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Die Erdfunde
von
“fie m
| | von
Carl Ritter,
Dr. und Prof. p. Ord. an der Univerfität und allgemeinen Kriegsfghule
in Berlin, Mitglieb der Königlichen Academie der Wiffenichaften bafelbft,
Ritter des rothen Adler⸗Drdens dritter Klaſſe, Correſpondent der Koͤnigl.
Societaͤt der Wiſſenſchaften in Göttingen, Auswärtiges Mitglied der
Societe asiatique in Paris, der Royal Asiat. Society of Great Britain and
Ireland, wie der Royal Geographical Society in London, der Koͤniglich
Oaͤniſchen Geſellſch. der — 323— in Kopenhagen, wie ber Koͤnigl.
Gefellſch. für Rordiſche Alterthumskunde bafelbft ꝛc.
Band IN.
Der Eid: DOften von Hoc : Afienz deffen Waſſerſyſteme
und Gliederungen gegen Oſten und Süden.
Berlin, 1834.
Gebrudt und verlegt
bei ©. Reimer
Die Erdfunde
im Verhaͤltniß zur Natur und zur Geſchichte
des Menfchen,
oder
allgemeine
vergleichende Geographie,
al®. Ä
fihere Grundlage des — und Unterrichts in
phyſicaliſchen und hiſtoriſchen Wiſſenſchaften,
Carl Ritter,
Dr. und Prof. p. Ord. an der Univerſitaͤt und allgem. Kriegkſchule in
Berlin, Mitglied der Koͤniglichen Academie der Wiſſenſchaften daſ., Ritter
des rothen Adler⸗Ordens dritter Kl., Wirkl. Mitgl. der Wetterauiſch. Gef.
f. d. geſ. Naturkunde, correſp. Ehren⸗Mitgl. der Geſ. f. aͤltere Deutſche
Geſchichtet.; Gorreſp. d. Koͤnigl. Goc. d. Wiſſenſch. in Göttingen, d. Gens
kenbergiſchen Naturf. Gef. zu Frankfurt a. M., der Diärkich:ötonom, Geſ.
in Potsdam, der Gef. fir Pommerſche Geſch. und Alterthumsk., des Apo⸗
thefersBereins in Rorb⸗Deutſchland, der Gef. für Natur⸗W. und Heilk.
in Beibelberg und Dresten, Ausw. Mitgl. d. Soc. asiat. in Paris, ber
Boy. Asiatic Society of Great Britain and Ireland, wie ber Roy. Geo-
graphical Society ia London, der Koͤniglich Dänifchen — der
Diſſenſchaften in Kopenhagen, wie der Koͤnigl. Geſellſch. f
Nordiſche Alterthumskunde daſelbſt 2c.
Vierter Theil.
Zweites Bud Aſien.
Baud I
J
Bweite ſtark vermehrte und umgearbeitete Ausgabe,
Berlin, 1834. ze
Behrudt und verlegt
bei G. Reimer,
„ Citius emorgit veritas ex errore, quam ex confusione.”
| - Baco de form. calid, Aphor. X.
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Ihro — Hoheit
Eliſabeth Ludovike,
Kronprinzeſſin von Preuſſen,
der huldreichſten Seſhiden der Wiſſenſchaften,
—
ebrfurchtvollſter Unterthänigkeit
gewidmet
von
dem Verfaffer.
et
Anhaltöverzeihniß und Blattweiſer.
Aſien. Band IIL
Erſte Abtheilung. Das oͤſtliche Hoch⸗Aflen, oder
das Hochland von Hinter⸗ Alien.
Wierster Abſchnitt. Der Sübrand von Hoc» Afien
(Sortfegung). S. 1— 424
Drittes Kapitel, M. Die Mittel-Sruppe des Himalaya⸗
Syftemes oder der Nepalefiſche Himalaya. S. 3—137.
$. 71. Erläuterung 1. Das hohe Schneegebirge Repals
oder das Repalefifhe Hoch⸗Sebirge. ©. 4-41.
4. Höhen s Weffungen ber Hochgebirge, ber Dhamwalagiri s Gruppe,
ber Dbayabung- Gruppe und der Salyu⸗Gruppe, im 8. in ber
Mitte und im Oſt. S. 4— 11.
% Der weftliche Alpen⸗Stock oder bie Diamalagiris Gruppe mit
dem Ghanbalis Thale; Parvati Malebum, bas hehe Alpenland.
Die Salagramiz die Handeleſtraße nad Maflangs bie Berg"
viltr., G. 13— 9%
3. Die weſtlichen Gebirgsgaue bis zum Kalnubbis Duti, Jayarkot
und Yumila, das hohe Alpenland. ©, 32.0. .
4. Der noͤrdliche Alpen⸗GStock ober bie Dhahabung⸗ Gruppe am
Zrifuls Gange, @. 30 — 36.
ea) nadı Fr. — Angabes b) nach Kiskpgtciäb VBeob⸗
achtungen.
vom Inhaltsverzeichniß. | =
Anmerkung 1. Die dreierlei Pilgerwege nad Rilkantha
oder Gofaingäthan, nach Golon. Kirkpatrids Routiers,
S. 36 — 33.
Anmerkung 2. Gebirgspaſſage des Shinefens Heeres beim
Ueberfall in Nepal 1792, von MunuasPhaut in Zübet über
die Kherus Straße bucc) das Schneegebirge bis Moydlot.
&. 38 — 42.
8.7. Erl. 2. Die vier Nepalefifhen Stufenlandſchaf⸗
ten; das eigentlihe Nepal (Nepal proper). . Die Heis
matbh der Gortha in WeflsRepal S. 42 —80..
1. Die viee Stufentandfchaften bes eigentlichen Repals nad) Beob⸗
achtung von Fr. Hamilton. S. 44—59,
2. Das eigentliche Nepal im engern Sinne (Nepal proper); das
Kathmandu: Thal. Eingang buch Mokwanpur. Klein ‚ind
Groß Nepal. S. 60— 76.
a) Eingang nach Nepal vom Süben her, durch Tariyani und
das Hügelland von Mokwanpur nad Fr. Hamiltons Route.
b) Klein Repal (Lahuri Nipala). c) Groß Nepal mit den Ca⸗
\ pitalen Kathmandu, Lalita Patang, Bhatgang.
. 3. Die Heimath der Gorkha, ber gegenwärtigen Beherrſcher Res
„ pald in Welt: Repal. ©. 7680.
8. 73. Erl 3 Dſt⸗Nepalz Stklims die Nepalefen; die
dier Zübetifhen Routen aus dem San⸗Koſi⸗Thale
aufbas Plateauland. S. 80 — 137.
1. Dſt⸗Nepal. S. 80 — 88.
Anmertung. Die vier Tuͤbetaniſchen Routen aus bem Thale
‚..ded San⸗Koſi in Oſt⸗Nepal zum Plateaulande von Tefhus
eumbu. S. 88— 104
2. Zerritorium bes Sikim Radja. S. 104— 109.
3. Die Bewohner ber Repaleſiſchen Alpengebirgelandfchaften. S. 109.
uUeberſicht. 1) Die Parbatiyas oder Prabativas; bie Eingewans
derten unb die Umgewandelten. ©. 117. 2) Die Aboriginer Ges
. birgss Stämme oder bie Nrfaffen; bie Newaris und ihre Nach⸗
37 barsZribht. ©. 100 — 126. 3) Die Bhotiyas (Bhuteas), bie
& Urfafien des Hochlandes; bie Whotiya Literatur und Buddha⸗
Lehre, eine aus Indien in Nepal eingewanderte. &. 126-137.
Bieries. Kapitel. IM. Die Of +Gruppe des Himalapg : Ep:
ſtems, ober dee Bhutan» Affamiche Himalaya, und das
- 0 Pateauland von Oft: Tibet. S. 137-390.
8.7. Erl. 1. Bhutan bay Alpengebirgsiand; die Bor⸗
finfe von Oſt⸗Tuͤbet. ©. 137— 171.
1. Rad den Berichten der Europder., S. 187 — 1%»
Inhaltsoereichiß | 11
a) Das Mieberland Tariponi. b) Hagelland, Vorbetten. e)
Berglandſchaft. 4) Hochgebirge,
% Rod dem Bericht des Kiſhen Kant Boſe. S. 166 — 168.
Anmerkung. Kiſhen Kant Bofes oͤſtliche Route durch Bhu⸗
tan; von Bijmi Aber Cherang, Kiſhnyei, Ihargaon, Challa,
Khodakha nach Andipur. S. 168— 171.
£75. Erl. 2. Dfi-Züber, das Plateauland des großen
Yarı Daangbo tfu, ober das eigentlide Tüber,
®& 172-287.
1. Ramen von Kübel: Wet, Dyang, Rga⸗vi, Kham, Bhodi, Deu u⸗
ang, Si⸗Dzang, Ttupho, Tobbat, Toͤbdt, Sure Tibet, Bas
% Grenzen im Allgemeinen. ©. 184.
3. Die Ofi:Brenze gegen China. Alte und neue — am · Var⸗
fung und am Kincha⸗ Klang. Die große Ghinefifihe Heerſtrahe
nad, Tuͤbet. ©. 185-190.
Anmertung 1. Route von Ta tflch iu nach vem Yaldıngs
Bang. & 190 - Dt:
Anmerkung 2. Route von Yalung Klang Aber Lithang nach
Bathang am Kincha Kiang. ©. 196 — 19%
4. Das Grenzgebirge Mangli, oder Ring tſing Schan, bie Waſſer⸗
ſcheide zwiſchen dem Kincha Kiang und dem Lan tſang Kiang, d. i.
den großen Stroͤmen von Suͤd⸗Ghina und von Kambodja. Die
neue Oſt⸗Grenze Tuͤbets gegen China, zwiſchen Bathang und
Tfiamdo. ©. 201 — 107. v —
Anmerkung 3. Route von Kincha Klang nach Zfambo am
Lan tfan Kiang. ©. 202 —- 208.
5. Rorbgrenze gegen Khu⸗khu⸗Nor, bie Gobi und Turkeſtan.
©. 207 — 210.
Anmerkung. Die Zübetifchen Kuagonen.. Ga fſa la niu ko
tchu lo. ©. 210 - 211.
6. Grenze gegen Suͤd und Suͤdoſt, gegen Alam und Blemans ber-
fhstiche NusKiang und bie H'lokba⸗ Barbaren. ©. 211—218.
7. Die Haupt⸗Stroͤme Tuͤbets und feine Gewaͤſſer. S. 218— 230
2) Der große Dzangbo⸗Strom und feine Zufluͤſſe. S. WB. .
d) Der fühliche Nu kiang, Lub nagh tfiu und — e vV.
) Der Gakbo dzangbo tſu. ©. 224.
Der Om tſtu. ©, 225,
e) Der Lang thfang Kiang. ©. M.
f) Der Rinde Klang. S. u. |
8. Glima unb Producte. S. Wo - BT.
9. Hraſfſa die Capitale, die Cultur⸗Mitte Tuͤbetos. S. 237 251.
10. Die Oft» und die Beh. Otrefe n nach Staa: ©. 251 — 274.
a
x Buhelivereiheil
Lamerkung 1. Dſt⸗Straße aus Kham von Zflamdo tee
Hari, durch Mittel-Tübet nach H'Laſſa. &. 252 — 257.
Anmerlung 2. Repal⸗Straße nach Zeſhu eumbu. S. ug
bis 260.
Bhutan Strafe nad Zeffu Sumbas na ©. Turner. ©. 260
bis 271.
Anmertung 3. Strafe non Teſhu Lumbu nad) Hufe,
&. NI -MNB.
11. Die Entſtehung der Lamaiſchen Dierarchie und der weltlichen
Suprematie der Ghinefen uͤber das Volk der Kübeter. ©. 276
bis 287.
4. 7% Erlaͤut. 8 Afam, das Sand bes Brahmaputra,
©, 287 — 399.
4. Aſam, am Gnbe bes XVII. Yahrkunberis, zur Beit Kaiſer Aus
rengzebs, nach Mehammed Keſſinre Alemgir Nameh. ©. 291
bis 297.
9. Aſameſiſche vandesgeſchichte im umriß, von der älteften bis auf
die neuefte Zeitz nach einheimiſchen Quellen des Huliram Ohaie
liyal Phuhkun aus Gohati (1830). &. 297-0
3 Quellen zur Kenntniß von Aſam zu Anfang des XVIII. Jahr⸗
hunderts, nad) den erſten Britiſchen Wereifungsverfuchen und
Beobachtungen, von J. Rennell 17655 Gapt. Welſh und Dr.
ade 17933 Thom. WBood’s Survey, Fr. Hamilton 1808-1800.
®&. 303 — 809. ’
4. Territorialbeſchreibung von Afam, nach Ober⸗, Mittels =
UntersGtufe, Gobiya, Asam proper, Kamrups aus Fr. Das
miltons Berichten im Jahre 1808 und 4809. ©. 310 - 324.
1. Mittel» Afam. ©, 312—319.
1. Unter Afam. S. 319— 323.
m. Pber⸗Aſam. ©. 323 324,
6. Produete, Gewerbe, Handel und Beivohner ı von Alams Fort⸗
-fegung des vorigen. ©. 824 — 335.
Dewohner von Alam, nach Gaften und Stämmen, S. 330
bis 335.
6 Die Unterjschung Aſams durch die Birmanen 1821 bis 18243
Birmanenkrieg in Afam und Befreiung Afams burch die BEN,
1824 — 1826. ©. 335—339.
7. Fortſchritt der Entdeckung in Ober s Alam. en bes
sbern Brahmaputra z Spftemed, ober Lohit, bes Stromes von
Brahma Kund und feiner Zufläffes Taluka und Taluding bie
Quellſtroͤme; rechte Bufläffe Ziding, Digaru, Kunbil, Dikrung,
Dibong, Dihongs Linke Zuflüffe Lung, Tenga Yant, Roh Dihing,
Diburu, Buri Dihing, Difung, Dikho. ©. 340,
⸗
Inhaltsverzeichniß. Xqi
HSobrographle des obern Kam » Stromes, Lohtt, eahitiha, Bori⸗
Lohit ober Brahmaputra. ©. 8341 — 354.
Anmerlung. Literatur» Radwellung und chronologiſcher
Fortſchritt der neueften Entdedungen von. 1825— 1877 ie
Ober s Alam. S. 355— 358, .
8 Beſondere Berichterftattung ber einzelnen Expeditionen, feit 1886,
durd) Ober⸗Aſam, und über deſſen Ethnographle. S. 358-399,
8) Lieutnant Jones Lanbmarfch von Rungpore nad) Jeypore, im
Mat 18255 Dikho und Bori Dihing Land, S. 358 — 360.
») Schiffahrt den Brahmaputra aufwärts, von Rungpore bis
Sodiya (1825. — Die Moamariyas, bie Miris nach J. Wr.
Reufoille. ©. 360.
Anmertung 1. Die Moamariya, Mohamary, Morans 26,
©. 361.
Anmerkung 2. Die Mirid. S. 362.
©) Beſchiffung des Dihong aufwärts bis Paflal und Pafht, durch
Bedford (1825), Wilcor und Burlton (1826). — Sage vom
ri Lohit; die große Fluth. — Die Abor und bie Mor Abor,
S. 362 — 367.
Anmertung 1. Gage vom Sri Lohit und der großen Fluth.
S. 867.
Anmertung % Die Abors und bie Bor Abors. &. 369
Beſchiffung des Dibong bis zu den fünf Mismis Dörfern, und
des Ditrang aber Gurmuras Stromes, von Capt. Bedford
18235. &. 370— 375.
e) Der Sobiya⸗Diſtrict. — Die Khampti, Afurpatoren am Norbe
ufer des Lohit. — Sinhphoe, Ufurpatoren im Süden des Los
hit, ihre Coloniſation am Roh Dihing und Tenga Pani.
©. 375.
Anmertung 1. Khampti⸗Colonie in Sodiya. S. 876.
Aumerkung 2. Die Sinhphos, bie Ufurpatoren von Dbers
Alam. ©, 376— 381.
f) Erſte Beſchiffung des Lohit oberhalb Sodiya, und Entdeckung
des Brahma Kund durch Capt. Bedford (1826). — Die Mie⸗
mis. S. 381— 385.
Anmerkung 1. Die Mismi, ober Miſchmi, nad Wilcor,
Bedford und Neufoille. ©. 886.
Anmerkung 3. Die Sage von ben Kolitad. &. 387-889,
g) Erſte Neberſteigung ber LangtansKette, aus Dber-Afam gegen
ED. in das Bhor⸗Khampti⸗Land, aus bem Stromgediete des
Brahmaputra In das Stromgebjet des Irawadi. Meifebericht
(1827) von Lieutn. Wileor und Capt. Burlton, — Die Bhor
Khampti. @. 389 - 89%.
x ‚ Zehaltedewicuit
Anmerkung 1. Dſt⸗Straße aus Keham vom Zfiambo über
Hari, durch MittelsZübet nad H'Laſſa. S. 252-257.
Anmerkung 3. Repal⸗Straße nach Zeſha Lumbu. S. 28
bis 260.
Bhutan» Straße nad Zeffu Eumbas nah ©. Turner. ©. 260
bis 291.
Anmerlung 3 Strafe non Teſhu Lumbu nad) Hufe.
&. 1 273.
11. Die Gntfiehung ber Bamaifchen Sierarchie und der weltlichen
Suprematie der Ehineſen uͤber das Volk der Xübeter. S. 274
bis 287.
4. 76, Eriäut. 5. Alam, das Sand bes Brahmaputra,
@. 287 — 399.
4. Alam, am Ende bed XVII. Jahrhunderts, zur Beit Kaiſer Aus
rengzebs, nach Mohammed Kaffe Alemgir Nameh. ©. 291
bie 297.
2 Aſameſiſche Bandesgefchichte im Umriß, von dee älteften bis auf
die neuefte Zeit; nad) einheimiſchen Quellen bes Huliram Dhai⸗⸗
- Biyal Phuhkun aus Gohati (1830). &. 29708
3 Quellen zur Kenntniß von Aſam zu Anfang des XVIII. Jahr⸗
hunderts, nach den erſten Britiſchen Bereiſungeverſuchen und
Beobachtungen, von I. Rennell 17655 Capt. Welſh und Dr.
Made 17935 Thom. Wood’s Survey, Er. Hamilton 18081800.
©. 303 — 309.
4. Territorialbeſchrelbung von Afam, nad Dbers, Mittels =
Unter- Stufe, Gobiya, Asam proper, Kamrups aus dr. Ha⸗
miltons Berichten im Jahre 1808 und 1809. ©. 310 - 32.
1 Mittel» Afam. ©, 312—319. |
u, Unter s Afam. ©. 319 — 323.
m. Pber⸗Aſam. 8. 323-324.
6. Produete, Gewerbe, Handel und Benopuer ı von Aſam; Fort⸗
:fegurig bes vorigen. ©. 824 — 335.
Bewohner von Aſam, nach Gaftın und Stämmen, ©. 330
bis 335.
6. Die Unterjschung Aſams durch die Birmanen 1821 bis 18945
Birmanenkrieg in Alam und Befreiung Aſams durch die ii
1824 - 1826. ©. 335 —339.
7. Fortſchritt der Entbedung in Ober s Alam. es des
obern Brahmaputra⸗Syſtemeſ, oder Lohit, bes Stromes von
Brahma Kund und feiner Zuflüffes Taluka und Taluding bie
Quellſtroͤme; zechte Zufluͤſſe Tiding, Digaru, Kundil, Dikrung,
Dibong, Dihong; linke Zufluͤſſe Lung, Tenga Pani, Roh Dihing,
Diburu, er Dihing, Difung, Dikho. &. 340,
_
Inhaltsverzeichniß. | Xi
Hobregraphie des obern Kam ⸗Stromes, Lohlt, Lafitiya, Bori⸗
Lohit ober Brahmaputra. S. 341 — 354.
Inmertung. LitwatursRahmwellung unb chronologiſcher
Fortſchritt der neueften SaDetungee von 1925— 1827 ie
Ober s Alam. ©, 355—358. .
8. Beſondere BWerichterftattung ber einzelnen Expeditionen, feit 1826,
durch Ober⸗Aſam, und über deſſen Ethnographle. S. 358-399,
a) Lieutnant Jones Landmarſch von Rungpore nach Jeypore, im
Mat 18255 Dikho und Bori Dihing Land, S. 3808 — 360.
») Schiffahrt den Brahmaputra aufwärts, von Rungpore biß
Sodiya (1825). — Die Moamariyas, bie Miris nad I, Br.
Reufoille. ©. 360.
Anmerkung 1. Die Moamariya, Mohamary, Morans ze,
©. 861.
Anmerkung 2. Die Miris. ©. 362.
©) Beſchiffung des Dihong aufwaͤrts bis Paſlal und Paſhi, durch
Bedford (1825), Wilcor und Burlton (1826). — Sage vom
Sri Lohit; die große Fluth. — Die Abor und bie Mor Abor,
©. 362 — 367.
Anmerkung 1 Sagt vom Sri Lohit und ber großen Fluth.
S. 367.
Anmerkung 2. Die Abors und bie Bor Abors. &, ‚369.
&) Beicyiffung des Dibong bis zu den fünf Mismi-Ddrfern, und
des Ditrang aber Gurmuras Stromes, von Capt. Webforb
1835. &. 370— 375.
e) Der Sobiya⸗Diſtrict. — Die Khampti, Afurpatoren am Nord⸗
ufer des Lohit. — Sinhphos, Ufurpatoren im Süden bes Lo⸗
hit, ihre GSolonifatioen am Noh Dihing und Tenga Pani.
©. 315.
Anmerfung 1. Khamptis Colonie in Sodiya. S. 376.
Anmertung 2. Die Sinhphos, bie Ufurpatoren von Dbers
Afam. &, 376 — 381.
" f) Erſte Belchiffung des Lohit oberhalb Sobiya, und Entdedung
des Brabına Rund burch Capt. Bebford (1826). — Die Miite
mis. &. 381—885.
Anmertung 1. Die Diismi, ober Miſchmi, nach MWilcor, .
Bedford und Reufville. ©. 386.
AÄnmertung 3. Die Sage von ben Kolitad, &. 387389,
x) Erſte Ueberſteigung der LangtansKette, aus DbersAfam gegen
©&.D. in das BhorsKhamptistand, aus den Stromgediete des
Brahmaputra In das Gtromgebjet des Irawadi. Reiſebericht
(1827) von Lieutn. Wilcor und Gapt. Burlton, — Die Bhor
Khampti. G. 39 — 39.
zu Inhaltsvergeichniß.
Anmerlung. Die Bhor Khampti (Mor Apampti) .unb ihre
Wanderſtraßen. &. 396— 309.
Sänftes Kapitel. TV. Die öfttidhe, Hinterindiſch⸗Chineſiſche
Sortfegung des Himalaya : Spftemes, und die Gebirgsver⸗
zweigung bes, Oſt-Randes von HochAfien im eigentlichen
- China. ©. 399 — 424.
$ 77. ueberſicht. &, 399 — 408.
Erl. 1. Der Dfl:Rand, ober bas Meridiangebirge, ber
große Siue Ling, d. i. der große Zug ber Schnee⸗
Betten, nach ben drei Haupttheilen bes füblidhen,
mittlern unb nörblidhen Siue king. ©. A408.
I. Der füblidhe Siue Ling, ober ber Giue Ling in Yünnan. - &.
408— 410.
‚U. Der mittlere Siue Ling; ber Siue Ling im eigentticyen inne
in Szütfchuan, ober der Yun Ling, d. i. bas Wolkengebirge.
@. 110-418.
Anmerkung. Marſchroute von Tſching tu fu, gegen &.8.
- bis Za tfianlu, S. 418 — 420.
I. Der noͤrdliche Siue Ling, ober der Siue Ling von Kanſu.
©, 4 — 424,
—
Zweite Abtheilung. Die Uebergangsformen des
oͤſtlichen Hoch: Afiens zum Tieflande, oder deſſen
Waſſerſyſteme und Stufenländer, im Often
und Guden.
9. 78. Ueberficht. &. 125429. z
Erſter Abſchnitt. Stufenlaͤnder von Oft» ar ien.
i S. 430 — 89.
Ceſtes Kapitel.' Waſſerſyſtem des Amur.
S. 430 —IR.
Erläuterung 1. Die drei Stufenlandſchaften bes Imuss
Syſtemes. S. 432 — 48.
1. Der Dbere Lauf, bis zum Verein ber Schilka und des Kerlon
zum Amur. ©. 432 —434
9. Der Mittlere Lauf, Sche ſchui, bis zum Ginfluß bes Kumtong.
©. 434 — 439. .
3. Der Untere kauf, S. 439 — 445.
1 Departement Helong Kieng. U. Departement Kirin,
Anmerkung 1. Bewohner; bie Kileng unb Ketcheng (Alnos)
und die Wiyala oder Fiaka. S. 446-448. R
Inhaltsverzeichniß. XI
Gr. Die problematifhe Mündung des Amurfiromes
und das Borland ber Kinos. Taratai; Karafuto
(Kerafta) ber Sapanır, Saghalin (Sachalin) der
Sefniten = Karten und der Ruſſen; Infel TAſchoka
(Shota) des ta Peyroufe ©. 448 — 40. i
A. Entdeckung ber Wefttüfte von Taralai nebft dem Tatariſchen
Golf durdy La Peyrouſe (1787) unb Broughton (1797).©. 461
bis 464.
B. Gntdedung der Suͤdkuͤſte von Tſchoka dder Tarakai, Cap Calle
Ion und der Aniwa Bai durch La Peyrouſe (1787) und A. J.
von Kruſenſtern (1805). ©. 464 — 477.
Anmerkung. Die Ainos im Süben der Inſel Zaralatz
nach v. Krufenflerns Beobachtung. &. 477 — 478.
C. Entdeckung bes Nordendes ber Iufel Tarakai mit der Rabeshba
Bai und der Mündung bes Amurſtromes, darch v. —
fern (1805). ©. 478— 485.
Anmerkung. Rotizen von Tarakai, ober æarafuto unb
Sandan, nach den Berichten ber Iapanifchen Geographen
Hinfifee (1765), Mogami ZTolnai und dem Gaitbeder
Mamia Rinfco (1808). S. 485 — 490.
Zweites Kapitel. Die Chinefifchen Steomfpfleme.
i 8. —
4. 79. Ertl. 1. Das Waſſerſyſtem des ————— oder des
Gelben Stroms. ©. 491 - 531.
1. Dberer Lauf. Alte Hypotheſe des fernen unterisbifchen Laufes;
Jorſchungen der Chineſiſchen Kaiſer nach ben wahren Quellen
des Hoangho Bing fu Hal, das Stern⸗Meer. &. 493 — 501.
Anmertung Das Volt ber Sifan, nad) Kaifer Khanghis
Memoiren im Zribunal des Aa, rebigirt — ©. 601
bis 606.
2 Mittler Lauf, durch Kanſu, Schenſi und Schanſi. ©, 506
bis 509.
3, Unterer Lauf; noch zwiſchen den Berggügen, Pe Ling, Lung
Schan, und den Ketten von Schanſi, mit den aller Wei ho,
Lo io, Ben bo, ©. 509-513,
Anmertung. M. Polo's Reiferoute durch das Kipengebirge
land Weſt Shina’s, durch bie Thaͤler des Ken be, Hoang ho
und Weihe, auf ber Straße von Peking gegen S. W. uͤber
Singan fu nad Iſchingtu fu in Szuͤ tidhuanz vor bem
Jahre 1280. — Die Alpen⸗Kunſtſtraße über den Pe King;
die Yoffage über ben Tapa Ling. ©. 513-522.
4. Unterer Bauf, Bortfegung in ber Niederung. Die alte Miflueng,
/
— Inhaltsverzeichniß.
das Land des ueberſchwemmung, ber Ganaͤle, in Schantung and
Kiangnan; bie Ueberfahrten. ©. 52 — 535. -
80. Erl. 2. Die Gliederungen der Ramdchineſiſchen
Landſchaften (Petſcheli, Schingking, Schangtung,
Kuangſi) im Norden des Hoangho. Das Gelbe
Meer, die Halbinſel Schantung, die Rorbhälfte
‚des KaifersGanals, ber Golf von Petſcheli, bie
Halbinfel Korea, S. 535—648.
1. Das Gelbe Meer, Hoang Dal. &. 537 — 540.
9. Die ifolirte Gebirgs⸗Halbinſel Schantung und das fie umges
bende Blachfeld. 640-—549.
8, Die Rorbhälfte des großen Kaiſer⸗Canals, zwiſchen Hoanghe
md Peho gegen Peking; Geſchichte feiner Anlage und Beſchrei⸗
bung nad) Ehineſiſchen und Guropäifchen Autoren. & 549
bis 565.
4 Dre Golf von Petſcheli, deu Pehoz das aufgeſchwemmte Küftene
land. Des Self von Leatong, der Pate! Archipel. S. 666
bis 673.
6, Die Gebirgs⸗ Halbinfel Korea. ©. 5 573-608,
a) tieberficht. Erſtes Bekanntwerden von Land und Volk; But
len und Literatur über Korea. ©. 573— 581.
db) Landesgeſchichte und Canbesbefäireibung im Allgemeinen, e 581
bis 602.
©) Das Geſtadeland Koreas mit feiner Infelumgebung und Zu⸗
gangsverfuche der Ausländer zu biefem. &. 602 — 603.
4) Die Infel Quelpaerts der Holländer; Tſchinlo, Ifinra, Tſin⸗
moura ber Japaner; Tanlo in Älterer Zeit; Nanhaitao, auch
Tſitſcheou der Koreer und Chineſen. S. 603— 611.
3) Die Inſel Aſu, Tſu Sima der Japaner, Tuimatao ber Chi⸗
neſen, bie Doppel⸗Inſel. S. 611 — 614. ’
8) Das Geftade Suͤd⸗Koreas. S. 614— 616.
4) Dee Hafen Fu ſchan der Japaner und Chinefens Yufan bei
9. Hamel; CEChoſan ober Ihofan bei Bronghton. &. 617
bis 620.
5) Die Oſtkuͤſte Korea’s, die Broughtons Bai. ©. 620. j
6) Die Weftlüfte Korea's mit bem Korea⸗Archipel. S. 6%0
bie 624.
Anmerkung 1. Juͤngſter Eandungsverfud Eindfay’s und beB
MWMWiſſionars Güglaff im Schiff Lord Amherſt an der Weſt⸗
tüfte, im Majoribanks Harhoar, 1892. ©. 624—631.
Anmerkung 2. Das Volk der Kaolis Korat der Zapaner,
bie Koreaner (richtiger Koreer) der Eurepaͤer. ©. 631
bis 637.
Inhaltsverzeihniß. xv
Iamırtung 3. Die Koreer und der Staat von Korea im
XVII. Sahrhundert, nach H. Hamel van Gorcums Bericht,
nach 12 jähriger Befangenfchaft auf der Halbinfel. ©. 637
bis 647.
Anmerkung 4. Peking bie Keſidenz; bie große Nauer;
literariſche Rachweiſung. S. 647.
481. Erl. 3. Das Bafferfpfiem des Kiang, oder bes
großen Stromes (Ta Kiang, b. hd. großer Strom,
auch Yang tfen Kiang). Das Süd⸗Syſtem. ©. 643
dis 729.
1. Dberer Lauf. S. 650 —652.
23. Mittier Lauf. S. 652— 656.
8 Unterer Lauf bis _. Bang fu am — S. 666
vis 659.
4 Gäpdlide ——— des Ta Klang durch Hunan und
Kiangfi. — Die beiden ſuͤdlichen Zuſtrdne von Nan Ling zum
Kiang, durch bie beiden Binnen⸗Seen, den Tongking und den
VYoyang⸗ See. S. 660 — 663.
Die Paflage von Canton über ben Mii Ling nach Klang.
©. 663 — 677.
.b. Der Untere Lauf des Za Klang, ober Yangtien Klang, vom
Yoyang s Ste zum Dean. ©. 677 - 692.
6. Die Suͤdhaͤlfte des großen KaifersGanals zwiſchen Hoangho und
dem fuͤdlichen Waſſerthore von Hang tſcheon fu, deſſen Suͤdende,
als kuͤnſtliche VBerzweigung bes untern Kiang im Deltalande nach
Ehineſiſchen und Europaͤiſchen Autoren. ©. 692 — 700.
7. Die Hafenorte Ningpo und Schang hai, und die Tſchu Schan
Jaſeln, nach den neueſten Britiſchen Sntbedungenz bee Hafen
Kan phu der Araber, Gambu bei Mareo Polo, S. 700 — 712.
Anmerkung 1. Die hydrographiſchen Doppel⸗Syſteme; Eins
fluß ber Ghinefilhen Doppelfizdme und bes Chinefifchen
Mefopotamiens auf Geſchichte und Cultur ber Bewohner.
. Ium erfung % De xaiſer⸗Canal und das oeeaniſche Tief⸗
land am Oſtgeſtade Shinat, in ihrem Ginfluffe auf bie Be⸗
wohner. — Ghina eine Welt für fi. S. 70— 729.
E82. GeL.4 Die Glieberungen der Süd»Ghinefifgen
Eandfhaften (Hännan, Kueiſtſcheu, Knang ft,
Kuengtung, Fukian), und das Sübgeflabevon China
© 729-896.
4. Die Gebirgtproving Yünnan. Marco Polo'e Steileroute Im
ZU, Jahrhundert. Die große Querſtraße durch Ylrnan aus
Gina noq; Awa. Neuere Nachrichten der Jefuiten. @&,730--765.
—
xvi Inhaltsverzeichniß.
I. Marco Polo's Reiſeroute — Yünnan, Ente des XI. Saftr
derts. ©. 736 — 746.
1) Kaindu, Grenzland gegen Mien (Awa ). 2) Karaian,
3) Karazan 4) Zarbandam ber Kintfchi (Goldzaͤhne).
11. Die große Querſtraße aus China durch Yünnan nad Awa,
die Route der Smbaflade, die Handelsſtraße von Yuͤnnan nad)
Bhanmo zum Srawadi. S. 746 — 751.
. II, Neuere Nachrichten, nach den Zefuitenberichten; flatiftifcye No⸗
tigen. ©. 751 — 755.
B. Die Gebirgslandichaft im Dften von Yünnan, und bie Gebirge
voͤlker: Miao tfeu, bie Aboriginer. Die Freien Miao fen, ing
Miaoſſe. &. 755— 773 °
C. Die Käftenprovingen bes Suͤdgeſtabes von China, Fukian (Fo⸗
Eien) unb Kuang tung (Canton). Der Verkehr mit dem Aus⸗
lande. ©. 713 — 858.
1. Die Provinz Fukian; die Fukian lang, d. i. bie Männer von
Futian. ©. 774— 787.
Anmerkung. Die Bewohner von Fukian (Fokien); die Fu⸗
Elan lang, d. i. Männer von Fukian. — Zfchin tſchu (Chin
cheo bei Klaproth, Chin chao men bei Guͤtzlaff) der Euro⸗
paͤer. — Die Weltfchiffer unter ben Chineſen; die Color
nuiſationsmaͤnner im großen Inbifchen Archipelages und feis
"nen GBeftabeländern. S. 787 — 810.
1) Auf Prinz Wales: Infe. 2) Zu Gingapore auf
Malacca. 3),Auf den Sundiſchen Anfels Gruppen.
4) Im "Birmanenlanbe , Siam. 5) In Cochin China
und Tongking.
1. Die Provinz Kuang tung, die Kuͤſtenfahrt nach Fukian, bie
Landreiſe nach Hainan. Canton, Macao; ber Vecrkehr mit
dem Auslande. S. 810— 825.
1. Küftenfahrt des Schiffes Lord Amherſt, von Canton. bis
: Shinghae, und der Infel Ran Gaou, der Grenzhafen gegen
Fukian. S. 814— 818.
j 2. Gapt. Purefoy’s Landweg auf ber Küfte von ber Inſel
— Hainan, oſtwaͤrts, bis Canton (1804), 6. 818 — 826.
iu. Santa, bad Welt⸗Emporium; Macao, die Europaͤer⸗Station.
Der Verkehr der Ghinefen mit ben Fremden. G. 825 — 866.
IV, Die. beiden Geftadsinfeln Formoſa (Zhay wan) ˖ und Hainan.
oa Das Piratenwefen. ©. 858— 893.
2 rn Die Snfel,Ihapwan der Ghinefen, Zormofe des Europäer
2... .n2. Kaoemofa ‚der. Portugiefen) , &. BB BB.
an 2. 2 Meberfichtz Geſchichte von Kosmoie, b) Meſchreibung
Inhaltsver zeichniß. xvn
der Inſel Formoſa. ce) Aboriginer. Die wilden For⸗
moſaner, die Thu fan der Chineſen.
2 Die Infel Hainan. ©. 881 — 893.
Anmerkung. Anhang zu Korea; Menſchenfchlag der Koreer.
@. 893 - 806.
Zweiter Abſchnitt. Die Uebergangsformen des oͤſtlichen
Hoch⸗Aſiens zum Tieflande, oder deſſen Waſſerſpſteme,
Stufenlaͤnder und Gliederungen zum Suͤden in
Hinter⸗Indien. S. 896— 1245,
F. 34. Erſtes Kapitel. Das Oſtgeſtadeland Hinter:Inbiens,
Tongking, Cochin China, Cambodja. Ueberſicht des gegen⸗
waͤrtigen Cochin Chineſiſchen Reiches. ©. 911 — 1063.
1. Umfang des Gochin Shinefifchen Reiches. S. 912.
1. Das Bice⸗Koͤnigreich oder Gorwernement Kambobje, bie Sit
Yrovinz. ©. 914— 916.
% Die Tönigliche Provinz Cochia Chin. Die mitui⸗ Provinz.
3 Das Bice⸗Koönigreich oder Bouvernement Zongfing. Die Nord⸗
Provinz. S. 919 - Ni:
% Die Seſtade⸗Inſeln. S. 9 — 9%
5. Clima. 6. M-—N4.
6. Bodenbeſchafftuheit, Metalle, S. 925 — 926.
7 Vegetation, ©, 026 — 936.
8. Thierreich. ©. 937 — 0.
9. Handel und Gewerbe. ©. 940 — 938.
10. Das Gouvernement. ©. 948— 91.
11. Einwohner nach Zahl und Abſtammung. S. 91 — 862.
12. Die Mnamefen, d. i das Volt von Zongling und Cochin China,
©. 963 — 972
Anmerlung. Die älter Geſchichte von Tongking, von Go⸗
chin China und von Kambodija, nach Sen Annalen der Ehi⸗
neſen. ©. gT2 — 986. :
A. Die Geſchichte von Zongling. B. Die Geſchichte von
Cochin China (So tchen tching). C. Die Geſchichte von Kams
bodja (Tchinla).
5.85 Ertl. 2 Befondere Verhaͤltniſſe Cochin hinas in
der Gegenwart nach ben neueſten Beobachtungen
der Briten, Rordamerikaner und — ——— S.
985 — 1068.
xvın Anhaltsverzeichniß.
1. Die evolution feit 1774 unb bie Grandung des neuen —
ſerthums Gochin China. S. 980 — 995.
2. Die Kuͤſtenfahrt von Cap Si. James nach der —
©. 095 — 1002. 5
3. Greurfion von der Turon Bai nad) Beifo (vom 22.— 24. Det.
1822). 1002— 1005.
4. Que ober Hus Fu, bie Gapitcle und Geichoreſidem. S. 1005
bi3 1013.
5. Küftenftrede zwifchen der Gapitale Hus und der Turon Bai
nach J. Crawfurd und G. Finlayſons Landreiſe (vom 17. bis
6. Die Geſtade⸗Inſeln Pulo Condor (d. h. Inſel der Kalebaſſen
bei den Malayen), ober Kohnaong ber Chineſen (Isle D’Orleans
der Frahzofen); Pulo Ubi und’ Pulo Panjangz Honcotres@ruppe
und Phukok (oder Kohtrol) Inſel. S. 1017 — 1037.
- 1. Pulo Sondor. II. Pulo Ubi. IM. Pulo Yanjang. IV. Ius
ſel⸗ Gruppe Honcotre. V. Inſel Phukok; Kohtrol (Quabrole der
aͤlteren Karten).
7. Exturſion nach Saigun, ber Gouvernementsftabt ber Suͤd⸗Pro⸗
vinz Kambodja. ©. 1037 — 1039.
3. Whites Auffahrt bis Saigun. ©. 1039. I. Crawfurde Bes
fuh in Saigun. ©. 1047 — 1054
8. Saigun, nad 3. Whites Aufenthalt daſelbſt im Jahte 1822.
&. 1054 — 1063. |
5. 86. Zweites Kapitel. Das Shödgeftabeland Hinter In=
diens; das Königreich Siam und die Malapifche Halbinfel,
©. 108 —145. } |
Erl. 1. umfang des Königreichs eiam en) ©. 1063
bis 1176.
Ueberficht. S. 1063 — 1067.
41. Die Oftküfte bes Golfs von Siam mit ihren Snfen — —
Kotſchang, Tungyai, Tſchantabun, Kongkaben, Cap Lyant,
Bangpoſae, Gruppe ber Sitſchang. S. 1067 — 1077.
2. Die Weſtkuͤſte des Golfes von Siam; die Saͤmroihot, Cap
Kwi, Tſchampon, Pumring und Bandon; die Inſel Tantalem;
Ligor, Talung, Sungora, Tana bis zum Gap Patani. S. 1077
bis 1082.
3. Die Siamefifche. Küfte am Weftgeftabe ber Malayen Halbinfa
von Lungu bid Pakchan. ©. 1082,
4. Die Beſtandtheile des Königreiches Siam. ©. 1083 — 1088.
Inhaltsvetzeichniß. Xix
Elima. ©. 1085 — 1088.
Bodenbeſchaffenheit und Metalle. &. 1089 — 1092.
1. Begetation. ©. 1092 — 1100.
8% Thierreich. S. 1100— 1111. £
9% Gewerbe und Handel. S. 1111 — 1123.
10. Das Gouvernement. ©. 1123— 1129.
11. Einwohner nad) Zahl und Abflammung. &. 11294 1138.
12. Die Siamefen, bie Thay. S. 1138 — 1140.
ScammtsGharacterifiit des phnfifchen Schlages der Transgange⸗
tifhen Völker, zwiſchen ihren Ertremen, ben Malayen und Chi⸗
nefen (nach Finlayſon). ©. 1140 — 1145.
Specielle Sharacteriftil der Siamefen nad) Grawfurb und Bine
layſon. S. 1145 —1156.
Eprade, Literatur, Religion. G. 1186 — 1176.
. 89. Erl. 2 Befondere Verpältniffe Stanis in der
Gegenwart, nad ben neuefien Beobachtangen. ©,
1176 11%.
1. 3. Grawfurds und G. Binlapfons Beſuch in Bangkok. ©.
1176 — 1184.
2 Gpätere Befuche ber Briten und Miſſtonare in Bangkok, Gapt. .
Burney (1825), K. Gutzlaff (19281830). ©. 1185 —110,
Anmerkung, Hiſtoriſche Notiz über Siam. S. 1190 — 11%. .
J. B. Erl. 3. Law, Lao, Laos, Land und Volk Mittels
Laos (Jangoma, Chiangmati); Dberskaos (Lowa
Shan, Zarut Shan, Lolos); Unterstaos (Laenbs |
sang, Lanthfan). — Die Lam, Lawa, Lawcha, Lauho,
eowa, Loye, Laumwen, Laos, Lolos. — Die wilden
Lowas und Eolos. Die Shan, Shanwas; Mre Laps
Shan, Kofhanpri, Shanmen, Zarouts Shan.
©. 1196 — 1245.
ucberfiht. S. 1196 — 1199. j
1. Adtefte Nachricht bei Chineſen und Yortugiefen, bei De Barros
und den Jeſuiten⸗Miſſionen. De Seiras feit 15225 Krlegszug
gegen Kambodjaz bis 1598. S. 1199 — 1902.
2% Erſte Reiſe des Engliſchen Handelsmannes Ralph Fit nach
Laos 1587. ©. 102 — 1%04.
8. Handel ber Holländer und Gerards van Wufthof Reife in das -
Land ber Louwen 1641. S. 1204 - 1%08.
4% Vincent Leblant 1667 — 16075 2a Loubere 1688 und C. Käms
pfee (1690) über Laos. S. 1908 — 1211.
er
%
xx Inhalıserrgeicheiß.
5. Ghineien-Beridt Ver Banteitwege uni Siam Sans
Cyine, im XV. Tabrtumbert. —— =
a) Die Gepitale Eng. 6. 12172.
b) Die Hauptſtadt Siem. ©. 1219.
6. Sr. Hamilton ( Buchanand) Birmanenberidgte über vie Tänder
— ——— Belteſte
Verbreitung ⸗Boller, ober ber Shen, i
ters Indien. ©. 1-1335. —
7. 3. Grewiurbs und Gäslaffs Radpridhten von den Laos, in Ava
en ©. 135-1200.
Bicyarbfons Beiucdy in Laos (Ghiengmei, Zangoma
Jahre 1890. ©. 190 — 1235. *
- Zweites Bud.
Band IM.
Bitter Erdkunde IY.
Eh nn: gen zur u
aAfien
Erſte Abtheilung.
Dos oͤſtliche Hoch⸗ Aſien, oder das
Hochland von Hinter⸗ Aſien.
Vierter Abſchnitt. er
Der Südrand von Hoch: Afien.,
(Kortfesung.)
Drittes Kapitel.
11. Die MitteleOruppe des Himalaya» Syſtems, oder
der Repalefiihe Himalaya.
6. 71.
Dr weite Abthellung des Himalaya⸗Zuges, zwiſchen
den Goggrah⸗ und Dzangbo⸗Quellen, oſtwarts, bis zu
denen des Tiſta in Sikim (f. Aſien Bd. IL S. 587), führe
uns nur in ben füdlichen Gliedern der Gebirgs⸗Terraſſen und
Vorketten gegen Hinboftan zu befannteren Länbergebieten, fo weit
nämlich die Nepaleſiſchen Landfhaften reihen; denn Als
lb, was denfelben im Norden zunaͤchſt anliegt, und den weſt⸗
lichen Thell ber Tübetifchen Plateaulandſchaft, im oberen Laufe
bes Dyangbo, von. feinen Quellen bis Dſchaſchilumbo, bes
greift, gehört fo ſehr der Terra incognita an, daß wir daruͤber
fa noch gar Peine Auskunft von Augenzeugen erhalten haben.
Unfere geringen, genaueren Kenntniſſe ber oͤſtlichen Nübetifchen
Bergs und Piateaulandfchaften fangen erſt von Dſchaſchi⸗
iumbo (Teſhulumbo) oſtwaͤrts an, und reichen bis zur Um:
schung von H'laſſa, im Norben ber no. Gebirge sAbs
4 Hoh-Aflen IV. Abſchnitt. $. 71.
theilung, welche wir oben (ebend. S. 687) die Oſt⸗Gruppe
bes Himalaypa⸗Syſtems genannt haben, zu welcher auch bie
Landfchaft Bhutan gehört. Mic der Befchreibung von biefer
werden wir daher in dem folgenden Kapitel am zweckmaͤßigſten
unfere Unterfuchungen über das eigentlihe Tuͤbet verbinden,
welches die Plateaulandfchaft begreift, indeg Bhutan und
Affam von ben eigentlihen Alpen=Ketten und Alpen⸗Thaͤ⸗
lern, alfo dem Alpen⸗Gebirgslande des Himalaya:
Syſtemes erfüllt werben. Wir beichränken uns demnach in
biefem gegenwärtigen Kapitel, nur wegen Mangel umfaſſenderer
Beobachtungen über bie ganze Naturform, welche erſt die Zw
kunft darreichen wird, auf ben füblichen Theil derfelben, wel:
cher Innerhalb berjenigen politifhen Abtheilung zu Liegen
kommt, bie feit einem Ssahrhundert etwa unter dem Namen
Nepal (Repaul) algemein bekanntes getworden iſt (f. ebend.
©. 487).
Erläuterung 1.
u. hohe Schneegebirge Nepals, oder dad Nepaleſiſche
‚Doch = Gebirge.
. Höhen: Meffungen der Hochgebirge: der Dhama:
— Gruppe, der Dhayabung-Gruppe und der
Salpu⸗Gruppe, im Weſt, in der Mitte und im Oft.
Da uns fon aus den früheren Unterfuchungen bie hiftori:
-fhen Quellen bekannt find, aus benen unfere Kenntniß von Ne:
pal allein hervorgehen kann (f. Afien Bd. II. ©. 486 — 49),
und bie Rieſenkegel bed Dhawalagiri nah Zieffen:
thaler's, Cramford’s und Colebrookes Bellimmungen und
Meffungen (f. ebend. S. 456, 492, 687), den Hauptſtock des
Nepaleſiſch en Himalaya ausmachen, fo wird uns dieſe co:
loſſalſte Gebirgsgruppe der ganzen Erbe am ficherften zut
Orientirung in einem fo weiten noch fehe unficher zu durchwan⸗
dernden Ländergebiete dienen können, in welchem uns bie jegt lei⸗
der noch fall alle beſtimmten und pofitiven, wiffenfchaftlichen
Beobachtungen fehten, welche bie genauere Betrachtung der Well:
Gruppe bed Himalaya, in den vorigen Abfchnitten, fo lehrreich
für da8 Gefamtgebiet dee geographifchen Wiffenfchaften machten.
Der Montblanc-Stod des Dhawalagiri liegt, gleich):
artig wie ber Alpen:Stod der Jawahir-Öruppe. (f. eben.
Himal., I. Mittel⸗Gruppe, Ohamwalagir. 5
©. 1015) und der des Ralding⸗Kaulaſa (f. ebend. ©. 798),
auf der Grenze des Tüberifchen Plateaulandes Im Norden und
des Hinduſtaniſchen Alpengebirgslandes im Elben, aber doch bes
bentend füblicher als jene, nämlich zwiſchen ben Parallelen von
23° 30 bis 29° N. Br. Geine aftronomifche Länge iſt 83° 30
DL. von Sc. nad) Cape. Webb’ und Blake’s Sure }).
Die Höhmbeflimmung des Dhamalagiri, fage AL v
Humboldt ?) in feiner critifchen Beleuchtung ber gemeflenen
Himalaya⸗Hoͤhen, hangt bis fegt von einer größeren Zahl unge:
wiffer Elemente ab, von der aftronomifchen Lage nach Länge
und Breite, von ben Azimuthen und ber Refraction; dennoch ges
ben zwei aufeinanderfolgende Deffungen, die von Capt. Webb
und Capt. Blake angeflellt find, kaum eine Differenz von 500
Fuß. Die Höhenmeffung, welcher v. Humboldt folge, von
23,077 Zuß Engl. giebt = 36,344 Fuß Par; bie Höhe nad)
Bioke’s Meffung und. Colebrooke’e Mechnung 28,000 3.
Engl. giebt = %6,272 5. Dar.3 bie geringere Berechnung der
Höhe = 86,225 F. Par., wie fie Grimm in feiner Hoͤhenkarte
eingetragen.
Dhamalagiri, ober wie Webb verkürzt nennen hörte,
Dholagir, iſt aber nur bie allgemeine Benennung des erha-
benſten Schnee⸗Piks, welcher insbefondere auch ben Namen
Ghoſa Coti (Gaſah Kotee bei Blake) führt. Schon Kirkpa⸗
grit>) erfuhr, daß er von Dhamala, d. 3. im Sanferit „weiß,”
und Girt, d. i. der „Berg,“ feinen Namen habe, was daher
auch ſchon Pater Zieffentbaler mit Montes albi, nive obsiti'
ganz richtig überfegte (f. Afien Bd. I. ©. 457). Aber mit ihm
gugleich erblickt man im weiter Kerne, fchon aus dee Gangesebene
Hindoftans, bei Patna *), der Hauptſtadt von Behar am Suͤd⸗
ufer des Ganges, der Ghandakis Einmündung gegenüber (Patna,
unter 25° 36 N. Br. nad Reuben Burrow), auch von Bha⸗
!) ſ. Journal of Science and Arts Lond. XXI. 1821. p. 240. On
tie height of the Dhawalagiri Mt., with a reduced Copy of part -
of Capt. Blakes Survey of the Province of Goorukpoor , A. 1812
—15, including the Position of Dhawalagiri. 2) An-
nales des Scienc. Natur. 1825 T.V. Al. de Humboldt Män. III.
p. 13; cf. Reduced Copy of Part of Lieutn. Wehhs Survey in
Onde. 1812. Nr. 3. °) Kirkpatsick Account of Nepaul I. c.
p. 287. *) Colebrooke on the height of the tn
Meuntains in Asiatic. Researches. Calcutta 1816 4. T. XI.
P
6 Hech⸗ Aſlen. IV. Abſchaitt. 5.71.
galpus und andern Orten, mit dieſer Rieſenſpitze zugleich, eine
ganz zuſammenhangende Linie weißer Miefenböhen, bie
fi) durch eine Länge von mehr als zwei Stricken des Compaß
hindurch zieht, und von ba mod) über zwei SBreitengrabe entfernt |
Uegt. Kathmandu, faſt im Norden von Patna, liegt unter
27° 49 N. Br. nah Crawford, und die naͤchſten Himalapa⸗
Gipfel find von da noch am & geoge. Meilen (25 Engl. IR.) ent:
ferner; Kirkpatrik, dee mehrere zwifchen der Hauptſtadt Kath |
mandu unb den Himalayas Gipfeln Legende Thaͤler befuhte
fagt, es fel noch immer einige Tagerelſen ferh vom Hochgebirge
geblieben. Capt. Wedb 5) gab bie erſte ungefähre Meflung
berfeiben nad den. Obfesvationen, bie ex aus bee Ebene von
Gorakhpur am Rapti⸗Fluſſe gu machen Gelegenheit hatte, von
wo er bdiefe mächtigen Schneegeftalten im weiter Gerne erblickte,
und ihre größte Höhe auf wenigftens 24,000 bis 25,000 Suß gan
richtig beſtimmte, obwol dies anfänglid) manche Zweifel erregte.
An diefer weißen Linie ewigee Schneehöhen waren ſelbſt die Eu⸗
sopäer in Indien in frühesen Zeiten gedankenlos vorübergezogen,
obne ihrer auch nur irgend wie gu erwähnen, ober auf ben Ges
danken ihrer Rieſenhoͤhe zu kommen, welche erſt feit den Meſſun⸗
gen ber neueften Zeit als die colofialften des ganzen Erdballs
wirklich anerkannt find.
Crawford's in Ihren Details leider nicht bekannt gewon
. denen Mefiungen (f. Afien WBb. II. ©. 492), zu Anfange bes
XIX. Jahrhunderts gingen während feines Aufenthaltes in Kath⸗
mandu, ber Hauptflabt Nepals, von zwei Standlinien aus,
an bie er Triangulirungen und Hoͤhenwinkel anfchloß, woraus
er, mit wiederholten Beflimmungen aus Behar, zuerft auf -bie
ethabene Lage ſowol ber Hauptſtadt als ihrer Umgebungen bins
wies. Die verloren gegangenen Originalmeſſungen und bie vers
fhiedene Aufnahme ber Bafen, von benen bie Berechnung ber
Höhenmeflungen ausging (Kathmandu, Patna), haben verſchie⸗
dene Angaben einer Reihe von acht Hoͤhenpuncten veranlaßt,
welche von Kathmandu aus geſehen, zu einer vorderen
Kettes) des Dhamala'girisStods gehören (ſ. Aſien Bd. U.
S. 609), deſſen hoͤchſte noch noͤrdlicher, ober nordweſtlicher, lies
Ebend. im Journ, of Soience Lond. 1821. Nr. XXI. p. 240.
: ſ. — Hamilton Acc, of the Kingdom of Nepal Kdinburg 1819.
p·
Himal. II. Mitte-Br., NepalsHöhenmeflungen.
gende Pits aber Damals verdeckt geblieben ſeyn mäffen, weit fie
in Erawford's Aufzählung (Octob. 1802) nicht erwähnt werben,
fondern erft fpäter von Webb und Blake gemeflen wurden.
Jene Berechnung ber VII Pils, nah Crawford, bie mit .
Budfiaben bezeichnet 7) wurden, umter denen nur ber einzige L,
mit dem einheimiſchen Namen Dhayabung verfehen iſt, wähs
remb die andern namenlos biieben, hat Er. Hamilton mitge
theitt, umd die von Gary edirte Karte 2) hat fie in Ihrer Gebitgs⸗
zeichnung auch Iocalifist.
Er. Hamilton giebt Ihre selativen Höhen über nn
mandı in Englifhen Zußen an:
1) Berg A = 19634.83 2) Bag C = 20.114.653
3) Berg D = 17864.25 4) Berg E = 1209.25
6) Berg F = 14,176.23 6) Berg K = 14,549.19;
75) Berg L, d. $ Dhayabung = 19,960.82 und
8) Berg M= 11,346.97. Da aber Kathmandu's abfolute
TMerresböhe hinzugerechnet werben muß, die Lage ber Stadt aber,
nah Hamilton, 4140 $. Engl. (= 3884 8. Par.) über dem
Zarigani, ober Niederland, nah Colebt ooke weit mehr, naͤm⸗
üb 3500 $. Engl. (= 3222 8. Par.) , die abfolute Lage uͤber
der Meeresfläche alfo an 4784 8. Engl. (= 4488 8. Par.) bes
teägt, nach der Blackerſchen Karte aber viel weniger, 3600 5. Engl.
(= 3377 3. Par): fo iſt auch die Angabe ihrer abſoluten Hoͤ⸗
hen ſchwankend, bie wir bite jedoch nach ber Blackerſchen Karte,
wo Vie 4 erften Nummern ben gemeinfamen Ramen der Sal⸗
pus@ebirge tragen, angnführen für hinreichend halten. Auf
diefer hat
a. Ve Salpu⸗Gruppe:
2) Berg A, — 2,234 Fuß Engl. = 22,739 Fuß Par.z er
ſpringt am weiteſten gegen Suͤd vor und llegt
ganz im Oſt von Kathmandu.
2) Berg ©, = 24,71% Fuß Engl. = 33189 Fuß Par.
3) Bag D,= 2164 « ss m WEI +» =
4) Berg E. = 16,69 »_ ss =15608 ss ⸗
!) Calenlation of the Alstaden. of some of the Snowy Mountains
from the Valley of Nepal by Colon. Crawford, in Fr. Hamilton
Account of Nepal 1819. 4. App. °) New Map of Hindostan
er er er C. Val. Blacker Sur- .
veyor Gen. of Indie. Lond. 1824. 6, Boct.
8 > Kohefien. IV. Mbfihnle. 5. Zu.
B, Die Dhadadung⸗Geuppe:
6) Berg F, == 18,776 Fuß Engl. = 17,617 Eu Dar. -.
6) Betg K, = 19833 0 .: —=17536 : >
7) Berg L, = 4,50 ° .e =2304 . 0
8) Berg M, = 1610 +», +» =14590 « +
Dabei iſt gu merken, baß ber Berg L bei Eramford ben Ras
men Dhapabung führt, auf Blackers wie auf Sr. Hamil⸗
tons 2) Karte aber auch Goſaingsthan⸗Pik heiße, im Oſten
bee Stadt Dhayabung, nad) der wir den Alpen-⸗Stock benens
nen, welcher zwifchen der Salpu: Gruppe im Oſten unb ber
Dpamalagiris®ruppe im Weften gelegen ifl. Die Berge
K und M find aber auf bee fonft fo vollflänbigen Blackerſchen
fo wenig als auf der Hamiltonfhen nah Crawford copirten
Karte, nicht duch, Buchfiaben, und auch ihre Höhen nicht an»
gegeben, die wir daher aus ber Hamiltonfchen Aufzählung ergänzt
und fomic bier, wie wir glauben, bie erſte vollflänbige Ueberſicht
‘ gegeben haben.
Den Dhayadung nennt Eolebrooke!n auch Dhai⸗
bun, nad) ihm 20,130 F. Engl. über den Gärten ber Königin
bei Kathmandu erhaben, In R.D, der Stade gelegens er fey ders
felbe, fagt ee, ben Colonel Kirkpatrick 10 Engl. Miles näher
vom Berge Bhirbandi aus erblidte, und hinter welchem er, nord⸗
mwärts, noch höhere Schneepiks fahes doch Irge Kirkpatricks Kars
tenfkige von Nepal, fowol ben Dhaibun wie bie andern Mache
barberge, 3 B. den Dunda und Ghirku, bie auch Sr. Das
miltons Map im N. Weſt bes Dhayabung angiebt, näher nach
Kathmandu, als Crawfords Sure.
Verſchieden von dieſen — der Vorderkette
gegen O ſt zwiſchen Triſul Ganga und San Koft find jene Rei⸗
ben ber Piks des Dhawalagiri in N.Weſt von Kath⸗
manbu, welche duch Capt. Blake ſpaͤterhin (1812 — 1814) 11)
gemeſſen find, und zeigen, daß ber Rieſen⸗Pik Dhawalagiri
in feiner auferorbentlichen Exchebung nicht fo iſolirt fiche, wie der
Helvetifche Montblanc, ſondern daß in feinen naͤchſten Umgebuns
gen gegen Welten und Dften, in bemfelben Alpenſtock zwifchen
°) Fr. Hamilton in Account of Nepal Map of the Dominions of
the House of Gorkha. — t. Res. T. XIL p. 262.
1) Capt. Blake Letter f. H Colebrooke on the h ght of the
Dhawalagiri the White Mount of Himalaya in Journ. of So, and
Arts Lond, 1821. Nr. XXI. p. 240 — 244.
Oimal, UI. Mittel-®r., Ohawalsgiri-Exsd. - @
den Gebiegeſtrsmen Teiſul Banga Im Oſt und Goggrah Im
Welten, noch viele feine abfoluten Höhe verwandte Rieſen ſich
alle weit über Chimborafjos Höhe erheben, Durch Capt. Blake
wurden in dieſer Hochkette bes Haupt⸗Stocks, in deſſen Mitte
der Dhawalagiri thront, fünf Piks nach abſoluter Höhe im
felgender Reihe, von W. nach O. gerechnet, gemeſſen, und deren
£oge auch auf der oben angezeigten Kartenſkizze von ihm einge⸗
ragen; dennoch iſt ihre Angabe auffallender Weiſe auf der New
Map of Hindostan ded. to L. C. Blacker by Cary Lond. 1824
gänzlich übergangen worden.
Capt. Blake, berichtete Colebrooke!2), habe als Sur
veyer ſchon in ben Jahren 1812 bis 1814 die ganze Provinz
aufgenommen, welche im Süben bed Soggrah oder Groß
Sariyn liegt. Bei dem Dorfe Urwara, auf dem Südufer
des Rapti⸗Fluſſes, im Süden der Stabt Banſey, entfal
tete ſich ihm die Anficht der ganzen Schneegebirgökette aus der
Ebene, weiche noch bis 140 Engl. Miles von jenee abſteht.
Schon biefe außerordentliche Diſtanz der Sichtbarkeit bewies die
coloſſale abfolute Erhebung jener Maſſen. Mit einem Troughton⸗
fhen Theodoliten nahm er bie Richtungen und Elevationen vom
5 der ausgezeidmeteften Schneepiks, von denen 3 ihte Namen
hatten, die andern beiden nicht. Diefe 3 hießen Chandragiri,
Dhawalagiri (auch Gaſah Lori) und Setgar (auh Ny⸗
pal). Dei einer etwas angenaͤhertern Stellung zu Mahadeva⸗
diuriya war ſchon ein großer Theil dieſes ſchneereichen Hochge⸗
birges durch bie vordere Kette verborgen; von der Stadt Ban⸗
ſey hatte er noch einen prachtvollen Anblick des ſchneeweiß ſchim⸗
menden Dhawalagiri. Die Ebene bes Rapti⸗Fluſſes,
oder von Gorakhpur, von mo aus biefe zweite genauere Meſ⸗
fung, weldye mit der Webbſchen früheren bis auf geringe Uns
terſchiede uͤbereinſtimmt, gemacht wurde, wid von Coleb coole
zu 400 Fuß Engl. über dem Meere beflimmt, und danach bie
Höhe ber einzelnen Pils des DhawalagirisGtods berechnet,
deſſen Reihe der 5 Pils von W. nach D. mit dem PIE bed Buchs
ſtabens 1. A, ohne Namen beginnt, banın folgt 2. B, dee Chan
dragiriz dann 3.'C, bee Dhamalagiriz; bann 4. D, der
Swetagbar und zuletzt im Oſt 5. E, ohne Namen. Zwiſchen
) Ebend.
Hohe Aflem. IV. Abſchnitt. 4. 71.
Dhamalagiri und Swetag har beicht aber das Querthal des
Ghandaki⸗Ganga hindurch, fo daß dieſer Alpenſtock dadurch
von Natur in zwei Hauptgruppen, eine weſtliche und oͤſt⸗
Side, auf dem rechten und linken Ufer, zerfaͤllt, weiche wir
bei fpecieller Anordnung und Darflellung, die weſt liche Gruppe
des Dhawalagiri und bie öftliche Gruppe des Swetas
ghar, oder bes Weißen Berges und des Weißen Thurmes
nennen werben. Dreierlei Meffungen und zweierlei Berech⸗
nungen berfelben nach verfchlebenen Refcacttonsannahmen, welche
Colebrooke angiebt, führten ihn. zu dem ſchon oben angezeig-
ten Mefultate, 28,000 $. Engl. = = 3,772 5. Dar. als abfolute
Höhe des Dhawalagiri feſtzuſtellen. Der oͤſtliche PIEE, ohne
Namen, gute 7 geogr. Meilen (36 Engl. Miles) im Oſten bes
vorigen, hat noch eine Höhe von 24,108 F. Engl. = 226% $.
Dar. hber dem Meere (bei Grimm 22,246 3. Par). Zwifchen
beiden in der Mitte liegt der Berg 4 D Swetaghar oder
Set⸗ghar, d. h. Weißer Thurm, auch Nepal genannt,
in gleichem Parallel mit dem vorigen gegen Nepal vorfpeingend,
26,261 $. Engl. = 23,702 $. Par. über d. DW. (23,327 $. Par.
bei Grimm). Dieſe beiden koͤnnte man auch, wie beim Hel⸗
vetifchen Montblanc, die Adjubanten dee rechten ober oͤſtli⸗
hen Seite dei größten Coloſſes nennen; wenn nicht eben ber
Querdurchbruch des Ghandaki Ganga fie als Gruppe des
Swetaghar von jener Hauptgruppe des Dhawalagiri
treunte. Die gemeſſenen Hoͤhen der linken oder weſtlichen
Seite find folgende. Zunaͤchſt weſtwaͤrts des Dhawalagiri 2. B,
ber Chanbragiri, d. 5. bee Mondberg, ein Name, den aber
viele andere der Himalaya⸗Gipfel mit ihm gemeinfam haben (mie
Mittagsberg, Pic du Midi ete., in ben Europäifchen Alpen),
23,000 8. Engl. = 21,581 $. Par. (21,212 5. Par. b. Grimm)
hoch; alfo nod immer dem Chimborafjo gleich am Rang, und
1. A, namenlos, ber wefltichfle der gemeffenen Piks, 21,936 F.
Engl. = 2205 5. Par. üb. d. M. erhoben, von welchem wei⸗
tee im Welten eine völlige Terra incognita ber Sebirgeweit be
ginnt, bie biß zur Goggrah⸗Quelle, zur Jawahir⸗Gruppe (f.
Afien Bd. IL S. 1016), weicht. Mehr ift von dem Rieſen⸗Pik
bes Dhawalagiri nit bekannt, benn fein Gipfel tft natuͤr⸗
lich noch unerfiiegen, wol umerfleiglich, ja feine Thalgehänge find
noch von keinem Europäer ober fonftigen Beobachter befucht.
Al. v. Humboldt, um bie gewaltige Höhe biefes Rieſen⸗
Seaal., II, Mittel⸗Gr. Ofawalagii, 11
Vega anikhautich zu machen 12), ſagt: wenn man den Puy be
Dame auf den Chimboraffo fiel, fo hat man den Ja wa⸗
bir, Belle man aber ben Sc. Gotthardt auf ben Chimbos
saffe, fo hat man bie Höhe des Dhawalagiri. Man flaunt
aus unfen Ebenen bie Höhe bee Aipen unb Cordilleren
am, noch mehr alfo wol bie bes Himalaya, melde aber body
Die Hoͤhenunterſchlede ber Nivellements ber Berge auf dem Monde
nicht erreiche. Ein Marimum der Hochgipfel ber Erde laͤßt fi
wicht benten, fo lange wir bie elaftifchen Kräfte nicht berechnen
Eönnen, welche vieleicht einſt die oxidirte Rinde unferes Planeten,
vermoͤge ber Hebungstheorie, erhob, und es liegen zwifchen biefer
Dpamwalagiris Kette und ber bes Zfungsling (f. Aſien
Bd. IL ©. 411), oder zwifchen biefee unb der bes Ta⸗Siue⸗
Shan in Sifan (f. ebend. ©. 410, 416) noch höhere, aber
smgemefjene Felſenpiks. Gegen die Mafie und Geftaltung bes
Erdſphaͤroides bleibe jedoch auch biefe abſolute Gebirgshoͤhe immer
nur ein wenig bedeutendes Phänomen, ungeachtet ihr gegenſeiti⸗
ges Verhaͤltniß Mannichfaltigkeiten genug darbietet, fo daß z. B.
die Sipfel⸗Verhaͤltniſſe dee Pprenaͤen, Alpen, Cor⸗
dilleren und der Himalaya, unter ſich, in der wachſenden Pro⸗
greffion ſtehen, wie 1, 13, 2 und 24. Die mittlere Höhe bee
Sipfetlinte, ober bee Kamm, auf den Anden Amerika’s, iſt
deu hoͤchſten Yuncten dee Pyrenäen gleich; aber bie mitt,
lere Höhe ber Sipfellinie oder des Kammes auf den His
malaya kommt, nad A. v. Humboldts Berechnungen, ben bödhs
ken Puncten bee AlpensGipfel gleih; denn ber Kamm
des Himalaya, bie niedrigften Einfchnitte mitgerechnet, bieibt im⸗
mer noch in Montblanchöhe, ja tibertrifft- biefe hier wol noch
In dem Dhawalagiri⸗Stock, von welhem uns noch gar
keine Paffagen bekannt geworben find, Wenn das WVerhälts
niß der mittleren Höhe der Bergrücken zu des dee hoͤch⸗
fen Gipfel auf den Pyrenden wie 1:14, in den Alpen
wie 1:2 iſt, fo zeigt es fih, nad v. Humbold ts Berechnun⸗
gen, in den Anden Amerika's wie in dem Himalaya Aftens,
ganz gleich; nämlich wie 1:1,%, obwol ihre abfoluten Höhen ber
Bipfel wie des Paͤſſe oder Einfenkungen in beiden doch fehe vers
ſchieden find,
’) A, de Humboldt sur erg ee =. etc. in Mean.
UL, 1825. Ann. de Sc. natur. — V. p —
12 Hochs fen. EV. Abſchnitt. $. 71.
2 Der weſtlich⸗ Alpen⸗Stock oder die Diamalagi:
eis®ruppe mie dem Ghandaki⸗Thale; Parvatis
Malebum, das Hohe Alpenland. Die Salagramiz
die Handelsſtraße nah Maſtang; bie Bergvoͤlker.
Am ſuͤdlichen Fuße des hohen Dhamalagiri fließt der große
Strom Ghandaki Ganga, ber feine Quelle auf deſſen Sübs
eehängen haben follz doch iſt fein Thal bisher noch unerforfcht ges
blieben. In feinem obeten Laufe heißt dieſer Gebirgsfttom auch
Salagrami, von den Schieferfteinen nie Ammoniten: Pes
trefacten, bie aus feinem Flußbette gefammelt durch ganz
Hindboftan unter dem Namen Salagrami 4) verführt und
göttlich verehrt werben, weil bie. Schnedenwinbungen diefer Pe⸗
trefacte als ein Heiligtum bes Viſchnu fehe Hoch gehals
em find.
Der Fundort dieſer Salagrami iſt es, welcher biöher
allein den Weg der Pilger und Reliquienhaͤndler zu den unmwirth-
barften Hochthälern des Dhamalagiri Alpenſtocks gebahnt
. zu haben fcheintz Eüunftige Beobachter werben vielleicht biefens bes
ereteneren Wege bei Unterfuchung jener Riefenhöhen zuerft zu fol
gen habenz dem wir das einzige ung bekannt gewordene Product
derfelben verbanfen. Wir erinnerten ſchon oben bei den großen
Muſchelbaͤnken des Plateaus von Ladakh (f. Aſien Bd. II. S. 582),
nah U. Gerard's und Webb’s am Taklakote⸗Paß, wie
Moorcroft’s am Niti-Paß (f. Afien Bd. II. S. 681) ges
. machten Entdeckungen, an das analoge Vorkommen diefr Ams
monshörner auf großen Höhen, unb an ihre heilige Bebeus
tung als Goͤtter-Raͤder (Chakra' 8 des Viſchnu) auf weiche
fhon die älteren Miffionäre (3. B. Pater Calmette),.wie Die
älteren Sonchyliologen 15) aufmerkſam gemwefen find. Sie kom⸗
men keineswegs ausſchließlich nur auf diefen Höhen, fonbern auch
in anbern Theilen Hindoſtans vor. In ber reihen Sammlung
des berühmten Beteranen ber Naturforfher, Blumenbachs
zu Göttingen ift ein folcher Salagrami, der Spurenflein eines
Ammoniten im Innern eines eifenfhüffigen Mergelfteiines aus
dem Gangesbette, und nah Forbes und W. Hamile
‘
16) Colebrooke in Asiatic. Res. T. XII. p. 264.
25) 3, ©, Schröter vollftänbige Einleitung in die Kenntniß und Ge=
fchichte der ne 175%. Sh. IV. p. 8695 Sonnerat Voy._
Edit. 4. 1782. I. p. 173.
Himal., II. Mittel-Gr., Ghandali Salagrami. 13
ton %) kommen fie auch als Heilige Kiefel Im Wette ber Ner⸗
bubda vor (bei Dnear Mandatta, wo fie Ban Ling heis
fen, und von Chandode an Strom aufmärts, eine darum beſon⸗
ders geheiligte Stelle zu Uferanfiedelungen); bie venerirteften und
koſtbarflen fcheinen jebody bie vom Ghandaki zu fern. Selt⸗
ſam iſt bie Nachricht bei Tieffenchaler 7), daB dieſer Fluß
deswegen ben Indern verhaßt fey, weil man darin die Sclagre
finde, wahrfcheinlich wollte er das Gegentheil fagen.
Colon. Crawford bemerkt in eine Manufaipts Note 18),
daß fi die Salagrami-Steine in großer Menge im obern Laufe
des Ghandaki vorfinden, der auch danach feinen gemweihten
Namen Ghandaki Salagrami erhalte, NE. Muktinath, dem:
berühmten Wallfahrtsorte, fänben fie, ſichz feltner aber zu Dums
dhercund (richtige Damodur cund) noch näher an bes
Quelle des Stromes. Gr. Hamilton!) theilt aus denn Runde
der Pilger, die ex häufig Über, diefe Gegenden erforfchte, folgen».
bed mit. An den Uferw des Shanbali, zu Muktinath, if
eine ſteile Felswand, von weicher der Strom bie ſchwarzen Steine
mit den Salagramis losſpuͤlt, welche für bie Hindu's Abbilbes
ihrer Götter enthalten, und in Bengalen, wo man fonft nur we⸗
nig Idole findet, bei dem Wolke der gewoͤhnlichſte Gegenſtand ih⸗
zer Anbetung abgeben. Sie find von verſchiedener Art und ſtel⸗
len verſchiedene Götter vor Pilger, die als Augenzeugen von
Muktinath gelten, fagten, daß man bie Steine zum Theil am
Precipicen finde, zum Theil Im Anfage des Strombettes bei Abs
wafchungen bes Ufers, überall nicht felten unterhalb Mukti⸗
nath, bis der Strom zu Sivapur, an ber Suͤdgraͤnze Nepals,
bie Ebene Hindoſtans erreihe. Die meiſten biefer Steine, fage
Hamilton, find Ammoniten, fall nie größer, als eine Oran⸗
gez von ſchwarzem Kalkftein, felten mis Adern ober Gängen
durchzogen, oft rundlich unb immer mit einer metallifchen Subs
kauz, wahrſcheinlich Eifen, buschdrungen, das ihnen ein großes fpes
cifſches Gewicht und die dunkle Farbe giebt. Defter find es nur
Schaalen audgetvitterter Ammonitenkerne, oder Abdruͤcke der Am⸗
moniten, welche Chakra's oder Viſchnu⸗Raͤder genannt werden;
10) Walt. Hamilton Description of Hindostan Lond. 4, TıL p. 620;
Forbes Oriental. Mé m. London 4. Vol. III. Bugs
7) 9. Tieffenthaler Hindoſtan % Bernouli Th. L p. 803
28) Asiatic. Research. T. XI. p. 264. 20) Fr. Hamilton (for-
meriy Buchanan) Acc. N Nepal. Kainb, 1819, 4. p. 79 ete.
14 Hohe Aſien. IV. Abſchnitt. $. 71.
find es ganze Kugeln, fo haben fie häufig Beine Äußere Deffnung,
laſſen aber beim Reiben an einer Seitenſtelle nicht felgen bas
hohle Rad (Chakra), nämlich bie Ammonitencomcameration, her»
vortreten, und biefe geheimnißvolle Eigenfchaft giebt folchen Sas -
Ingram?’ 6, in denen fih Viſchnu bem Auge bes Hindu fo fichts
bar offenbart, einen fehe hohen Werth. Die Pilgerlegende von
diefem Amulet bee Viſchnudiener iſt fo abgeſchmackt, wie fo
manche andere ber fchon früher angeführten, obwol immer ein
Anklang an bie Waſſerbildung der Erdrinde dabel merkwuͤrdig
bleibe. Cap, Wilford 2%) erzählt: Vifhnu, der Erhalter, fuchte,
als ihn ber zerſtoͤrende Gott (Saturn, ob Siva? das Feuer) vom
folgte, Hilfe bei dee Maya (Brahma's Gefährtin, der Taͤu⸗
fung) 21), bie ihn zum Steinberg ober Fels (d. h. Saila)
umſchuf. Aber der Verfolger fand ihn bald aus, und fraß fih
in Geſtalt eines MWurmes (die Ammoniten Moluske) bucch ben
Gele. Als ber verwandelte Viſhnu dies ein Jahr lang ertragen
hatte, begann er fo furchtbar zu ſchwitzen, daß aus der Gegend
ber (fpäter bepilgerten) Tempel, ein zeichen, [hwarzer(Krifpna
genannt, bee Schwarze) und ein weißer Strom (Sweta⸗
Ghandaki, d. i. der weiße Ghandaki), jener im Dft, die
fee im Weſt hervorbrach. Als Viſhnu nach vollendeter Welt⸗
revolution wieder feine alte Geſtalt und Stelle als welterhaltende
Gottheit annahm, gebot er dieſen Fels der Taͤuſchung (Saila⸗
maya) anzubeten, weil er in ſich heilig war, ein Martyrthum.
Dieſe Fingerzeige reichen ſchon hin, uns auf dem phantaſtiſchen
Boden "ber Salagrami, ans Alpenſtock des Dhawalagiri, ‚fo gut
es thunlich iſt zu orientiren, bis beſſere Wegweiſer uns dahin ge⸗
leiten werden. Die Sucher dieſes Steines, ſagt Capt. Wilford,
sehen bis zu einem Orte Thacca⸗koti, der am Ghandaki⸗
Strome am Eingange der Schneegebirge liegt (nicht Zaflacotes
Paß, wo Webb ebenfalls Ammoniten fand, f. Aflen Bb. IL
&. 527, 631, 683); im Süuͤben beffelben fey ein Dorf, wahrs
ſcheinlich, meint ex, Sailapur oder Sallagram genannt, wo
fie ſich Vorrath von demfelben holen z daher auch ber Stein und
Fluß den Namen tragen möge. Er gründet ſich auf biefe Hypo⸗
thefe 2) des Dorfnamens eine zweite, daß Thon Peolemäus,
DOCH NN Re
v. O ° 1 O
2°) Capt. Wilford Asiat, Bes. T. XIV. p- 48,
«
Himol,, I. Mittel-®r., Shandati Ratayana. 15
der den Ghandakl nichs nennt, ihn hoch gekannt babe, teil er
eine Stadt Selampura in jener Gegend nennt (InAcunaga,
138° 30’ Long. 83° 20° Lat. Ptol. VI. c. 2. p. 177), beven Iden-
deät mit Sallapur feboch ſchwerlich nachzuweiſen feyn möchte,
De Zug Ghandaki oder Gandaca, auch Ganda⸗
cadati, der Condochates des Megaſthene s (Kordoryarm)?),
fol fein Namen vom gleichnamigen Berge haben; im Lande
freie man ihn Ghandak aus Das Volk von Nepal (d. i.
Naypala) nenne ibn Cunbd’aci, weil er vom Cunbasfthaln,
di den zwei Höhlen ober Einfentungen der Viſhnu⸗Tempel,
herkommt; daher. er auch mit dem anderen Namen Vifhnu’s, in
fo fern biefee als Narayana m den Waffen ruht (f. bei
Bohlen das alte Sub. 1. S. M), dee Ghandaki Narayana.
genannt wird. Er iſt der Hauptſtrom Nepals, welcher bie Mitte
des Bandes bez Gorkha, vom Norden nach Süden, quer durch
füneibet, und aus den beiden Hauptarmen, dem Triſul Ganga
im Ofen und dem GhandakiGanga im Weſten, feine größte
Vaſſermaſſe enthält. Die oberen Hochgebirgsthaͤler dieſer beiden
Hauptarme find duch Wallfabrtsorte und Gebirgspäffe mit
Handelsſtraßen, welche norbwärts auf Chineſiſch⸗Tuͤbetiſches
Gebiet führen, die: befuchtefien und bekannteſten. Sie führen
durch bie erhabenſten Schneegebirge, dad Thal bes Triſul über
Nayakot mb Dhayabung nah Nillantha und weiter;
bad Thal des Ghandaki über Malebum nah Muktinath
unter den Gelshöhen bed Dhamalagiri vorüber, nah Mass
tang in Züber. Dis Pilgernachtichten von biefen MRonten find
die eimigen beichtenden Berichte, welche uns in dieſer Hochges
bitzenatur orlentiren innen. | | |
Die Kartenzeichnung *) vom obern Laufe des Ghan⸗
daki entwarf Colon. Crawford nad den Angaben eines Las
wa, der den Radja von Maſt ang begleitete, als biefer den’ noch
übermächtigen Gorkha's ben Tribut nad Kathmandu brachte,
Grm Angaben find. beffer als bie früheren von Col. Kirkpa⸗
til” Dieſer berichtete 25), daß won Bini (ibentifch mit Mate:
dum) & Tagereifen gegen N. W. der Ort Muktinath liege, in
beſſen Naͤhe der Ghandaki den Namen Salagrami anuchmez
—— ji
„.) Arziani Historia Indica Cap. IV. 4. od. Schmieder p. 26. Not. 4.
) Fr. Hamilton Account of Nepal I. c, p. 273
4 — Account of (he Kingdom of Nepaul. London 1811.
3)" Hoch-Aflem : IV, Abfchnien $. 71.
Tagereifen weiter aufwaͤtto llege Damodarkund mit eine
ühmten Quelle und einem Wafferbaſſin. Doch entfpringe ber
handaki noch weiter norbiwärts, nicht weit von Kag⸗bini, in des
tung von Maſtang, ein Ort von einiger Bedeutung ſchon
DbersTübet, und 12 Tagereiſen fern von Bini ober Bis
ſhahr (Malebum). Maſtang, auf Klaproths Karte
afteng, liegt auf bee Waſſerſcheide zwiſchen den Suͤdzu⸗
sffen zum Ganges und ben Norbzufläffen- zum Djange
tfu, ober bes geoßen Stromes von Tuͤbet, dem obern
rahma Putras befin obere Ducligebiet an den Um⸗
ungen ber heillgen Doppel⸗Seen Mapang und Lanka’ (f. Aſien
. IL ©, 660), wuͤrde als eine biöherige Terra incognita, für
— von bier aus am erſten zu erreichen und zu Aion
ei Hamiiton ſagt, der obere Lauf des Ghandaki heiße
en feine Quelle hin Kat, jenen Namen erhalte er erſt gegen
Ebene Hinboftans. Die Quelle des Kali liege aber bei
smoburkundb, mo er das Zerritorium bed Maſtang Mabie,
es Bhotiya Oberhauptes, durchſtroͤme, beffelben, den ex
nfalls in Kathmandu, im Jahre 1802 fahe, als biefer feinen
ibut noch gn bie Gotkha's zahlte, deffen Gebiet, wie dad von
erung (ober Kheru), aber bald die Chinefen mit Gewalt an fid)
en. Don biefem obern Thale ift uns meites nichts befannt,
daß ber Kati bie böchften Gipfel des Emodus (f. Afien
„u. &. 420, 508), d. & hier des Dhamalagiri, ‚vorübers
it, und, am beffen Oſtfuße, von Often her, einen ſchmalen
birgsſtrom aufnimmt, ber dem S. W. Abflurze des hohen
vetaghar entquillt. Es iſt died ber meit kleinere Nara⸗
ni, der ſich etwas weiter unterhalb, bei Kaga⸗Koti, wit
ı Kati vereinigt, Beide vereinte Steöme erhalten nun erſt
Namen Ghandaki, auh Kriſhna und Salagrami,
ı dee Menge jenee Ammonitenſteine. Denn bee Narapant
[pringt nahe am ewigen Schnee aus den heißen Quellen
Muktinath, dort ber beruͤhmteſte Wallfahrtsort.
Die Pilger Legende giebt die Zahl Diefer Quellen auf 1000
; abe Sadhu Ram, der fie befuchte, berichtete an Sr. Ha⸗
(tom, es feyen berem nur fieben. Die mertwürbigfte derfelben
je Agnitund 2% Cd. h. die Feuer⸗Quelle); fie Liege in
°) Fr. Hamilton Account of Nepal l. c. p. 272.
Himal. II. Mittel-Ge., Reyal; Malebum. 17
einem Tempel. Dieſe Quelle iſt nicht ſehr waſſerreich, Aber con⸗
ſtant, fie tritt zwiſchen Steinen hervor, von einer Flamme beglei⸗
tet, die einige Zoll hoch aufſteigt, ſie faͤllt in einen Brunnen oder
in cin Baſſin ( Kund), gleich einer weiten Ciſterne Hamilton
dergleicht dieſe Fener⸗Quelle mit dem Sitakunda bei Chittagong
om Bengaliſchen Golf, wo das Waſſer in gae keiner natürlichen
Verliabung mit dem fubterranen Feuer ſteht. Die Flamme wird
duch brennbare Enft, die aus ben Felsſpalten hervorbricht, bes
wirkt, über weiche das Waſſer duch Kunſt hinweggeleitet fen.
Weiter unterhalb von Kaga Koti, am Zufammenfluß des Kali
amd Narayani, liegt «ein anderes Drt, Thaka Kosi, ber
Haupt: Markt, zwifgen Tuͤbet und Maftang, mit etwa 1000
Haͤufern. Unterhatb deffelben if nun dee Ghandaki Salas
grami (bier noch Narayamni genannt) nirgends mehr zu durch⸗
fegem. Geflochtene Holzbrüden (Sangho's) und Seilbruͤcken (Shu⸗
la's, ſ. Aſten Br. J. ©. 766) führen an mehreren Stellen bins
über. : Diefee Markt Thaka Koti liegt in einem fchönen Thale,
das von Kago Koti an, Uber Thaka Kosi abwärts, bis
Dhaumpu fi ausbseitend, wol mit dem von Kathmandu ve
glihen wird, doch keineswegs fo große Weitung befigt, in der
Mitte eine fandige Ebene hat, aber sund umher von «ewigen
Eqhnechoͤhen umkraͤnzt if. Am Weſt flarrt bee Weiße Berg
Dhawalagiti), im Oſt dee Weiße Thurm (Swetaghar) barhber
empor. Diefes Thal verengt fi) aber wieder etwas unterhalb
Diumpu, und dusch diefe® Defile führt eine böfe Bergpaſſage
nach Danakoti, auf weicher doc noch Ochſen ihre Laſten tras
gen können, die man bi6 Kago » Koti aufwärts gebrauchen kann,
Dech werben Hier, wie in Kafhmie und anderwärts im Hochge⸗
birge, foR alle Waaren auf den Schultern der Maͤnner, oder
von Laſtſchaafen, über die Berge transportiet.
Danakoti ift ebenfalls ein Handelsplatz; aber dee bebett
tndfie von allen und der Hauptort bed yanzen Gebirgegaues iſt,
tine Heine Tagereiſe weiter abwärts am Hauptſtrome des Ghau⸗
dafl gelegen, Malebum 2’), wo fich von der rechten Ufesfeite,
Oder vom Wehen her, bee Mapangdi (odee Mehagdi), ein
Schneewafler, dem Suͤdgehaͤnge des Dhawalagiri ensfirömend,
damündet; daher die Stade Malebum auch öfter Beni Sha—
bar (Beni odee Beniii, d. h. der Zufammenfluß) genannt
— -
”") Fr. Hamilton Accoumt I. o. pı 27%:
er ardtkanve Y. 8
+
18 Hoch» Aſien. W. Abſchu. $. 71.
wird. Das befeftigte Caſtell Aber der Stade heißt Dhoralz im,
dieſes verlegte die Dynaſtie bee Gebirgsfürften, welche früher zu
Takan im Hochgebirge faß, ihre Reſidenz, die daher Dporat
Ihana.genannt wird, was gleichbedeutend iſt mit Malebum
(Malebamba), worunter auch Stadt und Burg verſtanden wird.
Dieſe Dynaſten⸗Chefs eines der XXI Radja Territorien
im oberen Nepal nennen ſich Brahmanen Abkoͤmmlinge, wahr⸗
ſcheinlich als Verzweigung eines Gautama⸗Radiputen⸗Geſchlechtes
(vergl. Aſien Bd. II. S. 753 u. a.), das ehedem in Allahabad am
Ganges maͤchtig war, Mac den ungeheueren Gebirgsmaſſen,
welche ihr Gebirgeland Malebum fuͤllt, — dieſes mit Recht
auch den Namen Parbat (Parvat, die Berggoͤttin, Shiva's
Gemahlin), d. i. Bergland, erhalten. Das Ganze liegt unge»
mein body cboch wenigſtens 6000 5. üb. db. M.), und ein Vier
theil bavon, rechnet man, iſt mit ewigem Schnee bedeckt;
es ift reich an Heißen Quellen, Schwefelminen, Zinnos
ber, an Eifen, Kupfer und Dafta (Bint?). Das Haupts
eintommen follen 25 Kupfer:Minen geben, welche nicht nur das
Land felbft, wie bad benachbarte Tuͤbet, mit ihrem Erzeugniß vers
fehen, fondern auch nod bedeutende Verfendungen in die Dins
boftanifchen Ebenen machen. Auch zeichnet fid) dies Parbat, oder
Gebirgsiand, duch Reichthum an ſchoͤnen Glimmern (Abrac) und
Bergerpftallen (Phatik) aus, welche gewöhnlich von ber Größe von
6 bis 6 Zoll gefunden werden, aber auch bis zuc Dide eines
Mannesfchenkels vortommen. Gold wird aus dem Sande meh:
rerer Flüffe gewafhen, zumal aus dem Kriſhna Ghandaki
oder Narayani, aus dem Bakhagar, oder Bathugar, umb
aus dem Mayangdi und Modi. Diefer flrömt auf dem
linken Ufee von Oft her, aus dem Südabhange des Sweta⸗
har zum Ghandaki; am Zufammenfluffe beider liege Aus:
ma, ein Handelsmarkt, der aber bie große Straße von Mal e⸗
bum nad) dem untern Ghandaki nicht berührt, weil biefe von
da auf dem Weflufer deſſelben buch Gebirgsland über die große
Stadt Baglungchaur bis Rerigat fühıt, wo der Strom an:
fängt ſchiffbar 25) zu werden.
Dieſer Gebirgegau Malebum, um den Alpenflod des
Dhawalagiri, ift, außer feiner grandiofen Natur, been Probuc⸗
tionen bem Botaniker, Mineralogen und Phyſiker wol ein reiches
2*) Fr. Hamilton Account }. c, p. 181.
ul, IE. Mittel-Gr., Nepal; Gurung, Magar, 19
Eh in Ausbeute geben wuͤrden, auch mod durch feine Beweh
un da deſo ndern Aufmerkſamkeit werth, weil biefe, dem größten
Veile nach, moch zur den Aborigines Stämmen ber Gebirgsvoͤlker
Rp gehören, welche vor der Einwanderung dee Hinduslieles
niſauenen hier ſchon laͤngſt einheimifd, waren, wenn auch ihee
Ucſotunglichkeit daſelbſt nicht zu erweiſen iſt. Von ben 100,000
Femilen, welche dieſen hohen Alpengau bewohnen, ſollen drei
Siertheile zu dem Tribus dee Burung?9) gehören, neben denen,
im Weſt und S. Weſt, in den niederen Gebirgsgauen gegen bem
Kali⸗Fluß him, ihre gleich alterthuͤmlichen, einheimifchen Nachbarn
bie Magars wie fie ihre alten Stammſitze behaupteten. Diefe
beiden, Surung und Magar, gehören nebft 6 anderen Tri—
bus der Hochgebirge Repald (Newars, Murmi’s, Kirats,
Zimbus, Lapchas, Bhotiyas) zu ben, von ben fpäter erſt
eingewandesten,, von Hindoſtaniſchen Geſchlechtern mit Brahma⸗
Cultus abſtammenden und auch jünger erſt herrſchend geworde⸗
zem Colonifationen verachteter und unterdruͤckten heidniſchen Ur⸗
ſaſſen, von deren allgemeinem Verhaͤltniß ſchon anderwaͤrts bei
Gelegenheit der Khas, Khaſipas juund Doms (XII Xhums)
Die Mede war (f. Aſien Sb. IL S. 1025, 1046).
Diefe heidniſchen, naͤmlich Vor: Hinduifhen Urfaffen
find auf der Diifeite bes Kali viel zahlreicher geblieben, als
ins den Gebisgegauen dee Weftfeite Die Magars:O) haben
zwar gegenwärtig auch fhon viele Gebräuche ihrer eingewander⸗
sem Hinduflanifhen Gebirgsnachbaren angenommen, und üben
Fern Gaſtfreundſchaft gegen alle Rabiputen aus; aber die Prie
ſter ihrer Altgläubigen, welche noch einem Dämonencultus anhans
geu, heißen Dami’s, indeß auch Brahmanen und Gunnyafl’s,
Vie Scheer dee Radjputen, bei ihnen eingedrungen find. Sie eſſen
dabei alle Arten Fleiſch, berauſchen ſich gern, find feurig, verraͤ⸗
theriſch, grauſam, ein ſehr kraͤftiger Menſchenſchlag, auch geiſtig
degabt. Die in Nepal gegenwärtig herrſchende Famille der
Sortha, behauptet zwar aus Chitore zu ſtammen, iſt aber, nach
Soeadu Ram, der beſten Autoritaͤt, wirklich vom Magar⸗Tribus
abſtammend, und der Kern ihres Heeres beſteht aus dem Magar⸗
Tribus. Aus dem von Col, Kirkpatrick, S. 249 — 252, mit
geteilten Vocabular de Magar⸗Sprache ergiebt ſich ſchon,
daß es vom Sanſcrit (ober dort Prabatiya) völlig verſchieden iſt;
2°) Ey, Hanıilton Acc. 1. c. p. 27, 274. #0) ebend, p. 26.
| B2
!
s
.
20 Hoch· iſten. IV. Abſchnitt. 5. 71.
am vollſtaͤndigſten iſt das von Fr. Hamilton in bee Bible
thek dee Dftinbifhen Compagnie niebergelegte Vocabular dieſer
Mogars Sprache, welche noch von keinem Sprachfoeſcher nähe
anterfucht zu ſeyn ſcheint, was doch hoͤchſt erwuͤnſcht wäre. Da
die Krieger dieſes Tribus fehe oft ihre Gebirgsthaͤler verlaſſen
muͤſſen, um bei Hofe und im Heere zu fein, fo haben fie mei⸗
ſtentheils ihre Mutterfpeache vergeffen, und ihre Geſamtheit wird
fon im kurzen, wie fo manche andere, für einen Hindu Tribus,
oder als eine Hindu⸗Kaſte gelten, eine Anficht die ſchon zu Ha⸗
milton's Zeit in Kathmandu ſich ſehr verbreitet hatte, weil fie
dem Ehrgeize ber Gewalthaber fchmeichelte, aus dem ruhmvollern
Culturlande Hindoftads herzuftammen. Selbſt Kirk patrich
rechnete fie daher ſchon zu der Kſchatriya oder Krieger: Kafkı:
(S. 123). Das Gegentheil beweiſet die Magar⸗Sprache in den
weſtlichen Provinzen zwiſchen Ghandaki und Kali, wo die Maſſt
des Volks dieſelbe noch fpricht, und gang heidniſchen, d. i. nice
einmal Hindoſtaniſchen Gebraͤuchen und- Geremonien anhangt,
und ſelbſt von unter ihnen bie und da angeſiedelten Fremblin⸗
gen angenommen und erlernt werden mußte. Daß vor dem Ein
dringen ber Radjputen-Geſchlechter in diefe Gebirgélandſchaften
diefe Magars in XIL Geſchlechter (Thums, Doms) vertheilt ge
weſen, ift ſchon anderwärts angeführt, als von der wollhaarigen
dunkelfarbigen, verftoßenen Kafle der Doms in Kamaun bie Rebe“
war (f. Aſien Bd. IL. ©. 1044). Ri
. Die Gurung, ber zweite Haupt⸗Tribus ber Urfaffen dei“
Hochgebirges um den Dhamalagiei, find nit weniger zahlreich
und die oͤſtlichen Nachbarn von jenen, ihnen in Sitten nahe ven“
wandt. Sie bewohnen das erhabenfte Gebirgéland; alle bebün '
fen eines kalten Clima’s, und leben mit den Bhotiya's vermiſcht
zu beiden Seiten der Schneepiks des Emodus (Dhawalagiri), a"
jenen engen, eingeklemmten Hochthaͤlern, die in des Landeofpradg
„Lagna“ heißen. Sie ſcheiden fich in die Staͤmme der Niſte
Bhuji, Ghali, Thagſiz dieſe letzteren Leben der Schnergräug '
zunaͤchſt. Sie find insgefamt ein fehe thaͤtiges Volk, fleißige Ben"
männer, thätige Handelsleute, gleich den Kanawari’s (f. Aſie
Bd. I. ©. 760); ihe Wohlſtand iſt durch die Schaafzucht 6
gruͤndet; ihr zahlteiches Heerdendieh gebrauchen fie zugleig ai”
Laſtthiere; auch das Feld bauen fie mit der Hade, und fäc::
Gerfte, Uyal? eine Art Reis?), Darupa (Eleusine coren
nus), Kanguni (Panicum- ialic.) und Phaphar (eine Ur,
= —2*
ð. h
Himal, IE Mittel-Or. Nepal; Ourung, Aelpler. 21
Imerantius), in dee Ebene Amardarncı gemannt. Eile gichu im
Ermmer auf die Alpenhoͤhen, im Winter kehren fie in die Thaͤ⸗
in sucht; fie haben alfo 'eine Art Alpenmwirthfchaft. Zu Haufe
when auch die Männer ihre Zeuge. Sie find kriegeriſch, und
Yfılya die Bubbhas (Gakya) Doetrin, wie fie darin von ihren
oa Lama's, bie aber die Tuͤbetiſche Kirchenſprache keineswegd
verßeben, und. überhaupt bisher nichts von der Gelehrſamkeit Tuͤ⸗
betiichee Driefter fich aneigneten, angelernt werben. Sie bangen
tmungeachtet ihren Lama's fchr an, und keiner von ihnen bat
Rd noch, wie fo viele andere ihrer Nachbaren, durch Vermiſchung
nit Hiadw’s und Annahme ihrer Brahmaniſchen Lehren zu dem
Öange bee Khafipa’t) emporgeſchwungen, ober find Kſhatrie
schen, bie fich den Vorrang über die anderen, unteinen; ein-
heimiſchen Urſafſſen aneigneten. Ihe Gebirgeiand im N. und
B. ihrer Hauptſtadt Malebum wird Seſhant, bas im ©.
ud D. aber Kha ſaut genannt, in welchem ſchon zur Hälfte
drahmanensKaften eindrangen, umb über den vierten Theil
Khafipa’s und Kſhatri's wohnen. GSefhant fol, nad Fr.
Hamilson, wichts anberes bebeuten, als ein Grenzgebiet von
Barbatenꝰ2), ober Unzeinen, d. h. welche die Brahma:Dortein
unefen, bewohnt, was alfo eine Benennung dieſes Landſtrichs
hi den Brahmaniſchen Nepaleſen, aber keine einheimifche Benen⸗
ung ſeyn mag. Die meiften Gurungs haben biefen Theil
str Heimaih verlaffen und fi im das Hochland, in Seſhant,
mmgogen, wo fich zwiſchen fie bis jegt nur fehe wenige Coloni-
'm von unzeinen Hinduſecten eindrängten. Ihre Häufer find
at Stein gemanert und bedacht, und haben öfter zwei Stock⸗
uch ö S
Malebum iſt nur ber ausgezeichnetefte von XXII Beinen
Sbirgegauen mit einheimifchen Radja's, weiche jenen umgeben
ad der herrſchenden Dynaſtie von Nepal unterwürfig geworden
29; nur wenige Daten 3) find uns von ihnen zugelommen,
ab auch diefe bei der Unvollkommenheit der Topographie und
a Repalefifchen Karten in nicht geringer Berwirrung. Wie bes
um uns, die Berichte dee Augenzeugen in der Zukunft er⸗
end, Hier nur ihre Namen anzuführen (Galkot, Rugum,
ſtot, Jagarkot, Banghpi, Gajat, Dhama, Jahari, Mala:
*
EFr. Hamilton Acc. Ic. p. 19, 38 etc. 229 chend. 243.
) tbend. p. 218 - UP. — 5
22
seta, Gelfgens, Dong, CHE, Vie 7 Getale, Dein Dallek, Bi:
Isigur ud Dusi), und bemecken, dep der beitte
Aeibes, weiter mit ven Mamers und
Speoche ud Sicten verwandt, eu ie näher Nachbar fl,
nämlich die Jariya’s), Vie farb von ten Grtungé das
weit niedrigere, und noch ganz unbefaunte Bergland Veſt⸗Nepals
Beiuohuen, mit ten BRawers gemiſcht. Zu biefen Taripa’s ge:
Diet auih die OHerferfamitie von Dreichum, Vie aber, mit Brah⸗
mans vermäßlt, zehiceiche Zweige gebildet hat.
3 Die veſtlichen Gebirssgane bis zum Kalinubbiz
Dati, Joyartot und Dumile, bas Hohe Alpenland,
Bchwärts des gemeſſenen Diamwalagiri: Pils dehnt fich ein
* weites, noch wenig bekanntes Alpeniand Iber das Ducligebiet des
dkligen Sogges (Gardin) bis zum weſtlichen Goggra
(8a Gorıe zc., vergl. Aſien Br. IL ©. 1027) zur Ja⸗
wahirs®ruppe (ebend. ©. 1016) in Diver: Kamaun aus,
deſſen Noebgrenzen gegen das Tübet- Plateon hin uns ſchon im
den Taklakot⸗ una Utabhura:Päffen (ebend. S. 526, 546,
1016, 1027) bekannt find. Die Berggaue, welche zunaͤchſt an
Malebum gränzen, find noch unter dem undeſtimmten Namen
dee Balfi Radjas, d. h. eben der XXI Gebirgsfürften (nicht
Banfi, wie irrig dei Kirkpatrick), die collective auh Chaubifi
Bapja’s3) genannt wurden, mitbegriffen, unter denen hier
Jayarkot und Duti die mertwärdigften zu ſeyn ſcheinen;
aber nordwaͤrts derſelben find die mit ben größten Schneegebirgs⸗
maſſen erfüllten, hoͤchſten Atpengaue, die von ums auch ſchon fruͤ⸗
her gemanntın Hodländer Yumila und Joyar, deren ſiegreich
fortſchreitendes Nadjageſchlecht (f. Afien Bd. II. &. 677) in fü:
herer Zeit, und deren thätige Handelsleute (ebend. ©. 509) wir
(don in Beruhrung mit dem Plateau von Una:Defa, aus
Britiſchen Berichten, kennen lernten. Diefer ganze Gebirgefirich
IR nach dem Abſchluſſe des Friedens der Briten mit den Gorkha's
(1815, f. Aſien Bd. II, &. 490, 520), unter Nepalefifcher Ober:
gewolt, und daher auch von Europäern unbefucht geblieben, doch
find dem Britiſchen Gebiete von Kamaun zunächft noch viele der
hohen Schueegipfel (Ne, XVII bie XXVII) mit in Capt. Webb
44) Fr. Hamilton Accl. q. p. M. 48) f, Kirkpatrick Account
hop 83-238; Fı, Hamilton Account 1, c. p. 237 etw
Himal., IE. Mittel⸗Gr. Nepal; Jayarkot. 23
Rıffaungen aufgenommen werben, fo daß ihre Hoͤhen, obwol fonf
von ihnen nichts genaueres bekannt. ift, mit in Grimms Spe—
ciallarte des Hohen Dimalapa eingetragen werden konnten, wo
fie don Nummern ber Webbſchen Vermeſſung 260) getzen ent⸗
ſyrechen, die wie daher hier nicht zu wiederholen brauchen. Sie
ſchließen ſich ebenduͤrtig an Erhabenheit ihren weſtlichen und oͤſt⸗
lichen Rachbarn an, indem die 10 gemeſſenen Piks über 18,000
guß, 3 davon über 20,000 und zwei derſelben über 21,000 Fuß
emporſteigen; viele der an Höhe untergeosdneten Berge und auf
bedeutenden Berghoͤhen angefiedelte Ortſchaften find auf derſelben
Kaste nach gleicher Autoritaͤt niedergelegt.
Die wenigen uns über dieſen Lanbſtrich bekannt gewordenen
Nachtichten zeigen, daß er durch bie Thrannei der Gorkha's,
welche cinſt auch zu ben Baiſi (d. i. XXU) oder Chaubiſi Radjas
(d. A den XXIV) gehörten, furchtbare Verwuͤſtungen erlitten, und
dieß iſt unfireitig Die Haupturfache ber allgemeinen Unkenntniß
von bdiefem helle des Nepaleſiſchen Alpengebirgsiandes. Im
ſuͤdweſtlichſten Diftricte, dem bes Duti Rabja?”), if bie Haupt:
ſtadt Dipal auf der Karte verzeichnet; deſſen Herrſchergeſchlecht
rechnete ſich zu dem Abkoͤmmlingen ober Söhnen der Sonne
(Suryabangfi), die feit 40 Generationen bie Herrſchaft führten,
dis es duch die Gorkha's in Gefangenfchaft entführt und fein
Anhang vernichtet ober verjagt ward. Das Gebiet zeichte bie zum
Kalinudi (d. i. Schwarzwaſſer) gegen Kamaun; bie Mitte
duchfirime bee Setiganga (d. I. Weißwaſſer), an weichem ein
ſchoͤnes fruchtbates Thal in deſſen Mitte die alte Gapitale Dis
pal, von drei Seiten vom Strom umflofien liegt, mit etwa 400
Hafen. Die Gorkha's fiedelten das feiner einheimifchen Popus
lation beraubte Land mit ihren Heeren und Colonien an.
Jayarkot?ss), der Alpıngau, flößt unmittelbar-an Male:
vum und Muſikot; ex hatte Behertſcher von dem alten Khaſiya⸗
Ctamme, den Urſaſſen des Landes, die ſich aber vor der Webers
macht der Gorkha's, aus ihrer Capitale Mathagari, zurüdsos
gen und in feſte Aſyle verloren haben. Der berühmtefte Ort in
diefem Gebiete iſt Dalu Bafandea, ein Heiligthum des Viſchnu,
deſſen Quellen (Kund) dort aus feinem Kopf, Nabel und Züßen
20) ſ. Capt. Wehb Catalogue of Places and Elevation etc in Asiat.
Research. T. XIII. p. 306 Tuhul. 27) Tr. Hamilton Account
. cp. 282; ®9. Zieffenthaler Sinboftan, b. Bernoulli Berlin 4.
2.6215, °*) chem. ©.
[4
4
22 Hoch⸗Aſien. EV. Abſchnitt. 6.71:
meta, Sallyana, Dang, Chill, die 7 Satala, Dalu Dailek, Bis
bofpur und Duti), und bemerken, daß der dritte der Urfaffen⸗
Tribus, welcher mit den Mawars und Gurungs zunaͤchſt im
Sprache und Sitten verwandt, auch ihr naͤchſter Nachbar iſt,
nämlich die Sariya’835), die ſuͤdlich von den Ourunge das
weit niedrigere, uns noch gang unbefannte Bergland Weſt-Nepals
bewohnen, mit den Mawars gemifht. Zu dieſen Saripya’s ge
hört auch die, Herrfcherfamilie von Matebum, die aber, mit Brah⸗
mans vermählt, zahlreiche Zweige gebildet hat.
3 Die weſtlichen Gebirgsgaue bis zum Kaltnubbiz
Duti, Sayarkot und Dumila, das hohe Alpenland.
Weſtwaͤrts bes gemefienen Dhawalagiri⸗Piks dehnt fi ein
weites, noch wenig bekanntes Alpenland über das Queligebiet bes
öftlihen Soggra (Sardju) bis zum weſtlichen Goggra
Galinuddi, Goree 2c., vergl. Aften Bd. 11. &. 1027) zur Ja⸗
wahir⸗Gruppe (ebend. ©. 1016) in Ober⸗Kamaun auf,
befien Mordgrenzen gegen das Nübet: Plateau hin uns ſchon in
deu Taklakot⸗und Utadhura-Paͤſſen (edend. &. 526, 546,
1016, 1027) befannt find. Die Berggaue, welche zunädft an
Malebum gränzen, find noch unter dem unbeflimmten Namen
dee Baifi Radjas, d. h. eben dee XXI Gebirgsfürften (nicht
Banſi, wie irrig bei Kirkpatrid), die collective auh Chaubifi
Rapdja’e=) genannt wurden, mitbegriffen, unter denen bier
Japarkot und Duti die merkmirdigften zu ſeyn feheinen;
aber nordwaͤrts derſelben find bie mit den größten Schneegebirgs⸗
maſſen erfüllten, höchften Alpengaue, die von und auch ſchon fruͤ⸗
der genannten Hodländer Yumila und Joyar, deren firgreich
F fortſchreitendes Radjageſchlecht (f. Aſien Bd. I. S. 677) in fruͤ⸗
herer Zeit, und deren thaͤtige Handelsleute (ebend. S. 509) wir
ſchon in Berührung mit dem Plateau von Una=:Defe, aus
Britiſchen Berichten, kennen lernten, Diefer ganze GBebirgeftrich
iſt nach dem Abſchlufſe des Friedens der Briten mit den Gorkha's
(1815, f. Aſien Bo. II, &. 490, 5%0), unter Nepalefifcher Ober:
gewalt, und baher auch von Europäern unbefucht geblieben, doch
find dem Britiſchen Gebiete von Kamaun zunaͤchſt noch viele ber
hohen Schneegipfel (Ne, XVII bis XXVH) mit in Capt. Webbs
14) Fr. Hamilton Acc. o. p. W. a8) ſ. Kirkpatrick Account
ko p. 283-235; Fi, Hamilton Acoaunt I. c. p. 237 etc.
Himal., IE. Mittel⸗Gr. Nepal; Jayarkot. 23
Aeffungen aufgenommen worden, fo daß ihre Höhen, obwol ſonf
von ihnen nichts genaueres bekannt. ift, mit in Grimms Sp
Galtarte des Hohen Dimalapa eingetragen werden konnten, wo
fie dm Nummern ber Webbfchen Vermeſſung *6) getreu ent⸗
fprechen, die wir daher hier nicht zu wiederholen brauchen. Sie
ſchließen fi ebenbürtig an Erhabenheit ihren weftlichen und oͤſt⸗
lichen NRachbarn an, indem die, 10 gemefienen Pils über 18,000
duf, 3 davon über 20,000 und swei derſelben über 21,000 Buß
emporſteigen; viele der an Höhe umtergeosdneten Berge unb auf
bedeutenden Berghoͤhen angefiebelte Dxtfchaften find auf derſelben
Kaste nach gleicher Autoritaͤt niedergelegt.
Die wenigen und über dieſen Lanbſtrich bekannt getworbenen
Nathrichten zeigen, daß er buch bie Tyrannei der Gorkha's,
weiche einſt auch zu den Baiſi (d. i. XXU) oder Chaubifi Radjas
(d. i den XXIV) gehörten, furchtbare Verwuͤſtungen erlitten, und
dieß iR unfireitig die Daupturfache der allgemeinen Unkenntniß
von diefem heile des Nepaleſiſchen Alpengebirgelandes. Im
fühweftikihften Diftricte, dem des Duti Radja), iſt die Haupt:
ſtadt Dipal auf der Karte verzeichnet; deſſen Herrſchergeſchlecht
schuete ſich zu den Abkoͤmmlingen ober Soͤhnen der Sonne
Suryabangſi), die ſeit 40 Generationen die Herrſchaft führten,
bis es durch die Gorkha's in Gefangenſchaft entführt und fein
Anhang vernichtet oder verjagt ward. Das Gebiet reichte bie zum
Kalinudi (d. i. Schwarzwaſſer) gegen Kamaun; bie Mitte
duchfleömt bee Setiganga (d. i. Weißwaſſer), an weichem ein
ſchoͤnes fruchtbares Thal in deſſen Mitte die alte Capitale Dis
pal, von drei Seiten vom Strom umflofien liegt, mit etwa 400
Hänſetn. Die Gorkha's fiebelten das feiner einheimifchen Popu⸗
lation beraubte Land mit ihren Heeren und Colonien an.
Saparloc3d), der Alpıngau, ſtoͤßt unmittelbar-an Male:
bum und Muſikot; er hatte Behertſcher von dem alten Khafiyas
Etamme, den Urſaſſen des Landes, bie ſich aber vor der Ueber:
macht der Gorkha's, aus ihrer Gapitale Mathagari, zuruͤckzo⸗
gem und in feſte Aſyle verloren haben. Der berühmtelie Ort in
dieſem Geblete IE Dalu Bafanden, ein Heiligthum des Viſchnu,
befien Quellen (Kundb) dort aus feinem Kopf, Nabel und Küßen
»*) fe Capt. Wehb Catalogue of Places anıl Elevation etc in Asiat,
Research. T. XIII. p. 306 Tabul. 27) Tr. Hamilton Account
lc. p. 282; 9. Tieffenthaler —— b. Bernoulli Berlin 4.
%.6.215. 20) edeno. ©.
⸗
26: Hoch⸗Aſlen. IV. Abſchnitt $. 74.
(Kenar), ſagt ee), ſey eigentlich im einer zwiſchen ben Bergen
gelegenen Wüfte, no 20 Meilen fern von denjenigen Bergen,
ans welchen er in die Ebene Herabflürzt, und 30 Meilen nöch.
Eh von Balzora oberhalb Kherighar (Keyri⸗Gheur der Engs
den Karten. Dost fol er aus einer großen und tiefen mit
Waſſer erfüllten Grude hervorquillen. Nach andern foll fich der
Kenar durch firben Berge mit Gewalt einen Weg bahnen, und
mie großem Getöfe von einen Felſen herabſchießen; ber Berg
"aber, in deffem Bufen dee See Dulufagar liegt, aus welchem
dee Renar hervorbreche, heiße Barein. Auf bes genannten
Karte läßt der Pater diefen Strom aus dem Lanka⸗Dhe (db. t.
Rawanhrad, f. Aften Bd. II. S. 662) hervortreten, und an
Taklakot und Sarangpur, 2 Oriſchaften, durch Tuͤbet zie⸗
ben, dann aber an Angora Darmfalah, Antz outſchou (Augſtu
bei Walter Map) vorüber (d. i. durch Vumilah, was er aber
nicht nennt, mehrere Brahmanifche Dörfer erceichen, von wo aus
er durch allerlei Fährlichkeiten, Höhlen, Engpäffe und Waſſerſtuͤrze,
in die Monts Camaouns, d. i. die Gebirge von Kamaun, eintritt,
und obechalb Balforah und Kherigar exit, in die Kenar⸗Cata⸗
raeten fich versweigend, mehrere Infeln bildet, bis er wieder ges
fammelt an der Grenze Nepais zur Ebene Hindoſtans einfließt.
Balzora, das wie weiter nicht kennen, nennt P. Tief
fenthaler eine Sefte am Strom (Claustrum), undeinen Markt⸗
org, weicher ziwei Monate hindurch von den Bergvoͤlkern und ben
Hindu: Kaufleuten befucht werde, welche von jenen Pferde, Fal⸗
ten, laͤnglichen Dfeffer(?) und andere Waaren einhanbelten; er
liegt nad ihm 10 Meilen von denjenigen Bergen entfernt, aus
weichen ber Kenar mit großem Ungeflüm und Getöfe hervor⸗
beicht, und gewaltfam Baumflämme und bie größten Steine mie
fortreißt, dann aber fich in zwei Arme theilt und kine Inſel bil⸗
det, auf welcher bee Markt liegt. Noch bedeutender als Veſte
war das weiter abwärts Legende Kherigar, das in Trümmer ver:
fi. _ So weit Pater Tieffenthaler, der den Zuſtand dieſes
Gebirgethales nur nach Pilgererzaͤhlungen vor dem Einſchreiten
dee Gorkha's zu kennen fcheint.
Jener Ausflug des Kenar ober oͤſtlichen Goggra aus
dem Lanka⸗See ſtimmt keinesweges, wie wie fchon oben geſehen
(Aſien Bd. II. ©. 663), mit Moorcrofts an Det und Stelle
14) 9, Tieffenthaler b. Wernoulli 4. Ih. 1. S. %3.
Simal., IE Mietel⸗Gt. Nepal; Yumila. 27
cagezogenen Nachrichten; auch Webb ſagt nichts darüber, ber
doch in Tatlakot war. Der Lama zu Dabling wiederholte aber
diefelbe Ausfage*), nur nannte er ben hervortretenden Fluß nicht
Kenar, fondern Mamjo Kampa, der duch Yurang firöme,
womit ee demnach das Alpenland Yumila bezeichnete. Hari⸗
Baltabh, ber Berichterflatter bei Sr. Hamilton, fagte ebenfalls,
der Fiuß, der im Oſten von ben Seen fließe (doch ft das Her⸗
ausfliehen aus dbenfelben dabei keineswegs beftimmt, the river
that flows to the east from the lakes is named ete.) 6), heiße
Karanali, er felbft babe ihn gefehen. Nachdem er nur eine
kurze Strecke in diefer Directiom gefloffen, breche er durch bie
im Güben quer vorliegende Kette der Schnergebirge, und bewäf:
fm-dannı Duamila. Weiter abwärts war ihm der Lauf unbe:
kaunt, und er wußte nur, daß er abwärts von DalusBafandra
weiter ziehe, dort folle ee Sonabhadra oder, nad Sadhu Ram
ihtiger, Karanali oder Saraſu heißen. Die vielerlei Na⸗
men dortiger Ströme feßen oft den Geographen in Werlegenheit,
doch iſt Hier die Identitaͤt dieſes Stromes unverkennbar. Ein
einfihtsvoflee Kaufmann aus Chinachin, der Gapitale von
Yumila, erzählte, daB der Raramali (Renar oder Kanar bei
Zieffenthaler) nahe an ben Sals:Gruben von Yumila
voruͤberſtroͤme, dann aber ſich nach Welten wenbe, und im Nor:
den von Chinachin (Jemlah der Karte?) vorüberziehe. Hiezu
macht Fe. Hamilton die Bemerkung: in dieſem alle müffe
dee Strom vom Rawanhrad aus erſt eine große Biegung gegen
Dften machen, und dann abermals eine große gegen Weflen, ehe
er Dalu Bafandra erreihen koͤnne; dies ſtimmt aber ſeht gut
nit dee von Grimm berichtigen Kartenzeichnung. Aus dem
Munde des fo eben genannten Handelsmannes, Etawargiri
ans Yumila, efuhe Fe Hamilton, daß befonders ber
Pferdehandel“) in Chinachin (Jemlah ber Karten), ber
Gapitale des Landes, bedeutend ſey; er felbft betrieb Ihn dort;
auch bringe man Metalle, Gewürze, Zeuge auf ben bortis
gem Markt, hole aber dagegen von dba Kubfhweife, Satz,
BB ollgeuge (Peruya), Mebicinalträuter, Moſchus, ins:
befonbere aber Pferde. Salz, fagte er, fey ein Hauptproduct
von Yumila, es komme von Murhola, einem Dre an
*5) Herbert Survey 1819, I. o. Asiat, Reg, 1825. T. XV. p, 4241
**) Fr. Hamilton Account I, c. pı 289. +7) chend. p· B4
28 Hoch⸗Afſen. VE. Abſchoite. 6,71;
_ 15 geoge. Meilen im, N.O. von ber Gapitale, aus vielen Gru⸗
. ben, die aber im Winter mit Schnee bededit find. Wenn biefer
im Fruͤhling fchmilzt, fo fließt da6 Schmelzwaſſer ab, das Vich
wird In die Gruben hineingekrieben, deren fchlammiger Boden
dann von den Füßen durchtreten, beim Abtrocknen ſich im Som⸗
mer mit einer Salzeruſte bedecken fol, bie man banın leicht wege
nehmen kann.
Etawargiri?’s Reiferoute führte ihn von Tulaſipur
über den Bheri⸗Fluß, einen Gebirgeſtrom in Jayarkot, deſſen
Territor bis auf 3 Cos fich zur Capitale Chinachin ausbreitetz
aber von Jayarkot ans dieſe Grenze zu erreichen brauchte
er, wegen vielee Hochgebirge, 9 Tagemaͤrſche. Dann betrat er
eine ſchoͤne Gebiegsebene mit vielen Tobeln buschfchnitten, gleich
der von Nepal, aber ſehr gut angebaut; fie fol von N. nach
S. 8 Cos, von O. nah W. 15 Cos fi) ausbreiten. Das
buch Dchfen gepflügte Land giebt reichen Ertrag au Weisen,
Berfie, Phaphar, Upaz au wilde Urid (?), Erbfen,
Linſen, Mais und Meis, von einer Meinen Ar. Der Wins
terſchnee hindert dafelbſt die Cultur des Zuckerrohre, des Kobo
: (Paspalum frumentaceum Roxb.) und Chang (Cicer. arietinum
Linn.). In biefem ebenern Landftriche iſt die Abgabe vom Adlers
felde zehnfach gegen bie im armen Berglande. Dieſes fruchtbare
Thal fol nah Col. Kirkpatricks Erkundigungen (f. deſſen
Nepaul S. 292) eben fo aufgebehnt feyn, wie das von Nepal;
abse es Liegt noch dichter am Himalaya-Gebirge, und Wi euch
mehr mit niebern Hügeln beſetzt. Die Gebirgskette, welche fie
dicht Im Norden begrenzt, heißt Sila pahar (Sweta pahar,
d. & Weißer Berg) und gehört zum Hochgebirge. Der Haupt⸗
ort, Chinachin, iſt groß, Liegt aber ſehr zerſtreut; alle Haͤuſer
find aus Stein ober Badftein erbaut, haben platte Dächer. Die
beiten SHaupttempel Chanbranath und Bhaitanath find, nach
Etawargiti, dem Shiva geweiht. Jeden Tag ift dort Macke,
wo man verſchiedenes Geflügel haben kaun; Mandal ober
Manal und Dhangphipa (nah Fr. Hamilton’s Med:
nung ſehr nahe verwandte Species, deren Weibchen man nicht
unterſcheiden kann, bie aber unter Melearis satyra Linn. und
‚Phasianus Impeyanus im Spfteme aufgeführt find)*), auch Cha⸗
turi (ob Chakor, eine Art Perdix rufa) geben bie gewöhnliche
*} Fr, Hamilton Account 1. c. p- 285; ch p- 95, idl.
Himal., I. Mittel»©r., Nepal; Yumila. 29
Speiſe. Roh. Kirkparrid) fol der Manal golbfachig, der
Danpbiyu gefledt ſeyn. Auch findet man ſtets Laſt⸗Schaafe
und Ziegen mit Salz, Moſchus, Medicinalkräutern
and einee Saͤmerei genannt Bariyalbheta (2). Auch komme im
des Nähe biefer Capitale fhon ber Tubetaniſche Ochs vor
(Ya, bos gruniens, welcher in Ober : Ranamar niegends tiefes
als 10,000 Fuß abfolute Höhe hinabfleigt, f. Afien Bd. II. ©.
831, 801, 671 u. a. O.)3 er iſt bier ſehr häufig, fein ſchoͤner, ſel⸗
denhaariger Schweif Heiße Chaungri⸗cham ar ober Chang»
wari (Chamari im Ganfceit) bei dem Volke. -
Nach Sadhu Ram's Ausfage giebt «0 in biefem Hochge⸗
birge dreierlei Arten Rinder, Changwari, Lulu und Ipogeb
— Schweife bei allem dreien von dee Wurzel an bufchig finds
die erfleren find aber bie geſuchteſten.
Außer diefer größten Thalebene von Chinachin Liegen im
Dumila nody ſehr geoße aber enge Thaͤler und weitläuftige Bes
birge, welche letztere ſeht häufig mit ewigem Schnee bedeckt
find. Gegen Dften rechnet man 15 KWagereifen bis Bhot (d. &
Tubet), nämlih bis Kagakoti am oberen Ghandaki⸗ oder Nas
rayani⸗Fluß; jede Zagereife nad) Hamilton's Schaͤtzung faſt 2
Deutſche Meilen (95 Engl. Mile). Auf halbem Wege zwiſchen
Chinagin und Muktinath fol eine Grenzfeſte Yunılla’g
liegen, Tidrikot, merkwuͤrdig durch einen Zempel, der Goͤttin
Kibrifundari geweiht. Nach derſelben Diſtanzenſchaͤtzung im obis
gen würde die Capitale Chigadyin etwa 18 geogr, Meil. nad
Morden hin von Jayarkot entfernt feym
Etwa ein Viertheil dee Bewohner von Yumila’O), rechnet
man, follen Brahmanen, Rabjputen und Khaſiya's ſeyn, weiche.
den Hindugebräuchen folgen; der zahlreichſte Stamm ber Bevoͤl⸗
terung iſt ber der Bhotiya's, welche nebſt den Gurungs
und einigen andern für unrein gehaltenen Tribus, bie uͤbrigen
drei Viertheile bes Population bilden. Sie bangen ben Lama’s,
ihren Prieflern, ungemein an. Die Heffprache in Yumila if
Das Khas, ſehr verfhieden von den Gorkha, Palpa und andern
Soprachen bei Neyaleſiſchen Bilteefgafen.
;49) Kiskpatrick Account }. e.p.i3i. 0) Fr Hamilton Account
L c p- 23%.
30 Hoodh⸗diſten. IV. Abſchaitt. 4. 71,
4 Der noͤrbliche Alpen⸗Stock oderdie Dhapabung—⸗
Seuppeam Triſul⸗Ganga.
| a) Nah Fr. Hamilton's Angaben.
Als die wahren Grenzen für die Nepalefiſchen Landfchaften,
Nepala Defa’!), eine ber 565 großen Regionen dee Hindas Geos
graphie, giebt man vier berühmte Pilgerorte an, innerhalb berem
der heilige Boden be Landes, Dhama genannt, liegen ſoll,
defien Mitte Kathmandu mit dem eigentlihen Nepal
einnimmt. Diefe Pilgerorte find: Bhimeswar 4 Tagereiſen
gegen Of, Kalesmar 2 Tagereifen gegen W. Nateswar 3
Tagereiſen gegen S., und Nilkantha 8 Tagereifen gegen bem
Norden, und innerhalb derfelben, fagen die Legenden der Brah⸗
manen, fey das Land von 5,600,000 Bhairawas (d. i. Geis
fiee Mahadeos) und Bhairami’s (d. 1. weibliche, feiner Ges
malin ber Sakti) bewohnt. Das fabelhafte hiervon ergiebt fich
von ſelbſt; niemals erfreute ſich Nepals vechtmäßiger Befland
einier fo großen Ausdehnung, und zumal gegen den Norden hin
gehörte, vor dee Gorkha Eroberung, bie Umgebung von Nilkantha
Immer zu Xübet, dieſer Ort felbft iſt aber allerdings noch heute
Der im Norden am ſtaͤrkſten von den Nepaleſen beſuchte Wall⸗
fahrtsort. Noch hat ihn kein Europaͤer beſchrieben; der Weg
nah Nilk antha führt aber in die Mitte der Schneegebirge des
Diayabung, deren Gipfel von Crawford gemeſſen wurben,
deren wunderbarer Anblid uns auch durch deſſen Panoramanfich:
gen 52), bie Se. Hamilton In feinem Ichrreichen Werke mitges
theilt hat, als die einzigen jener Gegenden befannt geworben find.
Die Zeichnung iſt In der Nähe von Ranikabag, oder aus dem
Bärten der Königin, wo die Britiſche Embaſſade refidicte,
aufgmommen, und bie erhabinen Gchneelegel der Dhapa⸗
bung: Gruppe, melde jene Landfchaft mit ihren Schneeruͤcken
magiſch überftrahlen, find mit L, K bezeichnet.
Nur die Nachrichten der Wegerouten?) von etwa 8 Tagen
von Dogimara im hate’ des Triſul-Ganga aufwärts nad
Rittantha, find uns nad) jener Nord:Direction hin duch Fe.
Hamilton befannt worden. Die von Col. Kirkpateid al6 Au:
genzeuge bis Nayakot gemachte Reiſeroute, ſo wie deſſen uͤbrige
4
>
1) Fr. Hamilton Account I, c. p. 19. 2) ebend. p. 88
53) ebend. pr 193 - 19.
Himal. II. Mittel-Gr. Nepal; Nilfanıhe. 31
Etundigungen über jene Norbpaffage werben wir jener Angabe
als Ergänzung nachfolgen laflen. s
Erſter Tagemarſch. Don Yogimara, das in gleicher
Breite mit Kathmandu, aber am Ufer des Zriful liegt, dene
felben mmtlang gegen N.D. noh Mahes Domohana (Maissey
Dumohuna auf Cary Map), ein großes Dorf auf einer Anhoͤhe,
des am Zufammenfluffe des Heinen Mahes, der von Oſt ben,
von Kathmandu, aus der Ebene von Groß: Nepal fließt, zum
Zriſul gelegen iſt.
Zweiter Tagemarfch, über 2 bis 3 Dörfer im Thalufer
aufwärts, nad) Devighat (Daiby Ghaut), einem geoßen Dorfe,
an einem Hanptübergange bed Triſul, und an feinem Zuſam⸗
menfluffe mit dem Tadi.
Deitter Tagemarſch. Nah 6 Stunden weiter gegen
Norden wird Napakot eine der Hauptiiädte bes eigentlichen
Real erzeichts fie liege auf einer Anhöhe an der Oſtſeite des
Zrifut, und foll 12,000 Käufer haben, die wie die in Kathmandu
aus Badfleinen erbaut find unb größtentheils von Newars bes
wohnt werben. ‘
Die vierte Tagereife führt zum Dorfe Dhayabung,
das ſchon vorzugsiveife von Bhotiya's bewohnt, auf einem hoben
Berge am Bitrawatighat gelegen iſt. Diefee Bitrawati⸗ Fluß
kommt 4 bi 5 Stunden vom Oſten her. ”
Am fünften Tage gelangt man nad dem Bhotiya Dor
Dhunchi, auf einem großen Berge füdlih von Trifuls Banga
gelegen.
Der ſechte Tag führt zum Bhotiya Dorfe Dhimfa,
das den Ghorka's damals (zu Fe. Hamiltons Zeit) noch nicht
amtnworfen war. i
Bon da, am fiebenten Tagemacrſſche, fehlen bem Lande
alle Einwohner bis nah Gofaingsthanz überall iſt dieſer
Weg mit Schnee bedeckt. Drei Stunden von Dhimfa erres
hen die Pilger Ganes Gangera, ein Idol des Ganeſa, das
ſie anbeten. |
Dee ahte Tagemarfch führt enblid, von ba, in 7 bis 8
Stunden Weges nah Bara Niltantha, wo 8 Quellen ver.
ehrt werben; eine derſelben iſt Heiß und fchickt vom ihrer Ober
Rüde eine blaue Flamme aus. Eine Halbe Cos oͤſtlich von ihr
if die Quelle Gauricun da, und eben fo viel weiter bie, welche
Ouryatanda heißt. Unmittelbar hinter dieſer erhebt ſich dee
32 Hoch⸗Aſien. IV. Abfchnitt. $. 71.
ungeheuere Coloß Bofaingshan (der Berg Diayabung), dee
Schneeberg, aus defien Oftfeite ein Arm bed Kauſiki ober
Kofi: Kluß entſpringt. Im Süden deſſelben Dochberges liegt ber
‚, Bag Mahbamandal, auf dem Glimmer in großen Platten
bricht, auch Bergeryſtall, Blei und Zink gewonnen wird.
Dieſer Waͤufahrtsort Nilkantha, oder au Gofaingsthan ge
nannt, an dem zugleich mit der Pilgerzeit eine bedeutende Meſſe
in den dort aufgefchlagenen Aramiäden gehalten wird, liegt etwas
zur Seite gegen ben Oſten; folge man ber Handelsſtraße von
-Dhundi direct gegen Norden, fo erreiche man die Station
Kerung (Khiro, Kirk), welche feit dem Grenzkriege 1802 an bie
Chinefifche Grenzhertſchaft abgetreten worden iſt.
b) Nah Kirkpatrids Beobachtungen, !
Col. W. Kirkpatrid legte im Fruͤhjahr 1795 bie erfle
Hälfte desfelden Route bis Nopakot zurüd; auf feine En»
baſſade an den Hof der Gotkha's, der während ber Unterhandluns
gen bei dem Einfalle bes Ghinefifhen Heeres, von dem ſchon
oben die Rede war.(f. Afien Bd. I. ©. 487), dort feine Reſi⸗
benz gmommen hatte. Durch ihn al6 Augenzengen erfahren wie
im wefentlichen Folgendes S*). Ä
Gr durchſetzte ebenfalls den Mahbas : Fuß (Mahalfe bi
Kirkpatrick; wie folgen bier, wo es geht, der beffern Namenfchreis
bung Hamiltons, ber ſchon an vielen Stellen feinen Vorgänger
“ berichtigen Eonnte), doch weiter oberhalb, am Zub des Dunas
batfi; es war daſelbſt 40 Fuß breit. Nach Ueberfieigung eines
ſteilen Berges hinab zum etwas höher liegenden Thale Kulpu⸗
baifi (Baifi, d. H. ein Culturthal im Gegenfag von Tar, ein
wilden hal), durd weiches der Kulpu mit jenem parallel, von
D. nah W., zum KZirful: Sanga flieht. Das Zwiſchenland iſt
gut bebaut, lieblich, pittorest, voll blühender Waldbaͤume, aus
den Stämmen ber Tannen tropfte durchfichtig und hertlich duf⸗
tend dee Terpentin, wie in Citzapſen geformt, hervor. Eis
fengruben legen im Weſt, Eifenfhmelzen im Oſt nahe dem
Wege, der Boden If mie Talkbloͤcken uͤberſtreut. Weiter gegen
Morden, Veberfleigung des hohen Kumhara⸗Betges, uͤber deſſen
felfige Klippen die Straße führt. Auf feinen Gipfel, am gleich⸗
namigen Dörfchen, teird noch Reis gebaut; die Aueſicht von da
u.) Kirkpatrick Account 0 die Kingdom ofNepaul lc 9:107 147.
6
— 3
Himal. I. Mittelk®r., Nepal, Royale; 33
über das weite Kuch ar (bad untere Tuͤbet, ſagt Kirkpatrick), ges
gen O. und W., zum ſtarren Schneekranze des weit höheren Ber
birgtemphithenters, und hinab zu ben nächften grünenden Thaͤ⸗
lera mit den Schlangenwindungen bed Tirſul, Tadi unb anderer
Bergftroͤme if großartig und anziehend. Nordwaͤrts fällt der
Buck auf die Ruinen eines Bergeaſtells, Bailkote, und babins
ter, hinab, in das Thal der Winterreſibenz Mopakot (Noa⸗
tote). Das Aufftigen sum Kumhara⸗Gipfel, 34 Engl.
Meilen, der Hinabweg In 54, alſo in zwei flarfen Stunden, durch
Waldung von wilden Eichen (hang), Dbfibäumen und
anderer, bie in ſchoͤnſter Pluͤthe ſtehen, an fünf Bergſtroͤmen
voräber, bie ſich alle in das Tiefthal des Tadi hinabſtuͤrzen.
Der letzte Hinabweg fuͤhrt durch ſehr ſteil terraſſirtes Culturland.
Dee Tabi⸗Fluß, von N.O. aus dem hohen Schnecgebirge kom⸗
mend, durchftroͤmt dad Thal von Nopakot gegen S. W., reißend
und in großer Breite; ohne kuͤnſtliche Cindaͤmmung feiner Ufer
würde er ſehr zerſtoͤrend ſeyn. m feinem tiefen, ſehr warmen
Thale wuͤrden alle Fruͤchte bed tiefen Bahar gedeihen, meine
Kirkpatrick; der bier gebaute befte Reis, Stra Serri, if
derühmt. Mur ber hohe Berg Bhirbundy fcheidet dieſen tie⸗
fin Thaleinſchnitt von dem eigentlihen Nepal in SD.
defien Ebene mit Kathmandu nach Kirkpatrick's freilich uns
vollländiger Barometermeſſung etwa 2000 $. Par. (2205 5,
Engl.) höher legt. Daher gedeihen hier auch noch das Zu ders
rohr, fehr gute Ananas, Drangen (Gantola) bes trefflich⸗
fra Art, und andse edle Fruͤchte. Am Nordufer bed Tadi exe
hebt fih der Berg Noyakot, auf beffen kuͤhlerer Höhe bie
gleichnamige Stade liegt, body warm und gefchüst genug, um
als Winterrefibenz für ben Hof der Gorkha zu bien,
wenn bie Kälte in Kathmandu zu fchneidend wich, Hier am
Fuße des Berges zum Tadi⸗Ufer ſchlug Kirk patrick fein Lager
auf. Die Hitze flieg hier vom 3—17. März nad) 103 im Belt
ongefleliten Beobachtungen zur mittleren Höhe von 17° Reaum.
(703° Fahrenh.), zum Ertrem von IR. (98°5.), das Minis
mum war 9° M. (54° 5.) Vom Apsil an ift dieſes Thal, wie
das von Rampur (f. Aſien Bd. Il. S. 767), wegen ber Apul
Owi bei Kirkp.), d. i. dee böfen Sommerluft, nicht mehr zu
bewohnen. —
Zur Stadt Noyakot mit einem heiligen Tempel ſteigen
Ampnflufen hinan; bie Berghoͤhe, auf ber fie erbaut iſt, sieht
Mitter Erdennde IV. ‘€
34 Hohe Aſien. IV. Abſchniit. $. 71.
fich norbiwärts gegen ben Mahamandat, einen hohen PIE ber
Lanbfchaft hin, Hinter welchem der Thaleinſchnitt bes Triſul⸗
Ganga aud von RD. gegen S. W. voräberzieht, fo daß beide
Stroͤme, Tadi und Triful, ihn tie eine Halbinfel umfließen,
und ſich gegen S. W. am Devighat (Daiby:Ghaut bei Kirkp.)
vereinen. Diefe Localität giebt Nopakot eine feſte Lage, und
am Eingange ber Päffe eine beberrfchende Stellung: denn zwi⸗
ſchen dem alten Gige der Sortha im Weſt und der neuen ero;
berten Capitale Kathmandu Im S. O. liegt ed in dr Mitte,
im Kreuzwege der Päffe, die zugleich die einzige Paf:
fage nah Obers und Untersübet, am Triful wie am
Ghandaki aufwärts, geflatten. Auch gegen Süb geht der
Daß über den Kumhara nah Indien, gegen Oſt über den
hohen Bhirbundys Bag nah Kathmandu, und gegen
Mord unter dem coloffalen Dhayabang, ben auch das Chinefen-
Heer bei ber Unterwerfung Nepals herabfleigen mußte (vergl.
» 'Aftm Bd. II. &.487), führt die einzige Heer⸗ und Handels⸗
‚Strafe hin zum Kheru⸗Paß nad) Tuͤbet, wie etwas feitwärts
die große Pilgerſtraße zum Wallfahresorte Nilkhent.
Mopakot war die erſte 55) Eroberung und Reſidenz Purthi
Merains, wo fein Sohn Radja Bahadur Sahi (ebendaf.
S. 486) geboren wurde. Am nahen, wild romantifdhen Vereine
«beider Gebirgöftröme, dem Devighat, iſt der Mahamal, oder
Bhawani, der Schutzgoͤttin Nepals, ein Tempel erbaut, mit Mes
wärs Prieflern, deren Ceremontendienft aber ganz ketzeriſche Ge⸗
Praͤuche (3.8. Opfer von Büffeln, die fie felbft verfpeifen) gegen
dre Hmbufehre befolgt, Weide Stromwaſſer zwifchen Elippigen
Felsufern find heil und klar, aber das des riful weit kälter
als das des Ta di, weil diefer Im weiten fonnigen Thale, jener
aber nur zwiſchen engen Selöfchluchten aus dem Gchneegebirge
daherbrauſet; ihre Quellen liegen jedoch ganz nachbarlich neben
«einander. Don da durchzieht der Triſul-Ganga abwärts bie
wenig bebauten Thaͤler Gujure-Tar, Siſa⸗baiſi, Jogi⸗
mura; von da, mit dem Murfiangdi vereint, ergießt er ſich
am Pilgerort Deoghat nahe dem Berge Upadrung in den
Ghandaki. Gene reißende Gewalt während diefes Laufes (24
geogr. Meilen), etwa 5 -Ragereifen weit, hindert jebe Art bes
Beſchiffung. Mor der letzten Eroberungeperiobe dur Purthi
ss) Kirkpatriek-Aceonnt of the K. of Nepaul I. c. p.116.
” Fi
.
v
* 1
\
Himal., IL Mittel-Gr., Nepal, Birbundnbers. :35
Neraln ware bee Teifut der Grenzſtram ber Sorkhalt im Mes
Ren und ber Rewars Provinzen im Dfien. Die einzige Con
munketiom zwifchen No pa kot und Kathmandu, der Königs
weg ywifchen beiden Refidenzen, führt gegen S. O. über ben hohen
Bhirbundg, ber zwax nom Safe, wie von Handelsleuten, fehr
aͤnfig überfliegen wird, deffen Weg dennoch keineswegs fich einer
usbeſſerung erfreut. Der Hinaufweg von Nopakot iſt fanft
und bequem, reizend durch bie [höne Bewaldung und bie ſchoͤn⸗
fin Auefichten, über das Zollhaus, das auf halbes Wege auf
feinem Rüden Liegt, wie von da zum Bhutyas Tempel auf feiner
Höhe, die wahrfcheintihh nach Colebrooke's 56) Berechnung bes
Barometerftandes 5511 8. Par. (= 5875 8. Engl.) beträgt. Ges
gen Nordben zeigte fi der erhabene Dhapabung mit friſchem
Schnee debeckt, ats Kirkpatrick bort vorkberzog, ber von ihm
fagt, ex zeigte fih prachtvoll, wie Oſſa auf Dellon und wie
Diymp auf dem Oſſa. Neben ihm flieg, weiter oſtwaͤrte, an ber
Duelle des Tadi, ber noch erhabnere Jibjibia⸗Pik über alle
feine Rachbarn in Kuchar empor, ber obwol im Winter und
Frühling auch Schnee trägt und ſelbſt im Sommer immer fris
hen Schneefall zeigt, doch bis auf feine Höhe bewaldet
iſt. Die Bauern, welche in da6 Lager von Noyakot von ihm
den frifchen Schnee herbeihoften, brauchten dazu zwei Tage und
eine Nacht; doc fchägte man feinen Abftand nur auf 4 geogr.
Meilen (20 Engl. Meilen), Hinter ihm thürmte fih, vom Bhir⸗
bundy aus geſehen, noch ein zweiter Pit empor, zur erhabenften
Schneekette gehörig, welche. den glänzenden Zug des Hintergrune
Des ſchmuͤckze. Won der Höhe des Bhirhundy⸗Paſſes ift ber
Hinabweg nah Kathmandu an Felsklippen und Abflürzen
bin weit ſteiler und befehwerticher, im Zickzack anf. Kalkſteinbaͤn⸗
ten, bis zum Bifhumutmp : Klug, in deſſen Windungen Bala
Nitkd⸗nt Cb. i Klein Nithent), ber hellige:. empelort am
Eingang der Kathmandu⸗Ebene. Hier wird ein colofſales Stein-
biid Mahadess, tm laͤnglichen Wafferbeden auf dem Rüden ru-
hend, ringsum von Quellwaſſern umgeben, die'aus 21 feltfam
verzierten Steinröhren hervorrauſchen, von den Pilgern verehrt,
die Hier ihre Ablutionen und Vorbüßungen verrichten, ehe fie.
sum Bura Nilkhent (db. i. dem großen Nilkhent) im Norden
von Kathmandı ziehen, welches beide jedoch nur Bleinere Reptaͤ⸗
56) Colebrooke Ön the height of Him. etc. in Asiat. Res. XII. p.266.
62
\
38. Soh-Afien. IV. Abſchaitt. $. 71.
gangtich, aber auch dann wegen dei tiefen Schners noch ſchwierig, und
Arts faͤllt friſcher zum alten Schnee hinzu. Dee hohe Zibjibieas
Berg, welcher Rilkaäntha im Süden gegen Nepal kin umfchließt,
iſt noch biß zur halben Höhe mit tiefem Schnee bebedt, ungeachtet er
zur unter 28° noͤrdl. Breite Liegt, alfo in gleichem Parallel mit dem
Pit von Teneriffa, dem Kirkpatrick ihn an Höhe gleichſtellt. Schon
von Dhuncho an fol das Athmen fehe ſchwer ſeyn, auch wenn man
nicht bergan fleigt,, wegen ber Giftaushauchungen der Gewächfe unter
. bem Schnee, die man Bhyru⸗pate, Soanspate u. a, nennt. (Berg
Afen Bd. ll. &. 444, 533, 971 u. a. D.) Weiter als, über dem am
SyriasKund ganz nahen Gauricund, ſagt man, ſey es unmögs
It auf andere Weiſe als buch Zauberei der dortigen Lama's
vorgubringen. Auf dem Gipfel bed Kerumbu, erzählt man, feyen 5
Poakhras (d. i. Seen), die ihre Waſſer aus Quellen vom nahen
Berge Huſtimachul erhalten; mir 23 Cos von Kerumbu. Dieſe
Stelle ſey faſt das ganze Jahr hindurch mit Schnee bebedt, body fol
fie noch Reis erzeugen, den aber Mahabeo Yurbutty, d. 1, der große
Bergs Bott, ſelbſt bauen fol. Er reife dort im Monat Sawrum (db. 1.
Juli und Auguft), ber einzige Monat, in welchen dort Reiſende paffiren
koͤnnen. Freilich habe er nicht hinreichenden Vorrath zur Sättigung,
aber auch nur ein paar Körner biefer Frucht gu erhalten, bieten die bes
voteften Pilger alles auf. So weiß ber Eigennug noch am non plus
ultra ber Himalaya⸗Piks feinen Vortheil zu ziehen.
Anmerkung 2. Gebirgspaffage bes Chinefens Heeres 22)
beim Ueberfall in Nepal 17M,-von Munuasphaut in
Tübet über die Kheru⸗Straße durch das Schneeger
birge bis Nopakot.
Diefe merkwauͤrdige Route tft bie einzige aus Nepaleſiſchen Berich⸗
ten uns bekannt gewordene, welche auf diefem directen Norbwege tief in
das Innere bes hohen Platenulaudes von Zübet, und zwar in defien
fonft unbekanntes, weftliches Gebiet einbringt, weftwärts von H’laffa,
Teſhu⸗Lumbu, Kuti und Aridzong, Namen von Ortſchaften,
die. ſchon auf bekannter gewordenen Wegrouten liegen, Es werben 15
Tage aufgeführt, von denen bie erften 9 Tagereiſen durch befannteres
Gebiet der Himalaya» Päffe bis Kheru (nad) Angabe 141 Ghur⸗
zies °*), ein Ghurrie hat = 29! Minute,alſo eben fo viel Engliſche
‚ Meilen Weges, = 84 geogr. Meilen) gehen, mit welchem Drte bie
ebene Höhe des erhabenen Tübetiſchen Zafellandes bes
*3) Kirkpatrick Acc. of the Kingdom of Nepaul L c. p. 0% — 808,
er) ebend. p. 293.
A
Himal., II. Mittel-Ör., Nepal, Kheru-Paffage. 39
giant. Denn von ba an, heißt es im Routier, bat man bas
Zofelland von Zübet erreidht, und nun geben bie Wege
auf Ebenen weiter. Kheru iſt alfo bie Grenzſtadit ber von
da an beginnenden breiten Plateauftüfe TZübets, wie Shipke,
Daban. a. (f- Affen II. ©. 507, 685 u. a.) Der Weg von ba bi
Zungah (Shungagart auf Hamilton’ Map, Dihengga nad
Klaproth) zu den Quellen des Bura Ghandaki (Beri Ganbat)
finmt mit Hamilton und bem von Klaproth auf feiner großen Carte
centrale de K’Asie, beren vorläufige Benugung ich der gütigen Mitthei⸗
Iung des berühmten Drientaliften verbanke, genau übereinz weiter gegen
RD. fehlen darauf aber bie im Repaleſiſchen Routier angegebenen Sta⸗
tionen des Ghinefenherres, nämlih von Shibusgounra, etwa 10 geos
graph. M. bis zu einer Lama⸗Reſidenz Munuapbaut, bie unter bien
fm Kamen uns unbelannt bleibt (ob Melung, im N. W. von Aridzong ?).
Es if diefes Routier interefjant, weil es fi) an das ber Öftlicheren Ge⸗
birgspaffage über Kufi anſchließt ıf. unten), und weil es mit ben ſchon
oben gegebenen Ausfagen Shangring- Yung ’s gut Übereinflimmt (f.
Alien I. S. 664), woraus fi ergiebt, daß die von Weſt kommende
ManoforowarasRoute nah Kathmandu zu Kheru**) (identifch mit
Khiru, Kirk oder Kherung) mit diefer großen Heerſtraße in Tübet
zufammenftößt. Die einzelnen Daten finds
1) Bon Royakot nah Dhayabung (Dayabeng bei Klaproth),
gen R.D., 4 geogr. Meilen (20 Shurried) am Zrifuls@anga
aufwärts; man überfegt den Bettrouillis Klug und fteigt dann zur
Stadt hinauf, bie etwas unterhalb bed Berggipfels liegt. Man kann in
fünf Biertelftunden hinaufreiten. Der General Thungthang, Goms
mandeur der Ehinefifhen Armee, Lied nur einen Theil feiner Zruppen
tiefen Berg hinabfteigen, er felbft ruͤckte nicht über bis Stadt Dhayas
tung hineb,
2) Rad Khabria, R.N.W., 25 geogr. Meile (12 Ghurries), wo
ein Gefecht zwifchen Chineſen und Nepalefen vorfie, Der Weg winbet
fi) dahinwaͤrts, doch ohne bedeutendes Aufs ober Abfteigen.
3) Nach Ramchia (f. oben Ramchagong Route III., Sram bei
Kiaproth), nach N.O., 2 geograph, Meilen 110 Ghurries), wovon die
Hälfte bergan geht.
4) Rah Sienia⸗ural in R.D., 5 geogr. Meilen (25 Ghurries);
die erfien paar Stunden winbet fi ber Weg um ben Berg, dann geht
es bergab nah Sisnia, wo ber Sis nia⸗kola vorüberzicht zum
Triſul-Ganga, ber im Gebirge Lawhribinna entfpringt. Hier .
umher find viele Berghöhlen (Ural) mit Lieblingsfigen Mahabeod; von
einer derfelben wird der Drt benannt. (In dieſer Strecke wird, auf der
*) Fr. Hamilton Account 1. c. p. 195, 272.
42 Hoch⸗Aſten. IV. Abſchnut. 4. 72.
6. 72.
Erläuterung 2
Die vier Nepalefifchen Stufenlandfchaften; das eigentliche Nepal
(Nepal proper). Die Heimath ber Gorkha in Weſt⸗-Nepal.
Der Genauigkeit ungeachtet, mit welcher auf unſern neuern
Karten ſeit dem Chineſichen (1793) und dem Britiſchen Kriege
(1815) gegen die Gorkha's (ſ. Aſien Bd. II. ©. 487, 617)
die Grenzen des Königreichs Nepal abgeftede find, wodurch
die flasiftifche Ausdehnung des jegigen Staates der Gorkha⸗
"Dynaftie, aber keineswegs die bes Landes bezeichnet wird,
würbe «8 doch fehr fchwierig ſeyn die eigentliche Landſchaft
Mepal zu ermitteln. Die durch die Uebermacht der Gorkha's
feit: einem halben Jahrhundert herbeigeführte Wernichtung , Vers
wirrung und Vermifchung fo vielerlei Pleinerer und größerer als
pinen Staaten und Voͤlkerſchaften, deren Localverhaͤltniſſe vor
dieſer Periode kaum den Namen nad gelannt waren, machte
bies, felbft an Drt und Stelle einem Fr. Hamilton, zu Ans
fange des XIX. Jahrhunderte unmöglich, und nad ihm iſt kein
Beobachter aufgetreten, der beichrenber als er fich über jene Land:
fhaften hätte vernehmen laſſen. Kirkpatrid 66) hat nur im
Algemeinen und ſehr unbeflimmt die Staatsgrenzen Nepals zu
feiner Zeit angebeutet. Wir verbreiten uns daher in unfern Bes
ſchreibungen Nepals auch bier keineswegs nad) ber fonft be:
Uebten geographiſchen Manier fogleich über das Ganze, das uns
je nur feinen einzelnen hellen nach bekannter werden kann, fons
dern befuchen zuvor nur feine befannter gewordenen Partien, wos
bei die unbekannteren als Lüden zur Erforſchuug für die nächfte
Zukunft von ſelbſt übrig bleiben, Nachdem wie fo im weftli-
hen und nördlihen Königreihe Negat die hoͤhern Ge
birgslandfehaften, fo weit die Berichterſtattung reichte, kennen ges
lernt, ziehen wir, mit dem trefflichlien, bisher wegen ber Seltens
heit ſeines Hauptwerkes, bei allen Geographen faſt gänzlih uns
beachtet gebliebenen Beobachter, in die Mitte des eigentlichen
Nepal (Nepal proper der Briten), in daB Centralland ber
Gapitase felbft ein.
Nepal (Nepaul) oder Nepala Defa nad ber Schreibung
dee Brahmanen, eines der 56 gefeiesten Defa’s, d. i. Regio:
**) Kirkpatrick Account of the Kingdom of Nepaul 1. c. p. 280.
v
Himal., II, Mittel-Br, Nepala Dee. 43
nen, Hinduiſcher Purana's ſoll eigentlih Mipampal (von
Nipam, d. i. Sanctus)67), das heilige Land heißen, und, |
wie oben gefagt, innerhalb ber 4 Waufahrtsorte eingefchloffen
fern. Als folches ift es natürlich ein Lieblingsaufenthatt der
Yinbu-Bötter im Satya Yug, d. i. im goldnen Zeitalter,
und feine Geſchichtess) ift in ben Purana's und Chroniken ein
hiſtoriſch mythologiſches Gewebe einer lange herrſchenden Ne⸗
warsDpnmaftie, die aus dem vorliegenden Hindoſtaniſchen Tief⸗
lande in after Zeit dahin gewandert, allen Samen Hinduſtani⸗
fer Culture und Religion mitgebracht haben fol. So wenig dies
auch wit der Speciaigefchichte der einzelnen Herrſchergeſchlechter
der Newars, und der vielfach unterfchiedenen Voͤlkerſchaften ber
einzelnen Gebirgsgaue Nepals, noch weniger mit den Gprachuns
terſchieden und dem Meligionszuftande der Bewohner, bie mehr
noch Bubdhas, als Brahma:Diener, und häufig keines von beiden
find, zufammenhangt: fo iſt es doch ben Briten felbft bisher ges
lungen, nur Hypothefen über den früheren Zuftand bes Lans
des und Volkes von Nepal aufzuftellen, von denen anderwärts
bie Rede fepn mag. . Das einzige pofitive Datum, das Sr. Has
milton über die frühere Zeit zu ermitteln im Stande war, iſt⸗
daß die Newars 9), d. 1. J in Agricultur, Induſtrie
und Kuͤnſten am meiſten formeſchrittene Maſſe der Nepaleſiſchen
Population, im eigentlichen, fruchtbaren Nepal (vor den Zelten
des Gockha Supremates, die einem einzelnen Gebirge: Aribns ans
gehören), lange Sahrhunderte hindurch ein em Herrſchergeſchlechte
ans ihrer eigenen Mitte unterthan waren, deſſen Glieder durch
den Titel Mai ſich vor allen anderem auszeichnen. Cinige Zeit
vor der Mitte des XVII. Zahrbunderts und den Eroberungen bet
Gorkhali, hatte fich diefe Dynaſtie durch Die Spattung in drei
Hnfchaften, bie Kathmandu, Lalita-Patan und hats
gang hießen, geſchwaͤcht, wodurch es den Gorkha“s, einem ihe
te abhängigen Baſallenſtaaten, um fo leichter wurde, fich
über feine altem Gebietee emporzuſchwingen. Ranjit⸗Mal
von Bhatgang, ber fiebente Nachfolger feines Vorfahren Zub: .
Mat, weicher die Herrſchaft dreifach getheilt hatte, trat, mit dem
Oberhaupt Prithwi Rarapıan dee Gorkha im Wande,:g
*°) Fr. Hamilton Account of Nepal I. c. p.187. ) Kirk atrick
Account etc. 1. c. Chap. VIII. p. 255— 268, . °°) Fr. Hamit-
ton Account L c. p. 20, 186.
x
=
Hohh Mm. EV. Abſchnitt. 6.72
gen feine Vettern, die Weherrfcher von Kathmandu, in Febde
auf, welche im Jahre 1767 mit voͤlliger Unterjochung feiner ferbft
wie alle Newaré und ihres Zürftenhaufes, der Dal, durch
die Gorkha's endete. Die Siege biefer jüngetn,: graufamen
Empotkoͤmmlinge blieben nun nicht bei ber Beſitznahme der Ter⸗
sitorien bee Mal, des Gefchlechtes ihrer alten Lehnsherrn, fichen,
dem Culturs Mitte Kathmandu und das eigentläcde
Nepal war; Sondern fie breiteten ſich bald zu beiden Seiten
ber alten Capitale Aber alle jene alpinen Landfchaften des Hi⸗
malayas Syftemes aus, deren Mitte von den oberm Stromlaͤu⸗
fin des Ghandaki und Kofi durchzogen wirds; ja fie ruͤckten
oftwärts dis zum Tiſta in ihren Eroberungen vor, weft-
wärte über die Goggra⸗Arme weit binaus bie zu dem
Sſetledſch, wo wir ihre Befchräntungen ſchon anderwaͤrte ken⸗
nen lernten. Hier iſt es nun, wo wir durch Beobachtungen ei⸗
niger Britiſcher Augenzeugen wenigſtens in einem Heinen Raume
des eigentlichen Nepal (Nepal proper), und zunaͤchſt in der
Capitale Kathmandu und ihrer naͤchſten Umgebung uns vn
tiren koͤnnen.
41. Die vier Stufenlandbfhften des eigentlihen
Nepal's, nad Beobahtung von Fr. Hamilton”).
Bier verfhiedene Stufenlandfehaften echeben fih von
Hatoftans Ebenen duch das Nepaleſen⸗Gebiet bis zu den Schnees
ruͤcken der hohen Himalaya⸗Ketten, weiche in diefem öftlichen Zän-
Sergebiete mit dem Emodus des Ptolemaͤus identifch find; drei
Diefer auffisigenden Terraſſen durchwanderte Sr. Hamil⸗
ton, bie vierte konnte er in ihrer größten Erhabenheit nur aus
Der Ferne beobachteten. Er charakterifist fie: a) als das Mie:
derlaud; b) als bie Hügellandſchaft; c) als die Berg:
kanbfchaft und d) ale das Hochgebirge.
2) Das Niederland, Kariyani, Tarai ober Ketoni
der Eingebornen (the lowland b. Hamilton), nimmt jenen ſchma⸗
len Saum fumpfiger Niederungen zwifchen ber Hindoſtaniſchen
bene und den erſten Vorketten des Berglandes ein, ben wir
and) Thon am Eingange des Lanbfchaften von Butan, Sir⸗
more, von Gherwal und Kamaun (f. Aſien Bd. Il. S. 483,
7°) Fr. Hamilton Account I. c. p. 62— 100.
Himal. IL. Mittel Sr. Royal, Riederland. 45
614, 817, 918, 1029) kennen lernten. Gr zeichnet ſich bier vor
jenen fehe nahe verwandten Bocalitäten durch eime verhaͤltnißmaͤ⸗
Sig größere Fruchtbarkeit aus, fo dag er ſelbſt dem in den ſuͤdlich
angenunden Diſtricten des Britiſchen Compagnielandes vorzus
nehen MB. Zahlreiche kleinere Fluͤſſe, die ihn durchſchneiden, die⸗
nen zur Bewaͤſſerung der Saaten für die Ernte, in ber trocknen
Jehertzeit; vom tropifchen Regen gefüllt, werden fie ſogar ſchiff⸗
bat, ober dienen doc) zum Holzfloͤßen, daher auch bie Benennung
Zariyami, d. h. „das durchſchiffbare Land.” Dieſe
Waffe find reich am dem trefflichſten Fiſcharten, wie Karpfen
(Cyprinus rohita), Barben (Mugil, Carsula, Hamilt.) u. a. Das
Chma If} bafelbft ſchon bedeutend kühler als in ben tieferen Gan⸗
seöthäleen; 3. B. gu Patna, aber auch weit feuchter; die hei⸗
fen Winde fangen daſelbſt einen Monat fpäter an. Hamil⸗
ton brachte ein paar Monate bes günftigen Jahreszeit In dieſem
Zaripani zu. Aber gegen den Anfang des April wird biefer
Aufenthalt fhon zu ungefunbs das gute Trinkwaſſer ſparſam.
Bis zur kalten Jahreszeit flellen fi) nun bie Kieber und Zerruͤt⸗
tungen der Eingeweide bei ben Zurudgebliebenen ein, welche bie
Repalefen der Ayul (doul bei Pat. Siufeppe?’), d. i. Olla im
Alphabet. Tibet., d. 4. giftige Luft, die von dem Athens geofßes
Schlangen kommen fol) zufchreiben,, die verftändigern aber bes
Derwefung der Pflanzen in den flagnirenden Waſſern, die waͤh⸗
rend ber Regenzeit vor ſich geht, weit bie Ayul erſt nach bem
‚Anfange derfeiben beginnt. In den Wildniſſen diefes bis auf 4
585 Stunden breiten Bürtels von Niederland beflchen bie
Baldungen vorzäglih aus den Baumarten: Palas (Ery-
thisa monosperma, Lamark) und Simul (Bumbax beptaphylia,
Lam.)3 aber die Gorthati’s Haben viele derſelben gelichtet, und
den Fruchtboden (das Kadir⸗Land, f. Afien Bd. U. ©, 848) im
Getreideland verwandelt, das ſchon guten Ertrag giebt; auch
guter Tabak und röchlihe Baummolle gedeihen hier fehe
gut. Bei größerer Sicherheit bes Eigenthums wuͤrde bas Laub
unmdiih, reich ſeyn. Bei mancher ziwifchengebauten Culture
ſtelle iſt jedoch noch ein großer Theil in Wald dickicht begra⸗
ben, den bei weitem groͤßeren Landſtrich nimmt jeboch hoher
’!) Deseript. de Nepal par le P. Guiseppe in Rech. Asiatiq. ed:
Langles 4, T. IT. p. 348; A. Georgii Alphabetum Tibetanum etc.
Romae 4, 1762. p. 432.
46 : Hoh-Afien. IV. Abſchnitt. $. 72.
Graswuché oder Binfenanger ein. Diefe werden buch
Feuer jährlich abgebrannt, das Gras giebt nur ſchlechtes Mich
futter, die Seuchte und Kühlung hält jedoch die Strecken immer
gruͤn, und in der Srühlingezeit, bei zu großer Schwuͤle in ben
tieferen Gebirgsebenen, treibt man aus ben Provinzen ber Con⸗
pagnie die großen Heerben in dieſe kuͤhlere Zone auf die Weide.
Aud wählt Hier eine Binfenart Sabe (Ischoenum), Wovon
Streit: und Seilwerk gemacht und in Menge nady Bengalen
ausgeführt wirb.
Diefe fieberreihe Region bee Sumpfwalbungen
iſt, wie anderwärts, zugleich da6 große Jagdrevier ber Einhei⸗
mifchen; doc hat hierin ein Wechſel Etatt gefunden. Vor ben
Eroberungen des Nepaleſen fuͤrchteten hier die kleinen Häuptlinge
des Landes die Ueberfälle ihrer Nachbarn fo ehr, daß fie ftatt
der Verſchanzungen hier das Wachſthum unbuschbeinglicher Wal⸗
dungen als ihre Grenzſicherung betrachteten; fie begnügten ſich
mit dem Ertrag des Zimmerholzes, dee Weidung, ber
Elepbantenjagd. Es war Potitit ber Hinduifhen Prinzen,
den Sebirgsfürften, wenn fie auch noch fo. Elein waren, die Aue
breitung in biefes Niederland zu geftatten, well fie doch ihren
Veberfällen zu ſehr ausgeſetzt blieben, ohne großen Gewinn ‚von
der Zurüdweifung aus bemfelben zu haben. Die mächtigeren
‚ Bergfürften wurden aber dadurch nicht felten verlodt ihre Streif⸗
züge weit bin durch bie Ebenen fortsufenen. Seitdem aber die
Briten mit mehr Kraft in ihren Provinzen die Wacht der
Bergnachbaren zurüdgehätten haben, iſt diefen ber Werth diefes
Grenzfaumes gefhwunden, deſſen Befip nur bei einem unbifcs
plinirten Zuftande des Landes Bedeutung gewann. Die Bris
ten baben ihre Rechte auf Theile deffelben behauptet; die Gor⸗
kha'ꝰs haben ihm theilweife gelichter, und buch Anflebelungen
umgewandelt. Die Zahl des Wildes hat fi fehe verringert;
Tiger finden ſich nur noch fehe felten darin; mehr noch ſchwarze
Bären, Eber, Hochwild, Schakals, Sühfe, Hafen u.
ſ. w.; auch noch Rhinoceroffe und Elephantenheerden,
jedoch in Abnahme und von einer fchlechteren Art. Ihre Jagd
iſt Megale der Radja's, und darum find fie noch immer zu zahl⸗
zeich und der Reiscultur der Privaten nachtheilig. In ber nafs
fen Jahreszeit zerftören fie die Meisfelder, In der trodenen ziehen
fie fich in die Vorberge zurüd. Der Chirurg von Puraniya,
Mr. Venour, wil, nah Hamiltons Bericht, an der hiefigen
Himal., II. Mittel-Gr., Nepal, Vorketten. 47
Elephantenart eine Eigenthuͤmlichkeit bemerkt haben, bie fie von
onderen unterfcheidet, nämlich eine befondere Verlängerung einer
Iche an jedem Fuße derſelben.
b) Das Hügelland (billy Region bei Hamilton)??),
oder bie Vorketten, die zweite Stufenlandſchaft, bes
grenzt jene erfte am ihrer Nordſeite, faft in gleicher Breite; und
beſteht aus geringeren Bergen, die allmälich gegen Norden höher
auffteigen, und von vielen Heinen Fluͤſſen bemäffert werden. Diefe
entquellm ben Suͤdgehaͤnger des erſten hohen Bergzuges, zu wel⸗
hem dieſes Syſtem der Vorketten fi allmaͤllch immer höher ers
kebt. Die Betten diefer Flüffe und Bergſtroͤme, wenn fie auch
in feiner birecten Verbindung mit dem Hochgebirge ſtehen, find
fit mit Rolifteinen aus Granit und Glimmerſchieferarten.
Die Gebirgsarten der Vorketten felbft find meiftentheild Thon⸗
arten, mit Lagern von Sand, Glimmer, Kies u. f. w.,
und Ifolieten Felsbloͤckken, die in faft horizontalen Lagern vers
theilt find, oder, wenn fie fi fenten, nur gegen Norden mit
einem fanften Gefälle von weniger als einem Winkel von 259
gegen den Horizont abfallen. An vielen Stehen finb diefe Lager
heteregoner Schichten in Steinhärte übergegangen.
Außer diefen beobachtete Sr. Hamitton in der Tiefe ber
Thaͤler auch Lager von Kalkſtein, Hornftein und Conglos
meraten aus Urgebirgämaffen, die bei einem Streichen von O.
nah W. vertikale Schichtung zeigten; fie werben alfo wol von
jenen auf den Höhen überlagert ſeyn (vergl. Afien Bd. 11. S. 850),
Dil Kaltincruftate, aber keine Petrefacten, zeigten fich bier,
diejenigen Fragmente ausgenommen, welche bee Ghandaki aus
dem Hochgebirge als Kiefel herabwaͤlzt. Die niederen Berge dies
fir Region mit einigen der vorliegenden Ebenen, find bie rechte
Heimath dr SalsWaldungen (Shorea robusta, f. Aſien Bd, I.
S. 858), ımd vieler Arten Dalbergia (Sisau) und Cedrela
(Toon der Briten, f. Aflen Bd. U. S. 1035, Tungd in Calcutta),
welche in den Waldungen um Puranipya, wo Sr. Hamilton
ein paar Monate ſich aufhielt, den Namen Chilli⸗kath führt.
Höher auf wird bie Bewaldung mannichfaltigerz in den mehr
neben Bergen treten- bie NMadelmälber (Pinus longifolia)
hervor, welche bie Berg: Hindns Sala nennen, und eine große
Bınge Mimofen (Khoira), aus deren Saft thells von den Ar
'*) Fr. Hamilton Acbount L 0.-p. 66.
48. Hoch. Aſten. IV. Abſchnitt. $. 72.
beitern der Compagnie, theild von den Gorkhaleſen ſehr viel Ca⸗
tech bereitet wird (vergl. Aſien Bd. I. S. 848, 854, 1047),
das über Patna nad Benares gebt. Dee Ertrag davon if
Regale, fo wie der Vogelfang in ben Wäldern, der hier wer
gen der vielem PapageyensArten und anderer, die in ben
Handel kommen, nicht unbedeutend ff. Die Wälder find reich
an Vögeln, die in Menge gezähmt werben, weil fie die Mens
fchenftimme nahahmen. Jung nimme man fie aus den Neſtern,
und pachtet die Erlaubniß dazu von den Radja's; die Pächter
halten ſich wieder Bekletterer der Baͤume, weiche bie jungen Voͤ⸗
gel ausnehmen, fie 2 Monate lang aufziehen, die Hälfte dem
Dichter abliefern, die andere Hälfte feibft behalten, und dieſen
Ertrag dann auch durch Kleinhaͤndler los werden, welche bie ges
zähmten Vögel weiter in Bengalen zu Markte bring. Es
find vorzüglich folgende Arten bie Fr. Hamilton aufjählt:
41) Mayna (Gracula religiosa Latham), 2) Amritacdhela, 8)
und 4) Mabna und Kajla, zwei Parakits, dem Psittacus gin-
gianus Lath. verwandt; 5) Tetiya (Psittacus torquat. Brisson)5
6) Chanbana, nov. spec. 3 7) Sugi (Psittac. gingianus Lath.)
und 8) Latkan, ein Meiner kurzgeſchwaͤnzter Parakit, ähnlich
dem Psittacus galgulus.
Die Vorberge find an mehreren Stellen buch ſchoͤne Thaͤ⸗
leer, oft von großer Länge, von dem hohen Gebirge gefchleden,
welche jedoch fchon bedeutend über ber Piaine Hindoflans erhas
ben liegen; in den weſtlichen Sangesländern find diefe unter benz
Namen Dun (f. Aſien Bd. U. S. 521, 846 20.) befannts obs
wol auch in Nepal fehe fchöne, ganz analog gebildete Thaͤler ſich
ausbreiten, fo lernte Sr. Hamilton daſelbſt für fie doch kei⸗
nen generifchen, auf fie pafienden Namen kennen. De Rame
Dun war bafelbft ganz umbelannt, doc gebraucht er ihn (emts
fprechend den Schottifchen Thaͤlern, weiche Strath heißen). Sie
find ganz gut angebaut vom benfelben Volksſtaͤmmen, welche auch
bad zunächft anliegende Hinboftanifche Tiefland cultivicen. Aber
zwifchen benfelben Parallelzügen der Worketten find auch fehr viele
Engtbäler (den Schottifchen Glens entfprechenb), welche, obs
wol mit gutem Boden, body ſamt den umgebenden Bergreihen
faft ganz in Einoͤde bdallegeg, wol wegen ihres ungefunben Cli⸗
ma's, dab jedoch eben dadurch auch noch im dieſem Zuflanbe er⸗
halten wird. Denn gelichtete Gegenden derſelben, wie z. B. die
von Vijapur Chatra und einige andere, die zu dieſer Bone
Himal,, II. Mittel-Sr., Nepal, Berglandfchaft. 49
schien, find fehe gefunb zum wohnen. Noch find nur wenig
Dörfer burch die Wälder vertheilt, zumal auf den Höhen. Die
Bauern haben erfi die Wälder wegzuräumen, bann roden fie dem
Boden mit der Hadı um, und baum nun Baummolle und
Reis, wie Died 5 DB. bei den Garos zu Ranggapur ber Ges
brauch iſ. Bon dem Clima bdiefer Zone, meint Fr. Hamils
ton, koͤnne man ſich nach dem dortigen Frühling eine Vorſtel⸗
Ing machen. In biefer Jahreszeit flieg die von ihm ——
277° 1 M. Br. beobachtete Wärme, Ende März, bis 184° R.
(73° Fahth.).
c) Die Region ber Berglandſchaft (the mountainous
Region b. Hamitt.)?°) iſt von ber vorigen auf feine Weiſe burch
beftinunte Grenzen geſchieden; es iſt eine erha bene Landſchaft,
wo Berg auf Berg fo hoch auſteigt, daß bei jedem atmoſphaͤri⸗
ſchen Niederſchlage ihre Kuppen zur Winterszeit in kuͤrzeſter Zeit
fich, obwol noch in ſubtropiſchen Breiten, mit Schnee
bedecken.
Ihre en: meiſt fehr engen Thaͤler, wechfeln in ihrer.
Erhebung von 3000 bi6 6000 Fuß über die Zariyani Piainen, und
baben daher ſehr verfchiedene Temperaturen. Einige haben Wäls
dee von Iudiſchem Rohr (Ratan) und Bambus; andere
Eichen⸗ und Pinus⸗Waldungenz "bier reifen Ananas
und Zuckerrohr, bort nur Hirfe, Serfte und Kornarten.
Kathmandu, die Capitale, liegt in diefer Zone, die man auch
die der Bergebenen oder bie Plateaulandſchaft, obwol
noch vom „Dochgebirge überragt, nennen kann. Der in biefer
Capitale verlebte Winter, fagt Sr. Hamilton, galt für
fehe milde; denn flatt des Regens fällt. bafelbft in ben mehrften
Jahren Schnee. . Die mittlere Srühlingstemperastur
gab für Kathmandn 134° Reaum. (64° Fahrh.); für Than
tot 1140 R. (593° 8.)3 für Chitlong 104° R. (68° 5.5
für Bhimpbedi am Verderſaume ber niedern Berge 124° R.
(63° 5). Diefe, für ein ſubtropiſches Gehiet (zwiſchen
27° 30 — BR 417 N. Br.) fo geringe Wärme, hängt uon der
abſolut hohen Lage über dem Meere ab; bie Nachbarfchaft
des fihneeseichen Himalaya, urtheilt Hamilton, trage wenig
kazu bei, weil die Winde nur felten von ihnen. herabwehen.
Die genaueſten Daten zue Ermittelung der ab a
* Fr. Hamilton Account L c. p. 69. ..
50 Hoch⸗Aſten. IV. Abſchnltt. 5 72%:
Höhe des Hochthales von Kathmandu, ſagt Hamilton,
fehlen; doch gaben bie auf längere Zeit hindurch beobachteten
Barometerftände, für bie Capitale, eine relative Höhe
von 384 5. Par. (4140 F. Engt.) 7*) über dem Tadiyani Nie:
derlandes ober diefes mit Colebrooke zu 532 3. Par. abfolut
über bem Meere geredinet, wenigſtens — 4316 5. Par. (4600 3:
Engl.) üb. d. Meere. Denn, nad) den Beobachtungen mit einem
zweiten Barometer wuͤrde bie abſolute Höhe von Kathmandu
noch etwas meht, näntlih an 4488 5. Par. (4784 5. Engl.) ”°)
betragen , weiches bie wahrfcyeintichfie Annahme nad) gleichzeitig
beobachteten Batometerſtaͤnden mis Bengalen iſt. Die perio>
dDifhen Regen krelchen bis Nepal, faft glei heftig und auhal⸗
tend wie in Behar am Ganges; nah Kirbpatrid, p. 17,
Fangen fie fogar etwäs früher on. Waffechofen find häufig;
ihre Erſcheinung wird allo keineswegt durch bie Mesreänähe ber
dinge. Das Elima des Hochthales von Kathmandu if
im Allgemeinen wol gefund, boch felbft bei den Eingebornen Fie⸗
ber erregend; und während dee erſten Diemate des Aufenthal:
tes dee Breiten lag ihre Dienerfhaft krank darnieder an Sieber,
Verſchleimungen ꝛc. Die Venusſeuche iſt hier unter allen Riaf:
fen bes Volks algemein verbreitet. Die angefchwollenen Kröpfe
find ſehr gemein, wie in ben Alpen; fie find norbiwärt® von
Patua am Ganges fehe häufig, aber in Nepal fogar vor»
berrfchend, ſelbſt da, wo es gar kein Schneewaſſer giebt, und
die Arme des Vagmati, bie alle in dee fubalpinen Region flie-
fen, den Haupttrank darbisten. Nur dee Ghandaki und Kau⸗
ſiki haben Shueewaffer.
Die Jahteszeiten⸗Wechſel find denen in Bengalen
gleich, doch nehmen bie periodifchen Regen einen größeren Theil
des Sommers ein, und das Land iſt daher nicht vortheilhaft ges
eignet zur Erzeugung vielerlei Arten von Fruͤchten. Die Fruͤh⸗
lin gshitze weicht niche hin fie zu veifen, bevor die Regenzeit be:
giant, wie dies doch in Bengalen ber Gall if. Pfirſich daͤu⸗
me gedeihen an jedem Bade, aber bie Pfirſich⸗Frucht bleibt
auf der einen Seite grün, während die andere vam Degen ver
faule. An Reben fehlt. es nicht; aber ihre Trauben werben
ohne Schutz gegen den Megen immer ſchlecht bleiben. Zwei
7%) Fr. Hamilton Account 1. c. p: 70._ ?*) Colebröoke on the
height of tlıe Himalaya Mis. in Asiat. Res. 1816. T. XII. p 26%.
\
Himal., IL Mittel-®r., Repal, Berglandfchafe, 81
Fruchtarten kommen jebod ger volltommeiften Meife, bie Annas -
nas in den waͤrmern Thaͤlern, fehr fein und aromatiſch, und
Me Drange, die nirgends beſſer gebeiht, da fie auch im Win⸗
ter reift.
De Regenfülte in ber warmen Jahreszelt verwandelt bie
abwechſelnde Dberfläche biefes hochliegenden Bodens In, ein korn⸗
reiches Land. Wo ed mur terraffiet werden kann, ba iſt es
teefflich Fhe den Relsbauz dieſes Korn reift mach dem Negen,
und die Ernte fehlt nie, da bie verſchiedenſten Abflufungen bes
Bedens jedesmas sach Belleden bemwäffert werben können. Mit
dieſem Neilsfelde werben bie Beſoldungen ber Armee und alles
Diener der Krone beſtritten. In einigen Gegenden giebt daſ⸗
ſelbe Ackerland and; noch eine Winterernte von Weiten und
Bere, doch nicht häufig.
Bo Bas Land zu fleil iſt um tercaffict zu werben, da nennt
mon es Kuripa, uub bebaut es mit bee Hacke minder forgfäls
tig, fir Reis, Mais, Baumwolle; breirid Arten von
Hälfenfeähten: Karthi, Bhatmaſh und Maſhkalaiß
eine Art Senf (Fure), Weitzen, Gerſte, Zückerrohr amd
India niſche Fardert öoͤt he (Manjit) von zweierlei Art (Rulia
eordata Wildenow sub Rubia nov. Spec. Hamilt.). Auch eine
font unbelannte Art Cardamomen (stößer ald Cardamom,
mious Rumpf.), in Andoſtan Deſi⸗Elachi genannt, wird hies
in Waffergräben viel gebautz es iſt Amomum Rozb. verwandt,
aber doch vom Malabariſchen Carbdamom verfchieben. Auch Inge
wer wird viel gebaut. Doch iſt die eine Hälfte aller Aecker
in Berglaude wit Reispflanzungen bedeckt, bie andere Hälfte
nur mit ben anderen Culturgewaͤchſen. Die Wieſen find in
Diefes Hohen Berglandſchaft nicht fo funipfig ſauet, und das Gras
nicht fo harſch wie Im Niedeelande; aber auch keineswegs bem
arematifchen Deutfchen Atmen gleich, ja nach Sr. Hamiltons
Berfiherung weit geringer, als bie Schottiſchen Anger. Daher
wei find die Ochſen⸗ und Rinder⸗Heerden gar nicht zahlreich,
und die Mace gleicht der Im Niederlande. Die Büffel werben
von eben daher zum mäflın auf dis Höhe getrieben, um fie da
zu ſcachten; aber eine Bucht Ik davon fü wenig wie von Schwei⸗
nen und Ziegen, obwol beide hier ganz gut gebeiben müßten.
Die Pferde, Kanguns ober Tanpans ), eine ſehr harte,
9 Kirkpatsick Account |. e. p» 135. N
2
52 Hoch⸗Aſten. IV. Abſchnitt. $. 72.
ſichergehende, Meine Race, werden erſt aus Tuͤbet eingeführt: denn
fie pflanzen ſich an der Sübfelte des Himalaya nicht fort, eben
fo wenig als dies mit der Shamiziege und dem Dat: mit
dem Seidenhaare (Chaungei, d. i. Bos gruniens) der Fall if, bie
im tiefen Lande nicht fortlommen. Die einzigen zahleeichen
Herden find die dee Schäferfiämme, der Surung und
Limbu. Im Winter ziehen dieſe mit ihren großen Schaaf:
heerden in bie niedern Berge und Thaͤler hinab, aber im Soms
mer fleigen fie die Chhlern, alpinen Regionen hinauf, welche Ne
pal im Norden begrenzen. Sie haben da, zunaͤchſt ber ewigen
Schneefelder, ihre beftimmten Alpenweiden, die aber im Winter
fetbft untere Schnee liegen. Die Schaafe follen ſehr groß, ihre
Wolfe fehr fein ſeyn; fie heißen Barwal (ob Baral? f. Aften
Bd. U. ©. 669, 763, 962 u. a. D.), geben viel Mitch, eine fehe
feine Wolle, die, zu Tuch verwebt, feinere Stoffe giebt, als das
Tuch von Bhotan. Ob bies Schaaf identifch iſt mit dem Lafls
tragenden Schaafe. bed Hochgebirge®, war nicht zu ermitteln. Eine
andere Art hiefiger Schaafe, Sans Bhera, find keine Wander⸗
fhaafe wie jene, und werden nie auf die Alpenweiben getrieben.
Außer den Vögeln, wie die in Yumila, ſahe Kirkpa⸗
ri?) Hier eine Phafanenart, die er unter dem Namen Kiha⸗
Lidge abgebitdet hat; fonft bemerkte ex wenig Vögel, außer DO rs
tolanen, wilden Bänfen, Enten und einigen andern auch
in Bengalen einheimifchen Geflügel; boch zeigten fie Tich bier, wie
bie Nepalefen fagten, auf ihren Wanderungen von Hindo⸗
fan nah Tuͤbet nur als Durchgangs⸗ ober Strich⸗Voͤ⸗
gel; Mitte Aprit wandern fie von dem Tieflande aus, wo fie
brüten, und Eehren von den Himalaya: Höhen, wenn biefe zu ums
wiethlid zu werden anfangen, auch dahin zurüd. In neuefler
Zeit find buch Hodgfon, Reſident in Kathmandu, manche
neue Arten von Vögeln in Nepal aufgefunden und ihre Erems
plate nach Calcutta gefchickt, fo zumal zweierlei Xdlerarten 7),
bee große Adler der Himalayahoͤhen, den er Aquila Nepalensis
nennt, 64 Fuß bereit, mit ungemein ſtarken Griffen, furchtbar
glänzenden Augen und beilbraunem Gefieder, und «ine kleine Art
Circaetis Nepalensis; bee Buchang, Dicrurus indicus, ein unges
mein kuͤhner, von allen Vögeln gefuͤrchtetre Räuber, ber Tag und
ı2) Kirkpatrick Account I. c. p. 132. 718) — on Nepal
‚ in Asiatic. Journ. New Ser 1830. Vol. IL. p 331.
Himal., IL Mittel-Gr., Nepal, Berglandſchaft. 53
KRadht in den Lüften umherjagt; bie Banbah wa, Columba Ne-
palensis, eine ungemein ſchoͤne, wildfheue Walbfauben.a.m.
An vielen Stellen, fagt Fr. Hamilton, beſtehe biefes Ges
birgtland aus Gramitbodenz es enthalte viel Eifen, Blei,
Kupfer, Zink (Dasta) und in ben Flußbetten auh Gold.
“— Kupfererz kommt in einens weißen Hornfleine und in ers
digem Quarz vor; bie. Rupferminen liegen fo nahe an ber .
Dberfläche, daß zur Regenzeit darin nicht gearbeitet werben kann,
da ihnen die Abzugsſtollen fehlen. Jede Deine hat ihre Beſitzet,
Agari, die jeden Monat etwa 2 bis 4 Mans, alfo im Jahre
H Mans an Erz graben, was auf das Jahr an 2000 Pfund
ausmachen ſoll. Dies liefen fie ben Kami, b. i. deu Schmels
gern, ab, die ihre eigene Procedur haben. Jeder kann im Sabre
gegen 200 bis 500 Pfund Kupfer gewinnen; Die Hälfte davon
erhält bee Radja. Doch ift ber Gewinn ber Bergleute bedeutend,
wei der Werth des Kupfers hier gegen ben des Silbers weit groͤ⸗
fer iR als in Europa.
Dos Eifenerz, dunkelroth = feintörnig, wird auch nahe
an der Oberfläche gewonnen; iſt aus verfchiebeten Minen vers
fyieden, doch mitunter To gut, daß es auch ohne befondere Stahl⸗
bereitung zu Meffern, Schwerdtern u. f. w. verarbeitet wird.
Nur zwei Bleiminen werben bearbeitet, die nuch uahe an
der Oberfläche liegen, aber von ben Beſitzern als ein Geheimniß
dehandelt werden, um ausſchließlich davon den Gewinn zu ziehen;
das Bleierz iſt ſehr filberhattig.
Ach Schwefelminen ſollen häufig fun. Corundum,
Kuran bee Gebiegsvdlker; iſt dichter wie in Bengalen, und findet
ſich in großen Quantitaͤten: auf ben Bergen von Isma und
Muſikot; aber auch in den naͤhern Bergen bei Kathmandu;
immer in loſen, zugerundeten, oft ſehr großen Maſſen, 4 bis 5
Pfand ſchwer, an ber Oberfläche llegend, als Geroͤll. Speck⸗
Kein (agalmatolith), maſſig in ben Bergen bei ber Capitale,
wird in China zu Bilden, in -Ava zu Pinfelftielen unb anberm
Geraͤth verarbeitet. Auch ſehr fhöne Talkarten find nicht feb
en, und eine Subſtanz, Sitajit ( ein Exrböl?), weiche am
Helen Stellen aus Feiſen fchwigt.
Die ganze Breite biefer deitsen Terraffe des Berglan⸗
bes bettaͤgt, unmittelbar im N. und O. von Kathmandu, nach
Gelon, Crawfords Obſervationen, in Horizontaldiſtanz, 6 bie
8 geogr. Melt. (30 8U Engl. Mi); ‚weiter gegen —— aber
54 Hohen. IV. Abſchaiu. 6. 72.
wol mehr; doc fehlen dafeldſt genauete Angaben, de alle Die
ſtanzen nus nach Tagereifen gefchäge find. Diefer ganı: Boden
iſt reichlich beäffert von Maren Quellen und Bachen; die Wer
getation?°) iſt von geößter Pracht, Schoͤnheit, Mannichfaltig⸗
Eeitz ber Baummuchs, auf ben Berggipfeln ausgenommen, dıbers
aus großartig; bie Erde zu allem Jahretzeiten mit den ſchoͤn ſten
Kräutern und Blumen bebedit, die chellweile der Flera Indient,
weit mehr aber ber von Europa verwandt find. Das. Zims
merbotz -beficht aus verfchiebenen Arten Eichen, Fichten,
Walluuß, Kaftanien, Lorbeer, Eiben, Atechpalme,
Birken, aus Gordonia, Michelias u. a, groͤßtencheil⸗
neuen, den Botanikern bisher un dekaumten Arten, indeß andere⸗
nah Ge. Hamiltons Unheil au wieder ganz hen Euro,
päifchen zu gleichen ſcheinen, zumal Yon Den zuerſt geranssen,
Der größere Theil derfelben giebt nur wenig Gewinn, weil bis
Waldungen fehe ſchwer zugänglich finds fie haben die Sloca
Indiens aber ungemein bereichert, buch 5, Buhenan® umb
fpäterhin Dr. Wallih6%) Gammiaugen, dee nis. Beraniker
auch bis KRathmandu vordrang, und vieltd ardnete und näher bes
flimmte. Bon einigen ber ganz unbekannten Walbbäsme
nennt Hamitten: Malayagiri, einen Baum mit gelbem Holz,
wolciechend, zu feinen SHolzarbeiten dauglich; Tiamue, eine Art
Fagaraz Sinkauri, Silkauli der Gebirg⸗Hindus, einse Axt
Eorbeer, mit ſehr aromatiſcher Rinde und Blatt, hie man beibe
unter dem Namen Tejpat in daß Zieflend zum Berkauf bringtz
das Aroma des weiblihen Sinkaur iſt nur in ber Wusgefzinbe,
die permanent buftet unb wol «im feines Ziel geben wärke. AH
fer Baum iſt verſchieden vom einer verwandten Art, bie in Bha⸗
tan waͤchſt. Lalihandan, ein rothes Gembelbols, ai Bimumer-
Holz gebraucht, wirde trefflich zum fueniren ſeyn, hat Iorbuenäheen
liches Laub. Bon ber Daphne Ar, Setharua, Ds Pape
p»flange, war anderwaͤrts ſchon Die Mehe (f. Afien Bd. U. &.097).
Der Karphul, eine Art Myrica, trägt eine Pirkchenartige: Stein⸗
feucht.. Jumne mundroo und Chootraphul find dee Ber
‚ beris verwandte Astım. Der officinzllen Pflaugen iſt eine groß⸗
Zahl; fo werden u A en, unter dem Mamas IHud, ais
r®) Fr. Hamilton Acc. 1. e. p. s3 — 87. °e) ſ. N. Watlich
Plantae Asiatiese ‚sariores or Description et East In
dip Plants. Lond. HI No). fin ——ù
Himal., II. Mittel-r., Mepal, Hochgebirge. 55
Apotheterwaate verfauft, meiſtentheiis L.. purpuraceus und farina-
ceus nov. sp.; aber auch andere Arten Sungermannien ıc.
d) Das Hochgebirge ober die alpine Region macht
die vierte Naturabtheilung bes Nepalefifhen Stus _
fenlande8 aus, die Fr. Hamiltgn®!) nicht als Augenzeuge, ,
wie bie vorigen, fondern nur nach Berichten Anderer kennen
kerate; fie ſchließt die ſchon früher betrachteten Gebirgsgruppen
und Schneepiks mit ein, Ihre Breite ſchaͤtzt er gleich, mit der.
der vorigen Abtheilung, die Paͤſſe nad Tuͤbet führen hindurch;
hinter ihmen, meint er, werde das Land wol dauerndem Winter
unterworfen ſeyn, was jedoch, wie das Beifpiel von Una Defa
und Ladakh lehrt, dar ungeheusren Höhe ungearhter, keineswegs der
Sal zu ſeyn braucht. Nur einige der Engthäler mit deu Tuͤ⸗
betifhen Päffen, melde fo tiefe Einfshnitte find, daß fie,
noch mit ber vorliegenden Wergflufe ein verwandtes Niveau has.
ben, laſſen sinige Cultur zu, und das Cindringen mancher Proz,
bucte von jener dritten Region. Go fol in biefen noch «ine Art
Reis (Zalmaro bei Kirkpatrick) gebamt werden, den man
auch für Englands Clima gedgnet halten möchte; wahrſcheinlich
das oben in Malebum deſchriebene Ava Korn. Die Rüden.
des Hochgebirget, faſt immer in Wolken gehuͤllt, tragen jene maͤch⸗
tigen Schneefelder, uͤber denen ſich nur die nackten Piks empor⸗
— wo bie Felſenwaͤnde zu ſteil find .den Shape zu tragen.
Das Gühgehänge dieſeß Himalaya hat ein’ fehr verſchiede⸗
nes Anſehn von bem ber Helvetiſchen Alpen, weil hier die tiefe,
hängenben periobifchen Regen. in ber heißeſten Jahreszeit ihren,
Fuß zerreißen, indeß der Schnee über der Grenze ihres Niebere.
ſchlages —— bleibt. Nur enige Regenſchauet. die im Win⸗
ter falen, fo, wie die warmen Duͤnſte, die ſich jm Anfang. des
Sommers aus jgnen perbichteten. Wolkenſchichten der Regenzeit
nach oben entwickeln, nur dieſe ſind es, weiche ihn ſchmelzen und.
ein geringeres Anſchwellen der Fluͤſſe an ber ſuͤdlichen Gebirge⸗
feite veranlaſſen. Der Nordabfall Diefeh Hochgebirges und
feiner. Pils: fcheint nach ben von Zr. Hamilton elngezogenen,
Nachtichten, mehr Eurapäjfcher „Art zu ſeynz, das dortige Sand
iR ſeht bach, nackt, aber welt davpon entfernt gebirgig,, zu
ſeyn (is far ſrom ‚being pyguntainous) 82); alſo eine Pla-
teaulandſchaft, im Dften der heiligen Seen, in Oſt⸗Tuͤ⸗
) Fr. Hamilton Aut cp p. 87. a sh p. g.
⸗ —
56 Hoch⸗Aſlen. IV. Abſchnitt. 9.72.
det, wie wir fie uͤberal im Weften berfelben, am oberen. Indus
- und Sfataden kennen gelernt. Dorthin reichen bie ſchweeren Re
genwolten des Tieflandes fo wenig wie nad Dber-Kanamar (f.
Afim Bd. II. S. 808 u. a. O.); die periobifchen Regen der naſ⸗
fen Jahreszeit fehlen, daher das periobifche Anſchwellen der Fluüſſe
u. a. m.
Die Kette der Schnee⸗Alpen mit ihren ſcheinbaren Kruͤm⸗
mungen, indeß ihr allgemeines Streichen daſſelbe bleibt,
hat nur wenig Unterbrechungen, und ſoll daher, dem groͤßten
Thelle nach, unuͤberſteiglich ſeyn. Mehrere auf ber Tuͤbetani⸗
ſchen Seite entſpringende Fluͤſſe (der Karnali, Ghandali,
Arun, Brahmaputra nah Fr. Hamilton, alſo analog,
wie im Weſten der Sſatadru und obere Indus, nur nicht
von jener Bedeutung) durch brechen aber, in ihrem Querlauf,
die Kette der Schnee Pils, in fo engen Schluchten und Spalten
mit fo furchtbaren Felsprecipicen, daß biefe Läden im Algemei⸗
nen für die Denfchen impracticabel bleiden mußten. Des Ghan⸗
daki⸗Durchbruches iſt oben fchon erwähnt. Der Durchbruch
des Arun, db. 1. des Hauptarms bes Kofi, iſt von allen dt
weitefte, wo der Matgmo im W. und der Dirgu: Berg md.
dee weiten Deffnumg zur Seite ſtehen, welche von Bergen mäßle
ger Höhe ‚eingenommen tft, bie bes Anbaues noch fähig find.
Doch auch da iſt der Arun fo fehr zwiſchen Gelsprechpicen einge:
klemmt, daß man ſich ihm nur an ein paar fehr beſchwerlich zu
bereiſenden und buch Kunſt angebrachten Engpäffen annähern
Tann. Hinter diefem Felspaß, durch Pie Kette der Hohen Piks
der vorderen Schneekette, iſt In dedeutender Ferne, ‘weiter gegen
Nord, eine andere Kette von Bergen, minber hoch und we⸗
niger zerkluͤftet als bie erfle Kette des Emodus, aber doch fo m
haben‘, baß fie im Winter wegen der Tiefe des Schnees ganz
undurchgehbar iſt. Doch iſt ſonſt der Weg nicht zu beſchwerlich
denn Laſtvich kann Ihn in der guten Jahreszeit zuruͤklegen.
Eine aͤhnliche Ratur ſcheint die Kette-diefes Hochgebirges
auch in ben übrigen Paſſagen zu haben, und darauf gruͤndete
Kirkpatrid Sy fethe Hypotheſe von den gwet verſchiedenen,
hinter einander durchziehenden Ketten, deren erſte, vordere bie
niedere, Kugas genannt, Nepal von Tüber wm und nur
u — Colon. Kirkpatrick Account ef the ‚Kingdom of rl: Tond,
sn, _W Pp: 57, 292,
Himel, Mi. Mittel Gt, NRepal, Hochgebirge. 57
Sqhneeſtreifen trage; die zweite aber, ber iigentliche Him al⸗
Ich, das ewige Schneegebirge, die weit höhere, das nie⸗
dere Bhutan, Küchar genannt, von Tuͤbet ſcheide. Jene
wire wa wie Ober⸗Kanawar ober Hangerang (f. Aien
B.1L ©. 685, 710, 734, 816 u. a. D.) die Vorflufe zu Hochs
Zübet ſeyn. Dieſes Kuchat, ober bA® niebere, vorliegende Bergs
land, a6 niedere Bhutan, fagt er, fcheide überall die Nepa⸗
leſtſchen Kerritorien von Ober: Bhutan ober über, und be
gleite die höhere Himalleh⸗Kette in großer Ausdehnung. Diefe
werde von den Eingebornen Himaschufi genannt, weil Chult
bei ihnen einen feharfen PIE bezeichne, in Gegenfag ber runden,
borliegenden Bergkuppen, weldhe mit dem Namen Zumku bes
zeichnet werden. Doch bemerkt Kirkpatrick an einer anderen Stelle,
daß auch Kuchar oft Himalleh genannt werde, ſobald es nur
auch große Schneeſtrecken trage. Die Veranlaſſung zu diefer Bes
trachtungeweiſe ergab fi) dem Esfonel bei feiner Üeberfteigung
der Lama: Dangra:Kette, wo feinem Blicke vom Paßgipfel
uͤber Chiſapa'n i, am füblichen Eingange Nepals, bei heiterm
Wetter, im Rorden jene Doppelzüge bie zu den bimbenden Schner⸗
piks vorzuliegen ſchienen.
Fr. Hamilton dagegen glalibte nach ben vielen Berichten |
ber Eingebornen und mehrerer ihrer Specialkarten (ſ. Erdk. Aſi ei
Dh. 1. &.491)° zu. werheiten, ſich berechtigt, berierlei' Haupt:
Betten ®%) unterfheiden zu dürfen, die von ber Umgebung bet
heiligen Seen, dem Manafaromara, und dem dortigen Gene
ttum des Emodus, mie e ſich nuddruͤckt, ausgehen möchte,
Naͤmlich 1) die Suͤd⸗Kette, deren Gipfel bie niedrigſten feyn
möchten, die wicht blos ſtellenweis, wie Kirkpatrkck meinte, mit
Schneeflecken geſtreift, ſondern in großen Auedehnungen auch mit
dauernden Gchiteemafien bedeckt wären; 2) de Nord:
Kette, wahrſcheintich im Ganzen 1 die hoͤchſte, wei fie nirgends
von Strömen’ durchbrochen werbe, nähere fich Hinvoſtan nur im
Kailaſa: Pitk in Manaſarowara Caiſo was wir im obigen Pla⸗
teau: Ketten? nannten, f, Affen Bd. II. S. 678, 590 u. a. O.),
ſey aber in ihren Gipfelhoͤden, oſtwaͤrts von ba; den' großen
Kübelkrom, Brabmaputraoder Dfangbo entlang, aus
keinem Theile der füdlichen Hindoftanifchen Landſchaften ſicht⸗
bar, unb fo guf- win ——— Bu
24) Fr. Hamilton Aocount m © p. co. Era u 2 “is J: R
5 HSeh⸗ Rhen. IV. ubſchaiet. 4,72.
Die 3) bie Mittels Kette diefed Himalaya Bpfemes
enbiich ſey diejenige, mit ben coloffalften Pike, weiche noch
von ben obern Stromithälern ber in Kühe entſpringenden Stroͤ⸗
me durch drochen werde (mie vom Karanali, Ghandaki,
Arun und Brahmaputra, was chen dieſe characherifirt, vergl.
Aſien Bd. II. S. 508). Nicht immer aber ſey dieſe Central:
von ber Suͤd⸗Kette fo volfiändig durch ehneres Zwiſchenland
gefehieden, wie 5. B. im Taklakhar Landeam Kacnali,
ober im Kiratastaude am Arunz fondern häufig ſeyn beide .
gleihfem ganz verwachken, und bes gange Zwiſchenraum mit ben
maͤchtigſten Pils und Suppen hebect. Erſt die Zukunft kann
vollſtaͤndiger über die Natur dieſes Gebirgefpftemeg entfcheiden. —
Die alpine Region des Südgehaͤnges hat nur wenig
Anbau, wenig Vichherden, nur wenig Yat’s, Leine fin
haarigen Birgen, Beine. Öolpninen, keinen Voyay m. f. w., alles
dies find wur Produkte bie erſt dem Mordgehaͤnge ober dr
jenfeitigen Plateaulandſchaft, angehören). Das uͤdgehaͤnge lie⸗
fert dagegen Salz, She fel, Talk, große Glimmerta⸗
fein (Abxak),, Bergeryſtail (Belor) in großen Eipftallifatis-
nen, Blei, Zink. Das wichtigfte Wild bes Südgehäuges if
das Moſchusthiers6), das in ‚großer Menge hier, fparfam nın
in tieferen Gegenden, erlegt witd. Das einzjas. große Quadruped
des Gebirges, von bem Hamilten hörte, ift eine Art wildes
Schaaf, das ihm aber unbelnumt blieb; ſpaͤtere Mischellungn
(1824) nennen verwandte Yrten..mit der Sauna in Kamaun ([.
Aften Bb, II. S. 1037). (dep. sigenshbumlic ſcheint hiefem
Hochgebirge von Nepal ber wilde Hund®) zu ſeyn, der bi
ber unbekannt war, und das Einhorn, Antilope —
die am Axu ne Fluſſe entbect ward, mono unten. De
wilde. Hund, ber erfle jefeg Art, den man ſich verfchaffen
onnte, ri der von Hedgfon, Reſidenten in Kaihmandu, an die
ſiatiſche
ocietaͤt in Calcutta — wurde, waydpon Mocc
tang, einem Orte am Fuße der; Schnergebirge, recht, der ie
NW. von Kathmandu liegt, ‚Son Kirkpatrick Igagte den Ne:
palefifgen zahmen Hund, bes nach ihm, aber eigentlich |
aus Tuͤbet erſt dahin gebracht, wird, von ber Groͤße des ne
.$. £ 46 00 x : + Y —R
8* Fr. Hamilton Acc. 1. c. pBaR ° :) Kirkplitdick: Köcount- of
Asiatic. Journal
the Kingdom of Nepaul L co p. 131. —
Vol. XIX, Jan. p. 48. Ra. z
rt Aa ”
Himol, II. Mittel. Gr. Mepal, Hochgebirge. 50 -
ſchen Ballenbeißers, mis dicken, langen Haaren dedeckt, der uns
gemein wachſam ſeyn fol. Die Uebertreibung feiner wachſamen
Ehenſchaften hatte damals das Mährchen arzeugt, die Chinsfifche
Unser habe ſie, bei ihrem Marſche durch Tuͤbet, im letzten Kriege,
im Schildwachen an den Pkets gebraucht, womit fie ihre Lager
omfehten (vergl. Afien Bd. 11. ©, 623). Unter den Wögelm
find auch hier dieſelben Arten tie in Yumila merkwuͤtbig und
fehe nutzbar. Die Flora iſt wol noch unbekannter geblieben als
bie der niedern Berg⸗Reglon; denn die Feindſeligkeiten im Lande
binderten den unermuͤdeten Botaniker Sr. Hamilton fetbft Er:
anfionen im jenes Spochgebirge gu machen. Boch lernte er burch
feine dahin ausgefandten Boten viele feltene Gewaͤchſe kennen,
davon wir durch ihn die erſte Nachricht?) erhalten. Z. B. zwei er⸗
lei nene Arten Wachholder, Dhupi, mit dem duftenden
Hotze von Mahagoni⸗Farbe, davon geſchnittene Bretter nach The
bet und China gehen; der Baum waͤchſt hoch, und würde für
Europa eine angenehme Bereicherung ſeyn. Thum uripas
Dhupi, ein dem Europälfchen Juniperus ähnlicher, wilberer
Bafh, wit angenehm duftenden Zweigen und Blättern, zu Raͤu⸗
Gerungen bienlich. Eine klelne alpine Fichtenart, Hing⸗
walla Chhota faral, ber Pinus picea bes firdiichen Europa
ſche aͤhnlich, mit angenehm duftenden Naben. Eine große ats
pine Fichte, Hingwalka bara Sara, dem Eutopäifchen
Eidenbaum fehe nahe ftehend, gleich hoch wachfend, nur mit brei⸗
um, gebogenen Blättern. Eine Birkenart, Shuryapatrd
de Bhuxjapatra, mit Teiche abtösbarer Rinde, wie die Eis
topälfche, jedoch Taflanienbraun, zu allerlei Ceremonien sind Ge: .
tathſchaften verwendet (vergl. Aſien Bd. U. &. 943, 950). Em
kleiner Buſch, Sanpati, eine * Rhododendron, es
lineariſol. und ferrugineum ſeht Ähnlich, mit buftenden Blaͤttern,
Im Veflande zu Raͤucherungen verdraucht. Ein beruͤhmtre Pars
fün, Jatam angſi genannt; was Hamilton zu Nach pik
unter dieſem Namen aus den Apotheken erhielt, war fent Vale-
riana Roxb., welche Will. Jones für die Spiknarde des Aiten
hielt, deren Del zu Sapbungen dient. Manche andere'gan; neue
und officinelle Gewaͤchſe diefer alpinen Himalaya⸗-Flor Tote’ übe
lupmiöfen Vegetation des Mepalefiihen Berg⸗ und Deftander
Find felgen andy in Europa bekannt geworden und eingeführt
‘‘) Fr, Hamilton Accopat 1. e. p. 100. : 3
‘..
