr. K3tr n)sr '73 ,wie er gekommen ist' Koh. 5, 15 = aram. b'2p b'D
»gegenüber', das also nicht bspb? zu ändern ist.
Wie in kaläma mb'D ein Wort für ,alles' zur Fragepartikel
geworden ist, weil seine Bedeutung mit einer Entwicklung der
Fragewörter zusammenfiel, so läßt derselbe Vorgang sich ähnlich
auch an einer Präposition der Bedeutung ,wegen' beobachten, die
mit der Bedeutungsentwicklung von sa, sum in ass. assum, neuhebr.
etc. mtrö; üwb usw. übereinstimmte und nach dieser Analogie gleich-
falls zur Fragepartikel ward. Das talmudische ibk (auch itaüx) aus
K (= bv) + ("7)10 , wegen' =syr. '^•^, mandäisch '^laräX (Nöldbke, Mand.
Gramm. 195) kommt so wie xübn, "^ö, "'T'ö auch als Interrogativpar-
tikel vor, z. B. in Nnb''ö K'''?n XjnjöS itax ,kommt es (dabei) etwa auf den
Brauch an?' IluUin 63 a; N^^ xnitoiT xrib"» wtm r^XT itsK ,ist die Gottes-
furcht etwa eine Kleinigkeit?' Berachot 33 b; «in nnn isb • • • ^:r\ b'z itoK
,sind etwa alle diese . . . (Fälle) nicht Wucher?' Baba Mes. 61 b
und ähnlich oft. Vgl. die Beispiele bei Bacher, Exegetische Termi-
nologie II 4.
Von den behandelten Fragewörtern haben diejenigen für ,wer?,
was? irgend etwas, alles' nach dem Gesagten syntaktisch nicht die
Funktion eines Adverbs, sondern die eines Nomens. Trotzdem zeigen
auch hier die ältesten erreichbaren Formen wie ass. manam, miam,
* Auch Hos. 14, 3: pj' Kwn "rs ,weil (= mindema, quod) du die Sünde vergibst'?.
Wahrscheinlich ist aber der Text nicht in Ordnung.
LOSLÖSÜNO DEK EnDUNG (ä)MA ALS VERALLG. PoSTPOSITION. 143
minam, mindema (= äth. menta, westaram. nriJö), sa, arab. san, Sen,
wie kalama die Form des Adverbialis, des Akkusativs, so daß auch
hier wie in dem ganz analogen vulgärarab. hadan = ass. istena-an
, irgendeiner, jeder' etc. die verallgemeinernde Bedeutung an die
adverbielle Form geknüpft erscheint. Diese Beobachtung (vgl. dazu
vorläufig oben S. 97) wird dadurch bestätigt, daß auch andere
verallgemeinernde Pronomina in substantivischer und adjektivischer
Funktion auch im Nominativ und Genetiv in akkusativischer Form
auftreten. So vor allem sanam(ma) ,(irgend)ein anderer*, besonders
in den sehr häufigen Verbindungen raiü sanamma ,ein anderer
Gläubiger (soll keinen Anspruch darauf haben, bis NN. befriedigt
ist)' in neubabylonischen Kontrakten; ana asar sanamma ittalak
.wenn er an einen anderen Ort geht* in Bürgschaftsurkunden, z. B.
B. E. IX 57, 6. 10 u. ö. vgl. Koschaker, Bürgschaftsrecht passim, ferner
z. B. äarru §a-nam-ma, belu sa-nam-ma Harper, Letters 1 105 Obv.
33 und ähnlich öfter s. z. B. auch Hinke, Boundary Stone 314.
Wie manam,ma hat auch das reduplizierte man-ma-ma-am-mu Mor-
gan II 5, 8 akkusativische Form.
Mag auch hier wieder der Zusammenhang gerade der adver-
biellen Form mit der Bedeutung der Verallgemeinerung vorläufig
noch dunkel sein, so scheint doch die Tatsache der Entstehung dieser
Bedeutung am Adverbiahs gesichert. Und da die Endung (am)ma
somit wie a-an, ta-a-an an den assyrischen Maßbezeichnungen zu
einem verallgemeinernden Zahlausdruck geworden war, der die Ka-
susbeziehung nicht mit bezeichnete, so mußte das, wenn sanamma etc.
in sanumma, sanimma, sanamma flektiert wurde, besonders im Ara-
bischen, wo der Nasal der Endung im Flexionssystem nur als n
erscheint, zur Loslösung des ma als eines eigenen Ausdrucks der
Verallgemeinerung nach der Kasusendung führen.
144 VII. Ablautformen der Endünö am.
TII. Ablautformen der Endnng am.
Die Feststellung der Entstehung des verallgemeinernden ma
aus der Kasusendung des Akkusativs führt zu überaus bedeutsamen
Folgerungen in Bezug auf die Form der Akkusativendung. Konnten
wir schon aus der Mimation in den südarabischen Inschriften und
den Keilinschriften, ^ aus ap"»-! etc. im Hebräischen, temälem. im
Äthiopischen, halakem(e) im Mehri schließen, daß der Konsonant
der Endung im Ursemitischen weder genau n, noch genau m gewesen
sein kann, sondern ein unbestimmter Nasal ü, der bald, besonders
vor einem Dental, wie n, bald, besonders vor einem Labial, wie
m gesprochen wurde und daß nur der feste Zwang des Kasussystems
die in ihm stehenden Formen ausglich und vereinheitlichte, so er-
bringt besonders die Entwicklungsgeschichte des ,verallgemeinernden'
via auch positiv den Beweis dafür, daß außerhalb des Systems
stehende Formen wie die erstarrten Adverbia auch innerhalb der
Einzelsprachen nicht immer den im Kasussystem herrschend ge-
wordenen Konsonanten zeigen und just in diesem Gegensatz zu
jenem mit den gemeinsemitischen Entsprechungen zusammentreffen.
So entspricht ass. kaläma: aram. cibs, obgleich nach der Form des
Plurals (p, nicht D"") im Aramäischen Nunation zu erwarten war;
ass, matam(a): arab. UUxi, syr. >oo2^i>D ; ass, kama ,wie': arab. Ui etc.
Noch größeren Veränderungen aber mußte die Vokalisation
der Endung unterworfen sein, wenn sie nicht durch die tausendfache
Analogie des Kasussystems der anderen Nomina geschützt war, und
dies um so mehr, weil es sich um Adverbia handelt, deren Be-
deutung, je nachdem, ob sie als Interjektion, Befehl, Umstands-
bezeiclmung beim Verbum oder Adjektiv, Präposition oder Kon-
junktion verwendet wurden, seit ursemitischer Zeit weit größeren
Schwankungen und Veränderungen unterworfen war als etwa die des
Nomens, so daß auch ihre jeweilige Betonung und damit die Quan-
tität und Qualität der Vokale vielfach verschieden sein mußte.
1 Auch in den Keilinschriften steht bekanntlich hie und da n für m der Mi-
mation.
VeBALLGEM. AkKUSJLTIVADVERBIA mit VBBiNDERLICBEH VoKAL. 145
In der Tat zeigen die Entwicklungen desselben Adverbs in
den einzelnen semitischen Sprachen solche Unterschiede in der Länge
und Klangfarbe des EndungSTokals, daß sie den Satz erweisen: Die
Behauptung, die semitische Akkusativendung habe im Arabischen
stets an, im Assyrischen und im Hebräischen nur am gelautet etc.,
gilt nur für die innerhalb des Kasussystems stehenden Nominal-
formen, nicht aber für jene Adverbia, die sich schon in urse-
mitischer Zeit von diesem System losgelöst haben. So finden wir
ass. kalama als oiba und ch^s; matama (schon im Assyrischen auch
matima) als aha, >co2.io; miam (aus mä(m)) als natKö und nj«; summa
(aus sa(m)) in nhebr. semmä-^ ass. kam(a) als Ui wieder, dem im
Hebräischen aber las mit Synkope des a entspricht. Zwischen kamä
und k'mö steht die assyrische Nebentonstufe kimd und kimu. Für
*ham(a) bietet schon das Arabische die Nebentonstufe U^ = hehr. loa.
Wie neben Jo? mit Wegfall des a V^9, steht neben aram. üb , nämlich*
Rö^ Esra 6, 8. Wie im Assyrischen aus mindama : mindema (vgl. mä-
mu : memu ,Wasser'), wird aus ass. kannäma, kinamma ,so*, im Ara-
mäischen Ke;2. Neben kama und kimaju hat das Babylonische in der
Bedeutungsentwicklung ,wie?' > ,gleichwie' > ,anstatt' auch küm(u)
(aus körn), das Hebräische neben dem unbetonten lös auch das be-
tonte ,103 ,wie!, wiesehr!, wieviel?', das natürlich ebensowenig aus
na + 3 ,wie was?' zusammengesetzt ist, wie arab. U« = ^^ ,von*
aus U + j2^ etc.
Danach kann es z. B. keinem Zweifel unterliegen, daß Formen
wie DKns und avbv alte Akkusativadverbien sein können und daß
zu ihrer Erklärung die Annahme einer vierten semitischen Kasus-
endung nicht notwendig ist. Die Form der Endung mußte sich im
Laufe der Jahrtausende am Adverb ebenso vielfach verändern wie
dies z. B. an den oben S. 68 besprochenen Ortsnamen der Fall war und
nur eine so starke Analogie wie sie das System der Kasusendungen
am Nomen darstellte, konnte die lautliche Veränderung dort, aber
auch nur dort hintanhalten. Aus dieser Erwägung ergibt sich,
daß auch noch eine Anzahl weiterer Formen Entwicklungen aus
Akkusativadverbien darstellen, von denen ich hier Beispiele für ein-
zelne Yokalisationen herausgreife. Hiebei berücksichtige ich zunächst
nur auf den Nasal m (ma etc.) auslautende Formen. Neben manchen
Torezyn«r, Die Entstehung d«s semitüehen Sprachtypns. 10
146 Vri. Ablautformbn der Enddnq am.
der angeführten Beispiele für andere Vokalisationen als am steht
auch noch die regelmäßige Form des Akkusativs. Vgl.
a) Im Assyrischen:
1. Zu den Formen auf am, ama, äm(a), amma, amu, ami s. oben
S. 11 ff. Wie kalämu für kala(ma), gehört hieher auch ellam(mu)
,vor', das nur mit Fron. suff. vorkommt ellamüa etc.; vgl. die Lexika.
2. auf um, Um, uma, üma, umma. Der Lautwandel am > uvi
scheint mir wie in anderen semitischen Sprachen (Sem. ä = hebr. ö,
phön. ü, mehri ö, ü, woraus S^auri o, u etc.) über tonlanges am > Um
erfolgt zu sein und darum um eine hochtonige Form der Endung dar-
zustellen. Im Assyrisch-Babylonischen scheint sie in der Hammurapi-
zeit am häufigsten zu sein, a) maskuline Form: a-a-nu-um-ma, ia-nu-
um-(ma) ,wo?* vgl. Delttzsch, HWB 48; ia-nu-um-mi ,nein* B. E. XIV
8,8 = ia-nu-um-ma-a ,(wenn) nicht' Amarna 29, 141 (s. oben S. 23) = t-
num-ma ,nichts' Delitzsch, HWB 49; alumma ,wo?' vgl. auch Brockbl-
MANN, Grundriß I 328; el-lu-u-me ,wirklich* (= aram. chii q. v.)
Amarna 198, 27 = al-lu-u-me 246, 15; e-li-nu-um-ma , obendrein* Kod.
Hamm. XV 60; XI r AI = [e-]li-nu-um CT VIII 9 a (Schorr, Ur-
kunden 295), 17. 20; ul-la-nu-um-ma ,bereits, längst' (= istu ulla),
z. B. summa sinnistu ülid-ma ul-la-nu-um-ma qaqqad-su si-ha-a-ti
ma-li jWenn eine Frau gebärt und das Kind von vornherein graue
Haare hat' CT XXVII PI. 18, 6. 28 und ähnlich öfter; ul-la-nu-um-
ma ina asl-su a-dir ,(wenn) er schon bei seinem Aufgang dunkel
ist' ViROLLEAüD, Astrol. Sin. III 90 vgl. III 4; XXXI 7 u. ö.; kasa'p
[tej-ir-ha-za u-la-nu-ma ma-ah-ra-at ,das Silber ihres Kaufpreises hat
sie bereits erhalten' Schorr, Urkunden 2 (Meissner, Privatrecht 90),
8 f.; ultu ullanumma ,alsbald, gleich darauf Jensen, KB VIi 138, 28;
vgl. aber auch Delitzsch, HWB 65b; als Präposition^ ul-la-nu-um
§itti(-ti)-su-nu ,über ihren Anteil hinaus (!)' Thureau-Dangin, Lettres
^ Beachte den Genetiv aitli (-HJ-Su-mi! sitiu, nicht zittu lautet das babylonische
Wort für ,Teil, Anteil', da sich Kod. Hamm. VII r 9; XIII r 13; XVr 53 die Schrei-
bung ?i-it-tu findet. Etymologisch gehört sittum aus *sidtum wohl zu hebr. ix ,Seite'.
Vgl. die Bedeutungen Ton lat. pars etc. und besonders Gen. 48, 22 : d5» "[b 'WJ 'jki
yriH bp in« ,und ich gebe dir eine Seite (Schulter — Anteil) über deine Brüder' mit
Kod. Hamm. VII r 9 fF: si-it-tam ki-mn ap-lim iS-te-en i-na-ad-di-nu-si-im-via , einen
Teil, wie den eines Sohnes, soll man ihr geben'.
Ablaütformen der Endung au im Assyrischen. 147
104 (ScHORR, Urkunden 293), 26; um-ma ,folgendermaßen', eigentlich
,daß {Stl), oV, identisch mit hebr. dx ,wenn, ob', ^ altsüdarab. nn (vgl.
Rhodokanakis, Studien zur Lexikographie und Gramm, des Altsüd-
arabischen I 36) s. noch unten S. 158!; e-nu-ma, i-nu^ma, i-nvr-um
I. absolut , damals* = inanna (,jetzt'), aram. jp?, fem. rt:??, hebr. nn?
vgl. Delitzsch, HWB 96 f. II. häufiger wie ina ,zur Zeit von, am
Ort des' (s. oben S. 17) relativ (als Konj.) ,zur Zeit da, als*; a-nu-
um-ma ,fürwahr, jetzt, nunmehr' ,zu Beginn der eigentlichen Mit-
teilung' in altbabylonischen Briefen (vgl. die Stellen bei Unonad,
Briefe 262) von enuma = jys etymologisch verschieden und = an-
nu-um-mu Delitzsch, H\VB 101 b (vgl. Meissner, Supplement 11 b),
ist eine Weiterbildung von an(n)a(mja ,ja, fürwahr' (oben S. 17 f.);
an-na-nu-um ,sofort, umgehend, sogleich* Unqnad, Briefe 152, 9; 162,
18. 29; 165, 7 "Weiterbildung von anna, enna ,da, jetzt' s. oben S. 21;
is-tum (sonst is-tu) ,von' B. E. XVII 39, 8; danach dürfte vielleicht
doch auch das vereinzelt vorkommende is-du (vgl. Landsberger,
ZDMG LXIX, IV S. 16 des SA) is-tüm zu lesen sein; ba-lum = ba-la
(s. oben S. 27) ,ohne' vgl. Delitzsch, Gramm. 232; Unqnad, Briefe
12, 17; 75, 30; 153, 11 CT IV 27b, 4. 7 (ba-lu-um) vgl. Torczynhk,
WZKM 1914, 455 u. ö.; za-mar-ra-nu-um-ma ,subitement* (VmoLLÄAUD)
Babyloniaca I 18, 85 vgl. S. 113; ku-um ,anstatt' vgl. Delitzsch,
HWB 320 f., B. E. IX 82, 13 u. ö. (etymologisch als Weiterbildung
von ka(ma), wie kima, laa etc., natürlich von mp ,stehen, bestehen'
fernzuhalten); is-du la-ba-rum (?) = hebr. ~i33ö (s. oben S. 32) ,von
jeher' Ungnad, Briefe 90 (Th.-D angin 10), 21; me-sa-rvrum-ma ,ge-
radeaus' ZA XVI 172, 3 (Kol. I 52); pana-nu-um ,früher' Ungnad,
Briefe 232, 17; as-sum pa-na-nu-um-ma ,wie früher' Amarna 55, 65,
ebenso ina pa-na(-a)-nu-um-ma, is-tu p. vgl. Muss-Arnolt 814a;
kabattuma ü siruma in den Amamabriefen (vgl. Bohl, Sprache 6)
bedeutet nicht ,auf Bauch und Rücken', sondern ,(je siebenmal)
hinunter und wieder hinauf (werfe ich mich vor dem Könige,
meinem Herrn nieder)*. Ebenso heißt im Hebräischen vsa'? "ibn, bezw.
mtinb Sü ja nicht ,er ging zu seinem Gesicht', bezw. ,kehrte zu seinem
' Lautlich verhält sieh umma: ck wie ummaka ,deine Matter': t^k, wie aas.
ititnma: aram. K&7, os^, Tjsr etc.
10»
148 VII. Ablaütformen der Endumo am.
Rücken zurück*, sondern nur ,er ging vorwärts, bezw. rückwärts*.
ga-du-um (d. i. qa-du-um) ,nebst, samt, neben* vgl. Muss-Arnolt 213b;
Ungnad, Briefe 284; Tlie Museum V Nr. 152 Kol. V 1—6 und oben
S. 30 zu kiam] gi{A. i. qi) ir-hu-um = qirba ,in' CT XV PI. 6, 5 vgl.
RA VII 19; JAOS XXII 31; ga-tu-um ,nebst' (zu qätiim ,Hand')
s. oben S. 30 zu kiam; sa-la-su-mi The Museum V Nr. 152 Kol. XI
5. 6, sonst kontrahiert sa-sti-me, is-sa-su-me (= ina s.) oder, wohl
volksetymologisch, zerlegt in i-na sal-si ü-me = cfffbv , vorgestern';
vgl. Muss-Arnolt 1126b; su-pa-lum , unten* Schorr, Urkunden 278, 13;
isftu (f) sd-a]p (?)-la-nu-um ,(von) unterhalb (her)' Ungnad, Briefe
43, 6; **'■" sa-sa-lu-ma nicht ,auf den Rücken', sondern ,hinauf* (s. zu
kahattuma) Amarna 211, 5. ß) feminin: a-hi-tum in mes-ri-tu-u-a su-
up-pu-ha i-ta-ad-da (!)-a a-hi-tum ,meine Glieder sind aufgelöst, liegen
auf der Seite (d. h. sind untätig)* IV Rawl. 60 C Rev. 7, Dhorme,
Choix 376,10 liest: i-ta at-ta-a a-hi-tum ,je vois uu mauvais presage';
Jastrow II 128: i-ta-at-is a-a-hi-tum (sie!) ,vom Fluch getroffen* De-
litzsch, HWB 41b notiert nur die Stelle ita-ad-na (?)-a a-hi-tum ohne
Übersetzung;^ a-hi-a-tum , sonst, ein anderes Mal' VS IX 190, 3 vgl.
Schorr, Altbab. Rechtsurkunden III 74; undum, indum, endum ,seit'
aus *entum (n3j?D), fem. zu enum(a) in Amarna, vgl. Bohl, Sprache 76.
ap'pu-tum (abbu-tum) eigentlich wohl ,vorwärts!* (zu apjtu , Gesicht,
Nase*), ,wohlan, bitte* Unqnad, Briefe 95, 13. 20; 102, 22; 127, 25;
207, 29; nach K 10014, 10 f. (vgl. Meissner, Supplement 11) ist ah-
bu-ut-tu synonym zu a-nu-um-mu (s. oben); dasselbe Ideogramm wie
anumma, aber auch wie la tiggum ,zögere nicht', hat apputtum VAT
244 Kol. II 7ff. (vgl. Jensen, KB VI i 313; Meissner SAI 8910ff.) nach
Ebeling bei Ungnad, Briefe 268 wird es auch in einem unpublizierten
Vokabular durch lä tegi ,sei nicht lässig' erklärt;^ istum s. mattum]
la zil(sil)-la-a-tum = la qa-ta-a-tum V R 47, 60: qi-na-zi (Var. zu)
id-da-an-ni-ma la-a zil-la-a-tum (in Z. 61 erklärt durch: qa-ta-a-tum)
,er legt an mich die Peitsche unaufhörlich' Dhorme, Choix 377, 5
grammatisch ungenau, aber dem Sinn nach richtig: ,et il n'y avait
* S. zur Deutung von ahitam (af^itumj nadü noch später. Die richtige
Lesung (aber unrichtige Übersetzung) gibt jetzt auch Landsberger, ZDMG IV zu
Unomao, Briefe 157, 14.
=* Vgl. jetzt auch Landsberger, ZDMG LXIX, IV zu Ungnad, Briefe 95, 13.
Ablaütpormen der Endünq am im Assyrischen. 149
pas de fin'. Ganz unrichtig Jastrow II 128: ,mit einer Peitsche voller
Schweifen (via-la-a qa-ta-a-tum)' . mat-tum ,sehr, stark' = madam,
maattam Virolleadd, Astrol. Öamaä I 37: ina satti siäti samü mat-
tum la izannun ,in selbigem Jahre wird der Himmel (= es*) nicht
stark regnen' vgl. Delitzsch, HAVB 388b; Jastrow II 611; Vi-
ROLLEAuo a. a. 0. Z. 24: samü mat-tum ü is-tum (vgl. isam u madam
oben S. 26) [i-zan-nun] ,der Himmel wird stark oder schwach regnen'.
3. Auf em: wie mindema für mindama, auch kem(u) neben
kima, klma und kama (oben S. 31), matema neben matam und ma-
tima] me-ma = mi(a)m(ma) Babyloniaca II 24, 14.
4, im, imma-j diese Form der Endung scheint besonders dann
zu stehen, wenn eine lange (betonte) Silbe ihr vorangeht, stellt also
wohl eine Xebentonstufe zu am dar, etwa wie deutsch ,wenn, denn'
gegenüber haupttonigem ,wann?, dann'. Vgl. Beispiele wie: ü(m)-
ma-tim (= ümatan) ,töglich, Tag für Tag' CT IV 1 (ünqnad, Briefe
238), 25 vgl. Landersdorfer, Privatbriefe 128; i-nim-ma = anumma
vgl. Meissner, SAI 4738; ar-ka-tim .derriere' = (wjarkitam etc. CT
XV PI. 2 Kol. VII 6 vgl. Dhorme, RA VII 14; ba-lim ,ohne' Baby-
loniaca II 21 Nr. XVI 4 im N. pr. ma-ntt-um-ha-lim-a-sir vgl. Tall-
QDiST, Ass. Personal Namcs 127 b; ka-a-a-nim = kaianam^ ,immer*
Langdon, Königsinschr. 66, 9; pa-ntm (Präp.) ,vor' Lanqdon, Königs-
inschr. 74, 5; 104, 42; 178. 42; vgl. auch pa-ni-mu [ij-la-ak (Glosse?)
Amama 155, 46; se-rim ,morgens' in se-rim u li-la-a-ti (te) KB VI«
60, 25 ; 64, 23. 32 u. ö. ; sana-tim-ma tallakf-ak) ,ein anderes (zweites)
Mal wirst du gehen' Klaüber, Politisch-Religiöse Texte 106 Obv. 3:
sa-na-txm-ma usSabu .ein zweites Mal werden sie Sitzung abhalten*
Z. 4. sa-ap-la-nim libnäti ,unter die Ziegel' Lanqdon, Königsinschr.
62, 54; ü idi icarhi-1 ^"^-su (1. warhi-su) 2-ta-a-tim (1. sittätim) i-li-
iq-qi ,und die ^liete eines* Monats wird er in zweien (2 Raten) er-
halten' Schorr, Urkunden 163, 10; sa-ad-da-aq-di-im = saddaqda etc.
,im Vorjahre' (s. oben S.41') Unqnad, Briefe 138,6. Die Veränderung
* Vgl. volgärarab. (syrisch): eddinja btiili ,die Welt (= es) regnet*.
' Nicht jseines' (Schorb) vgl. kifir iattisu Jährliche Miete'.
* Eine andere Deutung von Saddaqda etc., der ich indes nicht beistimmen
kann, gibt jetzt Lan-dsbkbger, ZDMG LXIX, IV zu Ungnad, Briefe 138, 6. Ukghad,
Briefe Nr. 154, 39 und 238, 52 ist wie sonst die Deutung .früher, im Vorjahre' recht
150 VII. Ablautformen der Endung au.
von am in im nach der Tonsilbe tritt in den Beispielen iimätim, arlcä-
tim, sanätim in weiblichen Pluralformen auf und man darf annehmen,
daß auch der Umstand, daß auch sonst der Akk. PI. f. im Assy-
rischen meist, im Arabischen stets statt auf ätam, ätan auf ätinij ätin
auslautet, aus derselben lautlichen Ursache zu erklären ist. Be-
weisend scheint mir dafür die Tatsache zu sein, daß auch der laut-
lich einer Pluralform gleichsehende Akkusativ des Singulars von
suätum , dieser' gewöhnlich suätim statt suätam lautet. Auch der Plu-
ral mask. auf üti (ütu) dürfte ähnlich im Akkusativ ursprünglich
ütam gelautet haben.
Auch für die zusammengesetzte Endung sam finden sich hie
und da Ablautformen auf sum und sim. So steht für umisam immer:
ü-mi§-sum The Museum V Nr. 34 Kol. VI 24 vgl. Bd. IV 178; als
Adverb auf sim verstehe ich annusim ,sogleich, gerade jetzt' sehr
häufig in assyrischen Briefen, vgl. dazu besonders ausführlich Bezold,
ZA XXIV 350 ff., ferner Zimmern bei Ylvisaker, Zur Grammatik 59;
die gebräuchlichere Lesung an-nu-rig ,in diesem Augenblick' ist un-
richtig, da es kein babylonisches rig (= yn) ,Augenblick' gibt. So
kann endlich auch für das multiplikative (t)an an Zahlen (t)um stehen.
Vgl. 5-tum ,zum fünften Male' IV Rawl. 44, 7 b, s. Meissner, Sup-
plement 90a s. V. sihu] 6-a-tum ,sechsfach(?)* Museum II 2 81, 3. 8.
8-a-tum , achtfach' Z. 7. 9 cf. Torczyner, Tempelrechnungen 125 b;
126 a, wie auch auf ätim statt ätam in 2-ta-a-tim Schorr, Urkunden
163, 10 (s. oben S. 149).
b) Hebräisch:
1. Auf am (= ursem. am) s. oben S. 4 f. und 81 ff. Außer diesen
Formen muß es aber auch im Hebräischen wie in ass. ellamüa ,vor
mir' etc. Formen gegeben haben, in denen die Endung am Adverb
festgeworden ist, so daß Pronomina suffixa hinter sie treten konnten.
gut möglich; vgl. Ungnads Übersetzung. Laiidsbergers Deutung ,ununterbrochen' ist
an der allein schwierigen Stelle Harpkk 804, 18 vollends unmöglich. An dieser Stelle
scheint mir Saddaqdam .früher, vorher' in temporal-lokaler Grenzbedeutung zu
stehen: ,Von den Vornehmen habe ich gehört: In D. wollen wir Station machen.
Wenn sie es aber dort tun, werden . . . Krieger ausziehen und die Karawane
gefangennehmen. [Noch] innerhalb der Umgebung des Lagers von Babylon mögen
sie (darum) vorher Station machen.' (Übersetzung sonst nach Ylvisaker, Zur
Grammatik 66.)
Ablautformen der Enduno äu im Hebräischen. 151
Denn nur so ist es zu erklären, daß Formen wie iab (aus läm + ö),
'yahv (aus ''aläm(a) = U^^i* + ö) für die 3. P. Singularis stehen zu-
mindest an folgenden bei Gesenius-Kautzsch § 103 f 2 angeführten
Stellen: \hh "Mü^ boB mtrr ,er macht sich daraus ein Bild und bückt
sich vor ihm* Jes. 44, 15; la"? PM 'oy PWBÖ ,ob der Sünden meines
Volkes ward ihm (dem Knecht Jhwh's) Plage* Jes. 53, 8; n nbw
lain'^a ^'Ct'hv ntsä"''! isk ynn ,er sendet gegen ihn seinen Zorn, läßt über
ihn regnen . . , ' Hi. 20, 23; '?"'2ira w^y \'2ü'' "'S "12J po- bxSn »Nützt
Gott der Mensch? Nein, sich selber nützt der Verständige*. Hi. 22, 2.
Wie bei la*? und la-bj? in zum Worte gehört und die Identität mit
lab, vi'hv = nnb, ö.'T'*?p nur eine scheinbare ist, ist auch in Ta''a3 , seine
Hände*, das Hi. 27, 23 neben ia"''?y steht: la-'Ba lä'''?^ pBW ,er schlägt
über ihn seine Hände zusammen* und in la^JB itn^ is?"" Ps. 11, 7 ,ge-
rade blickt sein Antlitz' das Suffix des Singulars ö an das m des
Duals (Plurals) gefügt, wie dies etwa im Vulgärarabischen gewöhn-
lich ist, vgl. kitäbeni .meine Bücher* und andere Beispiele bei
Spitta, Grammatik 154 etc. und selbst Formen wie <»-%i ,sein Mund'
oder im Hebräischen den Antritt des n lokale an Dual und Plural
in nansa, na^a*" etc. Zu dem wie lab zu beurteilenden kämö in ■':ias
s. S. 153.
2. Mit Verdopplung auf amma, woraus a) am wurde in D3 ,auch* ;
ß) äm(mä) in D»(r:ar) = arab p' (p) ,dort' ; y) amma in na? ,wie, wie-
viel?', dessen Form später auch die der ursprünglichen Zusammen-
setzungen nas, nab beeinflußt hat. Vgl. auch phön. th als Negation
LmzBARSKi, Epigraphik 303.
3. i^Iit vorhebräischer Dehnung des ä(m), woraus hebr. öm und
om, um, um, Hieher gehören außer cKna, uwbw, ah'^p auch cna
, irgendwo' (s. oben S. 141), naixa (s. S. 137), aw ,was, wegen' (aram.
Lehnwort), aibs, , (alles), irgend etwas, etwa?* (aram.Lehnwort), femer
anr (y my) ,nackt'. Die alte adverbielle Funktion von anr zeigen
noch deutlich Stellen wie: rrnyi aiip ^I3)n ,sie werden dich (fem.!)
nackt und bloß zurücklassen' Ez. 23, 29; rrnyi D*ny ^nvm ,als du
(fem.) nackt und bloß warst' Ez. 16, 22; »nS "h^ 'ü'h^ DTtT »nackt
tibernachten sie ohne Gewand* Hi. 24, 7 (vgl. V. 10); "^bia :n:'' p
. • Bi-iy n'':pn anyj . . . ■nrx ,so wird der König von Assur . . . Knaben
und Greise nackt . . . führen* Jes. 20, 4 etc., wo ainy auch beim
152 Vn. Ablautpormbn der Endung äx.
Feminin und Plural indeklinabel bleibt. Aus der ursprünglichen ad-
verbiellen Funktion erklärt sich seine Verwendung als Adjektiv wie
die als abstraktes Substantiv: Deut. 28, 48: dtj?31 kid2:2 ayna , durch
Hunger, Durst und Nacktheit'. Ein ähnliches Adverb auf öm stellt
das späthebr. nni: ,bloß, nur' dar, das so sich nur Midrasch Ruth. R. I
findet: nnnj »'« ^b"! aTia i«n n-Q an^'?öj anme nn'DiD a-ns ]bnb dort,
heißt es ,ihre Pferde, Maultiere, Kamele', hier aber nur ,da ging
ein Mann'. nniJ gehört etymologisch zu arab. >^ ("v^gl- ^j^) und
steht hier wie sonst im aramäischen Talmudtext Knnj ,nur, bloß*.
Das Adverb Dn"iJ wird in der Bedeutung ,(das) allein (zurückge-
blieben), der Rest' substantiviert, besonders im PL D"'öTTnj (vgl. zuletzt
Ben Jehuda, Thesaurus I 835), wodurch dttij ein Sjnonim zu dem
oben besprochenen substantivierten Adverb nn^ir , übrig, Rest' wird.
Ein weiteres Adverb auf om im Hebräischen ist öbn = JUa; wenn
dieses wie im Arabischen nicht nur ,hieher' bedeutet hat, sondern
Aufforderungspartikel in weiterem Sinne gewesen ist, so mag es,
oder eine Umbildung desselben Wortes auch in Ez. 30, 2 Dr*? r\r\ ib'b\n,
etwa: ,Klaget, o weh!' vorliegen.^
4. In der , dualischen' Form a(j)im s. oben Kap. II und öfter.
5. Mit i(m) in den Formen a) im in dk ,ob, wenn', ök • • • DK
, entweder . . . oder', entsprechend ass. umma (q. v.), arab. ^\ in ^Ca\^
,wenn nicht', Ü\ — Ü\ ^entweder — oder' (nicht aus ^^ + 0^ zusammen-
gesetzt, sondern Nebenformen zu ol)» ^^^ ^^^ ^^^^ Lautvariante
bildet zu ^\ (vulgär gleichfalls: ^imma) ,was anlangt, betrifft' und
weiter selbst zu \\ ,ob'. Auch die Aussprache mit u hat sich im
Arabischen entwickelt in dem aus immala ,oder etwa nicht' entstandenen
ägyptischen uvimäl , freilich, natürlich' =hebr. xbn, ah dn; Vgl. Spitta,
Gramm. 170. Auch für amma bezeugt Spitta 182 die Aussprache
umma. Auf am(ma) scheint mir auch das im Dofär häufige yam
,als, sobald' zurückzugehen; vgl. Rhodokanakis, Dofar I passim; ajp =
><ii» ,mit, bei'; ß) emma in neuhbr. K»tt> = ass. sa, summa s. oben S. 140.
1 Wahrscheinlicher ist aber, daß in V. 2—3: mn' ov anpi (ov anp »3 nv^ m) i^'b'n
das Eingeklammerte Dittographie des Vorhergehenden und Folgenden ist. Vgl. Jas.
13, 6: m,T DT snp '3 M^n.
' Im Aramäischen findet sich für MIJ«\, '"rB^'K mit unerklärtem b vor m. Vgl.
aber den Eiuschub des b in xa^n aus demmä = hebr. mbv neben KCttJ.
Ablautformen der Endung au im Hebr. und Aramäischen. 153
6. Mit totalem Vokalschwund an Stelle ursemitischer Neben-
tonstufe: a) mit Vokal nach dem m in "laa, 102, tab durch Enttonung
aus ka'm(ä), bam(ä), lam(ä) entstanden, wie ■':i03 neben arlcs, p'' T03
etc. und das oben besprochene lob ,zu ihm' beweisen. Ein min(a)m(a)
oder mivima statt viina (s. Kap. XI) liegt vor in Formen wie "röö ,von
mir' etc. Die Form ohne Suffixe findet sich vielleicht in Jes. 48, 1
iKy rmn"' •böi bicw c»ya n'tnps" ,die sich nach Israel benennen und aus
Juda stammen'. Ein lab statt lo"? scheint in dem Namen bKin"? Fr. 31, 1
zu stehen, der V. 4 wohl besser ^Klab vokalisiert ist. Steht ß) kein
Vokal nach m, so erhält das Adverb die Form eines Segolatums.
Eine solche uralte Adverbialbildung stellt hebr. nn^ ,vorn, früh' dar,
dem aram. mp., arab. quddäm, assyrisch nur substantiviert qudmtc
,das Vorn, die Vorderseite, Vorzeit' entsprechen. Die Form ohne
Akkusativendung bietet wohl arab. v>j» ,früher, schon, längst', wozu
vielleicht auch ass. qadu(m) , nebst, bei' gehört, wenn dessen Be-
deutung aus ,vor' hervorgegangen ist. Wie uip , früher* ist dib »be-
vor, noch nicht' zu beurteilen, das Ruth 3, 14 ana geschrieben ist
und schon von anderen zu nna gestellt wurde. Am nächsten steht
etymologisch die Femininform ib-tart il-fdgar ,vor Sonnenaufgang'
im Iräq, Weissbach, Zum Irak-Arabischen 208, 26. Auch in mn =
arab. f^j=»- möchte ich ein uraltes Adverb, etwa der Bedeutung ,ver-
fluchtl' ,wehe!', ,Tabu' sehen. Vgl. den vielfachen Gebrauch, den
noch das Modernarabische von f^j=^ in Ausrufen macht und hebräische
Stellen wie Mal. 3, 24: a"in piKn nx "n'am etc. Formal spricht dafür,
daß B"in in der Bedeutung .Bann' und .Banngut' weder im Plural
noch mit Possessivsufixen verbunden vorkommt, sachlich die Wahr-
scheinlichkeit, daß ein zumeist im Ausruf gebrauchter Ausdruck leicht
in der Form des Ausrufs, als Interjektion entstanden sein kann,
c) Aramäisch:
1. Auf am : aa ,auch' (wie hebr.), at ,vielleicht' (s. oben), ab
, folgendermaßen' (s. S. 145), c:k = U»jI (s. oben S. 75), ana ,aber,
nur' (oben S. 75); ay ^mit', ub^ ,hinauf > ewig, Welt'; ari:o ,etwa(s)*,
ann = h,ä + f^ (j^- P'^ = Ää + edain), bloßes axn findet sich meines
Wissens nur im Mandäischen (vgl. Nöldeke, Mand. Gramm. 204),
sonst erscheint es in den erweiterten Formen |ön, nan; auf adver-
bielles ao"' = ^-»^i, aar ümam geht wohl kbö"' ,Tag' zurück; vgl. zu
154 VII. Ablautformen der Enduno am,
dö"' als Adverb Dalman, Gramm. 215 Nr. 7 ^ und s. auch Brockbl-
MANN, ZA XIV 346.
2. Auf am('m)a: ]^^ ,bis'. Eine ähnliche Form ist wohl •'Jim auch
im bab. Talmud, wozu ich bab. anama ,dazu, auch' (s. oben S. 17)
vergleichen möchte.
3. Auf öm und um: zu diba, diir, JooZs^ s. oben; hiehergehört
ferner dn« ,fürwahr, denn, daß, weil' in jerus. Targumen, z. B. Tar-
gum Seni zu Esther 1, 17. 20 u. ö. vgl. Dalman, Gramm. 95 u. ö. =
neuhebr. nn, wozu di^K (wohl = hehr, ühn, arab. p-«>, vgl. Kohut,
Aruch completum s. v.) eine Nebenform darstellt: dnx verhält sich
zu dibx wie C-vJ b zu vulgär, j^'a ret (vgl. Barth, Sprachwissenschaft!.
Unters. II 28). Eine Weiterbildung von <-^ auf öm (wie sa : sum) ist
die ,da, dann, denn', welche Form für pB (s. dazu oben S. 22 zu
appunama und auch später) eintritt, vgl. Dalman, Gramm. 224. Aber
auch in dlab, diBd ,gemäß' etc. (vgl. Dalman 233 ; 236) ist die eben-
sowenig das Substantivum ,Mund' wie in hebr. les; •»ab, ass. kl pl,
aber auch ^aaiu, ass. pütam ,vor. für' etc., die vielmehr direkt nur
mit arab. ^5* jin' zusammenzustellen sind. Darüber, ob überhaupt
weitere etymologische Verwandtschaft mit na pü, ^ etc. ,Mund' be-
steht, s. später. Wenn auch driBK Esra 4, 13 ein semitisches Adverb
ist, mag es zu ass. apputum (oben S. 148) gehören. Das Mandäische
hat neben dKn auch ein temporales din ,dann, dann ferner'. Nöl-
DEKE, Mand. Gramm. 204 hält es für ,sehr bedenklich anzunehmen, daß
die im Arabischen [p' und pj vollzogene Verteilung der Bedeutungen
auf zwei, doch wohl nur zufällig gespaltene Aussprachen ^ . . . genau
ebenso im Mandäischen stattgefunden hätte, während sonst das Ara-
mäische nichts von einer solchen Form mit u weiß'. Indes kommt
auch tarn mit a auf aramäischem Gebiet tale quäle nur im Man-
däischen vor und die Differenzierung von tam(ma) ,dort' und tum(ma)
,dann' kann vor der Trennung des aramäischen und arabischen
Sprachzweigs erfolgt sein.
^ Einen Stamm cs' für ,Tag' gibt es sonst nicht. Babyl. immu gehört zu
Btsn s. oben 16 i.
' Schon NöLDEKE hält also mit Recht ZJ nur für eine lautliche Entwick-
lung aus Ij.
Ablaütpormen der Endung am im Aram. und m Südsem. 155
4. Auf im, em, ema: >or^; DKö ,vielleicht* (s. oben), Kö33 = ass.
kinamma ,so' (s. oben).
5. Mit Elision des Vokals statt ursemitiscber Nebentonstufe:
Köi = Dl (s. S. 145), Köb I = ob ,nämlicb' (ebendort) ; tttj*? II = p,
ass. Zäm (q. v.) ,nicbt' Lidzbarski, Epigrapbik 303; kö3 = ^, 103,
ass. kima etc. (s. obenS. 145) ,wie' = xasNn, nas""« (vgl. ass. ekiam) vgl.
Dalman, Gramm. 239; Nöldeke, Mand. Gramm. 206; mand. kö^k ,bis*
nach NöLUEKE, Mand. Gramm. 210 aus Hsht^ für V^,i. (vgl. xöbn
für KüT etc.). Auch in der dunkeln Partikel Kä'?K, die im b. Talmud
häufig Folgerungen einleitet (,also'), dürfte mä aus der Mimation
entstanden sein und aabn mag einfach eine andere Form für nhn
jfürwahr' = hebr. 6hn, arab. p-» darstellen.
d) Südsemitisch:
1. Auf am(a): ^ ,me, wieviel?*, ^ ,noch nicht' = ass. läm(a)
(s. oben S. 33); dofärisch jam ,als' (s. zu bk); äth. gesama, mehri
halakem (s. oben S. 10). Hieher gehören auch die oben Kap. VI be-
sprochenen Partikeln mit ,verallgemeinerndem mä' wie arab. U^, UJ,
'-•-^» ^yj '-•^j ^^ ^j, ^^ etc., äth. kama ,damit' ^ etc., sowie
die weiter verlängerten Formen vidgar. kamän ,auch (eigtl. , ebenso'),
noch, ferner', in Syrien fellahisch: tsamän, tsama oder tsamät vgl.
Bauer, Pal.-Arabisch § 70; Spitta, Gramm. 171.
2. Mit Schärfung auf amma: Ul (s. zu hebr. bk), p = hebr. b»ö
(q. V.); ÜJ ,als', O = ^;y^; jüdisch -algerisch baddmmä ,quoique'
(= U jjo) vgl. Cohen, Parier arabe 371.
3. Auf am: so in dem dialektischen kam für ^, das sich ebenso
im Mehri findet vgl. Bittneb IV 29, ferner wohl in fU^ tamäm ,ganz,
genau, vollkommen' = hebr. Bön (s. oben S. 82), f\Ss = ß-tjj (q. y.)^
f^j^ = B-in (q. V.) ; ebenso ist wohl auch f U^ mit der Nebenform ?Ui
,vor' ein uraltes Adverb auf am. Die Schreibung von U-^,^ U-j^^a.,
= südar., xötiö ist durch ^, (j^^ä. etc. beeinflußt.
^ Andere Fälle, wo ma nach dem Adverb Nebensätze einleitet, verzeichnet
ausführlich Beockixmasn, Grundriß n § 409. S. aber unten S. 157 f., wonach Beockel-
uAKss Darstellung zu revidieren ist.
* Aus einer wirklichen Zusammensetzung mit fragendem mä ,was?', wie
hebr. ao by, entstand wohl 'omanisch "öläm, "ölüm ,warum?'. Vgl. EKiuHAaDT, Oman 32.
156 VII. Ablautpormen der Endung am.
4. Auf öm(e), üme aus am im Mehri: böme, büm(e), lüma ,liier'
vgl. BiTTNER, Studien IV 22 gehört wohl zu dem mit <-i, ,^ ver-
wandten hehr. 3, arah, «-_j, äth. bö, das im Mehri auch sonst Funk-
tionen des t-s-Stammes übernimmt (vgl. hibö = ,ib''»< etc.) und ent-
spricht so aram. dib (= ps) ,da, denn', lazaröm(e) Jetzt' kann nicht,
wie Jahn, Mehriwörterhuch 209 b unten meint, aus l-\-azar (=j-oÄ)-f
dorne ,zu dieser Zeit' entstanden sein, da die Assimilation des d an r
unmöglich scheint und die daneben, besonders bei Hein häufige Ne-
benform zaröme, zeröme, zröme (vgl. Bittneb, Studien IV 27) zeigt,
daß der zweite Bestandteil des Wortes nicht azar {j-'^) sein kann;
auch bedeutet mehri äzer (Jahn 20, 21) ,Naclit', nicht ,Zeit'.^ Ara-
bischem ^xa* entspricht Avahrscheinlich nur gaser in gaseroiven und
gasereyen (oben S. 9). Mir ist ein Zusammenhang mit arab. jto
,Averden', mehri zär , stehen (bleiben), halten' am wahrscheinlichsten.
Vgl. zu zaröme (also aus \j4^) das süddeutsche ,halt' (von halten =
stehen bleiben), lat. statim in der Bedeutung ,eben, nun* und auf se-
mitischem Gebiet den Gebrauch von •'Kp , steht' im Mand. und bab. Tal-
mud für ,]etzt' in i'^ny Hp ,er tut eben' etc., sowie selbst den Gebrauch
des verbalen j^ (= mehri zär) für ,schon, jetzt' im Vulgärarabisch,
s. bes. Bader, Pal.-Arabisch § 29. Ebenso gehört zu mehri wiqa ,sein'
das Adverb ivuqöne ,vielleicht' (= Iää^*) vgl. Bittner a. a. 0. 30,
wofür sich bei Müller, Mehri 44, 10 wuqöme findet in: wuqome safait
lief als Übersetzung von arab. *-s^\ ^"^^ ^^ ,vielleicht, ungefähr 3000'.^
Zu (xü)utöme ,so' habe ich bei Bittner IV 52 tripolitanisch wäty
, fertig' bei Stumme, Märchen aus Tripolis 316 verglichen, wonach
VC
tvutöme auf *J»3 zurückgehen würde.
5. Auf umma : wie ^^J^ dürfte auch ^^ \ aus einem alten inter-
jektioneil gebrauchten (al)läham(ma) entstanden sein; zu ^j* s. hebr.
d?p, aram. öin ; vgl. ferner hadr. jilumma aus ilamma ,bis' Landberg,
L'Arabe meridionale I 228, 234 = mand. söbx. Auch -O.^? wird viel-
leicht nur volksetymologisch als ,wehe seiner Mutter* verstanden
und geht auf weilam = ^J zurück; vgl. schon ZA XII 231. Zur
Aussprache umma von \^\ und ^\ s. zu hebr. dk.
^ Nach freundlicher Mitteilung Prof. Bittnkes ist azer so im Mehri in der Tat
nicht recht heimisch und aus s^auri ciser ,Nacht', pl. 'esör ,Tage' entlehnt; cf. auch
BiTTNEK, Studien IV 9 oben. ^ Verbessere danach Müllebs Übersetzung z. St.
LOSLÖSÜXG DER AkküSATIVENDÜNG ALS KoNJüNKTION. 157
6. Mit i im Nebenton in U^, sab. las etc. aus hamä. Einige
solche und ähnliche Formen wie U-^ (vgl. Brockelmann, Grundriß
I 326) sind auch nur Analogiebildungen nach den älteren Mustern.
Dagegen mag ^immä aus amma erst sekundär über umma entstan-
den sein. Auch äth. temälem (oben S. 9) setzt ein südsemitisches
*timälim, bezw. *timälum voraus.
Wie endlich die Akkusatirendung in ihrer rerallgemeinemden
Bedeutung sich als eigene Partikel vom Wort loslöst, so konnte dies
auch in anderen Fällen und besonders wieder dort geschehen, wo
die Form der Endung von der im Kasussvstem herrschend gewor-
denen verschieden war und darum nicht als Kasusendung emp-
funden werden konnte. Wenn ursprüngliche Adverbia wie z. B.
das assyrische enuma ,da, als' neben dem Substantiv enu ,Zeit', wie
arab. U-i^^s^ ,wann' neben cr^ ,Zeit, Augenblick' als aus .zur Zeit-1-
da' zusammengesetzt empfunden werden mußten, so mußte man den
Ausdruck für dieses Mehr der Bedeutung, in -mä dem Mehr der
Form von U-^^ gegenüber dem Nomen sehen, das man als Kasus-
endung nicht mehr empfinden konnte, da letztere im System nur
an lautete. Auf diese Weise mußte -mä als eine eigene Konjunktion
,da, wo, daß' erscheinen. Ward -mä aber einmal an einigen Beispielen
als Konjunktion empfunden, so mußte deren Analogie zu eigentüm-
lichen Umdeutungen führen, indem dadurch erst UjJ neben «JjJ
,oft', U3Ü» ,lang*, ÜAS ^selten' etc., als ,oft ist es, daß', ,lang ist es,
daß', ,selten ist es, daß'; U-ii\ (konjunktioneil) ,wo', U-"4^ ,wie', UlÜ
,wann' als ,wo es ist, daß'; ,wie es ist, daß'; ,wann es ist, daß'
empfunden wurden. Und auch in dieser Umdeutung sind die Gram-
matiker konsequent noch weiter gegangen als die Volksetymologie
der lebenden Sprache.
Auch die Bedeutungsentwicklung der Akkusativendung zur
Konjunktion, die als solche nicht mehr zum vorhergehenden Wort,
sondern zum folgendem Satze zu gehören scheint, ist aber nicht auf
die Endungsform (ajmä beschränkt geblieben. So steht im Altsüd-
arabischen eine temporale Konjunktion 3n in Hai. 238 = Gl. 283, 1 :
I nna l n l nav l 'Ksr ; Hai. 237, 7 : : ramn i nar l «xrcr nach nor und Rhodo-
KANAKI8, Studien I 35 hat scharfsinm"g erkannt, daß ,diese Zusammen-
158 VII. Ablautformen der Endung am.
Setzung genau arabischem hlnin^ yömin, icaqtin (Landberö, Datina 737),
bezw. yöm inna, wagt innu entspricht', wozu aber als lautliches Gegen-
stück noch das oben besprochene distributive 3ü gehört, das mehri
täden, vulgärarab. hadan, kullin, soq. koll Meten etc., ass. Hhit-an,
hebr. sib-''ap-aim, arab. saVat-an etc. entspricht, wie andrerseits die
Formen arab. hinamä, waqtama, hebr. kammä ,wie(viel)?', k^mö (Konj.
und Präp.) ,wie', ass. enuma ,als' etc. gleichfalls hieher gehören. Auch
diese temporale Konjunktion 3n ist also aus der abgelösten Akkusativ-
endung hervorgegangen und daß sie gerade neben növ zu belegen
ist, zeigt, daß sie aus der ursprünglichen Verbindung mit einer Zeit-
bezeichnung ihre temporale Bedeutung hat, die wie in ass. üma
,als', arab. jaumin ,als* ursprünglich die Eigenbedeutung des
Wortes war, die sich auf die Endung übertrug.
Diese temporale Konjunktion in ist weiter aber identisch mit
dem kondizionalen jn, wozu aber nicht nur mehri hen ,wenn, wann'
(Bittnee, Studien IV 36) zu vergleichen ist (cf . Rhodokanakis a. a. O.),
sondern auch arab. ol> aram. p, hebr. d« ,wenn'; sie ist weiter iden-
tisch mit dem für ,des Inhalts, daß, bezüglich dessen was, was be-
trifft; weil', präpositionell , wegen' gebrauchten jn (Rhodokanakis 34),
dem arab. o'» O^ oi> ass. umma ,f olgendermaßen ' (oben S. 16) zu
vergleichen ist, wie auch mit dem fragenden ^ 1, U\ etc., wie vielleicht
selbst mit hebr. |K, mehri hon ,wo?', woraus im Südarabischen pH,
im Assyrischen a-a-nu und iänu (s. Kap. XI), hebr. auch }•;«, ass. i^^j
geworden sind. Schon im Altsüdarabischen findet sich neben 3n eine
auf m auslautende Form lan (Rhodokanakis 37).
Almlich hat sich ja auch die neubabjlonische Stoff namenendung
von ihrem Kasus losgelöst und mag später selbständig als Präpo-
sition etwa für ,im Betrage von' verstanden worden sein.
Kurz, die Mimation (und Nunation) des Nomens hängt wirklich
innig mit der Partikel -mä zusammen; aber nicht nur mit dieser einen
Lautform derselben allein und auch nicht mit nur einer ihrer Be-
deutungen. Eine ganze Gruppe lautlich und in Bezug auf die Bedeutung
verschieden abgestufter Partikeln steht mit dem Tanwin in Verbindung,
der die gleichen Stufen lautlicher Veränderung durchgemacht hat.
Die Bedeutung dieser Partikeln bildet aber gleichwohl nicht die
Erklärung des Tanwins, denn sie ist an diesen kleinsten Partikel-
LOSLÖSÜNQ DER AkKUSATIVBNDÜNÖ AI>S KoSJONKTION. 159
chen nichts Eigenes, sondern vielmehr die jeweilig verschiedene Eigen-
hedeutung der Wortgruppen, von denen sie sich ahlösten, welche
auf die Endung übertragen wurde. Und so wird die Sprachforschung,
will sie die Gesetze der Sprachgeschichte aus dem Sprachgeschehen
erschließen, darauf verzichten, den kleinen, niemals selbständig ge-
wesenen Elementen eng umschriebene Urbedeutungen beizumessen,
um im Gegenteil die Bedingungen aufzusuchen, unter welchen un-
selbständige Teile, die Formelemente des Wortes, eine jeweilig ver-
schiedene Eigenbedeutung erhielten, und um die Erklärung dieser
Verschiedenheit in der jeweilig andersartigen Bedeutung des ur-
sprünglichen Wortganzen zu finden, dem sie entstammen.
160 VIII. Die Entstehung des semitischen Duals.
VIII. Die Entstehung des semitischen Duals.
Ich kehre nunmehr wieder zu den Adverbien auf a(j)im im
Hebräischen zurück, um mich jetzt deren wichtigster Gruppe zu-
zuwenden.
Der angebHche Dual dtisi"' ,Hinterseite, Rücken* kommt an
den Belegstellen im Status abs. in Verbindung mit der Präposition
a oder b nur als Adverb mit der Bedeutung ,hinten, nach hinten*
vor; vgl.
Ex. 26, 23 (= 36, 28): DTST-a ptrön ny^tpöb (nirr) ntrrn D-tr-ip "str
,und zwei Bretter mache (machte er) an den Ecken der Wohnung
auf der Hinterseite*.
Ex. 26, 27 (= 36, 32): nö'' DTST'b pran (ybio ""»"ipb D"'nnD ntp^m
,und fünf Riegel für die Bretter (der Seite) der Wohnung nach hinten,
[d. h.] im Westen*.
Ez. 46, 19: na'' önD"i''3 ,hinten, im Westen', wo der Konsonanten-
text noch die alte Adverbialform jarkatam nachweist.
Auch im Status constr. bedeutet "tidt' noch ,hinterer (und even-
tuell) unterer Teil' in pVJhn Tia'T'b ,auf der Hinterseite der Wohnung'
Ex. 26, 22; 36, 27; -in ^nan- ,die Tiefe (nicht die Seiten) der Hölle*
Jes. 14, 15; Ez. 32, 23; nrBDnTia'T' ,der untere Schiffsraum', TiSTn
n''2n ,liinten im Hause* Am. 6, 10; ']n''3 TiDT'n , drinnen in deinem
Hause* Ps. 128, 3; myön •"ns'T'a ,hinten in der Höhle' 1 Sam. 24, 3;
ans« nn "riDT'a ,hinten auf dem Efraimgebirge* Ri. 19, 1 vgl. V. 18; ähn-
lich pB^r TOT und ps ''n3-i''ö ,hinten (= fern) im Norden' und ,von
hinter der Erde* = ,von ferne her*.
Das Gegenteil von dTiS-i"' ,Hinterseite* bezeichnet nKB, das ur-
sprünglich wie das ihm entsprechende babylonische pütu , Vorderseite,
Front, Stirn' bedeute; vgl. ZDMG LXVI 769. Dem babylonischen
Adverbialis pütam ,vorn' würde hehr. D.^nKB entsprechen, dessen Status
constr. noch die alte singularische Bedeutung als Körperteil bewahrt
hat in Num. 24, 17: (lies nach Jer. 48, 45: "ipip/i) ''p'yp'\ axia tikb pnai
nv ""jn h^, wo ' TiNB parallel zu "ipnp , Schädel' nur wie ass. püiu ,die
Stirn* bedeuten kann. Von dem als Dual aufgefaßten 'nKB aus.
Hebr. Ortbadverbibn auf a(J)im als Körpertäilnamkn. 161
das in der Bibel sonst leider nicht belegt ist, wird die Bedeutung
»Seite, Schläfe' von nKS ausgegangen sein. Die alte Bedeutung von
nxB, die von D*nse nur durch die Kasusbeziehung sich unterscheidet,
zeigt DKB Jer. 48, 45 als Variante zu tikb Num. 24, 17 und fnns ,ihr
Haupt' neben ip-tj^ Jes. 3, 17; vielleicht darf auch nxB "'»jq? Jer. 9,25;
25, 23; 49, 32 übersetzt werden: .mit abgeschnittenem Haupthaar'.
CEK, das oft mit inn (= n1.~r=bab. tämtu ,Meer') zusammenstehend
im Singular wie dieses ,den Abgrund (= bab. apsü ,Meer'), das Unten,
(das) Nichts' bezeichnet, steht Ez. 47, 3 in der Form des AdverbiaUs
in D'CEK "D (a. LA. D'CBk), womit das ganz seichte Wasser bezeichnet
wird im Gegensatz zu B'S~:2 C"ö ,zu den Knien reichendes Wasser',
cana ■* ,zu den Ijenden reichendes Wasser' V. 4, nay vh "WH hn: irm ii
,Wasser zum Schwimmen, ein nicht zu durchschreitender Bach' V. 5.
Da der Stand des Wassers zweimal durch seine Höhe am menschlichen
Körper angegeben wird, hat man für D'CBK die Bedeutung eines noch
niedrigeren Körperteils einfach geraten und übersetzt ,Knöchel*.
