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Full text of "Die Entstehung des Semitischen Sprachtypus, ein Beitrag zum Problem der Entstehung der Sprache"

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DIE  EIS^TSTEHUNG 

,  DES 

SEMITISCHEN  SPRACHTYPIJS 


EIN  BEITRAG 

ZUM 

PROBLEM  DER  ENTSTEHUNG  DER  SPRACHE 

VON 

D"  HARRY  TORCZYNER, 

PRIVATDOZENT  AN  DER  K.  K.  UNIVERSITÄT  WIEN 


ERSTER  BAND 


WIEN 
R.   LÖWIT    VERLAG 

(D«^  M.  PRÄGER) 

1916. 


Druck  von  ADOLF  HOLZHAUSEN  in  Wien 

K.  UND  K.  HOF-  UND  UNIVERSITÄTS-BUCHDRUCKBR 


DEM  ANDENKEN 


MEINER  LIEBEN  MÜTTER 


DIE  EI^TSTEHUNG 


DES 


SEMITISCHEN  SPRACHTYPÜS 


ERSTER  BAND 


VORREDE. 


Der  Irrtum  ist  das  fruchtbare 
Prinzip  der  Sprache. 

JDie  vorliegende  Arbeit  tritt  mit  dem  Anspruch  auf,  den  Weg 
aufzuzeigen,  auf  welchem  die  entwickelte,  gesetzmäßige  Sprache 
des  Menschen,  die  für  die  verschiedensten  Erscheinungen  des  Be- 
wußtseins ihren  eigenen  und  eigenartigen  Ausdruck,  für  die 
Formen  und  Stufen  des  Seins  und  Geschehens  eigene  Klassen, 
Formen  und  Stufen  von  Wörtern  besitzt,  notwendig  entstanden 
ist.  Zum  ersten  Male  wird  hier  der  Versuch  unternommen,  die 
Formen  eines  der  höchstentwickelten  Sprachstämme  der  Erde  in 
ihrem  Werden  kritisch  nach  rückwärts  bis  an  ein  Stadium  zu  ver- 
folgen, wo  der  menschliche  Laut  Form  und  Inhalt  erst  zu  erhalten 
begann.  Und  diese  vom  Materiale  ausgehende  Untersuchung  führt 
zu  neuen  Gesetzen  der  psychologischen  Grundlagen  der  Sprach- 
entwicklung, deren  Geltung  nicht  auf  einen  Sprachstamm  allein 
beschränkt  ist,  die  vielmehr  die  gesamte  Sprachwissenschaft  vor 
einen  radikal  veränderten  Tatbestand  stellen  müssen  und  die 
Grundlage  für  eine  in  weiterem  Sinne  historische  Betrachtung 
der  Sprache  bilden  sollen. 

Die  Entwicklung  der  vergleichenden  Sprachwissenschaft  hat 
das  Interesse  der  Forschung  vor  allem  jenen  zahllosen  Aufgaben 
und  Einzelproblemen  zugewendet,  die  aus  der  Ordnung  und  Ver- 
gleichung  des  fast  unübersehbaren  Stoffes  sich  ergaben,  Fragen, 
die  an  sich  eine  solche  Fülle  von  Schwierigkeiten  boten,  daß  es 
vermessen  erscheinen  mußte,  nach  dem  großen  Problem  von  den 
Bedingungen  der  Urschöpfung  der  sprachlichen  Gebilde,  von  der 
Entstehung  der  ersten  Formen  und  Gesetze  eines  Sprachstamms 
auszuschauen.    Man  hat  gelernt,  sich  mit  den  reichen  Ergebnissen 


VIII  Vorrede. 

zu  bescheiden,  die  Scharfsinn  und  Fleiß  in  der  Erklärung  der  ver- 
schiedensten Einzelerscheinungen  des  Sprachlebens  zutage  fördern, 
man  ergänzt  das  Bild,  das  man  auf  Grund  der  verstreuten  Zeug- 
nisse von  den  Sprachen  in  ihrer  ältesten  erreichbaren  Form  zu 
zeichnen  imstande  war,  zufrieden  damit,  bis  zur  ältesten  erreich- 
baren Bedeutung  jeder  Sprachform  vorzudringen,  den  Gang  der 
Entwicklung  zwischen  den  einzelnen  Sprachstufen  festzustellen; 
darüber  hinaus,  in  eine  Zeit  —  die  sich  freilich  chronologisch  nie 
wird  fassen  lassen  —  wo  das  menschliche  Sprechen  zu  einer 
Sprache  sich  erst  entwickelte,  wo  jede  Sprachform  ihre  Bedeutung 
erst  erhielt,  wagt  man  sich  im  allgemeinen  nicht.  Man  glaubt  we- 
der daran,  daß  das  Problem  der  Entstehung  der  Sprache  und  ihrer 
Formen  mit  den  Mitteln  exakter  Forschung  gelöst  werden  könne, 
noch  daran,  daß  die  Sprachwissenschaft  selbst  für  das  Verständnis 
der  Sprachen,  wie  sie  nun  einmal  sind,  aus  einer  Lösung  solcher 
prähistorischer  Probleme  Nutzen  ziehen  könne,  denen  jeder 
,ernste'  Forscher  aus  dem  Wege  zu  gehen  sucht. 

Die  vorliegende  Untersuchung  soll  nun  zeigen,  daß  es  eitel 
Trug  und  Selbsttäuschung  ist,  wenn  die  exakte  Sprachwissenschaft 
vermeint,  auch  bei  peinlichster  Genauigkeit  und  äußerster  Sorgfalt 
der  Forschung  Urteile  über  die  Vorgeschichte  der  Sprache  ver- 
meiden zu  können,  daß  sie  vielmehr  auf  Schritt  und  Tritt  Urteile 
über  die  Entstehung  der  Sprachformen  voraussetzt,  die  aber  Trug- 
schlüsse und  Fehlurteile  sein  müssen,  solange  nicht  eine  kritische 
Untersuchung  die  Sprachentstehung  historisch  begreifen  lehrt.  Die 
Bedeutungen  der  Wörter,  wie  die  Regeln  der  Bildung  von  Wörtern 
und  Sätzen,  sind  ein  Gewordenes  und  jede  kleinste  Folgerung 
auf  sprachlichem  Gebiet  trägt  die  Möglichkeit,  wenn  nicht  die 
Wahrscheinlichkeit  des  Irrtums  in  sich,  da  sie  mit  sprachlichen 
Erscheinungen  als  Tatsachen  rechnen  muß,  die  nur  Stufen  sind 
in  einer  Entwicklung,  deren  Geschichte  uns  nicht  bekannt  ist.  Und 
so  bietet  denn  die  Sprachwissenschaft,  dort,  wo  sie  den  festen  Boden 
der  Vergleichung  vorgefundener  Tatsachen  verläßt  und  diese  e  r- 


Vorrede.  IX 

klären  will,  oft  trotz  aller  Fülle  umfassendsten  gelehrten  Materials 
ein  Bild  der  Ratlosigkeit.  —  Die  Formenlehre  zerlegt  die  Wort- 
gebilde in  stammhafte  und  formative  Bestandteile ;  ob  diese  Stämme 
jemals  als  selbständige  Wörter  existiert  haben  und  die  Wortformen 
aus  ihnen  durch  Antritt  der  Formantien  entwickelt  wurden,  ist 
eine  ungelöste  Frage.  Wird  sie  einmal  negativ  entschieden,  dann 
ist  all  die  Arbeit,  mag  sie  im  einzelnen  auch  richtige  Erkenntnisse 
zutage  gefördert  haben,  müßige  Spekulation.  Dann  sind  selbst 
rein  morphologische  Studien,  die  die  erschlossene  Form  des  Stam- 
mes zum  Ausgangspunkt  ihrer  Untersuchung  nehmen,  auf  trüge- 
rischem Grunde  gebaut. 

Die  Etymologie  notiert  die  Gleichheit  des  wurzelhaften  Be- 
standteils an  Wörtern,  die  verschiedenen  Kategorien  angehören 
können  und  vermag  aus  der  parallelen  Entwicklung  gleicher  oder 
ähnlicher  Bedeutungen  an  verschiedenen  Wurzeln  auf  das  Be- 
stehen einer  inneren  Gesetzmäßigkeit  zu  schließen;  das  Wesen 
dieser  Gesetzmäßigkeit  ist  ihr  in  den  meisten  Fällen  aber  ver- 
borgen. Sie  sieht  die  etymologische  Verwandtschaft  z.  B.  von 
Nomen  und  Verbum,  vermag  sich  den  Vorgang  aber  durchaus 
nicht  vorzustellen,  der  eines  aus  dem  anderen  oder  beide  aus  einem 
dritten  hervorgehen  ließ.  Sie  fühlt,  daß  es  die  nächstliegendsten, 
greifbarsten,  konkretesten  Gegenstände  gewesen  sein  müssen,  die 
der  Mensch  zuerst  benannte  und  doch  führt  die  etymologische  Ver- 
gleichung  zu  dem  Begriff  einer  abstrakten  Wurzelbedeutung  hinter 
dem  Konkretum.  Sie  erkennt,  daß  die  Namen  der  primitivsten 
Dingbegriffe  älter  sein  müssen  als  jede  Ableitung  und  jedes  gram.- 
matische  Formgesetz  und  doch  wollen  auch  jene  aus  ihrer  gram- 
matischen Form  und  ihrem  etymologischen  Zusammenhang  heraus 
verstanden  sein.  Der  ganze  Vorgang  der  Entstehung  von  Wörtern 
erscheint  als  ein  künstlicher  Prozeß  der  bewußten  Konstruktion 
eines  Namens  mit  Hilfe  eines  schwieriger  zu  fassenden  abstrakten 
Begriffes  auf  Grund  eines  vorgefaßten  Schemas,  eine  Vorstellung, 
die  psychologisch   äußerst   bedenklich   erscheinen   muß.     Ist   dies 


X  Vorrede. 

nicht  Grund  genug,  daran  zu  zweifeln,  ob  die  etymologische  Unter- 
suchung der  Wörter  wirklich  ihrer  Entwicklung  auf  der  Spur  ist 
oder  ob  auch  sie  durch  die  Tatsache  einer  Verwandtschaft  unter 
den  Wörtern  getäuscht  wird,  von  der  sie  nicht  weiß,  von  wo  aus 
und  in  welcher  Richtung  ihre  Zweige  auseinanderstreben. 

Solche  Erwägungen  erscheinen  freilich  nicht  geeignet,  den  zu 
zu  ermutigen,  der  sich  an  die  Lösung  eines  Problems  wagt,  das  oft 
genug,  und  nicht  ohne  Grund,  für  unlösbar  erklärt  worden  ist. 
Denn  von  den  psychologischen  Konstruktionen  führt  in  der  Tat 
auch  zu  der  einfachsten  Sprache  eines  primitiven  Volkes  keine 
Brücke.  Schallnachahmung  und  Lautgebärde  können  ihrer  Natur 
nach  nur  als  Zeichen  für  die  Eindrücke  des  Ohres  in  Betracht 
kommen.  Für  die  Erklärung  anderer  Wortgebilde  ist  die  Theorie 
der  Entstehung  der  Sprache  aus  Nachahmung  ganz  und  gar 
unfruchtbar.  Und  diese  Unfruchtbarkeit  für  die  Erklärung  der 
sprachlichen  Erscheinungen  läßt  auch  alle  anderen  ähnlichen  Ver- 
suche, wie  z.  B.  jene  Theorie,  die  die  Entstehung  der  Sprache  auf 
die  Eeflexlaute  des  Staunens,  des  Schmerzes,  der  Freude,  der  Liebe 
zurückführt,  unbefriedigend  erscheinen.  Wohl  mögen  starke  Ge- 
fühlserregungen zunächst  als  Reflexbewegung  Lautäußerungen 
verursacht  haben,  der  gehörte  Schall  dem  Menschen  Veranlassung 
zur  Nachahmung  gewesen  sein  und  man  kann  sich  vorstellen,  daß 
diese  Lautäußerung  später  als  Name  des  Gefühls  oder  seines  Er- 
regers, des  Schalles  oder  seiner  Ursache  empfunden  wurde.  Aber 
tritt  man  mit  einer  solchen  Hypothese  an  die  Sprache  selbst  heran, 
so  vermag  man  damit  jene  zahlreichen  Erscheinungen  nicht  zu 
erklären,  die  die  Entstehung  der  Sprache  noch  immer  als  ein  Pro- 
blem erscheinen  lassen. 

Sollte  man  indes  nicht  umgekehrt,  auf  induktivem  Wege,  aus 
den  Sprachen  selbst  den  Weg  erschließen  können,  auf  dem  sie  ge- 
worden sind?  Sollten  nicht  viele  jener  Eigentümlichkeiten  der 
Sprache,  die  wir  aus  der  Vergleichung  mit  der  durch  sie  bezeichne- 
ten Begriffswelt  nur  schwer  verstehen  können,  Spuren  einer  Entwick- 


Vorrede.  XI 

lung  darstellen,  die  in  ein  älteres  Sprachstadium  hinaufreicht,  als 
wir  es  jemals  bei  irgendeinem  Volke  der  Welt  feststellen  könnten  ? 

Ein  Versuch  in  dieser  Richtung  muß  freilich  der  Natur 
der  Sache  nach  zunächst  auf  eine  Gruppe  organisch  miteinander 
verwandter  Sprachen  beschränkt  bleiben,  weil  es  ja  sein  kann,  daß 
die  sprachbildenden  Ursachen  auf  verschiedenen  Gebieten  verschie- 
dene gewesen  sind,  daß  also  eigentlich  nicht  nach  der  Entstehung 
der  Sprache,  sondern  nach  der  Entstehung  der  einzelnen  Sprachen 
zu  fragen  wäre,  die  neben  gemeinsamen  Zügen  auch  wesentliche 
Verschiedenheiten  aufweisen  können.  Ferner  muß  der  Versuch,  aus 
der  Entwicklung  der  Wortbedeutungen  eine  Urstufe  der 
Sprache  erschließen  zu  wollen,  sowohl  wegen  der  Unübersehbarkeit 
des  Materials,  wie  auch  darum  von  vornherein  aussichtslos  er- 
scheinen, weil  die  Wörter  gleichsam  Einzelindividuen  sind,  deren 
Sonderentwicklung  Schlüsse  auf  die  gleichartige  Geschichte  anderer 
Wörter  nicht  gestattet.  Wenn  es  überhaupt  möglich  ist,  aus  der 
gewordenen  Sprache  heraus  ein  Zeugnis  über  ihr  Werden  zu  holen, 
so  kann  dies  nur  auf  Grund  der  Geschichte  der  Sprach  formen 
geschehen,  deren  jede  durch  mehr  oder  minder  zahlreiche  Beispiele 
gesichert  war,  und  deren  Entwicklung  nach  Form  und  Bedeutung 
darum  auch  eine  langsamere  und  einfachere  gewesen  sein  muß, 
weil  das  Analogiesystem  aller  verwandten  Beispiele  Form  und 
Bedeutung  vor  Veränderung  schützte. 

Von  den  Versuchen  über  die  Geschichte  der  Sprach  formen 
und  die  Entstehung  der  Flexion,  worunter  hier  in  weiterem  Sinne 
jede  Entstehung  jüngerer,  also  abgeleiteter  Bildungen  auf  Grund 
älterer  Wortformen  verstanden  sei,  bezeichnen  die  Boppsche  Zu- 
sammensetzungs-  oder  Agglutinationstheorie  und  die  von  A. 
Ludwig  begründete  Adaptationstheorie  zwei  entgegengesetzte 
Richtungen. 

Die  Zusammensetzungstheorie,  die,  bewußt  oder  unbewußt, 
heute  noch  die  Voraussetzung  fast  aller  sprachwissenschaftlichen 
Untersuchung  ist,  hat  zur  Grundlage  das  naive  Urteil  nach  dem 


XII  Vorrede. 

oberflächlichen  Schein :  Wenn  eine  Wortform,  wie  etwa  die  Verbal- 
form xid-rj-fii  ,ich  setze',  die  Substantivform  domu-m  ,nach  Hause', 
der  Superlativ  pessumus  ihrer  Bedeutung  nach  aus  einem  Sach- 
begriff und  einer  (mehreren)  formalen  Bestimmung  (en)  zusam- 
mengesetzt scheint,  so  versteht  diese  Theorie  sie  wirklich  als  ur- 
sprünglich durch  Zusammensprechen  zweier  Wörter  für  Stoff  und 
Form  entstanden  und  sucht  ihre  Erklärung  in  dieser  Richtung. 
Diese  Hypothese  hat  auch  den  Begriff  der  Wurzel  als  des  Ur- 
wortes,  als  einer  Bezeichnung  eines  Ding-  oder  Tatbegriffes  ohne 
die  Akzidenzien  jeder  einzelnen  Form  am  schärfsten  ausgeprägt. 
Der  Wurzelbegriff  selbst  ist  der  semitischen  Grammatik  entlehnt. 
Am  Semitischen  läßt  sich  aber  bekanntlich  auch  am  deutlichsten  zei- 
gen, wie  diese  Zusammensetzungstheorie,  die  nur  in  einzelnen  Fäl- 
len das  Richtige  treffen  mag,  im  allgemeinen  in  der  erschlossenen 
Wurzel  eine  Abstraktion  für  wirklich  hält  und  unsere  Auffassung 
der  Bedeutung  in  die  Form  hineinträgt.  Der  unveränderliche  wur- 
zelhafte Bestandteil  eines  Wortes  ist  im  Semitischen  sein  konsonan- 
tisches Gerippe:  gäzal  heißt  hebr.  ,raubte',  gözel  ,raubend', 
gäzül  jgeraubt',  g^zöl  ,raube!'  etc.,  während  die  Form  durch  die 
Vokale  bestimmt  wird.  Niemals  aber  kann  die  sem.  Wurzel  aus 
bloßen  Konsonanten  oder  das  aus  bloßen  Vokalen  bestehende 
Formelement  eine  eigene  selbständige  Existenz  gehabt  haben.  Zu- 
mindest im  Semitischen  ist  nicht  die  Wurzel  das  prius,  die  den 
Nominal-  oder  Verbalbegriff  ohne  seine  Form  bezeichnete;  sie  ist 
vielmehr  eine  bloße  Abstraktion  aus  den  einzelnen  sachlich 
zusammengesetzt  erscheinenden  Formen. 

Einen  anderen  Standpunkt  vertritt  die  Ludwig  sehe  Adap- 
tationstheorie. Die  Personalsuffixe  des  Verbums,  die  Kasussuffixe 
des  Nomens  hatten  danach  ursprünglich  keine  eigene  Bedeu- 
tung. Wie  die  Stammsuffixe  verdanken  sie  ihre  Bedeutung  erst 
allmählicher  Differenzierung.  Die  ursprünglich  zwecklos  ange- 
fügten Formelemente  wurden  später  für  die  genauere  Kenn- 
zeichnung der  Form  ausgenützt,  zu  grammatischen  Zwecken  adap- 


Vorbede.  XIII 

tiert  und  umgedeutet.  Auch  diese  Hypothese  reicht  zur  Erklärung 
der  Entstehung  der  Sprachformen  nicht  aus,  sie  ist  nur  in  ihrem 
negativen  Teile  wertvoll,  da  sie  feststellt,  daß  es  unmöglich  ist, 
die  Bedeutung,  die  ein  Formativ  im  Worte  hat,  stets  aus  einer  ur- 
sprünglichen Bedeutung  des  selbständigen  Formativs  zu  erklären. 
Aber  positiv  ist  auch  sie  nicht  imstande,  das  Entstehen  dieser  Be- 
deutungen begreiflich  zu  machen.  So  soll  z.  B.  die  Beziehungs- 
bedeutung der  Kasus  dadurch  entstanden  sein,  daß  die  Sprache 
das  an  den  verschiedenen  Formen  des  Nomens  disponible  Laut- 
material dazu  verwendete,  ,diese  die  Verständlichkeit  der  Rede 
in  außerordentlichem  Maße  fördernde  Unterscheidung  anzu- 
bahnend Aus  der  weiteren  Entwicklung  der  Sprachen  zeigt  sich 
indes,  daß  der  Beziehungsausdruck  durch  Kasusendungen  keines- 
wegs eine  außerordentlich  fördernde,  sondern  eine  sehr  undeut- 
liche Ausdrucksart  war,  welche  die  Sprache  wieder  aufgab,  so- 
bald die  Ursachen  nicht  mehr  fühlbar  waren,  die  sie  geschaffen,  daß 
die  Entstehung  von  Kasusendungen  ein  Irrweg  der  Sprache  war, 
den  diese  nach  einer  bestimmten  Entwicklung  notwendig  einschla- 
gen mußte,  der  aber  keineswegs  zweckmäßig  gewesen  ist.  Aber  schon 
der  Begriff  der  Zweck  mäßigkeit  trägt  Fremdes  in  die  Sprache. 
Die  Untersuchung  der  semitischen  Sprachen  hat  in  dem  viel 
umstrittenen  Problem  der  Entstehung  der  Sprachformen  eine 
sichere  Entscheidung  ermöglicht.  Auf  Grund  genauer  Beobach- 
tung und  Vergleichung  der  sprachlichen  Formen  selbst  ohne  Rück- 
sicht auf  jene  Kategorien,  in  welche  grammatische  Theorie  sie 
eingeordnet  hat,  war  es  möglich,  bis  zu  jenen  grammatisch  form- 
losen Lautgebilden  vorzudringen,  die  in  der  Tat  am  Beginn  der 
Sprache  stehen.  Diese  amorphen  Gebilde  stellen  sich  indes  als 
etwas  ganz  anderes  dar  als  die  grammatischen  Wurzeln,  die  die 
oberflächliche  Sprachbetrachtung  aus  den  Wortformen  abstrahiert. 
Die  Form  dieser  Wurzeln  konnte  nicht  richtig  bestimmt  werden, 
weil  schon  die  Abstraktion  einer  Wurzel  bedeutung  dem  wirk- 
lichen Verlauf  der  Sprachgeschichte  nicht  entsprach.  Schon  in  der 


XIV  VORRBDB. 

Form  des  Substantivs  nach  einem  Nominalstamm,  in  der  Verbalform 
nach  einem  Verbalstamm  zu  forschen,  hat  nur  dann  seine  Berech- 
tigung, wenn  das  Verbum  von  vornherein  als  Bezeichnung  eines 
Aussagebegriffes,  das  Substantiv  als  Namen  eines  Dingbegriffes  ent- 
standen ist.  Das  ist  aber  nicht  der  Fall.  Die  Lautgebilde  des  Men- 
schen sind  nicht  von  vornherein  als  Benennungen  der  Tatsachen  des 
BeAvußtseins  geschaffen  worden,  sondern  erst  infolge  einer  bisher  un- 
bekannten Entwicklung  als  deren  Bezeichnungen  verstanden, 
auf  die  Welt  und  ihre  Erscheinungen  angewendet  worden.  Es 
war  zunächst  ein  Irrtum  als  der  Mensch  den  Laut,  den  er  oder 
ein  anderer  infolge  irgendwelcher  psychologischer  oder  physiologi- 
scher Ursachen  ausstieß,  zum  ersten  Male  mit  irgendeinem  Begriff 
seiner  Welt  in  Beziehung  setzte  und  begann,  ihn  als  dessen  Zeichen 
zu  verstehen.  Aber  dieser  Irrtum  trug  die  Keime  weiterer  frucht- 
barer Irrtümer  in  sich,  die  in  notwendiger  Folge  der  Sprache  ihre 
grammatischen  Formen  schaffen  mußten.  Denn  es  war  die  Welt 
der  Dinge  und  Vorgänge  selbst,  die  alle  jene  Verschiedenheiten 
aufwies,  die  die  entwickelte  Sprache  durch  ihre  Formen  ausdrückt. 
Wurden  die  Laute  des  Menschen,  wie  sie  nun  einmal  waren,  als 
Namen  all  dessen  verstanden,  was  der  Mensch  wahrnimmt,  emp- 
findet und  will,  dann  mußten  sie  als  grammatisch  verschiedene 
Formen  empfunden  werden,  je  nach  der  Vorstellung,  als 
deren  Beziehung  sie  erschienen.  Und  dadurch,  daß  die  Bezeich- 
nungen verwandter,  durch  Assoziationen  verbundener  Vorstel- 
lungen ihre  zufällige  Form  aneinander  anglichen,  mußte  bald  diese 
ihre  zufällige  lautliche  Form  als  der  bewußte  Ausdruck  ihrer  ge- 
meinsamen Formbedeutung  empfunden  werden,  den  weiter  die 
Analogie  auch  an  anderen  Wörtern  entwickelte  oder,  zum  Teil  im 
Kampfe  gegen  andere  Analogiebedeutungen,  überall  dort  durch- 
setzte, wo  zufällig  dieselbe  Form  vorlag. 

Nicht  bewußte  Benennung,  nicht  irgendwelche  gewollte  Denk- 
tätigkeit und  nähme  man  sie  noch  so  primitiv,  hat  die  Formen  der 
Sprache  geschaffen.    Die  Geschlechter,  die  die  Sprachen  schufen. 


Vorrede.  XV 

wußten  nichts  davon,  daß  sie  in  den  Worten  symbolische  Laut- 
zeichen entwickelten  für  die  Dinge  der  Welt.  Sie  hatten  die 
Sprache,  so  wie  sie  eben  war,  formlos,  regellos  und  unbestimmt 
und  glaubten  in  ihr  die  Welt  selbst  zu  besitzen.  Seit  den  ältesten 
Zeiten  glaubt  der  Mensch  an  seine  Sprache  und  denkt  so,  wie  sie 
es  ihm  vorschreibt,  glaubt  an  die  Eealität  der  Begriffe,  für  die  er 
—  wie  für  die  zahllosen  Abstrakta  —  Namen  in  seiner  Sprache 
vorfindet,  weil  eine  Analogie  diese  notwendig  geschaffen  hat,  denkt 
z.  B.  in  der  Form  des  Tuns,  weil  eine  Analogie  ihm  in  jedem 
Aussagewort  ein  Tatwort  vortäuscht. 

Dieser  Glaube  an  die  Sprache,  an  ihre  Vollkommenheit  und 
ihre  Eealität,  der  nie  den  Gedanken  daran  aufkommen  ließ,  daß 
die  Sprache  nur  unvollkommene  Zeichen  der  Begriffe  biete  und 
einer  Verfeinerung  und  Vervollkommnung  bedürfe,  dieser  Glaube 
an  die  unbedingte  Geltung  und  Unveränderlichkeit  der 
Sprache,  er  bietet  in  Wirklichkeit  eine  vollkommene  Erklärung 
der  Entstehung  und  Entwicklung  der  sprachlichen  Formen.  Er 
erklärt,  wie  der  irrende  Mensch  in  der  Sprache  nach  und  nach  all 
die  Unterschiede  der  Formen  gefunden  hat,  die  nach  seinem  felsen- 
festen Glauben  in  der  Sprache  vorhanden  sein  mußten,  w^l  sie  an 
den  Begriffen  sich  fanden,  die  er  von  ihrem  sprachlichen  Ausdruck 
nicht  zu  trennen  vermochte. 

Die  Gestaltung  jeder  Sprache  beginnt  damit,  daß  Lautge- 
bilde, die  nach  keinem  Formschema  entstanden  waren,  unter  be- 
stimmten Umständen  bestimmte  Vorstellungen  der  Wirklichkeit 
zu  bezeichnen  schienen.  Dann  mußten  sie  aber  auch  alle  Eigen- 
schaften dieser  speziellen  Vorstellung  mit  auszudrücken  scheinen, 
und  durch  diese  ihre  Beziehung  auf  die  verschiedenartigsten  Kate- 
gorien der  realen  und  irrealen  Welt  waren  die  formlosen  (d.  h. 
nicht  nach  einem  Schema  geformten)  Lautgebilde  von  vornherein 
zugleich  auch  Bezeichnungen  aller  formalen  Kategorien,  wie  sie 
an  den  verschiedenartigen  Vorstellungen  vorlagen,  als  deren  Aus- 
druck sie  empfunden  wurden.   Es  sind  die  verschiedenen  formalen 


XVI  Vorrede. 

Möglichkeiten  an  den  Beispielen,  die  sich  zu  grammatischen 
Kategorien  entwickeln  konnten,  wenn  sie  deutlich  genug  und  häu- 
fig genug  waren,  um  den  Ausgangspunkt  für  eine  Analogie  zu 
bilden,  die  die  zufällige  Form  des  Beispieles  zum  Träger  der 
Formbedeutung  machte. 

Das  der  Sprachwissenschaft  wohlbekannte  Prinzip  der  Ana- 
logie reicht  aus,  die  Entstehung  der  Formen  der  Sprachen  zu  er- 
klären. Muß  es  da  nicht  wundernehmen,  daß  eine  so  einfache, 
scheinbar  auf  der  Hand  liegende  Erklärung  bis  nun  nicht  gefun- 
den sein  sollte,  wo  doch  das  Prinzip  der  Analogie  für  das  Ver- 
ständnis zahlreicher  sprachlicher  Erscheinungen  oft  schon  mit 
Glück  herangezogen  wurde? 

Die  Geschichte  der  Entstehung  der  Sprachformen  bietet  zu- 
gleich auch  die  Erklärung  dafür,  warum  das  schaffende  Prinzip 
in  ihr  nicht  leicht  gefunden  werden  konnte.  Die  Analogie,  oder 
wie  man  sie  mit  wenig  Eespekt  vor  der  Kraft,  die  dem  Menschen 
seine  Sprache  gab,  zu  nennen  pflegt,  die  ,falsche'  Analogie,  be- 
ruht auf  unserer  unbewußten  seelischen  Stellungnahme  zur 
Sprache,  die  auch  heute  in  der  Hauptsache  dieselbe  geblieben  ist 
wie  vor  Tausenden  von  Geschlechtern.  Der  Irrtum,  der  die 
Sprachformen  schuf,  ist  unser  eigener  Irrtum,  der  auch  heute  noch 
an  der  Ausgestaltung  unserer  Sprache  tätig  ist  und  die  Vorurteile, 
die  aus  der  Sprachentwicklung  sich  ergeben,  sind  Voraussetzungen 
unseres  Denkens  geworden,  die  völlig  auszuschalten  überaus 
schwer,  wenn  nicht  gar  ganz  unmöglich  ist.  Und  wenn  in  diesem 
Buche  vei'sucht  worden  ist,  einen  Teil  jener  Vorurteile  aufzu- 
decken, die  die  grammatische  Betrachtung  der  Sprache  beherr- 
schen, so  ist  sich  der  Verfasser  der  psychologischen  Schwierig- 
keiten wohl  bewußt,  auf  die  sein  Unternehmen  stoßen  muß.  Weiß 
er  ja,  wie  schwer  es  ihm  selbst  geworden  ist,  seinen  Gedankengang 
konsequent  bis  zu  seiner  gegenwärtigen  Gestalt  durchzudenken, 
wie  oft  er  sich  mit  Scheinlösungen  zufrieden  geben  wollte,  bis 
immer  wieder  erneute  Prüfung,  erneutes  Überdenken  ihm  zeigte, 


Vorrede.  XVII 

daß  auch  er  selbst  sich  nicht  vollständig  von  den  Vorurteilen  frei- 
gemacht hatte,  die  er  als  irrig  erkannt.  So  glaubt  er  auch  den 
stärkeren  Widerstand  des  Lesers  nicht  zu  dem  allgemeinen  Grund- 
gedanken, sondern  bei  dessen  Anwendung  auf  die  einzelnen 
Formen  voraussetzen  zu  sollen,  die  mit  allen  daran  entstandenen 
Irrtümern  der  Sprache  zur  untrüglichen  Wissenschaft  des  Men- 
schen geworden  sind. 

Irre  ich  nicht,  so  ist  es  mir  gelungen,  aus  dem  angegebenen 
Grundsatz  heraus  den  Ausgangspunkt  und  die  Entstehung  der 
Formen  des  semitischen  Sprachtypus  im  Prinzip  restlos  zu  erklären. 
Und  wie  die  Deutung  der  Sprachform  an  den  ältesten  Bei- 
spielen aufgesucht  wird,  so  bietet  die  Erklärung  jener  erst  die 
notwendige  Voraussetzung,  die  eine  entwicklungsgeschichtliche 
Wort  forschung  gestattet.  Dadurch  ist  es  mir  möglich  gewesen, 
auch  hier  so  weit  vorzudringen,  daß,  wenn  auch  nur  einzelne  Richt- 
linien für  diese  Untersuchung  gezogen  werden  konnten,  dennoch 
die  Frage  nach  dem  Ausgangspunkt  der  Sprachbildung,  nach 
jenen  Vorstellungen,  die  zuerst  durch  Lautgebilde  ausgedrückt 
schienen,  aus  dem  Bereich  unfruchtbarer  Spekulation  in  jenes 
wissenschaftlicher  Tatsachenforschung  wird  übertragen  werden 
können. 

Die  am  Semitischen  erschlossenen  Prinzipien  habe  ich  bei- 
spielsweise auf  den  indogermanischen  Sprachtypus  anzuwenden 
versucht.  Daß  sie  auch  für  andere  Sprachstämme  gelten,  steht  für 
mich  zweifellos  fest.  Wenn  ich,  so  sehr  mich  die  Aufgabe  lockte, 
im  allgemeinen  gleichwohl  der  Versuchung  widerstanden  habe, 
auch  andere  Sprachgebiete  in  meine  Untersuchung  einzubeziehen, 
so  lag  dies  hauptsächlich  daran,  daß  ich  diese  Studien,  die  mich 
jahrelang  beschäftigten,  zu  einem  vorläufigen  Abschluß  zu  bringen 
wünschte.  Auch  bin  ich  Optimist  genug,  zu  hoffen,  daß  sich  Mit- 
arbeiter finden  werden,  welche  die  gewaltige  Aufgabe,  die  hier 
teils  eben  nur  angebahnt,  teils  in  Umrissen  vorgezeichnet  werden 
konnte,  weiterführen  und   dabei  für  die  L^ntersuchung  der   ein- 


XVIII  Vorrede. 

zelnen    Sprachen    und    Sprachgruppen    besser    ausgerüstet    sein 
werden,  als  dies  bei  mir  der  Fall  ist. 

Mehr  für  mich  selbst  als  für  andere  möchte  ich  hier  den  Weg 
festhalten,  der  mich  zu  dieser  Untersuchung  führte.  Ich  bin  nicht 
mit  irgendwelchem  vorgefaßten  Urteil  an  die  Untersuchung  der 
Sprache  herangetreten.  Jeder  Gedanke  an  allgemein  sprachwissen- 
schaftliche Theorien  lag  mir  vollständig  fern,  als  ich  mich  im 
Jahre  1912  zum  ersten  Male  mit  den  hebr.  Adverbien  auf  am  zu 
beschäftigen  begann.  Einige  mit  ihnen  anscheinend  verwandte 
Formen  in  den  aram.  Papyrus  von  Elephantine  (vgl.  Or.  Litztg. 
1912,  397  f.)  hatten  mein  Interesse  für  den  Gegenstand  geweckt 
und  ich  gedachte  einige  Beobachtungen  über  ihre  Verwendung 
(Verbindung  mit  Präpositionen,  Determination  etc.)  in  einem 
kurzen  Aufsatze  zusammenzustellen.  Während  der  Niederschrift 
desselben  ward  mir  immer  deutlicher,  daß  ich  über  die  eigentliche 
Funktion  dieser  Endung,  die  selbst  ganz  wegfallen  konnte,  ohne 
an  der  Bedeutung  des  Adverbs  etwas  zu  ändern,  im  Grunde  nichts 
wußte.  Ich  unterbrach  meine  Arbeit,  um  das  in  Betracht  kom- 
mende Material  nochmals  durchzusehen.  Dies  führte  mich  endlich 
darauf,  daß  einzelne  Entwicklungen  der  Akkusativendung  jene 
Form  aufwiesen,  die  sonst  den  Dual  bezeichnete.  Daraus  ergab 
sich  die  Aufgabe  der  Sonderung  solcher  scheinbarer  Duale  von 
wirklich  dualischen  Formen.  Als  ich  das  Eesultat  dieser  Studien 
zu  Papier  bringen  wollte,  überraschte  mich  die  Beobachtung,  daß 
auch  die  echten  Duale  sich  als  ursprüngliche  Adverbien  verstehen 
lassen  und  daß  diese  Annahme  zugleich  die  Erklärung  der  Ent- 
stehung der  Dualbedeutung  biete.  Im  Frühjahr  1913  konnte  ich 
in  meinem  Habilitationsvortrag  an  der  Wiener  Universität  über 
das  Thema  der  ,Entstehung  des  semitischen  Duals'  sprechen. 
Aber  wenn  ich  geglaubt  hatte,  damit  meine  Untersuchungen  ab- 
schließen zu  können,  so  hatte  ich  mich  getäuscht.  Da  waren  noch 
so  manche  Fragen,  die  mit  meinem  Thema  zusammenzuhängen 
schienen,  die  mir  keine  Ruhe  ließen  und  mich  zwangen,  den  Kreis 


Vorrede.  XIX 

der  Erscheinungen  immer  weiter  zu  ziehen,  die  verstanden  sein 
wollten,  ehe  das  Urteil  über  die  mir  nächstliegende  Frage  mehr 
sein  konnte  als  die  Umschreibung  einer  Unbekannten  durch  andere. 
Ich  konnte  und  wollte  mich  mit  einer  halben  Lösung  nicht  zufrie- 
den geben,  die,  was  andere  nicht  wissen,  nicht  zu  wissen  verlangt 
und  so  kam  ich  Schritt  um  Schritt  mich  selbst  korrigierend  auf 
Grund  der  Formen  der  Sprache  selbst  zu  den  allgemeinen  Urteilen 
über  die  Sprachgeschichte,  die  ich  hier  vertrete. 

Ich  führe  den  Leser  im  Buche  in  der  Hauptsache  auf  dem 
gleichen  Gedankenwege,  den  ich  selbst  gegangen  bin.  Wie  oft  ich 
freilich,  vom  Wege  abgeirrt,  nach  vergeblichem  Suchen  zur  Weg- 
kreuzung wieder  zurückgehen  mußte,  wie  oft  ich  Schutt  und 
Geröll  mühsam  erst  wegräumen  mußte,  um  dort  einen  Weg  zu 
finden,  wo  keiner  zu  sein  schien,  das  kann  nur  der  nachempfinden, 
der  ernstlich  den  Versuch  macht,  durch  eigenes  Nachdenken  das 
Ziel  zu  finden.  Die  Schwierigkeit  der  Stoffindung  wurde  zudem 
durch  die  Unzulänglichkeit  meines  eigenen  Wissens  kompliziert, 
das,  wie  ich  offen  gestehe,  zu  der  gewaltigen  Aufgabe  in  keinem 
Verhältnisse  stand.  Wohl  konnte  ich  mich  auf  einige  Kenntnisse 
in  den  meisten  semitischen  Hauptdialekten  und  einige  Belesenheit 
in  mehreren  derselben  stützen  (am  empfindlichsten  war  es  für  mich, 
daß  ich  auf  altsüdarab.  Gebiet  noch  zu  sehr  auf  Krücken  ange- 
wiesen bin),  aber  zur  Lösung  einer  solchen  Aufgabe  war  eigentlich 
die  Anlegung  von  Sammlungen  nötig,  die  dadurch  erschwert  wurde, 
daß  ich  nicht  nur  im  Beginne,  sondern  während  des  ganzen  Ver- 
laufes meiner  Untersuchung  nicht  wissen  konnte,  wohin  der  Zu- 
sammenhang der  Erscheinungen  mich  noch  führen  werde.  Wollte 
ich  dennoch  der  Aufgabe  mich  entledigen,  die  mir  auch  sonst  über 
den  Kopf  zu  wachsen  drohte,  so  mußte  ich  den  Mangel  in  den 
Kauf  nehmen,  daß  das  benützte  Material,  obgleich  ich  mich  be- 
mühte, das  Erreichbare  heranzuziehen,  in  mehr  als  einer  Hinsicht 
lückenhaft  und  unvollständig  bleiben  mußte.  Der  Kritik  oder  — 
wie    ich    doch    auch    zu    hoffen    wage   —    der    ausbauenden    und 


XX  Vorrede. 

vollendenden  Mitarbeit  der  Berufeneren  bleibt  hier  ein  weites  Feld 
offen.  Noch  weniger  vermochte  ich  auf  indogermanischem  Gebiet 
das  einschlägige  Material  ganz  zu  überblicken;  es  wird  Sache  des 
Fachmannes  sein,  das  Vorgebrachte  mit  Geduld  zu  prüfen  und  zu 
verbessern. 

Auch  sonst  muß  ich  den  Leser  vor  allem  um  ein  großes  Maß 
von  Geduld  ersuchen;  es  hat  sich  im  Zusammenhange  der  Darstel- 
lung nicht  vermeiden  lassen,  daß  manche  Einwände  nicht  sogleich 
widerlegt  werden  konnten  und  so  wird  der  Leser  an  vielen  Stellen 
zunächst  über  die  Kühnheit  der  Behauptungen  entsetzt  sein,  wo  ich 
Ergebnissen  Rechnung  tragen  mußte,  die  erst  später  begründet 
werden  können.  Auch  in  einer  Einleitung  kann  ich  von  diesen 
Ergebnissen  nichts  vorwegnehmen,  weil  ich  nur  dann  eine  rich- 
tige Beurteilung  der  aufgeworfenen  Fragen  erwarten  kann,  wenn 
meine  Darstellung,  die  einen  einzigen  zusammenhängenden  Ge- 
dankengang bildet  und  sich  selbst  fortgesetzt  ergänzt  und  berich- 
tigt, in  der  Eeihenfolge  ihrer  Argumentierung  gelesen  wird.  So 
muß  ich  denn  auch  für  eine  zusammenfassende  Darstellung  der 
Resultate  auf  den  Schluß  des  Buches  verweisen. 

Gründe  äußerer  Art  haben  die  Verlagsbuchhandlung  ver- 
anlaßt, die  ersten  zwölf  Kapitel  als  ersten  Band  erscheinen  zu 
lassen.  Der  zweite  (Schluß-)band  wird  in  wenigen  Monaten  nach- 
folgen und  bis  dahin  bitte  ich  die  Kritik  mit  einem  abschließenden 
Urteil  zu  warten.  Band  II,  der  unmittelbar  den  Gedankengang 
von  Band  I  fortsetzt,  wird  nebst  einem  ausführlichen  Index,  dessen 
Zusammenstellung  mein  lieber  Schüler,  Herr  Dr.  J.  Augapfel, 
mir  abgenommen  hat,  auch  Nachträge  und  Berichtigungen  brin- 
gen, deren  mir  schon  jetzt  eine  Anzahl  (der  Druck  von  Band  I  be- 
gann im  Frühjahre  1915)  aufgelaufen  ist.  Die  Druckfehler,  deren, 
wie  ich  hoffe,  nicht  allzuviele  stehen  geblieben  sind,^  wird  der  Leser 

^  Hier  sei  nur  auf  folgende  störende  Fehler  aufmerksam  gemacht:  S.  25, 
Anm.  1,  Z,  4  v.u.:  1.  ,lehrt'  statt  ,lehrte';  S.  45,  Z.  17:  1.  a-ha»(kut)-tim-ma  statt 
a-harCkutJ-tim-ma;  S.  103  gehört  Anm.  3  zu  Z.  19;  S.  172,  Z,  ö  v.u.  1.  ^^L::SU  statt 
ijlj'Lc;  S.  219,  Z.  7  V.  u.  1.  gazzalän. 


Vorrede.  XXI 

zumeist  leicht  verbessern  können.  Für  freundliehe  Mitteilungen 
ihrer  Bemerkungen  wäre  ich  allen  Fachgenossen  zu  Dank  ver- 
pflichtet. 

In  der  Umschrift  semitischer  Wörter  habe  ich  mir  dort,  wo  es 
mir  nicht  um  phonetische  Erscheinungen  zu  tun  war,  eine  weit- 
gehende Vereinfachung  gestattet  und  mir  darin  wohl  auch  einige 
Inkonsequenzen  zu  schulden  kommen  lassen;  so  habe  ich  auch  die 
Aspiration  von  g,  d,  t  im  Hebräischen  und  Aramäischen,  vielleicht 
mit  Unrecht,  zu  bezeichnen  unterlassen. 

Büchertitel  habe  ich,  abweichend  von  der  allgemeinen  Übung, 
meist  nicht  durch  Initialen,  sondern  durch  Kennworte  aus  dem 
Titel  bezeichnet;  nur  für  Namen  von  Zeitschriften  und  Sammel- 
werken verwende  ich  die  allgemein  bekannten  Siglen.  Auf  diese 
Weise  glaubte  ich  es  mir  ersparen  zu  dürfen,  dem  Buche  ein  um- 
fangreiches Verzeichnis  der  benützten  Literatur  voranzuschicken. 
Wo  ich  übrigens  mir  bewußt  war,  irgendwelche  Kenntnis  oder 
Auffassung  einem  anderen  zu  verdanken,  habe  ich  dies  stets  ange- 
merkt. Daß  ich  auch  sonst  auf  den  Schultern  anderer  stehe  und 
ihren  Werken  auch  dort  Anregung  und  Belehrung  verdanke,  wo 
meine  Gedanken  den  ihrigen  etwa  auf  verschiedenen  Grebieten 
parallel  laufen  oder  selbst  dort,  wo  ich  ihnen  widersprechen  muß, 
kann  ich  nur  im  vollen  Bewußtsein  meiner  Dankesschuld  bekennen. 
Auf  allgemein  sprachwissenschaftlichem  Gebiet  verdanke  ich  Pauls 
Prinzipien  am  meisten,  die  ich  noch  immer  für  jenes  Werk  halte, 
das  den  Bedingungen  des  Sprachgeschehens  am  tiefsten  auf  den 
Grund  geht.  Auf  dem  Gebiet  der  semitischen  Grammatik  waren 
mir  neben  Beockelmanns  Grundriß  vor  allem  J.  Baeths  bekannte 
Arbeiten  über  das  Nomen  und  Pronomen  von  Nutzen,  Gerade 
weil  ich  zu  Baeths  Darstellung,  die  auf  unmodernen  sprachpsy- 
chologischen Voraussetzungen  und  schematischen  Abstraktionen 
aus  den  Formen  fußt,  in  entschiedenster  Opposition  mich  befinde, 
darf  ich  den  Dank  für  die  vielfache  Belehrung  im  einzelnen  hier 
nicht  unterdrücken,  die  ich  den  Werken  des  nun  schon  dahingegan- 


XXII  Vorrede. 

genen  Forschers  verdanke.  Hier  muß  auch  W.  Fkankenbeegs 
Untersuchung  über  den  , Organismus  der  sem.  Wortbildung'  (1913) 
erwähnt  werden,  weil  sie  das  Untersuchungsziel  mit  mir  gemeinsam 
hat.  Neben  einzelnen  richtigen  Beobachtungen  bietet  das  Buch 
phantastische  Anschauungen  von  der  Sprache  im  allgemeinen 
und  vom  Semitischen  im  besonderen  auf  Grund  ungenügenden  Ma- 
terials. Ein  in  Zeitschr.  f.  Assyriologie  XXVIII,  81  ff.  veröffent- 
lichter Vortrag  H.  Bauers,  mit  dem  ich  —  unabsichtlich  —  selbst 
im  Titel  zusammengetroffen  bin,  betont  mit  Recht  den  Standpunkt, 
daß  die  semitischen  Sprachformen  etwas  Gewordenes  darstel- 
len; im  einzelnen  gehen  unsere  Wege  auseinander.  Sehr  wert- 
voll war  es  für  mich,  daß  ich  N.  Ehodokanakis'  Studien  zur  alt- 
südarabischen  Lexikographie  und  Grammatik  I,  die  meine  Dar- 
stellung an  wichtigen  Punkten  aus  einem  Gebiete  ergänzten,  auf 
dem  ich  selbst  noch  zuwenig  zu  Hause  bin,  durch  das  freundliche 
Entgegenkommen  des  Verfassers  noch  in  Korrektur  benützen 
konnte.  Auch  Herr  Dr.  B.  Landsberger  hat  mir  seine  jetzt  in 
ZDMG  LXIX,  IV  erschienenen  gehaltvollen  Bemerkungen  zur  alt- 
babylonischen Briefliteratur  noch  im  Sommer  1915  zugänglich  ge- 
macht und  mich  dadurch  zu  Dank  verpflichtet. 

Auch  persönlicher  Anregung  verdankt  mein  Buch  manches. 
So  ist  mir  die  Durchführung,  Prüfung  und  Ordnung  des 
ganzen  Gedankenganges  dadurch  wesentlich  erleichtert  worden, 
daß  ich  Gelegenheit  hatte,  das  Einzelne  wie  das  Ganze  mit  sach- 
kundigen Freunden  durchzuberaten,  die  mich  auf  Versehen  und 
Schwächen  der  Beweisführung  aufmerksam  machten  und  dadurch 
auch  mich  selbst  zu  wiederholter  Revision  meines  Standpunktes 
veranlaßten.  Hier  war  es  ganz  besonders  mein  lieber,  wackerer 
Kollege  und  Freund  Dozent  Dr.  Bernhard  Geiger,  der  mit  seinem 
Rate,  seinen  reichen  Kenntnissen  auf  indogermanischem  wie  auf 
semitischem  Gebiet  mich  unterstützte  und  mich  ermutigte,  wenn 
mir  vor  dem  Wagnis  der  unternommenen  Aufgabe  der  Mut  zu 
sinken   drohte.    Er   und   Herr  Dr.   Hans   Pollak,   Assistent   der 


Vorrede.  XXIII 

k,  k.  Akademie  der  Wissenschaften,  haben  auch  eine  Korrektur 
der  das  Indogermanische  betreffenden  Partien  des  Buches  mit- 
gelesen. Die  Korrektur  des  ganzen  Buches  lasen  Herr  Prof. 
Dr.  M.  BiTTNEK,  dem  ich  gleichzeitig  auch  für  seine  gründliche  Ein- 
führung in  die  Mahrasprachen  meinen  Dank  abstatte,  die  mir  hier 
von  großem  Nutzen  war,  und  mein  lieber  Freund  Herr  Dozent 
Dr.  M.  Schöbe  in  Lemberg,  Teile  der  Korrektur  haben  auch  Herr 
Prof.  Dr.  E.  Geyeb  und  Herr  Dr.  J.  Augapfel  durchgesehen.  Sie 
alle  haben  mich  nicht  nur  auf  Druckfehler,  sondern  auch  auf  sach- 
liche Versehen  und  Irrtümer  aufmerksam  gemacht;  es  sei  ihnen 
darum  hier  aufs  herzlichste  gedankt. 

Die  Drucklegung  eines  so  kostspieligen  Werkes  mitten  in  den 
Wirren  des  Krieges  wäre  nicht  möglich  gewesen  ohne  das  weit- 
gehendste Entgegenkommen  des  Verlages  und  seines  mir  befreun- 
deten Inhabers  Herrn  Dr.  M.  Pkäger,  der  keine  Opfer  scheute,  um 
Druck  und  Ausstattung  des  Buches  in  uneigennütziger  Weise  zu 
fördern.  In  diesem  Bestreben  wurde  er  aufs  wirksamste  von  der 
A.  Holzhausen  sehen  Druckerei  unterstützt,  die  auch  ihrerseits 
alles  daransetzte,  die  bekannte  Sorgfalt  und  Schönheit  ihrer  Ar- 
beiten trotz  der  durch  den  Krieg  verursachten  widrigen  Umstände 
auch  an  diesem  Buche  bestens  zu  bewähren.  Mein  besonderer  Dank 
gebührt  hiefür  dem  Beamten  der  Firma,  meinem  ehemaligen 
Studienkollegen,  Herrn  Dr.  J.  Rypka. 

Wien,  im  Februar  1916. 

Harry  Torczyner. 


I.  Die  adrerbielle  AkkasatiTendnng  am,  an  im  Semitischen. 

Unter  allen  westsemitischen  Sprachen  besitzt  das  klassische 
Arabisch  allein  eine  voll  ausgeprägte  Kasusflexion,  indem  es  durch 
Anfügung  der  Endungen  -un,  -in,  -an  an  den  Stamm  des  Nomens 
drei  Beziehungsmöglichkeiten  ausdrückt,  die  wir,  weil  ihre  Funktionen 
ungefähr  denen  des  indogermanischen  Nominativs,  Genetirs  und  Ak- 
kusativs entsprechen,  ebenso  benennen.  Die  Akkusativendung  -an  ist 
zugleich  Ausdruck  des  Casus  adverbialis.  Da  für  diese  mit  Nuna- 
tion  (dem  nasalen  Auslaut)  versehenen  Endungen  bei  dem  durch 
den  bestimmten  Artikel  oder  sonstwie  determinierten  Nomen  bloßes 
-u,  -i,  -a  eintritt,  hat  man  in  dem  n  der  Endungen  einen  ursprüng- 
lichen Ausdruck  für  den  unbestimmten  Artikel  gesehen.  Und  da  an 
Stelle  der  Nunation  die  südarabischen  Inschriften  eine  auf  m  aus- 
lautende Endung  am  Nomen,  also  eine  Mimation  nachwiesen,  lag  es 
nalie,  das  verallgemeinernde  ma  zur  Erklärung  heranzuziehen,  das 
dem  Wort  häufig  zum  Ausdruck  der  Indefinition  nachgesetzt  wurde;* 
vgl.  Formen  wie  ^  ^>i  ,an  irgendeinem  Tage',  palmyr.  o::  Ksh^i  ,von 
jeder  Art'  etc.  und  s.  dazu  Bakth,  Fron.  §  79;  Reckesdorf,  Syntakt. 
Verhältnisse  165.  Aus  dieser  Bedeutung  eines  unbestimmten  Artikels 
suchte  man  es  auch  zu  erklären,  daß  in  einzelnen  Idiomen  mit  der 
Nunation  offenbar  zusammenhängende  Endungen  die  Funktionen  eines 
bestimmten  Artikels  angenommen  hatten.  Über  den  Ursprung  der 
Kasusendungen  -u,  -i,  -a  selbst  bietet  Brockelmann,  Grundriß  I  §  245 
folgende  Vermutungen:  ,Eine  ältere  Form  der  Akkusativendung 
scheint  in  dem  hä,  der  Endung  dieses  Kasus  an  N.  pr.  im  Äthiopischen 

*  Brockelmask,  Orandriß  I  472  nach  Osiakdeb,  ZDMG  XX,  232.  Weniger 
sicher  Nöldkke,  Neue  Beiträge  174,  6.  Lagarde,  Übersicht,  S.  20  meint,  ,daß  der 
Tamwim,  wie  der  .  .  .  Tanwin  dazu  diene,  das  Nomen  Tom  Verbam  zu  unter- 
scheiden'. Kahpffmeter,  ZDMG  LIV  630,  der  sich  ihm  anscblieSt,  sieht  in  der  Mi- 
mation genauer  ein  demonstratives  Element.  Ein  abschließendes  Urteil  wird  sich 
im  Verlaufe  dieser  Untersuchung  ergeben. 

Torexyner,    Die  Entstehung  des  semitischen  SpimchtTpns.  1 


2       I.  Die  adverbielle  Akkusativendüng  am,  an  im  Semitischen. 

erhalten  zu  sein,  und  dies  hä  darf  vielleicht  mit  der  §  107  a  be- 
sprochenen demonstrativen  Interjektion  hä  gleichgesetzt  werden,  die 
hier  also  ursprünglich  die  Richtung  auf  eine  Person  oder  Sache  hin 
bezeichnete.  Vielleicht  darf  man  danach  mit  Philippi  auch  das  ü 
des  Nominativs  auf  das  Pronomen  hü  ,er'  zurückführen,  so  daß 
*malik  hü  eigentlich  , König  er'  bedeutete  .  .  .  Die  Genetiveudung  l 
dürfte,  wie  die  idg.  Genetivformantien  mit  Adjektivendungen  iden- 
tisch sind  (vgl.  Brüqmann,  Kurze  vergl.  Gr.  435,  Anm.),  mit  der 
Endung  ii  der  Beziehungsadjektive  zusammenhängen,  und  zwar  nicht 
so,  wie  Philippi  a.  a.  0.^  194  annahm,  daß  die  Adjektivendung 
sich  aus  dem  Genetivzeichen  entwickelte,  sondern  umgekehrt,  daß 
die  Genetiv-  der  Adjektivendung  entsprang,  vgl.  Prätorius,  Amh. 
§  246  a  .  .  .'  Brockelmann  a.  a.  0.  §  245  b  sieht  ferner  eine  vierte  (nach 
ihm  ursemitische)  Kasusendung  in  dem  im  Assyrischen  am  leben- 
digsten erhaltenen  Lokativ  auf  ü. 

War  diese  Art  der  Kasusflexion  stets  auf  das  klassische 
Arabisch  beschränkt  gewesen,  oder  war  sie  ursemitisch  und  ist  in 
den  anderen  Sprachen  durch  den  deutlicheren  Präpositionalausdruck 
ersetzt  worden,  ähnlich  dem  Vorgang  in  den  modernen  romanischen 
Sprachen?  Zunächst  sprach  manches  gegen  eine  solche  Möglichkeit, 
so  vor  allem  die  Tatsache,  daß  das  besprochene  Deklinationssystem 
im  Arabischen  selbst  in  der  Schrift  nur  sehr  unvollkommen  aus- 
gedrückt wird  und  daß  die  lebenden  Dialekte  meist  nur  in  wenigen 
Formen  Spuren  dieser  Nunation  aufwiesen,  bei  denen  vielfach  der 
Verdacht  einer  Entlehnung  aus  der  Schriftsprache  nicht  von  der 
Hand  zu  weisen  war.  Und  so  hat  es  auch  nicht  an  Stimmen  gefehlt, 
die  das  im  einzelnen  höchst  komplizierte  System  der  arabischen 
Nominalendungen  (den  Trab)  in  dieser  Form  für  grammatische 
Konstruktion  hielten,  die  im  lebenden  Arabisch  selbst  niemals  ge- 
sprochen worden  sei.  Indes  steht  es  heute  fest,  daß  die  Sprache  des 
Korans  und  der  altarabischen  Gedichte  den  Gebrauch  des  I'räb  in 
der  lebenden  Sprache  voraussetzt,  wie  dies  besonders  Nöldeke, 
Beiträge  1 — 7   gezeigt  hat.    Dafür,    daß   der  Tanwin  nicht  auf  ein- 


*  F.  Philippi,  Wesen  und   Ursprung  des  Status  constructus  im  Hebräischen, 
ein  Beitrag  zur  Nominalflexion  im  Semitischen  überhaupt,  Weimar  1871. 


Die  semitische  Kasusflexion. 


zelne  arabische  Dialekte  beschränkt  und  daß  er  auch  den  anderen 
semitischen  Sprachen  ursprünglich  nicht  fremd  war,  sprach  der 
äthiopische  Akkusativ  auf  a,  der  ,ja  auch  syntaktisch  fast  genau 
dem  arabischen  Akkusativ  entspricht',^  sowie  einzelne  vokalisch  oder 
nasal  auslautende  Endungen  am  Xomen  nicht  nur  in  den  verschie- 
denen lebenden  Dialekten  des  Arabischen,  sondern  auch  in  anderen 
westsemitischen  Sprachen,  welche  die  Deutung  als  Reste  einer  ur- 
sprünglich vollständigeren  Flexionsreihe  nahelegten.  Ein  altes  Zeugnis 
speziell  für  den  nasalen  Auslaut  der  nominalen  Endungen  bot  ja  auch 
das  in  der  Schrift  regelmäßig  festgehaltene  auslautende  m  am  Nomen 
in  den  stidarabischen  Inschriften.  Die  Tatsache,  daß  in  jüngeren 
sabäischen  Inschriften  die  Mimation  nur  noch  graphisch  festgehalten 
wurde  (vgl.  Nöldeke,  ZDMG  XL VIII  369),  kann  natürlicli  nicht  als 
Gegenargument  in  Anspruch  genommen  werden.  Endgültig  entschieden 
mußte  aber  die  Frage  erscheinen,  nachdem  sich  in  den  babylonischen 
Keilinschriften,  besonders  der  Hammurapiperiode,  abermals  eine  aus- 
geprägte dreistufige  Kasusflexion  wiederfand,  ausgedrückt  durch  die 
Endungen  -u(m),  -i(m),  -a(m),  also  in  der  gleichen  Yokalabstufung 
wie  im  Arabischen  zum  Ausdruck  derselben  Beziehungen,  wobei 
die  Nunation  wie  schon  im  Sabäischen  durch  Mimation  ersetzt  er- 
schien. 

War  nun  der  Schluß  unabweisbar,  daß  die  Kasusbezeichnung 
durch  die  Endungen  -un,  -in,  -an,  bzw.  -um,  -im,  -am  ursprünglich 
allen  semitischen  Sprachen  eigen  gewesen  sei,  so  mußte  diese  Er- 
kenntnis fruchtbar  gemacht  werden  zur  Erklärung  der  Kasusreste 
und  nominalen  Endungen  in  jenen  Sprachen  und  Dialekten,  die 
keine  vollständige  Kasusflexion  aufweisen.  Diese  Erklärung  würde 
dann  auch  die  Probe  auf  die  Richtigkeit  des  Schlusses  bilden.  Sind 
nun  diese  Kasusreste  auch  schon  mehrfach  Gegenstand  vergleichender 
Beurteilung  gewesen,  so  wird  sich  dennoch  zeigen,  daß  die  konse- 
quente Prüfung  der  Entwicklung  einer  dieser  Endungen  zu  Resul- 
taten führt,  die  für  die  Erforschung  weitverzweigter  Sprachprobleme 
von  Wichtigkeit  sind  und  geradezu  eine  Neuorientierung  in  der  se- 
mitischen wie  in  der  allgemeinen  Sprachwissenschaft  bedingen. 


^  NöLDKKE  n.  n.  O.  2. 

1* 


4       I.  Die  adverbielle  Akküsativenduno  au,  an  im  Semitischen. 

Als  Adverbia,  die  durch  das  Antreten  der  Bildungssilbe  am 
an  Substantiva  entstanden  sind,^  kennt  man  im  Hebräischen  bisher 
die  Bildungen  DiöK  und  d^ök  ,wahrlich*,  D|n  »umsonst,  gratis',  apn 
»vergeblich'  und  ,leer',  döv  ,bei  Tage';  ferner  mit  ö  in  der  Endsilbe 
DKriB  »augenblicklich,  plötzlich*  und  ditöbtt?  »vorgestern'.  Ebenso  hat 
die  Masora  gewiß  auch  oön  , schweigend'  gefaßt;  hält  man  dieses  wie 
früher  Barth  (Nominalbild.  352)^  für  ein  Partizip,  analog  zu  SDvr, 
'?'?'i:?,  muß  man  die  traditionelle  Vokalisation  verwerfen.  Dagegen 
sprechen  auch  Verbindungen  mit  dem  Feminin,  wie  aian  ■'5^  Jes.  47,  5; 
Dian  pxb  Hab.  2,  19.  In  Analogie  mit  ass.  ütiL  ulla  »seit  ferner  Zeit' 
hat  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit.  Jensex,  ZA  VH  173  auch  hebr. 
D'?iy,  aram.  Iv^Ns  (arab.  ^^^  ist  vielleicht  nur  aram.  Lehnwort)  »Ewig- 
keit, AVeit'  als  solche  substantivierte  adverbielle  Bildung  gedeutet. 
Auch  für  obi:?  findet  sich  die  Form  mit  ö  und  dissimiliertem  Vokal 
der  Vorsilbe  in  nlb''Jpb  ''HV  n«  D"»«  ,lege  ich  meinen  Namen  für  ewig' 
2  Chr.  33, 7.  Diese  Nebenform  zeigt  gleichzeitig,  daß  abir  etymologisch 
mit  ullä  nicht  identisch  ist.  Es  gehört  zu  h^,  uA*>  ^^vb  etc.  ,auf', 
bzw.  arab.  J*^,  hebr.  nbly  ,hoch'  bedeutet  ursprünglich  also  »(bis) 
hinauf,  woraus  sieh  die  Bedeutung  »ganz,  das  All,  immerfort'  ent- 
wickelt, wie  in  -/.a-c' axpr;;  »von  oben  aus,  vollständig,  ganz';  summa 
»Höhe  =  Ganzes'  etc.,  hebr.  nbyiab  ,überaus';  nbrai  •  •  ■  arn  jö  ,am 
Tage  .  .  .  und  aufwärts  (==  immer)'  etc. 

Dazu  stelle  ich  Vorläufig  nur  obw  , dagegen  aber,  nichtsdesto- 
weniger'. Wie  ich  schon  ZDMG  LXVI  768  angemerkt  habe,  ist  nbiK 
das  Gegenstück  zu  "ibiK  ==  ass.  ulä  »vielleicht,  wenn  doch'  (zu  dessen 
bisheriger  Erklärung  man  Ges.-Buhljg  s.  v.  vergleiche),  das  zu  ass. 
ul(a)  ,nicht'  zu  stellen  ist.  Der  Übergang  ,nicht  :  wenn'  ist  ja  im 
Semitischen  gewöhnlich.  Als  Adverbialis  zu  ul  ,nicht'  bedeutet  ch^H 
ursprünglich  ,mit  nichten'  (LXX:  ou  \)x,>  aXXa). 

In  der  Erklärung  dieser  adverbiellen  Formen  gehen  die  Mei- 
nungen auseinander.  Nöldeke,  ZDMG  XL  721  und  ebenso  früher 
auch  Barth  (Nominalbild.  351  ff.)  wollten  obige  Adverbia  als  adver- 
bial gebrauchte  Nomina  auf  -am  betrachten,  weil  die  Endung  -am  auch 

*  Vgl.  Brockelmann,  Grundriß  §  246 e,a,  Geseniüs-Kautzsch  27  §  100g  und 
Aum.  1   und  2. 

*  Anders  Pronomen  §  81c. 


Die  hebräischen  Adverbien  auf  au. 


bei  der  Bildung  von  Substantiven  verwendet  wird.  d3ök,  D:n,  Dpn,  oev, 
Dxne  hängen  aber  innig  mit  den  Substantiven  jek,  |n,  pn,  d1%  yns  zu- 
sammen, sind  also  von  ihnen  abgeleitet  und  die  Ableitungsendung 
müßte,  auch  wenn  wvm  etc.  später  substantivisch  gebraucht  wären, 
als  ursprünglicher  Beziehungsausdruck  am  einfacheren  Nomen  ge- 
deutet werden.  Die  bedeutungslose  Bildungsendung  kann  die  ad- 
verbielle  Funktion  des  Kasusaffixes  nicht  erklären.^  Und  wenn  die 
Substantiva  auf  am  mit  unseren  AdA-^erbien  wirklich  organisch  zu- 
sammenhängen, so  liegt  die  umgekehrte  Annahme  näher,  daß  die 
Substantiva  aus  ursprünglichen  Adverbien  isoliert  wurden,  welchem 
häufigen  Vorgang  wir  noch  oft  begegnen  werden.  Vgl.  vorläufig  die 
Substantivierung  von  Präpositionalverbindungen  wie  rhvph  ,zur  Höhe* 
in  n'^pabp  Jos.  3,  13  u.  ö.,  rhv^h  iv  2  Chr.  16,  12,  pirno  ,von  Ferne*  > 
in  pTniöb  Hi.  36,  3  u.  ö.,  p'irr\n  nr  Jes.  5,  6,  piniöb  "W  Esr.  3,  13  u.  ö., 
iKö'?  "ir  2  Chr.  16,  14;  no-jB  ,hinein'  in  na':Bb,  phön.  nnnSo  ,unten* 
Tarif  I,  4,  ■"naob  CIS,  Nr.  46,  2,  vgl.  Hoffmann,  Über  einige  phön. 
Inschriften  461;  Fränkel,  WZKM  IV  340;  syr.  ^ÄJorül^,  vulgärar.  hxl- 
balds  , umsonst'  und  viele  andere  Beispiele. 

Dagegen  hindert  nichts,  in  unserer  adverbiellen  Endung  die  er- 
starrte arabisch-babylonische  Akkusativeudung  -an,  -am  zu  erkennen, 
für  welche  Ansicht  sich  auch  Brockelmann  a.  a.  0.  entscheidet.  Doch 
trennt  er  ckriB  und  ü'ähp,  die  er  als  Lokativadverbien  auf  -um  >  -om 
faßt,  von  den  Akkusativadverbien  auf  -am  im  Gegensatze  zu  Barth, 
Pronomen  173,4,  der  DsriE  und  np""-)  in  eine  Reihe  stellt.^  Die  Mög- 
lichkeit der  Identität  beider  Formen  beweist  der  Wechsel  einer 
gleichlautenden  Endung  in  den  Eigennamen:  nn-n,  C'yn,  Dl"i"'n;  dd^d 
und  Dbba;  in  der  Tat  zeigt  auch  das  ursprüngliche  Adverb  obir  und 
ah"::  beide  Formen.  Freilich  scheint  der  Vokal  der  Endung  von 
DxnB  aus  a  (ä)  nur  erklärbar,^  wenn  er  schon  ursemitisch  lang  war, 
da  nur  gemeinsemitisches  ä  im  Hebräischen  zu  ö  wird.  Dies  er- 
scheint aber  durchaus  möglich,  auch  ohne  daß  man  mit  Brockbl- 
MANN  I  §  245  a,  2  als  erwiesen  annimmt,  ,daß  die  Kasusendungen  im 


^  Zu  dem  von  Nöldeke  zum  Vergleich  herangezogenen  hebr.  ."6'^  ,noctu'  s. 
weiter  unten. 

'  Barth  a.  a.  O.:  ,wieso  dieses  (ck."*c)  ein  ä>ö  vor  mä  gehabt  hat,  bleibe 
dahingestellt'. 


6  I.    DlK   ADVBRBIELLE    AkKüSATIVENDÜNQ    AM,  AN  IM    SEMITISCHEN. 

Ursemitischen  anzeps,  also  ursprünglich  lang,  nicht  kurz  waren*, 
worüber  vorläufig  kein  sicheres  Urteil  abgegeben  werden  kann. 
Denn  es  ist  eine  auf  indogermanischem  Gebiet  wohlbekannte  Tat- 
sache, daß  ,das  Adverbium  oft  einen  Akzent  trägt,  welcher  von 
dem  der  Kasusform  abweicht'  (vgl.  Delbrück,  Vergleichende  Syntax 
der  indogerm.  Sprächen  I  541  ff.),  was  damit  zusammenhängt,  daß 
die  Tonquantität  der  Endung  am  Adverbium  nicht  wie  an  den 
Kasusformen  durch  den  Anschluß  an  das  Deklinationssystem  ge- 
schützt wird. 

Die  Auffassung  unserer  Endung  als  =  -an  des  arab.  Tanwins 
ist  auch  gegenüber  Barths  neuer  Darstellung,  Pronomen,  S.  1 30  und 
172f.,  aufrechtzuhalten,  der  DwStP  mit  äth.  gesama  , morgen',  temälem 
, gestern'  und  selbst  arabische  Akkusativadverbia  wie  \^  , morgen' 
als  determiniert  gedachte  Adverbien  von  den  anderen  indeter- 
minierten Formen  trennt.  Bei  jenen  soll  das  m  nach  der  Akkusativ- 
endung ein  demonstratives,  bei  diesen  ein  verallgemeinerndes 
Element  (das  indefinite  ma)  sein,  in  keinem  Falle  aber  der  Nasal 
der  Mimation  (Nunation).  Diese  mechanisch  schematisierende  Auf- 
fassung übersieht,  daß  nicht  nur  in  adverbiellen  Verbindungen  auch 
anderwärts  jeder  Ausdruck  der  Determination  unterbleibt,  vgl.  deutsch 
,nachts,  abends,  gestern,  morgen,  zu  Ende,  nach  Hause,  auf  Erden', 
franz.  ,en  face,  en  route',  hebr.  nsinN,  nö''5B,  ytnn  etc.  (vgl.  Nöldekb^ 
Neue  Beiträge  134,  2;  Brockelmann,  Grundriß  II  701),  sondern  daß 
es  zum  Wesen  der  für  das  Adverbium  charakteristischen  Erstarrung 
gehört,  daß  es  nicht  determiniert  werden  kann.  Gerade  das  Fehlen 
der  Determination  charakterisiert  das  erstarrte  Adverb  gadan  gegen- 
über der  gleichbedeutenden  Kasusform  al-gada,  ganz  wie  es  das 
deutsche  Adverb  , morgen'  von  der  gleichbedeutenden  Nominalver- 
bindung ,an  dem  (folgenden)  Morgen'  unterscheidet.^ 

Noch  bedenklicher  ist  es,  wenn  Barth  (und  nicht  Barth  allein) 
meint,  die  Erklärung  der  ,bisher  unerklärten  Adverbien  auf  ö_, 
durch  den  Vergleich  von  arab.  L*  \j^  , häufig'  etc.  gefördert  zu 
haben,  wozu  er  bemerkt:^  ,Das  indefinite  mä  tritt  hinter  Nomina 


*  Die  Ursache  dieser  Erscheinung  wird  weiter  unten  noch  besprochen  werden. 
^  A.  a.  O.  172  (§  81a). 


Die  hebräischen  Adverbien  auf  ah. 


und  neutrische  Adjektive  im  Akkusativ,  um  Adverbien  zu 
bilden.*  Selbstverständlich  ist  es  die  akkusativische  Kasusendung, 
die  den  Adverbialis  von  anderen  Kasus  unterscheidet,  also  das  ,Ad- 
verbium  bildet'  und  in  der  Tat  bedeutet  auch  das  bloße  \j^  ,häufig'. 
Das  indefinite  viä,  das  sonst  unser  »irgendein,  irgendwelcher'  vertritt, 
steht  hier  also  ganz  bedeutungslos.  Wie  alle  anderen  Bestimmungen 
des  Nomens  nach  Zahl  und  Geschlecht  bei  der  Erstarrung  desselben 
im  Adverbium  bedeutungslos  werden,  da  das  Adverb  nur  ein  Merk- 
mal an  und  für  sich  bezeichnet,  ohne  Rücksicht  auf  Zahl  und  Ge- 
schlecht, die  am  Nomen  allein  unterschieden  werden  können,  so  ist 
auch  die  Bedeutung  von  ma  wohl  hinter  dem  Nomen  durchsichtig, 
wie  z.  B.  in  ^  \J^j  , irgendein  Mann'  etc.,  nicht  aber  in  Adverbien 
wie  UjJ,  Lo  \^^  ,oft',  U^l  ,nur'  etc.'  Der  Antritt  eines  indefiniten 
inä  =  ,irgendein'  ist  daher  gerade  im  Adverb  am  allerwenigsten 
verständlich.  Daß  mä  in  U^j  etc.  und  weiter  auch  m  in  nör,  n  in 
^3i  etc.  wirklich  ursprünglich  das  einen  verallgemeinernden  Zahlaus- 
druck darstellende  niä  ist,  kann  nur  dann  angenommen  werden,  wenn 
mä,  w,  n  des  Tanwins  an  den  nominalen  Kasus  auf  das  indefinite 
viä  zurückgehen,  während  sie  am  Adverb  nur  in  bedeutungsloser 
Erstarrung  erhalten  sind.  Die  verallgemeinernde  Bedeutung  von  mä 
am  Nomen  ist  also  für  die  Erklärung  der  Adverbia  nur  dann  von 
Wichtigkeit,  wenn  die  Entstehung  der  Nunation  aus  diesem  wjä  am 
Nomen  nachgewiesen  wird.  Auf  keinen  Fall  aber  können  derlei 
Hypothesen  ein  Argument  gegen  die  gleiche  Auffassung  organisch 
zusammenhängender  Formen,  wie  arab.  U^,  und  hebr.  dov  bilden. 
Daß  nun  im  Hebräischen  von  den  Formen  des  Tanwins  nur 
jene  des  Akkusativs  und  nur  in  adverbieller  Bedeutung  erscheint, 
hat  seine  Parallele  darin,  daß  auch  in  den  modernen  arabischen 
Dialekten  der  Tauwin  (und  die  Kasusflexion)  im  allgemeinen  nur 
in  der  Form  des  Akkusativs^  und  der  Bedeutung  eines  Adverbiums  ^ 
sich  gehalten  hat.  Mag  ein  Teil  der  hieher  gehörigen  Formen  auch 


*  Näheres  zu  dieser  Frage  s.  unten  Kapitel  VI. 

'  Als  Genetiv  zitiert  Fischeb,  ZDMG  LIX  811  nach  Löhb,  Dialekt  von  Jeru- 
salem §15:  min  aija  aiklin  kän,  welche  Form  im  wirklichen  Vulgär  natürlich  nicht  ge- 
bräuchlich ist.  Auch  sonst  bedarf  Löhbs  Darstellung  in  Einzelheiten  der  Nachprüfung. 

'  Zu  Formen  wie  ]yida(n)  ,irgendeiner',  färaan  ,Reiter'  etc.  s.  weiter  unten. 


8       I.  Die  adverbielle  Akkusativendüno  am,  an  im  Semitischen. 

der  Entlehnung  aus  der  Schriftsprache  verdächtig  sein,  so  setzt  doch 
schon  die  Erhaltung  selbst  dieser  entlehnten  Adverhia  das  Bestehen 
einer  Analogie  voraus,  welche  ihre  Erhaltung  gegenüber  anderen 
Kasusendungen  ermöglicht,  eine  Analogie,  die  in  der  Tat  durch  eine 
genügende  Anzahl  sicherer,  gewiß  der  lebenden  Sprache  angehöriger 
Belege  erwiesen  wird.  Vgl.  die  bei  Brockelmann,  Grundriß  I  473 
angeführten  Formen  awwalan  ,zuerst';  hsü?an  , speziell'  (==  7nahsiisan, 
Weiszbach,  Irak- Arabisch  202,  11);  gasban  (so  häufiger  als  ga.?bin) 
anni  ,gegen  meinen  Willen*;  auch  gasban  '^alieJc,  Weiszbach,  Irak- 
Arabisch  151,  7;  ragman  ^anni,  ferner  noch  das  überaus  häufige 
abadan  (in  der  Negation)  ,niemals',  wofür  seltener  aslan;  ahlran 
, endlich,  zuletzt*;  daiman  , immer';  hälan  , sogleich',  z.B.  bei  Müller, 
Mehri  139,25;  tawwan  ,sogleich,  direkt',  z.  B.  bei  Haffner,  WZKM 
XIX  272,  17  (aus  dem  Libanon);  köunan  ,weil',  Weiszbach,  Irak- 
Arabisch  96,  14;  97,  10;  99,  13;  defatan  ,eilends',  a.  a.  0.  103,  5; 
na'eman  ,wohl  bekomm's!*,  Weiszbach  a.  a.  0.  204,  34  u.  a.  m. 

Auch  im  Äthiopischen  zeigt  sich  von  den  Kasusendungen  des 
Arabischen  nur  jene  für  den  Akkusativ  und  mit  der  Mimation  wieder 
nur  in  dem  (determinierten)  Adverbium  temälem  ,gestern'  und  viel- 
leicht in  gesam  ,morgen*,  ,zu  dem  auch  ein  neuer  Akk.  gesama 
gebildet  wird'.^  Doch  ist  hier  ein  Zusammenhang  mit  dem  Verbum 
gsm  (=  mehri  §ehem  ,gehen',  vgl.  mehri  geheme  , morgen')^  wahr- 
scheinlicher. 

Denselben  Tatbestand  weisen  die  Mahra- Sprachen  auf,  die,  wie 
BiTTNER  gezeigt  hat,  dem  Äthiopischen  näher  stehen  als  dem  Ara- 
bischen, bei  denen  daher  die  Möglichkeit  einer  Entlehnung  aus  der 
arabischen  Schriftsprache^  nicht  besteht.  Im  Mehri  lauten  die 
Formen  meist  auf  en  <  an  aus,  doch  kann  der  undeutlich  gesprochene 
Nasal  wie  im  Vulgärarabischen  auch  fehlen.  Vgl.  sä'ten  ,eine  Weile', 


^  Brockklmann,  Grundriß  I  474  oben. 

^  Zum  Bedeutungsübergang  vgl.  vorläufig  die  Beziehung  von  mehri  hoter 
jUnten'  zu  arab.  hafara  ,schreiten'  (ursprünglich  also  ,hinuntergehen'),  mehri  yeheni 
,gehen'  zu  soq.  geheme  , unten'  =  mehri  geheme  , morgen'.   Cf.  Bittner  IV  §  26. 

'  Aus  dem  Vulgär  arabischen  dürfte  entlehnt  sein  mehri  abada(n)  ,nieraals', 
vgl.  Bittner,  Studien  IV  §  54;  ferner  ddyeman  =  \^\>  ,immer';  hälen  (z.  B.  Müller 
139,  24)  jsofort';  in  wiyye  aus  (q)awwiyye  ,8ehr'  ist  e  arabische  Femininendung 
(do^).  Als  Adverb  auf  en  wird  irrtümlich  mäken  ,sehr'  aus  arab.  ^j^Ui  empfunden. 


AkKÜSATIVAD VERBIET    IN    SÜDSEMITISCHEN    IdIOMEN.  9 

nuhüre(n)  ,am  hellen  Tage',  douhen  ,ain  späten  Morgen',  gayren  und 
la  gayren  ,hinten'  bei  Bittner,  Studien  III  §  67,  gideri  .gut'  (=\^^) 
BiTTNER  IV  §  34,  Müller,  Mehri  9,  34;  tatcwen  ,jetzt'  =  ^y,  Hein 
17,  16,  ^vofür  tau  14,25;  23,  22  u.  ö.  tawwukun  17,  20;  23,25;  in 
durch  öw  (aus  aw)  nach  dem  Stamm  rerlängerten  Formen  wie  gaseröicen, 
bei  Hein  (vgl.  Bittner  HI  78  i)  auch  ursprünglicher  gasrduwen  20, 
17,  gasrau(w)an  15,  22;  19,  25  und  daraus  gasraun  14,  34;  19,  18; 
gasaräun  12,7;  gasrön  (28,  16)  ^nachmittags' ;  fenöwen,  fenöwen,  fe- 
nön(e)  mit  vielen  Nebenformen  , früher'  und  als  Präp.  ,vor'  vgl. 
Bittner  III  §  67;  IV,  §11,  sowie  haräun  (=  haur)  aus  *hardw-en 
, wenig',  z.  B.  Müller  22,  34 f.,  vgl.  Soqotri  hareren,  heren  etc.  ,wenig', 
z.  B.  Müller,  Mehri  98,  17.  Mit  eingeschobenem  ey  (aus  dy):  ga- 
sereyen  ,spät  nachmittags,  Vorabends'.^  Für  en  steht  wie  in  nuhürefn) 
auch  bloßes  e  (a)  in  geheme(a)  ,morgen'  (Bittner  IV  §  26),^  das  in 
der  Form  min  geheme  im  Soqotri  ,unten,  abwärts'  bedeutet  (z.  B. 
Müller,  Mehri  74,  19;  75,  5.  11)  tuwüle  ,zu'  (ohne  Fron.  Suff,  nur 
Müller  28,  17);  kenhe,  karihe  , wieder,  noch,  auch';  fahre  , zusammen' 
vgl.  Bittner  III  §  67 ;  he  gebe  , hinein'  vgl.  Bittner  IV  §  23 ;  ^  i^yye 
buk  =  yi^,  U**  ,willkommen !'  Bittner  III  §  57 ;  IV  §  54  etc. 

Wie  gayren  =  la  gayren  im  Gegensatze  zu  7n6äd  =  wXJO  ^^^  , nach- 
her, später'  zeigt,  ist  auch  in  mgöre^  =  mgören  ,hernach'  (Bittner  IH 
§67;  IV  §27)  die  Endung  nicht  die  des  arabischen  Genetivs,  sondern 
jene  des  adverbiellen  Akkusativs,  die  ebensowenig  flektiert  wird  wie 
etwa  im  vulgärarab.  min  barra  ,von  außen',  min  guicwa  ,von  innen' 
etc.  So  hat  in  der  Tat  Glaser  bei  Hommel,  Orientalistenkongreß  1894, 
Sektion  II  116  für  mgören  mit  der  Präposition  das  ursprünglichere 
mgöran  (zweimal)  gehört.  Danach  kann  aber  auch  in  Msen  u.  ä.  ,was' 
nicht  die  nach  den  Regeln  des  Trab  zu  erwartende  Genetivendung 
(*cs^  30  vorliegen.  Es  ist  hier  vielmehr  das  endungslose  sai  oder 
eine  Nebenform  sä  ebenso  zu  san,  sen  geworden,  wie  hebr.  mätai  = 


^  Die  Differenzierung  von  gaseröwen  als  ,vor  dem  'A§r'  gegenüber  gasereyen 
,nach  dem  'Asr'  scheint  mir  sekundär  zu  sein. 

^  Bei  Maltzan  auch  gehmen,  vgl.  Bittner,  WZKM  1910,  88. 

'  Ist  auch  für  Jahns  vtan  htqebeh  104,  31;  hiqebeh,  Z.  28  (c.  suff.),  besser  men 
hf-qehe  zu  sprechen?  Vgl.  Bittnek  IV  §  23. 

*  Diese  Form  besonders  bei  Hein,  z.  B.  27,  30;  33,  1  u.  ö. 


10     I.  Die  advkrbielle  Akkusativendung  am,  an  im  Semitischen. 

arab.  matä  (bzw.  "na-K  etc.)  ,wann'  im  Vulgärarabisch  emtan  und 
mehri  mlten  lautet.  Ebenso  ist  natürlich  auch  das  dem  Mehriwort 
entsprechende  weitverzweigte  vulgärarab.  (hjesen  Msennüwa  etc.  zu 
erklären  (vgl.  dazu  Nöldeke,  Beiträge  6  und  ausführlich  Fischer, 
ZDMG  LIX  807  ff.),  wie  besonders  das  von  Nöldeke  a.  a.  0.  zitierte 
^^\  des  Spaniers  Ihn  Guzman  (1.  Hälfte  des  12.  Jahrh.)  beweist; 
san  steht  auch  in  bed.  cx^^  (Nöldeke  a.  a.  0.  nach  Wetzstein, 
ZDMG  XXII  75,  18;  82,  1)  nicht  für  UXi  jS,  sondern  — wie  mehri 
mUe(n)  statt  mata(i),  rnatafi  —  für  kull  saü  =  kull  sai.  Ähnlich 
lautet  ^^s^  »vielleicht'  im  Iräq- Arabischen  '^dsan  bei  Weiszbach,  Iräk- 
Arabisch  15,  8.^  Durch  mehri  mUen  wird  auch  Nöldekes  Deutung 
von  vulgärarab.  emtan  als  emta  +  ««  (O^  widerlegt,  da  diese  Par- 
tikel dem  Mehri  fremd  ist. 

Seltener  als  en  ist  die  Aussprache  em.  Vgl.  mgörem  statt  mgören 
Jahn  3,  16  und  hal(l)akem(e)  dort  neben  hallök  etc.  und  dazu  Bittner 
IV  §21. 

Aus  dem  Soqotri  vgl.  z.  B.  fahere  , alles'  (=  mehri  fahre  ,zu- 
sammen'),  z.  B.  Müller,  Mehri  53,  26;  54, 25;  ^  in  der  Bedeutung  ,ganz', 
z.  B.  116,  22;  imsin  ,gestern''z.  B.  a.  a.  0.  81,  28;  82,  3;  qairere 
, morgen'  a.  a.  0.  93,  9  u.  ö.;  föne  ,früher'  etc.;  men  geheme  ,unten' 
(s.  oben);  hareren,  harerehen,  heren  (Abd  el-Kuri)  ,wenig'  98, 17;  kerhe 
,außer,  wenn  nicht'  z.  B.  a.  a.  0.  166  Nr.  10,  3  etc. 

Wie  das  Äthiopische  und  die  arabischen  Vulgärdialekte,  zeigen 
also  auch  die  Mahra-Sprachen  in  Übereinstimmung  mit  dem  He- 
bräischen die  Spur  des  Tanwins  nur  in  der  Form  des  Akkusativs 
und  ausschließlich  wieder  als  Ausdruck  des  Adverbialis.^  Daß  die 
Akkusativendung  in  der  Form  afi  oder  a  aber  auch  in  alten  ara- 
bischen Dialekten  sich  dort  gehalten  haben  muß,  wo  die  anderen 
Kasusendungen  aufgegeben  waren,  wird  durch  ihre  Sonderstellung 
in  der  arabischen  Konsonantenschrift  bewiesen,  die  nur  diese  Endung 


'  Als  Analogiebildung  zu  'dian  ist  wohl  bälkän  ,vielleicht*  Weiszbach  a.  a.  O. 
15,  4  aus  pers.  helki  anzusehen.  Beachte  das  fem.  bälkät  21,  3. 

^  Z.  24  wohl  unrichtig  fahere. 

^  Das  Sabäische  (vgl.  Formen  wie  Dinrai  Dotp  ,vorn  und  rückwärts'  Müller, 
Langers  Reiseberichte  25)  muß  wegen  des  Fehlens  jedes  graphischen  Vokalaus- 
drucks außer  Betracht  bleiben. 


Akkusativadverbien  im  Assyrisch- Babylonischen.  11 


zum  Ausdruck  bringt,   auf  welchen  Umstand  besonders   nachdrück- 
lich K.  Völlers  hingewiesen  hat.^ 

Aber  auch  die  ältesten  semitischen  Sprachdenkmäler,  die  assy- 
risch-babylonischen Keilinschriften,  zeigen  nicht  überall  und  jeder- 
zeit die  voll  ausgeprägte  dreistufige  Xominalflexion  mit  den  Endungen 
-um,  -im,  -am.  Nur  ,in  den  Texten  Hammurabis  und  seiner  Zeit, 
besonders  konsequent  im  Gesetzbuch  Hammurabis  und  in  den  Send- 
schreiben an  Sin-idinnam^  hat  jedes  selbständig  stehende  Nomen, 
sei  es  determiniert  oder  indeterminiert,  im  Singular  sogut  wie  aus- 
nahmslos die  Endungen  um,  bzw.  tum  im  Nominativ,  im,  bzw.  tivi 
im  Genetiv,  am,  bzw.  tam  im  Akkusativ'.^  Aber  auch  hier  zeigt  es 
sich  wieder,  daß  selbst  in  Urkunden,  die  eine  vollständige  dreistufige 
Kasusflexion  nicht  aufweisen,  die  adverbielle  Akkusativendung,  die 
hier  in  den  Formen  am  und  (da  das  m  der  Mimation  besonders 
im  Assyrischen  ohne  jede  Bedeutungsänderung  fehlen  kann)  a,  ä  er- 
scheint, in  zahlreichen  Beispielen  auftritt.  In  der  folgenden  Zu- 
sammenstellung solcher  Formen  habe  ich  an  die  einzelnen  Formen, 
wo  mir  dies  nötig  schien,  Bemerkungen  zur  Bedeutung  und  Ety- 
mologie angeknüpft.  Wegen  des  Kasusvokals  a  rechne  ich  hieher 
natürlich  auch  die  auf  am(m)a,  am(m)e,  am(m)u  auslautenden  Ad- 
verbia.  Delitzschs  für  unsere  Frage  belangloser  Zweifel  (S.  222), 
ob  in  den  Adverbia  auf  m  bloße  Mimation  des  Akkusativs  oder  — 
außerdem  —  ein  angefügtes  «ja  vorliegt,  ist  für  ihn  selbst  gegen- 
standslos, da  er  nach  §  92c  (S.  189),  §  107a  Anm.  (S.  221)  die  Mi- 


'  K.  Völlers,  Volkssprache  und  Schriftsprache  163;  165  ff.  Zu  Völlers' 
Deutung  dieser  Erscheinung  äußere  ich  mich  an  dieser  Stelle  nicht.  Was  ich  zu 
diesem  Problem  beizutragen  habe,  wird  sich  erst  im  weiteren  ergeben. 

-  Das  Gleiche  gilt  aber  im  wesentlichen  auch  von  den  Rechtsurkunden  und 
Privatbrieten  aus  der  Zeit  der  ersten  babylonischen  Dynastie.  Zu  Ausnahmen  von 
dieser  Regel  vgl.  Ylvisaker,  Zur  Grammatik  23,  der  auf  Ravn,  Ora  Nominernes 
Böjning  i  Babylonisk-Assyrisk  (indtil  c.  1100)  81  verweist. 

^  Delitzsch,  Ass.  Grammatik  2  189. 

*  [Zu  S.  12.]  Ob  man  berechtigt  ist,  solche  anscheinend  zu  rein  pronominalen 
Wurzeln  gehörige  Partikeln  mit  den  nominalen  Äkkusativen  zusammen  anzureihen, 
mag  vorläufig  unentschieden  bleiben.  Daß  es  praktisch  gewiß  unmöglich  ist,  no- 
minale und  pronominale  Wurzeln  in  jedem  Falle  auseinanderzuhalten,  mag  mein 
Verfahren  vorläufig  entschuldigen.  Im  weiteren  wird  auch  diese  Frage  zur  Ent- 
scheidung kommen. 


12     I.  Die  adverbielle  Akkusativenduno  au,  an  im  Semitischen. 

mation  aus  diesem  ma  entstanden  sein  läßt.  Die  adverbielle  Be- 
deutung Avird  (s.  S.  7)  auch  hier  nicht  durch  das  oft  fehlende  m(a) 
bedingt.  Unter  den  angeführten  Formen  befinden  sich  auch  einige 
eigentliche  Partikeln^  und  Präpositionen  auf  a(m),  die  zum  Teil 
recht  wohl  als  Akkusative  bekannter  Nomina  verstanden  werden 
können : 

a-a,  a-a-ma  , nicht*. 
aa  {=  n!it$?)  ,wehe*  vgl.  Delitzsch,  AL  5  152a;  HWB  32  b;  Dhormb, 

Choix  362,  66;  nur  nach  u-a  ,wehe!*. 
u-a,  u-aa,  u-a-a-ma  ,wehe!'. 

a-a-ka,  a-a-i-ka-a,  a-a-kan,  e-ka,  e-ka-a(-ma),  e-ki-(a-)am,  a-i-ki-a-am, 
aia-qa-mi  (Amarna  149,  52)  ,wo?,  wohin?'  vgl.  die  Lexika  und 
Ylvisaker,  Zur  Grammatik  58;   Frank,   Studien  96  ^  und  jetzt 
besonders  The  Museum  V  Nr.  152,  Rev.  Kol.  IX.  27—35. 
Damit  ist  eigentlich  wohl  identisch: 
a-a-ka  {=  ak-ka-a-i)  ,wie'^  vgl.  Delitzsch,  Gramm.  2  217. 
(a-a  na   ,wo?'   Delitzsch,  Grammatik  2  217  ist  nach  Ylvisaker,  Zur 

Grammatik  58  4  nicht  bezeugt.) 
üma(Tn)  ,bei  Tage*  =  hehr,  düv  in  üma(-ma)  ü  musa  ,bei  Tag  und 
Nacht'  Amarna  20,  13;  amelu  üma(-ma)  itti  sinnisti-su  um-tu-u 
jWenn  ein  Mann  bei  Tage  mit  seiner  Frau  zusammen  ist'  (?  KnEx 
'  vgl.  it-tin-tu  Del.  HWB  106b)  K  126,54;  determiniert  ,heute': 
üma(-ma)-am  Unqnad,  Briefe  230  (Th.  Dangin  17),  7.  Schon 
substantiviert  ,amTag>Tag'  in:  (la)-ma  üma(-ma)-am  ,during(?j 
the  day'  Golbnischeff  (Kappad.  Urk.)  XXI,  Rev.  10  vgl.  Sayce, 
Babyloniaca  II  32;  ina  lä  fima(ma)-su  ,nicht  zu  seiner  Zeit' 
in  Omentexten,  z.  B.  Virolleaud,  Shamash  III  17 — 20,  ferner 
als  Konj.  ,(am  Tage  >)  wann,  sobald',  meist  ideographisch  ge- 
schrieben oder  zu  üm(-um)  verkürzt;  wohl  identisch  mit  dem 
häufigen  umä  ,jetzt,  nun',  vgl.   Delitzsch  zuletzt  AL  5    164  a. 


^  Siehe  Note  4  der  vorhergehenden  Seite. 

^  Besonders  gegen  die  Annahme  eines  ekä  ,wehe!'  (Vgl.  Jastrow,  Religion 
II   54). 

'  Vgl.  die  Differenzierung  von  KS'n  ,wo'  zu  '3'rt  ,wie'  und  k2t  ,hier'  zu  '3n 
,80*  im  Aramäisch  des  babylonischen  Talmud  etc. 

*  Virolleaud:   TÄM-MÄ-Su. 


Akkusativadverbien  im  Assyrisch- Babylonischen.  13 

Hieher  gehört  nach  Unönad  wohl  auch  ü-ma-am-sd-tii-ma  sa 
vielleicht  ,bevor*  Unonad,  Briefe,  92,  33  und  gewiß  sa  üma(ma) 
lu-kul  §a  üma(-ma)  lu-us-ti  etc.  SAKT,  S.  87/89,  Z.  16—19 
,täglich  (immer)  ^  will  ich  essen,  täglich  will  ich  trinken  etc.' : 
die  Zusammensetzung  üma(k)kal  (s.  zu  dieser  weiter  s.  v. 
ümatan):  vgl.  endlich  Uten  üma(-ma)  ,1  Tag  lang'  Jensen,  KB 
VI  1  236,  109. 

a-ba-la  Delitzsch,  BTWB  8  a  oben,  nach  Jensen,  KB  TT  i  172,  89  und 
S.  452  entweder  zu  bzH  ,trauem',  also  ,wehe'  oder  (=  hebr.  b2Vt) 
jWahrhaftig,  wirklich'. 

idä  ,zur  Seite,  neben',  vgl.  die  Lexika.  Nur  in  Verbindung  mit 
Pron.  Suff. 

uddakavi,  uddakan  ,frühmorgens',  wohl  sumerisches  Lehnwort, 

u-di-na  .  .  .  lä  ,noch  nicht'  (sonst  u-di-ni)  Thompson,  Reports  112, 
Rev.  5. 

ud-da-sal-la  .frühmorgens'  Ungnad,  Briefe  268  (CT  29,  39),  19,  su- 
merisches Lehnwort. 

aharrij  ahama  1.  »zusammen,  miteinander',  vgl.  Steassmaier,  Ver- 
zeichnis 41;  Delitzsch,  HWB  39  a;  Müss-Arnolt  30  a;  2.  ,auf 
die  Seite,  seitwärts'  in  aham  nadü,  vgl.  unten. 

ahannä  ahennä,  geschrieben  a-ha-an-na-a ,  a-hi-en-na-a,  a-hi-na-a 
1.  , diesseits'  und  X  akullä,  ahulä,  geschrieben  a-hu-la(-a), 
a-ki-ul-lu-a-a,  a-hi-ul-li-e  ,jenseits',  ersteres  in  dieser  Bedeutung 
fast  nur  in  den  späten  Texten  der  Perserzeit,  z.  B.  Weiszbach, 
Achämenideninschr.  85,  8.  16  ff.  u.  ö.;  auch  mit  Präp.  a-na 
ahannä  (ahullä) ;  ina  a.  vgl.  Delitzsch,  HWB  40  b ;  CT  XXVI, 
Kol.  V  72  u.  ö.  Volksetjmologisch  wurde  ahennä,  akullä,  wie 
ii-na  a-hi-su-nu  ul-li-i  (vgl.  Delitzsch  a.  a.  0.)  am  deutlichsten 
zeigt,  als  ahu  annä  .diese  Seite'  verstanden.  Doch  ist  ahullä, 
da  ullä  für  Jener'  sonst  so  nicht  vorkommt,  nur  Analogie- 
bildung nach  ahennä  ,diesseits'.  Daß  dieses  nicht  aus  ahu  -f- 
annä  zusammengesetzt  ist,  zeigt  die  ältere  und  ursprünglichere 


*  Im   Sumerischen   steht   UD  1  (DIS).     Doch   kann   dies   nicht   nur   einen, 
sondern  auch  jeden  Tag  bedeuten;  s.  dazu  weiter  Kapitel  V  zu  ümatan. 


14     I.  Die  advkrbielle  Akkosativenduno  am,  an  im  Semitischen. 


Bedeutung  von  ahennä  an  folgenden  Stellen:  2.  »seitwärts*  a)  = 
,naeh  beiden  Seiten'  in  sa  a-hi-en-na-a  pa-na  u  ar-ka  i-na-at- 
ta-la  .(weibliche  Stierkolosse),  welche  seitwärts  (=  nach  rechts 
und  links),  vorn  und  hinten  schauen*  Asarhaddonprisma  V 
53  f.,  vgl.  Meissner-Rost  BA  III  198;  b)  »seitwärts'  =  ,nach  der 
(=  einer)  Seite,  hinüber'  (berichtige  danach  die  Lexika!):  a-na 
a-ha-an-na-a  u-sib-bi-runi  mar-si-is  ,they  brought  them  across 
with  difficulty  to  the  other  side',  so  richtig  Thompson,  CT  XXYI 
22  zu  Kol.  V  72;  ebenso  an  den  anderen  bei  Delitzsch  a.  a.  0. 
sub  1)  angeführten  Stellen ;  3.  ,brüderlich,  gleichmäßig,  zu 
gleichen  Teilen'  in:  mäta  a-kien-na-a  ni-zu-uz-via  ,wir  wollen 
das  Land  brüderlich  (zu  gleichen  Teilen)  teilen'  VR  1,  126  (vgl. 
Smith,  Asurbanipal  I  10);  §amnu  SI.MAN  isid  '?'' NAM.TAR 
zikari  a-hi-en-n[a-a  .  .  .  (vgl.  S.  137)  , sollst  du  Ol  von  SI.MAN 
(Pflanzen)  und  Wurzel  von  männlichem  NAM.TAR  (Bsium)  zu 
gleichen  Teilen  .  .  .'  Küchler,  Medizin  2,  22;  4.  wohl:  ,im 
einzelnen,   einzeln'  (gegenüber  AS.AS.BI  ,im  einzelnen'  im  su- 

'  y 

merischen  Text):  ""^wsfcw  a-mat  be-li-su  a-hi-en-na-a  (sum  AS. 
AS.BI)  us-[tan-ni]  ,Nusku  meldete  die  Worte  seines  Herrn  den 
einzelnen  (Göttern)*  (Fosset,  Magie  240  ,aussit6t';  Delitzsch 
a.  a.  0.  ,hinüber',  wie  soll  AS.AS  dies  bedeuten?)  IV  Rawl.  5b, 
51  =  CT  XVI,  PI.  20,  127.  [a-n]a  al-pi  du-us-sa-ti  (dafür  Z.12: 
ana  si-[e-ni  du-u§-sa-a]-ti  a-hi-na-a  la  tir-ru-ub  ,zu  fetten  Rin- 
dern (Schafen)  sollst  du  ...  ^  nicht  hineingehen'  Smith,  Mise. 
Texts,  PI.  24,  8.  12.  Hieher  ist  avoIiI  auch  folgende  Stelle  zu 
ziehen:  eli  ashtr^'^  bäbili^*  u  ninua^^  bi-ru  ab-ri-e-ma  (22)  eli 
mare  um-ma-ni  e-pis  sip-ri  u  su-ru-ub  pi-ris-ti  qa-ta-a-te  a-hi- 
in-na-a  u-ki-in-ma  (23)  tereti  sa  Hri  ki-i  pi-i  is-ten  in-da-har- 
a-ma  , betreffs  Assurs,  Babylons  und  Ninivehs  schaute  ich  eine 
Opferschau,  betreffs  der  Handwerker,  die  das  Werk  machen 
sollten  und  um  einzuholen  einen  Bescheid  über  das  bit  qatäte 
(vgl.  den  Bescheid  in  Z.  26!)  richtete  ich  einzeln  (Opfertiere) 
her.  Die(se)  Vorzeichen  nahmen  sie  alle  wie  eins  an'.  K  2801, 
Rev.  21  ff.  Meissner-Rost,  BA  III  237 :  ,den  Entscheid  zu  fällen, 
breitete  ich  die  Hände  auf  beiden  Seiten  aus',    ahana,  ahennä 


S.  unten,  Kapitel  VIII. 


Akküsativadverbiex  im  Assyrisch  Babylonischen.  15 

hat  also  dieselben  Bedeutungen  wie  aham,  ahames  oind  ahätam 
(s.  unten).  Aus  der  Bedeutung  ,seitwärts*  hat  sich  die  speziellere 
,diesseits'  erst  entwickelt.^ 

u-ka-a  Bekräftigungspartikel  (bei  der  Frage?),  eigentlich  ,und  so 
(Jcä  q.  V.)',  vgl.  rielleicht  auch  mehri  umko,  ukö,  ukü  ,waruni* 
BiTTNER,  Studien  IV  §  33. 

akla  ,außer',  vgl.  Muss-Aknolt  34  a;  Jensen,  KB  VI  i  216,  23  und 
weiter  zu  summa.  Etymologisch  ist  wohl  äth.  makala  »zwischen* 
zu  vergleichen. 

akanna  besser  als  aganna,  geschrieben  a-kan-na;  CT  VI,  27a  (Ungnad, 
Briefe  115),  13  a-ga-na  (unsicher)  ,hier',  vgl.  Ylvisaker,  Zur 
Grammatik,  S.  65.  An  den  dort  besprochenen  Stellen  bedeutet 
es  temporal  ,jetzt',  in  den  Kassitenurkunden  aus  Nippur  (B.  E. 
XIV  2,  13;  8,  10.  13:  a-ka-an-na,  B.  E.  X^ai  i  55,  20:  a-kaan- 
na-d)  stets  und  in  den  Amamabriefen  {a-ka-an-na  oft)  meist 
modal:  ,80*,  aber  einigemal  (vgl.  das  Wörterverzeichnis  VAB  II 
1366):  ,dann*.  Zur  Etymologie  des  Wortes,  das  von  syr.  \isxn 
nicht  getrennt  werden  kann,  s.  weiter  zu  annä  II  und  ennä  VII. 
Dazu  gehört  a-kan-na-ka  ,dort*  Ylvisaker  a.  a.  0.  57. 

alla  ,wegen'  oft  in  neubabylonischen  Kontrakten;  vgl.  Peiser,  Bab. 
Verträge  230;  Müss-Arnolt  38  b;  in  neubab.  Briefen,  z.  B.  CT 
XXII  11,  26;  44,  13;  191,  29;  213,  27  u.  ö.  al-la-a'  159,  8; 
in  anderer  Bedeutung  steht: 

al-la  in  den  Briefen  aus  der  Sargonidenzeit,  vgl.  Ylvisaker  a.  a.  O. 
52 f.,  das  an  mehreren  dort  angeführten  Stellen  ,immer'  oder 
,gar  sehr'  zu  bedeuten  scheint,  z.  B. :  al-la  nik-lu  süü  it-ti-kil 
Harper  301,  11  f.  ,stets  sinnt  er  auf  Arglist' ;3  ana-ku  a-ki  kalbu 
a-sa-pu  a-du  al-la  382,  5—6  =  a-ki  kal-hi  a-sa-pu  a-du-ü  ala 


*  Für  ia  iv.a  a-ha-la  näri  pu-reU-te  ia-ki-na-tü  (?)  Salm.  Balawat  Kol.  HI,  4 
(Variante)  bei  Billerbeck  und  Delitzsch,  Die  Tore  von  Balawat  (=  BA  YI  1) 
134  ist  wohl  a-ha-at  zu  lesen:  ,welche  an  der  Seite  des  Eufrat  liegen'. 

*  ,So'  bedeutet  a-ka-na  auch  in  dem  zum  Amarnafund  gehörigen  Stück  H 
des  Adapamythus  24;  vgl.  Kxcdtzox  366,  24;  Jensex,  KB  VI  i  94;  Dhobxk, 
Choix  152  etc.,  was  für  die  Datierung  dieser  Rezension  des  Mythus  von  Interesse 
sein  dürfte. 

^  Ylvisaker:  ,auf  mehr  als  eine  Arglist  (—  Arglist  im  höchsten  Grade)' 
scheint  mir  gezwungen. 


16     I.  Die  adverbielle  Akkusativendunq  am,  an  im  Semitischen. 

la  a-sit  (?)  659,  rev.  7 — 9  ,(ich)  wie  ein  Hund  flehe  (winsele) 
ich  immerfort  und  höre  nicht  auf.  Diese  Bedeutung-  wie  die  neu- 
bahylonische  ,wegen'  und  ,über*,  ,mehr  als',  , außer',  an  anderen 
Briefstellen  (vgl.  auch  Thompson,  Reports  124,  7)  scheinen  alle 
aus  ,auf'  hervorgegangen  zu  sein,  das  sich  präpositionell  zu 
,über,  außer',  adverbiell  wie  hebr.  cbij;,  Di'?''r  zu  ,(bis)  hinauf, 
überall,  immer'  entwickelte. 
ela  ,über,  außer'  vgl.  Muss-Aknolt  42;  Delitzsch,  ETWB  63a,  Mitte, 
17a,  unten:  sä  e-la  sa-a-§u  eg-su  (Asurb.  Sm  174,  39);  e-la-a-su 
Brünnow,  List  429  und  jetzt  besonders  Museum  V  152,  Kol.  7, 
20-24. 

ulla  (==  ul)  ,nicht,  nein'  s.  zu  anna ;  ü-la  Thureau-D angin,  Lettres  9 
(Ungnad,  Briefe  89),  12.  15.  17.  19;  Schorr,  VAB  V  23,  18.  25; 
30,  7  u.  ö.  lUa  a.  a.  0.  257,  10. 16;  288,  19;  ü-la-mi  Th.-D angin  10 
(Ungnad  90),  10;  Museum  V,  142,  Kol.  2,  7.  20;  Kol.  3,  5,  11.  15; 
Kol.  4,  13.  15;  s.  auch  zu  appunama. 

ulla,  ullä  , ehemals'  (Akk.  zu  ullü  ,jener'),  besonders  ul-tu  ul-la(a) 
,von  jeher^;  ga-du  ul-la  Jensen,  KB  VI  i  72,  2Q. 

u-la-a  jOder?'  Delitzsch,  Gramm.  2  217;  Johnston,  JAOS  XXII  23; 
Ylvisaker  58. 

a-na  e-li-na  ,on  high'  King,  Annais  of  Tukulti-Ninib  I,  Rev.  13. 

il-nia-a  ,nun,  jetzt'  s.  zu  ümä  (dv). 

imma  (wohl  eher  zu  Dön  als  zu  Nttö''  zu  stellen)  ^  ,bei  Tage'  vgl.  De- 
litzsch, HWB  307  b;  Jensen,  KB  VI  1  12,  20  u.  ö. 

umyna  ,also,  folgendermaßen'  passim.^ 

ema   1)  als  Präp.  ,in,  mit'   (hebr.  ay,  syr.  >q:*);    2)  Konj.  a)  ,wann* 

vgl.  Meissner    Supplement  8  b,  b)  ,wo'  (relativ)  vg\.  emu  ,Orf 

Delitzsch,  HWB  79  a. 
am-ma-ka  ,dort'   in  assyrischen  Briefen,    vgl.   Behrens,    Briefe  2; 

51  2;  Ylvisaker,  Zur  Grammatik  59;  Harper,  Letters  146,  11 

abgekürzt  ma-ka.    Gegensatz  annaka. 


1  Vgl.  im-mu  =  Su-uh-nu  bei  Delitzsch  a.  a.  O.,  hebr.  Dvn  an  ,Mittag'  Gen.  18, 1 ; 
1  Sam.  11,  11;  2  Sam.  4,  5,  wofür  Jes.  18,  4  bloß  an  steht. 

2  Wenn  „eigtl.  ü-ma  jdieses'"  (so  Dklitzsch,  Gramm.  216),  was  aber  unwahr- 
scheinlich ist,  nicht  hiehergehörig.  S.  Kap.  VIL 


Akkusativadverbien  im  Asstrisch-Babtlonischbn.  17 

a-ma-kam  , anstatt*  in  ,kappadok.  Tafeln'  Golenischeff  XV  14;  XVIII 
7;  XIX  Rev.  7;  XX  6,  8,  14  vgl.  Babjloniaca  II  20ff.  (=  am- 
ma-kuli  Delitzsch,  HWB  83  a;  Jensen,  KB  VIi  242,  187  ff.). 

im-na  , rechts,  nach  rechts'  IV  R  24  Nr.  1  (Böllenrücher,  Nergal  Nr.  5), 
Z.  34;  Haupt,  SAKT  130,  Rev.  44;  Harper,  Letters  1240,  11; 
■  Sanh.  (Taylor)  VI  53  (vgl.  Delitzsch,  H\^^  307  b);  Jensen,  KB 
VI  30,  10  und  Müss-Arnolt  1059  a  und  oft. 

a-mas-sa  Jensen,  KB  VI  1 104, 10:  .wohlan!'  =  alkam]  vgl.  tröK  =  aläku 
Delitzsch,  HWB  92  b. 

am-sa-la,  an-§a-la  ,gestern',  vgl.  vielleicht  muSamma  und  soq.  imsin 
(s.  oben  10),  wonach  amsala  wohl  aus  amsaüa  dissinüHert  wäre; 
vgl.  auch  Brockelmann  I  294.  Die  Verbindung  sa  an-§a-la, 
in  der  es  allein  vorkommt,  wird  II  Rawl.  32,  20  a,  b  is-tu  sat- 
[ti]  gleichgesetzt,  bedeutet  also  wie  hehr.  biariKO  auch  ,von  jeher', 
vgl.  Delitzsch,  HWB  93b.  Zu  bu-lut  äa  am-sa-la  H  Rawl. 
16,  7  f.  s.  Lanodon,  AJSL  XXVIII  226.  Wenig  wahrscheinlich 
ist  es,  daß  sa  (-)  am-sa-la  ein  einziges  Wort  bildet.  Vgl.  CT 
XVIII  PI.  23,  21. 

um-mi-sal-la  K  3182  (Gray,  Öamas  1  f.)  III  22  wohl  ,immer'.  [Vgl. 
jetzt  auch  KB  VI  2  102.] 

ana  als  Präp.  ,zu,  auf  etc.  passim;  wohl  dasselbe  Wort  als  Adverb  ist 

a-na-a-ma  in:  sa  ü-hal  a-ma-tavi  täba  ü  a-na-a-ma  li-im-na  ,der  bringt 
gute  Kunde  und  auch  (eigtl.  „dazu")  böse'  Amarna  149,  15 f., 
vgl.  Ebeling,  BA  VIII 2  77;  Bohl,  Sprache  72:  ebenso 

ina  ,in,  bei,  aus,  zur  Zeit'^  passim;  vgl.  inu  ,Zeit',  inuma  ,als';  i-na- 
mi  Amarna  245,  28. 

anna(m)  I  ,ja'  =  hebr.  jn,  Tü'n,  nhebr.  jn,  pK,  Gegensatz  zu  ul-la  ,nein' 
in:  a-na  an-na  ul-la  iq-hu-u  ,statt  ja  sagen  sie  nein'  Surpu 
II  8  (vgl.  auch  Delitzsch,  HWB  113a);  pi-i-su  an-na  lib-ba- 
su  ul-la  ,sein  Mund  (spricht)  ja,  sein  Herz  nein'  II  56.  Das- 
selbe an-na  ,ja'  liegt  auch  in  der  Einleitungsformel  der  Anfragen 
an  ÖamaS  (vgl.  Knüdtzon,  Gebete  8;  Klauber,  Politisch- 
Religiöse  Texte,  S.  XII)  vor :  ""  samas  belu  rabu-u  sa  a-sal- 
lu-ka  an-na  (Var.  an-nani)  kena  (GI.NA)  a-pul-an-ni  ,0  Sonnen- 


1  Z.  B.  B.  E.  XIV  39,  2. 

Torczyner,  Die  GDtstehnng  des  semitischen  Spraehtypns. 


18     I.  Die  adverbibllb  Akkusativendünö  am,  an  im  Semitischen. 

gott,  großer  Herr,  was  ich  dich  frage,  beantworte  mit  sicherem 
Ja  (>  Zusage)'.  Aus  dem  formelhaften  Gebrauch  des  Satzes  ist 
es  leicht  verständlich,  daß  an-na  die  Bedeutung  , günstiger  Be- 
scheid' angenommen  hat  und  somit  eventuell  auch  eine  ver- 
neinende, aber  günstige  Antwort  bezeichnen  kann.  Die  Ver- 
bindung an-na  kena,  wofür  V  Rawl.  65  a,  28  (Langdon,  Königs- 
inschr.  254,  28)  an-na  sa-lim-ti  steht,  spiegelt  sich  gewiß  auch 
in  dem  neuhebräischen,  wohl  auch  aus  dem  Kult  stammenden 
p"t::  p  , Treuwort,  Ehrenwort';^  vgl.  z.  B.  Sifra,  Qedosim  86 
pi:t  |m  pn^  mö  ~\b  n^n^  ,Du  sollst  ein  wahrhaftes  Nein  und  ein 
wahrhaftes  Ja  haben'  und  Ben-Jehuda,  Thesaurus  1122.  Hier 
und  anderwärts  erscheint  jn  ,ja'  und  noch  häufiger  isb  ,nein' 
ähnlich  substantiviert  wie  bab.  anna  und  ulla.  Dieses  anna 
kena  (substantiviert:  annu  kenn)  liegt  natürlich  auch  vor  in  dem 
häufigen  ina  anni  keni  u.  ä.  der  assyrischen  Königsinschriften, 
wo  gleichfalls  zu  übersetzen  ist  , gemäß  der  sicheren  Zusage 
(=  einem  günstigen  Orakelspruch)  des  Gottes';  vgl.  das  aus- 
führlichere: ^'"sarnas  u  '^"addu  [bele  bij-ri  i-sal-ma  an-nu  ki- 
e-nu  i-pu-lu-su  ,il  interrogea  SamaS  et  Adad,  les  dieux  des  re- 
v^lations,  et  un  decret  favorable  (wörtlich:  sicheres  Ja)  ils  lui 
rendirent'  Scheil,  Prisme  S  d'Assaraddon,  PI.  I  10;  e-pu-lu-in- 
ni  an-nu  ki-e-nu  K  28ül,  Rev.  23  vgl.  BA  HI  236.  Vgl.  noch 
King,  Magic  60,  8  an-na-§u  (=  dessen  ,ja',  nicht  ,mercy')  ilu 
ma-am-ma-an  la  e-nu-u]  1,  51;  4,  44;  19,  32  u.  ö.:  ü  an-ni-ka 
ki-nim  la  ul  inü-u]  De  Morgan,  Delegation  en  Perse  I,  pl.  16, 
Kol.  VII  49:  an-na-§u  ki-i-nu  la  in-ni-ti-qu  nicht  ,whose  grace 
is  constant  and  cannot  be  surpassed'  (Hinke,  A  New  Boundary 
Stone  261),  sondern  , dessen  festes  Ja  nicht  verrückt  werden 
kann';  ü  an-na-su  ki-i-nu  la  in-ni-i-ti-qu  Steinmetzer,  Schen- 
kungsurkunde des  Königs  Melisichu  26  etc.  Dieselbe  Be- 
deutung hat  auch  ina  bi-ri-Su-nu  (6)  kie-ni  , durch  ihr  sicheres 
Orakel  (haben  Warnas  und  Adad  ...  die  Regierung  gefestigt)' 
K  183  (=  Harper,  Letters  2),  5  f.  (Smith,  Asurbanipal  III  24: 


^  Ist  an-na  Sa-lim-ti,  an-na  ki-i-ni(m)   z.  B.  Langdon,   Königsinschr.  76,  29; 
238,  46;  246,  49  auch  Genetivrerbindung? 


Akkusativadverbien  im  Assyrisch-Babylonischen.  19 

,mit  ihrem  treuen  Bund" ;  Pinches  daselbst  S.  93 :  ,in  ihrer  ewigen 
Weisheit";  Delitzsch,  BA  I  620:  ,mit  ihrem  treuen  BKck").  Vgl. 
noch  a-na  purussi-su-nu  ki-e-ni  BA  III  234,  20  etc.  etc.  Die 
Redensart  anna  apälu  ,ja  antworten,  zustimmen'^  kommt  be- 
kanntlich auch  in  den  altbabylonischen  Rechtsurkunden  und 
Briefen  vor,  wo  sich  für  anna  die  Schreibungen:  a-an-nam 
ScHORR,  VAB  V  280  (Th.  Dangin  157),  46;  Ungnad,  Briefe  123 
(VAT  575),  10;  219  (Th.  Danqin  20),  21;  a-an-na-am  257  (YS 
VII  200),  16;  a-an-na  228  (CT  IV  19  a),  9,  aber  auch  ohne 
Schärfung  des  n  a-na-am  213  (CT  33,  21),  16  und  a-na^  228 
(CT  IV  19  a),  6  finden.  Dieser  Umstand  gibt  uns  die  Deutung 
der  häufigen  Eigennamen  der  Form  anum  (a-nu^  anu-um)-pi- 
$in,  anum-pi-sa,  anum-pi-samas  (Ranke,  Personal  Names  103; 
222:  ,Shamash  is  the  god  of  the  Word'),  der  sich  jetzt  als  iden- 
tisch erweist  mit  an-nu-pisu  B. E.  XV  155,  1,  aber  auch  147,6; 
(vgl.  außer  Clat,  Personal  Names  of  the  Cassite  periode  55  b 
auch  ToRczYNER,  Tempelrechnungen  3),  welche  Namen  zu  über- 
setzen sind:  ,Ja  ist  ihr  (sein,  des  Gottes)  Mund  (Orakelspruch)'. 
Hieher  gehören  wohl  auch  die  Namen  a-nu-mi-lik-su  ,Ja 
ist  sein  Rat'  CBS  1074  bei  Clay  a.  a.  O.,  ina-an-ni-sa-allak 
,Auf  ihr  Ja  hin  gehe  ich'  Clay  88  a,  wozu  genauer  noch 
unten,  S.  55;  sowie  vielleicht  iätar-a-na-su-mi-si-na  ,I§tar  be- 
stimme (o'r  II  i)  ihnen  ein  Ja'  (vgl.  istar-Sum-ma-an-ni  CT  VI  4, 
obr.  2).  Dafür,  daß  an(n)a  wie  in  Eigennamen  auch  sonst  AN 
geschrieben,  also  vielleicht  wie  hebr.  p  neben  nn,  ass.  ul  neben 
ul(l)a  auch  zu  an  abgekürzt  wurde,  bietet  sich  ein  Beleg  in 
dem  Becherwahrsagungsomen  CT  III  PI.  3  (Hunger,  Text  B), 
29,  wo  es  heißt:  ,Geht  das  Öl  der  Sonne  zu  auseinander  und 
bildet  einen  Tochtertropfen  —  dem  Ölspender  Heil  (su-lum)  AN 
ki-nu-um\  Die  letzten  Wörter  übersetzt  Jastrow,  Religion  II  764: 
,(Heil)  durch  den  Schutzgott',  wozu  er  in  Anmerkung  sagt: 
eigentlich:  .günstiges  Heü  des  Gottes',  was  zur  Übersetzung 
nicht  paßt.    Es  ist  gewiß  zu  lesen:   an  ki-nu-um  ,ein  sicheres 


^  jEiae  Zusage  geben'  (Schork,  Ukgnad)  ist  angenaa. 

'  Lies  orna  i-pul  ,er  antwortete  ja'.     Uhgnad  hat  die  Stelle  miÖTeretanden. 

2* 


20     I.  Die  adverbielle  Akkusativenduno  am,  an  im  Semitischen. 

Ja*,  ein  zweifellos  günstiges  Omen.^  Für  anna  apälu  steht  anna 
etappulu  in  an-nu  ki-e-nu  e-tap-lu  a-ha-mes  ,ein  sicheres  Ja 
antworteten  sie  zusammen*  ^  K  2801,  Rev.  9  (Meissner-Rost,  BA 
III  235:  ,in  treuer  Gnade  gegenseitig  sich  bekümmert'):  arhi- 
sam-ma  ""  sin  u  ""  samas  ina  tämarti-su-nu  .  .  .  an-nu  ki-e-nu 
e-tap-pa-lu  a-ha-mes  , monatlich  haben  Sin  und  Öama§  bei  ihrem 
Aufgang  .  .  .  übereinstimmend  mit  fester  Zusage  geantwortet' 
Bu.  88-5-12,  78,  Z.  20—23;  vgl.  BA  III  244  unten.  Vgl. 
auch  a.  a.  O.  244,  6.  Danach  ist  auch  V  Rawl.  63,  4  b  ina  terti- 
§unu  ulli  etappaluinni  (vgl.  Delitzsch,  HWB  113)  genau  nicht: 
,in  ihren  Vorzeichen  für  das  Nichtsein  eintreten'  (Meissner-Rost, 
BA   III   270),    sondern    ,in   ihren  Vorzeichen   antworteten   sie 

^  Daß  (m(n)a  apälu  ,ja  antworten*  nicht  ,eine  Zusage  geben',  an(n)a  also 
direkte  Rede  ist,  beweist  die  parallele  Redensart  in  den  Briefen  imriS  apälu; 
vgl.  Ungnad,  Briefe  109  (CT  VI  23aj,  18—24:  ^ mu-l}a-di-tum  U(-tu)  Sattim,  2'""" 
ü-da-bi-ba-an-ni  .  .  .  Sd  mu-^a-di-lim  ki-ma  ta-aS-pu-ra-am  i-Sa-ri-iS  a-ta-pa-al-ii] 
192  (TD  35),  6 — 10:  a-na-ku  u  *M-ti  a-na  Sar-ri-im  ni-ru-um-ma  ...  sar-imm  i-sa-ri-iS 
i-tap-la-an-ni  um-ma  Si'i-ü-ma]  217  (CT  IV  27a),  17 — 21:  u  kaspum  (nicht  kaspam; 
vgl.  das  analoge  pi-ha-tum)  ^  warad-*^"  tUpak  i-Sä-fi-ii  ap-lam  ^icarad-*'"  tispak  pi- 
ha-tum  i-Sä-ri-is  ap-la-di-Sü  (265,  2  ist  zweifellos  [mit-kaJ-ri-iS  zu  ergänzen).  Die 
Stelle  192,  9,  wo  wegen  des  folgenden  um-via  M-ü-ma  apälu  nur  ,ant werten',  nicht 
, zahlen'  bedeuten  kann,  läßt  letztere  Bedeutung  in  derselben  Phrase  auch  sonst 
gegen  Unonad  ausgeschlossen  erscheinen.  Vgl.  auch  i-iä-ri-ü  a-pa-la-an-ni  Langdon, 
Königsiuschr.  102,  Col.  III  22  nach  L.:  ,gib  mir  in  rechter  Art  Bescheid'.  Aber 
,richtig  (gerecht)  antworten'  paßt  nirgends,  auch  192,  9  nicht,  weil  damit  der  Inhalt 
der  Antwort  nicht  bestimmt  ist.  Der  Irrtum  liegt  wie  bei  an(n)a  apälu  nur  im 
Anführungszeichen;  übersetze  , „richtig,  recht  ist's"  antworten,  recht  geben';  z.  B. 
109,  18 — 24:  ,M.  prozessiert  mit  mir  seit  2  Jahren  ...  in  Sachen  der  M.  werde  ich 
nach  dem,  was  du  mir  schreibst, »ihr  recht  geben';  192,6 — 10:  ,Ich  und  er  kamen 
zum  König  .  .  .  der  König  hat  mir  recht  gegeben';  217,  17 — 21:  ,Betreflf8  des  Silbers 
gib  dem  W.  recht,  dem  W.  antworte  wegen  des  Schadens:  Recht  hast  du!'  Weil 
iiarii  apälu  wie  anna  apälu  ,recht  geben,  zustimmen'  ist,  scheint  auch  iSavis  die 
Bedeutung  , günstig'  angenommen  zu  haben.  So  wohl  Klaübeb,  Pol.-Rel.  Texte  Nr.  '20 
Rev.  7;  21,  Rev.  12.  Die  Redensart  iüariä  apälu  liegt  auch  dem  n.  pr.  ub-bu-ul-ti-li-H-ir 
etc.  Clav,  Pers.  Names  141  zugrunde,  der  zu  übersetzen  ist  ,Meine  Antwort  (uppuUi) 
möge  günstig  (wörtlich  möge:  ,isar%s')  sein.  Zur  Variante /S/G-iWt-iiV  vgl.  Meissner, 
SAI  9130  aig  =  vb-bu-lu  ia  [Se-ivi?],  s.  auch  SAI  5507.  Clats  (Personal  Names 
149)  UbbuUu,  The  supporter,  a  deyty  ist  zu  streichen,  da  auch  in  ubbulti  fSIG)- 
aha-uiabii  B.  E.  XIV  19,  32  SIG  gewiß  nicht  Ubbulti-  zu  lesen  ist;  vgl.  meine  Tempel- 
rechnungen 76.  Vgl.  endlich  auch  die  vielen  anderen  mit  Itäir  zusammengesetzten 
Namen,  wo  die  Deutung  ,gün8tig  sein'  am  nächsten  liegt. 

*  D.  h.  auf  jede  einzelne  Anfrage.  Vgl.  den  ähnlichen  Gebrauch  von  ahennä. 


Akkusativ  ADVERBIEN  im  Assybisch-Babtlonischen.  21 

mir  mit  Nein',  was  für  die  Auffassung  von  I  R  49,  lOfE.  von 
\yichtigkeit  ist:  nise  (11)  a-sih  lib-bi  SU.AN.NA  (12)  ul-la 
a-[ha]-mes  e-tap-pa-ßu]  .die  Leute,  die  da  in  Babylon  wohnten, 
hatten  einstimmig  nein  gesagt  (=  sich  empört)'  Meissner-Rost 
a.  a.  0.  219:  ,feiudliche  Umtriebe  veranstaltet'.  Ein  von  anna 
,ja'  abgeleitetes  Adjektiv  annü  ,bejahend,  günstig',  das  von 
annü  , dieser'  zu  unterscheiden  ist,  muß  in  ina  siri  an-ni-i  ,auf 
ein  bejahendes  (nicht  , dieses'!  vorher  ist  kein  Orakel  er- 
wähnt) Orakel'  sich  bergen,  das  in  Chroniken  altbabjlonischer 
Könige  annu  kenn  der  assyrischen  Inschriften  vertritt.  Vgl. 
KiNQ,  Chronicles  25,  1;  27,8;  28,13;  34,36;  37,12;  38,16 
u.  ö.,  wo  es  stets  am  Beginn  eines  Abschnittes  steht.  Vgl.  noch 
anna  , Zusage  (?)'  Amarna  199,  7;  Zimmern,  Beitr.  88;  annu 
, Gnade'  ist  aus  den  Wörterbüchern  zu  streichen.  Hebr.  jn 
kann  ja  nur  ennu  lautlich  entsprechen.  S.  unten  zu  masiavi. 
Darum  kann  auch  an-na-ma  II  R  65  obv.  Kol.  I  4.  7  nicht  ,au£ 
friedliche  Weise'  (Delitzsch,  HWB  101b)  bedeuten.  Darf  man 
etwa  übersetzen  ,als  Jawort,  Schwur'? 

an-na  II  ,da.  hier',  so  wohl  an-na  neben  sa,  ema,  ittum  =  Kl  (De- 
litzsch, HWB  103a)  zu  deuten  =  acc.  zu  annü  .dieser';  dazu 
gehört  anscheinend^  ahi-annä  ,hier(bei),  hüben*,  inajuia  =  ina- 
annä,  darin,  dabei  =  jetzt',  ak(i)-annä  =  ,also,  hier,  dann'  etc. 
Vgl.  auch  den  Eigennamen  a-di(du)-an-ni-a(am)  ,Bis  hieher.  Bis 
jetzt  (warteten  wir?)'  Ranke,  Personal  Names  62. ^  Substantiviert 
wohl  in  ina  la  an-ni-su  ,nicht  zu  seiner  Zeit'  (wörtl. :  seinem 
,jetzt')  ViROLLBAUD,  Samaä  III  21,  22. 

enna  I  ,siehe'  Delitzsch,  HWB  103,  lautliche  Variante  zu  anna  ,ja, 
fürwahr'  =  hebr.  r^iri,  arab.  ol. 

en-na,  en-na-a,  en-na-'  II  ,jetzt,  nun',  lautliche  Variante  zu  anna  II  = 
Hjn,  Li<b  (auch  mit  Präp.  adi  [muhhi]  sa  e.  ,bis  jetzt'  Ylvisaker 
a.  a.  0.  59);  darum  enenna  (wohl  ==  ina-ennä  oder  ana-enna)  = 
inanna,  ahennä  =  akannä. 

ennam  s.  zu  masiam. 


S.  aber  weiter  unten. 

Vgl.  hebr.  rtiri  tv  ,bis  hieher'  nnd  (häufiger)  »bi«  jetzt'. 


22       I.    Die    ADVERBIELLE    AkKüSATIVENDUNO    AM,  AN   IM    SEMITISCHEN. 

an-na-ka,  a-na-ka,  na-ka,  ha-an-na-ka  {=  an-na-ak,  na-ak,  ha-na-ak) 
formell  =  ijS'Ua  ,liier'  Meissner,  Supplement  103  b,  Ylvisaker 
a.  a.  O.  59;  =  a-na-kam  KB  IV  54  (Kapp.  Urk.  VIII),  U; 
an-na-kam  Amarna  127,  19;  170,  5;  Harper,  Letters  502,  10; 
802,  5  mit  der  Präp.  is-tu.  Für  a-na-ka-a-ma  CT  II  49,  3;  a- 
na-ka-ma  CT  VI  19  b,  13  ^  bietet  nach  Ungnad,  Briefe  Nr.  162 
und  126  das  Original  a-hu-ka-a-ma,  bezw.  a-na-ku-ma.  In  dem 
Omen  Langdon,  Königsinschr.  288  könnte  sulmu  ana-kam  ,Friede 
ist  hier'  sein. 

an-ni-kä,  an-ni-ka-a  , ebenso*  (?)  in  Amarna  vgl.  Bohl,  Sprache  72, 
s.  zu  kä  =  kiam]  Amarna  1,  92,  93. 

a-ni-na  ,wo?'  (?)  CT  II  1,  45. 

i-na-an-na(a)  (=  i-na-an  Amarna  161,  30)  Knüdtzon,  Samaä  285  u.  ö., 
besonders  häufig  in  altbabylonischen  Texten-,  vgl.  Schorr,  Ur- 
kunden 526 ;  Ungnad,  Briefe  262  auch  mit  den  Präpositionen 
adi,  ar-ka  (CT  XXXI  40,  8),  istu,  klma,  während  in  späterer 
Zeit  das  gleichbedeutende  eninna(-a-ma),  enena  vorherrscht; 
vgl.  die  Lexika  und  s.  zu  enna  IL 

appa  ,vorn'  in  era  sa  ap-pa  u  is-di  isäti  talputu  ,ein  erw-Holz,  das 
du  vorn  und  hinten  (eigtl.  unten)  mit  Feuer  berührt  hast'  ZA 
16,  S.  192,  Rev.  Z.  16;  erija  .  .  .  ap-pa  u  is-di  isäti  luputma  IV 
Rawl.  15 f.,  Col.  III  15,  vgl.  Delitzsch,  HWB  383  a;  Fossey, 
Magic  270. 

appuna(-a-ma)  soll  , vollends,  sehr,  weiter,  auch,  sogar,  wahrhaftig' 
u.  ä.  bedeuten;  vgl.  Delitzsch,  HWB  113/4;  Müss-Arnolt  71a; 
Jensen,  KB  VIi  312;  Bohl,  Sprache  74;  Ungnad,  Briefe  265. 
Die  Amarnabriefe,  wo  allein  diese  Partikel  häufig  auftritt,* 
zeigen  aber  deutlich,  daß  appuna(ma)  nur  ,nun,  denn'  be- 
deutet und  als  enklitisch  nachgestellte  Verstärkungspartikel 
genau  dem  hebr.  kIbk,  targumisch  jls  entsprechend  verwendet 
wird,    womit    es    auch    etymologisch    zusammenzustellen    ist.' 


'  Vgl.  Landersdorfer,  Privatbriefe  61;  Mo.ntgomkry,  Briefe  17. 

'  In  zeitlich  bestimmbaren  Texten  sonst  meines  Wissens  nur  einmal  an  der 
genannten  altbabylonischen  Briefstelle  bei  Ungnad. 

'  Vgl.  auch  KB  Hadadinschrift  17.  33  und  besonders  kd  xn  Pannamu  22,  sowie 
ivy*9  ^  ja  feyn  ,c'e8t-ä-dire'  =  ^£\  im  Qa^rami  bei  Landbekg,  Arabie  Meridionale 


Akkusatiyadverbien  im  Assyrisch-Babylonischen.  23 

Vgl.  mi-na  a-qa-bvr-na  ap-pu-na-ma  ,was  soll  ich  denn  sagen' 
119,  54;  mi-i-na-am  ap-pu-na-ma  u-pa-a-i  ,was  nun  suche 
ich'  166,  6  mit  hehr,  slsx -ö  ,wer  denn  (nun)?'  Gen.  27,  33; 
K*2N  .TX  ,wo  denn?'  Ri.  9,  38  u.  ö. ;  kisk  piv  nö2T  ,und  woran  wird 
es  sich  nun  zeigen?'  Ex.  33,  16;  summa  ap-pu-na  a-na  si-ip- 
ri-im-ma  ip-Se-it  ,wenn  es  nun  zu  zählen  ist'  19,  51;  ü  sum-ma 
ap-pu-na-ma  ju-sa-na  sarru  ,und  wenn  nun  der  König  auszöge' 
74,  39;  sa-ni-tam  sum-ma  ap-pu-na-ma  a-nu-ma  pa-at-ra  "'"... 
,femer:  wenn  nun  jetzt  abgefallen  sind  (die  Städte)'  83,  28; 
Ä  sum-ma  ap-pu-na-ma  ji-el-ki  sarru  ,und  wenn  nun  der  König 
nimmt'  116,  35;  118,  18;  sum-ma  ti-qa-hu  ap-pu-na-ma  ,wenn  du 
nun  sagst'  252,  24  mit  targumisch:  ps  'bx  .wenn  doch';  pss  ^h  i'?k; 
pE''bi'?'K;  peb  i*?«  ,wenn  nicht  etwa'  Dalman,  Grammatik  238; 
ia-nu-um-ma-a  ap-[pu^n]a  ,weim  etwa  nicht'  29,  141  mit  hebr. 
1BK  üb  DK  ,wenn  etwa  nicht'  Hi.  9,  24;  24,  25;  a-ka-an-na  ap-pu- 
na  ,so  nun'  19,  47  mit  kiek  p  cK  ,wenn  es  so  etwa  ist'  Gen.  43, 
11;  a-na-ku  ap-pu-na-ma  ,ich  nun'  17,  16;  at-ta  ap-pu-na-ma 
,du  nun'  17,  25;  19,  10;  at-ti-t-m[a  ap-pu-n]a  ,du  (fem.)  nun' 
26,  16;  an-ni-[i-maj  ^  ap-pu-na  , dieses  nun'  26,  44  mit  kibk  ~[h>  nö 
,was  hast  du  denn?'  Jes.  22, 1;  xisx  nD^pi  .und  dir  nun'  Gen.  27, 37; 
X*.EX  nx!  jdies  etwa'  Spr.  6,  3,  wonach  auch  sa-at-da  an-ni-da 
ap-pv^na-ma  , dieses  Jahr  da'  162,  51  und  a.  nach  Substantiven 
und  Adverbien  zu  verstehen  ist  in:  [aj-be-ia  ap-pu-n[a-mja  29, 82; 
a-hu-ka  ap-pu-[na-mja  29,  140;  ahi-ia  ap-pu-na  20,  53;  mi-im- 
mu-ri-ia  ap-pu-na  26,  9.  13;  huräsa  ap-pu-na  ,Gold  nun'  27,  22; 
[i-nja-an-na  ap-pu-na  , jetzt  nun'  29,  153;  sa-ni-tam  ap-pu-na- 
ma  ,femer  nun'  161,  47.  Beim  Verbum  steht  es  1, 64:  Za  ta-gab-bi 
a-wa-te-su  ap-puna-ma  ,so  führst  du  eben  nicht  seine  Worte 
an'  und  1,  77:  ü  a§-kun-surnu-ti  u-ul  ad-di[n  mi-ma  mju[-hji- 
su-nu  ap-pu-na-ma  ,so  habe  ich  für  sie  festgesetzt,  daß  ich  etwas 
an  sie  eben  nicht  mehr  gebe'  wie  hebr.  (x)iEX  ipt  ,wisset  näm- 
lich' 2  K.  10,   10;Hi.  19,  6;  isx  p'  «ö  ,wer  gäbe  doch'  Hi.  19,23. 


I  18.    Alle  diese  Formen  sind  nur  Weiterbildungen  des  arabischen  (z.  B.  in  t^_>>vi 
nachgestellten)    <J»-     Brockelmahh,    Grundriß   II   ly8  §  ll»b   hält   kick    irrtümlich 
(wegen  Verwechslung  mit  rcx?)  für  eine  Fragepartikel. 
*  Oder  f-i-tamfj. 


24     I.  Die  adverbibllb  Akkusativbndono  am,  an  im  Semitischen. 


Ebenso   sind,    wenn  Knudtzons  Ergänzungen    richtig   sind,   zu 
beurteilen  17,  30;  29,  12} 

Daß  diese  Bedeutung  von  appunama,  welche  für  die  Amarna- 
briefe  aus  Ost  und  West  allein  angenommen  werden  muß,  auch 
anderwärts  in  Betracht  zu  ziehen  ist,  zeigt  der  Folgeweiser  auf 
K  8018  und  K  3990  (vgl.  Jensen,  KB  VI  i  178  und  185  n):  as- 
su  mi-na-(ma)  af-puj-na-ma  im-tal-li-ku  iläni  rahüti'^  , warum 
eigentlich^  haben  die  großen  Götter  beraten'.  Ebenso  fasse 
ich  II  Rawl.  16,  19 — 21  ina  kirl  tahassima  suluppaka  martum 
ina  näri  tabassima  müka  daddaru  appunama  ,Wenn  du  im 
Garten  bist,  sind  deine  Datteln  Galle  (=  bitter),  bist  du  im 
Strome,  ist  dein  Wasser  eben  Gestank'.  Auch  TH.  D.  29,  10 
(Unqnad,  Briefe  143):  a-li-iki-di-ia  ap-pu-na-ma  (11)  i-mu-ur-su 
ist  ,Alik-idia  nun  hat  ihn  gesehen'  gewiß  wahrscheinlicher  als: 
,A.  hat  ihn  wahrhaftig  gesehen'  (Ungnad).  Daraus  glaube  ich 
den  Schluß  ziehen  zu  dürfen,  daß  appunama  auch  an  den  zwei 
letzten  Stellen,  wo  es  in  zusammenhängendem  Texte  steht,  als 
Verstärkungspartikel  zum  vorhergehenden  Wort  zu  verstehen 
ist:  Weltschöpfungsepos  I  123 f.  =  111  36.  94:  gah-sa  te-ri-tu-sa 
la  mahar^  si-na-(a-)ma  ap-pu-(un)-na-ma  es-tin  es-ri-tum  klma 
su-a-tu  us-tab-si,  wo  ich  übersetzen  möchte:  , gewaltig  sind  ihre 
Ausgeburten,^  nichts  kommt  ihnen  etwa  gleich;**  elf  solche  schuf 
sie',  und  V  Rawl.  47,  53  ff. :  as-na-an  TAG-ma  da-ad-da-ris  a-la- 
his  (Glosse:  da-da-ru  bu-'-sa-nu)  ap-pu-na-ma  e-te-riq'^  si-li-e-tum 
(Glosse:  ap-pu-na-ma  ma-'-dis]  si-li-e-tum  GIG)  ,Wenn  ich  die 
Nahrung  berühre  (!),  *  wird  sie  stinkend,  faulend  gar,  fahl  (gelb) 
bin  ich  in  Krankheit (?)'.    Wenn  appunama  hier  durch  ma'dis 


^  Berichtige  die  Übersetzungen  Knudtzons  und  Ebeling,  Wöterverzeichnis  s.  v. 

'  Die  Ergänzung  nach  Jensen. 

^  Jensen  vermutungsweise  ,insgesamt'. 

*  Var.  mak-ra. 

'  lereLu  also  von  et-ü  {^'^)  »schwanger  sein'  abzuleiten. 

*  So  wohl  trotz  der  Versteilung  vor  appunama. 

''  So  /^pTi  wohl  besser  als  e-te-rik  (so  Delitzsch,  HWB  117a  u.  ö. ;  Jasteow, 
Religion  II  128). 

^  Lies  wohl  alpiUma-,  -aum-ma  (Jabtkow)  ist  unmöglich,  da  der  Text  in  1.  Per- 
son spricht. 


Akküsativadyerbien  im  Assyrisch-Babylonischen.  25 


,sehr'  erklärt  wird,  so  ist  damit  nur  ungefähr  der  Sinn  dieser 
Stelle  angegeben.  Ähnlich  könnte  man  ja  auch  hebr.  kiek  in 
übersetzen  , wisset  wohl'.  Zur  grammatischen  Form  von  (ki£k), 
pe,  appunama  s.  Kap.  XI  und  XIII.  Die  Verstärkungspartikel 
appunama  stimmt  in  ihren  verschiedenen  Anwendungen  in  ihrer 
Bedeutung  oft  mit  anderen  Verstärkungspartikeln  überein ;  so  ist 
sie  als  Übersetzung  von  sum.  i-gi-in-zu  (Meissner,  SAI  2636)  wohl 
als  Verstärkung  der  Frage  und  Aufforderung  =  u-ka-a  ,und  so' 
(SAI  2637);  ki-a-am  ,so'  (2638);  la  ma-sil  ,gleicht  es  nicht?, 
nicht  wahr?'  (?)  (2639);  ma-an-da,  man-di,  ni-in-du-u  ,wie,  warum' 
(2640 — 2642),  wohl  =  pi  (AA.  wi?)-in-du-u  (2645);  pi-qa,  pi-ku 
(2643  und  2644);  sum-ma  (als  Frage-  und  Schwurpartikel,  2646); 
sü-us-sa-ma  (2647);  qat-ta-tic-u  (2648);^  tu-sa-am,  tusa(-a)-ma, 
tu-us-suma-ki  (2649 — 2651).  Als  Übersetzung  der  sumerischen 
Aufforderungspartikel  ganam  (Meissner,  SAI  4357,  ygl.AN.GA. 
A.ÄN=  appunama  II  R  16,  21  g  und  oben  zur  Stelle)  wechselt  es 
ebenso  mit  u[kä]  (SAI  4358);  man-[dali]  (4359);  pi-[qa]  (4360); 
bi-qa  (SAI  10824);  tu-sa-[amj  (SAI  4361),  s.  noch  GA.NU  = 
al-kam  , wohlan!'  Brünnow  6121.  Auch  in  K  8848  (Meissner, 
Suppl.  PI.  15)  werden  miiiif-dij  pi-qa-ma,  ap-pu-na,  ul-la,  mi- 
in-su,  ul-la,  ul-la,  ki-sa-am-ma,  e-zu-ub  hintereinander  an- 
geführt. 


^  Nicht  Sutatü  zu  lesen!  Der  richtigen  Deutung  von  qat-ta-tu-u  sind  KuoLEn, 
Sternkunde  II  i  55  und  Jastrow,  Religion  II  573  mit  der  Übersetzung  ,zu- 
Bammengesehon'  nahegekommen.  Es  ist  aber,  wie  unsere  Stelle  zeigt,  nicht  Verbal- 
form, sondern  Adverb  und  bedeutet  1.  , zusammen'  an  den  bei  Kcglek  und 
Jastkow  angeführten  Stellen  aus  astrologischen  Berichten,  vgl.  Thompson,  Reports 
126,  1  u.  ö.,  ViROLLEAüD,  Astrol.  Sin  III  62  u.  ö.,  2.  steht  es  als  Verstärkungspartikel 
zweifellos  in  der  Nergalhymne  IV  R  24,  Nr.  1,  Z.  36  ia  mi-hi-if-au  qat-ta-tu-u  lini-nu 
ina  i-di-iu  [  J,  wo  gegen  Jastkow,  Rel.  II  472  6;  Böllenkücher,  Nergal  27, 

die  von  der  falschen  Lesung  iutatü  ausgehen,  zu  übersetzen  ist:  .dessen  Schlag 
gänzlich  den  Bösen  an  seiner  Seite  [niederwirft  o.  ä.]';  qattatü  ,gänzlich'  gehört 
natürlich  zu  qalü  ,ganz  sein'  und  entspricht  einem  arab.  iÄkä"  =  lj«iai',  I^äLä 
,gänzlich'.  Wie  das  fem.  qattatü  ist  das  mask.  qatü  zu  verstehen  an  der  Delitzsch, 
HWB  600  zitierten  Stelle  Strassmaier,  Cyrus  313,  6  '""*'"  pu-sa-am-mu-u-tu  qa-tu-ü 
ulammadsu  ,lehrte  ihn  das  . . .  handwerk  gänzlich'.  Ebenso  steht  qa-ti-ti  248,  5;  325,  8 
adverbiell.  Auch  V  R  47,61  ist  (la)  zil-la-a-tum,  erklärt  durch  qa-ta-a-ttnn,  adverbiell 
zu  fassen  ,unaufhörlich'.  Ganz  anders,  aber  kaum  richtig  Jastkow  II  128  nach 
ZiMHERK,  KAT  38;  vgl.  Dhobue,  Choix  376. 