BR u 2, Bu
60 Hoch⸗Aſlen. IV. Abſchnitt. $. 72.
2. Das eigentliche Nepal im engeren Sinn (Nepal
proper);3 das Kathmandu⸗Thal. Eingang durch
Mokwanpur. Klein- und Groß⸗Nepal.
In dem ſchoͤnſten Theile Nepals, und in der Mitte des gan⸗
zen Landes, breiten ſich zwei reizende Thalebenen aus,
weiche durch den Berg Chandangiri, etwa von 7494 F. Par.
(= 7989 5. Engl. nach Colebroote) 9) approrimativer, abfoluter
Höhe, von einander geſchieden find, nämlih Groß: und Klein:
Nepal (Eahuri Nepal), in denen alle drei Refidenzen und Ca⸗
pitalen der Älteren, dreifach getheilten Newar⸗Dynaſtie liegen.
Groß⸗Nepal liegt im Norden bes Schnergebirges Cha ns
dangiti, Klein: Nepal im Süden deſſelben; aus Groß⸗ Me⸗
pal fließt der Hauptſtrem Vagmati (Bagmutti) gegen Süden
durch die Vorketten, deren höchfte, die kama⸗Dangra⸗Kette,
er quer durchbricht nach bem Zariyani zu. Das Thal zwifchen
den. Bergzuͤgen bes Chandangiri im. N. und des Lama
Dangra im S. bewäffert dee Mare, reißende Panauri-Fluß,
in mehreren Armen von Welt nah Oſt firömend, wo er in ben
Vagmati fült. Dieſes enge Panauri⸗Thal tft Lahuri,
oder Klein⸗Nepal, mit der Haupiſtadt Chitlong, weit ge
finger an Umfang ald jene größere und weitere, reichere Thal⸗
ebene Brog: ⸗Nepals am Vagmati.
Wie an der Nochfeite der Lamo-DangrasKette, par:
oe. mit ihr ber Panaurt gegen Df zum Vagmati, fo fließt
an ‚der Suͤdſeite deſſelben Gebirges der Raputi (oder Rapti),
aber gegen Weſt, naͤmlich zum Teiful-Gangd. Der Lam a⸗
Dangıa if hier die alte Grenzkette zroifchen dem’ sigent:
lihen Nepal (Nepal proper). im Norden und dem Meinen
Alpenflaaie Mokwanpur im Süden. Motwanpur, jetzt
and zu. den Gorkha » Staaten gehörig, und Innerhalb ber Re⸗
gion, ber. Hügellandf haft oder ber niedern Vorketten gelegen,
muß aifo vom Niederland oder Tariyani aus, wenn man von
Pa 50 ups Emporium ber Plaine, von Patna ai Ganges
ot, hurchzogen werden, um in das eigentliche Nepal zu
gelaugen.. Begleiten wir den beobachtenden Fr. Hamilton ®)
Kauf Ahle großen Handelsfiraße hom Gangeslan de, aus
5 Colehrooke on the height * che Hinialiya — 8 in ze Res.
T.XU. 4. p. 266, 2). Fr. Hamilton Acc. L.c. —89 18-203;
vergl, Kirkpatrick Adc."I®e. 15-61 (
Himal., IL. Mittel-Gr., Nepal, Mokwanpur. 68 =
dem Gompagnies®ebiet, durch Melwanpur nah Klein und
Groß Nepal, fo treten wir am beften vorbereitet und orlentirt in
Sothmandu ſelbſt ein.
2) Eingang nach Nepal vom Suͤden ber, durch Tarlyant und
das Hügelland von Mokwanpur, nah Fr. Hamiltons Route.
Fünf Tagemarſche führen von ber Grenze bes Briti⸗
fdien Compagnie-Laubes durch die Worketten des Huͤgellandes im
das eigentliche Nepal hinein. Die beiden erfien Zagereifen, 5
Karte geogs. Meiten (26 Engl. Meit.), gehen vom Bera⸗Fluß
über SarsPafara nah Bichakor, und von da bie Mitte
der dritten Tagereiſe über_bie erſte ſteile Vorkette, die Ghi⸗
ripa⸗Ghati⸗Berge, im Suͤden des Raputi⸗Thales.
Die erſte Tagereiſe, 2 geogr. Meil. bis Gar⸗Paſara, iſt
das Land offene, wenig angebaute Plaine, aber viele Pflanzun⸗
gen von Mangobaͤumen und ein altes Fort zeigen, daß einſt hier
mehr Eultur war. Am Bera⸗Fluß, mit trüben, vom verwe⸗
feten Laube der Wälder ſchlammigen und ungefunden Waſſern,
aufwärts, liege das Doͤrfchen Gar Paſara, mit einem Wafs
ferbeden, und einem großen Gebäude aus Backſteinen, das ber
ältere Rabja Singha Pratap zu feinem. Winteraufenthalte
baute, um bem firengen Clima des höhern Stufenlandes auf dies
fem tiefen, mildern Boden auszuweichen.
Der zweite Tagemarſch führt nach 3 geogr. Meil. durch
Nieberland; theils durch Graſungen mit Binfenftreden, vorherr«
ſchend aber durch Walbungen ohne Unterholz; mitunter fiber bie
erfien niedrigen und fleinigen Vorhoͤhen, bie in der kalten Jah⸗
reszeit ganz trocken liegen. Noch führte kein Fahrweg hinüber;
nur Laftvich dient zum Transport. Auch Bichhakor, eine jes
ner geringen Anfiedlungen im Zariyani, hat kaum ein Dugend
Hütten, wo man das Ungeziefer fürchtet (Bichhakor, d. h. vol
Scorpione), wo alle Cultue fehlt, befien Bewohner einige Pars
batiyas, d. i. Gebirgs-Hindus, am das peflilenzialifche
Clima fid) gewöhnt haben, um vom Zoll und der Herberge der
Duchzeifenden ihr elendes Leben zu friften. Doch iſt bier bie
Zemperatur ſchon kühler als zu Gar⸗Paſara; Temperatur einer
Quele zu Bihhakler = 183° Reaum, (74° Fahrh.), was Has
milton ald Anhbaltpunct für die mittlere Temperatur nimmt.
Dritter Tagemarſch, 3 flarke geogr. Meil. nach He⸗
thanra, in ber Region bes vordern Huͤgellandes, die erſte Hälfte
' | | |
2 Hoch-Aflen. EV. Abſchuitt. $. 72.
bed Wegets fuͤhrt durch Schichten und teockne Täter mit fie
fen Randaferh von geringer Höhe, zwiſchen dichter Pinus : Wals
dung hindurch. Dann führt der Weg, ber nirgends führbar, aber
gut genug für Laſtthlere gebahnt ift, aus ben Tobeln und Thale
ſchluchten Über eine bebeutendere Paßhoͤhe, Chiripa⸗Ghat (b.
5. Vogels Paß), det defeftige ifE, aber auf beiden Seiten noch
von höheen Bergen der Vorketten beherrſcht wird, bie man bier
dns Chiriyas&hatir Gebirge (obwol unelgentlich nad Hamil⸗
ton) genannt hat. Der Nordabfall iſt fanft, huͤgelig auf und
ab, von mehreren, im Fruͤhjahr trocknen, Bergſtroͤmen durccheifjen,
wenig bewalbet, dis zur ſchoͤnen Thalebene von Hethaura,
weiche ber Kararas Fluß Im Süben- ber Stadt, der geößere
Mapti (oder Raputi) Aber im Norden derfeiben, beide von D.
nach W. durchſtroͤmen, bie unterhalb des Detes auch ihre Haren
Waſſer vereinen, um dem noch weſtüichern Ghaudaki entgegen
zu eilen. Nur der untere Theil des Thales iſt bebaut, bie Ums
gebung von Hethaure liegt in Dichten, ftattlichen Hech⸗ Wal⸗
dungen von Sat und Sakhuya ohne Unterholz. Cie werben
auf dieſet Paſſage des Durchganges fo wenig, wie weiter im Oſten
auf det zweiten Straße des Bhareh⸗Paſſes, gelichtet, aus Poll
et des Gorkha⸗Gouvernements, um in ihrer Seenzwüfte eine nas
türliche Vertheidigungszone gegen die Briten beigubehals
ten, von wo man fonft leicht einem Ueberfau deforgen koͤnnte,
ben hier wenigſtens gegenwärtig die Beſchwerde des Transportes
der Kriegsbeduͤrfniffe, wie der Mangel von Vorrach an Lebens⸗
mitteln unmoͤglich macht. Hetha uraꝰ s Lage, meint Hamile
ton, ſey ganz zu einem Britiſchen Eantonnement geeignet, bee
Beſitz der Gorkha⸗Feſte Mmokwanpur, einſt die Reſidenz eines
fehe mächtigen, weitverziveigten Rabja⸗Geſchlechtes, das die Ki⸗
eota” 698) beherrſchte, die nur 2 Stunden davon entfernt, ges
gen Dften auf einem hohen Berggipfel erbaut ift, würde es ſchuͤ⸗
tzen, und hierdurch ließe ſich die Herrſchaft des ganzen Tarkyvani
veſiegen. Die Hitze in Hethaura iſt ſchon gemaͤßigter, doch im
Sommer immr noch ungefund, wahrſcheinlich jedoch uur durch
Mangel an Andau des Bodens. Der Ort iſt unbedeutend; doch
hat er, als Marktplat, einen klenen Bafar mit Kramiäden.
Diele Thaͤler find durch die wiederholten Werfuche ber Weiten,
dier die Nepatefen zu zuͤgeln (ſ. Aften Mb. II. ©. 616), dekann⸗
ei) Fr. Haniikon Account k 6. p. 307.
Himal., II. Mittel-Er.,. Lahuri Rep. 63
er geworben, welche zum er ſten male misfangen, aber zum
jweiten male, im Frühjahr 1816, unter General D hterkony,
nach gebrochenen Tractate vom Jahte 1816, gluͤcklicher ausfielen,
und eigentlich erſt den Abſchluß bes Friedens mit ben Gor⸗
that, im März 1816, herbeifuͤhrten 2), Bo:
Dee vierte Tagemaeſch, 34 geogr. Meil, führt auf bie
Hoͤhe ed Lama⸗Dangra⸗Zuges, bie alte Grenzkette Nepals,
nach Bimphsdi, auf deſſen Bergruͤcken gelegen. Im Rapti⸗
Thale zicht ſich der Weg zwiſchen hoben, ſteilen, dichtbewaldeten
Bastıtten, den klippigen, reißenden Strom in fo engen Uferkluͤf⸗
tm aufwärts, daß bie Karawane ihn in kurzer Zeit einige zwaa nn⸗
zigmale buwchfegen muß. Sein Waſſer iſt zwar zur Durch⸗
furth ſeicht genug, aber bie fdläpfrigen Rollſteme zu mielden,
waft man eder Baumdruͤcken hlnuͤber. Auf halbem Wege liegt
ein Meiner Ort, Mala Paka, von wo man bas Gteilufer,
Dstaphebi- genannt, bes Rapti emperſteigt, um den Rüden
des Lama⸗Danugra zu erreichen, auf deſſen ſchoͤner Bergebene
die Starten Bimphedi ſchon bedeutend aͤber Hethaura er⸗
haben liegt. Hier war es ſchon weit kuͤhter; die. Quellenbeobach⸗
tung gab 123° Reaum. (63° Fahrd.) mittlere Temperaturz
bie doͤe Sormmeriuft (Ayut) bringt weit ſpaͤter bis hierher vor,
Der Boben ift trockner, im Sommer ſelbſt waſſerleer; die Weges
taden, meint Fe. Hamilton, nahm bier ſchon einen Euros
väifhen Habitus an. Der Drt iſt übrigens, wie alle benach⸗
berten, unbedeutend, ein Dörfchen von Parbatiya’s (Bebirge-Hins
7b) bewohnt, mit einigen Kornvortaͤthen. Bis hiecher find im
burhmanderten Lande der Worberge nur wenig freie Culturſtel⸗
Im; bie fparfamıen Bewohner der Waldreviere gehören rohen
Bälle: Tribus am, Welche bie Fremden ſchenen und fich auch vor
den Gortpa’s, die fie fürchten, in ihren Didichten zu verber⸗
an ſuhhen. Sie find daher wenig gekannt. |
Dee fünfte Tagemarſch führt ber den Werspaß Chis
‚ fapani und die Rama-DangrasKette hinab in daS Pas
nauti⸗Thal nah Ghitlong, die Hauptſtadt von Lahuri
ee Klein Repal, 3 geogr. Meilen. Zuerſt hat man von
Bimphedi eine gerte halbe Stunde Keil auf gu ſteigen, um das
— EEE z 2 & ’
”*) Historical and Descriptive Account of British India by Hugh
umay, James Wilson, Greyille, Jameson and oth. Edinburgh
1832, Vol I. p. 253. |
MM Hohdh⸗ Aſten. IV. Abſchnitt. $. 72.
Grenzfort Nepals, die Feſte Chiſapani, etwa 6066 F. Par.
(er 6453 J. Engl. nach Colebr.) 2) approximativer abſoluter Höhe,
zu erreichen, um welche der Wald etwas gelichtet iſt, und wo das
gleichnamige Beine Dorf mit einem Markte liegt. Die Backſtein
Verſchanzungen find ganz unbedeutend, von ben naͤchſten Anhoͤ⸗
hen wird. die Beſatzung felbft vom Musketenfeuer dominirt; dem
Fort fehlt Waſſer, obwol eine Viertelſtunde hoͤher auf eine klare
Quelle am Wege liegt, vom ber es feinen Namen Chifapani
cd, b. kaltes Waſſer) fuͤhrt; aber fie fol ungefund ſeyn. In
gleicher Höhe Über ber Auee, iſt der Berggipfel erreicht, auf wel⸗
chem Ruinen älterer Hortificatienen: auf ber alten Grenze
wilhen Mokwanpur und Nepal proper Üegen. Die Auße
fiht von da auf das Hochgebirge iſt weit und großartig. Der
ſehr fleile Hinabweg, der felbft für. Laſtvieh niche paflisbar iſt,
fühet durch fchönfte Eihenwaldung voll purpurbtuͤhende Rher
bedendron und parafitifche Gewächfe mit ‚duftenden unb pracht·
voll farbigen Bluͤthen, in das tiefe Thal des Panauri. Die
"fer reißende Strom, bee große Granitdloͤcke wälst; mußte zweimal
überfegt werden, um das Darf Tam ru Khani, auf einer wahr:
ſcheinlichen abfoluten Höhe von 6087 $. Par. (= 6488 $. Engl.
nach Colebr. 1. c.), zu erreichen, wo eine Kupfermine Üegt
Die Parbatiya’s waren zu eiferfüchtig um den Fremden bie
‘ Bearbeitung ihrer Erzgruben zu zeigen; ihr That iſt ung, ihr Dorf
am Morbufer bes Panauri von kalten Winden häufig umweht.
Zwei gute Stunden abwärts am Hauptarme beffeiden Stromes
Hegt Chitlong in Lahuri Nepal. '
b) Klein Nepal (Lahuri Nipala) ”), Ä
Nur ben Dimenfionen nach iſt dieſes Klein Nepal von
Groß Nepal zu unterſcheiden, keineswegs ſeiner Natur nach
die in faſt aller Hinſicht beiden ‚gleich iſt, daher Lahuri Nepal,
das ehedem dem NRudja vor Lalita Patzan gehörte, und auch
Newars zu Einwohnern hat, keiner beſonderen Beſchreibung be
darf. Das ganze Thal, von Waͤldern gelichtet, hat eine fehe ums
gleiche Oberfläche, und iſt von zahlreichen Baͤchen, Fluͤſſen und
Quellen herrlich bewaͤſſert, trefflich bebauet, und beingt Getreide⸗
überfluß. Hamilton vergleicht ben Anblick dieſes Culturlandes
Colebrooke on the height etc. in Asiat, Res. XII. 266:
8 Fr. Hamilton Account I. c. p. 203,
Himal. IE Mittel-Or., Groß Nepal: 5)
sit den Heblichflen Culturgegenden Englands, und fand hier vie⸗
les Hehmathliche wieder, ſelbſt das Rufen des befreundeten Kukuks
Die Luft war anf den hoͤhern Puncten des Thales, wo die Bri⸗
tm fagerten, kühler als zu Kathmandu; ja fo fcharf, dag mam,
in März, Winterkfeider trug, obwol Chitlong nur untes
73N. Br. liege. Die mittlere Temperatur würde nad
dee Duellenbeobachtung nur 105° Reaum. (684° Fahrh.) betra⸗
gen, doch iſt der Winter mie ſehr firenge, benn dann wirb fogar
Die zweite Ernte, dee Weiten, eingebracht, indeß die Neisernte
old die erfie des Jahres nach In bie Sommerzeit Fälle Als je
dech Kirkpatrick 9) Ende Februars bier burchzog, waren
ale Waſſer mie Eis bebeckt. Viel weiter ſteht Lahuri Nepak
in finem Weidelande hinter Europa zurück; an eigentlichen Ale
penwieſen iſt es fehe arm, boch ift ‚fein nahrhafter Sraswuch®
befier als das Riedgras des Tariyani, und bie Rindviehzucht iſt
Der weit beſſer als im Tieflande. Die Hauptſtadt Chitlong if
gut gebaut, ohne große Bedeutung. Bon hier iſt trotz des raus
hen und fihlechten Weges, in weniger. al6 zwei Stunden, das im
Norden vorliegende Schetdegebirge Chandangiri bis zus
Stadt Thankos überfliegen, die ſchon in Groß Nepal liegtj
eine Herberge auf bee. Pafhöhe dient den Reiſenden beim Ueber⸗
gange aus dem kleineren in das größere Culturthal, In welchem
die Capitale liegt.
©) Geoß Nepal mis den Capltalen Kathmandu, Lallta Patang,
Bhatgang. |
Die Meine Stadt Thankor%) Liege auf einem Felsvor⸗
frrunge an der Eüdwefl:Ede von Groß Nepal, in einem noch
erhabeneren Vorthale der Hauptebene beffelben, von toelcher
dieſes durch eine niedere Huͤgelreihe abgefchieben if, Auf dem
hoͤchſten Puncte dieſer Huͤgelreihe iſt die bedeutendere Stadt Kir⸗
tipur erdaut. Thankot, nur 14 geogr. Meilen von Kathe
mandu, Liegt noch in wenig bebauter Thalhoͤhe, deſſen mitts
lere Kemperatur, nah Hamiltons Quellenbeobachtung,
114° Reaum. (594° Fahrh.) betragen würde. Noch führt von
da keine Fahrſtraße über jene Hügelreihen zur Hauptſtadt des
kandes Kathmandu. Das Thal von GrogNepat”), mit
Zn |
**) Kirkpatrick Account 1. c. p. 08. »°) Fr. Hamilton Account
L c. p. 208. 97) ebend. p, 80-83, 205 — 209,
Riner Erdkunde IV. E
66 Hoch-Aſlen. IV, Abfhni. $. 72.
dieſer Capitale, ift von kreisrunder Geſtalt, und wird von
zahliofen Armen des Bagmati(Bagmutti), die alle an dem
umgebenden Bergkranze entfpringen, unb tadienmäßig zur ge:
‚ meinfamen Einfentung gegen Kathmandu herabfliefen, wo fie
fid) alle etwas unterbalb ber Hauptſtadt sum Hauptſtrom fam:
mein, reichlich bewaͤſſert.
Bon da an verlaͤßt der Vagmati das größte Thal ak
ler Nepaleſiſchen Landfchaften, und durchbricht die Vorketten
zum Tariyani; jene hohe Thalſtufe Kathmandus aber,
welche alfo alle Grunde und Ebenen umfaßt, die vom oberen
Vagmati befpült werden, Ift doch nur etwa 44 geogr. Meil. von
D. nah W. lang, und hoͤchſtens nur 4 geogr. Meil. breit von
©. nah N. Gie wird in ihrer Ausdehnung durch Werggüge bes
ſchraͤnkt, die uͤberall fehr fleil, und von denen einige zu ho⸗
ben Bergen auffteigen. Die merkwuͤrdigſten von diefen find nad
Fr. Hamilton: 1) dee Shiva oder Siwapuri⸗Verg, im
Norden; 2) der Nagarjun⸗Berg im W.; 8) des ſchon ge:
nannte Chandangiri = 749 F. Par. üb. d. M. im S. W.;
4) der Pulihu⸗Berg im S. O. und 5) der Devikot⸗Berg
im D. Wir können auch noch den oben angeführten Bhirs
bundy:Paß:Berg = 6611 5. Par. Gb. d. M. im N. W. ats
ben G6ten hinzufügen. — Zwar find und nur die ungeführen Def:
fungen von ein phar besfelben, vermuthlich von den niedern, weil
fie eben die paſſirbaren Paßberge find, befannt geworden ; body ift
es wahrſcheinlich, daß fie alle bei der an fi fhon abfolus bo:
ben Lage der Ebene von Kathmandu, etwa = 4500 $.
Dar. üb. d. M., diefelbe nicht viel mehr als der Chandangri
überragen werben. Wir Eönnten daher das relative Aufſtei⸗
gen diefer Berghöben über der Kathbmandu:&bene, von 1000 bie
3500 und 4000 Fuß (nach Kirkpatrid 1200-1400 Yards)%)
vorläufig annehmen, bi6 wir daruͤber nähere Beleuchtung erhals
ten; eine Lage, weiche der von Almora und deſſen Umgebungen
(fr Afien Bd. I. ©. 1041) nahe verwandt feya möchte — Von
biefen umgebenden Bergen, fagt Hamilton, fegen verſchiedene
- Arme hinab zus Kathbmandu:Ebene, und ſcheiden von ihr
wieder Eleinere Thaͤler, davon die meilten (wie 3. B. das
von Thankot) noch etwas hoher als das allgemeine Niveau der
Central⸗Ebene liegen. Gie ſchraͤnken biefe, flseng genont-
°#) Kirkpatrick Acc, I. c. p. 153.
J Himal, II. Mittel⸗Gr., Groß Nepal. 07
men, auf einen noch etwas engern Raum als den oben angeges
benen, auf keine volle 6 Stunden Länge fowol als Breite ein.
Ben ihrer Mitte betrachtet, erfchien fie als eihe große Pläne,
bei Bereifung ihrer Theile zeigt fie fih freilich nach allen Seiten
von verſchiedenen Armen der Ströme durchfurcht und in tiefere
(niht über 50 bis 60 Fuß) Einfentungen ausgewaſchen,
ans denen die Wafferrinnen aber überall mit fanften Gefaͤllen,
und mit feichten Tiefen die ſich alle durchfchreiten laſſen, dem ges
meinfanıen Bette des Vagmati zueilen.
Ueber bie Befchaffenheit ) dieſes merkwürdigen Hochtha⸗
les von Kathmandu theilt uns Fr. Hamilton folgende
intereffante Beobachtungen mit. Dieſes ganze Thal, fagt er, iſt
mit angefhwemmter Erde (Alluvium) überbedt, und
men findet darin Leinen einzigen Stein von befonderer Größe,
An einigen Stellen find ed mächtige Lager von feinem Kies und
glimmerreichen Sand, darunter faufigroße, verhärtete Knollen vor⸗
kommen, die an einem Ende gewöhnlich wie durchbohrt erfcheis -
nen, oder ganz hohl find. Die Newars nennen fie Duns
goda; ihr Entſtehen ift unbekannt. Der größere Theil dieſes
Alluvium iſt «in ſchwatzer, dem Thom ähnlicher Boden,
eder Mulm, den Hamilton wenn nicht für Torf hält, doch
für vegetabitifchen Urfprunges. Die Newars nennen ihn Kons
Ga, graben ihn aus und düngen Ihre Felder damit; oft kommt
er in fehe mächtigen Lagern vor, iſt weit verbreitet, und ers
füle mit Blättern, Holzflüden, Fruchtarten und anderen vegetas _
biifchen Ueberreften einer der jegigen nicht unähnlichen Vegetas
tion, Die Flußdurchſchnitte haben aus diefem ſchwarzen Boden
die haͤrteſten Concretionen beffeiben losgefpült, und an
den Ufern der Flußbetten in Menge abgefeht. Die Landeselns
wohner nennen dies Ha⸗Koncha, und halten es für verwitterte
Holzkohle, was aber [hen wegen der ungeheuren Menge unmöga
lich wäre, Mit diefem ſchwarzen Koncha⸗Boden iſt fehe
Hufıg eine metallreiche Erde (erdig blau Eiſenerz, Ong⸗
Shigulay der Newars) vermiſcht; es ſcheinen organiſche Sub»
ſtanzen mit Eiſen durchzogen zu ſeyn; darin finden ſich z. B.
Fichtenzapfen in allen Zuſtaͤnden, die noch zur Hälfte ihre
vegetabile Natur beibehalten haben, indeß andere ſchon ganz im
diefe metalliſche Erde verwandelt find; und nur noch Ihrer Form
*’) Er. Hamilton Acoount 1, c. p. 81. ao
⸗
68: Hochs Aſien. IV. Abſchnitt. $. 72.
nach gu unterfcheiden find. Die meiften find Zapfen vom Pi-
nus longifolia und P. strobus. Auch finden fih in demſelben
Alluvialboden große Lager von reinem Thon und Lebm, fehr
gut zu gebrauchen für die Töpfereien und Ziegeleien der Mepale-
few, die vortrefftih find. Die Gebiege, melde diefen Alluvial⸗
boben umgeben, find grkoͤßtentheils granitiſche Gebirgs ar⸗
ten, deren Oberfläche ſehr flark verwittert iſt. Ganze Schichten
des ſogenannten Seta mati, oder weißen Sandes, der Par⸗
batipa, haͤlt Hamilton thells fuͤr verwitterten Gramite,
cheils für vegenerirtenz er ſah Ihn nie'in größere Stuͤcken.
Kalkſtein iſt fo felten in biefem Gebirgslande, daB nur
Thon -allein zum Mörtel dienen muß, nur am Nag⸗Arjun⸗
Berge fahe Hamilton einen einzigen Steinbruch, deffen Kalk
gebranne zum Betel kauen und zum Anftreichen ber Häufer Dies
nen konnte. Er bilder einen nur etwa 2 Buß breiten Gang,
in ſenkrechten Schichten, aus kleinen rbomboebrifhen Cryſtal⸗
len (ob Dolomit?) beftchend, und bie andern Lager durchſe⸗
gend. Auch aller Bauſtein in Nepal, eine Art Kalkſtein, fein»
koͤrnig, mit Seidenglanz, der Verwitterung trogend, kommt ebens
falls nur In verticalen Schichten vor, und mag jenem fehr nahe
verwandt feyn. Er foll zwar mit Säuren braufen, aber gebrannt
‚einen Kalt geben, weil er mit zu vielen fremden Theilen ge:
mengt if. In den niedern, die Plane unmittelbar begrenzenden
Borbergen, finden fi große Maffen eines harten, rochen
Thons (Lungcha ber Newars), ber zum Anftreichen dev Däufer
dient; er fiheine wol aus en Schiefermafien ntRanden
zu ſeyn
Dieſe geognoſtiſche — bes Thalbodens, wie ber Au⸗
blick der kranzfoͤrmig gefchloffenen Hochebene, veranlafte ſchon
Kirkpatrickn) die Plaine von Kathmandu für einen
troden gelegten Seebobden zu halten, eine Anficht ber auch
Damitton beipflichtet !), und verfihert, es ließe fih in allen
Richtungen hin bie einflige Ausdehnung des erhabenen Alpenſees
genau durch den Alluvialboden angeben, felbft feine Grenze -fey
noch heute im Randabfage zu unterfcheiden, Über welchem gewoͤhn⸗
lich vegelloß geſtaltete Felſen bloͤcke vorzulommen pflegen, die
von den benachbarten Felſen abgelöft Herabrollten, amı Seerande
100) Kirkpatriek Account 1. e- p. 170. ") Fr. Hamilton Account
l. c. p. 206.
Himal., IL Mittel-Gr., Groß Nepal. 69
iegen biieben, unb oft fehe bebeutend Tich daſelbſt anhäuften.
. Die Sage ber Nepaleſen nennt, wie die der Kaſchmirer
(f. Afim Bd. II. &. 1091), die Gottheit, welche den Berg fpatt
tete, um biefem See den Ablauf zu geben. Schon Colon. Craw⸗
ford fammelte diefe Legenden. Mac der einen ward eine
Incemation des Buddha in diefem Thale geboren, als «8 noch
Gr war, und die Gottheit gebeten, ihn ablaufen zu laffen, das
nit ſich das That mit Bewohnern füllen und die Zahl der An:
bänger Buddha's mehren möchte. Sie gab dem Gebete Ge⸗
ber, und gebot Menju Dev (oder Manjunath?), der in
Nepaleſiſchen Schriften auch als ber erfte Lehrer ber Bud b>
basDocetrin, wie Kafpapa in denen von Kaſchmir, f. Aſien
Br.1.&.1091, erwähnt wird), den Schnitt durch die Berge
su machen, um bie Waſſer auszugießen. Diefer gehorchte, und
mit einem Diebe feines Scymitar war bie Lüde ‚geöffnet, bucdy-
weiche feitbem der Bagmati: Strom dem Hochthale entſtuͤrzt.
Dr Genius des Sees, die große Schlange (Maga, f. Alten
Bo. 1. S. 1093) ergrimmte, als fie uͤberall den trodinen Boden
bervortseten ſahe; aber die Götter bildeten ihr fo viele wunder
bare Waſſergrotten, die ſich zu einem großen Baſſin fuͤdwaͤrts
Balita Patan vereinen, daß fie dadurch wieder befänftigt ward.
Noch gegenwärtig iſt es unmöglich, diefe alle mit einem Blicke zu
überfehen, und fangen die Menſchen fie zu zählen an, fo wollen
nie ihre Summen flimmen. — Wirklich kommt in einem Budd⸗
stifhen Gebet buche (Naipaliya Devata Kalyana Panchavin⸗
fatita), das kürzlich von Hodgfon in Nepal aufyefunden und
nad Calcutta geſchickt ift, folgende Gebetformel vor, Stange 24:
„Mige Manjunath, der von Sirſha kam, mit feinen Schülern
und mit feinem Scymitar den Berg zertheilen, und an ber Stelle
des ausgetrockneten Sees eine Stadt, ben Lieblihen Wohnfig ber
Menſchen erbauen, die den Gott anbeten, ber auf ber elementa-
tn Lotus figt. Möge Er dir gnädig ſeyn; ich bete ihn an u.
[m Rah Hor. Wilſon's Ueberfegung.
Solche und andere Sagen, in benen das MMpshologifche
mit den Maturbegebenheiten verwebt und die Buddhiſtiſche
mit der Brahmanifhen Lehre und Vorſtellung gewaltfam
gemifche if, find bei dem Molke und den an fehe allge:
2) Hor. Wilson Notice on three tracts god 1 from Nepal in Asiat.
Researches, Calcutta 1828. T. XVI. p. 468.
70 Noh-Afen. IV. Abſchniet. $. 72.
meins daB enge Defile beim Durchbruch bes Vagmati iſt dem
Beobachter fo unverkennbar, wie das bei Baramute in Kaſch⸗
mir, und eben fo unvertennbar mußten dann, vor'diefem Durchs
. bruche, die jegigen Hügel der KathmandusCbene, wie die bon
Sambhunath, Pafupatinarh und andere, weiche meiftens
theild mit Tempeln und andern Heiligthuͤmern bededt find, einft
Infeln des großen Atpenfees feyn. Eine Panoram:Anficht die:
fer Ebene von Kathmandu mit diefen Hügeln bat au Kirk;
patrid!5) gegeben.
Der iſolirte Hügel Sambhunath (ode Swayam bhu⸗
natch, vergl. Alien Bd, II. S. 427) *) ift der Lieblingsſitz des
obern Landesgottes; er foll der aͤlteſte Tempel und auf ihm bie
ältefle Architectur in Nepal ſeyn. Der gefamte Berg iſt
eine auffleigende Terraffe, eine ganze Burg nach einander zuſam⸗
—
mengebauter Heiligthuͤmer, deren Geſchichte wol groͤßtentheils un⸗
bekannt iſt. Das aͤlteſte iſt de Buddhatempel; auch wird
das ganze Heiligthum gegenwaͤrtig nur von Buddhiſten, nicht von
Btahmanen verehrt; der Dalai⸗Lama von H'Lafſa haͤlt hier
feinen Vicar, und er ſoll von jeher das Suptemat in dieſem
Tempel gehabt haben. Die VBefchreibung, wilde Kirfpatrid
von ihm gegeben, iſt nah Sr. Hamiltons Urtheil nicht ganz
genau, fo wenig als feine Zeihnung davon; Hamilton bat
aber Reine genauere davon mitgetheilt. Wir bemerken daher nun,
baß eine Flucht von Zreppenftufen etwa 300 Fuß hoch zum Tem⸗ |
pelberg binaufführt, deffen zwei Spigen mit reigenden Baum:
und Tempelgruppen geziert find.
Am Zuße der in Felſen gehauenen Stufen ſteht ein coloſſa⸗
les Buddha⸗Bild; der obere Theil der Terraſſe iſt mit einem gro:
fen, vieredig ummanterten Hoftaum bedeckt, volle Monumente,
darunter auch eine Art großer altarähnlicher, metallener Auffag
auf dem ein vergolbeter Bejjerban, d. I. ein flammender Blitz
‚und Donnerkeil, Indra’s ruht. Der Tempel ſelbſt bat hohe |
Thuͤren mie metallenen, vergolbeten Daͤchern, darin ein ewiges
euer bragnt; er bat heilige Schriftrollen in Tuͤbetaniſchen Cha⸗
racteren u. dgl. in. Dieſer Tempel, meint Kirkpatrick, ſey zu
einer Zeit erbaut, da noch eine Tuͤbetiſche Race in Nepal
herrſchte, die einft von ben Newars nah Kuchar zurüdge
ses) f, Kırpanick Panoramic View of the Valley of Nepanl I. c.
: p183. Kirkpatrick I. c. p. 147; ee
!
)
Himal., 11. Mittel-Or., Groß Rep. - 71
drängt werben, und von ihnen fchimpflih Kath Bhutias ge
nannt worden fep, ein Name den man noch in Kathmandu
etenune (2). Später erſt hätten fi, Brahmanen hier angefiedelt,
und neuerlich find flatt der Newars, die Gorkhas die Bes
berrfher geworden. Die Angabe Nepaleſiſcher Ehronologen von der
Erkeuung diefe® Tempels durch einen Daun Deo (Mana Deva,
wol jener Manja Dev ?), den einundfechszigften Prinzen von Nepal,
gmannt„ift, nad) Kirkpatricks chronologifchen Hppothefen auf -
133 Jahr vor Chtiſti geftellt, offenbar überkrieben; nahme man,
meint $r. Hamilton, in den Mepalefifchen Chronologien der
einkeimifchen Megenten, im Durchſchnitt für jeden derſelben 10
Regierungsjahre an, fo würde das Alter dieſes Tempelbaues in
dos VIII. Jahrhundert n. Chr. Geb. zu fegen ſeyn, das hoͤchſte
das man ihm zufchreiben könne. Der zweite Huͤgel iſt groͤ⸗
jct, aber minder hoch, deflo berühmter unter den Veda⸗Anbetern,
alt, Siz Sivas, unter dem Namen Pafupatinath und
feinee Gattin Guhyismwari, welche bier zwifchen dichter Wal:
dung ihre zwei Tempel haben. Immer ift es merkwürdig, daß
in dem oben genannten Mepalefifch : Bubdhiftifchen Gebetbuche ©),
in wihm Manjunath als erfter Lehrer der Buddhadoctrin
in Repal, ganz wie der fromme Kafyapa in Kaſchmir, dar⸗
geſtellt ifl, gefage wird, er fey von Sirsha (d. i. Maha Ehin)
gefommen. Die von ihm angelegte Stadt, Manju Patfan,
exiſtitt zwar nicht mehr, die Zradition verlegt fie aber halbwegs
vom Berge Sambhu jum Pafupati: Wald, wo oft antike
Bauwerke aufgegraben werden. Die Wallfahrt zu biefem Paz
ſupatinath⸗Tempel fichert dem Pilger, daß feine Seelenwan:
derung in fein geringeres Sefchöpf, als dee Menſch, Statt finder,
Da, wo dee Bagmati den Fuß dieſes Berges befpält, iſt er hei⸗
iger Strom, in dem zu flerben, oder an deſſen Ufer verbrannt
ju werden, Seligkeit ifl. In dem Thale von Groß: Nepal,
fügt Kirtpatrid, wol etwas ſtark Übertreibend, find fo viele
Zemyel als Häufer, und fo viele Idole als Einwohner; kein
Berg, keine Quelle, kein Fluß, Leine Höhle, die nicht irgend einer
Hindu⸗Gottheit geweiht wären. Kirkpatrick 5) befchreibt einige
zuanzig verfchiedene Tempel im Lande. Aber auch Hodafon, ſpaͤ⸗
thin Beritifcher Reſident in Kathmandu, betätigt 7) ihre Menge.
*) Hor. Wilson Notice 1. c. in Asiat. Res. T. XVI. 2.470.
) Kirkpatrick Ace. 1. c. p. 188—193. 7) Hodgson in Asiatic.
Journal 1627. Vol. ÄXUL Jan. p. 61. j
4‘
72 Hocdh Aſien. IV. abſchnut. 472
Er ſchickte dee Galcuttas Sodetät die Zeichnungen von dielen
hundert Buddha⸗Tempetn, bie buch das Thal von Nepal
zerſtreut liegen, und ungemein mannichfaltig in Form ſich geigen.
Einige berfelben gehören nur den Buddha⸗Dienern anz ander
find cheilweife oder ganz Brahmaniſch, aber von den Buddhiſten
aboptict, und ihren niebern Gottheiten geweiht. Diefe Zeichnun⸗
gen werben von ben Chitrakar, einer fehr zahlreichen und res
ſpeetabeln Klaffe von Kuͤnſtlern, bie fi ausſchließlich diefem Ges
werbe widmen, gefertigt, darin fie binfichelidy -der Treue und Net⸗
tigkeit bie geößte Vollendung unb Fertigkeit erreichen, da ihre Ue⸗
bung darin fhon vom 10ten Jahre beginnt. Ihre Farben find
brillant und dauerhaft.
Die Shägung bee Volksmenge des eigentlichen
Nepal, bei Kirkpatrick, auf eine halbe Million, fo wie der
Bevöikerung von Kathmandu auf 48000 bis 50000 Serien
hält Hamilton!) für übertrieben; eben fo feine Angabe ber
übermäßigen Häufersahlen von Kathmandu, Lalita Patan
und Bhatgang, welche jedoch nur bie MWiebecholung derfelben
älteren Daten wie bei P. Giufeppe) find. Doch fey das Thal
_ außerordentlich bevölkert, mit Dörfern und Städten befegt, wors
unter außer obigen drei Reſidenzen, als nicht unbedeutende Städte,
noh Kimi, Kistipur, Demapatam, Sangghu, Thans
Tot und andere zu rechnen find... Die Stadt Kathmandu if
nicht fowol wegen ihrer Größe, ſondern mehr als Mefidenz bedeus
tend; die Zahl von 22000 Käufern, welde man ihr zu Kirk:
patricks Zeit gab, ſummirte zugleich die ihrer naͤchſten Umge⸗
bung von Dörfern und Ortfchaften hinzu, deren man einige 20 bis
30 angicht. Kirkpatrick fchägt fie auf 4000 Haͤuſer, jebes gu
12 Bewohnern. ihren Glanz erhält fie nur aus der Berne von
ben vielen Zempelgebäuden und Thuͤrmen im Zübetanifchen Styi,
alle aus Badftein mit vergoldeten Dächern Der Mefidenz: Pa:
laft der Gorkha-Fuͤrſten iſt zwar ein weitläuftiges Bauwerk,
aber von fo feltfamer Form, daß die Beſchreibung bavon fehmer
- fallen würde; es ift ohne alle Pracht, und felbft geringer als die
Schlöffer in Lalita Patan und Bhatgang. Dicht neben
dem Palaft in Kathmandu ficht ein Tempel Zulafi Bha⸗
wani, mit bee Schuggottheit (Garakhanath) des regierenden Fürs
108) Fr, Hamilton Account 1. o. p. 209, ®) P. Giuseppe Descr.
de Nepäl in Rech. Asiat. ed. Langles T. II. p. 348 etc.
Himal, II. Mittel-Gr., Geoß Na. 73
Renbaufe. New ars find die eigentlichen Bewohner von Rath
mandu, das auch Kathmaro heißes die Parbatiyas lieben fo _
wenig die. Städte und dicht gebauten Drtfchaften wie bie alten
Germanen, fondern wohnen zerfireut im Lande mit ihren Kar
milien anf ihrem Beſitzthum; ihre Hütten find aus Erbe gebaut,
Beiß angefirichen und roth bemalt, und obreol Heiner als bie
Haͤuſer der Newars, doch bequemer, creinlicher, netter. Außer
ben zum Hofe gehörigen wohnt Feiner von-ihnen in der Stadt.
Die beften Häufer der Newars, ober der alten Stadtbewohner
Kathmandus, find in den meuern Zeiten von ben jegigen
Hercſchern dee Gorkha's eingenommen, aud) haben dieſe neue
Bauten aufgefühet.
Die Stade Lalita Patanın), eine Stunde im S.o. von
jener, auf einer Anhöhe gelegen, iſt dem Range nad) die zweite,
und war zu ihrer Zeit, ald Capitale, in Hinſicht dee Größe, dem
heutigen Kathmandu ned überlegen; die Angabe von 24000
Haufern foll unftreitig auch hier deren Summe In bee Stade
mit ihren umgebenden Drtfchaften bezeichnen, zu denen mehrere
ganz bedentende Städte gehören. Auch. Bhatgang, 14 geoge
Mein im S. O. von Kathmandu, die britte, Ältere Reſidenz
ber Newars, obwol ber Häuferzaht (12000) nad geringer als
jene beiden, übertrifft das heutige Kathmandu meit an Pracht
und Größe feiner Ardjitectusen. Es foll der Lieblingsfig der
Brabmanen In Nepal ſeyn, indeß ſich die größte Zahl ber
Kſhetria, oder Krisgerlafte, in der Hoffladt verfammelt, bie ges
drückten Newars aber ihe Afyi in Lalita Patan finden,
Bhatgang nennt Kirkparric!!) dos Benares der Nepalefen,
dort fey die Schule der Gelehrſamkeit, und nirgends wiürben bie
Tempel⸗Bibliotheken für Sanferit und Buddhiſtiſche Literatur
eine reichere Ausbeute geben als hier. In einer der dortigen Pris
vor Bibliotheken, verfiherte man Kirkpatrick, befänden ſich ale
kan 15000 Volumina. So fehr auch biefes übertrieben ſeyn mag,
fo deſtaͤigt doch der jüngfte Augenzeuge ihre geoße Menge, theils
durch feine Nachrichten darüber, theils ducch bie reichen Sendune
gen derfeiben, die er als mehrjähriger Britifcher Mefident in Kath
mandu, von da aus, an die Afiatifche Societät zu Calcutta gu
machen im Stande war. Hodgfon fagt!2). aber, die große
1°) Kirkpatrick Acconnt L, c. B- 161. . +.) ebenbaf. p
'") B.H. Hodgson Resident of Katınandu Notices of the —
Hoch-⸗Aſten. IV. Abſchnitt. $. 72.
Maffe der Bücher in Nepal gehört nur der Buddha Reli:
gion an, und ihre Hauptwr.te (fie follen fi urſpruͤnglich auf
84000 Volumina belaufen haben, vergi. Afien Bd. 1. ©. 744
751, 8b. I. &. 163, 354 u. a. D.) befinden fih nur in den
Tempeln und Kidſtern; aber die unbebeutendern Schriften find
bei den Mönchen und Troͤdlern zu kaufen, die jährlid das Me:
paleſiſche Land der Religion. und des Handels willen befudjen (f.
unten bei Nepaleſen).
Noch tft von den fonft wenig gefannten &tädten Lalita
Patan und Bhatgang zu bemerken, daß in ihnen bedeutende
Manufacturen von Kupfer, Bronze und Glockenmetall
(Phut) 3) ſich befinden, wie diefe Acheiten überhaupt bei den
Buddhiſtiſchen Völkern wegen ihrer zahlreichen Metallidole nicht
fe'ten fehr ausgezeichnet in der Technik find. Die KTübetifchen
Glocken und Schellen find zwar beffer als die Nepalefifhen,
dagegen find der letzteren Metallgeſchirre weit vorzüglicher, und
werden viel nach Tuͤbet ausgeführt, eben fo geben eifernes Ge⸗
fire, wie Gefäße, Lampen u. dgl. aus Nepal fehr häufig auf die
Tübetifchen Märkte. Aus den früheren Berichten!*) dee Gas
pucinersMiffion in Nepal und Tübet (ſ. Afien Bd. U.
©. 468), zu Anfange des XVII. Jahrhunderts, lernen wir den
Zuſtand diefer 3 Hauptflädte vor den Zerfiörungen der Gor⸗
&ha’8 kennen. Damals war aber unter den 3 DBeherrfchern der:
ſelben befländige Fehde und Erbitterung. In Bhatgang
(Bhatgao genannt bei den Indoftanern, das bei den Mepatefen
Kuipo heiße) war ein Capuciner Hospiz; die Patres beiwunber:
ten vorzuͤglich bie vielen und großen Glocken der dortigen Tem⸗
pel; die Zahl der Bewohner gaben fie auch ſchon auf 12000 Fa⸗
milin an. In Lalita Patan, das bei den Nepalefen Hela
heiße, geben fie 24000 Samilien an, und fagen, da ſey bie Zahl
der Buddhiſten dreimal flärker als die der Brahmanen. Hier
ſtarb Pater Hor. de la Penna, defien Denkmal hier erbaut
ward. Kathmandu, das damals minder bedeutend erfdheint als
gegenwärtig, follte doch 18000 Familien zu Einwohnern haben, und
bei den Tuͤbetern Jangbu, bei den Nepatefen Johe heißen.
Literature and Religion of the Bauddhas of et and Bhot | in
Asiat. Researches Calcutta 1828. T, XVI. p. 419
1222) Fr. Hamilton Account I, o. p. 232. 1) P. A. Georgü
Alj-habetun Tibetanum etc, Rom, 1762. 4. p. 433, 436,
Hmal,, TI. WittelCr., Groß Nepal. 75
Zum Schluß unferer Nachrichten Über das eigentliche Nepal
fügen wir bier die Reihe der von Sr. Hamilton beobachteten
Eulturgemwächfe hinzu, bie in der Katbmandus&bene
vorkommen.
Reisbau!S) nimmt die erſte Stelle ein. Der Hanf (Can-
Balis sativa) ift allgemein im Aderbau wucherndes Unkraut.
Marura oder Pangdukodo (Cynosurus corocanus Linu.)
gedeiht fehr gut.
Sana kodo der Parbatiya's (wahrſcheinlich Paspalum cora,
Willdenow) wird wie der Reis angepflanzt, und reift im October
und November.
Muccai und Muruli dee Parbatiya’s, bei den Newars
Kaunguni, find Varietäten von Holcus sorghum, meift in klei⸗
nen Thälern angebaut.
Urid oder Kala mas bei den Parbatiya’s, Map bei den
Newars, nennt Roxb. nady dem Telinga Namen Phaseolus mi-
nimo, In Nepal die gewöhnlichfte Hütfenfrucht, ausgeſaͤet im Juli,
reift ſie im September.
Gera mas der Parbatiya’s, Chica May ber Newars, iſt
Phaseolus occultatus Roxb., reift einen Monat fpäter.
kato, KRato oder Ruta mas bein Parbatiya's, Hayn-
gumap bei Newars, ift Phaseolus calcaratus bei Roxb,
Lat Mung der Parbariya’s heißt auh Hayngumay bei
den Newars; es ift nach Roxh. Phaseolus racemosus,
Mung der Parbatiya’s, Muk der Newars, iſt Dolichos
mango bei Liun.
Seta und Cala Bhot mas der Darbatiya’s, ober Muſa
und Spa der Newars, find zwei Varietäten ber Dolichos soja
mit gelben Bluͤthen und weißen Saamen, unb purpur Bluͤthen
und ſchwarzen Saamen. -
Mofuri der Parbatiya's, Moſu der Newars, iſt Ervam
lens, Zinfe.
Kerao der Parbatipa’s, Calgo der Newars, tft Pisum ar-
vens., Erbſe. '
Sariſhi der P., Turi der Newars, Ift eine Art Senf.
Ita ber Newars, iſt Sinapis ramosa bei Roxlı.
Til der Parbatiya’s, Hamo der Newars, iſt Sesainum, das
wilb wählt, aber wenig cultivire wird,
"*) Fr, Hamilton Aceount 1. c. p. 223 — 231.
j *
7 Hohe Afien. IV. Abſchnitt. 5. 72.
. Buderrobe wird im großer Wienge gebaut, und ſeht Bäufig
eob verfpeißt, aber auch zu Zucker verbraucht; am Anfang Mai
gepflanzt, wird e8 vom November bis Mitte Mai gefchnitten.
Puli der Newars ift Ingwer.
Rettiche und Gurken (Shica und Kanglari) werden in
großer Menge gebaut und gegefien.
Bera, Solanım melongaena, reift im October. Die ger
meine Kartoffel, Solanum tuberosum, iſt gwar in den be
aigen Gegenden eingeführt, giebt aber nicht fo guten Ertrag wie
zu Patna.
Sakarkandh (Canvolrulus hatates) gedeiht beffer, wird
vom Detob. bis Mitte Decemb.- geerntet. Faſt alle Eucopäl:-
(hen Kuͤchengewaͤchſe find eingeführt; aber nur in geringer
Quantität in bie Gärten der VBornehmen. Zur Zeit von Colon.
Kärkpatrick's Beſuch in Nepal waren die Kartoffeln dort noch
misglückt, und man baute von Europaͤiſchen Kuͤchengewaͤchſen nur
erſt Kohl und Vohnen ſehr ſchlechter Art. Seitdem hat man
große Fortſchritte in der Gattencultur gemacht.
Außer Drangen und Ananas von vorzüglicher Güte feh⸗
fen fonft alle guten Obſtarten.
Da Mufabaum (Plantain) flirbt in Kathmandu bis
suc Wurzel ab, aber diefe wird durch den Winter nicht gerftört,
und treibt im Fruͤhjahr neue Stämme; in den niedrigern
TIhälern, wie zu Napakot, und einfgen andern geben fie
auch gute Fruͤchte.
Baummolle wähft im Berglande in hinrsichender Menge,
und Baummollengewebe verfchiedener Art (Khadi und. Changa
- die gewöhnlichfien) find die allgemeine Tracht der niebern Volks⸗
klaſſe des Mittelſtandes, wenn ſchon Wolle weit beffer gegen bie
Winterkaͤlte fhügen wücbez doch wird keine Baummolle ausge⸗
führt. Auch aus diefer unvollfländigen Aufzählung der Agriculs
turprobucte geht der vegetabile Reichthum der Nepaleſiſchen Land:
(haften hervor, und ber vielfache Gewinn, ber aus ihrer genauern
Kenntniß und Benugung fich ergeben würde.
3. Die Heimath der Gorkha, ber gegenwärtigen
Beherrfcher Nepals in Weſt⸗Napal.
Die Heimath 110) dee Gorkha Radjas Legt im Welten
von Kathmandu, im Winkel zwiſchen dem Zuſammenfluß ber
116, Fr, Hamilton Accoumt I. c. p. 244.
Himal., II. Mittel-Or., Nepal, Sorkhas; 77
beiden Hauptſtroͤme des Landes Triſul Ganga und hans
daki, im mittleren Theile dee Berglandes gleich fern vom Hoch⸗
gibitge wie vom Tariyani, in waͤrmern Thaͤlern als die von es
dal proper. Die Capitale Gorkha, der einzige Ort von Bes
deuting im kleinen Gebiete feiner urſpruͤnglichen Beherrſcher, fon
auf heute Peine zweitauſend Haͤuſer haben, mis einem Tempel,
Geratpa:narh, dem befondern Schutgott der herrfchenden Zamitie
geweiht, Der Drt, hält Fr. Hamilton dafür, habe wol ſchon
vor Annahme der Brahmanen : Lehre Gorkha geheißen, und bie.
Zogis oder Priefter dieſes Tempels habe bie Herrſcherfamilie das
ſelbſt zu ihren Gurus oder Stellvertretern bei den Göttern erko⸗
tm. Daher die Benennung dee Ghorkas, Ghorkali's. Kein Eu—⸗
topäifchee Beobachter hat bis jegt diefen Ort noch das Land gife
hen, nur Weniges ift darüber hiſtotiſch befannt,
Diefe Sorkha Radjas, als Feine Bergfürften, waten fruͤ⸗
herhin ganz unbedeutend, ja unbefanntz erſt durch Verheirc thuün⸗
gen des ſechſsten ber bekannten Gorkha⸗-Oynaſten, des Nribhu⸗
dal, wurde die Familie maͤchtig. Deſſen Sohne Prithwi
Narayan (Purthi Nerayn b. Kirkpatrick, Prithenarrain Soap 6.
J. Srofer) +7), kuͤhn, ehrgeizig, raſtlos, unterftügt durch den krie⸗
geriſchen Geiſt ſeiner Unterthanen, den innern Verfall und die
gegenſeitige Befehdung der dreifach zerſpaltenen Newar-Dynaſtle
in Nepal, gelang es, nach langen, blutigen Kaͤmpfen und furcht⸗
baren Grauſamkeiten, ſich zum Ufurpator der fruchtbarſten Thaͤ⸗
ler bee Nepaleſiſchen Gebirgslandſchaften emporzuſchwingen. Ce
führte zuerſt den Gebrauch dee Feuerwaffen und der Europaͤiſchen
Dieciplin in feinen Heeren ein, und hinterließ bei feinem Tode,
1711, feinen Söhnen und Nahfolgern die Obergewalt, die fie
über alle Nachbarſtaaten theils durch Krieg, Liſt, oder Verheira⸗
thungen und Buͤndniſſe bis zum Tiſta und Sfetledſch (f.
Afien Bd. I. ©. 488, 514 16.) ausbreiteten. Die Herrſcherge⸗
ſchlechter feines eigenen Stammes, deren Oberhaupt de wurde, bie
Befiegung der vielfachen Radjaflaaten von Mokwanpur, auf
da Sud⸗, Weſt⸗ und Dftfeite von Kathmandu, und die
Verſchwaͤgerungen mit ben Palpa:Gefchlechtern, die am uns
tan Ghandaki mächtig waren, befefligten und erweiterten nach
und nach die Gorkha⸗Gewalt bis zum Enrfegen aller Nachbarn s
——
— ia Journal of a Tour tlır. Himala Mis. etc. Lond. 1820.
p. 4
1
70 Hoch⸗ Afıen. IV. Abſchnitt. $. 72.
. Buderrobe wird im großer Menge gebaut, und ſehr haͤufig
eoh verſpeißt, aber au zu Zucker verbrauhtz am Anfang Mai
gepflanzt, wird «8. vom November bis Mitte Mai gefchnitten.
Puli der Newars ift Ingwer.
Rettiche und Gurken (Shira und Kangkari) werden in
großer Menge gebaut und gegefien.
Bera, Solanınn melöngaena, reift im October. Die ges
meine Kartoffel, Solanum tuberosum , ift gwar In ben bers
sigen Gegenden eingeführt, giebt aber nicht fo guten Ertrag wie
zu Patna.
Sakarkandh (Conrolvulus hatates) gedeiht beffer, wird
vom Dctob. bis Mitte Decemb.- geerntet. Saft alle Europäls
(hen Kühengewächfe find eingeführt; aber nur in geringer
Duantität in bie Gärten der Vornehmen. Zur Zeit von Colon.
Kirkpatrick's Beſuch in Nepal waren die Kartoffeln dort noch
misglüdt, und man baute von Europaͤiſchen Kuͤchengewaͤchſen nur
erſt Kohl und Bohnen fehr ſchlechter Ar Seitdem bat man
große Fortſchritte in ber Gartencultur gemadıt.
Außer Drangen und Ananas von vorzüglicher Güte feh⸗
fen fonft alle guten Obſtarten.
De Mufabaum (Plantain) firbt in Kathmandu bis
zur Wurzel ab, aber biefe wirb durch den Winter nicht zerſtoͤrt,
und treibt im Fruͤhjahr neue Stämme; in ben niedrigern
Thälern, wie zu Napakot, und einfgen andern geben fie
auch gute Fruͤchte.
Baummolle wählt im Berglande in hinreichender Menge,
und Baumwollengewebe verfchiedener Art (Khadi und Changa
- die gewöhnlichfien) find die allgemeine Tracht der niedern Volks⸗
klaſſe des Mitteiftandes, wenn ſchon Wolle weit beffer gegen bie
Winterkälte fhügen wücbez doch wird keine Baumwolle ausge⸗
führe. Auch aus biefer unvollffändigen Aufzählung der Agriculs
turprobucte geht‘ der vegetabile Reichtum der Nepalefifhen Land⸗
ſchaften hervor, und der vielfache Gewinn, der aud ihrer genauern
Kenntnig und Benugung ſich ergeben würbe,
3. Die Heimath der Gorkha, ber gegenwärtigen
Beherrfcher Nepals in Weſt⸗Napal.
Die Heimath 116) der Gorkha Radjas Kent Im Welten
von Kathmandu, im Winkel zwiſchen bem Bufammenfluß ber
116) Fr, Hamilton Accoumt 1. c. p. 244.
Himal., 1. Mittel-Sr:, Nepal, Gorkhass. 77
beiden Hauptſtroͤme des Landes Triſul Ganga und Ohans
daki, im mittleren heile des Berglandes, gleich fern vom Hoch⸗
gebirge wie vom Tariyani, in waͤrmern Thaͤlern als die von Nies
yal proper. Die Capitale Gorkha, der einzige Ort von Bes
deutung im Beinen Gebiete feiner urfprünglichen Beherrfcher, fon
au heute Beine zweitauſend Häufer haben, mit einem Tempel,
Oeralgasnarh, dem befondern Schutzgott ber herrſchenden Zamitie
geweiht, Des Drt, hält Fe. Hamilton dafür, habe wol ſchon
vor Annahme der Brahmanen : Lehre Gorkha geheißen, und bis.
Zogis oder Priefter diefes Tempels habe die Herefcherfamitie das
ſelbſt zu ihren Gurus oder Stellvertzetern bei den Goͤttern erko⸗
ten. Daher die Benennung der Ghorkas, Ghoͤrkali's. Kein Eu—
topdifcher Beobachter hat dis jest diefen Ort noch das Land gife
hen, nur Weniges ift darüber hiftotifch bekannt,
Diefe Gortha Radjas, als kleine Bergfürften, waren fruͤ⸗
hethin ganz unbedeutend, ja undekannt; erſt durch Verheirethun⸗
gen des ſechsten der bekannten Gorkha⸗Dynaſten, des Nridhu—
pal, wurde bie Familie maͤchtig. Deſſen Sohne Prithwi
Rarayan Purthi Nerayn 6. Kirkpatrick, Prithenarrain Soaps.
3. Fraſer) 17), kuͤhn, ehrgeizig, raſtlos, unterftügt durch den krie⸗
gerifchen Geift feiner Unterthanen, den Innern Verfall und die
gegenfeitige Befehdung der dreifach zerfpaltenen Nemar - Dynaftie
in Nepal, gelang es, nad) langen, blutigen Kämpfen und furchts
baren Grauſamkeiten, fich zum Ufurpator ber fruchtbarften Thaͤ⸗
ler dee Nepatefifhen Gebirgslandſchaften emporzufchwingen, Ce
füßtte zuerft den Gebrauch ber Seuerwaffen und der Europäffchen
Dikciplin im feinen Heeren ein, und hinterließ bei feinem Tode,
1711, feinen Söhnen und Nacfolgern die Obergewalt, die fie
über ale Nachbarftaaten theils durch Krieg, Liſt, oder Verhelra⸗
dungen und Bünbdniffe bis zum Tiſta und Sſetledſch (f.
Aſien Bd. U. ©. 488, 514 10.) ansbreiteten. Die Herefcherges
ſchuhter feines eigenen Stammed, deren Oberhaupt de foucbe, bie
Beſiegung der vielfachen Radjaſtaaten von Molwanpue,. auf
de Suͤd⸗, Weſt⸗ und Oſtſeite von Kathmandu, und bie
Verſchwaͤgerungen mit den Palpa⸗Geſchlech tern, die am uns
tan Ghandaki mächtig waren, befefligten und erweiterten nach
and nach die Gorkha⸗Gewalt bis zum Entfegen aller Nachbarn
era ' =
3 J. — Journal of a Tour tlız, Himala Mis. etc. Lond. 1820.
P
18 Hoch» Afien. : IV. Abſchaitt. $. 72.
denn auch gegen Zübet hinauf wie gegen Hinboftan binab,
- fingen fie fhon an drohend zu werden, als ihnen von beiden
Seiten her die Grenze geftede ward.
—Gorkha gehörte zu den Berglandfchaften der collectiv ge:
nannten ChaubifiRadjas (die XX1V), deren unthätiges Ober⸗
baupt-in Vumila, duch die gegenfeitigen Liguen diefer vielen
Meinen Reguli in der Landespolitik, gleih fo manchem andern
Kaifer, zur gänzlichen Unbedeutenheit herabgefunfen war, Pos
lieifhe Liguen (Sarbhai) und verwandtfhaftlide Li:
guen (Achabbai) !15) heilen das Intereſſe der XXIV, unter des
nen die Radjas von Palpa, Tanahung, Rifing, Ghi⸗
ring, Sajarkot, niht nur im Welten von Kathmandu,
fondern auch im Dften. von da, alfo in Weſt⸗ wie in Oſt⸗
Nepal bedeutende Ländereien befaßen. Unter den XIX andern,
die nur in Weſt⸗Nepal anfäffig waren, herrſchte ein Zweig
der einheimifhen Magar⸗Tribus, deſſen Ehrgeiz ihn. ans
trieb fi den Namen dee Sonnengeſchlechter, des Pamars
Stammes, als eines eingewanderten, von edlerer Hinduiſcher
Abſtammung beizulegen. Der andere Zweig diefr Magars
Tribus blieb in primitiver Barbarei, d. h. dr blieb feinen heis
mifchen Sitten getreu, und galt daher, bei feinen die Brahma⸗
doctrin annehbmenden Nahbarn, für eine unreine Kaſte. Die
Stammväter beider werden van diefem Khancha, von jenem
Mincha genannt, deren Namen fchon in gleich barbarifchens
Klange zeigen, daß fie nicht zu dem Hinduflamme gehören. Aus
dem unreinen Zweige entitanden drei. Radjagefchlechese,
Bhirkot, Gharahang, Dhor, davon das erfte wiederum
das Oberhaupt der andern geblieben iſt, alle aber bedeutungslos
Der reine Zweig der Min cha zerfpaltete fi in vier Haupt⸗
äfte, mit dltern und jüngern Linien. Der eine Radja von Nas
yalos mit unbedeutendem Territocium, nannte den größten Theil
feinee Unterthanen Khaſipa. Eine Seitenlinie derfeiben bes
herrſchte die weit mächtigere Kaski, im böheen Schneegebirge,
an die Bhotiya's grenzend, im mwärmern Eüden an Brahmani⸗
ſche Culturthaͤler ſtoßend, mit der Hauptfladt Kaski, deren
Rage !?) nicht einmal genau bekannt ift. Eine andere Seitenli⸗
nie derfelben, Lamjun, mit der Eapitale Siklik, ſcheint vorzuͤg⸗
110) Fr, Hamiltön Acconnt c. p. 27 - 24. 12) Kirkpatr.ck
Account L c. p. 200; ch Fr. —— Diaiaeı
Himal., U. Mitte-Gr., Nepal, Berkha’s. 29
ich durch Handel und Gewerbe mit Bhutan und Tüber duch
den fon unbelannten Sikitt-Paf, und von da Über Tarku,
Zanahung, Dewghat, Bakia zum Zieflande fig in Wehl⸗
hand verſetzt zu haben. Die dritte Seitenlinie endlich, wa⸗
un die Gorkha, weiche durch jene, die durch Nepal proper,
von aller Beruͤhrung mit Tuͤbet, den Bhotipa's und-ihren ſuͤdli⸗
chen Nachbarn abgeſchloſſen, durchaus nicht wie ihre Verwandten
in Bündniffe oder Liguen mit ihnen oder ihren Nachbarn traten,
dagegen durch Vertrauen auf eigene Kraft fich endlich, freilich ohne
jene milde Herrſchaft der Yumila Radjas, über alle andera ers
hoben. ‚Andere, noch geringere Geſchlechter diefer Dibus, die in
der Revolutionsperiode der Gorkha, theils geſchwaͤcht oder "gang
untergegangen find, indeß ihre Gaue (wie Mufikot, Argha,
Pinthana, Isma u. a.)2) das aligemeine Loos des Derfhmek
zens mit den Shorkali» Staaten -traf, übergehen wir. . : .
Wir übergehen ebenfalls die noch übrigen in Weit: Nepal,
im Süden bes eigentlichen Nepal und Gorkha, liegenden klei⸗
nern, mehr oder weniger Independent gebliebenen Gaue des nie
bean Berg: Radjas, wie die von Mokwanpur, Palpe,
Butaul, Zanahung, weil wir über fie bis jetzt nur hoͤchſt
verwortene und unbefriedigende Dasen 2!) befitzen; fie gehören .eis
nem ganz andern Herrfcher:Stamme, dem ber Kiratas, an, ale
defien Dberhaurt einft der Radja von Mokwanpur in Weil
wie in Dfis Nepal. anerkannt gewefen zu feyn fcheint Wir ers
wähnen ihrer hier nur, weil von ihnen auch in Oſt⸗Nepal wieder
die Rede ſeyn wird, und weil fie an dem fruchtbarften Thaͤlern
des Ghandaki und Triful Ganga, über und unter ihrem
Aufammenfluffe Theil haben, auch durch ihre Enge zwifchen
Gorkha und Kathmandn, und den füdlichern Indiſch⸗Bri⸗
tifhen Provinzen, ale Paſſagelaͤnder für Handel und Militair⸗
Operationen, eine intereffante Stellung einnehmen. Diefe iſt es,
weiche fie fruͤherhin zu einer höhern Stufe dee Gultue erhob,
warum fie aber auch feit der Gorkha Obergewalt, von biefer aus
Eiferſucht zu Boden gedrückt wurden, warum man bis babin allen
Zranfito abfchuitt, die ehemals gangbaren Straßen, wies B.
von Rerighat über Kaufen, Rampur, bas füdlihe Naya⸗
tet und Dewghat zum Tieflande gänzlich verſperrte, bie Waͤl⸗
Fr. Hamilton Acconnt L c. p. 203270 ER
Mr chend, pP. 107 — 186: S
DB Dose. IV. Abfhnik-$7R
ber juwachſen; die Werfunpfungen fich ausdreiten tip, und nur
alten noch die beiden Paflagen duch Wurtauf, und die ges
nannte Uber Bichhakot und Ehitlong gangbar erhlelt. Auf
dieſen find die Zoll haͤuſer eingerichtes, ale andıen Verbinduns
gen werden aber auf Schleichwegen durch bie zahlreichen Contre⸗
ea dennoch fehe unficher erhalten. Auch die Schiffbars
122) des Ghandaki, abwärts von Rerighat, dab gang nahe
1b Palpa liegt, und tert ber geößte- Marftplag, an wel
a. 3 bis 4 Monote im Jahre eine flarte Meffe fuͤr Bho⸗
tipa's, wie für Hindus, tim Gange biieb, tft dadurch unudg
geworden. Dieſer Strom kann naͤmlich auf belabenen Canoes
bie Rerighat aufwärts defchlffe werden, eine enge Stromſchnelle
(rapids). zwiſchen den? deiden Felfen von Gongkar ausgenoms
men. Hier muß, etwaß oberhalb Dewghat, umgeladen und bee
Kahn Tann nur leee hinaufgezogen werden. "Das Sperren des
Floßholzes an dieſet Stelle wird durch querübergesogene Geile bes
wirkt. Doch auch unterhalb Dewghat find noch 3, jedoch ges
eingere Stromfchnellen, die leichter überwunden werden können:
zu Khariyani unterhalb Dewghat, an dir Einmündung des
Archung, und oberhalb Bhalaunjt, bis wohin nur die gro⸗
fen Flußboote aufwärts ſchiffen. Weiter hinauf können bie klei⸗
nern Ktußboote oder Canoes während ber trodnen Jahreszeit bins
aufgezogen werben, boch bei hohem Waſſerſtande nicht, wegen der
zu reißenden Gewalt des ———
* a oe x 73.
Erläuterung.
Oſt Nepal; Sikim; die Nepalefen; bie yier Tuͤbetiſchen Rou⸗
ten aud dem San: Kufli=Xhale auf das Plateauland.
1. DflNepal
Noch weit geringer ald von Weſt- ift bis jegt unfere Kennt»
nig von Oſt-Nepal, bis zu dem unter Britifchen Schuge ſte⸗
henden Territorium von Sikim am Zifta: Sluffe geblieben.
Weder feine Landesnatur, noch die Art feiner Bewohner ift uns
genauer befannt; nur von ben Flußlaͤufen und einigen Etädten
oder Märkter an ihnen, von denem einige Haupt: Handelsrouten
ausgehen, haben wir einige, obwot nur verworrene und unfichere
332) Fr. Hamilton Account I. c. p. 181.
Oimal., I. Mittel⸗-Gr., Oft-Nepak \ ar
Nocheicheen durch Hoͤrenſagen und Pilgerberichte. Hier das —*
ſcheinlichſte und lehrreichſte, was ſich auf dieſen und der eben ſo
rathloſen Kartenzeichnung über dieſen nicht unbedeutenden Land⸗
ſtüch ergeben möchte. |
De San Kofi (Soan Kufi) iſt dee Hauptſtrom, melden
in kinem Hauptthale von N. W. gegen S. O. den größten Theis
ven Oſt⸗Nepal durchzieht, und das Hochgebirge des fchnee
reihen Himalaya im Morben, von. ben Ketten der Vor⸗
berge im Süden, bie vom Triſul⸗Ganga an biß sum
Arun⸗Fluß den gemeinfomen Namen Lama Dangra 2)
führen, ſcheidet. Darin beficht, wie fchon Fu. Hamilton bemerkt, .
des Eigenthuͤmliche dieſes Hochlantes von Oſt⸗Nepal, daß es
auf einer langen Strecke eben nirgends, wie etwa im Weſten
vom Bagmati, und fo dicht am Triſul, von irgend einem
großen Strome durchbrochen iſt. Erſt der Kofi bahnt fih im
Euden von Khatang, zwifhen Vijay pur und Amerapur,
feinen Weg hindurch, und tritt als Koſa in das Britiſche
Yindofkan ein, um fi auf der Grenze von Behar und Bene
gal oberhalb Radjemal mit dem Ganges zu vermifchen.
Seine waffergefühten zahlreichen Zuftxöme erhält dieſe San
Kofi faft insgeſamt von der Mordfeitez keiner iſt uns wenig⸗
fine von der Suͤdſeite zu feinem rechten Ufer hin bekannt. Sie
entfpringen meeiftentheil6 dem ſuͤdlichen Abſturze der Schnee⸗
kette dr Sal pu⸗Gruppe, und er ſelbſt hat an beren weſtlich⸗
flem Kegel feinen Urfprung; aber feine beiden größten, merkwuͤr⸗
digſten Iuflüffe der Bhutia Kofi im Weſt und dee Arun
im Oft, kommen beide aus viel weitern Fernen im Norden,
aus um Plateau von Tuͤbet herab, und durchbrechen
wol hoͤchſt wahrſcheinlich, gleich dem Shandatli-Narayani
ven Maftang, und dem Bora⸗Ghandak von Kheru her
ab, das Hochgebirge des fehneereichen Himalaya. Der Bhutia
Kofi entfpringt im Norden, 5 Zagereifen fern von Kuti (b. i.
Nolalamı 2%) des Tübeter nach Pat. Georgi und Kiaproth), am
Paſſe Langurphede) des Schnergebirges, von mo die Hie
malapa-Ketten eine mehr fübliche Richtung mehmen follen. Die:
fe Paß Langur Iphebe d. b. Berg) liegt faſt 3 geogr. Meilen
2) Fr. Hamilton Account L c. p. 207 24) Pat. Georgi Alpla-
Tibetanum ed. Rom. 1762. 4. p. 417. 26) Kirkpatrick
Aceount. 1. c. ch. IX. f. Rontiers — Distances p. 316.
Bitter Erdtuube IV.
83 Hoch⸗Aſien. IV. Abſchnitt. .$. 73.
WE.
im N.D. der Station Mathiegumbah. Der Kofi entfpringt
atfo hinter der SatpusGruppe, und briht gegen Werft,
gtoifchen ihe und dee Dhayabung⸗Gruppe, naͤmlich ywifchen
den gemefjenen Pils E 15,603 5. Par. und F=176175. 2.
fe oben &.7, 8), gegen Süden binduch, um ſich mit dem
San Kofi, als deffen echter‘ Zufluß (vom N.W. her) zu vers
einen. An dieſem Bhutia Kofi geht die merkwürdigſte
Paffage von Kathmandu aufwärts über Kuti nah Tür
bet, ſowol nah Teſhu Lumbu wie nad H’Raffa und China,
deren Stationen wir weiter unten angeben werben. Beide ver
einte Ströme (San und Bhutia Kofi) wenden fih dann
plöglich von ihrem Süblaufe anDholaghat vorüber gegen
Oſt herum, eben ba, wo ihnen vom Weſt her, aus dem eigent- |
lichen Repal, in ber Direction von Kathmandu, der Dritte,
obere Quelificom, der Rifu, zufließt, in ber Richtung ihres nun
au. verfolgenden Laͤngenthales, parallel mit der Gebirgsbegleitung |
zu beiden Seiten. Bon der Quelle des Rifu bei Banipaım),
oͤſtlich von Kathmandu, über Dapcha und Dumja am du
fommenfluß mit dem San Kofi, find 2 Tagereiſen; biee (nah
Kirkpatrick Thon von Dholaghat an) ?7) wird diefer zus |
exit ſchiffbar für Flußkaͤhne, bis zu feinen Wafferfälen bei
Chatra am Eintritt zum Hindoſtaniſchen Zieflande. Don
Du mia flrömt der San Kofi an Puchighat 2 Tagereifen vor
über, bis er unter Mantalighat, von ber linken, fein zweites
Eiswaſſer den Tamba Kofi aufninmt, der aus dem Schnee;
gebirge von Nord ber, von Dudhkunda in Tüber, dann am
Hauptmarkte Datka vorkber zu einem weiten Thale zieht, das
bie Puchighat fih ausdehnt. Dalka fol aus Badfleinen ers
baut feyn, 4000 Rewar: Einwohner und einen berühmten Tem⸗
pel bes Bhim Sem (ein Pandu) haben, der für die Oſtgrenze
des eigentlichen Nepal gilt. Bis dahin giebt es viele Erzgruben.
Von der Einmündung bes Tamba Kofi find über Chupalu,
Bangnam, Feliya bis Kalefi 4 Zagereifen, wo bas britte
Eiswaffer, der Dudh Kofi vom Norden in ihn einmänbet.
Kalefi bat einen berühmten Siva⸗ :Tempei2), wo im Fe⸗
bruar eine große Meſſe ſich verfammel. Dee Dudh Kofi
120) ſ. d. Rontier b, Fr. Hamilton Account 1. e. p. 166.
”) ai Account l. c. p. 327. °*) Fr. Hamikon Acovant
cp
-
Himal., HI. Mitte Gr., Oſt⸗Nepal. 83
fommt 2 Tagereifen im Norden von Lamja, einem Marktort,
der immerfort von Bhotiyas befucht wird, weil ihr ebenes Pla⸗
ttouland ſchon jenfeit der 2 Tagereiſen durch das Schnergebirge
fetten Anfang nimmt. Bon ba find 2 Zagereifen nach ber Haupt⸗
fat Khatang, die 5 bi6 6 Cos fern vom San Kofi, aber
sche am Arun liegt; der San Kofi wendet fi aber erſt viel
weiter gegen Süd zur I ehe ex ben Arun
aufnimmt.
Ueber die Quellen des Arun hat leider Se Hamilton
gar nichts erfahren; man berichtete ihm nur, daß von der Haupts
ſtadt Chayenpur, die nicht fern vom öfltlichen Ufer des Arun
tiegt, in deffen Stromthale aufwärts, ein wichtiger Handel
nach Tuͤbet geführt werde, und daß dee Arun ſelbſt bis Hes
dang ) (Hedagna auf Kirkpatrid Map of Nepaul, einem
Geenzfort und der Refidenz eines Subah an der Grenze gegen
Zübet) an feinem Weſtufer aufwärts ſchiffbar ſey. Dieſes Ges
bang, und alfo auch das Arun-Xhal, babe zu beiden Selten
2 Tagereiſen fern, im W. das Schneegebirge Meyangma,
im Oft das Schneegebirge Mirgu; von ba an find aber
auch 6 Zagereifen, an vielen Bhotiya: Dörfern vorüber, und
an demfeiben ArunsStrome aufwärts, bis Manigumba,
eines Dorfe, das fchon zu H’Laffa gehört. Offenbar, bemerkt
Fr. Hamilton, bricht alfo dee Arum in biefer ganzen Strecke
ſchon von ber Nordſeite her durch die hoͤchſte Schneekette hindurch
und obwol ſeine Ufer ſelbſt ſo felſig ſind, daß ſie faſt nur mit
Gefahr an gewiſſen Paͤſſen begangen werden koͤnnen, iſt doch bie
Breite des Thals ziemlich bedeutend; nur in der Stromnaͤhe
iſt es dauernd bewohnt, denn ſonſt werde das breite Thal nur
im Sommer von Sgaͤfern) deſucht; offenbar weil es gu
hoch gelegen, nur ald Sommerweide dienen kann,
Leider gehen die Berichte des Kirata, welcher dem Britis
(hm Botaniker die Reiferoute am Arun aufwärts mittheilte,
nicht über Manigumba hinaus. Aus der von Kirkpatrid
mitgetheilten, fehr ‚Intereffanten Reiſerdute 2u) des Nepale⸗
ſen⸗Heeres uͤber Kuti nach Teſhu Lumbu, erfahren wir
nun allerdings daß die Duelle des Arun noch viel weiter im
Norden zu ſuchen ſey; nämlich nicht Ferm von der Quelle bes
2°) Pr. Hamilton Acc. 1. c. p- 165. 1, 8. »°) ebend. p. 150.
?1) Kirkpatrick Account 1. 'c. ch. IX. p.
-
84 Hoch- Alien ı iv. Abſchaiu. 3.73.
Bhutia Kofi, nur an der entgegengefegten Seite beo
Himalaya -Pafle®, oder jenes oben genannten Lungure odes
wol richtiger Langursphbede (d. h. Fuß des Paffes). Die
fie Paß foll übrigens gar nicht fehe hoch zu erfleigen ſeyn, wol
aber heben ſich die Schneepiks zur Seite befto höher empor. Die
Duelle des Bhutia Kofi, heißt es daſelbſt, fließt erſt gegen
W. dann gegen NR.D.; die Quelle bed Arun fließt aber
erfi gegen N.D., dann macht er erflaunliche Arummungen ehe
ee in den Koft fällt. Und wirklich muͤſſen dieſe felbft bedeutend
fegn, ehe er noch Manig um ba und den Durchbruch durch jene
Himalayas Kette von Meyangma und Miegu, welche nad)
ber Ausfage des Kirata auch PaptisGebirge heißt, erreiche
Dies ergiebt fi, aus dem Routier des Mepalefifchen Kriegeherree.
Dieb legte nämlich vom Paß Langursphebe an, über Lang⸗
Kote 43 geogr. Meilen gegen N.O. und Tingri, 24 geogr.
Meilen, im Tiugry⸗meidan oder der Kingris&bene, wo
dee Arun⸗Fluß zum erſten male genannt wird, nun noch
7 Zagemärfche 132) Immer am Arun⸗Fluſſe zurüd, bie zur
Station Chur⸗balua. Diefer ganze Weg fcheint immer auf
einer, wie ausbrädlich gefagt wird, ziemlich gleichen Ebene
ohne große Beſchwerde fortzugehen. Das Strombette iſt fehr breit,
und fen Waſſer ſehr feicht, daher leichte zu pafficen. Man muß
fih alfo bier eine Plateaus&bene Hoch⸗Tubets denken,
wie fie etwa ber Sfatadru von Tſchaptang bis Schipke (ſ.
Alien Sb. I. ©. 634, 590, 735) durdläuft, fo bier der Arun
von Tingri; aber wol bebaut mit Drtfchaften bis zu ber ges
nannten Station, wo ee fih füdwärte wendet, und wahr:
fiheinlich nun bald das vom Kirata genannte Manigamba
erreicht. Die ZefhusLumbu: Straße gweigt an eben derſelben
Stelle von dem Arun gegen Oſten ab, Hiernach wuͤrde auf
keiner unferer bisherigen Karten der obere Lauf des Arun rich⸗
fig verzeichnet ſeyn.
Bon Manigamba, diefem erſten H’LaffasDrte auf, der
Tuͤbetiſchen Handelsſtraße, abwärts am Arun, gegen die Ne⸗
paleſiſche Provinz Chayenpur, find über Pokang bis zum
Anfang feinee Sciffbarkeit, nad) Hedang, 5 Zagereifen, in de
nen man jeden Tag an Bhotiya= Dörfer kommt, davon mehs
rere Marktoͤrter genannt werden. Von Polang?), ber Mittel:
133) Kirkpatrick 1. c. p. 316—317. ° 22) Fr. Hamilton, Account
I. c, p. 199%
Himal., II. Mittel-Gr., Oft-Repal, 85
Karten, wird gefagt, es ſey bafelbft nicht ſehr bergig (atfo wol
noch ebenes Tuͤbetiſches Plateauland?), aber fo hoch und kalt,
daß ed nur im Eommer von Schaafhirten befucht werde, und
von Handelslenten, bie bort anf den Markt gehen. Bon Hes
bang aber, das im Thale des Durchbruch zwiſchen den Schnee⸗
gebiczehoͤhen zu beiden Seiten liegt, hat man mehrere Zage bins
buch ſteile Bergwege zu weiten, und erreicht am dten Tagemar⸗
fhe bie Ebene von Zamlingtar, Tumling Zar auf Kirk
patride Map of Nepaul, die zwifhen dem Arunsgiuß und ei:
nem Heineen finden Zufluß bem Sogeya liegt; der gleichnas
mige Ort ift der größte jener Gegend, wol mit 6000 Einwohnem,
In einem Thale das nahe an 2 Stunden von W. nad D. breit
und 6 Stunden von M. nah ©. ausgedehnt wärmer liegt als
das Kathmandu: Thal, aber noch nicht fo gelichtet und bebaut. _
Ucher dieſes Tamlingtar nahm die Nepalefifhe Armee,
weihe von Kathmandu am Bhutia Kofi über Kuti den Eins
fül nad Täber, 1792, gemacht und Teſhu Lumbu beraubt hatte,
am Arun abwärts uber Hedang (Hedagna), beutebeladen,
den Ruͤckmarſch, wie ihn Kirkpatrick auf feiner Karte auch anges
deutet bat. Gleich unterhalb dieſes Thales erhebt fi) das Kork
Chayenpur, dem Dobhang am Arun ganz nahe liegt. Das
dort Chayenpur, nad) welchem gegenwärtig die bortige Pros
vinz des einfkigen Königreiches Lohangga, bie feit der Gorkha Er⸗
oberung in eine Subah verwandelt, diefen Namen erhielt, liegt
eine gute Stumbe vom Arun gegen Oſt entferne. Don dem Culs
turthale bei Dobhang, immer abwärts, firömt der Arun
an 6 Tagereifen weiter, bis er ben legten, linken Seitenfluß ins
nerhalb des Gebirges, ben Zamdar, aufnimmt, ber unter ben
Berghoͤhen des Torte Vijaypur, an feinem Durchbruche,
duch bie Vorketten des Lama Dangra fi einmuͤndet. Der
Kombar entfpringt auch noch aus den Schneehöhen des Paptis
Gebirges, und fließt durch die Schneeberge Mirgu. Die Berge
fübwärts von diefen, auf Denen auch noch zumwellen Schnee. fällt,
der aber bald wieder ſchmilzt (alfo die Stufe bes Berglandes in
dieſer Gegend nicht mehe zum Hochgebirge gehörig), nannte ber
Kirata aus Hebang, welcher Sr. Hamilton über diefe Gegen:
den unterrichtete, Shhanglima). Da die Sclavenkarte
(. Afien Bb. U. S. 491) aber an berfelben Stelle dad Gebirge
#) Fr. Hamilton Account |. c. p 159.
86 Hoch⸗ Aflen. IV. Abſchnitt. $. 73.
Phakphok nennt, und der Kirata vom noch oͤſtlichern Strome
Kankapi (ber als Mahanada in Bengal zum Ganges faͤllt)
an der Grenze gegen Sikim ſagte, daß dieſer auch im Mirgu⸗
Gebirge entſpringe, dann aber im gutbewohnten Felsthale das
Ichhanglima-Geſbirge durchbreche, fo haͤlt Hamilton mit
Recht dafuͤr, daß Ichhanglima und Phakphok (wahrſchein⸗
lich Phullak und Sankia⸗gumba, oben ©. 41) nur verſchiedene
Benennungn deffelben Berglandes, des Vorberge der
Schneekette Mirgu ober Papti feyn duͤrften. Auch foll die
Quelle bed Kankapi ſelbſt Phakphok heißen, aber noch
busch einen zweiten Schneeſtrom erſt bedeutend werben. Die
böhfte Schneekette feste der Kirata von Hebang auf die
Weftfeite des Arun, unter dem Namen Syamphelang!?S);
ee meinte, ber höchfte fichtbare PIE gegen R.W. von Nathpur
fey ein Theil diefee Berge, doch fo daß der Tarun (?) Fluß einen
andern Schneeberg davon fcheide, den ee Meyangma nannte,
der aber auf der Sclaven:Karte Salpa:pahar heißt.
Bijaypur?6), die Reſidenz eines Subah Über bie Provinz,
welche feit der Gorkha Eroberung Morang genannt wird, liegt
auf einem Rüden bes höchften Theiles der Vorberge, der Lama
DangrasKette, jedoch auf der Oftfeite des San Kofi;
Durchbruches durch diefelbe. Es iſt eine Art Feſte mit Gorkha⸗
Befagung, und hat über den vorliegenden Thälern den Vorzug
gefunder Luft, weil es nicht mehr von der böfen Sommerluft,
Apul, leider. Bon ber gehrenden Luft auf der Höhe des Korte
hat man den für Sarnifonen wichtigen Ausfpruch, dort koͤnne
man bteimal mehr effen als in dem Tieflande. Nahe unter dies
fer Burg, im Durchbruch bed Koſi⸗Thales Liege ein berühmter
Wallfahrteort, Varasha Kfherra, mit einem Tempel dee
Viſhnu, der hier in Geſtalt eines Bären verehrt wird.. Der Zus
lauf devoter Pilger, bie fi) dort zumeilen lebendig begraben lies
fen, um bie Gabe der Prophezeifung zu erhalten, bat, feit ber
Gorkha-Uebermacht fehr abgenommen , die Häufer find im Vers
fall, auch ift der Handel, der diefen Wallfahrten den eigentlichen
‚ Schwung gab, durch die politifchen Ereigniffe der legten. Zeiten
überall gehemmt. Vom weitern Verlauf des San Kofi durch
die Vorketten Nepals und von feinem Eintritt als Koſa in Bens
gal ift und nichts näheres bekannt.
1385) Fr. Hamilton Account I. c, p. 159, 30) sbend. p. 151.
Himal., II. Mittel⸗Sr. Oſt⸗Nepal. 87
Wir haben im obigen bie einstige Methode aus ber Mafle
vager und verwirrter Notizen über ein fonft gaͤnzlich unbekann⸗
tb Ründergebiet, doch einige pofitive Daten zu gewinnen, ge
tueu befolgt, fo weit es unfere Vorarbeiten erlaubten, indem wir
naͤmlich dem Lauf der Ströme wie bee Wegrouten genau
nehfpärten; zur Vervollſtaͤndigung werben wir dieſe letzteren,
ned ihren Stationen, beifügen, woraus ſich zumal bei *
beſuchteſten derſelben, der Kuti⸗Straße, indem uns bie
gleihung verfchiedener Älterer und neuerer Angaben dabei zu Ge.
bete echt, ein gut zufammenftimmendes Bild der weſentlichen
Natuwerhaͤltnifſe jener biöherigen 'l’erra incognita ergeben moͤchte.
Ale fon noch über Oft: Nepal belanne gewordenen Das
im find entweder völlig zesftreut und unklar, oder find mehr bis
ſteriſchet Art, Wovon hier etwa das wichtigſte. Ganz Oſt⸗Ne⸗
pal ſtand früher unter vielen Chefs, die den vielverzweigten Ges
ſchlechtern der Radja’s von Mokwanpur angehörten, ober ſich
han anfchioflen; fie ſtammten, wie die Behersfcher von Yu:
mila, von eingewanderten Dindugefchlechtern ab, die in der Pe:
tiode dee Mohammebaner Eroberungen (f. Afien Bd. Il. ©. 424,
4%6 u. a. m.) aus ihren Gebirgsgauen am Mande Behars und
Bengalens verjagt , tiefer ins Gebirgoland, ſelbſt als Abenteurer
und Eroberer einzogen. Sie follen 1306 von Chittore gekom⸗
men feyn und fi) bald die Deergewalt von Mokwanpur bie
Sitim rungen, auch in jene Landfchaften als Radja's getheilt
haben; swifchen den San Kofi und Kanlayi: Strömen, wo.
das Volk der Kiratas wohnte, und von ihnen unterjocht ward,
ſellen die Machfolger Lohangga’ 837), eines der vier erobernden
Brüder, die Herrſchaft, bis zum Sturz ihrer Dynaſtie ducch bie
Gorthaꝰs (1773— 1779) mit hartnädigen Kämpfen behauptet:
haben. Die Saue im Wet und Sud des San Kofi ers
Dielten in der Provinzenvertheilung der Gorkha's die Namen der
Feſte Mokwanpur (f. oben) und der Stadt Khatang, zwis
(den San Kofi und Arum gelegen; das Hodland am Arun
wurde nun Chayenpur, das niedrige Bergland der Vorketten
tie ber Tarayani: Difiriet am Kofi aber Morang genannt, zu
welchem auch der niedere Theil ber Landſchaft Sikim, die am.
Zifla llegt, gefchlagen wurde. In dieſen Provinzen, die keines⸗
wegt ihre genauen Grenzbeſtimmungen zu haben ſcheinen, fon
#7) Pr. Hamilton Acc. I. c. p. 133.
“on !
-
88 Hoch⸗ Aſlen. IV. Abſchaiti. 6. 7%
bern nach Gorkhaleſen Art fehr willkuͤrlich durch Statthalter oder
Militairchefs (Subahe) verwaltet werden, und Gorkhaleſen Dffi
ciren gehören, an weiche ber größte Theil des Landes in Dotatios
nen für ihre geleifteten Kriegsbienfte vercheile ift, find Bolts
bäufer (Gola), Marktorte (Hats) und Feſten vertheilt,
‚manche Straßen nad) den Zollfiationen geöffnet, andere aber ge
ſchloſſen. Morang fcheint völlig gegen Hindoſtan hin abgefpertt
zu feyn. Am San Kofi aufwärts nach Nepal hin finder wol bes
meifte Verkehr Statt, an vier feiner bebeutendften Linken Zus
firömen fleigen aber die Tübetifhen Handelsfiraßen em⸗
por, deren einige auch durch militalugfche Operationen und DRifs
fionszüge allgemeiner merkwürdig geworben find. Die Bewohner
gesen das Hochgebirge find überall Bhotipa’ 6; Kirata's ode
Kichaks und Lapchag find die Bewohner im Oſten des Arun,
Limbu, Magyar, Khas und Murmis, auch Newar und
Radjputen find die Bewohner im Weſten diefee Gebirgsiand;
fhaften.
Anmerkung Die vier Tübetanifhen Routen aus bem
Ehale des San Kofi in OfleRepal zum Plateaulande
‚von Teſhu Lumbu.
1. Die Route von Kathmandu am BhutiakKafi aufwärts
über Kuti und ben Langur⸗Paß nad Tübetz nad
breierlei Quellenangaben.
Dreterlei Quellen find es, die uns hier zur gegenfeitigen Vers
gleichung bienens einmal bie aͤlteſten Nachrichten bes Miffios
nars Pat, Gruber '?*) (1661, f. Aſien Bb. II. S. 453), und ber
GapucinersMiffion in Zübet (feit 1706, f. ebend. S. 457), des
ron Reifeberichte über diefe Route ®°), im Itinerarium Lhassense,
oluͤclicher Weife durch ben fonft ziemlich verwirrten Gompilator bes
Alphabetum Tibetanum body diesmal ziemlich vollftänbig mitgethellts
jener flieg aus China kommend über H’Laffa dieſe Höhe über bie
ganbursPaffage und Kutinadh Kathmandu hinabz biefe, bie
Sapueiner, fliegen mehrmals aus ihren Diffionen in Nepal biefelbe
Straße über Kuti hinauf auf das Plateauland, Doch find durch
ihre Berichterſtatter nicht ſelten die Namen und Angaben entftellts nach
20°) Pat. Alb. Dorville und J. Gruber Itinerar. in Ath. Kircherl
China illustrata etc. Amstelod. fol. 1667. p. 64— 66.
»°) Fr. Aug. Antonin. Georgii Alphabetum Tibetanum etc. Romae
4. 1762. Itinerarium Lhassense, p, 436450,
Himal. TI. Wittel-®r.,. OR- Nepal, Rauten. 69
Yen Daten wurde biefe Btoute mit gleicher Momenfcheeibung wie bei
Georgi in die Karten Hinboftans von D’Anrille und Senne, öfter ‚tus
tig eingetragen, unb ſeitdem fat überall wieberholt. Cie waren daher
früher faſt gänzlich unbrauchbar für ben Fortſchritt der Geographie,
Kr aber durch ihre Wergleihung mit ber zweiten Sauptquelle ber
von Kirktpatrid mitgetheilten Route einigen Gewinn erhält. Diefe
Rostt if aber ebenfalls bei ben Gros und Kartosgraphen gang un⸗
beachtet geblieben, obwol fie die befte Autorität für fi hat, Denn es
B bie Heiferoute des Nepalefens Heeres *°%) von Kath⸗
masdu auf feinem Ueberfallenadh Xefhu Eumbu (17, f.
Aſien Bd. IL ©. 487), nad ben Zagesflationen, mit Bemerkun⸗
gen, welche ber Britiſche Colonel in Nepal ſelbſt mitgethellt erhielt; er
hat fie auf feiner Map of Nepaul niebergelegt, auch noch eine zweite, et⸗
wah don jener abweichende Angabe ber Stationen aus einer andern
Que zur Bergleichung mitgetheilt +1). Die britte Quellenan⸗
gabe zur Wergleichung bietet die Kartenzeihnung *?) Fr. Has
miltons aus den Driginatlarten der Nepaleſen (f. Erdk. Aften Bd. IL.
©. 491) zufammengetragen bar, auf weldyer auch bie Stationen dieſer
Route im Allgemeinen am Bhutia Kofl aufwärts zum Arun zu verfols
gem find, obgleich Teiber dieſer treffliche Forſcher, dem wir allein bie brei
folgenden Souten verbanten, im Texrte nichts zur Vervollſtaͤndigung bee
Rachrichten über biefelbe mitgetheilt hats zugleich aber auch ein merke
würbiges Routier *:) von Kathmandu nad H'Laſſa, vom Jahre
1850, das Hobgfon, ber Refident in Nepal, uns von noch uubelanns
ten Reifenden mittheilt, bie aber den Vortheil hatten, zu ihrem Dolmets
ſcher einem feit 20 Jahren dort vielfach gereifeten Kaſchmir⸗Bhu⸗
tia zur Begleitung zu haben. Wir werben biefes mit Hodgfons Nous
ker bezeichnen. Wir legen die Armee⸗RKoute nad Tagereifen zu
Grunde, ımd fügen bie andern Daten gelegentlich bei. Die Entfernuns
pen find nach Nepaleſiſchen Shurries **) gerechnet, welche Kirkpa⸗
Es ben Englifchen Meilen gleich ftellt, obgleich man fie zu 224 Die
auten zu beflimmen pflegt, zumal ba von bireeten Diftangen auf fo uns
belanntem Terrain nicht bie RKede feyn kann, und alle Angaben fi nun
auf Wegmeilen beziehen.
u
4%) Route from Kathmanda to to Diggercheh or Teshoo Loomboo by
Kooti in Kirkpatrick Account of the Kingdom of Nepaul 1. «
p- 315— 320. +1) ebend, Ronte from Kathmandu to Koofl
end Shikargong etc. p. 320 — 322. 2) Map of the Domi-
sions of the house of Gorkha. Eäinbargh; copirt nad Crawford,
f» Fr. Hamilton Account I. c. p. 88. “2, Hodgson Notice on
a Route to Lahassa and Tazeio, in Asiatic. Journal New Series
ui p 245249. ) Kirkpatrick Acoount I &.
[ HOoch⸗ Aflen. IV. Abſchaitt. 6. 73.
2) Bon Kathmandu nad Gujt⸗Serri bei Pusputnath
oder Deopatum.
9) Segen DO.R.D., neh Sanku, 14 geogr. Meil. (9 Engl. M.).
— Rad) bem Alphabet. Tibet. liegt bie Stadt Sanktu 12 Kom. Migs
Um von Kathmanbus hier mußten ſich bamals alle Beifende aus
Yinboftan verfammeln, bie mit ber Karawane nach Täbet gehen wollten.
Sanku liegt nach Hodgfons Rout. noch Innerhalb bed grofen Nepal
thales.
3) Gegen RD. nach Deopur, 24 bis 3 geogr. Meilen (13-—15
Shurries), für einen leichten Reiter, bergan; dicht am Ort ſtraͤnt ber
Indiani⸗Fluß voräber, der im Schneegebirge entſpringt und ſich
loſtwaͤrts) zum San Kofi bei Dholatsghant (wel 3 geogr. Meil.
fern) einmuͤndet. Hamiltone Map nennt biefen Zufluß Girkha;
das Alph. Tibet. nennt ihn gar nicht mit Namen, und flatt ber Station
gwei andere, Langur und Koſta, wohin der Weg ſehr befdhwerlich zum
Fluß, der zu überfhiffen fy. Hodgſons Rout, nemmt ben Fluß
Achatuga, er ſey 40 Fuß breit, 7 Fuß tief, fließe von R. gegen D.,
die Fähre wurbe von 4 Männern geftenert, bie vom Repals Gouvernes
ment beſtellt find.
4) Gegen N.D. nad) Sipa, 2% geogr. Dei, (13 Ghurr.), auf
einem Berge gelegen, wie Deopur. Bon da it der Inblanis&trom
gu Aberfegen, auf dem
5) nad Ihari, gegen R.O. nur 1 Stunde (3 Ghurr.) Hinabweg;
R auf Hamiltons Map angegeben. Ä
6) Rach Choutra (Ciopra b. Alph. Tibet.), gegen O.R.OD., 3
kleine geogr. Meil. (14 Ghurr.) von ba auffleigen.
DRG Kubindiah, an einem Beinen Fluſſe.
8 Rad Bullephi, wo ein großer Strom, MiangsbiesKota, Ä
der am Berge Duskun entfpringt, nach Rout, If. (0b Kithik⸗Fluß im
Alph. Tibet., oder Rirkhu in Hamiltons Map ?), um aufzufleigen nad
9) Phyria, 24 bi8 3 geogr. Meil. (12 — 15 Shure.) fern von
Ghantra, gegen D.R.D. 3 ber Ort Hegt an ber Seite bes Laidspettis .
Berges. — Das Rout. II. ſagt, er liege am Ufer bes Miangdia⸗
Eiuffes. Das Alphab, Tibet. nennt bier eine Stadt Nogliokot mit
mehrern Kapellen dem Sciachha Tobpa (0b Lama von Tuͤbet?) geweiht,
mit vielen Steinen, bie mit magiſchen Schriften befchrieben find; auch
ein Tempel des Zara (db. i. Sakya), in welchem Lamadiener die Gebet⸗
eplinder brechen. Bon biefer Stabt wiffen andere nichts; Hamiltons
Korte fest im W. und N.W, der Stadt Phyria bie Schnecherge Mar
hamandal und Bofaingsthan (f. oben S. 32), im N. davon
aber die unter F und K gemeffenen Hochgipfel (f. oben S. 8).
10) Nach Phaldu (Paldu eine Stadt b. Alph. Tibet.) gegen R.O. N.
an 3 geogr, Mei. (14 Ghurr.).
_
Himal,, II. Mittel⸗Gr., Tuͤbet⸗Route nach Kuti. OA
11) Rad; Laifki (Neſti b. Alph. Tibet), gegen R.D.R., 14 geog.
Mel. (8 Ghurr.), die Heutige Grenze. Repals gegen Kuti, nady
Kirkpatrick. — Hodgſons Rout legt biefe Grenze ſchon auf
der Sten Tagereiſe zurüd, nennt aber die ‚vorigen Stationen anders;
ve de it Parabafi, ein Ort von Brahmanen bewohnt, wo viele Ei⸗
fenarbeitee wohnen, barin bie Dauptgießerei der Gifenkugeln für die Ars
tülerie der Gorkha's if. Auf der 5ten Station Shurkerz ift ein hei⸗
ſes Baffin mit S:chwefelbämpfen, das zum trefflichen Bade gegen Haut⸗
frantheiten dient. Auf dem Sten Tagemarſche erreicht man, nach vie⸗
lem Aufs und Abfteigen, ben Grenzfluß zgwifhen Nepal und
Bhote (ni. Tübet). An der Repaleſiſchen Geite ſteht ein Srenz«
kein mit der RagarisInfchrift „Hier ift bie Brenge des Nepal⸗
Zerritoriums,’ und auf der Bhotiyas Geite flcht ein gleicher mit
der Snfchrift „Hier begiunt das Gebiet von Bhote.“ Diefen
Strom (er tft nicht genannt, wahrfcheinlic der Bhutia Kofi) übers
ft man auf einer Holgbrüde, um nad) 2 geogr. Meilen nad) Dum
(d. i. Dhugna) zu kommen. — Auch das Alph. Tibet. fagt ſchon,
Reſti (wol ein Schreibfehler) fey Stabt, Feſte und Grenzort des Koͤ⸗
nigreiche Repalz ein wüfles Dorf, von Tuͤbetern bewohnt, Lege unten
am Feld. Won ba auf ber zweiten Meile ſteige man durch fehr enge,
aus Fels gehauenen, ſich winbenben Stufen auf und ab, zum Rande
ümmenfer Felſen, unter benen Thaͤler mit Viehweiden, Sümpfen und
Feldern mit Reis (Huha ber Repalefen, wol Uya, He der Snboftaner,
Bre der Zübeter) laͤgen.
12) Rah Dhugna (Dunna bei Alphab. Tibet.) gegen N.O.N.,
2 geogr. Meilen (10 Ghurr.), von biefem Orte paffirt man ben Bhus
tia Kofi auf einer Sifenbrüdes er tritt aus dem Himalleh, und ers
gießt fi) bei der Stadt Yullanti zum San Kofi. — NachRout.il.
etſoringt er am Bhag⸗Bhyru ober Bhyrub⸗Langur⸗Gebirge
im R.O. von Kuti, auf Kirkpatrick's Karte Kala Bhyrub. —
Das Alphab. Tibet. fagt, näher ift ein Weg gegen Norden, Dunna !*°)
iſt eine Stadt. Die Wege in ben Felſen find Hier fehe enge, und wins
den fi immerfort um bie hohen Berggipfel. Defter find bie Felſen mit
hängenden Bräden uerfehen, und man muß über 12 berfelben, aus
Zweigen geflochten, hinübergehen. Die wilden Abftlirze und Gebirgss
firäme mit ihren Waflerfällen vermehren das Furchtbare biefer Wege,
die an den fchlüpfrigen Stellen nicht ohne Gefahr find. Der Noho⸗
tha⸗Fiunß (offenbar Bhutia Kofi) durchſtroͤmt rauſchend zwei Ges
birgez fein Bette iſt 100 Fuß breit. Eine Brüde auf eifernen Kets
ten ſchwebend (vergl. Aſien Bb. IL S. 736) führt hinuͤberz auf dem -
Getaͤfel fchreiten die Menſchen ficher einher und en ſich su beiden
Rn nn ——
t) Georgü Alphab. Tibet. Itenerar. Lhassense, L c. p. 138.
-
92 Hoch⸗Aſien. IV. Abſchnitt. $. 73.
Selten an ben Ketten, aber ſchrecilch iſt das Schwanken. Hobgfon's
Routter giebt dem Ort nur 150 Stroßhütten, von Bhutiyas bewohnt;
nahe babei ift eine furchtbare Paffage, fagt es, von 40 Schritt, von
Bretteen, nur einen halben Fuß breit, Über eiferne Nägel gelegt, die
man horizontal in bie ſenkrechte Felswand eingekellt hatz dieſe Paſſage
nennt man bie Lamas⸗Eifſenſtraße.
13) Rad Khuſa oder Kuffargambah gegen R.D., 4 Hehe
geogr. Meilen (19 Ghurries); an biefem Zage muß man 2 bis 3 mal
den Bhutia Kofi überfegen. — Das Alphab. Tibet. nennt biefe Stadt
Kanfa und fagt, ber Weg gehe bahin direct gegen Rorden durch noch
furdhtbarere Felsengen; 29 Brüden babe man über Felöfpalten gu paf
firen, noch mehe Abgründe als vorher find zu überfteigen, und die
Berge fangen Hier an mit Schnee bededt zu feyn.
14) Nah EHofiong gegen R.DO.R., 24 geogr. Meile (12 Ghur⸗
tried), auch auf Hamilton’s Karte, wie bie vorigen Ortfchaften, am
rechten ober nörblichen Ufer des Bhutia Kofl. — Das Alph. Tibet,
nennt biefe Station Sciuſcha oder Chuſcha 1**), wo 20 Famillen
wohnen; bie Gegend fen fehr kalt, von einem Fluſſe befpält, an defien
Weftufer fi Heiße Quellen aus mehreren Brunnen zu Thermen
vereinen. Das Bad werbe von Ginwohnern häufig gegen Gliederer⸗
flarrung benugt. Der Weg fey ſehr fteil und gefahrvoll, die Berge faſt
des Weges bergenommen feyn ſoll.
15) Rach Kuti gegen N.O.N., 25 geogr. Meile (12 Ghurries).
An der Oſtſeite der Stadt fließt ber Bhutia Koſiz bier Fällt der
nadt, das Aufſteigen zu den Schneegebirgen dauernd, der No ho⸗
tha (Bhutia Kofi) fließe tief unten in felſigen Abgruͤnden. — Des
Rout. I. giebt zwiſchen Khufa bis zum Dorf Choſiong nur 3 ſtarke
geogr. Meilen (16 Shurried) an, wahrfcheinlich auf einem anbern Wege,
ber über den Bhutia Kofi fegt, und bann den Kohunniasburris
ung *”) überfteigt, ein Rame, ber von ber außerorbentlichen Beſchwerde
GhultiasKola zu ihm, ein Strom, ber bon. Weſt kommt. — Das
Rout. II. giebt dieſelbe Diflanz an, nennt aber erfi bad Dorf Nantes
'a rat oder Gupah (d. i. eine Hoͤhle, f. oben &.36), dann Auffteigen
nah Alt Kuti, dann Aber das ftärkfte Auffleigen Bhimal Deo⸗
ralli nach dem eigentlichen KAuti. Der Ghultia⸗Kola, fagt biefes
@routier, fliehe im R.W. an Kuti vorüber, das fehe hoch über tiefen
Abgründen rings umher liege; dieſer Ghultia⸗Kola fließe aus der
Schlucht des KalasBhyrubs Bebirges, welches in S.O. im Dimallch
keine 2 Tagereiſen entfernt Liege. | |
- Diefes Kuti iſt eine wicht unbebeutende Tuͤbetiſche SHanbelöftabt,
146) Georgii Alphabet. Tibet. Itinerar. Lhassense, I, c. p. 439.
“7 Kirkpatrick Lc Rout, u. P. 321.
Hiwal, IL Mittel-Or, Kutl. 93
weihe wicberholter Gegenſtand des Grenzfebben zwiſchen Nepal unb
Zähet gewefen zu ſeyn fcheint. Als Pater Gruber von H’Laffa -
über den Langur⸗Paß nach Kuti kam (1661), faate ee, dic fey die
erſte Stabt von Nepal (Necpal) *°;, von wo aus ee in 11 Tagerei⸗
fen Kathmandu (über Nefti (2) nad) Gabmendu) erreichte. Zur Zeit
der Cauciner⸗Miſſion war es eine Tuͤbetiſche Stadt; Fr. Hamilton
fprigt von dem Rampfe ber Zübeter und Gorkha's um Kutie), daß
die Zübeter einen Shell der Provinz Kuti an fie abtreten mußten,
nömlichh ben weftlichen Theil, woraus fie das Gouvernement Kheran
er Kheru (f. oben &.40) noch vor 1789 bildeten. Get 1792 If
aber Kheru wie Kuti wieder an Tübet zurüdgefallen und ein —
thum der Chineſen geworben. Daſſelbe Kuti iſt die Handelsſtadt, mis
welcher Kaſhmirer, die nad H'Laſſa Verkehr treiben, in beſtaͤndiger
Verbindung ſtehen. — Nach dem Alphabet. Tibet. heißt &uti (Le
Canis?) bei ben Tuͤbetern Gniala *°) (Rgialam auch auf Klap⸗
voth’8 Carte centrale de l’Asie), bei den Kaufleuten aber Tzong⸗tu,
eise Grenzfeftung. Der Chineſiſche Verfaſſer ber neueften officiellen des
ſchreibung von Zübet fagt ſelbſt, Gnialam *!) grenze gegen das
and der Gortda s Rebellen, und liege daher nothwenbig auf der
großen Heerſtraße der GShinefifhen Armee, um biefe Rebellionen zu er«
terminin; er wolle baher audy von H'Laſſa und Tefhustumbu
dahin die Routen in Eis (Ghinefifchın Meilen) angeben, aber mehg
laffe fi) von biefen wenig belannten Gtretten noch nicht beibringen. Am
umfändlichften geben die Sapuciner Miffionare Nachricht von
Ruti oder Gnialam *?), das fie die fübliche Tubetaniſche Feſtung
nennen, die früher zum Königreich Mepal gehörte, aber von der dreifach
getheilten Rewar⸗ Dynaftie in Nepal an die Zübeter abgetreten worben
joy, als dieſe zum er ſten mal ben neuen WBegbau bafetbft, nach
Royal bin, unternahmen. Denn früher ging, nach ihnen, der Weg nach
Zube durch Bramafcion (d. i. eine viel dftlichere Provinz, auch
Bregiong *2) genannt, bie auf Morang und Nepal gegen Oſt folgte,
alſo wol Sikim oder Butan ?) weit leichter und bequemer, fo daß bort
bie Sinbeftaner in kuͤrzerer Zeit unb auf Laſtthieren ihre Waaren nach
Zuͤbet einführen konnten. Aber es farben auf jener Route weit mehr
Reifende an bee boͤſen Olla⸗Krankheit (d. & Ayuf, f. oben, das
Sumpfs Fieber der Sommerluft), welche bafelbft einen großen heil bes
Jabers hindurch wüthet, indeß man auf ben Wegen durch Nepal doch 4
bis 5 Monate, nämlih vom November bis April, davon befreit iſt.
a
**) Athan Kircher China illustr. I. c. p. 65. 20) —
94 Hoch⸗Aſien. TV. Abſchnitt. $. 73.
Auf diefer Kutis Straße wird alles auf Menſchenſchultern gettagem
Die Laftträger müflen auf dem Ruͤckwege nady Nepal eine Quantität
Salz mit zurüdbringen, das biefem Lande fehlt. Bon Kuti an wird
die Reiſe auf Ochſen und Pferben fortgefegt, benn ba ift mehr ebener
Weg, abwol bas Land gegen Norden immer höher fleigt.
Kuti dat melftentheild Häufer von drei Stockwerken; fm zweiten
wohnen die Ani (d. 1. die. Nonnen), im dritten die Trabar (d. i. bie
Möndye); in allen Häufern der Wohlhabenden ift eine Gapelle aus roths
gefärbtem Holz mit Golbverzierungen und einer Buddha = Statue (Kaca
N Zubpa) mit Ereuzweis untergefchlagnen Beinen, auf einer Pama, d. i.
einer Lotosblume, ruhend, vor weldyer auf dem Altare bie Opfer ges
bradyt werben. Die Häufer find aus gehauenen Steinen aufgeführt, mit
Altanen, bie fie Argamoz nennen (Solarium bei Georgi); darauf errich⸗
ten fie an ben Eden der vier Weltgegenden Stangen, ziehen Stricke ums
her, hängen magifche Zeichen und Giebelflaggen auf, und erneuern dieſe
mit jedem Neujahrsſstage. Auf dem Dache haben fie auch einen Heiligen
Opferplatz, wo fie täglidy ihren Bögen allerhand Kräuter (Sabina, Ab-
synthium, d. i. Wermuth u, fe w.) darbringen. Bor ibren Pagoden
ſtehen auch Maſtſtangen aus verſchiedenen Holzarten, bie mit Pflöden
und Riemen aus wilden Vüffelhäuten feft verbunden find, zumal 4 mas
gifche Knoten find an einem großen Seegeltuche angebradjt, das von ber
Höhe bis herab reicht, um von den abergläubifchen Leuten Leicht erreicht
a1 werben: benn es iſt ganz mit magifchen Characteren befchrieben. Als
Pater Caſſianus und fein Gapuciner s Geleit hier durchzog (1754),
farb ein vornehmer Züngling, ber mit dem Gnerba⸗Kuti, d. i. dm
Dber s Statthalter, verwandt war. Schon am folgenden Zage war eine
große Anzahl Shakia s Priefter, Zrabar genannt, verfammeltz bie cinen
beteten in bem Trauerhauſe, bie anderen in ben Wohnungen der Bers
* wandten bes Verftorbenen, noch andere in ben Pagoden und, auf den
Straßen ber Stadt, wo fie Kurim (db. i. Progeffionen) anorbneten. Noch
an demſelben Tage wurde die Leiche verbrannt, die Todtenfeier (Kurim)
dauerte über 8 Tage. Sterben Prieſter ober Lhama's, fo werden ihre
Leichen auf Bergen den Vögeln zum Fraß ausgefest.
Den beften Aufſchluß über ben neueften Zuftand von Kuti (1830)
giebt und Hodgfon's Routier. Rach dieſem ift es eine große Stadt,
wo man alle Bebürfnifie in Menge vorräthig findet. Diedgroße Zahl
der ‚Einwohner find Bhotiyas, aber auch viele Kaſhmirer, Newars
und mehrere Ghinefen find dort als Kaufleute anfäßig. Alle gehen in
Wolle gekleidet und fprecyen bie Bhotiya⸗Sprache. Nah phyſiſcher
"und geograpbifcher, wie in ſprachlicher Hinficht, der Haupt
mafle des Volks nach, iſt Hier bie Grenze von Nepal und Bhote
(Zäbet). Es flationiren bien die Truppen bes Regenten von H%Ta fa,
600 Soldaten mit Feuergewehr, auch Bogenfügen, mehrere Officiere
Himal., II Mittel⸗Or. Kuti. 9
und 4 Stuͤck grobes Geſchat. Oie Beifenben von Nepal zeigen dort -
dem Milkairgouverneur Ihren Paß vor, ber im Bureau, zuruͤckbehalten
wird, dafür wirb ihnen ein neuer mit beffen Unterfchrift an den Gou⸗
verneur von Zingri uͤbergeben; bie ift alfo bie dort durch Chinefls
fü} Dbercommanbo in neuerer Zeit eingeführte Grenzordnung.
Rach diefem Blick auf den Altern und jesigen Zuſtand von Kuti
fepen wir von biefem Orte, der etwa 30 geogr. Meilen, bie man in 15
Zogereifen zurüdtegt, von Kathmandu entfernt ſeyn mag, unſere
Steutmangaben weiter zum obern Arum fort.
16) Bon Kuti führt bie ArmeesNoute ber Repalefen nad)
‚Suna-gumbah, gegen R.O., 2 flarke geogr. Meilen (11 Ghurries),
— Das Rout. IL nennt als Zwiſchenorte no Shultiasgurry unb
dann Bhimulsgurry; bi Sunasgumbah Aufſteigen.
17) Nah Mathie⸗gumbah gegen R.D., 3 geogr. Meilen (18
Ghurze.), biefe beiden legten Tagemarſche ziehen Immer nod) am Bhus
tia Kofi aufwärts.
18) Rach Eangursphede (db. 5. Fuß des HimalayasPafe
ſes) gegen OR, 24 geogr. Meile (12 Ghurries). Won bier nimmt
das Gchneegebirge eine mehr fübliche Direction an. Die
Duclte des Bhutia Kofi fol von hier nicht mehr fern ſeyn, auch
nicht weit von der Quelle des Arun⸗Fluſſes, ber auf ber entgegenges
fegten Geite bes Paſſes entſpringt. Die Quelle bes Bhutia Kofi
fließt erſt gegen 3. unb dann gegen S. S. W.; bie bed Arun erſt ges
gen R.D., macht aber dann einen gewaltigen Ummeg gegen ben Kofi,
Dee Pag ſelbſt, den man durchſchreitet, ift nur gering an Höhe, baber
mäfjen ihn die Schneecoloffe gewaltig zur Seite überragen. An ber Oſt⸗
feite ſteigt man hinab
19) nad Lang⸗kote gegen D. 3 flarke geogr. Weiten (17 Ghur⸗
ries) und gegen R.O. faſt 1 geogr. Meile (4 Ghurries). Won ba
9) nad D. nad) Zingri, 23 geogr. Meile (123 Ghurries). —
Das Rout. II. weicht hier von ber Armees Route etwas in feinen Anga⸗
ben ab, fährt aber doch wol durch biefelbe Paflage ber Himalaya s Kette
hindurch, weiche eö aber Kala Bhyrub Langur Bhenjang nennt.
Es fast, von Sunasgumbah !'**) gehe man etwas eben nach Tſſcha⸗
prang oder Suabrong-gombah, 2 geoge. Meilen, feige dann 4
Stunden bergan, 3 gute Stunden durch Winbungen, 4 Stunden wieber
hinab nad Dheramsfillasphebde, einer Art Herberge (Berai) ober
Berſchanzung am Fuß der Kalas BhyrubsKette, 4 geogr, Meilen
(21 Gharries). Bon ba aber 3 flarke geogr. Meilen (16 @hurries) nad
Kala Bhyrub Langur Bhenjang (d. i. Höhle), Dies iſt die
Paffage dur den Himalayas immer bergan, zum Quartier
Rn ee
186) Kirkpatriek Aocomt 1 ©. p. 322.
n
*
8: Mocotfien. IV, Mbfhniın $. 7%
Kam nur ine Höhle etwa dienen. Bon biefer Hohle (Bhenjang)
dat man den Himalaya zur Rechten und Linken, bad Geficht ges
gen H’Laffa gerichtet, den Räden gegen Kathmanbı. Die Pils
thuͤrmen ſich dem Wanderer hoch über dem Kopfe empor. Zuweilen,
doch nicht immer, liegt Schne da, wo man bie Höhle (Bhenjang)
paſſirt. Die Gebirgskette zur rechten zieht fih nah Deb Raia’s
Gebiet (Gitim), bie zus Linken nad; Kheru Yin. Rad Shikar⸗
gumbah find von Hier 34 geogr. Melle (17 Ghurries), der Weg if
eben, ber Rinu⸗Fluß von R.D., von Sankie⸗gumbah kommend,
fließt im B. von Shikarz man muß ihn überfegen, um Shikar⸗
Bong zu erreichen Cbiefer Hinu iſt offenbar ibentifc mit dem Xrun)s
weiter als zu dem Bort Shilargong, in einer Ebene gelegen, führt
diefes Routier I. nicht. — Roch anbers iſt die Beſchreibung berfels
ben HimalayasPaffage bei den Sapncinern, welde wol vers
ſtaͤmmelte Shinefifche Namen mit untermifchen, doch fo, daß fie bei ale
len breien unverkennbar dieſelbe ift, welche zur hoben
Plateau⸗Ebene vn Tingri am Arun⸗FJluſſe hinaufführt. Sie
nennen von Kuti ben erſten Ort Mesfcingsgungh ?**), eine cs
kung, 16 Migl., bie Berge find hier nadt, ohne Bäume, ohne Ges
baͤſchzʒ das einzige Brennmaterial zum Kochen ift der Argali (Vieh⸗
Dünger). Daher wirb bas meifte Fleiſch roh, gebörrt verfpeifts man fest
die geſchlachteten Schaafe den trocknen, Ealten Winden aus, bie es bald
ausborren. Wit biefem Tuͤbetiſchen Hammelfleifh, dad ungemein ges
ſchaͤzt ift, machen bie Dorffchulgen ben vorüberziehenden Reifenden ihre
Gaſtgeſchenke; fein Werbraudy ift ungemein groß, benn es macht nebft
gebdrrten Fiſchen bie Hauptnahrung des Volks aus, Ihre Buddhalehre
erlaubt ihnen zwar das Toͤdten ber Thiere nicht, doch eſſen fie ihr Fleiſch3
fie wiſſen ſich zu helfen; alle Fleiſcher, fagen die Sapuciner, find bei
ihnen ımehrliche Kerle, Ihre Schäfer verkaufen ſtets ihre Schaafe mit
dem Zufage, fie ja nicht zu fchlachten, und glauben dadurch ihr Gewifien
gu bewahren, Rur auf wilde Ochſen, die auch gefpeifet werben,
wird Sagb gemacht, auf anderes Wild nicht. Reis fehlt, Weizen
ift felten, Serfte (wol Awa⸗Korn, |. Aften Bd. II. S. 536, 711 u.0.D.)
haben fie im Ueberfliuß unb bereiten daraus ihren Satu (Gerftenbrei),
der ihre Hauptnahrung ifts Bier und Thee find allgemeines Getraͤnk.
Bon dieſer erften Feſte werben nun noch brei Gaftelle in gleichen Diftans
zen genannt, Zankiasling, Jalap und Zulon, bis zum Berge
Langhur, der von ungeheurer Höhe, zwei Roͤmiſche Miglien hoch, ſeyn
fol, auf deſſen Höhe eine Herberge Yambu genannt wird, Von
diefer Tagen die Capuciner Miffionare, daß fie theild aus Badfteinen,
theils aus nathrlichen Steinen erbaut, und in ben Felsruͤcken bes Lans
188) Georgi Alphabet. Tibet, etc. Itinerar. Ihnssense, p. 445.
Himal., I M.⸗Gr., Tuͤbet⸗Route nach Tingri. 97
ghur eingehauen ſey. Auf dieſer Höhe leiden bie Laſtthiere fo wie bie
Menſchen ungemein an Beängfligungen, Kopfweh, Erbrechen, bis zum
Deliriium, und winben fi in Krämpfen und Schmerzen (die böfe Eſch,
ſ. An Bd. IL 8.633 wa. D.). Die nachtheiligen Bolgen zeigen fich
zumal da, wo ber Berg mit Schnee bebedt iſtz bei dem Hinabſteigen
uchmen fie ab, fo wie der Schnee zu ſchmelzen anfängt, Doch iſt bies
fer Pa keineswegs fo hoch, wie ber weit höhere Berg Cambala (ber
zwiſchen dem Eee Palte und der Hauptſtadt H'rLaſſa überfliegen wich,
f. Alphabet. Tibet. L c. p. 452)53 auch iſt er nicht fo nadt und Kahl,
wie die andern weiterhin folgenden Höhen, Beine Seiten find mit Buͤ⸗
fen, Pflanzen und vielen officinellen Kräutern, auch giftigen, bewach⸗
fen, die in Menge gefammelt an bie Hindus Aerzte und Apotheker vers
handelt werben, zumal aber mit der Spike Narde (Gcenbatfy ber -
Sindu? Die Beſtimmung biefer Pflanze hat, auch nad W. Jones
Abhandlung baräber, ihre Schwierigkeit). Gine andere Herberge auf
ber entgegengefegten (alfo Rordoſt⸗) Geile des Berges Langhur, 7
Miglien von ber vorigen, nennen bie Capuciner Gnincò (d. i. Statio
commiserationis)3 von da gelangt man nad) Tingri. — Das Hobgs
fon'jche Routier ſtimmt ganz mit jenen Angaben überein, nennt
diefen Hohen Bergpad Yelum Thungla, 4 Stunden (5 Cos) —
mit ewigem Schnee, und eben fo viel wieder bergabz nur Maul⸗
tiere, Yaks und Schaafe pafliren feine ſchneidenden Kalten Höhen. Man
beſtreut wol ben ſchluͤpfrigen Weg mit Aſche, um has Ausgleiten gu
binden. Ein Tagemarſch ift zum Ucherfteigen nothwenbig, um an bee
andern Geite des Berges am Fuß bie Herberge zu erreichen.
Bon biefem Tingri fagen bie Capuciner, «8 fey ein ganz ebes
nee, wohl bewäflertes Thal, fruchtbar, lieblich, mit Eaftellen,' zerſtreu⸗
ten Häufern und Wohnungen befegt, eine gute Stunde breit und nady
ben Berfiherungen ber Bewohner über 6 Stunden lang, daher ber
Name Zingri Zubet '*) (d. i. Dei prosperitas) biefem Landestheife
inöbefendre, aber keineswegs ganz Kübel zukomme. Faſt alle Einwoh⸗
ner find bier Hirten; jebe Familie hat ihre, zahlreichen Heerden Heines
Bich (Hol Schaafe)5 gegen ben Sommer wirb es mager, gegen ben
Winter fett. Die Hirten gehen auch in ber größten Kälte im Freien,
und tragen lederne Stiefeln, Zrauen wie Männer, bie fie nie auszie⸗
ben (2). Bon dba find mehrere Stunden weit am Wege kleine Caſtelle,
Zongriscula, Zingrisfanna, Tzogor und uͤberhaupt bis Ger
gargium (wol Shilarsgumbah der ArmeesRoute),' bis wohin am vors
überziehenden Gtromufer eine lange Reihe von ſolchen Keften, von
Städten, von Shakiamuniſchen (d. i. Buddhiſtiſchen) Moͤnche⸗
und Ronnen⸗Kloſtern ſich hinzieht. |
EEE & ”
€) Georgi Alphabet. Tibet. etc. Itin. Lhassense p. 448.
Bitter Erdkunde IV. ©
os Hoch⸗ Aſien. IV. Abſchniu. 6,73,
Auch Dobgfon’s Routier fagt, vom Bergpaſſe an folge num
eine Thöne grüne Plaine, 2 Gos weit, vol ber fchönften Blumen,
darauf man fehr viele flüchtige Thiere, dem Maulthier aͤhnlich, bemerke,
welche die Bhotiva's King neımen (ber mis Kiang verwandte Name
koͤnnte wol an Mooreroft's wilde Pferde, f. Aften Bd. I. S. 659, ex
innern, wenn nicht eben hier bie Antelope Hodgsonii'in Heerben lebte,
davon fogleih die Rebe feyn wird). Zingri, das am 13ten Tages
marfch erreicht werben Bann, wirb jest eine anfehnliche Stabt ber Bho⸗
tiya’s genannt, wo eine Ghineflfche Pferdepoſt (wie bie von Ghertope
und der Gobi, f. Aſien Bd. II. S. 603) nah H'Laſſa und China
beginnt. Die Winter find in Zingri ſehr firenge. Die gewöhnliche
Nahrung ber Einwohner ift auch hier noch Satu, d. i. Gerftenbrei,
mit Butter und Thee. Die KReiſenden Lönnen bier wieder Mauithiere,
Dferbe und Kameele, bie biöher ganz fehlten, zu ihrer Reife mies
then, um nach Shegar im folgenden Tagemarſche zu gelangen. Dieſe
Bhotiya s Stadt Hat 9000 Häufer und viele Lama's zu Bewohnernz fie
iſt bergan gebaut und gilt als heiliger Boden. In den Berg, erzählt
bie Legende, führe eine golbene Pforte zu einer Golbgrube, die Don ben
Lama's fireng bewacht werde, Die Stadt hat 1000 Daun Garnifon ber
HLaſſa⸗Truppen.
Das Routier der Nepaleſiſchen Armee ſagt, mit jenen Angaben ganz
übereinftimmend, bas Tingrismeidan, d. i. das Tin gri⸗Thaleery,
lege am Arun, und, von hier fen die weitere Straße bis nad Digs
"serheh,d. i. Shigadze bet Teſhu Lumbu (f. Aſien WB. IL ©,
485) ganz eben und ziemlich direct. x
Diefe Ebene iſt es, welche erſt feit wenigen Jahren gu dee Ent⸗
deckung einer neuem Antelopenarst geführt hat, welche mandıe für
das endlich aufgefundene Einhorn ber Alten zu halten geneigt waren,
wenigftens ift es ſicher das Seru der Tuͤbeter, Kere der Mongolen
und Kiostuan der Chinefen, das bei ihren Hiſtorikern befannt genug
if. Gin ſolches Einhorn, Seru **), begegnete dem Weltſtuͤrmer
Tſchingiskhan, als er auf feinem Eroberungszuge nach Hindoſtan
( Enedket) begriffen, den Berg Diabasnaring hinaufſtiegz er hielt das
falbe, feltfame Thier fin ben warnenden Tegri feines Waters, nicht in
das Land ber Bogda's zu ziehen, und kehrte von feinem beabſichtigten
Kriegtzuge zuruͤck. In dem dftliden Tuͤbet gegen China, in ber. Pro⸗
Yinz Kham, trägt ein Gebirgsgau ben Ramen von ihnen, Seru⸗—
dziong, und in Oſten zwifchen H’Laffa und H’tart nennt bie
Beſchreibung von Tuͤbet **) eine Gegend am wild füh kruoͤmmenden
18?) Kirkpatrick Acc. p. 316. **) Sſanang Sſetſen Mongol. Ge⸗
ſchichte. 4. S. 89. Rote 386. #®) Description du Tibet p. P.
Hyacinth, ed; Klaprath, p. 230. Not. |
Himal, I. M.⸗Gr., Tuͤbet⸗Route, Einhorn⸗Antelope. 99
Chanswan, wo fie vorkommen ſollen. Auch Sam. Zurner *°),
ki feinem Befuche im Palaſt des Rabja von Zaffifudon, erfuhr
von diefem, daß er ein intereffantes Thier, eine Art Pferd, mit einem
Herne auf ber Stirn, befige, das in einiger Entfernung auf feinem
Bandfite fen, wo ihm das Volk göttliche Verehrung erzeiges woher es
ober kimme, Tonnte er nit Jagen. Im Tuͤbetaniſchen Manufcripten
hate Major Latter *1), ald Sommanbirender im Zerritorium bes
Kadja von Sikim, im Verzeichniſſe des dortigen Gebirgswildes auch j
den Kamen dieſes Einhorns gefunden, und die Beſtaͤtigung gehört, daß
ein ſolches ſehr wildes, ungebänbigtes Ihier, hoch glei dem Pferde,
aber mit gefpaltnem Hufe, in Heerben wie bie wilben Büffel am Rande
ber Büfle, einen Monat fern von H'kaſſa, lebe, und häufig gefchoffen
und verfpeift werbe. Es wurbe ihm felbft von ſolchen, die e8 gut kann⸗
tn, als ein einhorniges hier abgegeichnet. Das Zeugniß der armen
Bhutiga’s 2), welche der Handel und bie Devotion jährlid aus Nepaf
nach Zübet führt, ſchien ebenfalls das Dafeyn dieſes Thieres zu beftätis
gen; es lebe, fagten fie, auf ben Ebenen von B’hote (db, i. Tübet)
jenfeit des Himalaya, zumal fn einem walbigen Landſtriche, Chaug⸗
dung genannt, der mehrere Zagereifen in R.W. von Digurche (d. i.
Teſhu Lumbu) Uegt. Das Thier, Chiro ober Tſchiru (bi.
Seru) genannt, ſey aber zu groß und kuͤhn, um es mit einfachen Waf⸗
fin zu erlegen ober zu fangen; die abgeworfenen Hörner ober bie ber
umgelommenen Tſchiru's bringen fie aber zuweilen mit don ihren Pils _
gerseifen umb weihen ‚fie ihren Göttern. Ein foldjes gewundenes Horn,
das im Tempel von Sambhunath bei Kathmandu aufgehängt
war, wußte fidy ber Reſi dent. Hodgfon zu verfhaffen, und überſchickte
es der Calcutta⸗ Societaͤt. Cin anderes aus dem Walde in N.W. von
Teſhu Lumbu wirklich durch einen Bhotiya nach Nepal mitgebrachtes
Horn diefer Art, nebft einer Bhotiya⸗Zeichnung des Thieres, ſchickte Mr,
Robinfon *?) aus Nepal an Dr. Wallich, der es für eine Antelos
penart erkannte, Später wurde ein lebendes Thier diefer Art in bie
Menagerie des Gorkha Radja nad) Nepal gebracht, wo «8. aber ſtarb,
weil es bie hohe Temperatur von 213° Reaum. (80° Fahrenh.) nicht
ertragen konnte. Der Lama von Teſhu Lumbu, den fchon früher
Mejor Latter un Mittheilung biefes Thieres erfuchte, hatte es dahin
geſchenkt. Hodgſon ſchickte den Balg des Thieres an die Calcutta⸗
Societaͤt, we es von Dr. Abel nach feinem Entdeder im Syſteme ben
Ramen Antelope Hodgsonü. erhielt. ZIegt erſt erfuhr man durch *
) Sam. Turner re * Tuͤbet ꝛc. Ueberſ. Ham⸗
burg 1801. 8. S.1 r Latter commanding in the
Rajah of Sikims a in aa — Dec. 1820. ) Hodg-
son Asiatic. Soc. Caleutt. 7. Jul. 1824, in Asiat. Iourn. Vol. XIX.
p: 48. 2) Asiatic, Journ. 1824 Vol. XVIIL. p. 395. 4
2
}
100 ° Hoch» Aflen. IV. Wofhnitt. $. 73.
Teſhu⸗Lumbu⸗Lama, daß der Lieblingtaufenthalt biefer Thiere die ſchoͤre
Ebene von Zingris meidan !**) am Arun fey, unmittelbar jenſcit
ber fchneeigen Kutis Paflage über dem Himalaya. Große Tſchiru⸗
Heerden ziehen fich wegen der großen Salglager bahin, weldye dort
auf jener Hochebene verbreitet liegen. Das grazidfe Ihier hat
ganz bie Natur ber Antelopen, mit langem, ſcharfen, ſchwarzen geringels
ten Horne mit breifady welliger Blegungz aber fie find ungemein wild
und flüchtig. Wie bei allen Platcauthieren jener Talten Hochebenen if
fein zwei Zoll langes, röhrichtes Haar an der Wurzel mit jenen weichen
Daunen verfehen, bie bei den Shawlziegen (f. Aften Bd. II. S.609)
unb audern Thieren des Hochlandes bekannt find. Aber eine Hauptfach
ſcheint noch immer unermittelt geblieben zu feyn, ob nicht das eine ſte⸗
den gebliebene Horn nicht wirklich nur ein Reſt von zweien if,
wie dies ber Schäbelbau zu fordern ſcheint; das Abwerfen eines der
Hörner wuͤrde die Erſcheinung eines Cinhorns leicht erklaͤren. Daher
wird dieſes Tſchiru auch für identiſch mit einer Antelope Kemas
Smith. *) gehalten, welche oͤfter eins ihrer Hörner abzuwerfen pflegt,
und das wirkliche Einhorn wuͤrde erfi noch zu fuchen ſeyn.
- Wie haben hier das Tübetifhe Plateauland nun wirklich
erreicht, wohin wir fpäterhin zuruͤckkehren werben. Wir begleiten daher
nur noch das Nepalefene Herz in feinem Marſche im Allgemeinen am
Arun abwärts, um bie Direction und Diftanz von bier nach Te
ſhu Lumbu, als einem ber wenigen firirten Punkte in biefem wenig
befannten Ländergebiete, fpäterhin nicht wieberholen zu dürfen.
Bon Zingri legte das Nepalefens Heer noch 7 Tagemaͤrſche am
ArunsKluffe zurlick, etwa 12 geogr. Meilen, bis dieſer ſich fü:
wärts wenbetz der Heeresmarfch aber wurde noch 7 Zagemärfche weis
ter, etwa 21 geogr. Meilen, gegen N.O. bis Teſhu Lumbu fortge
ſetzt. Die angegebenen Stationen, weldye zum heil nur mit Nepalcfis
fhen Namen angeführt werben, find folgende:
1) Bon Zingri**) nad) ber Station Ghultiaspyany, 34 geogr.
“ Meilen (18 Ghurries), nad) bem ſchlechten Waffer genannt; am Arun
bin, der ſehr ſeicht, obmol fehe breit war, als ihn das Nepalefen= Hrer
durchſezte. Won ba
2) nad Nika⸗pany, 1 geogr. Meile (5 Ghurr.), nach dem guten
Waffer genannt, immer am Ufer bes Arun hin,
3) Nah Kunasgumbah {oder Konagong),. 3 geogr. Meilen
(16 Shurried), am Knie eines Zluffes liegend, daher die Nepaleſiſche
NRamengebung. Der Arun fließt nördlich daran vorüber.
10%) Asiatic Journal 1826 Vol. XXII. p. 194. es) Historic Ac-
connt of British India by H. Murray, J. Wilson, Greville, Jame-
son, Ainslie etc. Edinh. 8. 1832. Vol. III. p. 68, ) Kirkpa-
trick Acc. 1. c. p. 317—319.
.
>
Himal., II. DR.-Cx., Tühes-Koute n. Teffu Aumbu. 101
4) Roh Shilarsgumbah, eine Stunde (3 Ghurries), wo das
Repalefen s Heer am Verein: beider Fluͤſſe (daher Shikar⸗dubhan
genannt) campirte. Hier hatten bie Gorkha's in früher Zeit ſchon
eis eme Keftung *") gehabt, und waren in mehreren Gefechten
fegrcch gegen H’Laffa gewefen, von dem fie einen Zribut oder Ab⸗
tretung ber Länder im Suͤden des Langur-Paffes verlangt hatten,
wos bie erfte politifche Vermittlung der Chineſen zur Herſtellung des
Friedens herbeifichrte. Da aber von ihrer und der H’Eaffenfer Seite
das Berfprechen der Tributzahlung nicht erfüllt wurde, fagen bie Ne⸗
palefen, fo erfolgte darauf als Zuͤchtigung jener Raubüberfall in Te⸗
fh Lumbn. — Die Verhandlungen über jene frühere Periode hat Kirk⸗
patrid im Auszuge aus einem Memoir der Gorkha's mitgetheilt.
5) Rah Dhain⸗baitra⸗katrakagong am fühlichen Ufer bes
Arun, 2 geogr, Meilen (10 Ghurries).
6) Rach Ehho⸗gumbah, 2 Keine Stunden (A Ghurre), ein ſehr
rot Ort.
N Rah Chur⸗balua, eine Stunde (3 Ghurr.), eine Ebene mit
Flugſand ober Moorgrund, zwifchen ben Arun und einem anbern Bus
fiuffe zu ibm. Der Arun wendet fich bier gegen Südz das
Her z0g gegen Oft bis Saita-gumbah, 3 geogr. Meilen (16 Shum
sis), das von feinem weißen Haufe biefen Ramen erhielt. Von da an
wendete ſich aber die Route gegen ben Rorben.
8) Rach Bhyriasgong (bie Weidenfladt), gegen R., 21 geogr:
Meiln (12 Ghurries).
9 Nach Sankia, 3.gesgr. Meilen (14 Shurr.), eine große Stadt
in einem Thale mit einem Strome; ber Sig des Sankia Lama, ber
oöttich verehrt wirb, worüber das Hodgſon'ſche Routier, welches
die Stat Sakyn **) nennt, mehreren Auffchluß giebt (ſ. unten Tuͤbet)
10) Rah Ekela⸗gumbah, gegen N., 34 geogr. Meilen (18
Ghurt.), eine Repalefen-Benennung, wegen der ifolirten tage fo genannt,
11) Rad Shanguko⸗baifi, gegen O. N.O., 3 geogr. Meilen
(14Gharxr.), an einem großen Strome, ber aber nicht genannt iſtz aber
die Station nannte man nach einer Holz⸗Bruͤcke, die hinüber führt,
12) Nah Lollpehar, 2 geogr. Meilen (12 Ghurr.), nach ber
vothen Farbe des Bodens genannts der Weg geht etwas bergan, dann
aber auf der ſchoͤnen Plaine fort bis Diggercheh.
13) Rad) Kaghe z⸗gumbah, 5 geogr. Meilen (25 Shurrisy
14) Roh Diggercheh (Shigadze) ober Teſhu Lumbu, 2
geogr. Meilen (10 Ghurr.), bavon eine Stunde im Norden abwärts
[4
*') Kirkpatrick Account I c. ſ. Appendix I. p. 341 etc. .
*®) Hodgson Routier Calcutta Soc. 2, Sept, 1830 in Asiatic Journ.
1830 Vol. L. p. 247.
\
102 Hoch⸗ Aſten. IV. Abſchnitt. $.73
der Brahmaputra vorhber römt. Dee gange Abſtand von Kath⸗ i
mandu würbe demnach an 80 geogr. Meilen (3984 Ghurr.) betragen
und etwa 50 von Kuti, bas an 30 geogr. Meilen von der Gapital
Repal's entfernt iſt.
2. Die Route !') am Tamba Koſiſaufwarts nad; Dudh⸗
kunda in Tübetz nach Fr. Hamilton.
1) Lengleng liegt am Zuſammenfluß des Tamba, ber dom
‚NRorben herabfirdmt, zum San Kofi. Die erfle Tagereife führt zum
großen Dorfe Namari.
2) Der 2te Tagemarſch nad Jerikampti, wo ber Gorkha⸗
Radja feine großen Alpenweiben hat, auf denen 10,000 bis 12,000 Kük
auf die Weide gehen, daher biefe Gegend auch unbebant bleibt.
3) Zu dem großen Dorfe Game, das von Bhotiya's bewohnt wide
4) Nach Goyang, desgleichen.
5) Zum Schneegebirge Pangmo, von wo Dudhkanda etwas
weiter gegen N. W. in den Alpen liegt, die ſchon zu Tuͤbet gehoͤren; die
jährliche Meſſe an dieſem Orte iſt es, welche viele Handelsleute dahin zieht.
3. Die Route am Dudh⸗Koſi aufwärts nad Lamja ’°),
nad Fr. Hamilton. |
1) Bom Sivas Tempel zu Kalefi, wo eine große Meſſe gehalten
wird, gebt bie erfie Tagereife nah Rawa, durch ſtark bewohntes
Land; die Stadt ift anſehnlich und hat ein Fort.
2) Dann durch gut bewohntes Lanb zum großen Dorfe Hakala.
3) Eben fo nad) dem großen Dorfe Jubing.
4) Vach dem Dorfe hat, welches von Bhotiya's bewohnt wich;
des Elima ift hier für bie Parbatina’s oder Berghindus zu Kalt.
6) Nadı dem Marktorte Lamja, der auch nur von Bhotiya's
bewohnt wird; bie Waaren find Hier diefelhen wie anderwärts, Zoll
wird davon nicht gezahlt. j
4 Die Route am Arunsfluffe aufwärts von Bijaypur
nad Pokang, Manigumbap und Tuͤbetz nad Fr.
Hamilton 71).
.. D on Bijaypur am erfien Zage nad Mulghat am Zams
bar⸗Fluſſe aufwärts; dev Weg ift hügelig ‚ ohne Gebirge, das Land voll
AdesGultur.
2) Eben fo, uͤber ben Zambar gefept, nach Dhankuta ober
Dhankot.
190) Fr, Hamilton“ Acc. L c. p. 168. 10) ebenda 165.
19) ehendafı pı 158-150, p» 168 kp
[4
Himal,, II. M.⸗Or., Tuͤbet⸗Route n. Manigumba. 103
3) Dieſer Tagemarſch geht mehr durch bergiget Land, das we⸗
niger bebaut iſtz mehrere kleine Fluͤſſe find zu überſezen, wie der
Nangmoyh u. a.
der Tagemarſch, durch gut bebaute Ebene nach ber Stadt Ja-
reſang.
Ser Zagemarfch, Uber niedere Höhen durch ein ſchoͤnes Thal
gem deghuy a⸗Fluß.
6) Auf huͤgeligen Wegen durch vieles Gulturland über den Piluyas
Flof mter dem Fort von Shayenpur vorüber nad) Dobhang, am
Sufommenflug des Soyeya und Arun.
Tter Zagemarfch, auf Tanftem Wege, der zum Seiten auf Pfer⸗
den gut geeignet iſt, nach Tamlingtar, in einem großen Thale, das
in B. vom Aruns Fluſſe begrenzt wirdz es iſt wärmer wie das Thal
von Kathmandu, abes weniger gelichtet. Die Stadt hat an 6000 Ein⸗
woher,
Die 3 folgenden Tagemärfche über TZamling, St geya und
tum gehen bequem burch Culturiand.
Der 11te Tag führt, ſehr bergig und ſteil auf und ab, noch durch
gut gebaute Gegenden nad) Supha.
12) Rah JIholangghat am Arun⸗Fluß, über ben hier eine
Jangebräde geht.
13) Usber niebere Berge am Weftufer des Aruns Fluffes nach Des
dang, dem Grenzfort und Sitz eines Subah, beffen breite Thalluͤcke zu
beiden Seiten won den hoben Schneepils Meyangma in W. unb
Nirgu in DO. überragt wird; das Defile am Strom hin ift felfig.
14) Rah Kombda, einem Dorfe der Bhotiya's, ehedem bie Res,
Renz eines Lama , der als Incarnation verehrt ward.
16) Rah Chamtang, einem Dorf ber Bhotiya’s am run.
16) Rah Sekſula (oder Sekfura) am Arunz ein Dorf der
Bhotiha's zu beiden Seiten des Stromes gelegen, über ben eine von
Zweigen geflochtene Hangebrüde führt. Zwei Tagereifen von ba, ges
gm R.O., erreichte man Pokang in cinem Lande, das nicht fehr bers
sig, aber fo Hoch und kalt iſt, daß es nur im Sommer von Schafhir⸗
ten beſucht wird, und von Handelsleuten, welche früher ven Markt
von Pokang bezogen.
IT) Bon Sekfula kommt man auf bem Weftufer des Arun, in
deſſen Thale auffleigend, zum Bhotiyas Dorfe Hatiya, einem Markt
orte, ber an die Stelle von Pokang getreten iſt.
18) Zum BhotiyasDorfe Chipachintang, bas noch den Gorkhas
gehört; aber nur wenig entfernt von ba liegt das Dorf Mani⸗
sumba, das fchon zu H'Rafle gehört ; hier ift alfo das Tuͤbetiſche,
it Chineſiſche Grenzgebiet. Der Umfag von Chayenpur
auf dieſer Handelsſtraße mit dem Hochlande waͤr der vielen Stoͤrungen
\
an!
104 Hohe Afien. IV. Abſchuiut. 8.73.
und Hemmungen ungeachtet gu Ir. Hamilten’s Zeit noch immer bes
beutend. Hatiya am Arun und Alangchang am Tamar waren
nah bem Verfall von Pokang die Hauptmärkte geworben. Die
Sinfupr !7?) von Tübet befteht in Schaafen, Moſchus, Mos
Thushäuten, Büffelfhweifen, Borar, Ehinefifhen Seis
benwaaren, Mebicinalträutern, in Gold und Silber. Von
Chayenpur befteht bie Ausfuhr in Reis, Weizen, Maruya
(Cynosur. corocanus), Uya⸗Korn, Del, Eifen, Kupfer, Baum
wollenzeuge, Zub, Katehu, Harra bahara (b. i. Myrobas
Ianen), Planken von Dhupibdäumen zu feiner Holzarbeit, Pfef⸗
fer, Specereien, Indigo, Zabad, Dtterfelle, Zucker, Zub |
erfand, zuweilen Perlen u. a. m.
. 2 Rerritorium des Sikim Nadja.
Das oͤſtlichſte Gebiet der Nepaleſiſchen Alpengebirgslandſchaf⸗
ten am Tiſta⸗Fluſſe, das nad feinem Beſitzer und deffen Res
ſidenz das Territorium bes Sikim Radja genannt wird
gehört zu ben unbekannteſten Theilen diefer Erdgegend. Seit früs
berer Zeit unter dem Einfluß von H’ Laſſa fiehend, duch bie
Gorkha Revolution theilweife von diefen Machthabern zerftüdelt,
unter ben Schug der mädtigeen Nachbarn im Oſten und Sü:
den, des Deva Dharma Radja von Bhutan und der Bri⸗
. ten in Bengalen, getreten, iſt dies Land bei der eigenen, innern
"Schwäche, der Saloufie feiner Nachbarn von allen vier Seiten
preiögeftellt, und dadurch, wie es fcheint, in neuerer Zeit zwar
nicht ganz unbeachtet, aber doch von Europäern unbefucht geblies
ben, da jeber Zugang gegen den Norden für Britiſchen
Verkehr vom Süden her, buch das Vorrüden der Chines
ſiſchen Grenzpoften, unerfprießlich geworden wäre. Wie müffen
uns bier nur mit dee hiftorifchen und topographifchen Notiz 7),
bie wie duch Se Hamilton und einige officiellen neuem
Britifchen Angaben erhielten, begnügen, weil une jeder allgemeine
beiehrende Bericht über jenes Alpenland fehlt, .
Das Hochgebirge, wie das vorliegende Bergland, zwis
hen den Fluͤſſen Fankaye und Tifta, bewohnt ber Volks⸗
Hamm der Lapchas; Ihe Beherrſcher der Nadja von Sikim
war ein Bhotiyaz fen Heer befand aus Bhotiya's, aus ei⸗
gem felgen, unteiegerifchen Volke, das ben kuͤhnen Gorkhaleſiſchen
ı72) Fr, Hamilton «Account L c. p. 157. 78) Fr, Hamilton |
Account 1. c. Part, II. ch. 1. Country ef Sikim p. 118 - 128. |
Himal,, II. Mittel-Gr,, Sikim. 105
Gebirgẽenachbarn keineswegs gemachten war. Bhotipaꝰs ums
gaben und bewachten den Radio. Außer den Lapchas, welche
etwa bie Hälfte ber Population dieſes Landes ausmachen, find
no dem kleinern Antheile nad) Limbu's, dem größern nach
Ohstipa’s die Mitbewohner deſſelben. Dee Radja, von
dernthmer Familie aus H’Laffa abſtammend, bat den Titel
Gelpo (richtiger Ghialbo, d. i. Rex), und in ben weltlichen
Angelegenheiten feinen erſten Reichsverweſer und Generaliſſimus
der Lapchas, mit dem Titel Hang, der aber erblich iſt, und das
bet wel mehr Gewalt, als er ſelbſt, beſttzen mag. Die Herrſchaft
der Bhotiya’s in Sikim hält Er. Hamilton baflır, fe ſchon
alt, da fie einft fogar viel weiter gegen Süd und auf ber Oſt⸗
fite de6 Mahanada- Stromes bis Kriſhnagunj reichten,
als fie ans diefen Beſitzungen busch bie frühern Eroberyngen ber
Muſelmaͤnner (Afien Bd. U. ©. 424 ıc.) verdrängt wurden. Aus
jener Zeit iſt wenig pofitives befannt. Die Bengalefen nanns
ten im Jahre 1782 das ⸗Oberhaupt von Sikim, Rup Chis
ting; feine Reftdenz war das Fort Dargiling (6771 F. Par.
üb. d. M., f. Aſien Bb. IL, ©. 978). Wahrſcheinlich im Jahre
1788 fielen die Gorkhali's in deſſen Land ein, und fanden,
obwol nur mit 6000 Kriegern, nur wenig Widerſtand; denn im
Ditober hatten fie felbft die Capitale Sikim erobert, welche meh⸗
‚tere Tagerriſen weiter im Norden liegt. Der Radja zog fih in
das Zuͤbetiſche Hochgebirge zuruck, fuchte den Beifland des Höfe
von H’Laffa und Bhutan (Taffifudon), der ihm auch
gewährt wurde. Ex verfprach dem Nadja Deva Dharma von
Bhutan einen Tribut, und wurde daflır durch deffen Truppen
[don im December deffelben Jahres in feine. Capitale zuruͤckge⸗
fühztz denn die Gorkhaleſen wurden aus Sikim zuridgefchlas
gen. Zugleich waren bei dem Einfalle eines Gorkha s Heeres in
Zübet, zu Kuti Gefechte vorgefallen (f. oben ©. 98), Bald
308 fih das Bhutan⸗Heer gegen Oft zuruͤck; ber Rabja von St: -
fm farb, fein Sohn Kurin Namki war noch Kind; bie
Gockhaleſen kehrten zuruͤck. Der Thronerbe floh nah Tankiya
in Tübet; das Territorium von Sikim kam in der Nepaleſen
Gewalt. Der Hang der Lapchas zog ſich in das wilde Ges
birgsland zwiſchen die beiden obern Arme des Großen und
Kleinen Zifta, wo er in der dortigen Feſte Gandhauk
Gangdok) die Herefchafe über den fueigebliebenen Bergdiſtrict
Sikims bis in die neuere Zeit behauptete. Von Bhutan was
106 Hoch⸗Aſien. IV. Abfänie. 1.73,
ren die Gorkha!s dur die Verwendung China's zuruͤckgehalten,
die unterworfenen Lapchas, im untern Sikim, zeigten fid
aber fo rebelliſch gegen ihre Beſieger, die Gorkha'e, daß Diefe
Ihnen einen eigenen Statthalter aus ihrer Mitte zugeſtehen muß⸗
sen, dee bie beflimmten Zributgelder an fie abliefern follte. Man
fepte nur einen Subah von Chayenpur als Militairgouver:
neur ein, und ließ in den beiden Hauptorten Sik im' und Dar:
siling Gorkha s Truppen als Barnifon zurüd. Get 1809 be:
gannen mit der Ruͤckkehr bes jungen Radja, mit Bhotiya Hülfe
aus Tuͤbet, neue Verfuche zur Reftauration feiner Hertfchaft
an der auch Britifche Truppen Schon damals Theil nahmen.
Das Britifhe Souvernement in Bengalen, bem
daran gelegen war, in einem guten Wernehmen mit dem Hofe
von H’Laffa zu bleiben, und burch diefen als Freunde des
Friedens bei dem Hofe in Peking, in ihrem Wunfche eines
freien Handelsverkehrs zu Lande über Tuͤbet nad) China bevorwors '
tet zu werben, ergriff in dem erneuerten Kriege gegen bie Gorkha's
(1814) die gute Gelegenheit, feine Gunft dem Radbija von Si⸗
tim, als einem fehr nahen Verwandten der Negenten von
H’Raffa, buch die That zu beweilen. Es verſprach ihm feinen
Beiſtand, und übernahm bie Vertreibung ber Gorkha's aus dem
untern Territorium von Sikim, während er felbft mit taufend
Mann beffen Gebirgsland von feinen Feinden reinigen wollte.
Im 6ten Artikel des Sriebenstractats zwifchen den Engländern
und Gorkha's 17%) wurde wirklich die völlige Räumung des
Sikim⸗Territoriums duch die Gorkhas und befien Ins
dependenz unter bee Garantie und Protection der Bri⸗
ten feſtgeſtellt. Dieſe fuchten dadurch fih in dem Gebirgelande
oftwärts vom Mitchie: Fluß (Medi ein linker Nebenfluß zum
antern Laufe des Kankaye), welcher ald Grenze zwifhen Ne⸗
pal und Sikim beſtimmt warb, den Zugang zu Sitim und
Tüber frei und offen zu erhalten und alles Tiefland ofls
waͤrts deffelben Mitchie⸗Fluſſes, bis zu dem WBerglande von Si⸗
tim, wurde zugleih von ihnen ale Eigenthbum der Com⸗
pagnie, unb zu Bengalen gehörig in Anfpruch genommen.
Dirie aus biefer Zeit bekannt gewordenen Nachtichten über das
— —
— ſJ. Siehe sieh — the u War printed in conformity to
the Court of Proprietors of East- India Stock.
Lond. Pre Fol. p. 265, 267. 429, 430, 835, 927.
Himal., II. WittelGr, Sitim. 107
Land Sikim find fehe umvollſtaͤndig geblieben. Das Hochs
gebirge im Norden, welches dieſes Gebiet von bem Tuͤbetiſchen
Zeritorium von H’Laffa fiheidet, wird Khawa»Karpola
er Harpola, d. i. bie Weißen Berge, genannt; es wirb
vom Hauptſtrome des Landes, dem Lifte, durchbrochen, der
she bedeutend ift und viel weiter im Norden,‘ im Gebiete von
Pkaſſa entfpringe. Nach den Tüberifhen Kalten foll es ber
Phun tfang dzangbo tfu feyn (f. Klaprotli Carte centr. de
Pie), Kirkpatrick fagte 75) man, er entfpringe auf dem
Dnge Chownrigolah, einer Zortfegung des Schneegebirges
Phunijung, eine Tagereiſe fern davon in O.S.O. Aber wo
dieſes gelegen? bleibt uns unbelannt. Zwei Ha uptarme defs
felben werben der Große und Kleine Tiſta genannt, und
jwifhen ihnen im Hochgebirge liegt die Feſte Gandhauk. Oſt⸗
wärts des Kleinen Tifta liege Damfang, eine Fefte weiche
dem Deva Dharma Radja, , alfo [hon zu Bhutan gehört. Das
Gebiet von Si kim ift alfo hier nur auf eine ſehr geringe Breite
ausgedehnt, denn im Welt ift der Kankaye im Hochgebirge
eben fo der Grenzfluß gegen das Territorium ber Gor⸗
kha's, gegen die Suba von Chayenpur. Die einzige Pafs
Tage zwifhen Sikim und Tübet, duch das Hochgebirge
Karpola führt dur den Phakali⸗Paß, der 5 Tagereiſen im
ND.son JSang: chim legt; da aber dirfer Zugang durch das
Zertiterium des Deva Dharma Rabja von Bhutan führt, fo iſt
hierdurch der Verkehr der Bewohner von Sikim flets vom bes
nachbatten Bhutan abhängig, defien Einfluß auf diefes Land in
den letzten Eriegerifhen Bewegungen jener Landfchaften nicht ohne
Beteutung war. Auh-Dallimcot, eine Feſte auf dem öftlis
chen Tiſta⸗Ufer, auf ber hoͤchſten Vorkette an feinem Durch⸗
bruche Dusch die Vorberge zum Tieflande, gehört ebenfalls fchon
zu Bhutan. Sikim if alfo nur ein ſchmaler Landſtreif des
Apengebirgelandeß, welcher wie eine Brüde, zwifchen Gorkha
und Bhutanern im Weft und Oft, dad Territorium der
Briten in Bengal, dom Süden her gegen Norden, über
bas Schneegebirge mit dem Platenulande von Tuͤbet in Verbin⸗
dung fegt. Die einzige Beobachtung em unten Tiſta⸗Fluſſe,
unterhalb feines Durchbruches ducch die Vorkette gegen die
1%) Kirkpetrick Acc. I. c. p- 281.
=
108 SHodhsAflen. IV. Abſchnitt. $. 73.
Plainen von Hinbdoftan, von Dr. &cort!76), fagt und, baß bie:
felden dort niedrig find, und aus verſchiedenen Lagern von Schies
fer, Kohlenſandſtein und andern lockern Exdarten voll klei⸗
ner Rolikiefel- Schichten beftchen, in denen das vorherrfchende Ge⸗
fein überall ein ſehr glimmerreiher Sandftein iſt.
Sitim, bie Hauptſtadt des Landes, Liege im Weſten bes
Großen Tiſta, auf dem Weltufer des Ihamiluma (ein
sechter vom N.W. kommender Zufluß zum Großen Tiſta), der
aber von dem Suͤdabfalle bee Schnerkette kommt, und dieſe
nicht, wie jener, ducchbricht. In zwei Arme getheitt umſtroͤmt er
einen fehr hohen Berg, auf deſſen Tafelhoͤhe die Feſtung Tafi⸗
bing erbaut iſt. So hoch foll diefe gelegen ſeyn, daß man zum
SHerabfleigen von berfelben nach allen Seiten zu einen halben
Tag braude. Abwärts von Sikim, 6 Tagerelſen entfernt, da
wo der Tiſta mit feinem vereinten Waffern bie hoͤchſte der Vor⸗
derketten zu bucchbrechen beginnt, liegt auf feiner Weſtſeite Dar:
giling, welches die Hauptfeſte des Landes gewefen zu feyn
ſcheint, ba die Gorkha's daſelbſt ihre ſtaͤrkſte Garniſon hineinge-
worfen hatten; es iſt derfelbe Ort, von deſſen Auswahl zu einer
Geſundheitsſtation für Bengalen ſchon anderwaͤrts bie Rede
war (ſ. Aſien Bd. I. ©. 978). Auf mehr füdlichen Vorketten
Hegen geringere Seften, wie Satang, ein Marktort, unter wels
dem der Mahanada entfpringt, ber an der Stadt Sannya⸗
filata (Sanathygota) vorüber in das Tiefland zum ‚Ganges
ſtroͤmt und dem Tiſta feinen Namen giebt. Eben fo, etwas nord⸗
weſtliche Samdung (Nagrikot der Bengaleſen), fruͤherhin bie
Mefidenz des Lapcha Oberhauptes, welcher den Tribut für die
Gorkhalis eintrieb, und dicht dabei Dimali oder Siumali,
ein Zollhaus und Marktort mit dem groͤßten Baſar des
Landes, wo die Producte des Taripani gegen bie der Berg:
diſt riete umgefegt werden: Salz, Tabak, Baummollenzeuge,
Biegen, Federvieh, Schweine, Eifen, Korallen, Tuch u. f. w. ges
gen Dferde, Moſchus, Büffelfchweife, Chinefifhe Seidenwaaren,
Rhinoceroshoͤrner u. ſ. w. Noch weiter, gegen S.W., Nagri
und Belaſi ſchon am Kankaye, alles Puncte, weiche bie Eins
gangsthäler zum Tariyani beherrſchen; bemm auch bier fireicht bie
170) H. T. Colebrooke on the Geology of the Northeastern Bor-
a en, in Transact. of the Geol, Society Sec. Ser. Vol. l.
P-
Himal., IE Mittel-Or., die Nepaleſen. 109
Borkette gleichmäßig von Weſt gegen Oft, aus Nepal gegen Bhu⸗
tan fort, bis Aſſam, mit denfelben Naturverhältniffen. Diefe
Berge von Dimali find nur fparfam bewohnt von dem Wolfe:
komme dee Mech oder Dimali, die in Agricultue von Reis,
Baumwolle u. a. ſchon ganz ihren oͤſtlichen Nachbarn den Garos
gleichen ſollen. |
Dee Kankape iſt der weftlihe Srenzftrom bes hohen
Bersiandes von Sikim; er fheint nicht aus bem Hochgebirge
ju fommen, ſondern nur dem Sübgehänge ber Diirgu (ober Phas
phek, f. oben ©. 86) zu entquellen,. Zwiſchen zwei Bergketten
burhfirömt er ein langes, ſehr enges Thal, das noch ganz zu
Sikim gehört, barin oberhalb ber Marktort Majhoya, weis
tr abwärts das ſchon oben genannte Bilafi liegt, Auf ih:
um werden biefelben Waaren wie zu Dimali umgefegt. Wels
ter abwärts gehört fein Thal ſchon dem Territorium des Vi⸗
jaypur Nadia an, bie Vorberge, fo Bein fie bier gegen bie
Himalaya: Höhen erfcheinen,, find, nah Fr. Hamiltons Ur:
theil, doch an Hoͤhe noch den Bergen in Wales und Schott⸗
land gleich.
3. Die Bewohner der Nepalefifhen Alpengebirgss
| Landfhaften.
Ucberfiht. Die Nachrichten, fagt der berühmte Orienta⸗
9 Wirfon In Cakutta, welche Kirkpatrid und Fr
Hamilton (Buchanan) Über die Nepalefen gegeben haben, _
find weit entfernt befriedigend und ſelbſt nur verſtaͤndlich zu feyn.
Dech zeigen fie, daß es zweierlei Hauptabtheilungen!7”)
bed Volkes in Mepal giebt: 1) die Parbatiya’s, d. i. die
Bebirgss Hindus, weiche Anbeter bes Shiva und Viſchnu
Mad; NM ewars, welche geößtentheild der Buddhalehre folgen,
md die urfprüänglihen Einwohner des Landes. Jene
Berichterfatter find unklar über diefe Völker, weil der Geiſt des
Polytheism ſelbſt in fich unklar iſt, und weil ihnen der Zugang
zu ben Driginalwerken fehlte Religioͤſe Formeln und Ges
remonien werden ein Gemeingut, von deren fpäterer Er:
ſcheinung ſich nicht auf den frühern urfprünglichen Zuftand
zuruͤckſchließen läßt. Die häufige Mifchung des polptheiftifchen
D
’’) Hor. Wilson Notice of three tracis received from Nepal in Asiat
Reseasches, Caloutta T. XVI. p. 450.
110 Hoch-Aſien. IV. Abſchnitt. $. 73.
Cultus in Hindoftan wieberhoft fi auch in Nepal, im Cut:
tus des Shiva und Viſchnu mit denen ber Buddhiſten;
ihe weſentlicher Unterſchied laͤßt fi nur in den reinen, unvers
faͤlſchten Urquellen ihrer Doctrin nachweiſen. Diefe waren fruͤ⸗
bee, was die Buddhalehre betrifft, unbekannt; Hodgſon,
der Britiſche Reſident in Nepal, hat viele Werke derſelben in der
Tübetiſchen Originalſprache In dortigen Bibliotheken auf⸗
gefunden, die aber bis jetzt faſt noch unverſtaͤndlich blleben. Ob
ſie urſpruͤnglich, wie einige meinen, und was die Geſchichte der
Tuͤbetiſchen Literatur im Ganzen wahrſcheinlich macht (ſ. unten
Tuͤbet), nur aus dem Sanſerit in Tuͤbet Kberfegt find, laͤßt ſich
noch nice nachweifen; im Sanſcrit erifticen wenigſtens dieſe
Schriften nicht mehr. Ueber den Bhot Bhuddismus, d. h.
die Geſtalt, wie dieſes Religionsſyſtem bei ben Bhotipa's in
feiner Urfprünglichleit und jegigem Zuftanbe befteht, fagt Wil⸗
fon ferner, laͤßt fi auch nur erſt urtheilen, wenn diefe Doctrin
. aus andern Ländern, wie in Ceylon, Ava, China, Mon:
goletu ſ. w., wo fle geoßen Differenzen unterliegt, auf
Hleiche Weiſe befannter geworben ſeyn wird. In einem Lande
des Drients, wo aber, wie in Indien, bie Religtongverhälts
niffe alle andern Verhältniſſe der Voͤlker und des
Menfchen fo gaͤnzlich verfchlingen und umgeftalten, mußten nas
türlich, auch abgefehen von andern, gleichartig wirkenden Urfachen,
wie Beſiegung, Vermifhung, Cultivirung der Völker, eben das
buch auch alle ethnographbifhen VBerhältniffe in Uns
klarheit geratben. So iſt es wirklich in Nepal, wo die Ber:
‚fchiedenheit de8 phyfifhen Menfhenfhlages nah Abs
ftammung, durch den Unterfchied der Kaſten, der Herrſcher
‚und der Beherrfchten fo fehr erſchwert wird, wo die Vers
ſchieden heit der Sprachen kaum als Kriterium der Verſchie⸗
denheit ber Voͤlkerſtaͤmme dienen kann, ba die heiligen Spra⸗
hen die unhetligen, bie der Gebteter die der Gehorchen⸗
den verdrängen, und die Literaturfprahen allen befannt
werden, die der Micht= Literaten aber nicht einmal beachtet
find. Auch iſt die Geſchichte des Landes zu fragmentarifh, bie
Kunde der Voͤlker iſt zu unvollfiändig, die Bodennatur und die
politifche Vermiſchung zu mannigfaltig, um das ethnographifche
Gewirre fo zahlreicher Alpinen, Berg: und Wald: Völker fo feiche
zu entsiffern.
Gehen wir mit bem größten Kenner ber Repatefen, mit
4
Himal., II. Mittel-Gr., Repalefen, Sprachen. 111
dem Britiſchen Mefidenten in Kathmandu, Hobgfon 176),
von dem Grunde dee Sprachen aus, fo ergiebt fi) als merk⸗
wirdigfies Refultat: die Sprache Nepals ift das Mewart,
vie Sprache de6 Newar » Stammes. Diefe hat ſehr vies
Its gemeinfam mit der Sprache von Tuͤbet oder von
Bhot, ein Ausdrud, den man zum Unterfchiede bes füdlicheren
Bhutan beibehalten Bann, dena dies ift hier im Himalaya⸗
Gebirgslande die allgemeine Benennung für Land und Volt
des Hochgebirge 6 und ber Pimteaulandfchaften. Das Newari
it aber ein geringerer, aͤrmerer Dialect des Bhot, der fich daher
mehr durch Sansfcrit bereichern mußte, wie dies fchon die Vo⸗
cobnlarien zeigen. Dem Newari fehlen bei feines Armuth auch
die Wörter füe allgemeine Begriffe und Ideen, 5. B. für Schoͤ⸗
Pfung, Sort, Menfchengefchlecht u. a., daher es fo bereit zur Aufs
nahme des Sanfcrit war; fein Zahlenſyſtem ift wie im
Bhotiya, eben fo in feinem Kalenter die Namen der Monate,
Boden n, f. w.z bie der Tage find aber Corruptionen aus dem
Eangferit, und die Schrift ift dem Devanagari nachgebildet.
Die zweite Sprache der Nepaleſen iſt bas Parba⸗
tige. Aus dem Tieflande wasd duch HindusColonien ein
Dialect der Indiſchen Prakrit (d. h. ber gemeinen Volks⸗
ſprache), das ParbatiyaBhafha eingeführt und fo allgemein
verbreitet, daß es in ben Provinzen im Weſt des Gogra, oder
dee früheren Gorkha Territorien, die einheimifhen Sprachen
dre Himalaya⸗Bewohner gänzlich verbrängt hat. Im DOften bes
Goggra, oder in den jegigen Borkha : Territorien, iſt es zwar
weniger vorherrfchend geworben, doc, bat es auch da ſchon ganz
gleiche Rechte mit dee Mutterfprache erlangt, und verdrängt diefe
töglih mehr und mehr. Die gegenwärtigen Behersfcher des ans
des, die Gorkha, fprechen diefen ParbativasDialect,
und ihrem Einfluß ift deifen vorherrſchende Verbreitung in bee
letzten Zeit vorzuͤglich zuzuſchreiben. Das Nepaleſen⸗Thal
im engern Sinne, bemerkt Hodgſon 7°), iſt, obwol nicht ſehr
fen von dem Hinduſtaniſchen Tieflande, doch faſt die einzige
Gegend, wo die Mutterſprache das Volks ſich erhalten hat: denn
'’*) B. H. Hodgson Resident st Katmandu Notices on the Lan-
5 Literat. and Religion of the Bauddlıa’s of Nepal and Bhot,
in Asistie Res. Calc. 1928, T. XVI. p. 409-449. cf. Journ, Asiat.
„\ouv. Serie 1830 T. VI. p, 81-119, 257-279 av. Notes.
) Hodgson Notices etc. L €. T.XVL. p. 416.
|
112 Hoch⸗Aſien. w. Abſchnitt. 6. 73,
pas Newari, ungeachtet feiner Sansſcrit⸗Vermiſchung, ift body
darum nicht weniger wefentlich verfchieden geblieben von allen fo
zahlreichen Sanfcritifhen Dialecten, welche in alle Alpengebirgs⸗
landſchaften des Himalaya» Spilemes mehr oder weniger einge:
deungen find, auf Wegen, bie freilich oft noch ganz unbekannt
blieben.
Die Erhaltung bee Musterfprade des Newari, im
eigentlichen Nepal iſt daher eine merkwuͤrdige ethnographiſche
Erſcheinung, ba ihre Verwandten, die Bhotiya Dialecte, wie
die Bhotiya's ſelbſt, ſonſt überall, vielleicht nur Bhutan
ausgenommen, nur auf die kalten Schneehoͤhen des Hochgebirges
und des Piateaulandes beſchraͤnkt erſcheinen. Bewohnten dieſe
auch einſt urſpruͤnglich die tiefern Thaͤler, deren Waͤrme ſie gegen⸗
waͤrtig ſcheuen, und wußten bie Newari’s nur, ſich beſſer im ih⸗
rem Urſitze zu behaupten und ihm zu aſſimiliren? oder ſind ſie
nur eine von der Hoͤhe nach der Tiefe vorgeſchobene Colo⸗
nie? ober ſtehen noch gegenwärtig, was uns am wahrfcheinlichs
fien ii, andere Völkerfhaften in gleihem Verwandts
fhaftsverhättniffe neben ihnen? auf welche nur jene
obigen Betrachtungen noch Peine Ruͤckſicht nahmen.
Die Erhaltung des Newart in Nepal war wol von jes
nen drei Urfachen vorzüglich abhängig, weile Hodgfon ans
führt. Einmal beförderte bie Sruchtbarkeit des Thals den
fhnelleen Anwachs ber Population, wodurch deren Sprache ihre
Gonfiftenz erhielt; dann, fo erleichterte bie bequemere Oberfläche
diefee Thalweitun: den häufigen und fleten gegenfeitigen Verkehr,
der den andern Engthälern bes Alpengebirgsiandes fehlt, wodurch |
bie Newari⸗Sprache ſich beſſer ausbildete, bereicherte und zu
einer Ast Nationaifprache erheben konnte. Die zahlreichere Pos
pulation nehm nun auch drittens, frühzeitig den Buddhie⸗
mus an, wobucd ihr compacterer Gegenfag gegen bie Hinbus
Eindeinglinge vom Brabmanen und Kfhetria Scamme
entſtand, der ihre Selbſtſtaͤndigkeit ſtuͤtzte, wie ihres Seindfchaft,
gegen jene, bis auf die Gegenwart Nahrung gab. Die entgegen:
gefegten Verhaͤltniſſe, Mangel an Population, wie an Verkehr
und Ifolirung, wirkten in andern Gebirgegauen nachtheilig, und
bebingten das vafchere Verſchwinden des Einheimifchen, oder bie
leichtere Bermifchung mit bem Fremden, wenn nicht, wie bei den
Bhotipa’s, völlige Abfonderung eintrat. Seit dem Eindrin⸗
gen der Hindu«Coloniften im größter Menge, wol im XV. Jahrh.,
—
Himal., II. Mitte-Gr., Nepalefen. 113
fonden daher eben dort Hindu⸗Sprache und Hindu⸗Glauben, bei
den Aboriginern, dem leichteften Eingang,. die dadurch für die ſpaͤ⸗
te Beobachtung fin ihrer eigentlichen Abſtammung unkenntlich
geworden find. |
Aus den Traditionen und Hiftorien bed Landes ers
geben fih nach Fr. Hamiltons Iehreeihen Sammlungen und
Untefuhungen folgende Hauptdaten. Die Bewohner des heutis
gen Oft: Nepal werden in dem Hindu-Hiſtorien der älteften
dit Kirat (Kiratas, auh Kichak) 1800) genannt; ein Name,
welcher auch heute noch einem geringen, bort einheimifchen Ges
birgs: Kribus geblieben if. Die Kirat, fagt bie Hindu⸗Legende
bewohnen alles Land zwifhen Nepala Defa und Madra
(ein antiker Hindu-Mame für Bhutan). Diefe Kirat der ältes
fen Zeit hatten fich durch Eroberungen auch bis über das Tas
sipani hinaus, nah Kamrup (gegen Afam, f. Aſien Bd. H.
©. 45) und Matfya (d. I. Rungpur und Dinajpur in
Bengalen), in das ebene Land zwifhen Ganges und Brahmas
putta, füdwärte von Bhutan, ausgedehnt; aber diefes Befitz⸗
thum längft wieder an eingedbrungene Radjputen Prinzen
von Hindu: Herkunft verloren, die auch feitdem die Mohammeda⸗
niſche Zeit den Schleier in diefen Gegenden lüftete (f. Aften Bd. IL.
©. 426, 428), die Gebieter deſſelben Volkes im Gebirgslande
bi6 auf die neuefte Zeit blieben. Dennod wurden, zur Zeit ber
Gorkha⸗Ueberfalle, in jenen DOfl:Provingen, die herrſchen⸗
den Radja's ſamt ihren Voͤlkerſchaften von den Zeitgenofien (f.
Patet Biufeppes Bericht über die Gorkha⸗Kriege, in Asiat.
Res, II.) immer noch Kirats, Kiratas, genannt (mie etwa Ger⸗
manen oder Alemannem ſtatt der Deutfhen). Eben fo wird als
6 Rand in Weſt⸗Nepal, d. 1. im Weft von Kathmandu,
fogar über den Sſetledſch hinaus. bis Kaſchmir, was fchon
Sultan Babur weiß (f. Aften Bd. IL S. 451), mit dem Ras
men Ras, deffen Bewohner mit dem allgemeinen Namen Kha⸗
ſipa's bezeichnet, und diefe, wie die Kiratas, werben von
den Dindu-Autoren ſtets zu dem gottlofen, den umreinen, den ver⸗
achteten, ungläubigen, barbarifchen Völkerfchaften gerechnet. Dies
ſes, nebſt dem was oben von den Sprachen geſagt war, reicht
hin, die grundloſe Hypotheſe Kirkpatricks und anderer, daß
hier Hinduismus erſt durch Buddhismus verdrängt ſey,
’"°) Fr. Hamilton Acoount of Nepal p. 7, 3
Rittıs Erdtunde IV.
114 Hoden. IV. Abſchaitt 6,73.
zu übergeben. Die vielen Hindu⸗Idole, Brahminifche Sanctun:
zien und Hindu⸗Namen find kein Beweis, wie man mwähnte, für
die Tange Eriftenz dee Brahmanen-Doctrin und de
Hindu:Aboriginer in Nepal, weil der Buddhismus gegen
den -Gultus dee Idole, die er nue als niebere Götter (Devatas)
betrachtet, ganz gleichgültig bleibt, und weil bei der Metamorphofe
dee Namen ungemein fchnell, dad Alte durch das Neue verdrängt
wird. Als Beiſpiel biene das gaͤnzliche Verſchwinden des alten
Mewari Namens der drei Capitalen Nepals, Yin Daife,
Yullu Daife und Khopo Daiſe, der noch im Sabre 1767
allgemein im Gebrauch war, aber feitbem durch die Gorkha⸗Hert⸗
Schaft fo fehr aus dem Volksgebrauch verfhwand, daß die Bri⸗
ten Sl), feit 1802, nie mehr jene Namen nennen hörten, fon:
dern immer ftatt ihrer nur die Hinbuifchen Namen Kath:
mandu, Lalita Patan und Bhatgang. Die ättefte
Einwanderung de6 Brabmanen:Cultus, der fich Überall
„wie Dfropfreifer” dem Buddha-⸗Cultus in Nepal ein:
impfte, fand mit den Legenden von Shiva, Viſchnu, Ga:
nefa, Hanuman m a, auh vor nicht gar zu langer
Zeit Statt, da fih die Spuren dieſer Einwanderung, nah
H. Wilfons 8?) Unterfuhungen, in ben Driginalfchriften der
‚ Nepalefen, wirklich nachweiſen laſſen. Diefe Mittheilung mar
nachbarlich, fie ging fiher von den nördlihften Provin⸗
zen Bengalens aus, und läßt ſich in der Literatur der Tan⸗
tras und Tanttika Puranas fogar nachweifen als fpeciell ausge
hend von Kamarup (f. Afien Bd. II. S. 428), d. i. von Weſt⸗
Aſſam. In der 2öflen Stange eines Nepalefifchen Gebetbuches,
wird in ber gegebenen Gebetformel der aus der Fremde von ba
herbeigerufene Shivaskehrer, Abjapant, mit feinem beglei⸗
tenden Schwarme, noch heute angerufen (f. Wilfons Weberfeg.
©. 471). Die Shiva-Form der Hindu⸗Lehre ift die vor:
bersfchende in Nepal, fie fcheint in gleicher Art fih von Weit:
Aſſam durch den ganzen Alpengebirgsftrih Kathbmandı- ver:
breitet zu haben. Die Zeit biefer erſten Verbreitung beginnt nad)
H. Wilfons Unterfuhung unter Narendra Deo im VL. Jahr-
hundert n. Chr. ; alfo zu einer Zeit, da nach ben Zübetifchen Hi⸗
florien, die von Srongdzan Gambos, des Tuͤbeter Königs,
181) Fr. Hamilton Account 1. c. p. 150. 22) H. Wilson Notice
l. c. T. XVI. p. 470.
a‘
Himal,, DI. Mittel⸗Gr., Repalefen. 115
Bremählmg mit einer Nepaleſiſchen Königstochter fpreihen, in
Bhalbo (db. i. Nepal bei Tübetern) der Buddha⸗Cultus noch
den hoͤchſten Stanz hatte (f. unten Tuͤbet); eine zweite, fpätere
Verbreitung einer befondern Form beffeiben Cultus (des Tantrika
Rituale) ſcheint dem XII. Jahrhundert anzugehoͤren.
In dieſelben Gegenden und in dieſelben Zeiten®),
nämlich in da6 XU. Jahrh., feinen auch die Zraditionen der erften
Einwanderungm von Hindu=sColonifationen, als Parbas
tina’6, aus der Ebene in das Gebirgsland zu fallen, oder die ers
ken Züge Eriegerifcher Hinbugefchlechter und Abenteurer, die fich
als erobernde Radjas in den Nepaleſiſchen Landſchaften feſtſetzten,
rauf wie ſchon an mehrern Stellen, wo von ihnen ſelbſt, oder
von den fie verbrängenden Mohammebanern bie Rede war (f.
Aſien Sb. IE. &. 426, 428, 432, 6775 oben bei Yumila ©. 2
u a.), hinwiefen, fo wie da, two biefe herrfchenden Hindu⸗Haͤupt⸗
finge, oder die Radja's felbft als Herrfcher im Gebirgslande er⸗
wähnt wurden (Aſien Bd. I. &. 758, 1005, 1049 u. a.).
Daß auch die Buddha⸗Doctrin zu irgend einer aͤltern
Beit unter diefe Mepatefifchen Völker erſt eingeführt wurde,
obwol wir darüber keine directe Nachricht befigen, ift aus ben
noch vorhandenen Spuren einer frühen Local: Religion, die
weder Buddhiſtiſch noch Brahminiſch iſt, wahrfcheintich,
ia nach ben nähern, von H.Wilfon in dogmatiſchen Schriften
der Nepaleſen aufgefundenen Daten faſt als gewiß anzufehen.
Del dem verfchiebenen ‚Abtheilungen dee Nepalefifhen Voͤl⸗
kerſchaften der roher gebliebenen Tribus, findet fich ein eigene
Grieferfiand, dee Zogis, und dee Particulargätter, unte
denen die Verehrung des Bhim Sem, des Sohnes ber Pandu's
am allgemeimften®*) verbreitet gewefen zu ſeyn ſcheint. Dies
fen Heroen- Enltuß ber aͤlteſten vorbrahminifchen Zeit, haben
wir (dom in den hoͤchſten Thälern des Himalaya Zuges als ans
tkm Ueberreſt einer unbelannten dunkeln Vorzeit vorgefunden,
fein Rafymir, am Dfhemna, am Bhagirathi San:
80, am Kali Ganga (f. Afien Bd. IL ©. 1006, 886, 939,
985); er fehle auch hier nie. Bhim Sem, vielleicht der fruͤ⸗
heſte unter dem bekannt gebliebenen Culturmännern ber fchnees
teihen Hochthälse, iſt auch der beſchuͤtzende Liebling der altglaͤu⸗
") Fr. "Hamilton Account L c. p. 12 — In ne ss, chend. p: 0.
25, 167; Kirkpatrick Account I. c. p. 281.
92
116 Hoch⸗ Alten. IV. Abfchnite. '$, 73.
bigſten Nepatefifhen Bergvöfker, 3. DB. der Limbus, und no
Im Außerfien Often, zu Khatang, hat er feinen Tempeldienſt
beibehalten. |
Bon der Einführung der Buddhalehre iſt hiſtoriſch nichts
befannt, aber das ſehr compticiete Syſtem 185) derfelben in Re⸗
pal, und daß es Teinesmegs einfach nur auf ein paar flrrblihen
Heroen oder Heiligen, zu Göttern erhobenen Wefen, ſich gruͤndet,
zeigt ihre frühere Einführung und Tängere Dauer; das Nepaleſi⸗
fdye Pantheon iſt noch gefüllter:als das Hindoftanifche; ein The
davon ift zwar Brahminiſch, aber ein Theil auch nicht. Dieſer,
dem Nepal eigenthuͤmlich, iſt auch nicht blos Local, fondern
ebenfalls weit uͤber Tubet, Lartarei bis China verbreitet,
Scheint aber, wie vuh Sr. Hamilton) beobachtete, verfchies
den zu feyn von dem der Thescratien der fühlichen Buddhiſtiſchen
Landfchaften in Geplon, Ava, Siam, denen ebenfalls bie
metapbufifch = foftematifche Seite der Lehre, welche in Nepal zu
Haufe iſt (die der Dhyani Buddhas), fehle. Senee Manju
Math, bee Entwäfferer des Katbmandn:-Thales, der
Gründer der erfien Stadt Manju Pattan, der von Girfha
kam (? f. oben ©. 69, wo wir ihn dem Kafyapa Kaſchmirs
verglichen), ſcheint der erſte Lehrer der Bubbha:Religion
im Nepalefen: Thale gewefen zu ſeyn. Seine Herkunft von
Sirfha (e6 fol Mahachin ſeyn) weilet auf den Often bin.
H. Wilfon findet aber, daß deſſen verfihiedene Namen ihm
Attribute geben, die vermuthen laſſen, daß er mit Kriegegemalt
Lam, Geſetzgeber ward, aber mit dem Schwerdt die Entfcheidun:
gen gab. Wahrſcheinlich Habe Manju Nath mit feinen Schuͤ⸗
lern den reinen Buddhismus (in der Swabhavika oder His:
waryka Form, welche gegen den Materialismus ſtreitet) 87) einge:
führt. Dieſe Begebenheit ſcheint nicht übel mit Hamilton)
chronologiſcher Hppothefe vom Stammfürften Nigam Muni
gu flimmen, ber nach der Landes: Chronologie bie Reihe dee Ro
genten Mepals beginnt, unter welhem ein Sakya bie Buddha:
lehre (etwa 83 Jahre n. Chr. Geb.) in Nepal eingeführt has
ben fol. Ä
185) H. Wilson Notice of three tracts etc, b. Hodgson Notice of
Lang. etc. in Asiat. Res. T. XVI. p, 468. sc) Fr. Hamilton
Account I. c. p.32., *”) Hodgson Notice I. c, T. XVI. p. 435.
") Fr. Hamilton Acconnt I. c. p. 10, 190 etc.
I
8
Himal., IL Mittel⸗-Or., Repaleſen, Parbatiya's. 117
Nah diefen allgemeinen Bemerkungen, Welche zum orienti⸗
ven in einer fo ganz verfchiebenen, orientalifh>atpinen,
buddhikifhshbrahminifch gemifchten Voͤlkerwelt nothwendig
ſchimen, mögen einige Beobachtungen der Einzeinheiten ſich an
einonder reihen, fo gut fie eben bisher bekannt wurden. In
dreierlet verfchiebene Abtheilungen, die aber mannichfaltig im
einander greifen, zerfällt gegenwärtig durch Religionsſy ſteme,
Abſtammung, Sprache und Politik bie Populadion bee
Nepaleſiſchen Landſchaften, in 1) die Parbativas, 2) in bie
Aboriginer Gebirge: Stämme, ober Urfaffen, bie
Newars mit ihren minder berühmt getwordenen Rachbar⸗Tribus,
und 3) im die Bhetiyas oder Urfaffen des Hochlandes.
i) Die Porbatiya”’s ober Prabatiya’ss; bie Eingewans
derten und bie Umgewanbelten
Die Sprache‘ diefee Gebirge :Hindus in der Umgebung von
Kathmandu wird Parbatiypa⸗baſha, d. h. der Gebirgs⸗
dialeet, genannt; im Welt: Nepal heiße fie Khas⸗baſha,
Diakect des has Landes, wol nur eine Mundart von -
jenem; beides Dialecte des Hindwi Hindoflane, welches hier,
mo es Eingang fand, die rohen Dialecte der Aboriginer ſchnell
verdrängte oder ausſterben machte .
De Unfinn Brabminifher Kaftenetntheilung
bat fih mit diefer Sppache, dem Religionsſyſteme unb
dem Radjathum, gleihmäßig uͤber die Nepaleſiſchen Landfchafs
ten verbreitet, und überall die feltfamfien Zerfplitterungen, Cor⸗
porationen und Abfcheidungen der gefeltigen Verhaͤltnifſe herbeis
gefühet, was den firengften Gegenfag gegen bie Buddhiſtiſchen
Völker bilder, bei denen nach ihrer reinen Lehre jede Kaſtenein⸗
theilung fehlen fell.
Die Zahl ber reinen Beahmanen®), welche aut leben,
um ihe ſtrenges Geſetz zu erfüllen, und dadurch dem Gebote ih⸗
tes Ordens genüge zu leiften, ift in den Mepatefifchen Landſchaf⸗
ten nur fehr gering; weil ihnen ba die Mittel des leichten Uns
terhaltes und die vielen Pfruͤnden fehlen, die ihe befchauliches Les
kn in Hindoſtan möglich machen. Die vorhandenen find dem
Hulemmen nad aus dem Bangeslande von Kanodje, von
der Secte der Gattl’s; ihr Heiliger Cober find bie Tantras. Sie
*) Fr. Hamilton Ace. L c. p. 17.
»*
118 . Hoch⸗Aſlen. IV. Abſchnitt. $. 73.
gelten für Gelehrte und Aftronomen, fie fcheiben fi in 3 Kiaf:
fen, höherer und nieberer Art, verheirathen ſich jedoch unter ein⸗
ander, haben ihre eigenen Gefege in Speife, Reinigung, Tracht,
Lebensart u. f. w., die fie von allen andern Menſchen abfcheidet,
fie feieen außer ihren täglichen Geremonien noch 16 befondere
Hauptfefte, die Kirkpatrick 1%) befchrieben hat,
- _Bon diefem Culminationspuncte abwärts, beginnt bie un⸗
endlihe Stufenleiter immer geringerer Gradatio⸗
nen ber ihnen durch Verwandtſchafts⸗ und andere Deiligungss
Stade näher oder fernftcehender Kaften, deren niedrigfte ins
deß noch immer weit erhaben fleht über der angefehenflen Abthei⸗
lung Nicht: Beahminifher Abkoͤmmlinge, leiblicher ober geiftiger
Art, die insgeſamt felbft von den unreinſten Hindu⸗Kaſten der
Beratung preis gegeben und — biefe zu ertragen im Grande
find. Nur wenige Beiſpiele hiervon. Alle Brahmanen dürfen
auch mit den Wittwen ihrer Kafle, wie mit ihren Concubinen in
Gemeinfchaft Ieben, deren Kinder titulicen fih dann Jaufts 2),
Obgleich illegitim, fichen ſie doch über den Khas, und befaßen
vor der Zeit der abfoluten Gorkha⸗Gewalt, alle Vortechte unb
Sreiheiten der Brahminen : Kinder. Ein großer Theil des armen
Gebirgsvolks, felbft die Laflträger von den fernen Schneehöhen
um Malebum, welche bie Märkte des Tieflandes befuchten, eühm:
: sen fi. diefe® Stammes zu feyn. Die Nachkommen derfelben
Brahmanen mit den Weibern aus niedrigern Tribus, der Khas,
bie ſchon unrein find, heißen dennoch Kſhatris oder Khatris,
d. i. fie Haben den Ehrentitel zur KriegersKafte (Kfhatripas)
gerechnet zu werben, welche den heiligen Gürtel tragen; fie zer⸗
theilen fich wieder in vier Abtheilungen. Die wirklichen Rab
iputen, d.h. Prinzen von reinem Hindugeblüt, welche Mach⸗
kommen ber von Chittore wirklich, oder vorgeblich, eingemanders
tee Dindugefchlechter waren, find natürlich fehr wenige; aber, bie
meiflen dee Gebirgs-Reguli, die fih dem Hindugefeg ber
Reinheit wirklich, oder auch nur fcheinbar unterworfen haben, wol⸗
len zu ihnen gezählt werden, und erhalten diefe Titulatur. Da:
her heißen gegenwärtig alle Nachkommen ber Gebirge - Haupt:
linge Rabjeputen, was fie keineswegs find (f. Erdk. Afien Bd. IL.
S. 1046); fie waren im DBefig aller Kriegs: und Civilaͤmter der
190) Kirkpatrick Account of the Kingdom of Nepaul I. c. p. 193——196.
»ı) Fr. Hamilton Ace. I. c. p. 17—24.
Himal., II. Mittel-Gr., Repalefen, Parbatiya’s, 119
Gebirgẽſtaaten, bis fich deren Gewalt in der Obmacht der Gor-
tha⸗Familie concentrirte, die ſich ebenfalld Radjputen (im Ge:
geafog der Newars) nennt, obgleich fie entfchieden keine find.
3. Hamilton hatte Selegenheit zu beobachten, daß durch ge:
genfeitige Blutvermifchungen manche 'der wirklihen Radjput⸗
Familien gänzlich zum Schlage ber Tartaren Phyfiog:
aomie bee Bhotiya's Übergegangen waren, indeß manche ber
Gebirgs:Aboriginer duch Verfchwägerungen mit ben Hin-
duabkoͤmmlingen mit ovalen Gefichtern und hohen Ablernafen be:
gadt erfhienen. Den Gebirge :» Sürften folgte der Ge:
birgsadel, und fo entfianden 8 bis 10 geringere Krieger: Kaften,,
bie jebe Ihe befonbere® Abzeichen und eigenen Namen tragend
(Thapas, Ghortis, Karkis, Majhis, Basnats, Biſhtakos, Ranos
und Khackas), gemeinſam Khaſipas (d. i. Einwohner, von
Khas) heißen und den Kern dee Truppen im Lande bilden.
Die Rachkommen dieſer Kriegerkaſten mit Weibern, aus eigener
Kaſte, oder niedrigern Tribus, haben immer noch etwas vom eb⸗
im Kſhatriya Blut, dürfen aber ſchon den heiligen Gürtel der
Brahmanen nicht mehr tragen; fie fprechen jeboch, wie jene ur⸗
fprüngfich, auch noch die Khas⸗Sprache, treiben aber nur geringe
SProfeffionen , unter denen bie niedrigften Rangordnungen wieder
unter sinanber abgefonderte. Gewerbklaſſen find, wie bie Nai
(Barbiere), Karmi und Chunra (Zimmerleute und Maurer,
deren Lehrer gefallene und bdegrabirte Brahminen find), die Ra:
mi (Bergleute, Arbeiter in Eifen und Kupfer), die Sarti (Ge:
ber und Schufter), die Damai (Schneider und Mufilanten) u.
0.m. Ale diefe bücfen Leine Prieſter oder Vertreter ihrer eige⸗
‘
nem Kaſte baben, fie gehören fchon zu dem gemeinen Volke; .
dod würde jeder Muſelmann oder Chrift, der eine ihrer Weiber
verführte, die Todesſtrafe erleiden müflen, obwol kein Weib auch
dieſer, wiewol niedrigften Kaftlen, am Leben geſtraft werden
darf. Außer Diefen befindet fih im Mepalefen: Lande nod eine
febe zahlreiche Tribus, die Khawas, db. i. Sclaven, bie
ſchon in Chirtore (vor ber Einwanderung) in Sclaverei waren,
und ihren Radja' ober fonfligen Herrn ald Hausfclaven in
das Gebingätand begleiteten. Auch fie werden noch nicht gu den
Unreinen gezaͤhlt, ihre Weiber nicht der niebrigiten Proflitution
übergeben (mie die der Sclaven der Gebirgs-Aboriginer,
die Keris heißen); fie pflegen die Haushofmeifter ihrer Gebieter
zu machen, und gewöhnten fih zum Lupus an Aborigiiner⸗
— ra
120 Hoch⸗Aſien. IV. Abſchnitt. $. 73.
Gebirgsfciaven, Die fie als Diener wieder um ihre Perſon
zu verfammeln pflegen, alfo Sclaven von Sclaven. Db biefe
etwa Verwandte dee Doms In Ramaun find, ift uns ımbe
kannt (f. Afien Bd. II. S. 1045). |
Diefe Parbatiya’s oder Gebirge: Hinbus Hilt Fe
Hamilton, ihrem Character. nach, vorherrſchend für falfch, vers
eätherifch, anmaaßend, graufam gegen ihre Unterwworfene, felavifh
gefinnt gegen die Mächtigern. Sie führen ein üppiges Heuchler⸗
leben, durchbuhlen die Nächte unter MWeibern bei Selag, Tanz
und Muſik bis zue Erfhöpfung, warten am Tage forgfälttg dad
seligiöfe Gerimoniel ab, oder grübeln, wie bie oberften Klaffen, |
nad) abſtruſem Wiſſen. Dabei find fie meiſtentheils Trinker, ei⸗
ferfüchtig, rachfüchtig bei dem geringften Verdacht, nicht felten bie
zum Mord, wozu ihnen das große Wieffer, das jeber zue Seite
trägt, nur zu bereit fl. Die obern Kaften fchließen ihre Weiber
ein, und verlangen das Lebendige. Verbrennen derfelben auf den
Gräbern, was hier die Witwen aber ‚oft verfagen, obwol diefer
Gebrauch der Sutti's hier noch immer haͤufiger ift, als in Ben:
‚galen. Ihr religiöfer Stolz voll Empörung gegen die Anders:
gläubigen geht fo weit, daß es Sr. Hamilton niemals gelang
die Brahminen!%), mit denen er in Kathmandu Umgang
“ hatte, bewegen zu können, mit ben gelehrteften Buddhiſten, de:
zen Umgang er ebenfalls auffuchte, fih in ein Geſpraͤch ein⸗
zulaſſen.
9) Die Aboriginer Gebirgs-Stämme ober die Urfaffen;
die Rewari’s und ihre Nachbar⸗Tribus.
Jene Parbatiya's haben im Weften bes Kali bie Aborls
giner-Population des Alpengebirgslandes großentheilß zerftört oder
gänzlich verdrängt, im Dften ©) dagegen, in ben Nepaleſiſch
gebliebenen Landfchaften, waren diefe Aboriginers Tribus
bis auf die Periode der Gorkha Revolution noch ſehr zahlreich
‚vorhanden, und felbft unter dem Gorkha s Regiment und deffen
Verwuͤſtungen iſt ihre Zahl noch anfehntich genug geblieben. Ale
diefe in Sprache und Sitte mannichfady verfchiedenen Völker
ſchaften, die ſich ſelbſt, gleich ihren oͤſtlichen Nachbarn in Bhu⸗
tan, für Aboriginer hatten, bemerkt Fr. Hamilton 9),
198) Fr. — Account 1. e. p, 32. 22) ebend. p.
20) ebend. p. 9. s ; —
Himal., II. Mittel⸗Gr., Repalefen, Aboriginer. 121
gehoͤren meiſtentheils, ihrer Geſichts bildung nah, auf das
beſtimmteſte zu dem Tartariſchen ober Chineſiſchen
Renſchen⸗Schlage, und haben keine Aehnlichkeit in ber
Bidung mit den Hindus gemein. Selbſt bei vielen unter des
zen, welche für Hinduifche Abſtammung gelten möchten, findet
difes Statt. Bei den Newars °%) (im Nepal proper) iſt aber
ber befondere Umſtand, daß fih die alten, aͤhten Newars Be
hertſcher auch Radjas und Radjputen⸗Nachkommen nannten,
die Newars, das Volk, aber völlig dieſen Urſprung leugnete
und fih für Aboriginer anſah, auch in Sprache, Sitte,
Gebraͤuch en ſich offenbar ganz den Bhotipa’s des Hochgebirges
anfchliefen. Bei ihnen bemerkte Sr. Hamilton aber dennoch
keine deutliche Spur Zübetifcher Abftammung, wol aber vor;
fpringende Phpfiogaomie, große Augen, ovale Gefichter u, f. w.
Deſto auffaliender fchien es ihm, daß die Murmi's im rauhe⸗
fin Hochgebirge von Nepal proper, mit deren Sprache bie der
Newar in den wichtigften Punkten zufammenfält, boch eine Ges
birges Zribus von umbezweifelt Kartarifhem Menſchen⸗
ſchlage find. Er faßte baher die Meinung, daß bie Newars
sine Miſchlings⸗Ragçe wären, wirkliche Nachkommen Kübes
tanifher Völker, bie fih aber mit Hindus vermiſchten.
Doch herifche unverkennbar das Characteriftifche dee Phnfiognos
mie des Tuͤbet-⸗Plateaus in ben beiden Portraits der Nemari’s
von, weiche Kiſirkpatrick 96) mitgetheilt hat, die auch Hamils
ton ald gut anerkennt; vor ben Eroberungen der Gotkhas fand
diefe Bermifhung zwifhen dem Zübeter und Hindu⸗Menſchen⸗
[dlage, tn den Herrſcherfamilien ausgenommen, wo fie authens
tif war, weniger Start; nachher nahm ber Hindufchlag übers
band, weit die Hindu im Rang immer höher ſtehen und in Res
ligion und Waffenführung fi auszeichnen, die Sitten ber Wels
ber bei den Newars aber fehr loſe find. Schon Kirkpatrick
hatte die Bemerkung gemacht und Hamilton 9) beftätigte fie
als volkommen richtig, daß Kinder einer Mewars Mutter und eis
nd Kſhetriya⸗ Vaters (eines Hindu) file MalayensPhpfios
gnomie oder einer Mifhlingsrace zeigten, die zwifhen
dem Chinefens, Dindus und Yraber-Schlage ſtehe; daß ferner il⸗
#) Fr. Hamilton Account 1. c. p. 22, 49 eic. °*) Kirkpatrick
Acoount 1 c. p. 185 u.187. Tabul. 1. u. 2. °*) Fr. Hamilton
Account 1. c. p. 52; Kirkpetsick Account L c. p. 186.
€
122 Hoch⸗ Afien. EV. Abſchnitt. $. 73.
Legitime Glieder der herrſchenden Gorkha⸗Familie von
Tewar : Müttern, wenn aud) ihre Väter Radjputen hießen, doch
noch mehr als feibft ihre Mütter dee Tartar⸗ oder Chinefen:
‚bildung nachſchlugen, weil, füge Hamilton hinzu, die Gorkhas
Dynaftie wirklich ein Magar⸗Geſchlecht, alfo von urſpruͤng⸗
Uch Tüͤbetiſcher Race (ſ. oben ©. 78) war. Die Scheidung
Diefer Aboriginer- Tribus von ber dritten Abtheilung, den
Bhotiya's, ift daher keine naturgemäße, urſpruͤngliche,
fondern nur eine burch den Verlauf der Generationen.
gewordene Es war eine Zeit, wo viele ber Aboriginer mehr
oder weniger buch Zwang, Gewalt ober Ehrgeiz genöthigt wur:
den, ihren alten Cultus zu berwerfen, und fi dem Hin duis⸗
mus, dem Shiva: Cultus!®) zu ergeben. Die Gewalt, mit
welcher diefe Belehrung durch die füblicheren fogenannten Rabdi:
puten : Sefchlechter betrieben worden ſeyn fol, iſt wahrſcheinlich
von ihnen felbft im vergrößerten Maaßſtabe verbreitet, um
fi duch ihre Intoleranz defto größeres Verdienſt bei ihren zeles
tiſchen Hinduifchen Slaubensgenoffen zu erwerben, ums ſich ge
gen diefe, durch ihre vorgeblihe Intoleranz gegen die uns
gläubigen barbarifhen Nachbarn, vor den nicht unge
gründeten Vorwürfen gleicher urfprünglicher Abflammung,
ober fpäterhin immer fortgehender Bermifhung mit je
nen Unreinen beflo beffer ficher zu ftellen. Sehr vorfichtig in
diefem Punkte, auf dem freilich ihr ganzes zeitliche® Anſehen bi
den füdlicheren Brahmanen:Kaften beruht, haben fie daher alle
die im Mordifchen Auslande angrenzenden Nachbarn, und ſelbſt
die in den ſchwer zugängfichflien Hochthaͤlern dee Schneegebirge
Nepals figen gebliebenen Landsleute, ja felbft Stammes:
wie Sprach⸗Verwandte, bie aber fih nicht zu Proſeliten
machen ließen, mit bemfelben Namen jener, nämlid mit dem
verähhtlihen Namen ber Bhotiya's belegt, und baburch am
firengften gefchieden, daß es diefen nicht Länger erlaubt blieb, mit
einem Bolt fich ferner zu verehelichen, das keinen Verkehr mit
ſolchen Unreinen und Ungläubigen haben koͤnne. Doch
bat dieſes nicht immer dem gehörigen Effect hervorgebracht, denn
den Nepalefifhen Radjputen fichert nur ihre Gewalt in der Hei⸗
math ihr Anfehen, die füdlichen Hindoſtaner bes Tieflandes ver: |
ſpotten dieſe ſogenannte devote Reinheit der Nepaleſiſchen Radi:
396) Fir. Hamilton Account J. c. p. 24.