Richtig ist etwa in übersetzen: , Wasser von unten', d.i. , Grundwasser,
seichtes Wasser'. Auch im Status constr. ist yiH "CBK substantiviert
,das Unten der Welt' ursprünghch ebensowenig Dual oder Plural
wie pjt Tisnv^
Etwa dasselbe wie D^naT» ,Hinterseite' bedeutet in der Mischna
auch oniPtK ,Rücken, Hinterseite*, wozu in der Bibel n-rnn nnKS ,mit
der Hinterseite der Lanze' 2 Sam. 2, 23 gehört.^ Auch das kann
kein Dual sein, sondern nur das substantivierte Adverb ahöram
,hinten', das eigentlich mit den temporal gebrauchten aramäischen
Adverb ppiK, pnx ,später', ass. haramme eins ist und darum mit
Recht wirklich adverbiell verwendet wird in cmriK Z'vh im Pijjut
zum zweiten Tag des Pesahfestes (Tefilla, Abschnitt nars tk -rm). '
Wie in amn« ist auch in dem gleichbedeutenden d'B| ,Rücken*,
eigtl. .oben', z. B. KeUm 8, 3, wozu bh. Pr. 9, 3 mp •'oinö "bi by gehört,
die Endung nicht Zeichen eines hier sachlich unmöghchen Duals,
sondern die erstarrte adverbieUe Endung und das gleiche gilt für
0^51 ,Rücken*, wovon besonders häufig der Status constr. vorkommt
in ""ai hv ,auf'. '
' Zur Konstroktusform des Duals s. später.
' Die Wahl der Form mag aber immerhin durch den Beim beeinflußt sein.
Torczyner, Die Entstehung des semitisdien Spnchtypiis. 11
162 VIII. DiB Entstehung des semitischen Duals.
Von den zuletzt behandelten Beispielen sind nun dtist, dtisb,
a"'"nnK, ö'^aa und a'SJ Namen von Körperteilen, und zwar von solchen, die
nicht paarweise auftreten. Dennoch weisen sie ebenso wie die Namen
für paarweise auftretende Körperteile äußerlich die Endung des
Duals a(j)im auf, die in diesen Fällen aber gewiß anders zu erklären
ist. Zu den genannten Beispielen ist aber noch hinzuzufügen 3n|5
,das Innere', wofür die Mischna D^anp bietet, das eigentlich qirbam
,innen' ist. Ebenso wird ja auch im Ass. libbam ,innen' als neuer
Nominativ verwendet. Vgl. Amarna 55, 60 f. : ^•'■•* lib-ba-am be-li-ia i-
[d]i-[bja-su ,das Herz meines Herrn möge fröhlich sein'. D'^np
, innen, mitten' gibt uns aber sogleich auch die Erklärung des inter-
essanten Wortes ■'^ö (Status constr.), c. suff. •'^13, iTö etc. ,Eingeweide',
wozu der Status abs. in der Mischna d^^ö lautet, was man bisher
mit der späteren Sprache als Plural oder Dual verstanden hat. Es
ist nunmehr aber ohne weiteres klar, daß auch dtö wie w^ip ein
substantiviertes Adverb ,mitten* ist, zu dem man keine Singularform
zu suchen braucht, weil a^Sü aus miam nicht nur dem Akk. Singular
,^^ , Eingeweide', sondern auch ^, dem zur Präposition 5^ ge-
hörigen Akkusativadverb entspricht, das in der Bedeutung ,mitten'
sich zu g-« ,mit' verhält wie ass. mislu ,Mitte, Hälfte' zu äth. mesla
,mit', wie die deutschen Entsprechungen etc., wie ja auch hebr. ?,
arab. »-j, ass. ina etc. die Bedeutungen ,in' und ,mit' vereinigen.^ Daß
ü-ya nicht Plural oder Dual ist, zeigt auch der Umstand, daß die
Eingeweide als einzelne Körperteile im Neuhebräischen meist durch
die Umschreibung wv^ "»an ,die Söhne des Innern', nicht etwa durch
einen Singular zu w^TSl^ bezeichnet werden. Vgl. auch Targum, Gen. 3,
14 bTn "i^ö hu für •]'?n "|3inj bv ,auf deinem Bauche sollst du kriechen'.
Wie n^anp aus qirbam(n), cyia aus mi'^am(n) ginnen. Inneres,
Eingeweide* zur Bedeutung ,Mitgefühl, Liebe' sich entwickeln, ^
welcher Übergang sich auch sonst oft noch findet, vgl. an*! ,Inneres,
Leib' und a'^iann ,Mitleid' etc., zeigt dieselben Bedeutungen arab. (3>4*
, Liebesglut' = aram. «■'U , Eingeweide', welche Wörter gleichfalls ur-
sprünglich den Adverbialis gawan>'gawain = \^ , innen* darstellen.
^ &^ hat also seine regelrechte hebräische Entsprechung in o'j» und ist von
syr. >Q^, hebr. ay zu unterscheiden, die zu ^ und ass. ina ,in, aus' gehören dürften.
^ Zu diesem Übergang s. noch später.
Hebr. Ortsadverbien auf a(J)iu als Körperteilnamen. 163
Genau wie n^ja ist femer wrn ,Mülile* gebildet. Auch a*nn ist kein
Dual, sondern entspricht wie dtö: '-»f wieder genau dem arabischen
Akkusativ (u. Nom.) ^j, der dort , Schaufel' bedeutet. Die Ähnlich-
keit zwischen Schaufel und Mühle, die die verschiedene Bedeutungs-
entwicklung (auch zu soqotri rihöten = ass. rittän ,die hohlen Hände',
rinn , Wurfschaufel') veranlaßt hat, liegt natürlich in der Höhlung (Ver-
tiefung), die auch die Mühle von oben gesehen bietet. ' Dies Merkmal
der Benennung kommt aber nur der ganzen Mühle zu, nicht den beiden
Teilen, so daß dth nicht durch Verdopplung eines Singulars entstan-
den sein kann. Von dem scheinbarem Dual O'pn aus hat sich erst
der falsche aramäische Plural K'nn entwickelt.^
Auch in n"'3aK will man, irregeführt durch die scheinbare duaH-
sche Form des Wortes einen Dual sehen, und zwar zwei Steine, auf
denen angeblich die Gebärende sitzen soll, obgleich die Vokalisation
D'^anK vor einer solchen Deutun«; warnt. D""»« bezeichnet aber auch
die Töpferscheibe (nicht zwei Töpferscheiben). Die Töpferscheibe mit
dem darauf gedrehten Tonklumpen sieht aber der alten Mühle ganz
ähnlich. OTn ,Mühle' wird nun infolge der formellen Ähnlichkeit im
Neuhebräischen euphemistisch für vulva feminae gebraucht. Vgl. die
rabbinischen Deutungen zu |me \T'1 Ri. 16, 21, die Bezeichnung von
Abrahams Unfruchtbarkeit durch tobiB Hb^ imta Gen. Rabba 48, 20 etc.
So sieht wohl auch die LXX, wie die jüdische Tradition (vgl. z. B.
Bamidbar Rabba 9) mit Recht denselben Tropus schon in der Bibel
in Hi. 31, 10: p-inx py-is-" ."r-bri TtTK inKb jntan ,es mahle einem anderen
mein Weib und auf ihr knien andere', wo der Parallelismus die Be-
deutung von ptDri kaum zweifelhaft erscheinen läßt. Vielleicht ist
auch die Deutung des oben erwähnten Verses Deut. 24, 6: San'' vh
MIT DTin unmittelbar nach ,und er erfreue die Frau, die er geehelicht'
V. 5 auf die Frau in Gen. Rabba 20, 18 (vgl. Matnot Kehunna z. St.)
nicht unberechtigt. Und da nun n^nn = ^j aus einer früheren Form
rah.am hervorgegangen ist, ist es sehr wahrscheinlich, daß es iden-
^ Vgl. z. B. die Abbildung bei Krauss, Talmudische Archäologie I 96.
* Das Material zu otii hat sehr reichlich Nöldeke, Neue Beiträge 55 zu-
sammengestellt, ohne zu erkennen, daß a'm wie La-, Singular ist. Vgl. auch Fräijkel,
Lehnwörter 33 i. Doch sieht auch Nöldkke bereits, daß die Singulare zu a'm wie
V**»' sekundär sind.
11»
164 YIII. DiB Entstühcng des semitiscush Duals.
tisch ist mit om ,Mutterleib' = ass, rimu etc., dessen Auslaut selbst
sekundär ist wie in obij?, 033 und in anderen noch nachzuweisenden
Bildungen, m. a. W. daß auch D"'n"i zunächst Name eines Körperteiles
ist, nach dem der formellen Ähnlichkeit wegen Mühle und Schaufel
benannt sind.^
Diese Annahme wird durch den Umstand bekräftigt, daß auch
D'32K, die Bezeichnung der der Mühle ähnlichen Töpferscheibe, in
Ex. 1, 16 gleichfalls Name desselben Köperteils sein muß: pn'^-'a
rrm «in na dki iniK inam xin p dk D-sasn bv jn^x-n mnarn nx ,Wenn
ihr den Hebräerinnen Geburtshilfe leistet, so seht auf den Mutter-
leib; ist es ein Sohn, so tötet ihn, ist's eine Tochter, mag sie leben '.^
Auch n"':nK bezeichnet also wie cn"! einen Körperteil, der nicht
paarweise auftritt wie n\-i3'-i% D""nxa, D'-mn«, D'-nj, d-'s:, a^y^p und dtö.
Ja noch mehr, auch solche Körperteilnamen, an deren Dualität
man bisher nicht zu zweifeln wagte, erweisen sich bei unbefangenem
Urteil als nicht dualisch. So o'^snö das , Kreuz', n"'2:'7n das , Außen des
Körpers', das zu ybti , ausziehen' gehört, wo doch von einem paarweisen
Auftreten nicht die Rede sein kann, auch deshalb nicht, weil es im
Hebräischen einen Singular dazu nie gab und auch die arabischen,
assyrischen und aramäischen entsprechenden Singularformen cr^>
hinsu, H^nn etc. bedeutungsgleich sind mit den hebräischen Dual-
formen d"'3nö, D''2:Sn, die formell dem Akk, matnan, hinsam ent-
sprechen wie D;n"i, ü'^yü den Akkusati ven des Singulars ^j, ,^y^.
Fassen wir das Ergebnis der bisherigen Beobachtungen zu-
sammen, so ergibt sich uns der Satz: Im Hebräischen erhalten
Namen von Körperteilen die Form des Duals, ganz gleichgültig, ob
diese paarweise am menschlichen Körper auftreten oder nicht!
Sind nun diese gleichen Formen in beiden Fällen wirklich ver-
schieden zu erklären oder gilt jene Erklärung, die für die eine Hälfte
^ Vgl. auch babyl. '^""HAR.HAR, das nach dem Ideogramm und dem Kontext
— es steht z. B. bei Hüngeh, Tieromina 139 ,zwischen anderen Geräten, in denen
Ameisen (?) nach Nahrung suchen' — die Mühle bedeutet, nach Delitzsch, HWB
131 b aber <»*"'*ere (vrohl Vrrä oder my) zu lesen ist. Jastrow, Religion II 833
unrichtig: ,Kessel aus Bronze'.
* Daß D'J3K hier Körperteil sein muß, sieht richtig Barth, ZDMG XLII 346
Anm. Vgl. ass. ahunnatu Holma, Körperteile 150 und talmudisch Kru3K.
Die Entstehung dual. Bedeutuno an Körperteiln. auf a(J)iu. 165
allein möglich ist, aber auch bei der anderen recht wohl denkbar
wäre, in Wirklichkeit für alle Formen und hat man nur darum
in der ursprünglichen Adverbialendung a(j)im einen Aus-
druck des Duals gesehen, weil eben der menschliche Kör-
per symmetrisch gebaut ist und die wichtigsten Glieder
eben paarweise an ihm vorhanden sind, so daß ihre Be-
zeichnung einen Dual mitzubezeichnen schien, obgleich
dies nicht von vornherein beabsichtigt war?
Um diese Frage vorläufig zu entscheiden, sei hier als Beispiel
eines angeblich gewiß dualischen Körperteilnamens d'BK ,Nase* an-
geführt, bei dessen Bildung die Sprache an die beiden Nasenflügel
gedacht haben soll. Indes d^ek bedeutet merkwürdigerweise so^ gar
nicht Nase, wofür immer das einfache P|K steht, von dem es selbst
an der unklaren Stelle Fr. 30, 33 2~i N'i")'' d^2K pai c"! K'-sT' p]K pai deut-
lich unterschieden wird; s. S. 166 Anm. 3. Dagegen steht es sehr häufig
in folgenden zwei Verbindungen : 1. in d'ek *i"ik, d-bk nsp, wo es im Ad-
verbialis ,lang (kurz) in bezug auf den Zorn* bedeutet; diese Ver-
bindung des Status constr. (bes. des Adjektivs) mit dem Adverbiaüs (vgl.
schon D-DBK ""ö) wird erklärt durch das bisher rätselhafte D:2nn üpp(i)
Pr. 28, 6.18, das analog als .verkehrt (vgl. arab. ^y^^) in bezug auf
den Weg' gedeutet werden muß. 2. in nriK B'BK innen etc., das unge-
zwungen nur übersetzt werden kann ,er bückte sich nach vorn zu
Boden*, worin also n*BK das Adverb ,nach vorn* ist; vgl. aram. *ek , Ge-
sicht': -"Exb, "B^? ,vor', wie hebr. d'sb , Gesicht*: "lEb ,vor' etc. Daß c*2«
hier sicherlich Adverbiahs ist, zeigt nun noch die assyrische par-
allele Wendung appa labänu, die bereits zum Vergleich herangezogen
worden ist, ohne daß sie selbst indes richtig verstanden würde, appa
labänu wird allgemein aufgefaßt als ,das Antlitz (platt) hinwerfen';
aber abgesehen von der Sonderbarkeit dieses Ausdruckes, wo es
sich nicht um das Senken des Hauptes, sondern um die Nieder-
werfung mit dem ganzen Körper handelt, bedeutet labänu außer-
halb dieser Phrase stets neutrisch ,hinsinken, zu Fall kommen', wie
das hebr. Sb:, das mit labänu (auch lapänu) vielleicht auch etymo-
logisch zusammenhängt, appa labänu kann also nur übersetzt werden
1 Mit Suffixen Gen. 2, 7; 7, 22 ygL Thr. 4, 20. Ex. 15, 8.
166 VIII. Die Entstehünö des semitischen Duals.
,nach vorn hinsinken* und a'p'pa und hehr, ö'bk müssen Adverbia
der Bedeutung ,nach vorn, vorwärts' sein, also dasselbe ap-pa ,vorn',
das oben S. 22 besprochen wurde. Daß diese Auffassung von appa
lahänu als ,nach vorn, zu Boden fallen* allein richtig sein kann,
zeigt der Umstand, daß für lahänu auch das jedenfalls nur neutrische
qadadu = hebr. mp ,sich bücken* vorkommt. Vgl. ap-pi aq-du-ud
CT VI 8 (UnönAd, Briefe 92), 27 ,ich warf mich zu Boden, verneigte
mich' (zum Zeichen des Einverständnisses. Ungnad unrichtig: ,ward
ich betrübt' und in Anm. : , Wörtlich: ich senkte mich hinsichtlich
meiner Nase') u. ö. Neben der adverbiellen Bedeutung, die auch
aram. 'bk und fem. tisk ,vor* zeigt, hat ü-ibk zunächst die Bedeutung
, Gesicht und Vorderseite*, welch letztere den Übergang zu ,vorn,
vor* nachweist.^ Auch da kann aber wSiü nicht etwa als Dual des
Singulars f\H angesehen werden. Denn auch dieser Singular kommt
in der Bedeutung , Gesicht' vor: sollte man ja längst eingesehen
haben, daß t]K jnn , der Zorn' nicht das Erglühen der Nase, sondern
des Gesichtes, der Wangen bei zorniger Erregung bezeichnet. Das
aus der Wendung e)K pnn entstandene p]S == d''BK ,Zorn* bedeutet also
wie B''2B jZorn*, eigentlich: ;das (zornige) Gesicht'.^ Endlich wird auch
die Bedeutung ,Nase* selbst nur eine spezielle Anwendung der älteren
Bedeutung , Gesicht* überhaupt sein.^ Keinesfalls aber bezeichnet
D''BK irgendwann das Zweifache von f]H, so daß die Auffassung als
Dual berechtigt erscheinen würde. Darum muß a(j)im., das nicht
Dualausdruck sein kann, aber vorzugsweise in adverbiellem Sinne
steht, wie in ass. appa adverbielle Endung sein.
Das hebräische Adverb ö''SK »vorwärts' hat wie lat. porro auch
die Bedeutung ,dazu, weiter, gleichfalls' angenommen, ist also iden-
tisch mit D''BK ,gleichfalls' 1 Sa. 1, 5 (oben S. 75) und der dazu-
gehörigen aramäischen Form dbk in den Papyri. Wie nr für pnj?
* Auch ass, appatän ,die Zügel' ist sicherlich dasselbe Wort wie aram. tdx
,vorn, Gesicht'. ,Das Gesicht des Pferdes' bezeichnet im Assyrischen dessen Zaum-
zeug wie arab. ^Uaä., eigentl. = *Jaä». ,Nase' für ,Nasenzügel' gesagt wird.
* Vgl. unser ,ein Gesicht machen' im Sinne von ,ein zorniges, böses Gesicht
machen'.
^ S. noch unten S. 203. Für den Mund scheint o'd» .Gesicht' an der oben S. 1 65
genannten Stelle Pr. 30, 33 zu stehen: ,. . . die Hand vor den Mund! Denn drückt
man Milch aus, gibt sie Butter, die Nase Blut, das Gesicht (= der Mund): Streit'.
Die Entstehung dual. Bedeutung an Körperteiln. auf A(j)iii. 167
hat es in mehr präpositionellem Gehrauch die Form ohne Endung,
ist also identisch mit hebr.-aram. e]K ,auch', eigentlich: ,vorwärts,
dazu'.
Dagegen, daß die Endung auch an den wirklich dualischen
Körperteilnamen ursprünglich als Ausdruck der Zahl an den Sin-
gular gefügt worden sein könnte, spricht auch sonst gar manches.
Steht ja nicht, nur die Form des Duals auch in wvo ttn'rtr ,drei Zähne',
why-^ ynnx ,vier Füße', d''^:'^ ra"iö ,Vielfüßler' etc.^ und umgekehrt an-
standslos der Singular nicht für einen Teil der duaUschen Bedeutung;
so nicht nur p-p , Geweih', nn^■^'7N py ,die Augen Gottes' u. ä., px ,das
Gehör, die Ohren* etc. oft für WTp, a^rj?, ö'jtK, wo die selbständige
Funktion des einzelnen Gliedes dies als synekdochische Ausdrucks-
weise erscheinen lassen mag, sondern auch etwa -i-i"» für n""*"!', wo
die Vorstellung einer Hüfte ein ganz anderes Bild ergeben müßte.
Und in der Tat kann in d'^SI"' doch unmöglich die Endung anders
gedeutet werden als in dem femininen AdA'erb d\"i2T' , hinten' und
, unten', das sich zu ihm verhält wie apjpa == ü^sü (vgl. ■'SKb) zu tiqk,
arham zu arhätam, isten-a-an zu istena-ta-a-an, n^rs zu OTira. Daß
ü^'D'y also eigentlich im Adverbialis ,(das) Hinten, Unten' (vgl.
bes. rrf 0''3n'' ly ö-jnöö ,vom Kreuz bis zum Unterleib sollen sie sein'
Ex. 28, 42) bedeutet, zeigt -jt' in der Bedeutung ,Boden, Fußgestell
(so, nicht Schaft!) des Leuchters' Ex. 25, 31; 37, 17; Num. 8, 4, das
vom Schaft (n3p) deutlich unterschieden wird.^ Zieht man auch
andere Sprachen heran, so zeigt sich das gleiche Verhältnis zwischen
dem assyrischen Singular birku (burku) , Penis', bezw. , Schoß' ' und
dem hebräischen Dual D'Dia ,Knie', aber ursprünglich auch , Schoß',
wie dies Ex. 7, 17; 21, 12 oder Hi. 3, 12 d'3"i2 ""iiaip pna noch deut-
lich ist und durch den etymologischen Zusammenhang mit mehri
berek ,zwischen' bewiesen wird, zu dem D''2n2 im gleichen Verhältnis
steht wie D"r2 zu pa. Wie in D'anpn pn und BTiann pn hat hier also
erst die dualische Form des Wortes die dualische Vorstellung ge-
schaffen, und so etwa über va"a pa gewissermaßen die Bedeutungs-
1 Beachte auch, daß dkv ,die (32) Zähne' doch nicht als Dual zu \v ,Zahn'
entstanden sein kann.
* Zur Bedeutung ,Seite' vgl. das oben zu 'Kt und ."ikd bemerkte.
^ Vgl. HoLMA, Körperteile 95.
168 VIII. Die Entstehung des semitischen Duals.
■Wanderung des Wortes für , Schoß' auf den zunächstliegenden zwei-
fachen Körperteil, die Knie verschuldet.
In anderen Fällen wie D'''T'n3, ö''3':n gibt es zu den Körperteil-
namen gar keinen Singular und kann keinen gegeben haben, weil
sie trotz ihrer Zweiteilung doch nur ein einziges Organ bilden, wo-
für als ganzes allein die Sprache eine Benennung brauchte und schuf,
die sie, von derselben etymologischen Vorstellung ausgehend, sonst
auch als Singulare bildete wie in Tjn, j^^^. Und mag hier immer-
hin noch die Möglichkeit frei bleiben, daß diese zweiteiligen, aber
ein Organ bildenden Körperteile nach Analogie anderer wirklich
doppelter Glieder benannt wurden, so wird dieser Möglichkeit der
Boden durch die Feststellung entzogen, daß, wie zum Teil auch
andere schon gefühlt haben, der Dual auch die anderen wirklich
doppelten Körperteile wie n''"i% d-ibd, D-'bn, D''3tN, a^rj?; den als ein
Organ wirkenden Tätigkeits-, Geh-, Gehör- und Gesichtsapparat nicht
als zwei Glieder, sondern ,als die beiden Teile eines vorhandenen
Ganzen' bezeichnet, , während das durch Summierung beim Zählen
erhaltene Ganze im Plural stand'. ^ Daraus muß aber der Schluß ge-
zogen werden, daß diese ursprünglichen Duale eigentlich als solche
mißdeutete Singulare sind, ihre Endung also ursprünglich eine andere
Bedeutung gehabt haben muß.
Dies und daß diese Endung nicht nur äni, a(j)im, sondern
auch an, am gelautet hat, läßt sich nun auch rein formell be-
weisen an einigen Fällen, wo gegenüber dem hebr. a(j)im das Ara-
bische noch die Endung an bewahrt hat. So, also wie in pn«=\i\;
DTiynnK = ^^Äi^lj u]'S^ = i,_^, ^; a^n"! = '^j ist es zu verstehen,
daß für hebr. t. Dual an*' im Arabischen neben SS^ auch \'>-^^ Dual
^^bjo, also indeterminiert (3^. belegt ist, welche Form gegen Nöl-
DEKES Zweifel^ geschützt wird durch den äthiopischen Singular hÄ.*
vor Suffixen, worin schon ,Praetoriü8 die festgewordene Dualendung
[die hier aber noch nicht Dualendung war] erkannt hat';^ ebenso
steht für hebr. "vä ,Brust', Dual an^ arabisch ^'Xi und auch hebr.
''Ti (von wy\yi) »Brustwarzen' ist mit arab. », \V> und c>» ,Liebes-
^ Reckendoef, Syntaktische Verhältnisse 29. Der Sperrdruck stammt von mir.
^ Neue Beiträge 114.
* NöLDEKE a. a. O. 11 6.
Die Entstehung dual. Bedeutung an Körperteilen, auf ä(J)ju. 169
spiel' etymologisch identisch; ja erst durch diese Feststellung wird
das formelle Verhältnis dieser arabischen und hebräischen Formen
zueinander klar, das auch Nöldeke trotz des so reichen, von ihm
gebotenen Formenmaterials dunkel geblieben ist.
Aus der Beziehung von l^-j, or»^, \S^i \S^i k3>^ zu CIT^ ^^^
DPn, D^ya, Dn"", nnr, nm, o^^. ^^c. einerseits, dek, D'SK appa, acr,
D^ör, a^ra, D^ai' etc. zu tibk, appatan, ümatan D'nrs, DTiai'' andrer-
seits erhellt auch die Beziehung von nsw ,Lippenbart' : D^neip ,Lippen*,
deren nahe Verwandtschaft dunkel gefühlt wurde, zu denen aber
auch arab. U-^ ,Rand, Saum* zu stellen ist. Die männlichen Sin-
gulare nsc^ und ^Ä-i zeigen, daß auch in dem femininen n*n£ü die
Dualendung aus an, am entstanden ist und ursprünglich singularische
Bedeutung hatte. Die Endung in new ist aber weiter zweifellos die-
selbe wie die von ^' .Mund' und wenn wir uns fragen, warum in
Der, <»^, '-«-^, ^j, t^*f, oni etc. die Endung auch andere Formen
zeigt als an den rein dualisch verstandenen Körperteilnamen, lautet
die Antwort ähnlich wie oben betreffs der isolierten Adrerbia auf
am und deren Ablautformen: Von vornherein mußte die Adverbial-
endung in den verschiedenen Lautkomplexen der Wörter verschieden-
artigen Lautveränderungen ausgesetzt sein. Erst ihre Auffassung
als Zahlausdruck mußte eine Analogie schaffen, durch die in jeder
Sprache innerhalb der Analogie der dualischen Körperteilnamen eine
bestimmte Lautform herrschend ward.
Aus dem ursprünglich adverbiellen Charakter der Dualformen
für Körperteile erklärt es sich auch, warum in ihnen maskuline und
feminine Formen vollständig gleichbedeutend stehen können, ganz
wie in ass. mahra = mahirtam, arab. gahran = gahratan, hehr. n^3'3
= D'nra etc. Vgl. außer den schon genannten Übereinstimmungen
von: D'BK, "sk; d-s-i"»; dbü mit ^-l^«; a-nsT; BTier wie auch B'':nö,
^^Ux-o neben ^^^CL^Sm noch die arabischen Vulgärformen, sjr.-arab.
i^ren und igerten (Landberg, Proverbs 99), märdinisch riglenu und
ri§eltenu (Socin, ZDMG XXXVI 17, 12. 13) ,Füße', syr. "ainen und
'^ainten ,Augen', denen und deuten , Ohren', iden und idten ,Hände',
(eb.) märdin. bldHenu ,mit seinen beiden Händen' (ZDMG XXXVI
^ S. dazu noch unten Kap. X.
170 VIII. Die Entstehung des semitischen Duals.
17, 15),^ welche Doppelformen durch mehri Jiaydüten , Hände' (vgl.
0'nDi% öTilm'?), haydenten , Ohren', ayenten ,Augen' als alt erwiesen
werden. In der Tat stehen in rein adrerbiellem Gebrauch im Assy-
rischen idä, idätam und das vielleicht ein Fem. zu idä darstellende
itä (aus idtä, ittä) gleichwertig nebeneinander (s. oben S. 52). Ebenso
entspricht ^j, das in D-ni die dualische Form zeigt, dem Soqotri-
dual rihöten ,die beiden hohlen Hände' und darum auch ass. rittän
,Hände'.
Ist somit in den Namen der Körperteile, die sicherlich zum
ältesten Bestand semitischen Sprachgutes gehören, die scheinbare
Dualendung nicht ursprünglich Ausdruck der Zweizahl gewesen,
sondern durch eine leicht begreifliche Umdeutung der »Sprache erst
dazu geworden, dann muß eben angenommen werden, daß die Form
des Duals, die im Gemeinsemitischen außer den Körperteilnamen
fast nur ,zur Bezeichnung zusammengehöriger Paare', ^ also eigent-
lich singularischer Begriffe verwendet wird und die nur das Arabische
zum Ausdruck für jede beliebige Zweizahl ausgebildet hat — über-
haupt nur so entstand, daß man die an den Namen der ja zumeist
paarweise gebauten Körperteile regelmäßig auftretende, lokativ ge-
brauchte adverbielle Akkusativendung an, am, die, wie nachgewiesen
wurde, in allen Sprachen zu an, ain, en sich verändert hatte, als
eigenen Ausdruck für die Zweizahl ansah.
Diese wichtige Folgerung wird bekräftigt durch die Betrachtung
der alten Duale in den Bezeichnungen zweiteiliger Geräte wie hehr.
d'JiKö ,Wage', D'^npba , Zange*, o^bdö , Schere'; 'p^ö von D''D53ö ,Un-
terbeinkleid(er)', a^nSi:» ,Zymbeln', DTibn ,Türe', mischn. d-jibnö
,Winde', arab. o^^» c>^-'^> o^^A? »(die zwei Arme der) Schere',
^^Ix^ , Zange', o^*^ ,zwei (Ringe im) Zügel', o^ij^ ,beide Bogen-
spitzen* etc. Schon Nöldeke bei Fränkel, Fremdwörter 87 bemerkt
zu c^^^^, das er als , einen der wenigen ursprünglichen Duale im
Arabischen' ^ bezeichnet und wovon nach Ihn Dor. Kit.-al-istiq. p. 14
ein Dual cr:^^ ^^\ Plur. cX:^^ Cj\/> gebildet wird: ,Man kann
^ Diese Beispiele nach Bkockelmann, Grundriß I 425.
* Brockelmann, Grundriß I § 244.
^ Dazu in Anmerkung: ,so noch ^^UJ\, ^^':^S und die Duale von Köper-
teilnamen'.
DuALiscHB Gerätenamen. 171
an diesem Beispiele deutlich den Unterschied des hebräischen und
arabischen Duals erkennen. Natürlich scheut sich das Hebräische
durchaus nicht, den Dual auch von einer größeren Anzahl paarweise
vorhandener Gegenstände zu gebrauchen, weil eben die Sprache die
Dualform als Bezeichnung zweier unmittelbar zusammengehöriger
und eigentlich eine Einheit bildender Gegenstände fühlte, also eine
Art Singular darin erkennen konnte. Ganz anders das Arabische,
das o^-'^c^ nicht als , Zange* (n-ripbö), sondern, wenigstens nach den
strengen Anschauungen der Grammatiker, nur als .zwei Haken*
fühlte; so hätte man nach arabischen Anschauungen auch zwei räum-
lich getrennte Haken darunter verstehen können, nur daß «*-*J^ wie
es scheint verloren gegangen ist . . .*
Trotzdem also auch Nöldeke nur jene nominalen Duale für
ursprünglich hält, die zwei, eine Einheit bildende Teile bezeichnen,
ist ihm neben der hebräischen Sprachanschauung, die solche Namen
als ,eine Art Singular erkennt*, die Anschauung der arabischen
Grammatiker insoferne die ursprünglichere, als auch er in c>^^^h^
ursprünglich nicht ,eine Zange', sondern .zwei — freilich räumlich
zusammengehörige — Haken' sieht, ,nur daß <*^^ wie es scheint ver-
loren gegangen ist . . .*.
Die etymologische Untersuchung dieser Namen zeigt aber, daß
sie auch im Singular dasselbe bedeutet haben müssen und zum Teil
noch bedeuten wie im Dual, ursprünglich also wirklich singularische
Bezeichnungen gewesen sein müssen und nicht die Benennungen
der beiden Teile, aus denen die dadurch bezeichneten Einheiten be-
stehen. So steht in gleicher Bedeutung neben hebr. n*":!«»: arab. o\>^
(also wie nn", iS^^.'- "t), neben üt^i auch sing. nb"t, neben o^^»^; o^-"*^»
^^Us\^i<o etc., ^^ia., o«»*^, Jp^j^ nicht als halbe, sondern als ganze
jWage, Türe, Schere* etc. Und etymologisch gehört ja d'STKö, o!>*^
zu ojj i^ägen', kann als instrumentelle Bildung also nicht einen
Balken allein bezeichnen, n*npba , Zange' zu rtpb ,nehmen, packen',
kann also nicht einen Haken bezeichnen, OTibn, rh", zu ass. edelu
, verschließen*, bedeutet also , Verschluß', nicht ,zwei Bretter', J>^***^,
^s^^**^ ^Zügel' bedeutet urspr. wie der aram. Inf. bnti^ (z. B. b. Bera-
kot 8a) ,das Ziehen (des Wagens)*, nicht ,zwei Zügel' etc. etc. Erst
nachdem die Endung dualisch gedeutet wurde, hat man D'nbn ,Türe*
172 VIII. Die Entstehung des semitischen Duals.
als ,zwei Türflügel' verstanden, a''3TKö als ,zwei Balken', o^^**
als ,zwei Scheiben der Rolle', ,^\^j^>.'< = ^j'>^, hebr. niTia , Wurf-
gabel' als ,beide Bogenspitzen', ^^Uai^ als ,die zwei Arme der
Schere' etc. etc., welcher Vorgang seine Parallele auch bei den Kör-
perteilnamen hat, wo aus a"'3"a , Schoß' : -i-a ,Knie', aus D''3nia, o*^^**
, Kreuz': cy^i <*X^ ,Rückenseite' etc. wird, wo cj^^^-Crt^ durch volks-
etymologische Umdeutung als ,zwei Stirnhälften* verstanden wird
etc. Ist diese Umdeutung durch Schaffung eines eigenen Ausdrucks
für die Zweizahl im Semitischen fruchtbar und wertvoll geworden, so
liegen ihre Wurzeln doch in dem gleichen psychologisch begreiflichen
Irrtum, der etwa die Rabbinen verleitet hat, Q^sia als ,zwei Rücken'
(Gen. Rabba 8 Anfang), a^nphii als ,zwei Zangen'^ (Pes. Rab. 33) zu
deuten. Natürlich geht darum auch ^JU.-Ji , Zange', das (wie DTipbö
zu npb) zu <--^ , fassen, packen', hebr. mba , Vogelkäfig' gehört, nicht
als Dual auf einen verloren gegangenen Singular <*-^ , Haken' zu-
rück, ist vielmehr selbst ursprünglich Singular im Akkusativ = syr.
|^.raSi und wie die nicht zweiteiligen Adverbialbildungen wi^'d, üTinaö,
D^nes?» etc. zu beurteilen.
Warum freilich die sonst seltenere adverbielle Endung gerade
an zweiteiligen Singularen so häufig auftritt, wird erst später klar
werden.
Soviel nun auch für die Annahme spricht, der semitische Dual
sei durch Umdeutung einer adverbiellen Endung an den Körperteil-
namen entstanden, sie scheint unannehmbar gegenüber der Tatsache,
daß auch auf dem eigensten Gebiete der Zweizahl, in einigen dualisch
gebildeten Zahlwörtern für zwei oder ein Vielfaches von zwei ein
ursemitischer Ausdruck der Zweizahl vorzuliegen scheint, in o'^^»
^^Ul;j\ == hebr. WVB, dTUP, aram. p-in, pmn, ass. sina, Htta ,zwei';
äth. keVe (= keletu) ,zwei' = arab. o^» o'-^ ,beide', hebr. n'^vh'^
»zweifach'; u'h^'z ,zweimal'; o^^» DTiKä, jnKö , zweihundert'!
Auch in diesen Zahlwörtern ist aber wirklich die Dualendung
ursprünglich nicht Ausdruck der Zweizahl, sondern Bezeichnung
adverbieller Beziehung!
^ Dort dazu ein Sing, rtnp^a.
Die Doalformen des semitischen Zahlworts. 173
Sogleich ersichtlich ist dies an d"''?b2, worin die Bedeutung der
Verdoppelung durch den Stamm ^ "rsa schon ausgedrückt ist und da
D"''?B3 nicht .zwei', sondern ,zweimal' bedeutet, ist es klar, daß
a(j)im in cbs: = ^1-*^ nicht Dual- sondern Adverbialausdruck ist.
Zu arab. kiläni, äth. keVe lautet das hebräische Äquiralent
cttbs, das aber nicht ,beide', sondern nur als Adrerbium , zweifach,
zweierlei' bedeutet in: d"x'?2 ni2i cxbs r"nn Hb yrv d-'k'ps r'snn nb ina.-Q
Y'^y nby üb WöPtr , dein Vieh sollst du nicht (in) zweierlei (Gattung)
zusammenbringen, dein Feld nicht zweifach besäen, ein Kleid zwei-
fach aus verschiedenartigen Fäden soll auf dich nicht kommen*
Lev. 19, 19; d-k'ps löns p-itn üb ,besäe deinen Garten nicht zweifach'
Deut. 22, 9.2 Weiteren Aufschluß erhalten wir aus dem Assyrisch-
Babylonischen, wo das Wort in den Formen kilallan, ki-lal-li-en,
ki-la-li-in, ki-la-li-e, bezw. feminin kilattän vorkommt und an ein-
zelnen Stellen in der Tat ,beide' bedeutet. An anderen Stellen be-
deutet es aber zweifellos »beiderseits*, weshalb auch schon Delitzsch,
Gramm. 2 225 küattan ,beiderseits' als Adverb in eine Linie mit
ebirta(n) ,jenseits' stellt. Ja, diese Bedeutung als Ortsadverb be-
schränkt sich nicht unbedingt auf die Bezeichnung zweier Seiten,
mit anderen Worten küattan kann auch ,an den Seiten' überhaupt
und ,ringsum' bedeuten. Für kilallan, kilaUan als lokales Adverb
vgl. u. a. ü ^^"daläti^'^ e-ki-durinim sa ki-la-at-ta-an e-kisal-mah ,und
die Türflügel von E., die sich auf den (beiden?) Seiten des Tempels
Ekisalmab^ (befinden)' Lamgdon, Königsinschr. 282, 35 ff.;* sa äarrütu
mätäte kilallan ukinüma , welcher das Königtum über die Länder
ringsum begründete' so richtig Lyon, Sargon Cjl. 31: daselbst Z. 66:
ina rese u arkäte ina sile kilallan mehrit 8 (Stierinschr. 82: 4) säre
8 abulle aptema ,Vom und hinten, an den Seiten ringsum öffnete
* Ich verwende hier das Wort .Stamm' für die grammatische Abstraktion
der Lautverbiadung Tc3 aus den wirklichen Wortformen, worin sie auftritt, mit
welcher die Sprache eine bestimmte Bedeutung yerbindet. Ob solche Abstraktionen
früheren realen Urwörtern entsprechen, darüber s. später.
' In der Mischna erscheint dann das Adverb a'«"?: als gesetzlicher Ter-
minus für ,da3 Zweifache' ebenso substantiviert wie das oben besprochene sttp
jübrig, Rest'.
' Vgl. aber zur Lesung des Tempelnamens Laxgdon a. a. O. Anm.
* Vgl. DixiTzecu, Gramm, a a. O.
174 VIII. Die Entstehung des semitischen Duals.
ich gegenüber 8 (Var. 4) Windrichtungen 8 Tore'; Scheil-Dieulafoy,
Esagil 9 Obv. 12: ki-lal-laan siUr-ti KÄ.MAH, KÄ.(DINGIR)
BABBAR-E, KÄ-GAL, KÄ.(DINGIR).LAMA-R[Af], KÄ.HE.GAL,
KAJJ.DI.BAR.RA ,Ringsuni im Kreise: das erhabene Tor, das
Tor des Sonnenaufgangs, das große Tor, das Tor des Lamassu, das
Tor des Überflusses, das Tor der Pracht . . .' (Scheil: ,des deux
cotes, alentour: . . .'); Meissner-Rost, Bauinschriften Sanheribs 12,
51 ff.: asquppäti "*"" TUR.MI.NA.BANDA si-ra-a-ti ab-ni ki-lal-la-an
i-na sad-di-su-un ab-tuq-ma ,Platten aus schwarzem Marmor (?), ge-
waltige Steine, ^ sprengte ich ringsum ^ von ihren Bergen los', ebenso
CT XXVI Kol.VI 72 ff., wo King S. 25 der Einleitung übersetzt: ,. . . on
both sides (aber haben die Berge nur zwei Seiten ?) I cut them free
from their mountain'. Auch Langdon, Königsinschriften 192 Nr. 26,4
sind abulle ki-la-alla-an ,alle Tore des Tempels' (übersetze also:
,die Tore ringsum*), nicht ,beide Tore' wie Langdon übersetzt, der
darum auch in Z. 6 abulle äi-na-a-tim mit , diese zwei (sie!) Tore'
wiedergibt. Ebenso wird kilattan auch 132, 59; 282, 36 am besten
mit ^ringsum* zu übersetzen sein. Auch 218, 19 gibt ,Marduk . . . und
Sin . . . traten an meine (beiden) Seiten' (izzizu kilallan) einen weit
besser in den Zusammenhang passenden Sinn als ,traten beide (ein-
her)' (L.). Vgl. noch 160, 38.
Aber auch in der Bedeutung ,beide*, neben der nur im Äthio-
pischen auch die des bloßen ,zwei' steht, ist nicht der Zahlbegriff
allein ausgedrückt; ,beide' ist vielmehr soviel wie ,je zwei, zu zwei,
zwei zusammen' und an manchen Stellen ist der letztere Begriff
wie im hebr. ü''ah:D »zweifach, (zwei, aber auch mehr) zusammen* auch
im Assyrischen stärker betont als der der Zahl, wie z. B. in a-di
ba-al-ti-at ki-la-la-an i-ta-na-su-u ,solange sie lebt, werden sie zu-
^ So ist ab-ni wohl besser denn als Verbum ,ich baute' zu verstehen.
* So auch MEisNER-Rost a. a. O. z. Stelle. S. 32 bemerken sie jedoch Jensens
Einwendungen, Kosmologie 357 folgend, daß kilallan (nicht killalan) und kilattan
nur ,zwei', resp. ,beide' bedeute. Eine neue Übersetzung der Stelle wird dort nicht
gegeben; sie müßte danach wohl lauten: ,. . . zwei sprengte ich von ihren Bergen
los', kilallan etc. bedeutet aber wirklich als Zahlwort nicht ,zwei', sondern nur
,beide'! Daß diese Bedeutung gegen Jensen mit der anderen gutbelegten ,beider-
seits, ringsum' sich wohl verträgt, siehe sofort.
Die Dualformen des semtischen Zahlworts. 175
sammeii (sie) erhalten' CT VI 37 a, 13f; [ana sadl ajr-ki ik-su-du
ki-lal-la-an ,zuin grünen Berge kamen sie zusammen' KB VI 1 158, 44.
Wie ist der Zusammenhang der Bedeutungen ,zwei, beide, beider-
seits, an den Seiten, ringsum, zusammen' zu erklären?
Die babylonische Form kilallan erweist den Zusammenhang des
Wortes mit dem gemeinsemitischen Verbum hb'2 ,umringen, umfassen'
und bezeugt damit die Bedeutung ,ringsum' als die älteste. Die Be-
deutung ,ringsum' von kilallan liegt also in der Bedeutung des
Stammes, ganz wie etwa in dem oben S. 67 besprochenen vulg.-ar.
haicälen, das zu J>=>- , ringsum' gehört. Wie die anderen Adverbia
desselben Stammes ass. kalama, kullatan, hebr.-aram. bs, bb'z d'?2
(mbs), arab. ^, oman. kullin, killyn, killen, hat auch kilallan^
kilattan und die dazugehörigen Formen cs'^s,^ o^» äth. keVe,
vulg.-ar. killin , doppelt' * etc. aus , ringsum* die Bedeutung ^zusammen,
alle' entwickelt. Der Umstand aber, daß die rein lokale Bedeutung
, ringsum* in kilallan etc. lebendiger blieb als etwa in kulläm etc.,
hat dazu geführt, daß infolge einer Bedeutungsentwicklung, die mit
der Entstehung der Dualendung an den Körperteilnamen psycho-
logisch zusammenhängt, kilallan etc. nicht jede beliebige Anzahl
zusammen bezeichnet, sondern nur den naturgemäß häufigsten Fall
,zwei zusammen, beide'. In vielen, ja den meisten Fällen, wo nur
zwei Seiten einer Sache in Betracht kommen können, reduziert sich
die Bedeutung ,ringsum' von selbst auf ,beiderseits'. ,Rings um die
Straße, den Fluß, die Grenze, die Mauer, die Tafel' bedeutet der
Natur der Sache nach nur soviel wie ,beiderseits der Straße, des
Flusses, der Grenze' etc. Das gilt zum Beispiel auch von längs
einer Straße liegenden Feldern oder Häusern, deren ,Ringsum' nur
soviel ist wie ihr ,Rechts und Links', weshalb z. B. in altbabylonischen
Urkunden die Nachbarfelder ringsum (itesu) auch durch imittisu u
sumelisu , rechts und links' (z. B. Schorr, Urkunden 120, 8; 130, 7)
bezeichnet werden können; ebenso aber auch bei dem symmetrisch
gebauten menschlichen Körper, dessen Glieder ringsum nur jene
rechts und links sind. Darum bedeutet kilallan etc. neben ,ringsum'
^ Danach ist *1eitam etc. spätere laatliche Entwicklang aas *killam. S. daza
noch später.
" WahrmüM), Wörterbuch s. y.
176 VIII. DiK Entstehung des semitischen Duals.
auch ,beiderseits*. In dieser Bedeutung konnte es auch attributiv
verwendet werden, ähnlich etwa wie gr. rj Uyav TifxtoQia ,die all-
zugroße Strafe' etc., vgl. z. B. CT XXVIII PI. 7, 5 und 6: summa
izhu iski-su sa imitti, bezw. §a §umeli reqat ,wenn bei einer Neu-
geburt die Hode rechts, bezw. links fehlt' mit dem Fall Z. 7 : summa
izhu iske-su kilattan reqä ,wenn der Neugeburt die Hoden beiderseits
fehlen'. In solchen Verbindungen kann geradezu mit ,beide (Hoden)'
übersetzt werden und auf diesem Wege ist aus dem ursprünglichen
Ortsadverb ,ringsum* und speziell »beiderseits* das Zahlwort ,beide'
erst entstanden.
Für diese Entwicklung eines Zahlwortes für ,zwei' aus einem
Adverb für ,ringsum' sei vorläufig eine Analogie erbracht, die des
lat. ambo, gr. HfKpio, altind. ubhäu, got. bat, ahd. (mit angefügtem Ar-
tikel) bei-de, welches Zahlwort gleichfalls das Adverb ^afxcpo) = afi(pi\
lat. amh-, ambi, deutsch bei^ mit der Bedeutung , ringsum' darstellt.
Auch die Bedeutung dieses Adverbs geht in a(^i<pig, aind. abhitas
aus denselben Gründen wie bei kilallan etc. in die spezielle ,beider-
seits* über, woraus auch hier die Bedeutung des Zahlworts ,beide'
erst hervorgegangen ist.^
Eine ähnliche Entwicklung ist übrigens auch schon oben S. 14
für bab. ahennä = aham ,brüderlich' nachgewiesen worden: auch
ahennä, das in der Bedeutung , zusammen' mit kilallan etc. zusammen-
trifft, steht auch für ,beiderseits'. Daß auch hier die Beschränkung
auf die Zweizahl jüngere Entwicklung aus älterem ,ringsum, nach
allen Seiten* ist, zeigt die Bedeutung ,im einzelnen, für alle*, die der
Entwicklung von abs etc. entspricht. An den a. a. 0. sub 3. ange-
führten Stellen könnte man auch ahennä, wie i^^^ mit , beide' über-
setzen und die hebräische Bedeutungsentwicklung von wnb's ,zwei-
fach, verschiedenartig' spiegelt sich wohl in der a. a. 0. sub 4. ge-
nannten Stelle [a-nja al-pi (bezw. si-[e-nij) du-u§-sa-ti a-hi-na-a la
tir-ru-ub, die im Vergleich mit ü'^ab:: y'a'nn üb ^nann ,dein Vieh sollst
* Vgl. übrigens Walde, Etym. Wörterbuch der lat. Spr. 22 f., 24.
' Bisher wird die umgekehrte Bedeutungsentwicklung ,beide >■ beiderseits'
angenommen ; der Übergang zu ,ringsum' bleibt dabei ebenso unerklärlich wie die
adrerbielle Verwendung des Zahlwortes ,zwei' als ,beiderseit8'. S. übrigens später
zum indg. Dual Kap. XII.
Die Düalformbn des semitischen Zahlwortes. 177
du nicht verschieden (zweierlei) zusammenbringen* wohl übersetzt
werden darf: ,zu . . . Rindern, bezw. . . . Schafen sollst du mit ver-
schiedenartigen (Tieren) nicht hineingehen'.
Das Adverb kilallan ist also ursprünglich kein Zahlwort für
,zwei', seine Endimg ist die des Adverbialis, nicht ein Ausdruck des
Duals.
Aber auch css?, crw, mit den Entsprechungen in fast allen
semitischen Sprachen, sind ursprünglich adverbielle Formen, worin
die Zweizahl nicht durch die Endung, sondern durch die Bedeutung
des Wortes an sich ausgedrückt ist. ^
Die Richtigkeit dieser Behauptung ergibt sich nicht etwa nur
aus dem adverbiellen Gebrauch von n-^VD, z. B. , doppelt* Ex. 22, 6,
DTic? ,zweima]* Ps. 62, 12; Hi. 40, 5; arab. cA^^-^^ f^ »^r stand zwei-
mal auf' etc., welche Fälle ja als prägnanter Gebrauch des Zahl-
wortes mit Weglassung eines Nomen verbi gedeutet werden können,
vgl. Caspari-Müller § 329 sowie den gleichen Gebrauch von ystr
, siebenmal', z. B. Lev. 26, 21. 24; Spr. 24, 16 und dazu Gesesiüs-
ELa.ütz8Ch § 135r, sondern aus folgenden Tatsachen:
Neben sina, sitta gibt es auch im Assyrischen eine den west-
semitischen dualischen Parallelen genauer entsprechende Form Htten,
sittin. Aber sitten bedeutet nicht wie wrw ,zwei', sondern — ,zwei
Drittel'. Vgl. z. B. Kod. Hamm. XVI 66 f.: i-na bi-la-at 'f'^kirlm
H-it-ti-in a-na be-el '^"kirlm i-na-ad-di-in sd-lu-us-tam sii-u i-li-ki
,Aus dem Ertrage des Gartens zwei Drittel soll (der Gärtner) dem
Eigentümer des Gartens geben, ein Drittel soll er nehmen'; Thüreau-
Danqin, Lettres 142, 13 (= Kohler-Unqnad, Gesetz V 1185; Schorr,
Urkunden 129): si-it-ti-in ir-ri-sum sa-lu-us-tam be-el eqlim ,Zwei
Drittel (bekommt) der Pächter, ein Drittel der Eigentümer des
Feldes'; ähnlich Thdreau-D angin a. a. 0. 143, 9; VS VII 34, 13 etc.
Dieser eigentümliche feste Gebrauch von sitten für .zwei Drittel'
ist zweifellos aus ursprünglich distributiver Verwendung der adver-
biellen Endung zu verstehen, so daß man Kod. Hamm. XVI 66 f. ge-
radezu noch übersetzen kann: ,je zwei soll er dem Eigentümer des
Gartens geben, das Dritte soll er selbst nehmen*. Daß diese distri-
' Vgl. aach die endung8lo!«e Form in ass. ienseru ,der zwölfte*.
Torczyner, Die Eutätehnng dos setnitisclien Spmcbtypus. 12
178 VIII. Die Entstehung des semitischen Duals.
butive Bedeutung wie in den oben besprochenen babylonischen Maßan-
gaben eigentlich als eine adverbielle ,zu zweit* aufgefaßt wurde, zeigt
der hebräische Ausdruck für ,zwei Drittel' • • • a ü'^iv? ""b Deut. 21, 17;
2 Kön. 2, 9; Zach. 13, 8, der als adverbielle Verbindung mit dem
präpositioneilen "'S gebildet wird, das auch in -as, ■'sb, "'S hy , gemäß,
wie', "s bv ^IK , obgleich' vorliegt und direkt nicht von ns ,Mund'
abzuleiten ist, sondern identisch ist mit arab. ^ ,in', besonders in
multiplikativem Gebrauch; vgl. oben S. 154. Entspricht aber arab. (^
^-aj^\ , viermal' dem multiplikativen D"'nyn-ix , viermal, vierfach' und
arab. killin, äth. keVe in der Bedeutung ^doppelt', so entspricht wiv '•B
dem distributiven babyl. sitten und bedeutet wie dieses ursprünglich
,je zwei' im Gegensatz zu einem dritten, woraus sich die Bedeu-
tung ,zwei Drittel' entwickelt hat. Wie bei Htten im Kod. Hammu-
rapi läßt sich auch bei ü^:v ''B diese Bedeutungsentwicklung noch
nachweisen in Zach. 13, 8 na -inr rr'trbDm ij?ir ims'' rü Q':v •'B, wo wie-
der noch geradezu übersetzt werden kann: ,Je zwei darin sollen
vernichtet werden und umkommen und das dritte darin bleiben'.
In der Tat findet sich in dieser Bedeutung für die Dualendung auch
die gewöhnlichere adverbielle Endung -su, die sonst wie -ta-a-an
nach der Zahl multiplikative Bedeutung hat. So steht 2-iu für ^/gi
K 7000, 3. 4 vgl. BoissiER, Documents 6; Boissier, Choix 179, sitta-
su KB VIi 204, 16; ja auch beide Endungen nebeneinander finden
sich in sit-tin-su KB VIi 118 Nr. II 1; si-tin-su als Glosse zu 2-su
in III Rawl. 59 Nr. 15 vgl. Jensen, KB VIi 424, Vgl. ha-am-sa-am-sü
,5 mal' oben S. 100. Multiplikative und distributive Bedeutung gehen
also auch hier wieder Hand in Hand, wie bei den besprochenen ba-
bylonischen Maßangaben, bei mätitan, kullatan, hebr, onaK, Dnsa::, avo
die distributive Bedeutung fast mit der multiplikativen des Plurals
zusammentrifft — und wie bei den sowohl distributiven als multi-
plikativen Zahladverbien bab. Utenä-ta-aan ,je eins' neben sihi-ta-a-an
, sieben mal'.
Mit anderen Worten: wva, DTitr und die dazugehörigen Äqui-
valente im Arabischen, Aramäischen, Äthiopischen und Babylonischen
stehen in bezug auf ihre Endung nicht isoliert da. Sie gehören
vielmehr einer Reihe an, die wie hebr. DTiraiK, trnv'yB, dtoi, bab.
1-ta-a-an, 2-ta-a-an, S-ta-a-an, 6-ta-a-an, 6-ta-a-an, 7-ta-a-an etc..
Die Düalformen des semitischen Zahlworts. 179
arab. <*-«4j^ etc. beweisen, ursprünglich alle Zahlen umfaßt hat.
Das fem. sitta, sittä, sitten, sittin und das mask. sina, si-e-na-ma^
etc., ist also die phonetische Lesung der oben S. 99 besprochenen
Zahladrerbia 2-ta-a-an, 2-a-an, 2-a-a und ist ebenso ein ursprüng-
liches Adverb ,zu zweit, paarweise' wie kilallan, ü^nb::, JceVe und
wie das gleichbedeutende sinasan (oben S. 64). Hat man bis zur
Erkennung des Zusammenhanges von wnV'yD und bab. sihi-tam durch
D. H. Müller die Multiplikativa D\-irn~ix, DTir^iT, bto"i nach wyB,
n'nc^ in gedankenloser Weise als Duale gedeutet, so ergibt die wissen-
schaftliche Prüfung, daß im Gegenteil auch wvo, wnv etc. wie DTirmx
etc. multiplikative oder distributive Zahladverbia sind, die auf die
Endung an> afjjim u. ä. auslautend, von allen Zahlwörtern gebildet
wurden.
Die adverbielle — distributive und multiplikative — Bedeutung
der Endung ist in cjr, DTir später verblaßt, so daß diese weiter als
Dualausdruck verstanden werden konnte. Dasselbe ist aber auch
bei DTinn Ps. 68, 18 der Fall, das an dieser Stelle gegen die Ana-
logie von öTir^tt', D\"ij?3nK gar nicht multiplikativ ,zehntaus'endfach',
sondern nur einfach ,10.000' bedeuten kann. Ebenso ist vulgärarab.
hadan im Akkusativ als Zahlwort für ,eins' erstarrt, was auch das
babylonische isten (wie kilallan, kilällen; sitten) erklärt, dessen he-
bräisches Gegenstück ■'rur;? wieder die dualische Endung von 'r\v
{= cnv) zeigt. Auch im Indogermanischen weisen (s. oben S. 155)
die Zahlwörter , Septem, novem, decem*, wie auch gr. €v (*s'ni) durch
die akkusativische Form auf eine ältere, später verblaßte adver-
bielle Funktion. Auch im Sumerischen (s. ebendort) weisen die Zahl-
wörter die gleichlautende adverbielle Endung a-an (am) auf, ohne
daß die adverbielle Bedeutung in allen Fällen fühlbar wäre. So
wird es verständlich, daß im Semitisch-Babylonischen die Endung
a-(an), bezw. ta-a-(an) mit dem Zahlwort vielfach so fest ver-
schmolzen ist, daß sie oft auch bedeutungslos steht, ja daß es inner-
halb der akkadischen Gesamtsprache Dialekte gab, worin die Dual-
endung, bezw. der Akkusativ die gewöhnliche Endung aller Zahl-
wörter überhaupt war. Dies ist in der Tat für die Sprache der
1 Z. B. CT XV PL 1 Kol. I 11: ü-e-na-ma-Sa ,zu (ihrem) zweiten Male.
180 VIII. Die Entstehung des semitischen Duals.
neubabylonischen Kontrakte gewiß, worin den Zahlzeichen regelmäßig
die Endungen -ta für das Maskulinum {2-ta, 3-ta, 4-ta etc. etc.), bezw.
-a für das Femininum (2-a, 3-a, 4-a) nachgesetzt wurden. Man sprach
also nicht nur in der Zweizahl Hna und sitta, sondern auch selalta,
irhitta, hamilta etc.
Daß diese Endung an Selalta etc. wirklich die Dualendung von
sina, sitta ist, das zeigen die besonders in mehreren aram. Dialekten
erhaltenen Formen des Zahlwortes auf te(j) : jüd.-galil. "npa"!« ,die vier*,
'nt:^'')an ,die fünf, ^nv^v ,die sieben', "nwn ,die acht', Tnirr ,die zehn'
etc.,* die mit nn, Tiin ,zwei' in eine Reihe zu stellen sind, ebenso
wie hebr. DTitr mit a^nj^Dn«, a'nratr, cna"!; 'nv mit Tiirr in einer
Reihe steht. Die adverbielle Form TijrmN ,die vier' etc. zeigt dabei
determinierte Bedeutung, die wohl als Spur der ursprünglichen ad-
verbiellen Funktion zu deuten ist; auch aus kilallan etc. , beiderseits,
zweifach, paarweise' entwickelt sich zunächst die determinierte Be-
deutung ,alle zwei, beide* = , zu zweit' und ,die zwei'; ebenso ist
Tij^a'ix = DTijJanK ,zu viert' und ,die vier'.^ Daß neben TU^mx etc.
die femininen Formen *''j?D"ii< etc. nicht vorkommen, hat natürlich
darin seinen Grund, daß diese Form , vierzig' etc. bedeutet.