26     I.  Die  advkrbiellk  Akkusativendüno  am,  an  im  Semitischen. 

apnäma,  früher  Delitzsch,  HWB  113b;  Weiszbach,  Achämeniden 
6,31. 

ap-pit-tam  ist  vielleicht  für  (ana)  ap-pit-tti  (aus  an[a]  -\-  pittam  = 
hehr.  öKne)  , plötzlich'  Weiszbach,  Achämenideninschr.  89,  10  zu 
lesen.  Sonst  nach  der  Präposition  (ana)  meist  in  der  Form  des 
Genetivs  appitti,  die  in  der  Schreibung  tT'BS  ins  Aramäische 
eingedrungen  ist.  Vgl.  Saohau,  Pap.  8,  9  und  dazu  Torczyner, 
OLZ  1912,  399. 

i-§a-am  ü  ma-dam  ,mehr  oder  weniger'  CT  II  43,  12;  vgl.  Schorr, 
ABR  III  14. 

urra(m)  ,bei  Tag',  besonders  in  urra  (u)  müia(m),  müsa  u  urra  ,Tag 
und  Nacht',  vgl.  Delitzsch,  Grammatik  g  218;  HWB  307  b; 
Amarna  83.  36;  Hinke,  Boundary  Stone  248;  Küchler,  Me- 
dizin 34,  13;  36,  24.  29  u.  ö.;  sa  urra  u  müsi  Jensen,  KB 
VIi  130,  19;  ferner  substantiviert  a-di  tir-7-a-am  Museum  Y 152, 
Kol.  11,  22;  gleichbedeutend  urris  Dhorme,  Choix  10,  50. 

(w)arka,  (w)arkä(ma)  1.  ,hinten'  (=  arid)  in  ar-ka-a  ul  a-mur  ,ich 
blickte  nicht  zurück,  zögerte  nicht'  Delitzsch,  HWB  242  a  == 
ar-ka-a  ul  il-qi  a.  a.  0.  582  b,  Budgb-King,  Annais  VIII  Kol.  I 
72;  vgl.pa-na  w  ar-[ka]  Asurh.  V  53,  vgl.  BA  III  198;  2.  , da- 
nach, darauf,  späterhin',  vgl.  Delitzsch  a.  a.  0.  242  a;  wa-ar-ka- 
ma  PoEBEL,  BE  VI  2  58  (Schorr,  Urkunden  82),  9;  wa-ar-ka  Kod. 
Hamm.  8,  72;  13,  41  u.  ö.;  mit  Präp.  i-na  waar-ka  , später'  8a, 
47;  3.  als  Konj.  , nachdem'  12  a,  48.  64;  14  a,  76  u.  ö.;  4.  als 
Präp.  ,nach':  arka  i-na-an-na  , hernach'  Ungnad,  Briefe  269 
(CT  29,  40),  8;  ar-ka  a-ha-mes  (s.  unten)  u.  ö.  Vgl.  noch  den 
Eigennamen  ar-ka-saili  , hinter  Gott  (ist  Gnade)'  Clay,  Personal 
Names  58  b  und  dazu  Torczyner,  Tempelrechnungen  12. 

assa  =  assum  , wegen'  nach  Delitzsch,  HWB  151  b  =  assu(m)  äa.^ 
S.  aber  unten  Kap.  VI. 


1  Die  Präposition  a-Sa-sa,  welche  Jastrow,  Religion  II  821  annimmt,  ist  na- 
türlich zu  streichen.  Vgl.  Meissner,  SAI  8998,  wo  richtig  a-gar-gar  vorgeschlagen 
ist,  das  an  unserer  Stelle  wie  hebr.  pw  ,Gewimmel'  speziell  .Insekten'  bezeichnet: 
,wenn  ein  Widder  pediculos  alterius  edit'.  Vgl.  Z.  2.  Zu  dieser  Bedeutung  von 
agargarü  B.  schon  Meissner,  Supplement  20  b  und  Verbesserungen  dazu  S.  106. 


AkKÜSATIVIDVERBIEN    im    AsSYRISCH-BABrLONISCHKN.  27 

atä(ma),  attä  s.  Delitzsch,  HWB  156;  Muss-Arnolt  126a;  nach  Yl- 
visAKER,  Zur  Grammatik  60  stets  ,warimi?*  zu  übersetzen. 

ita  ,neben'  z.  B.  CT  VIII  49  a  (Schorr,  Urkunden  14),  15;  49  b 
(ScHORR  15),  8  c.  suff.  i-ta-a-ia  emid  ,stellte  ich  neben  sie  (ihn)' 
Asarhaddonprisma,  Kol.  VI  16  (Meissner-Rost,  BA  III  200); 
Meis8nbr-Ro8t,  Bauinschriften  Sanheribs  14,  84. 

atra(m),  vgl.  hebr.  -in',  'irr:"'  ,mehr,  sehr'  in  at-ra  ha-sis  ,sehr  klug' 
BöLLENRüCHER,  Ncrgal  Nr.  6,  29.  Besonders  als  Eigenname  at- 
ra-ha-sis,  at-ra-am-ha-si-is  (=  a-tar-PI)  vgl.  Jensen,  KB  VI  i 
290  VIII  2;  Dhorme,  Choix  122,  4;  Tallquist,  Ass.  Personal 
Names  47  b. 

ha-la  =  balum  ,ohne'  vgl.  Deutzsch,  Grammatik  232. 

hirä  in  sarru  imät-ma  mätsu  a-na  hira-a  i-harru-ub  Virolleaud, 
Suppl.  XXXI  12  und  sar  viäti  siäti  sarräfni  nakrxiti]  su  (seil. 
ikassad)  ana  bi-ra-a  mät  nakiri  KU  (f)  [  J.    Vielleicht 

»inzwischen,  unterdessen',  vgl.  biri,  beri  »zwischen'.^  Also:  ,der 
König  wird  sterben,  sein  Land  unterdessen  (?)  veröden',  bezw. 
,der  König  dieses  Landes  wird  die  ihm  feindlichen  Könige  (ge- 
fangennehmen), unterdessen  (?)  wird  das  Land  des  Feindes  .  .  .'. 
Gesichert  wird  diese  Deutung  durch  K  8266  etc.  I  107,  in 
Umschrift  bei  Virolleaud,  Babjloniaca  V  60:  sarru  nakru 
ikassad-su-ma  ina  mät  nakri-su  imät  mätu  bi-rit  bi-int  issa-bat 
,den  König  wird  sein  Feind  gefangennehmen,  im  Lande  seines 
Feindes  wird  er  sterben,  das  Land  wird  unterdessen  besetzt 
werden',  wo  für  a-na  bi-ra-a:  bi-rit  bi-rit  »inzwischen'  steht. 
Zur  Doppeltsetzung  vgl.  das  talmudische  'rn  "rn  »inzwischen'. 

ga-na  , wohlan!'  sum.  Lehnwort,  Delitzsch.  HWB  201a,  Jensen,  KB 
VIi  244,  208.  220. 

gi-na-a  , beständig,  immerwährend'  und  , sicher,  fest',  vgl.  Delitzsch, 
HWB  201b;  Müss-Arnolt  226  b,  aber  auch  an  mehreren  Stellen, 
wo  mau  ginä  mit  hebr.  p  , Garten'  kombiniert  hat,  wie  B.  E. 
XVII  33a,  19ff. :  i-na  gi-na-a  a-na-ku  as-ba-ku-ma  (20)  ü  gi-na-a 
ir  (d.  i.  er)-te-ni-id-du-[    J  (21)  a-na  alu  ^^  ^  sa  be-li  £u-ul[mu 


'  Jabtxow,  Religion  n  593  , durch  Hungersnot'. 


28     I.  Die  adverbielle  Akküsativenduno  au,  an  im  Semitischen. 


he-Jli .  .  .  ,In  Sicherheit  sitze  ich  und  sicher  schreite  ich;^  die 
Städte  des  Herrn  haben  Frieden.  Mein  Herr  . .  .*  Radau  zur 
Stelle  ergänzt  in  Z.  21  zu  su-ul[-mü-süj  ni,  vgl.  aber  Z.  3 — 4: 
a-na  alu  "^  ''*  massartio  sa  be-ll-ia  su-ul-mu.  Seine  Übersetzung 
der  Stelle-  ist  verfehlt.  Ferner  K  3182  I  27:  te-te-ni-ti-iq  gi-na-a 
sd-ma-mi  Schollmeyer,  Hymnen  87:  ,du  schreitest  einher  auf 
den  Gefilden  (ZA  IV  8,  28  „Firmament")  des  Himmels',  wo 
aber  gmä  (s.  Z.  28)  wie  in  Z.  oO  parallel  zu  ümesam  ^täglich^ 
immer*  steht.  Übersetze  Z.  27 — 30  etwa:  ,Du  ziehst  einher  be- 
ständig im  Himmel,  hinab  (KI.TA?)  .  .  .  auf  die  Erde  kommst 
du  stets;  in  .  .  .  wie  .  .  .  [schreitest  du]  beständig,  kommst 
stets  dahin.'  [Vgl.  jetzt  auch  Jensen,  KB  VI  2  96.]  Dasselbe 
Wort  ist  kima  gi-na-a  ,für  immer  (bin  ich  in  Trauer  versetzt)' 
Craiq,  Religious  Texts  II  Fl.  6,  29;  Mautin,  Textes  Religieux  39: 
Nä-Rohr  (Gl  na-a);  Jastrow,  Religion  II  93:  ,wie  ein  .  .  .' 
Auch  für  Langdon,  Königsinschr.  292,  18  a-na  gi-na-a  ükin- 
äit-nu-ti-ma  scheint  ,  setzte  sie  für  immer  fest'  besser  als  , setzte 
.  .  .  fest  als  ständiges  Opfer';  auch  im  Genetiv  is-qu  gi-na-a 
KB  I  202  unten  besser  ,Abgabe  für  immer'  als  ,Leistung,  Ab- 
gabe^  Zu  ginä,  gine  , Opfer'  s.  weiter  unten.  An  den  dunkeln 
Ominastellen  K  126  etc.  (vgl.  Rev.  Sem.  I  63 ff.,  168 ff.;  Boissier, 
Documents85 — 94;  Transskription:  BabyloniacaIII214ff.),  Z.17, 
43  scheint  gi-na-a  , immer  wieder,  wiederholt'  zu  bedeuten, 
vgl.  Z.  17  amelu  ana  sinnisti  la  za-ku-ti  (seil,  ithi-ma)  gi-na-a 
ig  da-na-lu-ut  ,wenn  ein  Mann  (im  Traume)  einem  unreinen  Weibe 
(sich  nähert  und)  wiederholt  aufschrickt'  mit  der  vorher- 
gehenden Zeile  ,wenn  ein  Mann  einem  Weibe  sich  nähert  (und) 
aufschrickt'  (ig-lu-ut);^  danach  Z.  43  amelu  gi-na-a  ig-da-na- 
lu-ut  ,wenn  ein  Mensch  immer  wieder   erschrickt   (erwacht)'. 


^  Vgl.  a-Ja-ak-ti  ili  ir-te-ni-id-di  ,ich  wandle  Gottes  Weg'  Langdon,  Königs- 
inschr.  122,29;  Delitzsch,  HWB  69a. 

*  ,1  shall  be  compaigning  in  the  fields  {ginä)  while  they  (are  trying  to)  in- 
vade  the  fields  up  to  the  very  cities,  the  welfore  of  which  my  lord  has  at  heart., 

'  Auch  die  Verbalform  igdnnalut  befürwortet  die  Deutung  , wiederholt  auf- 
schrecken'; galätu  ist  , aufschrecken,  plötzlich  erwachen',  vgl.  Gilgamelepos  XI 
215.  229;  im  Wort  selbst  ist  gegen  Klacber,  Pol.  Kel.  Texte,  S.  XX  keine  sexuelle 
Beziehuusr  zu  suchen. 


Akkusativadveiibien  im  Asstrisch-Babtlomschen.  29 

Dagegen  Z.  18  amelu  ana  sinnisti  su-kuur  u  gi-na-a  ku-ud- 
du-us  jWenn  ein  Mann  einer  Frau  teuer  ^  und  stets  rein  ist*. 
Vgl.  noch  samsatu  (AS.ME)  sa  gi-na-a  innamru  sa-qa-mu-ma 
jWenn  die  Sonnenscheibe,  (als)  wie  sie  gewöhnlich  aussieht, 
düsterer  ist'  Virolleaüd,  Shamash  III  9;  sa  gi-na-a  sa-ru-ur-sa 
ma-aq-tum  ,(«''ls)  wie  gewöhnlich  ist  ihr  Glanz  geringer  (vgl. 
hebr.  p  be:)'  Z.  12;  XIII  45.  Virolleaüd,  Supplement  VIII  23 
steht  deutlicher:  eli  sa  gi-na-a  da-'mat  .mehr  als  gewöhnlich 
düster  ist'. 

gap-pa,  gab-ba(-am-ma)  ,insgesamt,  ganz*:  mar-si-§u  ü  si-ih-hi-su  gap- 
pa  huräsu  , dessen  marsu  und  sihpu  ganz  aus  Gold  sind'  Amarna 
22  I  2;  ana  ma-har  be-li  a-hi-ia  gab-ba  luü  sul-mu  ,Vor  dem 
Herrn,  meinem  Vater,  sei  ganz  und  gar  Wohlbefinden' ;  gap-pa 
sarräni  ,alle  (eigtl.  insgesamt)  Könige'  53,  44;  mätätu(m)'"('"^ 
gap-pa  ,die  Länder  insgesamt'  55,  16;  ^'^'*  nu-ha-as-se  gap-pa- 
am-ma  ,das  ganze  Land  Ku^aäse*  55,  21 ;  e-ri-su  gab-ba  siseia 
,sie  verlangten  in  allem  (d.  h.  ausschließlich,  nur)  meine  Pferde' 
1,  94  u.  ö. 

ha-an-na-ka  Harper,  Letters  426,  8;  479,  rev.  8  (ha-na-ak  615,  rev.  4) 
=  an-na-ka  (qu.  v.),  vgl.  Ylvisaker,  Zur  Grammatik  59. 

ha-raam-me,  hara-am-me-ma,  ha-ra-ammi-ma,  ha-ra-ma-ma,  ha-ra- 
me-ma,  ha-ra-mi  ma,  ha-ri-ma-ma  ,nachlier,  darnach'  in  assy- 
rischen Briefen  vgl.  Klauber,  Beamtentum  30 1 ;  Ylvisaker,  Zur 
Grammatik  61;  Klauber,  AJSL  28,  132.  Gewiß  zu  nriK  zu  stellen 
und  nach  Ylvisaker  a.  a.  O.  vielleicht  als  (a)hara  amml  ,nach 
dem'  empfunden.  S.  aber  später. 

ka-a  Jensen,  KB  VIi  96,  5  (s.  auch  S.  411)  =  Dhorme,  Choix  154,  5; 
Amama  356,  22.  41  =  ka-am  Craig.,  Religious  Texts  I  17,  15, 
vgl.  Jensen.  KB  VIi  369  unten  ^  ka-a-ma  B.  E.  IX  43,  2;  B.  E. 
X  52,  3;  Amarna  83,  13;  kaa-mu  B.  E.  IX  3,  5;  ka-am-ma-a 
16,  3;  ka-am-ma-me  Amarna  27,  16;  ka-a-am-ma  Amarna  20,  62; 


*  Hieher  ist  wohl  auch  Gilgames,  Taf.  VI  65  zu  vergleichen  ,als  du  Isullanu, 
den  Gärtner  deines  Vaters,  liebtest,  der  dir  beständig  Hochschätzung  (ia  ka-a-a- 
navi-via  iu-gu-raa  na-iak-ki)  entgegenbrachte';  nicht  ,Blumen8träaße'  (Jensen, 
UsQNAD  bei  Gressmank,  Texte). 

'  Nach  Jensen  aus  kiävi;  s.  aber  S.  33  zu  miam. 


30     I.  Die  advkrbielle  Akkusativendunö  au,  an  im  Semitischen. 

29,  170  =  ki-am  Pöbel,  B.  E.  VI 2  54,  24;  ki-a-am;  ki-a-ma 
(auch  B.  E.  VIII  51,  3);  ki-a-am-ma  Ungnad,  Briefe  189  (TD  32), 
6;  ki-am-mi  Amarna  131,  31;  ki-a-am  Amarna  45,  26  u.  ö. ; 
ki-i-a-am  Amarna  164,  35  u.  ö.;  ki-a-ma-am  85,  6;  kia-an  B.  E. 
VI  2  52,  2.  8.  11;  53,  2;  54,  2  ,so'.  Nach  Präpositionen  und  zur 
Verstärkung  von  Adverbien^  ("^gl»  zu  appunama)  steht  es  in 
e-kä  =  e-kiäm  ,vro,  wie'  (qu.  v.) ;  anni-kä  (q.  v.)  =  an-ni-ki-a-am 
,ebenso,  gewiß*  (Ungnad  262  ,sofort'  0.  ä.)  Ungnad,  Briefe  115 
(CT  VI  27a),  22;  ü-ul-ki-a-am(-ma-a)  Museum  V  152,  Kol.  12, 
25.  27  =  ul-li-ki-a-am  ,also  nicht,  gar  nicht'  Ungnad,  Briefe  175 
(Sippar  35a),  5  (Ungnad:  sonst  noch  nie?^);  la-ki-a-am  wohl 
,nein'  Museum  a.  a.  0.  Z.  28;  si-i  lu-ü-ki-a-am(ma)  ,ebenso*  Z.  19. 
20  =  ma-ki-a-am  Z.  31;  ma-lu-ü-ki-aam  Z.  33,  ferner  a-na  ki- 
aam(-ma)  ,dazu*  Z.  10.  11;  i-na  ki-a-am(-ma)  ,darin'  Z.  12.  13; 
as-ium-ki  a-am  , deswegen'  Z.  14 — 16,  Brünnow,  List  14474  und 
Ungnad,  Briefe  116  (Meissner  4),  11;  ki-ma  ki-a-am  ,ebenso' 
Museum  a.  a.  0.  Z.  17  — 18;  gadu-um  ki-a-am  ,mitsammen*  Z.30; 
ga  tum  {==  qätum)  ki-a-am(-ma)  , daneben'  Z.  36.  37;  ezu-ubki- 
a-am  7i.  29  =  §um-ma-la-ki-a-am  Ungnad,  Briefe  109  (CT  VI 
23a),  14;  168  (CT  33,  25a),  10  ,außer  so'  =  , andernfalls';  vgl. 
noch  Museum  a.  a.  0.  Z.  34  Hi  ki-a-am  ,das  also  (ist  es)',  ki- 
aam  ki  a-am  Z.  6  hat  dieselbe  sumerische  Übersetzung  wie 
su-ur-ri  su-ur-ri  Z.5  (=issuri,  surris),  steht  also  in  temporalem 
Sinn  wie  unser  , sogleich'.  Temporal  steht  ki-a-am  in  dem  hebr. 
riT  vor  Zeitangaben  entsprechendem  Gebrauch  in  arhu  3  '^'""  ki- 
a-am  ,nunmehr  3  Monate'.^  Lokal  steht  es  in  da-ag-la-ti  ki-ia- 
am  ü  daag-lati  ki-ia-am  ,ich  sah  hierhin  und  dorthin'  Amarna 
266,  10 f.;  292,  8 f.;  296,  Uff.,  wie  hebr.  nsi  na  fB-i  Ex.  2,  12. 
Vgl.  endlich  u-ka-a  ,und  so'  und  ki-ka  (q.  v.).  Mit  kä(m)  kiam 
,so'  eigentlich  identisch  ist: 


^  Die  Fälle,  wo  das  verwandte  -ka  mit  kurzem  Vokal  gleich  verwendet  wird, 
bespreche  ich  hier  nicht;  s.  dazu  später. 

*  Ungnads  Vermutung  indes,  daß  annikiäm  und  uUikiäm  Adverbien  seien, 
wird  durch  Mus.  V  152,  Kol.  12  bestätigt. 

'  So  vermutet  schon  richtig  Ungnad  z.  St. 


Akkusativ  ADVERBIEN  im  Assyrisch-Babylonischen.  31 


ka-am  Jensen.  KB  VIi  52,  90  u.  ö.  (vgl.  S.  369);  ki-a-ma  in  ki-a-ma 
ti-du-u  CT  VI  23  a  (Ungnad,  Briefe  109).  17  ,wie';  ki-a  Amarna, 
wofür  aber  sonst  die  Nebentonstuf e  ^  kl(ma)  steht. 

ka-ana  Harper.  Letters  1102.  Rev.  8;  ka-a-a-na,  z.  B.  Lanqdon.  Königs- 
inschr.  242.  49;  262.  20;  Budqb-King.  Annais  I  262.  24;  Lanq- 
don, B.  E.  XXXI  Nr.  56,  26;  ka-a-a-7iam,  kaa-(a)-nain-ma  (= 
kaian,  kaianu  ^  etc.)  , ständig,  immerfort'  vgl.  Delitzsch,  Gram- 
matik 222;  Jensen,  KB  YIi  124,  33 f.;  170,  59.  65. 

ki-na-m[a]  =  hebr.  jr  .so'  Amarna  134.  36.  Dasselbe  Wort  wohl  auch 
162,  23:  II  k[i]-ina  ,wenn  es  so  ist".  Also  ü  ki-i-na,  wohl  = 
u-ka-a  (q.  v.). 

ku-uz-ha-am  , üppig,  reichlich'  in  biti  a-na  ""  sar-pa-ni-tum  be-el-ti-ia 
ku-uz-ha-am  u-za-'-in  .den  Tempel  für  Sarpanit,  meine  Herrin, 
schmückte  ich  üppig",  Langdon.  Königsinschr.  90,  32  f. 

ki-ka  ,so'  in  ki-ka-nu  ,so  sind  wir'  Amarna  138,  66.  112;  sa  ki-ka 
,welche(r/s)  so  ist'  Amarna  1,  56.  91  mit  prädikativem  Pron. 
Suffix;'  sa  kika-sa  .welche  so  ist"  Amarna  1,  30.  41;  vgl. 
hebr.  ib  .-!::?:  .dem  so  ist"  Ps.  144.  15. 

ka-la  vgl.  Delitzsch,  mVB  329a,  RA  VII  16,  7;  17,  4;  Tallqüist,  Ass. 
Personal  Names  289  b  u.  o. ;  kal-la  in  der  Kappadok.  Urkunde 
Babvloniaca  II  38.  14;  ka-la-a-am  KB  VI  2  58,  14;  ka-la-ma  sehr 
häufig,  kala  (KAK)-a-ma  III  Rawl.  9,  Nr.  1,  10  .insgesamt,  alles, 
alle' =  Ä;aZis.  In  der  Form  des  Akkusativs  *kalam  substantiviert, 
so  daß  wohl  ka-la-mu  (vgl.  Delitzsch,  HWB  329b;  Thompson, 
Reports  268,  15;  Lanqdon,  Königsinschr.  214,  17  u.  ö.)  mit  Vor- 
liebe für  den  Nominativ,  kala  a-mi  (Delitzsch,  Gramm.  221; 
Jensen,  KB  VIi  116,  4),  ka-la-me  (III  R  46,  16a.  vgl.  Delitzsch 
a.  a.  0.,  Zimmern,  Bußpsalmen  38)  für  den  Genetiv,  ka-la-ma 
für  den  Akkusativ,  Doch  ist  eine  orenaue  L^nterscheiduner  der 
Kasus  nicht  erweislich.  Der  Hammurapizeit,  wo  kalü  regelrecht 
flektiert  wird,  ist  kaläma  völlig  fremd;  ka-la,  auch  ga-la  ge- 
schrieben, steht  oft  mit  Pron.  Suff. 

ki-ma,  ki-i-ma.  kim-ma;  ki-i-ma-a-me  Amarna  20,  57  (neben  kimü, 
kirne)  ,wie'  etc.,  vgl.  die  Lexika. 

'  S.  dazu  unten. 

'  Also  nicht  als  Präposition  ,wie'  zu  fassen. 


32     I.  Die  adverbiblle  Akkusativenduno  am,  an  im  Semitischen. 

ka-an-na  Amarna  21,  30;  29,  31.  39.  134;  41,  20;  ka-an-na-a  16,  13; 
ka-na-ma  1,  76;  ka-an-na-ma  1,  82;  kdn-naam-ma  (?)  46,  5 
,80,  in  dieser  Weise,  folgendermaßen',  vgl.  Nöj?^  Esra  4,  8; 
5,  4.  9.  11;  6,  13.  Auch  kanna  kann  hebr.  |3  entsprechen,  vgl. 
ajina  =  hebr.  |n.  Genauer  entspricht  aram.  jns  ,hier*.  Zu  der 
Möglichkeit  einer  Zusammensetzung  aus  ki-anna  (vgl.  akanna) 
s.  später. 

ki-na-na(-ma),  ki-na-an-na  (-ma)  ,so,  also,  deshalb'  in  Amarna  häufig, 
vgl.  BöHL,  Sprache  71;  a-du  ki-na-an-na  =  hebr.  na  "ly  ,bis  jetzt' 
Jensen,  KB  VIi  78,  Stück  II  22. 

ki-Sa-am-ma,  Synonym  zu  appuna  (q.  v.),  vielleicht  zu  w^  kü§u 
, Stärke,  Fülle'  gehörig,  wofür  V  R  28,  10  e,  f  sprechen  würde, 
wo  die  Synonyma  appuna  und  piqama  ki-si-is-tum  gleichgesetzt 
werden. 

ku-us(f)'ra-am  , gegenüber  (?)'  Meissner,  Ein  altbabyl.  Fragment  des 
Gilgameäepos  MVAG  1902,  1,  Col.  IV  10:  sa  ku-us  (?)-ra-am 
sa-di-i.  Vgl.  auch  Dhorme,  Choix  302. 

ku-tal-la  a)  , hinten,  rückwärts':  a-na  ku-tal-la  ih-hi-su  ,sie  waren 
nach  hinten  entwichen'  Strassmaier,  Nabnd.  233,  3  {=  ar-ka-niä . . 
ih-hi-su  K  79  obv.  15);  a-di  la  (18)  a-na  ku-tal-la  i-ni-hi-si  ,er 
ist  noch  nicht  (so!)  zurückgekommen'  CT  XXII  182,  17 f.;  u 
a-na  ku-tal-la  [asj-puj'-ak-ka  ,und  ich  habe  dir  zurückgesandt' 
191,  20 f.;  ra-hi-a-nu-um  sa  ali^*  ku~ta-(al-)la  .  .  .  (15)  iz-zi-zu- 
ma  ,und  die  Stadtvorsteher  stellten  sich  rückwärts  auf  Srass- 
MAiER,  Warka  48,  14  f.  5  b)  als  Präposition  ,hinter',  ku-tal-la  hlti 
jhinter  dem  Hause'  Strassmaier,  Nabnd.  79,  3.  Vgl.  auch  den 
Ortsnamen  "'"  kuta-al-la  ^'  Stadt  , Hinten'  Ungnad,  Briefe  132, 1. 

la  (=  hebr.  b,  arab.  J)  nur  in  la-pan(i)  ,vor'  und  vielleicht  in  laharu 
,alt  sein',  wenn  dieses  mit  mehri  her  , schon,  längst',  hebr.  naa 
,längst,  schon'  zusammenhängt  (vgl.  meine  Notiz  bei  Bittnbr, 
Mehristudien  IV  52),  wofür  die  übereinstimmenden  Verbindungen 
ass.  labäris  üme,  hebr.  D"'a''n  -ostrn  Koh.  2,  16  sprechen. 


^  Die  angebliche  Entstehung  aus  p  +  kü  (Nöldeke,  GGA  '84,  1021  u.  t.  a.) 
erklärt  auch  hier  nichts  und  ist  wieder  nur  anzunehmen,  wenn  die  Mimation  über- 
haupt auf  Zusatz  von  mä  zurückzuführen  ist. 


Akküsativadverbien  nc  Asstbisch-Babtlonisceen.  33 

la,  la-a  ,iiicht'  passim. 

la-am  1)  ,vor"  (lokal  und  temporal)  vgl.  Meisskeb,  Supplement  53b; 
2)  Konj.  , bevor,  (als)  noch  nicht'  Delitzsch,  HWB  378  b  (auch 
la-a-am).  Jensen,  KB  YIi  130,  23  u.  ö.  =  la-ma  Kod.  Ham.  9  a, 
36.  45;  Ungnad.  Briefe  213  (CT  33,  21),  24;  la-a-mi  (HsozNt, 
Nachlese  zu  Ta^annek  6,  8.  13  u.  ö.).  Vgl.  noch  Brockelmann, 
Grundriß  II  552.  Identisch  mit  arab.  ^.  dessen  Verbindung 
mit  Jussiv  des  Imperfekts  aus  der  ursprünglichen  Bedeutung 
, bevor'  (=  , damit  nicht*)  verständlich  wird;  vgl. hehr,  ans  .bevor' 
und  .noch  nicht'  (cum  imperf.). 

lib-ha  (meist  als  Präposition  gebraucht  und  darum  zu  lib(bi)  ver- 
kürzt) , darin,  darunter"  CT  YIII  7  a  (Schorr,  Urkunden  131 A), 
7;  CTVIII30a.  2;  VSVII,  92(Schorr148),  11;  VS  XIII  70,  2; 
als  Präposition  ,iu,  von'  li-ib-ba-sü-nu  VS  VII  37,  11;  li-ib-ba 
ku-ma-ri^  ,in  Kumaru'  Langdon,  Königsinschr.  74,  8;  lib-ba 
bäh-ili  >=•  ,in  Babylon'  a.  a.  O.  84,  Nr.  6,  Kol.  I,  8  u.  ö.  vgl.  Muss- 
Arnolt  468  b  unten. 

li-ld-ma  , abends*  (Kanaanäismus ?)  in:  «e-rt  ■"*  m  li-ld-ma  ,früh  und 
abends'  Amarna  195,  13. 

«la,  ma-a  Partikel  ,vor  direkter  Rede  der  2.  und  3.  Pers.  (nie  der 
1.  Pers.I)  Sg.  und  PL  in  A(ssyrischen  Briefen)'  Ylvisaker.  Zur 
Grammatik  63;  Museum  V  152,  Kol.  12,  31  ff.;  ursprünglich  wohl 
eins  mit: 

mi-am-ma  Knüdtzon,  Samas  Nr.  67,  4;  Rev.  7;  Amarna  85,  74;  mtam 
105,  19;  miia-mi  85,  63;  94,  12  u.  ö.  .was?,  wie?',  besonders  als 
indefinitum  , etwas,  irgendwas'  gebraucht;  vgl.  Bohl,  Sprache 
29  unten  und  zum  Verhältnis  von  mä  und  miam,'.  kä  =  kiam 
(S.  30)  und  unten  Kap.  XI.  Aus  miamma  (nicht  aus  dem  nicht 
indefinit  gebrauchten  min(a)-ma\  so  die  Lexika)  entsteht  das 
häufigere  mimma  , irgend  etwas',  worin  wie  in  kalama  (q.  v.) 
das  a  nach  der  Mimation  als  Kasusendung  empfunden  und  also 
ein  Nom.  viimniu  gebildet  wird,  der  im  Kod.  Hamm,  und  den  Ur- 
kunden regelrecht  flektiert. 

'ma-^-da(m)  ,viel,  sehr'  s.  isam  und  Harper,  Letters  327,  5f.  sarru 
i-di  sa  lu  ma-'-da  mar-sa-ak  .der  Köniff  weiß,  daß  ich  wirklich 
sehr  krank  (gewesen)  bin*  cf.  Ylvisaker,   19  unten;   vgl.  femer 

Torczyner,  Die  Entstehung  des  semitischen  Sprachtypus.  3 


34     I.  Die  adverbielle  Akküsativendung  am,  an  im  Semitischen. 

den  Eigennamen  nabü-a-na-ma-da-uflr  ,Nabü  hat  (wenig)  in  viel 
verwandelt'  Strassmaier,  Nabnd.  841,  15;  Tallquist,  Namen- 
buch 122  a. 

mihha^  in  ul  e-lu-u  mi-ih-ha  ul  a-rid  da-ku-[  ]  Jensen,  KB  VIi  170, 
78  =  Dhormb,  Choix  248  wohl  nur  ,nicht  steigen  sie  hinauf 
(Dhormb:  sur  le  toit),  nicht  steigt  er  hinunter  (da-ku[-tamj?, 
vgl.  dakü  „niederwerfen,  stürzen"  Delitzsch,  HWB  216b)',  ver- 
wandt mit: 

muhha  ,auf'  in  mu-uh-ha-Su  gah-ha  ,auf  ihm  überall',  ,auf  seiner 
ganzen  Oberfläche*  Amarna  22  I  26,  Akk.  zu  muhhu  ,das  Obere'. 

mahra,  ina  mahra  ,vordem,  früher'  vgl.  Delitzsch,  Gramm.  230  unten; 
HWB  402;  lokal  in  a-li-kut  mah-ra  ,das  Vorangehen'  Dhorme, 
Choix  16,  129;  [a-Jli-ku-ut  [mah]-ra  Messerschmidt,  Assur  2, 15. 

mi-ih-ra  , entgegen'  oder  , geradeaus'  in:  äumma  U-ma  is§uru  istu 
imni  ameli  mi-ih-ra  illik-ma  ,wenn  unter  denselben  Umständen 
ein  Vogel  zur  Rechten  jemandes  (entgegen  oder)  geradeaus 
geht'  83-1-18,  213  (Boissier,  Documents  34ff,),  Z.  4  vgl.  Hunger, 
Tieromiua  23;  [summa  Üma  issüru  ina]  pän  ameli  mi-ih-ra 
illikam-(kam)-ma  ,wenn  unter  denselben  Umständen  ein  Vogel 
vor  einem  Menschen  geradeaus  geht  (fliegt)  .  .  .'  a.  a.  0.  Z.  15 
(Hünger  25).  Ist  danach  auch  GilgameSepos  XI  103  il-lak 
'^"NIN.IB  mi-ih-ra  (Var.  ri)  u-^a-ar-di  zu  übersetzen  ,es  geht  N., 
schreitet  geradeaus'?;  vgl.  illik^^^Gaga  ur-ha-su  ü-sar-di-ma 
Weltschöpfungsepos  III  67  (Jensen,  KB  VIj  16);  Jensen  236 
(analog  Dhorme,  Choix  111)  zu  Gilg.  XI  103:  ,läßt  einen  An- 
griff erfolgen',  Delitzsch  HWB  404  a:  ,ließ  die  Wehre  (koll.?) 
sich  ergießen'. 

mitharam  .gemeinsam,  gleichmäßig' :  mi-it-ha-raam  a-H-ga-al  ,werde 
ich  (laut)  gemeinsam(er  Haftung)  darwägen'  Schorr,  Urkunden 
316  (CT  VI  34  b),  29  f.  (vgl.  auch  S.  538),  wofür  Z.  16  und  18 
(hier  1.  Person!)  mi-it-ha-ar-su  =  mithariS  steht. 

maka,  s.  ammaka. 

ma-la,  ma-a-la  (Ylvisaker,  Zur  Grammatik  20)  Akk.  zu  inalü  ,voll': 
,so  viel  als;   wie;   für;  in'  vgl.  Delitzsch,   HWB  408b;    410b 

1  Zu   einem   anderen  mi-i^-^a  vgl.  King,  Magic  43  \mten;  Ebeling,  ZDMG 
LXIX  98,  37. 


Akküsativadverbijen  im  Assyrisch-Babtlonischrn.  35 

und  oft;  ma-a-la  2-su^  .zweimal*  Harper.  Letters  391  Rev,  11 
und  ähnlich  362,  15;  553^  10;  Rev.  9,  vgl.  Ylvisaker  a.  a.  O. 
entspricht  ana  2-su  als  präpositionelle  Verhindung.  Auch  als 
selbständiges  Adverb  ,viel,  sehr'  c.  praep.  ana  mala  ,sehr, 
viele'  Delitzsch,  HWB  410  b  oben. 

mi-na,  mi-na-a,  mi-nam,  mi-na-am,  mi-nam-ma,  me-na-via  ,wie?,  wa- 
rum?' adverbieller  Akkusativ  zu  minu,  minü*  ,was?',  steht  wie 
kalama,  miama  (mimma)  dann  auch  als  Nominativ  ,was?',  sowie 
mit  Präpositionen  verbunden  vgl.  die  Lexika,  as§u  minam 
(Var.  me-na-ma)  Jensen  KB  VIi  178  unten,  Z.  1;  185 17  ,wes- 
halb',  a-na  mi-nam  ,wozu?'  Dhorme,  Choix  122,  12  u.  ö.  In  der 
Hammurapiperiode,  wo  mmu  regelmäßig  flektiert  (s.  zu  kalama 
und  miama),   wird  minam  nur  für  den  Akkusativ  gebraucht.^ 

ma8(s)-d(t)a-ra  rsdv?  ,immer"  Gray,  Samaä  Nr.  1  Kol.  III  22  vgl.  jetzt 
KB  VI  2  102. 

masiam  (Knsö)  ,herbei  !*  o.  ä.  in  Eigennamen  wie  ma-zi-a-am-ili  Ranke, 
Personal  Names  123  b  unten  vgl.  ma-si-ilu,  ma-si-belit  Clav, 
Personal  Names  184  b;  ma-§i-BE  Tallqüist,  Personal  Names 
135  b.  Ahnlich  sind  wohl  auch  Namen  wie  en-nam-he-li  ,gnädig 
mein  Herr!'  (vgl.  OLZ  1910,  204;  Dhorme  BA  Vis,  69)  zu  fassen, 
worin  ennam  genau  hehr.  D3n  entspricht. 

musa(m)  ,bei  Nacht'  =  muHs,  vgl.  zu  urram,  imma]  femer  mu-Sa 
tu-ba-lu-na  ü  mu-Sa  tu-te-ru-na  ,bei  Nacht  überbringen  und  bei 
Nacht  bringen  (die  Boten)  zurück*  Amarna  108,  52  —  54;  a-di 
mu-sa  su-ri-ib  ,(ob  er)  bei  Nacht  hineingebracht  hat'  112,  42; 
il-li-ik  mu-sa-am  ,il  alla  la  nuit'  CT  XV,  pl.  2  Kol.  VII  14,  vgl. 
Dhorme  RA  VII  14;  ina  mu-§avi  ,in  der  Nacht'  Jensen  KB  VIj 
140  Kol.  IVa  13;  viu-sa-am  {a-di  ur-ri-im)  Museum  V  152  Kol. 
XI  14.  29.  In  den  Präpositionalverbindungen  mit  ina,  adi  er- 
scheint der  adverbielle  Akkusativ  als  neues  Substantiv,  Amarna 


^  Zu  den  Zahladverbien  auf  -su  s.  später. 

'  Zur  Unterscheidung  beider  Formen  s.  unten  Kap.  XI. 

»  Darum  kann  z.  B.  in  CT  IV  28  (Ukgxad,  Briefe  242)  34—35  i-nu-ma  X 
iaUam'^"'  ta-ku-lu  (35)  mi-na-nam  (sprich:  minam)  e-ri-ü-ka  7i.  35  nicht  ,was  (ist  da) 
dein  Verlaugen?'  sein.  Übersetze:  ,Als  du  10  Jahre  lang  den  Nießnntz  hattest, 
was  habe  ich  (da)  von  dir  verlangt?'  und  vgl.  zur  Konstruktion  nia-la  i-ri-Su-ka 
jsoviel  er  von  dir  verlangt  bat'  CT  29,  36c  (Nr.  202),  7  u.  ö. 

3* 


36     I.  Die  adverbiellb  Akkusativenduno  am,  an  im  Semitischen. 

243,  13  steht  urra  (ÜB  1  ^'"')  ü  mi-sa  (Glosse  li-el  b^b)  ,bei 
Tag  und  bei  Nacht'.  Eine  spezielle  Verwendung  von  musam 
,bei  Nacht*  ist: 

mu-Sam-ma  ,gestern*,  ursprüngl.  anscheinend  determiniert  ,in  dieser 
Nacht,  gestern  nachts'.  Vgl.  Delitzsch  HWB  430a;  mu-sa-am- 
ma  Museum  V  152  Kol.  1. 

matam  ,wann?'  vgl.  mehri  miten,  vulg.-ar.  emtan  (=  Tifa,  c^-*)  Reisner, 
Hymnen  45,  39;  a-di  ma-a-tam  ,bis  wann'  vgl.  Lanqdon,  Psalms 
126;  S.  110,  Z.  24:  adi  ma-tam  Meissner  SAI  7920;  sonst  stets, 
weil  meist  im  Genetiv  nach  Präpositionen  stehend  zu  maie  (vgl. 
Ylvisaker  70),  matt  geworden,  vgl.  die  Lexika.  Damit  iden- 
tisch ist: 

matam(a)  , immer',  so  nur  erhalten  in  ma-ti-a-ma  li-ib-hi  ü-ul  tu-na- 
pi-is  ,niemals  hast  du  mich  aufatmen  lassen'  Ungnad,  Briefe  187 
(TD  30),  13.  Sonst,  weil  fast  stets  nach  den  Präpositionen  ana, 
ina  stehend  zu  matemale,  matima  ^  geworden.  Vgl.  die  Wörter- 
bücher; Zimmern,  Bußpsalmen  38  u.  oft.  Der  Übergang  vom 
Frageadverb  matam  ,wann?'  zum  positiven  verallgemeinernden 
Adverh  erfolgt  wie  bei  mimma  ,was*  >  ,alles'  in  der  indirekten 
Frage.  S.  zur  Bedeutungsentwicklung  ausführlich  unten  Kap.  VI. 
Mit  arah.  '-«l^,  sab.  Nö^na  (D.  H.  v.  Müller,  WZKM  II  10,  vgl. 
Barth,  Pronomen  171),  worin  mä  als  Konjunktion  empfunden 
wird,  scheint  also  ass.  matäm(a)  zunächst  nicht  unmittelbar  ver- 
knüpft werden  zu  dürfen.^ 

a-na  mu-ut-tam  ki-sa-du  "^^"  puratti  ,in  front  of  the  bank  of  the 
Euphrates  river'  AJPh  XI  501  vgl.  Muss-Arnolt  449  b  =  mut- 
ti§  ,vor'. 

naka  s.  annaka. 

mamra(m)  ,glänzend,  prächtig'  in  nam-ra  ittasa  ,er  Avird  glänzend 
hinausgehen  (aufgehen)'  CT  XX  32,  Z.  52,  vgl.  Fosset,  Textes  8 
aber  auch  Babyloniaca  I  125  oben. 

sardiam  apälu  in  is-tu  nü-mi  a-bi-ia  ka-ta  ^^^sin  '^^amurrum  iz- 
ku-ru  ü  sa-ar-di-a-am  a-pu-lu  Ungnad,  Briefe  240  (CT  II  12), 


^  Vgl.  dazu  unten  Kap.  VII. 
'  S.  indes  unten  Kap.  VI. 


Akkosativadverbien  im  Assyrisch-Babylonischen,  37 


10 — 12  scheint  mir  ein  Seitenstück  zu  an-na  apälu,  isaris  apälu 
,ja  (,richtig!')  antworten'  zu  sein. 

pu-ha-avi  zum  Ersatz  Kod.  Hamm.  11,  45  vgl.  10,  5.  Die  Auffassung 
als  Objektsakkusativ  ist  nicht  ausgeschlossen.^ 

pana(m)  ,vor,  vorn':  1.  lokal  pa-na  u  ar-[ka]  ,vorwärts  und  rück- 
wärts' Asarh.  V  53  vgl.  BA  HI  198 ;  als  Präposition  pa-na-a-ma 
an-sar  ,vor  Anäar'  CT  XIII,  pl.  24  c  (K  3445)  Rev.  15  vgl. 
Dhormb,  Choix90;  a-lik  pa-na  ,vorangehend'  Brünnow,  List  6219; 
2.  temporal  pa-na,  pa-na-ma,  pa-na-a-ma  (vgl.  Lanqdon,  Königs- 
inschr.  114,  44;  134,  9  [Variante])  ,früher'  häufig;  vgl.  z.  B. 
Meissner-Rost,  Bauinschriften  Sanheribs  74,  13:  pa-na-ma  näru 
su-a-tu  när  .  .  .  i-nam-bu-u  , früher  nannte  man  diesen  Fluß  den 
.  .  .  Fluß' ;  mit  Präpositionen  verbunden  i-na  pa-na  ,früher,  vor- 
mals', ul-tum  pa-na  ,seit  früherer  Zeit',  Jci  pa-na  ,wie  früher', 
a-na  sa  pana  ,gegen  früher'  vgl.  ZA  XIV  286  (K  3399  Kol.  III 39) 
Jensen  KB  VI  i  284,  39 ;  e-li  sa  pa-na  ,mehr  als  früher'  vgl.  die 
Lexika;  adjektivisch  verwendet  in  ultu  ümi  pa-na  ,seit  den 
Tagen  (welche)  früher  (waren)';  sarru  pa-na  ,ein  König  früher' 
vgl.  auch  Hinke,  Boundary  Stone  297. 

pi-qa,  pi-qa-ma  eine  zu  appunäma  (q.  v.)  synonyme  Bekräftigungs- 
partikel, deren  genaue  Bedeutung  nicht  feststeht.  In  zusammen- 
hängendem Text  meines  Wissens  nur  an  folgenden  Stellen: 
II  Rawl.  16  e — f,  42 — 45:  pi-qa  a-ma-at  sarru   lu-ku-ul  pi-qa 


^  Für  bu-uhCu')-a-am  CT  II  20,  16,  worin  Meissner  bei  Landehsdorfer,  Privat- 
briefe 49  dasselbe  puham  vermutet,  ist  mit  Ungnad  besser  bii-'-a-am  als  Inf.  11  x 
eines  Verbums  anzunehmen.  Doch  bleibt  der  Zusammenhang  der  Stelle  bei  Ungnad 
unklar.  Da  bu-'-a-am  dort  einen  Gegensatz  zu  ü-ie-ü-te-ku-ni-in-ni-ma  Z.  15  zu  bilden 
scheint,  ist  eine  Ableitung  von  xi2  ,konimen',  II  i  ,kommen  lassen'  der  Ungnads 
von  ns3  ,untersuchen'  vorzuziehen.  Deutlich  ist  das  aus  Z.  7 — 11,  wozu  Ungnad  197 
selbst  anmerkt,  daß  ,die  Konstruktion  nicht  recht  klar'  ist.  Übersetze  dort  aber: 
,(mag  es)  ein  stromauf-  oder  stromabgehendes  Schiff  (sein)  —  den  Kaufmann,  welcher 
eine  Urkunde  de.s  Königs  (bei  sich)  trägt,  lassen  wir  kommen  und  gehen  (:= 
hinab-  oder  hinauffahren:  nu-ba-'-a-ma  nu-ie-it'te-iq),  den  Kaufmann,  der  keine  Ur- 
kunde des  Königs  (bei  sich)  trägt,  schicken  wir  nach  Babylon  zurück.'  Danach  ist 
auch  Z.  12 ö\  etwa  zu  übersetzen:  ,Jetzt,  nachdem  die  Familie  des  Anatum  und 
Ris-Samas  iu  Babylon  weilen  (offenbar,  weil  sie  zurückgeschickt  wurden),  kann 
ich,  wenn  sie  auch,  was  (mimmü  Nominativ  !j  mein  . .  .  und  meine  ...  ist  {e-bajma- 
ri-i  u  }}a-[  ]-ma-ia),  mich  befördern  lassen,  ein  Schiff  aus  ihrer  Hand  nicht 
kommen  lassen.' 


38     I.  Die  adverbielle  Akküsativbndünq  am,  an  im  Semitischen. 

a-hal-lu'Ut  lu-us-kun  ,0  (?)  ich  sterbe,  König,  ich  will  essen;  o 
ich  lebe  und  will  schaffen*.  Ganz  unrichtig  noch  zuletzt  Lang- 
don, AJSL  XXVIII  229  oben  ,So  quickly  it  dies  and  who  (man) 
doth  eat  thereof.  So  quickly  it  is  brought  to  life  and  who  doth 
cause  it?i  Rm.  258  +  Rm.  II  140  (Boissier,  Documents  2 13 ff., 
vgl.  ViROLLEAUD,  Babyloulaca  I  3 ff.)  II  43 f.:  pi-qam  libbi-su 
iparrud  (MUD-ud)  ^  ina  maia[li-§]u  il-la-tu-su  il-la-alc  pi  qam 
la  pi-qam  in-ni-har  isäti  libhi-su  UE"^'^  (nach  Virolleaud  a.  a.  0. 
55  =  hamämu),  worin  pi-qam  nicht  mit  Sicherheit  zu  deuten  ist. 
Auch  der  etymologische  Zusammenhang  mit  liebr.  nps  ^  ist  frag- 
lich, da  eine  Länge  des  zweiten  Vokals  nicht  erweislich  ist. 

si-ih-qa  in:  ma-la  tu-sd-ab-ba-la  si-ih-qa  su-hi-l[amj  Unqnad,  Briefe 
154  (CT  II  19),  41  gewiß  ein  Adverb.*  Ungnad  rät  auf  heim- 
lich (?). 

qab-la  (meist  als  Präposition  nur  qabal)  ,mitten,  in  der  Mitte*  liegt 
zweifellos  vor:  Gilgamesepos  XI  130  (Jensen  KB  VI^  238; 
Dhorme,  Choix  112)  si-bu-u  ümu(-mu)  i-na  ka-sa-a-di  it-ta-rak 
me-hu-u  a-bu-bu  qab-la  ,als  der  siebente  Tag  herankam,  ging 
der  Orkan,  die  Sturmflut,  mitten  auseinander*.  Bei  Dhorme 
ist  qab-la  unübersetzt  geblieben,  Jensens  ,der  Schlachtsturm' 
ist  wegen  der  Akkusativendung  von  qabla  unmöglich.  Zur  Be- 
deutung , zerbrochen  werden,  auseinanderplatzen'  des  Passivs 
von  trk  vgl.  außer  Delitzsch,  HWB  714  besonders  Hunger, 
Becherwahrsagung  Text  A  (CT  V  PI.  4  ff.)  37  samnum  i-mi-tam 
ta-ri-ik  ,Wenn  das  Ol  nach  rechts  Ixin  entzweigeht*;  38:  ar- 
ki-su  ta-ri-ik  ,nach  hinten  entzweigeht',  ähnlich  B.  14,  19 — 22; 
59,  63,  Zu  qabla  vgl.  ferner  [sa  qa-ab]-la-as-si  ^  pa-a-ab  a-sa-am 

^  An  dieser  Übersetzung  trägt  zunächst  die  falsche  Wortabteilung  pi-qa-a 
nia-at,  bezw.  pi-qa-a  bal(bul)-hi-u(  Schuld.  (Ebenso  Delitzsch,  HWB  530  a;  Prole- 
gomena  137,  Jäger,  BA  II  305,  während  Meissner,  SAI  436U  richtig  nur  j^i-'JC'  zum 
sumer.  GA.NAM  zieht.)  Aber  ma-at  und  bal(hul)-lu-ut  können  nicht  dieselbe  Verbal- 
form sein.  Noch  weniger  kann  lulcnl,  luSktin  3.  Pers.  sein  oder  das  Interrogativum 
manmt  (?)  im  zweiten  Satze  fehlen. 

'  Vgl.  III  22:  ina  mttrsi-iu  2Jo,-rid. 

'  Im  Arabischen  entspricht  dem  hebr.  npo  :  <jJLs ;  hebr.  n  nur  wegen  p. 

*  Eine  andere  von  Ungnad  367  ins  Auge  gefaßte  Möglichkeit,  vielleicht 
si--pa  , einen  Brief  zu  lesen,  scheint  graphisch  und  inhaltlich  ferne  zu  liegen. 

'  Ergänzung  nach  Knudtzon. 


Akkus  ATI  vADVERBiEN  IM  Assyrisch-Babylonischen.  39 


,aus  dessen  Mitte  eine  Tür  hinausführt  (?)'  Amarna  22  Kol.  I 
26£.;  qa-ab-la-su  Jd-il-du-[suJ  ,in  dessen  Mitte  sein  Kildu  ist' 
a.  a.  0.  Kol.  II  69. 

qaqadä,  qaqdä,  auch  ga-ga-da-a  und  ka-ak-da-a-me  (Kohler-Unqnad, 
Assyr,  Rechtsurkunden  16,  60),  ka-ak-da-a-mi  (a.  a.  0.  15,  60) 
geschrieben,  eigentlich  Akk.  zu  qaqqadu  ,Haupt':  ,überhaupt', 
,heharrlich*,  ,beständig*,  ,gewiß'  vgl.  arab.  L«»\J  .überhaupt,  ganz 
und  gar',  hebr.  i»K"a  ,ganz*,  deutsch  .behaupten'  oben  S.  4  zu 
übij?  u.  V.  a.  m.  Vgl.  ina  qaqqad  ,genau,  pünktlich'  Johns,  Deeds 
53,  3  u.  ö.  und  dazu  Jensen,  KB  VI^  396.  S.  die  Lexika  und 
Meissner,  Supplement  85b. 

qirha  ,inmitten,  in'  vgl.  die  bei  Mcss-Arnolt  928  a  notierten  Belege 
für  qir-ha-su,  ki-iri^-ba-su,  ki-ir-ba-su-un  (=  Lanqdon,  Königs- 
inschr.  92,  25  u.  ö.)  und  Delitzsch,  Grammatik  229. 

sa  Genetiv-,  Relativpartikel,  Präposition  und  Konjunktion.  Ursprüng- 
lich auch  Demonstrativ-  und  Fragepartikel.  Vgl.  die  Lexika  und 
besonders  Krätzschmar,  Relativpronomen  und  Relativsatz  im 
Assyrischen  BA  Ja  379 — 442;  und:  Die  Präposition  sa  im  Assy- 
rischen 583 — 588,  wozu  im  einzelnen  manches  nachzutragen 
wäre.  S.  auch  unten  Kap. VI.  Eine  Zusammensetzung  mit  sa  ist: 

§a-la  ,sine,  wenn  nicht,  ohne,  außer'  =  aram.  xbi.  Eine  formell  ent- 
sprechende Bildung  im  Hebräischen  s.  weiter. 

summa  ^  ursprünglich  Fragepartikel  ^  ,etwa,  ob',  daraus  die  häufigste 
Bedeutung  ,wenn'  (vgl.  deutsch  ,obwohl,  obgleich'  etc.),  sum- 
ma-ma  Jensen,  KB  VI^  10,  Tafel  II  c,  4  u.  ö. ;  sum-ma-mi  oft  in 
Amarna  und  Hrozny,  Nachlese  6,  10;  sum-ma-mi  auch  wie 
hebr.  qx  ,fürwahr  nicht',  vgl.  Bohl,  Sprache  73;  sum-ma  .  .  . 
§um-ma  ,entweder  —  oder'  Babyloniaca  III  217,44.  47;  219,  [11]. 
Wie  sa  wird  auch  sum-ma  mit  lä  zu  sum-ma-la  (vgl.  %  aus  in-la, 
nhebr.  vh^  etc.)  ,wenn  nicht,  sine,  ohne,  außer'  verbunden;  vgl. 

^  Nicht  er. 

*  Wenn  in  Summa  das  m  des  Auslautes  nicht  zum  Wortstamm  gehört  (s. 
dazu  später),  sondern  die  Mimation,  bezw.  ein  angefügtes  -ma  darstellt,  ist  summa 
kein  Adverb  in  der  Form  des  Akkusativs. 

'  Daran  scheitert  die  geistreich  tuende  Deutung  von  summa  als  .gesetzt' 
(von  D'to  Hl),  die  auch  Brockelmans  II  641  (§  425a)  akzeptiert.  Wie  in  Kap.  VI 
gezeigt  werden  soll,   entspricht   der  Zischlaut  von  iumma  einem  hebr.  tö,   nicht  tr. 


40     I.  Die  adverbiellb  Akküsativendung  am,  an  im  Semitischen, 

§um-ma-la  ki-a-am  , sonst'  unter  kiam.  Besonders  häufig  ist  sum- 
ma-la  in  Eigennamen  wie  sum-ma-la-ilu  sum-ma-la-nabü  ,(Wer 
bestellt)  ohne  Gott,  Nabu  etcV  vgl.  die  parallele  Namensform 
man-nu-ha-la-nabü  etc.  und  sum-ma-la-^^^marduk-ma-an-ni  Un- 
GNAD,  Briefe  323.  Vollständiger  ist  die  Verbindung  äuvi-ma-ak- 
la  in  sum-ma-ak-la-iU  ,Wenn  ohne  Gott'  B.  E.  XIV  106,  13, 
den  Clay,  Personal  Names  133  b  sum-ma-ak-la-an  oder  —  einer 
Vermutung  Hilprechts  und  Meissners  folgend  —  sum-ma-nahü- 
la-ilu  lesen  will.  Ebenso  auch  Verfasser,  Tempelrechnungen  96. 
In  diesen  Eigennamen  bietet  sich  nun  für  sum-ma  die  Variante 
sum-ma-an  in  sum-ma-an-la-ili [iaj  Unönad,  Briefe  s.  323,  Ranke, 
Fers.  Names  151;  sum-ma-an-la-*^"savias  Ranke  a.  a.  0.  Daß 
so  und  nicht  sum-ma-ilu-la-ili-ia  etc.  zu  lesen  ist,  zeigt  die 
Schreibung  Sum-man-la-^^'^  Marduk  CBS  3737  bei  Clay,  Personal 
Names  133  b  und  der  Kurzname  sum-man-li  Clay  a.  a.  0.  200  a 
neben  §u-ma-lum  Clay  a.  a.  0.;  su-um-ma-li,  sum-ma-U  B.  E. 
XIV  114,  7;  XV  80,  3.  Ist  auch  das  N.  pr.  sum-ma- AN  wegen 
sum-ma-nu  Clay  a.  a.  0.  133  b  als  noch  weitergehende  Ab- 
kürzung §um-ma-an  zu  lesen?  Bestätigt  wird  die  Lesung  sum- 
manla  jetzt  durch  Museum  V  152,  Kol.  VII  25  ff.,  wo  sum-ma- 
an-la  unter  anderen  Synonymen  für  , außer*  wie  e-zi-ibj  e-zu-ub, 
e-la,  sa-la  angeführt  wird.  Ist  —  in  Bestätigung  früherer  Ver- 
mutungen —  auch  su-mu-la  in  analogen  Eigennamen  als  Neben- 
form zu  summa(n)la  anzusehen? 

sumela(m)  ,links,  nach  links',  su-me-la  an  den  oben  bei  imna  ,rechts' 
angeführten  Stellen  ferner  §u-me-lam  Hunger,  Becherwahrsagung 
Text  A  (CT  V  4ff.)  40;  B  (CT  III  2 ff.)  7. 

sa-ni-ia-a  =  LÖU  ,zweitens'  K  145,  15  vgl.  Jäger  BA  I  590,  der  auch 
den  neubabylonischen  Eigennamen  sanijäma  als  ,zum  zweiten 
Male'  deutet.  2 


^  So  ist  gewiß  auch  für  äu-ma-at  (f)-SamaS  Delegation  en  Perse  II  93,  I  15 
Tallqüist,  Ass.  Personal  names  225  zu  lesen  3u-ma-la-SamaS. 

'  JÄGEus  Behauptung  daselbst  ,eine  Lesung  sanij,a  schließt  sich  von  selbst 
aus',  weshalb  ianij,am  zu  sprechen  sei,  läßt  sich  heute  nicht  mehr  aufrechthalten; 
(o/  als  Vokalausdruck  (bezw.  Dehnungszeichen  mit  dem  gewöhnlichen  Vokalzeichen 
wechselnd)  ist  in  neubabylonischen  Urkunden  gewöhnlich  und  wird  wohl  darum 
besonders  für  langes  ä  angewendet,  weil  a-a  ai  gesprochen  werden  könnte. 


Akkusativ  ADVERBIEN  im  Assyrisch-Babylonischen.  41 

sap-la  , unter',  sap-la  ^^narkahti  Harper,  Letters  lY  385  Rev.  4; 
sap-la  *<^*''*  narkabti  III  Rawl.  51  Nr.  9,  25;  sap-la  '?"  mu-gir-ri 
Z.  14  mit  Präp.  ina  sap-la  •>»  kussl  Jensen  KB  VIi  110.  III  11; 
ina  sap-la-u-a  Harper.  Letters  127  Rev.  2;  ina  sap-la  ahulli 
1217  Rev.  6;  sap-la  .  .  .  Kjng,  Magic  6,  46  vgl.  Muss-Arnolt 
1083  b  und  in  der  Redensart  sap-la  qa-ti  ,heiinlich'  Harper, 
Letters  IV  411,  12  cf.  Ylvisaker,  Zur  Grammatik  67;  Klauber, 
AJSL  XXVIII  133,  wozu  nhebr.  T"  nnxbD  »heimlich,  hinterrücks' 
zu  vergleichen  ist. 

a-na  sa-sa-ma  ,hieher'  Istars  Höllenfahrt  Rev.  46 ;  so  richtig  Fiqulla, 
MemnonVI186;  ,(zu)  ihr'  (Jensen,  KB  VIj  90;  Dhorme,  Choix 
339)  müßte  eher  a-na  §a-si-(i)-ma  lauten.*  Zur  Etymologie  vgl. 
äth.  heja  und  zeja  ,hier',  worin  j  aus  h  entstand  wie  in  syr.  o^ooi 
aus  hühu  (gegen  Barth,  Pronomen  15). 

§u-us-sa-ma  Synonym  zu  appuna(ma)  q.  v.,  ebenso  wie  tu-sa-am 
tu-us-sa-ma(-)ki  als  Verbalform  von  nnr  gefaßt  ZA  IX  109  und 
(abweichend)  PSBA  XXII  107,  was  mir  unwahrscheinlich  ist. 
S.  unten  S.  63  zu  sumesam. 

satiaqda(m)  =  sattaqdis,  sd-ad-da-aq-da,  sd-da-aq-da,  sd-ad-da-aq-dam 
(=  istu  santi  gatifma]  Amarna  149,  27.  44)  =  talm.  ipnrx  ,im 
Vorjahre,  früher'  vgl.  D.  H.  Pick,  OLZ  1909,  165;  Böhl,  Sprache 
11 3]  Ylvisaker,  Zur  Grammatik  65 f.;  Klauber,  AJSL  XXVIII 
133.  Wahrscheinlich  (s.  auch  Ylvisaker  a.  a.  0.)  nur  volksety- 
mologisch als  satht.  (,Jahr')  +  qdm  (,früher  sein')  gedeutet  und 
eigentlich  (vgl.  mitharam)  zu  1 2  eines  hehr,  ipv  ,früh  (auf)  sein' 
entsprechenden  Verbums  gehörig.  Ursprünglich  also  sitaq(qu)- 
dam  ,früher'  (?),  saddaggis  entstand  durch  Assimilation  aus 
saddagdis. 

tu-ra  (zu  -nn  »zurückkehren')  , wiederum'  Harper,  Letters  80  Rev.  14; 
618  Rev.  24;  676  Rev.  9  =  tu-u-ra  5,  Rev.  2;  687  Rev.  15,  vgl. 
Ylvisaker,  Zur  Grammatik  67.  ,Nach  hinten,  rückwärts'  dürfte 
tu-u-ra  Harper,  Letters  519  Rev.  3  bedeuten:  ki-ma  ""  musta- 
barrü-mütanu(-a-nu)  tu-u-ra  istu  lihhi  qaqqadu(-du)  «=«**■«*«  UR, 
GÜ.LA   is-su-hur  ,Da  der  Mars   aus   dem  Kopfe   des   leo  sich 


»  Vgl.  fa-na]  ia-a-ii  Jensen  122,  23;  H-a-H-im  RA  VII  16,  11  u.  oft. 


42     I.  Die  adverbielle  Akkusativendunö  am,  an  im  Semitischen. 

rückwärts   wendete*.    Jastrow  II    657    ungenau    ,in   seinem 

Rücklaufe'. 
tubqa  in  ina  tu-ub-ga  dür  häh-ili  ,innerhalb  (?)  der  Mauer  Babylons* 

KB  III 2  18,  19  vgl.  Jensen,  Kosmologie  163,   sonst  tubqät  blti 

etc.;    etymologisch  wohl  zu  hebr.  psT  , haften,    kleben*,  a-'pmn 

,die  Weichen*  zu  stellen.^ 
tam-hi-a-am  ,am  Abend'  Museum  V  152  Kol.  XI  43. 
tu-sa-am,  tu-sa-ma,  tu-us-sa-ma  s.  appunama  und  sussama. 

Auch  nach  dem  t  feminin!  tritt  im  Assyrischen  die  adver- 
bielle Akkusativendung  häufig  auf,  und  zwar  gilt  das  nicht  nur 
von  der  einfachen  Femininendung  t,  at,  sondern  auch  von  den  Ab- 
straktendungen U,  üt  und  der  den  Plural  fem.  bezeichnenden  En- 
dung ä^.^  In  den  meisten  Fällen  kommt  dann  aber  die  geschlechts- 
bezeichnende und  numerative  Bedeutung  nicht  zur  Geltung,  so  daß 
das  feminine  Adverb  von  der  maskulinen  Form  in  seiner  Bedeutung 
sich  nicht  unterscheidet,  ebenso  wie  im  Arabischen  bätinan  und  bä- 
tinatan;  bad^an  und  bad^atan-  gahrari  und  gahratan.j'^isa  an,  asijjan 
und  ''asijjatan;  karhan  und  kirähatan  etc.  etc.  in  gleicher  Bedeutung 
stehen,  weil  es  eben  zum  Wesen  des  Adverbiums  gehört,  ein  Merkmal 
einer  Tätigkeit  (eines  Zustandes)  allein  mit  Ausschluß  jeder  gram- 
matischen Beziehung  zu  bezeichnen.^    Vergleiche  folgende  Formen: 

ebirta  , drüben,  jenseits':  samnam  a-na  e-bi-ir-ta  tusd-bi-la-an-ni  ,du 
ließest  mich  das  Öl  nach  drüben  bringen'  CT  II  19  (Unqnad, 
Briefe  154),  33;  e-bi-ir-ta  B.  E.  XV  42,  6.^ 

es-H-ta-am  ,von  neuem,  neuerdings*  Schorr,  Urkunden  301, 13  (S.435) 
=  e-se-ta-am  in  dem  Fragment  zum  Hammurapikodex  Museum 
V  93  Kol.  II  4  dup-pa-am  e-se-ta-am  la  is-du-ur  ,aufs  neue  eine 
Urkunde  nicht  ausstellt*. 


^  Babyl.  t  ■—  hebr.  t  wie  in  abätti  :  lax  etc.  Besonders  häufig  ist  dieser 
Wechsel  in  Araarna,  vgl.  u.  a.  Dhorme,  RB  1910,  472. 

*  Das  Arabische  kennt  bekanntlich  kein  an  nach  der  weiblichen  Plural- 
endung, wofür  wie  im  Genetiv  in  (äiin)  steht.  Ob  man  trotzdem  in  babyl.  ätam 
eine  Piuralendung  sehen  darf,  dazu  s.  später. 

'  Vgl.  vorläufig  Delbrück,  Vergl.  Syntax  der  Indogerra.  Sprachen  544  u.  oben  7. 

*  Für  e-du-tam-ma  Vikolleaud,  Supplement  VIII  9.  11  ist  wohl  besser  zu 
lesen:  qaran-iu  Sa  Sunieli  e-du-ud-ma  ,weiiu  sein  (des  Mondes)  linkes  Hörn  spitz  ist'. 


AssTRiscHB  Akkusativadverbien  mit  Femiminendung,  43 

ahäta(m)  .gemeinscliaftlich,  brüderlich,  zu  gleichen  Teilen'  (=  mal- 
malis  , gleich  auf  gleich*  vgl.  oben  zu  ahenna):  mimma  mala 
ina  muh-hi  tp-pu-Sü-u  (6)  a-ha-ta  su-nu  ,in  allem,  was  sie  darauf 
tun  werden,  sind  sie  gleich  (beteiligt)*  Strassmaier,  Nabnd. 
199,  5f. ;  mimma  ma-la  ina  ali  u  seri  ina  muhhi  suluppa-a-an^ 
100  gur  ip-pu-us[-su-ii]  a-ha-a-ta  hi-nu  Strassmaier,  Dar.  280, 
5 — 7  vgl.  395,  5ff.  =  396,  5ff.  ma-la  ina  lih-hi  i-sak-ka-[nu  a-J 
ha-a-ia  [su-nu]  (17)  qa-ni-e  sa  ina  lih-hi  a-ha-a-ta  su-nu  , (daran) 
was  sie  darin  pflanzen (?),  sind  sie  gleich  (beteiligt);  (an)  dem 
Schilfrohr,   welches  darin  ist,   sind  sie  gleich  (beteiligt)'  B.  E. 

VIII  118,  16f.;  alpu  ma-lu  (7)  alpi  ^^  zeru  ma-la  ^'^  zeri  mimma 
ma-la  ina  lih-hi  il-la-ä'  (8)  a-ha-a-tam  su-nu  .Rinder  gleich  den 
Rindern  (des  anderen),  Feld  gleich  Feld  sind  sie  an  allem,  was 
darin  gedeiht,  gleich  (beteiligt)*  B.  E.  X  44,  6ff.  Vgl.  noch 
Strassmaier,  Nebk.  58,  7;  88,  7;  300,  7;  Dar.  348,  8;  B.E.IX  60; 
X  55  etc.  Die  Fassung  von  a-ha-(a)-ia-su-nu  als  ,ist  ihr  Ge- 
meinsames' (vgl.  Delitzsch,  HWB  39  a)  wird  als  falsch  er- 
wiesen durch  B.  E.  X  41,  4f. :  ü  mimma  ma-la  ina  ^*"  zeräti 
suäti^*^  ina  '?^nartah-i-ni  (5)  il-la-a^  a-ha-a-tam  ni-i-ni  ,und 
an  allem,  was  in  diesen  Saatfeldern  durch  unsere  Bewässerungs- 
geräte gedeiht,  sind  wir  gleich  (beteiligt)'  und  ist  übrigens  auch 
schon  an  Stellen  wie  ^  itti-''^marduk-halätu  ü  ^  sapik-zer  a-ha- 
a-ta  sü-nu  ,1.  und  Ö.  sind  gleich  (beteiligt)'  Strassmaier,  Nabnd. 
653,  8  ausgeschlossen;  vgl.  572,  10  a-ha-a-ta  su-nu  (so!).  Die 
Lesung  a-ha-(a)-tü  (statt  -tarn)  ist  schon  wegen  des  häufigen 
a-ha-(a)-ta   abzulehnen.     Vgl.  Müss-Arnolt  31  b   oben;   PSBA 

IX  306.  B.  E.  VIII  63,  10  bietet  in  derselben  Bedeutung  a-hi-ta 
su-nu  (nicht  a-hi-ta-su-nu!  so  der  Herausgeber,  S.  27)  ,sie  sind 
gleich  (beteiligt)'.  Beachte  auch  die  (irrtümliche)  Schreibung 
it-ti  a-ha-tam-mes  B.  E.  VIII  48,  4f.,  welche  die  bedeutungs- 
gleichen Adverbien  ahätam  und  ahames  zusammenwirft. 

a-hi-ta  1  ,gemeinsam'  s.  soeben. 

a-hi-ta(m-ma)  II  , seitwärts'  in  a-hi-tam-ma  lil-lik  ,er  gehe  seitwärts* 
Kino,   Magic  Nr.  11,  24  vgl.   Kino  133    (unrichtig:    a-hi-tü-ma 

1  S.  dazu  Kap.  IV. 


44     I.  Die  adverbielle  Akkusativbndüng  am,  an  im  Semitischen. 

,hostile?');  Hehn,  BA  V  365;  Jastrow,  Relig-ion  II  90  (richtig). 
TH.  D  27  (Unghad,  Briefe  157).  11 — 15:  [d]s-sum  eqli-im  äd 
na-di-ti[m]  (12)  [sje-a-am  ma-la  ma-zu  (13)  sa-l[u-u]s  zu-ü-zi 
(14)  ie-a-am  1  (pi)  4  bar  seim  a-hi-tam-ma  (15)  §ü-ku-in 
,Um  von  dem  Feld  der  Priesterin  das  Getreide  soviel  vor- 
handen ist  als  Drittelanteil  zu  teilen/  lege  ^s  ^wr  Getreide  bei- 
seite', a-hi-tam-ma  ad-di-i  ,ich  habe  beiseite  gelegt'  Unönad, 
Briefe  220  (TD  45),  12L^  Ist  CT  IV  29  c  (Unqnad,  Briefe  262) 
Iff. :  ki-ma  is-tu  la-hi-ir-tim  (2)  hiti(-ti)  na-ap-ta-ri-ia  (3)  si- 
sa-am  (1.  pän-ni-am  ?f)  ü  a-hi-tam  (4)  la  ku-ul-lu-mu  hieherzu- 
stellen?  In  etwas  anderer  Bedeutung:  ,von  der  Seite'  (vgl. 
Weber,  Anmerkungen  zu  Amarna  1018:  Ebeling,  Wörterver- 
zeichnis 1364)  liegt  a-hi-tam  vor  in  Amarna  1,  89 — 92:  it-ta- 
din  '?"  narkahäti-ia  i-na  lib-bi  *^"  narkabäti  '""*^"  ha-za-nu-ti  ü-ul 
ta-mu-ur-su-nu  a-hi-tam  tu-te-bi-el-su-mc  a-na  pa-ni  ma-a-ti  sa 
ki-ka  ü-ul  ta-mu  (!)-su-nu  a-hi-tam  ,er  hat  meine  Wagen  ge- 
schafft unter  die  Wagen  der  Regenten,  ohne  daß  du  sie  von  der 
Seite  ansiehst;  du  hast  sie  in  die  Richtung  des  Landes  so  und 
so  gebracht,  ohne  sie  anzusehen'. 

e-li-ta  jlaut  (wörtl.:  hoch)':  is-si-ma  ti-amat  sit-mu-ris  e-li-ta  ,es  schrie 
Tiamat  auf  wild  und  laut'  Weltschöpfungsepos  IV  89;  vgl. 
Jensen,  KB  VIi  26  und  336;  Dhorme,  Choix  50/51,  wo  die 
Form  aber  nicht  richtig  gefaßt  ist;  s.  auch  zu  danlta. 

imittam  =  imna  , rechts',  i-mi-it-tam  u  su-me-lam  ,links  und  rechts' 
CT  V  4,  16  =  Hunger,  Becherwahrsagung  40;  samnum  .  .  .  i- 
mi-tam  ta-ri-ik  ,Wenn  das  Ol  .  .  .  nach  rechts  hin  entzweigeht' 
Z.  37  (Hunger  42). 


^  Ungnad  :  .Was  das  vernachlässigte  Feld  betrifft,  (so)  teile  das  Getreide  . .  . 
in  drei  Teile'.  Bei  dieser  Fassung  ist  aber  ,das  auslautende  »  in  züzi  auffällig' 
(Ungnad).   [S.  auch  Landsberger,  ZDMG  LXIX,  II,  S.  26  des  SA.] 

'  CT  III  2,  14  steht:  ]  samnam  a-na  aS-Sa-tim  a-ha-zi-im  te-ip-pi-es  (Wenn  du 
für  das  Heiraten  das  öl[verfahren]  bereitest)  /  ia  zikarim  I  nnniStim  a-hi  ta  na- 
an-dli-ma,  wo  man  gleichfalls  an  a-hi-ta  , daneben'  denken  könnte.  Hunger,  Becher- 
wahrsagung 50  korrigiert  zweifellos  unrichtig  in  a-hi-Hä.  Indes  ist  ta  gewiß  mit 
der  folgenden  Verbalform  zu  ta-na-an-di-i-ma  zu  verbinden,  was  auch  Jastrow,  Re- 
ligion II  763  übersehen  hat.  Übersetze:  ,und  du  einen  (Tropfen)  für  den  Mann  und 
einen  für  die  Frau  daneben  (a-hi)  hineingießest'. 


Assyrische  Akküsativadverbieji  mit  Femikinenduno.  45 

a-mar-ta  ,seit"wärts'  s.  pütam. 

ap-fu-na-a-ta,  Variante  zu  ap-pu-na-(ma)  Weltschöpfungsepos  I  124, 
vgl.  Delitzsch,  HWB  113  b. 

arha-a-ta-a  ,monatlich'  Strassmaier,  Nabd.  282,  6;  Cyrus  45.  6  = 
arha-a-ta  B.  E.  Villi  112,  12  vgl.  Jäger,  BA  I  590  Muss- 
Arnolt  99  a. 

warkitama  ,zurück'  ==  warka  in  der  Kapp.  Tafel  Golenischeff  XIV 
22 — 23  a-na-ku-ma  [al]-la-ak  ma-ar-ki-ta-ma  ,ich  ging  zurück*. 
Z.  31 — 32  a-li-ik  ma-ar-ki-ta-ma  ,er  ging  zurück';  vgl.  Z.  28: 
a-la-ak  ma-ar-ki-ti  .ich  ging  zurück'  Sayce,  Babjloniaca  II  17  f. 
übersetzt  ,a  long  way*,  verwechselt  also  K-]-','}  und  V-\-^. 

(w)atarta  =  watram  ,sehr  groß,  gewaltig'  in  i-te-ru-ub  a-tar-ta  ,er 
zog  gewaltig  ein'  V  R  55,  39  vgl.  KB  Uli  166;  Delitzsch, 
Gramm.  218;  Hinckb,  A  New  Boundary  stone  269  =  at-ri-is 
it-ta-na-al-lak  V  R  31,  12.  Mit  dem  adverbiellen  a-tar-ta  gleich- 
bedeutend ist  die  Präpositionalverbindung  ki-ma  a-tar-tim-ma 
im  Sinne  von  , obendrein',  die  meist  unrichtig  a-har(kut)-tim-ma 
gelesen  wird.  Vgl.  Delitzsch,  HWB  42  b  unten  u.  ö.,  ferner 
CT  XXVI  Kol.  6,  4:  ki-ma  a-tar-tim-ma  lu  as-ba-ta  si-ir  me- 
si-ik-ti  .  .  .  uraddi  (Thompson:  a-kut-tim-ma).  Eine  Nebenform 
dazu  ist  wohl: 

at-te-ru-tit-ta  , abermals,  nochmals'  Amarna  41,9  =  a-na  at-te-ru-ut-ti 
20,  8.  So  richtig  Knüdtzon  gegen  Bohl,  Sprache  67,  Wincklers 
Anm.  dazu  und  jetzt  auch  Ebeling,   Wörterverzeichnis    1386, 

ina  battatä  an  folgenden  Stellen:  ina  ba-at-ta-ta-a-a  ma-har  ""  samas 
ü-sa-ad-bi-ib-su-nu  Harper,  Letters  II  223,  8 — 9;  bit  düräni  "■«' 
ina  bat-ta-ta-a-a  sab-bi-ta-ma  a.  a.  0.  Rev.  8 — 9;  ina  ba-ta-ta-a 
pi-is-ra-te-su-nu  il-ku-u  Harper  IV  355,  18 f.;  """'^"rfamgare  "** 
i-na  bat-ta-ta-a-a  ü-bal-ü-ni  Harper  X  992  Rev.  10;  seum  tab- 
ku  sa  ümäte  ""*'  (vgl.  arah  ümäte  "'"  Z.  5)  ina  bat-ta-ta-a  ni-sa-tar 
XIII  1290,  7  nach  Behrens,  Briefe  14;  Ylvisaker,  Zur  Gram- 
matik 55  unten,  Klauber,  AJSL  XXVIII  132  oben:  ,der  Reihe 
nach,  nacheinander'  bedeutet  richtiger  wie  batti-batti,  ina  batte 
usw.,  ringsum',  dann  , insgesamt,  alle' =  arab.^-^'j,  ^J^\  .gänzlich, 
unwiderruflich,  durchaus'.  Vgl.  auch  Meissner,  Supplement  26  b. 

da-ku[-tam7]  ,hinunter'  (?)  s.  S.  34  zu  mi-ih-ha. 


46     I.  Die  advkrbielle  Akküsativendunq  au,  an  im  Semitischen. 

da-ni-tam  li-iq-hi  ,soll  er  laut  (?)  sprechen'  Kod.  Hamm.  XXV  r  39. 
Vgl.  Ungnad,  Hammurabis  Gesetz  II  97  ^  und  130  b,  wonach 
das  Wort  etwa  zu  V~^  oder  K^  zu  stellen  ist. 

ha-mu-ut-ta  , eilends'  =  hamtu,  hanti§,  hamuti^^  vgl.  Delitzsch,  HWB 
281  b;  Gramm.  218;  B.  E.  XVII  i  83,  24  u.  ö.,  besonders  häufig 
in  Amarna,  geschrieben  ha-mu-ta,  ha-mut-ta,  ha-mu-ut-ta,  ha- 
mu-tam,  ha-mu-ut-tam]  3,  10  (vgl.  Ebeling,  Wörterverzeichnis 
1413)  mit  Präp.  it-ti  ha-mut-ta  (vgl.  kima  hamutis,  ina  hamutis), 
aber  auch  a-na  ha-mut-ti. 

ka-a-a-ma-an-tam  ,wie  immer'  in:  himma  II zikara  u  sinnista  ülid-ma 
Hpätii  uznä  sepä  pü  u  §upre  ka-a-a-ma-an-tam,  (nicht  tu)  §aknü 
jWenn  „ditto"  (eine  Stute)  ein  männliches  und  ein  weibliches 
Junges  gebärt,  die  Haare,  Ohren,  Beine,  Mund  und  Nägel  wie 
gewöhnlich  sind'  CT  XXVII,  PI.  48,  3  vgl.  Virolleaüd,  Baby- 
loniaca  V  Nr.  XLVII  3  (S.  158f.);  XLVIII  23.  25  (S.  162); 
Virolleaüd  richtig  ,normalement'.  Unrichtig  Jastrow,  Religion 
II  841.  Vgl.  in  derselben  Bedeutung  mü  ka-a-a-ma-nu-tu  ,das 
Wasser  ist  normal'  Babyloniaca  III  204,  81.  84;  205,  87.  89  u.  ö. 
§umma  ka-a-a-ma-nu  ,wenn  er  normal  ist'  207,  153  etc.,  nicht 
,des  eaux  stationnaires,  constantes;  s'il  est  persistant'  Boissier, 
Choix  237  ff. ;  246  etc.  Zur  BedeutungsentAvicklung  von  kaia- 
mantam,  eigentl.  , immer'  zu  ,wie  gewöhnlich,  normal'  vgl.  oben 
zu  ginä,  zur  Form  s.  unten  Kap.  XI. 

ka-sa-a-at-tam  (V^)  ,in  der  Morgen-  und  Abendkühle'  ^  vgl.  J4^^  >ri 
,Tagesanbruch',  o^^rC^^  ,Morgen  und  Abend',  mehri  haqardur 
, am  Morgen',  eigentlich  ,am  kühlen  Morgen  gehen'  vgl.  Bittner, 
Studien  II  60.  Vgl.  zu  kasätum  und  taksätum  als  Tageszeit  auch 
Jensen,  KB  VIj  386;  ki-su-u  VS  VI  174,30.39.  S.  auch  sogleich. 

li-li-a-at-tam  ,am  Abend'  Museum  V  152  Kol.  11,  19;  vgl.  li-la-ma 
oben  S.  33 ;  ka-za-a-tam  ü  li-li-a-tam  ,früh  und  abends'  a.a.  O.Z.30. 

ma-'a-ta,  d.  i.  ma*atta  =  mada(m)  (q.  v.)  ^  ,sehr':  i-ra-'ama-an-ni 
ma-'a-ta   dan-nes f-via]    ,er   liebt   mich   in   sehr   hohem   Grade' 


^  Vgl.  Museum  V  152  Kol.  11,  Z.  20:  ge-da-ta  =  i-na  ka-za-a-lim,  21:  ä-ü-te- 
ge-ba  =  mu-uS-ka-za-at  und  besonders  Z.  22:  ü-zal-sü  =  a-di  ui-ra-am  gegenüber 
Z.  23:  ge-zal-Sü  =  a-di  ka-za-a-tim.  S.  auch  Pöbel,  Museum  VI  39  f. 

*  Auch  eine  Lesung  ma-'-ta  =  mask.  via  da  wäre  möglich. 


Assyrische  Akküsativadverbien  mit  Femininendüng.  47 

Amarna  20,  58;  ki-i-me-e  uk-[tje-ib-bi-zu  ma-*a-ta  ta-an-ni-iS 
,daß  ich  ihn  in  sehr  hohem  Grade  geehrt  habe'  Z.  67 ;  ma-'a-ta 
ü-bar-ra-ha-anni    ,(daß)   er  mich  sehr  verherrliche  (?)'   Z.  74. 

ma-fiir-tam  =  mahra  ,vor*  in  ma-hir-tam  ä-ki-it  , angesichts  des  Aqitu* 
Lanqdon,  Königsinschr.  234,  29;  ma-hir-tam  E-bar-ra  ,an  (vor) 
Ebarra'  232,  34. 

ma-an-da  (s.  oben  25  zu  appunama)  Grundform  zu  mindi,  mindema, 
nindü,  toifpij-in-du-u,  aus  manta,  minta,  feminin  zu  mina(m) 
,wie,  was?,  etTv^a?',  äth.  ment,  acc.  menta,  arab.  selten  »JU^ 
(vgl.  Barth,  Pronomen  143)  , welches?,  wie?*.  Schon  in  dieser 
ursemitischen  Form  ward  t  nach  n  zu  d,  so  daß  minda,  das 
in  der  Frage  wohl  mit  Hamza  am  Wortende  ^  gesprochen  wurde, 
weiter  volksetymologisch  mit  dem  zu  yT  , wissen'  gehörigen 
yna,  n:»  verwechselt  ward,  weshalb  die  aram.  Entsprechungen 
neben  dem  korrekten  syr.  j«^  bab.-talm.  ■•tö,^  auch  opnö,  orijo, 
das  hebr.  jmo  (vgl.  nindü),  das  äth.  neben  ment(a)  in  der  Be- 
deutung jVielleicht' :  ^endal  (amh.  \nga)  bieten.  Zum  Wegfall 
des  anlautenden  m  vgl.  das  Soqotriwort  inem,  inhem  für  ,was',  das 
wohl  dem  männlichen  minam(ma)  entspricht,  sowie  im  TigriSa 
dialektisch  ^entäj  neben  mentäj  bei  Barth.  Pronomen  143.  Die 
üblichen  Deutungen  von  aram.  mind'^am  als  ,scibile  quid',  hebr. 
maddü'^'^  als  *ma  jädü'^'^  ,was  gewußt',  äth.  "endal  als  ,nicht 
mein  Wissen'  sind  als  Volksetymologien  abzulehnen.  Zur  Be- 
deutungsentwicklung des  Wortes  im  Assyrischen  ^  vgl.  folgende 
Stellen: 
a)  Als  Partikel  der  direkten  Frage  =  lat.  num  wie  "ö  (neutr.)  im 
bab.  Talmud  und  schon  in  2pr  Dip''  •'ü  Am.  7,  2.  5  ,Wie?  könnte 
Jakob  bestehen?'  (vgl.  Barth,  Pronomen  142)  und  noch  genauer 
wie  talm.  n*»  (meddej)  in  Fällen  wie  xrib"'»  «"'bn  jsmttr"S?ps  ""Tö 

^  Vgl.  die  Aussprache  la   für  lä  im  Vulgärarabischen. 

'  Zum  Auslaut  dieser  Formen  s.  weiter. 

'  Von  den  bisherigen  Deutungen  vgl.  besonders  Ziuuebx,  ZA  IX  104 ff.:  ,fiir- 
wahr,  gewiß,  gewissermaßen,  etwa,  wenn  etwa';  Jensen,  KB  VIj  384  auch  ,nachdem'; 
.infolgedessen  (?)' ;  Bohl,  Sprache  §  341  , wahrlich';  Meissnek,  Gramm.  §75c  ,natür- 
lich(?)';  OLZ  1912,275  (in  N.  pr.)  .vielleicht,  hoffentlich'.  Johnstox,  Gelderen  bei 
Ylvisakkk,  Zur  Grammatik  64  .wenn';  Ylvisaker  a.  a.  O.  ,gewißlich,  sicherlich'; 
Ejicdtzo»  .wahrlich'  etc. 


48     I.  Die  adverbielle  Akkusativbndüno  au,  an  im  Semitischen. 

jkommt  es  etwa  auf  das  Alter  an?'  B.  Bathra  142b  u.  ö.,  z.B. 
min-di-e-(ma)  sarru  beli-ia  i-gah-bi  um-ma  »spricht  etwa  der 
König,  mein  Herr,  folgendermaßen?'  Harper,  Letters  281  Rev.  3; 
analog  459,  11;  468,  4;  764  Rev.  5;  804,  13;  833,  17;  Thompson, 
Reports  268  Rev.  7;^  ebenso:  min-di-e-ma  ana  sarri  beli-ia  i- 
ga-a[b-bi]  um-ma  , sprecht  ihr  etwa  zum  Könige,  meinem  Herrn, 
also?'  Harper  266  (K  79)  Rev.  16;  min-di-e-ma  ta-gabba-a 
um-ma  , sprecht  ihr  etwa  also?'  493,  19;  576  Rev.  16;  1114,  19; 
min-di-e-ma  pi-ir-za-tu  si-i  ,ist  das  etwa  Lüge?'  1237,  14;  im 
N.  pr.  min-di-i-ballu-ut  ,Wird  er  leben?'  Clay,  Personal  Names 
108  a,  vgl.  Meissner,  OLZ  1912,  275;  Torcztner,  Tempel- 
rechnungen 70;  mi-in-di  at-ta  sinnista  ul  tu-se-bi-la  a-na-ku 
ki-i  ka-sa-ma  sinnista  lu-uk-la-ak-ku-um-ma  l[a-a]  ,Soll  etwa  — 
da  du  kein  Weib  übersandt  hast  —  auch  ich  wie  du  ein  Weib 
dir  vorenthalten?  N[ein]!'  Amarna  4,  20 — 21;  mi-in-di-e-ma  a-na 
a-hu-za-ti  ki-i  as-p[u-ra-ak-ku  ü]  a-[n]a  ü-ma-mi  ki-i  as-pu-ra- 
ak-ku  a[t-ta  ta-aq-ta-bi]  , Sprichst  du,  da  ich  wegen  einer  Heirat 
oder  wegen  Getieres  dir  geschrieben  habe,  etwa  so?'  a.  a.  O. 
Z.  23-24. 

b)  In  indirekter  Frage,  z.  B.  ki-i  atalü  is-ku-nu  il  la  is-ku-nu  ul 
ni-di  bei  sarräni  a-na  assur  '''  a-na  aläni  ka-la-ma  .  .  .  lis-pur 
min-di-e-ma  ina  lib-bi  aläni  an-nu-ti  i-tamar(-)ni  (f?)  ka-a-a- 
ma-ni-ti  sarru  lis-me  ,0b  eine  Finsternis  stattfand  oder  nicht, 
wissen  wir  nicht.  Der  Herr  der  Könige  möge  nach  Assur,  nach 
allen  Orten  .  .  .  senden  (schreiben),  ob  sie  dort  etwa  gesehen 
wurde;  [dann]  wird  der  König  es  jederzeit  erfahren'  Harper 
895  (=  Thompson,  Reports  274),  6—11. 

c)  Der  Fragesatz  vertritt  oft,  wo  eine  Antwort  nicht  erwartet  wird, 
eine  unbestimmte  Aussage,  worin  mindema  die  Bedeutung  ,etwa, 
vielleicht'  zu  haben  scheint.  So  ist  z.  B.  ,Wird  er  etwa  leben 
(mindi-iballut)?'  soviel  wie  »vielleicht,  hoffentlich  wird  er  leben'. 
Aus  solchen  Fällen  entwickelte  sich  die  Bedeutung  ,vielleicht' 
für  mindema  in  Fällen  wie:  min-di-e-ma  iläni  sa  bei  sarräni 


^  Jastrow,  Religion  II  530  zu  dieser  Stelle  ,wenn  nun'.  S.  zu  dieser  Fassung 
sogleich  sub  d). 


Assyrische  Akküsativadverbien  mit  Femininenduno.  49 

beli-ia  ip-pu-su-ma  ,vielleicht  (hoffentlich)  \rerden  die  Götter 
des  Herrn  der  Könige,  meines  Herrn,  machen,  daß  ,  .  .*  Har- 
PER  281  Rer.  8 f.;  mi-en-di  märat  Uten  mu-us-ki-nu  ü  sum-ma 
isten  *'°*'*  ga-ga-ia  sum-ma  märat  '"°'"  ha-ni-gal-hati  ü  mi-en-di 
sa  ""'"  ü-ga-ri-it^^  §a  i-mu-ruvi  ,Vielleicht  ist  es  die  Tochter 
eines  Ministerialen  oder  eines  Gagäers  oder  die  Tochter  eines 
Hanigalbatäers  oder  etwa  eine  vom  Lande  ügarit,  die  sie  ge- 
sehen haben'  Amarna  1,  37 — 39;  mi-en-ti  sarräni  .  .  .  ü  ü-§e- 
bi-lu-ni-ku  ,vielleicht  .  .  .  übersenden  dir  die  Könige  dann' 
Z.  56  —  58;  min-di  ina  Uh-bi  rimi  an-ni-i  siru  ra-bi-is  ,vielleicht 
lagert  im  Bauche  dieses  Wildochsen  eine  Schlange*  Etana- 
mythus  Tafel  b,  40;  Jensen,  KB  VIi  106;  so  wohl  auch  Irra- 
mythus  III  Obvers  6  (vgl.  Z.  19):  min-di-ma  ana-ku  ina  hi-ti 
mah-ri-i  ah-su-sa  limnä-t[imj  ,vielleicht^  habe  ich  in  früherer 
Sünde  Böses  geplant*;  dib-bu  na-az-ru-ti  sa  ^ '^*^  nabü-zer-llsir 
ina  ekalli  dubu-ub  min-di-e-ma  dib-bi-ia  na-az-ru-ti  ina  ekalli 
i-dab-bu-ub  ,sprich  Böses  gegen  N.  bei  Hofe;  vielleicht  spricht 
er  (sonst)  Böses  bei  Hofe  gegen  mich*  Habpee,  Letters  511 
Rev.  3—7. 
d)  Schließt  sich  dagegen  unmittelbar  an  den  Fragesatz  eine  Fol- 
gerung aus  der  zu  erwartenden  Antwort  an,  so  erscheint  er 
als  Bedingungssatz,  in  welchem  Falle  die  Fragepartikel  kon- 
ditionalen Sinn  zu  haben  scheint.  So  kann  das  sub  a)  an- 
geführte mindema  sarru  .  .  .  igabbi  ,spricht  etwa  der  König?' 
bei  anschließendem  Nachsatz  kondizional  als  , spricht  etwa  der 
König,  (so  antworte  ich:)*  gefaßt  werden.  In  solchen  Beispielen 
erhielt  mindema  die  Bedeutung  ,wenn*,  die  in  ,weil*  überzugehen 
scheint  in:  min-di-e-ma  babilu^*  la-pa-an  (2)  da-a-ki  in-ni-di-ir 
en-na  (3)  a-du-u  alfap-rak-ku-nu-H  ,wenn  nun  Babylon  vor 
dem  Gemetzel  in  Angst  ist,  siehe,  so  habe  ich  euch  jetzt  ge- 
schrieben* Harper  571  Rev.  Iff.  ;^  arkis  min-di-ma  sin-ahhe- 
erlba  aggis  izizma  ,weil  hierauf  S.  in  wütenden  Zorn  geriet'  Sanh. 
Baw.  40.  Auch  das  talmudische  ■'"fo  mit  folgendem  i  bedeutet 
an  mehreren  Stellen  ,weil',  wo  man  vielleicht  nicht  mit  Recht 


^  Jexsex,  KB  VIi  68:  ,nachdem';  Uxgxad  bei  Gressuaxn,  Texte  74:  ,wohl'. 
*  Vgl.  auch  Klauber,  Beamtentum  63  zur  Stelle. 
Torczyner,    Die  Entstehung  dos  semitischen  Spnchtypas.  4 


50     I.  Die  advbrbielle  Akkusativendunö  am,  an  im  Semitischen. 

ein  anderes  Wort  (•»T'  -j-  |ö)  annimmt.  Zum  gleichen  Übergang 
(,ob'  >  »vielleicht*  >  ,wenn'  >  ,weil')  hei  summa  und  der  dazu- 
gehörigen etymologischen  Gruppe  s.  unten  Kap.  VI.  Vgl.  noch 
die  anderen  hei  Ylvisaker,  Zur  Grammatik  64  f.  genannten 
Stellen;  Muss-Arnolt  560h;  Thompson,  Reports  90  Rev.  2. 

mi-i-zu-ü-ta-am-ma  in  ü  su-nu  mi-i-zu  (!)-ü-ta-am-ma  al-ta-par-su-nu 
Amarna  28,  15  kaum  ,mit  geringem  Gefolge*  (Wincklbr,  Bohl, 
Sprache  75;  Knudtzon),  man  erwartet  eher  ein  Synonym  zu 
ana  du-ul-lu-hi  ,Beileid  zu  bezeugen'  in  Z.  14.  Darf  man  arab. 
(3jft  , kondolieren,  Kondolenzvisiten  machen'  vergleichen  und 
übersetzen  ,auch  habe  ich  sie  zur  Kondolenz  gesandt'?  Vgl. 
also  etwa  arab.  ^.}»-o  ,tröstend'. 

ma-ti-tsb  in  i-pi-ir  ia-ta-ra-tim  i-[na]  ma-ti-ta,  i-di-in  Unqnad,  Briefe 
108  (CT  XXIX  6  a),  11—13  scheint  eine  fem.  Nebenform  zu 
matam  ,wann,  irgendwann*  zu  sein:  ,Die  Verköstigung (srate) 
der  Jataratum  gib  irgendwann.' 

pütam  ,vorn'  in  ir-sa-su  pu-u-tam  il  a-mar-ta  rukus  ,sein  Lager  vorn 
und  hinten  umbinde'  K  246  Kol.  II  56  vgl.  Fossey,  Magie  160; 
Delitzsch,  HWB  517  a. 

sätam  r^r  ,immerfort,  in  Zukunft'  Harper  1140,  Z.  7  f.  [ümu]  16^<''^ 
hu-ud  li-hi  (8)  [ümu]  18^'^'^  za-a-tam  (nicht  tu)  hu-su-ur  ,der 
16.  Tag  bedeutet  Herzensfreude,  der  18.  Tag:  in  Zukunft . . .';  vgl. 
Klaüber,  AJSL  XXVIII 121 ;  sa  zortam  Harper  301  Rev.  1.  Sonst 
stets  nach  Präpositionen  und  Subst.  im  Genetiv :  ana  za-a-ti,  ana 
Um  säti  etc.  Vielleicht  ist  aber  für  ana  üm(u)  za-a-tü  besser  za-a- 
tam  zu  lesen,  z.  B.  Vs.  V  21,  19;  B.  E.  VHI  35,  5;  103,  8;  108,  21 ; 
B.  E.  IX  32,  14;  und  öfter.  Vgl.  oben  S.  37  zu  ultu  ümi  pa-na. 

ri-ku-dam  Amarna  87,  17,  ri-ku-tam  137,  10  =  ri-qa-mi  Dpn  ,mit 
leeren  Händen'  vgl.  Bohl,  Sprache  75. 

sah-lu-qa-ta  yphn  Langdon,  Psalms  IV  (=  Reisner,  Hymnen  1  etc.) 
Obv.  48  (S.  48):  ul  i-§u-ka  Sah-lu-qa-ta  [ul  i-su-ka] :  ul  i-qah-hi 
sa-ah-[lu-qa-taj  [ul  i-Jqab-bi  ,Nicht  soll  es  dich  vernichtend  (?) 
besitzen,  nicht  soll  es  dich  besitzen;  nicht  soll  es  vernichtend  (?) 
sprechen,  nicht  soll  es  sprechen'. 

sa-ni-tam  I)  ,ferner*  so,  nicht  sa-ni-tü  (Knudtzon),  richtig  Bohl,  Sprache 
40  und  bes.  33;  HROZNt,  Nachlese  Ta'annek  6,  6.  12  u.  ö.,  bes. 


Assyrische  Akkusativadverbien  mit  Femininenddng.  51 

häufig  in  Amarna  z.  B.  33,  9;  34,  11.  18.  46;  35,  23.  30;  38,  27; 
40,  16;  45,  22  u.  ö.;  ferner  in  den  Harper-B riefen  vgl.  z.  B. 
933,  9  u,  ö.;  sa-ni-dam  in  altbabylonischen  Briefen,  z.  B.  Un- 
GNAD,  Briefe  96  (CT  XXIX,  la),  15;  108  (CT  XXIX,  6  a),  20, 
wo  es  wie  |j?3  in  aram.  Briefen,  arab,  w>^  U\  etc.  unsere  Brief- 
übergänge ersetzt.  Dasselbe  Wort  ist  sa-ni-tam-ma  Hrozn?, 
Ninrag  30,  20:  ed-lu  sa  si-ir-ka  sa-ni-tam-ma  ub-la  ,der  Held, 
der  deinen  Körper  /o7*<schaffte'  (ÜROznt  ,ein  andermal  brachte'). 

sa-ni-ta  II)  ,zuin  zweiten  Male'  liegt  nach  Zimmern  vor  KB  VIi  132,  19; 
nach  Martin  und  anderen  bei  Jastrow,  Religion  II  1721  in  Craio, 
Religious  Texts  I  26, 14;  BA  II  645  (sa-ni-tam) ;  doch  ist  auch  sa- 
ni-tam  I)  ,weiter'  gut  möglich.  Vgl.  auch  Muss-Arnolt  1067  b  u. 

Se-ni-tam-ma  K  8268  (Virollbaüd,  Fragments  des  textes  divinatoires, 
London  1903,  7),  12  (vgl.  Virolleaud,  Babyloniaca  III  220)  in: 
ana  lä  teh  se-ni-tam-ma  ina  askuppi  bäbi  [  ]  (Z.  iS)  ü- 

su-uz-za  .  .  .  scheint,  verglichen  mit  Z.  21,  ana  lä  teh  epiri 
askuppi  hähi  imitti  u  §umeli  bu-ur-[  ]  ,auf  beiden  Seiten'  = 
, rechts  und  links'  zu  bedeuten. 

sa-atta  ,heujahr'  in  ü-ul  sa-da-ag-da  ü-ul  §a-at-ta  ,  weder  im  Vorjahre, 
noch  heujahr'  CT  IV  28  (Ungnad,  Briefe  242),  23—24;  sat-ta 
a-na  sat-ii  ,Jahr  für  Jahr'  Jensen,  KB  VIi  168,  47  leitet  über 
zur  ,pluralischen'  Bedeutung  von  satta  in:  as-^a-at-ta  , alljähr- 
lich, in  Ewigkeit'  =  ana  Sattis  Lanqdon,  Königsinschr.  88  II  14. 

ti-ma-li-a-at-tam  ,gestern'  Museum  V  152  Kol.  XI  10. 

Eine  Anzahl  zumeist  femininer  Adverbia  auf  a(m)  hat  sich  im 
Babylonischen  in  festen  verbalen  Verbindungen  erhalten,  worunter 
diejenigen  mit  aläku  ,gehen'  das  größte  Interesse  beanspruchen  dürfen. 
Einen  kleinen  Teil  derselben  bilden  jene  Zusammensetzungen,  worin 
aläku  wirklich  ,gehen'  bedeutet  und  das  Adverb  Ort  oder  Art  des 
Gehens  bestimmt,  wie: 

a)  Lokal:  resütam  aläku  ,zu  Hilfe  kommen',  meist  st.  cstr.  re*ü<^,^. 
aläku  oder  mit  Vernachlässigung  der  Akkusativendung  resütu/i 
aläku,  vgl.  Delitzsch,  HWB  015  b.  tap-pu-tam  aläku  eigentlich 
, zusammengehen',  ,helfen*  im  st.  cstr.  tap-pu-ut  N.  N.  aläku, 
mit  Vernachlässigung  der  Endung  a-lik  tap-pu-ti  u.  ä.  vgl.  De- 

4* 


52     I.  Die  adverbiellb  Akkusativendung  am,  an  im  Semitischen. 

LITZ8CH,  HWB  712a;  ÜNaNAo,  Urkunden  aus  Dilbat  (BAVIö) 
64;  ÜNGNAD,  Briefe  402;  Torczyner,  WZKM  1913,  447.  Zu 
tappütam  aläku,  re^ütam  alaku  parallel  ist  das  maskuline  idä 
aläku^  , daneben  gehen,  helfen*,  vgl.  die  zahlreichen  Belege  bei 
Delitzsch,  HWB  303  b  f.,  wofür  die  st,  cstr.-Verbindung  i-da-at 
ilu-da-la-a  it-tal-ku-ni  K  506  (Harper,  Letters  III  251)  Rev.  2 
(wie  tappüt  N.  N.  aläku)  ,sie  gingen  neben  Ilu-dalä'  ein  idätam 
alaku  vorauszusetzen  scheint.^  Ähnlich  dürfte  nach  dem  su- 
merischen Paralleltexte  Lanqdon,  Psalms  68  Rev.  6  zu  ana  hit 
i-lu  ina  ba-lag-gu  tak-rih-[tam  i  ni-lik]  zu  ergänzen  und  zu 
übersetzen  sein  ,Laßt  uns  in  den  Tempel  mit  einer  Lyra  (?) 
zum  Gebete  (Langdon:  with  a  song  of  petition)  gehen'. 

b)  Modal:  sa-da(taj-a-ta  [itj-ta-na-al-lak  ,(der  Adler)  ging  .  .  .  hin 
und  her'  unklarer  Bedeutung  KB  VIi  106,  47,  wofür  in  Z.  24 
mit  Vernachlässigung  der  Endung  sa-da-a-ti.  Babyloniaca  II  89 
(Nr.  V  =  K  141  +  6682),  Z.  63  ff.  finden  sich  ähnliche  Be- 
zeichnungen der  Gangart  von  Vögeln  (nach  alak  paspasi  illik 
,wenn  er  wie  ein  Sperling  geht  [hüpft]'  Z.  63  und  vor  alak 
la-hi  illik  ,wie  ein  Löwe  geht'  Z.  77):  ha-ah-hu-rat-ta  (Z.  75  -tarn) 
illik  Z.  72 — 75  und  KuR-kah-tü  (so  Virolleaud  27,  s.aber  sofort) 
illik  7i.  70.  71.  73;  hahhuru  ist  nach  Delitzsch,  HWB  272,  ver- 
glichen mit  Meissner,  SAI  150;  9098  f.,  als  Nebenform  zu  ha-har 
Bezeichnung  einer  Rabenart  und  kommt  auch  als  N.  pr.  vor, 
wozu  Tallquist,  Assyrian  Personal  Names  83  a  inin  Esra  2, 51  = 
Neh.  7,  53  stellt,  ha-ah-hu-rat-ta (m)  illik  ist  also  ,(wenn  er) 
nach  Rabenart  hüpfte  In  der  zweiten  Wortverbindung  dürfte 
das  zweite  von  Virolleaud  kab  gelesene  Zeichen,  dessen  häufigste 
Lesung,  wie  Ungnad,  OLZ  1908,  2.  Beiheft  28  nachgewiesen 
hat,  dad,  tat  ist:  dat,  das  erste  sad  oder  sad  zu  lesen  sein; 
§lsad-dat-ta  illik  wäre  dann  dasselbe  Wort  wie  sa-da-a-ta  [itj- 
ta-na-al-lak  im  Etana-Mythus.  Sachlich  ist  wohl  Jes.  3,  16:  *]ibn 
n^abn  piibüi  zu  vergleichen. 


^  Vgl.  auch   den   Eigennamen  i-da-a-te-bel-a-la-ka  ,At   the   side   of  the   lord 
I  walk'  Tallquist,  Assyrian  Personal  Names  93  b. 
*  S.  auch  unten  Kap,  VIII. 


Assyrische  Akkusativadverbien  in  verbalen  Verbindungen.      53 


Hieher  gehört  wohl  auch  ana  biti  qi-lu-tam  illak  sir-hi  i-gah-bi 
,ins  Haus  geht  er  laut  (K'^ip),  schreiend  spricht  er'  Reisner,  Hymnen 
122, 17  vgl.  Babyloniaca  II  158. 

In  den  meisten  Verbindungen  dieser  Art  ist  aber  aläku  als  Hilfs- 
zeitwort verwendet  und  steht  wie  unser  , gehen'  in  ,verloren  gehen', 
dialektisch  ,kaput  gehen'  etc.,   franz.   , aller'   etc.   in   der  Bedeutung 
,werden'.  Vielfach  kommt  neben  der  Grundform  auch  das  kausative 
süluku  jirgendwie  werden  lassen*,  ,irgendwie  machen  (reddere)'  vor. 
Den  Charakter  des  Adverbiums  bezeugen  die  daneben  in  gleicher  Ver- 
bindung vorkommenden  Adverbien  auf  is.    Vgl.  im  allgemeinen  De- 
litzsch, HWB  67  a  und  besser  68  b;  Meissner-Rost,  BA  III  271  oben, 
wo  aber  die  Bedeutung  von  aläku  nicht  richtig  gefaßt  ist.    Vgl. 
uh-hu-ta   alaku  in   mätu   uh-bu-ta   illak  Virolleaud,    Astrologie    Sin 
XXIV  55  u.  ö.    ,das   Land   wird   in   Hungersnot   geraten   (ge- 
nauer:   von    Hunger    heimgesucht    werden)'    vgl.    Delitzsch, 
HWB  5  b. 
ub-bu-tam  oder  wahrscheinlicher  är-bti-tam  aläku  , zerstört  werden': 
mätu   dr-bu-tam  illak   ,das  Land  wird  verwüstet  werden'   III 
R  61,  9a;  62,  48a;  Virolleaud,  Astrologie,  Supplement  CHI  28 
(//  kar-mu-tam)  Thompson,  Reports  252  A,  2;  Virolleaud,  Ba- 
byloniaca III  205,  99 ;  Babyloniaca  V  28  Nr.  II  (=  K  131 ;  K  2007 
etc.;  vgl.  CT  XXVII  PI.  17)   Z.  39  (Var.  dr-bu-ta)  =  Frank, 
Studien  145;  Babyloniaca  a.  a.  O.  HO  Nr.  XXV  3  u.  ö.;   mit 
Vernachlässigung  der  Endung  dr-bu-tu  illak  Thompson,  Reports 
252,  2  (=  Virolleaud,  Astrologie  Adad  XXXVI A,  25)  u.  ö.;  bitu 
dr-bu-tam  illak  K  74  (Boissier,  Documents  1 — 5,  in  Umschrift 
HiLPRECHT  —  Anniversary  —Volume  352— 364;  Virolleaud,  Etudes 
sur  la  divination  chaldeenne  32—35),  70  (=  Revers  27);  K  196 
(PiNCHES,  Texts  11  ff.)  Kol.II  16  ,das  Haus  wird  zerstört  werden'. 
Ungenau  Hunger,   Tieromina   143   ,der  Vernichtung  entgegen- 
gehen'; pl.  dr-bu-ta  (Var.  -tarn)  illakü  Virolleaud,  Babyloniaca 
12  Nr.  I,  Z.  151.  Mit  dem  unzweideutigen  Zeichen  ar  geschrieben 
ist  ar-bu-ta  im  Kausativ:  ar-bu-ta  ü-sa-lik  ,ich  ließ  zerstören, 
verheerte'  Sanh.  BelHno  29  (30).   Vgl.  Delitzsch,  KWB  125  b. 
a-ku-tam  aläku  in  summa  ina  mursi-su  lu  qät-su  lu  sepa-su  a-ku-tam 
illak(-ak)  ,wenn  er  in  seiner  Krankheit  seiner  Hand  oder  seines 


54     I.  Die  advkrbielle  Akkusativenduno  am,  an  im  Semitischen. 

Fußes  verlustig  wird*  Boissifir,  Documents  22,  3  (Umschrift: 
ViKOLLEAUD,  Babyloiiiaca  I  14,  30),  nicht  , seine  Hand  . . .  schwach 
wird*  (Meissner,  Supplement  103  a),  ,kraftlos  wird'  (Hunger, 
Tieromina  92 1),  da  akätum  =  ekütum,  das  nach  K  2061  Kol.  II  8 
bei  Delitzsch,  HWB  52  b  (Haupt,  ASKT  203)  NU.TUK  ,nicht 
habend'  gleichgesetzt  wird.  Vgl.  Hunger  a.  a.  0.  und  Babyloniaca 

V  18,  159.  Danach  bildet  Boissier,  Choix  32,  14  MU.NU.TUK 
illak(-ak)  eine  genaue  grammatische  Parallele  zu  der  angeführten 
Stelle.  Lies  sümam  akütam  illak  ,er  wird  eines  Kindes  verlustig 
werden';  Hunger  a.  a.  0.  ,er  wird  namenlos  dahingehen'.  Vgl. 
noch  hebr.  nnj? 'jb'in  ""aDKl    ,und  ich  bin  kinderlos'   Gen.   15,  2. 

ulalütam  alaku  , nichtig,  zunichte  werden',  in  zusammenhängendem 
Text  nur  im  Kausativ:  nakru  ina  •'?"  kakki  idäk-an-ni-ma  mätu 
issahir(-ir)  u-la-lu-(ü) -tarn  ü-sa-lak  abikti  ummäni-id  idäk  CT 
XXVII  PI.  3,  24—25;  4,  25;  6,  22  ,1'ennemi  me  passera  par  les 
armes  et  le  pays  sera  reduit;  il  (l'ennemi)  aneantira;  il  d^fera 
mon  armee  et  la  mettra  en  pieces'  (Virollkaud,   Babyloniaca 

V  20,  92).  Unrichtig  Jastrow,  Religion  II  915  ,und  Schwäche 
wird  Niederlage  herbeiführen*  (u-la-a-lu-tü  u-Sa-lak  ahiktam). 
Vgl.  noch  Boissier,  Choix  37  unten  und  hebr.  Tibü  ^Kb  UV'"\ 
Hi.  24,  25. 

almanütam  aläku  , verwitwet  werden'  Boissier,  Documents  5,  2  = 
K  74  (s.  oben),  73  (==  Rev.  30)  bei  blti  imät-ma  bltu  §uatu  al- 
ma-nu-tam  illak(-ak)  ,der  Herr  dieses  Hauses  wird  sterben, 
dieses  Haus  wird  verwitwet  (verwaist)  werden'  vgl.  Meissner, 
Supplement  8  a;  Hunger,  Tieromina  144;  Jastrow  II  831. 

anhüta  aläku  ,baufällig  werden,  verfallen'  vgl.  Delitzsch,  HWB  100b 
=  illik  enah  ,er  wurde  (allmählich)  baufällig'. 

enSütam  illak-ma  wird  wohl  SIG  "•'*  illak-ma  ,er  wird  schwach  werden* 
K  141  +  6682  (Boissier,  DA  256.  261)  Z.  34  (Babyloniaca  I  25) 
zu  lesen  sein;  vgl.  auch  mätu  me-nis-tam  [illak]^  K  3867  +  K 
4065  Rev.  Z.  6  =  CT  XXVII  PI.  42,  6;  Umschrift  Virollkaud, 
Babyloniaca  V  80.  Ebendort  Z.  5  (S.  78)  l.  wohl  auch: 

mätu  a-si-ru-tam  ilflakj  ,das  Land  wird  eingeschlossen  werden*. 


^  =  mäl-su  un-na-ä^  Babyloniaca  V  138  Nr.  XXXVII,  38. 


Assyrische  Akkusativadverbien  in  verbalen  Verbindungen.      55 

arhutam  aläku  s.  oben  unter  uhhutam. 

isarütam  aläku  , glücklich  werden'  King,  Magic  Nr.  53,  5:  ina  an- 
ni-ku-nu  i-sa-ru-tam  lul-lik  ,inöge  ich  durch  euer  Ja  (Zu- 
stimmung) glücklich  werden!'  (King  120  ,let  me  come  to  pros- 
perity!'),  wofür  isaris  alaku  6,  114 — 117:  li-si-ra  i-da-[tu-u-a] 
lid-me-qa  sunät  P^-[ü-a]  suttu  at-tu-la  ana  damiqti(-ti)  [suk-na] 
i-sa-ris  lul-lik  ,mögen  meine  Zeichen  günstig,  meine  Träume 
freundlich  sein,  den  Traum,  den  ich  geschaut,  machet  freund- 
lich, damit  ich  glücklich  werde'.  Ebenso  10,  18.  Als  Abkürzung 
dieser  volleren  Wendung  ist  der  oben  S.  19  genannte  Name 
ina-anni-ia-allak  , durch  ihr  Ja  werde  ich  (glücklich)'  zu  fassen. 
Ebenso  ist  Thompson,  Reports  123,  5  zu  lesen:  tse'"'*  ri-kih-ti 
isarütam  (oder  isaris:  SLDI)  il-lak  ,die  Baumpflanzungen  (vgl. 
Jastrow,  Religion  II  467)  werden  günstig  werden',  , gedeihen'. 
Gehört  dieses  isaru  zu  hehr,  -iipr  ^  oder  zu  dem  oben  be- 
sprochenen nü''? 

asaridütam  alaku  ,ein  asaridu  (Rangerster)  werden',  geschrieben 
a-sa-ri-du-tam,  SAG.KAL-tam  aläku,  vgl.  die  bei  Delitzsch, 
HWB  150  b,  Muss-Arnolt  121b  oben  genannten  Stellen,  femer 
Thompson,  Reports  7,  6;  9,  5.  10,  2,  IIA,  6;  23,  4;  28  Rev.  1; 
32,  3  u.  ö.;  ViROLLEAUD,  Astrologie  Supplement  1 16  (vom  Lande); 
Harper,  Letters  1140,  10  [  ];  CT  XX  PI.  24,  11;  K  126  etc.  in 
Umschrift:  Babyloniaca  III  215,  21  (dieser  Mensch  wird  unter 
seinen  Brüdern  und  Genossen  der  Rangerste  werden) ;  K  9284 
(vollständige  Umschrift  Babyloniaca  III  287  ff.) ,  42  (dieser 
Mensch)  und  oft. 

hat-(be)-lu-tam  aläku  Schorr,  Urkunden  37  (=  CT  VI  29),  6  in  (1)  xoa- 
rad-"^bu-ne-ne  (2)  sa  pir-hi-i-li-su  be-el-su  (3)  a-na  tuplias  a-na 
1^1 2  GIN. NA  kaspim  (4)  id-di-nu-su  Mü'(==  saitum  oder  sanäte) 
ö  '"*"'  i-na  li-ib-bi  tuplias  ^^  be-lu-tam  il-li-ik-ma  (7)  a-na  bäbili^* 


^  Dafür  scheint  mir  besonders  die  Anwendung  dieses  'sr  für  das  Gedeihen 
des  Viehs  zu  sprechen,  vgl.  täliltu  as-rat;  su-ie-si-ri  talitli;  tcUitti  n&ie  kiribäin  XSir; 
bülu  su-te-Sur  ina  tälitti  an  den  bei  Delitzsch,  HWB  234  b  notierten  Stellen  u.  ö.,  die 
stark  an  lixx  mvi»y  ,deine  Kleiuviehzucht'  Deut.  7,  13;  28,  4.  18.  51  anklingen.  Die 
Form  m"in»p  aus  nnrny*  wie  pniPn  aus  {'».-in*  weist  durch  die  Stellung  des  Reflexiv-f 
anscheinend  auf  ein  bab.  et(ei)Suru  I2  zurück.  Das  Verb  um  ~»r  ist  im  Hebräischen 
natürlich  sonst   ursprünglich.    Andere  Ansichten  zu  mirry  bei  Gesenius-Bdhl  s.  v. 


56     I.  Die  advkrbielle  Akkusativendunq  au,  an  im  Semitischen. 


it-ta-hi-iam  kann  im  Vergleich  mit  den  verwandten  Redens- 
arten jedenfalls  nicht  bedeuten  , Sklavendienst  leisten,  wörtlich: 
unter  Herrschaft  geraten'/  wie  alle  Bearbeiter  annehmen, 
sondern  nur  ,ein  helu  werden'.  Vgl.  Virolleaud,  Astrologie 
Supplement  II  Nr.  LVII  23  r^  sarru  e-til-lU  illaku  ,der  König, 
welcher  mächtig  wird'.  Vielleicht  ist  aber  bat-lu-tam  zu  lesen 
und  zu  übersetzen  ,nachdem  er  im  5.  Jahre  (nach  dem  Verkauf) 
in  T.  untätig  geworden  war'  (d.h.  die  Arbeit  verlassen  hatte). ^ 

dikfitam  aläku  glaube  ich  zu  finden  Ranke,  B.  E.  VIi  7,  Z,8ff. :  ha- 
an-ha-tum  (9)  ki-ma  na-di-thn  (10)  di-ku  (!)-dam  (Schorr,  ABR 
II,  4:  di-id  [f]-dam)  i-la-ak(?)  ,^Ianbatum  soll  als  Priesterin 
[vgl.  jetzt  Landsberger,  ZDMG  LXIX,  III,  S.  16  des  SA]  ge- 
holt (dikä-  doch  wohl  nicht  von  däku:  getötet)  werden'. 

har-bu-ta  (Var. :  -tarn)  illak  Babyloniaca  V  114  Nr.  XXVIII,  Z.  5.  G 
ungenau  Virolleaud,  Astrologie  Adad  X  9  A.ZIG.GA  (=  nis 
mtli)  har-hu-tu  illak-ma  ebür  mäti  isir  unsicherer  Bedeutung. 
Jastrow  II  722  faßt  an  letzterer  Stelle  hur-bu-tu  (so!)  gewiß 
mit  Unrecht  als  attributives  Adjektiv. 

ta-ri-du-tam  aläku  ,verstoßen  werden'  Virolleaud,  Astrologie  Sama§ 
II,  25;  X,  17:  sarru  ta-ri-du-tam  illak(-ak). 

kar-tam  aläku  wohl  nicht  ideographisch  (Jastrow,  Religion  II  280  7 
u.  öfter  ekim-tu^),  vielleicht  von  ms  ,kurz  sein':  ,verkürzt,  ver- 
kleinert werden',  wohl  auch  übertragen  ,unglücklich  werden*, 
,zu  kurz  kommen',  kar-tum  , Verkürzung,  Mangel,  Krankheit' 
vgl.  CT  XX  41,  Kol.  VI;  Delitzsch,  HWB  350a;  352b;  mätu 
(sarri)  kar-tam  illak(-ak)  ,das  Land  (des  Königs)  wird  verkürzt 
werden'  K  276  (=  Thompson,  Reports  276;  CT  XXVIII  PI.  6), 
4;  Virolleaud,  Astrologie  Öamas  IX  37,  ähnlich  Virolleaud, 
Supplement  XX  15.  18;  XXXI  48.  60;  CT  XXVIII  PL  10  = 
K  7278,  1  (Virolleaud,  Babyloniaca  V  12,  99  ,tombera  dans  la 
detresse')  vgl.  Z.  100.  188;  mät-su  lä  kar-tam  illak  Virolleaud, 

^  Dies  wäre,  weil  es  sich  um  Verkauf  eines  Sklaven  handelt,  auch  sachlich 
unbefriedigend. 

*  Beachte,   daß  Supplement  II  irrig   mit  XLIX  statt  LXIX   beginnt,   einige 
Ziffern  also  zweimal  vorkommen. 

'  Zu  batlu  für  ,der  Arbeit  entlaufene  Sklaven'  vgl.  m.  Tempelrechnungen  105. 

*  Demgemäß  in  der  Übersetzung  ,in  Gefangenschaft  geraten'. 


Assyrische  Akkusativadverbien  in  verbalen  Verbindungen.      57 

Samas  IX  49;  ekal  rubl  kar-tam  illakf-ak)  ,der  Palast  des 
Fürsten  wird  verkleinert,  zerstört  (?)  werden'.  Kausativ  CT 
XXVIII  3,  28 :  mäta  kar-tam  ü-Sal-lak  ,er  wird  das  Land  kleiner 
werden  lassen,  verkleinern'.  Wie  babyl.  ms  I  , rufen'  zu  hebr. 
n~\p,  scheint  mir  n"i3  II  ,verkürzen,  schädigen'  zu  y^p  ,reißen, 
abreißen,  wegnehmen'  zu  gehören.  Vgl.  bes.  ja  mabö  yip  ,je- 
mandem  die  Herrschaft  rauben'  mit  mätu  kartam  illak.^ 

kar-mu-tam  aläku  , zerstört  werden'  =  kar-mi-is  emü  Lanqdon,  Kö- 
nigsinschr.  236,  35  und  anderwärts  vgl.  bei  Delitzsch,  HWB 
354  a  ,der  Palast,  die  Stadt'  kar-mu-tam  (nicht  -<?()  illak(-ak) ; 
cf.  Babyloniaca  V  132;  Thompson,  Reports  266  Rev.  2,  ferner 
,das  Land'  k.i.  Thompson,  Reports  352  E,  6;  Virolleaud,  Supple- 
ment cm  29;  Kausativ  ü-sd-lik-su  kar-mu-tu  (ungenau  für  kar- 
mutam)  Lanqdon,  Königsinschr.  218,  13  =  ü-§e-me  kar-mes  ,zer- 
störte'  vgl.  Delitzsch  a.  a.  0. 

la-bi-ru-ta  aläku  =  lahäris  aläku  ,alt  werden'  vgl.  Delitzsch,  HWB 
371a;  la-bi-ru-ta  il-li-ku  Salm.  Throninschr.  23  f.  vgl.  Biller- 
beck-Delitzsch,  Die  Tore  von  Balawat  152;  la-be-ru-ta  il-li-ku 
Messkrschmidt,  Keilschrifttexte  14,  9 — 10. 

lillutam  aläku  nur  im  Kausativ:  [ina  sip?J-ri  sa  ni-me-qi  gid-^ 
a-ni-sa  ü-sa-li-ka  lil-lu-ta  IVg  Rawl.  58a,  40  ,[in  der  Kunst(?)] 
seiner  Weisheit  ließ  er  ihre  Sehnen  schwach  werden'  vgl.  Zim- 
mern, ZA  XVI 170  und  früher  Myhrman,  Die  Labartutexte  IL  Teil 
Kol.  I  40;  Delitzsch,  HWB  377  b.  Zur  Bedeutung  von  lillu 
vgl.  noch  Muss-Arnolt  481a;  Jastrow  II  910  und  die  dort  an- 
geführten Stellen  (vgl.  zu  diesen  auch  Virolleaud,  Babyloniaca 
V  Nr.  I  130;  XIX  25 f.;  XXVIII  15),  wonach  lillu  ,Schwäch- 
ling',  , schwach'  bedeuten  könnte. 

lit-tu-tu  (ungenau  für  littütam) '  aläku  Virolleaud,  Astrologie  Supple- 
ment XXX  15:  sar  elamti^*  lit-tu-tu  illak(-ak)  ,Der  König  von 
Elam  wird  .  .  .  werden'.  Hierin  kann  littütu  unmöglich  ,Nach- 
kommenschaft'  bedeuten  (vgl.  Delitzsch,  HWB  234  a).  Da  das 
Omen  unvollständig  erhalten  ist,  bleiben  andere  Vermutungen 
unerweislich. 


^  Auch  ein  Zusammenbang  mit  syr.  ^^f=,  «"j^,  arab.  SjS  ist  möglich. 
*  Zu  dieser  Lesung  vgl.  meine  Bemerkungen  WZKM  1914,  464. 


58     I,  Die  adverbielle  Akküsativendunq  am,  an  im  Semitischen. 

mus-ki-nu-tam  aläku  ,arm  werden'  DT  284  (Bezold,  Cat.  1566  vgl. 
Meissner,    Supplement  44):    mus-ki-nu-tam    illak]   Virolleaud, 
Astrologie  lätar  XX  30  EN  mäti  ü  BAT  mäti  mu§-ki-nu-tam 
illak(-ak). 
namütam  aläku  Bu.  88-5-12,  103  Kol,  I  (Meissner-Rost,  BA  III  224), 
10  f.:   na-mu-ta   il-li-ku   e-mu-u   ki-ru-bi-es-    kausativ   na-mu-ta 
ü-§a-lik   jließ   ruinengleich  werden*  =  u-sa-li-ka  na-mu-is;  na- 
mu-ta  sü-lu-ka  ,sie  wurden  ruinengleich  gemacht'  bei  Delitzsch, 
HWB  467  a. 
resätam  aläku  ,arm,  elend  werden'  vgl.  Meissner-Rost,  BA  III  271; 
il-li-ku  ri-e-sü-tam  (nicht  tu)  IR  49  Kol,  II  11  il-li-ku  ri-e-Su-ta 
(Var.:  tu)  Bu.  88-5-12,  103  (BA  III  224),  17  f.    Mit  Ersatz  der 
Endung  durch  Präposition:  a-na  ri-e-sü-ti  su-lu-ku  a.  a.  0.  IV 30 
vgl.  Delitzsch,  HWB  616a  oben;  Meissner-Rost,  BA  III  218 ff. 
sebütam  aläku  eigtl.  ,grau  (vor  Alter)  werden'  vgl.  Delitzsch,  HWB 

653  a. 
terubtam   aläku   Schorr,   Urkunden  146,  17 ff.:    ämu  3  ^''"' '?^  elippu 
te-ru  (f)-ub-tam  (18)  i-la-ak  (ly)  '?"  elippum  sa-lim-tu  a-na  kär- 
ma-te  (20)  i-ta-ar  ,drei  Tage  wird  das  Schiff  .  .  .  werden.    Das 
Schiff  wird  unversehrt  nach  K.  zurückkehren';   unsicher;  man 
erwartet  etwa  eine  dreitägige  Haftung  für  Schäden  am  Boot; 
also  terubtam  =  arbutam?   ,drei  Tage   lang  wird   es   zerstört 
werden  (dürfen)'?   Vgl.  Schorr,    84,  12  ähnlich:  ümu  5^"'"  te- 
ib-i-tum    warhum    1  ^""    bi-en-nu-um    ,drei    Tage    (darf)    Nach- 
forschung (?)  (sein),  ein  Monat  Bennu-Krankheit'. 
Ein  Adverb   auf  tarn  birgt  sich  wohl  auch  in  der   nur   ideo- 
graphisch geschriebenen  Verbindung:  imaqqut-ma  BAI"  {d.  i.  mltütam) 
illak  (Var. :  imät(-at)),  Virolleaud,  Astrol.  Sin  XXXIV  63  ,er  wird 
fallen  (und)   tot  werdend    Ähnlich   ist  wohl  mit  Virolleaud,  Baby- 
loniaca  V  z.  St.  in  CT  XXVII  PL  17,  40  zu  lesen:  bltu  suätu  sapäha 
ittallak    , dieses    Haus    wird    zerstört   werden'    (Gegen   Frank,    Stu- 
dien 146). 

Zur  richtigen  Beurteilung  des  Adverbs  auf  am   neben   aläku 
vergleiche  man  noch  andere '  analoge  Verbindungen  dieses  Zeitwortes 

^  Zu  iSariS,  kaj-miä,  labavis,   namuei  aläku  s.  o.  s.  v.  iSai-ütam,   karmütavi,   la- 
bh-ütam,  namütam. 


Assyrische  Akküsativadverbien  in  verbalen  VERBixDLNaEN,      59 

und  des  synonymen  emü,  nazäzu,  täru  etc.  mit  anderen  Adverbien 
oder  präpositioneilen  Verbindungen  wie  as-mi-is  u-sa-lik  ,Ueß  prächtig 
werden'  Lanqdon,  Königsinschr.  280, 15;  Sanh.Bellino  82  vgl.  Meissner- 
RosT,  Bauinschr.  Sanheribs  14;  CT  XXVI  Kol.  VII  49  u.  ö.;  e-tü-lis 
aläku  ,mächtig  werden'  (s.  oben  s.  v.  belütam  a,);  hasikkis  emü  ,taub 
werden'  vgl.  Delitzsch,  HWB  82  a  5  ta-bi-eS  lusäliküP^-su  ,lassen  ihn 
glücklich  werden'  (vgl.  isarütam)  Büdge-Kjng,  Annais  I  Nr.  VII 
(ASur-res-issi  III),  9  (,bring  him  unto  prosperity'  ist  ungenau) ;  tittis 
itemi  ,ward  zu  Lehm'  Delitzsch  a.  a.  0. ;  titallis  uslmi  ,ließ  flammen- 
gleich werden'  auch  Tuüreau-D angin,  Huitieme  campagne  Z.  181. 
196  u.  ö. ;  kiruhanis  ummi  ,ließ  dem  Erdboden  gleich  werden'  a.  a.  0. 
Z.  230  vgl.BEzoLD,  ZA  XXVIII 404  =  w-se-me  u-sal-lis  BA  III  242,  14; 
emü  ki-ru-hi-es  ,dem  Erdboden  gleich  werden'  BA  III  Kol.  111  neben 
namüta  illiküma  (s.  oben);  mahhütas  aläku  =  mahhütas  emü  ,wie  von 
Sinnen  werden'  vgl.  Delitzsch,  HWB  397  b;  (SU.HÄR-su  sa  imni, 
bezw.  sumeli)  ma-gal  illak(-ak)  ,wird  groß'  Babyloniaca  I  87  (Um- 
schrift: 25),  38.  39;  kak-ku  sa  .  .  .  ina  im-ni-ia  ra-bis  su-lu-ku  ,die 
Waffe,  die  ...  in  meiner  Rechten  groß  gemacht  ist'  Hbozn*,  Nin- 
rag  14,  27,  wozu  parallel  Z.  28  Or^na  tab-ra-a-ti  iz-za-zu  ,prächtig  ge- 
worden^ ist' ;  mar-si-is  useme ;  na-bur-ris  u-se-me  Delitzsch,  HWB  82b ; 
bei  blti  suäti  ul-tab-bar  sa-da-ru-u  (Adverb  auf  ü  s.  unten  Kap.  XIII) 
illak  ,selbiger  Hausherr  wird  alt  werden  und  dauernd  (langlebig) 
werden'*  Boissier,  Documents  3, 19,  vgl. Meissner,  Supplement  71a  si- 
nis-a-nis  lusä-liksu  ,möge  ihn  zum  Weib  werden  lassen'  vgl.  Muss- 
Arnolt  773b;  emü  laZamias, wie  Leichen  werden'  vgl.  Delitzsch,  HWB 
82  eigtl.  vielleicht  ,voll  werden  (=  sterben)';  saqummes  emü  , kummer- 
voll, krank  werden'  a.  a.  0. ;  tilänis  emü  ,zu  Trümmern  werden'  auch 
Langdon,  Königsinschr.  96  I  14;  ti-sd-ri-is  ,zu  Schutthaufen  werden' 
100  II  1.  Ferner:  adi  lä  base-e  aläku  ,nicht  existierend  werden'  vgl. 
Delitzsch,  HV>^  188  b;  Hinke,  Boundary  Stone  252,  ferner  Baby- 
loniaca I  25,  33;  ana  baläti(-ti)  illak  ,er  (der  Kranke)  wird  geheilt 


*  Vgl.  .Lo  urspr.  jStehen',  dann  , entstehen',  ,werden'  und  viele  Analogien. 
Hhozh*:  ,des  Anstaunens  wert'. 

*  Jastrows  Deutung  Eeligion  11  829  ,wird  außerordentlich  alt  werden'  be- 
friedigt grammatisch  nicht.  Zu  der  Deutung  von  »dr  als  ,dauernd'  o.  ä.  vergleiche 
nuudara  ,inuner'  o.  ä.  oben  S.  35. 


60     I.  Die  adverbielle  Akkusativendüng  au,  an  im  Semitischen. 

werden' (?)  Virolleaud,  Astrol.  Sin  XXXIV  17 ;  Babyloniaca  III 292, 66 
ana  tabrätim  süluJcu,  süzuzu  ,prächtig  machen';  Amarna  19,57:  hu- 
räse sa  .  .  .  e-ri-su  a-na  2-su  a-na  e-ri-si  il-la-ak  ,Das  Gold,  das  ich 
.  .  .  verlangt  habe,  soll  (nun)  zum  zweiten  Male  (so!)  verlangt 
werden'.^ 

Wie  neben  aläku  und  süluku  dürfte  auch  neben  synonymen  Ver- 
ben wie  sakin  in  Omentexten  »beschaffen  sein,  sein*,  sakänu,  epesu 
,machen,  tun'  eine  Form  auf  am  aus  dem  Adverb  zu  erklären  sein.  Vgl. 
oben  S.  46  zu  kaiamantam  ferner  Thompson,  Reports  232,  8  "^Nergal 
ina  ßl.GAB.Asu  zu-hur-u-tam  sakin(-in)  ,Wenn  Nergal  bei  seinem 
Aufgang  klein  (beschaffen)  ist'  vgl.  Jastrow,  Religion  II  651;  sa  ü-bur-ta 
is-ku-nu-sü-nu-t[i-ma  bju-bu-ti-su-nu  ü-bat-ti-iq  , welche  ...  sie  ein- 
geschlossen (?)  machte  (King,  Chronicles  II  26  „afflicted  them  grie- 
vously"),  schnitt  ihren  Nahrungsbedarf  (wörtl. :  „Hunger'',  wie  hebr. 
pnj?"i)  ab';  gamerüta(m)  epesu  ,ganz  machen,  ausführen'  (so  richtig 
Jastrow,  Religion  11497. 641  u.ö.),  nicht , Vollkommenes  tun'  (Meissner, 
Supplement  29  a),  ,affect  a  completion'  (Thompson,  Reports  38,  8); 
vielleicht  ist  auch  tappütam  epesu  , gemeinsam  handeln'  wie  tappütam 
aläku  , zusammen  gehen',  nicht  , Gemeinschaft  machen',  wofür  Ranke, 
B.  E.  VI  113  (ScHORR,  Urkunden  178),  11  spricht,  wo  für  tappütam 
epesu  steht:  (sa)  a-na  tappütim  i-pu-su  , (welches)  in  Kompanie  be- 
wirtschaftet haben'  (so  Schorr).    Zu  dieser  Frage  noch  unten. 

Eine  andere  Gruppe  assyrischer  Adverbia  auf  a(m)  tritt  in 
enger  Verbindung  mit  der  Negation  auf,  wie:  la  ba-ta-la  at-ris  ,un- 
aufhörlich,  außerordentlich'  IV  g  Rawl.  38  Kol.  II  25  f.  vgl.  Hinke, 
Boundary  Stone  262  a;  hifMiSu  lä  mi-na,  sise  lä  mi-nam  , seine  Sün- 
den (Pferde)  unzählig'  =  ,seine  (die)  zahllosen  Sünden  (Pferde)'  la 
mi-nam  Meissner-Rost,  Bauinschriften  Sanheribs  54,  25;  auch  mit 
Präp.  ana  lä  mi-nam,  a-na  la-a  mi-na  vgl.  Delitzsch,  HWB  417  a; 
Tiglat-Pileser  Zylinder  Kol.  I  84;  a-na  la  me-na  Budge-King,  Annais 


^  Zu  aläku  in  der  Bedeutung  ,werden'  im  Assyrischen  ist  neben  den  ver- 
balen Verbindungen  wie  illifc  ena^  =  anhutam  illik,  hebr.  biii  ibn  etc.  vielleicht 
auch  ilkam  aläku  etwa  ,ein  Lehen  bekleiden',  ,verwalten'  heranzuziehen,  wenn  ur- 
sprünglich ilka  hu  abä  aläku  bedeutete  ,das  werden,  was  die  Väter  waren'.  Vgl. 
ina  nuhatimme  aläku  ,ein  Bäcker  werden'.  Das  Hebräische  kennt  eine  ähnliche 
Verbindung  von  "fjn  in  dieser  Bedeutung  mit  dem  Adverb  nicht. 


Der  assyrische  Adverbialis  ix  syntaktischer  Abhängigkeit,    61 

I  236,  34  mit  Beibehaltung  des  Adverbialis  trotz  der  Präposition 
(vgl.  oben  S.  9  zu  mehri  vigören)  neben  seltenerem  ana  lä  meni-  sd 
la  na-ka-ra-am  ,unabänderlich'  Langdon,  Königsinschr.  190  II  2  neben 
Sa  la  na-ka-ri  216,  36  =  sä  la  sü-pi-e-lam  102,  25;  lä  na-pa-ar-ka-a 
,unaufhörlicli'  vgl.  Delitzsch,  HWB  541  b  =  Zä  pa-da-a  vgl.  Meissner, 
Supplement  75  b. 

Hiezu  kommen  solche  Formen,  welche  nicht  als  selbständige 
Adverbien,  sondern  als  von  anderen  Wörtern  abhängige  (regierte) 
Kasus  empfunden  werden,  wie  z.  B. : 

a)  Der  Akkusativ  der  Richtung  nach  Verben  der  Bewegung 
wie  sadä  elü  ,auf  den  Berg  steigen',  elippa  gilla  nadü  ,das  Schiff 
auf  die  Flut  legen*  etc. 

b)  Der  Akkusativ  der  Beziehung  nach  Adjektiven  und  Verben 
wie  ta-hu  pa-am-ma  iva-ta-ar  hi-m-ta-ain  ,schön  von  Gesicht  (wört- 
lich: Mund),  vollkommen  an  Gestalt*  CT  XV  5,  Kol.  II  3  vgl.  RA 
VII,  18;  amelu  su-a-lam  maris  ,wenn  ein  Mann  an  suälu  erkrankt* 
Küchler,  Medizin  1,  1  u.  ö. ;  mursa  ma-dam  maris  ,an  vielen  Krank- 
heiten krankt'  18,  52;  tu-ga-tam  maris  50,  24  etc. 

Die  Endung  am  kommt  ferner  auch  in  Verbindung  mit  der  ge- 
wöhnlicheren Adverbialendung  is  vor,  wobei  von  vornherein  die 
Stellungen  am-{-  (i)s  wie  (i)s  +  am  möglich  sind.  Könnte  man  Iiiebei 
erwarten,  daß  die  häufigere  und  lebendigere  Endung  ii  in  höherem 
Grade  analogiebildend  wirken  und  darum  häufiger  an  Adverbial- 
formen auf  -am  treten  werde  als  die  einigermaßen  erstarrte,  in  ihrer 
Bedeutung  abgeschwächte  Akkusativendung  an  Formen  auf  is,  so 
bestätigt  diese  Annahme  sich  am  Material  nicht. ^  Für  die  Stellung 
am-\-es  im  mask.  ist  ahames  ,brüderlich,  zusammen*^  der  einzige  ver- 
hältnismäßig junge  ^  Beleg;   doch  ist  dafür  wegen  der  Nebenformen 


'  Zur  Ursache  siehe  später. 

-  Auch  mit  Präpositionen  wie  besonders  häufig:  Uli  ahames;  a-na  lib-bi  a. 
Weiszbach,  Achämeniden  89,  21 ;  al-la  a.  CT  XXU  191,  29;  ia-la  a.  Habpkr,  Letters 
X  1120  Rev.  10;  arki  a.  Krso,  Chronicles  II  83,  14;  Vikolleaud,  Astrol.  Supplement 
V9;  tai-si  a,  ,einander  gegenüber'  Boksieb,  Choix  195,  45;  a-na  inuh-ki  a.  Stkass- 
MAiKß,  Dar.  260,  18;  ina  pa-ni  a.  287,  6. 

'  Im  AltbabjloniBchen  meines  Wissens  nicht  vorkommend. 


62     I.  Die  advbrbielle  AKKUSATivENDUNa  AM,  AN  IM  Semitischen. 

aha-is,   ah-eü    Stkassmaier,   Nabnd.  623,  9  und   a-hi-U^    (vgl.  Muss- 
Arnolt  31a  unten)  wohl  ahawi§^  zu  sprechen,   worin  aw  nicht  als 
Akkusativendung,  sondern  wie  in  o^>^^  ahaicäni  (Dual),  0\>ä-\  aha- 
wät(un)  ,Schwestern'  zu  erklären  ist.   S.  dazu  später.     Auch  in  den 
weiblichen  Formen  ahratas  ,£ür  die  Zukunft*,  mahhütäs  ,Ton  Sinnen', 
sltäS  (s.  dazu  Kap.  XI),  salamtas  ,wie  ein  Leichnam'  (s.  auch  oben 
S.  59)^  kann  das  a  Bindevokal  vor  I  sein  wie  sonst  i.    Denn  auch 
in  den  Adverbien   auf  -sam  (s  +  am)  findet  sich  vor  dieser  Endung 
neben  i  auch  u  und  a.  Von  diesen  Formen,^  welche  zumeist  distri- 
butiven Sinn  haben,  seien  folgende  Beispiele  angeführt: 
(u-ul)  a-i-§a-am-ma  ,(n)irgendwo'  The  Museum  V  152  Kol.  10,  3.  Auch 
PoEBEL  VI  37  übersetzt:   ,it  was  to  no  place  that'.    Vgl.  aje-is 
,wo,  wohin'  auch  Bd.  V  a.  a.  0.,  Z.  4 ff. 
ümisam(maju),    geschrieben    ü(m)-mi-(me)-sa-(sd)-am-(ma),    ü(m)- 
me(mi)-sam(-mu)  ,täglich'  aber  auch  ,immer',  vgl.  vorläufig  De- 
litzsch, HWB  307  =  ü(in)-mi-sd  in:  ""  marduk  .  .  .  ä(m)-mi-§d 
li-ir-te-id-di-ka  ,Marduk  .  .  .  möge   dich  immer  (Unqnad  „täg- 
lich") leiten!'  Ungnad,  Briefe  236  (CT  II  11),  38. 
ah-hi-sd  in  Kod.  Hamm.  XXIV r  53 ff.:  i-na   la-ma-zi-ia  (54)   ah-hi- 
§d  (55)  i-na  äü-ul-mi-im  (56)  at-ta-ba-al-si-na-ti,   das  nach  Un- 
GKAD,  Hamm.  Ges.  II  113  b  ,nicht  klar'  ist,^  ist  wohl  als  Adverb 
=  ahames  zu  fassen;  übersetze:  ,Mit  Hilfe  meines  Schutzgottes 
leitete  ich  sie  mitsammen  (=  alle)  in  Frieden'.  Vgl.  oben  S.  21 
zu:  ahames  anna  (ulli)  etappalu. 
arh{sam(ma)    ,monatlich'  =  arhätä   (s.  oben  S.  45)   vgl.  Delitzsch, 

HWB  242  a. 
gabbisäma  , insgesamt'  Kladber,  Politisch-Religiöse  Texte  122  Rev.  12: 
M-u  gab-bi-Sa-a-ma   lapta-at  ,dies  insgesamt  (=  alles)  ist  un- 
günstig'; -sa-a-ma  kaum  als  pron.  suff.  fem.  zu  fassen.   S.  aber 
auch  später. 


*  Auch  Hakpkr,  Letters  1137,  9  u.  ö. 

*  Vgl.  Jäger,  BA  I  592. 
"  Vgl.  die  Lexika  s.  v. 

*  Vgl.  Delitzsch,  Gramm.  224;  Ungnad,  Gramm.  §  57a,  8. 

*  Die  Übersetzungen  sind  sehr  frei,  vgl.  Winckleb  ,habe  .  .  .  ihre  Tätigkeit 
ausüben  lassen'. 


Akkusativendunq  an  assyrischen  Adverbien  auf  (ijs.  63 

därisam  ,(für)  immer,  für  alle  Zeiten'  Delitzsch,  HWB  213  b  = 
(ana)  däris. 

qatrisam  ,m  Stücken,  zerschlagen*  V  qtr  so  richtig  Dhorme,  Choix 
54/5  zu  Weltschöpfungsepos  Tafel  IV  124:  a-a-bu  mut-ta-'-du 
u-Sa-pu-u  qat-ri-sam  ,der  den  stolzen  Feind  zerschlagen  werden 
ließ  (=  in  Stücke  schlug)'. 

sü-me-sa-am  in  ummana-am  .  .  .  (25)  sü-me-Sa-am  .  .  .  -sa-am  (26)  su- 
ut-ra-am-ma  , namentlich,  .  .  .  lieh  schreibe  auf  King,  Letters 
51,  22—26  vgl.  ToRCzTNER,  WZKM  1913,  448;  ünonad,  Briefe 
48  f.  (Nr.  51).  Das  Wort  nach  su-me-sa-am  wollte  ich  a  a.  O. 
ebenfalls  zu  [su-me]-§a-am  ergänzen;  indes  bietet  Unönad  a.  a.  O. 
nach  Kollation  des  Originals  die  Zeichen  ki  (di?  sehr  unsicher) 
-ri  (,zweifelhaft').  Es  stand  hier  also  ein  anderes  Adverb  auf 
-sam.  Vielleicht  geht  auch  sussama  (s.  oben  S.  41)  auf  ein  sum(e)- 
sama  in  der  Bedeutung  ,nämlich'  zurück.  Vgl.  sussu  für  sumsu 
Muss-Arnolt  1054  a  oben. 

satti§am(ma)  aber  auch  sat-tu-sam  (vgl.  die  Variante  zu  Sanli.  Bellino 
Z.  4  bei  Meissner-Rost,  Bauinschriften  Sanheribs  6)  ,al]jährKch, 
immeT^  =  sattiä,  satta  in  assatta  ,für  immer'  (s.  o.  S.  51),  vgl.  vor- 
läufig Delitzsch,  HWB  673  a  =  sa-at-ti-sd  Ungnad,  Briefe  264, 
12  aber  wohl  auch  108  (CT  29,  6  a),  17:  sd-ti-sa.  sattisa  steht 
ferner  VS  VII  103,  14  ff.:  eqil  essenim  (AB.NAM)  1  GAN 
8  ^E.GUR  (15)  eqil  nidütim  ^jis  GAN  1  (pi)  SE-ta-a  (16)  [§]d- 
at'ti-sd  NI.AKA.E  ,wird  er  pro  Gan  ertragfähigen  Landes  8  Kur 
Gerste,  pro  ^/jg  Gan  unkultivierten  Feldes  je  Yi  Kur  Gerste 
jährlich  darmessen'.  Eine  weitere  Variante  zu  sattisam  bietet 
a-na  MU.AN.NA-su-a-an  Strassmaier,  Cjrus  278,  7,  7,  wofür 
gewiß  ana  sattis(u)am  (a-an  =  dm)  zu  lesen  ist  und  das  in  Z.  4 
durch  ana  i-di-su  a-na  MU.AN.NA  (=^  satti)  ,als  seine  Miete 
für  (je)  ein  Jahr'  ersetzt  wird. 