-
Himal, II. Mittel⸗Or. Rohaleſen, Aboriginer. 123 |
yuten-eben fo fehr, wie fie bie Gefchlechter dee mehr weſtlichen
Alpengebiete, die es mit den Lehren Brahmas ernfler nahmen und
zelotiſcher bei ihren Bekehrungen zu Werke ®) gingen, lobpreiſen
and verehren,
Bor der Einwanderung hatte Feines biefer Aboriginer-Bölker
Laſten⸗Eintheilung; dieſe iſt erſt nebſt vielen SectensAbtheiluns
gm?) und mit vielerlei Variationen bei ihnen entſtanden: wol
aber beſchraͤnkten einige der Tribus ihre Heirathen unter fich, ans
dere liefen auch Ehen mit Fremdlingen zu; bei allen findet Frei⸗
beit der Wahl bei ihren Verbindungen, wie bei den Europäern,
Statt. Im Gebirgsiande geniefen bie Frauen viele Vorrechte,
alle find die Weberinnen bes Landes. Polyandrie ifi uns
tee ihnen nicht im Gebrauch, wie bei ihren Tübetifchen Nach⸗
barn im Morden und Welten (f. Afien Bd. II. S. 623, 752).
Dieſer allgemeinen Uebereinſtimmung ungeachtet haben bie ders
fhiedeuen Gebirgs⸗Tribus doch fehr verſchiedene Sprachen, die
aber erſt nur wenig durch Vocabularien !) bekannt find, welche
aber zu flüchtig gemacht, oder zu unvollſtaͤndig find.
Bon diefen Gebirgs⸗Urſaſſen haben fich, der Einwanderuns
gm und Umwandlungen durch die Parbatipa’s ungeachtet, doch
no die Spuren von vorzüglich fieben verfchiebenen Voͤlker⸗
Zribus erhalten. Von einigen derfelben, den Magars (wozu
die Gorkhas gehören), den Gurungs, den Newars war fon
oben die Rebe. Von biefen legteren, wie von den Murmis,
den Kiratas, Limbu und Lapchas iſt noch einiges nach⸗
zuhelen.
Die Newar's ?) (Newari, Nivarros, ſ. Aſien Bd.
S. 459), find unter allen Urſaſſen am meiſten ber Agricultur
und dem Handel ergeben, und in allen. Künften viel weiter, als
irgend eine ihrer Nachbar⸗Tribus vorgeſchritten. Der größere
Theil der Zahl nach hängt noch dem Bhubdhismus an, der Doc⸗
tin des Sakya Singha; aber dabei haben fie Kaſten⸗Unterſchiede |
9 Fr. Hamilton Account 1. e. p. 13. 200) ebenb. p . 80.
ı) f, Newar und Parbatiya Vocakular bei Kirkpatrick — l. o.
p- 221— 249; Limbu und Magar (Mungur b. Kirkp. ), er
ebend. p. 249-—- 252; ein Newar und Bhotiya Vocakul. 5
son Notices etc. in Asiat, Res. T. XVI. p. 409— 414; "af
mit Roten von Kiaproth in Journal Asiatiq- N. Ser. T. VE p. 82
—92; Hamiltons Bocabularien der Murmis, Kiratas u. a, in ber
—— in Mf. 7) Fr. Hamilton Acoount 1. c.
p 32 —
t
124: Hoch-Aſten. IV. Abſchaitt. 5.73.
angenommen, die Lama's verworfen und ſich eigne Prieſter, bie
Bangra’s, angenommen. Schon unter der Newars Dynaftie,
vor den Gorkhas, hatten aber viele den Shiva sCultus adoptict, |
ohne jedoch im Wefentlichen ihre Gebräuche zu ändern. Die |
feltfame Vermiſchung ihrer Shiva: und Buddha⸗Gebraͤuche kann.
man umfländlih is Hamilton's Nachrichten nachfebenz; als
Beiſpiel genügt uns bier zu bemerken, daß ihre Bangras den
heiligen Gürtel der Brahmauen tragen, und doch audi in ben |
Tempeln des Buddha opfern; daß fie das Fleiſch aller Thiere
efien, daß ihre niedrigen Kaſten ſich wieder in einige 20 reine
und unteine zertheilen, deren niebrigfle, wie bie Purla (Sifcher
und Korbflechter), die Chamkal (Lederbereiter) und die Bala
(Addıder), die nicht einmal in ber Nähe der Hindu fi anfies
deln dürfen, um fie nicht zu verunreinigen, fich body noch für
berabgewürbigter halten würden, wenn fie mit Mohammebanern
oder Chriſten trinken und efien follten. Doch hindert fie dies
nicht, ihre Weiber von allen Kaften als Sclavinnen an Mo:
bammebaner oder Chriflen zu verfaufen, die dann nichts anderes
thun können, als bie Religion ihrer neuen Gebieter anzunehmen.
Durch dieſen Gebrauch ſind die Mufelmaͤnner, die ſehr begierig
find Sclavinnen zu kaufen, um daducch ihre Secte zu vermeh⸗
ven, ſehr zahleeih im Lande geworden. Jeder Herr und Water
Kanu fein Kind oder feinen Sclaven verfaufen, die beide eben
daducch ihre Kaſte verlieren; da8 Sclavenmwefen 25) ift ganz alls
gemein. Der chrifllihen Miſſion in Nepal waren, allee früher
gehegten Hoffnungen (f. Afien Bd. II. &. 457) ungeachtet, bie
Bekehrungen nicht auf gleiche Weife gelungen; bei ber Breiten
. Antunft (1802) war fie blos auf einen einzigen Portugifi ifchen
Mater reduciet, ber von Patna aus buch große Verſprechungen
angelodt, hier wenig Erfüllung gefunden hatte, und gern wieder
abgezogen wäre. Die Tempel der Newars find theild im Ar⸗
chitectur⸗Styl von Awa, heil von China aufgeführt; fie find
gute Bauleute, und in allen Künften geübt. Sie find friedlies
bend, aber im Kriege body tapfer; bei allem Cultur⸗Fortſchritt *)
In Aderbau und Gewerbe doch noch ein Barbarenvollz der Danz
del wird mehr und mehr durch die Hindu's und Bhotiya's bei
ihnen geführs als buch fie. Ihre Todten verbeennen fie.
$08) Jr. Hamilton Account I. €. p. 234.
°) ebend. p. 212 — 233.
Himal, II. Mittel-Gr., Repalefen, Aboriginer. 125
Die Murmi?s:) machen die Hauptbevätferung in ben wil⸗
den Gebirgshoͤhen Nord⸗Nepals aus, und werden von vielen als
ein Zweig ber Bhotiha's des Hochlanbes angeſehen; ihre Priefter
fud aoch Ramaꝰ s, welche Tuͤbetiſche Sprache und Stubdien trei⸗
ben. Ihre Doctrin ſchien den Gorkhas fo gefährlich, daß fie un:
in dem Vorwande, als wären es Diebe und Mörder, keinem. der .
Nurmi's die Erlaubniß ertheilen, das geroeihte That ‘von Kath:
mondu ju betreten. Man giebt ifnen den Spottnamen Sipe⸗
na Bhotipas, d. h. Bhotiyas,- die Aas eſſen, weil fie bei
ihtem Verbot, den Ochſen als heiliges Thier su ſchlachten, bo
die gefallenen Rinder verfpeifen follen. Daher hatten fie fich feit
der Gorkha⸗Periode in die unzugänglichften Geblrgächäler und
Höhen zuehdigegogen; vor bem Umſturze von Sikim hatten fie
auch in diefem befreundeteren Lande: ein Aſyl gefumden, dus fie
aber wieder räumen mußten, als es im. die Gewalt ihrer Wider
ſacher kam. Die Murmis haben niemale Herrſcher abgege⸗
ben; fie führten nie Waffen, obgleich ein ſtarker ja robnfter Mens
ſchenſchlag; nur das Geſchaͤft der Eultivgtoren und ber Laſttraͤger
ift es, was fie ernährt.
| Die Kirata's 5) (Kirat, Kichak) in Oft: Nepal find
ſchon oben erwaͤhnt, ein kriegeriſcher Volksſtamm, Ver’ vor’ der
Gockha Zeit in einem hohen Grade dee Independenz lebte, und
auch den früheren Radjputen Eindringlingen- fih tapfer widerfegt
hatte. Obwol von den Gorkha?s jur Merweifung ber Lars
ma's genoͤthigt, und als Krieger duch den Einfluß vom'NHofe
efter duch Brahmanen zu Profelyten gemacht, blieben fie ‚vol
Verchtung gegen die Lama's, und find bei aller Rohheit doch nicht
fo iNiterat, wie man mol annimmt. Gie haben neben dem Nas -
gari auch ihre eigene Schrift, und wo noch Lama's bei Ihnen ger
blieben, find Diefe in der Sprache Tuͤbets wol bewandert. Die‘
Enthaltfamkeit von Rindfleifch, worauf die zelotiſchen Gorkhals
großen Werth legen, iſt ihnen ein großes Aergerniß; fie leben in
Dolygamie. Ihr Erbe wird unter Weiber und Söhne gleich vers
theilt, die Söhne der Concubinen erhalten aber ein kleineres Erb⸗
theil als die der Frauen.
Die Limbu?) find zwar den vorigen, zwiſchen denen fie
and) wohnen, ganz ähnlich, aber in Sprache verſchieden. Bel ih⸗
‘) Fr. Hann Aoconnt 1. €. p. 5%, *) ebend. p. 88 — 66.
) cbenb. p. 55.
126 Hoch-Aſten. IV. Abſchuitt. $.73.
nen hatten bie Lama?s wenig Profelyten gemacht. Sie haben
bei den Gorkha's aus Politid einen Vorrang über die Kirata’s
erhalten, denn fie widerfizebten ihnen gar nicht, da fie nichts an
fie zu verlieren hatten, wie jene. Nur ben Vertuft bes Kinds
fleiſches zu verſchmerzen a auch Ihnen ſchwer; ihr Hauptermund
iſt der. Aderbau.
Die Lapchas 28) — zwiſchen dem Kankayi mb
Tiſta, zunaͤchſt den Kiratas, werden aber von den meiſten Hinduß
mit unter deren veraͤchtlichen Namen einbegriffen; auch find ihrt
Gebräuche denen dee Kiratad aͤhnlich. Es iſt ein ſehr robuſttt
Menſchenſchtag; cohe Barbaren, biren ein großer Theil durch bie
Lamas gebändigt und beherifcht iſt. Ihre Weiber leben imme
zuvor erft als zügellofe Gourtifanenz fie felbft verfpeifem alle An
sen von Fleiſch und alles Unreine, find dem beraufchenden Getraͤn⸗
Een ergeben. Ihre Waffen find Schwert, Bogm und vergiftet
Pfeile; Sperre bie für. ein ſtarkbewaldetes Bergland nicht von
theithaft find tragen fie nicht, wol aber er. noch plumpe
Musketen. |
8) Die Bhotiya’s (Bhnten’ 6), bie urfaffen bes Hochlan⸗
bed; die Bhotiya Literatur und Buddha⸗Lehre, eine
‚aus Indien in. Repal eing ewanberte,
Die Sinwohnse von Tuübet und Bhutan (Bauten)
werben von den Hinbu= Einwohnern Bhosipa’s (Bhutea’d)
geuannt, ihre Laͤnder Bhotan oder Bhote, Bhot9). Abe
„ dieſe find nicht bie einzigen dieſes Namens; denn außerhalb dis
fe großen politifch bekannten Ländergebiete nehmen die Bho⸗
tiya's auch überall zwifhen Kali und Tiſta, alfe in dem
Gorkha⸗Gebieten, die alpine Region, dicht an ben Schnee⸗
pits des Himalagaya⸗Zuges, ein. Und nicht nur bier, aud
weiter im Weften, jenfelt des Kali in Kamaun, Sirmore,
Biffahir, Kanawar, Hangerang und des Kulu Kafds
mir Himalaya, unter ganz gleichen phpficalifhen Verhaͤlt⸗
niffen hinauf bis Ladakh (f. Aſien Bd. U. ©. 6%, 718, 82,
837 ıc.) haben wir diefelben Tribus unter dem Namen bee Bhu⸗
tea’61) vorgefunden, welche uͤberall nicht nur unter gleichen Nas
208) Fr. Hamilton Aceount 1. c. p. 55. ») ebend. pvp, 55 —60.
J J. Fraser Journal of 3 Tour through Himal. etc. 1, c. p. 332
i# 339; On Bhote Mehal in Calc. Gor. „az. in Asiatie, Journ. |
XXIIE, p.-658 ec. |
[4
Himal,, H, Mittel-®r., Nepalefen, Bhotina’s. 127
mm, fondern aud unter fehr genäherten Verwandtſchaftsverhaͤlt⸗
niſſin zu ſtehen fheinen, was Menfhenfhlag, Sprade,
Rıligion und Lebens weiſe betrifft. Sehr merkwürdig wers
dan fie ducch ihre Wohnfige, die nur zu beiden Seiten
Verfhnechohen Riefenbäupter der Himalayas und
Emodus- Kette vom Indus bis Brahmaputra fich. ber
fadın; wo fonft Eeiner der andern genannten Voͤlker⸗Tribus fo
wenig die ſtren ge Winterkaͤlte und die trodene, fcharfe,
bünmere Lufifchicht der gewaltigen, von ihnen noc bewohnten Hös
ben erttagen mag, als fie fetbft außer Stande find, in hen ties
fan, wärmern, fruchtbaren, dichteren Luftfchichten auch nur bes
vorliegenden Berg⸗ und Hügel: Landes zu gedeihen. Seibft die
mäßige Sommerdige um Kathmandu ift ihnen fchon gu °
geſteigert, eben fo twie ben Quadrupeden des Hochlandes, ihren
gefelligen Hausthieren (Shawi: Ziege, Plateau: Schaaf,
Dat) wie dem Wild ihrer Gebirgshoͤhen (Mofhusthier, Baral,
Antilope Hodgsonii etc.), und dem fie umgebenden Baum:
wucht (Neoza⸗ und Kelu:Pinus, Birken, Rhododendron u. a.,
ſ. Aſien Bd. IL S. 832), die eben fo wenig, wie fie, in das Tief:
land hinabfleigen. >" | J
Einige jener Volks⸗TJribus, bie in der Nähe von Kath⸗
mandu wohnhaft geworben find, nennen fich ſelbſt Sayn, und
tben fo wird die ganze Nation bee Bhotipa’s von ben Ne:
wars nur Sayn genannt, denen auch ber Name Tübet oder
Zhibet ein gaͤnzlich unbekannter geblieben ift (f. Afien Bd. IL
6.59; Sr. Hamilton hält ihn für Perfifh, Edriſi A. 1151
nennt ihn Zobbat). Eine allgemeine Benennung für jene, un:
ter über bei Europäern bekannten, Landfchaften, konnte Fr.
Hamilton bei feinen Nachforſchungen unter den Nepalefen nicht.
halten; ein Bewohner. von H’Laffa nannte ihm deſſen Territo⸗
tum mit dem Namen Borka, wovon er meinte daß Bhotiya eine _
Corruption feyn könne (2). |
Ale Bhotipa's, welche Fr. Hamilton in Kath:,
mandu fahe, nicht nur aus dem Gorkha Territorium, fondern
ud von Maftang, Kuti, Diggercheh (Teſhu Lumbu) und
H'Laſſa, fand er fo ſchwarz von Hautfarbe wid er nur
die Eingebornen von Canton oder Ava geſehen. Ex bemerkt.
dabei, da alfo das Clima die Nationalfarbe nicht umaͤndere,
daß cd aber einen größern Einfluß auf das Temperament
dußee, und jene Kälte der Höhen. wol das melaucholifche und
\
128 - SHoh-Aflen. IV. abſchnitt. $. 73.
choleriſche in ein phlegmatifch = fanguinifche® ummandeln könne, |
die Hige aber in ihrem dauernden Einfluffe das Gegentheil bes
wirken möge. Hierauf fägte biefer vielgewanderte Haturbeobad;:
tee feine Hypothefe, die gegenmättigen Bhutipa⸗Tribus
bes Nepaleſiſchen Hochgebirges, obwol fie von berfeiben Race wie
die: Bewohner von Tuͤbet find, doch nicht unmittelbar von bie
fen herzuleiten ; er meint, es fey wahrfcheinlicher, daß fie einft ur:
fprünglich die Plainen bewohnten, aber zur Zeit der Invafion dee
gegenwärtigen Hindus ſich in die Gebirge fo weit zurüdzogen, als
ihnen bie Temperatur noch erträglich gefchienen, eben fo wie fpäs
terhin die Parbatiya's der Mohammiedaniſchen Intoleranz
aus dem Tieflande in das Gebirgsland ausweihen mußten.
Mir laſſen diefe Anficht auf ſich beruhen, bie vieleicht nuc auf
ben Bang ihrer Cultur fi) anwenden läßt, da wir erfl weiter ges
gen Dften nah Bhutan und Afſam fortzufchreiten haben,
Zandſchaften die als Verfnäpfungspuncte und Vermittelungsſtu⸗
fen dieſer Bölkerverhältniffe mit zu beachten find.
An einer fo weitläuftigen Region wie die, welche diefe Bho⸗
tiyas einnehmen, felbft nur innerhalb des Gorkha⸗Tertito⸗
riums, bemerkt fhon Sr. Hamilton, fey es hoͤchſt wahrfchein
lich, daß dafelbft audy eine große Verſchiedenheit der Die:
lecte und Gebräuce beſtehe; er felbft glaubte dergleichen
fon bei denen, die nur den Sübabhang des Himalaya - Zu:
ge6 bewohnen, bemerken zu koͤnnen. Aber bie eingezogenen Bes
eichte waren nicht hinreichend genug, und während feines perföns
lihen Aufenthaltes feuchte die Sommerhige bie Bhotipa's
aus den wärmern Katbmanduifchen Tiefthaͤlern zurüd, fo, daß
ihm jedes Mintel näherer Präfung fehlte. Ein Lama ber Mur:
mi?s widerfpeach der dort vorherrfhenden Meinung, feine Landes
leute für eine Art Bhotiyas zu halten; er behauptete daß ihre
Sprachen wenig Berwandtfchaft unter einander hätten. Spott:
namen wie Siyena Bhotiyas (b. h. wilde oder Wald⸗B.), Khat
Bhotiyas (d. b. die Ans eſſen) u. a. m., bringen oft Verwitrun⸗
gen in die dortige Voͤlkerbezeichnung. Die Sige der Bhotiyad im
Hochgebirge find wol die Daupturfache, daß fie in der Agricul⸗
tue nur wenig beivandert fepn koͤnnen; das Heerdenwefen
and den Bergbau, welche ihnen wichtige Erwerböquellen abges
ben, follen fie ben niebern Tribus unter ſich überlaffeh. Die An⸗
gefehenern unter ihnen richten ihe Hauptaugenmerk auf den Hans
tund ihre religioͤſen Studien; nur in diefen beiden Hinz
‘
N
Himal., II. Mittel-Gr., Nepalefen, Bhotina’s: 129
fichten finb fie ausgezeihne. Sie find m Kathmandu bie
Unterbändler 24) mie Tübet, mit Teſhu Lumbu und
H'kafſa, wie bie Kaſchmirer es mit Ladakh und Kaſchmir
find, Chedem ſchickten die Lamas von H’Laffa und Teſhu
kumbu vieles Gold und Silber in Maſſe zur Münze nad
Kathmandu, aber da bie Gorkhas ſich erlaubten den Münz
fuß duch Legirung zu verfälfchen, woruͤber heftige Streitigkei⸗
tn?) zwiſchen beiden Höfen entflanden, die endlich in Kriege
autarteten, hörte dieſe Quelle des Gewinns in neuerer Zeit ganze
lich auf. Die BHotiyas brachten, zu Hamiltons Zeit, auf
den Markt nach Kathbmandn: grobe Wollenzeuge, Shawlzie⸗
gen, gemeine Schaafe, Ziegen, Rinder, Büffelichweife (Chowries),
Moſchus, Salz, Ammoniak, gelben Arfenit (Hurtal), Borax,
Quecſilber, Goldſtaub, Papier, Charas (berauſchenden Hanf)
0 Borar und Salz brachten fie nach ihrer Ausfage von
einem See, der, im Norden von Kathmandu, 15 Vagereifen
jenſeit des Brahmaputra liegen folle. Zu dem Transport bebies
nen fie fi des Lafl:Schanfes wie überall im hohen Himalaya.
In Religionsangelegenhetten fchließen fi die Bho⸗
tiya6 im Algemeinen an das Lama und Buddha-We—⸗
fen in Züber und H’Laffe an, und verwerfen baher bas
Kaſtenweſen ganz, nehmen aus jeber Kafle und Nation Profells
tm in ihre Gemeinden auf. In das Einzelne ihrer metaphy⸗
fiſchen Grübeleien und in die Mannichfaltigkeit ihrer Differenzen .
unter fih, wie in bie vielen Befonderheiten ihrer Sitten, Ges _
brände und Ceremonien 13), ober in das Detall Ihrer Literatur
einzugeben, tolıcde bier unpaffend fepn, obwol baraus erſt «in
vohfändigeres und anfchaulicheres Bild Ihres Voͤlkerlebens her⸗
vorgehen wuͤrde. Wichtig iſt es aber, der ganzen religioͤſen Denk⸗
weife einer fo zahlreichen Voͤlker⸗Claſſe, wie die der fonft fo we⸗
nig bekannten Bhotipas (f. Aſien Bd. II. ©. 684) in ihren
weſentlichen Elementen (Religion und Literatur) nachfolgen zu
koͤnnen, weil dadurch ihre ganze innere Welt aufgefchlaffen ers
ſcheint, bie ſich bei dee Aufeen Armuth ihres Lebens um fo mehe
nd Innen mit Speculationen und Satzungen zu bereichern
ſuchte, nach denen fi wiederum ihr ganzes außeres Leben, in
der Erſcheinung, als Voͤlkerſchaft geregelt hat. Wir koͤnnen hin⸗
— —
’) Fr. Hamilton Account I. c. p. 212. 17) Kirkpatrick Acc.
L c; Appendix p. 339 etc. *°*) Fr. Hamilton I. c, p. 66.
Ritter Crotunde IV. 3
\
130 Hoch⸗Afien. IV. Abfhnite. $. 73.
fichtlich des Allgemeinen der Bubdhalehre auf die gehaltreiche
- Darftellung berfelben in v. Bohlens Arbeit?!) binweifen, bie
- wie bier als belannt vorausfegen;z einiges Specielle, die Elemente
ber Literatur und Religionsfpfteme der Nepaleſiſchen Bhotivas de⸗
treffend, find erſt kürzlich aus ihren Urquellen in Kathmandu
febft durch Hodgfon!) bekannt gemacht. Aus ihnen heben
wir folgendes aus, was uns zugleich für die Betrachtung aller
folgenden Buddhiſtiſchen Voͤlkerſchaften lehrreich erfcheistt. |
Eine ber erfien und auffaliendfien Erfcheinungen diefer eigene
thümtlichen, religiöfen Richtung der Bhotiyas ift es, bei ihnen,
fagt Hodgſon, in einem fo wenig cultivirten Lande und bei
einem Volke, das noch fo ſehr in Rohheit und Schmutz verfuns
gen ift, dem noch alle jene taufendfachen Artikel ber Culture und
des Luxus fehlen, welche nach Europaͤiſchen Ideen dem Bebarfe
der Bücher vorhergeben mußten, doch ſchon eine ihren Beſtand⸗
theilen nad) fehr gahleeiche Literatur vorzufinden. Nur duch
Buchdruckerei, bemertt Hodgfon, war dies möglich, und
auch diefe warb hier nur erft möglich durch allgemein verbreitete
Schrift, als Zeitausfällung der Langeweile fo vieler TZaufende von
Priefteen und Mönchen (Lama und Gylong;,. Wahrſcheinlich er⸗
hielten die Bhotiya-Prieſter die Erfindung der Buchdrucker ei aus
China; aber die allgemeinfie Benugung berfelben ift ihr eigenes
Verdienſt. Der ärmite Menſch, der vom Norden ber das Kath:
mandu⸗Thal befucht, iſt felten ohne feinen Pochi, und von als
len Theilen feines Anzuges haͤngen Jantras (magiſche Schrif⸗
ten) in leichten Kapſeln herab, deren inneres ngte bedruckt iſt.
Auch das Schreiben (vom Zeichnen war ſchon oben die Rede
©. 72) ift in Bhot ganz allgemein; die Schreiblunft wird uns
tee allen Claſſen und fehr gut ausgeübt. Alle in fo großer Menge
‚ an bie Calcutta Societät eingefandten Handſchriften hatte Hodg⸗
fon von armen Leuten in Nepal aufgelauft. Zwar legt man
auch in Indien einen gleichen Werth auf gefchriebene und gebrudte
Werke; aber dose ift das Leben zu bewegt, zu unruhig und ge
ſtoͤrt; die große Ruhe und der Friede, den die Bewohner von
Bhote genießen, hat bei ihnen das Schreiben und Lefen allgemei-
ner gemacht, Freilich iſt es nur ein Mechanismus, die Literatur
210) 9, Bohlen das alte Indien. Königeherg 1830. 8. Th. I. S. 306
bis 352. 18) Hodgson -Nofices l. c. in Asiatic. Research. Oal-
cutta 1828. T. XVI. p. 419 — 445. |
Himal,, II. Mittel-Gr., Bhotiya’s, Literatur. 131
bat dert nue einen flatiomairen Character, der Druck iſt blos
Holzſchnitt, wie der Chinefifche, und bie fhönfte Handfceift (alle
auf Palmirablättern und in einer ber drei Nepaleſiſchen Schreibs
arten) dient gemeiniglich nur zu ganz gewöhnlichen Dingen. Bels
des foͤrdert keineswegs den geifligen Auffhwung bes Volks, wie
dies bei den occidentalen Völkern der Fall ift, wo leider auch
fhon der Weg zum bloßen Mechanismus angebahnt wird, Dee
Sapalt der beften Werke ift in Nepal oft unbefannt, und nicht
felten begnuͤgt ſich dee Beſitzer ſolcher durch Exbfchaft überfommes .
ne Schäge damit, ihrem verfiegelten Bande ftillfchweigend bad
Ihnen zulommende Sipfer zu bringen.
Die eigentliche Literatur befieht bei den Bhotipas in Re
ligionefcheiften, deren Summe man auf 84000 Rollen angiebt.
Dieſe heißen colleetive, oder im befondern Sutra und Dhar⸗
ma, oder Budha vahana, d. b. Worte Buddha's. Gas
tya Sinha war der erfle, der diefe Worte in Schrift verwan⸗
deite (wie Byafa, die Worte Brahma's). Dieſer Sakya fol
nach der Ausfage ihrer alten Buͤcher der legte der fieben Ges.
meinen Buddha's geweſen ſeyn. Darin wird er ſtets redend eins
gefühzt zu den Hoͤrern, die Lectionen erhalten, welche ein Budbha
frinen Bobhifatwas, d. & Schülern giebt. Einſtimmig find
oe in Nepal und Bhot darin, dag Sakya Sinha zuerft bie
Doctein feiner Vorgänger in die fchriftliche Form brachte; eben
fo find die Worte Tantra und Purana, b. i. bie efoterifchen
und eroterifchen Werke allen Buddhiſten in Nepal bekannt. Mit
ihnen flimmen auch die Newars überein, daß von dem ur⸗
fprunglihen Stamm und Kern ihrer Literatur nur noch ein klei⸗
ner Theil vorhanden fey. Won ben noch in Nepal vorhandenen
Schriften find unter den metaphufifchen am wichtigften: 1) bie
Fünf Khands der Racha Bhagavati, oder bie Fünf Ra⸗
has; 2) die Sünf Parmitas, und 3) die Dharmas.
Die Fünf Rachas zählen jeber 25000 Stanzenz fie finb
ganz metaphufifchen Inhalts, mehr Philofopsıe als Religion, vol
Skepfis, endloſe Zweifel mit wenig Auflöfungen derfeiben. Sa⸗
kya, von feinen Schülern umgeben, welche Argumente vorbrin⸗
gen, iſt ihr Moderator, zuweilen allein der Sprecher. Die untere
fahten Thefen betreffen die großen Hauptpeincipien des Buddhis⸗
mn, Die Säge von 4 Hauptfchulen bee Budda Philoſo⸗
phit find angegeben, aber nur bie eine, Swabhavika genannt,
wird weitlaͤuftig biscutiet. Faſt geht das Reſultat Eve Daß der
32
132 Hoch⸗Aſien. IV. Abſchnitt. $. 73.
Zweifel der Anfang und das Ende bed Wiſſens ſey; Dogmen |
fehten. Die alten Buddhas fcheinen demnach, meint Hodgfon,
mehr Steptiler als Atheiften geweſen zu feyn.
Gleichen Inhalts find die Fünf Parmitas, welche nur
Erweiterungen der Racha Bhagavati find. Die Neun Dhar⸗
ma8, zu den erzählenden Schriften gehörig, werben von den Ne
palefifchen Buddhiſten göttlich verehrt. Faſt alle find erzählenden
Inhalte, voll metaphyſiſcher Einftreuungen. Der achte dieſer
Dharmas, der Lalita Viſtar, iſt die Urs Autorität für alle
Berfionen der Hftorie des Sakya Sinha; von denen ſich fo
manche verfchlebenartige Berichte in die Angaben ber Europäer
eingefchlihen hatten. Hodgſon erfreute fich dieſes wichtigen
Fundes, weil er überzeugt ift, daß nur aus deſſen Stubium das
wahre Gebäude des Buddhiſtiſchen Spflemes gründlich erlernt
werden kann. Aber es iſt fehr compficirt, hat feine vielen Zweige,
feine Schulen, Doctoren, und ber Buddhismus der verfchiebenen |
Zeiten wechfett auch das Gewand, wie ber Brahmaniſsmus der
Dedas, der Puranas und bed Bhagavat verfchiedenartig iſt. Ob⸗
"wol in Nepal entbedt und erhandelt, find diefe Schriften doch
keineswegs nur local; ihre allgemeine Gültigkeit iſt nicht dezwei⸗
fee. Das Sambhu Purana, fogt Hodgfon, ſey das einzige
Wert in der von ihm an bie Calcutta Gocietät uͤberſchickten zahfs
reichen Sammlung, welches nur von localer Bedeutung fey. Die
oben angeführte, gewöhnliche Angabe ber 84000 Stud Buddha⸗
Schriften fey übertrieben; auch ift der Haß ber Buddhiſten auf
Sankara (Philofoph des VII. Jahrh., ein Hauptfeind der
Buddhiſten) 226) übertrieben, dee bei feinem Erfcheinen in Nepal
kelneswegs alle, fondeen nur einige dieſer Schriften zerſtreute,
weshalb ihn jeboch noch heute dee Fluch der Buddhiſten trifft
Auh nah Sankaras Zeit war Buddhismus immer vorhert⸗
fhende Nationat-Neligion in Nepal bei Kürften, wie bei Unter
thanen gebliäben, und ungeachtet der Gorkha Eroberung gehört
das Volk noch Immer dem Buddhismus an. Sankara, meint
Hodbgfon, möge wol nur einen ber Fürften ber Thäter für feine
Lehre belehrt Haben, aber die andern waren Budd hiſten geblie
ben und fhüsten ben Glauben ihter Unterthanen. Die Gorkha⸗
Zeit hat darin große Veränderungen herbeigeführt, und viele für
das Indifche Brahmanenſyſtem gewonnen. Außer den heilig ges
210) 9, Bohlen das alle Indien Ahr; II. 375.
Himal. IL Mitte-®r., Bhotiya, Buddhismus. 133
baftenen Buddha s Schriften, die man in 12 verfchiebene
Klaſſen, nah philofopbifhen, ascetiſchen, dogmati⸗
(hen Inhalt einzutheilen pflegt, haben die Bhotiyas in Mes
nl auch eine überrafchende Menge von Schriften vermifchten
Inhalts, deſſen nähere Einfiche gewiß nicht ohne Belehrung feyn
wire. Hobgfon führt bie Werke an, über Jurisprudenz,
toͤttliche Weisheit, Medicin, Bauberei, Todtencul⸗
tus, Kriegswiffenfhaft, über die Almofen, über bie
Kunſt zureifen, über die Vermehrung zeitlicher Gü⸗
ter, über Häuſerbau, Fiſchfang, über Bogelaufpticien,
Makrobiorik, Aber Erweiterung ber Erkenntniß, über
Sprachen u. a. m. Obwol ein gründliches Studium biefer
Literatur in einer bisher faft ganz unbekannten Sprache noch laͤu⸗
rer Zeit bedurfte, fo ergab fi) doc, fchon dem reifen und um⸗
ſichtigen Uctheile Hodgſons, aus der vielfachen Beſchaͤftigung
mit derfelben,, das wichtige Mefultat, bag nach Quellen und Sins
halt, wie nach Local Tradition, Bhot feine Literatur und Schrift
aus Indien erhielt, buch Bubbha-Miffionare und Fluͤcht⸗
linge aus Hindoftan. Diefe brachten in einer Zeit, da am
Ganges noch Bhuddhathum in Blüthe war, viele ber hei⸗
ligen und profanen Bücher ihrer Secte mit, und mußten fie fi
fpäter immer nachlommen laffen. Sie belehrten das Volt von
Bhor in ihrer eigenen, nämlih in der Sanſcrit Schrift und
Epude. In ber erfien Periode ihrer Emigration nad Bhot
hatten fie guten Erfolg, fpäterhin machte bie Schwierigkeit der
fremden Sanfcrit die Nachfolge einheimifher Lehrer noth⸗
wendig, weiche dee Bhotiym Sprache ben Vorrang gaben.
Daher die Ueberſetzung ber vielen Sanfcrit Werke in ihre Mut:
terſprache, weiche nach und nah die Sanferlt Sprache verbrängte
und in gänzliche Vergeſſenheit beachte; aber die Devanagari.
Sqhrift wurde beibehatten.
Diefe Einwanderung bes Bubbhathums aus In⸗
dien a Nepal, nah Hodgſons Darftellung, gewinnt durch
Ab. Remuſats legte wichtige Arbeit über ben Fo koue 8117):
(die Pllgerreiſe eines Chincfifchen Bubdpiften mit feinen Schuͤ⸗
Ian in bie Indiſche Heimath ihres Meligionsflifters, um das
11) Ab, Remusat Memoire sur le Fo koue ki ou Ia Relation du
Royaune de Ko, Notic. in N. Journal Asiatig. Paris 1831. T. VII.
pP. 236 — 240.
\
“
124 . Hoch⸗Aſlen. IV. Abſchnitt. $, 73.0
angenommen, die Lama's verworfen und fich eigne Prieſter, bie
Bangra’s, angenommen. Schon unter bee Newars Dynaflie,
vor den Gorkha's, hatten aber viele den Shiva⸗Cultus aboptict,
ohne jedoch im Wefentlichen ihre Gebräuche zu ändern. Die
feltfame Vermiſchung ihrer Shivas und Buddha⸗Gebraͤuche kann
man umftändlih in Hamilton’s Nachrichten nachſehen; als
Beiſpiel genügt uns biee zu bemerken, baß ihre Bangras den
heiligen Gürtel der Brahmanen tragen, und body auch in den
Tempeln des Buddha opfern; daß fie das Fleiſch aller Thiere
eſſen, daß ihre niedrigen Kaſten fich wieder in einige 20 reine
und unteine zertheilen, deren niebrigfte, wie die Puria (Sifcher
und. Korbflechter), bie Chamktat (Lederbereiter) und die Bala
(Abdeder) , die nicht einmal in ber Nähe der Hindu fi anfles
dein dürfen, um fie nicht zu verumreinigen, ſich doch noch für
berabgewärcbigter halten würden, wenn fie mit Mohammebanern
oder Chriſten trinten und eſſen follten. Doch hindert fie dies
nicht, ihre Weiber von allen Kaſten als Sclavinnen an Mo:
hammedaner oder Chriften zu verkaufen, die dann nichts anberes
thun koͤnnen, als die Religion ihrer neuen Gebieter angunchmen.
Durch diefen Gebraud, find die Mufelmänner, die ſehr begierig
find Sclovinnen zu kaufen, um dadurch ihre Secte zu vermebs
zen, ſehr zahlreih im Lande geworden. Jeder Herr und Water
kann fen Kind ober feinen Sclaven verkaufen, bie beide eben
dadurch ihre Kaſte verlieren; das Sclavenwefen 203) ift ganz alls
gemein. Der chriſtlichen Miſſion in Nepal waren, allee früher
gehegten Hoffnungen (f. Afien Bd. I. S. 457) ungeachtet, bie
Bekehrungen nicht auf gleiche Weife gelungen; bei der Briten
. Ankunft (1802) war fie blos auf einen einzigen Portugififchen
Mater rebucist, der von Patna aus durch große Verſprechungen
angelodt, hier wenig Erfüllung gefunden hatte, und gern wieber
abgezogen wäre. Die Tempel ber Newars find theild im Ar:
chitectur⸗ Styl von Ama, theil von China aufgeführtz fie find
gute Bauleute, und in allen Künften geübt. Sie find friedlie⸗
bend, aber im Kriege doch tapfer; bei allem Cultur⸗Fortſchritt *)
in Aderbau und Gewerbe doch noch ein Barbarenvolk; der Hanu⸗
del wird mehr und mehr duch die Hindu’s und Bhotiya's bei
ihnen geführt als durch fie. Ihre Todten verbrennen fie.
808) Fr. Hamilton Account 1. 6. p. 234.
*) ebenb, p. 212 — 233.
‘
Himal., IL Mittel⸗Gr., Repalefen, Aboriginer. 125
Die Murmi?s 5) machen die Hauptbevätferung in ben wil⸗
dem Gebirgshoͤhen Mord: Mepais aus, und werben von vielen als
ein Zweig der Bhotiha's des Hochlandes angeſehen; ihre Priefter
find noh Lama’6, welche Küberifche Sprache und Eiubien trei⸗
ben. Ihre Doctein fehlen den Gorkhas fo gefährlich, daß fie uns
tee dem Vorwande, als wären es Diebe und Mörder, Beinen. ber .
Rurm?s die Erlaubniß ertheilen, das gerveihte That von Kath⸗
mandu zu betreten. Man giebt ihnen den Spottnanien Siye:
na Bhotiyas, d. h. Bhotiyas, die Las eſſen, weil fie bei
ihrem Verbot, den Ochſen als heiliges Thier gu fchlächten; bo
bie gefallenen Minder verfpeifen follen. Daher hatten fie ſich feit
bee Gorfhas Periode in die unzugänglichiten Gedirgsthaͤler und
Höhen zucuͤckkgezogen; vor dem Umſturze von Sikim hatten fie
auch in dieſem befreunbeteren Lande ein Aſyl gefunden, dus fie
aber wieber räumen mußten, als es in. die Gewalt ihrer Wider:
ſacher kam. Die Murmi’s haben niemall Herrſcher abgeges
ben; fie führten nie Waffen, abgleidy ein faster ja robuſter Mens
ſchenſchlag; nur das Geſchaͤft der Eultivgtoren und ber Laſttraͤger
ift es, was fie ernährt.
Die Kirata's 6) (Kirat, had) in Of: Nepal find
fon oben erwähnt, ein kriegeriſcher Voiksſtamm, Ver’ vor’ der
Gorkha Zeit in einem hohen Stade ber Gndependenz lebte, und
auch den frichern Radjputen Eindringlingen ſich tapfer widerfegt
hatte. Obwol von den Gorkha'“s jur Werweifung der Ka⸗
ma's gendthigt, und ale Krieger‘ durch den Einfluß vom Hofe
öfter durch Brahmanen zu Proſelyten gemacht, blieben fie voll
Verehrung gegen die Lama's, und find bei aller Rohheit doch nicht
fo ifiterat, wie man wol annimmt. Gie haben neben dem Na⸗
gari audy ihre eigene Schrift, und wo noch Lama's bei Ihnen ge:
blieben, find diefe in ber Sprache Tuͤbets wol bewandert. Die‘
Enthaltfamkeit von Rindfleify, worauf die zelotiſchen Gorkhals
großen Werth legen, iſt ihnen ein großes Aergerniß; fie leben In
Polygamie. Ihr Eche wird unter Weiber und Söhne gleich vers
theilt, Die Söhne der Eoncubinen echalten aber ein fleineres Erb⸗
theil als die der Frauen.
⸗
Die Limbu)?) find zwar ben vorigen, zwiſchen denen ſie
auch wohnen, ganz ähnlich, aber in Sprache verſchieden. Mel ih⸗
) Fr. Hann Account. cp. 62, 3). ebend. p. 53 —55.
’) Bas p.
J
\
a5
126 Hoch⸗ Aſien. IV. Abſchnitt. $. 73.
an hatten die Lama's wenig Profelvten gemacht. Sie haben
bei den Gorkha's aus Politit einen Vorcang über die Kirata's
erhalten, denn fie widerſtrebten ihnen gar nicht, ba fie nichts an
fie zu verlieren hatten, wie jene. Nur den Verluſt bes Kinds
fleiſches zu verſchmerzen nn auch ihnen ſchwer; ihre Haupterwerd
iR der, Aderbau.
Die Lapchas 208) —— zwiſchen dem Kankapi und
Tiſta, zunaͤchſt den Kiratas, werden aber von den meiſten Hindus
mit unter deren verächtlichen Mamen einbegriffenz auch find ihre
Gebräuche denen dee Klratas aͤhnlich. Es iſt ein fehr robufter
Menſchenſchtag; cohe Barbaren, deren ein großer Theil durch bie
Lamas gebändigt und beherrfche if. Ihre Weiber leben immer
zuvor erft als zügeltofe Courtiſanen; fie felbft verfpeifen alle Ars
sen von Fleiſch und alles Unreine, find den u. Getraͤn⸗
ken ergeben. Ihre Waffen find Schwert, Bogen und vergiftete
Pfeile; Sperre bie für ein ſtarkbewaldetes Bergland nicht vor
theithaft find tragen fie nicht, wol aber en noch plumpe
- Dusketen.
8) Die Bhotiya’s (Bhnten’ 9), bie usfoffen des Hodlans
bes; bie Bhotiya Literatur und Buddha⸗Lehre, eine
‚aus Indien in Nepal eingewanberte,
Die Einwohns von Fübet und Bhutan (Butan)
werden von ben Hindu: Einwohnern Bhosipna’s (Bhutea?9)
genannt, ihre Länder Bhotan oder Bhote, Bhot?). Aber
„ diefe find nicht bie einzigen biefes Namens; denn außerhalb dies
‚ fee großen polisifch bekannten Kändergebiete nehmen bie Bho⸗
tipa's auch überall zwifhen Kalt und Tiſta, alf6 in den
Gorkha⸗Gebieten, die alpine Region, dicht an den Schnee
pils des Himalaya-Buges, ein. Und nicht nur bier, auch
weiter im Weften, jonfelt des Kali in Ramaun, Sirmore,
Biffahir, Kanawar, Hangerang und des Kulu Kafdhs
mir Himalaya, unter ganz gleichen phpficalifchen Verhaͤlt⸗
niffen hinauf bie Ladakh (f. Alien Bd. U. S. 625, 713, 822,
837 ıc.) haben wir diefelben Tribus unter dem Namen bee Bhus
tea’s 10) vorgefunden, welche überall nicht nur unter gleichen Mas
08) Fr. Hamilton Acoount 1. c. p. 58: ) ebend. p, 5560,
J J. Fraser Journal of 3 Tour through Himal. etc. I. c. p. 332
i# 330; On Bhote Mehal in Calc. Gor. ſær. in Asiatie. ‚Journ.
XXI, p. 658 etc.
4
‚
Himal,, H. Mittel-&r., Repalefen, Bhotiya’s. 127
men, fondern auch unter ſehr genäherten Verwandtſchaftsverhaͤlt⸗
niffen zu ſtehen fcheinen, was Menfhenfhlag‘, Sprade,
Rıligion und Lebensweife betriffl. Sehr merkwuͤrdig werz
den fie duch ihre Wohnfige, die nur zu beiden Seiten
der f[hnecehohen Riefenbäupter der HYimalayas unb
Emodus-Kette vom Indus bis Brahbmaputra fi. bes
finden; wo fonft keiner der andern genannten Völker: Tribus fo
wenig die frenge Wintertälte und die trodene, fcharfe,
dünnere Luftſchicht der gewaltigen, von ihnen noch bewohnten Hoͤ⸗
ben ertragen mag, als fie fetbft außer Stande find, in den ties
fen, waͤrmern, fruchtbaren, dichteren Luftfchichten auch nur bes
vorliegenden Berg⸗ und Hügel: Landes zu gedeihen. Selbſt die
mäßige Sommerhige um Kathmandu iſt ihnen fhon gu
gefeigert, eben fo twie den Duabrupeben bes Hochlandes, ihren
gefelligen Hausthieren (Shawl: Ziege, Plateau: Schaaf,
Vak) wie dem Wild ihrer Gebirgshoͤhen (Mofhusthier, Baral,
Antilope Hodgsonii etc.), und dem fie umgebenden Baums
wuchs (Neoza⸗ und Kelu:Pinus, Birken, Rhododendron u. a.,
f Afien Bd. IL S. 832), die eben fo wenig, wie fie, in das Tief⸗
land hinabſteigen. =; |
Einige jener Volld: Tribus, die in ber Nähe von Kaths
mandu wohnhaft geworden find, nennen fich ſelbſt Sayn, und
eben fo wird die ganze Nation dee Bhotipa’s von den Ne:
wars nur Sayn genannt, denen auch der Name Tüber oder
Zhibet ein gänztid, unbefannter geblieben iſt (f. Afien Bd. IL
8.529; Fr. Hamilton hält ihn für Perſiſch, Edeifi A. 1151
nennt ihn Zobbat). Eine allgemeine Benennung für jene, un:
ter Zübet bei Europdern bekannten, Landſchaften, Eonnte $r.
Hamilton bei feinen Rachforfchungen unter den Nepalefen nicht.
ehaltenz ein Bewohner. von H’Laffa nannte ihm deſſen Territo⸗
tum mit dem Namen Borla, wovon es meinte daß Bhotiya eine
Cortuption feyn könne). |
Ale Bhotipa's, welche Fr. Hamilton in Kath:
mandu fahe, nicht nur aus dem Gorkha⸗Territorium, fordern
ud von Maftang, Kuti, Diggercheh (Tefhu Lumbu) und
D’Laffa, fand er fo ſchwarz von Hautfarbe wie er nur
die Eingebornen von Canton ober Ada gefehen. Ex bemerkt.
dabei, dag alfo das Clima bie Nationalfarbe nicht umaͤndere,
daß es aber einen größern Einfluß auf das Temperament
äußere, und jene Kälte der Höhen, wol das melancholiſche und
128 : Hoch⸗Aſien. IV. Abſchnitt. $. 73.
choleriſche in ein phlegmatifch = fanguinifche® ummandeln koͤnne,
die Hige aber in ihrem dauernden Einfluſſe das Gegentheit be;
wirken möge. Hierauf fägte dieſer vielgewanderte Naturbeobad;:
ter feine Hopotheſe, bie gegenmwättigen Bhutiya-ZLribus
des Nepaleſiſchen Hochgebirges, obwol fie von derfelben Race wie
die Bewohner von Tuͤbet find, doch nicht unmittelbar von bie
fen herzuleiten; ee meint, es fey wahrfcheinlicher, daß fie einft ur:
fprünglich die Plainen bewohnten, aber zur Zeit der Invafiom ber
gegenwärtigen Hindus ſich in die Gebirge fo weit zuruͤckzogen, als
ihnen die Temperatur noch erträglich gefchienen, eben fo wie fpäs
terhin bie Parbatiya’s dee Mohamnıedanifhen Intoleranz
aus dem Tieflande in das Gebirgsland ausweichen mußten.
Mir laffen diefe Anfiht auf ſich beruhen, die vielleicht nur auf
den’ Gang ihrer Cultur fi) anwenden läßt, da wir erſt weiter ge:
gen Oſten nah Bhutan und Aſſam fortzufchreiten haben,
Landfchaften die als Verfnäpfungspuncte und Vermittelungsſtu⸗
fen diefer Voͤlkerverhaͤltniſſe mit zu beachten find.
An einer fo weitläuftigen Region wie bie, welche diefe Bho⸗
tiyas einnehmen, feibft nur innerhalb des Gorkha⸗Tertito⸗
riums, bemerkt fhon Fr. Hamilton, fey es hoͤchſt wahrfcheins
lich ‚” daß dafelbft aud eine große Verſchiedenheit der Dias
lecte und Gebraͤuche befiche; er felbft glaubte dergleichen
fhon bei denen, die nur den Südabhang des Himalaya -Zus
ges bewohnen, bemerken zu koͤnnen. Uber die eingezogenen Bes
richte waren nicht hinreichend genug, und während feines perfon:
lichen Aufenthaltes fcheuchte die Sommerhige die Bhotipa's
aus den waͤrmern Kathmanduiſchen Tiefthaͤlern zurüud, fo, daß
ihm jedes Mittel näherer Präfung fehlte. Ein Lama der Mur:
mi’6 widerfpeach der dort vorberrfchenden Meinung, feine Rande:
leute für eine Art Bhotiyas zu halten; er behauptete dag ihre
Sprachen wenig VBerwandtfchaft unter einander hätten. Spott:
namen wie Siyena Bhotiyas (db. h. wilde ober Wald⸗B.), Khat
Bhotiyas (d. h. die Aas eſſen) u. a. m., bringen oft Verwirrun-
gen in die dortige Wölkerbegeichnung. Die Sige ber Bhotipas im
Hochgebirge find wol die Haupturſache, daß fie in der Agricul⸗
tue nur wenig bewandert fepn koͤnnen; das Heerdbenwefen
und den Bergbau, welde ihnen wichtige Erwerbsquellen abge:
ben, follen fie ben niebern Tribus unter ſich überlaffeh. Die Ans
gefehenern unter ihnen richten ihe Hauptaugenmerk auf den Hans
dei und ihre religiöfen Studien; nur in dieſen beiden Hin⸗
\
Himal., IL. Mittel⸗Gr. Nepalefen, Bhotina’s: 120
fihten: find fie ausgezeichnet. Gie find in Kathmandu bie
Unterbändler 21) mie Tübet, mit Teſhu Lumbu und
H'kafſa, wie die Kafchmirer es mir Labakh und Kaſchmir
find. Ehedem ſchickten die Lamas von H’Laffa und Teſhu
Lumbu vieles Gold und Silbex in Maſſe zur Münze nad)
Kathmandu, aber ba die Gorkhas ſich erlaubten den Muͤnz⸗
foß durch Legierung zu verfälfchen, worüber heftige Streitigkei⸗
tm 12) zwiſchen beiden Höfen entflanden, bie endlich in Kriege
ousarteten, hörte biefe Duelle bed Gewinns in neuerer Zeit ganze
ih auf. Die Bhotiyas brachten, zu Hamiltons Zeit, auf
den Markt nach Kathmandn: grobe Weollenzeuge, Shawlzie⸗
gen, gemeine Schaafe, Ziegen, Rinder, Buͤffelſchweife (Chomwries),
Moſchus, Salz, Ammoniak, gelben Arfenit (Hurtal), Borax,
Dunelfilber, Goldſtaub, Papier, Charas ( beraufchenden Hanf)
0 Borar und Salz brachten fie nad) ihrer Ausfage von
einem See, ber, im Norden von Kathmandu, 15 Tagereiſen
ienfeit de Brahmaputra Hegen folle. Zu dem Transport bedies
nem fie fih des KLaſt⸗Schaafes wie überall im hoben Himalaya. .
In Religionsangelegenheiten fließen fi die Bho⸗
tiyas im Algemeinen an das Lama: und Buddha⸗We⸗
fen in Tübet und H’Laffe an, und verwerfen baher bas
Kaſtenweſen ganz, nehmen aus jeder Kaſte und Nation Proſeli⸗
ten in ihre Gemeinden auf, In das Einzelne ihrer metaphye _
fiſchen Brübeleien und in die Mannichfaltigkeit ihrer Differenzen .
unter fih, wie in bie vielen Befonderheiten ihrer Sitten, Ges _
bräude und Geremonien 23), oder in das Detail ihrer Literatur
einzugehen, wuͤrde bier unpaffend ſeyn, obwol daraus erſt «in
voRfländigeres und anfchaulichere® Bild Ihres Voͤlkerlebens here
vorgehen würde. Wichtig IfE es aber, der ganzen religiöfen Denk⸗
weiſe einer fo zahlreichen Voͤlker-Claſſe, wie die der fonft fo we⸗
nig bekannten Bhotiyas (f. Afıen Bd. I. &. 584) in ihren
weſentlichen Elementen (Meligion und Literatur) nachfolgen zu
können, weil dadurch ihre ganze innere Welt aufgefchlaffen ers
(heine, die fich bei der dußeen Armuth ihres Lebens um fo mehr
nach Innen mit Speculationen und Satzungen zu bereichern
ſuchte, nach denen fich wiederum ihe ganzes äußeres Leben, im
der Erfheinung, als Wölkerfchaft geregelt bat. Wir können hin⸗
21) Fr. Hamilton Account I. c. p. 212. 33) Kirkpatrick Acc.
L c. Appendix p. 339 etc. ss) Fr. Hamilton I. c, p. 66.
3
Rittee Crdkunde IV.
130 ° Hohe Afien. IV. Abfchnitt. $. 73.
fiyelih de6 Allgemeinen der Buddhalehre auf die gehaltreiche
- Därftellung derfelben in v. Bohlens Arbeit ?!t) hinweilen, bie '
- wie bier al® bekannt vorausfegenz einiges Specielle, die Elemente
der Literatur und Religionefpfteme der Nepaleſiſchen Bhotiyas bes
treffend, find erſt kuͤrzlich aus ihren Urquelleh in Kathmandu
feibft durch Hodgfon!:) bekannt gemacht. Aus ihnen heden
wir folgendes aus, was uns zugleich für die Wetrachtung alles
folgenden Buddhiſtiſchen Voͤlkerſchaften lehrreich erfcheiste.
Eine der erſten und auffallendſten Erſcheinungen dieſer eigen⸗
thuͤmlichen, religioͤſen Richtung der Bhotiyas iſt es, bei ihnen,
ſagt Hodgſon, in einem ſo wenig cultivirten Lande und bei
einem Volke, das noch ſo ſehr in Rohheit und Schmutz verſun⸗
ken iſt, dem noch alle jene tauſendfachen Artikel der Cultur und
des Luxus fehlen, welche nach Europaͤiſchen Ideen dem Bedarfe
der Buͤcher vorhergehen mußten, doch ſchon eine ihren Beſtand⸗
theilen nach ſehr zahlreiche Literatur vorzufinden. Nur durch
Buchdruckerei, bemerkt Hodgſon, war dies moͤglich, und
auch dieſe ward hier nur erſt möglich durch allgemein verbreitete
Schrift, als Beitausfällung der Langeweile fo vieter Tauſende von
Prieftern und Mönchen (Lama und Splong:. Wahrfcheintich ers
hielten die Bhotiya » Priefter die Erfindung dee Buchdrucker ei aus
China; aber die allgemeinfle Benugung derſelben ift ihe eigenes
Berdienft. Der aͤrmſte Menſch, der vom Norden ber das Kath:
mandu⸗Thal befucht, iſt felten ohne feinen Pothi, und von als
len Theilen feines Anzuges hängen Jantras (magifhe Schrif⸗
ten) in leichten Kapfeln herab, deren inneres ngtt bedruckt if.
Auch das Schreiben (vom Zeichnen war fchon oben bie Rede
©. 72) ift in Bhot ganz allgemein; bie Schreiblunft wird uns
tee allen Claſſen und fehr gut ausgeübt. Alle in fo geoßer Menge
. an bie Calcutta Societät eingefandten Handfchriften hatte Hodg⸗
fon von armen Leuten in Nepal aufgekauft. Zwar legt man
auch in Indien einen gleichen Werth auf gefchriebene und gedrudte
Werke; aber dore iſt das Leben zu bemegt, zu unruhig und ges
ſtoͤrt; die große Ruhe und ber Friede, den bie: Bewohner von
Bhote genießen, hat bei ihnen das Schreiben und Lefen allgemeis
ner gemacht. Sreilich ift e6 nur ein Mechanismus, die Literatur
210) 9, Bohlen das alte Indien. Königsberg 1830. 8. Ih. 1. &. 306
bis 352. 15) Hodgson Notices I. c. in Asiatic. Research. Oal-
cutta 1828. T. XVI. p. 419 — 445.
Himal., II. Mittel-Gr., Bhotina’s, Literatur. 131
bat dort nue einen fletionaiten Character, bee Druck ift bios
Holsfehnitt, wie der Chinefifche, und die ſchoͤnſte Handfchrift (alle
auf Palmirablättern und in einer. der drei Nepaleſiſchen Schreibs
arten) dient gemeiniglich nur zu ganz gewöhnlichen Dingen. Bels
des fördert keineswegs den geifligen Auffchwung bes Volks, wie
bied bei den occidentalen Völkern der Fall ift, wo leider auch
fhon der Weg zum bloßen Mechanismus angebahnt wird. Der
Inhalt der beften Werke ift in Nepal oft unbelannt, und nicht
felten begnüge ſich der Befiger folcher durdy Exrbfchaft überfomme .
ner Schäge damit, ihrem verfiegelten Bande flillfchweigend bad
ihnen zukommende Ypfer zu bringen.
Die eigentliche Literatur beſteht bei den Bhotipas in Ras
ligionsſchriften, deren Summe man auf 84000 Rollen angiebt.
Dieſe heißen collective, oder im befondern Sutra und Dhar⸗
ma, ober Budha vachana, d. b. Worte Buddha's. Gas
kya Sinha war der erfle, ber diefe Worte in Schrift verwans
beite (wie Vyaſa, die Worte Brahma's). Dieſer Sakya fol
nach der Ausſage ihrer alten Bücher der legte der fieben Ges.
meinen Buddha's geweſen ſeyn. Darin wich er ſtets redend eins
geführt zu ben Hörern, die Lectionen erhalten, welche ein Buddha
feinen Bodhiſatwas, d. i Schülern giebt. Einſtimmig find
ale in Nepal und Bhot darin, dag Sakya Sinha zuerfi bie
Doetrin feiner Vorgänger in bie fchriftliche Form brachte; eben
fo find die Worte Tantra und Purana, b. 1. die efoterifchen
und eroterifchen Werke allen Buddhiſten in Nepal bekannt. Mit
ihnen flimmen auch die Newars überein, daB von dem ur⸗
ſprünglichen Stamm und Kern ihrer Literatur nur noch ein klei⸗
ner Theil vorhanden fey. Don den noch in Nepal vorhandenen
Schriften find unter den metaphufifchen am widhtigften: 1) bie
Fünf Khande dr Racha Bhagavati, ober die Fünf Ras
has; 2) die Fünf Parmitas, und 3) die 9 Dharmas.
| Die Fünf Rachas zählen jeder 25000 Stanzen; fie find
ganz metapbyfifchen Inhalts, mehr Philoſopoie als Religion, vol
Skepfis, endlofe Zweifel mit wenig Auflöfungen derſelben. Sa⸗
kya, von feinen Schülern umgeben, welche Argumente vorbrin-
gen, iſt ihr Moderator, zuweilen allein der Sprecher. Die unters
ſuchten Thefen betreffen die großen Hauptprincipien des Buddhis⸗
mus. Die Säge von 4 Hauptfhulen der Budda Philofos
phie find angegeben, aber nur die eine, Swabhavika genannt,
wird weitläuftig discutirt. Faſt geht das Refultat hervor, daß der
32
132 Hoch⸗Aſien. IV. Abſchnitt. $. 73.
Zweifel bee Anfang und das Ende des Wiſſens fen; Dogmen
fehlen. Die alten Buddhas ſcheinen demnach, meint Hodgſon,
mehr Skeptiker als Atheiften gemwefen zu feyn.
Gteihen Inhalts find die Fünf Parmitas, welche nur
Erweiterungen der Racha Bhagavati find. Die Neun Dhar⸗
mas, zu den erzählenden Schriften gehörig, werden von den Ne⸗
palefifchen Buddhiſten göttlich verehrt. Faſt alle find erzählenden
Snhalts, voll metaphyſiſcher Einftreuungen. Der achte biefer
Dharmas, ber Lalita Viſtar, ift die Urs Autorität für alle
Berfionen ber Hiftorie des Sakya Sinha; von denen ſich fo
manche verfchiedenartige Berichte in die Angaben der Europäer
eingefchlihen hatten. Hobdgfon erfreute fich dieſes wichtigen
Fundes, weil er überzeugt ift, daß nur aus deffen Studium das
wahre Gebäude des Buddhiſtiſchen Syſtemes gruͤndlich erlernt
‚werden kann. Aber es iſt ſehr complicirt, hat feine vielen Zweige,
feine Schulen, Doctoren, und ber Buddhisſsmus ber verſchiedenen
Zeiten wech ſelt auch das Gewand, wie ber Brahmanismus der
Vedas, der Puranas und des Bhagavat verfchiedenartig iſt. Ob⸗
"wol in Nepal entdeckt und erhandelt, find diefe Schriften doch
keineswegs nur local; ihre allgemeine Guͤltigkeit ift nicht dezwei⸗
fee. Das Sambhu Purana, fagt Hodgfon, ſey das einzige
Wert in der von ihm am bie Calcutta Societät uͤberſchickten zahl:
reihen Sammlung, welches nur von localer Bedeutung fey. Die
oben angeführte, gewöhnliche Angabe ber 84000 Stud Buddha⸗
Schriften fey übertrieben; auch ift der Haß dee Bubbhiften auf
Sankara (Philofoph bes VIH. Jahrh., ein Hauptfeind ber
Buddhiſten) 216) übertrieben, ber bei feinem Erfcheinen in Nepal
keineswegs alle, ſondern nur einige dieſer Schriften zerftreute,
weshalb ihn jeboch noch heute ber Fluch der Buddhiſten triffe
Auch nad) Sankaras Zeit war Bubbhismus immer vorherr⸗
fhende Nationat-Religion in Nepal bei Zürften, wie bei Unter:
thanen geblieben, und ungeachtet der Gorkha Eroberung gehört
das Volk noch immer dem Buddhismus an. Sankara, meint
Hodgfon, möge wol nur einen der Fuͤrſten der Thäler für feine
Lehre belehrt haben, aber die andern waren Budd hiſten geblie⸗
ben und fhügten den Glauben ihter Untertbanen. Die Gorkhar
Zeit hat darin große Veränderungen herbeigeführt, und viele für
das Indifche Brahmanenſyſtem gewonnen. Außer den heilig ge⸗
210) v. Bohlen das alte Indien Aha: Il. 338.
Himal., I. Mittek®r., Bhotiya, Buddhismus. 133
haften Bubdha» Schriften, bie man in 12 verfchiedene
Klaſſen, nad philofopbifhen, ascetiſchen, dogmatis -
(den Inhalt einzutheilen pflegt, haben die Bhotiyas in Mes
: yal auch eine üÜberrafchende Menge von Schriften vermifchten
Inhalts, deſſen nähere Einficht gewiß nicht ohne Belehrung feyn
würde. Hodgfon führt bie Werke an, über Jurisprudenz,
görtlihe Weisheit, Mebicin, Zauberei, Todtencul⸗
tus, Kriegswiffenfhaft, über die Almofen, über bie
Kun zureifen, über die Vermehrung zeitliher Gü⸗
ter, über Häuferban, Fifhfang, Uber Vogelaufpicien,
Matrobiotik, aber Erweiterung der Erkenntniß, übe
Sprachen u. a. m. Obwol ein gründliches Studium biefer
Literature in einer bisher faſt ganz unbelannten Sprache noch laͤu⸗
gerer Zeit beburfte, fo ergab fi) doch ſchon dem reifen und um»
fichtigen Urtheile Hodgſons, aus der vielfachen Beſchaͤftigung
mit derſelben, das wichtige Reſultat, daß nach Quellen und In⸗
halt, wie nach Local⸗Tradition, Bhot feine Literatur und Schrift
aus Indien erhielt, durch Bubdha-Miffionare und Fluͤcht⸗
linge aus Hindoftan. Diefe brachten in einer Zeit, da am
Ganges noch Bhuddhathum in Blüthe war, viele der Hein
ügen und profanen Bücher ihrer Secte mit, und mußten fie fi
fpäter immer nachlommen lafjen. Sie belehrten das Volt von
Bhot in ihres eigenen, namlich in der Sanfcrit Schrift unb
Sptache. In ber erfien Periode ihrer Emigration nad Bhot
hatten fie guten Erfolg, fpäterbin machte bie Schwierigkeit ben
feemden Sanfceit die Nachfolge einheimifher Lehrer noth⸗
wendig, welche der Bhotiya Sprache den Vorrang gaben.
Dahee die Ueberſetzung der vielen Sanſcrit Werke in ihre Mut⸗
terſprache, weiche nach und nach die Sanferit Sprache verbrängte
und in gaͤnzliche Vergeſſenheit brachte; aber bie Devanaz art,
Schtift wurde beibehalten.
Diefe Einwanberung des Buddhathums aus In⸗
dien in Nepal, nach Hodgſons Darſtellung, gewinnt durch
Ab. Remuſats legte wichtige Arbeit über ben Ko koue Ei 17):
(bie Pilgerreiſe eines Chincfifchen Buddhiſten mie feinen Schuͤ⸗
Ima in bie Indiſche Heimath ihres Meligionaflifters, um das
1) Ab. Remusat Memoire mr le Fo koue ki ou la Relation du
Royaume de Fo, Notie. in N. Journal Asiatig. Paris 1831. T. VII.
p- 236 —240,
\
/
\
134 Hoch⸗Aſien. IV. Abſchnitt. 8. 73.
Jahr 400 n. Chr. ©.) die trefflichſte Erläuterung und Begruͤn⸗
dung; denn darnadı fanden Sakyamuni und feine Schüler
den erſten Schauplag ihrer Thaten in Gentral: Indien um
feinen Geburtsort Kapilapuer (in Dude und Lucknow), alfo
nordwärts des Ganges, zwifchen diefem Steome und den Vor⸗
Leiten von Nepal, wo das Buddhathum noch im fünf:
ten Jahrhundert in voller Blüche ſtand, unb weit auss
gebreitet war. Daß das gebirgige Nepal, fpäterhin, dem
duch Brahmathum verfolgten Buddhathume ein Aſyl
werden mußte, ift demnach fchon aus ber Dertlichleit an ſich bes
geeiftlich genug, und hiermit Löfen ſich viele bisherige Schwierig:
keiten und Räthfel in den Nachrichten über die befondern Schids
ſale dieſes veligiöfen Cultus von felbft auf. Die Maffe der
Bhotiva Literatur, wie fie gegenwärtig noch iſt und ſtets
war, ift daher wie fo mandye andere Weberfegungsliteras
turz die Sprache ift einheimifch, die Schrift wie die Ges
danken find Indiſch. Selbſt die Titel der claffifhen Bho⸗
tipabücher geben dies noch zu erfennen, und die Bhotiyas ſelbſt
flimmen damit überein, daß alle ihre Wiffenfchaft aus Indien
flamme. Kein Wunder, daß es auch herrfchender Trieb aller ed»
leen Mepalefengefchlechter ift, dem Mutterlande ihrer zweimal
zu ihnen eingemanderten Religionsfyfteme, wie allee Wiffenfchaft,
duch wirklihe Abftammung von Hindu:-Dpnaftien,
bie jene Güter mitbrachten, ‚angehören zu wollen. Nur unter
ben unbedeutenderen Werken der Bhotiyas, meint Hobafon,
möchten auch folche ſich vorfinden, bie nicht aus dem Sanſerit
übertragen wären, wohin er 5. B. die Legenden der Lamas
sechnet, die, wenn fchow im beften Bhotiya Dialert, zu Lafſa
und Digarchi (Dzigadze bei Teſhu Lumbu), aber noch immer
mit Indiſchen Characteren gefchrieben find. |
Von dem Religionsfyfleme der Nepaleſiſchen Bhotihas
wird es binreichen, hier nur ben aͤußerſten Umriß des Eigen:
thuͤmlichen anzugeben, wie fie fich bafjelbe in ihren ſpeculativen
Schriften angeeignet haben; denn die Art, wie fich daffelbe bei
„Ihnen im wirklichen Leben ausgeprägt, ift zu mannichfaltig wech⸗
felnd, und noch zu fragmentariſch von ben Beobadhtern aufgefaßt,
um wo anders als bei diefen ſelbſt im Detait218) gelefen zu werben.
»1°) Fr. Hamilton Acc. 1. c. p. 56 etc. Kirkpatriek Acc. a. a, D.;
Fraser Journey 1. c. p. 833 —339.
Himal., II. Mittel-Ör., Bhotiya’g, Buddhismus. 135
Der fpeculative Bydbhbismus begreift 4 ganz verfchie:
dene Spfleme des Glaubens, in Beziehung auf den Urfprung
der Welt, die Natur der erſten Urfache der Dinge, und
auf Be Natur wie bie Beſtimmung der Seele. Dieſe 4
Terrien werden Swabhavika, Aishwarika, Patnika
und Karmika genannt, und dieſe haben ihre vielen Commen⸗
tatotren. Die erfte behauptet, die Materie fep die einzige Subs
ſtanz und verwicft jede Eriftenz ohne Materie. Die zweite
nimmt eine Efjenz ohne Dlaterie und einen unendlichen, intel:
lectuelen Adi Buddha, als einzige Gottheit und Urfache aller
Dinge an, indeß andere zugleich ein materielle Princip das mit
ihm coexiſtire, annahmen, und aus diefem Dualismus alles
Dafeyn ableiten. Die beiden andern Theorien Seiten ihre Nas
men Karmila und Batnika ab, von dem Begriff der Thaͤ⸗
tigkeit eines ſittlichen oder eines intellectuellen Bes
wußtfeine. Alte vier fcheinen hinſichtlich des Seelenlebens
wit dee Brahmanenlehre darin übereinzuftimmen, daß fie eine
Metempſychoſis, aber auch eine Abforbtion, ein Verſinken in
Gott, annehmen, nur die einen in Brahma, die andern in
Buddha, einen Nihilismus ıc.
Neben dieſen befteht in dem Gultus ein unzählbares Heer
des Bubdhiftifhen Pantheons, befien Verbindung mit
dem fpecnlativen Theile und ſelbſt den Hauptpuncten des practi:
ſchen Buddhismus locker genug und voll Inconſequenzen zu
ſeyn feine. Seit langem unterſcheidet biefer die Sancti von
ſterblichen Wefen, welche durch verdienftliche Werke fich zu
Buddha emporſchwangen, von den Buddhas die goͤttlicher
Abſtaumung und Urſprungs find. Zu den erſten werben bie
7 Manushi (Menfchen), 1) Wipasyi, 2) Sikhi, 3) Vie:
wabha, 4) Kakushſanda, 5) Kanaka Muni, 6) Ka⸗
ſpapa und 7) Sakya Sinha gerechnet, Die zweiten, bie
goͤttlichen, ohne Eltern gebornen Buddha, heißen Anus
papaduka oder Dhyani, zu dieſen gehört auch der Adi Bhudda,
der unter den 5 verfchiebenen Formen der Weisheit fich in ber
gegenwaͤriigen Welt kund thut, b. i. dee Pancha Bhudda
Dyyami. Golcher Dhyani Bhuddas find fünf, denen vergängs
lie Sreationen oder Weltfhöpfungen entfprechen, welchen
wiederum Bodhiſatwas vorftehen. Diefe Bobhifatwas, eben
fo viele wie jene, zu denen fie. im Verhaͤltniß ſtehen, wie ber
Sohn zum Bater, beißen Samanthabadra, Vajra Pani, Retra
-
136 Hoch = Aſien. IV. Abſchnitt. n 73.
Dani, Padma Pant, Viswa Pant; zu ben Manushis flchen fie
im Verbältnig wie dee Schüler zum Lehrer. Diefe find im
Fleiſch zu Buddhas auffleigenden, etwa gleid, den für goͤttlich
gehaltenen Tuͤbetiſchen Lama's. Chaitya iſt ber. eigenthuͤm⸗
liche Name zur Bezeichnung der Wohnung des Buddha⸗Gottes;
Vihar zur Bezeichnung der Wohnung eines goͤttlichen Buddha⸗
Dieners; in jenem wohnt der Gegenſtand der Verehrung in die⸗
ſem der Verehrer. Die Idole der Dhyani Buddhas bewohnen
daher die Baſis der Manu Chaitya, oder die hoͤchſte Tempel⸗
Klaſſe in Nepal. Die Zahl aller dieſer Buddha Perſonen iſt
aber damit keinesweges erfchöpft, und es werden noch nach ben
Schriften 131 wirkliche Buddhas aufgezaͤhlt; in dem Tem⸗
peldienſt find viele hundert mehr, und in einem Verſe im Apas
simita Dharani, den Hodgſon citirt, wirb gefagt: „Die
Buddhas bie waren, find und feyn werben, find
sableeicher ale die Sandktörner am Ufer des Gans
geb.” Und doch follen davon noch bie hiftorifhen Perfos
nen diefee Art verfchieden fen, die von andern Buddhas
entfprangen, ober von Lotosblumen u. dal. m. Als Haupt
leitflern, fagt Hodgfon, bleibe es jeboch, in diefer Fluch und Ber
wirrung, daß ſtets ber oben genannte Sakya, ber 7te und legte
dee Buddhas fey bei allen alten Buddhiſtenautoren. Aud
füllt die Dauer diefer fieden Bubdhas (die Manushi) ſchon
ihre ganze Chronologie aus: die 2 erften gehören dem erften
Weltatter, dem Satya Yuga an, die andern 2 dem Kreta
Yuga, bie dann folgenden dritten dem Dwapara Yuga
anz aber Saktya (Sakya finha, Shakia muni) und ber Buddha,
der einft noch kommen foll, find die Herren des Kali Yuga
oder dee gegenwärtigen Weltperiode Nie iſt von den
Vorgängern weiter bie Rede; aber auf die Geburt bes Sakya,
auf feine Sprache, Thaten, Anordnungen, auf bie Sammlung
feiner Religionsbürher u. f. w. bezieht fich der ganze gegenwaͤr⸗
tige Nepatefifhe und Bhotiya Bubbhiflifhe Eultus.
Kafyapa ift fchon veraltet und tritt ſelbſt im hoͤchſten Gebirge:
lande in den Hintergrund, Derfelbe Sakya ode Sakya⸗
ſin ha der Nepalefen, der nicht weſentlich verſchieden in andern
Syſtemen, Sakya muni (Shakia muni), Shige mont,
Gautama, Gottma u. ſ. w. heißt, ſcheint derſelbe Begrüns
der der zuletzt in Nepal beſtehenden Form des Buddha⸗Cultus
Himal. II. Ofb-Oruppe, Bhutan. 137
(sch H. Wilfen aus bem VI. oder VIL Jahth. n. Chr. G.) 29)
iu ſeyn.
Biortes Kapitel.
IL Die. Oft: Gruppe des Himalaya⸗Syſtems, oder
der Bhutan» Affamfche Himalaya, und das Platenus
laand von Oft» Zübet.
5. 73.
Erläuterung 1.
Bhutan bad Alpengebirgöland ; bie Vorſtufe von Oſt⸗Tuͤbet.
1. Nach den Berihsen der Europder.
Dfimwärts an Nepal und Sikim fegt berfelbe Gürtel
von Alpengebirgslandfchaften, vom Tiſta an, fort, bie
zum Thale bed Brahmaputra; wir haben biefe unter dem
Namen Bhutan und Affam theilweife kennen gelernt. Beide
jiehen im Süden des Plateaulandes von Oft ober dem
dritten Tüber bin, zu dem wir dann erſt hinaufdringen koͤn⸗
nen, wenn wir Bhutan erftiegen haben. Bhutan oder Boos
tan, erft durch Me. Bogle (1774, f. Aſien Bd. II. ©. 483)
als ein eigenes Land bekannte geworben, hörte diefer bei den Eins
gebonen Docs Pu (Takpo iſt tin ganz allgemeiner Name für
das füdliche Eis ber) U) nennen zes bildet die Mittelftufe zwi⸗
[hen dem tiefen Bengalen im Suͤden und bem hohen Tuͤbet im
Norden; es begreift in biefer Richtung zwifchen 264 bis 28°
R.Br,, eine Breite von etwa 35 geogr. Meilen von Süden
nah Norden. Im Gübden duch bie Vorketten vom Tas
ryani, zu Kutſch⸗Beſhor gehörig, gefchieden, wird es im
Norden von der hohen Schnerkette bes Himalaya bes
grenzt, welche nah 3. Rennelt bafelbft bei den Tuͤbetanern
Rimola?2t) heißen fol, und den Efhamalaris Pit (24,400
8. Par. nach Schaͤtzung) als den befannteften Schneeberg trägt,
1°) HL. Wilson Notice of three tracts from Nepal l e. Asiat, Res.
T. XVI. 9.455 20) P. Hyppolyte Desideri Notes in N. Journ.
Asiatiq, 1831, T. VII, p. 118. »2) %, Rennell Hinboftan b.
Bernoulli ©, 80. j
/
138 Hoch⸗Aſten. IV. Abſchnitt. 6. 72.
von dem wir auch die Kette an dieſer einzig befannt gewordenen
Eule umd Paflage nad) Tuͤbet nennen werben. Nur der
(male Landſtrich auf der Hauptſtraße aus Bengalen,
neh Zlübet, von Rungpur aus norbwärts, zwiſchen Chidyas
corta (f. Afien Bd. I. &. 483) und ber Hauptſtadt bes Lans
des Zaffifudon, bis Phari und Teſhu Lumbu, if uns
durch Europäer genauer bekannt worden; von den Äbrigen zur
Seite liegenden Sauen haben wir nur minder are Daten durch
einheimiſche Berichterſtatter. Aber diefe zeichen bin, in einem
Rande, das In feiner Terrainbitdung fo viel Analogie mit feinen
wefllihen Nachbargauen bat, uns ziemlich heimifch zu machen,
auch finden wir bier, indem wir ©. Turner (1783) auf fels
nes Reife buch Bhutan begleiten, bie vier Stufenland⸗
(haften wieder, wie wie fie duch Sr. Hamilton in Nepal
kennen gelernt.
a) Das Niedetland Taripani. Von Rangpur, der
lehten Stadt des Britiſchen Compagnielandes, etwas uͤber 80 geog.
Mellen im Norden von Calcutta, beginnt jene niedere Res
glon der Sumpfwaldbungen ?2?), welche durch eine große
Anzahl von Bleinen Flüffen und ſtehenden Waffern während der
beißen Hälfte des Jahres peflilenzialifch für ihre Bewohner wird.
Bur Zelt der Monſunwechſel wird die Atmosphäre gewöhnlich
duch furchtbare Orkane Typhon der Inder, Northwester der
Briten, weil fie aus jenem Quartiere herbeiſtuͤrmen) gereinigt.
Roc werden bier Reisfelder bebaut; aber dazwiſchen breiten
fit) die ungeheuern, bis 30 Fuß hohen Waldungen der Bam:
bus (Augheahgaus der Indoſtaner) aus, weiche einen großen
Theil Bengalens und Nord Hindoftans mit Zimmerholz zu Ka⸗
noes und Hüttenbau, wie zu. dem meiften Hausgeräth verfehen.
Aug die uͤppigſten Gehölze won Indiſchen Zeigen und
Areca: Palmen bededen hier weithin das Land, das viele, oft
nur fnietiefe Fluͤſſe durchziehen, bie ſich alle ſchon gegen den
Brahmaputra hin, gegen S. O. entladen. Die .meiften kommen
vom Suͤdabhange der Vorketten, ber einzige größere, der
Gaddada, durchbricht fies denn er fammelt aus der mehr
nördlichen, hohen Bergiandfchaft Bbutans die Gewaͤſſer der
a Be len a
en —4/5 1 . t tör t
“eberf. Yamburg 1801. 8. Kal a ſchaftsreiſe, Deutſch.
⸗
Himal., IH. Ofl-Gr,, Bhutan, Niederland. 139
Schnergebirge, die er ale Tſchin⸗tſchleu, vereinigt, in toſen⸗
dem Wildfturze durch die Engfchluchten der VBergterraffen umb
Vorketten hinabfuͤhrt, und erſt im Tariyant eintretend jenen Ben⸗
ganſchen Namen Gaddada) erhält, ‚mit dem er ſich unterhalb
Rangamarty?), noch innerhalb der: ‚Grenze Bengalens, in den
Brabmaputra ergießt.
Kuth:Behor, bid zu bem Sufe ber erſten auffleigenden
Vorketten, in einer Breite von 4 bis 5 'geoge. Meit. iſt bee luxu⸗
riöfeften,, faft alles erſtickenden Vegetation ungeachtet, doch nur
ne fehe traurige, verödete Landſchaft; von Schilfrohr,
Tarenträuter, Riedgrad'und von Waldungen uͤberdeckt,
bilder es bie verwilderteſte, ſchwer durchdringliche Grenze zweier
politiſcher Herrſchaften. Die wenigen Bewohner find ein elendes
Bolt, in armfeligen Hütten, oft in Hungersnoth; die Eitern vers
kaufen bier ihre Kinder am liedſten zu Sclaven, und die Mütter‘
* bringen fie ohne Bedenken zu Markte (vergl. Aften Bd. n.
S. 1047). Grauſen erfuͤllt hier den Wandeter, der jedoch bier
nie fange verweilt; vor ihm gegen Mord, über bie niedern Vor⸗
ketten trifft jedoch‘ fein Btick im weitefter ‚Gerne bei heiterſtem
Himmel auf einen tiefblauen Sqatten am fernſten Horizont;
es iſt der Contour des erhabenen HimalayasZuges, der Bhu⸗
tan von Tuͤbet ſcheidet, und der wieder verſchwindet, wenn man
das wechſelnde Bergland ſelbſt betritt. Aber S. Turner ers
fonnte, von bier, auch ber Form nach fihon deutlich den PIE
bed hohen Tfhamalari?), und gründete mit Recht darauf bie
Schägung feiner Riefenhöhes er hatte ihn fchon von Purneah
und Radjemal aus, am Ganges, erblickt gehabt. Die Trauer
dieſes Tariyani mit der Fieber: Region in den Rohres
fämpfen wirb durch die Mißgeſtaltung der bortigen Menſchen
erhöht; denn hier beginnt die Region der Kropfbildung,
weiche vom Ganges bis Brahmaputra alle Bewohner des Ta⸗
ridani⸗Landſtrichs oft In hohem Grabe verunftaltet. Die Bengas
leſen nennen den Keopf Sheig ober Aabi, bie Bhutaner Ba
oder Kebo, d. h. geſchwollner Hals. Turner begrenzt die Zone
Ihres allgemeinen Vorkommens (vergt. Aflen Bd. U. &. 763, 847
u. a. D.) in dem genannten Striche, zwifchen 27 bis 80° N. Br.
—
— fe Map of Assam on the same Scale as the Map of India by
Arrowsmith Lond. 1816. = GS. Zumee Gefandtſchaftertifſe
aD, S. 23, 233, 2.
140 Hcch-Afien IV. Abſchaict. 6: 74.
unb 78°:25' bis O1? DL, v. Br. Dieſes Tariyani ift au
bier das Aſyl des Tiger und Wäffel, bee Rpinoceroten, Elephans
ten und Bären, wie anderwärts. Der Meifende iſt öfter genöthige
ſich erſt vermittelſt des Waldbrandes feinen Weg durch die Wilde
niß hindurch zu dahnen; aud Burner fand auf biefe MWeife
feinen Durchgang duch eine Piſtazienwaldung zum Brenzfort
Chichacotta, welches bie Briten nad) jenen erſten Fehden ([.
Afien Bd. U. S. 483) den Bhutanern zurkcgaben. Es liegt
auf her erfim Höhe der Vorketten, von wo das Ueber:
ſteig en berfelben feinen Anfang nimmt, bie das Thal des
Tſchintſchieu (efhien, in Tüber tſiu, d. h. Su) im Rüden
berfelben erreicht wirb. .
b) Zweite Stufe, das Hügelland ber Vorketten.
Nus dreierlei Paſſagen find uns durch dieſelben befannt
geworden; . der befuchhtefte Paß von Chichacotta. über Buka⸗
dewaor (Pafſfaka der Bhutaner) nach Taſſiſudon, in ‚bes
Dritte des Landes; der weſtliche Paß über die Sehe Del
lamcotta (oder Dalimkote) am Tiſta, die wir ſchon oben
erwähnten, weiche im Jahre 1778 von Gaptgin. ones 25) exo⸗
Bert wurde; ber oͤſtlichſte Paf aus Affam von. Goalpur
Gowalpara), uͤber Bijni (Bisni) aufwaͤrts bis nach Van⸗
dipue (Anbipur); bie jegt nur durch bie, Berichterſtattung ei⸗
nes Eingehornen (Kishen Sant Boſe) 260) benannt, von dein wei⸗
wer. unten die Rebe ſeyn wird.
Aber nur von dem mittleren Paffe, Über Bukade—⸗
wat, haben wir genauere Nachrichten buch Zurner?”). Von
- Chidacotta bis Santarabarp, wo treffliche Drangen,
fteigt man nur fanft auf; von ba erſt geht «6 ſteil durch einge
Marmockluͤfte empor, von denen zuruͤck ber Bild in grauſenvolle
Abſtuͤrze faͤllt, und ſich weit uͤber das Indiſche Flachland erſtreckt,
dos mie ein weiter Ocean vor dem erflaunten Auge ausgehreitet
liegt. Dee wildeſte Zickzack-Paß führt zwiſchen Hochwäldern im⸗
mes höher zu ben Bergfpigen empor, die über fie mejeflätifch her⸗
vorragen. Mur bie gefchicteften Bhutanifhen Tangun oder
Tanian (von Tanguſt an der Bhutaner, d. h. das. Berglanb
genannt, olfo Bergklepper) taugen zu biefer Erſteigung. Auf
#38) Southern View of Dellamcotta in Rennell Bengal Atlas 1781.
fol. tab. XVII. und Bengal Map tab. IX. 2°) Asiatic. Resear-
ches Serampore T. XV. 1825. p. 152 — 156. 31) Aurner a.
Q. O. ©. 35 — 67.
x
Himal., IL Oſt-Gr. Bhutan, Vorketten. 141
der Höhe, nad 4 geogr. Meilen Weges, llegt Bukadewar
(ihtiger Bakhſha Dewar) oder Paſſaka (au Paffa Gens
tong), der Eig eines Grenz-Commandanten, Buka Subah ges
nanntz denn der Name bes Orte heißt fo viel als Borges
birgs-Paß (Dewar, d. b. Pas). Zur Beherrſchung deſſel⸗
ben ift die Ortslage ungemein geeignet, denm Bhutan ift im Süs
den, wie im Nocben, duch natürliche Grenzmauern
dor feinen Nachbarn trefflich geſchuͤzt, durch welche nad) den Aus
gaben ber Bhutaner 18 Dewars?s), oder Paffagen, führen.
Auf der Paßhoͤhe wurbe der Britifche Gefandtfchaftsreifende
von Herolden mit Zrompetenftößen feierlich empfangen, und fünf
Bergnpmphen mit fliegenden, fchwarzen Haaren und mit Güde
wünfchungsgefängen , begleiteten ihn bie zu ber Citabelle, wo alle
Diftrietsbeamten (Zinkaubs) feiner ſchon zum Empfange warteten,
von benen ihm jeber ein weißes Zafchentuch verehrte, auch Thee
und Chong (d.i. Reisbranntwein) vorſezte. Die Begetation
der Höhe war nur wenig von ber im Tieflande Bengalens vers
ſchieden, doc) zeigten ſich hier ſchon bie befreundeten Himbeer:
-gebüfche, welche Heblih an die Europäifche Heimath erinnere
ten, deren Productionen man ſich immer mehr zu nähern glaubte,
je Höher man in Bhutan emporſtieg. Deſto verfchiedener wart
bier dee Menfhenfhlag, welt [höner, flärker al ber Bens |
le; das Geſicht breiter, die Backenknochen höher bervorfichend ;
ke Unterſchied fo groß, fagt Turner, als wirm Bengas
Iefen und Bhutaner zwei weit aus einander woh⸗
ende Voͤlkerſtaͤmme.
Hinter Bukadewar muß zwei Stunden lang, auf ſteilfel⸗
figen Xreppenwegen, ber hohe Berg Peachukom erfliegen wer
den; das Thermometer, welches am Fuße auf 214° Reaum. ge: .
fanden, unb bis zur Höhe fih auf nahe an 19° R. erhalten
hatte, fiel oben in wenigen Minuten auf 113°. (60° Fahrh.)
im Scatten. Die Briten wurden von ihren Bhutanifchen Kühr
term ermahnt, bier nicht laut zu feyn, und nur leife zu lispeln,
um kein böfes Unwetter herbeizuziehen (f. Afien Bd. U. S. 1142).
Noch ein Bergrüden, ber hohe Umku, ber aber noch ganz be
waldet und von Echlingſtauden bedeckt war, mußte überfliegen
werden, um dann im Müden ber Borketten gleich furchtbate Ab⸗
28) ſJ. Asistie. Reacarehe- Serampore T. XV. p. 138.
162 Hoch-Aſlen. IV. Abſchnitt. $. 74.
ſtuͤrze hinabzuklettern, bis zum Dorf Sygugu, In dem fm
vorliegenden Thale des Tſchintſchien⸗Stromes gelegen.
c) Die Berglandfhaft??9) nimmt in Bhutan, wie
in Nepal, die größte Ausdehnung einz in ihr liegen die fruchts
baren Etromthäler (analog ben fogenannten Dun, b. i. Vor⸗
thaͤlern; f. Aften Bd. IL. ©. 851, vergl. ob. ©. 48) die mehen
fen Ortſchaften, die Reſidenzen; das Hauptthal des Tſchin⸗
. tfhieus Stromes durchſchneidet fie in ihrer Mitte. Untechafb
des genannten Dorfs Sygugu iſt uns das genauere Detail bed
weitern Verlaufs diefes Stromes unbelanntz jenes ifk viel
mehr nur ein elenber Weiler von 5 bis 6 Häufern, aus Bam⸗
busbalten erbaut, mit Pifangblättern gebedt, deſſen Bewohner
. noch Getreide und Obft ziehen: Limonien, Orangen und
Pfirſich. Im tiefer Felskluft, unter ihnen, rauſcht und tobt
ber wilde Gebirgeftrom, aber in fo enge Klüfte eingefchloffen vor⸗
über, daß Turner feinen Wafferfpiegel von ber Höhe nicht zu
erblicken im Etande war. Die Quelle des Tfhintfhieu if
uns noch unbekannt; er ſtroͤmt aus dem Schneegebirg, im Oſt
des Tſchamalari⸗Pik, ſuͤdwaärts, und an ber Gapitale, oder
vielmehr Hauptreſidenz, bes Souverains von Bhutan
an Taffifudon vorüber, wo feine Thalſchlucht ), obwol
bie weitefte dee Gegend, doch Feine Viertelſtunde breit if, und
auch diefe geriüige gut bebaute Thalweitung noc keine volle
zwei Stunden weit anhält Die Entfernung vom Dorfe Ep»
gugu an bi8 Taffifudon, konnte Turner in teffen Chats
ſchlucht, aufwärts, erſt in 8 Tagereifen auf kleinen Tagemaͤr⸗
ſchen zurüdiegen. Bon Taſſiſudon abwärts bis Pauga fals
len diefem Hauptſtrome nur Eleinere Waſſer zu; oberhalb bie
ſes Ortes mündet fidy in ipm, von Weſt ber, ber bedeutendſte
Gebirgsſtrom ber Pa⸗tſchieu. Diefer entfpeingt weiter im
N.W., am Südgehänge des Hochpafis Sumunanäl), ber
nad Phazi und zum Schneepit Tſchamalari führt; im ſeinem
somantifch wilden Felsthale zieht fi die Hauptroute nach
Tuübet hinauf, über Daro, Dukka Jeung zum Grengborfe
Sana bis zur Grenze von Bhutan und Tübet, eine muͤh⸗
fam zu erfleigende Wegſtrecke von & bis 5 Nagemärfhen. Won
bee größten Höhe über der Grenze ſtuͤrzt fi der Pa⸗tſchien
329) Zurmer a. a. D. S. 67— 115 so) ebend. ©, 115.
21) ebend. S. 206.
Himal., DIL Ofte®r., Bhutan, Bergland. 143
nme als fchäumender Eataract gegen den Süden von Klippe sy
Kippe, und von allen Seiten gießen fih ihm gleiche Gebirge«
waſſer in Gascaden zu. Nur mit Hülfe der musculöfeften. Laſt⸗
traͤger im Lande tft ed dem Reifenden möglich, biefe Höhen zu
erreichen, da alle Laft hier nur auf Menſchenſchultern transpow
tirt werden Tann. Das Bergvolk vergleiht ©. Turner athles
üfhen Geftalten, vol biühender Geſundheit. Erſt auf dieſen
größten Paßhoͤhen, am Sumunan, breiten fich flatt der Enge
ſchluchten und Steilgrhnde des Untern Stromgebietes, ſchoͤne,
weite Graſsebenen (Almen) aus, welche im September zum
kieblingsaufenthalt der Hirten und ihrer zahlreichen Heerden
dimen. Auf diefee Paßhoͤhe hört aller Holzwuchs auf; eine
Herberge, Gaſſa, dient den Vorübergehenben, zum Schutz bei
der Kaͤlte diefer Hochalpen. In der Nacht fiel das Thermometer
(den 13. Sept.) faft auf den Froftpunctz die Kälte war empfinde
lich. Heerden von 00 bis 300 Tübetifhen Büffeln (Bat)
weideten mit ihren Hirten, vom Kartarifhen Stamme, welche
mon Dukba nannte. Sie bereiten treffliche Milch und Butter;
der Ertrag gehört nur drei Familien als Eigenthuͤmern der Heerbe,
die [dom feit 12 Tagen vom Norden bie hierher getrieben, am
Sumunman weideten, aber in 8 bis 10 Tagen bei zunehmender
Kälte noch weiter abwärts nach Suͤden vorruͤcken. Sie werben:
von Zübetifhen Hunden bewacht. Doch rüdt der Nak hier fo
wenig wie anderwärts (f. oben S.29, 52) in die Ziefthäler hinab,
und bleibe ſtets ber ſchneereichen Grenzkette benach⸗
batt. Auch fand Turner keinen einzigen unterhalb auf ber
Stufe der Berglandſchaft, die doch wahrſcheinlich bie Höhe von
7000 bis 8000 Zuß üb. d. M. nicht überfleigen miag. Won dies
fen Paßhoͤhen ſtuͤrzt der Pa⸗tſchieu durch die wildeflen Eins
oͤden der engſten Schattenthäler in Schaumſtuͤrzen mit Donner: i
getöfe mehrere Zagereifen weit fort, immer von neuen Zuſtroͤmen
and deu fchneereichen Grenzkette bereichert. Nur kuͤhne Holzfleige,
oder in Weiden geflochtene. Hängebrüden, ober Seilbruͤcken, auch
in Eiſenketten ſchwebende, führen den Wandeser über ihn hin,
bis er mit Waldung von Fichten und Stehpalmen ums
ſaͤumt das erſte, noͤrblichſte Grenzdorf Bhutans, an Sana
vorüber zieht. Bon ba weiter abwärts liegen fchon heerden⸗
tiere Thaͤler ihm zur Seite, in denen zumal gute Zucht Der
Zanian (Bergkiepper) um bie ſteinerne Burg Dukka Seung??),
22) Zurme a. a. D. ©, 214. j
134 Hoch · Aſin. IV. Abſchnitt. 8. 73.
Jahr 400 n. Chr. G.) die trefflichſte Erlaͤuterung und Begruͤn⸗
dung; denn darnach fanden Sakyamuni und feine Schuͤler
den erſten Schauplatz ihrer Thaten in Central⸗Indien um
feinen Geburtsort Kapilapur (in Oude und Lucknow), alſo
nordwaͤrts des Ganges, zwiſchen dieſem Strome und den Vor⸗
ketten von Nepal, wo das Buddhathum noch im fünf⸗
ten Jahrhundert in voller Blüthe ſtand, und weit aus⸗
gebreitet war. Daß das gebirgige Nepal, ſpaͤterhin, dem
durch Brahmathum verfolgten Buddhathume ein Aſyl
werden mußte, iſt demnach ſchon aus der Dertlichkeit an ſich de⸗
greiflich genug, und hiermit loͤfen fich viele bisherige Schwierig⸗
keiten und Raͤthſel in den Nachrichten uͤber die beſondern Schick⸗
ſale dieſes religioͤſen Cultus von ſelbſt auf. Die Maffe der
Bhotiya Literatur, wie fie gegenwaͤttig noch iſt und ſtets
war, ift daher wie fo manche andere Veberfegungsliteras
turz die Sprache ift einheimifch, die Schrift wie die Ge»
danken find Indiſch. Selbſt die Zitel der celaffifchen Bho⸗
tipyabücher geben bies noch zu erfennen, und die Bhotiyas felbft
flimmen bamit überein, daß alle ihre Wiffenfchaft aus Indien
flamme. Kein Wunder, daß es auch herrfchender Trieb aller ed⸗
lern Nepatefengefchlechter ift, dem Mutterlande Ihrer zweimal
zu Ihnen eingemanderten Religionsſyſteme, wie allee Wiſſenſchaft,
durch wirkliche Abſtammung von Hindu:-Dynaftien,
die jene Güter mitbrachten, angehören zu wollen. Nur unter
den unbedeutenderen Werken der Bhotiyad, meint Hodgfon,
möchten auch folche fi, vorfinden, die nicht aus dem Sanſerit
übertragen wären, wohin er 3. B. die Legenden ber Lama’
sechnet, bie, wenn fchow im beften Bhotiya Dialert, zu H'Eaſſa
und Digarchi ( Diigadze bei Teſhu Lumbu), aber noch immer
mit Indiſchen Characteren gefchrieben find.
Von dem Religionsfyfleme ber Nepatefifhen Bhotiyas
wird es Hinreichen, hier nur ben aͤußerſten Umriß bes Eigens
thuͤmlichen ‚anzugeben, wie fie fich baffelde in ihren fpeculativen
Schriften angeeignet haben; denn bie Art, wie fidy bafjelbe bei
„Ihnen im wirklichen Leben ausgeprägt, ift zu mannichfaltig wech»
felnd, und noch zu fragmentarifch von ben Beobachtern aufgefaßt,
um wo anbers als bei biefen felbft im Detait?!8) gelefen zu werben.
»18) Fr. Hamilton Acc. 1. c. p. 56 etc. Kirkpatriek Ace. “a, Ds;
Fraser Journey 1. c. p. 833 Eu.
Himal., II. Mittel-Gr., Bhotiya’s, Buddhismus. 135
Der fpeculative Bybbhismus begreift 4 ganz verſchie⸗
due Syſteme des Glaubens, in Beziehung auf den Urfprung
der Welt, die Natur ber erfien Urſache der Dinge, und
auf die Natur wie die Beflimmung der Seele. Dieſe 4
Theerrien werden Swabhavika, Aishwarika, Yatnika
und Karmika genannt, und dieſe haben ihre vielen Commen⸗
tatoren. Die erſte behauptet, bie Materie fep die einzige Subs
Ranz und verwicft jede Eriftenz ohne Materie. Die zweite
nimmt eine Eſſenz ohne Materie und einen unendlichen, intel:
lectuelen Adi Buddha, als einzige Gottheit und Urfache aller
Dinge an, indeß andere zugleich ein materielles Princip bas mit
ihm coexiſtire, annahmen, und aus diefem Dualismus alles
Dafeyn ableiten. Die beiden andern Theorien leiten ihre Nas
mu Karmika und Batnika ab, von bem Begriff der Thaͤ⸗
tigkeit eines ſüttlichen ober eines intellectuellen Bes
wußtfeine. Alte vier fcheinen hinfichtlich des Seelenledens
wit der Brahmauenlehre darin übereinzuflimmen, daß fie eine
Metempſychoſis, aber auch eine Abforbtion, ein Verſinken in
Got, annehmen, nur die einen in Brabma, bie andern in
Buddha, einen Nihilismus zc.
Neden diefen beflcht in dem Cultus ein unzählbarese Here
des Buddhiftifhen Pantheons, defien Verbindung mit -
dem ſpeculativen Theile und felbft den Hauptpuncten des practis
fen Buddhismus locker genug und voll Ineonfequenzen zu
fon ſcheint. Seit langem unterfcheider dieſer die Sancti von
ſterblichen Wefen, welche durch verdienftliche Werke fich zu
Buddhas emporfchwangen, von ben Buddhas die göttlicher |
Abſtammung und Urfprungs find. Zu den erflen werden bie
7 Manushi (Menfhen), 1) Bipasyi, 2) Sithi, 3) Vie:
wabha, 4) Kakushſanda, 5) Kanaka Muni, 6) Kas
(yapa und 7) Sakya Sinha gerechnet. Die zweiten, bie
göttliden, ohne Eitern gebornen Buddhas, heifen Anus
papaduka ober Dhyani, zu diefen gehört auch der Adi Bhudda,
der unter den 5 verfchiebenen Formen ber Weisheit fich in ber
gegenwärtigen Welt kund thut, b. 1. der Panda Bhudda
Dhyani. Solcher Dhyani Bhuddas find fünf, denen vergaͤng⸗
liche Creationen oder Weltfhöpfungen entſprechen, welchen
wiederum Bodhifatwas vorſtehen. Dieſe Bodhiſatwas, eben
fo viele wie jene, zu denen ſie/im Verhaͤltniß ſtehen, wie der
Sohn zum Vater, heißen Samanthabadra, Vajra Pani, Retra
136 Hoch „Aſien. IV. Abſchnitt. 73.
Dani, Padma Pani, Viswa Pani; zu ben Manushis ſtehen fie
im Verdhaͤltniß wie dee Schuͤler zum Lehrer. Dieſe find im
Fleiſch zu Buddhas auffleigenden, etwa gleich den für goͤttlich
gehaltenen Tübetifhen LZama’s. Chaltya iſt ber eigenthuͤm⸗
liche Name zur Bezeichnung der Wohnung des Buddha⸗Gottes;
Vihar zur Bezeichnung der Wohnung eines göttlichen Buddha⸗
Dieners; in jenem wohnt ber Gegenſtand der Verehrung in dies
ſem der Verehrer. Die Idole dee Dhyani Buddhas bewohnen
daher die Baſis der Manu Chaitya, ober die hoͤchſte Tempel⸗
Klaſſe in Nepal. Die Zahl aller biefer Buddha Perfonen ift
aber bamit keinesweges erfhöpft, und es werden noch nach dem
Schriften 131 wirk liche Buddhas aufgegählts in dem Tem⸗
peldienft find viele Hundert mehr, und in einem Verſe im Apas
simita Dhasani, den Hodgfon citirt, wird gefagt: „Die
Buddhas die waren, find und fenn werben, find
zahlreicher als bie Sandkoͤrner am Ufer bes Gans
ges.” und doch follen davon noch bie biftorifhen Perſo⸗
wen biefer Art verfchieden feyn, die von andern Buddhas
entfprangen, ober von Lotosblumen u. dgl. m. Als Haupt
leitſtern, ſagt Hobgfon, bleibe es jeboch, in diefer Fluth und Vers
wirrung, daß ſtets der oben genannte Sakya, ber Tte umd legte
dee Buddhas fey bei allen alten Buddhiſtenautoren. Aud
füllt die Dauer biefer ſieben Buddhas (die Manushi) ſchon
ihre ganze Chronologie aus: die 2 erflen gehören dem erften
Weltalter, dem Satya Yuga an, die andern 2 bem Treta
Yuga, bie dann folgenden deitten dem Divapara Yuga
anz aber Sak ya (Sakya ſinha, Shakia muni) und der Buddha,
der einft noch kommen foll, find die Herren des Kali Yuga
oder bee gegenwärtigen Weltperiode. Nie iſt von den
Vorgängern meiter die Redez aber auf. die Geburt des Sakya,
auf feine Sprache, Thaten, Anordnungen, auf bie Sammlung
feiner Religionsbuͤcher u. f. w. bezieht fi der ganze gegen waͤr⸗
tige Nepatefifhe und Bhotipa Buddhiſtiſche Cultus.
Kalyapa ift fchon veraltet und tritt ſelbſt im hoͤchſten Gebirge:
lande in ben Hintergeund, Derſelbe Sakya oder Sakpa⸗
ſin ha ber Nepaleſen, der nicht weſentlich verſchieden in andern
Syſtemen, Sakya muni (Shakia muni), Shige moni,
Gautama, Gottma u. ſ. w. heißt, ſcheint derſelbe Begrüns
des der zuletzt in Nepal beſtehenden Form des Buddha «»Gultus _
| Himal. III. Oſt⸗Gruppe, Bhutan. 137
(nad H. Wilfen aus bem VI. oder VII Jahıh. n. Che. G.) ꝛim
zu ſeyn.
Viertes Kapitel.
OL Die. Oft- Gruppe des Himalaya⸗Syſtems, oder
der Bhutans Affamfche Himalaya, und das Plateau⸗
land von Oſt⸗Tuͤbet.
6. 74.
Erläuterung 1.
Bhutan dad Alpengebirgäland ; bie Vorſtufe von Oft» Zübet.
1. Nach den Berihsen ber Europäer.
Dftwärts an Nepal und Sikim fest berfelde Güͤrtel
don Alpengebirgslandfhaften, vom Tiſta an, fort, bis
zum Thale bed Brahmaputra; wir haben biefe unter dem
Namen Bhutan und Affam theilweife Eennen gelernt. Beide
jiehen im Süden des Plateaulandes von Dft oder dem
dbeitten Züber bin, zu dem wie dann erſt hinaufdringen koͤn⸗
ae, wenn wie Bhutan erfiiegen haben. Bhutan ober Boos
tan, ef duch Dr. Bogle (177%, f. Aſien Bd. II. S. 483)
als ein eigenes Land bekannt geworben, hörte biefer bei den Eins
gebornen Docs Pu (Takpo iſt ein ganz allgemeiner Name für
das füdliche Tuͤbet) v) nennen zes bildet die Mittelſt ufe zwi⸗
ſchen dem tiefen Bengalen im Suͤden und dem hohen Tuͤbet im
Moden; es begreift in bdiefee Richtung zwifchen 264 bis 28°
N.Br, eine Breite von etwa 35 geogr. Meilen von Süden
nah Norden. Im Süden buch die Vorketten vom Tas
tyani, zu Kutfh:Behor gehörig, gefchieben, wird es im
Norden von der hohen Schneekette des Himalaya bes
gienzt, welche nad 3. Rennell bafelbfl bei den Tuͤbetanern
Rimola2t) heißen fol, und den Tſchamalari⸗Pit (24,400
6. Par. nach Schaͤtzung) als den befannteften Schneeberg trägt,
ee en
31°) H. Wilson Notice of three tracts from ‚Nepal L e. Asiat, Res.
T.XVL p.456. 20) $ "- Hyppolyte Desideri Notes in N. Journ.
Asiatig. 1831. T. VID. ». 118. 21) J. Rennell Sinbopen b.
Bernoulli S. 80.
⸗
138 Hoch⸗Aſien. IV. Abſchnitt. 6. 74.
von dem wir auch bie Kette an dieſer einzig bekannt geworbenen
Stelle und Paffage nach Küber nennen werden. Nur de
ſchmale Landftrid auf ber Haupiftraße aus Bengaten,
nah Tübet, von Rungpur aus nordwärts, zwiſchen Chichas
cotta (f. Afien Bd. I. &. 483) und ber Hauptſtadt bes Lans
bes Zaffifudon, bis Phari und Teſhu Lumbu, iſt uns
durch Curopaͤer genauer befannt worbenz von den übrigen zur
Seite liegenden Bauen baden wir nur minder Mare Daten buch
einheimiſche Berichterflatter. _ Aber biefe reihen Hin, in einem
Lande, das in feiner Terrainbitdung fo viel Analogie mit feinen
weftlihen Nachbargauen bat, uns ziemlich beimifch zu machen,
auch finden wir hier, indem wir S. Turner (1783) auf fes
ner Reife duch Bhutan begleiten, bie viee Stufenland»
(haften wieder, wie wie fie duch Gr. Hamilton in Nepal
Tonnen gelernt.
a) Das Niederland Taripani. Bon Rangpur, bee
letzten Stadt des Britiſchen Compagnielanbes, etwas über 50 geog.
Meilen im Norden von Caleutta, beginnt jene niedere Re⸗
gion der Sumpfwalbungen???), welche dur eine große
Anzahl von Beinen Flüffen und ſtehenden Waſſern während der
beißen Hälfte des Jahres peflilenzialifch für ihre Bewohner wird.
Zur Belt der Monſunwechſel wird bie Atmosphäre gewöhnlich
duch furchtbare Orkane (Typhon ber Inder, Nortliwester der
Briten, weil fie aus jenem Quartiere herbeiſtuͤrmen) gereinigt.
Noch werden bier Reisfelder bebaut; aber dazwifchen breiten
fid) die ungeheuern, bis 30 Fuß hoben Waldungen der Bam:
bus (Augheahgaus der Indoflaner) aus, weiche einen großen
Theil Bengalens und Nord« Hindoftans mit Zimmerholz zu Kas
noes und Hüttenbau, wie zu. dem meilten Hausgeräth verfehen.
Au die üppigften Gehölze von Indiſchen Feigen und
Areca: Palmen bededen hier weithin das Land, das viele, oft
nur Enieriefe Fluͤſſe durchziehen, bie fih alle ſchon gegen den
Brahmaputra hin, gegen S.D. entladen. Die meiſten kommen
vom Südabhange ber Vorketten, ber einzige größere, bet
Gaddada, durchbricht fies denn er fammelt aus der mehr
wörblihen, hoben Berglandſchaft Bhutans die Gewaͤſſer der
I}
v2) S, Turner Embassy to the Court of Teshoo Lama j jn Tibet
- Lond, 1800. 4. p. I- 473 ee deſſ. Eeſandtſchaftsreiſe, Beute
. Meberf. Hamburg 1801. 8. 8.0 — 6.
Dimal,, III. Oft, Bhutan, Niederland. 139
Sehnecegebirge, die er als Tſchin⸗tſchüeu, vereinigt, im tofens
dem Wildſtutze durch die Engſchluchten der Bergtertaſſen und
Vorketten hinabfuͤhrt, und erſt im Tariyani eintretend jenen Ben⸗
galiſchen Namen (Gaddada) erhaͤlt, mit dem er ſich unterhald
Rangamaty?), noch innerhalb der Genie Bengalens, in ben
Brabmaputra ergieft.
Kutch-Behor, bis zu dem Fuße ber erſten aufſteigenden
Vorketten, in einer Breite von 4 bis 5’geoge. Meil. iſt der luxu⸗
rioͤſeſten, faft alles erflidenden Vegetation ungeachtet, doch nur
eine ſehr traurige, verödete Landfhaftz von Schilfrohr,
Zarenträuter, Niedgrad und von Waldungen uͤberdeckt,
bilder es bie verwilderteſte, ſchwer durchdringliche Grenze zweler
politiſcher Herrſchaften. Die wenigen Bewohner find ein elendes
Bott, in armfeligen Hätten, oft in Hungersnoth; bie Eltern vers
Eaufen hier ihre Kinder am liebften' zu Sclaven, und die Muͤttet
felb Bringen fie ohne Bedenken zu Markte (vergl. Aften H.L.
&. 1047). Staufen erfält Hier den Wanderer, ber jeboch bier
nie lange verweilt; vor ihm gegen Nord, Über die niedern Vor⸗
ketten teiffe jedoch‘ fen Bid tm weiteſter Serne bei heiterſtem
Himmel auf einen tiefdlauen Schhatten am fernſten Horizont;
es iſt der Contour des erhabenen Himalaya⸗Zuget, der Bhu⸗
tan von Tuͤbet ſcheidet, und der wieder verſchwindet, wenn man
das wechſelnde Bergland ſelbſt betritt. Aber S. Turner er⸗
konnte, von bier, auch der Form nach ſchon deutlich den PIE
bes hohen Zfhamalari?*), und gründete mit Recht darauf bie
Schaͤtzung feiner Niefenhöhes er hatte ihn fhon von Purneah
und Radjemal aus, am Sanges, erblickt gehabt. Die Trauer
biefes Taripani mit der Fieber-Region in den Rohr»
faämpfen wird durch bie Mißgeflaltung der dortigen Dienfchen
erhöht; denn hier beginnt die Region der Kropfbildung,
weiche vom Ganges bis Brahmaputra ale Bewohner des Ta⸗
riani⸗Landſtrichs oft in hohem Grabe verunftaltet. Die Bengas
leſen nennen den Kropf Sheig oder Aabi, bie Shutaner Ba
oder Keba, d. h. geſchwollner Hals. Turner begrenzt die Zone
ihee8 allgemeinen Vorkommens (vergt. Afien Bd. Il. S. 763, 847
u. a. D.) in bem EEE Steige, swifhen 27 bis 80° N. Br.
22 fe Map of Anaam on the same Scale as the Map of India by
'Arrowsmith Lond. 1816. . 2°) · S. Turner Geſandtſchafterrife
a. a. O. ©. 3, 233, 339.
140 Soh-Afien IV. Abſchaict. 5 74. .
und 78°.25' bis 91° D.L, v. Br. Dieſes Tariyani iſt au
. bier das Aſyl der Tiger und Büffel, dee Rhinoceroten, Elephan⸗
ten und Bären, wie anberwärte. Der Weiſende iſt öfter genoͤthigt
ſich erſt vermittelft des Waldbrandes feinen Weg durch die Wild:
niß hindurch zu bahnen ; auch Turner fand ouf dieſe Weiſe
ſeinen Durchgang durch eine Piſtazienwaldung zum Grenzfort
Chich acotta, welches bie Briten nach jenen erſten Fehden (ſ.
Aſien Bd. U. S. 483) den Bhutanern zurkdgaben. Es liegt
auf her erſten Höbe der Vorketten, von wo das Ueber:
ſteigen berfelben feinen Anfang nimmt, bis das Thal bes
Iſchintſchieu (ſchles, in Tübet tſiu, d. h. Sup) im Rüden
derfelben erreicht wich. .
b) Zweite Stufe, das Hügelland der Vorketten.
Mus dreierlei Paſſagen find uns durch diefelben dekannt
geworden; der deſuchteſte Paß von Ehihacotta.über Buka⸗
dewar (Paffala der Bhutaner) nad Zaffifudon, in bes
Mitte des Landes; der weſt liche Pag über die Hefte Del
tamcotta (ober Dalimkote) am Tiſta, bie wir ſchon oben
erwähnten, weiche im Jahre 1773 von Gaptgin. 3 0ne8.225) eros
Bert wurde; der oͤſtlichſte Paß aus Affam von. Goalpur
Gowalpara), uber Bijni (Bisni) aufwärts bis noch Vans
dipur (Andipur); bis jegt nur durch die, Berichterftattung eis
nes Eingebornen (Kishen Sant Boſe) 2°) benannt, von dem weis
gr unten die Rede ſeyn wird.
. Abee nur von dem mittleren Paffe, über Bukade⸗
wo r, haben wir genauere Nachrichten duch Zurner?). Won
Chichacotta bis Sautarabary, wo trefflice Drangen,
ſteigt mau nur fanft aufs von ba erft gebt es fleil dusch enge
Marmocrkluͤfte empor, von denen zuruͤck ber Bid in graufenvolle
Abftürze fällt, und ſich weit über das Indifche Flachland erſtreckt,
das wie ein weiter Ocean vor dem erflaunten Auge ausgehreitet
liegt. Dee wildefte Zickzack-Paß führt zwifchen Hochmäldern im⸗
mes höher zu den Bergfpigen empor, bie über fie mejeſtaͤtiſch her⸗
vorragen. Mur bie geſchickteſten Bhutaniſchen Tangun ode
Tanian (von Tanguſtan der Bhutaner, d. h. das Bergland
genannt, alſo Bergklepper) taugen zu dieſer Erſteigung. Auf
225) Southern View ef Dellamcotta in Rennell Bengal Atlas 1781.
fol. tab. AVIIL und Bengal Map tab. IX. ?*) Asistic. Resear-
ches Serampore T. XV. 1825. p. 152 — 150. 37) Aurner a.
0.8. ©. 35 — 67.
Himal., IIL Oſt-Gr. Bhutan, Vorketten. 141
der Höhe, nach 4 geogr. Meilen Weges, llegt Bukadewar
(cichtiger Bakhſha Dewar) oder Paſſaka (auch Paffa Geas
tong), dee Eis eines Grenz-Comnandanten, Buka Subah ges
nanntz; denn der Name des Ortes heißt fo viel als Borges
birgs: Daß (Dewar, d. h. Pa). Zur Beherrfhung deffels
ben ift die Drtölage ungemein geeignet, denn Bhutan iſt im Suͤ⸗
den, wie im Norden, durch natürlihe Grenzmauern
vor feinen Nachbarn trefflich geſchuͤtzt, durch welche nach ben Aus
gaben ber Bhutaner 18 Dewars?s), oder Paffagen, führen.
Auf ber Paßhoͤhe wurde ber Britiſche Gefandtfchaftsreifende
von Helden mit Zrompetenftößen feierlich empfangen, und fünf
Bergnymphen mit fliegenden, ſchwarzen Haaren und mit Gluͤck⸗
wünfchungsgefängen , begleiteten ihn bis zu dee Gitadelle, wo alle
Diftrietsbeamten (Zinkaubs) feiner fhon zum Empfange warteten,
von denen ihm jeder ein weißes Tafchentuch verehrte, auch Eher
und Chong (d. 1. Reisbranntwein) vorfegte Die Begetation
der Höhe war nur wenig von ber im Tieflande Bengalens ver⸗
fhieden, doch zeigten ſich bier ſchon die befreundeten Himbeer»
-gebüfche, welche Heblih an bie Europäifche Heimath erinnere
ten, deren Productionen man fi Immer mehr zu nähern glaubte,
je Höher man in Bhutan emporſtieg. Deſto verfchiebener war
bier dee Menfhenfhlag, weit fhöner, ftärker als ber Ben⸗
gale; das Geſicht breiter, bie Backenknochen höher hervorfichend ;
dee Unterfchied fo groß, fage Turner, als waͤren Benga⸗
lefen und Bhutaner zwei weit aus einander wohr
nende Voͤlkerſtaͤmme.
Hinter Bukadewar muß zwei Stunden lang, auf ſteilfel⸗
figen Treppenmwegen, der hohe Berg Peachukom erftiegen were
den; das Thermometer, welches am Zuße auf 214° Reaum ge
fanden, und bis zue Höhe fih auf nahe an 19° R. erhalten
batte, fiel oben jn wenigen Minuten auf 114°R. (60° Fahrh.)
im Schatten. Die Briten wurden von ihren Bhutanifchen Führe
ren ermahnt, bier nicht laut zu feyn, und nur leife zu lispeln,
um kein boͤſes Unwetter berbeizuziehen (f. Aſien Bd. U. ©. 1142).
Noch ein Bergrüden, ber hohe Umfu, ber aber noch gang bes
waldet und von Schlingſtauden bedeckt war, mußte uͤberſtiegen
werden, um dann im Müden ber Vorketten gleich furchtbare Abs
24) f, Asintie. Roscarchen Serampore T. XV. p. 138... - .
102° Hoch-Aſten. IV. Abſchnitt. $. 74.
ftürze hinabzuklettern, bis zum Dorf Sygugu, in dem erſten
vorliegenden Thale des Tſchintſchieu⸗Stromes gelegen.
co) Die Berglandfhaft??) nimmt in Bhutan, wie
in Nepal, die größte Ausdehnung ein; in ihr liegen bie fruchts
baren Etromthäler (analog den fogenannten Dun, b. i. Vors
thaͤlern; f. Afien Bd. II. ©. 851, vergl. ob. ©. 48) die mehes
fien Ortſchaften, die Reſidenzen; das Hauptthal des Tſchin⸗
tfchleus Stromes durchſchneidet fie in ihrer Mitte. Unterhalb
bes genannten Dorfs Gygugu ift uns das genauere Detail bes
weitern Verlaufs dieſes Etromes unbelauntz jenes ifk viele
mehr nur ein elender Weiler von 5 bis 6 Häufern, aus Bam⸗
busbalten erbaut, mit Pifangbiättern gededit, deſſen Bewohner
. noch Getreide und Obſt ziehen: Limonien, Orangen und
Dfirfih. In tiefer Felskluft, unter ihnen, raufcht und tobt
dee wilde Gebirgsſtrom, aber in fo enge Klüfte eingefchlofien vors
über, daß Turner feinen Mafferfpiegel von ber Höhe nicht zu
erbliden im Etande war. Die Quelle des Tſchintſchien il
uns noch unbelannt; er flrömt aus dem Schneegebirg, im Oft
des Tſchamalari⸗-Pik, füdmwärts, und an der Gapitale, oder
vielmehr Hauptrefideny, bed Souverains von Bhutan
an Taffifudon vorüber, wo feine Thalſchlucht 3"), obwol
die weitefte der Gegend, doch Beine Viertelftunde. breit ift, und
auch diefe geringe gut bebaute Thalweitung noch keine volle
zwei Stunden weit anhält: Die Entfernung vom Dorfe Gy⸗
gugu an bis Taffifudon, Eonnte Turner in deſſen Thal⸗
ſchlucht, aufwärts, erft in 8 Tagereifen auf kleinen Tagemaͤr⸗
fen zurüdiegen. Don Taſſiſudon abwärts bis Pauga fals
len diefem Hauptſtrome nur Heinere Waffer zus oberhalb bie
ſes Ortes münber fid in ihm, von Weit ber, ber bedeutenbfie
Gebirgsſtrom der Pa⸗tſchieu. Diefer entſpringt weiter im
NW, am Südgehaͤnge bed Hochpaſſes Sumunan!l), der
nach Phayi und zum Schneepit Tſchamalari führt; in ſeinem
eomantifch wilden Felsthale zieht fih bie Hauptroute nad
. Kübet hinauf, über Parco, Dukka Jeung zum Srengborfe
Sana bis zur Grenze von Bhutan und Tuͤbet, eine muͤh⸗
fans zu erfleigende Wegſtrecke von A bis 5 Tagemaͤrſchen. Von
der größten Höhe Uber der Grenze ſtuͤrzt fh der Pastfchieu
—
220) Zurmer a. a. ©. S. 67— 116. 20) ebend. ©, 115.
sı) ebend. S. 2%. — —
x
Himal., DIL Oſt⸗-Gr., Bhutan, Bergland. 143
nue als ſchaͤumender Gataract gegen den Süden von Kfippe 44
Klippe, und von allen Seiten gießen fi ihm gleiche Gebirge
waſſer in GCascaden zu. Nur mit Hülfe dee musculöfeften. Loft
träger im Lande iſt es dem Meifenden möglich, biefe Höhen zu
erreichen, da alle Laſt bier nur auf Menfchenfchultern transpom
tirt werden kann. Das Bergvolk vergliht S. Turner athles
tiſchen Geflalten, voll blühenber Geſundheit. Erſt auf diefen
scößten Paßhoͤhen, am Sıumunan, breiten ſich flatt der Enge
fhluchten und GSteilgrände des uUntern Steomgebieted, fchöne,
weite Graſsebenen (Almen) aus, welche im September zum
Lieblingsaufenthalt der Hirten und ihrer zahlreichen Heerden
dienen. Auf diefee Paßhoͤhe hört aller Holzwuchs auf; eine
Heberge, Gaſſa, diene den Voruͤbergehenden zum Schuß bei
bee Kälte diefer Hochalpen. In der Nacht fiel das Thermometer
(den 13. Sept.) faſt auf den Sroftpunctz die Kälte war empfinde
ih. Heerden von 200 bis 300 Zübetifhen Buͤffeln (Ya)
weideten mit ihren Hirten, vom Kartarifhen Stamme, weiche
man Dukba nannte. Sie bereiten trefflihe With und Butterz
der Ertrag gehört nur drei Familien als Eigenthümern der Heerde,
bie fhom feit 12 Zagen vom Norden bis hierher getrieben, am
Sumunman weideten, aber in 8 bis 10 Zagen bei zunehmender
Kälte noch weiter abwärts nach Suͤden vorruden. Sie ‚werden:
von Zübetifchen Hunden bewacht. Doch rüdt ber Nak hier fo
wenig wie anderwärts (f. oben S.2%9, 52) in die Tiefthaͤler hinab;
und bleibe ſtets der ſchneereichen Grenzkette benach⸗
bare Auch fand Turner keinen einzigen unterhalb auf ber
Stufe ber Berglandfchaft, die doc wahrfcheinlich die Höhe von
7000 bis 8000 Fuß üb. d. M. nicht überfleigen niag. Won dies
fen Paßhoͤhen flürzt der Paztf bien durch bie wildeſten Eins
Öden der engfien Gchattenthäler in Schaumſtuͤrzen mit Donner:
getöfe mehrere Tagereiſen weis fort, immer von neuen Zuſtroͤmen
aus der fchneereichen Grenzkette bereichert. Nur kuͤhne Holsfleige,
oder in Weiden geflochtene Hängebrüden, ober Seilbtuͤcken, auch
in Eifenketten ſchwebende, führen den Wanderer über ihn bin,
bis er mit Waldung von Zichten und Stechpalmen ums
ſaͤumt das erfte, noͤrblichſte Srenzborf Bhutans, an Sana
vorüber zieht. Bon da weiter abwärts liegen ſchon heerden⸗
veichere Thaͤler ihm zur Seite, in denen zumal gute Zucht ber
Zanian (Bergklepper) um die fleineme Burg ER
»3) Turner a. 0, D. ©, 214
W
144 Hoch-Aſien. IV. Abſchnitt. 6.74,
die auf einem Felſen an feinem Weſtufer erbaut iſt, und den
Tuͤbetpaß beherrſcht. Hier fiel in ber Nacht, am 11ten Gept.,
der erfte Schnee, als Turner bindurhzog Eine Zagereife
noch weiter abwärts, am Strome, legt in einem mehr erwei⸗
terten, fehr fruchtbaren Xhalboden, welchen der Paztfhieu ros
mantiſch burchfchlängelt, der Ort Paro 233) auf feinem Unken
Ufer; der einzige bedeutende Marktort in Bhutan, wo aud
cn fchöner Palaft des Radja von Shutan. Der Markt ift
ſehr ſtark befuchtz jährlich geht von bier eine Hanbels-Karamane
nah Rungpur in Bengalen. Hier find bie befien Waffenfa,
beiten im Lande, wo Schwerdte, Dolche, Pfeile ıc. gemacht wer⸗
denz auch eine Manufaktur von metallenen Buddha Ido—⸗
ten if hier. Der Gouverneur bed Gebirgsgaues, Paro
Dilo genannt, hat hier feine Reſidenz in einem fehr feſten Schloffe,
das Paragong, oder auch Rinjipo heißt. Es beherrfcht durch
feine Lage die Hauptrouten zwifchen Bengalen und Tafs
fifubon nad Tübet. Die Würde des Gouverneurs, deſſen
Gerichtsbarkeit ſich fübwärts bis an die Grenze Bengalens
und bis nah Dalimcotta erfitedt, iſt daher die erfte nad
dem Radja, und wird gewöhntich dem erften Gliede feiner Fa⸗
milie verlichen. Als Zutnee bindburchreifete, war ein Bruder
des regierenden Daib Nadja, der Paro Pilo. Nur eine
Tagereiſe abwärts von bier, oberhalb Pauga, vermifcht fich dies
fer Pa mir dem Tſching⸗Strome (d. 1. Tſchieu), und bie
zweite Tagereiſe von da an dem feften Schloffe von Durbi
vorüber, unter mancher kühnen Kettens und Holy: Bräde hin:
flärzend, mit einem dritten Strome, dem Ha⸗tſchieu vom ber
zechten ober Weſtſeite. Nun heißen diefe brei Tſching-⸗ Pas
und Has vereinten Tſchieu, von ihrem BZufammenfluffe am,
Sumstfhieu, d. b. der Verein der Drei y. Das nächfte
Dorf zunaͤchſt diefed Vereins heißt Punugga; es liegt im ties
fen Thalſpalt, in den fi von vielen Seiten Wafferfälle hinab⸗
flürzen. Auf den Höhen umher fond Turner von ber Tiefe
Bengalens herauflommend den erſten Nadelwald von Fich⸗
ten, er pflüdte Schluͤſſelblumen und Hedenrofen, er hörte hier
ben Ruf des Europäifchen Kukuk s 28). Denn weiter abwärts,
von Punugga bis zum oben genannten Gygugu, hatten bie
828) Zurner a. a. D. ©. 97. se, ebend. S. 7%
‚ 80) ebend. S. 77. 0:
Simal.; TIL Dfi-®r., Bhutan, Taffifudon. 145
boch- nach mehr den Character ber fubteopifchen als
dee Europäifhen Berglandfchaften, ungeachtet man vo
bier aus im Norden fchon bie fernen Schneeberge erblickte. Bei
Chuka, ein Tagemarſch abwärts von Punugga, feine,
nach Turners Schilderung), einer der wildeſten Felsdurch⸗
brüche bes ſchaͤumenden Hauptſtromes zu ſeyn, voll ſchauerlich
romantiſcher Scenen, in deren Mitte das feſte Felſenſchloß dieſes
Namens liegt, deſſen Anlage wie ber kuͤhne Bau einer Ketten⸗
brüde einem Tauſendkuͤnſtler, dem Dewta Tchuptchup zuges
ſchrieben wird, von dem man dort im Fels auch eine Roßtrappe
und Fußeindruͤcke fabelt, die er hinterlaſſen haben ſoll, als er auf
der Flucht in das Land der Rachuſen (Rekſchas, d. i. Lanka, Cey⸗
Ion, ſ. Aſien Vd. IL S. 1104) hindurchzog. In dem Dorf—
Morichom, das einen Tagemarſch weiter, abwaͤrts, am
Strome liegt, fanden ſich die boͤſen Muskitos des heißeren
Tieflandes auf eine fuͤr den Reiſenden ſehr plagende Weiſe ein,
welche dem hoͤhern Berglanbe gänzlich fehlen. Auch iſt auf dieſe
waͤrmeren Tiefen die Region der eigenen Art Blut⸗
ige13?) beſchraͤnkt, weiche von den Eingebornen ungemein, im
Trinkwaſſer wie in jedem andern, gefürchtet werden; weswegen
man ſtets Workehrung gegen ihre Plage zus Hand hat. Wirk⸗
lich kommen fie in andern noch wärmern Gebirgsgegenben, 5. B.
Affams, in ſolcher plagenden Menge vor, daß fie Menſchen
und Thieren das weitere Zortlommen unmöglid machen. Mu⸗
richom iſt fhon eins bes größern Dörfer im Lande, denn. «6 hat
Wohnhaͤuſer, die von Stein ganz gut erbaut find; es hat viel
Korabau, viel Pfirfih, Indiſche Zeigen und Zimmers
helzwälder (ob Laurus cinnamom. ober cassia? das Blatt
werde unter ben Namen Teezpout viel in Bengalen verbraucht,
bemerkt ©. Turner). Bon da liegt das Dorf Gygugu, von
weichem wie in ber Befchreibung des Hauptſtrom-Thales ause
gingen, nur eine Tagereiſe weiter abwärts. Dies find die wich⸗
tigen im größten Thalgebiete Bhutans beobachteten Thats
fachen, und es bleibt uns nur ber Bericht von der Refidenz und
ihrer Umgebung übrig.
Zaffifubon ift bie Sommerrefibenz des Daed Rabja,
oder weltlichen Regenten Bhutans, mit welhem Turner es
alein zu thun gehabt zu haben fcheint, da er den geiftlichen
20) Zurner a. % > &, Ta 7, ebend, G. 79, 6
geitter Gröfunde IV. - K
‘
146 Hoch-Aſien. IV. Abſcholtt. 5, 74.
Herrſcher des Landes, den Dharma Radja, gar nicht einmal
als folchen genannt hat. Der Det liegt unter 27° 50° N. Br.
in einem ungemein fhönen und fruchtbaren, aber feinem gerin=
gen Umfange nach für die Capitale eines Königreides doch
ſehr befchräntten Alpenthate, das der Tſchin⸗Fluß durchſttoͤmt,
der oberhalb des Vereins mit dem Pastfhieu über dem Ort
Pauga, einen weit mildern, fanftern Lauf durd offnere Thal⸗
gebiete gewinnt, als fein rechter Bruderſtrom. Die OrteNommu
und Wangoka 28), unterhalb der Gapitale, haben in ihren wei⸗
ten Thaͤlern den fhönften Korn: und Obſtbauz zur. Seite
zeigen die Höhen gute Terraſſencultur. In den Gärten giebt es
reichlich Wallnuſſe, Aepfel, Birnen, Pfirfid, Apri⸗
kofen. Ende Mat war hier Kornernte, auf den bebeutenditen
Berghoͤhen zue Seite der Thäler fahe man noch Spuren von
Winterfchnee. - Auf allen Bergabhängen zeigten ſich Kloͤſt er grös
ßerer und Bleinerer Art in Menge, und Einfiedbeleien. An
allen Zufammenflüffen der Waffer, auf den Kreuzwegen, und au
Dielen andern Stellen häufte ſich die Zahl der Beinen Bögen»
tempel, die. oft von wehenden Gebetflaggen belebt werden.
Häufig hatte man lange Gebetmauern erbauet, 12—15 Fuß
lang, 6 Fuß hoch, 2 Fuß breit, an deren Selten lange mit Ge
beten befchriebene Tafeln In halberhabener Arbeit angebracht was
sen. Die Zahl der Wafferleitungen zur Bewaͤſſerung oder Ders
beifüährung des Trinkwaſſers nahm zu, wie bie Zahl der Woh⸗
nungen. Da’ öffnete fich plöglich das Thal von Taffifudon 9,
mit dem Sommerpalaft des Regenten, dee ganz vereinzelt faſt in
der Mitte des Thales ſteht. Denn keine Stadt, kein Dorf Liegt
In ber Nähe: fondern in Bleinerer oder größerer Ferne legen ans
bere Schiöffer, Landhäufer, Kiöfter und Häufergeuppen, welche
das ganze gruͤngeſchmuͤckte Thal anmuthig verzieren. Auch reiche
/ Kornfelder und Obfigärten machen das Thal angenchm, fo wie
eine große Menge blühender Kräuter und Gefträuche; Weiben,
Tannen und Fichten ſtehen hie und da am Flußufer hin. Das
ſo bebaute That iſt keine Meile lang, keine halbe Stunde breit.
Die Reisfelder waren, Ende Mai, im beiten Zuftande, ſehr
. gut bewaͤſſert, ungeachtet die Monfuns nicht bie hierher reichen,
und bie wiewol häufigen Plagtegen zur Sommerzeit doch nie‘
jene MWafferfülle wie im Tieflande geben. Die Luft ift hier uns
222) Aurner 0.0.0. ©, 82. 20) ebend. S. 84133.
Himal, II. Oſt-Gr., Bhutan, Taffifudon. 147
gemein Tieblih und gefund, und für die Europaͤiſchen Obſtar⸗
ten gedeihlich; bie Hügel waren mit Erdbeeren wie mit Roch
uͤberdeckt.
Der Palaſt des Daeb Radja iſt ein großer Quadratbau
von Stein aufgefuͤhrt, der durch ſeine Groͤße und Einfachheit einen
imponirenden Eindruck macht. Die 30 Fuß hohen Seitenmauern
haben eine geringe Boͤſchung; die Fronte iſt um ein Drittheil
laͤnger als die Seite der Fluͤgel; die Hauptreihe der Fenſter iſt
in bedeutender Hoͤhe, und uͤber dieſer laͤuft eine gleiche Reihe von
Altanen oder Erkern hin, die mit haͤrenen, ſchwarzen Matten zu⸗
gehaͤngt werden. Zwei Haupteingaͤnge fuͤhren in das Innere,
eine Holztreppe zur Seite mit Eiſenplatten eingefaßt, und eine
große Steintreppe zum Haupfportal, das zur Mitte des Palaſtes
in bie Gitadelle einführt, darin der Ober⸗Lama, b. i. der
Dharma, oder Dharma Rabdja %), das geiftlihe Dbers
baupt von Bhutan, wie der Kandesgott (Buddha, bier
Maha muni der Große Muni genannt) gemeinfam unter
einen metallenen, reichvetgofbeten Baldachin refidiren. Diefes
Mittelgebäude, das durch eine Gallerie mit ben andern Bauten
communicirt, ift 7 Stod body gebaut, jedes von 15 bis 18 Fuß
Höhe. Das flache, meite Dach iſt ſehr kunſtreich von Fichtens
bofz Aber das ganze Gebäude ausgebreitet. Der 7te Stod, ber
erbabenfte Raum unter dem Baldachin, ift der Tempel mit dem
Idol, darunter hauſet der Dharma Nadja; im vierten Stod
wohnt der Lanbesregent, der Daeb Nadja. Seine Zins
mer waren reich geziert, mit Erkern verfehen, mit blauen Tapes
ten, darauf die Figuren Buddhiſtiſcher Gtaubenshelden in Sit
ber boffirt, Pfeiler und Fenſterbogen in Carmoiſin mit Vergol⸗
bung ıc. Die Aubienzen, im Beifeyn eines anfehnlichen Hofftans
tes, waren ſtreng ceremoniös, ber Empfang höchft wohlwollend und
gaftfih. Die Geitengebäube, die Flügel u. f. w. waren durch
Drachtgallerien mit den Hauptgebäuden in Verbindung gefegt,
vol Zimmer und Gemaͤcher aller Art, vol Keller, Pferdeſtaͤlle,
Zempet, Cellen, hinreichend um einen guten Marftal und einen
Clerus von 1500 Gplongs (ober Ghellongs, die Zahı iſt
bei Zurnmer Hbertrieben 3 es find hoͤchſtens nur an 1000, f. unten)
mit zu beherbergen. Diefe Mönde, bie Lamas und Prie⸗
fer machten jeben Morgen, jeden Mittag und Abend regelmäßig
0) f. Asiafic. Researches, Serampore 1825. T. XV. p. 141.
i 82
\ “
148 Hoch⸗ Aſen. IV. Asfgnirt 6.78:
Ihre rauſchenden Muſiken (f. Aſien So. 1. €. 678). Sm Ss
den dieſes Palaſtes, eine Viertelftunde bavon entfernt, ift bie Mes
fidenz eines Lama Ghaffatu, auf einer Berghoͤhe, und noch
entfernter, auf einer größeen Höhe, das Landhaus des Daed
Nadja, welches befondess durch Wanbgemälbe?*!) ausge
ſchmuͤckt war. Bilder aus de Schoͤpfungsgeſchichte, und
Dreofpecte der Stade H’Laffa, des. Kloſters Putala ber
Reſidenz des ‚Dalai Lama, von Lapranga, der Refidenz bed Teſhu
Lama, von Kathmandu In Nepal, und von Lalita Patan
ſahe Turner dafelbfl, die zwar ohne Schatten und Licht, doch
ſehr ‚gut peefpectivifch gezeichnet waren. Noch weit_ höher als biefe
Gebäude lagen auf dem hoͤchſten zus N. W. Seite bes Thales fehr
hoch fich erhebenden Bipfel da6 Wohnhaus eins Radja Wan⸗
dichy und viele Einfiedeleien, auch ein Kiofter, der Sig ehr⸗
würdiger Ghylongs, ganz in den Wolken.
Zunaͤchſt dem Hauptpalais des Regenten, bemerkte Turner,
unter ben Beinen Gebäudegruppen, eine bebeutende Fabrik von
Metall-Idolen, vol Schmieden und Amboffe und Feuereſſen,
wo, diefe Waare in Menge gemacht wird, die fo großen Abfag
bei jedem Anhänger Buddhas und bem Verehrer der Lamas fin⸗
bet. Außer diefen wird im Thale nur noch einer Spur von
Snduftrie erwähnt, einer Papier⸗Fabrik 2), aus Baumrinde,
Dead, eines Gewächfes, das in Menge auf den Bergen Nepals
wächlt (offenbar die fhen oben &. 54 und Afien Bd. I. &. 997
angeführte Set Barua).
Meiter gegen den Norden von Zaffifubon am Tfchin:
tfhleu aufmärtd drang &. Turner während feiner Miſſions⸗
teife nicht vor, wol aber gegen N.W. und gegen NR.D. von ba.
Gegen West über ein wildes Bergland mit hohen. Bergpaffagen,
um das Thal des Dastfhieu bei Paro und die Tuͤbet⸗
fira ße wieder zu erreichen, die er, nach einem Aufenthalt Yon
mehrern Monaten in Taſſiſudon, von wo bie Correſponden;
wegen der Weitereife nad Tuͤbet mit dem Lama von Zefbu
Lum bu geführt werden mußte, weiter verfolgen wollte, Er brauchte
zu diefem Querwege nur 2 Tagemärfche*). Der erſte führte
ſehr ſteil empor über eine fehr bedeutende Berghöhe, auf ber noch
um Johannis viel Schnee las die eine a weite Ausfidye
— Turner a. a. O. 8. 191. 2 ebend. e, 12.
ebend. S. 198 - 7.
Himal. II. Oſt⸗Gr. Bhutan, Andipur. 149
über das Gebirgsland darbot. Auf einer noch höhern Bergkette,
wur Geite, lag das Kloſter Phajudi, welches als ber Drt dee
Regeneration bed Lama Rimbochay, wo er feinen Stu-
dien oblag, bezeichnet ward; fo titulirte man den Landes-
Regenten, ben Daeb Radja, der damals auch zugleich Ras
mo war. Auch dee Gipfel der Bergpaffage, Pomaͤla⸗Berg
genannt, trug fein Kloſter mit einem Lama und Gylongs, bie
ebenfals in ben größten Einfamkeiten, faſt auf jeber Höhe dieſes
kitfamen Bergiandes den Britifchen Wanderer überrafchten. Kein
Bunder, das Kloſterleben gehört in dieſem Lande der Ent-
behrungen zu den bequemiten und ehrenvollſten; es giebt bie
beſte Erziehung, da ſchon mit dem fräheften -Knabenalter ber
Novize in die Kloſterſchule als Diener der Dienenden eintritt.
Mit den Gplongs und Lamas werben bie oberfien Wuͤrden
dee Staatsbeamten befett; fie find ſtets bie Gefährten der Gro⸗
fen. Die Fortpflanzung iſt hier als ein niederes Befchäft der ger
tingern Volksklaſſe Überlaffen, aus jeder Familie derfelben iſt aber
immer der vierte Sohn wieder der Ehelofigkeit und dem geiſtlichen
Stande geweiht. Won dieſer Kiofterhöhe des Pomaͤla⸗Bergo
war ein ganzer Tagemarſch, über fteile Zickzackpaͤſſe, auf und ab,
wie über zeizende Wiefenteppiche ober bebaute Terrafienflufen am
Einfiedetrien, haͤngenden Gärten, Landhäufern hinab, nöthig, um:
am romantiſch gelegenen Bergfchloffe Dalai Jeung vorüber
dat Pa⸗tſich ie u⸗Thal bei Paro zu. erreichen,. wovon ſchon
oben die Rede war.
Die Egcurfion S. Turners gegm DR von Taſſiſu⸗
don nad ber Feſtung Andipur (Wandipore) und ber Wins
terreſtdenz bes Daeb Radija nah Panukka #), wurde durch
ben Sieg des Regenten über einen Rebellenhaufen veranlaßt, der
dert einige Zeitlang tumultuirt hatte. Beide Orte liegen faſt im
gleichen Breitenparaliet mie Taſſiſudon, 5 bis & geoge: Meik
von Ihm. entfernt, aber in einem verfchiebenen Stromthale, das
‚ am buch Heberfleigung von Seitenketten, die aber blos von uns
tergeordneten Höhen gebilbet werden, erreicht werben kann. Mans
tfhiensPastfchien Heißt dee Hauptſtrom dieſes öftlichen. Ge:
birgethales, deu aus dem ewigen Schneegebirge, von-
Ghatra im Nosden, hervortritt, und fübwärts an Panukka
voruͤberſtroͤmt, dann aber nach einer Tagereiſe auch Andipur
) Zur a. a. D. ©. 152 - 178.
150 Hoch⸗ Aſien. IV. Abſchnitt. $. 74.
erreicht, wo ein zweiter Gebirgeflrom, ber Taan⸗tſchie u, von
der linken her, fi am Fuß der genannten Feſte mit ihm vereint,
unb von da an, sum Chaanstfchieu werdend, den vorliegen:
den uns unbekannt gebliebenen Theil bes Bhutanifhen
Berglandes durcheilt, bis auch er die Vorketten durchbricht,
und auf der Grenze Affams den Bijnis (Bisni) Diſtrict
erreicht, in defien Zieflande er fi) oberhalb Rangamaty in
den, Brahmaputra ergieft. Ob er bier identifch mit dem
Schampawaty ift, ober den Namen eines andern mehr oflis
chen Fluſſes trägt, iſt uns noch unbekannt.
Das Schneegebirge Ghasra, an der Quelle des Mans
tfhieu, hat feinen Namen von dem SHauptorte jenes Berg:
gaues, dem ein Jumpun (d. i. Diſtrietsgouverneur) vorflcht;
feine weißen, mit Schnee überzogenen Rüden ſtehen im roman:
tifchen ı Sontrafte mit den ſchwarzen Felshoͤhen und dem Gruͤn
des Vorgrundes, auf weichen das Schloß Panukka flcht Nahe
am Schneeberg von GhHasra entfpringen kochend heiße
Quellen, welhe von den dortigen Gylongs als Bad ge
braucht werben; nur ben Frommen follen fie beilbringend feyn.
— Sehr merkwürdig fcheine die Wiederholung biefet
—Phaͤnomens der heißen Quellen entlang den ganzen
Zug ber Schneeketten bes Himalaya, von Kaſchmit
(Aften Bd. U. S. 1132, 1155, 1159) über die Dfhemna und
Ganges: Quellen (ebend. S. 902, 905, 922 u.a.) durch ganz
Nepal (f. oben ©. 31) bis hiecher nad) Bhutan.
Das Thalvon Panukka?*5) wird feiner nördlichen Lage
ungeachtet für den waͤrmſten Theil dieſes Bhutanifchen Berglan⸗
des gehalten; daher auch das Schloß darin dem Dach Radja
zue Winterrefidenz biemt, der auf diefen feinen Lieblingsauf⸗
enthalt fehr vieles verwendet hatte. Der Palaſt, ganz in dem
Styt defien zu Taſſiſudon, mit gleicher Citabelle und Tem:
peleinsihtung unter goldenem Baldachin, iſt noch weit geräumiger
als jener, und fchöner ausgefhmüdt. Die weitläuftigern Gärten
fand Zurner noh mit Drangen, Limonen, Citronem
Granaten, Pfirfih, Apfels, Bien: und Nußbäumen
erfüllt; doch waren die Krüchte noch unreif (8. Zul). Selbſt ein
Mangobaum gebich Hier noch, feine Aeſte fenkten fi mit
Fruͤchten beladen, die aber hier erſt im Auguft zur Reife tom:
348) Turner a. q. D. S. 168.
Hinal., II Oſt-Or. Bhutan, Panuffa. 151
men, möährend biefe in Bengalen fhon im Monat Mai ex
seihe if. Der relative Höhenunterfchied iſt alfo brei
Monat Zeit-gleich zu rechnen. Auch zeigte fi der fchönfte
Schmuck der Waſſerbaſſins in biefen Gärten, welche mit Lotus
pflanzen (Nymphaea nilotica) 26) gefüllt waren, in voller Bluͤ⸗
the; dies den Göttern heilige Gewaͤchs flellt man gern ihren Ido⸗
len als Dpfer bin. In der Nähe von hier auf den weltlichen
Berghöhen, gegen Telagong bin, fand Zurner ben Wald
mir Schaaren wilder Affen *7) erfüllt, die hier, wie am Gan⸗
ges, heilig gebalten und gehegt werden. Er nennt fie Mali,
mit dem Hindu Namen Hunnuwent, und nach feiner Beſchrei⸗
bung ift es biefelbe Art, wie die, weidhe Capt. Stinner am
oben Bhaghirati Ganga beobachtet hat (f. Afien Bd. II. ©. 924,
vergt. ©. 919). Es waren bie einzigen Thiere biefer Art, weiche
Zuruer in dem an größern, wilden Quabzupeben ſehr armen
Berglande Bhutan zu beobachten Gelegenheit hatte. Das Felde.
ſchloß oder die Feſtung Andipur (Wanpdipore)*), einen
Zagemarſch ſuͤdlich von dieſer Winterrefidenz, dient dem Lan⸗
Deöregenten nur wenige Monat im Sabre zum temporären Auf⸗
enthalt; es liegt In eintm an Minen reichen Gebirgélande, bas
aber noch wicht benugt wird. Auch warme Bäder find in der
Naͤhe. Noch lag, am 6. Juni, Schnee auf ben fernen Bergen .
km Norden, den Scloßgarten fchmüdten Deangen, Citros
nen, Granaten, Pfirfih, Apfel» und Mangobäumes
als Gemüfe baute man Gurken, Bangum (ein Solanum?),
GHiti oder Spanifchen Pfeffer u. a. Das Schloß ift (dom duch
feine Lage auf Seifen feſt; die Architectur iſt im Styl ber vors
hesgenannten; es foll fo. alt feyn, wie der Bau fehe kuͤnſtlichge
umb finnseich angelegter Holsbräden, weiche hier die fleilen
Seisufer des Chaan⸗tſchieu und feiner Zuſtroͤme gegenfeitig
verbinden. In deren Ausführung find die Bhutaner ausgezeich⸗
net; freilich gehören fie in einem fo wilb ducchfchnittenen Berg⸗
lande zum erften Beduͤrfniß. Das Schloß, ein geheiligter Wohn⸗
ort, auch von fehr vielen Gplongs belebt, war erſt feit kutzem
den Rebellen mit wenig Anſtrengung enteiffen, doch foll es fehr
gut zu vertheidigen ſeyn. Die Kriegführung in diefem Kande mit
undisciplinitten unb felten vorgeübten Truppen, geſchieht mehr
*«) Turner a. a. D. ©. 173. ‘r ebend, S. 178.
es) ven. ©. 152. er Ä
12 Hch- An. IV. Aöfchniet. $. 74,
durch Ueberliflung und Werrarh, und bie Entſcheidung iſt mache
der perfönlichen Tapferkeit und dem Zufall uͤberlaſſen, als ber
Berechnung ber Kriegskunſt.
Die Landfchaft zwiſchen Andipur und Zaffifubon iſt
flärker bewohnt als ein großer Theil des Übrigen, meift nur duͤnn
bevoͤlkerten Landes; fie- zeigte die fchönften grünen Thaͤler mit
fchlängelnden Baͤchen, und liebliche Waldungen von Buchen,
Birken, Ahorn, Fichten, Cypreſſen und Eichen, mit
Brombeer⸗ und andern Gebuͤſchen durchwachſen, eine freund⸗
liche Etinnerung an die Europaͤiſche Heimath. Von ———
kam in dieſem Berglande keine Spur vor.
dh) Das Hochgebirge. Ohne alle nähere Kenntniß defs
felben bleibt uns nur die Angabe der fernern Ueberfleigung des
Daffes von Sumunan?*) anzugeben übrig, deſſen erfte
Terraſſe art der Herberge Gaſſa und an der Alpenweide ber
Buͤffelheerden wie ſchon oben erreicht haben. Steigt man
von biefer weiter hinauf, über die Culmination bed SGumunan:
Paſſes, fo zeigt ſich eine große Reihe non Steinhaufen auf denen
eine lange Linie Eleiner, fladernder Fahnen mit Inferiptionen bie
Grenze zwifhen Bhutan und Tü bet bezeichnet. Sie diene
‚ zugleich den Einfluß ber böfen Dämonen (Dewtas) abzus
halten, die zumal in den hoͤchſten Gegenden dieſes Gebirgslandes
umherfchweifen, und vom Thau und Nebel durchnaͤßt, von Stuͤr⸗
men durchweht, ihre Unbil und Schabernad gern an den Reis
fenden auszulaſſen pflegen (wie Kobolde und Ruͤbezahl). Won da
hören GSteilabfälle, Thalkluͤfte, tofende Schaumbaͤche, graufige
Felsengen, die bis dahin vorherefhend waren, ganz auf; bie
Mateaulandſchaft Tuͤbets iſt erreicht, und nur fanft
‚unb allmaͤlich, wenn ſchon nicht unbedeutend, hebt ſich noch
"das Land, Auf dee erfien, nur fehr mäßig fih neigenden
Flaͤche, im Müden des überfliegenen Pafled, liegt Phari. Che
man nod den Det erreicht iſt ein nieberte Hügel ber Ebene, mit
einer im Quabrat aufgeführten Mauer umzogen, als Zeichens
hägel zur Aufnahme ber Verſtorbenen beflimmt, die bier nach
der Landesfitte ben Raubvoͤgeln des Himmels und ben Beſtien
dee Wüfte zum Fraß ausgefegt werden. Phari, auch Partds
fong genannt, in einer. weiten Thalſenkung, von 4 Stunden
Zänge und 2 kleine Stunden Breite, gelegen, nur von niedern
ar) Turner a. a. D 8, 229 — 2%.
Himal. DIL Oſt⸗Or., Bhutan, Paridfong, 153
Telshügeln umgeben, iſt eine Feſtung, ſehr irregulair, aber von
meffiven Steinmanern erbaut. Dee Boben der Ebene iſt ſtein⸗
teich, aber fo arm an Erddecke, daß er bes Anbaues unfähig iſt;
ae wird von zahlloſen, fehe feichten Bachrinnen, bie aber jegt
(14. Sept.) trocken lagen, durchzogen, die ſich nur zur Zeit dee
Sqhneeſchmelze anfüllen. Am Weſtende der Ebene ſoll ein Bach,
Mona genannt, entfpringen, der erſt gegen Norden abfließt,
dann aber mit andern Armen vereint gegen S. W., das Mepales
fin Gebiet ducchbrechen ſollz auf Arcomfmith’& Map of As-
iR er als oberer Zufluß zum Tiſta gezogen, und biefe Zeichs
nung hat Grimms Karte beibehalten. Klaproth's Karten 5%)
nennen den fo entflandenen Hauptſtrom auf Rübetifcher Seite,’
nad Ehinefifchen Angaben, Pung tsut dzangbo.
Chaſſa Gumbah (Gumbap, d. h. Kloſter) iſt die bei
Phari benachbarte Reſidenz des Phari Lama, ber zwar von
Zeſhu Lumbu abhängig iſt, aber hier als geiftlicher Vorſtand fels
us Sumbah, und Gouverneur eines nur wenige Monde '
hindurch und auch dann noch fchwerzugänglichen, rauhen Berg⸗
Reihe, damals wenigſtens (1783) als ganz felbftfländiger Gebie⸗
te betrachtet wird. Sein geößtee Einfluß befand indeß außer
bee Leitung der geiſtlichen Heerde feiner Lamen und Bylungs
au in dem Gehorfam, den ihm die Hirten bes Landes erwies
fen, die mit ihren zahlreichen Rinderheerden feine Gebiete befuche - -
tea. Der chrwuͤrdige Greis nahm S. Turner, bei feiner Durch⸗
teife, mit großer Gaſtfreundlichkeit auf. Das, einträglichfte Wild
feines Territoriums ſcheint das Mofchusthier, (La, der Mos
[husbentel Lat cha) zu ſeyn. Der höchfte Gipfel ſeines Gebietes
iſt de Tſchamalari⸗Pik, der fi nahe im N.D. Kber feiner
Refidenz erhebt, und allgemein verehrt iſt; bis zu feinem ewig
befhaeiten Gipfel wallfahrten die Hinbus Pilger, ihn anzubeten.
Später Haben fi duch die Befignahme der Chinefen
die damals noch ganz freien Berhaͤltniſſe dieſer Gegend fehr ges
ändert; denn ſeit 1792 richteten diefe, bier, einen Militairs
yoken Si) an der Grenze gegen Bhutan ein, der zu Pyari
fine Garniſon hat, und feitdem jede unmittelbare Verbindung
wiſchen Bengalen und dem Bice⸗Koͤnigreich H' Laſſa ober Tuͤ⸗
*°) Klaproth Carte da Cours inſerieur du Varon Dzangbo tchou.
*») Walt. Hamilton Description of Hindostan. London 1820. #.
154 Hoch⸗ Aſten. IV. ubſchnitt. K 74..
det gehemmt bat. S. Turner hatte damals noch ganz umge
hinderten Uebergang,, und wurde bors fogar mit Gaſtfreiheit em
Pfangen.
Am Ende des Thales von Phari liegt ein kleines Dor
von dem ber Weg an einer Berghoͤhe, dem Tongla, voruüb—
gu einer zweiten Ebene führt, die noch weiter wie die vorig
doch nicht fruchtbaren iſt, aber ebenfalls von zahlreichen Heerde
beweidet wurde, und von Hirten gehütet, bie in Zelten aus Da:
sen geflochten herbergten, welche man mit eifernen Pfählen ir
Naſen befefligte. Zur linken Hand, auf weiter Flaͤche, ſahe Zur
ner bier große Schaaren von wilden Pferden, die man ih:
GSurkhaw nannte (ob Gorkhur? fo heißt der wilde Efel 6
Hindu und Afghanen). Von hier gingen auch bie Fuͤhrer bi
Karawane sum Tſchamalari hin, diefen Schnergipfel anzub
ten, dee von biefee Hochebene aus nicht mehr fehr erhaben fi
geigte, obwol er nur noch eine gute Stunde feitwärte vom We;
abzuliegen fchien. Hier iſt die große Wafferfcheide, weld
Ye Quellen bee Sangeszuflüffe im Süden von be
BreabmaputrasZuflüffen, die bierect dem Norden zueile
ſcheidet. Wirklich wurde am folgenden Tagemarſche, 16. Sept
im Norden des Dorfes Teuna die Quelle des erſten Zluf
ſes erreicht, der Painomstfchieu, welcher unterhalb Tefh
Lumbu fih sum großen Diangbo von Tübet ergief
Bier Echren wir für jegt, auf der Naturgrenze, nody einmal na
Bhutan zurüd, wo das Land einen ganz andern Character aı
zunehmen beginnt. Bei Teuna fland zwar noch ein Klein.
Weitzen feld, das aber bier, wie zu Phari, nur noch felten zı
Reife kommt, und nur zum Viehfutter dient. Das auffprofien
Gras, wenn «6 vegnet, was ſparſam gefchieht, verdortt batb na
dem Aufpören dere Regen, und zerzeibt fich auf dem Halm zw
Sen den Fingern zu Staub, fo zehtend und trodnend wich hi
die Plateauluft, in der nur eine neue, eigenthuͤmliche Saum
und Flora gedeihen kann.
Die Bhutaner, welhe ©. Turner auf dieſer ganze
Reife zu fehen Gelegenheit hatte, characterifict er als einen wo
gewachlenen, ſehr musculöfen,. ſtarken Menfchenfchlag 252); mi
gende fahe er Verkruͤppelung. Alle hatten ſchwarzes Haupı
haarz das Auge iſt klein und Rn mit mama lan
382) Turner a. 0. D. ©. 109
—
\
Himal., I. Oft⸗Gr. Bhutaner. 155 | |
gefpistem Winkel, wie durch kuͤnſtliche Mittel ausgebehnt Das -
Haar an ben Augsnlisbern ift ſehr dünn, kaum fichtbarz bie Aus
genbrauen find nur ſchwach. Unter den Augen beginnt bee
ſtaͤrkſte Theil des Geſichts, ber mehr flach ift, und von den Bak⸗
kenknochen nach dem Kinn enger zugeht, eine Form die, wie Turs
ner fagt, den Tartarifhen Stämmen gemein, bei ben Chinefen
aber am auffaltendfien if. Ihre Haut iſt außerordentlich glattz
viele werben ſehr alt ehe fie einen Anflug von Bart belommen,
Lie tagen Knebelbaͤrte, aber auch dieſe find von fparfamen
Wuchs. Ihre Haut ift nicht fo dunkelfarbig, wie bie der Euros
pälfchen Portugifen, aber ihre Unreinlichkeit verdunkelt fi. Dig
Gplongs, weiche zeinlicher leben, well es zu Ihren Ordensregeln
gehört, fich täglich zu baden, find weit hellfarbiger. Sie zeigten
den fhönften Körperbau, und die meiften erreichten bie Höhe von
ſechs Fuß. Bon ber Stärke der Laſttraͤger warı ſchon oben
bie Rede.
2. Nah dem Berichte bes Kifhen Kant Bofe®) -
Sene, gleihfam Lineare Befchreibung von Bhutan, welche
fih nur auf die von Turner durchzogene Reiſe⸗Linie bes
ſchraͤnken tonnte, wirb durch. eine erſt ganz neuerlich uns zu Theft
gewordene einheimifhe Quelle, durch bis Ichreeiche Nach⸗
richt des Afiaten (Bengaleſe, oder Bhutaner?) Kifhen Kant
Bofe ſehr vervolftändigt, die wir hier zum erſten male für bie
Geographie dieſes wenig befannten Landes mittheilen können, obs
wol bei dee Mangelhaftigkeit unferer Landkarten von Bhu⸗
tan, manches in diefen Angaben noch unbeſtimmt bleiben muß,
was indeß bei dem fo fchnellen, wiffenfchaftlichen Fortſchritte der
Zeit gewiß fchon bald verftändlichee werden wird. Manche, ja
wir hoffen die wichtigſten Theile von Kifhen Kant Boſe?s
Angaben, haben ſchon dur die obige Auseinanderfegung ihre
Erläuterung und Aufklärung oder Beftätigung gefunden; viele
bisher unbekannte Namen erhalten fhon durch das angehängte
RR outier hinreiheride Nachweiſung und einige wenige übrig blei⸗
bende find vlelleicht fpäter noch’ zu ermitteln; befonders dankens⸗
werth fü nd audy die hiſtoriſchen und ſtatiſtiſchen Angaben übte
€*s) Some Account of the Country of Bliuian by Kishen Kant Bose,
ı transl. b. D. Scott Esq. in Asiat. Rescarches. Serampore 1825. 3.
T. XV. p. 138-— 166.
156 Hech⸗ Aften. IV. Abſchnitt. $. 74
deſes Land, die uns bisher fo wie die über das Innere fein
Berwaltungsweife gänzlich fehlten. Wir behalten bie A
ordnung dee Urſchrift bei, und theilen das Weſentliche ihr
Inhalts mit.
Grenzen von Bhutan gegen &. an das Beitifche Tı
sitorium dee Compagnie, und das bed Radja von Kutch B
horz gegen S.O. an Affam, gegen N. an die H’Xafı
Kerritorien und Digurhe (Dzigatze); gegen W. ı
Mem(?) und Lepcha (wol das Land der Lapcha in Sikin
Das ganze Land von D. nah W. 20 bi6 25 Tagereifen tan
und von ©. nad NR. 10 bie 15 Tagereiſen breit, iſt gebirgi
außer in S., S. W. und D., wo aud Ebenen find. Das Ri
derland würde, gut Bebaut, leicht einen Gewinn von 7 gr
Loks Rupies geben; jetzt aber liegt es meiſtentheils wähle. T
- Jegigen Einkünfte von Bhutan beisagen, Altes in Allem, w
mehr als 3 Lats Rupies.
Nach dem Lamta, d. i. ber Cheonit der Dherma Kad je
von Bhutan?), davon ſich aber nur allein Copien in den Hau
archiven der Dhermas und Deb⸗Radjas vorfinden, die nic
veraͤußerlich Find, fol im Morden von H’Laffa ein Land fey
darin. vordem der Lam Sapto, d. I. ber Dherma Radj
gefidirte ; von ba fey er aber nah H'Laſſa gezogen, und eini
Zeit ſpaͤtet nach Punakha (Panukka bie Winterrefidenz,
ob. S. 150) gekommen, welches damals einen Nadja vom Kotc
Tribus (KuchsWehor, f. oben S. 139) als Regenten befa
Bet feinem Hingange dafelbft fpielte der Dherma Radja aı
der Flöte, nahm die Geſtalt eines Kotch an, und that ſolche M
zafel, daß ber Kotch Radja voll Schreden famt Zamilie und Di
nerſchaft unter der Erde verſchwand. Run z0g dee Dherm
Radja im das leer flchende Kort ein, entzog bie überlebenb:
Vnterthanen und Sclaven des bisherigen Radja ihrer Kafte, lehr
fie feine eigene Religion und Gefeg (Buddhismus). Ihre Mac
kommen leben noch zu Punakha, und machen den Tribus d
Thep aus. Go ward der Dherma Radja der Herr von Pi
nakha; um aber nicht ſelbſt die Laſt ber Verwaltung zu tr
gen, ſchickte er nad H' il baß ein Tuͤbeter kaͤme und d
Beſitz des Landes ſicherte. Diefen erhob er zu feinem erflen X
zer, und nannte ihn Deb Radija (der jegige Landesregen
254) Kishen Kant Bose L e. Asint. Res. T. XV. p. 131. -
Himal. III. Oſt⸗Or., Bhutan, Regentſchaft. 157
Daeb Radja); denn er ſelbſt behielt fich nur bie Wefchäftie
gung mit der Religion und die Contemplation ber Gottheit vor
Damale nun (dyeonologifch wird bie Zeit nicht näher beſtimmt)
wurden die Grenzen, die Rechte, die Tribnte ber verſchie⸗
denen Radjas, Statthalter und Unterbeamten von Bhutan, fo
geordnet, wie fie heute noch beftchen.
Alles Volk von Bhutan fahe den Dherma Kabdja als
ſeinen Guru (geiſtigen Leiter und Meiſter) und als eine Incar⸗
ton der Gottheit an, und gehorchte ihm. Kurs vor ſeinem Tode
‚befahl er, nach feinem Heimgange, fein Wohnhaus zu verfchiies
fen, aber fein Speiſchaus, feine Vorrathskammern, feine Sclas
ven, feine Güter nad) wie vor zu beforgen. Sein Leichnam follte
nicht verbrannt, ſondern in Del gefotten und in einen Sarg ges
than werden, dem man täglich die üblihen 4 Mopizeiten mit
Thee, Reis umb Fruͤchten vorzufegen habe, bie ‚im jener Zeit, wo
a in H’Laffa vegeneriet vom feinem Lande wicher Beſitz neh⸗
men werde. Schon 3 Jahre nad) feinen Tode erhob fih in
H’Laffa ein dreijährige® Kind, mit den Worten: „ich bin der
Dherma Radja; mein Land ift Lulumba (d. I. Bhu⸗
tan), mein Haus und Gut iſt dort.’ Als ber Deb Radja
hiervon Kunde erhielt, ließ er ihm feine Verehrung bejeugen; als
aber der Herricher von H'Laſſa und die Eltern des Kindes dafs
feibe nicht wollten ziehen laſſen, fchidte er große Geſchenke an
Pferden und Gütern, bie man ihm das Kind verabfolgen ließ
Es erkannte in Bhutan fein Eigentyum, nahm feierlich Beſitz
vom Throne, las die Ohaſtras (das Gefegbuch), verrichtete jeden
Cultus, Seitdem herrſchen alle regenerieten Dherma Rabjae
bis heute in Bhutan fort. Der jegt vegierende (1820) iſt wach
einigen der sehnte, nad) andern der eilfte, doch kann Nies
mand es genau fogen, wie viel Fahre «6 her fen, baß der erſte
Dherma Radja von Leuja (2) in Punakha einzog. — Nah
Wahrſcheinlichkeitsrechnung von 10 Lebensaltern dreijaͤhriger Kin:
der etwa 360 Jahre, von denen ba6 erfte abgerechnet etwa 315
Jahre gäbe; 312 iſt aber bie Aera ber jetzigen Radjas van
Kutch Behor, die feit diefer Zeit in ihr Territorium. eingewans
dert waren; wol nach ihrer Vertreibung von Punakha. — Mur der
letztverſtorbene Dherma Radja machtebavon eine Ausnahme, er wurbe
nicht in H'Laſfſa regenerirt; denn vor feinem Ende fagten ihm
der Deb Radja und bie Staatsräthe: „Du bift bisher in
D’kaffa wiedergeborens um dich hierher zu bringen,
158 Höch-Afen. IV. Abſchnitt. 8.74:
müffen geoße Summen außer Landes gehen.” Gen
Antwort warz „von nun an will ih In der. Shasheb
Kafte zu Tongſa regenerist werden.” — Und :fo gefchahe ı
(die Loge von Tongſa n Bhutan, oder Tangſo 255, if
Kagereifen im Dft von Punakha, aber fonft uns gänzlich ur
bekannt). Mahen mehrere dreijährige Kinder, mie dies me
geſchieht, ihre Declaration als regenetirte, fo: werbden ſie von de
Verwandten ihrer erſten Geburt zu einem Gylong, oder ſon
einem Moͤnch, der die Welt verlaſſen dat, gebracht, oder zut
Dherma Radja felbfl, oder an irgend einen Heiligen’ Det, w
fie zum Gylong gemacht werden. Im Fall jene Verwandten bi
fruͤhern Geburten fehlen, machen die Eltern des regenerirten da
Kind ſelbſt zum Gylong. Dergleichen ed gegenwärtig (18%
wol an 50 bis 60 in Bhuran geben. Aber nur im dritte
Jahre finden diefe Erinnerungen der fruͤhern Exiſtenz Statt; w
dee früher noch fpäter. "Auf gleiche Weife, fagt Kiſhen Kan
Boſe, gehe es auch mit ber Regeneration von füttf ar
dern Lama’s vor fih; mit dem Dalai Lama zu H’LKaffe
mit dem Gyu Rimbichu (b.i. Lama Rimboch ay bei Tu:
ner), bem Lama von Digerche (Dyigape), dem Penjela:
oder Teſu Lama (von Teſhu Lumbu) und dem Herrfcher vo
Chake, genannt Chakelam (?) (vergl. Aften Bd. I. S. 8%
Dieſer Dherma Radja ift die Incarnation der Bhuta
ner, aber auch ihr geiftliche® Haupt und ihre fouverainer Fuͤrſt
nur an den inneren und Außern Angelegenheiten be
Staates nimmt er gar feinen Antheilz biefe verwaltet gat
ſelbſtſtaͤndig der Deb Nadia mit feinen Raͤthen (Korji), un
nur in befondern Fällen unter dem Beiftande des Dherm
Radja (daher hatte Turner auf feiner Geſanbtſchaftsreiſe ge
nichts mit ihm zu verhandeln). Er muß ganz frei bleiben vp
Staatsſorgen, und hat daher auch nur wenig Staatsdiener. (
erhält nach altem Herlommen täglich zu feinem Unterhalt 8 Da:
oder 4 Pfund Reis; fein Zimpe (Zempi b. Turner, Cerem
nienmeifter) Halb fo viel, die Gylongs feiner Suite 2616 1 Pfunt
eben fo viel oder weniger feine Zinkaubs ( Unterbeamten
Sanktups (Diener), feine männlichen und weiblihen Sclaven
nur noch mit der Spelze. Auch alle andern Dienfte, bie fi
ihr geſchehen, werben vom Deb NRabja ſalarirt. Den Han
26y Kishen Kant Bose b cp, 140. a
Simal, III. Oſt⸗Gr. Ahuten, Hofflaat. 458
del, meiden der Dherma Mabia treibt, und bie Opfergas
ben (Nezzerana), die er von den Unterbeamten erhäft, ſtehen ums
tee der Verwaltung feines Haushofmeifterse (Lam Zimpe);
denn er felbft iſt nur mit den geiſtlichen Pflichten befchäftigs,
Da Zimpenum ift fein Schagmeifter. Funfzehn bis zwanzig
Diener find in feinem Haufe, an 60 Zinkaups an dem Hauß
that, 40 Gylongs fichen immer bereit im Dienfte zur Erfuͤl⸗
lung des Ritus. Das ift fein ganzer Hofſtaat. Seine Befiguns
gen find Güter, die im Süden her Berge im tiefen Lande lie
gen, und ihm 7000 bi6 8000 Rupies eintragen; in feinem Han
dei fiedt ein Capital von 25 bis 30,000 Rupie. Wird ein
Staatsdiener in Bhutan gemählt, fo erhält er fein Staatskleid
vom Deb Radja, hat aber den Dherma Radja ein Ge
ſchenk zu überbringen, wofle dieſer ihm ein Schnupftuch obet
eine feidene Scherpe, 3 Zuß lang und 2 Zinger breit, als Gabe
derreiht. Um den Hals gebunden dient biefe nun als Heilige
thum und Zalisman. Hiervon hat ber Dherma Radia ein
Eintommen von etwa 2000 Rupies; nod 2000 Rupies kann
man für andere Beinere Gefälle rechnen. Er befist etwa 125
Tanians, d. i. Pferde, 150 bis 200 Büffel und Kühe, uud
außerdem fehr viel baares Geld. Seine Ausgaben find fehe bes
deutend zur Erhaltung feiner Überzähligen Gylongs und Diener
ſchaft, wie zue Auszahlung vieler Almofen, fo daß ihm am Enbe
doch wenig übrig bleibt. Der Dherma Radja übe über feine
Reute feine Gewalt; ee muß alles im Einverftändnig und mit
Vorwiſſen des Kalan, eines der Staatöräthe, 'thun, der aber
vom Dherma Rabdja feinen Gehalt beziehtz gehen bie Leute
dei Dherma Nadja in andere Subahs, fo können fie ihren Pros
viant, ihre Träger u. f. w. nur auf Befehl de Deb Radja
erhalten, ER
Ganz verfchieben iſt die Stellung bed Deb Radja, feines
Premier: DMinifterd ober Veziers, der aber eigentlich der Landes
Regent il. Sen Dony, d. i. der -Divan, ber Kalan, di.
dee vom Dherma Radja befoldete Staatsrath, ber Punab, obex
Gouverneur von Punakha, und der Thimpoab, oder Gou⸗
derneur von Taſſiſujon (Zaffifudon bei Turner) find
feine 4 eberfien Staasbeamten. Zu dieſen gehören ned 4
Gouverneure (Zimpe oder Püo) von Andipur (Wandipore
b. Turner), Paro, Kangfo und Tagna, Yon bemfelben
Range, ohne welche der Deb Radja keinen Beſchluß fafien Fan.
o
300 Hoch⸗Aſien. IV. Abfchniea k 74.
Nuter dieſen Obern fichen: Die Unterbeamten, bie. Difieickt
fecten, die Subahs dee Grenzpäffe u. a. m. - Der Deb Ra
nimmt von biefen den Tribut ein, fammelt ihn im St:
ſchatze, und vertheilt ihn an bie Beamten und zum Religi
cultus, alles nach beflimmten Herlommen. Seine Einkuüͤr
fließen aus fechferlei Hauptquellen (zu biefen gehört auch bie
Ien Fabrik in feinem Haufe, die ©. Turner bemerkte, f.
©. 148, und die Einweihung aller Idole) 256),
Dee Hauptgouvernements 57) in Bhutan fin
1) Punakha, 2) Kaffifujon, 3) Paro, 4 Andi
5) Tagna, 6) Tangſo (oder Tongſa?). — Ihre Lage
ben wie durch obige® kennen geleent, bi8 auf Tagna, das
noch zweifelhaft bleibe.
1) Der Punasab oder Puna Zimpe ift dee Gour
neuer des Forts Punakha, der Winterrefidenz
Dierma wie des Deb Radja während 6 Monaten. Alles 2
volk umher find Bhutaner. Die Jurisdiction erſtreckt fi
Tagereifen von ©. nah R., etwas weniger von D. nach
Das Hort liegt in der Mitte und gewährt eine Ueberfiche ı
umber. Die Grundbefiger haben Reis, Weigen, Gras und .
zu liefern. Der Gouverneur hat viele Pferde und Vieh; er |
delt mit einem Capital von 4 bis 5000 Rupies, und hat |
Beamten wie ber Deb Nadja. Er hat den Hof ein halbes‘
zu ernähren, außer 14 Tagen, welche dem Gouverneur von (
dipur zur Loft fallen. Seine Surisdiction, die aber nicht
zur Todesſtrafe austeicht, erfiredkt fich über „, von Bhutar
2) De Thimpu Zimpe if dee Gouverneur
Korte Zaffifujon ober Taſhizongz während ber 6 €
wiermonate hat er ben Hof zu ernähren. Seine Jurisdic
reicht 3 Tagereiſen weit gegen Norden, 7 bi6 8 gegen Suͤ
1 bis 3 Ragereifen weit von D. nah W. Unterbeamten von
ſtehen zu Gacha, 2 Tagereifen gegen N., zu Wakha (ob I
gola bei Turner), 2 geoge. Mel. gegen ©; zu Shipcha,
5 geogr. Weil. in S. W, und noch 3 Tagereiſen fübmwärts
da der Subah von Paſſakha (ober Bakhſha Dewar, 1
Buladewar ber Briten, f. oben ©. 140), dem das Nied
land im Süden feinen Tribut zahlt. Diefer Gouverneur
Kaffifujon-hat weit mche Handel als des von Punakha
360) Kishem Kant Bose k c. T. XV. p. 134, 87) ebend. pe
n
Himol,, IN. Oſt Gr, Bhutan, Gouvernements. 161
8) Pare Pito beißt der Gouverneur von Para. ff. oben
©. 144) 2 Tagereiſen welter weſtwaͤrts. Beine Stellung iſt won
Bedeutung. Untere Ihm ſtehen deu Gouverneur ((Dati Zimpe)- von:
Dalimkote (f. ob. S. 107), der Subah van Timbu Des:
war, dee vo Duntum, ‚ber von Lakhipur und Ball«
Dewar, auch der Einnehmer Tuma) vpu-Kyrauti wol ber
Kiratas) dee dem Subah von Dalimkote untergeben if. Au
gehorchen ſhm die Einuehmer von Hapgang und. Huldibari (?) 5
und 3 Tagereifen im Norden von Paro hat er gu: Phari (b. I.
Paridfong, f. ob. S. 152) an dee Grenze von H'Laſſa Tuͤbet,
einen von ihm abhängigen Gonberneur, der Phari Purd dheißt;
wahrſcheinlich -fabwärts des dertigen Chinefiſchen Grenzpoſtens.
Ale dieſe ſtehen unter ihm und zahlen ihm Abgaben, ausgenoms
mn dee Commandant von Dalimtote, der eine ſtärke Bars
niſon hat, feibfiftändig und ſtets zum Kriege gerhftet iſt. Dee
Gouverneur von Paro iſt hierdurch ſehr maͤchtig, feine Juris⸗
diction reicht Tagereiſen weit von N. nach ©. und 6 bis 8
Zagereifen in die Brreite. Unter feinen Befehlen flchen 6 von
dm 18 Dewars, ober Paͤfſon bes Landes Bhutan, und
überhaupt 4 von Bhutan (baher biefer Poſten ſtets dem naͤch⸗
fin Vawandten des Deb' Radja anvertraut iſt; f. ob. S. 124).'
4) De Andipura Zimpe commandirt in ber Zefte Ans .
dipur (Wandipore b. Turner) 59), 4 geoge, Men. im ©, von-
Punakha. Seine Jurisdiction reicht 1 Tagereiſe gegen W., 2,
gegen Oſt, nur wenig Stunden gegen: M., aber 14 Tagereifen ges
gen Saͤben. Die Breite wechſelt von”t dis 2 Tagereifen. Seine
Mintererfideng iſt während 6 Monaten zu Andipore, und bie
6 Monat der heißen Jahreszeit beinge er im Sort Khodakha,
nur 3 geogr. Melt. im: S. O., zu. Unter ihm: ſtehen die ©
von Ihargaon, von Kifhnyel, Chafla und anr weit
gegen Shden die von Chetarg‘, welche Jich bis nach —*
und Bijni (Bisni nahe am Brahmaputra, ſ. oben S. 10)
ausdehat. ' Dieſer Subah von Cherang: wohne im Winter
zu Biſſur Sing, im Sommer zu Eherang. '' Dee Gomers-
neue von Andipur hat nur den einen Paß (Dawar) zu bes
wahren; zu Koch ubari (Tutchabary auf Amowsmilh Map -of
Asam) Bijni und Sidi wie zu Lefhkers (?) reſtdären 6 bis
6 Bhuteas an ſeiner Stelle; Geine Sn — ſich
9 Kishen Kant Bei.k & T. xp. 10,
Ritter Erdunde IV.
Eier are
Due Te ur
102 . Bohn. „AV. abſchnitt. $. 74.
nur übee „ber Bhutan Länderrien. Er zahlt in allem 1
Nupies, und hat bie Verpflichtung den Hof auf feinem U
nah Punakha B Tage lang zu erhalten, unb außerdem r
nad) einem Feſte 10 Rage lang.
6) Der Tagna Pilo oder Bouverneur von. Tasnc
bat feine Jurisdiction zwiſchen Bakhſha (d. i. B. Den
oder Buka Dewar, ſ. ob. S. 140), dem Borgebirgs⸗P
und Cherang (ſ. unten das Routier über mehrere her hier
nannten oͤſtlichen Ortfchaften), das ofimärts von brmfelben ge
Brint liegt. Er bat 2 Dewars, ober Däffe, zu bewad
Sein .. iſt 8 Tagereiſen long und 4 breit von D
nad Weſten. Ex zahlt 3000 m. und beherrſqht ir bes 2
Des Bhutan.
6): Der Tangſo. Pie reſtdict gu Tangfo (oder Tan—
wo die Shaſheb Kaſte und hie Regeneration bed Dherma Rab
6 Tagereiſen im Oſten von Punakha (alfo in einer voll
Terra incognita, wo «6 auf unfern Landkarten nur einen wei
Fleck giebt). Sein Territorium seht von S. nah M. 12%
reifen, aber nur 8 von O. nah WB. Er heherrſcht von B
tan, und hat 8 Dewars ober Paͤſſe (die ums aber gaͤnzlich
befannt find) zu bewachen. Die 6 Diftsicts,Präferten ı
tes ihm find: a) Bagdwar oder Burra Biinuz b) Kun
oder Phulgariz c) Dunfattha, wozu das Niederland yon S
ſakha und Axritti gehört; dann d) Kongfigang, wozu Ra
Dewar, genanns Hopbewar, im Niederlande gehört; e) Ro
mi dem Chinka Dewar und ſ) Gurguna und Kyabari.
So, fließt Kifben Kant Bafe dieſe detailirte Auf
lung, find faft 44 des Arenies von Bhutan in den Händen I
feg Sauperneure und Präfecten, Ober: und Unter- Beamten;
Deb Radja, der Khas(?) beſitzt, hat =, und der Dherr
Radija etwa „iu des Ganzen, wapß awiſchen obengenannten v
theilt liegt. —
Die 7 Haupt⸗Feſtungen im Lande Bhutan wert
aufgezaͤhlt: Punakha, Anbipne (big beiden zufammenfließ:
den. Waffer bes Maa⸗ und Paan⸗tſchieun werden hier M
ſhu und Pu⸗ſhu genannt), Dofim (?), Kaffifujon,.®
eagong (d. 1. bei Paro), Tangfo und Tagnaz viele and
geringere find durch das ganze Band verchellt. Im Winter
das Fort Taffifujon leer, weil zwifhen ben Monaten Al
und Byſakh, alfo Im dortigen Winter, daſelbin alles Land zu be
4
U
Himal. IH. Df-Cr., Bhutan, Geiſilichteit. 163
den Seiten des Fluſſes mit Schnee bedeckt If, bee 2 dis 3 Fuß
body die Dächer der Haͤuſer überlagert. Die zuruͤckbleibenden
Waͤch ter heigen: dann in den Häufern ein, tragen vier: bis
fünffache Kteider, und trinken den ganzen Tag Thee und Wein;
die Dauselgenthümer ziehen in bie tiefer Tiegenden Thaͤler ber
Stüffe, wo fie meiftentheils ihre Winterwohnungen haben.
Das Thal Andipur bis Jhargaon (f. od. &. 199) in
Jeyte bat feht große Sonnenhige, daher es im Sommer nicht
nur vom Hofe in Punakha, ſondern aud von vielen Einwohs
nern verlaffen wird, die nach dem kuͤhlern Taſſiſujon ziehen. '
Auf. den Bazars, welche in den Marktorten Paro, Zaffifujon
und Punakha gehalten werden, verkauft man gebörrte Fifche, -
Thee, Betel, Gemuͤſe, Butter, grobe Tuͤcher u. f. w. Aber irden
Seſchirr, Del, Salz, Pfeffer, Reis u. a. kann man ba nicht
kaufen.
Die ganze waffenfaͤhige Mannſchaft im Lande Bhu⸗
tun beträgt nicht über 10,000 Mann; ſehr Häufig ſtehen fie Pu
ter fich in Fehde (eine folche erlebte ©. Turner a. a. O. ©,
133 — 150). Sie kämpfen nit in offener Schlachtordnung, ſon⸗
dern aus ber Ferne, greifen bes Nachts, oder aus einem Hinterhalte
einauber an. Sie tragen Helme, Schuppenharmifche, und 3 bis 4
Meffer.. Auch die Weiber tragen kleinere Meffer als Waffe bei
fig. Vor jedem Angriff beraufchen fie fih. Im Gebrauch von
Feuerwaffen find fie fehr ängfttich, ale Bogenſchuͤtzen ſehr tuͤchtig.
Den eriegten Feinden ſchneiden fie bie Leber aus, und efien fie
mit Butter und Zuderz aus dem Blut und Bett maden fie
Lichter die fie vor ihten Bögen anbrennen, aus ben Knochenroͤh⸗
zen machen fie. Pfeifen. - |
Die Zahl dee Gylongs (Ghellung, Gelun) if fehe
groß; m Taſſiſujon find an 500, nebft eben fo viel geringern
Ginkaups, Poes u. a.); in Tangſo und Paro an 700, in
Anbipur 400, in Tagna 500, Eine nicht regenerirte Perſon
kann vom dten bis zum 10ten Sabre Gylong werben, aber
nicht frͤher auch wicht ſpaͤter. Die Eltern übergeben das Kind
einem Beamten ober einem Gylong, mit’ etwas Geld, um in bei
Drben aufgenommen zu werden. Dann wird ihm das rothe
Kleid angethan und 'ein Stud Zeug um den Hals gelegt, worauf
die Etern Bein Recht mehr auf das Kind haben. Es wird nun
von dem Drben ernährt und gekleidet, im Lefen umd Bitten uns
terrichtet. Diefe Ordentbruͤder koͤnnen a re mit dem
168 Hoh-AMlen. IV. Abſchnitt. 9.78
andern Geſchlechte haben, auch den Acker nicht bauenz aber fi
dürfen Handel treiben und Staatsämter Übernehmen, Wer fid
verführen läßt wird ausgefloßenz wer austreten will ruft es ir
ihrer Verſammlung laut aus, und entflieht, nimmt aber all
feine Habe mit fih. Ihr Geſchaͤft iſt der Geremonienbienft un
Religionscultus im öffentlichen und häuslichen Leben; fie befor
gen das Verbrennen der Zobten, und ihmen legt das Studiur
ber heiligen Bücher ob. Ihe Oberhaupt heißt Lamkhem, biefe
iſt dem Dherma Radja dem Range nach der nächte, iſt auc
während eines Interregnums deſſen Verweſer und der Lehrer un
Führer des regenerirten. Ihm folgt bem Range nach ber ar
Dimje, telchen der Dherma Radja ernennt, und ein Rath de
Alten. Außer den ebengenanuten Hauptorten ihres Aufenthai
te8 finden fih an jeber Station ber untergeordneten Beamte:
durch) daB ganze Land nur 1 bis 7 diefer Gylongs, die in Summ
etwa 2000 betragen mögen (eine. etwas geringere Angabe als bi
erſtere). Aber außer ihnen leben noch andere in Simpas (Gum
babe), d. 1. in Kloͤſtern, aud als Diener, etwa 31503 fo da
an 5000 Gylongs zu dem Clerus gehören, der unter dem Lan
Khem fieht. Die Kiöfter find vorzüglich von den Deb Radja
geſtiftet, bie fidy zus Ruhe begaben und refignirten. Die Güte
der Gylongs fallen an das Gouvernement ober an bie Brüder
Schaft, je nach ihren Würden. Ein zweimal vegenerivter erbaͤl
zweimal fo viel, ein dreimal regenerirter dreimal fo viel Anchel
havon ale ein anderer. Das Leben der Gylongs ift ſtrengen Re
gein unterworfen; fie bürfen Peine Maffen tragen, fondern nu
Meffer zum Hausgebrauchz fie dürfen Tag und Nacht wid
I oder ruhen (2), durch Peitfchen werden fie von ihren Bruͤ
ern ſtets wach ‚erhalten. Ohne befondere Erlaubniß dürfen fi
the Fort nicht verlaffen, es ſey denn zum Flußbade, das in feier
licher Proceffion unter Muſik genommen wird, Auch Kloͤſter fü
bie Weiber giebt «6, welche das Geluͤbde der Keuſchheit thun, un
gelbe Roͤcke tragen.
Die Bhutaner 239), welche bier auch Bhuteas ode: Bho
tipas genannt find, beten Idole an, und den Dherma Rabj
als ihre Gottheit; fie ſelbſt toͤdten kein Thier, eifen aber das von
andern gefchlachtete Viehz auch Has, von allen Thieren, nur nich
von Tauben (7), Sie wiederholen von Kindedbeinen an Ih
300, 'Kishen Kant Bose 1. &. T. XV. p: 146149.
Hmal., I. OfisOr., Shuten. > 165
Mantra, ober Gebet, das myflife ;, Om ma ni pad me hum“
(nah Schmide’s Erklaͤrung: der Bubdhiſtiſchen Fuͤlle Kleinod
iſt wahrlich in der Padmablume, d. i. Lotos, geoffenbart) u),
Ih Ow anchu (7) iſt der oberfte Gott; Labarem buche, eine
Gottheit dem Indiſchen Rama gleich, wie Cheraji dem Kriſchna,
Dawjitan dem Jagannathas (ſ. v. Bohlen das alte Indien,
I. 86) und Amſumem, dem Sndifhen Chendi. Dies find die
guten Götter; zu den böfen gehört Gonjulaa (?). Außer dies
fen verehren fie unzählige Idole, die wie Jogi (Yogi? Buͤßende?)
figend vorgeftelit find mit 4 emporgehobenen Armen. Das Bolt
macht oft nur den Umgang sum'bie Rempelhaͤufer mit den Ido⸗
len, und fpricht dabei den Sptuch Om ma ni u. ſ. w. Eben fo
machen fie es bei den vielen Gebetmauern (f. oben ©. 146), die
oft von großer Länge erbaut find, eben fo bei ben Gebetfahnen.
Die Gylongs haben 4 Faſttage im Monat; der Wein If.
ihnen auch verboten, fie trinken ihn aber heimlich. Zu ben Thie:
ten, welche bie Bhutaner nad) ihrem Hauptgebot nicht toͤdten fol:
im, gehören auch die Fiſche und das Ungezlefer; doch eſſen fie,
wie geſagt, das Fleiſch, trinken Wein, machen Roſenkraͤnze aus
Knochen, bringen ihren Goͤttern aber keine blutigen Opfer, und
unterfheiden ſich dadurch von den Hindu's, daß fie ſich vor ih⸗
ven Idolen nicht beugen ober niedermerfen, weil fie fagen „bie
Gottheit durchdringe die ganze Natur” (Pantheismus).
Doch fegen fie ihren Idolen Speifen vor; dem einen trodene
Fiſchkͤpfe, denn andern Obſt und Mei, noch andern Thee, dem
Loe ein Schwein, ober fie verbrennen einen Ochſenkopf u. a. m.
Die neugebornen Kinder werden am erflen Tage mit wars,
mım Waffer gewafchen, am nächften Morgen in den kalten Fluß
getaucht, und nachher eben fo die Wöchnerinn. Die Ehen werben
ohne Ceremonie verabredet; die Männer ziehen zu den Weibern
ins Haus, felten umgekehrt. Dee Reihe kann fo viel Weiber
haben als er will; bei den Armen haben oft 4 bie 5: Bruͤder
nut eine Frau; die Kinder gehoͤren dem Aelteſten an. Alfo iſt
bei den, Bhutanern Dolygamte und Polyandıie Es if
kein Verbrechen für den Dann, zugleich mit andern Verwandtin⸗
nen umzugehen (mit der Mutter ausgenommen), unziemlic iſt
es aber, mit einer Schtoefter oder Tochter. Faſt alle Weiber füh: _
von erft ein zügellofes Leben bis zum 2öften oder MOften Jahre,
*o, d. Bohlen bas alte Indien Th. I. ©. 341.
⸗
⸗
166 Hochs Allen, IV. Abſchnitt. $. 78,
ehe fie einen Man nehmen. Alte Frauen haben öfter mit fı
gen Männern Umgang, die dann die Töchter ſtatt der Mut
ehelichen. Iſt dee Dann Älter als feine Frau, fo nennt er
Tochter; iſt er juͤnger, ſo nenne er fie Mutter.
Das Verbrennen ber Todten haben die Gylongs zu bef
gen; bei den Vornehmen werden Todtenfeſte gefeiert, wobei m
Gaſtmale hätt und fi beraufht. In der Nähe von Ta fı
fujon und Punakha find 2 Zutina, d. h. Verbrennen
. otte für die Todten, von Steinmauern erbaut. Die Afche w
in eine Metallurne getban, mit Seide beiegt, in Proceffion ;:
Fluß getragen, ſodann hineingeſtreut, die "Urne mit dem €
denzeug dem Gylong gegeben. Ein Theil des Nachlaſſes w
an die Gylongs vertheilt, auch twerden dieſe mit Thee und R
bewirthet. Auf dem Haufe ber Verflorbenen werden mehrere (
betflaggen errichtet, um die Regeneration des Verftochenen zu
fhleunigen.
Man zähle unter den Bhutanern 15 verfchiedene Teib
deren Häuptlinge ſich Sha und Waa nennen. Auch die D
Radjas, und bie oberfien Staatsbeamten, gehörten zu dem
ben beiden; aber der jegige Deb Radja iſt es auch alß ein- 9
rab, wegen feiner ausgezeichneten Eigentfchaften (?). 1) Der St
Tribus bewohnt das Land um Andipurz 2) der Wa
Tribus das Land um Taffifujon und Walha(?). 3)9
Darab um Parogong; 4) die Shaſheb um Tang
aus denen gegenwärtig der Dherma Rabja regenerirt wird.
Der Togad: Tribus um Togna. Dies find die fünf vor
lichſten; bie andern find: 6) Sen, 7) Kapi und 8) Th
Zeb, von geringerem Range, im Hochgebirge nörblid von 9
nakha und Zaffifujon, mo fie als Hirtenſtaͤmme mit: Ih
Buͤffelheerden leben, welche den Chowri-Schweif geben. 9) 3
Dewa, welche Pan (?), Betel und Branntwein verlaufen; f
Weiber find Freudenmaͤdchen. 10) Die Zongfob, fie find i
gefamt Sclaven (alfo auch bier ein erblicher Sclavenſtand
in Nepal und Kamaun, f. Afin Bd. U. ©. 1047, und o)
&. 1195 von welcher Race fie fepn mögen?). Diefe 5 legt
Tribus wohnen nur in bee Umgebung ber Mefidenzen von No
Bhutan. 11) Der Toto⸗TDribus lebt um Lakhipur, a
im S. W. in den Vorketten;- der 12) Dahbya um Cheme
bil); bie 13) Bagbora und 14) Die in Cherang, a
im S. O. In den Vorbergen. Alle diefe Tribus ober Kaſten fy
Himal., III. Oſt-Gr.) Bhutan, Producte. 167
hm die heilige Formel Om mani u. f. w., und vereheen ben
Dherma Nadia als ihre zum Menſchen geworbene Gottheit. Aus
ßer diefen giebt es Coch Kutch⸗Behor) Rajbanfi (wol Ne⸗
palefen), Muſelmaͤnnet und andere Tribus, zumal in dem
Niederland, jede mit feinem eigenen Stauden, die alle Toleranz
graichen.
Mit den Nachrichten Aber das Clima, bie Produete und
Gewerbe Bhutans machen wir den Beſchluß. Der Blitz 25)
kommt in Bhutan nicht wie in Bengal aus den Wolken hers
abwärts, fondern «x ſteigt von der Erde heraufwaͤrts; man
erkennt dies an den vielen Löchern in ber Erde; wenigſtens be⸗
haupten dies die Einwohner allgemein; denn fehen kann man
dies nicht (29). Auch donnert es nie in Bhutan; bie Wolken
find nie dunkelſchwarz wie in Bengaten, nur feiner, leichter Ne⸗
bei ſchwebt auf den Höhen. Zu Andipur und Punakha iſt
das ganze Fahr Gonnenfchein ‚weil fie fehe Hoch liegen; anders
wärts mindert jenen der Nebel. Aber zu Andipur fteigt die
Sonne am Rage erft fpät Über die nahen Berge ſichtbar hervor;
dech faͤlt an beiden Deten nur felten Schnee, wenn ee auch ſchon
in den andern Gegenden des Landes alljährlich nicht fehlt.
De Aderbau giebt hier Reis, Weisen, Dhemfi (7)
Gerße, Senf, Chenna, Murwa (2) und Indiſches Korn.
Reis med im Monat Affar gefäet, zeift im Albin (Septem⸗
ber) oder Kartik (October); die andern GBetreidearten werben in
dieſem Iepteen Donate gefäet und reifen im Jeyt (2). Die Berg-
gehänge haben Terrafſfencultut. Das DObft der verfchiebenften
Art veift vom Juni bis zum October, wie Pfirſich, Drangen,
Granaten, Limonen, Chouf(?), Aepfel, Wallnüffe, Melonen.
Aber daB eblere Obſt fehlt; nur in Punakha und Anbipur find
ein paar Mangobäume, deren Früchte erft ini September reis
fen (wol diefelben die Turner bort beobachtete, f. oben &. 150),
in Ihargaon, noch tiefer abwärts, iſt ein Jackbaum, und in
ganz Bhutan befinden fid nur 2 Dattelpalmen (?)). In Ans
dipur wieb noch Auderrohe gebaut; auch Rettiche und Tur⸗
nips gedeihen da, bis zur Größe von 10 bis 12 Pfund. Alle
Feldarbeit, außer das Pfluͤgen, wird von den Weibern ver⸗
tichtet. F
. 3%) Kishen Kant Bose l. c. F. KV. r 140.
.2; ebend. P. 146.
168 .- Hoch-Afien. IV. Abfchaitt. $. 70.
Die Waldungen im Tariyani und den Vorbergen find m
‚tere Tagrreifen groß, und beftchen vorzüglich aus Gals, Gif
Sambori: und Sida» Bäumen (ſ. oden ©. 47); erſt tiefer
Lande, im hoͤhern Berglande, fangen die Nadelmälder und F
‚sen an, beten harzreiches Holz auch zu Lampen oder Zadeln bis
Die Hauptproducte Bhutans, welche in den Har
tommen, find Zangun, oder Tanipan Pferde, Leinı
jeuge, Mofhus, Chomeris, oder Kubfhweife, Drangı
Wallnüffe, Manjit (eine rothe Farbe), die fie zu Rung
umfegen gegen Wollenzeuge, grobe Baummollenzeu
Indigo, Sandelholz, Affafdtida, Gewürze, bie
theils in Bhutan verbrauchen, theils nach H'Laſſa fchiden. . 3
felben Producte, mie nach Rungpur, fchiden fie auch nach 9
‚pal und Alfam, dazu noch Steinſalz. Nah H’La
fHiden fie noeh an eigenen Producten: Reit, Weig
Dhemſi⸗Mehl; dagegen nehmen fie von da zuräd: Th
Silber, Gold und Stidereien. Diefe verbrauden fü
‚ihren Tempeln; ben Thee brauchen fie ſelbſt auf, das Sitber
münzen fie mit Blei legiet zu Narainy Rupies. Aus dem
riyani von Coch (Kutch Behor) holen fie Vieh, Schweine, b
Fiſche, Betel, Tabak, grobe Baummollenzeuge. Außer den G
‚vernementsbeamten und deren Dienerfchaft fann Niemand an
einen Handel mit dem Auslande treiben; Leim Bhutaner €
Tangun⸗Stuten, ohne. des Deb Nadja Erlaubniß, aus dem 2
führen ; die Diftrictsbeamten haben das Monopof bed Ha
‚mit Pferden und Leinen⸗Waaren. Vor ber Öefangennehm
‚des Iesten Radja von Kutch⸗Behor gab es im Lande Bhı
keine Münze; ſeitdem aber fchlagen fie mit den zugleich bei
‚fm -Ueberfalle (gb jene im Jahre 1772? f. Afien Bd. IL. S.
erbeuteten Stempeln die Narainy Nupies. Jeder Deb R
veraͤndert aber die Stempel, auch der Dherma Radia prägt
dies aus; un aber Niemand.
Anmerkung, Kiſhen Kant Boſes oͤſtliche Router«s) di
Bhutanz von Bijni über Eherang, Kifhnyei, SHE
gaon, Ehalla, Khodakha nach Anbipur.
Durch biefed Routier wird zum erften male bie Terra
cognita des dftlichen Bhutan, oſtuch von ©. —— Sieifer
263) Routier in. Asiatic, Restarchts lc. Berampere T.
p. 152 — 106. |
Himal., III. Oſt. Gr. Bhutan, BijnisKoute. 169
bie man ſeitdem auf allen Karten eingelvagen ficht, von Suͤden nad
Kor den durchſchnitten, und mit bisher ungenannten Ortſchaften ges
füllt, von denen ſchon in obiger Landesbeſchreibung mehreres beigebracht
it, Hier die Stationen ber Bijni⸗Andipur⸗Straße.
Bowalpara am unten Brahmaputra, ber Britiſche Grenzort
zwiſchen Bengalen und Allam, if dekannt; nordwaͤrts von ihm Licgt
Bijni (Sisni), die Refibenz des Ballit Rarain, und im W., 24
geogr, Meilen fern, liegt Bisjora (Bejura auf Arrowsm. Nap af
Assam), an ber Grenze des Britifhen Territoriums. Nur eine halbe
Stunde im Norden von Bisjora beginnt Bhutan mit dem Territor
von Sidli, das Hier wie alle folgenden zum Gouvernement von Ans
bipur gehört, Rur 2 Beine Stunden im W. von Bijni fepte bie
Karawane über den Ayi⸗Fluß, jeht BO Ellen breitz außer der Regen⸗
zeit burkhgehbar. Im RW. von Bisjora liegt, 2 kleine Meilen fern,
Sidli, die Nefidenz bes Suraj Rarain Radja biefes Diftrictes, Man
iR bier im Riederland, voll hoher Brafung ‚und Buſchwerk; durch weis
he der Weg führt. Aber zur Regenzeit iſt von Sidli bis zu den noͤrd⸗
lid) Gegenden Borketten, wie von Byſakh nad Kartik, kein Durch⸗
gang möglich. Im September brennt man bie Graſung ab; das grobe
Riebgras heißt Khagrah. Das Bufchwerk bleibt immer befchwerlich
bei Sonnenſchein ift darin bie größte Higes Abends plagen die Schwärs
me ber Musquitos Menfchen und Vieh, und in ber Racht zeigen ſich
bie Tiger, Elephanten, Rhinoceroten, Bären, Büffel, Affen, Eher und
anderes Wild.