Daß auch im Arabischen z. B. in ä^-ii^ v£j-> etc. das Zahlwort
vielfach die Akkusativendung für den Nominativ zeigt, führt gleich-
falls darauf zurück, daß im Zahlwort wie in , Septem, novem, decem'
akkusativische Adverbialformen erstarrt sind.'
^ Belege und Zusammeuhänge mit anderen Formen im Syro-Palästinischen,
Mandäischen etc. bei Barth, Sprachwissenschaft!. Untersuchungen II 8 ff. Vgl. auch
Brockelmann, Grundriß I 485. Man beachte aber, daß Barths Untersuchungsziel,
ob das t des Zahlwortes jenes der Femininendung ist oder nicht, für uns völlig
belanglos ist. Aus dem Weiteren wird deutlich werden, daß die ganze Art der Pro-
blemstellung und somit die Basis, sowohl für Barths eigene Beweisführung als für
die seiner Opponenten, prinzipiell verfehlt ist.
* Gegen Barth a. a. O. 9; Dalman, Gramm. 129.
2 Barths Erklärungen a. a. O. von s^,Jc»s. ((..i^JJ) als Genetiv diptotischer
Flexion mag dem genügen, der zu glauben vermag, man habe 13 etc. urspünglich
durch ,drei der Zehnzahl, vier der Zehnzahl' (Barth S. 10 oben, Reckendorf, Syn-
taktische Verhältnisse 268 oben) ausgedrückt. Reckendorf a. a. O. erklärt näher,
der Genetiv i yJUs- ,war wohl ein Genit. posses., der besagte, daß die betreffenden
drei Dinge nicht einfache (sie!) drei waren, sondern zur Zehnerdekade gehörten' (!!).
Ich, meinerseits, gestehe, daß ich in s w»iXft (.i-UJ »dreizehn' niemals etwas anderes
als einen Ausdruck für , drei (+) zehn' sehen kann, wie auch meines Erachtens kein
Die Dualformen des semitischen Zahlworts. 181
Solche ursprüngliche Akkusatire sind also auch sina(ma), sitta,
(nnr, (OTr, (pnn, (p'mn, (o)^^ (o)L::-o\ etc. Daß gerade bei dem
Zahlwort für ,zwei' die adverbielle Endung in allen Sprachen den
Nominativ verdrängt hat, während dies bei den anderen Zahlen nur
teilweise der Fall ist, erklärt sich durch die Analogie, die nach Ent-
stehung der Dualendung an den Körperteilnamen die gleiche Endung
am Zahlwort für ,zwei' ebenso deuten und darum als wesentlich zur
Wortbedeutung gehörig schützen mußte. Wegen dieser Analogie
mußte auch die Form der Endung an c:» etc. sich lautlich gleich
entwickeln wie die Dualendung, während z. B. arab. hadan, bab. ham-
samma etc. einer abweichenden lautlichen Entwicklung folgten.
Was endlich cnsö, ^l>^^ inNO ,200* anlangt, so ist dieser Dual,
der im Babylonischen fehlt, wohl sekundär. Von dem angeblichen
Dual anB?r »zwanzig' wird später die Rede sein.
Was bisher hier erwiesen wurde, ist freilich nur die bloße Tat-
sache, daß die Endung der Zahlwörter für ,zwei' eine adverbielle
Endung ist wie in n'nysc, mätitartj kullatan, deren Verständnis
indes vorläufig noch manche Schwierigkeit entgegenzustehen scheint.
Denn der Bedeutungswandel des Adverbialis singularis mätitan, mi-
tütan, istena-ta-a-an, amsK sowie adverbieller Verbindungen gleich
O'iV "B ; neK2 zum Distributivum und andrerseits sogar zum Kollektivom,
also geradezu zum Plural, der im obigen nachgewiesen wurde, ist
trotz der angeführten Analogien, wie schon oben S. 131 bemerkt
wurde, zunächst psychologisch unverständlich. Doch wird auch dieser
Einwand später seine Antwort erhalten.
Die Tatsache an und für sich ist aber schon jetzt gesichert.
Der semitische Dual war ursprünglich nirgends, auch am Zahlwort
nicht Ausdruck der Zweizahl, sondern ist dazu durch volksetymo-
logische Umdeutung einer ursprünglich adverbiellen Endung an den
Namen doppelter Körperteile geworden.
Auch die Frage der Beziehung des flexionslosen hebräischen
Duals auf a(j)im zu dem zweigestaltigen arabischen Dual Nom. -änt;
Gen. Akk. -aini muß jetzt anders beantwortet werden als dies z. B.
Nichtgprammatiker ,drei der Zehnzahl', als ,dreizehn' (oder auch anders) wird ver-
stehen können.
182 VIII. Die Entstehung des semitischen Duals.
durch Brockelmann, Grundriß I 457 geschieht. Nicht ,nur die Endung
des Kasus obl.' ist im Hebräischen ^erhalten', sondern der Dual als
ursprünglicher Adverbialis ist im Akkusativ in adverbieller Be-
deutung entstanden.
Die arabische Unterscheidung der ursprünglich gleichbedeu-
tenden Adverbialendungen an, ain (en) als Kasuszeichen ist sekundär!
Ist also der Dual im Semitischen, den nur das Arabische in
der Bildung der Nomina, Pronomina und Verba gänzlich durchge-
setzt und entwickelt hat, in den wenigen gemeinsemitischen Formen
nicht ein Rest ursemitischer Formenbildung, sondern eine sekundäre
Erscheinung, etwa wie die Umdeutung der germanischen Flexions-
endung ir zur Pluralendung?
Die Antwort auf diese Frage scheint kaum mehr zweifelhaft,
ja in dem bereits Gesagten eigentlich schon enthalten und er-
wiesen zu sein. Und doch wird der weitere Verlauf der Unter-
suchung zeigen, daß die Frage des semitischen Duals noch mit
einer Reihe anderer Probleme im Semitischen und auch in anderen
Sprachen eng verknüpft ist, daß die dualisch gebildeten Wörter als
Namen der Teile des menschlichen Körpers und der wichtigsten
Werkzeuge des Menschen zum ältesten Bestände aller Sprachen ge-
hören und daß, unbeschadet der zwingenden Richtigkeit der bis-
herigen Ergebnisse, die endgültige Lösung des aufgerollten Problems
viel tiefer gesucht werden muß, um wie dem Zeugnis der sprach-
lichen Formen auch den psychologischen Bedingungen der Sprach-
entwicklung gerecht zu werden.
Vekänderonq d. Wortbedeutuno durch dualische Analooie. 183
IX. Unechte Duale.
Im vorigen Abschnitt ist gezeigt worden, auf welchem Wege
die adverbielle Akkusativendung in einer ihrer lautlichen Entwicke-
lungen zunächst an einer bestimmten Xominalgruppe als Ausdruck
der Zweizahl empfanden wurde, der später auch auf andere Wörter
und Wortarten übertragen werden konnte. Nun hatte aber auch
außerhalb der Gruppe der Körperteilnamen die Akkusativendung sich
vielfach (vgl. oben Kapitel II) zu derselben lautlichen Form entwickelt:
ä(n), e(n) im Assyrischen, ä(ni), ai(ni) im Südsemitischen, a(j)im
im Hebräischen, wo sie auf Grund der Analogie der dualischen
Körperteilnamen gleichfalls als Dualendung empfunden werden mußte.
Dies mußte aber vielfach zu einer Veränderung der Wortbedeutung
führen. Einige Beispiele für Bedeutungsänderung infolge der Auf-
fassung der Endung als Dualausdruck haben wir gelegentlich schon
kennen gelernt, so bei den Körperteilen selbst die Auffassung von
D''3"i% cnDi", W'inti, ^^j^-^**"^ ^Is ,zwei Rückenhälften', d'Bk .Gesicht,
Nase' als , zwei Nasenhälften ', wobei der Gesammtinhalt des Duals
D''3~i'' ,Rücken' etc. indes unverändert geblieben und nur die Auf-
fassung als ,zwei Hälften' sekundär ist. In Fällen wie d"3-i:, ursprüngl.
.Schoß' hingegen, hat sich auch der Bedeutungsinhalt des Ganzen,
durch Wanderung auf den zunächst Hegenden dualischen Körperteil
die .Schenkel, Knie' verschoben. Ein ähnlicher Vorgang ist es, wenn
DTiKB ,die Front, Stirn', das eine lautliche Nebenform zu ass. pütam
,vorn' ist, als Dual in der Bedeutung , Schläfe' auf die Seite rückt. Bei
anderen Bespielen, wo die Auffassung als zweiteiliger Begriff nicht
anging, wie bei onnzt, o^mp etc. mühte die Volksetymologie und die
über diese noch hinausgehende Gelehrsamkeit der Grammatiker sich
stets denn doch eine Zweiteilung des Begriffes durchzuführen. So
ist oben auch schon von den Ortsnamen auf äni, a(j)im gehandelt
worden, die gelehrte und ungelehrte Volksetymologie als ,zwei Städte,
zwei ^leere' etc. gedeutet hat. Und so mag es nocli viele solche
unechte Duale geben, worin die dualische Foi'm ursprünglich nicht
als Ausdruck des Duals entstanden ist.
184 IX. Unechte Duale.
Wenn der Araber den Gruß marhaha(n) ,wil]kommen !' mit
marhabaten beantwortet, so kann dies schon rein sprachlich kein
Dual zu marhaban ,zwei Willkoramen* sein, der marhaben lauten
müßte; es ist vielmehr dasselbe Adverb in femininer Form, und man
darf vermuten, daß der eigentliche Gegengruß marhaban marhaba-
ten lautete, welche Form wie das S. 79 f. besprochene üTiam dm;
ö-nnön -iian als doppeltes Adverb zu verstehen ist, wovon in der
Antwort das erste Wort verschluckt wird; vgl. ''alekum für saläm
'^alekum in der Antwort. Ein ähnlicher dualischer Ausruf ist ähen
'^ala lauati filhubb ,zweimal ach über mein Elend in der Liebe!'
Dalman, Palast, Diwan 220 unten, das ursprünglich wohl auch nicht
als Dual entstand. Mehri azzeteyn (^-^Jls) ,potztausend!' Bittner,
Studien IV 38 bedeutet jedenfalls nicht ursprünglich ,zwei Selten-
heiten' (Jahn, Mehri 163 b).^ Im Iraq heißt cänat umkum hässa
bi-Vomren ,ihre Mutter war alt geworden' Weissbach, Irak-Arabisch
147, 7, was wie hebr. D''ö"'a «5, arab, 2?^\ t^» c^^^ eigentlich ,ins
Leben eingedrungen' bedeutet, gewiß nicht ursprünglich in ,zwei
(= das zweite) Leben'.® Die Umformung des später substantivierten
Adverbialis '^omran zu ''omren (vgl. hebr. d"'öv , immer*) dürfte in der
Negation ,das Leben lang nicht > niemals' erfolgt sein; vgl. abadan
^niemals' mit -r^r^^ oben S. 67.
Wie an '^omren gleich vielen hebräischen Substantiven (vgl.
ü'^T^j D'nEr(a) ,Herd', D'n'^isj? , Faulheit' etc.), dürfte auch an arabi-
schen Substantiven besonders für Abstrakta die Endung oft in der
Form des Duals erstarrt sein, ohne ursprünglich die Bedeutung des
Wortes zu modifizieren. In Sure 55 spricht Mohammed von zwei
himmlischen Gärten (^^U^:^ V. 46) mit je zwei Quellen (^U-^) und
zwei Arten (^;J^.^J) von Früchten (V. 52), und von zwei ähnlichen Gärten
(V. 62 vgl. NöLDEKE-ScHWALLY, Goschichte des Korans I 40), wo die
zwecklose Erdichtung zweier Gärten durch den Reimzwang nicht
erklärt werden kann. Vielleicht darf man aber vermuten, daß ein
alter substantivierter Lokativ gannatän(i) wie o^"^? QTinp für ,(im)
Paradies' den Anstoß zur Auffassung des Paradieses als Doppel-
garten gegeben hat. So scheinen speziell für menschliche Eigen-
1 S. unten S. 191.
' Wkisjsbach: ,d. h, sie war über 70 Jahre alt, Psalm 90, 10*,
Dualtitel. 185
Schäften [vgl. hebr. c'nbxy ,(iii) Faulheit'] die adverhiellen Kasusformen
leicht erstarrt zu sein. Eine Anzahl solcher arabischer Abstrakta
auf äni, die erst sekundär als Duale verstanden wurden, hat sich
in alten, mit Dualen zusammengesetzten Personennamen^ erhalten,
wie sie Goldziher unter dem Namen ,Uber Dualtitel' in WZKM
XIII 321 — 329 behandelt hat; vgl. auch Barbier de Meyxard, Sur-
noms et sobriquets arabes JA 1907 Bd. IX 173—244; 364—428;
X 55 — 118; 193 — 273, der, ohne Kenntnis von Goldziher s Aufsatz,
gleichfalls hiehergehöriges Material gesammelt hat. Ich gebe im
folgenden ein knappes Verzeichnis dieser Titel, indem ich für die
Quellen auf die angeführten Arbeiten Goldziher s und Metnards^
verweise :
^^^jUi.\ ^\ ,fils des deux preferees' M. 183.
c ^ *■ '
^^>>-oü\ ^\ ,der mit den zwei großen Eigenschaften* M. 200.
^:^l> ,les deux portes':^^^ j^* es* JiP^ ^-r^ ^^ M. 222.
^;.,■*^Ä.*i\ 0\> ,1a femme aux deux outres' M. 382 f.
^2^lk*l\ o\> ,1a femme aux deux ceintures' M. 383.
^^3^\ ji ,der mit den zwei Ohren' M. 38, 388.
^S\ä.J\ j> ,der mit den zwei gestreiften Obergewändern' M. 387.
^>'^\ y> ,der mit den zwei gestreiften Gewändern' M. 389.
^^Jl.\ ^> ,der mit doppeltem Glück' G. 3256; M. 392.
^^^-^UL\ y> ,der mit den zwei Flügeln' M. 392; G. 325 lo.
^2^^l3U\ ^3 ,der mit den zwei Dummheiten' M. 395.
^2^Isr'p\ ^}> .der mit den zwei Lanzen^ M. 396.
^2jlx^\Sj^\ ^'i ,rhomme aux deux commandements' M. 397; G. 3252.
j;^>Iä**J\ ^3 ,der mit den zwei Seligkeiten' M. 398: L'homme aux
deux regnes.
^^■;4-*"-^^ i> ,der mit den zwei Pfeilen' G. 325 7.
^^j^;J.yy>J\ •> ,der mit den zwei Schwertern' G. 325 s; M. 397.
^ Daza, daB die Vorliebe für solche Daalnainen nicht auf Personennamen
beschränkt geblieben ist, vgl. als Beinamen des Schwertes, bezw. des Kamelhalfters:
LLr*)5 *^^ Cr^'y 3^' cjyy^A'^ 5^' "^^^^ Kowalski, Diwän des Kais ibn al ^atim 4.
* Zitiert als G., bezw. M. nebst der Seitenzahl in WZKM XIII, bezw. JA IX.
186 IX. Unechtb Düalk.
^^j.Jj\ ^> Jnhaber des Doppeladels' G. 329.
,^U-iJ\ ^3 ,der mit den zwei linken (Händen) M. 398.
^>l^Äi\ 5> ,der mit dem doppelten Zeugnis' G. 320 5; M. 399.
cr^?.^^ j> ,der mit den zwei Entschlossenheiten' G. 328.
j^^^-^ää3\ ^i ,rhomme aux deux petites tresses' M. 400.
Cf^y^\ ß ^der mit den zwei Hörnern' M. 401 vgl. besonders
NöLDEKE-ScHWALLT, Geschichte des Korans' 140 5.
crr^f^^ 33» ,der mit den beiden Herzen' G. 324; M. 403.
^^JJü\ ^3> ,der mit den zwei Federn^ G. 325 i.
cr^^^l y> ,der mit den zwei Schri£t(art)en G. 325 9.
cr^y^^ 3> ,der mit den zwei Vollkommenheiten' G. 326.
^jÄv;j\ y> jder mit den zwei Würden' G. 329.
.-J\ y> ,der mit den zwei Vorzügen' G. 328.
i\ ji jl'homme des deux lignees' M. 405.
^-yXi.Ai3\ ^> jl'homme aux deux points de lance' M. 405.
^J5-Ü\ ^> ,der mit den zwei Lichtern' G. 325; M. 406.
^;_^*^Ä{J\ ^> ,rhomme des deux emigrations' M. 407.
^XS-j\j^\^3 Jnhaber der beiden Vesirate' G. 324 f.; M. 407.
^;^.>^\ ^> ,der mit den zwei Händen' M. 408.
^^^^^^^^•4^^ i> ,der mit den zwei rechten Händen' G. 324; M. 408.
So verständlich einzelne dieser dualischen Beinamen wie
^^^vxJ\ 3>, cs'^i^'^ ?^ 6tc. ihrer Wortbedeutung nach sind, ebenso un-
natürlich müssen von vornherein Namen wie ,der mit den zwei
großen Eigenschaften, Vorzügen, Vollkommenheiten, Entschlossen-
heiten, Glücken, Seligkeiten, Dummheiten, Herrschaften, Adeln,
Zeugenschaften, Schriftarten, Würden, Vesiraten, AusAvanderungen*
etc. erscheinen. Glück, Seligkeit (J-^-, 2J>Lä*o), Trefflichkeit (i«^^^,
jsäT»^ Ä.-JLU), Entschlossenheit (<U-^.jj>), Adel i^y^^ '-r^-'^)? Dumm-
heit (^^j), Herrschaft (^-«^;), Vesirat («j^j^), Zeugenschaft (i'>\^Ji>\
Schreibkunst etc. sind Abstrakta, die nicht zweimal gezählt werden
können. Die Zweizahl der Vollkommenheit etc. auf zwei bestimmte
Gebiete zu beziehen, heißt aber sie einschränken, wie dies schon
der Dichter fühlt, da er fragt: ,Du vereinigst ja alle Vorzüge;
Dualtitel. . 187
warum rühmt man dich nur mit zweien?' (vgl. Goldziher 328).*
Die Deutungen, welche die arabischen Philologen und ihnen folgend
u. a. auch Goldziher a. a. O. versuchen, etwa zu zwei Herrschaften:
t,A**»J\j 5j\j^\ jüiü" <ö!iJ; zu zwei Zeugnissen: a3"^^-S> ^\ J>-">j J-*^
^^^^JLä-j »>L{Ji>; zu zwei Glücken (sie! Goldziher: doppeltes Glück):
,daß er . . . einen Gefangenen erbeutete, für den er ein großes Stück
Lösegeldes erhielt'; zu zwei Vollkommenheiten: ,mit Schwert und
Feder'; zwei Entschlossenheiten: , religiöse und weltliche Wirksam-
keit' müssen, so geistreich und lehrreich Goldziher darüber schreibt,
bei unbefangenem Urteil als ebenso gekünstelt und gesucht erkannt
werden, wie wenn man etwa hehr. D'nbiT .Faulheit' ob der dualischen
Form als Faulheit im Denken und im Handeln deuten wollte. Auch
hier wird diese Einteilung auf zwei Gebiete sachlich ebenso zutreffen
wie die der arabischen Kifaje auf Schwert und Feder, in beiden
Fällen aber folgt die geistreiche Unterscheidung des Gelehrten den
Spuren der durch die dualische Form irregeführten Volksetymologie.
In der Tat scheint auch hier wie in DTi'^sy die dualische Form
ursprünglich älter zu sein als die dualische Bedeutung, cr^!;*^^ c^.\
^.oäJ\ *,>, ,:j^sUxXJ,\ ^5, cK^^— ^\ 3>, ^js:^\ i'>, cr^j\}*^\ ^3 haben
ursprünglich wohl nur ,der Treffliche, Vorzügliche, Glückliche,
Dumme, Hervorragende, Selige, Adelige,^ Zeuge (Notar), Ent-
schlossene, Schriftkundige, Vollkommene,' Lobenswerte, Vorzügliche,
Adelige, Flüchtling, (gewesene) Vesir' bedeutet. Auch ^;;_y^^.-JJü\ ^'> mag
ursprünglich nur .der Beherzte' sein, in welchem Falle der Dual in
Cr^:^ an C'snp, cTö etc. erinnert. Vielleicht bezeichneten auch cji>^-,
^>yi wie hebr. d"'D330 nur ein einziges gestreiftes Gewand; ist ja
die Benennung eines Menschen nach zwei Obergewändern, von denen
nur eines sichtbar getragen werden konnte, undenkbar. Solche und
ähnliche Bezeichnungen konnten begreiflicherweise analogiebildend
auftreten und diese Analogie erklärt wohl erst die Vorliebe der
^ DaB der Dual den zweifachen Grad der Vollkommenheit bezeichnen könnte,
scheint offenbar dem Sprachgefühl des arabischen Dichters mit Recht unmöglich.
* Vgl. jüdische Namen wie ori'a, Adelmann, Edel(8) etc.
' Vgl. hebr. b^»b etc.
188 Y^. Unechte Duale.
Araber für solche Dualtitel, die Goldziher a, a. 0. bespricht. Daß
diese alte Verwendung dualischer Formen speziell in mit ^^\ ^:^\
und besonders mit ^3 zusammengesetzten Beinamen erhalten blieb,
mag auf die weitere Analogie von Zusammensetzungen mit dualischen
Ortsnamen etwa wie ^2r*^.^0^) /> »der aus Qarjatein* zurückzuführen
sein, welche die Verbindungen wie ^^^jUi.\ ^3 schützte.
In diesen arabischen Ortsnamen selbst führte die Auffassung
der Endung als Dualzeichen zu einer anderen ümdeutung eigen-
tümlicher Art. Wo nämlich nicht wie etwa in hebr. n''3nö , Lager' >
,2 Lager', DTinp , Stadt' > , Doppelstadt' die noch lebendige Appella-
tivbedeutung des Ortsnamens dualisch umgedacht werden konnte,
mußte diese ümdeutung den Ortsnamen als solchen treffen. Besonders
war dies dort der Fall, wo neben der dualischen Form auch jene
ohne Endung gebraucht wurde. Auf diese Weise wurden dualische
Ortsnamen als Benennungen zweier Orte nach dem Namen des
wichtigeren, somit als Duale a potiori umgedeutet. So sind Nomina
loci wie ^jliyÄj, o^*j> o^r^» o^\;^ ("^gl- Gtoldziher, WZKM XIII
329 3), Hafteyn Rhodokanakis, Dofär I 68, 4 etc. ebenso nur Be-
zeichungen eines Ortes wie Qarjaten, Bahren^ Salhen, Makkatäni,
Mausiläni, hebr. B''n''"ip, D"'"i2:i2, isTisn, D'ijna etc. etc. Erst die Deutung
als zwei Basras, Mossuls, Raqqas etc. hat diese Duale zu Be-
zeichnungen von ,Ba§ra und Küfa' (Grünert, Begriffspräponderanz
26 Nr. 20), ,Raqqa und Räfiqa^ (Grünert 26, 21), ,Saläla und Häfa'
(Rhodokanakis a. a. 0.^ vgl. Brockelmann, Grundriß II 57) etc. ge-
macht, nicht der v_;.^Xäj, die Begriffspräponderanz des einen Namens,
der die arabischen Grammatiker in Unkenntnis der sprachgeschicht-
lichen Entwickelung ihre Bildung zuschreiben mußten. Von wirk-
lich elliptischen Dualen wie Ci^^^ ,zwei Väter' (Eltern) = Vater und
Mutter ' unterscheiden solche Bildungen sich wesentlich dadurch,
daß hier der eigentliche Wortbegriff (Erzeuger, einer der Eltern)
naturgemäß mit einem Korrelatum (Mutter) in Verbindung steht, so
daß die Zusammenfassung in einem Faarbegriff aus dem Begriff des
Singulars erwächst und keine andere Deutung zuläßt als die auf
^ Vgl. aber auch a. a. O. Anm. a.
^ S. aber auch zu diesem Dual noch später.
Duale a potiori. 189
, Vater und Mutter', während bei den individuellen Ortsnamen die
Bildung eines Paares begrifflicli nicht naheliegt, weshalb auch der
mitbezeichnete Ort durch den duahschen Namen keineswegs ein-
deutig bestimmt ist.^ So wird denn auch hier die sprachliche Form
den ersten Anstoß zur Annahme und weiteren Ausbildung solcher
Duale a potiori gegeben haben, die der YorKebe der Araber für ge-
künstelte und geistreichelnde Wortbüdung in demselben Grade ent-
gegenkamen als sie von einfacher und natürlicher Bezeichnung des
Begriffsinhaltes sich entfernen.
Zu diesen Doppelortsnamen wird von den Arabern auch cr^^r^^
gestellt, trotzdem es kein Dual a potiori ist; vgl. die bei Goldziher,
WZKM XIII 329 angeführte Stelle aus Harns rasä'il ed. Stambul
108: ^JÜ\ t> }ji wVÄ» ^yoi.\_5 ^\jj»}\^ crC^A-^ ^^^ ^^^ c^- Unter
Elhadraten versteht man nach Gouoziher nicht nur die beiden
,Residenzen von Bagdad und Sämarra', es kommt diese Bezeichnung
in den Titeln ^^^yi>L\ fUii und ,;j^j^<>L\ iSJ vielmehr auch in An-
wendung auf Persönlichkeiten vor, die ausschließlich iu Bagdad tätig
waren. In diesen Beispielen will Goldziher in ,den beiden Fürsten-
höfen von Bagdad' den Hof des Chalifen und den Palast des Sel-
dschukensultans sehen. Da letzterer nicht in Bagdad residierte und
trotz der faktischen Abhängigkeit des Chalifen von den Seldschuken
zweifellos doch nur sein Palast als Residenz gelten konnte, erscheint
diese Deutung nicht als richtig. Auch hier ist GoLozraER durch die
duahsche Form des Wortes irregeführt worden, die — vgl. D"':no
,Lager', nn^a, DTiaw ,Herd* etc. — urspünglich adverbiell das ,Innen*
des Hauses, den ,Hof* bezeichnet haben dürfte, welcher Bedeutung
gegenüber selbst die Anwendung auf ,die beiden Residenzen in Bag-
dad und Sämarra' sekundär sein dürfte.
Wie die hebräischen Namen für Gewässer n''"n3 (otx), B'bna
Ez. 47, 9,* bezw. *Qbrt: in der Nisbeh -s'^nj Jer. 29, 24 ff.^ sind die
arabischen Namen von Flüssen, Wadis und Quellen ^U)\^\ = Cj>\^
il^:>^ Grünert 29, 35; ^j^\ = f^^ ^y, 29, 32; o^A^ == cr'>-*
* Vgl. die darum auch nicht immer sichere Deutung dieser Duale a potiori
bei Grcxekt a. a. O., bezw. seinen arabischen Gewährsmännern.
* S. dazu noch unten Kap. XIII.
^ S. noch oben S. 71 zu ST.-a, S. 70 zu ^yc?.
190 IX. Unechte Duale.
^\JiLii\^ 34, 74; Jui^j^3^\ = 5^j>3\5 3>j^^\ 26, 16; o^.^^ =
^v)XJ\, Jj.>.)\ 26, 18; oW^^^ = Q)'^^i ^1^^ 29, 33; o^^r^^
(1. ^\^,^^\?) = ^^i.\5 ^,^^\ 29, 34; J^\^\ = J^l, :i^\ 26, 17
ursprünglich wohl nur Bezeichnungen des erstgenannten Gewässers
im Adverbialis ; z. B. wird für o^V* ^'^ch im Assyrischen dieser Kasus
statt des Nom. und Gen. gebraucht, vgl. e-bir-ta-a-an "'^^^pu-rat-ta
Budge-King, Annais Tiglatpileserzylinder Kol. VI 42 u. ö. Bergnamen
wie ,^U.^!J\ = ^\5A4J\5 E^^^^ Grükert 29,31; ^^\J^ = Aja.^ j^
28, 27; J^^^L\ = J.L\^ ^^^\ 28, 29; o\^-^\ = ^lL3\^ ^^\ 28,
28; ^L^.Uji ,zwei Berge* 35, 75; j^\^ = ^^\j.ä-5 ^ 28, 30 erinnern
an den hebräischen Bergnamen nno2 wie an D'-niai ,die Höhe'.
Verwandt sind die Bezeichnungen von ,West und Ost' als
^^\jiyi^\ und j^b^Ä^l ,die beiden Osten, die beiden Westen*.^ Hier,
wo in den Begriff von Osten (bezw. Westen) das Gegenteil mit
eingeschlossen werden soll, läßt sich die ursprüngliche einfache,
nichtdualische Bedeutung beider Formen noch ausdrücklich er-
weisen aus Sure 55, 16 f: ^;^ij.i.J\ ^j^ c^'j-'*^^ V*^» was bei unbe-
fangenem Urteil gegen die Auslegung nur übersetzt Averden kann:
,der Herr des Ostens und der Herr des Westens'. Die Richtung
nach Ost und West ist also ursprünglich ebenso durch ein dualisches
Adverb bezeichnet worden, wie die nach oben, dem Himmel durch
den Dual a'-atr, wie die Richtungen am menschlichen Körper durch
DTS"!'' etc. ,hinten', d'SK ,vorn', ü^anp, a^vti ,drin', ja wie selbst der
Stand der Sonne oben durch das Adverb dnni: = ^j^, bab. firam
eigentlich ,oben auf, auf dem Rücken' ^ und der Stand der Sonne
im Westen ((^Ij^^ä^) durch den Dual n'^any , einwärts = westwärts'^
bezeichnet wird. Dies ist auch die älteste Bedeutung von o^^"-
Wie D''3-ir »westwärts, im Westen', annx ,oben, im Zenith' auch
die Zeit bezeichnet, da die Sonne untergeht, bezw. kulminiert, ist
auch der arabische Dual ^^.^^\ (cj^) Zeitbezeichnung und als
Dual a potiori ,die Zeit des ersten Mittaggebetes + der des zweiten
Gebetes nach Mittag'. Der Bedeutung und Form von o-'n-ij? entspricht
^ Grünert 27: ,besser wohl: die beiden Sonnenstandpunkte' verwischt die
Schwierigkeit statt sie zu erklären.
' Dies genauer die Etymologie von onrrx.
' Bekanntlich vom ,Eintritt der Sonne' abgeleitet.
Duale a potiori. 191
^^\«Lijt ,(am) Abend*, das in den Dual a potiori »wJ^ä^^ «UiÄ)\ ,die
beiden ersten Nachtwachen (Nachtgebete)' umgedeutet wird; vgl.
Grünert, S. 27 Nr. 23.^ Auch die Duale o^->/^^ o^>j^,^^\ 0^7
,die beiden Kühlen' = Morgen und Abend, haben vielleicht ursprüng-
lich nur den Morgen oder den Abend bezeichnet, vgl. mehri haqaraur
,am (kühlen) Morgen gehen' Bitt.ver, Studien II 60^ etc. und sind
dann erst zu Dualen (a potiori): ,am Morgen [und am Abend]' er-
weitert worden. Sehr wahrscheinlich ist dies mir für ^^^Uj^I ,Tag
und Nacht'; hier ist die indifferente Bedeutung ,Zeit' für cr^j^ viel-
leicht erst aus dem Dual a potiori ,Nachtwache (Inf. zu tr'j^*-) [und
Tag]' = ,die beiden Zeiten' hervorgegangen. Vgl. zu diesen Dualen
das oben S. 67 besprochene Mehriadverb icuqaten ,eine Zeitlang^
Als Umdeutungen lassen sich leicht auch erkennen ^jUliiJ\ ^der
Gebetsruf' (urspr. etwa zeitlich: zur Zeit des Gebetsrufes) als = o^^^
und ^li>\ Grünert 26, 22; ^li^---» ,die Kamellagerstelle' (vgl. D''n2t2a
,die Kochstelle') als ^j^ und ^^-i-«> Grünert 25, 15. Auch tiiVazzten
,bei der Lät und der 'üzzä' im Omanischen MSOS I 70, 21 (vgl.
Brockelmann a. a. O.), womit das oben S. 184 genannte Mehriwort
azzeteyn ,potztausendI' identisch ist, wird urspr. ,bei der *Uzza'
(vgl. oben S. 156 zu ^«^*) sein. Auch der Dual a potiori ^^\S'^\
, Härte und Bitterkeit' dürfte auf ein besonders im Ausruf gebrauch-
tes murraten , bitter!' zurückgehen. Diese und ähnliche Formen
ließen den Dual als eine rätselartige Umschreibung ungenannter
Begriffe erscheinen und in ihrer Nachahmung haben arabische Stil-
künstler die Verknüpfung zweier Begriffe durch ein ihnen gemein-
sames Attribut im Dual zu einer sehr beliebten Redefigur gemacht;
vgl. statt vieler anderer Beispiele z. B. die bei Grünert nach Sujüti
unter Nr. 38 — 73 angeführten Duale. .
Auch hier läßt es sich nicht immer bestimmen, wo ümdeutunsr
und wo bewußte dualische Analogiebildung vorliegt. Als solche
möchte ich z. B. o^r^^ , Sonne und Mond' Grünert S. 16 u. ö.;
S. 26, 19 auffassen, sowie auch die Mehrzahl der dort S. 21; 23—25;
30; 35 genannten Personenpaare, zu welchen Brockelmann a. a. O. 57
noch auf j^U^-i**J\ ,Hai8 und Jasüm' Sei. geogr. 28, 3 und Subkl
^ Gegen Brockelmasn, Grundriß I 663. Zu ass. Hmitan s. unten Kap. XL
^ S. aber auch oben S. 46 zu ass. kascUam.
192 IX. Unechte Duale.
Tabaqät I 292/3 verweist. Kann man hier ja oft an wirkliche Paare
von durch Verwandtschaft oder Beruf verbundenen Menschen denken.
Indes dürften auch hier einfache Personennamen auf än(i), en^ an
der Entwicklung solcher Duale a potiori mitbeteiligt sein. So kann
ich z. B. die Auffassung von Spitta, Grammatik 131 nnd Grünert
a. a. 0. 21 Anm. 1 nicht teilen, wonach hasanen, das im ägyptischen
Vulgär als Eigenname vorkommt, erst aus dem Dual a potiori ,^U-w.i.\
,Hasan and Hosein' so entstanden sei ,wie ital. Francesc-Antonio . . .'
Denn ein Mann kann wohl durch zwei Namen — Francesc-Antonio,
Selim-Suleimän, eventuell Hasan-^osein doppelt bezeichnet werden,
nicht aber als ,zwei Hasan' oder ,Hasan und Hosein'. Darum
möchte ich in dem vulgärarab. N. pr. 5asanen die Spur eines älteren
sprachlichen Zustandes sehen, wonach erst die in der Schriftsprache
stärker auftretende grammatische Analogie aus Fasanen die beiden
PTasan und weiter das Paar Hasan und Hosein schuf.
Solche und ähnliche Entwicklungen unechter Duale liegen
noch in vielen anderen Beispielen vor. Wie in den Dualtiteln die
Möglichkeit einer dualischen Vorstellung erst durch die sekundäre
Beziehung von ^;,-^x<u>U^ etc. auf zwei Gebiete geschaffen wird, müssen
Duale wie c>\^y, o^.r^ , Feuchtigkeit des Himmels und der Erde'
wohl auch ^jl3^\ ^das Sein' > ,die materielle und geistige Existenz';
^iJ'LäJJl ,das Entstehende' "> , diese und jene Welt' u. s. w. älter
sein als ihre Deutung. Vielleicht ist auch ^^^3 \JSJ:Ji^ Ca ^^vX.^^^
Näbiga 8, 1 volksetymologische Auslegung eines alten Ausrufs ,o
Sorge!'. Je gesuchter und geistreicher diese Teilung erscheint, desto
größere Sicherheit erhalten wir für die Annahme, daß nicht in ihr,
sondern in einer anderen psychologisch einfacheren Bedeutungsent-
wicklung die Erklärung für die Entstehung dieses Duals zu suchen ist.
Auf eine weitere Möglichkeit sei noch hingewiesen: Die paro-
nomastische Doppeltsetzung des Adverbs, wie sie mit erstmaliger
Weglassung der Endung in hehr, asris :jr,sh ,plötzlich', ass. dar
däram , immerwährend' und in dualischer Form (s. oben S. 80) in *ian
D'mian , haufenweise', DTiam dnn ,geschenkweise', marhaban marha-
baten , willkommen' (s. oben S. 184) vorliegt, bildet einen Verstär-
1 Zu solchen Endungen an Eigennamen s. später.
DuAuscHE Verstärkdngsformen. 193
kungsausdruck, der begreiflicherweise als ,für einen Haufen (bezw.
durch Mißverständnis: Esel) — zwei*, ,für ein Wülkommen — zwei'
verstanden wurde. Sollten solche Formeln nicht auch auf die Bildung
echtdualischer Verbindungen wie des häufigen c^.j^> j^^^ .^^.a..*-j5\
,er gewann für den Denar zwei*, syr.-arab. lasü ßes) haäsugl suglen
jwozu diese doppelte Arbeit (für eine Arbeit zwei)?' von Einfluß
gewesen sein? Recht wahrscheinlich ist mir dies für folgenden Vers
bei Littmann, Neuar. Volkspoesie 21 V. 62 (vgl. 38, 63):
salin ^al-'^adrä sola bsaläten
is-salä tihzi 'blts i§-salä trudd il-^en
jBetet zur Jungfrau jedes Gebet zweimal!
Das Gebet unterwirft den das Gebet wendet das
Teufel, [böse] Auge ab'.
In (sekundärer) Umstellung steht 23, 95 §ahhten u sahha ,zweimal
zur Gesundheit und einmal' und wohl auf Grund eines huhb hubhten
.doppelte liiebe' bildet der Volksmund auch ein ja habib ilhöbbttn
,0 Liebling zweifacher Liebe' Dalman, Pal. Diwan 169.
Torczyner, Die Entstohang des semitischen SpnchtTpiu. 13
194 X. DiB Akkusativendunö am als wortbildendes Affix.
X. Die AkkasatiTendung a^n als wortbildendes Aflix.
Wir kehren nochmals zu den Adverbien auf am, an zurück,
deren Untersuchung bisher nach zwei Richtungen hin wichtige Re-
sultate ergeben hat. In formeller Hinsicht hat es sich gezeigt, daß
die adverbielle Akkusativendung, deren Entwicklung, wie nunmehr
sicher ist, in alte ursemitische Zeit vor der Trennung in die Einzel-
sprachen hinaufreicht, im Laufe dieser ihrer langen Geschichte ver-
schiedene lautliche Formen angenommen hat, die sowohl nach Quan-
tität als auch nach Qualität des Vokals sich unterscheiden. Und in
bezug auf die Bedeutung ist die adverbielle Akkusativendung einer-
seits in gewissen Analogiegruppen zum speziellen Ausdruck einer
einzigen bestimmten adverbiellen Beziehung geworden, wie z. B.
besonders in den babylonischen Stoffnamen vor Maßangaben, oder
bezeichnet andrerseits auf Grund einer noch zu erklärenden Be-
deutungsentwicklung das Distributivum oder Multiplikativum des zu-
gehörigen Nominativs, oder ist endlich in zahlreichen häufigen ad-
verbiellen Akkusativen in der Form des Akkusativs mit der Endung
zu neuen Substantiven erstarrt wie in den Ortsnamen auf am, an,
an, ön, a(j)im, en und in den Bezeichnungen der Körperteile auf am
(ner), an (^5o), än(i), a(j)im. In dieser letzten Gruppe ward speziell
die Lautvariante an, a(j)im als Bezeichnung der Zweizahl umgedeutet
und weiter entwickelt.
Durch Nachprüfung der möglichen Kombinationen der in den
einzelnen Gruppen erwiesenen Varianten von Form und Bedeutung
lassen sich noch einige Züge zu dem bisher gewonnenen Bilde nach-
tragen.
Die adverbielle Akkusativendung am ist an mehreren hebräischen
Substantiven durch Erstarren der häufigen adverbiellen Verbindung
des Nomens mit der ein Beziehungswort ersetzenden Endung als ein
neues Substantiv bedeutungslos geworden; aus der Flexionsendung
ward dadurch ein wortbildendes Affix, das Kasusaffix erscheint nun-
mehr, da die Substantivierung einer bestimmten Adverbform meist
an einer Gruppe verwandter Adverbien erfolgt, als Klassenzeichen
Nomina auf am, Im. 195
dieser Wortgruppen als Endung, durch deren Anfügung weitere No-
mina dieser oder jener Art gebildet werden können. Die erstarrte
Kasusendung wird damit in neuer Funktion wieder lebendig. Die
ältesten durch Antritt von am gebildeten Nomina sind indes als Aus-
gangspunkt jener Analogie, die am und seine Entwicklungen als
Klassenzeichen erscheinen läßt, somit älter als diese nominale Bildungs-
endung selbst.^
Die neuen um die Akkusativendung erweiterten Nomina hatten
ursprünglich meist die gleiche Wortbedeutung wie jene einfachen
Wörter, deren Akkusativ sie bildeten. Von dem Flexionszusammen-
hange mit jenen losgelöst und in neue formale Analogien sich zu-
sammenschließend, mußte ihre Bedeutungsentwicklung indes vielfach
andere Wege gehen als die der Grundwörter. Natürlich treten auch
an diese erweiterten Formen im Assyrischen und Arabischen die
Deklinationsendungen aller Kasus an: kalämu, kalnmi, kaläma (oben
S. 31). Die Isolierung der Endung am aus dem Kasussystem hat
ferner zur Folge, daß wie bei den oben besprochenen isoUerten Ad-
verbien ihre Form des Schutzes durch die Analogie der Akkusativ-
endunff am Nomen entbehrt und darum in verschiedenen lautlichen
Entwicklungen auftritt, von denen nicht alle gleich stark analogie-
bildend gewirkt haben und darum zu häufigen grammatischen Kate-
gorieformantien geworden sind.
Daß die Form am früher zum Ausdruck verschiedener adver-
bieller Beziehungen diente, ist oben an den Beispielen obir; neos,
oanr, Drwns, djd; orbo; d&d etc. in den einzelnen Bedeutungsgruppen
gezeigt worden. Danach ist auch das Affix der hebräischen Appella-
tive ch'H ,Vorhalle* und che (= arab. ^U-«^) ,Leiter, Stiege' analog
zu fassen; cb'H, nbiK , Vorhalle' läßt sich zwanglos als adverbieller
Akkusativ ,vorn' deuten; vgl. außer ass. ellamu ,vorn, Vorderseite,
* _ »
auch arab. ^3^ »zuerst, voran* und zur Form auch das S. 165 f. be-
sprochene D'BX »vorwärts', übo {J^bhc) entspricht vielleicht einem
adverbiellen Akkusativ des ass. sul(l)u ,Straße, Steig' (Deutzsch,
HWB 500 f. 3
* Diese Auffassung der ursprünglichen Funktion der Endung am Adverb
wird im weitereu noch modißziert werden müssen.
' Vgl. die yerschiedenen Bedeutungen von ^d, iti, rn etc.
13»
196 X. Die Akküsativendung au als wortbildendes Affix.
Im Assyrischen sind Samämu und mämu, sowie ellamu ,Vorder-
seite' als substantivierte Adverbialbildungen bereits erklärt worden.
Deutlich ist dieser Ursprung auch noch bei einigen anderen No-
minalforinen auf am(mu). Aus lokaler Beziehung sind wohl zu er-
klären der unsichere Köperteilname hi-li-da-mu (wie üSiV, <*•») Strass-
MAiER, Nbk. 247, 8; 416, 1 etc. s. Holma, Körperteile 152 und die
Bezeichnungen von Kleidungsstücken huliam ,Helm', siriäm, siräm
, Panzer, Schürze' (auch kollektiv gebraucht); pa-li-ia-a-a-mu = te-di-iq
sun-ni etwa ,Beinkleid* o. ä., aus modaler Beziehung sumämu ,Durst'
mit dem Beziehungsadjektiv fem. sumametu] ebenso weist dunnamü
, Schwächling, feig' Delitzsch, HWB 223 a; Schollmayer, Hymnen
Nr. XV (== Gray, Öamas PI. I) Kol. III 20 auf ein Adverb dunnam,
etwa ,in Not' (vgl. dannatu ,Not') zurück. Zum Gebrauch der Endung
am bei Stoffnamen und (kollektiv) bei Namen von Pflanzen und
Tieren sind zu stellen der Pflanzenname si-lam-mu Delitzsch, HWB
502b und vielleicht samasSammu (=DWöitr, ,o-t«-»-"j) , Sesam'; emammu
und umämu , Getier', die Heuschreckenart hilamu CT XIV 9, 16 a,
vielleicht auch dumämu ,ein wildes Tier*. Auch sonst erstarren assy-
rische Substantive nicht selten in der Form des Akkusativs, vgl. ina
a-lavi ,in der Stadt' KB VI i 58, 14; in(a) {irät) ki-gal-lam ,in der
Unterwelt' Lanqdon, Königsinschr. 14, 32; 118, 18; §a pän ki-sa-al-
lam 184, 82 u. a. m. und besonders bukana('m) , Stöpsel (?)' in der
Formel der altbabylonischen Rechtsurkunden bukana(m) (nie buka-
num]) Sütuq ,der bukanani wurde übergeben'.
In den Beispielen südsemitischer Nomina auf am, die Barth,
Nombdg. § 214 f.; Brockelmann, Grundriß I § 219 anführen, ist, da es
sich zumeist um Adjektiva einer bestimmten Bedeutungsgruppe (stark
ausgeprägte Eigenschaft) handelt, die Endung bereits deutlich als
Klassenzeichen ausgeprägt und da die adverbielle Akkusativendung
innerhalb des Kasussystems nur a(n) lautet, ist der ursprüngliche Zu-
sammenhang von (»»^ ,langgestreckt', ^*.x^ ,große Mundwinkel
habend', J^=». ,sehr schwarz' etc. mit ^»j*» ,auseinanderreißend', lÄ'.>-i>
,weit geöffnet', '^^J^ und A^^Xa. ,in Rabenschwärze' nicht mehr gefühlt
worden, wie dies etwa bei ass. kalamu neben kala(m) der Fall war.^
* Man erkennt leicht, daß die scheinbar verstärkende Bedeutung der Endung
an pich auch hier in der Wortbedeutung schon enthalten ist.
Nomina auf am, amm, om, öm, umcmj, um, em, im(M), Im. 197
Betonte und abgeläutete Formen von am sind am im Arabischen (f\ jJ^,
^IäLo jhart. stark, heftig' neben ^iU» ,heftig' und *>J-^, Akk. \.>-Lo ,hart*
etc.), Äthiopischen (qastäm ,Bogen' == qast entsprechend ass, Akk. qa-
stam) und Amharischen {habetäm ,begütert', eigentlich: ,mit einer Gabe*
ZU habet ,Gabe' etc.); amm QM^:=^sK^ = f\i^.^ ^fsiJi ,alt', eigent-
lich: ,gelbzähnig"?' = hebr. n'733^ ,im hohen Alter' Hi. 5, 26), Mm(z. B.
fSSs*. = f^^^"), im (z. B. f*^^> = f^*->^^») im Arabischen, em {helqem
,Kehle' etc.) und vokalisch erweitert emä (z. B. ^audemä , Tenne',
eigentlich: ,im Umkreis' zu ^aud ,Unikreis*) im Amharischen.
Hieher gehören aber auch besonders einige Namen von Körper-
teilen, deren Endung ursprünglich der Dualendung parallel war, so
auf am aui3er ^ auch P>> ,Milz' Landberg, Arabe Meridionale I
392, fj^ , Kehlkopf: i^-«^ ,Hals'; in f^-*» »Buckel', f^ Igäm , Gau-
men' (vgl. Stumme, Tun. Gramm. § 54) ist am zu am gedehnt; ^ zeigt
aber auch schon die Vokalisation ♦», li 1» bezw. tumm, timm, itm
in den Dialekten; um lautet die , Dualendung' auch in ,»-f-^^, eigtl.
, Hinterer' als Adj. ,dickarschig' und ,6-»i-J ,Schlund', wofür die ge-
dehnte Form um steht in ?>»J-? , Schlund'; f>5J^- .Kehle' (amh. helqem
scheint auch ein ,tüa«. vorauszusetzen); ^y-i^^ ,Nase'; zardüm , Kehle'
Meissner, MSOS IV 143, Weiüzbaoh, Irakarabisch 38, llu. ö.; ^9^},
p>»J3 jSchlund'; (p^iLo), pl. ^iU> ,(Hunds)zähne'; auch in ^y^, fi^j^
,Nase', wonach p>l>^ (Socin, Diwan a. Zentralarabien 247 b : hurtum)
,Schnabel', ^y^y^ »Vorgebirge' (aus ,Nase'), dürfte das m Mimation
darstellen;^ in fi>^, jüd.-aram. xöaln neben hebr. nain, aram. non ist
a ausgefallen wia in ,C«i neben nnß. Mit diesen Körperteilnamen
verwandt ist ?V;ä. ,Wurzel'. Auch hebr. d^d, arab. (X-^, im 'Oman
sillum (Reinhardt, *Oman 48), hat im Tunisischen die Form sellüm
erhalten; vgl. Stumme, Tun. Gramm. § 66. Ein Körperteilname auf
im im Mehri ist talhdym ,Milz' aus *talhlm, pl. talhöm vgl. Bittner,
Studien I 117. Doch ist es nicht ausgeschlossen, daß *talhim erst
^ Beachte i in der ersten Silbe von ^y:Lo, Z^rU», das in anbetonter Silbe
durch Dissimilation für a in j>äLo eintritt.
* Hebr. ^b: ,Älter' entspricht also arab. JlS mit Assimilation des k an k. Ent-
fernter mag auch äth. leheqa ,alt sein' dazugehören.
' An dieser Gruppe ist die Ausbreitung einer Endung von einem häufigen
Wort aas besonders deutlich.
198 X. Die Akkusativbndüng au als wortbildendes Affix.
als Nomen unitatis zu dem als Plural empfundenen talhöm entstand,
das einem ursem. *talhäm entspricht.
Die Entsprechungen dieser südsemitisclien Wörter im Nord-
und Ostsemitischen zeigen, daß die lautlichen Veränderungen der
Endung hier zum Teil schon ursemitisch sind. So steht neben ^^,
altaram. de, bihl.-aram. na, miss, jüd.-aram. als, nf^m und im hehr. d"'B
1 Sa. 13, 21. Vgl. auch zu d'S auf einem althebr. Gewicht, Cler-
mont-Gannbau, Recueil d'arch. or. VII 105 ff. Auch neuhehr. D''tD"in
(z. B. Toharot XIII., 2. 3 ^) entspricht in Form und Bedeutung arab.
(Ja/i-, ?>^r=*". Ein Körperteilname gleicher Form dürfte aram. Köip-iy
, Kniekehle' (daraus wohl erst neuhebr. mpij?, arab. ^^j.e.^) sein,
womit auch talmud. Xöp^j?, Kölpny , Sumpf, Teich* o. ä. (urspr. wohl:
, Vertiefung') identisch sein wird. Dieselbe Endung zeigt auch mnp
,Axt', dem im Arabischen ^^^» entspricht.^ Neben jüd.-aram. k3D
, Summe* findet sich köisd, neuhebr. ono in gleicher Bedeutung mit
dem Verbum denom. D3p , summieren* etc. Ein Stoffname auf om für
am ist o'rrT' ,ein Edelstein'. Ähnlich dürfte d3"i2, aram. nö3"i3, arab.-
pers. f^j^ , Safran* sein m auf semitischem Gebiete erhalten haben.
Auch das Abstraktum arne , Lösegeld' dürfte aus dem Adverbialis
,zur Auslösung' = '\j^ zu deuten sein. Für oDin, DiD"in zeigt das
Assyrische die Form huttimmu , Schnauze', vgl. Holma, Körperteile
144. Die Form im(m)u zeigen ferner Körperteilnamen wie tulimu
(Holma 154); kimkim(m)u ,Handwurzel (? Holma 154),^ die Vokali-
sation ummu : surummu , After' (Holma 68), wonach auch in dem
entsprechenden arab. fp**j (vgl. Boissier, Choix 107) das w aus einem
alten Adverbialis stammt. Von Wörtern auf Imu vgl. z. B. lulimu
,Widder', purlmu ,Wildeser, talimu ,Bruder', tartmu ,ein Teil der Tür'
etc., vielleicht auch kisllmu = i^d3. Ass. paräamu, paräumu, pursumu
1 o'JiBJcm DiBinn. Ob das biblische atsin , Schriftgelehrter' o. ä. damit zusammen-
hängt, bleibe dahingestellt.
' Unter ähnlichen lautlichen Bedingungen mag 2us*"p ,ein kleines Maß' aus
8B"ip ,ein Stückchen, klein' (vgl. Fränkel, Fremdwörter 200) über *aäip ent-
standen sein.
' Entlehnung nicht ausgeschlossen.
* kirimmu (Holma 48) ist nach Landsbergek, ZDMG LXIX, IV zu Ungnad,
Briefe Nr. 32 kein Körperteilname, sondern ,EIammer, Spange (des Kleides)'.
StAMMHAFTQEWORDENES M in niOIB? ETC. 199
.alt*, parsumäte ,Alter' = .graue Haare' gehört vielleicht zu arab.
'(^ji ,altes Schaf (zu J> f. ass. s vgl. WZKM XXYIII 462).
Auch in vielen anderen auf m auslautenden Wörtern dürfte
dieses, wie dies hie und da vermutet worden ist, aus der Mima-
tion stammen. Vgl. hebr. man«? zu ass. Sadü, mfe? ,Feld', basmu
»Geschöpf* zu basü ,sein*; vielleicht d"i3 , Garten" zu ass. kirüm,
aram. oop neben ]siu£) ,lignum' etc. Gerade an uralten kurzen Wörtern
wurde es aber infolge des die Formenbildung beherrschenden Drei-
konsonantismus oft nicht mehr als Endung, sondern als substanzieller
Bestandteil des Wortes empfunden. Sorgfältige Beobachtung der
Bedeutungsgruppen dürfte auch hier im einzelnen sicherer urteilen
lassen.
200 XL Laut- ü. Bedeutdnosentwicklung d. Akkusativform auf an.
XI. Laut- und Bedeatnngsentwicklung der Akkusatiyform auf aii.
Vom Hebräischen ausgehend, wo der Nasal der Akkusativ-
endung m ist, haben wir bisher jene Entwicklungen derselben ins
Auge gefaßt, die gleichfalls auf m auslauten. Formen auf n aber
nur dort in Betracht gezogen, wo die Beobachtung einer Bedeutungs-
gruppe durch alle semitischen Sprachen dies erforderte. Dabei hat es
sich nun gezeigt, daß selbst im Nordarabischen, in dessen Flexion auf
nominalem und verbalem Gebiet sich ausschließlich der dentale (bezw.
palatale) Nasal im Auslaut findet, einzelne außerhalb der Flexion
stehende Adverbia und aus solchen entstandene Nomina ein oft als
gemeinsemitisch erweisliches m bewahrt haben. Der Nasal, der auf
adverbialem Gebiet innerhalb einzelner Gruppen gemeinsemitisch
bald mehr labial, bald mehr dental artikuliert wurde, ist wie die
südarabische Mimation beweist, erst auf innerarabischem Gebiete im
Flexionssystem als Dental alleinherrschend geworden. Daraus folgt
aber weiter, daß umgekehrt selbst in jenen Sprachen, die wie das
Assyrische und das Kanaanäische in der Flexion oder deren Resten
den labialen Nasal bevorzugen, in alleinstehenden Adverbien oft
auch in gemeinsemitischer Übereinstimmung die Akkusativendung
auf n auslauten kann. Aber auch für diese iV-formen bestehen von
vornherein ebensowohl die Möglichkeiten lautlicher Entwicklung,
wie sie für die M- formen erwiesen wurden, als auch jene in bezug
auf die Veränderung der Bedeutung der adverbiellen Endung, sei
es, daß sie zum speziellen Ausdruck einer einzigen bestimmten ad-
verbiellen Beziehung ward, sei es, daß das Wort in der adverbiellen
Form des Akkusativs mit der Endung als ein neues Nomen isoUert
wurde.
Mit anderen Worten: Auch die in allen semitischen
Sprachen auftretenden Erweiterungen adverbialer Bil-
dungen auf n, sowie auch die verschiedenen auf n aus-
lautenden nominalbildenden Affixe sind Entwicklungen
der semitischen Kasusflexion und im besonderen des er-
starrten adverbiellen Akkusativs auf an.
AsSYRISCHB AdVERBIA AUF AS, ÄS. 201
Am deutlichsten ist die Entstehung dieser Formeu aus Akku-
satiradverbien in jenen Fällen im Assyrisch-Babylonischen, wo
Adverbien auf an, an, ann(a)^ oft an demselben Wort mit den Akku-
sativformen auf am wechseln. Schon im Adverb konnte die Endung
an in weiterer Entwicklung als substanzieller Bestandteil des "Wortes
empfimden werden, worauf die Endungen der Kasusflexion wie in
kalämu, -i, -a nochmals antreten konnten. Ebenso konnte die sich
ausbreitende Analogie der Adverbien auf an auch akkusativisch auf
am(ma) und selbst auf an auslautende Formen ergreifen, sobald
diese Endungen im Worte nicht mehr als akzidenzieU gefühlt wurden.*
Wie oben S. 12 ff. ziehe ich auch hier selbst kleinste Partikeln mit
in Betracht, indem ich die Rechtfertigung dieses Verfahrens für später
aufschiebe. Vgl. folgende Formen:
a-a-nUj i<i-nu-(um-ma) I Frageadv. = hebr. fx, nhebr. ]"<», arab. c^\
,wo?* Delitzsch, HWB48b.
ia-(a)-nu(-u),ia-'nu(-um-ma)ji-num-mall = hebT.^ ,nein, es ist (war)
nicht, nichts' a, a. 0. 49 b.
edänu, edenu, edinu ,allein' = \o^ c. pron. suff. ana idinia ,ich allein*,
edanussu ,er allein' etc. wie edissija, edisäisu vom Adverb auf
IS vgl. Delitzsch, H^^^ 20 b u. ö.
ahannä, ahenna = aham, ahäta(m)j ahita(m) 1. ,seitwärts, (beiderseits;
hinüber; diesseits;) 2. zusammen; 3. einzeln (s. S. 13 fj' Die de-
terminierte Bedeutung speziell in ,diesseits' ist in diesem Adverb
ebensowenig besonders ausgedrückt wie in den S. 6 bespro-
chenen Formen musamma ,Ln der gestrigen Nacht' formell =
betontem musam , nachts' (vgl. mhd. naehten, nehten) und den
ebenso zu beurteilenden Formen akanna ,so', inan(na) .jetzt'.