Besonders  wichtig  ist  das  distributive  Adverb  i-di-sa-am  Thu- 
BEAU-D ANGIN,  Lcttres  5,  Z.  19 — 21 :  ü  ni-bi  eqläti  ugare  ü  i-te-e  sa 
eqläte  sa  ta-na-ad-di-na-sum  i-di-sa-am  i-na  dub-bi-im  su-ut-ra  ,Und 
die  Bezeichnung  der  Felder,  Fluren  und  Grenzen  der  Felder,  die 
ihr  ihm  geben  werdet,  schreibet  einzeln  (also:  idlsam  =  edis  von 
edu  „eins";  es  handelt  sich  nach  Z.  6 — 15  um  mindestens  5  Felder) 


64     I.  Die  advbrbielle  Akküsativenduno  am,  an  im  Semitischen. 

auf  eine  Tafel'.  Daß  idisam  Adverb  (Ungnad  ,genati'  o.  ä.)  ist,  sieht 
jetzt  auch  Ungnad,  Briefe  Glossar  244  zu  unserem  Wort. 

Wie  edisam  ,zu  je  einem',  ,einzeln*  ist  [i]i-na-sam  (Glosse  zum 
letzten  Zeichen  sa-wa^)  als  ,zu  je  zwei,  paarweise*  (so:  ,je  zwei' 
Zimmern  ursprünglich  richtig  ZA  XIV  287)  zweifellos  aufzufassen 
im  Atarbasis-Mythus  Kol.  IV  (Jensen,  KB  VIi  286)  Z.  12.  13.  Die 
ganze  Stelle  Z.  9 — 13:  [7]  u  7  §a-su-ra-ti:  7  u-ha-na-a  zikare  (10) 
[7J  u-ha-na-a  sinnisäti  (11)  [s]a-su-ru  ha-na-at  H-im-tu  (12)  [s]i- 
na-san  u-ka-la-la-si-na  (13)  [s]i-na-ian  u-ka-la-la  mah-ru-sa  lautet 
in  Übersetzung:  ,7  und  7  Mutterleiber;  7  bildeten  Männchen;  7  bil- 
deten Weibchen;  der  Mutterleib  bildete  das  Schicksal  (=  das  vom 
Schicksal  Bestimmte) ;  je  zwei  (=  paarweise)  vollendeten  sie  sie;  je  zwei 
vollendeten  sie  vor  ihr'  vgl.  Gen.  7,  9  u.  öfter  D'^atr  ü'^jk'  in  ähnlichem 
Zusammenhange.  Vgl.  auch  IV  R  2a  59  =  CT  XVI  PI.  15  Kol.  V  56: 
si-hit-ti  su-nu  si-bit-ti  su-nu  si-hit  a-di  si-na  su-nu  ,7  sind  sie  und  7 
sind  sie;  2 mal  {adi  sina  =  sinasan)  7  sind  sie*  vgl.  Fossey,  Magie  210. 
Jensens  Übersetzung : ^  ,[7  und  7]  Mutterleiber:  7  Männlein  bildeten 
sie  schön,  [7]  Weiblein  bildeten  sie  schön.  [Die  (der)  M]utter(leib), 
die  das  Schicksal  „bildet",  vollendet  [s]ie(,  sie),  vollendet  [s]ie(,  sie) 
vor  ihr*  scheint  mir  nicht  nur  sachlich,  sondern  auch  sprachlich  un- 
möglich. (Worauf  soll  sich  sinasan  als  feminines  Pronomen  beziehen, 
welche  Verstärkung  durch  die  Doppelsetzung  sinaSan  ausgedrückt 
werden?  Für  sinasan  ,sfe  selbst'  müßte  es  doch  sinaUn  heißen!  u- 
ka-la-la  muß  doch  PI.  fem.  sein  wie  u-ba-na-a\)  Dagegen  wird  si- 
nasan(-sam)  =  sina-su,  sitta-su  ,zu  je  zwei,  paarweise'  jetzt  durch 
ediSam  =  edis,  edi^(si)su  ,einzelweise'  gesichert.  Diese  Formen  be- 
rechtigen aber  weiter  zu  der  Annahme,  daß  wie  edisam,  sinasan 
auch  von  den  anderen  Zahlwörtern,  z.  B.  neben  salsi§  , drittens'  KB 
VIi  34,  5;  36,  29  auch  salsisan,  rabusan  etc.  gebildet  wurde,  worauf 
nunmehr  auch  salseni  .dreimal'  aus  salsisen,  rabuseni  .viermal'  aus 
rabusen  (-san)  zu  erklären  sind. 


^  Es  ist  offenbar  sowohl  die  Aussprache  H-na-sam  als  si-7m-äan  berechtigt, 
da  (vgl.  a-an  =  dm)  der  Nasal  im  Auslaut  bei  Lippenschluß  zwischen  n  und  m 
schwankt. 

'  Danach  auch  Dhokme,  Choix  139. 


Aramäische  Adverbien  auf  a(j)in,  en.  65 


II.  Die  AkkusatiTendnng  in  der  Form  des  Dnals. 

Nicht  nur  das  Hebräische  allein,  sondern  auch  das  Arabische 
in  seinen  Dialekten,  das  Äthiopische,  die  Mahrasprachen  und  die 
assyrischen  Keilinschriften  zeigen,  daß  die  adverbielle  Akkusativ- 
endung auf  am  eine  Sonderstellung  im  System  der  Kasusflexion  ein- 
nahm, da  sie  auch  dort  in  sicheren  Spuren  auftritt,  wo  der  Tanwin 
als  Ganzes  nicht  existiert. 

Nur  im  Aramäischen,  wo  man  nach  der  Form  anderer  nomi- 
naler Endungen  n  als  auslautenden  Nasal  erwarten  darf,  war  bis  vor 
kurzem  kein  ganz  sicheres  Beispiel  der  Erhaltung  einer  alten,  mit 
Nunation  versehenen  Akkusativendung  an  in  adverbieller  Bedeutung 
bekannt  bis  auf  pn«  =  arab.  y>\,  dessen  Form  durch  die  arabische 
Entsprechung  bestimmt  wird.  Indes  war  auch  diese  Gleichstellung 
nicht  allgemein  anerkannt.^ 

In  den  aramäischen  Papyrus  aus  Assuan  und  Elephantine  zeigte 
sich  nun  häufig  die  Form  j-ö'p  früher,  für  welches  sich  vielfach  auch 
die  Schreibung  jotp  findet.  In  OLZ  1912,  Sp.  397  ff.  habe  ich  ferner 
gezeigt,  daß  in  jenen  Dokumenten  an  mehreren  Stellen  ein  Adverb 
pn'A  , später,  endlich  (=  arab.  ^j^^)'  steht,  wo  Sachau  an  pnx  , anderer* 
dachte.  So  Sachau,  Pap.  11,  4:  mriKTK  •  •  \-\nH  bv  »zuletzt  (später)  ,  .  . 
bemühten  sich';  Pap.  52,  Kol.  I  5:  -»STsr  pn« '^r  , später  wird  er  sich 
meiner  erinnern' ;  daselbst  Kol.  II  1 :  "^rvhv  [Dm"]  pniDK  pnx  bv  ''ny  ,bis 
später  A.  sich  seiner  erbarmt'^  (Sachaü:  prxR)  und  vielleicht  auch^ 
Pap.  1,  11  f.:  iBiü  KÜK3  xb^  nn  nan  i  j-nKi  ,und  zuletzt  verbrannten  sie 
alles,  was  dort  war,  im  Feuer*  und  Pap.  30,  4:  pnx  cv  nm,  wofür 
mir,  da  \'\'n^  als  Adjektiv  , anderer*  und  nicht  ,späterer'  bedeutet  und 


*  Vgl.  NöLDEKE,  GGA  1884,  1020. 

*  An  diesen  Stellen  hat  auch  LiDZBARSKr,  DLZ  1911,  2977  das  Adverb  prw 
erkannt  and  notiert  es  kurz,  ohne  auf  die  Form  desselben  einzugehen;  als  ich 
meinen  Artikel  in  OLZ  schrieb  —  Januar  1912  in  Jerusalem  —  hatte  ich  Ton 
LiDZBAESKis  Besprechung  keine  Kenntnis. 

'  Vgl.  dagegen  Epstein,  ZATW  1913,  141,  der  beweist,  daß  pntt  hier  auch 
neutrisch  mit  ,anderes'  übersetzt  werden  kann.  Die  hier  gebotene  Übersetzung 
ist  indes  ebensogut  möglich. 

Torczyner,  Die  Entstchang  des  semitischen  Sprachtypns.  5 


66  II.  Die  Akkusativendüno  in  der  Form  des  Düals. 

im  Hinblick  auf  Hebr.  -inö  dv,  "inö  ovn  die  Übersetzung  ^eines  Tages 
nachher*  richtiger  scheint  als  ,an  einem  anderen  Tage',  n  ppiK  Pap.  8, 5 
und  Z.  6  in  dem  Satze  ^nbv  njiby  orr-bj?  rcbv  ""iö  ••:  pnxi  ,Und  nachdem 
ihnen  von  mir  diesbezüglich  geschrieben  wurde,  schrieben  sie'  ^  ist 
die  Konjunktion  , später  als,  nachdem'.  Wie  nun  neben  |önp  pönp 
steht,  erscheint  pna  schon  Dan.  4,  5  Ket.  als  p-inx  nyi  ,zuletzt,  endlich', 
für  welches  schon  das  Qere  die  Schreibung  ohne  "t  bietet.  A.  a.  0 
habe  ich  auch  schon  angemerkt,  daß  bei  Sachaü,  Pap.  28,  7  Ktoa  pi 
K5»  p3n  jwenn  wieder  ein  Jahr  kommt'  pjn  Adverb  ,zum  zweiten 
Male'  ist. 

Auch  das  Aramäische  kennt  also  die  adverbielle  Akkusativ- 
endung an.  Diese  ist  hier  aber  aus  an  wohl  über  an  in  pn«,  ^t^tp, 
pirtK  zu  e  imäliert,  bezw.  zu  ai  diphthongisiert  worden.^  Daraus 
erklären  sich  mit  Bestimmtheit  zunächst  die  von  Nölueke,  Beiträge  14 
als  rätselhaft  bezeichneten  vulgärarabischen  Adverbia  ba'^den,  "uqben 
,nachher',  welche  Formen  genau  dem  aram.  pinK  entsprechen,  als  ur- 
sprüngliches hadan,  '^uqhan,  wie  dies  schon  Spitta,  Gramm.  §§  30;  85 
Nr.  1,  Probst,  Arab.  Sprachführer  im  ägyptischen  Dialekt  (Gießen 
1892)  23  angenommen  haben,  wogegen  mit  Unrecht  Völlers,  WZKM 
VI,  169  sich  wendet.  Nöldekes  Erklärung  aus  ^^  +  o^  u.  ä.  scheitert 
sachlich  daran,  daß  eine  Zusammensetzung  mit  der  Konjunktion  o^ 
immer  wieder  nur  eine  Konjunktion  ergeben  könnte,  nicht  das  Ad- 
verb ,nachher',  lautlich  an  der  libanesischen  Aussprache  ba^dain  und 
wird  durch  die  aramäischen  Entsprechungen  vollends  als  unrichtig 
erwiesen;  'uqben  liegt  vielleicht  tale  quäle  auch  aramäisch  vor  nach 
der  LA.  des  Aruch  in  Leviticus  rabba  sect.  12,  155  d  zu  Spr.  23,  30: 
(Ausgaben:  xira  p'-Bj)  \''^p:}  ppB3i  pxö"ip  nr\^:nb  pb*?;^"!  pb"«  ,die  zuerst  in 
den  Laden  kommen  und  zuletzt  weggehen.^ 


^  J.  N.  Epstein,  ZATW  1913,  141  —  dessen  Beiträge  zur  Erklärung  der  Pa- 
pyrus übrigens  manches  Wertvolle  enthalten  —  mißversteht  diesen  Satz  trotz  meiner 
Übersetzung  OLZ  1912,  Sp.  399,  da  er  nicht  beachtet,  daß  das  Verbum  n^K'  in  den 
Papyrus  —  wie  auch  sonst  meist  im  Aramäischen  —  nur  für  das  Senden  von  Briefen 
verwendet  wird,  während  sonst  ,senden'  durch  "nw  ausgedrückt  wird. 

*  Zur  phonetischen  Erklärung  dieses  Lautwandels  s.  unten  Kap.  XI;  vgl. 
auch  Rhougkanakis,  WZKM  XXIX  68  zu  b'TO  :  n% 

"  Zur  Möglichkeit  papv  als  PI.  der  Beziehungsendung  (Nisbeh)  zu  verstehen, 
s.  unten. 


VüLGÄRARABISCHE    AdVERBIEN   AUF    £y.  67 

Wie  baden,  '^uqben  ist  auch  hawälen,  tot  suff,  hawäle,^  , ringsum', 
vgl.  Nalldjo,  L'arabo  par]ato97,  aufzufassen.  Die  gleiche  Dehnung  der 
Endung  unter  gleichzeitigem  Umlaut  liegt  auch  im  Mehri  vor,  wo  neben 
dem  oben  S.  9  besprochenen  fenöwen  ,vom,  früher'  sich  auch  fenowen 
findet,  vgl.  Müller,  Mehri  15, 32;  16, 12  u.  ö.  Bittner,  Studien  IV  §  U. 
Vgl.  auch  dr  icuqaten  ,nach  kurzer  Frist'  Jahn  141,  2  und  dazu 
Bittner,  Studien  I  §  27.  Auch  Dofär  gamhen  in:  ü  tdyyir  buh^ala 
Ihusn  Jamben  Jahn  10,  7,  wofür  die  Mehrikolumne :  u  skeb-eh  la-häzan 
darmaddr  ,und  goß  es  bei  dem  Schlosse  ringsum  aus'  bietet,  dürfte 
kein  Dual,  sondern  ein  solches  auf  der  Endung  betontes  Adverb  = 
ganban  , daneben'  sein.  Auch  y>\  =  p*^  ist  in  dieser  gedehnten  Form 
nicht  nur  im  Aramäischen  nachzuweisen,  wo  es  iu  der  Verbindung 
\j\  +  La  als  syr.  rr*!-**^  e^c-  »j^tzt,  tum*  auftritt,  es  kommt  vielmehr 
in  dieser  Verbindung  auch  in  äth.  je-eze  (=  hä-idan)  ,jetzt'  vor,  dem 
im  Mehri  hayden  in  der  spezielleren  Bedeutung  ,von  neuem'  ent- 
spricht. Vgl.  Bittner,  Studien  IV  §  35  und  meine  Notiz  daselbst  S.  52. 
Ebenso  entspricht  badrami  ya  feyn  ,c'est-ä-dire'  (=  hebr.  kibk,  ass. 
appuna;  aram.  paj  xa  xn  der  Pannamuinschrift  arab.  «^j  s.  oben  S.  22) 
ursprünglichem  hä-\-fan.  Ein  arabisches  abaden  endlich  für  abadan 
wird  wohl  durch  das  daraus  entlehnte  syr.  ^,^^0  ,indesinenter'  Duval- 
Berthelot,  La  Chimie  2,  13,  14  nachgewiesen. 

Kehren  wir  nun  vorläufig  zum  Hebräischen  zurück,  so  ergibt 

sich  aus  den  ano^eführten  aramäischen  und  arabischen  Formen,  daß 

#  .         .  .  . 

wir  auch  liier  die  Akkusativendung  am,  an  nicht  nur  in  der  Vo- 

kahsation  am  und  der  daraus  entstandenen  Bildung  öm  (ön),  sondern 
entsprechend  ynnn,  banden  etc.  auch  in  der  Form  ajim  zu 
suchen  haben,  also  in  der  Vokalisation,  die  sonst  den  Dual  be- 
zeichnet. 

In  der  Tat  liegt  diese  Endung  zunächst  vor  in  der  hebräischen 
Endung  c\  ,in  den  vielen  Ortsnamen  wie  Di'alnh,  n^n^sn,  D:nn|5,  a-snp, 
DTian  u.  V.  a.'  Daß  nicht  ,alle  solchen  hebräischen  Namen  Dualformen 
und  in  ihnen  immer  wieder  eine  Zweiteiligkeit  des  Ortes  bezeichnet 
sein'  kann,  hat  Barth,  Nbdg.  319  s  erkannt,   weshalb   er  und  nach 


*  Also   nicht   ein   Dual,   wie   BEOCKELJtAHjr,   Grundriß   I   497   annimmt.    Vgl. 
unten  Kap.  VIII  zu  bab.  kilallan  ,ring'sum'. 

6* 


68  II.  Die  Akkusativendunö  in  dkr  Form  des  Duals. 

ihm  Gks.-Kautzsch  §  88  c,  Brookblmann,  Grundriß  I  393  (§  216)  u.  a. 
hierin  mit  Recht  eine  eigene  Lokalendung  sehen.  Barth  hat  auch 
schon  darauf  hingewiesen,  daß  diese  Endung  ajm,  ajn  mit  ön  und 
an  wechselt,  was  er  a.  a.  0.  ohne  Anführung  von  Beweisen  so  deutet, 
daß  die  Endung  aj(i)m  ,früh  veraltete  und  alsdann  durch  die  häufigere 
nominale  Endung  ji,  bezw.  f_  ersetzt'  ward.  Diese  mechanische  Auf- 
fassung des  Ersatzes  einer  Endung  durch  eine  andere  wird  durch 
den  Umstand  hinfällig,  _  daß,  wie  die  folgendea  Gleichungen  zeigen, 
unsere  Endung  nicht  nur  mit  ön,  an,  sondern  auch  mit  am,  öm 
wechselt  und  gerade  die  Formen  auf  am  und  an  zumeist  in  alten 
Texten  und  Inschriften  auftreten.  Vgl.  für  den  Wechsel  von 

a)  an  und  aj(i)m,  aj(i)n:  jnbm  Mesainschrift  30  =  DTi'?3"t  Jer.  48,  22. 

jn'n  2  K  6,  13  =  pp^  Ge.  37,  17.  p-nn  Mesa  31,  32  =  awn  Jes. 
15,  5  u.  ö.   |n"ip  Jos.  21,  32  formell  =  }nnp  Mesa  10  =  D-nnp. 

b)  am  und  aj(i)m:  orrn  Jos.  15,  34  =  Q'^yj}  Ge.  38,  14.  21;  anpu?  Jos. 

15,  16  u.  ö.  =  dem  häufigen  punischen  Ortsnamen  anpr,  D"ity; 
ona,  dij^tr  etc.  vgl.  Lidzbarski,  Epigraphik  381,  Ephemeris  I  42. 

c)  ön  und  aj(i)m:   hebr.  jlnöü  =  aram.  jn»^;   p^^^  formell  =  Q'lbJ^. 

Zu  dieser  Kategorie  gehört  ferner  das  Ketib  pisr  =  dem  Qere 
pner  2  Chr.  13,  19,  in  der  Mischnah  ansr,  {""lar- 

Ich  hebe  noch  für  jede  der  möglichen  Vokalisationen  einzelne 
Beispiele  hervor: 

a)  Auf  an:  |^t£>^  Jos.  15,  22;  ]f^',  ]hl,  wofür  Jos.  20,  8;  21,  27  |ib>a  ge- 

schrieben ist.  jr'^T;  pm.  * 

b)  Auf  am:  dö^;  nh^n,  (auhn)',  chy),,  öö-'y,  önto,  vielleicht  oyöp',  ny5p% 

wenn  nicht  mit  qj7  zusammengesetzt ;  ferner  muß  ü^ü^  ^  Ortsname 
sein  in  Jer.  47, 5 :  öpöj?  nnNir  \hpva  nnai3 ;  vgl.  noch  -i^yK?  Dnnn  Gen. 
14, 6.  Vgl.  ferner  die  babylonische  Schreibung  Jinuamma  Amarna 
142,  8,  ägyptisch  Je-nu-'^a-mu  für  hebr.  nU''  und  babylonische 
Orts-  und  Ländernamen  wie  La-ar-sa-am  Lanqdon,  Königsinschr. 
92,  24,  I-za-al-lam  90,  22,  Su-me-ra-am  60,  11  u.  ö.  Sic-ü-ha-am 
90,27;  Tu-ha-am  Ranke,  B.  E.  VI  i  112,  2;  Te-nu-nam  CT  II 
37,  8;  Ma-iri-am,  i-ar-mu-ti-aam  Museum  V  Nr.  34  Kol.  6,  5b. 


^  Dafür  vorgeschlagen  a»pv. 


Die  LoKATivENDUNö  AjiM  AN  Ortsnamen.  69 

c)  Auf  ön:  jb"«,  pbpttTK,  x^y::;:,  p-iBT,  \'h^n,  pö-in,  pbnn,  pKT,  psa"?,  pn^ö, 

p'r,  pabr,  pabi:,  p-rnp,  pap,  pp-i,  pxir,  pnw  etc. 

d)  Auf  öm:  dr*!!,  wozu  wohl  •'jijynj  die  Nisbe  sein  dürfte,  onp  (wolil  = 

nnto  ,Feld'). 

e)  Auf  afjjim:  ö-'bjK,  D'-inx,  ö'nj  (formell  =  n|),  ö'n-nj  Jos.  15,  36, 

Dnen,  dnsB,  d-iiec,  das  formell  einem  babylonischen  Sippar(u)a- 
am^  entspricht,  B-'rs  (mit  tbik  identisch?),  o'nny,  onax,  D"'S3p, 
nn;7C?  und  besonders  cjna,  das,  wie  Gen.  Z2,  8  ff.  beweist,  schon 
in  alter  Zeit  als  Dual  gedeutet  ward,  ferner  wohl  OTirsn  in 
dem  N.  pr.  DTir^^i  jwis.* 

Führen  all  diese  verschiedenen  Vokalisationen  notwendig  auf 
die  Form  am,  an  zurück,  aus  der  allein  sowohl  die  Bildung  öm,  ön 
als  andrerseits  a(j)iin,  a(j)in  lautlich  zu  erklären  sind,  so  ergibt 
sich  der  ursprünglich  adrerbielle  Charakter  dieser  Endung  aus  fol- 
gender Überlegung:  Die  Bezeichnung  Lokalendung  trägt  zur  Er- 
klärung der  Ortsnamenendung  aj(i)m  nichts  bei,^  konstatiert  viel- 
mehr nur  das  Vorkommen  einer  unerklärten  Endung  an  Orts- 
namen. Da  nun  letztere  eigentlich  Appellativa  sind,  die  zum  Teil 
auch  als  solche  verständlich  sind,  wie  ja  neben  o'nan  auch  nö*!  ,die 
Höhe',  neben  prsj  P2J  , Hügel'  etc.  auch  als  N.  1.  vorkommen,  so 
kann  die  hinzutretende  Endung  nicht  als  formbildendes  Element, 
wohl  aber  als  Bezeichnung  der  adverbiellen  Beziehung  verstanden 
werden,*  als  die  in  diesem  Falle  lokativ  verwendete  Akkusativendung 
am,  an.  Aus  DTinp  ,in  die  (der)  Stadt',  D\nö*i  ,auf  die  (der)  Höhe' 
etc.  wäre  ein  Ortsname  geworden  wie  aus  eig  rijv  ttöIiv  Stambul, 
wie  in  vielen  deutschen,  mit  jc  (jtt)  gebildeten  Ortsnamen  und 
vielen  anderen  Analogien. 

^  Zorn  Einschab  des  w  vergleiche  vorläufig  bab.  imuät  =  imät,  Ninä  =  Ninuä 
mr:  etc.  u.  s.  unten  Kap.  XI.  P.  Haupts  Deutung  von  oiico  als  Sippar-mämi  ZA  11 
267  ist  unrichtig. 

"  Wellhauskn,  Komposition  des  Hexateuchs  45  i  (vgl.  Döller,  Studien  zum 
ni.  und  IV.  Buche  der  Könige  79)  hält  diese  Vokalisation  für  aramaisierende 
Umformung  des  älteren  am,  wohl  nach  dem  aram.  Plural.  Der  Wechsel  von  am  :  aim, 
an  :  ain  im  Adverb  ist  indes  gemeinsemitisch. 

'  Darum  wohl  auch  das  Fragezeichen  bei  Bbockelmabn,  Grundriß  a.  a.  O. 
(Überschrift.) 

*  BROCK£UfANN  a.a.O:  ,yielleicht  war  das  ursprünglich  eine  Lokativendung,  die 
in  Eigennamen  erstarrt  wäre,  wie  die  bekannten  Dative  im  Deutschen  (Sachsen  usw.).' 


70  II.  Die  Akkusativendung  in  der  Form  des  Duals. 

Wie  die  hebräischen,  sind  auch  die  arabischen  Formen  dieser 
Lokalendung  zu  erklären,  die  in  der  Form  an,  ain  an  arabischen 
Ortsnamen  auftritt,  wie  in  Bahrain  etc. ;  vgl.  dazu  und  zum  folgenden 
Barth  a.  a.  0.,  Brockelmann  a.  a.  0.  Wie  in  dtiöi,  nTT'ip,  D''3nö  traf 
auch  im  Arabischen  diese  Endung  formell  mit  dem  Dual  zusammen 
und  ward  darum  zum  Teil  von  späteren  Grammatikern,  zum  Teil 
aber  auch  schon  volksetymologisch  als  solcher  gedeutet  wie  in  Mak- 
katäni,  Raqmatäni,  aber  auch  in  Ba^ratäni  Basra  und  Kufa  =  Mas- 
räni  =  '^Iräqäni,  Haramäni,  vulgär  Haramen:  Mekka  und  Medina, 
Hiratäni  Hira  und  Kufa,  Furätäni  Euphrat  und  Tigris  und  wohl  auch 
Qarjatäni  Mekka  und  Täif  etc.  In  diesen  und  ähnlichen  Namen  ist 
die  Deutung  auf  zwei  Städte  erst  eine  Folge  der  scheinbar  dualischen 
Form.^  Vgl.  ferner  die  bei  Brockelmann  angeführten  südarabischen 
Ortsnamen  auf  en  und  sogar  in:  Salhen,  Jabrin,  '^Amaqln,  dieN.  1.  ''Amä- 
jataini  und  Sähataini  Ahlwardt,  Diwans,  Imrulqais  59,  1 — 2,  die  ara- 
bischen Ortsnamen  in  Assurbanipals  Annalen  Haurlna  7,  111,  Hura- 
rlna  8,  107,  Sadaten  (in  Qedar)  9,  29;  Irräna  (Qedar)  9,  30,  Zaurän 
(Qedar)  9,  28,  vgl.  Lanqdon,  AJSL  XX  249  ff.  die  ,modernen  ha(Jr. 
Namen  Bageren,  Grolen  (vgl.  hebr.  Gölän),  Hagaren  usw.',^  die  von 
Kampffmeyer,  ZDMG  LV,  645  ff.  gegebenen  Belege  für  N.  1.  auf  In 
und  an  etc.  Für  en^  erscheint,  da  dieses  aus  an  entstanden  ist, 
kurzes  en,  an  in  vielen  Ortsnamen  auf  Soqotra  und  an  der  Mahraküste 
wie  Haurüten,  QdSan  (Qisin),  Ätüben  (=  arab.  Ras  ^'Atab)  Jahn  211 
(Karte),  Bid-Kariyen  Müller,  Mehri  167,  Hebeheten  169  unten,  Auka- 
heneten,^  Sirheten  171,  HäUm(h)eniten  187  etc. 

Im  Hebräischen  liegt  unsere  lokativ  verwendete  Adverbialendung 
ferner  vor  in  den  hebräischen  Ländernamen  ünjca  =  arab.  masr  (und 
in  anderer  Deutung  masräni)  Ägypten,  sowie  in  ü''"isk;  ferner  ent- 
spricht D"'ir;3  in  nnn:  a"iK,  das  vielleicht  noch  als  ,Aram  am  Strome' 
verstanden  wurde,  arab.  Furätäni,  Bahrain  etc.  Vielleicht  birgt  sich 


^  S.  dazu  noch  ausführlich  unten  Kap.  IX. 

'  Brockelmann  a.  a.  O. 

'^  Hierher  stellt  Brockelmann  a.  a.  O.  auch  das  oben  besprochene  baden 
,nachher',  insoferne  mit  Recht,  als  trotz  der  verschiedenen  Bedeutungsrichtung  der 
Ursprung  dieser  Formen  der  gleiche  ist. 

*  Die  —  phonetisch  unzulängliche  —  arabische  Umschrift  bietet  für  die  En- 
dung zuweilen  ^  des  Tanwins,  zuweilen  ^. 


On-lS,    D"0-IP,    D-Ö»   BTC.  71 


eine  andere  Bezeichnung  für  w'vn  n*TX  in  dtttö  f^Ti  Jer,  50,  21,  wenn 
man  nach  arab.  Furätäni  vielleicht  D'nnB  lesen  darf.  Doch  ist  auch 
die  Deutung  als  Adverbialis  zu  marratu  dem  babylonischen  Namen  des 
persischen  Golfs  denkbar.  Die  Schreibung  cbni'  für  cbipn''  spricht 
nicht  dagegen,  auch  in  J'rüsala(j)im,  ürusalim(mu),  Orislem  dieselbe 
Endung  zu  sehen, ^  die  auch  hier  ursprünghch  am  gelautet  haben 
kann,  wie  dies  für  ojir,  2ovyd(i  die  Umschrift  in  den  Amarnabriefen 
Su-na-ma  und  vielleicht  auch  die  Nisbe  n-ö:iB>  wahrscheinlich  machen. 
In  allen  diesen  Fällen  und  wohl  auch  in  üvb  ==  vrh  Jos.  19,  47  liegt 
wirklich,  wie  zum  Teil  schon  Laoarde,  Übersicht  20.  54.  190  ver- 
mutete, eine  Spur  der  Mimation.  bezw.  des  Tanwins  vor,  aber  der 
Mimation  in  der  Stufe  des  Akkusativs  und  der  adverbiellen,  hier 
speziell  lokativen  Bedeutung.^ 

Daß  die  Endung  ajim  aber  nicht  ausschließlich  Lokativendung 
an  Namen  von  Städten,  Ländern  und  Flüssen  ist  und  wie  sie  zu  er- 
klären ist,  hätte  man  schon  aus  annj:  ,(am)  Mittag'  und  onnr  »(am) 
Abend"  ersehen  können,  da  man  lange  schon  erkannt  hatte,  daß  trotz 
der  Verbindung  mit  pa  ,zwischen'  in  der  Formel  n''3"ipn  pn  ,am  Abend' 
die  spätere  Sprache  in  diesen  Formen  mit  Unrecht  einen  Dual  sah. 
onnx  , Mittag'  entspricht  ja  genau  einem  arabischen  Adverbialis  \^4^ 
,am  Mittag"  und  das  ursprüngliche  am  der  Endung  bietet  in  der  Tat 
die  Mesainschrift,  Z.  15  onnsn  ir-  Auch  im  Babylonischen  kommen 
ja  die  genau  entsprechenden  adverbiellen  Akkusativformen  urram 
,am  hellen  Tage",  müsam  , nachts'  in  adi  urram,  adi  müsa,  ina  mü- 
Sam  ebenso  substantiviert  vor  wie  anns,  onns  und  n''2"ir.  Analog  zu 
D''3"iirn  pn  ,am  Abend'  kennt  das  Arabische  ein  ^'^4^\  ^^^  .zwischen 
den  zwei  ersten  Gebeten',  das  ein  ursprüngliches  Adverb  zvJiren  = 
zuhran  nachweist,  das  wie  hebr.  nnns  ursprünglich  ,mittags'  bedeutete.' 

Zwanglos  erklärt  sich  auf  diese  Weise  auch  car  , Himmel',  das 
wie  das  zugehörige  arabische  Verb  um  U-«»  ,hoch  sein'  bezeugt,  ursprüng- 

^  Gegen  Brockelmaitn  a.  a.  O  ;  der  Name  braucht  darum  freilieh  nicht  semi- 
tisch zu  sein  und  auch  für  die  Endung  soll  hier  nur  die  Möglichkeit  ihrer  Ent- 
stehung durch  Angleichung  an  urspr.  semitische  Namen  behauptet  werden. 

'  Zu  c*:ro  als  Appellativum  s.  unten  S.  78. 

^  Verkehrt  ist,  was  H.  Bauer,  OLZ  1914,  Sp.  7  f.  zum  Thema  schreibt.  Ebenso 
kurzsichtig  sind  vom  sprachwissenschaftlichen  Standpunkt  Mahlers  jüngste  Be- 
merkungen dazu  ZDMG  LXYIII  676—686. 


12  II.  Die  Akküsativendüng  in  der  Form  des  Duals. 

lieh  adverbiell  ,in  der  Höhe,  oben'^  bedeutet,  vgl.  sam.  rhb:!  ,Himmel' 
(s.  OLZ  1912,  219;  Barth,  Et.  St.  65),  hebr.  onia  für  Himmel,  en- 
glisch heaven  etc.  Nur  aus  dieser  Bedeutung  konnten  sich  die  ver- 
schiedenen speziellen  Bedeutungen  entwickeln,  wie  arab.  'U-»«  ,Decke, 
Plafond'  =  nhbr.  mip  •'öu?  ,das  Gebälk  oben'  B.  Talm.  B.  Mes.  42  a, 
Joma  53a  =  aram.  «"^bto  •'ttty  Ber.  48a,  syr.  I*vi4.  ,Dach',  ^i-  v^iox, 
, Gaumen',  ass.  same  llbbi  ,Brust'  etc.  Auch  im  Babylonischen  ist 
§amamu  das  substantivierte  Adverb.  Ass.  Samamu  neben  samU  ent- 
spricht arab.  «U-«^  sa7nä(^un)  ganz  wie  der  Akkusativ  mü§am  , abends, 
nachts'  neben  müsu,  arab.  'U**-*  masä('un)  , Abend'  steht. 

Wie  Q'^i^v  ^amämu,  «U-**»  ist  formell  auch  O""»,  ass.  viämu,  arab. 
-Uo  ,Wasser'  zu  beurteilen.  Die  Bedeutung  des  adverbiellen  Be- 
ziehungsausdrucks an  diesem  Wort  wird  erst  später  (S.  96)  klargestellt 
werden.  Die  wie  ahames  gebildeten  Adverbien  samam('w)es  ,in  den 
Himmel'  Delitzsch,  HWB  669  a,  ma-mi-is  ,wiG  Wasser'  Langdon, 
Königsinschr.  94,  15  scheinen  mir  späte  Neubildungen  zu  sein. 

Gegen  diese  Deutung  der  Endung  von  cötp  und  d''ö  erhebt  sich 
nun  freilich  das  gewichtige  Bedenken,  daß  nach  Vergleich  der  Ent- 
sprechungen in  den  anderen  Sprachen  das  j  von  aj(i)m  hier  zum 
Stamme  zu  gehören  scheint;  die  Lösung  dieser  Schwierigkeit  wird 
sich  indes  von  selbst  ergeben,  sobald  die  zusammenfassende  Be- 
trachtung der  hiemit  verknüpften  Erscheinungen  eine  endgültige 
Beurteilung  des  Problems  ermöglichen  wird. 

In  jSemitica,  Sprach-  und  Rechtsvergleichende  Studien  I^  34  ff.* 
hat  D.  H.  Müller  ,die  Numeralia  multiplikativa  in  den  Amarna- 
tafeln  und  im  Hebräischen'  behandelt  und  gezeigt,  daß  die  hebräischen 
Zahladverbien  öTymx,^  D'^nyatP,  DTnn"!  , vierfach,  siebenfach,  zehn- 
tausendfach', die  man  fälschlich  für  Dualbildungen  hält,  in  den  ba- 
bylonischen Amarnabriefen  ihre  genaue  Entsprechung  haben  in  den 

^  Diese  Grundbedeutung  erkennt  annähernd  richtig  schon  Levt,  Talm. 
Wörterbuch  s.  v. ;  bei  Ges.-Bühl  ip  wird  sogar  Hommbls  phantasievolle  Deutung  als 
,der  Wasserspendende'  noch  mitgeschleppt. 

*  =  Sitzungsber,  der  Wiener  kais.  Akademie  der  Wiss.,  phil.-hist.  Klasse  153,  3. 
Wien,  Holder  1906. 

^  Vgl.  auch  Barth,  Oriental.  Studien  (Nöldeke- Festschrift)  793 ;  Nestle,  Zu 
den  hebr.  Vervielfältigungszahlen  ZDMG  LVII  750. 


Die  hebräischen  Nümebalia  mültiplikativa  auf  ajiu.  73 


Formen  si-bi-ta-aam,  si-ib-e-ta-a-an,  VII  -ta-an,  VII  -ta-a-an,  Vii  -ta-ni, 
VII  ta-an-ni,  VII  -fa-na  u.  ä.,  wonach  für  die  Endung  die  Aussprache- 
varianten tarn,  taim,  ta(ia)n(vi),  tän  möglich  erscheinen.  Daselbst  zeigt 
MüLLEB  ferner,  daß  das  Adverb  Hku-tam  ebenso  wie  ri-ku-uz-zu 
(==  riqfä-sii)  und  ri-qa-mi  gebraucht  wird  und  in  der  Bedeutung 
hebr.  opn  entspricht.  Um  festzustellen,  inwieweit  Müller  schon  den 
Charakter  dieser  Formen  und  ihren  Zusammenhang  mit  anderen  er- 
kannt hat,  setze  ich  seine  Schlußbemerkung  hieher:  , Wir  sehen  also, 
daß  im  Assyrisch-Babylonischen  bald  das  Suffix  [d.  h.  -su,  -is,  -üt-su 
d.  Verf.],  bald  aber  die  Endung  am  zur  Bildung  von  adverbiellen 
Bestimmimgen  verwendet  wird.* 

,Im  Hebräischen  kennen  wir  Adverbia  mit  auslautendem  m  in 
größerer  Anzahl.  So  in  erster  Reihe  Dp-n  ,leer',  welches  den  oben 
angeführten  Formen  entspricht,  ferner  osn,  D3öK,  Cor,  oxre  etc.  Viel- 
leicht gehört  hierher  auch  d-'Ti  *  (2  Reg.  7,  12  und  10,  14),  wofür  die 
Glosse  ha-ia-ma  balta-mt-um-ma  in  den  Amarnabriefen  196,  6  zu 
sprechen  scheint.' 

,Beachtet  man  ferner  die  Tatsache,  daß  im  Hebräischen  selbst 
Formen  auf  aim  neben  am  öfters  vorkommen,  und  daß  z.  B.  die 
hebräischen  Formen  o-ins,  n-nbm,  D'nxe,  wmn  in  der  Mesa*- Inschrift 
Binx,  inbm,  friKö  und  jmn  geschrieben  werden,  femer  daß  Jerusalem, 
in  der  Keilschrift  Urusalim,  im  Hebräischen  neben  d'^wti"'  auch  cbBrn"" 
geschrieben  wird,  so  wird  man  es  nicht  unwahrscheinlich  finden,  daß 
D'njy3>£?  und  DTiPS'TK  mit  dem  keilschriftlichen  äibit-an,  bezw.  sibit-am 
in  der  Bedeutung  wie  auch  der  Formenbildung  zusammenhängen.* 

Müllers  überzeugende  Beweisführung  gewinnt  nun  erst  den 
richtigen  Rahmen  durch  die  Beobachtung,  daß  die  adverbielle,  hier 
speziell  distributive  Endung  am,  a(j)im  der  Numeralia  multiplikativa, 
die  ja  nicht  Dual-,  sondern  nur  Adverbialausdruck  sein  kann  und  darum 
im  Babylonischen  durch  andere  adverbiale  Endungen  ersetzt  werden 
kann  und  die  gleichlautende  Endung  der  Ortsnamen  eins  sind  unter- 
einander und  mit  der  adverbiellen  Endung  an,  am  des  Tanwins,  die  ja 
auch  im  Arabischen  und  Aramäischen  zu  ain,  en  verändert  erscheint. 
sibitam(an)  ,zu  je  sieben',  dessen  grammatische  Form  weiter  (Kap.V) 


^  S.  dazu  unten  Kap.  XY. 


74  IL  Die  Akkcsativjbndunö  in  der  Form  des  Duals. 

ausführlich  behandelt  werden  soll,  entspricht  einem  ursprünglichen 
arab.  <*c»c--^  ^zu  sieben*.  Später  wird  noch  gezeigt  werden,  daß  die 
Form  im  Assyrischen  nicht  allein  steht,  sondern  in  ein  System  ver- 
wandter Adverbien  gehört. 

Auch  im  Hebräischen  dürften  mehr  solcher  Zahladverbien,  viel- 
leicht eine  vollständige  Reihe  bestanden  haben  und  häufiger  gebraucht 
worden  sein.  So  läßt  besonders  der  von  P.  Haupt,  OLZ  1913, 529  ff.  nach- 
gewiesene abgeschwächte  Gebrauch  von  bab.  adi  arbai-Su  , vierfach' 
für  ,sehr'  in  kabtu  adi  arbaisu  ,sehr  kostbar'  es  möglich  erscheinen, 
daß  in  gleicher  Bedeutung  hebr.  dtiWix  ,vierfach*  beabsichtigt  ist 
in  dem  von  Babylon  stark  beeinflußten  Buche  Daniel  1,  17:  ö''Tb\m 
•  •  •  batpm  ynü  d-'ü^Nn  onb  inj  crirsn«  rhün  ,Und  diese  Kinder,  vierfach 
(=  in  hohem  Grade)  gab  ihnen  Gott  Kenntnis  und  Verständnis  .  .  .* 
Beachtung  verdient  ferner  der  Umstand,  daß  2  Sam.  21,  9  ibo'^i 
nn""  DTirsr  für  dnrs»  ,und  sie  fielen  alle  sieben  zusammen'  steht. 

Mit  den  genannten  und  zum  Teil  auch  von  anderen  erkannten 
Formen  ist  die  Reihe  der  Adverbia  auf  a(j)im  im  Hebräischen  aber 
noch  lange  nicht  erschöpft.  So  ist  von  pnx  formell  nicht  zu  trennen 
das  neuhebräische  und  aramäische  Adverb  pniB  ,noch,  bisher',  das  im 
Jüdisch-Aramäischen  lautlich  gleichfalls  zu  piK  wird  und  oft  ebenso 
geschrieben  ist  und  das  wie  die  gedehnte  Form  ily  zur  Präposition 
ny  ,bis'  gehört.  Zur  verwandten  biblischen  Lautform  jn^,  nnj?  s. 
unten  Kap.  XL 

In  den  oberägyptischen  aramäischen  Papyrus  tritt  ein  Adverb 
DBK  ,auch,  gleichfalls'  auf,  das  im  Unterschied  zu  dem  im  Anschluß 
an  ein  Nomen  oder  Pronomen,  also  präpositionell  gebrauchten  hebr. 
i?!«  ,auch'  absolut  steht,  z.B.  Sachau,  Pap.  16,  7f:  nln]  ^103  nnstön  p 
pnirb]  nn  öbk  nn2ttrn  x"?  |m  payb  ,Wenn  du  Geld  bekommst,  geh  sofort 
hinunter,  und  wenn  du  (es)  nicht  bekommst,  geh  gleichfalls  sofort 
hinunter!',  oax  verhält  sich  also  zu  hebr.  P]K  wie  vulgärarab.  baden 
,hernach'  zu  ba^d  ,nach*,  aram.  pip  zu  mp,  hebr.  jnr,  pr  zu  nr,  babyl. 
pänäma  ,vorher'  zu  pän  ,vor'  usw.,  ist  also  ein  weiteres  aramäisches 
Adverb  auf  am.  Die  Deutung  von  dbn  als  P]K  +  mä  vermag  die  Be- 
deutung des  Adverbs  nicht  zu  erklären  und  ist  wieder  nur  dann 
richtig,  wenn  die  Mimation  überhaupt  wirklich  aus  dem  indefiniten 


DEN,  D'SK,  n"i2,  c:k,  D'ni'a  etc. 


75 


ma  hervorgegangen  ist.^  dek  liegt  nun  im  Hebräischen  unerkannt 
vor  in  der  Form  cex  in  1  Sa.  1,  5:  jm»  r\''rn':'y\  rraa  bsbi  inüx  nsiBb  inr 
nam  -od  mn-n  an«  nsn  nx  "D  o-'BK  nnK  n^  jn"  rrrh^  ,Und  er  gab  seiner 
Frau  Penina  und  allen  ihren  Söhnen  imd  Töchtern  Anteile  (Ge- 
schenke?). Und  der  Hanna  gab  er  gleichfalls  (oder  obendrein?) 
ein  Geschenk,  denn  Hanna  liebte  er,  obgleich  (i)  Gott  ihren  Leib 
verschlossen  hatte." 

Wie  DBK  =  CEX  ist  aram.  nna  ,aber,  dennoch,  nur*  zni  fassen, 
das  wohl  zu  -s  ,außer'  sich  verhält  wie  cbk  zu  ?jx  und  wofür  das 
SjTopalästinische  die  Nebenform  ^j^.  ^j^  (vgl.  d'BK,  jny  etc.)  bietet. 
Von  NöLDEKES  Erklärung  (Mand.  Gramm.  202  2)  von  d-q  als  har  +  mä 
gilt  wieder  das  oben  zu  dek  Bemerkte. 

Ein  wie  dbk,  n-ia  auf  -am  auslautendes  altes  aramäisches  Adverb 
liegt  meines  Erachtens  ferner  vor  in  d:n"!  ,auch'  Panammu  5,  das  D.  H. 
MOllbr,  WZKM  VII  44,  LiDZBARSKi,  Epigraphik  207  =  di  (oder  dj  s^k, 
Da  hsk)  setzen.  Indes  zeigt  dieses  sich  in  dieser  von  djk  verschiedenen 
Form  in  derselben  Inschrift  Z.  16  und  Hadad  8.  9.  Auch  scheint  djk 
an  unserer  Stelle  genauer  ,wieder,  nochmals'  zu  bedeuten.  Da  nun  in 
Z.  16  g  für  das  statt  des  arab.  ^j>  zu  erwartende  q  (y)  steht  in  y^v 
(vgl.  besonders  mehri  semröd  =  ^j.^x^\  ,krank  sein')  ,er  erkrankte*, 
zu  welchem  Wechsel  in  dieser  Inschrift  D.  H.  Müller,  WZKM  X 
197  und  aram.  -[n:  =  yi^^s^  zu  vergleichen  ist,  möchte  ich  CiK  dem 
arab.  ü4*  ,wieder,  auch'  gleichsetzen. 

Im  Hebräischen  der  Mischna  ist  sehr  häufig  ein  Wort  OTira 
jinzwischen,  unterdessen,  inmitten',  z.  B.  Kelim  5,  8;  8,  5;  13,  4  u.  ö. 
(S.  15  a)  etc.  D'nrnö  ,aus  der  Mitte'  etc.  ,von  innen*,  z.  B.  Sukka  1  7. 
Ich  führe  eine  Stelle  an:  Gen.  rabba  6,  12  -(bin  ]h^p  anyi  '2  -nb  -i"k 

^  Mit  ass.  appunäma,  das  ,nan,  denn'  bedeutet,  hat  eck  nichts  zu  tun. 

*  Durch  diese  Erklärung  von  ctk,  welchem  "Worte  die  Exegeten  bisher  rat- 
los gegenüberstanden,  gewinnt  unser  Vers  auch  ein  hervorragendes  juristisches  In- 
teresse. Zur  Bedeutungsbestimmung  von  n;»  ,Anteil'  bieten  vielleicht  auch  die  Ele- 
phantinepapyrus  Anhaltspunkte,  vgl.  besonders  Pap.  30  (P.  13489),  wo  gleichfalls 
von  der  n;r  einer  Frau  die  Rede  ist  und  Z.  6 — 7  lautet:  '3^  prr  n  »31  kkb3  -zsv  ti 
3Tn  ^b  T  'sraai  //  //'  pr"J  «]C3  -zh  {W  ,und  wer  dir* streitig  machen  wird  (vergleiche  in 
1  Sam.  1  die  Kränkungen  [=P3]  durch  die  Nebenfrau,  die  Hannas  Gattinenrechte  be- 
streiten) diesen  Anteil,  den  wir  dir  gegeben  haben,  wird  dir  geben  5  Krs  Silber 
und  den  dir  gehörigen  Anteil  gleichfalls',  wo  die  letzten  Worte  also  deut- 
lich an  (am  =)  vun  mi«  n»  1  Sam.  1,  5  erinnern. 


76  II.  Die  Akkosativendunq  in  der  Form  des  Duals. 

QT-'nü  Drxi  D'"'n32  mnam  isid  nyi  abirn  tjiDÄ  .der  Schall  dreier  Dinge 
geht  von  einem  Ende  der  Welt  zum  anderen  und  die  Geschöpfe  sind 
mitten  drin  und  merken  es  nicht'.  Auch  dieses  Adverb  steht  wieder 
in  demselben  Verhältnis  der  Form  und  Bedeutung  zu  riD^a  (bibl.  mra) 
.zwischen*  wie  ü^e«  zu  ^]^{,  p-iy  zu  iy  etc.  Analog  steht  aber  auch 
zu  bhebr.  pa  .zwischen*  der  angebliche  Dual  a-ra  »mitten,  die  Mitte* 
in  a-'ran  Vü  ,der  Mittelsmann*  1  Sa.  17,  4.  23  wie  in  der  Mischna,  z.  B. 
anTn  ,ihr  Abstand  voneinander*  Kelim  18,  1.  Aber  auch  a-'ra  steht 
noch  rein  adverbiell,  z.  B.  Gen.  rabba  4,  1  in  a"'n:a'i  a^a  ,mitten  drin, 
genau  in  der  Mitte*. 

Ein  eigentümliches  verkanntes  Adverb  auf  a(j)im  scheint  mir 
Hos.  6,  2  vorzuliegen;  V.  1  sagt:  ,Auf,  laßt  uns  umkehren  zu  Jhwh, 
denn  er  zerriß  und  heilt  uns  wieder,  verwundet  und  Avird  (wieder) 
verbinden.'  Darauf  heißt  es  inV.  2:  v:ab  .Tmi  liöp""  ■'tr'"birn  ara  a^ö'ia  ir"'n\ 
,Er  wird  uns  leben  lassen  nach  zwei  Tagen,  am  dritten  Tage* 
ist  Unsinn  und  es  springt  in  die  Augen,  daß  ''tr''':'trn  ava  nur  erklärende 
Glosse  zu  a*'»''»  ist,  das  dem  Zusammenhange  nach  freilich  ganz  anders 
gedeutet  werden  muß,  nämlich  als  Adverb  etwa  in  der  Bedeutung  ,für 
immer,  auf  lange  Zeit'  o.  ä.,  vgl.  ass.  sa  vma  S.  13;  s.  noch  genauer  in 
Kap.VI,  Anfang.  Übersetze  also :  ,Er  möge  uns  ewig  leben  lassen,  uns 
erhalten,  daß  wir  leben  vor  ihm.*  In  der  gleichen  Bedeutung  steht 
das  bloße  ara  Jes.  43,  13  in  ija''»'' "öl  brs« '7'':£ö  •'Tö  psi  «in  "-jk  ara  aa 
,Ja,  für  ewig  bin  ich,  aus  meiner  Hand  kann  niemand  retten,  wer 
was  ich  tue  rückgängig  machen?.'^  Ein  substantiviertes  Adverb  wie 
a''ra  ,zwischen  >  Mitte'  und  kein  Dual  ist  das  nhebr.  an^-E^  (I^ihv) 
»Überrest*,  das  ursprünglich  adverbiell  die  Bedeutung  ,übrig*  hatte. 
Diese  adverbielle  Bedeutung  ist  teilweise  noch  fühlbar  an  Stellen 
wie  a-'T'tt'i  nax  a'yau  hv  an''t:ri  nax  a^ac^  ,(ein  Quadrat  von)  70  Ellen 
und  (etwas)  darüber  (Länge),  auf  70  Ellen  und  (etwas)  darüber 
(Breite)'  'Erubin  2,  4;  5,  2  u.  ö.  (vgl.  RÖI  b.  'Erubin  21a);  b.  Me- 
gilla  15  b  a^T'tt'a  lös:?  a''tt^aü  •'ö  ,der  sich  selbst  wie  überflüssig  macht 
(ansieht)';   daß  unmöglich  ein  Dual  gemeint  ist,  zeigen  auch  schon 


^  Schon  LXX  übersetzen  an'  aQxrjs,  das  Targum  «vhyi:  etc.,  beziehen  aber 
av!2  ,ewig'  gegen  den  Sinn  des  Satzes  auf  die  Vergangenheit.  (})b  bedeutet  Tor  Ad- 
verbien aber  nicht  nur  ,von',  vgl.  z.  B.  nur  das  häufige  sw  psa  ,(die  Stadt  wird 
verwüstet)  ,80  daß  mehr  kein  Bewohner  (darin)  sein  wird'. 


Q-n'v,  D'b'.r,  n-DDr,  cnewa,  an-a,  n-naeo  etc.  77 


Stellen  wie  ]*mbr,  n*r  ,der  untere  Teil  (Rest)  des  Wollstreifens'  Para 
3,  11  (=  pubnaai  b.  Joma  41b),  msa  mp  ,der  Rest  des  Gebotes* 
j.  *Erubin  II  20b,  nbn  n-ip  ,der  Rest  des  Log  (Hohlmaß)'  Men.  23  a 
etc.  Vgl.  auch  aus  späterer  Zeit  crfv  reob  D-ibuD  ,auserwählt  zu  blei- 
bender Pflanzung'  im  Abendgebet  für  den  7.  Tag  des  Pesahfestes. 

Hebr.  "biü,  •^*^'!t*,  vb^r,  n*b^r  .der  untere  Teil,  Saum  des  (Ge- 
wandes)', das  in  der  Mischnah  häufig  in  der  Verbindung  rrrtp  ^hve, 
uan  ^hw  ,der  Boden  des  Topfes,  Gefäßes'  vorkommt,  hat  hier  im  Status 
absolutus  die  Form  n'p^r.^  Da  auch  hier  ein  Dual  ausgeschlossen  ist 
und  c'bir  wie  das  bedeutungs verwandte  b:fe?  Jes,  47,  2  (arab.  Jv*», 
,3-^»-)  etymologisch  mit  hsv,  J-ä«.  ,niedrig  sein'  zusammenhängen 
dürfte,  mag  es  ähnlich  wie  a^T^  ,übrig'  ursprünglich  adverbiell 
=  ass.  iapla  (S.  41)  ,unten*  bedeutet  haben. 

In  dem  bisher  nicht  mit  Sicherheit  erklärten  n^newö  Gen.  49, 
14.  Ri.  5,  16;  dtidb?  Ps.  68,  14  und  Ez.  40,  43,  das  jedenfalls  einen 
Ort  im  Hause  bezeichnen  muß,  kann  a(j)im  nicht  Dualendung  sein. 
Vergleicht  man  nun  die  ferneren  .Duale'  w-y^  ,Herd'  Lev.  11,  35 
und  nhebr.  n'natcc^  (=  den  arabischen  und  babylonischen  Singularen 
i-Jx*,  natbaku)  , Schlachtbank,  Küche',  so  wird  es  wahrscheinlich,  daß 
DTiBBTO,  dessen  zugehöriges  Verbum  (nett?)  ja  ,zusetzen,  auf  den  Herd 
stellen'  bedeutet,  gleichfalls  den  Herd  bezeichnet.  Diese  Bedeutimg, 
die  weiter  durch  das  etymologisch  verwandte  syr.  V^^  und  \^jäj3^ 
gesichert  wird,  das  ebenfalls  ,Herd'  bedeutet,  paßt  allein  an  der'Stelle 
Ez.  40,  43,  wo  D-nsü  neben  den  Tischen  (manbw)  als  zur  Opferung 
nötig  genannt  werden.  An  den  Stellen  Gen.  49,  14  kti  :D*n2rön  pn  psh 
•  ■  •  31D  "3  nnro;  Ri.  5, 16  omp  nip-ic  'Stxh  D'r,Bren  j*2  Tcxr  nab;  Ps.  68, 
14  . . .  BTiB»  ps  passrn  dk  \\ho  pbnn  n'-amsi  liegt  offenbar  die  bereits  for- 
melhaft gewordene  Wendung  nTiB»r(0)n  ^"^  asr,  asr,  pn  ,hinter  dem 
Ofen  hocken'  vor,  die  übertragen  Gen.  49,  14  auch  vom  Esel  ge- 
braucht werden  kann,  was  die  Kommentare  mit  Unrecht  verleitet 
hat,  darin  Viehhürden  zu  sehen.  Noch  schlimmer  ist  Ez.  40,  43  miß- 
verstanden worden,  wo  man  in  dtiee?  wegen  der  dualischen  Form 
des  Wortes  gewöhnlich  gabelförmige  Pflöcke  sieht. 

^  Die  Bezeichnung  als  Plural  bei  Ges.-Bchl  ist  also  unrichtig. 
'  Dafür  meist  s'rsBsrs  r'S,  wie  auch  crr  ryi  und  aram.  ts  «3  b.  Sabbat  41a; 
s*npTo.T  tn  ^Apotheke'  Jalqat  zu  im  84  dürfte  späte  Analogiebildung  zu  B'nsissn  r^  sein. 


78  II.  Die  Akküsativenduko  in  der  Form  des  Duals. 

In  all  diesen  Wörtern  für  Herd  kann  aber  die  Endung  ajim 
nicht  als  Dualzeichen,  sondern  nur  als  erstarrte  adverbielle  Be- 
zeichnung verstanden  werden,  so  daß  on-'S,  öTtstoö,  DTiBt^Oa)  eine  ganz 
genaue  Analogie  bilden  zu  den  oben  besprochenen  Ortsnamen  D^nnp, 
DTIÖ"!  etc. 

Darum  ist  es  weiter  auch  nicht  nötig  in  das  Appellativum 
ü''3riön  ,das  Lager*  Hl.  7,  1  mit  mehreren  Exegeten  einen  Dual  hinein- 
zudeuten oder  das  Wort  zu  ändern,  das  wie  cn-'S  etc.  und  der  Orts- 
name D''3nö  den  ursprünglichen  Adverbialis  zu  n:nia  darstellt.  Ebenso- 
wenig wie  DTiB»»  wird  ferner  auch  nhebr.  D''at'?nö  ,die  Winde'  ein 
Dual  sein. 

Die  Präposition  pa  in  Verbindung  mit  D"nBr(ö)  zeigt  allerdings, 
daß  die  spätere  Sprache  hierin  einen  Dual  gesehen  hat,  es  liegt  hier 
aber  wieder  der  gleiche  Vorgang  vor  wie  in  D'^nj^n  p3  ,am  Abend'. 

Ein  weiterer  analoger  Fall,  wo  aber  schon  der  Antritt  der 
Endung  a(j)im  an  die  Pluralendung  die  Auffassung  als  ursprünglichen 
Dual  abweist,  liegt  an  folgenden  Stellen  vor: 

2  Kön.  25,  4  =  Jer.  52,  7  öTibnn  pa  nrur  -[-in  •  •  •  iK2i''i 

Jer.  39,  4  DTiönn  pa  nrtra  •  •  •  ix^fi 

Jes.  22,  11  D-'nann  pa  ün-^vp  mpai 

Hier  ist  wieder  einfach  ,an  der  Mauer'  zu  übersetzen  trotz  der  einen 
Dual  voraussetzenden  Präposition  pa.  ,An  der  Mauer'  mag  der 
Name  eines  bestimmten  Stadtteils  gewesen  sein. 

Wie  bei  DTiian,  darf  man  auch  bei  DTinb  in  ^'?  ua  tjü»  D^c^i-ia 
DTinb  ba  n«  Ez.  27,5  nicht  an  einen  Dual  des  Plurals  denken,  sondern 
wieder  nur  an  ein  substantiviertes  Adverb  ,aus  Brettern,  Bretterwerk'. 

Im  Spruch  des  Predigers  10,  18  mpan  i«:''  D'nbstra  ,Bei  Faulheit 
sinkt  das  Gebälk'  wird  der  ,Dual'  DTib:::?  sehr  künstlich  als  ,die 
beiden  faulen  (Hände)'  ausgelegt,  obgleich  es  einen  Dual  des  Ad- 
jektivs im  Hebräischen  nicht  gibt.  In  Wirklichkeit  liegt  hier  das 
durch  die  Präposition  a  verstärkte  Adverb  DTiSiatr  , faulerweise*  vor, 
gebildet  wie  arab.  ^ü-ü  ,unvermutet,  plötzlich'  etc. 

Möglicherweise  —  eine  andere  Möglichkeit  s.  oben  S.  71  —  ist 
auch  a-rnö  Jer.  50,  21  ein  ähnliches  Adverb  und  rhv  DTnia  piKn  by 
rfbr  zu  übersetzen:  , Gegen  das  Land,  trotzig  (verbittert)  zieh  da- 
gegen !' 


Redüpliziertk  Advbrblä.  wie  DTiam  nm,  DTiiön  "lan.  79 


Auch  an  folg-ender  Stelle  hat  man  einen  Dual  gesucht,  ob- 
wohl die  adverhielle  Bedeutung  der  Endung  hier  noch  deutlich 
herrortritt:  Ri.  5,  30:  bb»  '"tKisb  D'ncp-i  WS  nap-i  dtss  b*?«?,  wo  n-nopn 
,in  Stickerei'  bedeutet.  Ez.  27,  7  steht  ähnlich  napia  vp  ,Byssus  in 
Stickerei', 

In  eigentümlicher  Weise  wird  die  adverhielle  Form  eines  Wortes 
auf  öm  (am)  nach  diesem  zur  Verstärkung  wiederholt,  wie  in  DKns  pnsa 
Num.  6,  9  ,ganz  plötzlich',  DKna  phe'?  Jes.  29,  5  —  wofür  Jes.  30,  13 
pnab  DKns  steht;  vgl.  auch  ass.  lum-na  lumna-ma,  Amama  113, 
14;  116,  41;  sa-at-ta  Sa-ta-ma  .Jahr  für  Jahr'  Amarna  38,  11. 
In  diesen  Verbindungen  haben  wir  es  indessen  genau  betrachtet 
nicht  mit  einer  Verstärkung  des  vorausgehenden  Nomens  durch  den 
nachgestellten  Adverbialis  zu  tun,  da  ja  die  ganze  Verbindung  wieder 
adverbiellen  Charakter  hat,  sondern  im  Gegenteil  mit  einer  stärkeren 
Betonung  des  Adverbs  durch  Doppelsetzung  desselben  wie  arab. 
\Sj^^j  ^J^jij  ,langsam'  etc.,  vulgärarab.  sdicä  sdwä  ,zusammen',  swoijje 
hcoijje  ,langsam',  qbalä,  qbalä  ,tout  droit'  Cohen,  Parier  arabe 
373,  hebr.  nbra  nbpa  ,immer  höher',  nao  noc  ,immer  tiefer'  etc.,  nur 
daß  hier  die  adverhielle  Endung  am  ersten  Worte  weggelassen 
wurde;   steht  ja  auch  das  bloße  pna  adverbiell  Pr.  6,  15. 

Hält  man  sich  dies  vor  Augen,  so  ergibt  sich  auch  für  folgende 
,Duale'  eine  analoge  Erklärung :  Ri.  5,  30  DTiam  om  ^"yo  tpSn"'  txsö''  xbn 
• .  •  nöpn  n'pns  bbw  in:  wvrh.  Von  dem  Nomen  am  ausgehend,  konnte 
man  OTiöm  auch  schon  formell  nicht  deuten,  da  der  Dual  zu  nm  ja 
n'önn  lauten  müßte.  Auch  stützt  sich  die  Fassung  von  am  als  ,Sklavin' 
(vgl.  besonders  Halevy,  JA.  III  [1904],  342)  nur  auf  norm  Mesa  17, 
das  aber,  da  dort  schon  vorher  die  Männer  und  Frauen  (!  a^'i-piaa 
nörm.n~~i.n~a3'i)  erwähnt  sind,  meines  Erachtens  auch  nicht  Skla- 
vinnen bedeuten  kann,^  welche  Bedeutung  ja  auch  etymologisch  auf 
Schwierigkeiten  stößt. 

Nach  dem  oben  Ausgeführten  steht  aber  aTiöm  am  für  das 
doppeltgesetzte  aTiam.    Am  nächsten  liegt  es  nun  zu  dem  Adverb 


*  Erwarten  würde  man  hier  Vieh.  Vgl.  1  Sam.  15,  3  ...  "6  -,»K  ^3  m  anoTnai 
■nnn  ijn  ^o:a  nr  in  Ti»a  pir  •^y^  W»iy3  rmn  ijn  rnte  nmn.  Da  Mesa  17  gleichfalls  der 
Ausdruck  nnava  ro3  "irrp^  »3  steht,  ist  wohl  anzunehmen,  daß  er  begründen  soll, 
warum  auch  hier  das  Vieh  mitvemichtet  wurde. 


80  II.  Die  Akküsativendung  in  der  Form  des  Duals. 


OTicn-i,  das  hier  neben  bb»  »Beute'  steht,  das  ass.  rVmütu,  rimütu 
,(Gnaden)geschenk,  Tribut'  zu  vergleichen  s.  Kohler-Unqnad,  Ass. 
Urkunden  passim;  Toroztnbr,  Tempelrechnungen  129^  und  auch 
in  Amarna,  z.  B.  19,  55  el  sa  abija  ri-'-mu-u-ta  li-se-im-'-id-an-ni  ,er 
möge  mir  mehr  Geschenke  (Tribut)  ^  geben  als  meinem  Vater',  vgl. 
Z.  64  huräseP^  li-se-im-'-id  ,er  möge  mehr  Geld  schicken'.  Mit  ri- 
mütu vergleicht  ÜNaNAD,  Aram.  Papyrus  52  mit  Recht  Sachau,  Pap. 
33,  3  }an"i2  "»sb  nai"'  •  •  •  nn  ,ich  gebe  dir  geschenkweise,  gutwillig  = 
gratis',  Pap.  34,  2  aab  nan"  lamn  ,ich  gebe  euch  gutwillig',  wofür  in 
den  neubabylonischen  Urkunden  ina  hud  libhisu  , freudigen  Herzens' 
steht.  Es  ist  klar,  daß  aus  dieser  adverbiellen  Bedeutung  ,gern,  frei- 
willig, umsonst',  ,als  Geschenk'  von  jiama  =  rVmutam  heraus  der 
Bedeutungswandel  von  rimutu  ,Liebe'  zu  , Geschenk'  zu  erklären  ist. 
Vgl.  DDn  ,gern'  >  ,umsonst,  geschenkweise'  wie  gratia  >  gratuitus 
etc.  Das  Adverb  rVmutam  =  ö\-iöpn  ,geschenkweise',  Ri.  5,  30  distri- 
butiv DTiöm  nm  ,als  jeweiliges  Geschenk'  (vgl.  den  häufigen  analogen 
Gebrauch  des  babylonischen  Adverbs  sallatis  als  Beute),  scheint  an 
unserer  Stelle  vorzuliegen,  wo  ich  übersetze:  ,Ja,  sie  finden  und  ver- 
teilen die  Beute  in  einzelnen  Geschenken  für  jeden ^  Mann, 
Beute  von  bunter  Stickerei  .  .  .' 

Ri.  15,  16  tt?''X  Pi^K  TT'sn  mönn  "nbn  cmön  -iiön  -iiann  ''n'73.  Auch 
hier  ist  nach  dem  Gesagten  mian  nicht  ,Esel',  sondern  Verkürzung 
des  vollständigen  Adverbs  dTnan  ,haufenweise',  wodurch  die  bei  Ges.- 
BüHii  s.  v.  nan  III  mitgeteilten  Vermutungen  sich  erledigen.  Über- 
setze: ,Mit  dem  Eselskinn  zu  ganzen  Haufen  (wörtlich:  haufenweise, 
haufenweise)  mit  dem  Eselskinn  schlug  ich  tausend  Mann.'  Von  einem 
Dual  kann  hier  natürlich  keine  Rede  sein. 


^  Das  Fragezeichen  daselbst  nach  , Geschenk'  ist  zu  tilgen  nnd  rm  als 
Etymon  (so  schon  Ungnad,  Clay,  Tallqüist  u.  a.)  nachzutragen.  ,Geschenk'  nicht 
,Gnade'  bedeutet  nniüt(u)  auch  in  den  Eigennamen  Rlviüt-Addu  etc.  (Clat,  Personal 
Names  195  a  und  Tallqüist,  Personal  Names  305  b:  grace). 

'  Nicht  ,Freundschaft'. 

*  133  »S"i  ist  also  ,ein  einzelner  Mann'  wie  vulgärarab.  ras  ganam  ,ein 
Schaf  etc. 


Dnnna,  ar\^bpbpy,  nmbs  etc.  81 


III.  Die  AkkusatiTendung  in  der  Form  des  Pronomen  snffixnm. 

Machen  wir  hier  vorläufig  Halt  in  der  Untersuchung  der  Ad- 
verbia  auf  a(j)im\  Haben  wir  bisher  festgestellt,  daß  diese  adver- 
bielle  Endung  im  Hebräischen  durchaus  nicht  selten  war,  daß  sie 
auch  hinter  der  Femininendung  auftritt  und  auch  dort  oft  vorliegt, 
wo  nicht  nur  die  Erklärer  der  Bibel,  sondern  wie  in  a-'anyn  p2, 
DTisran  p3,  D'nann  pi  auch  die  spätere  Sprache  selbst  mißverständ- 
lich Dualformen  gesehen  hat,  so  liegt  die  Frage  nahe,  ob  nicht  auch 
die  bisher  bekanntere  Form  der  adverbiellen  Akkusativendung  am, 
ebenso  auch  hiater  der  Femininendung  und  auch  dort  gesucht  werden 
darf,  wo  etwa  die  spätere  Sprache  oder  auch  nur  die  Erklärer 
irrig  das  gleichlautende  Possessivsuffix  der  3.  P.  Plur.  zu  sehen 
glaubten. 

Eine  Durchsicht  des  biblischen  Materials  fördert  in  der  Tat 
eine  größere  Anzahl  solcher  unerkannter  Adverbia  zutage !  Man  ver- 
gleiche z.B.:  1  Sam.  30,  17  nnnna'?  an^rn  ij?  ep:n  ja  in  ds"»"!  ,Und  es 
schlug  sie  David  von  der  Dämmerung  bis  zum  Abend  am  anderen 
Tage',  wo  an  ein  Possessivsuffix  nicht  gedacht  werden  kann.  Daß 
an  das  Adverb  noch  Präpositionen  angehängt  und  so  die  Adverbial- 
bezeichnung gehäuft  wird,  kann  nach  den  zahlreichen  bisher  an- 
geführten Analogien  nicht  stören.  Formal  entspricht  das  feminine  cmna 
neben  nno  .morgen'  dem  assyr.  fem.  timaliattam  (oben  S.  51)  neben 
ittimali  (=  'jianK)  , gestern',  liliattam  , abends,  nachts'  (S.  46)  neben 
lilama.  Ebenso:  Ps.  125,  5:  m.T  U'z'hY  cm'rp'^pr  D'aam  ,Und  die  Recht- 
beuger, auf  krummen  (Wegen)  führe  sie  Gott!'^  Vergleiche  dazu  die 
oben  besprochenen  Verbindungen  des  Adverbs  auf  -tarn  mit  aläku 
im  Assyrischen. 

Ein  Adverb  amba  ,gänzlich'  liegt  zweifellos  vor  in  der  Ver- 
bindung öni'?3  15  oder  onl'??  ly  ,bis  zu  Ende';  vgl.  folgende  Stellen: 

Jer.  44,  27  cnlbs  iv  nmm  snna  onsa  pnto  nrx  rmrr'  »-x  ba  lam 
1  K.  22,  11  (=  2  Chr.  18,  10)  Dnl'?3  nr  dik  nx  n::n  n^KS 


'  So  wird  gegen  die  masoretische  Yersteilangf  za  übersetzen  sein. 
Torczyner,  Die  Gntstetaang  des  semitischen  Sprachtypiis.  6 


82     III.  Die  Akkusativbndunq  in  der  Form  des  Pron.  sufpixum. 

1  Sam.  15,  18  ark  Dni'?3  ir  in  nianbii  ^ 

2  Sam.  27,  38  (fast  ebenso  Ps.  18,  31)  Dnl"??  "ir  m»N  «"ri  DT'ÄtrKi  ''S'-K  e^i"iK 

Daß  hier  keine  Anfügung  eines  Personalsuffixes  als  Objekt  be- 
absichtigt ist,  ergibt  sich  daraus,  daß  in  genauen  Parallelstellen 
1.  auch  das  bloße  nVs  ij?  für  ambs  nr  stehen  kann,  so  2K  13,  17 
nbs -ir  ü-ix  DK  rT'sm,  V.  19  nbs -ir  d-ih  dk  r-'amK ;  Esra  9,  14  ffiixn  xSi 
nbs  nj?  133,  2.  aber  auch  nlppb  ij?  mit  deutlichem  Ersatz  der  adver- 
biellen  Endung  am  durch  die  Präposition  h  an  folgenden  Stellen: 
2  Chr.  24, 10:  n'r'ab  iv  piK*?  i3''btr''i  iN-n^i;  2  Chr.  31, 1:  nsi  möan  na  latnri 
nba"?  iy  •  •  •  mnatan.  Der  Form  nach  bildet  amba  (ursem.  kal(l)-ätam) 
ein  Femininum  zu  bab,  kaläma.  Vielleicht  liegt  dasselbe  Adverb 
auch  noch  vor  Lev.  26,  44:  n'ti  a-noKö  Kb  nn''3''K  pxa  anvra  nxT  cij  ?ini 
ans  Tina  "lenb  anbaS  a-n^j^J  ,und  selbst  dann,  da  sie  im  Lande  ihrer 
Feinde  sind,  verachte  und  verabscheue  ich  sie  nicht  gänzlich,  um 
meinen  Bund  mit  ihnen  zu  brechen'. 

Statt  des  Adverbs  amba  , gänzlich'  steht  2  Chr.  4,  21  endungslos 
das  bisher  rätselhafte  an?  nibaa  ,gänzlich  Gold,  lauter  Gold',  das  statt 
des  Adverbialis  amba  eintritt.  S.  dazu  Kap.  XIV. 

Wie  aniba  ir  gebraucht  und  darum  grammatisch  ebenso  zu 
fassen  ist  aan  "ij?  ,bis  zu  Ende,  gänzlich*  Deut.  2,  15:  nmn.mri'' t  a:i 
a»n  tr  nsnan  a-ipa  aanb  aa;  31,  24:  nK7n  min.i  nan  nx  anab  nra  m'?aa  ^'^'^ 
aan  ny  -lea  bv,  V.  30:  aan  ir  riNtn  rtTtiTi  •'lai  nx  •  •  ■  n^a  -laTi;  Jos.  8,  24: 
aan  nr  a-in  "ss*?  aba  i'^e-i;  10,  20:  naß  ananb  bx-itt^''  ^:ai  y-iriri''  mbaa  \t'i 
aan  "W  i«ö-nbnj.  In  solchen  Fällen  wie  ,es  geschah,  als  Moses  ge- 
endet hatte,  die  Worte  dieser  Lehre  in  ein  Buch  zu  schreiben  bis 
zu  Ende'  (Deut.  31,  24)  kann  man  unmöglich  an  einen  Infinitiv  c. 
suff.  denken,  der  gerade  den  entgegengesetzten  Sinn  ergeben  würde: 
,bis  sie  alle  wurden  =  verschwanden'.  Vielmehr  ist  aan  ,gänzlich, 
fertig'  identisch  mit  dem  gleichbedeutenden  arabischen  Adverb  fU^,^ 
zu  dem  es  sich  lautlich  ebenso  verhält  wie  hebr.  a'')an  , Orakel'  zu 
arab.  «*^4-^^",  pl.  (^i  , Amulett'.  Das  hindert  aber  nicht,  daß  die 
spätere  Sprache  in  der  Endung  von  aan  das  Pron.  Suff,  gesehen  hat, 


^  Wenn  hier  an»  ursprünglich  ist,  ist  aber  wohl  ^inl^"?  zu  lesen.  Mir  scheint 
allerdings  on!<  nur  eine  berichtigende  Ergänzung  zu  dem  als  Inf.  -f  Pron.  suff.  auf- 
gefaßten Dm^3  zu  sein. 

*  Zur  Form  von  ^l^J  s.  noch  unten  Kap.  VII.  gegen  Ende. 


car,  cmsp  htc.  83 

wie  dies  Stellen  zeigen  wie  Jer.  24,  10  natKn  bpa  Cön  nr,  wo  bereits 
die  Bedeutung  ,bis  sie  verschwinden'  vorausgesetzt  werden  muß  und 
1  K  14,  10:  ton  np  hb:rt  -ipa"»  -iwsr  crnT«  rcn  nnk  T"»pr%  wo  die  Endung 
am  durch  das  Suffix  der  3.  P.  Sing.  masc.  ersetzt  ist.  Dagegen  ist 
für  1TS  cna  •an  np  Jer.  27,  8  mit  anderen  'rn  zu  lesen. 

Als  adverhieUer  Akkusativ  zu  er.  ,Einfalt,  Unbefangenheit*  steht 
Dön^  in  -im  "ps  "urr  nhi  crzrh  D'rbrn  2  Sam.  15,  11  ,Tmbefangen,  blind- 
lings gehend,  ohne  von  irgend  etwas  zu  wissen*.  Daß  ursprünglich 
hier  kein  Pronomen  suffixum  vorhegen  kann,  zeigt  der  Umstand,  daß 
Pr.  10,  9  dafür  cns  "[bn  mit  Ersatz  des  Adverbialis  durch  die  Prä- 
position, Pr.  2,  7  das  bloße  Nomen  in  nn  ■•a'rh  steht  und  daß  in  der- 
selben Bedeutung  cktie  vorkommt  Pr.  7,  22  hü  iws  Ckns  rr-rtK  "i^in 
Kr'  n-c  ,er  geht  ihr  nach,  nichtsahnend,  wie  der  Ochse  zur  Schlacht- 
bank kommt'.  Und  wie  hier  schon  die  Bedeutung  von  can  und  nxna 
zusammentrifft,  so  ist  dies  auch  Jes.  47,  9  der  Fall  in  ybv  ikt  nans 
,plötzlich  kommen  sie  über  dich',  wo  schon  LXX  und  Targum  so 
übersetzen  als  ob  cxrtE  im  Texte  stünde.  Daß  diese  Bedeutung  aber 
auch  Dan  haben  kann,  beweisen  die  oben  angeführten  Stellen.^  Aus 
der  Bedeutung  »fertig,  plötzlich'  entwickelt  sich  bei  cön  und  jytns 
die  andere  ,ahnungslos',  die  sich  in  -\'bs  *K2  canr  Jes.  47,  9  wie  xnn 
• .  nwo  CKne  yby  Jes.  47, 11  auf  das  Objekt,  in  nan*?  ö'rbm  2  Sam.  15, 11, 
wie  in  DKna  mnK  ibin  Pr.  7,  22  auf  das  Subjekt  der  Handlung  bezieht. 

Die  spätere  Auffassung  von  aan  als  Infinitiv  c.  suff.  zeigt  sich 
wieder  in  lEir,^  1  Kön.  22,  34;  2  Chr.  18,  33,  wofür  nhebr.  Tan  "»Bb 
gebraucht  wird. 

Bedeutungsverwandt  mit  cmbr  und  can  ist  das  gleichfalls  un- 
erkannte Adverb  nniatp  ,gänzlich,  durchaus,  überall',  das  gewiß  vor- 
liegt Ri.  18,  2  b'rt  ^:z  ct:«  cn'spa  rviH  rroan  cnriEraa  p  ••33  "inbvn  ,da 
sandten  die  Daniten  aus  ihrem  Stamm  fünf  Männer,  durchaus  (= 
sämtlich)  wackere  Männer'  (vgl.  oben  nn;  nbra  ,gänzlich,  durchaus 
Gold*)  und  wohl  auch  Ps.  19,  7  ,Am  Ende  des  Himmels  ist  ihr  Auf- 
gang (der  Sonne)  und  ihr  Umlauf  überallhin  (cn'i'p-'rp  Tisipm)  und 
nichts  verbirgt  sich  vor  ihrer  Glut'.  Nur  wenn  cniÄp  =  arab.  äjUä. 
»insgesamt'  ist,  verstehen  wir  es,  wieso  cniipa  2  Kön.  17,  32,  D.-rxpa 

^  Die  von  Kbochmai.  vorgeschlageae  Textänderang  a^nz  ist  also  ent- 
behrlich. 

6* 


84     III.  Die  Akkusativbndüno  in  der  Form  des  Pron.  süffixum. 

Ez.  33,  2  in  der  Bedeutung  von  ^»-^-d-j^a-  ^^r*  »aus  ihrer  Mitte',  mspö 
Drn  1  Kön.  12,  31;  13,  33  von  v_;-ov-iJ\  ^J-^  ^;^  ,aus  dem  ganzen 
Volke'  steht.  Der  adverbielle  Charakter  der  Endung  wird  femer 
dadurch  bestätigt,  daß  sie  in  gleicher  Bedeutung  durch  eine  Prä- 
position ersetzt  wird  in  n^^a  , insgesamt'  Gen.  19,  4.  Jes.  56,  11. 

Dasselbe  Adverb  etwa  in  der  Bedeutung  ,am  Ende,  endlich* 
liegt  vielleicht  auch  Dan.  1,  5  vor  in  ''ish  iiö;?''  onstpöi  'a^b^s?  ü':)d  chiib'i 
*]bön  ,und  sie  zu  erziehen  drei  Jahre  und  am  Ende  sollen  sie  den 
König  bedienen'. 

Wichtig  ist  die  Stelle  Ex.  36,  7  naxbian  ba*?  an  !^n^'^  nax'^öm  ,und 
das  Material^  war  genug  für  das  ganze  Werk',  woraus  hervorgeht, 
daß  in  on  auch  an  anderen  Stellen  die  Akkusativendung  am  steckt. 
Statt  der  adverbiellen  Endung  steht  wieder  eine  Präposition  in  •«■isi 
und  ,genug'  Esth.  1,  18,  neuhebräisch  auch  adjektivisch  gebraucht 
(=  , würdig') :  •'n-is  und  wohl  auch  in  ^"lüb  (vgl.  n:1tyK"i|äb  1  Chr.  15, 13) 
,zur  Genüge'  2  Chr.  30,  3. 

Ein  Adverb  oan  scheint  Jer.  51,  39  vorzuliegen  in  n«  rr'tPK  Dana 
öTnairm  nnTiria  ,hitzig  mache  ich  ihr  Getränk  und  berausche  sie' ; 
vgl.  auch  Jes.  47,  14,  wo  aber  der  Kontext  vor  der  vorgeschlagenen 
Vokalisation  ü^r\b  oder  Dorib  warnt. ^ 

In  Hab.  3, 14  -iDDöa  ""ar  h^vh  iö3  an^^^S  •'iren'?  i-irc  fügt  sich  wohl 
ein  Adverb  , jubelnd'  (vokalisiere  ünsf^j;?)  am  besten  in  den  Satz, 
das  dem  assyrischen  Adverb  el-si-i§  (izzazüka)  ,jauchzend  (tfeten  sie 
vor  dich)'  u.  ä.  (vgl.  Delitzsch,  HWB  76  a,  Schollmeyer,  Hymnen  45) 
=  ul-si-ii  (vgl.  Müss-Arnolt  49  b)  in  der  Bedeutung  genau  entspricht. 
Übersetze  also:  ,Sie  stürmen  einher,  um  mich  zu  zerstreuen  (zer- 
schmettern), jubelnd,  wie  um  einen  Armen  insgeheim  zu  fressen.' 


^  Zu  dieser  Bedeutung  von  nsK^a  vgl.  OLZ.  1912  Sp.  399,  wo  aber  der  Druck- 
fehler Esra  36,  7  in  Ex.  36,  7  zu  berichtigen  ist. 

'  Diese  Vokalisation  scheint  in  n«  tavh  ni«  Dsn^  rbm  p«  ,e8  fehlt  an  Kohlen 
zum  Wärmen,  einem  Feuer,  daran  zu  sitzen'  auf  den  ersten  Blick  so  selbstver- 
ständlich, daß  die  Masoreten  gewiß  an  sie  gedacht  haben;  die  erste  Satzhälfte  ,sie 
waren  wie  Stoppeln,  das  Feuer  verzehrte  sie,  sie  vermögen  sich  nicht  zu  retten 
vor  der  Flamme'  verlangt  jedoch  im  Gegenteil  eine  Fortsetzung  in  dem  Sinne 
,das  Feuer  verzehrt  sie*  und  einen  dahingehenden  Deutungsversuch  von  V.  14  b 
belegt  wohl  die  masoretische  Vokalisation  0Dr6. 


Dno:-i,  Dnji,  cnnra,  obiii  -iri  D:epo  etc.  85 

In  Ps.  68,  28  "briss  --iw  pbr»  --nrr  dnen  n-ivr»  nir  scheint  anön 
,haufenweise'  zu  bedeuten,  erinnert  also  in  Form  und  Bedeutung  an 
öTi-ttMi  Ri.  5,  16. 

Vielleicht  das  Gegenstück  zu  tsnr'^r  bildet  ünn  in  Jes.  43,  14 
Dn3"i  nvjKS  D'Ttt?3i  obs  DTins  TiTiirTi  ,und  ich  führte  sie  hinab  in  den 
Seglern  (?)  alle  und  ins  Chaldäerland  ^  auf  den  Schiffen  ^  im  Weinen' 
vgl.  besonders  ••s-i  Thr.  2,  19. 

Statt  der  Präposition  b  steht  der  Adverbialis  in  onntt^ö  Ex.  40, 15 
nbip  nsnrb  cnna?»  ürh  nvnb  ,um  ihnen  zu  dienen  zur  Salbung  für  ein 
ewiges  Priestertum* ;  vgl.  Ex.  29,  29  cna  nnvnh  v'\r:H  n^b  vrr.  Ein 
gleichgeschriebenes  Wort  in  anderer  Bedeutung  (Knn»)  steht  Lev.  22, 
25 :  Dna  Dnmrra  ••3  nbx  b2ö  n2'n'?K  cnb  nx  i2"'-.pn  nb  "ir:  p  toi,  wo  onnra 
ans  durch  das  folgende  an  diö  erklärt  zu  werden  scheint,  onriüö  ,Ge- 
brechen*  scheint  hier  aus  einem  Adverb  »verstümmelt'  hervor- 
gegangen zu  sein,  wie  etwa  orrv  ,Rest*  aus  dem  Adverb  ,übrig*. 

Statt  des  einfachen  b^ni  in  fßpo  ,klein  und  groß',  z.  B.  Gen.  19, 
11;  1  Sam.  5,  9;  30,  2  u.  ö.  oder  jap  nn  bn:»  2  Chr.  34,  30  kann  auch 
bnj  ipi  jBpob  2  K  23,  2;  Jer.  42,  8  oder  jop  nn  bniob  Esth.  1,  5,  20 
gesagt  werden:^  Für  die  Präposition  b  kann  aber  wieder  die  Endung 
am  eintreten  wie  in  Jer.  6,  13  -ijn  K-'nJöi  r^'S  ma  ^ho  übm  in  D3Bpö  "»D 
ipr  nwj?  ibs  jns,  wo  der  Parallelismus  mit  n"23  und  jns  zeigt,  daß  in 
DJBp  und  D'?n2  kein  Pron.  Suffix  zu  suchen  ist,  ebenso  Jona  3,  5 
d3tDp  njn  äSnaa  wpv  irnb'i.  Präposition  und  adverbielle  Endung  stehen 
Jer.  31,  33  üb^ii  njn  csBpa'?  ttk  ijn"  q'?^  "'S. 


»  Wohl  80,  wie  Jer.  50,  10;  51,  24,  35;  Ez.  21,  15;  rranra  Ez.  11,  24  a.  ö. 

*  Vielleicht  iat  aber  mit  Hitzig  u.  a.  rrata  ,mit  Klagen'  zu  lesen,  worauf  auch 
Dvna  anders  zu  fassen  wäre. 

'  Vgl.  analog:  nrn  nn  r'KO^  Ex.  11,  7  rsna  nyi  e-i»w^  Jer.  51,  62;  2i»  npi  r«^ 
2.  Sam.  13,  22, 


86  IV.  Die  Akküsativendung  an  Stoffnambn, 


IT.  Die  AkkusatiYendimg  an  Stoffnamen. 

Für  die  Stelle  2  Kön.  25,  16  r^hün  D-'ban  bs  rurnj*?  bpiPö  n\-i  x"? 
bietet  Jer.  52,  20  die  Variante  n^xn  n-^'^an  "^a  anc'nj'?  hpTü  n%'n  k*?.  Man 
ist  zunächst  geneigt  Dritten:'?  für  aus  nrnab  verderbt  anzusehen.  Nun 
zeigt  es  sich  aber,  daß  auch  an  andere  Stoff-  und  besonders  Metall- 
namen  dieselbe  Endung  am  dort  antritt,  wo  ein  Pronominalsuffix 
nicht  erwartet  wird.  So: 

Jes.  60,  9  an«  aann  asaa  pimö  y:^  H^^nh  ,Um  deine  Söhne  zu 
bringen  aus  der  Ferne,  Silber  und  Gold  (nicht  ,ihr  Gold',  da  sie  ja 
jetzt  im  Elend  sind  und  erst  erlöst  werden  sollen  ^)  mit  ihnen*. 

Ez.  7, 19  Db'scnb  bav  ah  aann  oeaa  (Tn-  mib  aann  la-»'?»''  mxina  DBoa) 
."n.T  rriajr  ava  ,. . .  Silber  und  Gold  kann  sie  nicht  retten  am  Tage  von 
Gottes  Zorn',  Der  erste  Teil  des  Verses  fehlt  in  seiner  Vorlage,  die  uns 
in  Zeph.  1,  18  erhalten  ist:  mir'  mar  DT'a  B'7''::nb  bav  nh  aant  bj  aeaa  a:. 

Hos.  8,  4  ö^asr  anb  ic^y  aann  aeaa  ,aus  Silber  und  Gold  (nicht 
ihr  Gold!)  machten  sie  sich  Götzenbilder'. 

Hos.  13,  2  Bsaaü  naa»  anh  iirr"'i  ,sie  machten  sich  ein  Gußbild 
aus  Silber  (nicht  aus  ihrem  Silber  !)'.^'  ^ 

Nach  diesen  Stellen  wage  ich  die  Annahme,  daß  für  Gold  und 
Silber  neben  anr  und  Pioa  auch  oanr  und  aeaa  gesagt  werden  konnte. 
Letztere  Formen  sind  offenbar  erstarrte  Adverbialformen;  steht  ja 
auch  aann  asaa  Hos.  8,  4  deutlich  für  ,aus  Silber  und  aus  Gold', 
ähnlich  wie  man  arabisch  sagt;  Ua>  J»j^^  ^  ,die  (ganze)  Erde  voll 
Silber'  (Sure  3,  85).  Dann  darf  aber  auch  an»n3  als  neben  nvn: 
,Kupfer'  vorkommende  Form  gutgeheißen  werden.    Ja,  sie  muß  an- 


^  Die  Schwierigkeit  des  Pron.  Suff,  ist  längst  gefühlt  worden.  Schon  David 
QiMCHi  hielt  es  für  möglich,  daß  das  Suffix  auf  die  NichtJuden  zu  beziehen  sei, 
die  die  Auswandernden  mit  Geld  unterstützten. 

*  QiMCHi  und  andere  Kommentatoren  deuten  das  Suffix  dahin,  daß  jeder 
einzelne  aus  eigenen  Mitteln  und  für  seinen  eigenen  Gebrauch  sich  Götzenbilder 
verfertigt  habe. 

'  Vielleicht  steckt  ein  Metallname  auch  in  dem  darauffolgenden  DJiaro, 
andere  Lesarten:  oJiana,  wozu  dann  Nah.  2,  10  zu  vergleichen  wäre  pKi  ant  na  fps  ita 


Hebräische  und  babylonische  Stoffnamen  auf  am.  87 

genommen  werden  zur  Erklärung  der  weiteren  ,dualischen*  Neben- 
form a^ns^n?  , Kupfer*,  die  wie  das  bloße  nrnj  Thr.  3,  7,  bro  Ps.  107, 
10  besonders  übertragen  für  ,eherne  Fesseln*  steht,  aber  Sir.  48,  17 
für  ,die  eherne  Meißel*.  Daß  auch  zu  neos  vielleicht  eine  Nebenform 
D.'aps  bestanden  hat,  zeigt  A^ielleicht  die  Form  ön'Eps  (mit  Dagessieruug 
des  b)  Gen.  42,  25,  35. 

Höchst  wahrscheinlich  wird  diese  Annahme  dadurch,  daß  auch  im 
Babylonischen  Metallnamen  und  Stoffnamen  überhaupt  die  gleiche 
Endung  am,  a-an,  ä  vielfach  auch  dort  zeigen,  wo  wir  diese  nicht  er- 
warten würden,  und  zwar  nicht  nur  in  Einzelfällen  wie  sa  ma-^ar (nicht 
8a^)-ru-sa  hurasa-am-ma  , deren  Räderwerk  aus  Gold  ist*  (=  onm), 
Gilgamesepos  YI  11  (Jensen,  KB  VI  i  166;  Dhorme,  Choix  242)  ina 
e-ra-a  ,aus  Bronze'  Langdon,  Königsinschr.  86  I  25;  e-ra-a  dan-nu 
,Hartbronze*  IV  R  13,  19;  hi-ti-ik  e-ra-a,  Var.  zu  e-ri-i  I  R  53  ff. 
Kol.  IX  15  vgl.  Muss-Arnolt  94  a  ina  .  .  .  e-ra-a  Langdon,  Königs- 
inschr. 80  I  19;  e-pi-ir(-r{)  {rsi-(i-)tam  e-el-lu-tim  , Erdmassen  von 
lauterer  Erde*  a.  a.  0.  84  Nr.  6  II  1 ;  4000  ammat  ga-ga-ra-am  ,4000 
Ellen  Landes'  74,  13;  i-na  ku-up-ra-am  ü  a-gur-ra-am  ,aus  Asphalt 
und  Brandziegeln  (kollektiv)*  Lanqdon,  Königsinschr.  298,  6  (S.  204, 
Nr.  44,  4:  i-na  ku-up-ra-am  ü  a-gurri-im)]  in  .  .  .  gu-uk-ka-al-lam 
,mit  .  .  .  Lämmern  (kollektiv)'  a.  a.  0.  94,  12  etc.,  sondern  vor  allem 
in  neubabjlonischen  Kontrakten  und  Briefen  regelmäßig,  wenn  dem 
Stoffnamen  eine  Maß-  oder  Gewichtsangabe  folgt,  also  wenn  kaspam. 
etc.  die  Bedeutung  ,an  Silber*  etc.  hat.  Unverhältnismäßig  seltener 
steht  die  Endung  an  denselben  "Wörtern  bedeutungslos.  Die  ver- 
einzelt vorkommende  Stellung  19  siqle  kaspa-ä'  VS  V  20,  13  dürfte 
auf  ein  Versehen  des  Schreibers  zurückzuführen  sein.  Vgl.  folgende 
Beispiele:^ 


^  Vgl.  Tempelrechnungen  115  b. 

*  Die  hier  und  im  weiteren  behandelten  a-an  etc.  geschriebenen  Endangen 
sind  gelegentlich  mehrmals  (vgl.  Jäger,  BÄ  I  590  unten;  Muss-Arnolt,  AJSL 
XX  231  f;  HiLPRECHT,  B.  E.  XX  22,  Anm.  2)  behandelt  worden,  jedoch  auf  Grund 
unzureichenden  Materials  und  ohne  Unterscheidung  der  verschiedenartigen  Be- 
deutungen der  Endung,  weshalb  auch  die  Lesung  derselben  nicht  festgestellt  ist. 
Vorgeschlagen  sind  u.a.:  mä  (Le  Gac,  Hilprecht);  Sa  (Strassmaiee) ;  av  (Jäger), 
an  als  Subst.  , Betrag'  etc.  Am  häufigsten  ist  die  Umschrift  A.AN.  als  .sumerisches 
Zahldeterminativ.' 


88 


IV«  Die  Akkdsativenduno  an  Stopfnambn. 


kaspaa-an  13^ fg  Hqle  kaspu  ,an  Silber  IS^/g!  Sekel  Silber*   Strass 
MAIER,  Nabnd.  95,  6;  kaspa-a-an  ^/g  ma-na  282,  8;  vgl.  314,  11  ff. 
390,  9 ;  391, 6  u.  ö. ;  kaspa-a-an  ^js  ma-na  Strassmaier,  Nebk.  12,  8 
kaspa-a-an  4  ma-na  Strassmaier,  Camb.  16,  9;  vgl.  120,  6.  16 
145,  5;  153,  7;  429,  6  u.  ö.  Strassmaier,  Dar.  74,  5;  75,  12  u.  ö. 
B.E.  VIII  72,  5  u.  ö.;  B.  E.  IX  6,  7;    12,  7;  83,  12  u.ö.;  B.E 
X  99,  7;  115,  11  u.  ö.;  VS  IV  54,  lOf.;  61,  4;  67,  4;  78,  4  u.  ö. 
VS  V  73,  5;  79,  14  u.  ö.;  VS  VI  138,  6f.;   185,  17  u.  ö.;   CT 
XXII  Nr.  70,  7;  Le  Gac,  Babyloniaca  III  55  Nr.  I  5;  Morgan 
II  4,  7;  8,  10;  9, 11  u.  ■ö.  =  kaspa-a-a-an  2  ma-na  VS  V  118,  7  = 
kaspa-a-na  Morgan  II  10,  5.    Mit  Präposition:   ina  kaspa-a-an 
1   ma-na   Strassmaier,  Camb.  218,  11;    ohne    bestimmte   Zahl: 
kaspa-a-an  sa  taq-qa-ha-a'  ,an  Silber,    wie   viel   ihr   bestimmt* 
CT  XXII  Nr.  189,  8 — 9;   kaspa-a-an   slm  imeri-su  ,an   Silber, 
den  Preis  seines  Esels*  Strassmaier,  Dar.  550,  9.  Dafür: 

kaspa-a  ^jg  ma-na  3  ri-bat  ,an  Silber  ^j^  Mine,  '/^  Sekel'  Strass- 
maier, Nabnd.  326,  6  vgl.  367,  6;  390,  6;  526,  9;  669,  5  u.  ö.; 
Strassmaier,  Nebk.  119,  4.  8;  Strassmaier,  Camb.  17,  5  u.  ö.; 
Strassmaier,  Dar.  257,  7f.;  309,  8  u.  ö.;  B.  E.  IX  83,  8;  218,7 
u.  ö.;  B.  E.  X  1,  6.  11;  58,  7;  88,  10  u.  ö.;  Museum  II  i  51,  8; 
95,  lOu.  ö.;  VSIV63,  5;  66,  9;  74,  6  u.  ö.;  VS  V  70,  6;  71,  6 
u.  ö.  =  kaspa-a  ä'  ^jg  ma-na  S^jg  §iqle  B.  E.  VIII  61,  4;  kaspa- 
a-a  [Vjs]  ma-na  8  siqle  VS  IV  135,  9f.  Wohl  versehentlich 
weggelassen  ist  die  Zahl  nach  kaspa-a'  B.  E.  IX  66,  4. 

huräsaa'  ,Gold'  (ohne  Zahl)  CT  XXII  245,  5. 

SS-BAR^-a-an  8  gur  ,an  Gerste  8  Kur*  Strassmaier,  Nebk.  66,  7  u.  ö. 
vgl.  Strassmaier,  Camb.  409,  6  u.  ö.;  Strassmaier,  Dar.  108,4; 
111,  9  u.  ö.;  B.  E.  VIII  57,  5;  59,  5f.  u.  ö.;  B.  E.  IX  11,  9;  30, 
19  u.  ö.;  B.  E.  X  9,  14;  104,  5  u.  ö.;  Museum  II  i  74,  7;  104,4; 
109,  4  u.  ö.;  CT  XXII  Nr.  98,  12;  VS  III  115,  5;  116,  7  u.  ö.; 
VS  IV  168,  5 f.;  Lb  Gac,  Babyloniaca  III  60  Nr.  V  5;  VI  4 
und  einmal  auch  durch  eine  nähere  Angabe  von  der  Zahl 
getrennt:  SE.BAR-a-an  ina  si-pir-tum  na-da-tum  300  [gur]. 
Dafür: 


^  Zur  Aussprache  vgl.  unten  S.  93. 


DlB    NEÜBABYLONI8CHE    STOFFNAJCBNENDÜNa   -JN,    -Ä.  89 

j§E.BÄR-a  2  gur  Stkassmaier,  Nabnd.  289,  5  u.  ö. ;  Strassmaieb,  Camb. 

164,  6  u.  ö.;  Stbassmaier,  Dar.  389,  5;  B.  E.  IX  78,  4  u.  ö.;  B.  E. 

X  76,  8;  82,  7;  83,  7  u.  ö.;  Museum  IIi  67,  8;  91,  9;  98,  5;  119, 

5  u.  ö.;  VS  III  126,  7;  Lk  Gac,  Babyloniaca  III  64  Nr.  XI  5.8 

=  BKBÄR-a  15  gur  CT  XXII  Nr.  105,  15;  (ohne  Zahl)  B.  E. 

VIII  78,  19  =  SE.BAB-aa    1  gur  2  BÄR   .  .  .   B.  E.  VIII 

82,  5. 
suluppa  (KÄ.LÜM.MA)-a-an  4  gur  ,an  Datteln  4  Kur*  Strassmaier, 

Dar.  120,  9;  rgl.  127,  7  u.  ö.;  B.  E.  VIII  60,  6  u.  ö.;  B.  E.  IX 

4,  4.  7;  9,  4.  8  u.  ö.;  B.  E.  X  9,  16;  23,  5  u.  ö.;  Museum  II  i  19, 

5.  10;  109,  6  u.  ö.;  VS  V  122,  13;  CT  XXII  Nr.  31,  9  u.  ö.; 
VS  III  61,  7 f.;  74,  8 f.;  88,  5  u.  ö.;  Le  Gac,  Babyloniaca  III  57 
Nr.  III  5;  IV  5.  Dafür: 

suluppa-a  70  gur  Stbassmaier,  Camb.  42,  6  u.  ö.;  B.  E.  IX  36,  8; 
B.  E.  X  51,  7;  62,  4.  7  u.  ö.;  Museum  II  i  4,  4.  9;  6,  4.  8;  72,  6 
u.  ö.;  VS  III  43,  6  u.  ö.;  VS  IV  161,  8f.  u.  ö.  (vgl.  Peiseb,  Akten- 
stücke 58);  Le  Gac,  Babyloniaca  III  64  Nr,  XI,  5.  9  u.  ö.  = 
8uluppa-a-a  Strassmaier,  Camb.  173,  6;  suluppa-a  Sa  eqläti 
ohne  Zahl  Museum  II  i  2,  13;  suluppa-a'  gamrüti'"^  B.  E.  IX 
64,  4;  suluppa-a'  la  id-dan-nu  Z.  8;  vgl.  Strasshaebr,  Dar. 
368,  22. 

(SE)  ZIZ(Ai§).Ä.AN-ä',  1.  kunäSa-a'  oder  besser  hututta-ä'  50  gur 
,an  Emmer  50  Kur'  B.  E.  X  84,  7  vgl.  Strassmaieb,  Dar.  173, 
lOf.;  Museum  IIi  39,  9;  55,  4;  62,  15;  156,  16;  VS  III  158,  9f. 
Die  Endung  -a-an  wird  nach  dem  Ideogramm  ZIZ.A.AN  nicht 
geschrieben,  wohl  aber  nach  der  phonetischen  Schreibung  bvr 
tu-ut-tum-a-an  30  gur  B.  E.  IX  59,  10. 

kibäta  (^E.GIG.BA)-a-an  50  gur  ,an  Weizen  (?)  50  Kur'  B.  E.  IX 
30,  19;  vgl.  59,  10;  B.  E.  X  9,  15  vgl.  Museum  Hi  1,  5;  39,  9. 
Dafür: 

kihäta-a  1  gur  2  PI  2  BAR  B.  E.  X  52,  6f.  vgl.  72,  9  Museum  11 1 
15,  12;  62,  14;  157,  15  u.  ö. 

äamas§amma-a-an  20  gur  ,an  Sesam  20  Kur'  B.  E.  IX  30,  21  vgl.  59, 
11;  VS  III  161,  7;  dafür:  Samassamma-a'  2  gur  4  BAR  73,  8 
vgl.  Museum  II  i  157,  17;  158,  17. 


90  IV.  Die  Akküsativendung  an  Stoffnamen. 

hallüra  (SE.GÜ.GAL)^-a-an  12  gur  ,an  Kichererbsen  12  Kur*  B.  E. 

IX  30,  20;  dafür:  hallüra-a  3  (PI)  4  BAR  3  qä  B.  E.  X  72,  10 

vgl.  Museum  II  i  15,  12;  157,  16. 
SE.GÜ.TUR-a    1  BAR  3  qä  ,an  Linsen  1  Seah,  3  Qä'  B.  E.  X  72, 

10;  Museum  II  i  157,  16. 
^^^sah-li-a    3   PI   2   BAR   Museum  II  i    157,   15  =  ^'"zag-hi-li-a-an 

10  gur  B.  E.  IX  59,  11. 
ku-su-um-fmij-id-di-tum-a-an  1  gur   ,an  Emmer  (?)  ^  1  Kur'  B.  E.  X 

9,  14. 
duh-nu-a-an  20  gur  ,an  Hirse^  20  Kur'  B.  E.  IX  15,  7;  duh-nu-a-an 

71  gur  30,  21. 
pusa  (SEJJD.E.NE)<a    3  gur  Museum  II i  157,  17. 
titta  (GII§.MA)-a-an  Igur  1  (PI)  4  BAR  ,an  Feigen  1  Kur,   1  PI, 

4  Seah'  VS  III  124,  6. 
süma  (SE.SAR)-a-an  11  gur  ,an  Zwiebeln  11  Kur*  B.  E.  IX  30,  22; 

dafür:  suma-a    .  .  .  Museum  II i  45,  5;  62,  15;  SE.SE-a   4  gur 

Museum  II  i  157,  17. 
süma  ella  (SE.EL.SAR)-a-an^  20  gur  B.  E.  IX  30,  22;  dafür:  SE.EL- 

a    1  gur  1  PI  4  BAR  Museum  II  i  157,  18  vgl.  62,  16. 
pi-ti-a-an  in  Strassmaier,   Camb.  308,  5 — 6:  kaspa-a-an  ^jsC^)  [ma- 

na]  pi-ti-a-an  44  SE.SAR  (süme)  ,an  Silber  ^j^  Mine,  an  (Zwie- 

bel)kränzen  (?  vgl.  Muss-Arnolt  853a)  44  (von)  Zwiebeln';  vgl. 

Z.  1:  ^J3  ma-na  kaspi  40  pi-ti;  pi-ti-a-an  140  Strassmaier,  Dar. 

345,  5;  pi-i-tum-a-an  15  Dar.  334,  6  f. 
ka-si-ia-aan  20  gur  ,an  Kasie  20  Kur'  B.  E.  IX  30,  21;   dafür:  ka- 

si-ia-a    6  gur  B.  E.  VIII  74,  5. 
bil-tum-a-an  14-ta   ,an  Fuhren  (?)  (von  husabu  „Palmschößlingen?") 

14'  VS  III  135,  6. 


1  Vgl.  Hrozni^  OLZ  XVI  (1913),  52;  ZA  XXVHI,  109. 

*  Vgl.  Hkozn*,  Getreide  85. 
3  Vgl.  Hrozn*  a.  a.  O.  49. 

*  Vgl.  Meissner,  SAI  Nr.  5905 :  ;§E.  UD.E.NE  =  bu?u,  das  nach  dem  Ideo- 
gramm wohl  pusfs)ü  (zu  pisü  =  UD,  BABBAB  ,weiß')  auszusprechen  ist.  Vgl.  zur 
Etymologie  dieses  Getreidenamens  deutsch  ,Weizen'.  Cf.  Muss-Arnolt  s.  v.  busü 
181  b  und  BE  IX  80,  1  (SE.UD.KNE). 

^  Vgl.  Meissner,  SAI  Nr.  2970;  Torczyner,  Tempelrechnungen  125  a;  Ungnad, 
Briefe  389  f.;  BE.  IX  30,  10;  Babyloniaca  III  291,  43. 


Die  neubabtlonischb  Stoffnamenbhdüng  -Iir,  -Ä.  91 

ebüra-a-an  1  (PI)  ^"zeri  ,&n  Getreide  1  PI  Saatkorn'  B.  E.  IX  29, 
19;  ebüra-a-an  150  gur  a.  a.  0.  26,  10;  ohne  Zahl:  ^zeru  u 
ebüra-a-an  id-das-su  eben  dort;  dafür  35,  17:  ebüra-a  a-na 
^zeri  id-das-su  ,an  Getreide,  (soviel)  für  das  Saatkorn  (nötig 
ist),  wird  er  ihm  geben'. 

^^zera-a-an  6  gur  ,an  Saatkorn  6  Kur*  Strassmaikr,  Dar.  265,  19 
vgl.  Z.  20;  VS  V  21,  20;  vgl.  66,  11;  VS  VI  171,  12. 14;  Peiser, 
Aktenstücke  68,  14;  von  der  Zahl  getrennt  ^"zera-a-an  sa  ina 
X  2  gur  1  (PI)  1  BAR  1  qä  ,an  Saatfeld,  das  in  X  ist,  2  Kur, 
1  PI,  1  Seah,  1  Qä'  Strassmaier,  Dar.  392;  dafür:  ^zera-a" 
12  gur  B.  E.  X  52,  6.  13;  vgl.  55,  6;  118,  6.  7.  8.  12. 

qi-me-a-an  1  (PI)  4  BAR  ,an  Mehl  1  PI,  4  Seah'  B.  E.  X  50,  8; 
dafür:  qi-me-a    2  BAR  86,  6;  vgl.  99,  8;  Museum  IIi  67,  8. 

8ira-a   (ohne  Zahl)  ,Fleisch'  CT  XXII  221,  12  =  siru  Z.  12. 

Hpäta-a-an  6  biltu  ,an  Wolle  5  Talente'  B.  E.  X  9,  14;  dafür:  »i- 
päta'^''-a"  2ta  ^g  biltu  B.  E.  IX  53,  6.  8. 

H-kar-a    1  ni-sip  ,an  Bier  1  nisip  (Gefäß)'  B.  E.  X  86,  8.^ 

näru  ba-di-^-a-tum-a-an  ultu  bäbi-su  (18)  a-di  si-li-ih-ti-su  ,vom  Ka- 
nal Badi'atum  (soviel)  von  seinem  Einfluß  bis  zu  seinem  Aus- 
fluß (vorhanden  ist)'  B.  E.  IX  17  f.  in  Analogie  zu  ebüra-a-an 
1  (PI)  Z.  19  gebildet. 

a-na  dul-lu-a-an  ,als  Material  (ohne  Zahl)*  CT  XXII  158,  9  =  dul- 
lua  184,  19. 

nMna«"'-a'  500  ,an  Fischen  500'  Museum  II  i  9,  17. 

^-er-nvra-an  110-ta  ,an  Kleinvieh  110'  B.  E.  IX  24,  7;  si-e-nu-a-an 
200  lahru  ,an  Kleinvieh  200  Schafe'  Museum  II  i  9,  17;  dafür: 
sena  (GANMLLU.ZUN)-a    124-ta  B.  E.  IX  53,  5. 

immera-a  1  isten(-en)  ,an  Widdern  1'  B.  E.  IX  106,  7;  B.  E.  X  99,  8; 
111,  8  = 

*-««^  bu-hal-a'  9  ,an  Widdern  9»  B.  E.  X  131,  11  vgl.  Museum  II  i 
147,  12.  13;  148,  12. 

*»«««•  niqa-a-an  25  ,an  Opferschafen  25'  B.  E.  IX  50,  11. 

lahra-a   ü  .  .  .  a"  ,an  Mutterschafen  imd  an  .  .  .*  Museum  II  i  224,  5. 


*  Zu  maippu  vgl.  Mcss-Arsoi,t  704  a  und  Steassicaieb,  Dar.  65,  1:  16  m-nb(!)- 
bi  4  qä  iam-ni;  Z.  11:  3  ni-np-pi  3  qä  sammi. 


92  IV.  Die  Akküsativendüng  an  Stoffnamen. 

urisa  rabaa   30  ,an  Ziegenböcken  30*  a.  a.  0.  Z.  4. 

alpa-a-an  4   ,an  Rindvieh  4'   Strassmaier,  Dar.  392,  7;   alpa'^^-a-an 

[20]  Museum  II i  9,  17;  dafür:  alpa  ^«"-a'  2  B.  E.  X  52, 13. 
«"»«'«  a-me-lu-ut-tum-a-an  7  ,an  Gesinde  7'  VS  VI  184,  11. 
säba-a-an  28  ,an  Mannschaft  28'  CT  XXII  7,  17  auch  nach  dem  Ge- 
netiv : 
säb-sarri-a  25  ,an  Königstruppen  25'  B.  E.  IX  50,  11. 
ameiua.gar-a  2  ,an  Mietsklaven  2'  B.  E.  IX  43,  10. 
10  ^a^p^t»  dan-nu-a-an   ,10  an  Fässern'   (umgekehrte  Stellung)  B.  E. 
IX  21,  6;  besser:  ^'"•^»'"  dan-nu-a-an  300  VS  VI  182,  5;   dafür: 
dan-nu-ä'  10   ,an  Fässern   10*   B.  E.  IX  50,  10;   dan-nu-a  isten 
(-en)  B.  E.  X  50,  8;  dan-nu-a"  200  karpatu  59,  11.  15  vgl.  4,  12; 
karpatu  dan-nu-a   200  Museum  II  i  58,  4  vgl.  131,  7;   dan-nu-a" 
6825  gur  ,an  Fässern  5825  Kur'  B.  E.  IX  25,  5  =  dan-nu-tu- 
a-an  50  karpatu  kurunni  lablri  . . .  dan-nu-iu-a-an  {7i.  16)  50  kar- 
patu kurunni  e§H  ,an  Fässern  50  Gefäße  alten  Weines  .  .  .,  an 
Fässern  50  Gefäße  jungen  Weines'  Museum  II  i  67,  7;   dafür: 
dan-nu-tu-a  3  B.  E.  IX  74,  10. 
elippa-a-an,  kollektiv  ohne  Zahl:  ,SchifEe*  CT  XXII  5,  12. 
^?^nartaba-a-an  2  äü-uk-ha-nu    ,an  Bewässerungsgeräten  2  suhkanu' 

B.  E.  IX  26,  9. 
nam-zi-tum-a"  6-ta  ,an  Waschgefäßen  6'  B.  E.  IX  43,  9. 
nam-ha-ri-a"  2  ,an  .  .  .  2'  a,  a.  0.  Z.  10. 

mus-sal-lu-u-a-an  150  ,an  Spiegeln  (?)  150'  Strassmaier,  Dar.  391,  6f. 
sanäta'^'^^-a-an  2-ta   ,(am  Ende  von)   an  Jahren  2'  VS  V  121,  13.  15. 
20  =  sanäta-a'  60  B.  E.  IX  48,  15. 

Die  verschiedenen  Schreibungen  dieser  Endung:  a-an^  a-a-an, 
a-na,  a*,  a,  a-a  lassen  keinen  Zweifel  daran,  daß  wir  es  mit  einer 
semitischen  an,  a  gesprochenen  Endung,  nicht  mit  einem  sumerischen 
Ideogramm  zu  tun  haben,  als  dessen  Lesung  wä,  sa  etc.  vorgeschlagen 
worden  ist.  Das  Sumerische  kennt  übrigens  eine  solche  Endung  in 
dieser  Bedeutung  nicht.  Daß  kein  bloßes  Determinativ  vorliegt 
(Jäger,  BA  I  590),  ergibt  sich  schon  daraus,  daß  a-an  etc.  in  der 
weitaus  überwiegenden  Zahl  der  Fälle  nicht  bedeutungslos  ist:  ,an 
Silber'  etc.,  also  auch  in  der  Sprache  und  nicht  nur  in  der  Schrift 
ausgedrückt  sein  mußte.    Der  Umstand  aber,   daß  es  an  einzelnen 


Die  neübabtlonische  Stofpnamenendono  -In,  -ä.  93 

Stellen  auch  bedeutungslos  stehen  kann,  so-w^ie  daß  zwischen  -a-an 
und  die  Zahl  Attribute  des  vorausgehenden  Stoffnamens  treten  können, 
beweist  ferner,  daß  a-an  kein  eigenes  Substantiv  ,ini  Betrage'  oder 
Adverb  ,nämlich'  sein  kann,  was  übrigens  auch  durch  die  verschie- 
denen Schreibungen  ausgeschlossen  wird,  sondern  nur  die  hier  in 
einer  speziellen  Verwendung  auftretende  Akkusativendung  an,  die 
wie  in  hebr.  ceca,  ornrnj  auch  bedeutungslos  geworden  sein  kann.^ 
In  der  Tat  steht  a-an  nie  ohne  vorhergehendes  Substantiv,  dessen 
Endung  es  ist,^  ferner  nie  zu  Anfang  einer  Zeile, ^  dagegen  oft  am 
Zeilenende.  Im  besonderen  ist  die  Form  a-an  sonst  die  Endung  des 
Duals  im  Babylonischen,  wie  a^nwns  formell  ein  Dual  zu  sein  scheint. 

In  Formen  wie  qi-me-a'',  dan-nu-a^]  dan-nit-tu-a-an,  worin  vor 
der  Endung  ein  anderer  Vokal  als  a  erscheint,  scheint  -a(n)  freilich 
nicht  mehr  als  zum  Wort  gehörig  empfunden  worden  zu  sein.  S. 
aber  zu  diesen  Formen  unten  Kap.  VI. 

Wie  in  anderen  Fällen  (s.  oben  S.  62)  für  am  das  zusammengesetzte 
Sam,  san  steht,  kommt  in  der  Tat  auch  für  kaspa-a-an,  kaspa-a 
Cyr.  177,  10;  analog  VS  VI  297,  16  die  Schreibung  kaspi-su-a  Pja 
ma-na  ,an  Silber  l^s  Minen*;  VS  IV  89,  10  und  165,  12:  kaspi-äu-a-an 
1  ma-na  (bezw.  1-ma-na  50  siqle);  Strassmaler,  Dar.  511,  16:  kaspi- 
su-a-an  1  ma-na  vor,  wozu  besonders  an  die  obenerwähnte  Form 
iatti-su-a-an  für  §attisan(-sam)  zu  erinnern  ist. 

Für  das  oben  S.  88  genannte  SE.BÄR-a-an  dürfte  wohl  einfach 
Sean  zu  lesen  sein.*  Für  äE.BAR  ist  zwar  bislang  nur  die  Lesung 
seatum  bezeugt  (Meissner,  SAI  5408),  doch  scheint  mir  senatum  nur 
eine  bedeutungsgleiche  Variante  für  seum  ,Gerste'  zu  sein.  Vgl.  den 


^  Beachte,  daß  zur  Verstärkung  des  adyerbiellen  Beziehungsauadrucks  auch 
die  Präposition  ina  (kaspa-a-an)  stehen  kann. 

*  Tauxiuist,  Babylonische  Schenkungsbriefe  (Helsingfors  1891),  S.  7  liest  aller- 
dings in  Strassmaier,  Nbk.  251,  1:  zeru  sa  ina  näri  eaii  A.AN  und  faßt  A.AN  als 
,im  Betrage  von',  ohne  daß  aber  ein  Betrag  folgt,  weshalb  auch  die  Urkunde  dort 
nicht  ganz  richtig  gefaßt  ist.  Auch  kann  ES  nicht  allein  für  eisu  stehen.  Wurde 
der  Kanalname  auch  nära  eisa-a-an  (mit  der  oben  besprochenen  lokativen  Endung) 
ausgesprochen,  oder  ist  näru  30  (saUä)-a-an  ,Eanal  vom  30.  (Tage)'  zu  lesen? 

^  Mit  Ausnahme  einer  einzigen  Stelle  VS  III  113,  4  f.:  suluppa  (Z.  5)  -a-an\ 
doch  kommen  Wortteilungen  auch  sonst  vor,  vgl.  m.  Tempelrechuungen  10. 

*  Beachte  ie-a-an  3  gur  Strassmaieb,  Dar.  523,  6  gegenüber  3  gur  SE.BAB 
in  Z.  1. 


94  IV.  Die  Akküsativendüng  an  Stoffnamen. 

Geschlechtswechsel  in  dem  aus  seatu  entlehnten^  hehr.  riHD,  rw,^ 
pl.  D'ND,  na^ '  ,Maß,  Seah'.  Es  scheint  nun  in  der  Tat,  daß  wie  für 
nvn:  :  anrnj,  DTirns  auch  für  seu  , Gerste,  Getreide'  auch  seam,  §ean, 
seem  gesprochen  wurde.  Vgl.  qal-mat  äe-am  , Getreidewurm,  K  152 
Kol.  IV  59  (vgl.  Delitzsch,  HWB  126b  s.  v.  urbatu);  ana  miris  se- 
am u  SamaUammi  ;Zur  Anpflanzung  von  Gerste  und  Sesam'  Sanh. 
Baw.  I  23  (vgl.  Meissner-Rost,  Bauinschr.  Sanh.  74;  Delitzsch  a.  a. 
0.  408  a  sub  I  naa);  husahhu  se-am  , Mangel  an  Gerste*  Thompson, 
Reports  209  Rev.  6;  a-kal  se-am  ,Gerstenhrot*  Jensen,  KB  VI  2 
46  Nr.  VIII  Rev.  7 ;  sVam«'«  u  tibnu  (SE.IN.NU)  Asurn.  III  82 
(Del.  126  b  unten);  se-ani^'^^  ferner  Scheil,  Annales  de  Tukulti- 
Ninip  Obv.  16;  Rev.  3,  5.  21.  29.  50  u.  ö.;  se-m™'«  Budge-King,  Annais 
Nr.  VII  (Tiglatpileserzylinder  Nr.  I)  Kol.  VI  103;  se-im'»"  Amarna 
83,  32;  85,  10.  18.  24  u.ö.;  se-im  la-hi-ra  (Akk.)  CT  XXIX,  PI.  21, 
25;  ina  eqli  §e-am  im-mil-lu  ,wenn  im  Felde  das  Getreide  hoch  auf- 
schießt (!)*  K  9284,  50  vgl.  Virolleaud,  Babyloniaca  III  291;  ba-nu-u 
se-am  u  ki-e  Weltschöpfungsepos  Tafel  VII,  2,  vgl.  Dhorme,  Choix 
68;  a-ua  se-am  CT  XXXIII,  PI.  28,  21  etc.  Mit  Suff.  [§e]-a-am-su 
VS  VIT  191  (Ungnad,  Briefe  149),  6  se-im-ka  (Akk.)  KB  VI  1  298, 
19  (früher  ZA  XII  323)  etc.  etc.  Wie  seam  in  H-am  "•*«  als  Kollek- 
tivum  gefaßt  wird,  so  dürfte  es  oft  auch  als  Dual  verstanden  worden 
sein,  da  daneben  auch  die  Form  se-a  für  den  Nominativ  sich  findet 
in:  ina  kirib  eqli  Se-a  §a  2  qaqqade-sa  SI.GAB  ,wenn  im  Felde  eine 
Gerste  mit  2  Köpfen  sich  findet'  K  9284,  52;  se-a  i-na  la  si-ma-ni-sa 
(,zur  Unzeit')  SLGAB  Z.  55;  se-a  ina  SI+  DÜB  '»««  eqli  ,  .  .  innamir 
(-ir)  Z.  57*  vgl.  Virolleaud,  Babyloniaca  III  291.  An  dieser  Stelle 
wird  §e-a  freilich  wie  ein  fem.  sing,  behandelt.  Beachtung  verdient 
ferner,  daß  auch  in  altbabylonischen  Urkunden  der  Akkusativ  durch 
se-am,  se-a-am,  se-a-an  (vgl.  das  Wörterverzeichnis  bei  Schorr,  Ur- 
kunden; Ungnad,  Briefe)  bezeichnet  wird,  während  für  Nominativ 
und  Genetiv  meist  nur  SE  steht. 


^  S.  meinen   Nachweis  Anzeiger    der    kais.  Akad.  d.  Wissensch.    1910,  XX; 
Tempelrechnungen  S.  5. 
«  Ez.  46,  15. 

'  Ez.  45,  1 1  8.  Tempelrechnungen  a.  a.  O. 
*  S.  unten  zur  Stelle. 


Äth.  segam]  kollektive  hebr.  Tiernamen  auf  -am.  95 

Hieß  also  auch  im  Nominativ  und  Genitiv  die  Gerste  seam, 
so  darf  man  wohl  die  Vermutung  aussprechen,  daß  das  südarabische 
Wort  für  Gerste  ftlJP*:  segam  als  Entlehnung  auf  bahyl.  §eam  zu- 
rückgeht,^ denn  der  schwierige  Lautwandel '  zu  g  (oder  umgekehrt?^) 
scheint  auch  sonst  unter  ähnlichen  Bedingungen  vorzukommen. 

So  verzeichnet  Dillmann  im  Geez  auch  rtlJP*!  für  arab.  *-f-*o  , Pfeil';  äth. 
0P9'*  •  jlinks'  entspricht  nach  Dillmasn  wahrscheinlich  arab.  ^ Lio  in  gleicher  Be- 
deutung, wie  neben  f^öC'i''  auch  äT^C'  ,Haar'  steht.  Vielleicht  ist  auch 
H,lt'  ^»26  jtempus'  mit  ma-eze  ,wann?',  je-eze  Jetzt'  zu  verbinden,  die  selbst  zu  \3\ 
gehören;  s.  oben  S. 67.  Eine  weitere  Analogie  bietet  vielleicht  die  schwierige  Koran- 
stelle Sure  83,  7.  In  Vers  7  und  18  führt  Mohammed  wohl  einen  jüdischen  Midrasch 
an,  daß  das  Buch  der  Frevler  cy:^^  ij*»  je^ös  der  Frommen  ,^y^^  ^^  sei;  seine 
darauffolgende  Deutung  ist  mit  den  Worten  dieses  Satzes  unvereinbar  und  darum 
für  deren  Verständnis  wertlos.^  'iüijjün  kann  in  V.  18  nicht  ,Eigenname  des  großen 
Buches  der  Frommen'  sein  (Nöldeke,  Neue  Beitr.  28),  sondern  nur  der  Ort,  wo 
sich  das  Buch  der  Frommen  befindet.  jFrXxkel,  De  Vocabulis  in  cor.  23  [vgl.  auch 
Lehnwörter  157  a]  sieht  es  als  ein  mißverstandenes  [hebräisches]  p'hp  an  und 
dagegen  läßt  sich  schwerlich  Entscheidendes  sagen'  (Nöldeke  a.  a.  O.).  Es  steht 
hier  also  p"^?  ,das  Hohe'  wie  si'.^,  csr  ,die  Höhe,  oben'  für  den  Himmel.  Dann 
muß  ij^yä:^  (siggün)  ein  mißverstandenes  hebräisches  Wort  für  Hölle  sein,  also  wohl 
wie  ie'am  =  segam,  hebr.  pKr  Tis  Ps.  40,  3  =  b^sr  ,Unterwelt,  Hölle'  (vgl.  ^jjSlXt  •= 
l^JLäc,  ^3rK)  entsprechen.* 

Wie  im  Babylonischen  neben  den  Stoffnamen  auch  in  Mengen 
auftretende  Lebewesen  (wie  sena-an,  s.  oben)  die  Akkusativendung 
zeigen,  die  hier  das  KoUektivum  zu  bezeichnen  scheint,  scheint  dies 
auch  im  Hebräischen  der  Fall  gewesen  zu  sein,  wie  dies  die  kollektiven 
Insektennamen  d^3  Ex.  8,  13.  14  (neben  ja  Jes.  51,  6  und  wohl  auch 


^  Nach  dieser  Annahme  wäre  segam  die  älteste  abessynische  Form  des  Wortes ; 
daraus :  amh.  segab  und  durch  Metathesis :  äth.  gabs  (über  gash) ;  umgekehrt  Prae- 
TORiüß,   Amh.  Gr.  §  65d;  Brockelmaxx,  Grundriß  275:  gab8>gasb>segab> segam. 

*  Für  diese  Möglichkeit  vgl.  hebr.  rao,  aar  ,8ich  irren,  übersehen' ;  r\iSV2,  ,ver- 
sehentlich'  mit  arab.  X.^.^  ,verge8sen,  übersehen',  '^y^^J^  ,versehentlich',  die  Laat- 
variante  ='ki=  für  pro  in  der  Tosefta  und  bei  ,Hai  Gaon'  zu  Kelim  16,  3  [vgL  J. 
N.  Epstein,  Der  gaonäische  Kommentar  zur  Ordnung  Tohoroth  (Berlin  1915),  47] 
und  was  Fräxkel,  Lehnwörter  41  dazu  anführt. 

^  Darum  muß  auch  Grimmes  Deutung  ZA  XXVI  163  a  limine  abgelehnt 
werden.  Doch  mag  er  darin  Recht  haben,  daß  die  Entlehnung  des  Wortes  über 
Südarabien  nach  Mittelarabien  erfolgt  sei. 

*  Ähnlich  werden  ^^l•'hy  und  ^ks?  gegenübergestellt  in  Jes.  14, 14  f. :  sr  'r=2  bv  n^pK 
ma  TST  b*  T.ir  b'xv  b»  •]« :  |v^  toik.  Darf  man  etwa  für  ns-;«  im  Gegensatze  zu  ttw 
und  parallel  zu  nbvK  lesen:  totr,  bezw.  nc'w? 


96  IV.  Die  Akkusativbndung  an  Stofpnamen. 

Num.  13,  33:  ün-r^^a  im  ]p)  ö'-aans  irrj?s -nji);  wbo  Lev.  11,  22  und 
weniger  wahrscheinlich  nu  Jo.  1,  4;  2,  25;  Am.  4,  9  zeigen.  Daß  die 
Analogie  der  Stoffnamen  auf  am  im  Hebräischen  einmal  sehr  stark  ge- 
wesen sein  muß,  zeigt  arrs,  dessen  neben  ^9,  aram.  köhd  etc.  auf- 
fällige Vokalisation  aus  dieser  Analogie  zu  erklären  ist,  da,  wie  D'^n© 
,Kohlen',  n^a  ,Ruß*  nahelegten,  am  —  mit  Recht  oder  mit  Unrecht  — 
als  Endung  empfunden  wurde,  ans  ist  also  keine  Form  qatiäl!  Aus 
derselben  Analogie  der  Stoffnamen  ist  endlich  auch  die  oben  S.  72 
besprochene  adverbielle  Form  von  hebr.  o^a  =  as.  mämu,  ursprüng- 
lich Akk.  zu  mü  ,Wasser*  zu  erklären. 


Die  Distribütivendung  (T)än  am  assyrischen  Zahlwort.         97 


T.  Die  AkkusaÜTendung  als  DistributiTausdruck. 

In  einigen  der  oben  besprochenen  Beispiele  scheint  die  Akkusativ- 
endung neben  der  adverhiellen  Beziehung  auch  den  Kollektivbegriff, 
also  eine  Vervielfachung  mit  auszudrücken.  Diese  Erscheinung 
hängt  zweifellos  damit  zusammen,  daß  die  Adverhialendung,  wie  etwa 
die  Präposition  in  ,zu  zweit,  en  deux',  altindisch  praty-ekam  , einzeln*, 
gr.  xa^'  eva,  xaxa  ovo  etc.,^  multiplikative  und  distributive  Funk- 
tion besitzen  kann.  In  dieser  Bedeutung  haben  wir  oben  bereits  die 
hebräischen  multiplikativen  Zahladverbia  a-nrniN,  DTi^ya^?  und  dtoi 
kennen  gelernt,  die  arab.  ^^»t^,  ass.  sibitan  etc.  entsprechen.  Aber 
wie  arab.  üX-il>  ist  auch  ass.  sibitan  etc.  keine  alleinstehende  Form. 
Vielmehr  finden  wir  hier  ein  festes  System  gleichgebildeter  Zahl- 
adverbia, die  neben  der  multiplikativen  Bedeutung  oft  auch  den 
damit  nahe  verwandten  distributiven  Sinn  haben  und  die  in  formeller 
Beziehung  zum  Teil  wichtige  lautliche  Varianten  bieten.  Für  den 
adverhiellen  Charakter  dieser  Formen  ist  besonders  der  Umstand 
von  Wichtigkeit,  daß  neben  der  femininen  Endung  -tan  wie  in  sibi- 
tan in  gleicher  Bedeutung  auch  das  maskuline  an  stehen  kann.  Die 
folgende  Zusammenstellung  hiehergehöriger  Beispiele  aus  semitisch 
babylonischen  Texten  soll  ein  sicheres  Urteil  über  Form  und  Be- 
deutung der  Endung  ermöglichen.  Vollständigkeit  zu  erzielen,  lag 
weder  in  meiner  Absicht,  noch  war  es  im  Interesse  der  Beweis- 
führung notwendig;  vgl.  z.  B. : 

1-ta-a-an,  eigtl.  multiplikativ  ,auf  einmal,  einfach',  distributiv:  ,je 
eins'  Hunger,  Tieromina  53,  3  =  Virolleaud,  Babyloniaca  V 
Nr.  XL VII,  Z,  5:  ditto  zikaru  u  sinnistu  ülid-ma  1-ta-a-an 
pänü-su-nu  ,Wenn  ditto  ein  männliches  und  ein  weibliches 
(Junges)  wirft,  deren  Gesicht  einfach  ist';  se-a  ina  ßI-\-DUB'^^ 
(1.  it(t)ät?,  vgl.  Z.  52:  ina  qirib;  Z.  58:  ina  libbi)  eqli  ka- 
an-nu-Sd  1-ta-a-an  il  3-ta-a-an  innamir(-ir)  ,Wenn  an  den 
Grenzen  (?)   des  Feldes   Getreide  erscheint,   dessen  kannu  ein- 


^  Vgl.  Bkügmann,  Die  distributiven  und  kollektiven  Numeralia  der  Indogerm. 
Sprachen  12  ff. 

Torciyner,    Die  Entstehung  des  semitischen  Spnchtypns.  7 


98  V.  Die  Akkusativendüng  als  Distribdtivaüsdruck. 

fach  oder  dreifach  ist*;^  distributiv  1-ta-a-an  alpam  (Kol.  XII  1) 
3-ta-a-an  [  J  ,je  ein  Stier,  je  drei  [Schafe]'  RA  IX  94  Maniätusu- 
Monument  Kol.  XI  38  f. ;  üma  P°'^-ta-a-an  i-na-$a-ru  hu  (oder 
fag)  [  7  ,je  einen  Tag  bewachen  sie  .  .  .'^  Fragment  1910 
bei  Frank,  Studien  I  107,  19;  6  (f)  §epä-§u-nit  1-ta-a-an  uznä- 
§u-nu  , deren  Beine  sechs,  deren  Ohren  je  eines  sind'  CT  XXVIII 
40a,  5;  2  GAR. ZUN  1-ta-a-an  salmu  ,zwei  Brote  für  je  ein  Bild' 
Tallquist,  MaqlüVIII87;  Knudtzon,  Sonnengott  240  Nr.  116, 
21  =  CT  XX  Fl.  45,  18:  KAK-TI  sa  imni  u  sumeli  1-ta-a-an 
hal-qa  ,Wenn  rechts  und  links  je  ein  Rippenknochen  fehlt' 
(zur  Lesung-  und  Bedeutung  von  KAK.TI  (sikkat  sili)  vgl. 
Christian,  OLZ  1914,  396);  ähnlich  CT  XXX  47,  19.  20;  CT 
XXXI  48b,  Z.  4.  Vgl.  noch  PL  9b,  13;  cf.  auch  Fl.  47,  40f.; 
sere  sa  SU.SI  1-ta-a-an  patrü  ,wenn  die  Oberseiten  des  Lobus 
einmal  (?)  zerrissen  sind'  Boissier,  Choix  224, 19;  besonders  häufig 
in  der  Formel  neubabylonischer  Kontrakte  isten(-en)-ta-a-an 
satar  il(te)qü  ,je  eine  Urkunde  haben  sie  genommen'^  mit  den 
Varianten  l-en-ta-a-an;  1-en-a-ta-a-an  (auch  VS  III  64,  9;  VS 
IV  99,  12;  139,  7;  Strassmaier,  Dar.  163,  16);  l-en-na-ta-ä";  1-en- 
na-a-ta]  l-en-ni-ta-a^]*  1-ta-a-an  (VS  V  48,  16);  1-en-ta-an]  1-a- 
ta-an  VS  V  38,  40;  Strassmaier,  Dar.  157,  19;  262,  8;  1-en-a-ta 
Strassmaier,  Dar.  154,  7;  313,  9;  B.  E.  VIII  112,  14;  1-en-na- 
ta-a-an  VS  V   120,   15;    1-en-na-ta  Bab.  u.  Or.   Record  I  85; 


^  Also  ungerade;  im  Gegensatz  zu  Z.  52  »Getreide,  dessen  Köpfe  zwei  sind'. 
Vgl.  unser  vierblättriges  Kleeblatt  als  günstiges  Omen. 

'  Nicht  ümatan  (s.  dazu  unten),  sondern  üma  Utena-ta-a-an  ist  auszusprechen. 
Die  distributive  Bedeutung  der  Zahl,  die  auch  Frank  a.  a.  O.  109  nicht  beachtet 
hat,  ist  für  den  Zusammenhang  wichtig.  Vgl.  die  Fortsetzung:  ,Wenn  (so!)  der 
Adler  ein  Rind,  Wildochsen,  einen  Esel  fängt,  frißt  die  Schlange  davon,  bringt  es 
zurück  (heim),  es  fressen  ihre  Jungen;  wenn  die  Schlange  Bergziegen,  Gazellen 
fängt,  frißt  der  Adler  davon,  bringt  es  heim,  es  fressen  seine  Jungen'. 

'  Die  Phrase  erscheint  oft  stark  abgekürzt,  so  daß  z.  B.  Camb.  349,  31;  B.  E. 
Vm  104,  11  u.  ü.  nur  Ut-en  il-te-qu-u  VAT  79,  26  (Peiser,  Aktenstücke  Nr.  19,  S.  66) 
bloß  iit-en-ta-a-an  sie  vertritt.  Vgl.  WZKM  XXVIII  452. 

*  Diese  ersten  fünf  Formen  notiert  u.  a.  auch  Hilprecht,  B.  E.  XX  22  Anm.  2. 
Zu  seiner  Deutung  der  Formen  s.  weiter  unten.  Den  wichtigen  und  selbstverständ- 
lich scheinenden  Zusammenhang  von  l-ta-a-an  mit  Ubitan  etc.  hat  er  nicht  beachtet. 
Zu  iiten-na-a-ta  Cyr.  211,  8;  Dar.  257,  12  vgl.  Meissner,  Supplement  20  b. 


Die    DlSTRlBUTIVENDÜNQ    (T)iir  AM    A8SYKISCHEN    ZaHLWORT.  99 

Strassmaeer,  Camb.  245,  9  (sprich  ako:  isten-^ali-tä(n))  und 
in  maskuliner  Form  1-en-a-an  vgl.  Dixitzsch,  HWB  384  b  s.  v. 
ilteqi,  Müss-Arnolt  1025  a  s.  v.  satäru  und  AJSL  XX  232; 
Strassmaier,  Dar.  133,  8;  256,  11  u.  ö.;  VS  IV  53,  6;  106,  4; 
126,  10  u.  ö.;  V  32,  13;  39,  22  u.  ö.;  isten-a-an  in  anderer  Be- 
deutung (s.  S.  104 1)  auch  altbabjlonisch  CT  XXXIII  PL  37,  4, 
cf.  ferner  Langdon,  Königsinschr.  232  Kol.  I  34:  sa  bäbi  1-a-an 
,an  je  einem  Tore'.^ 

2-ta-a-an  KB  I  180,  56  (vgl.  Delitzsch,  HWB  30)  udräti  sa  2-ta-an 
isqubeti  saknä  ,Kamele,  die  mit  je  zwei  Höckern  versehen  sind' 
(vgl.  die  Paralelle:  sa  sunä  slrisina  , deren  Rücken  zweifach  [?] 
ist*);  summa  ditto-ma  2-ta-a-an  sepä  (iräti)  imnäti  (NE.GAR) 
sakin  ,wenn  ditto  mit  je  zwei  rechten  Füßen  (Brüsten)  (je  2  NE. 
GAR)  versehen  ist'  CT  XXVIII  14  b,  Z.  4.  6.  8,  vgl.  CT  XXXI, 
Fl.  50,  17;  summa  na-a-a-be  sumela  2-ta  ,wenn  die  «aiafte  links 
zweifach  sind'  Klauber,  Pol.-Rel.  Texte  139  Obv.  11;  maskulin: 
2-a-an  .je  zwei*  CT  XXXIII  PI.  37,5;  2-a-an  a-me-lut-ti  ,je  zwei 
Mann'  Harper,  Letters  X  Nr.  1000  Obv.  14.  Dafür  2-a-a  säbe 
(9)  ina  lib-bi-su-nu  pi-iq-da  867,  8  f.  Zur  Aussprache  dieses 
Zahladverbs  s.  unten  Kap.  VIII. 

3-ta-a-an,  s.  oben  sub  1 ;  ferner  3-ta-an  i-zi-iz  muhhi-ia  , dreimal  hat 
er  gegen  mich  gestanden*  Amarna  85,  8 ;  summa  ditto  ma  3-ta- 
a-an  sepä  (iräti)  imnäti  (3-ta-an  NE.GAR)  äakin  ,wenn  —  wie 
oben — und  es  mit  je  drei  rechten  Füßen  (Brüsten)  {je  d  NE.GAR) 
versehen  ist'  CT  XXVIII  PL  14a,  Z.  5.  7.  9;  summa  iz-bu  ina 
arkat(-at)  uznä-su  ki-lal-li-e  3-ta-aan  uznä  saknä-^^-ma  ,wenn 
hinter  des  Neugeborenen  Ohren  beiderseits  je  drei  Ohren  liegen* 
CT  XXVII  PL  38,  35,  ähnhch  Z.  36.  37.  Vgl.  Virollbaud,  Ba- 
byloniaca  V  96,  92 ff.;  12  arhe  kakkabe  3-ta-[a-]an^  us-zi-iz  ,für 
12  Monate  je  drei  Sterne  stellte  er  hin'  Schöpfungsepos,  Tafel  V  4 
(KB  VIi  30);  multiplikativ:  3  Hpäti  an-na-a-ti  3-ta-a-an  ana 
muhhi  (eli)  nap-§al-ti  taman-nu  , Diese  drei  Beschwörungen  sollst 
du  dreimal  über  die  Salbe  hersagen'  IV  2  Rawl.  55  Nr.  1  Obv.  35 
(Z.  59  dafür  3-su);  vgl.  Zimmern,  Ritualtafehi  Nr.  56,  12;  Ü-3-ta 

*  Sehr  irreführend  bietet  Langdos  a.  a.  O.  im  Texte  (s.  Änm.)   Uten  u  Uten. 

*  Var.  nur:  3. 

7* 


100  V.  Die  Akküsativenduno  als  Distribdtivaüsdruck. 

,von  je  drei  Ellen'  (es  folgt:  ni-H-ti,  also  sem.  Text)  AO  4423 
Rev.  5  (Th.  Danqin,  RA  VI  136);  maskulin:  3-a-an  rukJcis  e-ma 
rukkus  siptu  taman-nu  , dreimal  umbinde,  wenn  es  umbunden 
ist,  rezitiere  die  Beschwörungsformel'  CT  XXIII  PI.  12,  44. 

4-a-an  in  sd  4-a-an  IGI.GfAL]  ,von  je  V*  C'^)*  Museum  IIa  120,  44 
vgl.  ToRCZYNER,  Tempelrechnungeu  110. 

ö-ta-a-an :  K  2130  (=  IV  Rawl.  34 ;  Boissier,  Choix  1 10),  Z.  28  sa  ekalla- 
su  pa-ti  o-ta-a-an  be-ri(!)'^  u-rap-pi-su-ma  ,der  seinen  Palast^ 
auf  einen  Raum  von  je  fünf  Doppelstunden  (nach  jeder  Richtung, 
also  im  Geviert)  erweiterte'.  Vgl.  dazu  unten  S.  105:  akle"^'^ 
5-ta  , Obmänner  über  je  fünf  ^  Ungnad,  Briefe  18  (King  16), 
6.  9  =  akil  NAM  (=  ana)  5  Nr.  11  (King  24),  4;  maskulin: 
Strassmaier,  Dar.  348,  5  ina  ik-ku-ra-tum  u  ii(f)-m{-it-ti  5-a-an 
,für  je  fünf  ikknratum  (nach  Meissner,  Suppl.  6  b  eine  Zeit- 
bestimmung) und  it.';  vielleicht  phonetisch  ausgeschrieben  in  dem 
Hammurapifragment  Museum  V  Nr.  93  Kol.  V,  24:  a-we-lum  su-u 
ha-am-sd-am-ma  (aber  auch  -sil  möglich)  (25)  mi-im-ma  sd  in- 
na-ad-nu-s[u]  .  .  .  (27)  i-na-ad-di-in  , dieser  Mann  wird  fünf- 
fach (im  Kodex  II  r  71  dafür:  a-du  ö-sü),  was  ihm  gegeben 
wurde  .  .,  geben'. 

6-ta-a-an  CT  XXVII  PL  17  (K  2007  Obv.),  31  summa  sinnUtum 
ülid-ma  6-ta-a-an  uhäne  §epä-su  sa  imni  u  sumeli  ,wenn  eine 
Frau  gebärt  und  die  Zehen  seiner  (des  Kindes)  Füße  rechts 
und  links  je  sechs  sind'.  In  Z.  32:  6  ubäne  sepisu  sa  imitti 
,die  Zehen  seines  Fußes  rechts  {=  seines  rechten  Fußes)  sechs 
sind',  wo  es  sich  nur  um  einmal  sechs  handelt,  steht  dagegen 
die  endungslose  Kardinalzahl  ;^  ebenso  summa  sarratu  ülid-ma 
6-ta-a-an  uhäne  ...  CT  XXVIII  PI.  3,  15;  ähnlich:  CT  XXXI 
PI.  48,  K6720  etc.  Z.  7:   6-ta-a-an  KAK.TI  sa  imni  u  sumeli 


1  Vgl.  Lanusberger  ZA  XXV  385. 

*  D.  h.  das  dem  Palast  gehörige  Land.  S.  die  unten  besprochene  Stelle  der 
babylonischen  Chronik. 

*  Von  Ungnad  richtig  erklärt. 

*  Hoffentlich  sieht  niemand  hier,  wo  es  sich  zweimal  um  je  6  handelt,  in 
6-ta-a-an  einen  Dual,  wie  man  es  fertig  gebracht  hat,  hebr.  B'nrsiK,  cryar  etc.  als 
Duale  zu  erklären. 


Die    DlSTRIBUTlVEXDUNO    (T)Äy  AM    ASSYRISCHEN    ZaHLWORT.  101 

,je  sechs  Rippenknochen  rechts  und  links' ;^  vgl.  Christian,  OLZ 
1914,  395;  maskulin:  6-a-an  Strassmaier,  Nabnd.  639,  lOf.  :  5 
'^p^blru  .  .  .  (11)  a-na  'jg  ma-na  6-a-an  ,fünf  Jungochsen  .  .  .  um 
V2  Mine  (=  30  Sekel),  zu  je  sechs  (seil.:  Sekel)*;  VS  V  4,  12: 
ki-i  pi-i  6-a-an  akäle  (GAR.ZUN)  ,für  je  sechs  Brote' ;  VS  VI 
279,  3:  §a  6-a-an  ina  1  ammati  , (Bäume)  die  je  sechs  Ellen 
(lang  sind)'  =^  6-a^  Strassmaier,  Nebk.  65,  4fE. :  ki-i  (5)  la  id- 
dan-nu  sa  arhi  ina  muhhi  1  ma-ni-e  (6)  1  siqlu  6-a  LAL.DI 
(1.  mati  T)  ^  kaspi  ina  muhhi-su  i-rab-bi  .gibt  er  es  nicht,  so 
wird  pro  Monat  für  je  1  Mine  (oder)  1  Sekel  sechsfach  der 
Fehlbetrag  des  Silbers  zu  seinen  Lasten  wachsen  (verzinst 
werden)';  68,  4fE. :  a-na  1  ma-ni-e  8  siqle  kaspi  (5)  ina  muhhi- 
su  i-rab-bi  kaspu  sa  .  .  .  6-a  i-nam-din  ,zu  1  Mine  wachsen 
8  Sekel  Silber  zu  seinen  Lasten  hinzu,  das  Silber,  das  .  .  ., 
wird  er  sechsfach  geben. 

7-ta(n)  besonders  häufig  in  Amarna  in  der  Bedeutung  .siebenmal'  in 
den  Schreibungen:  7-ta  316,  8;  7-ta-an  187,  4;  7-ta-a-an  84,  5; 
7-ta-na  314,  9;  323,  8;  324,  8;  325,  7;  7-ta-ni  203,  8  u.  ö.;  7-ta- 
an-ni  195,  14  u.  ö.;  7-ii-ta-a-an  88,3;  295,  7  u.  ö.;  7-it-ta-na 
235,  9;  7-da-a-an  266,  8;  267,  8;  268,  7  u.  ö.;  7 -tarn  75,  6;  pho- 
netisch: si-bi-taan  221,  6;  vgl.  196,  3;  si-ib-e-ta-an^  215.  6; 
maskulin:  7- an  (=  lAlCo)  193,  4;  7-a-an  75,  6;  337,  6.  Ferner 
CT  XXXI  Fl.  48b,  Z.  6:  ina  7-ta-a-an  KAK.TI  sa  imni  u 
sumeli  ,an  je  sieben  Rippenknochen  rechts  und  links';  Lanq- 
DON  B.  E.  XXXI  PI.  49  Nr.  58,  3  (s.  S.  55):  Hpätu  samtu  sipätu 
pisätu  täl-pap  7-ta-a-an  [qisre  taqa$arj  .rote  und  weiße  "Wolle 
wickle  herum  und  [knüpfe]  je  sieben  [Knoten]';  CT  XXIII 
PI.  9,  12:  7-ta-a-an  rukkis  ,siebenmal  umbinde I';  maskulin: 
7-a-an  .je  sieben  (Ellen  lang)'  VS  VI  279,  2. 