Bon Sinti Hat man‘ 2 Heine geogr. Meilen (9 Cos) gegen N.
zum Dorfe Bengtolli, mit 4 bis 5 Familien. Im NW. von da
lest Shannah Gendagram, wo eine Partie Bhutaner, aber ohne
Käufer, lebt. Daffeibe Buſchwerk (Jungle) ſetzt fort, body kommen ſchon
enige Sals Bäume vor. Kurz vor Gendagram fegt man durch bem
80 Glen breiten BhursYluß (wol Barally auf Arrowsmith Map
of Assam). Bon da, 2 kleine geogr. Meilen gegen N. W., liegt das
Dorf Zilimjhar, mit 15 bis 30 Kamilien von der Mech⸗-Kaſte (2);
dieſe, obwol mitten im Zaripani, haben bie Gegend um ihr Dorf aufs
gerdumt, und bauen da Reis und Baumwolle, Etwa dreiviertel Stuns
den (1 Eos) im W. von Gendagram festen wir über ben Cham⸗
pamati⸗Fluß, der 20 Sllen breit, ſehr zeißend fließt, doch durchgeh⸗
bar #. Im W. von Ziltmihar, 2% geogr. Meilen (8 Cos), liegt
Kadhubart (Catehnbary auf Arrowsmith Map of Assam), mit 5 ober
6 Bhutaniſchen Haͤuſern, mit wenig Reisfelbern, in Waldung. Bis bas
bin it Niederland, doch fon von Sidli und Biltmijhar höher '
anſteigendes; hier verſchwinden bie Riebgrafungen ganz. Man paſſirt
matiz en Heißt Dalpani. „5
m ®, von Silimibar.no-einga Fluß, fo groß wie ber Ghampas-
168 Hoech⸗Aſien. IV. Abſchnitt. $. 74.
Die Waldungen im Tariyani und den Vorbergen find meh:
rere Tagereiſen groß, und beftchen vorzüglich aus Sal⸗, Sifu⸗
Gambori⸗ und Sida» Bäumen (f. oden S. 47); erſt tiefer im
Lande, im hoͤhern Berglande, fangen die Nadelwaͤlder und Foͤh
ren an, been haczreiches Holz auch zu Rampen oder Kadeln bient
Die Hauptproducte Bhutans, welche in den Hande
kommen, find Tangun, oder Tanipan Pferde, Leinen
zeuge, Moſchus, Chowris, oder Kuhſchweife, Drangen
Wallnüſſe, Manjit (eine rothe Farbe), die fie zu Rungpu
umfegen gegen Wollenzeuge, geobe Baummollenzeuge
Indigo, Sandelpolz, Affafdtida, Gewürze, bie fi
theils in Bhutan verbrauchen, theils nach H'Laſſa fhiden. Die
felden Producte, wie nach Rungpur, ſchicken fie auch nad Ne
‚pal und Alfem, dazu noch Steinſalz. Nah H’Laff
fhiden fie noch an eigenen Probucten: Reis, Weigen
Dhemſi-⸗Mehl; dagegen nehmen fie von da zurüd: Thee
Silber, Gold und Stidereien. Diefe verbrauden fie ir
‚ipren Tempeln; den Thee brauchen fie ſelbſt auf, das Sitber ver
"münzen fi fie mit Blei legirt zu Narainy Rupies. Aus dem Ta
riyani von Coch (Kutch Behor) holen fie Vieh, Schweine, duͤrr
Fiſche, Betel, Tabak, geobe Baummollenzeuge. Außer den Gou
„vernementsbeamten und deren Dienerfchaft kann Niemand ander
einen Handel mit dem Auslande treiben; kein Bhutaner Fan
Tangun⸗-Stuten, ohne, des Deb Nadja Erlaubniß, aus dem Lan
führen; die Diftrictsbeamten haben das Monopof ded Handel
‚mit Pferden und Leinen⸗Waaren. Nor der Öefangennehmun
des letzten Nadja von Kutch⸗Behor gab «6 im Lande Bhuta
keine Muͤnze; ſeitdem aber fchlagen fie mit ben zugleich bei dir
‚Im -Ueberfalle (gb jener im Jahre 17722 f. Afien Bd. II. S.482
erbeuteten Stempeln die ‚Navainy Rupie, Jeder Deb Radj
veraͤndert aber die Stempel, auch der Dherma Rabja in Rr
dies aus; Re aber Niemand.
Anmerkung Kifhen Kant Bofes dftliche Routeren) burı
Bhutanz von Bijni über Eherang, Kifhnyei, Ihar
gaon, Ehalla, Khodakha nad Andbipur.
Durch diefed Routier wirh zum erften male bie Terra in
eognita des dftlihen Bhutan, oͤſtlich von S. Turners Reiferont
363) Routier in Asiatic. ‚Researches L c — T. X\
p. 152 — 156.
9
Himal., HIL Oſt. Or. Bhutan, Bijni⸗Route. 169
bie man ſeitbem auf allen Karten eingetragen fieht, von Süden nad
Rorben durchſchnitten, und mit biöher ungenannten Ortſchaften ges
fült, von denen fchon in obiger Sanbesbefchreibung mehreres beigebracht
ik. Bier bie Stationen ber Biinis AndipursGtraße
Gowalpara am untern Brahmaputra, der Britiſche Grenzort
zwiſchen Bengalen und Alam, if dekanntz nordwaͤrts von ihm liegt
Bijni (Bißni), die Refidenz bes Ballit Narain, und im W., 24
geogr, Meilen fern, liegt Bisjora (Bejura auf Arrowam. Nap af
Assam), an ber Grenze bes Britifchen Territoriums. Nur eine halbe
Stunde im Norden von Bisjora beginnt Bhutan mit dem Territor
von Sidli, das Hier wie alle folgenden zum Gouvernement von Ans
bipur gehört, Nur 2 Heine Stunden im W. von Bijni fete bie
Karawane über den Ayi⸗Fluß, jett 80 Ellen breitz außer der Regen⸗
zeit durchgehbar. Im R. W. von Bisjora liegt, 2 kleine Meilen fern,
Sidli, die Nefidenz bed Suraj Narain Radja diefes Diftrictes, Man
iR bier im Niederland, vol hoher Graſung und Buſchwerk; durch wels
de ber Weg führt. Aber zur Regenzeit ift von Sidli bis zus den noͤrd⸗
lich egenden Vorketten, wie von Byſakh nah Kartik, kein Durch⸗
gang möglich. Im September brennt man bie Graſung ab; das grobe
Riedgras Heißt Khagrah. Das Bufchwerk bleibt immer befchwerlichz
bei Sonnenſchein ift darin bie größte Higes Abends plagen bie Schwärs
me ber Musquitos Menfchen und Vieh, und in ber Nacht zeigen ſich
bie Ziger 1. Stephanten, Rhinoceroten, Baͤren Buͤffel, Affen, Eber und
anderes Wild.
Em Sidli hat man 2 kleine geogr. Meilen (9 Cos) gegen NR.
yum Dorfe Bengtolli, mit 4 bis 5 Familien. Im NW, von ba
legt Shbannah Gendagram, wo eine Partie Bhutaner, aber ohne
Häufer, lebt. Daffelbe Buſchwerk (Jungle) fegt fort, doch kommen ſchon
nie Sal⸗Baͤume vor, Kurz vor Gendagram ſett man durch den
80 Gäen breiten Bhur⸗Fluß (wol Barally auf Arrowsmith Map
of Assam). Bon da, 2 leine geogr. Meilen gegen N. W., Liegt das
Dorf Zilimihar, mit 15 bis 20 Zamilien von ber Mech⸗-Kaſte (9)5
biefe, obwol mitten im Zaripani, haben bie Gegend um ihr Dorf aufs
geräumt, und bauen da Reis und Baumwolle. Etwa dreiviertel Stuns
den (1 Eos) im B. von Gendagram .fegten wir über ben Cham⸗
pamati⸗Fluß, der 20 Ellen breit, ſehr reißend fließt, doch durchgeh⸗
kr #. Im W. von Zilim jhar, 2% geogr. Meilen (8 Cos), Liegt
Kadhubari (Catehubary auf Arrowsmith Map of Assam), mit 5 ober
6 Bhateniſchen Hähfern, mit wenig Meisfeldern, in Waldung. Bis das
Hin IE Niederland, doch ſchon von Sidli und Zilimjhar höher "
anfteigendess hier verſchwinden bie Riedgrafungen ganz. Man paffixt
m B. von Zilim jhar noch einen Fluß, ſo ide wis ber Shampas
matiz eu heißt Dalpani. a Ya
—⸗
— — —
Zu‘
Hoch⸗ Aſien. IV. Abſchaitt. 5.74.
Bon Kachubari kommt man, nad) Q Meinen geogr. Meil.
Pakkihagga, einem großen Stein, ber an ber Geite bes Fluſſes Ei
an deſſen Ufer, vol Sal⸗Waldung, der Weg. über bie erfien, n
dern Berge der Vortetten hinanfſteigt. 3 "
-Auffteigen ve Vorketten zur Bergiandfgaft
Nur Dreiviertelftunden von Kachubari fegten wir, fagt Kif
über den SarabhangasFluß, 80 Ellen breit, ſehr zeißend, aber bu
gehbar, wie alle früher genannten, bie Regenzeit ausgenommen.
Norden, 24 geogr. Meil. (8 Eos), vom Stein Pakkühagga, liegt
Berg Biffusfind, wo bie Winterreſidenz bes Subad. von @
rangz doch ift kein Dorf ba, und ber Weg geht nur über nied
Berge duch Sal⸗Waͤlderz ex Überfegt drei Klüßhen Im N
von Biffnsfing, an 5 geogr. Meil. (16 &o8) entfernt, liegt D'
Ieng, wo das Haus eines Bhutaners ſteht; bis dahin fehlen bie 2
fer; aber das Land weiter gegen Wet ift bewohnt und Liefert die !
träge. Man überfteigt einen ſehr hohen Berg der Vorkette; er t
Kamli fulla, von feiner Höhe exblicdt man noch zum lehten ı
den Spiegel bed Brahmaputra, und bie Garrow⸗Berge
beuttich. Der Paß ift für Saumpferde noch gangbar, doch kaum
Elle breit, dis Brüden fehlen hier. Die Bergsipfel find kahl, ihr
und Gehänge bewachſen.
24 geogr. Meilen im W. von Dubleng liegt Sherang,
‚Sommerrefidenz bes Subah von Eherang, bie man fon von &
leng aus fehen kann. Man bat nach ber erften Wiertelftunde einen 2
auf einer Holzbrüde gu paſſiren. Dann fängt auf dem Berglande
Fichtenwaldung an vorherrfchend cf. oben S. 143) zu werden;
fparfam wachſen noch andere Baͤume dazwiſchen. Die Bergwege
für Saumthiere gangbar und führen nicht ſehr Hoch, an wenigen zerſt
ten Häufern vorüber. Auch Eherang ift kein Dorf, fondern nur
Steinhaus von Mauern umgeben, nach Art ber Bhutaner Refidenzer
Im NR. von Sherang, nur 3 geogt, Meilen Weges (10
weit, Hegt Majang, deſſen directe Diftang nur 3 Cos beträgt,
man es benn auch ganz nahe erblidt. Dennoch brachten wir don €
nenaufgang bis 3 Uhr. Rachmittags darauf zu, es gu erreichen, wi
der Berge und Bäche, die zu umwegen nöthigen. Während des gaı
Tagemarſches zeigte fich Fein Haus, kein bebauter Ader, eine Gut
Wajang iſt ein Dorf von 7 bis 8 Familien in Häufern bon Erdi
den wohnend, weil ihnen nicht erlaubt wirb, Stein haͤuſer zu erbauen
Bon Majang, 24 geogr. Meilen gegen R.O., liegt daraſ
wo nur ein Haus am Bergabhange Liegt, unter welchem ber Yu
"Muffu Fluß vorüberfirömt (gegen Süd); derſelbe, weicher vom *
den herabbommt von Punakha und Andipur. Wir zogen an
Himal., II. Oſt⸗Gr., Bhutan, Bijni⸗Route. 171
nem linken Ufer (dem oſtlichen) hin, und bärten in ber Tiefe ſein Toſen,
obwol wir ihn nicht fehen Tonnten. Außer Fichten fahen wir keine Baͤu⸗
me, bie Berggipfel waren ganz kahl, ber Weg immer an Aeläpräcipicen
hin, ſehr fchlecht, nur fuͤr Bergklepper gangbar; die tiefen Thaͤler fols
len noch für Elephanten gangbar ſeyn. Won Sonnenaufgang brauchte
man bi 3 Uhr Racdmittags, um Haraffu gu erreichens zur rechten
Beite blieb uns ein Fehr Hoher Berg Tiegen.
Bon da.25 geogr. Meilen gegen N.. bu Kifhnyel, wo cm
einzeiner Shutidar feinen Sig hat; um dahin zu gelangen muß mar
einen Fluß auf einer Holzbruͤcke Aberfegens Häufer am Wege febhlenz
bed; iſt dieſer beſſer als ber gehrige, für Pferde wie für Elephanten
geeignet; um 2 Uhr war die Station erreicht.
Bon Kiſhnyei gegen W. find 3 geoge, Meilen (10 Gos) bie
Ihargaon, durch ddes fehr fleil aufſteigendes Gebirgsland, ohne Woh⸗
aungen. Man überfegt 3 kleine Fluͤſſe und einen groͤßern auf einer
Holzbruͤcke, erreicht aber erſt um 5 Uhr bie Station, wo nur ein Haus
für den Gouverneur (Pilo) und feine Sclaven, die etwas Reis bauen.
Ben Jhargaon geht, wie den vorigen Zagemarfch, der Weg im⸗
mer am linken Ufer des Puſſu Muſſu Klufies bin, wenn ſchon in eints
gem Abflande von ihm. Nah 34 geogr. Meilen gegen W. erreicht man
das Dorf Challa, mit 8 bis 10 Zamitien, wo ſich weites‘ Ackerland
gegen 5.5, ausbreitet. Auch iſt auf dem Wege bis dahin ſchon einiger
Anbau und ein Dorf. -
Bon Challa find 3 geogr. Meilen gegen N, [7 Khodakha,
dr Gommervefideng‘ des Gouverneurs von Andipur. Es iſt ein Dorf
von 60 Häufern, nebft Kiöftern und einem Fort. Die Cultur umber
iR nur gering, weil die Kätte den Reis nicht zur Reife kommen läßt.
Der Weg fteigt dahin immerfort bergan, und führt uͤber mehrere Holz⸗
brädn zu ber Hohen Plateauform auf welcher Khodakha erbaut iſt.
Bon ie erbliet man ſchon das Bort Andipur gegen Wet, das nm -
3 geogr, Meilen von da entfernt Uegt. Gteigt man. den Berg hinab,
fo wird nun der Strom und bie Stadt Andipur fidhtbarz ber Weg
geht inner fehe ſteil, kaum für Vieh gangbar, bergan, und bidyt vor der
Statt paffirt man den Fluß Puſſu Muffe Cd, i. Pa⸗tſchieu⸗
Ma⸗tſchien, unterhalb Ehaanstfchiew, bei Turner). — Die Lage
und die äbrigen Wechältnfffe dieſer Feſte find ſchon aus dem Borherge⸗
beiden hinlaͤnglich bekannt.
172 HochAſlen. IV. Abfhnic, 6.75. -
IJ 8. 7.
Erläuterung 2.
dĩ ⸗ibe das Plateauland des großen Varu Dyangbo
oder das eigentliche Tuͤbet.
Der Geographie dieſes großen Erdſtrichs (f. Afien Bo
S. 587), im Sinne unſerer Erdkunde, welche auf Anſchai
amd Beabachtung beruhen foll, aus welcher Verhaͤltniſſe bei
treten können, die nicht Wortkram, fondern ben Caufaszuf
menbang geographifcher Erfheinungen darzulegen
mögen, ſtellen fi noch faft unüberwindliche Schwierigkeiten
gegen, da bis jest von Ausländern faſt nur Chinefen und !
fionate, die Leine Beobachter jener Verhaͤltniſfe waren, das
betiſche Hochland durchzogen haben, und die Dokumente der
heimifchen, der Tuͤbeter nämlich, den Europäern, wegen gr
Unkenntniß ihrer Sprache und Literatur noch faſt gänzlich
verfiändlich geblieben find. Es werden uns daher faſt nu
anfhauungsleeren Abftractionen und MNomenclaturen, fo wie
leider verzettte, nur zu ſehr überfülte Landkartenbild aus ı
micht wenig wort: und bändereichen Literatur zur Compilo
übrig bleiben, mit den magern Notizen ſehr tveniger der gen:
ten Berichterſtatter. Kämen uns nicht die Daten der Geſch
der Ethnograpbie, der Probuctionen des Handels und Berl
zu Huͤlfe, belehtte uns nicht die Analogie ber Nachbar
biete uͤber das Tübetifhe Hochland, wir würden uns bei
‚ moftifhen Dunkel und der vielfach entftellenden Zabel, bie fei
nem Jahrtaufend Aber demfelben ſchwebte, kaum in feine 9
hineinwagen. Thun wir dies dennoch, fo wird ung, wenn {
nach dent beiten Quellen, die wir aus frühern Angaben (f.
Bd. U. S. 434 — 481) ſchon kennen, das wichtigere Refultat
noch oft unter. den Händen, wie ein’ Traum in Nebel, verſch
den, und manches, was Wahrheit ſeyn follte Fabel und Srrt
bleiben, bi6 wenn auch nur wenige in Europaͤiſcher Naturwi
ſchaft erfahrene Beobachter und Reiſende (als Sprachforſche
Cſoma be Koeroes bekannt, ſ. Aſien Bd. IL. ©. 584)
ſeltſame Land, das noch keiner derſelben geſehen bat, in einge
Richtungen, nach den verſchiedenen Himmelögegenden mit Sc
Wi und Emſigkeit durchkreuzt haben werben,
Bon den heiligen Doppel:Seen am Kallafa,
Indus, Banges und Dzangbo tfu Quellen einı
J
Himal., M. Oſt⸗Gr. Tuͤbet, Ueberſicht. 173
ganz benachbart liegen (f. Aſien Bd. II. S. 474, 664, 736), zieht
fich das Hohe Plateauland Oſt⸗Tuübets (f. ebend. S. 591)
bin, zwiſchen den Gebirgsſyſtemen des Kuenlun im Norben,
dee dort Nord⸗Tuͤbetiſche von Suͤd⸗Turkiſchen Völkern und Zins
dern ſcheidet (ebend. S. 410), und beim Nepal: Öhutans
Afam: Himalaya an feiner Sübfeite, bdis zu den geoßeii
Schnergebirgen am Khu⸗khu⸗Nor in Sifan und den
Chineſiſchen Grenzprovinzen Szuͤtſchuan und Dunnan.
Es wird zwiſchen dieſen ſeinen nördlichen und Judlichen
Grenzketten, ben Zten und Ateü großen Gebirge: Spftemen,
als die dritte fühlichfte jener drei Hohen Mittel Ebenen
Centratl:Afiens (ebend. &.409) eingefchloffen, In mehr als
doppelter Länge von W. nach D. (zwiſchen 99'bis 114°, „Bis
116° D.2. v. Zero), als Beelte, von S. nah N. zwiſchen 28°
dis 32° und 36° N.Br.,. nimmt «8 einen ungeheuern, noch tin:
gemeffenen Zlächentaum des erhabenften Plateaulandes, In. deſſen
füböffichfter Haͤlfte, in der Richtung der größten Axenanſchwel—
lung des Ganzen ein (f. Afien Bd. II. S. 408 und Bd. J. S. 45).
Aber diefer Raum iſt durch viele, jenen beiden Hauptgebirgs-Sy⸗
ſtemen untergeordnete, größtentheild parallele, oder nad)
OR hin divergirende Gebirgszüge gegliebert, welche eben⸗
falls vocherrſchend, wie ber Lauf der zwiſchen ihnen in ben Län:
genthälern Fortziehenden Plateauftröme , ihr Hauptflreihen yon
D. gegen D. haben, mie jene. Seine große Breite, welche wir
ſchon oben beitäufig mit der von ganz Deutfchland verglichen,’ iſt
durch diefe Nebenketten wie durch fo manche andere Nebengrüp⸗
pen vielfach verengt und gefüllt, und. daher keineswegs als ein⸗
einfoͤrmige, ebene Fläche zu, betrachten, fondern voll relativer Ober:
flͤchenwichſel. Ihre Längenthäler find auch nicht etwa genau ges
nommen jenen ‚hohen Längenthälern zwifchen ber weſtlichen und
oflihen Andeskette, wie AL v. Humboldtgezeigt hat (f. Aſien
Dt. IL. S. 413), zu vergleichen. Sin allgemeinen wird aber dies
fer Raum durch einm vocherefhenden mittleren Haupt:
zug don Gebirgsketten, der zwifhen H’Laffa und. dem
Zengri:Nor von W. nah D. durchziehend, im W. diefes
End, Gangdis ri (Oneouta), wo er ſich nämlih weftwärts
dem Rallafa zum Manafarowara anſchließt (f. Aſien Bb. IL
©. 506, 414), dagegen im Oſten bes Tengri⸗Not aber
DjangsBebirg heißt, in eine nördliche und eine (Adliche
done von PlateausLandfchaften getheilt, von denen jene
ie ei
—38
176 Hoch⸗Aſien. IV. Abſchnitt. $. 75.
Hünter⸗Tüſdet (Tubet ulterier) genannt haben. Sie reid
ſabweſtwaͤrrs bis Nia ima oder Ngialam, d. i. Kutk (f. o!
S. 9), alſo an die Nepaleſiſchen Landſchaften; im Weſten en
bet 2e) fie aber an den Queltlen des großen Tuͤbetiſche
Stromes, der Yaru IZzanabo tfin (Yaro Dyangbo tfu ob:
a beißt.
Dee: So re tiv- Name Peu⸗U⸗ Mans, wie if Dat
Def ideri dor mehr als“ 100 Jahren, ber dieſes game Land vo
Wei nach⸗Oſſt/ von Leh dis SS’ Laffa (f. Afien Bo. II. €
494), durchwandert hatte, ganz richtig mitteilt, iſt alfo kein aı
. dere als Wet (Out) und Zzang, wie er feit der Dpnaftie, di
Mind; %-i. nach dee Mongoienvertreibung aus China in G
brauch kam, und auch in der neueften Ehineſiſchen Geograph
Tuͤbets, dem Weltfang thou hy?) (f. Afien Bd. 11. S. 47:
wiederholt iſt. Er iſt ferner: identiſch mit dem Namen Si
u... die Geographie von Tuͤbet bezeichn
(Sa, d. i. ber Weſten, Siyn ber Weſtlaͤnder, ſ. Alten Bb.
©. 208). = Gebrauch gekommen iſt dieſer Name ſeit dem Sch
veneſchiuß mit den Chineſen im-Zahre 821 n. Chr. Geb., bur
weicher Tuͤbet feinen Tridut regelmäßig an China zuſicherte. D:
Ehinefifhe Geſandte traf den König dee Thu⸗pho (d. i. der Ti
beter) in feinem Sommerlager am Siafie Men Ein. In 8) (d
aite Name fuͤr den jegigen Zzangebo, Dzangbo ober Zzang:tſi
Rh Muß Zzang oder Beahmaputra Tuͤdets). Daher erhielt fei
dem das Land im Weſt diefes nun bei den Chinefen Zzang g
wanuten Stromes ben Namen Si⸗Zzanz, das Land. Im Mefte
en Stone. :: :
"Dee MRume: Peueu⸗f ang würde die vonſt ͤnbigſt e B
— fir Tuͤbet genannt werden muͤſſen, wenn xsnicht ir
-Dften von Zzang und Wei, oder den Provinzen zu dene
Jeſhu Lunibu: und H’Loffa gehoͤrer, noch eine dritte Täbetifd
Laupſchaft ſich vdtfaͤnde, did unmittelbar an China anſtoßend
alſo die aͤ ſt INchſt e / welche Ke?ham ) Heißt, und nicht zu HEaff
ober del, db ·doch zu Tobet gehoͤrt. Sie liegt nAmli im Oſte
Deo Felt 824: ſo gotantiter Si⸗fang (Si⸗ Dzaug), deffen Betrrohn
num. auch. bie weinen —— Ge oteidähtsu
— . .r \
»e*) Weitsang * * ou Description da Tabet. die — p, "Hy
cinthe Edit. p. Klaproth etc. Paris 1831. 8. p. 14 Not. 1.
“r, Wei tsyng thou chy ed. ’Kläproth < c. p- 24, 39. , I een
733. 0) ebend. p.’14: Not. 'p 16
Himal. TI. Oſt⸗Gr., Tübet, Namen. 177
Im Gegenſatz der Bewohner von Keham, bie Oſt⸗Tuͤbeter
(Tub. orientaux) genannt werben, welche in den fruͤhern Jabr⸗
hunderten, in noch weitem Sinne auch mit zu ben Tufan
und Tupho gerechnet find.” Denn bie Tufan, felbft die Tangut
dee frähern Zeit, werden zu ben Tuͤbetern gerechnet, erhalten
a8 Gebirgsbewohner wieder einen andern gemeinfamen Namen,
den de Khiang, und follen die Stammverwanbten der Miao
nr San Miao feyn, ‚die wie ſchon oben bis zum Hoang⸗ho
feanen lernten (f. Afien Bd. 1. &. 192). Diefes Kham, fagt
Pat. Deſideri 70), iſt aber jene große Provinz, von ber ‚man
gegen Nord nach Eining (Afien Bd. J. ©. 172) geht; fie ift
von den Tartaren durch impractleable Gebirge gefchieden, fo daß
man im DOften ber großen Wüfte den Weg dahin fuchen muf,
Bur Zeit der größten Religionsverfolgung und Verwuͤſtung in
Tuͤbet, Anfang des X. Jahrh., wird das wilde Gebirgeland dies
ſes.K?ham als das Afyi?!) gepriefen, in welches die wenigen
fommen Buddhadiener dee damaligen Zeit mit. ihrer geringen
Habe, zumal Gebetbüchern und heiligen Scheiften,, fich retteten,
und alerdings bilbet es bie vermitzelnde Provinz zwiſchen
dem elgentlichen Tuͤbet, Tangut und China.
Dies führt uns zu der allgemeinern nnd gegenwärtig allein
befimmtihern, aus dem Dften herſtammenden Benennung von
Tibet, oder Tuͤbet, je nach den verfchlebenen Schreibarten vers’
ſchiedener Zeiten und Völker. Schon oben wurde angeführt, daß
Ekifi unter den Orientalen fehr frühe (1154) ſchon Tobhat
ſchreibt (f. Afin Web. I. ©. 424), daß diefer Name aber ben
unmittelbaren Nachbarn der Tübeter und manchen unter ihnen
felbR ganz unbekannt geblieben war (ebend. &. 529), daher wol
die Berfuhe den Namen ans Etymologien oder Verdrehungen
der Ausländer, wie der Araber oder Miffionare, herleiten zu wol⸗
Im. Die Chinefifchen Annalen ſchreiben ihn aber urſpruͤnglich
dem Tuͤbetern feibft zu, und fegen ihn in Verbindung meit ber
Gründung bes Reiches ber Tu fan, oder Thufan, in dem VIL
Jahth, das gegen N,D. durch ganz Khukhu⸗Nor und Tangut
66 Sining und Ninghia am Hoangsho reichte (f. Aſien Bd. I.
©. 174, 176, 103, 203 u. a. ©). Der Gründer dieſes Reiches,
nun : } u , t
a * Desideri an etc, 2 — Dur - Zn — un
SC. anan etfen + d, Mongolen, Neberſ. v.
Egmt ©. 51 Kit a6 ie Seſch 2,
Ritter Exhkunde IV. | M -
I
"
— —
178 Hoch⸗Aſien. IV. Abſchnitt. 5. 75:
Ger Anfang des VII. Jahrh. am Weſtufer des Stromes
pusthuan (and) ein Name des Zzangdo⸗Stromes Im Si
von H’Laffa) wohnte, nannte fein Reich feibft Thu⸗fa,
Khpu:pbo 27), was fpätechin, fagt der Annaliſt, faͤlſchlick
Thufan verdreht wurde (weil fan in einer veraͤchttichen Ni
bedeutung fo viel als Fremdling bedeutet). -
Seitdem blieb ihnen diefer Name Thu⸗phoz er wurde
tee auch wol auf die nordoͤſtlichern Tangut übertragen, unt
hauptete fih während der Zeit der Tſchingiskhaniden wie
Ming 7), wo daſſelbe Thusfan und Thuspho, oder Thu
gleichbedeutend mit Küber gebraucht wird. Die Chinefen fi
ben, fagt Ab. Remufar?*), diefen Namen mit zwei Char
zen, welche jene doppelte Lesart zulaffen (wie Thasta und ‘
tbe v. a. m.). Aus Thuspo iſt ſeitdem bei den Auslär
duch die Namenvetdeehung, welche durch Mongolen allge
wurde, Toͤboͤt, auh Tuͤbet, Kobut, Tebet, Tibet ent
den. In Sfanangs Mongolifhen Annalen, welche im zu
Abſchnitt die Tuͤbetiſche Geſchichte enthalten, wird das Land
mer Tüber gefchrieben, in des Tuͤbetiſchen Hiſtorie des Bo
möe 75) aber Toͤbot. Die Sefuiten: Miffionare baben
Schreibart Fiber eingeführt, bie neueſte Chinefifhe Geogr.
bat Tübet beibehalten, dee auch wir gefolgt find, weil fir
dee urfprünglichen Thu=spo am meiften nähert.
- Ein befonders zu merkender Name für den nöcblichen £
ſtrich Tuͤbets, der fi) noch weniger beſtimmt begrenzen läßt
der füdliche, und den wie oben unter dem Ausdrud Kat
oder Khor⸗Katſchi, zuſammengefaßt haben, ift für beffen ı
weftlichen Theil Nga⸗r i 76); ber in ber Tübelifchen Geld
fehr Häufig ale das AfyI’7) ber vertriebenen Tübetifchen 5
zen und Slüchtlinge, gegen den Norden bin, erwähnt
Sansfang heißt das Land um die Quellen bes großen Dzar
Ueberſteigt man von hier ſuͤdwaͤrts die Gebirge Mersta, Th:
la über Hiegas (dem Nepatefen Himalaya, wo Hiegar
31%) Wei thsang thon chy 1. c. p. 26. 19) ebend. p. 37, 3
70) Ab. Remusat Recherches sur les Langues Tartarcı. Pa
1820. T. 1. p.391; deſſ. Nouvelles Melanges Asiat. 1829.
. 189. ”e) &fanang Sfetfen Geſch. d. — Uebe:
. J. Schmidt: Petersb. 1829. 4. p. FIN. 11. p. 30 ıc.
70) Wei tsang thon chy ei. Klaprotlı 1. c. p. 42, 165.
— een Sfetfen 1. c. p. 44, 51, 89.
\ —
Himal,, II. Oſt⸗Sr., Tuͤbet, Namen. 170
Hiekar die Sauptpaffage bezeichnet), fo komme man nach
Gnialam, d. i. Kuti (f. oben S. 92). Ueberfleigt man aber
von Sansfang, gegen den Norden, das Gebirge Gängtes,
bi Gangdis⸗ri, fo kommt man nad Nga⸗ri, was, nach
Klaproth, fo viel als großes. Gebirge. Heißt. Mit diefem
Ramen wird ein fehe weites Gebiet im N.W. von H’Laffa
und Teſhu Lumbu (alſo von Wei und Zzang) bezeichnet, wel⸗
ches nebft der beitten .Kham, als die Ate Provinz von Tuͤ⸗
bet, in der Chineſiſchen Geographie Tuͤbets aufgeführt if. ES
grenze dieſes Nga⸗ri, heißt es darin, an bie beiden Tribns der
katak (Beh oder Ladakh) und Gugu⸗dze. Obwol diefe
Inte uns wubefannt tft, fo ergiebt fi doch aus biefer Beſtim⸗
mung, daß Nga⸗ri, jenen großen unbelannteren Lanbfiric des
boden Plateaulandes einnehmen muß, welcher zwiſchen Ladakh
und dem eigentlichen Tuͤbet, und nordwaͤrts von dieſem liegt.
Einen Begriff feiner außerordentlichen Ausdehnung: gegen W. von
Peking giebt die Chinefifche Geographie?) dadurch, baß fie fagt,
Nyazi nege über BIO geogr. Weiten (14000 Ki, hiee 250 Li auf
einem Gtad gerechnet) entfernt von der Capitale bed Reiches.
Dam gehören dre i Provinzen, daher es bei Sfanang immer
die dei Nga⸗ri Heißt. Naͤmlich 1) dee uns bekannte ſuͤdlichſte
Diſtrict von Kaklakhot (f. Aſien Bb. IL S. 527, wozu auch das
uichlihe Yumila, nämlich Purang genannt, gehört, f. Grimme
Kar), der Rga⸗eri Bonrang oder auch Purang (f. oben
6.7) ya. Dann 2) das uns bekannte Plateanland von.
Una Defa und Gertope, NRga⸗riSankar genannt, und 8) im
ND, von da ein weiter, uns noch unbekannter, ſehr wuͤſter Lande
fig, Aga⸗ri Tamo. Diefe Eintheitung war fon. ben Gas
puciner Miffionaren 9) genau befannt; Klaptoth hat fie auf feis
at Carte centrale de l’Asie eingetragen. Noch giebt es ein von
Zübet abhängige Ngari⸗jo ngar, gegen VYatkend bin, was.fo
diel als Laud der Dfungaren heißt, weiches zwiſchen Varkend
und Taͤbet paffirt werden muß. Darkend hieß zu P. Defideris
Beit, als unabhängiger, eigener Staat bei den Tuͤbetern, bie ſich
daſelbſt rtabfirt hatten, Jongar inlh, der Dzongaten Staat.
Der einzige Europäifche Reiſende, welcher biefen unbekann⸗
teſten Zuͤbetiſchen Landſtrich von W. gegen O., von Lech bis
—— \
’) We thouchy 1. c. p. 266. 7») P, Georgi Alphabet
Tibet, pe 47, — Pi rgl
te -
m
"
180 Hoch- Aſlen IV. Abſchuitt. 5.75:
H'Laffa, durchzogen hat,:ift ber Pater H, Defidert Er
brauchte 7 volle Monate, um biefe Entdedungsreife zuruͤckzuleg
welches vom 17. Auguſt: 1715 bis zum 18. März 1716 auch
ſchahe 200), 100 er nach ben geößten Beſchwerden diefes Marſch
weile ihm Schnee, Eis, Kälte und Gebirge entgegenfl
ten, in die Hauptſtadt H’Lafia eintrat (f. Aſien Bd. II. ©. :
1c.). Leider bat der Pater Miffionar Leine nähere Beſchreibr
biefee Route mitgetheilt, nur im Xligemeinen feinen Weg fo
gegeben 81), Bon Leh geht man erſt zwei Donate lang o
befchwerliche Gebirge gegen Oft, jeden Tag -8 Lieues (30 auf
gerechnet) als Tagemarfch, gegen O. NO., bis zum großen Def
worunter er überall unbewohntes Land, fey es bergig oder ei
verſteht. In dieſem Defert wendet man fich gegen Norden,
Tage lang, bis. Ngari⸗Jongar (Diungaren Land); in die
Defert findet man fehr große Berge (?), Dann wendet man
gegen Dit, etwa 2 Monat guten Wege, 12 Stunden täglich
ruͤcklegend. Am Ende diefer -Zeit iſt man an der Grenze
dritten Tübet, wo die Route ſich gegen Süd zu neigen
ginnt. Karthoa (ob Kor, K'hor? doch bemerkte der Pe
ausdruͤcklich, daß ihm der Ländername Gor oder Kor unbeka
ſey) liegt am Anfange biefes Ngaris Songar, Hier in Kartt
wie zu Noari:Fongar, liegen (oder Tagen zu P. Defii
vis Zeit) Züberifche Sarnifonen, um die Päffe zu vercheidig
es waren alfo wol die Grenzflädte, weile damals Nga⸗
Grenze gegen N. und N. W. zu vertheidigen hatten. . Bon
kommt man in 16 Tagen nad Ngazri, dann in 18 Tag
gegen Oft, nad) Rethoa (2); von da gegen Dft, in 10 bis
Tagen, zum Anfange der Wohnungen, und in 30 Te
reifen, gegen S. S. O., nah H' Laſſa. — Wahrſcheinlich ift t
die Route, welche der Pater felbft zurückgelegt hatte. — Dies
aber auch Alles, was wir zur Zeit über biefe Gegenden kenn
und wir fügen nur noch die Motiz des P. Defideri über
dort wohnenden Sopo hinzu. , So Werden in. Tübetifcher Sp
che, fagt er, bie .Zataren im S.D. von Songar:Sembo genan
Dies Wort, ſagt Klaproth, iſt aber identifh mit.Sogh=to
mit den Sof, Sok-bo, f. Afien Bb. II. S. 394, 562, wel
280) P. Desideri -Lettre etc. 1. in Lettres Edif. Nourv. Edit. P:
1781. T. XII. p. 445. st) P, H. Desideri Notes sur le 1
bet rec. N. Delisie in Nouv. Journ. Asiat, T. VIII. p. 119, 12
*?2) P. H. Desideri 1. c. p. 118. Not. v. Klaprothi. .
-
ür
‚ I OſtEt, Tüber, Namen. 181
meifch mie den Khor Cebend, &, 410) Hatten,
hner von Yarkend wurden in Gertope aud)
t, ein Name den im Bodhimoͤr überhaupt die
dorden von Tübet ganz allgemein erhaften,
Bewohner von Weideländern fhabi-
‚ womit die Tuͤbetet jene Mittel-Afiaten benen-
vie mit Nomaden. Auch heißen fie Ghia-
a ber Wiefen (von Sogh die Wieſen, z. B.
id dieſelben Zur Tribus, welche wir aus frü—
die. Horeishoei der Chinefen und Mongolen
jeißt auch alles Weideland im Norden von Tür:
(Pays des prai:ies), und iſt identliſch mit un:
teppe. Es find alſo womadifhe Step:
dahet jene Bewohner von NgastisJongae
Fongar loulh heißen, was nichts anders iſt,
die Steppenbewohnger, und Defiberis
als Steppe. Gollten jene Tatarifhen Hir—
Kener am Tſchamalari, als dem aͤußerſten
detafchirten Dortrabe mit ihren Val: Deerden
ihm Dutba**) genannt wurden, aud) zu jes
hören? oder vielleicht zu jenen, weit oͤſtlichern
Nachbarn der barbarifhen H’Lotba, von’ de:
die Rede feyn wird? da P. Defiberi ſagt,
Part bis Khu—khu⸗Nor ausdehnten, ſ. im:
ke nicht hinreichend unterrichtet, um uͤberall den
elcher zwiſchen jenen Sok=bo, wahrſcheinlich
den Hor, wahrſcheinlich altturkifhe Stämme,
adter, Statt finder, feft zu halten. Aus Moor
aus Eafhmir, 8. Febr. 1823, isenen wir,
n jenen Hor, die er Thor⸗po nennt, ein Als
"Hatte, daß er mit 14 andern an die Calcutta
, Er ſchreibt dabei: Thor mit dem Zufas
czeichnet Tatatiſche Raçen, bie ein Band-an ber
ibets bewohnen follen, nahe den Quellen bes
‚Stromes, das von ba bid zu dee Grenze von
u "r, |
vey in Asiatic. Resesrches T. XV. p. 3785 Sſa⸗
— MB. "Dir:
a. 105 in Asiotic, Journ. 1826. Vol. XM.
183 Hoch⸗Aſien. IV. Abſchnitt. $. 75.
Khotan, und auf ber N.O. Seite von der Commercialſtraße
fhen H’Laffa dis Siningfu reiche. Dies Volk if von
Sok⸗bo verſchieden; fie feyen, meint Moorcroft, vieleicht
Zweig dee Deloͤth; ihre Schrift fahe der der Chinefen aͤhn
In Sfanang Gfetien Annalen werden unter Hor 286)
Bede Hor, Mongolen verftanden. Solche Namen dehnen
geographifch noch viel weiter oſtwaͤrts auch bis A’hams aus,
die Stade Sogh⸗dzung und der Fluß Soghet ſin ihre
nennungen von demſelben Steppenlande haben. Aus der B
kerungsoweiſe dieſer Landſchaft Nga⸗ri wird es begreiflich, v
Pat. Defideri in feine Briefe fagse 7), die Landfchaften &
dritten Tuͤbdet find den Einfähen der Tartaren ſehr autg
welche ihre Grenznachdarn, nämlich im N. W., fin. Im S
don Tuͤbet, alfo zunaͤchſt an Keh am, an deſſen Grenze wir |
oben den Paffageort Tſiamdo, als den Schläffel zu
bet, ein Trivium von jener Seite ber bezeichneten (f. Afien B
©, 415), floßen unmittelbar die Landfchaften Katſchi und I
khu⸗Nor, welche unter dem allgemeinen Namen Zangut b
fen find, ber auch einen Zweig Tübetiſcher Voͤlker bezei
Denn die Kangsbiang®), ein urfprünglich Täberifches !
das eine glänzende hifkorifche Rolle gefpielt, erhielten auch dur
Mongolen erſt den verdichten Ramen Tangut, indem dieſe
Tang, flatt des hiaug oder Khlang, das Beichen des $
goliſchen Pluralis anhingen, woraus Tangut wurde, Diefe |
ſchaften Katſchi und Khusthu:R or liegen zwifchen jenem 2
(d.1. Steppe) im N.W., und China im &.D. und D., und fin
wilder Gebirgemaſſe bededit. Um in diefer Richtung, von Hye
ans hindurchzudringen, bie nad Sining (ſ. Aſien Bo I. S.
dem Schluͤſſel zwiſchen Khu⸗khu⸗Nor und Nord⸗China,
man nah P. Deſideri nur zweierlei Wege) nel
Auf dem einen, der durch unbewohnte Gegenben führt, bı
man, nad feiner Erforfhung, 4 Monate Zeit, auf dem 3
Gen ber weiter im Nordweſt ducch den Defest, d. i. die S
führt, die er direct durcchfehneidet, find nur 3 Monat x
Dies iſt vorläufig hinreichend, um biefe Localitaͤt mit früher
betsachteten in Verbindung zu fegen. Geht man aber d
' 900) Ofanang € Sfetfen Geld. b, Mongolen 6. ‚Shmitt ©. 339 u
07) Lettres Edifiantes 1. c. T. Xil. p. 44 se) Ab. Re
Nour. Melanges Asiat. 1829. T. I. p. 180. °)» P. D:
Asiet. T. 120.
‚ IL Oſt⸗Gr., Tüber, Namen. 183
t Tfiambo, gegen OR nah China, fo em
em nun nicht mehr ganz unbdelannt gebliche-
mn Bd. U. S. 481) zunaͤchſt die Provinz Szuͤ⸗
sChina, und ihre erſte Capitale Tſchhing⸗
ſer letztern, der großen mit Stationen einge⸗
aße, beſitzen wir den einzigen Chineſi—
icht. Von jenen Nordwegen durch Khu⸗
wir nur den ſehr kurzen Bericht des Pater
bet erhalten (f. Aſien Bd. U. ©. 451, Bd. L
paar Routiers ber Lama:Reifen von
iming, ferner jened Mepatsfifche Routier, befs
ze aus der Ueberfleigung des Nepaleſiſchen His
en (f. oben S. 89), Pater Gruber fcheint
j durch die Steppe, bie ee Toktokai nennt,
en, weil er nur 3 Monate Zeit gebrauchtes;
er von Sining aus am Khu⸗khu⸗Nor,
hen Meere vergleicht, hinzog, dann aber ſich
mehr und mehr entfernend, in das faſt wuͤſte
eintrat (Desertum Kalinak bei A. Kircher) U),
Wuͤſtenei halber, fi auch keiner ber Nachbar
entlang an den Ufern ber Fluͤſſe von Tarta⸗
Sok⸗bo) bewohnt, die ein elendes Leben führs
migen Fluſſe Toktokai (2) habe das Land ben
in. fchöner Fluß, fo breit wie die Donau, aber
ber Reuter und Zußgänger überall durchſetzen
a Steppenfluß?). Dann ging er buch Tan⸗
bie bevoͤlkerte Landfchaft Retink (2), die ſchon
zarantola abhängig war, ehe er in bie Ca⸗
nad H’Rkaffa kam. Alfo Bargntola iſt,
chen, noch eines der vieten, nämlich ein dama⸗
igentlihen Tuͤbet; er iſt der gebräuchlichfie,
[hen Miffionare, die ihn von ben Chinefifchen
n im N.D, von Khu⸗khu⸗Nor kennen lernten,
ehalten; fie nennen auch H’Laffa wol ins:
Baronstha:la (i. e Urbs-ad Tatariae
r et'D’Orville Voy. a la Chine in M. Thevenot
y. cur. N. Ed. Paris 1696. T. IT. fol. 1. und A.
ilustrata ete. Amstel. fol. 1667. cap: IV.
Iplabet. Tibetan. L c. p. 44.
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184 | Hoch⸗ Allen. IV. aAbſchnitt. 5.75.
2, Grenzen im Allgemeinen.
Bekanntlich wird Tuͤbet im Norden von ben weitläuft
gen DBergwüften und Steppen der Buchariſch⸗Mongoliſchen Lanl
ſchaften, die unter Chinefifcher Oberhoheit fiehen und bas Chi
nefifhe Turkeſtan beißen, begeenzt; im Oſten von Chin
im S.D. von Afam und einigen weniger befanuten Territorie
wilder Bergvoͤlker, die weder den Chinefen, noch den Birmaneı
noch den Afamefen oder Briten gehorchen; im Suͤden ur
S. W. von Hindoflan, Nepal und Ladakh. Gehen wir aber g
nauer in bie Begrenzungen ein, fo bietet die beſtimmtere B
zeichnung der Grenzlinien fehr große Schwierigkeiten daͤr, weil |
wirklich nicht fo vorhanden find, wie bie Europaͤiſche Dotitik |
in. dequem zugänglichen und cultivirten Landfchaften zu ziehen y
wohne iſt. Theils find es unüberfleigliche, aber auch minder b
kannte, wilde Gebirgszuͤge; theils weite Wüfteneien, welche bei
bie nathrlihen Scheidungen der Voͤlker in breiten Zonen ve
ſelbſt darbieten 3 theils find es aber auch Weideländer, auf den
bas Nomadenteben die Stationen der Völker und Stämme h
und herfchiebt, und viele übergreifende Grenzverhaͤltniſſe nach 34
ten und Umfländen herbeiführt. Endlich find es zwiſchen allı
biefen unbeftimmteren, nur gewiffe fire Puncte und 2
nien, die von Flußlaͤufen, von Gebirgspäffen, von aı
gelegten Seftungen, ftntionirten Öarnifonen und theilmel
von politifhen Verträgen abhängig find, von denen das N:
ber Begrenzung oft ziemlich villkuͤhrlich und gemöhntich zum Worth
ber Gewalthabenden auegefpannt wird: fo daß es in dem Gren
tegionen oft ſehr ſchwer hält, den wahren, gegenwärtigen Star
ber Dinge nicht nur in den Geographien, fondern in: Beftehend:
ſelbſt zu ermitteln. Denn nicht. überallhin find noch durch Ct
nefifche Confequenz ſolche Firpuncte nad, Außen entflanden, w
In gewiſſen Localitäten ihrer Grenzbezirke, zu deren Seſtſtelu⸗
Jalouſie und Conſequenz ſie fuͤhrte. |
‚Diefe Heftflellung der Grenzen Tuͤbets gegen Süden
burh die Chinefen, haben wir fchon zu Phari, Kut
Kheru (f. oben ©. 142, 92, 41) gegen Nepal; zu Zaklakı
(Afien DB. I. 527), Nitighat (II. 508, 679, 1006), Nilan
(1. 966), Zinchin (IL 699), Shipke (ir. 684), Chanzet
zhing im Norden von Shalkar (II. 714), Tengdi (U. 57
717) gegen das Britiſche Himalapaland, wie gegen den Sta
‚ I1Ofl-©r, Tuͤbet, Grenzen. 185
ner gelernt. Eben fo kennen wir fchon, “aus
aben, bie Feſtſtellung ber fernften Tübetifchen
Chinefifhe Grenzpoften gegen Weſt nach Las
en Indusſtrome zu Tefhigang (U. S. 607),
. nah Yarkend zu, auf ber Kaſchmir⸗ und
awaͤrts, am GrenzsZolamte zu Aurtang (II.
da an, ofimärts, durch die Wuͤſteneien von
ſchi, bis Khu⸗khu⸗Nor find uns, genauer
Scenzbeftimmungen nicht befanntz eben fo we⸗
a noch fehr unbekannten Sudoſten Tubets,
reſiſch-Birmaniſche Seite, wohinwaͤrts
Yangbo Strom in noch unbelannte Regionen
“
renze gegen China Alte und neue
)aslung und am Kincha⸗Kiang. Die
hineſiſche Heerſtraße nach Tuͤbot.
en diefen Landſchaften zweier großen |
der Erbe, bie faſt noch gänzlich zue Terra in-
fo vielerlei Namen auch darin auf unfern Land:
, iſt die potttifhe Grenze zwiſchen China
ou beflimmt, und aud das hiftorifhe Vers
übet und bie Zübeter -felbft giebt die wich⸗
e über diefelbez daher wir hier genauer im uud
gehen haben.
fifhe Geographie giebt uns hierliber die bes
ung, denn die große Militairftraße aus
h; H’Laffa, und zu ben Grenzen ber Bris
,a?8 in Indien, ihrer gefuͤrchteteſten Nachbarn,
hindurch, mie fie fchon feit ben aͤlteſten Zeiten, -
»Tangut, wie be Mongolen, und fpds
und Mandfhuren eine Hauptpaffage
war. Zwei große Hauptftröme, bie hier
nachbart, in Parallelchälten vom Norden
eben (zwiſchen 116 bie 117° D.L. von Ferro,
3° DE. v. Gr.) 2%), und der zwifchenlies
[heidende Gebirgszug (ihre Waflerfheide),
nm Karte von Hoch⸗Aſien zur Erdkunde, Berlin 1832.
2827 Aue 5 Seren —
-- — —
- —
re —
3
*
1866 Hoch⸗ Aſien. IV. Abſchnitt. $. 75.
an deſſen Südpaß die Stadt Ba⸗thang (unter 29° N.
on deffen Nordpaß die Stadt Tſiamdo der Schluͤſſel zu
bet (314 N. Br.) liege, bilden hier die Hauptpuncte der
genwärtigen, neuen Örenze, welche Tübet von der Gt
ſiſchen Provinz Szütfhuan dem größten Theile nach fcpeit
Die genauere Einfihe in dieſes Srenzvechältniß ı
uns den wichtigſten Anhaltpunct zum orientiren im Often {
bets bdarbieten, da wir zugleih damit Auffchluß über die a
Grenze Tübers, erhalten, bie viel weiter im Oſten lag,
bei weicher vorläufig Ta tfian tu als der Hauptert zu me
ift, da wir ſelbſt auf die allerälteften hiſtoriſchen Verhaͤltniſſe
rädbliden müflen, um bie der Gegenwart und dem Herg
des Volkergeſchichten wie ihrer Entwidelungen zu verftchen.
Sene zwei großen. Hauptflcöme find die merkwür
fin durchbrechenden Stromſyſteme (f. Aflen Bd.
S. 503), welche die HinterindifhsChinefifhe Fortſetzt
des Himalaya⸗Syſtemes (f. Afien Br. IL. ©. 688),
immer von Oſt gegen Werft ihren mannichfach gegliederten
bis gegen Szütſchnan und Yünnan beizubehalten ſcheint
Afien Bd, IL 417), in Tiefihälern von Norden nah Sh
jerfpalten, Der weftiiche 2”?) diefer beiden ift dee Str
von Kambodia, welcher direct fübwärts unter dem befan
fien Namen Lanstfangstiang fih durd ganz Yünnan,
von ba ale Mekon oder Maekhaun durch Hinter-In
mehrere hundert Meilen weit zu den Siameſiſchen Gewäi
ergießt, Der öftliche der beiden ift der noch weit größere
berühmtere, der große Kiang (Ta Kiang) oder Kin
Kiang, welrher ebenfalls wie jener aus dem Norden von |
hu: Nor fich herab ſtuͤrzt, bie Ghinefifche Provinz Syüutfd:
im Süden umſtroͤmt, und kaum Nord: Yünnan wieder
rührt, um fih dann im mächtigen Knie gegen Oſten und N
often plöglich gewendet, durch ganz OR: China, wo er unser
Ramen YangtfuKiang GJang tfeKiang) den Europ
an der Mündung am befannteften if, in die Gewaͤſſer des Tu
Has oder des Ehinefifchen Kuͤſtenmeeres auszutaden,
Wirklich bietet alfo die Wafferfcheide zweier Str
bie, nur ein paar Tagereiſen auseinander, parallel
einander, von Norden nah Süden, zwifchen den -bı
2, Berghaus Karte don Hinter s Indien, Gotha 1832.
8
IL. Oft Sr, Tüber, Oſ-Grenze. 187
m Tſiamdo bis Bathang einige 30 His 40
em weit fleömen, dann aber in die gewaltigſten
a und RordsChinefifhen Fernen aus⸗
‚ einen mertwürbigen Naturharacter
2 Gebirgslandfchaft dar, in deren Mitte fie fich
Sharacteriftit haben bie fcharffichtigen Chineſen
vußt, und diefen Wafferfheibezug, Ning⸗
oder Dangsti, det zugleich ein gewaltis
chneegebirge ifl, weiches aber eine merfwür
Uebergangspaͤſſen darbietet, zu ihrer neuen
China und ihrer abhängigen Provinz The
eiten waren die Tuͤbetiſchen Voölkerſchaf⸗
eutendes weiter gegen den Oſten, über diefe
ausgebreitet. Sie hatten zur Zeit, da ihnen im
Süden noch felbfiftändige, den Chinefen noch
ne Reiche biähten (wie Tangut im Norden,
Süden), ſelbſt bedeutenden Antheil an der weſt⸗
jegigen Chinefifhen Provinz Szuͤtſchuan;
ucch viele Grenzkriege wie durch bie Chinefifche
deren politifhe Grenzbeſtimmungen
m den Weften zurückgedraͤngt. As Marco
des II. Jahrhunderts, von ber Hauptſtadt
Tſchhing-tu⸗fu (Sindinfu bei M. Des
) aus, auch nah Tuͤbet wanderte, brauchte er
(cinque giornate), offenbar gegen Weſt, um bie
andes zu erreichen. Er zog in deſſen oͤſtlichſtem
6 durch die Eroberung Mangu Khan furdhts
2 Tagereifen umber, und fahe nur zerflörte
Seften,, ohne Einwohner, aber deſto mehr wilde
an ihrer Stelle eingefunden hatten, Wirklich iſt
laproth ©) bemerkt hat, die aͤlteſte Grenze
en. Die Angaben der Chinefifchen Geographie
8 hierüber Ichrreichen Auffchluß. .
u liegt nach der Marfchroute der Ehinefen 11
adweſt von jener Capitale über 56 geogr, Meilen
aggi Ed. Conte Baldelli Boni. Firenze 1827, T.II.
en) Kup — a eto, in
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18 Hoch · Mien. IV. Afgnitt. $ 7
(920 &t, bier 250 Li auf einen Grab gerechnet) entfernt,
müßte demnach ſchon auf Tübetiſchem Boden liegen, obwe
noch inneshalb der politifchen Grenze Szutſchuͤans eingefe
fen if. Wirklich ſagt ber Verfaſſer der Chinef. Geographie
auch «8 liege an ber außerſten Weſtgrenze Chinas, w
bier die Oſtgrenze der. Weſtlaͤnder (Siyu) auf ber ge
Marfihroute berührt. Ta tfian Iu wird durch bdieſe polis
Weltſtellung wichtig füs die Gefchichte jener Landfeaften,
Denen; mie wir weiter unten ſehen me bie Urgef Higte
u... ausgeht. . 2
ESchon der Nime ber Stadt — ihre kriegegefchich
Role an: Xa tfian Iu beißt „die Schmiede ber Pfei
nach einer alten Tradition im Lande, baß bier, zur Fehde g
die Süudländer, eine Pfeilſchmiede angelegt ſey (343
n.Chr. Geb.). Die heißen Tage find bier noch felten, das Gi
iſt gewöhnlich alt, denn das Land umher ift voll rauher
bitge, voll fleilee Selsklüfte, zwifchen denen in großer nn
Waſſer fließen. Bor dem Mongolen: Einfall gehörte biefe L
ſchaft, welche auf der. Grenze de6 Kampfs der Dpnaftien
Shen dem Norden und Süden, wie des Oſten und 8
ften lag, zu einem ſehr mächtigen Meiche Tali oder N
tcha o 9), das im VI. Sahrhundert in einer der nörblichen
theilungen des heutigen Yunnan entflanden war, aber b
Mangu Khans Eroberungen, 1255, dem Chinefifchen R
ber Tſchingis-⸗Khaniden mit einverleibt murbe. In biefer Per
der Verwuͤſtung wurde e8 von bem edlen Benetianer beſucht,
‚unter feiner Benennung von Tuͤbet unftreitig mitbegriffen.
diefe Landfchaft hatte noch 3 hiſt oriſche Perioden ®) dı
zumachen, ehe fie ihre gegenwärtige fladile Organiſation erf
Als die Meangolens Dynaflie (die Yuan) vom Th
Chinas gejagt in ihre Wiriteneien zuruͤckfloh, hatte ſich bier
Landeshaͤuptling Ming yu schin zum Ufurpator emporgefehn
gen , die von ihm eroberte Capitale von Szutfhüan zu fi
Mefidenz gemacht (1362), und unter dem Titel Kaifer eine «
Dynaſtie gegründet, welche Hia in. ben Chinefifhen Ann
heißt. Sein Reich war * nur von kurzer Dauer, denn f
30%) Weitsang tıou chy ed. u p- 185. *7) Klaproth
ınarques geogr. I. c. I. p-115. *®) Wei tsang thou chy
— p- 1%. i
—
I. Sfb- Sr. ’ Tüber, Ofl-Grenze. 189
e fih den Truppen des dritten ber Kaifer der
> Dynaftie unterwerfen (1371). Der fiegende
tian thſan ward von feinem Raifer in dem
das nun den Namen Ming thing erhielt;
Rilitairgouverneur erhoben. Een Se
fig derfelben, die die Mandfhu-Dynaftie
Da brad um das Sabre 1700 Tchhang
Iberhaupt einer Horde ber Fan (db. i. Tüben
sig den Gau Ta tfion Iu an fih. Kaifer
ern Generalgouverneur in Szutſchuͤan befs
Die Horden bee Tübeter (Fan) unterwars
3d wurde zu einee Enclave ber Reiches
hkommen bes alten Militairgouverneurs wur⸗
ber Thu⸗ſzu (d. i. Hordenhaͤuptlinge mit
Randarins) von Ming thing und ber 13
a tfian Iu betätigt. Die neu unterworfenen Bi
d. i. Sremdlinge) murben in Klaffen und
t, zu 1000 und 100 (daher auf der unten fols
: fo oft von 100 Familien die Rede ift), und-
It ihren Thu⸗ſzu. So zählte man bald im
A alte und neue Zübeter: Familien, welde
;ribut zahlten, an Pferden oder andern Lans.
n Geld. Obwol nun fpaterhin die Provin
Szutfhüan nod weiter gegen Wet bie
uf die neue Grenze hinausgeruͤckt wurde
3-hi's Tode im Jahr 1727), fo bleibt doch
n Ta tfian Iu bis in die neuefte Zeit:
tfiam Im iſt bis heute von Tübetern, ge:
en, bewohnt, die Bubdha:Anbeten find. Drei
ı im Dften dee Stadt, einer im MWeften und
Jahr 1729 nach dem Kaiſer Yung thing ti⸗
B, Die Stade ift eine Grenzfefte, mit
gebaut. Die nah Tuͤbet beftimmten Chines
d DÖfficiere treten mit Ta tfian Iu aus dem
hinaus. Die Bewohner, nun fchon längere
Herrſchaft gewöhnt, find treue Unterthanen
eiches, redlich, gerecht, gehorfam bie in ben
ha: Diener, fagt der Mandarin Lou⸗houa⸗
ıchy l.c. p. 120. °
vor
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gen ET E . 1-3
“ Br E17 a. — »
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100 Hohe Aflen IV. Abſchaitt. $. 75.
thu (Afiem Bd. IL. S. 478), find fie doch im Handel unb W
dei auf ihren Profit bedacht. Ta tſian In iſt ein Han
markt für There, der Hier Im großes aan aus Se
China nad außen fpediet wich.
Ertwa 33 geogr. Meilen (376 Li) im Wer von dieſer S
fließt der große Darlung’W) (Ya lung Kiang der Chinefen,
Berdrehung des Tübetifchen Yar lung, d. h. Weißer Str
und Kiang d. i. großer Strom), deſſen Stromllnie «ig
lich jene ältere Grenzſcheide made, indem fein Oſt⸗U
zu China, ſein Weſt⸗Ufer zu Tuͤbet gerechnet wird.
Chineſiſche Geographie!) ſagt von ihm, an einer anl
- Stelle, feine Quelle liege in der Gegend des Khu⸗khu⸗N
wo ee Gniagh⸗miſo heiße; dann trete er in das wuͤſte £
Hortfa ein; dann vereine er fi mic dem Kincha Kia
von feinem weiten Laufe habe er den Namen Yarlung er
ten. Ehe man zu ihm gelangt, hat man von Ta tfian Iı
Gtationen zuruͤckzulegen, und zwei geoße Schneegebirge
überfleigen, zwifchen denen bie mittleen Hochgebirge dadurch «
gezeichnet find, daß hier die-Rhabarberpflange, ein echt
betiſches Product, welches alfo von Sining bie hier zu die
wahrſcheinlich ſuͤdlich ſten Puncte feine Verbreitungsfphäre
winne (f. Aften Bd. I. ©. 179), in großer Menge vorkommt
Der merkwürdige Weg ?) von Za tfian Iu zum 3
lung kiang wird uns fo befchrieben, daß wie ein. anſchauli
Wild jener Landesnatur dadurch erhalten,
Anmerkung 1. Route von Ta tflaniu nah bem
Yalung fang
1. Erfte Station von Ta tfian In nad Diebo, 91 ge:
Meilen (40 &, bier, wie in dem ganzen folgenden Routier, haben
das geringere, neuere Maaß dee Größe der Li, nicht 00 8
15 geogr, Meilen, fondern 250 &i = 15 geogr. M. gerechnet, obg
wir im Routier felbft darüber keinen Auffchluß finden, weil biefe ge
gere Annahme durch die Schwierigkeit, welche bie angegebenen Difte:
für die Zagemärfche barbieten, an ſich ſchon gerechtfertigt ſchienz:
bem größeren Maaße ber Ei, zu 200 auf 1°, bie meiften nur |
eirte Märfche feyn Eonnten). Alle DOfficiere der Armee, bie über
Ehineſiſche Grenze geſchickt werben, erhalten von hier an ihre extrao—
500) Wei tsang thou chy I. c. rn ) ebenbs p. 108.
2) ebend. p. 187 —190. 2 e
1 -
⸗
%
‚ Of Ör., Tüber, Tatſianlu-Route. 191
9 der Meg geht zwar gleich, aber fehr gewunden,
ſteile Berge und Thaͤler voll Aufenthalt, deren Wilds
1b Eid, den Wanderer mit Schreden erfüllt. Am Fuß
| paffiren, find Herbergen, aber feine Lebensmittel
— 54 geogr. Meilen (85 Ei), über ſehr weite
Rbabarberpflangen, derem Geruch dem Reie
iſt. Man bat wilde Waldftröme zu burchfegen,
e Schr e im Herbft und Winter, wie fein Aufthauen,
— ‚In Antamba ift der Boden, einem
d bar, reich und Schön, In der Ebene, welche
fen 100 Familien von Einheimiſchen ihre Hrer«
a ftarfe 3 geogr. Meilen (55 i), durch eine gut
ber eine Bruͤce, zu einem Wachthaus an den Fels
n ein Dutzend Häufer, von 100 Familien bewohnt, fins
von Holz und Grad, weiter hin aber das Wirths⸗
loung hy, über 4 geogr. Meilen (75 &). Erft
Ibes großen Schneebergs (Za Siue Schan,
5. 416), wo man zwei tiefe, bewalbete Thaͤler paffirt,
Dickicht die Schneepiks wie von weißem Jade fchims
‚Man erreicht ben Tempel Kaojpau an einem See,
inen Fichtenwald bergab zum Fels Wo loung dp
den Drachen), wo Bohnhäufer und eine Herberge.
bes Ya loung kiang (bie Chineſiſche Verdrehung
ortes Var loung, db. i. ber Weiße Strom im
e große Strom im Ehinef.), 74 geogr. Meil. (120 81).
8 Weges geht durch ebenes, unbewohntes Land, zum
(Da Eio leou), wo Häufer und Herbergen, zuwei⸗
e in Ihren Boutiquen Lebensmittel verhandeln, obwot
verweilen. Bon da kommt man, nach eben fo viel
ge, zu der Mittel-Furth (Tchoung tou ber
a bjouffon der Tübeter) des Stromes, bie auch
Mündung bes Stromes) beißt, wo man ihn im Som⸗
if Käbnen, im Winter und Frühjahr auf einer flie-
efept, Die Landeseimvohner gebrauchen Schläuche von
denen fie die Fluͤſſe wie die Enten uͤberſchwimmen.
4 renzftrom zwiſchen Ghina und dem Zerritos
1a im Weflen. Ein Chineſiſcher Infpector hat bier
rnachtet er auf dem Dftufer, fo bat ihm ber Thouſzu
einen Proviant zu liefern; mern auf bem Weſtufer,
-_TIiIE ö
*
—
102 Hoch⸗ Aſien. IV. Abſchnitt. $. 75.
An das Thal des Dalungs Stromes ift bie aͤlteſte €
und der Urfprung bee Tuͤbetiſchen Herrſchaft geknüpft, wie
Abftlammung der Sanmiao, ihrer Altvordern, an ben Hoang
ff. Afien Bd. 1. &.192). Alle uns bis jegt bekannt getworde
daffifchen Annalen der Tuͤbeter aus Mongolifher (S
nang und Bodhimdr) wie aus einheimiſcher. Liter
(Dat. Georgi nad ben Arbeiten des Hor. beila Penn
nennen diefen Ya Jung oder Darlung (Sarlon), wie bei
braͤern der Eupheat, als den Ausgangsftrom ihrer Gefchi
bie fih von da Hin, gegen den Weſten, nah H’ Laffa. bei
das aber erft weit fpäter hervortritt.
Der erfte Sabel:König von Tubet war Gnia⸗th
gbengo ?W), Sohn der Gemahlin Makkiaba, Könige
Hindoftanz ee warb unter freiem Himmel ausgefegt, außerf
der Grenze des Reihe; ein Bauer z0g ihn auf. Er floh v
Tuͤbet; dort erfannten ihn die Hirten von Sarlung, !
machten ihn gu ihrem Könige. Er führte -den Aderbau,
Künfte, bie Gebräuche des gefitteten Lebens "bei den Zäbet:
ein. Er fol bis zu feinem Tode regiert haben (91 Jahre). J
folgten feine Nachkommen bi8 auf Seongdfan Gambo
ſtirbt im 3.6985 nicht Tzhon gheng Pambo, wie P. Georgi n
einer ganz falfchen Chronologie ihn nennt) *), der den Sie
nes. Königreichs vom Jarlong nad. bem Theile Tuͤbets verle
wo fpäterhin die Stadt H’Laffa erbaut ward. Er ift der
bauer ber großen Tempel auf dem Berge Putala bei H'La
dee Einführer des Buddha: Eultus in das Schneereih Tuͤ
wodurch über dieſes finftere Reich die Sonne der Re
gion aufging. Diefe einfache Erzählung tritt im Bodhimoͤr
dem Weſen nah, was die Localitaͤt betsifft, mit der wir
hier zu thun haben, noch beflimmter hervor. Nachdem diefe ;
betifhe Sefchichte die verfhiedenen Meinungen über die ;
kunft dieſes erfien Kürften ber Tuͤbeter befprochen hat, |
fie: dem fey wie ihm wolle, alle ‚diefe verſchiedenen Meinun
feyen darin einig, daß dieſer von ben Göttern gefandte An
303) 'P, Georgi Alphabetum Tibetan. Rom. 1762. 4. in Canon |
gum etc. p. 296 — 297. *%) Ab. Remusat Observations
Y’Histoire des Mongols Or. de Sanang Setsen, Paris 8.
Ssanang Ssetsen b. Schmidt a. a. D. ©. 36. >): Rad
Nom gharchoi todorchoi Tolli, oder dem Bodhimör, f. Not.
(8. 23) in Ssanang Ssetsen Ueberſ. v. nr, ©. 316— 8317
[., II. Ofl»Gr.,. Tuͤbet, Yalung. 193
Tuübetiſchen Jahrbuͤchern Küſuͤhn Schireheu
ee Spige bes H’Lari:Rolpa (d. h. muſiktoͤnen⸗
herabſtieg; er fhaute umher und fand ben ſchnee⸗
la⸗Schambu hoch und das Thal des Ja r⸗
lis er darauf vom Berge Dfantang Kungma
bie Hirten, welche dort ihre Heerden weideten,
en fie ihm entgegen und fragten: Woher kommſt
Frage ſtreckte er den Zeigefinger gen Himmel. Da
2: „Diefer iſt wahrlich dee vom Himmel gekom⸗
Sohn: wie alle haben einen Herm gefunden,”
fie ihn auf einem Thronſeſſel auf ihre Achſeln,
m KufühnsfbirehtusbertesEfen (d. 5. dee
theonende mächtige Herrſcher!l). Ungefähr zweb⸗
achdem Buddha dem Sammer entivichen war (d.
Tode), warb jener ber erfle Köniz von Toͤboͤt. —
ſchmuͤckkt Sſanang Sſetſen 6) in feinen Mons
m dieſe alte Sage aus, welche, wie ſchon bes
ben aus dem Diongolifchen . bemerkt, an bie anae
bin (Afım Bd. I. ©. 437) erinnert. Ein Wun⸗
ı Indien geboren, der, allen drohenden Gefah⸗
, gegen den Norden entflieht, nah Gangs
ang, im Tuͤbetiſchen Schnee, d. I. in das Reich
), ein Rame, den Tuͤbet fortwährend in bee
torte trägt. Hier, fährt der Annaliſt weiter for,
hbekraͤnzten Bötterberge (Meru? Himalaya?),
tönendem Gipfel auf neunfadhen Gebirgss
in die Thalflähe des Sarlung, und fans
e Tempelpyramide mit vier Thoren (eine heilige
18 ihm hier die. Berg⸗ und Thalbewohner nach
ragten, erhob er ſtatt jeder Antwort nur den Zei⸗
nmel, worauf ee als Tenggel-Sohn erkannt, von
Seſfſel von Hol zum Schneeberge Sams
indern Kalmüdenbuhe, Var⸗hla Shamboi
tragen ward, wo fie ihn zum Könige ausriefen,
nze- Nation unterwarf. Dies fol, nach Mongos
te, im Jahre 313 vor Chr. Geb, gefhehen ſeyn.
fetfen b. Schmitt S. 21 — 233 vergl, deſſ. Verf.
im Gebiete der Voͤller Mittels Aflens vorzuͤglich ber
d Tuͤbeter. &t, Detertb, 1824. &. 23 — 7, —
ı IV, R
ee 3
u. rue ⸗
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TE
14 Hoch ‚Alle. IV. Abſchnitt. $. 75.
Er beftieg dem Thron, mit bem Titel Sfeger Sfanbal
Khagan Tul Efen (von Sfeger, Naden, und Sfanl
litu, Seſſel, d. i. der auf dem Naden thronende Khagan,
L Dbers Khan) 307). Nachdem er ſich die vier verwande
Voͤlkerſchaften unterworfen hatte, wurde er der Beherrf
der 888,000 bes Tuübet⸗Volkes. — Unter biefen vier 1
Berverwandten find, nah Schmidts Anficht, die vier Pro
yon Tuüͤbets zu verfichen, wie fie Sfanange Annalen nennen:
drei Bezirke Ngari, die vier Bezirke d Bus g Dfang,
drei Bezirke m DosK’amgang.und H’Laffe, bie offen
identifh mit den oben von. uns angeführten Kham, W
Zzang und Ngari find, welche aber!in bes wirklichen Hiſt
erſt weit ſpaͤter, im IX. Jahrhundert, als geſonderte u ber
treten. Der Tübetifche Name des Berges Yarshia, ober
nauer gefhhrieben Var la f[hamboi gangri®) (von Dar
das Land des Buddha, ſchamboĩ, durch ſich ſelbſt eriftice
gang, d. i. Schnee, ri, d. I. Berg), heißt eigentih Schn
berg bes Buddhalandes, der buch ſich ſelbſt befte
Nach der Chinefifchen Karte liegt er in ber Provinz Wei, c
im centralen Tuͤbet, zwifchen dem großen Dyangbo und t
Stüshen Muntſchu, zwifchen 29° und ION, Br. De Y
lung, welcher in diefee Sage vorfommt, ift kein anderer
dev oben genannte Da lungliang. In dem geogr. Diction
@i vu thoung wen tchi wird er näher beſtimmt. Er fli
beißt «8 da, In die Territorien von Lithang und Batbar
und in andere, bie im Of von Kham zu Syutfhäan ge
ven. Sein oberer Lauf heiße Niak tfo, und fo wird er a
"nah Klaproths Verſicherung auf Kaiſer Khienlongs Ke
vom Chineſiſchen Reihe genannt. Er komme in zwei Quell
men (Matfhu und Mamu Zfitfirthana im W. und
genannt) aus dem hohen Bayan Khara Gebirge, ober
Schneekette von Sifan dem Waſſerſcheidezuge zwild
DHoangsho und Jantſe Kiang, f. Afien Bd. I. ©. 171, Bd.
S. 410). Er erhält erſt nach Wereinigung mehrerer, oberer :
fiöffe den Namen Ya lung im Chinefifchen, eine Verbeehu
des Tübetifchen Wortes Yarlung, und Rrömt eine Strecke la
L 316. — Observatic
Bu en Blemire rot a Fake TOM 1820. p 4
bis
al., II. Of Gr., Zübet, Dalun.. 195
Gewalt, von N. nah S., im Parallelthate mit
pen Nachbar dem großen Kiang (Ta Kiang,
Kiang in Szu tfhüan genannt), gewöhnlicher
Klang (d. b. Goldfand:Strom), Mo bies
wie ſchon oben bemerften, plöglich im Knie gegen
mdet (etwa unter 26° N.Br.), ba ergieft ſich auch
in denfelben, auf deſſen linkem oder nördlichen
Dieſer Kinha Kiang {reviere du sable d’or),
roth ausdrüdtic in feiner belehrenden Gritik 9)
eiße im Tuͤbetiſchen Bourei tfiu, d. i. Pholais
fifher Ausfprache, ober Ba tfchuz bie erkläre c#,
die DVenetianer, Marco Polo, ber Ende XII.
bis hierher vordbrang, ihn Brius nannte (che dis
neia Caindu, nel qual fiume si truova molta quan-
aiola) 10), Bekanntlich fpielt der Kin ha Kiang,
nit dem Goldſande,“ zur nähern Nachweiſung
m Lauf des grofen Dzangbo aus Tübet, als
va, o:r als Jrawady, eine nicht unmichtige
hier, vorläufig, an biefen Umſtand mit zu erinnern
en.
zum Ufer des Yalung, und buch ihm gu ber fos
ten Grenze Chinas juruͤckgekehrt, fegen tie
see Militair-Route, weftwärts, über bie:
um zur neuen Grenze nad) Bathbang an
ang felbft zu gelangen; berfelbe Weg, auf welchem
er erfien Wiege Tübetifher Fürftenherrs
em fhönen Thale bes Darlung, aud) die erfte
n übers aus dem Dften nad) dem Werften
Yalung⸗Sttrome geht es erſt, wegen ber Ger
. W. über 3 Stationen, bie aber sufammen 18
(295 21) betragen, nad) Lithang (f. die berichtigte
efee Route auf Grimms Karte von Hoch-Afien),
ber 6 Stationen gegen S. W. nad) Bathang!t),
. € p. 809; ebenb. p. 205 Not. 1. im Weitsang thon clıy
) Marco Polo Viaggi ed. C, Baldelli Boni. Firenze 4,
. p- 260. Not. 451. ıt) Weitsang thon chy ed. p.
219 — 200.
N2
106 Hoch⸗ Uſſen. IV. Abfchnite 473.
Komeilung 2 Route dom Yalung Kiang äbes Eithan
nad) Bathang am Kindha Stang.
4: Bon bee Furth des Yalung⸗Stromes fligt der B
gwei kleine geographiſche Meilen binauf nach Da fian bzong, x
Steinhäufer ftehen, unb noch Fourage und Brennholz zu haben iſt. Ab
von da an werben bie Stationen fehe lang, bie Wege werben weit ſchwi—
riger als vorher, wegen ber vielen Deflleen, ber Hochgebirge und d
räuber, welche dieſe Eandfchaften unficher machen. Daher vermweilt m
gewöhnlich etwas zu Ma kian dzong, um hier bie möthigen Saur
‚pferde und ben Neifeproylant zuſammenzubringen; daher fammeln fi
dfter bie Reiſenden hier fo an, daß ſie nicht alle Unterkunft finden 18
men, Kon da gebt es 24 geogr, Meil. (40 &) den großen Schnr
berg Hinan, zur Herberge Zfian tfu warn. Oben auf ber Ber
höbe, bie fehe ſteil ift, find peftilengialifheXuspüänfktungen
Giftluft, die boͤſe Eich, f. Aflen Bd. IL &. 634). Nach dem Kera
"Reigen gebt ed einen andern Berg Pho Iang fung Shan hHincı
um zum Militairpoften (d. 5. Sin) zu kommen, wo ein Piquet Se
daten zur Verfolgung ber Räuber und zur. Sichtrung ber Straße fiel
Das Wirthöhaus Ngolo, das weftlidhe, Im Gegenſat eines frühe
oſſt ichen, fteht von da nur 2 Stunden abwärts; von ber Yalun;
Zurth aber 7 geogr. Meilen (135 Li) entfernt. Es wohnen ba an 11
Familien dee Eingebornen, welche den Reifenden Lebensmittel und Bren
Holz liefern; auch iſt ein Ghinefifches Wirthshaus hier, wo man 1
Wegweifer (hier Ulahs genamt) wechfelt.
2te Station, nah Hoſtchuſtſa, 7 geoge. Meilen (110 Ei
Durch ein Thal, an einem mäßigen Berge bin, paffirt man ben Fi
des großen Schneebergs, dann hinab zur‘ felfigen Waldſchluc
fe ma la, wo ein Wirthehaus; eine durch Räuber fehr gefahrne
Gegend. Ben da nah Mantfe, d. h. Warbarenlager, hinab zu ı
am geringen Berge mit ber Schlucht Louan dyy Ela (d. h. Loch &
aufgehäuften Rollſteine), und wieder bedeutend bergauf, an einem Mad
nach Ho tchu tfa (d. h. Vachtpoſten ber feurigen Pfeik), wo cn!
quet fteht und ein Wirthéhaus iſt.
3. Rah Rithang- (Litentala a. D’Anrille's Carte de la Ohine
an 3 geogr. Meilen (50%). Es geht über eine Brüde, an einem FI
bin, gur Höhe, wo Ho chao pho liegts dann abwärts über win Plate,
nad Lithang 222), einem Marktort von 200 Hänfern, mit Tuͤbete
und Chinefen zu Bewohnern, Hier ſteht eine Garnifon. In den Wirtt
haͤuſern wechfelt man für bie weitere Route feine Führer. Der Ort
fee bebeutend, benn es wolmen hier über 1000 Tuͤbetiſche Kaufmann
familien ; auch find mehrere Lama⸗Tempel bier, und ein Sroß⸗kama vi
»ı9) Weitsaugihouchy 1. c. p. 194.
ı
‚v
Oſt⸗Or., Tübet, Bathang-Koure, 197-
/
mit der Mücke eines Rhamdu,. tat hler feine Biefi-
ser find Budoha⸗Diener; fie haben viele Tempel ze),
Kuanti, ift dem beruͤhmten, legten Kaifer der
Romens geweiht. Jaͤhrlich, im achten Monate,
er ber Lama ihre Schule, um nad) Szutſchnan
ehen. Cs find ihre Vacanzen; denn im zehnten
; ihrem Meiſter zuruͤck, zugleich bringen fit Ger ſte
rberes Korn mit fi) in das Gebirgstand, auch an⸗
m Verlauf. Das Land um Lithang beingt Fein
venig Gras, und auch bad Brennholz ft fparfam.
t3 umber find ſehr wilbe Gebirge voll furchtbarer
ſehr viel Schnee und Regen, und felbft im Sommer
3 faft unaufhoͤrlich am Fuße ber Berge, wodurch bie‘
, Sn feüherer Zeit gehörte der Ort einer nomadi⸗
hfinghai, b. i. Kokos ober Khu⸗ekhu⸗NRorz
Tüͤbet gehört, führt die große Marfhroute
en Feſtungswerke bat man eingehen laſſen, doch hat
U, und iſt der Sig eines Proviantmeifters und zwoier
Civiliſten und eines Geiſtlichen. Dieſer Ort wurde
shi, um das Jahr 70, in der Fehde gegen bie
almädenüberfälle, unter IfosvangsArabdans
Bd. I. S. 456),. befeftigh, und zu einem Hauptſtuͤt⸗
acht auf ter großen Heerfiraße na Tübet
heimlichen Urberfaͤlte ber Feinde vom Khys thus
aße auch über Lithang.ald cin großes rivtum
ſiegreich zuruͤckſchlug. Um den frühen Empoͤrun⸗
de das Beamtenweſen ſeitdem ganz. auf CEdineſiſchen
m Jahre 1729 erhielten bie Geiſtlichen wie bie Gie
hre Patentes 1745 wurden ihre Grabe erhöht, unb
erichiebenen Bebirgäs Tribus, welche das wilbe
ohnten, vom ihnm ahaͤngig gemacht; man begreift
ter dem gemeinſamen Namen ber vice Wa⸗chu
owthang (ober Rungfathbangs Tübetifch Rge⸗
B: ſtarke geogr. Meilen (50 Li). Es geht über eine
nr ſteilen Aloba ſang (Mangfhan- ber Chinef)
Schneefeldern die Sonnenftrahlen fehr' glänzend ab⸗
tation ift nur: wenig. Holz und Fourage; bef dem
t man Maulihiere und fonftiges Befährte, was man
genommen, zuruͤck, und erhält. zur Deiterreiſe Fitz⸗
et.
ahat, Tuͤbotiſch sera, 6% geogr. mernen
hon chy I, e. p. 120.
J
X
>
:
1986 Hoch⸗Aſien. IV. Abſchnitt. $. 75.
(106 eij. Dan betritt nun einen fehe Talten Gebirgägan, wo, je ı
tee man vorbringt, ber Citwind immer mehr alle gefrieren mc
Weber bie WBerghöben Honang thu fang kommt man zum Kı
hai tfu, d. 5. „zum ausgetrodneten See.’ Dann immer
birge auf und ab, deren Felthoͤhen man in fünfmaligen Zickzackwald
gen überfteigen muß. Der ſchmutzige Weg führt dann durch W
darin viele Bäche zufammenlaufen, zu einem Wirthehaus, La eutha
von da hat man ben Lamas Scan, d. 1. Berg der Lama’s (K
krilamar b. D’Anville?) zu aberſteigen, um bie Wohnungen Lama
zu erreichen.
6 Bad Lyteng⸗Samba, 7 Beine geogr. Meilen (110
Bon dem Flußufer der vorigen Station überfieigt man bie vier B
shden Eharh’losi genannt, ein ungeheurer Haufen von Felfen,
kein Baum waͤchſt. Aber Ienfeit kommt man in. ein Land, das
mächtigen Baldungen, mit Gebüfchen und herrlich bewäfferten 5
fen bebedt if; man tritt in Eul lang wang ein, wo ein verlafl
Wirtsehaus flieht. Am Fuße des Berges folgt man dem Laufe «
Fluſſes, paſſirt eine Plaine vor dem Thurme Thu tung tha vo
bis zur Bruͤcke Lyteng (Samba, d. h. Brüde), wo bie Grenze
Zerritorien von Lithang und Bathang ifl.
7. Rad Ta fo thang, 64 geogr. Meilen (100 &i). Bon
Bruͤcke führt ber Weg, über zufammengeftärzte Felſen, durch eine
dichten Pinuswald, daß er die Sonnenftrahlen verbirgt; dann an ©
See vorüber. In der Ziefe am Fuße des Berges ficht man vermo!
Bäume, theils aufrecht ſtehend, theils umgeſtuͤrzt; nie laͤßt fidy bier
Belang eines Vogels hören. Go fteigt man aus bem Walde hinab
Thal Über ven Fiuß Bolungba nad Ta fo thang, am Thal
gange, wo ein Dorf mit Gteinhäufern, mit Herberge, Holz und Fou
zu finden.
8. Rad Siao Bathang (Klein B.), 4 geogr. Meilen (180
Ban überfteigt in der erſten Hälfte des Weges einen ſehr fteilen
hohen, ganz mit gefrornem Schnee bebediten Berguückenz; jenfeit h
auf einem Bidgadwege duch Wald bi Pengtchaman, wo eine.
berge, aber ohne Wirthöleute, Der Weg bergab wird Immer befch
licher, bis zur Station, wo Steinhäufer, Holz und Heu, auch ar
Begenftände von dem Ortsvorſteher zu haben find. ä
9 Nach Basthang, 33 geogr. Meilen (545 Si) entfernt
Lithang. Erſt im Thale hin überfleigt man eine Heine Höhe mit
ſchiedenen Bäumen bewachſen, geht dann bergauf und ab, und burd
anderes Thal in ben Canton von Bathang ꝛ0) ein, der, "übe
geogr. Meilen (1000 2i) wei, eime fehdne, von Baͤchen und Quellen
sb) Wei tmag thou ady La p. 20% re
z
III. Oſt⸗GSr. Tübet, Bathang. 199
barbiefet, ‚mit leblichem Glima und klarem Simmel,
und das Herz bes Menſchen erfreut. Der Himmel
je im Reisti, d. i. m Inner⸗China. Aber es
äbte und bie gemauerten Wohnungen. Doc wohnt
j, das bei Ghinefen oft nur Ba ober Pa - (wie bei
ı Proviantmeifter.
von Bathang iſt hier fehe fruchtbar, fie ers
‚ verfchiedene Obſtarten, Weintrauben,
ofen, bie hier in folchee Menge wie in China
4 beſchaͤftigen ſich bie Einwohner nicht mit bee
Urſache diefee günftigen Naturdeſchaffenheit, ges
chzogene, ungemein rauhe Hochgebirgenatur, iſt
Einſchnitt des Kincha Kiang, der ganz nahe
ithang voruͤberrauſcht. Aus den Bergen ragt
über dem Thale der Ghlaga empor, der feine
Kincha Kiang zufendet. Hier iſt ein Tas
jeoßer Tempel 15) mit einem Erdwalle von 100
umgeben. Der Lambo, b. 1. Ober Priefter,
andern Lamas in Eleinen Erdhaͤuschen, welche
ben, umher. Unter den Kloͤſtern dieſer Kamas
welchen man keine Lebensmittel barreicht, das
erfelben mit Lebensmitteln (wahrfcheintid vom
ernement) verfehen. 3
Zeiten gehörte biefer Canton dem Megenten
affa; ein große® LamasKlofter, das hier
amba von ber gelben Secte zu feinem Obers
Inveflitur vom Dalai Lama erhält. Auch
Khan von H’Laffa einen Gouverneur, einen
n Dheba, Verweſer weltlicher Angelegenheiten,
Rititaie s Gouverneur, f. Aſien Bd. I. S. 272,
574) nad) einem alten Herlommen, das ſeit
tanden hatte. Allein unter, Kalfer Kang⸗hi
befannten Urſachen (ſ. Aften Bd. I. ©. 272)
ein Seneraliffinus Wenphu, an der Spitze
8, legte diefen Beamten, im Jahre 1718, Tri⸗
aterwarf ſich, noch weiter hit, das Land geü
lieferten nur ſaumſelig den Proviant für dae
g⸗his Tode (1723) vereinigte ber Mili
om chy I-e: p. 121..
—E -2
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*
196 Hoch⸗Aſien. IV. Abſchnitt. $. 75.
(106 EN). Man betritt nun einen fehe falten Gebivgögan, wo, fe
ter man vordringt, der Eitwind immer mehr alles gefrieren m
Weber die WBerghöben Houang thu fang kommt man zum K
hai tfu, dd „zum ausgetrodneten See.’ Dann immer
birge auf und ab, deren Keishöhen man in fünfmaligen Zickzackwal
gen überfteigen muß. Der ſchmutzige Weg führt dann dur 8
darin viele Bäche zufammenlaufen, zu einem Wirthehaus, La eutha
von da bat man den Lama⸗Schan, d. i. Berg der Lama’s (I
kri lamar b. D’Anville?) gu Aberfteigen, um bie Wohnungen Lam u
gu erreichen. |
6. Bad Eytengs Samba, 7 Beine geogr. Meilen (110
Bon dem Flußufer ber vorigen Gtation überfteigt man bie vier 2
shden Gharh’Losi genannt, ein -ungeheurer Haufen von Felſen,
ten -Baum wählt. Aber Senfeit kommt man in ein Land, das
mächtigen Baldungen, mit Gebüfchen und herrlich bewäfferten
fen bedeckt iſt; man tritt in Eul lang wang ein, wo ein verla
Wirtsehaus ſteht. Am Fuße des Berges folgt man dem Laufe
Siluſſes, paſſirt eine Plaine vor dem Thurme Thu tung tha vi
bis zur Bruͤcke Eyteng (Samba, d. h. Bruͤcke), wo bie Grenz
Territorien von Lithang und Bathang ift.
1. Rah Za fo thang, 64 geogr. Meilen (100 &). Kor
Brüde führt der Weg, über zufammengeftärzte Felſen, durch ein
dichten Pinuswald, daß er die Sonnenftrahlen verbirgt; dann an ı
See vorhber. In der Tiefe am Fuße des Berges fieht man verme
Bäume, theils aufrecht fichend, theils umgeſtuͤrzt; nie läßt ſich hie
Geſang eined Vogels hören. So fteigt man aus bem Walde hinab
ZThal über den Fluß Bolungba nah Ta fo thang, am Tha
gange, wo ein Dorf mit Steinhäufern, mit Herberge, Holz und Fo
au gr
8. Nach Siao Bathang (Klein B.), 74 geogr. Meilen (12
Man überfteigt in der erſten Hälfte bes Weges einen ſehr fteilen
hohen, ganz mit gefrornem Schnee bebediten Bergruͤcken; jenfelt
auf einem Bidigadwege durch Wald bis Pengthaman, wo eine
berge, aber ohne Wirthöleute. Der Weg bergab wird immer befd
Hier, bis zur Station, wo Steinhäufer, Holz unb su, auch co
Gegenſtaͤnde von dem Ortsoorfteher zu haben find.
9, Nah Basthang, 33 geogr. Meilen (545 Li) entferm
Lithang. Erſt im Thale Hin überfleigt man eine Beine Höhe mit
fehiebenen Bäumen bewachlen, geht dann bergauf und ab, und dur
anderes Thal in ben Ganton von Bathang ’**) ein, ber, üb:
arogr. Meilen (1000 2i) weit, eime fehdne, von Baͤchen und Quellen
98) Wei mag thou hy bo p. 208 | nz
,
II. Oſt⸗Gr., Tuͤbet, Bathang. 199
darbietet, mit lieblichem Glima und klarem Himmel,
mb das Herz des Menſchen erfreut. Der Himmel
fe in Rei⸗ti, d. i. m Inner⸗China. Aber es
äbte und bie gemauerten Wohnungen. Doch wohnt
, das bei Ghinefen oft nur Ba ober Pa (wie bei
ı Proviansmeifter.
von Bathang if hier fehr fruchtbar, fie ers
„verſchiedene Obftarten, Weintrauben,
ofen, die hier in ſolcher Menge wie in China
h beſchaͤftigen fih die Einwohner nicht mit dee
Urfache diefer günfligen Naturdefchaffenheit, ges
hzogene, ungemein rauhe Hochgebirgsnatur, iſt
Einſchnitt des Kincha Kiang, der ganz nahe
thang vorüberraufht, Aus den Bergen ragt
über dem Thale dee Ghlaga empor, der feine
Kincha Kiang zufendee Hier iſt ein Tas
roßer Tempel 15) mit einem Erdwalle von 100
umgeben. Der Lambo, b. i. Ober: Priefter,
andern Lamas in kleinen Erdhaͤuschen, welche
ben, umber. Unter ben Klöftern biefer Lamas
welchen man feine Lebensmittel barreicht, das
jerfelben mit Lebensmitteln Waheſcheinlich vom
ernement) verſehen.
Zeiten gehoͤrte dieſer Canton dem Regenten
afſaz ein großes Lama⸗Kloſter, das hier
amba von der gelben Secte zu feinem Ober⸗
Inveſtitur vom Dalai fama erhält Auch
Khan von H’Laffa einen Gouverneur, einen
n Dheba, Verweſer weltlicher Angelegenheiten,
Rititaie s Gouverneur, f. After Bb. I. S. 272,
774) nach einem alten Herkommen, das feit
fanden hatte. Allein unter. Kalfer Kang⸗hi
befannten Urſachen (f. Aſien Bb. I. S. 272)
ein Generaliffinus Wenphu, an der Spitze
8, legte diefen Beamten, im Jahre 1718, Iris
ıterwarf fich, noch weiter bit, bas Land geü
lieferten nue faumfelig den Proviant für da
18: hrs Tode (17233) vereinigte ber Miu⸗
ou chy-L-c. p. 128.
208: Nechelfien. EV. Mbfchnit. J. 75.
Spinkfifche Marfchtoute kennen, dee wie daher auch hier Sa
für Schritt folgen. Es ergiedt fih daraus; daß bier an E
Pinteaubiidung mehr, wie fie in Weſt⸗Tuͤbet entfähleden ı
| vorherrſcht (ſ. Aſien Bd. II. S. 891), zu denken tft, fon!
vos die durchbrechenden Stromſyſteme, hier, das 9
au Syſtem GentralsAfiens in feiner mächtigen füdöfktichen R:
umgebung ſchon laͤngſt in ein tiefburhfurdtes Alpen
birgstand der coloffaften Art umgewandelt haben (f. A
Dd. IJ. Eini. S. 505 Bd. II. 416). s
- Ma dem Routier >36) braucht man von ber Ueberf
des Kincha Kiang bei Bathang, nordwärts,:bis Tfia
dd am Lantfan Klang, zus Ueberfleigung der vielen Gebi
päffe, anf ‚einer Strecke vom 84 geogr. Meilen (1406 Ei) We
an 14 Tage Zeit, wenn man jede feiner angegebenen Stat
Ken, was wol nicht eben, Wegen ber oft geoßen Entfernur
Istsmer anzunehmen’ feyn mag, für einen ſolchen Tagemarſch
en will, weswegen wie auch ben aumE er Subonen |
Kagemärfche gewaͤhtt ——
Anmerkung 3. Route vom Kinda — nach Ifiar
am tan tfan Kiang.
ı Siation, von der Stromaͤberfahrt nach Mangli,
FR. geogr. Meilen (130 Li). Erſt zu der Berghoͤde Khung t
ting, wo ein Wirtheheus, von wo an der Weg bergauf und ab u
mein beſchwerlich ift, auch durch Räuber gefaͤhrlich bis Mangli
Mangling, wo Wohnungen und Fourage. Der Dorfſchulze iſt
Jengo ao ( Auͤbetiſcher Autel für Diebe). Hier werden bie Bäprer
raoᷣegeſchiet.
2. Rach Kudu, 7% geogr. Meilen (120 eh. uUeder den 2
&ung fir Shan, ber im Winter und Frühling ganz mit Schnee
beitt iſt. — Von hier an, weſtwaͤrts bis H’Laffa, findet ſich fehr |
flg eine Art Pflanze vor, welche die Pferde trank macht; ſobald fie
von freffen werden fie wie trunken und koͤnnen nicht mehr gehen (2).
Bon dem Berge acht es nach Pangmu, wo Gteinhäufer, Wirthsi
Nr, Holz und Grafungs vorher aber tft der Grenzberg Rt:
ing Shan zu überfieigen, auf defien Höhe der Grenz ſtein
ver Infeription ſteht. Weiter ſuͤbwaͤrts kommt man nach Re
tun, einem Marktort, wo ein Chineſiſcher Tempel ſteht. 3
Sapı, in 7ten Mond, verfammeln ſich bei ihm bie me von X
— —
v4) Mei tsang thou — L o. p. 20124.
. Sr, Tuͤbet, TfamdorMoute. 203
mbdo in fehe großer Anzahl zum Markte, nad
um Einkauf und Verkauf. Dann tft noch ein Berg
zur Station Kuhn, wo Wirthähäufer, Brennholz
ınatfa, 64 geogr. Meilen (100 Li). ueber den
ech die Region der Wolken und Rebel, wo aber ſehr
die man zu vermeiden ſucht — offenbar die Gifte
ht — Durch rauhe, ſteile Felswege geht es nad
finwohner in unterirdiſchen Wohnungen haufen (wie
. U. GS. 675, Dankhar, ebend. 722 u. a. O.). Bet
Bebensmittel und Brennholz. Die dortigen Lamas
roßer Theil des Volkes, unter ſchwarzen Filzzelten.
cher Weg führt zum Wachtpoſten Klang tſa.
‚hot, 73 geogr. Meilen (120 %)5 an bem Buß bee
in; bann erflettert man einen andern hohen erg,
‚ ſelbſt Mitte Sommer, Schnee trägt. Kalte Eis“
jebein burchbringen, herrſchen hier, bis man Rich⸗
inefen) erreicht,
pankeou, 7 geogr. Meilen (110 &). : Das Land
athan, d. i. die 8 boͤſen Stationen. Durch gut
ber gebirgig und bewaldet nah Alathbang. Die
ser find Hier fehr ungelehrig, grob, ſchaͤndlich. UBS
n Heinen Schneeberge gehören, fleigt man zur Std
ufer bes Ehypankeou, wo DehnhauſerSrag
liefert alle fernern Beifebebürfnife.
uthang, 5 geogr. Meilen (80 Ei), an zwei großen
dem Han hoei thang yao und dem Chrkimy,
ʒonnenſchimmer die Augen bienbet und "RB Sikennen
wert. Kein Ruheplat auf diefem WegtT’iuf Um
Lebensmittel nur auf dem Rüden mit fortbifigen
ıthang ift ein zutes Wirthshaus und ein Piquet
Drt gehoͤrt fon zum Zempels Territorium von
Hiadzung, 6% geogr. Meilen (100 8). Ur
: Mang Schan, kommt dann zum Muß,
bend das enge Thal durchſtroͤmt nach Koeulthang;
einen andern ruhigern Strom, und koͤmmt bergauf
1, wo ein gutes Wirthshaus.
ya, 5 geogr. Meilen (BO Li). Es geht an einem
yegen, tiber fülechte Bruͤcken, den Weg hinauf, bis zu
ie nach Rgo Iun do (Womdun) führt, wo Einwoh⸗
rage. Von da, gegen S. W., zur Station, wo Steine
Fourage. Im Wirtkähaus ſchicht man bie Fuͤhrer
—— er ö
Rn = m — m, — —
ur —⸗
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®“
204 boqh · He, IN. Abſchaitt. .7.
(Dula) zuroͤck. Hier zu Djaya ’*T) IR ein berkfmter Tem
der in der. Erklärung ber Tafeln von Hoeitian, d. i. in ben DO:
nanzen ber Mandſchu⸗MOynaſtie, ben Namen Djaya ober Ichayam
führt. Er iſt mit einem Erdwall von 100 Klafter Umfang umge
darin wohnen ale Eamen und ihr Oberer, bem ber .gonge Canton
horcht. Auch wird hier in Djaya cin Tchuankingke, Tempel
Tradition der heiligen Schriften genannt, ber vor jenem großen Zen
liegt, in welchem bie Männer und Weiber bei Hochzeiten ihre Gefä
recitiren. Der Brautwerber thut etwas Tſanpa (Mehlteig) in
Haar ber Braut, und bie Che ift gefchlofien. Hier berrfchte früher
eigener Tuͤbetiſcher Kutuchtu (f. Alten Bd. I. 8.260), der ben I
Khan Kiao führte; als aber bie Ghinefifche Armee, im Jahre 17
hier eindraug, wurbe das Land bem Dalai Lama übergeben, 1’
dieſe Gegend ganz H'Lari incorporirt, und gu Diaya nur ein Pr
viantsInfpector eingeſezt. Das Volk umher ift (mie nicht fei
in ber Nähe ber großen Heiligthuͤmer, 3. B. der Urga, Afien Bd.
©. 213,232) fehr bochmüthig und wild; alle Werfuche baffelhe zu b
digen find mislungen. Hier ift die Mitte bed Weges, ioifchen B
thang und Zfiambo, —
9. Nah Angti, 6 geogr. Meilen (95 Li), an den ſtarken 8
kungen eines Fluͤßchens nah Yufuz dann gegen W. ſehr ſteil über
wa hohen Schneeberg, beffen Schneefelder einer Silberwolke gie
Ing. Der Nebel, den ber Berg aushaucht bringt in den menfchiid
dypgs ein, und macht die Shinefen ungefund (mol bie böfe Sf!
iftluft). So fteigt man auf und wieder ab bis zur Ötation, wo
. Wistzhaufe bie Beduͤrfniſſe zur weiten Reife van den Lamas gelif
‚ven. 3 °
BOHRER Beh Wangtfa, keine. volle.6 geogr. Meilen (90 Ei).
ab wiebee ein großes Schneeberg überfliegen werben, der v
Gteinhaufen, Felsbloͤcke und uͤbereinander gefchichtete Schneemaffen lie
Wenn fie im Herbſt zum Theil ſchmelzen, ſtuͤrzen wuͤthende Schn
waſſer in Gießbaͤchen herab. Der Weg ſteigt und fällt unaufhoͤrli—
die Kälte macht bie Glieder erſtarren bis der Wachtpoſten Bang t
t it, wo ein —— und das Ortsoberhaupt fuͤr die weit
ſergt.
11. Rad) Bagung, 3 gesgr. , Meilen (50 &). Man palfızt «
Weiler Je douitbang (d. h. Abhang des heißen Fluſſes) vorüb:
‚dann auf ebenem Wege nach San tao khia, dann über einen Berg, ı
befien Gipfel fich der Weg hindreht, bis zum Bergort Ba gang tha
wo ein Wirthehous. Das Ortsoberhaupt Jorge weiter,
12. — Paotun, 6% geogr. Meilen (100 eij. ‚Immer im $
17) Wer tsang dan chy I. e. p. 122. 203, 209.
III. Oſt⸗Or., Tuͤbet, Tſiamdo. 205
tf und ab, wo man nur Schritt für Schritt geheh -
ackte Werge zum Buß bes Khulung Schan, d.h;
ich zeigen ſich in demfelben fehr viete Höhlen und
ere oft gewaltigen Grotten und Hallen gleich ſehen,
loden, Krüge unb andere hohle Gefäße erinnern,
Zages erlimmt man auf windendem Pfade noch ei⸗
die Station liegt.
ambo (Tchhangtı ber Ehinefen, Chamtou b.
fe geogr. Meil. (150%). Man folgt einem Strome
md große Höhen, die Brücden haben, welche in ber
1. Der Weg iſt hoͤchſt fleil und beſchwerlich; er
f und ab zu ben Steinhäufern von Mengpu (oben -
ber in der Mitte einge ſehr tiefen Kluft Hegt. Von
m, dann binanf und hinuͤber, zum Santon Klein
ee ik mit Felfen und Baumwuchs bedeckt. Mahl
sebräde, ber Weg tft zum reiten zu fchlecht, bis
de von Szutfhäan (Szu tchhouan khiao) erreicht,
ie Stadt Tſiamdo (IAchhangtu der Chineſen)
8) hieß vor alten Zeiten K’ham, wie nod
vinz von Tuͤbet. Die Stadt ift mit einem
und von 200 Zamilien bewohnt. Drei Berge
tüfle umgeben die Stadt unb fließen fie ein
5.415), wodurch fie nebft der im Norden vor«
btigen Kette ber Schneegebirge zum wichtigen
chluͤſſel von Tuͤbet wird. Beide Fluͤſſe ziehen
den Süd, und bilden In ihrem Verein den
fang. Ueber den nördlicheren Fluß fest
a Szutſchüan, Über den mehr [üblichen
Yünnanz denn zu- beiden Provinzen bildet‘
er vom Weſten herkommt, das Eingangsthor.
en Szutſ hüan iſt duch Wachthäufer und
die gegen Thian, d. i. das nordweſt liche
urch kleine Forts.
von Tfiambe iſt eben fo. rauh und kalt wie
er Ort gehoͤrte vordem, wie auch Djapa, ei⸗
Kutuchtu, mit dem Titel Chenkiao, bes
ef der Chineſiſchen Armee, 1719,derſelben
und daher mit Patent und nn als iR
hoa ehy I. e. p. 214217.
£ rm
— — —— —
wi ———
206 HachrAfin IV. Mbfhnit $. 75.
Rutuchtu in dem geoßen Tempel zu Tfiamdo foͤrmlich inf
ward; fein Vice⸗Kutuchtu refidirt im Tempel dee weſtliche!
ma's zu Pianpa, im Welt von Chobando. Auch w
‚bier, wie in andern großen und Bleinen Tempeln, Tſang
ba's, welche die Geſchaͤfte von Civilbeamten beſorgen, ang.
Der Groß⸗Kutuchtu tituliet fich Pakbala, der zweite
ihm Sywanaz der erfle jener Civilbeamten Dun bdjun
Bang, der zweite Doghing nangghie. Auch ein Pror
Inſpectot wurde bier angeſtellt. Die Landeseinwohner fint
alle Anhänger Buddha's; die Hälfte der Jugend ift dem £
Rande beftimmt. Die Gebräuche ber Einwohner von Tſia
gleichen fehe denen von Lithangz fie efien gern alles roh.
iſt hier einer der prachtvoliſten Tempel des ganzen Tuüͤbet
Landes, in welchem ber kaiferliche Tempel mit der Chiffe
Kaifers, vor idem man feine Profternation made. Er
Jung khung fu 29) oder Shiangbalin, und befteht
ſehr großen prachtvollen Saͤlen. Ein Kutuchtu und ein Tf
bjuba vefldiren darin. Der Pungantang: Tempel in
Drte ift von den Chinefen erbautz auch iſt noch ein Drac
Tempel hier, und ein anderer, in dem bie beitigen Sd
ertlärt werben.
Außer diefem Lama:Gige finden fi) unmittelbare zunaͤch
MW. und W. noch 4 andere Cantone, welde hier au
Grenze zwifhen China in Oft und Tübet (Lant
Khiang) in Weſt liegen, deren Bewohner den Chinefen da
bei ihrem Einmarfhe nicht fo freundlih entgegen kamen.
find die Cantone 2) von Rywudze, H’Lorung dzoı
Chobando und Dorung dzoung, welche erſt gezuͤchtigt
b, AN durch Chinefifche Magiſtrate gezügelt werden mußten, feitbem
N ie wie der Mandarin fagt, nicht mehr ſchwer zu gouverniren w
N A —Mach Rywudze geht der Weg aus dem ande der
Er | fen gegen Norden nach den Steppen von Khu-Ehu:9
M 9 der Ort iſt mit Paliſſaden und einer Erbniatiet von 1200
| ii Umfang verfchanzt, in deren Mitte fich ein großer Tempel er
Die Berge umher find fehr hoch, ihre Pils ſieht man aus m
| Berne. Die dortigen Kutuchtu's waren ehedem von der gel
8 Secke, jetzt tragen fie die rothe Muͤtze (d. h. es find €
wa edjaba, welche dunkelrothe Klelder tragen, ſ ich den.
...**°) Weitsang thou chy ]. e. p.122, . ?°) abend, p. 215—2
[
I)
IL. Oſt⸗Or., Tuͤbet, Nord⸗Grenza 207
von deu andern Tuͤbetiſchen Lamas dadurch uns
fie eben die rothe Muͤtze tragen und in der Ehe
vohner Ieben meiſt unter ſchwarzen Filzzelten, b.
on die Nomaden⸗Tribus an.
Gantone im Weſten von Tſiamdo beißen
ung, ber fih mit Rypwudze zis gleicher Zeit
er Chiaefifhen Armee unterwarf, und Chor
ongolifchen Teibus in Tuͤbet gehörig, two zwei
gelben Secte find. Ihre Gebiete wurden bei
leberfällen furchtbar verwuͤſtet, nach der Herſtel⸗
ng aber von dem Chineſiſchen Kaiſer an dem
berwiefen. Auf gleiche Weiſe wurde damals
der Gantene, im Suͤden bee letzteren, Das
mit Tuͤbet einverleibt, fo baß alle vier ſeitdem
ing K’ Ham, die bis gegen H’Lari weicht) ges
d iſt außerordentlih arm und öbe, bee Boden
ichtbat, aber die Daupturfache dieſes Zuſtandes
a6 fehr rauhe Clima. — Die Lage muß alfe,
. wol ſeht hoch ſeyn.
beſtimmteſten Erläuterungen wird es nun beut.
es in der Chinefifchen Geographie 2!) unter dem _
nzen heiße: Tüͤbet dehnt ſich gegen Dften bie
han im Lande Bathangz es grenzt an bie
chüan und an das Land Thian (d. i. N. W⸗
je gegen Khusthu:Mor, die Gobiund
Zurkeflan.
beſtimmtheit der Morbgrenze Tuͤbets bleibt und
die fehr vage Angabe der Routen von H'Laſſa
n keine noch lehrreich genug iſt, uns genamer zu
Chineſiſche Geographie 22) giebt nur im
ichtungen gegen N. und N.D. von H'kaſſa
NW, anz auf den beiden erfleren gelangt
n Kinchakiang, auf dem hohen Steppenlande,
Mor und nah. Sining, auf der dritten
a vom Hr ſ as Tempel gegen Nord, peißt *
kouchy Le. p. I1I. 2?) ebend. 2. 4— 46.
— J!J
208 Hoh-Aflen IV. Abfchnita $. 75
fo trite man aus ben Engpaͤſſen des Fluſſes Yang bad
(3 0b ber obere Lauf des Stromes, der bei HLaſſa ſuͤdwaͤrts
scherfließt?) heraus, paffirt die Neue Brüde (Sin Ehiao)
teitt ein in die Plaine (mol das ebene Plateauland im 5
ben mit dem Steppenboben). Im Weſten von biefem Pr
beginnt Hinter: Tüber (Tſang). Weiter gegen ben No
fegt man durch fehe weite Steppen und kommt an den |
Muruuffu, dei. der obere Quellarm bes Kinchaki«c
des großen Suͤdſtroms von China, wo er noch die Plateauh
des Gebietes von Khu⸗khn⸗Nor duchfchlängelt. Dann err
. man Barzjang:gutfcha (?) an ber u. des Landes
See Khu⸗khu⸗Mor.
b) Richtung nach Sining fu. Geht man gegen 9
über den Tempel und das Kloſter Sera, keine zwei Stu
von H'Lafſa, fo hat man von ba den Fluß Phumdo (?)
Eifenkettsubrüden zu üderfegen. Dan kommt an ben Kiöf
Birgundzu (m N.O. von H’Laffa gelegen) 323), an R
jong, Dietogum vorüber, und gelangt eben fo zum Mu
uffu und von da auf die graße Route nah Sining fı
oben S.183,. Afien Bd. I. G. 172).
Nur ein paar andere, hiemit zu vergleichende Kotizen
uns bekannt geworben, welche diefelben Straßenzuͤge betre
aber eben fo wenig wie jene Angaben mit den beſten Karten,
auch dieſe mit jenen, binfichtlich dee Namen, fich in keine Le
einſtimmung bringen laſſen.
Nah H. de la Penna's Angaben 29 grenzt das DE
Gebiet Tuͤbets gegen N. an Kiang, umb diefem gegen NR.
Khu⸗khu⸗Nor. In diefem Kiang (richtiger K’hiang, was
atten Zeit fletö die Nord⸗Tuͤbeter gegen den Khu⸗khu⸗
im Allgemeinen bezeichnete) 25) liege Dam (2), 8 Tagereiſen
SS Laffa, wo aufer einem, königlichen Palafte und dem des ©
halter (Dux) fonft keine Häufer fiehen, denn das Volk wı
in Zelten, meiſt Tataren, wenige find Tuͤbeter. — Hier iſt
ſchon die Grenze des nördlichen Steppenlandes. — Zwei
gereiſen jenfeits Dam kommt man nad Nakcihukha,
letzten Burg: (2), aber noch nicht zu den Außerfien Grenzen
Tuͤbeter. Nun kommen auf einer Reife von 40 Lasen e
3923) Weitsang thou chy J, c. p. 132. 3°) P. er
Tibet. L 0. p. 422. *®) Weitsan tkon chy I. e, p.25.
I. fier., Süßer, Nordgrenge 200
ſondern nur Belte, welche zue Herberge Bi«
inwohner find dort Nomaden, bie ihre Heer⸗
nzählbarer Menge melden, und fid von Milch,
Hammelfleifh naͤhten. Nah 40 Tagen er⸗
i cihu (Bi tfiu, der Tuͤbetiſche Name des
Mongolifchen oder obern Laufe des Gros
ng ber Ehinefen), der größte Fluß, den man
en gemacht, überfegt. Scifft man einen gaw
indet man eine Nachtſtation auf einer Heinen
Bon da mit der Morgendbämmerung weiter
an gegen Mittag an das Ufer zu einem Hang
hen Nomadenvolke (die Zangut), Dann
Monat bis Zoloma (?),: und von da am
usthu:Nor, an die Nordgrenze bee Tuͤbe⸗
lang (d. i Tangut). Von der Anwoh⸗
aAfſu ſagt ein eigner Artikel 2%) in ber Chi⸗
daß ſich Ihre Tribus bis an die Grenzen von
Ihr Land reihe bis an das Land der. Hos
en von Dam, wodurch unſere früher geaͤu⸗
yentität jener nomadiſchen Voͤlkerſchaften be⸗ |
ich heißt es daſelbſt, daß fie auch unter eine
und daß fie alle gleichen Urſprungs wären,
z Mongoliſch.
n Tuͤbet war, 1783, kam in Tefhavumbu
ren von Khumbak (ein Kalmüdenflamm)27y
weiche beim Lama ihre Opfer beachten, -bie in
d einigen hundert Dferden beflanden Sie
Ausfage, aus einer Gegend am Suklum⸗
u?), die 40 Tage hintere H’Laffa liege
in 12 Tagen nah H'Eaſſa; von da nad
offenbar Dam bei Georgi, nach Obigem),
ie zum Sullum, ein Name, ber uns fon
e Deiſende, deſſen Roufier wir ſchon oben
ngri Meidan mitgetheilt haben (ob. &.98),
von H'Laffa mad der Chinefifchen Grenze
und Basebe wu wenig genau BERN,
chy Li ce. p: 270. ar, Turner Emb. „a;
«
“
ZPliian. —
[78
In
*
}
212 Hoech⸗Aſen. IV. Abfhnler. 4. 7%
Bogasla, Sunggasia und Diasla (la, d. h. tm Tt
fhen Paſſage). Die Sungga:la, beißt «8 an siner ar
Stelle 333), beftehen aus aufgehäuften Seifen, die ſchwer zu
firen find; die Dja⸗lq ftoßen daran, find jedoch zu paſſ
die Goga⸗la aber (au Moyu⸗la) find ſehr hohe Sei
vol Schnee und gefährlicher Nebel. Alte diefe fcheiden die
deter ab von den Barbaren, welche zwiſchen ihnen unt
Landfchaften Yunnan und Afam wohnen; fie heißen bei
Tüuͤbetern H'lokba (Yo⸗yu der Chinefen) und Dijui
(Joupa dee Chinefm). Auch werden die Tüͤbeter von i
abgefchieden durch den (füblihen) Nu⸗Kiang, ein Fuß,
fehe breit und zwiſchen fleiten Ufern fo reißend iſt, daß mar
in keinem Kahne überfegen kann. Die Provinz Tuͤbets, w
an biefes Land der wilden Barbaren flößt, heißt Gon
Es folgt unmittelbar alfo, bag Bombo hier die füdlichfte
vinz Zübers if. Dieſes Gombo fage Pat. Defideri, b
Kombo ?*) nennt, für uns ſehr Ichrreich, heiße auch Ta
ober Takpo Enier, und fey ein ſehr weitläuftige® Land, dc
Kong tfeu und in Konghe⸗me getheilt ſey. Genauer fc
indeß bie Unterfheidung zwifchen beiden Statt zu finden,
Klaproth nah Chinefiihen Geographen 3°) angiebt, dat
große Dzangbo beide Provinzen von einander fcheider, fo
Dakbo auf feinen rechten oder füdwefllihen Ufer, Gun
(Gombo) auf feinem öfttichen Liegen bleibt.
In SW. >) von H’Laffa (alfo in Weſt des genan
&om bo) grenzt Tüber an das Land Brough⸗ba, d. i. an das
liche Aſam undeinen Theil von Bhutan oderBhraebung, t
am Bhalbo (d. i. Ne⸗pal), über welches man nah Sipe
d. i. die Weſt laͤnder, bier die Befigungen der Briten in In
u. ſ. w. gehe. In der Lage jener obigen Provinz; SGombo und
Sitze jener Barbaren kann alfo kein Zweifel obwalten. 4
mehr ergiebt ſich dies aus der näheren Beflimmung ber Lage
ſes NusKiangs Fluffe® (der nicht mit einem andern weit
licheren Fluſſe deſſelben Namens verwechſelt werden darf). 1
mar im Norden deſſelben (alfo in der Provinz Gombo g
Of), fo komme man duch Die dang, ein Tempel am €
”*®) Weitsang ihon chy I. c. p.11& _ **) P. Desideri Not
„.'e Tubet, rec, p. N. Delisle in Nenr. Journ. Asiat. T. VII. p-
) Klaproth Mem. relat. a l’Asie. 1828, T.IIL p. 377. se),
tsang thou ehy |. e, p, 44.
—
I. Oſt⸗Gr., Tuͤbet, Suͤdgrenze. 213
Jen 9d.0-Fiuffes, welcher nothwendig aberſete
ol davon nichts geſagt wird; dann durch das
Senghe⸗dzong (?) über den Fluß Lans
d. i der Strom von Zfiamdo, und gelangt
uf die große Route von Non⸗-⸗dung (Nan⸗
tun), jenem befuchten Zempel und Markt⸗
en Oſtgrenze Tübets (f. oben S..200),
Querſtraße durch die füdlichite Region T üe
& jene obige, welche von Tſiamdo direct ges
lari nah H’Laffa führe Zwiſchen beis
uf der Nordfeite des großen Dzangbo,
Querſtraße in füdöftlicher Richtung geben,
tionem wir zwar gar nicht näher kennen, bie
firhen Geographie nicht überfehen werden darf.
H’Laffa:Tempet, heißt es, geht man von
im Chineſ.) über das Kloſter Djugong (2)
na Goldſand ſammelt; dann kommt man
ch das Thal Barkathang, duch Tfium⸗
„das an Rywutſe grenzt, wo eine Commu⸗
oßen Tſiamdo⸗Straße. ‚Safe NusKiang.
ı einer andern Stelle 77), die Südgrenze
ei wiederholt wird, dag man ihn nicht über
f ber Zübetifchen Karte bat ee ben Namen
d. i. det Strom. des ſchwarzen Schlam⸗
unbedeutend; er entſpringt ig den Gebirgen
f der Suͤdſeite des Palte⸗Sees, und heißt
fe wie dieſes Gebirge. Er durchſchneidet
oth nach Tuͤbetiſchen Angaben zeigt, das [üds
N.W. nah. SD, als fübliher Parallelſtrom
hen Dzangbo⸗Stromes, nimmt bei dre Stadt
6 den Mon tfiu (Mun⸗tchu) auf, der
ommt, und deſſen Name nun auch der Haupt⸗
dann tritt er in das Land ber Barbaren
d ergießt ſich, nie Klaproth's Nota l. c.
nad Zübetifchen Angaben verfichert, in be, '
o⸗Strom (alfo als rechter Zufluß zu demfel⸗
ſer Barbarenz «6 müßte. denn hier unte
u diy I. o. :MZ Nat: ee Not. L.
Carte du Tibet.
u. a ——n
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——— ZB 7 — — — — — — —
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DT 2
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26
' Hoch⸗ Aſien. IV. Abſchnitt. $. 75.
Dzang⸗bo tfin etwa der Dihong, welcher erſt jängf
bie Briten daſelbſt entdeckt worden iſt, verſtanden ſeyn;
alſo jedenfalls im Norden der Terra incognita Nord⸗2
Inden Brahmaputra und nicht in den Irawadi.
Jene H'tok ba 39) und Djuk⸗ba werden als roh
barenvölker gefchitdert, thierifch und dumm, ohne Ken
der Buddhareligion. Sie effen gern Salz, bauen
Ader, weben kein Zeug, Leiden fih im Sommer in Baı
ter, im Winter in Xhierfelle und leben in Höhlen. Gie
den fich Kerben in bie Lippen und färben diefe bunt, J
ihr Hauptermerb, ſelbſt die giftigen . kriechenden Thiere ei
Es war der Gebrauch bei den Zübetern, zumeilen bie zur
verurtheilten Verbrecher in die Thaͤler des Nukiang⸗Fli
ſchicken, wo dann die Horden ber H'lokba über fie h
und fie auffraßen; gegenwärtig fällt die6 aber weg, weil d
nefifhe Strafcoder in Zübet eingeführt if.
Diieſelbe Notiz von den eingefchnittenen Lippen ber H
hatte die Capuciner:Miffion ſchon mitgetheilt, die
Drovinz Takpo zu Takpo Cini”), alfo nahe an der
grenze gegen den Nu Kiang (Lubnaghtfiu) ein
tiuns der Capuciner eingerichtet hatte Pat. Horace
Penna nennt es Trogne*!), «8 liege 15 Tagereiſen
Sid von H’Laffa; es fey A. 1717 errichtet, vorzuͤgl
den Wein zum Abendmale zu erhalten, den man von kei
bern Seite in Tuͤbet wolfeiler befommep koͤnne.
Pat. Georgi unterſcheidet die Provinz Takpo (T
wahrfcheinlich jenes von Djukba bewohnte Land), als die
lichere und größere, zwifchen den Provinzen Wei
Kahang im O., Dzang im W., gelegen, die in 7
Diſtricte zerfalle, von der noch füdlicher An fie anſtoßend
vinz Kombo (oder Gombo), welches ebenfalls gegen
Kahang, gegen W. aber an Bregion (oder Bramat
wahrſcheinlich Sikim) und Lhobn, gegen &. aber.an di
kaha⸗ptra grenze (d. i. Völker mit den eingeſchnit
kippen, von Iho, meridies, kabä, — ptra, i. e. in
229 wei tsang thou chy I. c. p. 72, 272 - 273. 20) p.
Alphabet, Tibetan. 1. c.. p. 423. +1) D. Anton. M.
_ Representacion etc. a la Sagrada congregacion de Pro;
Fide sopre el estado actual de la Mission del Thibet
Madrid 1744. 4. p. 91:
II. Oſt⸗Ge., Tuͤbet, Suͤdgrenze. 215
raͤnkten fie mit rothen, gelben, Blauen Sarben,
ihren. Kindern die Lippen nfit unauslöfchlichen
ten. Daß diefee Name der H'Lokba oder
Sranzöfifhen auch Lhauba gefchrieben), aber
ie an der Südgrenze Tübers, weſtwaͤrts
ngbo⸗Stromes wohnenden Barbaren ange
een aud auf die viel weiter ofimärts und
‚menden, ergiebt fich aus des fonft ſeht genauen
Angabe, wo er fagt: im Süden von Tuͤbet
die Völker, weiche fie Lhauba ??), das heit
Südens nennen; es find: Barbaren die je⸗
riet in ihr Land vertwehren, fie treiben Handel
die fich durch das weite Land auedehnt von
fong? f. ob. S. 152, wo wir die Dukba⸗
bi nah Sining, von dem fie buch ms
püfte Hochgebirge getrennt find, Wenn nım
pucinee Miſſionars Hor. be la Penne von
360:Strome (Tzhang⸗po oder Tzhang⸗
i) #3) fagen, daß er im Süden von H'Lafſſa
dann nah langem-Laufe (gegen S.D,)
opa fich ergieße, dann aber wieder aus
ortrete und zum Ganges fließe (met-
rum intervalla in Lacus Lopa, inde rursus
fE damit zwar die Anfiche ber Identitaͤt des
jengolifhen Brabmaputra auch ſchon
rells Kartenzelchnung als die Tübetifche Lan⸗
wochen, wie fie auh S. Turner dort aus⸗
in Bd. I. &.485), aber das hier außgefprg>
pa mergitur, läßt ſich wegen‘ ber weiten
5 Volkes, dem dieſer Mame des Sers oder
afferfammiung ebenfalls anzugehören fcheint,
Locale deuten, und es ift nur zu bedauern,
ie in ihrem Hoſpiz zu Trogne oder Takpo⸗
gende näher beſtimmt und auf: keiner. Karte
bei der, größten Annäherung an biefe
je ein Europder von bes Re edfeite —
otes sur le Tubet en p. N. Delisie, N. Journ.
VIII. p. 119... *°) P. Georgi re Ti
162: 4 p- 343.
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216 Hoch⸗Allen. IV. abſchnitt. $. 78.
bat, nicht genauere Berichte über den Lauf bes Haupef
im Lande eingezogen haben, oder dag und Hoc. de la Pe
Driginals Manufcripte, die fih in Paris befinden ſollten
nicht vollftändig mitgeheilt find. - Da fie von der bequemfl
aus dbiefer CapucinessMiffion ihren Abendmals
für das hohe Tübet zu beziehen, fprechen: fo muß bie Pr:
Tatbo (Tak⸗pou⸗y auf D’Anville, Dakbo auf Kc
Karte), welche auch einiiimmig auf allen Karten auf das
ufer bed großen Dzangbo⸗Stromes, gegen feinen €
lauf eingezeichnet wird, entweder ſelbſt ſchon ein warmes 2
chima haben, was als Mittelſtufe gwifchen Tuͤbet und
etwa dem von Mittel: Bhutan emtfpräche, wo noch Drang
monen und Diango’s. gedeihen, oder leicht buch ben H
> jenes Getränk von den füdlichen Nachbarn haben echalte
‚men, bie ja wie Pat. Defideri ausdrüdtic fagte, Con
trieben, und wol. keineswegs fo ganz barbarifch ſeyn mocht
fie bei den Tübetern oder Bhutanern nur als Nicht⸗Budd
Völker und Feinde verfchrien waren. Diefem Umſtande b
lichern und verhaͤltnißmaͤßig tiefen Lage dieſes Landesthei
wol die Benennung zuzuſchreiben, welche die Capuciner⸗
als von ihren brei Goͤttern herruͤhrend, nach Lamaſagen vo
felben anführt, das Untere Tübet (Tibet inferius, Ta
Gong-bö Khang, i. e. Regaum Prastinmo) 34), im ©
von MittelsTübet (medium), wo H’Laffa und !
Zumbu legen und von Ober⸗Tuͤbet (superius), w
Nga⸗»ri gleichbedeutend erfcheint, zu welchem wir fogle
zum Quelllanbe ‚bes Hauptſtromes aus biefem feinen umter
gebiete auffleigen werden, wenn wie vorher nur noch ei
iſolirt ſtehendes Datum über die Lanbfchaft A m d
Capueiner, die an die aͤußerſte Sübofl: Grenze Tübers ı
Oſt⸗Ufer des geoßen Dyangbo s Stromes gehört, hier, für 1
weitere Sorfhung in feine geographilche Reihenfolge bin
haben werden.
In der von Hor. be la Penna mitgetheilten
lung Tuͤbets in 10 Hauptprovinzen, deren größere Zahl t
den Angaben der Chineſiſchen Geographie ale gut über
mend nachgewiefen haben, wird zuletzt das Königreich Ama!
206) P, Georg; habet- Yibelaa.
, I. OfbCr,, Füße, Amdoa. 217
lage fo angegeben isich. Es llege 45 Tagereiſen
Eaffa, am der Grenze von China, alfo gegen :
gegen Nord an Khu⸗khu⸗Nor und Kiang,
Rahang, gegen Süd an Tonkin, oder wie
pol an Pegu (d. i. das nördlihe Bicman)
ina (d. i. Yunnan)z denn darüber ſey Un,
ie Zübeter wenig von Tunkin, Pegu.und
Es würde alfo zwifchen 27 bis 30° N. Br. fal⸗
döftiichfte fo problematifche Proving Tuͤbets bes
Szutfchüan, Yunnan und dem Birma«
Aber auch ſchon von Kahang, das gegen IB,
Combo grenzte, ließ fih nah DH. be la Pens
Bemühungen nichts genaueres erforfchen, mei
darüber bei den Einheimifhen nur Misſtrauen
e Copie der großen Zübet Landkarte (Cho-
ılae) im Kofler zu Lapranga in Pusala
‚ noch weniger alfo über Amdoa, bie Weſt⸗
on diefes Amdoa find daher wol nur fehr uns.
deutet. Nun wird gefagt, das Regnum Am-
ovingen, berem Namen wir, wenn fie. auch noch
sm mögen, wie die meiften der übrigen, daher
nnen fehe erfchweren, doch hierher ſetzen zu kuͤnf⸗
ung. 1) Cenis giungba, 2) Jarba, 3) Ara,
) Tzator, 6) Tarjong, 7) Tebo, 8) Ngaba,
10) Corluns, 11) Ciuſang, 1) Sambo,
4) Cungbung. Wir wiſſen fie nirgends nach⸗
vird aber von den Bewohnern dieſes Landes ge⸗
per haben einen ſehr fcharfen und bucchbringen«
fie fpsechen die Tuͤbetiſche Sprache, ihre
e, ſehr elegant, aber auch die Chineſiſche und
© Während der dreißig Jahre, die Pa. Horn
in Fübet bei dee Miſſion war, bemerkte er, daß
ber Academie, alle Haupt: Doctoren, d. i. die
gelehtten Buddhiſtiſchen Geiſtlichkeit des Groß⸗
ſt die Lehrer dee jungen Lamas faſt ohne Ause
a:Reiche ‚geboren waren, oder bach daher ſtamme
ſehr ausgezeichnete, gebilbeted Volk im Oſten
Bölkee ? unter gleichem Breiten⸗Parallel mit ih⸗
Namen und Gefhicte und; wenigſtens außte
ae wicht brkannt iſt. ei
218 Hoch Alm. IV. Abſchnitt. $. 75.
Im Canon Regum et Supremorum Lhamarum #0) kom
die Ambdoer zwar auc vor, aber nur als Confoͤderirte
XXXII Reguli von Khusthu: Mor, unter denen auch ein
nig vom Xmbdoa (den Patet Georgi für einen Regenten
Hami hält), eine Role in der Geſchichte der Dyungaren U
fälle in Tuͤbet fptelt, die jene im Jahre 1714 nach Tuͤbet be
heiode haben follen. Beſonders merkwürdig ift dieſes Am
noch dadurd). daß einer der berühmteften Groß: Lamas, 330
khaba (ZTz-hon-ka-pa b. P. Georgi) 7), welcher ber gr
Doctor feiner Zeit heißt, der Erbauer vieler Kloͤſter, Autor
ler Schriften war und heiliger ale der Groß: Lama felbft ge
fen wurde, von baher gebürtig war (er ſtirbt 1312), Am
ſcheint und der füdlichfte jener mit Khu⸗khu⸗Nor verbund:
Staaten geweſen zu ſeyn, ber durch die Chinefifchen Kriege
zaͤhlloſen Revolutionen im Kampfe zwiſchen geiſtlicher und «
licher Macht, in jenen Gegenden ſeine Aufloͤſung gefunden
über welche uns aber bis jetzt die Geſchichte fehlt, wenn ſie:
in den. leider noch duch Ab. Remuſats zu frühen Tod un
gebliebenen Handfchriften des Pater Hor. de Ia Penna. Harer
Augen gelegt ift, al6 in den verworrenen Gompilationen des !
Georgi (f. Afien Bd. II. S. 463). Da alle neuern F
fhungen und Unterfuhungen über biefe Edge
gen Tübets aber von der Afamefifh - Birmanifd
Seite duch bie Britenentdedungen von da ausgegangen |
wobuch uns auch, wie durch Hamiltons und Klapro
unermübdete Arbeiten manche Belehrungen über jene Barbar
fämme zw Theil wurden, mie über die Fortſetzung
Stromlaͤufe, fo werden uns biefe bei der Afamefen &
ſchaft zu Gute kommen; von bier aber kehren wie zu dem ob
Tübet und dem Quelllande bes Großen Dyangborfu zu
7. Die Haupt: Ströme Kübets und feine Gemäf
8) Der große Dyangbo s Strom und feine Zuflüffe..
Sekhen wir nad) Ober: Kübet, oder Nga⸗ri, und
das Weſtende von Dyang zuruͤch, 1 ft bien der Ghangtie
| "se Canon ‚Regum etc. in Pat. Georgi Alpbabetum. Tibetan. |
31334. 07) ‘Canon Rezum l. c. P- 316; ' ww.
ou chy lc p 112 No u: n
IT. Oft-Gr., Tübet, Hydrogtaphie. 219
zang *) heißt im Tuͤbetiſchen Schnee, defa
fo das Land der Schneeberge?), in enge;
dere Karlafa, an ben heiligen Doppelfeen, dee
Ausgangspunct unferer Unterfuhung (f. oben
en Bd. I. 473 c.). Es liegt diefer Schnees
Shinefifchen Geographie +9), im N.D. der Tuͤbe⸗
Myasri, bat über 9 geoge. Meilen (140 &i)
allen Seiten fteil, und von feinen ewigen Schnees
ets unzählige Quellen herab. Er gilt für den
ge, und wird in Hindubuͤchern Oneuta ges
toßen die vier Thierberge (die Khababhs)
ined Pferdes (Tam tfiogh K'habhabh),
en (Rang tfien Eh), eines Löwen (Songs
1056 Pfauen (Mabahia E’h) an, und dehnen
ilen (800 Li) weit, bis zu bem Hochgebirge von
ift alfo die ſonſt gänzlich unbelannte Not d⸗
en zieht ſich, als Sudkette von da, auf eine
eogr. Meiten [1000 Li), auf der Grenze gegen
0), das Thungzia= Gebirge, deffen Gipfel fehr
d, deffen ungeheure Schneemaffen, die baffelbe
3 ſchmelzen; dies iſt alfo die Nepaleſiſche His
mit der Dhamalagiri: Gruppe. Zwiſchen
und Süd: Ketten, im dußeriten weltlichen
un in jenem Thier:Berge (Tamtfiogh
aru Dzang bo ‚tfin 0), das ift der große
5 bo, der Hauptſtrom von Zübet feine Quelle;
gegen O. und S. O. durch ganz Tuͤbet.
ſelbe große Fluß, der von den Anwohnern der
Kailaſa, an den heiligen Doppel-Seen, den Na⸗
ampa 5!) erhielt, welcher durch Uſſang (d. i.
oder Wei-Dzang, Ober⸗Tuͤbet) ſtroͤmt,
von andern Tamjok genannt wurde (Kampa
ißt dort fo viel als Fluß). Die Wegſtrecke von
auf ebenen Wegen bie Teſhu Lumbu, wurde
„O'Lafſa auf 34 Monat von jenen pansı
f a’8 angegeben.
fetfen ongol. Geſch. Rot. 3473 Weitsang hou hy
*°) Weitsang thou chy 1. c. p. 115.
16 Not. 1 v. Klapr, ° *') Herbeit Survey in Aniat,
p- 309, 876, 371.
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29 Hoch⸗diſien. IV. Mbfhaiet. $..75.
Eelder, fügt das Wei tfang.thbou hy, außer einer N
daß alle Ftüffe in Ngasri, bis Dſchaſchilumbo (Ti
Lumbu) im Sommer, wenn fie bei den großen Waffern
getreten feyen, den gemeinfamen Namen Luhai, d. i. die S
| Meere), führten, was wol auf ihre großen Weberfchwemr
gen hindeuten mag, nichts genaueres über diefen Hauptſtrom
Bandes. Diefen Mangel bat, was das Topiſche diefes
drographiſchen Syſtemes betrifft, die befannte und
sühmte Arbeit Klaprothe über den Lauf diefes S
mes?) und feine Identität mit dem Jrawaddy erfeht, w
durch den Schatz ihrer geleheten Mittheilungen aus Chineft
Tuͤbetiſchen und andern orientalifchen Quellen zeigt, wie ſeh
Geographie dieſes Erdthelis durch ähnliche Arbeiten ber Ver
sung noch fähig iſt. Wir innen nichts befiere® thun, ale
Ihe die wichtigften Facta, in der Ordnung wie fie hierher geb
entuchwmen, und werben, wa wir bie verfchisdbeuen Memoire
. dtisen haben, fie mit Mem. J., IL und II. näher begeichnen
wol auch das legtere derfelben die wichtigfien Angaben der b
eifkeren, mit enthält.
Der Name Dzangbo heißt fo viel als „rein und Ei
afu, oder tfin, tchou, iſt der gewöhnliche Name für |
Bolftändiger il der Name Paͤru Dzangbo tfüu 5%),
larer Grenzſtrom bes Weftens, weil er aus Weſt⸗2
dommt, Diefen Namen hat &. Turner in Teſhu Lun
kerig, in Ere:hoemzsboo ausgedrüdt, wo man ihm fagt:
autfpringe 30 Tagereifen nocdmeftlich 55) von ba, nahe
Manafarowara, fliege aber oftwärte in en Laufe
einen wuͤſten Boden fort,
263) Wei tsang then ey r e p. 118. 83) I. Klaproth I.
moire sur le Cours du Yarou Dzangbo Tchou ou du grand 1
du Tubet in Magasin Asistique Paris 1826. T. I. p. W2-
av. Carte; befj. IL Memoire sur les Sources. du Brahmap
et de l’lraouaddy in Annales des Voy, Nour. Serie Tomv
263-—-304;, deff. III. Memoire sur le Cours de la grande R
du Tubet appelde Iraouaddy dans le Roynume des Birman
_ Memoiren relstifs a l’Asie Paris 1828. T. UI. p. 320-417
ar Carte de l’Asie oentrale dressee d’apres les Cartes 1
xe de l’Eimpereur Khien Loung, par les Missionaires dı
ing et d’apres un grand nombre de Notices exiraites et trac
. nn —— 4— — ——
emoiro c. p. Aurner
& & O. & Ah
DA-Gr., Tuͤbet, Drangbe-Etrum 227
hinefifchen, neuern Kartenzeichnuug, bie lag
fin Bd. II. ©. 470), entfpringt die Quelle un⸗
je. und 79° 35° DE. v. P., auf den Grenzen
d. 8. Nga⸗ri) vom Berge Damtdout (d,
. Rad) 10 Stunden Laufs nimmt'er, inte,
der. aus einem Meinen See kommt, im Oſten
ı (d. h. Elephantenräffel), eines Schnem
enannt iſt, weil aus feinen Seitenſchluchten bie
und reißend Hervottreten follen, wie aus‘ einem
Auf ähntiche Weife hatte wor ber dortige Loͤ⸗
19: ge) die Zabel veranlaßt, welche man Tur⸗
u Lumbu erzählte, daß «6 dort !dmen' gäbe.
uch ſchon die Gapuciner 57) gehoͤrt; Mg Asti,
waltige Felfen, nackte Klippen und ewige Schnee
he die Miffionare In ihren Stinerarien Eaucaſus
ich ihren Goͤtterſchriften foll dies das Reich der
anderer wilden Thiere vor alten Zeiten geweſen
⸗Tuͤbet das Reich der Affen, obwot es dorf‘
und. weber Himmel noch Exde fie ernähren
ebeutende Zufluß zum Hauptſtrome, Unks, iſt
ngdo, der von N.O. kommts dann weiter un⸗
Gouyang, von der Nordwand des’ Himalaya,
Maftang (f. oben &.16). Am’ Zuſammenfluß
mpel Ghaldhan auf ber Karte verzeichnet:
iefer Gegend von Nga⸗ri und von Garku
m Weſten, Afien Bd. 11. &. 695) ſcheinen nach
„wo beide zuſammengeſtellt find, gleichen
addhadiener zu ſeyn, leider wird nur umſſlaͤndll⸗
leidung geſprochen. Dann ſtroͤmt er wiiter ge⸗
nz Dzang, tnd nimmt S bedeutende Zuftäffe:
und eben fo viele von det rechten Geite, die
Himalaya entquellen, auf, bis er vor Diis‘
dioſter Dfhafhitiumbdo (Teſhu Lumbo) vor⸗
©. Turner 59) erblickt hat. Ex fließt Hier in
) breiten Bette, und drängt fi, in —
Geſandtſchaftereiſt a. a. D, &. 33.
Alphabet. Tibetan. p. 454. se) Weitsangthonchy
°) * Turner a. a. O. ©, 3839.
2. BE = — m. or
— * 7
229 . Noceflen. IV.’ bſchaict. $..75.
ELEelder, fügt das Weil efang.thon hy, außer einer RN
daß alle Flüffe in Ngasri, bis Dfhafhilumbo (Te
Lumbu) im Sommer, wenn fie bei ben großen Waffen
getreten feyen, ben gemeinfamen Namen Euhai, d. i. die ©.
- Meere), führten, was wol auf ihre großen Ueberſchwemm
gen binbeuten mag, nichts genaueres Aber diefen Hauptſtrom
Bandes. Diefen Mangel bat, was das Topiſche diefes
drographiſchen Syſtemes betrifft, die befaunte und
ruͤhmte Arbeit Klaproths über den Lauf diefes St
mes?) und feine Identität mit dem Jrawaddy erfeht, wi
duch den Schag ihrer gelehrten Mittheilungen aus Chinefifc
Tuͤbetiſchen und andern orientalifchen Quellen zeigt, wie ſehr
Geogranhie dieſes Erdtheils durch ähnliche Arbeiten ber Bere
sung noch fähig iſt. Wir können nichts befieres thun, als
Ihe die wichtigſten Facta, in der Ordnung wie fie hierher gebe
entnehmen, und werden, wa wir die verfchisdbeuen Memairer
_ ditiren haben, fie mit Mem. I., IL und II. näher bezeichnen,
wol auch das letztere derfelben die wichtigſten Angaben der be
erfieren mit enthaͤle.
Der Rame Djangbo heiße fe viel als „rein und BE
afu, oben tfiu, tchou, iſt der gewöhnlide Name für F
Vollſtaͤndiger iſ der Name Paͤru Diangbo tfüu 5), t
klarer Grenzſtrom bes Weftens, weil er aus We:
tommt. Diefen Namen bat S. Turner in Teſhu Lum
terig, in Ere⸗chomaboe ausgedrüdt, wo man ihm fagte,
autfpeinge ID Tagereifen nordweſt lich 55) von da, nahe
Manaſarowara, fließe aber oftwärts in kaufe :
einen wüften Boden fort,
262) Wei tsang thon chy be ——— es) I. Klaproth I.
moire sur ee Cours da Yarou Dzangbo Tchou ou du grand fi
du Tubet in Magasin Asistique Paris 1826. T. I. p. 02 —
av. Carte; befl. IL Memoice sur les Sources du Brahmapı
et de l’lraouaddy in Annales des Voy, Nour. Serie Tom VL
263--304;, deff. III. Memoire sur le Cours de la grande Ri
da Tubet appelde Iraouaddy dans le Koynume des Birmans
‚ Memagiren relatifs a l’Asie Paris 1828. T. III. p. 320--417;
Klaproth Carte de l’Asie coentrale dress&e d’apres les Cartes le
xe de l’Eimpereur Khien Loung, par les Missionaires de
Eng et d’apres un grand nombre de Notices extraites et tradı
‚de Livres Chinois, Paris 1833. 4. Sect. Klaprotli |
Memoire e l. c. p. 37% “co, —* eſandtſchafto
Oß Gr., Tuͤbet, Dzangbo⸗Sirem 32F
ineſiſchen, neuern Kartenzeichnung die Maps
ien Bd. II. &. 470), entſpringt die Quelle un⸗
e. und 790 35 DO.2, v. P., auf den Grenzen
(d. i. Nga⸗ri) vom Berge Damtchouk (d,
.Nach 10 Stunden Laufe nimmt' er, ine,
der aus einem Eleinen See kommt, im Often
(d.h. Elephantenräffel), eines Schnew
nannt iſt, weil aus feinen Seitenſchluchten bie
und relßend hervottreten ſollen, wie aus einem
Auf aͤhnliche Weiſe hatte wot der dortige LIE
g⸗ghey) die Fabel veranlaßt, welche man Zur
ı Lumbu erzählte, daß «6 dort Löhuwen gäbe.
uch fhon die Gapuciner ®”) gehörtj Moa: ei;
waltige Felfen, nackte Klippen und ewige Schnee
he die Miſſſonare in ihren Stinerarien Caucafus
ch ihren Goͤtterſchriften foll dies das Reich der
inderer wilden Thiere vor alten Zeiten‘ geweſen
Tuͤbet das Reich der Affen, obwot es dorf‘
und weder Himmel noch Exde fie ernähren
edeutende Bufluß zum Hauptſtrome, Unks, iſt
agdo, der von R.D. kommts dann weiter une
Gouyang, von der Nordwand bes’ Himalaya
Maftang (f. oben &.16). Am Zuſammenfluß
mpel Ghaldhan auf der Karte verzeichnet:
ieſer Gegend von Nga⸗ri und von Gartku
m Werften, Afien Bd. 11. &. 695) ſcheinen nach
‚ wo beide zuſammengeſtellt find, gleichen
ddhadiener zu ſeyn, leider wirb nur umfländils
eidung gefpeochen. Dann ſtroͤmt er wiiter ge⸗
az Dzang, und nimmt 5 bedeutende Zuffäffe:
und eben fo viele von der rechten Seite, die‘
Himalaya entquellen, auf, bis ee vor Die‘
Mofter Dſchaſchilumbo (Teſhu Lumbo) vor⸗
©. Turner?) erblickt hat. Er fließt hiee im’
breiten Wette, und drängt fi, ia aaa!
Sefandtfchaftsreife a. a. D. &. 328.
\lphabet. Tibetan. p. 454. °*) Wei Wang thonchy
— * KTurntr a. a. D. S. 339.
— —
0
vrrnt
— —
nr Br Zu
— —
222 Soh«Mifin.- IV. Abſchaitt. .75.
Axme getheilt, durch eine geoße Menge von Juſeln; der gei
derfelden nahe am Kiofter iſt eng und ſehr tief, niemals dur
gehbar. - Hier nimmt er, vom Süden ber, den Painom tf
auf, einen Fluß, an welchem von feiner Quelle an, in der N:
von Phari,. bis zu feiner Einmündung Zurners Weg ihn h
führte Cf. unten deſſen Moutier); er beißt auch Djuangdz
Fluß. Ueber diefen muß .man auf der Straße nah H’Eaf
übrrfegen ; 3 es geſchieht nach jenem Berichte eines Nepal: Reif
den 360) 200 bis 300 Schritt im Oſten der Stadt (wo der Etri
Shure, Erkus genannt if), auf einer eifernen Brüdev
19. Bogen, die einer ‚ber vorigen Lamas über denfelben baute, ı
er fehe sie, und. doch 300 Schritt breit ſeyn ſollz fie heiße Sar
na DIRT. db. 1. die oͤſtliche Brüde Bon bier an w
rHauptſtrom mit einem andern Namen mehr genannt,
—— tſu. An. feinem Suͤdufer geht bie Hauptſtre
nach HEaſſa im Norden des ringförmig gezeichneten S
kn ven ober Yamrut Dumdfo voruber, ber auf d
arten Palte heißt; er beſpuͤlt den noͤrdlichen Fuß des hoh
anhular (Rambala .b. P. Georgi) Berges, der zwiſch
dem See und dem Strome liegt, und von dem nordwaͤrts über d
Dzangbo eine eiferne Kettenbrüde 62) fuͤhrt, welche die C
pücingr, ſchon befchrieben: haben, bie felbft auf dem Tuͤbetiſch
Kaͤrtchen des Wei tſang thou chy eingetragen iſt. Hier, nahe u
tzcbalb dieſer. Bruͤcke, uͤber welche der Weg nad der Capit:
H! Lofſ, ‚führe, ergießt ſich der Dzang tfiou lau Botſic
N 1 aus. em Ser Moutigmtſo im N.D. von H’Laffa entfpring
‚12 Stunden. im ©. der. Stadt, in den großen Dzangb
iefer. Zufiuß heißt auch Galdjao muren®) im Mongo
ſchen, d. i. der. wüthende Ström, die Bewohner von Year
an deren, ‚Stadt se üblich voruͤberſtoͤmt und den Out tfw,
fü, Durähfchmeitet, aufnimmt, fehen ihn und nicht den nn
u größern Quellarm der an Teſ hu Lumbu voruͤberzieht, a
die wahre Dyelte des großen Dzang bo an. Nah ber Ci
ie Geographie 64) find es drei Waffen, welche diefen Stro:
»Laffa bilden, der in Booten von Holz, oder von Haͤ
n ‚Aberfegt wird. Dee große Diangbo, welcher nun e
er Hodgson in Asiatio. Journ. New Ser. 1830. Vol.I. p. 247.
Weitsang thou chy L c. p. 134. °2) P. Georgi Alphab«
: Tibetan. L.c. p. 452. ..) en
Not. 1. p. 246. P eben. pP 115.
Oſt⸗ Sr., Tüber, Djangbo-Strom. 223
ed Drang» und Bo⸗tſiu den zuſammengeſeh⸗
zangebo⸗tſiu im eigentlihen Sinne erhält, fege
cht bereiherten Mafferlauf weiter fort gegen«D fb;
oahar), der zweiten-Gapitate von Efiber
mitien vorüber, die bisher ſelbſt auf D’Auvitles
fehlte, und erſt durch Kiaproch in ſeine orte
sie eingetragen iſt. Nicht weit unterhalb derſel⸗
bie Provinz Wet oder Mittel-Tuͤbet ein, und
n an der Stadt Sangei vorüber, von wo et fidh
dendet. Von ba bildet er nun, in einem ſonſt
ten Rande, die Grenze zwifhen DatboilZate
d Gungbo (Gombo) links, fließt -zwmifchen: den
dyung und Daelagang-bzung bindurdz am -
mka auf dem Südufer worüber, um aus Tuͤbet
la von Sinhghian Khialée), zwiſchen dem
rge (Nin gangri garburi), um in das Land H'lot⸗
tan einzutteten, das von den milden Tribus
aprorb'bält fie für Birmanen) bewohnt wird; —
weitere Nachricht, und auch die Chineſiſche Kar-
immet bier ein Ende (auf D’Ansrilles Atlas du
e VI unter 264? N. Brez auf Klaproth Carte
untee 234 N. Be; auf Berghaus Karte von
, Gotha 18323, unter IHN BE): Aus Klap«
IN. p.37% erfahren wir jedoch den Zuſatz, weichen:
rete Ahifer Khienlongs am Rande zu dieſem
at, Sie fagt: dieſer Fluß tritt aus dem Laka⸗
e gegen ©.D. ein, in Yunmwan, bei der alten
gtdeom, amd wird ba au dem Pintanglfung
der Arela-P atmen): — An diefes: Datum
m zumädyt die neue Anficht ber Identitat diefi®
dem Jramwadby Af. unten), uͤber melde Kaya.
chungen en Licht verbreiteten. ERLITT er
mie = tor) 3
füptiche Ru Hang, Subnagh iu und Run bi
ker bedeutende Strom Tuͤbets iſt der ſchon oben
klang (f. oben S_212), der im Suͤbden des gro⸗
© * ihm La Bu lang patallel Richt,
— pr "
ee ee
2 —
224 — IV. Abſchniit. 9. 73
BIS de wie ſenet für weltere Kenntuiß verſchwindet. Nach Ki
roths267) Mem. LII. iſt nicht er, ſondern fein linker Zuſtuß
Munthu (oder Mom: auch Moun⸗tchu, Mun⸗tf
der Hauptſtrom. Deſſen Quelle liegt im Hochgebirge Tam
bei Neubdong, In der Provinz Weil. Er fließt gegen €
vor dem Yarla Hamboigangri (d. h. Schneeberg
Lanbe des durch fi ſelbſt beftchenden Gottes
vsgruͤber, weicher der hoͤchſte Berg jener Landſchaft ſeyn fol,
Im Süden dem eingförntigen Gere feine Grenze fest, wie
Barbusu-(Kambala) im Norden beffelben. Diefee M
tu: nimmt dann den Lub nagh tfiu (Ru kiang) von
rechten, bee vom: Weſten herlommt, auf, und nachdem er
Güdgrenze (much andern, f. oben, bie Morbofls Grenze)
Dakbo gebilbet hat, tritt ee auch in dba Land ber H’Ie
An, dasidie Mun bewohnen. — Hier ſcheint alfo Run
allgemelner Name für jene Bergvoͤlker zu feyn, bie Klapr
für nörbiihe GEbirgsbirmanen zu halten geneigt if. —
wird in dieſer Chinefiſchen Anzeige nicht. wiederhoft, was oben
ohne Tuͤbetiſchen Quelle von Klaproth angeführt war,
wicht unwichtig iſt, daß. dieſer Strom fich dann auch in ben
Sen Dzangbo ergleße, eine Verficherung, ‚bie auch ein Zufa
Kaiſer Khientongs Karte wiederholt. In einem Auffag
des Temps wird. die Vermuthung von Klaproth als wahrfd
lich mitgecheilt, daß * Mom tchu ber Dihong von af
ni möge
N Ö De Gakbo bzangbo fu,
L ‚Die gehen: num zu bee Nord⸗ und Oſt⸗Seite des g
fen Dyangbo fort, um auch noch über die andern bybrogra
ſen Hauptlinien Näbetd uns zu orientiren. Dee bei
SHauptfirom, dem man im Dſten bes Dzangbo begeg
ift dee Gakbo dzangbo thu 70) ober tfu, d. i. ber Ei
Strom von Gakbo. Er entfpringt unter dem Namen Ga
hu (Dzianlo fin) auf der Weſtgrenze der Provinz 8
uud Wei, zwifchen den Wergen zonseles fum bo si
242) Klaproth Men. relat, a P’Asie T. II. p. 337. ..) A
Humboldt Mem. sur les Chaines de Mont. etc. ta Nour. An
.d. Yoy. T. IV. 1830. p. 249. *°) Cours du Brehm:
‘ de Ylrawaddy, im Teoibe, Paris 17: Aout 1832. Te)
Mem JIL. in Mem. relat. a T’Asie T. IL p. 378.
IL, I. Oſt⸗GSr., Zübet, Om tſiu. 225
2 MBr.)> lebt gegen SD. im Weſt bes be:
18 H’Lari 71) vorbei, der auf der großen Marſch—
Tſiamdo und H'Laſſa im hohen, kalten Berg—
ann fließt er_ durch das Land Gakboz erhält da,
den großen Zuflug Bo:D;angbo, verläßt biefe
tfelben Breite wie bee große Dyangbo, und
Land H'Lokba. Hier verfhwindet jede weitere
yeicht von ihm jenfeit; nur der Zufag ber Khien:
arte ?2) beftätige dieſes legtere Datum, und fügt
site er, gegen S.D., in Yunnan ein, fließt in
Fort Thianthankouan vorüber,. und wird
agtchhuankiang. Doch wird noch ein lin:
er als Zufluß von ihm genannt, Tchot deng—
Oſt von ihm bie Provinz Kam bducchfchneiber,
iden Armen Mun tchu und Lo thu encficht,
). des Schneeberges Gakla Gangri vereinigt,
der H'Lokba ihm zufließt. — Dieſer Fluß, ber
6 u. a. Karten aber nicht als Zufluß, ſondern
er Paralleifluß gezeichnet ift, muß im Süden ber
yute von Tſiamdo, über H'Lari nad H’Raffa,
[ern Zübetifhen Berglande ent[pringen, meil er
überfegt wird, wie doch ber folgende. Auch liegen
f Klaproths Carte du Cours inferieur du Ya-
nur eim geringes nördlid) von 29%; eben fo auf
arte von Hinter-Indien, bie jener folgt; ee kann
Aufzählung nicht zu den Hauptflüffen Tuͤbets ge»
und nicht in gleihem Range mit den vorherigen
den ſtehen. eine Zeichnung fcheint auf allen
lar und problematifch zu ſeyn; wie gehen zu feis
roͤßern Nachbar über.
d) De Om tſiu.
e Hauptſtrom von Tuͤbet, ber Om tchn (Om⸗
f der großen Marſchroute namenlos gebliebene,
den Stationen Tſiamdo und H'lorung—
er Brüde Samba der Tuͤbeter (Sapia bei
pu khiao der Chinefen) 73) überfegt werden muß.
thon chy 1. c. p-228. 72) Klaproth Mem. IILL c.
’3) Wei tsang thou chy l. c. p- 219.
e IV
220 Hoch-Aſien. IV. Abfchnitt. $. 78.
‚Auf bee Klaprothſchen Karte zum Routier I er f
tfiou genannt, auf ber Carte centrale etc. Om tous; eb
bei Berghaus Hinter-Indien. Auf Klaproch Carte du C
etc. 1828 heißt er aber Dir tchon, und ein oͤſtlicher Arm
felben Dithou. Auf D’Anvilles Karte iſt ee auh nan
108 geblieben; aber weiter nordwärts gegen das Plateau
von bem er aus weiter Kerne herkommt, ift eine Bruͤcke 9
Sama, zwiſchen 82 und 33° N. Br. gezeichnet, oberhalb
felben ber Etrom vom Weſt her, aus Steppenland, zu kon
fheint (der Kara uffu). Unterhalb derfeiben fließt ihm
ein linker Arm zu, den D’Anville in feiner Generalkarte
Tübet Seri Somtou nennt, auf dem Atlas du Thibet
aber dabei Pays de Seri Somton. Daher bei Grimme Karte
Hoch⸗Aſien, welche diefe verfchiedenen Daten combinist bat
obern Laufe Ser tfiu, im. mittleen Dir tſiu. Ale 8
nad) den Chinefifchen Autoritäten find übrigens einig, den un
Lauf diefed Fluffes gegen Yunnan bin, wo er deffen 2
grenze bildet, Zu Kiang oder Nu Kiang zu nennen.
Klaproths neuefter Carte .centrale de I’Asie 1832, nad
großen Khientongfchen Driginalkarte von 110 Blatt ausgearb
hat dieſer Strom dreierlei Hauptarme vom Norden herab
mend, und fi einige Zagemärfche oberhalb ber Brüde Saı
ber Marfchroute vereinigend. Der öftliche, kürzere heißt
Soumbdou, ober Ser tfiu, d. i. Soldfluß?”%), bei D
ville, ber weftliche gleich kurze heißt Ouſir ihu, und der ı
lere Hauptarm, bei weitem der längere, iſt wirklich der Kc
uffu, welcher ſchon aus dem nördlichen Steppenlande, in be
erft (gleich dem Muru uffu) gegen N.D. und O. fließt, ei
fi) plöglich gegen den Säden wendet, und als durchbreck
der Strom, die ganze Breite Tuͤbets, in der Provinz Kh
von N. nad ©. durchſchneidet. Der Kara uffu 5), I
Schmwarzwaffer, im Mongolifhen, fließt 8 Ragereifer
Morden von H’Laffa vorüber, wo er auf dem Wege zum 2
ber Steppenbewohner in Booten von Häuten überfchiffe zu
den pflegt. Die Vereinigung aller brei Hauptarme iſt es
welche erft den Namen Dui tfiu, d. h. im Xübetifhen
Fluß der Mitte, ne hat (ſollten Dir und Om |
874) Wei sang a e. p. 117. Not. 2, v. Klaproth.
’E) ebend, p. 116.
ſt⸗Gr., Tüber, Lang thſang Klang. 227.
hreibfehler feyn?). Bei dem Uebergange biefes
Samba:Brüde muß fein That fchon ſehr
a ſeyn, denn obwol zur Seite furchtbar Kalte
fteigen,, fo ſchildert doch das Routier eben dies
und ſchoͤn, fein Glima ’6) heiß und wenig
ı umterer Lauf ift bei den Chinefen Nu⸗
‚ weil er au ber Grenze von, Yunnan das
3 ducchfließt, weldhe Nui heißen. Auf der klei⸗
Riginalkarte, welche da6 Wei tfang thou hy bes
eſer Fluß gar nicht unter "diefem Namen aufs
t als felbfiftändiger Strom, fondern nur al
tfang Kiang gezogen, ein Name, des feinem
gehoͤrt. F
e) Der Lang thſang Kiang. 2
fang Kiang (Lan tfan Kiang), Lathou
nu (Zotfu), ift der fünfte Hauptfirom,
e Züber oder K'ham, gleich dem vorigen, in
te von N. nah ©. durchfchneidetz er zieht im
an Grenze, an ber Weftfeite des Grenzgebirs
Scan vorüber. Es iſt derfelbe, weicher bei
n ©. 205) fih aus dem Verein zweier Quells
en denen dieſer wichtige Paſſageort liege. Der
beißt Om tchu (alfo nicht mit jenem vierten
vechfeln), der öfttiche Dzaꝰtchu oder Satchuz
it ducchziehen weit hin gegen Süden (von
300 N. Br., 616 zur Nordgrenze Dunnans,
) ein völlig unbekanntes Gebiet, eine
on der felbft die Khienlongfhe Karte nichts zu
treten dann in Yunnan, unter dem obigen
fang ein. Noch unverftändlich bleibe uns die
fifchen Geographie 77), daß dee Om tfiu gegen
0 ee Yun ho heiße, der Dza'tchu bei feinem
Santon Kieou jou in Syutfhlan auch Tſchuͤan
och vereint nad) Yunnan gehen follen.
f) Der. Kin da Kiang.
a Kiang, oder den geoßen Kiang, kann
oben Laufe als den fehsten nnd legten
ou chy 1. «. p. 219%. 77) ebend. p. 108.
| P2
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228 Hoch-Aſien. IV. Abfchnitt. 8.75. .
Hauptſtrom Tübers, nämlich als den Strom ber ne
Grenze aufführen, wo wir ihn als den Strom von Batt
fhon kennen lernten (ob. &. 195,199, 202). Hier nur die Er
rung daran, daß er tm obern Laufe durch das Stepper
Muru uffu bei den Tartarifhen Nomadenbewohnern gen
wird, im mittlern Laufe, in Tüber, Bourei tfiu bei
betern (d. 1. Dholai thu dei Chinefen) Heißt, dagegen im
teen Laufe bei Chinefen unter dem Namen Kin ha Ki
oder ber große Kiang (Ta Kiang) allgemein bekannt. if
Die große Anzahl dee untergeordneten Zuflüffe dieſer H
fitöme Abergehen wir bier, fo mie die Aufzählung aller ber
zelnen Berge, welche das Chinefifde Rei wie em Kürap
gen follen, auf deren genaue Benennung ?78) der Chineſiſche
graph fi etwas zu Gute thutz; wir find außer Stande fie
in ein zufammenhängendes Bild des Tuͤbetiſchen Lanbes zu
einen, wozu‘ wie im obigen nur die Hauptlineamente auf
Quellenangaben mühfam zufammenzuftellen verſuchten.
Noch ein paar Mafferbeden find in ber phnficalifchen
graphie von Tuͤbet der Beachtung merth, ungeachtet wir t
von ihnen erfahren; Die große Gruppe der nördlichen €
und der Ring: See im Ehen bes großen Dzangbo.
Durch das nördlihe Tuͤbetiſche Steppenlanb zeigen die
ten ſehr viele Steppenfeen vertheilt; der größte von allen ij
Tengri:Nor (f. Afien Bd. II. S. 414), der auf der ©
dee Plateau: Steppen und ber wildeſten Hochgebirge zu 1
ſcheint, aͤhnlich den Heiligen Doppel-Seen am Kailaſa, von.
hohen Schnees und Gletſchergebirgen umgeben. Der T—
Dzangbo, d. i. großer Fluß (ober Dargu dzangbon
der Khienlongſchen Karte), fließt in ihn vom Weſten herkom
ein. Er heißt auch Thung-heu⸗Nor 7%), und der Mor
[he Name Tengri (nicht Terkiri wie bei D’Anville) iſt gie
beutend mit dem Chinefifhen Thian tchhi, welches beides
Heiligkeit mit Himmels-See (Lac du Ciel) bezeichnet.
liegt nur 9 Zagereifen im Norden von H’Laffa; noch ifl
nichts näheres Über ihn bekannt, als daß er der größte vo
Ien feyn fol. Der Manafaromara (Mapang) wird
auch noch zu ben Rübetifchen Seen gezählt, weil ee am ©
bisrt Megt, er wird aber Dneuta genannt, ex ift weit kle
278) Weitsäng thou chy 1. e. p.101—118. *0) ebenb. p.116,
J
I
‚ IU. Oſt⸗Gr., Tuͤbet, Palte See, 229
Südfeite bes großen Daangbo werzeichnete,
See”), heißt gemöhnlid Palte-See; dies fol,
ben bemerkten, nach Klaproth eine falfche Bes
aus Misverſtaͤndniß der im Norden anliegenden
Bardi oder Zübetifh Baldhi); doch ſteht auf
Driginallarte Bhaldi Yumtfosⅇ auf ber
Karte Barbrotyumtfo. Die Form biefes
8 zwifhen den 'gwei Hochgebirgen im Nom.
en GGanbula und Yarladhamboigangri)
t der großen Inſel in feiner Mitte, iſt fo feltfam,
t für ein Kunſtproduct dee Kartenzeichner Falten
inefifche Geographie führt ihn auch nicht unter
ern unter dee Rubrik der Tem pel auf, wo er
ch si) der Stadt Bedt genannt wird. Der Pa:
phagh mo «(Sainte truie, d. i. heilige Mutter:
6, fen daſelbſt auf dem Berge in der Mitte der.
hönften; weiblihen Kiöfter, durch feine Regelmaͤ⸗
ebung merkwürdig, ähnlich gelegen: dem der Ins
u und Phungtao (drei Sabelinfein, wahrs
‚nah Klaproths Eırffärung die Inſeln der
Er ift die Wohnung einer fehr berühmten weib»
ichtu (Magnae renatae Lhamissae -"T’urcepamo
2), weiche Dhordze phagh mo genannt wird,
nation des Genius des großen Bären ()
ie Unruhen Ende des XVII. Jahrh. durch Teba
ba Sanghie) in Tuͤbet erregt wurden, nahm fie
heiligen Schweinmuttee (d. h. Phag, Samte truie)
fih in da6 Land Drang, daher ihr Name. Die
alefen follen fie, nad Pat. Georgi, der vieles
on. ihr mittheift, auch als Bhadani verehrten.
‚mbala8), im Norden des Sees, fpricht Pat.
3 einer ungeheuern Höhes von feinem Bipfel fol
Capuciner Miffionaren, eine neue Reihe vom
en im Norden erbliden, gu beren Anbetung
les d. Voy. T..IV. p..249. °) Wei tsang thou ee
—135 Not. v. Klaproth ib. und Timkowski Voy. a
laproth. Paris 1827..8. T. U. p. 3536 Not.
i Alphabet. Tibetanum 1. c. p. 5. - 2) chend.
w
FE ur on
nn
»
—
230 Hochs fin. IV. Abſchnitt. $. 75.
bie Indifchen und Tuͤbetiſchen Wallfahrer dieſen Berg zu
gen pflegen.
8. Clima und Probucte.
Bei dem Mangel aller Europaͤiſchen Beobachtung fi
wie bier über. das eigentliche Tuͤbet nur: dem Chinefifchen
graphen 35%) folgen, der deffen Clima nad dem feiner He
beurtheilt, und bemerkt, daB dort die Wechfel der Temper
in ben vier Jahreszeiten denen in China ganz gleich feyen.
[hen dem März bi6 September (dem zweiten und
Monate), iſt ihr Wetter, fagt er, ſchoͤn; Regen flellen ſich
ein; die Winde kommen bei ihnen nicht wie bei uns zu
Epochen (keine Monſuns); auch die Gewitter find fehr wed
Im Allgemeinen ift Tuͤbet in feinen Plainen heiß, in feine
hen kalt; doch wechfelt das Elima oft gar fehr in geringe
fangen von wenig Stunden. Zu H’Laffa ſproſſen bie
ter zu Anfang April und Maiz dann fchlagen auch die?
ons, Ende Srühling oder Anfang Sommer ift die Ausfa«
Kom und Erbſen; im Auguft und September (der ff
und achte Monat) die Ernte Im Sonnens und Mon
ift Tuͤbet China ganz gleich. Thau fällt in den Nächten,
in den Herbfinächten. Der Schnee im Winter iſt nid
aber Hagel ift häufig, und oft wird man dort auf ber
und beim Fifhfang ‚von Hagelwollen umgeben. Dann
die Tuͤbeter oft Gebete (ngäh im Tüberifchen, scheou im
fiſchen) aus, um jene zu entfernen, die aber oft nichts
Es find diefelben, welche nie überfegt, jene myſtiſchen 5:
enthalten, bie wenn fie Tage lang mit großem Eifer for
werben, ben Leib hieb⸗ und ſchußfeſt machen follm, fü
Mandarin,
In den Annalen bee Tuͤbetiſchen Geſchichte wich das
Tuübets durch deſſen vorherifchende Benennung „das
des Schnee” oder „das rauhe Schneereich Toͤboͤt
reichend bezeichnet. Die Nepaleſiſche Prinzeſſin, welche be
fen Könige Srongdfan Bambo (reg. von 629-698)
die Sonne ber Religion, d, ki. des Buddhismus
Tuͤbet, wie es im Boͤdhimoͤr heißt, aufgeben ließ, zehn
00%) Wei tsang thou chy 1. 25) Gfanang
Mongol. Geſch. v. —2 —8 Rot 12. ©. 833, 837 ı
%
nal, IL Of Er., Züber, Sina. 231
ſtonbeſtelgung vermaͤhlt werden ſollte, hatte frellich
een Lande Nepal, keine fo guͤnſtige Vorſtellung von
em Lande. Der König ihr Vater hatte fie ſchon,
m Opfer, bem Beherrfcher Tuͤbets zugeſagt. Da
bimör, tebend eingeführt, die Prinzeſſin ſelbſt
BVater: Großer König, mein Vater! ‘jenes rauhe
iſt ein Land bed Grauens und Entfegens, jenes
ie erhabene Lehre nie hinkam, ift ein mit Finfter:
Srdrheil, Die Menſchen diefes Landes find vom
eſchlechte der Menſchenfteſſet. Hunger, Elend umd
m biefes Land dem Meiche ber Birid (2) gleich.
Tochter unvermeidlih in ein ſolches Land ziehen
ich dich, mir bie Bubbhabilder, benen du Vereh—
acht ermeifelt, mitzugeben. Ich bitte dich um das
bh Wadfchra, um das Abbild des freudebein:
reja, und um bas erbarmungsvole Dſchu
Dära fe Da Hunger und Durft im Schnee:
h find: fo bitte ich did) um Lebensmittel und Guͤ—
er im Schneereiche herefchenden Kälte zu wehren,
von bie Kleidung für ein Menſchenalter, Ich bitte
was in jenem Lande mie nöthig ift, zu meinem
jer geruͤhrte Water antwortete tröftend: „Tochter
Ijenes Zöböe iſt ein vor andern ausgezeichnetes
Berge find hoch, die Luft iſt rein; majeftätifch var
ſchtige Schneegebirge empor ; «8 ift das fühle, reis
Zenggeri und ihe Lieblingsaufenthalt.
würdigen Weltregion, in dieſem Reiche aus wel
Seligkeit ausgeht, entfpeingen vier große Ströme;
fruchttragender Bäume (ob Pinienzapfen?) ift
2 geſchmuͤckt; es hat Ueberfluß an fünf
an koftbaren Erzen und Steinen, an allen Gats
g, dierfüßiger Thiere. Fehlt gleich diefem Lande
Tatwa und bie heilige Lehre, fo herrfcht doch da⸗
em mächtigen Könige Gefeg und Ordnung. In
), meine Tochter, wirft du ziehen.” Der Bater
Tochter burd die heilige Mitgift der Götterbilber
ji .
m Miecredit ſtand Töböt ald ein Reich des
8 Hunger, nad) ber Erzählung des Boͤdhimoͤr,
bineſen, ben oͤſtlichen Nachbarn, als derſelbe
Digitig
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232 Hohe Aflen. IV. ubſchaitt. $. 75.
König bei ihrem Kaifer um eine Prinzeffin anhielt (vergl
bei den Ufun, Afich Bd. I. S. 433, und 'Timkowski V<
p. 277). Die aus Löftlihem Landesproduct gefertigte Gab:
Brautwerbers war zwar ein mit Rubinen befegter Das
aus Lafurflein; dennoch dauerte das Widerſtreben des 8
baufes und des Volkes Jahre lang; fe veraͤchtlich und: ve
waren die Tübeter, fo im Argen lag Ihe Land. Und als
dielen- Künften, gleich denen dee Gefchichte der Turandot, es
Tuͤbetiſchen Geſandten geftattet wurde zur Kaifertochter ſage
duͤrfen: „Mache dich bereit mit uns die Reiſe nach Toͤdoͤt
treten,“ gab das Chineſiſche Volk hieruͤber doch noch laut
Misvergnuͤgen zu erkennen. Erſt auf die ausdruͤckliche Ver
sung ihres kaiſerlichen Vaters, daß der Beſchluß num unwide
lich ſey, ergab ſich die betruͤbte Prinzeſſin in ihe Schickſal,
ſich aber als Troͤſter den Dſchu Sakjamuni (en Abbild
dem Leben Buddhas verfertigt, von der Groͤße eines zwoͤlf
gen Knaben) nebſt allem, was ihr in jenem fremden und a
Lande zur Nothdurft und zum Bergnügen dienen konnte.
wurde ihr alles von ihrem fie zärtlich Liebenden Vater bew
und ihre Ausfteuer war fehe reih. Mit diefer warb fie Dem
bötifchen Gefandten übergeben. Diefem zeigte fie alle® und fı
ob «6 in feinem Lande feine Thonerde (mol zu Porge
Mühlfteine, Seidenwärmer gebet Als biefer nu:
widerte, dag am alle dieſem dort Ueberfluß ſey, nur bie €
dbenwürmer kenne man idht: fo nahm fie die Eier von
denwürmern mit, um den Seidenbau in Zöböt einzuführen.
Meife ward nun angetreten, aber fie ging nur langfamı von
ten, weil ber Schusgott China's mancherlei Hinberniffe in den
legte. Als der Zug das Toͤboͤtiſche Gebiet betrat, umd die {
flähe Ramotfche (d. h. Ramo tfie:%),.den Beinen Bu
Tempel im Norden von Botala bei H’Laffa) erreicht hatte,
dev Wagen, der das Dſchu Sakjamunibild trug, im Sande ft
und war durch nichts fortzubewegen; daher man ihn bien
vier Säulen und ſeidenen Vorhängen umgab, d. h. einen ‘
pei baute. DiePrinzeffin aber ſchmuͤckte fich mit ihren 25 5
frauen zum feierlichen Einzuge, und begab fih dann unter
fit, Sefang und allgemeinem Jubel des Volkes, nach der T
fläde der Maͤuſe (Chulughunain Koͤdoͤh; vielleicht weil
ss6) Wei tsang thou ahy 1. c. p. 127.
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‚ I. Ofle®&r,;. Zübet „Producte. 333
d2) in der Naͤhe von H’Laffa, wo der Ock hes
anges war.
man, au6 den Tributen, weiche in in fel⸗
derten von Tuͤbet an China gezahlt wurden, ob»
zelmäßig, während den Zeiten der Ming: Dynaſtie,
weniges über die Naturproducte des Lanı
es meiftentheil® veligiöfe Gegenflände, Buddhas _
oder Kunſtproducte waren; doch wollen wir ihre
mittheifen. Seit dem genannten Jahre, 1648,
tzahlung an China busch Eaiferliche Decrete fo
nur alle drei Jahre Statt finden ſollte; ihr
das Land Khu⸗khu⸗Nor und Scenfi,.d.t,
nah Sining vorgefhriebenz doch gingen: fig _
en einmal, duch Yunnan. Die Embaffaden
100 Perfonen beftehen, davon. 85 an ber Grenze
d nur 15 bis in die Reſidenz vorgelaffen wurden
. I. &. 222), doch war es den Begleitern ber
erlaubt, gelegentlich einen Leinen Handel wit
hne alle Zollabgabe zu treiben. Im Sabre 1664,
he Tribute nah China gebracht: Fdole-von
rgoldet; gemalte Bilder, Obelisken von
rita, d. i. Reliquien; rothe Koralfen,
oͤrner, gelbe Mügen mit Schwaͤnzen zug
b (Phuru, eine Art Piüfch oder Tuͤbetiſcher
e, vielfarbige Filze, Alfafoetida (Aewei
warzes, wohlriechen des Gummi, große,
iſcheln, Quaſten von weißer und ſchwar⸗
n den folgenden Jahren kamen zu dieſen Din⸗
ne Gebetraͤder (Khorlo, im Mongol. Kurs
apeln bi6 8 Fuß im Duchmeffer groß find, fü
. 676, 822) bei reihen Leuten wie Uhren in ben
2, umd aufgezogen befländig rollen. Aber auch
enktränze von Edelfleinen oder von gels
auch Pelze von Thfu heou f? unbelannt), von
arden, Luchſen; Safran; verfchiebene Zeus
forte, Filze u. a. m. Gelt der Herefchaft der
feit Kalfer Kanghi's Eroberung Tuͤbets, 1720,
lich gewordenen Geſchenke des Dalai Lama an
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232 Hoch-Aflen. IV. ubſchaltt. $. 75.
Koͤnig bei ihrem Kaiſer um eine Prinzeſſin anhielt (vergl.
bei den Uſun, Aſien Bd. I. S. 433, und 'Timkowski Vo
p. 277); Die aus Eöftlihem Landesproduct gefertigte Gabı
Brautiwerbers war zwar ein mit Rubinen befegter Dar
aus Lafurftein; dennoch dauerte das Widerſtreben des Ke
baufes und des Volkes Jahre lang; fe veraͤchtlich und: ver
waren bie Zübeter, fo im Argen lag ihr Land. Und ale
dielen- Künften, gleich denen dee Geſchichte der Turandot, es
Tübetifchen Geſandten geſtattet wurde zur Kaiſertochter fage
dürfen: „Mache dich bereit mit uns bie Reiſe nach Röböt «
treten,” gab das Chinefifche Volk hieruͤber doch noch laut
Misvergnügen zu erkennen. Erſt auf die ausdrädliche Ver
sung ihres kaiſerlichen Vaters, dag der Befchluß nun ummide
lich fey, ergab ſich die betrübte Prinzefiin in ihr Schilfal,
fi aber als Xröftee den Oſchu Sakjamuni (ein Abbild
dem Leben Buddhas verfertige, Von der Größe eines zwölfi
gen Knaben) nebft allem, was ihr in jenem fremden und a:
Lande zur Nothdurft und zum Vergnügen dienen konnte.
wurde ihr alles von ihrem fie zärtlich liebenden Vater _bewi
und ihre Ausſteuer war ſehr reih. Mit diefer ward fie dem
bötifchen Gefandten übergeben. Diefem zeigte fie alles und fı
ob «8 in feinem Lande feine Thonerde (mol zu Porzel
Mühlfteine, Seidenwürmer gebe? Als diefer nun
widerte, daß am alle dieſem dort Ueberfluß ſey, nur bie-€
denwürmer kenne man wit: fo nahm fie die Eier von
denwürmern mit, um den Seidenbau in Toͤboͤt einzuführen.
reife warb nun angetreten, aber fie ging nur langfam von
ten, weil der Schuggott China’ mancherlei Hinderniffe in ben
legte. Als der Zug das Toͤboͤtiſche Gebiet betrat, und bie 2
flaͤche Ram otſche (d. h. Ramo tfie?%),.den Beinen But
Tempel im Norden von Botala bei H'Laſſa) erreicht hatte,
ber Wagen, der das Dſchu Sakjamunibild trug, im Sande ſte
und war durch nichts fortzubewegen; daher man ihn bier
vier Säulen und feidenen Vorhängen umgab, d. h. einen 5
pel baute. DiePrinzeffin aber ſchmuͤckte fi mit iheen 25 3
frauen zum feierlichen Einzuge, und begab fih dan unter '
fit, Sefang und allgemeinem Jubel des Volkes, nad der TI
flähe der Maͤuſe (Chulughunain Koͤdoͤh; vieleicht weil
>80) Weisung thon chy I. c. p 127.
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) im her Naͤhe von H’Laffa, wo ber Dry des
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man, aus den Tributen, welche in ——
erten von Tuͤbet an China gezahlt wuͤrden, ob⸗
elmaͤßig, während den Zeiten ber Ming-Dynaſtie,
veniges Über die Naturpeoducte des. Lana
es meiltentheil® veligiöfe Gegenſtaͤnde, Buddhas s
oder Kunſtproducte waren; doch wollen wig ihre
nittheilen. Seit dem genannten Sabre, 1648,
zahlung an China durch Faiferliche Decrete fo
nur alle b.eei Jahres Statt finden folltez ihr
a6 Land Khu⸗khu⸗Nor und Schenſi,!b. i.
nah Sining vorgefhriebenz doch gingen: fig _
n einmal, duch Yunnan. Die Embaffaden
00 Pesfonen beftehen, davon. 85 an der Grenze
nur 15 bie in die Refidenz vorgelaffen wurden
l. ©. 222), doch war es den Begleiteen der
erlaubt, gelegentlid, einen kleinen Handel mit
ne alle Zollabgabe zu treiben. Im Jahre 1664,
e Tribute nah China gebracht: Idole von
goldetz gemalte Bilder, Obelisken von
rien, d. i. Reliquien; rothe Koralfen,
jener, gelbe Mügen mit Schwänzen zug
(Phuru, eine Art Pluͤſch oder Tuͤbeuſcher
vielfarbige Filze, Affafoetida (A’mwei
zarzes, wohlriehendbes Gummi, große,
fhein, Quaſten von weißer und ſchwar⸗
| den folgenden Jahren kamen zu diefen Dins
6 Gebetraͤder KKhorlo, im Mongol. Kurs
pein bis 8 Fuß im Durchmeſſer groß find, ſ.
. 676, 822) bei veichen Zeuten wie Uhren in den
‚ und aufgezogen befländig rollen. Aber auch
ulränze von Edelfleinen ober von gels
uch Pelze von Thſuſcheou f? unbekannt), von
irden, Luchſen; Safran; verfchiedene Zeus
otte, Filze u. a. m. Seit der Herifchaft ber
it Kaiſer KRanghi?’s Eroberung Tuͤbets, 1720,
lich gewordenen Geſchenke des Dalal Lama an
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23H. Hoch Afien. IV. Abſchnitt. 575.
dem Dof’von Peking, am bie Prinzen und Lamen China’
mal zu den kaiſerlichen Geburtsfeiern ꝛc., in: feinen Wol
gen, Silberobrlisken, in wohlriechenden Stäbchen
vorzuͤglich In gebruckten Büchern, die zu diefem Zw:
großer Menge aus H’Eaffa durch die dortige Propagand
fendet werden. Durch außerordentliche Embäüffaden werden
Dalat Lama und andern hohen Geiſtlichen Tuͤbets auch He
bilder, Bücher mit Goldſchrift, fünffarbige Mapiere mit P
ſtit von 8 Gluͤcksfaͤllen, kanges Leben verleihende Binder
Tuͤcher, einheimifche Parfums, Wollenzeüge u. a. m. verfd
Unter den Probucten 8) der Älteren Zeit, die in d
ſtorle dee Dynaſtie der Thang (XI. Zahrh.) angegeben n
finder man Gold, Silver, Kupfer, Zinn, Büff
—
dem Seibenhaacr, trefflihe Pferde, einbudlige Kam
die 1000 Li (d. i. 60 geogr, Meit.) in einem Rage? mache
große Fledermaͤuſe.
Unter ben Kuriofitäten des Landes nennt man, eine I
über der ein fehr fanftes Wefen wie ein Hund ſchweben fo
dem Elephanten, Löwen und andere Thiere fich mie vor dei
nige der Thiere neigen. Auch ſchwarze Efel foll es da
Borlche mit dem Tiger im Kampfe beftehen, und fo ſchnell
wie jene Kameele. In ben Gebirgen find Argalis, deren
ner bis 100 Pfund wiegen follen (im Altai von 80 Pfu:
Afıen Bd. I. &. 927); Rhinoceroshärner,kduntelf
fo dark, daß fie angeklopft wie Jaspis Mingen (ob Petrei:
fie bewahren jedes Gift bei fih. Corundum (mie in!
f. ob. S. 53) der dem Amethyſt gleicht, weder durch Stab
euer zerſtoͤrbar iſt, aber mit dem Horn des Argali pul
werden kann, Jener Parfüm Tuͤbets, den die Einn
ihren Göttern darbringen, übertrifft den Lan (der Chineſer
Eipidendron)5 ee heißt in Buddhiſtiſchen Büchern Ylan
Es iſt ein kleines Blümchen, gleich einem Goldkorn, mit fı
kem Dufte, daß ein Gtäubchen davon in das Haar geleg
Schritt weit duftet, und einen ganzen Monat anhält, Sch
Hiſtorie der Heou Han erwähnt feiner.
Unter dem Kapitel der Producte Tuͤbets Führt bie |
fifhe Geographie exit einige fabelhafte der Weſtlaͤnder (Siyu
dann aber cheilt fie die Landesproducte nad den Pei
900) Wei wang chon chy l. 0. p. 107—160..
, 11. Oſt⸗Gr., Zübet, Product. 235
haften mit, wir folgen 89) ihe darin, weil uns
indfchaften nun fchon bekannt iſt. F
in lu giebt es graue Gerſte (Thſing hua
vilde Ochſen mit langem Haarz Ziegen,
e Rüben, die in China nicht wachſen, Weiß⸗
19, Holzſchnitt-Tafeln zum Buͤcherdruck;
n, Taſſen aus Wurzeln einer Rebe geſchnitzt;
ag han Baume, aus denen man Roſenkraͤnze
utter. Das Thier, das nur im Winter eris
mmer auf dem Berge Brang:gungsei zur Pflans
en Narurhiftorien hat es keinen Namen, genofs
ee Wilde Ochſen mit langem Haar; Zies
ı Ochſenhaarenz graue Gerſte; gemeine
ing, weiße Weintrauben, Taſſen aus Mes
chtz Granaten, Pfirſich, Waſſermelo⸗
Berfte, Gerſte, Erbſen; gelbes Wachs,
„Butter, Weißkohl, runde Rettiche,
nia arhorescens). Natk Buͤffel, wilde Ka⸗
due Chineſen, mit gutem Pelzwerk; Quecſil⸗
an dieſen Produeten die Lage im warmen, ties
‚graue Gerſte, Trauben, Nüffe, trockne
gen mit feinem Wollhaar, ‚wilde Ochſenz
do, grane Gerſte, gemeine Gerſte, runde
bfen, Nüffe, Ingwer, Moſchus; Baͤ⸗
Aiye (), wilde Ochſen mit langem ee.
on Kuhhaaren.
dze, Biegen mit feinem Wollhaar; wilde
ngem Haar, Filz von Kuhhaarenz; Pferde,
Hiefhe, Huͤhner; Eifen.
ungdzong, graue Gerſte, Dat’s, Lapis
andho, graue Gerſte, die officinelle Pflanze
Dchfen, Hammel, Butter.
'thou chy L «. p. 137. ,
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236 Hoch⸗ Aflen. - IV: Abſchnitt. 5,7% -
In Tardzong ODorung bzong), graue Gerſte, Bir
Nüffe, Maulthiere, Pferde; Goldfand, Sitberwineg.
In O'Lari, bie fünf Arten der Cerealien gedeihen
nicht; man treibt nur die Zucht von Rindern und Schaa
wilde Ochfen, Ziegen mit feinem Wollhaar.
Zu Ghiamdho im Lande Kongbo; graue Gerfte, U
kohl, eßbare Schilfſproſſen, Schilf zu Bogen und Pfeil, %
lazuli; breite Zeuge Phiantan (?), Tuͤbetiſcher Sammtt, Phr
Filze von Jiegenhaaren, Maulthiere, Hunde mit dicken Köpfi
In H’Laf fa, zweierlei Arten Reiß, rother und gelber;
diele Cerealien; man bewäffert das Land duch Canaͤle.
Tuͤbeter Pflug iſt wie der Chineſiſche, aber man ſpannt in
bet 5 Ochfen vor den Pflug. Andere Prdducte ber Agrice
find, weiße Bohnen, Indifche Linſen, Lauch, Bohnen, rothe
ten, Zwiebeln, Meterfilie, Weißkohl, Spinat, Saldt, Rü
Nüffe, Weintrauben, Tuͤbetiſche Apritofen, Feigen, Tu
Tche Ceder, Sat.
Sm hintern Tuͤbet find bie Sihfen Diayel
Dengstfavga, bie viel Satz hervorbringenz; auch. wirt
“aus dem Sandboden gefammelt durch ausgraben, und zum ?
taufch gegen andere Waaren benutzt. Tübetifhe Parfü
zum Verbrennen, boppelter Art, viokett und gelb; ihr Rauch f
gerade zum Himmel empor, daher werben fie fehe hoch geſch
Parfüm Seilan. Tuͤbetiſche Seidenmwürmer, Taf
Gammet (Phrouh), Kaſchmir Shaͤwls, feine Fitze, blur
Zeuge. -Zübetifcher Saflor, Krapp, tothe Farbeſtoffe, Bergt
Zimmet, Kolile (?), Holzſchaalen zweierlei Art, die das Gift
nichten; Aſſa foetida, Pivoine, Mohn, Gerſte, Calendula, ı
und gelbe :Kamillen, Cedern, Cypreſſen, Efhen, Myrrhe; 2
moniaftz Lapis lazuli, Türkis, Agat, gelber Am
Korallen (2); große Meermufceln (2); Pferde, Maulthiere, (
Büffel, Yaks, Argali, wilde Ochſen, wilde Ziegen mit Ian
Haar, Ziegen mit feinem Wollhaar, fehr Meine Schweine, Ha
Fuͤchſe, ſchoͤne Vögel, fehr Meine Hühner, gelbe, wilde Enten,
fanen, Balken, weiße Adler, Schwäne.
E.; Noch wird im Allgemeinen gefagt, daß In Tuͤbet kein Be
* — bus:W) wachſe, aber es ſey daſelbſt ſehr geſchaͤtzt von den
amten und Gelehrten, wie von Hohen und Niedern, weil q
iM '200) Wejtsang thou chy I. c. p. 171.
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, II. Of-©r., Züber, SLaffe. 237
Hausgeräth aus Bambus, in China gemacht,
obwol die Tuͤbeter Im Aflgemeinen gar einen
auf die fremden Waaten des Auslandes legten.
und Baͤchen, in Oft»: Tüber, findet man viele
n gleichen, weiche nran in China Lu und Pian
bee duch Buddha's Gefeg verboten ift, f werꝛ
jen oder gegeſſ en.
ie Sapitale, bie Culture Mitte Tuͤbets.
ade) von Tuͤbet liegt in einer großen Plainr;
Stunden von N. nad ©., und 24 bi8 30 geog.
90 Li) von D. nah W. ausbehnt. Nach allen
e von Bergen umgeben’; biefe Berge, fagt die
aphie, ſchmuͤcken fie, fie find majeſtaͤtiſch, die
rchſchneiden, find herrlich; der Acker ift fett und
ge find eben und breit, das Ganze ift eine bes
he Landſchaft; 28 iſt die berühmtefte von Siyu,
der. Es ift das Land des Bubbha; fein
Gipfel de6 Berges Botala im Weften erbaut,
ama Reſidenz; fein Gipfel ift dem Smaragd
en Gascaden feiner Waffer und ber Purpur⸗
ohen Paläfte bienden das Auge Die Vollens
heit allee dort vorhandenen Gegenftände machen
pundernsmerthen Aufenthalte. Vier große Kloͤ⸗
fe Reſidenz nach den vier Weltgegenden; fie
ung, Sera, Ghaldan und Samie Die
en Pavillons, die Straßen des Ortes, feine Bas
ft bemundernswerth in diefem großen Drte, den
1aſſa nennen. Wie diefe Befchreibung der Ges
ſſas fih pomphaft genug ankuͤndigt, ſelbſt im
ändere, des ſonſt alles verachtenden Chinefen,
amen Nachrichten, welche uns Über bie .erfte
fee noch mehr al& bie heilige Roma gepriefenen
erſtadt, in ben einheimiſchen Annalen, naͤ⸗
den koͤnnten. |
chon oben, aus der Ältern Tuͤbetiſchen Geſchichte
der Reſidenz bee Könige Tuͤbets, vom Yars
‚ in dieſes mehr weſtliche Gebiet, unter
ou chy 1. c. p. 237, 239— 247.
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238 . HodrAflen. IV. Abſchnitt. $. 75.
Srongdſan Gambo (in der Chinefiihen Geographie wi
weichlicher, auf Chinefiih Lungdzan genannt, fein Tit
Ghialbo, d. i. König, er ftirbt im I. 650) ®°?), im VII. £
hundert angeführt. Damals wurden dort bie erften X
Botalas erbaut, und um biefe fiedelte ſich bie Gapitale”
Landes H’Laffa feitdem au. Diefe erften Tempel mwı
‚unter befonderer Aufficht dee beiden Gemahlinnen des Ki
der Nepalefifhen und Chinefifhen Prinzeffinnen ®)
Dara Nipol, d. I. Vie Weiße, die Dara Wentd
d. 1. die Grüne, genannt) echautz daher kam wol der Ch
ſiſch-Indiſche Pagoden⸗Styl, der ſeitdem in Tuͤbet
herrſchenden Architectur, welche aber dem hoben, kalten
birg6lande des großen Schneereiches fehe verftändig angepaf
Die Bauten jener erflen Anlage der Capitale können nicht ı
deutend geweſen ſeyn; fie bilden den Grund aller ſpaͤtern
werke. Die Prinzeffin von Balbo (d. i. Nepal) hieß B
fun, fie war von roͤthlich weißer Farbe, Ihe Athem bufter
Sandelholz, ihr Löniglicher Water ſchickte zugleich mit ihr
durch ſich ſelbſt entflandene Buddha⸗Bilder, nd
das belebte (d. h. eingeweihte), das lehrende (d. h. des
rers, Tenggri und Menſchen Schakyamuni aus Erz gegoffe
der Groͤße eines achtjaͤhrigen Knaben) und das der weißen
ra⸗Eke (7), nebſt einer vollſtaͤndigen Sammlung aller Be
ſchen, d. i. Nepaleſiſchen, Religionsſchriften (im Jahre 639
Chr. Geb.).
Daß Buddhis mus ſehr fruͤhzeitig In Nepal einhei
geworden, haben wie oben gefehen, von da können wir alfı
einen Weg verfolgen, von welchem aus Indiſche Civil
tion vom Süden herauf zum Platsaulande Tuͤbets vord
Das Boͤdhimoͤr, deſſen Erzählung von ber Brautwerbum
Nepaleſiſchen Königstochter oben angeführt wurde, fagt fe
der König gab feiner Tochter bie genannten Götterbilder
fonıt den heiligen Schriften dee Lehre, damit durch alles
die athmenden Wefen jenes Landes auf den Weg ber Ti
gefördert werden moͤchten. Auch Schaͤtze und Guͤter, un
202) Wei tsang thon chy l. « p. 26. * P. Georgi Alphal
Tibetanum 1. c. p. 3005 Ab. Remusat Observations sur I’ Hi
— — nn — 1832. 8. p. 30. Ar s., Sf
m Mongol. Ge . mibt 6. P56 dhimör «
Rot. 12. ©. 33 — 9 ’ —
, II. Oſt⸗GSr., Tuͤbet, S’Laffe. 239
m,” Wunderſchaalen von Lafurflein ı. a. m
She Stiere trugen diefe Schaͤtze aus Nepal nad
)rinzeſſin ritt ein weißes Maulthler; ihre, Juygs
und viele Große im Gefolges als fie aber zu
famen, mußten die Laſten auf andere Weiſe
n. Die Buddhabilder follen aber felbft zu Ku _
Stellen überfliegen haben. Auf ben beſſern We⸗
ganze Zug wieber in bie befte Ordnung, unb
Bavohnern Tübetd unter freudigem Jubel, Ges
empfangen und zum Könige geleitet.
ifhePrinzeffin hieß Untſching, bie Toch⸗
liſer Taitſong ber Thang (regiert 626 640
von roͤthlich grüner Farbe, ihr Athens duftend
pala Blume, eine vollkommene Schönheit, mit
zug der vollommenen Keuntniß dee Schaſtir
ie erhielt als Mitgift, außer jenen ſchon genann⸗
noch eine Sammlung aller gelehrten Schriften
er Geſchichten. Als num auch fie, als bie zweite
Koͤnigsſitz ankam, ließ Srongdſan Gambo
uf dem Berge Botala, unter ihrer beſondern
Goͤtterbilder erbauen. Die Ufer des Sees auf
ßten eingeengt werden, erhöht, eingebämmt, und
ten. gelang es ihm, ihnen die regelmäßige,
zu geben. Dann wurden die Tempel felbit ers
großen Hinderniſſen der widerſtrebenden, bösars
ſich ihrer Errichtung miderfegten: Vier Dras
uwara, Mahakala, Durga (Indiſche Goͤtzendie⸗
die indeß ihren Schutz verſprachen, wenn aud
m Tempel mit aufgeftellt würden (dies erklaͤrt,
sgolifche Sprachkenner Schmidt, warum in
ein Tuͤbets auch fo viele Brahmaniſche hole
von den Buddhiſten als fchügende Diener ihren
werden). Die Einweihung diefer Tempel ges
Ben Pomp und [o vielen Wundern, daß ihrer
Boͤdhim oͤrs) ein ganzes Kapktel gewidmet iſt.
en Könige, dem erſten Begründer von H'Laſſa,
tfche Geographie %), uͤbereinſtimmend mit den
jetfen Mongol. Geſch. a. a. D. S. 343.
ou chy 1. c. p. 27 ete.
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240 Hoch⸗ Afien. IV: — $ 75.
Mongoliſchen Annalen, daß er feinen Bemahlinnen P
und die Stade erbaut Habe; bei ihm bat aber. die Chi
Peinzeſſin den Vorzug. : Sie fahe mit Ekel den bamalig
beaud; dee Tuͤbeter, fi, die Geſichter roth zu.malen, und
verbot der König dieſen Gebrauch bei feinen Hofleuten. €
teug nun ſtatt ‚feiner groben Wollroͤcke ſeidene Kleide
nahm nad und nah Chinefifhe Sitten an. Er fd
Söhne der / Prinzen und des Adels in Chinefifhe Schule
forderte Chinefifche Gelehrte und Poeten zu fih. Der
gab feinem Schwiegerfohn den Titel Prinz bes Si-hai
Meer,:d. 1. der See Khu⸗-khu-Nor). Er bat fih Se
würmer, gefchickte Leute, die den Wein zu bereiten ve
Dapier, Dinte, Mühlen, Maler, und nahm den C
fifhen Kalender-an u. f. w.
Diefe erſte Anlage H’Laffa’s, alfo im Styl u
Bultur von Nepal und China, unter biefem Begrün
Wohlfahrt Tuͤbets, wurde mac ber Tübetifchen Chron
rere hundert Jahre ſpaͤter fehe erweitert, buch Seine Rad
z. B. unter dem Könige Thifeong I Te b Dfan (x
801-845) 37). Diefer erbaute feinen Tempelpalaſt Bin
an Feſtigkeit und Pracht alles bisherige übertraf; er wu
nau der Lehre gemäß eingerichtet; das untere Stockwer!
die Tübetifhe Ordnung, das mittlere die Chine
das obere die Indiſche Drdnung fpmbolifh dar; _er
unter Blumenſtreuen nnd Segenswünfcen eingeweiht.
Ende des Jahrhunderts machte einer der folgenden Könige
Tſong⸗l Te⸗b Dfan, als Sieger gegen China, -große
baute, wie die. Chronik fagt, dafür Taufende von Kempeln
die Bibliothelen des Landes durch Ueberfegungen aus Fr
Religionsfchriften, und hob durch feine grenzenlofe WVerehrr
Geiftlichkeit die Wohlfahrt des Tuͤbetiſchen Volkes fo feh
fie dee der Tenggri (dee feligen Geifter) felbft gleich Fam.
dem Boͤdhimoͤr ließ diefee fromme König die bisherigen
fegungen aud in einer neuen, verbefferten Sprache uma
und erklären ; er ließ die Maaße, Gewichte und Münzen a
difchen Fuß einrichten. Ex theilte die innere Einrichtung d:
ſter und Einfiedierlebens in die drei Klaffen dee Hören
37) Sfanang S Mon ol, Ge .a. a. O. e, 39—51. 9
II, Df-Sr., Tuͤbet, H'Laſſa. 241
er Ausäbung und chem fo das Lehrſoſtem
Ten des Vortragens, des Disputirens
on. Die Gelehrten, die Geiftlichen, die Edlen
berſten Klaſſen feines Reiches aus. Jeder Gy⸗
inem Unterhalt und Bedienung 7 Hausgeſinde
Der Koͤnig ſelbſt ſaß gern in der Mitte feiner
an die Haarlocken der rechten und linken Seite
eß er lange Bänder befeftigen, bie er über bie
keit ziehen und felbige darauf ſich niederfegen
prachwolle Tempel, und ließ aus Hin do ſtan
cchitecten, aus Balbo (Nepal) die geſchickte⸗
nd Gießkuͤnſtler kommen. Ein Tempel hatte 9
vae von auferordentlicher Höhe; die 3 unten
ein, die 3 mittlern aus Baditein, die 3 oberiten
den vier Eden des Shinefifhen Daches hingen
ten herab, die bei Stuͤrmen an 4 colofjale, fleis
fligt wurden. Sehr viele Tempel wurden von
Großen geftiftet. Sein Ruhm war groß, ſeine
lichkeit dehnte ee nach allen vier Weltgegenden
e feines. Reiches ließ er chronologiſch ordnen, und
Chinas vergleichen, dabei hauptſaͤchlich auf die
haͤltniſſe beider Länder von Chiva und. Toͤboͤt
snarchen fi bald verfchwägerten, bald. in Krieg
| Z 2 2 —
er indeß bleibt daſſelbe Süd der Tüberifchen
dem ganzen Lande gleich hold; bie Verwilde⸗
reſcher, und bie darauf erfolgende Zerſtoͤrung
. Jahrhundert, wird mit den traurigſten Farben
ie der Strom der Fruͤhlingsgewaͤſſer, fo ſchnell
m Tode. des. letzten fremmen Könige die Macs
; Zübetifhen Reihe; wie aine verwitterte Schilf⸗
fegtiche Herrſchaft bet X verdienſtlichen Werte zus
eine Lampe, ber das Det ausgegangen, erloſch das
Wohlfahrt des Volkes von Toͤbdoͤt. Wie ein vers
mreind aus finflern Regionen verbreiteten ſich dort
eligion und die Irrlehre der ſchwarzen Ge⸗
Neigung zu guten Geſinnungen und Handlungen
wie man einen Traum vergißt. Nur wenige der
Sſetſen Mongol. Geſch. d. a. D. ©. 2 Kot, 36%.
mie IV,
. Bann Tann
- m-
Yan
N
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.e.
"Aa a mn m 22 m.
j
242 Hohe fen. IV. Abſchnitt. $. 75.
hberlebenben Frommen beweinten ben Untergang der 8
Lehre u. ww —
Gewiß iſt auch damals vieles in H’ Laf fa.wieder |
worden, wie in ben folgenden Zeiten, als die Mongolen: D
den Chinefifhen Herrſcherthron beſtieg; d. i. durch die haͤuf
derholten Dſungaren⸗ und Kalmücken⸗Ueberfaͤlle in
Doch ſcheint H'Laſſa ſelbſt manche feiner Alterthuͤmer um
hern Anlagen bewahrt zu haben, und auf den alten Grun
wurde immer der verjüngte Ort wieder ‚aufgeführt. Ale 3
hierfür Bann jene berühmte SteinsInfceription?®).
mit dem Vertrag eines Kriedensfhluffes zwifhen Ci
fen und Thuspho, am Thfing⸗chui: Fluß, über Grenzſtre
ten, am Ki⸗-alan-Schan⸗Gebirge (f. Aſien Bd. J. S
vom Jahre 821, welche noch vr im Tempel zu H'Laſſ
bewahrt wird. —
Jene Chronik⸗ Fragmente, im myſtiſch⸗ emphatiſchen |
"haben wir nur als Beiſpiel angeführt, weil diefes faſt alle
sichten über Tuͤbetiſche Angelegenheiten, bei weichen die reli
Verhältniffe mit zur Sprache kommen, eigenthuͤmlich ift, um!
er fich feibft der fonft trodinen Relationen ber Geographe
mächtigt hat, ſowol im Styl des Chinefifchen Berichterſtatter
des deree de Propaganda fide, die Uber ben gegenwärtige
Hand von H’Laffa daher öfter dunkel und ganz unverſtaͤ
werden.
Jenes Botala (Putala, PhutoSchan ber Chu
iſt der allgemeine Name Wu) des Berges bei H’Laffe, mi
drei Spigen, der gleich dem Sambhunath in Karchman!
oben ©. 70) eine ganze Tempel⸗, Klofters und Palaſt⸗Gi
nur in. einem vergrößerten Maaßſtabe bilde. Der Gipfel
welchen ber Palaſt, oder vielmehr das Klofler des Dataif
fleht, Heiße Mardo⸗riz m ift mit Thhrmen und Feftung
Ten verfehen. Nahe babei, im Welten ode Süben, if
Dyiaghert, d. i. dee Eifenberg, wo der berühmte Zz—
khaba aus Amdoa die Mebicin lehrte, auf welchem ber Dzi
risbisdung erbaut If, und hinter beiden, gegen Norden
ber dritte Bipfel, Phamori. Der Palaſt des Dalai,
heißt Pobrang Mann: oder fchlechtweg Porun mar
200) Weitsang thou chy I. e. p. 31. 260) ebend. p. 244 N
v. Kispr. und p. III Not. | j
’ I. OftOr., Tuͤbet, HLaſſa. 243
Stadt; denn feine Gebäude find roth.
(48) von D’Laffa gegen WM; der J—
uptgebaͤude deſſelben hat 367 Fuß Hoͤhe, dae
t, man zählt darin 10,000 Zimmer die voll
Dbelisten von Gold und Silber,
een und beiligen Dingen find: Dieß ift der
Im Sabre 630 n. Ehe. ©. von jenem Stong⸗
ut ſeyn folk
Botala, Phuto Shan ber Ghinefen, foll,
ben Geographie, eine Höhe von 100 Ghinefis
on; bee wahre Botala, oder Phuto, liegt
ndeen fern im Süd:Meere, wo er einen Hims
inem Gipfel zur Herberge ber Bodhiſatwa's
auf ihren Weltreifen im Univerfum find. Ein
a, bdiefer Art, liege im Meerevon China;
e achtundzwanzigite der trefflichen Bodhiſatwas,
8. Diefer Botala, bei H'Laſſa, iſt alfo
efer heiligen Wurnderberge, auf dem der Kuon:
ai Lama, der Alles ficht und Altes weiß, fi ſich
iſch zeigt.
pelbefhreibung !) wird dieſe Reſidenz des
uch der Tempel des Buddha genannt,
'hang im Züberifhen, Zatıhao fu im
im Züberifchen, chao im Chineſiſchen und
— ‚bezeichnen den Buddha, deſſen Haupt⸗
Shakig muni heißt); die Capuciner Mifs
efe Wohnung Lapranga?) (Ka-ſa⸗prahl⸗
‚Georgi, & e. Terra Dei adıniranda sublimi, *
L ©. 466); es ift dies der Tüberifche Titel
ie Chinefen in ihrer verweichlichten Ausfprache,
Lao mulang nennen, Diefee Bubdbhiftifche
pel ward, nach dem Chinefifhen Geographen,
j:Dymaftie gebaut, und ift gegen den Welten
aptidol iſt dafjelbe der Chineſiſchen Prinzeffin,
e Mede war. Auch fieht man Bilder darin,
ı ihrem Gemahl, dem Ghiambo ‘(i. e. Rex,
inb von der Balbo Prinzeffin (aus Nepal),
chy . & p.124—128. *) P, Georgi Alphabet.