Näheres zu diesen determinierten Adverbien s. noch S. 216 f.
akanna s. soeben und S. 15; auch a-du a-kan-ni ,bis jetzt* Harper,
Letters 726, 6.
^ Eine Unterscheidung dieser Endungsformen nach der Yokalqnantität ist
im Assyrischen nicht genaa durchführbar.
* Darum sind im folgenden mehrfach Formen aufgeführt, die wegen einer
anderen Endung schon früher genannt waren. In solchen Fällen sind die früheren
Bemerkungen vorausgesetzt.
202 XI Laut- u. Bedeutünqsent wickluno d. Akküsativporm auf an.
e-la-an (= ela ,über') , oberhalb*, dafür el-an, el-la-an, e-li-en, e-la-nu,
e-la-a-ni (B. E. VIII 64, 2), eli-nu, e-U-nu-um-ma (s. oben S. 146)
als Präposition und Adverb vgl. Delitzsch, HWB 64 a. Auch
mit Präp. a-na e-lanu; a-na e-li-na oben S. 16.
ullanu I ,von jeher, in der Vorzeit' = ullä (oben S. 16), ullänumma
(oben S. 146) vgl. Delitzsch, HWB 65 b; als Präp. ,vor', bes.
häufig in ul-la-nu-u-a ,vor mir*.
ullanu II ,ohne* zu ulla ,nicht', z. B. in ul-la-nu-ku ,ohne dich'
Langdon, Königsinschr. 122, 55, wofür CT XXII 144, 23 il-la-
nu-us-su ,ohne ihn' steht.
ana ,zu, auf s. oben S. 17.
ina ,in, bei, aus, zur Zeit' (oben S. 17) aus **an, entsprechend arab.
^s- ,von', aram. *jy ,jetzt' c. praep. in |y3, erhält nochmals die
Endung an in i-na-an, i-na-an-na, e-nin-na etc. ,jetzt'. Vgl.
S. 22. Eine andere Form desselben Wortes ist enuma, inuma
,zur Zeit als' oben S. 147.
an(na), enna ,ja* (= hehr, jn, arab. ^\) s. oben S. 17 ff.
aima, enna ,da' (== hebr. nsri, arab. ^) s. oben S. 21.^
ap-pu-na-na Amarna 26, 44 = ap-pu-na-ma oben S. 22 f.
ar-ka-(a)-nu = arka(m) ,später' sehr häufig; vgl. Delitzsch, HWB
243b; Meissner, Supplement 99a oben; Hinke, A New Boun-
dary Stone 269 u. ö.
a§-ra-nu ,dort' c. praep. a-na as-ra-nu Amarna 1, 12.
bi(be)-ta-ni ,gegenüber'^ (?) BuDGE-KiNa, Annais 163, 10; 165, 12;
Muss-Arnolt 206; unsicher; Lehmann-Haüpt, Materialien 35,
18 u. ö.: ,unseres Hauses'.
ki-a-an = kiam ,so' s. oben S. 30.
ka(n)nä ^ kiam ,so' s. oben S, 32.
kaian(u), geschrieben ka-a-a-an, ka-ia-an, ka-a-a-nu ,immer, be-
ständig', eigentlich wohl stark betontes, temporal gebrauchtes kam
,dann'; sehr häufig vgl. die Lexika, Fossey, Magie 164, 12 u. ö.;
King, Magic Nr. 50, 24; CT XXVI Kol. VII 81 ; Scheil, Prisme II
1 Das pronominale a7inanna ,der und der' = arab. iVjU* (Meissner, SAI 7431;
7829) ist wohl aus anna — annq ,da (und) da', bezw. ,der (und) der' zusammen-
gesetzt.
Assyrische Adverbia auf av, an. 203
12; Messerschmidt, Assur 8, 37; 11, 39 und oft. Mit nochmaliger
Akkusatirendung kaianam(ma) s. oben S. 31.
lu-man ,sogleich' Jensen, KB VIi 262, 23. 27; 264 Vb, 2; HROZKt,
Ninrag 24, 40 (s. S. 65) vgl. Delitzsch, mVB 101b oben;
Mdss-Arnolt (s. V. man) 554. Ein anderes luman s. sogleich
und vgl. auch lu-ma-an und la-ma-an K 5423 Kol. I 15 und 18
bei PoEBBL, Museum VI 63.
mislanu als substantivierter Akkusativ zu miHu , Hälfte, halb* in:
lu a-na mi-is-la-ni (50) u lu a-na sa-lu-us (51) eqlam id-di-in
,vrenn er halb auf halb (= gegen Halbpacht) oder gegen Vs
das Feld gegeben hat' Kod. Hamm. XHI 49— 51.^
pän(u) ,vor, vorn', substantiviert , Front, Gesicht', ist eigentlich mit
p identisch und erscheint wie dieses als adverbieller Akkusativ
zu einem Nom. püm , Front. Gesicht'. Die Bedeutung ,Mund'
für *pam (aram. die) stellt ebenso eine einschränkende Be-
ziehung von pan , Gesicht, Vorderseite' auf einen Teil des Ge-
sichts dar, wie sjk, cbk, appu etc. ,Front, Gesicht' speziell auch
die Nase bezeichnet.* Durch nochmaligen Antritt der Akkusativ-
endung entsteht das Adverb panam .vorn, früher'. Gleich-
bedeutend damit kommt pa-na-nu Amarna 109, 44; pa-na-nu-
um Unonad, Briefe 232, 17 vor, das auch mit den Präpositionen
ina, eli, kl, §a, istu, assum verbunden steht. Vgl. Müss-Arnolt
814 a und oben S. 147,
ramänu, ramenu, ramnu ,allein' stets (wie hehr, la"?) mit Fron. su£f.
ramanija ,ich allein' etc., passim. Vgl. die Lexika. Ahnlich
zu beurteilen ist aber auch me-re-nu-us-sa vii-ra-nu-us-su(-un)
etc. Delitzsch, HWB 425b, das , nackt, bloß' bedeutet' und
zu hebr. Dinpa, Dn'r gehört.
sillan s. sogleich unter sitan.
salsiänu ,zum dritten Male' Müss-Arnolt 1049 a, ebenso gebildet
saniänu ,zum zweiten Male' a. a. 0. 1071 a^ Delitzsch, HWB
' miilani könnte allenfalls als Plural: .zwei Hälften' gefaßt werden, wogegen
freilich der Sg. ialuS spricht. S. zu miilani auch noch später.
' Vgl. z. B. auch lat. os, öris ,Mund' und ,Geaicht, Augen, Stirn (Dreistig-
keit)' und zu pü in der Bedeutung ,Gesicht' watar pamma ,schön von Gesicht'
oben S. 61, hartüm in d. Bedeutung ,Gesicht' Reinhardt, Oman 55.
' So jetzt auch Jensen, KB VI» 3*.
204 XL Laut- u. Bededtungsbntwicklung d. Akkdsativform avpan.
674; Amarna 162, 57, wofür (s. oben S. 40) auch ianija stehen
kann.
summan mit -an nach der Kasusendung -um als Nebenform zu summa
,wenn' s. oben S. 40.
saplan, §aplänu = sapla (oben S. 41) ,unten, unterhalb' häufig vgl.
Delitzsch, Gramm, g 225; HWB 681 u. ö.
Wie in den oben S. 9 angeführten Mehriadverbien gasröwen
für *gasren, fenöwen für *fenen, tritt auch im Assyrischen öfter ein
lü vor die Endung; so erklärt sich die sehr häufige Nebenform kai(a)-
man(u) (sprich kaiwan, wie die biblische Schreibung |r3 LXX Paicpav,
ar.-pers. o^>t^> syr. ^o^ für kaimänu als Namen des Saturn zeigen)
zu kaian. Vgl. zu kaimänu die Lexika, zur femininen Form kai(a)-
mantam und zur Bedeutung , normal, gewöhnlich* oben S. 46. Ebenso
zu beurteilen ist die Form arha-ma-nu-u .monatlich' (sprich arha-
wanu) Stkassmaier, Nebk. 189, 5 = arha-a-an (arhatam), auf die
Meissner, Supplement 16 b aufmerksam macht und wohl auch e-la-
ma-an (sprich elawan) = ela, elan in der Bedeutung , außer' Museum
V 152 Kol. 7, 30—32. Im selben Sinne steht Z. 37 lu-ma-an (la)
,wenn (nicht)', das ich als luioan ,wenn' zu ^\ P, ^b, ass. lu stelle.
Zu deren ^ s. später.
Diese Beispiele zeigen den Einschub eines w vor die Endung,
bezw. eine partielle ^ Labialisierung einzelner Konsonanten durch
Antritt eines w (u). Zur Ursache dieser Erscheinung s. unten
S. 232 ff.
Von weiblichen Adverbien auf an seien hier noch genannt:
e-hi-ir-ta-anj e-bir-tan (= ehirta S. 42) , drüben, jenseits' auch mit
Präpositionen verbunden, vgl. Delitzsch, Gramm. ^ 225 ; Büdoe-
KiNG, Annais 161, 4f.; 162, 6; 163, 12; 168, 6f.; 193, 11 u. ö.^
(Für eli-ta-nu ,oben' und sapU-ta-nu ,unten' an den bei Muss-Arnolt 1085
angegebenen Stellen ist wohl elä(ÄN.TA)-nu und Saplä(KL TA)-
nu zu lesen.)
' Zum Unterschied von der totalen Labialisierung z. B. von urgriech. qo>no
und analog totaler Palatalisierung von urindog. k^e "> gr. tf ; vgl. Hirt, Handbuch
der griech. Laut- und Formenlehre § 67.
* Die irrige Fassung des deutlichen Adverbs ehirtän als Dual (ZA II 328)
entstand wie bei kilattän, ahennä auf Grund der Tatsache, daß es an Flüssen,
Straßen etc. nur zwei ,Drüben', d. h. Seiten gibt.
Assyrische Adverbia auf an, äs und änis. 205
mu-Se-tan ,nachts* = musam (oben S. 35), muHs, Akk. zu muSltu
vgl. Müss-Arnolt 598 b.
sitan, vgl. si-e-ta-an "" samH(-si) Harper, Letters 916, 14, wohl mit
NX" zusammenzustellen, eigentlich also ,im Osten', steht besonders
oft mit Hllan zusammen, das danach ,im Westen* bedeuten
dürfte, in ultu sltän adi sillan (vgl. Delitzsch. Gramm. ^ 225;
HWB 239 b ; Virolleald, Astrologie, Adad XIX passim u. ö.).
Die adverbielle, dem Dual gleichlautende Form von sitän und
Hllan entspricht dem Dual von anns:, n-'my ursprünglich ,im
Zenith*, ,im Westen' und arab. ^^J^yü:*^, ^^U^ä« oben S. 71 und
190. Übertragen wurde ultu sitän adi sillan später überhaupt
ultu re§ adi klt .vom Anfang bis zum Ende*, bezw. ,oben und
unten* gleichgesetzt; vgl. auch Müss-Arnolt 899 f. und die dort
angeführte Literatur.
Eine Anzahl anderer assyrischer Adverbia auf an und tan wie
arha-a-an, arha-ta-a-an, kullatan, mätitan, mitütan, sibitän etc. ist inner-
halb spezieller Adverbgruppen bereits oben in hebräischen Formen
auf am, aim entsprechendem Gebrauche nachgewiesen worden. Wie
am tritt auch an an die adverbielle Endung (i)ä in den oben S. 64
besprochenen Formen Hnasan, Salseni, rabuseni, Sattiäan, deren Ge-
brauch wieder mit jenem der Formen auf sam wie idisam, darisam,
sattisam identisch ist.
In der umgekehrten Reihenfolge -an + is erscheint an weit
häufiger als dies bei am der Fall ist; vgl. oben S. 61. Doch scheinen
manche dieser Formen recht junge Analogiebildungen zu sein, denen
nicht immer ein älteres Adverb auf an zugrunde liegt. Alt scheinen
mir Beispiele wie elänis , darüber, aufwärts' Delitzsch, HWB 64 a;
irhänis ,ungestüm, frech' a. a. 0. 132 b; arkänis: 1. ,hinten, rück-
wärts' Weltschöpfungsepos II 130 (Dhorme, Choix 28, 130) V 20
(Dhorme 60,20); 2. ,später, nachher' sehr häufig in assyrischen Briefen;
istenis, iltenis ,zusammen' Delitzsch, HWB 153 b; parganis ,fried-
lich' o. ö. Delitzsch, HWB 538; Mdss-Arnolt 827 a; Virolleaüd,
Astrol. Sin IV 16; Hinke, Boundary Stone 248 u. ö.; silänis ,seit-
wärts, im Flankenmarsch' Thüreau-Danoin, Huitieme campagne Z. 330
vgl. Bezold, ZA XXVIII 404; qadadani§ , gebeugt'^ Delitzsch, B.WB
' S. dazu auch unten S. 210.
206 XL Laut- ü. BfiDEUTUNaSENTWICKLUNa D. AEKUBA'nVPORlI AUF AN.
580b; Saltänü , siegreich' a. a. O. 662b; Salmänü »wohlbehalten'
a. a. 0. 665 a. Dagegen scheint mir die Analogie von Formen wie
abubäniS , sturmflutgleich' Delitzsch, HWB 4; aränis ,adlergleich'
a. a. 0. 131b; urpänis , wolkengleich' a. a. 0. 136 b Meissner, Supple-
ment 73 a; hallalänis , durch Löcher' Delitzsch, HWB 277 a; hur-
sänis .berggleich' Delitzsch a. a. 0. 293 b; kirubänis , gleich unbe-
bautem Land', karpänis ,gleich Töpfen' a, a. 0. 355b; sandänis ,in
Haufen' (?) (a. a. 0. 504) oder ,wie sawiw-Steine' (Muss-Arnolt 767);
sinisMnis ,wie ein Weib' Muss-Arnolt 773 b; Meissner, Supplement
73 a; puppänis parallel zu ki-i ü-lil-tum Delitzsch, HWB 534 a,
Muss-Arnolt 817, Thureau-Dangin a. a. 0. Z. 412;^ rimäniS ,wie
ein Wildstier' Delitzsch, HWB 603 b; sadänis , berghoch' a. a. 0.
643a; mssänis , sonnengleich' a, a. 0. 672 b; tillänis , gleich Schutt-
hügeln' a. a. 0. 707 b, worin das Adverb als aus einem Nomen
und einem Beziehungsausdruck (meist für ,wie') zusammengesetzt
empfunden wird, sich erst aus Beispielen entwickelt zu haben, worin
etwa sadänis ,hoch', urpänis , dunkel' o. ä. in Anlehnung an das
Nomen sadü ,Berg', urpatu , Gewölk als „wie ein Berg, wie Ge-
wölk" verstanden wurden', wonach auch etwa von karpatu, sin-
niStu : -karpänis, sinnisänis ^ gebildet wurde.
Solche ursprüngliche Akkusativadverbia auf an konnten aber
in verschiedener syntaktischer Anwendung gebraucht werden, wo-
durch sich aus ihnen in attributivem Gebrauch die gemeinsemitischen
Adjektive auf an, an, in substantivischer Anwendung die Haupt-
wörter gleicher Endung entwickelten. Aus der ursprünglichen ad-
verbiellen Funktion erklärt sich also nicht nur die Form, sondern
auch die doppelte Bedeutung der Nominalformen auf an. Die ad-
verbielle Erstarrung erklärt ferner auch den Umstand, daß, wie im
Adverb, auch hier ein gemeinsemitischer Bedeutungsunterschied der
verschiedenen Nominalformen qatlän, qitlän, qutlän, qatalän etc. und
^ Die bei Bezold a. a. O. angegebene Bedeutung ,auf den platten Bauch'
scheint mir nicht sicher.
* In den alten Adverbien auf äni^ ist an also nicht Pluralendung. Auch
die Frage, ob urpäniS etc. neben urpaLu ein urpU voraussetzt (Meissner a. a. O.),
ist gegenstandslos, da die alten Adverbia nicht vom fertigen Nomen aus gebildet
sind, die jüngeren Analogiebildungen aber ohne Rücksicht auf die Form des^omens
den älteren Adverbialbildungen folgten. Vgl. auch danänii ,mit Gewalt' / fii.
Adjektivierte Advbrbia auf In, ön im Ass. und Hebr. 207
eine besondere Genusbedeutung der Formen mit Feminin-^ vor der
Endung nicht erweislich ist.^
Wie etwa im Griechischen das Adverb TtdXai ,vormals' in
attributivem Gebrauch wie 6 näXai XQOvog ,die Zeit, vormals' = ,die
alte Zeit' später Flexion erhält und zu 8 TtaXatdg xQOvog wird, wird
z. B. auch panänu ,vormals', arkänu , später' in attributiver Verwen-
dung wie sarru panänu ,ein König früher' = ,ein früherer König',
sarru arkänu .ein König später' = ,ein späterer König' (z. B. KB
Uli, 176 Kol. II 17) zum flektierten Adjektiv; ebenso elen(u) ,oben*
zu , oberer'; edän(u) = \o^ ,allein' zu ,einzig(er), einer', ahanna
»seitwärts, anderwärts' zu a-ha-nu , anderer' Hinke, Boundarj Stone
249; kaian, kaiwan , immer' zu kaianu, kaiicänu ,stetig(er), bestän-
diger', raman(u) , allein' zu ramänu , alleiniger', saplan ,unten' zu
Saplänu ,unterer' etc. Diese Beispiele zeigen, daß auch für andere
Adjektive auf anu wie remenu , barmherzig', sakränu .trunken', ur-
sänu , weise' etc. ursprüngliche Adverbia reman (= U^j), sakran
(== \'j^), ursan (wohl = ^Ja , wachsam, aufgeweckt') etc. voraus-
gesetzt werden müssen.
Das gleiche gilt auch für die entsprechenden Adjektivbildungen
in den anderen semitischen Sprachen. Sehr deutlich ist dieser Ur-
sprung wieder bei den hebräischen Adjektiven zur Bezeichnung
lokaler Beziehungen auf lautgesetzliches ön aus ursem. an wie ]-\''hv
, oberer, oberster' (mit Mouillierung) aus dem im bah. elan, e-li-en
erhaltenen Adverb: ^alan ,oben' und {Innri ,unter(st)er' aus *tahtan
(arab. CUäü) , unten'; \yavr\ , erster' und p-inK ^letzter' aus rasan C-^Aj)
,zu Häupten, voran' und ahran (vgl. aram. pn« , zuletzt' oben S. 65)
jZuletzt, später'; panp ,vorder(st)er', prp ,äußer(st)er', psTi , innerer' und
prn ,äußerer' aus qadman ,vorn, zuerst' (= aram. jia-tp , früher' oben
S. 65), qissan ,zu Ende', tökan ,niitten', l^üsan , außen' als Akkusative
zu b^, nnri, viin, -ipik, nnf^, pp, "^iin und pin wie a:n, Dpn etc. zu jn, pn. ^
1 Vgl. z. B. die Darstellung Barths, Nominalbildung § 193—212, dessen
Untersuchung ja dem Ziele folgt, für verschiedene Sprachformen in allen Fällen
eine besondere Bedeutung zu erweisen.
* Die Form dieser Adjektiva auf ön ist deutlich durch gegenseitige (bes.
gegensätzliche) Analogie und wohl auch durch Dissimilation des Vokals der Stamm-
silbe gegenüber dem der Endung bestimmt worden. ]'^'ri^ pz-r beweisen also nicht
etwa ein fr etc. neben pr-. Zu p^'^: für *|'kj3 s. schon BaocKEiaiAss, Grundriß I 293,
208 XL Laut- u. BEDBüTUNGSENTwiOKLüNa d. Akküsativpoem auf Ay.
Der adverbielle Ursprung dieser Formen zeigt sich zum Teil noch
in Konstruktionen wie ]'\Tnb^ a^iSibt^ 1 Kö. 6, 29; ]}Tnb'] nia-'jBb a. a. 0.
V. 30, der substantivischen Anwendung von ]vby im Status constr.,
wie jrbyn "wv Ez. 9, 2 u. a. m. ^ Ebenso zu beurteilen sind aber auch
Adjektive zur modalen Bestimmung wie iva«, eigtl. wohl ,elend' aus
*abjan^ (zu <^i\ ,an Indigestion leiden'); a''3iTi , freche' aus *zadan
(vgl. unten zu int)' , übermäßig' (^^j); n-'iv^kt, »hochmütige' aus *gajan
{<.gaan vgl. unten zu jlK,0 ,oben, hoch'; neuhebr. ])-\i}i , abschüssig'
etwa aus *madran zu äth. medr ,Erde' etc.; auf an: pb^ ,verwitwet,
einsam' aus einem gleichlautenden Adverb* etc.
Als eigentliche Adverbial endung hat sich an, an so dagegen
im Hebräischen fast gar nicht mehr erhalten ; vgl. nur |^ = ass. a-
a-nu ,wo?', ]'\T{ ,genug!' Pr. 30, 15. 16. Dagegen sind solche Formen
im nachbiblischen Hebräisch nicht selten, wo unter aramäischem
Einfluß auch die Endung am, von Dpn zu an wird in ip"""! (auch aram.),
das adverbiell und . adjektivisch gebraucht wird. Vgl. Formen wie
l^yöb ,oben', j^üb ,unten', ja?^ (doppelte Endung!) , wieviel?' (bes. im
Jer. Talmud), p""« oder jD'^n (vgl. Albrecht, Neuhebr. Gramm. 26) ,wo?'
(= aram. js-'N, ass. ekiam), j(k)3 ,hier', f?rh , weiter' etc. Hieher ge-
hört auch das häufige Adverb |V3, das in Verbindung mit der Re-
lativpartikel IT (aram. • . . "i fvs) , sobald, als' bedeutet, vgl. Albrecht,
a. a. 0. 48. Dies führt für das bloße Adverb po (ohne Relativpartikel)
1 S. auch oben S. 954 zu Jes. 14, 14. Beachte auch die wohl altertümliche
Verwendung dieser Formen in der Mischna in Sätzen wie pins nxvi \wa-\ 0333 ,er
geht zuerst hinein, zuletzt hinaus' Nega'im XIII, 12.
* Dieses wieder mit Mouillierung aus älterem *ahan.
^ Das efij der Stammsilbe ist wieder aus Dissimilation zu erklären, die An-
nahme eines hebräischen Substantives tj. ,Zorn' (Baeth, Nominalbildung 340) ist
überflüssig. Zum Adjektiv (Partizip) IT, Nji s. später.
"* Ich setze dabei voraus, daß ?» wie im Hebräischen und Assyrischen {almn-
näti, almanUtani) nicht r wie im Arabischen {armal aus *almar) der ursprüngliche
Auslaut ist. Auch die spezielle Bedeutung , verwitwet* dürfte wie in lat. vidna
etc. auf eine allgemeinere (etwa ,alleiii, bloß, dürftig' vgl. arab. ^<^\ etc.) zurück-
gehen. H. Bauers Deutung ZDMG LXVI 342 fif. scheint mir nicht annehmbar.
* Gegenüber biblischem n^r», nao, na: etc. scheinen diese Formen durch
späteren Zusatz eines n entstanden zu sein. In der Tat mögen auch einzelne
von ihnen späte Analogiebildungen an auf n auslautende Formen sein. Die Ana.
logrie selbst ist aber nicht durch mechanischen Antritt von n entstanden.
Hebräische dnd aramäische Adverbia auf ax, In. 209
auf die demonstrative Bedeutung ,da, nun', wonach keicän aus kai-
wan ebenso eine labialisierte Form von |(k)2 ,da, hier* darstellt, wie
das assyrische kaiicän aus dem weiter auf kän (= kam, kiam, kian)
zurückgehenden kaian entstanden ist. Als demonstratives Adverb
etwa in der verstärkten Bedeutung ,da, sogleich, ohneweiters' (wie
ass. kiam kiam oben S. 30) findet sich p*2 in der Tat in r*nnEO Tittri
p"3 nfTiB nnxT %-!m rcx"? "nr •:nK .und zwei Schlüssel; einer steigt in die
Vertiefung hinab (um von innen aufzuschließen ^) und einer öffnet
ohne weiters' Tamid III 6; p's ryrsp'i cians tmvt "icbk ,er kann (konnte)
sie* ja in einer Form erzeugen und ohne weiters' festmachen
(nieten)' Pesahim 37 a. Aus dem Aramäischen stammt wohl auch das
neuhebräische Adjektiv p^"^ ,auf dem Rücken liegend' b.Berakot 13b;
Xidda 14 a, das eigentlich einen Adverbialis zu aram. np-ie .Rücken'
(a. a. 0. u. ö.: np-iEK ,auf dem Rücken') darstellt. Manche Adverbia
auf an dürften im nachbiblischen Hebräisch — wie die in Kap. IV
besprochenen biblischen Adverbia auf am — als Nomina cum pron.
suff. der 3. P. PI. empfunden worden sein, so daß an sie nachträg-
lich auch andere Pron. suff. antreten konnten. Vgl. z. B. jn::s gegenüber
Kehm VII, 3 (neben jbrab, iBöb); |"tj:ro Baba Batra VI 8 u. ö.; pnote)
,(wie) gewöhnlich, ordnungsgemäß', z. B. Megillalll (in der GemaraIV),
4: ,Am Neumond des Addar, der auf einen Sabbat fällt, liest man
(statt des laufenden Wochenabschnittes) im Abschnitt über Seqalim
. . . am zweiten (Sabbat) im Abschnitt zäkör . . . am fünften (Sab-
bat) kehrt man zur gewöhnlichen Ordnung (pncs"? prn, wörtlich:
„zu wie gewöhnlich", nicht „zu wie ihre [pl.] Ordnung") zurück'.
Das Hebräische besitzt ferner zwei Adverbialformen auf annlt,
in denen ähnlich wie in den assyrischen Formen auf änam, äntm,
änumma, änis eine andere Adverbialendung U* analogisch auch auf
die durch die Endung an nicht mehr ausreichend als Adverbia cha-
rakterisierten akkusati^-ischen Bildungen übergegriffen zu haben
scheint: n'?*^ni? (ähnlich ass. arkänis) , rückwärts', genauer: ,rück-
' Vgl. zu dieser schon in talmudischer Zeit nicht recht Terstandenen Stelle
die Kommentare, bes. B§I zn b. Baba Me^i'a 33 a.
' Die erste Zange, zu deren Verfertigung sich der Mensch keiner anderen
Zange bedienen konnte.
' ESI: -nr -m»: rhz ,zu einem Stück rasch'.
* S. dazu unten Kap. XIII.
Torezjner, Die Bntstehang des semitischen SprschtTpns. 14
210 XI. Laut- u. BBDEüTUNOSBNTwiCKLUNa D. Akkuöativform auvan.
lings* und n\3'1"ip, das noch von Barth, ZA XXVIII 309 mit , schmutzig'
übersetzt wird, in der Tat aber gewiß von der Masora für rr'J'lnp
,bücklings' (analog zu ass. qadadänis) verlesen ist.^ Von den beiden
Verbindungen n"':~inK ']bn , rücklings gehen' Gen. 9, 23 und n'mp ^bn
,bücklings, gebückt gehen' Mal. 1, 14 mag weiter die erstere (und
damit auch die Form des Adverbs) erst der Analogie der anderen
(n'Dinp) nachgebildet sein, die selbst erst eine Nachahmung des bab.
qadadänis (aläku) ^ mit Hilfe der an is anklingenden hebräischen
Endung U darstellt (s. die Anmerkung), annit ist danach keine ur-
sprünglich hebräische Endung.
Von aramäischen Adverbien auf an, anna, an ist fianp , früher',
jnns , später', j^jn ,zum zweiten Male' = ass. saniänu schon oben ge-
* Weder .schmutzig', noch ein daraus abgeleitetes ,düster, traurig' gibt an
der einzigen Stelle Mal. 3, 14: ri'inp usbrt '3i imaro i3ia» »3 jrxa nai cn^tt -izy m» cmn«
mx:2i nw ';ca einen passenden Sinn, Daß n';iip zu lesen und zu übersetzen ist:
,Ihr spracht: nicht lohnt es Gott zu dienen und was trägts uns ein, daß wir sein
Amt (wörtlich „Wache") versahen und gebückt einhergingen vor dem Herrn der
Gesamtheit' (zu n«2S s. später) scheint mir die babylonische Redewendung
qadadänis alälcu , gebeugt gehen' in iUu E-Icur kab-tum qa-da-da-niä i[-tal-lakfj
,aus dem Tempel E-kur zog der Mächtige gebeugt (gesenkten Hauptes) heraus'
IV R 24 Nr. 2, 11 f. vgl. Delitzsch, HVVB 580 b; Muss-Arnolt 909 a; BRräNOW, List
7317; Laxgdon, Psalms 219 zu beweisen, die nach Zimmern, ZA XIV 282 und bes.
Ungnad, OLZ 1908, 53G gewiß auch in qa-da-nis i[t-ta-n]a-la-ka ni-sü i-na »u-qi
,gebeugt gingen die Menschen auf der Straße' K 3399, G vorliegt. Vgl. auch
Landsbebger, ZDMG LXIX, IV zu Ungnad, Briefe 129, 22. Danach kommt auch
im Ass. qadadanii, wie hebr. ^':^^p nur in Verbindung mit aläku vor, weshalb
die ganze Wendung im Hebräischen wohl als babylonische Entlehnung betrachtet
werden darf. Vgl. auch n';nv' "|'^k ^^bn1 Jes. 60, 14. Aber nicht nur in n'iT'p, sondern
für alle Formen des Verbums Tip, worin t zweimal vorkommt, hat die Masora stets
■np verlesen, welchem Irrtum allein es zuzuschreiben ist, daß np nur im Imperfekt
vorzukommen scheint. So ist in nip, lip, 0''!"p gewiß zu verbessern an folgenden
Stellen: ps!? mp ,sie sind gebeugt (nicht „schwarz") zur Erde' Jer. 14,2 (AJSL XXVI
213); 'nn» "itp dk ^3»: ,wie ein um die Mutter trauernder war ich tief (nicht „schwarz")
gebeugt' Ps.35,14; 'n3^n -np cvn bs iKO-iy 'nnr 'my: ,gekrümmt und gebeugt bin
ich ungemein, stets gehe ich gebückt (nicht „schwarz") einher' Ps. 38, 7; "np rmb
3nx pV3 (-[VnrK) "j"?« ,warum gehe ich gebeugt (nicht „schwarz") unter dem Druck
des Feindes' Ps. 42, 10; 43, 2; yw i3J» ompi ana^ o'^c» Di»b ,die Niedrigen empor-
zuheben, daß die Gebeugten (nicht ,Schwarzen') sich frei aufrichten' Hi. 5, 11.
Auch Jer. 8, 21 • • . 'n-np 'm3»a nsy ra tj» bp ist mir ,bin ich gebeugt' wahrschein-
licher als , düster'. Hi. 30, 28 bedeutet dagegen nan nbs 'ns^n -^ip klar ,im Dunkel
wandle ich, ohne Sonne'.
* Mit aram. ä'tp (Beockelmann, Grundriß I 52) hat also n'j-in« und n':np
nichts zu tun.
Akamäiscue Adverbia auf iiV. 211
nannt worden; zu ^^^ für >ofa s. S. 75. Hieher gehört ferner i(k)s
jhier' = ass. Icanna und kävi, kiam ,so', das auch in den Verbindungen
,_a^|, \is-»] jwie?', p^^ ,wo?', ^<j», VIsot ,so' assyrischem ekiam (S. 12)
und akanna entspricht. Syr. ^j, etwa ,heda!' (Übersetzung des
hebr. riKn^), scheint mir (gegen Geiger, ZDMG XVIII 825^) dem
ass. akam, ahanä ,beisammen' zu entsprechen, ursprünglich also ,her-
beü' bedeutet zu haben. Eine dem ass. ahennä in der Bedeutung
, zusammen, miteinander' (s. oben S. 14 und vgl. auch ahames) ent-
sprechende, aber durch Einschub von w veränderte Form finde
ich in KjnrKU ipbn:» n-'Jtr , Scheite, die voneinander Feuer fangen'^
b. Sabbath 20 a. Wie in ass. inanna, ahenna etc. die Determiniertheit
aus der Bedeutungsentwicklung des Adverbs selbst sich ergibt
ohne einen eigenen Ausdruck der Determination, entspricht auch
syr. ^a^ , heute', arab. ^y^., hebr. düv, ass. ümäm , untertags, eines
Tages' und verdankt die Bedeutung ,heute' der häufigen speziellen
Anwendung ,auf den heutigen Tag', ebenso wie ass. musamma
,gestern nachts' = müsam ,nachts' (s. dazu S. 36). Eine adverbielle
Weiterbildung des Demonstrativpronomens jn ist ]yi (vgl. Dalman,
Gramm. 2 113 oben), das besonders gern wie pe, ass. appunama en-
klitisch nachgestellt wird; vgl. jn (neb) Köb; |n inö bei Dalman 224 oben
und auch jn? (= hebr. na) Onkelos Num.20,14,u.ö.; talm. TSnc"?) , weiter'
(vgl. hebr. olbn, arab. P^)* und ppih) (aus jaip) ,vorn' sind auch ins
Neuhebräische eingedrungen; das gleiche gilt von aram. pn =
hebr. np^-», adverbiell z. B. b^r ri'n^^h jpm b. Sanhedrin 7 b, das auch
adjektivisch gebraucht wird, ^oz ,rursus' entspricht formal ass. tü-
ram. rr^^, jisn ,dort' zeigt wie neuhebr. jas, ass. summan an, an nach
der Mimation. Das Resultat einer Angleichung daran aus dem in
arab. hunä, hebr. hennä, ass. ennä etc. vorliegenden Demonstrativad-
verb ist nach Brockelmanns ansprechender Vermutung Grundriß I
317 1 aram. jjn für henä(n) ,hier'. Für cn;a findet sich inschriftlich
auch ji?-iö, vgl. LiDZBARSKi, Epigraphik 313. Zu jrr s. oben.
Von den aramäischen Adjektiven auf an tragen besonders jene,
denen gemeinsemitische Entsprechungen zur Seite stehen, die Spuren
* S. dazu noch unten. * S. auch Brockelmanit, Lexikon syriacum s. v.
^ RSI: ^njrr p'^to ppn nra nt ppl?i; ancm Vr; Aruch: >6x o^-.ci jtcr ortp anp-ao m
7<tibv iK o'jr in'3. * Ferner syr. '^^wi-^, hebr. nx^n.
14»
212 XI. Laut- u. BEDEUTONGSENTwiCKLUNa D. Akkusativform aüf^jv^,
eines früheren Adverbs. So ]ir\H , anderer*, das wie hebr. ^-nriH »letzter',
eigentlich , einer später, weiter' ist, und wofür auch die Nebenform
p-iHK (s. S. 65) schon im Adverb bezeugt und darum nicht erst auf An-
gleichung an fem. (^^j:L\^ nriK zurückzuführen ist. Dasselbe gilt von
jöH"! ,barmherzig' aus *rahmanj rahmatan ,gern' s. oben S. 80, wonach
auch Formen wie jöpj? ,verkehrt, krumm', jnns , kraftlos', eigtl., lau';
]p'^1 , tugendhaft' etc. aus gleichlautenden Adverbien zu erklären sind.
Im Schriftarabischen sind Adverbia auf an^ an schwer zu
erkennen, da diese Endung zumeist als nominale Bildungsendung
empfunden und die Akkusativendung in der innerhalb des Kasus-
systems üblichen Form nochmals antritt. Doch ist der Ursprung
der Endung an adverbiell gebrauchten Formen wie o'^J^-^ , schnell!,
wie schnell!' ==j£,bJo3; j^\JA.b , offenkundig', vi^i^ , Verzeihung!'
Sure 2, 285 f--^-^. ^ c^^-*^ ,wie weit sind sie auseinander!' (vgl. Brockel-
mann, Grundriß II 11); o^.^ ,wann?, wo?' aus ^^, *^^>, ^'^j ^j-",
'^^j ^} (== ass. (a)'ianu ,wo?') ziemlich deutlich. Ohne neue Akkusativ-
endung blieben nur Vulgärformen oder ,pronominale' Partikeln wie
negdisch msaijän , abends' vgl. Brockelmann, Grundriß I 394 oben,
vulgärar. erntän, dessen Nasal durch mehri miten (oben S. 10), ass.
matarrij rnatima, arab. U-:^ als ursemitisch erwiesen wird, aber auch
lumman, lammän (ZDMG XXXVI 33, ZA XIV 347), liattän, hatten
(wie meten neben emtän), kaviän ,soviel, auch', Jy (vgl- 0^\ = \>\),
esminn ,weil', keßn ,wie' etc. sind gegen Nöldeke, Beiträge 14 nicht als
Erweiterungen durch Zusammensetzung mit o^ sondern wie summan,
neuhebr. }ö3 etc., aram. j"?,-!, Iö(l)p, fön etc. in Sprachen, die eine Partikel
an nicht kennen, als Akkusativformen aufrtn>än entstanden und
darum Lautvarianten zu ursem. Formen auf m. Gleichwohl aber ist
ihre Endung mit der Konjunktion 0\ etc. identisch, da diese erst
durch Ablösung der Endung von kaif-an, lamm-an, ism-an, jauvi-an^
U-in, k(a)-anna etc. entstand^ und diesen Adverbien ihre ver-
schiedenartige Bedeutung verdankt.
Im Mehri entspricht wie im Hebräischen ursemit. an mehri ön,
weshalb selbst hebr. j« ,wo?' hier hon (vgl. Bittner IV 52), (ass.) pän,
^ Vgl. auch Landberg, Proverbes I 174 und Brockblmann, Grundriß I 291 oben,
welche Stellen mir S. 158 leider entgangen waren. Auch dort ist nur ein kleiner
Teil des Zusammenhanges erkannt.
Südsem. Adverbia und Adjektiva auf Ik {öy). 213
jfrüher' hier föne lautet (Hein 27, 32; 78, 17 u. ö. vgl. Bittner, Studien
IV 27) und ebenso ist ivuqöne ,yielleicht, etwa' (Bittser IY 30) auf-
zufassen, ^ wofür auch wuqöme (oben S. 156) sich findet. Dagegen
entspricht /(enön(^«^ (Bittner a. a. O. 27) wohl nicht direkt b&s. panänu,
sondern ist vielmehr aus fenöwen (oben S. 9) < *fanawan kontrahiert.
hayden ,neu' (s. oben S. 67) und sein PL ha'idön (Müller 39, 17)
stellen wohl auch nur zwei Lautformen des aram.-arab. Adverbs
p-iK — ü, S3TK — n, \>\ — '-*, je-eze .jetzt' dar, die etwa wie ein
gr. Ol vvv iev-d-QiortOL auch adjektivisch verwendet werden und nach
vielen Analogien als Singular und Plural unterschieden wurden.
Ähnlich stellen ja auch die indogermanischen Wörter für ,neu': vefog,
novus, neu etc. nur das deklinationsfähig gewordene Adverb vv,
skr., lat. (nu-dius), got. nu etc. ,nun' dar. Unverändert bleibt ä in
haräna (bei Hein) , wohlan' (= ^^-r^) Bittner IV 39. Aus dem Soqotri
vgl. z. B. itäna (Abd el-küri: itdna) ,so' Müller 92, 8 u. ö.
Auch der Ursprung der südsemitischen Adjektive auf an aus
gleichlautenden flexionslosen (adverbiellen) Formen ist ziemlich durch-
sichtig; ihre ursprüngliche Unveränderlichkeit zeigt sich noch darin,
daß wie an das ursprüngliche aramäische Adverb pn^i ,später, weiter*
> ,anderer' (fem. ■•-inK) auch an viele arabische Adjektive auf än(u)
eine Femininendung nicht antreten kann (Caspari-Müller § 293,
Anm. 1). So erklärt sich der Antritt einer Endung an in den Ad-
jektiven wie o^^ ,übermütig', o^^ ,A'ergeblich', o^4-*^ ,müde',
C>^j^ jSchmutzig', o^J^- ?bungrig', O^J , ärgerlich*, i^ß-^ ,vergeß-
lich', o^^*^ ,irrend, im Irrtum' u. v. a. m. aus adjektivischer An-
Wendung der Akkusativadverbia \^iaJ ,aus Übermut', )^ , vergeblich',
^^' ,müde, in Müdigkeit', ^^ ,im (aus) Hunger', l^J ,im Arger',
vUi=rrflAft ^unversehens', UaU ,im Irrtum' etc., worin die außerhalb des
Kasussystems stehende, als substanziell zum Wort gehörig empfundene
Endung an, wie z.B. ass. sa^-j-änw^^arab. 0^.7^^ ^-us \^^-«j zeigt, schon
ursemitisch zu an gedehnt wurde. In arab. c^.j^ ,nackt' mit Palatali-
sierung aus '^aränu gegenüber hehr, any entspricht arab. an hehr, öm,
wie ähnlich im ass. Adverb miränu ,nackt' (oben S. 203) gegen hebr.
PI. abstr. D^anyia ,Blöße' 2 Chr. 28, 15. Daneben kommen auch Ad-
^ Zum Mehripartizip auf one s. sogleich.
2 14 XL Laut- u. Bedeutunösentwicklung d. Akkusativform auf an.
jektiva mit der kurzen Endungsform an wie crf^ ,fleischig', ^-
jtöricht' (Barth, Nominalbildung 344) etc. vor, die gleichfalls auf *^^
,dick', LjJÄ ,töricht' zurückgehen. Im Assyrischen, Kanaanäischen
und Aramäischen sind auch Adverbia auf an nach der Feminin-
endung zu Adjektiven geworden, die im Assyrischen und Ara-
mäischen stark analogiebildend gewirkt haben. Solche alte Bildungen
wie wohl hebr. pnbpr ,krumm', ]n^'h , gewunden', jnt^nj , kupfern', ass.
dannatanu , stark* (vgl. Ylvisaker, Zur Grammatik 23 oben), aram.
jnö''K (Schrecklich', syr. pZi^V^ ,leidend' etc. lassen sich wieder leicht auf
Akkusativadverbien wie *'^aqalatan (vgl. ünbpbpv oben S. 81), Hiw-
jätan (Akk. zu rvh , Kranz, Kreis') ,im Kreise', n^hustan (== anvm,
DTitt^nj oben Kap. V) ,aus Erz' etc. zurückführen.
Die ad jekti vierten Adverbia schließen sich wieder ihrer eige-
nen Bedeutung entsprechend zu bestimmten Analogiegruppen zu-
sammen; dadurch wird auch hier der Schein entwickelt, als diene
die Endung als Klassenzeichen zur Charakterisierung einer bestimm-
ten Bedeutungsrichtung. Die Beobachtung einiger solcher Entwick-
lungen wird auch die bereits besprochenen Formentwicklungen auf
am etc. klarer erscheinen lassen.
Die adjekti vierten Adverbien ass. ahanu, aram. priK , anderer'
sind dadurch adjektivische Fronomina geworden, daß ,der Mensch,
daneben, sonst, anders, weiter' zum flektierten Ausdruck für ,der
sonstige, andere Mensch' wurde. ^ Das legt den gleichen Ursprung
für eine Reihe anderer Pronomina zunächst der gleichen Form nahe.^
So ist auch jüd.-pal. pn , dieser' als adjektivisches Pronomen aus dem
oben besprochenen Adverb ,da, denn (also „der Mensch da")' entstanden,
wie etwa auch ass. sanü ,anderer' auf ein Adverb §an(u) ^weiterhin' (vgl.
Amarna 114, 51?) zurückgeht. Dieses Adverb mit nochmaliger Ak-
kusativendung ist sanamma , (einer) weiterhin, ein anderer'; mit Feminin-
endung nach n wird daraus das oben S. 5 genannte Adverb satta, satti§
in assatta, ana Haitis ,für immer', eigentlich ,für weiterhin', das also
eigentlich nicht unmittelbar von Sattu ,Jahr' abzuleiten ist. Weiter
^ Äliuliche Entstehung von Wörtern für ,anderer' aus Adverbien liegt z. B.
auch vor in arab. -^; 'omanisch zld, z. B. min zld nnä^ ,mehr als andere' Reinhardt,
'Oman 6b u. a. m.
■'' Den partikelhaften Ursprung der Pronomina erkennt im Prinzip auch
Bkockelmann, Grundriß I 206.
AX ETC. ALS PRONOMINALE EnDÜNG. 215
setzt o^ »der und der, N. N.' ein Adverb ,da (und da)' voraus.
Aber aucb für die Form des gewöhnlichsten semitischen Demonstra-
tivpronomens weisen aram. p-n (wie innx) gegenüber malt.-arab. dän,^
sab. ch, mehri dorne (wie zaröme etc. oben S. 156),' äth. zen-tu^ auf
eine demonstrative Partikel dan ,da' > ,der da, dieser* zurück und
die Lautformen des Pronomens erweisen sich dadurch als nicht durch
Anfügung verschiedener Elemente an einen Pronominal stamm
entstanden, sondern als Lautformen einer einzigen Partikel, die den
analogen Lautformen anderer Akkusativadverbia auf en im Aram.,
an im Arab. (Dual), öme im Mehri entsprechen. Auch die für den
Plural verwendeten Formen alg. hä-däma, südalg. hä-dün, tunes.
hädüma. trip. hadün, -ünaj hädumma, marokk. hädum, malt, (hy)-
danna. tigrina zöm, fem. zen, iraq. PL fem. hädenni etc.* sind ebenso
Lautentwicklungen derselben Partikel ,da', die adjektivisch natür-
lich auch beim PI. ,die da* stehen und darum in gewissen Formen
in einzelnen Sprachen als Plural in festem Gebrauch kommen
konnte. Eine ähnliche lautliche Entwicklung zeigt das ass. Akkusa-
tivadverb ullä und uUänu ,fern, dort' (bes. istu ulla(nu) ,von jeher*
s. S. 4. 16. 202) auch in ahullä .jenseits* (S. 13), das identisch ist mit
dem aram. Plural p^ (+ hä: ^-aI^^oi), mehri liöme (mouilliert für löme
vgl. Bittner III 60),' eigtl. ,die dort', wozu das Assyrische einen
Singular iillü ,jener' entwickelt hat, der wohl dem arab. Artikel
al entspricht.
Auch die Form aram. jo, ^, arab. ^, ass. man(n)u des Frage-
pronomens ,wer?' ist nur eine Lautvariante auf an für die adver-
bieUe Fragepartikel *7naw (> ass. miam ^was'), die ebensowenig wie
lat. num, arab. ^, f^; hebr. n, ox etc. irgendwie persönlich oder sach-
lich, lokal, temporal oder modal zu ,wer?, was?, wo?, wann?, wie?'
bestimmt war.^ So ist denn ass. man(n)u, manam .wer?' nur eine
^ Dazu das fem. diu; vgl. Bakth, Pronomen 116, dessen ganze Auffassung der
Pronominalbildung wie der Wortbildung überhaupt mir indes grundsätzlich un-
annehmbar ist.
* Daß im Schriftarabischen dän(i) als Dual aufgefaßt werden mußte, war
nur natürlich. ' Zu den Formen ohne n s. Kap. XIII.
* Babth, Pronomen 123.
* Vgl. das neutrische "a oben S. 47 : hebr. •» ,wer?* etc. Zur Form von 's s.
Kap. XIL
216 XI. Laut- u. Bedeütüngsentwicklunq d. Akküsativform auf an.
verschiedene Lautentwicklung zu minu, menu, menam ,was?', dessen
i(e) vielleiclit erst durch Dissimilation in menam(ma) entstanden ist,
wie denn andrerseits auch matama, matima: emtän, miten ,wann'
nur analoge feminine^ Formen der Fragepartikel mfijamfa): man(nu)
sind. Ebenso entstand syr.-arab. anu etc., tunesisch cina (vgl. Stumme,
Tun. Gramm. § 153) , welcher?' aus einem dem hehr, jk, mehri hön
entsprechenden Frageadverb, das wie in hehr. .-i3« auch in arab.ty\
woher?, wo?, wieso?' vorliegt, worin die Schärfung des n^ ebenso
durch stärkeren Nachdruck zu erklären ist wie die des m in ^\ aus ^\
und anderen analogen Formen auf am(ma).
Letzten Endes sind auch diese ursprünglich bedeutungslos vor
der Frage stehenden Partikeln am, am(ä), mä, man, an, annä, hebr.
im(m), ass. umma; mä (vor direkter Rede) die von vorausgehenden
Adverbien abgetretene Akkusati \^endung, die aus der Bedeutung des
folgenden Satzes in manchen Fällen den Inhalt eines Fragepronomens
wie anderwärts einer Konjunktion erhielt.
Die oben besprochene adverbielle Form der ass. Pronomina
miamma, minamma ,was', sanamma , anderer' etc. erklärt sich also
gleichfalls daraus, daß diese Formen Adverbia waren, bevor sie als
Pronomina verwendet wurden. Wenn nun die Fragepronomina zum
Indefinitpronomen werden (oben S. 134), scheint die adverbielle Form
die Indefinitbedeutung auszudrücken.
Ähnlich wie nun von den Adverbien mit verallgemeinern-
der Eigenbedeutung die Adverbialendung (a)ma als eigenes
Wort mit der Bedeutung der Verallgemeinerung sich ablöst, ent-
stehen aus Adverbien mit determinierender Eigenbedeutung
Endungen und Wörtchen zur Bezeichnung der Determination. So
bezeichnen z. B. arab. gadan ,morgen', äth. temälem ,gestern', ass. ki-
amma ,so', musamona ,nachts *> gestern nachts', haramme = aram.
pnx , später, nachdem, danach'; ahana , seitwärts > diesseits' (= aram.
jn«), kanna, akanna = hehr. |3, aber auch nsna; aram. |K|; \^o\, aber
auch tigre keennä ,in dieser Weise' ; ^ ass. adini, udini ,noch, bis
^ Danach war matam oben S. 36 richtiger unter die femininen Adverbia
S. 42 iF einzureihen.
' Barth, Pronomen 149 zerlegt ^J \ in die , Elemente* an + nae.
' Vgl. Barth, Pronomen 102 und die dort angegebenen Belege.
Loslösung der Endung als Demonstrativpronomen. 217
jetzt' aus *adan neben adi anniam (oben S. 21) = hebr. pij;, aber
auch jn^, n-i:?., r^yi^P Thr. 4, 17 Kt. (= r^ir^ -ir oben S. 21), inan(na),
eiünna ,jetzt*, aram. ^^^cu Iwdie etc. vermöge ihrer ursprünglichen
oder entwickelten Eigenbedeutung und nicht kraft irgendeines ar-
tikelhaften Elementes, wofür im Adverb kein Raum ist, deter-
minierte örtlich oder zeitlich bestimmte Umstände. In diesen mußte
aber bald wieder das diesen Adverbien gemeinsame formale Element
als der Ausdruck der ihnen gemeinsamen formalen Bedeutung emp-
funden werden und von kiamma, musamma, haramma, die als ,wie
da(s), in dieser Nacht, danach' verstanden wurden, löste sich ein
demonstratives Element amma, aus ahanna, akanna, inanna, ad(i)-
anna r^vw, n^na ,diesseits, wie dies, in dieser Zeit, bis daher, wie
dies* das demonstrative anna (oben S. 21) ab, dem im Hebräischen
r^ir^ ,da', im Arab. ^ ,hier' und seine dialektischen Nebenformen,
im Sab. jn ,dieser' oder ,jener', vgl. nnö jn ,dieser Bau', |taba p bei
Barth, Pronomen 103 nach Halevy, Etudes Sab. 63 entsprechen.
Formen wie kiamma, haramme] ahanna, akanna; T^iis etc. sind also
nicht wirklich mit Hilfe der Demonstrativpronomina oder -partikeln
ammü .jener', annä , dieser*, nän ,da' zusammengesetzt, obgleich das
Sprachgefühl in der Verknüpfung der Pronomina mit diesen Formen
das Richtige traf; denn die Pronomina sind erst dadurch entstanden,
daß, analog zu den von vornherein determinierten Adverbien auf an
etc., auch andere Wörter durch Angleichung an die Form jener de-
terminiert wurden. Auch hier ward das losgelöste amma, anna zu-
nächst nur zu einer demonstrativen Partikel, aus der erst später ein
flektiertes ammü, annü , dieser* entstand, wie dies durch hebr. nW],
arab. \-^ und durch den Umstand bezeugt wird, daß auch im Ass.
annä , dieser' noch vielfach unveränderlich in dieser Form auftritt.
Wie diese Entwicklung auch mit der Entstehung des Artikels
am Nomen zusammenhängt, wird später besprochen werden. Von
entscheidender Bedeutung aber ist sie für die Beurteilung der Be-
deutung der Nunation und Mimation. Was man auch für die ur-
sprüngliche Bedeutung derselben am Nomen gehalten hat, die Ver-
allgemeinerung als Ausdruck eines unbestimmten Artikels oder die
Determination, die dem bestimmten Artikel entspricht, beide Be-
deutungen erweisen sich als am Adverb entstanden, hervorgegangen
218 XI. Laut- ü. BEDEUTUNasENTWiOKLUNG D. Akkusativform auf an.
aus der eigenen substanziellen Bedeutung desselben, das selbst ur-
sprünglich einfach und unteilbar der Bezeichnung eines einzigen Merk-
mals dient. Nirgends bot sich bisher irgendwelcher Anhaltspunkt,
den Nasal der Endung als Element mit einem wie immer gearteten
eigenen Bedeutungsinhalt von der Kasusendung zu abstrahieren, mit
der ein Ganzes bildend er das Adverb als solches charakterisiert.
2. Die im Hebräischen erhaltenen adjektivierten Adverbia auf
an bezeichnen zumeist einfachste lokale Beziehungen: ,oben, unten,
vorn, hinten, innen, außen' etc., die nur in bezug auf einen anderen
gegebenen Begriff (eventuell den Beobachter selbst) vorstellbar und
darum ihrer Eigenbedeutung zufolge Komparative sind, wenn sie
mit Beziehung auf einen Begriff gelten, Superlative, wenn sie
mit Beziehung auf viele Objekte ausgesprochen werden. Die Orts-
adjektiva ]vbv, pnnn, ptrsn, pnnK; pa-n, ]^T1l etc. sind also ihrer Eigen-
bedeutung nach im bestimmten Falle Komparative oder Superlative,
so daß hier wieder die gleichlautende (zum Teil erst durch Be-
deutungsanalogie ausgeglichene) Form ein eigener Ausdruck der
Steigerung zu sein scheint. In der Tat wird es sich zeigen, daß
auch in anderen (und wohl in allen) Fällen eigene ElatiA''- und Su-
perlativformen zuerst an Ortsadverbien und Adjektiven auftreten,
die durch ihre Eigenbedeutung komparativische und superlativische
Begriffe bezeichnen und von da erst auf andere Adjektiva übertragen
wurden. Wörter wie ,vorn, obenan* (panänu, elänu: prKi, \'\f:i''\pj p'''^^)
— , mitten' (pSTi) — ,hinten, zuletzt' {arkänw. p-inx) sind ihrer Eigen-
bedeutung nach aber auch Ordinalzahlwörter: ,zuerst — mitten —
zuletzt', bezw. adjektiviert: , erster, letzter'. In der Tat vertreten
piTK"!, pö"tp und gleichwertige Derivate ^ oder andere gleichbedeutende
Wörter für ,vorn' etc. in allen semitischen Sprachen das Ordinal-
zahlwort für 1, wie ja auch in anderen Sprachen das Ordinalzahl-
wort für ,eins* nicht vom entsprechenden Grundzahlwort abgeleitet
ist.' Da aber das Ordinalzahlwort für 1 und sein Gegensatz ,letzter*
just die häufigsten, wichtigsten und in ihrer Rangbedeutung aus-
geprägtesten sind, darf man, wo sie denn doch formal mit den anderen
* Zu deren Form s. später.
' Im Babylonischen hat auch das Grundzahlwort für 1 dieselbe Form iStanu,
Uten, die aber wie edänu neben edu aus adverbiellem Gebrauch ,einzig' zu erklären ist.
J.v AN Elativforuen, Ordinalzahlwörtern und Partizipien. 219
übereinstimmen, diese für Analogiebildungen nach ihnen halten. Da
in keinem Falle, wo das OrdinaLsahlwort durch die Endung vom
Grundzahlwort unterschieden ist, die Endung aus einem Worte für
,Rang, Reihe' gebildet ist, muß die Bedeutung der Endung not-
wendig auf die Analogie von Wörtern zurückgeführt werden, worin
die Endung infolge der Eigenbedeutung des Wortes den Sinn der
Rangbedeutung zu haben schien. Bei den Ordinalzahl Wörtern auf
an im Semitischen, wo sich aus der Analogie noch keine vollständige
Ordinalzahlreihe entwickelt hat, ist der Weg, den jene zurückgelegt,
noch deutlich erkennbar. Zugleich sieht man, daß diese Entwicklung
noch am Adverb vor dessen Adjektivierung begann. So zeigt das
Hebräische nur prm, ps'n, pnnx als die Ausgangspunkte der Ana-
logie; in den äg.-aram. Papyrus steht neben pip ,zuerst*, j-inx .zu-
letzt* auch p:n ,zum zweiten Male' Sachau, Pap. 28, 7, woraus sich
das adjektivische Nr:n ,ZAveiter' entwickelt. Im Assyrischen findet
sich neben panänu ,zuerst', arkänu ,zuletzt', mislänu ,mitten' schon
sanianu ,zum zweiten Male', wie salsiänu ,zum dritten Male'. Nur
die von Peiser edierten Urkunden der dritten babylonischen Dynastie
gebrauchen allgemein das Zahladverb auf -a-an für die Ordinalzahl ^
in Übertragung der Analogie von panänu, saniänu auf alle Zahlen.