9-ta-an  Amarna  82,  38  f. :  ti  am-ma-ha-as-ni  (39)  9-ta-an  .und  ich  wurde 
neunfach  verwundet'. 


^  In  Z.  6  steht  g^egen  Klaubee,  Pol.-Rel.  Texte  S.  LIV  in  der  Edition:  7-ta- 
a-an  (q.  V.). 

*  Vgl.  auch  Lahdsbkrgeb,  ZDMG  LXIX,  m  S.  10  des  SA. 
'  BöHL,  Sprache  39  irrtümlich:  ii-bi-e-ta-an. 


102  V.  Die  Akküsativendung  als  Distrtbutivausdruck. 

lOta-a-an  (=  esrila-tan)  Amarna  19,  69  ü  a-na-ku  10-t[a-a]-an  sa 
ahi-ia  i-ri-su  lu-ut-ti-in  ,und  ich  will  das  Zehnfache  von  dem, 
worum  mein  Bruder  bittet,  geben';  10-ta-a-an  Kohler-Ungnad, 
Ass.  Urkunden  562,  6  =  ana  10-a-ia-an  106,  17 — 18  in  der 
Formel:  kaspam  ana  10-a-ta-an  [ana]  bele  utära  ,das  Geld  soll 
er  zehnfach  dem  Besitzer  erstatten';  Urkunde  163,  22  steht 
dafür  [10-aJ-ta-a-a  und  558  maskulin  10-a-a. 

12-ta-a-an,  besonders  in  adi  12-ta-a-an,  a-na  12-ta-a-an  (Strassmaier, 
Nabnd.  687,  32)  ,zwölffach'  oft  in  neubabylonischen  Kontrakten, 
z.  B.  Strassmaier,  Nabnd  116,  37  u.  ö.;  VS  V  3,  2Q;  6,  26;  38, 
38;  41,  24  u.  ö.;  vgl.  Delitzsch,  HWB  537a  s.  v.  paqiränu; 
KB  IV  90  Kol.IV40;  Morgan  113, 18;  4,  10;  11,  14;  28, 13u.ö. 
und  schon  Hinke,  Boundary  Stone  248,  ferner  Gilgamesepos  XI 
139 f.:  ,ich  schaute  hin  auf  die  Weiten,  die  Fläche  des  Meeres', 
(140)  a-na  12-ta-a-an  i-te-la-a  na-gu-u,  worin  ana  12-tän  aber 
unmöglich  ,nach  12  (Doppelstunden)*  bedeuten  kann,  wie  selt- 
samerweise allgemein  übersetzt  wird,^  weshalb  die  daran  sich 
knüpfenden  Schlüsse  Jensens,  KB  VI i  499  zu  revidieren  sind. 
Übersetze:  ,zwölfmal  (Var.  bei  Jensen  a.  a.  0.  500  oben:  vier- 
zehnmal) tauchte  Land  (eine  Insel)  auf* ;  maskulin :  Strassmaier, 
Nabnd.  66,  2  (zitiert  Strassmaier,  Verzeichnis  Liverpool  S.  4)  sa 
12-a-an  ar-ra-ka^  ,(Bäume)  die  je  zwölf  (Ellen)  lang  sind;  ebenso 
VS  VI  279,  6  a-di  12-a-an  Strassmaier,  Dar.  245,  27;  Pejser, 
Aktenstücke  44  Nr.  10,  26 ;  Strassmaier,  Nabnd.  639,  7 :  [ana  x] 
ma-na  kaspi  12-a-an  [x  Rinder  um  x]  Minen  Silber,  (das  Rind) 
zu  je  12  (Sekel)'  vgl.  oben  zu  6. 

15-a-an  Museum  II i  173,  2  maskulin:  sa  15-a-an  ina  1  am-mati  ar- 
ra-ku  ,die  je  15  Ellen  lang  sind*. 

16-a-an  ,je  16  (Ellen  lang)*  VS  VI  279,  5. 


'  Dhorme,  Choix  113:  ,ä  12  x'  vgl.  die  Anmerkung  dazu. 

'  Dieselbe  Nominalform  auch  Museum  IIi  173,  1;  s.  sofort  und  II  Rawl.  60 
c  17:  i-na  ku-ri-e-ti  i-na  ar-ra-ka-a-ti,  worin  arrakäci,  pl.  fem.  zu  arraku  ,lang',  kureti 
zu  kurü  jkurz'  gehört.  Holhas  Frage,  Körperteile  137,  ob  ku-ri-e-ti  PI.  zu  kuritu 
jWade'  gehöre,  ist  also  zu  verneinen. 


Die  Distribütivendung  (T)Ix  am  assyrischen  Zahlwort,       103 

30-a-an  as-lu  sid-di  30-a-an  as-lu  püti  ,je  30  aslu  der  ^  Länge,   je 

30  aslu  der  Breite'  BA  III  250,  30  f.  vgl.  246,  20. 
40-a-an  und  45-a-an:  Scheil,  Esagil  Obv.  26 f.:  pa-pa-ha-fa-ni]  (27) 
sa  *^^Nabü  u  ^^^Tas-me-tum  45-a-an  US  40-a-an  SAG  ,les  cha- 
pelles  de  Nabu  et  de  Tasmetum,   chacune  45  de  long,   sur  40 
de  large'. 
50-a-an  Schöpfungsepos  Tafel  YII  Rev.  20  f. :  ina  zik-ri  50-a-an  iläni 
rabüti  (21)  50-a-an  süme^-su  im-bu-u,  wofür  ich  die  Übersetzung 
vorschlage:  ,Mit  fünfzigfachem  Spruche  (zik-ri)  nannten  die 
großen    Götter    fünfzigfach    seine  Namen'.    Die   bisher  vor- 
geschlagenen Übersetzungen  haben  die  Bedeutung  der  Endung 
nicht  berücksichtigt;  StkassmAier,  Cjr.  332, 12:  ina  lih-hi  50-a-an 
siqil  kaspi  (distributiv?).  Ferner  50-a-an^  ti-ib-ki  Strassmaier, 
Verzeichnis  8851,  Variante  zu  Assurbanipalzyl.  X  76  oO-ti-ib- 
ki  mas-kan  H-kit-ti-su  wohl  ,50  Ellen  (im  Geviert)'. 
60  ta-a-an  in:  mi-lu-su  1  üS  (==  60)-ta-a-an  (je  60)  su-ub-ban  CT  XXII 
48  Rev.  11  vgl.  ZA  IV  362;  ümu  60  (1  US)-ta-a-an  ,je(?)  60  Tage 
lang'  ViROLLEAUD,  Astrol.  Suppl.  II  Nr.  LI,  9. 
5  su-si  (==  180)-a-an  ti-ib-ki  Sargon,   Silberinschrift  38,  vgl.  Muss- 
Arkolt  1143  a  unten,  AJSL  XX  232;  350-a-an  malki  Sargon, 
Stierinschrift  70  (Lyon  S.  84)  einfach:  ,350  Fürsten',  ohne  distri- 
butive Bedeutung.  Ebenso  360.000-a-an  Jensen,  KB  VI  i  292,  20. 
Wie  an  den  zuletzt  genannten  Stellen  scheint  die  Endung  be- 
deutungslos zu  stehen  in  der  Angabe  der  Zeilenzahl  am  Ende  von 
Tontafeln,  vgl.  z.  B.  Hünger,  Tieromina  30  Mitte;  95,  39;  97  unten; 
100  etc.;  CT  XVI  PL  40b  Rev.  14;  Babyloniaca  I  7,  80;  III  219  oben; 
ViROLLEAUD,  Öamas  V  14;  VI  8;  S.  15  unten;   S.  18  unten;  XIII  59; 


1  Beachte  den  auffallenden  Genetiv  nach  aSln,  ebenso:  BA  DI  250,  29  ff.: 
ziq-qur-ra-tu  (30)  ai-lu  fu-ban  slddi  (31)  aä-lu  su-ban  püti  (32)  a-iar  maS-kan-iu 
mafi-ri  (33)  es-iU  u-se-pis  ,den  Tempelturm,  ein  aSlu,  ein  subban  der  Länge,  ein  aSlu, 
ein  subban  der  Breite  habe  ich  an  seinem  früheren  Orte  neu  herstellen  lassen'.  Zu 
ai-la-ta-a-an  s.  Kap.  XI. 

*  Var.  su-vii-e. 

'  Die  Ziffer  wurde  wohl  nicht  als  3  3u-.n  gesprochen,  wie  sie  nach  dem 
sumerischen  Zahlensystem  in  der  Schrift  ausgedrückt  erscheint,  sondern  eher  ala 
100  +  80. 


104  V.  Die  Akkusativbndunq  als  Distributivausdrück. 

Meissnek-Rost,  Bauinschriften  Sanlieribs  16  unten  IV  R  9  Rev.  Z.41; 
Lanqdon,  Psalms  50,  66  und  öfter.  Zur  Erklärung  s.  unten. 

In  eigentümlicher  Weise  wird  in  den  von  Pbiser  edierten  Ur- 
kunden der  dritten  Dynastie  und  hie  und  da  auch  sonst  ^  das  Zahl- 
adverb auf  -a-an  (nicht  ta-a-an)  für  die  Ordinalzahl  gebraucht;  vgl. 
HiLPRECHT,  B.  E.  XX  22,  Anm.  2.  S.  dazu  unten  Kap.  XI. 

Die  aus  obiger  Zusammenstellung  sich  ergebenden  Varianten 
sind  für  das  Maskulinum:  an,  a-an^  am-ma]  für  das  Femininum:  <a, 
ta-an,  ta-a-an,  ta-na-^  ta-ni]  ta-an-ni;  tani]  da-a-an]  a-ta;  a-ta-a^;  a- 
ta-a-a;  a-a-ta;  a-ta-an;  a-ta-a-an;  a-ta-ma]  e-ta-an]  i-ta-a^]  it-ta-a-an. 
Die  stärkere  Ausbildung  der  Form  nach  dem  Feminin  -t  hängt  na- 
türlich damit  zusammen,  daß  im  semitischen  Zahlwort  die  feminine 
Form  für  das  Maskulinum  eintritt,  welche  Erscheinung  später  noch 
besprochen  werden  soll.^  Auch  der  Begriff  des  Distributivs  (Multi- 
plikativs)  scheint  nach  den  Beispielen  am  Femininum  stärker  zu 
haften  als  am  Maskulinum. 

Im  Hinblick  auf  die  Schreibung  a-ta-a-an  und  auf  die  oben  no- 
tierte Stelle  Strassmaier,  Nabnd.  66,  2:  sa  12-a-an  ar-ra-ka  ,die  je 
12  (seil.:  Ellen)  lang  sind'  ist  auch  Museum  II 2  69,  23—25;  32—34: 
9  A-ta-a-an]  6  A-ta-a-an  etc.  einfach  als  9-a-ta-a-an,  6-a-ta-a-an  ,zu 
je  6  (seil.:  Ellen)  Länge'  zu  fassen.  A  ist  also  nicht,  wie  ich  ZDMG 
LXVII  144  annahm  und  wie  jetzt  auch  Luckenbill,  AJSL  XXXI  87 
meint,  Ideogramm  für  ammatu  ,Elle*. 

Es  ist  begreiflich,  daß  eine  an  den  Zahlwörtern  so  stark  aus- 
geprägte Analogie,  gleichgültig,  ob  sie  auf  dem  Boden  des  Zahlwortes 
entstanden  ist  oder  nicht, ^  nicht  auf  die  Numeralia  allein  beschränkt 
gewesen  sein  kann.  Schon  in  Fällen,  wie  den  zuletzt  besprochenen 
Beispielen  12-a-an]  9-a-ta-a-an]  6-a-ta-a-an  ,je  12,  9,  6  (Ellen)'  be- 


1  Vgl.  für  die  Haramrapizeit  CT  XXXIII  37,  4 f.  SÄG.BI  1-a-an,  SAG.BI 2-a-an. 

'  In  distributivem  Sinne  steht  öfter  das  männliche  Zahlwort  bei  weiblichem 
Nomen.  Den  verschiedenartigen  Versuchen,  das  -t  im  Zahlwort  von  der  Geschlechts- 
endung zu  scheiden,  weil  seine  Funktion  im  Numerale  nicht  der  Ausdruck  des  weib- 
lichen Geschlechtes  ist,  sei  vorläufig  nur  entgegengehalten,  daß  die  grammatische 
Femininendung  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  in  Bezeichnungen  für  geschlechtslose 
Begriffe  steht,  die  Geschlechtsbezeichnuag  also  nur  eine  ihrer  Funktionen  darstellt. 

^  S.  dazu  später. 


Dje  Distribütivbndüng  (T)äs  an  Mass-  ü.  Stoffbezeichnunqen.    105 

zieht  sich  das  distribuierende  (multiplizierende)  -ta-a-an  (,je')  nicht 
nur  auf  die  Zahl,  sondern  zugleich  auch  auf  die  mitgedachte  oder 
mitgesprochene  Maßangabe,  die  mit  der  Zahl  einen  einzigen  Quan- 
titätsbegrifE  bezeichnet.  In  solchen  Fällen  wird  die  als  Distributiv- 
ausdruck empfundene  Endung  auch  und  besser  nach  der  Maß- 
bezeichnung stehen  können.  Ein  interessantes  Beispiel  für  die  Gleich- 
wertigkeit beider  Stellungen  und  somit  auch  für  die  Gleichartigkeit 
der  Endungen  an  Zahlwort  und  Maßbezeichnung  ist  der  oben  er- 
wähnte, einer  Chronik  (vgl.  Kino,  Chronicles  32,  28)  entnommene 
Omenbericht  von  Öargina  K  2130,  28:  sa  ekalla-su  pa-ti  ö-ta-a-an 
be-ri  u-rap-pi-svrsu-ma  ,der  seinen  Palast  auf  einen  Raum  von  je 
fünf  Doppelstunden  (im  Ge^aert)  erweiterte*,  wofür  Kikg,  Chronicles 
5,  7  steht:  märeP^  ekalli-su  a-na  5  beri(KAS.GID)-ia-a-an  u-se-sib- 
ma  ,er  ließ  die  Söhne  (=  Leute)  seines  Palastes  auf  je  fünf  Doppel- 
stunden (nach  jeder  Richtung)  wohnen*.  Wegen  der  Identität  der 
Endung  an  Zahlwörtern  und  Maßbezeichnungen  dient  auch  bei  diesen 
zumeist  die  weibliche  Endung  als  Distributivausdruck. 

Von  uneigentlichen  Maßbezeichnungen  aus  wie  Fleisch  =  Fleisch- 
stück von  bestimmter  Größe,  Brot  =  Brotlaib  ^  etc.  übertrug  sich  die 
Endung  auch  auf  Stoffnamen,  so  daß  sie,  wenn  Zahl,  Maß  und  Stoff 
angegeben  sind,  auch  an  dritter  Stelle  stehen  kann.^  Unterstützt 
wurde  diese  Übertragung  durch  jene  Fälle,  worin  die  Stoffbezeichnung 
zur  Bestimmung  des  Maßes  gehörte.'  Auch  hier  wechselt  die  Stellung 
der  Endung  ohne  Bedeutungsunterschied.  Vgl.  CT  II  11  (Ungnad, 
Briefe  236),  27 f.:  um  1-E2^2  qä  aküli-ta  .  .  .  (28)  i\  1  gä  sikari-ta  . .  . 
,täglich  je  2^8  2«  Brot  .  .  .  und  je  1  qä  Rauschtrank  .  .  .',  neben 
Z.  36  /^  7  qä-ta  akälam  u  sikaram.  Einen  Überblick  über  die  ein- 
schlägigen  Formen    soll   folgende   Zusammenstellung   gewähren,    in 


^  Vgl.  die  im  folgenden  genannten  Beispiele. 

*  Die  wirkliche  Stellung  der  Endung  wird  durch  die  UnToUkommenheit  der 
Schrift  oft  undeutlich.  Vgl.  jene  Fälle,  wo  die  Art  des  Maßes  nur  durch  die  Rich- 
tung oder  Gruppierung  der  Ziffern  ausgedrückt  wird,  ideographische  Schreibungen 
wie  SE.GUR,  wofür  doch  wohl  kunm  Seim  oder  bloß  kurru  gesprochen  wurde  etc. 

'  In  solchen  Fällen,  wo  die  Endung  also  an  den  Stoffnamen  tritt,  besteht 
von  vornherein  die  Möglichkeit  einer  Verwechslung  mit  der  oben  besprochenen 
Bezieh ungsen  düng  an  Stoffnamen. 


106  V.  Die  Akküsativenduno  als  Distuibütivausdruck, 


welcher  der  Versuch  gemacht  ist  die  gewählten  Belege  einigermaßen 
nach  dem  Alter  der  Texte  und  weiter  nach  sachlichen,  hezw.  for- 
malen Gesichtspunkten  zu  ordnen: 

1.  Althahylonische  Zeit:  a)  Weihliche  Endung  an  Maßangaben:  ^//s 
GAN  eqlim  i-na  1  GAN-ta  //^g  (Gan)  von  je  einem  Gan*  Schorr, 
Urkunden  94,  ],  vgl,  m.  Bemerkung  dazu  WZKM  1914,  454; 

1  bilta(-ta)-a-an  (6)  seweri  kaspim  ,je  1  Talent  Silberringe' 
Manistusu-Monument  RA  IX  (1912)  Kol.  XI  5f.  =  25f.;  30  ma- 
na-ta-a-an  seweri  huräsim  ,je  30  Minen  Goldringe*  Z.  7f.  = 
Z.27f.;  1  8E.GUR-ta-a-an  ,je  ein  Kur  Gerste  (sendet  mir  beide)' 
Ungnad,  Briefe  181  (Th.- Dangin,  Lettres  26),  20;  1  SE.GUR- 
ta-a  ,je  ein  Kur  (für  beide)*  Meissner,  Privatrecht  57  (=  Schorr, 
Urkunden  157),  11;  2  qä-ta  ukultim(f)  kur-mat-zu  (8)  2  qä-ta 
sikarim  ma-as-ti-iz-zu  ,je  2  qä  Speise  (täglich)  zu  seiner  Ver- 
köstigung, je  2  qä  Bier  als  seinen  Trank'  VS  VII  144  (Schorr, 
Urkunden  163),  7 f.;  ^/g  qä-ta-a-an  Th.-D angin,  Lettres  51  (Un- 
gnad,  Briefe  243),    18   ,(Maß  von)   je   Vs   2^';    ^  BAR-ta    ,je 

2  Seah'  VS  XIII  4,  3;  CT  II  18,  3:  i-na  ümi  1  '="'»  2  (PI)  3  BAR- 
ta  ,an  einem  Tage  je  2  PI,  3  Seah  (=  ^j  Kur)';  Z.  7:  i-na 
ümi  1  ^'""  3  (Pl)-ta  vgl.  Z.  11.  16.  28;  ta-ak-hi-iu-sa  (sa)  1  Hqli- 
ta-a-an  su-nu  ,welche  je  1  Sekel  wiegen'  CT  II  1,  3  =  6,  2; 
^Is  ma-na-ta-a-an  (5)  hi-im-§a-tu-äti-nu  ,je  ^/g  Mine  ist  ihr 
(beider)  himsatu'^  CT  II  22  (Schorr,  Urkunden  282),  4  f. 

b)  An  der  Stoffbezeichnung:  5  isinni  2  BAR  qema-ta-a-an  1  sira- 
ta-a-an  i-pa-ki-id  ,an  drei  Festen  wird  er  je  2  Seah  Mehl,  je 
ein  Fleischstück  gewähren'  CT  VI  44a,  12 f.;  1  Hra-ta  ü  1  BAR 
qema-ta  48b  (Schorr,  Urkunden  65),  15 f.;  1  BAR  qema-ta 
1  slra-ta-a-an  48c,  11  f.;  1  sira-ta-a-an  CT  II  41,  35;  1  Hra- 
ta-a  2  BAR  qema-ta-a  CT  IV  44c,  13 f.;  1  BAR  qema-ta-a-an 
ü  1  Hra-ta-a-an  CT  IV  45  c  (Schorr,  Urkunden  223),  6f.;  i  BAR 
qema-ta  1  Hra-ta-a-an  CT  VI  48  c,  11  f.;  1  slra-ta-a-an  Th.-D an- 
gin, Lettres  178,  10;  2  Mra-ta  Poebel,  B.  E.  VI 2  52,  15  etc.; 
um  1-E  2^/2  qä  akäli-ta  .  .  .  ü  1  qä  sikari-ta  .  .  .  ,täglich  je 
2^2  qä  Brot  .  .  .  und  je  1  qä  Bier'  CT  II  11  (Ungnad,  Briefe 
236),  27  f.  (s.  oben);  3  isinni  """samas  1  SJR-ti  1  BAR  Hkari- 
1  S.  unten  S.  129,  Anm.  1. 


Die  Distribdtivenduno  (T)Äy  an  Mass-  u.  Stoffbezeichnonoen.    107 

ta-a-an  (17)  i-pa-ki-id  Ranke,  B.  E.  VI  35  (Außentafel),  16  f. ; 
3  BÄR  qlma-ta-a-an  1  SIR-ta-a-a[nJ  CT  XXXIII  48b,  15 f.; 
i-na  warhim  1  *«"•  (19)  2  BAR  sea-ta-a-an  epram  (SE.BA)  (20) 

1  BAR  [-ta-a-an]  pissatam  (NI.^BA)  (21)  i-na  sattim  i*«» 
^js  siqil  kaspi-ta-a-an  lubustam  (SIG.BAj  ,monatlich  je  2  Seah 
Getreide  für  Kost,  1  Seah  Öl  als  Salböl;  jährlich  */,  Sekel 
Silber  für  Kleidung'  Poebel,  B.  E.  VI  2  70  (Schorb,  Urkunden 
206)  18fE.;  1  PI  sea-ta  ,je  1  PI  Getreide'  CT  XXXIII  36, 12; 
V/s  GAN  i  (PI)  sei-ta-a-an  ,auf  V^g  Gan  je  1  PI  Getreide' 
VS  VII  38  (Schorb,   Urkunden  132),  13;  1  (PI)  sea-ta-a  VS 

VII  103,  15;  1  (PI)  sea-ta-a-an  si-nx-§u  (19)  2  (PI)  seam  il-ki 
,Je  1  PI  Getreide  zweimal,  (d.  h.)  2  PI  Getreide  hat  er  ge- 
nommen' VS  VII  202  (Ungnad,  Briefe  259),  18 f.;  2  (PI)  epra 
(^E.BÄ)-ta-a-a[nJ  ,2  PI  jedesmalige  (d.  h.  wohl  monatliche) 
Kost'  CT  XXIX  1  a  (Unonad,  Briefe  96),  10. 

c)  Männliche  Endung  an  der  Maßbezeichnung  liegt  anscheinend 
vor  in  1  BAR-a-an  ,je  10  qä'  CT  VIII  30  a,  11.  19,  s.  aber 
unten  S.  111  z.  Stelle. 

d)  Männliche  Endung  an  der  Stoff bezeichnung  nur  bei  seum  ,Ge- 
treide',  z.  B.  sipat  1  gur  1  (PI)  se-a-an  ,als  Zins  von  1  Kur 
wird  er  (je)  1  PI  (zahlen)'  Th.-Danqik,  Lettres  183,  2;  5  (PI) 
se-a-an  dam-ga-am  ,(je  ?)  5  PI  gutes  Getreide  (gib  ihnen)'  Th.- 
Danqin  21  (Ungnad,  Briefe  155),  7.  11.  An  diesen  Stellen  wird 
-a-an  aber  nicht  als  Distributiv-,  sondern  als  einfache  Akkusativ- 
endung zum  Ausdruck  des  direkten  Objekts  anzusehen  sein, 
wie  dies  sicher  der  Fall  ist  an   Stellen  wie:    lu  1  gur  seavi 

2  gur  U-a-am  i-di-is-sum  CT  29  (Unonad,  Briefe  202),  9  f.  vgl. 
Z.  6;  4  gur  se-a-an  VS  IX  26,  10  =  4  gur  se-a-am  27,  11;  VS 

VIII  62  (=  63),  11;  Poebel,  B.  E.  VI  2  53  (=  54),  3.  5.  6  u.  ö. 
ie-a-an  (vgl.  Z.  2  ki-a-an  =  kiam  ,so')  etc.  etc. 

2.  Kassitenzeit:  a)  Weibliche  Endung  an  der  Maßbezeichnung:  47« 
qä-ta-a-an  ,täglich  4^2  qä'  B.  E.  XIV  56  a,  14  vgl.  Torczyner, 
Tempelrechnungen  81;  ^/g  mana-ta-a-an  ,je  ^3  Mine'  Museum 
II  2  81,  16;  ^Ig  mana-ta-a-an  Z.  17.  18. 

'  Besser  lA. 


108  V.  Die  Akküsativendung  als  Distiubutivaüsdruck. 

b)  Männliche  Endung  an  der  Maßbezeichnung':  5  BAR-a-an  SE. 
BAR  .  .  .  1  BAR-a-an  qemu  , täglich  3  Seah  Gerste  ...  1  Seah 
Mehl'  B.  E.  XV  168,  22;  vgl.  Tempelrechnungen  92;  6  ümi(-mi) 
2  BAR-a-an  qemu  2  BARa-an  SE.BAR  ,.  .  .  für  5  Tage;  täg- 
lich 2  Seah  Mehl,  2  Seah  Gerste'  Z.  29,  vgl.  [1  ^fs  BARJ-a-an 
Z.  32;  vgl.  B.  E.  XV  200  Kol.  V,  9 f.:  10  siqla-a-an  ,je  10  Se- 
kel'  Museum  II 2  20,  35:  4  BAR-a-an  (täglich);  ebenso  wohl  auch 
zu  fassen  5  qä-mu  ,(die  Seah)  zu  je  5  qä^  Museum  II 2  119,  1 
(vgl.  B.  E.  XV  5,  1);  ümu-mu  V^  qä  ,tägHch  V2  qä  (?)'  B.  E. 
XIV  148,  38  vgl.  m.  Tempelrechnungen  121,  wie  vielleicht  mit 
Radau,  B.  E.  XVII 1  124,  Anm.  auch  ^js  siqla-ma  a.  a,  0.  35,  21 
hieherzuziehen  ist.  Radau  vergleicht  noch  ö-ma  (1.  hamsam-ma?, 
s.  oben  S.  100)  '^'^narkabtu  33  a,  13.  22  (s.  S.  137). 
3.  Assyrische  Zeit:^  a)  Weibliche  Endung  an  Maßbezeichnungen: 
-pa-ri-si  sa  ö  GAR-ta-a-an  ,(120)  Schiffsstangen  von  je  5  GAR 
(60  Ellen)  Länge'  Gilgamesepos  Tafel  X  (KB  VI  1  220),  41.  45; 
10  GAR-ta-a-an  saq-qa-a  igäräti-sa  10  GAR-ta-a-an  im-ta-hir 
ki-bir  miih-hi-sa  ,je  120  Ellen  waren  hoch  seine  Wände,  je 
120  Ellen  war  gleichmäßig  (d.  h.  ringsum)^  der  Rand  seines 
Daches  (hoch)'  Tafel  XI  58 f.;  ^U.SI  BIR  u  niru  ina  SU.SI  asli 
SU.SI  rahiti(-ti)  (28)  SU.SI  sihirti(-ti)  SU.SI '^"^'^^^bari  3  SU.SI 
(ubäna)-ta-a-an  manda  ,je  drei  Zoll  messen  .  .  .'  Boissier,  Choix 
193,  27  f.  3  ^U.SI-ta-a-an  auch  CT  XX  PI.  44,  54.  30  ma-na-ta-a- 
an^  o&nu  y^q^i  si-pi-ik-si-na  ,je  30  Minen  Lasurstein  ist  ihre  (beider) 
Masse'  Gilgamesepos  Tafel  VI,  189,  KB  VIi  176;  naphar  50 
ma-na(ta-a-an)  , zusammen  (je)  50  Minen  (an  Silber  und  Gold)' 
Meissner-Rost,  BA  III  248  Kol.  VI  8;  ki(-i)  pi-ti-iq  ^l2  siqla- 
ta-a  an  ,wie  die  Prägung  von  je  ^j^  Sekel  (=  von  Halbsekel- 
stücken)'  Meissner-Rost,  Bauinschriften  Sanheribs  14,  67;  CT 
XXVI  Kol.  VII  18;  mahiru  2  Hqla-ta-a-an  ana  ^/g  siqla-ta-a-an 
issakin  (GAR)  ,der  Wert  von  je  2  Sekeln  sinkt  auf  je  V2  Sekel' 


^  Hierher  sind  vorläufig  auch  die  allerlei  zeitlich  nicht  bestimmbaren  lite- 
rarischen Texten  entnommenen  Belege  gestellt, 

2  Jensen:  .  .  .  wai-en  120  Ellen  hoch  seine  Wände,  war  entxpr eckend,  120  Ellen, 
die  Schrägung  seines  Daches. 

'  Var.  ma-na-a-an. 


Die  Dis  rRiBUTiVKNDUNQ  (T)ÄN  AN  Mass-  u.  Stoffbezeichnüngen.    109 


VreoLLEAüD,  Astrol.  Suppl.  XL VIII 4;  LXXIII  47:  in  kappadok. 
Tafeln:  a-na  1  ma-na  kaspi  l^js  siqla-ta  i-na  arhi  i*'"'"  ,pro 
Mine  Silber  je  l^g  (?)  Sekel  im  Monat*  Babyloniaca  II  37,  9 f.; 
[II]  1^1 2  ma-na-ta  ,at  the  rate  of  [Bj^j  manehs'  41,  26;  2  siqla-ta 
,je  2  Sekel'  RA  VIII  143  Tafel  la  und  b,  7;  eqlu  .  .  .  3  PI- 
ta-a-an  a-na  märäni  '^^"Ninua  pil-ku  u-pal-lik-ma  ,das  Feld  .  .  . 
habe  ich  zu  je  3  PI  an  die  Niniviten  verteilt' ^  Meissner-Rost, 
Bauinschriften  Sanheribs  14,  86;  ^js  qä-ta-a-an  samni  .  ■  .  [  J  ,je 
^li  1^  Ö^  [und  ...?]'  KocHLER.  Medizin  22,  21 ;  3  qä-ta-a-an 
[.  .  .]  ,je  ^  qä  [  ]'  King,  Magic  Nr.  62,  25;  3  BAR-ta-a-an 
zeri  ,je  3  Seah  Saatkorn'  Zimmern,  Ritualtafeln  Nr.  1 — 20,  48  ff. ; 
vgl.  ViROLLEAüD,  Astrol.  Istar  XIV  60;  mahiru  1  qä-ta-a-an  a-na 

I  gur-(ta-a-an)  innadin(-in)  ,der  Preis  von  je  1  qä  wird  für 
je  1  Kur  gezahlt  werden'  Thompson,  Reports  271,  14;  (196,  8). 

b)  Männliche  Endung  an  der  Maßbezeichnung:  ana  (oder  I)  KÄS. 
GID  (bera}a-an  [.  .  .]  Gilgamesepos  Tafel  V  Kol.  I  11  (KB  VIi 
160)  unklar;  mätu  Hatu  a-na  1  bera(KAS.GIDj-a-an  innadi(-di) 
,selbiges  Land  wird  auf  je  1  Doppelstunde  (ringsum)  veröden, 
ViROLLEAUD,  Astrol.  öamaö  XIV  68;  ähnlich:  ina  mät  nakiri-su 

II  heraa-an  PAR  ne-ha  ussa[b(-ab)]  a.  a.  0.  XI  50;  sun-mi 
u-ba-ni-e(VaT.  -nd)-a-an  ta-ah-ba-tu-si-na  ,Je  ein  Doppelfinger 
ihre  (=  beider)  Tiefe  (?)'  Gilgamesepos  Tafel  VI  190  vgl.  Dhorme, 
Choix  256;  1  GAR-a-an  ku-bur-sun  ,je  1  GAR  war  ihre 
Größe'  Sargon.  Silberinschr.  72 f.;  ma-na-a-an  KB  VIi  176,  189 
(Variante  s.  oben  suba);  5  ma-na-an  id-dan-nu  Hakper,  Lettres 
1317  Rev.  1,  wohl  distributiv;  vgl.  Obv.  Z.  3ff.;  Ä  1  bilta-a-an 
kaspi  it-ti-su-nu  (18)  a-na  bltäti'^^-su-nii  i-na-as-äu  ,und  je 
1  Talent  Silber  sollen  sie  mit  sich  nach  ihren  Häusern  nehmen* 
Harper  1109  Rev.  17 f.;  4  ma-na  kaspi  ^l2  ma-na-a-an  ü  l^jg 
ma-na-a-an  ,4  Minen  Silber;  (zweimal)  zu  je  ^/,  Mine  und  (zwei- 
mal) zu  je  1^/2  Minen'  Harper  1169  Obv.  6;  a-na  1  qä-a-an 
10  BAR-a-an  (24)  kurummata""'-a-a-ni  sa  ma-§a-a^  ta-mah-ha- 
ra-nim-ma  (25)  ta-nam-di-na-na-a-su  ,Für  je  1  qä  :  je  10  ^  Seah, 


1  Nicht:  ,das  Feld  .  .  .  ,  3  PI  groß'. 

'  Diese  Schreibung  von  10  BAR  ist  aufiTällig;   auch  sachlich  scheint  die  For- 
derung üu  hoch;  man  erwartet  nur  BAR  =  1  Seah. 


110  V.  Die    AKKÜSATIVENDÜNd    ALS    DiSTRIBUTIVAUSDnUCK. 


(so)  sollt  ihr  unsere  vergessene  Kostrente  nehmen  und  uns 
geben'  Harper  281,  23 — 25  (nicht  ganz  richtig  bei  Gelderen, 
BA  IV  529);  a-na  10  gur-a-an  suluppü  (15)  ü  2-a-an  a-me-lut-ti 
, betreffs  je  10  Kur  Datteln  und  je  zwei  Sklaven*  Harper  1000 
Obv.  15;  mahiru  1  qä-a-an  ,der  Preis  von  je  1  qä^  Thompson, 
Reports  185,  11. 

Neubabylonische  und  spätere  Zeit:  a)  Weibliche  Endung  an  Maß- 
bezeichnungen: 3  agurre  sa  16  ubäna-ta-a-an  (mi-in-da-a-ftimj) 
,drei  (Schichten)  gebrannter  Ziegel  von  je  16  Zoll  (an  Maß) 
(in  der  Dicke)*  Langdon,  Königsinschriften  76,  24.  32  (Nebukad- 
nezar  I.) ;  [i-na  1  Ü]  a-du-e  10  GAR-ta-a-an  ,a  la  coudee  adue,  ä 
10  gar  chacune'  Scheil,  Esagil  Obv.  24. 

b)  Männliche  Endung  an  der  Maßbezeichnung:  2^/^  siqla-a-an 
,(2  Minen,  5272  Sekel  Silber)  zu  je  2^1^  Sekel  (gezählt)'  Strass- 
MAiER,  Nabnd.  815,  4;  dajn-nu  4  Pl-a-an  ,Fässer  zu  je  4  PI 
(Inhalt)*  Strassmaier,  Camb.  435,  2;  dan-nu  sa  1  gur-a-an  ,Fässer 
zu  je  1  Kur'  Z.  8;  30  •>"  ma-H-hu  sa  1  (PI)  2  BAR-a-an  ,30  Maß 
zu  je  IPI,  2  Seah'  VS  VI  248,  17  vgl.  Z.  11.  18;  2  '^''^«'"  da-ri- 
ka  1  (PI)  3  BAR-a-an  ,zwei  cZa-ri-Ä;a -Töpfe  zu  je  1  PI,  3  Seah' 
Cyr.  316,  10;  3  gur-a-an  , (Fässer  von)  je  3  Kur*  Dar.  353,  10; 
ina  arhi  simäni  SE.BAR-a'  6  gur-a-an  ,Ini  Monat  Sivan  an 
Gerste  6  Kur'  Camb.  164,  6;^  7  immere  1  qä-a-an  3  PI 5  immere 
^l2  qä-a-an  .  .  .  , sieben  Widder  zu  je  1  qä  (täglich,  verbrauchten) 
3  PI,  fünf  Widder  zu  je  l  qä  .  .  .*  Cyr.  9,  8  vgl.  Z.  5;  4,  ö  siqli 
kaspi  SE.BAR  (5)  a-na  1  gur  2  BAR-a-an  (6)  a-kan-na  a-ta-mar 
,4,  5  Sekel  Silber  sehe  ich  hier  für  je  1  Kur,  2  Seah  Gerste^ 
(zahlen)*  CT.  II  157,  4ff;  2  BAR-a-an  ,je  2  Seah*  VS  V  4,  24; 
,wenn  er  nicht  zahlt,  wird  er  für  .  .  .  1  gur  2  (PI)  3  BAR-a-an 
(je  1  Kur,  2  Pi,  3  Seah)  Datteln  [zahlen]'  B.  E.  Villi  20,  6;  i  gur- 
a-an  ü  1  Pl-a-an  B.  E.  X  59,  2;  6  alpe  3  qä-a    , sechs  Rinder  zu 


^  Vielleicht  ist  hier  a-an  nur  irrtümlich  wegen  des  vorhergehenden  SE.BAR-a 
gesetzt.  Strassmaier,  Dar.  529,  4  f.  hat  der  Schreiber  den  gleichen  Irrtum  selbst  ver- 
bessert: kaspa-a-an  1/2  ma-na-a-an  ^j^  ma-na  (sie!).  Als  er  (ma-na)-a-an  schrieb, 
glaubte  er  also  noch  kaspa-a-an  zu  schreiben. 

*  SE.BAR  gehört  vielleicht  aus  Ende  von  Z.  5  und  nicht  wie  in  der  Kopie 
von  Z.  4. 


Die  Distributivendüno  rrjÄy  Ait  Mass-  ü.  Stoffbezeichnungen.    111 


3  qä  täglich'^  Strassmaier,  Camb.  124,  3;  in  gleichem  Zusammen- 
hang ^l2qä-a-an  etc.  Strassmaier,  Nabnd.  915,  4  ff.;  5  qä-a-an 
998,  5  f. 

Wie  die  angeführten  Belege  zeigen,  läßt  sich  deutlich  eine 
zeitliche  Entwicklung  im  Gebrauche  der  Distributivendung  erkennen, 
die  vielleicht  auch  als  Alterskriterium  babylonischer  Texte  wertvoll 
werden  kann.  Aus  altbabylonischer  Zeit  läßt  sich  an  Maßangaben 
(im  Gegensatz  zu  den  Zahlen,  vgl.  oben  1-a-an  2-a-an)  nur  die 
weibliche  Form  belegen.  CT  VIII  30a  ist,  wie  der  Vergleich  von 
CT  IV  29,  lOf.  (670  (gur)  1  (PI)  1  BAR  5  qä  SE.GUR  GIS.BA.URÜ. 
GA  1(PI)  1  BAR  2  qä)  zeigt,  in  Z.  11  und  19  zweifellos  gleichfalls 
zu  lesen:  a-na  1  (pi)  SE SE.GUR  GlS-BA.URU.GA(!)  1  (PI)  1  BAR 
2qä  (Inicht  ^.^iV!),  bezw.  1  (PI)  SE.SE.GUR  GI^.BA.URÜ.GA  1(PI) 
1  BAR  2  qä  und  zu  übersetzen :  ,gegen  I  PI  Getreide  nach  dem  Maß 
von  1  PH- 1  BAR  2  qä\^  bezw.  ,1  PI  Getreide  nach  dem  Maße  von 
1  PI,  1  BAR,  2  qä  (wird  er  .  .  .  zumessen)' ;  vgl.  meinen  Nachweis 
dieses  Maßsystems  in  altbabylonischer  Zeit  WZKM  1914,  450.  Ungnad, 
Hamm.  Ges.  V  1112  übersetzt:  ,auf  je  60  Qa  Getreide  ...  je  10  Qa'. 
Auch  se'än  etc.  ist  daher  einfach  als  Objektsakkusativ  anzusehen.  In 
mittelbabylonischen  und  assyrischen  Urkunden  wird  männ- 
liche und  weibliche  Endung  unterschiedslos  gebraucht,  während 
in  neubabylonischer  Zeit  das  Femininum  nur  zweimal  in  alter- 
tümelnden  Königsinschriften,  sonst  aber  stets  die  männliche  Form 
steht,  ebenso  wie  auch  in  kollektiver  Bedeutung  an  Stoffnamen  in 
gleicher  Zeit  nur  die  Endung  des  Maskulinums  sich  findet. 

Die  sich  hier  ergebenden  Schreibungen  sind  -a,  -a-an,  [aj-mufa, 
-ta,  -ta-a,  -ta-an,  -ta-a-an. 

Die  distributive  Bedeutung  der  Endung  erscheint  nach  den 
angeführten  Stellen  als  zweifellos.  Sie  fehlt  daher  auch  dort,  wo 
eine  distributive  Bedeutung  nicht  vorliegt.  Darum  bedarf  die  Ansicht, 

^  Der  Umstand,  daß  zur  Kassitenzeit  das  tägliche  Futter  eines  Rindes  nur 
2V/2  qä  nach  der  ,gToßen  Seah'  beträgt  (vgl.  m.  Tempelrechnuugen  8),  ist  für  die 
relative  Grüße  des  qä  wichtig. 

*  D.  h.  das  Maß,  worin  V5  Kur  ==  1  PI  (60  qä)  +  12  qä,  also  =  72  qä  ist,  wie 
in  der  ,Seab  zu  12  gä'  der  Kassitentexte;  vgl.  m.  Bemerkungen  WZKM  1914,  450; 
Tempelrechnungen  1  ff. 


112  V.  DiB  Akkusativenduno  als  Distuibutivausdruck. 


es  liege  hier  ein  nichtgesprochenes,  bloßes  Determinativ  vor,  keiner 
weiteren  Widerlegung.  Ebenso  kann  nicht  mehr  zweifelhaft  sein,  daß 
die  distributiven  Endungen  an  Maß-  und  Stoffbezeichnungen  unter- 
einander identisch  sind.  Beachte  oben  Fälle  wie  10  gur-a-an  ü  2-a-an 
a-me-lut-ti.  Von  der  Endung  der  Zahladverbia,  die  oft  in  verschie- 
dener phonetischer  Schreibung  überliefert  ist,  steht  es  aber  nicht  nur 
fest,  daß  sie  wirklich  gesprochen  wurde.  Auch  dafür,  daß  diese  En- 
dung gemeinsemitischen  Ursprungs  sein  muß,  bietet  hehr,  a^nr-tt' 
etc.  gegenüber  ass.  sihita-a-an  etc.  (vgl.  das  Verhältnis  der  Dual- 
formen wie  hebr.  wbr^  zu  ass.  isda-a-an  ,Beine')  schon  jetzt  einen 
Beweis,  um  den  man  nicht  herumkommen  kann.  Wie  diese  Endung 
auch  sonst  am  Zahlwort  und  anderwärts,  im  Babylonischen  und 
in  den  anderen  semitischen  Idiomen  ihre  Wurzeln  und  Ausläufer 
hat,  wie  diese  spezielle  Entwicklung  der  Adverbialendung  an  Namen 
von  Maß-  und  Zahlbegriffen  mit  dem  Wesen  der  letzteren  zusammen- 
hängt, wird  im  weiteren  Verlaufe  der  Untersuchung  mit  Sicher- 
heit sich  ergeben,  so  daß  die  Annahme  nichtsemitischen  Ursprungs 
der  Endung  als  vollkommen  ausgeschlossen  gelten  muß. 

Um  so  auffallender  ist  auf  den  ersten  Blick  die  Tatsache,  daß  auch 
in  rein  sumerisch  abgefaßten  Texten  dieselbe  Endung  an  Zahlen 
wie  an  Maßangaben  sich  findet.  Vgl.  z.  B.  an  Zahlen:  1-a-an  Haupt, 
ASKT  147;  Museum  V  75  Kol.  3,  31  f;  CT  XVII  30,  7  dingir  1-a-an 
=  ilu  is-ta-a-nu  ,ein  einziger  Gott*  im  sem.  Text  Z.  8  und  oft; 
BöLLENRüCHER,  Nergal  Nr.  6.  Z.  25  ff.  e  [5-taJ^  ö-a-an-me  ba-ra-ah-ba- 
e  .  .  .  e  10-ta  lO-a-an-me  ba-ra-ab-ba-e  ,aus  dem  Hause  von  5  treibt 
er  5  hinaus  .  .  .  aus  dem  Hause  von  10  treibt  er  10  hinaus*  (Assyr. 
Z.  26  u.  28:  ina  blt  ha-an-set  ha-an-set  ü-§e-is-sa-a  .  .  .  ina  bit  e-se- 
rit  e-se-rit  u-se-is-sa-a.)  Sumer.  Sintflutfragment  Poebel,  Museum  V  1  f. 
Kol.  5,  3f.  (vgl.  Museum  IV  15)  ü-7-a-an  ge-7-a-an  a-ma-ru  ka-lam- 
ma  ba-ür-ra-ta  ,nachdem  sieben  Tage  und  sieben  Nächte  der  Regen- 
sturm im  Lande  getobt  hatte' ;  ö-a-an  =  5  Langdon  Psalms  40,  7 ; 
CT  XVI  PI.  13  Kol.  IIL  13.  15.  17.  18.  19.  21;  PI.  14  (=  Kol.  III). 
23.  25:  7-a-an  =  si-bit  im  semitischen  Text  (nicht  distributiv);  häu- 
fig a-ra  7-a-an  (2-a-an)  CT  XVII  PI.  6,  7;  20,  75  u.  ö.  vgl.  Delitzsch, 


^  FürNichtassyriologen  sei  angemerkt,  daß -to  Postposition  für  ,aus'  =  ass.truiist. 


Dia    SUMERISCHE    ZaHLWORTENDUNG    A-Alf  (AM).  113 


HWB  23  b  u.  ö.;  Brünnow,  List  11401;  B.E.  XX  Nr.  22  Obv.  Kol.I,  1 
nach  Hilprechts  Ergänzung  a.  a.  O.  22:  /G7-i-(?iL-57=  8.640,000- 
a-an  ,%  davon  (nämlich  von  12,960.000)  sind  8,640.000'  etc.;  id  qa 
1-ta  ka-lum  qa  1-ta  19-sü  ,je  1  Qä  Öl,  je  1  Qä  Datteln  für  19  (Per- 
sonen)' Genoüillac,  Tablettes  Sum.  Arch.  1  obv.  VIII  1—3  vgl.  Lang- 
don, Sum.  Gramm.  123;  etc.  und  ähnlich  ta  an  Maßangaben  vgl.  Lano- 
DON  a.  a.  O.;  Deimel,  ZA  XXIII  127  £E.  etc. 

Näheres  Zusehen  zeigt  indessen  neben  der  Ähnlichkeit  der 
sumerischen  und  semitischen  Zahlwortendung  auch  tiefgehende  Ver- 
schiedenheiten, die  —  unbeschadet  der  Notwendigkeit  eingehender 
Untersuchung  des  Gebrauches  der  sumerischen  Zahlwortendung  -dm 
auf  Grund  solcher  sumerischer  Dokumente,  für  die  semitische  Autor- 
schaft nicht  in  Frage  kommt  —  die  Annahme  der  Entlehnung  der  se- 
mitischen Distributivendung  -an,  -an  (hehr,  ajim)  aus  dem  Sumerischen 
als  schlechtweg  ausgeschlossen  erscheinen  lassen  müssen. 

Denn  zunächst  steht  die  sumerische  Zahlwortendung  -a-an 
(sprich :  -dm)  anders  als  das  distributive  semitische  -an  völlig  bedeu- 
tungslos, wonach  das  bedeutungslose  -a-an  nach  der  Zeilenzahl  in 
den  sumerisch  geschriebenen  Unterschriften  in  der  Tat  gleichfalls 
nicht  semitisch  ist.  Distributiver  Sinn  ist  dagegen  nur  für  die  Post- 
position -ta  erweislich.  Ferner  ist  aber  die  im  Semitischen  häufigste 
weibliche  Endungsform  ta-a-an  am  Zahlwort  und  in  sonstiger  distri- 
butiver Verwendung  in  sumerischen  Originalurkunden  überhaupt 
nicht  bezeugt.^ 


*  Lasgdon  a.  a.  O.  fuhrt  3  wmni  ^"iamü  1  meÜrtu  10  ka  karani  tarn.  ,for 
each  of  the  three  feasts  of  Sbamash  one  piece  of  meat  and  10  ka  of  wine'  aus 
Rarke,  B.  E.  VIIi  35,  16f.  an  (s.  oben  S.  107  zur  Stelle).  Indes  darf  man  Regeln  der 
sumerischen  Grammatik  gewiß  nicht  aus  semitisch  geschriebenen  Texten  ableiten! 
Mehr  scheint  die  daneben  aus  BLicpr,  ASKT  55,  38  angeführte  Stelle  für  sich  zu 
haben  (vgl.  auch  Strassmaiek,  Verzeichnis  1082\  wo  in  der  ,sumenschen'  Kolumne: 
MA^.ERI  1  PI  SE-ta-a-an;  MAS.ERI  1  (PI)  3  BAR  ^E-ta-a-an;  MÄJ§  1  OIN.IQI- 
6-QAL  SE-tor-a-an;  MAS  10  GIN-ta-a-an;  MAjS  1  MA-NA  12  GIN-ta-a-an  auf- 
einanderfolgen. Indes  steht  auch  in  der  semitischen  Kolumne  si-bit  ali  1  Pl-ta- 
€i-an-^  »i-bit  ali  1  (PI)  3  BAR-ta-a-an;  ditto  1  aiqlu  IGI-6-GAL-ta-a-an;  1  ma-na 
12  Hqla-ta-a-an.  Femer  will  unser  Text  nur  schwierige  Stellen  aus  altbabylonischen 
Rechtstexten  erklären.  Die  linke  Kolumne  enthält  nicht  sumerischen,  sondern 
semitischen,  stark  ideographisch  geschriebenen  Text,  der  in  der  rechten  Spalte 
erläutert  wird. 

Torezyner,  Die  Entstehung  des  semitischen  Sprachtypas.  8 


114  V.  Die  Akküsativkndünö  als  Distributivausdrück. 

So  reduziert  sich  denn  die  Ähnlichkeit  der  sumerischen  und 
semitischen  Endungen  darauf,  daß  wie  das  Semitische  auch  das 
Sumerische  eine  adverbielle  Endung  -dm  hat,  die  auch  an  einzelnen 
Zahlwörtern  vorkommt.  Bei  Beurteilung  dieser  Ähnlichkeit  wären 
aber  auch  die  anderen  Funktionen  der  im  Sumerischen  nicht  minder 
als  im  Semitischen  sehr  häufigen  Nominalendung  -a-an  (sprich:  -an, 
-am)  zu  untersuchen,  deren  Ähnlichkeit  mit  der  semitischen  Mimation 
schon  in  ältester  Zeit  so  verwirrend  wirkte,  daß  nicht  nur  in  späten 
Bilinguen  (vgl.  Lehmann-Haupt,  Samassumukin  II  28),  sondern  auch 
in  Syllabaren  aus  alter  Zeit  semitischer  Mimation  auf  -ma  im  Su- 
merischen mit  sklavischer  Regelmäßigkeit  -a-an  (-dm  oder  kam)  ent- 
spricht. Vgl.  Museum  V  Nr.  152  Kol.  V  Z.  1—2  [lü-e-b]i-da  =  ga-dum 
an-ni-im]  [lü-e-bji-da-me-es  =  ga-dum  an-nu-u-tim  mit  Z.  3ff.  lü-e- 
bi-da-am  (oder  kam)  =  ga-dum  an-ni-i-im-ma ;  lü-e-bi-da-me-es-dm  = 
ga-du-um  an-nu-tim-ma  Kol.  VI  1  me-en-ze-en  =  at-tu-nu  mit  Z.  13 
me-en-za-nam  =  at-tu-nu-ma  etc.  etc.,  welche  Tatsache  schon  das 
Sumerische  der  Hammurapizeit  als  durch  Konstruktion  semitischer 
Grammatiker  modifiziert  erscheinen  lassen  muß.  Ja  noch  mehr: 
Wenn  es  auffällig  ist,  daß  semitischen  Formen  wie  iHenata-a-an,  esra- 
ta-a-arij  ü^ns^v  im  Sumerischen:  ds-a-an  ,eins',  lam-a-an  ,vier'  etc. 
entsprechen,  so  ist  es  nicht  minder  auffällig,  daß  semitischem  essitam 
,aufs  neue*  sumerisch  gibil-bi-sü(Vsir.  es)-a-an  Schorr,  Urkunden  21,  7; 
292,  20  semitischem  warkam,  toarkita-a-ma  ,hinten,^  nachher',  su- 
merisch egir-ra-am  Schorr,  Urkunden  17,  7,^  egir-bi-ta-a-an  V  Rawl. 
25,  7  c.  etc.  entsprechen,  wie  tarn  (ta-a-an)  auch  sonst  im  Sumerischen 
als  Adverbialendung  auftritt  (vgl.  bes.  Haupt,  ASKT  66,  24  ff.),  womit 
weiter  die  Tatsache  zusammenzuhalten  ist,  daß  auch  die  anderen  se- 
mitisch-babylonischen Adverbialendungen:  is,  es,  §u,  §am,  äan,  su- 
a-an^  im  Sumerischen  anscheinend  genaue  Parallelen  besitzen,  ohne 
daß  man  deshalb  die  gesamte  babylonische  Adverbialbildung  als 
sumerische  Entlehnung  beurteilen  darf. 

So  mag  denn  die  Tatsache  an  und  für  sich  richtig  sein,  daß 
auch  das  Sumerische  wie  das  Semitische  eine  Adverbialendung  -an, 


Zur  hebräischen  Entsprechung  dieser  Form  s.  unten  Kap.  VIII. 

Die  Urkunde  (CT  II  40  a)  ist  sonst  semitisch  geschrieben. 

Zu  den  westsemitischen  Entsprechungen  dieser  Formen  s.  später. 


Akkusativendüng  am  indogermanischen  Zahlwort.  115 

-am  und  -a  besessen  hat,  die  auch  an  einigen  Zahlwörtern  auftritt,  ja 
daß  diese  Endung  in  einzelnen  Fällen  nach  der  Postposition  ta  stehen 
konnte,  sowie  selbst,  daß  die  so  entstandenen  Adverbien  ähnlich  wie 
Ä-vL^,  esratan  allenfalls  sogar  distributive  oder  multiplikatire  Be- 
deutung haben  könnten. 

Daß  dies  möglich  ist,  ohne  daß  Entlehnung  aus  einer  Sprache 
in  die  andere  vorläge,  beweist  der  Umstand,  daß  auch  das  Indoger- 
manische eine  Akkusativ-,  bezw.  Instrumentalendung  gleicher  Form 
hat:  skr.  -aiij  -am,  lat. -am,  -em,  -um,  gr.  -a,  -an,  -on  etc.,  die  gleichfalls 
als  x4dverbialausdruck  gebraucht  wird  (vgl.  aind.  naktam  ,nachts'  etc., 
lat.  coram  ,gegenüber'  etc.,  item  ,ebenso',  saltem  ,wenigstens',  affatim 
,genug*  etc.,  griech.  fxärrjv  »vergeblich',  xnpö&sv  ,in  der  Höhe'  etc.).  Und 
bedenkt  man,  daß  auch  hier  sich  eigene  Gruppen  dieser  adverbiellen 
Endung  nach  t  ausgebildet  haben  in  tem  {saltem,  item)  =  tim  {statim, 
praesertim,  cumulatim),  gr.  dtji',  dov  etc.,  *  so  ist  es  klar,  daß  bei 
einem  solchen  Zusammentreffen,  wie  dies  zwischen  Sumerisch  und 
Semitisch  erfolgt  ist,  auch  z.  B.  ^dtrjv  ,vergeblich',  saltem  etc.  von 
Semiten  als  semitischer  Akkusativ  des  Feminins  gefühlt  worden 
wäre.^  Diese  Endung  erscheint  nun  auch  im  Indogermanischen  an 
einigen  Zahlwörtern:  skr.  sapian,  lat.  Septem,  gr.  eitTa,  gotisch  sibun, 
deutsch  sieben]  skr.  naican,  lat.  novem,  gr.  hvecc,  gotisch  niun^  deutsch 
neun;  skr.  daqa  (vgl.  dagamd-s  =  lat.  decimus),  lat.  decem,  gr.  dsTUx, 
gotisch  taihun,  ahd.  zehan,  nhd.  zehn.  Und  in  der  Tat  wird  es  sich  im 
weiteren  zeigen,  daß  diese  lautliche  Übereinstimmung  in  den  drei 
verschiedenen  Sprachstämmen  das  Ergebnis  analoger  Entwicklung  ist. 

Rekapitulieren  wir:  Als  Ergebnis  der  Untersuchung  über  die 
Frage,  ob  das  in  den  Keilschrifttexten  auf  Zahl  und  Maßangaben 
folgende  TA,  TA.A.AN,  A.AN  etc.  stummes  Zahldeterminativ  oder  ge- 
sprochene Endung  ist,  sowie  welchem  Sprachstamme  sie  im  letzteren 
Falle   angehört,    hat   es   sich  herausgestellt,   daß   wir   es   mit   einer 


*  S.  ausführlich  in  Kap.  XII. 

*  Der  Zusammenhang  dieser  und  ähnlicher  Adverbialformen  mit  Substan- 
tiven, Adjektiven  oder  Verben,  der  sie  in  voneinander  verschiedene  Flexionsgruppen 
weist,  ist  im  Adverb,  wo  alle  solchen  Beziehungen  tot  (erstarrt)  sind,  belanglos 
und  hindert  die  Verwechslung  dieser  nach  den  hergebrachten  grammatischen  An- 
schauungen grundverschiedenen  Formen  nicht 

8* 


116  V.  Die  Akkusativenddng  als  Distributivausdruck. 

lebenden  Adverbialendung  zu  tun  haben,  die  sich  im  Sumerischen 
und  im  Semitischen,  ja  auch  im  Indogermanischen  in  gleicher  Form 
und  verwandtem  Gebrauch  ausgebildet  hat.  Infolge  des  Gebrauchs 
sumerischer  Schrift  und  Sprache  durch  die  babylonischen  Semiten 
konnte  diese  Ähnlichkeit  zu  gegenseitiger  Beeinflussung  in  der 
Schreibung  und  vielleicht  auch  in  der  Anwendung  beider  Endungen 
führen,  so  daß  es  im  einzelnen  manchmal  zweifelhaft  sein  kann,  welche 
von  beiden  vorliegt.  Doch  verspricht  eine  eingehende  Untersuchung 
der  verschiedenen  im  Semitischen  wie  im  Sumerischen  vorkommenden 
Formen  und  ihrer  Anwendungen,  welche  durch  die  obigen  Aus- 
führungen nur  angebahnt  sein  soll,  auch  bestimmte  Verschieden- 
heiten hervortreten  zu  lassen,  die  Kriterien  für  die  Scheidung  se- 
mitischer und  sumerischer  Formen  bilden  können. 

Kehren  wir  zum  Semitisch-Babylonischen  zurück,  so  sei  darauf 
hingewiesen,  daß  der  semitische  Charakter  der  distributiven  Zahl- 
adverbia  auf  -an,  -tan  ferner  dadurch  gestützt  wird,  daß,  wie  S.  63  f. 
gezeigt  wurde,  die  Adverbia  auf  -§an,  -sam  gleichfalls  in  derselben 
Bedeutung  auch  am  Zahlwort  vorkommen  in  edisam  , einzeln,  zu  je 
eins',  sinasan  ,zu  je  zwei',  denen  die  einfachen  Formen  istena-an, 
istena-ta-a-an  gegenüberzustellen  sind.  Aus  diesen  distributiven  For- 
men gewinnen  wir  die  Erklärung  des  in  verallgemeinernder  Be- 
deutung im  Vulgär  arabischen  in  der  Form  des  Akkusativs  gebräuch- 
lichen hddan,  liada  ,jeder  einzelne*,  besonders  mit  Negation  wdla 
liadan  ,kein  einziger'.  Hieher  gehört  wohl  auch  Soqotri  hol  täden 
, jeder  einzelne'  und  andere  unten  noch  zu  besprechende  analoge 
Soqotriformen.  Aber  auch  in  der  einfachen  Form  des  Maskulins 
und  Feminins  ist  die  Analogie  der  babylonischen  Distributivadverbia 
nicht  auf  Zahl-  und  Maßbezeichnungen  beschränkt.  Gibt  es  im 
Assyrischen  ja  auch  sonst  eine  „Adverbialendung  tan  (wahrschein- 
lich tän),  wie  es  scheint  mit  Kollektivbedeutung  [richtiger  deter- 
miniert: Distributivbedeutung,  vgl.  Ungnad,  Ass.  Gramm.  55,  Rho- 
DOKANAKis,  Zur  Formenlehre  des  Mehri  8],  weshalb  sie  geradezu 
Pluralformen  vertritt  (beachte  V  R  35,  19:  mi-tu-ta-an  ,die  Toten*, 
kul-la-ta-an  ,alle').  Hauptbeispiel  ist  mäti-tan:  dadme  ma-ti-tan  ,die 
Bewohner  aller  Länder'  (Khors,  165),  hisib  sadl  u  ma-ti-ta-an  (VR 
63,  48  b),   malke  ma-ti-tan   ,die  Fürsten  aller  Länder'   (Khors.  177), 


Die  Distbibütivenduno  (ta-)A-an  an  babyl.  Substantiven.       117 

ma-ti-tan  , durchs  ganze  Land'  (b'eß  ich  es  zur  Besichtigung  tragen, 
Asurb.  Sm.  138,  83),  ki-ir-bi  ma-ti  ta-an  ,in  allen  Landen'  (Neb.  VIII 
26)".^  mitütan  ,alle  Toten',  kullatan  ,alle',  mätitan  ,in  allen  Landen* 
gehören  unstreitig  mit  sibitan  ,alle  sieben'  (=  je  sieben)  DTystr; 
isten-a-an  ,alle  einzelnen,  jeder,  eine';  pi-tiiq  ^/^  siqla-ta-a-an  ,die 
Prägung  von  allen  (=  je  einem)  ^/g  Sekelstück'  zusammen.  Ebenso 
gewiß  aber  ist  der  Zusammenhang  dieser  Formen  Avie  kullatan  ,alle' 
mit  arab.  Ält4"  ,alle',  sibitan  ,alle  sieben'  mit  ^l»-1-Jo  ,alle  sieben*, 
kull  hadan  ,jeder  einzelne'.  Im  Babylonischen  gehören  hieher  noch 
das  männliche  kaläma  =  kullatan  ,alle,  alles',  sowie  das  oben  be- 
sprochene arhäta,  arhcitam  ,monatlich,  in  jedem  Monate',  das  B.  E. 
IX  66,  6 ;  VS  VI  129,  9  arha-ta-a-an  geschrieben  ist  (,soll  er  monat- 
lich Zinsen  zahlen')  und  an  letzterer  Stelle  neben  1-en-ta-a-an  (Z.  13) 
und  B.  E.  VIII  112,  12  in  der  Form  arha-a-ta  neben  dem  gleich- 
geschriebenen iHen(-en)-a-ta  in  Z.  14  steht :^  , Jeden  Monat  wird  er 
die  Miete  des  Hauses  bezahlen  .  .  .  Jeder  (eine)  hat  (eine  Urkunde) 
genommen'.  Für  arhäta(n)  steht  Nabnd.  500,  6  und  VS  V  59,  8  in 
gleicher  Bedeutung  die  männliche  Form  arha-a-an,  die  weiter  =  ar- 
hisam  , allmonatlich'  ist.  Ebenso  ist  satta  , immer,  alljährlich'  =  satti- 
sam-,  (sa)  üma  ,immer,  alltäglich'  =  ümesam  hat  vielleicht  ein  he- 
bräisches Ebenbild  in  dem  Dual  ciavö  ir'Ti''  (s.  dazu  oben)  ,er  wird 
uns  für  immer  leben  lassen'.  Die  Lexika  verzeichnen  auch  ein  üma- 
tan,  das  als  Femininform  zu  nmä  zu  verstehen  wäre.  Jedoch  ist  für 
ü(m)-matan  vielleicht  überall  ü(m)-ma-kal  zu  lesen,  wie  dies  für 
einige  Stellen  gewiß  ist.  Vgl.  ib-ru-tum  sa  il(m)-ma  ak-kal^  ki-na-tu- 
tu  sa  da-ra-a-ti  , Gesellschaft  für  alle  Tage,  Genossenschaft  für  alle 
Zeiten'  Sm.  61, 10 ff.;  har-ra-an  üm-ma-ka-al  ,expedition  d'un  jour  en- 
tier'  Thureaü-Dangin,  RA  VIII  67  (Asduni-Erim-Kegel)  Kol.  II  8,  wo 
für  ümakal  auf  Zimmern,  ZDMG  1904  (LVIII),  199 1  verwiesen  ist. 


*  Delitzsch,  Ass.  Gramm.  ^  225  f.  Zu  anderen  Adverbien  auf  tan  s.  Kap.  XI. 

*  HiLPRECHT,  B.  E.  XX  22  Anm.  2  bespricht  die  Formgieichheit  von  isten-(a)- 
ta-(-a-an)  und  arha-fa)-ta(-a-an),  faßt  aber  trotzdem  wenigstens  A.AN  als  distribu- 
tives Determinativ.  Die  distributive  Bedeutung  liegt  indes  doch  auch  im  bloßen 
iitenäla,  arhäta.  Ist  übrigens  auch  die  Endung  von  mltüiän  etc.;  7-ta-an-ni,  7-tam  etc. 
nur  Determinativ? 

^  Nicht  ümatan  (Delitzsch,  HWB  6üOb);  üma-(ag)-t[an]  (Dhobme,  Choix  398). 
Richtig  Langdon,  AJSL  XXVIII  231,  dessen  Übersetzung  aber  auch  unrichtig  ist. 


118  V.  Die  Akkusativendung  als  Distributivaüsdruck. 

Vgl.  ferner  Museum  VNr.  152  Kol.  11,  26:  ü-as(l)-dm(a-an)  =  ü(m)- 
ma-ak-kal.  Wahrscheinlicher  ist  die  Lesung  ümatan  in  i-di-§u  Sa 
ü-ma-tan  10  qä-ta-an  se-am  i-ma-an-da-ad  ,als  seinen  Lohn  für  je 
einen  Tag  wird  er  je  10  Qä  Gerste  zumessen*  V  Rawl.  25,  20b f. 
vgl.  Delitzsch,  HWB  307  b ;  KB  IV  320  Kol.  IV.  Ähnlich  kann  z.  B. 
ferner  auch  das  oben  besprochene  a-ha-ta(m)  nlni  (iünu)  genauer 
distributiv:  ,wir  sind  zu  gleichen  Teilen,  zu  je  einer  Hälfte  (von  ahu 
(gleicher  Teil,  Hälfte')  (beteiligt)'  übersetzt  werden;  ebenso  ahennä 
,zu  gleichen  Teilen',  wofür  a-hi-in-na-ta-a-an  Amarna  29,  27  vielleicht 
eine  weibliche  Variante  ist. 

Die  im  obigen  behandelten  distributiven  Adverbia  auf  an  und 
tan  haben  auch  im  Hebräischen  auch  außerhalb  des  Zahlwortes  ihre 
Parallele.  Auch  im  Hebräischen  ist  ein  analoger  Gebrauch  der  Endung 
-am,  -tarn  in  distributiver  Bedeutung,  die  formell  hier  mit  dem  Pron. 
Suff,  der  3.  P.  Plur.  Mask.  zusammenfällt,  an  vielen  Beispielen  nach- 
zuweisen. Vgl.  die  folgenden  Belege: 

Num.  1,  2:  -isDöa  onnH  JT'sb  arinsi?>öb  hirw^  ^:2  mv  ^"2  dk-i  dk  ixtr 
L^fhhf^  "Ol  ba  mac?  ,Nehmt  auf  die  Zahl  der  ganzen  Gemeinde  der 
Kinder  Israel  a)pro  Familie(!),  ^  b)  pro  Vaterhaus,  nach  Anzahl 
der  Namen,^  c)  jeden  Mann  pro  Kopf. 

Num.  1,  18:  njr  a-'-irr  pö  mas?  -iBoan  tsriaj^  rcnb  oJinBüia  bv  iibTi"'! 
rnrhhh  nbi^ai  ,Und  sie  wiesen  sich  aus '  pro  Familie,  pro  Vaterhaus, 
nach  Anzahl  der  Namen  vom  Zwanzigjährigen  aufwärts  pro  Kopf*. 

Num.  1, 20:  -iBoan  Dnax  n-nb  onnB^rab  ambin  bvrm^  im  pixn  "n  r.Ti 
on'rjSj'?  matr  ,Und  es  waren  die  Söhne  Reubens  des  Erstgeborenen 
Israels,  nach  dem  Abstammungsausweis  (vgl.  nbTi'i  Num.  1,  2)  pro 
Familie,  pro  Vaterhaus,  nach  Anzahl  der  Namen  pro  Kopf  .  .  .'. 

Num.  1,  22:  mö*tr  iBDaa  vnpB  nnsK  rr'nb  önnatPöb  cmbin  pj?ö2;  "jnb 
tirhhib  , Betreffs  der  Söhne  Simeons  (ergab)  nach  dem  Abstammungs- 
ausweis pro  Vaterhaus  seine  (des  Stammes)  Zählung  nach  Anzahl 
der  Namen  pro  Kopf  .  .  .'.  Ganz  analog  dazu  die  Verse  24.  2&.  28. 
30.  32.  34.  36.  38.  40.  42,  ähnlich  Num.  1,  45  u.  ö. 

1  Hier  im  Sinne  von  Stämmen. 

'  Nach  Geschlechtern,  die  nach  einer  Person  genannt  wurden,  vgl.  ye»  D«»3Kn 
mora  lapj,   8.  S.  119,  Anm.  1  zu  aw  '»:», 

'  n^'n'i  wohl  denominiert  von  nn^w. 


Distributives  -täm  im  Hebräischen.  119 

Num.  7,  2:  nniK  n'n  "rin  hvnvr  ''H'^:  ,Die  Fürsten  Israels,  die 
Häupter  je  eines  Vaterhauses'. 

Num.  17,  18:  ddisk  rr-n  virh  nnx  nao  ^5  ■'i'?  noa  by  snrn  pnx  dw  nki 
,Und  den  Namen  Arons  schreibe  auf  den  Stab  Levis,  denn  ein  Stab 
[sei]  für  das  Haupt  je  eines  Vaterhauses'  (hier  besonders  deutlich); 
ebenso : 

Num.  17,  21:  nnsK  n^ab  in«  irvib  ntsö  inx  icvib  ntaa  , Einen  Stab 
für  (je)  einen  Fürsten,  einen  Stab  für  (je)  einen  Fürsten  für  je  ein 
Vaterhaus'. 

1  Chr.  5,  24:  n"«?K-i  r.'au  "VjH  b-n  ■'■nsi  D'ra«  •  •  •  nrnn«  n-3  "wki  n^Ki 
onrK  n'sb  ,Und  das  sind  Häupter  je  eines  Vaterhauses  .  .  .  helden- 
hafte Männer,  Geschlechtseponjmen/  Häupter  je  eines  Vaterhauses'. 

1  Chr.  9,  13:  nirox  n^nb  wvHrt  ürmte\  ,Und  ihre  Brüder  die 
Häupter  je  eines  Vaterhauses'. 

1  Chr.  24,  4:  mpSni  nen'K  '3S  fö  nnajn  -rK-ib  a-'n-i  -ny"?«  -sa  iksö^ 
n3"jatp  nmax  n-'sS  -lan"«  'znbi  nrr  nrf  ma«  n^nb  d-k^jo  -itp^K  •'nb  .Und  es 
fanden  sich  mehr  Söhne  Eleasars  als  Häupter  der  Männer  denn 
Söhne  Itamars,  so  teilte  man  (sie)  für  die  Söhne  Eleasars  16  Häupter 
eines  Vaterhauses  imd  für  die  Söhne  Itamars  8  (Häupter)  je  eines 
Vaterhauses'  vgl.  V.  5 — 18. 

1  Chr.  26,  14 :  nyn  nTw"?  omsK  n-ab  bn«  |tDp3  mb-iii  ^b-'B"!  ,ünd  sie 
warfen  Lose  klein  und  groß  für  jedes  Vaterhaus  und  für  jedes  ein- 
zelne Tor  (zwecks  Einteilung  der  Torwache)*. 

Jos.  22, 14 :  ^Nnw  msa  bab  rx  n-nb  ihk  kt3  "tnx  a*v:  isy  ctrv:  rr\vy\ 
■^K-iw  ^Sthnb  non  oncx  n"'2  wxn  etki  .Und  zehn  Fürsten  mit  ihm,  je  ein 
Fürst  für  ein  Vaterhaus  für  alle  Stämme  Israels,  und  jeder  das  Haupt 
je  eines  Vaterhauses  waren  sie  für  die  Stämme  Israels'. 

Ex.  6, 14:  ■'0-131  pisn  n'hz',  7i:n  btn^^  nss  piK-i  "23  Dnnx  n-s  TKn  rhtt 
,Das  sind  die  Häupter  je  eines  Vaterhauses  von  den  Söhnen  Reubens 
des  Erstgeborenen  Israels  Henoch,  Palu,  Hesron  und  Karmi'. 


1  Bv  T»,  von  den  Führern  ausgesagt,  steht  augenscheinlich  statt  des  bei  der 
gemeinen  Mannschaft  Num.  1,  2  u.  ö.  angegebenen  nrr  iccs:  ,nach  Anzahl  der  Namen' 
und  bezeichnet  also  Männer,  nach  denen  eine  Familie  genannt  wurde,  ist  also 
nicht  allgemein  als  ,Männer  von  Ruf  zu  fassen.  Im  Gegensatz  dazu  sind  av  -hz  '33 
Hi.  30,  8  wohl  ,Leute  ohne  Stammeszugehörigkeit' ! 


120  V.  DiB  Akkus ATivBNDUNQ  als  Distributivausdruck. 

1  Chr.  23;  3:  onajb  önbibj*?  dibdö  -"n"!  ,Und  es  war  ihre  Zahl 
pro  Kopf  an  Männern  .  .  .*  vgl.  V.  24. 

Jos.  13,  15:  DmpiBirö'?  piK-i  ''ja  ntaö'?  n»ö  in"!  ,Und  Moses  gab  dem 
Stamm  der  Söhne  Reubens  nach  Familien'. 

Jos.  13,  29:  DmnairäS  ntrsö  tDntr  •'Sjnb  \Ti  ,Und  es  gehörte  dem 
halben  Stamm  der  Söhne  Menasses  nach  Familien'.  Analog  Vs.  23.  24. 
28.  31;  Jos.  15,  1,  12,  20;  16,  5,  8  u.  ö. 

Gen.  36,  40:  anötra  anöpöb  onneirö'?  wv  ''B'ibK  möt»  n^Ki  ,Das  sind 
die  Namen  der  Fürsten  Esaus  nach  Familien,  nach  Orten,  nach 
Namen,  (==  Geschlechtern)'. 

Gen.  25,  13:  nnibinb  Dnöirn  bxrö»'' ''ii  mö'^rnbKi  ,Und  das  sind 
die  Namen  der  Söhne  Ismaels  nach  Namen  (=  Geschlechtern),  nach 
dem  Geschlechtsausweis'. 

Gen.  25,  16:  önaxb  D''K''ir3  "nirr  a''3t£r  , Zwölf  Fürsten  für  je  einen 
Stamm*. 

Gen.  10, 5:  orr-iaa  anneiröb  litrbb  tr^K  anjt-ito  a'-un  "'•'k  ttibj  r^bnü  ,Von 
ihnen  gingen  die  einzelnen  Völker  aus  in  den  einzelnen  Ländern, 
jedes  nach  seiner  Sprache,  nach  Familien  (=  Stämmen)  mit  (ihren)  ^ 
Völkern'. 

Gen.  10,  20:  arfiaa  aniixn  anjtr'?b  armBtröb  an ''3a  nbx  ,Das  sind 
die  Söhne  Hams  nach  Familien,  nach  Sprachen,  nach  Ländern,  nach 
(ihren)  Völkern'. 

Gen.  10, 31:  arfub  anst-nKs  anotrbb  annB«?iab  ar  ^ja  nha  ,Das  sind  die 
Söhne  Sems  nach  Familien,  nach  Sprachen,  nach  Ländern,  nach 
(ihren)  Völkern'. 

Gen.  10,  32:  a.Tiia  ann'^inb  HD ''33  nnasPö  nb«  ,Das  sind  die  Fa- 
milien der  Söhne  Noahs  nach  dem  Geschlechtsausweis,  nach  (ihren) 
Völkern'. 

Neh.  11,  25:  nniT '•saö  anntra  a'-'nstnn  f^Ki  ,Und  auf  den  Gehöften 
in  den  einzelnen  Gefilden  [waren]  von  den  Söhnen  Judas  ,  .  .*. 

Aus  den  hier  angeführten  Stellen  ergeben  sich  die  adverbiellen 
Formen  anaK  rr'a'?,  ünh:bh,  anöK*?,  ansc")«'?,  Bn3>:'b':5,  anöpöb;  annsvüh, 
anilira,  anütra  und  afTibiin,  von  denen  die  ersten  neun  unstreitig  distri- 
butiven  Sinn   haben   und    den  assyrischen  Distributivbildungen   auf 

^  Zu  orrijs  s.  später. 


Distributives  -täm  im  Hebräischen.  121 

-tan  genau  entsprechen.  Formell  am  interessantesten  ist  onuK  n'n'?, 
weil  man  sich  genötigt  sah,  in  nn«  rr'a  eine  eigenartige  Plural  form 
zu  2K  rfs  zu  sehen.^  Kommt  man  an  einigen  Stellen  mit  dieser  An- 
nahme durch,  so  zeigen  andere,  wie  Num.  17,  18  onnK  n's  rKibinKnoa 
,ein  Stab  [sei]  für  das  Haupt  je  eines  Vaterhauses',  wo  jede  andere 
Fassung  ausgeschlossen  ist,  daß  cm2K  n''3  nicht  Plural  und  die  En- 
dung nicht  das  Pron.  Suff,  sein  kann.  Was  so  für  nn2K  rcz  erwiesen 
scheint,  gilt  auch  für  die  anderen  dazu  parallel  stehenden  Formen. 
Steht  neben  omsK  n'rb  1  Chr.  26,  14  der  unzweifelhafte  Distributiv- 
ausdruck irirri  nrerb  ,für  jedes  Tor',  so  wechselt  anjübb  Gen.  10,  20, 
31  mit  dem  distributiven  -\yshh  »'K  V.  5,  nnriKS  ist  formell  genau 
gleich  dem  assyr.  mätitan  ,in  allen  Ländern'  und  ebenso  entspricht 
onöra  der  Bedeutung  nach  dem  assyr.  sumesam  , namentlich'.  Da 
aber  wie  im  bab.  mätitan,  mitütan  die  distributive  Bedeutung  mit 
der  kollektiven  Hand  in  Hand  geht,  ist  es  begreiflich,  daß  nmax  als 
Pluralform  c.  suff.  mißverstanden  und  danach  auch  rmsK  ffs,  msK  n^a 
gebildet  wurde.  Aber  auch  da  zeigen  manche  Stellen  trotz  der  Weg- 
lassung oder  Veränderung  der  Endung  noch  den  ursprünglichen 
distributiven  Sinn  wie  Ex.  12,  3  n-ab  TW  max  n'^a'?  rw  WK  onb  inp"n 
,und  sie  sollen  sich  nehmen  ein  Schaf  für  j  e  ein  Vaterhaus  (also  kein 
Plural!),  ein  Schaf  für  ein  Haus'.^ 

Aber  auch  noch  in  einer  anderen  Bedeutung  scheint  nniSK 
adverbiell  verwendet  worden  zu  sein,  so  in  Hi.  8,  8:  -nb  kj  Skü  ^3 
oniaK  "ipnb  pisi  ]W'i  ,denn  frage  nur  nach  dem  ersten  Geschlecht  und 
richte  dich  auf  die  Erforschung  der  Väter  zeit',  wo  mit  amaK  nach 
Grammatik  und  Logik  nicht  die  Väter  des  ersten  Menschengeschlechts 
gemeint  sein  können,  sondern  etwa  das  substantivierte  Adverb  ,in 
der  Väterzeit,  die  Vorzeit'.  Diese  Vermutung  eines  oniax  , vormals', 
das  man  vielleicht  auch  suchen  darf  in  Hi.  30,  1  ,und  jetzt  ver- 
lachen mich  jüngere  an  Tagen  als  ich,  die  ich  früher  (nicht  deren 


^  Zum  Antritt  der  Endung  an  den  Genetiv  oma«  s.  unten  S.  128. 

*  Eine  ähnlich  zu  beurteilende  Verbindung  wie  ma»  r'3  ,je  ein  Vaterhaus' 
aus  ena«  n's  ist  «n  p-raa  2X  n^i  ma«  vhi  ,er  ist  der  Stammesfürst  eines  Vaterhauses 
in  Midjan'  Num.  26, 15,  wo  der  , Plural'  nsK  »xn  —  ein  Stammesfürst  aus  dem  distri- 
butiven Adverb  wie  in  Dnaj6  oitiPi  wy  B':r  ,12  Fürsten  für  je  einen  Stamm'  Gen.  25, 
16  zu  erklären  ist. 


122  V.  Die    AKKüSATlVENDUNa    ALS    DlSTRIBUTlVAÜSDRUCK. 

Väter  =  hebr.  omn«)  zu  gering  achtete  um  sie  bei  meinen  Schäfer- 
hunden zu  dulden',  wurde  mir  zur  Gewißheit  durch  die  babylonische 
Parallele  Behistun  3,  wo  nach  Delitzsch,  HWB  160  b  ul-tu  at-tü  für 
,seit  urvordenklicher  Zeit'  steht.  Nach  Delitzsch  a.  a.  O.  ist  es  , un- 
möglich abü-tü  (so  z.  B.  Weissbach,  Achämeniden  11)  zu  lesen  und 
„Väter'^  zu  übersetzen'.  Die  hebräische  Parallele  zeigt  aber  ent- 
scheidend, daß  die  richtige  Lesung  ultu  abü-tam  =  hebr.  DnnK  »vor- 
mals' ist. 

Ein  Gegenstück  zu  dniSN  ,vormals'  stellt  onm'?  dar,  das  nicht 
,für  ihre  Geschlechter',  sondern  ,für  alle  Geschlechter,  für  alle  Zu- 
kunft' bedeutet.  Diese  ursprüngliche  Bedeutung  tritt  noch  klar  her- 
vor an  manchen  Stellen,  wie: 

Gen.  17,  7:  obir  nnnb  nnii'?  yinn  ir-it  p2i  ■jD-'m  "-s-a  Tina  riK  Töpm 
,Und  ich  werde  aufrechthalten  meinen  Bund  zwischen  mir  und  dir 
und  deinem  Samen  nach  dir  für  alle  Geschlechter,  als  ewigen  Bund'. 

Gen.  17,  9:  nmi'?  yitiH  "iriTi  nnx  natrn  Tina  nx  nnxi  ,Und  du  sollst 
wahren  meinen  Bund,  du  und  dein  Same  nach  dir  für  alle  Ge- 
schlechter'. 

Ex.  27,  21:  bx-ny  "32  nxö  an-nb  obiy  npn  •  •  •  pnn  ins  i-ir''  ,Aron 
soll  es  aufstellen  ...  als  eine  ewige  Satzung  für  alle  Geschlechter 
von  selten  der  Kinder  Israels'. 

Lev.  21,  17:  ...  anmb  -[riTia  tr"«  -laKb  \irtH  bx  nn-i  ,  Sprich  zu  Aron 
folgendes:    Ein  Mann  von  deinem  Samen  in  der  Zukunft  .  .  .'. 

Auch  annn  ,für  alle  Zukunft'  hat  seine  genaue  babylonische 
Entsprechung  in  a-na  da-ra-a-tam  (sie)  VAT  5,  25  (vgl.  Schollmeyer, 
Hymnen  65);  a-na  da-eri-a-tam^  Langdon,  Königsinschr.  234,  34; 
su-bat  da-iri-a-ta  Weiszbach,  Achämeniden  6,  32;  ba-la-tu  sa  da-ra- 
a-ta  , ewiges  Leben'  Harper^  Letters  916  Obv.  13  b  (XI)  sandte  ""^  da- 
ra-a-ta  XI  1117,  3  =  däris(u),  däri§am  ,für  immer,  ewig'.  Neben 
der  femininen  Form  des  Adverbs  an'in  däräta(ni)  steht  im  Baby- 
lonischen auch  die  maskuline  in  a-na  du-ur  da-ra  ,für  immer  und 
ewig'  Lanodon,  Königsinschr.  218,  39;  a-na  da-ar  [da]-ra-am  KB  III 
1,  130. 


>  Zur  Lesung  iri,  eri  des  Zeichens    UBU  vgl.  WZKM  1910,  407  ff.  ZDMG 
LXVU  137, 


Distributives  -tau  im  Hebräischen.  123 

Daß  DrnbirKb)  nicht  etwa  .ihre  Geschlechter,  Sprößlinge'  o.  ä. 
übersetzt  werden  darf,  ergibt  sich  schon  daraus,  daß  »-in'rin  (gegen 
Ges.- Bühl  s.  v.)  im  Biblisch -Hebräischen  niemals  im  Singular, 
sondern  nur  als  abstrakter  Plural  im  Sinne  von:  1.  Entstehungs- 
geschichte, 2.  speziell  , Geschlechtsentwicklung*  und  , Genealogie'  vor- 
kommt. Ferner  steht  in  ähnlicher  Bedeutung  wie  ambin  an  mehreren 
Stellen  nrnTin  ,nach  dem  Geschlechtsausweis'  (rirnn  =  n^Tin),  das 
aber  auch  ,insgesamt'  imd  im  »einzelnen'  zu  bedeuten  scheint,  vgl. 

1  Chr.  7,  5;  rjbx  nyrc^:  wvav  n'h'n  msj  -iscrsr'  nnBcra  h':h  an-nKi 
bsb  Dttrpt'nn  ,Und  ihre  Brüder  von  allen  Geschlechtern  der  Söhne 
Isachars,  waffenfähige  ^länner  waren  87.000  im  einzelnen  (=  ins- 
gesamt), im  ganzen'. 

1  Chr.  7,  40:  -rx-i  c-'?'n  mna  D-nt-o  msxn  n'2  "mr^  irK  -Da  rh^  ba 
Blbx  rwm  D-'-irr  n-r:«  oncca  nan'^an  K2S3  Dirn-nm  d^ktsh  ,A11  diese  sind 
die  Söhne  Aschers,  die  Häupter  [je]  eines  Vaterhauses,  auserlesene, 
waffenfähige,  die  Häupter  der  Fürsten  und  insgesamt  [was]  im  Heere 
im  Kriege  [ist],  ihre  Zahl  [war]  26.000  Mann'. 

1  Chr.  9,  22 :  D.T"!::n3  r\t:ir\  irr  D'-jn  dtiko  D-Boa  n-'-uwb  om-ian  nSs 
Drn'nn  ,Sie  alle,  die  auserwählten  als  Torwächter  an  den  Schwellen 
[waren]  212,  sie  in  ihren  Höfen  nach  dem  Geschlechtsausweis  (= 
,insgesamt'  und  ,im  einzelnen*). 

2  Chr.  31,  16:  n-a^Nrn  bsb  7h7th^  wrswhv  pa  Dnarb  DB7nTn  ■n'^a 
m.T  »Abgesehen  von  den  Männlichen  überhaupt,  vom  dreijährigen 
aufwärts,  allen,  die  ins  Gotteshaus  kommen!'. 

Esra  8,  1 :  '^sna  ■  ■  •  "ay  D-birn  ae^n-nm  crrmaK  -rx-i  rhv^  ,Und  das 
sind  die  Häupter  je  eines  Vater[hauses]  imd  überhaupt  (im  einzelnen) 
jene,  die  mit  mir  .  .  .  aus  Babel  heraufzogen^ 

QB?n*nn  und  nrn'^in  nebeneinander  stehen: 

1  Chr.  7,  9:  öT.Käi  ei^K  D-icp  b'H  -T2J  cm2K  n-2  -rx-i  nm'jinb  nrn-nm 
,Und  insgesamt  nach  dem  Geschlechtsausweis  die  Häupter  [je]  eines 
Vaterhauses  [und]  die  waffenfähigen  Männer  [waren]  20.200. 

Für  die  Endung  am  in  nrn-nn  steht  nun  eine  gleichbedeutende 
Präposition  in  1  Chr.  5,  7:  cnnSr,'?  wnna  rnnaira'?  rrtKi,  2  Chr.  31,  18 
(vgl.  oben  V.  16):  '?np  '72'?  orrmaai  nrp:3i  Dn-B?3  dbö  'jsa  »rrnnbi  ,und  ins- 
gesamt mit  allen  ihren  kleinen  Kindern,  Frauen,  Söhnen,  Töchtern 
alles  zusammen,'  V.  19:    n-i'ra  B?n-nn  babi  o-jroa -ct  bab  ,alles  Mann- 


124  V.  Die  Akkusativendung  als  Distributiv  ausdrück. 

liehe  unter  den  Priestern  und  alles  insgesamt  (oder  im  einzelnen) 
unter  den  Leviten',  vgl.  noch  V.  17:  d'':n3n  »nTin  nsi  ,und  die  Priester 
im  einzelnen'  und  Esra  8,  3 :  a-'-isTb  ünTin  iiayi  nnsT  tt^j^na  ""jaö  rfD^r  •'330 
a^tram  hnö  ,Von  den  Söhnen  Schechanjas  [  ],  von  den  Söhnen  Pa- 
reoschs,  Zecharja  und  mit  ihm  im  einzelnen  (==  überhaupt)  150  Männ- 
liche'. So  ist  wohl  auch  Neh.  7,  5  zu  verstehen  riKi  onnn  nx  nztspKi 
irnTinb  Dj?n  nxi  n^::on  ,und  ich  versammelte  die  Vornehmen  und  Fürsten 
und  das  Volk  überhaupt',  und  in  übertragener  Anwendung  2  Chr. 
12,  15:  ern-nnb  nrnn  nn  «"ssn  rfriütt?  naia  D'-ains  an  «bn  ,sie  sind  ja  ge- 
schrieben in  den  Worten  des  Propheten  Schema'ja  und  des  Sehers 
'Iddo  im  einzelnen  (=  ausführlich)'. 

Teils  mit  Sicherheit,  teils  mit  größerer  oder  geringerer  Wahr- 
scheinlichkeit sind  wie  die  angeführten  Beispiele  noch  folgende  ad- 
verbielle  Formen  zu  beurteilen,  deren  Bedeutung  zum  Teil  noch 
genauer  festgestellt  werden  muß: 

önSni  in  Num.  1,  3:  anxsjtb  om«  iipen  "rN-ir-a  K2SC  K3tr  ba  , Jeden 
Waffenfähigen  in  Israel  sollt  ihr  ausmustern  insgesamt  (oder  in 
militärischer  Ordnung)'.  ^ 

Num.  10,  14:  p  ]wrt:  1x22:  "m  Dnxn^b  njtrKns  nTir^'^  •'33  nnKi  hn  ro-i 
m3''öj?  ,Und  es  zog  die  Abteilung  des  Lagers  der  Söhne  Judas  zuerst 
insgesamt  und  seiner  Schar  stand  vor  N.,  Sohn  des  A.'.  Analog 
dazu  Vs.  18.  22.  25.  Hier  wird  nriKsat  im  Adverbialis  durch  i«n:c  wieder 
aufgenommen,  kann  also  nicht  Plural  sein,  dessen  Suffix  ferner  wie 
in  iK33{  im  Singular  stehen  müßte.  Dnx3:s:  :  K3:c  verhält  sich  also  wie 
önsK  rr'n  :  ax  n^a. 

Ex.  6,  26:  DnsnJt  bp  onstö  pixa  bii'^v  ■'sn  ^k  WJCin  ,Führet  die 
Kinder  Israels  aus  dem  Lande  Ägypten  insgesamt'.  Analog 
Ex.  12,  51. 

Num.  2,  9:  a^sha  ntt;»i  f\hü  n''3öi»"i  p\hi<  nxö  rrnn''  nnüh  o-ipen  bs 
nriKastb  niKia  ymKi  ,Die  ganze  Zählung  des  Lagers  Judas  [ergab] 
186.400  insgesamt'.  Analog  Vs.  16.  24.  32.  Vgl.  noch  Num.  1,  52; 
2,  3  u.  ö. 

anpbna  in  Jos.  11,  23:  nbmS  r»w  njn^i  •  •  •  Y^nn  ba  r\H  yitnn^  np^i 
arr'tiattrb  anpbnöa  bKit»'"'?  ,Und  es  nahm  Josua  das  ganze  Land  . . .  und 


1  Zur  näheren  Bedeutungsbestimmuug  von  orsss  a.  später. 


Distributives  -täm  im  Hebräischen.  125 


er  gab  es  Josua  zum  Erbe  an  Israel  einteilungsgemäß  (nicht  an 
ihre,  der  Stämme  Teile,  was  übrigens  nn^hnth  heißen  müßte,  s.  so- 
fort) für  ihre  (Israels)  Stämme'.  Dasselbe  sagt  klarer  Jos.  12,  7: 
DrpbnoD  Twy^  bvr\xr  "'tas©'?  Püirr  nsn^  ,Und  daß  Josua  den  Stämmen  Is- 
raels gab  zum  Erbe  einteilungsgemäß',  ferner  Jos.  18,  10:  \hm 
onpSnas  bxnw  ^yzb  pnxn  nx  jMn.T  cu  .Und  Josua  verteilte  dort  das  Land 
an  die  Kinder  Israels  [gerechter]  Einteilung  gemäß'.  Daß  nicht  die 
Einteilung  des  Volkes  gemeint  ist,  zeigt  das  substantivische  Adverb 
in  Ez.  48,  29 :  onp'^nö  nbxT  bx-iü-  -Eaüb  nbnrö  ib'sr  n^rx  pnKn  tkt  .Dies 
ist  das  Land,  das  ihr  als  Erbe  verteilen  sollt  den  Stämmen  Israels 
und  das  ist  die  Einteilung',  wo  nrip'rnö  auf  die  vorherbeschriebene 
Einteilung  des  Landes  sich  bezieht,  an  ein  Suffix  der  3.  P.  Plur. 
also  nicht  zu  denken  ist.  An  anderen  Stellen  ist  mp'^nö  hingegen 
wirklich  als  Plural  zu  fassen. 

Dnbns  scheint  für  rhni'aj  Thnx^  zu  stehen  in  Jos.  14,  1 — 2:  "18?k 
nthm  bnia  xbvrw  "»b  nioön  max  "vvm  p:  p  jT^rirrn  jnsn  -ffr*?«  nniK  i'rn? 
mrr  ms  -irxs  .Denen  ihr  Erbe  gaben  Eleasar,  der  Priester,  Josua, 
Sohn  Nuns,  und  die  Familienhäupter  der  Stämme  der  Kinder  Israels 
nach  dem  Los  zum  Erbteil  wie  Jhwh  es  befohlen  .  .  .*. 

Dn:iex  in  1  Chr.  9,  22 :  nn:öX3  n»r\r\  bxiöwi  n"!-!  nc  m:ir\  ,Sie  hat  ein- 
gesetzt David  und  der  Seher  Samuel  auf  Treu  und  Glauben',  vgl. 
Y.  26:  D'-orrn  msj  nwix  mx\  njiaxa  "3  ,Denn  auf  Treu  und  Glauben 
(beglaubigt)  waren  die  vier  Anführer  der  Torhüter'.  Dasselbe  2  Chr.  31, 
18:  BTJp  iirnpn'' Dnsiöxs  "'S  ,Denn  auf  Treu  und  Glauben  wurden  sie 
(die  Priester)  als  heilig  angesehen  (?)'. 

Dnpn  und  DBBjra  in  2  Kön.  17,  34:  n-nn^i  DtsBWöai  cnpna  wws  orxi 
"y^T  ""sn  nx  mn-'  ms  -ibtx  mxt:2i  ,Und  sie  (die  Samaritaner)  handeln  nicht 
nach  Gesetz  und  Recht  und  nach  der  Lehre  und  dem  Gebot 
(kollektiv),  das  Jhwh  den  Söhnen  Jakobs  anbefohlen  hat'.  Nach  dieser 
nicht  mißzuverstehenden  Stelle  muß  ceeror  auch  an  anderen  Stellen 
ebenso  gefaßt  werden  und  bedeutet  zuweilen  wie  das  bloße  esroa 
nur  ,wie  gewöhnlich',  so  1  Kön.  18,  28:  ctsawca  m:ri''i  ,ünd  sie 
machten  sich  Einschnitte  wie  gewöhnlich'.  Vgl.  noch  1  Chr.  24,  19: 
■  ■  nesüöa  mrr  n-sb  xi2b  urravh  DnpE  nbx  ,Das  sind  die  einzelnen 
Abteilungen  für  die  verschiedenen  Arbeiten  in  den  Tempel  Jhwhs 
zu  kommen  nach  Vorschrift  .  .  .'.    Diese  Stelle  führt  uns  auf  das 


126  V.  Die  Akkusativenddng  als  Distributivausdruck. 


distributive  ornps  und  omsy  in  V.  3:  ibö-'nxi  iir'^K  ""sa  p  pnjti  tti  üpbn^'i 
amara  orr^psb  "lön"-«  "33  jö  ,Und  es  teilte  sie  David  sowie  §adoq  von 
den  Söhnen  Eleasars  und  Achimelech  von  den  Söhnen  Itamars  in 
einzelne  Abteilungen  (vgl.  23,  11:  nnK  mpsh  3K  n"'3'?  r.Ti  „sie 
bildeten  ein  Vaterhaus,  eine  Abteilung")  für  die  einzelnen  Ar- 
beiten'. DmpB  und  omsy,  die  der  Form  nach  nicht  Plurale  sein 
können,  haben  hier  nahezu  die  Bedeutung  des  Plurals,  wie  mätitan 
und  mitütan  im  Assyrischen.  Noch  deutlicher  ist  dies  in  an'^i  Nah. 
3,  3 :  Dn'iJa  iSra"»  n^^h  natp  pNi  .zahllos  sind  die  Leichen,  man  strauchelt 
über  die  (einzelnen)  Leichen*.  1  Chr.  24,  3  zeigt,  daß  auch  in  V.  19 
nmarb  on'npB  nbx  trotz  der  Form  nicht  , diese  sind  ihre  Anordnung 
für  ihre  Arbeit',  sondern  gleich  einem  distributiven  Plural  zu  über- 
setzen ist:  , diese  sind  die  Abteilungen  für  die  (einzelnen)  Arbeiten', 
was  ja  schon  aus  dem  PL  rhu  hervorgeht,  und  das  gleiche  mag  an 
vielen  anderen  Stellen  der  Fall  sein,  wo  die  Sprache  selbst  die 
Endung  vom  Pron.  Suff,  nicht  mehr  auseinandergehalten  hat,  wie 
vielleicht  2  Chr.  31,  16:  arrTnpbnM  cnnaröD  Dmiar"?  lövn  üv  -imb,  was 
V.  17  noch  weiter  zu  DnTnp'rnöa  arfnnöträa  verschoben  erscheint; 
1  Chr.  6,  39 :  -nnpn  nnetrab  pnx  "i^h  abisaa  nni-i^ab  nnnDia  nbsi  ,Und 
das  sind  die  einzelnen  Wohnsitze  nach  den  einzelnen  Zeltlagern  und 
Grenzen  der  Söhne  Arons  aus  der  Familie  Qehath' ;  Ex.  1,  11:  lö'^ipii 
on'raDa  insy  |j>öS  d''Dö  ntt?  vhs  ,Sie  stellten  über  ihn  (d.  h.  über  Israel) 
Steueraufseher,  um  ihn  zu  quälen  mit  verschiedener  Fronarbeit'^ 
etc.  und  für  ompB  noch  2  Chr.  17, 14:  ...  nm.T'?  anTnax  rr^ab  ampa  nbxi 
,Und  das  sind  die  einzelnen  Abteilungen  nach  den  (nicht  ,ihren', 
anTiiaK  steht  für  anas)  Vaterhäusern  von  Juda  .  .  .*. 

Endlich  erscheinen  einzelne  dieser  Adverbia  auf  -täm  wie  die 
bereits  behandelten  auf  a(j)im  auslautenden  Beispiele  aTimb,  aTistra 
etc.  substantiviert.  So  sind  wohl  zu  verstehen  Hi.  24,  11:  ariTir  pa 
isan  ia"i"i  a^ap"'  n\-iS''  »zwischen  den  Reihen  (das  Suffix  ist  also  nicht 
mit  DuHM  z.  St.  zu  streichen)  keltern  (??)  sie  Ol,  keltern  Wein 
und  dürsten  doch';  Ps.  109,  28:  anwa  b''j?aa  lan  na-'ba 'satt' iz'ab''  ,es 
kleiden  sich  meine  Gegner  in  Schmach,  hüllen  sich  in  Schande 
wie  in  ein  Gewand';   Am.  6,  4:  antt^ir  bp  a-'niai  ]V  maö  bs  a''aatrn  ,die 


^  Ex.  2,11;  5,4  ist  das  Suffix  dagegen  berechtigt. 


Distributives  -täm  im  Hebräischen.  127 


liegen  auf  elfenbeinernen  Sophas,  hingestreckt  auf  Betten',  vielleicht 
auch  Deut,  32,  29 :  cnnnKb  iin'  nKi  i'p'rer'  lasn  ^b  ,Wären  sie  klug,  so 
verstünden  sie  dies  und  begriffen  das  Ende  (nur  soviel  wie:  die 
Sache  !^)*  und  andere  Stellen,  tto  aber  auch  die  Auffassung  als  ur- 
sprüngliches Pron.  Suff,  nicht  von  der  Hand  gewiesen  werden  kann. 

*  Hebr.  cn'-r>6  ps  mag  wie  das  analoge  babyl.  warkatam  partuu  ursprüng- 
lich bedeutet  haben  ,die  Zukunft  (durch  Orakel)  erforschen  (entscheiden)*.  Beide 
Phrasen  erscheinen  aber  später  zu  ,die  Sache  verstehen  (entscheiden)'  verall- 
gemeinert. 


128  VI.  Das  vhrallgemeinernde  postpositive  -ua. 


VI.  Das  Terallgemeinernde  postpositive  -ma. 

Wie  im  Babylonischen  erscheinen  in  distributiver  Bedeutung 
auch  im  Hebräischen  meist  Femininformen,  zu  welchen  endlich  wie 
ass.  kuUatan  ,alle'  auch  hebr.  kallötam  , gänzlich'  gerechnet  werden 
kann,  wovon  oben  S.  81  die  Rede  war.  Seltener  sind  maskuline 
Formen.  Doch  ist  hieher  zunächst  das  S.  85  besprochene  ühni  nn  njiDpö 
zu  stellen,  das  genauer  ,alle  klein  und  groß*  ausdrückt.  Wie  kullatan 
neben  ombs,  steht  auch  neben  ass.  kaläma  ein  d'?2,  dessen  Endung 
zumindest  in  ch'D  D-'iay  irat?  , höret  ihr  Völker  alle!'  1  Kön.  22,  28 
nicht  die  der  3.  Fers.  PL  sein  kann.  Ob  dies  sonst  der  Fall  ist,  soll 
später  untersucht  werden.  Auch  in  dem  oben  S.  76  besprochenen 
DWö  ir''n''  ,er  läßt  uns  für  alle  Tage  leben*  kann  die  Endung  nicht 
anders  beurteilt  werden  als  in  Dmi  däratam,  däräm  ,für  alle  Ge- 
schlechter*, ass.  istenan,  arsihjiadan,  soq.  täden  ,jeder  eine',  nTiysr  ,alle 
sieben*  etc.  Vielleicht  erklärt  dies  auch  dasselbe  Wort  in  ö"'öra  dv  nöi 
,und  was  (unterscheidet)  diesen  Tag  (den  Sabbat)  vor  jedem  anderen 
Tage'  b.  Talm.  Sanhedrin  65  b  Mitte  u.  ö.,  wofür  die  traditionelle  Aus- 
sprache mijjömajim  [nicht  etwa  aram.  mijjöm.im(n)']  lautet. 

Da  die  hebräische  Femininendung  wie  das  maskuline  Nomen 
ohne  vokalische  Kasusendung  bleiben,  bieten  sich  dem  Antritt  der 
distributiven  Endung  am  nirgends  Schwierigkeiten.  Anders  ist  es 
im  Babylonischen.  Denn  es  ist  klar,  daß  die  ursprüngliche  Adverbial- 
endung, nachdem  sie  Multiplikativ-  und  Distributivausdruck  geworden 
ist,  keine  Kasusbeziehung  mehr  bezeichnet,  sondern  vielmehr  einen 
unbestimmten  Zahlausdruck  darstellt:  ,jeder  einzelne,  alle',  der  auch 
beim  Nominativ  und  Genetiv  stehen  kann.  In  einer  Sprache,  die  wie 
das  Babylonische  die  Kasus  beziehungen  durch  die  Endungen  ufm), 
i(m),  a(m)  ausdrückt,  wird  die  Distributivendung  am,  an]  tarn,  tan 
und  ebenso  auch  die  gleichlautende  Stoffnamenendung  an  den  Wort- 
stamm nicht  unmittelbar  antreten  können.  Während  also  in  arOK  n"'2, 
genau:  ,je  ein  Haus  des  Vaters',  die  Endung  ohne  weiteres  an  den 
an  letzter  Stelle  stehenden  endungslosen  Genetiv  antreten  kann,  ist 
dies  in  babylonischen  Nominativen   und  Genetiven  siqlu-a-an,  siqli- 


Die  Loslösünq  d.  Endung  (ta-)A-an  als  veeallg.  Postposition.    129 

a-an,  wie  nach  den  Stoffnamen  dannu-a-an,  senvra-an  etc.  nicht  mög- 
lich. Dazu  kommt,  daß  im  Hebräischen  die  distributive  Endung, 
abgesehen  von  den  Zahlwörtern  DTPa»  etc.,  deren  Numerus  durch 
den  Wortstamm  bereits  bestimmt  ist,  nur  für  je  eins  (je  ein  Vater- 
haus, für  jeden  einzelnen  Kopf),  also  nur  beim  Singular  steht, 
während  im  Babylonischen  die  Analogie  besonders  an  Maßangaben 
weiter  auch  auf  je  2,  3,  4  etc.  Maße  sich  ausgedehnt  hat,  wo  die 
Endung  dann  nach  der  Pluralendung  zu  stehen  kommt,  wie  in 
10  iiqle-a-an  ,je  10  Sekel',  sun-nu  u-ba-ni-e-a-an  ,je  ein  Paar  (=  zwei) 
Finger*  und  den  Stoffnamen  qi-me-a-an  ,an  Mehl',  sipäte  '^"-a-an  ,an 
Wolle*  etc.  In  solchen  Fällen  wurde  -a-an  zwar  enklitisch  mit  dem 
voraufgehenden  Wort  zusammen  gesprochen,  wie  der  oben  betonte 
Umstand  beweist,  daß  es  in  überaus  zahlreichen  Fällen  mit  dem 
Stoffnamen  am  Ende,  niemals  aber  am  Anfang-  einer  Zeile  steht; 
jedoch  konnte  es  nach  der  Kasus-  und  Pluralendung  nicht  mehr 
selbst  als  Kasusendung  empfunden  werden,  sondern  nur  als  eigene 
Postposition  1.  an  Stoffnamen  im  Sinne  des  deutschen  Beziehungs- 
wortes ,an',  2.  nach  Zahl-  und  Maßangaben  als  nachgestellte  distri- 
butive (,je,  einzeln')  und  verallgemeinernde  (,alle')  Partikel  am,  an'^ 
tarn,  tan  im  Assyrischen,  die  selbst  substantiviert  erscheint  im  Kod. 
Hamm.  XXI  r,  86:  ta-a-na  seim  sa  im-ri-rtc  (81)  i-ri-ah  ,das  je( weilige) 
(=  den  jeweiligen  Betrag)  des  Getreides,  das  er  .  .  .  hat,  soll  er 
ersetzen'.  Die  volksetymologische  Sprachbildimg  ist  dabei  denselben 
Weg  gegangen  wie  die  .Erklärung*  der  Assyriologen,  die  früher 
istenata-a-an  satäri  ilqü  übersetzten  , jeder  nahm  ein  Exemplar  des 
Kontraktes',^  indem  sie  in  ta-a-an  ein  Substantiv  für  ,Exemplar*, 
bezw.  in  (mana) ta-a-an,  (kaspa)-a-an  für  ,Betrag'  sahen;  vgl.  Moss- 
Aenolt  124  a. 

Die  folgerichtige  Ausbreitung   der  Analogie  der   distributiven 
Endung  auf  Fälle,   wo  am  Wortende    kein  Platz   für   sie   war,   hat 


*  Dagegen  ist  für  ^/^  mane  ta-a-an  hi-im-fa-tu-iu-nu  CT  II  22  (Schorr,  Ur- 
kanden  Nr.  282),  4 — 5  einfach  zu  lesen  ^/s  ma-na-ta^a-an  je  ^/g  Mine  ist  .  .  .'  So 
richtig  Kohler-Ungkad,  Hamm.  Gesetz  UI  47.  Der  Irrtum  ist  der  gleiche  wie  bei 
der  im  Text  besprochenen  Deutung  von  iitena-ta-a-an.  Nur  für  den  jeweiligen 
Betrag  in  der  allgemeinen  Gesetzesbestimmung,  nicht  für  den  genannten  Betrag 
in  der  Urkunde  könnte  ta-a-na  ,das  jeweilige'  stehen. 

Torcxyner,  Die  Entstehung  des  semitischen  Sprachtypvs.  9 


130  VI.  Das  verallgemeinernde  postpositive  -ma. 

also  zu  ihrer  Lostrennung  als  einer  selbständigen  Partikel  geführt. 
Eine  ähnliche  Lostrennung  hat  man  bereits  auch  an  der  hebräischen 
Aufforderungspartikel  nd  nach  dem  Verbum  erkannt,  die  sich  aus 
der  Endung  des  (arab.)  Energetikus  jaqtulanna  entwickelt  hat.  Von 
dieser  Form  des  Energetikus,  die  im  Assyrischen  ikSudamma  lautet, 
hat  sich,  wie  ich  WZKM  1914,  439  ff.  gezeigt  habe,  auch  die  Par- 
tikel ma  losgelöst,  die  im  Assyrischen  konjunktionelle  Funktionen 
vertritt  und  von  welcher  auch  im  weiteren  noch  die  Rede  sein  wird. 
Demselben  Vorgang  werden  wir  auch  sonst  noch  des  öfteren  be- 
gegnen. 

Diese  ganze  Auffassung  der  distributiven  und  verallgemeinern- 
den Endung  wird  nun  auf  das  glücklichste  vom  Südarabischen 
aus  bestätigt.  Schon  oben  S.  116  sind  die  verallgemeinernden  Zahl- 
wortformen arab.  kull  hadan,  soqotri  kal  täden  erwähnt  worden.  Im 
Soqotri  ist  diese  Funktion  der  Endung  nun  nicht  auf  das  Zahhvort 
beschränkt,  wie  die  von  Bittner  zusammengestellten  Belege:  käll 
Hrömen  ,jeder  Baum',  kall  '^aigehen  , jeder  Mann',  koll  Meten  .jede 
Nacht',  koll  köthen  ,jede  Burg'  bei  Rhodokanakis,  Studien  zur  Lexi- 
kographie und  Grammatik  des  Altsüdarabischen  I  35  zeigen,  in  deren 
Endung  Bittner  mit  richtigem  Blick  die  Nunation  erkannt  hat.  Mit 
diesen  Soqotriformen  vergleicht  nun  Rhodokanakis  a.  a.  0.  minäisclie 
Distributivausdrücke  wie  1 3n  I  ö''Dp  ,jeglichen  Besitz',  worin  das  Distri- 
butivelement jn  vom  Nomen  getrennt  ist,  während  es  in  jü'xs  ,was 
immer'  Gl.  299,  7  noch  mit  dem  Pronomen  als  ein  Wort  empfunden 
wurde.  Dieses  minäische  distributive  jn  ist  aber  ganz  un- 
zweifelhaft dasselbe  wie  das  babylonische  postponierte 
Distributivelement  -a-an\  l  jn  1  »"Jp  ,jeglicher  Besitz'  bildet  in 
Form  und  Bedeutung  eine  ganz  genaue  Parallele  zu  ass.  iUen-a-an 
jjeder  eine',  arha-a-an  ,jeden  Monat'  etc.! 

In  Bezug  auf  die  Bedeutung  haben  wir  an  den  in  dem  letzten 
Abschnitte  behandelten  Formen  eine  ganz  eigenartige  Wandlung  fest- 
stellen können.  Der  ursprüngliche  Ausdruck  einer  adverbiellen  Ka- 
susbeziehung -an  verändert  seinen  Inhalt  zunächst  so  weit,  daß  er 
neben  dieser  adVerbiellen  Beziehung  in  Formen  wie  kullatan,  AJ-iA. 
, insgesamt',   arha-a-an  ,monatlich',   ^UU.ts>^  , fünfmal',  sibitan  .sieben- 


Die  Entstehung  des  verallgemeinernden  -ma  am  Adverb.      131 

mal,  zu  je  sieben'  auch  distributiven  und  verallgemeinernden  Sinn 
hat,  bis  endlich  das  Adverb  sibitan  als  ,je  sieben',  hadan  als  ,jeder 
eine',  kullatan,  kaläma  , insgesamt'  als  ,alle'  etc.  substantivische 
Funktion  annehmen,  sodaß,  da  die  adverbielle  Bedeutung  bei  der 
Substantivierung  verloren  ging,  am,  an^  ama,  bezw.  tarn,  tan,  tama 
nunmehr  ausschließlich  als  Zahlausdruck  erscheinen  müssen,  als 
nachgestellte  distributive  oder  verallgemeinernde  Par- 
tikel ama,  tama,  bezw.  ohne  Kasusendung  als  das  verallge- 
meinernde ma  im  Assyrischen  und  —  im  Arabischen! 

Das  indefinite  und  verallgemeinernde  nachgestellte  -ma  ist  also 
in  der  Tat  mit  m,  n  der  Akkusativendung,  mithin  der  Nunation  und 
Mimation  überhaupt  identisch.  Zur  Erklärung  des  Tanwins  aber 
kann  es  nichts  beitragen,  da  es  jünger  als  dieser  und  aus  ihm  erst 
hervorgegangen  ist.  Da  es  in  der  Form  des  Akkusativs:  am(ma), 
nicht  umma  oder  imma  der  anderen  Kasus,  also  im  Adverbium  ent- 
standen ist,  kann  es,  wie  oben  S.  7  gezeigt  worden  ist,  nicht  ur- 
sprünglich ein  Zahlausdruck  sein,  sondern  nur  die  Bezeichnung  der 
adverbiellen  Beziehung.  Was  soll  ein  Zahlausdruck  an  Adverbien 
wie  panama  , früher',  warkitama  ,rückwärts',  e§sitama  ,aufs  neue', 
Dsx,  D-BK  ,auch',  ans  ,aber'  etc.?  Erst  bei  der  Substantivierung 
der  Adverbia  trat  als  Bedeutung  des  ma  die  Bezeichnung  der  Ver- 
allgemeinerung hervor,  die  sich  an  einzelnen  Adverbialformen  ver- 
möge ihrer  Eigenbedeutung  entwickelt  hatte.  Dazu,  wie  dies 
selbst  geschehen  konnte,  vgl.  vorläufig  unten  S.  134.  Daß  es  geschehen 
konnte,  bezeugt  der  Umstand,  daß  nicht  nur  an  dem  in  seiner  Zu- 
sammensetzung nicht  ohne  weiteres  durchsichtigen  und  darum  eher 
Umdeutungen  ausgesetzten  adverbiellen  Kasus,  sondern  auch  an  der 
unmißverständlichen  Präpositionalverbindung  derselbe  Übergang  ge- 
wöhnlich ist.^  So  kann  wie  in  den  schon  oben  S.  97  besprochenen 
indogermanischen  Beispielen  deutsch  ,zu  zweit,  zu  dritt',  franz.  ,en 
deux,  en  quatre'  statt  ,je  (immer,  jedesmal)  zwei,  drei'  etc.  ,zu  Hun- 


*  Es  ist  mir  nicht  bekannt,  ob  die  Schwierigkeit  dieses  Überganges  bereits 
erkannt  worden  ist.  Brugmann,  Die  distr.  und  koll.  Numeralia  der  indg.  Sprachen 
12  sagt  wenig  klar:  ,Der  Begriff  der  Wiederholung,  des  Jedesmaligen,  ist  in  diesem 
Fall  immer  erst  durch  den  Zusammenhang  erzeugt  und  erst  allmählich  enger  an 
die  Präposition  geknüpft  worden.' 

9* 


132  VI.   Das   VERALLaBMEINERNDB    POSTPOSITIVE    -MA. 

derten'  ==  , jedesmal  100',  ebenso  auch  in  den  semitischen  Sprachen 
statt  der  Kasusendung  die  Präposition  stehen  wie  in  ass.  adi  H-na 
,(zu)  je  zweien'  etc.,  pa-nim  se-lal-ti-§u-nu  ,zu  drei  und  drei'  Lang- 
DON,  Königsinschr.  74,  4;  104,  42;  178,  42,  hebr.  civ^  ,zu  je  zweien'* 
und  üTitra  »zweimal'  (Hi,  33,  14)  wie  nn«n  ,einmal';  nntt'j?'?  ,zu  je 
zehn*,  japöb  ,alle  kleinen'  =  DJiapö  (s.  obea),  nbsb  ==  omba  ,alle' 
(s.  S.  82)  etc. 

Daß  das  verallgemeinernde  nachgestellte  m(ä),  n  in  der  Form 
des  Akkusativs  am  Adverb  entstanden  ist,  ist  jedoch  bisher  eigent- 
lich nur  für  die  Form  an,  am,  a,  tarn,  tan,  ta  im  Assyrischen;  am 
(obs),  täm  (arh'D),  a(j)im,  ta(j)im  im  Hebräischen;  an,  tan  (hada(n), 
saVatan)  im  Arabischen;  3n  im  Südarabischen  und  nur  für  die  Be- 
deutung , jeder,  je  ein'  strikt  erwiesen  worden;  und  obgleich  nach 
dem  bisher  Ausgeführten  ein  Zweifel  an  der  Zusammengehörigkeit 
dieser  Formen  mit  der  Endung  am(m)a  der  oben  besprochenen  Ad- 
verbia  wie  panama  =  pana(m)-  icarkama  =  warka(m)]  kaianamma 
=  kaiana(m)',  kiammä(m)  =  kiam  etc.  nicht  mehr  bestehen  kann, 
soll  auch  speziell  für  das  indefinite  mä  der  Nachweis  gleichen  Ur- 
sprungs erbracht  werden. 

Im  Westsemitischen  wie  im  Assyrischen  wird  das  nachgestellte 
mä  weit  häufiger  nach  Adverbien  angetroffen  als  in  der  Bedeutung 
,irgendein'  nach  Substantiven,  was  dafür  spricht,  daß  es  im  Adverb 
zu  Hause  ist.  Entsprechend  dem  Charakter  des  Adverbs  als  einer 
unveränderlichen  Bezeichnung  eines  einzigen  Merkmals  ohne  alle 
Rücksicht  auf  jene  Beziehungen,  die  durch  die  Flexion  an  Nomen 
und  Verbum  ausgedrückt  werden  können,  muß  da  das  nachgestellte 
mä  völlig  bedeutungslos  sein,  da  neben  der  Wortbedeutung  für  eine 
andere  am  Adverb  kein  Platz  ist.  Dies  gilt  nicht  nur  von  den  ge- 
nannten Beispielen  aus  dem  Assyrischen:  warka  =  warkama  ,hinten', 
pana  =  panama  ,vorn',  kia(m)  =  kiam(m)a  ,so',  kaiana  =  kai- 
anamma ,immer';  fem.  warkitama  ,hinten',  ka§ätamma  , abend',  sa- 
nitamma  =  sanitam  , ferner',  sondern  nicht  minder  von  arab.  U^i 
,nur',  U^  ,wie'  etc. ;  negativ,  wie  ass.  la  batäla  etc. :  arab.  U4^  ^  ,mcht 
gleich'  =  ,besonders',    ^p  ^    ,nicht   zuletzt'  Q\sß    »nachlassen')  = 

1  So  zu  fassen  ist  Num.  13,  23:  D';r2  nss  insri  ,man  trug  es  auf  Standen  zu 
je  ssweien'. 


Die  urspr.  Bedeutungslosigkeit  d.  Endung  (ajsia  am  Adverb.     133 

,besonders*  etc.,  syr.  ]^^  =  hebr.  -ty  ,bis*  usw.  Freilich  ist  eine 
Verstärkung  der  Wortbedeutung  in  manchen  dieser  Beispiele  deut- 
lich fühlbar,  doch  kann  es  besonders  im  Hinblick  auf  die  assyrischen 
Adverbia,  wo  zwischen  pana  und  pana-ma  etc.  auch  die  Form 
panam  oft  zu  belegen  ist,  nicht  zweifelhaft  sein,  daß  hier  nicht  ein 
verstärkendes  ma  angesetzt  wird,  sondern  daß  die  die  Bedeutung 
verstärkende  nachdrücklichere  Betonung  ans  panam  :  panäma,  aus 
kaianam  :  kaianamma,  aus  kiam  :  kiamma  macht.^  Dies  voraus- 
geschickt, wird  auch  klar  sein,  daß  auch  in  den  arabischen  Adver- 
bien Li  \^^  ,häufig',  U|J  jvielleicht',  Ul»  ,selten',  U^JÜ>  ,lange'  etc. 
mä  keine  selbständige  indefinite  Partikel  darstellt.  Auch  hier  liegt 
die  unbestimmte  Bedeutung  im  Wortbegriff  und  wird  nur  da- 
durch verstärkt,  daß  man  die  vollere  Form  auf  ama  statt  jener  auf 
am,  an  verwendet.  Ja  selbst  an  den  indirekten  Fragepronominibus, 
wo  mä  deutlich  zum  Ausdruck  der  Verallgemeinerung  steht,  wie 
arab.  U-ol  ^wo  (immer)',  UU:-t  ,wann  (immer)'  =  sab.  KO^na,  *  U-»^ 
,wie  immer'  etc.,  worin  mä  auch  als  eigene,  die  indirekte  Frage  ein- 
leitende Partikel  gedeutet  werden  könnte,^  ist  mä  nicht  von  vorn- 
herein indefinite  Postposition.  Denn  dies  wäre  nur  dann  möglich, 
wenn  mä  erst  in  indirekter  Frage  an  das  Pronomen  getreten  wäre. 
Nun  zeigen  aber  arab.  U4-*  auch  direkt:  ,was  denn?',  U^\  auch: 
,wer  denn?'  =  hebr.  nö'K  ,was  denn?,  wie  denn?'*  =  ass.  aiam(ma),^ 
aiumma  ,wer  denn?',^  ass.  minam(ma),  soq.  inem,  inhem  ,wie?,  was?', 
(adi)  mätam  ,(bis)  wann*,  welch  letzterem  genau  mehri  rniten,  vulgär. 
(e)mtän  ,waim?*  entsprechen,  ja  selbst  mehri  hSsen,  vulgär,  esen  etc., 


^  Ebenso  ist  natürlich  das  sogenannte  hervorhebende  assyrische  ma  am 
Nomen  zu  verstehen.  Ähnlich  steht  auch  im  Arabischen  auch  nach  dem  Nomen 
mä  hie  und  da  ohne  Eigenbedeutung  nur  zur  Hervorhebung. 

»  Vgl.  D.  H.  McLLKB,  WZKM  H  10;  Barth,  Pronomen  171. 

»  S.  aber  unten  S.  157. 

*  In  Jes.  33,  18  •  •  •  icc  rrx  m-n  r\sr  -[s^n  ,und  dein  Herz  wird  sprechen:  wie 
denn?  wo  ist  der  Schreiber?*.  Vgl.  ZDMG  LXVI  391. 

*  So  z.  B.  a-a-ia-am  a-ha-ki  te-ri-a-at  CT  XV  PI.  6  Z.  9  u.  vgl.  P.  Dhorme,  RA 
VH  20  oben;  F.  A.  Vahdkrbckgh,  JAOS  XXH  (1912)  31.  Vgl.  Z.  5,  cf.  Mcss-Arsolt 
3  a;  Hdtkk,  Boundary  Stone  250. 

*  Vgl.  Mab<;ais,  Le  dialecte  Arabe  des  Uläd  Brähim  de  Saida  160;  Babth, 
Pronomen  170.  S.  zu  hesen  und  -j_-io  sofort  unten  S.  137. 


134  VI.  Das  verallgemeinernde  postpositive  -ma. 

dessen  Endung  nun  näher  als  mit  der  von  maghrel).  wäsemmä  iden- 
tisch bestimmt  wird,  daß  auch  hier  der  Auslaut  auf  m(a)  schon  in 
der  direkten  Frage  vorhanden  war.  Wird  aber  der  direkte  Frage- 
satz zu  einem  indirekten,  so  muß  das  Fragepronomen  seiner  Natur 
nach  zum  Ausdruck  der  Unbestimmtheit  werden.  Kann  ich  einen 
Begriff  nicht  anders  bezeichnen  als  durch  eine  Frage  (z.  B.  ,wer  oder 
was  es  ist'),  so  ist  er  eben  unbestimmt.  Soll  ich  trotz  dieser  seiner 
Unbestimmtheit  über  ihn  etwas  aussagen,  so  muß  ich  alle  denkbaren 
Möglichkeiten  in  mein  Urteil  einschließen  (z.  B. :  ,wer  es  ist',  d.  h. 
,ob  nun  X,  Y  oder  Z'),  d.  h.  der  unbestimmte  Ausdruck  durch  die  in- 
direkte Frage  ist  seinem  Wesen  nach  stets  ein  verallgemeinernder. 
Jedes  indirekte  Fragepronomen  ist  also  gleichfalls  seinem  Wesen 
nach  ein  verallgemeinerndes.  Und  wird,  um  die  ihm  inne- 
wohnende Bedeutung  zu  verstärken,  was  eben  darum,  weil  diese 
verallgemeinernd  ist,  sehr  häufig  geschieht,  eine  stärker  betonte  und 
darum  vollere  Form  verwendet  als  meist  in  direkter  Frage,  so  ent- 
steht der  Schein,  als  wäre  dieses  Plus  gegenüber  dem  direkten 
Fragewort  —  hier  (a)ma,  ma  —  ein  eigener  Ausdruck  der  Ver- 
allgemeinerung, der  durch  , falsche'  Analogie  auch  auf  andere  Formen 
übertragen  werden  kann.  Eine  solche  Übertragung  geschieht  natür- 
lich zum  Zwecke  der  Bezeichnung  der  Verallgemeinerung  und  da- 
rum schon  mit  dem  ausgeprägten  Bewußtsein  einer  solchen  Bedeutung 
des  mä.  Darum,  weil  nur  bei  diesem  Bewußtsein  die  Übertragung 
verständlich  ist,  sind  just  jene  der  lebenden  Sprache  durchsichtigsten 
Fälle,  wo  die  verallgemeinernde  Bedeutung  am  ausgeprägtesten  er- 
scheint, die  jüngsten  und  es  ist  verständlich,  wenn  die  die  Sprache 
rein  formalistisch  beurteilenden  arabischen  Nationalgrammatiker  solche 
Fälle  zum  Ausgangspunkt  ihrer  Beurteilung  des  mä  wählten,  wonach 
dieses  gerade  in  den  meisten  und  gemeinsemitisch  belegbaren  Bei- 
spielen als  , schon  in  ursemitischer  Zeit  völlig  verblaßt'^  er- 
scheinen mußte.  Dagegen  muß  es  befremden,  daß  moderne  sprach- 
wissenschaftlich geschulte  Forscher  sich  ihnen  kritiklos  anschließen 
konnten  und  dabei  im  Irrtum  noch  viel  weiter  gegangen  sind.  So 
haben  sie  es  fertig  gebracht,  das  verallgemeinernde  -mä  an  Adverbien 


^  Barth,.  Pronomen  173;  s.  auch  daselbst  S.  174. 


Übertragung  indefiniter  Wortbedeutung  auf  d.  Endung  (ä)ma.  135 

und  Partikeln  für  ,nur,  aber,  so,  vor(n),  hinten,  auf,  in'  etc.  etc.  ,in 
verblaßter  Bedeutung*  zu  konstatieren.  Aus  diesem  verallgemeinernden 
m(ä)  soll  ein  unbestimmter  Artikel  (die  Mimation)  sich  heraus- 
gebildet haben,  der  jedem  Nomen  angehängt  wurde,  nur  um  aus- 
zudrücken, daß  außer  der  Wortbedeutung  eine  andere  nähere  Be- 
stimmung nicht  ausgedrückt  sein  soll.  Daneben  soll  es  aber  auch 
ein  determinierendes  m  (bezw.  n)  gegeben  haben,  das  gerade  im 
Gegenteil  zum  Ausdruck  der  Bestimmtheit  an  das  Nomen  trat;  beide 
m  treten  aber  auch  an  das  Adverb,  also  an  eine  Wortart,  an  welcher 
weder  Bestimmtheit,  noch  Unbestimmtheit  irgendwelcher  Art  neben 
der  Adverbbedeutung  denkbar  sind.^  Die  Absurdität  dieser  Methode, 
die  Wörter  in  ihre  lautlichen  Bestandteile  zu  atomisieren  und  jedem 
derselben  eine  im  Sprachbewußtsein  feststehende,  genau  umgrenzte 
Bedeutung  zuzusprechen  und  so  selbst  Bezeichnungen  unteilbarer 
Begriffe  wie  die  Partikeln  als  mechanische  Zusammensetzungen 
aus  einzelnen  Lautelementen  darzustellen,  ergibt  sich  schon  dem  ober- 
flächlichen Urteil  aus  der  Erwägung,  daß  auch  die  lebende  Sprache 
gleich  dem  forschenden  Grammatiker  die  einzelnen  in  verschiedener 
Bedeutung  verwendeten,  aber  gleichlautenden  Lautelemente  nicht 
anders  unterscheiden  konnte  als  auf  Grund  der  Bedeutung  jener 
Wortformen,  mit  denen  verbunden  sie  auftraten.  Etwas  tiefer 
gefaßt  bedeutet  dies,  daß  eine  Bedeutungsunterscheidung  ursprüng- 
lich gleichlautender  Elemente  sich  überhaupt  nur  erst  an  den  Ver- 
bindungen entwickeln  konnte,  in  denen  sie  auftritt,  daß  es  also  ur- 
sprünglich weder  ein  demonstratives,  noch  ein  indefinites  m  (n)  ge- 
geben hat,  beide  Bedeutungen  sich  vielmehr  an  verschiedenartigen 
Beispielen  in  Abhängigkeit  von  der  Wortbedeutung  verschieden- 
artig entwickelt  haben.  Daraus  ergibt  sich  aber,  daß  eine  Methode 
der  Sprachforschung,  welche  sich  bemüht,  den  jeweilig  verschiedenen 
Sinn  jedes  einzelnen  Buchstaben  im  Worte  genauestens  festzustellen, 
weit  entfernt,  dem  wirklichen  Verlauf  des  Sprachgeschehens  Rechnung 
zu  tragen,  die  Dinge  auf  den  Kopf  stellt,  da  sie,  der  Volksetymologie 


^  Selbstverständlich  gilt  das  gleiche  Urteil  auch  für  den  umgekehrten  Ver- 
such, die  unbestimmte  Bedeutung  des  ma  als  Abschwächung  aus  ursprünglich 
demonstrativem  Sinn  des  m(a)  abzuleiten. 


136  VI.  Das  verallgemeinernde  postpositive    ma. 

folgend,    nach   den   jüngsten   sprachlichen  Gebilden   deren   alte  Ur- 
bilder klassifiziert.^ 

Die  häufigste  Gruppe  der  verallgemeinernden  indirekten  Frage- 
sätze ist  jene,  deren  Prädikat  das  Verbum  ,sein  (esse)'  ist:  ,Wer 
(was,  wo,  wann,  wie  etc.)  es  ist'.  Solche  überaus  häufige  Sätzchen 
verlieren  oft  ihren  ursprünglichen  fragenden  Sinn  und  werden  zu 
Bezeichnungen  positiver  Begriffe,  die  aber  den  verallgemeinernden 
Sinn  des  früheren  Fragepronomens  behalten,  der  gerade  hier  um  so 
stärker  ausgeprägt  erscheint,  da  der  Fragesatz  hier  ein  Substantiv 
vertritt,  an  welchem  im  Gegensatz  zum  ursprünglichen  Adverb  ein 
Zahlausdruck  am  Platze  ist.  Der  Ausdruck  der  Verallgemeinerung 
muß  auch  in  der  Übersetzung  nicht  immer  durch:  ,irgendwer,  immer' 
wiedergegeben  werden.  Auch  hier  kann  der  substantivierte  Frage- 
satz dafür  stehen,  oder  aber  ein  abstraktes  Substantiv,  dessen 
Wortbedeutung  schon  die  Unbestimmtheit  mit  ausdrückt.  Da  auch 
im  Semitischen  das  Hilfszeitwort,  bezw.  dessen  Ersatz  leicht  weg- 
gelassen werden  kann,  entstehen  auf  diese  Weise  Substantiva  all- 
gemeiner Bedeutung  aus  dem  Interrogativadverb.  Vgl.  statt  mancher 
anderer  folgende  Beispiele  auf  am(ma) : 
a)  ,Wer  (es  ist),  irgendwer,  jeder,  man': 

•1.  ass.  manam('ma),  geschrieben  ma-na-ma,  ma-na-a-ma,  ma-nam- 
ma,  vgl.  die  Lexika  und  CT  XXVII  Kol.  VI  92;  Jensen,  KB  VIi  2,  7 
u.  ö.,  man-am-mu  B.  E.  IX  25,  5,  wohl  zu  unterscheiden  von  dem 
reduplizierten  manman,  mamman  mit  dem  es  kontaminiert  wird  zu 
ma-am-ma-na-ma  Hinke,  New  Boundary  Stone  285;  Steinmbtzer, 
Schenkungsurkunde  Kol.  V  48;  man-ma-ma-am-mu  Morgan,  II  5,  8. 
Dasselbe  Wort  ist  Tna  mdnem  , irgendeiner',  Amhar.  mänanem,  vgl. 
Barth,  Pronomen  171,  welche  Formen  nach  dem  Zeugnis  des  Assy- 
rischen älter  sind  als  Tigre  manmä,  das  erst  aus  manama  entstand. 

2.  U.^1  ,irgendeiner',  ass.  aiumma,  iaumma  vgl.  Müss-Arnolt, 
3  a  neben  iamä  , irgend  etwas',  ia-am-ma-a  , irgend  jemand'  CT  VI 
38  a,  22  vgl.  Landsberger,  ZDMG  LXIX,  IV  zu  Ungnad,  Briefe  129,  23. 


^  Von  den  hier  gestreiften  prinzipiellen  Fragen  wird  später  noch  mehrmals 
die  Rede  sein. 


Entstehung  indef.  Sobstantiva  aus  Fragewörtern  auf  (A}mä.    137 

b)  jTVas  (es  ist),  (irgend)  etwas',  Ding: 

1.  ass.  miam,  miamma,  mimma]  s.  dazu  oben.  Im  Hebräischen 
entspricht  sowohl  das  bloße  ne,  z.  B.  in  na  "bs  lap""  ,mag  über  mich 
kommen,  was  immer'  Hi.  13,  13,  als  das  aus  miäm(a),  miöm(a)  ent- 
standene* naiKö  (nb)  ,(nicht)  etwas  (nichts)'.  Vgl.  besonders  no-;«» '73 
2  Sa.  3,  35  mit  ass.  ka-li  mi-am  Amarna  109,  15.  2  Kön.  5,  20  Kt. 
noiö.  Dasselbe  Wort  in  der  Bedeutung  ,vielleicht*  ist  natürlich  targ. 
DJ«ö.  *    S.  zum  Bedeutungsübergang  oben  S.  48  zu  mindema. 

2.  Amhar.  minnim  , irgend  etwas'  vgl.  Praetortüs,  Amh.  Sprache 
§96;  GuiDi,  Grammatica  elementare  §12b;  Barth,  Pronomen  171  = 
phön.  a3ö  '?3i  , jedes  Ding'  ^  Tebnethinschr.  5 ;  identisch  mit  .ass.  mi- 
namma  etc.  ,was,  wie?',  das  aber  nicht  indefinit  gebraucht  wird. 

3.  Äth.  menta,  syr.  meddem  ,talm.  medde(j)  (""Ta),  westaram.  min- 
daatiij  mindama  , irgend  etwas,  Sache*  s.  oben  47.  Ass.  mindema 
wird  nicht  indefinit  gebraucht. 

4.  Arab.  sam(ma)  ,was?'  vorhegend  in  maghreb.  wäsemma  ,irgend 
etwas'  (s.  S.  134  oben),  wie  auch  esen  etc.,  mehri  heSen,  cy^*^  kull- 
san  =  sjr.  kul  meddem,  ass.  kali  miam,  hehr.  nöiKö  b'2.  Daß  San,  sen 
in  diesen  Verbindungen  die  nunierte  Form  eines  alten  Fragepro- 
nomens ,was?'  ist,  zeigt  modernostarab.  Sü,  iraqarab.  «t  ,was?',  das 
als  einfaches  Wort  (nicht  aus  >*  '^^  i^\  zusammengesetzt!)  der  Ver- 
doppelung esen,  es  zur  Seite  steht,  vgl.  ferner  sinhu  ,was?',  z.  B. 
sinhu  sibab  ,was  ist  der  Grund?,  warum?'  Weissbach,  Irakarab.  9, 11. 
Erst  aus  der  Bedeutung  ,irgend  etwas'  hat  sich  in  der  Aussprache 
§ai*^  das  Substantivum  f,^j^  .(irgendeine)  Sache'  entwickelt,  das  nun 
mit  vollständiger  Kasusflexion  versehen  wird.  Auf  die  Form  san 
(>  Mn)  des  Fragepronomens  dürfte  ähnlich  auch  das  Substantiv 
O^  ,Wesen,  Beschaffenheit  (einer  Sache)'  zurückgehen,  das  eigent- 


^  Also  nicht  aus  nei  ms. 

'  Beachte,  daß  ctn  zu  ass.  mi-am  sich  lautlich  etwa  verhält  wie  hebr.  };k  pausa : 
f'K  ,nicht',  zu  ass.  iänu  und  selbst  aiumma  und  iaumvia  innerhalb  des  Assyrischen 
selbst  und  s.  zum  Verhältnis  beider  Lautentwicklungen  unten  Kap.  XI. 

'  LiDZBABSKi,  Epigraphik  305  b  faßt  e:s  als  PI.  zu  aram.  x;8r  ,Gerät',  doch 
wird  an  der  Stelle  eher  ,irgend  etwas'  =:  kul  meddem  erwartet  als  ,alle  Gefäße'. 
S.  zu  «ixa  jGerät'  auch  noch  später. 

*  sen  :  iai  wie  mehri  miten  :  hebr.  mcUai  s.  oben  S.  9  f.  und  unten  Kap.  Xm. 


138  VI.  Das  verallgemeinernde  pobtpositivb  -ua. 

lieh  ,das  Was'  einer  Sache  bedeutete.    Zum  \  s.  Kap.  XL    Ähnliche 
Entwicklung  zeigt  das  etymologisch  nicht  damit  verwandte: 

5.  Ass.  la  (s.  oben  S.  39),  hebr.  t^,  Relativpartikel,  aber  ur- 
sprünglich eine  die  Frage  verstärkende  Partikel.  Erst  aus  der  in- 
direkten Frage  entwickelt  sich  a)  die  konjunktionelle  Bedeutung  ,ob, 
daß,  weil,  wenn'  etc.  des  hebr.  ^  und  seiner  Verbindungen  •  •  •  r  by 
,(auf  das  hin)  weil*,  ■■  -vs  nn«  ,(nach  dem)  wo'  etc.  etc.  (vgl,  lat. 
quid — quod  etc.),  ß)  das  relative  ,was',  das  im  Assyrischen  und  He- 
bräischen das  persönliche  ,welcher,  -e,  -es;  qui,  quae,  quod'  ersetzt.^ 
Nur  die  mit  Mimation  versehene  Form  von  ha  ist  hum  (aus  zu  som, 
getrübtem  harn)  und  suvima;  ersteres  wechselt  in  assu(m)  ,weil, 
wegen'  mit  asSa,  asSä  aus  ana  -f  sa  ^  =  tr  bV'  Ihm  entspricht  im 
Targumischen  und  Mischnischhebräischen  außer  er  hv  auch  Dir  by, 
ursprünglich:  , daraufhin,  weil',  dann:  , wegen' =  dem  häufigeren  n1;^ö 
,wegen'.  Reineres  Hebräisch  stellt  die  Form  atb  ,zum  Zwecke* 
(eigentlich  ,dazu,  was;  dazu,  daß' =  ß^b);  üt3  ,wie*  (eigentlich  =  sr? 
,wie'  als  Konjunktion)  dar.  Gleich  zu  beurteilen  ist  arab.  o*-^  cr*> 
^^L^  ^^  , wegen,  für',  das  ursprünglich  ebensowenig  ,vom  Wesen, 
auf  das  Wesen'  bedeuten  konnte,  wie  etwa  as§u(in)  =  assa  ==^bv  = 
ayff  b}j  =  üvb  ,auf  den  Namen'.  Daß  die  aus  der  indirekten  Frage- 
partikel entstandenen  Konjunktionen  assum,  dViT  bp,  Dtrb  ,weil'  etc. 
auch  oder  zum  Teil  sogar  ausschließlich  zu  Präpositionen  geworden 
sind,  wurde  dadurch  erleichtert,  daß  sum,  alt,  üp  später  nicht  mehr 
als  Fragepartikel,  sondern  als  Substantiv  empfunden  wurden.  Denn 
wie  arab.  '4^5-^  und  i^^  ist  auch  ass.  sümu,  hebr.  aiv,  aram,  msr,  köip, 
arab.  ^\,  ^,  äth.  fif^ :,  das  ja  nicht  nur  ,Namen',  die  ,Bezeichnung', 
sondern  auch  das  , Wesen'  einer  Sache  bedeutet,  eigentlich  das  ,Was' 
derselben,   also  das  substantivierte  Fragepronomen. ^    Jeden  Zweifel 


^  Aus  dieser  Deutung  ergeben  sich  natürlich  neue  Gesichtspunkte  für  die 
syntaktische  Beurteilung  des  semitischen  Relativsatzes,  auf  deren  Darlegung  ich 
hier  verzichten  muß. 

^  Gegen  die  oben  S.  26  angeführte  Deutung  aus  assufm)  sa. 

^  Danach  werden  die  verschiedenen  Bedeutungen  von  c»  etc.  neu  zu  unter- 
suchen sein.  Dabei  ist  besonders  zu  beachten,  daß,  wie  wir  später  auch  anderwärts 
beobachten  werden,  die  häufigste  spezielle  Bedeutung  ,Name*  die  Vorstellung  auch  in 
Verbindungen,  wo  av  ursprünglich  nicht  für  ,Name'  stand,  beinflußte  und  schon 
in  der  lebenden  Sprache  zu  Umdeutungen  führte,  woraus  sich  ein  guter  Teil  jener 


EnTSTEHDNQ  INDEF.  SuBSTANTIVA  ADS  FRAGEWÖRTERN  AUF  (A)UA.     139 

an  der  Richtigkeit  dieser  Deutung  dürfte  die  Verwendung  des  Wortes 
als  indefinites  Pronomen  in  neuhebräischen  Verbindungen  wie  isn  mw 
^irgendeine  Sache'  etc.  beheben.^  Auch  die  häufige  assyrische  Re- 
densart mimma  sumsu  für  ,alles  Mögliche'  kann  ursprünglich  nicht 
,alles  [was]  seinen  Namen  [hat]'  bedeutet  haben  (vgl.  Delitzsch, 
HWB  418  b),  sondern  ist  Jedes  etwas'  wie  neuhebr.  impö  ,was  es 
auch  ist',  aram.  m  h^  etc.  Wie  ass.  mimma  sumsu,  steht  in  den 
ältesten  jüdischen  Scheidebriefen  —  vgl.  schon  das  Formular  in  Hai. 
Gedolot  (ca.  750)  bei  Blau,  Jüdische  Ehescheidung  II  3  —  am  ba 
"b  iT'Kn  ,jedes  Etwas,  das  ich  habe'.  Bestätigt  wird  diese  Auffassung 
ferner  an  der  volleren  Form  von  sum,  die  im  Assyrischen  summa 
lautet.  Letzteres  (s.  oben  S.  39)  ist  zunächst  Fragepartikel,  die  auch 
in  indirekter  Frage  (und  Doppelfrage)  in  der  Bedeutung  ,ob'  (bezw. 
,ob  —  oder')  stand.  In  derselben  Bedeutung,  die  sich  analog  ja  auch 
bei  ass,  mindema  entwickelt,  steht  die  neuhebräische  Entsprechung 

dunkeln  Wendungen  erklären  dürfte,  worin  besonders  der  ,Name  Gottes*  in  der  Bibel 
auftritt.  So  mag  auch  biblisch  cvb  in  Verbindungen  wie  "  zvb  r»3  Tn:3h  ,ein  Haus 
zu  bauen  für  (den  Namen)  Gottes'  1  Kön.  5,  17.  19  etc.,  wie  ass.  assum  nur  , wegen, 
für'  bedeutet  haben  und  erst  unter  der  dominierenden  Analogie  von  cw*  ,Namen* 
zu  ,für  den  Namen  Gottes'  umgedeutet  worden  sein;  auch  "ipvz  ,für  dich  (sprechen) 
=  ass.  aShtmika  entspricht  nicht  einer  eigentlichen  Bedeutung  von  ,in  deinem 
Namen  sprechen',  welche  Redensart  auch  im  Deutschen  wohl  erst  aus  der  Bibel 
stammen  dürfte.  Ferner  dürfte  diese  Umdeutung,  wenn  Redensarten  wie  z.  B. 
"pp-rp  sab  Tr.~nr^b  eigentlich  , deine  Heiligkeit  zu  preisen'  bedeuteten,  auch  mit  zu 
der  Verehrung  beigetragen  haben,  die  später  der  Name  Gottes  genoß. 

^  Für  diesen  besonders  in  negativer  Wendung  "iT  z'v  j"k  ,es  gibt  gar  keine 
Sache'  etc.  im  mittelalterlichen  Hebräisch  sehr  häufigen  Gebrauch  von  ciw  bietet 
der  babylonische  Talmud  nur  folgenden  Beleg:  Nidda  43  b  Mitte:  „(es  heißt  in 
Tosefta  Kelim  I  Anfang):  .  .  .  ,denu  Samenfiuß  verunreinigt,  wie  wenig  auch  davon 
da  ist  («rnr  ^22),  was  beim  (unreinen)  Insekt  nicht  der  Fall  ist'.  Da  ist  doch  wohl 
(Verunreinigung  durch)  Berührung  (des  Samenflusses)  gemeint?  Nein  (nur  Ver- 
unreinigung) dessen,  der  (an  sich  selbst  Samenfluß)  bemerkt.  Nun  wird  der  Samen- 
fluß in  der  Tosefta  doch  mit  dem  Insekt  verglichen,  also  ist,  wie  dieses  durch 
Berührung  verunreinigt,  auch  durch  Berührung  verunreinigender  Samenfluß  ge- 
meint? Darauf  antwortet  Rab  Adda  bar  Ahaba:  ,Die  Tosefta  spricht  von  jeder 
beliebigen  (Verunreinigung  durch)  Insekten  und  jeder  beliebigen  (Verun- 
reinigung durch)  Samenfluß  ('J.^p  in;  m:»  cim  -^-p  f-re?  air?)' ".  In  der  Auffassung  der 
häufigen  Wendungen  wie  ri'ai  oira  13  r'  ,es  ist  darin  (etwas)  von  irgendwelchem 
Wucher',  aram.  «»'3  «ivh  svtn  .13  r'^  ,es  ist  darin  nichts  von  irgendwelcher  Ver- 
leumdung' macht  sich  die  in  der  vorigen  Anmerkung  besprochene  umdeutende 
Analogie  des  Substantives  er'  aram.  cur  insoferne  geltend,  als  man  allgemein 
weniger  genau  etwa  ,nichts  vom  Wesen  der  Verleumdung*  o.  ä.  übersetzt. 