2 300. j j
| 212
2 Hoch⸗Aflen: IV. Abſchnitt. $, 75;
mb eine Menge Idole, die im Tempel alle vor dem Thro
Majeſtaͤt des Chinefifhen Kaiſers geſtellt fi ſind. Weihrauch
vor ihnen; Blumen und Vaſen von orientaliſcher Jade
mern in jeder Jahtetzeit wundervoll umher. In dee SL
des Palaſtes Liegt der Prachtſaai H’Kamo, der nad) der
een genannt ift, darin die Zübeter ihre Adorationen - zur
Seneeinigung mahen., Die Wandgemälde find: hiftorifche:
halts, 3. B.-wie Yuan phoei, ber vierte der Emhaſſader
Zhang, vote er fich heilige Schriften und heitige Idole au
Wahrſcheinlich find hier /auch die hocograpbifdhen T
Tuͤbets angebradht, weiche Pat. H. de la Penna gefehen ha
von denen oben (Afien Bd. 1. ©. 466) die Rede war. U
muthen, daß es diejenigen find, mit weichen der ſchlaue u:
sätherifche Tubet⸗Vang zu Kaifer Kanghi's Zeit (ſ.
Bd. I. 272), nad einer Notiz im Alphabet. Tibetan. p. 3
dem Palaſte 16 große Wände ſchmuͤcken ließ, in dene
einzelnen Prosinzgen Tuͤbets genau abgemalt waren
tee den Merkwürdigkeiten dieſes Gebäudes führt der Chi
fe Geograph au einen großen Rupferkeffel 2).
über 100 Maaß Waffer hätt; er ift zur täglichen Bereitu
Thees für diejenigen beſtimmt, die dort ihre Gebete recitire
Chinefifche Autor füge zur Beſtaͤtigung dieſer Angabe hir
babe den Keſſel mit eigenen Augen.gefehen. Bor der Pfe
Gebäudes find die Uebercefte verſchiedener Alterthuͤmer aufb
darunter auch det Stein mit dem Allianztractat der Than
naſtie vom Jahre 821, Doch iſt dieſe Infcription jegt. m
meht lesbar. Neben biefem Denkmale flchen zwei alte:2
deren Stämme wie zwei Drachen fih um einander wind
folen aus dem. Zeiten dee Thang herflammen.
Mur eine halbe Li mördticher, alfo gang nahe von
ficht dee zweite Haupttempel Sia o tchao (db. h. des
Tchao, ober Budkha), Ra mo tfie ber Tübeter, auch a
Beiten der Xhang (f.. oben ©. .232), der jenenv weber an
noch Pracht etwas nachgiebt; in ihm ſteht das Bjährige B
bild. Diefe Tempel dienten als Muferbauten für bie
ahmung dee neuern Tempelarchitectur in dee Somme
a Kaiſer u loug zu Je⸗hol (f. —
0
498) ng en ey Lep% 9 ebd. p. 168.
,, II. Oft-Or.,.Züber, Heaſfa. 245
ſem und dem Dziah⸗ri⸗diedung, auf dem
ſter-Palaͤſte zur Aufnahme ber fremden Las
aſelbſt ihre theologiſchen Studien vollenden wol⸗
bat man eine Ppramide errichtet, über weldhe
mit dem Sig der Gottheit, defien Ruhm fi
ſten Grenzen von Siyu (die Wefkländer, der Dcs
, moajeftätifh erheben. Am Suͤdabhange diefee
Dbelisten; an dem Nordabhange liegt bei
heil, deſſen erfte Anlage auch in die Zeiten des
ts zutuͤckgeht. Er beißt Dzundzio Iu hang.
mu im Chinef.), bat eine halbe Stunde (4 &i)
feiner Mitte iſt cin Palaſt im Octogon erbaut,
bunten Badfleinen, den man das Schloß des
s nennt. Wer dies befuhen will, muß zu ihm
[usfiche iſt prachtvoll. Ueberhaupt iſt diefer Bu⸗
den Anlagen umgeben. Nur 5 Li im Weſten
kuͤhle Sommer⸗-Park, Kadzi⸗-rtava 6), des
mit Fiſchteichen, wo ſeltenere Blumen gepflegt
auch der Blumengarten beißt, und nahe das
ger Garten, Choujigang, oder Kingyuan,,
Lama den Bandjin Lama empfängt, um
trinken. Nur 2 Li im Norden von Botala
umgbio, eim dichte® Bosquet von, Pfirfih und
von Cedern und Copreffen befchattet, zur Som⸗
alai:&ama in feinen Mußeftunden beſtimmt.
ſür Stabe iſt die Brüde aus Firn iß-Quas
hiae) ?) mertmürbig, unter welcher, mit Getoͤſe,
ing tfiu, des daher au den Mongolifchen Nas
muren (i. e. furibundus) führt, vorüber ſchießt.
ee dieſes Stromes haben hier) eine fhimmernde,
bez bald zerftieben fie in Tropfen, und fallen
große Baffins, bald wälzen fie ungeheure Fels⸗
dem Schlammbette entzreißenz: in’ dem Fluſſe
, Thöne Steine, die man zu Denamenten in’ den
In der Stade H’Laffa felbft heißt das Luſt⸗
Lama Tſumdze K’hang, das aber, feit ber
e die Sigungen des Gerichtshofes Yerwendet iſt;
on chy Lisp. DIE, 248. °- 9) eiend. pe BB.
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246 Hoch-Aſien. IV. Abſchnitt. $. 75.
denn bee Chinefifhe Straf:Coder*s) ift in Tuͤbet
führt. Die Beſchreibung aller diefer Dinge, fchließt der C
ſche Geograpb, mit der Erclamation: die glänzenden Palaͤ
ſes Görterfiges find keineswegs Don dem des Meiche der
(d. 4. China) verfchieden, und bier in der That iſt das
der Sreude in Siyu (im Decidene) 9).
Die Privatmohnungen der Stadt H’Laffa find zu
Seiten des Stromes zerfireut, die Staͤdter 10) wohnen bier
im Ueberfluß. Das Volk liebt «6, feine Häufer an die A
der Berge zu bouen, um den Wäldern und Waffen #
fern. Die Häufer werden meift aus rohen Baufteinen in
rern Etagen übereinander gebaut, die Säle werden mit €
sen versiertz die Sculpturll) ber Tuͤbeter erreicht be
fien Grad der Vollkommenheit, und erregt Bewunderung
Gebäude der Großen find oft fuͤr mehrere hundert Bewoh:
gerichtet 3 Diefe rderden, wenn fie in der Ebene fichen, .
nannt; die Steinhäufer an den Bergwänden aber Dong
Die Häufer der Dhebas, oder Chefs, auch Dzong beißen,
ben auch die Städte, wo fie ftehen, fo genannt, und Dz
fononym mit Stadt. Die Stadt wurde, während der
Priegerifchen Unruhen, mit einer Mauer umgeben, bie at
Fahre 1722, bei den Weberfällen der Chinefen zerflört wur
ihrer Stelle ward ein Steinwall 12) angelegt, der at
Berg Botala umgiebt, und 30 Li fang iſt; er fichert fei
gezäunten Mäume gegen bie zerftösende Gewalt bes S
Die Tübeter nennen ihn den heiligen Damm, und in
Monate des Jahres kommen die Lamas aus allen Gegen!
Landes zu einer Feftfeier an demfelben zufammen, wobei |
‚ and Steine zufammentragen und auf den Damm niebe
dies iſt ihre einzige Arbeit, die fie im ganzen Jahre ein:
verrichten haben.
Im Norden von H’Laffa liegt, nur 7 Li von H’Xaf
keine Stunde entfernt, die Stadt Djachi, welche feit 1
heute als die Chinefifhe Sarnifonftade mie Kafer
haut wurde; in Ihrer Nähe ift ein Tempel des Gögen K
wo :ein Chinefifcher Altar 13) ſteht. Die Zahl der dort p
+08) Wei tsang thou ehy I. c. p. 72. *°) ebend. p. 247.
.s ebend. p.246. 94. 2) ebend. p» 9. 2) ebenb.
— p. 133. —
J
Il. DRBL.; Züber, H'Lafı. 247
3000 Reuter , ‚unter: 2 Chineſiſchen Geneta«
Commando führen und mit dem Gouvetnement
ragt find, Seit diefer Einrichtung ift der Friede
hergeitellt, die Grenzen find gefichert, das Volt
auf feine Acker zuruͤck, die —— —
em angeknuͤpft, die koſtbaren Waaren wurden
übetiſchen Märkten feilgeboten, und H’Laffa
eber die große Capitale von Eiyu,
at ein eigenes Marktgewicht, und feine
fie wiegt 1 Zhfian und 5 Gen (1 France und
hat Tuͤbetiſches Gepräge Hauptwaaren 1) des
find: robe Seibe bes Landes, feine Wollte,
übetifher Sammet (Phroub), wohlrie—
im Lande gemacht, Leinwand, Trauben,
db u, a. Efwaaren. Weiber und Viänner fühe
jefchäftz fie breiten ihre Waaren auf Matten
itiquen, Seidne Zeuge werden in Tübet nicht
em aus China, Unter den fremden Kaufleuten
Mobammedaner (aus Indien) und Bus
dein mit Edelfteinen, Perlen, weißen Zeugen,
geſtickten Stoffen und Kaſchmir-Shawls.
ingen fir aus Breoughba (d. i. Butan) und
), Indien u. a. O. Auch Bezoars, aus Och⸗
foetiba wa, findet man. Immer find Dhe—
iffeher da, zur Bellimmung dee Preife und
Streitigkeiten, Jede fremde Nation hat bier
delsvorſtand. Es ift im ganzen Lande ein ur:
ffentliche Maͤrkte zu halten, ſelbſt in der Mitte
> werben von Männern mie von Meibern bes
eider und Schufter find u. a, Die Tiſch—
eider und Steinfhleifer haben in H'Laſſa
der Vollkommenheit erreihtz die Ornamente,
riten find fo gut, ‚fagt dee Chineſiſche Geo:
fere Chineſiſchen; ihre gemeifelten Biguren von
flanzen abmen bie Natur fehr genau nad), unb
verſichett, die vielen Tuͤbetiſchen Silberarbeiten
Beſchenken des Dalai Lama in Peking gefehen,
tom chy Ic. p. 100. ) ebend. p. 101.
⸗
„
N
248 Hoch ⸗Aſien. iv. Abſchnin. §. 75.
ſeyen ausgezeichnete, wenn auch nicht die Vollendung der
paͤiſchen erreichende Arbeiten. Moorcroft +5, will in
der von ihm bei Tübetern geſehenen Kunſtarbeiten,
überrafchend ſchonen Styl und ganz vorzuͤgliche Ausarheitu
merkt haben. In den Federzeichnungen und ſter
Abbildungen ber hiſtoriſch-mythologiſchen Figuren, zumal t
Lamas, feyen viel Grazie und gute Draperien. Das ſchoͤnſ
er ſahe, war ein Bild, den Tod des ſterblichen Theiles des
kia muni vorſtellend, mit vielen Figuren ſeiner Juͤnge
Schmerz und Trauer, eine Compoſition, die er denen in
manns Homer zur Leite ſtellt. Tempel und Woh
feyen mit fehr ‚vielen Schildereien geſchmuͤct, aber gute
nicht in den Handel.
Zu den merkwuͤrdigſten Gebäuden in H'Laſſa geht
ſtreitig das Polen: Hospital 17), das vom Dalai La
gen die! in Tuͤbet fo fehr gefuͤrchtete Krankpeit.der Blat
baut iſt; aber die meiften Kranken flerben darin, weil bie
tifhen Aerzte (Amtdy’ii), Lama's, vorzüglich nur durc
tationen von Gebeten und duch Gefänge die Krankheit
fcheuchen fuchen. Die Tübeter, welche nach. China gehen,
nur den Herbft und Winter in Peking, und kehren ſtets in
jahr aus Sucht im Tieflande diefe Krankheit zü befomn
Ihe Hohes Land zuruͤck. Diefe Surht mag buch den R
berühmten Teſhu Lama 18) am Hofe bes Kaiſers zu Peki—
Jahre 1779, an den Blattern, fehr erhöht worden feyn. €
deres Gebäude zu H'Laſſa, im Oſt des Ramotfiei Temp
das Kloftee Moru !?), mertwürdig buch feine Drucke
feine Idole, koſtbate Vaſen, die zum Cultus dienen, alles |
licher Ordnung z hier treiben bie Zübetifchen Lama's ihre
giſchen Studien, Im Welten des Kiofters iſt ein Gart
eine Typographie, in der Bücher geavirt und ge
werden. Nicht fern von daıficht der Tempel Garm
auch Tſio kiong tfio Phang genannt, 14 Li im Df |
fen Tempels von Botala. Seine Idole find furchtbar,
‚von den Tſio kiong oder Lama⸗Magikexn bewohnt,
Gefetz bewahren. Diefe verheirathen fi, haben Kinde
618) Moorcrolt in Asiatie, — A Eu p. 618.
a7) Weitsang thou chy 1. c. p. 97.
10) ©, Turner —ãSE W. ©, 469, 434.
3%) Weitsang thou chy ke 2.130.
⸗
I, 11. Ofk®r., Tuͤbet, Sofa. 249 °
bitiom von Geſchtecht auf Geſchlecht, wie ber den -
giferm. Jeden zweiten und ſechszehnten des Mo,
a Genius nieder mit goldenem Helm und Hahn⸗
Rüden mit fünf Eleinen Fahnen, der ganze Koͤr⸗
f6, d. i. geweihten Tuͤchern, umhangen er trägt
in Figerfell, in der Hand Bogen und Schwert.
angelangt, verfünder eu dem Volt Gluͤck und
er ſich zurückbegiebe geht ihm fein Gefolge in
8 Gefpenfter, mit Fahren und raufchendem Ges
Jeder große Tempel hat feinen Tfio fiong,
ernehmen Weiber diefe Role.
ent, nad) den vier Welrgegenden von H’eaffa,
oben genannten vier merkwuͤrdigſten Haupts
bung, Sera, Ghaldan und Samie, um:
öffern, die man im Zübet aufzaͤhlt, die größten,
hineſiſche Geograph ?0) fagt, in der Nähe betrach⸗
ollendung, in der Ferne, durch ihre Schönheit in
Die beiden erften wurden von dem berühmten
octor Bzong®’haba (f. ob. &. 218) erbaut;
efte Klofter in Tuͤbet, war eine Zeit lang Rd:
D'Laſſas Stelle. n |
tempel Ghaldhan?!) (d, h. Beatitudo coelestis)
Meilen im Oft von H’Laffa, auf einem Berge
3 88 foll der Det fepn, dem die göttliche Incars
nge’haba, Dheims des erſten Datai Lama, bes
anern des Gebäudes ſieht man Laternen, alte
fige Bücher, geweihte Fahnen, Eoftbare Gefäße;
dem H’laffeistfio-® Hang. Er ift die Refidenz des
om ber gelben Secte.
1Bbr aebung (Brephung b. Pat, Georgi) 22)
[0 weit im W. von H’Raffa; am ihm geht! bie-
rüber, Er liegt an einem hohen Berge, umge⸗
Reine von Gebäuden in mehreren Etagen. Im
Pavillon, in dem der Dalai Lama die Soms
ie; er geht jedes Jahr einmal dahin, um das
ju erflären. Sehr viele Einwohner von H’Laffa
—— um daſelbſt ihre theologiſchen Studien
thom chy-1. 6.‘P:119,166,246. 1) ebend. p. 120.
Alphabet. Tibetan; l. c. p. 453,
ä
—
—
En Eee x⏑ —- En a en > 5 >
250 Hoch⸗Aſien. I. Abſchain. $. 75.
zu machen. (Fine: Wierteifkunds davon, gegen Süb, if bei
der Tſio kiong, bie ſich in dieſem Kofler dadurch von
anderer Kiöftee unterfcheiden, daß fie fich nicht verheirathen
Zeit dee Sapucinermiffion hatte dieſes Klofter das Anfebı
großen Stabt, es deſaß 5 Tempel, und eben fo viele Kloͤ
Seite, mit 1500 Afceten und Magiern; die ganze Sum
Goenobiten betrug 5000; aber ein halbes Jahehundert fruͤ
es deren 40,000 deherbergt haben.
Etwas über eine Stunde im Norden H'Laſſa,
Kloſter⸗Palaſt Sera *?) an einem Bergabbange, wo 5
vergoldete Säle von mehreren Etagen, Höhe erblickt. Dah
der Dalai Lama, jährlich einmal, um das Buddha» Gefeg
Mären. Hier wird ber Stempel, oder Kolben (Pilon
betwahrt, der, nach der Verficherung ber Tübeter, aus 3
durch die Luft nah Tübet flog, und bei ben T
Dzor dzi, auch Gera pun dze genannt, als ein großes
thum verehrt wird (ob ein Aörolich?). Er iſt von Eiſ
| eine dteieckige Geſtalt, dreiviertel Ellen Länge Alljaͤhrlich
gen ihn die Lamas aus Ihrem Kiofter in feierlicher Pr
nad Betala, wo ibm bee Dalai Lama feine Verehrung
dann die andern Großwuͤrdentraͤger des Reiche. Darauf e
fie eine Seldfumme und tragen ihr Palladium wieder in i
: fer zuruͤck, wo es von den Tuͤbetern häufig bewallfahrte
Mech merkwürdiger erſcheint dieſes Kloſter dadurch, daß d
techismen der Capuciner Miffionare, wie fie ver
zu einer gewiſſen Zeit in der Mitte des vorigen Jahthund
größte Erwedung bei den Großen des Tübetifhen Reic
wirkten, zumal aber in dieſem Kofler Sera ?*), wo fie fo
fentlich verlefen wurden, und wo viele der Lamen in d
Juciner Orden aufgenommen zu werben verlangten, was
amter den damaligen Umftänben nicht moͤglich war,
Der Tempel Samie, oder Samyei (Gang yu
Chinefen), tiegt im ©.D, von H’Laffa in der Mähe det
dhan⸗Tempels; feine Drudereien und andere Einrich
gleichen den früher befchriebenen. Er foll fchon zu ben
der Chang an diefer Stelle erbaut worden ſeyn, zur Bei
23) Wei tsang thou chy 1. e. p. 129, 64. 220) D. An N
rero Representacion hecha por el R. Procurador General
Rel. Men. Capuoinos a la Sagrada Congregacion de Prop
— — del Thibhet en Madrid 1744. 4. p. St
., II. Of-Or, Züber, Safe. 251
3 And bahin geht der Dalai Lama jähefich eins
r Proceffion. Diefer Drt mar einft vom größerer
r wurde das erfie Klofter 2°) in Tuͤbet durch
hiſatwa aus Indien (Nepal?) erbaut, eine Zeit
Refidenz der Könige von H'Laſſa nah Samie
: war die größte theologifch = Buddhiftifche Gelehr⸗
fe, weil hierher der Haupt:Coder ber Buddha⸗Doc⸗
djur in 108 Bänden aus Indien gebracht, und
he überfegt wurde. Ganz in der Nähe von Sa⸗
antite Tempel Dordzidja %), auf dem. Gipfel
Dia yang dzung Berges, zu dem man auf einer
e binauffleigt. Im einer Kelsgtotte findet ſich
iße Erde, die man genießen kann, welche den
fanpa?”) (d. i. der Mehibrei, welcher bie gewoͤhn⸗
der Tuͤbeter ift) hats nimmt man fie hinweg, fo
Hinter Ihe iſt ein geoßer See, Verbrecher die
flürgen unfehlbar hinein, daher fürchtet man ſich
1.
andern Merkwürdigkeiten, melde dieſe ſeltſame
er Mitte Tuͤbets umgeben mögen, erwarten wir
tunft die Berichte wiſſenſchaftlich gebildeter Beob⸗
68 fehlten,
I: und die Well-Straße nad H’Laffa.
biefer Gapitale mit ihren naͤchſten Umgebungen
ibrigen Lande bes Mittlern Tübets, ober bes
4 und eines Thelles von Dzang, nur einige,
e großen Heerfiragen bekannt geworden, bie
et, von Tſiamdo (f. oden S. 205) weiter weft
Lorungdzong und H'kLari nah H’Laffea
m Weften ber, von Phari über TeſhuLumbu
pitafe geleiten. Da wir allein durch ihre Angaben
Landſtriche genauer ins Auge fallen lernen, fo
diefen Routen Schritt für Schritt unfern Wege
er Act folgen, wie wir es theilwelfe ſchon oben
J
i Alphabet. Tibetan. 1. c. p. 304 etc.
thon chy Lea. p. 13l. - a
7
U an EU ei I Kenn. WET Zur
|
253 Dich» Allen. IV. Abſchnite. 8.75
Anmerkung 1. DR: Straße aus Kiham von ft
über Krach, durch Mittel⸗Tuͤbet nah D’taffa
BU U 150 geogr. Melt, 250 8 auf 1%).
1 Erf Station. Bon Tfiamdo, nach Lang⸗t
keou 4 geogr. Meilen (75 Ei). Ueber ‚mehrere Hängebrüden |
welche auch, wenn man fie ald zu gefährlich fcheut, im Gebirge ı
gen werben- können, bis zur Bruͤcke Ngo lo Ehiao, ober Goro,
Weg bequemer wird; bis zur Gtation wo Steinhäufer, un un
age, am gleichnamigen Fluß.
2.Nach Ngenda thai 10 geegr. Meilen. (160.89.
Litiothaug im Thale hin, dann bergan, auf einer. a ü
ſcheußliches Precipice, Der. fe gefrorne Schnee macht be
ſchluͤpfrig und fehr gefährlich, eben fo die Gifttuft (bie böfe Efd
bedeutende Höfe). In Lagung, einem Wirthähaufe, wo Stein
Holz und Fourage, wirb der Reifende vom Ortövorfteher bebient,
bie Brüde Sung lokhiao (db. h. Brüde der Fichten), die no
Territorium von Tſiamdo gehört, fteigt man bergauf, zum Kort 9
thai, wo ein Tfangdjuba von Rywudze feine Refidenz hat.
3. Nah We hothai 9 geogr. Meilen (150 &): Es geil
einen Berg Lagung, zum Ufer bes Nieoufen feou, und
ouf hundert Zickzackwegen zum Gipfel des Waho, auf dem ein A
Die dien Nebel diefer Höhen machten es nothwendig, dafelbft, Si
- fangen ald Wegweiſer für die Reifenden zu errichten, um ba
irren in bem tiefen Schnee zu hindern, mit welchem ber B
E det ift. Darum darf man bort keinen Lärm machen; fer
darf mdn nicht, fonft ſtuͤrzen ſich Eis und Hagel mit ungeheurer |
ligkeit herab ‘ob Lawinen?). Auf dem ganzen Berge findet mar
Thiere noch Vögel, fondern nur Eis, während aller vier Jahre
An feinen Abhängen ift bis auf 12 Stunden Ferne feine men
Wohnung zu finden. Diefelbe Kette ſtoͤßt mit 4 andern Schne
zufammen. Viele Soldaten der Chinefen und Zübeter, bie ihn |
wollten, ftarben vor Kälte, . Zwiſchen dieſen Bergen führt audy e
neh Yunnan hin. Weiterhin geht cd Uber ben Bergruͤcken
Iiangz bann hinab zum Weiler WBahethang und zum feften
Wa ho tchai, deſſen Shef abhängig ift von Rywudze.
4. Nah der Samba-Bräde über den Omſtchu, 5
Meilen (80 Li).. Der Weg geht gegen S. W. über Mali mit ©
‚fern, dann über einen fehr hohen und fleilen Berg, mit einem F
Seite. Auf einer Hängebrüde, über einen wilden Abgrund zur
Kia yn khiao, Samba, d. i. Brüde ber Zübeter, wo Gteir
*20) Weiteangthonchy I. op 47238.
1. Of: Gr., Tübet, SLaffa-Route. 253
, Der Strom Duletflon ober Bu fiang, d. i.
—— zwiſchen zwei Bergen hin; ſein Thal
een Mögen a heiß und wenig wechfeind, alfo wol
— 5 geogr. el (80 Bi). Bergam,
‚einem fteilen und hohen Berg; dann wieder bergab
ge durch Pinuswald. Der Weg wird ſteil und eng,
ber eine Brüde zum Fuß des Pymeng Scan, und
wo Steinhäufer, Holz, Heu und ein Wirtheiiaus,
et ober Ehobando (Shobando), 10
Es geht gegen S. W. auf fehe ftetem, beſchwer⸗
erten Bergabhang hinab. Dann paſſirt man
en Eifenweg, wo ein gewaltiger Berg gleich
Reigt, wo ein Wirthöhaus. Dann geht es im hate
nach Khiutcht (oder Dpeto), wo ein großes Lamas
Bewohner. Dann zur Station, wo ein Militairpoften,
b febe fruchtbar und volfreih. Hier fichen 2 große
‚mälfen von ungebrannten Badfteinen umgogen, In
am Bergabhange nad) dem Flußufer liegen, bat man
tet), Sie enthalten viel göttliche Dinges bie Lamas
ie mit bem- Drud dee heiligen Schriften beauftragt
A 64 geogr. Meil, (100 8), An einem Fluſſe
über den Basla-Berg von geringer Höhe nach
(bei dem Thale der Gteichheit), von ba’ auf ebenem
185 wo Steinhäufer fehr zerſtreut zwifchen Bergens
— rg: Bun; ———— * allen Bebürfniffen
abze, eben fo-meit, über einen Berg noch höher al
ben Choma⸗la, beiden Tübetern DiaEsla, wo
sin heftig und Berge auf Berge gethurmt find. Bon
„on einem Berge und Fluß entlang, iſt fehr tiefer
irthehaus ift alles’ Aheuer, weil das Sand dei
ba, 7 geoge, Meil. (110 Li). Gegen S. W. über
ebenem Wege vor bem Berge Bydalaworüber; eine
ph Sa der Tiefe wird der Weg'an einem wine
man aber durchgehen Bann, fehr enge bis zum Wirths«
er Ta zung dzong. Zwei Bergletten burchfegen
e umgeben ihn; man hält ihn für bie ausge⸗
>. . der. — Weg von ba bie Sanba,
254 Hoch⸗ Men. . IV. Anfgnin . 1.
10. Nah Langkytſang, 6 geogr. Dell. (400 ii. 3
des Berges Tanda fteht ein. Tempel, einem Chineſiſchen Obriften
zen erbaut, ber aus Yunnan mit Proviant bier durchziehend ſta
nach feinem Tode Mirakel that. Bon da bat man einen feh
Berg zu erfiettern, den Eu Eng la (Ghar kon la Gangri ber T
Ein Bad, flärgt in enger Schlucht herab, die im Sommer fc
im Winter mit Eis und Schnee bebedt ift. Die Reifenden bu
ihn mit Stangen; einer nach dem andern in einer. Reihe wie bie
Dies ift die ſchwierigſte Stelle auf dem ganzen Wege nad H’
Dann gebt es bergab nach Acha lo fumbo und Lang % tfu
Steinhäufer, Wirthahaus und Herberge.
11. Nah Alanto, an 6 geogr. Mel. (5). Lang Ey
heißt im Chineſiſchen Kinkeou, d. i. Gold bachz er zieht du:
große Plaine. Man wechſelt hier die Fuͤhrer, und geht bergan,
ner Kunſtſtraße hin, die ſich in zwei Arme theilt. Der ei
den Berg iſt eng und ſteil, der andere folgt dem Thale und iſt ei
gleich; nur im Sommer find hier Ueberſchwemmungen zu fürdit:
Zawothang (Tawo, b. h. bie große Höhle) erhält man n geben
und gebt im tiefen Thale bis zur Station.
12. Nah Kiagung, A geogr. Meil. (70 Li). Weber
brüden und fteile, gefährliche Bergwege und Abgründe, durch
thai, d. h. zerftörte Wohnung, im Tübetifchen Ananta, zu
porſtehenden Felshaufen, der Papagavenſchnabel genannt,
welchen man den Weg hindurch gehauen hat.
13. Nah To tung, 5 geogr. Meil. (80%). Immer am
abhang hin, bann über eine wilde Höhe, zum Ta pan Khiao
die große Bretterbräde, zur Station, wo keine Serberge, a
Poſthaus, die Reifenden müflen im Freien campiren..
14. Rach H'rari, 84 geogr. Meil. (140 80: Man folg
Fluffe, aufwärts, über den fehr hoben Berg Nub kon la (db.
weftlihe Kon La), beffen Spige ſehr fchlüpfrig und mit Schnee
M. Dann zu dem Weiler Je chouithang (d. h. die heißen Q
wo ein See, der eine Stunde breit und anderthalb lang, im
und Frühjahr mit einer Eisbrüde belegt, bequem paffict wird.
dem Ger bi H’Lari find noch 4 kleine Meilen (60 Li). Hier
Militaircommandant. In H’Lart tft ein Wirthhaus; der .
forgt für die Reiſenden, die weitern Führer (Ulah) find von Ry
Es iſt Hier ſehr kalt, die Berge umher find fehr ſteil. Im N.
hebt der große Berg H'Lari (d. h. der Göttliche) *2°); ſei
ſtalt ik die eines Drachen, Gipfel und Fuß find fehr fell, er
ganze Jahr mit Schnee bebedt. Die Stadt Liegt zwiſchen ven
*26) Wei tsang ihou chy I. c. p. 210.
m. Oft St, Tüber, HLaffı-Route. 255
Gabkbo⸗Stromes, ber ihm nahe im Welt vorüber
1 von ihm liegen bie heißen Bäder, melde die Zi
‚ta nennen. Der große Zempel, Tan ta miao*®*,
em Berge und man muß mühfam emporfteigen, um ihn
n Chine ſiſcher Obriſt aus Yunnan, der hier mit ſeinem
sch) zog, ſturzte im eine Schneeſpalte, die Ueberwinterung
uch noch im Fruͤhjahr im der Spalte ftehend gefunden
Volk in Verwunberung, daß man feitvem bort Opfer
ine Drt hat keine Mauern; er ift der Sitz eined Milie
Fund eines Proviantinfpectors. Die Klöfter dis Gans
ig von einem Ahambu (Talama ber Chineſen),
eit die Gefchäfte des Dheba verficht, umd mit allen feis
dem großen Zan ta miao wohnt. Als in früherer Zeit
m bei ihren Ucberfällen Tübets bemächtigten, untermars
argen Lamas biefer Gegend fcheinbar den Chineſen,
hi für Lamas von Hetcheou (weſtliche Grenz-
‚ Kanfu, im S. O. des Khu⸗khu⸗Nor) ausgaben. Sie
ſchen Armee entgegen, bienten ald Führer, ins geheim
Beute als, bie Lebensmittel derfelben zu plündern,
vom Generaliffimus ber Weſt⸗Armee ertannt und be«
Stelle wurben ein neuer Ober:tama Khambu) und neue &
t, unb ber ganze Ganton für immer ben Befigungen
1a ineorporirt, Bon Tfiambo nad H’Lari wers
eilen (1500 Li) gercchnetz5 von H' Lar i auf dem nun
— Wege *2), ein Drittheil weniger, naͤmlich nur
(1010 8i) bis nach H’taffa,
gari mad Shanmwan (Koleb ber Zübeter), 10 geogr.
Durch enge Thäler, über einen hohen Berg mit Schnee
nie ſchmelzen, an Abgründen bin, welche den Ziefen
en, Oft füllt fie ber Wind mit Schnee an. Der Weg
Steilheit öfter impracticabel. Um Wirthshaus Atdza
an zu einem Ger, von 5 Stunden Länge, an welchem
das Einhorn (Seru im Tübel., Kere im
od eon im Ghinefifden, ſ. oben S. 98) findet, Im
Herberge
temdbo, 74 geogr. Meilen (120 %i). Auf befchwerlis
ee Tchula gang dbzianla empor, ber voll Eis
im irregulaͤrer Felsberg, wo bie Luft ftets kalt wie im
hangdbo, Kein Grashalm wählt da. Ein Wirthes
ie Einwohner haben nur Hütten aus Baumrinde, ſel⸗
| Raudy, der eine Wohnung verfündete- Das‘ Land
Abou chy L. c. p. 123. at) sbenb, p. 220 288
u "5
256 Hoch⸗ Allen. m. Abſchaitt. $. 5.
ik vn Ghiamda abhängig. Der Dieba forgt, fürn den 9
Remdo.
17. Nach Gombu Ghiamda, 5 geogr. Meilen (80 &
Gola ſumdo iſt der Weg, im Thale Wang paſthang, ga
Die Luft wird mildet auf der Station, wo ein Militaircomman
ein Wirthehaus. (BGombu oder @ombo *??) ift ber Name je
vinz, ſ. oben f. 212, die auf dem linken Ufer bes großen
liegts; die Zübeter fegen oft zu bem Ortsnamen auch ben Ri
Provinz, wie hier, woburd leicht Misverftändniffe entftehen.)
@ombo wird hier, gelegentlich fehr übereinftimmend mit obigen
bemerkt, daß es daſelbſt ſehr heiß und ein ergiebiger Reisbau
Sinwohner von Gom bo hätten ſich fehr tapfer den Dzungare!
fällen wiberfegt, ſehr bereitwillig aber den Chineſen unterworfe
‚18. Nah Lummari, 10 geogr. Meilen (160 fi). &
im 6,8, von Hari in einem breiten Thale gelegen, tft |
Von ba geht es an einem Fluſſe weiter bis Chumbda, wo ein
haus, immer weiter am Fluffe bin, ber fih in mehrere Arme t
einen dichten Wald durchfließt. Nach zwei Drittheilen des W
Berge Cum ma ri (Euma Scan ber Ehinefen), ber fehr hoch
ſteil, aber breit iſt; die früher vorlommenten Schnee= und E
fen, welche dem Wanderer bis dahin fo drohend und oft. bie ©
wirrend entgegen traten, konnten ihm ſogar glauben machen, b
ſchon eine Plaine an.
19. Nah Tuida und zum Nachtlager an dem Ufer t
Klang, 11 geogr. Meilen (180 Li). Man fteigt durch Hd
-Zeineswegs fleile Berges; aber dfter trifft man ſchaͤdlic
bie im ZTübetifhen Phuga tfang heißen. Der Wind if
aber oft fehr kalt und penetrant, nah Tuida (oder Phrug!
wo ein gutes Wirthohaus. Weiter fort zum Fluſſe ufu Kia
man über ein ebenes Plateau fegt, wo ein Poſthaus. D
forgt für die Reifebebürfniffe. Won da an kommt man zu ber
der Staaten des lebenden Buddha Zübets, und
ein, in eine offene und bewundernswerthe Landſcha
20. Nah Medjugung, 84 geogr. Meilen (10%). 3
fer des Uſu Kiang fließen ruhig abs ber Weg. winbet ſich
eben, und hat keine Gefahren wie früherhin. Zu Sin
einem Lamaklofter, raften die Pferde, dann gur Station, wo
tairpoften und ein gutes, Wirthshaus.
21. Rach Detfin dzong, 74 geogr. Meilen (120
Weg von ben Wiefen von Ghiam da kommt nun zu dem
Ozang tfiu, ber fchon gegen Weft gen Heaſſa firämt. d
—* Wei taang than chy I. o. p. 220,233. +) end:
\
Of Ör., Tübet, Tefhu Lumbu Route. 257
ee man überfest ihm in Kaͤhnen
Dann gu ben Wohnungen Lamo, wo wenig Holz und
€ liegen verſtreut und offen, das Sand iſt fehr bevölkert,
immer ‘am Flußufer hin, über Djanda thang Bee Sta:
fer und ein Poftbaus.
H'taif a an 4 Meine Meilen (60 i). Meber 4 Klo⸗
er Beguithang), oder auch über das Dorf Kao—lao—
ein Dheba für die Reifebebärfniffe forget. Diefer Gans
ce einen Fluß vom Zerritorium von H’Laffa geſchie—
nad) drei Stunden erreicht. Das Land im Norben von
san a d. i. die Höhe ber drei Perlen. —
ergiebt fich offenbar, daß erſt bie legten fehs ;
ober 45 geogr, Meilen, im Oft von HLaſſa, die mehr
e e Patraulandfchaft Zübets beginnt, daß bis dahin aber,
Chinas Hochgebirge mit ewigen Schnee= unb
vorherrſchend find, Alles Band, im Süden wie im
Pe Route, a und leider noch "Terra incognita,
— “ 0
e aus Nepar und Bhutan über Teſhu—
bu, dburh Dzang nad H’Raffa.
umbu,. die Gapitale ber Provinz Dzang ober
)e18, am großen Djangbo:Strome gelegen, ift der
welchem HLafſa, auf einer Diſtanz von 55 geog.
* die in 8 Tagereiſen zuruͤckgelegt werden können,
erbindung firht. Um aber zu biefem Teſhu—
‚früher befchriebenen Landfchaften Nepal und
gelangen, find uns nur zweierlei Strafen:
‚geworden, bie ſich aber beide in Teſhu Lumbu
n gemeinfhaftlidh.von dba bie Haupt:
ð Laſſa zu verfolgen. Es iſt vom SW. ber,
1:Strafe über Kuti (Nialam) nah Teſhu⸗—⸗
ie im obigen [don bie zur Stadt Shegar
far gumibah (Gumbah, b. i. Zempel) ober H’Io-
119 ber Chinefen, d. i. bie weiße Stadt) kennen ges
4 Meitfang thou chy giebt zwar aud von Kuti
biefem Siekardzong 6) die Diftangen in
er era 4111 geogr, Meilen) an, gefteht aber baf
var, gi genauere Daten über diefen Theil bes Weges
efifhen Truppen nur einmal, bei ihrem Einfalle in
ng (bon chy 1. « p. 256— 257.
ınde IV. R
Digiüize
288, Hoch⸗ Aflen. IV. Abſchaitt. 6.75.
Nepal zuruͤcklegten) einzuziehen; daher man es ſelbſt unte
habe die Stationen naͤher anzugeben. Aber von Siekar
bie Teſhu Lumbu find die Stationen und Diſtanzen ve
Ghinefen angezeigt, doch weiter Feine Terrainfchilderung
den früher mütgetheilten Routen; bier helfen, da ken Er
Diefen Weg zuruͤckgelegt hat, einige Motizen des Nepaleſ
Berichterſtatters als Ergaͤnzung aus, der nach den
ſchon angezeigten Routier (ſ. oben S. 98, 101) dieſelbe
nach Tefhu Lumbu zog. Von Suͤden her iſt uns aber
Bhutan⸗Straße von Phari dis nah Teſhu Lu
welche das Wei tſang thou hy nicht kennt, durch S. Tu
Meife bekannt geworden, den wir alfo hier begleiten werde:
bem britten Abfchnitt c) dee Straße von Tefhu 2
nah H’Laffa, können wir nur dem Wei tfang thou chy +
gen, weil bie WBefchreibung dieſes Weges, ben bie Capucin:
fion freilich oft genug gurüdiegte, dennod bei Pat. Geo:
viel zu confus mitgetheilt iſt, um ihr fpeciell folgen zu koͤ
Anmertluug 2. Repal⸗Straße nah Teſhu Lum
Von Siekar, oder Siekardzong, nach TeſhuLumb
nach den Memoiren der Kriegskanzelei Kaiſer Khienlongs
Jahre 1788, der Weg auf 60 geogr. Meilen (1005 Li) berechr
Stationen werben in 11 Zagemärfchen fo angegeben: 1) von €
über Lolo nach Lagulunggu — 105 Liz 2) über Yeouguı
GhHiatfobo = 100 Liz 3) über einen Berg nad) Dyawı —
4) über Beghiagbigang nah Nadzu = 95 Mi; 6) üben
badu nah Djathang (Kounthang) = 100 di; 7) über £
dzong (Achaidzong) nah Ghaldhan phum tfo ling am
Dzangbo⸗Strome, an befien Sübufer gelegen, = 100 iz; 1
Banda nah Djachigangz von nun an immer im Thale des
Dzangbo⸗ Stromes hin, = 95 Liz 9) über Selung nad) Ra
= 110 %; 10) über Lei nad Zar = 100 Li; 11) über Rar
Nailang) nad Teſhu Lumbu = WM ki. Jenes Siekar Ike
obiger Angabe (f. oben S. 101) des Routiers, nach Kirkpatrid
nem obern Arme bes Arun⸗Fluſſes. Rach der Khienlongfche
eentrale de l’Asie bei Klaproth wirb biefer Plateauftrom aber «
rer Lauf zum Stromſyſteme des Tiſta gezogen, welcher bafel
Kamm Phumtſough3zangbo hat, Bei den EapucinersMifi
487) Wei tsang thon hy. c. p. 218 — 255. 20) P.
Alphabet. Tibetan. 1. c. p. 448 — 454.
Oſt Cr., Tüber, Teſhu Lumbu Koute. 259
segargium "An dem Fluſſe Hin ſoll eine
ihaften, Minds und Nonnen = Kıdftern erben
juenga, wo ber Fluß ben Namen Bontfu ciame
bentiſch mit jenem oben genannten, erhält. Die Schile
neſtſchen Neifenden, wonach diefe Stadt (Shegar) 9000
Garniſan von 1000 Dann Zruppen aus H'Laſſa haben
oben S. 98) angegeben; «3 iſt in deſſen Routiers die
Gr | berfpringt die 5 nädjften Stationen und nennt,
fe, Bu #0), mol das Sech ia ber Gapuciner, wels
Stabt unb Kiofter der Urkieniften (von Urkien
a und x eines magifch = daͤmoniſchen Buddha= Cul⸗
m ein verheiratheter Großs Lama (d. i. vom der Secte
Nuͤten) vorſtehe. Der Nepalefe nennt es auch eine
ven Häufer mit ferwarzer Kople angeftrichen ſeyen.
Töten bier, die mit dem Ghincfifchen Kaiſerhauſe vers
göttlich verehrt werden, weil fie in firengfter Selbſt⸗
n von ber Melt, nur in göttliche Betrachtung verticft
heuxer Bau, ukar, fey hier ber Todtenacker, womit
verbunden fevenz jährlich feiere man da ein Zodtens
der Seelen ber Berftorbenen, und ſende bie Lifte ber
’Baf fa ein. Die Ober⸗Lamas von ba reifen jähr-
Beate, ein Weg ben fie in 12 Tagen zuruͤcklegen;
on dem Eivil⸗Gouverneur zefpectvoll empfangen, hals
gang um bie Stabt, heilen Kranke, thun andere gute ”
ı bann wieder zurüd. Bir erkennen biefen Ort nicht
E des Chineſen; vielleicht ift es Ghaldan. — Zur fol-
fagt der Nepaleſe, müffe man einen Strom, der 40
bruſttief ſey, durchſttzenz dann gehe es durch bebaute
großen Stadt Natan (ob Narthang?) mit Mauern
Lamas. Nahe dabei komme man nad) Tefhutumbu,
na refidires. dort jenen hundert Gumbas, b, i. Kloͤ⸗
auch ſeyen dort Rewars (d. i. Nepaleſen), Kaſch⸗
Er angefiebelt, in eigenen von ihnen erbauten Woh⸗
ey noch feine vorhanden gewefen zu ſeyn
ar ſtehe da, vom Morgen bis zum Mittag
€ nt Glode werde er aber dann gefchloffen. Nur
* Digurgi (d. i. Dalgadze), eine ſehr große
R. nad) ©. zieht, und wo eine neue Sprache,
et), eginne ä 8000 Bhotiya's und 2000 Rhatai,
gi —— Tibetan, I. c, p. 448 etc. Hodg-
New Ser. 1830. T. L p. al, Pat,
— DL op 448 und 302.
R2
200 Hoch⸗Aſien. IV. Abfchnitt. $. 75.
d. 1. Chineſiſche Soldaten, fichen Hier in Garniſon (1830
Kolge ber Srweiterung ber Chinefifhen Grenzen, feit dem Ne
Erieg der Ehinefen (1792; ſ. oben &. 153) und ber Briten, 181
verficht fich der Neifende nach HLaſſa mit frifchen. Laftthieren.
Bhutan⸗Straße nah Teſhn Lumbu;
nach S. Turner.
Mir Haben die Britiſche Geſandtſchaft ſchon oben (f. €
über Phari, bis zu den Quellen bes Painom tfchien
fe6, auf bad Tübetiſche Gebiet von Teſhu LZumbu I
(15. Sept.), von wo, an diefem Plateauftrome hin, i
Süden nah dem Norden fließt, in 7 Tagemaͤrſch
dieſe Reſidenz erreicht warb, welche ganz nahe an ber ©
dung dieſes Painom, zum großen Daangbotfu, liegt
1. Erſter Zagemarfch, 16. Sept, zum Dorfe (
4 geogr. Meilen. Der Weg im Norden von Phari,
Ebene ber wilden Pferbe vorüber, geht den ganzen Tag
mäßig fort, an zwei großen Plateau: Seen hin. Die
gleicht, bei dem Mangel aller Vegetation, eher einer Wuͤſte
fahe nur etwas verwelktes Gras, Moos und Difteln; fu
Sturmwinde, weldhe den Staub weit umhermicbeln, find |
fürchtet, weil mit ihnen die Kälte bis 28° fleigt, wobei bie
tobt auf dem Felde nieberfalen. Doc) zeigten fi bier &
von Hornvieh und Ziegen; Haaſen, Rebe, Moſchudthier
Wachteln, Phafanen und Rebhuͤhner. Drei heilſame —
vereinigen ſich bier, und ergießen ſich, im Winkel der Eb
einen großen See Ramztfieu, ber zwifchen wild zer
Selsgipfeln, die reih an Eiſenocher zu ſeyn ſchienen, fi
nem heilen Spiegel ausbreitet: Jetzt war er noch voll |
voͤgel: wilde Enten und Gaͤnſe, Stoͤrche und ſehr große K
die bei Annäherung des Winters von hier in mildere ©
. jiehen. Im October belegte er fi ſchon ganz mit Eis, ı
die Briten, Ende Dezember %2), zu ihm zuruͤckkehrten, E
Eisfpiegel die herrlichſte Schlittfhuhbahn. Die naͤchſten U
Sees zeigten ein Salz: Incruftat, das die Einwohner,
die Seife nicht kennen, zum Wachen ihrer wollenen Tür
brauchen (Mateon). Zwiſchen Selfen, die über dem Sa |
1) ©, Turner —— T a. a. o. — 266,
2) ebend. ©. 398... —
Oſt·Gt Zubet, Teſhu Lumbu Route. 261
as Kloſter Lubſch Gumbah, gegenüber an ſel⸗
Dorf Dog al, Sein nördlicher Ausflug, ein Bad,
e Engfluft in einen zweiten noch größern See,
zpaſſe wurde das Lager, bei dem Dorfe Chalu,
Hier bemerkte Turner das er ſte, gut bebaute
ee Weitzen, wol jenes Ava-Korn (f. oben ©. 41),
tgartig geblieben, zeifte doch, und wurde geerntet,
ee Tagemarſch, 17. Sept., zum Dorfe Sumdta,
rt. Der nahe große See, mit gleichem Natron:
einen Ufern, fol ein Lieblingsaufenthalt der Tüs
ſeyn; ans feinee Abnahme und feinem Anſchwel⸗
man Gutes und Böfes. Jenſeit deſſelben und
mbhöhe folgt eine dritte, analoge Serflädhe, bie
ze, vom ber fich eine Ausficht auf bie Grenzberge
eröffnete, bie mit frifchgefallenem Schnee bedeckt
gen Heiden der Ebene waren braun, die Felshoͤhen
ſchaefallene Schnee in glänzenden Steifen bot ei⸗
Id dar, Der Himmel war rein und Mat, Die
igte ſich beutlih, von ihrem alten Uferrande als
jted Seebett, in deſſen Mitte ein Elarer fifchreicher
nom, hindurch riefelte, der von hier bis Teſhu
fließt. Nur Roltkiefel beveden dieſe Ebene,
sen Weidenbäumen, bie erften welche Zurs
Pateaulande erblickte, gefchmicdt werben. Die
der Bauern, welche unter ihnen hie und da ſich
ohne Moͤrtel nur von rohen Steinen ſchlecht auf:
en wegen der Falten Winde ftatt der Fenfter nur
ie Dächer, flache Terraſſen mit Steinen befchtwert
wehten umzogen, hatten wehende Gebetflaggen.
e (ker, aber wuͤthende Tuͤbetiſche Hunde, ber größs
hien fie. Der größte Contraſt drängte fich hier
datur in Bhutan und Tuͤbet auf. Dort ein
© umb wechfeinder Thäler, ewig grün an Miefen
jerggehänge alle terraffirt, bebaut von den Gi:
6, dem ſtets reißende Waffer umfpülen; von
3 auf die Berggipfel hinauf Anbau und Anfiedes
haften, Kempen, Kloͤſtern, Gärten und Feldern.
et, eine wüfte, faft des Anbaues unfähige, weite,
ve Ebene, ohne fihtbares Grün, ohne Baum und
n Seiten nur von nadten, wildzerſplitterten Fels⸗
202 Hoch-lfien. IV. Abſchaitt. $. 75.
mauern umzogen, ohne fichtbare Anfiebfung, weil bie We
geſchuͤtzt in Tiefen, Schluchten, ober hinter Felſen liegen, n
Schloͤſſer und Kiöfter auf Felöfpigen, viele der Bewohne
Kroglodpten find. Faſt gar Feine bemerkbare Wegetation 3
gen voll edler Minern, und fehr rei qn Heerden, mann
gen Wild und Vögeln, von denen fi) in Bhutan außer $
nen und jener Affenart, keine Spur weiter gezeigt hatte.
3. Deitter Kagemarfh*%), 18. Sept, nah &
5 geogr. Meilen. Im engen Thale am Fluß bin Liegen
Aecker mit Exbfen und Weisen bebaut, dazwifchen aber vie
ftörte Dorffhaften, die Folge dee BtlatternsEpidemi
daſelbſt einige Zeit Lang große Zerflörung angerichtet hatte,
vend welcher Teſhu Lumbu drei fahre lang ganz leer geſt
toeil der Hof ſelbſt aus Furcht aus dieſer Gegend entfloher
Im Drte Sangamar, auf einer Anhöhe über den Fluß
den die Laftthiere gewechſelt; man 308 zu einem nahen wa
Bade, das mit einer Steinmauer umgeben, mit Zelten
dacht warz die Wärme bis 25° Fahrh., bei äußerer Luftten
tur von 5°. Das fchmefelhaltige Wafler ſetzte weißen Sin:
Auf den Feldern wurbe eingeerntet. Den Fluß engten au
Seiten hohe Zelfen ein, welche mannichfaltig zerriſſen i
feltfamften, pyramibnlifchen Klippen emporſtarren. An ein
fer Felswaͤnde hatte man bie riefengroße Sculptur eines X
in halberhabener Arbeit, ziemlich roh, angebracht, in der g«
lichen Stellung mit Ereuzweis untergefchlagenen Beinen «a
det. Hinter einer ſehr klapprigen WBrüde, die fchlecht genr
Ballen mit übergelegten, lofen Steinen conſtruirt war, g
zum Zeltlager Shuhu, unter ein paar Weidenbaͤumen.
. 4. Bierter Tagemarſch nah Tehukku, 19.
Das bald ſich erweiternde That bietet ein von Höhen umg
amphitheatralifches Anfehn darz' in der Mitt der Ebene
am Fuß eines Felſen, unter Weidenbäumen, das Dorf N
dem Teſhu Lumbu gehoͤrig. Das erfte mit netten, regul
bauten, weißen Häufern, die zoth eingefaßt ober roth gefirei
gemalt waren, ein erheiternder Anblid, Die Gegend wir
biee an fruchtbar, offenet, volkreicher, angenehmer durch Bei
und einige Bäume. Auf einer hohen Kiippe, zwei Stunden
erhebt fich ein feſtes Schuß, Jhanſu Jeung, über den
19) e. Turner a. a. D. ©, 2353.
‚ Dfi-©r., Tüber, Teſhu Lumbu Route. 263
wie ein trockner Seeboden, mit Kiefelm bedeckt, ſich
ie Sage der, Einwohner läßt durch einen Gott
al entwäffern, um ben bamals fparfamen,, kaum
legenien Bergbemohnern, mehr Raum zum Anbau
Lehrer fenden zu können, fie beffer zu machen, —
ren Plage, den man einen Garten nannte, zu Tes
e das Bager aufgefchlagen. Diefed That ift"ausges
die Manufacturer treffliher wollner Xücher, die
eiß oder Barmoifimroch (die Lamafarbe), aber
‚Elle breit gewebt werden, und eine dichte, warme
en, ein Fabrikat, das weit im Bande verführt wird,
ter Tagematſch, 20. Sept, nad Dufgue,
1: Duck Weitzenfelder geht es am Fuße bes dels
nfu bin; im einer feinee Schluchten ift ein Klo⸗
ihenmweis geordneten Häufern, fehr regulair erbaut,
jiereddigen Häufer, mit weißen Wänden, hing oben
ei Fuß breites, karmoiſinrothes Band; die Tem⸗
ohmung bed Oberpriefterd waren ungemein artig
laͤnzend von Goldornamenten. Dies ganze Baus
3 dem; Bergtuͤcken hin, von hohen mit vielen Thors
nittenen Mauern umeingt, um bas Klofter zu
em den Anbli des darüber ſchwebenden Schloffes
* das ſtark bevoͤlkerte Thal ging der Weg zwi⸗
enfeldeen und freundlichen Doͤrfchen, am einzelnen
bin, über Dongzi bis nad Dukque.
ter Eagemarfd, 21. Sept, nad) Tſondue,
en. Der Painom: Fluß ift nun ſchon zu geoß
br zu durchſetzen; man hat Boote aus Leber zum
uf halbem Wege liegt auf dem Felsufer das
m, mit hohen, runden und vieredigen Thuͤrmen;
m führt eine Bruͤcke auf 9 Pfeilern, mit Holzbals
Steinen: belegt, die, fo ſchwankend und umficher,
ee beften Brüden im Lande gilt, Rechts von ihr
Dom Deal Lama geftiftetes Kiofter, in ber Nähe
‚weiße Gebäude, Kifu, der Geburtsort des
— ber daſelbſt, bid dahin, als zweijähriges Kind
Weiter feitmärts, nad den Bergen zu, liegt das
ling *) mit 300 Öplongd, als Diener des Cuk
20.000. ©. 3.
264 Hoch Aſin. IV. Abſchaitt. $.75.
us, wo dem Infant Lama feine Knaben« und Stubler;
yerleben befiimmt war.
:- Te Siebenter Tagemarſch, 2. Sept, nad Te
Lumbu#s),-2 geogr. Meilen. Der Aufbruch geſchah abfi
fehr früh, um mitt dem ftrahlenden Aufgange dee Morgen
die heilige Stade gu erreichen, die mit ihren vielen Thuͤrmen
golbeten. Baldachinen, Thuͤrmchen und Binnen, eine folche $
und ‚glänzende Anficht darbot, daß Burner geflcht, er wer
diefe zauberiſche Wirkung. vergefien. Durch eine anfte
Steaße, führte man ihn mitten duch den Klofter:Palaft, di
ber raufhenden Mufit dee Lamas und Gylongs bei ihrem
gengebete ertönte,. in die für ihn bereiteten Saflzimmer,
hoͤchſt bequem und mit Eleganz eingerichtet fand.
Teſhu Lumbu, auh Sera fiar*), ift der Man
Klofter : Palaftes, in welhem bee Bandjin Rimbotf:
1714 vom Kaiſer Kanghi den Titel Bandjin Erdeni
ſeine Reſidenz hat; richtiger ift der Name Djachi H’lı
(prich Dijaffi lumbo) der Tübeter, oder Sin thung .ı
ung ty pa fzu, was jenes fo viel als „Berg der gli
hen Weiffagung” In einem myſterioͤſen, Sinn. heiße
dieſes „Tempel .vom zweiten Range bes Friel
Greifes, der Alte um ſich verſammelt.“ Der ?
ber Berge und Waſſer, fagt der Chinefifhe Geograph, in
bombaftifchen Styie, hat Hier etwas göttliche und iſt i
ſchend; der Boden iſt fehr fruchtbar, die Gegend fehr fchör
Kloſterpalaſt erhebt ſich majeftätifch, ſtrahlend von Sc
Die. Abbilder des Buddha tragen das Gepräge der fieben
barkeiten. Ueberall hört man dafelbft das Gemurmel ber (
und der duftende Weihrauchdampf fteigt dort. bie zu ben
Gipfeln der Berge empor. Ich übertreibe nicht, fügt der
fifhe Befchreiber Hinzu. Im Sabre 1447 wurde biefer €
gründet, von Ghendun Djubbe, dem Schüler und g
Nachfolger des berühmten Zzong k'haba, des Meifters (
©. 218). €3 leben in dem Prachtgebäude, voll Obeliske
Idole in Sitber und Gold, an 2500 Lama's; über ihn
Bochdha Bandjin, ein Kinglang Incarnat, ein diam
Heros zur Vertheidigung Buddhas, der ſechſte große Rege
22) S. Turner a. a. ©. S. 263. **) Weitsang thon el
p- 119, 253 — 256. 4
1, I. OfrOr., Tüber, Teſhu Sumbu. 205
— der Seele dat Geſetz eingeweiht iſt, alle
hriften verſteht und. fern von ber Eitelkeit der Welt
‚Lama, ber feine Stubien vollendet hat, muß von ihm;
erden, Wenn ber Dalai Lama flirbe und vom. .
Menſchen wird, fo legt diefer Banbjin feine Megenes,
; eben. fo der Dalai Lama ‚bei dem Abgange des;
von Djadhi H’lumbo: fo fhügen die beiden Obere
jenfeitig die Sagungen der gelben Refigion (d. i. der
‚mit den gelben Mügen, denen der Kaifer von China
mat gugefteht). Im Jahre 1642, als die Mandſchu⸗
gan (Afien Bd: 1. ©. 266; Bb. Il. ©. 408), fagte
tama von Diadi H’Lumbo; „Im Diten ift ein
eftanden,“ und er fandte, gleich dem Dalaikama
fa, feinen Gefandten an Zaptfung, ber den Thron
tte. Dieſer empfing dieſen mit Freuden, und ſetzte
vor (Zeichen der vertraulichen und ehrenvollen Aufs
ch verwandten Gaͤſten). 1714 verlieh der. Kaiſer
em Bandjin den Titel Erdeniz 1780 ging biefer
be Einlabung des Kaifers Khienlong nad der
des himmliſchen Reiches, wo er mit großen ‚Ehren
ſich verwandelte (ex flarb in Peking an den Pok⸗
n Bd, U. ©, 484), aber auf den, Ehron von Djachi
egenerirt: ward, wo er nun, im elften Jahre, voll,
inficht und Scharfſinn die Augen alfee Tübeter auf
ies iſt berfelbe, ben S. Turner als zweijaͤhtiges Kind,
783, noch unter dee Zucht feiner Wächter fand, Afien,
486). — &o ‚weit die Nachricht bes Chinefihen Geos
er feinen —— EN) im Jahre 1792, nieder
JuF Berichte bes Beitifchen Gefandten ©. Tu en ers),
a Teſhu Lumbu, erfahren wir über diefen Det fol⸗
jegt unter 29° 4 20” N.Br, und 89° 7’ DR, v.
Durchſchnitt von ſechs beobachteten Meridianhöhen
—— Kupferfertanten), in einer ganz flachen
auf allen Seiten von felfigen Höhen eingefchloffen, ſechs
on S; nach N. und zwei gute Stunden fih von O.
uödehnt,. » Gegen ben Norden bin verengt fich biefe
ee
sang thon.chy 1. c, p. 255; gel. p. 13 Not, 2.
Lurmer G- ds: D, ©, 268 — 370
u ae
4
— &
260° Hoden. IV. Abfchniet. $. 75.
Ebene, und läßt nur eine enge Felsſchtucht, durch weic
Painom⸗Fluß fih feinen Weg zum großen sang: €
bahnt; ihm zur Seite bleibt nur ein enger Raum' fuͤr bie
Straße uͤbrig. Auf dem füdlichen Vorſprung biefes Feist
- ber dad Thal fchließt, liegt der Klofter:Palaft, Zaprangı
in H’Lafja, gekannt; nicht fern davon etwas mörblicher lie
Schloß (Zeung), oder die Feſte Dzigadze Seung, c
nem Felsruͤcken, welcher den Gebirgepaß beftreicht, durch
Tiefen die großen Straßen von hier nach allen Richtungen |
nach Kaſchmir und Ladakh, wie nah Nepal, Bhu
Bengalen, H’Laffa und China. Die jähen Ges
umber, ſchwarzbraun wie von Eifenocher gefärbt, zerſplittern
ferig in cubifche Fragmente, bis zus Kleinheit, daß fie der
leicht entführt und den Fuß der Berge damit überfchüttet;
furchtbare Wirbelppeamiden, die fi aus der duͤrren Ebene
Staub und dem verwitterten Geroͤll erfuͤllt, emporſchwinger
gen fie oft wieder bis zu den Gipfeln der Höhen zurüd, u
dann die ſchreckliche Windsbraut in der obern, minbergep
kuftſchicht zu eilen pflegt. Diefe Staubfäulen herrſcher
Dctober bis Mai vor. Außerdem herrſcht hier die größte
heit ber Luft vorz vom Morgen bis zum Abend zeige fid
Woͤlkchen am blauen Himmel, umb die Sonne firablt mit
biemdenden Glanz, und einer das ungewohnte Auge leicht
denden Helligkeit. Der Srübling, im März und Mai
fon Hige mit Gewitterwechfeln, welche mit den Regenfd
des Sommers die Bäche füllen; vom October an aber
diefe feuchten Niederfchläge fo ganz auf, daß ſelbſt Nebel
find, und dee Schneefall in keinem Verhaͤltniß zur fü
Kälte ficht, die hier vorhetrſcht. Die Wirkung ber ung
trocknen Luft diefee Piateauhöhe, auf welcher ©. Turne
während feines dreimonatlihen Aufenthaltes, Feine drei ı
Tage erlebte, fand er der, ber heißen alles verfengenben $
Hindoftans gleich. Alles doret aus, die Pflanzen zerbrechen
Blätter laſſen ſich zwifhen den Fingern zu Staub gem
Keine Zuge hält zufammen; alle Bretter, Kiften und Scha
plagten und festen durch ihr Krachen öfter in Schrecker
Hotzfäuten , das Schnitzwerk der Balken und das der Luft
geſetzte Gezimmer des Häufer, fuchten die Bewohner burd
=) ©. Zurme a. a. O. ©. 898, 397208
4
Tr. Oft-Or., Tüber, Teſhu Lumbu. 267
ſlenen Tuüchern gegen dad Berberften einigermaßen
Nachtheil, den dagegen der gänzliche Mangel ber
; aufwiege. Diefe trodine Luft macht, daß man
zum Brechen gebörtte Hammelfleifch, als bie allge⸗
ig im Lande, ohne alle Zubereitung, gleichſam wie
t genießen kann, welches ſich Jahre lang bequem
hung des Lama⸗Palaſtes iſt, fo ſehr auch der Chi-
ph von ihrem Heiligthum bezaubert iſt, ſehr oͤde,
‚und nur an ber gegen Suͤden geſchuͤtzt liegenden
m6, auf dem bee Lapranga erbaut if, zeigt füch
station. Bon der größten Höhe, weihe S. Tur⸗
1 faͤlt der Blick Immer wieder nur auf oͤde Berge
m, ober in gleichartige Thaͤlerz; nur gegen Rocket
en durch den Spiegel des großen Dzangbo⸗Sero⸗
ınb imfelteich nur in geringer Ferne von ZB. nach
itet.
r⸗NPalaſt, Djachi H'Lumbo, beſteht aus 300
en, von Ringmauern umgeben, mit Tempeln,
loͤſterhoͤfen, Paldften, Pavillons und andern Bes
ſamſten Art in feinem Innern verfehen, und, bee
ungeachtet, find aße dieſe Raͤume in vielfache Vers
ht. Alle Gebäude’) find aus Beuchfteinen aufs
e Stod body, mit flachen, weit vorfpringenden Dis
aufenden Balkonen, Erkern, Seländern aus Fach⸗
engeflecht, verfehen, die mit ber geifltichen Farbe,
armoiſinroth angeftrihen find, was gegen das
de, und bie viele Vergoldung der Zinnen, Dächer
e der Tempel, eimen glänzenden Contraſt bildet,
r Häufer jnd die Rüden dee Mauern find mit
Pyramiden verziert, die man zierlich mit ſchwar⸗
- weißen Bändern umſchlingt; viele Dachkuppeln
ee, und die prachtwwollſten .von ihnen verſchwende⸗
‚ und mit Gold verziert. Das Schloß, Las
- da6 Wohngebäude, iſt voll Höfe mit -Colonnaben,
Aubiensfälen, mit mythologiſchen Wandgemätden
# den merkwürdigſten Theil deſſelben bildet das
52) des in Peking verſtorbenen Teſhu Lama, deſſen
ner a. a. D. S. 336. 2) ebend. ©. M.
“5% 5
———o-
x
268: Hoch⸗Aſien. IV. Abſchnitt. 6.75.
Leiche auf Befehl: deu Ehlneſiſchen Kalſers in einem maff
denm. Sarge, mit ſilbernen Seitentafeln, bier beigeſetzt
Ueber demſelben iſt ein hohes pyramidales Epitaphium er
das auf eine phantaſtiſche Weiſe, im: ſeitſamſten Geſchmad
den. groͤßten Koſtbarkeiten an Gold, Silber, Edelſteinen, Sc
ren uͤberladen, ſelbſt wileder einen Tempel bildet, mit dem
ſten Golddache, das ſich uͤber alle andern bis in die groͤßte
des Gebaͤudes erhebt. Die Beſchrelbung iſt zu ſchwach, u
der ſeltſamen Architectur, deren Inneres uͤberall mit Roſe
sem, aus allen Arten. von Edelſteinen, behaͤngt iſt, einen ri
Begriff zu geben. In der Mitte, im goldnen Sarge fi
Leiche des verſtorbenen Lama, Im der andaͤchtigen Attituͤde
Buddha, mit kreuzweis undergeſchlagenen Beinen. Vor
breas. ein ewiges Feuer, und ein ewiges Gebet
Nacht und Tag durchſtets fich abloͤſende Lamas unter
S. Aurner hat. das Detail von alle dem genau beſch
Am Kloſter⸗Palaſte waren, damals, obwol ber Infant⸗EKam
nicht: bafelbft feinen Thron beitiegen hatte, fondern als K
Kiſu lebte (ſ. oben S. 263), doch 2600 Mönche ober G
mit dem Kirchendienfte befthäftigt, deſſen Hauptgegenfta
feierlichen Morgen : Gebete beitand, bei dem immer am
Tage, alle, ohne Ausnahme, verfanmelt, mit der größte m
ſten Anftrengang der Stimme, alfo dem lauteften Geſchre
Sefang, Das Lob der Gottheit verfünbeten, begleitet von de
ſchendſten Muſik, von welcher der ganze Palaft erbebte.
rechnete aber in allem 3700 Gylongs, welche in Teſhu &
zar DVerrichtung der Cerimonials gehörten, unter des Oben
| ficht von 4 Lamas, unter denen wieder andere, jährlich er
AR " ‘pie. Kegwi, ftehen. Diefe mit dem Stab in der Mechten
N das Kohlenbeden mit dem Weihraudy in der Linken an
Mil ſchwingend, als Zeichen ihrer Würde, ſchritten überall, b
I Gultus, bein Gebet u. f. w., durch bie Proceffionen Hi
1 um jedem in feinem Dienfl irgend wie etwas verfäumenbe
N. Pl Iong einen Schlag beizubringen, ober mit bem heißen $
beden durch ein leichtes Anbrennen auf der Stelle zu bef
Die befondern Gebete in ben verfchiebenen Tempeln, bie
weifung ber Rovizen, bie Feier ber unzähligen Zefte, bie 5.
| Droreffionen, ber Todtencultus u. f. w., geben dieſem nie
senden Priefkerhaufen befländige Beſchaͤftigung. In einer ı
, über, Teſhu Lumbu. 269
ed Schloſſes ſind viele Hundert Meine Idole, aus
und andern Maffen in Reihen anfgeftelitz +8
'ober Heroen, die ſich ſtets vermehren: denn
enen Lamas und Gplongs werden auf Sandels
e Afche wird geſammelt und in dem Innern
Ar ole aufbewahrt, deren Gießerei, nah ©. Zur:
Deſhu Lumbu, weit vorgüglichere Fabtikate lie—
bie ähnlichen Werkſtaͤtten in Nepal, H’Eaffa,
a dee Art dee Proceſſionen erhaͤlt man duch ©.
welcher bei der Derpflanzung des Infant: Lama,
derwohnung (Kifi) im das Kiofter Terpaling,
nabenjahre verleben follte, gegentwärtig war, eine
lung; dies” geſchahe umter Escorte eines’ Chi:
nen, das dazu von H’Laffa aus commandirt war.
wurden, obwol gefürchtet als die gewaltſam auf⸗
Iberherem, doch, damals noch, von den Tübetern
eine rohe, unteine Menfchenclaffe, und daher nicht
die Ringmauern des gebeiligten Kloſter-Palaſtes 3
ßerhalb campiren, weil ihre Gegenwart fhon ben:
t hätte. Dieſer geiftliche, fich ſelbſt uͤberſchaͤtzende
wor hier mit den mildeften, der Demuth ähnlichen
f eine ſelbſt den Briten hoͤchſt liebenswuͤrdige Welſe
gebracht, zieht mit feiner Almoſenſpende, an wirk⸗
agebildeten Gaben, jaͤhrlich unzählige Schwärmer,
18, Büßende, Yogis, Wagabunden, Bettler, Abens
en Meltgegenden, China, Indien, Sibirien u. ſ. w.
infame, abgelegene Hochland zufammen, melde bie
ren Befuchen, theils auf eine befchwerliche Weiſe
18 durch ihre feltfamen Schickſale und Begebenheis
lungen unterhielten,
Berweſet des noch unmünbdigen Teſhu Lama,
des zuletzt verſtorbenen Lama, den ©: Turner
ſhu nennt, nebſt dem Mundſchenken des verſtor⸗
führten als die oberſten Staatsbeamten bie Regie—
eſte ein Zuͤbeter, der zweite ein Mandſchu, beide voll
dung und ausgezeichneter Kenntniffe in
en die Aubienzen; und gingen In bie freundlichſten
Emil den Briten ein, geftanden ihre Abhängigkeit
ze Rılı)!. siytyı WE 2
nit a a. DS #9) ebend. S. BT,
)igitized
|
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' N.
*
270 Hoch⸗Aſien. IV. Abſchuitt. $. 76.
von China nur mit Schmerzen ein, und bie Gefahr, im |
Wusch. die Controlle der Chinefifhen Ober: Beamten in 9
ſchwebten. Des Regent verficherte, fein Amt ſey nur für bi
baltung des Infantstama zu forgen, feine Pflicht fey ihm
gnügen; der junge Lama fey Erin anderer als ber Verſto
nur ber in ber Form eines Kindes zurudigelehete Die (
des Infant⸗Lama verficherten, daß. fie fi außerordentlich dc
geehrt fänden, daß dee Bandjin Lama ihre Familie er
babe, in berfeiben auf Erden wieder zu erfcheinen. Das
fegte bei ‚der Audienz, bie der Beitifche Geſandte bei dem
erhielt, durch feine verfiänbige Art, oder vielmehr durch fein
tihtung in Verwunderung.
Den Charactse diefer Tuͤbetaner fand Turner im 8
ernſt und bebeutfam, alles in ein Syſtem und in Orbmun
regelt, weiche der firengfle Gehorſam im beften ange ı
Der fouveraine, unbefledte, unfterbliche, allgegenwärtige, «
fende Lama ſtehe an der Spige dieſes Syſtems, ber nur in
liebenswürbigften Lichte von feinem Wolke erblicdt werde, i
nur wenn er in die Pflichten ber Religion verſenkt ſey, ode
gen und Wohlthaten ſpende. Kine vollfländig geregelte
rarch ie von oben nach unten, durch genau beflimmte Rar
nungen (Lama, Gylong, Johba, Zuppa, Novizen u. f. w.).
die Autorität des Lama in allen Theilen. Die Theilnehme
fer. Hierarchie, die Geiſtlichkeit, iſt eine völlig von der a
Hälfte des Volkes gefchiedene Abtheilung, welcher allein bi
ſtige Wohlfahrt des ganzen Volkes übertragen bleibt, indeß
die arbeitende Claſſe, für die Abnahme der geifligen Sorge,
allein fi der Production und dee Sorge für alle weltlichen
dürfniffe überläßt. Keine diefer zwei Claſſen ftört die andı
ihren Geſchaͤfteſachen, ober greift in das Gebiet ber andern
fie leben fo abgemieffen, daß während bie einen alle Seelena:
genheiten betreiben, die andern nur das Land und dem Stac
völkern, bebauen, bereichern.
Bon dem Volke erfahren wir fehe wenig; es kommt
für den Reifenden, außer an den Tempelorten, wenig zum
fhein, weil es im fcheinbar wenig bevoͤlkerten Lande fehr zer
and abgelegen in den verſteckteſten Winkeln der Thaͤler und
fen wohnt, nicht felten in den Schluchten und. Höhlen: Zur X
die fie in der alten Winterzeit zu ihren Afpien erwählen.
zahlteichen Verſammlungen an Tempein und Märkten, bei
Sr, Teſhu Lumbu Konten. S’Laffa. 271
ndern Gelegenheiten, überzeugten die Briten das
fei doch flärker bewohnt, als es der erfte Anſchein
- Schon die große Zahl der Geiftlichkeit, die el:
Antheil an jeder Familie (wo Polyandrie
laͤßt dies vermuthen. Die Knaben treten im Als
— ahten als Novizen ein, und erhalten dem er:
15ten Jahre werden fie gewoͤhnlich in den
ee; wodurch fie, nad gemadhtem
tfte Stufe ihrer theologiſchen Cartiere erreichen.
Gplong, kann zwifden dem 2iften und 2öften
erden; dann kommt die Aufnahme in die Ktö-
Fortfchreiten zu den Würden der Lamas, die fi
ſteigern. Die bier erefchende Geiftlichkeit gehönt
eiben Muͤtzen.
Strafe: von Zefhutumbu nad Deaffa#t;
‚ Meilen (900 ti) in 8 Stationen,
— eumbu, auf ebenem Wege nah Tchhun⸗
große Brüde (f. oben Eifendrüde S. 222) nad
£* Meiten (110 ©).
endzingans nach Ghiangbze baong, 74 geogr.
ge durch ein beſchwerliches Deſile, nach Kuſſi
. Meilen, (140 &i),
—* Berg, bon wo, rechts, tin Weg er Broughba
jer Ebene nad) Nagar dzong, 7 geogr, Meilen
Yu
"u wo Dheba Wohnungen find, ift ber Weg eben und
und Seffe, nad Baldhi, 63 geogr. M. (105 ki).
| Schnee. oder Ueberſchwemmungszeit, muß man bie
efifchen Truppen nehmen; im Frühjahr und Som⸗
e Seltenſtraße wählen, welche die Kaufleute zu nehmen
— oder Bedi der Chineſen, beißt auch Harz
ong, d. h. bie Eleine majeſtaͤtiſche Stadt
nit dem Filzgezelte, fie Liegt am Norbufer des
tingförmig geftalteten Sees, der, feit ber Mifftor
prer Sqhrebuns diefes Namens, Lacus Palte auf
©. 29).
rauf und abfteigend, über Diamalung, dann über
— ——— nen man 5 Stunden gebraucht, nach
—— am. DER > 1 ug:
u nd dr wi ®
un - -- >
"u Ba"
272 Hoch⸗Afien. IV. Abſchnitt. $. 75
Samba dze, zam maftäfifchen Yaru Dzangbo tfu, über wı
eine Wrüde in Gifenketten, aber auch Holgbarten, fuͤhren, nach Kl
ch oui, 8} geogr, Meilen (140 Li).
7. Ron hier buch eine große Plaine, wo bie beruͤchtigte Hoͤhl
Seorpionen, in welche Verbrecher hinabgeſtoßen werben, nach T
choul dzung (d. h. Canal⸗Stadt)z dann an ben Kruͤmmungen
Fluſſes hin, durch Felder, und dreimal uͤber Steilufer, die aber
gefährlich zu paſſiren, keine 6 geogr. Meilen (90 Li) bis Nedan w
8 Bon bier auf ebenen Wegen, 5 geogr. Meilen (80 2),
Fluſſe (unftreitig dem Dzang tfiou von H’kaffa) hin, über Te
lung ang, wo Wohnungen, und bann über eine große Bruͤcke
H'Laſſa. —
Das ſchon oben angezeigte Nepalefen Routier +3) vom?
4830, Iegt benfelben Weg mit etwas veränderten Stationen zurüd,
giebt einige Daten, welche auf dortigen Fortſchritt der Cultur, feit ;
eltern Berichten, vor ber Ghinefen= Zeit, zurüdfchließen Iaffen.
Teſhuumbu, am erften Zagemarfche, über bie Eifenbrüde Se
(f. oben S. 222), durch gut bebaute Ebene bis zu einem andern Fl
über welchen eine zweite Brüde zur Station Pina (wol Bain
führt. Diefe Stadt liegt am Fuß eines niedern Berges, beffen :
von einem Heinen Detafchement von Bhotiyah (d. i. Tübetern) und
nefifchen Truppen befegt ift. Der zweite-und dritte Tagen
führt duch ſchoͤn angebautcs Land, bad Weisen, Gerfte, Erbſen reic
probueirt. In der Stadt Kyrangbze (Ghiangbze dzon ber
nefen, Kiangfe ber Gapuciner Miffion) **), wirb jeden Tag
Morgen bi8 Mittag Markt gehalten; die Waaren werben aber nid
Boutiquen ausgelegt. Hier webt man verfchiebene Arten wollene 3e
und verfteht biefelben Zunftreich zu färben; felbft die Roſenfarbe
man fo dem Tuche geben, daß fie der Lebhaftigkeit der Roſe felbft g
iſt. Die Gapuciner Miffionare nennen biefes Kiangfe eine herr
Stadt, die zu ihrem Schutz auf ber Anhöhe bes Kelfen eine Burg $
mit 7 Mauern und gleich viel Gräben fließenden Waffers umgeben.
bortige Klofter fey fo groß und weitlduftig, daß es einem eigenen St
theile gleich fehe, und einige taufend Gylongs beherberge. Won
geht es, am vierten Zage, nad Laganche (ob Ragar by:
der Ehinefen, ab Nagartze b. Pat. Georgi?), ein Dorf mit 200 £
fern, vok Bhotiyahs und wenig Chinefen bewohnt. Im Si
diefes Ortes Liegt ein großer See Yamzu (db. i. ber Yar br
yumtfo oder Palte-Lacus), mit 3 Felsinfeln, barauf Hirten in
ten, große Heerden Tuͤbetiſcher Büffel (Yals) weiten. Das Waffe
#55) Hodgson Routier in Asiatic. Journ. New Ser. 1830. 1
p. 246—248. *6) Pat. Georgi Alphabot. Tibetan. p St.
\
Oſt Et. Teſhu Lumbu Kouten. Hkaſſa. 273
ol ſſche. Biele Fiſcher bewohnen die Inſeln; ihre
geht es durch unbebaute Ebenen, voll Wild,
Eſel oder Pferde), das die dortigen Bhotiyas
große Ser, Yamzu, begleſtet den Reiſenden
ten Tag
ang? mie
Bafbi, 1.6.8. Bye 8.220, Me Gtaton Ik nr
‘wo man aber Befriedigung für alle Neifebebürfniffe
a Poigibsante unterſucht bier bie. Päffe und bie
a führt durch Ebene bie zum Fuß bes
ba (Gambula) 5; biefen erfteigt man in 14 Cos, und fin
TOP ER: Drei Eos feigt man hinab, zum Dorfe
» eff een don Bhotivahs (db. i. Tübetern) bewohnt,
Soldaten, zur Infpection ber töniglihen Daß
‚oben ©. 98) )s,
e
muß ein fehr reißender, faft 1 Cos (4 Stunden)
eEo hango (d. i, Yaru Dyangbo), Überfegt
bruͤcke, ober in einer Fähre, -
u mehrere Zagereifen (cö find deren 5, ftatt jener 2
‚Routier) durch ein ebenes Land angegeben, wo allerlei
chte, wie Aepfel, Pflaumen und andere wachſen, und wo
gie noch einmal ein Blid auf ben Spiegel jenes großen
bis man über ben Berg Lahain Lachun eine fandige
‚in ber Nitang mit fehr vielen Ghinefifßen Kramläden
auch Garkücyen, in benen man gebratenes Fleifc erhält,
ber Weg am großen Klofter Putta (d. i Botala)
it ‚pradtvollen Gebäuden, mit goldenen Dächern und ſit—
= ſtrahlt. An gut bebauten Berggehängen vorüber, tritt
* H’eaffa, die ſehr groß und prachtvoll mit
a Dir Regent wohnt in ber Mitte; die 4
an ben A Eden ber Stabt. Diefe 5 nebft 2 andern ben
n, bilden ben Staatsrath. Die Stabt hat 5 Thore,
1 ‚bewacht find, zumal bas Thor, weldes nad China
ern heißen Nepali, Selungi (ob das Rorbthor?),
imani. Um durch das China⸗Thor zu kommen braudt
inen ganzen Tag, und dazu noch ein gutes Trinkgeld.
er Stadt im Oſt ift ber Fluß Shanga (b.i. Daange
‚100 Sgritt breit, in Faͤhren überfegt wird, die von
Ehlere, mit Leber, überzogen fir | die Menfchen be⸗
—
— — -
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- — — — — — —— — ———
= +»
— —
‚2
—
274 Hohch⸗Aſten. IV. Abſchnitt. $. 75.
41. Die Entſtehung der Lamaiſchen Hierarchi
der weltlichen Suprematie der Chinefen ül
das Volk der Tüͤbeter.
Die Tüͤbeter haben, nach ihren eigenen Angaben,
VII. Jahrhundert, unter Srongbfan Gambo (er ſtirbt
Chr. Geb.) dem Stifter des Staates von H’Eaff:
Atphabete erhälten. Ohne Schrift fehlte ihnen auch frü
einbeimifche Geſchichte, was aus ihrer dlteen Sagenzeit |
geworden, laͤßt fi nur mit dem vergleichen, was bie Au
der in den frühern Jahrhunderten von ihnen berichten. |
Annalen der Chinefen, ihrer oͤſtlichen Nachbarn, find
darlıber den einzigen Auffchluß. Diefe nennen, vom Anfa
Voͤlker Tübetiſcher Race an ben Weflgrenzen ihr:
ches, in dem Gebirgelande des weftlichen a: fi und
tſchüan, zwifchen dem oben Hoang⸗ho und Ta:kikı
den Khu⸗khu⸗Nor, aber auch tiefer im Chinefifchen Be:
oftwärts hinein, bis Honan und zum See Tungtin
wir fie heut zu Rage nicht mehr ſuchen. Als dort, vor t
„fend Jahren die erſten Chineſiſchen Colonien gegen Oſten
"zogen, faßen dafelbft fhon an den MWeflgehängen Chinas t
teften Tuͤbetiſchen Stammpväter, die Eanmiao #57), von
wie oben ſchon fagten, daß fie fpäter Khiang genannt rn
womit bie Chineſen alle jene vielfachen Tuͤbetiſchen Voͤlke
ten, als Barbaren, ihre weſtlichen Nachdaren bezeichneten, |
ſelbſt ruͤmten Abkoͤmmlinge des Volles der Affen 3
(f. Afien Bd. 1. S. 192— 1%). Als einer biefer Tuͤbeti
denden Voͤltgeſtaͤmm⸗⸗ bie Yue⸗tſchi, gleiches Scidfal n
blonden, germaniſch redenden Usfiun theilten (f. ebend.),
‚dee Bleinere Haufe, bie kleinen Yue⸗tſchi genannt,
wärts verdrängt über den Nan Shan, in das Lar
Khiang; ber zahleeichere, die großen Vue⸗tſchi, gegen
en den Si, und von dba nad Xransoriana ,.in das Laı
Aſi (d. i. Parther), wo fie als Inda Scythae und G
der Alten (f. Afien Bd. I. S. 432), und De ta bei Ehinef
nannt, am Drus, über Bactridna, Kandahar bis
myan (Phatiyan?) ein großes gefürchtetes Reich flifte
oſtwaͤrts biß gegen Khotan reichte; bie dies im v1. Ya
#7) Klaproth Tableaux J—— de PAsie. Paris 1826. 4.
e p. 10 —152; vergl, Wei tsang thou chy kep
[., II. Oſt. Ot., Qübeter, Altefte Seit. 275
fall, unter die Gewalt ber dort fih erhebenden Thu⸗
£) getiech, und ale die Araber daſelbſt in Mawars
ndrangen, bie erſte Verbindung derfelben mit den
Zobbas ber Arabifhen Auroren (Kdrisi, Masudi,
iu, 4,), gegen bie Zur herbeiführte. Bon ihnen
ticht bie Zübetifhen Stämme in Ladakh und
‚oder Klein: Tübet, Nachkoömmlinge Tepn.
freuten Tribus der meht ſüdlich und öft«
Heimath gebliebenen Tübeter febten bages
behunderte fort, ohne eine gemeinfame Nation zu
+ den verfchiedenften Namen bei Chinefen genannt:
jana, Ehupo, Thufan, was derfelbe Name wie
Immer in Fehde mit ihren oͤſtlichen Nachbatn, den
zäblten biefe, ‚unter dee Thang-Dynaſtie, 150
ifcyen Tribus auf, die fie auch mit dem gemeins
n ber Khiang, bi. der Barbaren, belegten.
- fagen biefe, einer derfeiben, in der Mitte des VI.
‚ für feine Beherefher den Titel Dian fu an,
» ben Sitz ihrer Herrſchaft gegen Weft, an- das
pushhuan, oder Lo fa tchhuan (d i. Fluß
2) 58), mo fie in Zeiten campirten, und ihre Madıt,
br 600, bis an die Grenze der Brabmanen in
ehnten. Einer ihrer Dyan fu, mit Namen
a (gam duo (Seongdfan Gambo der Tübe—
aige Kenntniß vom Buddha, und um mehr von
nm zu erfahren, fanbte er feinen erſten Minijter,
mbuoda, im Jahre 632, nad) Indien, um dort
Shafia muni zu fludiren, und die heiligen Bir
Dieſer kehrte aud nach Tuͤbet zuruͤck, und erfand
Eübetifhe Schriftarten; fein König erbaute
Bin zu Ehren den großen Tempel zu H’Laffa
und als fiegreicher Herrſcher breitete er feine Wacht
ob Afien aus, und trat fo in jene merkwürdige Ver:
mit Mepal und China (f. oben S. 238). Nach
(650) festen feine Nachfolger fein angefangenes
unbert Jabre mit Gtüd fort, und fpielten bie
herrolle in Deittel-Afien, durch ihre Macht
nd großem Anfehn fichend mit — Indien
ng thonchy l. € p. 25 pP: 25.
Er
276 SHoh-Mien. IV. Abſchnitt. 5. 7
und ihren nörblihen Nachbarn ben Thu !hiu (Turk),
derfelbe Periode fih gern an China anſchloſſen, um in i
Gegengewicht gegen ihre mächtigen, füdlihen Nachbarn , t
Deter, zu erhalten (aus diefee Periode ifl der Friedenstr
und die Grenzbeſtimmung ber Chinefen gegen bie
pho, vom Jahre 821, deffen Inſctiption #59) im XZempel ;
tala bie Heute aufbewahrt wird, f. oben ©. 176, 244).
duch das aufblühende Turk-Reich der Dia (f. Afien
S. 162), und durch innere Spaltung geräth, feit 866, dieſe
Reich dee Tübet in Verfall, und erneuerte Grenztriege ı
Hia, Thukiu und Chinefen im Often, bringen bie
fan oder Thupo, d. i. Tuäͤbeter, wenigfiens einem
nad, dazu, im Jahre 1126 fi) als Vaſallen dem Meiche
zu unterwerfen. Dies ift die Angabe der Altern Chinef
Hifkotie; denn nun teitt die Sefchichte dee Mongole
Durch welche, mit Tſchingis⸗Khan, Tuͤbet gänzlich verwuͤſtet
ber {im J. 1253) aber noch enger durch das Band ber
.gion (f. Afien Bd. I. ©. 261), fowol an die Monge
Dynaftie, als fpäter nad dem Stutze der Ming, von
an die Mandfhuifhe Dynaſtie (1642, f. Afien
S. 236, Le.) geknüpft wird, bis in die heutige Geg
Die einheimifhe Tüberifhe Geſchichte, weiche e
dee Schreibetunft der Tuͤbeter, im VII. Sahrhunde
nen biftorifchen Chararter annehmen konnte, unb den
ſten Aufſchluß über da6 Volk bee Tuͤbeter geben wuͤ
noch nicht in den Originalen zugaͤnglich geworden; nur ?
aus denfelben gaben Hor. de la Penna, aber mit ve
Chronologie), wodurch Pat. Georgi’s Ierthümer ı
den, die Zeitgefchichte Srong dſan Gambo's, aus de
Jahthundert n. Chr. Geb., in bie vocchriftlichen Zeiten zu
Verlegen, woburd die davon abgeleiteten Berichterftattungen
verführt wurden, die Gultur der Tuͤbeter in eine ſehr a
binaufjufchrauben, da fie doch von fehr jungem Datums i
zwar feine originalseinheimifche, fonbern eine au
bien und China zugleid übertragene. Die nah Sfe
Sfetfens und des Boͤdhimoͤr Mongolifhen Annalen
tigte Nübetifche Chronologie, buch die Arbeiten Schw
*#®) Wei tsang thou chy 1. c. p. 3l. °°) Canon Regum
premorum Lhamarum in Alphabet, Tibetan. L e. I. p. 297.
\
‚OR-Or., Tübeter, Anfang d. Cisilifarion. 277
und Abel Remutifaté beſtaͤtigt aber jene Ans
iR daß mit ber Verlegung. der Reſidenz aus, den
‚nach H’Laffa, unter Strong dfan Gambo,
tifa tion dee Tuͤbeter beginnt. Di Sm
omi Sambuobda (oder Tongmi-Sambhoda,
Bubdhanana, oder Samtan Poutre, bei
‚mit 16 Gefährten nach Hindoftan, um die Doc⸗
doha und die Sanſctit⸗Schrif t nah Tuͤ⸗
gem und ber Heimath anzupaſſen, iſt der Anfang
für die Nachwelt diefen Erfinder des doppelten Ts
abets, al® bie Incarmation eines Gottes
verehrt ©). Der König felbft ging bei ihm im bie
berfehte aus dem Indiſchen, in Zeit von vier Jah⸗
der deei Kostbarkeiten (die pantheiftifche
et Remuſat) #2), er ſchrieb ſelbſt eine Anleitung zur
fe dichtete Erzählungen und machte Verfe. Er ers
n Tempelbau den Ehrentitel Tchakravarti (ber
bed). Seine inneren Einrichtungen im Staate für
‚e firenge Geſetzgebung für das große Schneereid,
ach außen hoben Land und Bolt auf eine höhere
twicklung, und fcheinen der ganzen folgenden Pe:
ptrichtung gegeben zu haben; denn dadurch, fagen
ı Annalen, vernichtete er die zehn Todſuͤnden,
bhnn verbienfflihen Werke, und fein Ruhm
ber bie gehn Weltgegenden aus, Die Glüds
holte von Töböt kam min dem der Tenggri ferbft
war Freude und Wohlſtand, der König war Bas
hanen Brüder; Jeder erlernte die Scheifit, daher
we Buddhas fehnell verbreitet, und im ganzen
ab «6 feinen Unterthan, der nicht fein eigenes
ee die Früchte feines eigenen Aders af. Bor ihm,
him dr, hatte man die geheimnißvollen, heiligen 7
nan ni efc., nur am bie Fahnen geheftet, und das
das dadurch dem Lande zu Theil wurde, Diefe
) Eehre aber genauer zu erforfchen, ging jener Tuͤ—
m ym Yanriıs nach Indien. Diele lehrten ihn
618 —6l 2) Alı. Remusat Observations
ot ee bie & —— der Tuͤbeter in Asint. Journ.
— * Paris 1832. 8. p. 36.
278 .SHohrAfen. PV. Abſhnin. $. 75.
den Sinn ber Töne, die ber Schüler nun mit feiner 9
ſprache 62) verglich, von ben 34 Confonanten 11 vermwarf,
23 übrigbleibenden aber 6 neue Tübetifche binzufügte, und
neue Tübetiſche Alphabet auf 30 Confonanten erhob.
der Einführung dieſer Schrift im Zübetifhen %
war der König, wie einft Karl der Große, der erfte €
der göttlich geachteten Schreiblunft, und viele Anweifunge
berfegungen, Lehrbücher wurden zu Tage gefördert. Die A
Sfanang Sfetfens nennen die Sprachkundigen
Inder, Nepalefen, Chinefen und Zübeter mit 9
welche Damals mit den Urberfegungen bee Schrift und
Buddhas für die Tübeter beauftragt wurden. Die
fang der Tüdetiſchen Literatur, Religion, Cultt
hielt buch den fechsten Nachfolger Strong dfan Sam
einen fehr eifeigen Buddhadiener, duch den König Thi
(Thed Dfan (reg. v. 790 — 845) die größte Erwei
Seine Herrſchaft 5) warb wichtig durch Erbauung einiger 6
tee Tempel, durch Einwanderung gelehrter Neligiofen au
sen Nachdarlaͤndetn (Buddhiſatwas, Samander u. a.),
Ueberfegungen der Religionsbücher aus dem Indiſchen; dd
daß er das große Corpus der Doctrin Schakian
vouftändig, in 108 Bänden (der Gandjour genannt), aus
in Tuͤbet einführte (0b. ©. 251); noch mehr durch die Drgar
des Prieſterſtandes und durch Einführung der Sier«
Durch die Indiſchen Terte wurde, damals, die genauere |
tung dee Tübetifhen Buddhalchre bewirkt; aber |
begann der Streit, die Disputation, das Sektenweſen
populäre Doctrin (Dote, bie äußere genannt) vu
hersfhende in Tübet; bie Chinefifhen Buddhiſte
ihren metapbyfifhen Abftrastionen und Symb
rungen, bie Samiander, verfuchten ihrer efoterifchen 3
(Gpouste.genannt) bei den Tuͤbetern Eingang zu verf
Die Tuͤbetiſchen Religiofen fanden keinen Gefhmad an d
nefifhen, fubtilen Gontemplation, Speculation und Dispu
fio blieben bei der Vermiſchung ihres einheimifchen, extrava
ses. Bodhimdr in Sſanang Sfetfen a. a. O. d. Schmidt ©.
©. 823 ꝛc. **) Sſanang Sfetfen Mongol. Geſch. a.
©. 86. 05) Sfanang Sfetfen a. a. O. S. 89 Not. E
‘ Ab. Hemutat Observat. I, 0, p. 43} Kiaprotb "Tabl, histe
p- Ib PR. Georgi Alphabet. Tibet, p. 302.
.
III. Oſt⸗Or., Tuͤbetet, Budohismus. 279
mus mit dem Bubbhismus, den fie dieſem to⸗
ordnen wußten, und bei dem wörtlichen Verſtande
ziſchen Traditionen ftehen, ohne fich der feinern Spe⸗
Hindus oder der Chinefen hinzugeben. Hierdurch
oße Differenzen, zwifhen den Buddhadienern
n, bie fich an die Spfteme der Suͤd⸗Indiſchen
in Ceylon und Hinter: Indien mehr ans
f die Tuͤbeter, duch Ausrottung des Buddha⸗
rd⸗JIndien (feit dem VII. Sahrhundert n. Che,
überhbandnehmenden Brahbmaismus, ſich mehr
n blieben, und auch dee Mongoliſch-Buddhi⸗
en ihnen eine verwandtere nähere Stüge
rohere Tuͤbetiſche Volk blieb, damals fchon, bei
ertommenen Doctrin, ohne diefelbe weis
ickeln, ſtehen, führte aber ihre practifche Seite
et Hierarchie auf bas Volllommenfte aus, wie
6 Volk, wozu.die abgefhiedene Lage Tüs
5 überhbandnehmende Moͤnchs⸗ und Kloſterle⸗
eutenden Theiles feiner Population, wie
g derſelben Lehre unter nomadiſchen, nördlichen
die Politit Mongoliſcher wie Mandſchuiſcher Herr⸗ *
nicht wenig beitrugen.
wiederholte orientaliſche Gebrauch, die Prinzen,
Herrſchergeſchlechtern, wie die Meiſter und Leh⸗
n Docttin, aus fremden Ländern zu berufen, -
mit der Anficht verbunden, daß nicht blos auf ih⸗
ever Seegen ruhe, fondern daß fie, bei dem durch⸗
ifchen Volksglauben der Metempſyochoſe, ſelbſt
tionen der Heroen und, Heiligen ber Vorzeit
Unfiht) fcheine nun auch im IX. Sahrhundert
hen MWürdenträger der Budbha = Hierarchie Übertras
und als fpäterhin die Ober-LKamas, feit dem
dert, öfter die geiftlihe und weltiihe Ge⸗
fen® periodenweis in einer und derfelben Pers
‚fo mag auch wol der Volksſinn diefer alten
t nur gefolgt fepn, eben biefe Erwählten für bie
‚nen ber Gottheit, d. i. für Buddha Sha⸗
musat Observat, 1. c. p. 49.
UT pr u — ——
." u.”
— — men m u
2785 Hoch⸗Afien. PV. Abſchnitt. $. 75.
den Sinn der Töne, die der Schüler nun mit feiner P
ſprache 62) verglich, von den 34 Confonanten 11 verwarf, |
23 übrigbleibenden aber 6 neue Tübetifche binzufügte, und
neue Tuͤbetiſche Alphabet auf 30 Eonfonanten erhob.
der Einführung diefer Schrift im Zübetifhen 2
war der König, wie einft Karl der Große, der erfie €
der göttlich geachteten Schreiblunft, und viele Anmweifungen
berfegungen, Lehrbücher wurden zu Tage gefördert. Die A
Sfanang Sfetfens nennen die Sprachkundigen
Inder, Nepalefen, Chinefen und Zübeter mit I
weiche damals mit den Ueberfegungen dee Schrift und
Buddhas für die Tübeter beauftragt wurden. Dief
fang der Tuͤbetiſchen Literatur, Religion, Qultı
hielt durch den fechsten Nachfolger Strong dfan Sam
einen fehr eifrigen Buddhadiener, duch den König Thi
1 The db Dfan (reg. v. 790 — 845) die größte Erwei
Seine Herifchafe 5) ward wichtig durch Erbauung einiger b
tee Tempel, durch Einwanderung gelehrter Religiofen au
seen Nachdarlaͤndern (Buddhiſatwas, Samander u. a.),
‚ Meberfegungen der Religionsbücher aus dem Indiſchen; d
daß er das große Corpus der Doctrin Schakian
vollſtaͤndig, in 108 Bänden (dee Gandjour genannt), aus.
in Tuͤbet einführte (ob. S. 251); noch mehr durch die Organ
des Prieſterſtandes und durch Einführung der. Siera
Durch die Indiſchen Teste wurbe, damals, die genauere |
lung der Tübetifhen Buddhalehre bewirkt; aber |
begann der Streit, die Dieputation, das Sektenweſen
populäre Doctrin (Dote, die äußere genannt) m
hersfchende in Tuͤbet; bie Chinefifhen Buddhiſte
ihren metapppfifhen Abftrartionen und Symb
zungen, bie Saniander, verfuchten ihrer efoterifchen 3
(Gpouzste.genannt) bei den Tuͤbetern Eingang zu verf
Die Tüberifchen Religiofen fanden keinen Gefhmad an bi
nefifhen, fubtiten Gontemplation, Speculation und Diepu
fie blieben bei der Vermiſchung ihres einheimiſchen, extrava
202) Boͤdhimoͤr in Sſanang Sſetſen a. a. O. db. Schmidt S.
S. 823 ꝛc. 22) Sſanang Sſetſen Mongol. Geſch. a.
©. Bö. 2) Sſanang Sſetſen Ar Ar D. S. 39 Not. e
' Ab. Kemurat Observaı, 1, 0, P. 43} Klaproth Tabl, histe
p. J4db;PM. Georgi Alphabet. Tibet, p. 302.
- =
il. Oſt⸗Or., Tüberer, Budohismus. 279
nus mit dem Bubdhismus, den fie dieſem to⸗
rbnen wußten, und bei dem woͤrtlichen Verſtande
iſchen Traditionen ſtehen, ohne fich der feinen Spes
dindus oder der Chinefen hinzugeben. Hierdurch
fe Differenzen, zwifhen den Buddhadienern
1, die fih an die Spfteme dee Suͤd⸗Indiſchen
in Ceplon und Hinter: Indien mehr ans
; die Tübeter, duch Ausrottung des Buddha⸗
ed: $ndien (feit bem VIII. Sahrhundert n. Che,
hberhandpehmenden Brabmaismus, fi mehr
} blieben, und auch der Mongoliſch⸗ Buddhi⸗
en ihnen eine verwanbtere nähere. Stüge
obere Tubetiſche Volk blieb, damals fchon, bei
rfommenen Doctrin, ohne biefelbe weis
dein, fiehen, führte aber ihre practifche Seite
Hierarchie auf das Volllommenfte aus, wie
Bolt, wozu.die abgefhiedene Lage Tüs
überbandnehmende Moͤnchs⸗ und Kloſterle⸗
eutenden Theiles feiner Population, wie,
derſelben Lehre unter nomadifchen, nördlichen
die Politit Prongolifcher wie Mandſchuiſcher Herr⸗
icht wenig beitrugen.
wiederholte orientalifhe Gebrauch, die Prinzen,
Herifchergefihlechtern, wie die Meifter und Leh⸗
ı Doctein, aus fremden Ländern zu berufen, '
mit der Anficht verbunden, baß nicht blos auf ih⸗
ver Seegen ruhe, ſondern daß fie, bei dem durchs
(chen Volksgtauben der Metempſychoſe, ſelbſt
tionen der Heroen und, Heiligen ber Vorzeit
(nfihe") fcheint nun auch im IX. Sahrhundert
en Würdenträger der Buddha = Hierarchie uͤbertra⸗
und als fpäterhin die Ober: Lamas, feit bem
ert, öfter die geiſt liche und weltlihe Ges
n6 periodenweis in einer und berfelben Pers
fo mag auch wol dee Volksſinn biefer alten
nur gefolgt ſeyn, eben dieſe Erwählten für bie
nen der Gottheit, d. i. für Buddha Sha⸗
nusat Observat, 1. c. p. 49.
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230 Hoch⸗Aſien. IV. Abſchnitt. $, 75.
fiamunts*7) ſelbſt, zu erfennen. Died mag vielleicht
ftehung des Dalai Lama, und anderer als Incarnati
trachteten , fi immer wieder regenericenden DbersLaı
flären, wie der vielen ihrer Mepräfentanten der Kutu;
f. w. As unter König Thisrong viel Unzufriedene u
Großen des Landes Tuͤbet ſich gegen ‚die neugegruͤnd
rarchie auflehnten, wurde ein berühmter Oberstan
tien, zur Verföhnung aus Hin doſt an nad Tuͤbet
und diefee Gebrauch der Berufung aus vinem Land:
andere (f. Afien Bd. II. &. 228) ift bis in die neuer:
blieben. Bon einem Dalai Lama ift aber erft meit |
Rede. Im derfelben Zeit wurde durch einen Boddhiſat
geringerm Range, der auch aus Indien kam, das erfte
in Tuͤbet (Samie, f. oben S. 250) angelegt, und fei
ginne dort erſt das Moͤnchs⸗ und Lamas Wefen,
mehrmals arge Verfolgung erlitt. Unter einenr der gra
Verfolger derfelben dem Könige Zarma°) (Damo d
fen, ee reg. 902 — 925) traf Verwüftung, Brand der Te
Bücher, Empoͤrung und Vermwilderung das ganze Land
&. 177). Unter defien beiden Söhnen und Nachfolger:
zung und Yumtfen, erfolgte die Theilung des f
gefehwächten Reiches Tuͤbet, in die zwei Reiche, ı
"Namen Wei (Duei) bas Ofl:Reih und Dyang ba
Reich erhielten, wo in jenem H’Laffa die Refidenz
diefem Daigadze (bei Teſhu Lumbu) zur Reſiden
wurde, eine Scheidung , welche feitbem auch politifch
ligioös geblieben iſt, obwol damals das Weſt⸗Reich
nen Herrſcher verlor, und die Enkel im Oſt⸗Reiche, m
tretender innerer Spaltungen und Streitigkeiten, auch t
ließen und noch weiter nach Wet, nach Nga⸗ti zogen
Brüder ihre Herrſchaft über die drei Mgasri (f. oben
behaupteten. Das übrige Oſt⸗Tuͤbet und Thufan
diefen Jahrhunderten in die größte innere Zerwuͤrfniß, ir
in Barbarei, und der größere Theil feiner Bewohner E
wie fon oben gefagt, in den Schug von China (X.
oben S. 276). Dennoch hatte in dieſer Peuode der Ve
Ser) Vergl. v. Bohlen das alte Indien Th. I, ©. 336.
“*) Sfarang Sſetſen a. a. DO. ©. 515 Pat. Georgi Alp
betan. p. 307; Kiapreth Tabl. histor. p. 150 — 153.
Oſt⸗Gr., Zübeter, ‚erfter Dalai Lama. 281.
öfter wiedkholten Reftauration der Bud⸗
a, im Zübetifhen Lande, feinen Sortgang, und, aus
aus China, gingen Öftee neue Miffionen ber
ommen und Lehrenden dahin; eine Zeit lang
feibft die Provinz K'ham (f. oben S.177) in der
zu tſchüan, wenn wir dem Bodhimoͤr 9) Glau⸗
dürfen, da6 Aſyl ber großen Gelehrten und Geifts
baha Lehre geworden, die dort eine immer weitere
ıewann, während das übrige Toͤboͤt wieder in Fins
fen war, und ed empfingen diejenigen in K'ham,
hen, welche von da die Religion nad) dem H’Laffa
e zuruͤckbrachten, wohin aber zu gleicher Zeit dann
ie Sprads und Schrift: Gelehrten aus Hin
Nepal, weil da des Buddha sCultus forthauerte,
e6 unterging) berufen wurden.
ı Berflörungen Tſchingis Khanse und feiner Beits
any: Central: Afien und Tuͤbet (f. oben S. 187),
Tuͤbetiſche Gefchichte Leine Nachrichten mittheilt,
bilai Khan, Ende des XI. Jahrhunderts, des
:co Polos, der erſte gewefen zu feyn, dee Tuͤbet
Berfall wieder aufzuhelfen verfuchte. Diefee große
aiſer fahe, fagt dee Chinefifhe Geograph ”),
3 und weiten Länder bee Thupho, durch ihre eis
odenbefchaffenheit gut vertheibigt feyen. Da’er ihre
18 wilde Krieger kannte, fo verfuchte er es, fie duch
ı Sitten zu mildern. Er theilte das Land in
id Diftricte, fegte Beamte verfchiedener Grade ein,
berbefebl des Tiſzu (d. 5. Lehrer des Kaiſers),
16 der Titel des geiſt lichen Oberhaupts geivefen,
er fi nerköupsrnde Buddhifatwa des Shas
oder Buddhas, galt, und. fpäter, unter dem Titel
Rama das Supremat behauptend, als dee uns
, immer wieder als Kind vermenſchlichende, ftet6 fi)
„verjuͤngende Buddha, des gegenwaͤrtigen
s allgemein bekannt ward.
n Auszügen dee Tübetifchen Annalen, durch Soc. be
„ergiebt fi, daß es anfünglich eines der Ober⸗
ag Sfetien b. Schmidt a. a, D. S. 366.
sang thou alıy 1. op 37. |
y
Fi un — BE
— 2
34 Ran
282 Hoch Afien. IV. Abſchnict. $. 75.
Lamas von Sechia (Sakyu, aM ver Nepalficafe im Weſt
von Teſhu Lumbu, f. oben ©. 258) war, und nicht vom
H'Laſſa, welcher von Ehinefifher Seite die Anerkennung durch
Patent und Siegel als Oberhaupt, aud als König vom Ele
bet #') erhalten batte, Nun enrftand ein Rangſtreit zwiſchen
mehrern ber Groß-Lamas, und mehrern ber Reguli; da erhob ſich
ein Abkommling des alten Tuͤbetiſchen Königshaufes, eroberte bie
Provinzen Ngari und Dyang, und nahm feine Mefidenz im
der Feſte Dzigadze, ald Groß:Lama. Zu einem der nach⸗
folgenden Groß: Pamas erhebt fih rin Echüler des” berühmten
Zzang K’haba (f. oben S. 218), alfo wahrfheinlih ein DU
fenfer, und als biefer 1399 ftirbe, wird er regeneritt, und beftelge-
als Kind den Thron im Klofter Bhraebung (Brepung bei
H'Laſſa, f. oben S. 249), das von Zzong khaba erſt erbaut war
Diefer, fagt das Canon Regum etc., ward, ba er erwachfen
war, als oberfter Zama in ganz, Tübet audgernfen (er wird
Kelva fedun biam 8h0 genannt), bod hatte erin ans
dern Klöftern noch feine Macht. Aber biefe erbieltiem, da
er im Übrigen Tuͤbet viele Kiöfter erbaute, die er von Lamas aus
Bhraebung verwalten ließ, mit dem Recht, bie Lalen im den
Drden aufnehmen zu dürfen, wodutch feine Macht zu uninerfels
lem Anfehn kam. — Died ſcheint uns der Schtüffel zur Ge
fhichte bee jüngern Hierarchie des Dalai Lama von Zübrt uw
ſeyn. — Seitdem folgten nun lauter regenerirte Groß⸗La⸗
mas72), deren Sitz in HKaſſa oder Botala blieb. Dies
ſcheint det Sieg des Rangſtreits unter den Groß—-LKan
zu ſeyn, wie einft über das Primat der Patriarchen in der
tholiſchen Kirche, bis fih die geiftlihe Altgemalt mit bee
melttihen Herrfchaft zu H’Eaffa, in Mei, fefiftellte, ba
Anſehn anderer Groß: Lamas aber neben jenem aud mod
bielt, zumal deffen zu Teſhu Lumbu in Daang, nad be
Spfiteme der Möglichkeit vieler Stellvertreter bed B ubbhen
in höheren und niederen Rangorbnungen (Grofefar
mas, Boddhifatwas, Kutudten w f. wm). Die Mönde
wurden das flrhende Heer, das bie geiftlihe Macht ber Gropka=
mas jtügte; im Jahre 1540, fagt das Alph. Tibet., habe sim
den 3 Klöftern Braebung, Sera und Kaben 1000 Bl, i
’
#1) Canon Regum et Supremoram Llıamarum 6, Pat. Geörgi At- At
phabet, Tibetan, p. 316. ° **) Alphabet, "Tibetan, Ir’, p- 326.
Digtizeu d, Google
*
Oſt GEr. Tübeter, Dalai Lama. 283.
jenes von Khubilal Khan anerkannte Las _
t erhielt auch den dieſer Bedeutung entfprechens
b=ba (f. Afien Bd. 1. ©. 261), der nebit dem
nen Dalai Lama (d. h. dem DOcean gleis.
ſter), auch dem Haupte der Hierarchie von
igion (d. h. der Buddha⸗Secte mit den gel⸗
ie außer der Ehe leben, und gegenwärtig die
‚ verblieb; denn jener erfte Tiſzu gehörte zur.
Roth Mügen, welche fi verheicachen dürfen
,206), aus deſſen Urenkelgeſchlechte die heutinen
on der rothen Secte, noch ihre Kutuchten
ſdit von Tuͤbet iſt aber von der gelben Pro⸗
Inter der Ming: Dynaftie wurde jener Titel
dem Kefpu Lama (d. i. Tiſzu Lama) vers
fdyeint, in den eines Kue ſzu (Institutor impe-
‚ und der königliche Zitel, Tapaofe Bang,
gefügt mit den Patenten und Siegeln nad Chis
eiche auch reichlich nach beſtimmter Rangordnung
damen von Diigage, oder Teſhu Lumbu,
im Kutudten und Khudilghane vercheilt
Anerkennung bes P’haghsba oder Dalal Las
die MandfhurensDynaftie, mit dem Ti⸗
Erdeni beehrt wurde, als geiſtliches Ober⸗
durch die Chineſiſche Politik, die Anerkennung des
tönigchums von Tuͤdet, wenn fie ihnen ſchon die
(fr Afien Bd. 11. S. 226) zugeſtanden, dennoch
‚und das weltliche Regiment dem Kaiſer⸗
ing vorbehalten, das nun dort neben dem Das
ne BicesKönige einfegte, und nur einheimis
vom zweiten Range, d. h. keine Souve⸗
in nur Bafallen anerkannte In der Art dies
g gab es jedoch viele Wechſel, Reactionen,
n, Kaͤmpfe, z. B. zwiſchen den rothen und
gen n 20), ehe die gegenwaͤrtige Ordnung ber Dinge
unter Kaiſer Kanghi, ſagt der Chineſiſche Geo⸗
on chy Lc. p. 14) ebend. p. 240.
38 Not. 1.
46. 16) ©. Turner Geſandtſchaitoreiſe S. 856 Mr:
pP
thon chy & © p 241-244.
i
0
Zrlyıan PEN
234 Hoch⸗Aſien. IV. Abſchnitt. $. 75.
graph #77), trat völlige Dacification unb Zitelaebung, mit b
teflee Rangerbnung, in bie geiftlihe Dierardie,
die weltliche Regentfhaft für Tubet, im Jahr
ein. Weil fpäterhin unter den Eübetifhen Reguli,
man als Statthalter einzelner Provinzen angefehen bi
doch Mebellionen gegen bas Chinefifhe Suprematff
ten, fo verlich Kaifer Khienlong, feit 1750, ihnen a
Königstitel vom zweiten Mange (Kiun Bang) nid
und fie wurden alle dem Dalai Lama untergeben. 3
fegte der Kaifer drei Eleinere Prinzen mit dem Chinefifch:
Su tue fung ein, einen Zaidfchi.eriter Claffe (Affen
©. 397), vier Kalon, bie Minifter oder Rathgeber des
Lama,'davon ber eine. ben Titel bes Fu fuer fung 5
dieſen wurben, als Chinefifhe Beamten, noh 5 Dheib
d. i. Militair-Inſpectore von Zzang ernannt, 3 Dheba
früherhin Statthalter oder Wicekönig hieß, und’ ein Kam
L Kanzler bes Dalai Lama, als erfter Gouberneur d
ſiſtoriums, ber weltlihe Chirefifhe Beamte, ber
gelegenheiten der Glerifei leitet. Ale diefe Reigewärd
ger des Chineſiſchen Hofes erhalten ihre Orbres vom Li
yuen’2),b. i. dem Minifterium ber auswärtige
gelegenheiten in Peking (f. Alien Bd. I. S. 10%
dies ift die beftändige, etwas befchwerliche Gontrolle, u
‚ven Drud das ſcheinbar feibitftändige geiftlihe Suprei
Dalai Lama von Eübet ſteht.
Hierzu kommt die Militairgemalt zweier Ch
fer Generale, welche in H’Laffa refidiren , fcheint
Schuge des Dalai Lamaz aber wirklich das Megiment |
Ihnen iſt die bedeutende Armee untergeben, welche fi
muß, wie ber Chinefifche Geograph ’’) fagt, um Wei un!
wit feinem Volk in Sucht zu erhalten. Die Zahl ber $
in über beträgt 64000 Mann; in H’Laffa find 30
tee, in Dzang 2000, in Nga-ri 5000,-in Kobu (?) 1
den Mongolifhen Cantonen 3000. In Mei und
liegen 50,000 Mann Fußvolk. Bon 5 bie 10 Einwohne
ohne Unterfchied, einer in die Armee treten, und von il
Pferd geliefert werden. Ihre Rüftung find Helme und
477 —
313 vu. tsang a chy I. e. p. 46, 242. ’8), ebenb,
Oſt⸗Gr, Tuͤbetet, Proviant- Verwaltung. 285 -
1 Blchfhuppen, die wie Weidenbiätter über einans
ve Waffen find: Säbel, Pike, Flinte; das Fußvolk
Bogen und Pfeil, Schilde, Piken. Ihre Bogen find
t Hoen Üiberzogen, ihre Pfeile von Bambus mit '
yaben dreikantige Spigen. Ihre Fahnen find bunt.
tel zu Erercitien angehalten, mit Gold, Wein und
belohnt, auh mit Stüdsfhärpen (Ghadhagh,
e Sitte, mit weißen Tuͤchern mit Srangen, in denen
ınt eingewebt find, fid zu befchenten). Jede 4 Mo:
Be Poften im Lande gewechfelt, welche die Wachen
fen haben, und bie Weidungen der Stutereien bes
geringen Fähigkeit des hohen, Zübetifchen Landes
u, und bei. dee Sparfamleit der Culturſtrecken,
laͤuftiges und ſchwerzugaͤngliches Gebirgsland, mußte
ntirung bee Provinzen, bei zunehmender Popula⸗
remdlinge und ihre Truppen, ein wichtige Augens
nefifchen Regierung werden. Ohne eine Fürforge
ı oben, möchte für China. eine Oberhohelt in Tuͤdet
n. In den 6 Haupt:Stationen ber Chinefen-
ıtfian iu, Lithang, Bathang, Tſiamdo,
H'Laſſa, wurden daher auch eben fo viele Pros
-waltungen 3%) duch Chineſiſche Beamten und
erichtet. Einem dee Mandarine, bei dieſer Ab:
haben wie die genauen" Angaben. dee Geographie
verdanken, der wir biöher größtentheil® gefolgt find,
n dieſer etſten Proviant«VBerwaltungen,
ten jeder monatlich 60 Unzen Silber Gehalt, der zu
er 705 jeder darf im feinem Gefolge 13 Sclaven
tatre and Dolmerfchee haben. Das Proviant⸗
affa Hat einen General⸗Inſpector, und zwei
sche, einen Wei lang und einen Thu ſzu mit
Es gehören dazu 621 Mann vom grünen Banner,
5; dartınter ein Colonel, ein Colonel⸗Lieutenant, ein
kieutenant, bie Sergeanten und Gemeinen 613. Man
alle 3 Jahrz der jährliche Unterhalt des Magazins
40,000 Unzen Silber. Auf ähnliche Weife werden
Te bet — im Detail angegeben; eine ſolche
ng (bon chy L « p. 162—165.
u u" SEP? Ze
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286 Hoch⸗ Afien, IV. abſchnitt. $. 75.
Einrichtung iſt das ſicherſte Mittel jeder Empörung bei :
begegnen. _
Die beiden Generate In H’Laffa ernennen, nebft b
at Lama, bie öffentlihen Beamten‘) in Tübet,
dortigen angefehenften Familien, auch die vier Kalom, ı
niſter deffelden, deren jeder da6 Gouvernement eines Kt
Tübet hat. Eben-fo die Directoren (Tchakdzo) der
men, bie. Dberrihter (Nanfo fiat), die Oberften
lizei (Diungor), die Nehnungsrevifocen (Di
u. a. m. Die Abgaben 82) werden in Lanbesproductten |
ben, und dieſe im den Öffentlihen Magazinen (Cham
aufbewahrt. Das Einfommen von Zoll und XAccife,
Gteafgelder, find an die Lamas überwielen,
Die Sremdlinge®) (für China, d. 1. die dem CH
Rede zugehörigen Vafallen: Staaten), welche fi) nach dei
geßzeiten und den 6 Seiten des Univerfums (Lubo, d
Cardinalpuncte und das Zenich und Mabir) richten, fagt
nefifhe Geograph, "haben feit langem den Chineſiſch
lender angenommen, und — fügt er hinzu — mie f
fie aud diefem Geſetze fich entziehen? (Anna
Chinefifhen Kalenders ift, nebft der Tribut: Embaffade,
hen der Unterwürfigkeit der Vaſallen; Umänderung des
ſchen Staats: Kalenders iſt Rebellion und Empörung). ;
haben die Kirbeter, im ihrer Zeitrehnung, den erften
des Fruͤhſahrs (den Februar) zum Anfangemon
Meujahes gemacht. Der weife Monarch Chinas hind
Untertdanen nicht, in dem, roa6 ihrem Lande und der K
Wärme deffelben gemäß if. Daher kommen aber di
ſchiedenheiten der Jahresfeſte in Tüber und (
Die alfo nicht auf men ſchlicher Willkühr beruhen,
in der Landesnatur begrhndet find. Die Befchreibur
sroßen Zahl von Feſttagen *) im Lande, welche ein
Bild des Volkalebens abgeben, muß man bei dem Ehn
Geograppen ſelbſt nachſehen, ſo wie feine Tempelbe
dungen 85), feine Nachricht vom Todtencultus 8),
anſchaulichſte Bild von dem: Einfiug einer Lamaifchen v
**1) Wei sang thou chy 1. c. Pr x *
— pP H — &
* abend, rg el. .
Himal., Il. Oſt⸗Gr. Alam. 987
a Volke zu gewinnen, Über weiches uns alle andern
| don Alıgenzeugen bi jetzt fehlen.
eßen mit- der Characteriſtik, weiche der Chinefis
pbh®’) von dem geifllihen Oberhnupte Tuͤbets giebe,
Tuͤ bet (Dzang anterior), fagt er, glaubt votzuͤg⸗
alai Lama; er fol aus einem Lichıftrahl herab: .
‚ vom Leibe des Großmeiſter Kuan pn (db. i. der
ifle, der erfhienene Bodhiſatwa) trennt, und im
; Strong bzzan Bambo zur Incarnarion warb.
neration vergißt er die Vergangenheit nichts feine
| wiederholen fih, fein Eprentitet if Dalai Las
ille der Seele und die menſchliche Vollkommenheit
einer Religion. Die Erbarmung und die Kiebe
machen ihre Subflanz aus. Sein Herz iſt rein,
‚dringend; ee ift tief in feinem Gemüth, und erhas
Geiſt. Zumeilen blickt er ganz klar in die Zukunft
ten; aber feine Befcheidenheit ‚hindert ihn, fich das
Wenn feine Schüler, um das Volk zu betruͤ⸗
r verfhiuden und Feuer fpeien, fo beſtraft er fie,
fie. Darum vefpectist ihn das Volk uͤber Altes,
den lebendigen Buddha. — Ueber die Lehre des
die Bubddpiftifhe Hierarchie können wie
he Weberficht dee gelchrten Arbeit P. v. Boh⸗
das alte Indien verweifen, wie auf die Epecials
über biefelbe von Ab. Remufat, Klaprorh,
ouenouf, Hodgfon, 9. Wilfon u. a.
Ä S. 76.
Erläuterung 3.
‚das Land bed Brahmaputra.
e Thal des Brahmaputra : Stromes, oſt⸗
ns, nebſt ben Gebirgshoͤhen auf deſſen naͤchſten
Züd⸗Ufern, weiche mit den Himalaya: Ket«
seichungslinie gegen D. und S. O. behaupten, fl,
maufwaͤrts zue Kunde der Nahbare kam, unter
gthodchy 1. €. 9.» Zebus das
Königebeeg 1830: —** ©. 0686
..
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an
Yıaa __..
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1
es8 Hoch⸗ Aſien. IV. Abſchnitt. 6.76.
dem Namen Afamı, Afdam oder Affem, Abam ı
Ausfprache ber Einwohner, erft feit ein paar Sahrhund:
kannt geworden. Zuerſt ald Grenzgebiet der Beherrf
Bengaten, ale diefe zur Zeit dee Groß: Mogule, und die
bie Verbreitung des Ielam mit Gewalt aud in das |
putras Thal betrieben, um dort wie anderwärts den Got
ber Hindu zu verbeängen (f. Afien Bd. IL S. 428). Zur
ein Hoſain Schah, König won Bengalen genaunt,
viel Reuterei, Fußvolk und auf Booten, fitomanf, den K
Bengal gegen Aſam begann. Er felbft kehrte zwar fiegr
Bengälen zurück; bee Nadja von Afam hatte fid in
birgsland zuruͤckgezogen; Hofeins zuruͤckgelaſſenes He
aber, waͤhrend der Regenzeit, in die ſchlimmſte Lage verſet
Die anſchwellenden Waſſer auf allen Seiten von jeber Ve:
abgefchnitten, von ben Afamefen Truppen, die vun &
Retirade von ben Bergen herab fie Überfielen, und vom |
demien, denen dort die Fremdlinge in dieſer Jahreszeit u
fen find, gänzlich aufgerieben, fo, daß nur wenige die
“wieder erblidten. Ein gleiches Schickſal fol, Mitte d
Jahrhunderts, ein Heer von hunderttaufenb Reutern getze
den, weiches Mohammed Shah (Togluds Sohn, ı
bis 1375) gegen Aſam ſchickte 3%), das aber, nad, dem
des Geſchichtſchreibers Mohammed Kaffim, eines
Beltgenofien Kaiſer Aurengzeb6, ganz in biefem „v
bertem” Lande umlam, fo, daß keine Mebe weiter ı
war. Nach diefer Periode finden wie nur im Aveen A
aus Kaifer Akbars Zeit (f. Afien Bd. II. ©. 432, g
Jahr 1600), eine Erwähnung jener Landſchaft, wo gefa
im Norden floße Bengalen an Kot (f. oben ©. 15
bem auch Kamrup (Kamru oder Kamtah) angehöre, de
wohner gewaltige Magiker feyn follen, deſſen Bewohnerir
große Schoͤnheiten geruͤhmt werden, von deſſen Product
wunderbare Hiſtorien erzählt. Blumen ſollen dort, wer
gepfluͤckt, doch noch Monate fortbluͤhen, gefaͤllte Baͤume
Stroͤme von Wolgeruͤchen ausduften, bie delicateſten 8
420) A Description of Assam, extracted from the Alemgeı
of Mohammed Cazim translated by H. Vansitiart from |
Msc.: in Asiatic. Miscallany, Vol. 1. “: P- en aucı mb
Besearcireg Vol. N. pı 17 etc.
/
Himal., MI. Of-Br., Aſam. 280°
wachſen. An Kamrup %) (Weſt⸗Aſam) grenze
s, das Gebiet des Rabdja von Afam, der ein
ſt ſey, in großem Glanze lebe, mit deſſen Leiche
n Beamten, ſowol Männer als Weiber, freiwillig
aſſen. An Afam gemze aber Tüber.
achtichten finden ſich aus biefer Zeit über Alam
h lange in Fabel gehuͤllt bleibt; denn jedes fpätere
e Grenze Afams kam, fagt Mohammed Kaf:
in panifcher Echreden, und lehrte um; bie Afas
n aber auch nicht aus ihrem Lande heraus, daher
iches von ihnen. Der Name Afam war indep bet
16 ein Zauberwort in Gebtauch gelommen, das bei
tionen angewendet wurde; vom Lande fagte man:
feinen Fuß feße, fen gebannt und finde feinen Rück
jeder. Jeidej Sing (richtiger Japadhwaja
Köwe.mit der Siegesfahne), der Radja von
den Titel Surgu (Swargu), ber Himmliſche;
ein göttlichen Urſprungs zu feynz einer der Vor⸗
f einer goldenen Leiter vom Himmel auf die Erde
ee aber das Land Afam fo fhön fand, nicht wies
yimmel zurüd geftiegen feyn. Dennoch, fährt der
nnalift de8 Alemgir nameh, d. b. der Ger
Kaifer Aurengzebe, der den Titel Alemgir,
erer, führte, fort, warb das Land mit feinen him⸗
en vom Heere Kaifer Aurengzebs (reg. 1659 bie
‚ and bie Fahne des Glaubens dort aufgepflanzt,
der Ungläubigen wurden von ben flampfenden Rofs
igen zertreten 91). Aber fehen wie genauer zu, fo,
: argliftige Kalfer von einem gefürchteten Feldherrn
fern Armee, die bemfelben ergeben war, befreien,
rſelben Gelegenheit den Ruhm des Glaubenshelden
ee König von Afam war mit einer Flotte, den
tea herab, in den Ganges eingefdifft, und hatte
Akbery ed. Fr. Gladwin, London 1800. Vol. II. p. 3.
ned Cazim 1. c. b. Vansittart p. 477; vergl. A. Dow.
vd. Hindoſtan Th. II. p.413— 416. Fr. Bernier Voya-
scr. des Etats du grand Mongol. Amsterdam 1699. I,
230; — de J. B: Tavernier, a ta Haye 1718.
176— 481.
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111m.
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290 Hoqh· Afien. IV. Abſchnitt. $. 76.
Aid) den Landſtrich zugeeignet, ber zwiſchen dem Gange
und dem Gebirge von Afam liege. Gegen ihn follte der
der Raiferlichen Feldheren Mir Jumlah, genannt M
Khan, zu Felde ziehen; er fchiffte fih in Dacca,
Brahbmaputra, nah Afam ein. Kein Feind lief
offenen Heide fehenz die Feſtung Azo vertheidigten fie
“aber befiegt,; und die dortigen Grabflätten der Afam K
denen die größten Schäge mit den Leichen. beigefegt war:
‚unermeßliche Beute. Dann wurde der Aſameſen Koͤ
in einer Feldſchlacht beſiegt, und feine Hauptſtadt Ki
d. i. Ghergong (bei dem weit fpäter erbauten Rangp
ter oberhalb im Lande’ gelegen), erobert; ex floh mit fe
- hängern in die Gebirge von Kamrup (Namreup b. 9
auf dee Südſeite in Dekingol, nicht wie A. Dom
H' Laſſa). Mir Jumlah erhielt in vielen Gefechten
Kluffe und in- den Gewäflern im Thalgebiete den S
Meinen Feſten und Ortſchaften, am Ufer bin, fielen
Hände: Das ganze Land wurde furchtbar verwüflet, ir
gong ließ Mir Jumlah das Gebet der Glaͤubigen he
Nennung des Könige der Könige, Alemgir (db. b. €
der Welt), und ließ Münzen mit Aurengzebs Bild
gen. Aber nun, früher ale in Hindoſtan, che fie «1
batten, unter furchtbaren Stuͤrmen und Ungemittern,
Regenzeit herein; bald war das Thal unter Waffe
weiter, über Ghergong hinauf, vorgudringen war: ur
eben fo wenig fonnte man zurüdziehen. Die Gebirge ı
her waren mit Ungemittern und mit Zeinden erfüllt, |
und das Vieh war dem Könige in das Gebirge nachgefe
Heer des Gtoß-Mogul hatte große Beute und Kofkbarkei
Seine Lebensmittel; die Wege waren von den Waffern
Landesbeſitzern abſichtlich zeritört. Die Noch war fehr :
nen Theil des Ruͤckweges legte jedoch Mir Jumlah
Kändigen Scharmügeln bi zur Feſte Azo, gegen Beng
- wol mit großem Verluft aller Art zurüd. Bel dem dorti
enthalte. der Truppen fielen die Epidemien, die W
des Landes, fchnell über fie her, und bald nach den Sie,
ten traf bei Aurengzeb aud bie Zrauerbotfchaft vor
gange des ganzen Heeres und von Mir Jumlahe 2
So war auch biefer Befig von Afam nur temporär
und «4 ift beareiflich, daß die dadurch gewonnene Kenn
'
) 2
N
Il. DRS, Aſam im XVII. Jahrh. 291
+ hinfichtlich der Fremben, hoͤchſt wichtig genannt
indeß ſie in Beziehung auf die Einheimiſchen doch
itig und oberflächlich, und voll Irrthuͤmer blieb, eiw
ch in den Berichten ber Geographen ein volles Jahr⸗
anzt, bis auf die weuere Periode der genauen Bris
haft mit diefer Erdgegend.
zebs Gefchichtfchreidber, Mohammed Kaffim,
h die erſte umfländlichere Nachricht von Alam,
ft neuentdeckten Lande, aus dem Munde feiner
fie verdient, mancher Mebertreibungen und Wider
htet, als authentifh für jene Zeit, und für ein
chem der pofitiven Daten- uns noch fo wenige zu
immer Beachtung, weil fie von einer bis bahim
lüdlichern Periode jenes Landes fpricht, das feit je
ößten Wechfel, innere Zerflörungen und einen gro⸗
6 auf die Gegenwart, erbulden mußte.
n Ende des XVI. Jahrhunderts, zur Zeit
urengzebs, nah Mohammed —
Alemgir Nameh 2).
gt im N.O. von Bengal, und wird vom Fluß
er Grahmaputra), ber von Khita (Khatal,
zit, Tuͤbet) 98) nach Kutch fließt (f. ob. S. 166,
le getheilt; der noͤrdliche heiße Otercol, der
incol, Dtercol (Utarkul, d. i. die Mords
ginnt zu Gowahutty (Gohati n. Fr. Ha:
i. die Grenze der Beſitzungen des Groß: Mogui
d. i. im Weſt) es endet mit den Gebirgen, welche
Miri Michmi bewohnen (naͤmlich im Oſt). Des
ſhinkul, d. i. die Sudprovinz) dehnt ſich aus
eSidea (Sodiya) bis an die Berge von SI;
ie angefehenften Gebirge der Nordprovinz
Juleh und Landah, in der Sübprovinz die
P (richtiger Kamrup), die 4 Zagereifin von
gen, in weiche der Radja ſich zurüdzog. Eine
—
Miscellany Vol. L 4. 1. c. 1.459 — 481; und aus ben
Vol. II. p. 171 etc. in Sprengel und ER. Forſter
zur Voͤller⸗ und Laͤnderkunde. Leipzig 1793. 8. > xl.
| 22) Auen Abhery ed. Gladwin 1. c. T. . 6.
a2
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Boa =" ve 5„ kom p_"j
Minrtygan —_
\
202 Hoch- Aſlen. IV. Abſchnitt. $. 76.
andere Bebirgskette wirb von ber Teibus ber Mana bew
dem Nadja keine Abgaben zahlen, aber einigen feiner Be
horchen, indeß ebenda der Stamm Zumleh (ober Dufl
einem andern Mſer.) ganz unabhängig ifl, und das bei
Land plündeet, fo oft ſich bie Gelegenheit dazu darbietet.
Diefes Afam bat eine längliche Figur, von 200
geogr. Weiten, 40 Cos = 1°) Ausdehnung (von W. n
und von den nächtlichen zu ben füdlichen Gebirgen,
reifen Breite. Won Gowahutty (Gohati, 91° 28
&r.) nur bis nad) Ghergong (94° 30° D.R. v. Gr.)
Wer nah Oſt 75 Eos (hier an 40 geoge. Meilen) Aus
Bon Shergong find 15 Zagereifen bis Khoten, mat
fivenz des Piran Wifeh (ein Sabelprinz ?) mar, aber |
Heißt, die Gapitate des Radja von Pegu (hier fcheint bi
Khotan , im Morden, mit einem ber Ava⸗Herrſchaft in
verwechfelt zu ſeyn; doch wird Im folgenden die Ric;
angegeben). Die erften 5 Tagereifen geht ber Weg
KamrupsBergen über Berge und Wälder, die fleit
ſchwerlich zu paflicen find; dann reiſet man oſtwaͤrts n
duch ein flaches Land. Gegen Norden liegt die Eber
tat (Khita),.die früher als die Gegend genannt wurde
Brahmaputra entfpringt, mit welchem fich mehrere Fluͤſſ
‚gen, bie von ben füblichen Gebirgen von Aſam herabeil
bedeutendita dieſer füdlichen, defien in obiger Kriege
gedacht wird, ift bee Dhonek (Dikho bei Neufvil
fih bei dem Dorfe Luckei gereh zum großen Stror
Brahmaputra, ergießt. Zwiſchen dieſen Fluͤſſen ift
ſel, wohl bewohnt, trefflich bebaut, mit geräumigen, offe
genehmen Fluren, an 50 Cos (40 Cos zu 1° gerechnet,
Meilen) weit. . Den bebauten Theil umgrenzt ein bicht
vol wilder Elephanten, bern man hier, und in
andern Wäldern Aſams, jährlich wol 500 bis 600 S
gen koͤnnte. Senfeit bes Dhonek, nah Ghergong zu,
sen Dt, oſt waͤrts des Brahmaputra, breitet fi ei
anmuthige Ebene aus, deren Anblid das Herz erfreut;
ßigen Anbaues, ſtark bevölkert; nach allen Seiten eroͤf
reizende Ausfichten, auf Saaten, reiche Ernten, Gärten, (
Diefe Infel liege in Dekincot (offenbar die jegige E
Mowamarias, zwifhen Rangpur bis Sodiya).
Die Gegend von Ghergong (abwärts, über bi
[4
4. Oft-Or,, Afanr in XVII. Jahrh. 293 |
bat om m Beahmaputra) bis zum Dorfe Selage⸗
—** Sewlaut Chofep, auf —— —
‚an 50 Cos, iſt ein Land voll Gärten, mit Doft:
ifhen die Bauerhütten liegen, zwiſchen duftenden
Gewaͤchſen. Da das Land zur Regenzeit übers
'. fo bat man zur Bequemlichkeit dee Neifenden
'b breiten Wegdamm von Ghergong bis Ser
at, welches die einzige nicht bebaute Stelle dee
wol eine Hyperbel des Perfifchen Autors, meinten,
Sommentatoren, bie aber umffeeitig darin iretem,
oblematifhe Selagerch für das weit entferntere
#) bieften; wit halten beffen Lage für die bes
machbartern Sewtaul ChoEej, bas miben Tele
tarten am Stüdufer liegt). Hohe, ſchattige Bam:
‚erheben. fich zu beiden Seiten, deren Gipfel fich
ch in einander verflechten. Zu ben Landesfrüchten
goes, Pifangs (Plantain), Djatkas, Dran:
en, Eimomen, Ananas und Punialeh, eine -
beide find unbefannt), mit trefflichem Gefhmad,
an der Pflaume votzieht. Auh GCocosnüffe,
en, Arekabdume (Betel) und Sadiji (Mae
ee in Menge. Zuckerrohr iſt von großer
Ge, von breierlei Farben, weiß, ſchwarz und roth.
Faſern, wächft dort wild, und das Betelblatt in
gebeiht was man fäct, fo fruchtbar ift das Land,
g giebt «8 Eleine Apricofen, Yamewurzeln, Gras
nicht vorzüglich; weil man fie wild wachfen laßt
Die Hanpternte des Landes ift der Reiß und
erealienert)ä Ades (eine Art Erbfe) iſt ſelten;
erfte werden nie gefäet. Die Seide ift vortreffe
fen aͤhnlich; aber fie verweben davon nur zum
- Zn Blumenftidereien fehr gewandt, weben fie
Jeuge, zu Zelten und Zeltgehängen. Salz wird
aden, am Fuß einiger Berge; aber, e8 ift bitter,
Sefhmad und doch theuer; bie beffere Gattung
Pifangbaume (?) bereitst. Die Gebirge, welche ber
ce (Manak in andern Mfc.) bewohnt, liefern
" det beſten Aloeholzes (Agal er Kas
ei 1324. Vol. XVII, p. 338.
29% Hoch-⸗Aſien. IV. Abſchnitt. $. 76.
tambad), welches eine Geſellſchaft jährlih nad Afar
gegen Salz und Korn. Died Volt geht übrigens na
Kopf bie zum Fuß, und naͤhrt ſich von allen Thierarten,
Katze und dem Hunde, bis zu Ratten, Maͤuſen, Ame
Heuſchrecken. Auf den Bergen von Kamrup, Eivea |
und Ludeigerech, waͤchſt die fhöne Art des Alochol
Im Waſſer unterfintt. Auf einigen ber Berge findet
Mofhusthier.
Das Land an der Nordſeite bes ———
kul, riſt im hoͤchſten Grade angebaut, und übertrifft di
provinz noch in Aderbau und in Bevölkerung; da
tere aber durch Wälder und ſchwerere Zugänge geficherte
baben fie die VBeherrfcher von Afam zu ihrer Refidenz
gen. Die Breite von Utarkul, vom Flußufer dis 3
der Gebirge, bie fhon zum kalten Clima gehören, u
Schnee tragen, ift nie unter 15, nie über 45 Cos. 5
wohner des Gebirges find ſtark, mittler Statur, ruͤſt
ſehens; ihre Farbe, wie die aller falten Climate, tft roh ı
Auch haben fie Bäume und Obſt, die den kältern Regie
fprechen. Nahe dem Fort Djum Dereh, gegen Som
zu (d. i. im nordweftlihen Afam, gegen Bhutan hin)
Gebirgskette, welche man das Land Dereng nennt, def
wohner alle einander gleich fehen, in Seftatt, Manier,
fidy) aber duch Benennung ihrer Stämme und Oxrtſchafte
fcheiden. -Auf mehreren diefer Gebirge giebt es Moſchu
Kataus (d. i. Yaks, mit dem bufhigen Schweiß), zn
Sattungen von Pferden, die man Buntes und To
(ob. ©. 140) nennt. Gold und Silber gewinnt n
Ale buch ganz Afam, aus Sandwaͤſchen, und bies
Hauptquelle der Lörliglichen Einkünfte. Zwoͤlftauſen
einigen fogae zwanzigtaufend Menſchen, follen fid
fer Arbeit befhäftigen; ein jeder hat dem Radja die b
Abgabe von 1 Zola (80 Gran, etwa 1 Rupie) Goldes
zahlen.
Das Volt von Afam, fagt der Mohammedanifd;
iſt von niedriger Deylart, ohne Grundfise, ohne beftim
ligion. Es folgt nur feinen Neigungen, überläßt fich dei
Eennt keinen Goͤttercultus. Ihnen ift keine Steifchfpeife
ſelbſt das Aas eſſen fies nur Menfchenfleifch nicht. Aus
Buster (Ghih) ift ihnen zumider. Keine ihrer Frauen
=
‚ DfiÖr.,. Aſam im XVIL Jahr). 295
eiber des Mabja verbergen dor Niemand ihr
unbebsdiem Haupt und Angefict arbeiten fie in
x Dann hat öfter vier bis fünf Weiber, bie er
verkauft und vertaufen kann. Die Männer
of, Bart und Knebeldatt. Ihre Sprache bat
eit mit der Bengalefen:Spracde (ein Irre
‚ sine Nota im - int, Res,, weil öfter junge Aſa⸗
Unterrichts wegen nad) Bengalen fommen, bort
Mundart wol von ihren brabminifhen Lehrern
em, Doch bleibt died mol noch problematic), ba
amiltons Berichten willen, daß feit dem legten
Bengali Sprade in ganz Afam Bolf#:
den Afk, und bie einheimiſche Afamfprade
An Kraft und Kühnheit find fie den meiften
zgen; fie find unternehmen , kriegetiſch, rachſuͤch⸗
1. falfdy; kutz alle Tugenden werden ihnen abge⸗
leidung binden ſie ein Stuͤck Zeug um den Kopf,
ıben, eins um bie Schultern; font geben fie ohne
Schuhe und ohne Beinbteider. Es giebt bei ihnen
ın Baditein, Etein oder Erde, die Stadtthore don
— "ihrer Tempel ausgenomman; Reiche wie
jre Wohnungen von Holz, Bambus und Stroh.
ſich der Nadia, mit feinem Hofe, im prächtigen
1, bie Angefehenen bes Landes in geringeren, in
am hat weder Pferde Gene Tanyans gehören
ande an), Kameele noch Eſelz body werben
ringeführt. Sie halten gern Eſel, und Faufen fie
em; vor Kameelen gerathen fie in Erſtaunen,
‚bie geößte Zucht, Bor einem bewaffneten Neu:
dest Afamefen fliehen, ober fich gefangen geben,
Ane dieſet Afamefen wiirde doch immer uͤber zwei
Ange im Kampfe ben Sieg davon fragen. Die
hier des Landes find in zwei Stämme zertheilt,
n und in Kulta mier; diefe find jenen in allem
nommen im Kriege. Eine Leibwache von 6000
1, mit Waffen und allem Kriegsgeräth wol ver⸗
1 gleich, bewacht ſtets den Aufenthalt des Radit,
macht, ſitzt ober geht; es find feine Getreuen.
? ıd Schwerdt, Flinte, Speer, Bogen und spfeilr
in ihren Feftungen und Booten haben fie. auch
1
205 Hoch⸗Aſlen. IV. abſchnitt. $. 76.
viele Kanonen, Drehbaflen (Serbzen) und Ramfhandfe
in deren Bedienung fie fehr gefchidt find.
Stirbt ein Radja, ein Oberhaupt, ein Vornehmer, f
ben fie eine weite Höhle für den Verftorbenen, in welche fü
Weiber, fein Gefolge, feine Dienerfchaft mitbegraben, auch ı
von feinem prächtigften Hausgeraͤth, wie Elephanten, Goll
Silber, Badkaſch (d. i. große Fächer), Kleider, Teppiche, L
mittel, Lampen mit Del, einen Sadelträger u. a. zum Ge
für das zutünftige Leben. Ueber der Grube wird ein feftet
errichtet. Mehrere ältere dieſer Höhlen, in der Nähe der F
Azo, die wahrfcheintih am weftlihen Eingange des Land
der Naͤhe von Gowahutty lag, wurden von den Mo
daner Siegern geplündert, die große Beute (an 90,000 9
an-Werth) herausholten. In einer der goldenen dabei ge
nen Dofen wollen fie noch grüne Berelblätter vorgefunden |
—Die Stadt Ghergong: hat 4 Thore von Stein umt
aufgeführt; von jebem derfelben liege des Radja Palaft
weit entfernt, 3.00. Die Stade ift mit einem Bambut
umzogen, innghalb deſſelben dienen hohe und breite Wegd
während ber Regenzeit zur Bequemlichkeit der Zußgänger.
jedem - Haufe ift ein Garten, oder ein Stud angebautes Fe
ift eigentlich ein befeftigter Ort, der Dörfer und Acer i
ſchließt. Der Palaft des Radia liegt am Ufer des :
(jegt Dikho Nuddi), der die Stade ducchfließt; er ift ar
den Seiten mit Häufeen befegt. Auf einem kleinen Markt
man, außer Betelverläufern, Leine, andere Kramläbden, w
Einwohner nicht daran gewöhnt find, ſich täglich ihre Ei
zu machen, fondern vielmehr Vorräthe anzulegen. Den-
des. Rabja umlaͤuft ein Steindamm, zu beiden Seiten m
tem Bambusgehege bewachfen als Verfhanzung, und das
‚umgiebe ein Waffergraben, im Umfang von 1 Cos und 14
ribs. Das Innere dee Mohngebäude beſteht aus hoben .
und geräumigen Gemaͤchern, meiftentheil® von Holz, einig
‚nur aus Stroh gebaut; mitten Inne erhebt fih der D
Khanah, oder Aubienzfaal, 150 Ellen lang und 40 brei
66 Holzpfellern geftüst, die 4 Ellen auseinander entfernt
Der Sitz des Radja iſt mit Gitter und Schnitzwerk aus
und mit Meſſingplatten, die gleich Spiegeln den Sonne:
zuruͤckwerfen. Es follen. 3000 Zimmerleute und 12000 A
zwei Jahre hindurch biefen Bau vollendet haben. . Wen
\
[4
„2 Sf-Or., Aſam, Hiſtorie. 297
ifem gimmet ſitzt, werden ſtatt Pauken und From:
ol und Dand (zweierlei Trommelarten, das letz⸗
gerührt. Die Nadjas von Afam, voll Ho:
‚fgeblafenheit, fuchen ſich durch eitles Gepränge, zahls
—— Gefolge ein Anfehn zu geben; doc) find
vom Fremden unterjocht noch befiege worden, haben
able, öfter aber die maͤchtigſten Heere ber MWeltero:
em Gebiete zuehdgefchlagen, oder doch zu Schanden
jatt das zahfreichfte Heer der Feinde in ihe Land,
1) in ihren befeftigten Poften, und beunrubigten
ech iR, Ueberfälle, Abſchneiden der Zufuht. Meichte
Ya fo vermieden fie dennoch die offene Feldfchlacht,
‚ern in das Gebirgsland, verbrannten das Getreide
und ließen das Land leer firhen. Mit bem Beginn
eit fingen auch ſtets ihre rachfüchtigen Ueberfälfe ges
db an, ben gewöhnlich die Waſſer fefthielten, Hun⸗
Epibemien ſchwaͤchten, und bie raftlofen, allfeitigen
Einheimifchen fo ganz vernichteten, daß von den
m öfter kaum eine Seele dem allgemeinen Verderben
ante. Dies war auch das Schickſal von Kaifee Aus
Heere, durch welches biefe erfte Kenntnig Afams
A Sindoſtanern verbreitete.
ſiſche Landesgeſchichte im Umeif, von der
bis auf bie neuefte Zeit; nad) einheimifden
bes Hulitam Dhaikipal Phuhkun aus
® Gohatt (1830).
u bee noch unvollendeten fpeciellen Geographie
ch ben Berichten der Briten übergehen, wird es, bei
Berfchiedenheit der Namen und ber Unzuverlaͤſſigkelt
Daten, rathfam ſeyn, bie einheimiſche Landes⸗
fo uncritiſch fie auch noch bearbeitet ſeyn mag, in
€ Bepiehung nicht ganz außer Acht zur laſſen; waͤre
‚ um uns von dem Zuftande des Volks aus feiner
gichte. eine Vorftellung zu erwerben, bie auch zum
ber Europärrberichte über das Land nicht ohne Nutzen
Reider befigen wie nur den erften Theil ber Arbeit,
ſches Product aus Afam nicht wenig Interefje
E ton biefer iſt uns aud nur erſt ein Auszug ‚zu
den, da bie Schriften der Bengalifchen Preffe nur
298 Hoech-Aſten. EV. Abſchaitt. $. 76.
langſam nach Europa übergeben. Das Originalwerk iſt vo
nem Afamefen aus Gohati (Guvahati oder Gowayı
Im der Bengali Sprache gefchrichen, und in der einheimifchen 3
kerei zu Calcuta, unter dem Titel Affam Boorunjp
d. i. die Hiftorie von Aſam, erſchienen; der Verfaſſer
Quliram Dhaikiyal Phuhkun. ie umfaßt die ü
bis auf die neuefte Zeit, giebt feine Quellen an, und enthält.
manche Zabel; leider find die drei folgenden Abtheilungen, n
aud eine Geographie bes Landes, eine Belhreibung. feiner
bucte, ber Gaftenunterfchiebe, der Sitten, der Religion un
Adminiſtration enthalten, noch nicht befannt geworden. D
Rorifche Theil enthaͤlt im wefentlihen Folgendes hiechergehör
Der alte Name von Aſam (hier immer Affam gef
ben) war,Kameupz feine Ausdehnung reichte vom Fluß
eotoya(?) bis Sadiya, nahe dem Ditrung: Fluß (ein
fluß der vom Norden herab in das nörblihe Ufer des DB:
maputra, im Weſten von Eabiya, einfällt, den Dibong
ihm im Weft parallel fließt, benachbart). Wer, in biefer
dehnung des Landes, eine veligiöfe Handlung begeht, wird |
Erfüllung bald inne werben; baber, fagt dee Afamefifche A
bie Benennung Kamrupe Aus vier heiligen Diftei-
(Teet' 586) deſteht diefes Land; fie heißen; 1) Rutnu,
Kuruteya:Fluß bis zum Shonukohu⸗Fluß. 2) R
von da zum Rupika⸗Fluß. 3) Swurnu, von da zum B
envi, 4) Sumlar, von da zum Dilrung.
Dreierlei verfchiedene, mythiſche Dynaſtien ‚gehen ber leg
Meihe der gegenwärtigen Landesheren voraus ; jene flammen
ben Göttern Indiens ab, und geben wenig Beitrag zur Laı
kunde. Der erſte Radja foll von Brahma ſelbſt hzerſtam
feine Reſidenz wird auf einen Berg dicht bei Gohati an
ben; der legte dieſer Regentenreihe, der 2ifle, wird ein Beitge
Vikra madityas (ob deffelben in CenttalJudien, im 1.
hundert n. Chr, Geb.? f. Afien Bd. II. S. 1106) genannt
hieß Surahu, und mußte fi) in das Himalaya⸗-Gebirge zu
diehen. Eine zweite Dynaſtie, Kſhatripas von Kriegerf
#%#) Assam Booranjy, i.e. History of Assam by Huliram I
kiyal Phoohkun, an Inhabitant of Gooyahatee in Assam, Be
era 1236 aus der Recenfion der India (saz. des Dindus Tarac
uns in Asiatic. Journal New Scrie 1830. Vol’ll. p.
al., Il. Oft-Sr., Afam, Siftorie.- 299
m Deavirsfande (db. i. dem Norden Dekans,
Dravada, einem Brahminenfige), nahm nun Befig
frommeRegenten, das heißt ſolche, die an Brahmi—
gen machten, wie aufgefundene Nagari: Fnferiptios
fertafelm #8 bemeifen follen. Der dritte diefer Mes
pal, wählte einen Ort, Kunyakagram, ber im
Srabmaputra lag, zu feiner Reſidenz; deſſen Lage ift
1%. Die dritte Dpnaftie bat den Namen ber
tea Prinzen, wahrſcheinlich von dem erften Kö:
‚ Arimuttu, ber durch einen Feſtungsbau, Vei—⸗
Kamtup, beruͤhmt war, aber von einem Ufurpator
ı überrafcht, im der größten Gefahr befiegt zu wer:
abflützte in den Brabmaputra-Streom. Ob
1 einheimiſche in Aſam, oder auch fremde Er—
Weſten ber, wie wahrſcheinlich jene erſteren, waren,
agt. Der Ufurpator errichtete feine Capitale, Phain-
2, die nody heute den Namen führt, ebenfalls in
Gobati, nur eine halbe Fagereife von ihr ent:
feinem Zobe behaupteten zwar Arimuttus Nachlom:
im, aber mit bem dritten dieſer Regenten ſtarb diefe
(im Sabre 1478 nach Chr. Geb.), und nun ber
Fall des blühbenben Kamrup-Reiches, bas
eefhaften zerfiel, und eine Zeitlang unter Xll uns
' Häuptlingen voll inneree Unruhen beftand,
werben einige Mobammedanifche Eroberer genannt,
up feindlich uͤberfielen, es befesten und viele Hins
förten. Während biefer unruhigen Zeiten der Do:
uchs num einer ber Häuptlinge jur Haupt:
ber nad und nad) erjtarfte, die andern befiegte
een Theil des Kamtup-Landes, d. i. der vier
ifteiere, eroberte. Dies ift der Anfang ber
(haft von Afam; fie gebt nicht, wie die vorigen,
, dom untern Gebiete des Stromes aus, fondern
von feinem obern Thalgebiete, von der Um:
yas, an dem Verein der drei großen Quellarme
putta, melde die Namen Dihbong, Dibong
der eigentlihe obere Brahbmaputra) führen,
en des Eumar Teet' HE, des öftlichften jener
en vier Difteicte, wahrſcheinlich, weit Brahmacul:
re benfelben hinaus nicht vorgedrungen feyn mochte
“ igitize
»
!
300 HohsAflen. IV. aAbſchaitt. $. 76.
in bie oberen Stromthaͤler, ſagt der Hiſtorlograph des A
Booruünjy, lag ein Dre Rura (f. unten), unter ‘der
[haft eines Nadja von Dfſchaingta (Chaingta). Unt
fm Nachkommen war einer fhon im XI. Jahrhundert (
Eroberungen ausgegangen, und zum Orte Chuntuk(?)
men, den er ſich zu feiner Reſibenz nahm, weil er ihm
Chukapha, fo hieß ber glückliche Ufurpator, überliftete
Nachbarfürften Vurahlmuran, im Süden des Brahmar
309 deſſen Feldherren auf ſeine Seite, gab ihnen vier feiner
ter zu Gemahlinnen, nannte ſich einen Nachkommen Ind
unterwarf fi) auch alle anderen Gebieter im Lande, und
von ihnen ale Ufumu, d. i. Oberherr, Souverain, aner
Daher die fpätere Benennung Afam Rech für Kamreuj
Sein Sohn und deffen 5 Raqfolger, deffelben Geſchl
untertvarfen fich noch mehrere Radjas; unter andern toirl
dee Radja von Cuchar (db. i. Kachhar oder Catcha
füdliher Nachbar) genannt. Ein Eurzes Interreguum t
Jahren benugte die Gewalt der Gtaatsminifter, einen an
Zweig deſſelben Fürftenhaufes, einen Prinzen Chutaoph
dem Otte Lahunji (?), auf den Aſam⸗Thron zu. berufen
fie eine neue Refidenz zu Chumpaguri (2) erbauten; als
licher Krieger befiegte ee die Ch’hutiya Fuͤrſten, deren
[haft fich über ein weites (wok ſuͤdliches?) Gebirgeland erfi
das nun an Afam unterthänig ward, Sein zweiter Ne
ger feste diefe Unterwerfungen im Lande, weſtwaͤrts, bie zı
ten Weftgrenze Kamrups, bis zum Kurutoya⸗Fluß fort. 2
diente verfchiebenen in Hindoftan verfolgten Prinzen in be
genden Periode zumelten zum Afyl, wodurch auch wol bie
Aurengzebs zunächft herbeigeführt ward. Der vierzehnte
dreizehnte nach Fr. Hamilten) Nachfolger biefer Regentenee
Jayabhewaja Singha, derſelbe, während beffen Her
der Einfall des Nabod Muzum Khan (es ift der oben gen
Mir Sumtah, der Laiferliche General) Statt fand, der ſich
nur ein Jahr im Lande halten konnte Von biefem 8
deſſen eimheimifcher Name uns unbelannt blieb, menn er
etwa Chutum heißt, wird gefagt, baß ee ben Hindu⸗G
ben angenommen, baß fein Rachfolger ChakradhwajaSit
Radja, die Feſtung Gohati erbaut habe, deffen Bruder
der fich der Leitung eines Brahmanen ganz ergeben, und
bie Belehrung des Volks von Afam zum Hinduismus
al. 1. Oft-Or., Aſam, Hiſtorie. 308
Wuth der Empörumg von bemſelben erſchlagen ſey.
e alfo damals keineswegs der Brahmanenlehre er⸗
8 als unter dee Herifchaft des beiden erſten Dpnas,
ſetzt erſcheint; vielleicht, daß durch die erobernde
sten Dynaſtie, die vom Suͤdoſten ber gegen den
itt, dieſer ältere Hinduismus nur gegen den Wes
ängt war, don wo er nun von neuen wieder fein
anen degann, und auch bald feine Beute fing.
andene. Verwirrung wurbe erſt durch‘ den Rabja
Singha, aus illegitimer Ehe, der Sohn. einer
chwichtigt, deffen aͤlteſter Sohn Kana verſtoßen, der
u Singha (Rudra'bei Fr. Hamilton) als Koͤ—
rbauer von Rungpur 8) (nahe dem weit Ältern
f. oben ©. 290) genannt wird, das er zu feines
ihlte. Diefer Drt, im mittlern Afam, blieb auch
önigreiche, bis zur jüngfien Verlegung des Königke -
hat. In Rungpur blühte num die Herrfchaft
Alam Könige auf, weiche das Brahmathum in
ı, und Indiſche Eultur annahmen. Kudru
te Tanzkunſt und Muſik, unſtreitig zum Sndifchen
in Afam ein. Deſſen Sohn und Nachfolger,
g ha, lud aus Bengalen ‚sinen fehr gelehrten Brah⸗
hnaram Nyayabufb, an feinen Hof, als feie
‚oben &.77) herbei; ſeitdem wurden der Krifche
2, und andere Indifhe Nituales und Geſetz⸗
[am eingeführt, und viele der angefehenen Aſame⸗
chuͤler dieſes Beahmanen, deſſen Nachkommen von
(famefen als ihte Gurus verehrt werden. Shi⸗
Pramtta Singha, verbeſſerte die Geſetze und
jinanzweſen von Aſam, wie es bis auf die neuere
. Deſſen jüngerer Bruder, Rajeswhara Sins
te fi mit ‚einer Tochter des Radja von Munis
.), und trat mit biefem in Buͤndniß. Die erſte
tefed Nachbarſtaates gegen das Birmanen Reich.
hete Rungpur zu einer glänzenden Gapitale auf;
feinem Minifter Baktyal Barbaraya vergiftet.
atirt der Annaliſt den neueren Verfall von
Booranjy ete. in As. Journ. Vol. II. 1830. 1. e. p. 300:
Vian Frag —
hr
—*
J
— A
302 Hoch-Aſien. IV. Abſchuitt. $. 76.
Der juͤngſte Bruder, Latfümi Singha, wurde vı
herefchfüchtigen Minifter zum Regenten erhoben, und befien
Familienglieder verfolgt. Rebellionen entſtanden; es hob
Volkshaufe, der Muran (Mahamari oder Moam
bei Fr. Hamilton), als Hauptrebellen dabei hervor. Dieſ
nach Lakfhimi's Tode feine Creaturen als Statthalter in 9
pur ein, und verjagte deffen Sohn Gaurinath Ging)
nah Gohati floh, und von dort nur durch den Beiſta
Briten in Bengklen (im Fahre 1793) wieder zum. Befig
Herrſchaft gelangte; aber nun Rungpur, das unbefeflic
verließ, und Jorhat, nur eine Tagereife mehr weſtwaͤr
feiner Refidenz erwählte, wo er im Jahre 1795 kinderlos fla
Mebellion, Mord, Krieg, Grauſamkeit aller Art, Emtvöl
hatten. die Herefchaft ungemein geſchwaͤcht und in Verf
bracht; Gaurinaths erfier Minifter, Budha Gohan
einzige Mann ber unter vielen Zeigen. Energie gezeigt (Fr
milton nennt ihn Bura Gohaing), fegte, nur bem 9
nad, einen Prinzen vom Gebluͤte auf den Thron, füpen
ſelbſt, freitih al Ufurpator, die Regierung. mit große
wandtheit fort, und gab ihre den gehörigen: Nachdruck dur
‚ Drganifation’ eines Truppencorps, das ee aus Indiſchen
poys warb, denen er Englifhe Montur und -Epercitiun
brachte. Er trieb die Rebellen und Räuber zu Paaren,
flellte die Ruhe im Lande mit großer Strenge wieder ber
einer Verfchwoͤrung gegen ihn, 1802 und 1803, die. er noch
jeitig genug: entdedte, ließ er 500 Männer von Rang ®) h
ten. Als im Sabre 1810 de® Schattenkoͤnig mit Tode a
wurde deffen Bruder, Chandratant Singha, inſtallit
legte der Chukapha Dynaftie, welche fi den Ehrentit
Indra Vanfha' beigelegt hattez denn baid gerieth der |
mit feinem Major Dom in Streit, in welchen fih Bir
nen und Briten mifchten, wodurch die neue Ordnung
vielmehr Unorbnung der Dinge herbeigeführt ward.
Ein Gouverneur der Feſte Pragjyotihpur fand in
fanglihen Streite auf feines Prinzen Partheiz vor des 3
ſters Allgewalt aber entfloh e nah Calcutta, wo er Bei
ber Engländer fuchte. gs ihm bier nicht zu Theil
*°T) Assam Boorunjy etc. 1. c. p. 302. ° .*®) Fr. Hamitto
eöuat of Asam in Annals of’Orient Lit. Lond. 1820. Val. I. p
l, DIL OſtSi., aſam, Quellen. 303
pa, wo ihm der Koͤnig der Birmanen ein Trup⸗
Hüͤlfe übergab. Mit dieſem drang. er in Aſam
te Jeypur (ein Fort am BoriDihing im DOften
ore) und andere Orte. Als der allgewaltige Bud⸗
‚im Sabre 1816, farb, wurden die Birmanen
ckgeſchickt. Aber bald erhoben ſich defien Söhne zu
nei, fegten den Chandakant ganz ab, und einen
tentönig, Purundur Singha, ein. Sogleich
Birmanen Zeuppe in Afam, reflaurirte jenen
tiefen, dee ndh Calenutta floh, und dort wieder,
ch, um Unterflügung bat. Aber bald verſtieß der
a feinen Schügling Chandrakant, und fette ei:
Beguͤnſtigten Yogeſhwar Singha, an deſſen
ih um ſelbſt die Herrſchaft im Lande zu
Dieſer Umſtand konnte den Briten nicht gleich⸗
; ee wurde mit ein Beweggrund zum Ausbruch des
bie Birmanen: im Jahre 1824, Als die Ben:
pen in Rangun, wie in Afam, zu gleicher Zeit
rangen, wurde die Birmanen- Gewalt aus
t, und das Land von den Beitifhen Truppen be:
hwar durfte fih an einen Beinen Dre in N.O.
zurückziehen, wo er [chen im Jahre 1825 ſtarbz
Chandrafant erhielt Kalivevara zum Auf:
tiefen, und eine monatliche Penfion von 300 Ru:
e Briten ausgezahlt. Purundur Singha bes
zu feiner Reſidenz, wo er von den Gütern ſeiner
2 | |
n zur Kenntniß von Afam zu Anfang des
hrhunderts, nah ben erften Britifhen
g6verfuhen und Beobadtungen, von‘
17655 Capt. Welſh und Dr. Wabe 178;
00d’8 Survey, Sr. -Hamilton 1808—1809.
we 1765 befchiffte der Berühmte 3. Rennell, be
gen Aufnahme”) Bengalens, den Brabmaputra
uter), von deſſen Verein mit dem Ganges bis uns
e. und 91° DL. v. * alſo bis zu ſeinem Aus⸗
mell Abhandlung über eine Karte von Sindoften, ; Ausg.
rnoulli. Bert. 1787. % S. 77. Anhang ©. 104.
⸗
m
7
— — 7
— — Te
mtr nman. _
30% Hoch⸗Aſien. IV. Afchnitt. 8, 76.
tritt aus Alam, an dee Bengalifhen Grenzes meiter zu
"warb ihm verwehrt. Einige Europäer, die nah. Goal
Handel trieben, drangen etwas weiter Vor; unter ander
Chevalier, der Franzoͤſiſche Gourerneur von: Chander
der mit Erlaubniß des Radja fhon im Sahre 1762 zur C
vorgerüdt war, aber fo eng bewacht wurde, daß er wede
den Lauf des Stromes, noch über das. Land Bemerkunge
hen konnte. Nur fo viel warb daraus gewiß, daß der
Strom 120 bis 140 geogr. Meilen (600 bis 709 Engl.
‚weit fhiffbar fey, und vielleicht noch weiter. , Renneller
flaunt gewefen über die Waſſermaſſe des Stromes, vor
Bufammenfluß mit dem Ganges, wo fein Bette gewöhnlich
6 Engl. Mile Breite, eine Seebreite, zeigt, die er fih ni
einer einftmaligen Verbindung mit dem Ganges in einem
Strombette zu erkläsen wußte. Er fand, daß der Strom
twie früher die Kartenangaben zeigten, aus dem Norden, f
aus dem Oſten fam, und diefe unerwartete Entdedlung, f
Teitete ihn zu Unterfuchungen, bie ihm eine Nachricht von
oberen Laufe bis auf 10 Meilen von der Stelle, wo Du
des Karte den Dzangbo (f. oben S.223) verlieh, verfd
Er gweifelte nun nicht länger, daß D’Anvilles früber dar;
Verbindung befjelben mit dem Strome von. Ava irri—
Dyangbo bee Zübeter und Brahmaputra der Af
aber identifch fey, wozu noch bie beſtimmte Verfiheru
Afamefen kam, „daß ibe Strom aus N.W. dur
Gebirge von Bhutan kaͤme,“ und eine handfriftlid
tenzeihnung des Avafluffes, ber bis auf 150 Mit
dem Drte, wo Du Haldes Zeichnung den Lauf des N:
nad Ava verläßt, hinauf seht, diefe Strede aber von A
China ſchiffbar ſeyn follte. — Ob nun bdiefer letztere
Dunnans nicht vielleicht identifch mit jenem Dzangbo fey?
Damals noch kein Gegenſtand weiterer Forſchung. — N
erfuhr 3. Rennell noch, daß Ghergong, die Hau
Aſams, von der weſtlichen Grenzſtadt Soalpara 42
Meilen entfernt liegen ſolle, and daß der Brahmaputra
ſehr langen Lauf habe, ehe er in Afam eintrete.
So weit gingen bie früheren fehe ungenügenden Erkun
gen über Aſam; als, nach jemer erften Rebellion der M
mari, die Reflaucation des verjagten Gaurinath Si
duch Beitifchen Beiſtand, im Jahr 1798, erfolgte. Lord |
al., 1. Oſt⸗Gr. Afam, Landkarte. 305
| —I — Welſh, mit einem Commando von
196, ben ſchwachen Prinzen in feine Staaten zus
drang bie zur Capitale vor, verweilte aber nicht
tt, Dr. Wade, ber deſſen Erpebition begleitete,
we dort; fein umfländliches Wert, das er über
on 9), und zur Publication nad) Europa geſchickt,
m Vorſcheln gekommen; moͤchte es noch erfcheinen!
bes Minifterregiments, unter Bura Gohaing
IY “) ‚ hatten Britifche Dfficiere Eingang in
jur Önigsrefibenz, damals Jorhat. Thomas
a ee Capitain, nahm ben Lauf des Brah⸗
1, abe über Nangpur hinaus fam ee nicht, und
eiter offwärts wurde nur durch Erkundigung eins
Urbeit wurde bie Grundlage zu Areomfmithe 2)
von Afam, welcher alle neuere Kartenzeihnung
gefolgt if.
‚1808 und 1809 hielt ſich auch der berühmte Arzt
fee Fr. Hamilton, dem mir die wichtigffen
; über Ada, Nepal (f. Afien Bd. I. ©, 489)
weltlichen Afam auf, wo er zu Övalpara bie
achte. Aus eigenen Beobachtungen, aus dem Munde
n, bie in Aſam gewefen waren, von den Emigrans
fen, bie zu ben Angefehenften des Landes gehörten,
[3 wichtigſten, obwol, wie leicht zu erwarten, hie und
mander abweichenden, Nachrichten uͤber dieſes Land;
elle mar ein Brahman, ber zur Familie ber
Aſameſen Rabja gehörte, den er ald Patient in
* ‚wofür ihm. die wichtigſten Mittheilungen wur—
die Materialien zur Bearbeitung dee Arrow:
Karte von Aſam her, ohne daß er dabei genannt
berichtigte aber in einem fpätern Auffage >) deffen
g, bie nah Th. Woods Drthographie irrig eins |
tie dieſer die Namen mad) dem Laute der Volks—
Asia, Journal 1824. Vol. XVII. p. 337. ) Fr.
Buchanan) Acconnt of Asam, with some Notices con-
ouring Territories, in Annals of Oriental Litera-
1820. Vol. I. p. 193— 278; p. 203, 213.
sum, on the same Scale as the Map of India, the sha-
the River Burampooter are from actual Survey, by
London 1816. *°) a, a. D, in Annals of Oriental
be IV. ‚.
B-
en —
m
+6 "
J
„u
306 ° Hoch⸗Aſien. IV. Abſchnitt. 4. 76.
fprache aufgefaßt hatte, und. wie fie feitbem leider in of
fhreibungen von Afam uͤbergegangen find. Mir folgen
Hamiltons Schreibung der Namen, als ber ausgezeichn
Autorität. Er theilte zugleich die Mfcript.: Karte des
meſen von Nogang (nicht Noyange, wie Arrowſmith fd
mit, die ziemlich unvollkommen iſt, und eine dritte bie e
Radja Brajasiath, aus der Löniglihen Familie, erhalten
Die leider verloren ging. indeß die dazu gehörigen Noten f
hielten. Die Nogang:Karte flimmte jeboh noch am
ftien mit Thom. Wood6 Survey überein. Die aabıe: |
hatte beffere Daten über die Nachbarländer.
Aus diefen gemeinfamen Quellen find burh Ir. Hc
ton bie beften Angaben über das weftlihe Afam gefan
ja es find faft die einzigen von Werth, denn auch die neu
bat eine beffere geliefert, fondern nur die Ensdedungen
waͤrts, von dem damaligen Oſtpuncte der Erforfhung
Sodiya Aus, weiter fortgefest. Sr. Hamiltons Nad
find’ aber faft gänzlich unbeadhtet geblieben, weil fie fpät erf
wie alle Driginal-Sammlungen dieſes unermuͤdet thätigen
achters, in einer unguͤnſtigen etwas ſchwierig zu benu
Form, ohne alle aͤußere Ordnung mitgetheilt find. Wir
ſie hier zum erſten male geordnet, und wie wir glauben le
durch die ſchon vorausgeſchickten, einheimiſchen Annalen eri
wie durch den Fortſchritt jüngerer Entdeckung, im Folgend:
richtigt und erweitert mit, um, wie bei Nepal, Zübet,
tan, fo auch bei Afam, eine wahre Lüde in ber geograp
Wiſſenſchaft auszufüllen, die der Größe der Landfchaften ı
Michtigkeit ihrer Bewohner, und dem nicht zu verachtenden
thum der wiewol ſehr mühfam zu vereinigenden Daten, no
Niemand, feibft nicht von den Briten auf eine nur einiger
befriedigendere Weife verſucht war. Ehe wir indeß zur 8
befchreibung felbft übergehen, hier zuvor noch bie hiſto ri
Notizen Fr. Hamiltons (Bucdanan), welche bie obig
ſchichte Afams hie und da vervollftändigen.
Diefe Notizen wiffen nichts von den drei frühen, ob.
gegebenen (f. &. 298) Dynaſtien, die vielleicht zum Theil
ſtens nur mythiſch ſeyn mögen, fie fangen erfl mit der.
wireungss Periode der Dodekarchie Afame am.
Samilie de6 zum Supremat (de6 Ufumu) heranwachſende
ſchlechts, wird zwar nicht unmittelbar, tie dert, von |
[4
\
mof., II. Oſt⸗Or. Aſam, Hiſtorie 307
Hamilton) hergeleitet, fondern von dem Gebirge
orong>*), das im Süden von Shergong ter
je liege, alfo offenbar identiſch mit dem heutigen
irg. Bon diefem: Gebirge, alfo von ber jegigen Ger
Runipurs herab, kamen zwei erobernde Bruͤder,
md Khuntai, in das Süd: Brahmaputra : Land,
it feinen Gefährten, nahm gegen S.D. von Rungs
m. Lande Nora 5), welches der Dihing (Difing
5 ber Karten im Süden des Bori Dihing) durch
und deffen Nachkommen find bie heute, wo fie
ge und Unreine gelten, bie Bewohner jener
. Khuntai dagegen blich bei feinem Einzuge in
d mehr in der Nähe des Gebirge Chorai Khos
yehielt au den ChungsBögen in Verwahrſam,
von feinen Nachfolgern, obwol fie fih ber Brah⸗
gaben, al6 Hausgöge (ähnlich wie bei den Gorkha's,
') "feinen Ritus beibehalten hat. Daß beide vom
ift_dem Himmel Indraꝰs, herabgefommen feyn
nur fpätere Accommodation an bie Böttergenealo:
Häuptlinge, Den Khuntai follen einige 40, nad
0 Gefährten (Hatimuriyas genannt) begleitee
id unſtreitig die Anführer der Truppen des Grobes
denn fie beftchen noch heute, und find bie Groß -
die Pairs des Neihe. Das Land der XII. Res
Bhungiya genannt) erhält wirklich erſt -fpäter.
Ffam (die Etymologie Ufum ut. [dien Fr. Hamile
t zu fern). Das Volk von Kachhar (Catchar,
n Aſam) behauptet, vor jener Irruption Khuntais
hpmaputea sand ber XI ihrem Fürſten angehoͤrt
find mehrere feinee Häuptlinge Ihnen teibutbar ges
aoch heute in manchesiei Werwanbtfchaftsgraden mit
m). Der Weligionsverfchiebenhelt ungeachtet, iſt es
Sitten ber heutigen Nora's, und ihre Spra⸗
a gleichen, bie vordem in Aſam im Gebrauch Mas
| Bers- ein ſehr freundlicher Verkehr zwifchen ihnen,
ſehe häufig die Märkte der. Reſidenz Jorhat be
jetigen Herrſchern von Alam, .fintt findet. Hier⸗
milton Account of Asam I. c. p. 194. ° 5 ebend.
re Fe En .:
u 2
— — — ne
am m. 7
zus Sr — :
zos Hoh-Afim; IV. Abſchnitt. $. 76.
aus, daß die jüngern Hertſcher Afams aus dem Süd,
men, wird es wol klar, warum alle ihre Verhaͤltniſſe, dahin
Ach freundlich ‘oder Feindlich entwickeln, warum fie aber ül
Nordſeite des Brahmaputra : Landes in weit größerer I
fenheit bleiben, und gar Leine Verbindung zwiſchen ihne
den nördlichen, feindlichen Gebirgsvoͤlkern, noch weniger m
transhimalayalfhen Tuͤbetern in Gang Fam. -
Das von Khuntai urfprügglich befegte Land ware
Tange Inſeln, zwiſchen Sediya und Rangpur, von de
men des Brahmaputra gebildet, nebft einigen Laͤnd
gu beiden Uferfeiten. (ba6 mittlere ober eigentliche 2
Asam proper, wo die dltefle Reſidenz Ghergong lag, !
‚ diefee Periode Rungpur «ft entfland). Erſt durch die v
denen Einfälle der Mohammebaner, vom Weften ber, t
Aurengzeb, wurde der Einfluß diefer Eriegerifhen D
auch gegen den Welten vorgelodt, und fie entriffen ſelbſt tı
tern Afam der Mohammebdaner » Herifhaft noch eini,
ftricte, fo dag drei Yaupts®oupdernements in Afaı
ftehen konnten: I. das Mittlere, das centrale Afan
Asam proper; Il. im Weſten, das Untere Afam
Kamrup, und mit ihren fortfchreitenben Eroberungen o|
II. das Obere Afam, oder Sodiya %) Diefe Ri
waren damals nody Berächter des Brahmaritus, aßen 9
Schweine, tranten Wein und dergleihen, waren ohne Kal
terfchiede. Sie verehrten ihren Goͤtzen Chung in My
hatten alle Bücher, Bulongji genannt, in eine Schri
der auf ihren alten Münzen gleih war (Ge. Hamilto:
fie fir der Ava⸗Schrift verwandt), in ber Sprache gefchrieb
früherhin die Hoffprache von Mam war; fie follen die C
der Herrſcher enthalten.
Bis auf geringe Differenzen flimmt die Nachticht Sr
miltons, über die jüngere Regententeihe, mit den oben |
nen überein, bi gu Rudra?s Zeit (Kudra bei dem A
fhen Hiftoriker, Rubdra find mythiſche Weſen ber Shiva:
die der Einführung des Brahmaismus günftig ward, at
fen Regierung: Müngen:, mit dem Stempel von:169% bis
Bekannt find. Dennoch wurden, neben den neuen Bra:
seen, auch die alten Priefter, die Purohit“s, bei. dem
h. h —— — d2 nn
500) Fr. Hamikon Aceount of Asam I. e. p. 196, 213 ete.
mal,, III. OR-Or., Aſam, Hiſtorie. 309
Königehaufes, bei bem Chung, beibehalten. Mit
teligion fand auch die Bengalefifhe Sprache
Afam, unter Rudra au in Staatsgefchiften und
3 heutzutage ift das Bengali die Hofſprache
und das Afamefifche, das noch zu Kaiſer Aus
zeit am Hofe gefprochen wurde, werde, meint Sr,
‚ dafelbft faft ganz ausfierben; benn fchon jegt fey
todte Sprache, bei antikem Ritus im Brauch; Ha⸗
nmelte ein Vocabular des Bengali Dialects, wie ec
prache in Aſam war; dies wurde der Bibliothek ber
n Caleutta uͤbergeben.
Regierung Rudra’s und. deſſen Sohn Shiva,
8. feit 1721 bis 1743), erhielten die Bengalifhen
n fo geoßen Einfluß, daß der erfle Guru ſtets, wie.
3. Hofe der Königin ift, und in feinem Gefolge 12 bie
ihen Verwandten. bes Königs, deren einer Pu rohit
nach ihren Prophezeihungen, „in Weiberhaͤnden ein
Schickſal fuͤr das Land verkuͤndet ward,“ wurden
Weiber zu Regentinnen erhoben, Seitdem vers
lich, ſagt Se. Hamilton”), die alte Eriegerifche.
ge und des Volks, und wie überall, wo.Brahmis-
3 geltend wird, zeigte fi Seigheit, Verrath,
g. Der unerträgliche Stolz dieſer Guru, und ihre
ihrte das Unglück der. neueren Zeit herbei; denn fie
6, welche unter dem aͤrmſten Bolt, im Oberlande,
rary's (Mucan, f. oben S. 302), welche meift
ad, Anhang fuchten, und jene Rebellion herbeiführs
r ein Verwandter der Gurus, Bharat Singha,
m Jahr 1792 auf den Thron erhoben murde, vor
nath fliehen und fid in die Arme der Briten wer
m feine Herefchaft wieber zu erlangen. Geringere
E fhon der obigen hiftorifhen Skitze zur Erläutes
heimifchen Annaliſten fogleich beigefügt; was auf
it Bezug hat wird unten folgen; bier nun bie lehr⸗
ichten des Britifchen Beobachters über bie Lande
‚ ihre Bewohner und Umgebungen.
, p: 196; ER
— — =
EEE dr er oe ee ⏑——
(=
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310 Hoch Aſten. IV. Abſchnitt. $. 76.
4. Territorialbeſchreibung von Aſam, nad O
Mittel: und Unter⸗Stufe, Sodiya, Asam pro
Kamrupz aus Fr. Hamiltons Derldten im SI
1808 und 1809.
In der Darflellung dieſes nur erft halb erkundeten £:
gebietes, bleiben wie, da noch keine Hinweiſung auf phyfic
Gonftruction des ganzen Umfanges, wegen Beobachtungem
möglich ift, bei der herkoͤmmlichen, ganz dußerlihen Beſchre
deffelden, nach den Eintheilungen von I. Mittel:, IL U:
und II. Ober⸗Aſam ſtehen, die wir, nady Obigem, m
einheimifhen Namen, bie im eigentlichſten Sinne diefen ?
lungen angehören, der Kürze wegen, auh Afam, Kameu
Sodipa (bei Fr. Hamliton, Sadiya b. Reufville, Sı
d. Horsb. Ind. Att., Sedipa früherer Autoren) nennen.
das letztere diefer Territorien erhalten wir erft in neueftı
fortfchreitende Aufklaͤrung > über jene beiden aber die meiſte
duch Hamilton, dem "wir auch Ciniges aus Dr. W
Nachrichten) beiflgen können.
Das ganze vom Brabmaputra durchfloffene Th:
Afamefifhen Herefchaft, wird von der aͤußerſten Bri
Grenzſtadt Gopalpara (Goalpara), aufwärts, an 100
Meiten geſchaͤtzt — GGoalpara liegt, nad dem neueſten
des: Survey ?), 90° 40° D.8. d. Gr, 65° 11’ NBr; Se
oder Sodipa 95° 42° DR, 27° 60 N.Br.; alfo an 70
Meilen aus einander abſtehend). Das Thal des obern B
maputra erfirede fi) aber noch über zwei Längengrabe
wärts hinaus, bis zur erften Quelle, bis 97° 30° DO.8, ı
Die hohe Srenzgebirgstette gegen N. und N.W. |
ed von Bhutanz es iſt die Schneekette, bie Fortfegu
Mepatefifhen, Bhutaniſchen, Shb: Züberifhen Himalay
ges (f. oben S. 137, 145, 149, 150, 170, 212 xe.). Das ©
gebirge gegen Süden und &.D. iſt minder ho, um
im Welten wenigftens, nirgends mehr ewigen Schne
jedoch in dem oͤſtlichſten Theile diefee Grenzkette wieder herr
(f. unten). Es fcheidet hier Afam von den Nachbarſtaat
Garo's, von Jynteah, Katfhar, Munipur un
Birmanen. Die mittlere Breite des Thal⸗Landes, 1
_&@*) On Assaın in Asiatio, Journal 1824. Vol. XVIIL p. 337
°) James Horsburgh Indian m London in 177 Beckons;
J
al, 11. Ofts®r., Afam, Ueberfihe. 311
eilen, iſt auch die des Königreichs, Nah Berg:
mauefter Berechnung nach ben beiten Karten, hat
feiner politifchen Begrenzung von 1826, etwa 1200
ratmeilen Areal. Das Land ift durchſchnitten von
Menge, Eleinerer Bergzüge, die von ſehr fruchtbaren
eben werden, bie insgefamt ber Brahmaputta
oter oder Brohmoputto nad) dortiger Ausſpra—
D Wabe nennt 60 bis 70 feiner Eleinern Zus
| die meiften für Doote hoch aufwärts ſchiffbar feyn
Dielen andern hörte er nur reden. Die große Frucht⸗-
pithales hängt, wie die in Indien und Aegypten,
* n Ueberſchwemmungen ab, die mit den kleinern
und bald das ganze Hauptthal des Brah—
* — ſeten. Mehrere coloffate Wegbämme
e naffe Periode jur trodnen Communication für bie
1gelegt, wie dies (dom zu Mohammed Kaffim’s
war (f. oben ©. 293). Diefe breiten und erhabes
— heißen Bunds!!) bei den Eingebornen; «6
Hocfirafen, deren Anlage man be Gabhadar
tadja zufchreibt, der fie durch ganz Afam von
Sod ina erbaut haben foll, wovon aber der größere
würdigen Nationaldenkmals während eines Jahr⸗
‚ Verrüflungen gänzlich zerftört iſt. Doc) iſt kein
iefer geandiofen Landes architectur, welche an Aegyp⸗
Merinnert. In neueſter Beit haben die Briten an
Stellen feine Meberrefte wieder aufgefunden, und fie
wie dergleichen habe zerftört werben können. Etwa
Stunde im Norden von Lakhomati Bhotiya
ein foicher Bund noch durch einen diden Wald voll -
„im ber Direction von N. 55° D., und ſchneidet den
a Dewar in Afam vom Duphla Diftrict, ber
or jenem liegt, und dem Nadja der Duphla gehört.
legt in Asam proper, hat hier 8 Fuß Höhe, 18
uns ift an mehrern Stellen ganz uͤbetwachſen, und
‘ — Afien; Sammlung bon Denkfchriften in Beziehung
0: und Hydrogra bie ac. zur Erläuterung jeines Karten⸗
| 1. Gotha 332. 4. S. 0. ıt) Om Ronds in
n Asiatic. Jonenal Vol. XXIl, p. 8545 aus Cnlentta Gor.
Wilson en illustrative ol tbe Burmese
4, —* p· V ele.
—
ER
313 ° Hohr Min. IV. Abfchnitt. $. 76.
gegenwärtig daher ungehbar, auch Liegen Beine Dörfer :
Ohne diefe Bunde, obwol fie vielfach zerftört waren, w
den Englifchen Truppen 1825 und 26 doch unmoͤglich
feyn, ihre Erpebitionen zur Verfolgung der Birmanen fi
Alam fortzufegenz unten wird von mehreren die Rede fer
Der hoͤchſte Waſſerſtand ift bei den Ueberſchwemmur
Lande gewoͤhnlich im May; mit dem Sinken der Waſſer
die friſche Vegetation. Das Land bedarf nur einer ſtaͤrkerr
lation, um eins der fruchtbarften dee Welt zu ſeyn. Di
der Bevölkerung wohnt an den Flußufern, außer zur Rı
ihre Hütten, alle aus Bambus gebaut, find nach der Ueber
mungszeit ſchnell reftauriet. Die Ausbünftungen ber fi
Waſſer machen das Clima ungefund, zu Zeiten gefährlic
noch für den Fremdling ale den Einheimifhen. Wäre.
der Einwohner, die das Land lichtete, größer, fo würde ı
Nachtheil geringer ſeyn; fo aber tft das ganze Land ı
durchdringlichen Jungles, größtentheile Bambuswaldungen
und nur } des Bodens angebaut. Der Mangel der Bev
ift dem verheerenden Mebellionen und Tyranneien der eg
gentenreihe, wie den Nachlaͤſſigkeiten ihres Regimentes zu
benz, aber audy den befländigen Fehden ber Kleinen Hä
unter fih und den mehrmals wiederholten Weberfällen ihre
von Südoft her. Die zahlreichen Tribus von Aſam find
ſchieden an Character und Sitten, als die Natur des
ſelbſt; die Gebirg6: Tribus find kühn und coh, bie
bemohner find feig und hinterliſtig. Die teten Sein!
ten und Verwirrungen haben durch die ganze Volksmaſſ
und Wildheit verbreitet; deren einziger Gewinn nod) ba
fand, daß fruͤherhin alle Verfuche von außen her dadur
langen, Afam zu unterjochen, bis auch diefer Vorzug dei
haͤngigkeit, auf den fie flolz waren, in der m. Bei
dush die Birmanen) geſchwunden iſt.
I. Mittels Afam, ode Afam im engem t
(Asam proper). Zwar gehörte auch diefer Landestheil
ſter Zeit mit zu Kamrup, einer der großen Provinzen t
titk⸗Indiſchen Geographie, als dieſes Land währ
alten Kriege, die im Mahabharatha befungen werden, ein
titen Könige Bhagdatta untetthban war. Die Grenze
Reiches ward im Außerften Oſten durch einen Tempel
—
\
„'
., 11. Oſt-⸗Gr., Aſam, Hydrographia 813
orbafini genannt wird, ber in ber Mähe von Eos
ı Hamilton Zeit). In ber neueren Zeit wird uns
Ramen Kawrup aber nur der weltliche, won den
nern verwüftete Theil Aſam's verftanden, dev auch ſel⸗
Gouvreneur (Bara Phukon) hat, und bee
‚m im engem Sinne, ben die Bewohner ſelbſt
ANDEREN, it nur auf ur mittlern au
J—— in dieſem Gebiete dient dee Lauf. des
mes des Brahmaputra, deffen genauere Be⸗
zum Vetſtaͤndniß jener früheren Daten, tie dem
urvey nah dem Birmanenfriege (1825), von.
te Rede ſeyn wird, verdanken, wie er auf der großen
orsburgb Indian Atlas, in 177 Sectionen: zum
niedergelegt ift, defien Maaßen und Namengebungen
zen. Zwiſchen den -Paralleien 26° bis 28° R.Be
affermafje dieſes Hauptſtromes in diagonalet Rich⸗
odiya, ſuͤdweſtwaͤrts, durch ganz Aſam bis an die
galens. Der Verein dee drei Quellſtroͤme, Dir
ong, und der Etrom vom Brahma Kunb: ober
(d. i. Brabmaputra), von been bei Dbers
tede feun wird, findet etwa 2 geogr. Meilen unters
a flatt, unter 27° 6 N. Br. und 90° 30 DE vo
hier an durchſtroͤmt das große Gewaͤſſer bis nad
(90° 40 D.8.v. Gr.; 36° 11 M. Br), an der Bens
nze, eine Stromlinie von 75 geographifhen Meilenz
ähligen Serpentinen mit in Rechnung zu beingen, x
m bildet.
n erften 18 geogr. Meiten Laufe vom Verein: dee
S. W., erreicht er, nach unzähligen Stromfpaltuns
nen und Bildungen von Werbern und Auen, weiche
eis der fanften Senkung des Thales find, die Ges
ıngpur, und fpaltet fid, unter 94° 30', in zwei
e, welche die Inſel Majuli bilden. Rabe um
ig, bei welcher Fr. Hamilton einen Drt Tikli⸗
H nennt, deffen Lage uns unbelannt iſt, segießen
S. O. Seite, drei von dem Nora⸗Gebirge (f
milton Aecount of Asam L. e. Annals of Or. Lit. Vol. I. |
— ⸗
J ‘r
- ⸗
N ze u te ⏑ ⏑ — *—575
Fran —
316 Hoch⸗ Aflen. IV. Abſchnitt. $. 76.
oben S. 307), oder der Seen Fette gegen Munipt
Satavorten herabſtuͤrzende Paralielfiröme, bie bald de
erzeichen, und im Laufe, von Oſt nah Weft, die dort
Ebene am Suͤdufer des Brahmaputta umziehen, fi ei
um wenige Meilen benachbart, aber zu deſſen Suͤdufer er
Zuerſt dee nördiichfte Zufluß Bori Dibing, an wel
Briten ein altes Sort Ippore bemerkten, oberhalb deſſelb
Strom befchwerlihe Steomfchnellen hat. Diefer Bori D
it die Nordgrenze von Asa proper, bann folgt der
Se Difung Nubddi, und dann ber dritte, füdli
bee Ehrzere Ditho, ber au den alten Capitalen Ghergon
Bungpur, gegen NIE, voruͤber ſtroͤmt.
Die ſchoͤne Inſel Majuli, welche durch die neue S
ſpaltung, im N. dieſer Einmündungen, gebildet wird,
ſich (zwiſchen 94° SO’ bis 93° 40 DL. v. Gr.), in einer
von 2 bis 24 geoge. Meilen, an 12 geogr. Meilen in die
aus; der Ehdaem ber Spaltung führt den Namen Di
uud mag als das alte Bette des Bori Dihing, vor be
ſtehung biefer Inſel, angefehen werden; der Nordarn
Bori Lo hit, wol als bie eigentliche. Fortfegung bes Bro
kund⸗Stromes genannt. Im diefen ergießt fich, vom °
ber, der Reſidenz Jorhat gegenüber, aus der nördlichen €
gebisgökette, dee Subunfpiri 53) Fluß, der zwar m
27° VO N. Br. aufgenommen, und deſſen Heckunft und
ift, den aber Einige für die Ausmündung eines Strome
Tuͤbet (bed Montchu, ſ. oben S. 224, vergl. unten) gu
geneigt find. Doch fcheint der fübliche Arm, der Dihing
dam Gurvey zu urtheilen, der twafjerreichere zu feyn. J
fen ergieße fig unter 94° 10 DE. v. Sr. von S.D. he
ben Naga⸗Bergen kommend, ber obengenannte Di
Fluß, am welchen die juͤngſte Reſidenz Jorhat erbaut iſt.
Mame Deſſue, weichen ſchon Arrowſmiths Karte von Afe
diefen Fluß angiebt, den aber Fr. Hamilton für falfche !
bung des Dikhoi erklärte, ift auf dem neueften Gurt
Korte von Harshurgh Indian Atlas (mit welchem a
erheit.
6A3)* Asiaic, Journ. Vol, XXIII. 1837.- p. 499; ib. AXIV.
H. H. Wilson Documents ülustrat. of the Burm. War. l.
peud, pP Au,
I. Oſt Or, Afam, Hodrogtaphie. 315
—— — — Arme, an der Suͤdweeſt ſpitze der
t ber Dhunfiri (Donfiri ober Donhiri bei
tom, Donheeriah b. Arrowſmith), ald Hauptyus
üben, aus unbefannter Gebirgefeene jenfeit der
von Katar herab; die nördlichen Vorberge, aus
orteitt, werden Kulliani genannt; fein unterer
mündung if eeih an Golbfand, in feinem Thas
‚ fol der Weg 4) aus Mittel: Afam nad der
Wunipors führen, wohin zroei Pfade geben.
bleibt der große Strom des Brahmaputta vets
on 6 geogr. Meilen abwärts, bei der Stadt Biss
1 DE v. Gr.), fpaltet er ſich von neuem, in eis
n Hauptarm, und einen geringern füblichen, den
ober Kolong), die beide eine neue große Infel
€ ber eriten an Groͤße nichts machgiebt, da fie 17
| gegen: S. W. langgeftredt it, und in ihrer Mitte
> geoge. Meilen Breite hat. Ihe füdliches Ufer iſt
ihe noͤrdliches; denn am Südufer liegt Mogang
9), die Heimath des Zeichners der Kartenfkigge (f.
), im deſſen Nähe von S. O. ber ergießen fich einige
Kullung, der Kopili, Jamuna, Bur Pani,
nzlande Rathar und Jynteah, derem Herrfcher,
Seite, ihre Ueberfälle machen, um fi), mie si fagen,
3, en Befig wieder zu verfchaffen.
fel, die wir, weil fie namentlo® zu * ſcheint,
Nennen werben, zum Unterſchiede der Mas
Eine derfelben liegt, endet nur wenige Meilen
er (1° WB DE. v. Er, 36° M-N.Br.), eben
züden her die Garo⸗Berge nahe zum Brah⸗
inteeten. Von Gohati bis Goalpara (90°40
das mit ihm unter gleichem Patallel liegt,
Brahmaputta feine fühliche Richtung, und durch⸗
jächtiger Breite noch an 14 geogr. Milen in rein
teetion; dann erſt wendet er ſich fubwärts zum Ben
ntralpzaving Afams 15), zu ber wir, nach ber
Hi
al aan die and Asınm in Asiat. nn Vol. XXIL —
Gaz, 20. Apr. 1826: - **) Fr. Hamilton Age
'Asam 1. ep 213 — 215.
- )igitized
—
316 . Hoch fen. IV. Abſchaitt. 76.
Auseinanderfegung des hydrographiſchen Syſtens, zuriüd
‚beginnt nun, nah Fr. Hamilton, an der obern
sung, in den Bori Lohit und Dihing, mit der Off;
Majuli Aue, und reicht mit ihren Juriebictionen bis zun
bung bed Donhiri oder Dhunfiri, oder bis gegen d
fang ber Oflfpige der Kulung Aue, deren Norbfeite jedo
noch dazu gerechnet zu werben fcheint. Das Norduf
Hauptſtrome hat im biefer ganzen Erftredung, fo weit
Aſam gehört, den Namen Charidwarz feine Beeite
4 dis 12: Tagereifen, innerhatb welcher bie zwei Officiant
Bora Burya heißen, bie Abgaben eintreiben.
.. Diefe ganze Provinz fheint fehr ſtark (damals) be
Am Südufer de6 Brahmaputra ift die Ausbehnu:
Alam geringer als am Nordufer. Die Majuli Aue
Er. Hamilton eine ſchoͤne Infel, die meiftentheits mi
Peln befegt und heiligen Männern verlichen fey. Diefe
mittlere Afam liegt etwas höher, und hat einen beffe
den. als Kamrup; es hat wenige oder keine Berge und 9
Ehedem follen ® davon gut bebaut geweſen feyn, und au
(1809) liege nur $ davon wuͤſte. Mehr als die Hälfte (
Eigenthum (Payil) des Königs, über ein MWiertheil der ge
Hiifte 63) gehoͤrt den Tempeln und heiligen Maͤnnerr
Ueberreſt (2 ) beſteht aus Grundverleihungen. In dieſen
degstheile find keine andern Unterabtheilungen, als nur ©
d. i. Meiereien, von denen jeder Beamte eine Anzahl zu
. gung des Volle (d. i. der Payik) erhält, das ihm unt
HM. Nur wenige Heine, apanagirte Staaten, die zu be
Jweigungen des Regentenhaufes gehören, find hier anſaͤſſi
2 B. ber größte derfelben, Doyang, ber im S. W. bis
geogr. Meilen an bie Refidenz Jorhat reicht, und ber i
des gegenwärtigen Gouverneurs (Bara Phulon) von.
rup gehoͤrt- der nur eine Anzahl Arbeiter dem Könige flellı
aber dort ganz unumſchraͤnkt herrſcht.
In diefee Mittels Provinz liegen bie älteflen unt
‚fen Mefidenzen, Ghergong, der Heimath des Gebirge
Nora am nädhften, am: oben Dikho (auh Dhonek),
ganz im Verfall zu fen, feit Rudru und Shiva St
die Stadt Rungpur etwas abwärts im bemfelben Stro
zu Ihrer Refidenz erhoben.
f
mal,, IL Oft-Or;, Mittel Aſam. 317
ur, oder Ranggapur Nagar dt), d. 5. bie
Sreube, liegt am Dikho, 3 Stunden oberhalb
ndung zum Hauptfirom. Es ift eine große Stadt,‘
ſchon für eine uralte Nefidenz des antiken Hindus
gabatta häft, wenn «6 nicht etwa zweierlei Städte
(6 gegeben hat, davon eine, mehr weftliche, wol uns
ti gelegen haben mag. Der Königspalaft war, nad
8 und Capt. Welſh, von einer Badfteinmquer,d
1b 34 Ellen hoch, umgeben; das Haus mit dem
ngghar) war bedacht, aber von Stämmen des Sals
oren rohusta) getragen, bie Wände mit Bambusı
nat. Das Ranghagbar, ein Badfteingebäube,
'abja bazu, darin dem Publicum, zur Schau zu figen$
ser Tempel, ganz von Kupfer, fand. bafelbft, in wel⸗
uögöge Chung feine Nefidenz hatte, beffen Euttus
heim gehalten wird. Im Süpoften diefer Capitäle,
Togereiſen von Ghergong, liegt ber Berg Teji=
Waͤldern, welcher zum Verwahrfam aller Pringen
nuſes, bie niche Söhne bes regierenden Königs felbft
ie dahin erilirt werden. Ihre Zahl war früher fehe
ie bat durch ihre Fluchten in die Nachbarländer, bie
mon Bewachung, welche am ben brei *5*
„Dolaka kuriya und Kukuraſchoya, die nur
u. häufig Statt finden, fehr abgenommen; oft
nn mit Parteiungen zutuͤck, um ihte Anſpruͤche auf
1 dee Hemath durchzuſeten. Es find nämlich alle
ıhfommen Rudra Singhas fuceeffionsfähig, und
oiche Tungkhungipaz nur irgend ein Makel am
Rarbe, ſelbſt ſchon eine Podengrube machen unfähig
Daher nichts bequemer, für jene ränkefüchtigen
18 diejenigen Pringen, die man nicht zum Throne ges
will, durch Berftümmelung an Nafe und Ohr, oder
te Meife ihres angebornen Nechtes zu berauben: Der
einz kann dem Verſtuͤmmelten nicht entriſſen werden,
erhalten wieder Succeſſionofaͤhigkeit. Ununter⸗
—** am Hofe find die Folgen dieſer Barbatei.
1, einige Meilen’ weiter im Weſten, ift, feit der Re⸗
‚buch Gaurinath Radja erſt zur Reſidenz ge⸗
Ku u
lamilton Accoont of Akam Ro, p. 20.
N} e )igitized by
—
320 .: Hach-Aflen. IV. Abſchnitt. 6. 76.
Die Unterabsheilungen von Kamrup find Pergun
‚wie fie. financtell zur Zeit der Mongolen Prinzen organi|
zen, find. fie es auch unter dem Afams Gouvernement gel
jedes Pergunnah wird mit feinen Abgaben auf 5 Zahre t
tet. Cs find 13 am Norbufer, 4 am Sübufer, die zuf
dem Schatze 3000 Rupies eindringen. Vor der Inſut
dee Mahamaris foll nicht ganz Z des Landes durch
Süumpfe, Wälder, Berge wuͤſte gelegen haben, und nı
übrige, etwas mehr als 7, bebaut gewefen ſeyn, mit 80,0(
pike, deren Einkünfte der König befaß.
Der Gouverneur von Kamrup hält 6 N
baten, jede zu 60 bis 100 Mann, aus verfchiebenen Völker
Kaften, und noch 2 andere dazu. Etwa 100 Mann fir
dern Weften Hindoflans geworben, und erhalten ihren €
Geld. . Die Eingebornen erhalten Land zum Anbau für ih
milie, und monatlich 2 Rupies Sol. Baldi Singh:
Subohdar, d. i. Commandeur der Truppen, erercirte |
Jahre 1809, nach Eucopäifcher Art.
: Auch die Eleineen Radjas von Kamrup fichen noch ir
felben Verhältniffen, wie zue Miongolenzeit, mit Jurisdict
ihren Territorien, doch nicht bis zum Rechte über Leben un
Zur Zeit 1809 wurden deren 11 Reguli namhaft gemacht,
Verhaͤltniſſe ſehr mannichfaltig find,
1) Der Rana von Baraduyar wohnt zu Bhogr
Tagereiſen in S. W. von Gohati, iſt ein Garo von Hert
auch Fößt fein Zerritorium an die Gebirge der freien Gare
ihn. als ihr Oberhaupt betrachten. Nur für fein Zerricoriu
Tieflande, am nörblihen Fuß der Saro: Berge, zahlt er
Tribut an Afam. In feiner Zurisdiction Liegt der SMc
Kurturtya, wohin die freien Garos ihr Salz bringer
fie zu Rajhat in Jaintiya und zu Laur (oder Laour
Gebiete Srihatta (d. i. Sylhet der Briten), einhandeln.
Weg, den fie von Laur zu nehmen haben, geht durch das
ritorium eines Garo⸗Chef's, genannt Koiram, das an
fangga (Sufung b. Rennell) ſtoͤßt. Im Welt ftöge
ram an das Territorium des Saneswara Radja (Ge
bei Rennell), ber ein Neffe des Radia von Koropivari
rpbary bei Rennell) if.
2) Dee Rana von Bholagram iſt von Herkomme
Meſch (ein Tribus der Kotch).
I. DR-Or., Unter-Afam, Kamrup, 321
Nana von Malrapur fige zwiſchen 1 und 2,
anavon Pantam.
Rabja von Lukidupar. Sein Terrltorlum im
obati, am Kallaſi (Koilafee b. Arromfm.),
unter ben genannten, grenzt an bie freien Garos,
‚an den Brahmaputra; zur Zeit Mr. Woods (1808),
—8 Chamoriya (am Mordufer?) ufurpiet,
aro Familie, aber Brahman geworden; feine Ren
ei, am Ufer des Kailafi. !
Rana von Bongram, nebft dem von dan.
W. an Bengalen grenzend. |
Nana von Vagaduyar ein Garo,
Rana Beltolya, von einer Kutch Familie (f.
1, 166), leiter fein Geſchlecht von Shiva ab, und iſt
3 feine Reſidenz Beltofi Gelletollah) liegt nicht
n von Gohati.