3. Im Babylonischen, besonders der Hammurapizeit, im Ara-
mäischen und im Mehri hat die Analogie der Adjektiva auf an sich
auch auf eine Tätigkeit bezeichnende Eigenschaftswörter (Partizipia)
ausgebreitet und ist so in die Verbalbildung eingedrungen. Den meist
substantiviert gebrauchten babylonischen Partizipien nadinänu
»Verkäufer*, sajjamänu ,Käufer', sabitänu , Häscher', sarraqänu ,Dieb*,
im Kod, Hamm., paqiränu (bes. neub.) , Reklamant', epissänu , Ar-
beiter*, mahiränu ,Käufer, Empfänger', masikänu ,Messer', ahiziänu
,Gemahl, Bewerber', zi'aränw ,Hasser' etc. entsprechen aramäische sub-
stantivierte Partizipien wie |bu, ]hr): (aus gazzaläna) ,Räuber', pns
,Schreiber', jEria ,Zauberer', pE2 ,Lügner', joTn ,Treter, Gerber*,
\tm »Erklärer' etc., syrische Partizipien der Form )iqSv>, ^i^viaS'^
etc.^ Im Mehri dienen lautgesetzlich entsprechende Partizipien auf
1 S. oben S. 104.
' Wie weit diese Analogie sich auf die einzelnen Yerbalstämme aasgebreitet
hat, braucht hier nicht näher beschrieben zu werden.
220 XI. Ladt- u. Bbdeutunqsentwicklung d. Akkusativform auf an.
öne zur Bezeichnung einer Handlung in der Zukunft. Vgl. die bei
BiTTNER II 25 angeführten Beispiele berdöne „eigentlich , feilend', dann
,ich, du (m,), er wird feilen* zu beröd ,feilen', zefnöne zu zefön ,tan-
zen', hafröne zu haför ,graben*, fathöne zu ftöh ,öffnen'" u. a. m., die
auch BiTTNER a. a. O. auf Formen auf an zurückführt, während er
zur Erklärung der Futurbedeutung das Kuschitische heranzieht.^
Mir scheint es indes möglich, daß auch hier die Zukunftsbedeutung
der Form auf die Analogie einzelner Adverbialformen auf öne zu-
rückgeht, die vermöge ihrer Eigenbedeutung als Zukunftsausdruck
erscheinen mußten. In Betracht käme dafür etwa wuqöiie = wuqöme
(Vielleicht, hoffentlich' (oben S. 156), vielleicht auch ein zäröne (==
zaröme ,jetzt, bald'), die als ,er (du, ich) wird sein', zelone (J^j) ,zu-
ende', das als ,wird zuende sein' verstanden werden und damit den
Ausgangspunkt für analoges berdöne ,wird feilen', zefnöne ,wird
tanzen' usw. bilden konnten.
Den Ursprung aus einer indeklinabeln Wortart bezeugt selbst
an diesen in ihrer Bedeutung weitentwickelten Wörtern auf an, ön
wohl noch der Umstand, daß auch hier das Femininum durch eine
andere Wortform mehri -ite] aram. n"'5-, ass. ätu (istät : istänu) und
-anltu ausgedrückt wird, wie auch im Hebräischen neben m. pttrx"i,
jianp; (nhbr.) jj:n-i: fem. n^rtrx-i Jer. 25, 1, fem. pl. nrjiönp, nviSim steht,
ohne daß darum ein Maskulinum auf äni angenommen werden muß.^
Ähnlich kann im Arabischen wie im aram. |be, fem. Kn''Db»a das fem.
zu o^ iiui' durch ^^ ausgedrückt werden. Da demgemäß schon
im Ursemitischen anlt als Femininum zu -an verwendet worden sein
muß, ist die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen, daß männ-
liche Formen auf änl (arab. ^}, ass. änü, hebr. -»di) vielfach nur
Analogiebildungen nach dem älteren Femininum auf änlt^ sind. Wenn
z. B. neben aram. jba, iT'jbB, arab. cß^^ ^^, hebr. nur mehr -jba
1 Vgl. schon BiTTNEK, WZKM 1909, 147.
2 »ispin* ist also aus den biblischen Wörterbüchern zu streichen. Im nach-
biblischen Hebräisch ist wie im Aramäischen das Nebeneinander von mask. an
(z. B. Jpis), fem. äniL (z. B. ri'jpnx) so häufig, daß änlt als Femininendung auch auf
andere Wortforraen übergreift, wie z. B. n'i'r'in f. ,krank' zu n^in, während ':^in erst
eine viel spätere (vgl. die Belege bei Ben Jehuda, Thesaurus 1467 b) Analogie-
bildung zum Fem, ist.
^ Zur Bildung des Fem. selbst s. später.
Adjektiva auf Im] Sübstantiva auf In. 221
0:öba) neben n-jiba (nhbr.), neben jiöip, fem. pl. nvrönp auch -"siaip
1 Sa. 24, 14 steht, so kann dies nur durch Angleichung an das Fem.
erklärt werden, wie umgekehrt biblische Femininformen wie njinnn,
riJia;«"! den Unterschied zugunsten der männlichen Form aufheben.
Wie panp, \\^hv, pSTi etc. erwartet man im Hebräischen auch für
nhbr. "jira , mittel' (Ben Jehuda, Thesaurus 527 f) ein ursprüngliches
prn* (fem. rroirn), das als ursprünglich *bainan = D''ra (oben S. 76)
»zwischen' ist; hebr. pnnn, ]vbv, ]'\Tn, psTi, ass. elanu, saplanu etc.
setzen auch wie ass. elenu, saplanu neben elenltu, saplanltu für
fast nur im vulgärarab. erhaltenes tahtäni ,unterer', föqäni , oberer',
barränt , äußerer', güicänl , innerer'^ ein urspr. tahtän, aber fem. tah-
iänijjatun etc. voraus. Schon im Schriftarabischen beweist z. B. ^^ ^
ein dem hebr. \rbVi ^-ss. elenu, fem. elenltu entsprechendes *'^alänu.
Ebenso sind im Hebräischen und Assyrischen Adjektiva wie "röiK
(gegenüber panx als N. pr. in der Mischna) , rötlich', ■'m' substantiviert
jWissender, Wahrsager', mitanü ,tot', (B. E. 1X48, 3), remenü =^ re-
menu ,barmherzig' als Analogiebildungen zu häufigen Femininformen
auf Uu von den späten wirklichen Beziehungsadjektiven zu Sub-
stantiven auf an (im Aramäischen änäj)^ auseinanderzuhalten.
Wie die behandelten Formen des Adverbialis auf -am etc. werden
aber auch die Adverbien auf -an, an vielfach in der syntaktischen
Funktion eines Hauptwortes gebraucht und dadurch substantiviert.
Der Charakter der so entstehenden Nomina auf -an etc. Avird aber
wieder durch ihre Entstehung aus dem Adverb bestimmt. Denn da
es zum Wesen des Umstandswortes gehört, daß es nur ein Merkmal
eines Begriffes oder einer Tätigkeit (bezw. eines Zustandes) be-
zeichnen kann, mit Außerachtlassung aller dieselben grammatisch be-
stimmenden Umstände, wird das aus dem Adverb hervorgegangene
Substantiv als Begriffsbezeichnung gefaßt, nur ein nach Geschlecht
und Zahl indifferentes, neutrisches Abstraktum, in verbaler Be-
trachtung nur ein nach Person, Zahl, Zeit, Genus und Modus un-
bestimmter Infinitiv sein können.^ So entstehen in der Sprache
^ Vgl. Brockelmann, Grundriß I 400.
' Doch folgt auch im Aramäischen bisweilen ursprüngliches an der Analogie
von änaj, vgl. targ. 'i^Vn (z. B. Lev. 22, 10 fF.) ,fremd', das wie barräni zu barra zu
arab. ^Jj^. , draußen' gehört und hillän lauten sollte.
' Näheres dazu noch unten.
222 XI. Laut- u.BEDEUTüNasENTwiCKLUNö D. Akküsativform aüf^j*^.
aus Adverbialformen Neutra- und Abstraktbezeichnungen für all jene
Merkmale, die durch Adverbien bezeichnet werden können, ohne daß
die Bildung jener Abstrakta in der Sprache die schwierige
Denkoperation wirklicher Abstraktion zur Voraussetzung
hätte. Die Abstraktion lag vorher schon unbewußt im
Adverb vor. Wie uns zunächst die Entstehung der Substantive
auf an im Semitischen lehrt, ist der Weg zur Bildung von Neutreu
und Abstrakten durch Substantivierung von Adverbien ^ von der
Sprache in überaus zahlreichen Fällen begangen worden. Die
Schaffung von Abstrakten und Neutren aus dem Adverb ist aber
nicht nur eine Möglichkeit der Bildung von Abstrakten, die an
bestimmten Formen in bestimmten Sprachen Geltung hat, sie ist
vielmehr, wie sich dies uns im weiteren immer gewisser ergeben
wird, der Weg, auf welchem alle Sprachen schon in ihren Anfängen
jene zahlreichen Abstraktformen bildeten, die sie oft erst sekundär
auch für Konkreta anwenden. Alle Abstrakta, Neutra und In-
finitive, in welcher Sprache immer, sind nicht ursprünglich
bewußte Bezeichnungen logisch abstrahierter Begriffe, son-
dern Suhstantivierungen alter Adverbien, oder nach sol-
chen gebildete Analogieformen. Daß ein Substantiv statt eines nach
Zahl und Geschlecht bestimmten konkreten Gegenstandes ein Merk-
mal desselben unabhängig von Geschlecht und Zahl, ein Infinitiv
statt einer nach Person (Subjekt), Zahl, Zeit, Genus und Modus
bestimmten Tätigkeit (eines Zustandes) dieses Tun (diesen Zustand)
ohne die Akzidenzien jedes wirklich möglichen Falles bezeichnet,
erklärt sich aus dem ihm zugrundeliegenden Adverb, das keines
dieser Akzidenzien mitbezeichnen kann. Der ursprüngliche formal
mangelhafte Ausdruck von Begriffen durch flexionslose Adverhien,
nicht entwickeltes logisches Abstraktionsvermögen schafft den Reich-
tum der Sprachen an Neutren, Abstrakten und Infinitiven.
* Die Substantivierung adverbieller Formen ist der Sprachwissenschaft als
häufiger Vorgang natürlich bekannt; im einzelnen sind auch oben vielfach Bei-
spiele für diese Erscheinung beigebracht worden. Sie ist m. W. aber niemals theo-
retisch untersucht und in ihrer ungemeinen grundlegenden Wichtigkeit für die
Wortbildung erkannt worden. In ihrem ganzen Umfang wird sie erst in Kap. XVI
gewürdigt werden können.
SüBSTANTlVA. AUF Ä2f IM ASSYRISCHEN. 223
Daneben steht eine andere Gruppe konkreter Substantive,
die durch Anwendung des Adverbbegriffs auf ein durch diesen aus-
gezeichnetes Konkretum zu Hauptwörtern wurden.
Die semitischen Abstrakta auf an (ön), die weiter auch für
Konkreta verwendet wurden, gehen also auf Akkusativadverbia auf
an zurück. Im Assyrischen entsteht so z.B. ummänu ,Heer, Volk,
Gesamtheit' aus einem umman »insgesamt', ^ Akk. zu hebr. nk, fem.
nsK ,Volk*, isdänu , Wurzel' IVR 27, 11 aus isdan ,unten', ^ Akk. zu
iMu , Grundlage', busänu ,übler Geruch' aus einem ^yi ,tibel(rie-
chend)', dulhänu ,Verstörtheit' aus dulhan .verstört, trüb', girränu
,Klage' aus *girran, etwa ,laut, lärmend', rehänu ,Rest' aus rekan
,übrig', sulmänu ,Gruß'^ und , Geschenk' aus sulman ,freundlich, zum
Heile', bezw. ,freiwilhg, geschenkweise' etc. Vielfach ergibt diese
Betrachtungsweise nicht nur neue etymologische Beziehungen zur
Aufdeckung jenes Merkmals, wonach in jedem Einzelfalle der in Be-
tracht kommende Begriff benannt wurde, sondern sie trägt auch dazu
bei, das Wesen der etymologischen Beziehung an sich aufzuhellen,
indem sie zeigt, wie die Benennung von Begriffen nach einem Ety-
mon nicht etwa durch Ableitung einer neuen Wortform für den
neuen Begriff geschah, sondern dadurch, daß die ältere, in unserem
Falle die adverbiale Wortform unverändert kasuell für den Be-
griff gesetzt wurde, an dem das durch das Adverb bezeichnete Merk-
mal besonders hervortrat. Erst dadurch, daß das Adverb auf an in
seiner Anwendung auf einen genauer umschriebenen neuen Bedeu-
tungsinhalt in neue Assoziationsbeziehungen nach Form und Bedeu-
tung trat, teilte es als Substantiv auf an die Geschichte der bedeu-
tungs- und formverwandteu Substantive auf an. So erscheint z. B.
das arab. Adverb \Ss. ,morgen' und , später' im Altbabylonischen
wohl noch als Adverb in den Formen hadiän(u) und hadin(u) an
folgenden Stellen: m* ha-di-a-nim sa äs-pur-ak-knm ümam i*''"» la
ü-la-ap-pa-tu-nim Unqnad, Briefe 48, 24 ff.; a-na ha-di-nim sd ds-pu-
1 Vgl. ummtUu ,Summe' und dazu ZDMG LXVII 144.
' Identisch mit dem dualisch gedeuteten Udän ,die Beine'. S. Kap. XII
gegen Ende.
• Vgl. bes. Sulmänu in den Amarnatafeln.
* Hier fehlt (vgl. Ungnad z. St.) wohl a-na.
224 XI. Laut- u. Bededtüngsentwicklung d, Akkusativform avfan.
ra-a[k-ku]m la ü-la-ap-pa-tunim 50, 21 f. ,auf später als^ ich dir
schrieb, sollen sie (um einen Tag) keine Verzögerung eintreten lassen'.
hadan(n)u (Schork, Urkunden 64, 18) und hes. oft adannu^ ,das
Später' erhält substantiviert die Bedeutung ,der Termin'. Daß
adanna hiebei determiniert nicht als ,irgendwann später', sondern als
,an dem bestimmten späteren Termin' verstanden wurde, wie auch
die Schärfung des n erklärt sich aus der Assoziation, die adan(iia)
, später' mit dem gleichfalls determinierten inan(na) , jetzt' verknüpft,
das selbst auch in der einfacheren Form Inu ,Zeit' das substanti-
vierte Adverb inu ist, aus 'an, aram. jpa ,da, jetzt', präpositioneil ur-
sprünglicher ,bei, in, aus' = aram. öj7, hebr. dj?. In der Bedeutung
, Termin' erscheint '^adan auch im Aramäischen, ist aber dort der
lautlichen Analogie anderer Abstrakta auf an folgend zu n:'i:p ge-
worden, woraus auch arab. o^^*^ o^"^ (fast nur in besonderer An-
wendung auf den Termin der Wasserverteilung gebräuchlich) ent-
lehnt sein dürfte. WT'Kn ,jetzt' ist dagegen wohl \3\-f l-*| auf H:"ir ,Zeit'
kann es schon deshalb kaum zurückgehen, Aveil der Antritt von n
am aramäischen Nomen unmöglich ist.
Wie die genannten und viele andere assyrische Substantiva,
entstanden direkt aus flexionslosen Bezeichnungen eines Merk-
males, einer Eigenschaft — nicht wie die oben S. 219 besprochenen
Substantive erst auf dem Umwege über formal bestimmt und flexi-
visch gewordene Adjektive — im Hebr. z. B. p2K, pnax ,Untergaiig'
aus ah(a)dan ,hinweg, verloren', poK ,das Weh, Unglück' aus "^asan
jWelie!', i'iji^ä^ , Sicherheit, Vertrauen' aus bit(ta)han = naa ,sicher',
pxj jHöhe' aus gaayi ,oben, hoch', woraus auch die adjektivische Ne-
benform ]VHi (oben S. 208) entstand, \^f:tr\ , Menge, Gewirre' aus haman
(= ass. umman) , zusammen, durcheinander', ])'^r{ , Schwangerschaft'
aus haran ,hoch', gleich einemAkk. zu "in ,Berg', pni ,das Aufbrausen,
^ So wohl besser als ,hinsichtlich des Termins, den ich . . . angab', wie ich
WZKM 1913, 450 und Ungnad a. a O. übersetzen.
^ Der Wechsel von hadannu und adannu darf wohl nicht auf Schwanken
zwischen i und & zurückgeführt werden, da ^ im Anlaut edanu ergeben hätte,
vielmehr scheint h infolge undeutlicher Aussprache wohl über h zu ' (adannu) ge-
worden zu sein. Eingehende Untersuchung verwandter Erscheinungen wäre er-
wünscht. Doch ist es nicht ausgeschlossen, daß zwei verschiedene Partikeln, zu
deren einer westsem. "^ü ,bis' gehört, hier zusammengefallen sind.
Hebräische und aramäische Sdbstantiva aüp an (ön). 225
Übermut* aus zadan ,übermäßig*, p?n ,Erscheinung, Sichtbares' aus /la-
zan, etwa , deutlich, sichtbar', ]r\n , Hitze' aus J^arran ,heiß', pnon , Man-
gel' aus hasran (arab. hasran, husran) ,fehlend', wie p-in"' , Überschuß'
ans jatr an (=ass. (tü)atram oben S. 27) ,übrig, zu viel', p:? , Krummes,
Sünde' aus ''awan , krumm'; p"tpB , Anvertrautes' aus piqdan, piqqa-
dan , anvertraut', pnns ,das Offnen' aus pitkan ,offen', ]^^p , Schande'
aus qalan etwa ,gering', pKSp , Frost, Starre' aus qif'an, qippaan
jStarr*, pti , Magerkeit' aus razan , mager', p^jn , Zufriedenheit, Wille'
aus rasan (arab. radan, ridan) ,genehm, willig', p-inc' , Bruch' aus
sihran, sibbaran ,zerbrochen' etc. Als Bezeichnungen von Kon-
kreten dienen z. B. ]nbv ,Tisch', genauer ,Platte',^ aus Vulkan, salhan
,ausgebreitet, flach*, pabn und pabn ,Eiweiß' und , Eigelb', etymo-
logisch wohl halban ,weiß* und halman, etwa , weich* (vgl. arab. f^^^).
Wie pKj, p'Kj; pnr, pni; pKax , Durst' gegen arab. o^ , durstig*
kommen auch die meist adjektivisch verwendeten Ortsadverbia pi"'n,
]vbv in abstraktem und neutrischem Gebrauche vor. Hieher gehört
außer dem oben S. 208 u. Anm. 1 Angeführten auch die Zusammen-
setzung ]vbv *:3 Ps. 826, jSöhne der Höhe* (= Göttliche Wesen), nicht
, Söhne des Höchsten*. Auch p-i^r für ,Gott' steht stets artikellos, ist
also ursprünglich nicht ,der Höchste*, sondern eigentlich ,das Oben*,
,der Himmel* gewesen, muß aber später in Umdeutung nach dem
häufigeren Adjektivum als , Oberster, Höchster' verstanden worden
sein. Wie ]vbv 'JS sind auch die \r2ii '33 Ps. 72, 4 nicht , Söhne des
Armen', sondern , Söhne ^ der Dürftigkeit, Arme'.
Ebenso gehen aramäische Substantive wie Kis*?"!« »Bedräng-
nis* aus ulsan (alsan) ,eng, bedrängt'; p^^o* ,Vorzug' aus jutran
(Jatran) ,zu viel' (= hebr. p-in% ass. icatram), poija ,Krankheit,
Übel' aus kurhan (karhan) = arab. \^J^ ,übel, widerwärtig*, K:;Bie
»Überschuß* b. Talm. B. Mesi'a 63 b aus tufjan , zuviel, übrig*, >ia^
,Rest' aus sarkan ,übrig' etc. hervor. Auch hier erklärt sich der
neutrische Gebrauch z. B. von pnK , anderer' für ,der Rest, das
Andere*^ nicht aus dem bereits für das Mask. festgelegten Adjektiv,
^ Statt unseres hochbeinigen Tisches dient dem auf dem Boden sitzenden
Orientalen bekanntlich eine bloße Matte («^.j^o^».) oder dergl. auf dem Boden,
seltener ein sehr niedriger Tisch, vgl. Gesenius-Bühl s. v.
' S. dazu unten. ' S. oben S. 658.
Torezyner, Die Entstehung des semitisclieD Sprachtypns. 15
226 XL Laut- ü. Bedbutdnqsestwicklünö d. AKKUßATivpoRM auf an.
sondern direkt aus dem geschlechtlich indifferenten, neutrischen
Adverb.
Als Beispiele für den gleichen Ursprung der zahlreichen süd-
semitischen Abstrakta und Infinitive auf an seien liier arab. subhän
,Lob' aus subhan (Is:^^) etwa ,glatt, angenehm', irfän , Wissen' aus
'^irfan (^y), eigtl. , obenauf,^ deutlich, bewußt'; sukrän ,Dank' aus
\j$^ ,zum Dank', äth. berhän , Licht' aus *bur1ian ,licht', erqän , Nackt-
heit' aus '^irqan (^arqan) ,bloß' herausgegriffen und im übrigen auf
die Zusammenstellungen hiehergehöriger Nominalformen bei Barth,
Nominalbildung und Brockelmann, Grundriß I 388 ff. verwiesen.
Auch Adverbia auf an nach der Femininendung haben
sich, wenn auch selten, als Substantive auf tän erhalten. Vgl. ass.
tabastänu , Gestank', sitän , Osten' (oben S. 205), wohl auch talm. |nN"i
, Speichel',^ worin wie im syr. Adj. pz^o? ,spumosus' t auf die Fe-
mininendung zurückgeht. S. auch zu imp, jrurs, jnipnj unten S. 230.
Andere assyrische Beispiele wurden zumeist nach der Analogie des
Duals beurteilt, so wohl sirritän, eigtl. ^gebunden' > ,das Gebund',
(K"rii) als ,die beiden Zügelriemen', sinnitan , Zaumzeug' könnte
etwa ein substantiviertes ^^«-^ sein. Zu appatän und mask. apän(i)
, Zügel', eigentlich , Gesicht, Nase* vgl. oben S. 166, Anm. 1. Ahn-
lich gehört ja wohl auch tcc ijna zu skr. nasyas ,Nase'. Das dua-
lische simetan, das gewiß die dunkle Tageszeit, etwa , Abend' (z. B.
ümu kima simetan ibsi ,wenn der Tag wie Abend ist' Vieolleaud,
Astrol. Adad XXXIII 18; simetan im Gegensatz zu sereti , Morgen'
KB VI 2 120, 38/40; Meissner, SAI 2107, 4529 u. ö.), aber auch ,das
dunkle Gewölk' (so wohl: kima simetan eläti K 44 Obv. 27: ,wie die
hohen Wolken') bezeichnet, dürfte als ,das Oben' ein Femininum zu
samämu, D'j:tr ,oben, Himmel' darstellen, das speziell für den dun-
keln Himmel verwendet wurde. S. unten zu arab. i,J*^.^ Für das
dunkle aslatän Delitzsch, HWB 145 a CT XXII 48 Rev. 12 scheint
1 Vgl. hebr. f]'!!' ,Nacken', arab. ^ i3^s , Mähne' als , Oberteil', («Joy; , Fürst',
t^.U ,edle Tat' (Nöldeke, Neue Beiträge 71), auf welchen Zusammenhang schon
NöLDEKE hingewiesen hat.
* Vgl. J. Low bei Kkauss, Lehnwörter 574 a, Preüss, Biblisch-talmudische
Medizin 411 ff. und dazu wieder Low, OLZ 1912, 557.
^ Vielleicht gehört durch einen ähnlichen Bedeutungsübergang auch ass.
nrpttu jGewölk' zu dem oben besprochenen ^■'V ,oben (sein)'.
SüBSTANTIVA AUF TÄN] BeDEDTUNGSGRÜPPEN AM SoBST. AUF ÄS\ 227
mir eine Bedeutung ,Umkreis, Umfang', die auf , ringsum' zurück-
ginge, möglich. Die hebräische Adverbialform prctr für rßB? dürfte
in der häufig auftretenden Verbindung pnaa? r\zv entstanden sein, die
selbst adverbial etwa als ^vollständig feiernd'^ zu erklären ist, wie
DTiöm Dm ,geschenkweise, geschenk weise', DTnon "lan ,haufenweise,
haufenweise'. Aus dem ursprünglich reduplizierten Gebrauche er-
klärt sich (vgl, oben S. 184 zu muThabaten) die stärkere Bedeutung,
die \-)r\3,v ersichtlich vor ritt? voraus hat.
Auch am Substantiv lassen sich wie bei den Adjektivbildungen
auf ä/j einzelne Bedeutungsgruppen als zusammengehörend erkennen;
auch hier geht die Bedeutungsverwandtschaft der Nomina mehr oder
minder deutlich auf Funktionsgleichheit der Form noch im Adverb
zurück. Da es sich auch hier zum Teil um schon besprochene
Funktionen der Adverbialform handelt, kann an der Hand der sich
hier bietenden Erscheinungen unsere frühere Darstellung überprüft
und vertieft werden.
Neben den Lokativformen auf am, a(j)im, aini in hebräischen
und arabischen Ortsnamen haben wir schon oben S. 68 f. zahlreiche
mit jenen wechselnde Beispiele angeführt, worin die Akkusativ-
endung die Lautform an hat: Haben wir nun wie in \\'hv ,oben', px^n
,außen', ass. elän(u) ,oben' etc. auch die zahlreichen Ortsnamen
gleicher Form wie prr: (Akk. zu yrj); jn'ip (== D'nnp, Akk. zu 'n'np)
etc. als ursprüngliches ,auf dem Hügel, in der (die) Stadt' gedeu-
tet, so müssen wir nunmehr genauer sagen, daß pi?2i, jrinp in dieser
Deutung doch nicht Adverbia, amorphe Bezeichnungen eines Merk-
mals, sondern adverbielle Kasus formen eines Nomons sein müßten,
die substanziell einen Nominalbegriff nebst der durch die Kasus-
endung ausgedrückten formalen Beziehung bezeichnen. Während
nämlich in den durch die Endung charakterisierten wirklichen Ad-
verbien die Endung keine Eigenbedeutung hat, die dem Adverb
eigentümliche lokale, temporale, modale, verallgemeinernde Bedeu-
tungsrichtung der Endung vielmehr nur durch die substanzielle Be-
deutung des ganzen Wortes bestimmt wird, hat in adverbiellen Ka-
sus etwa der Bedeutung ,auf der Höhe' die Endung eine bestimmte
^ Diesen Sinn hatte ra» im Hebräischen gewiß; vgl. im übrigen zuletzt
Landsberger, Der kultische Kalender der Babylonier und Assyrer I 133.
15*
228 XI. Laut- u. BBDEUTUNGSENTwiCKLUNa d. Akkusativform avfak.
Beziehungsbedeutung, die von der Bedeutung des Nomons nicht be-
dingt wird. Wenn an den Ortsnamen auf an, ön und ebenso auf am,
a(j)im die Endung wirklich ursprünglich zum speziellen Ausdruck
des Lokativs angetreten ist, so könnte diese bestimmte ßedeutungs-
richtung der Endung wieder nur aus der Analogie nach solchen
Formen entstanden sein, die vermöge ihrer Eigenbedeutung Lokativ-
adverbia waren. Es liegt nahe anzunehmen, daß Ortsadverbien etwa für
,oben, unten, vorn, hinten', hebr. ]vb:j, praj, DTiia-i, pnnn, ]'\nip, dti3-i%
a'^'inK, ass. kutalla (oben S. 32) zu den ältesten Ortsbezeichnungen
gehörten; nach ihrer Analogie konnten andere lokativisch verwendete
Ortsnamenformen gebildet werden. Inwieweit darum wirkliche Lo-
kativbedeutung der Endung anzunehmen ist, wird später nochmals
untersucht werden.
Wie bei den Ortsnamen stehen auch bei den gleichfalls auf
einen lokativen Adverbialis auf am, an zurückgeführten Körperteil-
namen neben den dualischen Formen zahlreiche Nomina auf an, an.
Vgl. im Ass. länu , Gestalt', pänu , Gesicht', uhänu ,Finger*, bunnänu
, Gestalt', lahänu ,Rücken', girränu , Kehle', lisänu , Zunge' etc., hebr.
]'\ni ,Bauch', pirb» , Zunge', niDina , Daumen', p-ij , Kehle', nhbr. piT
,männl. Glied' etc., aram. wish , Zunge', K32pnp ,Vogelmagen' etc., arab.
0^~«^) O*-»-***^ , Körper', c^y^ ,weibl. Scham', o^^r*- ,Vorderhals',
0^j>^ , Gesäß', Ci'^j^> ,männl. Glied', o^^ »Gr^i'&el, Schlund', o^
,Hals' = o^*> o^-**^ , Zunge' etc. Auch hier, wie auch bei den
Lautentwicklungen auf am, öm, um, um, a(j)im, en geht die Analogie
der Lokativform anscheinend von solchen Körperteilnamen aus, deren
Eigenbedeutung die eines lokativen Adverbs ,oben, unten, innen' etc.
war. So mögen speziell ass. lahänu ,Rücken', hebr. pm , Bauch' (des
Tieres), eigentlich ,hinten' (aus ,unten') und ,unten' bedeuten und
mit dem aus diesen Adverbien abgeleiteten Verben lahänu ,f allen',
|n3 ,sich bücken' identisch sein.
Als nunmehr einzelne so gebildete Körperteilnamen, weil sie
zweifach vorhanden waren, als Duale verstanden wurden und ihre
Form zu einer eigenen Dualform ward, blieb im Hebräischen inner-
halb der Analogie der dualisch gedeuteten Formen die Endungs-
form a(j)im alleinherrschend, während die Lautformen am, am (aste?,
DPin p. DPin), öm (niann etc.), im, um (d''b), ön (p»b etc.) sich nur an
Ortsnamen, Körperteiln, u. Richtünqsbezeichnunqen adf JLv. 229
solchen Körperteilnamen erhalten haben, die von der ausgleichenden
Wirkung der dualischen Analogie unberührt blieben. Im Assyrischen
und Nord- und Südarabischen dagegen kommt auch an den dualisch
gedeuteten Formen neben der dem hebr. a(j)im entsprechenden
Endungsform en (vgl. ass. Inen, iden etc., beim Zahlwort: Sitten,
kilallen) auch die Lautform an (ass. inän, idän etc.) vor, die im
Schriftarabischen freilich sekundär von den Singularen auf an durch
die Endung (än)i unterschieden ist. Nur im Schriftarabischen ist
eine weitere Differenzierung der Formen -än(i) und ain(i), en für
verschiedene Kasusfunktion (Nom. -äni, Akk. Gen. aini) erfolgt.
Als Beispiel der doppelten Entwicklung eines Ortsadverbs zum
Adjektiv auf an, ön einerseits, zum scheinbar dualischen Körper-
teilnamen auf an, en andrerseits sei noch ass. rlsän, rlsen, risln
, Haupt' nachgetragen, dessen dualische Form ebenso auf das Adverb
rlsan ,zu häupten, obenan' zurückgeht, wie die des hebr. Adjektivs
pWKi , obenan, erster'.
Auch die oben S. 172 offen gelassene Frage, warum die adver-
bielle Endung a(j)im gerade an zweiteiligen Singularen so häufig
auftritt, ist nunmehr erledigt, da a(j)im nur eine innerhalb der
dualischen Analogie herrschend gewordene Lautform der Endung
bildet, die in verschiedenen Ausprägungen auch sonst nicht minder
stark verbreitet war.
panänu ,vorn', arkänu , hinten', p^ip ,vorn' und speziell auch
,östlich' etc. sind ihrer Bedeutung nach auch Bezeichnungen der
Windrichtung und konnten auch in dieser Bedeutung den Mittel-
punkt einer Analogie bilden. Dieser gehört im Hebräischen zumindest
pBX ,Norden' (urspr. , hinten?') an, wozu das Verbum jes ,nach hin-
ten tun, verbergen' ebenso gehören kann wie ass. labänu ,fallen'
zu labänu ,unten, hinten, Rücken*, hebr. jnj ,sich bücken' zu pna
,unten, Bauch (des Tieres)', während oi-i'i, syropal. und jüd.-aram.
^{ö^-n die Form öm zeigen. Die Endung an hat auch ass. istänUy
iltänu, daraus talm. KjnoK ,Norden'; rechts und Süden heißt hebr.
nur pö", doch weist •'jö'' ,dexter' wie jot ,der Süden' auf die in
äth. f^"}: erhaltene Form auf an zurück. Zu äth. ii'^ti vgl.
NöLDEKE, Neue Beiträge 82. In weiterem Zusammenhange mit dieser
Gruppe stehen die dualischen Richtungsbezeichnungen ass. sitan
230 XI. Laut- u. BBDBUTüNGSBNTwiCKLUNa D. Akküsativform auf an.
, Sonnenaufgang', arab. ^^^uy-i^x. und j^lS^i-o, hebr. onns , Mittag, Ze-
nith' und D^aij? , Sonnenuntergang, Westen'.
Auch an den Stoffnamen kommt neben den oben Kap. IV
besprochenen lautlichen Entwicklungen auch die Form -an, -ön vor.
So stehen also in Zusammenhang mit jenen Stoffnamen mit zum Teil
kollektiver Bedeutung auf hebr. -am (dpd5; Dnz^ni, Dne, d:: etc.),
-a(j)im (oTiirn;, d%"2), ass. -a-an, bezw. -dm, -ä, -a etc. auch hebr. jrwnj
, Kupfer (= Kupferschlange)', |n'>rB , Flachs'^ pia-i , Granatapfel', pM
,Dinkel', nhbr. p-iy , Grütze'^ etc., selbst urspr. wohl kollektive
Tiernamen wie pnx , Eselin' etc., ass. Stoff-, Pflanzen- und kollektive
Tiernamen wie alappänu ,eine Bierart' (Hrozny, Getreide 55 u. ö.),
asnänu ,Brot, Getreide', kamänu , Kuchen' etc.,^ die Baumnamen da-
cZä?iw (Muss-AuNOLT 241f.), dupränu, dalabänu, haldappänu, papänu,
sillibänu, qutuppänu, sallapCmu, surmänu^ etc. der Reptilname zizänu,
atänu , Eselin', mlränu (Delitzsch, HWB39Ib) ,junger Hund' etc.,
welche Formen bezeugen, daß -a-an etc. nach Stoffnamen im Assy-
rischen in der Tat eine Endung am Wort darstellen. Auch im Ara-
mäischen und Arabischen sind Stoff- und Kollektivnamen auf an
sehr häufig.
Auf die Lautform an (ön) beschränkt ist in den meisten Spra-
chen die Bedeutung einer Diminutivendung. Indes ist eine Dimi-
nutivbedeutung der Endung an, ön nur an recht wenigen der bei
Brockelmann, Grundriß I 394 f. aufgezählten Beispiele deutlich aus-
geprägt, während in vielen anderen Fällen nur grammatische Kate-
gorisierung die an einzelnen Beispielen hervortretende Diminutiv-
bedeutung analogisch noch über den Rahmen der Analogietätigkeit
der Sprache hinauszutragen versucht. Denn auch an den sicheren
^ Auch dem oben S. 79 besprochenen seam, sea-an ,Getreide, Gerste' ent-
spricht vielleicht auch eine Form auf an in dem nordpalästinischen (darum 2? für
südpal. nx'i') Ortsnamen fKi* n'3, jö n'3, {© n'S, bit säni in Amarna etc., an den in
diesem Zusammenhange Herr Dr. L. Freund mich erinnert und den man wohl
mit on^ n'3 vergleichen darf.
2 Identisch mit ass. arsänu, vgl. Hrozn^, Getreide 105, aber wohl auch har-
sänu nach der Schreibung he-ar-za-na B. E. XV 169, 1. Vgl. Torcztnek, Tempel-
rechnungen 88.
^ Vgl. hebr. o'j^s, GESEN.-BiiriL s. v., HnozN'i^, Getreide 59.
* Vgl. HoLMA, Kl. Beiträge (s. Index).
StOFPNAMEN, KOLLEKTIVA ÜKD DlMlNUTlVA AUF Alf. 231
Beispielen beruht die Diminutivbedeutung der aus der Akkusativform
hervorgegangenen Endung nicht auf einer etymologischen Urbedeu-
tung derselben. Auch hier bietet sich vielmehr die Erklärung der
Bedeutung der Endung an aus der Analogie solcher Formen, die
vermöge ihrer Eigenbedeutung Diminutiva waren. So sind z. B.
die von Brockelmanü a. a. 0. angeführten "^omanischen Formen sicei-
jäne, tissüne ,ein wenig', wie wohl auch hehr. |D[^. jbp^ (^gl- arab. LS, ep
Ez. 16, 47) , klein', mehri wuqaten in he dr wuqaten kos §i mahalis ,nur
eine Zeit (und) alles ist zu Ende' (Jahn 141, 2) vermöge ihrer Eigen-
bedeutung oder (icuqaten) vermöge ihrer mehr oder minder häufigen
Anwendung in einem speziellen Gebrauch Diminutiva, wonach auch
manche andere von den vielen Wörtern auf an analogisch als Dimi-
nutiva umgedeutet und endlich auch neue Diminutivformen auf an
gebildet werden konnten. Dies gilt auch von den Tiernamen auf tn,
PI. ijön im Mehri (Bittner, Studien I § 27; 82; Rhodokanakis, Zur
Formenlehre des Mehri 18), die gleichfalls nur in analogisierender
Betrachtung nach Wörtern wie qallijen ,Kinder', die vermöge ihrer
substanziellen Bedeutung Diminutiva sind, als Verkleinerungsformen
erscheinen können. In diesen Formen dürfte übrigens der Singular
auf In erst nach anderen Analogien sekundär aus der kollektiven
Form auf (ijön als nomen unitatis entstanden sein.^
Auch in Bezug auf ihre Lautgestalt haben die Adverbia auf
an, an bei ihrer Umwandlung in Substantiva und Adjektiva Verän-
derungen erlitten, die zum wesentlichen Teile wieder auf — durch
die Analogie der Bedeutung vermittelte — Einwirkung formaler
Analogien zurückzuführen sind und die es verschuldet haben, daß
die ursprüngliche Identität von Wörtern, die sekundär andere Wege
der Laut- und Bedeutungsentwicklung eingeschlagen haben, vielfach
noch nicht erkannt ist.
* Das i vor der ,Pluralendung' (i)ön ist meines Erachtens in der Tat am
ehesten aus Rückbildung (d. h. Analogie) aus dem Sg. auf in zu erklären. Als
Analogie, die zunächst an einem Beispiel entstanden sein mag, beschränkt sich
diese Erscheinung im Gegensatz zu der ausnahmslosen Geltung von Lau^esetzen
auf eine bestimmte Gruppe verwandter Nomina, ohne überall dort eintreten zu
müssen, wo die gleichen lautlichen Bedingungen gegeben sind. (Gegen Rhodo-
kanakis a. a. O.)
232 XI. LaDT-ü. BBDEUTUNaSENTWICKLUNG D. AkKUSATIVPORM AUF Xy.
So konnte z. B. ein ursprüngliches Adverb der Form fa lau, hezw.
bei kürzeren Wörtern der Form faan und noch leichter die daraus
durch Dehnung der betonten Endung entstandene Form falän, hezw.
faän, je nach den in den Einzelsprachen geltenden Lautgesetzen zu
fi^läiij fulän, hezw. fi'^ an, fu an dissimiliert werden. Die Verschieden-
heit der Nominalformen in den Einzelsprachea geht in solchen Phallen
also auf lautliche Entwicklung einer Grundform zurück. So stellen
hebr. jlia, ]W^ die ursemitische Form dar zu arab. girän(un)^ lisän(un),
aram. g'röna, lissäna, ass. giränu, lisänu, in welchen Sprachen wohl
infolge einer Verschiedenheit des Sprechtempos die Dissimilation
auch in diesen Fällen eingetreten ist. Im Hebräischen seihst ist die
Dissimilation im Adjektiv stärker durchgeführt als im Substantiv,
so daß dasselbe Adverb im Nomen z. B. jlnj, im Adjektiv |l"it lautet.
Dissimilation zu u zeigt z. B. schon im Adverb hebr. n^s ,ganz,
alle* (oben S. 128), arab. killen^ killin im 'Oman aus *kullan, die
dem älteren ass. kal(l)ama entsprechen, hebr. Disn (oben S. 82) neben
arab. tamäm, während das weibliche hebr. kallötäm umgekehrt im
Assyrischen kullatan lautet. Dissimilation zu i vor verschiedenen
Formen der Akkusativendung erklärt z. B. auch den Vokal von
ass. kinanna ,so' (S. 32), minam ,wie, was?*, »,^^, hebr. D^;?ä .Inneres*,
D^nn , Mühle' neben kanamma, manam, (j*-<, »^=*-j, öni. Auf solche
Dissimilation gegenüber der betonten Endung und nicht auf An-
fügung derselben an ursprüngliches qitl, qutl dürfte wohl der größte
Teil der Formen qitlän, qutlän im Semitischen zurückzuführen sein.
Aber auch bei Beurteilung anderer Veränderungen der Nominalform
vor an (vgl. z. B. die Schärfung einsilbiger Wörter wie ühs, Dian, aen
gegen kaläm(a), arab. tamäm, hamäm, ferner auch der Entstehung
von Formen wie quttalän, hebr. qittälön) wird die lautliche Ein-
wirkung der folgenden betonten Endung an mit in Rechnung ge-
zogen werden müssen.
Von den lautlichen Veränderungen der Endung an selbst sei
hier zunächst eine ausführlicher besprochen, die eine Veränderung
des Wortstammes zu sein scheint und deren Erklärung von prinzi-
pieller Bedeutung ist:
N. Rhodokanakis hat in seinen jüngst erschienenen Studien zur
Lexikographie und Grammatik des Altsüdarabischen zum erstenmal
Vekähderung d. Form auf äs d. Dissih. d. zweiqipfl. Akzent. 233
die Tatsache festgestellt, daß auch im Semitischen wie auf an-
deren Sprachgebieten doppelgipflige (zirkumflektierende) Akzen-
tuierung^ (üher)langer Vokale eine wichtige Rolle spielt, und diese
Erkenntnis für eine Reihe von Erscheinungen besonders auf dem
Gebiete des Altsüdarabischen wie unter den modernen ^fahradialekten
im Soqotri mit Erfolg nutzbar gemacht, in denen die Wirkung dieser
Akzentuierung zur Vermehrung des Wortstammes um ' oder h führt.
Als Hauptursache für die Überlänge und doppelgipflige Akzen-
tuierung im Semitischen wird sich uns die rhythmische Analogie
ergeben, der rhythmische Zwang, kürzere Wörter in einem gleichen
Zeitraum mit längeren zu sprechen, der ja auch z. B. im Gesang
zur Zerdehnung von Vokalen zwingt.
Den daraus sich entwickelnden lautlichen Vorgang im Süd-
arabischen erklärt Rhodokanakis folgendermaßen : , Urlange und ton-
gedehnte Silben, die vor Abfall der Flexionsendungen m, i, a in der
vorletzten Silbe waren, hatten zweigipfligen Akzent . . . Aus
diesen einsilbigen Gruppen mit Doppelgipfel sind im Soqotri zwei-
silbige Verbindungen hervorgegangen; wie zwischen zwei Vokalen,
die verschiedenen Silben angehören, konnte sich also auch hier ein
Gleitlaut einschieben. Dieser Gleitlaut war meist ä, selten blieb die
zweite Silbe leise eingesetzt* (S. 13 f.). In einzelnen Fällen ist ,ur-
sprünglieh bloß den Vokalübergang bildendes h als Positionslaut
zunächst in solchen Wörtern erhalten geblieben, die kurz oder zwei-
radikalig waren* (S. 26).' Abgesehen von Stammsilben liegen die
^ Vgl. Sievers, Phonetik § 280 flf.; Hrex, Handbach der griechischen Laut-
und Formenlehre § 84 : ,Der Zirkamflex ist zusammengesetzt aus Akut und Gravis,
er war also auf- und dann absteigend /\.' Im Deutschen ist zweigipflige Betonung
besonders deutlich hörbar in emphatisch gesprochenen Fragepartikeln wie: ,wd-asl
ao-b?^ etc.
* Rhodokasakis zitiert hier Nöldeke, Neue Beiträge 111: .Bildete man aber
weitere Ableitungen von solchen Wörtern, so mußte man in vielen Fällen not-
wendig einen dritten Radikal annehmen; meistens war das ein schwacher, oder
ein h, oder man verdoppelte den zweiten Radikal.' Diese Erklärung Nöldekes ist
nicht einwandfrei und zur Stütze von Rhodokaxakis' Annahme nicht nötig. Denn
während nach R. /t aus lautlicher Notwendigkeit zunächst im Vokalübergang
entsteht und von da aus erst in andere Formen tritt, scheint es nach Nöldeke, als
ob ein fehlender Konsonant beliebig gewählt werden konnte, und es bleibt un-
klar, warum meistens ,8chwache' Konsonanten oder h angefügt wurden. S. aber
unten S. 238.
234 XL Laut- u. Bbdeutungsentwicklunq d. Akküsativform auf an.
Spuren zweigipfligen Akzents im Altsüdarabischen wie im Soqotri
übereinstimmend vor allem in der lang vokaligen , zweigipfligen En-
dung des männlichen und weiblichen gesunden Plurals zutage. ,In
beiden Sprachen tritt sie [die langvokalige, zweigipflige Endung]
auch an innere Pluralformen und bildet gemischte Plurale' (a. a, 0.
54).^ Ich führe je ein Beispiel an: soq. Plur. m. '^almehin !> *^alnitn
zu Sg. ^alm , Zeichen' (S. 17) gegenüber altsüdar. jnia" > *jamtn
fhebr. D'-a"') ,Tage* (S. 38); soq. hawi-o ,nigra', pl. f. hawrheten (S. 24)
gegen altsüdar. 3nnri3i< , Frauen' (S. 39); soq. rimdehon zu rimid
, Asche' (S. 26) gegen altsüdar. pl. st. constr. \"isK ,Väter' (S. 43).
Von ebenso zu beurteilenden Erscheinungen aus anderen semitischen
Dialekten finde ich bei Rhodokanakis notiert die Analogie in der
Behandlung überlanger Silben des Altnordarabischen, vgl. Nöldeke,
Zur Grammatik 8^ und die von letzterem bei Rhodokanakis 30 an-
geführten weiteren zerdehnten Formen wie JUJ'l, J^-^), sowie
arab. C^l^\, das schon Hommel, Südarab. Chrestomathie § 70 zum
ba^ramautischen TiüaK , Väter' verglichen hat.
Die hier im Südarabischen nachgewiesene zweigipflige Aus-
sprache bestimmter Endungen ist aber nicht erst auf einzelsprach-
lichem Gebiet erfolgt. Sie muß vielmehr noch auf ursemitischem
Gebiet eingetreten sein, da auch die anderen semitischen Sprachen
in denselben Formen einerseits entsprechende oder andrerseits solche
Bildungen aufweisen, die selbst nur aus einer zweigipfligen Aus-
sprache dieser Endungen erklärbar sind.^
Zweigipflige Aussprache der Endungen des pl. m. und f. be-
weisen im Arabischen die Plurale wie OLp>\ , Mütter', OLf.^e , Hölzer',
^ Die Wandlungen, welche diese Formen weiterhin durchgemacht haben,
muß ich hier übergehen und verweise dafür auf Rhodokanakis' ausführliche Dar-
stellung sowie auf das bei diesem von Bittner notierte Material aus dem Soqotri.
* Dort vor allem Beispiele für Zerdehnung von langem Vokal vor ge-
schärften Konsonanten, besonders \Iä3\ !> JL»s\.
' Es sei ausdrücklich bemerkt, daß die folgenden Bemerkungen nur auf
einen Weg zur Lösung mannigfacher miteinander zusammenhängender phonetischer
Probleme aufmerksam machen wollen, ohne eine auch nur annähernd vollständige
Darstellung aller hieher gehörigen Erscheinungen zu beabsichtigen, die hier nur
gelegentlich im Zusammenhange der Nominalform an gestreift werden. Viele ver-
wandte Erscheinungen vor anderen Endungen werden auch erst bei Besprechung
dieser mit zur Sprache kommen.
Entst. d. Gleitlaute ', h, w, j in zweigipfl. betokten Silben. 235
0^-^-*- .Jahre* (vgl. Nöldeke, Neue Beiträge 110), aram. xrirrsK
, Väter', jnor, Wrröe? ,Nameü', U^»!-»! ,Hände', Knn»:« , Mägde', srno-x^
, Mütter', wonach v!Sr\ii)< und nachbiblisches ninas* (vgl. auch das Ab-
straktum inox ,Magdschaft') phön. nn^n ,Türen' (s. Nöldeke a. a. 0.). *
Die Stelle des gehauchten Einsatzes nimmt im Hebräischen aber
gewöhnlich leiser Einsatz ein. So erklären sich Plurale wie CKne'
O • T :
ZU Sg. -n?, CKB") , Unterwelt' (fl-isn), nhbr. C'htscrr, psi^n zu Sg. 'i'n etc.
gegen zh^ : ^Ss, nhbr. n1"iB : "ns etc., fem. niKja Neh. 12, 44, pl. zu
njp, nhbr. nlKi;^» : rnipa, nlKB^pp : nrpa, lysvh^bt : rii'f S??, nlKitn'na : pn-ia
u. V. a. m. Im Aramäischen des bab. Talmud haben nach Margolis,
Lehrbuch § 20 k besonders Nomina der Form qätöl(ä) wie "KTäk,
■'WiBD durch X erweiterte Pluralformen.
Solche Formen finden sich zumeist an kurzen (zweiradikaligen)
Wörtern, wo eine rhythmische Veranlassung für die doppelgipflige
Akzentuierung der Endung von vornlierein gegeben war. Sollte ein
kurzes Wort in syntaktischer Parallele mit einem längeren (und
dies war die größere Anzahl der semitischen Wörter) gesprochen
werden, dessen Form als gleichartig empfunden wurde (etwa *mi-
nät^ neben sadaqät), so konnte es leicht in gleichem Rhythmus ge-
sprochen werden, was nur bei zweigipfliger Aussprache des betonten
Vokals geschehen konnte, gleichwie etwa wir im Liede die Silben-
zahl des Wortes durch zweigipflige^ bezw. doppelte Aussprache der
Vokale dem Rhythmus der Melodie anpassen.
In anderen, den besprochenen genau analogen Formen
in diesen und anderen semitischen Sprachen findet sich
an der Stelle, wo im Altsüdarabischen und im Soqotri
zweigipflige Aussprache, bezw. als dessen Folgewirkung
eingeschobener leiser oder gehauchter Einsatz steht, ein
eingeschobener, als Gleitlaut entstandener, schwacher Kon-
sonant: w oder j.
^ Vgl. Margolis, Lehrbach der aramäischen Sprache des babylonischen Tal-
muds 29.
* Ebenfalls durch Zerdehnung zu erklären ist z. B. das h von cm;«
neben c'sk.
' Nur diese Aussprache entspricht dem Schriftbilde, während o^Krc ein aus
p'talm entstandenes jftäjim wiedergibt.
* Ursemitische Form zu »tjüo.
236 XL Laut- v. Bbdedtüngsbntwicklung d. Akküsativform avfän.
So bietet das Altbabylonische im PI. fem. Formen wie bi-ni-a-
ti-§u Kod. Hamm. XXVIII 37. 64; u-ni-a-tim XIV a 50; da-ni-a-tim
(zu dannu) XXVIII 85; ana da-ri-a-tim Unqnad, Briefe 124, 4 u. ö.,
das Assyrische Formen mit uäti wie qa-tu-a-te Müss-Arnolt 936 b;
a§u-a-ti Delitzsch, HWB 108 für qatäte, asäti. Im Hebr. ist niiifp
eine ebensolche Form,^ während neben den besprochenen neuhebr.
Pluralen auf nis— ebenso häufig Formen auf nr stehen wie nross:
nwa; nrrpn : rrf^a; nvjtria : njrö. So steht auch neben mx:a Neh. 12,
47: 13, 10 ni'Jö; neben o'^Kne Formen wie d'"'"iii etc. Ein Plural dieser
Form ist ferner nrnK , Schwestern'. Im Aram. sind Plurale wie ]p^b,
]'iZDf pD"i3, jT.b>y, p"""!«, pKD etc. häufig. Zuweilen steht da aram. w neben
hebr.y, wie in NmnK: neuhbr. nrniK, bibl. mm«; smin«, l-^a-1 neben
nrn«. Die gleiche Erweiterung zeigt die Abstraktendung ai in ^aJi.
= nhbr. -wn, ^ai^ = nhbr. "sjj, ^a:^^, b. Talm., mand. ""hv, "'i'h'P
= ^^, hebr. "^b^^, der ,Dual* ^ohh., jüd.-aram. ■'inn neben p-in, pnnn,
wie auch syr. ^»a:^., jüd.-aram. ik"? km und ''Hhü, '"hr^, dem arab. cu^ b,
aber anch. jäla(w)wa, ^ala(w)wa Dalman, Diwan 83 ; 90 ; Socin, Diwan III
293 entsprechen. 2 Wie ^oizs. lautet auch die arabische Entsprechung
von •'Njri: <Sy^ und ebenso sind andere Formen wie \^y^^ etc. zu
beurteilen. Dem arab. tU-*«» entspricht im Minäischen eine um h er-
weiterte Form: nnao; statt dieser findet sich im Sabäischen die
Form mit w in dem sab. Gottesnamen ■'i!2Ü n, den Lidzbarski, Ephe-
meris I 243 ff. ausführlich bespricht, ohne zu erkennen, daß diese
Namensform, neben welcher sich auch •'»cn findet, einfach ßU-«» ^>
(äth. za-samaj = phön. pv bv^ etc.) ist. Dieselbe Vermehrung zeigt
der arab. Plural <Jl->\^th*o, der zu beurteilen ist wie *^omanisch kill-
wethum ,alle* (Reinhardt, Oman 29) neben targumisch pbs, Esther
seni I 2 Ende, C^\ys^ neben pSD, «niBD, hebr. mi^tp, ass. qatuati,
asuäti etc., wo hebr. niete' wie nlitp, ni3tt> (Status constr.) neben CAy^
das ursprüngliche bietet.
In diesen und vielen anderen Fällen, die zum Teil noch zur
Sprache kommen sollen, steht in genau entsprechenden Fällen an
Stelle des aus doppelgipfliger Betonung hevorgegangenen h oder
* Wenn auch mask. 'axp auf 'ixp zurückgeht, könnte ^3=^, on'j?'?; maa-i, '33i
ähnlich auf rih'we, lib'we (vgl. aram. ps^, pai) zurückzuführen sein; vgl. ass. loabälu
neben babälu, arab. ßb» neben ass. bubatu etc. * S. dazu später.
Entst. d. Gleitlaute ', h, w, j in zweigipfl. betonten Silben. 237
ein bisher unerklärtes w oder j.^ Die bisherigen Versuche, einzehie
dieser Erscheinungen zu deuten, erweisen sich gegenüber der Be-
trachtung ihres weiteren Zusammenhanges als verfehlt. So erklärt z. B.
Brockelmann, Grundriß I 444 u. a. die aramäischen Plurale auf tcän,
icäta, bezw. jän^ jäta als Analogiebildungen zu den Pluralen der
Abstrakta auf üt und it. Dieselbe Endung wie bei yh'z, Kmec findet
sich indes im Arabischen killtcet, safawät(un) wie samaicät(un)j
sanawät(un)j ^idaicät(un) etc., wo es Abstrakta auf It oder üt nicht
gibt und diese Formen neben sanahät(un) , '^idahät(un) stehen; im
assyr. qatuäti, bezw. altbab. dariäti, während dort auch als Plural zu
unütu etc. nur unäti und selbst uniäti verwendet wird.^ Der Einschub
von tc findet sich im Aramäischen wie im Arabischen ebenso in
y ^ V V y •
^QjZs., >-»ai,^., ^aiii», ^o^\ «-»o^j arab. (3>*J", südarab. ""lau etc., wo an
eine solche Analogie nicht zu denken ist.
Für diesen unerklärten Einschub schwacher Konsonanten er-
gibt sich die Erklärung ohneweiters, da man annehmen darf, daß nicht
nur auf südarabischem Gebiet, sondern noch im Ursemitischen diese
Endungen doppelgipflig gesprochen wurden, sodaß zwischen beiden
Vokalen ein Gleitlaut entstand, der nicht nur zu \ h, sondern noch
leichter und darum häufiger zu j oder w werden konnte.^ Formen
wie 0\yU*j, 0\>>i»e; nv», aram. xm», pD-13 etc. können nicht unab-
hängig von OLf-^Uj, o^-^oÄ, rnK:ö, niKCS etc. beurteilt werden; muß
für diese Formen gegenüber ni:ir etc. nn^n gegen ass. däläti etc.
doppelgipflige Aussprache angenommen werden, dann muß auch die
Erklärung jener damit rechnen. Der Vorgang ist wieder etwa fol-
gender: Besonders in kurzen Wörtern führte rhythmische Analogie
der zahlreicheren längeren formverwandten Wörter zu zweigipfliger
Aussprache des wegen des rhythmischen Zwanges überlang gewor-
denen Vokals. Aus der Folge v(okal)^-v^ ward so Vj-mj-üj, bezw.
Vj-j-Vj über fj-'-Vj, wie bes. im Minäischen und im Soqotri Vj-Ä-Vg.
Ob im Hiatus \ h, w oder j eintreten soll, wird gewiß mit durch
die mehr labiale, bezw. palatale oder laryngale Artikulationsweise
der einzelnen Dialekte mitbestimmt, die wieder zu verschiedenen
Zeiten verschieden sein kann und sonst auch auf die Vokalfärbung
' Gegen Barth, ZDMG XLI 623f. s. Nöldkke, Neue Beiträore 110.
' S. zu diesen Pluralformen später. ' Vgl. Brockeluann, Grundriß I § 39.
238 XI. Laut- u. BEDEUTUNasENTwiCKLUNG d. Akkusativform auf an.
von Einfluß ist. So dürfen wir z. B. die Artikulationsweise des
Babylonischen der Hammurapizeit als palatalisierend (stets iäti nie
uäti) des Assyrischen der Sargonideuperiode (meist ä > ua) als vor-
wiegend labialisierend, des Soqotri als laryngalisierend bezeichnen.