140  VI.  Das  verallgemeinernde  postpositive  -ha. 

des  ass.  summa  :  mp,  z.  B.  nya  "itrn  abii?  TiniDr  h^yo^  köü  »verfinstert 
sich  mir,  weil  ich  gesündigt  habe,  etwa  die  Welt?'  b.  Talm.  'Aboda 
Zara  8  a;  in  Doppelfrage  mia'?  üb  NöriK  nns»  Xötr  ,hast  du  etwa  ver- 
gessen oder  etwa  gar  nicht  gelernt?'  Joma  1 3,  woraus,  wie  bei  mindema, 
DNö,  deutsch  ,etwa*  etc.  sich  die  Bedeutung  ,vielleicht' und  besonders 
im  assyrischen  summa  ,wenn'  entwickelt.  Eine  weitere  Entwicklung 
zu  jWeil'  (=  assum,  lat.  quod)  stellt  das  äth.  esma  ,weil'  dar,  das  sich 
also  formal  zu  ass.  sa,  hebr.  iä  verhält  wie  Ui,  ^.^  etc.  zu  vi^,  3,  a  etc. 
und  das  sich  in  derselben  Bedeutung  im  Neuägyptischen  (vgl.  Nöl- 
DEKE,  Neue  Beitr.  143)  und  auch  im  Iraq  findet.  Vgl.  Weissbach  32,  8: 
lö  md  ismak  enta  huttdrij  ladän  ahddit  räsak,  nicht:  ,Wenn  du  dich 
nicht  meinen  Gast  nanntest',  sondern  ,wenn  nicht  (der  Umstand), 
daß  du  mein  Gast  bist,  würde  ich  (dir)  wohl  deinen  Kopf  nehmen*.^ 
Eine  ähnliche  Entwicklung  zeigt  auch  das  relative  za  (da)  in  aram. 
^^,  |La?  vielleicht,  ohne  daß  sich  feststellen  ließe,  ob  auch  hier  diese 
Bedeutung  auf  eine  ältere  interrogative  zurückgeht  oder  ob  sie  etwa 
auf  ursemitischer  Analogie  zu  t,  Hhp  beruht.  Wohl  erst  nachdem 
V^?  und  Köi»  volksetymologisch  als  Zusammensetzungen  von  t  und  "> 
mit  mä  ,was?'  empfunden  wurden  (,denn  was?*),  wurde  letzteres  mit 
der  Präposition  b  versehen  in  aram.  Köbn  ,vielleicht'  (verstanden  als: 
,denn  wozu?')  und  danach  n^bp  Hl.  1,  7.  Das  substantivierte  V^? 
,vielleicht'  sehe  ich  in  dem  noch  immer  unerklärten^  mischn.  ^^i, 
'"''01,  •'Nöi  ^Zweifelhaftes',  z.  B.  Sabbat  II  7  b:^  ■  ■  ■  "Kmn  nx  p-irra  pK 
■'Köln  nx  p"iWä  ,man  verzehntet  nicht  das  gewiß  (Verzehntete)  .  .  ., 
wohl  aber  verzehntet  man  das  vielleicht  (Verzehntete)'.  Almlich  wird 
auch  Kö'iT  substantiviert  in  tj-'n:?  na  Klan  """iD  ,zwischen  dem  Sicheren 
und  dem  Zweifelhaften  verdient  das  Sichere  den  Vorzug'. 

Zur  Substantivierung  des  indefiniten  Pronomens  vgl.  vorläufig 
noch  pöö  ,Besitz,  Geld',  das  auf  eine  reduplizierte  Form  (quidquid, 
vgl.  bes.  ass.  m,emmeni)  zurückgeht,  wie  ass.  mimmü  ,der  Besitz,  das 
Gut'  auf  mimma. 

c.  ,Wo  (es  ist),  überall.  Ort'.    So  entwickelt  sich  matäm(a)   ("nö, 
ULx-o,  mlten  etc.)  besonders  im  Babylonischen  zu  , immer'  (s.  oben). 

^  Hebräisch  müßte  der  Vordersatz  analog  lauten:  'n"i«  nFisr  »b  ox,  schrift- 
arabiscb  etwa  ^Jlms  ^f^\  ^  ^J. 

*  Vgl.  zuletzt  Ben  Jehuda,  Thesaurus  958  b. 


Rückest  WICKLUNG  v.  Verallgemeinerdngsw.  z.  Fraqepartikel.    141 

Dasselbe  Wort  ist,  wie  schon  Jembeh  bei  Brockelmann,  Lexicon  Sy- 
riacum  erkannt  hat.  das  syrische  >co2^  besonders  in  jcoÄ-soiio  ,ininier*, 
'*o  P  »niemals'.  Die  temporale  Bedeutung  von  matam  scheint  aber  auf 
eine  ältere  lokale  ,wo?'  zurückzugehen,  weshalb  vielleicht  auch  hebr. 
Dho  Jes.  1,  6  hierhergehört  in:  ctp  in  p«  vitn  njn  b:-^  ff)20  ,von  der 
Sohle  bis  zum  Scheitel  (wörtl. :  Haupt)  ist  an  ihm  keine  (freie)  Stelle 
(eigentl.  „kein  Irgendwo")'.  Zu  mätum  ,Land',  alum  ,Ort'  aus  *ma- 
tum,  alumma  ,wo?*  s.  später. 

Die  hier  an  einigen  Beispielen  besprochene  Bedeutungsent- 
wicklung schafft  aus  Fragewörtern  wie:  ,wer,  was,  wie,  wo,  wann?' 
positive  verallgemeinernde  Ausdrücke  für  ,jeder,  alles,  ganz,  über- 
all, immer',  wodurch  ursprüngliche  Fragewörter  wie  etwa  ass. 
mimma,  syr.  meddem  in  der  Bedeutung  .jeder'  mit  ursprünglich 
ganz  anders  entstandenen  Ve r allgeme in erungs Wörtern  wie  ass. 
kala,  kalama,  , alles,  jeder'  sich  decken.  Da  nun  kalama  als  Syno- 
nym von  mimma  etc.  empfunden  wurde,  ward  es  endlich  auch  in 
anderen  Bedeutungen  für  mimma  etc.  angewendet,  so  daß  kalama  auf 
Grund  seiner  Synonymität  mit  dem  Endpunkt  der  Bedeutungsent- 
wicklung des  Fragewortes,  diese  Entwicklung  gleichsam  rückwärts- 
schreitend nachgetragen  hsct  und  so  zum  Fragewort  geworden  ist. 
Als  solches  erscheint  das  aus  kalama^  hervorgegangene  O'h'z  in  der 
Mischna,  im  bab.  Talm.  und  Targum,  ahz  und  pbs  im  pal.  Talmud 
(vgl.  Dalman,  Gramm,  des  Pal.  Aram.  121),  Jcal^as,  >oaSt-,  ytt\ii^ 
im  pal.  Syrisch  nicht  nur  als  Indefinitpronomen  (vgl.  Barth,  Pro- 
nomen 171),*  sondern  auch  als  Fragepartikel  in  gleichem  Gebrauch 


^  Nicht  aas  kullvma  (Barth,  Pronomen  171).  Ich  brauche  jetzt  wohl  nicht 
erst  besonders  zu  betonen,  daß  in  kalama  =  kala  wie  auch  in  o::  Ks^n  ,von  jeder 
Art'  Palmyr.  Zolltarif  I,  13  die  verallgemeinernde  Bedeutung  schon  durch  das  Wort 
(b:),  nicht  durch  ma  ausgedrückt  ist  und  daß  kaidma  nur  eine  stärker  betonte 
Form  des  Wortes  darstellt. 

*  Babths  Angabe  a  a.  O.,  ffiVs  als  Indefinitum  sei  ,nur  negativ',  erweckt  den 
Eindruck,  als  bilde  es  stets  mit  der  Negation  verbunden  eine  Bezeichnung  für  ,nichts'. 
Vgl.  aber  besonders  die  häufige  Verbindung  srh:  tthn  rrry  >6,  wörtlich :  ,er  tat  nicht, 
auch  nicht  etwas'  mit  Vulgärarabisch  mä  'imils  wala  iii;  so  z.  B.  in  aramäischem  Text 
b.  Talm.  Bab.  Mes.  62  a  c:^:  »6i  -nsy  k^  «n  ,da  haben  sie  ja  nichts  getan';  ci^r  >6i  irm 
•m  'Aboda  zara  66  b;  aber  auch  positives  =i!?5  findet  sich  (vgl.  Dalmak,  Gramm.  121) 
und  beide  Bedeutungen  von  vk^  nebeneinander  in :  r.V=  nt  bv  Ttb  xr  vhz  ,Hat  der  eine 
vom  anderen  etwa  etwas  (zu  fordern)?*  b.  Sanhedrin  105a. 


142  VI.  Das  verallgemeinernde  postpositivb  -ka. 

wie  meddem,  talm.  meddej,  z.  B.  in  133  riK  KSiirtr  sk  t»''  mbs  ,Gibt  es 
etwa  einen  Vater,  der  seinen  Sohn  haßt'  b.  Talm.  Sanhedrin  105  a; 
nmts  nbn  miro  tr*'  mbs  ,Gibt  es  ein  Mahl  ohne  Bemühung'  Sabbat  113  a 
und  oft.  Als  indirekte  Fragepartikel  steht  ba  wohl  schon  in  Kintr  "73  = 
irnria  »wieviel  es  auch  ist'.  Vgl.  oben  S.  139  Anm.  1  und  z.  B.  Tosefta 
Baba  Qamma  ed.  Schwarz  V  5  (S.  52):  Kintr  bs  •  •  •  myit?  .lös  , welches 
ist  sein  (Mindest)maß  .  .  .  ?  Was  immer  (=  auch  das  Geringste)*. 
Auf  diese  Weise  erhält  bs  auch  relative  Bedeutung  a)  als  Konjunk- 
tion (wie  summa,  esma  etc.)  in  der  bisher  unerklärten  Verbindung 
11]?  b'3  ,wenn  noch,  solange  noch'  =  iiy  ox  =  neuhebr.  nös  b'3  , so- 
lange', z.  B.  Hi,  27,  3:  -3  Tiött^i  i)V  '73  "3 ;  2  Sa.  1,  9:  "3  "ires  Ti?  b3;^ 
b)  selbst  als  Präposition  ,wie'  in  präpositioneilen  Verbindungen  wie 
hebr.  K3tr  n)sr  '73  ,wie  er  gekommen  ist'  Koh.  5,  15  =  aram.  b'2p  b'D 
»gegenüber',  das  also  nicht  bspb?  zu  ändern  ist. 

Wie  in  kaläma  mb'D  ein  Wort  für  ,alles'  zur  Fragepartikel 
geworden  ist,  weil  seine  Bedeutung  mit  einer  Entwicklung  der 
Fragewörter  zusammenfiel,  so  läßt  derselbe  Vorgang  sich  ähnlich 
auch  an  einer  Präposition  der  Bedeutung  ,wegen'  beobachten,  die 
mit  der  Bedeutungsentwicklung  von  sa,  sum  in  ass.  assum,  neuhebr. 
etc.  mtrö;  üwb  usw.  übereinstimmte  und  nach  dieser  Analogie  gleich- 
falls zur  Fragepartikel  ward.  Das  talmudische  ibk  (auch  itaüx)  aus 
K  (=  bv)  +  ("7)10  , wegen'  =syr.  '^•^,  mandäisch  '^laräX  (Nöldbke,  Mand. 
Gramm.  195)  kommt  so  wie  xübn,  "^ö,  "'T'ö  auch  als  Interrogativpar- 
tikel vor,  z.  B.  in  Nnb''ö  K'''?n  XjnjöS  itax  ,kommt  es  (dabei)  etwa  auf  den 
Brauch  an?'  IluUin  63  a;  N^^  xnitoiT  xrib"»  wtm  r^XT  itsK  ,ist  die  Gottes- 
furcht etwa  eine  Kleinigkeit?'  Berachot  33  b;  «in  nnn  isb  •  •  •  ^:r\  b'z  itoK 
,sind  etwa  alle  diese  .  .  .  (Fälle)  nicht  Wucher?'  Baba  Mes.  61  b 
und  ähnlich  oft.  Vgl.  die  Beispiele  bei  Bacher,  Exegetische  Termi- 
nologie II  4. 

Von  den  behandelten  Fragewörtern  haben  diejenigen  für  ,wer?, 
was?  irgend  etwas,  alles'  nach  dem  Gesagten  syntaktisch  nicht  die 
Funktion  eines  Adverbs,  sondern  die  eines  Nomens.  Trotzdem  zeigen 
auch  hier  die  ältesten  erreichbaren  Formen  wie  ass.  manam,  miam, 


*  Auch  Hos.  14,  3:  pj'  Kwn  "rs  ,weil  (=  mindema,  quod)  du  die  Sünde  vergibst'?. 
Wahrscheinlich  ist  aber  der  Text  nicht  in  Ordnung. 


LOSLÖSÜNO    DEK    EnDUNG    (ä)MA    ALS    VERALLG.  PoSTPOSITION.         143 

minam,  mindema  (=  äth.  menta,  westaram.  nriJö),  sa,  arab.  san,  Sen, 
wie  kalama  die  Form  des  Adverbialis,  des  Akkusativs,  so  daß  auch 
hier  wie  in  dem  ganz  analogen  vulgärarab.  hadan  =  ass.  istena-an 
, irgendeiner,  jeder'  etc.  die  verallgemeinernde  Bedeutung  an  die 
adverbielle  Form  geknüpft  erscheint.  Diese  Beobachtung  (vgl.  dazu 
vorläufig  oben  S.  97)  wird  dadurch  bestätigt,  daß  auch  andere 
verallgemeinernde  Pronomina  in  substantivischer  und  adjektivischer 
Funktion  auch  im  Nominativ  und  Genetiv  in  akkusativischer  Form 
auftreten.  So  vor  allem  sanam(ma)  ,(irgend)ein  anderer*,  besonders 
in  den  sehr  häufigen  Verbindungen  raiü  sanamma  ,ein  anderer 
Gläubiger  (soll  keinen  Anspruch  darauf  haben,  bis  NN.  befriedigt 
ist)'  in  neubabylonischen  Kontrakten;  ana  asar  sanamma  ittalak 
.wenn  er  an  einen  anderen  Ort  geht*  in  Bürgschaftsurkunden,  z.  B. 
B.  E.  IX  57,  6.  10  u.  ö.  vgl.  Koschaker,  Bürgschaftsrecht  passim,  ferner 
z.  B.  äarru  §a-nam-ma,  belu  sa-nam-ma  Harper,  Letters  1 105  Obv. 
33  und  ähnlich  öfter  s.  z.  B.  auch  Hinke,  Boundary  Stone  314. 
Wie  manam,ma  hat  auch  das  reduplizierte  man-ma-ma-am-mu  Mor- 
gan II  5,  8  akkusativische  Form. 

Mag  auch  hier  wieder  der  Zusammenhang  gerade  der  adver- 
biellen  Form  mit  der  Bedeutung  der  Verallgemeinerung  vorläufig 
noch  dunkel  sein,  so  scheint  doch  die  Tatsache  der  Entstehung  dieser 
Bedeutung  am  Adverbiahs  gesichert.  Und  da  die  Endung  (am)ma 
somit  wie  a-an,  ta-a-an  an  den  assyrischen  Maßbezeichnungen  zu 
einem  verallgemeinernden  Zahlausdruck  geworden  war,  der  die  Ka- 
susbeziehung nicht  mit  bezeichnete,  so  mußte  das,  wenn  sanamma  etc. 
in  sanumma,  sanimma,  sanamma  flektiert  wurde,  besonders  im  Ara- 
bischen, wo  der  Nasal  der  Endung  im  Flexionssystem  nur  als  n 
erscheint,  zur  Loslösung  des  ma  als  eines  eigenen  Ausdrucks  der 
Verallgemeinerung  nach  der  Kasusendung  führen. 


144  VII.  Ablautformen  der  Endünö  am. 


TII.  Ablautformen  der  Endnng  am. 

Die  Feststellung  der  Entstehung  des  verallgemeinernden  ma 
aus  der  Kasusendung  des  Akkusativs  führt  zu  überaus  bedeutsamen 
Folgerungen  in  Bezug  auf  die  Form  der  Akkusativendung.  Konnten 
wir  schon  aus  der  Mimation  in  den  südarabischen  Inschriften  und 
den  Keilinschriften,  ^  aus  ap"»-!  etc.  im  Hebräischen,  temälem.  im 
Äthiopischen,  halakem(e)  im  Mehri  schließen,  daß  der  Konsonant 
der  Endung  im  Ursemitischen  weder  genau  n,  noch  genau  m  gewesen 
sein  kann,  sondern  ein  unbestimmter  Nasal  ü,  der  bald,  besonders 
vor  einem  Dental,  wie  n,  bald,  besonders  vor  einem  Labial,  wie 
m  gesprochen  wurde  und  daß  nur  der  feste  Zwang  des  Kasussystems 
die  in  ihm  stehenden  Formen  ausglich  und  vereinheitlichte,  so  er- 
bringt besonders  die  Entwicklungsgeschichte  des  ,verallgemeinernden' 
via  auch  positiv  den  Beweis  dafür,  daß  außerhalb  des  Systems 
stehende  Formen  wie  die  erstarrten  Adverbia  auch  innerhalb  der 
Einzelsprachen  nicht  immer  den  im  Kasussystem  herrschend  ge- 
wordenen Konsonanten  zeigen  und  just  in  diesem  Gegensatz  zu 
jenem  mit  den  gemeinsemitischen  Entsprechungen  zusammentreffen. 
So  entspricht  ass.  kaläma:  aram.  cibs,  obgleich  nach  der  Form  des 
Plurals  (p,  nicht  D"")  im  Aramäischen  Nunation  zu  erwarten  war; 
ass,  matam(a):  arab.  UUxi,  syr.  >oo2^i>D ;  ass,  kama  ,wie':  arab.  Ui  etc. 

Noch  größeren  Veränderungen  aber  mußte  die  Vokalisation 
der  Endung  unterworfen  sein,  wenn  sie  nicht  durch  die  tausendfache 
Analogie  des  Kasussystems  der  anderen  Nomina  geschützt  war,  und 
dies  um  so  mehr,  weil  es  sich  um  Adverbia  handelt,  deren  Be- 
deutung, je  nachdem,  ob  sie  als  Interjektion,  Befehl,  Umstands- 
bezeiclmung  beim  Verbum  oder  Adjektiv,  Präposition  oder  Kon- 
junktion verwendet  wurden,  seit  ursemitischer  Zeit  weit  größeren 
Schwankungen  und  Veränderungen  unterworfen  war  als  etwa  die  des 
Nomens,  so  daß  auch  ihre  jeweilige  Betonung  und  damit  die  Quan- 
tität und  Qualität  der  Vokale  vielfach  verschieden  sein  mußte. 


1   Auch  in  den  Keilinschriften  steht  bekanntlich  hie  und  da  n  für  m  der  Mi- 
mation. 


VeBALLGEM.  AkKUSJLTIVADVERBIA    mit    VBBiNDERLICBEH  VoKAL.      145 


In  der  Tat  zeigen  die  Entwicklungen  desselben  Adverbs  in 
den  einzelnen  semitischen  Sprachen  solche  Unterschiede  in  der  Länge 
und  Klangfarbe  des  EndungSTokals,  daß  sie  den  Satz  erweisen:  Die 
Behauptung,  die  semitische  Akkusativendung  habe  im  Arabischen 
stets  an,  im  Assyrischen  und  im  Hebräischen  nur  am  gelautet  etc., 
gilt  nur  für  die  innerhalb  des  Kasussystems  stehenden  Nominal- 
formen, nicht  aber  für  jene  Adverbia,  die  sich  schon  in  urse- 
mitischer Zeit  von  diesem  System  losgelöst  haben.  So  finden  wir 
ass.  kalama  als  oiba  und  ch^s;  matama  (schon  im  Assyrischen  auch 
matima)  als  aha,  >co2.io;  miam  (aus  mä(m))  als  natKö  und  nj«;  summa 
(aus  sa(m))  in  nhebr.  semmä-^  ass.  kam(a)  als  Ui  wieder,  dem  im 
Hebräischen  aber  las  mit  Synkope  des  a  entspricht.  Zwischen  kamä 
und  k'mö  steht  die  assyrische  Nebentonstufe  kimd  und  kimu.  Für 
*ham(a)  bietet  schon  das  Arabische  die  Nebentonstufe  U^  =  hehr.  loa. 
Wie  neben  Jo?  mit  Wegfall  des  a  V^9,  steht  neben  aram.  üb  , nämlich* 
Rö^  Esra  6,  8.  Wie  im  Assyrischen  aus  mindama  :  mindema  (vgl.  mä- 
mu  :  memu  ,Wasser'),  wird  aus  ass.  kannäma,  kinamma  ,so*,  im  Ara- 
mäischen Ke;2.  Neben  kama  und  kimaju  hat  das  Babylonische  in  der 
Bedeutungsentwicklung  ,wie?'  >  ,gleichwie'  >  ,anstatt'  auch  küm(u) 
(aus  körn),  das  Hebräische  neben  dem  unbetonten  lös  auch  das  be- 
tonte ,103  ,wie!,  wiesehr!,  wieviel?',  das  natürlich  ebensowenig  aus 
na  +  3  ,wie  was?'  zusammengesetzt  ist,  wie  arab.  U«  =  ^^  ,von* 
aus  U  +  j2^  etc. 

Danach  kann  es  z.  B.  keinem  Zweifel  unterliegen,  daß  Formen 
wie  DKns  und  avbv  alte  Akkusativadverbien  sein  können  und  daß 
zu  ihrer  Erklärung  die  Annahme  einer  vierten  semitischen  Kasus- 
endung nicht  notwendig  ist.  Die  Form  der  Endung  mußte  sich  im 
Laufe  der  Jahrtausende  am  Adverb  ebenso  vielfach  verändern  wie 
dies  z.  B.  an  den  oben  S.  68  besprochenen  Ortsnamen  der  Fall  war  und 
nur  eine  so  starke  Analogie  wie  sie  das  System  der  Kasusendungen 
am  Nomen  darstellte,  konnte  die  lautliche  Veränderung  dort,  aber 
auch  nur  dort  hintanhalten.  Aus  dieser  Erwägung  ergibt  sich, 
daß  auch  noch  eine  Anzahl  weiterer  Formen  Entwicklungen  aus 
Akkusativadverbien  darstellen,  von  denen  ich  hier  Beispiele  für  ein- 
zelne Yokalisationen  herausgreife.  Hiebei  berücksichtige  ich  zunächst 
nur  auf  den  Nasal  m  (ma  etc.)  auslautende  Formen.  Neben  manchen 

Torezyn«r,  Die  Entstehung  d«s  semitüehen  Sprachtypns.  10 


146  Vri.  Ablautformbn  der  Enddnq  am. 

der  angeführten  Beispiele   für   andere  Vokalisationen   als   am  steht 
auch  noch  die  regelmäßige  Form  des  Akkusativs.  Vgl. 
a)  Im  Assyrischen: 

1.  Zu  den  Formen  auf  am,  ama,  äm(a),  amma,  amu,  ami  s.  oben 
S.  11  ff.  Wie  kalämu  für  kala(ma),  gehört  hieher  auch  ellam(mu) 
,vor',  das  nur  mit  Fron.  suff.  vorkommt  ellamüa  etc.;  vgl.  die  Lexika. 

2.  auf  um,  Um,  uma,  üma,  umma.  Der  Lautwandel  am  >  uvi 
scheint  mir  wie  in  anderen  semitischen  Sprachen  (Sem.  ä  =  hebr.  ö, 
phön.  ü,  mehri  ö,  ü,  woraus  S^auri  o,  u  etc.)  über  tonlanges  am  >  Um 
erfolgt  zu  sein  und  darum  um  eine  hochtonige  Form  der  Endung  dar- 
zustellen. Im  Assyrisch-Babylonischen  scheint  sie  in  der  Hammurapi- 
zeit  am  häufigsten  zu  sein,  a)  maskuline  Form:  a-a-nu-um-ma,  ia-nu- 
um-(ma)  ,wo?*  vgl.  Delttzsch,  HWB  48;  ia-nu-um-mi  ,nein*  B.  E.  XIV 
8,8  =  ia-nu-um-ma-a  ,(wenn)  nicht'  Amarna  29, 141  (s.  oben  S.  23)  =  t- 
num-ma  ,nichts'  Delitzsch,  HWB  49;  alumma  ,wo?'  vgl.  auch  Brockbl- 
MANN,  Grundriß  I  328;  el-lu-u-me  ,wirklich*  (=  aram.  chii  q.  v.) 
Amarna  198,  27  =  al-lu-u-me  246,  15;  e-li-nu-um-ma  , obendrein*  Kod. 
Hamm.  XV  60;  XI  r  AI  =  [e-]li-nu-um  CT  VIII  9  a  (Schorr,  Ur- 
kunden 295),  17.  20;  ul-la-nu-um-ma  ,bereits,  längst'  (=  istu  ulla), 
z.  B.  summa  sinnistu  ülid-ma  ul-la-nu-um-ma  qaqqad-su  si-ha-a-ti 
ma-li  jWenn  eine  Frau  gebärt  und  das  Kind  von  vornherein  graue 
Haare  hat'  CT  XXVII  PI.  18,  6.  28  und  ähnlich  öfter;  ul-la-nu-um- 
ma  ina  asl-su  a-dir  ,(wenn)  er  schon  bei  seinem  Aufgang  dunkel 
ist'  ViROLLEAüD,  Astrol.  Sin.  III  90  vgl.  III  4;  XXXI  7  u.  ö.;  kasa'p 
[tej-ir-ha-za  u-la-nu-ma  ma-ah-ra-at  ,das  Silber  ihres  Kaufpreises  hat 
sie  bereits  erhalten'  Schorr,  Urkunden  2  (Meissner,  Privatrecht  90), 
8 f.;  ultu  ullanumma  ,alsbald,  gleich  darauf  Jensen,  KB  VIi  138,  28; 
vgl.  aber  auch  Delitzsch,  HWB  65b;  als  Präposition^  ul-la-nu-um 
§itti(-ti)-su-nu  ,über  ihren  Anteil  hinaus  (!)'  Thureau-Dangin,  Lettres 


^  Beachte  den  Genetiv  aitli  (-HJ-Su-mi!  sitiu,  nicht  zittu  lautet  das  babylonische 
Wort  für  ,Teil,  Anteil',  da  sich  Kod.  Hamm.  VII  r  9;  XIII  r  13;  XVr  53  die  Schrei- 
bung ?i-it-tu  findet.  Etymologisch  gehört  sittum  aus  *sidtum  wohl  zu  hebr.  ix  ,Seite'. 
Vgl.  die  Bedeutungen  Ton  lat.  pars  etc.  und  besonders  Gen.  48,  22 :  d5»  "[b  'WJ  'jki 
yriH  bp  in«  ,und  ich  gebe  dir  eine  Seite  (Schulter  —  Anteil)  über  deine  Brüder'  mit 
Kod.  Hamm.  VII  r  9  fF:  si-it-tam  ki-mn  ap-lim  iS-te-en  i-na-ad-di-nu-si-im-via  , einen 
Teil,  wie  den  eines  Sohnes,  soll  man  ihr  geben'. 


Ablaütformen  der  Endung  au  im  Assyrischen.  147 


104  (ScHORR,  Urkunden  293),  26;  um-ma  ,folgendermaßen',  eigentlich 
,daß  {Stl),  oV,  identisch  mit  hebr.  dx  ,wenn,  ob',  ^  altsüdarab.  nn  (vgl. 
Rhodokanakis,  Studien  zur  Lexikographie  und  Gramm,  des  Altsüd- 
arabischen I  36)  s.  noch  unten  S.  158!;  e-nu-ma,  i-nu^ma,  i-nvr-um 
I.  absolut  , damals*  =  inanna  (,jetzt'),  aram.  jp?,  fem.  rt:??,  hebr.  nn? 
vgl.  Delitzsch,  HWB  96 f.  II.  häufiger  wie  ina  ,zur  Zeit  von,  am 
Ort  des'  (s.  oben  S.  17)  relativ  (als  Konj.)  ,zur  Zeit  da,  als*;  a-nu- 
um-ma  ,fürwahr,  jetzt,  nunmehr'  ,zu  Beginn  der  eigentlichen  Mit- 
teilung' in  altbabylonischen  Briefen  (vgl.  die  Stellen  bei  Unonad, 
Briefe  262)  von  enuma  =  jys  etymologisch  verschieden  und  =  an- 
nu-um-mu  Delitzsch,  H\VB  101  b  (vgl.  Meissner,  Supplement  11  b), 
ist  eine  Weiterbildung  von  an(n)a(mja  ,ja,  fürwahr'  (oben  S.  17 f.); 
an-na-nu-um  ,sofort,  umgehend,  sogleich*  Unqnad,  Briefe  152,  9;  162, 
18.  29;  165,  7  "Weiterbildung  von  anna,  enna  ,da,  jetzt'  s.  oben  S.  21; 
is-tum  (sonst  is-tu)  ,von'  B.  E.  XVII  39,  8;  danach  dürfte  vielleicht 
doch  auch  das  vereinzelt  vorkommende  is-du  (vgl.  Landsberger, 
ZDMG  LXIX,  IV  S.  16  des  SA)  is-tüm  zu  lesen  sein;  ba-lum  =  ba-la 
(s.  oben  S.  27)  ,ohne'  vgl.  Delitzsch,  Gramm.  232;  Unqnad,  Briefe 
12,  17;  75,  30;  153,  11  CT  IV  27b,  4.  7  (ba-lu-um)  vgl.  Torczynhk, 
WZKM  1914,  455  u.  ö.;  za-mar-ra-nu-um-ma  ,subitement*  (VmoLLÄAUD) 
Babyloniaca  I  18,  85  vgl.  S.  113;  ku-um  ,anstatt'  vgl.  Delitzsch, 
HWB  320  f.,  B.  E.  IX  82,  13  u.  ö.  (etymologisch  als  Weiterbildung 
von  ka(ma),  wie  kima,  laa  etc.,  natürlich  von  mp  ,stehen,  bestehen' 
fernzuhalten);  is-du  la-ba-rum  (?)  =  hebr.  ~i33ö  (s.  oben  S.  32)  ,von 
jeher'  Ungnad,  Briefe  90  (Th.-D angin  10),  21;  me-sa-rvrum-ma  ,ge- 
radeaus'  ZA  XVI  172,  3  (Kol.  I  52);  pana-nu-um  ,früher'  Ungnad, 
Briefe  232,  17;  as-sum  pa-na-nu-um-ma  ,wie  früher'  Amarna  55,  65, 
ebenso  ina  pa-na(-a)-nu-um-ma,  is-tu  p.  vgl.  Muss-Arnolt  814a; 
kabattuma  ü  siruma  in  den  Amamabriefen  (vgl.  Bohl,  Sprache  6) 
bedeutet  nicht  ,auf  Bauch  und  Rücken',  sondern  ,(je  siebenmal) 
hinunter  und  wieder  hinauf  (werfe  ich  mich  vor  dem  Könige, 
meinem  Herrn  nieder)*.  Ebenso  heißt  im  Hebräischen  vsa'?  "ibn,  bezw. 
mtinb  Sü  ja  nicht  ,er  ging  zu  seinem  Gesicht',  bezw.  ,kehrte  zu  seinem 


'  Lautlich  verhält  sieh  umma:  ck  wie  ummaka  ,deine  Matter':  t^k,  wie  aas. 
ititnma:  aram.  K&7,  os^,  Tjsr  etc. 

10» 


148  VII.  Ablaütformen  der  Endumo  am. 

Rücken  zurück*,  sondern  nur  ,er  ging  vorwärts,  bezw.  rückwärts*. 
ga-du-um  (d.  i.  qa-du-um)  ,nebst,  samt,  neben*  vgl.  Muss-Arnolt  213b; 
Ungnad,  Briefe  284;  Tlie  Museum  V  Nr.  152  Kol.  V  1—6  und  oben 
S.  30  zu  kiam]  gi{A.  i.  qi)  ir-hu-um  =  qirba  ,in'  CT  XV  PI.  6,  5  vgl. 
RA  VII  19;  JAOS  XXII  31;  ga-tu-um  ,nebst'  (zu  qätiim  ,Hand') 
s.  oben  S.  30  zu  kiam;  sa-la-su-mi  The  Museum  V  Nr.  152  Kol.  XI 
5.  6,  sonst  kontrahiert  sa-sti-me,  is-sa-su-me  (=  ina  s.)  oder,  wohl 
volksetymologisch,  zerlegt  in  i-na  sal-si  ü-me  =  cfffbv  , vorgestern'; 
vgl.  Muss-Arnolt  1126b;  su-pa-lum  , unten*  Schorr,  Urkunden  278, 13; 
isftu  (f)  sd-a]p  (?)-la-nu-um  ,(von)  unterhalb  (her)'  Ungnad,  Briefe 
43,  6;  **'■"  sa-sa-lu-ma  nicht  ,auf  den  Rücken',  sondern  ,hinauf*  (s.  zu 
kahattuma)  Amarna  211,  5.  ß)  feminin:  a-hi-tum  in  mes-ri-tu-u-a  su- 
up-pu-ha  i-ta-ad-da  (!)-a  a-hi-tum  ,meine  Glieder  sind  aufgelöst,  liegen 
auf  der  Seite  (d.  h.  sind  untätig)*  IV  Rawl.  60  C  Rev.  7,  Dhorme, 
Choix  376,10  liest:  i-ta  at-ta-a  a-hi-tum  ,je  vois  uu  mauvais  presage'; 
Jastrow  II  128:  i-ta-at-is  a-a-hi-tum  (sie!)  ,vom  Fluch  getroffen*  De- 
litzsch, HWB  41b  notiert  nur  die  Stelle  ita-ad-na  (?)-a  a-hi-tum  ohne 
Übersetzung;^  a-hi-a-tum  , sonst,  ein  anderes  Mal'  VS  IX  190,  3  vgl. 
Schorr,  Altbab.  Rechtsurkunden  III  74;  undum,  indum,  endum  ,seit' 
aus  *entum  (n3j?D),  fem.  zu  enum(a)  in  Amarna,  vgl.  Bohl,  Sprache  76. 
ap'pu-tum  (abbu-tum)  eigentlich  wohl  ,vorwärts!*  (zu  apjtu  , Gesicht, 
Nase*),  ,wohlan,  bitte*  Unqnad,  Briefe  95,  13.  20;  102,  22;  127,  25; 
207,  29;  nach  K  10014,  10  f.  (vgl.  Meissner,  Supplement  11)  ist  ah- 
bu-ut-tu  synonym  zu  a-nu-um-mu  (s.  oben);  dasselbe  Ideogramm  wie 
anumma,  aber  auch  wie  la  tiggum  ,zögere  nicht',  hat  apputtum  VAT 
244  Kol.  II  7ff.  (vgl.  Jensen,  KB  VI  i  313;  Meissner  SAI  8910ff.)  nach 
Ebeling  bei  Ungnad,  Briefe  268  wird  es  auch  in  einem  unpublizierten 
Vokabular  durch  lä  tegi  ,sei  nicht  lässig'  erklärt;^  istum  s.  mattum] 
la  zil(sil)-la-a-tum  =  la  qa-ta-a-tum  V  R  47,  60:  qi-na-zi  (Var.  zu) 
id-da-an-ni-ma  la-a  zil-la-a-tum  (in  Z.  61  erklärt  durch:  qa-ta-a-tum) 
,er  legt  an  mich  die  Peitsche  unaufhörlich'  Dhorme,  Choix  377,  5 
grammatisch  ungenau,   aber  dem  Sinn  nach  richtig:   ,et  il  n'y  avait 


*  S.  zur  Deutung  von  ahitam  (af^itumj  nadü  noch  später.  Die  richtige 
Lesung  (aber  unrichtige  Übersetzung)  gibt  jetzt  auch  Landsberger,  ZDMG  IV  zu 
Unomao,  Briefe  157,  14. 

=*  Vgl.  jetzt  auch  Landsberger,  ZDMG  LXIX,  IV  zu  Ungnad,  Briefe  95,  13. 


Ablaütpormen  der  Endünq  am  im  Assyrischen.  149 

pas  de  fin'.  Ganz  unrichtig  Jastrow  II  128:  ,mit  einer  Peitsche  voller 
Schweifen  (via-la-a  qa-ta-a-tum)' .  mat-tum  ,sehr,  stark'  =  madam, 
maattam  Virolleadd,  Astrol.  Öamaä  I  37:  ina  satti  siäti  samü  mat- 
tum  la  izannun  ,in  selbigem  Jahre  wird  der  Himmel  (=  es*)  nicht 
stark  regnen'  vgl.  Delitzsch,  HAVB  388b;  Jastrow  II  611;  Vi- 
ROLLEAuo  a.  a.  0.  Z.  24:  samü  mat-tum  ü  is-tum  (vgl.  isam  u  madam 
oben  S.  26)  [i-zan-nun]  ,der  Himmel  wird  stark  oder  schwach  regnen'. 

3.  Auf  em:  wie  mindema  für  mindama,  auch  kem(u)  neben 
kima,  klma  und  kama  (oben  S.  31),  matema  neben  matam  und  ma- 
tima]  me-ma  =  mi(a)m(ma)  Babyloniaca  II  24,  14. 

4,  im,  imma-j  diese  Form  der  Endung  scheint  besonders  dann 
zu  stehen,  wenn  eine  lange  (betonte)  Silbe  ihr  vorangeht,  stellt  also 
wohl  eine  Xebentonstufe  zu  am  dar,  etwa  wie  deutsch  ,wenn,  denn' 
gegenüber  haupttonigem  ,wann?,  dann'.  Vgl.  Beispiele  wie:  ü(m)- 
ma-tim  (=  ümatan)  ,töglich,  Tag  für  Tag'  CT  IV  1  (ünqnad,  Briefe 
238),  25  vgl.  Landersdorfer,  Privatbriefe  128;  i-nim-ma  =  anumma 
vgl.  Meissner,  SAI  4738;  ar-ka-tim  .derriere'  =  (wjarkitam  etc.  CT 
XV  PI.  2  Kol.  VII  6  vgl.  Dhorme,  RA  VII  14;  ba-lim  ,ohne'  Baby- 
loniaca  II  21  Nr.  XVI  4  im  N.  pr.  ma-ntt-um-ha-lim-a-sir  vgl.  Tall- 
QDiST,  Ass.  Personal  Namcs  127  b;  ka-a-a-nim  =  kaianam^  ,immer* 
Langdon,  Königsinschr.  66,  9;  pa-ntm  (Präp.)  ,vor'  Lanqdon,  Königs- 
inschr.  74,  5;  104,  42;  178.  42;  vgl.  auch  pa-ni-mu  [ij-la-ak  (Glosse?) 
Amama  155,  46;  se-rim  ,morgens'  in  se-rim  u  li-la-a-ti  (te)  KB  VI« 
60,  25 ;  64,  23.  32  u.  ö. ;  sana-tim-ma  tallakf-ak)  ,ein  anderes  (zweites) 
Mal  wirst  du  gehen'  Klaüber,  Politisch-Religiöse  Texte  106  Obv.  3: 
sa-na-txm-ma  usSabu  .ein  zweites  Mal  werden  sie  Sitzung  abhalten* 
Z.  4.  sa-ap-la-nim  libnäti  ,unter  die  Ziegel'  Lanqdon,  Königsinschr. 
62,  54;  ü  idi  icarhi-1  ^"^-su  (1.  warhi-su)  2-ta-a-tim  (1.  sittätim)  i-li- 
iq-qi  ,und  die  ^liete  eines*  Monats  wird  er  in  zweien  (2  Raten)  er- 
halten' Schorr,  Urkunden  163,  10;  sa-ad-da-aq-di-im  =  saddaqda  etc. 
,im  Vorjahre'  (s.  oben  S.41')  Unqnad,  Briefe  138,6.  Die  Veränderung 


*  Vgl.  volgärarab.  (syrisch):  eddinja  btiili  ,die  Welt  (=  es)  regnet*. 
'  Nicht  jseines'  (Schorb)  vgl.  kifir  iattisu  Jährliche  Miete'. 

*  Eine  andere  Deutung  von  Saddaqda  etc.,  der  ich  indes  nicht  beistimmen 
kann,  gibt  jetzt  Lan-dsbkbger,  ZDMG  LXIX,  IV  zu  Ungnad,  Briefe  138,  6.  Ukghad, 
Briefe  Nr.  154,  39  und  238,  52  ist  wie  sonst  die  Deutung  .früher,  im  Vorjahre'  recht 


150  VII.  Ablautformen  der  Endung  au. 

von  am  in  im  nach  der  Tonsilbe  tritt  in  den  Beispielen  iimätim,  arlcä- 
tim,  sanätim  in  weiblichen  Pluralformen  auf  und  man  darf  annehmen, 
daß  auch  der  Umstand,  daß  auch  sonst  der  Akk.  PI.  f.  im  Assy- 
rischen meist,  im  Arabischen  stets  statt  auf  ätam,  ätan  auf  ätinij  ätin 
auslautet,  aus  derselben  lautlichen  Ursache  zu  erklären  ist.  Be- 
weisend scheint  mir  dafür  die  Tatsache  zu  sein,  daß  auch  der  laut- 
lich einer  Pluralform  gleichsehende  Akkusativ  des  Singulars  von 
suätum  ,  dieser'  gewöhnlich  suätim  statt  suätam  lautet.  Auch  der  Plu- 
ral mask.  auf  üti  (ütu)  dürfte  ähnlich  im  Akkusativ  ursprünglich 
ütam  gelautet  haben. 

Auch  für  die  zusammengesetzte  Endung  sam  finden  sich  hie 
und  da  Ablautformen  auf  sum  und  sim.  So  steht  für  umisam  immer: 
ü-mi§-sum  The  Museum  V  Nr.  34  Kol.  VI  24  vgl.  Bd.  IV  178;  als 
Adverb  auf  sim  verstehe  ich  annusim  ,sogleich,  gerade  jetzt'  sehr 
häufig  in  assyrischen  Briefen,  vgl.  dazu  besonders  ausführlich  Bezold, 
ZA  XXIV  350  ff.,  ferner  Zimmern  bei  Ylvisaker,  Zur  Grammatik  59; 
die  gebräuchlichere  Lesung  an-nu-rig  ,in  diesem  Augenblick'  ist  un- 
richtig, da  es  kein  babylonisches  rig  (=  yn)  ,Augenblick'  gibt.  So 
kann  endlich  auch  für  das  multiplikative  (t)an  an  Zahlen  (t)um  stehen. 
Vgl.  5-tum  ,zum  fünften  Male'  IV  Rawl.  44,  7  b,  s.  Meissner,  Sup- 
plement 90a  s.  V.  sihu]  6-a-tum  ,sechsfach(?)*  Museum  II 2  81,  3.  8. 
8-a-tum  , achtfach'  Z.  7.  9  cf.  Torczyner,  Tempelrechnungen  125  b; 
126  a,  wie  auch  auf  ätim  statt  ätam  in  2-ta-a-tim  Schorr,  Urkunden 
163,  10  (s.  oben  S.  149). 

b)  Hebräisch: 

1.  Auf  am  (=  ursem.  am)  s.  oben  S.  4  f.  und  81  ff.  Außer  diesen 
Formen  muß  es  aber  auch  im  Hebräischen  wie  in  ass.  ellamüa  ,vor 
mir'  etc.  Formen  gegeben  haben,  in  denen  die  Endung  am  Adverb 
festgeworden  ist,  so  daß  Pronomina  suffixa  hinter  sie  treten  konnten. 


gut  möglich;  vgl.  Ungnads  Übersetzung.  Laiidsbergers  Deutung  ,ununterbrochen'  ist 
an  der  allein  schwierigen  Stelle  Harpkk  804,  18  vollends  unmöglich.  An  dieser  Stelle 
scheint  mir  Saddaqdam  .früher,  vorher'  in  temporal-lokaler  Grenzbedeutung  zu 
stehen:  ,Von  den  Vornehmen  habe  ich  gehört:  In  D.  wollen  wir  Station  machen. 
Wenn  sie  es  aber  dort  tun,  werden  .  .  .  Krieger  ausziehen  und  die  Karawane 
gefangennehmen.  [Noch]  innerhalb  der  Umgebung  des  Lagers  von  Babylon  mögen 
sie  (darum)  vorher  Station  machen.'  (Übersetzung  sonst  nach  Ylvisaker,  Zur 
Grammatik  66.) 


Ablautformen  der  Enduno  äu  im  Hebräischen.  151 

Denn  nur  so  ist  es  zu  erklären,  daß  Formen  wie  iab  (aus  läm  +  ö), 
'yahv  (aus  ''aläm(a)  =  U^^i*  +  ö)  für  die  3.  P.  Singularis  stehen  zu- 
mindest an  folgenden  bei  Gesenius-Kautzsch  §  103  f  2  angeführten 
Stellen:  \hh  "Mü^  boB  mtrr  ,er  macht  sich  daraus  ein  Bild  und  bückt 
sich  vor  ihm*  Jes.  44,  15;  la"?  PM  'oy  PWBÖ  ,ob  der  Sünden  meines 
Volkes  ward  ihm  (dem  Knecht  Jhwh's)  Plage*  Jes.  53,  8;  n  nbw 
lain'^a  ^'Ct'hv  ntsä"''!  isk  ynn  ,er  sendet  gegen  ihn  seinen  Zorn,  läßt  über 
ihn  regnen  .  .  ,  '  Hi.  20,  23;  '?"'2ira  w^y  \'2ü''  "'S  "12J  po-  bxSn  »Nützt 
Gott  der  Mensch?  Nein,  sich  selber  nützt  der  Verständige*.  Hi.  22,  2. 
Wie  bei  la*?  und  la-bj?  in  zum  Worte  gehört  und  die  Identität  mit 
lab,  vi'hv  =  nnb,  ö.'T'*?p  nur  eine  scheinbare  ist,  ist  auch  in  Ta''a3  , seine 
Hände*,  das  Hi.  27,  23  neben  ia"''?y  steht:  la-'Ba  lä'''?^  pBW  ,er  schlägt 
über  ihn  seine  Hände  zusammen*  und  in  la^JB  itn^  is?""  Ps.  11,  7  ,ge- 
rade  blickt  sein  Antlitz'  das  Suffix  des  Singulars  ö  an  das  m  des 
Duals  (Plurals)  gefügt,  wie  dies  etwa  im  Vulgärarabischen  gewöhn- 
lich ist,  vgl.  kitäbeni  .meine  Bücher*  und  andere  Beispiele  bei 
Spitta,  Grammatik  154  etc.  und  selbst  Formen  wie  <»-%i  ,sein  Mund' 
oder  im  Hebräischen  den  Antritt  des  n  lokale  an  Dual  und  Plural 
in  nansa,  na^a*"  etc.  Zu  dem  wie  lab  zu  beurteilenden  kämö  in  ■':ias 
s.  S.  153. 

2.  Mit  Verdopplung  auf  amma,  woraus  a)  am  wurde  in  D3  ,auch* ; 
ß)  äm(mä)  in  D»(r:ar)  =  arab  p'  (p)  ,dort' ;  y)  amma  in  na?  ,wie,  wie- 
viel?', dessen  Form  später  auch  die  der  ursprünglichen  Zusammen- 
setzungen nas,  nab  beeinflußt  hat.  Vgl.  auch  phön.  th  als  Negation 
LmzBARSKi,  Epigraphik  303. 

3.  i^Iit  vorhebräischer  Dehnung  des  ä(m),  woraus  hebr.  öm  und 
om,  um,  um,  Hieher  gehören  außer  cKna,  uwbw,  ah'^p  auch  cna 
, irgendwo'  (s.  oben  S.  141),  naixa  (s.  S.  137),  aw  ,was,  wegen'  (aram. 
Lehnwort),  aibs,  , (alles),  irgend  etwas,  etwa?*  (aram.Lehnwort),  femer 
anr  (y  my)  ,nackt'.  Die  alte  adverbielle  Funktion  von  anr  zeigen 
noch  deutlich  Stellen  wie:  rrnyi  aiip  ^I3)n  ,sie  werden  dich  (fem.!) 
nackt  und  bloß  zurücklassen'  Ez.  23,  29;  rrnyi  D*ny  ^nvm  ,als  du 
(fem.)  nackt  und  bloß  warst'  Ez.  16,  22;  »nS  "h^  'ü'h^  DTtT  »nackt 
tibernachten  sie  ohne  Gewand*  Hi.  24,  7  (vgl.  V.  10);  "^bia  :n:''  p 
.  •  Bi-iy  n'':pn  anyj  . . .  ■nrx  ,so  wird  der  König  von  Assur  .  .  .  Knaben 
und  Greise  nackt  .  .  .  führen*  Jes.  20,  4  etc.,  wo  ainy  auch  beim 


152  Vn.  Ablautpormbn  der  Endung  äx. 

Feminin  und  Plural  indeklinabel  bleibt.  Aus  der  ursprünglichen  ad- 
verbiellen  Funktion  erklärt  sich  seine  Verwendung  als  Adjektiv  wie 
die  als  abstraktes  Substantiv:  Deut.  28,  48:  dtj?31  kid2:2  ayna  , durch 
Hunger,  Durst  und  Nacktheit'.  Ein  ähnliches  Adverb  auf  öm  stellt 
das  späthebr.  nni:  ,bloß,  nur'  dar,  das  so  sich  nur  Midrasch  Ruth.  R.  I 
findet:  nnnj  »'«  ^b"!  aTia  i«n  n-Q  an^'?öj  anme  nn'DiD  a-ns  ]bnb  dort, 
heißt  es  ,ihre  Pferde,  Maultiere,  Kamele',  hier  aber  nur  ,da  ging 
ein  Mann'.  nniJ  gehört  etymologisch  zu  arab.  >^  ("v^gl-  ^j^)  und 
steht  hier  wie  sonst  im  aramäischen  Talmudtext  Knnj  ,nur,  bloß*. 
Das  Adverb  Dn"iJ  wird  in  der  Bedeutung  ,(das)  allein  (zurückge- 
blieben), der  Rest'  substantiviert,  besonders  im  PL  D"'öTTnj  (vgl.  zuletzt 
Ben  Jehuda,  Thesaurus  I  835),  wodurch  dttij  ein  Sjnonim  zu  dem 
oben  besprochenen  substantivierten  Adverb  nn^ir  , übrig,  Rest'  wird. 
Ein  weiteres  Adverb  auf  om  im  Hebräischen  ist  öbn  =  JUa;  wenn 
dieses  wie  im  Arabischen  nicht  nur  ,hieher'  bedeutet  hat,  sondern 
Aufforderungspartikel  in  weiterem  Sinne  gewesen  ist,  so  mag  es, 
oder  eine  Umbildung  desselben  Wortes  auch  in  Ez.  30,  2  Dr*?  r\r\  ib'b\n, 
etwa:  ,Klaget,  o  weh!'  vorliegen.^ 

4.  In  der  , dualischen'  Form  a(j)im  s.  oben  Kap.  II  und  öfter. 

5.  Mit  i(m)  in  den  Formen  a)  im  in  dk  ,ob,  wenn',  ök  •  •  •  DK 
, entweder  .  .  .  oder',  entsprechend  ass.  umma  (q.  v.),  arab.  ^\  in  ^Ca\^ 
,wenn  nicht',  Ü\  —  Ü\  ^entweder  —  oder'  (nicht  aus  ^^  +  0^  zusammen- 
gesetzt, sondern  Nebenformen  zu  ol)»  ^^^  ^^^  ^^^^  Lautvariante 
bildet  zu  ^\  (vulgär  gleichfalls:  ^imma)  ,was  anlangt,  betrifft'  und 
weiter  selbst  zu  \\  ,ob'.  Auch  die  Aussprache  mit  u  hat  sich  im 
Arabischen  entwickelt  in  dem  aus  immala  ,oder  etwa  nicht'  entstandenen 
ägyptischen  uvimäl  , freilich,  natürlich' =hebr.  xbn,  ah  dn;  Vgl.  Spitta, 
Gramm.  170.  Auch  für  amma  bezeugt  Spitta  182  die  Aussprache 
umma.  Auf  am(ma)  scheint  mir  auch  das  im  Dofär  häufige  yam 
,als,  sobald'  zurückzugehen;  vgl.  Rhodokanakis,  Dofar  I  passim;  ajp  = 
><ii»  ,mit,  bei';  ß)  emma  in  neuhbr.  K»tt>  =  ass.  sa,  summa  s.  oben  S.  140. 


1  Wahrscheinlicher  ist  aber,  daß  in  V.  2—3:  mn'  ov  anpi  (ov  anp  »3  nv^  m)  i^'b'n 
das  Eingeklammerte  Dittographie  des  Vorhergehenden  und  Folgenden  ist.  Vgl.  Jas. 
13,  6:  m,T  DT  snp  '3  M^n. 

'  Im  Aramäischen  findet  sich  für  MIJ«\,  '"rB^'K  mit  unerklärtem  b  vor  m.  Vgl. 
aber  den  Eiuschub  des  b  in  xa^n  aus  demmä  =  hebr.  mbv  neben  KCttJ. 


Ablautformen  der  Endung  au  im  Hebr.  und  Aramäischen.     153 


6.  Mit  totalem  Vokalschwund  an  Stelle  ursemitischer  Neben- 
tonstufe:  a)  mit  Vokal  nach  dem  m  in  "laa,  102,  tab  durch  Enttonung 
aus  ka'm(ä),  bam(ä),  lam(ä)  entstanden,  wie  ■':i03  neben  arlcs,  p''  T03 
etc.  und  das  oben  besprochene  lob  ,zu  ihm'  beweisen.  Ein  min(a)m(a) 
oder  mivima  statt  viina  (s.  Kap.  XI)  liegt  vor  in  Formen  wie  "röö  ,von 
mir'  etc.  Die  Form  ohne  Suffixe  findet  sich  vielleicht  in  Jes.  48,  1 
iKy  rmn"'  •böi  bicw  c»ya  n'tnps"  ,die  sich  nach  Israel  benennen  und  aus 
Juda  stammen'.  Ein  lab  statt  lo"?  scheint  in  dem  Namen  bKin"?  Fr.  31, 1 
zu  stehen,  der  V.  4  wohl  besser  ^Klab  vokalisiert  ist.  Steht  ß)  kein 
Vokal  nach  m,  so  erhält  das  Adverb  die  Form  eines  Segolatums. 
Eine  solche  uralte  Adverbialbildung  stellt  hebr.  nn^  ,vorn,  früh'  dar, 
dem  aram.  mp.,  arab.  quddäm,  assyrisch  nur  substantiviert  qudmtc 
,das  Vorn,  die  Vorderseite,  Vorzeit'  entsprechen.  Die  Form  ohne 
Akkusativendung  bietet  wohl  arab.  v>j»  ,früher,  schon,  längst',  wozu 
vielleicht  auch  ass.  qadu(m)  , nebst,  bei'  gehört,  wenn  dessen  Be- 
deutung aus  ,vor'  hervorgegangen  ist.  Wie  uip  , früher*  ist  dib  »be- 
vor, noch  nicht'  zu  beurteilen,  das  Ruth  3,  14  ana  geschrieben  ist 
und  schon  von  anderen  zu  nna  gestellt  wurde.  Am  nächsten  steht 
etymologisch  die  Femininform  ib-tart  il-fdgar  ,vor  Sonnenaufgang' 
im  Iräq,  Weissbach,  Zum  Irak-Arabischen  208,  26.  Auch  in  mn  = 
arab.  f^j=»-  möchte  ich  ein  uraltes  Adverb,  etwa  der  Bedeutung  ,ver- 
fluchtl'  ,wehe!',  ,Tabu'  sehen.  Vgl.  den  vielfachen  Gebrauch,  den 
noch  das  Modernarabische  von  f^j=^  in  Ausrufen  macht  und  hebräische 
Stellen  wie  Mal.  3,  24:  a"in  piKn  nx  "n'am  etc.  Formal  spricht  dafür, 
daß  B"in  in  der  Bedeutung  .Bann'  und  .Banngut'  weder  im  Plural 
noch  mit  Possessivsufixen  verbunden  vorkommt,  sachlich  die  Wahr- 
scheinlichkeit, daß  ein  zumeist  im  Ausruf  gebrauchter  Ausdruck  leicht 
in  der  Form  des  Ausrufs,  als  Interjektion  entstanden  sein  kann, 
c)  Aramäisch: 

1.  Auf  am  :  aa  ,auch'  (wie  hebr.),  at  ,vielleicht'  (s.  oben),  ab 
, folgendermaßen'  (s.  S.  145),  c:k  =  U»jI  (s.  oben  S.  75),  ana  ,aber, 
nur'  (oben  S.  75);  ay  ^mit',  ub^  ,hinauf  >  ewig,  Welt';  ari:o  ,etwa(s)*, 
ann  =  h,ä  +  f^  (j^-  P'^  =  Ää  +  edain),  bloßes  axn  findet  sich  meines 
Wissens  nur  im  Mandäischen  (vgl.  Nöldeke,  Mand.  Gramm.  204), 
sonst  erscheint  es  in  den  erweiterten  Formen  |ön,  nan;  auf  adver- 
bielles  ao"'  =  ^-»^i,  aar  ümam  geht  wohl  kbö"'  ,Tag'  zurück;   vgl.  zu 


154  VII.  Ablautformen  der  Enduno  am, 

dö"'  als  Adverb  Dalman,  Gramm.  215  Nr.  7  ^  und  s.  auch  Brockbl- 
MANN,  ZA  XIV  346. 

2.  Auf  am('m)a:  ]^^  ,bis'.  Eine  ähnliche  Form  ist  wohl  •'Jim  auch 
im  bab.  Talmud,  wozu  ich  bab.  anama  ,dazu,  auch'  (s.  oben  S.  17) 
vergleichen  möchte. 

3.  Auf  öm  und  um:  zu  diba,  diir,  JooZs^  s.  oben;  hiehergehört 
ferner  dn«  ,fürwahr,  denn,  daß,  weil'  in  jerus.  Targumen,  z.  B.  Tar- 
gum  Seni  zu  Esther  1,  17.  20  u.  ö.  vgl.  Dalman,  Gramm.  95  u.  ö.  = 
neuhebr.  nn,  wozu  di^K  (wohl  =  hehr,  ühn,  arab.  p-«>,  vgl.  Kohut, 
Aruch  completum  s.  v.)  eine  Nebenform  darstellt:  dnx  verhält  sich 
zu  dibx  wie  C-vJ  b  zu  vulgär,  j^'a  ret  (vgl.  Barth,  Sprachwissenschaft!. 
Unters.  II  28).  Eine  Weiterbildung  von  <-^  auf  öm  (wie  sa  :  sum)  ist 
die  ,da,  dann,  denn',  welche  Form  für  pB  (s.  dazu  oben  S.  22  zu 
appunama  und  auch  später)  eintritt,  vgl.  Dalman,  Gramm.  224.  Aber 
auch  in  dlab,  diBd  ,gemäß'  etc.  (vgl.  Dalman  233 ;  236)  ist  die  eben- 
sowenig das  Substantivum  ,Mund'  wie  in  hebr.  les;  •»ab,  ass.  kl  pl, 
aber  auch  ^aaiu,  ass.  pütam  ,vor.  für'  etc.,  die  vielmehr  direkt  nur 
mit  arab.  ^5*  jin'  zusammenzustellen  sind.  Darüber,  ob  überhaupt 
weitere  etymologische  Verwandtschaft  mit  na  pü,  ^  etc.  ,Mund'  be- 
steht, s.  später.  Wenn  auch  driBK  Esra  4,  13  ein  semitisches  Adverb 
ist,  mag  es  zu  ass.  apputum  (oben  S.  148)  gehören.  Das  Mandäische 
hat  neben  dKn  auch  ein  temporales  din  ,dann,  dann  ferner'.  Nöl- 
DEKE,  Mand.  Gramm.  204  hält  es  für  ,sehr  bedenklich  anzunehmen,  daß 
die  im  Arabischen  [p'  und  pj  vollzogene  Verteilung  der  Bedeutungen 
auf  zwei,  doch  wohl  nur  zufällig  gespaltene  Aussprachen  ^  .  .  .  genau 
ebenso  im  Mandäischen  stattgefunden  hätte,  während  sonst  das  Ara- 
mäische nichts  von  einer  solchen  Form  mit  u  weiß'.  Indes  kommt 
auch  tarn  mit  a  auf  aramäischem  Gebiet  tale  quäle  nur  im  Man- 
däischen vor  und  die  Differenzierung  von  tam(ma)  ,dort'  und  tum(ma) 
,dann'  kann  vor  der  Trennung  des  aramäischen  und  arabischen 
Sprachzweigs  erfolgt  sein. 


^  Einen  Stamm  cs'  für  ,Tag'  gibt  es  sonst  nicht.  Babyl.  immu  gehört  zu 
Btsn  s.  oben  16  i. 

'  Schon  NöLDEKE  hält  also  mit  Recht  ZJ  nur  für  eine  lautliche  Entwick- 
lung aus  Ij. 


Ablaütpormen  der  Endung  am  im  Aram.  und  m  Südsem.      155 

4.  Auf  im,  em,  ema:  >or^;  DKö  ,vielleicht*  (s.  oben),  Kö33  =  ass. 
kinamma  ,so'  (s.  oben). 

5.  Mit  Elision  des  Vokals  statt  ursemitiscber  Nebentonstufe: 
Köi  =  Dl  (s.  S.  145),  Köb  I  =  ob  ,nämlicb'  (ebendort) ;  tttj*?  II  =  p, 
ass.  Zäm  (q.  v.)  ,nicbt'  Lidzbarski,  Epigrapbik  303;  kö3  =  ^,  103, 
ass.  kima  etc.  (s.  obenS.  145)  ,wie'  =  xasNn,  nas""«  (vgl.  ass.  ekiam)  vgl. 
Dalman,  Gramm.  239;  Nöldeke,  Mand.  Gramm.  206;  mand.  kö^k  ,bis* 
nach  NöLUEKE,  Mand.  Gramm.  210  aus  Hsht^  für  V^,i.  (vgl.  xöbn 
für  KüT  etc.).  Auch  in  der  dunkeln  Partikel  Kä'?K,  die  im  b.  Talmud 
häufig  Folgerungen  einleitet  (,also'),  dürfte  mä  aus  der  Mimation 
entstanden  sein  und  aabn  mag  einfach  eine  andere  Form  für  nhn 
jfürwahr'  =  hebr.  6hn,  arab.  p-»  darstellen. 

d)  Südsemitisch: 

1.  Auf  am(a):  ^  ,me,  wieviel?*,  ^  ,noch  nicht'  =  ass.  läm(a) 
(s.  oben  S.  33);  dofärisch  jam  ,als'  (s.  zu  bk);  äth.  gesama,  mehri 
halakem  (s.  oben  S.  10).  Hieher  gehören  auch  die  oben  Kap.  VI  be- 
sprochenen Partikeln  mit  ,verallgemeinerndem  mä'  wie  arab.  U^,  UJ, 
'-•-^»  ^yj  '-•^j  ^^  ^j,  ^^  etc.,  äth.  kama  ,damit'  ^  etc.,  sowie 
die  weiter  verlängerten  Formen  vidgar.  kamän  ,auch  (eigtl.  , ebenso'), 
noch,  ferner',  in  Syrien  fellahisch:  tsamän,  tsama  oder  tsamät  vgl. 
Bauer,  Pal.-Arabisch  §  70;  Spitta,  Gramm.  171. 

2.  Mit  Schärfung  auf  amma:  Ul  (s.  zu  hebr.  bk),  p  =  hebr.  b»ö 
(q.  V.);  ÜJ  ,als',  O  =  ^;y^;  jüdisch -algerisch  baddmmä  ,quoique' 
(=  U  jjo)  vgl.  Cohen,  Parier  arabe  371. 

3.  Auf  am:  so  in  dem  dialektischen  kam  für  ^,  das  sich  ebenso 
im  Mehri  findet  vgl.  Bittneb  IV  29,  ferner  wohl  in  fU^  tamäm  ,ganz, 
genau,  vollkommen'  =  hebr.  Bön  (s.  oben  S.  82),  f\Ss  =  ß-tjj  (q.  y.)^ 
f^j^  =  B-in  (q.  V.) ;  ebenso  ist  wohl  auch  f U^  mit  der  Nebenform  ?Ui 
,vor'  ein  uraltes  Adverb  auf  am.  Die  Schreibung  von  U-^,^  U-j^^a., 

=  südar.,  xötiö  ist  durch  ^,  (j^^ä.  etc.  beeinflußt. 


^  Andere  Fälle,  wo  ma  nach  dem  Adverb  Nebensätze  einleitet,  verzeichnet 
ausführlich  Beockixmasn,  Grundriß  n  §  409.  S.  aber  unten  S.  157  f.,  wonach  Beockel- 
uAKss  Darstellung  zu  revidieren  ist. 

*  Aus  einer  wirklichen  Zusammensetzung  mit  fragendem  mä  ,was?',  wie 
hebr.  ao  by,  entstand  wohl  'omanisch  "öläm,  "ölüm  ,warum?'.  Vgl.  EKiuHAaDT,  Oman  32. 


156  VII.  Ablautpormen  der  Endung  am. 

4.  Auf  öm(e),  üme  aus  am  im  Mehri:  böme,  büm(e),  lüma  ,liier' 
vgl.  BiTTNER,  Studien  IV  22  gehört  wohl  zu  dem  mit  <-i,  ,^  ver- 
wandten hehr.  3,  arah,  «-_j,  äth.  bö,  das  im  Mehri  auch  sonst  Funk- 
tionen des  t-s-Stammes  übernimmt  (vgl.  hibö  =  ,ib''»<  etc.)  und  ent- 
spricht so  aram.  dib  (=  ps)  ,da,  denn',  lazaröm(e)  Jetzt'  kann  nicht, 
wie  Jahn,  Mehriwörterhuch  209  b  unten  meint,  aus  l-\-azar  (=j-oÄ)-f 
dorne  ,zu  dieser  Zeit'  entstanden  sein,  da  die  Assimilation  des  d  an  r 
unmöglich  scheint  und  die  daneben,  besonders  bei  Hein  häufige  Ne- 
benform zaröme,  zeröme,  zröme  (vgl.  Bittneb,  Studien  IV  27)  zeigt, 
daß  der  zweite  Bestandteil  des  Wortes  nicht  azar  {j-'^)  sein  kann; 
auch  bedeutet  mehri  äzer  (Jahn  20,  21)  ,Naclit',  nicht  ,Zeit'.^  Ara- 
bischem ^xa*  entspricht  Avahrscheinlich  nur  gaser  in  gaseroiven  und 
gasereyen  (oben  S.  9).  Mir  ist  ein  Zusammenhang  mit  arab.  jto 
,Averden',  mehri  zär  , stehen  (bleiben),  halten'  am  wahrscheinlichsten. 
Vgl.  zu  zaröme  (also  aus  \j4^)  das  süddeutsche  ,halt'  (von  halten  = 
stehen  bleiben),  lat.  statim  in  der  Bedeutung  ,eben,  nun*  und  auf  se- 
mitischem Gebiet  den  Gebrauch  von  •'Kp  , steht'  im  Mand.  und  bab.  Tal- 
mud für  ,]etzt'  in  i'^ny  Hp  ,er  tut  eben'  etc.,  sowie  selbst  den  Gebrauch 
des  verbalen  j^  (=  mehri  zär)  für  ,schon,  jetzt'  im  Vulgärarabisch, 
s.  bes.  Bader,  Pal.-Arabisch  §  29.  Ebenso  gehört  zu  mehri  wiqa  ,sein' 
das  Adverb  ivuqöne  ,vielleicht'  (=  Iää^*)  vgl.  Bittner  a.  a.  0.  30, 
wofür  sich  bei  Müller,  Mehri  44,  10  wuqöme  findet  in:  wuqome  safait 
lief  als  Übersetzung  von  arab.  *-s^\  ^"^^  ^^  ,vielleicht,  ungefähr  3000'.^ 
Zu  (xü)utöme  ,so'  habe  ich  bei  Bittner  IV  52  tripolitanisch  wäty 
, fertig'   bei    Stumme,   Märchen  aus  Tripolis  316   verglichen,   wonach 

VC 

tvutöme  auf  *J»3  zurückgehen  würde. 

5.  Auf  umma :  wie  ^^J^  dürfte  auch  ^^  \  aus  einem  alten  inter- 
jektioneil gebrauchten  (al)läham(ma)  entstanden  sein;  zu  ^j*  s.  hebr. 
d?p,  aram.  öin ;  vgl.  ferner  hadr.  jilumma  aus  ilamma  ,bis'  Landberg, 
L'Arabe  meridionale  I  228,  234  =  mand.  söbx.  Auch  -O.^?  wird  viel- 
leicht nur  volksetymologisch  als  ,wehe  seiner  Mutter*  verstanden 
und  geht  auf  weilam  =  ^J  zurück;  vgl.  schon  ZA  XII  231.  Zur 
Aussprache  umma  von  \^\  und  ^\  s.  zu  hebr.  dk. 

^  Nach  freundlicher  Mitteilung  Prof.  Bittnkes  ist  azer  so  im  Mehri  in  der  Tat 
nicht  recht  heimisch  und  aus  s^auri  ciser  ,Nacht',  pl.  'esör  ,Tage'  entlehnt;  cf.  auch 
BiTTNEK,  Studien  IV  9  oben.  ^  Verbessere  danach  Müllebs  Übersetzung  z.  St. 


LOSLÖSÜXG  DER  AkküSATIVENDÜNG  ALS  KoNJüNKTION.      157 


6.  Mit  i  im  Nebenton  in  U^,  sab.  las  etc.  aus  hamä.  Einige 
solche  und  ähnliche  Formen  wie  U-^  (vgl.  Brockelmann,  Grundriß 
I  326)  sind  auch  nur  Analogiebildungen  nach  den  älteren  Mustern. 
Dagegen  mag  ^immä  aus  amma  erst  sekundär  über  umma  entstan- 
den sein.  Auch  äth.  temälem  (oben  S.  9)  setzt  ein  südsemitisches 
*timälim,  bezw.  *timälum  voraus. 

Wie  endlich  die  Akkusatirendung  in  ihrer  rerallgemeinemden 
Bedeutung  sich  als  eigene  Partikel  vom  Wort  loslöst,  so  konnte  dies 
auch  in  anderen  Fällen  und  besonders  wieder  dort  geschehen,  wo 
die  Form  der  Endung  von  der  im  Kasussvstem  herrschend  gewor- 
denen verschieden  war  und  darum  nicht  als  Kasusendung  emp- 
funden werden  konnte.  Wenn  ursprüngliche  Adverbia  wie  z.  B. 
das  assyrische  enuma  ,da,  als'  neben  dem  Substantiv  enu  ,Zeit',  wie 
arab.  U-i^^s^  ,wann'  neben  cr^  ,Zeit,  Augenblick'  als  aus  .zur  Zeit-1- 
da'  zusammengesetzt  empfunden  werden  mußten,  so  mußte  man  den 
Ausdruck  für  dieses  Mehr  der  Bedeutung,  in  -mä  dem  Mehr  der 
Form  von  U-^^  gegenüber  dem  Nomen  sehen,  das  man  als  Kasus- 
endung nicht  mehr  empfinden  konnte,  da  letztere  im  System  nur 
an  lautete.  Auf  diese  Weise  mußte  -mä  als  eine  eigene  Konjunktion 
,da,  wo,  daß'  erscheinen.  Ward  -mä  aber  einmal  an  einigen  Beispielen 
als  Konjunktion  empfunden,  so  mußte  deren  Analogie  zu  eigentüm- 
lichen Umdeutungen  führen,  indem  dadurch  erst  UjJ  neben  «JjJ 
,oft',  U3Ü»  ,lang*,  ÜAS  ^selten'  etc.,  als  ,oft  ist  es,  daß',  ,lang  ist  es, 
daß',  ,selten  ist  es,  daß';  U-ii\  (konjunktioneil)  ,wo',  U-"4^  ,wie',  UlÜ 
,wann'  als  ,wo  es  ist,  daß';  ,wie  es  ist,  daß';  ,wann  es  ist,  daß' 
empfunden  wurden.  Und  auch  in  dieser  Umdeutung  sind  die  Gram- 
matiker konsequent  noch  weiter  gegangen  als  die  Volksetymologie 
der  lebenden  Sprache. 

Auch  die  Bedeutungsentwicklung  der  Akkusativendung  zur 
Konjunktion,  die  als  solche  nicht  mehr  zum  vorhergehenden  Wort, 
sondern  zum  folgendem  Satze  zu  gehören  scheint,  ist  aber  nicht  auf 
die  Endungsform  (ajmä  beschränkt  geblieben.  So  steht  im  Altsüd- 
arabischen eine  temporale  Konjunktion  3n  in  Hai.  238  =  Gl.  283,  1 : 
I  nna  l  n  l  nav  l  'Ksr ;  Hai.  237,  7 :  :  ramn  i  nar  l  «xrcr  nach  nor  und  Rhodo- 
KANAKI8,  Studien  I  35  hat  scharfsinm"g  erkannt,  daß  ,diese  Zusammen- 


158  VII.  Ablautformen  der  Endung  am. 


Setzung  genau  arabischem  hlnin^  yömin,  icaqtin  (Landberö,  Datina  737), 
bezw.  yöm  inna,  wagt  innu  entspricht',  wozu  aber  als  lautliches  Gegen- 
stück noch  das  oben  besprochene  distributive  3ü  gehört,  das  mehri 
täden,  vulgärarab.  hadan,  kullin,  soq.  koll  Meten  etc.,  ass.  Hhit-an, 
hebr.  sib-''ap-aim,  arab.  saVat-an  etc.  entspricht,  wie  andrerseits  die 
Formen  arab.  hinamä,  waqtama,  hebr.  kammä  ,wie(viel)?',  k^mö  (Konj. 
und  Präp.)  ,wie',  ass.  enuma  ,als'  etc.  gleichfalls  hieher  gehören.  Auch 
diese  temporale  Konjunktion  3n  ist  also  aus  der  abgelösten  Akkusativ- 
endung hervorgegangen  und  daß  sie  gerade  neben  növ  zu  belegen 
ist,  zeigt,  daß  sie  aus  der  ursprünglichen  Verbindung  mit  einer  Zeit- 
bezeichnung ihre  temporale  Bedeutung  hat,  die  wie  in  ass.  üma 
,als',  arab.  jaumin  ,als*  ursprünglich  die  Eigenbedeutung  des 
Wortes  war,  die  sich  auf  die  Endung  übertrug. 

Diese  temporale  Konjunktion  in  ist  weiter  aber  identisch  mit 
dem  kondizionalen  jn,  wozu  aber  nicht  nur  mehri  hen  ,wenn,  wann' 
(Bittnee,  Studien  IV  36)  zu  vergleichen  ist  (cf .  Rhodokanakis  a.  a.  O.), 
sondern  auch  arab.  ol>  aram.  p,  hebr.  d«  ,wenn';  sie  ist  weiter  iden- 
tisch mit  dem  für  ,des  Inhalts,  daß,  bezüglich  dessen  was,  was  be- 
trifft; weil',  präpositionell  , wegen'  gebrauchten  jn  (Rhodokanakis  34), 
dem  arab.  o'»  O^  oi>  ass.  umma  ,f olgendermaßen '  (oben  S.  16)  zu 
vergleichen  ist,  wie  auch  mit  dem  fragenden  ^  1,  U\  etc.,  wie  vielleicht 
selbst  mit  hebr.  |K,  mehri  hon  ,wo?',  woraus  im  Südarabischen  pH, 
im  Assyrischen  a-a-nu  und  iänu  (s.  Kap.  XI),  hebr.  auch  }•;«,  ass.  i^^j 
geworden  sind.  Schon  im  Altsüdarabischen  findet  sich  neben  3n  eine 
auf  m  auslautende  Form  lan  (Rhodokanakis  37). 

Almlich  hat  sich  ja  auch  die  neubabjlonische  Stoff namenendung 
von  ihrem  Kasus  losgelöst  und  mag  später  selbständig  als  Präpo- 
sition etwa  für  ,im  Betrage  von'  verstanden  worden  sein. 

Kurz,  die  Mimation  (und  Nunation)  des  Nomens  hängt  wirklich 
innig  mit  der  Partikel  -mä  zusammen;  aber  nicht  nur  mit  dieser  einen 
Lautform  derselben  allein  und  auch  nicht  mit  nur  einer  ihrer  Be- 
deutungen. Eine  ganze  Gruppe  lautlich  und  in  Bezug  auf  die  Bedeutung 
verschieden  abgestufter  Partikeln  steht  mit  dem  Tanwin  in  Verbindung, 
der  die  gleichen  Stufen  lautlicher  Veränderung  durchgemacht  hat. 
Die  Bedeutung  dieser  Partikeln  bildet  aber  gleichwohl  nicht  die 
Erklärung  des  Tanwins,   denn  sie  ist  an  diesen  kleinsten  Partikel- 


LOSLÖSÜNQ    DER    AkKUSATIVBNDÜNÖ    AI>S    KoSJONKTION.  159 


chen  nichts  Eigenes,  sondern  vielmehr  die  jeweilig  verschiedene  Eigen- 
hedeutung  der  Wortgruppen,  von  denen  sie  sich  ahlösten,  welche 
auf  die  Endung  übertragen  wurde.  Und  so  wird  die  Sprachforschung, 
will  sie  die  Gesetze  der  Sprachgeschichte  aus  dem  Sprachgeschehen 
erschließen,  darauf  verzichten,  den  kleinen,  niemals  selbständig  ge- 
wesenen Elementen  eng  umschriebene  Urbedeutungen  beizumessen, 
um  im  Gegenteil  die  Bedingungen  aufzusuchen,  unter  welchen  un- 
selbständige Teile,  die  Formelemente  des  Wortes,  eine  jeweilig  ver- 
schiedene Eigenbedeutung  erhielten,  und  um  die  Erklärung  dieser 
Verschiedenheit  in  der  jeweilig  andersartigen  Bedeutung  des  ur- 
sprünglichen Wortganzen  zu  finden,  dem  sie  entstammen. 


160  VIII.  Die  Entstehung  des  semitischen  Duals. 


VIII.  Die  Entstehung  des  semitischen  Duals. 

Ich  kehre  nunmehr  wieder  zu  den  Adverbien  auf  a(j)im  im 
Hebräischen  zurück,  um  mich  jetzt  deren  wichtigster  Gruppe  zu- 
zuwenden. 

Der  angebHche  Dual  dtisi"'  ,Hinterseite,  Rücken*  kommt  an 
den  Belegstellen  im  Status  abs.  in  Verbindung  mit  der  Präposition 
a  oder  b  nur  als  Adverb  mit  der  Bedeutung  ,hinten,  nach  hinten* 
vor;  vgl. 

Ex.  26,  23  (=  36,  28):  DTST-a  ptrön  ny^tpöb  (nirr)  ntrrn  D-tr-ip  "str 
,und  zwei  Bretter  mache  (machte  er)  an  den  Ecken  der  Wohnung 
auf  der  Hinterseite*. 

Ex.  26,  27  (=  36,  32):  nö''  DTST'b  pran  (ybio  ""»"ipb  D"'nnD  ntp^m 
,und  fünf  Riegel  für  die  Bretter  (der  Seite)  der  Wohnung  nach  hinten, 
[d.  h.]  im  Westen*. 

Ez.  46,  19:  na''  önD"i''3  ,hinten,  im  Westen',  wo  der  Konsonanten- 
text noch  die  alte  Adverbialform  jarkatam  nachweist. 

Auch  im  Status  constr.  bedeutet  "tidt'  noch  ,hinterer  (und  even- 
tuell) unterer  Teil'  in  pVJhn  Tia'T'b  ,auf  der  Hinterseite  der  Wohnung' 
Ex.  26,  22;  36,  27;  -in  ^nan-  ,die  Tiefe  (nicht  die  Seiten)  der  Hölle* 
Jes.  14,  15;  Ez.  32,  23;  nrBDnTia'T'  ,der  untere  Schiffsraum',  TiSTn 
n''2n  ,liinten  im  Hause*  Am.  6,  10;  ']n''3  TiDT'n  , drinnen  in  deinem 
Hause*  Ps.  128,  3;  myön  •"ns'T'a  ,hinten  in  der  Höhle'  1  Sam.  24,  3; 
ans«  nn  "riDT'a  ,hinten  auf  dem  Efraimgebirge*  Ri.  19, 1  vgl.  V.  18;  ähn- 
lich pB^r  TOT  und  ps  ''n3-i''ö  ,hinten  (=  fern)  im  Norden'  und  ,von 
hinter  der  Erde*  =  ,von  ferne  her*. 

Das  Gegenteil  von  dTiS-i"'  ,Hinterseite*  bezeichnet  nKB,  das  ur- 
sprünglich wie  das  ihm  entsprechende  babylonische  pütu  , Vorderseite, 
Front,  Stirn'  bedeute;  vgl.  ZDMG  LXVI  769.  Dem  babylonischen 
Adverbialis  pütam  ,vorn'  würde  hehr.  D.^nKB  entsprechen,  dessen  Status 
constr.  noch  die  alte  singularische  Bedeutung  als  Körperteil  bewahrt 
hat  in  Num.  24,  17:  (lies  nach  Jer.  48,  45:  "ipip/i)  ''p'yp'\  axia  tikb  pnai 
nv  ""jn  h^,  wo '  TiNB  parallel  zu  "ipnp  , Schädel'  nur  wie  ass.  püiu  ,die 
Stirn*    bedeuten   kann.     Von    dem    als    Dual    aufgefaßten    'nKB   aus. 


Hebr.  Ortbadverbibn  auf  a(J)im  als  Körpertäilnamkn.        161 

das  in  der  Bibel  sonst  leider  nicht  belegt  ist,  wird  die  Bedeutung 
»Seite,  Schläfe'  von  nKS  ausgegangen  sein.  Die  alte  Bedeutung  von 
nxB,  die  von  D*nse  nur  durch  die  Kasusbeziehung  sich  unterscheidet, 
zeigt  DKB  Jer.  48,  45  als  Variante  zu  tikb  Num.  24,  17  und  fnns  ,ihr 
Haupt'  neben  ip-tj^  Jes.  3,  17;  vielleicht  darf  auch  nxB  "'»jq?  Jer.  9,25; 
25,  23;  49,  32  übersetzt  werden:   .mit  abgeschnittenem  Haupthaar'. 

CEK,  das  oft  mit  inn  (=  n1.~r=bab.  tämtu  ,Meer')  zusammenstehend 
im  Singular  wie  dieses  ,den  Abgrund  (=  bab.  apsü  ,Meer'),  das  Unten, 
(das)  Nichts'  bezeichnet,  steht  Ez.  47,  3  in  der  Form  des  AdverbiaUs 
in  D'CEK  "D  (a.  LA.  D'CBk),  womit  das  ganz  seichte  Wasser  bezeichnet 
wird  im  Gegensatz  zu  B'S~:2  C"ö  ,zu  den  Knien  reichendes  Wasser', 
cana  ■*  ,zu  den  Ijenden  reichendes  Wasser'  V.  4,  nay  vh  "WH  hn:  irm  ii 
,Wasser  zum  Schwimmen,  ein  nicht  zu  durchschreitender  Bach'  V.  5. 
Da  der  Stand  des  Wassers  zweimal  durch  seine  Höhe  am  menschlichen 
Körper  angegeben  wird,  hat  man  für  D'CBK  die  Bedeutung  eines  noch 
niedrigeren  Körperteils  einfach  geraten  und  übersetzt  ,Knöchel*. 
Richtig  ist  etwa  in  übersetzen:  ,  Wasser  von  unten',  d.i. , Grundwasser, 
seichtes  Wasser'.  Auch  im  Status  constr.  ist  yiH  "CBK  substantiviert 
,das  Unten  der  Welt'  ursprünghch  ebensowenig  Dual  oder  Plural 
wie  pjt  Tisnv^ 

Etwa  dasselbe  wie  D^naT»  ,Hinterseite'  bedeutet  in  der  Mischna 
auch  oniPtK  ,Rücken,  Hinterseite*,  wozu  in  der  Bibel  n-rnn  nnKS  ,mit 
der  Hinterseite  der  Lanze'  2  Sam.  2,  23  gehört.^  Auch  das  kann 
kein  Dual  sein,  sondern  nur  das  substantivierte  Adverb  ahöram 
,hinten',  das  eigentlich  mit  den  temporal  gebrauchten  aramäischen 
Adverb  ppiK,  pnx  ,später',  ass.  haramme  eins  ist  und  darum  mit 
Recht  wirklich  adverbiell  verwendet  wird  in  cmriK  Z'vh  im  Pijjut 
zum  zweiten  Tag  des  Pesahfestes  (Tefilla,  Abschnitt  nars  tk  -rm). ' 

Wie  in  amn«  ist  auch  in  dem  gleichbedeutenden  d'B|  ,Rücken*, 
eigtl.  .oben',  z.  B.  KeUm  8,  3,  wozu  bh.  Pr.  9,  3  mp  •'oinö  "bi  by  gehört, 
die  Endung  nicht  Zeichen  eines  hier  sachlich  unmöghchen  Duals, 
sondern  die  erstarrte  adverbieUe  Endung  und  das  gleiche  gilt  für 
0^51  ,Rücken*,  wovon  besonders  häufig  der  Status  constr.  vorkommt 
in  ""ai  hv  ,auf'.  ' 

'  Zur  Konstroktusform  des  Duals  s.  später. 

'  Die  Wahl  der  Form  mag  aber  immerhin  durch  den  Beim  beeinflußt  sein. 
Torczyner,    Die  Entstehung  des  semitisdien  Spnchtypiis.  11 


162  VIII.  DiB  Entstehung  des  semitischen  Duals. 

Von  den  zuletzt  behandelten  Beispielen  sind  nun  dtist,  dtisb, 
a"'"nnK,  ö'^aa  und  a'SJ  Namen  von  Körperteilen,  und  zwar  von  solchen,  die 
nicht  paarweise  auftreten.  Dennoch  weisen  sie  ebenso  wie  die  Namen 
für  paarweise  auftretende  Körperteile  äußerlich  die  Endung  des 
Duals  a(j)im  auf,  die  in  diesen  Fällen  aber  gewiß  anders  zu  erklären 
ist.  Zu  den  genannten  Beispielen  ist  aber  noch  hinzuzufügen  3n|5 
,das  Innere',  wofür  die  Mischna  D^anp  bietet,  das  eigentlich  qirbam 
,innen'  ist.  Ebenso  wird  ja  auch  im  Ass.  libbam  ,innen'  als  neuer 
Nominativ  verwendet.  Vgl.  Amarna  55,  60  f. :  ^•'■•*  lib-ba-am  be-li-ia  i- 
[d]i-[bja-su  ,das  Herz  meines  Herrn  möge  fröhlich  sein'.  D'^np 
, innen,  mitten'  gibt  uns  aber  sogleich  auch  die  Erklärung  des  inter- 
essanten Wortes  ■'^ö  (Status  constr.),  c.  suff.  •'^13,  iTö  etc.  ,Eingeweide', 
wozu  der  Status  abs.  in  der  Mischna  d^^ö  lautet,  was  man  bisher 
mit  der  späteren  Sprache  als  Plural  oder  Dual  verstanden  hat.  Es 
ist  nunmehr  aber  ohne  weiteres  klar,  daß  auch  dtö  wie  w^ip  ein 
substantiviertes  Adverb  ,mitten*  ist,  zu  dem  man  keine  Singularform 
zu  suchen  braucht,  weil  a^Sü  aus  miam  nicht  nur  dem  Akk.  Singular 
,^^  , Eingeweide',  sondern  auch  ^,  dem  zur  Präposition  5^  ge- 
hörigen Akkusativadverb  entspricht,  das  in  der  Bedeutung  ,mitten' 
sich  zu  g-«  ,mit'  verhält  wie  ass.  mislu  ,Mitte,  Hälfte'  zu  äth.  mesla 
,mit',  wie  die  deutschen  Entsprechungen  etc.,  wie  ja  auch  hebr.  ?, 
arab.  »-j,  ass.  ina  etc.  die  Bedeutungen  ,in'  und  ,mit'  vereinigen.^  Daß 
ü-ya  nicht  Plural  oder  Dual  ist,  zeigt  auch  der  Umstand,  daß  die 
Eingeweide  als  einzelne  Körperteile  im  Neuhebräischen  meist  durch 
die  Umschreibung  wv^  "»an  ,die  Söhne  des  Innern',  nicht  etwa  durch 
einen  Singular  zu  w^TSl^  bezeichnet  werden.  Vgl.  auch  Targum,  Gen.  3, 
14  bTn  "i^ö  hu  für  •]'?n  "|3inj  bv  ,auf  deinem  Bauche  sollst  du  kriechen'. 

Wie  n^anp  aus  qirbam(n),  cyia  aus  mi'^am(n)  ginnen.  Inneres, 
Eingeweide*  zur  Bedeutung  ,Mitgefühl,  Liebe'  sich  entwickeln,  ^ 
welcher  Übergang  sich  auch  sonst  oft  noch  findet,  vgl.  an*!  ,Inneres, 
Leib'  und  a'^iann  ,Mitleid'  etc.,  zeigt  dieselben  Bedeutungen  arab.  (3>4* 
, Liebesglut'  =  aram.  «■'U  , Eingeweide',  welche  Wörter  gleichfalls  ur- 
sprünglich den  Adverbialis  gawan>'gawain  =  \^  , innen*  darstellen. 


^  &^  hat  also  seine  regelrechte  hebräische  Entsprechung  in  o'j»  und  ist  von 
syr.  >Q^,  hebr.  ay  zu  unterscheiden,  die  zu  ^  und  ass.  ina  ,in,  aus'  gehören  dürften. 
^  Zu  diesem  Übergang  s.  noch  später. 


Hebr.  Ortsadverbien  auf  a(J)iu  als  Körperteilnamen.       163 

Genau  wie  n^ja  ist  femer  wrn  ,Mülile*  gebildet.  Auch  a*nn  ist  kein 
Dual,  sondern  entspricht  wie  dtö:  '-»f  wieder  genau  dem  arabischen 
Akkusativ  (u.  Nom.)  ^j,  der  dort  , Schaufel'  bedeutet.  Die  Ähnlich- 
keit zwischen  Schaufel  und  Mühle,  die  die  verschiedene  Bedeutungs- 
entwicklung (auch  zu  soqotri  rihöten  =  ass.  rittän  ,die  hohlen  Hände', 
rinn  , Wurfschaufel')  veranlaßt  hat,  liegt  natürlich  in  der  Höhlung  (Ver- 
tiefung), die  auch  die  Mühle  von  oben  gesehen  bietet. '  Dies  Merkmal 
der  Benennung  kommt  aber  nur  der  ganzen  Mühle  zu,  nicht  den  beiden 
Teilen,  so  daß  dth  nicht  durch  Verdopplung  eines  Singulars  entstan- 
den sein  kann.  Von  dem  scheinbarem  Dual  O'pn  aus  hat  sich  erst 
der  falsche  aramäische  Plural  K'nn  entwickelt.^ 

Auch  in  n"'3aK  will  man,  irregeführt  durch  die  scheinbare  duaH- 
sche  Form  des  Wortes  einen  Dual  sehen,  und  zwar  zwei  Steine,  auf 
denen  angeblich  die  Gebärende  sitzen  soll,  obgleich  die  Vokalisation 
D'^anK  vor  einer  solchen  Deutun«;  warnt.  D""»«  bezeichnet  aber  auch 
die  Töpferscheibe  (nicht  zwei  Töpferscheiben).  Die  Töpferscheibe  mit 
dem  darauf  gedrehten  Tonklumpen  sieht  aber  der  alten  Mühle  ganz 
ähnlich.  OTn  ,Mühle'  wird  nun  infolge  der  formellen  Ähnlichkeit  im 
Neuhebräischen  euphemistisch  für  vulva  feminae  gebraucht.  Vgl.  die 
rabbinischen  Deutungen  zu  |me  \T'1  Ri.  16,  21,  die  Bezeichnung  von 
Abrahams  Unfruchtbarkeit  durch  tobiB  Hb^  imta  Gen.  Rabba  48,  20  etc. 
So  sieht  wohl  auch  die  LXX,  wie  die  jüdische  Tradition  (vgl.  z.  B. 
Bamidbar  Rabba  9)  mit  Recht  denselben  Tropus  schon  in  der  Bibel 
in  Hi.  31,  10:  p-inx  py-is-"  ."r-bri  TtTK  inKb  jntan  ,es  mahle  einem  anderen 
mein  Weib  und  auf  ihr  knien  andere',  wo  der  Parallelismus  die  Be- 
deutung von  ptDri  kaum  zweifelhaft  erscheinen  läßt.  Vielleicht  ist 
auch  die  Deutung  des  oben  erwähnten  Verses  Deut.  24,  6:  San''  vh 
MIT  DTin  unmittelbar  nach  ,und  er  erfreue  die  Frau,  die  er  geehelicht' 
V.  5  auf  die  Frau  in  Gen.  Rabba  20,  18  (vgl.  Matnot  Kehunna  z.  St.) 
nicht  unberechtigt.  Und  da  nun  n^nn  =  ^j  aus  einer  früheren  Form 
rah.am  hervorgegangen  ist,   ist  es  sehr  wahrscheinlich,  daß  es  iden- 


^  Vgl.  z.  B.  die  Abbildung  bei  Krauss,  Talmudische  Archäologie  I  96. 

*  Das  Material  zu  otii  hat  sehr  reichlich  Nöldeke,  Neue  Beiträge  55  zu- 
sammengestellt, ohne  zu  erkennen,  daß  a'm  wie  La-,  Singular  ist.  Vgl.  auch  Fräijkel, 
Lehnwörter  33  i.  Doch  sieht  auch  Nöldkke  bereits,  daß  die  Singulare  zu  a'm  wie 
V**»'  sekundär  sind. 

11» 


164  YIII.  DiB  Entstühcng  des  semitiscush  Duals. 

tisch  ist  mit  om  ,Mutterleib'  =  ass,  rimu  etc.,  dessen  Auslaut  selbst 
sekundär  ist  wie  in  obij?,  033  und  in  anderen  noch  nachzuweisenden 
Bildungen,  m.  a.  W.  daß  auch  D"'n"i  zunächst  Name  eines  Körperteiles 
ist,  nach  dem  der  formellen  Ähnlichkeit  wegen  Mühle  und  Schaufel 
benannt  sind.^ 

Diese  Annahme  wird  durch  den  Umstand  bekräftigt,  daß  auch 
D'32K,  die  Bezeichnung  der  der  Mühle  ähnlichen  Töpferscheibe,  in 
Ex.  1,  16  gleichfalls  Name  desselben  Köperteils  sein  muß:  pn'^-'a 
rrm  «in  na  dki  iniK  inam  xin  p  dk  D-sasn  bv  jn^x-n  mnarn  nx  ,Wenn 
ihr  den  Hebräerinnen  Geburtshilfe  leistet,  so  seht  auf  den  Mutter- 
leib; ist  es  ein  Sohn,  so  tötet  ihn,  ist's  eine  Tochter,  mag  sie  leben '.^ 

Auch  n"':nK  bezeichnet  also  wie  cn"!  einen  Körperteil,  der  nicht 
paarweise  auftritt  wie  n\-i3'-i%  D""nxa,  D'-mn«,  D'-nj,  d-'s:,  a^y^p  und  dtö. 

Ja  noch  mehr,  auch  solche  Körperteilnamen,  an  deren  Dualität 
man  bisher  nicht  zu  zweifeln  wagte,  erweisen  sich  bei  unbefangenem 
Urteil  als  nicht  dualisch.  So  o'^snö  das  , Kreuz',  n"'2:'7n  das  , Außen  des 
Körpers',  das  zu  ybti  , ausziehen'  gehört,  wo  doch  von  einem  paarweisen 
Auftreten  nicht  die  Rede  sein  kann,  auch  deshalb  nicht,  weil  es  im 
Hebräischen  einen  Singular  dazu  nie  gab  und  auch  die  arabischen, 
assyrischen  und  aramäischen  entsprechenden  Singularformen  cr^> 
hinsu,  H^nn  etc.  bedeutungsgleich  sind  mit  den  hebräischen  Dual- 
formen d"'3nö,  D''2:Sn,  die  formell  dem  Akk,  matnan,  hinsam  ent- 
sprechen wie  D;n"i,  ü'^yü  den  Akkusati ven  des  Singulars  ^j,  ,^y^. 

Fassen  wir  das  Ergebnis  der  bisherigen  Beobachtungen  zu- 
sammen, so  ergibt  sich  uns  der  Satz:  Im  Hebräischen  erhalten 
Namen  von  Körperteilen  die  Form  des  Duals,  ganz  gleichgültig,  ob 
diese  paarweise  am  menschlichen  Körper  auftreten  oder  nicht! 

Sind  nun  diese  gleichen  Formen  in  beiden  Fällen  wirklich  ver- 
schieden zu  erklären  oder  gilt  jene  Erklärung,  die  für  die  eine  Hälfte 


^  Vgl.  auch  babyl.  '^""HAR.HAR,  das  nach  dem  Ideogramm  und  dem  Kontext 
—  es  steht  z.  B.  bei  Hüngeh,  Tieromina  139  ,zwischen  anderen  Geräten,  in  denen 
Ameisen  (?)  nach  Nahrung  suchen'  —  die  Mühle  bedeutet,  nach  Delitzsch,  HWB 
131  b  aber  <»*"'*ere  (vrohl  Vrrä  oder  my)  zu  lesen  ist.  Jastrow,  Religion  II  833 
unrichtig:  ,Kessel  aus  Bronze'. 

*  Daß  D'J3K  hier  Körperteil  sein  muß,  sieht  richtig  Barth,  ZDMG  XLII  346 
Anm.  Vgl.  ass.  ahunnatu  Holma,  Körperteile  150  und  talmudisch  Kru3K. 


Die  Entstehung  dual.  Bedeutuno  an  Körperteiln.  auf  a(J)iu.   165 

allein  möglich  ist,  aber  auch  bei  der  anderen  recht  wohl  denkbar 
wäre,  in  Wirklichkeit  für  alle  Formen  und  hat  man  nur  darum 
in  der  ursprünglichen  Adverbialendung  a(j)im  einen  Aus- 
druck des  Duals  gesehen,  weil  eben  der  menschliche  Kör- 
per symmetrisch  gebaut  ist  und  die  wichtigsten  Glieder 
eben  paarweise  an  ihm  vorhanden  sind,  so  daß  ihre  Be- 
zeichnung einen  Dual  mitzubezeichnen  schien,  obgleich 
dies  nicht  von  vornherein  beabsichtigt  war? 

Um  diese  Frage  vorläufig  zu  entscheiden,  sei  hier  als  Beispiel 
eines  angeblich  gewiß  dualischen  Körperteilnamens  d'BK  ,Nase*  an- 
geführt, bei  dessen  Bildung  die  Sprache  an  die  beiden  Nasenflügel 
gedacht  haben  soll.  Indes  d^ek  bedeutet  merkwürdigerweise  so^  gar 
nicht  Nase,  wofür  immer  das  einfache  P|K  steht,  von  dem  es  selbst 
an  der  unklaren  Stelle  Fr.  30,  33  2~i  N'i")''  d^2K  pai  c"!  K'-sT'  p]K  pai  deut- 
lich unterschieden  wird;  s.  S.  166  Anm.  3.  Dagegen  steht  es  sehr  häufig 
in  folgenden  zwei  Verbindungen :  1.  in  d'ek  *i"ik,  d-bk  nsp,  wo  es  im  Ad- 
verbialis  ,lang  (kurz)  in  bezug  auf  den  Zorn*  bedeutet;  diese  Ver- 
bindung des  Status  constr.  (bes.  des  Adjektivs)  mit  dem  Adverbiaüs  (vgl. 
schon  D-DBK  ""ö)  wird  erklärt  durch  das  bisher  rätselhafte  D:2nn  üpp(i) 
Pr.  28,  6.18,  das  analog  als  .verkehrt  (vgl.  arab.  ^y^^)  in  bezug  auf 
den  Weg'  gedeutet  werden  muß.  2.  in  nriK  B'BK  innen  etc.,  das  unge- 
zwungen nur  übersetzt  werden  kann  ,er  bückte  sich  nach  vorn  zu 
Boden*,  worin  also  n*BK  das  Adverb  ,nach  vorn*  ist;  vgl.  aram.  *ek  , Ge- 
sicht': -"Exb,  "B^?  ,vor',  wie  hebr.  d'sb  , Gesicht*:  "lEb  ,vor'  etc.  Daß  c*2« 
hier  sicherlich  Adverbiahs  ist,  zeigt  nun  noch  die  assyrische  par- 
allele Wendung  appa  labänu,  die  bereits  zum  Vergleich  herangezogen 
worden  ist,  ohne  daß  sie  selbst  indes  richtig  verstanden  würde,  appa 
labänu  wird  allgemein  aufgefaßt  als  ,das  Antlitz  (platt)  hinwerfen'; 
aber  abgesehen  von  der  Sonderbarkeit  dieses  Ausdruckes,  wo  es 
sich  nicht  um  das  Senken  des  Hauptes,  sondern  um  die  Nieder- 
werfung mit  dem  ganzen  Körper  handelt,  bedeutet  labänu  außer- 
halb dieser  Phrase  stets  neutrisch  ,hinsinken,  zu  Fall  kommen',  wie 
das  hebr.  Sb:,  das  mit  labänu  (auch  lapänu)  vielleicht  auch  etymo- 
logisch zusammenhängt,    appa  labänu  kann  also  nur  übersetzt  werden 


1  Mit  Suffixen  Gen.  2,  7;  7,  22  ygL  Thr.  4,  20.  Ex.  15,  8. 


166  VIII.  Die  Entstehünö  des  semitischen  Duals. 

,nach  vorn  hinsinken*  und  a'p'pa  und  hehr,  ö'bk  müssen  Adverbia 
der  Bedeutung  ,nach  vorn,  vorwärts'  sein,  also  dasselbe  ap-pa  ,vorn', 
das  oben  S.  22  besprochen  wurde.  Daß  diese  Auffassung  von  appa 
lahänu  als  ,nach  vorn,  zu  Boden  fallen*  allein  richtig  sein  kann, 
zeigt  der  Umstand,  daß  für  lahänu  auch  das  jedenfalls  nur  neutrische 
qadadu  =  hebr.  mp  ,sich  bücken*  vorkommt.  Vgl.  ap-pi  aq-du-ud 
CT  VI  8  (UnönAd,  Briefe  92),  27  ,ich  warf  mich  zu  Boden,  verneigte 
mich'  (zum  Zeichen  des  Einverständnisses.  Ungnad  unrichtig:  ,ward 
ich  betrübt'  und  in  Anm. :  , Wörtlich:  ich  senkte  mich  hinsichtlich 
meiner  Nase')  u.  ö.  Neben  der  adverbiellen  Bedeutung,  die  auch 
aram.  'bk  und  fem.  tisk  ,vor*  zeigt,  hat  ü-ibk  zunächst  die  Bedeutung 
, Gesicht  und  Vorderseite*,  welch  letztere  den  Übergang  zu  ,vorn, 
vor*  nachweist.^  Auch  da  kann  aber  wSiü  nicht  etwa  als  Dual  des 
Singulars  f\H  angesehen  werden.  Denn  auch  dieser  Singular  kommt 
in  der  Bedeutung  , Gesicht'  vor:  sollte  man  ja  längst  eingesehen 
haben,  daß  t]K  jnn  , der  Zorn'  nicht  das  Erglühen  der  Nase,  sondern 
des  Gesichtes,  der  Wangen  bei  zorniger  Erregung  bezeichnet.  Das 
aus  der  Wendung  e)K  pnn  entstandene  p]S  ==  d''BK  ,Zorn*  bedeutet  also 
wie  B''2B  jZorn*,  eigentlich:  ;das  (zornige)  Gesicht'.^  Endlich  wird  auch 
die  Bedeutung  ,Nase*  selbst  nur  eine  spezielle  Anwendung  der  älteren 
Bedeutung  , Gesicht*  überhaupt  sein.^  Keinesfalls  aber  bezeichnet 
D''BK  irgendwann  das  Zweifache  von  f]H,  so  daß  die  Auffassung  als 
Dual  berechtigt  erscheinen  würde.  Darum  muß  a(j)im.,  das  nicht 
Dualausdruck  sein  kann,  aber  vorzugsweise  in  adverbiellem  Sinne 
steht,  wie  in  ass.  appa  adverbielle  Endung  sein. 

Das  hebräische  Adverb  ö''SK  »vorwärts'  hat  wie  lat.  porro  auch 
die  Bedeutung  ,dazu,  weiter,  gleichfalls'  angenommen,  ist  also  iden- 
tisch mit  D''BK  ,gleichfalls'  1  Sa.  1,  5  (oben  S.  75)  und  der  dazu- 
gehörigen aramäischen  Form  dbk  in  den  Papyri.    Wie  nr  für  pnj? 


*  Auch  ass,  appatän  ,die  Zügel'  ist  sicherlich  dasselbe  Wort  wie  aram.  tdx 
,vorn,  Gesicht'.  ,Das  Gesicht  des  Pferdes'  bezeichnet  im  Assyrischen  dessen  Zaum- 
zeug wie  arab.  ^Uaä.,  eigentl.  =  *Jaä».  ,Nase'  für  ,Nasenzügel'  gesagt  wird. 

*  Vgl.  unser  ,ein  Gesicht  machen'  im  Sinne  von  ,ein  zorniges,  böses  Gesicht 
machen'. 

^  S.  noch  unten  S.  203.  Für  den  Mund  scheint  o'd»  .Gesicht'  an  der  oben  S.  1 65 
genannten  Stelle  Pr.  30,  33  zu  stehen:  ,.  .  .  die  Hand  vor  den  Mund!  Denn  drückt 
man  Milch  aus,  gibt  sie  Butter,  die  Nase  Blut,  das  Gesicht  (=  der  Mund):  Streit'. 


Die  Entstehung  dual.  Bedeutung  an  Körperteiln.  auf  A(j)iii.    167 

hat  es  in  mehr  präpositionellem  Gehrauch  die  Form  ohne  Endung, 
ist  also  identisch  mit  hebr.-aram.  e]K  ,auch',  eigentlich:  ,vorwärts, 
dazu'. 

Dagegen,  daß  die  Endung  auch  an  den  wirklich  dualischen 
Körperteilnamen  ursprünglich  als  Ausdruck  der  Zahl  an  den  Sin- 
gular gefügt  worden  sein  könnte,  spricht  auch  sonst  gar  manches. 
Steht  ja  nicht,  nur  die  Form  des  Duals  auch  in  wvo  ttn'rtr  ,drei  Zähne', 
why-^  ynnx  ,vier  Füße',  d''^:'^  ra"iö  ,Vielfüßler'  etc.^  und  umgekehrt  an- 
standslos der  Singular  nicht  für  einen  Teil  der  duaUschen  Bedeutung; 
so  nicht  nur  p-p  , Geweih',  nn^■^'7N  py  ,die  Augen  Gottes'  u.  ä.,  px  ,das 
Gehör,  die  Ohren*  etc.  oft  für  WTp,  a^rj?,  ö'jtK,  wo  die  selbständige 
Funktion  des  einzelnen  Gliedes  dies  als  synekdochische  Ausdrucks- 
weise erscheinen  lassen  mag,  sondern  auch  etwa  -i-i"»  für  n""*"!',  wo 
die  Vorstellung  einer  Hüfte  ein  ganz  anderes  Bild  ergeben  müßte. 
Und  in  der  Tat  kann  in  d'^SI"'  doch  unmöglich  die  Endung  anders 
gedeutet  werden  als  in  dem  femininen  AdA'erb  d\"i2T'  , hinten'  und 
, unten',  das  sich  zu  ihm  verhält  wie  apjpa  ==  ü^sü  (vgl.  ■'SKb)  zu  tiqk, 
arham  zu  arhätam,  isten-a-an  zu  istena-ta-a-an,  n^rs  zu  OTira.  Daß 
ü^'D'y  also  eigentlich  im  Adverbialis  ,(das)  Hinten,  Unten'  (vgl. 
bes.  rrf  0''3n''  ly  ö-jnöö  ,vom  Kreuz  bis  zum  Unterleib  sollen  sie  sein' 
Ex.  28,  42)  bedeutet,  zeigt  -jt'  in  der  Bedeutung  ,Boden,  Fußgestell 
(so,  nicht  Schaft!)  des  Leuchters'  Ex.  25,  31;  37,  17;  Num.  8,  4,  das 
vom  Schaft  (n3p)  deutlich  unterschieden  wird.^  Zieht  man  auch 
andere  Sprachen  heran,  so  zeigt  sich  das  gleiche  Verhältnis  zwischen 
dem  assyrischen  Singular  birku  (burku)  , Penis',  bezw.  , Schoß' '  und 
dem  hebräischen  Dual  D'Dia  ,Knie',  aber  ursprünglich  auch  , Schoß', 
wie  dies  Ex.  7,  17;  21,  12  oder  Hi.  3,  12  d'3"i2  ""iiaip  pna  noch  deut- 
lich ist  und  durch  den  etymologischen  Zusammenhang  mit  mehri 
berek  ,zwischen'  bewiesen  wird,  zu  dem  D''2n2  im  gleichen  Verhältnis 
steht  wie  D"r2  zu  pa.  Wie  in  D'anpn  pn  und  BTiann  pn  hat  hier  also 
erst  die  dualische  Form  des  Wortes  die  dualische  Vorstellung  ge- 
schaffen, und  so  etwa  über  va"a  pa  gewissermaßen  die  Bedeutungs- 

1  Beachte  auch,  daß  dkv  ,die  (32)  Zähne'  doch  nicht  als  Dual  zu  \v  ,Zahn' 
entstanden  sein  kann. 

*  Zur  Bedeutung  ,Seite'  vgl.  das  oben  zu  'Kt  und  ."ikd  bemerkte. 
^  Vgl.  HoLMA,  Körperteile  95. 


168  VIII.  Die  Entstehung  des  semitischen  Duals. 

■Wanderung  des  Wortes  für  , Schoß'  auf  den  zunächstliegenden  zwei- 
fachen Körperteil,  die  Knie  verschuldet. 

In  anderen  Fällen  wie  D'''T'n3,  ö''3':n  gibt  es  zu  den  Körperteil- 
namen gar  keinen  Singular  und  kann  keinen  gegeben  haben,  weil 
sie  trotz  ihrer  Zweiteilung  doch  nur  ein  einziges  Organ  bilden,  wo- 
für als  ganzes  allein  die  Sprache  eine  Benennung  brauchte  und  schuf, 
die  sie,  von  derselben  etymologischen  Vorstellung  ausgehend,  sonst 
auch  als  Singulare  bildete  wie  in  Tjn,  j^^^.  Und  mag  hier  immer- 
hin noch  die  Möglichkeit  frei  bleiben,  daß  diese  zweiteiligen,  aber 
ein  Organ  bildenden  Körperteile  nach  Analogie  anderer  wirklich 
doppelter  Glieder  benannt  wurden,  so  wird  dieser  Möglichkeit  der 
Boden  durch  die  Feststellung  entzogen,  daß,  wie  zum  Teil  auch 
andere  schon  gefühlt  haben,  der  Dual  auch  die  anderen  wirklich 
doppelten  Körperteile  wie  n''"i%  d-ibd,  D-'bn,  D''3tN,  a^rj?;  den  als  ein 
Organ  wirkenden  Tätigkeits-,  Geh-,  Gehör-  und  Gesichtsapparat  nicht 
als  zwei  Glieder,  sondern  ,als  die  beiden  Teile  eines  vorhandenen 
Ganzen'  bezeichnet,  , während  das  durch  Summierung  beim  Zählen 
erhaltene  Ganze  im  Plural  stand'. ^  Daraus  muß  aber  der  Schluß  ge- 
zogen werden,  daß  diese  ursprünglichen  Duale  eigentlich  als  solche 
mißdeutete  Singulare  sind,  ihre  Endung  also  ursprünglich  eine  andere 
Bedeutung  gehabt  haben  muß. 

Dies  und  daß  diese  Endung  nicht  nur  äni,  a(j)im,  sondern 
auch  an,  am  gelautet  hat,  läßt  sich  nun  auch  rein  formell  be- 
weisen an  einigen  Fällen,  wo  gegenüber  dem  hebr.  a(j)im  das  Ara- 
bische noch  die  Endung  an  bewahrt  hat.  So,  also  wie  in  pn«=\i\; 
DTiynnK  =  ^^Äi^lj  u]'S^  =  i,_^,  ^;  a^n"!  = '^j  ist  es  zu  verstehen, 
daß  für  hebr.  t.  Dual  an*'  im  Arabischen  neben  SS^  auch  \'>-^^  Dual 
^^bjo,  also  indeterminiert  (3^.  belegt  ist,  welche  Form  gegen  Nöl- 
DEKES  Zweifel^  geschützt  wird  durch  den  äthiopischen  Singular  hÄ.* 
vor  Suffixen,  worin  schon  ,Praetoriü8  die  festgewordene  Dualendung 
[die  hier  aber  noch  nicht  Dualendung  war]  erkannt  hat';^  ebenso 
steht  für  hebr.  "vä  ,Brust',  Dual  an^  arabisch  ^'Xi  und  auch  hebr. 
''Ti  (von  wy\yi)  »Brustwarzen'  ist  mit  arab.  »,  \V>  und  c>»  ,Liebes- 


^  Reckendoef,  Syntaktische  Verhältnisse  29.  Der  Sperrdruck  stammt  von  mir. 
^  Neue  Beiträge  114. 
*  NöLDEKE  a.  a.  O.  11 6. 


Die  Entstehung  dual.  Bedeutung  an  Körperteilen,  auf  ä(J)ju.  169 


spiel'  etymologisch  identisch;  ja  erst  durch  diese  Feststellung  wird 
das  formelle  Verhältnis  dieser  arabischen  und  hebräischen  Formen 
zueinander  klar,  das  auch  Nöldeke  trotz  des  so  reichen,  von  ihm 
gebotenen  Formenmaterials  dunkel  geblieben  ist. 

Aus  der  Beziehung  von  l^-j,  or»^,  \S^i  \S^i  k3>^  zu  CIT^  ^^^ 
DPn,  D^ya,  Dn"",  nnr,  nm,  o^^.  ^^c.  einerseits,  dek,  D'SK  appa,  acr, 
D^ör,  a^ra,  D^ai'  etc.  zu  tibk,  appatan,  ümatan  D'nrs,  DTiai''  andrer- 
seits erhellt  auch  die  Beziehung  von  nsw  ,Lippenbart' :  D^neip  ,Lippen*, 
deren  nahe  Verwandtschaft  dunkel  gefühlt  wurde,  zu  denen  aber 
auch  arab.  U-^  ,Rand,  Saum*  zu  stellen  ist.  Die  männlichen  Sin- 
gulare  nsc^  und  ^Ä-i  zeigen,  daß  auch  in  dem  femininen  n*n£ü  die 
Dualendung  aus  an,  am  entstanden  ist  und  ursprünglich  singularische 
Bedeutung  hatte.  Die  Endung  in  new  ist  aber  weiter  zweifellos  die- 
selbe wie  die  von  ^'  .Mund'  und  wenn  wir  uns  fragen,  warum  in 
Der,  <»^,  '-«-^,  ^j,  t^*f,  oni  etc.  die  Endung  auch  andere  Formen 
zeigt  als  an  den  rein  dualisch  verstandenen  Körperteilnamen,  lautet 
die  Antwort  ähnlich  wie  oben  betreffs  der  isolierten  Adrerbia  auf 
am  und  deren  Ablautformen:  Von  vornherein  mußte  die  Adverbial- 
endung in  den  verschiedenen  Lautkomplexen  der  Wörter  verschieden- 
artigen Lautveränderungen  ausgesetzt  sein.  Erst  ihre  Auffassung 
als  Zahlausdruck  mußte  eine  Analogie  schaffen,  durch  die  in  jeder 
Sprache  innerhalb  der  Analogie  der  dualischen  Körperteilnamen  eine 
bestimmte  Lautform  herrschend  ward. 

Aus  dem  ursprünglich  adverbiellen  Charakter  der  Dualformen 
für  Körperteile  erklärt  es  sich  auch,  warum  in  ihnen  maskuline  und 
feminine  Formen  vollständig  gleichbedeutend  stehen  können,  ganz 
wie  in  ass.  mahra  =  mahirtam,  arab.  gahran  =  gahratan,  hehr.  n^3'3 
=  D'nra  etc.  Vgl.  außer  den  schon  genannten  Übereinstimmungen 
von:  D'BK,  "sk;  d-s-i"»;  dbü  mit  ^-l^«;  a-nsT;  BTier  wie  auch  B'':nö, 
^^Ux-o  neben  ^^^CL^Sm  noch  die  arabischen  Vulgärformen,  sjr.-arab. 
i^ren  und  igerten  (Landberg,  Proverbs  99),  märdinisch  riglenu  und 
ri§eltenu  (Socin,  ZDMG  XXXVI  17,  12.  13)  ,Füße',  syr.  "ainen  und 
'^ainten  ,Augen',  denen  und  deuten  , Ohren',  iden  und  idten  ,Hände', 
(eb.)  märdin.  bldHenu  ,mit  seinen  beiden  Händen'  (ZDMG  XXXVI 


^  S.  dazu  noch  unten  Kap.  X. 


170  VIII.  Die  Entstehung  des  semitischen  Duals. 

17,  15),^  welche  Doppelformen  durch  mehri  Jiaydüten  , Hände'  (vgl. 
0'nDi%  öTilm'?),  haydenten  , Ohren',  ayenten  ,Augen'  als  alt  erwiesen 
werden.  In  der  Tat  stehen  in  rein  adrerbiellem  Gebrauch  im  Assy- 
rischen idä,  idätam  und  das  vielleicht  ein  Fem.  zu  idä  darstellende 
itä  (aus  idtä,  ittä)  gleichwertig  nebeneinander  (s.  oben  S.  52).  Ebenso 
entspricht  ^j,  das  in  D-ni  die  dualische  Form  zeigt,  dem  Soqotri- 
dual  rihöten  ,die  beiden  hohlen  Hände'  und  darum  auch  ass.  rittän 
,Hände'. 

Ist  somit  in  den  Namen  der  Körperteile,  die  sicherlich  zum 
ältesten  Bestand  semitischen  Sprachgutes  gehören,  die  scheinbare 
Dualendung  nicht  ursprünglich  Ausdruck  der  Zweizahl  gewesen, 
sondern  durch  eine  leicht  begreifliche  Umdeutung  der  »Sprache  erst 
dazu  geworden,  dann  muß  eben  angenommen  werden,  daß  die  Form 
des  Duals,  die  im  Gemeinsemitischen  außer  den  Körperteilnamen 
fast  nur  ,zur  Bezeichnung  zusammengehöriger  Paare',  ^  also  eigent- 
lich singularischer  Begriffe  verwendet  wird  und  die  nur  das  Arabische 
zum  Ausdruck  für  jede  beliebige  Zweizahl  ausgebildet  hat  —  über- 
haupt nur  so  entstand,  daß  man  die  an  den  Namen  der  ja  zumeist 
paarweise  gebauten  Körperteile  regelmäßig  auftretende,  lokativ  ge- 
brauchte adverbielle  Akkusativendung  an,  am,  die,  wie  nachgewiesen 
wurde,  in  allen  Sprachen  zu  an,  ain,  en  sich  verändert  hatte,  als 
eigenen  Ausdruck  für  die  Zweizahl  ansah. 

Diese  wichtige  Folgerung  wird  bekräftigt  durch  die  Betrachtung 
der  alten  Duale  in  den  Bezeichnungen  zweiteiliger  Geräte  wie  hehr. 
d'JiKö  ,Wage',  D'^npba  , Zange*,  o^bdö  , Schere';  'p^ö  von  D''D53ö  ,Un- 
terbeinkleid(er)',  a^nSi:»  ,Zymbeln',  DTibn  ,Türe',  mischn.  d-jibnö 
,Winde',  arab.  o^^»  c>^-'^>  o^^A?  »(die  zwei  Arme  der)  Schere', 
^^Ix^  , Zange',  o^*^  ,zwei  (Ringe  im)  Zügel',  o^ij^  ,beide  Bogen- 
spitzen*  etc.  Schon  Nöldeke  bei  Fränkel,  Fremdwörter  87  bemerkt 
zu  c^^^^,  das  er  als  , einen  der  wenigen  ursprünglichen  Duale  im 
Arabischen'  ^  bezeichnet  und  wovon  nach  Ihn  Dor.  Kit.-al-istiq.  p.  14 
ein  Dual  cr:^^  ^^\  Plur.  cX:^^  Cj\/>  gebildet  wird:   ,Man  kann 


^  Diese  Beispiele  nach  Bkockelmann,  Grundriß  I  425. 
*  Brockelmann,  Grundriß  I  §  244. 

^  Dazu   in  Anmerkung:   ,so   noch  ^^UJ\,  ^^':^S  und   die   Duale   von   Köper- 
teilnamen'. 


DuALiscHB  Gerätenamen.  171 

an  diesem  Beispiele  deutlich  den  Unterschied  des  hebräischen  und 
arabischen  Duals  erkennen.  Natürlich  scheut  sich  das  Hebräische 
durchaus  nicht,  den  Dual  auch  von  einer  größeren  Anzahl  paarweise 
vorhandener  Gegenstände  zu  gebrauchen,  weil  eben  die  Sprache  die 
Dualform  als  Bezeichnung  zweier  unmittelbar  zusammengehöriger 
und  eigentlich  eine  Einheit  bildender  Gegenstände  fühlte,  also  eine 
Art  Singular  darin  erkennen  konnte.  Ganz  anders  das  Arabische, 
das  o^-'^c^  nicht  als  , Zange*  (n-ripbö),  sondern,  wenigstens  nach  den 
strengen  Anschauungen  der  Grammatiker,  nur  als  .zwei  Haken* 
fühlte;  so  hätte  man  nach  arabischen  Anschauungen  auch  zwei  räum- 
lich getrennte  Haken  darunter  verstehen  können,  nur  daß  «*-*J^  wie 
es  scheint  verloren  gegangen  ist  .  .  .* 

Trotzdem  also  auch  Nöldeke  nur  jene  nominalen  Duale  für 
ursprünglich  hält,  die  zwei,  eine  Einheit  bildende  Teile  bezeichnen, 
ist  ihm  neben  der  hebräischen  Sprachanschauung,  die  solche  Namen 
als  ,eine  Art  Singular  erkennt*,  die  Anschauung  der  arabischen 
Grammatiker  insoferne  die  ursprünglichere,  als  auch  er  in  c>^^^h^ 
ursprünglich  nicht  ,eine  Zange',  sondern  .zwei  —  freilich  räumlich 
zusammengehörige  —  Haken'  sieht,  ,nur  daß  <*^^  wie  es  scheint  ver- 
loren gegangen  ist  .  .  .*. 

Die  etymologische  Untersuchung  dieser  Namen  zeigt  aber,  daß 
sie  auch  im  Singular  dasselbe  bedeutet  haben  müssen  und  zum  Teil 
noch  bedeuten  wie  im  Dual,  ursprünglich  also  wirklich  singularische 
Bezeichnungen  gewesen  sein  müssen  und  nicht  die  Benennungen 
der  beiden  Teile,  aus  denen  die  dadurch  bezeichneten  Einheiten  be- 
stehen. So  steht  in  gleicher  Bedeutung  neben  hebr.  n*":!«»:  arab.  o\>^ 
(also  wie  nn",  iS^^.'-  "t),  neben  üt^i  auch  sing. nb"t,  neben  o^^»^;  o^-"*^» 
^^Us\^i<o  etc.,  ^^ia.,  o«»*^,  Jp^j^  nicht  als  halbe,  sondern  als  ganze 
jWage,  Türe,  Schere*  etc.  Und  etymologisch  gehört  ja  d'STKö,  o!>*^ 
zu  ojj  i^ägen',  kann  als  instrumentelle  Bildung  also  nicht  einen 
Balken  allein  bezeichnen,  n*npba  , Zange'  zu  rtpb  ,nehmen,  packen', 
kann  also  nicht  einen  Haken  bezeichnen,  OTibn,  rh",  zu  ass.  edelu 
, verschließen*,  bedeutet  also  , Verschluß',  nicht  ,zwei  Bretter',  J>^***^, 
^s^^**^  ^Zügel'  bedeutet  urspr.  wie  der  aram.  Inf.  bnti^  (z.  B.  b.  Bera- 
kot  8a)  ,das  Ziehen  (des  Wagens)*,  nicht  ,zwei  Zügel'  etc.  etc.  Erst 
nachdem  die  Endung  dualisch  gedeutet  wurde,  hat  man  D'nbn  ,Türe* 


172  VIII.  Die  Entstehung  des  semitischen  Duals. 

als  ,zwei  Türflügel'  verstanden,  a''3TKö  als  ,zwei  Balken',  o^^** 
als  ,zwei  Scheiben  der  Rolle',  ,^\^j^>.'<  =  ^j'>^,  hebr.  niTia  , Wurf- 
gabel' als  ,beide  Bogenspitzen',  ^^Uai^  als  ,die  zwei  Arme  der 
Schere'  etc.  etc.,  welcher  Vorgang  seine  Parallele  auch  bei  den  Kör- 
perteilnamen hat,  wo  aus  a"'3"a  , Schoß' :  -i-a  ,Knie',  aus  D''3nia,  o*^^** 
, Kreuz':  cy^i  <*X^  ,Rückenseite'  etc.  wird,  wo  cj^^^-Crt^  durch  volks- 
etymologische Umdeutung  als  ,zwei  Stirnhälften*  verstanden  wird 
etc.  Ist  diese  Umdeutung  durch  Schaffung  eines  eigenen  Ausdrucks 
für  die  Zweizahl  im  Semitischen  fruchtbar  und  wertvoll  geworden,  so 
liegen  ihre  Wurzeln  doch  in  dem  gleichen  psychologisch  begreiflichen 
Irrtum,  der  etwa  die  Rabbinen  verleitet  hat,  Q^sia  als  ,zwei  Rücken' 
(Gen.  Rabba  8  Anfang),  a^nphii  als  ,zwei  Zangen'^  (Pes.  Rab.  33)  zu 
deuten.  Natürlich  geht  darum  auch  ^JU.-Ji  , Zange',  das  (wie  DTipbö 
zu  npb)  zu  <--^  , fassen,  packen',  hebr.  mba  , Vogelkäfig'  gehört,  nicht 
als  Dual  auf  einen  verloren  gegangenen  Singular  <*-^  , Haken'  zu- 
rück, ist  vielmehr  selbst  ursprünglich  Singular  im  Akkusativ  =  syr. 
|^.raSi  und  wie  die  nicht  zweiteiligen  Adverbialbildungen  wi^'d,  üTinaö, 
D^nes?»  etc.  zu  beurteilen. 

Warum  freilich  die  sonst  seltenere  adverbielle  Endung  gerade 
an  zweiteiligen  Singularen  so  häufig  auftritt,  wird  erst  später  klar 
werden. 

Soviel  nun  auch  für  die  Annahme  spricht,  der  semitische  Dual 
sei  durch  Umdeutung  einer  adverbiellen  Endung  an  den  Körperteil- 
namen entstanden,  sie  scheint  unannehmbar  gegenüber  der  Tatsache, 
daß  auch  auf  dem  eigensten  Gebiete  der  Zweizahl,  in  einigen  dualisch 
gebildeten  Zahlwörtern  für  zwei  oder  ein  Vielfaches  von  zwei  ein 
ursemitischer  Ausdruck  der  Zweizahl  vorzuliegen  scheint,  in  o'^^» 
^^Ul;j\  ==  hebr.  WVB,  dTUP,  aram.  p-in,  pmn,  ass.  sina,  Htta  ,zwei'; 
äth.  keVe  (=  keletu)  ,zwei'  =  arab.  o^»  o'-^  ,beide',  hebr.  n'^vh'^ 
»zweifach';  u'h^'z  ,zweimal';   o^^»   DTiKä,  jnKö  , zweihundert'! 

Auch  in  diesen  Zahlwörtern  ist  aber  wirklich  die  Dualendung 
ursprünglich  nicht  Ausdruck  der  Zweizahl,  sondern  Bezeichnung 
adverbieller  Beziehung! 


^  Dort  dazu  ein  Sing,  rtnp^a. 


Die  Doalformen  des  semitischen  Zahlworts.  173 

Sogleich  ersichtlich  ist  dies  an  d"''?b2,  worin  die  Bedeutung  der 
Verdoppelung  durch  den  Stamm  ^  "rsa  schon  ausgedrückt  ist  und  da 
D"''?B3  nicht  .zwei',  sondern  ,zweimal'  bedeutet,  ist  es  klar,  daß 
a(j)im  in  cbs:  =  ^1-*^  nicht  Dual-  sondern  Adverbialausdruck  ist. 

Zu  arab.  kiläni,  äth.  keVe  lautet  das  hebräische  Äquiralent 
cttbs,  das  aber  nicht  ,beide',  sondern  nur  als  Adrerbium  , zweifach, 
zweierlei'  bedeutet  in:  d"x'?2  ni2i  cxbs  r"nn  Hb  yrv  d-'k'ps  r'snn  nb  ina.-Q 
Y'^y  nby  üb  WöPtr  , dein  Vieh  sollst  du  nicht  (in)  zweierlei  (Gattung) 
zusammenbringen,  dein  Feld  nicht  zweifach  besäen,  ein  Kleid  zwei- 
fach aus  verschiedenartigen  Fäden  soll  auf  dich  nicht  kommen* 
Lev.  19,  19;  d-k'ps  löns  p-itn  üb  ,besäe  deinen  Garten  nicht  zweifach' 
Deut.  22,  9.2  Weiteren  Aufschluß  erhalten  wir  aus  dem  Assyrisch- 
Babylonischen,  wo  das  Wort  in  den  Formen  kilallan,  ki-lal-li-en, 
ki-la-li-in,  ki-la-li-e,  bezw.  feminin  kilattän  vorkommt  und  an  ein- 
zelnen Stellen  in  der  Tat  ,beide'  bedeutet.  An  anderen  Stellen  be- 
deutet es  aber  zweifellos  »beiderseits*,  weshalb  auch  schon  Delitzsch, 
Gramm.  2  225  küattan  ,beiderseits'  als  Adverb  in  eine  Linie  mit 
ebirta(n)  ,jenseits'  stellt.  Ja,  diese  Bedeutung  als  Ortsadverb  be- 
schränkt sich  nicht  unbedingt  auf  die  Bezeichnung  zweier  Seiten, 
mit  anderen  Worten  küattan  kann  auch  ,an  den  Seiten'  überhaupt 
und  ,ringsum'  bedeuten.  Für  kilallan,  kilaUan  als  lokales  Adverb 
vgl.  u.  a.  ü  ^^"daläti^'^  e-ki-durinim  sa  ki-la-at-ta-an  e-kisal-mah  ,und 
die  Türflügel  von  E.,  die  sich  auf  den  (beiden?)  Seiten  des  Tempels 
Ekisalmab^  (befinden)'  Lamgdon,  Königsinschr.  282, 35 ff.;*  sa  äarrütu 
mätäte  kilallan  ukinüma  , welcher  das  Königtum  über  die  Länder 
ringsum  begründete'  so  richtig  Lyon,  Sargon  Cjl.  31:  daselbst  Z.  66: 
ina  rese  u  arkäte  ina  sile  kilallan  mehrit  8  (Stierinschr.  82:  4)  säre 
8  abulle  aptema   ,Vom  und  hinten,  an  den  Seiten  ringsum  öffnete 


*  Ich  verwende  hier  das  Wort  .Stamm'  für  die  grammatische  Abstraktion 
der  Lautverbiadung  Tc3  aus  den  wirklichen  Wortformen,  worin  sie  auftritt,  mit 
welcher  die  Sprache  eine  bestimmte  Bedeutung  yerbindet.  Ob  solche  Abstraktionen 
früheren  realen  Urwörtern  entsprechen,  darüber  s.  später. 

'  In  der  Mischna  erscheint  dann  das  Adverb  a'«"?:  als  gesetzlicher  Ter- 
minus für  ,da3  Zweifache'  ebenso  substantiviert  wie  das  oben  besprochene  sttp 
jübrig,  Rest'. 

'  Vgl.  aber  zur  Lesung  des  Tempelnamens  Laxgdon  a.  a.  O.  Anm. 

*  Vgl.  DixiTzecu,  Gramm,  a   a.  O. 


174  VIII.  Die  Entstehung  des  semitischen  Duals. 

ich  gegenüber  8  (Var.  4)  Windrichtungen  8  Tore';  Scheil-Dieulafoy, 
Esagil  9  Obv.  12:  ki-lal-laan  siUr-ti  KÄ.MAH,  KÄ.(DINGIR) 
BABBAR-E,  KÄ-GAL,  KÄ.(DINGIR).LAMA-R[Af],  KÄ.HE.GAL, 
KAJJ.DI.BAR.RA  ,Ringsuni  im  Kreise:  das  erhabene  Tor,  das 
Tor  des  Sonnenaufgangs,  das  große  Tor,  das  Tor  des  Lamassu,  das 
Tor  des  Überflusses,  das  Tor  der  Pracht  .  .  .'  (Scheil:  ,des  deux 
cotes,  alentour:  .  .  .');  Meissner-Rost,  Bauinschriften  Sanheribs  12, 
51  ff.:  asquppäti  "*""  TUR.MI.NA.BANDA  si-ra-a-ti  ab-ni  ki-lal-la-an 
i-na  sad-di-su-un  ab-tuq-ma  ,Platten  aus  schwarzem  Marmor  (?),  ge- 
waltige Steine,  ^  sprengte  ich  ringsum  ^  von  ihren  Bergen  los',  ebenso 
CT  XXVI  Kol.VI  72 ff.,  wo  King  S.  25  der  Einleitung  übersetzt:  ,. . .  on 
both  sides  (aber  haben  die  Berge  nur  zwei  Seiten  ?)  I  cut  them  free 
from  their  mountain'.  Auch  Langdon,  Königsinschriften  192  Nr.  26,4 
sind  abulle  ki-la-alla-an  ,alle  Tore  des  Tempels'  (übersetze  also: 
,die  Tore  ringsum*),  nicht  ,beide  Tore'  wie  Langdon  übersetzt,  der 
darum  auch  in  Z.  6  abulle  äi-na-a-tim  mit  , diese  zwei  (sie!)  Tore' 
wiedergibt.  Ebenso  wird  kilattan  auch  132,  59;  282,  36  am  besten 
mit  ^ringsum*  zu  übersetzen  sein.  Auch  218,  19  gibt  ,Marduk  .  .  .  und 
Sin  .  .  .  traten  an  meine  (beiden)  Seiten'  (izzizu  kilallan)  einen  weit 
besser  in  den  Zusammenhang  passenden  Sinn  als  ,traten  beide  (ein- 
her)' (L.).  Vgl.  noch  160,  38. 

Aber  auch  in  der  Bedeutung  ,beide*,  neben  der  nur  im  Äthio- 
pischen auch  die  des  bloßen  ,zwei'  steht,  ist  nicht  der  Zahlbegriff 
allein  ausgedrückt;  ,beide'  ist  vielmehr  soviel  wie  ,je  zwei,  zu  zwei, 
zwei  zusammen'  und  an  manchen  Stellen  ist  der  letztere  Begriff 
wie  im  hebr.  ü''ah:D  »zweifach,  (zwei,  aber  auch  mehr)  zusammen*  auch 
im  Assyrischen  stärker  betont  als  der  der  Zahl,  wie  z.  B.  in  a-di 
ba-al-ti-at  ki-la-la-an  i-ta-na-su-u   ,solange  sie  lebt,   werden  sie  zu- 


^  So  ist  ab-ni  wohl  besser  denn  als  Verbum  ,ich  baute'  zu  verstehen. 

*  So  auch  MEisNER-Rost  a.  a.  O.  z.  Stelle.  S.  32  bemerken  sie  jedoch  Jensens 
Einwendungen,  Kosmologie  357  folgend,  daß  kilallan  (nicht  killalan)  und  kilattan 
nur  ,zwei',  resp.  ,beide'  bedeute.  Eine  neue  Übersetzung  der  Stelle  wird  dort  nicht 
gegeben;  sie  müßte  danach  wohl  lauten:  ,.  .  .  zwei  sprengte  ich  von  ihren  Bergen 
los',  kilallan  etc.  bedeutet  aber  wirklich  als  Zahlwort  nicht  ,zwei',  sondern  nur 
,beide'!  Daß  diese  Bedeutung  gegen  Jensen  mit  der  anderen  gutbelegten  ,beider- 
seits,  ringsum'  sich  wohl  verträgt,  siehe  sofort. 


Die  Dualformen  des  semtischen  Zahlworts.  175 

sammeii  (sie)  erhalten'  CT  VI  37  a,  13f;  [ana  sadl  ajr-ki  ik-su-du 
ki-lal-la-an  ,zuin  grünen  Berge  kamen  sie  zusammen'  KB  VI  1 158,  44. 

Wie  ist  der  Zusammenhang  der  Bedeutungen  ,zwei,  beide,  beider- 
seits, an  den  Seiten,  ringsum,  zusammen'  zu  erklären? 

Die  babylonische  Form  kilallan  erweist  den  Zusammenhang  des 
Wortes  mit  dem  gemeinsemitischen  Verbum  hb'2  ,umringen,  umfassen' 
und  bezeugt  damit  die  Bedeutung  ,ringsum'  als  die  älteste.  Die  Be- 
deutung ,ringsum'  von  kilallan  liegt  also  in  der  Bedeutung  des 
Stammes,  ganz  wie  etwa  in  dem  oben  S.  67  besprochenen  vulg.-ar. 
haicälen,  das  zu  J>=>-  , ringsum'  gehört.  Wie  die  anderen  Adverbia 
desselben  Stammes  ass.  kalama,  kullatan,  hebr.-aram.  bs,  bb'z  d'?2 
(mbs),  arab.  ^,  oman.  kullin,  killyn,  killen,  hat  auch  kilallan^ 
kilattan  und  die  dazugehörigen  Formen  cs'^s,^  o^»  äth.  keVe, 
vulg.-ar.  killin  , doppelt'  *  etc.  aus  , ringsum*  die  Bedeutung  ^zusammen, 
alle'  entwickelt.  Der  Umstand  aber,  daß  die  rein  lokale  Bedeutung 
, ringsum*  in  kilallan  etc.  lebendiger  blieb  als  etwa  in  kulläm  etc., 
hat  dazu  geführt,  daß  infolge  einer  Bedeutungsentwicklung,  die  mit 
der  Entstehung  der  Dualendung  an  den  Körperteilnamen  psycho- 
logisch zusammenhängt,  kilallan  etc.  nicht  jede  beliebige  Anzahl 
zusammen  bezeichnet,  sondern  nur  den  naturgemäß  häufigsten  Fall 
,zwei  zusammen,  beide'.  In  vielen,  ja  den  meisten  Fällen,  wo  nur 
zwei  Seiten  einer  Sache  in  Betracht  kommen  können,  reduziert  sich 
die  Bedeutung  ,ringsum'  von  selbst  auf  ,beiderseits'.  ,Rings  um  die 
Straße,  den  Fluß,  die  Grenze,  die  Mauer,  die  Tafel'  bedeutet  der 
Natur  der  Sache  nach  nur  soviel  wie  ,beiderseits  der  Straße,  des 
Flusses,  der  Grenze'  etc.  Das  gilt  zum  Beispiel  auch  von  längs 
einer  Straße  liegenden  Feldern  oder  Häusern,  deren  ,Ringsum'  nur 
soviel  ist  wie  ihr  ,Rechts  und  Links',  weshalb  z.  B.  in  altbabylonischen 
Urkunden  die  Nachbarfelder  ringsum  (itesu)  auch  durch  imittisu  u 
sumelisu  , rechts  und  links'  (z.  B.  Schorr,  Urkunden  120,  8;  130,  7) 
bezeichnet  werden  können;  ebenso  aber  auch  bei  dem  symmetrisch 
gebauten  menschlichen  Körper,  dessen  Glieder  ringsum  nur  jene 
rechts  und  links  sind.  Darum  bedeutet  kilallan  etc.  neben  ,ringsum' 

^  Danach  ist  *1eitam  etc.  spätere  laatliche  Entwicklang  aas  *killam.  S.  daza 
noch  später. 

"  WahrmüM),  Wörterbuch  s.  y. 


176  VIII.  DiK  Entstehung  des  semitischen  Duals. 

auch  ,beiderseits*.  In  dieser  Bedeutung  konnte  es  auch  attributiv 
verwendet  werden,  ähnlich  etwa  wie  gr.  rj  Uyav  TifxtoQia  ,die  all- 
zugroße Strafe'  etc.,  vgl.  z.  B.  CT  XXVIII  PI.  7,  5  und  6:  summa 
izhu  iski-su  sa  imitti,  bezw.  §a  §umeli  reqat  ,wenn  bei  einer  Neu- 
geburt die  Hode  rechts,  bezw.  links  fehlt'  mit  dem  Fall  Z.  7 :  summa 
izhu  iske-su  kilattan  reqä  ,wenn  der  Neugeburt  die  Hoden  beiderseits 
fehlen'.  In  solchen  Verbindungen  kann  geradezu  mit  ,beide  (Hoden)' 
übersetzt  werden  und  auf  diesem  Wege  ist  aus  dem  ursprünglichen 
Ortsadverb  ,ringsum*  und  speziell  »beiderseits*  das  Zahlwort  ,beide' 
erst  entstanden. 

Für  diese  Entwicklung  eines  Zahlwortes  für  ,zwei'  aus  einem 
Adverb  für  ,ringsum'  sei  vorläufig  eine  Analogie  erbracht,  die  des 
lat.  ambo,  gr.  HfKpio,  altind.  ubhäu,  got.  bat,  ahd.  (mit  angefügtem  Ar- 
tikel) bei-de,  welches  Zahlwort  gleichfalls  das  Adverb  ^afxcpo)  =  afi(pi\ 
lat.  amh-,  ambi,  deutsch  bei^  mit  der  Bedeutung  , ringsum'  darstellt. 
Auch  die  Bedeutung  dieses  Adverbs  geht  in  a(^i<pig,  aind.  abhitas 
aus  denselben  Gründen  wie  bei  kilallan  etc.  in  die  spezielle  ,beider- 
seits*  über,  woraus  auch  hier  die  Bedeutung  des  Zahlworts  ,beide' 
erst  hervorgegangen  ist.^ 

Eine  ähnliche  Entwicklung  ist  übrigens  auch  schon  oben  S.  14 
für  bab.  ahennä  =  aham  ,brüderlich'  nachgewiesen  worden:  auch 
ahennä,  das  in  der  Bedeutung  , zusammen'  mit  kilallan  etc.  zusammen- 
trifft, steht  auch  für  ,beiderseits'.  Daß  auch  hier  die  Beschränkung 
auf  die  Zweizahl  jüngere  Entwicklung  aus  älterem  ,ringsum,  nach 
allen  Seiten*  ist,  zeigt  die  Bedeutung  ,im  einzelnen,  für  alle*,  die  der 
Entwicklung  von  abs  etc.  entspricht.  An  den  a.  a.  0.  sub  3.  ange- 
führten Stellen  könnte  man  auch  ahennä,  wie  i^^^  mit  , beide'  über- 
setzen und  die  hebräische  Bedeutungsentwicklung  von  wnb's  ,zwei- 
fach,  verschiedenartig'  spiegelt  sich  wohl  in  der  a.  a.  0.  sub  4.  ge- 
nannten Stelle  [a-nja  al-pi  (bezw.  si-[e-nij)  du-u§-sa-ti  a-hi-na-a  la 
tir-ru-ub,  die  im  Vergleich  mit  ü'^ab::  y'a'nn  üb  ^nann  ,dein  Vieh  sollst 


*  Vgl.  übrigens  Walde,  Etym.  Wörterbuch  der  lat.  Spr.  22 f.,  24. 

'  Bisher  wird  die  umgekehrte  Bedeutungsentwicklung  ,beide  >■  beiderseits' 
angenommen ;  der  Übergang  zu  ,ringsum'  bleibt  dabei  ebenso  unerklärlich  wie  die 
adrerbielle  Verwendung  des  Zahlwortes  ,zwei'  als  ,beiderseit8'.  S.  übrigens  später 
zum  indg.  Dual  Kap.  XII. 


Die  Düalformbn  des  semitischen  Zahlwortes.  177 

du  nicht  verschieden  (zweierlei)  zusammenbringen*  wohl  übersetzt 
werden  darf:  ,zu  .  .  .  Rindern,  bezw.  .  .  .  Schafen  sollst  du  mit  ver- 
schiedenartigen (Tieren)  nicht  hineingehen'. 

Das  Adverb  kilallan  ist  also  ursprünglich  kein  Zahlwort  für 
,zwei',  seine  Endimg  ist  die  des  Adverbialis,  nicht  ein  Ausdruck  des 
Duals. 

Aber  auch  css?,  crw,  mit  den  Entsprechungen  in  fast  allen 
semitischen  Sprachen,  sind  ursprünglich  adverbielle  Formen,  worin 
die  Zweizahl  nicht  durch  die  Endung,  sondern  durch  die  Bedeutung 
des  Wortes  an  sich  ausgedrückt  ist.  ^ 

Die  Richtigkeit  dieser  Behauptung  ergibt  sich  nicht  etwa  nur 
aus  dem  adverbiellen  Gebrauch  von  n-^VD,  z.  B.  , doppelt*  Ex.  22,  6, 
DTic?  ,zweima]*  Ps.  62,  12;  Hi.  40,  5;  arab.  cA^^-^^  f^  »^r  stand  zwei- 
mal auf'  etc.,  welche  Fälle  ja  als  prägnanter  Gebrauch  des  Zahl- 
wortes mit  Weglassung  eines  Nomen  verbi  gedeutet  werden  können, 
vgl.  Caspari-Müller  §  329  sowie  den  gleichen  Gebrauch  von  ystr 
, siebenmal',  z.  B.  Lev.  26,  21.  24;  Spr.  24,  16  und  dazu  Gesesiüs- 
ELa.ütz8Ch  §  135r,  sondern  aus  folgenden  Tatsachen: 

Neben  sina,  sitta  gibt  es  auch  im  Assyrischen  eine  den  west- 
semitischen dualischen  Parallelen  genauer  entsprechende  Form  Htten, 
sittin.  Aber  sitten  bedeutet  nicht  wie  wrw  ,zwei',  sondern  —  ,zwei 
Drittel'.  Vgl.  z.  B.  Kod.  Hamm.  XVI  66  f.:  i-na  bi-la-at  'f'^kirlm 
H-it-ti-in  a-na  be-el  '^"kirlm  i-na-ad-di-in  sd-lu-us-tam  sii-u  i-li-ki 
,Aus  dem  Ertrage  des  Gartens  zwei  Drittel  soll  (der  Gärtner)  dem 
Eigentümer  des  Gartens  geben,  ein  Drittel  soll  er  nehmen';  Thüreau- 
Danqin,  Lettres  142,  13  (=  Kohler-Unqnad,  Gesetz  V  1185;  Schorr, 
Urkunden  129):  si-it-ti-in  ir-ri-sum  sa-lu-us-tam  be-el  eqlim  ,Zwei 
Drittel  (bekommt)  der  Pächter,  ein  Drittel  der  Eigentümer  des 
Feldes';  ähnlich  Thdreau-D angin  a.  a.  0.  143,  9;  VS  VII  34,  13  etc. 

Dieser  eigentümliche  feste  Gebrauch  von  sitten  für  .zwei  Drittel' 
ist  zweifellos  aus  ursprünglich  distributiver  Verwendung  der  adver- 
biellen Endung  zu  verstehen,  so  daß  man  Kod.  Hamm.  XVI  66  f.  ge- 
radezu noch  übersetzen  kann:  ,je  zwei  soll  er  dem  Eigentümer  des 
Gartens  geben,  das  Dritte  soll  er  selbst  nehmen*.   Daß  diese  distri- 


'  Vgl.  aach  die  endung8lo!«e  Form  in  ass.  ienseru  ,der  zwölfte*. 
Torczyner,    Die  Eutätehnng  dos  setnitisclien  Spmcbtypus.  12 


178  VIII.  Die  Entstehung  des  semitischen  Duals. 

butive  Bedeutung  wie  in  den  oben  besprochenen  babylonischen  Maßan- 
gaben eigentlich  als  eine  adverbielle  ,zu  zweit*  aufgefaßt  wurde,  zeigt 
der  hebräische  Ausdruck  für  ,zwei  Drittel'  •  •  •  a  ü'^iv?  ""b  Deut.  21,  17; 
2  Kön.  2,  9;  Zach.  13,  8,  der  als  adverbielle  Verbindung  mit  dem 
präpositioneilen  "'S  gebildet  wird,  das  auch  in  -as,  ■'sb,  "'S  hy  , gemäß, 
wie',  "s  bv  ^IK  , obgleich'  vorliegt  und  direkt  nicht  von  ns  ,Mund' 
abzuleiten  ist,  sondern  identisch  ist  mit  arab.  ^  ,in',  besonders  in 
multiplikativem  Gebrauch;  vgl. oben  S.  154.  Entspricht  aber  arab.  (^ 
^-aj^\  , viermal'  dem  multiplikativen  D"'nyn-ix  , viermal,  vierfach'  und 
arab.  killin,  äth.  keVe  in  der  Bedeutung  ^doppelt',  so  entspricht  wiv  '•B 
dem  distributiven  babyl.  sitten  und  bedeutet  wie  dieses  ursprünglich 
,je  zwei'  im  Gegensatz  zu  einem  dritten,  woraus  sich  die  Bedeu- 
tung ,zwei  Drittel'  entwickelt  hat.  Wie  bei  Htten  im  Kod.  Hammu- 
rapi  läßt  sich  auch  bei  ü^:v  ''B  diese  Bedeutungsentwicklung  noch 
nachweisen  in  Zach.  13,  8  na  -inr  rr'trbDm  ij?ir  ims''  rü  Q':v  •'B,  wo  wie- 
der noch  geradezu  übersetzt  werden  kann:  ,Je  zwei  darin  sollen 
vernichtet  werden  und  umkommen  und  das  dritte  darin  bleiben'. 
In  der  Tat  findet  sich  in  dieser  Bedeutung  für  die  Dualendung  auch 
die  gewöhnlichere  adverbielle  Endung  -su,  die  sonst  wie  -ta-a-an 
nach  der  Zahl  multiplikative  Bedeutung  hat.  So  steht  2-iu  für  ^/gi 
K  7000,  3.  4  vgl.  BoissiER,  Documents  6;  Boissier,  Choix  179,  sitta- 
su  KB  VIi  204,  16;  ja  auch  beide  Endungen  nebeneinander  finden 
sich  in  sit-tin-su  KB  VIi  118  Nr.  II  1;  si-tin-su  als  Glosse  zu  2-su 
in  III  Rawl.  59  Nr.  15  vgl.  Jensen,  KB  VIi  424,  Vgl.  ha-am-sa-am-sü 
,5  mal'  oben  S.  100.  Multiplikative  und  distributive  Bedeutung  gehen 
also  auch  hier  wieder  Hand  in  Hand,  wie  bei  den  besprochenen  ba- 
bylonischen Maßangaben,  bei  mätitan,  kullatan,  hebr,  onaK,  Dnsa::,  avo 
die  distributive  Bedeutung  fast  mit  der  multiplikativen  des  Plurals 
zusammentrifft  —  und  wie  bei  den  sowohl  distributiven  als  multi- 
plikativen Zahladverbien  bab.  Utenä-ta-aan  ,je  eins'  neben  sihi-ta-a-an 
, sieben  mal'. 