Rana von Dumuriya (Demuru auf Hort:
ın Atlas nach dem neuen Survey, am Sübufer des
[uffes) Lebt jenſeit des vorigen, gegen die Garo⸗Ber⸗
Ibft ein Garo, und foll ein Zauberer feyn, der
zu töbten ober naͤrriſch zu machen weiß; daher if
Hirt,
e Raniduyar Nadja bat fein Stammland ion
ı Gopati, am Fuß der Garo-Bergez feine Ne:
Moghurreeah (auf Arrowſmiths Karte, bie meuere
eicht nicht fo weit) ſeyn. Während der Mahamari
| IE als Ufurpator, Ländereien im MWeften von Gos
N tra an fih. Er ift von Geburt ein Garo,
Biſhnulehre angenommen. Pamohi foll, nad
Marktort ſeyn, zu welchem die Garos fich einfins
Im ihre Beute zu theilen. Er hat bie Verpfliche
Rönige von Afam die Arbeiter von 621 Payiks zu
re an ihn betragen 6000 Rupies an Werth.
Garos, im Kriege an Afam Hülfsvölker ſtel⸗
nem ganzen Lande find nur 2000 Ader Landes, das
3 morhwenbig find, um jene 5000 Rupies zu den Ge⸗
getoh "Seine größten Einkünfte erhält er von
7 Garos, die feine Marktorte befuchen. Sie zabs
je Abgaben, aber Geſchenke. Er giebt ihmen jährlich
Feft, Mezu 5000 bis 6000 Garos eingeladen werden.
umbe IV. *
—
nnd 2—0——
A une
“4 |
322 Hod -Aflen. IV. Abföhnise. $. 76:
Reber bringt zum Geſchenk ein baummollen Kieid, 4 Mu
Merth, wovon bee Radja, nach den Seftauslagen, einen (
von 15000 Rupied an Werth übrig behält. Im Kriege |
Garos feine Teuppenz er muß fie jeboch fpeifen.
Da die Garos weit tapferer find als ‚die jegigen A
fen, fo hat diefee Madja von den Mahamaris, wähı
zer Verwüflungsperiode im Lande, gar nichts gelitten. A
her genannten Territorien liegen an ber Sübdfeite des
——
10) Der Radja von Dorong iſt dee. einzige dieſe
on bee Nordſeite des Brahmaputra; er iſt der bedeu
ber am meiften Fefpectiste. In Alam wird ee Roc ($
genannt, da fein Ziel Rafbongſi nicht anerkannt ij
Kette im Kriege 6000 Mann Truppen zum Afam Heere.
Samilie iſt in 2 Zweige getheilt, deren jebe 3000 .Papik ı
nem Verbrauch beſttzt; in dem ganzen Territorium find
Meiereien, jede zu nicht Vollen 14 Ader Land, Nach bei
des neuen Survey von Horsburg, zieht fidy dies reichber
und flarfbebaute Territorium voR Ortſchaften im N.D. vor
bath,. um das Nordweftende der Kulung Aue herur
wich im N.W. von Bijni (f. oben ©. 169), im N. u
von Bhutan umgrenzt, welches hier nahe an das Nor
bes Brahmaputra herabreicht. Gegenwärtig, bemer
Hamilton 519), reicht das Territorium von Afam uͤbe
nirgends mehr, weder hier in der Weſt-, noch in der Dice
vinz, bi6 an die Nordgebirge hinanz denn ber .
Radja von Bhutan hat auf alles Territorium; das
Bergkette, bie ihm gehört, grenzt, ebenfalls Befchlag gelegt
iſt aber erft eine neuere Ufurpation, und feitdem, meint er
nen auch erft die Nordvoͤlker Im öftlichen ober Ober: Afar
Kampo Bhoteas, die Miris und Dophlas, von
gleich die Rede feyn wird, abgefallen zu ſeyn (wie halten
daß dies Band ſchon feit der Periode der neuen Afam-Dp
aus obigen Gründen, ſ. ©.307 u. f. ſich gelöft hatte). Auf
Fall herrſcht an dieſen Nordgrenzen, wie auch an den
lichen, viel Willkuͤr, und von der gewaffneten Hand de
bieg6:Reguli werden nicht ſelten die Ueberfaͤlle gemacht mı
Abgaben eingetrieben, wo es nur geht.
#10) Fr. Hamikon Account of Asam 1, c. p. 227.
L, 11. OR-©r., Dber-Afam, Sodiya. 323
ebproving Charidmar, melde im Oſten an Dos
und am Nordufer des Brahmaputra durch Mittel
st, wovon fon einmal oben die Rede war (f. oben
heine im demfelben Zuftande der Willküt fi) zu ber
wird zwar vom Könige beherefcht, wahrſcheinlich
genannte zwei Bora Burya, Lönigliche Beamte
316 , aber auch ins befondere von drei Eriegerifchen
Sbefs, welche noch außerdem beliebig Tribut eintreks
deei beberefchen die Völker der Kampo Bhus
je bie hoͤchſten Gebirge der Mordketten (wol bie
n Hoch⸗ Bhutans?) betvohnen, ferner die Miris,
18, bie auf den niedern Bergen haufen (f. unten),
m Painen, und bie der Dophlaß, welche die dbris
Morberge und die Thalebene beſetzt haben, Diefes
ht bekannte Charidiwar, foll 13 Zagerelfen lange
Weſt nah Oſt ſich ausdehmenz es iſt der Leder
een Aſam.
er⸗Afam, Sediya oder Sodinag der vollſtäam
8 dritten Gouvernements iſt Sodiya Khaoya
(Sediya nad der Mongoliſchen Schreibart, Sus
&burgh Ind. Aul.), Es nimmt im Dften des eigent:
die obere Thalftufe bes Brabmaputra ein,
in dad aͤußetſte Dftende des Reiches Aſam fi auss
erften Periode des Einfaus von Khuntat,
amiltom, möge der dortige Gouverneur feine Hect⸗
lben (f. oben ©, 307), Seine Nefidenz iſt zu So⸗
mdilmagar, wo der Gott Krifhna eine Schlacht
——— (?) gehabt haben fol, Sodiha ſoll
m Oſt der Refideng Sorbat liegen; ihm nahe im
tronge Fluß, der das Volk der Abor im Oft
tigt) Bon den Afamefen im Welten fcheide, Im
5er Hamilton, daf er von diefer feenften Pros
ges genaue habe erfahren können. Der Brah⸗
m jedoch ſchon ganz richtig, daß ſich die Provinz
Imafunda ausdehne, bis dahin, mo ſich diefer
m mörblichen Gebirge herabflürze, und daß die mei
gen Cinwohner zu den unabhängigen Voͤlkerſtaͤmmen
-
milton Account of Asım 1. e. y. 226 220.
| *2
⸗
324 Hoch⸗ An IV. Abſchnitt. $. 76.
dr Miris, Dophlas und Kampos gehörten. 7
deud des Brahmakund iſt aber erft durch die neue
deckungen verftändlic geworden. Das Gouvernement \
biya ift jedoch, nach) Hamilton Erkundigung , die klein
Provinzen, welche nur die Hälfte von Kamrup enthäl
ſtens gab der Brahmane die Größe von Kameup zı
von Mittels Afam zu „;, die von Sodiya zu -% de
Koͤnigreichs an. Der Radja Brajanath feste bie J
auf die nördliche ober rechte Seite bes dortigen Brah
die Kamti auf bie füdliche ober Linke Seite deſſel—
jenfeit der Grenze von Afam, wie es fih auch heute n
verhält. Kleinere Gouvernements in dieſer Oſtprovinz
nur zur Belchügung der Grenze eingerichtet zu feyn. 2
fchritt der Kenntnig gegen Dften haben erſt die neuefl
benheiten des Birmanenkrieges herbeigeführt.
5, Probducte, Gewerbe, Handel und Bewohr
Aſam; Sortfegung bes vorigen.
Bon den Naturproducten bed Landes iſt wol
das wenigſte befannt,
Mineralien. Soldfanb 521) wird aus dem amı
des Dhunſiri (Donhirh) Fluſſes, nahe feiner Ein
zum Brahmaputra, durch Wafchen gewonnen. Der S
ſchaͤftigt dort in der Mine, die Pakerguri heißt, an
beiter, Sondhani genannt, die unter dem Comma
Aſameſen ſtehen. Im Asmine Monat (d. i. vom 1
bis 15. Oct.) fangen fie an zu arbeiten; ihr Gewinn
Rupies Gewicht Gold ſtaub, die Bezahlung gefchieht t
weifung von Land zum Anbau; ber jährliche Gewinn
Kronſchatz beträgt etwa 18000 Sicca Rupies. Eine 9
wicht Goldſtaub iſt gleich 12 Rupies Silber. Das G
legirt, in kleine Kugeln gegoſſen, die man in Goalpa
11 Sicca Rupies für ein Gewicht der Aſameſiſchen R:
fest. Eifen wird im S.W. von Jorhat, eine Tage
im Zertitorium Doyaing gewonnen, und von ba
ganze Land damit verfchen.
Satz ift das dritte Hauptmineralz. die hedeutenbfie
minen liegen in Sodiya, die im Sal an Krieges ı
621) Fr. Hamilton Aceonnt of Asam I. c. p. 234,
l., HI. Oſt⸗Or., Afam, Produete. 325
Zuflucht für das ganze Land abgeben, aber doch
d find. Der Mohonghat Boruva, als Bes
Inſpection; fie bringen jährlid, der Krone 40,000
6 wird aus einer Salzſole gewonnen, für bie
raͤbt, in denen man das Waffer abbampft, und
zambusroͤhren zur Refidenz zum Verkauf verführt.
ı find verpachtet, das Salz iſt beffer als das Benz
: a Preis (die ſpaͤtern Briten berichten hier⸗
e Reis?) iſt das Hauptgewaͤchs in ar am;
Salidham, der verpflanze wirb, macht 4 alles
z de Sommerreid, Ahudhan, unb ber
bes Niederlandes Uribhan, nebft Fruͤhtings⸗
han, geben mit jenem bie allgemeinfte Nahrung,
efte, Hirſe werben nur fehr wenig gebaut,
ine Art Senf, iſt das zweite Hauptproduct ber
wes liefert das Det ale Hauptſpeiſe; von Seſa⸗
wenig eultivirt.
zewaͤch ſe machen «ine dritte Hauptſpeiſe aus:
raseolus max) iſt die gemeinſte Rahrung; eben ſo
as. minimus Rumph) 3; Kolamas (Lathyrus sa-
ta mas (Pisum arvense) die Erbfe und Mohu
ens) die Linſe Garo mas (Cytisus cajan) wird
ur Erzielung des Lat Inſectes, nebft andern
emfelben Zwei. Der ſchwarze Pfeffer wird
m gebaut, aber nur wenig nah Bengalen aus:
wie das Betelblatt in Bengalen gezogen werben.
Nfefffer, und eine andere Art, Ehont, wich
nen. Außerdem: werben genannt: Ingwer, Tur-
n, Zwiebelarten; an ſauern Gewürzen: Tama⸗
engga- (Dillenia speciosa), Amra (Spondias
‚avi (fPesinkara Hort. Malab.), Kamrangga
nbola), und zweierlei Arten Thaikol, die größte
Bara, und Kujt (Gäreinia pedunculata im bos
n zu Caleutta).
noch fehr viel Tabak, Betelr Nuß⸗ Palme,
kel gebaut und fehr far verbraucht wird; Zuk⸗
llgemeines Nahrungsmittel friſch gegeflen, oder der
iton Account of Asam I. o. p. 243— 245.
[) mr,
[ } ln De mus pi Fu
⁊
—. "2 =
ne —
—
— nur
326 Hoch · Afen. IV, Abſchain. 8. 76.
ausgeyreßte Saft genoſſen, ohne jedoch Zucker daraus zu I
Cocos⸗Nuͤſſe gewinnt man nur ſehr ſparſam, Palnım
reitet man gas nicht. Kuͤchengewaͤch ſe in den Gärten
Bengalen; ſehr viele Drangen und Pommgranaten. 9
wolle wird zwar von ben Bergvoͤlkern gebaut, aber wi
braucht. Crotolaria juncea und Corchorus- werben geba
Fiſcher brauchen zu ihren Regen und Geflechten aber mei
De Rilke, d. 1. Urtica nivea W. —
Thierreich. An Hausthieren fcheint Afam nicht fi
gu ſeyn; ber gemeine Ochſe (ob der Indiſche Zebu?
in Kamrup, wie der Büffel im eigentlichen Afam, al
fie. Schaafe find fehr fparfam, Biegen find gan
Dferbe giebt es nur fehr wenige, Efel gar nichtz a
Kameel ſcheint hier völlig unbelannt. Von wilden Thie:
“Ber den zahlreichen wilden Büffeln und Eiephanten in dei
dusdickichten, werben Feine genannt, obwol dergleichen in
kaum fehlen können, Eine der nüglichften Zhierarten
der Seidenwurm 52), welcher nicht nur ben Hauptf
Kleidung des ganzen Afamefen Volks barbietet, fondern a
ein Hauptproduct zur Ausfuhr. Fr. Hamilton nennt 4
dene Arten, Dee Sezjdenwurm, welher fih vom Di
Maulbeerbaumes nährt, iſt ber am tenigfien ve
Die zweite Art auf einem Laurus, Muga genannt, ift
meinfte, Diefer Lorbeer wird gepflegt und gepfropft; bir
naͤhrt fi von defien Blatt. Das Inſect, fagt man, foll
fepn, wie Zafar (Seidenwurm) in Bengalen. Die
iſt aber fo ſehr davon verſchieden, daß Sr, Hamilton
einen Irtthum hält, Dan hält zweimal Ernte; die im
bes Kartik, d, 1. ber trodinen Jahreszeit, gewonnene €
voth, die am Ende bes Jaiſhta, d. i. des Frühlings,
nene, iſt weiß, und fol die befte fepyn, Die dritte Ar
danggori, kommt von einem Baume (?), und gilt als
zuͤglichſte von allen, Die vierte Art, Erenbi, wird
nem Ricinus gewonnen, wie in Bengalen, 5, B. zu Rı
pur, und ift fehr gemein, Aſam ift alfo ein wahres |
Seidenproduction, bie hier einbeimifch iſt wie ii
galten, Dinters sndien und China,
| stern j
698) Pr, Hamilton Acconnt of Asam I 0, pı 845,
wal.,/ Lil. Oft-Ör., Afam, Gewerde. 327
rebe 24). . Obwol die Induſtrie der Afamefen Im Alte
che gering zu. fen ſcheint, fo iſt doch das Weben
22 ganz allgemein, ba drel Viertheile der Eine
Bandes in Seide gekleidet gehen. Es iſt das Ge
Beiber, durch alle Eaften und Stände von der Könie
165 jebe Familie verfpinnt und verwebt den eigenen
a5 eobe Seide wird nur wenig verkauft, Die Seis
—* in ſechſerlei verſchiedenen Breiten und Groͤßen
d auf vielerlei Weiſe; von zweierlei groͤbern Sorten
anches ausgeführt. ‚Die Baumwollenweber find
- Sogis und Jolas, Männer und Weiber. Dee
ed faſt nur zu Tutbanen und Halstüchern verbraucht ;
volle wirb viel ausgeführt. Die Weber färben auch
3 befonbere Färber giebt es im Lande nicht,
stallarbeiter find nicht ſehr jahleeih, Die ge»
Hfenfhmiede, welhe bie Pflugfhaacen, Haden,
uf. w. für das Volk fehr roh arbeiten, finden
erall; bie Schloffer, welche feinere Arbeiten liefern,
heilige Opfermeffer, Gewehre, find erſt von ber Kar
e eingeführt, und gehören zu ben Neuerungen; bie
narbeiter gehören zu den Kolitas und ben Kutch.
inferfhmiebe, die ſeht geſchickt feyn follen, find
en, fondern Kolitas, und die Goldfchmiebe im
neiftentbeild Kolitas, denen man das Metall ſelbſt
liefert, und den Lohn vom leberreft des zu vers
dein Dietalles zahlt.
(hneiber und Steinfchleifer find in Afam
idt; auch Drechsler aus Büffelhorn und Elfen—
ie Arbeiten liefern, Die Zöpfer (Horitas) ken⸗
ſcheibe noch nicht. Die Zimmerleute find vom
andern Zribus; Balkenhaͤuſet und Schiffsbodte vers
au gimmern. Aus allen Gaften giebt es im Lande
Renge bon Bearbeiten bes Bambusrohre, bas
ifte Anwendung erleidet; auh Mattenflehter
derbreiteted Gewerbe, zumal von einer Act Tha⸗
la (Aeschynomene diflusa nad) Sr, Hamilton) u. a.;
——— Arbeiter dieſer Art ſollen, wie einige an-
ſifs· Künſtlet ſeyn. Die Oelberelter haben
mißlon Acoount of Asam I. c. p. 245 — 249.
'urw
"7
ä
328 Hoch⸗ Aſen. IV. Abſchaitt. $. 76.
auch ein ſehr allgemein verbreitetes Geſchaͤft. Dagegen
in ganz Aſam keine Schlaͤchter, keine Baͤcker, keir
fituriers, wie in Indien, keine Schneider, kaum
flerz denn wer Schuhe tragen will muß bazu erft dir
Erlaubniß des Könige einholen, ber biefe nur felten al
befonderer Gnade ertheilt. Daher giebt es nur in ber
einige Schuhmacher aus Bengalen, bie ihre Waare vorr
ben, die aber nur zum größten Luxus der Vornehmen g
den Barbieren geben ſich nur die Kolitas und Kucdh |
Handarbeiter find fehe ſelten, fie werden mit Ger
nem Theil der Ernte bezahlt, bie fie einbringen heifen
muß der größere Theil der Familien das Land felbft t
das fie befigen. Die VBereitung von Butter und 8
gänzlich unbekannt.
Wer Sclaven halten kann, bedient ſich ihrer zu
alle Domeftiten in Alam find Sclaven, fie find fehe
Einige werden auch ausgeführt, als Waare, nad) Benge
ſtentheils die Kinder der Buhlerinnen, Die Mädchen wı
12 bis 15 Rupies bezahlt, ein Kutch Knabe koſtet
Markte 25 Rupies; ein Kolita Knabe das doppelte.
ven von unreinen Caſte verkauft man an die Garot
nah Nora verhandeln follen, von wo bie meillen w
Ava transportirt werben.
Handet52). Diefer kann unter fothen Umftänb
nem ringe von. hohen Gebirgen und rohen Voͤlkerſchaf
ſchloſſenem Lande nicht von Bedeutung ſeyn. Nur vor
mit Bengalen erfahren wir einiges. Das Britiſche Gi
land fchide nah Afam ale Hauptprobuct das Salz
für 192,000 Rupie; an Muffelin für 10,000; ar
waaren, Zumelen, Perlen etwa jedes zu 5000 5 geringer t
ift die Einfuhr an Zuder, Korallen, Glaswaaren, Gew
dern, zothen Lebern, Englifhen Wollwaaren, Zaffet, ©:
denzeugen, Gold s und Siberfloffen u. f. w. Aſams
find vorzäglih: Stid Lac (vom Infect Coccus Lacca,
züglich auf Ficus religiosa, Varinga latifolia, Shorea ıı
Bäumen gezogen 2%) wird), 10,000 Mans, an Werth 9:
pies; feidene Zeuge von Muga ber Zen Art fi
#36) Fr. Hamilton Account of Asanı 1. c. p. 232.
the Lac Insect in Statistical Account of the Rangpore
Fr. Buehaman Dr. in Asiatie. Journ. Vol. XIX. 1825, p
imal,, III. Oſt⸗Gr., Aſam, Handel 329
he Seide berfelben Art für 11,350 Rup.z Baum:
et dem Samen 35000 Rup.; Senffamen für
p. Außerdem (hwarger Pfeffer, Hot, Elfenbein
Zur Berreibung dieſes Verkehrs mit Bengalen ſchlug
itton im I. 1809 vor, zu Goalpara ein Magazin
ollhaus anzulegen, um auf bem natürlihften Eins
den Verkehr zu begümftigen, der bis dahin nuc im
ben Befis einiger Afamefen war, die von ihren Mos
ein ben Gewinn sogen, bie Preife ungemein erhöhten
bfaß hinderten. In Solalphat (bas Fr. Hamils
entiſch mit Sewlaul Chodeny hält, f. ob, &. 203)
aputea war damals auf bee Grenze zwifchen Kamrup
proper ein Bollhaus fire die Maaren, bie weiter aufs
n folltenz; biefer Zoll war an eine Boruya Familie
Rupies verpadhtet. Eben: fo war zu Roha, oder
t Rulung: Fluß ein dergleichen Tranfito Zoll; des⸗
Dorong Bata Kutchl, eine halbe Stunde vom
8 Brahmaputra am Monggol Doho Fluß, ber
es verpachtet war.
dem Verkehr von Afam mit Bhutan hatte ein Was
9a bie Infpection, befjen Refidenz zu Simlpavarl,
im Norden ber Wohnung des Dorong Rabja (f. ob.
Diefer zahlte nur Gefchenke an den König. Alle Bor
anbelöleute von Bhutan, die Diener des Deva Nadja
S. 168), müfjen zuerſt nah Simlya gehen, wo fie
‚ um über Afams Grenze Eingang zu finden;
jen fie mit ihren Waaren nad dem Marktorte Haju,
orden von Gohati liegt. (Meder Simlya noch
d auf dem Hodsfonfhen Indian. Atlas des
wey angegeben,) Das Vorruͤcken der Macht bes Des
| von Bhutan gegen den Süden fhreibt Fe. Hamils
Schwäche des Afamefen Gouvernentents zu. Kach ha⸗
), und andere rohe Tribus, bewohnen das Grenzgebiet
fam und Bhutan; Vijni (Bisni) fey die Greny
wiſchen beiden Meichen, welche von Bhutan fehr milde
verbe. (Die Route von da nad Bhutan haben wir
jeben, f. &. 168— 171.) Den Handelewerth zwiſchen
ai ‚sad man (1809) 2”) auf 200,000 Rupies am,
Hämilion Ateotnt of Asam 1: & 9: 200
330 HahrAfer. IV. Abſchaltt. 5. 76.
Erporten nad Bhutan find vorzuͤglich Stic Laer,
Seſide, Zeuge und gedoͤrrte Fiſche. Impoert
Bhutan nach Aſam: Wollzeuge, Goldſtaub,
Moſchus, Chineſiſche Seidenzeuge, Pferde
ſchweife (Chamor Choungri). Me
Bewohner von Afam, nah Caſten und Stäm
Vei dem gänzfihen Mangel an Sprachforſchung
die Bewohner Aſams, und den ſehr verſchiedena
fewol einheimifhen als eingewanderten Volk:
men, zje bei dem Einbringen bee Brahminer
trin, wodurch auch bie Zerfpaltung in Caſten
Nepal, ob. ©. 117 u. f.) immer mehr und mehr Rau
leicht fhon in fehe fruͤheſter Zeit (f. ob. S. 87, 71,
insbefondere aber unter der jüngften Radja⸗Dynaſtie,
wodurd) die allgemeine Annahme, baß bei Afamefen keine
Antheiling Statt finde, fhon mancherlei Meobificatione
faffen ſich nod) keine beflimmteren und genaueren Angal
die fo große Mannichfaltigkeit ber Population
erwarten. Da fogar die Verwirrung, Vermiſchung, Ber
nerung der bortigen Populationsvechälmifie, feit Sr. $
nans Sammlungen noch zugenommen, und bie Unterf
ohne neue gründliche Beobachtung, immer fdhreieriger ge
fo führen wir die damalige Mannichfaltigkeit der
ben (von 1808— 1809) 52°), went fie auch nicht befriebi,
nannt werden kann, doch ber, Reihe nad) Hier auf, als
tinzigen über die Ethnographie Afams, Über deſſen
barvolker nur duch die neuern Beodochtungen meh
ben ift.
Afamefen machen durchaus nicht. die. Hauptbev:
hı Alam aus, fie nehmen der Zahl nad) erfi ben vierte:
en, wenn fie auch als Herrſcher die erſte Stelle bei
sie Dom’s find im Lande am zahlreichſten; nad ih:
stolitas und Kutch; nun erfl‘ folgen die Afam, bi
Kepot, endlich die Chutiya, die im Oſten von Kolipabı
nen, und fi in Hindu und Afam theilen follen,
Die Dom’s, oder Nodipals, find über ganz Ka
ımb Asam proper verbreitet; eine Colonie von ihnen
#8r) Pr, Hamilton Accoums of. Asam |, c; p. 238 — 243.
N
9— IL Oſt⸗Ox., Aſam, Bewohner. 331
a angrfiebelt, deren Sitten ben andern gleidyen fols
‚te erfähren von ihmen nichts beſonderes. Od fie ihr
werwandten in Kamaum (f. Afien Bd. Il. &. 1044)
eſchlechte mach verwandte find? und ob fie etwa zu
(6 der Magars Im Nepalefifhen (f. oben &. 20) und
sigimer-jener Bergzlige gehören? wird uns nicht tweis
Sie werden auch bier zu den Unreimen gerechnet}
ellion der Mahamari, die Captain Weifb zu
#309, waren die ftechſten der zuruͤckgeſchlagenen unter
m die Dom’s.
olitas und Kutch, in: Mittel: und Unter» Afam;
eich gahteeih. Sie treiben alle Arten von Gewerbe
3 unter beiden find bie meilten HDanbwerfer in
verheirathen ſich gegenfeitig, führen aber mit ihren
Mleckeres Leben. Die Kolitas fpreden das Benz
ben die Sitten der reinem Hindu, find fehr fireng in
> effen und teinken; bei den Brahmanen gelten fie
udtas. Ihre Phyſiognomie ift weniger marquirt, al®
hr ba fie fi mehr der Chinefifhen Geſichtsbildung
iefe berfelben haben fi) aud) im Nanggapur Difttiet
arten Bengalens angefirdbeit. Diejenigen, welche leſen
ben Kapagthas genannt, und find religiöfe Führer
ie bie. Unliteraten, und für viele dee Kurth. Die
en einen Grad tiefer als diefe Kolitasz fie find
amrup zu Haus, am bäufigften in Dorong, was
das nähfte Grenzland der Kuth- Stämme
Hanbes von Bhutan ift,
fam$, ober Aham, maden bie Hauptbevölferung
und im obern Afam aus, die Kampos, Miris
as im letztern abgerechnet; fie find die Beherrſcher
> Die Hegitimen Abfömmlinge, Khuntai’s,
‚alle obern Würden im Lande; fie machen den Adel
ollen (1809) 26 Familien diefer Art feyn: 2 Dangs
‚A Dupara,d Dibinggas 1 Labon, 1 Son:
20. Hatimuriyas. Der andere Theil der Afam
ol die Nachkommenſchaft der itlegitimem Art diefer
ons Gewiß ſind ihrer fehr viele audh Abkoͤmm⸗
Teuppen und: Diener, weiche ben Eroberer Khuntat,
imivater des jegigen Rönigshaufes begleiteten. Diefe
nge follın bel ihrem Einzuge Feine Weiber gehabt, fon:
zedb
R Digiti *
332 Hehe Men. IV. Abſchuitt. $.76:-
dern ſich erſt mie ba: Vöchteen des Landes verbunden
Daher leitet man: aud) die häufigen Verfchwoͤrungen di
Könige mit den Familien der denachbarten Prinzen bei
felt dee Einführung ber Gaften befchränten fi bie Afa
in ihren Ehen untereinander. Alle haben ſeitdem bie
che der Bengalis angenommen, als Umgangefprache,
effen fie. auch Bein Rinbfleifh mehr. Drei Viertheile
ben, fagt Sr. Hamilton, find. Anhänger ber Hindu⸗
nach der Lehre des Madhava Acharya, geworben; m
Viertheil von Ihnen bat keine andere Prieſter als
bhaings, und iſt beim alten Glauben. an dem: (
mesgögen geblieben. Deodhainge heißen nämlich
koͤmmlinge der Prieſter des Khuntatz ihre Zahl iſt nı
auf 20 Männer mit Weibern und Kindern reducirt. Ih
haupt, Deodhaing Boruya, beforgt ben Dienft beim |
Goͤtzen, hat ale Auszeihnung koͤnigliche Inſignken, naͤm
Schwerdt Hyangbdang und ben geheiligten Federbufch
S. 318). Sie bewahren ihre eigene Sprache und We
und machen ans ihrem Cultus ein Geheimniß, haben a
vieles vom Viſhnucultus ie und fichen bein
in großem Reſpect.
Die frühen Deahminenlehrer find in der fpätern Ze
bie Rarhi Brahminen, die man aus Bengalen alt
Männer zu Gurus an den Hof bes Königs berief, v
worden. Zwei Männer aus ihrer Caſte erhielten ſeitde
begunftigte, da6 Monopol des Alleinhandels zwifchen Af
Bengalen; fo wiffen alfo auch hier, wie in Mecca, und
ſolche Heilige, die iedifchen mit den himmliſchen Vorth
Merbindung zu fegen. Die erften geifligen Rathgeber a
gu Aſam, und feine Priefter, dee Guru, d. i. der Brahı
und ber Purohit, d. 1. der Chunglehre, follen in ihrer -
getchete Männer feyn. Auch Brahm anen, bie aus $
kubja (Canodge am Ganges) nah Afam, auf Berar
eines Kutch Radja eingewandert find, und, weil fie ſich ni
durch Heirathsverbindungen aus ihrer Heimath, in volle
heit erhalten konnten, ſondern mit dem Töchtern des Land
neuen Wohnſitzes vermiſchten, ſich Aſameſen nennen laffı
Burus des Volks der Aſameſen geworden. Auch Many
rupi Vaidika Brahmanen, meiſt von der Biſhnu
find in. Aſam; es ſollen unser ihnen gelehrte Maͤnner ſey
imal., Il. Oſt· Or., Aſam, Aſameſen. 333
mehrere Chauvarie, d.1. Schulen. Einige von
n ſich ſelbſt zu niedern Rangorbnungen degradirt, um
zu werden, umb die unreinen Stämme belehren
‚eine Entwuͤrdigung, oder vielmehr Demuth, zu tele
ngalen niemals cin Beifpiel befannt ift.
ehrer bet Vifbnu:Diener, b. i. ber meiften, welche
igion anhahmen , heißen Mahajons, und leben in
8, eine Art Miffionen. Sie genießen ein großes Ans
cher beefelben zählt an 10,000 bis 15,000 Beichtfinder,
en Dienften bereit fliehen. Ihr Geſchaͤft ift in ihren
bi Im Fall der Vacanzen ernennt ber König
Brahminen einen Vicarius, der nun für feine ganze
die Welt, feine Weiber und Familie zurüdtäft, ſich
Schuͤler begiebt, die aus dem verfchiedenen Voͤlkern
Kolitas, Kutch und andern befichen. In Kameup
bamiltom6 folhersChhatras auf, in Asam. pro-
ſeiſt von ——— Brahmanen, aber auch von Kolitas
giebt es ne Wattfahrtsorte im Lande Afam
nbupilgerz; zumal find «6 bie Tempel, deren beruͤhm⸗
ide find: 1) zu Kamakhya, oder Kamakſhia,
Mamens fteht in S.W. von Gohati, einer am Oft:
ulung Aue, und einer in ber Nähe von Sodiyaz
'athya #29) (ob? von Kamas, Liebeegott ber Hindus)
fe allgemeine Schußgöttin von Afam betrachtet. 2) Zu
(2); 8) gu Gohbati; 4) zu Koliyaber in Asam
) zu Dikkor bafini in Sobiya.
biefen werben noch einige andere Arten ‚ber Einwoh⸗
1, bie entweder befondere Gaften oder Stämme ſeyn
orüber wir nichts genaues erfahren. Die Heluya
uen dem Ader, gelten als reine, die Keyot, Fifcher,
» fie haben aber nicht, wie die Keyot im Bengalis
ett, ben Jelam angenommen. Die Moriyas, [pre
all, effen aber Nindfleifch, und. trinken berauſchende
‚Bon dem füblichen, benachbarten Gebirgsvolfe bet
viele Gonvertiten ‚der Hindus in Afamz fie
gern zu ihrer unreinen ——— — *
wett una a ie ah Me
Wilson Documents illustr. of the ke! War.
App c5.
* Digitized by
*
3% | ‚Doheifien. IV. Ubſchnitt. §. 76,
Hiras, Töpfer, find von unreiner Caſte. Die Mai
bier Phulmali genannt, machen künftliche Blumen;
Tänzer und Mufiker, zum Tempeldienſt, ſind eine rein
Die Caſte der Waͤſcher dient nur bei Hof und den :
nen; fie iſt rein. Die Fiſchercaſte bee Chandal ifl
Die Baumtollenweber find erft fpäter eingezogen; «6 fi
gis, Mohammedaner. Ueberhaupt find in Kamrup au
Mohbammedaner aus früherer Zeit, die aber meift n
das Heldenthum zurüdfanten.
Ueber den Juſtiz⸗ und Finanz⸗Zuſtand 60
Aſam erfahren wir zum Schluß noch Folgendes. Alle
chen Beamten verwalten nicht nur die Juſtiz, ſondern
ſich auch das executive Gtiafrecht, mit der Peitſche, obgl
ungeſetzlich iſt; denn die Beſtrafung iſt nur das Bor
obern Beamten und der Radjas. Faſt in allen Streitſac
det Appellation ſtatt, an die drei Provinzialgerichte, de
Bara Bornya, bee Bara Phukon, und der €
Khaopa Gohaing peäfidicen. Dieſe haben freie Gew
Leben und Tod der Verklagten, obne bethalb an den N
gehen. Doc kann das Todesurtheil nicht ohne koͤniglid
vollzogen werden. Beſtechungen find allgemein; daher b
ſpringen der Schuldigen haͤufig. Der Rebelle wird aber
— fein Urtheil ziehe den Tod feiner ganzen Fam
fi, der Eltern, wie der Brüder, Schweſtern, Weiber,
Die Todesſtrafen find das Kehlabfchneiden, Spiefen,
ſchen zwiſchen zwei Gplindern, Berfägen zwiſchen zwei $
das Kiopfen mit — oder zermartern mit gluhent
tem u. ſ. w.
Es giebt nur wenig Räuber und Diebe int Bondı
liche ihnen bie Augen aus, und fchneidet ihnen bie Kı
entzwei, wodurch fie meiſt den Tod finden. Kieinere Di
bie häufig genug ſind, werden fogleich durch bie Peitſche
Schlechter als die Sriminaljuftig tft die der übrigen
bietion beftele. Der bekannte Gebrauch der Gaben u
ſchenke im Orient iſt hier auf den verderblichften Culminatio
getrieben. Wenn der König vom Ader 2 Rupies Abgab
fo often dem Bauer die. Nebengefchente 4 bis B Rupies
3 Mann für ein Papit dem König 14 Rupies als Cr
s22) Fr. Hamilton Account of Asam I. 6. ps 286-238. .
: ‚
DOR-Or., Aſam, Birmanen-Unterjotjung 335
les nur bas menigfte vom dem, was fie überhaupt
v ber weit größere Thell kommt an die Adminiſtra⸗
Geſchenke heifen Bhetisz; fie werden an Fefltagen
? bebeutendfirn an ben lebten Zagen der Monate
nd Pauſh. Jeder Oberbeamte über 1600 Panik,
tere Dffieiant erhält dann feine Geſchenke an Reis,
‚ Del u. ſ. w.
die Nachrichten von Afam, vor deſſen Unterjochung
manenbeere, nad) deren Wertreibung bucch die Bri:
Kunde von Ober: Afam oder Sobiva gegen ——
tert. ne
terjohung Afams burd bie Diemanız
1824; Blemanenkrieg in Aſam und Be—
Aſamé durch bie Briten, 1824 bis 1826.
fadyen Befirebungen ber herfhfüchtigen Birmas
‚ legten Jahrzihenden ihre läftigen Mebenbuhler, die
Indien, im ihrer Ausbreitung gegen ben Dften hin
1, bat durch den für bie Europäer glüdlihen Auss
emanmenfrieges (1824 bie 1826), vielmehr ben
mfluß auf die Trans: Gangetifhen Länder
weitert, und auch das ihnen früher. verfchloffene
glicher gemacht. Seit diefer Zeit ift im Oſten dieſer
fen obere Xhalftufe, von Sodipa an aufwärts,
it werben,
‚S.D, von Afam liegende, dem Afamefifchen Koͤ—
reundete, und im deſſen Nabjas verſchwaͤgerte Muns
Scälüffel von Ava gegen Afam, mie gegen
b bad untere Bengalen) war ſchon, im Jahre 1774,
iemanen König Shembuan:t), von Ava auf,
erjogen und unterjocht worden. Berfchiedene Vers
noch toeiter, ſowol weflmärte, buch die Gobirges
Jar und Jynteah, nah Sylhet und Chittas
| en Bengalifchen Grenzprovingen des Britis
jnielandes vorzubringen, wie norbwärts nad) O ber:
vor 1816, f. oben &. 303) midlangen, zwar ans
E Behorrlichteit machte fi doch * Bu ——
u mr.
Burmese Asini. Jonrnal Vol. XVII 1821,
Digitized by,
k Mn
-;
356 Hoch⸗Aſten. IV. Abſchnict. $ 7&
von Arracan, umd felbft Afam wurde von Ihnen, Iı
4821 dis 1824, unterjocht, die Gebirgsftanten im Suͤ
Alam, Catchar und Jyntrah, wurden zu Unruhe
geist. Das Britifh:Oftindifhe Compagniela
hierdurch an feinen Oſtgrenze überall von einem fur
Felnde bedroht: der Gefahr zuvorzulommen, wurde vom
sal:Souverneur in Indien, am 5. März 1824, der $
den Hof von Ava proclamict, und mit bem bebeutendflei
gefchwaber gegen Rangun und Pegu zur Ser, auch ber
Erieg, aus Bengalen gegen Arracan, Munnipe
Afam begonnen, wodurch die legtere Landſchaft, von
nur allein die Rebe ſeyn kann, bald in die Gewalt bei
kam. Den Biemanen gelang bie Eroberung des bi
noch unabhängig gebliebenen Afam ®32), weil das Lar
die inneren Parteiungen ungemein gefhwädht und entvoͤl
weil aber auch bie alte Methode ber Afamefen, ſich v
Ueberzuͤglern zu befreien, bei den Truppen von Ava n
wendbar war. Durch theuererkaufte Erfahrung hatten |
Gebirgskrieg in bdiefen Landfchaften kunſtvoll zu fi
lernt. Mit jebem Fortfchritt auf fremden Landesgebiet
ten fie ihte Verpallifabirungen, ihre bekannten €
des, und verfahen biefe mit Proviant. Jeder einzelne
jeder Haltplag am Rande von Stromufern oder Ber;
oder fonfligen gefchugten Pofitionen, wurde von ihnen
verſchanzt; fie ruͤckten nicht durch lange Märfche, fonder:
leichten Stationen vor, ſchickten aber immer Recognos
voraus, und trieben auf allen Seiten Proviant'auf mehr
ein, der in die Stodaden gelegt ward. Alle 3 Tagemaͤr
ten fie wieber 3 Tage, und verfhanzten fi) und recogr
Jedem Hauptcorps fchidten fie einen Vortrab auf 1 ode
gemärfche voran, und hinter ber vorberfien, fohnell e
Stodade legten die Nachruͤckenden fogleich eine zweit
an, Die Einrichtung ihrer Stodaben machte biefe viel
voller, als veguläre Sortificationen zu feyn pflegen, man
nen uneinnehmbar zu feyn. Golden Tactikern konnten
gebteren, unkriegeriſch gewordenen, felgen Afamefen nid
ſtehen. „Die Birmanen drangen als Steger. in R:
ein, fie ereihteten überall Stockaden; fie ruͤckten bis ©:
— —
"s32) On Asa in Aslalse: Journ Vol. XVII. 1824, pi 35
: Hhmal,, IL Dfl-Cr., Aſam, Birmanen-Krieg, 337
Weſt Aſam vor, und warfen in biefen feflen Det ein: ſehe ſtarke
Sarifon. Die Briten fanmelten, zu ihrer eigenen Sicherheit,
an der Bengalifchen Grenzprovinz gegen Afam, zu Goyalpara,
ein Grenzcorps; unzählige unglüdliche Aſameſen zetteten fi
auf ige Territorium; man hinberte fie daſelbſt an allen Gegens .
ruͤſtungen tiber ihre Werfolger; denn bee Birmanen General
reſpectirte auf das vollkommenſte bie Britiſche Grenze. Den
Slüchtlingen wurde nur ein Aſyl >>) zugeflanden, Eeine Huͤlfe
gegen ihren Feind. Die:einzige Gegend, wo Afam an Beitifdie
Befigungen angrenst, iſt das Bebiet von Gopalpara am Brabs
maputta; denn das Britifche Territorium des benachbarten Sil⸗
het im Süden, iſt von Aſam gefchieden durch das Gebirgsland
bes Radja von Jynteah, ber in ein Freumbfchaftsbändnig mie
den Briten getreten war, um eine Stuͤtze gegen die anrhdende-
Macht der Birmanen zu gewinnen. Der Mutagul⸗Paß, im
Norden der Stadt Silhet, iſt die Paflage von ba, Über defien
Gebirgeland nah Gohati, in Afamz im Weſten diefer Wer»
bindungsfraße buch Jynteah, die damals erfi genauer bes
kannt werden follte, liegt das Gebirgsland ber independenten -
Garos, innerhalb der Krümmung des Brahmaputra⸗Laufes.
Aber kaum war Anfang März der Kriegslaͤrin geſchlagen,
fo brad ber Beitifche Brigade : General Maemorine von Gos
galpara am Brahmaputra in Afam ein. Das Land war auf
das furchtbarſte verheert und verwuͤſtet, keine Wege führten‘ buch
bie dickſten Wald:, Bambuss, Gebuͤſch⸗ und Sumpfivilduiffe,
in benen man nur Spuren vom Lagern wilder Würfel: und Ele⸗
phantenherrden fand; des Beiſtandes der Afamefen, mo fi
biefe vorfanden, gegen ihren Zobfeind, die Birmanen, waren
bie Beiten aber gewiß. Mehr war die Megenzeit zu fürchten,
vor deren Begian man kaum das Worbringen in Mittel: Afam,
zur Capitale, erwarten konnte, mehr noch Ihe peſtilenzialiſches
Gefolge von Krankheiten für die Fremden. Indeß, wider alles
Erwarten, verließen die Birmanen ihre feſteſten Pofitionen ‚und
zegen fi oſtwaͤrts vor ben Briten zuruͤck. Schon am 2öften
Marz chdten biefe In Bohati ein. Im Adril ging bie Arwma
Bis zur Stadt Nougaong (Noagaong bei Wilfon), wol No.
»:) War with the Burmese 1. s. Auiat. Jourm. Vol, XVII. 1824.
p- 280, 3*) Hor. Hayman Wilson Documents illustrative ef
the Burmese Wat. Calcutte 1827. 4. p. 38.
weitter Gebkunde IV. | 9
338 Hoch⸗Aſten. IV. Abſchnitt. 3. 76.-
gang, f. oben &. 306) am Kulung der Kulung⸗Aue vor,
die 4000 Einwohner haben folltez nur eine Tagereife weiter tm
MD, zu Kalliabar 5), an dem Dftende diefer Aue, fand
man ein gefundere® Clima als in ben Übrigen Stationen. Die
Afamefen:Chefs kamen nebft den Gebirgs⸗Tribus ‚überall
in Aufftand gegen ben Feind. Aus dieſen legtern, die alle auf
Britiſche Seite traten, bildeten biefe Grenz: Commandos,
weiche bei ber natürlichen Kuͤhnheit und Tapferkeit diefer Völker,
nebſt ihrer Gabe dem Peflitenzelima Trotz zu bieten, die treffliche
ſten Dienfte leifteten. Obwol auf der niedrigften Stufe der Bil:
dung, ja vielmehr im größtes Roheit fchienen fie doch weit mehr
Empfänglichleit für Bildung und Fortfchritt zu haben, als bie
Indiſchen Unterthanen der Briten , bei denen ba Caſten⸗we⸗
fen, das bei dieſen Afamefifchen Gebitgetribus noch faſt gar kei⸗
nen Eingang gefunden haben ſoll, jedem Fortfchritte die groͤßten
Hinderniſſe entgegenſtellt.
Zu gleicher Zeit, mit der Eroberung von Rangun an bee
Mündung bed Jrawadi (19. May 1824), war au das weft:
liche Afam, oder Samrup, zu einem Alliirten der Briten ge⸗
worden. Bon ber Grenze Kamrups und Mittel: Afamts,
und dem Brabmaputra, begann nun Lieum. Col. Ri-
hard 36) feine ernauerten Operationen, um den Birmaneın Feind
füdmwärts, gegen Munnipore zu, zurüdzjuwerfen, und durdp
die ihnen feindlich gefinnten Gebirgeflämme der Gebirgs-Na⸗
gas (füblihe Nachbarn von Afam) hindurch zu jagen. Da fie
keine Nachhülfe aus Ava erhielten, und auch zugleich ein Briti⸗
ſches Corps von Silhet gegen Munnipore zog, ſo war zu er⸗
warten, daß fie vom dieſem Im. Ruͤcken ganz abgeſchnitten nid
von den barbariſchen Nagas ihren Erzfeinden gänzlich maſſacrirt
werden wuͤrden. Die Birmanen zogen ſich von Kalliabar
auch, ſuͤdwaͤrts, uͤber Mamgong zuruͤck. Die ſchnellen Korte
ſchritte der Britiſchen Operationen ſetzten den Bura Radja,
den Birmaniſchen Gouverneur von Aſam, in Schrecken; er floh
mit. feinen Leuten in die Gebirge, ließ ‘alle Habe zuruͤck, und
ſelbſt Nogang wurde fo eilig verlaſſen, daß die Briten ihren
Geinden nicht einmal nachfolgen tonnten. Aber-die Capitale von
(
a2) ib. Asiat. Journ. VoL XVIH. 1. c. p- 535.
>) — of ihe. Burmese War, in Haie Jeum: ‚Vol AR,
1825. p. 761. © .
.i..
Himal., III: OR-Br;, Mans, Birmanen-Krieg. 330
Afam, Rungpore 7), behaupteten bie Birmanen noch, wie «6
fcheint, bis gegen Ende des Jahres; die Belagerung ſchien ernſt⸗
haft zw werben; denn bie Stade hatte ſtarke Artillerie und Gars
nifon zu ihrer Vertheibigungs doc «6 kam zur Kapitulation 38)
Im Many. 1825 rückten bie Beitifchen Zeuppen in Ober⸗Aſam
gegen Sobiya vor, wo noch mehrere Gefechte gegen bie Corps
der Birmanen vorfielen, welche ſich hier beſonders damit aufs
hielten, das ganze obere Afam feiner Population au berauben
und als Gefangene in ihre Heimath mit hinuͤber zu ſchleppen.
Auf dem Bori Dihing Flufſe (ſ oben) ſchiffte der Lieutes
nant J. Br. Neufville 29 ſeine Truppen im Juni 1825 ein;
feine Kanonen mußten die Waſſerfaͤlle des Stromes binaufgezos
gen werden. Der Feind wurde zurüdgefhlagen bis Biſa Gaum
(in gleichem Meridian mit Sodipa, unter 27° U N.BE.), und auch
von da mußte er-noch aus 5 Stodaden vertrieben'merden. Da aber
zugleich auch durch Lieutn. Pemberton bie Capitale von Mun⸗
nipore befegt, und fo den Bitmanen jede Communication mit Ava
abgeſchnitten ward, fo half auch dort ihr längerer Widerftand nichts;
fie mußten das Feld den Wiriteg räumen, und als ber Sriedenss
tractat am 24 Gebr. 1826 zu ande kam, enthielt gleich der
erſte Artikel?) die Verzichtleiſtuns des Königs von Ava
auf die Königreihe Afam, Catchar, Jynteah und die Anetken⸗
aung des Rabjathbums von Munnipore, ale fouvrraine Staa⸗
ten. Daß dieſe nun in befreundete Verhaͤltniſſe mit den Briten
traten war natuͤrlich. Dieſen aber verdankt die Erdkunde nicht
unbedeutende Fortſchritte in der Kenntniß aller jener ſuͤblichen
Boͤlkerſchaften und ihrer Territorien Im Suden von
Afam, melde bei ber Unterfuhung Hinter⸗Indiens zur Sprache
kommen, leider aber faſt gar Leine nähere Erörterung der Naturs
und Völker: » Berhättniffe im Norben des Brahmaputras
Stromes, weil der Krieg da nicht hinführte, nämlich gegen die
Kette des Himalaya: Spftemes hin, welche unferer naͤch⸗
fen er zu Gute kommen wuͤrde; deflo mehr aber wol
über Dber=: Afam und ben oberen. Lauf des Brabimas
putra, über Sodipa hinaus, worüber bier das aalpMt
wenn auch nicht Alles befriedigende, Auskunft giebt. |
27) Progrels ete. 1. c. Vol. XX1. 1826. p. 19. es) H. AH, Wil-
son Documents illusteative of he Burmese War Calcutta.1827. 4.
p- 113, MA: * de; Pfogrels I; c. Vol. XXII. 1828. pı 130,
.) ebend. p. 371,
„2
340 Hoch · Mien W. Abſchnitt. §. 76. | \
7. Fortſchritt der Entbedung in Ober: Afam. Ho:
drographie bes obern Brahmaputra⸗ Spflemes,
oder Lohit, des Stromes vom Brahma Kund und
feiner Zuftüffe: Taluka undTaluding die Quellſtroͤme;
rechte Zuflüffe Fiding, Digaru, Kundil, Dikrung,
Dibong, Dihongz linke Zuflüſſe Lung, Tenga Pani,
Roh Dihing, Diburun, Buri Dihing, Difung, Ditho.
Den fo eben bargelegten Begebenheiten, ferner der ungeſaͤum⸗
in Venutzung der guͤnſtigen, ſehr wohlwollenden Stimmung der
Woͤlterſta i me Ober-Aſams, für ihre Wohlthaͤter und Be⸗
freier von ben Grauſamkeiten der Biemanen, und dem fehe werk⸗
shätigen wiſſenſchaftlichen Eifer ber Britiſchen Befehlshaber, ver⸗
dankt die Erdkunde Im kuͤrzeſter Zeit wichtige Fortſchritte Aber
jenen ungemein ſchwerzugaͤnglichen Winkel der Erde, ber oͤhne
ſolche politiſche Begünftigungen der Zeit, wahrfcheintich noch fange
gänzlich im Dunkel liegen ’geblieben wäre. Zu feiner allmaͤligen
Entfchleierung ift nun wenigftens der Weg gebahnt, und der Aue
fang gemacht, wenn auch dab Räthfel des Hauptfiremes
noch keinesweges ganz gelöft, feiner baldigen Entfcheibung aber
um viele näher gebracht iſt. Ungemein dankenswerth find die
Eurveys der von den Beitifchen Offizieren während der Kriegt⸗
operation befuchten Gegenden, wodutch es möglich warb auch eine
neue Karte von Afam 5), nah aftronomifch beftimmten
Yuncten, wenigftens an manchen ber wichtigften Drten, gu con⸗
ftruiten, die erſte, welche das berichtigte Neg zu allen
bisherigen, Indgefamt mangelhaft gezeichneten Karten dieſes
Landes, wie die zrfte wahre Hudrographie der Aſam Etröme
ſelbſt darbietet. Selbſt die beiten von Arromfmich 1816,
Klaproth 1828, 3. Walker, Major Jackſon 18%, Berg⸗
haus 1832 und Grimm 1832, entworfenen Karten, auf denen
auch Afam vorkommt, deren Zeichnung und Stich ſaͤmmtlich dot
der Erſcheinung jenes Survey von J. Horsburg's und ber ge
nannten Sectivnen des obern Brahmaputra-Laufes faͤllt, konn⸗
ten die nee Aufnahme nitht oder nur theilweiſe enthalten, ud
haben daher, mitunter‘ noch ürrige Orlentirungen ber Fattem,
auch abgefehen ton den Hypotheſen, deren hier mehrere eintreten.
‚s4t) James’ Horsburgh Indian Attas; London ia 177 Sert. 1830.
Sectio 124, 129, 130, 129 mit einer Klappe ımb 1905 in
der wahren —— oder 4 Engl. Miles auf 1 Engl. Soll.
w
Himal, IIL Ofl-©r., Afam, oberer Stromlauf. 341
Seimms Karte von Hod:Aflen, 1832; nähert ſich durch ſchatf
finnige Combination ber früher burdy die Jeſuiten Kasten bes
tanatın Daten, mit denen des Chinefifchen Routiers nad Tuͤbet
am meifien, in ben Hauptpuncten, bem wirklichen Survey ber
Briten, von dem auch nur erſt wenige Puncte befannt waren;
Berghaus Specialblatt non Afam, das für eine naͤchſte Lies
ferung, feines vortrefflichen Attas von Aſien angekündigt iſt, wird
durch die Benugung des Survey für bie Hpbrogtaphie. des obern
Brahmaputra, oberhatb Suddeah, vor bem fruͤhern Blatte
Hinter⸗JIndiens, Gotha 1832, einen großen Vorzug gewinnen.
Denn bir jegige Darſtellung iſt blos hypothetiſch, weil dee aͤußerſte
Nordarm, des Taluka (f. unten), feine Duelle noch weiter
im Norden des bafelbft hypothetiſch punctirten Singghion
Khial, oder des querdurchgezogenen Goldſand⸗Stromes (des gro⸗
fen Kincha Kiang) nad dem Survey wirklich hat, die —
hauſiſche Kartenzeichnung aber nach Kladroths Hoppotheſe der
Identitaͤt des Dzangbe und des Kincha Kiang, als Jrawady,
nach den poſitwen Chineſiſchen Daten veranlaßt ward. Auch
Kiaproth bonnte damals, bei Herausgabe feines Iehrrsichen. Res
mois Ill, noch eine genauern Daten 12) uͤber den Kaluda und. Ta⸗
luding haben; ſonſt würde. er den hypothetiſchen Lauf ſeines
Drfiie Singghian Khial noch in einer. weit groͤßern Biegung ge⸗
gen Oſten haben herumziehen muͤſſen, um die durchlchneidenden
Quellen bes Taluka zu vermeiden.
Wis fchiden daher hier, zuerſt, bie Hpbrogeaphie nad
dena Survey, wie oben,.aber von den Quellen bi6 zum Vers
ein bee 3 Hauptfieäme unterhalb Sodiya (f..oben ©, 313) _
vosaus, um dann erfl zus Mefchreibung. ſelbſt überzugehen, bie
überall die Thäler und Steomtäufe bes Hauptſtromes wie ber
Zuſtroͤme, aufwärts, nur fo weit verfolgt. werben kaun, ale
die verfchlebenen Erpebitionen vorzudringen vermochten, woraus
fi die Un vollſtaͤndigkeit derfeiben von. ſelbſt ergiebt..
Bybrogsaphie des obern Aſam⸗Stromes, Lohit,
Lahitina, Bori Lohit, oder Brahmaputra.
Diefe ganze. Steede des Stromlaufes, vom Verein der
3 Hauptfiröme,. Dihong, Dibong und Lahit, unterhalb
Soviya, bis zum noͤrdlich ſten Quellasme bes rn ober
+) Mem. ret. a !’&sie Tom. IIL p. 407 Kot.
*
342 Hoch⸗ Afken. W. Abſchnitt. 4. 76.
Brahmaputra, im Ginn ber Aſameſen, beträgt etwa 35 geogr.
Meilen. Diefer bisher gänzlih unbelannte, möcdiihfie
Quellerm des Lohit, heift Talukaz er entſpringt aus einem
'Schmeeg ebürge, das unter 28° 80 N. Be. und 97° 30 O. E.
v. Gr. liegt; alſo In gleihem Breitenparallel mit der Gruppe
des Dhamwalagiri (f. ob. S. 5) und des ſchneereichen Tſcha⸗
malari (unter Me I M. Br., ſ. ob. ©. 153). Dies Schnee⸗
gebirge iſt alſo offendar noch der Normaldirection deſſelben
Himalaya⸗Syſtemes angehörig, deſſen oͤſt lichen, aͤußer⸗
ſten Grenzpunct wir alſo durch eine pofitive Beobachtung an
dieſer Stelle noch kermen lernen. Von da an beginnt über
dieſes Gebltgsſyſtem hinaus, nun völlig das Feld
der Ungewißheit, der Hppotheſe. Der Talula durch⸗
ſtroͤmt von feiner Quelle im Schneegebirge, das erblickt
- 4, gu dem unmittelbar jedoch noch Fein Beobachter vorbrang, ein
wildes Gebirgschal gegen S. S. W., 9 geogr. Meiten weit, biß er
‚oberhalb des mit Kuemah bezeichneten Ortes, dem Sitze eines
2ama : Bouverneurs, vom Oſt her, zur linfen, den zweiten
Queliſtrom, Zatuding, aufnimmt. Diefer fol an Stoͤße
jenem den Rang ftreitig machen, und aus Thdöfllicher Kerne,
vom Namklio = Gebirge (unter 28° N. Br.), ans deffen ewi⸗
gen Schneehöhen entfpeingen, denfelben, von beren Suͤdgehaͤn⸗
gen die Briten, Seum. Wilcor und Buriton, ani 24. May '
1827, von Maundi aus (unter 27° 43" N. Br.), im Thale
: des Nam Kio, diefen von ben Sinhphos fogenannten Nords
from heradziehen fühen, ben Capt. Burlton bei den Afame
fen Siri Serhit 59%) (ob Sti? ber Heilige Strom) nennen
hörte, der aber nach der Verfiherung der Sinhphos, fühmärts,
zum Lande der Birmanen ziehend zum Irawadi wird. Weiter
gegen Nordoſten zogen ſich aber in noch größere Kernen bis
zum 98° D.2, v. Br. hin, die Kortfegungen biefer gewaltigen
Schnerterte, welche alſo bier dem Syſteme des Jrawadi
im Norden und dem des obern Brahmaputra im SD.
ihre Grenzſteine fegen, bie dee Dzangbo Tuͤbets burchbredien,
oder noch weiter o ſtwaͤrts umſtroͤmen müßte, wenn er mit defs
fen DOftarme Pintangktiang, wie Klaproch, nach Chindis
fhen Quellen wenigſtens als entſchleden nachmeifet, wirklich iden-
242) H. H. Wilson Document illustr. of the Burmese War L c. App.
Nr. I a7 I; Asiatic. Journ. Vol. XXI. 1826. p. 52.
Sn
Himal., II. Oſt⸗Gr., Afaın, oberer Stromlauf. 343
tiſch waͤre, wogegen wir immer noch einige bedeutende Zweifel,
wie in allem Folgenden fich zeigt, fegen muͤſſen, fo merkwuͤrbig
die Chin eſiſchen Daten an ſich auch find, und fo pofitiv fie dafuͤr
zu fpeechen fcheinen.
Nach dem Zufammmenfluß des Taluka und Zaluding (unter
23 5 R.Br.; 97° H-D.8,v. Gr) im Lamalande, eine. Tage⸗
reife öberhalb Sieri, wo deſſen Grenze benachbart if, ſtroͤmt der
nun vereinte Gebirgsficom des Brabmaputra, immer ges
en S. S. W., an Lama Dörfern, im Süden an Bameya, an
feinem cechten Ufer gelegen, vorüber, bis er, nach 8 Tagereiſen vom
kamalande, bei Zaren (Zain) ba6 Land der Mismi reicht.
Die erften 5 bi6 6 geogr. M., unterhalb bed Vereins, nach director
Dikanz des Stromlaufes (denn zur Burldiegung des We:
ged würden in dieſen Höchft wilden Selöthälern weit mehr Meilen zu
machen ſeyn) zu rechnen, erreicht ber Strom, nad). einer ploͤtzli⸗
"ben Stromwenbung gegen Mord, die Stelle, 4 Zagereifen unters
hatb-des letzten Lamadorfes, bie zu welcher Lieutnane Wilcor
im Jahre 1826 vordrang, von wo er ſich aber wegen Mistrauens
gegen einen dee dortigen Häuptlinge dee Mizhu Mis mi ſchnell
zuchöjichen mußte. Don ber Süpfeite nimmt bier dee Haupt⸗
rom 2 linke Gebirgeſtroͤme auf, Ghulum Ti und Lar Xi.
Aa Der - Kchmmung und Nordwendung des Thales, das dich⸗
tee Fichtengebirgswald uͤberragt, werben bie Dörfer Tilung,
Jingshas, Sumleh genannt. Der Strom wendet fi, gegen
Notden, und dann wieder eben fo weit fübwärts, durch gewaltige
Feldengen in wilden. Gebirgéthaͤlern, bie aber reichlich mit Dorf:
fhaften bee Mismis befegt find, bis er die Nähe des Dorfes
Ditli, Ditling ber Karte, nach einem Stromlaufe von etwa
8 geoge. Meilen erreicht (27° 55 N.Br., 6° 26 DL. v. Gr.),
in deſſen Mähe der betuͤhmte Felskeſſel am Linken Stromufer
Legt, der Brahma Kund, der Wahfahttöort, eigentlich Pruh⸗
du⸗Kut'har bei den Eingebornen, von weldyege ‚bee Strom
abwärts nur den geweihten Namen Breahmapntra erhält.
Dee Strom muß, um Becher zu gelangen, eine gewaltige Ge⸗
birgekette durch drechen, die fih von S.O. gegen N.W. bier
aus dem Norden Hinter« Indiens der Tuͤbetiſchen Hochkette des
Himalaya⸗Syſtems anveihet; es if die Langtam⸗Katte—
Ewige Schnregebirge ſtarren im Norden dieſes Durchbruchs
empor; aber auch im Shbojten beffelben giebt der Survey
einen det Hochgipfel⸗ den al Bum (Bum in der Sinh⸗
—
342 Hoch⸗Aſten. IV. Abſchnitt. $. 76.
Brabmaputra, im Sinn ber Afamefeh, beträgt etwa 35 geogr.
Meiten. Diefer bisher gänzlich unbelannte, nwoͤrdlichſte
Quellarm des Lohit, heißt Taluka; ee entfpringt aus einem
Schneeg ebirge, bad unter 28° U M.Br. und 97 3 DR,
v. ®r. liegt; alſo in gleichem Breitenparallel mit der Gruppe
des Dhamwalngiri (f. od. S. 5) und des ſchneereichen Tſcha⸗
malari (unter 2 H N. Br., f. ob. ©. 153). Dies Schnee:
gebirge iſt alfo offenbae noch ber Noemaldirection deſſelben
Himalaya:-Syflemes angehoͤrig, deſſen öftlichen, äußer:
fen Gren spunct wir alfo durch eine pofltive Beobachtung an
dieſer Stelle noch kennen lernen. Bon da an degtant über
- diefes Gebltgsfpftem hinaus, nun völlig das Feld
ber Ungewißheit, der Hypothefe. Der Taluka durch⸗
frömt von feine Quelle im Schneegebirge, das erblickt
- Hl, zu dem unmittelbar jedoch noch Fein Beobachter vorbrang, ein
wildes Gebirgsthal gegen S. S. W., 9 geogr. Weiten weit, bis er
. oberhalb des mit Kuemah bezeichneten Ortes, den Sitze eines
Lama » Gouverneurs, vom Dft her, zut linken, den zweiten
Queliſtrom, Zatuding, aufnimmt: Diefer fol an Größe
jenem den Rang ftxeltig machen, unb aus fhrdöftlicher Ferne,
vom Namklio : Gebirge (unter 28° R.Br.), aus deffen ewi⸗
gen Schneehöhen entfpringen, benfelben, von deren Suͤdgehaͤn⸗
gen die Briten, Lieurn. Wil dox und Burton, an 24. May
1827, von Maundi aus (unter 27° 23/43” N.Br.), im Thale
: des Nam Rio, diefen von ben Sinhphos fogenannten Nords
from herabzichen fahen, den Capt. Burlton bei ben Afames
fen Siri Serhit 59) (ob Sri? der heilige Strom) nennen
hörte, der aber nach ber Verſicherung der Sinhphos, fuͤdwaͤrts,
zum Lanbe der Birmanen ziehend zum Irawadi wird. Weiter
gegen Nordoſten zogen ſich aber in noch größere Kernen bis
zum 98° O.8, v. Br. hin, die FSortfegungen. diefer gewaltigen
Schnerkerte, melde alſo hier dem Syſteme des Jrawadi
im Norden und dem des obern Brahmaputra im S.O.
ihre Grenzſteine fegen, die dee Dyangbo Tuͤbets burchbreden,
oder noch weiter o ſtwaͤrts umſtroͤmen müßte, wenn er mit defs
fen Oftarme Pintangtiang, wie Klaproth, nah Chinefie
fhen Quellen wenigſtens als entſchieden nachweifet, wirklich iden⸗
20 2) H. H. Wilson Document illaatr. of the Burmese War L c. App-
Nr. I. p. II; Asiatic. Journ. Vol. XXI. 1826. p. 52.
Sn
Himal. 11. Oſt-Gr. Aſam, oberer Stromlauf. 343
dit wöre, wogegen wir immer noch einige bedeutende Zwelfel,
wie in allem Folgenden fid, zeigt, ſetzen muͤſſen, fo merkwürbig
die Chin eſiſchen Daten an ſich auch find, und fo pofitiv fie dafür
zu ſprechen ‚fcheinen.
Nach dem Zuſammenfluß bes Taluka und Taluding (unter
23 6 N.Br.; 970 6. O. E. v. Gr) im Lamalande, eine, Bage:
reiſe oberhalb Sit, wo beffen Grenze benachbart ift, flrömt ber
nım Vereinte Gebirgsſtrom des Brahmaputra, immer ges
gen S. S. W., an Lama Dörfern, im Süden an Bameya, an
feinem cechten Ufer gelegen, vorüber, biß er, nach 8 Tagereiſen vom
Lamatanbe, bei Haren (Zain) ba6 Land der Mismi reicht.
Die erften 5 bis 6 geogr. M., unterhalb bes Vereins, nach director
Diſtanz des Stromlaufes (benm zur Buelidiegung des We⸗
ges würden in diefen Höchft wilden Felsthaͤlern weit mehr Meilen zu
machen ſeyn) zu technen, erreicht der Strom, nad). einer plögli-
"hen Stromwenbung gegen Nord, die Stelle, 4 Tagereiſen unter:
halb ˖des letzten Lamadorfes, bis zu weicher Lieutnant Wilcor
ins Jahre 1826 vordrang, von wo er fich aber wegen Mistrauens
gegen einen der dortigen Haͤuptlinge der Mizhu Mis mi ſchnell
zurhäzichen mußte. Bon ber Suͤdſeite nimmt bier der Haupt⸗
from 2 linke Sehivgeftröme-auf, Ghulum Ti und Lat Xi.
Un Der Kruͤmmung und Nordwendung bes Thales, das dich:
tee Fichtengebirgswald überragt, werden bie Doͤrfer Tilung,
Jingshas, Sum loh gmannt. Der Strom wendet ſich gegen
Norden, und dann wieder eben fo weit fübwärts, vurch gewaltige
Felsengen in wilden: Bebirgethälsen, bie aber reichlich mit Dorf:
"fchaften der Mismis befegt find, bis er bie Nähe des Dorfes
Ditti, Dilling der Karte, nach einem Stromlaufe von etwa
8 geoge. Meilen erweicht (27° 55 N.Br., 96° 26 D.8. v. Gr.),
im deſſen Mähe der betuͤhmte Felskeſſel am linken Stromufer
“Siege, der Brahma Kund, der Wahfahrttsort, eigentlich Pruh⸗
bu⸗Kut'har bei den Eingebornen, von welchen ‚dee Strom
abwaͤrts nur dem geweihten Namen Brahmaputra erhält.
Der Stroͤm muß, um Hierher zu gelangen, rine gewaltige Ge⸗
dirgekette durchbrechen, die ſich von S.O. gegen N.W. bier
aus dem: Norden Hinter Indiens der Tuͤbetiſchen Hochkette des
Himalapa⸗Syſtems anveihetz «6 iſt die Lnngtams Kette
Ewige Schnregebirge flarren im Norden dieſes Durchbruchs
empor; aber aud im Shboften deſſelden giebt der Survey
einen det Vochgipfet, den il Bum (Bup in der Sinh⸗
—
34 Sehräflen. IV. Ylhakt 5.76.
. 950,6 prade, fo viel als Berg) zu = 18,683 Eu Par.
(18,540 8. Engl. Ab. d. Meere) an, und an beffen S. O. Geite
den GSebirgkpaß Phungan Baum == 10321 5. Par. (11,000
8. Engl.), welchen Wilcor und Burton, 1827, überfliegen.
Es biegen diefe In der Kette der Langtan Berge, derem lan
gen und hohen Schnecgebirgezug man [dom aus weiter Gerne
von Bobiya erblidt. Das Bebirge, welches der Brahmaputra
bier von D, gegen W. durchbricht, If alfo hoch genug, und
Die Luͤcke bes Gebirgsſpaltes muß ebenfalls fehr tief ſeyn, da
Diefe aus fehe weiter Kerne im Weften gefchen, bie Lage de
Brahma Kund den Pilgern aus Alam verkündet. Ueber dem
Heiligen Waflerbedien, das im März; 1826 von dem erfien Euro:
paͤerr befuche, von Gapt. Bedford für die Erbkunde entbedt
ward, fleigt dee Gipfel des Deo Bori, d. i. Wohnung ber
Gottheit, mil feinen wilden unbeſteigbaren, wie in gechifce
Khürme zersiffenen Felsklippen empor. Aber im Weſten von
bier, öffne: fi nun das Land mehe und mehr, und weitet ſich
zu beeiter Thalebene aus
Der Strom vom Beapmalnnd, wird von bier num all
gemein Lohit, Luhit, Lauhit, Luſit, ober mit Sansſcriti⸗
fer Alliteration, um ihm in bee heiligen Sprache auch Klang
und Bedentung zugeben Lohitiyast) (Raupitiga, ber rothe
Strom) genannt. Oberhalb des Brahma Kunb nimmt er meh⸗
rere Beine Gebirgeſtroͤmo aus Seitenthaͤlern aufs; als die bebeu:
senden find auf dem Eurvep, reches, vom Norden herab, ber Ti⸗
hing gezeichnet, linke, vom S. O. ber, ber Eung, der vom Schuss
gebirge Dupha Bum herabſtuͤrzt. Bei feinem Austritt aus dem
Gebirgoſchlunde, unterhalb des Brahma Rund, in welchem er
alfo keineswegs feine erfle Duelle hat, wie bie Pilgerfabel in fruͤ⸗
herer Beit verfünbete, und dadurch manches Mißverſtaͤndniß =
anlaft hatte, beträgt bie ganze Breite des Stroms 200 Fuß;
ſtroͤmt mit großer Kraft und Fuͤlle (28. März 1826 nad) —
Bedforde Beobachtung), fängt aber von hier am, zwiſchen
vielen, mächtigen Felsbloͤcken ſich vielfach in Arme und Zweigt
zu theilen. Von dieſem Brahma Kund abwaͤrté, durch⸗
ſtuͤrzt der Lohit, über viele Felsſtufen und Klippen, eine Strecke,
von etwa 10 geographiſchen Meilen dem Waſſerlauf nach, bit
s**2) Fr. Hamilton Acoount of Asam 1. e. p. 260; H. H. Wilson
Doeum. illustr. of the Burmese War. App. Nr. 6. r vu, aus
Caleutta Gor. Ger. 2. Febe,
|
Kimal., IE, Abx. Aſam, oberer Stromlauf. BIS
Sobiya, welche aufwaͤrts zu ſchiffen, Capt. Bedford, Mi Rage
Belt gebrauchte, weil er einige 40 Stromſchuellen und Cataracten
zu: hberwinben hatte, die an nicht wenigen Stellen feinen Booten
Gefahr drohten. Der Hauptarm, in welchen fi bee Lohie,
deſſen Direation von bier an nur gegen Werft geeicheet bleibe,
balb, beim exweitssten Thale, füdwärts, d. i. zur lin ken
(nad dem Survey, ber Text 15) ſagt rechts, was wol irrig) fpals
tet, heißt Sutato, (nah Bedbfords Aſtronomiſcher Obſerva⸗
sten unter 27° 517 21° NR. Be) waͤhrend der noͤrd liche, ober
zeigte Arm, bie größene, den Namen Lobit oder Bor Lohlt
(Borxi, oder Bari Eohit, d. h. ber alte Lohit, 5 De
arm fo genannt 3%). Leibehaͤlt. Zwiſchen beiben‘ Aemen entficht
hier Die er ſte, die oberſte, große, langgeſteeckte Aue oder Infol, u
«ine Wblibung die fi bei den viel Vernreigungen bei Dan
ſtremé, Aberall durch ‚gan, Alam, Im größeren und Hänseeh
Maaßſtabe vistfäch wiederholt. Cie hat eine Länge von. UM
B grage. Meilen; Direct gegen. den Weſt ausgedehnt, -IR..nur ulm
Heibe Stunde breit, aber mit unbucchbringlicer Radelholzwab⸗
vany bedeckt, doch von feledlichen DiismTS. bewohnt, die-in die
wer ziemlich anfehnlichen. Dorfihaft, Chate genannt, angeflibeit
find; wis nennen fie die Sukato Aue Au ihrer Guide: han
ſtenerte Capt. Bedford feine Kandes mähfam uͤber bie Steem⸗
fchuctlen und Kliypen hinauf. An ihrer Weſtſpitze (fa 06° O
2. u Br.) ſtuͤrzt ſich vom Werben, sobre, herab, ein wicht
GSerom der Dig arn, ber bicher mus auf dem Gurvey verzuhlße
ret IM, felcher mie genaunt war, und auch bei Gapt. Wehe
foredse 7) Entdeckung noch namenlos geblieben war. ke
Serccke, unterhalb deſſelden, liegt am rechten Stromufer auf als
ner Aue des Stroms, 23 geogr. Meilen, oberhalb Sodtya, der
Neberreſt des Forts GSonapur, 8) weiches ehedem ein ſtatker
oͤſtlicher Grenzpoſten des Aſam Gouvernements war; I: We
Neufdille beſuchte ihn zuerſt, und ſagt, daß oberhalb deſſelben,
der Lohit nur noch mit kleineren Kanoes zu beſchiffen ſey, ab⸗
waͤrts fuͤr geößere Fluſboote. Oberhalb der oberen Sri de
2 Wilson Docum. I e. p. X. **) Fr. Hamilton Account of
= sım L © p. 26. *°7) Asistic. Journ. Vol. XXill. 1887.
485; H. H. Wilson Documents I: c. App..p. X. **°) Jahn
Ge eufville D — ete. on - — Tom
Calcutta 2826.
eputy
—— — — in Asiatic,
VI. p- 206. * L
346 Hech⸗ Aſ. EV. Mbfhehti 676.
Gutoro Aue, alfo nahe unter dem Brahme:Kund,faggen
die dortigen Einwohner, höre ‘aber audj .die Miglidykeit auf, den
Btrams mit Kanoes weiter gu befahren, tergen:beu zu gefahrvollen
mb suhleeichen Getazastınz womit au Bedfordbs Beohach⸗
mg fiimnite. Mon de an, aufwärts, müflen alfo bie Land⸗
umd Bebiegsreifen beginnen, waͤhrend von Sonmapur, abwaͤrtt,
Der Lohit oder Dahmapaitra, durch ganz Afanı- Kine treffliche
Daſſerverbindung zus Schiffahrt für Flothllen dar⸗
Aetet, dutch deren bequemen Trausport für Artillerie, Proviang
ur Manuſcheft den Briten.die ſchaen Gang won Mom
gingen konnte. ———
Dicht units Ganapır; wo bie. Reisfeider Wirth
haft ie Afası zu beginnen ſcheint, llegt auf derſelben: Ufer⸗
Seite der Ort Ba ltien, Letwas weiten abwmaͤrts etgießt Kich van
Aem · untea Ufer, von S. O., bee Tenga Pani odar Ten ga
Rah kiägunge bei Wilcor’®), Zyeiuga bei Meufvigte?®)
er: Spaxptfizen,. der züetfk vom Capt. Wileor beſchifft iſt
41306), aber nicht. amd dem OMechgebirge ſelbſt; ſondern ſchon nen
Abefſfen Meſtobfall, don der Sinth pho Colauie Enttoxa, kommt,
uns; feiner vialen Cataracten ober vielmehr Stromſchnellen uns
meaqhtet, mich ein · ebeneres Schr fruchtbates Band flieht, das aber
ans dank wa Ginhphe’s-Hemätkırt iſt.
VUnterhalb dem Krage Mani, fällt ebenfalls ein. ſehr be⸗
dentenn ſchiffbarer Arm ‚von der linken, von S. kommend,
roch Dihiag (Rom Debing. kei Neuf villa) zum
Bienhmad utra, awe geage Meilen. ↄbachalb nr diy.a ein.
‚Mt. kommt aus welter Ferue von SD. un 20 geogr. Meiten
Aach⸗ ſeigem Setxomlaufe ohne die Seroentinen gerechnet, berhei,
s dem mächtigen. Schaeegebirge bes Langtan Kette, (umter
»No 10. N. Br, 9° O. L. v. Gr.) aus dem Lande der Siuh⸗
5598, die auf ihrer Route, aus dem Jrawadi Thale, bei
‚ihre Emigration aus dem alten Bifn. Saum, maͤmlich bei
AIhren Uebirfällen nah Afam, gegen R.M., fübwärts des oben:
eneucen Phungan Bum Paſſes, nur der Thalbildung
dieſes Noh Dihing zu folgen brauchten, um ohne Fehl die
Sodiya Landſchaft, bie fie in Beſitz nahmen, zu erreichen. Ein
rechtar Zufluß ne a, Dihing, iſt des Dupha Pani,
— N —
240) H. Wison Docum. I. c. p. XII. co) Asialio, Besearch.
T, Au p- 338. age Et
\
Himal,, 11}. Oſt⸗Sr. Afanl, oberer Stromlauf. 847
der am Weſt⸗Abhange, jenes Phungan Baum Vaffen. mt
fpringt (unter 27° 30 N. Br.). Er fliege: direct von O. nach
W., ober fiärzt vielmehr in fehe wilden Thaͤlen welche Witeor-
und Burlton, 1827, auf’ gefahrvollen Seil⸗ nnb Hänger
Brüden durchſetzen 5°) mußten, von einer abſotuten Sıhhe, vom
10,321 F. Par. (11,000 8. Engl.) den⸗Phungan Par Yinckz
dem bie -Meifenden eine relative Höhe von 0178 5. Pen
(9782 F. Engl.) über den Ort Sodiya. geben,‘ der demnach Ih
eine Höhe von 1134 F. Par (1218 3. Einst.) Abes dem: Mizum
fiege, ober zu 1160 3. P. mittlere Behebung getechnet werben
fann. Mit dent Dupha Pant verdut; bei-dogo, bis wohin
se Noh Diking,- von den Briten, mis kieinen Yußfahees
gen (Smal Aingies) deſchifft werben Ekonute, ſtroͤmt u Licset: un
dos vom Sinpbo’s befehfe ebenerchamb, an einem ⸗iheer geh⸗
Seren Doͤrfer, an Kaſan vorlber,' die we. die Segend pure Ads
fiedlung a neu Biſa Gaum vrreticht, Dieſer Ort lirgt zwar
nicht dicht an Ihm, aber ganz⸗ naht feinem [lb itch en: Ufer,⸗n
dee Wiege, oder dem Urſprung einee andern Sttoms, des Boai
Dih ing, der hier, ſeltſam genug, dicht neben dene Tchiffäd»
ren Noh Dahing, ja ſogar bus; Arme mit ihm noch nher⸗
dig verzweigt, ſeinen Wefptung nimme, als waͤre Sm Korbwuus
dung des Noh Dihing eine jüngere, und fin Woſtzug,
dee Bori Dihing, das Ältere, Mic nur arie der ehe von ihm
getrennte Syauptbette, worauf viellächt felbft fein Mae Bunt,
d. i. der alte Dihing, hindeuten möchte, wenn MI oh vielleicht :bbr
"füngere heißen ſollte. Genug, 16 viel iſt gewiß, daß Dicken. Bari
Dihing, der hier beginnt, ſchon urwas Arch den Moh Di⸗
hing genaͤhrt, bald, aber durch mehrere Inte Zuflaͤfſe verfkäckt,
von bier, gegen W. zieht, und weit unterhalb, nahe der: Capttale
Rungpore, zum Danptfiusn FÄnt (f. oben ©. 314), aber ven _
bier in feinem oberen Laufe, nach allgemeine Verſicheruug, wit
dem Noh Dihing, eben? da connectirt, wo dieſer füh morh⸗
waͤrts zum Bor Lohit nach Sodiya- wendet, alb fände Hier,
wie auch ſchon Fr. Hamilt on bemerkte, eine jener für. Aſam
eigenthämlihen Anaſtomoſem der Brahmaputräa Ge
waͤſſer ſtatt, die ihm die ERBE feiner Hypotheſe m. einen
Wilcox an! — . Burlton Journal in Bor Kham a Country,
lentta Ori:nt. — ſ. in Asiatic. Journ. Vol.) XXVI.
1828 p. 524 —
48 Sec) «Mfien. EV. Abſchuitt. 6.76.
Sufommudang von Dzangdo, Frawabi durch den Lopit
derbet, den er als den Berbinbungsficom beiber (a curious ana-
stomosie) 52?) obwei unfdiffbar, und fi vielfach zerreißend anzu:
ſehen geneigt ſchlen. |
- Gebalb der Roh Diping, ber mit feinem Norblaufe bas
Sinhphe Tersitorium, im feiner Dritte burchfchneidet, uns
mehalb des Fetts Sonapur und bei Ortes Balijan ben Haupt
(item erreicht hat, ecgießt ſich ihm gegenüber, von ber rechten Ufer⸗
feite, nur wenigen abwärts vom Norden her, der Kundil Pani,
sure Kundil Fluß zum Lohit, von deſſen Einmändungeiia
den, dem Kundil Muth, Cop. Bedforde Schiffahrt auf:
wirts tum Brahma Aund, wie Wilcor und Capt. Burls
sons Schiffahrt zum Tenga Pant wie zum Noh Dihing
anegiagen. Am ·Weſtufer des -Rumdil ift aber Sadipa (Ges
Yiya) die Veſidenz der. Geuverneurs von Ober⸗Aſam gelegen.
Dee Sem durchzieht alfe, vom Schueegebirge feine Dop⸗
Jelsirme.an, ein Lama Land, ban unterhalb des Vereine
iin den :wildehen GBebirgsbucchbeücgen, bis gegen ben Brahma⸗
Hund, die Thaͤler der Mismi Stämme; dann, liegt ihm
wußerhait. des Hochgebirges, durch die mehr erweiterten Ebenen,
won der SuZato Aue fühmärt, Uber ben Tenga Dani zum
Reh Diyowg hin, bes ufurpiete, juͤngere Colonielamd ber
Sinzzphoe, durch die das Afam Territorium in Sodiya fehr
‚eingeengt erſcheiat. Weſſwaͤrts, nur ein paar Stunden unter⸗
eWw&odiyo, noch dem qurüdigelegten Wege von etwa 35 geogr.
Meilen, des LahitsLaufes, weten am Verein ber. drei Haupt»
waffer, in Ober: Afam ef. oben ©. 313) vom Norden
der, Die bedeutenbfien akles hinze, Deei in dem einen Haupt⸗
aeme des weftiichfien, des Dihong vereinigt, von dem fchon
oben die Rede war. Ale Drei lommen direct vom Morden,
der aͤſt lich ſte, der Dikrang (Gurmura bei ben. Khamptié
genammt), iſt dee geringſte; er faͤlt in den Dibong, bat am ſei⸗
nes Mimbung nur 60: Ellen Breite, Capt. Bedford 553) Hat
ihn im December 1826, nur ein paar Tagereiſen aufwärts von
leiner Mündung beſchiffen kaͤnnen, weil er dann für Kanoes zu
feicht warb; von Anwohneen ſahe man bier Niemand.
Der Dibong (Dibeng oder Di peng bei Bedford),
462) Fr, Hauilton Account. of Asam I. ce. F * E. H,
Wilson Documents I. e, Appendix Nr. 6. p.
,
Simel., III. Ofb-Br., Afam, oberer Gtiomlanf. 840
jenem ganz benachbart im Weſten, ber mittlere von dien
dreien, wurde von Capt. Bedford, von feiner Muͤndung am, .
vom 4. Derember 1826, , bie zum 14ten, alfo 10 Tagefahrten,
Immer ſtromauf, durch beſtaͤndige Gitromfpaltungen, Infelm;
Klippen, Stromſchnellen, Sandbarsen, durch unbemohntes Walde
und Gebirgsland befchifft, in dem fich Leine Splir von Anſieb⸗
lung zeigte, bis gu eimer Stelle, wo ber. Strom nur noch 20 bi#
30 Ellen Breite hat, hinter weicher eine Gruppe von 5 Dörs
fern *), vom Mismi Stamme beweohnt, ſich zeigten, Die am
Fuße der Hochkette des Gebirgsguges liegen, der ſich von.ba auch
gegen M. W. gen Paſial am Dihong (unter 23 .2R.Br.) forte
. Seht, Weiter aufwärts iſt diefer Strom, babız, nice beſucht 3
feine Duelle kann indeß wol nicht fehe entferne Hagen, nach dee
gingen Breite des Stroms gu urtheilen, der aber zuweilen =
waſſerreich wich, foweit auch bie Ausfagen dee DMismis fie nach
Norden verfchoben, aber ſelbſt geſtanden, daß fe ihnen unbes
kannt ſey.
Der Dihong (De heng bei Bedford) iſt dee weſtlichſte
dr Drei Mordſtroͤme, welcher jene beiden, nahe am ſei⸗
nee eigenen Einmündung zum Bor Lohit, ober Brahma
Lund Strome, dem Brahmaputra bee Afamefen, auf⸗
nimmt, und alfo offenbar ein von’ diefem letzteren, vom
Dfien kommender, ganz verfhicbener Nordſtrom ſeyn
mus, In fo fern iſt es nun ſchon entfchieben, daß, wenn et
ſelbſt auch aus Tuͤbet herabkommen und ein Auslauf bes Dzangbo
(f. oben S. 223) ſeyn ſollte, was man jedoch keinesweges mit
Sersifpeit ſagen kann, dieſer Dzangbo oder der große Tuͤbetſtrom
ein verſchiedener iſt von jenem oben vom Brahma Kund
kommenden Brahmaputra. Dieſer Dihong warb zum erſt en⸗
male von ſeiner Muͤndung ‚aufwärts, im November 1826,
vom Capt. Bedford) bis .zum Dorfe der Paſial, einem
Aber Stamme gehörig; (unter 28° 2. M.Be). defchifft, eine
Strecke von etwa 10 Stunden, wozu aber 4 Tagefahrten nöthig
Waren, und das weitere Vorbringen für diesmal: von dem Aber
Oberhaupte a‘ geſtauttet — "Dee gweite — der Be
——
H. H. W — — l. ce. App. Nr. 6. Br X. p. VIII, X.
Ebend. Nr..5. p. YyIL — Vill, am der. Cale. Got.
2 Fehr. 1820.
350 .;. Hoch⸗Aften. EV. Abichnick 4. 76.
Köiffung dom Billcer und Capt. Burlton,6) 1826, ging
gear zwei Tagereiſen den Strom weiter aufwärts, bis Pashi
EPechee), was aber, da das Stromthal bier eine ſehr ſtarke
Wendung ‚gegen den Weiten nimmt, nicht weiter worbwärtt
führte, «ts bie 28° 6 N.Br., bis zu gewaltigen Stromſchnellen,
zwifchen Selöufern, deren Beſchiffung, wie Ueberietterung, bei der
gegenfeilig feindlichen Stinmmug des Nachbarſtaͤmme nicht rath⸗
ſam fehlen: Dieſe Weſtwendung des Stroms ſollte nach bet
ee Ser. Anwohner 4 geogr. Meilen anhalten, und dann
wilederum Die Wendung gleichweit gegen den Norden durch das
Band dee Abiar 6. erfolgen; das Land der Lamas im Nor»
dam (Hübeez namlich Bambo; Kombe ober Chombo mit dem
HLetkba? f. oben ©. M4, 224 u. a.) follte von dem ihrigen
gar wicht fern ſeyn. Die Strombreite beteug an ber verlaffenen
Steile, von ber eine: zu ſtarke Stromſchneile (rapids) zuruͤck⸗
ſchreckte, noch MO Een (Yards, 300 Fuß); das Waffer über der
Cataracte hatte einen fanften Lauf, gu beiden Seiten fliegen bie
Belöufer ſenkrecht empor. So weit diefe Sage gebt, iſt auch der
Survey auf J.Horeburghes Atlas angedeutet; jenfeit 28° 15
bis. W/. M. Br., fängt alfo das Selb der bloßen Hypotheſe an.
Mad) obigen Zahlen, wo der Dzangbo Tuͤbets verfchwindet
ef. oben & 223.), muß man, wenigfiens J. Nennells Hypos
theſe der Identitaͤt des Dzangbo mit bem Dihong, was
den Breitenparallel betrifft, fuͤr volllommen angemeſſen halten;
08 bleiht. bie Frage, ob auch bie Meridianlaͤng en gleichgut
Kimmen? Nach Horsburge Survey iſt bie letzte Mord⸗
wendung des Dihong unter 96°. 10° DL. v. Br. gezeichnet
6:92:69 DU 9. Paris). Hier fehle nun. aber im Norden
Khbere alie aſtronomiſche Längebeobadhtung ; denn die zu Te⸗
ſchu Lum bu gemachte (f. oben ©. 266), 6° 3° weiter mn Wet,
wie besinächfke ‚beobachtete Punet; alle andern Angaben find
abis nie Obſeevatlouen ſondern WBerechuumgen, wobei jeboch bie
Iitentenbfle,' Dte.san: Pater Gaubil berihtigte Kähge von
DER ſifa (F. Afla Bo. H. &. 474) nicht zu uͤberſehen: enter
25. 60 BL. von Pelleng, bi. 88? 4. DL. v. Dar. , oder 90?
22V DR. 0. Or, wonach alfo der Abftanb des Dihong Durch⸗
druches bier 4° 46° oder etwa 55 geogr. — — vom
sus) ‚Wion L c. Dir. 0. p. XIV — xv. aus Calc. Gor. ‚Gaz.
25. Fehr. 1827; Asiatic. Journ. Vol. XXIV. p 307
= nn
\ Simab, IH. SC, Aſam, oberer Gtromlauf, 834
Merldidn von’ HRaffa- abftände Mon Biefer Unfigergeit ber
aftsonemilden "Längen: räbren . die VBerfhiebungen der - Ab
Hände auf ‚allen: Karten feit -D’Aniges Atlas von Tuͤbet, von
D’Lalfa oſtwaͤrtz, mac hypoihetiſchen Annahmen, ‚Wegerousen,
Schaͤrzungen. Nah Klaproth und Berghaus werden bie
Rängen gegen Oſten hin ungemein muegebehnt, H'Laſſa auf
Klaproth.:Karte unter 890 80 O.R. v, Paris) um dem
Dzangdo .mit dem Pin-lang kiang durch die: Mepfpige
Yurinans zu identißciren. J Rennells Berechnung führte ze
nen zur zum Oſten de Afame; die genausfle,-im. Detail, nach ds
nem großen Maaßſtabe ausgeführte Confirution der „Rerte nach
dem ChineſiſchenRio udier von Zfhing.tu fu: bie: HLaffa,
. Aſ. 3b. U. ©..478), digen Details im obigen ‚hienach überall
mitgetheitt find (f. obın.®, 190, 196, 202,.219 — 230,:02 bi -
37) geben durch bir Zuruckdruͤngung dieſer: Laͤngen gegen
ben Weſten Hin, die groͤßte Vebereinfiimmung: mit Pater Gau
bils Reſultate sinb.eine [ehr große Wasrfeintichkeit, im
der Act, wie fie Grimma Karte von Hoch Aſien7) Barlegg,
daß der Djangbo Zübers.und ber Dihong:Afams, iden>
aifch find, ‚vieleicht au) der Gakbo Dyangb:o identiſch mie
dem Dibong, fall des letzteren Quelle nice wirkich im Süden
der Himalaya Kette liegen ſollte, wofuͤr wol aud nach Obigem
noch mehreres ſpricht. Die Hauptflüge für Klaprothe ver—⸗
däugerte Flußzeichnung des Dzangbo gegen Ofen iſt unſtreitig
das Factum, das derſelbe 59) anfuͤhrt, daß nämlich die neue
Kbdienlongſche Karte dab. Of: Ende ynd den Austritt des
Dzangbo aus Tuͤbet, nice wie früher bie Ahanghifhe:ie
fwiten-Karse unter 27° 80N. Vr. md: 93° 48 OR, u Pas
(auf Duhaldes Karte fogar nus.umser 26° 40. N.iBr.), ſonders
auf 25° 40.3: und 199° 22 RE, alfo am: 40 Minen
oben ; Srad weiter ndch Oſten zeichne; doch ifk -Die Grage; eh
dieſes Datum auch wirktid auf: Brabadeı wg beruhe? wouse
keine Spur veshanden, und ob 6. hinreiche,. um dann: deu Bitronk
ned) über 2 Grad weiter ofiwärte.z ziehen Ca bleihen /hier
im ginftigfien Zalle immer: nad, manderich Gragen ug
Eine Danptſchwierigkeit der Identicaͤt wirde aoch die Frage
ee BE RER |
er De BAER:
#7) Karte von 2, Afı Sn. Ritters Erdkunde bearbeitet: vo
2. 8, —— S— Sectionen. *6) — ——
BULil. in Manns röbaks a Eile: FR BEE 7: nn
m. > Per!
der Wofferfälte eined fo großen Stremed wie bed Thbetifheh
Diangbo bleiben; bo ſtimmen ale Writifhen Beobachter darin
Aberein, daß der Dihong mehr ala noch einmal fo vie
Waffer dur feine Mündung noch Afamı führe, als ber fo
waffereeiche Lohit von Oſten br, Es ſcheint dies volkommen
‚ Dinreihend zu ſeyn, sur Auslabung eines Waſſermaſſe des großen
Dzang bo, bei befien fo langem Laufe auf einer erhabenen Pla⸗
teanlandfhaft, mie den trockenſten, regen⸗ und ſchneeaͤrm⸗
ten. Lüften (f. oben ©. 230, 266 ꝛc.), man bie fo ſche gefleigerte- ⸗
Abfosbtiondkraft der verduͤnnten Luftſchichten Höher liegender, dür
zer. Hochebenen mit in Anſchlag bringen muß, worauf ſchon ans
derwaͤrts bin vertiefen wurde (f. Aften Bd. II. ©. 681) um and
nicht zu viel Waſſererguß zu. erwarten. Leber einige andere Um⸗
"Hände wirb weiter unsern noch berichtet werden; hier nur dies im
Aligemeinen, biä wie anberwärts auch zu. den Wahrſcheinlichkeits⸗
gehuben Klaprothe, aus Chinefifchen Quellen, kommen, weiche
Ehre die Identitaͤt mit dem Pinlankiang oder Irawadi (f. oben
S. 233) ſprechen, bis ein San der wie den Quorra Central⸗Afri⸗
tas, fo auch den Irawadi, oder ben Dzangbo abwärts beſchiffen
wird, was hier aus bee geographiſchen Noch am ſicherſten und
ſchnellſten retten wuͤrde.
- Die Ebene von Sodida, In welcher der Berein ber drei
Hauptſtroͤme Lohit, Dibong und Dihong zu dem weitern
Baufe des Bori Lohit oder Brahmaputra (f. oben &. 313)
Rare findet, Tiegt nach obigen Meflungen, bie barometrifh ans
geftellt find, auf einer mittleen Höhe von 1150 Fuß Par. üb.
9, Meere, und wie hätten hiermit das Gefähe deq Stromes, wie
die Senkung bed Stromthales sum Mieberlande Bengatens , das
weiche viel über bem Meereeniveau erhaben Hegt, de bie Meeres⸗
Muth. aus dem Bengaliſchen Golf ſehe tief lanbein geht. Die
Rage von Godiye iſt fhom oben näher: beſtimmt worden, auch
Dis: nun beginnende Shbwefiwenbung bes Hauptſtromes (f. oben
’@.:3483, 13 geogr. Meilen weit dis zur Aufnahme des größten
Halten Zuſtromes, des Bori Dibing, von ber SD. Seite, diſ⸗
fen Hpbesgranhie und Hier noch hinzuzufuͤgen bleibe, che wir zum
dam: Tpechtllen Berichterſtattungen übergehen. Hinfichtlich der Voͤl⸗
kerſtaͤmme erglebt ſich nun aus obigen Beobachtungen, daß die
Mismis, dern Mizhu Mismi wie auch ſchon im Oſten bes
Brahma Kund als Gebirgsvoͤlker Teufen lernten, und welche ſich
als Coloniſten auf ber Sukato⸗Aue angeſiedelt haben, — im
N
4
N
Himat., IL. Oft-Gr., Afam, oberer Stromlauf. 353
N. und N.W. von Sodiya fi; noch weiter ausbreiten, bis in
bie Berggehänge zwifhen Dibong und Dihong. Am oben
Dibong, zu deſſen beiden Seiten, breitet fi aber norbwärte
gegen Tibet hin, das Gebirgevolt der Abors oder Bor Abor
aus, und im W. von der Einmündung des Dibong, abwärts,
am Norbufer des Brabmaputra bis zur Öftfpige der Mos .
jauli⸗Inſel, zum Sifi:Difteiet, wohnen die Stämme bee Miri,
welche von Sr. Hamilton noch mit ben Miemi verwechfelt
werden, welche Neufvillesso) aber von einander ale verſchie⸗
dene, obwol vieleicht umter fi verwandte Voͤlker beflimme
trennt.
Dee heutige Urfprung bes Bori Dihing, in ber nur
mit Hügelland umgrenzten, alleeding6 noch body liegenden Ebene
ber Sinhphos, ganz nahe unterhalb bes bei des Station Ka⸗
fan noch volllommen fhiffbaren Noh Dihing, In ber. Umges
bung des Sinhpho: Dorfes Bifa Baum, ift fchon oben anges
führt. Dichte man fi den Noh Dihing, von Kafan an, che er
feinen vieleicht jüngern Ami gegen N. W. ablenkte, gleich dem
Oxus ber Alten,: gegen Well, im Bette bed Bori Dihing
fortftrömend: fo würde der ganze Strom feine Normaldirection
gegen W. S. W. gar nicht Ändern; er würde mit ſeinem moͤrd⸗
lichen Nachbar, dem Lohit, im merkwürdigen Paratleliss
mus ſtroͤmen, und das mefopotanifche Land, zwiſchen bei⸗
den, würde in der Oſthaͤlfte ihres obern Laufes, von jener Lang⸗
tan: Kette mit bem erhabenen Dupha Bum erfuͤllt fepn, in
der Weſthaͤlfte ihres untern Laufes aber jene waſſerreiche, mit
frudhtbarem Boden bededte Ebene bitben, welche von’ hun⸗
dert Wafferabern durchſchnitten und vol ſtehender Suͤmpfe, mans
che Zeichen früheren Anbaues barbietet, jegt aber groͤßtentheils
unbewohnt und mit Wäldern, Bambusdidichten und Jungles
bedeckt iſt. Es iſt dies wirklich die größte von allen jenen ſchon
oben genannten Auen, oder von Flußwaſſern umfloſſenen Ins
fein, da fie faſt üͤberall 5 bie 6 Meilen Breite bat, und bee
Bori Dibing, der flo im Suͤden in gekruͤmmtem Laufe ums
zieht, von Biſa Saum, etwa nur 2 Stunden im W. von
Kafan, über die an feinem Ufer liegenden Orte Siro, ein
unteres Bife u. a. m,, bi6 zum obgenannten alten Sort Seys
®5®) J. Br. Nenfrille on the — and Population of Asara
it Asiat. Research; Salt 1628, Tom. XVI. p. 334,
ARittee Erbkunde IV.
384 Hoch- Aſſen. IV. Abſchnit. 76.
pore, an 13 geogr. M. Weges direct zuruͤcklegt, und von ba bis
gu feiner Einmündung zum Brahmaputra auch nod) 10, zuſam⸗
men 22 bi6 23 geogr. Meilen. In der noͤrdlichen Hälfte
dieſer Inſel fließt von DO. nah W. in gleicher Richtung bee Die
buru:$luß, an dem Hauptoste Rungagora vorüberz dieſer
eultivictere Theil dieſes meſopotamiſchen Land ſtriche der
großen Bori Dihing Aue, iſt jenes obenbenannte Gebiet der
Moamaripya (die frechen Mahamari⸗Rebellen, ſ. ob. ©. 309)
Staͤmme, welches auf Horsburghe Survey den Namen Beng⸗
mora erhalten hat. (Sollte dieſer vielleicht etymologiſch mit
Bung, der Erdwall, Mariya verwandt feyn? auch koͤnnten fie
wol Verwandte der MWHatimuripas, der Großwuͤrdentraͤger des
Reihe und ber alten Bevölkerung Aſams feyn, f. oben S. 307.)
Der füdlihe Parallelſtrom des untern Laufe bes Bori Dis
bing, ift der Ditho, an ben alten Gapitalen Ghergong und
Nungpore vorüberziehenb (f. oben ©. 317), der unterhalb Bors
bach in gleichem Vechältnig, nur in kleinerm Maaßſtabe zum
Bori Dihing zu flehen fcheint, wie diefer zum Noh Dibing. Zum
Schluß diefer Auseinanberfegung des Wafferneges von Ober⸗
Alam, die allgemeine Bemerkung, daB hier in der Mismi⸗
Sprache jeder Berg Teya, in dee Sinhpho Sprache aber
Bum heißt; dee Fuß) oder Waffer, aber bei den Kampti
Nam, bei ben Sinhpho Kha, bei den Mismi aber Di ober
Ti. Daher alfo ale jene Namen von. Disgaru, Diskrang,
Disbur, Disbong, Di⸗hong, Di⸗hing, Di⸗kho m. f. w.,
welche demnach meift einſylbige den Chinefifchen ſehr aͤhnliche
Klänge baden, wie Bong, Hong, Ding, Kho, aber auch
miter. Krang, Saru, Buru u. a.; woraus ſich zugleid ers
giebt, daß fich bie meiften diefee Namen wol aus de Mismis
Sprache erhalten haben, weil allen das Di ober Ti bfieb, daß
dieſe daher in fruͤherer Zeit wol auch weiter in dieſem Strom⸗
ſpyſteme ausgebreitet geweſen feyn mögen, als fie es heut zu Tage
ſind. Denn ihre Weſtgrenze finden ſie heute zwiſchen Dibong
und Dihong, wo die Abor⸗Staͤmme auftreten; aus ben mes
fopotamifchen Ebenen bes Noh und Bori Dihing, Im Suͤden
ded Brahmaputra, fcheinen fie von ber Sukato⸗Ame an, abs
waͤrts, alle auf die Nocbfeite zuruͤckgedraͤngt zu feyn, bucch
Sinhphos, Moamaripas, Afamefın u. a.
Himal., II. OR-Or., Ober⸗Aſam, Literatun. 355
Anmerkung. EiteratusRahmweifung und chronologiſcher
Kortfchritt ber neueſten Entbedungen von el
In DObersAfam.
Da wir Hier für die bisher nur ſehr oberflächlich —— Erd⸗
kunde Aſams, zum erſten male, nach jenen hiſtoriſch aͤlteren Das
ten, auch das Geſamtreſultateeo) der zahlteichen neueften Bes
obachtungen bee Surveyors, wie ſchon in jener Hudrographie,
vorläufig, obwol in feiner hiſt riſch⸗geographiſchen noch unvoll⸗
endeten Entfaltung, mitzutheilen haben; fo ifl, bei der faft allgemei⸗
nern unkenntniß, ober. Nichtbenutzung berfelben, aber auch bei
der Serftreutheit ber Driginalbeobachtungen und ihrer häufig fehr vers
wirrten Art der Yublication **) bei bem erften Anlauf, wie ih⸗
sem oft nur theilweiſe oder fpäterhin auszugsweife in andern auch Deuts
ſchen Zeitſchriften und Merken leichtſinnig wiederholten Drud, oder nur
einfeitig angegebenen Gitaten, woburdy viele falfche Auslegungen unb
Naifonnements entfiehen mußten, bier eine vollſtaͤndige Aufzaͤh⸗
Tung biefes Zweiges ber jüngften geographifchen Literatur über bies
Land an feiner Stelle. Cs iſt dies nothwendig zur Verbrängung mans
dyer ſchon eingefchlichener Irrthuͤmer und Werfälfchungen ber Daten, als
pofitive Wahrheiten aus den Geographien, vor ar man fi nicht *
nug zu huͤten vermag.
Doch nur in ſo weit wir durch vielerlei grüßen im Otanbe gets
fen, uns felbft in biefem Chaos zu orientiren, wird dies gefchehen können,
ba uns doch wol noch nitht alle jene Indiſchen Driginalnacprichten gu
Gebote ftehen, und ſelbſt bie erfie Duelle nit, die Calcutta Gou-
vernement Gazette felt 1825, in welcher, als einer officiellen Beis
tung, feit dem Birmanenkriege, in Calcutta, die wichtigſten Auffäge und
Berichte eingeruͤckt wurden. Wir citiren fie mit C. G. Gaz. Gin ans
deres Wert, Hor. Hayman Wilson Documents illustrative
ofthe Burmese War etc, Calcutta 1827. 4. Appendix: Topogr. \
and statistical Notices Nr. 1—11. p. I XV, enthält aber einen Abe
drud aller jener auf Afam bezöglichen offlciellen Artikel ber Calc. Gov.
Gaz, bi3 zum 22. März 1827, bie wir hier mit Wilson Docum,
App. Nr. und pag. citiren werben.
The Asiatic. Joarnaland Foreign Register etc. Lon-
don, feit Vol. XXI, enthält ebenfalls Abbrüde, Auszüge und Hinwei⸗
fungen auf jene Calo. Gor. Gaz., uber mit eigenen Railonnements bes
sc. Nur theilweiſe auch bie und da anberwärts, z. B. Aue
Mem relat. a l’Asie T. III. p. 405— 415. *ı) 3. 8. Capt.
Lachlams st, und Larenaudiöre Rechesches sur le Bouran-
poutre, in Nouv. Annales des Voyages de la Geogr. etc. p.- Byrice
et Malte Brun. . Paris 1826. T. XXX. p. 397 — 402.
82
—
—8'
356 Hoch Aſien. IV Abſchnitt. $. 7
Herausgebers, bie von denen der Calo. Gov. Gaz. gu unterfeheiben fine.
Wir citiren As. Journ. Vol.
. Dies find, nebſt einigen andern, wie die Asiatic. Researches etc.,
die HYauptfammlungen. aus denen ſich folgende Reihe des Kortfchritts ber
GEntbedungen nadweifen laͤßt.
3m Sahre 1825
%, Lieutnant Buritons Letter dat. March 31 1825. river
"Burrampooter North. Lat. 37° 54’, E. Long. 95° 24°, — Der erſte
Biick in die nem ſich aufthuende Landſchaft Ober-Afams. ſ. Calc. Gar.
Ghz. May 9. 18255 Wilson Doc. App, Nr, 1. p. I; Asiat. Journ.
Vol, XXI. p. 52. \
9. Capt. John Bryan Neuftille Notices; über Gobiga
bis zum Kunbil und die Sinhpho⸗Staaten; anonym (from — source)
“mitgetheilt in Calc. Gov. Gaz. Jun. 9 18255 Wilson Doc. App. Nr. 9,
p. I—III;, biefelben Daten finden fi fi) verarbeitet in der etwas fpäter
herausgegebenen Abhandlung; die auch neuere, fpäter gemarhte Entdek⸗
Zungen enthält: Capt. J. Br. Neufrille Deputy assistant of the
Quarter Master General, On the Geography and Population
of Asam, in Asiatic. — Calcutta 1828. Tom. XVI. p. 331
vis 352.
3. Geographical Sketch of Asam, lithographirt, als Wei
tage der Calc. Gov. Gaz. Jun. 9. 18255 nur ber Zert als Commentar
Diefes erften Entwurfs des Survey in Wilson Doc. App. Nr. 2, p. 1;
eben {p in Asiat. Journ. Vol. XXI. p. 186-188 und XXH. p. 713.
4. Letter fr. Asam ohne Namen, in Asiat. Journ. Vol. XXI.
1896. p. 491.
5. J. Br. Neufville further intelligence ete. über bie
Berzweigung ber obern Stronrläufe bis Brahma Kund, in Calc. Gor.
. Gar. Jun. X. 18%; Wilson Doc. App. Nr. 3, p. IV’; verarbeitet in
Nenfrille On the Geogr. in Asiat. Res. T. XVI. 1. c.
%. Lieutnant Jones of the Quarter Master Generals Departe-
ment, Route von Rungpore nad Jeypore am Bori Dir
hing, im Day 1825, in Calc. Gor. Gaz. Jun. 33, 18255 Wilson
Doc. App. Nr. 4. p. IV— VII.
1. Capt. Bedford erfie Ercurfion umdb BVeſchiffung bei
Dihong⸗Fluſſes bis Paſial (38° FNR.Br.) Im Nov. 18255 in
Cale. Gor. Gar. Febr. 2. 18263 in Wilson Doc. App. Nr. 5. p. VII
bis VIE anonym; Asiatic. Journ. Vol. XXU. p. 178, in Excerpten
namenlos.
8. Gapt. Bedford erfte Beſchiffung des Dibong bis gu den *
Meist Dörfern, und erfte Beſchiffung bes Dikrang, im Dezember 1835.
J
' *
Himal. 111. Oſt⸗Gr. Ober Aſam, Literatur 357
Zuerſt und einzig in Wilson Doc. App: Nr. 6.. Voyage up te Dipeng
ets. pe VII X mitgetheilt,
Sm Iahve 1896.
9. Gapt. Bedford erfte Schiffahrt den Bori kohit —
und Entdeckung des Brahma Kund, im März 18965 in Calo. Gor. Gaz.
21. Sept. 18263 Wilson Doc. App. Nr. 7. p. X— XII; Asiat. Journ.
Vol. AA. 1827. p. 495 — 500.
10. Lieutnant Bilcor Beſchiffung des kohit von Sodiya, erfte
Beſchiffung des Tenga Pani zu dem Lande der Mismi, und Rachricht
vom Sri Lohit,. Calc. Gov. Gaz. Nor. 2. ‚18263 Wilson Doc, App.
Nr. 8 p. XII.
. 11. ‘Notices on Mismis, and BorKhamti, Calc. Gor.
Gaz. Nov. 6. 18255 Wilson Doc. App. Nr. 9; p. XIHI—XIV. on
beiden Excerpte ohne Ramennemung in Asiatio. Journ. Vol. XXI. 18927
p. 497 — 498.
12. Lieutnant Wilcos Verſuch jenfeit bes Brahma Kund bis
5 bis 6 Zagereifen oſtwaͤrts bis in das Land ber Mizhu Mismis,
aber vergebliche Anftrengung weiter oſtwaͤrts zum erften Lama Dorfe
und ben beiden Quellarmen bed Lohit vorzudringen. Aus ber Calc.
Gor. Gaz. Sept. 21. und Noy. 23 bei Wilson 1. & p- Xi; im Auszug
in Asiatic. Journ. Vol. XXIII. p. 499, 799
13. On Brahma Putra, Letter dated Sediya 16. Dec. 1826,
by an Inquirerz Raifonnement über bas pubrographifde Syſtem bes:
Stromes; in Asiatic. Journ. Vol. XXIV. p. 44,
13. Lieutnant Wilcos und Eapt. Burlton Excurſion und Be⸗
ſchiffung des Dihong, zum zweiten male, gegen Norden, über
Paſial hinaus bis Pashi (Pashee), unter 28° 6’ N.Br,, ber Dionat
ift nicht angegeben ‚in Calc. Gor. Gaz. 15. Nov. 18275 Wilson Doc.
App. Nr. 160. p. XIV—XV; - Asiat, Journ. Vol. XXIV. p. 307.
15. Raiſonnement der Calc.-Gov. Gaz. March 22. 1897, über
das hydrographiſche Syſtem bes Brahmaputra in Beziehung auf Klap⸗
roths Hypotheſe, in Wilson Doc. App. Nr. 11» p. XV; in Asint. Journ.
Vol. XXIV. p. 430. — Nachtrag hierzu- aus Calc. Gov. Gaz. March 29.
1627, fehlt bei Wilson Doc.; aber in Asiat. Journ. Vol. ——
Im Jahre 1827.
‚16. Capt. Wilcor und Capt. Burlton Sournal einer
Räfe von DObersAfom, nad dem Bor’ Khampti Lande und.
zum Irawadi, vom 24. April bis Juni 1827, in Calc. Gov. Gaz.
. Juli 16. 18275 _ Asiatic. Journ. Febr. 1828. Nr. CXLVI. p. 202; aus
Caloutta Oriental Magazine, in Asiatic, Journ. ‚Vol. XXVI. — p· 531
bis 628 — fehlt bei Wilson Documents. :
+
-
358 Koh-Afen. IV. Abſchnite. $. 76.
Die verſqh iedenen hierher gehörigen und allein brauchbaren Karten
von Afam, zu andern Generallarten von Iubien ꝛc. gehörig, wie ber
neue Survey von Afam in J. Seruness Indian, Atlas find im obis.
gen ſchon angegeben.
8. Befondese Berihterflattung der einzelnen Er»
peditiouen, feit 1826, duch Ober⸗Aſam, und über
: dDeffen Ethnographie.
a) Lieutnant Jones Lanbmarfh von Rungpore nach Jeypore
(6.—16. May 18%); Ditho und Bori Dihing Land.
Indeß bie Flottille der Britiſchen Zruppen nad des Gapiın
lation von Rungpote ben Brahmaputra⸗Strom aufwärts fegelte, _
bis Sodiya, hatte Lirutn. Jones von Rungpore 562) fein
Kruppen-Gorpe zu Lande dis Jeypore am mittlern Bori Dis
ding zu führen, wodurch wir von ber Eandesnatur vom Dikho
aus entlang am linken Uferlande des Difung, über Bor:
hath bis Jeypore einen anfchaulidhen Begriff erhalten. Der
ganze Weg bis Borhath an 10 geogr. Meilen direct, beträgt aber
über 15 geoge. Meilen (62 Miles Engl. nach Wegdiftanz), we⸗
gen ber vielen Ummege und Kruͤmmen, eine Steede, die mit größs
ter Anftsengung nur in 8 Zagemärfchen mit den Truppen
zurüdgelegt werden konnte, weil faft uͤberall fchlechte Wege, viele
Suͤmpfe und verwachfene Stellen (Jungles) vorlagen, und 5
wilde Fluͤſſe auf erſt zu fällenden Baumbrüden ober Faͤhren
zu überfegen waren, ba nur über einen berfelben eine Bruͤcke
von 3 Steinbogen gebaut war. Beim Ausmarfh von Mungs
pore (6. May) gegen Of, war der Weg bie erften 2 Stunden
ein hoher, breiter Erbwall, ein Bung, aber biefer brach bald
piöglih ad. ‚Am zweiten Tage ging es durch Bambusbidichte,
nur ein paar Dörfer zur Seite, in Sumpfüngen, zum Dithes
Flus, der 70 Ellen breit, reißend und tief auf einer Fähre, «ts
was oberhalb ber alten Gapitale Ghergong, Überfeht warb.
Jenſeit folgten wieder Werfumpfungen ; eine Strecke guter Hoch⸗
weg (Bung) 15 Zuß breit, biß gu einer Steinbrüde über den
ZizacumaFluß. Die folgenden Tagemaͤrſche mwechfelten nun
gute und böfe Stellen ‚auf diefelde Weife immerfort mit einan⸗
der ab, fo daß es ſelbſt mit den Elephanten, welche der Bun
so e. FJonte Route ſ. ob. . Aam.S. 866 Rr. 6.
Himal., III. Of-Cr., Ditho und Bori Dibing. 359
port bei ſich hatte, faſt zu ſchwierig war, ſich die Wege hindurch
zu bahnen. Einſt mochte die Hochſtraße (Bung) im beſten
Stande geweſen ſeyn, jetzt aber war ſie an unzaͤhligen Stellen
von den Nullahs durchbrochen, welche die weiten, waldigen, bu⸗
ſchigen oder mit Bambusdickichten bedeckten Ebenen mit ihren
Verſumpfungen fuͤllten, oder oft zu beiden Seiten des Erddam⸗
mes ſich fliegende Waffergräben gebildet hatten. Die ganze Ges
aend lag in Verwilderung, und bis Burhath (Bor Hath bei
Neufville), dad am achten. Tagemarſche erreicht ward, hatte
man nur aus ber Ferne die Ueberreſte weniger zerflörter Dörfer
und verfaffener Aderfelder erblickt. Noch am legten Tagemarſche
war die Hochftraße von 5 bis 6 reißenden Nullahs quer durchs
drohen. Bon Borhath, das mitten im Waldlande, zwifchen
mannebohen Srafungen liegt, waren nur noch alte Stodaben
und Waͤlle, ein paar Fuß hoch übrig, der aͤußere Graben 5 Fuß
tief und 6 Zuß breit. Der Fluß Difung (Difang bei Neuf⸗
ville, Deffing bei Jones) ift bier 90 bis 100 Ellen (Yards)
breit, am 14 May war er durchgehbar; aber Tags darauf ſchwoll
ee 3 Zuß böher an. Er kommt bier von &.D. vom Gebirg
herab, und wendet fidy bei dem Orte im Knie gegen S. W. Nur
ein paar Ständdhen Im S. O. ftürjt er fi), 40 bis 50 Fuß hoch,
von Felshoͤhen herab; oberhalb iſt er nue noch für Seringas
(Kanoes?) fchiffbar. Eben da, gegen S.O., liegen am Anfang
der Vorberge, 70 bis 80 Kuß über ber Plaine einige Afames
fen: Dörfer, deren Bewohner durch die ufurpatorifchen Sinh⸗
phos aus der fruchtbaren Ebene hierher vertrieben find. Weiter
landein, gegen S. O., ein paar Tagereifen weit von Barhath,
legen die erſten Dörfer bes Gebirgeammes bee Naga 6, bie
mit den Afamefen befreundet find,
Am 16. May wollte man vom Bette bes Difung bei
Burbach, nah dem alten Fort Jeypore, das nur 2 flarke
Stunden fern gegen N.D. am ganz benachbarten Bori Dis
bing Hegt, fortruͤcken; aber die Walddickichte, die Bambusgehöfge,
die unzähligen Zerreißungen des Bodens durch die Nullahs, mach⸗
ten ſelbſt den Elephanten die groͤßten Beſchwerden und Gefah⸗
ren; man verirrte ſich, man mußte umkehren, und ſich mit Aus⸗
ſendung der Spione nach dem Fort Jeypore begnügen, das
nach ihnen halb ſo groß wie Rungpore ſeyn ſoll, von 6 Fuß ho⸗
hen Erdwaͤllen, die 8 bis 10 Fuß breit ſind, umgeben iſt, und
dieſe von 15 bi6-20 Fuß breiten Waſſergraben. Dee Bori Dis
/
3600 Hoch- Aſien. IV. Abſchnitt. $. 76;
bing hat bier eine Breite von 200 bis 300 Elm (Yard), und
ift aufwärts bis Digi Chat, nad) Neufville, ſchiffbar. Dörfer
umher waren hier nicht ſichtbar. Zahlreiche Zufluͤſſe, ſagt Neuf⸗
ville 565), fließen bier von der füdlichen Gebirgslinie der
Nagpur:Stämme (b. i. der Naga: Stämme des Grenzge⸗
dirges von Afam) in die linke Seite des Bo ri Dihing, waͤh⸗
rend feines Laufes oberhalb Jeyppore (Jappur bei Neuf⸗
ville); fie durchſchneiden die Birmanenflraße, bie hier, wie
‚die Sinhphoſtraße, höher aufwärts gegen S.D. zieht, fie ers
ſchweren den Durchmarſch auf derfelben während der naffen Zah:
- veßzeit ungemein, auf biefelbe Weiſe wie jene von Jones bes
ſchriebene Strecke abwärts von Jeypore. — Kin flüchtiger
Afamefe, der bee Gefangenfchaft dee Sinhphos, die mit den
Birmanen gemeine Sache machten, entlaufen war, erzählte, daß
fie ihn vor. drei Monaten in feinem Dorfe weggefangen und
nah Biſa gong (oder Bifa gaum, nah gaum, d. I. dem
Oberhaupte, oder nach gong, d. I. dem Orte genannt), wol 10
geogr. Meilen . weiter aufwärts zur Quslie bes Bori Dihing
gefhleppt hätten, wo er ben Boden graben und Gras fchneiben
mußte. Es feyen dort Kbrnvorräthe für 2000 bis 3000 Mann
Birmanen aufgehäuft gewefen, ‚bie man als Zuzug gegen die
Briten erwarte. Die dortige Stodade ſey 150 Een lang, mit
6 Fuß hohen Wälen und Gräben zu beiden Seiten.
b) Schiffahrt ben Brahmaputra aufwärts, von der Gegend ber
Gapitale Rungpore bis Sodiya (1825). — Die Moamaripas,
die Miris nach J. Br. Neufpville 6).
Schifft man auf dem Brahmaputra aus der Naͤhe der
Capitale Rung pore ſtromauf, fo fährt man die Einmüns
dungen der. Fluͤſſe Diſung, Bori Dihing und Diburn,
‚ bie rechter Hand gegen &.D. ober auf dem linken Ufer des
Haupiſtromes liegen, vorüber. Diefe ganze Uferfeite ift mit es
ner verwilberten, bufchigen, ebenen Landſchaft überzogen, aus wel⸗
- her bie und da Gruppen hoher Baͤume hervorragen, weiche bie
Lage früherer Ortfchaften bezeichnen, die jegt zerflört und veröbet
find, weit ihre Berwohner von ben Birmanen, den Sinhphos
und andern SUMMN, die cuf nme) ausgehen, alß
663) Asiatic. Res. T. XVI. p. 333. ° **) J. Br. Nöufrilie Asiat.
Res, T. XVI. n 231 — 335, ſ. 2 Yan. 356 Rr. 2.
N .
Himal,, II. Ofb-Br.,. Sifi-Diftric, Moamariya. 361
Selaven entführt find. Am DOftende ber Mojaulis$nfel, deren
Spitze man hier verläßt, Tiegt zu ihrer rechten Uferfeite der Dis
ſtrict Sift, zu Asam proper gehörig, durch gleiche Raͤubereien
verödet. An der Spaltung des Brahmaputta zu 2 Armen, welche
diefe Mojauli⸗Aue umfließen, liegt Solal Pal (Sotal
Paat bei Wilson Doc.) bei Maura Muth (Mukh Heißt ein
Anterplag), einft vol Dorffchaften, wovon jegt nue noch wenig
Ueberrefte fih zeigen. Vom Stfi: Diflrict an und von der
DOftfpige der MojaulisInfel liegt bas Nocbufer des Haupts
firomes, Lohit, oder Brahmaputra, gegenwärtig ohne allen
Anbau, nur mit Wald und Jungle bedeckt, nordoftwärts, bis zu
bee Linie ber erſten nördlichen Worberge, bis zur Einmündung
dee Dihong. Weitere Nachricht von diefem rechten Nordufer
erhalten wie nicht, als daß daſelbſt zwiſchen Siſi⸗Diſtrict und
Dibongs Einmündung das Volk der Miris feine Sige hat.
Anmerkung i. Die Moamariya, Mohamary, Moransıc.
Am linken Suͤdufer des Hauptſtromes bezeichnet bie Einmündung
des Diburu (Diburu Nala) die Weftgrenze des Diſtricts, den bie
Zribus der Moamariya einnehmen (Mahamary⸗Rebellen bei Fr,
Buhanan)z Reufville fehreibt fie Morans (Moraus bei Wilfon),
andere Mutteks und Mowamariasz fie find an Afam tributpfliche
tig. She Diftrict verbreitet fi) über die große vom Bori Dihing
im Süden, und vom Lohit im Weften bis gegen Sobiya hin ums
floffene Aue, jene mefopotamifche von Waſſern, Sümpfen, Wäldern und
Zungles vielfach durchzogene Niederung, welche ber Diburu, der im
Süden von Sobiya der Kunbils Mündung gegenüber entfpringt, diagos
nal, von D. nach W., durchſchneidet, und in eine mörbliche und füds
liche Halbe theilt. An diefem Fluſſe Liegt die jetige Reſidenz ihres Obers
bauptes bes Barfenapti (ber Burfiapati b. Wilfon, Senapati
b. Reufoille heißt)s der Ort heißt Runga gora (auf bem Survey und
bei Wilfon, Banga gora bei Neufville) und liegt im Gentro ihres
Beſitzes; ihre früheren Gapitalen Bara und Chota Sakri, nahe am
Urfprunge des Diburu, lagen zu nahe an ber Grenze der Sinhphos, und
waren ihren Ueberfällen zu ausgefeht.
Die Moamariya, fagt Neufville, find Hindus (2), oder viels
mehr nur BifhnusDiener, aber fehr Jar in ihren Gebraͤuchen, und
von ben Bengalis kaum als ihre Glaubensgenoſſen anerkannt (bie jünger
bekehrten Aſameſen find von der Siva⸗Secte; vielleicht gehören biefe
Bifkaus Diener. noch einer Alteften Hinduherrſchaft in Afam an). Den
Afamefen. gelten fie aber eben fo raubfüchtig, wie andere Raubftlämmes
[4
368 Hohe Afen. IV. Abſchaitt. $. 76.
the Oberhaupt erkennt ben Radja von Afam wol als feinen Oberherrn,
er hat fich indeß während ber legten Kriege von Sinhphos und von ber
Birmanen Unterjochung inbependent zu erhalten gewußt; er zeigte ſich
ben Briten befreundet. Im Norden der MoamariyasAue, von der
Sinmünbung bes Dihong zum Lohit an, aufwärts, beginnt, am
Rorbufer biefes Hauptſtromes, das Gebiet dee Miſsmis; aber abs
wärts von da gegen Weſt, bis zur Dftfpige der MojaulisInfel, find
Wohnfige der Miris, beren Ortſchaften zwar noch kein Europaͤer be⸗
ſucht Hat, die aber nach Neufvil les Beobachtungen von ben mehr dfls
chen Mismi, mit denen fie Fr. Hamilton vermifchte, gu umters
ſcheiden find. Ron ihnen hat Mirigong (gong, b. i. Dorf) feinen
Kamen, das etwas abwärts der Ginmündung bed Dihong Liegt, welche
Silani mukh (mukh, d. i. Ankerplatz) heißtz ein Name, ben fie hier
von ben zahllofen Felſtruͤmmern erhalten hat, bie hier, vom Dihong und
Dibong herabgewälzt, umher gerfiveut Liegen.
Anmerkung 2. Die Mirie, :
Die Miris find ein faft barbarifdyes Bolt, ganz roh, ganz ver
ſchieden in Sprache, Geſtalt und Sitten von deu andern Bewohnern Dfls
Aſams. Unter ihren Dörfern iſt Motgaum bie bebeutendfle Ortſchaft,
welche erſt Türztich von ihrem Saum (b. i. DOberhaupte) befegt if,
ber ſich Afam unterworfen hat, weit er Schuß gegen bie Ucberfälle feis
ner nördlichen Nachbarn, ber Abor, vom Gebirgsiande bedurfte. Wie
diefe find auch fie treffliche Bogenſchuͤtzen; fie vergiften ihre Pfeile mit
dem Gift einer Pflanze, bie in den Bergen ber Mismi und Abor waͤchſt;
andy erlegen fie bamit wilde Thiere, deren Fleiſch dadurch nicht unfchäd,
lich gemacht wird. In Freundſchaft mit‘ dem Sodiya Gohain, ober
OARANEE von Sodiya, ſtehen ſie in Feindſchaft mit dem Sinhphos.
N Beſchiffung des Dihong aufwärts bis Paflal und Paſhi, durch
Bedford (1825), Wilcor und Burlton (1826) 5%). — Gage
vom Sri Lohit; bie große Fluch. — Die Abor und bie
Bor Abor.
Unterhafb der Einmündung bes Dihong ift die Station
bes Rieutnant Burlton, von woher er feinen erften Brief, vom
g1. März 1825 (f. oben 6. Anm. &. 356 Ne. 1.), fchrieb. An
biefer Anterftelle hatte der Hauptficom, damals, eine Breite von
460 Fuß (150 Yarbs), im Felfenbett nur 3 bis 4 Fuß Waſſer⸗
tiefe; die Außerfien Ufer feiner vielen Verzweigungen gab er auf
1800 Fuß (600 Yards) an. Von dba zum Brahma Kund rech⸗
ses) ſ. oben $. Anm: S. 356, 357 Ar. T. und Wr. 14.
-
Himal. IIR OR-Gr., Alam, Dihong. 863
nete ee 10 Tagereiſen. Den zunaͤchſt vom Norden herad einfal⸗
tenden Hauptzufluß, den Dihong, befchlffte zureft im Herbſte
deffelben Jahres, Capt. Bedford; hier das Mefultas feines Be⸗
richtes.
1. Erſte Tagefahrt, 18. Nov. 1826. Die Eiafahrt
aus dem Hauptſtrom nordwaͤrts zum Dihong iſt frei von Felſen,
der Strom iſt mild und ruhig, der Sand hier noch ſo haͤufig wie
im Bette des Brahmaputra. Am Üfer entlang zeigte fich viel
Wir. Nachmittags 3 Uhr paffite man bie Einmündung des
Dibong von ber Oftfeite, und fahe an jeber Seite deſſelben ein
verödetes Dorf. dee Miri. Ein Afamefe hielt bier mit feinem
Dinghi (Rance), der durch einen Arm des Kundil in den Dis
bong gelangt war, und zwas auf einem ſehr kurzen Wege, da
a erſt am Morgen von Sodiya abgefchifft war.
2 Bweite Tagefahrt (19. Nov.). Ohne viel Hem⸗
mung flromauf gefchifftz der Sandgrund bes Bettes nahm ab,
in gleichem Maaße nahm die Menge der Rollſteine zu. Berge
traten von ber Dflfeite die zum Strom heran, gegen "Mord
fahe man in dem’ Bergzuge bie Lüde, weiche dus Stempel
herabfetzt.
3. Dritte Tagefahrt (20. Nov.). Die Stromſchnellen
— nahmen zu, fie fingen an ſehr beſchwerlich zu werden;
ein Zufluß der Lali wurde vorhbergefchifft.
4 Vierte Tagefahrt (21. Nov.) Die Zunahme des
Streomfchnelien nöthigte zum Ausfleigen, man mußte das Boot
fortftoßenz der Fluß war felcht, doch fehlte es nicht an Wafler
er nimmt bier eine entfchiedbene Wendung von Nord, wie bisher
gegen N.W. Viel Wild, Büffel in Menge zeigten fih au ſei⸗
nen Ufern. Auch bee Waffervogel, Kuwari, findet fich hier im
Menge, und die Mofhus:Infecten (Musk beetle) fangen
am fehr befchwerlich zu werden. Man kommt hier der Gebirgs⸗
Bette fchon fo nahe, daß man bie Bäume guf ben Worberbergen
deutlich erkennt, und bie einzelnen Ausrottungen bee Wälder und
bebaute Stellen; Dörfer zeigten fich aber noch nicht.
Slnfte Zagefahre (22. Nov.) Um 4 Uhr Nachmittags
zeigte fi) am rechten Ufer, alfo an der Weftfeite, das erſte Dorf
Dafial, von Abors bewohnt (28° I M.Br.). Der Radja
des Dertes erlaubte die Weiterfahrt nicht, unter dem Vorwande,
die weiter hin wohnenden Abors ſeyen zu wild, und bie Gefahr
vorzubringen zu groß. Man mußte fi alfo mit 2 Raſttagen in
304 Sch = Afen. IV. Abfchniet, „$. 76.
Daflat begnügen, und dann umkehren. Diefe Abors, geigten
fidy als rohes aber gutmüthiges Volt, Die Berge gegen Wer
waren von.ipnen und den Maiyeng:Abors (BorMeyong
zrolfchen den rechten Zubächen Siom und Kola, zum Dihong,
auf Hocsburghs Survey) in Befig genommen; die auf der.
Dftfeite des Stromes norbwärts der Bäche Shiku und Yos
muni, waren von den. Padow, Sillu (Eii), Mebu
(Menbu db. Horsburgh) und Golimar bewohnt. Es beflcht
aber Fehde zwiſchen beiden Uferfelten. Die Paſial⸗Abors
hatten gute Waffen, Bogen und vergiftete Pfeile, auch Sperre,
"oder ein ſchweres, ſcharfes Schwerdt, Dhao, wie die Sinhphos.
Sie eſſen das Fleiſch von Elephanten, Rhinoceros, Schweinen,
Buͤffeln, Wild und Waſſervoͤgeln, doc) zeigten fie Abſcheu gegen
das Eſſen des Rindfleiſch, die einzige Spur des Hinduism bei
ihnen. Sie trinken auch berauſchende Getränke, und zeigten große
Begier nach Salz, Tabak, Tuch. Auch bemerkte man wenig
> Spuren einer Religion bei ihnen. Sie ſollen einem Goͤtzen,
Aphum,, Opfer bringen, deſſen Tempel jenſeit der Berge ber
Abor Liegen fol. In dem Worte hum glaubten die Briten eis
nen Anklang an die Buddhiſtiſche Gebetöformel Om mani etc.
zu finden (f. oben ©. 167). Die Hauptkleidung diefer Abors
befland in dem Churia, b. i. einem Zeuge aus der Rinde bes
Ud dal⸗Baumes gefertigt, das zugleich zum Keppich dient, um
darauf zu figen, und zum Dhoti, d. I. zum Umfchlag und zum
Ummideln der Lenden. Es hängt vorm und hinten etwa fünf
Viertel Fuß tief herab, gleich einen weißen, bufchigen Barte, und
diene auch beim Machtlager al6 Kiffen, darauf zu ſchlafen. Als
les andere ihrer Kleidung [dien nur Drnament zu ſeyn, wie bie
Müse, der heimartige Haarputz, Zierrath von, Fellen, Halsperlen
u.a. m. Die rothen Wollenzeuge, welche man öfter. bei
ihnen fabe, fagten fie, erhielten fie aus einem Lande das ober
halb der Gebitgskette Liege (karmoiſinroth und roſenroth iſt bie
vorzuͤglichſte Faͤtbung ber Wolle bei Tuͤbetern, ſ. oben S. 263,
7272) Dieſe Abors ‚übten das Recht des Staͤrkern ‚gegen
ihre ſuͤdlichen Nachbarn, die feigen Aſameſen; fie forderten von
ihnen Contribution ein, und überfielen fie, wenn fie nicht zahl
- ten, in Raubzügen,, auf denen fie bie Gefangenen als Sclaven
mit in ihre Gebirgéheimath fehleppten. Mehrere. diefer Altern,
weggefangenen ˖ Aſameſen fanden die Briten bei den Paſials noch
vor; ‚fie hatten fich in ihr Schickſal fhon fo eingewohnt, baf
—
+
Himal, III. Oſt⸗Gr. aſam, Diton. 365°
fie keinen Drang mehr zelgten, Ihre Lage mit einee andern zu Det
tauſchen.
Bmweite Stromauffahrt duch Lieutn. Wilcor
und Buriton (18%). Es fehlt der ſpecielle Tagesbericht; wit
erfahren nur, daß fie zwel Tagereiſen weiter als das früher er⸗
reichte Paſial, bis zum Abor Dorfe Paſhi vordrangen (28° &
N.Br.). Die Dorfbewohner hinderten fie an ihtem fernern Vor⸗
dringen nicht, ſuchten fie aber von den Gefahren und Beſchwer⸗
den, denen ſie ſich ausfegen würden, zurüdzubalten, verfagten ih⸗
nen Zührer, und leiteten fie irre durch falfche Ausfagen. Dies
zu den Naturhinderniſſen binderte ihren Fortſchritt. Die ſteilen
Selsufer, die Seitengebirge, ein gewaltiger Etromfall (rapid), den
fie aicht ohne Gefahr mit ihrem kleinen Fahrzeuge hinauf konn⸗
ten, noch weniger herab, zwangen fie zue Umkehr. Als fie bie-
nachften Felſen am Ufer erfletterten, ſahen fie den. Strom ohne
Untetbrechung über dem Cataract gegen Weſt ziehen, die Kühres
fagten 4 geogr. Meilen weit, und dann wende te fich eben fo
weit gegen Nord. Der Weg zu bem Lande der Bor Ador
geht hier bitect gegen ben Norden, er verläßt daher bier das
Stromufer. Die Breite des Stromes ift hier auf 300 Fuß
(100 Yards) rebucirtz fein Lauf iſt ſehr langſam. Da er ſich
aber nicht verzweigt, ſo muß alles von oben herab zum Brahma⸗
putra gehende Waſſer Dusch diefen Canal feinen Ablauf haben.
Dies il aber mehr als die Doppelte Waſſermaſſe des
Brahmaputra. Die Quelle diefes Stromes, fagten bie Abor, fo
ſehr weit entfernt liegen. An biefee zuletzt erreichten Stelle
lebte die Tribus der Simongs; an iht Land fol das der Las .
mas (Rübet, oder Gombo?) dicht angrenzen. Nach einer ans
bern Ausfage 99) von Mr. Scott und Wilcor, fol die dor⸗
tige Ausfoge der Bewohner gewefen ſeyn, daß ihe Land an, beis
den Ufern des Dihong fi noch 10 geogr. Weiten. (60 Miles)
gegen N.W. ausdehne; die Volkoſtaͤmme jenfelt ſeyen ihre Feinde,
weiter bätten fie ſelbſt keine Kunde. — Wären diefe Simongs
fhon zu jenen H' Lokba⸗Voͤlbern zu zechuen? bie an ber Suͤbd⸗
grenze Gombos im Süden des Momtchu ober füdblihen Nus
tiang (f. oben ©. 212, 214, 224) wohnen, den. Klaproth für
dem obern Lauf dieſes Dihong zu halten geneigt iſt? von gekerb⸗
“es, f. oben $. Anm. S. 367 Nu. 43, Letter by an —* etc.
306 Ho-Alen, IV. abſchnitt. $. 76.
ten’ und befaͤrbten Lippen wirb uns frellich nichts durch die Bri⸗
ten erzähle. Oder follten die nordweſtlichen Feinde diefer Si⸗
möngs erft jene H'Lokba's feyn? — Wenn aber dieſer Mom⸗
hu (Montfiu, auh Lub naghtfiu) wirklich wie dies Tür
betifhe Quellen, nad Klaproth’6 eigener Angabe (f. oben
&. 213 Zeile 2 von unten, vergl. S. 224 Zeile 18 von oben)
verſichern, fich in dem großen Dzangbo von Tuͤbet ergießt, fo
kaunn dieſer Dipyong nicht blos jener Momtchu, fon
den mußte eben darum aud die Kortfegung bes
Dzangbo feyn. Den Tübetern ſcheint Klaproth, obwol «er
biefe Angabe fpäterhin fallen Läßt, und nur dem Chinefenberichte
folgt, Hier eine genauere Keuntniß ihrer Hpbrographie in ihrem
eigenen Rande: zugutrauen, als den Chinefifhen Kartenzeihnern
umb denen, welche jene Zufäge zu ben andern Stußläufen'(f. oben
©. 223, 225 u. a.) der Khienlongfchen Karte hinzufügten, aber
zu diefem nichts zu fagen wußten, jebod auch dieſes wichtige Fac⸗
tum nicht wiederholten. Uns iſt wenigſtens auch kein einzige®
Beiſpiel hiſtoriſch bekannt, daß Chineſiſche Autoritäten bie zu Dies
fer Suͤdgtenze Zübets gegen Alam vorgebsungen wären, um hier
als Beobachter [prechen zu koͤnnen, oder ein Urtheil zu haben, im
einem Gebirgslande, von welchem, hinabwaͤrts, bie Beurtheis
lung ber Stußläufe feine großen Schwierigkeiten bat, Eher wuͤrde
uns hier noch die Ausfage eine Kaufmanns aus H’Laffa 57)
gültig ſeyn, der von ba nach China gereifet war, und dem Dir.
©cott, der als Governor Generals- Agent in Aſam beſchaͤftigt
‚ war, bie geoße Krümmung ihres Tübetifhen Dzangbe
(Xfanpu) flissiet, weicher nach ihm zuletzt gegen den Säden
ließe, ihnen ganz aus bean Augen komme, bei feinem
Eintritt: in das Bergland der Abort und Duphlasz
dieſelbe Anficht, weihe auch Turner in Teſhu Lumbu mitges
theilt erhielt, ehe Curopaͤer noch etwas vom Brahma Kund erfah⸗
ren hatten (ſ. Aſien Bd. I. S. 485). Die Hypotheſe einiger
Briten 8), dem Subunf hiri (f. oben ©. 314) für den Erguß
des Momtchu zu halten, können wir eben fo wenig teilen, wenn
dieſer, nach der Tüberifipen Autorität, ſich in ben Diangbo ers
gießt. —
Von dem Abors Dorfe Paſhi beſchteiben Wilcor und
"n) f. oben Ferne an 13. Letter b "an Ingeirer etc.
Himal., 11 Oſt⸗Or., Alam, große Fluth. 8067
Burlton die Ausfiht als fehr großartig, ba man den Brahma⸗
putta⸗Lauf, von da an, ſuͤbweſt waͤrts hinab bis Sifi (f. ob.
€. 361) erblidt, auch die Vereinigung des Dihong mit ihm ‚ges
gen Süd, im Dft den Spiegel des Kundil und anderer Ströme,
dahinter die hohen Schneegebirge im Oſten von Sodipa,
aber auch hinter diefen Piks noch viel weiter gegen ©.D., das
große wol 30 geogr. Meiten (150 Miles) ferne Schneegebirge
der Langtan⸗K ette gegen das Stromgebiet des Irawadi hin.
Wahrſcheinlich iſt es auf dieſer Excurſion, daß Wilcor eine
Heine Sammlung von Gebirgsarten 9) machte, welche
beweifen fol, baß die Nordkette von Afam, auch ben Bes
ſtandtheilen nach, eine Kortfegung bes Himalapa-Zuges von N. W.
ber ſey. Vorherrtſchend wie dort, fo auch hier, Thonſchiefer,
Gneuß und Porphyegänge von eigenthümlicher Axt, die hie⸗
figen Sandfleinarten feinen zur Graumwadenformation zu
gehören, die mit rothem oder primatsem Sanbftein wechfeln foll,
in denen auch Steinkohlenlager zu erwatten feyen.
Anmertung 1. Sagt vom Sri Lodit und der geoden
\ Fluth.
Neufvilles 70) Beobachtungen in Ober⸗Aſam fäeten ihn bahn,
in biefem Dihong die Hauptader des Stromes von Afam
(nicht im Lopit vom Brahma Kund) zu erkennen, wegen feiner Waſ⸗
ſerfülle ımb ber Direction feines Laufes. Diele Anficht erhielt
einige Wefdtigung durch die Wegebenheit einer großen Waffers
fluth, die fi vor einem halben Jahrhundert zur Zeit ber Stegierung
Rajeswhara Singhas (f. oben ©. 301) zutrug. Es kam ploͤt⸗
lich eine alles uͤberſchuͤttende Fluth den Dihong herab und über-
Idywenmte das ganze Land, rip ganze Dörfer und Diftricte- mit ſich
fort. Sie foll fo heftig gewefen ſeyn, daß fie der ganzen Landſchaft ans
dere Beftaltungen gab, unb den Stromlauf jelbft weſentlich veränberte,
Diefe Fluth Hielt 14 Zage anz mit ihre wurden allerlei Geraͤth ber Agri⸗
eultur und Hauswirthfchaft, auch Glepbantenfallen und eine Menge ans
derer Dinge, mit herabgeſchwemmt, die einer eivilifirteren und gefelligeren
Population mit Ackerwirthſchaft uud Hfrtenleben angehörten. Dies bes
weife, ſagt Neufville, offenbar eine Communication gegen Notre
ben, entweder eine anhaltende, oder nur periodifche, vielleicht nur oeca⸗
fonelle, mit einem großen Strome ber nörblidy anliegenden Hoch⸗
plaine. Dieſer große — im Norden, wird in Aſam ſeyr allge⸗
29) Asiatie. Joum. New Ser. Vol. I. 1830. p. 65. -
0) u SS T. XV1. p- 335337,
.
368 Koh-Aem IV. Abſchuitt. $. 76.
mein SriLohit, der Heilige Strom genannt, ber feinen Urfprung
von einem obern, unzugänglichen Brahma Kund nehmen fol, von dem
in heiligen Büchern bie Rebe fey, oberhalb berfelben Gegend, wo ber
Buri Lohit oder Brabmaputra von Afam wirklich entfpringe.
Da alle Tribus, mit denen fi) Neufville barüber befprady, von
diefem Sri Lohit wußten, fo meint'er, rhüffe es wol ein großer Strom
feyn, und der Dihong müffe mit ihm in Berbinbung ſtehen. Die naͤ⸗
here Erfarſchung kann nur hierüber Auffchluß geben, ob ein folder heis
liger Rordſtrom wirklich vorhanbeg fey, und in welder Direction
er feinen Lauf habe, ober. ob er, wie Andere *72) meinen, zumal wie er
von ben Sinhphos bei ihrer Wanberungsgefchichte (f. unten) angegeben
wird, nicht ein blos mythologiſcher Strom = Daß ber Dihong
den Abzugscanal einer großen WBaffermaffe gegen Süben
bidet, daran iſt gar kein Bweifel mehr: denn er Liefert bie Haupte
maffe bes Afamı = Stromes; es fällt alfo dieſer Haupteinwurf 12), daß
er nicht der Tuͤbetiſche große Ozangbo wegen geringer Waffermaſſe ſey,
fonbern nur etwa ber waſſerarme Momtchu ſeyn koͤnne, von ſelbſt weg.
Daß biefe Waflermaffe aber weit und jenfeit der Gebirgätette herab
tomme, tft eben fo ausgemacht, da man die Lüde feines Durchbruchs
fon in weiter Berne aus. ber Tiefe bes Brahmaputra⸗Thales beutlich
wahrnimmt. Der Dibong erfceint gegen ben Dihong an bee Muͤn⸗
dung weit geringer an Waffergehalt.
| Fr. Hamilton flellte bie Hypotheſe auf, daß der Dzangbo in
einen See falle, und daß ber Dihong einer feiner Ausflüſſe, jener Ana⸗
fomofe, ſey. Daraus, glaubten Anbere, fid das Herbeikommen jener
großen, durchbrechenden Fluth erklären zu können. In ber kalten Jah⸗
reszeit fol biefer Dihong ’*) in 1 Secunde Bit, 50,000 Gubicfuß
Waſſer entladen, 3 mal fo viel als der Dibong. Dies würde fo
4 mal ſo viel Waffer feyn, ald ver Rhein 0) dei Bafel, bei
feinem niebrigften Waſſerſtande fortfendet (bei 1 Fuß über 0°,
Rheinmefier = 13,440 Gubicfuß in 1 Sekunde), aber freilich noch *
halb fo viel, als der Rhein bei feinem Marimum von Höhe, von.
22 Zuf über 0°, wälzt, wo ex in jeder Secunde 136,900 Gubicfuß
Waſſer weh (vergl. oben ©. 352). :
*’1) Wilson Doc. L e. p. XII. Asiat. Journ. XXTIE p. 499,
Klaproth Mem. rel, a !’Asie T. Ill. p. 409 Not.
1 Asiat, Journ. 1826. Vol, XXU. p. 713. '*) Kscher von
der Linth Estimation de la Masse d’Eau fournie annuellement
le Bassin du Rhin dans la partie Suisse des- Alpes. Memoire
Bibl Universelle Genneve Aout 1821. p. 278.
Himal. IN. Oſt⸗Or. Aſam, Abors. 3600
\
Anmerkung 2% Die Abors und die Bor Abore,
Die Ab ors bewohnen auch die Gebirgsſtrecke, welche zwiſchen die⸗
fen beiden Stroͤmen ſich ausbreitet, eine rohe Gebirgeraçe, nach Neuf⸗
ville, zahlreich, independent, davon der maͤchtigere Theil, die Bor⸗
Abors, das innere, zuruͤckliegende Hochgebirge einnimmt. Von ihm ers
langte man nur wenig Kenntniß; denn bis zu Reufvilles Abgang
aus Sodiya hatte nody feiner von ihnen ſich bewegen Lafien, den. Briten
einen Beſuch gu machen. Durd bie Abor⸗Berge, fagte man, folle ein
Bergweg nad) Nepal gehen, aber Niemand konnte nähere Kustunft daruͤ⸗
ber geben; von einem Theile bes Abor⸗Landes erhielt Neufville eine
Kartenfligze, aber Mangel an Drimtirung ließ fie unbrauchbar. Cine
eiſte ber Haͤuptlinge der Abor auf ber erſten, ber vorderſten unb
niedrigern Bergkette hat er in der Richtung von O fi nach Br mitges
u Sie heißen:
Zant gaom nahe im N. von Gilan mukh, zwiſchen den Bingu⸗
made und Salang Bergen. Gaom bezeichnet hier überall wie
Gaum fo viel als Chef (f. oben &, 360).
9) ZafiZaringaom, zwifchen den Salang und Dokhang Bergen,
3) Takbang gaom, auf den Allure mah Bergen,
4). Zalrum gaom, auf ben Bohmabi Bergen.
6) Baffin pong gaom.
6) Zabutgaom.
7) Lutung gaom.
8 Zibang gaom. 2
9, Lalligaom.
10) Zangufipang gaom.
11) Mia Rekhia gaom.
1) Tengi Pah gaom.
13) Kungiru gaom.
14) Zepoth gaom.
Nach einer Ausfage dar Bor Kbors, welche Sapt.Bedforb?s)
mittheitt, Toll der Dihong vom Weften herfließen und ein See, durch
welchen ober aus weldhem er hervortrete, auch dem Sobunfhiri feis
nen Urfprung geben; bie Beſchreibung, bemerkt er aber, fey faft unver⸗
einbar mit der Behauptung, daß auf bem norbweftlichen Wege zum
Lama » Zerritorium, der Dihong, von D. nad) W. an dem 12ien Tage⸗
marjche überfegt und dann verlafien werde.
20) Asiat. Journ. XXI. p. 490.
Mütter Erdtunde IV. Aa
0 "Koh Men. IV. Abſchnitt. $. 76.
d) Beſchiffung des Dibong his zu den fünf Miemi ‚Dörfern,
und des Dikrang oder Gurmuras Stromes, von Capt. Bed⸗
ford (1825) ©),
1. Gıfhe Tagefahrt (4. Dec.) 1825. Gapt. Bebforb
fchiffte bei klarem, fchönem Waffe über Sand und Steinboden
in die Mündung des Dibong (Dibeng, Dipong) ein, um bem
Survey bes Stromes zu beginnen,
2, Zweite Tagefahrt (6. Dec.). Eine vorliegende, feichte
Barre wurde paffict, welche durch Baumftämme , die dee Strom
in Menge herabſchwemmt, fehr verftopft war. Der Fluß wird
bier tief, mehrere Steomfchnellen müffen überwunden werden,
die Fahre kann immer nur ſehr langfam von Statten gehen.
Man fahe an den Ufern viele Büffel, Wild, Leoparden, ſelbſt
Spuren von Elephanten, die man am Dihong nicht bemerkt
hatte. Unter den herabgeſchwemmten Baumſtaͤmmen fand ſich
gutes Zimmerholz zu Haͤuſerbau und Booten, zumal von den
Saoo⸗ und Soleannas (?) Bäumen; bie Rinde des Des
niuru.:Baumes (2) wird von den Afamefen mit Paun (?) ge:
geflen. =
3. und 4. Am Gten’ und 7ten December erreichte man
eine furchtbare, bie Boote mit Zerſtoͤrung drohende Stromfchnelle,
dann wieder feichte Bänke, Über welche man biefelben fortftoßen
mußte.
6. Fuͤnfte Tagefahrt (8. Dec). Das erreichte Stroms
bette war fehr breit,” zertheilte ſich aber in viele enge, reißende
"Arme. Am Vormittage paffite man den Bhanga nabdi, ber '
von Fiſchern fo genannt wird, weil fie ihn für einen Dibong⸗
Arm halten, der duch den Wald brechez nach andern Ausfagen
ſoll es ein felbfifländiger Zufluß feyn, ber vom Gebirg herabfest,
für Kanoes war er nicht fhiffbar, obwol die Breite feiner Muͤn⸗
dung 460 Fuß (150 Yards); bei Regenzeit wird er fehr bedeutend.
Am 9. Dec. war Rafttag nöthig,' um das ledigewordene Boot
(ein Dingi), durch bie mitgenommenen Sifcher ausbeffern zu laſ⸗
fen, die in dieſer Kunſt ſich fehr erfahren zeigten.
| 6. Sechste Kagefahrt (10. Dec). Dee Dibong, ber
noch immerfort Waldung durchzog, wurde immer breiter, je
weites man aufwärts fuhr. Seltfam erfchien dies, ba feine Müns
sre) ſ. oben $.. Anm. S. 366 Nr. 8.
Himal., IL OfR-®r., Aſam, Dibong Beſchiffung. 371
dung kaum ſchiffbar ſchien, hier aber feine Befahrung viel pracs .
ticabeler ward, felbft da, wo er fich in verfchiedene Arme theilte, bie
breitte waren, als der früher vereinte Strom. Was wird aus
dieſer Waſſerfuͤlle, verfiegt fie im Sande, kann fie flagniren?
Woher kommt fie? follte der Dibong im obern Theile feines Lau⸗
fe6 mit dem Dihong tommunicieen, und eimen Theil feiner Waſ⸗
ſerfuͤlle periodifch von ihm erhalten? - Gapt.' Bedfocd war ges
neigt zu folcher Annahine, um fich diefe feltfame Erſcheinung zu
erklaͤren. In den Waldungen ſtreiften viele Buffel, Wild⸗
pret, und das Geſchtei des Hullu, des kleinen ſchwarzen, lang⸗
armigen Affen, das man unausgeſetzt vernahm, zog die Auf⸗
merkſamkeit der Reiſenden auf ſich; auch das Flußufer war von
Waſſervoͤgeln belebt.
Am 1lten Dee. ließen zu viele Stromfpaltungen und feichte
Stellen die Schiffer faſt nicht vom Flecke ruͤcken.
7. Siebente Tagefahrt (12. Dee.) Nachmittags ruͤckte
man bis zu einer Stelle vor, wo ſich der Dibong in 3 Arme
ſpaltete, deren 2 unpractieabel waren; beim Eingange des Drit⸗
ten, mußte man erſt die Steine wegſchaffen, um In ihn einzu⸗
ſchiffen; doch rüdte man in 2 Stunden Zeit faum eine Viertel:
flunde Weges vor, zu beiden Seiten flürzten wilde Gebirgsbaͤche
berab, die ganze Thaltiefe war mit Slußarmen und Bufhwald
burchzogen, dazwiſchen viele tfoliete Felsklippen zerftreut, mit klei⸗
nen Baldinfein, die ſich auf ihren Klippen über die Waſſerſpie⸗
get erhoben.
8. Achte Tagefahrt (13. Dee.) Kaum fortzulommen ;
man rüdte nur 21 Enge Meil. vor Am Nachmittage fegte eine
wilde Rapide aller Schiffahrt die Grenze. Weber dieſer Cata⸗
zacte engte fi bie Feleklippe zur Thalkluft zuſammen. Man
fahe zwar Spuren von Zußpfaden, und Faͤhrten von Menfchen
und Thieren; in der Gerne flieg auch Rauch von Mohnungen °
auf; fie ſelbſt erblickte man aber immer noch nicht, und nur ein
paar teilden Strelffingen war man hie und da begegnet; aber
Reiner Anfiedlung.
9 Am 14 DEE betrug Die Flußbreite nur noch 60 bis
90 Fuß (20-80 Yards); das Waſſer war nicht über knietief; ſehr
fern konnte alſo die Quelle nicht mehr liegen. Hier, am Abend,
zeigten ſich die erſten Mismis (Miſhmis), wie es ſchien, feind⸗
ſelig; fie beſetzten das hohe Felsufer, das den Flußlauf beherrſcht.
Sie hinderten die aſtronomiſchen und u. Opetatio⸗
a
‚372 Hoch-Yien. IV. Abfchnitt. $. 76.
nen bes Surveys nicht, bildeten aber nur- den Vortrab ihres
Saum, ober DOberhauptes, von Zilli, defien Abkunft abge:
wartet werden follte. Dies nächte Dorf Zilli follte 9 Stunden
Weges entfernt liegen, das Dorf Mahum eine halbe Tagereiſe
dahinter. Als Capt. Bedford meiter zu bringen verfuchte,
mehrte ſich die Zahl der Mismis immer miche, nnd fie vers
langten, er folle auch die Ankunft ihres Saum von Alonga
"abwarten. Indeß beachten fie Bienenwachs, Honig, Reid, Ing⸗
wer u. a. zum verhandeln. Sie ſchienen keine Jäger zu ſeyn,
wie ihre weſtlichen Nachbarn die Abors, mit denen ſie ſich be⸗
freundet zeigten, mit ihnen aßen, und mit ihnen von gemeinſa⸗
mer Abſtammung zu ſeyn, auch einen Tempel, wie jene, in weis
ter Serne zu befuchen vorgaben. Wild war bei ihnen nicht zu
haben, die Mismis auf dem linken Dibong Ufer, gegen Oſt
(nad) dem Dikrang zu) fagten fie, feyen Jäger, zumal die von
Buhbajia, aber wilde Cannibalen. Nur Jumeilen gingen die
‚Bir Mismi auf die Elephantenjagd, erlegten dieſe mit vers
gifteten Pfeilen, fchnitten die Wunde aus, und äfen dad. Fleiſch.
Ihre fünf Dörfer lägen unter der erſten Bergkette, die ges
gen Pafial zum Dihong ziehe. Sie nannten Zilli und Anuns
— mit 30 bis 40 Familien, Mabum mit 10, Alonga mit,
Chunda mit 105 alfo an 80 Familien, mit mehr als 500
nn die aber jest in einer Fehde fländen mit den Abor im
Weſt, wie mit anderen Mismi im DOften. Die mehrſten biefer
Mismi waren In Häute gekleidet, und in ein grobes Baumwol⸗
Ienzeug, aͤhnlich den Abor; bei ihnen fahe man feine wollnen
Zeuge. Aber viele von ihnen trugen Ringe unter ben Knien;
Ohren waren durchſtochen mit Stüden von Metall und Holz,
einige trugen halbrunde Kappen mit Rohe gerippt, ihre Waffen
waren Dhaoͤſs, Bogen und Pfeile
Am 17. Dec. Nachmittags erfchien der Saum.von Anuns
dia, der refpectabelfte unter allen; vorher hatten fi ſchon die
von Zilli und anbere gezeigt. Sie widerristhen das Weiters
gehen, wegen der umvermeidlichen Gefahr durch die Seindfeligs
keit ihrer Nachbarn. Sie felbft wollten nichts in den Weg legen.
As am 18. Dec. no andere Gaums, die von Alonhpa und
Mabum kamen, und Miene machten, die Fremdlinge als Gei⸗
Bel zurüd zu halten, fir einige ihrer entführten und zu Sodipa
zurüdgehaltenen Landsleute, fo befchloß Capt. Bedford noch an.
demfelben Abend die Umkehr. Des Dibong, hatten bie
x
x
Himal., III. Ofl-®r., Alam, Dibond. 373
Miemis ausgefagt, theile fich, dei feinem Austritt aus ben Ber⸗
gen, in 4 Arme, bilde aber unterhalb einen tiefen, gleichen
Strom, bie und da mit Klippen; die Quelle fol fern liegen,
aber wo? wie weit? Leiner der. Mismi wußte «6, fie verlaffen
Ihre Dörfer nicht, aber, die Ausſage eines ihrer Oberhäupter, deſ⸗
fen Wohnfig nur‘ 5 Zagereifen vom Lama Lande abfichen
folte, mit dem er in beftändigen Verkehr ftehe, gab folgende Das
ten 57), die mir aus der Driginalquelle Calc. Gov. Gaz. March.
22. 1827, ‚bier, zu fernerer DVergteihung beifügen, ohne ihre
Wahrheit in allen Theilen nachweifen zu können.
Der Dihong beſtehe aus 2 Armen; einer entfpringe im
Lande des KhanaDHeba (etwa I’N.Br., 97° D,2L.0.Gr.) und
komme von DL; er fließe ziemlich gerade gegen WB. (bis etwa 95° 20°).
Dann vereine er fih mit dem andern Arme, welcher von
H’taffa komme, und bier auh Laffa Chombo, oder
Tzambo oder Laſſa⸗Fluß, oder auh Kong bong beiße (ob
Dzangbo? Gambo? Congbo? Fluß und Land in Unter: Tüber?
(f. oben ©. 212 ıc. 216, 223 ꝛc.). Dur die Berge hindurch
fey dieſer Stug wegen feiner Rapiden nicht fchiffbar. Aber es
fep dort, im Lande der Gendus (ob Gentoo? der Heiden?)
ein großer See, aus welhem der Strom gegen Oſt fließe
(etwa 28° 40 N. Br.; 94° 40° D.2. v. Gr.). Ob der Palte
Ser? pder ein —— den etwa der ſuͤdliche Nukiang oder
Zub nag tſiu und Mun tſiu (f. oben S. 223) durchſtießt, und
dann als Dihong im SO. dieſes Sees hervortraͤte? Dieſer An»
ficht iſt Klaproths und Berghaus Kartenzeichnung gefolgt,
welche den Oſtarm, Kleiner Tſchambo, den Weſtarm Lafa
Tſchombo nennen; auch mag, wahrſcheinlich nicht die Capitale
H'Lafſa gemeint, ſondern dieſer Name mit einem dortigen
Orte in den Bergen, ber Laſoi heiße, verwechſelt ſeyn. Aber,
den Oſtarm kennt Riemand ; der Berichterfiatter meint, er fcheine
ibm die Weſtwendung des großen Dzangbo zu fen, der feine
Wendung im Norden der Lohit: Quellen und des Brahma Kund
nehmen müfle; dann könnte er aber wol nicht der Kleine
Tſchambo genannt werden? Er. hat aber diefen Namen, und foll
jenfeit bei unüberfieisiihen Schneelette der Mismi liegen.
Die Berge diefer Kette ſtreichen unter 28° 40 N. Br., parallel
—
#17) Calc. Gorv. Gaz. March. .22. 1827; Wilson Doe. 1. c. p. XV.s
Asist. Journ XXIV, p, 430.
*
In
)
374 Hoch „Afen. IV. Abſchain. $. 76.
mit dem Suͤdufer des oͤſtlichen Dihong⸗-Arm, oder Kleinen
Tſchombo, und hindern jede directe Sommunicaticn. Die Miss
mis überfteigen fie auch nicht auf ihren Reifen in das Lama
Rand, fondern umgeben fie, gegen Oſt, in dem fie bem Taluka
oder Morbarme des oberen Lohit folgen, und ‘aus deſſen Thale
bahin gelangen. Die Sage von jenem großen See hatte auch
fhon Fr. Hamilton 578) gehöre. Iſt nun aber jene Laſſa
Tſchom bo wirklich identifh mit dem Man tfiu oder Mom
tchu, und fließt er mie oben, nad) Rübetifhen Quellen angeges
ben ift (f. oben ©. 224 u. 366), fo müßte — wir wiederholen
es hier — der öftliche Arm, ber Kleine Tſchombo wirklich doch
wol der große Dzangbo feyn, wenn «6 nicht ein Oftzufuf zu dem⸗
felben wäre, dee immer als Dihong hervortreten müßte, ober, im
Gegentheil wäre das Gitat der Tuͤbetiſchen Duelle ungegrünbet,
wie das auch Klaproth in der letzten Ausgabe feines Mem. III.
p. 386. in Mem. rel. a l’Asie Ill. für wahrſcheinlich haͤlt.
Mir kehren zu den Reifenden zuruͤckk. Nur eine Heine
Strecke oberhalb Capt. Bedfords Ankerftelle, wo ber Strom
in ungertheiltem Bette eine nichere Berghoͤhe umfließt, war der
aͤußerſte Punkt dee Obfervation des Surveyoss; von da kehrte
‚ man plöglih um. Die Rüdretfe sing deſto fchnellee über
die Rapidenz mehrere zerborfiene Flußboote fand man In Truͤm⸗
mern unter den Gataracten. Am 19. Dec. paffirte man einen
Heinen Geitenarm bed Bhanga Radi, den Sitang Nabi,
und fhon Mittags gelangte man zus Mündung des Dilrang.
Schiffahrt auf dem Dikrang, oder Gurmura
der Khamti's.
Die Einmündung des Dilrang, 13 geoge. Meilen,
(8 Meilen Engt.) oberhalb des Vereins von Didong mit dem
Lohit, hat 160 Fuß (50 Yard) Breite; fein dickſchlammiges Wafs
fer durchſtroͤmt hier dichte Waldung.
20. Dec. Den Namen Gurmura führt eigentlich oberhalb
Sodiya ein Arm bes Dikrang, deſſen Bares Waſſer über
Sandboden gehen foll, an dem fi Nefte einer Bräde und eines
Dorfes finden follen, auf dem Wege nad) dem Lande der Cans
nibalen von Buhbejia. Die Schiffahrt auf dem Dikrang
wurde am 2iften und 22flen Dec. weiter verfolgt; dann wird
se) Fr. Hamilton Account. of Asam L. c. p. 260.
.
⁊
@
Himal, III. Oſt⸗Gr., Aſam, Sodiya⸗Diſtrict. 375
der Strom zur weiteren Auffahrt zu ſeicht. Seine Waſſer hal⸗
sen Fiſche; die Wälder an ſeinen Ufern, trefflihe Yams und ans
dere nahshäfte Wurzeln. Aud die Orange waͤchſt bier wild,
ihre Frucht iſt ſaͤuerlich, nicht unangenehm, ihre Haut hellgeld,
wie bei der Limone. Der Baum Latubunda, ber hier waͤchſt,
hat eine Rinde mit der man Mebe, Zeuge u. a. roth färbt; fein
Holz dient zum Ban der Kähne. Von Anwohnern iſt bier nicht
. bie Rede. Den 24ften bie zum 26ften verwendete man auf bie
Rüdfahrt zur Mündung des Dibong. j
y
e) Der Sodiya Difteiet 9). — Die Khampti, Ufurpatoren am
Mordufer des Lohit. — Die Sinhphose, Ufurpatoren im Suͤ⸗
den des Lohit, ihre. Colonifationen am Noh Dibing und
Tenga Pant,
Oberhalb bes Territorlums der Miri und ber Dihong
Einmündung zieht bee Brahmaputra oder Lohit, am
Diftrict Sodiya vorüber, deſſen Hauptort gleiches Namens,
ein paar Stunden nordwärtE vom Ufer am Kundil Rala
Hegt. Zwar an Aſam tributair, war dieſer Diſttict, jest (1826),
ganz vermüftet, Faft nur von Flüchtlingen der Khamptis und
Maluks (ein Zweig der Khamptis) bewohnt, die von den
Sinhphos aus ihrem Heimathſitze im S. O. bes Lohit vers
jagt, waren. Ein Khampti Prinz war hier Statthalter; er
hatte den Afamefilhen Titel Sodiya Khawa Gohain an⸗
genommen, nur durch feine befreundeten Gebirgstribus unter den
Miris und Abors geſtuͤtzt, hatte er ſich hier uͤber der allgemeinen
Verwirtung zwar erhalten, aber doch auch feinen Antheil Mit an der
Plünderung Afams duch die Birmanen und Sinhphos gehabt.
Er führte jedoch feine Abflammung auch auf den Indra zurüd,
wie die Rabjas von Afam, wie die Chefs der Moamariya,
die Shams und andere, die zu den Hinduproſelyten gehören,
aber darum ihre Afamefifchen Kegereien nicht ablegen. Dee So⸗
diya=sDiftrict beſteht meißentheild aus angeſchwemmten Bo⸗
den, reich zum Anbau, treffliih zu Reis feldern, giebt jährlich
2 Ernten, wird aber fo fchlecht benutzt, daß bier häufig Mangel
und Hungersnoth einteifft. An beiden Ufern bes Stroms iſt
bier lauter Buſchwaldung; feine Waſſer fleigen und fallen fehe
’®) &, oben . Anmerkung ©. 357 Kr. 2
376 HoheAfen, IV. Abſchaiu. $. 76.
piöglichs er bat alfo ſchon bie Natur eines Gebirgefttoms, der
aus keiner fehe großen Kerne fommt. Die hohe Lage diefer So⸗
dDiyasCbene gegen 1200 Fuß über d. Meere giebt ihr ein ges
mäßigtes Clima; es war nicht felten kühl, und Anfangs
April ,1825 ſtand der Thermometer 5%), am Morgen, oft
nur auf nicht voll 17° Reaum. (70° Kahıh.), wenn die Tem⸗
peratur des Lohit, vor dem Verein mit dem Dihong, nicht
volle 12° Reaum. (61° Fahch.) betrug.
Anmerkung. KhamptisColonie in Sodiya,
Die Khampti Cobonie in Sodiya iſt nur tin Zweig ber Bor
Khampti, die viel weiter im 8.0. jenfeit ber füdlichen Grengberge
Alam, jenfelt der Langtans Kette, zum Irawadi bin, ihre urs
Tprünglidyen Gige Haben. Sie emigrirten aus dieſer, ihrer füblis
heren Gebirgs⸗ Heimath „und erhielten in ber Mitte des 18ten Jahr⸗
hunderts unter Rajeſwhara Singhas Regierung die Erlaubniß
ſich in Ober⸗Aſam, in den Ebenen auf der Suͤdſeite des Lohit, am
Tenga Pant, anzubauen; ſie legten bier die Colonie Laffa bori
an, in welcher ſie auch verblieben, bis zur Zeit, da Radja Gauri⸗
nath nach Gohati floh (1793), und die großen Revolutionen in Aſam
begannen. In biefer Periode nahmen fie mit Gewalt Befig von Bobiya,
verjagten bie damaligen Herrſcher, und machten bie Afamefen zu Scla⸗
ven. Sie behaupteten biefen Beſitz im Ginverftändniß mit ben Birmas
nen auch während deren Inpafion in Aſam; body wurden fie von ben
nachruͤckenden, erobernden. Sinhphos von ber Suͤdſeite gegen die Nord⸗
„ſeite Sodiyas zurüchgebrängt, Die Khamptis find von großem, fchds
nem Menfchenfchlage; zumal ihre oberen Stände find allen fie umgeben»
ben Tribus in der fchönen Beftaltung weit überlegen. In ihrer Relis-
gion und ihren Obſervanzen fahe Neufville Leinen Unterfchieb von ben
Shans ber Birmanen, die Buddhiſten find, Gautama und deſſen Schuͤ⸗
ter als Idole verehren, aber in ihrer eignen Religion hoͤchſt unwiſſend
find. Diefe Khampti, wollen wiffen, baß von ber entgegengefehten
Seite eines hoben Berges, Din fie Doi Sae Pho nennen, in Often
von Afam, ber aus der Mitte von A anderen ungeheuren Bergen hers
vorrage, und auf ber Grenze Afams und ihrer Heimath Liege, bie Quelle
des Sri Lohit (des Heiligen Nord⸗Stromt), des LoHit von Aſam, aber
auch bie des Iramadi ober Suͤdſtroms fen, ber nach Awa fließe.
Anmerkung 2. Die Sinhphos, die Ufurpatoren von
Ober s Afam,
Auf dem linken Uferlande bes eohit, Sodiya im Suͤden, im
*“°) Calc. Gov. Gaz. May 16.1825 ; Asial. Jours. Vol. XXI. p- 713.
t
Himal., IH. Pſt⸗Gr. Aſam, Ginhphoss.: 377
Dften des Zerritoriums ber Moamariga, zu beiden Uferfelten bes untes
zen Roh Dibing und des ganzen Tenga Pant, haben ſich bie Tribus
der Sinhphos eingedrängt. Am Tenga Pani *ı) hat Lieutnant
Wilcoz durch Beſchiffung biefes Stroms ihre Sige an bemfelben ſelbſt
kennen gelerpt. Nachdem er auf dbemfelben an Mora, Zenga, Mars
bar und an Diſavi vorüber gekommen war, verminderte fich der
Strom bis zu 24 und 30 Fuß, und Baumftdmme, bie fich in das Wette
des Fluſſe eingewühlt, hinderten die weitere Auffahrt. Wie alle Ströme,
oberhalb Sodiya, hat auch er fehr viele Stromfchnellen, und fo ſtarke
Befälle, daß er faft nie feine Ufer uͤberſchwemmt, obwol fie fehr flach
find. Sein Uferland ift ungemein fruchtbar ‚ aber fyarfam bebaut, und
fo dünn bevöttert, daß die Sinhphos bier, was fie fonft nicht thun,
bie Hand ſelbſt an ben Pflug legen müffen.
Wo hier das Land der Moamariya aufhört, da fängt das Land
ber Sinhphos an. Sie verbrängten aus biefem Sande die früheren
Untertanen Afams und bie Khamptiz feit 40 Jahren haben fie hier
ihre Colonien gegründet, benen fie die Ramen ihrer Stammfige -
in ihrer früheren Heimath beilegten, oder vielmehr ihrer Stammess
oberhäupter felbft, wie Bifa Saum, Daffa Saum u. a., wels
ches die Geſchlechtsnamen ihrer Haͤuptlinge ſind (Gaum, oder Ghaee
Baum, h. h. Oberhaupt). Biſa gong (gong, d. i. der Ort) iſt
von allen ber maͤchtigſte dieſer Tribus. Alle find gegenſeitig unabhäns
"gig von einanders doch heilen fe fich, nominal, in AI Gaums, ober
Gantons, Clans, bie in XII Herrfcher (f. oben bie Altere Dobes
eardyie vom Oſten S. 307), ein Sollectiv-Name für. das ganze
Bolt, dem die Zahl nicht immer entfpricht, da ber Chefs oft weit meh⸗
rere ſeyn follen. Nach jenen beiben genannten Gaums, find bie Saty
Baum mb Lattora ober Lattao Saum (biefer, an der Quelle
bes Zenga Pani) die bebeutendften. Kein politiſches Band fcheint fie
zufammengupalten, fie Handeln ifolirt oder verbündet, je nach ben Um⸗
ftaͤnden; nur bei Raubzügen halten fie Bruͤderſchaft. In ihren frühes
ren Gebirgsfigen Iebten fie nur von Raub, und auch jegt bauen fie
den Acer nicht felbft, oder hüten ihre Heerden, fondern fie halten dazu ,
ihre Afamefen Sclaven an, gu benen fie ſich ber Zahl nach wie 1 zu
90 verhalten follen. Bei ber Schwaͤche und Feigheit der Afamefen, has
ben fie mit Keuer, und Schwert, ganz Ober⸗Aſam verheert, und bis
Rangpur und Iorhat alles arme Volk in Sclaverei weggeſchleppt,
bas ganze Land ausgeleert, Beide Steomufer find burdy fie ganz ents
voͤlkert, und bie Zahl ihrer Sclaven fteigt ins Unglaubliche. Doch den
« größten Theil behielten fie nicht, fonbern verhanbelten ihn an ihre Nach⸗
barn, bie Khamtis, bie Ehan’s und an ihre eigene rüber, bie Ge⸗
e2) &, oben Anmerkung S. 867 Nr, 10. .
-
Hoch· Men. | | IV. Abſchnitt. $. 76.
Sinhphos im &.D. Wire Ihrer Aſameſen, bie fle als Felb⸗
e in Ober⸗Aſam zuruͤckgelaſſen hatten, wurden bei der Britiſchen
tion aus der Sclaverei befreit, da bie Sinhpho⸗Colonien, weil
ıdete der Birmanen, auch als Keinde galten.
je früheren ige der Sinhphos waren bie fühlihen Grenz⸗
:ge DbersAfams, im Dften.der Ragas (f. oben ©. 369);
Abwärts, nicht gegen Alam, fonbern gegen Ava zu. Da fie
ten der Ava Paffage (f. oben S. 346) gewohnt haben follen,
en. fie aus bem oberen Steomgebiete des Irawabi (db. i. be
zerhit Armes, der Ram Kio, f. oben S. 342), wie fie ſelbſt
nach Obers Afam binabgefliegen.
ach ben glaubmärbigften Ausfagen bes verfländigen Chefs von
Saum, erhielt Neufville *22) folgende Berichte über fie,
auch mit den Ausfagen der anbern wefentlich übereinfkimmen.
ıf ber Hochebene bed Berges Mujoi Singra Bham
I, d. h. Berg), der zwei Monat Weges fern von Sobiya, zwi⸗
em Lande der Bor Khamptis und ber Grenze Chinas lies
l, und vom Sri Lohit (b. i. heiliger Fluß), ber gegen Süden
rawadi fließe, bewaͤſſert würbe, fagen fie, fey die Ur heimath
inhphos (ihr Paradiesland). Dort waren fie noch unfterbe
atten Umgang mit ben Planeten und Himmelsgeiſtern, beteten in
it das hoͤchſte Weſen an, Aber feitbem fie in bie Ebenen hinab⸗
‚ traf fie das Loos ber anderen Menſchen. Sie färbten ihre
im Blute der Menfchen und Thiere zur Selbſterhaltung und zue
digungs fie nahmen bald ben. Gögendienft und Aberglauben ihrer
en an. Seit diefer Zeit find 21 Generationen verſtrichen. Von
Banberungen *22) aus jenem Parabiedlande gegen Werft ſa⸗
‚ hätten fie fi guerfl auf der Plaine Kund uyung niedergelaſ⸗
ı einem Arme bed Sri Lohit (? Dieß kann alfo ber fabelhafte
im Norden gegen Tuͤbet nicht fepn, und hier, wie anderwaͤrts,
nbar Sri Lohig und Siri Serhit öfter mit einander verweche
oben S. 367). Von da feyen fie zu ben Bergen Rang breng
zogen, bie in ©.D. von Hukhung (Bija nun yua ver Kar⸗
gen, im Weft von Bhanmo, und A bis 5 Tagereiſen von ber
chen Grenze (von Yunnan?). Bon ba zogen fie zu ben Kulto
Bergen. Bon ba zum PifaPani, im Oft von Hukhung.
a nach Munung Pant, wo fie eine’ fiegreiche Schlacht gegen
rmanen und Shane erfochten. Bon da erft zum Tukung Pani,
‚ItsBifa, ober Hukhung (Bija nun yua). — Das De
efer Angaben können wir freilich auf unfern Karten noch nicht
) Asialic, Researches L c. T. XVL p. 339. se) Ebend.
‚ 30.
Himal., 111. Oſt⸗Gr., Afam, Sinhpho's. 379
verfolgenz aber es iſt ein Fingerzeig Ihres Herkommens von S. O., da
fie einige Kenmtniß jener Landfchaften befigens eine Auswanderung von
ben Grenzen Chinas gegen Weſt, vor etwa 5 bis 6 Jahrhunder⸗
‘ ten, vielleicht aus der Periode, da Mongolengewalt bort wüthete und
zerflörte, Wei einer ihrer Weſtwanderungen rüdten fie alſo in jened
obere Stromgebiet des Irawadi, zum Strom vom Nam Khio⸗
Gebirge, bei Maundi «f. oben S. 367), zum Surung (Tus
tung Pant) vor, der feine Quelle im Süden ber Paktoi⸗Berge
hat, die am der Suͤdſeite der fehneeigen Langtan⸗Kette Uegen, zwiſchen
Alam und bem Lande der Kofa Shan. Gübmwärts zieht diefer Tu⸗
tung (entweder iventifch mit dem Nam Khio, oder einer feiner Geb
tenflüffe) an Hukhung ober Muthung, b. I. Mogaun der Kars
ten, vorüber zum Jrawadi, wo der Name n Samokhtura übers
geht. Morbwärts jenes Mogaun aber Liegt das alte Biſa Baum
(Bin nun yua der. Karten), von welchem bie neue Solontfation
von Bifa Baum der Sinhphos in Aſam ausging. Won der Notd⸗
feite der Patkoi⸗Berge entipringt aber deu Roh Dihing, dem bit
Sinhphos entlang zogen. So ift ihre eigene Ausfage ber Emigration
gegen R.W. Die Anführer bei biefen Erpebitionen follen die Biſa, bie
Kultung, die Satao und bie Ranla gewefen feyn, bern Nachkom⸗
men gegenwärtig am weiteften verbreitet find.
Diefe Sinhphos erhielten fich felbftfländig von ber Dbergewalt
ber fie umgebenden Herrfchers ihre zertheilten Haͤrptlinge von gleichem
Rang und Anfehn blieben zwar auch unter ſich unabhängig, nehmen aber
doch fehr verfchiedenen Bang ber Entwicklung. Ihre beiden Hauptabs
theilungen find I. die Sinhphos im engern Sinne, und IL bie Ka⸗
tus, won geringerer, aber body nicht ſerviler Bace.
- Die Sinhphos yertheilen fi in 4 Zribus: Thengat, Mas
Yang, Lubrang, Mirip. In ihrer Heimath, in alt Bife Baum,
bauten die Aermeren unter ihnen den Reicheren den Acker, und verlaufs
ten ſich ihmen temporär, ober auf Lebenszeit, dann erhielten fie wol auch
bie Toͤchter ihrer Herren zu Frauen, und wurben deren: Hausſtande als
die Gefhäftsführer ineorporirtz; ein Verhaͤltniß, das keine Erntebrigung
wer. Die Sinhphos biefes depenbenteh Zuftandes hießen Sumtao.
Ihre Erbſchaftsverhaͤltniſſe waren fonderbar z ber Altefle und der
jüngfte Sohn theilten die ganze Erbſchaft; der Aeitefte nahm But
und Zitel, der Juͤngſte bie Perfonen und bie Heerden, die mittlern Brüs
der erhielten nichts, blieben in ihrem Unterhalt wie bei des Baters Leb⸗
zeiten bem aͤltern Bruder zur Lafl. So erzählten bie Gaums von
Biſa und Satao, daß ihr gemeinfamer Ur-Ahn, Satao Gaum, vor
7 Generationen, 3 Söhne hinterließ, von denen bie heutigen Geſchleſch⸗
ter ber 1) Satao, 2) Bifa und 3) Walyait Saum abflammen.
Bon Liefen fuccebirten die Satao, in der Landeshersichaft, die Was
t y
380 Hoch-Afen. IV. Abſchniuu. $. 76.
Eyait erhielten die Menfchen und Heerden, bie Biſa ohne Eigenthum,
ſich ſelbſt uͤberlaſſen, gebrauchten ihre eigenen Kräfte, und erhoben ſich
nun durch Thaͤtigkeit und Induſtrie bald Uber beide andere Geſchlechter.
Auch aus der geringern Race ber Katus haben fi einzelne uns
fer ihnen zu hoͤhern Stufen emporgefchwungens fo 3. B. ber jegige
Saum von Satora, ein Kaku, ber in gleihem Anfehn wie bie ans
dern Sinhpho⸗Chefs fteht, und einer der einflußreichften im Lande iſt.
Ihre Religion fcheint ein Gemiſch der verfchiedenften Ihololatrien
und Superftitionen ber Kationen zu feyn, mit denen fie in Berührung
traten, ohne beflimmtes Dogma, oder Nitus, für die ganze Nation. In
allen Dörfern findet man Priefter und Zempel des Gautama; dieſe find
ihnen nach ihrer eigenen Erzählung von den Shans und Khamtis, alfo
vom Süden, aus dem obern Irawadi⸗Lande, zugebracht. Zu⸗
gleich aber Haben fe eine Art Heroen⸗Cultus; benn fie vergötiern
bie im Kriege gefallenen Sinhphos, und bringen ihnen Opfer als ihren
Penaten. Einem Megh Deota, db. i. einem großen Götte, der
Elemente, der Wolken, der Steine (Ningſchis genannt) bringen fie, “bei
jeder Roth, wie Hunger, Krankheit u, |. w. Opfers Büffel, Schweine,
Hähne. Die Häute der fo geopferten Büffel werden in ihren Hütten
als Zeichen ber Frömmigkeit aufgehängt. N
Sie haben Polygamie, unterfcheiden aber bie Kinder, bie ihnen von
Alam: Müttern, oder von Fremden geboren werden, und bie'vom reinen
Sinhpho⸗Gebluͤte. Den Kindermord verabjcheuen fie.
Todtencultus. Die Armen werben fogleich begraben, bie Reichen
dfter 1 bis 2 Jahr aufbewahrt, dann der Verweſung übergeben, aber
die Ueberrefte in bie Wohnung zurüdgebradht, und mit allen Infignien
ihres Ruhms aufbewahrt. Cine ſolche Leiche fanden bie Briten in einer
eroberten Stodabe von dem Saum von Gakhind, bie ſchon feit 2
Jahren bort fand. Später wirb für fie ein Dentmal, von Erbe mit
Bambusmatten umgeben, errichtet. Bei einem natürlichen Zobe, fagen
f te, die Gottheit. habe den Menſchen heimgerufen; ifl es ein gewaltſamer,
ſo ſchlachten ſie einen Buͤffel und befeſtigen deſſen Schaͤdel an ein Kreuz.
Ihre Waffen ſind der Dhao, ein kurzes Schwerdt, mit ſtumpfem
Ende, ein Längliches Holzſchild, Bogen und Speer, ſelten Feuerwaffe.
Die von ihnen befegten Nieberungen find fehr fruchtbar, gut bewäfs
fert, zur Reiscultur trefflich geeignet, geben 2 Ernten; Zuckerrohr, Mais
würben auch gedeihen. Der größere Theil des Landes iſt aber vermil-
dert, uͤberwachſen, entoölkert. Nur Sclaven betreiben jegt den Aders
baus ihr vortheilhaftes Beſizthum zu behaupten "et Reufville,
würben bie dortigen Sinhphos aud; wol ber wieberher, ellten Ordnung
ſich fuͤgen, und an Aſam unterwerfen. —
So weit die Nachrichten über dieſes eingewanderte Golonievolk, dem
wahrſcheinlich ſchon mehrere andere auf denſelben Wegen nach Ober⸗
-
Himal. III. Oſt⸗Gr., Aſam, Brahma Kund. 381 |
Afam vorbergingen, wie die, welche vor der Seit dee Dobecardhie Aber
Nora berablamen (f. oben ©, u).
f) Erſte Beſchiffung des Lohit oberhalb Sodiya, und Enatdecuns |
des Brahma Kund durch Capt. Bedford (März und Apeit
1826) 593), — Die Mismis. —
Die früheren Erzählungen von 'einem Brahma Kund,
ober einem heiligen Waſſer becken, aus welchem der Lohit her⸗
vortreten ſollte, eine Localitaͤt, welche in den Friedenszeiten Aſams
einſt ein ſtarkbeſuchte Wallfahrtsort im Lande war, deſſen
auch im der Hindu⸗-Legende, zumal im Kalika Purana ums
fländlich gedacht wird, vorzüglic aber das Intereſſe der Erfor⸗
fung ‚der wahren Quellen dee Brahmaputra⸗Stromes,
bahnten, nach manchen vergeblihen Verſuchen, enblich auch dem
Weg bis zu dieſer Felswildniß im Oſten Sodipas, bie, nach
fruͤhern Erkundigungen, an 10 geogr. Meilen, oder 6 Tagereiſen
fern liegen follte, und von ben jegigen Landesbewohnern für ben -
wahren Kund des Brahma gehalten wird, obwol, wie fich
fpäter ergab, die Legendenbefchreibung keineswegs zu der Ortsbe⸗
fhaffenheit zu flimmen fchien, und darum einiger Zweifel übrig
bleibt, ob der heutige Brahma Kund, bei den Iängft in Uns
wiffenheit verfuntenen Bewohnern Ober⸗Aſams, auch —
Brahma Kund des Kalika Purana ſey.
Capi. Bedford, der erſte Europaͤer, der ihn erreichte, ſchiffte
ſich am Zten März 18%, am Kundil Muth zum Brahma⸗
putra ein, und paffirte dieſen und die naͤchſten Tage die Muͤn⸗
dungen de Noh Dihing, des Tenga Pani und eines klei⸗
nen Sluͤßchens vom Norden her bei Balijan. Der Hauptſtrom
ift hier zwar überall noch bedeutend breit, auch an manchen Stel⸗
len ſehr tief; ee wird aber von da ſtets von Helfen durchfegt,
durch Eleinere und größere Inſeln in vielerlei Arme gefpalten,
und diefe ffürzen ſich in unzähligen Stromfchnellen und Gataracs
ten über die Felsbaͤnke und Stufen herab. Das klare Waſſer
wird nur durch Regen trübe, die aber im März häufig und waͤh⸗
rend dieſer Fahrt fo heftig nieder flürzten, daß die Fahrt auf dem
wüthenden Strome dadurch gefaͤhrlich wurbe, mehrere der Boote
unter die Sluthen geriſſen und gerftört wurden, mehrere ber Schifs
fer dabei ihren Tod fanden. Jeder Tag drohte den Meifenden
ss) f, oben $. Anm. S. 357 Rrı 9% j
382 Hoch⸗ Aſien. IV. Abſchnitt. $. 76.
wit einer neuen Gefahr. Am 10m März verließ man den
Hauptſtrom, und fhiffte in den Sukato⸗Arm ein, ber aber
nicht weniger wie jener vielfach gerfpaltete, und von unzähligen
Klippen und Rapiden buchhfegt wird. Die Ufer waren mit dich»
ten Wäldern bededt, in denen man nur felten einen Vogel oder
“ein Thier fahe, und wo ſich Beine Spur menfcylichen Leben zeigte,
'ohwol auf der Sukato⸗Infel ein Tribus der Mismi, zu
Chata, angefiedeie ift, der weit mildere Sitten bat, ale feine ro⸗
bern Gebirgsverwandten, doch find fie in Geſichts dildung, Tracht,
Sitte im Wefentlichen nicht von Ihren Brüdern am Dibong vers
ſchieden. Ihre Waffen find Dhas, Speer, Pfeil und Bogen, bie
zuweilen mie Elfenbein eingelegt find. Ihre Reifetafhen-mit den
bufchigen Faſern des Sama: Baumes überzogen, fehen wie vom
Selen gemacht aus. Sie find in ihren Speifen nicht: lecer; ber
Moſchuskaͤfer (? Musk beetie), ein Infect, da6 am Tage in Menge
unter dem Schatten der Steine lauert, in der Nacht umberfliegt
und einen widerlihen Geruch ausftößt, wird allgemein von ihnen
zu Ihren Pfanzenfpeifen genofien. '
Nach 18tägiger Reife, nachdem einige 40 Rapiden überwun-
den waren, fchiffte man aus der Werzweigung des Sukato wies
. dee in den Hauptftrom, den Lohit, ein, bee aber hier feine
Schiffbarkeit verliert, von engen Felskluͤften umfchtoffen wird, voll
gewaͤlzter Felsbloͤcke liegt, aus Granit und verwittertem Seldfpath.
Die feſtanſtehenden Schichten find horizontal, die herabgefchättele
ten Selsbiöde find oft hausgroß, und zertheifen den Strom in
Arme, defjen ganze Breite bier nur noch 200 Fuß beträgt. Mit
‚großer Gewalt, mit Sprudeln und Tofen, durchbricht er hier die
vordere Bergkette, es fihzgt von dee Höhe einer Cataracte;
Selemaffen hemmen im Engthal ben Blick nach feinem oben
Laufe, und dichte Walbungen von Dhak oder Kinfuta (Butea
irondosa) machen dieſes unzugänglih. Dieſer Baum, bis zur
Höhe. von 50. bis 60 Fuß emporwachſend, ſchmuͤckt überall das
Ufer des Lohit, oder Brahbmaputra, duch frine ſchoͤnen,
fharlachrothen Traubenbluͤthen, die auf das lebhafteſte mit den
. großen, weißen, duftenden Blüthen der Schlinggewächfe und Ran:
Een, ber Kolia contrafliten, und diefe reiche, romantiſche Wildnig
zieren, hinter welcher der Strom wieber einen ruhigern Lauf ges
winnen fol. Die fanftern Bergformen ſcheinen dies auch zu bes
tätigen 3; der Strom foll da nur eine Strecke lang zwifchen Hü«
gein mit etwas veränderter Richtung von S. O. erziehen, hinter
Himal., II. Oſt⸗Or., Aſam, — Kund. 383
dieſen ober eine zweite, höhere Kette auffeigen, und dahinter das
ewige Schneegebirge. Nach einigen mislungenen Verfuchen;
eine Paffage am Strom hin, gegen den angeblich nahen Urfprung
des Stromes, zum, Deo Pani (Dani der Fluß‘, oder Brahma
Kund, dem Gottesſtrome, oder Brunnen bes Brahma, zu fins
den, und nad einigen vergeblihen Beflrebungen auch nur bis
Gebiegsdoͤrfer zu erreichen, deren Rauch man auf den benadıbaz»
sen Höhen auffleigen ſahe, gelang doch endlich noch eine Com⸗
wmunication mit den Mismi von Dilli, einem Dorfe, das
eine Tagereiſe vom linken Stromufer entfernt Liegt, und mit
Yem Saum (oder Tikla), d. 1. dem Oberhaupte des Brahma⸗
"Kund: Dorfes, umter deſſen Geleit das Baſſin, am 4. Aprit,
beſucht ward.
Ee liegt am linken Ufer des Lohit, und beſteht aus einen.
vorfpringenden Felſen, ber am Flußufer binzieht, und ein ziem;
lich großes Baffin bilder, weiches drei Bleinere, vom Gebirge bı r
Mismt berfommende Waſſer (fie heißen Juhjung, Ziffit,
Digaru) aufsimmt Don ber Landfeise aus gefehen, gleid t
dieſer Fels einer gothifchen Ruine; ein Felsſpalt, der einen Durd >
biitE wie duch ein Fenſter gewährt, vermehrt die Taͤuſchung. Auf
ein paar Steinhänten zwiſchen Bufchwert dringt man die Opfer⸗
gaben; darkben, von einem Zafelfeifen.herab, gewinnt man einer
ſchoͤnen Ueberblist uber das Felsbecken, den Strom und die Goa
bisge umher. Auf den Gipfet der thurmhohen Zaden des gothifde:
zertifienen Felsberges, den Deo Bari, d. i. die Wohnung bei:
Gottheit, zu gelangen, in deſſen Schooß das große Baffin liegt,
aber auch ein kleines etwas hoͤhergelegenes, das ſich in das groß:
aussieht, ift unmöglich. Das Heine Kund ift nur 3 Fuß mein,
das große 70 Fuß lang und 30 Fuß breit, Der eigentliche Namı;
von diefem if Purbut Kat'har, ale Anfpielung auf eine Les
gende vom Parafu Rama, ber mit einem Hiebe feines Kat’hau:-
cd. i. Art, wie in ähnlichen Legenden in Kaſchmir, Nepal u. a.,
f. eben S. 69) dem Brahmaputen einen Weg durch die Berge
eröffnete, Die Opfer, welche man gegenwärtig bier bringt, mas
chen «6 fehr zweifelhaft, welcher Gottheit diefe Stelle geweiht iſt;
denn fie. wiberfpeechen, wie 3. B. das Blut der Vögel und Kühe,
gesadezu jedem Hindu⸗Ritus. Was der Prieſter fpeifet, glaubt
man bier, fep auch der Gottheit angmehm.: Die Mismt,
weiche hier wohnen, haben keinen Abfcheu vor dem Eſſen von.
Rindfleiſch, Schweineſleiſch, Geflüge u. ſ. m Die Pilgezapl,
38 Hoch⸗Aſten. IV. Abſchnitt. $. 76.
Die zum Brahma Kund wandert, iſt weder wolhabend noch bebeu⸗
send. Der Tikla von Brahma Kund war des jüngfle vom
8 Brüdern, bie gleichen Antheil an den hiefigen Opfergaben bee
Piger haben. Sie nahmen den Beſuch ber Briten ohne alle
Beſorgniß, mit größter Gaſtfreundlichkeit auf; aber der Mangel
an Lebensmitteln hinderte dort an einem längern Aufenthalte,
und machte ſelbſt eine eilige Ruͤckkehr nach Sodipya nothwen⸗
big, die auch am 11. April begann. Der träbe regnichte Himmel
binderte jede aſtronomiſche Beobachtung; nur die Spaltung des
Sukato vom Lohit konnte auf 27° 51’ 21 N. Br. beſtimmt,
amd danach die Lage des Brahma Kund berechnet werden
(57° 69 N.Br., 96° 36 D.L.v. Gr.). Das Thermometer fand,
bei’ beftändigens Regen und fleten D. und N.O. Winden, die vom
Sebirge herabwehten, auf 10° bis 135° Reaum. (57 bis 65° Fahr.),
bei Sonnenſtrahl war die Hitze fehr groß. :
Die Lage des Brahma Kund war nun entſchieden, und
feine Unbedeutenheit ar, eben fo entfhieben, bag er keineswegs
die wahre Quelle des Lohit fey. Aber die weitern Forſchungen
waren mit Schwierigkeiten verbunden; fie führten nur zu folgen
den Audfagen, die uns bie je&t leider nur fragmentarifch und uns
vonftändig mitgetheitt find.
Lieutnant Wilcor 5%) verfuchte es, ben Lohit weiter land⸗
elhmwaͤrts zu verfolgen, auch gelang es ihm, auf 5 bis 6 Tagerel⸗
fen Weges, jenfelt de6 Brahma Kund, weiter oflwärts vorzubrins
gen, in das Land br Mizhu Mismt, bis dahin, wö nur noch
4 Tagereiſen bis zum erfien Lama: Dorfe ſeyn folten. Aber
an dieſer Stelle entftand bei der Reifepartei einiges Miötrauen
gegen einen, ber Gebirge sChef6, und biefe zog ſich fegleich in dem
Difteiet dee Kain Mismi wieder zuruͤck, die ihr volles Ver⸗
trauen einfloͤßten. Bei ben unruhlgen Banden, die umberfireife
ten, wartete Wilcor hier einigen Belftand zum weitern Vor⸗
dringen ab. Er folgte dem füblichen Ufer, feiner erften Route,
und wollte dann nach dem nördlichen überfegen. Während der
erfien Hälfte feines Weges, war alles Kalkſteingebirge, bes
waldet. Ienfeit der Dörfer der Tatn fand er noch Anbau und
Graſung, die aber vor dem Nadelwald bald zurkdweicht. Die
Foͤhren (Firs) waren überall nur ein, weiterhin follten fie wie⸗
der groß und weitfchattig werden. Sie haltın an im benachbar⸗
see) ſ. oben $, Anm. ©. 357 Re 12.
v
—
Simol;, 111. Oſt⸗Gr., Afam, Brahmaputra⸗Quellen. 385
ten Lande der. Lama, wo am Buß ber Berge mehr ebenes
Land fi ausbreitet (alfo Plateaulandſchaft, wie oben ©. 40,
97, 152), auf. welchem Dörfer und Städte liegen. Davon follen
15 am nördlihen Arm des Lohit liegen, weicher Talaka
beißt; deffen Quelle fol in unzugänglichen Gebiegen liegen. Zu
ihm ergießt fih, von &.D., der Arm Taludbing Bon eines
Berbindung des Tuͤbetiſchen Dzangbo mit dem Irawadi wollte
man hier gar nichts wiſſen.
Wahrſcheinlich aus derſelben Quelle werben auch noch fol
gende mündliche Ausfagen 8), die in etwas von jenen abwei⸗
hend find, mitgetheilt. Hinter der vordern Bergkette habe bes
Robit einen fanften Lauf von S. O., ehe ſi fih fein Thal wieder
gegen Norden wendet, und in die beiden Quellarme Taluka
und Taluding ausläuft. Jener fey des Eleinere (nach andern
nicht), habe unseined Waſſer (ob Gletſcherwaſſer? was nie Har
iſt 5 er umlaufe das Mordgebirge, feine Ufer feyen nur bünn bes
völlert. Der Taluding dagegen (im &.D.) babe Dörfer an
beiden Ufern feine Quelle liege im Schneegebirge im Kha⸗
na⸗Dheba's Lande, aus deſſen entgegengefeßter Seite der Ira⸗
wadi hervortrete. Der Verein des Taluka und Talubing
ſoll noch innerhalb der Grenzen des Lama⸗Landes liegen, eine
Zogereife jemfeit Sitti, an der Grenze, welche 8 Tagereiſen
fern von Tain liegt, Diefes Zain ſey das dritte Dorf, auf dem
Wege vom Mismickande zu dem LamasLande; aber dieſe
Strecke werde öfter in einem Tagemarſche von Challa (?) aus
am Thenga zuruͤckgelegt, auf einen befchwerlichen Pfade, der am
Brahma Kund vorüber gehe, Laſttraͤger könnten biefen Weg aber
nicht nehmen. Zu Zain fee man über den Strom auf eimr
Hängebrüde von Mohr, das Vieh könne biefen kurzen Weg nicht
nehmen, ſondern müfle dem Ummege folgen. Bameya fey bie
Tee Station auf diefer Route (fie ift auf dem Survey auf dem
Nordufer des Lohit, unter 28° N. Br. und 96° 55° D.L v. Gr.
niebergelegt) ; fie wird als ein ungeheurer Berg befchrieben, dem
man im geraber Richtung nur mit Hülfe von Striden uͤberſtei⸗
gen könne u. f. w. Diefe Isgtere und einige amdere unklare No⸗
tiyen von Gebirgswegen durch diefe Gegenden müffen erſt durch
ſpaͤtere Surveys Ihre Erklärung und nähere Beſtimmung er⸗
halten. ; ‚
85) Wilson Doc. I. e. p. XII; Asiat, Journ. XXIII. 1827. * 498.
Nitter Srdlunde IV. Bb
⁊
380 Hoch ⸗Aſlen. IV. Abſchnitt. 5.76.
Anmerkung 1. Die Mismi, ober Miſhmi, nad Wilecoz,
Bedford und Reufpville
Ueber biefes Bolt, das man auf verfchiebenen Ereurfionen von bem
obern Dibong, oftwärts (f. ob. 8.371 u.f.), auf dem Gchirgsboben
des obern Lohit, bis zum Lamastande, Im R.D. aber auch bis
gu den Bhor Khampti und den obern Srawabis Quellen, an ben fübdfts
len Vorbergen ber Langtans Kette (f. unten), verbreitet fand, konnte
man folgende Nachrichten einfammeln. Das MismisDorf Dilli ***),
in ber Nähe bes Brahma Kund, beftcht nur aus einem Dugend Woh⸗
ungen, die auf fleilen Abhängen unb auf felfigen Plateaus, von 30 bis
\ Fuß Länge, errichtet find, wo der Fels feibft einen Theil der Behaus
fung abgiebt, mit Vorbau, fo daß ein Ende der Balken auf Felfen rus
bend die Hausflur trägt, das andere Ende auf Pfoften geftügt ift, in
defien gefchüstem, unterm Raume der Viehſtall ift. Außer Schweinen
und einheimifhen Rindern halten bie Wohlhabenderzn bier auch eine
Heine Race aus Afam, und ben Tüubetifhen Ochſen mit dem Chowri⸗
Schweif, ven Yak, woraus man auf eine fchon fehr bedeutende Höhe
dieſes Gebirgslandes ſchließen dürfte (f. oben ©. 143), da biefes Thier
nirgends unter 8000 Fuß abfolute Höhe hinabſteigt. Zu den Lieblingss
thieren, der Mismi gehören Hunde. Außer dem Unterhalt von ben
Heerden machen Inbifh Korn (Mais), Marwa (?) und Yams
die Hauptnaßrung der Dorfbewohner von Dilli aus. Reis bauen fie
nicht mehr, wol aber noch Senf, Pfeffer, Tabak, Baumwolle.
Aus Marwa, das ein grobes Mehl giebt, mit Indiſchem Korn vermengt
bie Hauptnahrung, bereiten fie eine Art Branntwein. Auch effen fie bie
Mofchustäfer (Musk beetles?) gerdftet. Die Männer find gut gebaut,
von athletiſcher Statur, mit faft fchönen Phyſiognomien, auch bie Weis
ber haben angenehme Bildungen und freie Manieren; fie Heiden ſich
wie bie Khamtis und Afamefen. Das Land umher ift gut bebaut,
Dilli iſt das angefehenfte von einigen 20 Dörfern, deren jedes von feis
nem Baum, ober Chef, beherrfcht wird.
Nach auch anderwaͤrts gefammelten Nachrichten *7) Haben bie Haus⸗
väter der Mismt bie Gewohnheit, nach ber Reihe zu Haufe ein Schlachts
feft zu feleen, wozu dann jebesmal bie Nachbarn eingelaben werben, fo
daß die Reihe immer um geht, und fie faft nur in Schmäufen und Yes
fien leben. Der Schädel und die Haut bes gefchlachteten Thieres wers
ben geſchwaͤrzt, und wie Zropden zur Erinnerung im Innern ber Hütte
aufgehängt, bis :zum Tode des Haudvaters, zu deſſen Ehren fig als
Signale feiner Baftirungen auf feinem Grabe aufgehäuft, und mit Pas
Iffaden umgeben werben. "Außer ben genarinten Kornarten bauen fie
- 8%0) Asiat. Journ. XXI. p. 497; Wilson Doc. p. XI.
*7) Asiat. Journ. XXUI. p. 798; Wilson Dog. p. AI
—
Himal. HL. Oſu Gr., Aſam, Mismi. 387
noch eine kleine Art, Bubiſſia; auch eine Art weißen, feinen Reit
(wol Gebirgs⸗Reis). Ihre gewoͤhnliche Kleidung iſt ein dickes, grobes
Baummollenzeug, alle beffern Kleidungsftüde erhalten fie von Afam und
Zübet. Sie find fehr unreinlih, und kommen nur felten bazu ſich zu
waſchen. Sie arbeiten nur roh in Gifen und Metall; ihre vorzüglichftes
Geräth ift von Kupfer, bad fie aus dem Lama⸗Lan de erhalten,
mit welchem ſie in einem ſehr lebhaftenBerkehr ftchen. (Mean wirb
bier wieder an bie H'kLokba, f. oben S. 214— 215 erinnert, obgleich
von keinen farbigen Lippen bie Rebe iſt; follten fie ihren Namen nur
von Ehauba dem Süden, nach Defiberi, ſ. ob. S. 215, haben, und die
Lippeneinkerbung nur ein etymologifches Maͤhrchen feyn?) Sie bringen
vor da Tabadäpfeifen, grabe Schwerbter, gefärbte Wolle, Korallen,
Gteinfalz, Ehowris mitz dagegen bringen fie Moſchus dahin, auch Häute,
bittere officinelle Wurzeln, etwas Elfenbein, ehebem auch Sclaven, bie
fie in Afam raubten. Auf ben Pfeifen fliehen Shinefifche Gharactere,
und audy bie Korallen und Schwerdter fcheinen Chineſiſche Fabrikwaare
zu ſeyn. Ausdruͤcklich wird verfichert, daß alle Mismis, vom obern
Brahma Kund bis an die Quelle des Dibong, und ihre weftlihen Nach⸗
barn bie Abors, ingefamt Handel mit Lama Des treiben, d, i, mit
den Lamas von H'Laſſa.