Infolge der halbvokalischen Natur von tv nndj und ihrer Einwirkung
auf den vorausgehenden Vokal wird v^-w-V2, bezw. v^-j-v^ leicht und
oft weiter zu (u)w-v^, bezw, fi)j-v^. Das im Vokalübergang als Gleit-
laut entstandene w oder j kann zum Positionslaut werden, wird dann
als wesentlicher Bestandteil des Wortes empfunden, der auch in
solchen Formen erhalten bleibt, wo die Entstehung eines solchen
Lautes phonetisch nicht notwendig wäre. Die Vermehrung kurzer
(im semitischen als ein- oder zweiradikalig empfundener) Wörter
um *, Ä, w oder j, für die Nöldeke, Neue Beiträge 109 — 178 reich-
liche Beispiele bietet, im In- und Auslaut entstand überall auf
die Weise, daß infolge rhythmischer Analogie zu längeren (drei-
radikaligen) Wörtern der Vokal einer Form überlang und darum
doppelgipflig gesprochen wurde, worauf im Vokalübergang ', A, w
oder j zunächst als Gleitlaut entstehen mußte. Die Erklärung von
um ^, h, w oder j erweiterten kurzen Bildungen hat also jene Wort-
form aufzusuchen, in welcher ein solcher Gleitlaut auf phonetischem
Wege entstehen mußte und von wo aus die Erweiterung erst in
die anderen Formen trat.^ Es wird dies stets eine Form sein, die
in der Silbe, wo der schwache Konsonant entstand, einen Lang-
vokal aufwies.
Von vielen hiehergehörigen Erscheinungen möchte ich folgen-
des hervorheben: das assyrische Präsens (das dem westsemitischen
transitiven Perfekt entspricht)^ der ,Verba mediae w und j^ im
Grundstamm ikän steht in rhythmischer Analogie zu längeren For-
men wie ikasad und mußte darum wohl wie ika-an gesprochen
werden ; ^ daraus entwickelten sich im Altbabylonischen über ikajan
Formen wie i-ri-a-ah Kod. Hamm. VI 66 u. ö., i-hi-a-at XVI r 46 etc.,
da dieses auch sonst palatalisierende Aussprache zu bevorzugen
^ Einige Beispiele solcher Erklärung erweiterter Wörter s. im Weiteren.
Vgl. auch unten zu den schwachen Verbalklassen.
'^ Vgl. m. Nachweis ZDMG LXIV 297.
^ Vgl. schon Delitzsch, Gramm. 163.
Entst. d. Gleitlaute ', s, w, j in zweigipfl. betonten Silben, 239
scheint (vgl. noch Utiat für istät, baltiat für baliat, bi-ar-mu-um
WZKM XXVIII 462 für barmum etc.); ebenso virird der Infinitiv
känu in rhythmischer Anlehnung- an kasädu zu *ka-ä-nu, woraus
im Althab. ri-a-ha-am Schork, Urkunden 309, 19; a-na di-a-si-im
Kod. Hamm. XXII 91, 94. 97 etc. entstehen. Im Assyrischen der
Sargonidenzeit entwickeln sich solche Formen wie i-ti-ab-H, ni-si-
at selten; meist entsteht im Yokalübergang ika-an der labiale Gleit-
laut w wie in a-mu-at, ta-mu-at,^ i-tu-a-ra, i-du-ak, im Infinitiv du-
a-ki für däki (vgl. Ylvisaker, Zur Grammatik 49), tuaru für täru
oft in assyrischen Rechtsurkunden. Diesen assyrischen Präsens-
formen entsprechen genau aram. laa = arab. *^ , wollen', hehr, nis,
aram. -»o , = arab. ^^ , schreien' der aram. urspr. Inf. xnit = arab.
S\j, |?Qjr = hebr. ilD (ursem. säd) etc. In den hebr. und aram. Verben
ist tc von diesen Formen aus in andere (iHT.2i^) eingedrungen.
Vgl. ferner hebr, ninns^n (aus pl. iinnE^n: i-iariirn'?) etc., babyl.
na-ru-i(ja) für näri(ja) Kod. Hamm. XXIV 75 u. ö., 8a-tu-{(m) für
sadlm Langdon, Königsinschr. 62, 23. 48; den Stadtnamen ninuä
{rir:':) gegenüber der älteren, mit dem durch dasselbe Ideogramm
bezeichneten Götternamen übereinstimmenden Form ninä, arab.
Jj);4" = J^> syrisch arab. lahijoas (el kelb) = ^y^ etc. und viel-
leicht auch einzelne der von Brockelmann, Grundriß I 206 f. an-
geführten Erscheinungen von [partieller] Labialisierung oder Pala-
talisierung durch Antritt von w oder j. Endlich wird die Deutung
des Gottesnamens mrr neben n-, i.t etc. mit der Möglichkeit einer
analogen Entwicklung zu rechnen haben.
Auch die Akkusativendung und besonders deren gedehnte Ent-
wicklungen wurden besonders an kurzen (zweiradikaligen) Wörtern
in rhythmischer Analogie zu längeren Formen vielfach zweigipflig
ausgesprochen und haben demgemäß ebenfalls zerdehnte, bezw. durch
w, j erweiterte Nebenformen.
Im INIinäischen wie im Soqotri sind solche Adverbialformen,
worin nicht etymologisches h alte zweigipflige Betonung nachweist.
^ Im altbab. Verbum wird a-a nie zu tia. Die Form ivi-mu-a-at in dem von
Lakgdon, PSBA XXXVI 100 f. edierten Gesetzesfragment §A6 entscheidet darum
für ScHORR, SB d. Heidelberger Ak. d. W. 1915 Nr. 4, 5, der mit Recht annimmt,
daß die Urkunde unmöglich der Hammurapizeit angehören kann.
240 XI. Laut- u. Bedeutungsentwicklunq d. Aekusativform aüp^.v.
nicht selten. Vgl. z. B. soq. h,arerehen ,wenig' (Rhodokanakis 19), in-
hem neben inem ,was?' (21), kehin neben kln ,viel*, mhön ,was?' (21)
neben min. jna = ^^ (52), min. :nK = hebr. jx ,wo?' etc.
Besonders tritt dies h in jenen Gruppen wie tadhen ,jeder, eine',
koll '^aigehen ,jeder Mann', koll kothen ,]ede Burg* etc. hervor, wo die
Endung in distributivem oder anderem Sinne im Minäischen in der
Form jn sich vom Wort abgelöst hat. Danach weist wohl auch die
assyrische Schreibung a-an, bezw. ta-a-an derselben Endung auf
zweigipflige Aussprache des Vokals. In distributiver Bedeutung steht
ähnlich 2 Sa. 23, 6 on^? für ahs. Auch der Ablösung von arab. *am,
''an(na), äth. ama, im, hen etc. als eigener Partikel wird die Aussprache
jaumaan etc. vorausgegangen sein, wie ja ö*^ ©tc. in der Tat ass.
kanna etc. entspricht und soqotri kehin ,viel' aus ß »wieviel!* (im
Ausruf) hervorgegangen sein mag, wofür schon das Arabische ^1J^.'^
entwickelt hat. Die für ass. mämu und samamu, hebr. d'ö, a'^tP sich
findenden Formen dhö, öhöd (37) haben auch in arab. ^^j^ ihr Ge-
genstück. Auch das arab. U4-« ,was?* setzt ein *maham aus *mäm
voraus. Ähnlich geht ,»-«-^^ (^gl- oben S. 197 Formen wie ^y^j^
und (^>j-^ etc.) auf zweigipflig gesprochenes sutüm, bezw. vorarabisch
sajutäm zurück. Wie das ursprüngliche Frageadverb üv ,das Was,
das Wesen, der Name' im Soqotriplural in der Form sohom (Sing.
sem und shem) erscheint, erklärt sich das substantivische arab. o*-^
,das Wesen', eigtl. ,das Was* neben dem arabischen Frageadverb,
eSen, kulUan etc. aus zweigipfligem §än >• saan. Ebenso geht end-
lich hebr. kiVa(j)im , zweifach', äth. keVe ,zwei' auf kiläm
zurück.
Oben S. 217 ist gezeigt worden, wie aus der Analogie von Ad-
verbien mit Demonstrativbedeutung auf anna diese Endung selbst
demonstrativen Sinn erhielt und sich endlich als eigene demonstra-
tive Partikel (bezw. weiter flektiertes demonstratives Pronomen) von
diesen Beispielen ablöste. Im Altsüdarabischen zeigt sich die de-
monstrative Funktion der Akkusativendung in einem eigenen Status
demonstrativus auf n in zahlreichen Formen, dem besonders das Alt-
hacjramautische die hauchlauthaltige Form jn vorzieht, die in dieser
Form auch im Minäischen und Sabäischen vorkommt (Vgl. Rhodo-
kanakis 39 f.).
Zerdehnte! Form. d. Akkdsativend. u. ihker Entwicklungen. 241
In den anderen semitischen Dialekten scheint dagegen «? oder
j im Vokalühergang häufiger zu sein. Wohl mögen assyrische
Schreibungen wie ka-a, ka-a-ma (oben S. 29) vielleicht zerdehnte
Formen darstellen und auch x in hebr. naw2? auf Entstehung im
Vokalübergang weisen, so daß etwa altes maäma, min. 3nö, soq. mhön
gegenüberzustellen und vielleicht auch kiam, miam als dissimiliertes
kaam, maam zu deuten wären. Bei dem min. yiK, 3n"'K ,wer immer*
(Rhodokanakis 35) entsprechenden a-a-nu ,wo?*, bezw. der Form auf
m a-a-am-ma, a-a-um-ma ,wer? > wer immer' ist indes a-ia-am-ma,
a-ia-um-ma als Übergangsstufe zu ia-am-ma-a, ia-um-ma belegt. So
ist wohl auch kaian ,immer, beständig' nur eine nachdrucksvoll be-
tonte und darum zerdehnte Form von *kän = kam, kiam ,so'. Er-
weiterung um j zeigt femer ass. a-a-nu > iänu ,iiichts' neben hebr.
px (aus *än), wozu wohl auch das von Rhodokanakis a. a. 0. 66 an-
genommene min. 3.1 ,nicht' gehört, ferner sjropal. >ak^aa neben Dibs,
jca^^iOs, ^cnS^"., pi^s, das ursprüngl. Adverb p'by ,oben' neben ass. eZdn; —
um w die oben S. 204 besprochenen assyrischen Adverbformen arha-
icänu, kai(a)wänu (nhbr. jva), elaicän, mehri fenöwen, fenowen, harawen
>haraun, aram. ahwänä ,zusammen' = ass. ahanna etc., wie wohl auch
die durch hebr. D"'inBD belegte Aussprache sipparuam für den Stadt-
namen Sippara(m).
Auf gleiche Weise erklärt sich nun der scheinbare Einschub
von w und j in vielen aus Adverbien entstandenen Nominibus auf
jän und tvän, wie bab. ha-zi-a-mi-um, ha-di-a-nu-um, a-hi-zi-a-nu-um,
la-bi-a-an-sUj ra-hi-a-nu, um-mi-a-nu neben und für kazannu (spät-
hebr. jm), hadan(n)Uj ahizänu, lahänu, rabänu (jüd.-aram. und nhebr.
|3n neben nhbr. p'3"i), ummänu etc.; hebr. \S'''''T\, ^nn, \S''iri, p-j^:, p-ie
trins neben einfachen Formen wie \to, y\\n und parallelen Formen
CO
wie pcK, pon, pr usw., aram. Bildungen wie pa:^, aber mand. K3vpto
,Irrtum', K3"3"itt b. Talm. Gittin 26 b = syr. VLca.^, arab. o^^ wie
hebr. p^:3 ,Bau' neben ass. bun(n)änu , Gestalt, Bau', Ci^y^j und Ü^'
neben hebr. pai etc.
Die Annahme, p-'-n, cJ^^j etc. wären durch sekundäre Laut-
entwicklung aus den älteren Formen \r\r<, psn entstanden, scheint
wie die Erklärung der Endung von o'attr und wü aus alten Akkusativ-
formen auf am •> a(j)im mit der Tatsache im Widerspruch zu stehen,
Torezjner, Die Entstehung des semitischeB Spnehtjpas. 16
242 XI. Laut- ü. Bbdeutüngsentwicklung d. Akkus a.tivform auf ak.
daß pm, c>^v*>j 2^ Verbalstämmen III ■•, bezw. II1 1 gehören, wenn
man nicht auch für diese Verbalstämme frühere zweiradikalige Wur-
zeln annehmen will.^ Nun hat aber dieser schon oben S. 72 hervor-
gehobene Einwand nur dann irgendwelche Realität, wenn man von
vornherein der Fiktion folgt, als wären die sprachlichen Gebilde ab
initio mit Bewußtsein nach präexistenten Regeln aus zwei-, drei-
oder mehrradikaligen Stämmen gebildet. Dem ist aber keineswegs
so. Denn in Wirklichkeit sind in der Sprache die Beispiele
älter als die Regeln, die erst durch analogische Angleichung
verwandter Wörter entstanden sind, die Wortformen älter als
der Wortstamm. Was uns als Wortstamm, als wesenhafter Bestand-
teil am Worte erscheint, der durch die Flexion vermehrt oder ver-
ändert wird, ist in Wirklichkeit eine Abstraktion aus verschiedenen
zusammengehörigen Wörtern. Eine solche Abstraktion war aber auch
der Sprache selbst nur dort möglich, wo verschiedene Lautformen
eines Wortes (Nomens oder Verbums) verschiedene Bedeutungs-
nuancen bezeichneten und so in einen Flexionszusammenhang traten.
Die Entstehung des Bewußtseins von einem Wortstamm setzt das
Bestehen verschiedener Wortformen voraus, die verschiedene Form-
stufen der Wortbedeutung bezeichneten. Dies ist aber bei solchen
Wörtern nicht der Fall, deren älteste erweisliche Form adverbiell
ist. Das unveränderliche, nur ein Merkmal ohne jede formale
Beziehung bezeichnende, alte Adverb, hatte keine Flexion. Darum
darf seine Form wie die der aus ihm direkt hervorgegangenen
Wörter nicht nach irgendeinem wie immer gearteten Wortstamm
gemessen werden, der nur in der Flexion entstehen konnte.
Auf lautliche Veränderungen an alten Adverbialformen wie
kam : kiam ,so', elan ,auf': '^eljön und darum auch \'\''\r\ etwa ,hoch*:
jnn, ]V-\n , Schwangerschaft', psi aus *radan ,gern* zu ]^T^\, Ci^y^j ,das
Gern, die Zufriedenheit' etc. hat das Bewußtsein, diese Formen ge-
hörten zu den Stämmen kj, ^Ij, hrj, rdw oder kürzer k, '^l, hr, rd,
die tale quäle nirgends auftreten und darum nicht in wirklich
lebender analogischer Kraft greifbar werden konnten, keinerlei
Einfluß geübt. Die Erklärung von ]vbv, ]V\n wie von elan, p^ci hat
1 So zuletzt Aheens, ZDMG LXIV 187; Nöij)eke, Neue Beiträge 238.
ZeRDEHNÜMQ von i.V zu (A)JÄK, (Ä)WAN. 243
nicht von Stämmen, sondern von den ältesten erreichbaren wirklichen
Formen dieser Wörter auszugehen, als welche aus lautlichen Gründen,
wie auch wegen der adverbiellen Form der Endung, der nur aus
dem Adverb erklärbaren Doppelbedeutung als Abstraktum und Ad-
jektiv und nach den ältesten gemeinsemitisch belegten Beispielen
nur die Adverbia auf an in Betracht kommen können.
Halten wir dieses Ergebnis mit dem zusammen, was wir bis-
her schon über die Veränderungen der akkusativischen Adverbial-
form erschlossen haben, so führt dies wieder zur Erkenntnis der
ursprünglichen Identität verschieden entwickelter Lautformen imd
damit oft auch zur Aufhellung ihrer Bedeutungsentwicklung. So hat
kalavia ,ganz, alles' in seiner oben S. 81 f. besprochenen hebräischen
Femininform kallötävi in omba *iy ,bis ganz, bis zu Ende* zuweilen
den Sinn von ,bis (sie) alle, zuende (sind), bis zur Vernichtung'.
Die aus kalam über kalajän, kilajän entstandene Form desselben
Wortes )1'^2 hat nur diese Bedeutung , Vernichtung* ; der Bedeutungs-
übergang konnte nur im Adverbialis erfolgen ; ähnlich entspricht dem
arabischen Adverbialis ahadan ,immer, gänzlich, bis zu Ende': hehr.
I*!"^?*?» n?»«» st. cstr. n?« ,Ende, Untergang'. Wie für pnc auch dvib sich
noch findet, welche Formen auf ein ßdan, fadam ,als Lösegeld', ur-
sprünglich wohl ,anstatt, dafür* zurückgehen, so steht neben hebr. dItp
für '^aran, ^iran das arab. Ci^.^. Auch das hebr. c'ht, arab. ^^i-*o^ aram.
ohv ,das Wohl' ist vielleicht ein uraltes substantiviertes Adverb
,wohl, heil' und mit nbv ,wohl sein', !^ ,unbesorgt sein' verwandt. ^
Dann ist die Form saläm == salan ursprünglich identisch mit dem
Infinitivadverb \»^ ,unbesorgt, getrost' und dem daraus entstan-
denen Infijiitiv o^iJ^, wie dem dissimilierten Adjektiv o^^i-i .trost-
reich', aram. paJ::»^ , ruhig', welchen (urspr. auch gemeinsemitischen!)
Formen erst das Verbum ibw neben rhv sein w verdankt, wie in der
gemeinsemitischen Verbalform auf m (nbw) gleichfalls eine andere
Adverbform sich analogisch ausgebreitet hat. Die kanaanäische
Amarnaglosse ha-ia-ma für ass. baltanumma ,lebendig, wohlauf'*
zeigt, daß auch dieses Wort mit arab. haijan ,wohlauf !', mehri Jiayye
^ über das Wesen etymologischer Verwandtschaft von Nomen und Yerbom
8. später.
» Vgl. oben S. 73.
16*
244 XL Laut- u. BBDBUTUNasENTWiCKLUNo d. Akküsativform auf an.
buk jwillkommen* eigentlich identisch ist. ^ Das substantivierte Ad-
verb haijan ,lebend' ist auch die Urform zu o^>"=*- »das Lebende,
Tier*. Noch interessanter erscheint die Entwicklung des so nur im
Assyrischen erhaltenen Frageadverbs minam ,was?, wie?', das auch
substantiviert werden konnte und dann ,das Was* und speziell ,das
Wieviel, die Zahl' von Dingen bezeichnete. So ist das oben S. 60
besprochene sise la minam ,Rosse ohne Zahl*, eigentlich , Rosse ohne
ein Wieviel'. Dasselbe Wort ist aber auch mit Einschub von j
aram. und neuhebr. |^3D ,Zahl*.* Ohne Endung erscheint mlnu ,was?,
wie?*, substantiviert in hebr. pö ,das Wie, die Art*.
2. Irre ich nicht, so ist vielleicht die zweigipflige Akzentuation
der Akkusativendung, die ja schon für ursemitische Formen voraus-
gesetzt werden muß, auch für die Erklärung der Lautform aim,
ain, der speziellen Dualendung heranzuziehen. Lag bei zweigipfliger
Akzentuierung der Endung an, am der steigende (und druckstärkere)
Ton auf der ersten More am, so enstand daraus nicht a-am, sondern
etwa a-9m (vgl. etwa im Deutschen dialektisches Fü9ß, Blü9t^),
woraus weiter aim werden konnte. Diese Deutung legen besonders
solche Fälle nahe, wo neben der Entwicklung zu aim, ain auch
andere auf doppelgipflige, bezw. zweisilbige Aussprache zurückzu-
führende Formen auftreten, wie z. B. hebr. px, arab. c^^A ,wo?* neben
JK, ass. a-a-nu > a-iä-nu > iänu, ass. *7näm > miam neben jüd. aram.
DNiD ,vielleicht* (urspr. ,etwa[s]') und besonders die Distributiv- und
Multiplikativformen, die hebr. auf aim (öTirnir), ass. auf a-an, im
Minäischen auf jn, im Soqotri auf hen auslauten.
3. Während in den bisher behandelten Formen auf an und an
die Endung in der Konsonantenschrift stets deutlich ausgedrückt ist,
gibt das Arabische in einer großen Anzahl von Wörtern die als
Bildungsaffix erstarrte Akkusativendung gleichwie in ihrer Funktion
innerhalb der Kasusflexion nur durch ^ bezw. ,^^ wieder. Da solche
Wörter, gleich den ursprünglich partikelhaften Adverbien wie "pan,
panam, *ela(n) aus '^ala(n) vielfach höchstens zwei Konsonanten
^ Im Syrisch-Arabischen wird ähnlich heute für ,lebendig' nur iaijib ,wohl*
gebraucht. Z. B. ba'dö taijib ,er ist noch am Leben'.
2 Davon geht erst das Verbum njo ,bestimmen, wieviel etwas ist, zählen' aus.
* Cf. Rhodokänakis a. a. O. 154,
ZeRDEHNDMO zu AIM, Ais; AR AB. NoMINA AUF C, ^^ — 245
enthalten, leitet man sie gewöhnlieh von Stämmen III j oder w her.
Von solchen Stämmen aus beurteilt, erscheinen diese Formen, deren
meist ursprüngliches Gefüge faan gewöhnlich durch Dissimilation
zu jian, fuan verändert ist, als Bildungen der Form Jtalun, fualun,
welche Nominalform indes nur bei diesen schwachen Stämmen so
häufig entwickelt ist: vgl. Brockelmann, Grundriß I 336 f. Diese
grundsätzlich unannehmbare Auffassung nötigt zu der Annahme
*Jtajunj fuajun, hezw. Ji^awun, fuawun wäre auf lautgesetzlichem
Wege ausnahmslos zu ß^an, fuan geworden, ohne irgendwelche
Spuren dieser weitgehenden lautlichen Entwicklungen zu hinterlassen,
während akkusativisch auslautende Bildungen in der Dehnform
faajän, faawän sich häufig genug erhalten haben. Aus der Gegen-
überstellung solcher Wortformen auf Li und ^_y— mit identischen
Bildungen, die bereits bekannte Lautentwicklungen von akkusa-
tivischen Adverbien darstellen, ergibt sich nun, daß die arabischen
Nomina der Form faan, fian, fuan gerade recht alte Formen des
adverbiellen Akkusativs darstellen, die noch nicht durch Einglie-
derung in das Ablautsystem eines Verbalstamms lautlich verändert
wurden, wie auch ihre Bedeutung in Verbindung mit der der ent-
sprechenden Formen beurteilt werden muß. Wie z. B. die Formen
tertiae infirmae U\ (dafür auch 0.>i) aus adan (vgl. hehr, m), v3j4, v3^^
(u. C>>>), i^Sj, ^j, L«^, ^^Ä«' den dualischen Formen aram. pK,
hebr. Dn% cnn, c^nn, apv, bezw. fem. C'Cist?, dtö ganz ebenso ent-
sprechen* wie die dreiradikaligen ÄäSj^, <*^^: hebr. oTiranx, D'nrnsr,
ass. qirham ,innen*: hebr. D*3ip etc., gehören auch Formen wie arab.
i^j^-»^ ,nämlich, deutlich' > ,Bedeutung, Sinn', i^^^^"^, cs-^-^^ .innen,*
> Inneres' in eine Reihe mit c;:nö , Lager', c-Tr, cte», DTiera
.Herd', D-nsttö ,Küche'. D's'rnö .Winde' etc. Ebenso haben aber auch
hebräische Formen auf ön, wie pcK ,das Wehe', i^:" ,Kummer,
Schmerz', pbp .Schande', syr. poo? , Krankheit' ihre Entsprechungen
in arab. ,j-^\ ,Betrübnis', ,^^ , Hufverletzung', ^J^ ,Haß, Abscheu*,
^^> ,krank' etc. Und zieht man auch hier wieder die besprochenen
Möglichkeiten lautlicher Veränderung in Rechnung, so führt dies
* Vgl. auch da« zerdehnte j-^ neben 5*3, mämu.
' Vgl. -t--^i jhineintun, füllen.'
246 XI. Laut- u. Bedeutunosentwicklung d. Akkusativform AUF^y.
wieder zur Aufdeckung dunkel gebliebener Zusammenhänge. So ent-
spricht z. B. ^-»-«j, i^J*-^ aus *saman ,Wolke', auch hebr. ü^üv, ass.
samamu ,Himmer ursprünglich ,das Oben', welche Bedeutung wie in
dem ass. fem. Adverb simetan in ^J^ speziell zu ,Wolke' ward. ^
Dem ass. '^elan aus '^alan ,auf' entspricht außer hebr. mb"!?'? ,bis
hinauf, immer', ]rhv ,oben, hoch' auch arab. ^e. aus * alan ,Höhe,
Adel', wie andrerseits ^^ ,das Obenauf > ,die Öffentlichkeit'. Zu
dem hebr. p^si »Verachtung, Verächtlichkeit' hat das Arabische die
noch unerweiterte Form ^S.^ ,Schamlosigkeit' erhalten. tCaÜ , Ent-
fernung', eigtl. ,fern, zu Ende', ist dasselbe Wort wie hebr. pTp ,fern,
äußerst, am Ende', entspricht aber auch dem fem. omacp ,bis zu Ende,
ganz* oben S. 83. <^ ,die Vernichtung', speziell ,die Aufbrauchung
der Kleider' und selbst ,^3^ ,die Heimsuchung' ist dasselbe Wort
wie ass. bala, balim, balum ,ohne, nicht'. Innerhalb des Arabischen
selbst sind gleichfalls Formen wie »3^ und o^^r^ , Nachtreise* nur
Entwicklungen eines Adverbs *saran ,nachts', wie etwa auch der
Vogelname c5J-^ = c>^>^ ist. Wie i^^. und o^*^. sind auch (_^^ und
sein Dual o^i-*-^ (= hebr. U'Tiiin oben S. 78), ^y und ^'^y^^ Cy^-j^
wieder nur zwei verschiedene Lautformen desselben Adverbs, etwa
, ringsum*, bezw. ,feucht', von denen nur eine (auf -am) der Analogie
dualischer Umdeutung verfiel, in welcher Auffassung z. B. der un-
echte Dual oliLr' »Feuchtigkeit des Himmels und der Erde' entstehen
konnte.
Freilich erscheint es schwierig, warum gerade an Formen
schwacher Stämme die Endung LI, ,^jL trat, für welche Schwierig-
keit die Annahme eines dritten Radikals die geeignetste Auskunft
zu bieten schien. Die Sache liegt aber in Wirklichkeit so, daß auch
viele andere Wörter ursprünglich die gleiche Endung aufwiesen, die
dort aus später zu besprechenden Gründen abfiel, während sie an
kurzen Wörtern erhalten blieb, offenbar weil sie hier in rhyth-
mischer Analogie zu längeren Wörtern (wie: asan : qaial etc.) als
zum Wort gehörig empfunden wurde.
Die arabischen Nomina der Form faan^ ß'^an, fuan sind dem-
nach also ebenfalls substantivierte Adverbia, d. h. auch sie sind ur-
^ S. oben S. 226.
Arabische Nomixa auf C, ,_5_. 247
sprünglich nur flexionslose Bezeichnungen eines einzigen Merkmals
gewesen, indifferent in bezug auf Geschlecht und Zahl. Substan-
tiviert müssen auch sie darum entweder ueutrisch, bezw. abstrakt
gewesen sein oder ihre eventuelle konkrete Bedeutung durch ka-
suelle Anwendung auf ein durch das Etymon ausgezeichnetes Kon-
kretum erhalten haben. Es wird darum für jede methodische ety-
mologische Vergleichung solcher Wörter die Feststellung der ur-
sprünglichen adverbiellen Form und Bedeutung erforderlich sein.
Die Bedeutung dieser Wörter ist wieder nicht aus Ableitung von
einem Etymon zu erklären, sondern als kasuelle Bedeutung dieses
Etymons selbst aufzusuchen. So entstand z, B. die Bedeutung von
»I .ff*
v33l ,Leid, Schaden' u. ä. aus dem Adverb ,leid, wehe', ^*, ;^\und
^\ »höchster Grad, Vollendung, Reife' aus einem Adverb anan
,(recht)zeitig', j^JJ' ,Rest' aus einem talan ^hinten, übrig', v3>^ , Auf-
enthalt, Wohnung' (= (3>J , Hausgerät') 3i\istaican^=7natwan , dauernd,
bleibend; immer', LLL ,das Barfußgehen' aus hafan ,barfuß, bloß*
(vgl. hehr. t]n = ass. ehbu ,rein'), ty^^> bezw. j_5ä.^ ,Finsternis' aus
dagan, dahan , dunkel' (letzteres = Jj'^^ ,Rauch'), ^^S ,krank' aus
dawan ,weh', ^^j ,reichliches Wasser' aus rawan ,reichlich', <_5-If
,Reichtum*, eigtl. wie hebr. pn ,das Genüge' aus ganan (womit viell.
'^ ,pecunia, pecora* identisch) ,genug', '-i» ,das Hinten, der Hinter-
kopf, Nacken' aus qafan ,hinten', ^S^ .die Dauer' aus madan
.dauernd, immer' (vgl. 3Jo und hebr. Tsri ,immer', vielleicht ist auch
ass. madam, madam ,sehr', hebr. nxc durch Zerdehnung aus diesem
Adverb entstanden), ^Sa ,die Rechtleitung' aus hadan (= HTch,
K^na »geradeaus, deutlich' im bah. Talmud) »geradeaus' u. v. a. m.
Auch von diesen Formen gehören viele den besprochenen Ana-
logiegruppen der Körperteilnamen, Stoffnamen etc. an, worauf hier
nicht mehr weiter eingegangen werden braucht.
Wie bei den auf m auslautenden Formen der Akkusativendung
entstanden auch von der Endungsform an, an unter der Einwirkung
verschiedenartiger, im Laufe der Jahrtausende mannigfach wech-
selnder Akzentverhältnisse Ablautformen der Akkusativendunsf.
Auch im Südsemitischen finden sich so z. B. Formen auf
ün und un wie in oiJ ,bei', in o5> ,hinten, unten', auch adiek-
tivisch in oj^ ^y^^ »^i^ Mensch unten' = ,ein niedriger Mensch', im
248 XI. Laut- u. Bedeutunqsbntwickluko d. Akküsativform aütän.
*Oman tissüne und iweijüne , wenig' (Brockelmann, Grundriß I 394),
sowie (min) bün ,von Anfang an' Reinhardt, 'Oman 103, das viel-
leicht zu ass. (istu) päna ,(^0^^) früher' gehört. Die Trübung von
ä zu ö, ü (S^auri o, u) im Mehri ist dagegen erst innerdialektisch
erfolgt.
Ursemitische Trübung des Endungsvokals bezeugen im Ar am.
p'?5 neben ci'^s (s. oben S. 141 f.) das enklitische |1b ,da', das als
akkusativische Erweiterung der auch in ^ erhaltenen Partikel mit
den Formen wie "pam, pana, pänu, pl. d-'JB identisch ist, die die spe-
zielle Bedeutung ,vorn' angenommen haben und in dieser Bedeutung
noch spezieller auf das ,Vorn' des menschlichen Körpers angewendet
werden, sei es daß damit das ganze Gesicht {pänu, d"'3b) gemeint
ist oder Y.ax' i^oxrjv der ,Mund': ^ä, als, CB. Dlsb , gemäß' geht wie
•"Bb, ass. kl pi, arab, ,^ direkt vom Adverb *n1a ,da' aus, das prä-
positionell ,in, bei' bedeuten mußte. Vgl. inan(na) ,da, jetzt': ina ,in'.
Die Vokalisation jIb entspricht der von ass. pün in appünama. Die
gleiche Aussprache zeigt jüdisch-palästinisch jns , jetzt, so', p-is iv
,bis jetzt', enklitisch pna "ä ,was also', das vielleicht aus 3 und pn
zusammengesetzt ist, wovon letzteres dem pronominal verwendeten
pT (arab. y> s. oben S. 215) entsprechen könnte, wonach pns mit
arab. ^3^ zu vergleichen wäre. Vgl. nab. pD Lidzbarski, Epigraphik
293 a unten. Ein Adverb p"nta scheint Threni Rabba eigentümlich zu
sein. An den Stellen, wo Levi, Talm. Wörterbuch s. v. p-iD voka-
lisiert und , Geschenk* übersetzen will wie a. a. 0. zu II 1 : onK Dibs
p3''EN2 p'its psS «n •'b Di-niari:' niDrn b-a^rn vha ^-nK pta-ipa ^ ist (mit Matnöt
Kehunna z. St.) zu übersetzen: ,Ihr nehmt euch das mir gegenüber
doch nur wegen der Krone heraus, die ihr mir aufgesetzt; nun, da
habt ihr sie ins Gesicht geworfen', worin ps'^aKa p~ia einem arab.
C^^i^i L5* (ci^^T') ^j^ entspricht.^ Etwa »beschäftigt' scheint es an
der daselbst zitierten Stelle zu bedeuten: bs (Levi: p-i^) pita CKp
"Tb nx •'iiap "ibsi "rb Hb^ köv ,(Du) stehst den ganzen Tag beschäftigt (?) ^
da und wirst nicht müde, zu mir zu beten aber bist du müde'. Hier
^ Die wohl volkstümliche aramäische Redewendung steht tale quäle im
hebräischen Kontext.
* Recht willkürlich Jastrow 551: ,a contr(action) of njk 'ib'.
' Jastrow B (a. a. O.) Ableitung von lai ist natürlich unmöglich.
Ablaütformen von ah, än'. ön, ün, en, Mn, iif. 249
wie in niön ,was?' im Dialekt von Ma*lüla^ mag die Trübung inner-
dialektisch erfolgt sein. Zu analogen substantivierten Formen vgl.
Brocksluakn, Grundriß I 394 f.
Im Assyrischen ist *pun in appunama vereinzelt; qa-d[u]-
nu ,nebst* Am. 126, 43 dürfte mit bewußter Anfügung eines partikel-
haften -ni, -nu gebildet sein, das allerdings selbst wie seine äthiopischen
Verwandten wieder auf den Tanwin zurückgehen dürfte. In der
kan. Glosse ah-ru-un-u Amarna 245, 10 wird hebr. ön durch ön
wiedergegeben wie }"nx, pa, pjt durch Aduni, Baduna, Daguna und
wie die vielen Ortsnamen auf ön in arabischer und assyrischer Ent-
lehnung auf ün auslauten. Auch kamünu = hebr. jUa? dürfte aus
dem Kanaanäischen entlehnt sein.
Ablautformen in der Richtung gegen i sind im Hebr. |B,
eigentlich: ,da, dann' aus pän, entsprechend arab. »-i etc.^ j-tj, nsn?
,noch' ; i zeigen j? in :h''h ja ,in einer Nacht' Jona 4, 10 vgl. ZDMG
LXVI 390, neben dem , dualischen' pa »zwischen*, eigentlich auch ,in,
innen' (gegen meine Bemerkung a. a. O. 391), wohl auch ja ,voii',
während der Yokal von js ,so' gegen aram. jks ,da', ass. kanamma,
jn, nsrt ,ja, siehe' gegenüber ass. annam auch durch Dissimilation
vor der nun abgefallenen Endung erklärt werden könnte; vgl. ferner
jrx (= akanna?) neben "^k; hebr. jab dürfte aus der Präp. b, b und j?
(arab. ^"^ ,aber' aus lä ,nicht' + enklit. kinl) zusammengesetzt sein.
In j-öj wird In wohl als Ablautform zu än (vgl. äth. jamän und oben
zu jiBx) anzusehen sein. Dieselben Endungen liegen wohl vor in
substantivierten Adverbien wie in den Körperteilnamen jna (pl. nirha)
,Daumen', jnex ,Nagel', im Flußnamen Jn"l^ eigtl. ,unt€n', ,im Tal*
(arab. tirdun(n)l) und vielleicht in j':^|5 ,Richter (?)', j-'rn (N. pr.)
,Freund'(?). Vielleicht ist auch jan ,Inhalt' eine Nebenform zu jia-ri
,drin'. Vgl. auch die aramäischen Bildungen auf in, die zum Teil
ins Späthebräische eindrangen.
In den anderen Dialekten fäUt es schwer, die dualische Form
ain, en (eventuell verkürzt zu en) in allen Fällen von den durch
Ablaut gegen i entstandenen Vokalisationen zu sondern, weshalb ich
^ Vgl. Dalmas, Gramm. 120. Nach BebqstrIsseb, Neuaramäische Märchen . . .
ans Ma'lQla 8, 17 n. 5. wird das n Ton mö(h) nicht mehr gehört.
* S. dazu noch später.
250 XI. Laut- u. BBDBüTüNasENTwiCKLUNO D. Akküsativform auf an.
aus arabischem Gebiete zusammen nenne die zum Teil dualisch
auslautenden Formen ^{^ ,zwischen'; äg. heni, kein, ,hier' in Syrien
c. suff. heini usw., maltesisch lein ,zu', hdein ,zu, nach',^ omanisch
hen ,wo?' (Reinhardt 26); ilyn, ilen ,zu* (Reinhardt 93); ewen, '^awen,
'^auwen ,man sagt, ich hörte sagen* o. ä. (Reinhardt 124); ruhben =
U^j SociN, Diwan 61, 19; wilen , siehe da' III §55a. b; Formen
auf -en, -in wie kefin^ 'iraqisch deßn, lammin, lumman^ etc., von
denen aus in(na) etc. sich als eigene Partikel ablöste, ^^^ ,aber*
u. V. a. m. Vgl. ferner zu kullin etc. Reinhardt, 'Oman 80. Als Ent-
wicklung der ursprünglichen Frage partikel ^ ,was, wie > wer'
auf In verdient vulgärarab. min ,wer?* angeführt zu werden. Aus
dem Mehri hebe ich Iahen für arab. cJ^"^ ,aber' hervor.
Von aramäischen Formen beachte besonders p^^-| und \'''sr\ Dal-
MAN, Gramm. 102, die ass. ekiam, bezw. akanna {■rf><n, \^<n) entsprechen,
ferner px = hehr. |n ,ja', das häufige paa , wegen', das man wohl mit
Recht schon in Dan. 7, 15 (1. ,-in pja für nn3 yn) wiederfinden will.
Zur Entstehung aramäischer Substantive auf in vgl. Brockel-
mann, Grundriß I 395. Auch hier wäre besonders auf Analogien von
Wortgruppen zu achten, von denen besonders die Werkzeugnamen für
Messer, Feile (pstP, arab. cx^^, U^soa,) etc. besonders genannt seien.
Im Assyrischen sind Adverbia auf in verhältnismäßig selten:
elien ,auf*, isten , einzig', adini, udini ,noch'; vgl. ahenna, eninna, deren
Ursprung aus elan^ istan, adan, ahanna, inanna klar ist; zum i von
minu s. oben S. 232; zu den dualischen Formen kilallin, sittin s. oben
S. 173ff. ; ina neben aram. jjpp verdankt seinen Vokal dem Einfluß des
Gutturals. Dagegen scheint der Wandel von -an(n)u zu innu am
fertigen Substantiv öfters vorgekommen zu sein, wie dies eine
größere Anzahl von Substantiven auf -innu wie ulinnu ,Kleider-
stoff', gisrinnu , Balken', qutrinnu ,Räucherwerk' etc. bezeugen.
Für sabäische Formen wie jn ,von', pn ,weil' dürfte die Aus-
sprache an, an am nächsten liegen.
Auch die besonders im Abessynischen weit ausgebreitete Analogie
der Nomina auf nä dürfte an den ältesten Beispielen so entstanden
1 Gegen Bbogkelmann, Grundriß I 495 (lein — l-\- ^\)-
* So im Iraq vgl. Weiszbach, Irakarabisch 1, 11; 3, 2 und oft.
Ablaütformen von an, In : En, en, In, in, enä ; äl statt an. 251
sein, daß substantivierte Adverbien etwa wie *ne8lien ,Rein(lieit)',
*qedmen ,Früh(zeit)' neben bedeutungsverwandten (bezw. gegensätz-
lichen) Femininformen durch analogischen Antritt der Femininendung
zu neshenä, qedmenä wurden. Zum Arabischen und Hebräischen
s. Barth, Nominalbild. 346. Fremden (chamitischen) Ursprung der
Form anzunehmen liegt meines Erachtens kein Grund vor.
Zum Schlüsse sei noch der Möglichkeit Erwähnung getan, daß
n, bezw. m im Auslaut der Endung durch irgendwelche lautliche
Einflüsse zu l geworden ist, wie dies u. a. bes. für hiOäff ,links*
Brockelmann, Grundriß I 394 Anm. wahrscheinlich macht. Neben
Formen wie cMj^ = J^j^ ©tc., wo n und l wechseln, möchte ich
statt anderer Beispiele an hebr. btr\p ,Nebel', '^ans , Garten*, sowie
an hv^: ,Blütenkelch' erinnern, die für Formen auf n stehen dürften.
252 XII. Semitische und indogermanische Nominalflexion.
XII. Semitisclie und indogermanisclie Nominalflexion.
Die Untersuchung der Formen der semitischen Akkusativ-
endung hat uns weitab von dem Ausgangspunkt der arabisch-baby-
lonischen Kasusflexion hinweggeführt und die Ergebnisse recht-
fertigen wohl die Forderung, daß zur Bestimmung von Form und
Bedeutung jeder Kasusendung am Nomen wohl nicht nur im Semi-
tischen, sondern auch auf anderen Sprachgebieten eine sorgfältige
Durchforschung der Laut- und Bedeutungsgeschichte derselben
außerhalb des Systemzwanges der nominalen Kasusflexion un-
erläßlich ist. Die semitische Akkusativendung am erscheint außer-
halb der Kasusflexion in den verschiedensten lautlichen Ver-
änderungen in Bezug auf die Quantität und Qualität des Vokals vor
dem Endkonsonanten, der bald w, bald m näher steht. Und wenn
für einzelne mögliche Vokalisationen bisher noch keine Belege er-
bracht worden sind, so liegt dies daran, daß diese Endungsformen
Wandlungen der Bedeutung ausgesetzt waren, die erst noch be-
sprochen werden müssen. Hinsichtlich der Bedeutung haben wir
die Akkusativendung zunächst in alten Adverbien kennen gelernt,
die der formal unbestimmte Ausdruck eines einzigen Merkmals
sind und als Adverbien durch die akkusativische Form charakteri-
siert erscheinen, ohne daß der Endung selbst irgendwelche selb-
ständige Bedeutung eignete. Und nun sehen wir, wie bestimmte
Adverbien formell ähnlicher Bedeutung zu Analogiegruppen asso-
ziiert werden, wodurch die Form der Endung bei den zusammen-
gehörigen Adverbien sich lautlich gleichmäßig entwickelt und es
inhaltlich bald den Anschein gewinnt, als wäre die so entstandene
lautliche Form ein bewußt gewählter Ausdruck einer eigenen for-
malen Bedeutung, die ursprünglich nicht besonders bezeichnet war.
Die so entstehende Eigenbedeutung der Form kann an und für sich
ebenso verschieden sein, wie die Eigenbedeutung des Adverbs auf
die sie zurückgeht. ^ In Adverbien lokaler, temporaler oder modaler
' Näheres dazu uoch später Kap. XVI.
Rückblick auf die Geschichte der Endung au^ an. 253
Bedeutung entwickelt sie sich zu einer Beziehungsbedeutung, die
sie als Ersatz einer Präposition erscheinen läßt. An verallgemei-
nernden und distributiven Adverbien gewinnt sie verallgemeinernde
und distributive Bedeutung. Demonstrative Adverbia schaffen eine
eigene Form der Determiniertheit. Eine Gruppe lokaler Adverbia,
die ursprünglich die Gegend am menschlichen Körper bezeichnete,
erscheint wegen der Symmetrie der menschlichen Glieder als Aus-
druck einer Zweizahl und ihre Form wird die eines DuaUs. Eine
andere Gruppe von Richtungsadverbien entwickelt besonders von
,vom — hinten' aus eine Bedeutungsreihe extremer Begriffe, die
eine willkommene Form für andere Elativ- und Superlativbezeich-
nungen abgibt. Eine andere Analogie füllt den Abstand von ,vorn —
hinten, zuerst — zuletzt' mit nachgebildeten Formen für ,zu zweit,
zu dritt' etc. und schafft so einen eigenen Ausdruck für Formen der
Ordinalzahl. Wörter für ,wenig, gering' lassen ähnliche Bildungen
entstehen, worin die Form als eigene Diminutivendung empfunden
wird u. dgl. mehr.
Die nunmehr deutlich ausgeprägte Eigenbedeutung der Form
kann zur Lostrennung der Endung vom Worte führen, und so ent-
stehen aus ihr eigene postpositive Partikeln, die eine Zeitlang noch
enkhtisch und noch hinter jenen Wörtern stehen, denen sie ent-
stammen und deren formale Bedeutung sie annahmen, bis weiter-
gehende Analogie auch diese Spuren ihres Ursprungs verwischt.
Allein diese und ähnUche Umdeutungen entstehen nicht ohne
Kampf, nicht ohne daß die so neu entstehenden Bedeutungen von
Endung oder Postposition auf Beispiele stoßen, wo die neue ana-
logische Auffassung mit der Wortbedeutung unvereinbar ist. In
solchen Fällen leidet auch die Wortbedeutung oft mit und wird von
der siegreichen Analogie oft zu recht künstlichen Vorstellungen um-
gedeutet, die schriftstellerischem Witz Gelegenheit zu weiteren ähn-
lichen Nachbildungen geben, wie dies z. B. an den unechten Dualen
ausführlicher dargestellt wurde. Der Irrtum der Sprache wird so zur
fruchtbaren Anregung zu eigenartiger Anschauungsweise, zu einem
wesentlichen Zug im Charakter der Sprache.
Verschiedene Lautentwicklung in verschiedener formaler Be-
deutungsrichtung an demselben Adverb wie arab. iamma ,dort';
254 XII. Semitische und indogermanische Nohinalfleziom.
tumma ,danii* lassen den Ablaut als ein eigenes Mittel zur Modi-
fizierung der Bedeutungsrichtung erscheinen und bilden so die ersten
Ansätze zu einer Flexion.
Die alten adverbiellen Formen können auch in den syntak-
tischen Funktionen eines Adjektivs oder Substantivs stehen und so
zu Adjektiven oder Substantiven werden. Einzelne der im Adverb
entstandenen Bedeutungen der Endung — wie die als Zahlausdruck —
treten dadurch nur um so stärker hervor. Andere wieder erscheinen
bedeutungslos, dienen aber zur Charakterisierung bestimmter Wort-
gruppen, die selbst auf alte Analogiegruppen im Adverb zurück-
gehen. So entstehen scheinbare nominale Bildungsendungen am
Substantiv und Adjektiv. Zur Erklärung der Zusammengehörigkeit
der gleichgebildeten Nomina (vgl. die aus Ortsadverbien entstandenen
Ortsnamen auf a(j)im mit den ebenso entstandenen Zeitbenennungen
W'S^V ,Abend', lann^r ,Mittag' und den Körperteilnamen) muß jedoch
in solchen Fällen auf die alten Bedeutungen im Adverb zurück-
gegangen werden.
All diese Entwicklungen sind aber nicht nur auf jene Sprachen
beschränkt, die eine vollständige dreistufige Kasusflexion aufweisen.
Sie sind im Gegensatz zu dieser Gemeingut aller semitischen Spra-
chen und der alte adverbielle Gebrauch der Akkusativformen, aus
dem uralte gemeinsemitische Endungen wie der Dual in lang-
wieriger Bedeutungsentwicklung erst entstanden sind, darf wohl als
älter angesehen werden als die Verwendung der Akkusativendung
in der Kasusflexion, von welcher das Nordsemitische und wichtige
Zweige des Südsemitischen nichts wissen. Das Akkusativadverb ist
älter als der Akkusativ, der selbst erst, wie wir später sehen werden,
aus ihm entstanden ist.
Aber nicht nur der Akkusativ entstand aus der Adverbial-
endung am, an. Auch die Formen des Genetivs und Nominativs
in, im; un, um sind lautliche Entwicklungen dieser Endung. Wie
auf gemeinsemitischem Gebiete in adverbiellem Gebrauch und in
nominaler Umdeutung die Entwicklungen der akkusativischen Form
allein in einer gewaltigen Anzahl von Formen verschiedenster Be-
deutung sich erhalten haben und so das hohe Alter dieser Vokali-
sation vor dem der anderen Kasusendungen bezeugen, so geht auch
ÜRSPRUNa D. SEM. NoMINALFLEXION ; UR8PR. LÄNGE D. EnDUNO. 255
die Entwicklung der Kasusflexion selbst vom Akkusativ aus. So
ist es z. B. zu verstehen, daß das Äthiopische bereits den Akkusativ
vollständig ausgebildet hat, während es die Form des Nominativs
und Genetivs nicht kennt. Nur bei einzelnen Wörtern dürfte im
Ursemitischen (wie bei arab. tamma: tumma) eine Nebenform bald
auf um (un), bald auf im (in) in anderer formaler Bedeutung sich
entwickelt haben, die zur Bildung ähnlicher Ablautformen zur ana-
logen Unterscheidung der formalen Bedeutung auch an anderen
Wörtern und damit zur Entstehung eines Flexionssystems Ver-
anlassung boten. ^
Wie die Ansichten über die Entstehung des Tanwins zerfallen
somit auch die oben S. 1 f. wiedergegebenen Deutimgen der Kasus-
endungen selbst in nichts. Fußen sie doch darauf, daß den Endungs-
vokalen -a, -i, -u eine verschiedene Bedeutung eignet, die aus ihrer
Entstehung aus verschiedenen Partikeln herrührt, während unsere
Untersuchung gezeigt hat, daß die ältesten Formen, an denen der
allen Kasusendungen zugrundeliegende xA.uslaut am vorkommt, diesen
bedeutungslos zeigen und jede bisher untersuchte Bedeutung der En-
dung sich als sekundär erwiesen hat, als entstanden durch Über-
tragung der formalen Eigenbedeutung uralter Wörter auf ihre
Endung.
Ist es nun richtig, daß die Entwicklungen der Adverbial-
endung in den Nominalformen auf an, den Dualen auf än(i), ain(i),
a(j)im älter sind als die in der Flexion geltende Vokalisation an^
am, dann muß freilich die Frage aufgeworfen werden, ob die Er-
klärung der Lautgeschichte der Akkusativendung wirklich von der
tonschwachen Form am, an auszugehen hat, oder ob nicht im Gegen-
teil die Langform am, an älter und die Vokalisation am, an erst
durch Enttonung daraus entstanden ist. Der Umstand, daß die
meisten gemeinsemitischen Entwicklungen der Endung in der Tat
langen Vokal zeigen, scheint mir auch wirklich dahin zu entscheiden,
daß am, an die älteste Lautform der Mimation ist. Daß die Endung
in ursemitischer Zeit betont gewesen sein muß, zeigt neben den
Formen mit Verdopplung (Schärfung) des m (n) auch der Umstand,
* S. daza im einzelnen auch noch unten.
256 XII. Semitische und iNDoaERMANiscHB Nominalplexion.
daß schon im Ursemitischen rhythmische Analogie gerade die
Endung zweigipflig betont sein ließ (s. oben Ö. 239 ff).
Die semitische Kasusflexion entstand also auf die Weise, daß
an einzelnen Wörtern entstandene Doppelformen dazu veranlaßten,
auch an anderen Wörtern, die in einer Form mit jenen Bildungen
übereinstimmten, den gleichen Bedeutungsunterschied gleich zu be-
zeichnen. Daß diese Entwicklung schon im Ursemitischen statt-
gefunden habe und jene Sprachen, die eine vollständige Flexion
nicht besitzen, dieselbe verloren haben, läßt sich freilich aus dem
Zusammentreffen des Babylonischen der Hammurapizeit mit dem
Schriftarabischen nicht erweisen. Denn der altbabylonische Dialekt
hat auch sonst soviel Besonderheiten mit dem klassischen Arabisch
gemein,^ daß er wohl als zeitlich von diesem weitabliegend be-
trachtet werden, dialektisch aber ihm näher gestanden haben muß
als zumindest das Kanaanäische und Aramäische, so daß die Kasus-
flexion nach der Abtrennung dieser Sprachen entstanden sein kann.
Auch die sogenannten Kasusreste im Hebräischen beweisen keine
Kasusflexion im Ursemitischen, denn sie sind in Wirklichkeit nicht
Spuren einer ursprünglich vollständigeren Flexionsreihe, sondern
stellen, wie dies für die Entwicklungen der Akkusativendung bereits
erwiesen wurde, die Anfänge dar, aus denen in anderen semitischen
Sprachen sich später die Kasusflexion entwickelte, Anfänge, die selbst
nicht aus der später entstandenen Flexion erklärt werden dürfen
und darum auch nicht befriedigend daraus erklärt worden sind.
Und auch von den in arabischen Dialekten vorkommenden Resten
der Nunation, die etwa in kullin ,alle*, färsan ,Reiter', ra§ulan ,Mann'
(vgl. BiTTNER, Der vom Himmel gefallene Brief 190) und in dem in
der Volkspoesie wahllos für alle Kasus verwendeten en und besonders
in vorliegen, urteilt schon A. Sooin, Diwan aus Zentralarabien, Ein-
leitung 101 (§76b) dahin, daß es wahrscheinlich ist, ,daß in weder
die Genetiv- noch die Nominativendung repräsentiert, sondern durch
en hindurch aus an entstand'. Gleichwohl ist es möglich, daß
schon im Ursemitischen die Ansätze zu einzelnen Kasusformen
sich bildeten, die aber zumindest im Nordsemitischen niemals als
ausgeprägte Kasusflexion bestanden haben können.
^ S. dazu noch später.
Die arab.-babyl. Kasusflexion nicht orsemitisch. 257
Wie die bisher behandelten Nomina auf an etc. müssen auch
die Nominalformen auf un und in, von denen die Analogie der
Nominativ- und Genetivformen ausging, ursprüngliche Adverbia ge-
wesen sein. Daß alle Nomina, die im Klassisch -Arabischen auf un,
im Altbabylonischen auf um auslauten, ursprüngliche Adverbia auf am
(am) gewesen sind, ist damit noch nicht behauptet. Denn viele können
ihre Form erst analogischer Nachbildung nach älteren Beispielen
verdanken, die freilich selbst recht zahlreich gewesen sein müssen.
In der semitischen Kasusflexion spielen neben den Formen auf
m auch noch später (in Kap. XIII) zu behandelnde, vokal isch aus-
lautende Formen eine Rolle. Andere Veränderungen des Auslauts
durch Antritt anderer Konsonanten als m, n kommen wohl in ein-
zelnen Bildungen vor,^ ohne aber analogisch auf alle Nomina sich
auszubreiten und dadurch ein Flexionsbestandteil zu werden, eine
Veränderung, die zum Ausdruck einer bestimmten Beziehung an
jedem Nomen vorgenommen werden kann. Nur das Assyrisch -Baby-
lonische besitzt in der adverbiellen Endung is, su eine Form, die
zum Ausdruck adverbieller Beziehung nachgerade an jedes Nomen
treten und darum wohl auch als eigene akkadische Kasusendung
gelten kann. Zu ihrem Ursprung s. später.
Dieses Bild der semitischen Deklination wird aber wesentlich
ergänzt und verändert durch die Beobachtung jener Formen, in
denen jenes -t vorkommt, das auch wir, seiner bekanntesten Funk-
tion gemäß, bisher das Feminin-* genannt haben. Ich habe dabei
wie bisher nur jene Bildungen im Auge, worin dieses wirklich als
t vorkommt. Von jenen Formen, wo dieses im Auslaut wegzufallen
scheint, wird später die Rede sein.
Schon des öftem sind bisher Adverbialformen besprochen
worden, worin die Akkusativendung nicht unmittelbar auf den als
stammhaft empfundenen Wortteil folgt, sondern zwischen Stamm und
Endung ein t erscheint. Von jener Bedeutung dieses t. die am No-
men besonders scharf ausgeprägt erscheint, der Unterscheidung des
Geschlechtes, konnte am Adverb keine Rede sein. Auch für andere
Verwendungen des Feminin-^ am Nomen, wie für seine Funktion als
^ S. noch später.
Torciyner, Die Entstehnng des seuitischeD SpRichtTpns. 17
258 XII. Semitische und indogermanische Nominalflexion.
(meist femininen) Pluralausdruck, besonders in der Form ät, babyl.
auch männlich üt(ij, arab. auch at(un) (Kollektiv) oder als Kenn-
zeichen eines Nomen unitatis konnte am Adverb kein Platz sein
und in der Tat unterscheiden sich die Adverbialformen mit der
Femininendung auf t in keiner der genannten Beziehungen irgend-
wie in ihrer Bedeutung von den männlichen Formen, von denen sie
durch das Feminin-i differenziert sind. Ja, je mehr Erscheinungen
unsere Untersuchung zu umfassen vermag, zeigt sich immer wieder,
daß geradezu von den meisten alten Adverbien solche weibliche
Nebenformen bestanden, deren Bedeutung mit jener der männlichen
Parallelform sich deckte, und daß erst die verschiedene Weiterent-
wicklung beider Formen und besonders ihre Assoziation in ver-
schiedene Analogiegruppen ihre Bedeutungen sekundär differenzierte,
ganz wie die verschiedenen Lautentwicklungen der Endung selbst
ihre verschiedenen Bedeutungen erhielten. qa$a7i ,zu Ende' entwickelt
sich in i^Tp ,äußerst(er)' zum Adjektiv, während es in onnp »äußerst,
gänzlich' Adverb bleibt, nba, ombs, kullatän bedeuten wie kalama, vul-
gärarab. Ä;wZZtn , (ringsum), ganz, alles', während o^^» O^) cxba, keVe,
die ihr ^{ der oben S. 233 ff. besprochenen Zerdelmung verdanken, wie
bab. kilattan und (mit Verdopplung des l) kilallan über , ringsum'
zu »beiderseits^ beide', sich entwickelten. Ü-ij ,(am) Rand(e)* erscheint
in hebr. BBt? als , Mundrand' >, Schnurrbart' entwickelt, während das
feminine D^riBtr dualisch zu ,zwei Lippen' ward, rahan, etwa ,hohl,
vertieft', wird in ^j von der Schaufel, in DTin von der Mühle, in
nni vom Mutterleib, in soq. rihöten, ass. rittän dualisch für ,die beiden
hohlen Hände' gesagt, ey*^ , Gehege' aus haman, etwa ,ringsum,
umhegt', erscheint hebräisch als D;;rib1n dualisch als ,zwei Mauern'
verstanden; d''BK ,vorn' (und , weiter, dazu, gleichfalls') wird auf
, Gesicht' und speziell ,Nase' angewendet^ während ass. appatän das
Zaumzeug in und an der Schnauze des Tieres bezeichnet. Auch
ass. pütam ,vorn' ist nur eine feminine Parallelform zu pam ,da,
vorn', das wir schon als ^» ,Mund', pan(u) ,vor, vorn, Gesicht', aram.