Mit  anderen  Worten:  wva,  DTitr  und  die  dazugehörigen  Äqui- 
valente im  Arabischen,  Aramäischen,  Äthiopischen  und  Babylonischen 
stehen  in  bezug  auf  ihre  Endung  nicht  isoliert  da.  Sie  gehören 
vielmehr  einer  Reihe  an,  die  wie  hebr.  DTiraiK,  trnv'yB,  dtoi,  bab. 
1-ta-a-an,    2-ta-a-an,    S-ta-a-an,    6-ta-a-an,    6-ta-a-an,    7-ta-a-an    etc.. 


Die  Düalformen  des  semitischen  Zahlworts.  179 

arab.  <*-«4j^  etc.  beweisen,  ursprünglich  alle  Zahlen  umfaßt  hat. 
Das  fem.  sitta,  sittä,  sitten,  sittin  und  das  mask.  sina,  si-e-na-ma^ 
etc.,  ist  also  die  phonetische  Lesung  der  oben  S.  99  besprochenen 
Zahladrerbia  2-ta-a-an,  2-a-an,  2-a-a  und  ist  ebenso  ein  ursprüng- 
liches Adverb  ,zu  zweit,  paarweise'  wie  kilallan,  ü^nb::,  JceVe  und 
wie  das  gleichbedeutende  sinasan  (oben  S.  64).  Hat  man  bis  zur 
Erkennung  des  Zusammenhanges  von  wnV'yD  und  bab.  sihi-tam  durch 
D.  H.  Müller  die  Multiplikativa  D\-irn~ix,  DTir^iT,  bto"i  nach  wyB, 
n'nc^  in  gedankenloser  Weise  als  Duale  gedeutet,  so  ergibt  die  wissen- 
schaftliche Prüfung,  daß  im  Gegenteil  auch  wvo,  wnv  etc.  wie  DTirmx 
etc.  multiplikative  oder  distributive  Zahladverbia  sind,  die  auf  die 
Endung  an>  afjjim  u.  ä.  auslautend,  von  allen  Zahlwörtern  gebildet 
wurden. 

Die  adverbielle  —  distributive  und  multiplikative  —  Bedeutung 
der  Endung  ist  in  cjr,  DTir  später  verblaßt,  so  daß  diese  weiter  als 
Dualausdruck  verstanden  werden  konnte.  Dasselbe  ist  aber  auch 
bei  DTinn  Ps.  68,  18  der  Fall,  das  an  dieser  Stelle  gegen  die  Ana- 
logie von  öTir^tt',  D\"ij?3nK  gar  nicht  multiplikativ  ,zehntaus'endfach', 
sondern  nur  einfach  ,10.000'  bedeuten  kann.  Ebenso  ist  vulgärarab. 
hadan  im  Akkusativ  als  Zahlwort  für  ,eins'  erstarrt,  was  auch  das 
babylonische  isten  (wie  kilallan,  kilällen;  sitten)  erklärt,  dessen  he- 
bräisches Gegenstück  ■'rur;?  wieder  die  dualische  Endung  von  'r\v 
{=  cnv)  zeigt.  Auch  im  Indogermanischen  weisen  (s.  oben  S.  155) 
die  Zahlwörter  , Septem,  novem,  decem*,  wie  auch  gr.  €v  (*s'ni)  durch 
die  akkusativische  Form  auf  eine  ältere,  später  verblaßte  adver- 
bielle Funktion.  Auch  im  Sumerischen  (s.  ebendort)  weisen  die  Zahl- 
wörter die  gleichlautende  adverbielle  Endung  a-an  (am)  auf,  ohne 
daß  die  adverbielle  Bedeutung  in  allen  Fällen  fühlbar  wäre.  So 
wird  es  verständlich,  daß  im  Semitisch-Babylonischen  die  Endung 
a-(an),  bezw.  ta-a-(an)  mit  dem  Zahlwort  vielfach  so  fest  ver- 
schmolzen ist,  daß  sie  oft  auch  bedeutungslos  steht,  ja  daß  es  inner- 
halb der  akkadischen  Gesamtsprache  Dialekte  gab,  worin  die  Dual- 
endung, bezw.  der  Akkusativ  die  gewöhnliche  Endung  aller  Zahl- 
wörter überhaupt  war.    Dies  ist  in   der  Tat  für   die   Sprache  der 


1  Z.  B.  CT  XV  PL  1  Kol.  I  11:  ü-e-na-ma-Sa  ,zu  (ihrem)  zweiten  Male. 


180  VIII.  Die  Entstehung  des  semitischen  Duals. 

neubabylonischen  Kontrakte  gewiß,  worin  den  Zahlzeichen  regelmäßig 
die  Endungen  -ta  für  das  Maskulinum  {2-ta,  3-ta,  4-ta  etc.  etc.),  bezw. 
-a  für  das  Femininum  (2-a,  3-a,  4-a)  nachgesetzt  wurden.  Man  sprach 
also  nicht  nur  in  der  Zweizahl  Hna  und  sitta,  sondern  auch  selalta, 
irhitta,  hamilta  etc. 

Daß  diese  Endung  an  Selalta  etc.  wirklich  die  Dualendung  von 
sina,  sitta  ist,  das  zeigen  die  besonders  in  mehreren  aram.  Dialekten 
erhaltenen  Formen  des  Zahlwortes  auf  te(j) :  jüd.-galil.  "npa"!«  ,die  vier*, 
'nt:^'')an  ,die  fünf,  ^nv^v  ,die  sieben',  "nwn  ,die  acht',  Tnirr  ,die  zehn' 
etc.,*  die  mit  nn,  Tiin  ,zwei'  in  eine  Reihe  zu  stellen  sind,  ebenso 
wie  hebr.  DTitr  mit  a^nj^Dn«,  a'nratr,  cna"!;  'nv  mit  Tiirr  in  einer 
Reihe  steht.  Die  adverbielle  Form  TijrmN  ,die  vier'  etc.  zeigt  dabei 
determinierte  Bedeutung,  die  wohl  als  Spur  der  ursprünglichen  ad- 
verbiellen  Funktion  zu  deuten  ist;  auch  aus  kilallan  etc.  , beiderseits, 
zweifach,  paarweise'  entwickelt  sich  zunächst  die  determinierte  Be- 
deutung ,alle  zwei,  beide*  =  , zu  zweit'  und  ,die  zwei';  ebenso  ist 
Tij^a'ix  =  DTijJanK  ,zu  viert'  und  ,die  vier'.^  Daß  neben  TU^mx  etc. 
die  femininen  Formen  *''j?D"ii<  etc.  nicht  vorkommen,  hat  natürlich 
darin  seinen  Grund,  daß  diese  Form  , vierzig'  etc.  bedeutet. 

Daß  auch  im  Arabischen  z.  B.  in  ä^-ii^  v£j->  etc.  das  Zahlwort 
vielfach  die  Akkusativendung  für  den  Nominativ  zeigt,  führt  gleich- 
falls darauf  zurück,  daß  im  Zahlwort  wie  in  , Septem,  novem,  decem' 
akkusativische  Adverbialformen  erstarrt  sind.' 


^  Belege  und  Zusammeuhänge  mit  anderen  Formen  im  Syro-Palästinischen, 
Mandäischen  etc.  bei  Barth,  Sprachwissenschaft!.  Untersuchungen  II  8  ff.  Vgl.  auch 
Brockelmann,  Grundriß  I  485.  Man  beachte  aber,  daß  Barths  Untersuchungsziel, 
ob  das  t  des  Zahlwortes  jenes  der  Femininendung  ist  oder  nicht,  für  uns  völlig 
belanglos  ist.  Aus  dem  Weiteren  wird  deutlich  werden,  daß  die  ganze  Art  der  Pro- 
blemstellung und  somit  die  Basis,  sowohl  für  Barths  eigene  Beweisführung  als  für 
die  seiner  Opponenten,   prinzipiell  verfehlt  ist. 

*  Gegen  Barth  a.  a.  O.  9;  Dalman,  Gramm.  129. 

2  Barths  Erklärungen  a.  a.  O.  von  s^,Jc»s.  ((..i^JJ)  als  Genetiv  diptotischer 
Flexion  mag  dem  genügen,  der  zu  glauben  vermag,  man  habe  13  etc.  urspünglich 
durch  ,drei  der  Zehnzahl,  vier  der  Zehnzahl'  (Barth  S.  10  oben,  Reckendorf,  Syn- 
taktische Verhältnisse  268  oben)  ausgedrückt.  Reckendorf  a.  a.  O.  erklärt  näher, 
der  Genetiv  i  yJUs-  ,war  wohl  ein  Genit.  posses.,  der  besagte,  daß  die  betreffenden 
drei  Dinge  nicht  einfache  (sie!)  drei  waren,  sondern  zur  Zehnerdekade  gehörten' (!!). 
Ich,  meinerseits,  gestehe,  daß  ich  in  s  w»iXft  (.i-UJ  »dreizehn'  niemals  etwas  anderes 
als  einen  Ausdruck  für  , drei  (+)  zehn'  sehen  kann,  wie  auch  meines  Erachtens  kein 


Die  Dualformen  des  semitischen  Zahlworts.  181 

Solche  ursprüngliche  Akkusatire  sind  also  auch  sina(ma),  sitta, 
(nnr,  (OTr,  (pnn,  (p'mn,  (o)^^  (o)L::-o\  etc.  Daß  gerade  bei  dem 
Zahlwort  für  ,zwei'  die  adverbielle  Endung  in  allen  Sprachen  den 
Nominativ  verdrängt  hat,  während  dies  bei  den  anderen  Zahlen  nur 
teilweise  der  Fall  ist,  erklärt  sich  durch  die  Analogie,  die  nach  Ent- 
stehung der  Dualendung  an  den  Körperteilnamen  die  gleiche  Endung 
am  Zahlwort  für  ,zwei'  ebenso  deuten  und  darum  als  wesentlich  zur 
Wortbedeutung  gehörig  schützen  mußte.  Wegen  dieser  Analogie 
mußte  auch  die  Form  der  Endung  an  c:»  etc.  sich  lautlich  gleich 
entwickeln  wie  die  Dualendung,  während  z.  B.  arab.  hadan,  bab.  ham- 
samma  etc.  einer  abweichenden  lautlichen  Entwicklung  folgten. 

Was  endlich  cnsö,  ^l>^^  inNO  ,200*  anlangt,  so  ist  dieser  Dual, 
der  im  Babylonischen  fehlt,  wohl  sekundär.  Von  dem  angeblichen 
Dual  anB?r  »zwanzig'  wird  später  die  Rede  sein. 

Was  bisher  hier  erwiesen  wurde,  ist  freilich  nur  die  bloße  Tat- 
sache, daß  die  Endung  der  Zahlwörter  für  ,zwei'  eine  adverbielle 
Endung  ist  wie  in  n'nysc,  mätitartj  kullatan,  deren  Verständnis 
indes  vorläufig  noch  manche  Schwierigkeit  entgegenzustehen  scheint. 
Denn  der  Bedeutungswandel  des  Adverbialis  singularis  mätitan,  mi- 
tütan,  istena-ta-a-an,  amsK  sowie  adverbieller  Verbindungen  gleich 
O'iV  "B ;  neK2  zum  Distributivum  und  andrerseits  sogar  zum  Kollektivom, 
also  geradezu  zum  Plural,  der  im  obigen  nachgewiesen  wurde,  ist 
trotz  der  angeführten  Analogien,  wie  schon  oben  S.  131  bemerkt 
wurde,  zunächst  psychologisch  unverständlich.  Doch  wird  auch  dieser 
Einwand  später  seine  Antwort  erhalten. 

Die  Tatsache  an  und  für  sich  ist  aber  schon  jetzt  gesichert. 
Der  semitische  Dual  war  ursprünglich  nirgends,  auch  am  Zahlwort 
nicht  Ausdruck  der  Zweizahl,  sondern  ist  dazu  durch  volksetymo- 
logische Umdeutung  einer  ursprünglich  adverbiellen  Endung  an  den 
Namen  doppelter  Körperteile  geworden. 

Auch  die  Frage  der  Beziehung  des  flexionslosen  hebräischen 
Duals  auf  a(j)im  zu  dem  zweigestaltigen  arabischen  Dual  Nom.  -änt; 
Gen.  Akk.  -aini  muß  jetzt  anders  beantwortet  werden  als  dies  z.  B. 


Nichtgprammatiker  ,drei  der  Zehnzahl',  als  ,dreizehn'  (oder  auch  anders)  wird  ver- 
stehen können. 


182  VIII.  Die  Entstehung  des  semitischen  Duals. 

durch  Brockelmann,  Grundriß  I  457  geschieht.  Nicht  ,nur  die  Endung 
des  Kasus  obl.'  ist  im  Hebräischen  ^erhalten',  sondern  der  Dual  als 
ursprünglicher  Adverbialis  ist  im  Akkusativ  in  adverbieller  Be- 
deutung entstanden. 

Die  arabische  Unterscheidung  der  ursprünglich  gleichbedeu- 
tenden Adverbialendungen  an,  ain  (en)  als  Kasuszeichen  ist  sekundär! 

Ist  also  der  Dual  im  Semitischen,  den  nur  das  Arabische  in 
der  Bildung  der  Nomina,  Pronomina  und  Verba  gänzlich  durchge- 
setzt und  entwickelt  hat,  in  den  wenigen  gemeinsemitischen  Formen 
nicht  ein  Rest  ursemitischer  Formenbildung,  sondern  eine  sekundäre 
Erscheinung,  etwa  wie  die  Umdeutung  der  germanischen  Flexions- 
endung ir  zur  Pluralendung? 

Die  Antwort  auf  diese  Frage  scheint  kaum  mehr  zweifelhaft, 
ja  in  dem  bereits  Gesagten  eigentlich  schon  enthalten  und  er- 
wiesen zu  sein.  Und  doch  wird  der  weitere  Verlauf  der  Unter- 
suchung zeigen,  daß  die  Frage  des  semitischen  Duals  noch  mit 
einer  Reihe  anderer  Probleme  im  Semitischen  und  auch  in  anderen 
Sprachen  eng  verknüpft  ist,  daß  die  dualisch  gebildeten  Wörter  als 
Namen  der  Teile  des  menschlichen  Körpers  und  der  wichtigsten 
Werkzeuge  des  Menschen  zum  ältesten  Bestände  aller  Sprachen  ge- 
hören und  daß,  unbeschadet  der  zwingenden  Richtigkeit  der  bis- 
herigen Ergebnisse,  die  endgültige  Lösung  des  aufgerollten  Problems 
viel  tiefer  gesucht  werden  muß,  um  wie  dem  Zeugnis  der  sprach- 
lichen Formen  auch  den  psychologischen  Bedingungen  der  Sprach- 
entwicklung gerecht  zu  werden. 


Vekänderonq  d.  Wortbedeutuno  durch  dualische  Analooie.    183 


IX.  Unechte  Duale. 

Im  vorigen  Abschnitt  ist  gezeigt  worden,  auf  welchem  Wege 
die  adverbielle  Akkusativendung  in  einer  ihrer  lautlichen  Entwicke- 
lungen  zunächst  an  einer  bestimmten  Xominalgruppe  als  Ausdruck 
der  Zweizahl  empfanden  wurde,  der  später  auch  auf  andere  Wörter 
und  Wortarten  übertragen  werden  konnte.  Nun  hatte  aber  auch 
außerhalb  der  Gruppe  der  Körperteilnamen  die  Akkusativendung  sich 
vielfach  (vgl.  oben  Kapitel  II)  zu  derselben  lautlichen  Form  entwickelt: 
ä(n),  e(n)  im  Assyrischen,  ä(ni),  ai(ni)  im  Südsemitischen,  a(j)im 
im  Hebräischen,  wo  sie  auf  Grund  der  Analogie  der  dualischen 
Körperteilnamen  gleichfalls  als  Dualendung  empfunden  werden  mußte. 
Dies  mußte  aber  vielfach  zu  einer  Veränderung  der  Wortbedeutung 
führen.  Einige  Beispiele  für  Bedeutungsänderung  infolge  der  Auf- 
fassung der  Endung  als  Dualausdruck  haben  wir  gelegentlich  schon 
kennen  gelernt,  so  bei  den  Körperteilen  selbst  die  Auffassung  von 
D''3"i%  cnDi",  W'inti,  ^^j^-^**"^  ^Is  ,zwei  Rückenhälften',  d'Bk  .Gesicht, 
Nase'  als  , zwei  Nasenhälften ',  wobei  der  Gesammtinhalt  des  Duals 
D''3~i''  ,Rücken'  etc.  indes  unverändert  geblieben  und  nur  die  Auf- 
fassung als  ,zwei  Hälften'  sekundär  ist.  In  Fällen  wie  d"3-i:,  ursprüngl. 
.Schoß'  hingegen,  hat  sich  auch  der  Bedeutungsinhalt  des  Ganzen, 
durch  Wanderung  auf  den  zunächst  Hegenden  dualischen  Körperteil 
die  .Schenkel,  Knie'  verschoben.  Ein  ähnlicher  Vorgang  ist  es,  wenn 
DTiKB  ,die  Front,  Stirn',  das  eine  lautliche  Nebenform  zu  ass.  pütam 
,vorn'  ist,  als  Dual  in  der  Bedeutung  , Schläfe'  auf  die  Seite  rückt.  Bei 
anderen  Bespielen,  wo  die  Auffassung  als  zweiteiliger  Begriff  nicht 
anging,  wie  bei  onnzt,  o^mp  etc.  mühte  die  Volksetymologie  und  die 
über  diese  noch  hinausgehende  Gelehrsamkeit  der  Grammatiker  sich 
stets  denn  doch  eine  Zweiteilung  des  Begriffes  durchzuführen.  So 
ist  oben  auch  schon  von  den  Ortsnamen  auf  äni,  a(j)im  gehandelt 
worden,  die  gelehrte  und  ungelehrte  Volksetymologie  als  ,zwei  Städte, 
zwei  ^leere'  etc.  gedeutet  hat.  Und  so  mag  es  nocli  viele  solche 
unechte  Duale  geben,  worin  die  dualische  Foi'm  ursprünglich  nicht 
als  Ausdruck  des  Duals  entstanden  ist. 


184  IX.  Unechte  Duale. 


Wenn  der  Araber  den  Gruß  marhaha(n)  ,wil]kommen !'  mit 
marhabaten  beantwortet,  so  kann  dies  schon  rein  sprachlich  kein 
Dual  zu  marhaban  ,zwei  Willkoramen*  sein,  der  marhaben  lauten 
müßte;  es  ist  vielmehr  dasselbe  Adverb  in  femininer  Form,  und  man 
darf  vermuten,  daß  der  eigentliche  Gegengruß  marhaban  marhaba- 
ten lautete,  welche  Form  wie  das  S.  79 f.  besprochene  üTiam  dm; 
ö-nnön  -iian  als  doppeltes  Adverb  zu  verstehen  ist,  wovon  in  der 
Antwort  das  erste  Wort  verschluckt  wird;  vgl.  ''alekum  für  saläm 
'^alekum  in  der  Antwort.  Ein  ähnlicher  dualischer  Ausruf  ist  ähen 
'^ala  lauati  filhubb  ,zweimal  ach  über  mein  Elend  in  der  Liebe!' 
Dalman,  Palast,  Diwan  220  unten,  das  ursprünglich  wohl  auch  nicht 
als  Dual  entstand.  Mehri  azzeteyn  (^-^Jls)  ,potztausend!'  Bittner, 
Studien  IV  38  bedeutet  jedenfalls  nicht  ursprünglich  ,zwei  Selten- 
heiten' (Jahn,  Mehri  163  b).^  Im  Iraq  heißt  cänat  umkum  hässa 
bi-Vomren  ,ihre  Mutter  war  alt  geworden'  Weissbach,  Irak-Arabisch 
147,  7,  was  wie  hebr.  D''ö"'a  «5,  arab,  2?^\  t^»  c^^^  eigentlich  ,ins 
Leben  eingedrungen'  bedeutet,  gewiß  nicht  ursprünglich  in  ,zwei 
(=  das  zweite)  Leben'.®  Die  Umformung  des  später  substantivierten 
Adverbialis  '^omran  zu  ''omren  (vgl.  hebr.  d"'öv  , immer*)  dürfte  in  der 
Negation  ,das  Leben  lang  nicht  >  niemals'  erfolgt  sein;  vgl.  abadan 
^niemals'  mit  -r^r^^  oben  S.  67. 

Wie  an  '^omren  gleich  vielen  hebräischen  Substantiven  (vgl. 
ü'^T^j  D'nEr(a)  ,Herd',  D'n'^isj?  , Faulheit'  etc.),  dürfte  auch  an  arabi- 
schen Substantiven  besonders  für  Abstrakta  die  Endung  oft  in  der 
Form  des  Duals  erstarrt  sein,  ohne  ursprünglich  die  Bedeutung  des 
Wortes  zu  modifizieren.  In  Sure  55  spricht  Mohammed  von  zwei 
himmlischen  Gärten  (^^U^:^  V.  46)  mit  je  zwei  Quellen  (^U-^)  und 
zwei  Arten  (^;J^.^J)  von  Früchten  (V.  52),  und  von  zwei  ähnlichen  Gärten 
(V.  62  vgl.  NöLDEKE-ScHWALLY,  Goschichte  des  Korans  I  40),  wo  die 
zwecklose  Erdichtung  zweier  Gärten  durch  den  Reimzwang  nicht 
erklärt  werden  kann.  Vielleicht  darf  man  aber  vermuten,  daß  ein 
alter  substantivierter  Lokativ  gannatän(i)  wie  o^"^?  QTinp  für  ,(im) 
Paradies'  den  Anstoß  zur  Auffassung  des  Paradieses  als  Doppel- 
garten gegeben   hat.    So   scheinen   speziell   für   menschliche   Eigen- 

1  S.  unten  S.  191. 

'  Wkisjsbach:  ,d.  h,  sie  war  über  70  Jahre  alt,  Psalm  90,  10*, 


Dualtitel.  185 

Schäften  [vgl.  hebr.  c'nbxy  ,(iii)  Faulheit']  die  adverhiellen  Kasusformen 
leicht  erstarrt  zu  sein.  Eine  Anzahl  solcher  arabischer  Abstrakta 
auf  äni,  die  erst  sekundär  als  Duale  verstanden  wurden,  hat  sich 
in  alten,  mit  Dualen  zusammengesetzten  Personennamen^  erhalten, 
wie  sie  Goldziher  unter  dem  Namen  ,Uber  Dualtitel'  in  WZKM 
XIII  321 — 329  behandelt  hat;  vgl.  auch  Barbier  de  Meyxard,  Sur- 
noms  et  sobriquets  arabes  JA  1907  Bd.  IX  173—244;  364—428; 
X  55 — 118;  193 — 273,  der,  ohne  Kenntnis  von  Goldziher s  Aufsatz, 
gleichfalls  hiehergehöriges  Material  gesammelt  hat.  Ich  gebe  im 
folgenden  ein  knappes  Verzeichnis  dieser  Titel,  indem  ich  für  die 
Quellen  auf  die  angeführten  Arbeiten  Goldziher  s  und  Metnards^ 
verweise : 
^^^jUi.\  ^\  ,fils  des  deux  preferees'  M.  183. 

c  ^    *■  ' 

^^>>-oü\  ^\  ,der  mit  den  zwei  großen  Eigenschaften*  M.  200. 
^:^l>  ,les  deux  portes':^^^  j^*  es*  JiP^  ^-r^  ^^  M.  222. 
^;.,■*^Ä.*i\  0\>  ,1a  femme  aux  deux  outres'  M.  382  f. 
^2^lk*l\  o\>  ,1a  femme  aux  deux  ceintures'  M.  383. 
^^3^\  ji  ,der  mit  den  zwei  Ohren'  M.  38,  388. 
^S\ä.J\  j>  ,der  mit  den  zwei  gestreiften  Obergewändern'  M.  387. 
^>'^\  y>  ,der  mit  den  zwei  gestreiften  Gewändern'  M.  389. 
^^Jl.\  ^>  ,der  mit  doppeltem  Glück'  G.  3256;  M.  392. 
^^^-^UL\  y>  ,der  mit  den  zwei  Flügeln'  M.  392;  G.  325  lo. 
^2^^l3U\  ^3  ,der  mit  den  zwei  Dummheiten'  M.  395. 

^2^Isr'p\  ^}>  .der  mit  den  zwei  Lanzen^  M.  396. 
^2jlx^\Sj^\  ^'i  ,rhomme  aux  deux  commandements'  M.  397;  G.  3252. 
j;^>Iä**J\  ^3  ,der  mit  den  zwei  Seligkeiten'  M.  398:  L'homme  aux 
deux  regnes. 
^^■;4-*"-^^  i>  ,der  mit  den  zwei  Pfeilen'  G.  325  7. 
^^j^;J.yy>J\  •>  ,der  mit  den  zwei  Schwertern'  G.  325  s;  M.  397. 


^  Daza,  daB  die  Vorliebe  für  solche  Daalnainen  nicht  auf  Personennamen 
beschränkt  geblieben  ist,  vgl.  als  Beinamen  des  Schwertes,  bezw.  des  Kamelhalfters: 
LLr*)5  *^^  Cr^'y  3^'  cjyy^A'^  5^'  "^^^^  Kowalski,  Diwän  des  Kais  ibn  al  ^atim  4. 

*  Zitiert  als  G.,  bezw.  M.  nebst  der  Seitenzahl  in  WZKM  XIII,  bezw.  JA  IX. 


186  IX.  Unechtb  Düalk. 


^^j.Jj\  ^>  Jnhaber  des  Doppeladels'  G.  329. 
,^U-iJ\  ^3  ,der  mit  den  zwei  linken  (Händen)  M.  398. 
^>l^Äi\  5>  ,der  mit  dem  doppelten  Zeugnis'    G.  320  5;    M.  399. 
cr^?.^^  j>  ,der  mit  den  zwei  Entschlossenheiten'  G.  328. 
j^^^-^ää3\  ^i  ,rhomme  aux  deux  petites  tresses'  M.  400. 

Cf^y^\  ß  ^der  mit  den  zwei   Hörnern'   M.  401    vgl.  besonders 

NöLDEKE-ScHWALLT,  Geschichte  des  Korans'  140  5. 
crr^f^^  33»  ,der  mit  den  beiden  Herzen'  G.  324;  M.  403. 
^^JJü\  ^3>  ,der  mit  den  zwei  Federn^  G.  325  i. 
cr^^^l  y>  ,der  mit  den  zwei  Schri£t(art)en  G.  325  9. 
cr^y^^  3>  ,der  mit  den  zwei  Vollkommenheiten'  G.  326. 
^jÄv;j\  y>  jder  mit  den  zwei  Würden'  G.  329. 
.-J\  y>  ,der  mit  den  zwei  Vorzügen'  G.  328. 
i\  ji  jl'homme  des  deux  lignees'  M.  405. 
^-yXi.Ai3\  ^>  jl'homme  aux  deux  points  de  lance'  M.  405. 
^J5-Ü\  ^>  ,der  mit  den  zwei  Lichtern'  G.  325;  M.  406. 
^;_^*^Ä{J\  ^>  ,rhomme  des  deux  emigrations'  M.  407. 
^XS-j\j^\^3  Jnhaber  der  beiden  Vesirate'  G.  324 f.;  M.  407. 

^;^.>^\  ^>  ,der  mit  den  zwei  Händen'  M.  408. 
^^^^^^^^•4^^  i>  ,der  mit  den  zwei  rechten  Händen'  G.  324;  M.  408. 
So  verständlich  einzelne  dieser  dualischen  Beinamen  wie 
^^^vxJ\  3>,  cs'^i^'^  ?^  6tc.  ihrer  Wortbedeutung  nach  sind,  ebenso  un- 
natürlich müssen  von  vornherein  Namen  wie  ,der  mit  den  zwei 
großen  Eigenschaften,  Vorzügen,  Vollkommenheiten,  Entschlossen- 
heiten, Glücken,  Seligkeiten,  Dummheiten,  Herrschaften,  Adeln, 
Zeugenschaften,  Schriftarten,  Würden,  Vesiraten,  AusAvanderungen* 
etc.  erscheinen.  Glück,  Seligkeit  (J-^-,  2J>Lä*o),  Trefflichkeit  (i«^^^, 
jsäT»^  Ä.-JLU),  Entschlossenheit  (<U-^.jj>),  Adel  i^y^^  '-r^-'^)?  Dumm- 
heit (^^j),  Herrschaft  (^-«^;),  Vesirat  («j^j^),  Zeugenschaft  (i'>\^Ji>\ 
Schreibkunst  etc.  sind  Abstrakta,  die  nicht  zweimal  gezählt  werden 
können.  Die  Zweizahl  der  Vollkommenheit  etc.  auf  zwei  bestimmte 
Gebiete  zu  beziehen,  heißt  aber  sie  einschränken,  wie  dies  schon 
der   Dichter   fühlt,    da   er    fragt:    ,Du   vereinigst   ja   alle   Vorzüge; 


Dualtitel.      .  187 

warum  rühmt  man  dich  nur  mit  zweien?'  (vgl.  Goldziher  328).* 
Die  Deutungen,  welche  die  arabischen  Philologen  und  ihnen  folgend 
u.  a.  auch  Goldziher  a.  a.  O.  versuchen,  etwa  zu  zwei  Herrschaften: 
t,A**»J\j  5j\j^\  jüiü"  <ö!iJ;  zu  zwei  Zeugnissen:  a3"^^-S>  ^\  J>-">j  J-*^ 
^^^^JLä-j  »>L{Ji>;  zu  zwei  Glücken  (sie!  Goldziher:  doppeltes  Glück): 
,daß  er  .  .  .  einen  Gefangenen  erbeutete,  für  den  er  ein  großes  Stück 
Lösegeldes  erhielt';  zu  zwei  Vollkommenheiten:  ,mit  Schwert  und 
Feder';  zwei  Entschlossenheiten:  , religiöse  und  weltliche  Wirksam- 
keit' müssen,  so  geistreich  und  lehrreich  Goldziher  darüber  schreibt, 
bei  unbefangenem  Urteil  als  ebenso  gekünstelt  und  gesucht  erkannt 
werden,  wie  wenn  man  etwa  hehr.  D'nbiT  .Faulheit'  ob  der  dualischen 
Form  als  Faulheit  im  Denken  und  im  Handeln  deuten  wollte.  Auch 
hier  wird  diese  Einteilung  auf  zwei  Gebiete  sachlich  ebenso  zutreffen 
wie  die  der  arabischen  Kifaje  auf  Schwert  und  Feder,  in  beiden 
Fällen  aber  folgt  die  geistreiche  Unterscheidung  des  Gelehrten  den 
Spuren  der  durch  die  dualische  Form  irregeführten  Volksetymologie. 
In  der  Tat  scheint  auch  hier  wie  in  DTi'^sy  die  dualische  Form 
ursprünglich  älter  zu  sein  als  die  dualische  Bedeutung,  cr^!;*^^  c^.\ 

^.oäJ\  *,>,  ,:j^sUxXJ,\  ^5,  cK^^— ^\  3>,  ^js:^\  i'>,  cr^j\}*^\  ^3  haben 
ursprünglich  wohl  nur  ,der  Treffliche,  Vorzügliche,  Glückliche, 
Dumme,  Hervorragende,  Selige,  Adelige,^  Zeuge  (Notar),  Ent- 
schlossene, Schriftkundige,  Vollkommene,'  Lobenswerte,  Vorzügliche, 
Adelige,  Flüchtling,  (gewesene)  Vesir'  bedeutet.  Auch  ^;;_y^^.-JJü\  ^'>  mag 
ursprünglich  nur  .der  Beherzte'  sein,  in  welchem  Falle  der  Dual  in 
Cr^:^  an  C'snp,  cTö  etc.  erinnert.  Vielleicht  bezeichneten  auch  cji>^-, 
^>yi  wie  hebr.  d"'D330  nur  ein  einziges  gestreiftes  Gewand;  ist  ja 
die  Benennung  eines  Menschen  nach  zwei  Obergewändern,  von  denen 
nur  eines  sichtbar  getragen  werden  konnte,  undenkbar.  Solche  und 
ähnliche  Bezeichnungen  konnten  begreiflicherweise  analogiebildend 
auftreten    und    diese   Analogie   erklärt   wohl   erst   die  Vorliebe   der 


^  DaB  der  Dual  den  zweifachen  Grad  der  Vollkommenheit  bezeichnen  könnte, 
scheint  offenbar  dem  Sprachgefühl   des  arabischen  Dichters   mit  Recht   unmöglich. 
*  Vgl.  jüdische  Namen  wie  ori'a,  Adelmann,  Edel(8)  etc. 
'  Vgl.  hebr.  b^»b  etc. 


188  Y^.  Unechte  Duale. 


Araber  für  solche  Dualtitel,  die  Goldziher  a,  a.  0.  bespricht.  Daß 
diese  alte  Verwendung  dualischer  Formen  speziell  in  mit  ^^\  ^:^\ 
und  besonders  mit  ^3  zusammengesetzten  Beinamen  erhalten  blieb, 
mag  auf  die  weitere  Analogie  von  Zusammensetzungen  mit  dualischen 
Ortsnamen  etwa  wie  ^2r*^.^0^)  />  »der  aus  Qarjatein*  zurückzuführen 
sein,  welche  die  Verbindungen  wie  ^^^jUi.\  ^3  schützte. 

In  diesen  arabischen  Ortsnamen  selbst  führte  die  Auffassung 
der  Endung  als  Dualzeichen  zu  einer  anderen  ümdeutung  eigen- 
tümlicher Art.  Wo  nämlich  nicht  wie  etwa  in  hebr.  n''3nö  , Lager'  > 
,2  Lager',  DTinp  , Stadt'  >  , Doppelstadt'  die  noch  lebendige  Appella- 
tivbedeutung des  Ortsnamens  dualisch  umgedacht  werden  konnte, 
mußte  diese  ümdeutung  den  Ortsnamen  als  solchen  treffen.  Besonders 
war  dies  dort  der  Fall,  wo  neben  der  dualischen  Form  auch  jene 
ohne  Endung  gebraucht  wurde.  Auf  diese  Weise  wurden  dualische 
Ortsnamen  als  Benennungen  zweier  Orte  nach  dem  Namen  des 
wichtigeren,  somit  als  Duale  a  potiori  umgedeutet.  So  sind  Nomina 
loci  wie  ^jliyÄj,  o^*j>  o^r^»  o^\;^  ("^gl-  Gtoldziher,  WZKM  XIII 
329  3),  Hafteyn  Rhodokanakis,  Dofär  I  68,  4  etc.  ebenso  nur  Be- 
zeichungen  eines  Ortes  wie  Qarjaten,  Bahren^  Salhen,  Makkatäni, 
Mausiläni,  hebr.  B''n''"ip,  D"'"i2:i2,  isTisn,  D'ijna  etc.  etc.  Erst  die  Deutung 
als  zwei  Basras,  Mossuls,  Raqqas  etc.  hat  diese  Duale  zu  Be- 
zeichnungen von  ,Ba§ra  und  Küfa'  (Grünert,  Begriffspräponderanz 
26  Nr.  20),  ,Raqqa  und  Räfiqa^  (Grünert  26,  21),  ,Saläla  und  Häfa' 
(Rhodokanakis  a.  a.  0.^  vgl.  Brockelmann,  Grundriß  II  57)  etc.  ge- 
macht, nicht  der  v_;.^Xäj,  die  Begriffspräponderanz  des  einen  Namens, 
der  die  arabischen  Grammatiker  in  Unkenntnis  der  sprachgeschicht- 
lichen Entwickelung  ihre  Bildung  zuschreiben  mußten.  Von  wirk- 
lich elliptischen  Dualen  wie  Ci^^^  ,zwei  Väter'  (Eltern)  =  Vater  und 
Mutter '  unterscheiden  solche  Bildungen  sich  wesentlich  dadurch, 
daß  hier  der  eigentliche  Wortbegriff  (Erzeuger,  einer  der  Eltern) 
naturgemäß  mit  einem  Korrelatum  (Mutter)  in  Verbindung  steht,  so 
daß  die  Zusammenfassung  in  einem  Faarbegriff  aus  dem  Begriff  des 
Singulars   erwächst  und  keine  andere  Deutung   zuläßt   als   die   auf 


^  Vgl.  aber  auch  a.  a.  O.  Anm.  a. 

^  S.  aber  auch  zu  diesem  Dual  noch  später. 


Duale  a  potiori.  189 


, Vater  und  Mutter',  während  bei  den  individuellen  Ortsnamen  die 
Bildung  eines  Paares  begrifflicli  nicht  naheliegt,  weshalb  auch  der 
mitbezeichnete  Ort  durch  den  duahschen  Namen  keineswegs  ein- 
deutig bestimmt  ist.^  So  wird  denn  auch  hier  die  sprachliche  Form 
den  ersten  Anstoß  zur  Annahme  und  weiteren  Ausbildung  solcher 
Duale  a  potiori  gegeben  haben,  die  der  YorKebe  der  Araber  für  ge- 
künstelte und  geistreichelnde  Wortbüdung  in  demselben  Grade  ent- 
gegenkamen als  sie  von  einfacher  und  natürlicher  Bezeichnung  des 
Begriffsinhaltes  sich  entfernen. 

Zu  diesen  Doppelortsnamen  wird  von  den  Arabern  auch  cr^^r^^ 
gestellt,  trotzdem  es  kein  Dual  a  potiori  ist;  vgl.  die  bei  Goldziher, 
WZKM  XIII  329  angeführte  Stelle  aus  Harns  rasä'il  ed.  Stambul 
108:  ^JÜ\  t>  }ji  wVÄ»  ^yoi.\_5  ^\jj»}\^  crC^A-^  ^^^  ^^^  c^-  Unter 
Elhadraten  versteht  man  nach  Gouoziher  nicht  nur  die  beiden 
,Residenzen  von  Bagdad  und  Sämarra',  es  kommt  diese  Bezeichnung 
in  den  Titeln  ^^^yi>L\  fUii  und  ,;j^j^<>L\  iSJ  vielmehr  auch  in  An- 
wendung auf  Persönlichkeiten  vor,  die  ausschließlich  iu  Bagdad  tätig 
waren.  In  diesen  Beispielen  will  Goldziher  in  ,den  beiden  Fürsten- 
höfen von  Bagdad'  den  Hof  des  Chalifen  und  den  Palast  des  Sel- 
dschukensultans  sehen.  Da  letzterer  nicht  in  Bagdad  residierte  und 
trotz  der  faktischen  Abhängigkeit  des  Chalifen  von  den  Seldschuken 
zweifellos  doch  nur  sein  Palast  als  Residenz  gelten  konnte,  erscheint 
diese  Deutung  nicht  als  richtig.  Auch  hier  ist  GoLozraER  durch  die 
duahsche  Form  des  Wortes  irregeführt  worden,  die  —  vgl.  D"':no 
,Lager',  nn^a,  DTiaw  ,Herd*  etc.  —  urspünglich  adverbiell  das  ,Innen* 
des  Hauses,  den  ,Hof*  bezeichnet  haben  dürfte,  welcher  Bedeutung 
gegenüber  selbst  die  Anwendung  auf  ,die  beiden  Residenzen  in  Bag- 
dad und  Sämarra'  sekundär  sein  dürfte. 

Wie  die  hebräischen  Namen  für  Gewässer  n''"n3  (otx),  B'bna 
Ez.  47,  9,*  bezw.  *Qbrt:  in  der  Nisbeh  -s'^nj  Jer.  29,  24  ff.^  sind  die 
arabischen  Namen  von  Flüssen,  Wadis  und  Quellen  ^U)\^\  =  Cj>\^ 
il^:>^  Grünert  29,  35;  ^j^\  =  f^^  ^y,  29,  32;  o^A^  ==  cr'>-* 


*  Vgl.  die  darum  auch  nicht  immer  sichere  Deutung  dieser  Duale  a  potiori 
bei  Grcxekt  a.  a.  O.,  bezw.  seinen  arabischen  Gewährsmännern. 

*  S.  dazu  noch  unten  Kap.  XIII. 

^  S.  noch  oben  S.  71  zu  ST.-a,  S.  70  zu  ^yc?. 


190  IX.  Unechte  Duale. 


^\JiLii\^  34,  74;  Jui^j^3^\  =  5^j>3\5  3>j^^\  26,  16;  o^.^^  = 
^v)XJ\,  Jj.>.)\  26,  18;  oW^^^  =  Q)'^^i  ^1^^  29,  33;  o^^r^^ 
(1.  ^\^,^^\?)  =  ^^i.\5  ^,^^\  29,  34;  J^\^\  =  J^l,  :i^\  26,  17 
ursprünglich  wohl  nur  Bezeichnungen  des  erstgenannten  Gewässers 
im  Adverbialis ;  z.  B.  wird  für  o^V*  ^'^ch  im  Assyrischen  dieser  Kasus 
statt  des  Nom.  und  Gen.  gebraucht,  vgl.  e-bir-ta-a-an  "'^^^pu-rat-ta 
Budge-King,  Annais  Tiglatpileserzylinder  Kol.  VI  42  u.  ö.  Bergnamen 
wie  ,^U.^!J\  =  ^\5A4J\5  E^^^^  Grükert  29,31;  ^^\J^  =  Aja.^  j^ 
28,  27;  J^^^L\  =  J.L\^  ^^^\  28,  29;  o\^-^\  =  ^lL3\^  ^^\  28, 
28;  ^L^.Uji  ,zwei  Berge*  35,  75;  j^\^  =  ^^\j.ä-5  ^  28,  30  erinnern 
an  den  hebräischen  Bergnamen  nno2  wie  an  D'-niai  ,die  Höhe'. 

Verwandt  sind  die  Bezeichnungen  von  ,West  und  Ost'  als 
^^\jiyi^\  und  j^b^Ä^l  ,die  beiden  Osten,  die  beiden  Westen*.^  Hier, 
wo  in  den  Begriff  von  Osten  (bezw.  Westen)  das  Gegenteil  mit 
eingeschlossen  werden  soll,  läßt  sich  die  ursprüngliche  einfache, 
nichtdualische  Bedeutung  beider  Formen  noch  ausdrücklich  er- 
weisen aus  Sure  55,  16 f:  ^;^ij.i.J\  ^j^  c^'j-'*^^  V*^»  was  bei  unbe- 
fangenem Urteil  gegen  die  Auslegung  nur  übersetzt  Averden  kann: 
,der  Herr  des  Ostens  und  der  Herr  des  Westens'.  Die  Richtung 
nach  Ost  und  West  ist  also  ursprünglich  ebenso  durch  ein  dualisches 
Adverb  bezeichnet  worden,  wie  die  nach  oben,  dem  Himmel  durch 
den  Dual  a'-atr,  wie  die  Richtungen  am  menschlichen  Körper  durch 
DTS"!''  etc.  ,hinten',  d'SK  ,vorn',  ü^anp,  a^vti  ,drin',  ja  wie  selbst  der 
Stand  der  Sonne  oben  durch  das  Adverb  dnni:  =  ^j^,  bab.  firam 
eigentlich  ,oben  auf,  auf  dem  Rücken' ^  und  der  Stand  der  Sonne 
im  Westen  ((^Ij^^ä^)  durch  den  Dual  n'^any  , einwärts  =  westwärts'^ 
bezeichnet  wird.    Dies  ist  auch  die   älteste  Bedeutung  von  o^^"- 

Wie  D''3-ir  »westwärts,  im  Westen',  annx  ,oben,  im  Zenith'  auch 
die  Zeit  bezeichnet,  da  die  Sonne  untergeht,  bezw.  kulminiert,  ist 
auch  der  arabische  Dual  ^^.^^\  (cj^)  Zeitbezeichnung  und  als 
Dual  a  potiori  ,die  Zeit  des  ersten  Mittaggebetes  +  der  des  zweiten 
Gebetes  nach  Mittag'.  Der  Bedeutung  und  Form  von  o-'n-ij?  entspricht 


^  Grünert  27:    ,besser  wohl:   die   beiden  Sonnenstandpunkte'   verwischt  die 
Schwierigkeit  statt  sie  zu  erklären. 

'  Dies  genauer  die  Etymologie  von  onrrx. 

'  Bekanntlich  vom  ,Eintritt  der  Sonne'  abgeleitet. 


Duale  a  potiori.  191 


^^\«Lijt  ,(am)  Abend*,  das  in  den  Dual  a  potiori  »wJ^ä^^  «UiÄ)\  ,die 
beiden  ersten  Nachtwachen  (Nachtgebete)'  umgedeutet  wird;  vgl. 
Grünert,  S.  27  Nr.  23.^  Auch  die  Duale  o^->/^^  o^>j^,^^\  0^7 
,die  beiden  Kühlen'  =  Morgen  und  Abend,  haben  vielleicht  ursprüng- 
lich nur  den  Morgen  oder  den  Abend  bezeichnet,  vgl.  mehri  haqaraur 
,am  (kühlen)  Morgen  gehen'  Bitt.ver,  Studien  II  60^  etc.  und  sind 
dann  erst  zu  Dualen  (a  potiori):  ,am  Morgen  [und  am  Abend]'  er- 
weitert worden.  Sehr  wahrscheinlich  ist  dies  mir  für  ^^^Uj^I  ,Tag 
und  Nacht';  hier  ist  die  indifferente  Bedeutung  ,Zeit'  für  cr^j^  viel- 
leicht erst  aus  dem  Dual  a  potiori  ,Nachtwache  (Inf.  zu  tr'j^*-)  [und 
Tag]'  =  ,die  beiden  Zeiten'  hervorgegangen.  Vgl.  zu  diesen  Dualen 
das  oben  S.  67  besprochene  Mehriadverb  icuqaten  ,eine  Zeitlang^ 

Als  Umdeutungen  lassen  sich  leicht  auch  erkennen  ^jUliiJ\  ^der 
Gebetsruf'  (urspr.  etwa  zeitlich:  zur  Zeit  des  Gebetsrufes)  als  =  o^^^ 
und  ^li>\  Grünert  26,  22;  ^li^---»  ,die  Kamellagerstelle'  (vgl.  D''n2t2a 
,die  Kochstelle')  als  ^j^  und  ^^-i-«>  Grünert  25,  15.  Auch  tiiVazzten 
,bei  der  Lät  und  der  'üzzä'  im  Omanischen  MSOS  I  70,  21  (vgl. 
Brockelmann  a.  a.  O.),  womit  das  oben  S.  184  genannte  Mehriwort 
azzeteyn  ,potztausendI'  identisch  ist,  wird  urspr.  ,bei  der  *Uzza' 
(vgl.  oben  S.  156  zu  ^«^*)  sein.  Auch  der  Dual  a  potiori  ^^\S'^\ 
, Härte  und  Bitterkeit'  dürfte  auf  ein  besonders  im  Ausruf  gebrauch- 
tes murraten  , bitter!'  zurückgehen.  Diese  und  ähnliche  Formen 
ließen  den  Dual  als  eine  rätselartige  Umschreibung  ungenannter 
Begriffe  erscheinen  und  in  ihrer  Nachahmung  haben  arabische  Stil- 
künstler die  Verknüpfung  zweier  Begriffe  durch  ein  ihnen  gemein- 
sames Attribut  im  Dual  zu  einer  sehr  beliebten  Redefigur  gemacht; 
vgl.  statt  vieler  anderer  Beispiele  z.  B.  die  bei  Grünert  nach  Sujüti 
unter  Nr.  38 — 73  angeführten  Duale.  . 

Auch  hier  läßt  es  sich  nicht  immer  bestimmen,  wo  ümdeutunsr 
und  wo  bewußte  dualische  Analogiebildung  vorliegt.  Als  solche 
möchte  ich  z.  B.  o^r^^  ,  Sonne  und  Mond'  Grünert  S.  16  u.  ö.; 
S.  26,  19  auffassen,  sowie  auch  die  Mehrzahl  der  dort  S.  21;  23—25; 
30;  35  genannten  Personenpaare,  zu  welchen  Brockelmann  a.  a.  O.  57 
noch  auf  j^U^-i**J\   ,Hai8  und  Jasüm'   Sei.  geogr.  28,  3  und  Subkl 

^  Gegen  Brockelmasn,  Grundriß  I  663.    Zu  ass.  Hmitan  s.  unten  Kap.  XL 
^  S.  aber  auch  oben  S.  46  zu  ass.  kascUam. 


192  IX.  Unechte  Duale. 


Tabaqät  I  292/3  verweist.  Kann  man  hier  ja  oft  an  wirkliche  Paare 
von  durch  Verwandtschaft  oder  Beruf  verbundenen  Menschen  denken. 
Indes  dürften  auch  hier  einfache  Personennamen  auf  än(i),  en^  an 
der  Entwicklung  solcher  Duale  a  potiori  mitbeteiligt  sein.  So  kann 
ich  z.  B.  die  Auffassung  von  Spitta,  Grammatik  131  nnd  Grünert 
a.  a.  0.  21  Anm.  1  nicht  teilen,  wonach  hasanen,  das  im  ägyptischen 
Vulgär  als  Eigenname  vorkommt,  erst  aus  dem  Dual  a  potiori  ,^U-w.i.\ 
,Hasan  and  Hosein'  so  entstanden  sei  ,wie  ital.  Francesc-Antonio . . .' 
Denn  ein  Mann  kann  wohl  durch  zwei  Namen  —  Francesc-Antonio, 
Selim-Suleimän,  eventuell  Hasan-^osein  doppelt  bezeichnet  werden, 
nicht  aber  als  ,zwei  Hasan'  oder  ,Hasan  und  Hosein'.  Darum 
möchte  ich  in  dem  vulgärarab.  N.  pr.  5asanen  die  Spur  eines  älteren 
sprachlichen  Zustandes  sehen,  wonach  erst  die  in  der  Schriftsprache 
stärker  auftretende  grammatische  Analogie  aus  Fasanen  die  beiden 
PTasan  und  weiter  das  Paar  Hasan  und  Hosein  schuf. 

Solche  und  ähnliche  Entwicklungen  unechter  Duale  liegen 
noch  in  vielen  anderen  Beispielen  vor.  Wie  in  den  Dualtiteln  die 
Möglichkeit  einer  dualischen  Vorstellung  erst  durch  die  sekundäre 
Beziehung  von  ^;,-^x<u>U^  etc.  auf  zwei  Gebiete  geschaffen  wird,  müssen 
Duale  wie  c>\^y,  o^.r^  , Feuchtigkeit  des  Himmels  und  der  Erde' 
wohl  auch  ^jl3^\  ^das  Sein'  >  ,die  materielle  und  geistige  Existenz'; 
^iJ'LäJJl  ,das  Entstehende'  ">  , diese  und  jene  Welt'  u.  s.  w.  älter 
sein  als  ihre  Deutung.  Vielleicht  ist  auch  ^^^3  \JSJ:Ji^  Ca  ^^vX.^^^ 
Näbiga  8,  1  volksetymologische  Auslegung  eines  alten  Ausrufs  ,o 
Sorge!'.  Je  gesuchter  und  geistreicher  diese  Teilung  erscheint,  desto 
größere  Sicherheit  erhalten  wir  für  die  Annahme,  daß  nicht  in  ihr, 
sondern  in  einer  anderen  psychologisch  einfacheren  Bedeutungsent- 
wicklung die  Erklärung  für  die  Entstehung  dieses  Duals  zu  suchen  ist. 

Auf  eine  weitere  Möglichkeit  sei  noch  hingewiesen:  Die  paro- 
nomastische  Doppeltsetzung  des  Adverbs,  wie  sie  mit  erstmaliger 
Weglassung  der  Endung  in  hehr,  asris  :jr,sh  ,plötzlich',  ass.  dar 
däram  , immerwährend'  und  in  dualischer  Form  (s.  oben  S.  80)  in  *ian 
D'mian  , haufenweise',  DTiam  dnn  ,geschenkweise',  marhaban  marha- 
baten   , willkommen'  (s.  oben   S.  184)  vorliegt,    bildet  einen  Verstär- 


1  Zu  solchen  Endungen  an  Eigennamen  s.  später. 


DuAuscHE  Verstärkdngsformen.  193 

kungsausdruck,  der  begreiflicherweise  als  ,für  einen  Haufen  (bezw. 
durch  Mißverständnis:  Esel) — zwei*,  ,für  ein  Wülkommen  — zwei' 
verstanden  wurde.  Sollten  solche  Formeln  nicht  auch  auf  die  Bildung 
echtdualischer  Verbindungen  wie  des  häufigen  c^.j^>  j^^^  .^^.a..*-j5\ 
,er  gewann  für  den  Denar  zwei*,  syr.-arab.  lasü  ßes)  haäsugl  suglen 
jwozu  diese  doppelte  Arbeit  (für  eine  Arbeit  zwei)?'  von  Einfluß 
gewesen  sein?  Recht  wahrscheinlich  ist  mir  dies  für  folgenden  Vers 
bei  Littmann,  Neuar.  Volkspoesie  21  V.  62  (vgl.  38,  63): 

salin  ^al-'^adrä  sola  bsaläten 

is-salä  tihzi  'blts  i§-salä  trudd  il-^en 

jBetet  zur  Jungfrau  jedes  Gebet  zweimal! 

Das  Gebet  unterwirft  den  das  Gebet  wendet  das 

Teufel,  [böse]  Auge  ab'. 

In  (sekundärer)  Umstellung  steht  23,  95  §ahhten  u  sahha  ,zweimal 
zur  Gesundheit  und  einmal'  und  wohl  auf  Grund  eines  huhb  hubhten 
.doppelte  liiebe'  bildet  der  Volksmund  auch  ein  ja  habib  ilhöbbttn 
,0  Liebling  zweifacher  Liebe'  Dalman,  Pal.  Diwan  169. 


Torczyner,  Die  Entstohang  des  semitischen  SpnchtTpiu.  13 


194      X.  DiB  Akkusativendunö  am  als  wortbildendes  Affix. 


X.  Die  AkkasatiTendung  a^n  als  wortbildendes  Aflix. 

Wir  kehren  nochmals  zu  den  Adverbien  auf  am,  an  zurück, 
deren  Untersuchung  bisher  nach  zwei  Richtungen  hin  wichtige  Re- 
sultate ergeben  hat.  In  formeller  Hinsicht  hat  es  sich  gezeigt,  daß 
die  adverbielle  Akkusativendung,  deren  Entwicklung,  wie  nunmehr 
sicher  ist,  in  alte  ursemitische  Zeit  vor  der  Trennung  in  die  Einzel- 
sprachen hinaufreicht,  im  Laufe  dieser  ihrer  langen  Geschichte  ver- 
schiedene lautliche  Formen  angenommen  hat,  die  sowohl  nach  Quan- 
tität als  auch  nach  Qualität  des  Vokals  sich  unterscheiden.  Und  in 
bezug  auf  die  Bedeutung  ist  die  adverbielle  Akkusativendung  einer- 
seits in  gewissen  Analogiegruppen  zum  speziellen  Ausdruck  einer 
einzigen  bestimmten  adverbiellen  Beziehung  geworden,  wie  z.  B. 
besonders  in  den  babylonischen  Stoffnamen  vor  Maßangaben,  oder 
bezeichnet  andrerseits  auf  Grund  einer  noch  zu  erklärenden  Be- 
deutungsentwicklung das  Distributivum  oder  Multiplikativum  des  zu- 
gehörigen Nominativs,  oder  ist  endlich  in  zahlreichen  häufigen  ad- 
verbiellen Akkusativen  in  der  Form  des  Akkusativs  mit  der  Endung 
zu  neuen  Substantiven  erstarrt  wie  in  den  Ortsnamen  auf  am,  an, 
an,  ön,  a(j)im,  en  und  in  den  Bezeichnungen  der  Körperteile  auf  am 
(ner),  an  (^5o),  än(i),  a(j)im.  In  dieser  letzten  Gruppe  ward  speziell 
die  Lautvariante  an,  a(j)im  als  Bezeichnung  der  Zweizahl  umgedeutet 
und  weiter  entwickelt. 

Durch  Nachprüfung  der  möglichen  Kombinationen  der  in  den 
einzelnen  Gruppen  erwiesenen  Varianten  von  Form  und  Bedeutung 
lassen  sich  noch  einige  Züge  zu  dem  bisher  gewonnenen  Bilde  nach- 
tragen. 

Die  adverbielle  Akkusativendung  am  ist  an  mehreren  hebräischen 
Substantiven  durch  Erstarren  der  häufigen  adverbiellen  Verbindung 
des  Nomens  mit  der  ein  Beziehungswort  ersetzenden  Endung  als  ein 
neues  Substantiv  bedeutungslos  geworden;  aus  der  Flexionsendung 
ward  dadurch  ein  wortbildendes  Affix,  das  Kasusaffix  erscheint  nun- 
mehr, da  die  Substantivierung  einer  bestimmten  Adverbform  meist 
an  einer  Gruppe  verwandter  Adverbien  erfolgt,  als  Klassenzeichen 


Nomina  auf  am,  Im.  195 


dieser  Wortgruppen  als  Endung,  durch  deren  Anfügung  weitere  No- 
mina dieser  oder  jener  Art  gebildet  werden  können.  Die  erstarrte 
Kasusendung  wird  damit  in  neuer  Funktion  wieder  lebendig.  Die 
ältesten  durch  Antritt  von  am  gebildeten  Nomina  sind  indes  als  Aus- 
gangspunkt jener  Analogie,  die  am  und  seine  Entwicklungen  als 
Klassenzeichen  erscheinen  läßt,  somit  älter  als  diese  nominale  Bildungs- 
endung selbst.^ 

Die  neuen  um  die  Akkusativendung  erweiterten  Nomina  hatten 
ursprünglich  meist  die  gleiche  Wortbedeutung  wie  jene  einfachen 
Wörter,  deren  Akkusativ  sie  bildeten.  Von  dem  Flexionszusammen- 
hange mit  jenen  losgelöst  und  in  neue  formale  Analogien  sich  zu- 
sammenschließend, mußte  ihre  Bedeutungsentwicklung  indes  vielfach 
andere  Wege  gehen  als  die  der  Grundwörter.  Natürlich  treten  auch 
an  diese  erweiterten  Formen  im  Assyrischen  und  Arabischen  die 
Deklinationsendungen  aller  Kasus  an:  kalämu,  kalnmi,  kaläma  (oben 
S.  31).  Die  Isolierung  der  Endung  am  aus  dem  Kasussystem  hat 
ferner  zur  Folge,  daß  wie  bei  den  oben  besprochenen  isoUerten  Ad- 
verbien ihre  Form  des  Schutzes  durch  die  Analogie  der  Akkusativ- 
endunff  am  Nomen  entbehrt  und  darum  in  verschiedenen  lautlichen 
Entwicklungen  auftritt,  von  denen  nicht  alle  gleich  stark  analogie- 
bildend gewirkt  haben  und  darum  zu  häufigen  grammatischen  Kate- 
gorieformantien geworden  sind. 

Daß  die  Form  am  früher  zum  Ausdruck  verschiedener  adver- 
bieller  Beziehungen  diente,  ist  oben  an  den  Beispielen  obir;  neos, 
oanr,  Drwns,  djd;  orbo;  d&d  etc.  in  den  einzelnen  Bedeutungsgruppen 
gezeigt  worden.  Danach  ist  auch  das  Affix  der  hebräischen  Appella- 
tive ch'H  ,Vorhalle*  und  che  (=  arab.  ^U-«^)  ,Leiter,  Stiege'  analog 
zu  fassen;    cb'H,  nbiK  , Vorhalle'  läßt  sich  zwanglos   als   adverbieller 

Akkusativ  ,vorn'  deuten;  vgl.  außer  ass.  ellamu  ,vorn,  Vorderseite, 

*  _ » 
auch  arab.  ^3^  »zuerst,  voran*  und  zur  Form  auch  das  S.  165 f.  be- 
sprochene  D'BX   »vorwärts',     übo   {J^bhc)   entspricht   vielleicht   einem 
adverbiellen  Akkusativ  des   ass.  sul(l)u  ,Straße,   Steig'    (Deutzsch, 
HWB  500  f. 3 


*  Diese  Auffassung   der   ursprünglichen   Funktion   der   Endung    am   Adverb 
wird  im  weitereu  noch  modißziert  werden  müssen. 

'  Vgl.  die  yerschiedenen  Bedeutungen  von  ^d,  iti,  rn  etc. 

13» 


196       X.  Die  Akküsativendung  au  als  wortbildendes  Affix. 

Im  Assyrischen  sind  Samämu  und  mämu,  sowie  ellamu  ,Vorder- 
seite'  als  substantivierte  Adverbialbildungen  bereits  erklärt  worden. 
Deutlich  ist  dieser  Ursprung  auch  noch  bei  einigen  anderen  No- 
minalforinen  auf  am(mu).  Aus  lokaler  Beziehung  sind  wohl  zu  er- 
klären der  unsichere  Köperteilname  hi-li-da-mu  (wie  üSiV,  <*•»)  Strass- 
MAiER,  Nbk.  247,  8;  416,  1  etc.  s.  Holma,  Körperteile  152  und  die 
Bezeichnungen  von  Kleidungsstücken  huliam  ,Helm',  siriäm,  siräm 
, Panzer,  Schürze'  (auch  kollektiv  gebraucht);  pa-li-ia-a-a-mu  =  te-di-iq 
sun-ni  etwa  ,Beinkleid*  o.  ä.,  aus  modaler  Beziehung  sumämu  ,Durst' 
mit  dem  Beziehungsadjektiv  fem.  sumametu]  ebenso  weist  dunnamü 
, Schwächling,  feig'  Delitzsch,  HWB  223  a;  Schollmayer,  Hymnen 
Nr.  XV  (==  Gray,  Öamas  PI.  I)  Kol.  III  20  auf  ein  Adverb  dunnam, 
etwa  ,in  Not'  (vgl.  dannatu  ,Not')  zurück.  Zum  Gebrauch  der  Endung 
am  bei  Stoffnamen  und  (kollektiv)  bei  Namen  von  Pflanzen  und 
Tieren  sind  zu  stellen  der  Pflanzenname  si-lam-mu  Delitzsch,  HWB 
502b  und  vielleicht  samasSammu  (=DWöitr,  ,o-t«-»-"j)  , Sesam';  emammu 
und  umämu  , Getier',  die  Heuschreckenart  hilamu  CT  XIV  9,  16  a, 
vielleicht  auch  dumämu  ,ein  wildes  Tier*.  Auch  sonst  erstarren  assy- 
rische Substantive  nicht  selten  in  der  Form  des  Akkusativs,  vgl.  ina 
a-lavi  ,in  der  Stadt'  KB  VI  i  58,  14;  in(a)  {irät)  ki-gal-lam  ,in  der 
Unterwelt'  Lanqdon,  Königsinschr.  14,  32;  118,  18;  §a  pän  ki-sa-al- 
lam  184,  82  u.  a.  m.  und  besonders  bukana('m)  , Stöpsel  (?)'  in  der 
Formel  der  altbabylonischen  Rechtsurkunden  bukana(m)  (nie  buka- 
num])  Sütuq  ,der  bukanani  wurde  übergeben'. 

In  den  Beispielen  südsemitischer  Nomina  auf  am,  die  Barth, 
Nombdg.  §  214 f.;  Brockelmann,  Grundriß  I  §  219  anführen,  ist,  da  es 
sich  zumeist  um  Adjektiva  einer  bestimmten  Bedeutungsgruppe  (stark 
ausgeprägte  Eigenschaft)  handelt,  die  Endung  bereits  deutlich  als 
Klassenzeichen  ausgeprägt  und  da  die  adverbielle  Akkusativendung 
innerhalb  des  Kasussystems  nur  a(n)  lautet,  ist  der  ursprüngliche  Zu- 
sammenhang  von  (»»^  ,langgestreckt',  ^*.x^  ,große  Mundwinkel 
habend',  J^=».  ,sehr  schwarz'  etc.  mit  ^»j*»  ,auseinanderreißend',  lÄ'.>-i> 
,weit  geöffnet',  '^^J^  und  A^^Xa.  ,in  Rabenschwärze'  nicht  mehr  gefühlt 
worden,  wie  dies  etwa  bei  ass.  kalamu  neben  kala(m)  der  Fall  war.^ 

*  Man  erkennt  leicht,  daß  die  scheinbar  verstärkende  Bedeutung  der  Endung 
an  pich  auch  hier   in  der  Wortbedeutung  schon  enthalten  ist. 


Nomina  auf  am,  amm,  om,  öm,  umcmj,  um,  em,  im(M),  Im.  197 

Betonte  und  abgeläutete  Formen  von  am  sind  am  im  Arabischen  (f\  jJ^, 
^IäLo  jhart.  stark,  heftig'  neben  ^iU»  ,heftig'  und  *>J-^,  Akk.  \.>-Lo  ,hart* 
etc.),  Äthiopischen  (qastäm  ,Bogen'  ==  qast  entsprechend  ass,  Akk.  qa- 
stam)  und  Amharischen  {habetäm  ,begütert',  eigentlich:  ,mit  einer  Gabe* 
ZU  habet  ,Gabe'  etc.);  amm  QM^:=^sK^  =  f\i^.^  ^fsiJi  ,alt',  eigent- 
lich: ,gelbzähnig"?'  =  hebr.  n'733^  ,im  hohen  Alter'  Hi.  5,  26),  Mm(z.  B. 
fSSs*.  =  f^^^"),  im  (z.  B.  f*^^>  =  f^*->^^»)  im  Arabischen,  em  {helqem 
,Kehle'  etc.)  und  vokalisch  erweitert  emä  (z.  B.  ^audemä  , Tenne', 
eigentlich:  ,im  Umkreis'  zu  ^aud  ,Unikreis*)  im  Amharischen. 

Hieher  gehören  aber  auch  besonders  einige  Namen  von  Körper- 
teilen, deren  Endung  ursprünglich  der  Dualendung  parallel  war,  so 
auf  am  aui3er  ^  auch  P>>  ,Milz'  Landberg,  Arabe  Meridionale  I 
392,  fj^  , Kehlkopf:  i^-«^  ,Hals';  in  f^-*»  »Buckel',  f^  Igäm  , Gau- 
men' (vgl.  Stumme,  Tun.  Gramm.  §  54)  ist  am  zu  am  gedehnt;  ^  zeigt 
aber  auch  schon  die  Vokalisation  ♦»,  li   1»  bezw.  tumm,     timm,    itm 

in  den  Dialekten;  um  lautet  die  , Dualendung'  auch  in  ,»-f-^^,  eigtl. 
, Hinterer'  als  Adj.  ,dickarschig'  und  ,6-»i-J  ,Schlund',  wofür  die  ge- 
dehnte  Form  um  steht  in  ?>»J-?  , Schlund';  f>5J^-  .Kehle'  (amh.  helqem 
scheint  auch  ein  ,tüa«.  vorauszusetzen);  ^y-i^^  ,Nase';  zardüm  , Kehle' 
Meissner,  MSOS  IV  143,  Weiüzbaoh,  Irakarabisch  38,  llu.  ö.;  ^9^}, 
p>»J3  jSchlund';  (p^iLo),  pl.  ^iU>  ,(Hunds)zähne';  auch  in  ^y^,  fi^j^ 
,Nase',  wonach  p>l>^  (Socin,  Diwan  a.  Zentralarabien  247  b :  hurtum) 
,Schnabel',  ^y^y^  »Vorgebirge'  (aus  ,Nase'),  dürfte  das  m  Mimation 
darstellen;^  in  fi>^,  jüd.-aram.  xöaln  neben  hebr.  nain,  aram.  non  ist 
a  ausgefallen  wia  in  ,C«i  neben  nnß.  Mit  diesen  Körperteilnamen 
verwandt  ist  ?V;ä.  ,Wurzel'.  Auch  hebr.  d^d,  arab.  (X-^,  im  'Oman 
sillum  (Reinhardt,  *Oman  48),  hat  im  Tunisischen  die  Form  sellüm 
erhalten;  vgl.  Stumme,  Tun.  Gramm.  §  66.  Ein  Körperteilname  auf 
im  im  Mehri  ist  talhdym  ,Milz'  aus  *talhlm,  pl.  talhöm  vgl.  Bittner, 
Studien  I  117.    Doch  ist  es  nicht  ausgeschlossen,   daß  *talhim  erst 

^  Beachte  i  in  der  ersten  Silbe  von  ^y:Lo,  Z^rU»,  das  in  anbetonter  Silbe 
durch  Dissimilation  für  a  in  j>äLo  eintritt. 

*  Hebr.  ^b:  ,Älter'  entspricht  also  arab.  JlS  mit  Assimilation  des  k  an  k.  Ent- 
fernter mag  auch  äth.  leheqa  ,alt  sein'  dazugehören. 

'  An  dieser  Gruppe  ist  die  Ausbreitung  einer  Endung  von  einem  häufigen 
Wort  aas  besonders  deutlich. 


198       X.  Die  Akkusativbndüng  au  als  wortbildendes  Affix. 

als  Nomen  unitatis  zu  dem  als  Plural  empfundenen  talhöm  entstand, 
das  einem  ursem.  *talhäm  entspricht. 

Die  Entsprechungen  dieser  südsemitisclien  Wörter  im  Nord- 
und  Ostsemitischen  zeigen,  daß  die  lautlichen  Veränderungen  der 
Endung  hier  zum  Teil  schon  ursemitisch  sind.  So  steht  neben  ^^, 
altaram.  de,  bihl.-aram.  na,  miss,  jüd.-aram.  als,  nf^m  und  im  hehr.  d"'B 
1  Sa.  13,  21.  Vgl.  auch  zu  d'S  auf  einem  althebr.  Gewicht,  Cler- 
mont-Gannbau,  Recueil  d'arch.  or.  VII  105  ff.  Auch  neuhehr.  D''tD"in 
(z.  B.  Toharot  XIII.,  2.  3  ^)  entspricht  in  Form  und  Bedeutung  arab. 
(Ja/i-,  ?>^r=*".  Ein  Körperteilname  gleicher  Form  dürfte  aram.  Köip-iy 
, Kniekehle'  (daraus  wohl  erst  neuhebr.  mpij?,  arab.  ^^j.e.^)  sein, 
womit  auch  talmud.  Xöp^j?,  Kölpny  , Sumpf,  Teich*  o.  ä.  (urspr.  wohl: 
, Vertiefung')  identisch  sein  wird.  Dieselbe  Endung  zeigt  auch  mnp 
,Axt',  dem  im  Arabischen  ^^^»  entspricht.^  Neben  jüd.-aram.  k3D 
, Summe*  findet  sich  köisd,  neuhebr.  ono  in  gleicher  Bedeutung  mit 
dem  Verbum  denom.  D3p  , summieren*  etc.  Ein  Stoffname  auf  om  für 
am  ist  o'rrT'  ,ein  Edelstein'.  Ähnlich  dürfte  d3"i2,  aram.  nö3"i3,  arab.- 
pers.  f^j^  , Safran*  sein  m  auf  semitischem  Gebiete  erhalten  haben. 
Auch  das  Abstraktum  arne  , Lösegeld'  dürfte  aus  dem  Adverbialis 
,zur  Auslösung'  =  '\j^  zu  deuten  sein.  Für  oDin,  DiD"in  zeigt  das 
Assyrische  die  Form  huttimmu  , Schnauze',  vgl.  Holma,  Körperteile 
144.  Die  Form  im(m)u  zeigen  ferner  Körperteilnamen  wie  tulimu 
(Holma  154);  kimkim(m)u  ,Handwurzel  (?  Holma  154),^  die  Vokali- 
sation  ummu  :  surummu  , After'  (Holma  68),  wonach  auch  in  dem 
entsprechenden  arab.  fp**j  (vgl.  Boissier,  Choix  107)  das  w  aus  einem 
alten  Adverbialis  stammt.  Von  Wörtern  auf  Imu  vgl.  z.  B.  lulimu 
,Widder',  purlmu  ,Wildeser,  talimu  ,Bruder',  tartmu  ,ein  Teil  der  Tür' 
etc.,  vielleicht  auch  kisllmu  =  i^d3.  Ass.  paräamu,  paräumu,  pursumu 


1  o'JiBJcm  DiBinn.  Ob  das  biblische  atsin  , Schriftgelehrter'  o.  ä.  damit  zusammen- 
hängt, bleibe  dahingestellt. 

'  Unter  ähnlichen  lautlichen  Bedingungen  mag  2us*"p  ,ein  kleines  Maß'  aus 
8B"ip  ,ein  Stückchen,  klein'  (vgl.  Fränkel,  Fremdwörter  200)  über  *aäip  ent- 
standen sein. 

'  Entlehnung  nicht  ausgeschlossen. 

*  kirimmu  (Holma  48)  ist  nach  Landsbergek,  ZDMG  LXIX,  IV  zu  Ungnad, 
Briefe  Nr.  32  kein  Körperteilname,  sondern  ,EIammer,  Spange  (des  Kleides)'. 


StAMMHAFTQEWORDENES    M   in   niOIB?   ETC.  199 

.alt*,  parsumäte  ,Alter'  =  .graue  Haare'  gehört  vielleicht  zu  arab. 
'(^ji  ,altes  Schaf  (zu  J>  f.  ass.  s  vgl.  WZKM  XXYIII  462). 

Auch  in  vielen  anderen  auf  m  auslautenden  Wörtern  dürfte 
dieses,  wie  dies  hie  und  da  vermutet  worden  ist,  aus  der  Mima- 
tion  stammen.  Vgl.  hebr.  man«?  zu  ass.  Sadü,  mfe?  ,Feld',  basmu 
»Geschöpf*  zu  basü  ,sein*;  vielleicht  d"i3  , Garten"  zu  ass.  kirüm, 
aram.  oop  neben  ]siu£)  ,lignum'  etc.  Gerade  an  uralten  kurzen  Wörtern 
wurde  es  aber  infolge  des  die  Formenbildung  beherrschenden  Drei- 
konsonantismus oft  nicht  mehr  als  Endung,  sondern  als  substanzieller 
Bestandteil  des  Wortes  empfunden.  Sorgfältige  Beobachtung  der 
Bedeutungsgruppen  dürfte  auch  hier  im  einzelnen  sicherer  urteilen 
lassen. 


200   XL  Laut-  ü.  Bedeutdnosentwicklung  d.  Akkusativform  auf  an. 


XI.  Laut-  und  Bedeatnngsentwicklung  der  Akkusatiyform  auf  aii. 

Vom  Hebräischen  ausgehend,  wo  der  Nasal  der  Akkusativ- 
endung m  ist,  haben  wir  bisher  jene  Entwicklungen  derselben  ins 
Auge  gefaßt,  die  gleichfalls  auf  m  auslauten.  Formen  auf  n  aber 
nur  dort  in  Betracht  gezogen,  wo  die  Beobachtung  einer  Bedeutungs- 
gruppe durch  alle  semitischen  Sprachen  dies  erforderte.  Dabei  hat  es 
sich  nun  gezeigt,  daß  selbst  im  Nordarabischen,  in  dessen  Flexion  auf 
nominalem  und  verbalem  Gebiet  sich  ausschließlich  der  dentale  (bezw. 
palatale)  Nasal  im  Auslaut  findet,  einzelne  außerhalb  der  Flexion 
stehende  Adverbia  und  aus  solchen  entstandene  Nomina  ein  oft  als 
gemeinsemitisch  erweisliches  m  bewahrt  haben.  Der  Nasal,  der  auf 
adverbialem  Gebiet  innerhalb  einzelner  Gruppen  gemeinsemitisch 
bald  mehr  labial,  bald  mehr  dental  artikuliert  wurde,  ist  wie  die 
südarabische  Mimation  beweist,  erst  auf  innerarabischem  Gebiete  im 
Flexionssystem  als  Dental  alleinherrschend  geworden.  Daraus  folgt 
aber  weiter,  daß  umgekehrt  selbst  in  jenen  Sprachen,  die  wie  das 
Assyrische  und  das  Kanaanäische  in  der  Flexion  oder  deren  Resten 
den  labialen  Nasal  bevorzugen,  in  alleinstehenden  Adverbien  oft 
auch  in  gemeinsemitischer  Übereinstimmung  die  Akkusativendung 
auf  n  auslauten  kann.  Aber  auch  für  diese  iV-formen  bestehen  von 
vornherein  ebensowohl  die  Möglichkeiten  lautlicher  Entwicklung, 
wie  sie  für  die  M- formen  erwiesen  wurden,  als  auch  jene  in  bezug 
auf  die  Veränderung  der  Bedeutung  der  adverbiellen  Endung,  sei 
es,  daß  sie  zum  speziellen  Ausdruck  einer  einzigen  bestimmten  ad- 
verbiellen Beziehung  ward,  sei  es,  daß  das  Wort  in  der  adverbiellen 
Form  des  Akkusativs  mit  der  Endung  als  ein  neues  Nomen  isoUert 
wurde. 

Mit  anderen  Worten:  Auch  die  in  allen  semitischen 
Sprachen  auftretenden  Erweiterungen  adverbialer  Bil- 
dungen auf  n,  sowie  auch  die  verschiedenen  auf  n  aus- 
lautenden nominalbildenden  Affixe  sind  Entwicklungen 
der  semitischen  Kasusflexion  und  im  besonderen  des  er- 
starrten adverbiellen  Akkusativs  auf  an. 


AsSYRISCHB    AdVERBIA    AUF    AS,    ÄS.  201 


Am  deutlichsten  ist  die  Entstehung  dieser  Formeu  aus  Akku- 
satiradverbien  in  jenen  Fällen  im  Assyrisch-Babylonischen,  wo 
Adverbien  auf  an,  an,  ann(a)^  oft  an  demselben  Wort  mit  den  Akku- 
sativformen auf  am  wechseln.  Schon  im  Adverb  konnte  die  Endung 
an  in  weiterer  Entwicklung  als  substanzieller  Bestandteil  des  "Wortes 
empfimden  werden,  worauf  die  Endungen  der  Kasusflexion  wie  in 
kalämu,  -i,  -a  nochmals  antreten  konnten.  Ebenso  konnte  die  sich 
ausbreitende  Analogie  der  Adverbien  auf  an  auch  akkusativisch  auf 
am(ma)  und  selbst  auf  an  auslautende  Formen  ergreifen,  sobald 
diese  Endungen  im  Worte  nicht  mehr  als  akzidenzieU  gefühlt  wurden.* 
Wie  oben  S.  12  ff.  ziehe  ich  auch  hier  selbst  kleinste  Partikeln  mit 
in  Betracht,  indem  ich  die  Rechtfertigung  dieses  Verfahrens  für  später 
aufschiebe.  Vgl.  folgende  Formen: 

a-a-nUj  i<i-nu-(um-ma)  I  Frageadv.  =  hebr.  fx,  nhebr.  ]"<»,  arab.  c^\ 
,wo?*  Delitzsch,  HWB48b. 

ia-(a)-nu(-u),ia-'nu(-um-ma)ji-num-mall  =  hebT.^  ,nein,  es  ist  (war) 
nicht,  nichts'  a,  a.  0.  49  b. 

edänu,  edenu,  edinu  ,allein'  =  \o^  c.  pron.  suff.  ana  idinia  ,ich  allein*, 
edanussu  ,er  allein'  etc.  wie  edissija,  edisäisu  vom  Adverb  auf 
IS  vgl.  Delitzsch,  H^^^  20  b  u.  ö. 

ahannä,  ahenna  =  aham,  ahäta(m)j  ahita(m)  1.  ,seitwärts,  (beiderseits; 
hinüber;  diesseits;)  2.  zusammen;  3.  einzeln  (s.  S.  13 fj'  Die  de- 
terminierte Bedeutung  speziell  in  ,diesseits'  ist  in  diesem  Adverb 
ebensowenig  besonders  ausgedrückt  wie  in  den  S.  6  bespro- 
chenen Formen  musamma  ,Ln  der  gestrigen  Nacht'  formell  = 
betontem  musam  , nachts'  (vgl.  mhd.  naehten,  nehten)  und  den 
ebenso  zu  beurteilenden  Formen  akanna  ,so',  inan(na)  .jetzt'. 
Näheres  zu  diesen   determinierten  Adverbien  s.  noch  S.  216  f. 

akanna  s.  soeben  und  S.  15;  auch  a-du  a-kan-ni  ,bis  jetzt*  Harper, 
Letters  726,  6. 


^  Eine  Unterscheidung  dieser  Endungsformen  nach  der  Yokalqnantität  ist 
im  Assyrischen  nicht  genaa  durchführbar. 

*  Darum  sind  im  folgenden  mehrfach  Formen  aufgeführt,  die  wegen  einer 
anderen  Endung  schon  früher  genannt  waren.  In  solchen  Fällen  sind  die  früheren 
Bemerkungen  vorausgesetzt. 


202   XI  Laut-  u.  Bedeutünqsent  wickluno  d.  Akküsativporm  auf  an. 

e-la-an  (=  ela  ,über')  , oberhalb*,  dafür  el-an,  el-la-an,  e-li-en,  e-la-nu, 
e-la-a-ni  (B.  E.  VIII  64,  2),  eli-nu,  e-U-nu-um-ma  (s.  oben  S.  146) 
als  Präposition  und  Adverb  vgl.  Delitzsch,  HWB  64  a.  Auch 
mit  Präp.  a-na  e-lanu;  a-na  e-li-na  oben  S.  16. 

ullanu  I  ,von  jeher,  in  der  Vorzeit'  =  ullä  (oben  S.  16),  ullänumma 
(oben  S.  146)  vgl.  Delitzsch,  HWB  65  b;  als  Präp.  ,vor',  bes. 
häufig  in  ul-la-nu-u-a  ,vor  mir*. 

ullanu  II  ,ohne*  zu  ulla  ,nicht',  z.  B.  in  ul-la-nu-ku  ,ohne  dich' 
Langdon,  Königsinschr.  122,  55,  wofür  CT  XXII  144,  23  il-la- 
nu-us-su  ,ohne  ihn'  steht. 

ana  ,zu,  auf  s.  oben  S.  17. 

ina  ,in,  bei,  aus,  zur  Zeit'  (oben  S.  17)  aus  **an,  entsprechend  arab. 
^s-  ,von',  aram.  *jy  ,jetzt'  c.  praep.  in  |y3,  erhält  nochmals  die 
Endung  an  in  i-na-an,  i-na-an-na,  e-nin-na  etc.  ,jetzt'.  Vgl. 
S.  22.  Eine  andere  Form  desselben  Wortes  ist  enuma,  inuma 
,zur  Zeit  als'  oben  S.  147. 

an(na),  enna  ,ja*  (=  hehr,  jn,  arab.  ^\)  s.  oben  S.  17  ff. 

aima,  enna  ,da'  (==  hebr.  nsri,  arab.  ^)  s.  oben  S.  21.^ 

ap-pu-na-na  Amarna  26,  44  =  ap-pu-na-ma  oben  S.  22  f. 

ar-ka-(a)-nu  =  arka(m)  ,später'  sehr  häufig;  vgl.  Delitzsch,  HWB 
243b;  Meissner,  Supplement  99a  oben;  Hinke,  A  New  Boun- 
dary  Stone  269  u.  ö. 

a§-ra-nu  ,dort'  c.  praep.  a-na  as-ra-nu  Amarna  1,  12. 

bi(be)-ta-ni  ,gegenüber'^  (?)  BuDGE-KiNa,  Annais  163,  10;  165,  12; 
Muss-Arnolt  206;  unsicher;  Lehmann-Haüpt,  Materialien  35, 
18  u.  ö.:  ,unseres  Hauses'. 

ki-a-an  =  kiam  ,so'  s.  oben  S.  30. 

ka(n)nä  ^  kiam  ,so'  s.  oben  S,  32. 

kaian(u),  geschrieben  ka-a-a-an,  ka-ia-an,  ka-a-a-nu  ,immer,  be- 
ständig', eigentlich  wohl  stark  betontes,  temporal  gebrauchtes  kam 
,dann';  sehr  häufig  vgl.  die  Lexika,  Fossey,  Magie  164,  12  u.  ö.; 
King,  Magic  Nr.  50,  24;  CT  XXVI Kol.  VII  81 ;  Scheil,  Prisme  II 


1  Das  pronominale  a7inanna  ,der  und  der'  =  arab.  iVjU*  (Meissner,  SAI  7431; 
7829)  ist  wohl  aus  anna  —  annq  ,da  (und)  da',  bezw.  ,der  (und)  der'  zusammen- 
gesetzt. 


Assyrische  Adverbia  auf  av,  an.  203 


12;  Messerschmidt,  Assur  8,  37;  11,  39  und  oft.  Mit  nochmaliger 
Akkusatirendung  kaianam(ma)  s.  oben  S.  31. 

lu-man  ,sogleich'  Jensen,  KB  VIi  262,  23.  27;  264  Vb,  2;  HROZKt, 
Ninrag  24,  40  (s.  S.  65)  vgl.  Delitzsch,  mVB  101b  oben; 
Mdss-Arnolt  (s.  V.  man)  554.  Ein  anderes  luman  s.  sogleich 
und  vgl.  auch  lu-ma-an  und  la-ma-an  K  5423  Kol.  I  15  und  18 
bei  PoEBBL,  Museum  VI  63. 

mislanu  als  substantivierter  Akkusativ  zu  miHu  , Hälfte,  halb*  in: 
lu  a-na  mi-is-la-ni  (50)  u  lu  a-na  sa-lu-us  (51)  eqlam  id-di-in 
,vrenn  er  halb  auf  halb  (=  gegen  Halbpacht)  oder  gegen  Vs 
das  Feld  gegeben  hat'  Kod.  Hamm.  XHI  49— 51.^ 

pän(u)  ,vor,  vorn',  substantiviert  , Front,  Gesicht',  ist  eigentlich  mit 
p  identisch  und  erscheint  wie  dieses  als  adverbieller  Akkusativ 
zu  einem  Nom.  püm  , Front.  Gesicht'.  Die  Bedeutung  ,Mund' 
für  *pam  (aram.  die)  stellt  ebenso  eine  einschränkende  Be- 
ziehung von  pan  , Gesicht,  Vorderseite'  auf  einen  Teil  des  Ge- 
sichts dar,  wie  sjk,  cbk,  appu  etc.  ,Front,  Gesicht'  speziell  auch 
die  Nase  bezeichnet.*  Durch  nochmaligen  Antritt  der  Akkusativ- 
endung entsteht  das  Adverb  panam  .vorn,  früher'.  Gleich- 
bedeutend damit  kommt  pa-na-nu  Amarna  109,  44;  pa-na-nu- 
um  Unonad,  Briefe  232,  17  vor,  das  auch  mit  den  Präpositionen 
ina,  eli,  kl,  §a,  istu,  assum  verbunden  steht.  Vgl.  Müss-Arnolt 
814  a  und  oben  S.  147, 

ramänu,  ramenu,  ramnu  ,allein'  stets  (wie  hehr,  la"?)  mit  Fron.  su£f. 
ramanija  ,ich  allein'  etc.,  passim.  Vgl.  die  Lexika.  Ahnlich 
zu  beurteilen  ist  aber  auch  me-re-nu-us-sa  vii-ra-nu-us-su(-un) 
etc.  Delitzsch,  HWB  425b,  das  , nackt,  bloß'  bedeutet'  und 
zu  hebr.  Dinpa,  Dn'r  gehört. 

sillan  s.  sogleich  unter  sitan. 

salsiänu  ,zum  dritten  Male'  Müss-Arnolt  1049  a,  ebenso  gebildet 
saniänu  ,zum  zweiten  Male'  a.  a.  0.  1071  a^   Delitzsch,  HWB 

'  miilani  könnte  allenfalls  als  Plural:  .zwei  Hälften'  gefaßt  werden,  wogegen 
freilich  der  Sg.  ialuS  spricht.  S.  zu  miilani  auch  noch  später. 

'  Vgl.  z.  B.  auch  lat.  os,  öris  ,Mund'  und  ,Geaicht,  Augen,  Stirn  (Dreistig- 
keit)' und  zu  pü  in  der  Bedeutung  ,Gesicht'  watar  pamma  ,schön  von  Gesicht' 
oben  S.  61,  hartüm  in  d.  Bedeutung  ,Gesicht'  Reinhardt,  Oman  55. 

'  So  jetzt  auch  Jensen,  KB  VI»  3*. 


204   XL  Laut-  u.  Bededtungsbntwicklung  d.  Akkdsativform  avpan. 

674;  Amarna  162,  57,  wofür  (s.  oben  S.  40)  auch  ianija  stehen 

kann. 
summan  mit  -an  nach  der  Kasusendung  -um  als  Nebenform  zu  summa 

,wenn'  s.  oben  S.  40. 
saplan,  §aplänu  =  sapla  (oben  S.  41)  ,unten,  unterhalb'  häufig  vgl. 

Delitzsch,  Gramm,  g  225;  HWB  681  u.  ö. 

Wie  in  den  oben  S.  9  angeführten  Mehriadverbien  gasröwen 
für  *gasren,  fenöwen  für  *fenen,  tritt  auch  im  Assyrischen  öfter  ein 
lü  vor  die  Endung;  so  erklärt  sich  die  sehr  häufige  Nebenform  kai(a)- 
man(u)  (sprich  kaiwan,  wie  die  biblische  Schreibung  |r3  LXX  Paicpav, 
ar.-pers.  o^>t^>  syr.  ^o^  für  kaimänu  als  Namen  des  Saturn  zeigen) 
zu  kaian.  Vgl.  zu  kaimänu  die  Lexika,  zur  femininen  Form  kai(a)- 
mantam  und  zur  Bedeutung  , normal,  gewöhnlich*  oben  S.  46.  Ebenso 
zu  beurteilen  ist  die  Form  arha-ma-nu-u  .monatlich'  (sprich  arha- 
wanu)  Stkassmaier,  Nebk.  189,  5  =  arha-a-an  (arhatam),  auf  die 
Meissner,  Supplement  16  b  aufmerksam  macht  und  wohl  auch  e-la- 
ma-an  (sprich  elawan)  =  ela,  elan  in  der  Bedeutung  , außer'  Museum 
V  152  Kol.  7,  30—32.  Im  selben  Sinne  steht  Z.  37  lu-ma-an  (la) 
,wenn  (nicht)',  das  ich  als  luioan  ,wenn'  zu  ^\  P,  ^b,  ass.  lu  stelle. 
Zu  deren  ^  s.  später. 

Diese  Beispiele  zeigen  den  Einschub  eines  w  vor  die  Endung, 
bezw.  eine  partielle  ^  Labialisierung  einzelner  Konsonanten  durch 
Antritt  eines  w  (u).  Zur  Ursache  dieser  Erscheinung  s.  unten 
S.  232  ff. 

Von  weiblichen  Adverbien  auf  an  seien  hier  noch  genannt: 
e-hi-ir-ta-anj  e-bir-tan  (=  ehirta  S.  42)    , drüben,   jenseits'   auch   mit 

Präpositionen  verbunden,  vgl.  Delitzsch,  Gramm.  ^  225 ;  Büdoe- 

KiNG,  Annais  161,  4f.;  162,  6;  163,  12;  168,  6f.;  193,  11  u.  ö.^ 
(Für  eli-ta-nu  ,oben'  und  sapU-ta-nu  ,unten'  an  den  bei  Muss-Arnolt  1085 

angegebenen  Stellen  ist  wohl  elä(ÄN.TA)-nu  und  Saplä(KL  TA)- 

nu  zu  lesen.) 

'  Zum  Unterschied  von  der  totalen  Labialisierung  z.  B.  von  urgriech.  qo>no 
und  analog  totaler  Palatalisierung  von  urindog.  k^e  ">  gr.  tf ;  vgl.  Hirt,  Handbuch 
der  griech.  Laut-  und  Formenlehre  §  67. 

*  Die  irrige  Fassung  des  deutlichen  Adverbs  ehirtän  als  Dual  (ZA  II  328) 
entstand  wie  bei  kilattän,  ahennä  auf  Grund  der  Tatsache,  daß  es  an  Flüssen, 
Straßen  etc.  nur  zwei  ,Drüben',  d.  h.  Seiten  gibt. 


Assyrische  Adverbia  auf  an,  äs  und  änis.  205 

mu-Se-tan  ,nachts*  =  musam  (oben   S.  35),    muHs,   Akk.  zu  muSltu 

vgl.  Müss-Arnolt  598  b. 
sitan,  vgl.  si-e-ta-an  ""  samH(-si)  Harper,  Letters  916,  14,  wohl  mit 
NX"  zusammenzustellen,  eigentlich  also  ,im  Osten',  steht  besonders 
oft  mit  Hllan  zusammen,  das  danach  ,im  Westen*  bedeuten 
dürfte,  in  ultu  sltän  adi  sillan  (vgl.  Delitzsch.  Gramm.  ^  225; 
HWB  239  b ;  Virolleald,  Astrologie,  Adad  XIX  passim  u.  ö.). 
Die  adverbielle,  dem  Dual  gleichlautende  Form  von  sitän  und 
Hllan  entspricht  dem  Dual  von  anns:,  n-'my  ursprünglich  ,im 
Zenith*,  ,im  Westen'  und  arab.  ^^J^yü:*^,  ^^U^ä«  oben  S.  71  und 
190.  Übertragen  wurde  ultu  sitän  adi  sillan  später  überhaupt 
ultu  re§  adi  klt  .vom  Anfang  bis  zum  Ende*,  bezw.  ,oben  und 
unten*  gleichgesetzt;  vgl.  auch  Müss-Arnolt  899 f.  und  die  dort 
angeführte  Literatur. 

Eine  Anzahl  anderer  assyrischer  Adverbia  auf  an  und  tan  wie 
arha-a-an,  arha-ta-a-an,  kullatan,  mätitan,  mitütan,  sibitän  etc.  ist  inner- 
halb spezieller  Adverbgruppen  bereits  oben  in  hebräischen  Formen 
auf  am,  aim  entsprechendem  Gebrauche  nachgewiesen  worden.  Wie 
am  tritt  auch  an  an  die  adverbielle  Endung  (i)ä  in  den  oben  S.  64 
besprochenen  Formen  Hnasan,  Salseni,  rabuseni,  Sattiäan,  deren  Ge- 
brauch wieder  mit  jenem  der  Formen  auf  sam  wie  idisam,  darisam, 
sattisam  identisch  ist. 

In  der  umgekehrten  Reihenfolge  -an  +  is  erscheint  an  weit 
häufiger  als  dies  bei  am  der  Fall  ist;  vgl.  oben  S.  61.  Doch  scheinen 
manche  dieser  Formen  recht  junge  Analogiebildungen  zu  sein,  denen 
nicht  immer  ein  älteres  Adverb  auf  an  zugrunde  liegt.  Alt  scheinen 
mir  Beispiele  wie  elänis  , darüber,  aufwärts'  Delitzsch,  HWB  64  a; 
irhänis  ,ungestüm,  frech'  a.  a.  0.  132  b;  arkänis:  1.  ,hinten,  rück- 
wärts' Weltschöpfungsepos  II  130  (Dhorme,  Choix  28,  130)  V  20 
(Dhorme  60,20);  2.  ,später,  nachher'  sehr  häufig  in  assyrischen  Briefen; 
istenis,  iltenis  ,zusammen'  Delitzsch,  HWB  153  b;  parganis  ,fried- 
lich'  o.  ö.  Delitzsch,  HWB  538;  Mdss-Arnolt  827  a;  Virolleaüd, 
Astrol.  Sin  IV  16;  Hinke,  Boundary  Stone  248  u.  ö.;  silänis  ,seit- 
wärts,  im  Flankenmarsch'  Thüreau-Danoin,  Huitieme  campagne  Z.  330 
vgl.  Bezold,  ZA  XXVIII  404;  qadadani§  , gebeugt'^  Delitzsch,  B.WB 
'  S.  dazu  auch  unten  S.  210. 


206     XL  Laut-  ü.  BfiDEUTUNaSENTWICKLUNa  D.  AEKUBA'nVPORlI  AUF  AN. 

580b;  Saltänü  , siegreich'  a.  a.  O.  662b;  Salmänü  »wohlbehalten' 
a.  a.  0.  665  a.  Dagegen  scheint  mir  die  Analogie  von  Formen  wie 
abubäniS  , sturmflutgleich'  Delitzsch,  HWB  4;  aränis  ,adlergleich' 
a.  a.  0.  131b;  urpänis  , wolkengleich'  a.  a.  0.  136  b  Meissner,  Supple- 
ment 73  a;  hallalänis  , durch  Löcher'  Delitzsch,  HWB  277  a;  hur- 
sänis  .berggleich'  Delitzsch  a.  a.  0.  293  b;  kirubänis  , gleich  unbe- 
bautem Land',  karpänis  ,gleich  Töpfen'  a,  a.  0.  355b;  sandänis  ,in 
Haufen' (?)  (a.  a.  0.  504)  oder  ,wie  sawiw-Steine'  (Muss-Arnolt  767); 
sinisMnis  ,wie  ein  Weib'  Muss-Arnolt  773  b;  Meissner,  Supplement 
73  a;  puppänis  parallel  zu  ki-i  ü-lil-tum  Delitzsch,  HWB  534  a, 
Muss-Arnolt  817,  Thureau-Dangin  a.  a.  0.  Z.  412;^  rimäniS  ,wie 
ein  Wildstier'  Delitzsch,  HWB  603  b;  sadänis  , berghoch'  a.  a.  0. 
643a;  mssänis  , sonnengleich'  a,  a.  0.  672  b;  tillänis  , gleich  Schutt- 
hügeln' a.  a.  0.  707  b,  worin  das  Adverb  als  aus  einem  Nomen 
und  einem  Beziehungsausdruck  (meist  für  ,wie')  zusammengesetzt 
empfunden  wird,  sich  erst  aus  Beispielen  entwickelt  zu  haben,  worin 
etwa  sadänis  ,hoch',  urpänis  , dunkel'  o.  ä.  in  Anlehnung  an  das 
Nomen  sadü  ,Berg',  urpatu  , Gewölk  als  „wie  ein  Berg,  wie  Ge- 
wölk" verstanden  wurden',  wonach  auch  etwa  von  karpatu,  sin- 
niStu  :  -karpänis,  sinnisänis  ^  gebildet  wurde. 

Solche  ursprüngliche  Akkusativadverbia  auf  an  konnten  aber 
in  verschiedener  syntaktischer  Anwendung  gebraucht  werden,  wo- 
durch sich  aus  ihnen  in  attributivem  Gebrauch  die  gemeinsemitischen 
Adjektive  auf  an,  an,  in  substantivischer  Anwendung  die  Haupt- 
wörter gleicher  Endung  entwickelten.  Aus  der  ursprünglichen  ad- 
verbiellen  Funktion  erklärt  sich  also  nicht  nur  die  Form,  sondern 
auch  die  doppelte  Bedeutung  der  Nominalformen  auf  an.  Die  ad- 
verbielle  Erstarrung  erklärt  ferner  auch  den  Umstand,  daß,  wie  im 
Adverb,  auch  hier  ein  gemeinsemitischer  Bedeutungsunterschied  der 
verschiedenen  Nominalformen  qatlän,  qitlän,  qutlän,  qatalän  etc.  und 


^  Die  bei  Bezold  a.  a.  O.  angegebene  Bedeutung  ,auf  den  platten  Bauch' 
scheint  mir  nicht  sicher. 

*  In  den  alten  Adverbien  auf  äni^  ist  an  also  nicht  Pluralendung.  Auch 
die  Frage,  ob  urpäniS  etc.  neben  urpaLu  ein  urpU  voraussetzt  (Meissner  a.  a.  O.), 
ist  gegenstandslos,  da  die  alten  Adverbia  nicht  vom  fertigen  Nomen  aus  gebildet 
sind,  die  jüngeren  Analogiebildungen  aber  ohne  Rücksicht  auf  die  Form  des^omens 
den  älteren  Adverbialbildungen  folgten.  Vgl.  auch  danänii  ,mit  Gewalt'   /  fii. 


Adjektivierte  Advbrbia  auf  In,  ön  im  Ass.  und  Hebr.        207 

eine  besondere  Genusbedeutung  der  Formen  mit  Feminin-^  vor  der 
Endung  nicht  erweislich  ist.^ 

Wie  etwa  im  Griechischen  das  Adverb  TtdXai  ,vormals'  in 
attributivem  Gebrauch  wie  6  näXai  XQOvog  ,die  Zeit,  vormals'  =  ,die 
alte  Zeit'  später  Flexion  erhält  und  zu  8  TtaXatdg  xQOvog  wird,  wird 
z.  B.  auch  panänu  ,vormals',  arkänu  , später'  in  attributiver  Verwen- 
dung wie  sarru  panänu  ,ein  König  früher'  =  ,ein  früherer  König', 
sarru  arkänu  .ein  König  später'  =  ,ein  späterer  König'  (z.  B.  KB 
Uli,  176  Kol.  II  17)  zum  flektierten  Adjektiv;  ebenso  elen(u)  ,oben* 
zu  , oberer';  edän(u)  =  \o^  ,allein'  zu  ,einzig(er),  einer',  ahanna 
»seitwärts,  anderwärts'  zu  a-ha-nu  , anderer'  Hinke,  Boundarj  Stone 
249;  kaian,  kaiwan  , immer'  zu  kaianu,  kaiicänu  ,stetig(er),  bestän- 
diger', raman(u)  , allein'  zu  ramänu  , alleiniger',  saplan  ,unten'  zu 
Saplänu  ,unterer'  etc.  Diese  Beispiele  zeigen,  daß  auch  für  andere 
Adjektive  auf  anu  wie  remenu  , barmherzig',  sakränu  .trunken',  ur- 
sänu  , weise'  etc.  ursprüngliche  Adverbia  reman  (=  U^j),  sakran 
(==  \'j^),  ursan  (wohl  =  ^Ja  , wachsam,  aufgeweckt')  etc.  voraus- 
gesetzt werden  müssen. 

Das  gleiche  gilt  auch  für  die  entsprechenden  Adjektivbildungen 
in  den  anderen  semitischen  Sprachen.  Sehr  deutlich  ist  dieser  Ur- 
sprung wieder  bei  den  hebräischen  Adjektiven  zur  Bezeichnung 
lokaler  Beziehungen  auf  lautgesetzliches  ön  aus  ursem.  an  wie  ]-\''hv 
, oberer,  oberster'  (mit  Mouillierung)  aus  dem  im  bah.  elan,  e-li-en 
erhaltenen  Adverb:  ^alan  ,oben'  und  {Innri  ,unter(st)er'  aus  *tahtan 
(arab.  CUäü)  , unten';  \yavr\  , erster'  und  p-inK  ^letzter'  aus  rasan  C-^Aj) 
,zu  Häupten,  voran'  und  ahran  (vgl.  aram.  pn«  , zuletzt'  oben  S.  65) 
jZuletzt,  später';  panp  ,vorder(st)er',  prp  ,äußer(st)er',  psTi  , innerer'  und 
prn  ,äußerer'  aus  qadman  ,vorn,  zuerst'  (=  aram.  jia-tp  , früher'  oben 
S.  65),  qissan  ,zu  Ende',  tökan  ,niitten',  l^üsan  , außen'  als  Akkusative 
zu  b^,  nnri,  viin,  -ipik,  nnf^,  pp,  "^iin  und  pin  wie  a:n,  Dpn  etc.  zu  jn,  pn.  ^ 

1  Vgl.  z.  B.  die  Darstellung  Barths,  Nominalbildung  §  193—212,  dessen 
Untersuchung  ja  dem  Ziele  folgt,  für  verschiedene  Sprachformen  in  allen  Fällen 
eine  besondere  Bedeutung  zu  erweisen. 

*  Die  Form  dieser  Adjektiva  auf  ön  ist  deutlich  durch  gegenseitige  (bes. 
gegensätzliche)  Analogie  und  wohl  auch  durch  Dissimilation  des  Vokals  der  Stamm- 
silbe gegenüber  dem  der  Endung  bestimmt  worden.  ]'^'ri^  pz-r  beweisen  also  nicht 
etwa  ein  fr  etc.  neben  pr-.   Zu  p^'^:  für  *|'kj3  s.  schon  BaocKEiaiAss,  Grundriß  I  293, 


208   XL  Laut-  u.  BEDBüTUNGSENTwiOKLüNa  d.  Akküsativpoem  auf  Ay. 

Der  adverbielle  Ursprung  dieser  Formen  zeigt  sich  zum  Teil  noch 
in  Konstruktionen  wie  ]'\Tnb^  a^iSibt^  1  Kö.  6,  29;  ]}Tnb']  nia-'jBb  a.  a.  0. 
V.  30,  der  substantivischen  Anwendung  von  ]vby  im  Status  constr., 
wie  jrbyn  "wv  Ez.  9,  2  u.  a.  m.  ^  Ebenso  zu  beurteilen  sind  aber  auch 
Adjektive  zur  modalen  Bestimmung  wie  iva«,  eigtl.  wohl  ,elend'  aus 
*abjan^  (zu  <^i\  ,an  Indigestion  leiden');  a''3iTi  , freche'  aus  *zadan 
(vgl.  unten  zu  int)'  , übermäßig'  (^^j);  n-'iv^kt,  »hochmütige'  aus  *gajan 
{<.gaan  vgl.  unten  zu  jlK,0  ,oben,  hoch';  neuhebr.  ])-\i}i  , abschüssig' 
etwa  aus  *madran  zu  äth.  medr  ,Erde'  etc.;  auf  an:  pb^  ,verwitwet, 
einsam'   aus  einem  gleichlautenden  Adverb*  etc. 

Als  eigentliche  Adverbial endung  hat  sich  an,  an  so  dagegen 
im  Hebräischen  fast  gar  nicht  mehr  erhalten ;  vgl.  nur  |^  =  ass.  a- 
a-nu  ,wo?',  ]'\T{  ,genug!'  Pr.  30,  15.  16.  Dagegen  sind  solche  Formen 
im  nachbiblischen  Hebräisch  nicht  selten,  wo  unter  aramäischem 
Einfluß  auch  die  Endung  am,  von  Dpn  zu  an  wird  in  ip"""!  (auch  aram.), 
das  adverbiell  und .  adjektivisch  gebraucht  wird.  Vgl.  Formen  wie 
l^yöb  ,oben',  j^üb  ,unten',  ja?^  (doppelte  Endung!)  , wieviel?' (bes.  im 
Jer.  Talmud),  p""«  oder  jD'^n  (vgl.  Albrecht,  Neuhebr.  Gramm.  26)  ,wo?' 
(=  aram.  js-'N,  ass.  ekiam),  j(k)3  ,hier',  f?rh  , weiter'  etc.  Hieher  ge- 
hört auch  das  häufige  Adverb  |V3,  das  in  Verbindung  mit  der  Re- 
lativpartikel IT  (aram.  • . .  "i  fvs)  , sobald,  als'  bedeutet,  vgl.  Albrecht, 
a.  a.  0.  48.  Dies  führt  für  das  bloße  Adverb  po  (ohne  Relativpartikel) 


1  S.  auch  oben  S.  954  zu  Jes.  14,  14.  Beachte  auch  die  wohl  altertümliche 
Verwendung  dieser  Formen  in  der  Mischna  in  Sätzen  wie  pins  nxvi  \wa-\  0333  ,er 
geht  zuerst  hinein,  zuletzt  hinaus'  Nega'im  XIII,  12. 

*  Dieses  wieder  mit  Mouillierung  aus  älterem  *ahan. 

^  Das  efij  der  Stammsilbe  ist  wieder  aus  Dissimilation  zu  erklären,  die  An- 
nahme eines  hebräischen  Substantives  tj.  ,Zorn'  (Baeth,  Nominalbildung  340)  ist 
überflüssig.    Zum  Adjektiv  (Partizip)  IT,  Nji  s.  später. 

"*  Ich  setze  dabei  voraus,  daß  ?»  wie  im  Hebräischen  und  Assyrischen  {almn- 
näti,  almanUtani)  nicht  r  wie  im  Arabischen  {armal  aus  *almar)  der  ursprüngliche 
Auslaut  ist.  Auch  die  spezielle  Bedeutung  , verwitwet*  dürfte  wie  in  lat.  vidna 
etc.  auf  eine  allgemeinere  (etwa  ,alleiii,  bloß,  dürftig'  vgl.  arab.  ^<^\  etc.)  zurück- 
gehen. H.  Bauers  Deutung  ZDMG  LXVI  342  fif.  scheint  mir  nicht  annehmbar. 

*  Gegenüber  biblischem  n^r»,  nao,  na:  etc.  scheinen  diese  Formen  durch 
späteren  Zusatz  eines  n  entstanden  zu  sein.  In  der  Tat  mögen  auch  einzelne 
von  ihnen  späte  Analogiebildungen  an  auf  n  auslautende  Formen  sein.  Die  Ana. 
logrie  selbst  ist  aber  nicht  durch  mechanischen  Antritt  von  n  entstanden. 


Hebräische  dnd  aramäische  Adverbia  auf  ax,  In.  209 

auf  die  demonstrative  Bedeutung  ,da,  nun',  wonach  keicän  aus  kai- 
wan  ebenso  eine  labialisierte  Form  von  |(k)2  ,da,  hier*  darstellt,  wie 
das  assyrische  kaiicän  aus  dem  weiter  auf  kän  (=  kam,  kiam,  kian) 
zurückgehenden  kaian  entstanden  ist.  Als  demonstratives  Adverb 
etwa  in  der  verstärkten  Bedeutung  ,da,  sogleich,  ohneweiters'  (wie 
ass.  kiam  kiam  oben  S.  30)  findet  sich  p*2  in  der  Tat  in  r*nnEO  Tittri 
p"3  nfTiB  nnxT  %-!m  rcx"?  "nr  •:nK  .und  zwei  Schlüssel;  einer  steigt  in  die 
Vertiefung  hinab  (um  von  innen  aufzuschließen  ^)  und  einer  öffnet 
ohne  weiters'  Tamid  III  6;  p's  ryrsp'i  cians  tmvt  "icbk  ,er  kann  (konnte) 
sie*  ja  in  einer  Form  erzeugen  und  ohne  weiters'  festmachen 
(nieten)'  Pesahim  37  a.  Aus  dem  Aramäischen  stammt  wohl  auch  das 
neuhebräische  Adjektiv  p^"^  ,auf  dem  Rücken  liegend'  b.Berakot  13b; 
Xidda  14  a,  das  eigentlich  einen  Adverbialis  zu  aram.  np-ie  .Rücken' 
(a.  a.  0.  u.  ö.:  np-iEK  ,auf  dem  Rücken')  darstellt.  Manche  Adverbia 
auf  an  dürften  im  nachbiblischen  Hebräisch  —  wie  die  in  Kap.  IV 
besprochenen  biblischen  Adverbia  auf  am  —  als  Nomina  cum  pron. 
suff.  der  3.  P.  PI.  empfunden  worden  sein,  so  daß  an  sie  nachträg- 
lich auch  andere  Pron.  suff.  antreten  konnten.  Vgl.  z.  B.  jn::s  gegenüber 
Kehm  VII,  3  (neben  jbrab,  iBöb);  |"tj:ro  Baba  Batra  VI  8  u.  ö.;  pnote) 
,(wie)  gewöhnlich,  ordnungsgemäß',  z.  B.  Megillalll  (in  der  GemaraIV), 
4:  ,Am  Neumond  des  Addar,  der  auf  einen  Sabbat  fällt,  liest  man 
(statt  des  laufenden  Wochenabschnittes)  im  Abschnitt  über  Seqalim 
.  .  .  am  zweiten  (Sabbat)  im  Abschnitt  zäkör  .  .  .  am  fünften  (Sab- 
bat) kehrt  man  zur  gewöhnlichen  Ordnung  (pncs"?  prn,  wörtlich: 
„zu  wie  gewöhnlich",  nicht  „zu  wie  ihre  [pl.]  Ordnung")  zurück'. 
Das  Hebräische  besitzt  ferner  zwei  Adverbialformen  auf  annlt, 
in  denen  ähnlich  wie  in  den  assyrischen  Formen  auf  änam,  äntm, 
änumma,  änis  eine  andere  Adverbialendung  U*  analogisch  auch  auf 
die  durch  die  Endung  an  nicht  mehr  ausreichend  als  Adverbia  cha- 
rakterisierten akkusati^-ischen  Bildungen  übergegriffen  zu  haben 
scheint:  n'?*^ni?  (ähnlich  ass.  arkänis)  , rückwärts',   genauer:   ,rück- 

'  Vgl.  zu  dieser  schon  in  talmudischer  Zeit  nicht  recht  Terstandenen  Stelle 
die  Kommentare,  bes.  B§I  zn  b.  Baba  Me^i'a  33  a. 

'  Die  erste  Zange,  zu  deren  Verfertigung  sich    der  Mensch   keiner  anderen 
Zange  bedienen  konnte. 

'  ESI:  -nr  -m»:  rhz  ,zu  einem  Stück  rasch'. 

*  S.  dazu  unten  Kap.  XIII. 
Torezjner,  Die  Bntstehang  des  semitischen  SprschtTpns.  14 


210   XI.  Laut-  u. BBDEüTUNOSBNTwiCKLUNa  D.  Akkuöativform  auvan. 

lings*  und  n\3'1"ip,  das  noch  von  Barth,  ZA  XXVIII  309  mit , schmutzig' 
übersetzt  wird,  in  der  Tat  aber  gewiß  von  der  Masora  für  rr'J'lnp 
,bücklings'  (analog  zu  ass.  qadadänis)  verlesen  ist.^  Von  den  beiden 
Verbindungen  n"':~inK  ']bn  ,  rücklings  gehen'  Gen.  9,  23  und  n'mp  ^bn 
,bücklings,  gebückt  gehen'  Mal.  1,  14  mag  weiter  die  erstere  (und 
damit  auch  die  Form  des  Adverbs)  erst  der  Analogie  der  anderen 
(n'Dinp)  nachgebildet  sein,  die  selbst  erst  eine  Nachahmung  des  bab. 
qadadänis  (aläku)  ^  mit  Hilfe  der  an  is  anklingenden  hebräischen 
Endung  U  darstellt  (s.  die  Anmerkung),  annit  ist  danach  keine  ur- 
sprünglich hebräische  Endung. 

Von  aramäischen  Adverbien  auf  an,  anna,  an  ist  fianp  , früher', 
jnns  , später',  j^jn  ,zum  zweiten  Male'  =  ass.  saniänu  schon  oben  ge- 

*  Weder  .schmutzig',  noch  ein  daraus  abgeleitetes  ,düster,  traurig'  gibt  an 
der  einzigen  Stelle  Mal.  3,  14:  ri'inp  usbrt  '3i  imaro  i3ia»  »3  jrxa  nai  cn^tt  -izy  m»  cmn« 
mx:2i  nw  ';ca  einen  passenden  Sinn,  Daß  n';iip  zu  lesen  und  zu  übersetzen  ist: 
,Ihr  spracht:  nicht  lohnt  es  Gott  zu  dienen  und  was  trägts  uns  ein,  daß  wir  sein 
Amt  (wörtlich  „Wache")  versahen  und  gebückt  einhergingen  vor  dem  Herrn  der 
Gesamtheit'  (zu  n«2S  s.  später)  scheint  mir  die  babylonische  Redewendung 
qadadänis  alälcu  , gebeugt  gehen'  in  iUu  E-Icur  kab-tum  qa-da-da-niä  i[-tal-lakfj 
,aus  dem  Tempel  E-kur  zog  der  Mächtige  gebeugt  (gesenkten  Hauptes)  heraus' 
IV  R  24  Nr.  2,  11  f.  vgl.  Delitzsch,  HVVB  580  b;  Muss-Arnolt  909  a;  BRräNOW,  List 
7317;  Laxgdon,  Psalms  219  zu  beweisen,  die  nach  Zimmern,  ZA  XIV  282  und  bes. 
Ungnad,  OLZ  1908,  53G  gewiß  auch  in  qa-da-nis  i[t-ta-n]a-la-ka  ni-sü  i-na  »u-qi 
,gebeugt  gingen  die  Menschen  auf  der  Straße'  K  3399,  G  vorliegt.  Vgl.  auch 
Landsbebger,  ZDMG  LXIX,  IV  zu  Ungnad,  Briefe  129,  22.  Danach  kommt  auch 
im  Ass.  qadadanii,  wie  hebr.  ^':^^p  nur  in  Verbindung  mit  aläku  vor,  weshalb 
die  ganze  Wendung  im  Hebräischen  wohl  als  babylonische  Entlehnung  betrachtet 
werden  darf.  Vgl.  auch  n';nv'  "|'^k  ^^bn1  Jes.  60,  14.  Aber  nicht  nur  in  n'iT'p,  sondern 
für  alle  Formen  des  Verbums  Tip,  worin  t  zweimal  vorkommt,  hat  die  Masora  stets 
■np  verlesen,  welchem  Irrtum  allein  es  zuzuschreiben  ist,  daß  np  nur  im  Imperfekt 
vorzukommen  scheint.  So  ist  in  nip,  lip,  0''!"p  gewiß  zu  verbessern  an  folgenden 
Stellen:  ps!?  mp  ,sie  sind  gebeugt  (nicht  „schwarz")  zur  Erde'  Jer.  14,2  (AJSL  XXVI 
213);  'nn»  "itp  dk  ^3»:  ,wie  ein  um  die  Mutter  trauernder  war  ich  tief  (nicht  „schwarz") 
gebeugt'  Ps.35,14;  'n3^n  -np  cvn  bs  iKO-iy  'nnr  'my:  ,gekrümmt  und  gebeugt  bin 
ich  ungemein,  stets  gehe  ich  gebückt  (nicht  „schwarz")  einher'  Ps.  38,  7;  "np  rmb 
3nx  pV3  (-[VnrK)  "j"?«  ,warum  gehe  ich  gebeugt  (nicht  „schwarz")  unter  dem  Druck 
des  Feindes'  Ps.  42,  10;  43,  2;  yw  i3J»  ompi  ana^  o'^c»  Di»b  ,die  Niedrigen  empor- 
zuheben, daß  die  Gebeugten  (nicht  ,Schwarzen')  sich  frei  aufrichten'  Hi.  5,  11. 
Auch  Jer.  8,  21  •  •  .  'n-np  'm3»a  nsy  ra  tj»  bp  ist  mir  ,bin  ich  gebeugt'  wahrschein- 
licher als  , düster'.  Hi.  30,  28  bedeutet  dagegen  nan  nbs  'ns^n  -^ip  klar  ,im  Dunkel 
wandle  ich,  ohne  Sonne'. 

*  Mit  aram.  ä'tp  (Beockelmann,  Grundriß  I  52)  hat  also  n'j-in«  und  n':np 
nichts  zu  tun. 


Akamäiscue  Adverbia  auf  iiV.  211 

nannt  worden;  zu  ^^^  für  >ofa  s.  S.  75.  Hieher  gehört  ferner  i(k)s 
jhier'  =  ass.  Icanna  und  kävi,  kiam  ,so',  das  auch  in  den  Verbindungen 
,_a^|,  \is-»]  jwie?',  p^^  ,wo?',  ^<j»,  VIsot  ,so'  assyrischem  ekiam  (S.  12) 
und  akanna  entspricht.  Syr.  ^j,  etwa  ,heda!'  (Übersetzung  des 
hebr.  riKn^),  scheint  mir  (gegen  Geiger,  ZDMG  XVIII  825^)  dem 
ass.  akam,  ahanä  ,beisammen'  zu  entsprechen,  ursprünglich  also  ,her- 
beü'  bedeutet  zu  haben.  Eine  dem  ass.  ahennä  in  der  Bedeutung 
, zusammen,  miteinander'  (s.  oben  S.  14  und  vgl.  auch  ahames)  ent- 
sprechende, aber  durch  Einschub  von  w  veränderte  Form  finde 
ich  in  KjnrKU  ipbn:»  n-'Jtr  , Scheite,  die  voneinander  Feuer  fangen'^ 
b.  Sabbath  20  a.  Wie  in  ass.  inanna,  ahenna  etc.  die  Determiniertheit 
aus  der  Bedeutungsentwicklung  des  Adverbs  selbst  sich  ergibt 
ohne  einen  eigenen  Ausdruck  der  Determination,  entspricht  auch 
syr.  ^a^  , heute',  arab.  ^y^.,  hebr.  düv,  ass.  ümäm  , untertags,  eines 
Tages'  und  verdankt  die  Bedeutung  ,heute'  der  häufigen  speziellen 
Anwendung  ,auf  den  heutigen  Tag',  ebenso  wie  ass.  musamma 
,gestern  nachts'  =  müsam  ,nachts'  (s.  dazu  S.  36).  Eine  adverbielle 
Weiterbildung  des  Demonstrativpronomens  jn  ist  ]yi  (vgl.  Dalman, 
Gramm.  2  113  oben),  das  besonders  gern  wie  pe,  ass.  appunama  en- 
klitisch nachgestellt  wird;  vgl.  jn  (neb)  Köb;  |n  inö  bei  Dalman  224  oben 
und  auch  jn?  (=  hebr. na)  Onkelos  Num.20,14,u.ö.;  talm.  TSnc"?) , weiter' 
(vgl.  hebr.  olbn,  arab.  P^)*  und  ppih)  (aus  jaip)  ,vorn'  sind  auch  ins 
Neuhebräische  eingedrungen;  das  gleiche  gilt  von  aram.  pn  = 
hebr.  np^-»,  adverbiell  z.  B.  b^r  ri'n^^h  jpm  b.  Sanhedrin  7  b,  das  auch 
adjektivisch  gebraucht  wird,  ^oz  ,rursus'  entspricht  formal  ass.  tü- 
ram.  rr^^,  jisn  ,dort'  zeigt  wie  neuhebr.  jas,  ass.  summan  an,  an  nach 
der  Mimation.  Das  Resultat  einer  Angleichung  daran  aus  dem  in 
arab.  hunä,  hebr.  hennä,  ass.  ennä  etc.  vorliegenden  Demonstrativad- 
verb ist  nach  Brockelmanns  ansprechender  Vermutung  Grundriß  I 
317  1  aram.  jjn  für  henä(n)  ,hier'.  Für  cn;a  findet  sich  inschriftlich 
auch  ji?-iö,  vgl.  LiDZBARSKi,  Epigraphik  313.  Zu  jrr  s.  oben. 

Von  den  aramäischen  Adjektiven  auf  an  tragen  besonders  jene, 
denen  gemeinsemitische  Entsprechungen  zur  Seite  stehen,  die  Spuren 

*  S.  dazu  noch  unten.  *  S.  auch  Brockelmanit,  Lexikon  syriacum  s.  v. 

^  RSI:  ^njrr  p'^to  ppn  nra  nt  ppl?i;  ancm  Vr;    Aruch:   >6x  o^-.ci  jtcr  ortp  anp-ao  m 
7<tibv  iK  o'jr  in'3.  *  Ferner  syr.  '^^wi-^,  hebr.  nx^n. 

14» 


212    XI.  Laut-  u.  BEDEUTONGSENTwiCKLUNa  D.  Akkusativform  aüf^jv^, 

eines  früheren  Adverbs.  So  ]ir\H  , anderer*,  das  wie  hebr.  ^-nriH  »letzter', 
eigentlich  , einer  später,  weiter'  ist,  und  wofür  auch  die  Nebenform 
p-iHK  (s.  S.  65)  schon  im  Adverb  bezeugt  und  darum  nicht  erst  auf  An- 
gleichung  an  fem.  (^^j:L\^  nriK  zurückzuführen  ist.  Dasselbe  gilt  von 
jöH"!  ,barmherzig'  aus  *rahmanj  rahmatan  ,gern'  s.  oben  S.  80,  wonach 
auch  Formen  wie  jöpj?  ,verkehrt,  krumm',  jnns  , kraftlos',  eigtl.,  lau'; 
]p'^1  , tugendhaft'  etc.  aus  gleichlautenden  Adverbien  zu  erklären  sind. 

Im  Schriftarabischen  sind  Adverbia  auf  an^  an  schwer  zu 
erkennen,  da  diese  Endung  zumeist  als  nominale  Bildungsendung 
empfunden  und  die  Akkusativendung  in  der  innerhalb  des  Kasus- 
systems üblichen  Form  nochmals  antritt.  Doch  ist  der  Ursprung 
der  Endung  an  adverbiell  gebrauchten  Formen  wie  o'^J^-^  , schnell!, 
wie  schnell!'  ==j£,bJo3;  j^\JA.b  , offenkundig',  vi^i^  , Verzeihung!' 
Sure 2, 285  f--^-^.  ^  c^^-*^  ,wie  weit  sind  sie  auseinander!'  (vgl.  Brockel- 
mann,  Grundriß  II  11);  o^.^  ,wann?,  wo?'  aus  ^^,  *^^>,  ^'^j  ^j-", 
'^^j  ^}  (==  ass.  (a)'ianu  ,wo?')  ziemlich  deutlich.  Ohne  neue  Akkusativ- 
endung blieben  nur  Vulgärformen  oder  ,pronominale'  Partikeln  wie 
negdisch  msaijän  , abends'  vgl.  Brockelmann,  Grundriß  I  394  oben, 
vulgärar.  erntän,  dessen  Nasal  durch  mehri  miten  (oben  S.  10),  ass. 
matarrij  rnatima,  arab.  U-:^  als  ursemitisch  erwiesen  wird,  aber  auch 
lumman,  lammän  (ZDMG  XXXVI  33,  ZA  XIV  347),  liattän,  hatten 
(wie  meten  neben  emtän),  kaviän  ,soviel,  auch',  Jy  (vgl-  0^\  =  \>\), 
esminn  ,weil',  keßn  ,wie'  etc.  sind  gegen  Nöldeke,  Beiträge  14  nicht  als 
Erweiterungen  durch  Zusammensetzung  mit  o^  sondern  wie  summan, 
neuhebr.  }ö3  etc.,  aram.  j"?,-!,  Iö(l)p,  fön  etc.  in  Sprachen,  die  eine  Partikel 
an  nicht  kennen,  als  Akkusativformen  aufrtn>än  entstanden  und 
darum  Lautvarianten  zu  ursem.  Formen  auf  m.  Gleichwohl  aber  ist 
ihre  Endung  mit  der  Konjunktion  0\  etc.  identisch,  da  diese  erst 
durch  Ablösung  der  Endung  von  kaif-an,  lamm-an,  ism-an,  jauvi-an^ 
U-in,  k(a)-anna  etc.  entstand^  und  diesen  Adverbien  ihre  ver- 
schiedenartige Bedeutung  verdankt. 

Im  Mehri  entspricht  wie  im  Hebräischen  ursemit.  an  mehri  ön, 
weshalb  selbst  hebr.  j«  ,wo?'  hier  hon  (vgl.  Bittner  IV  52),  (ass.)  pän, 

^  Vgl.  auch  Landberg,  Proverbes  I  174  und  Brockblmann,  Grundriß  I  291  oben, 
welche  Stellen  mir  S.  158  leider  entgangen  waren.  Auch  dort  ist  nur  ein  kleiner 
Teil  des  Zusammenhanges  erkannt. 


Südsem.  Adverbia  und  Adjektiva  auf  Ik  {öy).  213 

jfrüher'  hier  föne  lautet  (Hein  27,  32;  78,  17  u.  ö.  vgl.  Bittner,  Studien 
IV  27)  und  ebenso  ist  ivuqöne  ,yielleicht,  etwa'  (Bittser  IY  30)  auf- 
zufassen, ^  wofür  auch  wuqöme  (oben  S.  156)  sich  findet.  Dagegen 
entspricht /(enön(^«^  (Bittner  a.  a.  O.  27)  wohl  nicht  direkt  b&s.  panänu, 
sondern  ist  vielmehr  aus  fenöwen  (oben  S.  9)  <  *fanawan  kontrahiert. 
hayden  ,neu'  (s.  oben  S.  67)  und  sein  PL  ha'idön  (Müller  39,  17) 
stellen  wohl  auch  nur  zwei  Lautformen  des  aram.-arab.  Adverbs 
p-iK — ü,  S3TK — n,  \>\  —  '-*,  je-eze  .jetzt'  dar,  die  etwa  wie  ein 
gr.  Ol  vvv  iev-d-QiortOL  auch  adjektivisch  verwendet  werden  und  nach 
vielen  Analogien  als  Singular  und  Plural  unterschieden  wurden. 
Ähnlich  stellen  ja  auch  die  indogermanischen  Wörter  für  ,neu':  vefog, 
novus,  neu  etc.  nur  das  deklinationsfähig  gewordene  Adverb  vv, 
skr.,  lat.  (nu-dius),  got.  nu  etc.  ,nun'  dar.  Unverändert  bleibt  ä  in 
haräna  (bei  Hein)  , wohlan'  (=  ^^-r^)  Bittner  IV  39.  Aus  dem  Soqotri 
vgl.  z.  B.  itäna  (Abd  el-küri:  itdna)  ,so'  Müller  92,  8  u.  ö. 

Auch  der  Ursprung  der  südsemitischen  Adjektive  auf  an  aus 
gleichlautenden  flexionslosen  (adverbiellen)  Formen  ist  ziemlich  durch- 
sichtig; ihre  ursprüngliche  Unveränderlichkeit  zeigt  sich  noch  darin, 
daß  wie  an  das  ursprüngliche  aramäische  Adverb  pn^i  ,später,  weiter* 
>  ,anderer'  (fem.  ■•-inK)  auch  an  viele  arabische  Adjektive  auf  än(u) 
eine  Femininendung  nicht  antreten  kann  (Caspari-Müller  §  293, 
Anm.  1).  So  erklärt  sich  der  Antritt  einer  Endung  an  in  den  Ad- 
jektiven  wie  o^^  ,übermütig',  o^^  ,A'ergeblich',  o^4-*^  ,müde', 
C>^j^  jSchmutzig',  o^J^-  ?bungrig',  O^J  , ärgerlich*,  i^ß-^  ,vergeß- 
lich',  o^^*^  ,irrend,  im  Irrtum'  u.  v.  a.  m.  aus  adjektivischer  An- 
Wendung  der  Akkusativadverbia  \^iaJ  ,aus  Übermut',  )^  , vergeblich', 
^^'  ,müde,  in  Müdigkeit',  ^^  ,im  (aus)  Hunger',  l^J  ,im  Arger', 
vUi=rrflAft  ^unversehens',  UaU  ,im  Irrtum'  etc.,  worin  die  außerhalb  des 
Kasussystems  stehende,  als  substanziell  zum  Wort  gehörig  empfundene 
Endung  an,  wie  z.B.  ass.  sa^-j-änw^^arab.  0^.7^^  ^-us  \^^-«j  zeigt,  schon 
ursemitisch  zu  an  gedehnt  wurde.  In  arab.  c^.j^  ,nackt'  mit  Palatali- 
sierung  aus  '^aränu  gegenüber  hehr,  any  entspricht  arab.  an  hehr,  öm, 
wie  ähnlich  im  ass.  Adverb  miränu  ,nackt'  (oben  S.  203)  gegen  hebr. 
PI.  abstr.  D^anyia  ,Blöße'  2  Chr.  28,  15.    Daneben  kommen  auch  Ad- 


^  Zum  Mehripartizip  auf  one  s.  sogleich. 


2 14   XL  Laut-  u.  Bedeutunösentwicklung  d.  Akkusativform  auf  an. 


jektiva  mit  der  kurzen  Endungsform  an  wie  crf^  ,fleischig',  ^- 
jtöricht'  (Barth,  Nominalbildung  344)  etc.  vor,  die  gleichfalls  auf  *^^ 
,dick',  LjJÄ  ,töricht'  zurückgehen.  Im  Assyrischen,  Kanaanäischen 
und  Aramäischen  sind  auch  Adverbia  auf  an  nach  der  Feminin- 
endung zu  Adjektiven  geworden,  die  im  Assyrischen  und  Ara- 
mäischen stark  analogiebildend  gewirkt  haben.  Solche  alte  Bildungen 
wie  wohl  hebr.  pnbpr  ,krumm',  ]n^'h  , gewunden',  jnt^nj  , kupfern',  ass. 
dannatanu  , stark*  (vgl.  Ylvisaker,  Zur  Grammatik  23  oben),  aram. 
jnö''K  (Schrecklich',  syr.  pZi^V^  ,leidend'  etc.  lassen  sich  wieder  leicht  auf 
Akkusativadverbien  wie  *'^aqalatan  (vgl.  ünbpbpv  oben  S.  81),  Hiw- 
jätan  (Akk.  zu  rvh  , Kranz,  Kreis')  ,im  Kreise',  n^hustan  (==  anvm, 
DTitt^nj  oben  Kap.  V)  ,aus  Erz'  etc.  zurückführen. 

Die  ad jekti vierten  Adverbia  schließen  sich  wieder  ihrer  eige- 
nen Bedeutung  entsprechend  zu  bestimmten  Analogiegruppen  zu- 
sammen; dadurch  wird  auch  hier  der  Schein  entwickelt,  als  diene 
die  Endung  als  Klassenzeichen  zur  Charakterisierung  einer  bestimm- 
ten Bedeutungsrichtung.  Die  Beobachtung  einiger  solcher  Entwick- 
lungen wird  auch  die  bereits  besprochenen  Formentwicklungen  auf 
am  etc.  klarer  erscheinen  lassen. 

Die  adjekti vierten  Adverbien  ass.  ahanu,  aram.  priK  , anderer' 
sind  dadurch  adjektivische  Fronomina  geworden,  daß  ,der  Mensch, 
daneben,  sonst,  anders,  weiter'  zum  flektierten  Ausdruck  für  ,der 
sonstige,  andere  Mensch'  wurde.  ^  Das  legt  den  gleichen  Ursprung 
für  eine  Reihe  anderer  Pronomina  zunächst  der  gleichen  Form  nahe.^ 
So  ist  auch  jüd.-pal.  pn  , dieser'  als  adjektivisches  Pronomen  aus  dem 
oben  besprochenen  Adverb  ,da,  denn  (also  „der  Mensch  da")'  entstanden, 
wie  etwa  auch  ass.  sanü  ,anderer'  auf  ein  Adverb  §an(u)  ^weiterhin'  (vgl. 
Amarna  114,  51?)  zurückgeht.  Dieses  Adverb  mit  nochmaliger  Ak- 
kusativendung ist  sanamma  , (einer)  weiterhin,  ein  anderer';  mit  Feminin- 
endung nach  n  wird  daraus  das  oben  S.  5  genannte  Adverb  satta,  satti§ 
in  assatta,  ana  Haitis  ,für  immer',  eigentlich  ,für  weiterhin',  das  also 
eigentlich  nicht  unmittelbar  von  Sattu  ,Jahr'   abzuleiten   ist.    Weiter 

^  Äliuliche  Entstehung  von  Wörtern  für  ,anderer'  aus  Adverbien  liegt  z.  B. 
auch  vor  in  arab.  -^;  'omanisch  zld,  z.  B.  min  zld  nnä^  ,mehr  als  andere'  Reinhardt, 
'Oman  6b  u.  a.  m. 

■''  Den  partikelhaften  Ursprung  der  Pronomina  erkennt  im  Prinzip  auch 
Bkockelmann,  Grundriß  I  206. 


AX   ETC.    ALS    PRONOMINALE    EnDÜNG.  215 

setzt  o^  »der  und  der,  N.  N.'  ein  Adverb  ,da  (und  da)'  voraus. 
Aber  aucb  für  die  Form  des  gewöhnlichsten  semitischen  Demonstra- 
tivpronomens weisen  aram.  p-n  (wie  innx)  gegenüber  malt.-arab.  dän,^ 
sab.  ch,  mehri  dorne  (wie  zaröme  etc.  oben  S.  156),'  äth.  zen-tu^  auf 
eine  demonstrative  Partikel  dan  ,da'  >  ,der  da,  dieser*  zurück  und 
die  Lautformen  des  Pronomens  erweisen  sich  dadurch  als  nicht  durch 
Anfügung  verschiedener  Elemente  an  einen  Pronominal  stamm 
entstanden,  sondern  als  Lautformen  einer  einzigen  Partikel,  die  den 
analogen  Lautformen  anderer  Akkusativadverbia  auf  en  im  Aram., 
an  im  Arab.  (Dual),  öme  im  Mehri  entsprechen.  Auch  die  für  den 
Plural  verwendeten  Formen  alg.  hä-däma,  südalg.  hä-dün,  tunes. 
hädüma.  trip.  hadün,  -ünaj  hädumma,  marokk.  hädum,  malt,  (hy)- 
danna.  tigrina  zöm,  fem.  zen,  iraq.  PL  fem.  hädenni  etc.*  sind  ebenso 
Lautentwicklungen  derselben  Partikel  ,da',  die  adjektivisch  natür- 
lich auch  beim  PI.  ,die  da*  stehen  und  darum  in  gewissen  Formen 
in  einzelnen  Sprachen  als  Plural  in  festem  Gebrauch  kommen 
konnte.  Eine  ähnliche  lautliche  Entwicklung  zeigt  das  ass.  Akkusa- 
tivadverb ullä  und  uUänu  ,fern,  dort'  (bes.  istu  ulla(nu)  ,von  jeher* 
s.  S.  4. 16.  202)  auch  in  ahullä  .jenseits*  (S.  13),  das  identisch  ist  mit 
dem  aram.  Plural  p^  (+  hä:  ^-aI^^oi),  mehri  liöme  (mouilliert  für  löme 
vgl.  Bittner  III  60),'  eigtl.  ,die  dort',  wozu  das  Assyrische  einen 
Singular  iillü  ,jener'  entwickelt  hat,  der  wohl  dem  arab.  Artikel 
al  entspricht. 

Auch  die  Form  aram.  jo,  ^,  arab.  ^,  ass.  man(n)u  des  Frage- 
pronomens ,wer?'  ist  nur  eine  Lautvariante  auf  an  für  die  adver- 
bieUe  Fragepartikel  *7naw  (>  ass.  miam  ^was'),  die  ebensowenig  wie 
lat.  num,  arab.  ^,  f^;  hebr.  n,  ox  etc.  irgendwie  persönlich  oder  sach- 
lich, lokal,  temporal  oder  modal  zu  ,wer?,  was?,  wo?,  wann?,  wie?' 
bestimmt  war.^     So  ist  denn  ass.  man(n)u,  manam  .wer?'  nur  eine 


^  Dazu  das  fem.  diu;  vgl.  Bakth,  Pronomen  116,  dessen  ganze  Auffassung  der 
Pronominalbildung  wie  der  Wortbildung  überhaupt  mir  indes  grundsätzlich  un- 
annehmbar ist. 

*  Daß  im  Schriftarabischen  dän(i)  als  Dual  aufgefaßt  werden  mußte,  war 
nur  natürlich.  '  Zu  den  Formen  ohne  n  s.  Kap.  XIII. 

*  Babth,  Pronomen  123. 

*  Vgl.  das  neutrische  "a  oben  S.  47 :  hebr.  •»  ,wer?*  etc.  Zur  Form  von  's  s. 
Kap.  XIL 


216   XI.  Laut-  u.  Bedeütüngsentwicklunq  d.  Akküsativform  auf  an. 

verschiedene  Lautentwicklung  zu  minu,  menu,  menam  ,was?',  dessen 
i(e)  vielleiclit  erst  durch  Dissimilation  in  menam(ma)  entstanden  ist, 
wie  denn  andrerseits  auch  matama,  matima:  emtän,  miten  ,wann' 
nur  analoge  feminine^  Formen  der  Fragepartikel  mfijamfa):  man(nu) 
sind.  Ebenso  entstand  syr.-arab.  anu  etc.,  tunesisch  cina  (vgl.  Stumme, 
Tun.  Gramm.  §  153)  , welcher?'  aus  einem  dem  hehr,  jk,  mehri  hön 
entsprechenden  Frageadverb,  das  wie  in  hehr.  .-i3«  auch  in  arab.ty\ 
woher?,  wo?,  wieso?'  vorliegt,  worin  die  Schärfung  des  n^  ebenso 
durch  stärkeren  Nachdruck  zu  erklären  ist  wie  die  des  m  in  ^\  aus  ^\ 
und  anderen  analogen  Formen  auf  am(ma). 

Letzten  Endes  sind  auch  diese  ursprünglich  bedeutungslos  vor 
der  Frage  stehenden  Partikeln  am,  am(ä),  mä,  man,  an,  annä,  hebr. 
im(m),  ass.  umma;  mä  (vor  direkter  Rede)  die  von  vorausgehenden 
Adverbien  abgetretene  Akkusati \^endung,  die  aus  der  Bedeutung  des 
folgenden  Satzes  in  manchen  Fällen  den  Inhalt  eines  Fragepronomens 
wie  anderwärts  einer  Konjunktion  erhielt. 

Die  oben  besprochene  adverbielle  Form  der  ass.  Pronomina 
miamma,  minamma  ,was',  sanamma  , anderer'  etc.  erklärt  sich  also 
gleichfalls  daraus,  daß  diese  Formen  Adverbia  waren,  bevor  sie  als 
Pronomina  verwendet  wurden.  Wenn  nun  die  Fragepronomina  zum 
Indefinitpronomen  werden  (oben  S.  134),  scheint  die  adverbielle  Form 
die  Indefinitbedeutung  auszudrücken. 

Ähnlich  wie  nun  von  den  Adverbien  mit  verallgemeinern- 
der Eigenbedeutung  die  Adverbialendung  (a)ma  als  eigenes 
Wort  mit  der  Bedeutung  der  Verallgemeinerung  sich  ablöst,  ent- 
stehen aus  Adverbien  mit  determinierender  Eigenbedeutung 
Endungen  und  Wörtchen  zur  Bezeichnung  der  Determination.  So 
bezeichnen  z.  B.  arab.  gadan  ,morgen',  äth.  temälem  ,gestern',  ass.  ki- 
amma  ,so',  musamona  ,nachts  *>  gestern  nachts',  haramme  =  aram. 
pnx  , später,  nachdem,  danach';  ahana  , seitwärts > diesseits'  (=  aram. 
jn«),  kanna,  akanna  =  hehr.  |3,  aber  auch  nsna;  aram.  |K|;  \^o\,  aber 
auch  tigre   keennä  ,in  dieser  Weise' ;  ^   ass.  adini,  udini   ,noch,   bis 


^  Danach   war  matam  oben    S.  36   richtiger   unter   die   femininen  Adverbia 
S.  42  iF  einzureihen. 

'  Barth,  Pronomen  149  zerlegt  ^J  \  in  die  , Elemente*  an  +  nae. 
'  Vgl.  Barth,  Pronomen  102  und  die  dort  angegebenen  Belege. 


Loslösung  der  Endung  als  Demonstrativpronomen.  217 


jetzt'  aus  *adan  neben  adi  anniam  (oben  S.  21)  =  hebr.  pij;,  aber 
auch  jn^,  n-i:?.,  r^yi^P  Thr.  4,  17  Kt.  (=  r^ir^  -ir  oben  S.  21),  inan(na), 
eiünna  ,jetzt*,  aram.  ^^^cu  Iwdie  etc.  vermöge  ihrer  ursprünglichen 
oder  entwickelten  Eigenbedeutung  und  nicht  kraft  irgendeines  ar- 
tikelhaften Elementes,  wofür  im  Adverb  kein  Raum  ist,  deter- 
minierte örtlich  oder  zeitlich  bestimmte  Umstände.  In  diesen  mußte 
aber  bald  wieder  das  diesen  Adverbien  gemeinsame  formale  Element 
als  der  Ausdruck  der  ihnen  gemeinsamen  formalen  Bedeutung  emp- 
funden werden  und  von  kiamma,  musamma,  haramma,  die  als  ,wie 
da(s),  in  dieser  Nacht,  danach'  verstanden  wurden,  löste  sich  ein 
demonstratives  Element  amma,  aus  ahanna,  akanna,  inanna,  ad(i)- 
anna  r^vw,  n^na  ,diesseits,  wie  dies,  in  dieser  Zeit,  bis  daher,  wie 
dies*  das  demonstrative  anna  (oben  S.  21)  ab,  dem  im  Hebräischen 
r^ir^  ,da',  im  Arab.  ^  ,hier'  und  seine  dialektischen  Nebenformen, 
im  Sab.  jn  ,dieser'  oder  ,jener',  vgl.  nnö  jn  ,dieser  Bau',  |taba  p  bei 
Barth,  Pronomen  103  nach  Halevy,  Etudes  Sab.  63  entsprechen. 
Formen  wie  kiamma,  haramme]  ahanna,  akanna;  T^iis  etc.  sind  also 
nicht  wirklich  mit  Hilfe  der  Demonstrativpronomina  oder  -partikeln 
ammü  .jener',  annä  , dieser*,  nän  ,da'  zusammengesetzt,  obgleich  das 
Sprachgefühl  in  der  Verknüpfung  der  Pronomina  mit  diesen  Formen 
das  Richtige  traf;  denn  die  Pronomina  sind  erst  dadurch  entstanden, 
daß,  analog  zu  den  von  vornherein  determinierten  Adverbien  auf  an 
etc.,  auch  andere  Wörter  durch  Angleichung  an  die  Form  jener  de- 
terminiert wurden.  Auch  hier  ward  das  losgelöste  amma,  anna  zu- 
nächst nur  zu  einer  demonstrativen  Partikel,  aus  der  erst  später  ein 
flektiertes  ammü,  annü  , dieser*  entstand,  wie  dies  durch  hebr.  nW], 
arab.  \-^  und  durch  den  Umstand  bezeugt  wird,  daß  auch  im  Ass. 
annä  , dieser'  noch  vielfach  unveränderlich  in  dieser  Form  auftritt. 
Wie  diese  Entwicklung  auch  mit  der  Entstehung  des  Artikels 
am  Nomen  zusammenhängt,  wird  später  besprochen  werden.  Von 
entscheidender  Bedeutung  aber  ist  sie  für  die  Beurteilung  der  Be- 
deutung der  Nunation  und  Mimation.  Was  man  auch  für  die  ur- 
sprüngliche Bedeutung  derselben  am  Nomen  gehalten  hat,  die  Ver- 
allgemeinerung als  Ausdruck  eines  unbestimmten  Artikels  oder  die 
Determination,  die  dem  bestimmten  Artikel  entspricht,  beide  Be- 
deutungen erweisen  sich  als  am  Adverb  entstanden,  hervorgegangen 


218    XI.  Laut-  ü.  BEDEUTUNasENTWiOKLUNG  D.  Akkusativform  auf  an. 


aus  der  eigenen  substanziellen  Bedeutung  desselben,  das  selbst  ur- 
sprünglich einfach  und  unteilbar  der  Bezeichnung  eines  einzigen  Merk- 
mals dient.  Nirgends  bot  sich  bisher  irgendwelcher  Anhaltspunkt, 
den  Nasal  der  Endung  als  Element  mit  einem  wie  immer  gearteten 
eigenen  Bedeutungsinhalt  von  der  Kasusendung  zu  abstrahieren,  mit 
der  ein  Ganzes  bildend  er  das  Adverb  als  solches  charakterisiert. 
2.  Die  im  Hebräischen  erhaltenen  adjektivierten  Adverbia  auf 
an  bezeichnen  zumeist  einfachste  lokale  Beziehungen:  ,oben,  unten, 
vorn,  hinten,  innen,  außen'  etc.,  die  nur  in  bezug  auf  einen  anderen 
gegebenen  Begriff  (eventuell  den  Beobachter  selbst)  vorstellbar  und 
darum  ihrer  Eigenbedeutung  zufolge  Komparative  sind,  wenn  sie 
mit  Beziehung  auf  einen  Begriff  gelten,  Superlative,  wenn  sie 
mit  Beziehung  auf  viele  Objekte  ausgesprochen  werden.  Die  Orts- 
adjektiva  ]vbv,  pnnn,  ptrsn,  pnnK;  pa-n,  ]^T1l  etc.  sind  also  ihrer  Eigen- 
bedeutung nach  im  bestimmten  Falle  Komparative  oder  Superlative, 
so  daß  hier  wieder  die  gleichlautende  (zum  Teil  erst  durch  Be- 
deutungsanalogie ausgeglichene)  Form  ein  eigener  Ausdruck  der 
Steigerung  zu  sein  scheint.  In  der  Tat  wird  es  sich  zeigen,  daß 
auch  in  anderen  (und  wohl  in  allen)  Fällen  eigene  ElatiA''-  und  Su- 
perlativformen zuerst  an  Ortsadverbien  und  Adjektiven  auftreten, 
die  durch  ihre  Eigenbedeutung  komparativische  und  superlativische 
Begriffe  bezeichnen  und  von  da  erst  auf  andere  Adjektiva  übertragen 
wurden.  Wörter  wie  ,vorn,  obenan*  (panänu,  elänu:  prKi,  \'\f:i''\pj  p'''^^) 
—  , mitten'  (pSTi)  —  ,hinten,  zuletzt'  {arkänw.  p-inx)  sind  ihrer  Eigen- 
bedeutung nach  aber  auch  Ordinalzahlwörter:  ,zuerst  —  mitten  — 
zuletzt',  bezw.  adjektiviert:  , erster,  letzter'.  In  der  Tat  vertreten 
piTK"!,  pö"tp  und  gleichwertige  Derivate  ^  oder  andere  gleichbedeutende 
Wörter  für  ,vorn'  etc.  in  allen  semitischen  Sprachen  das  Ordinal- 
zahlwort für  1,  wie  ja  auch  in  anderen  Sprachen  das  Ordinalzahl- 
wort für  ,eins*  nicht  vom  entsprechenden  Grundzahlwort  abgeleitet 
ist.'  Da  aber  das  Ordinalzahlwort  für  1  und  sein  Gegensatz  ,letzter* 
just  die  häufigsten,  wichtigsten  und  in  ihrer  Rangbedeutung  aus- 
geprägtesten sind,  darf  man,  wo  sie  denn  doch  formal  mit  den  anderen 


*  Zu  deren  Form  s.  später. 