Im Diftrict ded BrahmaKund, erfuhr Neufville, ziehe von
B. nach O. folgende Reihe der Dorfichaften, überall von Gebirgss
Mismis bewohnt: 1) Pabu Mismi, nahe dem Dibong im Norden, ,
DM Surai M. 3) TZamagar A) Digaru M. im Norben bes
Brahma Kund. Ron ba gegen Dften innerhalb der Gebirgskette lieger
5) Miſa Gaon. 6) Kurfang Myyung, ein ſehr großer, volls
reicher Ort. Dann komme man zu dem Diftrict ber Bor Mismi,
der mächtigen 5 dann zu dem Bufammenfluß des Mamni mit dem Sams
tu (2), der gegen Süden fliege, durch das Khamti⸗Land nach Ava. An
deffen Ufern Liegen die Mismis Dörfer, welche überall den Zufag Gaon
erhalten: 1) Ramnu, 92) Darku, 3) Kundbu, 4) Bifan,
5) Bangu, 6) Sikynet, 7) Ninkhepoh, 8) Kuful, i
Bubding. f
Anmerlung . Die Sage von ben Kolitas,
Bon diefen Gebirgs⸗Mis mi erhielt Neufville noch über ihr
Rachbarland im Norden von Sobiya, und im Oſten von Bhot, alfo
über jene Terra incognita des Hochgebirgszuges folgende Xusfage, von
ber er jedoch ſelbſt nicht weiß, wie er fie zu nehmen babe. Auf- ber
Hoche bene (on the plain) jenfeit der Bergkette breite fi, das
Land aus, das von ber mächtigen Nation ber Kolitas oder Eultas*t)
®*) Asiat, Researches Calc. T. XVI. p. 385—35l. .
| 8b 2
388 Hoch-Aſien. IV. abſchnitt. $ 76.
(06 jene Kultanier? ſ. oben &. 295) bewohnt fey, die einen fo hoben
Grad ber Civiliſation befige, alg nur irgend eine im Dften. Die Macht
und Herrſchaft des Kulta Rabja fol die des Afam Radja weit
übertreffen, da biefer in feiner größten Bluͤthe ſtand. In fräherer
Zeit (vor Kaifer Aurengzeb ) ſcheint eine Verbindung zwiſchen beiden
Staaten Statt gefunden zu haben, bie aber fon lange unterbrochen tft.
Diefen Kolitas follen die Gegenftände angehören, welche die Dihong⸗
Fluth herabſchwemmte. Aber nichts weiß man weiter von ihren Sitten,
ihrer Religion u. ſ. w. zu Jagen, als daß fie Hindus feyen (ſchwerlich,
fagt Neufville, weil bei den Afamefen das Wort Koet, d. i. Cafte,
mit Kolita verwechfelt werde). Non Ober s Afam foll es einen Gingang
in diefes Land geben, durch einen natürlichen Gang unter dem Gebirge
(Zunnel) hindurch. Alles dies klingt fehr fabelhaft, doc ſtimmen die
verſchiedenen Ausfagen barin überein, baß eine Golonie der Xfamefen
unter den beiden Söhnen des Bara Gohain, vor 8 Generationen, ihr
Aſyl im Lande der Kolitas fand, an den Ufern bes Sri Lohit,
von wo fie, bi etwa vor 200 Zahren, mit periobifcher Unterbrechung,
eine Verbindung mit ihrem Mutterftaate unterhielten. Der Kolita Radja
ſoll fie gaftlidh aufgenommen und ihnen Länbereien zur Anfieblung an⸗
gewieſen haben, worauf fie füch dort förmlich niederließen. Seit zwei
Sahrhunberten habe man aber keine Nachricht mehr weder von ihnen
noch von ben Kolitas gehabt, bis auf bie Fluth bes Dihong, bie wieder
an ihr Dafeyn erinnert habe, Hierbei ift zu bemerken, baß dieſer fabel⸗
bafte Siri Lohit im N.O. wahrfcheinlih mit dem Siri Serhit im
&.D. derwechſelt iſt (Sri, d. f. Heiliges Waffer ?), wenn gefagt wird **>),
die Bruͤder Khunlai und Khuntat hätten ben Siri Lohit überfert, und
wären aus Tübet gelommen, da doch aus ogigem ihre Herabwanderung
von ber Suͤdkette, aus Nora, von S. O. her, alfo vom Siri Serhit
ef. oben &. 300, 807) herab befannt ift. Die Hochebene im Dften bes
Kulta oder Kolita Landes, jenfelt der Mismi, fol auch wohlbebaut feyn
ats das Land der Lamas, oder bed Yam Sinh Radjas bie Ras
tion fey auch independent, ftehe oft in Krieg-mit ben Kolitas. Man
ſchilderte fie als ein Reutervolk, etwas nach Europäer Art gekleidet, in
langen, weiten Beinkleidern, geſtickten Weſten, beruͤhmt durch ihre Pfer⸗
dezucht (k). Ein Paß im Norden von Brahma Kund foll durch bie
Mismi⸗Berge in 20 Tagereiſen zu dieſem Lama⸗Lande führen, bie ein
guter Wanderer wol aud) ſchon in 17 Tagen zurädgelegt Habe, Jetzt
ſcheint der Weg Impracticabel zu ſeyn; an zwei Gtellen muß man ſich
an Seiten über die Felſen emporziehen. Die Route zum Lama = Lande
durch die MismisWerge wurde fo angegeben: 1) Vom Brahma Kund
fepe man über den Gataract des Lohit, auf einer Seilbruͤcke von Bam⸗
58°). Kiaprotlr Mem. rel. a FAsie T. II, p. 408, 416.
Himal., IH. Oſt⸗Gr., Aſam, Fangtan« Kette. 389
bass, die quer über bie Kelsenge gefpannt ift, um jenfeit 2) Philfa gaom
zu erreichen, wohin man aber vorher noch eine zweite Seilbrüde über
den Zidang zu überfegen bat. 3) Nah Nittingbang gaonıs
mismis;s 4) nah Sanga gaomy 5) nah Taſi Kibang gaomz
6) nad) Leba gaom; 7) nah Midu Arwa. Hierzu find 17 Tages
reifen nothwendig. Won ba find noch brei Zagereifen zur- Lamas
Stadt (?) und bem Fort, bie dieffeit des. Sri Lohit liegt,
g) Erfie Ueberftrigung ber Langtan⸗Kette, aus Ober⸗Aſam gegen
&.D. in das Bhor:Khampti:fand, aus dem Stromgebiete bes
Brahmaputta in, das Stromgebiet des Irawadi. Reiſebericht
(24. April bis 30. May 1827) von Lieutn. MWilcor und Capt.
Burkton %. — Die Bhor Khampkl.
1. Abreife im April 1827. Dee Berichterſtatter Wil⸗
cor und Eapt. Burlton ſchifften fi in Eleinen Booten (Din-
gies), mit 10 Süfelleren ber Ahampti Truppen, und von 16 Ku⸗
ti6 (Laftträgern) begleitet, von Sobipa, auf dem Noh Dihing
ein. Sie kamın am 24ften des Monats zum Sinpho⸗Dorfe
Kafan (f. oben S. 347), mo bie Stromfahrt busch zahlloſe,
verfuntene Bäume und Rapiden -verfperst war. Auf dem Burgen
Raume von Wakyat bis Kafan (10 Stunden Weges) warın
fie, nach Barometermeſſung, 400 Fuß gefliegen. Die Hige war
fehe ſtark, heftige Megen fielen. Im Dorfe ließen fie alle übers
fluͤſſige Bagage. —
2. Abreiſe von Kaſan am 26. Aprilz im Thale bes
Dihing aufwaͤrts, der ſich in mehreren Betten durch eine kleine
Plaine windet. Links lagen Huͤgel von 200 Fuß Hoͤhe, hie und
da zeigte ſich Stellufer von Conglomeraten gebildet; die Huͤgel zur
Rechten waren höher und bewaldet. An einem Gakken⸗-Dorfe(7)
ging «6 norüber, nach Logo, auf Bergen gelegen, ein Ort (uns
der 27° 30 N. Be.) aus 8 bis 10 Häufern beſtehend.
3. Am 3. April, wurde der Dibing verlaffen, um am
feinem nörblichen, ober rechten Bufluß, bem Tungone Rullap
aufwärts zu gehen. Er wurde gegen Oſt überfegt, um einen
Berg zu Überfleigen, von wo man das Dorf Pifhi erreichte,
Gin zweiter mit jenem parallelee Zufluß, der Tungut Nulla, nur
eine Bachrinne mit Dickicht bewachfen, wurde erreicht. Hier er⸗
hielten fie Vefuh von dem Bifa Saum und einigen andern
*0) f. oben $. Anm. S. 357 Nr. 16.
300 Hoch« Aſien. IV. Abſchnitt. $. 76.
Haͤuptlingen. Man hoͤrte hier den Geſang eines Vogels, ber dem
Gelaͤute einer Glocke glich.
4. Am W. April. Zu Lande unter Regen weiter, gegen
Oſt; an einer Stelle eröffnete ſich eine prachtvolle Anſicht des
Schneegebirgs, gegen S.O. das auch mit Gruppen von Mas
delholz bewachſen if. An ber Steilfeite eines Berges ſah man
ein weißes, falziges Xhonlager, das häufig von Elephanten und
Wild, zum Leden, befucht wird; in ber Nähe finder fih Erdöl,
bes Berg befteht aus gelbem Sandflein. Ehe man von da, vom
Drte Kunku, zum rechten Zufluß des Mob Dibing, dem Dus
pba Pant hinabfteigt, eröffnet fi) noch einmal eine ſchoͤne
Fernſicht, die felfige Ihaltiefe wird vom Dupha bucchbraufer,
deſſen Getöfe mian anderthalb Stunden weit hören kann. Am
Kunku war gaftlicher Empfang, die Gaums, ober Häuptlinge,
machten Ihre Beſuche; Neid war nur wenig gu erhalten.
5. Am 1. Mai. Der Dupha mußte, etwas oberhalb des
Ortes, auf einer Seilbruͤcke (Sanku), von Rohr geflochten, uͤber⸗
ſetzt werden. Sie ſchwebt uͤber Felsklippen; der Reiſende ſetzt
ſich In einen Korb und zieht ſich ſelbſt hinuͤber. Grauſig aber
prachtvoll iſt der Blick aus ber Höhe in bie fleilen, hoben Klip⸗
pen und auf den Strom. Etwa eine Stunde oberhalb dieſes
Hebergangs kommt der Dupha von Oft, und wendet fich bier,
wo ein Nordarm, der Ingke, zu ihm fällt, gegen Sub, um
nad einigen Meilen Weges fi zum Noh Dihing zu ergießen.
Der Dupha ift hier 240 Fuß (80 Yard) breit an der engſten
Stelle; fein ſenkrechtes Oftufer iſt Sandftein, mit Conglomes
rat überlagert. Spät am Abend erreichte man erſt auf einer
zweiten Bergſtufe den Ort Pafpilat, ein Dorf, im Winkel des
Zuſammenfluſſes des Dupha und Dihing gelegen.
6. Am 2 Mai. Man kehrte auf dem noͤrdlichen Ufer in
das Thal des obern Noh Diping zurüd, ſetzte auf einer Bam⸗
busfaͤhre Über den Strom nach Phogong, wo man gaſtliche
Aufnahme fand. Von hier an bergan, auf fruͤher von Euro⸗
paͤern nie betretenen Wegen, zwiſchen Voͤlkerſchaften von den ver⸗
ſchiedenſten Sprachen, ber ſchwierigſte Theil der Reiſe.
Zwiſchen Sinhphos, Khamptis, Mismis, Muluts,
Kamjauns und Birmanen (Burmeſe), wußte man ſich nur
durch das Aſameſiſche verſtaͤndlich zu machen, das jedoch auch
hier von den roheſten Tribus, die noch der — von Ober⸗Aſam
nahe wohnen, verſtanden wich.
\
Himal., II. Oſt-Gr. Alam, Langtan- Kette, 391
7. Am 3. Mat. Vom füdlichen zum nördlichen, oder rech⸗
ten Ufer des Nob Dihing, hatte man auf: fehr befchwerlichen
Wegen, am Flußufer, über Sandſteinklippen wegzuklettern, bie
man am Fuß des Koke Numley Berges den Dihing ganz
verließ. Beim Aufſteigen auf dieſen Berg, gegen N.O., wurden
die Reifenden zum erflen male von den Siftfliegen (Dams
duns) geplagt, bie in Afam und India unbelannt, nur auf das
Mismi⸗-Land beſchraͤnkt zu feyn ſchienen, aber viel, fchlauer und
Plagender als die Musquitos find, und böfe Gefchwüre verucfas
hen. Eine andere nicht geringere und gefährliche Plage war die
der unzähligen Blutigel, deren immer einige 20 bis 30 an ben
Süßen fi anfogen.
8. Am 4. Mai verirrten fi beim Beſteigen ber Höhe bie
Zührer; als man Halt machte, gab das Barometer = 3731 Fuß
Dar. (3500. J. Engl.) über ber Sodiya⸗Ebene (= 4865 $. Par.
üb. d. Meere).
9. Am 5. Mai. Am Morgen empfand man auf der Höhe
Kühlung; um 8 Uhr Morgens ſtand das Thermom. 10° Reaum.
(57° Sahıh.); man flieg ſteil zum Bebirgsflug Moha Dani
Zubach, gegen Süd, zum Dihing) hinab, und jenfelt feines nicht
geringen Waſſers, zum ſehr befhmwerlihen Wangleon: Berge .
hinauf, der bier die Wafferfcheidelette zwifhen Dupha
Dani im Norden und Noh Dihing im Süden und ihre
Zubäche bildet. Der Berg beftcht aus Glimmer und Gneuß,
die nur zwergastigen Bäume waren fehe yerfpreist in ihren mit
Bartmooß behängten Veraͤſtelungen; über dichtene Buſchwerk fiel
ber Blick anf weit höhere Pils. Am Haltplag auf der Paßhoͤhe
zeigte da6 Barometer = 6980 Fuß Par. (7387 5. Engl) über
Sodiya (b. i. = 8064 $. Par. üb. d. Meere).
10. Am 6. Mai. Am Morgen bei’ Sonnenaufgang Ther⸗
mom. = 63° Reaum. (46° Fahrh.). Nun erſt wurde der Gipfel
des Wangleon erreicht, den man dann wieder hinabflieg. Dicht
unter feiner größten Höhe ift ee mit Bambusflauden bewachſen,
bie einzeln flehen und an jedem Knoten geſtachelt find. Beim
Hinabſteigen kam man 'an einer Buche (? beech), und an ei⸗
nem Geigenbaum vorbei, der ſchoͤne Fruͤchte trug; auch einige
wohlriechende Veilchen wurden gepflüdt. Einen granbiofen Ans
DU geroährte die lange Kette der Schneegebirge (bie
LangtansKerte), weiche in keiner großen Kerne quer über das
Dupha⸗Thal dahinzog (gegen N.D.). An ihrem Buße breitete
2 dd
392 HoehhAſlen. IV. Mbfhnite. 6. 76.
fi eine ſchoͤne Thalebene, mit kurzer Graſung und Farrenktaͤn⸗
teen bededt, aus. Zu beiden Seiten fliegen auch die Gebirge
noch zu majeflätifhen Höhen empor, bie zum Shell noch mic
Schnee bededt waren. Halt wurde am linken, dem fübdlichen,
Ufer des Dupha Pani gemacht, an einer Stelle, wo bäufig Wild,
ſelbſt noch Elephanten und Affen find. Viele der Reifenden hats
tem Fieber und gefchwollene Beine.
11. Am 7. Mai. Am Südufer des Dupba romaufisärte,
2 Rarle Stunden weit, bann über den Strom, ber hier eine Sucs
ceffion von Cataracten bildet; dann nach Auffteigen einer gutem
balden Stunde zum Haltort, dee = 4093 F. Par. (4362 8.
Engl.) über Sodipa (alfo an == 6227 5. Par.. über dem
este) liegt.
12. Am 8. Mat wurbe ber hohe Phunggan Bum
(Phungham Bum, Bum, d.i. Berg) bigaufgefliegen. Bald
erreichte man das Niveau des Schnees, der aber nur in der Kerne
einer guten Stunde zur Geite liegen blieb, und in den Schluch⸗
ten fi vorfand. Bäume wuchſen noch nad allen Richtungen
bin, felten ſenkrecht empor, aber meiſt mit Moofen behangen.
Buchen, Efhen, Lorbeeren, auch fehr viel Waſſercreſſe (?).
Der linke Arm bes Dupha⸗Stromes führte zus Paßhoͤhe hinauf;
bie Waſſer gegen Welten, fagten die Fuͤhrer, fielen zum Dis
hing’, bie gegen Dften in den Phungban (Phung Yun des
Survey), deſſen Waſſer fhon füboftwärts der Langtan⸗Kette dem
Steomfpftene bes Irawadi zuellen, und in einen ber obern Arme
dieſes Birmanenſtromes fi ergiefen. Auf der Paßhoͤhe fehte Die
“ wilde Sturmbrapt, mit Donner und Bis, einen ganıen Wald
in Brand, Zwei des Meifenden blichen vor Ermattung liegen.
Das Lager, am rechten Ufer des bedeutenden Phungham⸗Stro⸗
mes, fand fi), nach Barometermeflung 9173 $. Par. (9782 8.
Engl). über Sobipa (alfo = 10,341 Fuß Par. üb. d. Meere,
nach ber Angabe bes Survey, welcher dieſer Paßhoͤhe 11000 Fuß
Engl. üb. d. M. giebt), Dan hatte nur noch wenig Reis von
dem einzig übrigen Proviant zur Nahrung ; die meiften der Wan⸗
derer litten ungemein,
13. Am 9. Mai. Der Weg hinab war fanft, durch Sungle
und Bambusbidicht, über mehrere Bergwaſſer, die zum Phung
bam fallen; nur zur Tinten va fahe mah Foͤhren wachſen,
jur rechten aber nicht.
Himal., III. Oft-Or., Bhor Khamti Land. 393
1. Am 10. Dal Zwiſchen hohen Bergen zog man durch
enge Bergſchluchten; eben ſo am
15. 11. Mai, immer unter heftigen Regenguͤſſen durch die -
Berge bin.
16. Am 12. Mai fegte man über den Namſiya, einen
linken von N.W. her kommenden Zufluß zum Phungbam, der.
nun den Namen Namlong erhält. An einer Bergfeite kam
man nach Aleth, einem alten, von Mismis verlaffenen Docfe,
die ſich jegt in einem Anden, am Zungore: Fluß (2), angeſiedelt
haben, dem fie nach ihrer Gewohnheit denfelben Namen beileg«
ten. Ban fand hier wilde Brombeese oder Himbeerduͤſche (rasp-.
berries), _
17. Am 13. Mai. Zum Hauptſtrom, ber bier ſchon Name
Long beißt, und an 90 8 120 Fuß breit iſt, wahrſcheinlich für.
Boote fahrbatr. Burlton wurde hier vom Fieber ergriffen; von
6 Afamefifhen Begleitern hatten ſich 2, beim Auffteigen der gro⸗
fen Paßhoͤhe, verisst, und kamen wahrfcheinfich um; 2 andere
Sonnten vor Ermattung nicht weiter; noch "2 andere ließ man ‚bei
ihnen zurück; mehrere fanden ihren Tod auf dem Wege. Der
Strom ſchwoll in der Nacht um 3 bi6 4 Fuß hoch an, fiel’ aber
am Morgen eber: fo ſchnell wieder.
18. Am 14, Mai fegte man, am eechten Stromufer, ben
Weg über ſteile Felſen fort; nach eine Beinen Stunde überfeste
man auf einer Seilbrüde (Sakue) den Stzom, nach dem Mus
Int: Dorfe, wo ihnen die Boten des Nadja bes Khamti ber
gegneten, die ihnen diefer zum goftlihen Empfange entgegen ge⸗
fande hatte. Hier Chat. ihnen ein Mafttag Pflsge wohl Das
Dorf hat 20 Häuferz das alte Mul uk⸗Dorf, Hupong genannt,
fol deren 500 gehabt haben, bie aber durch bie Sinhphos entvoͤl⸗
tert wurden. Die Kleidung der jegigen Bewohner ift wie bie des
Khamptis, nur roher.
19. Am 16. Mai, durch angebautes Land zu einem zwei⸗
ten Muluk⸗Dorfe, Nambuk (unter 27° 30 N. Br. auf dem
Survep). Die Bewohner hatten nie etwas von Europäern ges
hört. Zwei Rabja-Söhne machten am Abend ihren Beſuch; fie
waren höflich, gut gekleidet, das Dorf größer als das vorige, hatte
gute Stodaben; war nett, veinlich, hatte viel Lebensmittel.
2. Am 18. Mai nah Kumtong, einem Palanfenges
Dorfe(?), eine ſtarke Meile oftwärte vom Namlong⸗Strome;
wo ber zweite Bruder des Radja die Fremblinge befuchte. Seine
—
394» Doch» Aſien. W. Abſchnitt. $.76.
Garde hatte Engliſche Musketen, vom Jahre 1780, mit dem Zei⸗
chen der Oſtindiſchen Compagnie.
2. Am 20. Mai verlieh man ben Namlong⸗Strom,
deſſen Thal fi gegen Euͤden zieht; man ſetzte in der bisherigen
Direction den Weg gegen Oſt fort, uͤber den Kumtung Fluß,
um bie Capitale der Khampti zu erreichen. Man hatte das
Gebirg zu uͤberſteigen, welches das Thal des Namlong in Weſten,
von den Gewaͤfſern und Thaͤlern das Irawadi im Oſten, ſchei⸗
det. Nach Ueberſteigung zweier Berge gewann man einen pracht⸗
vollen, weiten Fernblick auf den Irawadi Fluß, und auf die
Gegend von Maunchi, dee Capitale ber Bor Khampti. Ob
man ſchon am folgenden Tage dieſe Stadt erreicht, iſt nicht mehr
deutlich aus dem Tagebuche zu fehen. Dan flieg nun hinab im
eine große, debaute Ebene, an einem Grabe von Pukha (von
weiß angeftrichener Erde) vorüber, mit einer rofenartig geformten,
vergüfdeten Dachbedeckung, mit chinefifhen Seidenzeugen ums
bangen; auch an einigen Zempeln aus Bambus und Grasgeflecht
am man vorüber, die im Chinefifhen Styl erbauet waren.
Shre Annäherung zue Stade warb durdy Gongs vor ihnen
verkändet. Nahe bei Maundi kam man an 2 hohen Pukha⸗
Gräbern, mit Seeiffen und anderen unbelannten Figuren vers
ziert, vorüber. Die Stadt wurde endlich erreicht. Sie iſt groß,
kart mit Scodaden, durch Paliffaden mit Bambus verfhanzt,
bie ingeniös gearbeitet find. - Die Häufer fiehen ganz unter den
Dächern verborgen, nur die Hofräume mit Hühnern und Büffeln
find fihrbar. Das Mädfa» Haus im Centro iſt von Pallifaden
umgeben; das Mittagsefien wurde auf Birmanen: Art in lackir⸗
tm Schuͤſſeln ſervirt, und In dyinefifhen Schanlen auch Liqueur
gegeben. Des Nadja Beſuch kam in vollem Pomp, mit einer
Garde von 235 Mugsketiers, mit Schwertern und Lanzen, begleis
tet, mit 5 Gongs; voran er felbft unter einem goldnen Chatta
(Sonnenfchiem), eine Gabe bes Könige von Ava. Geine Sorge
war, die Birmanen würden ihm diefen Beſuch der Briten übel
vermerken.
Die: beobachtete Breite von Maunchi ift = 27° 23 43"
M.Br.; die Höhe des Landes über Afam = 1,407 5. Par.
(1500 Engt.), alfo 2541 F. Par., oder an 2500 bis 2600 Fuß
über dem Meere.
’ Bon einem Befuche des Framadi bie Nam Kto (Miti
dei Sinhphos) in feinem weſtlichſten Arme; im öfllihen Nam
Himal., ITI. Oſt-Or., Bhor Khamti Land. 95
Difang (Bang Kha bei Sinhphos) genannt, rieth der Badia
ab, wegen der Gefahr, ba er im Kriege mit dem dortigen Nach⸗
bar Tribus ſtehe. Doch eveifeten Wilcor und Buriton am
24. Day babin ab; fie erreichten ihm duch In 2 Stunden Zeit.
Er zieht hier Direct, wie fein oͤſtlicher Nachbarſtrom nur wenige
Stunden fern von der Eapitale, von Rocden nah Südens
ee war ungeachtet ber ſtark vorgefcheittenen Schneefchmelze hier
nur Hein, niche fo breit als dee Roh Dehing in Afams fein
Bett fleinig, 240 Fuß (80 Yards) breit, meift durchgehbar. Etwa
8 geogr. Meilen (30 M. Engl.) feen im Gebirge, von bem vies
len Schneewaſſer herabrannen, ſey feine Quelle (auf dem Sur⸗
vey unter 8° N. Br., und unter 97° 50 D.2. 0. Gr.) Nun
kehrte man, bei geoßer Hige, 253° Reaum. (90 Fahıh.) nad
Maunchi zuruͤck. Diefee Nam Kio oder ber obere Ira⸗
wabdi Arm bi Maundi, kann alfo bie Kortfegung des Tüıs
besifhen Dyangbo nicht ſeyn; aber Klaproths Hypotheſe
iſt Rarum doch auch keinesweges widerlegt, wie bie erfien Briti⸗
fen Berichterfiatter hieraus ſchließen zu müffen glaubten, ba
nach Klaproth 59%) nicht dieſer weftliche Quellarm des Ira⸗
wadi, ſondern fein Ööftlicher, der Pintang kiang, oder Fluß
von Bhanmo, ber Große Tübetiſche Dzangdo ſeyn fol.
Immer muß es auffallen, daß die Bewohner zu Maundi von
der Nähe eines fo großen Stromes gar keine Kunde. hatten.
Nach Ausfage des Radja, und feines Bruders, werben die niede⸗
ren Berge der Vorketten im Norden von Maundi, gegen
die Nam Kio Quellen, von der Tribus bee Khununge bes
mohnt, da6 höhere Gebirge von einer aͤrmeren, wilberen Race von
Menfchen, deren Namen nicht genannt wird; fie find kaum bes
kannt, fie follen nade gehen, und Barbaren ſeyn. Die Khu⸗
nungs (ein Mismi: Stamm) bringen den Khamptié Salz,
und fehmieden bie Dhows (Speere?), die ſehr gefucht find. Won:
einem Lu fang (Nu kiang), und anderen Chineſiſchen Strömen,
mußten die Khamptis gar nichts. Die Ausfage, daß der Ira⸗
wadi (ober doch diefer bafür gehaltene Quellarm) und Lohit
Brahmaputra nabe beifammen ihre Quellen haben, iſt
von den Mizhu Mismi erhalten; am biefer ihrer beſtimmten
Nachricht, fagt Wilcor, fey kein Zweifel. Die Diſtanz von
Maunchi zur Duelle des Nam Kio, ift nicht pofitiv bekannt,
*2?) Kiaproth Mem. IIL in Men. relat. a PAsie T. III. p 415.
365 Hohe Aſien. IV. Abfchnlt. 6.76.
fie fol aber dahin waͤrte, wo man majeſtaͤtiſche HS mit ewigem
Schueemaſſen im Norden ſich erheben fahe, Siegen, und 10 Tages
reiſen follen dahin zu gelangen noͤthig fern. — Dieß find bie
vorläufigen Berichte über ba6 Schneege birge der Langtan⸗
- Kette, im S. O. von Afam, dee Waffesfheide ber ges
nannten geoßen Stromſyſteme, und über das Bhor
Lhampei Land, das dem aͤußecſten Shdoftvorfprunge
des Himalaya» Öpftemes vorliegt, zu dem wir in die Mitte
feiner, unbelannteflen Regionen zurüdeilen. Wilcor and Burlr
ton begannen Anfangs Juni, von Mauncht, ihren Ruͤckweg
nah Aſam auf einer kuͤrzeren Route, als dem Dinwege; aber
über noch höhere Berge, auf denen fie an einigen Stellen, am
4. Juni, noch 12 Fuß hohen Schnee fanden, und Enietief im
Schnee waten mußten. Genauere Nadricht von dieſem Rüde
wege erhalten wir nie. Noch bleibe und übrig, zum Schluß
unferer Unterfuhung über Afam die zgerftreuten Notizen über
bie Bhor Khamptis und ihre Manherfluafen nad Afam beie
zufügen.
Anmerkung Die Bhor Khampti (Bor Kpamti 2) unb
ihre Banderftraßen.
Das Land der Bhor Khampti, deffen Bhor Khampti Radja
zu Maunchi reſidirt, Liegt im S.O. ber Langtans Berge, beren einige
Schneehöhen von Soblja aus erblidt werben. Nach einer &D. Wen⸗
dung, in welcher diefe Gebirgskette beinahe den Irawadi erreicht, zicht
fie füdmwärts, dem Strome parallel, bis in bie Gegend von Bhanmo.
Diefes Sand liegt, alfo, entlang am oberen Laufe des Jrawadi, der
nach Awa fliehtz es iſt ein Diftriet ber Birmanını Provinn Mogs
houn, und dem Birmanifchen Phokun, ober Gtatthalter, derſelben
teibutbar. Es ift gegen Oft von China, gegen Norden von Tülyt durch
hohe Schneegebirge gefchieden, durch welche Lein Durchbruch eines tie⸗
fen großen Stromthales, fo weit die Erkundigungen reichen, bekannt iftz
aur vom Süden ber ift es im Ichale bes Irawadi gugänglid, aber
der Strom ift von hier an noch nicht ſchiffbar. Die naͤchſten Bewohner
ber nördlichen Vorberge, bie Khunungs, find ein Stamm br Mismi,
bie mit China und Tuͤbet Handel treiben. Gie finden Silber in gros
ger Minge im R.D., und Eifen häufig im S. O. ihrer Gebirgez fie
find gute Eifenfchmiebe, fie verfertigen die Khampti Dhaos,_bie ſehr ges
fuche find. Die Herkunft dee Khamptis leitet man aus 8.0. von
522) S. oben $. Anmerkung S. 357 Ar. 11.
- Ss
Himal., II. Oſt-Or. Bhor Khamti. 397
dem heile von Shan (Ko Shanpri) ab, ber m ©.D. von Mog⸗
houn liegt. Ron dieſen Bhor Khamptis, find aber die Bhor
Khamptis im Nordweſt ber Langtan „Kette, in Sodiya ein
Zweig, eine bahin vorgerüdte Solonifation »2). Zwar
find uns zweierlei Routen, von Sobiya und von Rungpore
in Afam, vorzüglich durch fie, zu ihrer Heimath in S.O. nad) bem
Bhor Khampti Lande und nah Moghoun mitgetheilts aber, -
n auch in Diſtamzen der Nationen und fonftigen Details ziemlich zus
verläffig, doch in den Ramengebungen fo verfchieben, baß noch an keine
genauere Erklärung oder Verzeichnung derfelben auf Karten denkbar iſt.
Als Erftlingerund einzige Fingerzeige verbienen fie indeß auch hier bes
achtet zu werben; wie fügen fie bei, wie fie Neufville aus dem
Munde der fehr verfchieden redenden Gebirgsvälter fid) aufnotirt hat.
1. Route von Sobiya zum Bhor Khampti Landez die
Heerfiraße ber Sinhphos’*). Es iſt diefelbe Route, welcher
Wilcoz und Buriton gefolgt find, obwol die Bencnnungen fehr abs
weichen, was bei den vielerlei, dort uͤblichen Sprachen nicht zu ver⸗
wundern iſt.
1) Bon Sodiya über ben LohitsBrahmaputra zur Muͤn⸗
dung bes Theinga ıb. i. Tenga Pari;.
2) Auf deffen linken ufer nah Satao Gaom.
3) Nah Simum ©.
4) Rad Satora ©.
5) Rach Laffa Bari.
6) Ueber die Fluͤſſe Tenga und Khope.
7) Paß zwifhen den Lasheng und Chiklai Bergen (weſtliche
Vorberge des Dupha Bum, und der Wangleo⸗Kette, zwiſchen
Dupha Pani und Roh Dihing); über. den Khope Rala, zum
Phukkan Nala.
8) Paß über das Dorf Didamria Beter, über den Zumut
und Zangut Rala (lauter Wergflüffe zum Noh Dihing).
9) Ueber den Tappan gum Tamgut.
10) Paß über die Namshung⸗Berge; über den Mukkotai
Rala zum Kamku Gaom. Diefer ganze Weg geht durch
Bergland. ö
11) Dann überfegt man den Daffa Yani (f. oben Dupha Pant ſ.
©. 3%); Paß über das Dorf Bujanz es werben bie Bergwafs
fee Juki, San, Khope, Lua, Ramang überfest, und dann ber Di⸗
bing nad) Pha Ehung Baom und Rimna Gaom.
12) Zum Ramfdi,
'
VI. 2.346; 6 — S. 306 Rr. 2.
VI. p. 346, 35
398 Hoch- Aſlen. IV. Abſchaitt. $.76.
13) Rad) Suoppang. |
14) Zu den Bhor Maluks (f. oben Muluk'.
15) Rach den Ishang Bergen, von ba in 3 Tagen zum Lande ber
Bhor Khampti, auf einem Wege, ber ſich gewaltig zwiſchen
Hochgebirgen hindurch windet.
2. Route von Mittel-Afam, von Rungpore nach Avq,
die Heerfiraße ber Birmanen '**),
Diefe Route Liegt im S uͤdweſten ber vorigen, und wird erft ben
Dibing-Fluß aufwärts, bis Borhaps Chowka (offenbar Bor Hat
Chokey, f. oben S. 359) angeführt, von wo fie gegen S.D. bem
Bori Dihing füboflwärts, durch die Raga Berge (dur Nora)
binduchführt, wo der erſte Vaß Namhog, für den Poften und das
Thal Namrup gehalten wirb, welches ber lette, dort bekannte Ort
tft (unter 37° R.Br. und 95° 40/ 9.8. v. Gr., meint Neufvillesz
wahrſcheinlich aber noch um einen Grad öftliher zu fuhen). Dann
werden folgende Namen ale Stationen aufgeführt.
Tanha Kamyua, nach Reufoille, wol das alte Daffa Gaum (Dupha?}.
Dann folgt NRuns Nun. Dann folgt Poa puo, bie Patkoi Berge
der Afamefen, neben welchen bie urfprünglidhe Grenze zwiichen
Afam und dem Lande der Shan beftimmt ift.
Der Thikitaon (d. h. Hoher Berg), bei ben Khamtis Takka
genannt.
Thekki Nala, bei den Khamptis Tas hyait.
Nun wird Bijanun yua, ober Hukhung der Birmanen ges
nanntz es iſt ibentifch mit Bifa Saum, bem alten, dem Urſit unb
der Heimath ber Sinhphos (f. oben &. 378), wo noch immer einige
von ihnen zurüdgebliebene Reſte wohnens fie gehorchen dem dortigen
Dberhaupte, beffen Gewalt fo weit, als bie Päffe gehen, reicht. Die
Entfernung von Namrup nah Alt Bifa Saum wird, ber großen
Beſchwerden bes Weges ungeachtet, nach allen Ausfagen einflimmig auf
10 Zagereifen angegeben, bie in Zagemärfchen, vom Anbrud bes Mor⸗
gens bis Mittag, zurückgelegt werben. Seit einer Reihe von Jahren
{ft diefer Weg gang regelmäßig durchzogen worben, und es follen ſich
gegenwärtig auf dieſer Route Feine gefahrvollen Stellen mehr finben.
Der größere Theil wird felbft als fehr gangbar befchrieben. Der Weg
zieht um die Gebirge herum, und überfleigt nur ein bis zwei mal bie
Hoͤhen; aber nicht fehr fteil, Waſſer findet ſich überall hinreichend, bis
auf zwei Stationen, am vierten Tagemarſch von Namrup und auf
der Höhe des Berges Thikitaon, wo «8 zwar nicht fehlt aber fpar«
fam if.
#v#) Neufrille Le. T. XVI. p. 346, 352.
‚ Simal., ;IV. Deftlicpe Fortſekung. 300
Nach anderen Ausfagen heißen bie 12 Gtationen von Namrup
aus fo: 1) Khaeka, 2) Rampai, 3) RunsRun, 4) Sakyep, 5) Patkoi
(Poa puo‘, 6) Khoi Chu, 7) Kathang, 8) Kuah, 9) Takkah (Thikitaon
ein Berg), 10) Hatak, 11) Tashyiat (Shell), 12) Hukhung, ober
At Biſa Saum (Bijanun yua). Hier enden bie Gebirge, ber Weg
durchzieht nun ein fchönes, voltreiches Land. Er überfegt ben Ram peo
und Tunkoh Nala (Thaoanka der Karten); er überfteigt den Bleinen Berg
Shambuo (Samu Berg) geht hinab nach Khung ich, Kberjeht den Nam⸗
fung Nala (Nampua) und erreicht in B Tagen Mung tung, ober
Moghaun, von wo man nun, zu Land, ober zu Schiffe, weiter bis
Amerapura ber Gapitale des Birmanens Reiches gelangen Tann,
-
Sünftes Kapitel.
IV. Die öftliche, Hinterindifch» Chinefifche Fortfegung .
des Himalaya-Syſtems, und die Gebirgsverzwei⸗
gung des Oſt⸗Randes von Hoch-Aſien im
eigentlichen China.
5. 77.
veberfid et
Nachdem wir das wunderbarſte, gewaltigfte Alpengebirgss
Cand der Erde, das In diſche, vom Querburchbruche des In⸗
‚dus und dem Kafhmirthale Ch Afien Bd. I. &. 588), bis nad)
Dber: Afam, über den Brahbmalund hinaus, zur Quelle bes
Lohit-Brahmaputra, auf ben nördlichen, namenlofen Schnees
bergen im Ramalande, und bis zum Jrawadi:Urfprunge auf
dem Schneezuge der Langtan: Ketten (von 92° bis 115° D.2.,
v. Serro), in feine Weft:, Mittel: und Öft:Gruppe, mübs
fam, aber glücklich durchwandert haben, fo bliebe uns dennoch,
außerhalb bed Himalayas, noch ein gutes Drittheil
des ganzen zufammenhängenden Gebirgefpflemes auf gleiche Weife
zu durchforſchen übrig. | |
Aber hier gehen un® die Kräfte aus; denn noch Feine Beobs
achter haben diefe Theile role jene durchforſcht. Wie Haben fie
baber als eine Terra incognita nur unter dem Ausdruck einer oͤſt⸗
lichen Sortfegung des HimalayasSyfiemes zufammens
faſſen wollen,. um fie in einer beſchreibenden Darlegung handha⸗
00 Hoch⸗Aſien. EV. Abſchnitt. 6. 77.
ben zu können, bis fich diefe, vote wir oben fagten (f. Aflen Bd. UL.
S. 588), «init mit dem Korefchritt ber Wiſſenſchaft in ihre ges -
naueren Glieder zerlegt, über weiche wir bie jest noch gang außer
Stande find werheilen, ja kaum nur etwas darüber berichten zu
können. Kaum läßt fi) irgend eine beſtimmtere Vorftellung über
die Geſtaltung biefer Fortſetzung gewinnen, alst fie irgend wie,
etwa aus Landblartenanficht der Arbeiten der Jeſuitene⸗
Miffionare und aus ihren unvolllommenen Belationen her,
vorgeht, oder aus der arithmetifchen Aufzählung des Tauſende
von einzelnen Flüffen, Thaͤlern und Bergen, ohne alle innere
Syſtematik oder Gonfiructionsiehre, hinfichlid Ihres Zufammens
hanges, wie fie die Chinefifhen Geographen felbit zu ge⸗
ben keineswegs ermangeln. Aber da wir daraus für unfere Zwecke
keine Feucht gewinnen, fo lafien wir diefe minutiöfe Namenges
bung der Einheimifchen, an weiche wir keine naturgemäße That⸗
fachen, Leine bierhergehörigen Gedanken und Ideenreihen anzus
tnüpfen im Stande find, auf fich beruhen, und eilen nur zu eis
nee allgemeinften Weberfiche dieſer orographifchen Raums
verbättniffe fort. Dies können wie um fo eher, da das Detail
derfelben durch den fhägbaren Fleiß und die Iinguifiifche Gelehr⸗
ſamkeit unfers Landemannes J. Klaproth, auf das dankens⸗
wertheſte, durch feine Carte de l’Asie centrale und das demnaͤchſt
su erfcheinende große Werk über China ſchon gerettet, geordnet
unb für jebe fortfchreitende Forſchung benugbar gemacht ifl, aus
deren früheren, frogmentarifhen Mittheilungen wir auch nur hier
die uͤberſichtliche Nachweiſung zu geben im Stande find. Die
einzigen, fpeciellen Beobachtungen über einen Heinen Theil
diefee Gebirgslandſchaft, auf jener großen Chinefifhen
Herrfizaße aus Szütſchuan nad Tuͤbet, welche innerhalb
des wilden Gebirgölandes dieſer öfklichen Kortfegung fortfchreitet,
haben wir fhon oben, oflwärts, Über bie bucchfchneidenden Strome
ſyſteme Dfii:Lübers, bis zum Chineſiſchen Kincha Kiang
und Dalung Kiang,.von H'Lari bis Tatfian [u.(f. ob.
&. 188, 25%), kennen lernen, fo daß nur Weniges foicher Auga⸗
ben nachzuholen noch übrig bleibt. Es ergiebt fi daraus, nebſt
bem oben ſchon Angedeuteten (f. Afien Bd. II. ©. 410 x.), was
hier nicht zu wiederholen Noch thut, das Riefenmäßige auch
biefer öftlihen Kortfegungen, bie wir Ihon im, Allgemeinen
duch Yunnan bie zum Oſt-Ocean, Uber Canton gegen
Formoſa Hin, und nordwärts über den Khu Khu Rer
Himal. IV. Oeſtliche Fortſethung. 40
und die obern Klaus: und Hoangho⸗BStroͤm⸗e kottſtreichend
zuſammengefaßt zu denken haben.
Es iſt hier aber dee Ort, nicht blos der oͤſtlichen Verzwel⸗
gung des füdlichfien der Mittelafiatifchen großen Sebirgefpfteme
zu gedenken, fondern (vergl. Afien Bb. I. &. 173) an das Ofte
Ende Hodh:Afiens, von defien Nordoſt⸗Ende wir vom
Tſchang⸗pe⸗Schan, In: Shan und bis Hami fort
ſchritten (f. Afien Bd. 1. S. 90, 186, 236), nun zu defien Sübs
oft: Ende zuruͤckgekehrt, iſt es dee Sache angemeffen, auch einen
Ueberblid von der Gebirgsverzweigung de6 ganzen
Oſt-⸗Randes HodsAfiens, zwifhen jenen beiden Ges
birgsparallelen (zwifchen 26° bis 42° N.Br.) zugleich mit
zu gewinnen, fo gut es ſich thun laͤßt. Es wird ſich aber hieran
unmittelbar alle Gebirgsgliederung im eigentliden
China als natürliche Fortſetzung zugleich anfchließen, aus ber
fich deffen bydrographifche Verhältniffe entwideln muß⸗
ten, zu benen mir fofort um den Oſten und Süden bes Hoch⸗
landes fortzuſchreiten haben, um dann zu dem Weſten des
Erdtheiles uͤberzugehen.
Die Oſtquellen des Lohit Brahmaputia und Ira⸗
wadi (Nam Khio), welche etwa im Merdian des weit noͤrd⸗
lichern Tfiamdo (f. oben S. 206, unter 116° D.2, v. F.) lite
gen, find uns bekannt, eben fo der Zuſammenfluß des Yalung
Kiang mit dem KinchaKiang (f.-oben ©.186, 196), welche
dann vereint, im Knie, die Oftwendung nad China (f. oben
©. 186) gewinnen, im Meridian des nördlicher gelegenen Tate
fiantu (f. ob. 8.190, unter etwa 119° O. k. v. F.). Zwifchen bies
fen beiden genannten Eocalitäten ift nun zwar auf den Biegun⸗
gen jener Heerſtraße eine Wegſtrecke von 166 geogr. Meilen
(17% %i) zuruͤckzulegen; aber die directe Entfernung beträgt doch
nut etwa 60 geogr. Meilen. Diefer Raum ift, füdmärts der ges
nannten, und von uns fchon befchriebenen Heerſtraße, bie zum. 26°
Breitenparallei, wirklich noch als Terra incogaita anzufehen, MWie
voiffen eben nichts Näheres darüber zu Tagen, als daß hier, au
die Moͤglichkeit der Identität des Dzangbo und Kincha Kiang / als
dritter Durchſchnitt noch abgerechnet, jene zw ei Tuͤbetiſchen Stroͤme
das ganze Gebirgéſyſtem gegen Süden durchbrechen follen.
Des Omtſiun oder Dietfiu (f. oben ©. 225), und ber Dz aꝰ⸗
shu ode Satchun(ſ. oben S. 227), welche, ſuͤdwaͤrts, beim
Durchdruch durch die Chineſiſche Provinz Yunnan, LuKiang
un Erdkunde IV. Ce
402 Hoch⸗Aſien. IV. Abfchnitt. $. 77.
(oder Nu Kiang) und Lang thſang Klang heißen,. ehe fie
In die Hinterindifhen Reiche eintreten, wo fie unter den Namen
Saluaen (oder Thaluaen) und Maekhaun, an den Küften
von Martaban und Kambodja, fih zum Dcean ergießen.
Das Gebirgsfyftem müßte demnach hier, wenn «6 in gleicher
Kettenbilbung, wie bis dahin, gegen S.D. fortftreichen follte, tirfe
Düerthäler oder Einfchnitte, wie am Sfetledfh und Indus ha:
ben, um diefen Strömen dahin ihren Ablauf zu gewähren. Daß
bier die zu durchbrechenden Gebirgsketten noch zu dem Hochge⸗
birgszuge gehören, beweiſet das Vorkommen ewiger Schnee:
gebirge in diefen ſüdlichen Breiten, die alfo noch höher
als die Langtan und andere nördlihere Schneeberge des
Indiſchen Himalaya emporfleigen muͤſſen. Wie viele Schnee:
und Gletſchetmaſſen auf der großen Heerſtraße zu überftei:
gen find, ift oben fehon angegeben (f. ob. S. 191, 196, 204, 252
u. v. a. O.), fie ruͤcken aber noch viel weiter gegen den Süden
vor, ‘(zwifchen 23° bis 24°), bis gegen den nördlichen Wendekreis,
der hier in Hinter: Indien von Calcutta bis Canton hinzieht.
Die gebirgige Natur von ganz Yunnan, in welche ſüͤdlichſte
Provinz Chinas diefe Durchbruͤche zu liegen fommen, war zwar
fhon früher aus P. Amioe5%) und Du Haldes China be:
kannt; aber daß hier wenigftene 10 verfchiedene mächtige Al⸗
pen⸗Stoͤcke mit ewigen Schneefeldern ſich erhoben, er⸗
fahren wir erft nach ihrer genauen Lage aus Klaproths Ar:
beiten ”). Sie find alle auf Grimme Karte von Hocy-Afien
‚auf das fleißigfte eingetragen. Der Tübmwefllihfie Siue:
(han (d. i. Schneeberg, 25 WN. Br., 96°2'D.2. 9. Par.)
liegt mit feinen zwei Gipfeln auf dee Mordweſtgrenze Yun:
.nans (das Departement Yung thhang fu), im Norden der Grenz:
ftade Tengyue, gegen das Land der barbarifchen Horben ber
Nui, im Weften des Lanthfang Kiang, ber eben von biefen
Barbaren, hier, Nu Kiang heißen foll (weiter abwärts aber Eu:
Kiang). Die füdlihften Schneeberge legen aber auf dem.
Weſt- und Oſt-Ufer deffeiben Lang thfang Kiang, sort
der DIun Scan, hier der Thian hi Schan (unter 23° W'
m
%%@] Amiot Des Montagnes du Thibet et de la Chise; les Chan
et les Ling, in -Meın. concernänt les Chinois. Paris 1789. 4.
T. XIV. p. 193 — 176, ”’),.J. Klaproth Tablenu des plus
kantes Montagnes le la Ghine, aus. ber kaiſerl. Reicheneograpie,
im Magasin Asiatique. Paris 1826. Tom. II. p. 133 — 160.
| I |
Himel,, IV. Oeſiliche Fortſezung. 403
N. Br., 97° 4 DE v. Par. und 23° 60 N. Br. 98° 9.8
dv. Par.), alfo ſchon der heißen Zone ganz benadhbart, dicht am
der aͤußerſten Südgrenge Dunnans®) Go weit alfo reicht
vom Indus und Ganges an ununterbrochen die Wohnung
des Schnees (Himalaya, f. Aften Bd. l. Ein. &.13), und
man kann annehmen, es fenke fih die Hochkette des gewalti«
gen HimalayasGyftemes gegen S.O. wenigſtens bis 23°
27 M.Br und 98° U DE v. Paris, u
Steige man nun in denfelben Meridianen, in wels
en diefe füdlichften alır Schneeberge liegen, gegen. N.
und N.D, immer an den Weſtgrenzen des eigentlichen
Chinas empor, uͤber die Oſtwendung des großen Ta Kiang
hinweg, am rechten Ufer des Yalung Klang Stromes auf:
wärs, im N.W. von Tatſianlu auf dee Grenze Oſt⸗Tuͤ⸗
bets fort, im Norden von-Zfhingtufu (f. Aften Bd I. -
©. 479), den Min Kiang: Fluß aufwärts, am Fort Sung⸗
pban, bis zu defien Duelle, und von diefer, an dem Oſtende ber
großen Schneekette von Sifan (f. Alien Bd. l. S. 171),
wo fie China berührt (Ratchico auf D’Anville Carte de la Chine),
noch weiter nord waͤrts über bie Quellen des Heſchul im
RB. von Kiai, und des Weiho, bis zur Stadt Lan⸗tſcheu
am Hoangho (36° M.Br. im Parallel des Khuſkhu Nor,
f. Afien Bd. 1. S. 170), wo dieſer große Nordſtrom, nordwaͤrts,
über Ninghia zum In Schan (Afien Bb. J. &. 237) zieht,
am Lande der Ordos hin, fo hat man zugleich (zwiſchen 23° bie
36°, alfo in einer Strede von beiläufig 200 geogr. Meilen) das
mädtigfte Meridian:Gebirge, auf bet Grenze von
Tüber und dem Plateau Hoch-⸗Aſiens, im Weſt, und
dem Gebitgslande Chinas im Of; die Grenzſcheide
beider Landſchaften der Länge nach überftiegen, auf welcher uͤberall
faſt nut, oder doch vorzugsweiſe, die erhabenſten Schnee⸗
ketten, Schneepiks und Gletſchergebirge mit hundert
vetſchiednerlei Namen genannt werben. Es ſcheidet dieſes die
Plateaulandſchaften Oſt-Tuͤbet, Sifan und Khu thu Nor
im Wfl, von den Chinefifhen Prorinzen Yunnan, Szu⸗
tſchuan, Schenfi (Kanſu gehört beiden Seiten an) im
Oſten; oder das innere Plateauland von dem äußern
Gebirgslande, das in taufend zerriffenen Ketten, Zweigen,
'
6c2
°s) A. a. O. p- 137.
_
40% | Hoch⸗Aſien. IV. Abſchnitt. 4. 77.
Gruppen, Stufenlandſchaften, Engſchluchten und Thaͤlern in das
Kiefland Chinas hinabſetzt. Da dieſes große ſchneereiche
Meridiangebirge keinen gemeinfamen Namen, teeder bei
den Chinefen, die überhaupt keine oder wenig generelle Benen- '
nungen der Gebirgszäge, dafür unzählige Particularbegeihnungen
ihrer Sfolirungen haben, noch bei den Geographen überhaupt be:
figt, andy nicht den Namen einer Kette, oder eines gefchloffenen
Gebirgsſpſtemes verdienen kann, indem es mehrfache Durchbre⸗
chungen gegen Oſten erleidet, ohne daß wir ein gleichfoͤrmiges
Fortſtreichen, wenn auch des Geſamten, boch nicht feiner vers
ſchiedenen Sliederungen, nad innerer Natur und gleicher Welt⸗
gegend, mit berfelben Beftimmtheit, wie 5. B. beim Himalayas
Syſteme nachzumeifen im Stande wären, die Stellung zum Hoch⸗
ande und Tieflande, im Weft und Oſt, aber Hier das
Characteriftifhe ft, und bie abfolute gewaltige
Schnechöhe, das Ganze hinreichend zufammenbindet, fo
bezeichnen mir daſſelbe durch den Ausdruck Randgebirge, oder
des Oſt-⸗Randes von Oft: Füber, Sifan und Khu Khus
Mor gegen China. Denn es ift, fo viel wenigftens, aus dem
Laufe der Ströme und ber Natur der Lanbfchaften gewiß, daß
oſt waͤrts deffelben alles Land hinadſinkt in größere Tiefen, weft:
waͤrts aber zu groͤßern Höhen, fey es in Felöfchluchten oder Pia:
teauflächen,, binaufiteige. Man Eönnte diefen Oſt-Rand, der
Kürze halber, auch den großen Chinefifhen Siue Schan,
oder vielmehr SiueLing (Echan, Chan heißt einzelner Berg
oder Bergſtock, Ling bezeichnet fehr häufig Ketten, in fo fern
fie als Signale zu Megmweifern dienen), d. I. Schneegebirge:
zug, nennen, wodurch dies Meridbiangebirge als Gegenfas
des Darallelgebirges, das mit ihm faft im rechten Winkel
gegen &.D. im aͤußerſten Yunnan zufammenftößt, nämlich der
Himalaya, oder des Indiſchen Schneegebirgszuges, wie dieſer
ale Süb:, fo er ale Dft:Rand hervortraͤte. Wir können
dies nun um fo eher thun, ohne willürliche Meuerung und thö:
eichte Vervielfahung geographifcher Benennungen zu veranlaffen,
da wie diefen Ausdeud, Siue Ling 5), welcher ſchon dem mitt:
lern Haupttheile diefes Zuges, dem in Szutſchuan, als dort ein-
heimiſch dukommt, nur auf die ganze Ausdehnung zu über
s°») Magasin Asiatig. T. IL I c. p. 141.
Himal,, IV. Oeſtl. Fortſetzung, Siue Ling. 405
tragen brauchen, wie dies gewöhnlich bei Gebisgöbrnennungen bee
Fall zu ſeyn pflegt.
Man könnte ferner bie ihm im Oſten vorliegende ſehr breite,
Maffe, von gewaltigen, oft’ebenfalls noch ſchneehohen Gebirge:
land haften, das große Alpengebirgsiand Mefl:Chinas
nennen, um einen gemeinfamen Ausdrud für alle weſt lichen
Gebirgsprovinzen Chinas, im Gegenfag des Alpengebirgslaudes
von Mord s China, und ber öftlichen tieferfiegenden Thal⸗
landfhoften, ber Niederungen wie des Chinefifhen
Gefiadelandes zu erhalten, um bei allgemeinen Betrachtungen
die ermübdende und nuglofe, fpecielle, Chinefifche Namengebung
zu Vermeiden.
Im Weiten dieſes großen Siue Bing, oder Of: Rana
bes, Liegt der obere Lauf beider Hauptſtroͤme Chinas, des gro⸗
fen Kiang (Ta Kiang) im Süden und ded großen Hoang
(Heangho) im Norden; beide müflen dieſes Meridiangebirge, au
feinen Suͤd⸗ und Nord:Enden, von Weſt nah Oſt, quer durch⸗
brechen, um in das oͤſtlich vorliegende Chineſiſche Alpengebirges ;
land erſt einzutreten. Ale andern Chinefiihen Ströme entquels 2
len nur ber DE: Seite dieſes Oſt-Randes; wir nennen fie
daher die vorderen Gebirgsſtroͤme, im Gegenſatz von je⸗
nen, welche man die hinteren Gebirgsſtroͤme, b. i. die
DiateausGtröme, nennen kann, weil ihre Quellen auf ber
Weſt-Seite des großen Meridiangebirges, oder bes Oſt-Randes,
liegen. -
Ale diefe hintern Gebirgsfiröme fammeln ſich aber
nur zu den zwei großen Strom: Syflemen bes Nord⸗—
und des Suͤd⸗Stromes, bed Hoangho und Ta Klang
(Jan tfe Kiang), deren Querthäler (unter 36° und. 26° N. Br.)
das Meridion:Gebirge in Nord: YQunuan, und iu Kanfı, in wils
den Engſchluchten durchſchneiden; ale vordern Gebirgs—
firöme, die dern Schneemaffen jenes großen Siue Ling
entquelien, eilen in ihren unzähligen Wafferläufen, oftwärts,
nur ausſchließlich den Tiefthaͤlern diefer beiden, großen Chis
nefifhen Waſſer-Syſteme in ihrem mittlern Laufe ale
Zuflüffe zu. Nur eine einzige Ausnahme bildet hiervon, in
feinem Dfttaufe, dee Strom von Santon, der Ta, ober
große, Si Kiang, weldher in Yunnan (im S. O. der Gapitale
Nunnan) im Gebirge, das den füdlihen Lan thfang Kiang.
vom Querdurchbruch des Ta Klang im Norden ſcheidet, ent:
406 Hoch-⸗Aſien. IV. Abſchnitt. $. 76.
(Hringt, unter 24°-N.Br., und faſt unter dem ſelben Parallel
bleibend, durch Kuang fi und Kuang tung (Canton), nicht
als Zufluß eines andern, fondern als felbfiftändiger Lands
from, fih unmittelbar, bei Canton, Macao gegenüber,
sum Ocean ergießt. Er macht den füdlihen Belchluß der Chine:
ſiſchen Oft: Ströme, denn feine füdlihen Nachbar :Steöme, ber
Strom von Tonkin (Hoti Kian) und ber Strom von Kam:
bodja (Lang thſang Kiang), gehören ſchon den Hinterindifchen
MWaffer-Spftemen an, bie durch ihre ſüͤdoͤſtliche Direction und
ihre immer größer werdende Divergenz nach Ihren Muͤndungen
zu characterifiet find, Der noͤrdlichſte der Chinefifhen, ſelbſt⸗
fländigen Ströme, der Strom von Peking, der nordifche
Pepyho, tritt aber nicht. mehr aus diefem Oft: Rande hervor,
fondern aus dem Südoft:Randgebirge der Gobi, oder dem Ge:
birgsſaume von Petſcheli, von welchem ſchon früher die
Rede war (f, Aſien Bd. I, S. 126), Da von biefem Oft:
Rande, dem Meridiangebirge, von diefem großen Siue
Ling, ber zugleich die große Scheidewand Hoch⸗Aſiens gegen
defjen Ziefland bildet, auch zugleich, wie von ihrer gemeinfamen
: Hauptapre der Erhebung, ale öftlihen Verzweigungen
der untergeordneten Gebirgsketten China's ausgehen,
und nach dieſen das hydrographiſche Syſtem des eigentli⸗
chen China ſich entwickeln mußte: ſo war es nothwendig, hier,
deſſen Normalzug im Allgemeinen, im Haupt-Contour,
feſtzuſtellen, ehe wir zu den unzaͤhligen Beſonderheiten uͤbergehen,
über deren Detail man nur zu leicht, wie es auch bier der Kal
war, die Sefamtconftruction zu uͤberſehen pflegt, da weder Chi⸗
nefen noch Sefuisifche Berichterflatter jemats barauf hingewiefen
haben,
Vie Hauptketten find es aber, melde wis als von bie
fem Meridiangebirge ausgehend gegen Oft, als unter ſich
beftehende Parallel: Gebirge, nach den Angaben der Chine⸗
fen genauer verfolgen und unterfchelden können; fie theilen China
von Suͤd nach Nord in feine großen Thalgebiete, die in ihrem
Normalzuge mit ihnen parallel, von Weft nah O ſt ziehen,
und fih fo, wie die Gefälle der Ströme «6 zeigen, ih ihren Stu⸗
fentandfchaften zum Oſt⸗Ocean hinabfenten. Sie heißen:
I, Die füdtichfle, der Jüking (unter 23° N. Br.), im
Süden des Stromes von Canton (de Ta Si Kiang), eine Küs
fen ; Kette.
,
Himal., IV. Oeſtl. Fortf., die vier Parallelketten. 407
1. De Nan king, d. i. die Süd-⸗Kette (unter 26°
M. Br.), oder die Kette der Miaofe, der Gebirgs⸗Bar⸗
baren dieſes Namens, welche zugleich die Waſſerſchride zwi—
ſchen dem Si Kiang im Eüden, und den rechten, oder den von
S. nah N. ziehenden Zuflüffen des Ta Kiang, oder des foge-
nannten blauen Stromes (San tfeKiang) bildet. .
I. Der Ta pa Ling, wir können file auch die Mitte:
Kette nennen (unter 32° N. Br.), die noch innerhalb der Tin:
Cen Zuflüffe des Ta Kiang, ebenfalls von W. nach D. fireicht,
und bie politifge Greuzſcheide zwiſchen Szutſchuan in
Süden und Kanfu im Norden bildet.
IV. Der Pe Ling, d. i. die Nord⸗Kette (unter 34°
N.Br. ), welche innerhalb Kanfu und Echenfi zugleidy die
Waſſerſcheide zwifchen dem Stromſyſteme des Ta Kiang
im ©., und des Hoangho im N., in dem Mittellaufe bilder.
Als das fünfte Gebirge dieſer Art könnte man, im Au:
Gerften Norden, den In Shan und den Nordfaum von
Petſcheli (unter 41 bis 42° N. Br.) betrachten, der vom Nor:
den her dem Waſſer ſyſtem des Hoangho feine Grenze
fegt, wenn wir diefes im obigen nicht fchon feiner andermeitigen
Naturverhaͤltniſſe wegen als Suͤdrand jenes Theiles des Gobi-
Plateaus erkannt hätten, das nach den neuen Barometermefluns
gen der Muffifchen Academiker G. Fuß &W) und v. Bunge,
auf dem von der Mongolenftraße durchfchnittenen Wege, der uns
ſtreitig als der mildefte und bequemfle gewählt, auch bed nied:
rigfte ſeyn mag, über die Hälfte der gemuthmaßten Höhe, naͤm⸗
ich bi8 zu 4000 Fuß, und an ben tiefften Einfentungen fogar
bie zu 2400 Zug abfoluter Hoͤhe herabgedruͤckt wird, aber in ſei⸗
ner weiten Ausdehnung doch immer noch eine ſehr bedeutende,
wenn auch nicht mehr in allen Theilen ſo uͤbertrieben hohe Pla⸗
teaubildung im Gegenſatz der Umgebungen bleibt, zu der ſie durch
die Jeſuiten⸗Berichte erhoben wurde.
eoo) Rapport préalable fait a l’Acad. des Sc. de St. Potersbourg
sur un Voyage en Chine etc. p. M. G. Fuss 1833.
\
406 Loeqh⸗Aſßen. IV. Abſhaiu. 6.77.
Erläuterung 1.
Dear DR: Band, oder das Meribiengebirge, ber große Sine
Eing, d. i. der große Zug der Schneeketten, nad) den brei
Haupitheilen des füdlichen, mittlern und nördlichen
Siue Ling.
Außer ven 3 oben ſchon genannten füblihfien Alpen⸗
Köden, welche, nahe dem Wendekreiſe, ſo ifolict, dech wenig⸗
ſtens noch zu Montbiauchöpe ſich erheben müſſen, folgt nun, bis
get gegen MR. uud RD., in ber Fichtung sum Hoaungho⸗
Durchbruch bei Lantſchen, in immer dichter und dichter ges
Neängteser Schaar, die Maſſe ber Schnee: und Gletſcher⸗
BSerge, bie nad den 3 Provinzen, welche fie buschjichen, ber
Siue Ling in Yunnan, in S;ätfhuan und in Kanfu,
ober nach Ihrer säumlichen Aneinanberreihung, ganz identiſch
wit jenen, der [üdliche, der mittlere und der nördliche
Sine Ling genannt werden können. Unter diefen, der, Natur
des Bade entfprechenden Abtheilungen hoffen wir zur Deutlich
keit der Darflelltung des Geſamten wefentlich beizutragen, und
die wichtigften Details Chinefifher Angaben dieſer Hauptgruppen,
wie folgt, unterzuorbnem,
L Der füdlide Siue Ling, ober ber Siue Ling
In Yunnan,
Am Ghben des Ta Kiang und feines Querdurch⸗
bruchs auf der Nordgrenze von Yunnan und der
Güdgrenze von Sıüthuan, in ber Richtung von S. W.
nach N. O., bier aufgezählt, nach jenen 3 (ob. S. 402); und zwar
alle, nach Parifer Längen, wie fie auf der Franzoͤſiſchen Karte nach
Khienlongs Atlas, won Klaproth citirt und demgemäß in
Grimme Karte eingetragen find; zu denen man Überall nuc be
kanntlich 2° 20’ zu addiren bat, um die DL. v. Gr. zu erhals
ten. Peking, von mo aus diefe Berechnungen ber Karte ge:
made find, ift zu 114° 2 D.R. von Paris angenommen.
4 Der Tian thſang Shan") (Shan, d. i. Berg)
im Well der Stade Tali (unter 25° 45 N. Br., 97° 55 DR
v. Par), mit mehren Gipfelnz er liege auf dem Waſſer⸗
[4
0!) Kiaproth Tableau des plus hautes Montagnes de Ia Chine I. &
in Magen, Aslatı Paris 1826. 8. T. II. pP: 138 etc,
\
Himal., IV. Del. Gortf., füdlicher Siue Ling. 409
Theidegebirge, welches den Lan thfang Klang Im, ©.
vom Ta Klang im M. trennt.
5. bis 10. liegen alle dicht am rechten oder Suͤdufer des
Ta Kiang (zwilhen 97° bis 101 235 D.E v. Par.). Dee .
Yu lung, oder Siue Shan, 2 Stunden im N.W. der
Stadt Li Riang, ein Riefenberg mit feinen ewigen Schnee⸗
bäuptern und mehren hoben Gletſchern gekroͤnt, die. ſchon
aus weiter Serne fihrbar find. Der gewaltige Gebirgeftod wird
bier vom obern Za Klang (d. 1. dem Kindya Kiang) im ties
fen Felsthale durchſchnitten, und bat fih nun aus dem obern in
fein mirtieres Stufenland duch viele Engen durdhzuminden. An
dieſem Schneeberge ded Yu lung fängt der Durchbruch mit der
Dftwendung des Stromes an. Wir fehen ihn daher als den
erſten Grenzſtein des obern und mittlern Laufe des Ka
Kiang oder Chinefifchen Suͤdſtromes an. Dieſes Felsdefile des
Stromdurchbruchs Hält aber die ganze Strecke der zu nennenben ’
Schneehäupter, die Über dem Sübufer des Ta Kiang empor
flarsen, an, bis Ne. 10. Daß diefer erfle Riefenberg nicht bdlos
ein Berg, fonbern ein ganzer Alpenftod ſey, beweiſet die’
Angabe, daß nur fein noͤrdliches Maſſif vom Strome durchbro⸗
chen werde, aber daß auch no im S. W. und D. der Stadt Li
Kiang, mehrere, obgleich minder hohe Gletſcher fiegen F in.
Entfernungen bis zu 3 und 7 geogr. Meilen (50 bis 100 8),
Im S. O., jenem benachbart, liege der ſchneehohe Siue⸗
phan tan; weiter gegen Oft, da, wo der Ta Kiang wieder ges
gen Nord feine Wendung beginnt (99° 44° DE. v. Par.), der,
Matheou Shan, dicht ihm zus Seite im D., ber Yungfpe
Shan, und an, Ihn, gegen NR.D., anfloßend der Siue Shan
cd, i. Schneeberg), mit einer Öletfheranhäufung, von fehr
weiter Erſtreckung, on deren Nordende alfo in vollkommner
Alpennatur die Stadt Tungtſchuan fu liegt, melde der
gewaltige Strom des Ta Kiang am Nordweſtfuße des Alpens
*8
focs durchrauſcht. Von ds, gegen Mord, am Oſtufer, iſt zwar
erſt wieder etwas noͤrdlicher ein Siue Schan (27° 59 N. Br.,
101° 26 D.R. v. Par.) genannt, im N, der Stadt Dſchao⸗
tbung fu, eben da, wo ber Ta Kiang wieber nach beffen
Durchbrechung feine erfle Direction gegen Dft gewinnt; bages
gen erheben aber auf dem ‚Gegenufer diefer Keinen Lüde von
Schneebergen, auf der linken Uferfeite des Stromes, dicht Über
ihm, ein paar andere Schnechaͤupter, der Luna Shan und
.
/
8 Hohh⸗dſen. IV. Abſchait. $.77.
Erläuterung 1.
Der Di: Rand, oder das Meridiangebirge, ber große Siue
£ing, d. 1. der große Zug der Schneeketten, nach den brei
Haupttheifen des füdlichen, mittlern und nördlichen
Siue Ling,
Außer den 3 oben fhon genannten [üblichflen Alpen⸗
öden, welde, nahe dem Wendekreiſe, fo iſolitt, doch wenige
ſtens noch zu Montblanchoͤhe ſich erheben muͤſſen, folgt nun, bis
get gegen M, und N.D., in ber. Richtung zum Hoangho⸗
Durchbruch bei Lantfchen, in Immer dichter und bichter ges
deängterer Schaar, die Maſſe der Schnee⸗ und Gletſcher⸗
Berge, bie nad den 3 Provinzen, welche fie durchziehen, ber
Siune Ling In Yunnan, in Szütfhuan und in Kanfu,
oder nad ihrer räumlichen Aneinanberreihung, ganz identiſch
wit jenen, dee fübliche, der mittlere und der nördliche
Giue Ling genannt werden können, Unter biefen, ber, Natur
deu Gache entfprechenden Abtheilungen hoffen wir zur Deutlich
keit dee Darflellung des Geſamten wefentlich beizutragen, und
bie wichtigften Details Chmefifher Angaben diefer Hauptgruppen,
wie folgt, unterzuorbnen,
L Der fübliche Bine Ling, oder der Siue Ling
In Yunnan,
Am Süden des TaKiang und feines Querdurch⸗
bruchs auf der Mordgrenge von Yunnan unb der
Güdgrenze von Szütchnuan, in ber Richtung von S. W.
nach N. O. bier aufgezählt, nad) jenen 3 (0b.-&.402); und zwar
alle, nach Pariſer Längen, wie fie auf der Franzoͤſiſchen Karte nad)
Khlenlongs Atlas, won Klaproth citirt und demgemäß in
Grimme Karte eingetragen find; zu denen man überall nur bes
kanutlich 20’ zu addiren hat, um die O.L. v. Gr. zu erhals
ten. Peking, von mo aus diefe Berechnungen ber Karte ges
mat find, ift zu 114° 2 DE, von Paris angenommen.
4. Der Zion thfang Shan WI) (Shan, d. i, Berg)
Im Weſt der Stade Tali (unter 25° 45° N. Br., 97° 55° DE,
v. Par), mit mehren Gipfeln; er liege auf dem Waſſer⸗
«01, Kiaproth Tablean des plus hautes Montagnes de Ia Chine I. 0
in Maga. Aslatı Paris 1826. 8. T. II. p. 138 etc, ı
\
Himal., IV, Oeſil. Gortf., füdlicher Siue Ling. 409
Theidegebirge, welches den Lan thfang Kiang im. S.
vom Ta Kiang im N. trennt.
6. bis 10. liegen alle dicht am rechten oder Suͤdufer de
Ta Kiang (zwilhen 97° bis 101 25 DO.8 v. Par.). Der |
Yu lung, oder Siue Shan, 2 Stunden im N.W. dee
Stadt Li Kiang, ein Riefenberg mit feinen ewigen Schnee.
bäuptern und mehrern hohen Gletſchern gekroͤnt, die ſchon
aus weiter Ferne ſichtbar find. Der gewaltige Gebirgeftod wich
bier vom obern Ta Kiang (d. i. dem Kincha Kiang) im ties
fen Felsthale durchſchnitten, und hat fi) nun aus dem obern in
fein mittieres Stufenland durch viele Engen durchzuwinden. An,
dieſem Schneeberge des Du lung fängt der Durchbruch mit der
Aftwendung des Stromes an. Wir fehen ihn daher als ben:
eiſten Grenzftein des obern und mittlern Laufe des Ka
Kiang oder Chinefifchen Sübftromes an. Diefeh Felsbdefile des’
Stromdurchbruchs Hält aber die ganze Strecke ber zu nennenden
Schnechaͤupter, die über dem Sübufer des Ta Kiang empor
flarsen, an, bis Nr. 10. Daß diefer erfle Riefenberg nicht blos
ein Berg, fondern ein ganzer Alpenftod fey, beweiſet die‘
Angabe, daß nur fein nördlihes Maffif vom Strome durchbro—
chen werde, aber daß aud noch im S. W. und O. der Stade Li’
Kiang, mehrere, obgleich minder hohe Gletſcher fiegen, in.
Entfernungen bis zu 3 und 7 geogr. Meilen (50 bis 100 ij, =
Sm S. O., jenem benachbart, liege der fchneehohe Siue⸗
phan tan; weiter gegen Oft, da, wo der Ta Kiang wieder ger
gen Nord feine Wendung beginnt (99° 44’ DR. v. Par.), der.
Matheou Shan, dicht ihm zur Seite im O., bee Qungfpe
Shan, und an, ihn, gegen N.D., anfloßend dee Siue Shan
C(d. i. Schneeberg), mit einee Gletſcheranhaͤufung, von ſehr
weiter Erſtreckung, on deren Nordende alſo in volllommner
Alpennatur die Stadt Tungtſchuan fu liegt, welche ber
gemaltige Sirom dee Ta Kiang am Nordweſtfuße des Alpens
ſtoks duchraufht, Von da, gegen Mord, am Oſtufer, ift zwar
erſt wieder etwas nördliher ein Siue Schan (27° 55 N. Br.,
101° 25° D.L. v. Par.) genannt, im N. der Stadt Dſchao⸗
tbung fu, eben da, wo der Ta Kiang wieder nach beffen
Durchbrechung feine erfte Direction gegen Oſt gewinnt; bages
gen ‚erheben aber auf dem Gegenufer diefer Heinen Lüde von
Schneebergen, auf der linken Uferfeite des Stromes, dicht Über
ihm, ein paar andeze Gchnerhäupter, dee Luna Shan und
®.
410° Hoch⸗Aſien. IV. Abſchnitt. $. 77.
Louan Ko Shan), im D. und N.O. ber Stadt Hoei li
fi) empor, welche beweifen, daß wie dort am Eingange des
Querdurchbtuches, fo auch hier am Aubgange des TaKiang,
aus feinem ziefigen Querthale, feine beiden Uferfeiten fi zu
ewigee Schnerhöhe emporthürmen, der Strom alfo wirklich eine
Duerfpalte des Meridiongebirges gegen deſſen Suͤd⸗
ende durchbrach. Deſtlich an den Siue Schan von Dfhao-
ſthung fu, im Oſten dieſer Stadt, reihen ſich die beiden benach⸗
barten Schneealpen (beide Siue Schan genannt, unter 27°
40’; 102° 4% DL. und 27° 533 102° 65° DL. v. Par.), ale
die Außerfien, nord oͤſtlichſten Schneemaffen, bemfelben
Zuge anz weiter abwärts, zunaͤchſt am zechten ober ſuͤdlichen
Ufer des großen Ya Kiangs, wird aber weiter feines ewigen
Schneebergs mehr erwähnt, obgleih WBergzüge auch weiter of:
wärts nicht fehlen.
Bon diefen Schnerketten im Süden ber ſuͤdlichſten
Windungen diefed großen Stromes, gehen, gegen Oſten, als
von einer gemeinfamen Wurzel, jene beiden oben genanns
ten füdlihften Parallelketten, der Shling und ber
Nanling aus, welche buch das Thal am Urfprunge bes
Steomes von Canton (Kieu hing bo im oben Laufe
genannt) zwifchen den drei Staͤdten: Jun man, Tſching⸗
kiang und Khiu tfing (von 100° 30’ D.L. v. Par. an) aus:
einander gehalten werben,
I, Der mittlere Sine Ling; der Siue Ling im els
gentiihen Sinne in Szütſchuan, ober der Yun
Ling, d, i. das Wolkengebirge
Die Schnechäupter des Meridiangebirges vom
Nordufer des Ta Kiang durch die Provinz Szuͤ⸗
tfhuan, bis zur geoßen Schneekette von Sifan (f.
Alten Bd, J. 8.171) und zur Oftverzweigung des Tapa
Ling (unter 32 bis 33° N.Br.). Das Südende dieſer Abs
theilung iſt es eben, welche den Ta Klang zu feiner mehr:
mals wiederholten Sübwendung zwingt, che ex mblich im
Oſten ganz durchbrechen kann. Wenigſtens dreimal wiederholt
fig diefe Tendenz gegen ben Süden, auf eine fo entfchiedene
Weiſe, daß man daraus auch auf dreierlei Parallelketten
**2) Magain Asiat. T. 1.1. c. p. 165.
I
Himal. IV. Deftt. Fortſ., mittler Siue Ling. du
zuruͤckſchließen moͤchte, in welche wol bei —— ———
das breite Meridiangebirge in ſeiner Laͤnge von S. nach N. hin
gegliedert erſcheinen mag. Hier kennen wir nach den Chineſiſchen
ſpeciellen Daten nur die eine, die oͤſt lich ſte dieſer Ketten, am
Oſtufer des Yalung Kiang (ſ. ob. S. 192, 196 u. a.), ber
fie vom N. gegen ©. ſtroͤmend von den weſtlichern abfchels
der, die fhon mehr zu Oſt-Tuͤbet gerechnet werden. Auf Yiefen .
Dflfeite de Yalung Kiang reihen fih von ©. nah, W, fols
gende 10 bedeutendfte, mit ewigem Schnee bebedite Alpen⸗
ſtoͤcke aneinander an, melde in Ta tfian In und Tſching⸗
tou fa ben gemeinfamen Namen des Siune king, d. i.
dee Schneeckette (im engern Sinne als der unfrige, uͤbertra⸗
gene, f. ob. ©. 404), oder au des Yun Ling, d. i. der: Wots
kenkette, tragen; von beiden Städten aus muß ihr euhabenen
Gebirgekranz im Süden und Norden wie im Weſten erbiidt
werden,
1) Dee Alu Shan?) (28° 40 N. Br.), und 2) der Ta⸗
fiue Schan (der große Schneeberg, 0° 13M. Br.), liegen
noh im Süden der Station Zatfian lu (f. ob, S. 188)3
ihe ig Nordweſt, an der alten Tübetgrenze bis über Tſching⸗
binauf ziehen: 3) der Ta Kai Siue Shan, und 4) ber
Devan, d. i. die weiße Wand, auh Siue Shan genannt,
bis zum 5) Siue Shan (327° 27 N.Br., 100° 4 DE, v.
Dar.), eine Tagereiſe im S. W. des Forte Sungphan thing
(Sung pan ouei b. D’Anville), und bis zum 6) Ka Sine Shan
(32° 31. N. Br., 101° 15° D.L. v. Par.), dem großen Schnee>
berge, welcher auch Phungpho Schan heißt, und nur, etwas
nordöftlih von bemfelden Sort, am oberen Ming Kiang
Fluß liegt, nur wenig oſtwaͤrts des dortigen Mititaie: Lagers,
Thiethiyng, das füblih nahe am Fort errichtet iſt. Neben
ihm, etwas ſuͤdwaͤrts, wird ein anderer 7) Siue Scan genannt,
mit einem ungeheueen Gletſcher, ducchfichtig wie Cryſtall, an
feiner Nordfeite aber der Schneeberg 8) Siue lan Shan,
Von diefem gewaltigften Theile des Siue Ling, oder dem
Yun Ling, der Schneekette, der Wolkenkette, "weiche
bier das nordweftliche, wilde Hochlaud der Sifan begrenzt,
fagen die Chinefen, daß hier das ganze Land gefpidt mit Glet⸗
ſchern und mit gewaltigen Maffen von Schnee bededit, daher
2) Magasin Asiat. L. c. T. II. P. 141.
x -
412. Hoh-Aflen. IV. Abſchniti. $. 77.
das Clima fehe kalt ſey. Jene Schneemaſſen, nahe ber Zefte
Sung phan ting, werden als die öftlihften der Schnees
- berge-ded Landes Sifan und Tufan arigefehen, welche als
mächtige Schneekette vom ungeheuren Gebirgsknoten des
Kuttun, oder Kuenlun⸗Syſtemes (f. Aflen Br. ll. S. 410,
416), gegen D. und R.D., ale Scheidegebirge des Tas
Klang: Sykemes im Süden und des Hoangho:Spfles
mes Im’ Norden, uns ſchon unter dem Mongolifchen Namen des
Bayan Khara, oder Bain Khara, bekannt iſt (ſ. Aflen
Br. 1. ©. 172, 188). *
Die Quelle des Min Klang, aus dem wilden Lande ber
Sifan kommend, tritt bei dem Fort Huang tſching kuan auf
Chineſifchen Boden ein, wo jenes genannte Fort, Sung phan⸗
ttug, in der Proviny Szutſchuan, unftreitig als die erfte
dieſer Art gegen die wilden Grenzvoͤlker erbaute, feſte Etadt dies
nen folte. Diefee Min Kiang ift derfeibe Gebirgsftrom, wels
cher etwas ſuͤdwaͤrts bdiefer feſten Grenzſtadt, wie der Chinefls
ſche Bericht Tagt, in verfhiedenen Armen, MinKiang%)
oder Ta Kiang genannt, in ber Hochgebitgskett⸗ eine gaͤnzliche
Unterbrechung bewirke, und ſich in ber Ebene der alten Gas
pitafe bee Provinz, in Szütfhuan, bie einft en
hend 5) war, zur Befruchtung des reich bebauten Thales in viele
Candle vertheilt. Oberhald diefer Ebene ſteigt zu Reiden Ufer:
feiten- diefes Min Kiang, wo er das Defile bildet, der Min
Shan ein Schneeberg mit neun fehr hohen Gipfeln empor
(31 Br N. Br., 101° 34° DE. v. Par.); daher er auch wol
Kieouſting Shan genannt wird. Bon dieſem Bergdurch⸗
ſchnitt erhätt der Strom erſt feinen gleichlautenden Namen. Aber
unterhalb der Gapitale und ihrer Culturebene, im S. O., fchließt
fich dieſelde zu beiden Seiten des Min Kiang Fluſſes wieder
mit einem gleichfaHß fehr hohen „ ewigen Schneeberge, dem
Sieou kio Shan (30° 2I N Br, 101° 24 DR. v. Par.).
Jenſeit dieſes riefenhohen, zweiten Felsſchlundes, fegt nun erſt
der Min Kiang, über Ktating fu, ungehindert feinen Lauf
als linker Zufluß zum Ta Kiang fort, bie zur nahen Einmüns
dung in denfelben,, unterhalb der Stadt Siutfheu, von mo
en nun eigentlich erſt der große Strom, ber bis dahin Kincha
004) Magasin Asiatig. . e. Il. p. 122. 5) Du Halde Descr. de
“ia Chine. Ed. a la Haye 1736, 4, T.I.p. 225.
—
Himal., IV. Oeſtl. Fortſetzung, Tſching tu fu. 413
Kiang genannt wich, den Namen Ta Kiang (d. i. ber große
Strom) erhält. Die Europäifden Geographen fehen zwar ben
ZFübetifihen Kincha Kiang, die fernfte und hoͤchſte Quelle, auch
für den Anfang des Hauptſtroms, d. i. des Ta Klang
an, die Chinefen 6) aber niht, fondern ihnen gilt eben’ biefer
Heinere Zufluß des Min Kiang für defien Quellſtrom; etwa
wie in Suͤddeutſchland nicht der waſſerteichere Alpenſohn bee
In als die Quelle der Donau gilt, fondern des Brunnen
zu Donauefhingen, und nicht einmal die Schwarzwalbmaffer der
Briga und Bregah. Daher nennen die Sefuiten 7) auch dem
Min Kiang wirklich Ta Kiang obwol fie bemerken, daß er
hier keineswegs groß oder fchiffbar fey.
HOydographiſch merkwürdig erfcheint jene Thallüde, in weis
her Tſching tou fu liegt, buch die Gabelung des Min
Kiang gegen Elben in einen linken Mebenasm, der anf einem
anderen Thalwege, ald Zu Kiang, abwärts von Siu tſcheu,
bei der Stadt Zu tſchéu (Ru, ein Drudfehler auf Grinms
Karte) fih zum Ta Kiang ergießt.
Tſching tu fu, bie alte Gapitale von Szuͤtſchuan, liegt
unter 30° 40° N. Br., und 101° 44° D.R. v. P. (12° 19 2
Deling) zunaͤchſt am Oft: Fuße der erhabenflen, ewigen Schnees
und Eismaffen des Yür Ling. Gie wurde [don von Marco
Polo (f. oben S.187) befugt, aber von ihm Sindin fu ges
nannt, als er von ihr, ſuͤdweſtwaͤrts, feine Wanderung in das
damals verwüftete Tuͤbet anftellte. . Er war vom Norden won
der Capitale Schenfi’s, von Singan fu, über die Parallels
kette des Tapa Ling, auf einee Kunftfiraße dahin gelangt, von
der weiter unten die Rede ſeyn wird.. Diefe Stade und ihre Um⸗
gebung möchte wöl zu den merkwuͤrdigſten alpinen Landſchaften
Afiens gehören, die durch ihre hohe Cultur ſchon frühzeitig. deruͤhme
geworben find, gleih Kafhmit, Katm andu, Aſam, und, a8
Sig eigener Herrfcher und heimathlicher Givilifation,
nice ohne Einfluß auf den Bang des Geſchichte bleiben konnten,
wenn wir auch davon nur wenig, nadyumeifen im Stande find,
Der Bericht Marco NoLos 8) führt uns, Ende des 13ten
-*) J. Klaproth — sm ien Peprinoen oochdentäken de Is
Chins « £crites $. Marco Polo, in Noar. Journ. Asiatig. Parie
21828. T. L p. 107. ?) Du Haldo Deser. de la ChineL. c. T. J.
p. 226. °) M. Polo Vimgki Ed. Oonte Baldelli Boni. Firenze,
1827. T. U. p 247 — 249; Hist, Gen. de Ia Chine —
414 Hoch-Aſien. IV. Ahfhnit, 5.77.
Jahrhunderts, zu dieſer Stadt, welche früher ber &ig eines ei⸗
genen, gleichnamigen Königreiches gewefen, aber duch die Mon⸗
golen erobert und furchtbar verheert“worben war. Nach der Ghis
nefifchen Hiſtorle, ward fie im I. 1236, erflürmt, wobei in der
Gapitale eine Million und viermalhunderttaufend Menſchen ihren
Tod gefunden haben follen, und eben fo viele in der Provinz.
Diefer vorhergegangenen Werwäflung ungeachtet, nennt der Ve⸗
nezianer fie eine fehr große und herzliche Stadt, einft ber Sig
reicher und mächtiger Könige. ‘ Dee Chinefifche Geograph, Lou⸗
bouasthu (f. Aſia Bd. U. ©. 478), eitirt fhon den Yu
tung, ein berühmtes Gapitel des Schu king, ober die antike
Beſchreibung von China (2800 3. vor Che. Geb.), um ihre hohes
Alterthum zu ruͤhmen; fie liege untee der Conftellation dee Tfing
und Kouai (dee Zwillinge und des Krebſes), ihre Landfchaft dedie
die Wefländer@9) wie ein Ziegeldach auf einem ho⸗
= Haufe (als Schutzprovinz des inneren Chinas, wie
Khorafan das Schild von Iran hieß). Der Ättefte Name
der Stade IE Y efheou (im Anfang der chriſtlichen Aerq), ber
des Landes aber Chou; im 10ten Jahrhundert heißt e8 Könige
reich Chou, und die Stade Szuͤſtſchuan, wie fpäter die Pros
Ding. Erſt unter der Dynaſtie der Sung (circ. 1000. n. Chr. G.)
kommt es als Provinz zum Chinefifhen Reiche, und feit der,
Mitte des 13ten Jahrhunderts unter die Mongolen s Kaifer. SM.
Polo fagt, die Stade habe an 10 Stunden (20 Miglien, un:
ſtreitig nebft den umgebenden Dorffchaften wie bei Kathmandu
f. oben &. 72) Umfang; aber zu feiner Zeit fey fie in 3 Ab:
theilungen duch Mauern unterfchieden, weil der letzte König des
Landes fie unter feine 8 Söhne gethellt habe; doch umgeben alle
3 wieder eine gemeinfame Mauer, und der Groß⸗Chan ſey jetzt
Dort Gebieter. Viele, ‚große Waflerläufe, welche aus dem fernen
Gebirge herablommen, umfließen ringe um die Stadt, und durch⸗
fehneiden fie in vielen Theilen; fie find zum Theil Vierteiftunden,
andere nur 200 Schritt breit, ſehr tief, mit ſeht vielen, großen,
fhönen, 8’Schritt breiten Steinbruͤcken überbaut (wie in Kaſch⸗
wir), die nad) der Breite der Fluͤſſe mehr oder weniger lang find.
Au ‚beiden Uferfeiten ſtehen Marmorfäuten, welche die fchönen,
reift roth bemalten Bruͤckendaͤcher tragen; an ben Zeiten ber
Brüden find Die ſchoͤnſten Kramlaͤden und Boutiquen, wo leb⸗
*°®) Wei taang thou chy I. c. p am
Himal., IV. Del. Fortfegung, Tſching tu fu. 415
‚baftefter Handel und Gewerbe betrieben werben, denn hier webt man
fehr feine Zeuge, Schleier u. bergl. In einem großen Zollhaufe
wird von allen Pafjanten die Abgabe gefordert, weiche dem Gro⸗
fen Khan jeden Tag 100 Goldſt ücke (Bisanti d’Oro, 40) b. i.
Byzantiniſche) einbringen fol. Außerhalb der Stabt vereinigen
fidy diefe vielen Flußarme wieder, und bilden gemeinfchaftiich dem
ſehr großen Fluß Quian (d. i. Kiang), der über 100 Tagereis
fen weit, von da, bi6 zum Dcean ſtroͤmt — alfo, ſchon zu
Marco Polo’& Zeit, fahe man biefen Seitenarm für den An-
fang des Hauptfttomes, des Ta kiang, der weiter abwärts
Dan tfe Kiang, der blaue Strom. heißt, an; unſtreitig, weil
ee aus dem bedeutendfien Cultutthale hervortritt, indeß das
Quellland bes Kincha Kiang außerhalb des eigentlichen
China nur ale Land der Barbaren und der Wildniß gelten konnte,
Das Volk diefes merkwürdigen Culturthales, der erhabenften
Chineſiſchen Alpengebirgsiandfchaft, ſagt M. Polo ift der Idols⸗
latrie ergeben ; aber, an dem Ufern ihrer vielen Waſſerſtroͤme iſt
alles bebaut, voll Städte und Caſtelle; bie Fluͤſſe ſelbſt find ſtark
befchifft, und fchaffen viele Waaren zur Hauptfladt.e Von ba
site M. Polo 5 Zagereifen gegen S.W., dur ein Land vol
Thäler und Plänen, voll Häufer, Gaftelle, Flecken, wo viel Adler:
bau und Gewerbe, bie zur Grenze von Tübet (f. oben S. 187).
Es blieb ihm alfo das erhabene Schneegebiege immer zur rech⸗
ten Hand.
Der Pate Martin Martini, 11), welcher noch aus ber
Zeit der Ming, vor der Mandſchu Eroberung, über China Bes
richt erflattet, und über Tſching tu fu gut unterrichtet ſeyn
tonnte, weil in diefee Stadt eine Miffion der Sefuiten Ihren
Sitz hatte, deren Patres erſt während ber Kriegesüberfälle ber
Mandſchu⸗Heere fie verlaffen mußten, aber aus der furchtbaren
Plünderung und Verheerung diefer Capitale, wie ber ganzen Pro:
vinz, doch noch gluͤcklich mit dem Leben davon kamen, dieſer
Pate Martini beftätigt die damalige Bedeutſamkeit diefer
Hauptfladt des Landes, weiche ſeitdem wol als bloße Provinzial:
fladt weniger Aufmerkſamkeit erregt hat. Sie iſt, fagt er, eine
ſehr beſuchte Handelsſtadt; der Palaſt des Könige darin ‚war
hertlich und hatte & Miglien in Umkreis mit 4 Thoren; ex fag
10) M. Polo I. c. p. 249, ib. T. I. p. 37. Nota b. Er
»*) M. Martini Nov. Atlas Sinensis 1655 fol. 69 u. 70. . .,.
. 416 Hoch⸗Aſien. IV. Abſchnitt. '$. 77.
mitten in dee Stadt. Vor dem Süͤbd⸗Thore zog fich eine breite
Straße hin, mit vielen Arcaden, von Stein kuͤnſtlich gebaut.
Durch bie ganze Stadt gehen ſchiffbare Candfe, die mit Stein»
Quadern unb gefchnittenen Steinen zu beiden Eeiten eingefaße
„find, duch viele fleinerne Brüden verbunden. Eieden Pagodem
find den Heroen, und ein Tſcha einem Könige (Cancungo) ges
weiht, zum Andenken, daß man ihm die Zucht des Seiden⸗
wurm® und die Byffusbereitung (ob Seidenmweberei?) dere
banke. Der Boden der Stade, welcher 30 Gemeindeortfchaften
zugehören, liegt auf Infeln, iſt ungemein fruchtbar, auf das
treflichfte bewaͤſſert, und uͤberall fo bebaut, daß Fein oͤdes Räume
hen übrig bleibe. Zumal gegen den Often bin, wandert man
8 Tage lang durch das Iuftigfte, reich bebaute Gefilde, und hat
wol hundert Brüden zu überfegen. Einer der Fluͤſſe To (ob
der Zu kiang? f. oben ©. 413), fagt der Pater Martini, tft
ein Arm, aus dem Kiang (Min Kiang) hergeleitet und abges
foynitten, den ein Kaifer, Yvo zu graben befahl, damit er dem
Kiang das Auslaufen und Ueberſchwemmen vermehrte.
Daher, alfo, jene Gabelung; dieſe Anaftomofe iſt alfo
Leine natürliche, wie die von Fr. Hamilton in Afam bes
merkten (f. oben S. 347). Auch mehrere jener breiten Waſſer⸗
flächen und Seen, welche zur Umgebung der Stadtgräben dienen,
ſagt der Pater, ſeyen erft duch die Kunſt ausgegraben. Als
Merkwürdigkeiten der Umgebung dee Stadt führt er noch an,
daß es auf dem dortigen Hochgebirge, Rhabarber (vergl. oben
©. 1%), Mofhus, Yak’s mit dem fhönen Schweifen gebe.
Auch Marco Polo fage ähnliches, führt dabei auh Bären
und Löwen (Leoni) an, womit er aber, nad) Klaproth6t2),
Tiger bezeichnen molte; und Gudberi, d. i. Mofhus:
thiere. Des Pater bemerkt ferner, die Gebirge der Provinz
feyen reich an Eifen, Zinn, Blei, Magnetfteih und
Salz Nah dem Salze muͤſſe man aber erſt über 100 Schritt
tiefe Brunnen graben, in Schachten, die nur hoͤchſtens 3 bie 4
Hand breit feyen. Man bediene fih dazu einer eüſernen
Hand, fehr ſchwer an Gewicht, die man hinab Laffe, und melde
mir ihren Fingern immer tiefer in den Grund finte, weil man
Ihre Kinger kuͤnſtlich fliege, fo, bag bie Erbe in Ihrer Hölung
zuruͤckblribe, mit welcher man fie am Selle immer wieder hervor⸗
. #13) Nouy. Journ. Aaiat. T.L 1 c. p. 106. '
Himal., IV. Oeſil. Borefegung, Tſchiag tu fu. 417
"ziehe. Dies treibe man nun fo lange, bis fie ſalzige Erbe
und Salzwaſſer befommen. Dann laſſe man ein Gefchire
hinab, weldyes auf dem Boden mit einem Loch⸗ und Athemfchds
pfer (Ventil) verfehen, in die Salzſole eindringen, aber nicht wie⸗
der zuruͤckkehren laſſe, ziehe diefe herauf und laſſe fie verbunften,
worauf man das fchönfte, ſchneeweiße Salz erhalte — Alfo war
ſchon damals bei den Chinefen das Brunnenbohren nach Salz
ſole laͤngſt bekannt. Bon den ber Stadt naͤchſten Gebirgen
nennt Martini ‘einige wolkenhoch; einer der Cinching,
fen über taufend Stadien groß, und ber fünfte im Range unter
den vornehmften Bergen der Chinefen, auf dem ſich die Kin:
fien, d. i. bie Unfterblichen verfammelten. Bon einem ans
den, dem Berge Din, der 60 Stadien hoch ſey (36000 Fuß ?),
'entfpringe dee Klang; von dem Ta fung Berge flürze fich ein
n
gewaltiger Waſſerfall herab, auf dem Berge Cung king gebe _
es viele Affen, an Größe und Geſtalt dem Menſchen ganz
glei; auf Dem Berge Lunggan fehe man noch die Trümmer
eines Sommerpalafles des Könige von Che, dir in der Som⸗
merfrifche bezogen werde. In dem Fluß Kin, ber an der Sübs
feite der Stadt fliege, waſche man bie Seide, weil diefe dadurch
den treflichſten Glanz gewinne u.a. m. Die Iefuitenberichte,
welche in neuerer Zeit Du Halde 17) über diefe Gegend mit:
theilt, wiederholen leider nur jene ältesen Erzählungen, laſſen uns
aber über die gewiß ſehr merkwürdige Alpennatur dieſes mitt⸗
lesen Siue ling ganz im Dunkeln; fie fagen fein Wort das
von, daß hier Schneeketten liegen. Nah ihnen ift die Stadt
Tſching tu fu, feit den Kriegsereignifien vom 3. 1646, ihres '
alten Glanzes völig beraubt; doch iſt fie nody Immer bedeutende
Hanbeisftabt. Durch bie genaue Befchreibung der großen Chis
neſiſchen Heeresſtraße nah Züber, welche von Tſching
tu fu, als dem Hauptſitze eines Militaitgouverneurs, ausgeht,
und welche wie fübweflmärts nach Ta tfian Im (f. od. S. 187)
ſchon kennen ernten, erhält diefe Stadt ein erneuertes Interefſe
für die Orientirung, in jenen‘ wenig bekannten Landfchaften im
äußerften Oſten Afiens. Nur die Angaben bee Marfchroute
don Tſching su fu bis Ta tfian Inu, von 56 geogr. Mei⸗
‚ Im (920 &), die zu 11 Stationen (etwa zu 6 geoge, Meilen
heber Tagemarſch 3) berechnet zu feyn ſcheinen, wwenm Diefe Im ber⸗
'*) Du Halde Desor. de la-Chine I, c. T. Lp- 226.
Ritter Erdkunde IV. Do
⸗
1
418 Hoch⸗ Aſien. IV. ubſchait. $. 77.
gigen Lande auch fchwerlih von einem Deere in Tagemaͤrſchen
zuruckzulegen ſeyn möchten, haben wie noch kürzlich nachzuholen⸗
um dann zu dem mörblihfien helle des Siue Ling übers
zugehen.
Anmerkung Marfhroute von Tſching tu fu, gegen
S. W., bis Ta tfian lu (WEi) 61°).
1. Erſte Gtoation, von Tſching tu fu, nah Sim
tfin Hian (90 Li). Man geht vom Südthore der Stadt aus, über
3 Brüden mit Klüffen, durch überall bebautes, und gut bewäffertes,
ebenes Land, bis zur Stadt Sin tfin (Sin tchin D’Anville).
2%. Nah Khiang tſchéu (90 Li), über zwei Brüden der Fluͤſſe
Zie khi (Eifenfluß) und Sie kiang, zur genannten Stadt; immer
noch in dbemfelben ebenen: Thale fort, gegen S.W., nur mit geringen
Hügeln durchzogen.
3. Nach Petchun (90 Li), über die letzte Brüde der fo reich ber
wäflerten Ebene geht es nun etwas bergan;z man tkommt zu einer
Kunſtſtraße durch Felſen geſprengt, genannt Wan kung pho,
die unter den Ming zur Paffage eines Heerzuges gegen Yünnen ((San⸗
yu’s Erpebition im 3. 1381), wo noch ein- Mongolifher Prinz die
Herrſchaft behauptete, gefprengt war. Sie führt zur Stadt Pethan,
wo män noch bie Ruinen einer antiten Stadt aus der Periode ber
Zhang Dpnaflie fieht.
4. Nach Yangan bian (90 U), über fteinigen, ungleichen Bos
den, durch die Stadt Min fhan hian, zur Barriere Kin fi Euan,
wo man einen kleinen Berg paffirt, auf deſſen Höhe ein Kuan ti
Tempel (Kuang yu, d. i. die fehügende Gottheit ber Mandſchu Dy⸗
naftie) fleht. Dann wird ein Wald durchzogen, unb jenfeit deſſelben der
Dying Khiang Fluß, in einer Furth, durchfegt, ber feinen Namen
daher erhielt, weil bier der General Wuheou im dritten Sahrbundert
das Tübeler Volt ver Khiang zum Frieden zwang (f. ob. S. 177,
209). Bon ba zur Station.
5. Nach Yung fing hian (90 Li), über Berghoͤhen, von denen
man ein altes Bonzentlofter Cung hing di (Lon kin bei D’Anville)
erblickt, wieder hinab, an einem Tempel vorüber, und wieder bergan,
über den Thſy tfung Fluß zur Station und Stadt.
6. Rah Zhfing Ehi hian (110 Li). Diefer Weg wirb nun
ſchon viel befchwerlicher; man hat den großen Berg Giao kuan zu
überfleigen, in beffen tiefe Waldſchluchten immerfort Regengüffe fallen,
deffen Umgebungen immer mit Nebeln und Wolfen umhaͤngt find; wilde
sr) Wei taang thou chy Lo. p- 171— 18.
D
J
Dimal., IV. Del. Fortſ. Route n. Tatflan lu. 419
Gebirgsſtroͤme entfihrgen Ihm. Aber, no ein zweiter, weis höherer
Bergpaß, ver Siang ling iR zu überfieigen, der fih im Fruͤhling
und Winter mit fo tiefem Schnee bebedt, daß eu dadurch unwegſam
wird. Sein Hinabweg zur Stadt Thfing khi iſt fehe ſteil. Hier herr⸗
fen furchtbare Stuͤrme; Wirbelminde erheben fi) Tages oder Nachts,
pöglich mit größter Gewalt, gerflören alles, machen die Wohnungen erbes
benz aber bie Einwohner, fagt ber Berichterftatter, find ſchon baran gewöhnt,
Sn der Stadt ift der große Kreuzweg, na Tübet und Yünnanı
denn bier fpaltet ſich die Heerſtraße; durch das Saͤd⸗Thor geht fie nad
Yünnen, dur das Weſt⸗Thor aber nah Ta tfian Iu, auch wen⸗
det fich hier die Route, bie biöher fübmärts ging, wirklich na Wer
fen Hin. |
7. Nach Riſtheou y (80 Li). Hat man das Weſt⸗Thor der
Stadt verlaffen, fo fteigt man erft hinab zum Thfing Ehi Fluß, ben
man überfegen muß, am auf dem gegenfeitigen Ufer einen ſehr befchwers
lichen Zickzackweg emporzuklimmen, ber immer höher führt, bis zur Sta⸗
tion. Dan tommt mur buch ein Barbaren Dorf (Man thhuang)
zur Poſtſtation Nitheny, wo aud ein Officier feinen Poften hat. An
ben fhlechten Wegen, dem Regen, ber ungefunden und erftidenden Luft
and Hitze, merkt man, daß man fich fchon der Ausgangs Grenze des
bimmtifchen Reiches nähert.
8. Rad) der Bergſtation Hua ling ping (75 Li). Beim Hin⸗
abfeigen vom Gebirgspoften, hat man einen Bergſtrom gu überfegen,
ber von feiner wuͤthend ftrömenden Gewalt den Namen „zweiſchnei⸗
diges Schwert des Lao kiun“ (d. i. Lao tſen, der Philoſoph,
ſ. oben Afia Bd. I. ©. 189) hat; er heißt Lao Eiun kiang. Seine
Umgebungen bewohnt die Zribus ber Koloz ehebem ıf, oben &. 189)
wohnten bier bie Khiang. Sf die Brüde Aber den Strom paſſirt,
fo iR dee erſte Berg mit einem Tempel zu erfleigen, dann aber der
zweite, gewaltige, der Keinueking, sin Niefenberg, beffen wilde, ſelt⸗
fom gebildete Felſen ſich faſt ſenkrecht über der Stelle an feinem Fuße
erheben, wo zus Zeit ber Thang Dynaſtie bie Stadt Fel yue hian
lag, von ber er ben Namen erhalten hat, Wein Fuß iſt ſtets mit Wol⸗
ken, fein höchfter Ruͤcken das ganze Jahr mit Schnee bebedt, der Weg
hinüber, durch Felſen und Spalten, auf und ab, iſt eins ber ſchwierig⸗
Km Defile’s in China, wo nicht einmal ein Kaſtort vorkommt, bis zug
Benannten Station, — Wirklich If Hier, alfo, bie erſte, bis in bie
ewige Schneeregion auffteigende Bebirgspaffage bes Bine
Sing, deſſen Vorderkette bis Thſing khi, am Skboffuße, paralla
verfolgt ward, die aber von dieſer Station an, erſt gegen W., und num
fe gegen R. W., bald gegen N.R. W. uͤberſtiegen werden muß, um
Za tſian In zu erreichen, das ſchon hinter dieſer erſten Vorderkette,
inmerhalb ber wildeſten Schluchten des Randgebirges ſelbſt liegt.
Dde
420 : Hech-fifien. IV. Abſchuitt. $77..
9. Nach Lu ting Ehiao (75 &). Auf der Stationshähe, bie von’
einem Sha fzu, einem Berghaͤuptling, abhängig ift, und auf weicher
‚ ein Heiner Alpenfee Kiegt, aus weldyem alle Ginwohner ihren Yurft fhils
Ien, gebt es auf einem fo fleiten Zickzakpfabe wieber hinab, daß biefer
nur etwa für bie Vögel als bequem gelten möchte (nady der Ironie des . |
Shinefen). Er führt gu bem Ylung keou⸗Strom, an welchem ber
Drt Huating ping (Hoalining b. D’Anville) liegt. Diefer Strom
engieht ich zum Luho, der noch zum Stromgebiete des Min Kiang
gen SD. zieht. Zur Linken bleiben bie Alpenwiefen von Lang ty
liegen, wo bes Commandant von Leng pian campirt. Dann kommt
man zur Station an ber Brüde Luting Ehiao, wo das Zollbürcau
iſt. Die Brüde hängt in Eiſenketten über den Luho (Eu tfui),
und ift nad) Ehinefifchem Maaße 187 Buß lang, 9 Buß breit; auf 9
Ketten liegen die Querbreiter, über bie man hinüber fohreitei Sie
warb im Jahre 1701 gebaut; fie iſt ſehr ſicher. Eine andere Art ers
laubte der gefährliche Strom keineswegs hinüber zu ſchlagen.
10. Nah Theou tao Hui (70 Li). Zuerſt über die Alpenwies
fen von Tfa Li, wo die Diftrictöbeamten ihren Stand haben; dann
über mehrere Orte und Höhen, auf und ab, zum Fluß des Namens
Sheoutao, ber zum Xuho mündet, welcher fleile Felsprecipicen mit
Donnefgefdfe durchſauſet. Hinter diefer Stelle ift ein Waff erfall,
der wie vom Himmel herabzuſtuͤrzen ſcheint, und einen prachtvollen ne
hlick gewährt,
11. Rach Ta tfian Inu (60 Li) immer im tiefen Stromthale =
Luho aufwärts, beffen Ufer von Weidenbdäumen und Bambuss
dickich ten befchattet.find, bi8 man bie große Station, jenen berühmten
Bet bee Paflage erreicht hat.
IH. Der nörhtige Siue king, oder der Siue Ling
von Kanfu.
Am Dften der Schneeberge von Sifan, um bie Quel⸗
Ien de Min Kiang, und im Often des Diftrictes der Grenz
fefte Sung phan ting, behält biefelbe Kette de Bapan
Khara, das Meridiangebirge quer durchſetzend, ihre Rich⸗
tung gegen Oſten bei, und ſcheidet die Provinzen Szuͤtſchuan
im Süden von Kanfu (f. Afien Bd. J. S. 187) und Schenfl
im Norden. Es iſt dies die gegen ben Oſten fortfchreitende,
dritte Querkette, die wir oben den Tapa Ling genannt haben.
Aus demfelben gewaltigen Grbirgstnoten von Sifan drängt
fih aber dur das Zuſammenſchaaren fo vieler Gebirgemaffen
umgeflört, auch noch weiter him, gegen den Norden, das Me
Himal., IV. Oeſtl. Fortſ., Siue Ling in Kanſu. 421
ridiangebirge hervor, mit etwas mehr oͤſtlicher Abweichung;
bie zum Durchbruch des Hoangho. Auch in dieſem noͤrd⸗
lichen Drittheile reihet fich Schneeberg an Schneeberg an.
Die beiden erften find der Thian men Schan (f. Aften Bd. J.
S. 171, unter 3° 3 N. Br., 102° 17° O. L. v. Par.), nördlich
über der Stadt Siku tſching emporfteiigend, und ber Ling fo
Schon, jenem benachbart in N.W. (35° 5 N.Br., 100° 45. 0.8..
v. Par.), zwifhen denen beiden füdwärts der Hefhui Kiang-
feine Quelle hat, bie noͤrdlichſte aller Tinten Zufluͤſſe des großen
Ta Ktang, bem bee Heſchui direct ohne viele Kuͤmmungen
gegen den S.D. zuſtroͤmt. Hier alſo Uegt ſchon innerhalb dev
Proviez Konfu die große Wafferfcheide zwilchen dem gros
Gen ſuͤdlichen und dem noͤrdlichen Stromſyſteme Chia
nas, zwiſchen BaKiang und Hoanghoz fo wird fie auch auf
einer Chinefifhen Generalkarte (das Deiginat in biefiger königlichen
Bibdliothek) Ta Zen ſchui, b. i. ber große Waſſertheiler,
wirklich genannt, der alfo hier verfchieden ift von dem mehr füha
lichen, politifhen Brenzgebirge. Dieſer Ta Sen ſchui,
oder große Waffertheiter, fegt aber auch oſtwaͤrts weiter
fore, als Gebirgs zug, zwiſchen dem ſuͤdlichen Juͤn Kiang,
der noch zum Suͤdſyſteme, und dem nörblihen Wei ho, der
Shen zum Nord ſyſteme gehört. Eben dias iſt aber jenes
vierte Chineſiſche Parallelgebirge, das Nörbtiche,.
"der Peking, der fi alfo zwiſchen der He ſchui und des Doris
bo:Quelle am Ling Io Schan abziweist, von welchem, wie
von den übrigen Querketten, weiter unten die Rebe fepn mich,
und hier wied nur beiläufig bemerkt, daß der He [ch ui, unterhalb
Situtfhin und Kiei, an denen er vorüberrauſcht, die Quer⸗
kette des TapaLing durchbrechen muß, um an deſſen Suͤd⸗
ſeite den Ta Kiang' Sttom zu. erreichen.
An den Ling lo reiben ſich unmittelbar an 4)der Scheu⸗
yang (34° 4%), und nordwärts: 5) der Utſchu Shang (35°
7’ N.Be), von welchem lehtern die Quelle des Weiho ges
gen Oſten durch Schenſi über die alte Capitale Si ugan fu
(f. Afin Bd. I. 163), old rechter Zuflug zum mittlern Hoangho
eilt, Auf biefen folgt der 6) Schneeberg Zu ping King (35°
zZ Br.), weniges öftlid) von der Stadt Ey tao, am welcher
nup fchon der Strom Jao ſchui, gegen Norden, zum oben
Laufe des Hoangho, und zu bdefien Engſchlucht des Durch⸗
m
422 Sohefifien IV. Abſchnttt. $. 77.
\
beuche® (f. Aſien Bo. I. S. 171), als Zufluß, hinabſtüͤrze.
Dann erhebt fich, dicht Aber dem Suͤdufer des Heongho : Stro⸗
mes, de Schneeberg Ma bian Shan (86° IF N. Be 3
. 301” 0 D.8. v. Par), an deſſem Morbfuße die Stade Loans
tfhew Hege, im Thale, das, wie ſchon oben gefagt, der Tyroler
Pater Martini mit ſeinem lieben Juthale bei Inſpruk verglel⸗
Gen moͤchte. Noch zwei Schneeberge, weiter gegen N.O.,
binein gegen das Land dee Ordos, werden beide nur Giue
Shan genannt, die wir ſchon anderwärts, für identiſch mic dem
Leou pan und Altan Shan, in Tihingisthans Geſchichte,
befprochen haben (f. Aflen Bd. I. S. 163).
Hier nimmt der lange Schneezug des Sine Ling, bie
zect gegen Mord, fein Ende, wo ihm das Hangho⸗Thal bei
Ningehia die Örenze fegt, und wo jenſeit deſſelben ſich erſt wieder,
m In&chan, die Gipfel;u ewiger Schneehoͤhe erheben. Es wen⸗
bet ſich aber, eden mit dem Alpenſtock des. zulegt genannten Ale
tan Shan, bie ganze Maffe des Hochgebirgszuges, die
nicht Durch die Plateauhoͤhe im Norden hindurchdringen konnte,
gegen den Noedoſten, und wird hies duch das nördliche
Schenfi, Shanfi und Pe tſcheli, über Peking binaus,
dee vielglieheige Begleiter des Süudrandes vom Gobi⸗
Plateau, der in vielen feiner mehr getrennten Ketten und noch
mehr Ifolitten Gipfel, doch auch noch öfter bis zu ewiger
Schnechöhe emporſteigt, die freilich, Hier (unter 40° N. Br.),
im Parallel mit Neapel, eine geringere ſeyn wird (mol Leine
10,000 Fuß abfoluter Höhe), als die oben, in der Nähe des Wiens
dekreiſes in Yunnan, bezeichnete. Diefe große Gruppirung
von Gebirgsketten und Thalbildungen, welche dem
Suͤdrande der Gobl, im engen Sinne, in geoßer Breite
gegen das innere China, die genannten Nordprovinzen
sum Theil füllend, noch vorliegt, Binnen wir unter dem Ges
famtbegriff des Alpen⸗Gebirgslandes von Nord⸗China,
naturgemäß, zufammenfaffen, im Gegenſatz jenes oben bezeichne⸗
ten AlpensÖcbiegslandes von Weſt⸗China.
Diefe beiden Naturtypen, ganz verſchiedener Art von
ben fruͤher betrachteten Altaifchen und Indiſchen Gebirgs⸗
formen derſelben Kiaffe, weil fie suseinandergehender,
vielzweigiger und divergirender gegliedert find, Zins
nen erſt, weiter unten, am zweckmaͤßigſten in Verbindung mit
Himal., IV. Deftl. Fortſ., Siue Ling in Kanfu. 423
den Stromfhflemen und Stufenlandfchaften Chinas
im Befondern betrachtet werden. Auf diefe wird fpäter, aus glei⸗
chem Grunde der immer entfhiedenern Abfonderung un
Iſolirung von der zufammenhängenden Maſſe des centräs
len Hodlandes,.aud die Betrachtung be Hinter⸗Indiſchen
Gebirgsgliederungen im Süben von Yunnan, Kübet
und Afam, in Verbindung mit den Hinter⸗Indiſchen Strom⸗
fpitemen und Etufentanbfchaften, naturgemäß, eintreten, worauf
bie des ganz gefonderten Dekan in Vorder⸗-Indien, nach
Der Unterfuhung des Ganges⸗ und Indus-⸗Syſtemeg, bei
einer Naturbetrachtung Oſt-Aſiens, ben Beſchluß machen
muß, che dieſe zum Welten übergeben kann.
Abgefehen don jener gegen den Oſten bezeichneten Kettenglies
derung, Behrt aber die Erhebung des nördlichen Drittheiles
des großen Siue Ling gegen den Weften, in die Maffe
des centralen Plateaulandes von Hoch⸗Aſien felbft
zurüd, der es als fein Randgebirge wirklich angehört, zwi⸗
fchen weichem keine Senkung bekannt if. Wie dies aber von
dee Quelle des Wei bo an, vom Utfhu und Tu ping Ling
ſich, weftwärts, gegen den oben Hoangho, erſt im gewaltigen .
Alpenfod des Lulu Scan verzweigt, der die großen Krummuns
gen dieſes Rieſenſtromes verurfacht, dann aber von-ihm dennoch
vielfach durchſetzt, gegen Wet von Sining, dem Trivium,
im Hochlande des KhuKhuMNor, fi in dem Gebirgslande
der 13 Patriarchen, als gewaltigfier Gebirgsfnoten aus:
breitet, und mit der Schnerkette der Sifan jenen gamalti-
gen Grenzſtein der Völker bildet, zwifchen Sifan, Tan⸗
gut, Tübet, China und Gobi, aud von ber Morbfeite ber,
im La Siue, Khilian und Nan Shan, den Plateau⸗Ket⸗
ten bes Bain Khara und dem Spfteme bes Kuenlun fid
anſchließt, ift fhon aus dem Fruͤhern bekannt (f. Afien Bd. I.
S. 171—179, 187 —19%, 204, 318, 493; Bd. Il. S. 410 10,5 .
f. oben ©. 186, 194 u. q. D.).
Mir wiffen aber Niemand, ber diefen noͤrdlichen Siue
Ling irgendwo befucht, überfliegen, genauer erforfcht hätte, fo
daß mie außer Namenregiſtern, deren Inhalt doch unbekannt
bieibt, ſowol diefen, als ben ganzen überfichtlich befchriebenen Lands
ſtrich des großen Meridiangebirges und der öfllihen Fortfegung
des Himalaya⸗Syſtemes, mit ber Ueberzeugung verlafien muͤſſen,
N;
42 Hoch-Aſien. IV. Abſchnitt. $. 77.
baß hier noch eine ungeheure Terra incognita für unfere Erb
kunde wuögebreitet Liege, mit welcher wir vom oͤſtlichen Hochlande
Aſiens überhaupt bier vorläufig, che wir zu befien Weſt⸗Rand zus
rucckehten werden, Abfchieb nehmen, um, für jetzt, ums deſſen
Stromſyſtemen und Stufenlandſchaften zugumenden
, von denen wie nur im Worübergehen auf baffelbe zurudbliden
werben. .
Waſſerſyſteme Dft- Aſtens, Ueberſicht. 425
N
X
Zweite Abtheilung.
Die Uebergangsformen des oͤſtlichen Hoch⸗
Aſiens zum Tieflande, oder deſſen Waſſer⸗
Ednhſteme und Stufenlaͤnder, im Oſten
IN Süden.
Beserfiae
$. 78.
Dos Heoland von Oſt⸗Afien ſendet nach alten Weltgegenden
feine Ströme aus, die zu den vollufrigſten, laͤngſten, vielzweigig⸗
ſten des Planeten gehören, und bie melteften, zum Theil bevoͤl⸗
kerteſten und eultivirteſten Stufenlaͤnder der Erde beſpuͤlen
und bewaͤſſern (f. Aſien Bd. J. Einleit. S. 69). Wir können fie
une, zur Ueberfiht, in die noͤrdlichen und weſtlichen, wie
in bie öftlihen und füdlihen Gruppen vertheilen. Jene
würben, wenn wie ihrem Laufe weiter, als im obigen gefchehen
(Aften Bd. J. S. 683, 790, 1044, 10765 Bb. I. ©. 5, 128),
abwärts folgen wollten, uns in ihren Stufenlanbfchaften und Nies
derungen zu dem Sibirifhen Norden Afiens führen, der
aber au einer andern Stelle im Bufammenhange mit dem Nor⸗
den ber Erbe überhaupt zu betrachten ſeyn möchte. Die weſt⸗
lichen Grnppen würden uns zu den Araliſch-Kaspiſchen
und Sarmatifhen Steppen, zu ber geoßen Erdfen⸗
kung führen, weiche fchon auf den Weften Afiens und auf ben
Europaͤiſchen Erdtheil hinweiſet, fie werben uns deshalb erſt weis
tee unten, beim Uebergange zu biefem insbeſondere befchäftis
gen. Wis verfolgen daher in diefer Abtheilung nur die Waffers
fyſteme ber öfllihen und füdlihen Gehaͤnge des hohen
HintersAfiens, weil diefe uns zugleich in die Kiefländer
we ze
426 Oſt-Aſien. II. Abtheilung. Stufenland. $. 78.
zuruͤckführen, an deren obern Grenzfaume wir ſchon zuvor jedes⸗
mal wie auf der Schwelle zu ihrem Eingänge verweilten. Wir
führen fie in derſelbdeͤn räumlichen Anocdnung wie alle andern
tellurifhen Naturformen Afiens, vom Dften fübmärts
‚gega Weſten fortfchreitend, nicht blos darum nad einander
auf, weil wie uns dadurch vom Unbelannteren unb Abgelegene:
ven, dem beimathlicdhen uns wichtigſten Erdtheile, mit einer defie
seichern Fuͤlle von gewonnenen Refultaten und geficherten Ver⸗
bältnißbegeiffen, Naturformen und Anfhauungen nähern, die feis
ner eigenen geogeaphifch = wiſſen ſchaftiſchen Unterfuhung, weldye
uns noch im Argen zu liegen ſcheint, nicht unerfprießlich ſeyn
werben, wie denn die Ergründung des einen Organismus ſtets
Die des andern vorbereitet; fondern wir führen die Waſſerſyſteme
und ihre Stufentandfchaften, auc) darum, jener angegebenen Ord⸗
nung gemäß vor, weil dieſe eine der ganzen Conſtruction bes Excbs
theils aaturgemäße iſt, bei ber fich eine merkwuͤrdige Pros
geeffion in ber immer freien und mannichfaltigern Entwids
lung ihres Geaͤbers zeigt, die mit der Ausbildung des ganzem teils
luriſchen Spflemes, das wir Afia nennen, in. der genaueflen Har⸗
monie ſteht. Was aber die Ader im thierifhen Organismus für
Naͤhrung, Exhaltung, Belebung, Bewegung jedes Gliedes, bas
And die Waſſer ſyſteme mit ihren characteriflifchen Eigenhei⸗
ten und Functionen, für die verſchiedenen Landſchaften der Erde,
denen fie vom Anfang der Schöpfung an zugelentt wurden, nicht
nach Zufälligkeit, Willkür, Regelloſigkeit, wie fich die ſinnloſe Erb:
befchreibung nicht einmal träumen ließ, die doch im kbleinſten
Schneckenhauſe Organismus fieht, aber im Planeten nur Me
chanismus, fondern nah einem göttlichen Ober natürlidhen Ge⸗
fe, was gleichviel bedeutet, das ſo nothwendig feinen Canon
im Organismus des Planeten erhielt, wie der, welchem der ben:
kende Anatom, Phyfiolog und Künftter, im Drganismus der
Menfhengeftatt, fey es im Leben wie in dem Ideal, ber
Antike, nachforſcht. Noch viel weiter ſtehen wir im unferer Wiſ⸗
fenfchaft, als jene, auf bem Wege der Forſchung zurüd; aber fo
viel wird ums doch auch gegenwärtig fchon klar, daß Steombifdung
und Gebirgsbildung, ihrem Wefen nach, nur aus einem Inein⸗
ondergreifen der Verhältniffe begreiflich werden, weil diefen inein>
andergreifende, plaflifchgeftaltende Kräfte vochergingen , denen ber
Erdtheil uͤberhauot feinen Umeiß verdankt. Die centrate Maffen-
sehebung,, det ſteile Suͤdoſtabfall gegen den Waſſerkreis (f. Afien
Wafferfofteme, Ueberſicht. | 421 |
We. 1. Einl. S. 53, 66), Me Dichtung ben Hauptare dee Ans
ſchwellung, die Divergenz der Gliederung gegen den O., RD.
und S. O. (ebend. ©. 48) gaben bier, an ber pelagifchen
Seite des Erdringes, oder am außern Erdkranze (ebend.
©, 66), im Allgemeinen, das Gefeg der Anordnung
dieſer Stromſyſteme, wie den Depreſſionen der kandwelt, im Ins
nern des Erdkranzes, gegen N. und N. W., die entgegen:
gefege fi) fentenden Steomfpfleme folgen mußten. Die befons
dern Verhätmiffe, und die verfchtedenen Arten-ber Entwickelung,
traten aus ber Natur des Gefamterhebung und ihrer Gliederun⸗
gen hervor.
Das Syftem des Amur⸗ Stromes, dem größten Theil⸗
nah Plateauſtroͤmung, iſt noeh ganz Innerhalb dee
Pleteaubiidung, oder feiner begleitenden Gliederung ber Parallet⸗
zuge gegen N.O. deſangen; kein Gegenſatz, keine freie Niederung,
dreitete fi) zu feiner Aufnahme am DOftfuße dee Maſſenerhebun⸗
gen N. O. Aſiens aus; dem Strome konnte baher keine Cultur⸗
ebene, kein Culturvolk, kein Culturſtaat angehoͤren, nue völlig
abgeſonderte Gllederungen, Halbinſeln und Infets
gruppen: Corea, Japan, Jeſo, Tarakai, Kurilen,
Kamtſchatka ſollten ihm zur Seite und vorliegen; ein uns
vollenderes Mündungsiand folte, phyſtealiſch wie
ethiſch, erſt in fpäten Jahrhunderten zukuͤnftigen Beneras
tionen zur Gioflifation aufbewahrt bleiben.
Die Chineſiſchen Doppeiftröme (f. Affen Bd. 1. Eine,
&. 60), durch Quellennaͤhe und Mändungsperein im gemeinfas
men Deitalande, zu eineriei Syſtem auf das geoßartigfie vers
bunden, gehören dreierlei Naturtppen an, die fie gleichartig
durchziehen, dee Plateaubildung, ber Gebdirgsbildung,
dee Niederung, in welche ihr oberer, mittler und untes
rer Lauf, gleichmäßig vertbeite iſt. Micht bio® innerhalb der
Plateaudildung und Gebirgsbildung befangen, ſondern die Rand⸗
und die Kettengebirge vielfach durchdrechend, und aus
vielzweigiger Gebirgsgliederung, mie reihen Net der Zufläfle,
von allen Seiten gefüllt, das Tiefland weithin tränkend, in dem
fie von weitere Divergenz wieder convergirend zuſammen⸗
treten, mußten fie in diefen weiten zu Ebenen geneigten Thal⸗
fentungen, die Bafis eines Gulturbodens audmicken, der als
time große Einheis die Thaͤtigkeit der zahlreichſten Völker zuſam⸗
mendand, und, defto compacter und continemtaler, weil Eine
-
428 Off: Afien. IL Abtheilung. Gtufenland. $.78.
GeoRadeinfeln vorlagen, dem aͤußerſten Oſten Aſiens einen
Kernanfag zur einheimifgen, Givilifation feiner Population
darbot, der in mehr zerriſſenen und zerfplitterten telluriſchen For⸗
men (ebend. Eint. S. 29) vieler Jahrhunderte und Sahrtaufende
mche Zeit bedurft hätte, um der Beflimmung des Erdtheiles zu
Sute zu kommen. Hier ift die Vorlagerung, auf welche das
Stromfſyſtem hinmelfet, bie beim Amur im Ochotzkiſchen Golf
ned als Meeresgrund zuruͤckblieb, als weiter Frucht boden
ſchon von Anfang an gleichzeitig wie das Nil Delta Aegyptens
hervorgetreten, und mit der Stufenlandfchaft. verwachſen, bee im
Norden und Eüden geringere, iſolirte Erhebungen, nicht als
Sufen, fonbern auf bem Continente, zur Seite liegen.
- Die Hinter: Indifhen Stromſyſteme vermin⸗
dern fi) der Größe, aber fie mehren fich dee Zahl nad, weil
die auslaufende telluriſche Gliederung, dahinwaͤrts, fi) mehet,
immer entfchiedener, unabhängiger vom gemeinſamen
Hochlande, immer bivergirenber gegen S.O. (f. ebend. Einl.
©. 48, 59) hervortritt, daher bier eben jene Einheit, welche biefe
verſchiedenen Formen zufammenbänbe, fehlt, dafür die Man⸗
nich faltigkeit ihrer vorgelagerten, iſolirten Maſſen im etwas
ferneren Sunda Archtpel hervortritt, auf weiche, ber untere
Lauf von jenen wie auf feine vorgelagerten tellurifhen Tra⸗
banten hberali angewiefen erfheint. Daß hieraus vorherrſchend
der Cipilifationseinftuß, bes dem Amurſyſteme faft
gänzlich fehlt, ber aber in ben Chinefifhen Syſteme, durch
den ganzen mittleren und untern Lauf, ſich verbreitete
und feibft auf feine Nachbarſchaften einwirken mußte, vorher
ſchend, oder eigentlich nut ausfchließungsweife allein auf das
Mündungsland der Hinter-Indiſchen Stromfpfteme
fich beſchraͤnken mußte, iſt zunaͤchſt in dee Phyfit derfeiben bes
gruͤndet, wenn wir auch über ihren oben und mittlern Lauf uns
ſere Unwiſſenheit geſtehen muͤſſen, aber deren Geflaltung keinen
günſtigern Einfluß, als andern der Ast noch im Maſſengebirge
befangenen Stromabern, zuſchreiben koͤnnen.
Die Vorder⸗JIndiſchen Streomfpyfleme haben wie in
ihrer monnichfaltigeen Entwidlung und freien Stellung zum
Plateau und Gebirgslande, wie zur Senkung, Riebrung und bei
ihrer gegenfeitigen Nähe, im reichbewwäflerten mittleren Laufe,
als durch Cultutebenen vereint, im unteen Laufe aber ale vers
fchiedenen Meercsbecken und Weltrichtungen zugewendet, fchon
=
Waſſerſyſteme, Ueberſicht. 420
oben auch als verſchieden von jenen characterifirt (ſ. ebend.
Einl. ©. 59). Das ihnen vorgelagerte, ſelbſtſtaͤndige, in allen
feinen Theilen überfchaulichere, zugängliche, culturfähige, infelars
tige Plateauland von Dekan, auf welches beide Strom⸗
fofteme in ihren Mündungen zunaͤchſt als auf eine neue com⸗
pacte, ber eigenthuͤmlichſten Entwicklung fähige Borlagerung hin⸗
gewieſen find, vollendet die Progreffion in ber. immtr reicher .
Entwicklung der aufgesählten hydrographiſchen Gruppen. Die
kutze Erinnerung an die fihlagenden Xhatfachen, daß hier die
Canalifation, oben das verbin den de Princip, zwifhen In⸗
dus und Ganges, nicht, wie im Chineſiſchen Doppelſyſtem
Im untern, ſondern im mittleren Stromlaufe (um Delhi)
zu liegen kommt, dagegen das Mündungsland beider nicht
einerlet Geſtade angehört, wie:das Chincſiſche in ſich ſelbſt zus
ruͤckkehrende, fondern ſeit Alexanders Befchiffung des Indus mit
den Maceboniern bi6 auf den neuern Auslauf der Sangesflotten
der Briten, zu Birmanen und .Chinefen, mit dem Werften wie
mit dem Dften der Erbe gleich vostheilhaft in Verbindung fest,
iſt hinreichend, um die Superiorität dieſes Naturtypus
hydrographiſcher Syſteme, in Beziehung auf innere
Entwicklung, Stellung und Impuls für Menſchengeſchichte, im
Gegenſatz der Gradationen jener im Allgemeinen in das Licht zu
flletz zum Beſondern führe die folgende, nähere Unterfuchnng
der Natur der einzelnen Gruppen der Steomfofteme mit ihren
ifolisten vorgelagerten Maſſen, Gliedern und Räumen.
%
: 430 Oſt⸗Aſien. Waſſetſyſteme. I. Abſchu. $.78.
Erſter Abſchnitt.
Stufenlaͤnder von Oſt⸗Aſien.
Erſtes Kapitel
Wafferfyfiem des Amur.
Dem Nordoſtrande von Hoch⸗Aſien entquellen zahlreiche, zum
Theil ſchiffbare Ströme, von benen wir aber, bis jet, dem groͤ⸗
Seen Theile nach, nur erſt die verfchiebeneriei Namen, wenn ſchon
mit ziemlicher Genauigkeit Eennen gelernt haben, da die Chinefis
\ fihen Gtaatsgeographien über die Opdrographlen berfeilben, was
bie Namengebung betrifft, ungemein genau und vollfiändig find,
aber im übrigen fehr vieles zu wänfchen übrig laſſen. Der wich⸗
tigſte von allen ift der unter dem Namen des Amur, bei ben
(Europäern, bekannte Rieſenſtrom, der erfi nach dem Verein
vielee Quellſtroͤme aus zweierlei, vielnamigen Kluß: Gruppen,
bie vom Norden und Süden her, von der Grenze des Bai⸗
Lalifhen Sibiriens und von der Grenze Koreas und
Chinas, die Gobi umkreifend, an ihrem Mordoftrande zus
fawımenfließen, diefen Namen eıhätt, und dann das breite, gebirs
gige Geſtadeland der Mandfhu, oder Zungufen, gegen D. und
R.D,, in foft unbelanntem Laufe bis zum Dcean durchzieht.
‚ Aber wo biefe Ergießung in dem Meere Statt finde, darüber has
ben zıng erſt die jüngeren Weltumfegier (La Peyroufe, v. Kra⸗
fenfleen, Brougbton) belehrt, obgleich fie die Mündung
ſelbſt noch nicht erreichten, mehrere Meilen meerwaͤrts fein füßes
Waffe aus der falzigen Fluth, über die es hinſtroͤmt, ſchoͤpften,
feine füßen Fluthen felbft aber doch nicht befchiffen konnten. So
bat der räthfeihafte Strom von je her fi) den Augen ber Beob⸗
Achter entzogen; denn auch die Jeſuiten, welche von Chinas aus
einen Theil feiner Ufer bereifeten, baben an ihm rue wenig zu
gewahren Gelegenheit gehabt. Beine Stufenlaͤnder waren nie
von Culturvoͤlkern bewohnt, und die wenigen, begonnenen Spu⸗
sen des Anbanes wurden feit anderthalb Jahrhunderten ihrer Ents
deckung durch Europaͤer dadurch völlig zerſtoͤtt, daß ihn das
j Amur, Ueberſicht. Mal
Schickſal zum Srenzfirom zweier Weltmonardien be
flimmte, deren neidifhe Potitit keiner Gegenpartei den ruhigen
Befig, Gewinn und gegenfeitigen freien Verkehr fruchtbarer, auf:
biühender Mefopotamien und Stromthaͤler gewaͤhren wollte; das
ber dieſes große, weithin fchiffbare Stromſyſtem, obwol phyſica⸗
liſch ausgebildet, doch keineswegs, fo wenig als bisher das Dos
nauſyſtem Europas, zu feiner hiſtoriſchen Entwicklung gelangen
tonnte. :
Wei den Kenntniffen, welche die erſten Entdeder, die Kofas
ten, zu Anfang und Mitte des AVil. Jahrhunderts von diefem
Strome mit zurüdbrachten (f. Afien Bd. 1. &:89, 601, 611— 633),
iſt es größtentheil® geblieben, weil der abgezwungene Grenz⸗
tractat (zu Nertſchinsok, 1689, f. ebend. &. 103, 620, 530, 546), °
den herrlichen Strom, von 25 geogr. Meil. an abwärts dee Con⸗
greßortes, bie zu weichem eine bedeutende Chinefifche Flottille
hinaufgeſchifft war, den Chineſen zuſprach. Seitdem mußte
Der untere, ſchiffbare Theil des Stromes, eine Strecke von
drittehalbhundert Meilen Weges, für Europaͤer gänzlich uns
zugängfich und verfchloffen bleiben, und nur der geringere, obere
Theil, in fo meit ee in einzelnen Armen auf Ruffifher
Grenze liegt, wurde näher erforfht. Die Refultate diefer For⸗
ſchungen find aber im Dbigen fhon an ihren Stellen von den
" Quellen bis zu den Ruffifh:Chinefifhen Grenzpfählen mitgetheilt
(f. Afim Bd. I. ©. 680-548, Bd. II. &. 268, 274, 292, 294,
297-307). Wir haben hier nur an das oben gefagte zu erins
neen, «6 nicht zu wiederholen, beffen Refultat man fich leicht zus
fammenfaflen kann, um hier nur zur blos außerlichen, ſum⸗
marifhen Aufzählung des mittlern und unteren Lau⸗
fes des Syſtemes fortzufchreiten, wozu uns zwar bie neueften
und topographifhen aber für unfere eigentlichen höhern Zwecke
faſt unnügen Daten der festen Ausgabe der Chinefifhen
Reichsgeographie (1818) zu Gebote ſtehen. Wenn fo viele
andere Ötromfpfteme durch ineinander eingreifende, gänflige Nas
surs und Voͤlker⸗Verhaͤltniſſe eine wahrhaft höhere, tellurifche und
hiſtoriſche Bedeutung für das Ganze der Völker: und Menfchens
gefchichte gewinnen mußten, [o zeigt ſich in diefem Spfleme des
Amurfiromes, wilder Verarmung und Hemmung ber Erſchei⸗
nungen buch Willkuͤr und Politik der Gewalten Jahrhunderte
hindurch unterworfen feyn Einnen. Den Chinefen bringt dee
Strom, in deſſen Dauptbefig fie nach feinem mittlern und unten
433 HftxAfien. Waſſerfyſteme. J. Abſchn. $. 78
Laufe find, gar keinen beſonbern Vortheil, doch ſchließt bie be⸗
waffnete Macht, die ſie auf ihm halten, jeden Andern von beffem
Befige aus; den Ruſſen allein würde die Schiffahet auf ihm
zn einer böchfl bequemen und erwimfchten Communication
ihres Gibirifchen Binnenlandes mit den transımarinen Colonifaz -
tionen und dem Handel im Norden bes DOflsDceanes verhelfen
können.
Mach der Anficht der Europäer ift ber nördliche Haup ts
arm des Amurfpflemes, von deſſen verfchiedenartiger Benen?
nung fhon oben bie Rede war (f. Afien Bd. IE. &. 297), derje⸗
nige, welcher an Nertfhinst und Saghalien Ula vorkber
zieht, der wahre Quellarm; man kann ihn von feinen Anwoh⸗
nern den Mongolifhen Arm nennen, wie nennen ihn
AmursCtrom. Mach’ der Anficht ber Chinefen aber iſt bee
füdlihe Arm, der Mandſchuiſche, dee Songari ula, oder
Schingal, In der neueften Chinefifchen Reichsgeographie dem
Namen Kuentong führend, beffen wahrer Quellarm, und
jener Am ur der Moscoviten, den die Chinefen bei ber Stadt
Saghalien ula den Helong Kiang (d. i [HwarzerDras
henfiuß), die Mandſchuren aber Saghalien ula nennen,
wäre danach nur ein linker Zufluß des Auen tong Welches
von beiden dee waſſerreichſte Zufluß ift, ob dee ſchwarze Draz
chenfluß, ber Ruffifhe Amur, oder dee Kuen tong, wiſſen
wir nicht, daß aber jener, ber am weiteſten ſtromauf fchiffbarfte,
auch wol ber waſſerreichſte ſeyn mag, iſt ſehr wahrſcheinlich; bag
er bis zu feinen Quellen den laͤngern Lauf bat, ift gewiß. Auch
wie bleiben alfo bei ber Europäifchen Anficht bes Suomfpflemes
mit Recht ſtehen.
Erläuterung 1.
Die drei Stufenlandfchaften des Amur » Syflemes.
1. Der Obere Lauf bes Amurſyſtems; bis zum Ver
ein ber Schilka und des Kerion zum Amur.
Diefee Theil liegt noch auf ber Plateaulanbfchaft, beren
Thalfenkung bei Nertſchinsk jedoch, nad) Gmelins Beobach⸗
tung, ſchon unter 2000 Fuß abfolute Höhe herabgeſunken feyn
muß, da, nach ihm, des Spiegel bes Stroms bei ber genannten
Stadt nur 1730 Fuß 1) üb. d. M. liegt. Dreierlei Para
2) Gmelin Flora Sibirica-T, L p. LX.
Amar, oberer Lauf. 433
lelſtrͤme von W. nah D. bilden hier bie Quellatme des
Amur, bie von verfchiedener Länge fih nah und nach oftwärts
sum Hauptbette vereinen. Der nörblihfte, Ingoda, ganz
Nuffifcher Steom, am hohen Tſcho kondo entfpringend, länger als
frühere Angaben (Afien Bd. Il. 269), Hat, nad unfrer Meffung
der beften Karten, boch immer 70 geogr. Meilen Weges zu burchs
laufen, und iſt ſchon vom legten Drittheil, von Tſchitinsk
an, für flache Fahrzeuge ſchiffbat. Der mittlere Quellarm,
dee Onon, am Kentei Chan auf Ehinefifchem Gebiete entfprin«
gend (f. Bd. 1. S. 630), einft gefeierter Strom, weil an feis
nem Ufer Tſchingis Khan geboren ward, bat erft 60 geogr.
Meilen zu durchlaufen, ehe er bie Muffifche Grenze erreicht.
" Dann zieht der fifchreiche Strom an ber Ruffifchen Grenz-
fee Akſchins kaja vorüber, [hon Prahmen tragend, und bes .
geihnet durch feinen Lauf den Nordrand der Gobifteppe (f. Aſien
Br. I. S. 284), bis ihn das Wild⸗Gebirg, bee Adon⸗Sſcho⸗
ion (ebd. S. 288) an feinem Dflufer, gegen Nord hinüber
beugt, zum Verein mit ber Ingoba, bie er. nach einem Laufe
von 100 geogr. Meilen erreicht.
Beide vereinten Ströme heißen nun Schilka (f. ebd.
&. 294) und firömen bei Nertſchinsk (an 20 geogr. Meilen)
abwärts voräber, in einer Breite von 300 bis 900 Zug, oder,
nah der Ausſage eines Augenzeugen ?), fchon fo breit wie der
Rhein bei Arnheim, mit einer Tiefe von nicht über 12, oft
aur 2 Fuß, bie aber doch zur günfligen Jahreszeit hinreichend
war, jene drohende Chinefifche Stotile von 100 Barken mit
4500 Mann, 275 geogr. Meilen (nicht 375 nady einem Druds
fehler Aſia Bd. I. &. 546) aufwärts, in das Binnentanb bie
vor die Thore von NerrfchinsE zu tragen, um bort eine dro⸗
bende Miene anzunehmen. Abwärts, von biefer Stadt, ſtroͤmt
de Schil ka noch 66 geogr. Meilen weit, bis zum Verein mie
dem dritten Quellarm.
Dee Kerlon, der ſüdlichſte und laͤngſte der zu
ber aͤchte Steppenfluß der oberfien Bobiftufe (Aften Bb. I
©. 623) im Süden ber Gebirgskette des Kentei Chan cf.
Alm Br: 1. ©. 633)-entfpringend, und nach 100 Meilen Laufe
den Dalai Nor bildend, dann, als Argun fchon fehiffbar,
mmer mit geringem Gefälle, longfam dem Norden fi zu⸗
2) Abel Ghasi Hist. Generale des Tatares III. p. 232. Not. ö
Aitur rdtunde IV. Ee io
438 Oft-Mflen, Woferfofteme. 1. Abfchn. $. 78.
wendend (f. Afim Bd. I. &. 300), und von Abagaltu an,
die Reichögrenze begeichnend, über Zuruchaitu und Argunss
koi, (2121 Fuß über dem Dieere liegend nah Gmelin), ver:
eint fich endlich, nachdem er auf dem Plateaulande, in allem,
fon an 260 geogr. Meilen zurüdgelegt bat, mit dem Schilta
Fluß, von wo an die größere Wafferfülle mit dem vorherrſchen⸗
den Amur: Strom benannt zu werden pflegt. Don da au
fcheint uns ber mittlere Stromlauf feinem Naturverbätt:
niß gemäß zu beginnen.
Wie dort die Srenzpoften von Chineſiſcher Seite befichs
tigt werden, und wie dann die Beamten nad beendigter Grenz⸗
eevifion den Amur=: Strom, jähtlid, auf ihren Fahrzeugen bis
zur Mündung binabfhwimmen, iſt oben ſchon angegeben (f.
Afien Bd. I. ©. 307), aber kein Beobachter hat fi noch mit
ihnen eingefhiff. Die Beflimmung der Oſtgrenze?) vom
Gerbitſi, dem Grenzzufluſſe an, oftmärts, wie fie die Chinefis
ſche Urkunde mitteilt, giebt auch keinen Beitrag zur näheren
Kunde bes Stromfpflems, me der — ſeiner Pro⸗
vinzen.
2. Der Mittlere Lauf des Amurſtromes, Sche fhui
(d.h. Schwarzer Fluß ber Chinefen), vom Schilka⸗
und Argun: Verein, bis zum Einfluß bes Kuen:
tong.
Sn biefer Strecke buchbricht der Mittlere Amurlauf,
der nun ſchon ganz Chinefifcher Strom ift, unterhalb des Ber:
eins, in wilden Klippen, Engen und Strudeln die ſchwer zu bes
fhiffen find, f. Afia Bd. I. ©. 89, ben gebitgigen Dftrand
des Sobiplateaus, der über den Jalo Paß (Aſia Bd. I.
S. 113) bis zum Amue fortziehend, unter dem Namen beb
Khin gan (f. Aſia Bd. I. S. 101) bekannt ift, dann nord⸗
wärts bes Stromes, aber unter der Benennnng bed Grenzge⸗
birges, Khingan tuguri ober ber äußere Khingam be
Chinefen, Jablonoi Chrebet (ein Wafferfheibegebirgs,
f. Aſia Bd. I. 521, 613) oder Stanomwoi Gebirge bei Ruf
fen, gegen das Ochoglifche Meer fortfireicht. Es war dieſes feit
Haͤlteſter Zeit den nöriihen ae von der Lena her, zus
») Klaproth de la Frontiöre Russe et Chinoise in Mem. relat, a
FAsie T. I. pP ds etc
e er
vw.
v =
Amur, mittler Lauf.“ 438
mal den Jakuten als ein Jagdrevier bekannt, von wo man
bie ſchoͤnſten Zobelpelze *) erhielt, daher hieg auch der erſte Ueber⸗
gangsverfuch zum Amurthale. Aus Ihm kommt ber bedeutendffe,
nördliche, oder linke Zufluß bes Amur, der Tſchikiri ober
Seja (f. Aften BP. I. 89, 613), ber nur dadurch merkwürdig
it, daß er in feinem Quellgebiet den Weg zu des Abenteurer
Pojarkows Entdedung des Amurſtromes gebahnt hat, che
Chabarom den näheren Weg auffandz den Tſchikiri aufwärts
zu reifen, fol man 2 Monate gebrauchen 5) abwärts nur 15 Tage.
Bevor dieſer Amur, aus feinen Engpäffen bervorbrechend,
ben Tſchikiri aber aufnehmen kann / muß er an der. Stätte bes
Dauriſchen Zaklfa, naher Albaſinsk, bem Zankapfel bortis
ger Anſiedler (f. Afien Bd. I. S. 618, 622), genannt, vorüber
eilen, wo er von feiner Oſtwendung fi gegen den Süpdoft
richtet, und erſt nach 80 geogr. Meilen Weges bie Einmündung
des Tſchikiri, Minds, erreicht und fogleih auch die dortige
Hauptſtadt Saghalien Ula ( Schwarzwaffer der Mandſchu)
oder He long kiang (Fluß der Schwarzen Drachen ber Chine⸗
fin), mit welcher dee Strom unb das dortige Chinefifche
Departement gleihen Namen trägt. Won dieſer Stabt, abs
wärts, immer gegen &.D. durchzieht dee Amur (oder She
Shui (Schwarzer Fluß) faſt noch einmal fo viel Land, bie er
nach Vollendung feines Mittel: Laufe vom 150 geogr. Meis
Im, alfo von der Kerlon Quelle am bis hieher, nach 410 geogr,
Meilen Weges, rechts, den Kuen tong (Songari, odet
Schingal der Ruſſen), den bedeutendſten Suͤdarm, aufnimmt,
und nun ſchon ganz im Mandſchuriſchen Tieflande eingetreten,
feinen unteren Lauf beginnt.
Die Chinefifhe Reihsgeographies) vom 3. 1818,
(vergl. Afien Bd. I. S. 1059) welche diefen Mittellauf vom
Grenzfluffe Gerbiefi (f. Afien Bd. I. ©. 623) an, genauer
beſchteilbt, nennt jenen linken Hauptzufluß Dfhing Het, und
fine :16 Zufluͤſſe; fie giebt biö zu ihm die Namen von 10 an⸗
dern Zuflüiffen des Amur an, unterhalb deffeiben die Namen‘
ven 18 Zuflüffen. Die Lage des Ortes Uluffu Mudan der‘
Kartew oberhalb feiner Einmändimg, giebt fie als Ux uſumden,
) J. G. Gmelin Sibir. Reife Ip. UI. Vorr. *). Du Haldo Deser.
T. IV. p.44. *) Tay Tsing hoei tien v. 3. 1818 nah, © #-
Reumanns Ueberſetzung.
Ee2
\ 2
438 Ofi-Afen. Waflerfoftense. J. Abſchn. $. 78
an, unter 61". 21’ 36” N. Br. und 124° 25 DL. v. Paris.
Die Lage von Helong klang, Als eine der 6 Hauptſtaͤdte be®
Landes, unter 50° N. Br. 116° 1’ DE. v. Par. Unterhalb der⸗
ſelben ſagt fie, trete bee Amur in den Diſtrict San feng des
Departements Kirin ein, bevor er ſich in bemfelben mit dem
Kuen tong bereinige.
Der Kuen tong, der Mandſchniſche Saͤdarm, dee
Songari UAUla (d. i. Milchſtraͤßenfluß), oder Gung
chua klang (dee Fichten Blüthenfluß), auch Shiugat
der aͤlteren Ruſſen (Aſia I. 620) wird von Chineſen als Hau pt⸗
fluß 7) angefehen, weit ex auf ber Chineſiſchen Seite liegt, au
ber gebeiligten Heimath ihrer Kaifer : Dynaftie, vom Tſchamg
pe Shan (f. Afien Bd. I. ©. 90) berablommtz; weil auch «x
groß und ſchiffbar iſt, obwol von kuͤtzerem Laufe als jene Netbe
arm, aus dem fernen Lande der Barbaren.
Diefee Songari, auh Song hou, entfpringt in 6 Quell-
ſtroͤmen, welche die Reichsgeographie auch namhaft macht, auf
dem nordweillihen Abhange bed Langen” Weißen Berges
(Afhang pe Shan), gegenüber den Quellen des Palu (ober
Dar), des Stromes bee mit 12 Heineren Zuflüffen gegen S. W.
zum Hoang hai zieht, und den Quellen des Zumen, der eben
ap gegen ND. im Norden von Korea zum ODſt⸗Ocean ſtroͤmt.
Diefes Qucligebiet, das Vaterland des erſten Kerns8) des
Wandſchuiſchen Volkes, wie ihrer Vorfahren dee Niutfchi oder
ZJutfhy.und Khitan (f. Afia Bd. L S. 86, 98, 253) nach
den neueften Chinefifhen Karten, fol bedeutend von ber D’An-
villefhen Zeichnung abweihen. Won dem Verein diefer 6 Quell⸗
ſtroͤme an, erhält er erft den Namen Songari und firdmt erſt
direct, 65 geogr, Meilen, gegen N.W., bis unter die Stadt
-Detune, 45° 16 40° N.Br 122° 34 0" DE v. Paris
(nad der Tabellatiſchen Längen: und Breitenbefimmung ber
neueſten Edit. ber Reichsgeogr. vom Jahre 1818, aber 8° 37°
D.L. v. Peking, d. i. 122° 39° D.L. v. Par.), wo er von M. W.
ber den Nonni Ula aufnimmt. Ehe dee Songari jedoch bapin _
gelangt, erhält ee 15 Zuflüffe bis er die Stade Kirin erreiche.
Die iſt die Hauptfladt bes Departements Kirin, und Legt
nach der Chinefifchen KReichsgeographie — 41° NM. Br.
5. Klaproth Asia Polygloten hep 292.
°) Asia ——— p- 202.
x
Amur, mittler Lauf, 437 |
(nad neueſter Angabe 49° 47° R:Br.), und 123° 8 40" OR.
v. Naris (oder nach neueſter Angabe 10° 27° DL, v. Peking,
d. i. 124 DR v. Par) Dann erhält dee Songari ?
Buffiffe bis zur Stadt Ta feng Ula, und Ibis zur Holz⸗
Paliffade Pajan Oworo (Oforo bei D’Anville), Hierauf
nimmt er ein Page Stüffe auf, Yon denen ber zweite, Stong,
von der Paliffade Itong kommt, und oberhalb der Stadt Yırs
tune in den Songari fält. Mit biefen 23 Zuflüffen dutch⸗
sicht ee das Land der Horde der inneren (dieffeitigen) Monge⸗
Im, Korlos (vergl, Afim Bd. U. S. 306 u. a. D.), wo ſich
de Nun vom N.W. mit ihm vereint, deren beiberlei Zuſam⸗
menfluß nun Kuen tong heißt, ein Name, ben wir zum erſten
mals aus der Mrichegeogsaphie der Edition 1818 kennen lernen. -
Schon von Kirin an beginnt biefer Strom ſchiff bar zu wer⸗
den, und man baute daſelbſt vor 150 Jahren, als Pater Vers
biefk (ins Sabre 16829) den Kaffee Kanghi dahin begleitete,
fehe viele Flußbarken auf eine ganz eigene Art, bie aber nicht: -
naͤher angegeben wird. Seitdem ift uns kein Datum von einem
Augenzeugen oder Beobachter daſelbſt bekannt. Man hatte im
diefee Stadt ſehr viele diefer Barken in Bereitfchaft, bemerkt bee
Dater,. um bie Ueberfäle dee Moscoviten zuruͤckzuſchlagen
(voor dem Nertſchinsken Tractat), welche die Anwohner hier
haufig. bei ihren Perienfifchereien beuntuhigten. Der Kais
fer Kanghi, welcher das Schneegebirge des Tſchang pe ſchan bes
gruͤßt hatte, fchiffte fich bier mit feinem Gefolge auf mehr als
100. Barken den Sungari 32 Milles abwärts, ein, bis Ula
(wol Ta fengirla? d.h. die Stadt der Dpfer), die ſchoͤnſte
Stadt des Landes, welche früher die Refidenz bed Reiche der Tar⸗
toren (ob Mandſchu?) geweſen ſey. Er wollte hier ein großes
Fiſcherfeſt feiern; aber der Strom ſchwoll plöglich fo gewaltig.
an, daß bie Netze zerriſſen und die Barken beſchaͤdigt wurden, ſo,
daß ee nach einem Aufenthalt von 5 bis 6 Tagen in Ula, ohne
feinen Zweck erreicht zu haben, nach dem Süben,. nach Leao
tong, zuruͤckkehren mußte,
Der Songari legt, von ſeiner Quello bis zum Verein mie
dem Non⸗Nun, oder Nonni Ula, nur 65 geogr. Meilen
zuruͤck; der Mon, aber, hat von feiner Quelle auf dem Berge
Ilehort, im NW. von Merghen, bis zum Bufammenfluß
) Pater Verbiest Voy. I. 1682, bei Du Halde I; e; T. IV. p. 82.
+
438 Oſt.Aſien. Waſſerſyſteme. J. Abſchn. $. 78.
mit ihm, 110 geogr. Meilen zu durchlaufen. Er kommt vom
Norden gegen den Süden herab, hat 11 namhafte Zufluͤſſe bis
er die Stade Merghen, oder Mergan, erreicht; von da bis
Tfitficar, weiches die Reſidenz des General en Chef bes
Departements He long klang, ober Amur, iſt (der Name
Naun Eoten, f. Aſien Bd. I. ©. 115 wird in ber neueſten
Meichegeographie gar nicht mehr erwähnt), fallen ihm A namhafte
Sluͤſſe zu, und unterhalb noch ein paar, unter denen auch ber
Das, oder Yar, (Jal, ſ. ebend. &. 114) iſt.
Beide vereinte Fluͤſſe, wenden fi, nun, mit dem neuen
Mamen Kuen tong, (früher Schingal) plöglich gegen Dfk,
oder RD. in die Nocmal: Direction des untern Amur⸗
laufes; daher man auch wol, in diefer Hinficht, den Sübs
arm, mit den Chinefen, als den wahren Hauptſtrom anſe⸗
ben könnte, wie «8 z. B. auch der Sprachgebrau bei bee Dos
nay eingeführt bat, wo der wafferreihere In fi, ale der füds
wärts von der Normaldicection ablentenbe Arm, zu ihe ver:
hält, wie der. Helong Kiang zum Kuen tong, und nur als ber
füblihe Zuftuß zum Hauptthal bee Bairiſchen und Schwaͤbi⸗
fhen Donau betrachtet wird.
Dieſer Kuen tong bat bie zum Einfluß bes Chorka
(Hurba bei D’Amville) 50, und von be, bi6 zum Verein mit
dem Amur, wieder 50, alfo im Ganzen 100 geogr. Meilen zu
durchlaufen. Der Südarm In feiner längften Stromlinie vom
Mon Quell beträgt, alfo, 210 .geogr. Meilen, vom Songatri
Quell an nur 165 geoge. Meilen; er iſt alfo offenbar um 200
geogr. Meilen, ober um bie Hälfte kürzer ald dee Norbarm,
baflıc aber, wie es fcheint, fruühzeitiger, fhon von Kirin an,
fhiffbar. |
Bon der Oftwendung an fließt der Kuen tong, an ben
Staͤdten Lalin, Altfhuta (Nouchu Cajan nad Ruffifcher
Karte, bei Grimm) und San feng, oder Stan hala (db. 5.
im Mandſchu die 3 Geſchlechter 10) vorüber, bis wohin 6 Zuflüffe
namhaft gemacht werden. Unterhalb bee Stadt San [eng
(wahrſcheinlich eine der neueren Anfieblungen, denn: fie fehlt wie
manche andere auf den früheren Iefuiten Karten), ergießt ſich,
vom Suͤden her, von ber Kette des Küftengebirges, ber große Zus
fluß Chorta (Houcha bei D’Anrille), mit BO nampaft gemachs
10) Da Haldo Desor. 1. e, T. IV. p 16,
Amur, unterer Lauf. 48
ten Bufläfien an Ning guta (f. Afien Bd. I. &.94, das aber
nicht die dort nah Du Halbe Irrig angegebene etymologifche Be⸗
deutung haben kann, da ningun im Mandſchu und Mongol 6,
wicht 7 bedeutet) vorüber, zum Auentong. Dann fallen noch
6 namhaft gemachte Fluͤſſe ihm zu, bis zur Stadt Cholun
(ob Ouanlin Hotun b. D’Anville? wo die Jlanhala, ein Mand⸗
ſchu⸗Tribus, einen Diftrict bezeichnen), und wiederum 7, bie zur
Berein mit dem Helong Ktang, wo ber untere Lauf. bes
Amurfteomes beginnt.
3. Dee untere Lauf bes Amurſtromes ift bis zur
Mündung uns noch völlig unbekannt geblieben, feit der erſten
Beſchiffung Pojarkows (1645, f. Afien Bd. I. ©. 614) bis
auf die Gegenwart. Selbſt die Chinefifche Reichsgeographie weiß
nichts als die Namen ber Zuflüfle aufzuzaͤhlen, welche zwar fchon
auf dee Jefuitentarte vom Amurftrome, ber D’Anrville
in feinem Aſien folgte, angegeben find, aber mit Benennuns
gen und Lagen, deren Details in vielen Stuͤcken von den Anz
gaben der neueften Edition (1818) der Reichögeographie abwei⸗
hen. Eine berichtigte Aufnahme dieſes Flußlaufes werden wol,
erft künftige Jahrhunderte erleben, wenn nicht veränderte Politik,
oder Dampffchiffahrt, wine frühere Bekanntwerdung befchleunis
gen. So weit bie Jefuiten!!) bei ihrer Kartenaufnahme vordrans
gen, fanden fie feine Ufer voll Höhen und mächtige Wälder, die
oft viele Tage lange, undurchdringliche Dickichte darboten, und an
den geeigneten Orten erſt umgehauen werben mußten, um nur
Beobachtungen über die Sonnenhöhen mit den Inſtrumenten ans
ſtellen zu können. Uns genügt es hier, nur.Iim Allgemeinen an:
"zugeben, baß nach Kartenmeffung der zurüdgelegte Weg biefes
Hauptſtromes bis zur Aufnahme ded rechten Zufluſſes, Ufuri,
der von der Küftenkerte gegen Norden mit 3 Zuflüffen herab⸗
firömt, 25 geogr, Meilen beträgt, auf welchem nur. noch ein Zus
fluß namhaft gemacht wird, dann aber, auf dee Strecke von 100
geoge. Meilen Weges, bie zum Meere, immer in bemfelben
Normallaufe gegen N.O., noch bie Namen von 37 Zuflüfs '
fen zu beiden Seiten angegeben werben, unter benen viele ſehr
kleine Gewaͤſſer mitgetheilt feyn mögen. Die Mündung deö
Amur fol eine Breite von 6 geogr. Meilen ”) haben, Nur eine
‘ 23) Du Halde Descer, T. IV. p. 8, 42 etc. 12) Deguignes Hist.
Gen. I. p. 52. “ —
\ ’
440 OR-Nfien. Waſſerſoſteme. I. Abfchn. $. 78.
Stadt, ode Feſtung, Dſchidatega, wird in ihr genannt, am
welcher, vom Süden ber, der Zuſſuß Son (Henkon ober Hing
Son) vorüberfließt. Beträge daher der untere Lauf bet Sy⸗
ſtems 125 geage. Meilen, dee mittlere und obere aber bis
zur Kerlon⸗Quelle 410 geoge. M.; fo wäre dig ganze Stroms
entwidelung bed Amur eine Erfitedung von 635 geogr. M.,
welche ihn mit Recht in die Claſſe bee Rie ſen ſt roͤme ber Erde
fiellt, die man wol mit dieſem Titel, als Auszeichnung vor ans
bern, belegen dürfte, wenn fie „, des Umfanges von einem
größten Kreife der Erde (von 5400 geogr. M.) durchlaufen.
Der Amurſtrom belegt fich jedes Jahr, feines reißenden Laus
- fe6 ungeachtet, bis zu feiner Mündung mit einer Cisdecke,
ſchon deſſen erfte Beſchiffung durch die Nuffifchen Koſaken wurde
dadurch vielfach gehemmt und unterbrochen.
Wir fügen die ſtatiſtiſchen, nicht unintereſſanten, allerneueſten
Daten der Chineſiſchen Reichsgeographie (1818) über
die beiden, bisher gaͤnzlich in dieſer Hinficht unbekannten De⸗
partements hinzu, weiche auf der Chineſiſchen Seite des
Stromgebietes des Amur liegen, in derſelben Art, wie fie im
Chineſiſchen Original mitgetheilt ſind, da uns keine naͤhern Er⸗
kaͤuterungen dazu zu Gebote ſtehen. ee l
. L Das Departement HelongKiang (d. I. des
Amur)®P).
Grenzen gegen ©., an das Departement Kirinz gegen
W. an das Gebiet der Kalkha Fürften (f. Afien Bd. IL &. 396);
gegen S.W. an die Banner der innen Mongolen, Udſchu⸗
mutfhin, dee Kortfhin und der Dſchalat; gegen N. an
Rußland. Diefe Iegtern Grenzen auf den Chinefifchen Karten,
im Tay Zfing hoeitien, Buch 91. Bl. 21 — 25, find mit fchleflies
genden Kreuzen angegeben, bie Ausdehnung des Departements
aber ganz ſchlau viel zu weit gegen ben Norden ausgedehnt,
zwiſchen 46 bis 62° N. Br.
Der General en Chef des Departements sefibiet in Tſi⸗
tficas (Bigicar), das 81 geoge. Meilen (1072 Li) im N. von
Kirin und 253 geoge Meilen (3377 &i) von Peking entfernt
Uegt. Unter ihm fichen 6 Städte: 1) Tfitficae (wahr
ſcheinlich ifE darunter Raum Koten, f. Aflen Bd. J. S. 116,
’») Tay Teing hoci tien V. XI. 6, Edit. 1818. Peking.
Amurgebiet, Chineſiſche Statiſtik. 44
mitbegriffen); 2) Merghen; 8) Helong Kiang, In weichen
beiden Städten zwei Divifionss®eneräle unter bem Ges
neral en Chef fliehen; 4) Cholun Buirz; 5) Budecha, im
welchen nur 2 General:Majors refidiren. 6) Cholan, wo nu
ein Lieutnant feinen Sig hat, der Mündung des Tonken ge
genüber, unterhalb Altf chuka (es fehlt dieſe Stadt auf dem
Karten, wenn es nicht Tchulge b. D’Anville ſeyn fol). Die
Truppen zur Grenzbewachung biefed Departements find
faſt ausſchließlich Mandſchu, oder doch Solbaten, bie zu bem
Neun Bannern gehören, darunter nur wenig Chinefen find;
denn jene befigen das größte Vertrauen der Herzfcher. Ihre Zahl
beträgt (1818) im Ganzen 4494 Soldaten, bavon 3312 Mann.
Leiche berittene Gavallerie. Diefe find fo vertheile: 5
1) in der Stade Budecha (ober Budechai?) und unter dem
Solon liegen eu re m. -98 Mann,
2) unter den Dachar . 6860 —*
3) unter den Oruntſchun . 166 —
4) unter den Nomaden um Cholun Buie im
alten Bargu und im innen Bargu. 1176. —
5) gegen bie Eluth (Dekoͤt h) als Grenzwache 138 —
Summa 3312 Mann. .
Außerdem find aber, in ben 3 oͤſtlichen Departements
(d. h. oͤſtlich von Peking) in der eigentlichen Mandbfchuret,
Schingking, in Kirin und HelongKiang, Überhaupt 24 Gar⸗
nifonen, mit 35,361 Mann, von benen im Departement
HelongKiang!*) allein 6742 Mann fiehen. Dazu gehört auch
bie Mannſchaft an Matrofen für bie Flottillen auf dem Strom⸗
ſpſteme. Sie find aus allen Waffengattungen folgendermaßen
vertheilt. s
1) in Zfitficar an Garniſon 204 Mann,
en Matrofen . 683
2) in Merghen an Sarnifon 1087
an Matrofen . 44
3) in YılongKiang an Garnifon . 1667
an Mawfn . 477
4) in Cholan an. Sarnifon ; '500
an Matrofen ; 40
6742 Mann,
1171111
14) Ebend. Bd. 69. BL 6.
442 Oſt⸗Aſien. Befefeme I. Abſchn. 5. 78.
— 6742 Dann,
Daya de sel ie nz "20 —
Säratlihe Truppenzahl . . . . 11236 Mann,
wovon aber die Mannſchaft ber Matrofen 1099 zum
Dienft der Amur: Slottillen abgeht, fo daß an
Landtruppen in Summa . = 10142 Mann
Verwendet werben. '
- Unter der Rubrik angebautes Land führt bie Reichsgeo⸗
geaphie 165) an, Daß die Population blos aus Nomaden und
Jaͤgern beftche; daher mag es kommen, daß kein Privat: Ader
angegeben wird, obwol dieſes bei den vielen, feften Anſtedlungen
und der früheren Agricuftur (f. Aſien Bb. I. ©. 116, 614 u. a.)
immer auffallen muß, und vielleicht andere Gründe diefer Nichts
aufzählung zum Grunde liegen. Fuͤr den Unterhalt der Chine⸗
Jiſchen, bewaffneten Miliz, heißt es bafeldfl, werben 81,600
Adler Landes angebaut.
Wirklich ſcheint, nach den mitgetheilten Liften, Bein e:ander:
weitige, regelmäßige Mandſchubevoͤlkerung, keine Chis
neſiſche Colonifationen fid in diefem Departement nieder:
geläffen zu haben. In den Chinefifhen Zaͤhlungsliſten (f.
Afien Bd. II. &. 402) vom Jahre 1811, find wenigftens keine
aufgeführt; fondern nur folgende Völker: 1) die Solon, 2) Das
hor (d.i.Xagor, Dauuren), 3)Dreuntfhun und 4) Buis
far, von denen jeder Erwachſene jährlih einen Zobel als Tri⸗
bus zu erlegen hat. Im Sabre 1813 fammelte man in Summe
4497 Bobel, woraus man auf eben fo viel Familien 26) zu
vechnen hat, welche diefe Population ausmachen. An verfchiebe:
nen Sté⸗uern wurden, in demfelben Sahre, 1813, in dee Stadt
Tſitficar erhoben, an 1855 Unzen reines Silber, woraus
man auf den Verkehr in diefer Nefidenz zuruͤckſchließen darf. Der
wichtigſte Handel in allen — Staͤdten am Amurſtrome serift
die Pelsmärkte
I. : Das Departement Kirin. |
Kirin, bie Refidenz des General en Chef, liegt 63 geogr.
Meilen (845 2i) fern, im Oft. von Mukden (oder Schingfing),
und 173 geoge. Meilen (2305 Li) fern von Peking Es be⸗
6) Tai Tsing hooi tien B. XL 114. 260) ebend. B. X. 2.u. I.
Amurgebiet, Chineſiſche Statiſtil. 443
greift 8 zugehörige Städte, und Horte, und 3 Ting (departes
mental unmittelbar abhängige Plaͤtze), d. h. die vom Generals
Sommandanten unmittelbar abhängig find. Diefes Städte
find: 1) Kirin, 2) Zafeng, 3) Petune, 4) Lalin, 5) Als
tf&hufa (Altchoukou b. D’Anrille), 6) Sanfeng oder Jlan⸗
chula, T)Ningguta, 8) Chontfhun im S.O. — Die
Tirin find: 1) Kirin„?2) Pelune (ob neben jenen Städten
liegend ?) und 3) Tſchangtſchun Cd. h. ewiger Frühling),
Segen Leaotong, ald Grenzfiherung gegen Räuber und
andere Uebel, bat diefes Departement feine Paliſſaden, oder.
feine Holzverſchanzungen, durch welche, Im N.W. der Stadt
Kirin, zwei Paffagen hindurch führen. Der Pag im Weſt
heiße Jtong; er grenzt, weſtwaͤrts, an den Durchgang Charfu
der Diſtrictsſtadt Kong tien fu des Departements Schingling.
Der Paß im Oft heißt Bajan Oworo Dſchare, und flößt,
oftwärts, an ben großen Berg (Ta Shan). An jedem biefes
Grenzpäffe fihen OD Mann Wadhe!?).
Die politifhen Grenzen dieſes Departements wer⸗
ben fo angegeben. Im S. W. bie Fong tien fu Diſtrict; im
N. dis zu den Städten Cholan und Helong Kiang; ‚im W. bis
zu den Kostfchin (f. Afien Bd. J. ©.116) und Gorlos. Im S.
bis Korea, im N. und N.D. bis an dad Mer. Es reicht, dem
Diftrict Tarakai mit eingefchloffen, nach der Angabe ber Chis
nefifchen Reichsgeographie 18) von 122° 22 DR, v. Par. (8° 0’
D.8, v. Peling), bi 145° 22° D.E. v. Par. (31° 0 DO. v. Pas
fing), und von 41° 23° bis 680 N. Br. Der Diſtrict Sanfeng
veicht bie zur Mändung des Kuentong, oder Amurz er bat
das Meer im Of, das fich ſeitwaͤrts nach Sub wenbet, die oͤſt⸗
liche Grenze des Diftrict® Ningguta befpült, dann bei ben Müns
dungen ber Küftenflüfle Sinfen und Sumen eine weltliche
Beugung macht.
Verwaltung !%). Dee Gmeral en Chef dieſes Departes
ments refidise zu Kirinz feine 4 Divifions= Generale Hegen in
den Städten Ningguta, Petune, Altfhula und Sans
feng. In ben 3 Städten Taſeng Ula, Chontfhun und
Lahi, haben bie Commandanten nur den Rang von General⸗
Majors.
27) Tai Taing hoei tien Bb. * J— 9. BT ebenbaf, 8. XI,
Bu 6. ı®) Ebenda ſ. Bd. X
444 Df:Aflen. Waſſerſyſteme. I. Abſchn. & 78.
Die Barnifonen find fo vertheilt:
1) m Kirin . . 89774 Bann,
: 2) bei dem Srenpafie ber Pauſſaden Itong - %0
5 — — — — Amcdaſore 120
4) Garniſon im Zafenguta u 700
6) — — Ningutae . .-. : 00 —
6) — — Chontfdyun - » ..:. 0 —
7) — — Petune a : — 1000 —
8) — — GBarfın . . .. 10 —
9) — — AUÜtfdule . . . 460 —
10) — — — . 40 —
In Ei 10,0 Mann.
Dazu no 303 Matroſen verwendet werben.
Das angebaute Land der Privaten beträgt Hier:
1,438,251 an
das der bewaffneten Mitig . 64,000
| Die Populationsliften von 1811 — 307,781 Yen
fonen, ſowol Chinefen als Mandſchu. Zu biefen noch ans
dere VöSlkerſchaften 2), zumat im Diſtriet Ganfeng:
1) Kilerchadſchi, zu beiden Seiten bes Amurfluffee, zwviſchen
der Mündung der Chorka und des Ufuri (ob Kileng? welche
von den erften Ruffen Ghil ageki genannt wurden, zum Etamm
der Ainos gehörig, f. Afien Bd. I. ©. 603), 2) die Wipaka
(d. i. die Fiaka), jenfelt des Amur, zwiſchen den Kuͤſtenfluͤſſen
Ogu und Tuchor u. a. 3) Lerkoje (Koje der. Karten), 4)
Druntfhun (Orotchon b. Du Halbe), fo ſollen eigentlich
die Anwohner ded Tſchikiri⸗Fluſſes beißen, von einer Lleinen
Hirfhart, Dron?!), bie fie als Laftthier zu gähmen tweiffen und
im Gebrauch haben; es iſt bekauntlich das Menthier, daher Oro⸗
tchon ſo viel als Renthiechalter 22), es find Tunguſen.
5) Kiyakla (d. Diefe Fünf Völkerfhaften gefallen in
56 Stämme, zu denen 2398 Familien gehören, deren jede einen
Zobel jährlich als Tribut zahle. Da diefe Eintheilung nie nach
dem Tribut gemacht iſt: fo gehören darum bie zuſammengeſtellten
56 Staͤmme keineswegs zu einerlei Voͤlkerſchaft.
Im Jahre 1814 hatte Kirin 33,025 Einwohner männlichen
Geſchlechts, über 16 Jahr alt.
20) Tai Teing hoei tien B.’XL 2. °!) Du Halde Deser. T. w.
p. 44. * ) Asia Polyglottg l. c. p. 289.
Amurgebiet, Chineſtſche Statiſtil. 448
Die Steuern des gangen Departentents beachten tm Sabre
1811 ein, als Grundfteuer 65,409 Leang ob. Ungen Silbers,
als Kopfſteuer 6692 —
in Abgabe an Reis 24,396 —
an vermifchten Steuern 6118 — |
In Summa alfo = 92,617 Leang od. Unzen Eilbert.
Die Mündung des Amurſtromes liegt im N. der Ins
fl Tarakai oder Tſchoka (Saghalien vom Strome genannt,
Mord:Defo im Gegenfag der füdlichen befanntern Inſelh); doch
bat fie noch kein Europäifchee Beobachter gefehen 2). Kruſen⸗
fern fand indeß auf der dortigen Küftenfahrt, ſchon 5 Meilen
meerwärts von ihrem Geflade, das Meerwaſſer füß und vollkom⸗
men trinfbar 2%). Die Eübdflrömung des bertigen Küflenmeegs
giebt der Mündung eine andere Direktion; meithin an der Nord⸗
weſtkuͤſte von Tarakai iſt fie ſchon merkbar. Ja der Muͤndungs⸗
ſtrom des ſuͤßen Waſſers wird ſchon merkbar, ſobald der Seefah⸗
ver das Gap Eliſabeth oder dad Nord⸗Cap der Tſchoka⸗Infel dou⸗
blirt hat. Hier iſt die Direktion der Stroͤmung gegen N.O. ganz
dem Zuge des Amurſtromes zuzuſchreiben 35). Seine Waſſermaſſe
muß alſo wol ſehr bedeutend ſeyn.
Schon La Peyrouſe vermuthete, daß die Muͤndung 12
bis 15 Lieues im Norden der Mantſchu⸗-Tatarenſtraße liegen
muͤſſe; ja Fleurieu 26) hielt dafür, daß feine Ablege (atterris-
sements) dieſe Meerenge gefuͤllt, unfahrbar gemacht und das dort
ſtehende Küftenmeer zur Ruhe gebracht hätten. Von Kruſen⸗
ſtern fand hinreichende Gründe anzunehmen, daß ſogar dieſe
vermeintliche Inſel Tſchoka durch eine jüngere Sandbank ſchon
voͤllig mit dem feſten Lande des öftlichen Aſiens zuſammenhaͤnge.
Dee Amur gehört alſo zu dem arbeitenden Stroͤmen.
Es ift wahrfcheintich 27), daß das Flachland des untern Amur⸗
laufe® an zehn Zagereifen landeinwaͤrts reiches fo weit wenigſtens
pflegen die Handel treibenden Ainos, von Tſchoka aus, den Strom
aufwärts zu befahren, und fo weit kannten fie feinen Lauf fehr
genau. Dies ift der einzige Zutritt den die eiferfüchtigen Une
fen fremden Völkern zum Amurſyſteme ——
ee
) f, Alles Chinois tab. 36. 220) v. Kruſenſtern Reife. 4. Th. I.
©. un 25) Ebend. Th. II. S. 261. **) Fleurien Obser-
sur ia Divison u du globe etc. p. 30.
ler La Peronse vor. T. IL p.
—J
—
446 Of-Afen. Wofferfofteme. I. Abfchn.
Anmerkung 1. Bewohner; bie Kileng unb 8
(Kinos) und bie Wiyaka ober Fiafa.
1. ZEribus Kileng **) Diefe Tribus bewohnt, im i
des Amurftromes, vorzüglich deffen Norbufer, zumal das Zt
größten Tinken Zuftromes Hinggon (Henkon Pira b, D’Ar
zum Oſtmeere. Er nennt fi ſelbſt Kilengz bie Ruſſen
Ghilacki (Giljaeki). Die Ehinefifhen Geographen ſchil
ein. ſtarkes, robuftes, rohes Volk, bas von Jagd und Fil
Männer und Weiber klelden fid) in Hirfchfelle, tragen aber i
Kleiver von Fiſchhaͤuten. Ihr Tribut an den Kaifer beſteh
fellen von ber erften Güte, Cie fpredyen eine befonbere Sp
alten Ruffifchen Relationen fagen, daß die große vor ber M
Amur liegende Infel Tarrakai (SaghalienUla b, DAr
fall vom Volle Shilod ober Ghiloet bewohnt ſey, vo
Nace wie die Kurilen ober Ainos. Gegen das Küfteng
wärts bes Ufuri, fübwärts bes Amur, unb ber Snfel 3
gegenüber, wohnt aud) eine Tribus deſſelben Volkes, werde 1
Patres unter bem Namen ber Ketheng *?) Eennen lern
Sprade nennen bie Mandſchu Kiatta. Sie ſcheeren ſich
baar nicht, wie bie Mandſchu, fondern binden «8 in einen.
fammen, und find ingeniöfer als ihre Nachbarn bie Yupi t
beobachteten mit Sntereffe bie aſtronomiſchen Operationen i
bei ber Kartenaufnahme, gaben auf alle Kragen über ihr
und beftimmte Antworten, und von ihnen erfuhren die Sefuit
fien male etwas von bem Dafenn jener Inſel Zarrakal.
gebräuche ſahe man bei ihnen nicht. Als die Zefuiten Patre
wahre Lehre mitzutheilen verfpracdyen, meinten fie, folder '&
fie nicht werth, kämen fie aber doc, fo würde man fie ale &
bem Himmel aufnehmen, Wirklich ift die Infel Tarrafai aud
ferben Böllerftamme bewohnt, Zu ber Periode, ald Rufe
untern Amur fid) aufbielten, zaͤhmten biefe Ghilaeki, wie
eilen ober Ainos noch heute thun, Bären, und benußter
Witfens Zeugniffe, felbft zum reiten. Eine Abbilbung bief
gab Timkowski. Die Ninos find bie einzigen Fremblinge,
Chinefen fandeinwärts der Mündung des Amurftromes,
eine Kriegsflottille bewacht, Handel zu treiben erlauben.
2. Die Wiyaka, oder Kiaka, find Anwohner bed
an ber Mündung bes Amur aufivdrts bis zum Ufuri, und
nachbarten Infeln. Jagd und Fifhfang machen Ihre N
dem ungemein fiſchreichen Strom aus. Männer und Weiber
2%) Timkowski Vor. en Cline ed a
Tah. 7. Kxplicat. pı 25. De —
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Amurgebiet, Bewohner: 447
Bintee Kleider von Hundspelgen, im Sommer von Fiſchhaͤuten; daher
ie Rame Yupi, oder Yupitatfe (tatfe, d. i. Zata, Tataren,
und Yupi, d. i. Fiſchhaut im Chineſiſchen). Sie verftehen bie Kunft .
die Fifhhäute zuzubereiten, mit 3 bis 4 verfchiebenen Karben zu färben,
zu nähen u. ſ. w. Ihre Kleidung hat den Schnitt der Mandſchu Kleis
bung, welche auch ber Ghinefifhe ift. Den ganzen Sommer fifchen fie,
brennen einen Theil ihres Grtrages zu Del, den andern eſſen fies der
dritte wird gebdrrt zu Winterfpeife. Denn während "die Ströme mit -
Eid belegt find, Leben Menfchen und Thiere von Fiſchen Daher bat.
das Fleifch der Thiere dort einen unertraͤglichen Geſchmack, ber es hen,
Zefuiten Yatres, welche dort die Aufnahme der Landkarte beforgten, uns
möglich machte, das dortige Schweinefleifcy oder anderes zu eſſen. Diefe,
Yupi tatfe find roh, gutmüthig, Tchwerfällig im Umgange, aber tapfer
in Gefechtenz bie Maͤnner geben mit dem Säbel bewaffnet. Ihr Tribut
befteht in Zobelfellen. Auch fie haben eine eigene Sprache, in wie fern
biefe von jener der Ketcheng ‚abweicht, ift uns unbelannt. Eine Abbils
dung bat ebenbafelbft auch Timkowski mitgetheilt. Die Sefuitenmife
fronare,, welche bie Karte bes Amurftromes aufnahmen, haben fie irrig
wie jene unter bem Namen Fiattou oder Biatta *°) aufgeführtz fie
vergleichen ihr Land mit Canada, fie felbft mit Irokeſen, und geftehen ih⸗
nen eine große Geſchicklichkeit zu, die Fiſche mit Spießen zu ftechen und
in Regen zu fangen. Der König der Fiſche ift bei ihnen ber Stoͤr,
der in unfäglicher Menge bort verbreitet if. Ihre Boote find aus.
Baumrinde fehr Lünftlich gufammengenähet. |
Bon den alten, zum großen, weitverbreiteten Zungufenftamme
gehörigen Bewohnern bed Amurlandes, den Dauren, ift fchon oben
( . Aſien Sb. 1. ©. 89, 116, 602, 610, 613, 616, 620) die Rebe gewes
fen, fo wie von den Mandſchu, dem jumgen Herrfcherftamme (Afien
Bd. II. S. 403— 406) in diefen Gebieten. In neuern Zeiten find bie
Ufer des Amur dee Zufluchtsort 21) der unzufriedenen, rebellifchen,
Eibirifhen Völker, zumal ber Zungufen, Baluten (deren im 3. 1787
an 6000 dahin emigrirten) und anderer geworben, bie ſich dort mit den
eben dahin von Peking aus ins Exil verwiefenen Verbrechern 22) unter:
dem Scepter der Mandfchus Dynaftie, zu einem neuen Miſchlingsvolke
bilden, welches ſchon gegenwärtig eine mächtige Vormauer gegen min
lands Grenzreich bilden foll.
Auch von ber Mündung bed Amur, aufwärts, war bisher wenig.
Yoffnung, zu einer größern Kenntniß des Binnenlandes zu, gelangen.
Die Shinefifche Politik verbot fogar ben SefuitensMiffionaren,
7 Du Halde Descr. I. & Vol. IV. p. 12 —14.p. 43...
) Sauer Account of an Ex edition ae p. 36. om
REEL Br AH
—
448 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. I. Abſchn. $. 78.
ſich feiner Mändıng am Seegeſtade zu nähern. Die Holländer ®*),
weiche ſeit mehr als’ einem Sahrhundert unausgefegt bie Jareriſcha
Meere beſchifften, haben ihre geographiſchen und nautiſchen Entdeckungen
immer geheim gehalten; den Japanern iſt durch ihre Landesgeſetze ſo⸗
gar die Schiffahrt zu dieſen noͤrdlichen Kuͤſtenmeeren ganz unterſagt, obwol
fie neuerlich doch auch ſehr weit im Norden Anſiedlungen verfucht haben.
Hierzu kommt noch, daß die Stromſchiffahrt auf dem Amur wegen der
großen, dort herrſchenden Kälte, ſicher nur während einer kurzen Zeit
im Jahre ftatt‘ finden kann, und daß bas Binnenland fehr bünn bevoͤl⸗
tert if. Als Kaiſer Kang⸗hi °*) im Zahre 1689 feine Leute an bie
Dränbung bed Amurs ausſchickte, brachten fie bie Nachricht mit, das
Land fey dort ganz oͤde und das Küftenmeer nod im Monat Juli mit
Cs belegt gewefen.
PORT ERETIEEE 2.
Die problematifche Mündung des Amurftromed und das Bor
‚land der Ainod. Tarakai; Karafuto (Karafta) der Japa⸗
ner, Saghalin (Sachalin) der Zefuiten- Karten und der Ruf
fen;. Infel Tſchoka (Tchoka) des La Peyrouſe.
Noch iſt die Mündung des Amurſtromes auf unſern
Landkarten nur nach Wahrfcheinlichkeiten, und nach ben ungefähs
en Angaben der Sefuiten= Karten des Chinefifchen Atlaffes eins
getragen; denn weder La Peyrouſe noh Brougbton, weiche
beide vom Süben ber kamen, noch v. Kruſenſtern, der vom
Norden dicht zus Mandfchu:Küfte heranfegelte, war «8 gelungen,
die Mündung bes Amurſtromes felbft zu erbliden, wenn dieſer
legtere auch fein füßes Flußwaſſer fchon ans dem falzigen Waſſer
feines vorliegenden Küften: Limans fchöpfen konnte. Es
blieb, nach v. Kruſenſtern s Bemerkung, immer noch unmits
telbar vor dem Erguß des Amurſtromes eine Strecke von 80 bid
100 Seemeilen unerforfchet?). Die früherhin ganz unrichtige
Kartenzeichnung der Lage dee Amurmündung ift zwar burd
die Bemuͤhungen jener großen Seecapitaine in engere Gren⸗
zen eingefchloffen, aber doch keineswegs mit Zuverläffigkeit bes
ſtimmt. Das Refultat ihrer vereinten Entdeckungen 35) an dies
33) Voyage de La Peyrouse antour du Monde, | Paris 1797. T. 1.
. 102. +) Du Halde L c. IV.’ p. 203, U.
enftern Reife um 2 Welt, in ben Jahren - 1803 His 1806 x.
Berlin 1811. 16. SH. IL. &, 248. ca. ©. Bl.
mut, Borland, Tumlai "448
ſem Puncte der Erde war, baß bie bisher für eine Inſel ges
haltene Landſtrecke, welhe Saghalin, richtiger Tarakai heiße,
keine Inſel, ſondern eine große Halbinſel ſey, welche durch
eine flache Erdzunge mit dem Continente zuſammenhaͤnge,
daß alſo der früher bei den Geographen genannte Canal der
Tatarei, vor jener Küfte Tunguſiens, Lein Canal, ſondern
eine im Norden gefchloffene Meeresbucht fey, welche man richtis .
ger Golf der Tatarei zu nennen habe Es ergab ſich fers
ner, daß die füßen Waſſer des Amurſtromes fih nicht. in diefen,
obwol ganz dicht vorliegenden, aber im Norden durch jene flache
Erdzunge begrenzten, Golf, alfo gar nie fübmärts ergießen
Eonnten, fondern nur allein nordmärts ablaufen müßten,
und daher nur das Mordende ber Tarakai Halbinfel uns
fitömen, die man vor La Peproufe, der fie erſt ald zwei⸗
erlei Jaſel n >), von dem Umfange Großbritanniens
nachwies, nur für eine von unbetannter Form und
Größe Hppothefirt hatte. Es folgte ferner, daß das Amur⸗
waſſer alfo nur gegen das Dchotzkiſche Meerbecken bin abs
fliege. Aber alle dieſe Puncte bedürfen bei aller Wahrſchein⸗
lichleie doch immer noch fo fehr. einer Beſtaͤtigung, daß biähee
noch Fein Kartenzeichner, feibft die Muffifche Karte Posnia⸗
kows, 1825, vom Generalſtabe es nicht gewagt hat, jene Inſel
Sachalin, als wirkliche Halbinfel zu zeichnen, und dem
Ziman oder ber weiten Amurmündung eine andere als die bies
. berige, bei den Jeſuiten fupponirte Geflaltung zu geben. Nur
John Purdys Chart of the World ift darin allen andern als
Beifpiel vorangegangen. Die Schwierigkeit ber nähern Ermittes -
lung diefee Verhältniffe wird ſich aus ber_Entdedungsgefchichte
und Beſchreibung Tarakais ergeben, die wir hier, als Vor⸗
land des Eontinents, als ein Glied deſſelben, das auf der
feltfamen Grenze ber völligen Inſulirung oder des Wie⸗
»deranwachſes als Halbinfel zum Erdtheile ſteht, ges
nauer nachzuieifen haben.
Aus des Rufen W. Pojarkow erfler und einziger Bes
(Hiffung de6 Amur, abwärts, bis zur Mündung (f. Aſien
Bd. I. ©, 614) ift es gewiß, daß deffen fchiffbarer Canal nord⸗
waͤrts zum Ochoglifchen Meere führt; von einer möglichen
Sqiffahrt gegen Süden. war damals nicht bie Rede.
#’) La Peyrouse Vor. Le T. HL p. 111» -
Kitter Erdkunde IV. Sr
250 Dfl-Aflen.. Waſſerſyſtenie. I. Abſchn.
Don bem Verein des Schingal(Ruentong) ı
fagt Pojartoms Meifeberiche =), fchiffte er im 6
Einmündung bes Ufurt; nad 4 Tagen unterhalb bef
er noch Dutſcheri (f. oben ©. 442), Dann erſt folge
Volk, die Matki, und enblih kam er zu den Gilae!
die unterfte Gegend bes Fluffes inne hatten, Beide
fhaften befaßen bamals bie Lunbfireden 14 Tager
beide waren nod keiner fremden Macht unterworfi
Die Bilaelen (b. i. die continentalen Ainos)
auch Heren ber großen Schantar (dd. Infel) an
muͤndung; fie waren elm Fiſchervoll. Diefe große €
biete der Atademiket Fiſcher in feine Sibirifdyen G—
die von den Mandſchuren fogenannte Sadhalim a
(die Heutige Gruppe dee Schantar-Infeln ber 9
diel welter im Norden, unter 55° M. Br. ofimärte
Die Mündung bed Amurſtromes hatte bet Abenten
weicht, aber die Hälfte feiner Mannfchaft war dabei
men, ber Winter war bereingebrocdhen , ee mußte ibn
Gilacki zubringen. Mit dem Fruͤhjahr 1645 ſchiffte P
bereichert durch 12 Sorof Zobel, und 16 Zobelpelze,
Gitneki als Tribut abgenommen, über das Yungu
zurüd, und kam, nady 12 Wochen Zeit, zue Mündung
Fluſſes, wo er zum zweiten male überwintern mußte,
dritten Jahre nah Ja kutok zurüudkehren fonnte, M
und von ber Amurmuͤndung in dieſem Berichte nicht
As bie FefuitensParres, zu Anfang bes X
hunderts, mit der Kartemaufnahme des Amurftromes
waren, erfuhren fie, zum erſt en male*), von ben (
ober Ainos, bed Continentes, das Dafein einer großen
münbung vorliegenden Infel, welche von einem ihr
ffimme bewohnt ſey. Der wißbegierige Kalſer Kan
fpäterhin eine Erpebition von Mandfhu, auf Ba
Erforfhung dahin aus. Diefe Botſchafter erreichten fi
fuchten mehrere Dorfſchaften ber Morbfpige der Snfel, 1
ihren Bewohnern etwas Handel, brachten aber, was bod
ber Sendung war, weder Meffungen, Namen, noch f
a.) Bilder Sibir. Geſchichte Th. IE. &. 787789
2») 9, Krufenftern Reife a, a, D. IL S. 951.
#°) Du Halde Deser. de la Chine I. « T. IV, H—
en © oogle
4
- mr, Tarafai, Weſtkuͤſe. 4651
rihten davon zur Kartenberiheigung surkdl, den Namen dee In⸗
ſel erfuhten fie nicht einmal, in jeder Anſſeblung, fagte man, fep'
diefer ein anderer. Daher fügten die Jeſuiten Pater ihrer Karte
die Erklärung zur Amutmuͤndung bei: Saghalien anga hata,:
das heiße: „Klippe in der Mündung des ſchwarzen
Stromes.” Spätere Geographen und Kartengeichner machten‘
daraus den falfchen Infelnamen Saghalien, Sahalin, den
auch die Ruſſen beibehatten haben, defien fih auch v. Krufene
fern bedient, ein Sertbum, den Klaproth mehrmals wiberlegt
hat *), weil hata, oder Chada, nicht einmal eine Inſel im’
Mandſchu bezeichnen kann, fondern nur eine Klippe, und je
wer Zufag der D’Ansillefhen Karten, vor ein paar Klippen in
der Mündung des Amurſtromes, auf das ganze, große Borland
Übertragen worden ift, welches niemals biefen Namen gefuͤhet hat.
Pater Gerbitton *:) erfuhr, auf feinen Reifen, vom Gou⸗
verneur zu Ninguta, oſt waͤrts des Uſurl-Fluſſes, bis zum“
Meere, nur unbewohnte Wildniß voll Waldung ſey, vor der
Muͤndung des Amur, die nicht uͤber Z Stunden Breite habe, je⸗
doc eine große Menge von Inſeln (2) liege, von denen Barken
zu den Anwohnern des unteren Amurſtromes herüber kaͤmen. Der
Strom fey aber tief, und für große Schiffe don der Mündung,
bis Nertfchinet fahrbar, wenn ihn nicht Eis bedecke. J
Weiter war die Kenntniß dieſer Etdgegend nicht vorgeruͤckt,
als La ———— im J. 4787, die Küfte Tungufiene (f. Aften
Bd 1. ©. 88) zum erſten male befchiffte, und die Entbedung
des Sorfe der Tatarei machte, ie aus Beſcheidenheit ſich
damit zu druͤſten.
4. Entdeckung ber Weſt⸗Kuͤſte von Zaralal web
dem Tatariſchen Golf durch La Deyconfe Ben 2
und Broughton 1797...
La Peyrouſe'durchſchnitt von der Rontufte Japans —
Juni bei Jotſi ſima) die Japaniſche Ste; nordwaͤrts⸗ er
errrichte die Oſtkuͤſte der Tatarei ſchon nach 10 Tagen, unter .
4 4 N. Br., und ſchiffte fie nun groͤßtentheils entlang, bie
über den 51° N. Vr. hinauf, immer fle beobachtend, f viel
*!) Asia Polyglotta p. 301; Rinsifee San Kokf Taon ete. ou
gen, des Trois Royaumes trad .p — du Japonais—Chineis.
Paris 1832: Nut. p. 187 — 188. *2) Du Halde Deser. ‚de la
Chine T. IV. p. 44.
52
452 Dft-Aflen. Waſſerſyſteme. 1. Abſchn. $.
die fat dauernden Mebrl der ganzen Sommerzeit bie ı
fange Auguft es erlaubten. Unter. 45° 49 M. Br. lud
bemerfbare Bai,ımelhe er die Bay Ternay %) nar
Landung ein. Bis dahin fahe man aus der Ferne bat
mit ben fhönften Waldungen bebedt, aber kein SH
Pirogue begegnete; bie Nähe von Japans und China
batte nielleicht von biefer fruchtbar fcheinenden Küfte jeb
ſation dee Fremden abgehalten. Auch in ber Bai fahe ı
Hirſche und Bären friedlih am Geftade ſich aͤßen, keir
nur Zeihen von menſchlichen Streifzuͤgen, abgehauene
Flechtwerk, ober «im Kifchergeräth, wahrſcheinlich von Fife
Sägern, die zumeilen dieſe Küfte befuchen. Beim Lan
23ften Juni, fanden ſich reizende Wiefen mit 3 bie 45:
Srafe; das Wild war in die einfamen Wälder verfcheud)
beigemwädhfe, Sellerie, Sauerampfer, Rofe
Lilien wachfen in ber Ebene, bie Blumen erinnerten an
Ihe Kormen. An bem Ufer der Bäche ftanden Weibe
ken, Ahorn, ein paar Nußbaͤume und Apfelbiun
Bluͤthenknoepen. Erſt tiefer landein zeigten fih auf I
zwergartige Eichen, höher auf waren die Hügel und 2
ſchoͤnem Nadelwald befrängt, nur wenig Vögel beme
An einem Bach im Grafe entdedite man zwei Leichen, I
felle gehüllt, mit feibenen Muͤtzen, am Gürtel mit Ch
Münzen und Eleinen Ornamenten, die auf ein Manbfe
fchließen Tiefen. Den Berftorbenen hatte man Hausge
ein. eiſernes Beil, Kamm, Holztöffel und anderes m
Grube gelegt. Cine verwitterte Pirogue zeigte, daß es
ſchiffende Hanbelsleute waren, bie hier ihe Grab gefunb
Sciefergebirge, Quarz, Jaspis, violettem 4—
beitand das benachbarte Geftein. Das Hüftenmeer ga
den Fifhfang, Kabeljau, Deringe, die Baͤche F
und Salme, Yufteen mit der ſchoͤnſten Perlmutter ı
an bie Sage ber Fefuiten, daß an bdiefen Küften Perlen
feyn follten; aber die Menfchen fehlten, bie zu —
in großen Schaaren unentbehrlich find,
Die zweite Landung auf bem unbefannten G
Eontinents geſchah unter a7 51 N.Br., 137° 5 DA
) La Peyronss Voyage autour du Monde. Paris 1797.
p- 11, 13, 15. *
eoGoogle
Tarakai, Weftküfte nach La Peyrouſe. :453
in dee Sufften Bay **), bis dahin fenkte ſich die Kuͤſte etwas
von ihrer bisherigen Höhe, die diden, alles zudeckenden Nebel hiel⸗
ten leider anz die vorher in gleichen Entfernungen von der
Küfte ungemein großen Meerektiefen verringerten fi bike
in dem Uferabftande von 10 Lieues (73 geogr. Meil.) von 57,
auf 40 und 30 Braffes. Das Meer war voll Auſterbaͤnke mit
anhängenden zweifhaaligen Muſcheln, voll großer Trompe⸗
tenfhneden (Buccins), Serfterne, Seeigel, Holothu:
rien und einer Beinen, hübfhen Coralle. Dir Kabeljaufang
gab taͤgliche Nahrung. Hier verengerte ſich fchon die Breite des
Meeres fo bedeutend, dag man bald, unter 48° IHM. Br., gegen
OR, die hoch auffleigende Kuͤſte bee Anfel Tarakai erblidte, zu
des audy La Peyrauſe oſtwaͤtts überfchiffte, ums diefe neue Ent:
dedung ihres Weſtgeſtades genauer zu ungerfuchen. Hier fchen,
(dien «6, daß man die beiden Uferfeiten eines großen, tief
gegen Morben ziehenden Golfes befchiffte, flatt eines gegen ben
Morden ducchfegenden Meer: Canale. Doc, fürchtete La Pey-
rouſe nody immer, duch die heftigen Suͤdwinde, welche hier die
Sommermonate bindurdh anhaltend und herrſchend wehten,
duch die vermeinttlihe Meerenge gegen ben Norden,
wider feinen Willen in das Ochotzkiſche Meer getrieben zu wers
ben, ohne, role es doch fein Plan war, gegen den Süden zuruͤck⸗
kehren zu Eönnen B)J.
- Ka Peproufe hielt diefe ihm zur rechten Hand liegende
Küfte fürndas Saghalien der Jeſuiten, ob Inſel ode
Halbinſel wie Kamtfchatla ſchien ihm noch zweifelhaftz er
nannte fie fpäter Tſcho ka (Tchoka), nad der Benennung der
Eingebormen. Ex fchiffte quer über zu ihrem Ufer, das aus deu
Ferne duͤrrer und nadter als die Küfte des Continents erſchien,
und auch noch häufige Schneefleden in ben Schluchten zeigte:
Ein heher vulcanartig geſtalteter Pic, auf derſelben, den ee Pic
Lamanon nannte, 309 Ihn an. Der Nebel hinderte die freien
Blicke, die Küfte entlang, die von S. nah N. hinzieht. Ans
12ten Zuti, Abends, landete er auf ihe, unter 47° :49 R.Be,
140° 29 DL. v. Paria. Die Bai erhielt mach. bem Aſtronomen
ven Namen DeLangle Bat), Hier fond man endlich Hüts
ten, und Die noch ae Staͤtte ki wupe Population; bad
tn
) La — Voy. l. e Tr HI. "PB u 22*5) ibenb. p. B.
Nebend. p. 38 — 44, de |
454 DB Afien. Wafferfufteme 1. Abſcha. 5.78.
euderte eine Pirogue mie 7 Eingebornen herbei, biefe fegten fich
ohne chen zu den Matroſen. Gie trugen blaue Naukin Klei⸗
der, dem Schnitt nach Ehinefilh, Andere lange Roben mit Gürs
teln und Knoͤpfen, ihren Kopf hatten einige mit Bändern von
Baͤrenfel umwunden. Stimm und Geſicht war glatt geſchoren,
ba Hinterhaar hing fa fußlang herab. Alle trugen Stiefeln
von Eechundsfell auf Chinefifche Art gearbeitet, Pfelle, Piken,
Bogen, ats Bewaffnung. Zwei Sreife mit langem, weißen Bart,
— in Baumrindenzeug gekleidet, zeichneten ſich unter ihnen aus,
Aller Benehmen war ernſt, würdig, wolwollend. Diefelden In⸗
fulaner Reiten fi) am folgenden Morgen wieder ein; ihr Dorf
lag etwas nordwaͤrts. ihnen folgte eine zweite Piroyue, aus
den Hütten, in denen Gapt. De Langle bei einer andern Kuͤ⸗
Henrecognition Geſchenke hinterlaffen hatte. E68 waren in allem
21 Mann, keine Fremdlinge, ſondern Einheimifhe, Cingeborne der
Juſel, die fie auf Befragen mie dem Namen Tſchoka (Tchoka)
belegten. Es waren wistlich Kinos, obwolfa Peyrouſe felbft
diefen Namen noch nicht kennen lernte. Sie waren arm, ihre
Pfeifen, ihr Feuerſtahl, ihre Ohrringe glichen denen der beiden
£eihen im Grabmal ber Ternay Bali. Sir wiefen gegen
MWeften bin, woher ihnen diefe Sachen, der blaue Nankin u. a.
zugekommen; alfo durch die Mandſchu⸗Haändler, die zumeis
len von dort zu ihnen gelangen. Sie fprahen deren Namen,
Mandfchu, eben fo wie die Franzoſen aus. Indeſſen waren
die Matrofen, an ihrer Küfle, mit dem ergledigſten Fiſchfeng bes
ſchaͤftigt; Tauſende der Löftlichfien Sal men marfen fie auf das
Ufer, teiner der Ainos sährte fie an, bis fie dazu aufgefordert
wurden, Bon Ihrer ganz fremden Sprache wurde ein Wörter:
verzeichniß aufgeſchrieben; bei der eifrigften Befragung über die
Seftattung ihrer Infel nahm einer von ihnen den Bleiſtift in
die Hand, wie ein Chiseſe den Pinfel, um die Kaste feines Lan⸗
des zu zeichnen. Kin Breis zeichnete mit feiner Pike die Kuͤſte
der Tartarei von N. nah S. ziehend, und gegenüber im Oft,
‚eben fo, die Hüfte Feiner Inſel, und legte zu ihrer nähern
Bezeichnung Tadel die Hand auf feine Bruſt. Er Heß zwifchen
beiden eine Meerenge, fahe bie Schiffe der Fremdlinge an, und
fhien duech einen Strich, den er zog, ihre Durchſchiffbar⸗
keit anzudeuten. Im Sübden feiner Infel zeichnete er eine
zweite, mit. einen Durchfahrt gegen DO ft, ale Durchfahrt für
as Schiff, es war die Infel Peſſo, und die ſpaͤter entdeckte
Tarakal, Weſtkuͤſte nad La Peyroufe.
Duerfirafe zwilhen Ike und Tſchoka, feitbem Detroit be
La Peproufe genannt Voll Sagacitaͤt errieth er die forſchen⸗
deu Mienen dee Fremdlinge, unb bahnte ihnen buch Kartene
jeihn ung den Weg der Entbedung, eben fo, wie auf Capt.