DIB, pB ,da, dann', ass. appunama, mehri büme ^hier' etc. kennen
gelernt haben und auch matam ,wann?' ist nur die weibliche, speziell
zeitlich und örtlich (s. oben S. 216) verwendete Fragepartikel mäm,
zu der miam, mimma cijia, niaiKia, inan(nu), minu, minam(ma) etc.
Der Ursprung des sem. Femdonzeichens -t. 259
gehören u. v. a. m. Die ursprüngliche adverbielle Bedeutung ist in
allen Fällen dieselbe und weist keinen jener Unterschiede auf, die
weibliche und männKche Nominalformen unterscheiden.
Diese ursprüngliche Identität der Bedeutung männlicher und
weiblicher Formen am Adverb ist oben S. 42 im Anschluß an die
Deutung ähnlicher Erscheinungen im Indogermanischen aus jener
Erstarrung erklärt worden, die das Adverb gegenüber den formal
bestinunten Formen des Nomens oder Yerbums charakterisiert.
Aber abgesehen davon, daß diese Erstarrung selbst zunächst als
ein dunkler, rätselhafter Vorgang erscheint, dessen Annahme der
Umstand, daß alle durch verschiedene Formantien bezeichneten
grammatischen Beziehungen im Adverb tatsächlich tot (erstarrt)
sind, zwar unvermeidlich erscheinen läßt,^ ohne daß damit für seine
psychologische Erklärung etwas gewonnen wäre, stehen einer solchen
Deutung der femininen Adverbia recht schwerwiegende, ja ent-
scheidende Bedenken entgegen. Denn einerseits setzt sie voraus,
daß in all den Fällen, wo männliche und weibliche Adverbien neben-
einander stehen, also bei den meisten, wenn nicht bei allen Adverbien
ursprünglich männliche und weibliche Nominal formen nebeneinander
gestanden haben, aus deren erstarrter Kasusform die Parallelbildungen
des Adverbs hervorgegangen sind. Damit aber die Gleichheit der
Bedeutung beider Adverbien Zustandekommen konnte, müssen schon
diese Substantive, abgesehen von ihrer formalen Bedeutung, die in
der Erstarrung verloren ging, in allen Fällen ohne Ausnahme völlig
bedeutungsgleich gewesen sein, ein Zustand der, wenn er einmal
bestanden hat, in der fortwährend in Entwicklung und Ver-
änderung befindlichen Sprache keinen Augenblick lang sich halten
konnte. Aber auch bei vollkommener Bedeutungsgleichheit der männ-
lichen und weiblichen Nominalformen wäre die Entstehung bedeu-
tungsgleicher Adverbia noch nicht möglich gewesen. Dazu wäre es
vielmehr notwendig, daß auch die mannigfaltige Beziehungsrichtung
bei der Bildung der männlichen wie der weiblichen Adverbia in
allen Fällen ganz genau dieselbe gewesen sei, daß, wenn der Adver-
bialis des Maskulins in irgendeiner genau bestimmten lokalen.
' S. aber später.
17»
260 XII. Semitische und indooerhahischb Nominalflbxion.
temporalen oder modalen Beziehungsrichtung erstarrte, das Femi-
ninum haargenau die gleiche Richtung einschlagen mußte; denn wie
hätte z. B. aus ass. idam und idätam dasselbe Adverb ,neben' (= an
der Hand) entstehen können, wenn nicht von den verschiedenen
Möglichkeiten wie: an der (die) Hand, in der (die) Hand, aus der
Hand, durch die Hand, zur Hand, vor der Hand, mit der Hand,
wie eine Hand, (= etwa , flach, hohl, in Handgröße, gegabelt'),
handlich, manuell etc. in jedem Falle nur eine übereinstimmend
ausgewählt worden wäre. Endlich gehören zu den in männlichen
und weiblichen Parallelformen vorkommenden Adverbien uralte Par-
tikeln wie etwa ,da' = pw<am, mam ,wie?' = matam, ,wie>wann?'
etc., die niemals vorher nominale Existenz gehabt haben können.
Und auch von einem anderen Gesichtspunkte aus wäre es
verfehlt, zur Erklärung der weiblichen Nebenformen des Adverbs
einfach auf das Feminin-i am Nomen hinzuweisen. Denn auch das
t der Nominalformen ist nicht von vornherein in einer bestimmten
Bedeutung an den Wortstamm gefügt worden. Die Geschlechts-
bedeutung des Feminin-^ — und ebenso die Bezeichnung von Kollektiv
oder Nomen unitatis — ist, wie heute schon als allgemein giltig
vorausgesetzt werden darf, erst relativ spät am Nomen entstanden.^
Sie ist, wie Barth schon ZDMG XLI 614 gesehen hat, im Plural
auf ät noch nicht durchgeführt, also jünger als dieser. Die Ge-
schlechtsbedeutung haftet auch sonst nicht an dem t, da es im Zahl-
wort just die für das Maskulinum gewählte Form charakterisiert,
wie auch sonst die Differenzierung männlicher und weiblicher Formen
nicht an ein bestimmtes Formans gebunden ist, dem von vornherein
irgendwelche Geschlechtsbedeutung eignet.
Auch im Nomen ist also die feminine Form älter als das
Femininum, und die Entstehung von um t erweiterten Nominal-
formen schon von vornherein nicht minder dunkel als am Adverbium.
Ist das t im Adverb bedeutungslos, so ist es im Nomen gleichfalls
bedeutungslos gewesen.
Die Gleichheit der Bedeutung der männlichen und weiblichen
Adverbialformen hätte nicht zustande kommen können, wenn diese aus
^ S. dazu noch spater.
Der Ursprung des sem. Femininzeichens -t. 261
einer anderen Wortart entstanden Ovaren. Darum muß die Parallel-
form matam : mam, kalatam : kalam, riqutam : r{qam(i) am Adverb
sich herausgebildet haben.
Dann aber stellt sich die Entstehung der femininen Form in
ganz anderem Lichte dar. Statt des einfachen Adverbs, das sonst
wie etwa panam selbst auf die Akkusativendung am auslautet, wird
eine Form ohne nasalen Auslaut verwendet, wie wir sie auch sonst
z. B. in lumna (lumnama), satta sattamaj oTiön"! om, DKne ms, dar
daram gefunden haben, wenn auf das Adverb eine zweite mit ihm
zusammengesprochene Form folgt. An das Adverb schließt sich eng
die Silbe tarn an, die nur eine an sich bedeutungslose enkli-
tische Partikel sein kann, die selbst wie andere Partikeln auf am
auslautet ^ und so eng mit dem vorhergehenden Worte verwächst,
daß sie seine Geschicke teilt, auch wohl einen Teil seiner Bedeutung
annimmt und dann, nachdem sie durch diese Verbindung einen je-
weilig verschiedenen Inhalt bekommen hat, selbst sich von ihrem
Stammworte loslöst, ' um so inhaltlich bereichert neuerdings eine
selbständige Existenz zu erhalten.
Danach war also die Femininendung in der Form tam^ tan
von vornherein in der Tat ein eigenes selbständiges Wörtchen, aber
ein Flickwort ohne jede eigene Bedeutung, das enklitisch dem Ad-
verb angehängt wurde. Die Anfügung eines solchen Wörtchens mag
freilich bei stärker betonten Formen erfolgt sein und somit selbst
der Verstärkung der Wortbedeutung dienen. Aber damit hat das
Flickwort, wie jede andere Art der Bedeutungsverstärkung durch
nachdrücklichere Betonung, Dehnung, Verdopplung (Reduplikation)
etc. keine eigene formale Bedeutung. Denn — dies sei schon jetzt
den verschiedentlichen Versuchen entgegengehalten, in solchen Ver-
stärkungsformen einen bewußt gewählten Ausdruck etwa von Plural,
Verallgemeinerung, Steigerung (des Adjektivs) zu suchen — eine
betonte Form eines Wortes hebt immer nur den Begriff hervor, den
das Wort an und für sich ausdrückt. Jede Betonung, Reduplikation
oder sonstige Hervorhebung eines Wortes wie , Stein, schwarz, fort,
er, zwei' wird von vornherein immer nur den Wortbegriff selbst
^ Zur Entstehung des Auslautes am selbst, s. noch später.
* S. oben S. 129 zur Distributivendung ta-a-an.
262 XII. Sjbmitischb und indoqbrmamische Nominalflexion.
deutlicher, schärfer hervortreten lassen, keineswegs aber eine for-
male Vermehrung — wie z. B. den Plural — oder sonstige gram-
matische Formbedeutung (etwa Maskulinum gegenüber Femininum)
naturgemäß ausdrücken. Nur wo die formale Bedeutung schon im
Wortbegriff liegt — wie etwa die Verallgemeinerung in kala(ma)
*kalätam ,ganz, alles' — kann sie durch die vollere Form ver-
stärkt werden. Wo sonst eine Verstärkungsform formale Bedeutung
besitzt, ist deren Erklärung in der Geschichte der Form zu suchen.
Wo demnach die Femininendung tarn (wie z. B. als Distributiv-
endung) irgendwelche grammatische Beziehung ausdrückt, ist deren
Erklärung gleichfalls in jenen Geschicken zu suchen, die es mit dem
vorhergehenden Worte zu einer Form verbunden durchgemacht hat.
Ist mithin die Femininendung tarn am Adverb eine ursprüng-
lich bedeutungslose enklitische Partikel, dann nimmt sie freilich nicht
von vornherein eine solche Ausnahmsstellung in den semitischen
Sprachen ein, wie sie sie durch ihre Funktion als Femininzeichen
erhalten hat. Denn in ihrer primären Verwendung haben wir z. B.
das gleichfalls akkusativisch auslautende kam > kiam kennen gelernt,
das enklitisch und bedeutungslos steht in den oben S. 30 behandelten
ass. Adverbien e-kiam ,wo?', anni-kiam ,so', ulU-kiam ,nein', lü-kiam
, fürwahr* etc., kan in aram.,;-£x»] ,wie?', hebr. p in p vh ,nein', arab. kin
in lä-kin ,aber' etc. neben der selbständig gebrauchten Demonstrativ-
partikel kän (aram. |X3, ass. kanna, hebr. p) ,da, so'. Ebenso be-
deutungslos steht auch das enklitische Akkusativadverb dies, jib, hebr.
K1BK, ass. appunama, arab. »-Ju^ etc. in den oben S. 22 f. besprochenen
Verbindungen. Von anderen einschlägigen Erscheinungen wird noch
die Rede sein. So erscheint nun auch die Endung sam der oben S. 61 ff.
besprochenen assyrischen Adverbia als uralte enklitische Partikel
auf am, die bedeutungslos an das Adverb tritt. Daß sie nur
scheinbar aus is + am zusammengesetzt ist, beweist der Umstand,
daß die durch sie ausgedrückte adverbielle Beziehung stets einfacher
Natur ist: däriSam = därätam = däram , immer'.
Die semitische Kasusflexion, so wie sie sich jetzt darstellt,
befreit von manchen Vorurteilen und irreführenden Bezeichnungen,
mit der eine retrospektive, den Keim auf Grund der spätesten und
Das SEM. FEMiNiN-r; die idg. Nominalflexion. 263
speziellsten Entwicklungen entstellende Betrachtungsweise sie um-
geben hat, muß zum Vergleich analoger Erscheinungen in anderen
Sprachstämmen und besonders im Indogermanischen herausfordern.
Wenn ich es im weiteren wage, auf einige solcher Vergleichungs-
punkte hinzuweisen, so kann ich dies nur mit mancherlei Vorbehalten
tun. Ist es mir hier einerseits weit weniger als auf semitischem Ge-
biet möglich, den gewaltigen Umfang der einschlägigen Erscheinungen
zu überschauen, so liegt es auch gar nicht in meiner Absicht, die
Formen der indogermanischen Sprachen in jener Ausführlichkeit zu
behandeln, die zu einer vollständigen Beweiskette auch für dieses
Gebiet notwendig wäre. Vieles werde ich übersehen, manches ab-
sichtlich übergehen müssen und mich im wesentlichen darauf be-
schränken, die aus dem Semitischen gewonnene Betrachtungsweise
in groben Umrissen auf das Indogermanische zu übertragen und
dadurch den Rahmen zu schaffen, der erst durch spätere Einzel-
untersuchungen ausgefüllt werden kann, zu deren Durchführung die
Kraft und das Wissen eines einzelnen nicht ausreichen. Auch in
dem Wenigen, das ich bringe, wird manches Unrichtige sein. Dafür
freilich, daß die hier vertretene Betrachtungsart der Sprache im
großen ganzen auch mit für das Indogermanische gilt und auch hier
eine Neuorientierung in mancher Frage der allgemeinen Sprach-
wissenschaft überhaupt notwendig macht, glaube ich schon heute die
volle wissenschaftliche Verantwortung übernehmen zu können. Dabei
werden weniger die Prinzipien neu erscheinen, die meiner Dar-
stellung zugrunde gelegt sind, die im einzelnen besonders auf indo-
germanischem Gebiet dem Forscher vertraut sind, als der Umfang
der Erscheinungen, auf welche, und die Konsequenz, womit ich ihre
Anwendung durchzusetzen versuche. Die Art meiner Betrachtimg
der indogermanischen Sprachformen mag freilich bei dem geschulten
Indogermanisten, der ein fertiges Urteil über diese mitbringt, zu-
nächst auf Schritt und Tritt Widerspruch erwecken. Bei gewissen-
hafter Prüfung dürfte er indes erkennen, daß nicht die Tatsachen
diesen Widerspruch begründen, sondern die ihm geläufigen Urteile
über dieselben. Durch den Vergleich der Erscheinungen im Indo-
germanischen dürfte auch die Betrachtung des Semitischen in wesent-
lichen Punkten ergänzt und vertieft werden. Ausdrücklich sei noch
264 XII. SbMITISCHE und INDOOERMAMISCHIt! NoMINALFLEXION.
vermerkt, daß die folgenden Bemerkungen analoge Entwicklungen
auf semitischem und indogermanischem Sprachgebiet feststellen wollen,
ohne zur Frage einer Urverwandtschaft beider Sprachstämme irgend-
wie Stellung 25U nehmen.
Auch im Indogermanischen wie im Semitischen spielt der
nasale Auslaut in der Kasusflexion eine große Rolle. Besonders im
Akkusativ Singularis war ,das herrschende Kasuszeichen aller indo-
germanischen Sprachen -m',^ Und da im Semitischen auch die
Kasusformefi des Genetivs und Nominativs im, um auf die Akkusativ-
endung (am) zurückgehen, entspricht die semitische Mimation in
ihrem Ausgangspunkt — der auf m auslautenden Akkusativendung
— inhaltlich und lautlich den indogermanischen Akkusativformen
auf m, die nach der dem Arabischen nachgebildeten Terminologie
recht gut als indogermanische Mimation bezeichnet werden
könnten.^ Wie innerhalb des Semitischen im Nordarabischen er-
scheint auf indogermanischem Gebiet besonders im Griechischen
der auslautende Nasal als n (nur nach Konsonanten wird silbisch
gewordenes ni zu a), das Griechische hat also Nunation statt der
Mimation.
Im Gegensatz zu der für das Semitische hier vertretenen An-
sicht, wonach dort am und noch eher am die älteste erreichbare
Form der Endung ist, faßt die indogermanische Grammatik indes
nur m (wi) als das eigentliche Kasuszeichen, das freilich nach Kon-
sonanten aind. zu am (gr. a), lat. em, gotisch an (ahd. on, un) etc.
ward (Brugmann a. a. 0. § 458, 2. 3. 4). In Fällen wie lat. lupum,
(zu lupus), equam (zu equa), faciem (zu facies), vim (zu vis) etc.
gehört der Vokal vor der Endung zum Wortstamm.
Auch dieser Unterschied besteht nur in der Auffassung des
Problems, der Art und dem Umfang der Fragestellung, nicht in der
^ Kluge, Elemente des Gotischen (Paul, Grundriß der Germ. Philologios l)
59 (§64).
* Ich beschränke mich zunächst auf die Darstellung dieser einen indoger-
manischen Endung und ihier Entwicklungen, da die verschiedene Betrachtungs-
weise der auch lautlich an das Semitische anklingenden Formen im Indogermani-
schen die Überwindung unrichtiger Anschauungen auch auf semitischem Gebiet
erleichtern dürfte.
InDOGERMANISCHJB MlMATION UND NüNATION. 265
Sache. Das, was man im Indogermanischen den Stamm eines Wortes
nennt; ist nichts Reales, sondern nicht minder eine Abstraktion als
die Worstämme und Wurzeln des Semitischen. Die lebende Sprache
hat immer nur wirkliche Wörter gekannt. Erst dadurch, daß von
einem Worte sich verschiedene Lautformen entwickelten, konnte der
unverändert gebliebene Teil des Wortes als Wortstamm empfunden
werden. Die einzelnen Wortformen sind zumindest in jenen Bei-
spielen, von denen die Analogie der Regel ihren Ausgang nahm,
älter als der Stamm. Daß in lupum m allein die Endung bildet,
gilt also nur dann, wenn schon vor der Entstehung dieser Akku-
sativform das Sprachempfinden aus anderen Formen (Kasus) einen
Stamm lupo abstrahiert hatte und dann erst durch Anfügung der
Endung den Akkusativ bildete. Ebensogut ist es aber möglich, daß
diese Form des Akkusativs an diesem oder zumindest an anderen
Beispielen schon vor der Abstraktion eines Stammes auf o bestand
und selbst mit anderen Formen (etwa os etc.) diese Abstraktion
erst ermöglichte. Dann darf die ältere Endung nicht auf Grund
des sekundären Wortstammes ermittelt werden. S. auch noch später.
Die Frage der Entstehung der ältesten Form der Akkusativ-
endung ist auch im Indogermanischen von der Frage der Entstehung
ihrer Bedeutung nicht zu trennen. Die indogermanische Akkusativ-
endung ist wie die semitische Akkusativform ein Ausdruck bestimmter
Beziehungen des Nomens. Liegt diese Bedeutung von vornherein
in der — wie immer lautenden — Endung? In diesem Falle muß
diese ursprünglich ein eigenes Beziehungswort, ein postpositives Ad-
verb gewesen sein, das gleich einer Präposition in der Tat eine
bestimmte adverbielle Beziehung ausdrücken konnte.
Diese von vielen wirklich geteilte Annahme ist irrig. Denn
ist auch der indogermanische Akkusativ innerhalb der Nominal-
flexion nur auf eine Anzahl bestimmter Funktionen beschränkt, so
erscheint er doch an Adverbien in so vielfach verschiedenen Be-
deutungen, wie sie kein einzelnes Beziehungswort vereinigen könnte.
Dazu kommt aber ganz besonders der Umstand, daß der Auslaut
auf m auch andere ausgeprägt adverbielle Kasus charakterisiert, wie
besonders den sog. Instrumentalis des Singulars (Brugmann a. a. 0.
(468 — 471), denDativus — Ablativus — Instrumentalis des Duals (§ 475)
266 XII. Semitische und indogermanische Nominalflexion.
und den Instrumentalis des Plurals (§493). Ist auch dieser Kasus
durch Anfügung einer Postposition m gebildet worden, dann müßte
letztere neben den Bedeutungen des Akkusativs auch noch die zahl-
reichen und verschiedenartigen Bedeutungen von vornherein besessen
haben, die der indogermanische Instrumentalis in vielen Adverbien
vereinigt. Nun könnte man ja den Ausweg wählen, den die semiti-
sche Grammatik in ähnlichen Fällen eingeschlagen hat und an-
nehmen, daß hier zwei verschiedene m vorliegen, eines akkusati-
vischer und eines instrumentaler Bedeutung: Dann wird aber auch
dagegen das Urteil gelten, das oben S. 135 über die ähnliche Unter-
scheidung eines determinierenden und eines verallgemeinernden m
im Semitischen gefällt wurde: ,Die Absurdität dieser Methode, die
Wörter in ihre lautlichen Bestandteile zu atomisieren und jedem
derselben eine im Sprachbewußtsein feststehende genau umgrenzte
Bedeutung zuzusprechen . . ., ergibt sich schon dem oberflächlichen
Urteil aus der Erwägung, daß auch die lebende Sprache gleich dem
forschenden Grammatiker die einzelnen in verschiedener Bedeutung
verwendeten, aber gleichlautenden Lautelemente nicht anders unter-
scheiden konnte als auf Grund der Bedeutung jener Wortformen,
mit denen verbunden sie auftraten.' Und auch hier ergibt sich aus
dieser Erwägung der Schluß, daß diese verschiedenen Beziehungs-
bedeutungen einer gleichlautenden Endungsform wie die ein-
zelnen Bedeutungen der semitischen Kasusform an verschieden-
artigen Beispielen entstanden, die vermöge ihrer Eigenbedeutung
verschiedenartige Beziehungen ausdrückten, so daß erst durch Ent-
stehung von Analogiegruppen akkusativischer, lokativer, instru-
mentaler Wörter dieser Form die Endung ein eigener Aus-
druck akkusativischer, lokativer, instrumentaler Bedeutung zu sein
schien.
Solche Wörter, deren Bedeutung nicht in einen substanziellen
und einen akzidenziellen (formalen) Inhalt zerlegt werden kann, da
sie nur ein einziges Merkmal ohne jede grammatische Beziehung
ausdrücken, deren formale Beziehungsbedeutung von vornherein im
Wortinhalt selbst liegt, sind aber nicht Substantiva, sondern nur
die Adverbia, von denen aus die älteste Bedeutung und die älteste
Form der Kasusformantien zu beurteilen sind.
Entstehung der idg. nominalen Kasus auf u am Adverb. 267
Die indogermanische Grammatik sucht die Bedeutung der Kasus-
form auf Grund ihrer Funktion am Nomen möglichst genau zu be-
stimmen. Ist diese Funktion innerhalb der Analogiegruppen der
einzelnen Deklinationssysteme verschieden ausgeprägt, so werden
gleichlautende Formantien als in ihrer Bedeutung ursprünglich ver-
schieden, etwa als Akkusativ, Instrumentalis des Singulars, Plurals
etc. aufgefaßt und diese Unterscheidung wird auf die außerhalb
dieser Analogien stehenden Adverbien übertragen und viel Fleiß
und Mühe darauf verwendet, die Zugehörigkeit alter Adverbien, ja
kleiner und kleinster Partikelchen zu diesem oder jenem Kasus
genauestens festzustellen.
Diese Methode sprachwissenschaftlicher Forschung ist nutzlose
Verschwendung von Geist und Mühe in falscher, ja verkehrter
Richtung. Befangen in dem Vorurteil, die verschiedenen Bedeutungen,
die sich in der Studierstube aus verschiedenen Entwicklungen der
Wörter für einzelne Laute derselben abstrahieren lassen, wären
von vornherein an diese Laute geknüpft gewesen, die die Sprache
mit Bewußtsein zum Ausdruck jeweilig verschiedener Beziehung
beliebig anfügte, vermauert sie den Weg zu einer richtigeren Be-
urteilung, indem sie die Bedeutungsanalogie der sprachlichen Form
volksetymologisch auf Wortbildungen überträgt, die älter sind als
jene, und an denen unschwer die Entwicklung zu erkennen wäre,
die zur Entstehung jener Formbedeutungen geführt hat.
Wie auf semitischem Gebiet hala(m) ,ohne' eigentlich kein
Akkusativ, balim ,ohne* kein Genetiv, balum ,ohne' kein Nominativ
(oder Lokativ) etc. ist, sondern ein uraltes Adverb, das den Begriff
,nicht, ohne' ohne jede grammatische Beziehung ausdrückte und erst
dann als Akkusativ (Adverbialis), Genetiv, Nominativ etc. erscheinen
konnte, nachdem die Analogie lokaler Adverbia eine Wortform als
Lokativ, die instrumentaler Adverbia dieselbe oder eine andere
Form als Instrumentalis etc., die aus Adverbien entstandenen Sub-
stantiva ohne Beziehungsbedeutung endlich etwa die Form auf um
als Nominativ erscheinen ließen — ganz ebenso sind lat. nam, clantj
demum, domum, item, enim etc. etc. weder Akkusativ, noch Instru-
mentalis, oder Lokativ, oder sonst irgendein Kasus, sondern ein-
fache unzusammengesetzte Adverbien, die vermöge ihrer Eigen-
268 XII. Semitische und indogermanische Nominalflexion.
bedeutung allein modale, instrumentale, lokale, temporale oder sonst
welche Bezielmngsbedeutung ausdrücken. Erst nachdem auf Grund
der Assoziation von Adverbien ähnlicher Bedeutungsrichtung die
Form als Charakteristikon derselben erschien, ward sie zu einem
Kasus mit bestimmter Bedeutung.
Die Adverbien in der Form der Kasus sind älter als diese
selbst. Die Kasusbedeutung ist erst an ihnen entstanden. Und der
Sprachwissenschaft eröffnet sich die ebenso lohnende als interessante
Aufgabe der Erklärung auch der indogermanischen Kasusbedeutungen
durch Aufsuchen jener Beispiele, an denen sie entstanden sind. Zur
gleichen Aufgabe für das Semitische s. z. T. noch unten Kap. XVI.
Darum gelten auch die Unterschiede der Bedeutung, wie die
der Verwendung in den verschiedenen Analogiegruppen der einzelnen
Deklinationen und die des Genus und Numerus für das Adverb
nicht. Mag ein altes Adverb seiner formalen Zugehörigkeit zu einer
bestimmten Nominalklasse nach als Akkusativ, Instrumentalis oder
sonst irgendein Kasus einer bestimmten Formklasse erscheinen,
so hat von vornherein doch dieser Unterschied nicht bestanden und
die indogermanischen Adverbien auf aw, em, im, om, um etc. sind
in der Tat den alten semitischen Adverbien auf arn, em, im, om, um etc.
vollkommen parallel und auch am indogermanischen Adverb darf der
Vokal vor m nicht aus dem Wortstamm erklärt werden, der sicher-
lich nach dem Adverb, wenn nicht mit aus dem Adverb ent-
standen ist.
Die älteste Form der indogermanischen Mimation — ich wähle
diese Bezeichnung, um nicht die eines inhaltlich bestimmten Kasus
nennen zu müssen — ist also nicht vokalloses m und die phonetische
Formerklärung der indogermanischen Grammatik, so sorgfältig sie
im einzelnen durchgearbeitet ist, geht grundsätzlich von einer un-
richtigen Auffassung des Tatbestandes aus. Die indogermanischen
Adverbien und schon die kleinsten Partikeln auf m zeigen alle mög-
lichen Vokalisationen wie am, em, im, om, um. Eine eingehende
Untersuchung des ganzen Materials wird vielleicht die Antwort auf
die Frage bringen, ob die Analogie zwischen Semitisch und Indo-
germanisch auch darin übereinstimmt, daß auch hier alle Vokali-
sationen auf eine einzige und etwa gleichfalls auf am zurückzuführen
Dra Grundf. d. nasallhbtkn Kasusendungen im Indogerm. 269
sind, oder ob von vornherein in urindogermanischer Zeit verschieden
vokalisierte Adverbien auf m bestanden haben. Den Ausgangspunkt
dieser Untersuchung hätten meines Erachtens jene zusammen-
gehörigen Partikeln wie lat. quam — qtiom (quum, cum), nam — num,
tarn — tum. gr. axsdi^ — axsööv zu bUden, die doch wohl nur Ent-
wicklungen einer Form sind wie sem. tamma und tumma, semma
und summa etc. Vielleicht weist auch der Umstand, daß die Vokali-
sation im im Lateinischen meist unbetont am Ende längerer Ad-
verbia: enim, statim, paulatim (decem : undecim) etc. steht, darauf
hin, daß sie wie sem. im in den oben S. 149 besprochenen Formen
eine Nebentonstufe der Endung darstellt.
Über die Entstehung dieser Mimation selbst und warum sie
sich im Semitischen, Indogermanischen und anderwärts (s. oben S. 114
zum Sumerischen) just am Adverb entwickelte s. später.
Wie im Semitischen entwickeln sich auch am indogermanischen
Adverb auf -am, -im, -um etc. x\nalogiegruppen mit bestimmten
speziellen Bedeutungen. Die Auffassung dieser Formen in der indo-
germanischen Grammatik wird beherrscht von dem Grundgedanken,
die Erklärung von Form und Bedeutung des inflexiblen Adverbs in
der nächstverwandten deklinationsfähigen Nominal- oder Verbalform
zu suchen, aus welcher das Adverb als flexionslose Wortart isoliert
worden sein soll. Die bestimmte formale Bedeutungsrichtung wird
z. B. aus dem Kasus des Xomens, der Vokal der Endung aus dem
Wortstamm, Affixe aus der speziellen nominalen oder verbalen Form
erklärt, der das Adverb entstammt. Daß diese Affixe am Adverb
bedeutungslos sind, kommt wieder auf Rechnung der adverbiellen
Erstarrung.
Wie aber, wenn dieser Grundgedanke ein irriges Vorurteil ist?
Wenn es nicht richtig ist, daß die Adverbia in ihrer großen Masse
durch Erstarrung anderer Wortklassen entstanden sind, sondern die
Sprache von vornherein eine große Anzahl von Wörtern schuf, die
ein einziges Merkmal indeklinabel, ohne Rücksicht auf jede gramma-
tische Beziehung bezeichneten? Wie, wenn gar die Bedeutung der
Formelemente an Nomen und Verbum gleichfalls erst sekundär an
diesen Wortarten entstanden wäre? Dürfte man dann danach das
Adverb beurteilen, in dem alle diese Bedeutungen nicht hervortreten?
270 XII. Semitische und indogermanische Nominalflexion.
Auch Verbum und Nomen verwenden ja vielfach lautlich völlig über-
einstimmende Elemente.^ Dennoch hütet sich die indogermanische
Sprachwissenschaft, trotzdem sie dieser Übereinstimmung sich be-
wußt ist, die auf Grund der Bedeutung etwa am Nomen ge-
schaffenen Formbenennungen auf das Verbum zu übertragen, donem
etwa als Akkusativ zu bezeichnen.* Denn in der Tat kann etwa ein
eigener Ausdruck für den Modus nur in Verbindung mit dem Ver-
bum, die Bedeutung des Kasus nur in Verbindung mit dem Nomen
entstanden sein.
Ebenso sind aber auch die Formantien des Adverbs nicht dem
Nomen und nicht dem Verbum entlehnt. Die Bedeutung, die sie im
Nomen oder Verbum erhielten, ist im Adverb nicht erstarrt, sondern
noch nicht vorhanden. Form und Bedeutung des Adverbs sind aus
ihm selbst und seiner Geschichte- zu erklären und der weitere Ver-
lauf der Untersuchung wird uns zeigen, wie diese Geschichte des
Adverbs gerade umgekehrt auch für die Erklärung von Form und
Bedeutung des Nomens von allergrößter Wichtigkeit ist.
Es ist meines Erachtens in der Tat nicht schwer zu zeigen,
daß die bisher geltende Anschauung von der Entstehung der formal
unbestimmten Adverbia aus formal bestimmten Nominal- und Verbal-
formen psychologisch unmöglich ist. Fassen wir zunächst die Mög-
lichkeit der Entstehung des Adverbs aus einem Kasus des Ad-
jektivs ins Auge. Gegenüber dem Adjektiv ,großer, gutes, schönere',
das neben der Wortbedeutung auch formale Beziehungen ausdrückt,
bezeichnet das Adverb »groß, gut, schön' nur den Wortbegriff allein.
Welche Kasusbeziehung erklärt hier das Antreten irgendeiner Kasus-
endung, die schon eine bestimmte Beziehungsbedeutung hätte? Und
welcher psychologische Vorgang kann es gar begreiflich machen,
daß im Adverb Endungen mitgesprochen werden sollten, an die doch
im Sprachbewußtsein bestimmte Bedeutungen, wie Geschlecht oder
Zahl sich knüpften. Solche Wortteile könnten nicht mitgesprochen
worden sein, wenn sie zur Zeit der Entstehung am Adverb diese
^ Vgl. darüber H. Hirt, Handbuch der griechischen Laut- und Formenlehre
201 f. Zur Ursache s. später.
^ Die formal orientierte arabische Nationalgrammatik besitzt bekanntlich
gemeinsame Bezeichnungen z. B. für die Kasus des Nomeus und die Modi am Verbum.
Das Adverb kein erstarrter nominaler Kasus. 271
Formbedeutung schon gehabt hätten. Ebensowenig könnten bei der
Entstehung des Adverbs aus nomenartigen Formen^ des Verbums
Wortteile mitgesprochen worden sein, an die sich die Bedeutung
eines bestimmten modus, tempus oder genus knüpfte. Verständlicher
scheint die Bildung des Adverbs als Kasus aus dem Substantiv
heraus zu sein, da Adverbia etwa wie , schön, gut, rund' etc. vom
Hauptwort aus in der Tat nur durch Anfügung eines Beziehungs-
ausdruckes umschrieben werden können: ,in Schönheit, mit Güte, im
Rund (im Kreise)'. Aber auch hier scheint das Adverb nur durch
Vermehrung des Substantivs um einen Beziehungsausdruck entstanden
zu sein. Das Adverb circum ,rundherum, im Kreise' scheint aus
Substantiv und Kasuszeichen zusammengesetzt zu sein, wenn wir es
vom fertigen Nomen aus betrachten und es mit Hilfe des Substantiv-
begrifEs ausdrücken wollen. Bedenken wir aber, daß das Substantiv
circus ,Kreis' erst danach benannt ist, daß es ,rund, ringsherum
laufend' ist, neben diesem Merkmal als Etymon aber auch noch als
Hauptwortbegriff männlichen Geschlechtes, Einzahl charakterisiert
ist, dann muß uns das Adverb, welches das Etymon ohne jede
formale Bestimmung bezeichnet, als das Einfachere erscheinen gegen-
über der zusammengesetzten Bedeutung des Nomons. Das Adverb
bezeichnet in der Tat das Etymon des Nomons und ist als solches
älter als dieses, wenn es auch vom fertigen Nomen aus erst auf
Umwegen (mit Hilfe eines Beziehungswortes) ausgedrückt werden
kann. ^
Die Beantwortung der Frage wie die Formen des Adverbs auch
im Indogermanischen am Adverb selbst entstanden sind und hier
ihre verschiedenartige Bedeutung erhalten haben, kann nur nach
gründlicher Prüfung und auf Grund umfassender Kenntnis des Mate-
rials gegeben werden. Sie wird sicherlich die Ähnlichkeit mit der
oben und noch im weiteren geschilderten Entwicklung der semi-
tischen Adverbia noch deutlicher hervortreten lassen. Hier nur
folgendes Beispiel:
Die lateinischen Adverbia auf im scheinen vielfach vom Su-
pinum aus gebildet, wie: passim, cursim etc.; praesertim, statim,
' Nur au solchen ist eine Kasusendung möglich.
2 S. noch unten Kap. XVI.
272 XII. Sbmitischb und indoobrmanisohe Nominalplbxion.
certatim, cumulatim. Die verbale Forrabedeutung des Supinums
kommt in keinem dieser alten Adverbien zur Geltung. Noch weniger
kann hier die Kasusendung als Ausdruck einer zur Supinbedeutung
hinzutretenden Beziehungsbedeutung verstanden werden. So muß
denn die Form des Adverbs aus dem Adverb selbst erklärt werden.
Dann aber ist -sim und -tim nach dem endungslosen indogermani-
schen Adverb nicht anders zu verstehen als -tarn, -tim, -tum nach
dem endungslosen semitischen Adverb als ursprünglich enklitisch
und bedeutungslos dem Adverb folgende Partikel mit der Mimation
(wie lat. nam, iam, quam, enim,, dum, num, cum, tum etc.), die mit
dem Adverb zusammenwächst, seine Geschicke teilt und aus der
Eigenbedeutung des Adverbs selbst eine eigene formale Bedeutung
erhält. So sind denn indogermanische Formen wie paulatim (all-
mählich', statim , sogleich' in der Tat semitischen Adverbien wie
ümätim , täglich', arkätim , hinten', sanätimma ,ein zweitesmal' (oben
S. 149) vollständig analog und nur der Umstand, daß ät im semi-
tischen Nomen zum Ausdruck des PI. fem. geworden,^ dieselbe
Endung im Indogermanischen in verbalem Zusammenhang die Funk-
tion des Supinums erhalten hat, hat in beiden Sprachstämmen bei
Beurteilung des Adverbs durch Übertragung fremder Bedeutungs-
entwicklungen den analogen Tatbestand entstellt.
Als Beispiele dessen, wie auch im Indogermanischen die Form-
bedeutung der Endung aus dem Adverb erst auf diese sich überträgt,
sei auf Adverbien wie separatim ,einzel weise', cumulatim ,haufen-
weise', gregatim , zusammen, herdenweise' hingewiesen, die vermöge
ihrer Wortbedeutung die Gruppierung (einzeln oder zusammen)
bezeichnen. Nach Analogie dieser Formen werden nun andere wie
generatim, oppidatim, provinciatim ,geschlechtsweise, stadtweise, nach
Provinzen' gebildet, worin die Gruppierungsbedeutung nun scheinbar
der Endungsform ätim eignet. Auf ähnliche Weise entwickelt sich
ja auch aus später noch zu bestimmenden Beispielen für die he-
bräische Femininendung täm dieselbe Gruppierungsbedeutung in
miip^hötäm = generatim, arsötäm = provinciatim, l^gülgHötäm =
singulatim und den anderen oben S. 118 ff. besprochenen Formen.
^ S. dazu später.
Entstehung von Kasusbedeütünqen am Adverb. 273
Erweist sich die oben ausgesprochene Vermutung als richtig, daß
im in singulatim etc. wie in ass. arkatim als Nebentonstufe aus am
entstanden ist, dann erscheint die Ähnlichkeit dieser Gruppierungs-
adverbia auf ursprüngliches atam mit den hebräischen Formen,
deren ötäm auf ursem. ätam zurückgeht, noch größer.
In dieser Auffassung von ihn im Ausgang des Adverbs als
einer mit dem Adverb verwachsenen enklitischen Partikel, die ihre
verschiedenartige Bedeutung aber erst den ältesten Bei-
spielen verdankt, mit denen sie zusammenwuchs, liegt aber
auch im Prinzip die Erklärung für die gesamte indoger-
manische Kasusflexion. Die nominalen Endungen des Indo-
germanischen^ bestehen — abgesehen von der besprochenen En-
dung auf -m — entweder aus bloß vokalischem Auslaut oder aus
konsonantischen Affixen, die ursprünglich eigene enklitische Wört-
chen waren, die selbst wieder z. B. Mimation oder Nunation zeigen
können (gr. ^sv, dov, dtp', cpiv, ffw etc.) und mit dem Worte vorher
verwuchsen. In beiden Fällen ist es unmöglich und praktisch meines
Wissens in der Tat auch niemals versucht worden, die Beziehungs-
bedeutung der Endung am Wort durchgehends aus einer konkreten
beziehungswörtlichen Bedeutung des ursprünglich selbständigen For-
mativs zu erklären. Aber auch die Möglichkeit, die Kasusbedeutung aus
der Analogie von Wörtern zu erklären, worin sie den substanziellen
Inhalt des Wortes bildete, bestand nicht, so lange man diese Wörter
selbst, die Adverbien, erst als Entwicklung des Nomons betrachtete.
Ist dies einmal als unrichtig erkannt, so ergibt die Untersuchung
der Adverbia, worin die Kasusform außerhalb der uniformierenden
Analogie des Flexionssystems steht, daß das Formativ in allen
Fällen ursprünglich bedeutungslos war und seine Formbedeutung
aus dem Beispiel erhalten hat, um durch analogische Übertragung
erst zu einer bedeutungsvollen Endung zu werden.
Für diesen Schluß, der meines Erachtens eine Neuuntersuchung
der gesamten indogermanischen Nominalflexion von den Formen des
* Hiebe! macht es natürlich keinen Unterschied, ob die Analogie irgend-
einer Endung auf eine ganze nominale Flexionsgruppe übertragen und darum als
wirkliche Kasusendung empfunden wurde, oder ob sie auf einzelne Adverbia oder
Nomina beschränkt blieb.
Torezyner, Die Entstehnng d«s semitischen SpnchtTpos. 18
274 XII. Sbmitischb und indogermanische Nominalplbxion.
Adverbs aus notwendig macht, seien hier nur einige wenige Über-
gänge kurz erwähnt und für andere Möglichkeiten auf die eingehende
Darstellung des Semitischen hingewiesen, die den Indogermanisten
auf Schritt und Tritt an Analogien auf seinem Gebiet gemahnen muß.
Wie lat. -tim erscheint auch gr. -drjv, -dov an Adverbien, die
vermöge ihrer Eigenbedeutung die Gruppierung bezeichnen: ano-
Qccdrjv = ,separatim', iXadöv , dichtgedrängt' = ,in Scharen, scharen-
weise', (xiyda, (Äiydrjv ,gemischt' = ,in Haufen*, öj-uladöv , zusammen,
truppenweise' etc. ; aus der Analogie dieser Formen erhält gr. -dov, -drjv
wie lat. (a)tim die Formbedeutung der Gruppierung wie in (poqr^döv
, trachtenweise'. Ursprünglich ist dov, dr]v^ ds (woraus d des lateinischen
Ablativs) ganz bedeutungslos und steht je nach der Eigenbedeutung
des Adverbs in verschiedener lokaler Abstufung in evdo)> ^ , innen',
ItQÖTjV , hinauf, ax^döv ,nahe'; modal in a^^^V^ , langsam', yiQvßda =
■KQvßör]v ,heimlich', g)OQädr]v »getragen' etc. etc. v.Qvßda, y.Qvßörjv ist
z. B. ganz bedeutungsgleich mit y.Qvcpa und bietet wie manche andere
Doppelformen eine genaue Analogie zur oben S. 258 besprochenen
Bedeutungsgleichheit semitischer Doppelformen wie warkam = war-
katam, warkltam- aham = ahätam, ahltam] watram = watartam u.
V. a. m., die das semitische Sprachgefühl auf Grund der Bedeutungs-
entwicklung am Nomen als Maskulin- oder Femininform klassifiziert.
Speziell die Form ds gewinnt wohl aus Beispielen wie (pvyaöe ,fort =
in die Flucht' und nach solchen gebildeten Analogien die Bedeutung
der Richtung. Lat. d(e) wird dagegen in Adverbien mit verschie-
dener Bedeutung verwendet wie sed ,allein, aber', re(d) ,zurück',
quid ,was?' etc., so daß nach diesen Formen sekundär Adverbien
von allen Adjektiven gebildet werden können, woraus sich die ver-
schiedene Bedeutungsrichtung der durch Analogie nach solchen Ad-
verbien entstandenen adverbiellen Kasusformen des Nomens — des
lateinischen Ablativs — erklärt.
Ebenso sind z. B. die verschiedenen Bedeutungen der griechischen
Endung (pi etc. aus den Adverbien auf cpi zu erklären, deren ver-
schiedene Formbedeutung innerhalb einzelner Analogiegruppen volks-
etymologisch auf eine verschiedene Bedeutung der Form führte. Die
' Nicht aus '(v -f- dorn (zu lat. dornua).
Entbt. bszubhungswörtl., verallqem. u. DEicoNSTR. Endünqen. 275
Endung -d^ev erhält die Bedeutung ,von — her' aus Adverbien wie
e^cod-ev ,aus, heraus*, ÜTKod^av ,von; fernher' etc., wonach dann auch
Adverbien wie leviodsv ,oben' in ,von oben her' umgedeutet wurden und
so eine neue Bedeutung erhielten. Es ist aber nichts als Volksety-
mologie, wenn etwa die Verdopplungsform alvo^ev aiviog ,sehr schreck-
lich', die zwei gleichbedeutende Formen desselben Adverbs zur
Verstärkung nebeneinander stellt, auf Grund dieser Analogie als
,vom Argen aus arg' = ,ärger als arg' verstanden wird.
Einzelne enklitische Partikeln nach dem Fragepronomen wie
lat. dam, nam, qiie, quam, piam, in qui(d)dam, quisnam, quisque, quis-
quam, quispiam scheinen diesem indefinite, bezw. verallgemeinernde
Bedeutung zu geben. Aber auch hier liegt die Verallgemeinerungs-
bedeutung nicht von vornherein in der enklitischen Partikel, sondern
sie entsteht, ganz wie dies oben S. 134 für das Semitische nach-
gewiesen wurde, aus der Bedeutung des Fragewortes selbst in Sätzen
wie .wer es ist, was es ist' etc. und nur der Umstand, daß in solchen
Sätzen öfter als sonst eine betonte, durch eine enklitische Partikel
verstärkte Form des Fragepronomens verwendet wird, läßt die aus
dieser Partikel entstandene Endung als eigenen Ausdruck der Ver-
allgemeinerung erscheinen. Da die Partikeln dam, nam, quam, piam
auf am auslauten, entsteht auch hier wie bei dem semitischen verall-
gemeinernden postpositiven (a)ma der Schein, als läge die Bedeutung
der Verallgemeinerung in der Mimation. Da ähnlich -dem zur Ver-
stärkung an das demonstrative is, ea, id {idem, eadem, idem) tritt
(vgl. Walde, Lat. etym. Wörterb. 293) und darum selbst demonstra-
tive Bedeutung mit auszudrücken scheint, hat auch die Entwicklung
zu einem demonstrativen m im Semitischen (oben S. 216 f.) ihr
Analogen.
Auch danach wäre zu fragen, ob nicht auch im Indogermanischen
wie im Semitischen die bloße Endung auf m, oder die auf die Mimation
auslautenden, mit dem Wort zu einer Endung verwachsenen Partikeln,
die aus ihren Verbindungen mit verschiedenen Adverbien verschieden-
artige Bedeutung erhalten — mit dieser Bedeutung vom Worte sich
wieder losgelöst haben und nunmehr als selbständige Partikeln er-
scheinen, von denen nur mehr etwa der Umstand, daß sie nur nach
bestimmten Wörtern vorkommen, verrät, daß sie diesen entstammen
18»
276 XII. SbMITISCHE und IMDOaBRMANISCHE NoMIMALFLEXION.
und ihnen auch ihre Bedeutung verdanken. Neben anderem, das ich
noch nicht auszusprechen wage, möchte ich solchen Ursprung für
gr. av, lat. (auch gotisch) an^ vermuten, das im Griechischen in
der Tat nur enklitisch nach anderen Wörtern vorkommt, während
es im Lateinischen zum folgenden Satze gezogen wird. Wie im
Semitischen aus Adverbien mit verallgemeinerndem Sinn die Endung
in der Form an im Assyrischen, h + Vokal + n im Minäischen als
eigener Ausdruck der Indefinit-, bezw. Verallgemeinerungsbedeutung
sich ablöst, kann von Adverbien wie idv ,wenn*, betont ,wann etwa*,
Szav ,wann etwa*, worin av nur der Auslaut der Partikel war, die
Endung die Bedeutung ,etwa' erhalten haben. Als sie mit dem Be-
wußtsein dieser Bedeutung auch an andere Worte wie ovdslg &v an-
trat, konnte — ganz wie -a-an im Assyrischen — an nach der
Flexionsendung nicht mehr als Endung, sondern nur als eigene
Postposition empfunden werden. Andrerseits hat sich im Semitischen
von der Analogie von konjunktioneil gebrauchten Adverbien auf an,
am(a) diese Endung als eigene Konjunktion abgelöst, da es schien,
als ob Adverbien etwa für ,(zur Zeit) — da, (unter der Bedingung) —
wenn, (unsicher) — ob, (fraglich) — was, (deshalb) — weil* etc. erst aus
der Endung an, am ihre konjunktionelle Bedeutung erhielten und so
entstand im Semitischen eine Reihe von Partikeln für ,ob, was, wenn'
(arab. am, amma, mä, in, altsüdarab. Ä+Vokal + m und ä + Vokal + n,
äth. ama, hehr, im etc.) ,daß' (arab. an, anna, ass. umma etc.) usw.
Ebenso entstand aus einigen konjunktionell gebrauchten Adverbien
etwa für , (zweifelhaft) — ob, (vielleicht) — daß' auf an, die durch letzteres
als Konjunktionen der indirekten Frage charakterisiert erschienen, erst
das selbständige an als eigene Konjunktion der indirekten Frage.
Ein solches Wort, von dem dieses an mit ausgegangen sein könnte,
scheint mir in der Tat forsan, forsitan, == forsit, forset, fortasse,
forte ,vielleicht' zu sein, welche Adverbien wohl nur volksetymo-
logisch als RMsfors-sit-an, foi's-an zusammengesetzt erklärt werden.
Im Semitischen kann, wie oben im einzelnen gezeigt wurde,
das Akkusativadverb sowohl in der Form auf am, am, an, an wie
^ Gegen die bei Walde a. a. O. 28 nach Ebel, Skütsch u. a. angenommene
Entstehung von lat. an aus at-7ie, die die Bedeutung ,ob, etwa' nicht erklären kann.
Ablösung d. n>o, Enduko als Paktikel. Ido. Neutra. 277
in den daraus sich entwickelnden Lautformen substantiviert werden.
Entsprechend der Entstehung dieser Substantiva aus Adverbien, d. h.
aus Bezeichnungen eines Merkmals ohne Berücksichtigung irgend-
welcher formaler Beziehungen, sind die so entstehenden semitischen No-
mina auf am, an etc. formal unbestimmt und darum Abstrakta und
Neutra. Ähnlich entstand im Indogermanischen das Neutrum auf
TO, n aus der gleichlautenden Adverbialform. Daß das indogerma-
nische Neutrum ein im Akkusativ entstandenes Substantiv sei, ist,
da die Form des Nominativs des indogermanischen Neutrums der
des Akkusativs gleich ist, längst behauptet worden. Indes war diese
Annahme in dieser Form unrichtig und unverständlich und die
Zweifel, die zum Beispiel Johannes Schmidt, Pluralbildung 36 gegen
eine solche Auffassung äußert, sind darum nicht unberechtigt. An und
für sich ist es wohl möglich, daß ein Nomen in der häufigen Form
des Akkusativs erstarrt, wofür die Entwicklung der romanischen
Sprachen in der Tat mannigfache Beispiele bietet. Unmöglich aber
ist es, daraus die Wandlung der Bedeutung zu erklären, die aus
dem geschlechtlich bestimmten Akkusativ ein anderes geschlecht-
lich indifferentes, neutrisches Wort macht.
Das Neutrum ist aber in der Tat nicht ein ursprünglicher
Kasus eines anderen Nomens, sondern, wie die lautlich genau
entsprechenden semitischen Formen, die Substantivierung eines Ad-
verbs, das älter ist als die später entstandene Kasusbedeutung des
Nomens. Weil das Adverb nur ein Merkmal allein bezeichnet, kann es
auch substantiviert nur eine Eigenschaft, einen Abstraktbegriff an
sich ohne Rücksicht auf Geschlecht oder Zahl bezeichnen, muß daher
seiner Entstehung nach ein Neutrum sein, ein Abstraktum, das nur
in kasueller Anwendung Bezeichnung eines durch den Abstraktbegriff
ausgezeichneten Konkretums werden kann. Diese Erkenntnis ist für
die Etymologie der indogermanischen Neutra von derselben außer-
ordentlichen Wichtigkeit wie für die der semitischen Nomina auf
am, an etc. Auch die indogermanischen Neutra sind nicht von irgend-
einem Begriff als Etymon aus gebildete Nomina, sondern sie sind
die — nur syntaktisch als Substantiv verwendete — formell unbe-
stimmte Begriffsbezeichnung, also das Etymon, selbst. Die älteste
Bedeutung des indogermanischen Neutrums ist die grammatisch in-
278 XII. Semitische und indogermanische Nominalflexion.
differente, d. h. adv^erbielle Bezeichnung eines Merkmals. So bedeutet,
um nur einige wenige Beispiele aus dem ungeheuren Material heraus-
zugreifen, lat. aevum (vgl. gr, äel, deutsch ewig etc.) zunächst wie das
formgleiche sem. ''öläm, "^elöm (s. S. 4) nur adverbiell ,immer, ewig'
und erst substantiviert ,die Ewigkeit', skr. antram, gr. evregov ,der
Darm' Avie sem. maan, {*maani ">) mea(j)im , innen', dann ,das
Innen, Innere', ahd.fadam, deutsch ,Faden' (zu lat. pateo, gr. rcsTav-
vvfii etc.), eigtl. , offen, flach' ;^ gr. Ttsdov ,Boden', skr. padam , Schritt',
eigtl. wohl , unten'.* ^vyov, jugum (*jugöni) ,Joch', eigentlich nur
,zusammen, verbunden', Hgiarov , Frühstück', eigtl. nur ,(zu)erst, früh*
etc. etc.
Sind schon im Adverb mit diesem zum Teil selbst auf m (n)
auslautende enklitische Partikeln verwachsen, so entstehen bei der
Substantivierung des Adverbs erweiterte Nominalformen, in denen
die Partikeln nominale Bildungssuffixe zu sein scheinen. Auch
diese Suffixe erhalten auf die mehrfach geschilderte Weise aus ver-
schiedenen adverbiellen Analogiegruppen verschiedene eigene Be-
deutungen, so daß es scheint, als wären diese Suffixe von vorn-
herein das Mittel gewesen, mit dessen Hilfe die Sprache mit Be-
wußtsein Wörter einer bestimmten Bedeutungsart geschaffen. Es
wird auch hier Aufgabe der Forschung sein, jene adverbiellen Ana-
logiegruppen aufzusuchen, bei deren Substantivierung jede einzelne
Formbedeutung jeder Endung entstand und zugleich die vorsub-
stantivische Bedeutung solcher Nomina als altes Adverb festzustellen.
So haben z. B. die Substantive auf gr. (xa, lat. men(tum) etc. oft die
Bedeutung eines Werkzeugs, die vielleicht schon aus einer Gruppe
instrumentaler Adverb ia herrührt, vielleicht aber erst dadurch
entstand, daß eine Reihe von Substantiven, die selbst aus bedeutungs-
verschiedenen Adverbien hervorgegangen waren, zufällig auf Werk-
zeuge angewendet wurde. Hier können allein eingehende etymolo-
gische Untersuchungen die Lösung bringen, indem sie zeigen, welches
* Zur näheren Bedeutungsentwicklung von fadam über ,die beiden aus-
gestreckten Arme' s. noch unten.
* Gelegentlich sei auf die Übereinstimmung der griechischen mit der baby-
lonischen Bezeichnung der Sklaven Kv&oa — no&ov = (amelii) wardum. , Mensch -j-
uaten' hingewiesen; s. dazu noch später.
Nominale Bildungssüffixe. 279
Merkmal in jedem Falle durch die Wortform zuerst bezeichnet war.
Eine andere Notwendig-keit ist die Abgrenzung der sekundären Form-
bedeutung auf jene Fälle, in denen sie wirklich vorliegt, mit Aus-
schloß jener anderen Beispiele, wo sie die Volksetymologie der
Sprache oder der Grammatiker erst hineingedeutet hat. Deutungen
wie die von lat. momen(tumj , Bewegung' und , Augenblick' als ,Be-
wegungsmittel' werden dann unmöglich sein.
Ursprünglich dürfte das men der Endung (vgl. das gr. enklitische
usv] fitjV etc.) eine bedeutungslose Partikel gewesen sein, wie auch das
hier wohl erst später daran gefügte ursprünglich enklitische tum,
das auch sonst in der Flexion eine wichtige Rolle spielt und wohl
identisch ist mit der selbständigen, eigentonigen Form, die sich in
tarn modal: ,so' und tum temporal: ,dann' lautlich und inhaltlich
ähnlich gespalten hat wie die analogen Ablautformen semitischer
Adverbia. Auch im Semitischen können Adverbia mit angetretenem
tarn, tum substantiviert werden und es entstehen so neutrische (ab-
strakte) Substantiva auf tun im Arabischen, ten im Mehri, taim im
Hebräischen, tum im Assyrischen, in denen t auf Grund einer später
entstandenen Analogie als Femininzeichen empfunden wird. Im Assy-
rischen und Arabischen zeigen alle mit dem Femininzeichen t ge-
bildeten Substantive (bis auf die arabischen Diptota) die Mimation;
ob dies hier wie bei den männb'chen Substantiven auf Analogie nach
den substantivierten Adverbien auf un (um), tun (tum) beruht, oder
noch tiefere Ursachen hat, wird sich später zeigen.
Bisher ist die Annahme nicht weiter bestritten worden, daß
die Mimation (Nunation) im Indogermanischen in den Adverbien
und ihren Entwicklungen stets den gleichen Nasal zeigen muß wie
innerhalb der Kasusflexion am Nomen. Zu dieser Annahme liesrt
aber nur dann Grund vor, wenn die Adverbia erst spät aus den
fertigen Kasusformen des Nomens erstarrt wären. Ist dem aber
nicht so, sondern haben die in ihrer Bedeutung voneinander viel-
fach verschiedenen Adverbien wohl viele Jahrtausende hindurch
schon existiert, ehe aus der Analogie bestimmter Adverbgruppen die
Kasusform des Akkusativs und des Instrumentalis entstand, dann ist
es methodisch falsch, aus der Tatsache, daß innerhalb der tausend-
fachen Analogie der Kasusflexion am Nomen in jeder Sprache eine
280 XII. Semitische und indogermanische Nominalplbxion.
bestimmte Aussprache des Nasals (z. B. gr. n, lat, m) herrscht, den
Schluß zu ziehen, daß dies auch am Adverb der Fall sein mußte,
das außerhalb dieser Analogie stand und im Indogermanischen wie
im Semitischen^ unter den verschiedensten lautlichen Bedingungen
vorkam. Dabei mußte es geschehen, daß z. B. das auslautende m
vor dentalem Anlaut zu n wurde, wie in der Tat m in lat. quom
(cum), idem etc. vor einem Dental in con-, identidem etc. als n er-
scheint, und ebenso z. B. auslautendes n im Griechischen wie in avfi-
vor einem Labial zu m wurde.