'  Im  Babylonischen  hat  auch  das  Grundzahlwort  für  1  dieselbe  Form  iStanu, 
Uten,  die  aber  wie  edänu  neben  edu  aus  adverbiellem  Gebrauch  ,einzig'  zu  erklären  ist. 


J.v  AN  Elativforuen,  Ordinalzahlwörtern  und  Partizipien.    219 

übereinstimmen,  diese  für  Analogiebildungen  nach  ihnen  halten.  Da 
in  keinem  Falle,  wo  das  OrdinaLsahlwort  durch  die  Endung  vom 
Grundzahlwort  unterschieden  ist,  die  Endung  aus  einem  Worte  für 
,Rang,  Reihe'  gebildet  ist,  muß  die  Bedeutung  der  Endung  not- 
wendig auf  die  Analogie  von  Wörtern  zurückgeführt  werden,  worin 
die  Endung  infolge  der  Eigenbedeutung  des  Wortes  den  Sinn  der 
Rangbedeutung  zu  haben  schien.  Bei  den  Ordinalzahl  Wörtern  auf 
an  im  Semitischen,  wo  sich  aus  der  Analogie  noch  keine  vollständige 
Ordinalzahlreihe  entwickelt  hat,  ist  der  Weg,  den  jene  zurückgelegt, 
noch  deutlich  erkennbar.  Zugleich  sieht  man,  daß  diese  Entwicklung 
noch  am  Adverb  vor  dessen  Adjektivierung  begann.  So  zeigt  das 
Hebräische  nur  prm,  ps'n,  pnnx  als  die  Ausgangspunkte  der  Ana- 
logie; in  den  äg.-aram.  Papyrus  steht  neben  pip  ,zuerst*,  j-inx  .zu- 
letzt* auch  p:n  ,zum  zweiten  Male'  Sachau,  Pap.  28,  7,  woraus  sich 
das  adjektivische  Nr:n  ,ZAveiter'  entwickelt.  Im  Assyrischen  findet 
sich  neben  panänu  ,zuerst',  arkänu  ,zuletzt',  mislänu  ,mitten'  schon 
sanianu  ,zum  zweiten  Male',  wie  salsiänu  ,zum  dritten  Male'.  Nur 
die  von  Peiser  edierten  Urkunden  der  dritten  babylonischen  Dynastie 
gebrauchen  allgemein  das  Zahladverb  auf  -a-an  für  die  Ordinalzahl  ^ 
in  Übertragung  der  Analogie  von  panänu,  saniänu  auf  alle  Zahlen. 
3.  Im  Babylonischen,  besonders  der  Hammurapizeit,  im  Ara- 
mäischen und  im  Mehri  hat  die  Analogie  der  Adjektiva  auf  an  sich 
auch  auf  eine  Tätigkeit  bezeichnende  Eigenschaftswörter  (Partizipia) 
ausgebreitet  und  ist  so  in  die  Verbalbildung  eingedrungen.  Den  meist 
substantiviert  gebrauchten  babylonischen  Partizipien  nadinänu 
»Verkäufer*,  sajjamänu  ,Käufer',  sabitänu  , Häscher',  sarraqänu  ,Dieb*, 
im  Kod,  Hamm.,  paqiränu  (bes.  neub.)  , Reklamant',  epissänu  , Ar- 
beiter*, mahiränu  ,Käufer,  Empfänger',  masikänu  ,Messer',  ahiziänu 
,Gemahl,  Bewerber',  zi'aränw  ,Hasser'  etc.  entsprechen  aramäische  sub- 
stantivierte Partizipien  wie  |bu,  ]hr):  (aus  gazzaläna)  ,Räuber',  pns 
,Schreiber',  jEria  ,Zauberer',  pE2  ,Lügner',  joTn  ,Treter,  Gerber*, 
\tm  »Erklärer'  etc.,  syrische  Partizipien  der  Form  )iqSv>,  ^i^viaS'^ 
etc.^    Im  Mehri  dienen  lautgesetzlich  entsprechende  Partizipien  auf 

1  S.  oben  S.  104. 

'  Wie  weit  diese  Analogie  sich  auf  die  einzelnen  Yerbalstämme  aasgebreitet 
hat,  braucht  hier  nicht  näher  beschrieben  zu  werden. 


220    XI.  Ladt-  u.  Bbdeutunqsentwicklung  d.  Akkusativform  auf  an. 

öne  zur  Bezeichnung  einer  Handlung  in  der  Zukunft.  Vgl.  die  bei 
BiTTNER  II  25  angeführten  Beispiele  berdöne  „eigentlich  , feilend',  dann 
,ich,  du  (m,),  er  wird  feilen*  zu  beröd  ,feilen',  zefnöne  zu  zefön  ,tan- 
zen',  hafröne  zu  haför  ,graben*,  fathöne  zu  ftöh  ,öffnen'"  u.  a.  m.,  die 
auch  BiTTNER  a.  a.  O.  auf  Formen  auf  an  zurückführt,  während  er 
zur  Erklärung  der  Futurbedeutung  das  Kuschitische  heranzieht.^ 
Mir  scheint  es  indes  möglich,  daß  auch  hier  die  Zukunftsbedeutung 
der  Form  auf  die  Analogie  einzelner  Adverbialformen  auf  öne  zu- 
rückgeht, die  vermöge  ihrer  Eigenbedeutung  als  Zukunftsausdruck 
erscheinen  mußten.  In  Betracht  käme  dafür  etwa  wuqöiie  =  wuqöme 
(Vielleicht,  hoffentlich'  (oben  S.  156),  vielleicht  auch  ein  zäröne  (== 
zaröme  ,jetzt,  bald'),  die  als  ,er  (du,  ich)  wird  sein',  zelone  (J^j)  ,zu- 
ende',  das  als  ,wird  zuende  sein'  verstanden  werden  und  damit  den 
Ausgangspunkt  für  analoges  berdöne  ,wird  feilen',  zefnöne  ,wird 
tanzen'  usw.  bilden  konnten. 

Den  Ursprung  aus  einer  indeklinabeln  Wortart  bezeugt  selbst 
an  diesen  in  ihrer  Bedeutung  weitentwickelten  Wörtern  auf  an,  ön 
wohl  noch  der  Umstand,  daß  auch  hier  das  Femininum  durch  eine 
andere  Wortform  mehri  -ite]  aram.  n"'5-,  ass.  ätu  (istät  :  istänu)  und 
-anltu  ausgedrückt  wird,  wie  auch  im  Hebräischen  neben  m.  pttrx"i, 
jianp;  (nhbr.)  jj:n-i:  fem.  n^rtrx-i  Jer.  25, 1,  fem.  pl.  nrjiönp,  nviSim  steht, 
ohne  daß  darum  ein  Maskulinum  auf  äni  angenommen  werden  muß.^ 
Ähnlich  kann  im  Arabischen  wie  im  aram.  |be,  fem.  Kn''Db»a  das  fem. 
zu  o^  iiui'  durch  ^^  ausgedrückt  werden.  Da  demgemäß  schon 
im  Ursemitischen  anlt  als  Femininum  zu  -an  verwendet  worden  sein 
muß,  ist  die  Möglichkeit  nicht  von  der  Hand  zu  weisen,  daß  männ- 
liche Formen  auf  änl  (arab.  ^},  ass.  änü,  hebr.  -»di)  vielfach  nur 
Analogiebildungen  nach  dem  älteren  Femininum  auf  änlt^  sind.  Wenn 
z.  B.  neben  aram.  jba,  iT'jbB,  arab.  cß^^  ^^,  hebr.  nur  mehr   -jba 


1  Vgl.  schon  BiTTNEK,  WZKM  1909,  147. 

2  »ispin*  ist  also  aus  den  biblischen  Wörterbüchern  zu  streichen.  Im  nach- 
biblischen Hebräisch  ist  wie  im  Aramäischen  das  Nebeneinander  von  mask.  an 
(z.  B.  Jpis),  fem.  äniL  (z.  B.  ri'jpnx)  so  häufig,  daß  änlt  als  Femininendung  auch  auf 
andere  Wortforraen  übergreift,  wie  z.  B.  n'i'r'in  f.  ,krank'  zu  n^in,  während  ':^in  erst 
eine  viel  spätere  (vgl.  die  Belege  bei  Ben  Jehuda,  Thesaurus  1467  b)  Analogie- 
bildung zum  Fem,  ist. 

^  Zur  Bildung  des  Fem.  selbst  s.  später. 


Adjektiva  auf  Im]  Sübstantiva  auf  In.  221 

0:öba)  neben  n-jiba  (nhbr.),  neben  jiöip,  fem.  pl.  nvrönp  auch  -"siaip 
1  Sa.  24,  14  steht,  so  kann  dies  nur  durch  Angleichung  an  das  Fem. 
erklärt  werden,  wie  umgekehrt  biblische  Femininformen  wie  njinnn, 
riJia;«"!  den  Unterschied  zugunsten  der  männlichen  Form  aufheben. 
Wie  panp,  \\^hv,  pSTi  etc.  erwartet  man  im  Hebräischen  auch  für 
nhbr.  "jira  , mittel'  (Ben  Jehuda,  Thesaurus  527  f)  ein  ursprüngliches 
prn*  (fem.  rroirn),  das  als  ursprünglich  *bainan  =  D''ra  (oben  S.  76) 
»zwischen'  ist;  hebr.  pnnn,  ]vbv,  ]'\Tn,  psTi,  ass.  elanu,  saplanu  etc. 
setzen  auch  wie  ass.  elenu,  saplanu  neben  elenltu,  saplanltu  für 
fast  nur  im  vulgärarab.  erhaltenes  tahtäni  ,unterer',  föqäni  , oberer', 
barränt  , äußerer',  güicänl  , innerer'^  ein  urspr.  tahtän,  aber  fem.  tah- 
iänijjatun  etc.  voraus.  Schon  im  Schriftarabischen  beweist  z.  B.  ^^  ^ 
ein  dem  hebr.  \rbVi  ^-ss.  elenu,  fem.  elenltu  entsprechendes  *'^alänu. 
Ebenso  sind  im  Hebräischen  und  Assyrischen  Adjektiva  wie  "röiK 
(gegenüber  panx  als  N.  pr.  in  der  Mischna)  , rötlich',  ■'m'  substantiviert 
jWissender,  Wahrsager',  mitanü  ,tot',  (B.  E.  1X48,  3),  remenü  =^  re- 
menu  ,barmherzig'  als  Analogiebildungen  zu  häufigen  Femininformen 
auf  Uu  von  den  späten  wirklichen  Beziehungsadjektiven  zu  Sub- 
stantiven auf  an  (im  Aramäischen  änäj)^  auseinanderzuhalten. 

Wie  die  behandelten  Formen  des  Adverbialis  auf  -am  etc.  werden 
aber  auch  die  Adverbien  auf  -an,  an  vielfach  in  der  syntaktischen 
Funktion  eines  Hauptwortes  gebraucht  und  dadurch  substantiviert. 
Der  Charakter  der  so  entstehenden  Nomina  auf  -an  etc.  Avird  aber 
wieder  durch  ihre  Entstehung  aus  dem  Adverb  bestimmt.  Denn  da 
es  zum  Wesen  des  Umstandswortes  gehört,  daß  es  nur  ein  Merkmal 
eines  Begriffes  oder  einer  Tätigkeit  (bezw.  eines  Zustandes)  be- 
zeichnen kann,  mit  Außerachtlassung  aller  dieselben  grammatisch  be- 
stimmenden Umstände,  wird  das  aus  dem  Adverb  hervorgegangene 
Substantiv  als  Begriffsbezeichnung  gefaßt,  nur  ein  nach  Geschlecht 
und  Zahl  indifferentes,  neutrisches  Abstraktum,  in  verbaler  Be- 
trachtung nur  ein  nach  Person,  Zahl,  Zeit,  Genus  und  Modus  un- 
bestimmter Infinitiv  sein  können.^    So   entstehen  in  der  Sprache 

^  Vgl.  Brockelmann,  Grundriß  I  400. 

'  Doch  folgt  auch  im  Aramäischen  bisweilen  ursprüngliches  an  der  Analogie 
von  änaj,  vgl.  targ.  'i^Vn  (z.  B.  Lev.  22,  10  fF.)  ,fremd',  das  wie  barräni  zu  barra  zu 
arab.  ^Jj^.  , draußen'  gehört  und  hillän  lauten  sollte. 

'  Näheres  dazu  noch  unten. 


222   XI.  Laut-  u.BEDEUTüNasENTwiCKLUNö  D.  Akküsativform  aüf^j*^. 


aus  Adverbialformen  Neutra-  und  Abstraktbezeichnungen  für  all  jene 
Merkmale,  die  durch  Adverbien  bezeichnet  werden  können,  ohne  daß 
die  Bildung  jener  Abstrakta  in  der  Sprache  die  schwierige 
Denkoperation  wirklicher  Abstraktion  zur  Voraussetzung 
hätte.  Die  Abstraktion  lag  vorher  schon  unbewußt  im 
Adverb  vor.  Wie  uns  zunächst  die  Entstehung  der  Substantive 
auf  an  im  Semitischen  lehrt,  ist  der  Weg  zur  Bildung  von  Neutreu 
und  Abstrakten  durch  Substantivierung  von  Adverbien  ^  von  der 
Sprache  in  überaus  zahlreichen  Fällen  begangen  worden.  Die 
Schaffung  von  Abstrakten  und  Neutren  aus  dem  Adverb  ist  aber 
nicht  nur  eine  Möglichkeit  der  Bildung  von  Abstrakten,  die  an 
bestimmten  Formen  in  bestimmten  Sprachen  Geltung  hat,  sie  ist 
vielmehr,  wie  sich  dies  uns  im  weiteren  immer  gewisser  ergeben 
wird,  der  Weg,  auf  welchem  alle  Sprachen  schon  in  ihren  Anfängen 
jene  zahlreichen  Abstraktformen  bildeten,  die  sie  oft  erst  sekundär 
auch  für  Konkreta  anwenden.  Alle  Abstrakta,  Neutra  und  In- 
finitive, in  welcher  Sprache  immer,  sind  nicht  ursprünglich 
bewußte  Bezeichnungen  logisch  abstrahierter  Begriffe,  son- 
dern Suhstantivierungen  alter  Adverbien,  oder  nach  sol- 
chen gebildete  Analogieformen.  Daß  ein  Substantiv  statt  eines  nach 
Zahl  und  Geschlecht  bestimmten  konkreten  Gegenstandes  ein  Merk- 
mal desselben  unabhängig  von  Geschlecht  und  Zahl,  ein  Infinitiv 
statt  einer  nach  Person  (Subjekt),  Zahl,  Zeit,  Genus  und  Modus 
bestimmten  Tätigkeit  (eines  Zustandes)  dieses  Tun  (diesen  Zustand) 
ohne  die  Akzidenzien  jedes  wirklich  möglichen  Falles  bezeichnet, 
erklärt  sich  aus  dem  ihm  zugrundeliegenden  Adverb,  das  keines 
dieser  Akzidenzien  mitbezeichnen  kann.  Der  ursprüngliche  formal 
mangelhafte  Ausdruck  von  Begriffen  durch  flexionslose  Adverhien, 
nicht  entwickeltes  logisches  Abstraktionsvermögen  schafft  den  Reich- 
tum der  Sprachen  an  Neutren,  Abstrakten  und  Infinitiven. 


*  Die  Substantivierung  adverbieller  Formen  ist  der  Sprachwissenschaft  als 
häufiger  Vorgang  natürlich  bekannt;  im  einzelnen  sind  auch  oben  vielfach  Bei- 
spiele für  diese  Erscheinung  beigebracht  worden.  Sie  ist  m.  W.  aber  niemals  theo- 
retisch untersucht  und  in  ihrer  ungemeinen  grundlegenden  Wichtigkeit  für  die 
Wortbildung  erkannt  worden.  In  ihrem  ganzen  Umfang  wird  sie  erst  in  Kap.  XVI 
gewürdigt  werden  können. 


SüBSTANTlVA.    AUF    Ä2f  IM    ASSYRISCHEN.  223 


Daneben  steht  eine  andere  Gruppe  konkreter  Substantive, 
die  durch  Anwendung  des  Adverbbegriffs  auf  ein  durch  diesen  aus- 
gezeichnetes Konkretum  zu  Hauptwörtern  wurden. 

Die  semitischen  Abstrakta  auf  an  (ön),  die  weiter  auch  für 
Konkreta  verwendet  wurden,  gehen  also  auf  Akkusativadverbia  auf 
an  zurück.  Im  Assyrischen  entsteht  so  z.B.  ummänu  ,Heer,  Volk, 
Gesamtheit'  aus  einem  umman  »insgesamt',  ^  Akk.  zu  hebr.  nk,  fem. 
nsK  ,Volk*,  isdänu  , Wurzel'  IVR  27,  11  aus  isdan  ,unten',  ^  Akk.  zu 
iMu  , Grundlage',  busänu  ,übler  Geruch'  aus  einem  ^yi  ,tibel(rie- 
chend)',  dulhänu  ,Verstörtheit'  aus  dulhan  .verstört,  trüb',  girränu 
,Klage'  aus  *girran,  etwa  ,laut,  lärmend',  rehänu  ,Rest'  aus  rekan 
,übrig',  sulmänu  ,Gruß'^  und  , Geschenk'  aus  sulman  ,freundlich,  zum 
Heile',  bezw.  ,freiwilhg,  geschenkweise'  etc.  Vielfach  ergibt  diese 
Betrachtungsweise  nicht  nur  neue  etymologische  Beziehungen  zur 
Aufdeckung  jenes  Merkmals,  wonach  in  jedem  Einzelfalle  der  in  Be- 
tracht kommende  Begriff  benannt  wurde,  sondern  sie  trägt  auch  dazu 
bei,  das  Wesen  der  etymologischen  Beziehung  an  sich  aufzuhellen, 
indem  sie  zeigt,  wie  die  Benennung  von  Begriffen  nach  einem  Ety- 
mon nicht  etwa  durch  Ableitung  einer  neuen  Wortform  für  den 
neuen  Begriff  geschah,  sondern  dadurch,  daß  die  ältere,  in  unserem 
Falle  die  adverbiale  Wortform  unverändert  kasuell  für  den  Be- 
griff gesetzt  wurde,  an  dem  das  durch  das  Adverb  bezeichnete  Merk- 
mal besonders  hervortrat.  Erst  dadurch,  daß  das  Adverb  auf  an  in 
seiner  Anwendung  auf  einen  genauer  umschriebenen  neuen  Bedeu- 
tungsinhalt in  neue  Assoziationsbeziehungen  nach  Form  und  Bedeu- 
tung trat,  teilte  es  als  Substantiv  auf  an  die  Geschichte  der  bedeu- 
tungs-  und  formverwandteu  Substantive  auf  an.  So  erscheint  z.  B. 
das  arab.  Adverb  \Ss.  ,morgen'  und  , später'  im  Altbabylonischen 
wohl  noch  als  Adverb  in  den  Formen  hadiän(u)  und  hadin(u)  an 
folgenden  Stellen:  m*  ha-di-a-nim  sa  äs-pur-ak-knm  ümam  i*''"»  la 
ü-la-ap-pa-tu-nim  Unqnad,  Briefe  48,  24 ff.;  a-na  ha-di-nim  sd  ds-pu- 


1  Vgl.  ummtUu  ,Summe'  und  dazu  ZDMG  LXVII  144. 

'  Identisch    mit   dem   dualisch    gedeuteten    Udän    ,die   Beine'.    S.  Kap.  XII 
gegen  Ende. 

•  Vgl.  bes.  Sulmänu  in  den  Amarnatafeln. 

*  Hier  fehlt  (vgl.  Ungnad  z.  St.)  wohl  a-na. 


224   XI.  Laut-  u.  Bededtüngsentwicklung  d,  Akkusativform  avfan. 

ra-a[k-ku]m  la  ü-la-ap-pa-tunim  50,  21  f.  ,auf  später  als^  ich  dir 
schrieb,  sollen  sie  (um  einen  Tag)  keine  Verzögerung  eintreten  lassen'. 
hadan(n)u  (Schork,  Urkunden  64,  18)  und  hes.  oft  adannu^  ,das 
Später'  erhält  substantiviert  die  Bedeutung  ,der  Termin'.  Daß 
adanna  hiebei  determiniert  nicht  als  ,irgendwann  später',  sondern  als 
,an  dem  bestimmten  späteren  Termin'  verstanden  wurde,  wie  auch 
die  Schärfung  des  n  erklärt  sich  aus  der  Assoziation,  die  adan(iia) 
, später'  mit  dem  gleichfalls  determinierten  inan(na)  , jetzt'  verknüpft, 
das  selbst  auch  in  der  einfacheren  Form  Inu  ,Zeit'  das  substanti- 
vierte Adverb  inu  ist,  aus  'an,  aram.  jpa  ,da,  jetzt',  präpositioneil  ur- 
sprünglicher ,bei,  in,  aus'  =  aram.  öj7,  hebr.  dj?.  In  der  Bedeutung 
, Termin'  erscheint  '^adan  auch  im  Aramäischen,  ist  aber  dort  der 
lautlichen  Analogie  anderer  Abstrakta  auf  an  folgend  zu  n:'i:p  ge- 
worden, woraus  auch  arab.  o^^*^  o^"^  (fast  nur  in  besonderer  An- 
wendung auf  den  Termin  der  Wasserverteilung  gebräuchlich)  ent- 
lehnt sein  dürfte.  WT'Kn  ,jetzt'  ist  dagegen  wohl  \3\-f  l-*|  auf  H:"ir  ,Zeit' 
kann  es  schon  deshalb  kaum  zurückgehen,  Aveil  der  Antritt  von  n 
am  aramäischen  Nomen  unmöglich  ist. 

Wie  die  genannten  und  viele  andere  assyrische  Substantiva, 
entstanden  direkt  aus  flexionslosen  Bezeichnungen  eines  Merk- 
males, einer  Eigenschaft  —  nicht  wie  die  oben  S.  219  besprochenen 
Substantive  erst  auf  dem  Umwege  über  formal  bestimmt  und  flexi- 
visch  gewordene  Adjektive  —  im  Hebr.  z.  B.  p2K,  pnax  ,Untergaiig' 
aus  ah(a)dan  ,hinweg,  verloren',  poK  ,das  Weh,  Unglück'  aus  "^asan 
jWelie!',  i'iji^ä^  , Sicherheit,  Vertrauen'  aus  bit(ta)han  =  naa  ,sicher', 
pxj  jHöhe'  aus  gaayi  ,oben,  hoch',  woraus  auch  die  adjektivische  Ne- 
benform ]VHi  (oben  S.  208)  entstand,  \^f:tr\  , Menge,  Gewirre'  aus  haman 
(=  ass.  umman)  , zusammen,  durcheinander',  ])'^r{  , Schwangerschaft' 
aus  haran  ,hoch',  gleich  einemAkk.  zu  "in  ,Berg',  pni  ,das  Aufbrausen, 


^  So  wohl  besser  als  ,hinsichtlich  des  Termins,  den  ich  .  .  .  angab',  wie  ich 
WZKM  1913,  450  und  Ungnad  a.  a  O.  übersetzen. 

^  Der  Wechsel  von  hadannu  und  adannu  darf  wohl  nicht  auf  Schwanken 
zwischen  i  und  &  zurückgeführt  werden,  da  ^  im  Anlaut  edanu  ergeben  hätte, 
vielmehr  scheint  h  infolge  undeutlicher  Aussprache  wohl  über  h  zu  '  (adannu)  ge- 
worden zu  sein.  Eingehende  Untersuchung  verwandter  Erscheinungen  wäre  er- 
wünscht. Doch  ist  es  nicht  ausgeschlossen,  daß  zwei  verschiedene  Partikeln,  zu 
deren  einer  westsem.  "^ü  ,bis'  gehört,  hier  zusammengefallen  sind. 


Hebräische  und  aramäische  Sdbstantiva  aüp  an  (ön).         225 

Übermut*  aus  zadan  ,übermäßig*,  p?n  ,Erscheinung,  Sichtbares'  aus  /la- 
zan,  etwa  , deutlich,  sichtbar',  ]r\n  , Hitze'  aus  J^arran  ,heiß',  pnon  , Man- 
gel' aus  hasran  (arab.  hasran,  husran)  ,fehlend',  wie  p-in"'  , Überschuß' 
ans  jatr an  (=ass.  (tü)atram  oben  S.  27)  ,übrig,  zu  viel',  p:?  , Krummes, 
Sünde'  aus  ''awan  , krumm';  p"tpB  , Anvertrautes'  aus  piqdan,  piqqa- 
dan  , anvertraut',  pnns  ,das  Offnen'  aus  pitkan  ,offen',  ]^^p  , Schande' 
aus  qalan  etwa  ,gering',  pKSp  , Frost,  Starre'  aus  qif'an,  qippaan 
jStarr*,  pti  , Magerkeit'  aus  razan  , mager',  p^jn  , Zufriedenheit,  Wille' 
aus  rasan  (arab.  radan,  ridan)  ,genehm,  willig',  p-inc'  , Bruch'  aus 
sihran,  sibbaran  ,zerbrochen'  etc.  Als  Bezeichnungen  von  Kon- 
kreten dienen  z.  B.  ]nbv  ,Tisch',  genauer  ,Platte',^  aus  Vulkan,  salhan 
,ausgebreitet,  flach*,  pabn  und  pabn  ,Eiweiß'  und  , Eigelb',  etymo- 
logisch wohl  halban  ,weiß*  und  halman,  etwa  , weich*  (vgl.  arab.  f^^^). 
Wie  pKj,  p'Kj;  pnr,  pni;  pKax  , Durst'  gegen  arab.  o^  , durstig* 
kommen  auch  die  meist  adjektivisch  verwendeten  Ortsadverbia  pi"'n, 
]vbv  in  abstraktem  und  neutrischem  Gebrauche  vor.  Hieher  gehört 
außer  dem  oben  S.  208  u.  Anm.  1  Angeführten  auch  die  Zusammen- 
setzung ]vbv  *:3  Ps.  826,  jSöhne  der  Höhe*  (=  Göttliche  Wesen),  nicht 
, Söhne  des  Höchsten*.  Auch  p-i^r  für  ,Gott'  steht  stets  artikellos,  ist 
also  ursprünglich  nicht  ,der  Höchste*,  sondern  eigentlich  ,das  Oben*, 
,der  Himmel*  gewesen,  muß  aber  später  in  Umdeutung  nach  dem 
häufigeren  Adjektivum  als  , Oberster,  Höchster'  verstanden  worden 
sein.  Wie  ]vbv  'JS  sind  auch  die  \r2ii  '33  Ps.  72,  4  nicht  , Söhne  des 
Armen',  sondern  , Söhne ^  der  Dürftigkeit,  Arme'. 

Ebenso  gehen  aramäische  Substantive  wie  Kis*?"!«  »Bedräng- 
nis* aus  ulsan  (alsan)  ,eng,  bedrängt';  p^^o*  ,Vorzug'  aus  jutran 
(Jatran)  ,zu  viel'  (=  hebr.  p-in%  ass.  icatram),  poija  ,Krankheit, 
Übel'  aus  kurhan  (karhan)  =  arab.  \^J^  ,übel,  widerwärtig*,  K:;Bie 
»Überschuß*  b.  Talm.  B.  Mesi'a  63  b  aus  tufjan  , zuviel,  übrig*,  >ia^ 
,Rest'  aus  sarkan  ,übrig'  etc.  hervor.  Auch  hier  erklärt  sich  der 
neutrische  Gebrauch  z.  B.  von  pnK  , anderer'  für  ,der  Rest,  das 
Andere*^  nicht  aus  dem  bereits  für  das  Mask.  festgelegten  Adjektiv, 


^  Statt  unseres  hochbeinigen  Tisches  dient  dem  auf  dem  Boden  sitzenden 
Orientalen  bekanntlich  eine  bloße  Matte  («^.j^o^».)  oder  dergl.  auf  dem  Boden, 
seltener  ein  sehr  niedriger  Tisch,  vgl.  Gesenius-Bühl  s.  v. 

'  S.  dazu  unten.  '  S.  oben  S.  658. 

Torezyner,    Die  Entstehung  des  semitisclieD  Sprachtypns.  15 


226  XL  Laut-  ü.  Bedbutdnqsestwicklünö  d.  AKKUßATivpoRM  auf  an. 

sondern  direkt  aus  dem  geschlechtlich  indifferenten,  neutrischen 
Adverb. 

Als  Beispiele  für  den  gleichen  Ursprung  der  zahlreichen  süd- 
semitischen Abstrakta  und  Infinitive  auf  an  seien  liier  arab.  subhän 
,Lob'  aus  subhan  (Is:^^)  etwa  ,glatt,  angenehm',  irfän  , Wissen'  aus 
'^irfan  (^y),  eigtl.  , obenauf,^  deutlich,  bewußt';  sukrän  ,Dank'  aus 
\j$^  ,zum  Dank',  äth.  berhän  , Licht'  aus  *bur1ian  ,licht',  erqän  , Nackt- 
heit' aus  '^irqan  (^arqan)  ,bloß'  herausgegriffen  und  im  übrigen  auf 
die  Zusammenstellungen  hiehergehöriger  Nominalformen  bei  Barth, 
Nominalbildung  und  Brockelmann,  Grundriß  I  388  ff.  verwiesen. 

Auch  Adverbia  auf  an  nach  der  Femininendung  haben 
sich,  wenn  auch  selten,  als  Substantive  auf  tän  erhalten.  Vgl.  ass. 
tabastänu  , Gestank',  sitän  , Osten'  (oben  S.  205),  wohl  auch  talm.  |nN"i 
, Speichel',^  worin  wie  im  syr.  Adj.  pz^o?  ,spumosus'  t  auf  die  Fe- 
mininendung zurückgeht.  S.  auch  zu  imp,  jrurs,  jnipnj  unten  S.  230. 
Andere  assyrische  Beispiele  wurden  zumeist  nach  der  Analogie  des 
Duals  beurteilt,  so  wohl  sirritän,  eigtl.  ^gebunden'  >  ,das  Gebund', 
(K"rii)  als  ,die  beiden  Zügelriemen',  sinnitan  , Zaumzeug'  könnte 
etwa  ein  substantiviertes  ^^«-^  sein.  Zu  appatän  und  mask.  apän(i) 
, Zügel',  eigentlich  , Gesicht,  Nase*  vgl.  oben  S.  166,  Anm.  1.  Ahn- 
lich gehört  ja  wohl  auch  tcc  ijna  zu  skr.  nasyas  ,Nase'.  Das  dua- 
lische simetan,  das  gewiß  die  dunkle  Tageszeit,  etwa  , Abend'  (z.  B. 
ümu  kima  simetan  ibsi  ,wenn  der  Tag  wie  Abend  ist'  Vieolleaud, 
Astrol.  Adad  XXXIII  18;  simetan  im  Gegensatz  zu  sereti  , Morgen' 
KB  VI 2  120,  38/40;  Meissner,  SAI  2107,  4529  u.  ö.),  aber  auch  ,das 
dunkle  Gewölk'  (so  wohl:  kima  simetan  eläti  K  44  Obv.  27:  ,wie  die 
hohen  Wolken')  bezeichnet,  dürfte  als  ,das  Oben'  ein  Femininum  zu 
samämu,  D'j:tr  ,oben,  Himmel'  darstellen,  das  speziell  für  den  dun- 
keln Himmel  verwendet  wurde.  S.  unten  zu  arab.  i,J*^.^  Für  das 
dunkle  aslatän  Delitzsch,  HWB  145  a  CT  XXII  48  Rev.  12  scheint 

1  Vgl.  hebr.  f]'!!'  ,Nacken',  arab.  ^  i3^s  , Mähne' als  , Oberteil',  («Joy;  , Fürst', 
t^.U  ,edle  Tat'  (Nöldeke,  Neue  Beiträge  71),  auf  welchen  Zusammenhang  schon 
NöLDEKE  hingewiesen  hat. 

*  Vgl.  J.  Low  bei  Kkauss,  Lehnwörter  574  a,  Preüss,  Biblisch-talmudische 
Medizin  411  ff.  und  dazu  wieder  Low,  OLZ  1912,  557. 

^  Vielleicht  gehört  durch  einen  ähnlichen  Bedeutungsübergang  auch  ass. 
nrpttu  jGewölk'  zu  dem  oben  besprochenen  ^■'V  ,oben  (sein)'. 


SüBSTANTIVA  AUF  TÄN]  BeDEDTUNGSGRÜPPEN  AM  SoBST.  AUF  ÄS\      227 

mir  eine  Bedeutung  ,Umkreis,  Umfang',  die  auf  , ringsum'  zurück- 
ginge, möglich.  Die  hebräische  Adverbialform  prctr  für  rßB?  dürfte 
in  der  häufig  auftretenden  Verbindung  pnaa?  r\zv  entstanden  sein,  die 
selbst  adverbial  etwa  als  ^vollständig  feiernd'^  zu  erklären  ist,  wie 
DTiöm  Dm  ,geschenkweise,  geschenk weise',  DTnon  "lan  ,haufenweise, 
haufenweise'.  Aus  dem  ursprünglich  reduplizierten  Gebrauche  er- 
klärt sich  (vgl,  oben  S.  184  zu  muThabaten)  die  stärkere  Bedeutung, 
die  \-)r\3,v  ersichtlich  vor  ritt?  voraus  hat. 

Auch  am  Substantiv  lassen  sich  wie  bei  den  Adjektivbildungen 
auf  ä/j  einzelne  Bedeutungsgruppen  als  zusammengehörend  erkennen; 
auch  hier  geht  die  Bedeutungsverwandtschaft  der  Nomina  mehr  oder 
minder  deutlich  auf  Funktionsgleichheit  der  Form  noch  im  Adverb 
zurück.  Da  es  sich  auch  hier  zum  Teil  um  schon  besprochene 
Funktionen  der  Adverbialform  handelt,  kann  an  der  Hand  der  sich 
hier  bietenden  Erscheinungen  unsere  frühere  Darstellung  überprüft 
und  vertieft  werden. 

Neben  den  Lokativformen  auf  am,  a(j)im,  aini  in  hebräischen 
und  arabischen  Ortsnamen  haben  wir  schon  oben  S.  68 f.  zahlreiche 
mit  jenen  wechselnde  Beispiele  angeführt,  worin  die  Akkusativ- 
endung die  Lautform  an  hat:  Haben  wir  nun  wie  in  \\'hv  ,oben',  px^n 
,außen',  ass.  elän(u)  ,oben'  etc.  auch  die  zahlreichen  Ortsnamen 
gleicher  Form  wie  prr:  (Akk.  zu  yrj);  jn'ip  (==  D'nnp,  Akk.  zu  'n'np) 
etc.  als  ursprüngliches  ,auf  dem  Hügel,  in  der  (die)  Stadt'  gedeu- 
tet, so  müssen  wir  nunmehr  genauer  sagen,  daß  pi?2i,  jrinp  in  dieser 
Deutung  doch  nicht  Adverbia,  amorphe  Bezeichnungen  eines  Merk- 
mals, sondern  adverbielle  Kasus  formen  eines  Nomons  sein  müßten, 
die  substanziell  einen  Nominalbegriff  nebst  der  durch  die  Kasus- 
endung ausgedrückten  formalen  Beziehung  bezeichnen.  Während 
nämlich  in  den  durch  die  Endung  charakterisierten  wirklichen  Ad- 
verbien die  Endung  keine  Eigenbedeutung  hat,  die  dem  Adverb 
eigentümliche  lokale,  temporale,  modale,  verallgemeinernde  Bedeu- 
tungsrichtung der  Endung  vielmehr  nur  durch  die  substanzielle  Be- 
deutung des  ganzen  Wortes  bestimmt  wird,  hat  in  adverbiellen  Ka- 
sus etwa  der  Bedeutung  ,auf  der  Höhe'  die  Endung  eine  bestimmte 

^  Diesen  Sinn  hatte  ra»  im  Hebräischen  gewiß;  vgl.  im  übrigen  zuletzt 
Landsberger,  Der  kultische  Kalender  der  Babylonier  und  Assyrer  I   133. 

15* 


228    XI.  Laut-  u. BBDEUTUNGSENTwiCKLUNa  d. Akkusativform  avfak. 

Beziehungsbedeutung,  die  von  der  Bedeutung  des  Nomons  nicht  be- 
dingt wird.  Wenn  an  den  Ortsnamen  auf  an,  ön  und  ebenso  auf  am, 
a(j)im  die  Endung  wirklich  ursprünglich  zum  speziellen  Ausdruck 
des  Lokativs  angetreten  ist,  so  könnte  diese  bestimmte  ßedeutungs- 
richtung  der  Endung  wieder  nur  aus  der  Analogie  nach  solchen 
Formen  entstanden  sein,  die  vermöge  ihrer  Eigenbedeutung  Lokativ- 
adverbia  waren.  Es  liegt  nahe  anzunehmen,  daß  Ortsadverbien  etwa  für 
,oben,  unten,  vorn,  hinten',  hebr.  ]vb:j,  praj,  DTiia-i,  pnnn,  ]'\nip,  dti3-i% 
a'^'inK,  ass.  kutalla  (oben  S.  32)  zu  den  ältesten  Ortsbezeichnungen 
gehörten;  nach  ihrer  Analogie  konnten  andere  lokativisch  verwendete 
Ortsnamenformen  gebildet  werden.  Inwieweit  darum  wirkliche  Lo- 
kativbedeutung der  Endung  anzunehmen  ist,  wird  später  nochmals 
untersucht  werden. 

Wie  bei  den  Ortsnamen  stehen  auch  bei  den  gleichfalls  auf 
einen  lokativen  Adverbialis  auf  am,  an  zurückgeführten  Körperteil- 
namen neben  den  dualischen  Formen  zahlreiche  Nomina  auf  an,  an. 
Vgl.  im  Ass.  länu  , Gestalt',  pänu  , Gesicht',  uhänu  ,Finger*,  bunnänu 
, Gestalt',  lahänu  ,Rücken',  girränu  , Kehle',  lisänu  , Zunge'  etc.,  hebr. 
]'\ni  ,Bauch',  pirb»  , Zunge',  niDina  , Daumen',  p-ij  , Kehle',  nhbr.  piT 
,männl.  Glied'  etc.,  aram.  wish  , Zunge',  K32pnp  ,Vogelmagen'  etc.,  arab. 
0^~«^)  O*-»-***^  , Körper',  c^y^  ,weibl.  Scham',  o^^r*-  ,Vorderhals', 
0^j>^  , Gesäß',  Ci'^j^>  ,männl.  Glied',  o^^  »Gr^i'&el,  Schlund',  o^ 
,Hals'  =  o^*>  o^-**^  , Zunge'  etc.  Auch  hier,  wie  auch  bei  den 
Lautentwicklungen  auf  am,  öm,  um,  um,  a(j)im,  en  geht  die  Analogie 
der  Lokativform  anscheinend  von  solchen  Körperteilnamen  aus,  deren 
Eigenbedeutung  die  eines  lokativen  Adverbs  ,oben,  unten,  innen'  etc. 
war.  So  mögen  speziell  ass.  lahänu  ,Rücken',  hebr.  pm  , Bauch'  (des 
Tieres),  eigentlich  ,hinten'  (aus  ,unten')  und  ,unten'  bedeuten  und 
mit  dem  aus  diesen  Adverbien  abgeleiteten  Verben  lahänu  ,f allen', 
|n3  ,sich  bücken'  identisch  sein. 

Als  nunmehr  einzelne  so  gebildete  Körperteilnamen,  weil  sie 
zweifach  vorhanden  waren,  als  Duale  verstanden  wurden  und  ihre 
Form  zu  einer  eigenen  Dualform  ward,  blieb  im  Hebräischen  inner- 
halb der  Analogie  der  dualisch  gedeuteten  Formen  die  Endungs- 
form a(j)im  alleinherrschend,  während  die  Lautformen  am,  am  (aste?, 
DPin  p.  DPin),  öm  (niann  etc.),  im,  um  (d''b),  ön  (p»b  etc.)  sich  nur  an 


Ortsnamen,  Körperteiln,  u.  Richtünqsbezeichnunqen  adf  JLv.    229 

solchen  Körperteilnamen  erhalten  haben,  die  von  der  ausgleichenden 
Wirkung  der  dualischen  Analogie  unberührt  blieben.  Im  Assyrischen 
und  Nord-  und  Südarabischen  dagegen  kommt  auch  an  den  dualisch 
gedeuteten  Formen  neben  der  dem  hebr.  a(j)im  entsprechenden 
Endungsform  en  (vgl.  ass.  Inen,  iden  etc.,  beim  Zahlwort:  Sitten, 
kilallen)  auch  die  Lautform  an  (ass.  inän,  idän  etc.)  vor,  die  im 
Schriftarabischen  freilich  sekundär  von  den  Singularen  auf  an  durch 
die  Endung  (än)i  unterschieden  ist.  Nur  im  Schriftarabischen  ist 
eine  weitere  Differenzierung  der  Formen  -än(i)  und  ain(i),  en  für 
verschiedene  Kasusfunktion  (Nom.  -äni,  Akk.  Gen.  aini)  erfolgt. 

Als  Beispiel  der  doppelten  Entwicklung  eines  Ortsadverbs  zum 
Adjektiv  auf  an,  ön  einerseits,  zum  scheinbar  dualischen  Körper- 
teilnamen auf  an,  en  andrerseits  sei  noch  ass.  rlsän,  rlsen,  risln 
, Haupt'  nachgetragen,  dessen  dualische  Form  ebenso  auf  das  Adverb 
rlsan  ,zu  häupten,  obenan'  zurückgeht,  wie  die  des  hebr.  Adjektivs 
pWKi  , obenan,  erster'. 

Auch  die  oben  S.  172  offen  gelassene  Frage,  warum  die  adver- 
bielle  Endung  a(j)im  gerade  an  zweiteiligen  Singularen  so  häufig 
auftritt,  ist  nunmehr  erledigt,  da  a(j)im  nur  eine  innerhalb  der 
dualischen  Analogie  herrschend  gewordene  Lautform  der  Endung 
bildet,  die  in  verschiedenen  Ausprägungen  auch  sonst  nicht  minder 
stark  verbreitet  war. 

panänu  ,vorn',  arkänu  , hinten',  p^ip  ,vorn'  und  speziell  auch 
,östlich'  etc.  sind  ihrer  Bedeutung  nach  auch  Bezeichnungen  der 
Windrichtung  und  konnten  auch  in  dieser  Bedeutung  den  Mittel- 
punkt einer  Analogie  bilden.  Dieser  gehört  im  Hebräischen  zumindest 
pBX  ,Norden'  (urspr.  , hinten?')  an,  wozu  das  Verbum  jes  ,nach  hin- 
ten tun,  verbergen'  ebenso  gehören  kann  wie  ass.  labänu  ,fallen' 
zu  labänu  ,unten,  hinten,  Rücken*,  hebr.  jnj  ,sich  bücken'  zu  pna 
,unten,  Bauch  (des  Tieres)',  während  oi-i'i,  syropal.  und  jüd.-aram. 
^{ö^-n  die  Form  öm  zeigen.  Die  Endung  an  hat  auch  ass.  istänUy 
iltänu,  daraus  talm.  KjnoK  ,Norden';  rechts  und  Süden  heißt  hebr. 
nur  pö",  doch  weist  •'jö''  ,dexter'  wie  jot  ,der  Süden'  auf  die  in 
äth.  f^"}:  erhaltene  Form  auf  an  zurück.  Zu  äth.  ii'^ti  vgl. 
NöLDEKE,  Neue  Beiträge  82.  In  weiterem  Zusammenhange  mit  dieser 
Gruppe    stehen    die    dualischen    Richtungsbezeichnungen    ass.  sitan 


230   XI.  Laut-  u.  BBDBUTüNGSBNTwiCKLUNa  D.  Akküsativform  auf  an. 

, Sonnenaufgang',  arab.  ^^^uy-i^x.  und  j^lS^i-o,  hebr.  onns  , Mittag,  Ze- 
nith'  und  D^aij?  , Sonnenuntergang,  Westen'. 

Auch  an  den  Stoffnamen  kommt  neben  den  oben  Kap.  IV 
besprochenen  lautlichen  Entwicklungen  auch  die  Form  -an,  -ön  vor. 
So  stehen  also  in  Zusammenhang  mit  jenen  Stoffnamen  mit  zum  Teil 
kollektiver  Bedeutung  auf  hebr.  -am  (dpd5;  Dnz^ni,  Dne,  d::  etc.), 
-a(j)im  (oTiirn;,  d%"2),  ass.  -a-an,  bezw.  -dm,  -ä,  -a  etc.  auch  hebr.  jrwnj 
, Kupfer  (=  Kupferschlange)',  |n'>rB  , Flachs'^  pia-i  , Granatapfel',  pM 
,Dinkel',  nhbr.  p-iy  , Grütze'^  etc.,  selbst  urspr.  wohl  kollektive 
Tiernamen  wie  pnx  , Eselin'  etc.,  ass.  Stoff-,  Pflanzen-  und  kollektive 
Tiernamen  wie  alappänu  ,eine  Bierart'  (Hrozny,  Getreide  55  u.  ö.), 
asnänu  ,Brot,  Getreide',  kamänu  , Kuchen'  etc.,^  die  Baumnamen  da- 
cZä?iw  (Muss-AuNOLT  241f.),  dupränu,  dalabänu,  haldappänu,  papänu, 
sillibänu,  qutuppänu,  sallapCmu,  surmänu^  etc.  der  Reptilname  zizänu, 
atänu  , Eselin',  mlränu  (Delitzsch,  HWB39Ib)  ,junger  Hund'  etc., 
welche  Formen  bezeugen,  daß  -a-an  etc.  nach  Stoffnamen  im  Assy- 
rischen in  der  Tat  eine  Endung  am  Wort  darstellen.  Auch  im  Ara- 
mäischen und  Arabischen  sind  Stoff-  und  Kollektivnamen  auf  an 
sehr  häufig. 

Auf  die  Lautform  an  (ön)  beschränkt  ist  in  den  meisten  Spra- 
chen die  Bedeutung  einer  Diminutivendung.  Indes  ist  eine  Dimi- 
nutivbedeutung der  Endung  an,  ön  nur  an  recht  wenigen  der  bei 
Brockelmann,  Grundriß  I  394  f.  aufgezählten  Beispiele  deutlich  aus- 
geprägt, während  in  vielen  anderen  Fällen  nur  grammatische  Kate- 
gorisierung  die  an  einzelnen  Beispielen  hervortretende  Diminutiv- 
bedeutung analogisch  noch  über  den  Rahmen  der  Analogietätigkeit 
der  Sprache  hinauszutragen  versucht.    Denn  auch   an   den   sicheren 


^  Auch  dem  oben  S.  79  besprochenen  seam,  sea-an  ,Getreide,  Gerste'  ent- 
spricht vielleicht  auch  eine  Form  auf  an  in  dem  nordpalästinischen  (darum  2?  für 
südpal.  nx'i')  Ortsnamen  fKi*  n'3,  jö  n'3,  {©  n'S,  bit  säni  in  Amarna  etc.,  an  den  in 
diesem  Zusammenhange  Herr  Dr.  L.  Freund  mich  erinnert  und  den  man  wohl 
mit  on^  n'3  vergleichen  darf. 

2  Identisch  mit  ass.  arsänu,  vgl.  Hrozn^,  Getreide  105,  aber  wohl  auch  har- 
sänu  nach  der  Schreibung  he-ar-za-na  B.  E.  XV  169,  1.  Vgl.  Torcztnek,  Tempel- 
rechnungen 88. 

^  Vgl.  hebr.  o'j^s,  GESEN.-BiiriL  s.  v.,  HnozN'i^,  Getreide  59. 

*  Vgl.  HoLMA,  Kl.  Beiträge  (s.  Index). 


StOFPNAMEN,    KOLLEKTIVA    ÜKD    DlMlNUTlVA    AUF    Alf.  231 

Beispielen  beruht  die  Diminutivbedeutung  der  aus  der  Akkusativform 
hervorgegangenen  Endung  nicht  auf  einer  etymologischen  Urbedeu- 
tung derselben.  Auch  hier  bietet  sich  vielmehr  die  Erklärung  der 
Bedeutung  der  Endung  an  aus  der  Analogie  solcher  Formen,  die 
vermöge  ihrer  Eigenbedeutung  Diminutiva  waren.  So  sind  z.  B. 
die  von  Brockelmanü  a.  a.  0.  angeführten  "^omanischen  Formen  sicei- 
jäne,  tissüne  ,ein  wenig',  wie  wohl  auch  hehr.  |D[^.  jbp^  (^gl-  arab.  LS,  ep 
Ez.  16, 47)  , klein',  mehri  wuqaten  in  he  dr  wuqaten  kos  §i  mahalis  ,nur 
eine  Zeit  (und)  alles  ist  zu  Ende'  (Jahn  141,  2)  vermöge  ihrer  Eigen- 
bedeutung oder  (icuqaten)  vermöge  ihrer  mehr  oder  minder  häufigen 
Anwendung  in  einem  speziellen  Gebrauch  Diminutiva,  wonach  auch 
manche  andere  von  den  vielen  Wörtern  auf  an  analogisch  als  Dimi- 
nutiva umgedeutet  und  endlich  auch  neue  Diminutivformen  auf  an 
gebildet  werden  konnten.  Dies  gilt  auch  von  den  Tiernamen  auf  tn, 
PI.  ijön  im  Mehri  (Bittner,  Studien  I  §  27;  82;  Rhodokanakis,  Zur 
Formenlehre  des  Mehri  18),  die  gleichfalls  nur  in  analogisierender 
Betrachtung  nach  Wörtern  wie  qallijen  ,Kinder',  die  vermöge  ihrer 
substanziellen  Bedeutung  Diminutiva  sind,  als  Verkleinerungsformen 
erscheinen  können.  In  diesen  Formen  dürfte  übrigens  der  Singular 
auf  In  erst  nach  anderen  Analogien  sekundär  aus  der  kollektiven 
Form  auf  (ijön  als  nomen  unitatis  entstanden  sein.^ 

Auch  in  Bezug  auf  ihre  Lautgestalt  haben  die  Adverbia  auf 
an,  an  bei  ihrer  Umwandlung  in  Substantiva  und  Adjektiva  Verän- 
derungen erlitten,  die  zum  wesentlichen  Teile  wieder  auf  —  durch 
die  Analogie  der  Bedeutung  vermittelte  —  Einwirkung  formaler 
Analogien  zurückzuführen  sind  und  die  es  verschuldet  haben,  daß 
die  ursprüngliche  Identität  von  Wörtern,  die  sekundär  andere  Wege 
der  Laut-  und  Bedeutungsentwicklung  eingeschlagen  haben,  vielfach 
noch  nicht  erkannt  ist. 


*  Das  i  vor  der  ,Pluralendung'  (i)ön  ist  meines  Erachtens  in  der  Tat  am 
ehesten  aus  Rückbildung  (d.  h.  Analogie)  aus  dem  Sg.  auf  in  zu  erklären.  Als 
Analogie,  die  zunächst  an  einem  Beispiel  entstanden  sein  mag,  beschränkt  sich 
diese  Erscheinung  im  Gegensatz  zu  der  ausnahmslosen  Geltung  von  Lau^esetzen 
auf  eine  bestimmte  Gruppe  verwandter  Nomina,  ohne  überall  dort  eintreten  zu 
müssen,  wo  die  gleichen  lautlichen  Bedingungen  gegeben  sind.  (Gegen  Rhodo- 
kanakis a.  a.  O.) 


232     XI.  LaDT-ü.  BBDEUTUNaSENTWICKLUNG  D.  AkKUSATIVPORM  AUF Xy. 

So  konnte  z.  B.  ein  ursprüngliches  Adverb  der  Form  fa  lau,  hezw. 
bei  kürzeren  Wörtern  der  Form  faan  und  noch  leichter  die  daraus 
durch  Dehnung  der  betonten  Endung  entstandene  Form  falän,  hezw. 
faän,  je  nach  den  in  den  Einzelsprachen  geltenden  Lautgesetzen  zu 
fi^läiij  fulän,  hezw.  fi'^ an,  fu  an  dissimiliert  werden.  Die  Verschieden- 
heit der  Nominalformen  in  den  Einzelsprachea  geht  in  solchen  Phallen 
also  auf  lautliche  Entwicklung  einer  Grundform  zurück.  So  stellen 
hebr.  jlia,  ]W^  die  ursemitische  Form  dar  zu  arab.  girän(un)^  lisän(un), 
aram.  g'röna,  lissäna,  ass.  giränu,  lisänu,  in  welchen  Sprachen  wohl 
infolge  einer  Verschiedenheit  des  Sprechtempos  die  Dissimilation 
auch  in  diesen  Fällen  eingetreten  ist.  Im  Hebräischen  seihst  ist  die 
Dissimilation  im  Adjektiv  stärker  durchgeführt  als  im  Substantiv, 
so  daß  dasselbe  Adverb  im  Nomen  z.  B.  jlnj,  im  Adjektiv  |l"it  lautet. 
Dissimilation  zu  u  zeigt  z.  B.  schon  im  Adverb  hebr.  n^s  ,ganz, 
alle*  (oben  S.  128),  arab.  killen^  killin  im  'Oman  aus  *kullan,  die 
dem  älteren  ass.  kal(l)ama  entsprechen,  hebr.  Disn  (oben  S.  82)  neben 
arab.  tamäm,  während  das  weibliche  hebr.  kallötäm  umgekehrt  im 
Assyrischen  kullatan  lautet.  Dissimilation  zu  i  vor  verschiedenen 
Formen  der  Akkusativendung  erklärt  z.  B.  auch  den  Vokal  von 
ass.  kinanna  ,so'  (S.  32),  minam  ,wie,  was?*,  »,^^,  hebr.  D^;?ä  .Inneres*, 
D^nn  , Mühle'  neben  kanamma,  manam,  (j*-<,  »^=*-j,  öni.  Auf  solche 
Dissimilation  gegenüber  der  betonten  Endung  und  nicht  auf  An- 
fügung derselben  an  ursprüngliches  qitl,  qutl  dürfte  wohl  der  größte 
Teil  der  Formen  qitlän,  qutlän  im  Semitischen  zurückzuführen  sein. 
Aber  auch  bei  Beurteilung  anderer  Veränderungen  der  Nominalform 
vor  an  (vgl.  z.  B.  die  Schärfung  einsilbiger  Wörter  wie  ühs,  Dian,  aen 
gegen  kaläm(a),  arab.  tamäm,  hamäm,  ferner  auch  der  Entstehung 
von  Formen  wie  quttalän,  hebr.  qittälön)  wird  die  lautliche  Ein- 
wirkung der  folgenden  betonten  Endung  an  mit  in  Rechnung  ge- 
zogen werden  müssen. 

Von  den  lautlichen  Veränderungen  der  Endung  an  selbst  sei 
hier  zunächst  eine  ausführlicher  besprochen,  die  eine  Veränderung 
des  Wortstammes  zu  sein  scheint  und  deren  Erklärung  von  prinzi- 
pieller Bedeutung  ist: 

N.  Rhodokanakis  hat  in  seinen  jüngst  erschienenen  Studien  zur 
Lexikographie  und  Grammatik  des  Altsüdarabischen  zum  erstenmal 


Vekähderung  d.  Form  auf  äs  d.  Dissih.  d.  zweiqipfl.  Akzent.     233 

die  Tatsache  festgestellt,  daß  auch  im  Semitischen  wie  auf  an- 
deren Sprachgebieten  doppelgipflige  (zirkumflektierende)  Akzen- 
tuierung^ (üher)langer  Vokale  eine  wichtige  Rolle  spielt,  und  diese 
Erkenntnis  für  eine  Reihe  von  Erscheinungen  besonders  auf  dem 
Gebiete  des  Altsüdarabischen  wie  unter  den  modernen  ^fahradialekten 
im  Soqotri  mit  Erfolg  nutzbar  gemacht,  in  denen  die  Wirkung  dieser 
Akzentuierung  zur  Vermehrung  des  Wortstammes  um  '  oder  h  führt. 
Als  Hauptursache  für  die  Überlänge  und  doppelgipflige  Akzen- 
tuierung im  Semitischen  wird  sich  uns  die  rhythmische  Analogie 
ergeben,  der  rhythmische  Zwang,  kürzere  Wörter  in  einem  gleichen 
Zeitraum  mit  längeren  zu  sprechen,  der  ja  auch  z.  B.  im  Gesang 
zur  Zerdehnung  von  Vokalen  zwingt. 

Den  daraus  sich  entwickelnden  lautlichen  Vorgang  im  Süd- 
arabischen erklärt  Rhodokanakis  folgendermaßen :  , Urlange  und  ton- 
gedehnte Silben,  die  vor  Abfall  der  Flexionsendungen  m,  i,  a  in  der 
vorletzten  Silbe  waren,  hatten  zweigipfligen  Akzent  .  .  .  Aus 
diesen  einsilbigen  Gruppen  mit  Doppelgipfel  sind  im  Soqotri  zwei- 
silbige Verbindungen  hervorgegangen;  wie  zwischen  zwei  Vokalen, 
die  verschiedenen  Silben  angehören,  konnte  sich  also  auch  hier  ein 
Gleitlaut  einschieben.  Dieser  Gleitlaut  war  meist  ä,  selten  blieb  die 
zweite  Silbe  leise  eingesetzt*  (S.  13  f.).  In  einzelnen  Fällen  ist  ,ur- 
sprünglieh  bloß  den  Vokalübergang  bildendes  h  als  Positionslaut 
zunächst  in  solchen  Wörtern  erhalten  geblieben,  die  kurz  oder  zwei- 
radikalig  waren*   (S.  26).'     Abgesehen  von    Stammsilben   liegen   die 

^  Vgl.  Sievers,  Phonetik  §  280  flf.;  Hrex,  Handbach  der  griechischen  Laut- 
und  Formenlehre  §  84 :  ,Der  Zirkamflex  ist  zusammengesetzt  aus  Akut  und  Gravis, 
er  war  also  auf-  und  dann  absteigend  /\.'  Im  Deutschen  ist  zweigipflige  Betonung 
besonders  deutlich  hörbar  in  emphatisch  gesprochenen  Fragepartikeln  wie:  ,wd-asl 
ao-b?^  etc. 

*  Rhodokasakis  zitiert  hier  Nöldeke,  Neue  Beiträge  111:  .Bildete  man  aber 
weitere  Ableitungen  von  solchen  Wörtern,  so  mußte  man  in  vielen  Fällen  not- 
wendig einen  dritten  Radikal  annehmen;  meistens  war  das  ein  schwacher,  oder 
ein  h,  oder  man  verdoppelte  den  zweiten  Radikal.'  Diese  Erklärung  Nöldekes  ist 
nicht  einwandfrei  und  zur  Stütze  von  Rhodokaxakis'  Annahme  nicht  nötig.  Denn 
während  nach  R. /t  aus  lautlicher  Notwendigkeit  zunächst  im  Vokalübergang 
entsteht  und  von  da  aus  erst  in  andere  Formen  tritt,  scheint  es  nach  Nöldeke,  als 
ob  ein  fehlender  Konsonant  beliebig  gewählt  werden  konnte,  und  es  bleibt  un- 
klar, warum  meistens  ,8chwache'  Konsonanten  oder  h  angefügt  wurden.  S.  aber 
unten  S.  238. 


234   XL  Laut-  u.  Bbdeutungsentwicklunq  d.  Akküsativform  auf  an. 

Spuren  zweigipfligen  Akzents  im  Altsüdarabischen  wie  im  Soqotri 
übereinstimmend  vor  allem  in  der  lang  vokaligen ,  zweigipfligen  En- 
dung des  männlichen  und  weiblichen  gesunden  Plurals  zutage.  ,In 
beiden  Sprachen  tritt  sie  [die  langvokalige,  zweigipflige  Endung] 
auch  an  innere  Pluralformen  und  bildet  gemischte  Plurale'  (a.  a,  0. 
54).^  Ich  führe  je  ein  Beispiel  an:  soq.  Plur.  m.  '^almehin  !>  *^alnitn 
zu  Sg.  ^alm  , Zeichen'  (S.  17)  gegenüber  altsüdar.  jnia"  >  *jamtn 
fhebr.  D'-a"')  ,Tage*  (S.  38);  soq.  hawi-o  ,nigra',  pl.  f.  hawrheten  (S.  24) 
gegen  altsüdar.  3nnri3i<  ,  Frauen'  (S.  39);  soq.  rimdehon  zu  rimid 
, Asche'  (S.  26)  gegen  altsüdar.  pl.  st.  constr.  \"isK  ,Väter'  (S.  43). 
Von  ebenso  zu  beurteilenden  Erscheinungen  aus  anderen  semitischen 
Dialekten  finde  ich  bei  Rhodokanakis  notiert  die  Analogie  in  der 
Behandlung  überlanger  Silben  des  Altnordarabischen,  vgl.  Nöldeke, 
Zur  Grammatik  8^  und  die  von  letzterem  bei  Rhodokanakis  30  an- 
geführten weiteren  zerdehnten  Formen  wie  JUJ'l,  J^-^),  sowie 
arab.  C^l^\,  das  schon  Hommel,  Südarab.  Chrestomathie  §  70  zum 
ba^ramautischen  TiüaK  , Väter'  verglichen  hat. 

Die  hier  im  Südarabischen  nachgewiesene  zweigipflige  Aus- 
sprache bestimmter  Endungen  ist  aber  nicht  erst  auf  einzelsprach- 
lichem Gebiet  erfolgt.  Sie  muß  vielmehr  noch  auf  ursemitischem 
Gebiet  eingetreten  sein,  da  auch  die  anderen  semitischen  Sprachen 
in  denselben  Formen  einerseits  entsprechende  oder  andrerseits  solche 
Bildungen  aufweisen,  die  selbst  nur  aus  einer  zweigipfligen  Aus- 
sprache dieser  Endungen  erklärbar  sind.^ 

Zweigipflige  Aussprache  der  Endungen  des  pl.  m.  und  f.  be- 
weisen im  Arabischen  die  Plurale  wie  OLp>\  , Mütter',  OLf.^e  , Hölzer', 


^  Die  Wandlungen,  welche  diese  Formen  weiterhin  durchgemacht  haben, 
muß  ich  hier  übergehen  und  verweise  dafür  auf  Rhodokanakis'  ausführliche  Dar- 
stellung  sowie   auf  das  bei  diesem  von  Bittner  notierte  Material  aus  dem  Soqotri. 

*  Dort  vor  allem  Beispiele  für  Zerdehnung  von  langem  Vokal  vor  ge- 
schärften Konsonanten,  besonders     \Iä3\  !>  JL»s\. 

'  Es  sei  ausdrücklich  bemerkt,  daß  die  folgenden  Bemerkungen  nur  auf 
einen  Weg  zur  Lösung  mannigfacher  miteinander  zusammenhängender  phonetischer 
Probleme  aufmerksam  machen  wollen,  ohne  eine  auch  nur  annähernd  vollständige 
Darstellung  aller  hieher  gehörigen  Erscheinungen  zu  beabsichtigen,  die  hier  nur 
gelegentlich  im  Zusammenhange  der  Nominalform  an  gestreift  werden.  Viele  ver- 
wandte Erscheinungen  vor  anderen  Endungen  werden  auch  erst  bei  Besprechung 
dieser  mit  zur  Sprache  kommen. 


Entst.  d.  Gleitlaute  ',  h,  w,  j  in  zweigipfl.  betokten  Silben.    235 

0^-^-*-  .Jahre*  (vgl.  Nöldeke,  Neue  Beiträge  110),  aram.  xrirrsK 
, Väter',  jnor,  Wrröe?  ,Nameü',  U^»!-»!  ,Hände',  Knn»:«  , Mägde',  srno-x^ 
, Mütter',  wonach  v!Sr\ii)<  und  nachbiblisches  ninas*  (vgl.  auch  das  Ab- 
straktum  inox  ,Magdschaft')  phön.  nn^n  ,Türen'  (s.  Nöldeke  a.  a.  0.).  * 
Die  Stelle  des  gehauchten  Einsatzes  nimmt  im  Hebräischen  aber 
gewöhnlich  leiser  Einsatz  ein.     So  erklären  sich  Plurale  wie  CKne' 

O  •    T   : 

ZU  Sg.  -n?,  CKB")  , Unterwelt'  (fl-isn),  nhbr.  C'htscrr,  psi^n  zu  Sg.  'i'n  etc. 
gegen  zh^  :  ^Ss,  nhbr.  n1"iB  :  "ns  etc.,  fem.  niKja  Neh.  12,  44,  pl.  zu 
njp,  nhbr.  nlKi;^»  :  rnipa,  nlKB^pp  :  nrpa,  lysvh^bt  :  rii'f  S??,  nlKitn'na  :  pn-ia 
u.  V.  a.  m.  Im  Aramäischen  des  bab.  Talmud  haben  nach  Margolis, 
Lehrbuch  §  20  k  besonders  Nomina  der  Form  qätöl(ä)  wie  "KTäk, 
■'WiBD  durch  X  erweiterte  Pluralformen. 

Solche  Formen  finden  sich  zumeist  an  kurzen  (zweiradikaligen) 
Wörtern,  wo  eine  rhythmische  Veranlassung  für  die  doppelgipflige 
Akzentuierung  der  Endung  von  vornlierein  gegeben  war.  Sollte  ein 
kurzes  Wort  in  syntaktischer  Parallele  mit  einem  längeren  (und 
dies  war  die  größere  Anzahl  der  semitischen  Wörter)  gesprochen 
werden,  dessen  Form  als  gleichartig  empfunden  wurde  (etwa  *mi- 
nät^  neben  sadaqät),  so  konnte  es  leicht  in  gleichem  Rhythmus  ge- 
sprochen werden,  was  nur  bei  zweigipfliger  Aussprache  des  betonten 
Vokals  geschehen  konnte,  gleichwie  etwa  wir  im  Liede  die  Silben- 
zahl des  Wortes  durch  zweigipflige^  bezw.  doppelte  Aussprache  der 
Vokale  dem  Rhythmus  der  Melodie  anpassen. 

In  anderen,  den  besprochenen  genau  analogen  Formen 
in  diesen  und  anderen  semitischen  Sprachen  findet  sich 
an  der  Stelle,  wo  im  Altsüdarabischen  und  im  Soqotri 
zweigipflige  Aussprache,  bezw.  als  dessen  Folgewirkung 
eingeschobener  leiser  oder  gehauchter  Einsatz  steht,  ein 
eingeschobener,  als  Gleitlaut  entstandener,  schwacher  Kon- 
sonant: w  oder  j. 

^  Vgl.  Margolis,  Lehrbach  der  aramäischen  Sprache  des  babylonischen  Tal- 
muds 29. 

*  Ebenfalls  durch  Zerdehnung  zu  erklären  ist  z.  B.  das  h  von  cm;« 
neben  c'sk. 

'  Nur  diese  Aussprache  entspricht  dem  Schriftbilde,  während  o^Krc  ein  aus 
p'talm  entstandenes  jftäjim  wiedergibt. 

*  Ursemitische  Form  zu  »tjüo. 


236   XL  Laut-  v.  Bbdedtüngsbntwicklung  d.  Akküsativform  avfän. 

So  bietet  das  Altbabylonische  im  PI.  fem.  Formen  wie  bi-ni-a- 
ti-§u  Kod.  Hamm.  XXVIII  37.  64;  u-ni-a-tim  XIV  a  50;  da-ni-a-tim 
(zu  dannu)  XXVIII  85;  ana  da-ri-a-tim  Unqnad,  Briefe  124,  4  u.  ö., 
das  Assyrische  Formen  mit  uäti  wie  qa-tu-a-te  Müss-Arnolt  936  b; 
a§u-a-ti  Delitzsch,  HWB  108  für  qatäte,  asäti.  Im  Hebr.  ist  niiifp 
eine  ebensolche  Form,^  während  neben  den  besprochenen  neuhebr. 
Pluralen  auf  nis—  ebenso  häufig  Formen  auf  nr  stehen  wie  nross: 
nwa;  nrrpn  :  rrf^a;  nvjtria  :  njrö.  So  steht  auch  neben  mx:a  Neh.  12, 
47:  13,  10  ni'Jö;  neben  o'^Kne  Formen  wie  d'"'"iii  etc.  Ein  Plural  dieser 
Form  ist  ferner  nrnK  , Schwestern'.  Im  Aram.  sind  Plurale  wie  ]p^b, 
]'iZDf  pD"i3,  jT.b>y,  p"""!«,  pKD  etc.  häufig.  Zuweilen  steht  da  aram.  w  neben 
hebr.y,  wie  in  NmnK:  neuhbr.  nrniK,  bibl.  mm«;  smin«,  l-^a-1  neben 
nrn«.  Die  gleiche  Erweiterung  zeigt  die  Abstraktendung  ai  in  ^aJi. 
=  nhbr.  -wn,  ^ai^  =  nhbr.  "sjj,  ^a:^^,  b.  Talm.,  mand.  ""hv,  "'i'h'P 
=  ^^,  hebr.  "^b^^,  der  ,Dual*  ^ohh.,  jüd.-aram.  ■'inn  neben  p-in,  pnnn, 
wie  auch  syr.  ^»a:^.,  jüd.-aram.  ik"?  km  und  ''Hhü,  '"hr^,  dem  arab.  cu^  b, 
aber  anch.  jäla(w)wa,  ^ala(w)wa  Dalman,  Diwan  83 ;  90 ;  Socin,  Diwan  III 
293  entsprechen. 2  Wie  ^oizs.  lautet  auch  die  arabische  Entsprechung 
von  •'Njri:  <Sy^  und  ebenso  sind  andere  Formen  wie  \^y^^  etc.  zu 
beurteilen.  Dem  arab.  tU-*«»  entspricht  im  Minäischen  eine  um  h  er- 
weiterte Form:  nnao;  statt  dieser  findet  sich  im  Sabäischen  die 
Form  mit  w  in  dem  sab.  Gottesnamen  ■'i!2Ü  n,  den  Lidzbarski,  Ephe- 
meris  I  243  ff.  ausführlich  bespricht,  ohne  zu  erkennen,  daß  diese 
Namensform,  neben  welcher  sich  auch  •'»cn  findet,  einfach  ßU-«»  ^> 
(äth.  za-samaj  =  phön.  pv  bv^  etc.)  ist.  Dieselbe  Vermehrung  zeigt 
der  arab.  Plural  <Jl->\^th*o,  der  zu  beurteilen  ist  wie  *^omanisch  kill- 
wethum  ,alle*  (Reinhardt,  Oman  29)  neben  targumisch  pbs,  Esther 
seni  I  2  Ende,  C^\ys^  neben  pSD,  «niBD,  hebr.  mi^tp,  ass.  qatuati, 
asuäti  etc.,  wo  hebr.  niete'  wie  nlitp,  ni3tt>  (Status  constr.)  neben  CAy^ 
das  ursprüngliche  bietet. 

In  diesen  und  vielen  anderen  Fällen,  die  zum  Teil  noch  zur 
Sprache  kommen  sollen,  steht  in  genau  entsprechenden  Fällen  an 
Stelle  des  aus  doppelgipfliger  Betonung  hevorgegangenen   h  oder 

*  Wenn  auch  mask.  'axp  auf  'ixp  zurückgeht,  könnte  ^3=^,  on'j?'?;  maa-i,  '33i 
ähnlich  auf  rih'we,  lib'we  (vgl.  aram.  ps^,  pai)  zurückzuführen  sein;  vgl.  ass.  loabälu 
neben  babälu,  arab.  ßb»  neben  ass.  bubatu  etc.  *  S.  dazu  später. 


Entst.  d.  Gleitlaute  ',  h,  w,  j  in  zweigipfl.  betonten  Silben.    237 

ein  bisher  unerklärtes  w  oder  j.^  Die  bisherigen  Versuche,  einzehie 
dieser  Erscheinungen  zu  deuten,  erweisen  sich  gegenüber  der  Be- 
trachtung ihres  weiteren  Zusammenhanges  als  verfehlt.  So  erklärt  z.  B. 
Brockelmann,  Grundriß  I  444  u.  a.  die  aramäischen  Plurale  auf  tcän, 
icäta,  bezw.  jän^  jäta  als  Analogiebildungen  zu  den  Pluralen  der 
Abstrakta  auf  üt  und  it.  Dieselbe  Endung  wie  bei  yh'z,  Kmec  findet 
sich  indes  im  Arabischen  killtcet,  safawät(un)  wie  samaicät(un)j 
sanawät(un)j  ^idaicät(un)  etc.,  wo  es  Abstrakta  auf  It  oder  üt  nicht 
gibt  und  diese  Formen  neben  sanahät(un) ,  '^idahät(un)  stehen;  im 
assyr.  qatuäti,  bezw.  altbab.  dariäti,  während  dort  auch  als  Plural  zu 
unütu  etc.  nur  unäti  und  selbst  uniäti  verwendet  wird.^  Der  Einschub 
von  tc  findet   sich   im  Aramäischen   wie   im  Arabischen  ebenso  in 

y  ^  V  V  y  • 

^QjZs.,  >-»ai,^.,  ^aiii»,  ^o^\  «-»o^j  arab.  (3>*J",  südarab.  ""lau  etc.,  wo  an 
eine  solche  Analogie  nicht  zu  denken  ist. 

Für  diesen  unerklärten  Einschub  schwacher  Konsonanten  er- 
gibt sich  die  Erklärung  ohneweiters,  da  man  annehmen  darf,  daß  nicht 
nur  auf  südarabischem  Gebiet,  sondern  noch  im  Ursemitischen  diese 
Endungen  doppelgipflig  gesprochen  wurden,  sodaß  zwischen  beiden 
Vokalen  ein  Gleitlaut  entstand,  der  nicht  nur  zu  \  h,  sondern  noch 
leichter  und  darum  häufiger  zu  j  oder  w  werden  konnte.^  Formen 
wie  0\yU*j,  0\>>i»e;  nv»,  aram.  xm»,  pD-13  etc.  können  nicht  unab- 
hängig von  OLf-^Uj,  o^-^oÄ,  rnK:ö,  niKCS  etc.  beurteilt  werden;  muß 
für  diese  Formen  gegenüber  ni:ir  etc.  nn^n  gegen  ass.  däläti  etc. 
doppelgipflige  Aussprache  angenommen  werden,  dann  muß  auch  die 
Erklärung  jener  damit  rechnen.  Der  Vorgang  ist  wieder  etwa  fol- 
gender: Besonders  in  kurzen  Wörtern  führte  rhythmische  Analogie 
der  zahlreicheren  längeren  formverwandten  Wörter  zu  zweigipfliger 
Aussprache  des  wegen  des  rhythmischen  Zwanges  überlang  gewor- 
denen Vokals.  Aus  der  Folge  v(okal)^-v^  ward  so  Vj-mj-üj,  bezw. 
Vj-j-Vj  über  fj-'-Vj,  wie  bes.  im  Minäischen  und  im  Soqotri  Vj-Ä-Vg. 
Ob  im  Hiatus  \  h,  w  oder  j  eintreten  soll,  wird  gewiß  mit  durch 
die  mehr  labiale,  bezw.  palatale  oder  laryngale  Artikulationsweise 
der  einzelnen  Dialekte  mitbestimmt,  die  wieder  zu  verschiedenen 
Zeiten  verschieden  sein  kann  und  sonst  auch  auf  die  Vokalfärbung 

'  Gegen  Barth,  ZDMG  XLI  623f.  s.  Nöldkke,  Neue  Beiträore  110. 

'  S.  zu  diesen  Pluralformen  später.        '  Vgl.  Brockeluann,  Grundriß  I  §  39. 


238   XI.  Laut-  u.  BEDEUTUNasENTwiCKLUNG  d.  Akkusativform  auf  an. 

von  Einfluß  ist.  So  dürfen  wir  z.  B.  die  Artikulationsweise  des 
Babylonischen  der  Hammurapizeit  als  palatalisierend  (stets  iäti  nie 
uäti)  des  Assyrischen  der  Sargonideuperiode  (meist  ä  >  ua)  als  vor- 
wiegend labialisierend,  des  Soqotri  als  laryngalisierend  bezeichnen. 
Infolge  der  halbvokalischen  Natur  von  tv  nndj  und  ihrer  Einwirkung 
auf  den  vorausgehenden  Vokal  wird  v^-w-V2,  bezw.  v^-j-v^  leicht  und 
oft  weiter  zu  (u)w-v^,  bezw,  fi)j-v^.  Das  im  Vokalübergang  als  Gleit- 
laut entstandene  w  oder  j  kann  zum  Positionslaut  werden,  wird  dann 
als  wesentlicher  Bestandteil  des  Wortes  empfunden,  der  auch  in 
solchen  Formen  erhalten  bleibt,  wo  die  Entstehung  eines  solchen 
Lautes  phonetisch  nicht  notwendig  wäre.  Die  Vermehrung  kurzer 
(im  semitischen  als  ein-  oder  zweiradikalig  empfundener)  Wörter 
um  *,  Ä,  w  oder  j,  für  die  Nöldeke,  Neue  Beiträge  109 — 178  reich- 
liche Beispiele  bietet,  im  In-  und  Auslaut  entstand  überall  auf 
die  Weise,  daß  infolge  rhythmischer  Analogie  zu  längeren  (drei- 
radikaligen)  Wörtern  der  Vokal  einer  Form  überlang  und  darum 
doppelgipflig  gesprochen  wurde,  worauf  im  Vokalübergang  ',  A,  w 
oder  j  zunächst  als  Gleitlaut  entstehen  mußte.  Die  Erklärung  von 
um  ^,  h,  w  oder  j  erweiterten  kurzen  Bildungen  hat  also  jene  Wort- 
form aufzusuchen,  in  welcher  ein  solcher  Gleitlaut  auf  phonetischem 
Wege  entstehen  mußte  und  von  wo  aus  die  Erweiterung  erst  in 
die  anderen  Formen  trat.^  Es  wird  dies  stets  eine  Form  sein,  die 
in  der  Silbe,  wo  der  schwache  Konsonant  entstand,  einen  Lang- 
vokal aufwies. 

Von  vielen  hiehergehörigen  Erscheinungen  möchte  ich  folgen- 
des hervorheben:  das  assyrische  Präsens  (das  dem  westsemitischen 
transitiven  Perfekt  entspricht)^  der  ,Verba  mediae  w  und  j^  im 
Grundstamm  ikän  steht  in  rhythmischer  Analogie  zu  längeren  For- 
men wie  ikasad  und  mußte  darum  wohl  wie  ika-an  gesprochen 
werden ;  ^  daraus  entwickelten  sich  im  Altbabylonischen  über  ikajan 
Formen  wie  i-ri-a-ah  Kod.  Hamm.  VI  66  u.  ö.,  i-hi-a-at  XVI r  46  etc., 
da    dieses    auch    sonst    palatalisierende   Aussprache    zu    bevorzugen 


^  Einige   Beispiele    solcher   Erklärung   erweiterter  Wörter    s.  im   Weiteren. 
Vgl.  auch  unten  zu  den  schwachen  Verbalklassen. 
'^  Vgl.  m.  Nachweis  ZDMG  LXIV  297. 
^  Vgl.  schon  Delitzsch,  Gramm.  163. 


Entst.  d.  Gleitlaute  ',  s,  w,  j  in  zweigipfl.  betonten  Silben,    239 

scheint  (vgl.  noch  Utiat  für  istät,  baltiat  für  baliat,  bi-ar-mu-um 
WZKM  XXVIII  462  für  barmum  etc.);  ebenso  virird  der  Infinitiv 
känu  in  rhythmischer  Anlehnung-  an  kasädu  zu  *ka-ä-nu,  woraus 
im  Althab.  ri-a-ha-am  Schork,  Urkunden  309,  19;  a-na  di-a-si-im 
Kod.  Hamm.  XXII  91,  94.  97  etc.  entstehen.  Im  Assyrischen  der 
Sargonidenzeit  entwickeln  sich  solche  Formen  wie  i-ti-ab-H,  ni-si- 
at  selten;  meist  entsteht  im  Yokalübergang  ika-an  der  labiale  Gleit- 
laut w  wie  in  a-mu-at,  ta-mu-at,^  i-tu-a-ra,  i-du-ak,  im  Infinitiv  du- 
a-ki  für  däki  (vgl.  Ylvisaker,  Zur  Grammatik  49),  tuaru  für  täru 
oft  in  assyrischen  Rechtsurkunden.  Diesen  assyrischen  Präsens- 
formen entsprechen  genau  aram.  laa  =  arab.  *^  , wollen',  hehr,  nis, 
aram.  -»o ,  =  arab.  ^^  , schreien'  der  aram.  urspr.  Inf.  xnit  =  arab. 
S\j,  |?Qjr  =  hebr.  ilD  (ursem.  säd)  etc.  In  den  hebr.  und  aram.  Verben 
ist  tc  von  diesen  Formen  aus   in  andere  (iHT.2i^)  eingedrungen. 

Vgl.  ferner  hebr,  ninns^n  (aus  pl.  iinnE^n:  i-iariirn'?)  etc.,  babyl. 
na-ru-i(ja)  für  näri(ja)  Kod.  Hamm.  XXIV  75  u.  ö.,  8a-tu-{(m)  für 
sadlm  Langdon,  Königsinschr.  62,  23.  48;  den  Stadtnamen  ninuä 
{rir:':)  gegenüber  der  älteren,  mit  dem  durch  dasselbe  Ideogramm 
bezeichneten  Götternamen  übereinstimmenden  Form  ninä,  arab. 
Jj);4"  =  J^>  syrisch  arab.  lahijoas  (el  kelb)  =  ^y^  etc.  und  viel- 
leicht auch  einzelne  der  von  Brockelmann,  Grundriß  I  206  f.  an- 
geführten Erscheinungen  von  [partieller]  Labialisierung  oder  Pala- 
talisierung  durch  Antritt  von  w  oder  j.  Endlich  wird  die  Deutung 
des  Gottesnamens  mrr  neben  n-,  i.t  etc.  mit  der  Möglichkeit  einer 
analogen  Entwicklung  zu  rechnen  haben. 

Auch  die  Akkusativendung  und  besonders  deren  gedehnte  Ent- 
wicklungen wurden  besonders  an  kurzen  (zweiradikaligen)  Wörtern 
in  rhythmischer  Analogie  zu  längeren  Formen  vielfach  zweigipflig 
ausgesprochen  und  haben  demgemäß  ebenfalls  zerdehnte,  bezw.  durch 
w,  j  erweiterte  Nebenformen. 

Im  INIinäischen  wie  im  Soqotri  sind  solche  Adverbialformen, 
worin  nicht  etymologisches  h  alte  zweigipflige  Betonung  nachweist. 


^  Im  altbab.  Verbum  wird  a-a  nie  zu  tia.  Die  Form  ivi-mu-a-at  in  dem  von 
Lakgdon,  PSBA  XXXVI  100  f.  edierten  Gesetzesfragment  §A6  entscheidet  darum 
für  ScHORR,  SB  d.  Heidelberger  Ak.  d.  W.  1915  Nr.  4,  5,  der  mit  Recht  annimmt, 
daß  die  Urkunde  unmöglich  der  Hammurapizeit  angehören  kann. 


240   XI.  Laut-  u.  Bedeutungsentwicklunq  d.  Aekusativform  aüp^.v. 

nicht  selten.  Vgl.  z.  B.  soq.  h,arerehen  ,wenig'  (Rhodokanakis  19),  in- 
hem  neben  inem  ,was?'  (21),  kehin  neben  kln  ,viel*,  mhön  ,was?'  (21) 
neben  min.  jna  =  ^^  (52),  min.  :nK  =  hebr.  jx  ,wo?'  etc. 

Besonders  tritt  dies  h  in  jenen  Gruppen  wie  tadhen  ,jeder,  eine', 
koll  '^aigehen  ,jeder  Mann',  koll  kothen  ,]ede  Burg*  etc.  hervor,  wo  die 
Endung  in  distributivem  oder  anderem  Sinne  im  Minäischen  in  der 
Form  jn  sich  vom  Wort  abgelöst  hat.  Danach  weist  wohl  auch  die 
assyrische  Schreibung  a-an,  bezw.  ta-a-an  derselben  Endung  auf 
zweigipflige  Aussprache  des  Vokals.  In  distributiver  Bedeutung  steht 
ähnlich  2  Sa.  23,  6  on^?  für  ahs.  Auch  der  Ablösung  von  arab.  *am, 
''an(na),  äth.  ama,  im,  hen  etc.  als  eigener  Partikel  wird  die  Aussprache 
jaumaan  etc.  vorausgegangen  sein,  wie  ja  ö*^  ©tc.  in  der  Tat  ass. 
kanna  etc.  entspricht  und  soqotri  kehin  ,viel'  aus  ß  »wieviel!*  (im 
Ausruf)  hervorgegangen  sein  mag,  wofür  schon  das  Arabische  ^1J^.'^ 
entwickelt  hat.  Die  für  ass.  mämu  und  samamu,  hebr.  d'ö,  a'^tP  sich 
findenden  Formen  dhö,  öhöd  (37)  haben  auch  in  arab.  ^^j^  ihr  Ge- 
genstück. Auch  das  arab.  U4-«  ,was?*  setzt  ein  *maham  aus  *mäm 
voraus.  Ähnlich  geht  ,»-«-^^  (^gl-  oben  S.  197  Formen  wie  ^y^j^ 
und  (^>j-^  etc.)  auf  zweigipflig  gesprochenes  sutüm,  bezw.  vorarabisch 
sajutäm  zurück.  Wie  das  ursprüngliche  Frageadverb  üv  ,das  Was, 
das  Wesen,  der  Name'  im  Soqotriplural  in  der  Form  sohom  (Sing. 
sem  und  shem)  erscheint,  erklärt  sich  das  substantivische  arab.  o*-^ 
,das  Wesen',  eigtl.  ,das  Was*  neben  dem  arabischen  Frageadverb, 
eSen,  kulUan  etc.  aus  zweigipfligem  §än  >•  saan.  Ebenso  geht  end- 
lich hebr.  kiVa(j)im  , zweifach',  äth.  keVe  ,zwei'  auf  kiläm 
zurück. 

Oben  S.  217  ist  gezeigt  worden,  wie  aus  der  Analogie  von  Ad- 
verbien mit  Demonstrativbedeutung  auf  anna  diese  Endung  selbst 
demonstrativen  Sinn  erhielt  und  sich  endlich  als  eigene  demonstra- 
tive Partikel  (bezw.  weiter  flektiertes  demonstratives  Pronomen)  von 
diesen  Beispielen  ablöste.  Im  Altsüdarabischen  zeigt  sich  die  de- 
monstrative Funktion  der  Akkusativendung  in  einem  eigenen  Status 
demonstrativus  auf  n  in  zahlreichen  Formen,  dem  besonders  das  Alt- 
hacjramautische  die  hauchlauthaltige  Form  jn  vorzieht,  die  in  dieser 
Form  auch  im  Minäischen  und  Sabäischen  vorkommt  (Vgl.  Rhodo- 
kanakis 39  f.). 


Zerdehnte!  Form.  d.  Akkdsativend.  u.  ihker  Entwicklungen.    241 

In  den  anderen  semitischen  Dialekten  scheint  dagegen  «?  oder 
j  im  Vokalühergang  häufiger  zu  sein.  Wohl  mögen  assyrische 
Schreibungen  wie  ka-a,  ka-a-ma  (oben  S.  29)  vielleicht  zerdehnte 
Formen  darstellen  und  auch  x  in  hebr.  naw2?  auf  Entstehung  im 
Vokalübergang  weisen,  so  daß  etwa  altes  maäma,  min.  3nö,  soq.  mhön 
gegenüberzustellen  und  vielleicht  auch  kiam,  miam  als  dissimiliertes 
kaam,  maam  zu  deuten  wären.  Bei  dem  min.  yiK,  3n"'K  ,wer  immer* 
(Rhodokanakis  35)  entsprechenden  a-a-nu  ,wo?*,  bezw.  der  Form  auf 
m  a-a-am-ma,  a-a-um-ma  ,wer?  >  wer  immer'  ist  indes  a-ia-am-ma, 
a-ia-um-ma  als  Übergangsstufe  zu  ia-am-ma-a,  ia-um-ma  belegt.  So 
ist  wohl  auch  kaian  ,immer,  beständig'  nur  eine  nachdrucksvoll  be- 
tonte und  darum  zerdehnte  Form  von  *kän  =  kam,  kiam  ,so'.  Er- 
weiterung um  j  zeigt  femer  ass.  a-a-nu  >  iänu  ,iiichts'  neben  hebr. 
px  (aus  *än),  wozu  wohl  auch  das  von  Rhodokanakis  a.  a.  0.  66  an- 
genommene min.  3.1  ,nicht'  gehört,  ferner  sjropal.  >ak^aa  neben  Dibs, 
jca^^iOs,  ^cnS^".,  pi^s,  das  ursprüngl.  Adverb  p'by  ,oben'  neben  ass.  eZdn;  — 
um  w  die  oben  S.  204  besprochenen  assyrischen  Adverbformen  arha- 
icänu,  kai(a)wänu  (nhbr.  jva),  elaicän,  mehri  fenöwen,  fenowen,  harawen 
>haraun,  aram.  ahwänä  ,zusammen' =  ass.  ahanna  etc.,  wie  wohl  auch 
die  durch  hebr.  D"'inBD  belegte  Aussprache  sipparuam  für  den  Stadt- 
namen Sippara(m). 

Auf  gleiche  Weise  erklärt  sich  nun  der  scheinbare  Einschub 
von  w  und  j  in  vielen  aus  Adverbien  entstandenen  Nominibus  auf 
jän  und  tvän,  wie  bab.  ha-zi-a-mi-um,  ha-di-a-nu-um,  a-hi-zi-a-nu-um, 
la-bi-a-an-sUj  ra-hi-a-nu,  um-mi-a-nu  neben  und  für  kazannu  (spät- 
hebr.  jm),  hadan(n)Uj  ahizänu,  lahänu,  rabänu  (jüd.-aram.  und  nhebr. 
|3n  neben  nhbr.  p'3"i),  ummänu  etc.;  hebr.  \S'''''T\,  ^nn,  \S''iri,  p-j^:,  p-ie 
trins  neben  einfachen  Formen  wie  \to,  y\\n  und  parallelen  Formen 

CO 

wie  pcK,  pon,  pr  usw.,  aram.  Bildungen  wie  pa:^,  aber  mand.  K3vpto 
,Irrtum',  K3"3"itt  b.  Talm.  Gittin  26  b  =  syr.  VLca.^,  arab.  o^^  wie 
hebr.  p^:3  ,Bau'  neben  ass.  bun(n)änu  , Gestalt,  Bau',  Ci^y^j  und  Ü^' 
neben  hebr.  pai  etc. 

Die  Annahme,  p-'-n,  cJ^^j  etc.  wären  durch  sekundäre  Laut- 
entwicklung aus  den  älteren  Formen  \r\r<,  psn  entstanden,  scheint 
wie  die  Erklärung  der  Endung  von  o'attr  und  wü  aus  alten  Akkusativ- 
formen auf  am  •>  a(j)im  mit  der  Tatsache  im  Widerspruch  zu  stehen, 

Torezjner,  Die  Entstehung  des  semitischeB  Spnehtjpas.  16 


242   XI.  Laut-  ü.  Bbdeutüngsentwicklung  d.  Akkus a.tivform  auf  ak. 

daß  pm,  c>^v*>j  2^  Verbalstämmen  III  ■•,  bezw.  II1 1  gehören,  wenn 
man  nicht  auch  für  diese  Verbalstämme  frühere  zweiradikalige  Wur- 
zeln annehmen  will.^  Nun  hat  aber  dieser  schon  oben  S.  72  hervor- 
gehobene Einwand  nur  dann  irgendwelche  Realität,  wenn  man  von 
vornherein  der  Fiktion  folgt,  als  wären  die  sprachlichen  Gebilde  ab 
initio  mit  Bewußtsein  nach  präexistenten  Regeln  aus  zwei-,  drei- 
oder  mehrradikaligen  Stämmen  gebildet.  Dem  ist  aber  keineswegs 
so.  Denn  in  Wirklichkeit  sind  in  der  Sprache  die  Beispiele 
älter  als  die  Regeln,  die  erst  durch  analogische  Angleichung 
verwandter  Wörter  entstanden  sind,  die  Wortformen  älter  als 
der  Wortstamm.  Was  uns  als  Wortstamm,  als  wesenhafter  Bestand- 
teil am  Worte  erscheint,  der  durch  die  Flexion  vermehrt  oder  ver- 
ändert wird,  ist  in  Wirklichkeit  eine  Abstraktion  aus  verschiedenen 
zusammengehörigen  Wörtern.  Eine  solche  Abstraktion  war  aber  auch 
der  Sprache  selbst  nur  dort  möglich,  wo  verschiedene  Lautformen 
eines  Wortes  (Nomens  oder  Verbums)  verschiedene  Bedeutungs- 
nuancen bezeichneten  und  so  in  einen  Flexionszusammenhang  traten. 
Die  Entstehung  des  Bewußtseins  von  einem  Wortstamm  setzt  das 
Bestehen  verschiedener  Wortformen  voraus,  die  verschiedene  Form- 
stufen der  Wortbedeutung  bezeichneten.  Dies  ist  aber  bei  solchen 
Wörtern  nicht  der  Fall,  deren  älteste  erweisliche  Form  adverbiell 
ist.  Das  unveränderliche,  nur  ein  Merkmal  ohne  jede  formale 
Beziehung  bezeichnende,  alte  Adverb,  hatte  keine  Flexion.  Darum 
darf  seine  Form  wie  die  der  aus  ihm  direkt  hervorgegangenen 
Wörter  nicht  nach  irgendeinem  wie  immer  gearteten  Wortstamm 
gemessen  werden,  der  nur  in  der  Flexion  entstehen  konnte. 

Auf  lautliche  Veränderungen  an  alten  Adverbialformen  wie 
kam  :  kiam  ,so',  elan  ,auf':  '^eljön  und  darum  auch  \'\''\r\  etwa  ,hoch*: 
jnn,  ]V-\n  , Schwangerschaft',  psi  aus  *radan  ,gern*  zu  ]^T^\,  Ci^y^j  ,das 
Gern,  die  Zufriedenheit'  etc.  hat  das  Bewußtsein,  diese  Formen  ge- 
hörten zu  den  Stämmen  kj,  ^Ij,  hrj,  rdw  oder  kürzer  k,  '^l,  hr,  rd, 
die  tale  quäle  nirgends  auftreten  und  darum  nicht  in  wirklich 
lebender  analogischer  Kraft  greifbar  werden  konnten,  keinerlei 
Einfluß  geübt.    Die  Erklärung  von  ]vbv,  ]V\n  wie  von  elan,  p^ci  hat 


1  So  zuletzt  Aheens,  ZDMG  LXIV   187;  Nöij)eke,  Neue  Beiträge  238. 


ZeRDEHNÜMQ   von    i.V  zu   (A)JÄK,    (Ä)WAN.  243 

nicht  von  Stämmen,  sondern  von  den  ältesten  erreichbaren  wirklichen 
Formen  dieser  Wörter  auszugehen,  als  welche  aus  lautlichen  Gründen, 
wie  auch  wegen  der  adverbiellen  Form  der  Endung,  der  nur  aus 
dem  Adverb  erklärbaren  Doppelbedeutung  als  Abstraktum  und  Ad- 
jektiv und  nach  den  ältesten  gemeinsemitisch  belegten  Beispielen 
nur  die  Adverbia  auf  an  in  Betracht  kommen  können. 

Halten  wir  dieses  Ergebnis  mit  dem  zusammen,  was  wir  bis- 
her schon  über  die  Veränderungen  der  akkusativischen  Adverbial- 
form erschlossen  haben,  so  führt  dies  wieder  zur  Erkenntnis  der 
ursprünglichen  Identität  verschieden  entwickelter  Lautformen  imd 
damit  oft  auch  zur  Aufhellung  ihrer  Bedeutungsentwicklung.  So  hat 
kalavia  ,ganz,  alles'  in  seiner  oben  S.  81  f.  besprochenen  hebräischen 
Femininform  kallötävi  in  omba  *iy  ,bis  ganz,  bis  zu  Ende*  zuweilen 
den  Sinn  von  ,bis  (sie)  alle,  zuende  (sind),  bis  zur  Vernichtung'. 
Die  aus  kalam  über  kalajän,  kilajän  entstandene  Form  desselben 
Wortes  )1'^2  hat  nur  diese  Bedeutung  , Vernichtung* ;  der  Bedeutungs- 
übergang konnte  nur  im  Adverbialis  erfolgen ;  ähnlich  entspricht  dem 
arabischen  Adverbialis  ahadan  ,immer,  gänzlich,  bis  zu  Ende':  hehr. 
I*!"^?*?»  n?»«»  st.  cstr.  n?«  ,Ende,  Untergang'.  Wie  für  pnc  auch  dvib  sich 
noch  findet,  welche  Formen  auf  ein  ßdan,  fadam  ,als  Lösegeld',  ur- 
sprünglich wohl  ,anstatt,  dafür*  zurückgehen,  so  steht  neben  hebr.  dItp 
für  '^aran,  ^iran  das  arab.  Ci^.^.  Auch  das  hebr.  c'ht,  arab.  ^^i-*o^  aram. 
ohv  ,das  Wohl'  ist  vielleicht  ein  uraltes  substantiviertes  Adverb 
,wohl,  heil'  und  mit  nbv  ,wohl  sein',  !^  ,unbesorgt  sein'  verwandt.  ^ 
Dann  ist  die  Form  saläm  ==  salan  ursprünglich  identisch  mit  dem 
Infinitivadverb  \»^  ,unbesorgt,  getrost'  und  dem  daraus  entstan- 
denen Infijiitiv  o^iJ^,  wie  dem  dissimilierten  Adjektiv  o^^i-i  .trost- 
reich', aram.  paJ::»^  , ruhig',  welchen  (urspr.  auch  gemeinsemitischen!) 
Formen  erst  das  Verbum  ibw  neben  rhv  sein  w  verdankt,  wie  in  der 
gemeinsemitischen  Verbalform  auf  m  (nbw)  gleichfalls  eine  andere 
Adverbform  sich  analogisch  ausgebreitet  hat.  Die  kanaanäische 
Amarnaglosse  ha-ia-ma  für  ass.  baltanumma  ,lebendig,  wohlauf'* 
zeigt,  daß  auch  dieses  Wort  mit  arab.  haijan  ,wohlauf !',  mehri  Jiayye 

^  über  das  Wesen  etymologischer  Verwandtschaft  von  Nomen  und  Yerbom 
8.  später. 

»  Vgl.  oben  S.  73. 

16* 


244  XL  Laut-  u.  BBDBUTUNasENTWiCKLUNo  d.  Akküsativform  auf  an. 

buk  jwillkommen*  eigentlich  identisch  ist.  ^  Das  substantivierte  Ad- 
verb haijan  ,lebend'  ist  auch  die  Urform  zu  o^>"=*-  »das  Lebende, 
Tier*.  Noch  interessanter  erscheint  die  Entwicklung  des  so  nur  im 
Assyrischen  erhaltenen  Frageadverbs  minam  ,was?,  wie?',  das  auch 
substantiviert  werden  konnte  und  dann  ,das  Was*  und  speziell  ,das 
Wieviel,  die  Zahl'  von  Dingen  bezeichnete.  So  ist  das  oben  S.  60 
besprochene  sise  la  minam  ,Rosse  ohne  Zahl*,  eigentlich  , Rosse  ohne 
ein  Wieviel'.  Dasselbe  Wort  ist  aber  auch  mit  Einschub  von  j 
aram.  und  neuhebr.  |^3D  ,Zahl*.*  Ohne  Endung  erscheint  mlnu  ,was?, 
wie?*,  substantiviert  in  hebr.  pö  ,das  Wie,  die  Art*. 

2.  Irre  ich  nicht,  so  ist  vielleicht  die  zweigipflige  Akzentuation 
der  Akkusativendung,  die  ja  schon  für  ursemitische  Formen  voraus- 
gesetzt werden  muß,  auch  für  die  Erklärung  der  Lautform  aim, 
ain,  der  speziellen  Dualendung  heranzuziehen.  Lag  bei  zweigipfliger 
Akzentuierung  der  Endung  an,  am  der  steigende  (und  druckstärkere) 
Ton  auf  der  ersten  More  am,  so  enstand  daraus  nicht  a-am,  sondern 
etwa  a-9m  (vgl.  etwa  im  Deutschen  dialektisches  Fü9ß,  Blü9t^), 
woraus  weiter  aim  werden  konnte.  Diese  Deutung  legen  besonders 
solche  Fälle  nahe,  wo  neben  der  Entwicklung  zu  aim,  ain  auch 
andere  auf  doppelgipflige,  bezw.  zweisilbige  Aussprache  zurückzu- 
führende Formen  auftreten,  wie  z.  B.  hebr.  px,  arab.  c^^A  ,wo?*  neben 
JK,  ass.  a-a-nu  >  a-iä-nu  >  iänu,  ass.  *7näm  >  miam  neben  jüd.  aram. 
DNiD  ,vielleicht*  (urspr.  ,etwa[s]')  und  besonders  die  Distributiv-  und 
Multiplikativformen,  die  hebr.  auf  aim  (öTirnir),  ass.  auf  a-an,  im 
Minäischen  auf  jn,  im  Soqotri  auf  hen  auslauten. 

3.  Während  in  den  bisher  behandelten  Formen  auf  an  und  an 
die  Endung  in  der  Konsonantenschrift  stets  deutlich  ausgedrückt  ist, 
gibt  das  Arabische  in  einer  großen  Anzahl  von  Wörtern  die  als 
Bildungsaffix  erstarrte  Akkusativendung  gleichwie  in  ihrer  Funktion 
innerhalb  der  Kasusflexion  nur  durch  ^  bezw.  ,^^  wieder.  Da  solche 
Wörter,  gleich  den  ursprünglich  partikelhaften  Adverbien  wie  "pan, 
panam,   *ela(n)    aus   '^ala(n)    vielfach   höchstens   zwei    Konsonanten 


^  Im  Syrisch-Arabischen  wird  ähnlich  heute  für  ,lebendig'   nur  iaijib  ,wohl* 
gebraucht.    Z.  B.  ba'dö  taijib  ,er  ist  noch  am  Leben'. 

2  Davon  geht  erst  das  Verbum  njo  ,bestimmen,  wieviel  etwas  ist,  zählen'  aus. 
*  Cf.  Rhodokänakis  a.  a.  O.  154, 


ZeRDEHNDMO    zu    AIM,    Ais;    AR  AB.  NoMINA  AUF  C,    ^^ —  245 

enthalten,  leitet  man  sie  gewöhnlieh  von  Stämmen  III  j  oder  w  her. 
Von  solchen  Stämmen  aus  beurteilt,  erscheinen  diese  Formen,  deren 
meist  ursprüngliches  Gefüge  faan  gewöhnlich  durch  Dissimilation 
zu  jian,  fuan  verändert  ist,  als  Bildungen  der  Form  Jtalun,  fualun, 
welche  Nominalform  indes  nur  bei  diesen  schwachen  Stämmen  so 
häufig  entwickelt  ist:  vgl.  Brockelmann,  Grundriß  I  336  f.  Diese 
grundsätzlich  unannehmbare  Auffassung  nötigt  zu  der  Annahme 
*Jtajunj  fuajun,  hezw.  Ji^awun,  fuawun  wäre  auf  lautgesetzlichem 
Wege  ausnahmslos  zu  ß^an,  fuan  geworden,  ohne  irgendwelche 
Spuren  dieser  weitgehenden  lautlichen  Entwicklungen  zu  hinterlassen, 
während  akkusativisch  auslautende  Bildungen  in  der  Dehnform 
faajän,  faawän  sich  häufig  genug  erhalten  haben.  Aus  der  Gegen- 
überstellung solcher  Wortformen  auf  Li  und  ^_y—  mit  identischen 
Bildungen,  die  bereits  bekannte  Lautentwicklungen  von  akkusa- 
tivischen  Adverbien  darstellen,  ergibt  sich  nun,  daß  die  arabischen 
Nomina  der  Form  faan,  fian,  fuan  gerade  recht  alte  Formen  des 
adverbiellen  Akkusativs  darstellen,  die  noch  nicht  durch  Einglie- 
derung in  das  Ablautsystem  eines  Verbalstamms  lautlich  verändert 
wurden,  wie  auch  ihre  Bedeutung  in  Verbindung  mit  der  der  ent- 
sprechenden Formen  beurteilt  werden  muß.  Wie  z.  B.  die  Formen 
tertiae  infirmae  U\  (dafür  auch  0.>i)  aus  adan  (vgl.  hehr,  m),  v3j4,  v3^^ 
(u.  C>>>),  i^Sj,  ^j,  L«^,  ^^Ä«'  den  dualischen  Formen  aram.  pK, 
hebr.  Dn%  cnn,  c^nn,  apv,  bezw.  fem.  C'Cist?,  dtö  ganz  ebenso  ent- 
sprechen* wie  die  dreiradikaligen  ÄäSj^,  <*^^:  hebr.  oTiranx,  D'nrnsr, 
ass.  qirham  ,innen*:  hebr.  D*3ip  etc.,  gehören  auch  Formen  wie  arab. 
i^j^-»^  ,nämlich,  deutlich'  >  ,Bedeutung,  Sinn',  i^^^^"^,  cs-^-^^  .innen,* 
>  Inneres'  in  eine  Reihe  mit  c;:nö  , Lager',  c-Tr,  cte»,  DTiera 
.Herd',  D-nsttö  ,Küche'.  D's'rnö  .Winde'  etc.  Ebenso  haben  aber  auch 
hebräische  Formen  auf  ön,  wie  pcK  ,das  Wehe',  i^:"  ,Kummer, 
Schmerz',  pbp  .Schande',  syr.  poo?  , Krankheit'  ihre  Entsprechungen 
in  arab.  ,j-^\  ,Betrübnis',  ,^^  , Hufverletzung',  ^J^  ,Haß,  Abscheu*, 
^^>  ,krank'  etc.  Und  zieht  man  auch  hier  wieder  die  besprochenen 
Möglichkeiten   lautlicher  Veränderung  in   Rechnung,    so  führt   dies 


*  Vgl.  auch  da«  zerdehnte  j-^  neben  5*3,  mämu. 
'  Vgl.      -t--^i  jhineintun,  füllen.' 


246   XI.  Laut-  u.  Bedeutunosentwicklung  d.  Akkusativform  AUF^y. 

wieder  zur  Aufdeckung  dunkel  gebliebener  Zusammenhänge.  So  ent- 
spricht z.  B.  ^-»-«j,  i^J*-^  aus  *saman  ,Wolke',  auch  hebr.  ü^üv,  ass. 
samamu  ,Himmer  ursprünglich  ,das  Oben',  welche  Bedeutung  wie  in 
dem  ass.  fem.  Adverb  simetan  in  ^J^  speziell  zu  ,Wolke'  ward.  ^ 
Dem  ass.  '^elan  aus  '^alan  ,auf'  entspricht  außer  hebr.  mb"!?'?  ,bis 
hinauf,  immer',  ]rhv  ,oben,  hoch'  auch  arab.  ^e.  aus  *  alan  ,Höhe, 
Adel',  wie  andrerseits  ^^  ,das  Obenauf  >  ,die  Öffentlichkeit'.  Zu 
dem  hebr.  p^si  »Verachtung,  Verächtlichkeit'  hat  das  Arabische  die 
noch  unerweiterte  Form  ^S.^  ,Schamlosigkeit'  erhalten.  tCaÜ  , Ent- 
fernung', eigtl.  ,fern,  zu  Ende',  ist  dasselbe  Wort  wie  hebr.  pTp  ,fern, 
äußerst,  am  Ende',  entspricht  aber  auch  dem  fem.  omacp  ,bis  zu  Ende, 
ganz*  oben  S.  83.  <^  ,die  Vernichtung',  speziell  ,die  Aufbrauchung 
der  Kleider'  und  selbst  ,^3^  ,die  Heimsuchung'  ist  dasselbe  Wort 
wie  ass.  bala,  balim,  balum  ,ohne,  nicht'.  Innerhalb  des  Arabischen 
selbst  sind  gleichfalls  Formen  wie  »3^  und  o^^r^  , Nachtreise*  nur 
Entwicklungen  eines  Adverbs  *saran  ,nachts',  wie  etwa  auch  der 
Vogelname  c5J-^  =  c>^>^  ist.  Wie  i^^.  und  o^*^.  sind  auch  (_^^  und 
sein  Dual  o^i-*-^  (=  hebr.  U'Tiiin  oben  S.  78),  ^y  und  ^'^y^^  Cy^-j^ 
wieder  nur  zwei  verschiedene  Lautformen  desselben  Adverbs,  etwa 
, ringsum*,  bezw.  ,feucht',  von  denen  nur  eine  (auf  -am)  der  Analogie 
dualischer  Umdeutung  verfiel,  in  welcher  Auffassung  z.  B.  der  un- 
echte Dual  oliLr'  »Feuchtigkeit  des  Himmels  und  der  Erde'  entstehen 
konnte. 

Freilich  erscheint  es  schwierig,  warum  gerade  an  Formen 
schwacher  Stämme  die  Endung  LI,  ,^jL  trat,  für  welche  Schwierig- 
keit die  Annahme  eines  dritten  Radikals  die  geeignetste  Auskunft 
zu  bieten  schien.  Die  Sache  liegt  aber  in  Wirklichkeit  so,  daß  auch 
viele  andere  Wörter  ursprünglich  die  gleiche  Endung  aufwiesen,  die 
dort  aus  später  zu  besprechenden  Gründen  abfiel,  während  sie  an 
kurzen  Wörtern  erhalten  blieb,  offenbar  weil  sie  hier  in  rhyth- 
mischer Analogie  zu  längeren  Wörtern  (wie:  asan  :  qaial  etc.)  als 
zum  Wort  gehörig  empfunden  wurde. 

Die  arabischen  Nomina  der  Form  faan^  ß'^an,  fuan  sind  dem- 
nach also  ebenfalls  substantivierte  Adverbia,  d.  h.  auch  sie  sind  ur- 


^  S.  oben  S.  226. 


Arabische  Nomixa  auf  C,  ,_5_.  247 

sprünglich  nur  flexionslose  Bezeichnungen  eines  einzigen  Merkmals 
gewesen,  indifferent  in  bezug  auf  Geschlecht  und  Zahl.  Substan- 
tiviert müssen  auch  sie  darum  entweder  ueutrisch,  bezw.  abstrakt 
gewesen  sein  oder  ihre  eventuelle  konkrete  Bedeutung  durch  ka- 
suelle Anwendung  auf  ein  durch  das  Etymon  ausgezeichnetes  Kon- 
kretum  erhalten  haben.  Es  wird  darum  für  jede  methodische  ety- 
mologische Vergleichung  solcher  Wörter  die  Feststellung  der  ur- 
sprünglichen adverbiellen  Form  und  Bedeutung  erforderlich  sein. 
Die  Bedeutung  dieser  Wörter  ist  wieder  nicht  aus  Ableitung  von 
einem  Etymon  zu   erklären,  sondern  als   kasuelle  Bedeutung  dieses 

Etymons  selbst  aufzusuchen.    So  entstand  z,  B.  die  Bedeutung  von 

»I  .ff* 

v33l  ,Leid,  Schaden'  u.  ä.  aus  dem  Adverb  ,leid,  wehe',  ^*,  ;^\und 

^\  »höchster  Grad,  Vollendung,  Reife'  aus  einem  Adverb  anan 
,(recht)zeitig',  j^JJ'  ,Rest'  aus  einem  talan  ^hinten,  übrig',  v3>^  , Auf- 
enthalt, Wohnung'  (=  (3>J  , Hausgerät')  3i\istaican^=7natwan  , dauernd, 
bleibend;  immer',  LLL  ,das  Barfußgehen'  aus  hafan  ,barfuß,  bloß* 
(vgl.  hehr.  t]n  =  ass.  ehbu  ,rein'),  ty^^>  bezw.  j_5ä.^  ,Finsternis'  aus 
dagan,  dahan  , dunkel'  (letzteres  =  Jj'^^  ,Rauch'),  ^^S  ,krank' aus 
dawan  ,weh',  ^^j  ,reichliches  Wasser'  aus  rawan  ,reichlich',  <_5-If 
,Reichtum*,  eigtl.  wie  hebr.  pn  ,das  Genüge'  aus  ganan  (womit  viell. 
'^  ,pecunia,  pecora*  identisch)  ,genug',  '-i»  ,das  Hinten,  der  Hinter- 
kopf, Nacken'  aus  qafan  ,hinten',  ^S^  .die  Dauer'  aus  madan 
.dauernd,  immer'  (vgl.  3Jo  und  hebr.  Tsri  ,immer',  vielleicht  ist  auch 
ass.  madam,  madam  ,sehr',  hebr.  nxc  durch  Zerdehnung  aus  diesem 
Adverb  entstanden),  ^Sa  ,die  Rechtleitung'  aus  hadan  (=  HTch, 
K^na  »geradeaus,   deutlich'  im  bah.  Talmud)   »geradeaus'  u.  v.  a.  m. 

Auch  von  diesen  Formen  gehören  viele  den  besprochenen  Ana- 
logiegruppen der  Körperteilnamen,  Stoffnamen  etc.  an,  worauf  hier 
nicht  mehr  weiter  eingegangen  werden  braucht. 

Wie  bei  den  auf  m  auslautenden  Formen  der  Akkusativendung 
entstanden  auch  von  der  Endungsform  an,  an  unter  der  Einwirkung 
verschiedenartiger,  im  Laufe  der  Jahrtausende  mannigfach  wech- 
selnder Akzentverhältnisse  Ablautformen  der  Akkusativendunsf. 

Auch  im  Südsemitischen  finden  sich  so  z.  B.  Formen  auf 
ün  und  un  wie  in  oiJ  ,bei',  in  o5>  ,hinten,  unten',  auch  adiek- 
tivisch  in  oj^  ^y^^  »^i^  Mensch  unten'  =  ,ein  niedriger  Mensch',  im 


248   XI.  Laut-  u.  Bedeutunqsbntwickluko  d.  Akküsativform  aütän. 

*Oman  tissüne  und  iweijüne  , wenig'  (Brockelmann,  Grundriß  I  394), 
sowie  (min)  bün  ,von  Anfang  an'  Reinhardt,  'Oman  103,  das  viel- 
leicht zu  ass.  (istu)  päna  ,(^0^^)  früher'  gehört.  Die  Trübung  von 
ä  zu  ö,  ü  (S^auri  o,  u)  im  Mehri  ist  dagegen  erst  innerdialektisch 
erfolgt. 

Ursemitische  Trübung  des  Endungsvokals  bezeugen  im  Ar  am. 
p'?5  neben  ci'^s  (s.  oben  S.  141  f.)  das  enklitische  |1b  ,da',  das  als 
akkusativische  Erweiterung  der  auch  in  ^  erhaltenen  Partikel  mit 
den  Formen  wie  "pam,  pana,  pänu,  pl.  d-'JB  identisch  ist,  die  die  spe- 
zielle Bedeutung  ,vorn'  angenommen  haben  und  in  dieser  Bedeutung 
noch  spezieller  auf  das  ,Vorn'  des  menschlichen  Körpers  angewendet 
werden,  sei  es  daß  damit  das  ganze  Gesicht  {pänu,  d"'3b)  gemeint 
ist  oder  Y.ax'  i^oxrjv  der  ,Mund':  ^ä,  als,  CB.  Dlsb  , gemäß'  geht  wie 
•"Bb,  ass.  kl  pi,  arab,  ,^  direkt  vom  Adverb  *n1a  ,da'  aus,  das  prä- 
positionell  ,in,  bei'  bedeuten  mußte.  Vgl.  inan(na)  ,da,  jetzt':  ina  ,in'. 
Die  Vokalisation  jIb  entspricht  der  von  ass.  pün  in  appünama.  Die 
gleiche  Aussprache  zeigt  jüdisch-palästinisch  jns  , jetzt,  so',  p-is  iv 
,bis  jetzt',  enklitisch  pna  "ä  ,was  also',  das  vielleicht  aus  3  und  pn 
zusammengesetzt  ist,  wovon  letzteres  dem  pronominal  verwendeten 
pT  (arab.  y>  s.  oben  S.  215)  entsprechen  könnte,  wonach  pns  mit 
arab.  ^3^  zu  vergleichen  wäre.  Vgl.  nab.  pD  Lidzbarski,  Epigraphik 
293  a  unten.  Ein  Adverb  p"nta  scheint  Threni  Rabba  eigentümlich  zu 
sein.  An  den  Stellen,  wo  Levi,  Talm.  Wörterbuch  s.  v.  p-iD  voka- 
lisiert  und  , Geschenk*  übersetzen  will  wie  a.  a.  0.  zu  II  1 :  onK  Dibs 
p3''EN2  p'its  psS  «n  •'b  Di-niari:'  niDrn  b-a^rn  vha  ^-nK  pta-ipa  ^  ist  (mit  Matnöt 
Kehunna  z.  St.)  zu  übersetzen:  ,Ihr  nehmt  euch  das  mir  gegenüber 
doch  nur  wegen  der  Krone  heraus,  die  ihr  mir  aufgesetzt;  nun,  da 
habt  ihr  sie  ins  Gesicht  geworfen',  worin  ps'^aKa  p~ia  einem  arab. 
C^^i^i  L5*  (ci^^T')  ^j^  entspricht.^  Etwa  »beschäftigt'  scheint  es  an 
der  daselbst  zitierten  Stelle  zu  bedeuten:  bs  (Levi:  p-i^)  pita  CKp 
"Tb  nx  •'iiap  "ibsi  "rb  Hb^  köv  ,(Du)  stehst  den  ganzen  Tag  beschäftigt  (?)  ^ 
da  und  wirst  nicht  müde,  zu  mir  zu  beten  aber  bist  du  müde'.  Hier 


^  Die  wohl  volkstümliche  aramäische  Redewendung  steht  tale  quäle  im 
hebräischen  Kontext. 

*  Recht  willkürlich  Jastrow  551:  ,a  contr(action)  of  njk  'ib'. 
'  Jastrow  B  (a.  a.  O.)  Ableitung  von  lai  ist  natürlich  unmöglich. 


Ablaütformen  von  ah,  än'.  ön,  ün,  en,  Mn,  iif.  249 

wie  in  niön  ,was?'  im  Dialekt  von  Ma*lüla^  mag  die  Trübung  inner- 
dialektisch  erfolgt  sein.  Zu  analogen  substantivierten  Formen  vgl. 
Brocksluakn,  Grundriß  I  394  f. 

Im  Assyrischen  ist  *pun  in  appunama  vereinzelt;  qa-d[u]- 
nu  ,nebst*  Am.  126,  43  dürfte  mit  bewußter  Anfügung  eines  partikel- 
haften -ni,  -nu  gebildet  sein,  das  allerdings  selbst  wie  seine  äthiopischen 
Verwandten  wieder  auf  den  Tanwin  zurückgehen  dürfte.  In  der 
kan.  Glosse  ah-ru-un-u  Amarna  245,  10  wird  hebr.  ön  durch  ön 
wiedergegeben  wie  }"nx,  pa,  pjt  durch  Aduni,  Baduna,  Daguna  und 
wie  die  vielen  Ortsnamen  auf  ön  in  arabischer  und  assyrischer  Ent- 
lehnung auf  ün  auslauten.  Auch  kamünu  =  hebr.  jUa?  dürfte  aus 
dem  Kanaanäischen  entlehnt  sein. 

Ablautformen  in  der  Richtung  gegen  i  sind  im  Hebr.  |B, 
eigentlich:  ,da,  dann'  aus  pän,  entsprechend  arab.  »-i  etc.^  j-tj,  nsn? 
,noch' ;  i  zeigen  j?  in  :h''h  ja  ,in  einer  Nacht'  Jona  4,  10  vgl.  ZDMG 
LXVI  390,  neben  dem  , dualischen'  pa  »zwischen*,  eigentlich  auch  ,in, 
innen'  (gegen  meine  Bemerkung  a.  a.  O.  391),  wohl  auch  ja  ,voii', 
während  der  Yokal  von  js  ,so'  gegen  aram.  jks  ,da',  ass.  kanamma, 
jn,  nsrt  ,ja,  siehe'  gegenüber  ass.  annam  auch  durch  Dissimilation 
vor  der  nun  abgefallenen  Endung  erklärt  werden  könnte;  vgl.  ferner 
jrx  (=  akanna?)  neben  "^k;  hebr.  jab  dürfte  aus  der  Präp.  b,  b  und  j? 
(arab.  ^"^  ,aber'  aus  lä  ,nicht'  +  enklit.  kinl)  zusammengesetzt  sein. 
In  j-öj  wird  In  wohl  als  Ablautform  zu  än  (vgl.  äth.  jamän  und  oben 
zu  jiBx)  anzusehen  sein.  Dieselben  Endungen  liegen  wohl  vor  in 
substantivierten  Adverbien  wie  in  den  Körperteilnamen  jna  (pl.  nirha) 
,Daumen',  jnex  ,Nagel',  im  Flußnamen  Jn"l^  eigtl.  ,unt€n',  ,im  Tal* 
(arab.  tirdun(n)l)  und  vielleicht  in  j':^|5  ,Richter (?)',  j-'rn  (N.  pr.) 
,Freund'(?).  Vielleicht  ist  auch  jan  ,Inhalt'  eine  Nebenform  zu  jia-ri 
,drin'.  Vgl.  auch  die  aramäischen  Bildungen  auf  in,  die  zum  Teil 
ins  Späthebräische  eindrangen. 

In  den  anderen  Dialekten  fäUt  es  schwer,  die  dualische  Form 
ain,  en  (eventuell  verkürzt  zu  en)  in  allen  Fällen  von  den  durch 
Ablaut  gegen  i  entstandenen  Vokalisationen  zu  sondern,  weshalb  ich 


^  Vgl.  Dalmas,  Gramm.  120.  Nach  BebqstrIsseb,  Neuaramäische  Märchen  .  .  . 
ans  Ma'lQla  8,  17  n.  5.  wird  das  n  Ton  mö(h)  nicht  mehr  gehört. 
*  S.  dazu  noch  später. 


250  XI.  Laut-  u.  BBDBüTüNasENTwiCKLUNO  D.  Akküsativform  auf  an. 

aus  arabischem  Gebiete  zusammen  nenne  die  zum  Teil  dualisch 
auslautenden  Formen  ^{^  ,zwischen';  äg.  heni,  kein,  ,hier'  in  Syrien 
c.  suff.  heini  usw.,  maltesisch  lein  ,zu',  hdein  ,zu,  nach',^  omanisch 
hen  ,wo?'  (Reinhardt  26);  ilyn,  ilen  ,zu*  (Reinhardt  93);  ewen,  '^awen, 
'^auwen  ,man  sagt,  ich  hörte  sagen*  o.  ä.  (Reinhardt  124);  ruhben  = 
U^j  SociN,  Diwan  61,  19;  wilen  , siehe  da'  III  §55a.  b;  Formen 
auf  -en,  -in  wie  kefin^  'iraqisch  deßn,  lammin,  lumman^  etc.,  von 
denen  aus  in(na)  etc.  sich  als  eigene  Partikel  ablöste,  ^^^  ,aber* 
u.  V.  a.  m.  Vgl.  ferner  zu  kullin  etc.  Reinhardt,  'Oman  80.  Als  Ent- 
wicklung der  ursprünglichen  Frage partikel  ^  ,was,  wie  >  wer' 
auf  In  verdient  vulgärarab.  min  ,wer?*  angeführt  zu  werden.  Aus 
dem  Mehri  hebe  ich  Iahen  für  arab.  cJ^"^  ,aber'  hervor. 

Von  aramäischen  Formen  beachte  besonders  p^^-|  und  \'''sr\  Dal- 
MAN,  Gramm.  102,  die  ass.  ekiam,  bezw.  akanna  {■rf><n,  \^<n)  entsprechen, 
ferner  px  =  hehr.  |n  ,ja',  das  häufige  paa  , wegen',  das  man  wohl  mit 
Recht  schon  in  Dan.  7,  15  (1.  ,-in  pja  für  nn3  yn)  wiederfinden  will. 

Zur  Entstehung  aramäischer  Substantive  auf  in  vgl.  Brockel- 
mann, Grundriß  I  395.  Auch  hier  wäre  besonders  auf  Analogien  von 
Wortgruppen  zu  achten,  von  denen  besonders  die  Werkzeugnamen  für 
Messer,  Feile  (pstP,  arab.  cx^^,  U^soa,)  etc.  besonders  genannt  seien. 

Im  Assyrischen  sind  Adverbia  auf  in  verhältnismäßig  selten: 
elien  ,auf*,  isten  , einzig',  adini,  udini  ,noch';  vgl.  ahenna,  eninna,  deren 
Ursprung  aus  elan^  istan,  adan,  ahanna,  inanna  klar  ist;  zum  i  von 
minu  s.  oben  S.  232;  zu  den  dualischen  Formen  kilallin,  sittin  s.  oben 
S.  173ff. ;  ina  neben  aram.  jjpp  verdankt  seinen  Vokal  dem  Einfluß  des 
Gutturals.  Dagegen  scheint  der  Wandel  von  -an(n)u  zu  innu  am 
fertigen  Substantiv  öfters  vorgekommen  zu  sein,  wie  dies  eine 
größere  Anzahl  von  Substantiven  auf  -innu  wie  ulinnu  ,Kleider- 
stoff',  gisrinnu  , Balken',  qutrinnu  ,Räucherwerk'  etc.  bezeugen. 

Für  sabäische  Formen  wie  jn  ,von',  pn  ,weil'  dürfte  die  Aus- 
sprache an,  an  am  nächsten  liegen. 

Auch  die  besonders  im  Abessynischen  weit  ausgebreitete  Analogie 
der  Nomina  auf  nä  dürfte   an  den  ältesten  Beispielen  so  entstanden 


1  Gegen  Bbogkelmann,  Grundriß  I  495  (lein  —  l-\-  ^\)- 

*  So  im  Iraq  vgl.  Weiszbach,  Irakarabisch   1,  11;  3,  2  und  oft. 


Ablaütformen  von  an,  In  :  En,  en,  In,  in,  enä  ;  äl  statt  an.      251 

sein,  daß  substantivierte  Adverbien  etwa  wie  *ne8lien  ,Rein(lieit)', 
*qedmen  ,Früh(zeit)'  neben  bedeutungsverwandten  (bezw.  gegensätz- 
lichen) Femininformen  durch  analogischen  Antritt  der  Femininendung 
zu  neshenä,  qedmenä  wurden.  Zum  Arabischen  und  Hebräischen 
s.  Barth,  Nominalbild.  346.  Fremden  (chamitischen)  Ursprung  der 
Form  anzunehmen  liegt  meines  Erachtens  kein  Grund  vor. 

Zum  Schlüsse  sei  noch  der  Möglichkeit  Erwähnung  getan,  daß 
n,  bezw.  m  im  Auslaut  der  Endung  durch  irgendwelche  lautliche 
Einflüsse  zu  l  geworden  ist,  wie  dies  u.  a.  bes.  für  hiOäff  ,links* 
Brockelmann,  Grundriß  I  394  Anm.  wahrscheinlich  macht.  Neben 
Formen  wie  cMj^  =  J^j^  ©tc.,  wo  n  und  l  wechseln,  möchte  ich 
statt  anderer  Beispiele  an  hebr.  btr\p  ,Nebel',  '^ans  , Garten*,  sowie 
an  hv^:  ,Blütenkelch'  erinnern,  die  für  Formen  auf  n  stehen  dürften. 


252        XII.  Semitische  und  indogermanische  Nominalflexion. 


XII.  Semitisclie  und  indogermanisclie  Nominalflexion. 

Die  Untersuchung  der  Formen  der  semitischen  Akkusativ- 
endung hat  uns  weitab  von  dem  Ausgangspunkt  der  arabisch-baby- 
lonischen Kasusflexion  hinweggeführt  und  die  Ergebnisse  recht- 
fertigen wohl  die  Forderung,  daß  zur  Bestimmung  von  Form  und 
Bedeutung  jeder  Kasusendung  am  Nomen  wohl  nicht  nur  im  Semi- 
tischen, sondern  auch  auf  anderen  Sprachgebieten  eine  sorgfältige 
Durchforschung  der  Laut-  und  Bedeutungsgeschichte  derselben 
außerhalb  des  Systemzwanges  der  nominalen  Kasusflexion  un- 
erläßlich ist.  Die  semitische  Akkusativendung  am  erscheint  außer- 
halb der  Kasusflexion  in  den  verschiedensten  lautlichen  Ver- 
änderungen in  Bezug  auf  die  Quantität  und  Qualität  des  Vokals  vor 
dem  Endkonsonanten,  der  bald  w,  bald  m  näher  steht.  Und  wenn 
für  einzelne  mögliche  Vokalisationen  bisher  noch  keine  Belege  er- 
bracht worden  sind,  so  liegt  dies  daran,  daß  diese  Endungsformen 
Wandlungen  der  Bedeutung  ausgesetzt  waren,  die  erst  noch  be- 
sprochen werden  müssen.  Hinsichtlich  der  Bedeutung  haben  wir 
die  Akkusativendung  zunächst  in  alten  Adverbien  kennen  gelernt, 
die  der  formal  unbestimmte  Ausdruck  eines  einzigen  Merkmals 
sind  und  als  Adverbien  durch  die  akkusativische  Form  charakteri- 
siert erscheinen,  ohne  daß  der  Endung  selbst  irgendwelche  selb- 
ständige Bedeutung  eignete.  Und  nun  sehen  wir,  wie  bestimmte 
Adverbien  formell  ähnlicher  Bedeutung  zu  Analogiegruppen  asso- 
ziiert werden,  wodurch  die  Form  der  Endung  bei  den  zusammen- 
gehörigen Adverbien  sich  lautlich  gleichmäßig  entwickelt  und  es 
inhaltlich  bald  den  Anschein  gewinnt,  als  wäre  die  so  entstandene 
lautliche  Form  ein  bewußt  gewählter  Ausdruck  einer  eigenen  for- 
malen Bedeutung,  die  ursprünglich  nicht  besonders  bezeichnet  war. 
Die  so  entstehende  Eigenbedeutung  der  Form  kann  an  und  für  sich 
ebenso  verschieden  sein,  wie  die  Eigenbedeutung  des  Adverbs  auf 
die  sie  zurückgeht.  ^    In  Adverbien  lokaler,  temporaler  oder  modaler 


'  Näheres  dazu  uoch  später  Kap.  XVI. 


Rückblick  auf  die  Geschichte  der  Endung  au^  an.  253 

Bedeutung  entwickelt  sie  sich  zu  einer  Beziehungsbedeutung,  die 
sie  als  Ersatz  einer  Präposition  erscheinen  läßt.  An  verallgemei- 
nernden und  distributiven  Adverbien  gewinnt  sie  verallgemeinernde 
und  distributive  Bedeutung.  Demonstrative  Adverbia  schaffen  eine 
eigene  Form  der  Determiniertheit.  Eine  Gruppe  lokaler  Adverbia, 
die  ursprünglich  die  Gegend  am  menschlichen  Körper  bezeichnete, 
erscheint  wegen  der  Symmetrie  der  menschlichen  Glieder  als  Aus- 
druck einer  Zweizahl  und  ihre  Form  wird  die  eines  DuaUs.  Eine 
andere  Gruppe  von  Richtungsadverbien  entwickelt  besonders  von 
,vom  —  hinten'  aus  eine  Bedeutungsreihe  extremer  Begriffe,  die 
eine  willkommene  Form  für  andere  Elativ-  und  Superlativbezeich- 
nungen abgibt.  Eine  andere  Analogie  füllt  den  Abstand  von  ,vorn  — 
hinten,  zuerst  —  zuletzt'  mit  nachgebildeten  Formen  für  ,zu  zweit, 
zu  dritt'  etc.  und  schafft  so  einen  eigenen  Ausdruck  für  Formen  der 
Ordinalzahl.  Wörter  für  ,wenig,  gering'  lassen  ähnliche  Bildungen 
entstehen,  worin  die  Form  als  eigene  Diminutivendung  empfunden 
wird  u.  dgl.  mehr. 

Die  nunmehr  deutlich  ausgeprägte  Eigenbedeutung  der  Form 
kann  zur  Lostrennung  der  Endung  vom  Worte  führen,  und  so  ent- 
stehen aus  ihr  eigene  postpositive  Partikeln,  die  eine  Zeitlang  noch 
enkhtisch  und  noch  hinter  jenen  Wörtern  stehen,  denen  sie  ent- 
stammen und  deren  formale  Bedeutung  sie  annahmen,  bis  weiter- 
gehende Analogie  auch  diese  Spuren  ihres  Ursprungs  verwischt. 

Allein  diese  und  ähnUche  Umdeutungen  entstehen  nicht  ohne 
Kampf,  nicht  ohne  daß  die  so  neu  entstehenden  Bedeutungen  von 
Endung  oder  Postposition  auf  Beispiele  stoßen,  wo  die  neue  ana- 
logische Auffassung  mit  der  Wortbedeutung  unvereinbar  ist.  In 
solchen  Fällen  leidet  auch  die  Wortbedeutung  oft  mit  und  wird  von 
der  siegreichen  Analogie  oft  zu  recht  künstlichen  Vorstellungen  um- 
gedeutet, die  schriftstellerischem  Witz  Gelegenheit  zu  weiteren  ähn- 
lichen Nachbildungen  geben,  wie  dies  z.  B.  an  den  unechten  Dualen 
ausführlicher  dargestellt  wurde.  Der  Irrtum  der  Sprache  wird  so  zur 
fruchtbaren  Anregung  zu  eigenartiger  Anschauungsweise,  zu  einem 
wesentlichen  Zug  im  Charakter  der  Sprache. 

Verschiedene  Lautentwicklung  in  verschiedener  formaler  Be- 
deutungsrichtung   an    demselben   Adverb    wie    arab.  iamma    ,dort'; 


254        XII.  Semitische  und  indogermanische  Nohinalfleziom. 

tumma  ,danii*  lassen  den  Ablaut  als  ein  eigenes  Mittel  zur  Modi- 
fizierung der  Bedeutungsrichtung  erscheinen  und  bilden  so  die  ersten 
Ansätze  zu  einer  Flexion. 

Die  alten  adverbiellen  Formen  können  auch  in  den  syntak- 
tischen Funktionen  eines  Adjektivs  oder  Substantivs  stehen  und  so 
zu  Adjektiven  oder  Substantiven  werden.  Einzelne  der  im  Adverb 
entstandenen  Bedeutungen  der  Endung  —  wie  die  als  Zahlausdruck  — 
treten  dadurch  nur  um  so  stärker  hervor.  Andere  wieder  erscheinen 
bedeutungslos,  dienen  aber  zur  Charakterisierung  bestimmter  Wort- 
gruppen, die  selbst  auf  alte  Analogiegruppen  im  Adverb  zurück- 
gehen. So  entstehen  scheinbare  nominale  Bildungsendungen  am 
Substantiv  und  Adjektiv.  Zur  Erklärung  der  Zusammengehörigkeit 
der  gleichgebildeten  Nomina  (vgl.  die  aus  Ortsadverbien  entstandenen 
Ortsnamen  auf  a(j)im  mit  den  ebenso  entstandenen  Zeitbenennungen 
W'S^V  ,Abend',  lann^r  ,Mittag'  und  den  Körperteilnamen)  muß  jedoch 
in  solchen  Fällen  auf  die  alten  Bedeutungen  im  Adverb  zurück- 
gegangen werden. 

All  diese  Entwicklungen  sind  aber  nicht  nur  auf  jene  Sprachen 
beschränkt,  die  eine  vollständige  dreistufige  Kasusflexion  aufweisen. 
Sie  sind  im  Gegensatz  zu  dieser  Gemeingut  aller  semitischen  Spra- 
chen und  der  alte  adverbielle  Gebrauch  der  Akkusativformen,  aus 
dem  uralte  gemeinsemitische  Endungen  wie  der  Dual  in  lang- 
wieriger Bedeutungsentwicklung  erst  entstanden  sind,  darf  wohl  als 
älter  angesehen  werden  als  die  Verwendung  der  Akkusativendung 
in  der  Kasusflexion,  von  welcher  das  Nordsemitische  und  wichtige 
Zweige  des  Südsemitischen  nichts  wissen.  Das  Akkusativadverb  ist 
älter  als  der  Akkusativ,  der  selbst  erst,  wie  wir  später  sehen  werden, 
aus  ihm  entstanden  ist. 

Aber  nicht  nur  der  Akkusativ  entstand  aus  der  Adverbial- 
endung am,  an.  Auch  die  Formen  des  Genetivs  und  Nominativs 
in,  im;  un,  um  sind  lautliche  Entwicklungen  dieser  Endung.  Wie 
auf  gemeinsemitischem  Gebiete  in  adverbiellem  Gebrauch  und  in 
nominaler  Umdeutung  die  Entwicklungen  der  akkusativischen  Form 
allein  in  einer  gewaltigen  Anzahl  von  Formen  verschiedenster  Be- 
deutung sich  erhalten  haben  und  so  das  hohe  Alter  dieser  Vokali- 
sation  vor  dem  der  anderen  Kasusendungen  bezeugen,  so  geht  auch 


ÜRSPRUNa  D.  SEM.  NoMINALFLEXION  ;    UR8PR.  LÄNGE  D.  EnDUNO.       255 

die  Entwicklung  der  Kasusflexion  selbst  vom  Akkusativ  aus.  So 
ist  es  z.  B.  zu  verstehen,  daß  das  Äthiopische  bereits  den  Akkusativ 
vollständig  ausgebildet  hat,  während  es  die  Form  des  Nominativs 
und  Genetivs  nicht  kennt.  Nur  bei  einzelnen  Wörtern  dürfte  im 
Ursemitischen  (wie  bei  arab.  tamma:  tumma)  eine  Nebenform  bald 
auf  um  (un),  bald  auf  im  (in)  in  anderer  formaler  Bedeutung  sich 
entwickelt  haben,  die  zur  Bildung  ähnlicher  Ablautformen  zur  ana- 
logen Unterscheidung  der  formalen  Bedeutung  auch  an  anderen 
Wörtern  und  damit  zur  Entstehung  eines  Flexionssystems  Ver- 
anlassung boten.  ^ 

Wie  die  Ansichten  über  die  Entstehung  des  Tanwins  zerfallen 
somit  auch  die  oben  S.  1  f.  wiedergegebenen  Deutimgen  der  Kasus- 
endungen selbst  in  nichts.  Fußen  sie  doch  darauf,  daß  den  Endungs- 
vokalen -a,  -i,  -u  eine  verschiedene  Bedeutung  eignet,  die  aus  ihrer 
Entstehung  aus  verschiedenen  Partikeln  herrührt,  während  unsere 
Untersuchung  gezeigt  hat,  daß  die  ältesten  Formen,  an  denen  der 
allen  Kasusendungen  zugrundeliegende  xA.uslaut  am  vorkommt,  diesen 
bedeutungslos  zeigen  und  jede  bisher  untersuchte  Bedeutung  der  En- 
dung sich  als  sekundär  erwiesen  hat,  als  entstanden  durch  Über- 
tragung der  formalen  Eigenbedeutung  uralter  Wörter  auf  ihre 
Endung. 

Ist  es  nun  richtig,  daß  die  Entwicklungen  der  Adverbial- 
endung in  den  Nominalformen  auf  an,  den  Dualen  auf  än(i),  ain(i), 
a(j)im  älter  sind  als  die  in  der  Flexion  geltende  Vokalisation  an^ 
am,  dann  muß  freilich  die  Frage  aufgeworfen  werden,  ob  die  Er- 
klärung der  Lautgeschichte  der  Akkusativendung  wirklich  von  der 
tonschwachen  Form  am,  an  auszugehen  hat,  oder  ob  nicht  im  Gegen- 
teil die  Langform  am,  an  älter  und  die  Vokalisation  am,  an  erst 
durch  Enttonung  daraus  entstanden  ist.  Der  Umstand,  daß  die 
meisten  gemeinsemitischen  Entwicklungen  der  Endung  in  der  Tat 
langen  Vokal  zeigen,  scheint  mir  auch  wirklich  dahin  zu  entscheiden, 
daß  am,  an  die  älteste  Lautform  der  Mimation  ist.  Daß  die  Endung 
in  ursemitischer  Zeit  betont  gewesen  sein  muß,  zeigt  neben  den 
Formen  mit  Verdopplung  (Schärfung)  des  m  (n)  auch  der  Umstand, 


*  S.  daza  im  einzelnen  auch  noch  unten. 


256        XII.  Semitische  und  iNDoaERMANiscHB  Nominalplexion. 

daß  schon  im  Ursemitischen  rhythmische  Analogie  gerade  die 
Endung  zweigipflig  betont  sein  ließ  (s.  oben  Ö.  239  ff). 

Die  semitische  Kasusflexion  entstand  also  auf  die  Weise,  daß 
an  einzelnen  Wörtern  entstandene  Doppelformen  dazu  veranlaßten, 
auch  an  anderen  Wörtern,  die  in  einer  Form  mit  jenen  Bildungen 
übereinstimmten,  den  gleichen  Bedeutungsunterschied  gleich  zu  be- 
zeichnen. Daß  diese  Entwicklung  schon  im  Ursemitischen  statt- 
gefunden habe  und  jene  Sprachen,  die  eine  vollständige  Flexion 
nicht  besitzen,  dieselbe  verloren  haben,  läßt  sich  freilich  aus  dem 
Zusammentreffen  des  Babylonischen  der  Hammurapizeit  mit  dem 
Schriftarabischen  nicht  erweisen.  Denn  der  altbabylonische  Dialekt 
hat  auch  sonst  soviel  Besonderheiten  mit  dem  klassischen  Arabisch 
gemein,^  daß  er  wohl  als  zeitlich  von  diesem  weitabliegend  be- 
trachtet werden,  dialektisch  aber  ihm  näher  gestanden  haben  muß 
als  zumindest  das  Kanaanäische  und  Aramäische,  so  daß  die  Kasus- 
flexion nach  der  Abtrennung  dieser  Sprachen  entstanden  sein  kann. 
Auch  die  sogenannten  Kasusreste  im  Hebräischen  beweisen  keine 
Kasusflexion  im  Ursemitischen,  denn  sie  sind  in  Wirklichkeit  nicht 
Spuren  einer  ursprünglich  vollständigeren  Flexionsreihe,  sondern 
stellen,  wie  dies  für  die  Entwicklungen  der  Akkusativendung  bereits 
erwiesen  wurde,  die  Anfänge  dar,  aus  denen  in  anderen  semitischen 
Sprachen  sich  später  die  Kasusflexion  entwickelte,  Anfänge,  die  selbst 
nicht  aus  der  später  entstandenen  Flexion  erklärt  werden  dürfen 
und  darum  auch  nicht  befriedigend  daraus  erklärt  worden  sind. 
Und  auch  von  den  in  arabischen  Dialekten  vorkommenden  Resten 
der  Nunation,  die  etwa  in  kullin  ,alle*,  färsan  ,Reiter',  ra§ulan  ,Mann' 
(vgl.  BiTTNER,  Der  vom  Himmel  gefallene  Brief  190)  und  in  dem  in 
der  Volkspoesie  wahllos  für  alle  Kasus  verwendeten  en  und  besonders 
in  vorliegen,  urteilt  schon  A.  Sooin,  Diwan  aus  Zentralarabien,  Ein- 
leitung 101  (§76b)  dahin,  daß  es  wahrscheinlich  ist,  ,daß  in  weder 
die  Genetiv-  noch  die  Nominativendung  repräsentiert,  sondern  durch 
en  hindurch  aus  an  entstand'.  Gleichwohl  ist  es  möglich,  daß 
schon  im  Ursemitischen  die  Ansätze  zu  einzelnen  Kasusformen 
sich  bildeten,  die  aber  zumindest  im  Nordsemitischen  niemals  als 
ausgeprägte  Kasusflexion  bestanden  haben  können. 

^  S.  dazu  noch  später. 


Die  arab.-babyl.  Kasusflexion  nicht  orsemitisch.  257 

Wie  die  bisher  behandelten  Nomina  auf  an  etc.  müssen  auch 
die  Nominalformen  auf  un  und  in,  von  denen  die  Analogie  der 
Nominativ-  und  Genetivformen  ausging,  ursprüngliche  Adverbia  ge- 
wesen sein.  Daß  alle  Nomina,  die  im  Klassisch -Arabischen  auf  un, 
im  Altbabylonischen  auf  um  auslauten,  ursprüngliche  Adverbia  auf  am 
(am)  gewesen  sind,  ist  damit  noch  nicht  behauptet.  Denn  viele  können 
ihre  Form  erst  analogischer  Nachbildung  nach  älteren  Beispielen 
verdanken,    die  freilich  selbst  recht  zahlreich  gewesen  sein  müssen. 

In  der  semitischen  Kasusflexion  spielen  neben  den  Formen  auf 
m  auch  noch  später  (in  Kap.  XIII)  zu  behandelnde,  vokal isch  aus- 
lautende Formen  eine  Rolle.  Andere  Veränderungen  des  Auslauts 
durch  Antritt  anderer  Konsonanten  als  m,  n  kommen  wohl  in  ein- 
zelnen Bildungen  vor,^  ohne  aber  analogisch  auf  alle  Nomina  sich 
auszubreiten  und  dadurch  ein  Flexionsbestandteil  zu  werden,  eine 
Veränderung,  die  zum  Ausdruck  einer  bestimmten  Beziehung  an 
jedem  Nomen  vorgenommen  werden  kann.  Nur  das  Assyrisch -Baby- 
lonische besitzt  in  der  adverbiellen  Endung  is,  su  eine  Form,  die 
zum  Ausdruck  adverbieller  Beziehung  nachgerade  an  jedes  Nomen 
treten  und  darum  wohl  auch  als  eigene  akkadische  Kasusendung 
gelten  kann.    Zu  ihrem  Ursprung  s.  später. 

Dieses  Bild  der  semitischen  Deklination  wird  aber  wesentlich 
ergänzt  und  verändert  durch  die  Beobachtung  jener  Formen,  in 
denen  jenes  -t  vorkommt,  das  auch  wir,  seiner  bekanntesten  Funk- 
tion gemäß,  bisher  das  Feminin-*  genannt  haben.  Ich  habe  dabei 
wie  bisher  nur  jene  Bildungen  im  Auge,  worin  dieses  wirklich  als 
t  vorkommt.  Von  jenen  Formen,  wo  dieses  im  Auslaut  wegzufallen 
scheint,  wird  später  die  Rede  sein. 

Schon  des  öftem  sind  bisher  Adverbialformen  besprochen 
worden,  worin  die  Akkusativendung  nicht  unmittelbar  auf  den  als 
stammhaft  empfundenen  Wortteil  folgt,  sondern  zwischen  Stamm  und 
Endung  ein  t  erscheint.  Von  jener  Bedeutung  dieses  t.  die  am  No- 
men besonders  scharf  ausgeprägt  erscheint,  der  Unterscheidung  des 
Geschlechtes,  konnte  am  Adverb  keine  Rede  sein.  Auch  für  andere 
Verwendungen  des  Feminin-^  am  Nomen,  wie  für  seine  Funktion  als 


^  S.  noch  später. 
Torciyner,  Die  Entstehnng  des  seuitischeD  SpRichtTpns.  17 


258        XII.  Semitische  und  indogermanische  Nominalflexion. 

(meist  femininen)  Pluralausdruck,  besonders  in  der  Form  ät,  babyl. 
auch  männlich  üt(ij,  arab.  auch  at(un)  (Kollektiv)  oder  als  Kenn- 
zeichen eines  Nomen  unitatis  konnte  am  Adverb  kein  Platz  sein 
und  in  der  Tat  unterscheiden  sich  die  Adverbialformen  mit  der 
Femininendung  auf  t  in  keiner  der  genannten  Beziehungen  irgend- 
wie in  ihrer  Bedeutung  von  den  männlichen  Formen,  von  denen  sie 
durch  das  Feminin-i  differenziert  sind.  Ja,  je  mehr  Erscheinungen 
unsere  Untersuchung  zu  umfassen  vermag,  zeigt  sich  immer  wieder, 
daß  geradezu  von  den  meisten  alten  Adverbien  solche  weibliche 
Nebenformen  bestanden,  deren  Bedeutung  mit  jener  der  männlichen 
Parallelform  sich  deckte,  und  daß  erst  die  verschiedene  Weiterent- 
wicklung beider  Formen  und  besonders  ihre  Assoziation  in  ver- 
schiedene Analogiegruppen  ihre  Bedeutungen  sekundär  differenzierte, 
ganz  wie  die  verschiedenen  Lautentwicklungen  der  Endung  selbst 
ihre  verschiedenen  Bedeutungen  erhielten.  qa$a7i  ,zu  Ende'  entwickelt 
sich  in  i^Tp  ,äußerst(er)'  zum  Adjektiv,  während  es  in  onnp  »äußerst, 
gänzlich'  Adverb  bleibt,  nba,  ombs,  kullatän  bedeuten  wie  kalama,  vul- 
gärarab.  Ä;wZZtn  , (ringsum),  ganz,  alles',  während  o^^»  O^)  cxba,  keVe, 
die  ihr  ^{  der  oben  S.  233 ff.  besprochenen  Zerdelmung  verdanken,  wie 
bab.  kilattan  und  (mit  Verdopplung  des  l)  kilallan  über  , ringsum' 
zu  »beiderseits^  beide',  sich  entwickelten.  Ü-ij  ,(am)  Rand(e)*  erscheint 
in  hebr.  BBt?  als  , Mundrand' >, Schnurrbart'  entwickelt,  während  das 
feminine  D^riBtr  dualisch  zu  ,zwei  Lippen'  ward,  rahan,  etwa  ,hohl, 
vertieft',  wird  in  ^j  von  der  Schaufel,  in  DTin  von  der  Mühle,  in 
nni  vom  Mutterleib,  in  soq.  rihöten,  ass.  rittän  dualisch  für  ,die  beiden 
hohlen  Hände'  gesagt,  ey*^  , Gehege'  aus  haman,  etwa  ,ringsum, 
umhegt',  erscheint  hebräisch  als  D;;rib1n  dualisch  als  ,zwei  Mauern' 
verstanden;  d''BK  ,vorn'  (und  , weiter,  dazu,  gleichfalls')  wird  auf 
, Gesicht'  und  speziell  ,Nase'  angewendet^  während  ass.  appatän  das 
Zaumzeug  in  und  an  der  Schnauze  des  Tieres  bezeichnet.  Auch 
ass.  pütam  ,vorn'  ist  nur  eine  feminine  Parallelform  zu  pam  ,da, 
vorn',  das  wir  schon  als  ^»  ,Mund',  pan(u)  ,vor,  vorn,  Gesicht',  aram. 
DIB,  pB  ,da,  dann',  ass.  appunama,  mehri  büme  ^hier'  etc.  kennen 
gelernt  haben  und  auch  matam  ,wann?'  ist  nur  die  weibliche,  speziell 
zeitlich  und  örtlich  (s.  oben  S.  216)  verwendete  Fragepartikel  mäm, 
zu   der  miam,   mimma  cijia,  niaiKia,   inan(nu),   minu,   minam(ma)  etc. 