Wie im Semitischen zeigen sich darum auch im Indogerma-
nischen alle möglichen lautlichen Entwicklungen der adverbiellen
Akkusativform in Substantiven auf n und m, die die indogermanische
Grammatik als Nasalstämme beurteilt. So z, B. im Lateinischen
die bei Sommer, Lat. Laut- und Formenlehre 394; 401 f. sub C u. ö.
angeführten Nomina auf ö(n): sermo, virgo, natio etc., auf en in
pecten etc; im Griechischen die bei Hirt, Gr. Laut- und Formen-
lehre 270 f. behandelten -en-Stämme wie in avx'r]v, kviov, aXyvjöiov
(auf öwv) etc. Die Erkenntnis, daß auch diese Formen Entwicklungen
jener Adverbialendung sind, aus der auch die Akkusativendung hervor-
gegangen ist, wird wie im Semitischen die ursprüngliche Identität
lautlicher Entwicklungen nachweisen, die ihre verschiedene Bedeu-
tungsentwicklung wieder ihrer verschiedenen Geschichte und be-
sonders dem Anschluß an jeweilig verschiedene Analogiegruppen zu
verdanken haben. So sind z. B. gr. alJ^ojv , Ewigkeit' und lat. aevum
nicht verwandte Wörter, sondern ein und dasselbe Wort und selbst
nur zwei verschiedene Ablautstufen zum Adverb aiJ^iv , immer', dessen
Bedeutung an ihnen substantiviert erscheint. Nun ward aber aifwv
— offenbar auf Grund einer noch zu erforschenden Bedeutungs-
assoziation — einer Gruppe von Formen angeschlossen, zu denen es
Nebenformen ohne Nunation (ohne n) nicht gab, weshalb das n als
stammhaft empfunden Avurde und auch in der Deklination erhalten
blieb. Lat. aevum aber ward an solche Wörter auf om angeschlossen,
zu denen es Nebenformen auf i (Genetiv) oder a, öm (orum), is
(Plural) gab, weshalb es in das Analogiesystem der zweiten Dekli-
^ Vgl. oben S. 144.
Idg. Nasalstämme. Adjektivbildüng a. d. Adverb. 281
nation einbezogen wurde, in der wohl das o der Endung, nicht aber
der Nasal als stammhaft erschien.
Wie im einzelnen die ursprüngliche adverbielle, formal un-
bestimmte Bedeutung all dieser Wörter gelautet hat, welche Ana-
logien ihren Zusammenschluß in bestimmte Formgruppen bestimmt
haben, wird wieder Aufgabe einer Untersuchung sein, die freilich auf
ihrem Wege manches Vorurteil wird überwinden müssen, welches das
Resultat besonderer sprachlicher Entwicklungen in die Betrachtung
der Anfänge derselben hineinträgt. Der Gewinn für die richtige Er-
kenntnis der Geschichte von Wörtern und Wortformen dürfte nicht
gering sein. In einigen Pimkten dürfte diese Untersuchung mit der
in E^p. XI dargestellten Laut- und Bedeutungsentwicklung der semi-
tischen Nomina auf an, ön etc. zusammentreffen, die mir auch hier
mehrfach dem Indogermanischen parallel zu laufen scheint. Für
die prinzipielle Erklärung der Bedeutung des Nomens und ihres Ver-
hältnisses zu den einzelnen Kasus wird auch das von Wichtigkeit sein,
was sich noch später (Kap. XVI f.) über die Entstehung des Nomens
ergeben wird.
Noch mehr als der Auslautkonsonant ist der Vokal der Endung
im Adverb je nach dessen Verwendung (vgl. oben S. 144 zum Se-
mitischen) den verschiedensten Veränderungen ausgesetzt gewesen.
Wie die nominale Bildungsendung wv ist auch die Kasusendung wv,
lat. öm, die durch noch aufzusuchende Analogien die Funktion eines
Genetivs (PI.) erhalten hat, eine Lautstufe unserer Adverbialendung.
Zur Fluralbedeutung ursprünglich adverbieller Endungen s. unten
Kap. XIV.
Wie semitische Adverbien auf an, wie elan ,oben*, Kaplan ,unten'
etc., attributiv gebraucht werden können und so zum Adjektiv werden,
ist dies auch im Indogermanischen der Fall gewesen, z. B. in 5) Icyay
TifWQia ,die allzugroße Strafe', /] ?Jav üßotg ,der übergroße Über-
mut'. Solche Adjektiva erhalten wie die analog entstandenen Sub-
stantiva auch in attributiver Funktion neutrische Bedeutung, z. B.
innerhalb der o-Deklination , wo etwa das ursprüngliche Adverb
dya&öv das Neutrum, dya&ög, dyad^i] (-a) die anderen Genera be-
zeichnen, oder in Formen wie ßqadv (aus ßqadvv, wie vv aus vvv etc.)
neben mask. ßqadvg, in welchen Fällen u nicht als stammhaft empfunden
282 XII. Semitische und indogermanische Nominalflexion.
wurde; ebenso aber auch in fislav, dessen Maskulinum durch Antritt
eines (einer anderen Analogie entstammenden) s differenziert wird,
worin n als wesentlich zum Wort gehörig empfunden wird. Vgl. oben
zur ähnlich verschiedenen Geschichte von Formen wie alPüv —
aevum im Substantiv. Eine den Substantiven auf cov wie den he-
bräischen Adjektiven auf ön analoge Entwicklung stellen die mannig-
fachen Adjektivformen auf ön dar.
Indem in anderen Fällen die bei den Adjektiven besonders
stark ausgebildete Analogie der o-Deklination für Maskulinum und
Neutrum, der a-Deklination für das Femininum auch auf solche nasa-
lierte Formen sich ausbreitet, entstehen z. B. im Griechischen aus
Akkusativadverbien auf av, ev, lv, ov, vv Adjektiva auf avog, evog, ivog,
ovog (ovvog), wog etc.,^ im Lateinischen aus Adverbien auf am, em, im,
um^ zahlreiche Adjektive auf amus, emus, imus, umus; im Deutschen
durch analogen Antritt anderer Geschlechtsendungen Adjektive auf
-en(-er, -e, -es) wie offen = ahd. offan etc. etc., wie im Semitischen
attributive Adverbien auf am und an, an durch Antritt der Analogie
der Kasusflexion zu änu(m) etc. werden, woraus bei einzelnen
Formen auch das Feminin gebildet wird, während bei anderen eine
zweite Form für das andere Geschlecht verwendet wird. Wie diese
Adjektive, deren gegenwärtige Beurteilung im Indogermanischen von'
Vorurteilen beherrscht wird,^ ist auch in zahlreichen Substantiven
die Analogie der o- und a-Deklination an das substantivierte Adverb
getreten. Auch hier wird die Wegräumung der Vorurteile, die
Entwicklungen eines Adverbs verschiedenen Stämmen zuweisen,
zur Aufdeckung von Zusammenhängen führen, die das Ziel der Wort-
forschung wohl über die jetzt geltenden Grenzen hinauszustecken
erlauben werden. So weist z. B. das Substantiv fjdovri .Freude' eine
Ablautstufe i]dov zu neutr. ijdv (aus ijdvv, vgl. fjdvvü) ') nach, wozu
lat. akk. suavem (suavim) eine weitere Ablautform darstellt. Auch
die Form des lat. neutr. nom. und akk. suave (suavi) dürfte durch
* Inwieweit athematisches -nos im Griechischen, -mus im Lateinischen durch
Analogie oder Verkürzung von anos etc. entstanden ist, bleibt zu untersuchen.
* Dagegen ist z. B. die analoge Entstehung von Formen wie naXaiog aus
Kasusformen (richtiger: Adverbien) wie naXai etc. längst erkannt worden.
' Zur Entstehung dieser Verbalklasse und ihrer semitischen Analogie
s. unten.
Idg. Nasalstämme im Substantiv und Adjektiv. 283
Abfall des Nasals (wie homo(n) etc.) entstanden sein.^ Durch Ana-
logie etwa nach einem Worte gleicher oder entgegengesetzter Be-
deutung (z. B. Xvrtrj), mit dem es oft zusammengesprochen wurde,
traten an r}dov die Endungen der a-Deklination an.
Auch hier bestätigt es sich wieder, daß die Festsetzung des
auslautenden Endungskonsonanten innerhalb des Kasussvstems der
Einzelsprachen als m oder n für die außerhalb der Flexionsanalogie
stehenden Adverbia und ihre Entwicklungen nicht gilt. Denn das
m des lateinischen Akkusativs erscheint hier auch als n in latei-
nischen Adjektiven und Substantiven auf anus, inus, unus, -a-um etc.,
wie umgekehrt auch das Griechische zahlreiche Nomina auf afwg,
ifioq, v^og, fwg, -i] (-«), ov besitzt, die auf alte Akkusativadverbia
zurückgehen. Auch hier eröffnen sich der Wortforschung neue Mög-
lichkeiten, die auch die Analogie mit der Entwicklung im Semitischen
um weitere Züge bereichern. 7toTaii(og) ,Fluß' bedeutet als Adverb
eigentlich ,unten* = ,Tal' (: TtiTtTO)), wie das hebräische substantivierte
Adverb jarden .Fluß' (Jordan), eigentlich ,unten' (:jrd ^hinabsteigen,
fallen'); 7cva!.i(og) ,Bohne' ist ein Stoffname, der auf ein Adverb
(etwa ,geschwollen, rund') zurückgeht, wie ass. seatn, äth. segam und
die anderen in Kap. IV behandelten analog entstandenen semitischen
StofEnamen auf am usw. usw. Wieder werden zusammengehörige
Formen als ursprünglich identisch erkannt werden. So ist z. B.
'fjdv(.i(og) wieder nur eine auf m auslautende attributiv gebrauchte
Form des oben besprochenen Adverbs fjdov(rj) = ^öv[v] = suavem
usw. Ebenso ist lat. plan(us) ,flach', gr. TreXav'og) , Opferkuchen',
\it. plön(e) etc. identisch mit dem Adverb palam , offen, öffentlich',
das anderweitig zu gr. 7ca).au(rj) ,flach(e Hand)', lat. palma, ahd. /oZma
,Hand' etc. wird, u. dgl. mehr.
Oben S. 115 ist die Erscheinung erwähnt worden, daß die dem
gr. SV, STtra, ivvea, dexa entsprechenden gemeinindogermanischen
^ Dies ist hier bloße Behauptang, die indes nach der Entstehung des Neatrums
anderer Deklinationen große innere Wahrscheinlichkeit besitzt. Bei Untersuchung
dieser Frage wie bei der Beurteilung der Endung von nöda etc. ist die herge-
brachte phonetische Anschauung über das m der Endung, die oben S. 2G5flF. als
prinzipiell verfehlt erwiesen wurde, auszuschalten. Beachte übrigens die sogleich
unten besprochenen, ursprünglich nentrischen (vgl. £tV, /ut'ce, h) Zahlwortformeu
teni(elj, »eptem, novem, decem, die mir ein Neutrum dieser Form zu erweisen scheinen.
284 XII. Semitische und indogermanische Nominalflexion.
Formen Akkusativadverbia oder, wie wir nun sagen dürfen, Neutra
sind. Da diese Zahlen ihrer Bedeutung nach Plurale sind, lag es
nahe, sie — zunächst wohl in rein lautlicher Analogie zu den Sub-
stantiven, neben welchen sie standen — mit der Pluralendung zu
versehen. Auf diese Weise ward z. B. aus Septem (aber septin-
genti, sepientriones), septeni, -ae, -a. Die hier entstandene Endung
trat nun unter Verschiebung der Kompositionsfuge als -m auch an
die anderen nicht akkusativisch auslautenden Zahlwörter. In ge-
lehrter Übertreibung dieser Analogie sieht nunmehr die lateinische
Grammatik auch in septeni ein angetretenes -ni und erklärt septeni
aus septem-ni. Die von Brugmann, Die distr. u. koll. Numeralia der
indogermanischen Sprachen, behandelte gelegentliche Distributivbe-
deutung der Zahlwörter ist weiter gleichfalls nicht auf Rechnung
der Endung zu setzen, sondern sie ist die alte Bedeutung der Zahl-
wörter, die, wie ihre adverbielle Form zeigt, aus ursprünglich multi-
plikativen oder distributiven Zahladverbien adjektiviert wurden,
gleich den semitischen Zahlwörtern, die dieselbe Form, dieselbe
Geschichte und dieselbe Bedeutung aufweisen.^
Die lateinischen Adjektiva auf imus (umus) — wie ähnlich
auch eine Gruppe der griechischen Adjektivformen auf ojv, im Li-
tauischen , dativische' Adverbia auf yn — besitzen u. a. auch die Be-
deutung eines Superlativs, die sich hier schon an den neutrischen
(bezw. adverbiellen) Formen auf um ebenso ausgebildet hat, wie an
den entsprechenden semitischen Adverbien und Adjektiven auf an
(ön). Die indogermanische Grammatik ist sich im wesentlichen
darüber klar — vgl. Delbrück, Syntax 411 ff. — daß die Steigerung
von Adjektiven und Adverbien, die in Einzelfällen (a. a. 0. 415)
auch auf Substantiva übergreift, von Wörtern ausgeht, die eine
lokale Vergleichung (ober — unter; zuoberst — zuunterst) be-
zeichnen, deren Form analogisch auch auf temporal oder modal
gerichtete Beschreibewörter — mit oder ohne Flexion — übertragen
wird. Dagegen hat sie nicht erkannt, daß in den ältesten Formen,
von denen die Analogie ausgeht, den lokalen Adverbien, die
Steigerungsbedeutung in der Wortbedeutung selbst liegt und je
* S. noch unten S. 295 f.
Zahladverbia auf X, n; Superlative und Ordinalzahlen. 285
nachdem, ob diese Adverbia relativ (etwa: ob(er), über dem Hause)
oder absolut (etwa; zu oberst = oben) stehen, als Komparativ oder
Superlativ empfunden wird. Die Frage nach den , Grundbedeutungen
unserer Suffixe' (Delbrück a. a. 0. 412) ist also auch hier wieder
durch die nach den ältesten Beispielen zu ersetzen, aus denen sich —
in diesem Falle aus der Menge der Adverbien (Neutra) auf um etc. —
die Analogie der zunächst neutrischen Adjektiva mit Steigerungsbe-
deutung enwickelte, welche dann noch die geschlechtigen Endungen
08, a, om erhielten. Hiefür kommen wieder Formen wie pessum
, unten', suprejn(us) = super, supra ,oben', infim(us) (wie interim),
aind. adham(as) — etymologisch identisch mit deutsch ,unten' — lat.
*sup(i)m(us), aind. upam(as) — etymologisch identisch mit deutsch
,oben' — etc. etc. in Betracht. Wie manche alte Adverb formen erst
aus diesen Adjektiven erschlossen werden können, verdanken andere
Bildungen erst analogischem Antritt der Endung (u)mos ihre Form.
Die ausgesprochene, aus dem Wortbegriff selbst unerklärliche Super-
lativbedeutung wird solche Formen als sekundär erweisen.
Wie an diesen Formen ist auch jede andere Steigerungsbedeutung
anderer Endungen wie T(og), eqoq, regog, larog, ior etc. nicht aus
irgendwelcher Eigenbedeutung der Endung, sondern aus der Analogie
solcher Adverbia zu erklären, die an sich eine Steigerung bedeuteten.
Am indogermanischen Zahlwort bezeichnet die Endung mos
den Rang und bildet so wie sem. an, ön in hehr, risön, ass. saniänu,
aram. tinjän(a) etc. Ordinalzahlen. Diese Bedeutung liegt wieder
weder in der Endung, noch kann sie aus der Bedeutung des Zahl-
worts selbst sich entwickelt haben. Sie entstammt wieder wie im
Semitischen einer Analogie von Adverbien für ,vorn — mitten —
hinten, zuerst — zuletzt, prim(us) (== gr. nqivY — xntum(u8), interim
— postum(us), postrem(us), extim(us), extrem(us), die vermöge ihrer
Eigenbedeutung einen (extremen) Rang bezeichneten und deren Ab-
stand durch Analogiebildungen wie septum-us, decum-us ausgefüllt
wurde. Aus ähnlichen Analogien sind wieder auch alle anderen
indogermanischen Endungen der Ordinalzahl entstanden.
Die Vergleichung verschiedener Lautentwicklungen desselben
Adverbs wird auch hier wieder die Entwicklung der Bedeutunsr
^ Gegen Walde, Etym. Wörterbuch.
286 XII. Semitischr und indogermanische Nominalflexion.
klarstellen, die durch das Vorurteil der Endungsbedeutung vielfach
entstellt wird. So ist wie septen(i) und sept2im(us) z. B. auch summus
aus supim(us) ,höchster' und supinus aus supin , rücklings* ganz
dasselbe Adverb. Ihre verschiedene Bedeutung entstammt verschie-
dener kasueller Anwendung: a) .oben, zu oberst', b) ,(mit dem Gesicht)
hinauf u. dgl. mehr. Überblickt man nunmehr alle die verschieden-
artig entwickelten Formen, die auch im Indogermanischen aus Adver-
bien auf (a)m hervorgegangen sind und die zum Teil erst später
von der dreigeschlechtigen Flexion überwuchert wurden, dann ergibt
sich für das Indogermanische wie für das Semitische vor der Ent-
stehung der Flexion schon jetzt eine gewaltige Anzahl uralter Ad-
verbien nasalen Auslauts, deren außerordentlich wichtige Rolle bei
der Entstehung der sprachlichen Formen von der Wissenschaft bisher
so gut wie gar nicht beachtet worden ist.
Die hier nur eben in Umrissen dargestellten Analogien in der
Entwicklung einer übereinstimmenden Adverbform im Semitischen
und im Indoeuropäischen trotz der unüberbrückbaren Verschiedenheit
der Beispiele, die eine gemeinsame Entstehung der Wortformen
auf dieser Entwicklungsstufe wohl unmöglich erscheinen läßt, weisen
darauf hin, daß die psychologischen Bedingungen für die ge-
schilderte Bedeutungsgeschichte der Endung in beiden Sprachstämmen
dieselben gewesen sind. Und diese psychologischen Gesetze, die in
verschiedenartigem Grade, aber auf gleichartige Weise aus formell un-
bestimmten Wörtern grammatisch bestimmte und in ihrer Bedeutung
verschiedenartig charakterisierte Wortformen schaffen, die den Irrtum
und die analogische Umdeutung zum fruchtbaren Prinzip machen, das
der Sprache seine charakteristische Form, dem Denken seine festen
Bahnen gibt und damit dem Volksgeist ein Ausdrucksmittel leiht,
das auf seine Entwicklung stetigen und mannigfachen Einfluß nimmt,
sind nicht auf die besprochenen Erscheinungen und nicht auf diese
beiden Sprachstämme beschränkt. Die Analogie, der die Sprach-
wissenschaft bisher meist nur dort ihre Aufmerksamkeit geschenkt
hat, wo sie, die Gesetze der Sprache störend, Ausnahmen aus den
überkommenen Regeln bewirkt, sie ist auch die ordnende Kraft ge-
wesen, die der Menschheit eigentlich erst eine Sprache gegeben, da
Die Entstehung des indogermanischen Düals. 287
sie die Gesetze und Regeln derselben schuf, die sie freilich oft auf
wunderliche Weise wieder zerstört, um Neues an ihre Stelle zu
setzen.
Daß Semitisch und Indogermanisch am Adverb für die gleiche
Funktion auch den gleichen Ausdruck besitzen, ist dabei nicht von
wesentlichem Belang, wenngleich die Übereinstimmung der Form die
parallele Betrachtung der Bedeutungsentwicklung erleichtert hat und
in der Tat die verschiedenen Aussprachsmöglichkeiten speziell des
nasalen Auslauts reiche Gelegenheit zu gesonderten Entwicklungen
bieten. In der Sache aber ist die Bedeutungsentwicklung des Ad-
verbs ebensowenig an diese Form desselben gebunden, als jede ein-
zelne seiner sekundären Bedeutungen.
So müssen wir in der Tat bei der Betrachtung des indoger-
manischen Duals über die Form der Mimation hinausgehen; die
Kasusformen des indogermanischen Duals sind nicht allein durch
die Mimation gebildet, aber auch die anderen Formen des Duals,
soweit sie an ihm ursprünglich sind, verdanken ihre Bedeutung als
Bezeichnung einer Zweizahl nicht einer dualischen Eigenbedeutung
des Formans, sondern wie im Semitischen einer Analogie
nach Wörtern, die auf Grund ihrer einfachen formal un-
bestimmten Eigenbedeutung eine Zweizahl auszudrücken
schienen und auch im Indogermanischen dürften bei dieser
Umdeutung die Namen der Körperteile die Hauptrolle ge-
spielt haben.
Die Form auf m (bezw. bhyam etc.) des Dativus-Ablativus-
Instrumentalis des indogermanischen Duals ist eine Ablautform der
besprochenen Mimation (bezw. der enklitisch angetretenen mimierten
Partikel q)iv etc.). Daß sie als Dativus-Ablativus-Instrumentalis be-
ziehungswörtliche Funktionen hat, beweist, daß sie Adverbien ent-
stammt, daß also die dualischen Adverbien vor der Entstehung von
Kasusformen ganz unterschiedslos neben allen anderen Adverbformen
auf m gestanden haben. Denn am Adverb, das formlos nur ein einziges
Merkmal ausdrückte, konnte auch von einer dualischen Zahlbedeutung
keine Rede sein; eine solche konnte vielmehr erst dann entstehen,
wenn die Adverbia substantiviert für Begriffe verwendet wurden, die
an sich zweiteilig waren, so daß die den verschiedenen Beispielen
288 XII. Semitische und indooermanische Nominalplexion.
gemeinsame Form als eigener Ausdruck der Zweizahl empfunden
wurde. Und die wichtigste, ja die einzige eng assoziierte Gruppe
paariger Substantive, die zugleich zum ältesten Bestand der Sprache
gehört, sind die Namen der Körperteile. Die Namen der Körper-
teile bilden im Semitischen und im Indogermanischen, und wie
ich nunmehr ruhig zu behaupten wage, in allen Sprachen den
Boden, auf welchem die Formen des Duals entstanden. Denn
die Ursache, die auch im Semitischen auf diesem Boden die Form
der Zweizahl schuf, ist ein psychologisches Gesetz, das in allen
Sprachen die gleiche Wirkung aus gleichartigen Voraussetzungen mit
Notwendigkeit hervorbringen mußte.
Noch oben bei der Darstellung der Entstehung des semitischen
Duals mußte es schwierig erscheinen, warum von einer großen
Zahl von Singularen der zweimal vorhandenen Körperteilnamen aus
Lokativadverbia gebildet wurden und just diese für den ganzen
Tätigkeits-, Geh-, Gehör-, Gesichtsapparat gebraucht wurden, so daß
an ihnen die adverbielle Form als Ausdruck der Zweizahl erschien.
Nunmehr aber, da die weitere Untersuchung uns gelehrt hat, daß die
Adverbien ursprünglich nicht von einem fertigen Substantiv aus
gebildete Kasusformen sind, sondern selbständig entstandene formal
unbestimmte Bezeichnungen eines einzigen Merkmals, welche die
Sprache von vornherein in gewaltiger Anzahl geschaffen hat und
die erst nachträglich auf durch dieses Merkmal ausgezeichnete Sub-
stantivbegriffe übertragen wurden, stellt der Vorgang der Entstehung
des Duals sich etwas anders dar.
Die adverbielle Bedeutung der Duale ist älter als die einer
Körperteilbezeichnung; erst durch Übertragung auf einen durch das
von ihm bezeichnete Merkmal ausgezeichneten Körperteil ward das
Adverb zu dessen Namen. Dies Merkmal, welches das Etymon der
Körperteilbenennungen bildet, wird zwar der Natur der Sache nach in
vielen — vielleicht den meisten — Fällen ein lokales sein, in anderen
Fällen aber ist es eine andere Eigenschaft, deren adverbielle Be-
zeichnung zum Körperteilnamen ward. Schon die Auffassung der Duale
als ursprüngliche Lokativadverbia ist also in einzelnen Beispielen
nur falsche Analogie nach jenen freilich wichtigsten Beispielen, die
vermöge ihrer alten Eigenbedeutung wirklich lokale Adverbien waren.
Der idg. Dual; Rückblick auf das Semitische. 289
Als lokale Adverbien bezeichnen im Semitischen z. B. folgende
alte Duale ^ von Körperteilnamen ursprünglich nur die Lage am
menschlichen Körper:
Ursprünglich das ,Vom' des Körpers, z. B. hebr. appa(j)im .Ge-
sicht, Nase', aram. cippe(j), appate(j) , Gesicht', ass. appatän , (Zaum-
zeug an der) Nase':* paHa(j)im {=2&s. pütam), Stirn > die Schläfen'. '
,Das Oben': ass. rlsän, rlsen ,Kopf'; hehr. gappa(j)im ,Rücken'*
wie soh''rafj)im , Zenit' = ass. sirum, arab. zuhrun ,Rücken', vgl. sä-
ma(j)im ,das Oben > Himmel'.
,Das Innen': ass. qablä,^ hebr. qirha(j)im,j mea(j)im ,Einge-
weide'^ und wohl auch h'^nika(j)im ,Gaumen'.^
,Das Zwischen': hebr. birkaQ'Jim .der Schoß, die Knie'.*
,Das Neben, Seitwärts': hehr, jädafjjim, ass. idä(n)^ arab. ^a-
däni, fem. mehri haydüten etc.;* ass. qätä^^ ,die Hände', ahä ,Arme'."
Damit eng verwandt ist:
,Das Ringsum', woraus am menschlichen Körper wieder ,das
Beiderseits' wird (s. oben S. 175 f.): hebr. k^äfa(j)ifn ,die Flügel,
Flanken'.!«
,Das Außen' h'läsa(j)im, ass. hinsä ,die Lenden';!^ wohl auch
ass. Saptä(n), hebr. s*fäta(j)xm, arab. äafatäni ,die Lippen' (ursprüng-
^ Zar ähnlichen Entstehung nichtdoalischer Körperteilnamen s. noch später.
Etwaige prinzipielle Bedenken des Semitisten gegen einige der im folgenden
gegebenen Etymologien der Körperteilnamen dürfte er später erledigt finden.
Aach für die Bemerkungen über die Grundbedeutung der mit den Körperteilnamen
etymologisch zusammengehörigen Yerbalstämme, wie für das Verhältnis von Nomen
und Yerbnm überhaupt maß ich vorläufig auf später verweisen.
* S. oben S. 166. » S. oben S. 161. 183. * S. oben S. 161.
' Zu qabla ,mitten' B. oben S. 38.
« Oben S. 162.
^ Dann wäre das Verb um i^i eigtl. ,einfuhren' (gegen 6es.-Bchi. s. v.).
• Vgl. oben S. 167.
® Identisch mit dem oben S. 13 besprochenen Adverb idä ,neben', idätam
,nebon* (S. 52).
^^ Zum Beweis dieser Urbedeutung für qätä s. noch später.
1* Identisch mit dem oben S. 13 f. besprochenen aham and ahenna jseitwärts'
und ,neben!> beisammen', sowie dem fem. ahälatn und ahttam 1. seitwärts', 2. ,neben
> beisammen*.
** Zu i^_jJiS jrings lungeben, bewachen', jüd.-aram. irwir ,Versammlung'; die
Bedeutungen ,abstehen', hebr. f^] .abseits stehen* sind erst vom Singular denominiert.
1» S. oben S. 164.
Torezyner, Die Eaistehnng des seaütisdien Spnichtjpus. 19
290 XII. Semitische uhd indogermanische Nominalflexion.
lieh = arab. äafan ,(am) Rand*, hebr. ^äfäm , Mundgegend, Lippen-
bart'). '
,Das Hinten*: hebr. '^höra(j)im, jarJcäta(j)im ,Rücken*, j'reka-
(j)im ,die Hüften', ^ ass. zibbä , Schwanz*, arab. dunubäni ,die Len-
den*.^ Damit eng verwandt ist die Bedeutung:
,Das Unten*: ass. isdä(n) , Gesäß, Beine*,* sepä ,Füße',^ hebr.
raglafjjim, arah. ri§läni ,Beine, Füße';^ k'raa(j)im ,Knie'.''
1 S. oben S. 169. ^ 2ur Entstehung der Bedeutung s. oben S. 167. 183.
^ Dazu, daß die Bedeutung , Schwanz' von zibbä (:j*) eine spezielle Ver-
wendung von ,das Hinten, unten' des tierischen Körpers ist, vgl. hebr. 33L = arab.
(J-\3j>J ,von hinten anfallen, verfolgen'; <Sj^> ,der unten befindliche' Kowalski,
Diwan des Kais ihn al 5atim S. i, | | : <Olso \Jo\ <kj \y.d^ )ih Lü »l^ÄJl J^\
V i^J Jo liJ« und dazu Kowalski S. 9, sowie bes. b. Talm. Sanhedrin 37a: ,früher
saß ich obenan', '3J13 '? wama snwrr Jetzt setzt ihr mich nach hinten'; auch i o>\
,8chulden, sündigen' ist eigtl. ,im Rückstand sein'. Ebenso gehört ^> zu ^^^ ,hinten'.
^ Alle Bedeutungen des ass. iädän, sowohl die als Körperteil ,Beine' und
, Gesäß', wie , Grundlage, Fundament', gehen auf das ,Unten' des Körpers wie des
Gebäudes zurück, Sie werden ergänzt durch die uralte Entlehnung hebr. nio'
,Unterlage', arab. $ l.^ « ,(Kopf)unterlage, Kissen unter Kopf und Sitz', welch letzteres
Wort vielleicht direkt erst auf aram. Nio.*« ,pulvinu8' zurückgeht, ^oiö-is) '-^ (auch
jüd.-aram.) ngög rrj xicpai-fj könnte ursprünglich auch nur ,hinter ihm' bedeutet
haben. Hebr. no' scheint Hab. 3, LS ikis iy n^o^' miy gleichfalls als Körperteilname
verwendet worden zu sein. Etymologisch dürfte neben (,j:„.xo\ hebr. n'^ (vgl. Holma,
Körperteile 128) auch ^X-^ »Einschlag' = hebr. 'riy eigtl. das ,Hinunter(geworfene)'
dazugehören. Beachte im Assyrischen die nicht seltene Schreibung iMa-a-a?i, z. B.
CT XXX 30 a, 3. 7; 50 a, 7, die an jene der distributiven Adverbia (Kap. V) erinnert.
^ Etymologisch gehört äepu zu f\t^ ,treten', das gegen die Bedenken bei
Geseniüs-Bdhl s. V. geschützt wird durch neuhebr. und jüd.-aram. ^iw a) trans.
,niedertreten', z. B. dir '^:i3 f]W: ,zertreten von Menschenfüßen' b. Baba qamma 30 a;
81b; Baba mesi'a 118b; b) intr. ,treten, gehen', z. B. pnana jcw ,aufrecht gehend«
(pl. f.) Threni rabba zu 4, 15; c) ,niedrig, gebückt sein', z. B. b"y f\"V -[na btv\ {nuy
p'DJ f]"d ,demütig und niedrigen Knies, der niedrig (gebeugt) ein und ausgeht' ;
d) ,sinken, fallen', z. B. Gittin 50a H't;? 'kd» ,es sank das Bessere (im Preise)';
nTsno f\v-t KS»KT Kpi3 ,der Oberschenkelknochen, der aus seiner Stelle (dem Gelenk)
herausgefallen ist' oft u. a. m., s. Aruch s. v. f\v. Dies und manches andere sichert
die Bedeutung unten, die ass. .^epu auch in präpositionellem Gebrauch hat.
^ Daß ,das Unten' (hinten) die älteste Bedeutung auch von o'^Ji ist, dafür spricht
das nhbr. "lai!? n'bji ,die Sache hat ihren Grund' — ass. iSdän ; nv^jn (Var. m'^j-i)
, niedrige Weinstöcke' Pea VII 8; b. Menaljot 86 b. Vgl. auch bii }';>, o'tJJn , unten'
alsN. 1. ; ^31, ^»3n "i^n bedeutet dagegen eigtl. ,hint er gehen'.
^ Zu J>i3 ,niedrig sein, knien', V''f ,beugen, senken', z. B. nhbr. fpn nt r'i3,T
, die Wagschale senken, den Ausschlag geben'; verwandt arab. a$. und Pi: Hif'il
.demütigen, niederwerfen', Nif'al ,sich beugen'.
Der edg. Dual; Rückblick auf das Semitische. 291
Daneben stehen andere Duale von Körperteilnamen, die eigent-
lich adverbielle Bezeichnungen anderer Merkmale sind. So bedeutet
ass. puridä ,die beiden Beine', eigentlich ,das Auseinander',^ das zu-
nächst wohl kasuell auf die beim Gehen auseinanderstrebenden
Beine ^ angewandt wurde. Das , Auseinander* dürfte auch die Ur-
bedeutung von arab. diraäni (der Dual von hebr. z'rö'" ist nicht ge-
sichert) .die (Vorder) arme' sein, worin .auseinander' speziell von dem
Auseinandertun der beiden offenen Arme und dann erst von diesen
selbst gebraucht wurde, wie das oben S. 248 besprochene ahd. fadam,
eigtl. ,auseinander, offen' (zu lat. pateo, gr. Ttsräi'vvfu) ,die beiden
offenen Arme' bezeichnet und in dieser Bedeutung als Maßangabe
zu nhd. Faden sich entwickelt hat. Das Gegenteil, nämlich ,zusammen-
(geschlagen), übereinander' scheint mir arab. rukbatäni .Knie' zu be-
deuten, das wohl zunächst die beim Sitzen übereinandergeschlagenen
Knie bezeichnete.^ Dieselbe Bedeutung liegt ass. qimsä ,die Knie,
zugrunde, das zu qms, qbs ,zusammentun' gehört. Hebr, kappafjjim
,die hohlen Hände' bedeutet eigentlich , krumm, gebogen',* ass. rittän,
soq. rihöten wie arab. rahan , Schaufel', hebr. reha(j)im , Mühle', eigtl.
,hohl, vertieft'.^ Etwas Ähnliches dürfte auch hebr. JiofnaQ'Jim^ ass.
upnä ,die hohlen Hände' eigentlich bedeutet haben. Ass. Sinnä,
hebr. sinna(j)im ist eigentlich nur das Adverb , spitz, scharf'.^ Ass.
qarnä, hebr. qarnaQ'Jim, die , Homer' bedeutete, wie qrn »verbinden,
vereinigen' im Arabischen beweist, eigtl. ,zusanimen, verbunden' und
war in dieser Bedeutung wie gr. tvydv, lat. jugum (zu tBvfyvpu, jungo)
eigentlich ,das Joch' an den Hörnern'' und wurde für diese selbst
gebraucht wie umgekehrt appatan ,vorn > Gesicht' für das Zaum-
* Zu hebr. Tic, arab. ^^ »sich trennen' etc.
' Dies geht auch aus der Verwendung des Wortes noch deutlich hervor;
vgl. bei HoLMA, Körperteile 130 bes. das häufige ina pu pund^a ,die Beine aus-
einandertnend = rasch'.
' ,Zusammen' und besonders ,übereinander' ist zweifellos die älteste Bedeu-
tung aller Formen des Stammes rkb, aus welcher alle anderen Bedeutungen sich
leicht erklären. Arab. rukbatäni hängt also mit hebr. birka(j)im nicht zusammen.
* Zu «103, ass. kapäpu ,beugen, krümmen' vgl. Gesenius-Bchl s. v.
5 S. oben S. 163.
* Zu hebr. aram. }», arab. Tyit ,schärfen, spitzen' etc.
^ Demnach zu vergleichen mit dem ass. Adverb sirritän ,gebunden' (/ toc),
das als daalisches Substantiv ,das Gebinde, Zaumzeug' bezeichnet.
19*
292 XII. Semitische und indogermanische Nominalplexion.
zeug. Hebr. n'1fira(j)i'm^ ass. naklrä ,Nase' ist eigentlich formal un-
bestimmt jhohl, durchlöchert'. ^ Hebr. säda(j)im ,die Brüste (Zitzen)'
bedeutet ursprünglich jfeucht';^ hebr. dadda(j)im, ass. didä , Zitzen'
ist ein altes Lallwort für ,lieb, süß'.^ Hebr. söqa(j)im etc. ,die
Schenkel* dürfte eigentlich (vgl. arab. säqa , vorwärtstreiben') zu-
nächst das ,Vorwärts(gehen)' und dann erst die dabei tätigen Schenkel
bezeichnen und wird in arab. qadamäni ,Füße' neben qdm ,yoran-
(gehen)' sein Gegenstück haben. Hebr. oznaQ'Jim, ass. uznä etc. hat
als Adverb etwa , horch!', dann das Gehör, das beim Menschen in
den ,zwei Ohren' liegt, bezeichnet. Ass. Inän, inen, hebr. ''ena(j)im
,die Augen' mag, als es noch Adverb war, etwa , deutlich, klar' be-
deutet haben* etc.
Wenn nun Adverbia wie ,unten ([zu] fußen)* in bestimmten
kasuellen Verwendungen für das Unten des menschlichen Körpers,
Partikeln wie ,neben' ([zu] banden) für das Neben des menschlichen
Körpers gebraucht wurden, was in vielen Verbindungen in allen pri-
mitiven Sprachen der Fall gewesen sein muß, so entstanden, da das
Unten des menschlichen Leibes ,ZAvei Beine, Füße, Knie', sein Neben
,zwei Arme, Hände' umfaßt, notwendig in allen Sprachen Be-
zeichnungen, die von vornherein Duale waren, ohne daß es je-
mals vorher einen Singular zu ihnen gegeben hätte, den
vielmehr erst eine weitere Entwicklung der Sprache als Nomen uni-
tatis zu jenem schuf. ^
* Zu -i* , durchbohren' (Graetz zu Ri 6, 2).
* Vgl. arab. \ jo, j^jJ ,befeuchten, feucht sein' u. Gksknius-Bühl s. v. dh».
^ Identisch mit ^'i>, ^2J>^^> Cj^'^i r\\^> ,Liebe(sspiel)'; zur Verwandt-
schaft mit hebr. ö'nlt ,Liebe' etc. s. später.
* Dafür scheint mir der Umstand zu sprechen, daß eine Bedeutung wie
klar (also wie von arab. Lüi, uhebr. f'Pa , wirklich, deutlich', fiLL** , deutliche Rede',
^yi^, yiV, ^_3-*J«-« ,Inhalt, Sinn' ; fV? ,nämlich' etc.) die Entwicklung der Dualform
o'J'y zu ,Quelle' (so im N. 1. d»J')?, a^v) und , Gesicht' (= ,beide Augen') am besten
erklärt. Auch die anderen Bedeutungen wie ,Farbe, Art' etc. führen (s. noch unten)
auf ,deutlich, klar' zurück. Es scheint mir nicht ausgeschlossen, daß das ursem.
'inän ,deutlich, klar' eine betonte modal gebrauchte Entwicklung von 'inun ,so*
ist, das in ähnlicher temporaler Verwendung zu inanfnaj , jetzt' wurde (oben
S. 22. 202). inanna ,jetzt' : inu ,Zeit' = 'inan ,so, deutlich' : 'inu ,Farbe, Art'. Vgl.
die doppelte Entwicklung von kam, kän ,da, so' zu , immer' (ass. kaiwan) und ,80gleich'
(nhbr. kewän oben S. 209), wie wohl auch zu hebr. ken ,richtig'.
" S. dazu noch später.
Der indooermamischk Dual. 293
Auch im Indogermanischen ist der Dual nicht ein bewußter
Ausdrück der Zweizahl, der an den Singular gefügt ein Zweifaches
desselben bezeichnete, sondern wird wie im Semitischen gebraucht,
um die Einheit zweier durch Natur oder Geschichte zusammen-
gehöriger Wesen zu bezeichnen'.^ Und wieder sind es auch im
einzelnen ganz dieselben zusammenhängenden Begriffspaare, die
im Indogermanischen wie im Semitischen die Form des Duals er-
halten haben, auch hier vor allem andern die Namen der Körper-
teile und unter ihnen wieder Namen nicht wirklich paariger Glieder
wie altind. näse ,Nase*, bheddu ,weibl. Scham', mdtasnäu ,ein best. Ein-
geweide der Brusthöhle*, kukd ,Bauch',^ ay. parsti ,Rücken', die genau
hebr. obna(j)im ,weibliche Scham', mea(j)im ,Eingeweide', qxrha(j)im
,Bauch' etc. entsprechen. Und daneben wieder an den Namen derselben
Geräte wie im Semitischen wie sanskr. bhurijäu ,die Scheere*. dväräu
,die beiden Türflügel, die Tür', (antaräu) raiml ,die beiden (inneren)
Stränge', drtni ,die beiden Bogenenden*, ardnl ,die beiden Reibhölzer
zur Erzeugung des Feuers', dj-sädäu ,der obere und der untere
Mühlstein'.^ die hebr. mispära(j)im .Scheere', dHäta(j)im ,die beiden
Türflügel, die Tür', ass, appatän, sirritän ,die beiden Zügelstränge',
arab. midraicäni ,die beiden Bogenenden', hebr. kira(j)imj mispHa-
(j)im ,der Herd' (angeblich ,gabelförmige Pflöcke' s. S. 77), hebr. re-
ha(j)im ,der obere und der untere Mühlstein' etc. parallel sind.
Und auch hier lehrt wieder eine einfache Erwägung, daß diese
paarigen Gegenstände in Wirklichkeit erst zusammen ein einziges
Gerät bildeten, für welches als Ganzes allein die Sprache einen Aus-
druck brauchte und schuf und auch hier beweist die Etymologie,
daß das Merkmal, das der Benennung der paarigen Geräte zugrunde
liegt, bezw. dessen Bezeichnung auf das Gerät übertragen wurde,
nur diesem als Ganzem zukommt, nicht dem einzelnen Teüe. So ist
bheddu ,weibl. Scham', eigtl. , Spalt' (zu lad. findere)] av. parsti .Rücken'
(eigtl. ,oben') entspricht aind. prsthd ,Höhe' (auch des Himmels),
dtsch. First wie arab. zahrun, ass. §irum ,Rücken', hebr. soh<'ra(j)im
, Zenit', sökar ,Dach* ; bhurijäu .Scheere' gehört doch wohl wie
* Delbrück, Vergl. Syntax 133; Sperrdruck vou mir.
* Delbrück, a. a. O. 135.
' a. a. O. 13B.
294 XII. Semitische und indogermanische Nominalflexion.
lat. /or/ea? (forceps) zu idg. '*'bher(dh), gr.Ttsod'o), Isd.forare ,auseiiiander-
schneiden, zerstören', bezw. adverbiell ,auseinander (geschnitten j';
dväräu (gr. dvqai, lat. fores) zu lat. foris , draußen*, foräs ,hinaus*,
gr. dvQa^s ,hinaus', d^vQaoi , draußen', ist also ,das Draußen' und spe-
ziell die hinausführende Tür, sind also ursprünglich nicht Duale etwa
zu Scheerenhälfte oder Türflügel, sondern erst dann als Duale ver-
standen worden, als eine Analogie ihre Form als Bezeichnung einer
Zweizahl erscheinen ließ.
Diese Analogie kann aber wieder nur den Körperteilnamen
entstammen, dieser uralten wichtigen Gruppe von Begriffspaaren.
Aber auch hier sind selbst die Namen wirklich zweifacher Körper-
teile ursprüngliche Adverbien, die auf den symmetrischen Körper
übertragen als Duale erschienen. So ist sanskr. pädäu, gr. node etc.
wie semit. sepä, ragla(j)im etc. ,das Unten > die Füße' etymologisch
eine Entwicklung von fcsööv , unten > Boden' etc. und gehört zu
ai. pddyate ,geht, fällt', altbulg. pada, pasti ,fallen' wie etwa ass. §epä
,iinten, Füße' zu jüd.-aram. säf ,geht, fällt, sinkt' etc. (oben S. 290
Anm. b)-jdnuni ,die Knie' (zu lat. genu, gr. yovv, dtsch. Knie etc.) be-
deutet eigentlich adverbiell ,krumm > die Krümmung, Biegung des
Körpers*, x^t^e ,die Hände' weist denselben Bedeutungszusammen-
hang mit Wörtern für , ringsum' {xoQTog, hortus, ahd. gart , Kreis' etc.,
vgl. Walde s. v. cohors) auf wie etwa hebr. k^näfa(j)im , Flügel',
mag also auch über , ringsum > beiderseits' Bezeichnung der Hände
geworden sein etc.
Auch die alten indogermanischen Duale haben die Form eines
Adverbs.. Adverbia dieser Form sind in der Tat \\t. pusiau ,mitten
entzwei' (zu püse , Hälfte'), aksl. mezdu , zwischen' (zu mezda , Mitte,
Grenze'), die man, die Analogie der Sprache noch übertreibend, als
Duale gedeutet hat, wie ich selbst ZDMG LXVI 391 in hebr. ben,
arab. bain(a) , innen, zwischen' einen Dual selien wollte. Hat man
sich aber jemals darüber Rechenschaft gegeben, ob ein Ausdruck
von , mitten, auseinander' durch ,in beiden Mitten, aus beiden Mitten'
psychologisch denkbar ist? Hat man sich klargemacht, daß das ein-
zige Merkmal, welches die Mitte, (Zwischen)grenze auszeichnet und
wonach allein sie benannt sein kann, der Umstand ist, daß sie eben
mitten, zwischen ist, daß also das adverbielle, d.h. grammatisch
DSR INDOOEBMANISCHE DüAL. 295
unbestimmte meitdu, pusiaü das Etymon zu meida, püse bezeichnet,
also älter ist als diese und daß diese Adverbien ,mitten, zwischen'
bedeuten auf Grund ihrer Eigenbedeutung, nicht ob irgendwelcher
grammatischen Form, die im Adverb doch tot ist? Und was be-
rechtigt uns, diese Formen, weil eine Umdeutung als Dual in diesem
Falle möglich scheint, von Adverbien wie aksl. vznu ,liinaus', dolu
, hin ab' und anderen Formen zu trennen, wo eine solche Umdeutung
ausgeschlossen ist und in die man deshalb andere Deklinationsana-
logien hineinträgt?
Und auch im eigensten Gebiet der Zweizahl, am Zahlwort für
zwei, ist im Indogermanischen wie im Semitischen die Endung des
Duals ursprünglich nicht Ausdruck der Zweizahl, sondern dieselbe
alte adverbielle Form.
Wie im Semitischen ist auch im Indogermanischen die Form
des Duals nicht auf zwei, zwanzig etc. beschränkt, sie steht auch
in lat, octo, idg. *octö(u), aind. astä(u), gr. by.T(b, got. ahtau etc.
Andere Zahlwörter zeigen eine andere adverbielle Endung auf m
(s. oben S. 115), die adverbiellen Ursprung auch für die dualischen
Zahlwortformen nahelegt. Octo ,acht' wird nun freilich als 2X4
erklärt, obwohl ein ähnliches Wort für vier nicht existiert. Damit
ist aber das Wesen des indogermanischen Duals verkannt, der doch
anerkanntermaßen nur gebraucht wird, ,um die Einheit zweier
durch Natur oder Geschichte zusammengehöriger Wesen zu be-
zeichnen',^ nicht aber zur Multiplikation von Zahlen mit zwei.
Auch die Duale duo, ambo bezeichnen ja nicht zweimal zwei, die
Endung gibt hier und nirgends, wo sie ursprünglich ist, zur Bedeutung
des Wortes irgend etwas hinzu, das an und für sich schon zwei
bedeutet.
Zu dieser Bedeutung als Zahlwort sind nun duo und amho aus
verschiedenen Richtungen gelangt, das eine, wenn man so sagen
kann, — von innen, das andere — von außen.
Ambo (s. oben S. 176) bedeutet eigentlich , ringsum'. Da als
das Ringsum vieler Gegenstände wie auch z. B. des menschlichen
Körpers naturgemäß nur zwei Seiten in Betracht kommen, ward
^ DsLBBÜCK a. a. O. 133; oben S. 293.
296 XII. Semitische und indogermanische Nominalflexion.
aus ringsum , beiderseits'. In Fällen, wo der so entstandene Zahlbegriff
stärker betont war als die Lage, wie z. B. in die Hände, Füße,
Ohren, beiderseits, war ambo schon ein Zahlwort , beide' geworden,
ganz wie das S. 175 besprochene sem. kilallan etc., dessen adver-
biellen Ursprung nur mehr die kollektive Anwendung auf zwei
zusammen verrät.
Duo dagegen bedeutet ursprünglich wie gr. dig (== aind. dvis,
duvis^ jungav. bi§), got. tvis (woraus ,der Zwist', eigtl. wie duellum
,das Auseinander'), lit. dvejau, gr. diä, di^a etc. ^ , auseinander, ent-
zwei' (hierin die alte Bedeutung) und darum, weil die Dinge in den
meisten Fällen eben in zwei Teile auseinandergehen, natur-
gemäß: , zweifach', ist deshalb also in bis etc. eigentlich ein distri-
butives Zahladverb, das in attributivem Gebrauche etwa ,Menschen
zweifach' zum Zahlwort ward und seiner Entstehung wegen multi-
pUkativ und distributiv das Doppelte jeder Zahl bezeichnen konnte.
Wie diese beiden Wörter sind alle Zahlwörter ursprünglich
adverbielle Bezeichnungen von , zusammen, auseinander, in Menge'
etc. gewesen, die ihre bestimmte Zahlbedeutung erst sekundär —
durch häufige kasuelle Anwendung auf eine bestimmte Menge —
erhielten. Je nach ihrer ursprünglichen Bedeutung behielten sie
kollektiven, multiplikativen, bezw. distributiven Sinn, den gleich-
geformte Zahlwörter aufeinander gegenseitig übertrugen, bis er end-
lich als ursprünglich zur Form des Zahlworts gehörig empfunden
wurde. Zur Entstehung des Zahlworts für ,eins' s. noch später.
Auch die Endung der Zahlwörter für zwei ist also eine ad-
verbielle Form, die auch an ihnen erst dann als Bezeichnung der
Zweizahl erschien, als sie an den Namen der Körperteile dazu ge-
worden war.
Wie im Semitischen, gab es jedoch auch im Indogermanischen
Formen, bei denen die neu entstandene Analogie auf Widerstand
stieß, da der ursprüngliche Singular so nicht als Dual verstanden
werden konnte. In solchen Fällen ward wie in den oben Kap. IX
behandelten semitischen Beispielen die Wortbedeutung verdoppelt,
auf zwei Gebiete oder Begriffe übertragen, so daß auch hier unechte
' S. Walde s. v. duo.
Der indooermanischb Dual. 297
Duale entstanden, wie die elliptischen Duale im Altindischen mitrd
,Mitra [und Varu^a]', usäsä .Tag [und Nacht]', dydvä ,Himmel [und
Erde]*, adhvaryü .der Adhvarju [und der Pratiprasthätar-Priester]',
äulükhaldu ,Mörser [und Stößel]' etc.,^ die den zahlreicher aus-
geprägten Bezeichnungen für , Osten [und Westen]', Mekka [und Me-
dina]' etc. im Arabischen entsprechen.. Auch hier ist die dualische
Form älter als die duahsche Bedeutung und auch diese indoger-
manischen Formen sind eigentlich substantivierte Adverbia.
Überschauen wir nunmehr den ganzen Umfang der Erscheinungen,
die von den Adverbien aus die Form und Bedeutimg der Sprache
beeinflußt und neue Wörter und Wortformen durch Umdeutung und
Analogie geschaffen haben?
Keineswegs! Die weitere Untersuchung wird uns lehren, daß
alle diese Erscheinungen den Rädern eines Uhrwerks gleichen,
deren keines sich bewegen kann, ohne auch alle anderen Räder und
Räderchen des Werkes mit in Bewegung zu setzen. Eine Ursache
hat im Leben der Sprache, die in stetiger Angleichung und Aus-
gleichung ihrer Gebilde begriffen ist, mannigfache Wirkungen. Und
im besonderen ist der Mensch und sein Körper der Sprache nicht
nur Subjekt und Werkzeug, sondern auch das nächste und wichtigste
Objekt. Und ist es richtig, daß die Formen der Sprache an den
Beispielen erst ihre Bedeutung erlangt haben, so werden wir die
Spuren der Bezeichnungen, die der Mensch für sich und seine
Glieder geschaffen, auch sonst noch in weitverzweigten sprachlichen
Gesetzen wiederfinden.
' DelbhSck, a. a. O. 137.
INHALTSVERZEICHNIS.
Seite
Vorrede VII
Kap. I, Die adverbielle Akkusativendung- am, an im Semi-
tischen 1
Die semitische Easusflexion S. 1. Die hebräischen Ad-
verbien auf am und öm S. 4. Akkusativadverbien im Vul-
gärarab., Äth, und den Mahrasprachen S. 8. Akkusativadverbien
im Assyrisch-Babylonischen S. 11. Assyrische Akkusativadver-
bien mit Femininendung S.42. Assyrische Akkusativadverbien
in verbalen Verbindungen S. 51. Ass. Akkusativadverbien mit
der Negation S. 60. Der ass. Adverbialis in syntaktischer Ab-
hängigkeit S. 61. Ass. Adverbien auf am -f iä und ii + am
S. 61.
Kap. II. Die Akkusativendung in der Form des Duals ... 65
Aram. Adverbien auf ain, en S. 65. Vulgärarab. Ad-
verbien auf en S. 66. Die hebr. Lokalendung a(j)im S. 67.
Die arab. Lokalendung en S. 70. Hebr. onnx, n'3-ir, b'bw etc.
S. 71. Die hebr. numeralia multiplikativa auf a0)im S. 72. Miß-
verstandene hebr. Adverbia auf afj)im S. 74. Reduplizierte Ad-
verbia auf a(j)ivi S. 79.
Kap. III. Die Akkusativendung in der Form des Fron, suffixum 81
Kap. IV. Die Akkusativendung an Stoffnamen 86
Hebräische und Babylonische StofiFnamen auf am S. 86.
Die neubabyl. Stoffnamenendung -an, -ä S. 88. aeam-segam
S. 93. Kollektive hebr. Tiernamen auf -am S. 95.
Kap. V. Die Akkusativendung als Distributivausdruck ... 97
Die Distributivendung ftjän am ass. Zahlwort S. 97.
Die Distributivendung (t)äu an Maß- und Stoffbezeichnungen
S. 104. Die sumerische Zahlwortendung a-an(ämj S. 112.
Akkusativendung am idg. Zahlwort S. 115. Die Distributiv-
endung (ta-)a-an an babyl. Substantiven S, 116. Distributives
-täm im Hebr. S. 118.
Inhaltsverzeichnis. 299
8«iU
Kap. VI. Das verallgemeinernde postpositive -via .... 128
Die Loslösung der Endung (ta-)a-an als verallg. Post-
position S. 128. Die distributive Postposition :", hen im Mi-
näischen und im Soqotri S. 130. Die Entstehung des ver-
allgemeinemden -ma am Adverb S. 130. Entstehung indef.
Substantiva aas Fragewörtern auf (a)ma S. 136. Eück-
entwicklung von Verallgemeinerungswörtem zur Fragepar-
tikel S. 141. Loslösung der Endung (ajma als verallg. Post-
position S. 143.
Kap. VII. Ablautformen der Endung am 144
Verallgem. Akkusativadverbia mit veränderlichem Vo-
kal S. 144. Ablautformen der Endung am im Assyrischen
S. 146. Ablautformen im Hebr. S. 150. Ln Aram. S. 153.
Im Südsemitischen S. 155. Loslösong der Akkosativendung
als Konjunktion S. 157.
Kap. VIII. Die Entstehung des semitischen Duals .... 160
Hebr. Ortsadverbien auf a(j)im als Körperteilnamen
S. 160. Die Entstehung doalischer Bedeutung an Körper-
teilnamen auf afjßm S. 164. Dualische Gerätenamen S. 170.
Die Dualformen des semitischen Zahlworts S. 172.
Kap. IX. Unechte Duale 183
Veränderung der Wortbedeutung durch duallsche Ana-
logie S. 183. Dualtitel S. 185. Duale a potiori S. 188.
Dualische Verstärkungsformen S. 192.
Kap. X. Die Akkusativendung am als wortbildendes Affix . 194
Nomina auf am, am, amm, om, öm, umfm). Um, em, im(m),
im S. 194. Stammhaft gewordenes m S. 199.
Kap. XI. Laut- und Bedeutungsentwicklung der Akkusativ-
form auf an 200
Assyrische Adverbia auf an, an S. 200. Ass. Adverbia
auf änis S. 205. Adjektivierte Adverbien auf an, ön im Ass.
und Hebr. S. 206. Hebr. Adverbia auf an, an S. 208. Hebr.
Adverbia auf annii S. 209. Aram. Adverbia und Adjektiva
auf an S. 210. Südsem. Adverbia und Adjektiva auf an (ön)
S. 212. an etc. als pronominale Endung S. 214. Loslösung
der Endung als Demonstrativpronomen S. 216. Entstehung
der Steigerungs- und Rangbedeutung der Endung an S. 218.
300 Inhaltsverzeichnis.
Seite
an in partizipialer Entwicklung S. 219. Adjektiya auf äni
S. 220. Substantiva auf an S. 221, Substantiva auf tän S. 226.
Bedeutungsgruppen am Substantiv auf an: Ortsnamen, Körper-
teilnamen, Richtungsbezeichnungen, Stoffnamen, Kollektiva,
Diminutiva S. 227. Lautliche Veränderung der Form auf an
durch Dissimilation S.2.31, Entstehung von Gleitlauten (', h,
w, j) in zweigipflig betonten Silben S. 232. Entstehung zer-
dehnter Formen der Akkusativendung und ihrer Entwicklungen
infolge zweigipfliger Betonung S. 239. Zerdehnung von an zu
(ajjän, (a)wän S. 242. Zerdehnung zu aim, ain S. 244. Arab.
Nomina auf L*, j__ S. 244. Ablautformen von an, an: ön,
ün, en, en, In, in, enä S. 247. äl statt an S. 251.
Kap. XII. Semitische und indogermanische Nominalflexion . 252
Rückblick auf die Geschichte der Endung am, an S. 252.
Ursprung der semitischen Nominalflexion S. 254. Ursprüng-
liche Länge der Endung S. 255. Die arab.-babyl. Kasus-
flexion nicht ursemitisch S. 256. Der Ursprung des sem. Fe-
mininzeichens t S. 257. Die idg. Nominalflexion; indoger-
manische Mimation und Nunation S. 262. Entstehung der
idg. nominalen Kasusformen auf m am Adverb S. 265. Die
Grundform der nasalierten Kasusendungen im Indogerma-
nischen S. 268. Das Adverb kein erstarrter nominaler Kasus
S. 269. Entstehung von Kasusbedeutungen am Adverb S. 272.
Entstehung verallgemeinernder und demonstrativer Endungs-
bedeutung im Idg. S. 275. Ablösung der idg. Endung als
Partikel S. 275. Indogermanische Neutra S. 276. Nominale
Bildungssuffixe S. 278. Idg. Nasalstämme S. 280. Adjektiv-
bildung aus dem Adverb ; idg. Nasalstämme im Substantiv und
Adjektiv S. 281. Zahladverbia auf tn, n S. 283. Superlative
und Ordinalzahlen S. 284. Die Entstehung des idg. Duals;
Rückblick auf das Semitische S. 286. Die Entstehung des
idg. Duals an den Körperteilnamen S. 293. Duale am idg.
Zahlwort S. 295. Unechte Duale im Idg. S. 296. Rück- und
Ausblick S. 297.
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