Der  Ursprung  des  sem.  Femdonzeichens  -t.  259 

gehören  u.  v.  a.  m.  Die  ursprüngliche  adverbielle  Bedeutung  ist  in 
allen  Fällen  dieselbe  und  weist  keinen  jener  Unterschiede  auf,  die 
weibliche  und  männKche  Nominalformen  unterscheiden. 

Diese  ursprüngliche  Identität  der  Bedeutung  männlicher  und 
weiblicher  Formen  am  Adverb  ist  oben  S.  42  im  Anschluß  an  die 
Deutung  ähnlicher  Erscheinungen  im  Indogermanischen  aus  jener 
Erstarrung  erklärt  worden,  die  das  Adverb  gegenüber  den  formal 
bestinunten  Formen  des  Nomens  oder  Yerbums  charakterisiert. 
Aber  abgesehen  davon,  daß  diese  Erstarrung  selbst  zunächst  als 
ein  dunkler,  rätselhafter  Vorgang  erscheint,  dessen  Annahme  der 
Umstand,  daß  alle  durch  verschiedene  Formantien  bezeichneten 
grammatischen  Beziehungen  im  Adverb  tatsächlich  tot  (erstarrt) 
sind,  zwar  unvermeidlich  erscheinen  läßt,^  ohne  daß  damit  für  seine 
psychologische  Erklärung  etwas  gewonnen  wäre,  stehen  einer  solchen 
Deutung  der  femininen  Adverbia  recht  schwerwiegende,  ja  ent- 
scheidende Bedenken  entgegen.  Denn  einerseits  setzt  sie  voraus, 
daß  in  all  den  Fällen,  wo  männliche  und  weibliche  Adverbien  neben- 
einander stehen,  also  bei  den  meisten,  wenn  nicht  bei  allen  Adverbien 
ursprünglich  männliche  und  weibliche  Nominal  formen  nebeneinander 
gestanden  haben,  aus  deren  erstarrter  Kasusform  die  Parallelbildungen 
des  Adverbs  hervorgegangen  sind.  Damit  aber  die  Gleichheit  der 
Bedeutung  beider  Adverbien  Zustandekommen  konnte,  müssen  schon 
diese  Substantive,  abgesehen  von  ihrer  formalen  Bedeutung,  die  in 
der  Erstarrung  verloren  ging,  in  allen  Fällen  ohne  Ausnahme  völlig 
bedeutungsgleich  gewesen  sein,  ein  Zustand  der,  wenn  er  einmal 
bestanden  hat,  in  der  fortwährend  in  Entwicklung  und  Ver- 
änderung befindlichen  Sprache  keinen  Augenblick  lang  sich  halten 
konnte.  Aber  auch  bei  vollkommener  Bedeutungsgleichheit  der  männ- 
lichen und  weiblichen  Nominalformen  wäre  die  Entstehung  bedeu- 
tungsgleicher Adverbia  noch  nicht  möglich  gewesen.  Dazu  wäre  es 
vielmehr  notwendig,  daß  auch  die  mannigfaltige  Beziehungsrichtung 
bei  der  Bildung  der  männlichen  wie  der  weiblichen  Adverbia  in 
allen  Fällen  ganz  genau  dieselbe  gewesen  sei,  daß,  wenn  der  Adver- 
bialis    des    Maskulins    in    irgendeiner    genau    bestimmten    lokalen. 


'  S.  aber  später. 

17» 


260        XII.  Semitische  und  indooerhahischb  Nominalflbxion. 


temporalen  oder  modalen  Beziehungsrichtung  erstarrte,  das  Femi- 
ninum haargenau  die  gleiche  Richtung  einschlagen  mußte;  denn  wie 
hätte  z.  B.  aus  ass.  idam  und  idätam  dasselbe  Adverb  ,neben'  (=  an 
der  Hand)  entstehen  können,  wenn  nicht  von  den  verschiedenen 
Möglichkeiten  wie:  an  der  (die)  Hand,  in  der  (die)  Hand,  aus  der 
Hand,  durch  die  Hand,  zur  Hand,  vor  der  Hand,  mit  der  Hand, 
wie  eine  Hand,  (=  etwa  , flach,  hohl,  in  Handgröße,  gegabelt'), 
handlich,  manuell  etc.  in  jedem  Falle  nur  eine  übereinstimmend 
ausgewählt  worden  wäre.  Endlich  gehören  zu  den  in  männlichen 
und  weiblichen  Parallelformen  vorkommenden  Adverbien  uralte  Par- 
tikeln wie  etwa  ,da' =  pw<am,  mam  ,wie?'  =  matam,  ,wie>wann?' 
etc.,   die  niemals  vorher  nominale   Existenz   gehabt   haben   können. 

Und  auch  von  einem  anderen  Gesichtspunkte  aus  wäre  es 
verfehlt,  zur  Erklärung  der  weiblichen  Nebenformen  des  Adverbs 
einfach  auf  das  Feminin-i  am  Nomen  hinzuweisen.  Denn  auch  das 
t  der  Nominalformen  ist  nicht  von  vornherein  in  einer  bestimmten 
Bedeutung  an  den  Wortstamm  gefügt  worden.  Die  Geschlechts- 
bedeutung des  Feminin-^  —  und  ebenso  die  Bezeichnung  von  Kollektiv 
oder  Nomen  unitatis  —  ist,  wie  heute  schon  als  allgemein  giltig 
vorausgesetzt  werden  darf,  erst  relativ  spät  am  Nomen  entstanden.^ 
Sie  ist,  wie  Barth  schon  ZDMG  XLI  614  gesehen  hat,  im  Plural 
auf  ät  noch  nicht  durchgeführt,  also  jünger  als  dieser.  Die  Ge- 
schlechtsbedeutung haftet  auch  sonst  nicht  an  dem  t,  da  es  im  Zahl- 
wort just  die  für  das  Maskulinum  gewählte  Form  charakterisiert, 
wie  auch  sonst  die  Differenzierung  männlicher  und  weiblicher  Formen 
nicht  an  ein  bestimmtes  Formans  gebunden  ist,  dem  von  vornherein 
irgendwelche  Geschlechtsbedeutung  eignet. 

Auch  im  Nomen  ist  also  die  feminine  Form  älter  als  das 
Femininum,  und  die  Entstehung  von  um  t  erweiterten  Nominal- 
formen schon  von  vornherein  nicht  minder  dunkel  als  am  Adverbium. 
Ist  das  t  im  Adverb  bedeutungslos,  so  ist  es  im  Nomen  gleichfalls 
bedeutungslos  gewesen. 

Die  Gleichheit  der  Bedeutung  der  männlichen  und  weiblichen 
Adverbialformen  hätte  nicht  zustande  kommen  können,  wenn  diese  aus 


^  S.  dazu  noch  spater. 


Der  Ursprung  des  sem.  Femininzeichens  -t.  261 

einer  anderen  Wortart  entstanden  Ovaren.  Darum  muß  die  Parallel- 
form matam  :  mam,  kalatam  :  kalam,  riqutam  :  r{qam(i)  am  Adverb 
sich  herausgebildet  haben. 

Dann  aber  stellt  sich  die  Entstehung  der  femininen  Form  in 
ganz  anderem  Lichte  dar.  Statt  des  einfachen  Adverbs,  das  sonst 
wie  etwa  panam  selbst  auf  die  Akkusativendung  am  auslautet,  wird 
eine  Form  ohne  nasalen  Auslaut  verwendet,  wie  wir  sie  auch  sonst 
z.  B.  in  lumna  (lumnama),  satta  sattamaj  oTiön"!  om,  DKne  ms,  dar 
daram  gefunden  haben,  wenn  auf  das  Adverb  eine  zweite  mit  ihm 
zusammengesprochene  Form  folgt.  An  das  Adverb  schließt  sich  eng 
die  Silbe  tarn  an,  die  nur  eine  an  sich  bedeutungslose  enkli- 
tische Partikel  sein  kann,  die  selbst  wie  andere  Partikeln  auf  am 
auslautet  ^  und  so  eng  mit  dem  vorhergehenden  Worte  verwächst, 
daß  sie  seine  Geschicke  teilt,  auch  wohl  einen  Teil  seiner  Bedeutung 
annimmt  und  dann,  nachdem  sie  durch  diese  Verbindung  einen  je- 
weilig verschiedenen  Inhalt  bekommen  hat,  selbst  sich  von  ihrem 
Stammworte  loslöst, '  um  so  inhaltlich  bereichert  neuerdings  eine 
selbständige  Existenz  zu  erhalten. 

Danach  war  also  die  Femininendung  in  der  Form  tam^  tan 
von  vornherein  in  der  Tat  ein  eigenes  selbständiges  Wörtchen,  aber 
ein  Flickwort  ohne  jede  eigene  Bedeutung,  das  enklitisch  dem  Ad- 
verb angehängt  wurde.  Die  Anfügung  eines  solchen  Wörtchens  mag 
freilich  bei  stärker  betonten  Formen  erfolgt  sein  und  somit  selbst 
der  Verstärkung  der  Wortbedeutung  dienen.  Aber  damit  hat  das 
Flickwort,  wie  jede  andere  Art  der  Bedeutungsverstärkung  durch 
nachdrücklichere  Betonung,  Dehnung,  Verdopplung  (Reduplikation) 
etc.  keine  eigene  formale  Bedeutung.  Denn  —  dies  sei  schon  jetzt 
den  verschiedentlichen  Versuchen  entgegengehalten,  in  solchen  Ver- 
stärkungsformen einen  bewußt  gewählten  Ausdruck  etwa  von  Plural, 
Verallgemeinerung,  Steigerung  (des  Adjektivs)  zu  suchen  —  eine 
betonte  Form  eines  Wortes  hebt  immer  nur  den  Begriff  hervor,  den 
das  Wort  an  und  für  sich  ausdrückt.  Jede  Betonung,  Reduplikation 
oder  sonstige  Hervorhebung  eines  Wortes  wie  , Stein,  schwarz,  fort, 
er,   zwei'   wird   von   vornherein   immer    nur  den  Wortbegriff   selbst 

^  Zur  Entstehung  des  Auslautes  am  selbst,  s.  noch  später. 
*  S.  oben  S.  129  zur  Distributivendung  ta-a-an. 


262        XII.  Sjbmitischb  und  indoqbrmamische  Nominalflexion. 

deutlicher,  schärfer  hervortreten  lassen,  keineswegs  aber  eine  for- 
male Vermehrung  —  wie  z.  B.  den  Plural  —  oder  sonstige  gram- 
matische Formbedeutung  (etwa  Maskulinum  gegenüber  Femininum) 
naturgemäß  ausdrücken.  Nur  wo  die  formale  Bedeutung  schon  im 
Wortbegriff  liegt  —  wie  etwa  die  Verallgemeinerung  in  kala(ma) 
*kalätam  ,ganz,  alles'  —  kann  sie  durch  die  vollere  Form  ver- 
stärkt werden.  Wo  sonst  eine  Verstärkungsform  formale  Bedeutung 
besitzt,  ist  deren  Erklärung  in  der  Geschichte  der  Form  zu  suchen. 

Wo  demnach  die  Femininendung  tarn  (wie  z.  B.  als  Distributiv- 
endung) irgendwelche  grammatische  Beziehung  ausdrückt,  ist  deren 
Erklärung  gleichfalls  in  jenen  Geschicken  zu  suchen,  die  es  mit  dem 
vorhergehenden  Worte  zu  einer  Form  verbunden  durchgemacht  hat. 

Ist  mithin  die  Femininendung  tarn  am  Adverb  eine  ursprüng- 
lich bedeutungslose  enklitische  Partikel,  dann  nimmt  sie  freilich  nicht 
von  vornherein  eine  solche  Ausnahmsstellung  in  den  semitischen 
Sprachen  ein,  wie  sie  sie  durch  ihre  Funktion  als  Femininzeichen 
erhalten  hat.  Denn  in  ihrer  primären  Verwendung  haben  wir  z.  B. 
das  gleichfalls  akkusativisch  auslautende  kam  >  kiam  kennen  gelernt, 
das  enklitisch  und  bedeutungslos  steht  in  den  oben  S.  30  behandelten 
ass.  Adverbien  e-kiam  ,wo?',  anni-kiam  ,so',  ulU-kiam  ,nein',  lü-kiam 
, fürwahr*  etc.,  kan  in  aram.,;-£x»]  ,wie?',  hebr.  p  in  p  vh  ,nein',  arab.  kin 
in  lä-kin  ,aber'  etc.  neben  der  selbständig  gebrauchten  Demonstrativ- 
partikel kän  (aram.  |X3,  ass.  kanna,  hebr.  p)  ,da,  so'.  Ebenso  be- 
deutungslos steht  auch  das  enklitische  Akkusativadverb  dies,  jib,  hebr. 
K1BK,  ass.  appunama,  arab.  »-Ju^  etc.  in  den  oben  S.  22  f.  besprochenen 
Verbindungen.  Von  anderen  einschlägigen  Erscheinungen  wird  noch 
die  Rede  sein.  So  erscheint  nun  auch  die  Endung  sam  der  oben  S.  61  ff. 
besprochenen  assyrischen  Adverbia  als  uralte  enklitische  Partikel 
auf  am,  die  bedeutungslos  an  das  Adverb  tritt.  Daß  sie  nur 
scheinbar  aus  is  +  am  zusammengesetzt  ist,  beweist  der  Umstand, 
daß  die  durch  sie  ausgedrückte  adverbielle  Beziehung  stets  einfacher 
Natur  ist:  däriSam  =  därätam  =  däram  , immer'. 

Die  semitische  Kasusflexion,  so  wie  sie  sich  jetzt  darstellt, 
befreit  von  manchen  Vorurteilen  und  irreführenden  Bezeichnungen, 
mit  der  eine  retrospektive,   den  Keim  auf  Grund  der  spätesten  und 


Das  SEM.  FEMiNiN-r;   die  idg.  Nominalflexion.  263 

speziellsten  Entwicklungen  entstellende  Betrachtungsweise  sie  um- 
geben hat,  muß  zum  Vergleich  analoger  Erscheinungen  in  anderen 
Sprachstämmen  und  besonders  im  Indogermanischen  herausfordern. 
Wenn  ich  es  im  weiteren  wage,  auf  einige  solcher  Vergleichungs- 
punkte hinzuweisen,  so  kann  ich  dies  nur  mit  mancherlei  Vorbehalten 
tun.  Ist  es  mir  hier  einerseits  weit  weniger  als  auf  semitischem  Ge- 
biet möglich,  den  gewaltigen  Umfang  der  einschlägigen  Erscheinungen 
zu  überschauen,  so  liegt  es  auch  gar  nicht  in  meiner  Absicht,  die 
Formen  der  indogermanischen  Sprachen  in  jener  Ausführlichkeit  zu 
behandeln,  die  zu  einer  vollständigen  Beweiskette  auch  für  dieses 
Gebiet  notwendig  wäre.  Vieles  werde  ich  übersehen,  manches  ab- 
sichtlich übergehen  müssen  und  mich  im  wesentlichen  darauf  be- 
schränken, die  aus  dem  Semitischen  gewonnene  Betrachtungsweise 
in  groben  Umrissen  auf  das  Indogermanische  zu  übertragen  und 
dadurch  den  Rahmen  zu  schaffen,  der  erst  durch  spätere  Einzel- 
untersuchungen ausgefüllt  werden  kann,  zu  deren  Durchführung  die 
Kraft  und  das  Wissen  eines  einzelnen  nicht  ausreichen.  Auch  in 
dem  Wenigen,  das  ich  bringe,  wird  manches  Unrichtige  sein.  Dafür 
freilich,  daß  die  hier  vertretene  Betrachtungsart  der  Sprache  im 
großen  ganzen  auch  mit  für  das  Indogermanische  gilt  und  auch  hier 
eine  Neuorientierung  in  mancher  Frage  der  allgemeinen  Sprach- 
wissenschaft überhaupt  notwendig  macht,  glaube  ich  schon  heute  die 
volle  wissenschaftliche  Verantwortung  übernehmen  zu  können.  Dabei 
werden  weniger  die  Prinzipien  neu  erscheinen,  die  meiner  Dar- 
stellung zugrunde  gelegt  sind,  die  im  einzelnen  besonders  auf  indo- 
germanischem Gebiet  dem  Forscher  vertraut  sind,  als  der  Umfang 
der  Erscheinungen,  auf  welche,  und  die  Konsequenz,  womit  ich  ihre 
Anwendung  durchzusetzen  versuche.  Die  Art  meiner  Betrachtimg 
der  indogermanischen  Sprachformen  mag  freilich  bei  dem  geschulten 
Indogermanisten,  der  ein  fertiges  Urteil  über  diese  mitbringt,  zu- 
nächst auf  Schritt  und  Tritt  Widerspruch  erwecken.  Bei  gewissen- 
hafter Prüfung  dürfte  er  indes  erkennen,  daß  nicht  die  Tatsachen 
diesen  Widerspruch  begründen,  sondern  die  ihm  geläufigen  Urteile 
über  dieselben.  Durch  den  Vergleich  der  Erscheinungen  im  Indo- 
germanischen dürfte  auch  die  Betrachtung  des  Semitischen  in  wesent- 
lichen Punkten  ergänzt  und  vertieft  werden.   Ausdrücklich  sei  noch 


264  XII.  SbMITISCHE    und    INDOOERMAMISCHIt!    NoMINALFLEXION. 


vermerkt,  daß  die  folgenden  Bemerkungen  analoge  Entwicklungen 
auf  semitischem  und  indogermanischem  Sprachgebiet  feststellen  wollen, 
ohne  zur  Frage  einer  Urverwandtschaft  beider  Sprachstämme  irgend- 
wie Stellung  25U  nehmen. 

Auch  im  Indogermanischen  wie  im  Semitischen  spielt  der 
nasale  Auslaut  in  der  Kasusflexion  eine  große  Rolle.  Besonders  im 
Akkusativ  Singularis  war  ,das  herrschende  Kasuszeichen  aller  indo- 
germanischen Sprachen  -m',^  Und  da  im  Semitischen  auch  die 
Kasusformefi  des  Genetivs  und  Nominativs  im,  um  auf  die  Akkusativ- 
endung (am)  zurückgehen,  entspricht  die  semitische  Mimation  in 
ihrem  Ausgangspunkt  —  der  auf  m  auslautenden  Akkusativendung 
—  inhaltlich  und  lautlich  den  indogermanischen  Akkusativformen 
auf  m,  die  nach  der  dem  Arabischen  nachgebildeten  Terminologie 
recht  gut  als  indogermanische  Mimation  bezeichnet  werden 
könnten.^  Wie  innerhalb  des  Semitischen  im  Nordarabischen  er- 
scheint auf  indogermanischem  Gebiet  besonders  im  Griechischen 
der  auslautende  Nasal  als  n  (nur  nach  Konsonanten  wird  silbisch 
gewordenes  ni  zu  a),  das  Griechische  hat  also  Nunation  statt  der 
Mimation. 

Im  Gegensatz  zu  der  für  das  Semitische  hier  vertretenen  An- 
sicht, wonach  dort  am  und  noch  eher  am  die  älteste  erreichbare 
Form  der  Endung  ist,  faßt  die  indogermanische  Grammatik  indes 
nur  m  (wi)  als  das  eigentliche  Kasuszeichen,  das  freilich  nach  Kon- 
sonanten aind.  zu  am  (gr.  a),  lat.  em,  gotisch  an  (ahd.  on,  un)  etc. 
ward  (Brugmann  a.  a.  0.  §  458,  2.  3.  4).  In  Fällen  wie  lat.  lupum, 
(zu  lupus),  equam  (zu  equa),  faciem  (zu  facies),  vim  (zu  vis)  etc. 
gehört  der  Vokal  vor  der  Endung  zum  Wortstamm. 

Auch  dieser  Unterschied  besteht  nur  in  der  Auffassung  des 
Problems,  der  Art  und  dem  Umfang  der  Fragestellung,  nicht  in  der 


^  Kluge,  Elemente  des  Gotischen  (Paul,  Grundriß  der  Germ.  Philologios  l) 
59  (§64). 

*  Ich  beschränke  mich  zunächst  auf  die  Darstellung  dieser  einen  indoger- 
manischen Endung  und  ihier  Entwicklungen,  da  die  verschiedene  Betrachtungs- 
weise der  auch  lautlich  an  das  Semitische  anklingenden  Formen  im  Indogermani- 
schen die  Überwindung  unrichtiger  Anschauungen  auch  auf  semitischem  Gebiet 
erleichtern  dürfte. 


InDOGERMANISCHJB    MlMATION    UND    NüNATION.  265 


Sache.  Das,  was  man  im  Indogermanischen  den  Stamm  eines  Wortes 
nennt;  ist  nichts  Reales,  sondern  nicht  minder  eine  Abstraktion  als 
die  Worstämme  und  Wurzeln  des  Semitischen.  Die  lebende  Sprache 
hat  immer  nur  wirkliche  Wörter  gekannt.  Erst  dadurch,  daß  von 
einem  Worte  sich  verschiedene  Lautformen  entwickelten,  konnte  der 
unverändert  gebliebene  Teil  des  Wortes  als  Wortstamm  empfunden 
werden.  Die  einzelnen  Wortformen  sind  zumindest  in  jenen  Bei- 
spielen, von  denen  die  Analogie  der  Regel  ihren  Ausgang  nahm, 
älter  als  der  Stamm.  Daß  in  lupum  m  allein  die  Endung  bildet, 
gilt  also  nur  dann,  wenn  schon  vor  der  Entstehung  dieser  Akku- 
sativform das  Sprachempfinden  aus  anderen  Formen  (Kasus)  einen 
Stamm  lupo  abstrahiert  hatte  und  dann  erst  durch  Anfügung  der 
Endung  den  Akkusativ  bildete.  Ebensogut  ist  es  aber  möglich,  daß 
diese  Form  des  Akkusativs  an  diesem  oder  zumindest  an  anderen 
Beispielen  schon  vor  der  Abstraktion  eines  Stammes  auf  o  bestand 
und  selbst  mit  anderen  Formen  (etwa  os  etc.)  diese  Abstraktion 
erst  ermöglichte.  Dann  darf  die  ältere  Endung  nicht  auf  Grund 
des  sekundären  Wortstammes  ermittelt  werden.  S.  auch  noch  später. 

Die  Frage  der  Entstehung  der  ältesten  Form  der  Akkusativ- 
endung ist  auch  im  Indogermanischen  von  der  Frage  der  Entstehung 
ihrer  Bedeutung  nicht  zu  trennen.  Die  indogermanische  Akkusativ- 
endung ist  wie  die  semitische  Akkusativform  ein  Ausdruck  bestimmter 
Beziehungen  des  Nomens.  Liegt  diese  Bedeutung  von  vornherein 
in  der  —  wie  immer  lautenden  —  Endung?  In  diesem  Falle  muß 
diese  ursprünglich  ein  eigenes  Beziehungswort,  ein  postpositives  Ad- 
verb gewesen  sein,  das  gleich  einer  Präposition  in  der  Tat  eine 
bestimmte  adverbielle  Beziehung  ausdrücken  konnte. 

Diese  von  vielen  wirklich  geteilte  Annahme  ist  irrig.  Denn 
ist  auch  der  indogermanische  Akkusativ  innerhalb  der  Nominal- 
flexion nur  auf  eine  Anzahl  bestimmter  Funktionen  beschränkt,  so 
erscheint  er  doch  an  Adverbien  in  so  vielfach  verschiedenen  Be- 
deutungen, wie  sie  kein  einzelnes  Beziehungswort  vereinigen  könnte. 
Dazu  kommt  aber  ganz  besonders  der  Umstand,  daß  der  Auslaut 
auf  m  auch  andere  ausgeprägt  adverbielle  Kasus  charakterisiert,  wie 
besonders  den  sog.  Instrumentalis  des  Singulars  (Brugmann  a.  a.  0. 
(468 — 471),  denDativus — Ablativus —  Instrumentalis  des  Duals  (§  475) 


266        XII.  Semitische  und  indogermanische  Nominalflexion. 

und  den  Instrumentalis  des  Plurals  (§493).  Ist  auch  dieser  Kasus 
durch  Anfügung  einer  Postposition  m  gebildet  worden,  dann  müßte 
letztere  neben  den  Bedeutungen  des  Akkusativs  auch  noch  die  zahl- 
reichen und  verschiedenartigen  Bedeutungen  von  vornherein  besessen 
haben,  die  der  indogermanische  Instrumentalis  in  vielen  Adverbien 
vereinigt.  Nun  könnte  man  ja  den  Ausweg  wählen,  den  die  semiti- 
sche Grammatik  in  ähnlichen  Fällen  eingeschlagen  hat  und  an- 
nehmen, daß  hier  zwei  verschiedene  m  vorliegen,  eines  akkusati- 
vischer und  eines  instrumentaler  Bedeutung:  Dann  wird  aber  auch 
dagegen  das  Urteil  gelten,  das  oben  S.  135  über  die  ähnliche  Unter- 
scheidung eines  determinierenden  und  eines  verallgemeinernden  m 
im  Semitischen  gefällt  wurde:  ,Die  Absurdität  dieser  Methode,  die 
Wörter  in  ihre  lautlichen  Bestandteile  zu  atomisieren  und  jedem 
derselben  eine  im  Sprachbewußtsein  feststehende  genau  umgrenzte 
Bedeutung  zuzusprechen  .  .  .,  ergibt  sich  schon  dem  oberflächlichen 
Urteil  aus  der  Erwägung,  daß  auch  die  lebende  Sprache  gleich  dem 
forschenden  Grammatiker  die  einzelnen  in  verschiedener  Bedeutung 
verwendeten,  aber  gleichlautenden  Lautelemente  nicht  anders  unter- 
scheiden konnte  als  auf  Grund  der  Bedeutung  jener  Wortformen, 
mit  denen  verbunden  sie  auftraten.'  Und  auch  hier  ergibt  sich  aus 
dieser  Erwägung  der  Schluß,  daß  diese  verschiedenen  Beziehungs- 
bedeutungen einer  gleichlautenden  Endungsform  wie  die  ein- 
zelnen Bedeutungen  der  semitischen  Kasusform  an  verschieden- 
artigen Beispielen  entstanden,  die  vermöge  ihrer  Eigenbedeutung 
verschiedenartige  Beziehungen  ausdrückten,  so  daß  erst  durch  Ent- 
stehung von  Analogiegruppen  akkusativischer,  lokativer,  instru- 
mentaler Wörter  dieser  Form  die  Endung  ein  eigener  Aus- 
druck akkusativischer,  lokativer,  instrumentaler  Bedeutung  zu  sein 
schien. 

Solche  Wörter,  deren  Bedeutung  nicht  in  einen  substanziellen 
und  einen  akzidenziellen  (formalen)  Inhalt  zerlegt  werden  kann,  da 
sie  nur  ein  einziges  Merkmal  ohne  jede  grammatische  Beziehung 
ausdrücken,  deren  formale  Beziehungsbedeutung  von  vornherein  im 
Wortinhalt  selbst  liegt,  sind  aber  nicht  Substantiva,  sondern  nur 
die  Adverbia,  von  denen  aus  die  älteste  Bedeutung  und  die  älteste 
Form  der  Kasusformantien  zu  beurteilen  sind. 


Entstehung  der  idg.  nominalen  Kasus  auf  u  am  Adverb.       267 

Die  indogermanische  Grammatik  sucht  die  Bedeutung  der  Kasus- 
form auf  Grund  ihrer  Funktion  am  Nomen  möglichst  genau  zu  be- 
stimmen. Ist  diese  Funktion  innerhalb  der  Analogiegruppen  der 
einzelnen  Deklinationssysteme  verschieden  ausgeprägt,  so  werden 
gleichlautende  Formantien  als  in  ihrer  Bedeutung  ursprünglich  ver- 
schieden, etwa  als  Akkusativ,  Instrumentalis  des  Singulars,  Plurals 
etc.  aufgefaßt  und  diese  Unterscheidung  wird  auf  die  außerhalb 
dieser  Analogien  stehenden  Adverbien  übertragen  und  viel  Fleiß 
und  Mühe  darauf  verwendet,  die  Zugehörigkeit  alter  Adverbien,  ja 
kleiner  und  kleinster  Partikelchen  zu  diesem  oder  jenem  Kasus 
genauestens  festzustellen. 

Diese  Methode  sprachwissenschaftlicher  Forschung  ist  nutzlose 
Verschwendung  von  Geist  und  Mühe  in  falscher,  ja  verkehrter 
Richtung.  Befangen  in  dem  Vorurteil,  die  verschiedenen  Bedeutungen, 
die  sich  in  der  Studierstube  aus  verschiedenen  Entwicklungen  der 
Wörter  für  einzelne  Laute  derselben  abstrahieren  lassen,  wären 
von  vornherein  an  diese  Laute  geknüpft  gewesen,  die  die  Sprache 
mit  Bewußtsein  zum  Ausdruck  jeweilig  verschiedener  Beziehung 
beliebig  anfügte,  vermauert  sie  den  Weg  zu  einer  richtigeren  Be- 
urteilung, indem  sie  die  Bedeutungsanalogie  der  sprachlichen  Form 
volksetymologisch  auf  Wortbildungen  überträgt,  die  älter  sind  als 
jene,  und  an  denen  unschwer  die  Entwicklung  zu  erkennen  wäre, 
die  zur  Entstehung  jener  Formbedeutungen  geführt  hat. 

Wie  auf  semitischem  Gebiet  hala(m)  ,ohne'  eigentlich  kein 
Akkusativ,  balim  ,ohne*  kein  Genetiv,  balum  ,ohne'  kein  Nominativ 
(oder  Lokativ)  etc.  ist,  sondern  ein  uraltes  Adverb,  das  den  Begriff 
,nicht,  ohne'  ohne  jede  grammatische  Beziehung  ausdrückte  und  erst 
dann  als  Akkusativ  (Adverbialis),  Genetiv,  Nominativ  etc.  erscheinen 
konnte,  nachdem  die  Analogie  lokaler  Adverbia  eine  Wortform  als 
Lokativ,  die  instrumentaler  Adverbia  dieselbe  oder  eine  andere 
Form  als  Instrumentalis  etc.,  die  aus  Adverbien  entstandenen  Sub- 
stantiva  ohne  Beziehungsbedeutung  endlich  etwa  die  Form  auf  um 
als  Nominativ  erscheinen  ließen  —  ganz  ebenso  sind  lat.  nam,  clantj 
demum,  domum,  item,  enim  etc.  etc.  weder  Akkusativ,  noch  Instru- 
mentalis, oder  Lokativ,  oder  sonst  irgendein  Kasus,  sondern  ein- 
fache   unzusammengesetzte    Adverbien,    die    vermöge    ihrer    Eigen- 


268        XII.  Semitische  und  indogermanische  Nominalflexion. 

bedeutung  allein  modale,  instrumentale,  lokale,  temporale  oder  sonst 
welche  Bezielmngsbedeutung  ausdrücken.  Erst  nachdem  auf  Grund 
der  Assoziation  von  Adverbien  ähnlicher  Bedeutungsrichtung  die 
Form  als  Charakteristikon  derselben  erschien,  ward  sie  zu  einem 
Kasus  mit  bestimmter  Bedeutung. 

Die  Adverbien  in  der  Form  der  Kasus  sind  älter  als  diese 
selbst.  Die  Kasusbedeutung  ist  erst  an  ihnen  entstanden.  Und  der 
Sprachwissenschaft  eröffnet  sich  die  ebenso  lohnende  als  interessante 
Aufgabe  der  Erklärung  auch  der  indogermanischen  Kasusbedeutungen 
durch  Aufsuchen  jener  Beispiele,  an  denen  sie  entstanden  sind.  Zur 
gleichen  Aufgabe  für  das  Semitische  s.  z.  T.  noch  unten  Kap.  XVI. 

Darum  gelten  auch  die  Unterschiede  der  Bedeutung,  wie  die 
der  Verwendung  in  den  verschiedenen  Analogiegruppen  der  einzelnen 
Deklinationen  und  die  des  Genus  und  Numerus  für  das  Adverb 
nicht.  Mag  ein  altes  Adverb  seiner  formalen  Zugehörigkeit  zu  einer 
bestimmten  Nominalklasse  nach  als  Akkusativ,  Instrumentalis  oder 
sonst  irgendein  Kasus  einer  bestimmten  Formklasse  erscheinen, 
so  hat  von  vornherein  doch  dieser  Unterschied  nicht  bestanden  und 
die  indogermanischen  Adverbien  auf  aw,  em,  im,  om,  um  etc.  sind 
in  der  Tat  den  alten  semitischen  Adverbien  auf  arn,  em,  im,  om,  um  etc. 
vollkommen  parallel  und  auch  am  indogermanischen  Adverb  darf  der 
Vokal  vor  m  nicht  aus  dem  Wortstamm  erklärt  werden,  der  sicher- 
lich nach  dem  Adverb,  wenn  nicht  mit  aus  dem  Adverb  ent- 
standen ist. 

Die  älteste  Form  der  indogermanischen  Mimation  —  ich  wähle 
diese  Bezeichnung,  um  nicht  die  eines  inhaltlich  bestimmten  Kasus 
nennen  zu  müssen  —  ist  also  nicht  vokalloses  m  und  die  phonetische 
Formerklärung  der  indogermanischen  Grammatik,  so  sorgfältig  sie 
im  einzelnen  durchgearbeitet  ist,  geht  grundsätzlich  von  einer  un- 
richtigen Auffassung  des  Tatbestandes  aus.  Die  indogermanischen 
Adverbien  und  schon  die  kleinsten  Partikeln  auf  m  zeigen  alle  mög- 
lichen Vokalisationen  wie  am,  em,  im,  om,  um.  Eine  eingehende 
Untersuchung  des  ganzen  Materials  wird  vielleicht  die  Antwort  auf 
die  Frage  bringen,  ob  die  Analogie  zwischen  Semitisch  und  Indo- 
germanisch auch  darin  übereinstimmt,  daß  auch  hier  alle  Vokali- 
sationen auf  eine  einzige  und  etwa  gleichfalls  auf  am  zurückzuführen 


Dra  Grundf.  d.  nasallhbtkn  Kasusendungen  im  Indogerm.       269 

sind,  oder  ob  von  vornherein  in  urindogermanischer  Zeit  verschieden 
vokalisierte  Adverbien  auf  m  bestanden  haben.  Den  Ausgangspunkt 
dieser  Untersuchung  hätten  meines  Erachtens  jene  zusammen- 
gehörigen Partikeln  wie  lat.  quam  —  qtiom  (quum,  cum),  nam  —  num, 
tarn  —  tum.  gr.  axsdi^  —  axsööv  zu  bUden,  die  doch  wohl  nur  Ent- 
wicklungen einer  Form  sind  wie  sem.  tamma  und  tumma,  semma 
und  summa  etc.  Vielleicht  weist  auch  der  Umstand,  daß  die  Vokali- 
sation  im  im  Lateinischen  meist  unbetont  am  Ende  längerer  Ad- 
verbia:  enim,  statim,  paulatim  (decem  :  undecim)  etc.  steht,  darauf 
hin,  daß  sie  wie  sem.  im  in  den  oben  S.  149  besprochenen  Formen 
eine  Nebentonstufe  der  Endung  darstellt. 

Über  die  Entstehung  dieser  Mimation  selbst  und  warum  sie 
sich  im  Semitischen,  Indogermanischen  und  anderwärts  (s.  oben  S.  114 
zum  Sumerischen)  just  am  Adverb  entwickelte  s.  später. 

Wie  im  Semitischen  entwickeln  sich  auch  am  indogermanischen 
Adverb  auf  -am,  -im,  -um  etc.  x\nalogiegruppen  mit  bestimmten 
speziellen  Bedeutungen.  Die  Auffassung  dieser  Formen  in  der  indo- 
germanischen Grammatik  wird  beherrscht  von  dem  Grundgedanken, 
die  Erklärung  von  Form  und  Bedeutung  des  inflexiblen  Adverbs  in 
der  nächstverwandten  deklinationsfähigen  Nominal-  oder  Verbalform 
zu  suchen,  aus  welcher  das  Adverb  als  flexionslose  Wortart  isoliert 
worden  sein  soll.  Die  bestimmte  formale  Bedeutungsrichtung  wird 
z.  B.  aus  dem  Kasus  des  Xomens,  der  Vokal  der  Endung  aus  dem 
Wortstamm,  Affixe  aus  der  speziellen  nominalen  oder  verbalen  Form 
erklärt,  der  das  Adverb  entstammt.  Daß  diese  Affixe  am  Adverb 
bedeutungslos  sind,  kommt  wieder  auf  Rechnung  der  adverbiellen 
Erstarrung. 

Wie  aber,  wenn  dieser  Grundgedanke  ein  irriges  Vorurteil  ist? 
Wenn  es  nicht  richtig  ist,  daß  die  Adverbia  in  ihrer  großen  Masse 
durch  Erstarrung  anderer  Wortklassen  entstanden  sind,  sondern  die 
Sprache  von  vornherein  eine  große  Anzahl  von  Wörtern  schuf,  die 
ein  einziges  Merkmal  indeklinabel,  ohne  Rücksicht  auf  jede  gramma- 
tische Beziehung  bezeichneten?  Wie,  wenn  gar  die  Bedeutung  der 
Formelemente  an  Nomen  und  Verbum  gleichfalls  erst  sekundär  an 
diesen  Wortarten  entstanden  wäre?  Dürfte  man  dann  danach  das 
Adverb  beurteilen,  in  dem  alle  diese  Bedeutungen  nicht  hervortreten? 


270        XII.  Semitische  und  indogermanische  Nominalflexion. 

Auch  Verbum  und  Nomen  verwenden  ja  vielfach  lautlich  völlig  über- 
einstimmende Elemente.^  Dennoch  hütet  sich  die  indogermanische 
Sprachwissenschaft,  trotzdem  sie  dieser  Übereinstimmung  sich  be- 
wußt ist,  die  auf  Grund  der  Bedeutung  etwa  am  Nomen  ge- 
schaffenen Formbenennungen  auf  das  Verbum  zu  übertragen,  donem 
etwa  als  Akkusativ  zu  bezeichnen.*  Denn  in  der  Tat  kann  etwa  ein 
eigener  Ausdruck  für  den  Modus  nur  in  Verbindung  mit  dem  Ver- 
bum, die  Bedeutung  des  Kasus  nur  in  Verbindung  mit  dem  Nomen 
entstanden  sein. 

Ebenso  sind  aber  auch  die  Formantien  des  Adverbs  nicht  dem 
Nomen  und  nicht  dem  Verbum  entlehnt.  Die  Bedeutung,  die  sie  im 
Nomen  oder  Verbum  erhielten,  ist  im  Adverb  nicht  erstarrt,  sondern 
noch  nicht  vorhanden.  Form  und  Bedeutung  des  Adverbs  sind  aus 
ihm  selbst  und  seiner  Geschichte-  zu  erklären  und  der  weitere  Ver- 
lauf der  Untersuchung  wird  uns  zeigen,  wie  diese  Geschichte  des 
Adverbs  gerade  umgekehrt  auch  für  die  Erklärung  von  Form  und 
Bedeutung  des  Nomens  von  allergrößter  Wichtigkeit  ist. 

Es  ist  meines  Erachtens  in  der  Tat  nicht  schwer  zu  zeigen, 
daß  die  bisher  geltende  Anschauung  von  der  Entstehung  der  formal 
unbestimmten  Adverbia  aus  formal  bestimmten  Nominal-  und  Verbal- 
formen psychologisch  unmöglich  ist.  Fassen  wir  zunächst  die  Mög- 
lichkeit der  Entstehung  des  Adverbs  aus  einem  Kasus  des  Ad- 
jektivs ins  Auge.  Gegenüber  dem  Adjektiv  ,großer,  gutes,  schönere', 
das  neben  der  Wortbedeutung  auch  formale  Beziehungen  ausdrückt, 
bezeichnet  das  Adverb  »groß,  gut,  schön'  nur  den  Wortbegriff  allein. 
Welche  Kasusbeziehung  erklärt  hier  das  Antreten  irgendeiner  Kasus- 
endung, die  schon  eine  bestimmte  Beziehungsbedeutung  hätte?  Und 
welcher  psychologische  Vorgang  kann  es  gar  begreiflich  machen, 
daß  im  Adverb  Endungen  mitgesprochen  werden  sollten,  an  die  doch 
im  Sprachbewußtsein  bestimmte  Bedeutungen,  wie  Geschlecht  oder 
Zahl  sich  knüpften.  Solche  Wortteile  könnten  nicht  mitgesprochen 
worden  sein,  wenn  sie  zur  Zeit  der  Entstehung  am  Adverb  diese 


^  Vgl.  darüber  H.  Hirt,  Handbuch  der  griechischen  Laut-  und  Formenlehre 
201  f.    Zur  Ursache  s.  später. 

^  Die  formal  orientierte  arabische  Nationalgrammatik  besitzt  bekanntlich 
gemeinsame  Bezeichnungen  z.  B.  für  die  Kasus  des  Nomeus  und  die  Modi  am  Verbum. 


Das  Adverb  kein  erstarrter  nominaler  Kasus.  271 

Formbedeutung  schon  gehabt  hätten.  Ebensowenig  könnten  bei  der 
Entstehung  des  Adverbs  aus  nomenartigen  Formen^  des  Verbums 
Wortteile  mitgesprochen  worden  sein,  an  die  sich  die  Bedeutung 
eines  bestimmten  modus,  tempus  oder  genus  knüpfte.  Verständlicher 
scheint  die  Bildung  des  Adverbs  als  Kasus  aus  dem  Substantiv 
heraus  zu  sein,  da  Adverbia  etwa  wie  , schön,  gut,  rund'  etc.  vom 
Hauptwort  aus  in  der  Tat  nur  durch  Anfügung  eines  Beziehungs- 
ausdruckes umschrieben  werden  können:  ,in  Schönheit,  mit  Güte,  im 
Rund  (im  Kreise)'.  Aber  auch  hier  scheint  das  Adverb  nur  durch 
Vermehrung  des  Substantivs  um  einen  Beziehungsausdruck  entstanden 
zu  sein.  Das  Adverb  circum  ,rundherum,  im  Kreise'  scheint  aus 
Substantiv  und  Kasuszeichen  zusammengesetzt  zu  sein,  wenn  wir  es 
vom  fertigen  Nomen  aus  betrachten  und  es  mit  Hilfe  des  Substantiv- 
begrifEs  ausdrücken  wollen.  Bedenken  wir  aber,  daß  das  Substantiv 
circus  ,Kreis'  erst  danach  benannt  ist,  daß  es  ,rund,  ringsherum 
laufend'  ist,  neben  diesem  Merkmal  als  Etymon  aber  auch  noch  als 
Hauptwortbegriff  männlichen  Geschlechtes,  Einzahl  charakterisiert 
ist,  dann  muß  uns  das  Adverb,  welches  das  Etymon  ohne  jede 
formale  Bestimmung  bezeichnet,  als  das  Einfachere  erscheinen  gegen- 
über der  zusammengesetzten  Bedeutung  des  Nomons.  Das  Adverb 
bezeichnet  in  der  Tat  das  Etymon  des  Nomons  und  ist  als  solches 
älter  als  dieses,  wenn  es  auch  vom  fertigen  Nomen  aus  erst  auf 
Umwegen  (mit  Hilfe  eines  Beziehungswortes)  ausgedrückt  werden 
kann.  ^ 

Die  Beantwortung  der  Frage  wie  die  Formen  des  Adverbs  auch 
im  Indogermanischen  am  Adverb  selbst  entstanden  sind  und  hier 
ihre  verschiedenartige  Bedeutung  erhalten  haben,  kann  nur  nach 
gründlicher  Prüfung  und  auf  Grund  umfassender  Kenntnis  des  Mate- 
rials gegeben  werden.  Sie  wird  sicherlich  die  Ähnlichkeit  mit  der 
oben  und  noch  im  weiteren  geschilderten  Entwicklung  der  semi- 
tischen Adverbia  noch  deutlicher  hervortreten  lassen.  Hier  nur 
folgendes  Beispiel: 

Die  lateinischen  Adverbia  auf  im  scheinen  vielfach  vom  Su- 
pinum   aus  gebildet,   wie:  passim,   cursim   etc.;  praesertim,   statim, 

'  Nur  au  solchen  ist  eine  Kasusendung  möglich. 
2  S.  noch  unten  Kap.  XVI. 


272        XII.  Sbmitischb  und  indoobrmanisohe  Nominalplbxion. 

certatim,  cumulatim.  Die  verbale  Forrabedeutung  des  Supinums 
kommt  in  keinem  dieser  alten  Adverbien  zur  Geltung.  Noch  weniger 
kann  hier  die  Kasusendung  als  Ausdruck  einer  zur  Supinbedeutung 
hinzutretenden  Beziehungsbedeutung  verstanden  werden.  So  muß 
denn  die  Form  des  Adverbs  aus  dem  Adverb  selbst  erklärt  werden. 
Dann  aber  ist  -sim  und  -tim  nach  dem  endungslosen  indogermani- 
schen Adverb  nicht  anders  zu  verstehen  als  -tarn,  -tim,  -tum  nach 
dem  endungslosen  semitischen  Adverb  als  ursprünglich  enklitisch 
und  bedeutungslos  dem  Adverb  folgende  Partikel  mit  der  Mimation 
(wie  lat.  nam,  iam,  quam,  enim,,  dum,  num,  cum,  tum  etc.),  die  mit 
dem  Adverb  zusammenwächst,  seine  Geschicke  teilt  und  aus  der 
Eigenbedeutung  des  Adverbs  selbst  eine  eigene  formale  Bedeutung 
erhält.  So  sind  denn  indogermanische  Formen  wie  paulatim  (all- 
mählich', statim  , sogleich'  in  der  Tat  semitischen  Adverbien  wie 
ümätim  , täglich',  arkätim  , hinten',  sanätimma  ,ein  zweitesmal'  (oben 
S.  149)  vollständig  analog  und  nur  der  Umstand,  daß  ät  im  semi- 
tischen Nomen  zum  Ausdruck  des  PI.  fem.  geworden,^  dieselbe 
Endung  im  Indogermanischen  in  verbalem  Zusammenhang  die  Funk- 
tion des  Supinums  erhalten  hat,  hat  in  beiden  Sprachstämmen  bei 
Beurteilung  des  Adverbs  durch  Übertragung  fremder  Bedeutungs- 
entwicklungen den  analogen  Tatbestand  entstellt. 

Als  Beispiele  dessen,  wie  auch  im  Indogermanischen  die  Form- 
bedeutung der  Endung  aus  dem  Adverb  erst  auf  diese  sich  überträgt, 
sei  auf  Adverbien  wie  separatim  ,einzel weise',  cumulatim  ,haufen- 
weise',  gregatim  , zusammen,  herdenweise'  hingewiesen,  die  vermöge 
ihrer  Wortbedeutung  die  Gruppierung  (einzeln  oder  zusammen) 
bezeichnen.  Nach  Analogie  dieser  Formen  werden  nun  andere  wie 
generatim,  oppidatim,  provinciatim  ,geschlechtsweise,  stadtweise,  nach 
Provinzen'  gebildet,  worin  die  Gruppierungsbedeutung  nun  scheinbar 
der  Endungsform  ätim  eignet.  Auf  ähnliche  Weise  entwickelt  sich 
ja  auch  aus  später  noch  zu  bestimmenden  Beispielen  für  die  he- 
bräische Femininendung  täm  dieselbe  Gruppierungsbedeutung  in 
miip^hötäm  =  generatim,  arsötäm  =  provinciatim,  l^gülgHötäm  = 
singulatim  und   den  anderen  oben  S.  118  ff.  besprochenen  Formen. 

^  S.  dazu  später. 


Entstehung  von  Kasusbedeütünqen  am  Adverb.  273 

Erweist  sich  die  oben  ausgesprochene  Vermutung  als  richtig,  daß 
im  in  singulatim  etc.  wie  in  ass.  arkatim  als  Nebentonstufe  aus  am 
entstanden  ist,  dann  erscheint  die  Ähnlichkeit  dieser  Gruppierungs- 
adverbia  auf  ursprüngliches  atam  mit  den  hebräischen  Formen, 
deren  ötäm  auf  ursem.  ätam  zurückgeht,  noch  größer. 

In  dieser  Auffassung  von  ihn  im  Ausgang  des  Adverbs  als 
einer  mit  dem  Adverb  verwachsenen  enklitischen  Partikel,  die  ihre 
verschiedenartige  Bedeutung  aber  erst  den  ältesten  Bei- 
spielen verdankt,  mit  denen  sie  zusammenwuchs,  liegt  aber 
auch  im  Prinzip  die  Erklärung  für  die  gesamte  indoger- 
manische Kasusflexion.  Die  nominalen  Endungen  des  Indo- 
germanischen^ bestehen  —  abgesehen  von  der  besprochenen  En- 
dung auf  -m  —  entweder  aus  bloß  vokalischem  Auslaut  oder  aus 
konsonantischen  Affixen,  die  ursprünglich  eigene  enklitische  Wört- 
chen waren,  die  selbst  wieder  z.  B.  Mimation  oder  Nunation  zeigen 
können  (gr.  ^sv,  dov,  dtp',  cpiv,  ffw  etc.)  und  mit  dem  Worte  vorher 
verwuchsen.  In  beiden  Fällen  ist  es  unmöglich  und  praktisch  meines 
Wissens  in  der  Tat  auch  niemals  versucht  worden,  die  Beziehungs- 
bedeutung der  Endung  am  Wort  durchgehends  aus  einer  konkreten 
beziehungswörtlichen  Bedeutung  des  ursprünglich  selbständigen  For- 
mativs  zu  erklären.  Aber  auch  die  Möglichkeit,  die  Kasusbedeutung  aus 
der  Analogie  von  Wörtern  zu  erklären,  worin  sie  den  substanziellen 
Inhalt  des  Wortes  bildete,  bestand  nicht,  so  lange  man  diese  Wörter 
selbst,  die  Adverbien,  erst  als  Entwicklung  des  Nomons  betrachtete. 
Ist  dies  einmal  als  unrichtig  erkannt,  so  ergibt  die  Untersuchung 
der  Adverbia,  worin  die  Kasusform  außerhalb  der  uniformierenden 
Analogie  des  Flexionssystems  steht,  daß  das  Formativ  in  allen 
Fällen  ursprünglich  bedeutungslos  war  und  seine  Formbedeutung 
aus  dem  Beispiel  erhalten  hat,  um  durch  analogische  Übertragung 
erst  zu  einer  bedeutungsvollen  Endung  zu  werden. 

Für  diesen  Schluß,  der  meines  Erachtens  eine  Neuuntersuchung 
der  gesamten  indogermanischen  Nominalflexion  von  den  Formen  des 


*  Hiebe!  macht  es  natürlich  keinen  Unterschied,  ob  die  Analogie  irgend- 
einer Endung  auf  eine  ganze  nominale  Flexionsgruppe  übertragen  und  darum  als 
wirkliche  Kasusendung  empfunden  wurde,  oder  ob  sie  auf  einzelne  Adverbia  oder 
Nomina  beschränkt  blieb. 

Torezyner,  Die  Entstehnng  d«s  semitischen  SpnchtTpos.  18 


274        XII.  Sbmitischb  und  indogermanische  Nominalplbxion. 


Adverbs  aus  notwendig  macht,  seien  hier  nur  einige  wenige  Über- 
gänge kurz  erwähnt  und  für  andere  Möglichkeiten  auf  die  eingehende 
Darstellung  des  Semitischen  hingewiesen,  die  den  Indogermanisten 
auf  Schritt  und  Tritt  an  Analogien  auf  seinem  Gebiet  gemahnen  muß. 

Wie  lat.  -tim  erscheint  auch  gr.  -drjv,  -dov  an  Adverbien,  die 
vermöge  ihrer  Eigenbedeutung  die  Gruppierung  bezeichnen:  ano- 
Qccdrjv  =  ,separatim',  iXadöv  , dichtgedrängt'  =  ,in  Scharen,  scharen- 
weise', (xiyda,  (Äiydrjv  ,gemischt'  =  ,in  Haufen*,  öj-uladöv  , zusammen, 
truppenweise'  etc. ;  aus  der  Analogie  dieser  Formen  erhält  gr.  -dov,  -drjv 
wie  lat.  (a)tim  die  Formbedeutung  der  Gruppierung  wie  in  (poqr^döv 
, trachtenweise'.  Ursprünglich  ist  dov,  dr]v^  ds  (woraus  d  des  lateinischen 
Ablativs)  ganz  bedeutungslos  und  steht  je  nach  der  Eigenbedeutung 
des  Adverbs  in  verschiedener  lokaler  Abstufung  in  evdo)>  ^  , innen', 
ItQÖTjV  , hinauf,  ax^döv  ,nahe';  modal  in  a^^^V^  , langsam',  yiQvßda  = 
■KQvßör]v  ,heimlich',  g)OQädr]v  »getragen'  etc.  etc.  v.Qvßda,  y.Qvßörjv  ist 
z.  B.  ganz  bedeutungsgleich  mit  y.Qvcpa  und  bietet  wie  manche  andere 
Doppelformen  eine  genaue  Analogie  zur  oben  S.  258  besprochenen 
Bedeutungsgleichheit  semitischer  Doppelformen  wie  warkam  =  war- 
katam,  warkltam-  aham  =  ahätam,  ahltam]  watram  =  watartam  u. 
V.  a.  m.,  die  das  semitische  Sprachgefühl  auf  Grund  der  Bedeutungs- 
entwicklung am  Nomen  als  Maskulin-  oder  Femininform  klassifiziert. 
Speziell  die  Form  ds  gewinnt  wohl  aus  Beispielen  wie  (pvyaöe  ,fort  = 
in  die  Flucht'  und  nach  solchen  gebildeten  Analogien  die  Bedeutung 
der  Richtung.  Lat.  d(e)  wird  dagegen  in  Adverbien  mit  verschie- 
dener Bedeutung  verwendet  wie  sed  ,allein,  aber',  re(d)  ,zurück', 
quid  ,was?'  etc.,  so  daß  nach  diesen  Formen  sekundär  Adverbien 
von  allen  Adjektiven  gebildet  werden  können,  woraus  sich  die  ver- 
schiedene Bedeutungsrichtung  der  durch  Analogie  nach  solchen  Ad- 
verbien entstandenen  adverbiellen  Kasusformen  des  Nomens  —  des 
lateinischen  Ablativs  —  erklärt. 

Ebenso  sind  z.  B.  die  verschiedenen  Bedeutungen  der  griechischen 
Endung  (pi  etc.  aus  den  Adverbien  auf  cpi  zu  erklären,  deren  ver- 
schiedene Formbedeutung  innerhalb  einzelner  Analogiegruppen  volks- 
etymologisch auf  eine  verschiedene  Bedeutung  der  Form  führte.    Die 


'  Nicht  aus  '(v  -f-  dorn  (zu  lat.  dornua). 


Entbt.  bszubhungswörtl.,  verallqem.  u.  DEicoNSTR.  Endünqen.    275 


Endung  -d^ev  erhält  die  Bedeutung  ,von  —  her'  aus  Adverbien  wie 
e^cod-ev  ,aus,  heraus*,  ÜTKod^av  ,von;  fernher'  etc.,  wonach  dann  auch 
Adverbien  wie  leviodsv  ,oben'  in  ,von  oben  her'  umgedeutet  wurden  und 
so  eine  neue  Bedeutung  erhielten.  Es  ist  aber  nichts  als  Volksety- 
mologie, wenn  etwa  die  Verdopplungsform  alvo^ev  aiviog  ,sehr  schreck- 
lich', die  zwei  gleichbedeutende  Formen  desselben  Adverbs  zur 
Verstärkung  nebeneinander  stellt,  auf  Grund  dieser  Analogie  als 
,vom  Argen  aus  arg'  =  ,ärger  als  arg'  verstanden  wird. 

Einzelne  enklitische  Partikeln  nach  dem  Fragepronomen  wie 
lat.  dam,  nam,  qiie,  quam,  piam,  in  qui(d)dam,  quisnam,  quisque,  quis- 
quam,  quispiam  scheinen  diesem  indefinite,  bezw.  verallgemeinernde 
Bedeutung  zu  geben.  Aber  auch  hier  liegt  die  Verallgemeinerungs- 
bedeutung nicht  von  vornherein  in  der  enklitischen  Partikel,  sondern 
sie  entsteht,  ganz  wie  dies  oben  S.  134  für  das  Semitische  nach- 
gewiesen wurde,  aus  der  Bedeutung  des  Fragewortes  selbst  in  Sätzen 
wie  .wer  es  ist,  was  es  ist'  etc.  und  nur  der  Umstand,  daß  in  solchen 
Sätzen  öfter  als  sonst  eine  betonte,  durch  eine  enklitische  Partikel 
verstärkte  Form  des  Fragepronomens  verwendet  wird,  läßt  die  aus 
dieser  Partikel  entstandene  Endung  als  eigenen  Ausdruck  der  Ver- 
allgemeinerung erscheinen.  Da  die  Partikeln  dam,  nam,  quam,  piam 
auf  am  auslauten,  entsteht  auch  hier  wie  bei  dem  semitischen  verall- 
gemeinernden postpositiven  (a)ma  der  Schein,  als  läge  die  Bedeutung 
der  Verallgemeinerung  in  der  Mimation.  Da  ähnlich  -dem  zur  Ver- 
stärkung an  das  demonstrative  is,  ea,  id  {idem,  eadem,  idem)  tritt 
(vgl.  Walde,  Lat.  etym.  Wörterb.  293)  und  darum  selbst  demonstra- 
tive Bedeutung  mit  auszudrücken  scheint,  hat  auch  die  Entwicklung 
zu  einem  demonstrativen  m  im  Semitischen  (oben  S.  216 f.)  ihr 
Analogen. 

Auch  danach  wäre  zu  fragen,  ob  nicht  auch  im  Indogermanischen 
wie  im  Semitischen  die  bloße  Endung  auf  m,  oder  die  auf  die  Mimation 
auslautenden,  mit  dem  Wort  zu  einer  Endung  verwachsenen  Partikeln, 
die  aus  ihren  Verbindungen  mit  verschiedenen  Adverbien  verschieden- 
artige Bedeutung  erhalten  —  mit  dieser  Bedeutung  vom  Worte  sich 
wieder  losgelöst  haben  und  nunmehr  als  selbständige  Partikeln  er- 
scheinen, von  denen  nur  mehr  etwa  der  Umstand,  daß  sie  nur  nach 

bestimmten  Wörtern  vorkommen,  verrät,  daß  sie  diesen  entstammen 

18» 


276  XII.  SbMITISCHE    und    IMDOaBRMANISCHE    NoMIMALFLEXION. 


und  ihnen  auch  ihre  Bedeutung  verdanken.  Neben  anderem,  das  ich 
noch  nicht  auszusprechen  wage,  möchte  ich  solchen  Ursprung  für 
gr.  av,  lat.  (auch  gotisch)  an^  vermuten,  das  im  Griechischen  in 
der  Tat  nur  enklitisch  nach  anderen  Wörtern  vorkommt,  während 
es  im  Lateinischen  zum  folgenden  Satze  gezogen  wird.  Wie  im 
Semitischen  aus  Adverbien  mit  verallgemeinerndem  Sinn  die  Endung 
in  der  Form  an  im  Assyrischen,  h  +  Vokal  +  n  im  Minäischen  als 
eigener  Ausdruck  der  Indefinit-,  bezw.  Verallgemeinerungsbedeutung 
sich  ablöst,  kann  von  Adverbien  wie  idv  ,wenn*,  betont  ,wann  etwa*, 
Szav  ,wann  etwa*,  worin  av  nur  der  Auslaut  der  Partikel  war,  die 
Endung  die  Bedeutung  ,etwa'  erhalten  haben.  Als  sie  mit  dem  Be- 
wußtsein dieser  Bedeutung  auch  an  andere  Worte  wie  ovdslg  &v  an- 
trat, konnte  —  ganz  wie  -a-an  im  Assyrischen  —  an  nach  der 
Flexionsendung  nicht  mehr  als  Endung,  sondern  nur  als  eigene 
Postposition  empfunden  werden.  Andrerseits  hat  sich  im  Semitischen 
von  der  Analogie  von  konjunktioneil  gebrauchten  Adverbien  auf  an, 
am(a)  diese  Endung  als  eigene  Konjunktion  abgelöst,  da  es  schien, 
als  ob  Adverbien  etwa  für  ,(zur  Zeit)  —  da,  (unter  der  Bedingung)  — 
wenn,  (unsicher)  —  ob,  (fraglich)  —  was,  (deshalb)  —  weil*  etc.  erst  aus 
der  Endung  an,  am  ihre  konjunktionelle  Bedeutung  erhielten  und  so 
entstand  im  Semitischen  eine  Reihe  von  Partikeln  für  ,ob,  was,  wenn' 
(arab.  am,  amma,  mä,  in,  altsüdarab.  Ä+Vokal  +  m  und  ä  + Vokal +  n, 
äth.  ama,  hehr,  im  etc.)  ,daß'  (arab.  an,  anna,  ass.  umma  etc.)  usw. 
Ebenso  entstand  aus  einigen  konjunktionell  gebrauchten  Adverbien 
etwa  für , (zweifelhaft) — ob,  (vielleicht) — daß'  auf  an,  die  durch  letzteres 
als  Konjunktionen  der  indirekten  Frage  charakterisiert  erschienen,  erst 
das  selbständige  an  als  eigene  Konjunktion  der  indirekten  Frage. 
Ein  solches  Wort,  von  dem  dieses  an  mit  ausgegangen  sein  könnte, 
scheint  mir  in  der  Tat  forsan,  forsitan,  ==  forsit,  forset,  fortasse, 
forte  ,vielleicht'  zu  sein,  welche  Adverbien  wohl  nur  volksetymo- 
logisch als  RMsfors-sit-an,  foi's-an  zusammengesetzt  erklärt  werden. 

Im  Semitischen   kann,    wie  oben  im   einzelnen  gezeigt  wurde, 
das  Akkusativadverb   sowohl  in  der  Form  auf  am,  am,  an,  an  wie 


^  Gegen   die  bei  Walde  a.  a.  O.  28  nach  Ebel,  Skütsch  u.  a.  angenommene 
Entstehung  von  lat.  an  aus  at-7ie,  die  die  Bedeutung  ,ob,  etwa'  nicht  erklären  kann. 


Ablösung  d.  n>o,  Enduko  als  Paktikel.    Ido.  Neutra.        277 

in  den  daraus  sich  entwickelnden  Lautformen  substantiviert  werden. 
Entsprechend  der  Entstehung  dieser  Substantiva  aus  Adverbien,  d.  h. 
aus  Bezeichnungen  eines  Merkmals  ohne  Berücksichtigung  irgend- 
welcher formaler  Beziehungen,  sind  die  so  entstehenden  semitischen  No- 
mina auf  am,  an  etc.  formal  unbestimmt  und  darum  Abstrakta  und 
Neutra.  Ähnlich  entstand  im  Indogermanischen  das  Neutrum  auf 
TO,  n  aus  der  gleichlautenden  Adverbialform.  Daß  das  indogerma- 
nische Neutrum  ein  im  Akkusativ  entstandenes  Substantiv  sei,  ist, 
da  die  Form  des  Nominativs  des  indogermanischen  Neutrums  der 
des  Akkusativs  gleich  ist,  längst  behauptet  worden.  Indes  war  diese 
Annahme  in  dieser  Form  unrichtig  und  unverständlich  und  die 
Zweifel,  die  zum  Beispiel  Johannes  Schmidt,  Pluralbildung  36  gegen 
eine  solche  Auffassung  äußert,  sind  darum  nicht  unberechtigt.  An  und 
für  sich  ist  es  wohl  möglich,  daß  ein  Nomen  in  der  häufigen  Form 
des  Akkusativs  erstarrt,  wofür  die  Entwicklung  der  romanischen 
Sprachen  in  der  Tat  mannigfache  Beispiele  bietet.  Unmöglich  aber 
ist  es,  daraus  die  Wandlung  der  Bedeutung  zu  erklären,  die  aus 
dem  geschlechtlich  bestimmten  Akkusativ  ein  anderes  geschlecht- 
lich indifferentes,  neutrisches  Wort  macht. 

Das  Neutrum  ist  aber  in  der  Tat  nicht  ein  ursprünglicher 
Kasus  eines  anderen  Nomens,  sondern,  wie  die  lautlich  genau 
entsprechenden  semitischen  Formen,  die  Substantivierung  eines  Ad- 
verbs, das  älter  ist  als  die  später  entstandene  Kasusbedeutung  des 
Nomens.  Weil  das  Adverb  nur  ein  Merkmal  allein  bezeichnet,  kann  es 
auch  substantiviert  nur  eine  Eigenschaft,  einen  Abstraktbegriff  an 
sich  ohne  Rücksicht  auf  Geschlecht  oder  Zahl  bezeichnen,  muß  daher 
seiner  Entstehung  nach  ein  Neutrum  sein,  ein  Abstraktum,  das  nur 
in  kasueller  Anwendung  Bezeichnung  eines  durch  den  Abstraktbegriff 
ausgezeichneten  Konkretums  werden  kann.  Diese  Erkenntnis  ist  für 
die  Etymologie  der  indogermanischen  Neutra  von  derselben  außer- 
ordentlichen Wichtigkeit  wie  für  die  der  semitischen  Nomina  auf 
am,  an  etc.  Auch  die  indogermanischen  Neutra  sind  nicht  von  irgend- 
einem Begriff  als  Etymon  aus  gebildete  Nomina,  sondern  sie  sind 
die  —  nur  syntaktisch  als  Substantiv  verwendete  —  formell  unbe- 
stimmte Begriffsbezeichnung,  also  das  Etymon,  selbst.  Die  älteste 
Bedeutung  des  indogermanischen  Neutrums  ist  die  grammatisch  in- 


278        XII.  Semitische  und  indogermanische  Nominalflexion. 


differente,  d.  h.  adv^erbielle  Bezeichnung  eines  Merkmals.  So  bedeutet, 
um  nur  einige  wenige  Beispiele  aus  dem  ungeheuren  Material  heraus- 
zugreifen, lat.  aevum  (vgl.  gr,  äel,  deutsch  ewig  etc.)  zunächst  wie  das 
formgleiche  sem.  ''öläm,  "^elöm  (s.  S.  4)  nur  adverbiell  ,immer,  ewig' 
und  erst  substantiviert  ,die  Ewigkeit',  skr.  antram,  gr.  evregov  ,der 
Darm'  Avie  sem.  maan,  {*maani  ">)  mea(j)im  , innen',  dann  ,das 
Innen,  Innere',  ahd.fadam,  deutsch  ,Faden'  (zu  lat.  pateo,  gr.  rcsTav- 
vvfii  etc.),  eigtl.  , offen,  flach' ;^  gr.  Ttsdov  ,Boden',  skr.  padam  , Schritt', 
eigtl.  wohl  , unten'.*  ^vyov,  jugum  (*jugöni)  ,Joch',  eigentlich  nur 
,zusammen,  verbunden',  Hgiarov  , Frühstück',  eigtl.  nur  ,(zu)erst,  früh* 
etc.  etc. 

Sind  schon  im  Adverb  mit  diesem  zum  Teil  selbst  auf  m  (n) 
auslautende  enklitische  Partikeln  verwachsen,  so  entstehen  bei  der 
Substantivierung  des  Adverbs  erweiterte  Nominalformen,  in  denen 
die  Partikeln  nominale  Bildungssuffixe  zu  sein  scheinen.  Auch 
diese  Suffixe  erhalten  auf  die  mehrfach  geschilderte  Weise  aus  ver- 
schiedenen adverbiellen  Analogiegruppen  verschiedene  eigene  Be- 
deutungen, so  daß  es  scheint,  als  wären  diese  Suffixe  von  vorn- 
herein das  Mittel  gewesen,  mit  dessen  Hilfe  die  Sprache  mit  Be- 
wußtsein Wörter  einer  bestimmten  Bedeutungsart  geschaffen.  Es 
wird  auch  hier  Aufgabe  der  Forschung  sein,  jene  adverbiellen  Ana- 
logiegruppen aufzusuchen,  bei  deren  Substantivierung  jede  einzelne 
Formbedeutung  jeder  Endung  entstand  und  zugleich  die  vorsub- 
stantivische Bedeutung  solcher  Nomina  als  altes  Adverb  festzustellen. 
So  haben  z.  B.  die  Substantive  auf  gr.  (xa,  lat.  men(tum)  etc.  oft  die 
Bedeutung  eines  Werkzeugs,  die  vielleicht  schon  aus  einer  Gruppe 
instrumentaler  Adverb ia  herrührt,  vielleicht  aber  erst  dadurch 
entstand,  daß  eine  Reihe  von  Substantiven,  die  selbst  aus  bedeutungs- 
verschiedenen Adverbien  hervorgegangen  waren,  zufällig  auf  Werk- 
zeuge angewendet  wurde.  Hier  können  allein  eingehende  etymolo- 
gische Untersuchungen  die  Lösung  bringen,  indem  sie  zeigen,  welches 


*  Zur  näheren  Bedeutungsentwicklung  von  fadam  über  ,die  beiden  aus- 
gestreckten Arme'  s.  noch  unten. 

*  Gelegentlich  sei  auf  die  Übereinstimmung  der  griechischen  mit  der  baby- 
lonischen Bezeichnung  der  Sklaven  Kv&oa  —  no&ov  =  (amelii)  wardum.  , Mensch  -j- 
uaten'  hingewiesen;    s.  dazu  noch  später. 


Nominale  Bildungssüffixe.  279 

Merkmal  in  jedem  Falle  durch  die  Wortform  zuerst  bezeichnet  war. 
Eine  andere  Notwendig-keit  ist  die  Abgrenzung  der  sekundären  Form- 
bedeutung auf  jene  Fälle,  in  denen  sie  wirklich  vorliegt,  mit  Aus- 
schloß jener  anderen  Beispiele,  wo  sie  die  Volksetymologie  der 
Sprache  oder  der  Grammatiker  erst  hineingedeutet  hat.  Deutungen 
wie  die  von  lat.  momen(tumj  , Bewegung'  und  , Augenblick'  als  ,Be- 
wegungsmittel'  werden  dann  unmöglich  sein. 

Ursprünglich  dürfte  das  men  der  Endung  (vgl.  das  gr.  enklitische 
usv]  fitjV  etc.)  eine  bedeutungslose  Partikel  gewesen  sein,  wie  auch  das 
hier  wohl  erst  später  daran  gefügte  ursprünglich  enklitische  tum, 
das  auch  sonst  in  der  Flexion  eine  wichtige  Rolle  spielt  und  wohl 
identisch  ist  mit  der  selbständigen,  eigentonigen  Form,  die  sich  in 
tarn  modal:  ,so'  und  tum  temporal:  ,dann'  lautlich  und  inhaltlich 
ähnlich  gespalten  hat  wie  die  analogen  Ablautformen  semitischer 
Adverbia.  Auch  im  Semitischen  können  Adverbia  mit  angetretenem 
tarn,  tum  substantiviert  werden  und  es  entstehen  so  neutrische  (ab- 
strakte) Substantiva  auf  tun  im  Arabischen,  ten  im  Mehri,  taim  im 
Hebräischen,  tum  im  Assyrischen,  in  denen  t  auf  Grund  einer  später 
entstandenen  Analogie  als  Femininzeichen  empfunden  wird.  Im  Assy- 
rischen und  Arabischen  zeigen  alle  mit  dem  Femininzeichen  t  ge- 
bildeten Substantive  (bis  auf  die  arabischen  Diptota)  die  Mimation; 
ob  dies  hier  wie  bei  den  männb'chen  Substantiven  auf  Analogie  nach 
den  substantivierten  Adverbien  auf  un  (um),  tun  (tum)  beruht,  oder 
noch  tiefere  Ursachen  hat,  wird  sich  später  zeigen. 

Bisher  ist  die  Annahme  nicht  weiter  bestritten  worden,  daß 
die  Mimation  (Nunation)  im  Indogermanischen  in  den  Adverbien 
und  ihren  Entwicklungen  stets  den  gleichen  Nasal  zeigen  muß  wie 
innerhalb  der  Kasusflexion  am  Nomen.  Zu  dieser  Annahme  liesrt 
aber  nur  dann  Grund  vor,  wenn  die  Adverbia  erst  spät  aus  den 
fertigen  Kasusformen  des  Nomens  erstarrt  wären.  Ist  dem  aber 
nicht  so,  sondern  haben  die  in  ihrer  Bedeutung  voneinander  viel- 
fach verschiedenen  Adverbien  wohl  viele  Jahrtausende  hindurch 
schon  existiert,  ehe  aus  der  Analogie  bestimmter  Adverbgruppen  die 
Kasusform  des  Akkusativs  und  des  Instrumentalis  entstand,  dann  ist 
es  methodisch  falsch,  aus  der  Tatsache,  daß  innerhalb  der  tausend- 
fachen Analogie  der  Kasusflexion  am  Nomen  in  jeder  Sprache  eine 


280        XII.  Semitische  und  indogermanische  Nominalplbxion. 

bestimmte  Aussprache  des  Nasals  (z.  B.  gr.  n,  lat,  m)  herrscht,  den 
Schluß  zu  ziehen,  daß  dies  auch  am  Adverb  der  Fall  sein  mußte, 
das  außerhalb  dieser  Analogie  stand  und  im  Indogermanischen  wie 
im  Semitischen^  unter  den  verschiedensten  lautlichen  Bedingungen 
vorkam.  Dabei  mußte  es  geschehen,  daß  z.  B.  das  auslautende  m 
vor  dentalem  Anlaut  zu  n  wurde,  wie  in  der  Tat  m  in  lat.  quom 
(cum),  idem  etc.  vor  einem  Dental  in  con-,  identidem  etc.  als  n  er- 
scheint, und  ebenso  z.  B.  auslautendes  n  im  Griechischen  wie  in  avfi- 
vor  einem  Labial  zu  m  wurde. 

Wie  im  Semitischen  zeigen  sich  darum  auch  im  Indogerma- 
nischen alle  möglichen  lautlichen  Entwicklungen  der  adverbiellen 
Akkusativform  in  Substantiven  auf  n  und  m,  die  die  indogermanische 
Grammatik  als  Nasalstämme  beurteilt.  So  z,  B.  im  Lateinischen 
die  bei  Sommer,  Lat.  Laut- und  Formenlehre  394;  401  f.  sub  C  u.  ö. 
angeführten  Nomina  auf  ö(n):  sermo,  virgo,  natio  etc.,  auf  en  in 
pecten  etc;  im  Griechischen  die  bei  Hirt,  Gr.  Laut-  und  Formen- 
lehre 270  f.  behandelten  -en-Stämme  wie  in  avx'r]v,  kviov,  aXyvjöiov 
(auf  öwv)  etc.  Die  Erkenntnis,  daß  auch  diese  Formen  Entwicklungen 
jener  Adverbialendung  sind,  aus  der  auch  die  Akkusativendung  hervor- 
gegangen ist,  wird  wie  im  Semitischen  die  ursprüngliche  Identität 
lautlicher  Entwicklungen  nachweisen,  die  ihre  verschiedene  Bedeu- 
tungsentwicklung wieder  ihrer  verschiedenen  Geschichte  und  be- 
sonders dem  Anschluß  an  jeweilig  verschiedene  Analogiegruppen  zu 
verdanken  haben.  So  sind  z.  B.  gr.  alJ^ojv  , Ewigkeit'  und  lat.  aevum 
nicht  verwandte  Wörter,  sondern  ein  und  dasselbe  Wort  und  selbst 
nur  zwei  verschiedene  Ablautstufen  zum  Adverb  aiJ^iv  , immer',  dessen 
Bedeutung  an  ihnen  substantiviert  erscheint.  Nun  ward  aber  aifwv 
—  offenbar  auf  Grund  einer  noch  zu  erforschenden  Bedeutungs- 
assoziation —  einer  Gruppe  von  Formen  angeschlossen,  zu  denen  es 
Nebenformen  ohne  Nunation  (ohne  n)  nicht  gab,  weshalb  das  n  als 
stammhaft  empfunden  Avurde  und  auch  in  der  Deklination  erhalten 
blieb.  Lat.  aevum  aber  ward  an  solche  Wörter  auf  om  angeschlossen, 
zu  denen  es  Nebenformen  auf  i  (Genetiv)  oder  a,  öm  (orum),  is 
(Plural)  gab,    weshalb  es  in  das  Analogiesystem  der  zweiten  Dekli- 

^  Vgl.  oben  S.  144. 


Idg.  Nasalstämme.    Adjektivbildüng  a.  d.  Adverb.  281 

nation  einbezogen  wurde,  in  der  wohl  das  o  der  Endung,  nicht  aber 
der  Nasal  als  stammhaft  erschien. 

Wie  im  einzelnen  die  ursprüngliche  adverbielle,  formal  un- 
bestimmte Bedeutung  all  dieser  Wörter  gelautet  hat,  welche  Ana- 
logien ihren  Zusammenschluß  in  bestimmte  Formgruppen  bestimmt 
haben,  wird  wieder  Aufgabe  einer  Untersuchung  sein,  die  freilich  auf 
ihrem  Wege  manches  Vorurteil  wird  überwinden  müssen,  welches  das 
Resultat  besonderer  sprachlicher  Entwicklungen  in  die  Betrachtung 
der  Anfänge  derselben  hineinträgt.  Der  Gewinn  für  die  richtige  Er- 
kenntnis der  Geschichte  von  Wörtern  und  Wortformen  dürfte  nicht 
gering  sein.  In  einigen  Pimkten  dürfte  diese  Untersuchung  mit  der 
in  E^p.  XI  dargestellten  Laut-  und  Bedeutungsentwicklung  der  semi- 
tischen Nomina  auf  an,  ön  etc.  zusammentreffen,  die  mir  auch  hier 
mehrfach  dem  Indogermanischen  parallel  zu  laufen  scheint.  Für 
die  prinzipielle  Erklärung  der  Bedeutung  des  Nomens  und  ihres  Ver- 
hältnisses zu  den  einzelnen  Kasus  wird  auch  das  von  Wichtigkeit  sein, 
was  sich  noch  später  (Kap.  XVI  f.)  über  die  Entstehung  des  Nomens 
ergeben  wird. 

Noch  mehr  als  der  Auslautkonsonant  ist  der  Vokal  der  Endung 
im  Adverb  je  nach  dessen  Verwendung  (vgl.  oben  S.  144  zum  Se- 
mitischen) den  verschiedensten  Veränderungen  ausgesetzt  gewesen. 
Wie  die  nominale  Bildungsendung  wv  ist  auch  die  Kasusendung  wv, 
lat.  öm,  die  durch  noch  aufzusuchende  Analogien  die  Funktion  eines 
Genetivs  (PI.)  erhalten  hat,  eine  Lautstufe  unserer  Adverbialendung. 
Zur  Fluralbedeutung  ursprünglich  adverbieller  Endungen  s.  unten 
Kap.  XIV. 

Wie  semitische  Adverbien  auf  an,  wie  elan  ,oben*,  Kaplan  ,unten' 
etc.,  attributiv  gebraucht  werden  können  und  so  zum  Adjektiv  werden, 
ist  dies  auch  im  Indogermanischen  der  Fall  gewesen,  z.  B.  in  5)  Icyay 
TifWQia  ,die  allzugroße  Strafe',  /]  ?Jav  üßotg  ,der  übergroße  Über- 
mut'. Solche  Adjektiva  erhalten  wie  die  analog  entstandenen  Sub- 
stantiva  auch  in  attributiver  Funktion  neutrische  Bedeutung,  z.  B. 
innerhalb  der  o-Deklination ,  wo  etwa  das  ursprüngliche  Adverb 
dya&öv  das  Neutrum,  dya&ög,  dyad^i]  (-a)  die  anderen  Genera  be- 
zeichnen, oder  in  Formen  wie  ßqadv  (aus  ßqadvv,  wie  vv  aus  vvv  etc.) 
neben  mask.  ßqadvg,  in  welchen  Fällen  u  nicht  als  stammhaft  empfunden 


282        XII.  Semitische  und  indogermanische  Nominalflexion. 

wurde;  ebenso  aber  auch  in  fislav,  dessen  Maskulinum  durch  Antritt 
eines  (einer  anderen  Analogie  entstammenden)  s  differenziert  wird, 
worin  n  als  wesentlich  zum  Wort  gehörig  empfunden  wird.  Vgl.  oben 
zur  ähnlich  verschiedenen  Geschichte  von  Formen  wie  alPüv  — 
aevum  im  Substantiv.  Eine  den  Substantiven  auf  cov  wie  den  he- 
bräischen Adjektiven  auf  ön  analoge  Entwicklung  stellen  die  mannig- 
fachen Adjektivformen  auf  ön  dar. 

Indem  in  anderen  Fällen  die  bei  den  Adjektiven  besonders 
stark  ausgebildete  Analogie  der  o-Deklination  für  Maskulinum  und 
Neutrum,  der  a-Deklination  für  das  Femininum  auch  auf  solche  nasa- 
lierte Formen  sich  ausbreitet,  entstehen  z.  B.  im  Griechischen  aus 
Akkusativadverbien  auf  av,  ev,  lv,  ov,  vv  Adjektiva  auf  avog,  evog,  ivog, 
ovog  (ovvog),  wog  etc.,^  im  Lateinischen  aus  Adverbien  auf  am,  em,  im, 
um^  zahlreiche  Adjektive  auf  amus,  emus,  imus,  umus;  im  Deutschen 
durch  analogen  Antritt  anderer  Geschlechtsendungen  Adjektive  auf 
-en(-er,  -e,  -es)  wie  offen  =  ahd.  offan  etc.  etc.,  wie  im  Semitischen 
attributive  Adverbien  auf  am  und  an,  an  durch  Antritt  der  Analogie 
der  Kasusflexion  zu  änu(m)  etc.  werden,  woraus  bei  einzelnen 
Formen  auch  das  Feminin  gebildet  wird,  während  bei  anderen  eine 
zweite  Form  für  das  andere  Geschlecht  verwendet  wird.  Wie  diese 
Adjektive,  deren  gegenwärtige  Beurteilung  im  Indogermanischen  von' 
Vorurteilen  beherrscht  wird,^  ist  auch  in  zahlreichen  Substantiven 
die  Analogie  der  o-  und  a-Deklination  an  das  substantivierte  Adverb 
getreten.  Auch  hier  wird  die  Wegräumung  der  Vorurteile,  die 
Entwicklungen  eines  Adverbs  verschiedenen  Stämmen  zuweisen, 
zur  Aufdeckung  von  Zusammenhängen  führen,  die  das  Ziel  der  Wort- 
forschung wohl  über  die  jetzt  geltenden  Grenzen  hinauszustecken 
erlauben  werden.  So  weist  z.  B.  das  Substantiv  fjdovri  .Freude'  eine 
Ablautstufe  i]dov  zu  neutr.  ijdv  (aus  ijdvv,  vgl.  fjdvvü) ')  nach,  wozu 
lat.  akk.  suavem  (suavim)  eine  weitere  Ablautform  darstellt.  Auch 
die  Form   des  lat.  neutr.  nom.  und  akk.  suave  (suavi)   dürfte  durch 

*  Inwieweit  athematisches  -nos  im  Griechischen,  -mus  im  Lateinischen  durch 
Analogie  oder  Verkürzung  von  anos  etc.  entstanden  ist,  bleibt  zu  untersuchen. 

*  Dagegen   ist   z.  B.  die    analoge  Entstehung  von   Formen   wie  naXaiog  aus 
Kasusformen   (richtiger:   Adverbien)  wie  naXai  etc.  längst  erkannt  worden. 

'   Zur    Entstehung     dieser    Verbalklasse     und     ihrer    semitischen    Analogie 
s.  unten. 


Idg.  Nasalstämme  im  Substantiv  und  Adjektiv.  283 

Abfall  des  Nasals  (wie  homo(n)  etc.)  entstanden  sein.^  Durch  Ana- 
logie etwa  nach  einem  Worte  gleicher  oder  entgegengesetzter  Be- 
deutung (z.  B.  Xvrtrj),  mit  dem  es  oft  zusammengesprochen  wurde, 
traten  an  r}dov  die  Endungen  der  a-Deklination  an. 

Auch  hier  bestätigt  es  sich  wieder,  daß  die  Festsetzung  des 
auslautenden  Endungskonsonanten  innerhalb  des  Kasussvstems  der 
Einzelsprachen  als  m  oder  n  für  die  außerhalb  der  Flexionsanalogie 
stehenden  Adverbia  und  ihre  Entwicklungen  nicht  gilt.  Denn  das 
m  des  lateinischen  Akkusativs  erscheint  hier  auch  als  n  in  latei- 
nischen Adjektiven  und  Substantiven  auf  anus,  inus,  unus,  -a-um  etc., 
wie  umgekehrt  auch  das  Griechische  zahlreiche  Nomina  auf  afwg, 
ifioq,  v^og,  fwg,  -i]  (-«),  ov  besitzt,  die  auf  alte  Akkusativadverbia 
zurückgehen.  Auch  hier  eröffnen  sich  der  Wortforschung  neue  Mög- 
lichkeiten, die  auch  die  Analogie  mit  der  Entwicklung  im  Semitischen 
um  weitere  Züge  bereichern.  7toTaii(og)  ,Fluß'  bedeutet  als  Adverb 
eigentlich  ,unten*  =  ,Tal'  (:  TtiTtTO)),  wie  das  hebräische  substantivierte 
Adverb  jarden  .Fluß'  (Jordan),  eigentlich  ,unten'  (:jrd  ^hinabsteigen, 
fallen');  7cva!.i(og)  ,Bohne'  ist  ein  Stoffname,  der  auf  ein  Adverb 
(etwa  ,geschwollen,  rund')  zurückgeht,  wie  ass.  seatn,  äth.  segam  und 
die  anderen  in  Kap.  IV  behandelten  analog  entstandenen  semitischen 
StofEnamen  auf  am  usw.  usw.  Wieder  werden  zusammengehörige 
Formen  als  ursprünglich  identisch  erkannt  werden.  So  ist  z.  B. 
'fjdv(.i(og)  wieder  nur  eine  auf  m  auslautende  attributiv  gebrauchte 
Form  des  oben  besprochenen  Adverbs  fjdov(rj)  =  ^öv[v]  =  suavem 
usw.  Ebenso  ist  lat.  plan(us)  ,flach',  gr.  TreXav'og)  , Opferkuchen', 
\it.  plön(e)  etc.  identisch  mit  dem  Adverb  palam  , offen,  öffentlich', 
das  anderweitig  zu  gr.  7ca).au(rj)  ,flach(e  Hand)',  lat.  palma,  ahd. /oZma 
,Hand'  etc.  wird,  u.  dgl.  mehr. 

Oben  S.  115  ist  die  Erscheinung  erwähnt  worden,  daß  die  dem 
gr.  SV,    STtra,    ivvea,    dexa    entsprechenden    gemeinindogermanischen 

^  Dies  ist  hier  bloße  Behauptang,  die  indes  nach  der  Entstehung  des  Neatrums 
anderer  Deklinationen  große  innere  Wahrscheinlichkeit  besitzt.  Bei  Untersuchung 
dieser  Frage  wie  bei  der  Beurteilung  der  Endung  von  nöda  etc.  ist  die  herge- 
brachte phonetische  Anschauung  über  das  m  der  Endung,  die  oben  S.  2G5flF.  als 
prinzipiell  verfehlt  erwiesen  wurde,  auszuschalten.  Beachte  übrigens  die  sogleich 
unten  besprochenen,  ursprünglich  nentrischen  (vgl.  £tV,  /ut'ce,  h)  Zahlwortformeu 
teni(elj,  »eptem,  novem,  decem,  die  mir  ein  Neutrum  dieser  Form  zu  erweisen  scheinen. 


284        XII.  Semitische  und  indogermanische  Nominalflexion. 

Formen  Akkusativadverbia  oder,  wie  wir  nun  sagen  dürfen,  Neutra 
sind.  Da  diese  Zahlen  ihrer  Bedeutung  nach  Plurale  sind,  lag  es 
nahe,  sie  —  zunächst  wohl  in  rein  lautlicher  Analogie  zu  den  Sub- 
stantiven, neben  welchen  sie  standen  —  mit  der  Pluralendung  zu 
versehen.  Auf  diese  Weise  ward  z.  B.  aus  Septem  (aber  septin- 
genti,  sepientriones),  septeni,  -ae,  -a.  Die  hier  entstandene  Endung 
trat  nun  unter  Verschiebung  der  Kompositionsfuge  als  -m  auch  an 
die  anderen  nicht  akkusativisch  auslautenden  Zahlwörter.  In  ge- 
lehrter Übertreibung  dieser  Analogie  sieht  nunmehr  die  lateinische 
Grammatik  auch  in  septeni  ein  angetretenes  -ni  und  erklärt  septeni 
aus  septem-ni.  Die  von  Brugmann,  Die  distr.  u.  koll.  Numeralia  der 
indogermanischen  Sprachen,  behandelte  gelegentliche  Distributivbe- 
deutung der  Zahlwörter  ist  weiter  gleichfalls  nicht  auf  Rechnung 
der  Endung  zu  setzen,  sondern  sie  ist  die  alte  Bedeutung  der  Zahl- 
wörter, die,  wie  ihre  adverbielle  Form  zeigt,  aus  ursprünglich  multi- 
plikativen  oder  distributiven  Zahladverbien  adjektiviert  wurden, 
gleich  den  semitischen  Zahlwörtern,  die  dieselbe  Form,  dieselbe 
Geschichte  und  dieselbe  Bedeutung  aufweisen.^ 

Die  lateinischen  Adjektiva  auf  imus  (umus)  —  wie  ähnlich 
auch  eine  Gruppe  der  griechischen  Adjektivformen  auf  ojv,  im  Li- 
tauischen , dativische'  Adverbia  auf  yn  —  besitzen  u.  a.  auch  die  Be- 
deutung eines  Superlativs,  die  sich  hier  schon  an  den  neutrischen 
(bezw.  adverbiellen)  Formen  auf  um  ebenso  ausgebildet  hat,  wie  an 
den  entsprechenden  semitischen  Adverbien  und  Adjektiven  auf  an 
(ön).  Die  indogermanische  Grammatik  ist  sich  im  wesentlichen 
darüber  klar  —  vgl.  Delbrück,  Syntax  411  ff.  —  daß  die  Steigerung 
von  Adjektiven  und  Adverbien,  die  in  Einzelfällen  (a.  a.  0.  415) 
auch  auf  Substantiva  übergreift,  von  Wörtern  ausgeht,  die  eine 
lokale  Vergleichung  (ober  —  unter;  zuoberst  —  zuunterst)  be- 
zeichnen, deren  Form  analogisch  auch  auf  temporal  oder  modal 
gerichtete  Beschreibewörter  —  mit  oder  ohne  Flexion  —  übertragen 
wird.  Dagegen  hat  sie  nicht  erkannt,  daß  in  den  ältesten  Formen, 
von  denen  die  Analogie  ausgeht,  den  lokalen  Adverbien,  die 
Steigerungsbedeutung    in    der  Wortbedeutung    selbst    liegt    und    je 


*  S.  noch  unten  S.  295  f. 


Zahladverbia  auf  X,  n;  Superlative  und  Ordinalzahlen.    285 

nachdem,  ob  diese  Adverbia  relativ  (etwa:  ob(er),  über  dem  Hause) 
oder  absolut  (etwa;  zu  oberst  =  oben)  stehen,  als  Komparativ  oder 
Superlativ  empfunden  wird.  Die  Frage  nach  den  , Grundbedeutungen 
unserer  Suffixe'  (Delbrück  a.  a.  0.  412)  ist  also  auch  hier  wieder 
durch  die  nach  den  ältesten  Beispielen  zu  ersetzen,  aus  denen  sich  — 
in  diesem  Falle  aus  der  Menge  der  Adverbien  (Neutra)  auf  um  etc.  — 
die  Analogie  der  zunächst  neutrischen  Adjektiva  mit  Steigerungsbe- 
deutung enwickelte,  welche  dann  noch  die  geschlechtigen  Endungen 
08,  a,  om  erhielten.  Hiefür  kommen  wieder  Formen  wie  pessum 
, unten',  suprejn(us)  =  super,  supra  ,oben',  infim(us)  (wie  interim), 
aind.  adham(as)  —  etymologisch  identisch  mit  deutsch  ,unten'  —  lat. 
*sup(i)m(us),  aind.  upam(as)  —  etymologisch  identisch  mit  deutsch 
,oben'  —  etc.  etc.  in  Betracht.  Wie  manche  alte  Adverb  formen  erst 
aus  diesen  Adjektiven  erschlossen  werden  können,  verdanken  andere 
Bildungen  erst  analogischem  Antritt  der  Endung  (u)mos  ihre  Form. 
Die  ausgesprochene,  aus  dem  Wortbegriff  selbst  unerklärliche  Super- 
lativbedeutung wird  solche  Formen  als  sekundär  erweisen. 

Wie  an  diesen  Formen  ist  auch  jede  andere  Steigerungsbedeutung 
anderer  Endungen  wie  T(og),  eqoq,  regog,  larog,  ior  etc.  nicht  aus 
irgendwelcher  Eigenbedeutung  der  Endung,  sondern  aus  der  Analogie 
solcher  Adverbia  zu  erklären,  die  an  sich  eine  Steigerung  bedeuteten. 

Am  indogermanischen  Zahlwort  bezeichnet  die  Endung  mos 
den  Rang  und  bildet  so  wie  sem.  an,  ön  in  hehr,  risön,  ass.  saniänu, 
aram.  tinjän(a)  etc.  Ordinalzahlen.  Diese  Bedeutung  liegt  wieder 
weder  in  der  Endung,  noch  kann  sie  aus  der  Bedeutung  des  Zahl- 
worts selbst  sich  entwickelt  haben.  Sie  entstammt  wieder  wie  im 
Semitischen  einer  Analogie  von  Adverbien  für  ,vorn  —  mitten  — 
hinten,  zuerst  —  zuletzt,  prim(us)  (==  gr.  nqivY  —  xntum(u8),  interim 
—  postum(us),  postrem(us),  extim(us),  extrem(us),  die  vermöge  ihrer 
Eigenbedeutung  einen  (extremen)  Rang  bezeichneten  und  deren  Ab- 
stand durch  Analogiebildungen  wie  septum-us,  decum-us  ausgefüllt 
wurde.  Aus  ähnlichen  Analogien  sind  wieder  auch  alle  anderen 
indogermanischen  Endungen  der  Ordinalzahl  entstanden. 

Die  Vergleichung  verschiedener  Lautentwicklungen  desselben 
Adverbs   wird   auch   hier   wieder   die   Entwicklung    der   Bedeutunsr 

^  Gegen  Walde,  Etym.  Wörterbuch. 


286        XII.  Semitischr  und  indogermanische  Nominalflexion. 

klarstellen,  die  durch  das  Vorurteil  der  Endungsbedeutung  vielfach 
entstellt  wird.  So  ist  wie  septen(i)  und  sept2im(us)  z.  B.  auch  summus 
aus  supim(us)  ,höchster'  und  supinus  aus  supin  , rücklings*  ganz 
dasselbe  Adverb.  Ihre  verschiedene  Bedeutung  entstammt  verschie- 
dener kasueller  Anwendung:  a)  .oben,  zu  oberst',  b)  ,(mit  dem  Gesicht) 
hinauf  u.  dgl.  mehr.  Überblickt  man  nunmehr  alle  die  verschieden- 
artig entwickelten  Formen,  die  auch  im  Indogermanischen  aus  Adver- 
bien auf  (a)m  hervorgegangen  sind  und  die  zum  Teil  erst  später 
von  der  dreigeschlechtigen  Flexion  überwuchert  wurden,  dann  ergibt 
sich  für  das  Indogermanische  wie  für  das  Semitische  vor  der  Ent- 
stehung der  Flexion  schon  jetzt  eine  gewaltige  Anzahl  uralter  Ad- 
verbien nasalen  Auslauts,  deren  außerordentlich  wichtige  Rolle  bei 
der  Entstehung  der  sprachlichen  Formen  von  der  Wissenschaft  bisher 
so  gut  wie  gar  nicht  beachtet  worden  ist. 

Die  hier  nur  eben  in  Umrissen  dargestellten  Analogien  in  der 
Entwicklung  einer  übereinstimmenden  Adverbform  im  Semitischen 
und  im  Indoeuropäischen  trotz  der  unüberbrückbaren  Verschiedenheit 
der  Beispiele,  die  eine  gemeinsame  Entstehung  der  Wortformen 
auf  dieser  Entwicklungsstufe  wohl  unmöglich  erscheinen  läßt,  weisen 
darauf  hin,  daß  die  psychologischen  Bedingungen  für  die  ge- 
schilderte Bedeutungsgeschichte  der  Endung  in  beiden  Sprachstämmen 
dieselben  gewesen  sind.  Und  diese  psychologischen  Gesetze,  die  in 
verschiedenartigem  Grade,  aber  auf  gleichartige  Weise  aus  formell  un- 
bestimmten Wörtern  grammatisch  bestimmte  und  in  ihrer  Bedeutung 
verschiedenartig  charakterisierte  Wortformen  schaffen,  die  den  Irrtum 
und  die  analogische  Umdeutung  zum  fruchtbaren  Prinzip  machen,  das 
der  Sprache  seine  charakteristische  Form,  dem  Denken  seine  festen 
Bahnen  gibt  und  damit  dem  Volksgeist  ein  Ausdrucksmittel  leiht, 
das  auf  seine  Entwicklung  stetigen  und  mannigfachen  Einfluß  nimmt, 
sind  nicht  auf  die  besprochenen  Erscheinungen  und  nicht  auf  diese 
beiden  Sprachstämme  beschränkt.  Die  Analogie,  der  die  Sprach- 
wissenschaft bisher  meist  nur  dort  ihre  Aufmerksamkeit  geschenkt 
hat,  wo  sie,  die  Gesetze  der  Sprache  störend,  Ausnahmen  aus  den 
überkommenen  Regeln  bewirkt,  sie  ist  auch  die  ordnende  Kraft  ge- 
wesen, die  der  Menschheit  eigentlich  erst  eine  Sprache  gegeben,  da 


Die  Entstehung  des  indogermanischen  Düals.  287 


sie  die  Gesetze  und  Regeln  derselben  schuf,  die  sie  freilich  oft  auf 
wunderliche  Weise  wieder  zerstört,  um  Neues  an  ihre  Stelle  zu 
setzen. 

Daß  Semitisch  und  Indogermanisch  am  Adverb  für  die  gleiche 
Funktion  auch  den  gleichen  Ausdruck  besitzen,  ist  dabei  nicht  von 
wesentlichem  Belang,  wenngleich  die  Übereinstimmung  der  Form  die 
parallele  Betrachtung  der  Bedeutungsentwicklung  erleichtert  hat  und 
in  der  Tat  die  verschiedenen  Aussprachsmöglichkeiten  speziell  des 
nasalen  Auslauts  reiche  Gelegenheit  zu  gesonderten  Entwicklungen 
bieten.  In  der  Sache  aber  ist  die  Bedeutungsentwicklung  des  Ad- 
verbs ebensowenig  an  diese  Form  desselben  gebunden,  als  jede  ein- 
zelne seiner  sekundären  Bedeutungen. 

So  müssen  wir  in  der  Tat  bei  der  Betrachtung  des  indoger- 
manischen Duals  über  die  Form  der  Mimation  hinausgehen;  die 
Kasusformen  des  indogermanischen  Duals  sind  nicht  allein  durch 
die  Mimation  gebildet,  aber  auch  die  anderen  Formen  des  Duals, 
soweit  sie  an  ihm  ursprünglich  sind,  verdanken  ihre  Bedeutung  als 
Bezeichnung  einer  Zweizahl  nicht  einer  dualischen  Eigenbedeutung 
des  Formans,  sondern  wie  im  Semitischen  einer  Analogie 
nach  Wörtern,  die  auf  Grund  ihrer  einfachen  formal  un- 
bestimmten Eigenbedeutung  eine  Zweizahl  auszudrücken 
schienen  und  auch  im  Indogermanischen  dürften  bei  dieser 
Umdeutung  die  Namen  der  Körperteile  die  Hauptrolle  ge- 
spielt haben. 

Die  Form  auf  m  (bezw.  bhyam  etc.)  des  Dativus-Ablativus- 
Instrumentalis  des  indogermanischen  Duals  ist  eine  Ablautform  der 
besprochenen  Mimation  (bezw.  der  enklitisch  angetretenen  mimierten 
Partikel  q)iv  etc.).  Daß  sie  als  Dativus-Ablativus-Instrumentalis  be- 
ziehungswörtliche Funktionen  hat,  beweist,  daß  sie  Adverbien  ent- 
stammt, daß  also  die  dualischen  Adverbien  vor  der  Entstehung  von 
Kasusformen  ganz  unterschiedslos  neben  allen  anderen  Adverbformen 
auf  m  gestanden  haben.  Denn  am  Adverb,  das  formlos  nur  ein  einziges 
Merkmal  ausdrückte,  konnte  auch  von  einer  dualischen  Zahlbedeutung 
keine  Rede  sein;  eine  solche  konnte  vielmehr  erst  dann  entstehen, 
wenn  die  Adverbia  substantiviert  für  Begriffe  verwendet  wurden,  die 
an  sich  zweiteilig  waren,  so  daß   die  den  verschiedenen  Beispielen 


288        XII.  Semitische  und  indooermanische  Nominalplexion. 


gemeinsame  Form  als  eigener  Ausdruck  der  Zweizahl  empfunden 
wurde.  Und  die  wichtigste,  ja  die  einzige  eng  assoziierte  Gruppe 
paariger  Substantive,  die  zugleich  zum  ältesten  Bestand  der  Sprache 
gehört,  sind  die  Namen  der  Körperteile.  Die  Namen  der  Körper- 
teile bilden  im  Semitischen  und  im  Indogermanischen,  und  wie 
ich  nunmehr  ruhig  zu  behaupten  wage,  in  allen  Sprachen  den 
Boden,  auf  welchem  die  Formen  des  Duals  entstanden.  Denn 
die  Ursache,  die  auch  im  Semitischen  auf  diesem  Boden  die  Form 
der  Zweizahl  schuf,  ist  ein  psychologisches  Gesetz,  das  in  allen 
Sprachen  die  gleiche  Wirkung  aus  gleichartigen  Voraussetzungen  mit 
Notwendigkeit  hervorbringen  mußte. 

Noch  oben  bei  der  Darstellung  der  Entstehung  des  semitischen 
Duals  mußte  es  schwierig  erscheinen,  warum  von  einer  großen 
Zahl  von  Singularen  der  zweimal  vorhandenen  Körperteilnamen  aus 
Lokativadverbia  gebildet  wurden  und  just  diese  für  den  ganzen 
Tätigkeits-,  Geh-,  Gehör-,  Gesichtsapparat  gebraucht  wurden,  so  daß 
an  ihnen  die  adverbielle  Form  als  Ausdruck  der  Zweizahl  erschien. 
Nunmehr  aber,  da  die  weitere  Untersuchung  uns  gelehrt  hat,  daß  die 
Adverbien  ursprünglich  nicht  von  einem  fertigen  Substantiv  aus 
gebildete  Kasusformen  sind,  sondern  selbständig  entstandene  formal 
unbestimmte  Bezeichnungen  eines  einzigen  Merkmals,  welche  die 
Sprache  von  vornherein  in  gewaltiger  Anzahl  geschaffen  hat  und 
die  erst  nachträglich  auf  durch  dieses  Merkmal  ausgezeichnete  Sub- 
stantivbegriffe übertragen  wurden,  stellt  der  Vorgang  der  Entstehung 
des  Duals  sich  etwas  anders  dar. 

Die  adverbielle  Bedeutung  der  Duale  ist  älter  als  die  einer 
Körperteilbezeichnung;  erst  durch  Übertragung  auf  einen  durch  das 
von  ihm  bezeichnete  Merkmal  ausgezeichneten  Körperteil  ward  das 
Adverb  zu  dessen  Namen.  Dies  Merkmal,  welches  das  Etymon  der 
Körperteilbenennungen  bildet,  wird  zwar  der  Natur  der  Sache  nach  in 
vielen  —  vielleicht  den  meisten  —  Fällen  ein  lokales  sein,  in  anderen 
Fällen  aber  ist  es  eine  andere  Eigenschaft,  deren  adverbielle  Be- 
zeichnung zum  Körperteilnamen  ward.  Schon  die  Auffassung  der  Duale 
als  ursprüngliche  Lokativadverbia  ist  also  in  einzelnen  Beispielen 
nur  falsche  Analogie  nach  jenen  freilich  wichtigsten  Beispielen,  die 
vermöge  ihrer  alten  Eigenbedeutung  wirklich  lokale  Adverbien  waren. 


Der  idg.  Dual;    Rückblick  auf  das  Semitische.  289 

Als  lokale  Adverbien  bezeichnen  im  Semitischen  z.  B.  folgende 
alte  Duale  ^  von  Körperteilnamen  ursprünglich  nur  die  Lage  am 
menschlichen  Körper: 

Ursprünglich  das  ,Vom'  des  Körpers,  z.  B.  hebr.  appa(j)im  .Ge- 
sicht, Nase',  aram.  cippe(j),  appate(j)  , Gesicht',  ass.  appatän  , (Zaum- 
zeug an  der)  Nase':*  paHa(j)im  {=2&s. pütam),  Stirn > die  Schläfen'.  ' 

,Das  Oben':  ass.  rlsän,  rlsen  ,Kopf';  hehr.  gappa(j)im  ,Rücken'* 
wie  soh''rafj)im  , Zenit'  =  ass.  sirum,  arab.  zuhrun  ,Rücken',  vgl.  sä- 
ma(j)im  ,das  Oben  >  Himmel'. 

,Das  Innen':  ass.  qablä,^  hebr.  qirha(j)im,j  mea(j)im  ,Einge- 
weide'^  und  wohl  auch  h'^nika(j)im  ,Gaumen'.^ 

,Das  Zwischen':  hebr.  birkaQ'Jim  .der  Schoß,  die  Knie'.* 

,Das  Neben,  Seitwärts':  hehr,  jädafjjim,  ass.  idä(n)^  arab.  ^a- 
däni,  fem.  mehri  haydüten  etc.;*  ass.  qätä^^  ,die  Hände',  ahä  ,Arme'." 
Damit  eng  verwandt  ist: 

,Das  Ringsum',  woraus  am  menschlichen  Körper  wieder  ,das 
Beiderseits'  wird  (s.  oben  S.  175 f.):  hebr.  k^äfa(j)ifn  ,die  Flügel, 
Flanken'.!« 

,Das  Außen'  h'läsa(j)im,  ass.  hinsä  ,die  Lenden';!^  wohl  auch 
ass.  Saptä(n),  hebr.  s*fäta(j)xm,  arab.  äafatäni  ,die  Lippen'  (ursprüng- 

^  Zar  ähnlichen  Entstehung  nichtdoalischer  Körperteilnamen  s.  noch  später. 
Etwaige  prinzipielle  Bedenken  des  Semitisten  gegen  einige  der  im  folgenden 
gegebenen  Etymologien  der  Körperteilnamen  dürfte  er  später  erledigt  finden. 
Aach  für  die  Bemerkungen  über  die  Grundbedeutung  der  mit  den  Körperteilnamen 
etymologisch  zusammengehörigen  Yerbalstämme,  wie  für  das  Verhältnis  von  Nomen 
und  Yerbnm  überhaupt  maß  ich  vorläufig  auf  später  verweisen. 

*  S.  oben  S.  166.  »  S.  oben  S.  161.  183.  *  S.  oben  S.  161. 
'  Zu  qabla  ,mitten'  B.  oben  S.  38. 

«  Oben  S.  162. 

^  Dann  wäre  das  Verb  um  i^i  eigtl.  ,einfuhren'  (gegen  6es.-Bchi.  s.  v.). 

•  Vgl.  oben  S.  167. 

®  Identisch  mit  dem  oben  S.  13  besprochenen  Adverb  idä  ,neben',  idätam 
,nebon*  (S.  52). 

^^  Zum  Beweis  dieser  Urbedeutung  für  qätä  s.  noch  später. 

1*  Identisch  mit  dem  oben  S.  13  f.  besprochenen  aham  and  ahenna  jseitwärts' 
und  ,neben!>  beisammen',  sowie  dem  fem.  ahälatn  und  ahttam  1.  seitwärts',  2.  ,neben 
>  beisammen*. 

**  Zu  i^_jJiS  jrings  lungeben,  bewachen',  jüd.-aram.  irwir  ,Versammlung';  die 
Bedeutungen  ,abstehen',  hebr.  f^]  .abseits  stehen*  sind  erst  vom  Singular  denominiert. 

1»  S.  oben  S.  164. 
Torezyner,  Die  Eaistehnng  des  seaütisdien  Spnichtjpus.  19 


290         XII.  Semitische  uhd  indogermanische  Nominalflexion. 

lieh  =  arab.  äafan  ,(am)  Rand*,  hebr.  ^äfäm  , Mundgegend,  Lippen- 
bart'). ' 

,Das  Hinten*:  hebr.  '^höra(j)im,  jarJcäta(j)im  ,Rücken*,  j'reka- 
(j)im  ,die  Hüften',  ^  ass.  zibbä  , Schwanz*,  arab.  dunubäni  ,die  Len- 
den*.^ Damit  eng  verwandt  ist  die  Bedeutung: 

,Das  Unten*:  ass.  isdä(n)  , Gesäß,  Beine*,*  sepä  ,Füße',^  hebr. 
raglafjjim,  arah.  ri§läni  ,Beine,  Füße';^  k'raa(j)im  ,Knie'.'' 


1  S.  oben  S.  169.  ^  2ur  Entstehung  der  Bedeutung  s.  oben  S.  167.  183. 

^  Dazu,  daß  die  Bedeutung  , Schwanz'  von  zibbä  (:j*)  eine  spezielle  Ver- 
wendung von  ,das  Hinten,  unten'  des  tierischen  Körpers  ist,  vgl.  hebr.  33L  =  arab. 
(J-\3j>J  ,von  hinten  anfallen,  verfolgen';  <Sj^>  ,der  unten  befindliche'  Kowalski, 
Diwan  des  Kais  ihn  al  5atim  S.  i,  |  |  :  <Olso  \Jo\  <kj  \y.d^  )ih  Lü  »l^ÄJl  J^\ 
V i^J  Jo  liJ«  und  dazu  Kowalski    S.  9,  sowie   bes.  b.  Talm.  Sanhedrin  37a:   ,früher 

saß   ich  obenan',  '3J13  '?  wama  snwrr  Jetzt  setzt  ihr  mich  nach  hinten';  auch  i o>\ 

,8chulden,  sündigen'  ist  eigtl.  ,im  Rückstand  sein'.  Ebenso  gehört  ^>  zu  ^^^  ,hinten'. 

^  Alle  Bedeutungen  des  ass.  iädän,  sowohl  die  als  Körperteil  ,Beine'  und 
, Gesäß',  wie  , Grundlage,  Fundament',  gehen  auf  das  ,Unten'  des  Körpers  wie  des 
Gebäudes  zurück,  Sie  werden  ergänzt  durch  die  uralte  Entlehnung  hebr.  nio' 
,Unterlage',  arab.  $  l.^  «  ,(Kopf)unterlage,  Kissen  unter  Kopf  und  Sitz',  welch  letzteres 
Wort  vielleicht  direkt  erst  auf  aram.  Nio.*«  ,pulvinu8'  zurückgeht,  ^oiö-is)  '-^  (auch 
jüd.-aram.)  ngög  rrj  xicpai-fj  könnte  ursprünglich  auch  nur  ,hinter  ihm'  bedeutet 
haben.  Hebr.  no'  scheint  Hab.  3,  LS  ikis  iy  n^o^'  miy  gleichfalls  als  Körperteilname 
verwendet  worden  zu  sein.  Etymologisch  dürfte  neben  (,j:„.xo\  hebr.  n'^  (vgl.  Holma, 
Körperteile  128)  auch  ^X-^  »Einschlag'  =  hebr.  'riy  eigtl.  das  ,Hinunter(geworfene)' 
dazugehören.  Beachte  im  Assyrischen  die  nicht  seltene  Schreibung  iMa-a-a?i,  z.  B. 
CT  XXX  30  a,  3.  7;  50  a,  7,  die  an  jene  der  distributiven  Adverbia  (Kap.  V)  erinnert. 

^  Etymologisch  gehört  äepu  zu  f\t^  ,treten',  das  gegen  die  Bedenken  bei 
Geseniüs-Bdhl  s.  V.  geschützt  wird  durch  neuhebr.  und  jüd.-aram.  ^iw  a)  trans. 
,niedertreten',  z.  B.  dir  '^:i3  f]W:  ,zertreten  von  Menschenfüßen'  b.  Baba  qamma  30  a; 
81b;  Baba  mesi'a  118b;  b)  intr.  ,treten,  gehen',  z.  B.  pnana  jcw  ,aufrecht  gehend« 
(pl.  f.)  Threni  rabba  zu  4,  15;  c)  ,niedrig,  gebückt  sein',  z.  B.  b"y  f\"V  -[na  btv\  {nuy 
p'DJ  f]"d  ,demütig  und  niedrigen  Knies,  der  niedrig  (gebeugt)  ein  und  ausgeht' ; 
d)  ,sinken,  fallen',  z.  B.  Gittin  50a  H't;?  'kd»  ,es  sank  das  Bessere  (im  Preise)'; 
nTsno  f\v-t  KS»KT  Kpi3  ,der  Oberschenkelknochen,  der  aus  seiner  Stelle  (dem  Gelenk) 
herausgefallen  ist'  oft  u.  a.  m.,  s.  Aruch  s.  v.  f\v.  Dies  und  manches  andere  sichert 
die  Bedeutung  unten,  die  ass.  .^epu  auch  in  präpositionellem  Gebrauch  hat. 

^  Daß  ,das  Unten'  (hinten)  die  älteste  Bedeutung  auch  von  o'^Ji  ist,  dafür  spricht 
das  nhbr.  "lai!?  n'bji  ,die  Sache  hat  ihren  Grund'  —  ass.  iSdän ;  nv^jn  (Var.  m'^j-i) 
, niedrige  Weinstöcke'  Pea  VII  8;  b.  Menaljot  86  b.  Vgl.  auch  bii  }';>,  o'tJJn  , unten' 
alsN.  1. ;  ^31,  ^»3n  "i^n  bedeutet  dagegen  eigtl.  ,hint  er  gehen'. 

^  Zu  J>i3  ,niedrig  sein,  knien',  V''f  ,beugen,  senken',  z.  B.  nhbr.  fpn  nt  r'i3,T 
, die  Wagschale  senken,  den  Ausschlag  geben';  verwandt  arab.  a$.  und  Pi:  Hif'il 
.demütigen,  niederwerfen',  Nif'al  ,sich  beugen'. 


Der  edg.  Dual;  Rückblick  auf  das  Semitische.  291 

Daneben  stehen  andere  Duale  von  Körperteilnamen,  die  eigent- 
lich adverbielle  Bezeichnungen  anderer  Merkmale  sind.  So  bedeutet 
ass.  puridä  ,die  beiden  Beine',  eigentlich  ,das  Auseinander',^  das  zu- 
nächst wohl  kasuell  auf  die  beim  Gehen  auseinanderstrebenden 
Beine  ^  angewandt  wurde.  Das  , Auseinander*  dürfte  auch  die  Ur- 
bedeutung von  arab.  diraäni  (der  Dual  von  hebr.  z'rö'"  ist  nicht  ge- 
sichert) .die  (Vorder) arme'  sein,  worin  .auseinander'  speziell  von  dem 
Auseinandertun  der  beiden  offenen  Arme  und  dann  erst  von  diesen 
selbst  gebraucht  wurde,  wie  das  oben  S.  248  besprochene  ahd.  fadam, 
eigtl.  ,auseinander,  offen'  (zu  lat.  pateo,  gr.  Ttsräi'vvfu)  ,die  beiden 
offenen  Arme'  bezeichnet  und  in  dieser  Bedeutung  als  Maßangabe 
zu  nhd.  Faden  sich  entwickelt  hat.  Das  Gegenteil,  nämlich  ,zusammen- 
(geschlagen),  übereinander'  scheint  mir  arab.  rukbatäni  .Knie'  zu  be- 
deuten, das  wohl  zunächst  die  beim  Sitzen  übereinandergeschlagenen 
Knie  bezeichnete.^  Dieselbe  Bedeutung  liegt  ass.  qimsä  ,die  Knie, 
zugrunde,  das  zu  qms,  qbs  ,zusammentun'  gehört.  Hebr,  kappafjjim 
,die  hohlen  Hände'  bedeutet  eigentlich  , krumm,  gebogen',*  ass.  rittän, 
soq.  rihöten  wie  arab.  rahan  , Schaufel',  hebr.  reha(j)im  , Mühle',  eigtl. 
,hohl,  vertieft'.^  Etwas  Ähnliches  dürfte  auch  hebr.  JiofnaQ'Jim^  ass. 
upnä  ,die  hohlen  Hände'  eigentlich  bedeutet  haben.  Ass.  Sinnä, 
hebr.  sinna(j)im  ist  eigentlich  nur  das  Adverb  , spitz,  scharf'.^  Ass. 
qarnä,  hebr.  qarnaQ'Jim,  die  , Homer'  bedeutete,  wie  qrn  »verbinden, 
vereinigen'  im  Arabischen  beweist,  eigtl.  ,zusanimen,  verbunden'  und 
war  in  dieser  Bedeutung  wie  gr.  tvydv,  lat.  jugum  (zu  tBvfyvpu,  jungo) 
eigentlich  ,das  Joch'  an  den  Hörnern''  und  wurde  für  diese  selbst 
gebraucht  wie  umgekehrt  appatan  ,vorn  >  Gesicht'   für  das  Zaum- 


*  Zu  hebr.  Tic,  arab.  ^^  »sich  trennen'  etc. 

'  Dies  geht  auch  aus  der  Verwendung  des  Wortes  noch  deutlich  hervor; 
vgl.  bei  HoLMA,  Körperteile  130  bes.  das  häufige  ina  pu  pund^a  ,die  Beine  aus- 
einandertnend  =  rasch'. 

'  ,Zusammen'  und  besonders  ,übereinander'  ist  zweifellos  die  älteste  Bedeu- 
tung aller  Formen  des  Stammes  rkb,  aus  welcher  alle  anderen  Bedeutungen  sich 
leicht   erklären.    Arab.  rukbatäni  hängt  also  mit  hebr.  birka(j)im   nicht  zusammen. 

*  Zu  «103,  ass.  kapäpu  ,beugen,  krümmen'  vgl.  Gesenius-Bchl  s.  v. 
5  S.  oben  S.  163. 

*  Zu  hebr.  aram.  }»,  arab.  Tyit  ,schärfen,  spitzen'  etc. 

^  Demnach  zu  vergleichen  mit  dem  ass.  Adverb  sirritän  ,gebunden'  (/  toc), 
das  als  daalisches  Substantiv  ,das  Gebinde,  Zaumzeug'  bezeichnet. 

19* 


292         XII.  Semitische  und  indogermanische  Nominalplexion. 

zeug.  Hebr.  n'1fira(j)i'm^  ass.  naklrä  ,Nase'  ist  eigentlich  formal  un- 
bestimmt jhohl,  durchlöchert'.  ^  Hebr.  säda(j)im  ,die  Brüste  (Zitzen)' 
bedeutet  ursprünglich  jfeucht';^  hebr.  dadda(j)im,  ass.  didä  , Zitzen' 
ist  ein  altes  Lallwort  für  ,lieb,  süß'.^  Hebr.  söqa(j)im  etc.  ,die 
Schenkel*  dürfte  eigentlich  (vgl.  arab.  säqa  , vorwärtstreiben')  zu- 
nächst das  ,Vorwärts(gehen)'  und  dann  erst  die  dabei  tätigen  Schenkel 
bezeichnen  und  wird  in  arab.  qadamäni  ,Füße'  neben  qdm  ,yoran- 
(gehen)'  sein  Gegenstück  haben.  Hebr.  oznaQ'Jim,  ass.  uznä  etc.  hat 
als  Adverb  etwa  , horch!',  dann  das  Gehör,  das  beim  Menschen  in 
den  ,zwei  Ohren'  liegt,  bezeichnet.  Ass.  Inän,  inen,  hebr.  ''ena(j)im 
,die  Augen'  mag,  als  es  noch  Adverb  war,  etwa  , deutlich,  klar'  be- 
deutet haben*  etc. 

Wenn  nun  Adverbia  wie  ,unten  ([zu]  fußen)*  in  bestimmten 
kasuellen  Verwendungen  für  das  Unten  des  menschlichen  Körpers, 
Partikeln  wie  ,neben'  ([zu]  banden)  für  das  Neben  des  menschlichen 
Körpers  gebraucht  wurden,  was  in  vielen  Verbindungen  in  allen  pri- 
mitiven Sprachen  der  Fall  gewesen  sein  muß,  so  entstanden,  da  das 
Unten  des  menschlichen  Leibes  ,ZAvei  Beine,  Füße,  Knie',  sein  Neben 
,zwei  Arme,  Hände'  umfaßt,  notwendig  in  allen  Sprachen  Be- 
zeichnungen, die  von  vornherein  Duale  waren,  ohne  daß  es  je- 
mals vorher  einen  Singular  zu  ihnen  gegeben  hätte,  den 
vielmehr  erst  eine  weitere  Entwicklung  der  Sprache  als  Nomen  uni- 
tatis  zu  jenem  schuf.  ^ 

*  Zu  -i*  , durchbohren'  (Graetz  zu  Ri  6,  2). 

*  Vgl.  arab.  \  jo,  j^jJ   ,befeuchten,  feucht  sein'  u.  Gksknius-Bühl  s.  v.  dh». 
^  Identisch  mit  ^'i>,   ^2J>^^>  Cj^'^i   r\\^>  ,Liebe(sspiel)';    zur  Verwandt- 
schaft mit  hebr.  ö'nlt  ,Liebe'  etc.  s.  später. 

*  Dafür  scheint  mir  der  Umstand  zu  sprechen,  daß  eine  Bedeutung  wie 
klar  (also  wie  von  arab.  Lüi,  uhebr.  f'Pa  , wirklich,  deutlich',  fiLL**  , deutliche  Rede', 
^yi^,  yiV,  ^_3-*J«-«  ,Inhalt,  Sinn' ;  fV?  ,nämlich'  etc.)  die  Entwicklung  der  Dualform 
o'J'y  zu  ,Quelle'  (so  im  N.  1.  d»J')?,  a^v)  und  , Gesicht'  (=  ,beide  Augen')  am  besten 
erklärt.  Auch  die  anderen  Bedeutungen  wie  ,Farbe,  Art'  etc.  führen  (s.  noch  unten) 
auf  ,deutlich,  klar'  zurück.  Es  scheint  mir  nicht  ausgeschlossen,  daß  das  ursem. 
'inän  ,deutlich,  klar'  eine  betonte  modal  gebrauchte  Entwicklung  von  'inun  ,so* 
ist,  das  in  ähnlicher  temporaler  Verwendung  zu  inanfnaj  , jetzt'  wurde  (oben 
S.  22.  202).  inanna  ,jetzt'  :  inu  ,Zeit'  =  'inan  ,so,  deutlich'  :  'inu  ,Farbe,  Art'.  Vgl. 
die  doppelte  Entwicklung  von  kam,  kän  ,da,  so'  zu  , immer'  (ass.  kaiwan)  und  ,80gleich' 
(nhbr.  kewän  oben  S.  209),  wie  wohl  auch  zu  hebr.  ken  ,richtig'. 

"  S.  dazu  noch  später. 


Der  indooermamischk  Dual.  293 


Auch  im  Indogermanischen  ist  der  Dual  nicht  ein  bewußter 
Ausdrück  der  Zweizahl,  der  an  den  Singular  gefügt  ein  Zweifaches 
desselben  bezeichnete,  sondern  wird  wie  im  Semitischen  gebraucht, 
um  die  Einheit  zweier  durch  Natur  oder  Geschichte  zusammen- 
gehöriger Wesen  zu  bezeichnen'.^  Und  wieder  sind  es  auch  im 
einzelnen  ganz  dieselben  zusammenhängenden  Begriffspaare,  die 
im  Indogermanischen  wie  im  Semitischen  die  Form  des  Duals  er- 
halten haben,  auch  hier  vor  allem  andern  die  Namen  der  Körper- 
teile und  unter  ihnen  wieder  Namen  nicht  wirklich  paariger  Glieder 
wie  altind.  näse  ,Nase*,  bheddu  ,weibl.  Scham',  mdtasnäu  ,ein  best.  Ein- 
geweide der  Brusthöhle*,  kukd  ,Bauch',^  ay.  parsti  ,Rücken',  die  genau 
hebr.  obna(j)im  ,weibliche  Scham',  mea(j)im  ,Eingeweide',  qxrha(j)im 
,Bauch'  etc.  entsprechen.  Und  daneben  wieder  an  den  Namen  derselben 
Geräte  wie  im  Semitischen  wie  sanskr.  bhurijäu  ,die  Scheere*.  dväräu 
,die  beiden  Türflügel,  die  Tür',  (antaräu)  raiml  ,die  beiden  (inneren) 
Stränge',  drtni  ,die  beiden  Bogenenden*,  ardnl  ,die  beiden  Reibhölzer 
zur  Erzeugung  des  Feuers',  dj-sädäu  ,der  obere  und  der  untere 
Mühlstein'.^  die  hebr.  mispära(j)im  .Scheere',  dHäta(j)im  ,die  beiden 
Türflügel,  die  Tür',  ass,  appatän,  sirritän  ,die  beiden  Zügelstränge', 
arab.  midraicäni  ,die  beiden  Bogenenden',  hebr.  kira(j)imj  mispHa- 
(j)im  ,der  Herd'  (angeblich  ,gabelförmige  Pflöcke'  s.  S.  77),  hebr.  re- 
ha(j)im  ,der  obere  und  der  untere  Mühlstein'  etc.  parallel  sind. 

Und  auch  hier  lehrt  wieder  eine  einfache  Erwägung,  daß  diese 
paarigen  Gegenstände  in  Wirklichkeit  erst  zusammen  ein  einziges 
Gerät  bildeten,  für  welches  als  Ganzes  allein  die  Sprache  einen  Aus- 
druck brauchte  und  schuf  und  auch  hier  beweist  die  Etymologie, 
daß  das  Merkmal,  das  der  Benennung  der  paarigen  Geräte  zugrunde 
liegt,  bezw.  dessen  Bezeichnung  auf  das  Gerät  übertragen  wurde, 
nur  diesem  als  Ganzem  zukommt,  nicht  dem  einzelnen  Teüe.  So  ist 
bheddu  ,weibl.  Scham',  eigtl. , Spalt'  (zu  lad.  findere)]  av.  parsti  .Rücken' 
(eigtl.  ,oben')  entspricht  aind.  prsthd  ,Höhe'  (auch  des  Himmels), 
dtsch.  First  wie  arab.  zahrun,  ass.  §irum  ,Rücken',  hebr.  soh<'ra(j)im 
, Zenit',    sökar   ,Dach* ;    bhurijäu   .Scheere'    gehört    doch    wohl    wie 


*  Delbrück,  Vergl.  Syntax  133;  Sperrdruck  vou  mir. 

*  Delbrück,  a.  a.  O.  135. 
'  a.  a.  O.  13B. 


294        XII.  Semitische  und  indogermanische  Nominalflexion. 

lat. /or/ea?  (forceps)  zu  idg.  '*'bher(dh),  gr.Ttsod'o),  Isd.forare  ,auseiiiander- 
schneiden,  zerstören',  bezw.  adverbiell  ,auseinander (geschnitten j'; 
dväräu  (gr.  dvqai,  lat.  fores)  zu  lat.  foris  , draußen*,  foräs  ,hinaus*, 
gr.  dvQa^s  ,hinaus',  d^vQaoi  , draußen',  ist  also  ,das  Draußen'  und  spe- 
ziell die  hinausführende  Tür,  sind  also  ursprünglich  nicht  Duale  etwa 
zu  Scheerenhälfte  oder  Türflügel,  sondern  erst  dann  als  Duale  ver- 
standen worden,  als  eine  Analogie  ihre  Form  als  Bezeichnung  einer 
Zweizahl  erscheinen  ließ. 

Diese  Analogie  kann  aber  wieder  nur  den  Körperteilnamen 
entstammen,  dieser  uralten  wichtigen  Gruppe  von  Begriffspaaren. 
Aber  auch  hier  sind  selbst  die  Namen  wirklich  zweifacher  Körper- 
teile ursprüngliche  Adverbien,  die  auf  den  symmetrischen  Körper 
übertragen  als  Duale  erschienen.  So  ist  sanskr.  pädäu,  gr.  node  etc. 
wie  semit.  sepä,  ragla(j)im  etc.  ,das  Unten  >  die  Füße'  etymologisch 
eine  Entwicklung  von  fcsööv  , unten  >  Boden'  etc.  und  gehört  zu 
ai.  pddyate  ,geht,  fällt',  altbulg.  pada,  pasti  ,fallen'  wie  etwa  ass.  §epä 
,iinten,  Füße'  zu  jüd.-aram.  säf  ,geht,  fällt,  sinkt'  etc.  (oben  S.  290 
Anm.  b)-jdnuni  ,die  Knie'  (zu  lat.  genu,  gr.  yovv,  dtsch.  Knie  etc.)  be- 
deutet eigentlich  adverbiell  ,krumm  >  die  Krümmung,  Biegung  des 
Körpers*,  x^t^e  ,die  Hände'  weist  denselben  Bedeutungszusammen- 
hang mit  Wörtern  für  , ringsum'  {xoQTog,  hortus,  ahd.  gart  , Kreis'  etc., 
vgl.  Walde  s.  v.  cohors)  auf  wie  etwa  hebr.  k^näfa(j)im  , Flügel', 
mag  also  auch  über  , ringsum  >  beiderseits'  Bezeichnung  der  Hände 
geworden  sein  etc. 

Auch  die  alten  indogermanischen  Duale  haben  die  Form  eines 
Adverbs..  Adverbia  dieser  Form  sind  in  der  Tat  \\t.  pusiau  ,mitten 
entzwei'  (zu  püse  , Hälfte'),  aksl.  mezdu  , zwischen'  (zu  mezda  , Mitte, 
Grenze'),  die  man,  die  Analogie  der  Sprache  noch  übertreibend,  als 
Duale  gedeutet  hat,  wie  ich  selbst  ZDMG  LXVI  391  in  hebr.  ben, 
arab.  bain(a)  , innen,  zwischen'  einen  Dual  selien  wollte.  Hat  man 
sich  aber  jemals  darüber  Rechenschaft  gegeben,  ob  ein  Ausdruck 
von  , mitten,  auseinander'  durch  ,in  beiden  Mitten,  aus  beiden  Mitten' 
psychologisch  denkbar  ist?  Hat  man  sich  klargemacht,  daß  das  ein- 
zige Merkmal,  welches  die  Mitte,  (Zwischen)grenze  auszeichnet  und 
wonach  allein  sie  benannt  sein  kann,  der  Umstand  ist,  daß  sie  eben 
mitten,  zwischen  ist,  daß  also  das  adverbielle,  d.h.  grammatisch 


DSR   INDOOEBMANISCHE    DüAL.  295 

unbestimmte  meitdu,  pusiaü  das  Etymon  zu  meida,  püse  bezeichnet, 
also  älter  ist  als  diese  und  daß  diese  Adverbien  ,mitten,  zwischen' 
bedeuten  auf  Grund  ihrer  Eigenbedeutung,  nicht  ob  irgendwelcher 
grammatischen  Form,  die  im  Adverb  doch  tot  ist?  Und  was  be- 
rechtigt uns,  diese  Formen,  weil  eine  Umdeutung  als  Dual  in  diesem 
Falle  möglich  scheint,  von  Adverbien  wie  aksl.  vznu  ,liinaus',  dolu 
,  hin  ab'  und  anderen  Formen  zu  trennen,  wo  eine  solche  Umdeutung 
ausgeschlossen  ist  und  in  die  man  deshalb  andere  Deklinationsana- 
logien hineinträgt? 

Und  auch  im  eigensten  Gebiet  der  Zweizahl,  am  Zahlwort  für 
zwei,  ist  im  Indogermanischen  wie  im  Semitischen  die  Endung  des 
Duals  ursprünglich  nicht  Ausdruck  der  Zweizahl,  sondern  dieselbe 
alte  adverbielle  Form. 

Wie  im  Semitischen  ist  auch  im  Indogermanischen  die  Form 
des  Duals  nicht  auf  zwei,  zwanzig  etc.  beschränkt,  sie  steht  auch 
in  lat,  octo,  idg.  *octö(u),  aind.  astä(u),  gr.  by.T(b,  got.  ahtau  etc. 
Andere  Zahlwörter  zeigen  eine  andere  adverbielle  Endung  auf  m 
(s.  oben  S.  115),  die  adverbiellen  Ursprung  auch  für  die  dualischen 
Zahlwortformen  nahelegt.  Octo  ,acht'  wird  nun  freilich  als  2X4 
erklärt,  obwohl  ein  ähnliches  Wort  für  vier  nicht  existiert.  Damit 
ist  aber  das  Wesen  des  indogermanischen  Duals  verkannt,  der  doch 
anerkanntermaßen  nur  gebraucht  wird,  ,um  die  Einheit  zweier 
durch  Natur  oder  Geschichte  zusammengehöriger  Wesen  zu  be- 
zeichnen',^ nicht  aber  zur  Multiplikation  von  Zahlen  mit  zwei. 
Auch  die  Duale  duo,  ambo  bezeichnen  ja  nicht  zweimal  zwei,  die 
Endung  gibt  hier  und  nirgends,  wo  sie  ursprünglich  ist,  zur  Bedeutung 
des  Wortes  irgend  etwas  hinzu,  das  an  und  für  sich  schon  zwei 
bedeutet. 

Zu  dieser  Bedeutung  als  Zahlwort  sind  nun  duo  und  amho  aus 
verschiedenen  Richtungen  gelangt,  das  eine,  wenn  man  so  sagen 
kann,  —  von  innen,  das  andere  —  von  außen. 

Ambo  (s.  oben  S.  176)  bedeutet  eigentlich  , ringsum'.  Da  als 
das  Ringsum  vieler  Gegenstände  wie  auch  z.  B.  des  menschlichen 
Körpers  naturgemäß  nur  zwei  Seiten  in  Betracht  kommen,   ward 


^  DsLBBÜCK  a.  a.  O.  133;  oben  S.  293. 


296        XII.  Semitische  und  indogermanische  Nominalflexion. 

aus  ringsum  , beiderseits'.  In  Fällen,  wo  der  so  entstandene  Zahlbegriff 
stärker  betont  war  als  die  Lage,  wie  z.  B.  in  die  Hände,  Füße, 
Ohren,  beiderseits,  war  ambo  schon  ein  Zahlwort  , beide'  geworden, 
ganz  wie  das  S.  175  besprochene  sem.  kilallan  etc.,  dessen  adver- 
biellen  Ursprung  nur  mehr  die  kollektive  Anwendung  auf  zwei 
zusammen  verrät. 

Duo  dagegen  bedeutet  ursprünglich  wie  gr.  dig  (==  aind.  dvis, 
duvis^  jungav.  bi§),  got.  tvis  (woraus  ,der  Zwist',  eigtl.  wie  duellum 
,das  Auseinander'),  lit.  dvejau,  gr.  diä,  di^a  etc.  ^  , auseinander,  ent- 
zwei' (hierin  die  alte  Bedeutung)  und  darum,  weil  die  Dinge  in  den 
meisten  Fällen  eben  in  zwei  Teile  auseinandergehen,  natur- 
gemäß: , zweifach',  ist  deshalb  also  in  bis  etc.  eigentlich  ein  distri- 
butives Zahladverb,  das  in  attributivem  Gebrauche  etwa  ,Menschen 
zweifach'  zum  Zahlwort  ward  und  seiner  Entstehung  wegen  multi- 
pUkativ  und  distributiv  das  Doppelte  jeder  Zahl  bezeichnen  konnte. 

Wie  diese  beiden  Wörter  sind  alle  Zahlwörter  ursprünglich 
adverbielle  Bezeichnungen  von  , zusammen,  auseinander,  in  Menge' 
etc.  gewesen,  die  ihre  bestimmte  Zahlbedeutung  erst  sekundär  — 
durch  häufige  kasuelle  Anwendung  auf  eine  bestimmte  Menge  — 
erhielten.  Je  nach  ihrer  ursprünglichen  Bedeutung  behielten  sie 
kollektiven,  multiplikativen,  bezw.  distributiven  Sinn,  den  gleich- 
geformte Zahlwörter  aufeinander  gegenseitig  übertrugen,  bis  er  end- 
lich als  ursprünglich  zur  Form  des  Zahlworts  gehörig  empfunden 
wurde.  Zur  Entstehung  des  Zahlworts  für  ,eins'  s.  noch  später. 

Auch  die  Endung  der  Zahlwörter  für  zwei  ist  also  eine  ad- 
verbielle Form,  die  auch  an  ihnen  erst  dann  als  Bezeichnung  der 
Zweizahl  erschien,  als  sie  an  den  Namen  der  Körperteile  dazu  ge- 
worden war. 

Wie  im  Semitischen,  gab  es  jedoch  auch  im  Indogermanischen 
Formen,  bei  denen  die  neu  entstandene  Analogie  auf  Widerstand 
stieß,  da  der  ursprüngliche  Singular  so  nicht  als  Dual  verstanden 
werden  konnte.  In  solchen  Fällen  ward  wie  in  den  oben  Kap.  IX 
behandelten  semitischen  Beispielen  die  Wortbedeutung  verdoppelt, 
auf  zwei  Gebiete  oder  Begriffe  übertragen,  so  daß  auch  hier  unechte 


'  S.  Walde  s.  v.  duo. 


Der  indooermanischb  Dual.  297 

Duale  entstanden,  wie  die  elliptischen  Duale  im  Altindischen  mitrd 
,Mitra  [und  Varu^a]',  usäsä  .Tag  [und  Nacht]',  dydvä  ,Himmel  [und 
Erde]*,  adhvaryü  .der  Adhvarju  [und  der  Pratiprasthätar-Priester]', 
äulükhaldu  ,Mörser  [und  Stößel]'  etc.,^  die  den  zahlreicher  aus- 
geprägten Bezeichnungen  für  , Osten  [und  Westen]',  Mekka  [und  Me- 
dina]'  etc.  im  Arabischen  entsprechen..  Auch  hier  ist  die  dualische 
Form  älter  als  die  duahsche  Bedeutung  und  auch  diese  indoger- 
manischen Formen  sind  eigentlich  substantivierte  Adverbia. 

Überschauen  wir  nunmehr  den  ganzen  Umfang  der  Erscheinungen, 
die  von  den  Adverbien  aus  die  Form  und  Bedeutimg  der  Sprache 
beeinflußt  und  neue  Wörter  und  Wortformen  durch  Umdeutung  und 
Analogie  geschaffen  haben? 

Keineswegs!  Die  weitere  Untersuchung  wird  uns  lehren,  daß 
alle  diese  Erscheinungen  den  Rädern  eines  Uhrwerks  gleichen, 
deren  keines  sich  bewegen  kann,  ohne  auch  alle  anderen  Räder  und 
Räderchen  des  Werkes  mit  in  Bewegung  zu  setzen.  Eine  Ursache 
hat  im  Leben  der  Sprache,  die  in  stetiger  Angleichung  und  Aus- 
gleichung ihrer  Gebilde  begriffen  ist,  mannigfache  Wirkungen.  Und 
im  besonderen  ist  der  Mensch  und  sein  Körper  der  Sprache  nicht 
nur  Subjekt  und  Werkzeug,  sondern  auch  das  nächste  und  wichtigste 
Objekt.  Und  ist  es  richtig,  daß  die  Formen  der  Sprache  an  den 
Beispielen  erst  ihre  Bedeutung  erlangt  haben,  so  werden  wir  die 
Spuren  der  Bezeichnungen,  die  der  Mensch  für  sich  und  seine 
Glieder  geschaffen,  auch  sonst  noch  in  weitverzweigten  sprachlichen 
Gesetzen  wiederfinden. 


'  DelbhSck,  a.  a.  O.  137. 


INHALTSVERZEICHNIS. 


Seite 

Vorrede VII 

Kap.  I,       Die  adverbielle  Akkusativendung-  am,    an    im  Semi- 
tischen           1 

Die  semitische  Easusflexion  S.  1.  Die  hebräischen  Ad- 
verbien auf  am  und  öm  S.  4.  Akkusativadverbien  im  Vul- 
gärarab.,  Äth,  und  den  Mahrasprachen  S.  8.  Akkusativadverbien 
im  Assyrisch-Babylonischen  S.  11.  Assyrische  Akkusativadver- 
bien mit  Femininendung  S.42.  Assyrische  Akkusativadverbien 
in  verbalen  Verbindungen  S.  51.  Ass.  Akkusativadverbien  mit 
der  Negation  S.  60.  Der  ass.  Adverbialis  in  syntaktischer  Ab- 
hängigkeit S.  61.  Ass.  Adverbien  auf  am  -f  iä  und  ii  +  am 
S.  61. 

Kap.  II.  Die  Akkusativendung  in  der  Form  des  Duals  ...  65 
Aram.  Adverbien  auf  ain,  en  S.  65.  Vulgärarab.  Ad- 
verbien auf  en  S.  66.  Die  hebr.  Lokalendung  a(j)im  S.  67. 
Die  arab.  Lokalendung  en  S.  70.  Hebr.  onnx,  n'3-ir,  b'bw  etc. 
S.  71.  Die  hebr.  numeralia  multiplikativa  auf  a0)im  S.  72.  Miß- 
verstandene hebr.  Adverbia  auf  afj)im  S.  74.  Reduplizierte  Ad- 
verbia  auf  a(j)ivi  S.  79. 

Kap.  III.    Die  Akkusativendung  in  der  Form  des  Fron,  suffixum     81 
Kap.  IV.   Die  Akkusativendung  an  Stoffnamen 86 

Hebräische  und  Babylonische  StofiFnamen  auf  am  S.  86. 
Die  neubabyl.  Stoffnamenendung  -an,  -ä  S.  88.  aeam-segam 
S.  93.     Kollektive  hebr.  Tiernamen  auf  -am  S.  95. 

Kap.  V.      Die  Akkusativendung  als  Distributivausdruck  ...     97 

Die  Distributivendung  ftjän  am  ass.  Zahlwort  S.  97. 
Die  Distributivendung  (t)äu  an  Maß-  und  Stoffbezeichnungen 
S.  104.  Die  sumerische  Zahlwortendung  a-an(ämj  S.  112. 
Akkusativendung  am  idg.  Zahlwort  S.  115.  Die  Distributiv- 
endung (ta-)a-an  an  babyl.  Substantiven  S,  116.  Distributives 
-täm  im  Hebr.  S.  118. 


Inhaltsverzeichnis.  299 


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Kap.     VI.   Das  verallgemeinernde  postpositive  -via    ....     128 

Die  Loslösung  der  Endung  (ta-)a-an  als  verallg.  Post- 
position S.  128.  Die  distributive  Postposition  :",  hen  im  Mi- 
näischen  und  im  Soqotri  S.  130.  Die  Entstehung  des  ver- 
allgemeinemden  -ma  am  Adverb  S.  130.  Entstehung  indef. 
Substantiva  aas  Fragewörtern  auf  (a)ma  S.  136.  Eück- 
entwicklung  von  Verallgemeinerungswörtem  zur  Fragepar- 
tikel S.  141.  Loslösung  der  Endung  (ajma  als  verallg.  Post- 
position  S.  143. 

Kap.    VII.    Ablautformen  der  Endung  am 144 

Verallgem.  Akkusativadverbia  mit  veränderlichem  Vo- 
kal S.  144.  Ablautformen  der  Endung  am  im  Assyrischen 
S.  146.  Ablautformen  im  Hebr.  S.  150.  Ln  Aram.  S.  153. 
Im  Südsemitischen  S.  155.  Loslösong  der  Akkosativendung 
als  Konjunktion  S.  157. 

Kap.  VIII.    Die  Entstehung  des  semitischen  Duals      ....     160 

Hebr.  Ortsadverbien  auf  a(j)im  als  Körperteilnamen 
S.  160.  Die  Entstehung  doalischer  Bedeutung  an  Körper- 
teilnamen auf  afjßm  S.  164.  Dualische  Gerätenamen  S.  170. 
Die  Dualformen  des  semitischen  Zahlworts  S.  172. 

Kap.     IX.   Unechte  Duale 183 

Veränderung  der  Wortbedeutung  durch  duallsche  Ana- 
logie S.  183.  Dualtitel  S.  185.  Duale  a  potiori  S.  188. 
Dualische  Verstärkungsformen  S.  192. 

Kap.       X.   Die  Akkusativendung  am  als  wortbildendes  Affix     .     194 

Nomina  auf  am,  am,  amm,  om,  öm,  umfm).  Um,  em,  im(m), 
im  S.  194.     Stammhaft  gewordenes  m  S.  199. 

Kap.      XI.    Laut-   und   Bedeutungsentwicklung    der  Akkusativ- 
form auf  an 200 

Assyrische  Adverbia  auf  an,  an  S.  200.  Ass.  Adverbia 
auf  änis  S.  205.  Adjektivierte  Adverbien  auf  an,  ön  im  Ass. 
und  Hebr.  S.  206.  Hebr.  Adverbia  auf  an,  an  S.  208.  Hebr. 
Adverbia  auf  annii  S.  209.  Aram.  Adverbia  und  Adjektiva 
auf  an  S.  210.  Südsem.  Adverbia  und  Adjektiva  auf  an  (ön) 
S.  212.  an  etc.  als  pronominale  Endung  S.  214.  Loslösung 
der  Endung  als  Demonstrativpronomen  S.  216.  Entstehung 
der  Steigerungs-  und  Rangbedeutung  der  Endung  an  S.  218. 


300  Inhaltsverzeichnis. 


Seite 
an  in  partizipialer  Entwicklung  S.  219.  Adjektiya  auf  äni 
S.  220.  Substantiva  auf  an  S.  221,  Substantiva  auf  tän  S.  226. 
Bedeutungsgruppen  am  Substantiv  auf  an:  Ortsnamen,  Körper- 
teilnamen,  Richtungsbezeichnungen,  Stoffnamen,  Kollektiva, 
Diminutiva  S.  227.  Lautliche  Veränderung  der  Form  auf  an 
durch  Dissimilation  S.2.31,  Entstehung  von  Gleitlauten  (',  h, 
w,  j)  in  zweigipflig  betonten  Silben  S.  232.  Entstehung  zer- 
dehnter  Formen  der  Akkusativendung  und  ihrer  Entwicklungen 
infolge  zweigipfliger  Betonung  S.  239.  Zerdehnung  von  an  zu 
(ajjän,  (a)wän  S.  242.  Zerdehnung  zu  aim,  ain  S.  244.  Arab. 
Nomina  auf  L*,  j__  S.  244.  Ablautformen  von  an,  an:  ön, 
ün,  en,  en,  In,  in,  enä  S.  247.     äl  statt  an  S.  251. 

Kap.    XII.    Semitische  und  indogermanische  Nominalflexion     .     252 

Rückblick  auf  die  Geschichte  der  Endung  am,  an  S.  252. 
Ursprung  der  semitischen  Nominalflexion  S.  254.  Ursprüng- 
liche Länge  der  Endung  S.  255.  Die  arab.-babyl.  Kasus- 
flexion nicht  ursemitisch  S.  256.  Der  Ursprung  des  sem.  Fe- 
mininzeichens t  S.  257.  Die  idg.  Nominalflexion;  indoger- 
manische Mimation  und  Nunation  S.  262.  Entstehung  der 
idg.  nominalen  Kasusformen  auf  m  am  Adverb  S.  265.  Die 
Grundform  der  nasalierten  Kasusendungen  im  Indogerma- 
nischen S.  268.  Das  Adverb  kein  erstarrter  nominaler  Kasus 
S.  269.  Entstehung  von  Kasusbedeutungen  am  Adverb  S.  272. 
Entstehung  verallgemeinernder  und  demonstrativer  Endungs- 
bedeutung im  Idg.  S.  275.  Ablösung  der  idg.  Endung  als 
Partikel  S.  275.  Indogermanische  Neutra  S.  276.  Nominale 
Bildungssuffixe  S.  278.  Idg.  Nasalstämme  S.  280.  Adjektiv- 
bildung aus  dem  Adverb ;  idg.  Nasalstämme  im  Substantiv  und 
Adjektiv  S.  281.  Zahladverbia  auf  tn,  n  S.  283.  Superlative 
und  Ordinalzahlen  S.  284.  Die  Entstehung  des  idg.  Duals; 
Rückblick  auf  das  Semitische  S.  286.  Die  Entstehung  des 
idg.  Duals  an  den  Körperteilnamen  S.  293.  Duale  am  idg. 
Zahlwort  S.  295.  Unechte  Duale  im  Idg.  S.  296.  Rück-  und 
Ausblick  S.  297. 


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