Partrys zweiter Polarfahre, die Esktimo⸗Karte Emerats *)
(1822), zur Entdedung ber Fury⸗ und Hecla⸗Straße führte
Da der Wind bie Linien im Sande verwehte, ergriff ein Junger,
etwa. dreißigjühriger Mann das Papier, umd zeichnete mit bem
Crayon feine Infel, die ee Tſchoka nannte, au ber Bach am
dem die Zuſammenkunft war, etwa in J der Küflenlänge von
N. nah S., auch die Mandſchukuͤſte gegenüber, ließ, wie jener,
eine. Deffnung, und fügte zum Erflaunen der Franzoͤſiſchen
Schiffer den Saghalien Fluß (Amur) hinzu, den er eben
fo wie f2 nannte: Er fegte deſſen Mündung etwas Tüdlich
von der Morbdfpige bee Tfhola Inſel, und bezeichnete durch
7 Stiche die Zahl der Tagefahrten,, die fie in ihren Piroguen
dahin zu gelangen gebrauchten. Ihre Küftenfchifffahet bleibt im⸗
me im Abftand einer Schußweite vom Ufer, legt wol hoͤchſtens
im Tage nur 9 Lieues directe Diſtanz Juri“ fo, daß ſich das
Mordende des Golfs auf eine Ferne von etwa 63 Lieues bes
rechnen ließ. Der erfahrne Aino deutete auf feine Nankin⸗Klei⸗
der, daß fie von jener Ftußmuͤndung kämen; und bezeichnete auch
an viefem GStrome die Zahl ber Tagefahrten, aufwärts, duch
Striche, bis zum Handelsplag, den es ficher aus eigner Ans
ſchauung kannte; denn feine Landsleute nidten beftätigend, ihm
volle Beiftimmung zu. Die Meerenge gab er breiter an, ale
die Breite der Meerrenge, an ber biefe Demenftration vor ſich
es die Tiefe ſchien ee etwa auf eine Braſſe zu begeichnen,
was zur Duchfchiffung ihrer Piroguen hinreihen mochte. Sich
genau zu en war durch bloße Zeichenſproche nicht
möglich.
Diefe Ainos waren hier von ſtarkem Körperbau, aber nicht
groß; meift 5 Zuß, keiner über 5 Fuß 5 Zoll hoch; von guter
Gifichtsbiidung, harten ſtark behanste Geſichter, ihre Nägel waren.
lang gewachſen wie bei Chineſen; fie geüßten, faßen, fpeifeten wie
Ehinefen, warm aber in Geſtalt und Wefen völlig von dieſen
ihten continentalen nn Ghinefen und Mandſchu verſchie⸗
—
»?)C, Parry Journal of a seoond. Yoy. for the De ef a
North -West Passage ete. Lond. 4. 1824. p. 252.
456 ODOfts Uften. Waſſerſuſteme. L. abſcha. $, 78.
den. Sie ließen fich wol portraititen, wollten ſich aber, aus
Furcht vor Magie, wicht mit dem Zollſtab meſſen laſſen. Dieß
und das ſorgfaͤltige Verbergen ihrer Frauen war das Anige Zei⸗
hen ihres Mißtrauens gegen die Fremdlinge.
Ihr ganzer Reichthum beſtand nur in Baͤrenfellen, trocknen
Fiſchen und etwas Fiſchthran, den fie wol zum Austaufch gegen
die Zeuge, Ringe von Elfenbein oder Knochen, und weniges Putz⸗
wert von Sitberbrath, und vorzüglich gegen bie Tobaköblätter
Serbrauchen mögen, bie fie in Japaniſchen Pfeifen verrauchten 5
ven Tobak erhielten fie, wie fie fagten, von den Mandfchus.
Die Chinefen am Bord von fa Peyrouſes Schiff, verſtan⸗
deu kein Wort von ber Sprache ber Aino’s&; diefe aber verftans
- den gang gut die Mandfhufprache, in welcher 2 Handels
leute dieſes Volks, die fo eben 8 Tagereiſen weit, vom Amur⸗
firom, herbeilamen, ſich mit ihnen zu verflänbigen fuchten. Ihre
Hätten, von Holz gejimmert, mit Schiif und Stroh gedeckt,
hatten ſehr kleine Eingänge, und ſtanden einige hundert Schritt
vom Meere zwiſchen duftenden Rofengebüfchen ; Aderland, Vieh⸗
zucht fehle gänzlichs. Viele Wurzelgewaͤchſe, zumal die gelbe Li:
tie (Saranne, Likum Martagon? wie in SKamtfchatla; vergl.
Afia Bd. I. ©. 1136, 1089, 1090 u. a.) geben ihnen getzodnete
MWintervorräthe, nebft Lauch, Angelica u. a., vorzüglich aber
der Sifhfang. Aus ben Faͤden ihrer Weidentinden weben fie
mit einer Act Weberſchiff ihre. Zeuge. Auf alles wandten fie die
gefpanntefte Aufmerkfamteit.
Dieſe erſte von La Peyroufe wahrgenommme Epur dee
infularen Bevölkerung in ber Nähe dee bis. dahin völlig mens
fhenteer fcheinenden, faſt unzugänglichen Kuͤſtenſtrake des gegens
überliegenden -‚Gontinentes, feste den Entdeder dieſer Weſtkuͤſte
der Ainos nicht weniger in Verwunderung, ats bei einem fo vers
faffenen, armen Voͤlkchen, das nur von Fifhfang und agb
feine Eriftenz kuͤmmerlich friften konnte, fo viel Würde mit Sa⸗
gacität des Geiſtes und den fanfteften Sitten gepaart zu finden.
= -Barbarifce Wildheit ift- alfo keinesweges nothwendig bie ur⸗
Tprüungliche Entwidelung bee menſchlichen Natur.
„Erſt fpätere Entdeckungen zeigten alerdings, daß auch die
Suͤdſpitze der Tſchoka⸗Infel bewohnt fep.
Sieben Tage lang ſchiffte La Peproufe immer in Nebel
singebüllt, von der De Langle Bai am Inſelgeſtade nord:
Tarakai, Weſtkuͤſte nach La Peytouſe. 407
waͤrts, bis er am 19. Juli in bee Bai b’Eftaing*): landete,
unter 48° 59 N. Br. Auch dieſe war, nur ſparſam, wie bie
ganze Küfte bewohnt; nur 6 bi6 7 Hütten der Eingebornen fahe
man, und zufällig einige ihrer Weiber auf der Flucht vor dem:
Fremdlingen. Man unterſchied jedoch bei ihnen kleine Augen,
große Lippen, und daß die Oberlippe blau tatuirt war, ihr
Haar hing lang herab. Hier fand man Piroguen der Mand⸗
ſchu, die vom Soghalien, etwa 24 Mann herabgefuͤhrt hatten,
welche hier Handel trieben. Auch ſie gaben der Inſel den Na⸗
men Tſchoka, und ſagten, mit gutem Winde koͤnnten die
Fremdlinge, ſegelnd, wol in 2 Tagen ihr Nordende erreichen, auf
Piroguen brauche man 5 Tagefahrten, bis dahin. Neben den
Hütten waren auf einigen 20 Pfählen eben fo viele Baͤrenkoͤpfe
old Tropaͤen glüdlicher Jagden aufgeſteckt; bie Bai wimmelte
von Salmen.
Beim MWeiterfchiffen gegen Norden (50° N. Br.) verengte
ſich das bisher befchiffte Meer, gleich einem Canal bis auf 12
bis 13 Lieues, fo, daß man beide Ufer im Often und Weften ers
dliden konnte, was jeboch der bichte Nebel, der hier die ganze
Sommerzeit vorherrfchte, felten erlaubte.
Des naͤchſte Hochgipfel der JInſel erhielt ben Namen Pie
La Martiniere, vom, Botaniker der Erpeditionz er war gruͤn
bis zur Epige, unten mit Bäumen bewachſen. Die Küftenbäche
waren an iheen Mündungen fo geftopft voll Salmen, daß bie
Matrofen fie mit Stöden erfchlagen konnten, und in Zeit einer
Stunde 1200 Stud erlegten, im offnen Meere fing man Kas
beljau (Morues) in Menge. Die Küfte war pflangenreich;z
Sellerie, bie erfie Kreffe, feit den Manila Infeln, wurde
bier gepflückt, Erdbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren
waren noch in Blüthe (22. Zuli); wenig Eichen, mehr Weis
ben, Ahorn, Birken, Azerols und Tannen. Die Küs
Renfahrt wurde bis 60° 64° N.Br., immer in demſelben Meris
dian®) der De Langle Bai (140° 2%) fortgefegtzs nach. den
Ruffifgen Karten würde die Infel auf gleiche Weife noch bis
64° fortfegen, und demnach wie La Peyroufe bemerkt, eine der
längften Infeln der u von Süden nah Norden gedehnt
140) Le beytoane Voy. l. c. T. Ill p. 4.
.*?) La Peyrouse Voy. I. c. p. 5l.
4538 Oſt-Aſien. Waſſerſyſteme. I. Ubſchn. 4 78.
feyn (jwiſchen 45 · die 54° N. Br., alſo am 120 geogr. Mellen
etwa ſo lang wie Italien).
Die Beobachtung ließ bier den erfahrnen See⸗Capltaln
ſchen fürkıen, die fogenannte Meeresſtraße, werde den⸗
noch für feine großen Seeſchiffe nicht paſſirbar ſeyn; je weiter
gen Norden, deſto feichter wurde fie und nahm die Natur
eines gefchloffenen Golfes an. Die Käfte der Infel, zur
dechten, hatte die Berge verloren, war zu Niederland herab
gefunfen, zeigte nur noch Flaͤche mit Dänen überzogen, bis
Ganbbinten gtihen. Am 23. Juli Abende, 2 Lleues vom Ufer
ab, gab die Eunde nur noch 24. Braffen Tiefe, am 24. Zull
nur noch 18 Wroffenz mie jeder Lieue nahm Die Sertiefe
um 3 Broffen ab, der Seeb oden erhob ſich auf gleiche Weiſe.
Nach dieſer Progreffton konnte das Eude des geſchloſſenen
Golfes nur noch 6 Lieues fern fern. Wirktih demerkte mar
au keine Strömung im Merre, die Stagnation de
Waſſer lieh darauf zurüudfchließen, dap Bein Canal im Now
den zum Dchoglifchen Meere führe.
Am 26. Juli, bei nur noch 9 Braffen Tiefe und anhalten
den Südwinde, ber ſchon feit einem vollen Monat heftig
wehte, feine Wurzel im Chinefifchen Meere hatte, und die Ruͤck⸗
kehr der Schiffe gegen Süden gänzlih zu hindern, babel
aber dem Schiff bei feiner weitem Nordfahrt zu gefahrvoll zu
werden drohte, beſchloß La Peyrouſe die Ruͤckkehr, und lief
quer über den Golf in bie mächfte bequeme Bai ber Küfte des
Sontinents ein, um fein Schiff, nach langwieriger Kreuzung im
Tatariſchen Kuͤſtenmeere mit friſchem Waſſer und Holz zu vers
fehen. Er chat wohl daran, ungeachtet die Recognition des Nord⸗
endes vom großen Golf unvollendet bileb3 denn fein Best, daß
ee bei der Umkehr ausfeste, um noch weiten gegen Norden zu
fegein, fand ſchon nach einer Stunde Fahrt nur noch 6 Braffen
Seetiefe, und Echrte in ber Uederzeugung, daß an Beine Durch⸗
fahrt fie große Seeſchiffe zu denken fey, immer in Nebel gehüllt,
aus jener gifahrvolien Situation zum Hauptſchifſe zuräd.
Die neuentdeckte Bai ber Küfte des Continents iſt de
nordlichſte dort befuchte Punct deffelben, und der Mündung
bes Amurfisome am meiften vom Süden ber genaͤhert; fie er⸗
hielt den Namen Baie de Caſtrieso), Tiege unter 51° 29
20, La Peyrouss Voy. 1. c, T. TIL, p. 56.
Tarakai, Meſtkuͤſte nach La Peyrouſe. 459
M.Br.,.139° 41 D.E; v. Par. Ihr im Shen, 200 Llexes ante
feent, glaubte a Peyrouſe, damals noch, ſey die naͤchſte Quer⸗
fraße, die Sangar Straße, das einzige Thor, um aus ber
geſchloſſenen Japamifd) s Rorsanifchen See in den freien Dream
zuruͤckzukehren; er fand aber, nachher, ſchon in der Hälfte dieſer
Diſtanz, ein näheres Thor, die La Peyroufe Straße zwi⸗
ſchen der Tſchoka und Deffo Inſel (Defo oder Petſo, bei
Kiaprorh nah Japaniſcher Schreibart) auf, die er damals
noch für zufammenpängend hielt. Die Cinnahme von Waſſer
and Holz, die Berichtigung der Gerubsen, die Aufnahme bes
Mai machte In der Caſtries Bal einen etwas längerm Aufs
enthalt nochwendig Wie iſt die einzige wahre Bai, weiche an
dieſem Geſtade gefchen ward, mis Geetitfe von 12 bie 16 Braffen
allmaͤlich gegen ihre inneres anſteigend; dieſer ganze Sergrund
iſt mie @& eetang (Fucıs) bewachlen, der dem Waſſer die ſchoͤnſte
grüne Fatbe gab. Zur Seite der Bai eine große Wucht, in der
ren Hintergrund ein Tatatiſches Dorf ſich zeigte. Nach Bere
lauf von 2 Stunden, ale Ebbe das Waſſer zuruͤckzog, war biefe
große Buche die gegen das Dorf bin zur grimen Fucus Wiefe
Berworden, darin die Galmen emporfprangen, bie ein reißender
Gebirgoſtrom hberbeiführte. An demfelben Tage wurden über
2000 Stuͤck diefer koͤſtlichen Fiſche, im Angeſicht der Dosfbrwohs
ner, erlegt, bie, der Unerſchoͤpflichkeit gewiß, dem Fange ruhig
zu fahen.
Die Naturforfcher dee La Peproufefchen Erpedition fanden
Bei ihren Wanderungen um bie Bai faſt kautee Producte der
Seuerbildung 8), dichte und poröſe, rothe Laven,
graue Baſalte in Zafeln und Kugeln, und Trappgeſtein,
das ihnen in jene Laden durch Schmelzung umgewandelt ſchien,
den Crater konnten fie aber in jener kurzen Zeit nicht ermitteln,
Die Erde ſchien in der Tiefe noch gefroren zu feyn (28. Zul),
und vielleicht gar wihe anfıutbaum, Die Temperatur bes
NQuellwaſſeré bei deſſen Cinlabung, wer nur 13 Grad über
Dem Gefrierpunctt, die der Bäche nur 4° Waͤme, bei 16° Luft⸗
trmperatım. Diefe nur momentane Waͤrme entfaltet bie Weges
tation, dringt aber nicht in die Tiefe. Die Vegetation war nice
weiter entwidelt ats fie In Paris 2 Monate früher, Mitte. Met,
zu ſeyn pflegt, Erdbeeren und Himbeeren bilühten ef,
&t) La Peyiouss Voy. I. e, T. M. p. 75.
&
486 Dft-Afien. Waſſerſyſteme. J. Abſchn. $. 78.
Kebuannisbeeren fingen an fi; etwas zu röthen, &elferie
und Kreffe waren fehr fparfam; bie übrigen Pflanzen fchienen
von denen ber füdlicher gelegenen Baien bes Continents, Ter⸗
way und Suffren nicht verfchieben zu feyn. Nur Wurzeiges
wächfe gaben den Einwohnern Nahrung, Anbau fehlte ganz.
Db die Europäifhen Saͤmereien, welche Collignon bier außs
fäete, gebichen feyn mögen? Die Jäger erlegten nur Rebhuͤh⸗
nee, wilde Enten, Kormotane, einige neue Arten won
Gingvögeln, einen azurblauen Stiegenfänger ; aber biefe Familien
dee Vögel waren fehe fparfam zerfireut, die Natur fchien erſtarrt,
wie der Anblid der Wälder dunkelſchwarz; wenige Raben,
Adler und andere Raubvoͤgel zeigten ſich. Die Kormorane
und Seemöven, die anderwaͤrte gefellig in großen Schwärmen
die Ufer bedecken, faßen bier nur einfam auf den Klippen zen
ſtreut. Nur die Uferſchwalbe (Le Martinet) ſchien hier gang
zu Hauſe; ihre Neſter bedeckten die Felsgehaͤnge am Meeresufer,
und dieſe, wie die Rauch ſchwalbe, weiche auch hier ſich zeigte,
bemertt La Peyrouſe, erfhienen ihm ats die etwa allgem eins
ſten über die Erde verbreiteten Vögel, weil er fie bisher überall
“
vorgefunden. Das Meer war belebt von einer großen Menge
von Seebewohnern, blättzige Aufternarten von den fchönften
Karben, weingelb und ſchwatz, bedediten die Klippen, Kamm
mufcheln, Chamiten, Bucciniten, und andere ſchoͤnfat⸗
bige Conchilien fifchte man auf; bie und da zeigten ſich —
Seehunde.
In dem Dorfe wohnte ein Voͤlkchen, das ſich ſelbſt Dre
tſchys (Oro tfhon, d. 8. die Rennthierturgufen f. ob.
©. 444) nannte, alfo vom. Zungufenflamme war, und fes
nem füdlichen Nachbarn den Namen Bi tfchy6 gab, was auf
an den Namen erinnert, weichen bie Sibirifchen Tunguſen fi
felbft zu geben pflegen, Byes2). Wis hieher find alfo bie mehr
infularen Yin o?6 nicht mehe verbreitet, und auch diefe Tungu⸗
fifhe, Anſiedlung ſcheint nicht viel weiter fübwärte, als 7 bie 8
Lieues, nicht über die Sige jener Bi tſchys hinaus fich verbrei⸗
tet zu haben. Don biefen legten wur eben eine Partei in 4 Pis
soguen im dieſer Caſtried Bai gelandet, ſie wurden ſpaͤter auf⸗
geſucht.
63) Asia Polyglotta p. 289.
Tatarenkuͤſte Orotſchys nad La Peyrouſe. 461°
Die Drotfhp6°?) hatten ihr Sommerborf auf einer
ebenen Landzunge ber Bai aufgefchlagen, ungemein günftig zum
Fiſchfang gelegen, mit dem fie befhäftigt waren. Ihr Oberhaupt,
ein wohlwollender Greis, warf fi zur Begrüßung bee Fremdlinge
nach Chinsfifcher Art zus Erde, führte fie: ohne Scheu in die
Hüste zu feiner Famille, breitete Matten zum figen aus, fegte
Salmen und eine Kornart (wie es fchien eine Hirſe) als
das Koſtbarſte in ihrem Beſitz zur Speife vor, weil biefe ihnen
durch ein Volt, das 7 bis 8 Tagereiſen aufwärts am Gaghalin
wohne, Mandſchu heiße (beide Worte ſprachen fie wie bie
Sranzofen aus) und mit Chinsfen im Verkehr fiche, zugeführt
werde. Don jenem &trome feyen auch fene 4 Piroguen ber
Bitſchys gekommen, und hätten Nankins und Korn mitge⸗
bracht; dieſe mochten fie für Fiſche, Oehl, Bärenfeite,
Elennhaͤute, Eichhornfelle, Hundefelle eingetauſcht ha⸗
ben, letztere bie einzigen Quadrupeden, yon denen mon bier Spus
ven des Vorkommens bemerken konnte. Salmenfa ng sum
Trocknen bes Wintervorräthe war ihre Hauptbefhäftigung, und
Fiſche bie Hauptfpeife der Menfchen, wie ihrer Hunde, die ihnen
wahrſcheinlich im Winter zum ziehen leichter Schlitten bienen,
Ihre Sitten ſchienen nichts eigenthuͤmliches vor denen ihrer con⸗
tinentalen Stammesvertwandten voraus zu haben, Mn paar große
Schnitzwerke an den Deden ihrer Hütten ſchienen Idolencultus
zu verrathen, das Auffchreiben ihrer Vocabeln machte fie aͤngſtlich,
als ſey es Magie. Sonſt herrſchte Gutmuͤthigkeit und Vertrauen
vor, denn ſie ließen ohne irgend eine Unruhe die Fremdlinge ſelbſt
in das etwas entfernte, aber ganz leer ſtehende Winterdorf- gehen⸗
das auf einer Berghoͤhe, am Eingange eines Waldes, lag, aus
8 gut meublicten und beſſer gebauten Hätten als das Sommers
Lager beſtand, auch von den Grabſtaͤtten wehrten fie nicht ab, bie
häufig hie und da am Ufer flanden, und mit Pietaͤt von ihnen
erhalten zu werben pflegen. Ihre Weiber find bei ihnen geachtet,
und waren beim Abfchluß jedes Handels gegenwärtig; fie verſte⸗
ben die Kunft, gleich jenen Yupi ta tfe (f. oben S. 447) aus
gegerbten Fiſchhaäuten, zumal von Salmen, fic weiche,
ſchoͤn gefärbte Kleider zu bereiten; nur Salmen von. 30 bie
40 Pfund Schwere können dazu dienen, die im Juli gefangenen
wogen alle nur 3 bis 4 Pfund, waren aber.von der größten Des
29 La Peyrouse Voy. l. © T. I. BR 61.
402 DeAfen. Wailefofime. . Afän. 78
licateſſe. Kleinheit der Koͤrpergeſtalt, faſt alle unter 4 Fuß
10 Zoll, ſchlanker Ban, ſchwache aber ſchneidende Kinderſtimmen,
vorſtehende Backenknochen, kleine ſchiefgeſchligte Triefaugen, brei⸗
ter Mund, platte Naſe, kurzes, faſt bartlofes Kinn, langes Haupt⸗
haar war allen Bewohnern dieſer Anfiediung eigen.
Als man die Fcrempdiinge‘*) der Piroguen befcagte, nann⸗
ten auch fie die grgemüberlisgende Inſel Tſchoka. Be eine
Beichnung derfelben nahmen fie aber das Biel'und zogen eine
Rinie von ber Jaſel zum Lontinent, undgaden dadurch,
daß fie eine ihrer Piroguen über den Sand ſchoben, zu verflchen,
daß fie außerhalb der Flußmuͤndung des Amur ihre Embarcation
auf gleiche Weife stur duch Fortſtoßen ihrer Piroguen
über die Sandbarré gemacht, welche, demnach, hier die
Snfei mit dem Gontinente verbinden Sie ziffen zus
glei noch Seetang aus dem Meere und legten dies auf dem
Sand, dadurch andeutend, daß die Barre noch mit Fucus bes
wachſen ſey. Slie waren eben von daher geichifftz in ihre Aus⸗
fage ließ ſich kein Zweifel fegen. Der verfchiedene Bericht der
Aino’e in der Bai De Langle mochte auch richtig fen, Ins
dem bei Fluthzeit das Meer dort feine Paffagen bhaben mag, bie
für ihre fladen Piroguen noch hinreichend zuc Durtfahrt find,
Ba De,roufe hielt «6 damals feinen Zwecken unangemeſſen,
bei fo entfchiebenen Ausfagen feine Schiffe im feichten Gewaͤſſet
6 Tatariſchen Golfes, wie er ihn nun nannte, länger dem
Gefahren der heftigen Suͤbwinde autsufegen, und ec verließ ibn,
um die Shpfpige des Worlandes Tſchoka, fo bald ale möglich
a deublieen, wo er die La Peyroufe Straße entdedte.
Was damals in Beziibung auf diefen neuentdbedten
Golf nur Bermuthung dei Dem ungluͤcklichen Seecapitain blieb,
ber nicht nach Guropa zurüdkehrte, das wurde, nur 10 Jahre
ſpaͤter, buch die Seefahrt Capt. Brongbton’s (1797) zus
Gewißheit erhoben, und 1805 durch v. Rrufenflern aud von
"den Nordſeite ber beſtaͤtigt.
Bro ughton's Schiffe fegelten ebenfalls an der Wefltäfte
wer Inſel Zefe *3) von Güden gegen Norden hin, und erreich⸗
8%) La Peyrouse Voy. 1. c. T. —— 72. 86) Capt. W. R.
Broughton Voyage de Decouvertes dans la Partie septentrionale
de l’Ocean Pacifique 1795 - 17986. Trad. frana Paris 1807. 8
T. IL p. 173 — 177.
Tarakai, Tatariſcher Golf nah Broughton. 493
gen ebenfalls, fenfeir 45 bis 46’ R. Br., die Weſtkuͤſt⸗ der Tafel
Aſchoka (Tarakai), ohne irgend einen. Namen derfeiben zu
fennen, noch genau zu wiſſen, was «6 für ein Land ſey, ba alle
Karten, bie fie bei ſich haaten, darüber damals noch in Unfiden
heit ließen, und die Zapanifche Seekarte, die ihr Wegweiſer war,
ierige Daten enthielt. Des hoͤchſt ungünfiigen Wetters ungeach⸗
tet, weiches zwifchen den angegebenen Parallelen keine rüufte ger
gen Dften genau erforfhen ließ, beurtheilte Capt. Broughton
doch ganz richtig, aus mehreren Umflünden, daß hier eine Que r⸗
ſtra ße (La Peyrouſe Detroit) gegen Oſten führen mußte, und
wirkiih war auch das Suͤdende einer nördiihen Inſel dee Far
paniſchen Karte unten 46? angegeben, Vom Hten bis 15ten
September °°) fegelte das Schiff immes an dee che «infocmig
von S. nach N. ziehenden Weftlüfte von Tſchoka bin; man
fah nus wenige Borfpsünge derſelben, im Diten, landen, von
Zeit zu Zeit hohe Berge. Wei vorgerüucter Jahreszeit und ſaten⸗
gerer Kälte erblidie man gegen 49° M. Br. die weltliche Con⸗
tinentalsKüfte ber Tatarei. Hier nahm bie Höhe de—s
Inſel zur rechten Hand ab, und wurde flah, eben ſo verrin⸗
gerte ſich bie Meerestiefe, und brachte auch Broughton auf
den Gedanken, daß ſich die vermeintliche Inſel dem. Continente
anſchließe, und feine Fahrt in einem Golfe fortfcherite, aus dem
er gegen Morden feinen Ausgang finden werde, alfo zuruͤck⸗
kehren müfie Da das Fahrwaſſer ſchon bis auf 14 Braffen abe.
genommen hatte, zog er die Uederfahrt gegen Weſten zur
Katarlüfte vor Hier fand er, am 14 September, nordwaͤtts,
bald nur noch 3 Brafien Tiefe; direct gegen Norden [abe man
nur die verlängerte Niederung, nicht höher als das Meer⸗
niveau, aber eigentlich kein Land, obwol zu beiden Seiten in D.
und W. die Küften; auf dieſer letztern erhod ſich hie noch ale
Bignal, ein Kegelberg. Hei 4 Braffen wurde der Antır aus⸗
geworfen, mit dem Elsinen Fahrzeug, das nur 9 Fuß ticf ging,
noch 8 Merten weiter nordwaͤrrs geſteuert, als La Peyroufe
vordrang. Der aͤußerſte beſchiffte Punct war, am 16. Sept,
bis 51° 85° 7° N. Br. bie man Beine volle 2 Braſſen mehe hatte.
Eine 3 bis 4 Meilen siefe Bat, die Chapmans Bali, wurde
genau unterfucht, alle Seiten beftanden aus rothen und weißen
Klippen, niederen und- üben Ufern. Eine Stelle, wo fi neh
®*) Brougkton Voy. Le. T. IL p. 177 — 180.
454 Oft- Wien. Wafferfofteme. I. Abfhn- $. 78,
. eine Tiefe von 4 bis 8 Wraffen zeigte, machte den Maſter des
Schiffes, Chapman, glauben, daß «6 body noch eine Paflage
geben könne. Aber dee Sapitain überzeugte ſich bei feiner Aus
Herften Nocdfahrt, die ihn wegen Ewichtigkeit zur Umkehr noͤ⸗
Khigte, von Gegentheil. Ganz deutlich erblidte er gegen N.D.
nirberes Land, mit vorliegenden Sandbaͤnken, bie theils trok⸗
Pen lagen, an denen theils die Wellen ſich brachen. Erſt dahin⸗
ter, In weiter Gerne, ragte ein hohes Land herbor (wol das im
Morden der Mündung des Amurſtromes). Der völlige Mangel
einer Strömung entſchied, fagt Broughton, baß bier Feine
Durchfahrt 57) ſtatt finden könne, aud Erin bedeutender
Fluß einmünde: dennoch fügen wir hinzu, müffen die oben
genannten 4 Piroguen der Bitfhy6 eben wol. bier, auf bie
von ihnen felbft angegebene Art burchpaffict feyn (f. ob. S. 462).
Die Stellung war auf fo ſeichten Grunde gefahrvoll, die Aequi⸗
norien waren nabe, von Einwohnern bemerkte man keine Spur,
"bie Umkehr wurde alfo er unb zwar entlang der Küfte
des Continentes.
B. Entdedung der Südkuüſte von Tſchoöka ober Ta⸗
rakai, Cap Erillon und der Aniwa Bali dur La
Peyroufe (1787) und A. 3. von Krufenftern (1805).
Die genauere Erforfchung der Tatariſchen Küfte im jener
Gegend wurde durch das böfe Wetter gehindert, bei der Ruͤckfahrt
gegen Süden aber, unter 45° 15 N. Br. ein Pic de Lange
auf einer andern füdlichern Inſel entbedt, und bald darauf, im
MD, derfelben,, unter 45° 57’ N. Bt. das Suͤd⸗Capss), mit
‚ welchen die bither Tſchoka, oder Saghalin genannte In:
fel gegen Süden ihr Ende findetz es wurde Cap Crillon,ge
nannte. Nun erſt war die öftlihe Durchfahrt, zwiſchen 45 und 46°
Breitenparallel gewiß, die den Namen Detroit be La Pey⸗
rouſe erhielt, und die higher die für eins gehaltene Infel in zwei
"Zheile theilte, deren nördlicher, nun, als Otu Defo, d. 5.
Hoch⸗ oder Nord: Mefo 59)-der Iapanifgen Karten erkannt
wurde (Üdentifch mit Tarakai), der [übliche als bie Jnſel
Defo, derm ——— auch me genannt, durch bie
87) Capt. en ve: Le T. U. p. 193. 7— La Peyrouse
Voy. LcT. 5°) La Peyronuse Voy. l. c. T. IL
p. 83, 114; v. —— Reiſe a. a. O. Th. I. ©, 63.
!
⸗
Tarakai, Suͤdkuͤſte, nah La Peyrouſe. 465
Sangar⸗Straße (unter Parallel 41°. bie 4° N. Br.) von
dem Mordende Japans geſchieden if. Drei große, gegen ben .
Morden lang geſtreckte Infeln ſchließen alfo bier die Tatarifche
und Korean See ein, welche im Süben bie Sapanifche See ges
nannt wurde, im Norden aber unbelanunt gewefen war, und fich
nun als tiefer Golf erwieſen zu haben fchien. Mur von dee
noͤrdlichſten biefer 3, fol hier, noch ferner, als einer zur
Gliederung bes Continentes gehörigen, die Rebe ſeyn.
Die Beſteigung 60) der hoͤchſten hervorragenden Spige des
Cap Crillon beftätigte da6 Vorhandenſeyn der Querſtraße,
wie ber ſtarken Meeresfirömung, welche aus dem offnen
Ocean durch diefelbe gegen ben Welten bereinbrang. An den.
vorliegenden felfigen Inſeln bes Caps bricht fih die Fluth mit
großer Gewalt; eine derſelben 4 Lieued vom Gap wurde La
Dangereufe genannt, noch hatte die Fahrſtraße, bei etwa 10
bis 12 Lieues Breite, nur 3 Braſſen Tiefe; aber kaum war
diefe Elippige Pforte boubliet, fo trat das Schiff fchon in tieferes
Meer, die Sunde gab 50 Braſſen, man war im Ocean; bie hef⸗
tigen Strömungen mäßigten fih, und gegen Norden öffnete
fi, öftlih vom Cap Crillon, im Halbmond bie große Bat
Animasl) welche im Oſten durch ein zweites Vorgebirge, das
Gap Aniwa, ſich begrenzt zeigte. Diefe Gegend war fhon aus
früheren Fahrten Holländifcher Schiffer befannt, auch murde fie '
fpöter duch v. Kruſenſtern genauer erforfhe. Wir führen
zur noch La Peyroufes Nachrichten über die Bewohner
des Südendes der Tſchoka Infel, am Cap Erillon, an.
Sie waren bie erfien Infulaner, welche auf dem Schiffe ber
Fremdlinge einen Beſuch machten, früher hatten bie Anwohner
des Zataren Golf zu beiden Seiten beffelben gar Leine Neugier
gezeigt, die großen Schiffe, wahrſcheinlich die erflen die zu ihnen
kamen, zu befehen. Die jegigen Säfte wurben bald vertraut; -
Tobak und Branntwein hatten für fie ben größten Reiz. Ale
einer ber Aelteften unter ihnen mit einer Flaſche Branntwein
beſchenkt wurde, fchüttete ee exft ein paar Tropfen in das Meer,
mit dem Bedeuten, daß dieß dem Höchften eine Libation fey.
Von Geſtalt, fchildert fie La Peyrouſe, Eräftig, regelmäßig ja
ſchoͤn gebaut, die Haut fhwarzbraun, wie bei den Anwohnern
*°) La Peyrouse Voy. I. « T. III. p. 90 etc. 21) ebenbaf.
pP 93. etc.
Ritter Erdkunde IV. &g
466 Dft:-Afen. Wafferfofteme. I. Abſchn. $. 78.
der Berbertüfte, Arme, Hals und Rüden bei allen vollhaarig,
der Bart bis zur Bruſt berabhängend, von Benehmen ernſt,
amd’ nur in ihren Bitten um Gefchente zubringlich, ohne im ges
zingften eine Spur von Dankbarkeit für das Gegebne zu zeigen,
obmwol man nur zu gern von ihren Salmen :Vorräthen gekauft
hätte, für bie fie aber zu enorme Forderungen machten. Die
Sceube Über die Entdedung der Querſtraße, meint LaPeproufe,
hätte damals die Sranzöfifchen Schiffer zu generoͤs geflimme, doch
fed ber Unterfchied des WBenchmens diefer Infulaner und
der großen Befcheidenheit jener Orotſchys zu auffallend geweſen,
die fo Angftlich in der Annahme der Gefchenke waren, um nid
zu viel Verpflichtung auf fi zu laden. Jene ragten hinſichttich
der Moral fo weit über dieſe hervor, meint er, wie diefe jene
in Hinficht ihres tüchtigen. Körperbaues, ihrer robuften Natur,
ihrer Induſtrie übertrafen. Obwol von 2 verfchiedenen Racen,
jene Zungufen, biefe unftreitig Ainos ®@), hatten fie doch
gleiche Lebensart, gleiche Art des Baus ihrer Hütten mit rohen
polen darin und ber Piroguen,. beide ohne Aderland, ohne
Heerdenwirthſchaft, nur von Jagd und Fifchfang lebend, jene,
wie Samojeden und Lappen die verfommenen Kormen der Men⸗
ſchengeſtalt, gleich den verkrüppelten Birken und Fichten des pos
. ların Norbens, biefe aber, ihrem Körperban nad), felbft den
Mandſchu, den Japanern und Chinefen an Energie unb regels
mäßiger Bildung weit überlegen, fat mit Europaͤiſchen Zügen.
Ihre Kleibung war von eigenen Gewebe, Ihre Häufer reinlich, ſelbſt
elegant, twovon feine Spur bei jenen 5 ihr Hausrath faft gang
aus Japaniſcher Fabrik; mehrere hatten ſelbſt zum Lurus
lakirte Bafen in ihren Wohnungen fliehen, zu deſſen und ande
ser Beduͤrfniſſe Eintaufc von ihren füblihen Nachbarn, mit bes
nen der Verkehr nicht unbedeutend fern kann, bient ihnen ein
wichtiger Dandelsartikel, der den Ainos an ber Weftküfte gaͤnz⸗
lich fehlt, der Wallfiſchthran. Ken einziger Waltfifh®)
mar La Peproufe auf der früheren Fahrt im Tatariſchen Golfe
begeanet; aber kaum mar der Detroit La Peyrouſe erreicht,
fo zeigten fie fi in Heerden fo häufig, wie in ber Le Maire
Straße, am Feuerlande; auch Seehunde, im Oeeaniſchen Ges
waͤſſer. Das Banfifäfleifg, fagt La Peyrouſe, zerhacken fie in
*?) La Peyrouse Voy. l, e. T. IH. p. 88, 107, 100. *°) ebmb.
T. in. p. 87.
4 —
Tarakai, Suͤdkuͤſte, Aino's. 467
Stade, laſſen in freier Luft den Thran an ber Sonne audflies
Sen, fangen ihn in Körben von Borke und Schläuchen von See⸗
hundefell auf, und dieß Product giebt ihnen Reichthum. Ihr
Boden fcheint keine Metalle zu enthalten, die Franzoͤſiſchen Nas
turfoefcher fahen nur Bulcanproducte. Die Vegetation war
nicht reich, aber doc, in größerer Fülle als auf der gegentiberlies
genden Tatarifchen Küfte des Continentes. Diefe Infulaner find -
bei ihren phyſiſchen Vorzuͤgen auch tapferer als jene Continen⸗
talbewohner, deren Pfeilfchüffe zu fchwach find, km Bären und
Eiennthiere zu erlegen, daher fie ihnen nur Fallen und Schlins
gen legen. Die infularifhen Aino's laſſen fi aber auf
ihren Winterjagden in perfünlihe Kämpfe mit Bären ein, bie
fie mit Pfeilen und Keulen erlegen, und babei oft Wunden da⸗
von tragen, auf die fie. mit Stolz hindeuteten. Ihre Piroguen
find nur ausgebölte Rannenbäume, die 12 bis 15 Zoll tief ges
ben, deren jebe 6 bis 7 Perfonen hält, mit denen fie Kuͤſtenfahr⸗
ten von 42° bis 630. N. Br. zuruͤcklegen, täglich etwa ein Dugend
Lieues, ſich aber, bei Ueberfahrten abgerechnet, nie über Piſtolen⸗
fihußweite damit vom Lande entfernen, Wie fie ihren Wallfiſch⸗
fang betreiben, iſt noch unbekannt; felbft v. Kruſenſtern
ſchweigt gänzlich daruͤber, führt aber auch gar nicht an, daß fie
Waltfifhe fangen, fondern nur Wallroſſe und Seeloͤ⸗
wen. Sollte von biefen der Thran gewonnen werden, und La
Depröufe fi geiret haben? v. Krufenflernt) bemerkt, daß
aud) die Japaner, zu feiner Zeit, den Wallfiſchfang noch nicht
einmal betrieben, fo reich au das Meer vor ber Antwa Bal
an diefen Thieren fey. Auch ber Japaniſche Autor Rinfifee 65)
bemerkt dafjelbe, den Fang ber Wallfiſche verſtaͤnden fie nicht,
fehen ‚ihn aber als ihren großen Wohlthäter an, weil ee ihnen
die anderen Fiſche in Schaaten an ihre Küfte jage. Bei Befta⸗
gung über ihre Infel gaben die Anwohner der Aniwa Bai gleiche
Zeichnung von berfelben wie ihre weftlihen Stammesverwands
ten (f. oben &. 455), markirten jede Station der Kuͤſtenfahrt,
und gaben ihre Namen. Ungeachtet det weiten Entfernung, von
mehr als 150 Lieues Diftanz, von der Mündung bes Amuts
ftiuffes, hatten fie von berfelben doch, wie jene, dieſelbe ges
nauere Kenntniß, und, buch ihren Saghalin, aud von dem
52) v. Krufenftern Reife a. a. D. — 1.8.9. +) Rinsifee
bei Klapı oth. Paris 1832. 8. ©.
892...
l
468 oſt⸗Aſien. Waſſerſoſteme. LI. Abſchn. $. 7&
Mandſchus. Bon dem Saghalin®), d. i. dem Amar,
hatten alle jene umherwohnenden Völker Kenntniß, wie einft bie
Libyer vom Nilſtrom; keinem Einzigen war er unbelannt, ein
Zeichen feiner ſehr ſtarken Frequentirung, wenn fhon fein Muͤn⸗
dungsland eben fo unbewohnt fcheint, wie die Sunderbunds des
Gangesſtromes, und der Marktort ber Kinos und Mand⸗
ſchus erſt 8 bis 10 Tagereiſen aufwärts am Strome legen fol
(f. oben S. 455). Ohne biefe Communications: Ader, eine
Hauptfunction großer Landſtroͤme, und ohne bie Kenntniß ber
Mandſchu, welche hier allein mit dem Wehen bie Vermitt⸗
lex find, würden ihnen auch bie Bitſchys und Orotſchys, tie
die Zungufen und Chinefen fo unbefannt geblieben und ihnen
fo wenig von deren Waaren zugelommen ſeyn ald ben Canadiern
Nord⸗Amerikas. Denn bie Küfte der Tatarel ſelbſt ift ducch den
Amurſtrom ifoliet, und wegen ihrer unwirthbaren Hochgebirge und
Kuͤſtenſtrecken nie, ſey es aus Unkenntniß oder Politik, weder von
Japanern, Chineſen, noch Koreanern befucht, weder von
der Lande und Seeſeite. Die ganz nahe Oſt⸗Kuͤſte ihrer
eigenen Juͤſel ſchien dagegen den Ainos am Cap Crillon
gaͤnzlich unbekannt zu ſeyn. Dagegen kennen ſie wol die ihnen
ganz nahe im Süden vorliegende Inſel Defo (Chicha
oder Chüca bei ihnen genannt), von ber fie natürlich noch ber
quemer die Japaniſchen Waaren erhalten, als vom Wellen
bee durch Mandſchu bie Chinefifchen, zumal da die Suͤd⸗
fpige der Defo Infel ihre eigene Japaniſche Eolonifation
Matömape feit längerer Zeit befigt.
Die ganze Population dee Ainos am Suͤdende ber Tſcho⸗
ka⸗Inſel, fo weit biefe von La Peproufe erblickt wurbe,
Thägt ex etwa auf 3000 Perfonen, deren Sige um die Vorge⸗
birge an den Baien, zwifchen grünenden Höhen ımb Beinen Bis
hen nicht unfeeunblich erfchienen z die ganze beobachtete Populas
tion ber Tatariſchen Küfte betrug dagegen nicht fo viele Huns
derte von Menfhenz denn, die größte Anfieblung in ber Ca⸗
ſtries Bay beſtand nur aus 25 bis 30 Perfonen, indeß wol
Behntaufenhe dort ihren Unterhalt finden könnten... Das ganze
Küftengeflade, von Korea nocbwärs zur Caftries Bay,
ſcheint eine der geößten menfchenleeren Einösben de
Erde noch in wirchbaren Breiten zu fepn.
**) La Peyrouse Voy. 1. e. T. III. p. 80, 104.
Tarakai, Suͤdkuͤſte, Aino's. 460
Diefe Gegend der Erde, fo ſchließt der geifleeiche La Pey⸗
roufe 67) feine Betrachtungen, zeigt Leine große Attraction für
den Eueopälfchen Handelsgewinn; es fehlt ihr an wuͤnſchenswer⸗
then Producten und an eines zahlreihen Nation, ohne bie Eein
geoßee Handelsbetrieb moͤglich iſt; auf einer Küftenftrede von.
tanfend Seemeilen, würbe aber bier noch. Fein Schiff. von 300
Tonnen Loft hinreichende Waare zur Einnahme einer Ladung |
vorfinden innen. Bon dem Loflbaren Pelzwerk der Serotteen
was bier Hoch keine Spur; nur Sechundsfelle waren im
Gebrauch; jene koſtbare Serotter hat die Sphäre ihrer Vers
beeitung erſt weiter von ben nörblichen Kurilen hinuͤber nach Una⸗
laſchka in Nord: Amerita und Californien.
Den Namen Defo und Diu Defo kannten bie Einwohs
ner biefee Infel nicht. fie nannten ihre Infel auch hier Tſchoka,
daher La Peyrouſe diefen Namen beibehalten bat. Sowol
auf der Inſel⸗Kette der Kurilen, wie auf Yefo und
Tſchoka hielt La Peyroufe die Bewohner für einerlei 8)
Voͤlkerſchaft, die dem phyſiſchen Stamme und Her»
tommen nah unters fi gleich, aber verfhieden vom
Aſiatiſchen Continente, auch Feine Golonifation von da,
fonbern demfelben fremd ſey. Doch bemerkt Klaproch 9, _
daß die Aino Sprache manche Berwandtfchaft mit der Sa⸗
mojedifchen und anden Nord: Aftatifhden Mundarten
zeige. Auch der Sprachſtamm, bemerkt La Peprouſe fers
ner, fey, der Dialeotunterfhiebe ungeachtet, nach ben gefammelten
Vocabularien 70) Feineswegs auf Defo, Tſchoka und den
Kurilen: verfihieden, fondem allen dreien gemeinfam,.
und dies iſt duch Klaproths Sprachforſchungen beflätigt, wel⸗
her die Becabularien der Abao6, ober Kurilen 7), von
der Südfpige Kamtſchatkas (Kurilskaja Lopatka) mit
denen der Kurilen, und dee Kinos auf Yeſo und Tara⸗
Tai verglichen bat. Der. Name Aino, d. hd. Menfhen, in
ihres Sprache, legen fie ſich felbit bei; des Name Kuril kommt,
°7) La Peyrouse Yoy. I. c. T. III. p. 110. °s) ebend. p. 113.
0) Asia Polyglotta 1. c. p. 302. ?°) La Peyrouse Voy. ILL c.
P> 116—123. 7°) Asia Polyglotta p..300— 315; vergk San
okf Tsou Ran To Sets. deRinsifee, ou Apergu Gene-
ral des Trois Royaumes traduit de l’Original Japonais-Chinois par
Fr J. Klaproth, Paris 1832. 8. WVocabulaire de la Langue des
Aino, de Kamtchatka, de Tarrakai et de Yeso. p. 242 — 255.
‘
470 Df-Mlen. Wafferfofteme. I. Abſcha. '$. 784
nad Klaproths Ableitung, wahrfheintid von Kur oder Guru
ber, was auch Menſch, oder Tribus, Stamm, bedeutet.
Auch die hiſtoriſch-genetiſche Identität dieſes Völker:
ſtammes, ließe fi, troß der weiten Zerfprengung, bee
gegenwärtig über ein fo weites, ſtürmiſches Meer fo fehr
dvereinzelten Zweige beffelben, wol nachmeifen, wenn man
ihre bis dahin unvermifche gebliebene Herkunft, von ber fern
ſten Kurilskaja Lopatka, oder den oͤſtlichſten Kurilen ber
leiten duͤrfte. Auf ihren zerbrechlichen Piroguen, ſaſx La Pey⸗
soufe 72), fen zwar eine directe Ueberfahrt von 120 geogr.
Meilen, vom Kamtſchatka⸗Cap bi Tſchoka, in biefem
Meere nicht denkbar; aber doch ſey ein allmäliher Forts
ſchritt von Infel zu Inſel, von Straße zu Straße
länge. der Kurilens Kette ſehr wahrfheintih. Denn keine Dies
fee Meerſtraßen im Infellranze, von Kamtſchatka bis
Mefo, fey breiter als 11 geogr. Meilen, unb es. laffe ſich ſelbſt
auf der Pirogue diefe Strecke ſehr gut über Defo, und da bie
ganze Tſchoka⸗Inſel entlang, norbwärts hinauf, bis zur Muͤn⸗
dung des Amur zurüdiegen: fo daß felbit die Giljaeki, hier
buch, an die Ainos, Kurilen und Suͤd-Kamtſchatker
fih ganz natürlich anreihen. |
Ein befonders günftiges Geſchick wurbe diefer problematifcdhen
Inſel oder Halbinfel dadurch zu Theil, daß der große Ruffifche
Weltumſegler v. Kruſenſtern es fich zur Aufgabe fielen konnte,
die begonnene EIntdedung feines ausgezeichneten Vorgängers zu
vollenden, indem er da begann, wo diefer aufhören mußte Am
2ten Mai, 1805, lief er in die Bai am Nordende dee Inſel
Seffo (Defo, Dego oder Dezo bei Klaproth, Infu bei
Broughton) ein, ber er den Mamen Bai Romanzoff gab,.
‚neben dem Cap Romanzoff??), das er zu 45H HO"M.Br
und 218° 25’ 30" WE. v. Gr. beflimmte. Noch lag an mehs
seen Stellen tiefer Schnee, und kein Zeichen des Fruͤhlings war
merkbar, Fein Laub, Fein Sehn. In Kamtſchatka, fagt v.
Kruſenſtern, fey «6 gleichzeitig wärmer, im weſtlichen Ruß⸗
land, meint er, müffe man bis Archangel, 18 Grad nördlicher
gehen, um noch im April eine fo tauhe Natur zu finden, wie
bies Anfang Mai. Hier famen ein paar Japaner zum Schiffe,
72) La Peyrouse Voy. I, co. T. IH. p. 114— 115. ?°°) v. Kru⸗
fenfteen Reife a. a. O. Th. II. ©. 59, 69.
. Tarakai, Suͤdkuͤſte, nad v. Kruſenſtern. 471°
und drohten mie dem Ueberfalle einer Kriegsflotte aus Matfmaje
(dem Südenbe der Defo:Infel, wo eine Japaniſche Colonifation),
wenn das Ruſſiſche Schiff nicht fogleich abfegeln, würde. Wirk⸗
Sich Hatte die Ruffifhe Expedition, die kuͤrzlich erſt Japan
verlofien (am 16. Aprit 1805), und ihren Plan bafelbft ausges
fprochen hatte, zwifchen Japan und Korea hinzufegeln, die Eis
ferſucht der Sapanifchen Regierung erfahren müffen”*). Die Dols
metfcher waren beauftragt worden, ihnen die Unmöglichkeit einer
Duchfhiffung der Sangar: Straße (zwiſchen Japan und
Defo) vorzufpiegeinz fie fen ganz mit Klippen befegt, und nut
3 Sapanifche (1 Holländifdhe) Meilen breit und zu gefahrvoll.
‚Zugleih war ein fchriftlicher, Eaiferlicher Befehl für bie Ruffen
ausgefertigt, daß fie fich nirgends der Sapanifchen Küfte nähern
dürften; nur im Fall ber Noth, bei Eturm u. f. w., würde man
innen beiftehben. Dennoch hatte v. Keufenftern flillfchweigend
die Erlaubniß erhalten, die N.W. Kuͤſte von Japan behufs feiner
fihern Weiterfahrt zu unterfucdyen, dagegen mußte er verfprechen,
auf der Rüdreife von Kamtfchatla nad Rußland, Japan fich
nicht wieder zu nähern. Daher hier-an dee Romanzoff Bat
die fervile Sorge des Japaners, der mit einigen Gollegen hier
als Wächter des Handels beftelle war, und auf feinem Pos
ſten weber.ein Geſchenk, noch auch nur einen Japaniſchen Sakky
(ein beliebter Echnap6) anzunehmen überredet werben konnte, um
feiner Beamtenwürbe nichts zu vergeben. Er gab folgende geos
graphifche Ausfagen.
Den Diftrict, wo er feinem Doften an ber Mordfpige von
Defo vorftand, nannte er Nogamdbu (oder Notfambu, ſprich
Mofjabu nach Klaproth) 75), einen füdlichern von da aber Soya.
Das Infelhen im Welt, mit dem Pic de Langle, melden
La Deyroufe irrig für einen Berg auf Peſo angefehtn hatte,
die aber ſchon Broughton als das Infelhen Timo Spi ’°),
und ihr flacheres, noͤrdliches Nachbarinfelhen als Ti⸗Shi ers
kannt hatte, nannte ber Japaner Rii Shery und Refunis
Shery. Ihre früher irrig angegebene Lage hatte v. Krufens
ſt ern berichtige 77), auf 45° 11’ N.Br., 218° 47° 45" VE. v. Sr.
Die vorliegende Straße, meinte der Japaner, fey keine 5 geogr.
74) v. Keufenftern Reife a. a. O. Th. IL. S. 8, 75) Des Ja⸗
paners Rinsif6e San Kokf Tsou etc. I, c. p.183. *) Brough-
ton Voy. l. c. T. IL p. 174. 17) 9, Krufenſtern Reiſe a. a.
O. Th. U. S. 75.
472 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. L Abſchn. $. 78.
Meilen (18 Seemeilen) breit, und Defo eben fo weit von ber Ins
ſel Rarafato 3) entfernt, weiche fie ſchon ſehen wuͤrden, men
‚der Himmel nur beiter würde. — Dies war zum erflen male bie
Trennung biefed Namens, der in Tapanifhen Karten und Bes
fchreibungen mancherlei wechfelnde Anwendungen erhalten hat.
Hier unftreitig war Karafuto tdentifh mit dem von La Pey⸗
rouſe genannten Tſchoka. Auch im Norden von Karafuto,
fügte der Japaner, fey wieder ein Land, durch eine enge Strafe
von dieſem Karafuto gefchieden. Seinem Dafürhalten nach, ſey
Karafuto nur halb fo groß wie Yeſo, doc kenne er dem
- nördlichen Theil defielben, ben bie Ainos Sandan nennen folls
ten, nicht, weil die Japaner nur deſſen füblihen Theil genaner
unterſucht hätten. Da fey eine kaiſerliche Wache; auch zeigte ex
die Lage von Matsmaye (im Süd), und nannte gegen N.O.
4 KRurilen Snfeln mit Namen (diefeiben wie Larmann im
J. 1792), welche auch noch zu Japan gehörten. Mod, anbere
. Caps, Fluͤſſe u. f. w. nannte er, mit Namen, bie man auf Sas
panifchen Karten findet. Die urfprünglihen Bewohner diefer Ins
fein, die bei den Ruffen haarige Kurilen heißen, fagte ber
Japaner, nannten fich felbft Aino, fie bewohnten aber nur bas
Nordende der Infel Yeſo ’9), denn das Südende hätten bie Ja⸗
paner in Matsmapye innez unter DEu Yeſo, d. i Groß
Defo, d. i. ber Nord⸗Inſel, verfländen diefe Ainos bie fädlichen
Kurilen.
- Meder bier, noch fpäterhin in der Aniwa Bali, waren, yadı
v. Keufenflerns Erkundigungen, die von La Peyrouſe es
kundeten Namen Chica oder Tchoka befanntz biefes Tchoka
bezeichnet baher vielleicht nur die Weſtkuͤſte, mit ber De Langle
Bai, Karafuto das Sübende mit der Antwa Bali, Sans
ban bei den Ainos nur das Nordende derfelben Inſel, welche bei
dem Ruffifchen Sercapitain den frühern Namen Sachalin beis
behalten bat. Er erfuhe noch von dem SSapanifhen Handels:
inſpector, daß die Aino6 ber Nordſpitze Defos nur Fiſche,
ſchlechtes Pelzwerk, Fuchs und Wolfsbälge liefern koͤnn⸗
ten, dagegen Pfeifen und Taback, Reis und Hausgeraͤth, allerlei
tackitte Waare von den Japanern eintaufchen, baß biefer Markt
10) 9, ala ar Reife a. a. O. Th. I. © 66. 75) ebend.
©. a 3 NR in San Kokf Tsou ete. ed. Klaproth Not.
p- une
Zarafal, Guͤdkuͤſte, nach v. Krufenftern. 4173
der nur Im Sommer gehalten werde, und baß er ſelbſt, der Han⸗
deibinfpector, dann den Winter zu feiner Kamille in Matsmaye
zuruͤckkehre.
Doch wir ſegeln mit v. Arufenſtern über die Meerenge
La Peyrouſe, die fih in der Mitte zu 50 Faden hinabſenkt,
om Kap Erilton vorüber, in die fhon früher von Holländern
befuhte Antwa Bay, auf deren Klippen eine Menge von
Waltroffen gelagert, die Ankunft der Schiffe mit entſetzlichem,
mweithintönendem Geſchrei verkuͤndeten. Dieſe tiefgehende Bai
Aniwa (Tamary Anima)®) wird von den zwei Suͤdenden
des langgeſtreckten Tar akai halbmondfoͤrmig umgeben, bie im
das Cap Erillon im W., und Cap Aniwa im O. (a60 2
I M.Br., 216° 29 40” W.L. v. Gr.), wie ein paar ſteile Fels⸗
hörner, auslaufen. In dem Innern diefer großen Bai liegt an
der Weftfeite in ber größten Tiefe dee großen Bucht eine kleinere,
welcher v. Arufenftern den Namen dee Salm Bai oder der
Lachsforellen Bai gab, mit einer Factorey der Japaner (46°
43 M. Br.). Nur wenig davon entfernt, an einem kleinern, aber
wie es fchien 'geficherteren Hafen, liegt die große Factorey, das
Hauptetabliffemene der Japaner Tamary Anima (46° 36
N.Br., 217° 08 25" WR. v. Sr). Diefe Beflimmung und
Entdeckung gehört ganz dem Nuffifchen Sercapitain an. Dusch
ihn erfahren wir zuerſt, daß die Sapaner ſich auch bis hierher
ausgebreitet haben.
Die Weftfeite der Aniwa Bat ift, nach ihm, fehe gebir⸗
gig 81), und war damals noch fiellenweis mit Schnee bedeckt. An
dee Salmbai ſahe man ein Japaniſches Dorf, und davor lag
ein Japaniſcher Einmafter, mit gedöreten Sifchen beladen.
Der FJapanifche Schiffer wiederholte, auf Befragen, diefelben geo⸗
geaphifchen Ausfagen wie jener Japaniſche Handeldinfpector 3 nur
bemerkte er, ein Schiff, das 7 bis 8 Fuß tief gehe, könne im
Norden von Sandan den Canal nicht mehr pafficen (f. oben
©. 464). Die hiefigen Sapanifhen Beamten, fagte ex, dienten
zur Beauffichtigung des Handels mit den Ain os, um diefe vor
Bedruͤckungen zu ſchuͤtzen. Aber ein auf die Kurilen verfchlages
ner Japaniſcher Schiffer verficherte 92), fpäterhin, der hieſige Han⸗
del fey für Nord⸗Japan ungemein mwidtig, weil ee diefen Sinfels
59 v. Kruſenſtern Reiſe a. a. O. Th. n. ©, 75, 88, 108.
22) ebend. ©. 82. 22) chend. ©. 56.
a
474 Di: Ufßen. Waſſerſyſteme. I. Abſcha. $. 78.
theit mit feines Hauptnahrung, ben getrodineten Fiſchen, verſaͤhe;
feüherhin fey der Handel dahin frei geweſen; erſt feit Jahren
babe die Regierung bdenfelben als Monopol an fich geriffen, und
dabei fo babe Preife geſtellt, daß die größte Unzufriedenheit des
Volkes in Nord⸗Japan fich deshalb geregt habe. Die Infpection
batte alfo wol noch andere Abfichten, obgleich v. Kruſenſtern
die milde Behandlung der Ainos ducch die Japaner rühmt Wirk
lich waren die Japanifchen Wohnungen alle erft neu angelegt.
Bei. dem Befuche berfelden an der Salmbai ſahe man 8 Pad:
haͤuſer an einem Fluͤßchen erbaut, und mit trodnen Fiſchen, Salz
und Meis gefültt. Die Sapanifchen Dffieiere waren. bei der Ans
kunft der Fremdlinge in die größte Furcht gebracht, noch zitterten
fiez fie fuͤrchteten unfteeitig einen Ueberfall. Nur einige 20 as
paner und etwa 50 Ainos waren um fie verfanmelt. Im Fluͤß⸗
chen lagen 10 große Flachboote, in ber Mühe fahe man nur wes
»lg Hütten der Kinos. Der biefige Handel foll jährlich 10 bis
12 Japaniſche Küftenfohrer iu 100 bis 120 Tonnen Laſt bes
ſchaͤftigen.
Aber in dem Senachbarten Zamary Aniwa ſcheint ber
Dauptfig des Japanifchen Handels zu ſeyn, mit einer beden⸗
tenderen Factorei; dort ſahe man über 100 Häufer der Ainos,
und mehr als 300 derfelben waren mit Reinigung und Dörsung
der Fiſche befchäftige. 5 beimaftete, Keine Fahrzeuge, und 1 gros
- eb, auch ˖ fehr viele Laftboote Lagen im Hafen, der zwar klein aber
Sicher iR. Das Thal der Colomifation war lieblicher wie andere
Küftenflellen 5 die Dfficiere waren bier von vornehmerem Range
old in der Ealmbatz denn fie. trugen jeber 2 Degen, an jener
jeber nur einen. Auch waren fie keineswegs in Schrecken gefeht,
und zeigten fich fehr gaftlich gegen bie Fremdlinge.
. Die Baien wimmelten von Wallfiſchen, deren Zahl fo
groß war, daß die Ruffifchen Schiffe nur mit Vorſicht in biefels
ben einlaufen mußten; noc mehr nahm ihre Zahl im Dflen ber
Patienee Bai zu Wahrſcheinlich wärbe hier auch der Caches
lot großen Gewinn geben, wenn bie Japaner fi auf den Se
. diefee Seerieſen legen wollten, was fie bisher nicht gethan, da
Doch deren Probucte wie Wallrath und Amber in Japan
Sehe boben Werth hoben, Die Ufer waren reich an Aufterm,
Krebfen, Fiſchen. In beiden Factoreien wurden über 400 Ainos
allein mit dem Reinigen der Fiſche befchäftigt; man brauchte zu
ihrem Gange gar keine Mühe anzuwenden, ſondern fchöpfte fie
l
Tatakai, Suͤdkuͤſte Aniwa⸗Bai. 475
nur wenn bie Ebbe eintrat mit Eimern, fo ungeheues war ihre
dichtgedrängte Menge. Daher die Benennung ber Salmbai.
Zu beiden Seiten des Flußufers erhoben fich die fchönften Kichs
tenmwälber, welche gutes Bimmerholz zum Häuferbau und zu
dee Schiffswerfte lieferten.
Für eine thätige Europäifhe Colonifation, meint
v. Kruſenſtern, würde diefe Localität ungemein geeignet feynz
mit einem Magazin Europdifcher Waaren würde von bier aus
dere Handel mit Sapanefen, wie mit Chinefen, leicht ins Werk
zu feßen ſeyn. Fiſche und Pelzwerk find diefen fo unentbehrlich
geworden, baß +6 hier an einem Markte dafür nicht fehlen koͤnnte,
su dem Europäifche Waaren hinzukommen müßten, mit denen
fi) dann aud) Kamtfchatla, von hier aus, am leichteften verfehen
tönnte, obwol diefes, außer wenigem Pelswerk, keine andere Waare
dagegen zum Umtauſch haben moͤchte. Den Englänbdern in
Indien, den Spaniern in ben Philippinen, würde ein ſolches
Stabliffement leicht werden, den Ruffen wegen Kamtfchatla
aber am bequemften feyn ; jedoch bei dem Menſchenmangel Sis
birien6 und der geringen Communication von Kronſtadt und Pes
tersburg, mit feinen Sibiriſchen Geſtadelaͤndern, ſchwierig zu ers
halten (Rußlands Marine bat feit 1805 aber große Fortſchritte
fire die oceanifche Seefahrt und die Sibirifchen wie für die Nord⸗
weſt⸗Amerikaniſchen Geftade gemacht). Die Befignahme von
Aniwa, meinte bee Ruffifche Seefahrer, würde keinen Tropfen
Bluts koſten; felbft eine Sapanifche Flotte mit 10,000 Mans
wäre durch ein paar Gutter, von 16 Kanongw mit 60 Dann, bei
friſchem Winde, ficher überwältigt. Die Japaner hätten kein
Recht an Sachalien; ihre Teuppenzahl in Matsmaye fep
fehe gering, ein Landmarfch von ba ducch die Mitte der Yefos .
Inſel, zu deren Nordfpige, ganz impracticabel wegen Mangel au’
Wegen in diefem Lande dee Wildniß, und im Norden von Yeſo,
wie in ber Sactorei von Aniwa, war keine Gegenwehr zu fürdhs
ten. (Wirklich wurde fpäterhin von NRuffifher Seite, durch dem
Kammerherrn v. Refanoff, von Kodiak aus, eine Kriege: Ep
pebition zur Berflörung dieſes Japaniſchen Erabliſſements ausge⸗
ſchickt.) ®)
Im Dften ber Aniwa Bai erhebt ſich eine Reihe hoher
Berge, die ſich gegen Norden zieht, und der Sufel ihre Haupter⸗
2s v. Kruſenſtern a. a. O. u. SG. 96.
’
176 DfirAfien. Wafferfofteme. I. Abſchn. $. 78.
ſtreckung in der Meridianrichtung gu geben fheint. Die Gebirge
waren, am i6ten May, da eins der. dortigen unentbediten Borges
birge, Kap Loͤw en oͤrn +) domblirt wurde, noch mit Schnee ber
dedt. Hinter demſelben trat ein anderes, Gap Tonym, auf,
und bahinter fhiffte man an ber Mordwinoff Bay vorüber
(36° 4 N. Br). Die hiefigen Küftenbewohner, die Ainos, was
rem beſſer gebifder, und worhabender als ihre füblichen Landoleute
in Yefo und an der Aniwa Bat, obwol fie mit ihnen ganz gleiche
Sprache vedeten. In Seehundsfelle gekleidet, waren fie mit dem
Fang von Seehunden und Seelöwen befchäftigt, bie ihnen den
Thran zum Abfag an bie Japaner in Menge liefern. Die Kactos
rei zu Aniwa tft auf dem Landiwege, von da, durch bie Inſel,
nur 5 geoge. Meilen entferht. Hantgeräth und Möbel waren
bei dieſen Ainos ganz Sapanifh. Bon der Bat Mordwi⸗
noff an flceiht das niedrige Oſtufer der Infel direct gegen
den Nord, dis es wieder, in der Patience Bat, in Halb⸗
monbgeflaft gegen Oſten vorfpringt, Im Innern der Infel zieht
die Bergreibe gegen Norden fort, deren abgerunbete, hoͤchſte
Kuppe, unter 47° 33 N. Br., ſchon die Holländer den Spens
derg nannten; ein Theil war noch fchneebededt (20. Mat). Die
geitm bekleidete, liebliche Oſt⸗Kuͤſte hatte hier holzreiche Thaͤler,
und große Vorzuͤge, nah v. Krufenſterns Urtheil, vor dem
Süd: und Nord: Enden ber Inſel. Am 21. Mai fchnetete es
jedoch noch In ber Nähe der, Patience Bai ),- wo, unter
492 13* 55”, der Anter, obwot an keiner günfligen Hafenſtelle
ausgeworfen wurde.
Dem Cap Patience gegen S.O. liegt ein ſehr gefährliches
Felsriff, das Robben Eiland, von 35 geogr. Meilen Länge
vor, an welchem fich bie Wogen bes Oceans auf das beftigfte
brechen. Nordwaͤrts befietben fahe man, am 26. Mai, beim Vor⸗
überfchiffen, nur ein unabfehbares Eisfeld, befien Treiben
durch den Zug biefer Klippen gehemmt zu werben fehlen. Die
Brandungen gegen Oſt zeigten fi), fo weit das Auge reichte;
das Schiff beim Voruͤberſegeln nahete ſich nur bi8 zu 39 Faden
Tiefe. Der Wind wehete aus N.N.O., mit hohen Wogen aus
D., bei dunklem, neblichtem Wetter; die gewaltigen Eismaſ⸗
fen, bie weiter oſtwaͤrts in Flotten heranſchwammen, mußten in
O.S. O. umfegelt werden. Die Schiffahrt weiter nordwaͤrts war
°4) v. Kruſenſtern a. a. D. I ©, 114. 29 ebend. ©, 126.
Tarakai, Suͤdkuͤſte, Aino's. 477
für biemal unmöglich; fchon unter 48° N. Br. war fie hier mit.
Gefahr verknüpft. Der See⸗Capitain zog alfo bie directe Ueber:
fahrt nad) Kamtſchatka vor, im Parallel von 480 N. Br. durch
bie Kurilen hindurch, um in fpäterer, guͤnſtiger Sahreszeit zum
Gap Patience zus Vollendung der Küftenaufnahme der felt:
famen Juſel zuruͤckzukehren. Das Felsriff des Robben Ei»
landes 5%) warb genau befiimmıt durch diefe und bie fpätere
Fahrt, zwiſchen 48° 36’ N. Br., 215° TU. L. v. Gr., und 48° 28°
N.Br., 215° 50 ME. v. Gr.
Anmerkung. Die Kinos im Süden der Infet Zarakaiı
nah dv. Krufenfterns 7) Beobadhtung.
Ainos nennen ſich bie Bewohner am Nor dende ber Infel Yefo,
wie am Sübenbe von Sachalin (d. i. Tchoka ober Tarakai).
Wuchs, Geſichtsbildung, Sprade beweifen, baß beide zu einertet
Volke gehoͤren; daher Tonnten frühe Schiffer, benen bie Querftraße
von La Peyrufe unbefannt blieb, der Meinung feyn, beiberlei Inſeln für
einerlei Infel zu halten, weit beibe gleichartige Voͤlkerſchaften beher⸗
bergen, die man, feit bes Ruſſen Spangenbergs Schiffahrt (1739), haas
rige Kuriten genannt hatte. Von mittlerem, faft gleichem Wuchs,
haben fie Höchftene bis 5 Fuß 2 Zoll Größe, dunkle, faft ſchwarze Ges
ſichtsfarbe, mit ſtarkem, bufcyigem Bart, ſchwarzes, ftruppiges Haupt⸗
haar, ſchlicht herabhängend, das ihnen, ben Bart abgerechnet, Achnlich«
Zeit mit den Kamtſchadalen giebts doch find ihre Geſichtszuͤge weit regel⸗
mäßiger. Die frühere Gage, als feyen biefe Infulaner am ganzen Leibe
behaart, fand v. Krufenftern nicht beftätigt, und erklärt fie ald Fa⸗
bei, ober body als Uebertreibung.
Die Weiber erhalten bei kohlſchwarz herabhängendem Haar, dunkler
Gefichtsfarbe, blaugefärbten Lippen, tatuirten Händen und vielem Schmutz,
ein häßliches Anfehn, obwol ihr Benehmen fehr fittfam tft, und in jedem
Ausbrud etwas Edleres verräth. Herzensguͤte ift in jebem Geſichte,
das der talentvolle Naturforfcher Zilefius portraiticte, ausgebrüdtz -
ftatt der Habſucht und Raubſucht, bie fo allgemeihe Lafter der Bewohs
ner ber Suͤdſee⸗Inſeln find, zeigten fie ſich ungemein mittheilend und
wohlwollend. Ihre Kleidung beiteht aus Bellen von zahmen Hunden
und Seehunden, ober Bärenfell. Auch ein grobes, aus Baumrinde ges
webtes Zeug, mit blauem Tuch eingefaßt, bient ihnen zur Bedeckung
und leichte Unterkieibung der Japaneſen. Die Männer trugen Ohrringe
von Meffing. In, Aniwa war mehr Wohlſtand als auf Yelo. Die
dauerpafteren Hütten in bee Romanzoff Bai waren für 8 bis 10
20) dv. Kruſenſtern «. a. D. II. S. 18. *7).chend. ©. 97—108.
478 DftsAfien. Waſſerſyſteme. I. Abſchn. $. 78
Derfonen mit allen Japaniſchen Gerätbfchaften verfehen, verriethen einen
gewiſſen Wohlſtand, und waren befier ‚als bie nur temporairen Hütten
ber Anima Bat, ober auf ben Kurilen wie in Kamtſchatka. Das allge
meine Getränt war nur Schneewafler 3 in jebem Haufe bemerkte man
einen jungen Bären, der da aufgezogen wurde, unb feine Stelle im
Winkel der Wohnſtube hatte, Ungeachtet er ber unruhigfte Bewohner
bes Hauſes zu feyn fchien, fo war doch keiner ber Hausbefiger zum Bers
kauf feines Bären zu bewegen. Die Sage, daß bie Weiber dieſe Bären
fäugten, mag wol wie fo manches andere blos Webertreibung feyn.
Keine Spur von Adekban ober Viehzucht, Kein Gärtchen ift bef bies
fen Ainos gu findenz nur Hunde allein benugen fie zu Winterreifen in
Schlitten. Patriarchaliſche Werfaffung berrfcht bei ihnen vor. Sie wäs
gen volllommen zufrieden über bie Sefchentevertheilung, voll Freubigkeit,
zuvorkommend in jeber Arts fogleich unaufgefordert zu jedem Dienft mit
den Ganots bei ber Hand, ohne den geringften Lohn bafür zu forbern.
Ihre Anzahl, fehr gering auf der Rorbfpige von Yefo, betrug
für die dortigen 8 Wohnhaͤuſer etwa 80 Perfonenz tiefer im Lande feh⸗
Ien wol bie Wohnungen, ba Kilhfang im Meere die Sauptnahrung ift.
In der Salmıs und Aniwa⸗Bai waren, zur Zeit bes Fiſchfanges,
300 bis 400 Perfonen verfammelt, fo daß in Summa bie ganze Popus
lation, zu beiden Seiten der La Peyroufe Strafe, wol nicht viels
mehr als 500 Perfonen betragen mag.
C. Entbelung des Norcbendes der Infel Tarakai
mit der Nadeshda Bai und der Mündung des
‚Amurs&tromed, durch dv. Krufenftern (1805).
Die Vollendung der Entbedung der Inſel Tarakai, buch
ihre Norbumfchiffung, iſt das Verdienft dee Ruffen. v. Kru⸗
fenflern 8) Lehrte im Sommer 1805 von Kamtſchatka zur Bai
Datience, in der Mitte des Juli, zurüd, um bie Recognosci⸗
rung ber weiterhin gänzlich unbelannten Oſt⸗Küuͤſte, ge
gen den Morden, weiter zu führen. Unter ber großen Zahl der
afteonomifhen und nautifhen Drtsbeflimmungen an ber, gegen
Nord, ziemlich gleichartig fortlaufendenden Oft:Küfle, erhielt ein
Say, unter 49° 35 N.Br, den Namen Cap Billingsbaus
fen, wo fih, im Innern ber Inſel, bei heiterem Wetter eine
Bergreibe mit fchönem Gruͤn bekleidet zeigte. Doch waren ber
Bäume nur wenige, von geringem Wuchs, und an dem kleinen
Baͤchen und Meeresufern ſahe man nur kurzes Geſtraͤuch, und —
260) v. Kruſenſtern Q a. O. 1. &, 176 — Ble
Tarakai, Oſtkuͤſte, nach v. Kruſenſtern. 479,
keine Spur von Menſchen, bis an die außerſte Nord⸗
ſpitze der Inſel. Die Gleichfoͤrmigkeit ihrer Innern Erhebungen
erleichterte keineswegs bie trigonometrifchen Arbeiten zu ihrer Küs.
ftenaufnohme. Auf der Fahrſtraße des Schiffes betrug die Tiefe
des Seegrundes 70 bi6 80 Zaden. Vom 50 N.Br. an wird
der Boden der Infel flacher, bi6 Cap Ratmanoff. Dann
treten wieder neue Bergreihen hervor; die Ufer bleiben ſchroff,
gelb von Farbe, die Meerestiefe 2 geogr. Meilen vom Lande nur
% Saden. Hier bemerkte man zuerfl eine Meeresfirömung
gegen Sud. Das Land wurde fäſt immer von bdüfleree Wols -
kendecke verborgen; dicke Nebel lagerten uͤberall, hohe Wellen aus
Dften verfündeten Oftfturm, ber, vom 24. bis 29. Juli, ba6
Schiff zum Städ auf einem Elippenfreien Deere herumtummelte.
Bom Cap Delisie®) nimmt da6 hohe Gebirgoland der In⸗
ſel mit den zwei legten Bergen ein Ende; die Inſel wird ganz
flach, die Dft Ufer werden fandig, mit nieberer Waldung bes
delt, ganz ber Weſtſeite der‘ Inſel eorrefponbirend, wo La
Deyroufe auch von 51° N.Br. an nur noh Sanddünen
wahrnahm. Da bie Infel hier von D. nad W. nur etwa 12
bi6 13 geogr. Meilen Breite hat, fo könnte fie wol, zwiſchen 61
bie 67° N. Br., nur aus lauter Sanddünen befichen. Das Cap
Butin fchien fih pur noch aus einem Sandmeere zu erhebens
unter 51° 53° N. Br. gab ein Sandberg, welcher die Dünens
Tpige genannt wurbe, noch eine gute Landmatke fhr den Schif⸗
fir. Die folgenden fünf Sandhuͤgelwellen zeigten fi wie
eine Kette von Infeln, bie aus einem Sandmeere hervorragt.
Das Innere der ganz flachen Infel fehlen, mit dem Teleſcop bes
trachtet, wie mit undurchdringlichem Geſtraͤuch uͤberwachſen. Uns
tee 62° 327 80” ſchwand die Meerestiefe bis zu 10 Faden, bei
ſtets wiederkehrenden Stuͤrmen eine fehe gefährliche Stelle. Nach
der langweiligſten Kuͤſtenfahrt, bei der flatt der gehofften, guͤnſti⸗
gen Baien und Höhen, immer nur heftige Brandungen und
Seichten Gefahr deohten, wurde das Cap Löwenflern®%), uns _
tee 58° 3’ 15° N. Br. erreiche. In feiner Mähe erblidte man 2
menſchliche Wohnungen, die erften der Oſtkuͤſte, aber and
die legten; weiche Einfamkeit! Von bdiefem Cap wird bie
Anſicht dee Infel, bis zu ihrem Nordende, ungemein duͤſter und
ernſt; jede Spur der Vegetation verfchwinders Pie ganze Kuͤſte,
*°) v. Krnſenſtern a. a. O. I. S. 194. »0) ebend. S. 24.
480 Oſt Aſien. Waſſerſyſteme. I. Abſchn. $. 78.
weiche in ber Sprache des Britiſchen Seemannes eine eiferne
Küfte heißen würde, beſteht durchgaͤngig aus einer gleichartigen
Maſſe von Granitfelfen (2), von ſchwarzer Zarbe mit weißen
Flecken. Die Sertiefe iſt Felsdoden, und keine volle 2 Stunden
(3 Seemeilen) vom Lande, nur 30 Faden tief. Dom Cap Loͤ⸗
wenftern aus konnte man noch 4 Landfpigen unterfcheiden, ats
bas Schiff nur noch 6 geogr. Meilen (25 Geemeilen) von der
Nordſpitze der Infel fen war. Hier, am Morgen des J0Oten
Auguft, bei 35 Faden Tiefe, bemerkte man eine ſtarke Ver⸗
änderung bes Seewaſſers; es war ſchmutzig gelb. Dr. Horner,
der treffliche Afteonom ber Erpedition, fanb es 8 Gran leich⸗
ter, al& das den Tag zuvor gefchöpfte Waller. Diefe Verändes
rung konnte nur der Mündung des Amurfiromes zuges
fchrieben werben, bie 13 Grad weiter ſuͤdwaͤrts (d. 1. ſuͤdweſt⸗
waͤrts) liegt, deren Erguß demnach alfo das Nordende der Ins
ſel umſtroͤmt. Am Mittag beffelben Tages zeigte ſich das
Mord:Cap der Inſel, und um 34 Uhr wurde es boublirt; «es
Uegt unter 54° 24° 30” N.Br., 217° 13° 30" WE. v. Gr., und
erhielt den Namen Cap Elifaberh A) Eine große Bat
Legt ihm im Welten, welche den Namen, nad dem Schiffe des
Entbeders, Bai Nadeshda exhielt (54° 10° 15” N. Br., 217°
32 36% WR. v. Gr.) Gie wird im Meft, in einer Breite von
34 geoge. Meilen von einem zweiten Morbhorn der Inſel, dem
aͤußerſten Nor dweſt⸗Cap begrenzt, daB gegen das Continent
hin gerichtet Äft, und den Namen Cap Maria erhielt (54° 17°
30" N.Br., 217° 42 15" WL.v. Sr) Das Nord⸗Cap if
ein abgeriffener,, Elippiger, nadter, vielfpigiger Selb, ohne Wals
dung und Grün, bee Suͤdſpitze Kamtſchatkas, Lopatka, ähnlich;
das N. W.⸗Cap ift’eine Hügelceihe von faft gleicher Höhe, mit
dem Anfehn einer Ebene, die fanft gegen das Meer geneigt iſt,
Doch liegt ihr gegen N.D. ein gefährliches Kelsriff mit Brandun⸗
gen vor. In der tiefen, großen Bai ward die Hoffnung, endlich
einen guten Hafen zu finden, gänzlich getäufche. Aber in einem
veiend geöffneten Thale fahe man ein großes Dosf von 27 Häus
fen; 35 Perfonen fapen in einer Reihe am Ufer bin, wie es
f&hien, in Erwartung der Dinge, die ba kommen follten. Dee
Manufchaft, bie ſogleich vom großen Schiffe aus, auf dem Boote
Dabingerubert, in ihrer Nähe ans Land flieg, v. LZöwenftern
s1) 9, Krufenfieen a. a. DO U. &. 907, 09, 237.
Tarakai, Nordkuͤſte nach v. Krufenflern. 481
dee Lieutnant, Dr. Horner und Zilefius, der Afteonom und
Naturforfcher, am ihrer Spige, gingen bie diei Chefs der Ver⸗
fammiung°?) entgegen, jeber einen Fuchsbalg In der Luft ſchwen⸗
kend, umb fo laut auffchreiend, daß man es auf dem fernen
Schiffe vernahm. Sie gingen den Ruſſen mit herzlichen Umar⸗
mungen, wie eß fehlen, entgegen; aber das Weitergehen verweigers
ten fi. Da hierauf fogleid alle Bewohner des Dorfes mit
Dolhen und Saͤbeln bewaffnet herbeieilten, fo hielt man bie
ſchnellſte Einbarkation für das Gerathenfte, um an einer andern
Stelle zu landen.
Hier würde die einzige Gegend, am Nordende der Infel Tas
rakai, zur Anlage einer Ruſſiſchen Colonifation paffend fepn.
Zwar iſt die Bai offen, fagt v. Kruſenſtern 9), doch ſcheint
fie Vorzüge vor den Baien von Teneriffa und Madera zu
haben, in denen: zu gewiſſen Jahreszeiten große Flotten mit Sis
herheit vor Anker gehen können. Ihre Tiefe nimmt, von 9 Far
den nad) 13 Seemeilen Ferne, bis zu Kabeltau Länge, vom Ufer,
bis gu 3 Faden ab, und bietet guten Ankergrund. Im Sommer,.
bei den feltenen Norbwinden, muß fie daher ſehr ficher feyn. Die. .
Thalgegend des Dorfes zeigte fich, [päterhin, bei näherer Uns
terſuchung, befonberd reizend zu einem Etabliſſement ; uͤppiger
Gras wuchs bedeckte die Niederung, Fichten wald ſchmuͤckte
die Anhoͤhen, in einen großen Landſee der Naͤhe ergießen ſich meh⸗
rere kleine Baͤche. Ein zweites, kleineres Dorf liegt in der weiten
Bai, mehr gegen das N.W. Cap bin, bat 16 bis 18 Haͤuſer und
60 bis 70 Perſenen zu Bewohnern, darunter man 20 bis 25 Er⸗
wachfene zählte. Jenes größere Dorf, bed noͤrdlichern Zheiles
der Bai, viel volkreicher, zählte etwa 140 Bewohner. Ein 3tes
Dorf, in dee Nordbai, hatte an 50, ein 4tes, das man
noch im N. W. ber Bai entbedite, hatte an 100 Einwohner, und
bie und da einzeln liegende Häufer mit etwa 50, fo daß man bie
zanze Population dieſes Nordendes von Tarakai, auf
400 Einwohner *) fchägen konnte. Eine ſtarke Anfledelung dies
fer für Wettfchiffen doch, immer ſehr abgelegenen Gegend der Exbe,.
Ne auch kuͤnftig von Seefahrern nur wenig befucht werden möchte,
Bei einem zweiten, etwas fpäteren Befuche in biefer Na⸗
deshda⸗-Bai beſtaͤtigte fi die Bemerkung, welche ſich fchon
2 v. aruſenſtern a. a. O. II. S. 210. 22) ebend. S. 211.
20) ebend. ©, 232. -
Bütee Erdkunde IY. | [,y\
483 Ofi-Aien. Waflerfofteme. 1. Abfhn. f 78.
den Beobachtern beim erſten Zufammenteeffen aufgebrängt hatte,
daß dies eine Katarifhe Colonie (wol Mandſchu?) fey.
Ainos waren es nicht, von bdiefen bemerkte v. Keufenftern
nue einen einzigen unter ihnen. Auf) gleihe Weile, von
den Bewohnern des großen Dorfes wie das, erſte mal begrüßt,
zeigte fich bei ihnen bald Mistrauen und Furcht vor ben Fremd⸗
Ungen. Ihe Häuptling hatte Über feine aͤrmliche Unterkleidung
einen prächtigen, feidenen Talar mit Chinefifcher Blumenwirkerei
gegogenz er wurde durch Geſchenke erfreut. Das Weitergehen ges
gen das Dorf hin fegte die Anwefenden in Schredens fie Bis .
derten, fehrien laut auf, fprerfgten zu den Wohnungen bin. Da
aber kein Uebel gefchage, und das habfüchtige Oberhaupt, burch
immer neue Gaben gekoͤrnt, mit den Fremdlingen das ganze
Dorf durchſchritt, bis zu feiner eigenen Wohnung, fo lernte man
Dadurch den Det näher kennen. Die Häufer wären mitunter befs
> fee, ziemlich‘ groß, auf Pfählen gebaut, hatten Schornfleine, eis
"nen Heerd mit eifernen Halten für den Keffel; und umher mas
sen Kenfteröffnungen, Treppen führten Binauf; der untere Raum
unter den Pfählen ward von den Hunden eingenommen. Die
Kteider waren von Yundsfellen, Fiſchdaͤrmen, Serhunbsfellen, die
Kopfbebedung Strohhuͤte, gleich den Chinefifhen. Wan fahe,
daß der Handel der Mandſchu die Chinefifhen Waaren bis
hierher verbreitete. Aderfelder, Gärten fehlten, Fiſchfang ſchien
auch bier die Hauptnahrung zu geben; doch weibeten jwifchen beis
den Dorffchaften einige Renthiere.
Diefe Eolonte iſt wahrſcheinlich vom continentalen Amur
bierhe® gezogen, vielleicht erſt feit kurzem, meinte.v. Kruſen⸗
ſtern, und hat wahrfcheintih die Ainos von dem Mordende ber
Inſel verdrängt. Eben fo wird e6 an dem Sübende mit bes
Sapanifchen Gotonifation gefcyehen, die ſchon gegenwärtig das
dortige Land als Eigentum, die Aino® als Unterthanen bes
trachtet. Ob der Hof von Peking von biefer Einwanderung der
Mandſchu-Colonie unterrichtet iſt? Xeider verſtand von der Mufs
fiihen Erpedition Niemand die Mandfhu Sprache, um näher
Erfundigung bei den dort Angefiedelten einziehen zu koͤnnen;
aber fo viel ift wol klar, daß auf diefe Weife allmälih, auf Tas
rakai wie auf Yeſo und den Kurilen, die Voͤlkerſchaft der
ehnedies nicht zahlreichen Kinos, immer mehr berbrängt werben
»s) 9, Kruſenſtern a. ar D. 1. 6, 2393. » B
Tarakai, Nordküfte nach v. Krufenften. 483
und zuletzt ausfierben wird; and dem Mocbende bet Inſel waren
fie ſchon alle verfhwunden. . | >
Noch war der Canal im Weften, zwifchen dem Gap
Maria und der Mandfehus Küfte mit der Amur: Mündung
zu esforfchen %) übrig. Das naͤchſte Vorgebirge am dee Weſt⸗
kuͤſte der Infel wusde Cap Horner, nach dem hochverdienten,
trefflichen Aſtronomen genannt; eine heftige Strömung riß bier
das Schiff in einer Stunde drittehalb Seemeilen mit fort, der
heftige Wind zwang im engen Ganele, der Inſel und Continent
trennt, zu laviren, doch Eonnte dieſes wegen Nebel und Wolken
nicht erblidt werden. Bei flarkbleibender Strömung war bie ers
tiefe 22 bis 27 Faden. Am 12ten Auguſt wurbe In der Bat,
am Cap Horner, Anker geworfen (unter 54° 08° 10” N. Br.,
217° 61°,30” WE. v. Gr.); genau im Dften erhob fich der YiR
Espenberg, nad) dem Arzt ber Erpebitiom genannt. Dr. Hor⸗
ner hatte mehrere mal während bed Gegeins, in dem Canale,
verſchiedene Verſuche über bie [pectfifhe Schwere des Wafs
ſers angeſtellt. Er fand heute das Waſſer nur 78 Gran ſchwer;
alſo 12 Gran leichter, als das Seewaſſer gewoͤhnlich in- mittlern
Breiten ſich zeigt, und 14 Gran ſchwerer als Flußwaſſer. Ein
ſicherer Beweis, daß man ſich dem Ausfiuffe de Amue⸗
mündung mehr unb mehr näherte. Bei ganz dichtem Gegeln,
an ber Wefttüfle det Nordendes der Infel, zeigte fich, daß
fie unendliche Vorzuͤge vor ihrem fhbweitlichen Ende barbiete,
ie war zwifchen den Bergen bis zu den Spitzen bewaldet, in
mehrern Thaͤlern bemerkte man üppiged Gras; die fchroffen, gels
ben Ufer erhoben ſich mauergleich, in ipren Durchbruͤchen zeigten
fi kleine Niederungen mit Wohnhaͤuſern, Sifcherflellen, und noch
eine fübliche Dorfſchaft, tiefer landein, beſtand aus wohlgebauten
Haͤuſern; ſelbſt Acketfeld nahm man dort wahr. Noch: weiter
ſuͤdwaͤrte folgte jebody auch hier wieder niedres Sandland,
Am idten Auguft erbiidte man zum erften male, gegenuͤber,
das hohe Sebirgsland der Tatarei (Mandſchu⸗Land),
dahinter, tiefer landein, zwei Bergruicken von mäßiger Hoaͤhe, mit
eine Deffnung von hoͤchſtens zwei Stunden Breite, welche den
Canal zu bezeichnen ſchien, der zur Mündung des Amur
kührte. Sege fchiffte man im Abfland von nur etwa 2 ſtarken
Stunden (5 Seemeilen) darauf 106, bis zum Tataren Gaps
°*) 9. Rrufenfien 6. 0. D. II. ©. 2151.
| Ä | 952 sl
454 Oſt-Aſien. Waſſerſyſteme. I. Abſchn. $. 78.
aber die Seetiefe fchwand, dis auf 6 Faden. Weiter durfte das
geoße Echiff ſich nicht wagen, das ausgeſetzte Boot, unter Lieut⸗
nant Rombergs Befehl, follte rudernd die Weite des vereng⸗
ten Cavals fundiren. Aber bie heftigften Stürme erfchwerten
Die Fahrt fo ſehr, daß biefes, nachdem es etwa die Mitte defiels
den, im Abftande von britfehalb Seemeilen von beiderlei Ufern
erreicht, und nur noch 34 Faden Grund übrig behalten Hatte, zu
dem Tataren Cap in derfelden Nacht zurückkehrte. Es brachte
einen Eimer Waſſer mis, das aus der Mitte des Canal ge
Adyöpft war, es war vollkommen füß, nur 1 Gran ſchwerer
als das Trinkwaſſer, das man am Bord der Nadeshba vom Pe⸗
ger und Paulshafen aus Kamtfchatta mit ſich führte, und genau
eben ſo leicht wie das Trinkwaſſer aus Nangafali.. Man ſchwamm
alſo fhon auf Amurwaffer; denn auh am Sciffevorb
fhöpfte man Trinkwaſſer aus der See. Man lag alfo auf tans
« talifche Weife dee Mündung des Amur vor, eine heftige
Strömung kam aus ©. und S.S.D.; die Mündung ſelbſt
war für jegt unerreihbarz denn außer den Stuͤrmen bielt
Das Verbot der Inſtruction davon zuruͤck, die nahe Küfte unter
Chineſiſcher Botmaͤßigkeit nicht in Allarm zu bringen. Die Mel
dung der Erblidung eines Ruſſiſchen Schiffes an der Mündung
des Amur, durch die an demſelben ſtets flationirten Chinefifchen
Flottillen mit Grenzwachten, hätte ber Ruffifhen Miſſion zu Lande
unter Graf Goloflin, welche damals im Begriff war von Kiachte
nach Peking zu gehen, bei den mistrauiſchen Chinefen, ficher den
Weg verſperrt 97) (ſ. Aften Bd. I. &. 107). Man”) mußte fid
damit begnügen, die beiden benachbarten Caps zu beiden Seiten
des Canals, auf der Küfte des Feſtlandes der Tatarei, Cap
Romberg (53° 6 0" NR Br, 218° 15° 15” WE v. Ge.),
und an der Weftlüfte dee Infel, Cap Solowarfhof (63° 30
15" N. Br., 218° 06° 00° ML. v. Gr.), zu beſtimmen, die nad
den dienfithuenden Schiffslieutmants genannt wurden. Der noͤrd⸗
lichſte Punct der Tatariſchen Küfte des Feſtlandes wurde zu Ei
ron des kuͤhnſten Entdeders des Amurftromes, Cap Chaba:
zaff (53° 838 N. Br., 218° 34 WE. v. Ger.) genannt. Ami
eine, dem Norden des Cap Romberg vorliegende, Juſelchen,
mit Borland und Mieberung, ließen «6 bei befkänbigen Stuͤrmen
und Strömungen zweifelhaft, ob hier nicht das Vorland des Gen
— —
22) 9, Krufnfiem m, a. D. I. ©, 20. »2) chend. S. 381.
Tarakai, nach Japaniſchen Berichten. 485
tinentes nur aus einer Kette kleiner Inſeln beftche, oder ob eine
einzige größere Inſel duch einen bahinterliegenden Canal - etwa
vom Lande getrennt fr. Die Einfhiffung in bie Amur⸗
muͤndung felbft bieibt alfo noch künftigen Zeiten vorbehalten;
und fie wird aller MWahrfcheintichkeit nah einft nur um das
Nordende der vorliegenden Inſel oder Halbinfel Tara⸗
kai, denn ihre Geſtalt bleibt noch immer problematifch, voll
führt werden Eönnen.
Anmerkung. Notizen von Zarakai, oder Karafuto und
Sandan, nad ben Berihten der Japaniſchen Geogra—⸗
phen Rinfifee (1785), Mogami Zoknaei und dem Ent⸗
beder Mamia Rinfoo (1808). —
Auch die Japaner haben einige Kennmiß der Inſel Zaratat
erlangt, welche am vollftänbigften von bem eifrigen Sapanifchen Geogra⸗
pben Rinfifee ’’) von Sen dai in feiner Ichrreichen Befchreibumg
dee drei fremden, jenfeit der Meere gelegenn Königreihe (Corca,
Lieou Khieou und Yefo), deren Zugang von feinem Vaterlande
durch die Wogen fo befchwerlicy als gefährlih, und barum ihre Bes
ſchreibung doppelt verbienftlich fen, ihre Kenntniß wie er fagt, aber note
wendig wird, niedergelegt if. Hieraus koͤnnen folgende Daten, die fi
auch auf bie nörblüchfte der von ihm befchriebenen Infeln, die er Tar a⸗
Tat und Karafuto nennt, beziehen, entnommen werden, denen dann
die itingften , erweiterten Berichte bes Japaniſchen Geographen Mo⸗
gami Toknai und bes Entdeckers Mamia — (1808) nach
v. Slebolds Mittheilungen folgen,
1) Rinſifées Nachrichten von Tarakau (1785).
Der Japaniſche Verfaſſer jener erſtgenannten Schrift bemerkt),
daß keiner ſeiner Landsleute dieſe fernen Koͤnigreiche kenne; er ſelbſt habe
aber die beigefuͤgte Karte von Yeſo früher gezeichnet, als er einſt ſelbſt
dort war; auch er habe ſie nach der Beſchreibung des Doctor Fakſikf
in Japan (Pechy der Chineſiſchen Schreibart), und nach einer zweiten
Beſchreibung, bie der Autor Kanefori (Khaokin der Ehin. Schrift)
rebigirte, wodurch einige Küftenpunete beftimmt wurden, verbeſſoert.
Auch Schiffernachrichten haberer dabei benugt. Beine Entfernungtn- Fo
#*) San Kokf Tsou Ran To Sets, on. . Apergu General: des
Trois Royaumes, traduit de l’Original Japonais-Chinois (de Rin-
sifee de Sendai) par Klaprotlı. Paris 1832. 8. of. Plater and Maps
to acoompany the Saw Kokf.ete. ib. dad Original erſchien zuYebs
in 9. 1785. *00) Rinsifee I. & b. Klaprotli Pief. p. »
486 Oſt. Afien. Wafferfofteme. 1. Abfchn. 4. 78,
‚Defo berechnet er, nad) Japaniſchen Ri (die Spinrffce Ei), deren ein
Ki 49 Japaniſchen Matſi (Kiafter) gleich ſey.
Die Yauptbefhhreibung bezieht fi nur auf die 5 Pr ovinzen ber
Inſel Yefo, und zumal auf ihre Shdende, auf welchen bas Ter⸗
sitorium *°ı) bes Prinzen von Matsmanye liegt, von welchem
man, obwol irrig, bie ganze Infel benannt hat; insbefonbere werben
auch von ba aus bie Gingebornen, bie Kinos, unter dem Namen
D mi Katta Yefo, d. i. Barbaren der Faiferlihen Partei,
als Untertbanen beſchrieben, bie bem Prinzen von Matsmaye zum
Neujahr gratulicen. Mit Dlu Yefo wird hier nicht fowol die Inſel
im Norden von Yefo, wie es die früher genannten Scecapitaine meins
ten, als vielmehr das ——— Defo, und der entferntere She der
Anfel, von Matsmaye aus, begeichnet.
Im Rorben von Yefo, fährt Rinfifse fort, Liegt aber ein ans
deres Yand, das vom N. W. Ende Yeſos durch einn 6 bis 7 Ri
breiten Deeresarn geichieben iſt; es beißt Karafuto iRarafto) *)3
jedoch iſt fein wahrer Name Taraik ai, ober Tarakai. Diefe ganze
Junſel fol 300 Ri umfang haben, und 92 Dorfichaften enthalten, doch
weiß ih, fagt Rinſifée, dies nicht genau, ba mehrere Geographen
dies Sand blos als In ſel der Küfte bes oͤſtlichen Tattan (b.i. ber
Tatarei) nennen, Auf ber beigegebenen Sapanifchen DriginalsKarte ift
dieſes Ta ra ikai in ſehr verkürgter Geftalt als Halbinfel des Gon⸗
tinentes im üben ber Amurmänbung gezeichnet, und braun illumi⸗
nirt, der Ifthmus, burd) den biefelbe mit dem Sontinent sufammens
hängt, aber gelb illuminirt, wie das Lanb auf bem rechten Ufer bes
Amurftsomes, und mit Wellenlinien bezeichnet, bie vielleicht jene Dünen«
bildung anzeigen mögen.
Vom besohnten Lande Löfet ſich, auf derſelben Sapanifchen Karte,
ein großes Yeldvorgebirge ab, bas gegen SD. in das Meer vortritt,
und biefes nennt der Sapanifche Doctor Fakſikf, auf feiner Wirtkarte,
- Detfo, aber auh Karafuto und Narubeſi. Es fol wol nur das
‚ gebirgige Suͤdende ber Infel Zarakai vorftellen, fo weit die Japa⸗
ner etwa don berfelben Kenntniß haben möchtens der nördliche, ihnen
aur im Allgemeinen durch Hörenfagen bekannt gewordene, flache, fane
dige Theil, wäre bei ihnen dann daher nur fehr verkürzt eingezeichnet,
und ſogleich durch bie Sandduͤnenreihen mit bem Gontinente verbunden
worben, ;
Gegen N.W., ſagt Rinfifse, iſt biefed Tarafai mit einer Kette
von hohen Gtellgebirgen befept, über weiche kein Fußpfad hinüber fuͤhrt;
jenſeit dieſer Kette, im RB, liegen aber die Länder Sandan und
) Pinaifte 1 & Not. v. Kiaprotb p. 181, 1866, *) Rinsifte
“pl
Zarafaı, ach Sapanifchen Berihten. 487
dee Mantſin (d. f. be Mandſchu). Bon Sandan, fagt der
Japaner ganz aufrichtig, wiſſe er nichts (f. unten)3 von den Mantfiu
aber, erzählt er, brachte ihnen ein Japaniſcher Officier von ber kaiſer⸗
lichen Garde, der in ben Sahren 1624 bis 1643 durch Sturm gegen
N. W. verſchlagen ward, die erfte Kunde 3u Karafuto?) taufchen
bie Einwohner von Yefo (db. i. von Matsmaye) ihre Probucte aus,
gegen blaue Glaskorallen (Mufinofu, bie fie von Mandſchus erhal⸗
ten), Ablerflägel, Tabakspfeifen, feidene Zeuge mit ge
ſtickten Drachen (f. oben S. 482), Satins, bunten Zinnen und Baums
wollenzeuge. Die Zabadspfeifen find von Tatarifher Arbeit,
weil darauf ManbfhusInferiptionen find. Die Beuge find Chi⸗
nefifch, welche bie Mandſchu von Peling nad) Karafuto bringen.
Auch erhält man biefelben Waaren öfter zu Matsmaye bucd bie
. Einwohner von Yeſo.
Sn dem Meere zwifhen Karafuto und Yefo find fehr viel vers
ftedte Sandbänte und taufende von Klippen, welche die beiden Meeres⸗
fahrten, die dahin gehen, ungemein erſchweren; baber ber Handel bahins
waͤrts immer nur gering feyn kann (ob hier nicht eine Verwechslung in
ber Erzaͤhlung Statt gefunden, Iafien wir dahingeſtellt). Im Sabre
1720, fährt der Japaniſche Geograph fort, zählte man auf Karafuto
9 Velo Dörfer (d. i. von Kinos). Im Dften von Karafuto ft
bad hohe Meer; im N. O. die Tatarei; wie weit aber davon entfernt, ift
unbekaunt. Karafuto, fo nahe bei Yefo, tft body durch heftige
Strömung bavon fo fehr gefchieden, daß bie Hteberfahrt dahin fehr ges
fährlich ift. Der Prinz von Matsmaye fhidte (in den Jahren 1605
bis 1622) einige Leute zum Dorfe Ouffiyam (Du tfou fiyam) in Ka⸗
rafuto, zur Verfertigung bee Karte des Landes *)3; fie konnten
aber nicht weiter dringen und kehrten daher wieder um. Die zweite
dahin gefanbte Expeditien übermwinterte in diefem Dorfe, und rüdte bann,
im Fruͤhjahr, bis Raritari(?) vor; dann kehrte fie aber auch wieder
zuruͤck, weil c8 unmoͤglich war weiter zu kommen. Duſſiyam liegt
im R.W. von Matsmaye in Karafuto,
Ueber: die urgeſchichte der Ainos (auf PYeſo) geſteht der Japani⸗
ſche Geograph ganz unwiſſend zu ſeyn; ihr Urfprung *) ſey unbekamt;
doch erzählt er Sagen von ihnen, wozu auch bie des haarigen Leis.
bes gehört, davon ſchon die Chinefifchen Autoren zur Beit. ber Han⸗Dy⸗
naftie fprechen. Seine ferneren Nachrichten ) über bie Ainos finb
richt .auf Tarakai, ‚fondern in Yeſo eingefammelt.
*) Rinsifee 1. e. p. 190. *) ebend. p. 192. ) abend. p. 211,
213. ®) ebenb. p. 213 — 241.
’
=
J
⸗
488 OfisAfien. Waſſerſyſteme. I. Abſchu. F. 78.
2) Shinefifhe Reichsgeographie Edit. 1818 über Tarakai.
Die Rachrichten, welche bie Chineſiſche Reichsgeographie
Yd. 1818 von der Inſel Tarakai enthaͤlt, find gang unbedeu⸗
tend, und geben nichts als eine trockne Aufzählung von Namen ber
Zlüffe und Berge, ohne bie geringfte weitere Belehrungz nur verbient
daraus angemerkt zu werben, daß det Amurmündung 8 Heine Iufeln
vorliegen follen, und daß bie geoße Infel Tarakai zum continentalen
Diftrict San feng, ber Mandſchurei, gerechnet if.
3) Mogami Taknai (1785) und Mamia Rinfoos (1808) Ent⸗
dedungen in Zaralai und Sanban.
- Wichtiger und Ichrreicher find bie juͤngſten Nachrichten, weiche Aber
diefe Gegend durch bes Naturforfcher v. SieboLd mehrjährigen Auf⸗
enthalt in Sapan, aus Japaniſchen Quellen nad) Guropa ges
kommen find, beren Original s Mittheilung bie Wiffenfchaft begierig ente
gegen flieht. Hier nur bie hieher gehörigen Daten, aus beffen vorläus
figen Mittbeilungen 9°), welche beweifen, baß bie Japaner nicht
ſtationair bleiben, und bes Geographen Rinfifee Bemuͤhung nicht ohne
Erfolg blieb. Theils werden obige Daten, zumal uͤber bie Ain o's und
ihren Verkehr, dadurch beftätigt, theils wird ber Europaͤiſchen Hy⸗
pothefe des Bufammenhanges von Zaralai mit bem Gonti⸗
nente gerabezu wiberfprochen, bie Gontinentals Küfte aber, unter bem
Namen Sandan, erhält einige nähere Beftimmungen.
Aus ben Grzählungen bes Japaners Mogami Tok'nai, ber,
tm Sabre 1785, von Sooia, einem Handelsſscomptoir auf ber Sufel
Veſo, eine Hanbelöreife nah Tarakai (ober Karafte) machte, und
ihre Ofts und Weftküften, wie das gegenüberliegende Sandan, beſuchte,
fo wie aus einer Karte bes Japaner Mamia Rinfeo, ber bie Muͤn⸗
dung bes Amur beſucht Hat, geht folgendes hervor,
Das weftlihe Tarakat iſt durch eine Meerenge vom
Sontinent geſchiedenz biefe bat Mamia Binfoo, im Jahre
1808 befucht, und eine Karte 1°%) bavon gezeichnet. Rah ibm if
eine eigne Kaiſerlich⸗Japaniſche Commiſſion bahin, gur Unterfuchung,
abgefertigt worben, bie mit guten, in Curopa gearbeiteten aſtronomiſchen
Inſtrumenten verfehen war, und Drtsbefiimmungen machte. Die Diecre
trage wurbe nad; dem Gutbedier Mamia no feto, d. I. bie Paſ⸗
Tage bes Mamia genanntz fit IR gewöhnlich vom December bis
se?) Rapport sur un Memoire relatif à l’Origine des Japonais par
M. de Siebold ( ia 6. Juil,. 1820) p. Eyriès, Saint Martin, Klap-
roth in Nouv. Journ, Asiatig. T. IIl. 1829. p. 385 — 405.
vos) ebend. ©. 348.
Tartakai, nad Sopanifgen Berichten. 489
Marz mit Gis belegt (Hiernach wäre Taralai alfo wieber eine
Safe).
Sandan (von San, d. I. Shan, Berg, und dan, d. i. Bars
baren, ober richtiger zothfarbige *), d. h. Bergbarbaren, ober
BergsWilbe, fol das Volt und nad) ihm das gebirgige Küftens
Land heißen, weil, bei ben Fortſchritt ber Chineſiſchen Civiliſation, am
Amur, fid) die dortigen Völker in bie Gebirge zurüdzogen. GSandan
(auf einer aͤlteren Karte der Japaner, die ſchon H. Reland mittheilt,
iſt es Hanthang geſchrieben, es iſt das Ketcheng und Fiakka
(ſ. oben S. 446) ber Sefuiten) liege zwifchen bem Dieere im Süben big
gegen Korea hin, habe im Weften hohe Berges im Norden begrenze «8
der große Strom (Amur), ben bie bortigen Anwohner Mankoo nıns
nen, und ihn aufwärts befchiffen. Sie gehen von Muſi boo an der
Meerestüfte, buch den Ki tfi hoga (Hoga, ober Halle, im Ku
silifhen, ein See, ber Kidſi bilten bei Klaproth, irrig Kitji
pilten bei D’Anville heißt) ober See Kitfinah Kit ſibuk, d. i.
zum Dorf Kidzi, am rechten Amurufer, unterhalb ber Ginmünbung
des Rempdengte (Nepterte bei D’Anville) “Bon Muſi boo
ziehen bie Aino, und bie Sandans, ihre Boote zu Lande, bis
gum Tabea matfi (wahrfcheinlic der Ainoname für benfelben Seitens
fiuß, den die Mandſchu Nemdengte nennen), ſchiffen fi) dann wieder
auf biefem Keinen Fluſſe ein, und folgen da, durch ben genannten See,
bis zum vechten Ufer des Mankoo (Amur) Kidzi, an jenem Ser,
ift ber Hauptort in Sandan; von ba geht es noch weiter an ‚beffen
ufer bis nad) Deren, wo ſich ber Zufluß Dolin, zwiſchen dem
Tſchoro und Tſindoukha, einmuͤndet. Dieſes Deren iſt der
Marktort, wol ein neues GEtabliffement, für ben dortigen Zwiſchenhandel
zwifchen Aino's und Mandſchu, ber lebhaft feyn fol, und, auf ber
Mandfchufeite, vom Chineſiſchen Gouvernement betrieben wird. Auch
ſfteht den Sanban, wie bei ben Aino’s, ein Haſata oder Kazi⸗
nata, d. i. ein Familienhaͤuptling vor, ber, bei jenen aber, von den
Mandſchu ernannt wird. Nach dem Japanefen wird ferner bort der
Handel am Amur, den ee Kon to Too (offenbar obiger Kuen tong,
f. oben ©. 436, 437, ober auch Hoen thung kiang, ein Rame ber
aus ſchon auf einee von Klaproth publicirten Sapanifchen Karte
Ninfifees, ſ. oben S. 485 fi) vorfinbet '°). Mamia Rinfoo fagt,
er fey ſeibſt bis Deren gefchifft, die Böker, mit benen bort Handel ge⸗
weichen werde, ſeyen; Orotsto (Orotſchi bei La Peyroufe ſ. 0b. S. 460)
Smeren Zur (d. i. Kino im noͤrdlichen Tarakai), Sirun Aino,
Kimun Kino, Sandan, Korbetste, Kiaky (Wiyala? oben
S. 446), Kora, Zdaa und Kiffen (Ketfcheng? ebend.)
: JRapport L ep. 306. 20) tbend. ©. 392 Note 1.
490 Oft-Aflen. Wafferfofteme. I. Abſcha. $. 79.
Auf der Japaniſchen Karte. macht der Amur bie Gäbgrenze ber
Mostopitifchen Befigungen, bie roth gemalt find, wahrſcheinlich nach
uſſiſchen Angaben, wie gerabe das Gegentheil bei Shinefen, nad; obis
sem, ſ. S. 440. Mogami Toknai ſagt, Sandan haͤtten vordem
Stan db. i. Khitan) geheißenz ein Chineſiſcher Poet fage, fie feyen
zoth wie Zinnober, daher jener Rame Sandan, der auch rothe
Barbaren heißes ein anderer Poet nenne fie Sikirok, d.h rothe
Menfchen. Dieß wären bie Khitan, die Srünber ber Liao Dy⸗
naftie, 709 — 1125 n. Ehre. Geb., wovon Gata ja feinen Ramen ers
Halt (f. oben &. 436)3 die richtige Etymologie ihres Namens, bemerkt
mdeß Klaproth, bedeute aber „rothe Zeichen‘ was cher auf ihre
alte Sitte, Hd zu tatuiren,, zuruͤckſchließen laͤßt, wie bie auch bei
manchen andern Tatariſchen Völkern der Kal war. Die Sandan, am
Amur, fand der Sapanefe wohlhatend und zahlreicher, als landein⸗
wärts; ihre Sitten und Lebensart glichen am untern Amurftrom ben
Kinos, mehr oberhalb beffelben ben Mandſchu. Bei feiner Ruͤckfahrt
vom Marktorte Deren, babe er am rechten Stromufer auf einem
Berge 2 gelbe, aufgerichtete Steine bemerkt, welche die Sandan als
alte Grabmale begrüßten.
Bmstten ——
Die Chineſiſchen Strom⸗Syſteme.
s. 79.
che unvollkommen bleibt alles was wir, bis jest, über bie
größten Chinefifhen Stromfpfteme, nad einheimifchen
Berichten, mittheilen Binnen. Europäer drangen, Marco Pole
und wenige Jeſuiten Patres ausgenommen, nie tiefer in das
Binneniand eins überall Feffelte der fittliche, induftrielle und pos
litiſche Zufland des fo eigenthuͤmlich entwidelten Volkes, feit den
wenigen Jahthunderten, daß Europäer überhaupt China zu bes
fuchen pflegten, die Aufmerkſamkeit mehr in feinen frappanteſten
Euiminationspuncten, als das Verhaͤltniß des räumlich Geſamm⸗
ten zum Beſondern in Beziehung auf Natur und Geſchichte, wel⸗
ches wir bier vorzugkweiſe zu verfolgen haben. Zugleich wurden
Me Berichterſtatter in einem Staate, wie ber Chineſiſche, der eine
fo genau ausgebildete Special: Gesgrapbie und Statiſtik, wie
vielleicht Bein anderer großer Staat der Erde, befigt, eben dadurch
verführt, diefe ihnen dort uͤberall vorliegenden Daten, in. der ein:
Heangho Softem. 41
mal ſchon bellebten Form und Methode, flatt Aigner, originale
Beobachtungen und Unterfuchungen, nur gerabegu zu wiederholen,
wodurd bie Europäderberichte meift von felbft den Chinefifchen
Zufchnitt annehmen. Die mehrften, oft ſehr lehrreichen Nachrichs
ten dee Jeſuiten Miffionare, und alle Berichte, die un®
feit 1666 bis im die neueſte Zeit burch Europälfche Embaſſa⸗
den zugefommen find, befchäftigen ſich faſt ausfchließifly nur
mit den bevoͤlkerten Oſt⸗ unb Nord» Provinzen des Reich, vom
Canton bis Petſchely, durch welche ihre, gewoͤhnlich immer
gleichfoͤrmig wieder betretenen -Doffteaßen nad der Refidenz
Peking führen. Gtatt dee geographifchen Unwiffenheit, welche
ein verjährtes, “allgemeines Vorurtheil der Europäer immer noch
den Chinefen vorwicft, deweiſet eben das mit geographifchen Das
ten und flatiflifchen Ueberfihten angefülite Referat der mei
flüchtigen und ganz unvorbereiteten Reifenden in China, welche
fie bequem genug aus der reihen Chinefifhen geographifhen und
biftorifchen Literatur entnehmen konnten, wie Beine Nation, Aſiens
wenigſtens, der Chimefifchen in biefem Zweige bee Eiteratur, wie
er nan einmal dort befchaffen ift, gleich ſteht.
Die Armuth an fidyern, für unſre Betrachtungsmelfe, wiſſen⸗
ſchaftlich geficherten Thatſachen und tiefer eindringenben Beodach⸗
tungen, bei allem Laͤnderreichthum, Wortgepränge und ftatiftifchen
Calcul uͤber dieſes oft: afidtifche Weltreich, macht es am rathſam⸗
ſten, bier ſogleich die wenigen Bruchſtuͤcke über Gebirgszuͤge Stu⸗
fenland und Tiefland, in Bezug auf die Stromſyſteme, und auf
die Erläuterung des Kuͤſtenſtriches zuſammenzuſtellen.
Erläuterungl.
Das Waſſerſyſtem des Hoangho, oder des Gelben Stroms.
Die Duelle bes Hoangho liegt in einem birecten Abe
ande von 280 geogr. Meilen von der Mündung zum Meere;
feine Steomrentwidiung beträgt, aber, In feinem ganzem
Laufe beinahe bad Doppeltez wie vechnen nad genauer Dee
fung 540 geogr. Meilen, fo, dab alſo die Krümmungen als
In 280 geogr. Längenmeilen betragen, wodurch ex mit feinen
Buflüffen jenes gewaltige Strom gebiet von etwa 34,000 Qua-
drat⸗Meilen gewiunt, das durch ihn, ber 14 mal fo lang wie bie
Donau, ganz Eusopa von Weſten nach Oſten burchgichen
würde, bewäfiert und großentheils defcuchtet wird.
I‘
';
403 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. 1. Abſchn. $. 79.
Schon aus obigem (f. Afla Wh. I. ©. 159) iſt uns ber
‚Befpeung des Hoangho, im Allgemeinen , auf bee Alpen»
teeraffe ber Sifan, um den Khu Khu Nor (blauer See),
im Norden der gewaltigen Kette Bayan Khard, unb des gro⸗
ben Siue Shan bekannt. Um dleſes Hochgebisge winder er
fi, erſt gegen S.D. und dann gegen RW. herum, um dann
aus dem Gebiete von Khu Khu Nor, im Süden von Sie
aing (Afien Bd. I. ©. 172), den durchbrochnen Siue Shan
gegen Kanfu bei Hotſcheon, obwol in fehr engen Felsſchluch⸗
ten und von ſteilaufſtarrenden Klippen umfiellt, zu bucchfegen,
und aud, wie wie oben (f. oben ©. 421) fagten, das Nordende
des Siue Ling bei Lan tfheou zu durchſchneiden. Bis hieher,
wo er das Hochgebirge mit: ben ewigen Gchneemaffen verläßt,
rechnen wie feinen Dberen Lauf, eine Strecke von 175 gedgr.
Meilen der ſeltſamſten Krummungen. Dee birecte Abfland
von Lan tfheon bis zu feiner Duelle foll jedoch ſchon in
- 40 Fagereiſen 1!) erreicht werden können. Gen Mittler
Lauf von Lan tſcheou, an Ninghia vorüber, gegen Nor⸗
den (an 90 geogr. Meilen), dann feine Oſt bieg ung bush dem
Vortritt des Ju Scham (f. Afia Bd. I. S. 154) gehemmt unb
zurüdgemwiefen, dann feine Sübwendung von Khu Khu
Khorun, um das Land ber Ordos herum, ſuͤdwaͤrté, buch
feine gefpsengsen . Engpäffe von Long men und Hou Keou
(ebend, I. S. 159), bis zu feinem Anie im [pigen Winkler,
das er gegen Dften, an der Einmündung des Wei bo, von
der rechten Seite, bilbet, beträgt eine Etrede von 230 geogr.
Meilen. Bon da aber, im einförmigern Zuge, firönt feine
gewaltige Waſſermaſſe, im Unteren Laufe, noch immer ber
ganzen Länge des Rheins faſt gleich, 135 bie 140 geogr. Meiten
weit bi zum Dfi:Dceam. Der Hoangho gehört alfo, wie
Dre Amur, zu den Riefenfirömen der Erde, da feine Länge
5 des Erdumfangs beträgt; nur erſt Dneps (240 Meilen)
Dwina (160 geogr. Meilen) und Düna (140 geogr. Meilen)
in zufammenhängenber Linie gebacht, wücden der Länge
feines Laufes gleich kommen, welches einen Raum ber Erde
bewäfiert, der, in Europa, ganz Spanien, Frankreich
und Deutfhlond wit Holland uns ber Schweiz glei
tommen wuͤrde.
133) Da Halde Dose. de da Chine T. H. p. 188, IV. p. 52
Hoangho⸗Syſtem, oberer Lauf, Quellen. 483
1. Dberer Lauf. Alte Hppothefe des fernen unters
irdifhen Laufe; Forſchungen der Chineſiſchen
Kaiſer nah den wahren Quellen des ———
Sing fu Hat, das Stern⸗Meer.
Schon ein Zahrhundert vor ber Chriſtlichen Zeitrechnung -
von ben Quellen des Hoangho, die bis heute noch kein Eu⸗
ropdifcher Beobachter befucht bat, in den Ghinefifhen Annalen
unter der Dpnaflie der Han die Rede. Als die Chinefifchen
Handelstaramanen, damals (im J. 107 v. Chr. Geb.), bis iu
die Länder der To ouan!l?) (d. f. Ferghana, f. Afla DB. L;
©. 208, Bd. II. ©. 430) zogen, wurden, ſagt Sfe ma tfier
der Hiftoriker, auch die Quellen des Ho in den Gebirgen Nu
ti entdeckt, wo der Du Stein (f. Aſia Bd. I. ©. 210, 220;
221) in Menge vorlommt, von bem den Han ein Vorrath mit
zuruͤkgebracht wurde. Der Sohn det Himmels, d. i. der Kaifer,
unterſuchte die alten Karten, und fand, daß bie Gebirge aus
denen dee Ho (d. i. bee Hoangho) hervortritt, das Kuen Ium
Bebirge (f. oben S. 173 hier in weiter collectioee!13) Webens _
tung genommen) en Eine frühere Spur diefed Vorkom mens iſt
uns nicht bekannt, es ſey denn das Citat deſſelben Hiſtorikers
Sfe ma tfien!!), der fagt: Nach dem Buche Du liegen bie
Quellen des Ho. im Kuen Iun, deſſen Höhe 2500 Li (einige
hundert Meilen, d. h. himmelhoch) betrage, da, wo Sonne und
Mond einander ausweichen und fich verbergen, um wieder defto -
glängender herborgutreten, da, wo eine Duelle fügen Weines und
ein See voll Edelfteind fey, und anderes mehr, was wie hier Aber
gehen, da jene Angaben nur mit dem Schleier der Symbollk ums
huͤllt find. . Die erhabene Bedeutung des Namens Hoang
90185), d. i. der Gelbe Strom, geht aber auch ſchon Aber
2000 Jahre vor Chr. Geb. zuruͤck: denn, fhon im Shn king
beißt Hoang, fo viel, als gelb, ift dag Emblem der Exbe,
und Hoang ti, daher, bee Gott (Ri) auf Erden, d. i. dee
große Beherrſcher, der Titel des Kaiſers der Chin, ale
Stanhalter bed Shang ti (Himmilifchen — auf Erden.
®-
112) Se6ki des Saematsien, Livr. CXXIIL, trad. p. Brosset in Nonv.
Journ. Asiat. T. II. 1828. Paris 8..p. 437. 20) Klaproth Ta-
bleaux histor. de l’Asie p. 206. 1°) Sseki etc. trad. p. Bros-
set L c. p. 489. ı5) H. Kurz Memoire sur l’etat * ue et
religieux de In Chino 2300 ans avant nötre ?re, selon le Chon
King ia Nourv. Joure. Asiat, Paris 1830 T. V. p, 406
404 Oſt⸗ Afien. Waflerfoftene. I. Abichn. 4. 79.
Die älteren Chinsfen, bemerkt fhon Deguignes ts), hal
ven dafür, der Hoangho komme fehr weit aus dem Wehen,
ans der fogenannten Kieinen Bucharei herbei, fließe Aber der
Erbe ale Jerken in ben Lop Nor, und bann, unter ber
Sandwuͤſte fig verbergend, nah D fl, wo er im dem Gebitge als
Hoangho hervortrete. Diefe Anſicht iſt auch im der merk:
wärbigen Chinefifh: JSapanifhen Karte von Afien, aus
den Materialien ber Buddhiſten Pilger, vom VIL bis XV. Sabeh.
(f. Aſia Bd. I. S. 192) graphiſch niedergelegt, biefeibe An
fiht des Zufammenhanges ber großen Steöme, Aber ober
unter ber Erbe, bucch große Seen vermittelt, iſt jene nralte,
weiche ſich durch den ganzen Orient verbreitet zeigt, in dee DR eos
feifhen Urkunde, der Phrat und Phifons im Paradiefe, im
her Bendichze in den Zare's, in ber Bubbhas und Brah⸗
mas⸗Lehre in ben Bangebs, Indus, und Brahmaputra⸗Quellen
aus den beiden heiligen Alpen : Seen bervortzetend, es iſt diefelbe
Anfiche, die auch der Theorie des Plato, im Phaͤdon 17),
Yon den Feuers und Waſſerſtroͤmen, weiche das Innere der Erde
wie ihre Oberfläche durchziehen, fo unnachahmlich vorgetragen,
zum Geunde liegt. -
Mach jene antiken Hypothbefe 18) der Chinefen,
die auf wine frühe Sdeenidentitdt und Einheit des
Völkerurfprungs gegen bie gemeinfame Mitte Afiens
gushchveifet, und nach ber genannten Kartenzeihhnung 1°), wird
der Hoanghe aus zwei Duellarmen gebildet, bie ſich im
Mordiveft von Khotan vereinigen. Der [übliche kommt von
der Grenze des Landes Khie yan tho (Kho panthe), das in
IB, von Darkend in dem Th fungling:Gebirge liegt, d. i.
an der Grenze von Badach [han (f. Aſia Br. IL ©. 411);
es iſt der heutige Fluß Yarland Daria. Der nördliche,
dieſer fogenannten Quellarme, bricht aus dem Lung tſchi, bi.
dan Drachen⸗See hervor; es iſt ber jesige Kara Kul, aus
dem der Paman yar hervorteitt, der ben oberen hell des
Kafhgbars Stromes im Güben der Stadt Kaſchghar bils
dei. Alfo, fuchte man, nad jemer antiken Hypotheſe, ben
21°) Degnigwes Hist, T. L p. 130. 119) Platonis Phaodo Räit
stoire de la Ville de Khotan tired des Annales de la Chine trad,
da Chin. Paris 1820. 8. p. 20, 29, 80. *''°) Kisproth Mem.
reiatiis a l’Asie T. IL p. 412. |
!
Hoangho⸗Syſtem, oberer Lauf, Quellen. 405 _
Urſprung bed Hoangho Im aͤußerſten Wehen des heutigen
Turckeſtans, in den beiden Kaſchghat und Varkend⸗Strö⸗
men, die gegen Oſt vereint, im Karim: (Zalimu) Strome
auh Ay Shy Shoni und Yuthian (weil Ky Sky, d. h.
Kefp, ober Kafh, der Name des Steines Yu iſt, der in dem
Strome von Dartend vorzüglich gefunden wird) genannt, noch
weiter, 2000 Bi weit gegen Oſt in den Lop Mor fid ergießen.
Diefer See heißt in den Chineſiſchen Büchern Phuſtchhaug
Hai, und diefen Namen trägt er auch. auf ber genannten Chi⸗
neſiſch⸗Japaniſchen Karte, =:
Zwiſchen diefem Lob Moor, oder Lop bei Ab. Remus
fat (unter 41? N. Br., f. Afien Bb.L, ©. 207, 363), bi6 zu dem
wahren Quellen dis Hoangbo (unter 35° N. Br.) gegen
S. O., breitet fig die große Sandwüfe Hanhay (Erdkunde
Afien Bd. I. &. 502), ein alter Meeresgrund, mit furcht⸗
baren Sandmaſſen, Suümpfen, oͤden, nadten Klippen und Pieis
nen voll Kiefeldtöcden, einft von Wellen gewälzt, nad dem Aus⸗
brud eines Chinefifchen Autors 2), aus, wo and) ein untergegans
genes Reich, Shenchen, im Suͤden des Lep Sees, ſeit meh⸗
teen Saͤculn unter Flugſandmaſſen begraben zu ſeyn ſcheint 21),
Bon da weicht fie bis zum Nordfuß des Bayan Khara und
des großen. Sine Shan, wo die Sean Singen Hark liegen,
Die kuͤhne Hypotheſe der Chinefen meint num, ‚zwifchen dem Lop
N oor und diefem Sing ſuHai, beftche, im Welten des Khu
Khu Modr, eine unteriedifche Verbindung. Unter dem
Nomen Singfu Hat werben aber alle jene Gem, Quellen und,
Baͤche begriffen, welche die wirkichen Quellen bed Hoanghe
bilden. Diefe untericdifche Verbindung iſt aber, auf der
genannten FJapanifhen Karte, von Mord nah Süd, über»
irdiſch gezeichnet, wie fie Bergzuͤge durchſetzt, die auf derfelben
Karte 2) Zfi fby Shan, db. b. „die Berge von Gelbe
blöden,” genannt werden, worin die zertriimmmerte Natur jenee
wie «6 heißt nur von „wilben Kameelen“ bewohnten Sands
und Wüflenfirede des Erockengelegten Han Hay angebeutet
erſcheint. Im Jahre 635 n. Chr. Geb., wird in ben Chineſiſchen
”*) Kleproth- Tableanx historig. de l’Asle p. 182; Ab. Reimasat
Flist. de ia Ville de Khatan p. 64, 78 ete, - ”') Tabl. hist. de
PAsie ‚Eu p.205. 9°) Klaproth Me. rel. a Nanie'l.e. T. Il.
P. —
N
496 Oft-Mfien. Waſſerſyſteme. I. Abfchn. $. 79,
Annalen 123) erzählt, daß ein Theil des Heeres, welches der Kaiſer
Faitfong, gegen N. W., nah Hotſcheou (f. Alien Br. I.
©. 171) ausfandte, einen Theil der Berge des Doanghos
DuellsZanbes durchzog, davon ein Theil vom Tingling
( Kashghar), der andere von Vutian (d. i. Khotan) kemme;
alfo immer aus dem fernen Wetten. Ä
Aus dem bypothetifhen nah dem wahren Quell»
Lande bes Hoangho, auf der Hochterraffe der Sifan
angelangt, bleibt die genauere Beflimmung der Quellen doch im⸗
mer noch ſchwierig, deren Erforſchung Jahrhunderte hindurch ben
altern Shinefifhen Herrfchern ein eben fo säthfelhafter Gegenſtand
bfieb, als den Argpptifchen Prieſtern die Erforfhung der Nils
quellen, den Hinbus der Ucfprung ber Gangess und Indus⸗
Ströme Die Kalfer ſelbſt forſchten Ihnen am meiſten nad.
Als Kaifee Khublai fi) duch die Eroberung ShdsChinas
bis Canton auf dem neum Throne feſtgeſetzt hatte, erzählen bie
. Annalen der Yuan⸗Dynaſtie, wollte ee num über die Quellen
des Hoangho genauer unterrichtet feyn, die man bis dahin in
das Gebirge Kuenlum verlegt hatte. Er fandte im I. 1280 2%)
den geſchickten Mathematiker Tuſchi (Touchi) aus, der 4 Monat
Zeit gebrauchte, ınm bahin zu gelangen, und bort eine Karte
von dem Queligebiete aufnahm, welche er bem wißbegierigen
Kaiſer bei feiner Ruͤckkehr überreichte. Diefe Karte, bemerkt Pas
tee Gaubil 2), im feiner Geſchichte der Dynaſtie der Mongolen,
fep zu feiner Zeit in China nicht mehr bekannt geweſen, wei
aber ber Commentar, der fie begleitete. Bis dahin ſey das
dbere Quell⸗Zand bes Stromes nur ein Land. der Kabel
geivefen.
Die wahre Quelle des 'Hoanghe, lautete num biefer
Bericht, liege auf der Weftgrenze des Landes Tokanſſe (Pat.
Baubil in feiner Nota, ©. 190, fagt Tokanſeſepiz aber bie
beiden Testen Sylben heißen Sipi, d. i. Wehkgrenze), im Ki
nigreihe Tufan. Die Waffer, beißt es daſelbſt weiter, träten
aus mehr ald Hundert Orten, in einem ebenen Boden
hervor, von 8 bis 9 Stunden im Umfang, ber ganz fumpfig und
2°) Mailla Hist. gen. de ia Chine T. VI. 4. p. 74. ad Ann. 635.
»*) ebend. T. IX. p. 404. »5) P. Gaubil Histoire de Geat-
ehiscan et de tonte la Dynastie des Mongous ete., tiréé ds I’hist.
Chinoise ete. Paris 4. 1739. p. 1%.
\
Hoangho⸗Syſtem, oberer Lauf, Quellen. 497
ſthlammig von den Waffen fen, bie nad allen Gelten laufen,
fo daß man wicht ohne Gefahr hindurch gehen könne. Sch bes
fHıg, erzählt der Mathematiker Tuſſchi, eine Anhöhe, um diefe
zu uͤberſchauen; fie erſchienen mie geſtellt wie Die Sterne bes
Himmels, auch nennt man fie in der Landesfprache mit dem
Nomen Hotun Mos, db. 1. das Stern: Meer Im Ghines
ſiſchen heiße dies Sing SuHay, b. . Meer mit Sternen
befäet (nad Gerbillon, den Dar Gauhil 35) citiet, Sing,
d. i. Sten,.fou, di. Gonflellation, Hay, d. i. Meer). Diefes
Bing:fousHay liege nur 10 Tagereiſen nad Gerbillon im:
B. von Hotfheou-in Kanfu, bas unter 35° 43° N. Br. und
18° 25° W.L. v. Peking fern ſey. Alle diefe Waſſer vereinen ſich
nad) kurzem Verlauf von einer guten Stunde, oder 2000 Schritt,
zu 2 Seen: Ala Nor auch Cara Nor (ſchwarzet See bei Pat.
Gaubil). Ans diefen ergieße fi gegen Dft der Ausfluß, welcher
Tihi-ping bo, d. I. der Fluß mit den rothen Ufern, heiße.
Dieſer nimmt ˖ nun die 3 Buflüffe Pelitſchi, Holan und
Yelitfhu ‚auf, worauf er mit dem nun erſt veränderten Namen
Hoangho gewaltiger fortfirömt, ein Mame, den er bie zur:
Mündung beibehält. Einige 20 Li, oder ein paar Stunden uns
techaib jemer letztern Stelle, foll er ſich, nach des Mathematiker:
Tuſchiꝰs Bericht, in 7 bis B Arme theilen, die fih 30 Tagerel⸗
fen von da am Berge Tenekllita (Knenlun der Chinefen)
wieder vereinigen. (Mir vermuthen, daß auch dies eine hypos
thetifhe Anficht jener Zeit fey, da auf der Jefuiten «Karte bavon
feine Spur ift, fo wenig wie auf ber neueften Karte Kaiſer
Khienlongs 7). Wohl aber iſt auf ber Chinefiſch⸗Japani⸗
fhen Karte Afiens, eben hier, im Süd des Khu Abu Nor, -
eine foihe Stromfpaltung des Hoangho gejeihnet, und
auf die dadurch gebildete, ringsumfloffene, geoße Infel,
der Name San Miao) jener Aboriginer bes weſtlichen
Chinas im Hochlande eingefchrieben, die in jener Urzeit als bie
erſten Ehinefen Eolonien hier einzogen, von biefen untere
jocht, ober bie ſich nicht unterwerfenden zue Auswanderung ges
jungen wurden, worauf fie fi) in die benachbarten Hochgebirge
zurüchzogen , weiche bost in Sifan, China von Tuͤbet ſchei⸗
®*) Pat. Gaubil Hisi. de Genichiscan I. e. p. 101. ?") Klaproih
Carte de l’Asie oentrale. 25) Klaprotli Eolaircissemens sur une
Carte etc. in Mem- relat. a VAsie T, IH. p. 414. —
Nitter Erdtunbe IV. 38
498 Ofl-Afien. Wafferfofieme. I. Abſcha. $. 70.
den. Diefer Henannte Tenekülita macht einem Theil des Sine
Shan ode bes Schnergebirges aus, bei dem Orte Koti
oder Kotſi, im ©. de Knenlun. Diefer vereinte Strom
durchfeht dann das Land Alipielitfchir, wo der Hauptſtrom
ben kleinen Hoangho (})- und den Kilimasfchi aufnimmt.
Dann fließt er gegen W., um den Kueniuns Berg herum,
sad nun erſt gegen N.O. gewanbt, bucchbricht er nah 20 Tages
zeifen des wildeften Laufe den gewaltigen SiueSchan, bis er
nun das hohe Tüber, oder Ahu Khu Nor (oder die hohe
Zerraffe. der Sifan, f. oben ©. 177 und Aſien Br. I.
©. 177, 192 u. a. D.), verläßt, und bei dem Grenzfort Tſy⸗
fby:Louan in das eigentlihe China, in Kanfu, eins
tritt (f. Afien Bd. 1. ©. 187).
Disfelben Angaben, von dem obernkaufe bed Hoangbo,
werden im Knang yu Li 129) wiederholt, fie Rimmen gut mit
der im Artikel Sifan vom Pat. Amiot 20) gegebenen Ueber
fegung aus den Chinefifhen Memgiren vom Sabre 1696. Auf
einer Chinefifchen Weltkarte befindet ſich jedoch noch die hierher⸗
gehörige Notiz: daß bie Gefchichte von ber Duelle des Hoangbo,
die in den Jahren Thupao, der. Dynaftie Yuan (mahrfcheinficdh
obige A. 1280) herausgelommen fen, bemerke: die Duelle des
Sing Su, d. i. de6 Fluſſes der Geſtirne, befinde fih im
NM. des Gebirges Knenlun. Bon ba wende es ſich oſtwaͤrts,
befpüle den Kuenlun im Süden,. wende fi) dann ploͤtzlich
(mol gegen Wet?) und nehme dann eine norböftliche Rich⸗
tung an. Er umgiebt alfo, endet diefe Rotiz, ben Zuenlunm
von dbreien Seiten in Geſtalt eines Ringes, ber nicht
ganz if. — Dies beftätigt genau, auf eine ſehr populäre Art,
unfere Kartengeihnung des oben HoangbosLatfes, von dem
wir nicht vielmehr erfahren als was wir fon aus der Mongo⸗
lens Periode wiſſen.
An einem Memoire, das im 9. 1704 dem Kaiſer Khangpi
über die Hoangho⸗Quellen eingereicht warb, wurde jener
obengenannte Hotun Nor mit dem Mongoliſchen Ramen
Ddun Tala 3), der Odun Gen, ‚belegen (Dtontala bei
120) f, die dltere Edit. ber Königl. — Bibliothek nach Dr.
Schott's neberſegung im Mſer. 0) Memoires voncernant E-
stoire etc. des ois par les Missionairee. de Pe-kin, Paris 4.
1780. T. XIV. p. 236. 21) Maille Hist. Gen. de la Chine
"Le T. IX, p 404. Not,
Hoangho · Syſtem, oberer Lauf, Quellen. 400
Maitte), und die Duuelten nnter 86° 20 Me. und 20° 207
bis 30 WR. v. Peking (93° 4 D.L. v. Paris) feſtgeſtellt; eine
Angabe, die auch im der neuen Khienlongſchen Karte bee
Edinefifhen Reiched 32) beibehalten iſt. In einem eige⸗
nen Dempire des Kaiſer Khanghi, ſagt diefer um bie gees
graphiſche Kenntniß feines Reiches fo eifrig bemühte -Megent 3);
dee Hoangho hat feine Quche im See Sing dus weil bie
Himmelsgeſtirn heißt, fo haben einige Ignoranten geglaubt,
der Strom ſelbſt komme vom Himmel herab. Ich ſchickte des⸗
halb insbeſondere einen meiner Großen des Reiches aus, um im
Weſten die wahre Quelle des Hoangho aufzuſuchen. Die—
fer ceifete bis Singhu, weichen die Mongolen Kotun Tala
(d. 1. Hotun oder Odun Tala, d. I. Dalal, Gr, Men)
nennen, und fähe den Hoangho mie Gewalt, braufend von eis
nem ſehr hoben Felſen, hervorflürzen in ben Sing fu hai, dee
aus zwel runden Baffins beftcht, die ganz lichtglaͤnzend erſchei⸗
nen. Ich ferbft, fügt dee Kaiſer hinzu, auf dem Wege zu deu
Deiöth, Bin in einer Flußbatke ben Strom hinabgefchifft von
Ninghbia, welches außerhalb der großen Mauer liegt, bie
zum Fluß Yutan. Diefe Fahrt, die vor mir noch Keiner (wol
kein Kaifer?) gemacht hatte, dauerte 21 Tage, und war nicht
ohne Gefaht. Das Wafjer des Stromes änderte fi oft ab,
vom trübgelben dis ins goldgelbe (vergl. Aſien Bd. I. S. 166,
168 u. ). —
So weit damals ber Kalfer, ber in einer fpätern Ordonanz
vom Jahre 1730, die in dem XI. Bande bes Zung bua la,
oder’ die Manuſcript Hiſtorie der gegenwärtigen ManbfhusBynas
fie, eingeruͤckt iſt, noch einmal auf feinen Lieblingsgegenfland bie
Hydrographie der großen Stroͤme feines Reiches zuruͤck⸗
kommt, in welcher er folgende nähere Beſtimmungen giebt: Seit
meiner Jugend, fagt ee >*), befchäftigte ich mich mie der Geogta⸗
phie, deshalb fandte ich auc meine Großen des Reiches aus zum
Kuenlun und nah Sifan. Daſelbſt Haben ale die geo⸗
fen Ströme Chinas ihre Quellen, ber große Kiang, wie dee.
Hoangho, der Karasruffı (Heſchui, f. oben ©. 403), der
Kincha Kiang und ber Lanthſang Kiang. Alle große‘
) 1 Klopaotı Carte’ centrale de TAsie 1832, *#) Memoire d
Kanghi in Mem. concern. l’'histoire eto. des T.WV. P 478.
**) Kiaproth Memoires relat. & l’Asie T. IIL- £, 90 etc.
12
200 De Afien. Maſſerſyſteme. I. Abſchn. $.. 79.
Gtöme Chinas trrken im S. O. herauß, aus ber großen Gebitgs⸗
kette Nomkhunubachi (f. Afien Bd. II. ©. 410, 415), welche
das große, Innere Syſt em (was wie Plateau⸗Spftem ge⸗
nannt haben) von dem Außeren: Syſtem (unſerm Oſſt⸗
rande und dee Gliederung) ſcheidet. Der Urſprung des
Hoangho liegt auch, fährt Kalfee Khamghi.fort, außerhalb ‚der
Grenze von Sining, im Oſten bes Kulkun. Unzählige Quel:
len. fprubein aus dem Boden hervor, an Glanz. den. Sternen
gleih. Die Mongoien nennen diefe Odun tala, die Tübeter
Solom, die Chineſen Sing fu hai, (Sternen : Meer).
Der Verein biefee Quellen giebt den. Deangho, ber. bie. Seen
Daring und Dring (oben Ala und Cara Nor genanns) bildet,
aus denen er gegen. S. O. abflirft, dann fih nah N. und wie
der nach O. wendet, bis er an den Korte Ruck te phu and
Zip ſchy Kunan vorüber in China ——— durch das Territo⸗
. sm von Lant ſcheu.
Mehr wiſſen wie vom obern Stromtaufe des Hoanghe
‚ nicht zu berichten, denn der einzige Europäifche Augenzeuge, der
früher, in dee Mongolenzeit, barüber hätte Auffchluß geben koͤn⸗
nen, Marco Polo gedenkt biefe® großen Stromes unter dem
Namen Caramoran (RKasamuran, fehwarzer, d. 5. trübe
Hleßender Steom) nur gelegentlich 135) im untern Gteomlaufe,
eis damaligen Grenzfiromes bes Nord-Reiches, ber Kin
(das zu erſt von ben Mongoten erobert ward), gegen das Suds
Reich der Song, das erſt ſpäaͤter von Khublai Khan erobert
werden konute (f. Aſien Bd. I. ©. 162, 163 u.a. D.) Die
SefuitensPatzes haben keine genauere Unterfuchumgen über
jenes, gewiß, duch feine Maturgaben, hoͤchſt merkwuͤrdige Hochs
gebirgsland angefieht, an deſſen Eingang wie fchon oßen die Lage
son Sining (f. Aſien Bb. J. S. 172—179), fo wie in deſſen
Mitte, dee Hochterrafſe der Sifan (f, Afin Bd. IL. S. 417),
die eigentliche Heimath des echten Rhabarber (f. ebend. Bd. J.
©. 179—186) kennen lernten, und es bleibt uns nur noch übrig,
dad wenige, was uns Chinefifhe Berichte von den- Bes
wehnern des oben Honngho= Landes, aus fruͤherer Beit übers
Uefere haben, hier mitzutheilen. . Aus bem Munde ber Chinefen, j
bie ihre Rachbarn nur ale Barbaren betrachten, find diefe
int) Marco Polo Firenze 4. 1827. Bar. Baldelli Boni 2 TI. Br
T.U.p 248, 300.
Hoangho-Shftem, oberer Lauf, Sifan. SOL
Nachrichten eines kuͤhmm, ebelgefinnten,' feribeltöliebenden und
treuen, thaͤtigen Alpenvolkes im Außerften Often Aflene, dop⸗
peit merkwuͤrdig, auch weit bier einft die Gige der alten San
Miao, und ganz benachbart die der Ufum, oder ber blonden
Rage mit blauen Augen. waren (f. Afien Bd. I. S. 192 - 18),
und 48 iſt nur zu bedauern, daß uns jede tiefer eingehende Unters
fuhung über dieſe Voͤlkerſchaften fehlt.
Anmerkung. Das Bolt der Sifan, nadı Kaiſer Khanghie
Memoiren") im Tribunal des Ritus, zedigirt 1696.
Sifan (von Si, ber Weſten, und San, der Frembling)
war in antiker Zeit alles wilde Gebirgeland im S. W. von Ehinas Si⸗
fan jin heißen daſelbſt allg Wölter ohne Unterfchieb, zunaͤchſt auch die
des wilben Schneegebirges. mit Gletſchern umhängt, um den Khu Ahu
Ror. Die erfien :7) Bewohner Chinas nahmen, von bem jetzt foges
nannten eigentlichen Shine, anfänglich, nux den nordweſt lich ſten,
jenem benachbarten, milderen Theil (Shenfi und Kanfu) ein, wo,
fe eine von ihnen verſchiedene, wilde Välkerrace dorfanden, als ſie,
ſicher nicht lange nach ber. Noadifchen Fluth, non N... kommend,
felbft exft dort einzogen. Denn auf den Kuenkun (auch Kullun,
£-Afien 8b. II.S. 409) weifet ihre Mythologie, breitaufend Als
vor Chr. Geb., ols auf das Land ihrer Vaͤter zuruͤck (f. Afien Bb. L
Ein, &. 9, 188 u. a⸗ O.). Wie die Sanfsritredendgn Völker,
die Hindus, den Sy ihser @ötter auf ‚bie. Schneegebirge ihres Vor⸗
dens, ben Himalaya, von bem fie ſuͤdwaͤrts in bie Barbarenlänber hin⸗
abzogen, zu finden glaubten; fo blieb den. Gpinef en, die immer wei.
ter gegen Oft von Shenſi bis zum Oſt⸗Ocean vosrüdten, doch bie,
Grinnerung an ben außerſten Weſten ihrex Hetkunft, und bes
Ihnerige Kuenlun, mit beffen weſtlichen Anfange, der große
Thfuangling (f. Aſien Bd. Ii. S. 411), ſtets ihr Meru, ihr GAt⸗
terberg,.bie Heimatp ihrer VBorpäter, ibe Paradiesland.
Jene erſten EChineſiſchen Anſiedler in. den Thaͤlern he.
Hoangho⸗Syſtemes, im nachmaligen Kanfu und Schenſi, uns
terjochten, zerſtoͤrten, ober nerbrängten aber bie älteren, ba heimiſchen Bars
baren Zribus (San Miao, ſ. Xfin Bd. J. S. 192. WA), und dieſe
zogen ſich ia die Gebirge ber nahherigen Sifan unter dem
Ramen bee Miae zuruͤck. Roc fehlen bie Vocabularien und dis ge⸗
Aniot Traduct. du Chinois Mem. Departement des Lienz
: Appelles Si Fan ‚i in Memdires concern. I’histoire etc. des Chinois
4. Paris 1789. T. XIV. p. 127238. *7) Histoire Generale
de.ia Chine, ou .Annales etc. ed. p. Grosier, Paris 1777. 4. T.1.
p-1; Kiaproth Tableaux — de l’Asie- e· 29.
th,
⸗
wa Oſi.Aſien. Waſſecyſtema. I. Abſchn. 3.79.
Stroͤme Chinas trrten im S.D. heraus, aus ber großen Gebitge⸗
Bette RNomkthunubachi (f. Aften Br. IL S. 410, 4415), weide
das große, Innere Syſt em (mas wie Plateau: Spfleum ges
nannt haben) von dem Außeren. Syfiem (unfem Oſſt⸗
rande und dee Gliederung) ſcheidet. Der Urfprung bes
Hoangho liege aud, führt Kaiſer Khaunghi.fort, außerhalb ber
Grenze von Sining, im Dften bes Kulkun. Unzählige Quel⸗
len: fprubein aus dem Boden hervor, an Glanz ben. Sternen
gleih. Die Mongoien nennen diefe Ddbun tala, die Tüͤbeter
Solom, die Chineſen Sing fu hai, (Steraen: Meer).
Der Verein diefer Quellen giebt den Deangho, ber. die Seen
Daring und Dring (oben Ala und Sara Nor genanns) bildet,
aus denen er gegen. S. O. abfließt, dann fih nad N. unb wie
der nach O. wendet, bis er an den Korte Kusi te ph, und
Fſy fhy Ruan vorüber in China net: duch, das Territo⸗
rinm von Lant ſcheu.
Mehr wiſſen wie vom obern Stromtaufe bes Hoangho
nicht gu berichten, denn ber einzige Europaͤiſche Augenzeuge, ber
früher, in dee Mongolenzeit, darüber hätte Auffchluß geben koͤn⸗
sen, Marco Polo gedenkt dieſes großen Stromes unter dem
Namen Earamoran (Karamuram, fihwarzer, d. h. trübe
Heßender Strom) wur gelegentlich 15) im unteren Stromlaufe,
als damaligen Greuz ſtromes bes Nord⸗Reiches, der Kin
(das zu erſt von den Mongoten erobert ward), gegen das Süds
Neid der Song, das erſt fpätre von Khublai Khan erobert
werden konute (f. Aſien Bd. I. ©. 162, 163 u. a..D.) Die
Jeſniten⸗Patres haben keine genauere Unterfuhungen über
jenes, gewiß, durch feine Naturgoben, hoͤchſt merkwuͤrdige Hoch⸗
gebirgsland angeſtellt, an deſſen Eingang. wir ſchon oben die Lage
von Sining (f. Afien Bd. J.S. 172—179), fo wie in deſſen
Mitte, dee Hochterrafſe dee Sifan (f, Afien Bd. I. S. 417),
Die eigentliche Heimath des echten Rhabarber (f. ebend. Br. IJ.
&.179—186) kennen lernten, und «6 bleibt une aur nody übrig,
Das wenige, was uns Chineſiſche Berichte von den- Bes
wehnern bes oben SHoangho: Landes, aus früherer Beit über
liefert haben, bier mitzutheilen. Aus bem Munde der Chinefen,
die ihre Nachbarn nur als Barbaren betrachten, find diefs
las) Mareo Polo Firenze 4. 1877. kai Baldelli Boni £ I. p. >
T. LV. p. * 300.
KHoanghe-Shften, oberer Lauf, Sifan. SOL
Nachtichten eines kuͤhnm, edelgefinnten, freiheltölichenden und
treuen, thätigen Aipenvolkes tm Außerften Oſten Aflene, dop⸗
.peit merkwuͤrdig, auch weit bier einft die Sitze der altın San
Miao, und ganz benachbart die der Uſun, oder der blonden
Race mit — 5— waren (ſ. Aſien Bd. I. S. 192 - 19),
und 46 iſt nur zu bedauern, daß uns jede tiefer eingehende Unter⸗
fuhung über diefe Voͤlkerſchaften fehlt.
Anmerkung. Das Volk der Sifan, nadı Kaiſer Khanghie
Memoiren*‘) im Tribunal bes Ritus, redigirt 1696.
Bifan (von Gi, ber Weften, und Ban, ber Fremdling)
war in antiker Zeit alles wilde @ebirgsland im S. W. von Chinas Si⸗
fan jin heißen daſelbſt alle Völker ohne Unterfchieb, zunächft aud die.
des wilden Gchneegebirges. mit Gletſchern umhängt, um den Khu Khu
Kox. Die erften 7) Bewohner Shinas nahmen, don dem jett ſoge⸗
nannsen eigentlichen Shing, anfänglidy, nur den norbweftlichften,
jenem benachbarten, milderen Theil (Shenfi und Kanfu) ein, wo
fe eine von ihnen verſchiedene, wilde Voͤlkerracçe dorfanden, als fit,
ſicher nicht lange nad ber. Noachiſchen Fluth, von N.W.. kommend,
ſelbſt erſt dort einzogen. Denn auf den Kuenlun (au Kulkun,
ſ. Aſien Bd. II.S. 409) weifet ihre Mythologie, breitaufend Jahre
vor. Chr. Beb., ols auf das Land ihrer. Väter zuruͤck (ſ. Afien Bd. J.
Eint, &.9, 188 u. a. D.).. Wie bie Sanferitredenden Volker,
die Hindus, "den Cig ihrer Goͤtter auf die Schneegebirge ihres gr =.
dene, ben Himalaya, von bem fie fübwärks in bie Barbarenlänber, bins
abzogen, zu finden glaubtens fo blieb den Chineſen, bie immer wei⸗
ter gegen O ſt von Shenfi bis zum Oſt⸗Ocean vosrüdten, doc bie.
Srinnerung an ben duferfien Weften ihrer Heblunft, und bee
ſchnetige Kusnlun, mit beffen weſtlichen Anfange, der guoße
Shfungling (. Aſien Bd. Il. S. 411), ſtets ihr Meru, ihr Gäts
terberg,.bie Heimath ihren VBorpäter, ihr Parabiesland,
Jene erſten CHinefifhen Anſiedler in den Schälern. te
Hoangho⸗Syſtemes, im nachmaligen Kanfu und Schenfi,, uns,
terjochten, zerftörten, oder verbrängten aber bis älteren, ba heimifchen Bax⸗
baren Eribus (San Miao, ſ. Afien Bb. I. S. 192, 204), und biefe
zogen ſich in bie Gebirge der nadhherigen Sifan unter dem
Nanın bee Miac zurück. Roch fehlen bie Vocabularien unb bis ge⸗
**) P. Amiet Traduct. du Chinois Mem. Departement des Lienz
üppelles Si Van, in Memdires concern. l’histolre etc. des Chinois
4. Paris 1789. T. XIV. p. 127238. 37) Histoire Generals
de.ia Chine, ou .Annales etc. ed. p, Grosier, Paris 1777. 4. T.1.
p- 1; Kiaproth Tableaux historiq, de l’Asie p. 29.
02 Oſp Aſlen. Wafferiofteme. I. Abſcha. $. 79.
nauern Berichte, um zu beurtheilen, ob fie von glsidyer Rae, wie
die in bemfelben wildeſten Gebirgätnoten der Erde daſelbſt einheimiſchen
Khiang (f. oben ©. 177, 209) find, wie dies die Ehineſiſchen Rach⸗
richten vermuthen Laffen.
Unter dem Namen ber Sifan (etwa wie Worgenlänber,
ober wie Skythen; ein Miſchlingsnahme) Tonnten, natürlich, bei
den folgenden Chinefifchen Autoren ,. leicht beiderlei, und noch viele
andere Horbengefäjledhter, ihre weſt lich en Nachbarbarbaren, begriffen
feyn , die nur ein gleiches Locale, diefelbe Gebitgeheimath umfaßte, und
unter biefer Benennung werben fie zuerſt, zur Zeit der Regentichaft
des Kaiferhaufes der Thang, bekannt; bie Zahl ihrer Horbenabe
theilungen warb damals auf nicht weniger als 900 angegeben.
.. Im Jahre 634 n. Ehr. ©., zur Zeit biefer großen Chang» Dys
naftie, wird ber exfte König der Sifan in ben. Annalen genannt, ber
an bie Shinefen, als Bafall, Tribut zahlte, deſſen Nachfolger immer
maͤchtiger werbenb im bortigen Gebirgtlande eine drohende Serrfäraft
bildeten. as diefe fpäterhin geſchwaͤcht, zumal durch die von RW.
vordringenden Ho ey hou !**) (Dftstigurifche, Turkſche Völker, f. Nfien
Bd. I. S. 1194), und burd bie Gewalt ber von Dft fie einengenben
Chineſiſchen Herrſcher, ſich wieder als tributpflichtige Baſallen an bie
Sung⸗Dynaſtie (feit dem Jahre 977) anlehnten, wurde ber von
Staatewegen offieiefle Name, der Zufan*®*), zur Bezeichnung audı
ihrer zahlreichen Geſchlechter wie ihrer Rachbarn, ber Khiang, unb
deren ſuͤdlichen Nachbarn, der Tuͤbeter, eingeführt. Unter der Mon⸗
golen » Dynaftie werben jeme Gebirgtlandſchaften in viele neue Departes
ments eingetheilt, Städte, Feſtungen, Grenzforts erbaut (f. ob. S. 419),
neue Magiſtrate mit Reſidenzen creirt, das Lama Königreih Tuͤbete
abgegrengt, die Hierarchie der Lamas ausgeblibet, denen auch ihre
Tempel und echte, umter der damals ſehr zahlreichen, aber body kleinen
Horde bee Sif an angewieſen wurden, bei benen der Bubbhacultus
ſchon fruͤhe Eingang gefunden hatte (f. Afien Wh. I. ©. 176). Chen
fo bei den Khiang, die zu einer Seit, als fie von den Tufan belegt
und zu Iheens Reiche gefchlagen waren, in 500 Horden zerthellt ges
weſen feyn follen, die nun erft, nachdem fie Einem Herren gehorchten,
auch erſt anfingen Eine, mit ihren Gebietern gemeinſame Spras
de *°) gu reden.
Die Ortſchaften, die der Mongolen Kalfer Khublai Khan bei
den Bifan erbaute, unterwarf er dem Dalalsfama 5' er fegte auch bei
13°) P, Gaubil Histoire de ia Grande. Dynastie des Tang in Mem.
oono. PHist. d. Chinois, Paris 1814, 4. T. XVI p. 223.
205) P. Amiot I, o. in Mem. conc. l. Chin. T. XIY. p. 128,
0) hend. p. 207. .
n
.Hoangho⸗Syſtem, oberer Lauf, kan. 503
Kon een Bang (d. i. König) ein, 4 Wan bu fu (db. h. Chefs über
10,008 Famtlien) und 17 Zfien hu fu (db. h. Chefs über 1000 Fa⸗
mitien), denen ex ihre Reſidenzen oder Hoflager beſtimmte. Die Regles
ments -gue Ueberfenbung ber Zribute wiefen ihnen zweierlei Wes
ge **), biefelben durch ihre Embaſſaden zu überliefern an, beren einer
nah Shenſi, der andere nah Szutſchuan führte, welches hier⸗
aus, wie aus andern Umftänden, ber unüberfteiglichen Schneekette bes
großen Siue Ling (f. oben &. 404) zu fchließen, bie einzig mögs
lichen Eingänge aus Sifan nad China (f. Alten Bd. J. ©. 174,
und oben S. 205-208, 411 u. a. D.) waren. Dies waren unftreitig
die wirkfanften Mittel zur. Sinilificung jener ungebändigten, und ihre
GShinefifhen Rachbarn ſtets bebrobenden, alpinen Grenzvoͤlker.
Bei jeber groͤßern Embaffade durften nur 100 oder 50 Begleiter feyn.
Die Pringen vom erfien Range hatten jeber Embaffabe 10 Lamas, bie
"untergeorbneten nur 2 Lamas, jeber zum Geleit mit gu geben, bie
aber aus einem von ber Regierung beftimmten Miaoz5 ober Tempelklo⸗
ker (fe z. B. obtn G. 197, 208, 204 u. a.) genommen. feyn. mußten.
Ihr Gintritt auf bie Shineſiſche Grenze war, nah Szütfhuan, zu
tytfhaou, ober Tien tfuen erlaubt, ober aud) in Schenfi über
Tao tſche ou. Anderen. geringeren Embaſſaden waren wieber andere
Eingangsorte beſtimmt; um ſich nicht in Maſſen anzuhaͤufen, und wie
dies dennoch wei hie und ba geſchahe (ſ. Aſien Bd. I. &. 222), gu Uns
orbnungen Weranlaflung zu geben, burfie die Zahl ber Begleiter nur
100, 60 oder 50, jährlich, bis zur Grenze feyn, wo bie meiften zurüds
bleiben mußten , indeß nur 10 von dieſen bei Hofe zugelaffen wurden
‚Anderen wurbe dagegen ber Termin, ben Tribut gu bringen, nur alle
drei Jahre geftellt. Zugleich warb, feit dem Jahre 1378, ein. eigenes
Grenztribunal für Stfan, gur Auswechslung ber Weblirfniffe und
für den Handel, an ber Grenze beftimmt, um den es bei biefen Kara⸗
wanen⸗ Embaſſaden hauptſaͤchlich zu thun war. Hier befand ber vom
Staat eingerichtete Umſatz in Chineſiſchem Thee, der fuͤr die Pferde
der Sifan umgetaufcht wurbe, an benen Shine Mangel hatte (ſ. Aſien
Bb.1.©.246 u. f.). Von den Gifen, an ber Grenze. von Sining, _
erhielt man jährlich auf diefe Art 3500 Pferde, die her Inſpector (Tſcha⸗
ma fer): de Brenzteibunais in 3 Claſſen, gute,. mittlere und gemeine "
teilte, und danach jedes Stuͤck mit 120 Pfund Thee, mit 70, ober nur
mit 50 Pfund bezahlte. Zugleich war es babei ben 8 HorbensChefä, die
ben Titel Bang füheten, fo wie den Lama⸗Chefs, erlaubt, Chineſiſche
Vaaren überhaupt eingutaufthen. Gpäterhin,. im Jahre 1411, unter
der MingsDynaftte, nahm biefer Weriehr zu, und. ein. neuer Markt
dieſer Art wurde gu Tſchaso tſcheou etablirt, wo bee dort fich eine
———
*) P. Aniot L. c. T. XIV. p. 225, 227.
i
‚cal beuezie es muht iumge, Te bramıdkta
Sr Geweit, uns medien, im Setre 1453, cinem Beberiall, ber aber ned)
gädiih surutgefdiagen werte. Im Sabre 1538 führen bie Gib: |
ſchen Yunsien '‘?, aber ame firmüde EGmpärung ber Sifu:
beladen heim, unb beficgien des Ghinchice Dere tetal, bad iimen euige
gergeſchidt word, fo daß es gänzfid nernidgtet mark. Geben höcks
bie inruben em ben Grenzen ber Gifen mub Gira midgt auf, bi
eine neue Uchermadst gegen fir emögrfankt wurke, bern Aufhirer zw
shfiet waren, son denen men am Etantöreih ber Ming bir Mebergen
sung hegte, daß es unmöglich ſey, fie im iherm Laube zu befisgen mab
su vertilgen, fonbern fie nur bucd; Drebungen ums Vehichetes für bei
Chineſiſche Reid un ſchaͤdlich zu madgen. Dem berangichenben, m:
Senben Ungewitter kamen 60 ber Ghbefö der Sifansperben zude,
unterwarfen fid) und erlangten Gnade; 16 anberr, bie bei irre Gap
gung verharrtien, wurben geſchlagen, befiegt und 370, iherr amd ben am
gefchenern erwählten Gefangenen, zum Beifpiel für bie übrigen Kinge
richtet. Seitdem warb ber Frieden wicber hergeſtellt, ſagt der Anmaiih,
und gebt nun auf bie Gharacteridyäberung ber eu gu Keil
Kyanghis Zeit (Anfang bes XVII. Sahrhunberts), ber.
Die Gifen +?) find ein einfadhes; gutmiktäiges Wolf, ba fein fa:
tes, oͤbes Gebirgslanb jeher andern Heimath vorzieht, und voll Eifer:
fucht auf feine Freiheit, die Unabhängigkeit für das hochſte Gut betrade
send. Alle find unter ſich verbunden, wie ein Ger; unb sine Gerk.
Bel Rationalangelegenheiten werben Alle zu Rath gezogen, bie Großen wir
die Beringen, bie Beamten wie bie ohne alle Anftellungs Jebweder gieht
feine Meinung ab. Scheint die Sache der Berfammlung bes Wolke
vortheilhaft, fo führt man fie aus; iſt bie Mehrzahl bagegen, fo water
bleibt fie. Dadurch erhalten fie ſich bei Kräften. Zwar finb bei ihner
viele Häufer, auch Staͤdte; doch ziehen fie den Lanbaufenthalt, unter eins
fachen Belten, den Wohnungen zwiſchen Mauern und unter Dädyern
vor, wie einft bie Germanen, Ihre Zelte von Filz, "ober Hanfleinen,
nennen fie Fulu. Jtde Horde hält jährlich eine Generalverſammlung,
in der ſich alle lieber derfelben unvertegliche Treue ſchwoͤren, unb ges
genfeltigen Beiſtand, mit aller Kraft zur Aufrechthaltung und Mertheibis
gung ihrer Gerechtſame zufichern unter ihrem Tſanpu, ober
108) P, Amlot 1. ec. T. XIV. p. 230. *3) ebenb. p. 232 — 236.
u
Hoeugher Einfkim, oberer Lauf, Stfan. 505
ig, Bon drei zu drei Jahren pflegen fie aber Verſammlungen gu
beiten, um ſich von neuem in hen Schug ihres Sfanpu zu begeben, wos
bei ihm ber Gib ber Treue gefchworen wird. Dabei werben bie gegen⸗
feitigen Streitigkeiten ber verfchiebenen Horden, durch einflimmiges Ur⸗
. teil ber ganzen Verſammlung entſchieden, die jeder ihr Recht ſichert.
Bei ſolchen Verfammlungen des Volks, - weihen fidy ſtets 6 bis 6 Juͤng⸗
linge zum Dienſt ihres Tſanpu auf Lehen und Tod, und ſchwoͤren vor
der Ration, daß ihr Leben nur das ſeinige ſey. Sie dienen ihm tapfer
im Leben, und ſtirbt er, fo geben fie ſich gegenſeitig den Tod, um ihm
auch im bie andere Welt zu begleiten. Dieſe Sifen. koͤnnen weder le⸗
Jen noch ſchreiben, ſagt der Chineſiſche Autor; machen fie aber unter
ſich einen Vertrag, fo binden fie Striche an Holz ſtuͤcke mit fo viel
geſchlungenen Knoten, als bie Zahl der getroffenen Uebereinkunft bey
trägt (bie Auippo, oder Knotenſichrift, wis bei ben Peruanern).
— Diefe antitsnfiatifhe Kuotenfchrift?*), Kiei eng (bei
Shinefen, d. i. cordellettes nou&es) wird, nad Matuanlin, auch den |
Zufan überhaupt beigelegt, und ebenfalls den Ehinefen ber Altes
fen Zeit, nad dem Ausdrud des Sting, als biefe noch ‚nicht oſt⸗
waͤrts bis zum Meere fortgerinkt waren, fondern noch ihre Gige nur in
Honan und Schenſi hatten, — Dad, Dokument jener Kyoten⸗
ſchrift, fogt der Chineſiſche Autor. weiter, iſt den Sifan ber -heiligfte
Gontract. Wahrſcheinlich ift alſe biefe aͤlteſte Schriftart Gentral⸗Aſient,
noch heute, ein Jahrhundert nach jener Berichterftattung, im —
‚bei den Sifan.
Die Männer von Sifan finb ungemeln- wähle, Ras, tapfer, tee
lich geuͤbt in der Felbarbeit wie im Kriegshandwerk; fie verachten bie
Feigen unh Schwaͤchlinge, weil fie Schwaͤche ‚bes Koͤrpers als Folge eis
nes felgen Seele anfehen. Gin Fluͤchtling vor dem Feinde ift bei ihnen
Zeitlebens enkehrt, und mit ihm feine ganze Kamilie; die Heldenthat giebt
Adel, und abelt bie ganze Zamilie mit. Dem -Kelgen wird. an feine
Müge ein Fuchsſchwanz gebundenz fo. führt man ihn vor der ganzen
Horde vorüber, deren Geſpoͤtt ihn empfängt, und ihn, worayf er nach
Haus geſchickt wird, bis in feine Wohnung begleitet. Cine groͤßere
Strafe giebt es nicht, obwol fchon jedes geringe Verbrechen ſtreng geahne
det wird, mit. Abſchneiden der Nafe, Ausreißen ber Augen, u..fe w.
Für Wohlthaten zeigen fie fich lebenslang dankbar. *
Ihre Kleidung iſt eine Art Tuch, das fle ſich ſelbſt weben; ihre Ge⸗
ſichter malen fie ſich mit gelber Farbe anz ihre Weiber flechten ſich
ihre Haare mit Putz von Edelſteinen und Metallflitter. Ihre Prinzen
und Großen rasen, zur — von andern, Ornamente Fi der
9 Ab. Romusat’ Rocherches zur I Langus zu Par zen
4 P⸗ 6
506 OfsWfien. Waſſerſhſteme. E. Abſcha. -$. 79;
ſindende Horbens@hef ebenfalls 3050 Pferde jährlich Hecbeigufchaffen Mid
erbot, Noch andere Horben machten nun ein gleiches Gebet vom 7006
Pferden. Dies war fchon ein Zeichen ber Anhaͤufung biefer Barbaren
an ben Grenzen des Reichs, auch dauerte es nicht lange, fo brauchten
fie Gewalt, und madıten, im Jahre 1483, cinen Ueberfall, ber aber noch
gluͤcklich zurücdkgefchlagen wurde. Im Jahre 1530 führen die Ehineſi⸗
ſchen Annalen 2422) aber eine foͤrmlich Empbdbrung ber Sifens
Horden gegen das Kaiferreich ans fie durchbrachen überall Die Gren⸗
‚zen von Schenſi, verheerten, berambten bas Land, zogen mit Beute
beladen heim, und befiegten das Ghinefifche Heer total, das ihnen entges
gengeſchickt ward, fo baf es gänzlich vernichtet ward. Seitdem hörten
.bie Unrußen au ven Grenzen ber Sifan und Shenſts niht auf, bis
‚eine neue Webermacht gegen fie .ansgefanbt wurbe, beren ‚Anführer zus
glei; mit. Amneftien und Gnadenverleihungen für bisfe Barbaren ausges
rüftet waren, von benen man im Staaterath ber Ming bie Ucbergens
gung begte, daß es unmoͤglich fey, fie:in ihrem Lande zu beſiegen unb
zu vertilgen, fonbern fie nur durch Duohungen und Wohlthaten für das
Ghinefifhe Reich Unſchaͤdlich ‘zu machen. Dem beranzichenben, dro⸗
benden Ungewitter kamen 60 ber Chefs der SifansHarben uber,
unterwarfen ſich unb erlangten Gnade; 16 andere, bie bei ihrer Gmapbs
zung / verharrten, wurben gefchlagen, befiegt und 870, ihrer aus ben ans
gefchenern erwählten Wefangenen, zum Beifpiel für bie übrigen hinge⸗
richtet. Geitbem ward der Frieden wieber bergeftelt, fagt dee Aunalift,
und geht nun auf die Gharacterfchilberung ber Sifa m, gu Kaifer
‚Khanghis Zeit (Anfang des: XVII. Jahrhunderts), über. -
- Die Sifan *?) find ein einfaches; gutmüthiges Volk, bas fein Balz
tes, odes Gebirgsland jeber andern Heimath vorzieht, und voll Eifer⸗
/ſucht auf feine Freiheit, die Unabhaͤngigkeit für das hoͤchſte Gut betrach⸗
tend. Alle find unter fich verbunden, wie ein Herz und eine Seele.
Bei Nationalangelegenheiten werden Alle gu Rath gezogen, bie Großen wie
‚bie Beringen, die Beamten wie bie ohne alle Anftellungz Iebweber giebt
:feine Meinung :ab. Scheint dis Sache ber Berfammlung bed Bolkes
‚portheilhaft, fo führt man fie aus; &fk bie Mehrzahl dagegen, fo unters
bleibt fie. Dadurch erhalten fie ſich bei Kräften. Zwar find bei Ihnen
‚viele Häufer, auch Städte; doch ziehen. fie den Sanbaufenthalt, unter eins
fachen Belten, ben Wohnungen zwiſchen Mauern und unter Dächern
vor, wie einft bie Germanen. Ihre Zelte von Pilz, "ober Hunfleinen,
nennen fie Fulu. Jede Horde hält jährlich eine Generalverſammlung,
in der fich alle lieber berfelben unverlegliche Artue ſchwoͤren, und ges
genfeitigen Beiſtand, mit aller Kraft zur Aufrcchiheltung und Wertheibis
gung ihrer Gerechtſame zufichern unter ihrem Tſanpu, ober
162) P, Amlot 1. c. T. XIV. p. 230. 2) ebenb. p. 232— 236.
\
⸗
Hoanghe⸗Syſtim, oberer Ruf, Chem. 505
ing, Bon best zu deri Jahren pflegen fie aber Verſammlungen gu
halten, um ſich von neuem in hen Schug ihres Tſanpu zu begehen, wos
bei ihm ber Eid der Treue gefchworen wird. Dabei werben bie gegen,
feitigen — der verſchiedenen Horden, durch einſtimmiges Ur⸗
. teil ber ganzen Verſammlung entſchieden, bie jeder ihr Met ſichert.
Bei ſolchen Verſammlungen des Volks, - weihen fidy ſtets 6 bis 6 Juͤng⸗
linge zum, Dienſt ihres Tſanpu auf Leben und Tod, und ſchwoͤren vor
dir Nation, daß ihre Leben nur das feinige ſey. Sie dienen ihm täpfer
im Leben, und firbt er, fo geben fie fich gegenfeitig den Lob, um ihm
auch in bie andere Welt zu begleiten. Dieſe Sifan: koͤnnen weder le⸗
Jen noch ſqhreiben, fagt der Chineſiſche Autor; machen fie aber unge
‚ic einen Vertrag, fo binden fie Stride an Holzftäde mit fo via
gzeſchlungenen Knoten, als bie Zahl der getroffenen Uebereinkunft ber
traͤgt ie Quippo, ober Knotenſchrift, wie bei ben Peruanern).
— Dieſt ant ik⸗a ſiatiſche Krotenſchrift #*), Kier ſcheng (bei
Chineſen, d. i. cordellettes nouces) wird, nah Matuanlin, auch den
Tufan überhaupt beigelegt, und ebenfalls den Chineſen der Altes
fen Zeit, nach dem Ausdruck des Iking, als dieſe noch nicht oſt⸗
wärts bis zum Deere fortgerinkt waren, fondern noch ihre ige nur im
Honan und Schenfi hatten. — Dias, Dokument jmer Kpotens
ſchrift, fagt der Ghineſiſche Autor weiter, iſt den Sifan der heiligſte
Contract. Wahrſcheinlich iſt alſo dieſe aͤlteſte Schriftart Gentral⸗Aſi iens,
noch heute, ein Jahrhundert nach jener ———— im Gebrauche
«bei den Sifan.
Die Maͤnner von Sifan find ungemeln- raſtig, fact, Aopfer, treffe
lich gebt in der Feldarbeit wie im Kriegthandwerk; fie verachten bie
Zeigen und Schwaͤchlinge, weil fie Schwaͤche bed Köupers als Folge eis
ner fiigen Sale anfehen. Gin Fluͤchtling vor dem Feinde ift bei ihnen
Zeitlebent entehrt, und mit ihm feine ganze Familie; die Helbenthat giebt
Abel, und adelt bie ganze Familie mit. Dem Feigen wird an feine
Müpe ein Fuchsſchwanz gebundenz fo. führt man ihn vor ber ganzen
Horde vorüber, beren Geſpoͤtt ihn empfängt, und ihn, worayf er nach
Haus geſchickt wird, bis in feine Wohnung begleitet, Cine größene
Strafe giebt es nicht, obwol ſchon jedes geringe Verbrechen fireng geahne
det wirb, mit Abſchneiden der Naſe, Ausreifen ber Augen, u... w.
Für Wohlthaten zeigen fie ſich lebenslang dankbar. u
Ihre Kleidung ift eine Art Tuch, das fle fich fetbft webens ihre Ge⸗
ſichter malen fie ſich mit gelber Karbe anz ihre Weller flechten fidy
ihre Haare mit Pu von Edelſteinen und Metallflitter. Ihre Deinen
und Gzoßen Fragen, sur — von anbern, Ornamente auf der
°) Ab, RER. SE ORTEE nr os Langen Fararon, en
4. v 66-68,
L l
—
506 Oqu. Aſten. Waſferſyſteme. I. Abſcha. 470.
Bruß, die Prinzen von Edelſteinen, die Großen Geldplatten, die
Beamten und Dfficiere vom erſten "Range vergofbete Silberplatten, bie
wutern Beamten Rupferplatteh.
Ihrt muſikaliſchen Inſtrumente find die Trommel und bie Seemu⸗
ſchel, zum Blaſen. Mit der Kornernte fangen fie ihre Jahresrech⸗
nung an, und feiern dann das Reujahrefefls die übrigen Sahreszeiten
beflimmen fie nach dem Gpreoffen ber Saat, nad; ber Kälte, ber Bike
wm f w. Sie haben keine Aerzte und nehmen auch Feine Arzaeien; zu
dem Kranken wird ein Zauberer gerufen, der neben ihm ein großes Feuer
enbremnt, Tärmt, teommelt und allerlei Hokus Pokus macht, um ben boͤ⸗
fen Dämon, bem fie bie Krankheit zufchreiben, zu verſcheuchen. Sie
haben großen, Reſpeck vor Handwerkern, Künflieen und Hanbdettleuten,
obwor fie felbft darin weit zuruͤck find. Ihr Handel beſchraͤnkt ih nur
auf den Eintauſch einiger Gtoffe, und fonfiger geringer Werkrfuiffe,
gegen ihre Heerden, bie vorzuͤglich in Pferden, Ochſen, Schaa⸗
fen beſtehen; ihre Künfte beſtehen nur darin, ſich Kleider aus Hanfge⸗
weben und mehrerlei Arten Tuch, auch Waffen zu machen, zumal Helme,
Käraffe und Pfeile zu ſchnitzen.
Ihre Nahrung befteht in Fleiſch, meift roh ober an der Somme ges
dörrt, ohne alle Gewärze, in Früchten, dorzuͤglich aber in Mildhfpeis
fen. An Probucten giebt ihnen ihre Land Gold, Silber, Kupfer, Binn,
fen, Sorallen 2), Hanf, daraus fie verfchiedene Gewebe bereiten; auch
Weisen, ſchwarz Korn (Buchweiten?), rothe Erbſen und andere Ges
möüfearten. Sie haben treffliche Pferde, Hammel mit großen Schwaͤn⸗
zen, Kameele mit einem Buckel, ben Ya mit dem Seidenhaar (f. Aften
Br, I, ©. 178). Zu ihrem Zribut bringen fie diefe tanbesprobucke,
andy Beine Kupferidole bed Fo ımb benfeiben geweihte Metallpyra⸗
miben (f. oben S. 233). Ihe hoͤchſter Berg im Lande iſt der Auen
4un, ihr größter Strom ber Hoanghos ihre beiden, mertwürbigften
Miao, oder Tempel, Gegen ber eine gegen Schenft, ber andere ge
gm Szutfſchüran (alfo wol an ben Gingängen- nach Ghina), beide find
zu Ehren Shineflfcher-Beamten erbaut, fagt ber SHneffäe Annatift, bie
Fe als ihre Wohlthaͤter verchren.
2 Mittler Lauf, duch Kanfu, Soenfi und
Schanſi.
Radbem ber Hoangho kurz vor Lantſcheu ¶. ob. S. 403),
wo er ſich gegen ben Norden nach Ninghia wendet (ſ. Aſien
Sd. 1. S. 160.x.), und am Weſteingange der Weſtſtra ße dee
Boͤtder (Aſien Bd. I. S. 166,171), die von der Verſchanzungs⸗
‚Unie der greßen Moser vertheidigt wird, den. großen, linken
Seitenſtrom, Huangtfhui (auch Taitong Ha, ſ. Iſien Bd. J.
‚ Benngbe-Syflem, mittir uf. 507
©. 280), oeder Ulaw Muten, von dem wir ſonſt nichts naͤhe⸗
res etfahren (ſ. Aſien Bd. I. S. 187), aufgenommen hat, feh⸗
len. ihm, in feinem mittlern Laufe, um das Land dee Des
dos bis zus Scade KaKhuKhotun (Afien Bb. I. &. 230)
wo wieder ein Ulan Muren, d. i. ein Schwargwaffer,
ihm zuelit (Aſien Bd. L ©. 164), alle linken Zuftäffe
bon Vedeutungs Kenn eben da ift das Marimum ber Ans
näherung des tiefen HoangbosXThales zum Plateaus
kande, und zum hehen In: Scan, wovon fhon oben (Aften
DB. 1. ©, 153-157, 168-161, 165--170,- R--233, 236-240)
hinſichtiich der Natur des Stromes wie des anliegenden
Eandes hinzeichend bie Mede war. Daß zum Uebergange über
den Strom, auf her großen Weſt ſtraße, etwa in der Gegend
von Laueſcheun, im frübern Zeiten, unter der Ming: Dpnaflie,
eine Schiffbeädet%) gefhlagen war, erfahren wie aus dem
Berichte der Embaffade Shah Rokh's (f. Aflın Bb. L
©. 211, 224). Mo diefe einige Tagemärfche von Kantſcheou,
vum Ufer des Rasa Wuxan, ober Hoanghe kam (im J. 1420),
den fie, dee Größe nach, an dieſer Etelle mis dem Gihon ihre
Bucariihen Heimath verglichen, führte fie eine Bruͤcke auf 26
Pontons über den Strom, die duch Eifenketten zuſam⸗
mengefefielt und am Ufer an Eifenfäuten von der Dide eis
nes Mannsfchenkeis befefligt waren. Die einzelnen Schiffe dee
Bruͤcke, oder Pontens, waren noch insbefondere durch große Das
ben gegenfeitig verbunden; fie waren mit Ballen und Bohlen
bebrhlit, fo daß der ganze Zug der Embaflade mit größter Si⸗
chechut daruͤber hinweg ging zur nächflen Stadt, wo. ein. Zefls
mahl bereitet war. In neuerer Zeit ik uns von keiner hiefigen
Schiffbruͤke etwas bekannt. Mach einer Reife von Seatienen
Ihres weitern Marſches wird noch einmal ein großer Strom,
ohmwel ohne Namen, genannt, der zweimal fo breit als ber
Gihon ſey, den man nun mit Barken überfegen mußte Wie -
balten dieſen Webergang etwa ‚fie jemen, der-auf dem Ders
tage, wenn das Land ber Drbdos buckhfchritten iſt, unterhalb
Khu Khu Khotun, überſetzt werden muß; um dann weiter zur
Reſidenz Pekin.g vorzufcheeiten, an jener Stelle 700 bie BAD
Guß breit, wo auch die Jeſuiten Patres mit Kaifet — den
—— —
148) Ambessade de Schah Rokh 8. Thevenot Recaell, "Paris 1696.
Fol T. u. fol. 8.
508 ORAfen. Wüffriefiime. I ubſqha. $.79.
Hoeugho Übırfeht Haben -(f. Aflen Bo. I. S. 238), ober vielleicht
auch fer die noch befuchtere Ueberfahrt, etwas weiter abwärts am
Strome, bei der Stadt Paoterfhen (39° EN Br., f. Afien
Br. 1. ©. 149), wo det Hoangho ſchon- wieder zwifchen ſteile
Sebirgeketten eintritt, und das weſt liche und nördliche Chi⸗
meſiſche Alpengebirelande(ſ. ob. S. MW) auf ber Grenze
von Schan⸗ſi ud Schen⸗ſi mit feinem wilben, engen Seite
Chalet durchſchneidet.
Don diefer Ueberfahrt, bei der befeligten Stadt Paote,
bie auf Felſen erbaut if, bis auf einige WStunden abwärts,
wirb ein vorzuͤglich ſchmackhafter Fiſch, eine Karpfenart, ſagen die
Sefuiten Wortes (Chi hoa Ip hu genannt), gefangen ‚der nur hier
vorkommen foll, und fid) vorzüglich von einer Art Waſſerpflanze
‚nähre, die hier zwiſchen den Flußktippen in Minge wächit. Er
wird feiner Delicatefft wegen au ben Hof nah Peking verfens
det. Der Strom hat Tier DO Telſen (3200 Ab-Parı) H6) Vreitt,
und iſt ungemein reifend. Die Ueberfahrt des baiſerlichen
Sefoiges, im Sabre 1697, konnte daher hier erſt in 3 Tagen Zeit
VDewereſtellige werden, obwol anige DO Heu gezimmerti Backen
Dazu: bereit ſtanden. Nar mit einem ſeht ſtarken und: guͤnſtigen
Winde konn der Hoangho ſtromanmf beſchifft werden3 «u bie,
tet daher bier noch keine beguane Gummunicationstinie bar, md
wor einer regelmäßigen Schiffahrt auf bemfeiden iſt uns aus
gaͤr nichts bekannt.“ Wenn aber der Strom erſt dur Shufs
Tide Ketsfprengung, bei Long-men, bei Houn Keon und
Sanu⸗men (f. Allen Bd. J. ©. 1505 die Angabe des letzte⸗
ten vremißt man Leider auf allen Karten, auch auf der Khiens
tongfhen, von Klaproth ebirten Carte de PAsie centrale),
Heine Wegbahnung und freiern Ablauf erhielt, fo mögen aud
ch andere Stromgemmuugm bort im mittleren Steomlaufe
a6 Hoaugho Statt finden, workber wir jedoch gas keine naͤ⸗
"hen Tuffchluͤſſe und bis jegt verſchaffen Bonnten. Cine einzige
ARMDtelle in den Werichten’ ber: Jefniten giebt nur gelegentlich das
mertwindige Datum Kbdar den Durchbruch bed Hoangho,
zwiſchen Schanfi unb Schenfi, daß Hier:de Strom auf
einen Berg buschfege, und einen Waffesfatt?T) bilde, den
man wol mit den Gataracten des Nils vergleichen koͤnne.
. 34°) Görbillon Voyi 1697. b. Du Halde T. IV. p. 485. “) Da
Halde Descr. de Ia Chine T. IV. Hist. Abt. de la Curve p. 558.
4 \
v
J
!
2,3 SeangherSnften, unter Lauf. ° 300
... Ob Hefe Beumifung. nom Pater Regis, ober dem Paten,
Mailia,herzübrt,. bar in dieſer Gegend, mit her Kartenaufnahme,
befchäftigt, wat, wiffen wir nicht; aber, quf jeden Fall märe es
mänfgenyasrth. bipfeg, Naturverhaͤltniß genauer au kennen. Wie,
Wrmuthen,. daß eben hie, der. Ho ang ho das Spfiem der Pa,
sallsiketten be4 Chineſiſchen Alpengebitgslandes in vielen Zicke,
zacquerthaͤlern durchbricht, um dann, im fpigen Winkel der.
Dfibiegung, in. fein großes Laͤngenthal, zwiſchen den
Peling (f. eben, Sae 407.) feineg ſuͤdlich en Strombegleia
ter, und bie noͤrplichen Alpenketten ‚Chinas, einzutses
ten, mit welchem Eintritt feine MormalsDirection gegen.
den.D. zum, Dream, und fein unterer Lauf beginnt. ‚Yon den
mertwürbigen Entiväfferungsarbeiten feines mittleren Stroms.
laufes, duch Yu. zu den Beiten Yad's, ift (dom oben bie-
*
Rede gewefen" (f. Alla Bd. I. ©, 158-160)...
3. Unterer kauf; noch zwifhen den Bergzuͤgen, Der
Ling, Lung Shan, und den Ketten von Schanfi,
mitden Bufläffen, Wei bo, 2 bo; Ken bo.
Noch hat. der Hoangho, von.dem feltfam [pigen Win,
kel fine Suicheugung, in welder bee Wei'ho, (Ouei ho.
bei. Klaproth , Dogi Ho ‚bei D’Anville) fein rechter Zufluß, vom,
Velen, vom ſchneereichen Siue Ling, aus Kanfu herkom⸗
mend, sinmündst (ſ. oben ©. 421), die Länge des Deutſchen
Fheinſtroms zu durchlaufen, ehe ex den Dfkvcean erreicht. De
Dei do iſt Hier fein waſſerreichſter Zuſirom und beffen ganze
Nosmaldirection, von feiner Quelfe an bis zur, Mündung,
faͤlt, feltfam genug, nus in eine und biefeibe gerade Li,
nie, von Weftezi nah Dften, (etwa. unter 35° N.Br.), mit
dem unteren Stramlaufe des. Hoangho zuſammen; fo,
daß man fagen möchte, er, dee Wei ho, ſey deſſen eigentliche
ober Slußlauf, jener, nur ein zufaͤlliger Seltenarm. Und in der⸗
[!!hen Parallelrichtung, etwa unter 34° N.Br, kaum eis
nen Grad füblicher zieht, die Gebirgskette des Peking.
(06, ©. 407, 421), gis der ſub lich e Hoanghobegfeiter,
in tpeiter Erfttedung, von. dem Meridigggebirge des Siue Lings
bis in die Ebene der Provinz und, Stadt Honan,.cen fo
gleichmaͤßig auf feinem Sübufer fort. Erſt unterhalb Honan
verläßt der Hpanghe das Bergland, und zieht duch Nies
derung zum Mieze... Aufer.dem Mei Ho treffen im dem ſeit.
510 Dfi-Aflen. WBafferfyfieme. I. Abſcha. $. 79.
famen Winkel ber Kuicebeugung auf der Bronze bes mitt
leren und unteren Laufes, an be letzteren UEmründung,
noch zwel andere bedeutende Zuflüfle zuſammen, weiche eben da
Vie Waſſerfuͤle des Hoangho bedeutend mehren. Won N.W.
ber, aus dem Gebirgslande der Drbos kommend, ber geringere
£o bo, und von N.O. der aus Schanſi ber bebeutenbere
Sendo, an ber großen Stadt Phin yang fu vorkberfirdmmt.
Diefer letztere koͤmmt von ber großen Dauer ber, aus dem Als
pengebirgsiande Nord Thina’s (f. ob. ©. 405), ki.
aus-ven noch ſchneehohen Parallelketten am Suͤdrande
bes Gobi⸗Plateaus (ob. ©. 407, 422).
Die beiden bebeutendiren Zufteöme Wei ho ımb Fenho,
find durch die wahren Culturthaler, die fie ducchfirämen, und
durch die großen und berühmten Städte Phiwyangfu, die Ca;
pitale von Schan ſi und Singan fu, die einflige antike Befis
denz Shihoangtis (f. Aſia Bd. L S. 1%, 154, 163), und
vorherrfchend die Gapitale des Kaiſerreiches vor der Mongholen⸗
geit, zur Zeit dee Tang und dee Sung (ſ. Aſia Bd. L. &.163,
256, 368 u. a. O.) beſonderer Aufmerkſamkeit wetth.
A. Der Peking (Taſa Ling, Thſin Ling). De.
Mei bo entquillt noch dem weſtlichen Syſteme der Schners
gebirge (f. oben S. 421), eben da wo der IV, Pe Ling, bie
Nordkette (f. oben ©. 407, 421) fid) von ihm unter dem ans
fängiihen Namen Taſa Ling oftwärts abzweigt (au Shang
aan Ling, und Thſing Ling genannt !®), Namen die die
fer Südbegleiter des Wei ho bi6 zum Güben der Gapktale
Gi ngan fu beibehätt, bis zur Quelle feines rechten Geitenflüß:
chens, bes Da ſchui (au Lan ſchui, auf Srimmrs Karte
irrig San ſchui gmannt), der von Süden nach Morden, an.
der Bergſtadt Lan thian Hian-vorkber, von ihm herab, unters
halb der Stade Singan fu, in den Wei bo einmändet. Der
höchfte, immer mit Schnee bebedite, Gipfel dieſer Kette, dee Taſa
Ling, liegt im Suͤdoſt der Stade Mei hian am Wei ho; e
heiße Thai pe Shan (383° IH’ N.Br,, 106° O. E v. Par. ®)
und in S. W. von Singan fu. Won der Quelle des Pa
ſchui geht die Hauptkette deb Pe Ling, unter dem Namen
Zhfin Ling, direct gegen Oſten, als Saͤdbes leiter des
240) Klapsoth Tabl. &. — hantes Moniagnes de ia Chine etc. in
-Magasin Asistig. Paris 3826. T. IL. p. I62. *°) ebenb. p. 148.
Hoanghe · Syſtem, Wei ho, Pe Ling. sn
Hoangbe, und verllert biefen- Nanıen erſt bei hern Eintsiss
in die Provinz; Honan, wo ber Lu ho, ein rechter Zufluß
des Hoangho gegen Norden, der an der Stadt Honan vor⸗
überzieht, ihrem Norbabbange entquillt. Sie fegt ihren Zug, im⸗
mer old Wafferfheibegebirg, zwifchen den beiden, großen
Steomfpftemen des Hoangho und Ta Kiang, oſtwaͤrts fort,
bis zu den Quellen des Fu hol, von mo an ihre Wendung
erft gegen S. O. ſich abändert, bis zur Quelle des Houai he,
die, beide vereinigt, im Mioberlande, nahe am ber Küfe den
großen Kaifer: Ganal fpeifen. Das Oſtende diefee Waſſer⸗
fheidelette, des nun ſchon fehe niedrig gewordenen Dr king,
wird nun bier, zus Grenzkette zwiihen ben Provinzen Ho»
nan im Norden, und Hu pe im Süden, mitt dann in bie
Kuͤſtenprovinz Ngan hoei ein, und fällt, gegen die berühmte:
Capitale Manking flreihend, endlich ganz ab, bis auch feine
Eunction als Wafferfcheider mit der Erreichung Bes Sees Tſch hao
du m ND. von Ranking ein Ende nimmt. Mur erſt im,
Südoſt diefes Gebirgszuges des Pe Ling fängt in China
überhaupt die nördlichfte Cultur ber Theepflanze au, weis
ter nordwaͤrts reicht fie nicht (f. Aſia Bd. II. &. 236, 244). |
Die beiden Nordverzweigungen bed Pe Ling. "Aber an zwei
Stellen, im Weften und im DOften bee Pa ſchui Quelle, ſen⸗
bet diefe Parallelkette des Pe Ling, noͤrdliche Verzwei⸗
gungen durch das mittlere Stromgebiet des Doangho ans,
weiche Einfluß auf defien Configuration haben müffen,
gung Shan‘), heiße die eine biefer Verzweigungen, bie
ein. gewaltiger Armı des hohen Thai pe Shan gegen N.M.
biidet, indem er den Wei ho überfegt, um fi wiederum dem
Schneegebirge im Departement Phing lang fu, in Kaufe,
und ber Maffe im &.D. des Hoangho bei Lan tfheu anzus
ſchließen, die wir ſchon zu verfchiedenen malen anderwaͤrts kennen
zu lernen Gelegenheit hatten (3. B. Leou pan, f. Aſia Bb. L
S. 163, f. oben ©. 403, 422). Er fol ungemein fleile Gen
birgemafien haben, und, richtiger geſagt, iſt es eigentlich ber.
Weihe, der diefen Arm erſt unterhalb feiner Quelle von Weften
nah Dften, gewiß in fehe wilden Felspartien durch brechen
muß, ehe er aus Kanſu in Schanfi, bei Pao ki hian, in bas
reiche, fchöne ee. einterten fan, in welchem weiter ab⸗
— en use 8
„-
#0) abend, p. 168.
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52 DE Beichiem. 1 Bike L ;9:
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Darco Polo auf ihe Im Wanbaunz meh bumm Eben ges
mecht hat; wie werten fie weiter unsen ai wie Runfiitehe
von Ei ugen fu na Tſching ru fu miher mmem lernen.
B. Bette von Esenfi Die aubere Beupseigung
Bedädt von dar Pa lgui Quelle ya RE; Fe ik eb,
weidge Vor der Diünbung des Wei do m ben Hoanghe von
übericht, und dort das Zeischel befickben zu Dunn im der Züegs⸗
geſchichte 2) Tuner Chins’s berkkmen Engpef ven Ahnung
Suan (neh Dat Gaubil Angabe 3 I R.Dr um 6° 17°
BE v. Peking [. Aſia Dr. L ©. 164) fammenfianıt, dan
adez auch auf das Rorbufer des Hoanghe, im der Knieben⸗
gung vu Schanſi, weiter gegen RD. fertfegt. Eie hat kei⸗
nen gemeinſchaftüchen Namen; Klaptoth nennt fir die Kette
son Schauſiz ihr Dauptpunc, von dem fie amigcht, und
na Schanfi binäbesfept, ik au der Südfpige jener Knie⸗
beugung, ber hochaufſteigende, body wicht ewigen Schnee tra⸗
gende Bag, Thai hua, oder Hua Shan”), (mis Dita,
ſtatt Hua, auf Grimms Karte), weicher der weſtlichſte unter
den Fünf Do, oder der heiligen Dpferberge der Chinefen
iſt. Zwiſchen feiner Heilen Nordwand und dem Gübufer
des Hoangho, an der Einmündung des Wei ho, liegt eben
jener Eugpaß Thung Iuan.
Nach dem Älteften Chineſiſchen Traditionen wurden anfäng>
lich, ohne Unterſchied, auf den Bergen uͤberhaupt dem Chang ti
(oder Tien, i. e. Coelum, das hoͤchſte Weſen 62) Opfer gebracht.
Durch den dritten ber Ebineſen Kaiſer, durch Huangti, wur⸗
— Journ. Anatiqne Paris 1828. 8. T. I. p. 106. Rote 1.
P. Gaubil Histoire de Gentchiscan et de ia Dynastie des
ongols a 4. Paris 1739. p. 20. Tableaux historig. de PAsie
. 216, 22) Magasin aslatig. 1. c. T. II. p. 152.
ot. p. 1 164. ®*) Du Halde Deser, de ia Chine T. IH.
p: 3, 7: etc,
Hoangho · Soſtem, M. Polo's Reiferoute. 513
den abes 4 Hohe Berge, nach ben vier Weltgegenden erwaͤhlt, zur
feieelichen Darbtingung ber großen Opfer duch den Kaifer In
den 4 verſchiedenen Jahreszeiten, und diefe Berge wurden Yo ges
nannt; fpäterhin fügte man einen fünften, den Do ber Mitte
des Reichs, ben Sung Shan, noch hinzu, der in der Pro⸗
vinz Honan liegt. |
Einer jener Dpferberge iſt nun aud ber genannte Hua
Shan; das Opfern auf ihm ift zur Antiquität geworden. Die
nördliche Sortfegung dieſes Hua Schan wird vom Hoangho.
buchbrochen, indem bdiefer den Suͤdlauf in den Oſtlauf
plöglich umfegt. Die Gebirgskerte von Schanfi ſetzt aber
ihren Zug norbofiwärts, im Oſten des Gen ho, und feiner
Bufläffe, in: mehreren Parallelen s Öliederungen buch
ganz Schanfi, bis nah Nord yertfcheli fort, fleigt dann
wieder in mehreren Bipfeln!5) zu ewiger Schnecehöhe
auf, und ſchließt fi dann dem Südfaume des Gobi: Platenus
und defjen Randgebirge in ei von Peking an (f. oben
©. 407).
Anmerlung Marco Polo’s Reiferoute — das Alpen⸗
gebirgland Weſt China's, durch die Thäler des Ken ho,
Hoangho und Weiho, auf ber Straße von Peking, gegen
8.8, über Singanfunadh Zfdhingtufu in Szütfhuans
vor dem Jahre 180. — Die AlpyensKunftfiraße über ben
Pe king; bie Paſſage Aber den Tapa Ling.
Im zweiten Buche feiner Mirabilia Mundi beginnt ber bee
rühmte Benetianer, nachdem ex im erften bie allgemeine Befchreibung
des nördlichen Mongholifchen Reiches (Gatat) beendigt hat, mit den ſpe⸗
eiellen Nachrichten über ven Süden des Ghinefifchen Reiches (Mangi).
Bel genaueren Betrachtung, fagt 3. Klaproth, und damit flimmen
auch frühere und fpätere 180) Unterfuchungen überein, ergtebt ſich, daß
M. Polo faft überall nur diejenigen Städte nennt, die er fels
ber befucht hats und daß bie Reihenfolge, in der er fie nennt,
bijenige feiner eigenen Keiferöute iſt. Dieſes ſehr intereffante
Reſultat zeigt ſich entſchieden, in der hier anzufuͤhrenden Reſhe von Da⸗
ten, die badurch ſehr wichtig werben, daß fie über einen, uns nut aus
allgemeinen Gompilationen ber Jefuiten befchricebenen, fonft aber von Nefe
fenden neuerer Beit gänzlich unbefugten, nicht unintereffänfen Strich
"" 1 Magasin Atiatiq. T. ILL cp. 150 — 151. &°) Gonte Bal-
Boni I Miltione di Messer M. Polo 1. © T. Il. p. 294
Not. 619 et
Ritter Erdkunde IV. j RK
814 DflAfen. Wafferfoftene. I. Abſcha. 4. 79.
des Kipengebirgsianbes von Weſt⸗China, Innerhalb des mitt
iern Hoangho⸗Syſtemes, bie erlungen eines Guzopäifchen
Augenzeugen, wenn ſchon aus bem Gnbe des 13tem Jahrhuntd ects mit
theilen, die es nur bebauern laſſen, daß kein jüngerer Beobachter ihm
gefolgt ift, und der größte Theil jener merkwürdigen Alpengaue, baber,
aller flatiftifchen Motizen ungeachtet, bie wir daruͤber befigen, feiner wah⸗
zen Natur nad), boch immer noch der Terra incognita anheim Fällt.
Bir burchwandern biefen Landfiri nad dem Texte des Bene
tianers in ber Baldelliſchen Edition !°7) und nad dem Some
mentare:°°®) unfers Landemannes, ber bie hier, wie es uns ſcheint,
erdften Schwierigkeiten und Duntelbeiten, groͤßtentheils, durch feis
nen Scharffinn und feine feltne orientalifche Gelehrſamkeit gluͤcktich bes
fiegte und begierig macht, auf: einen fortlaufenden Commentar dieſer Art,
zu dem beffelben in vielen Theilen nod fo [ehr bebärftigen,
elaffifhen und einzigen Werte bes von jeher bemunberten,
aber fo felten verflandenen, und bis heute weit mehr mißverſtandenen Aus
tors, ber darin gleiches Schickſal, wie fruͤherhin fein Borgänger Herode⸗
808, theilte,
M. Polo bemerkt ſelbſt, daß er in Aufträgen feines Gebieters und
Hohen Goͤnners, Khublai Khan, Reiſen in weite Fernen, wol auf
4 bis 6 Monat Zeit, in verfchiebene Provinzen von befieg Reiche zurüds
gelegt; offenbar iſt gegenwärtiger Bericht eine derfeiben, bie von deſſen
Mefidenn Kanbalu (Peking) ausging, und über ame Hauptorte
Machricht giebt,
1) Pulifaugan (Gap. AXVIL), d. i. Brüde des Sanglan
- Stroms. Bon Kanbalu reifet man 10 Millien (italiſche) gegen
S. W., bis zur ſchoͤnen Beide Puliſangan. Sie beſteht noch heute,
über den Lukeouho, einen rechten Zufluß des Pey ho, der in Oft
on Peking voruͤberzieht. Jener Fluß heißt aber auch Sang Tan ho
Hoen ho, ober Yom tim ho bei D'Anrille).) M. Polo, bem bad
Perſiſche, durch feinen längeren Aufenthalt in Ball und als Hofs
foradje geläufig war, der auch wol einen Perfifchen Dolmetfcher als
Reiſegefaͤhrten haben mochte, weil er oft Perfifche Ausdruͤcke in feiner
Befchreibung gebraucht, nennt baher auch diefe Bruͤcke mit dem Perfi⸗
fehen Namen Pul i Sangkan, d. i. be Bräde des Sanglan
- Stromes. Diefer Strom ergießt ſich zum Ocean; viele große Schiffe
- mit Baaren fegeln ihn, fagt er; hinab. Die Brüde iſt nach M. Por
—
m) N Millione di Messer Marco Pole Viniziano see. ia Lezions
Rarmasiana illustr. e eommentato dal Conte G. B. Baldelli Boni.
Firenze 4. T. II. 3827. Libr. II: cap. XXVI — XXXVI. p.
235 — 247. °*) J. Kliaproth Remarques geographigues sur les
Provincer oreidentales de ia Chine decrites par M. Polo in Neur.
Journal asiatique T. I, 1828. 8. m 97. — 307.
j 0
Hoangho⸗Eyſtem, M. Polo’s Reiſeroute. 515
108 Urteil ungemein ſchoͤn, vielleicht die ſchoͤnſte der Melt. Gie iſt
1800 Schritt lang, 8 Schritt breit, hinreichend um 10 Reiter neben ein⸗
ander paſſiren zu laſſen. Sie ruht auf 24 Bogen und 26 Pfeilern, bie
im Waſſer ftehen, aus Serpentinftein ſehr kunſtteich erbaut, und reich
mit Säulen, Marmorfculpturen ornamentirt. Am Aufgang ſteht eine
große Säule, an bern Sockel ein großer Loͤwe liegts auf der Säule
Kegt ein gleiches Drnament, — Die fpäteren Sefuiten nennen fie eine
Marmorbrüde 22), mit 70 Säulen atıf jeder Seite, unb dem fchönften
Marmorgetäfel gie Seite, mit Sculpturen von Blumenwerk und Thier⸗
figuren geziert. Sie fagen, die Bruͤcke folle zweitauſend Jahr alt ſeyn,
1688 aber bei großem Waflermangel des Stroms eingeflärzt feyn. Nach
Klaproth warb fie aber A. 1189 in 5 Jahren gebaut, und nachher
mehrmals reparirt.
3) Giogin, d. i. Tſcho tſcheou (Kay. XXVIII.). Bon dieſer
Bruͤcke geht man 30 Millien (ital.) gegen Abend, immer zwiſchen ſchoͤ⸗
am Gebaͤuden (Palazzi‘, zwiſchen Weinbergen und bebauten Feldern
"Hin, bis zur Stabt Giogin (Gonza bei Ramuſio). Cie heißt heute
Tſchoſtſcheou in Petſchely (nicht Tao 5. D’Anville, und darnach auch
irrig auf allen andern, auch auf Brimms Karte). Die Stadt iſt ſehr
ſchoͤn, volkreich, hat viele Kiöfter mit Idolen, barin Kaufleute und Känftier
ihre Waaren feil haben, Man webt bier ſchoͤne, feldene Zeuge, Golbe
ftoffe und anbere Gewebe. Hier find viele Wirthshaͤuſer für die Meifens
den, Ser fyaltet fih bie große Heerfiraße, gegen Beten
nah Sataja, gegen Süden nad Mangiz wie bamals zu M. Po⸗
10’8 Zeit, fo auch noch heute, gegen W. durch Sqchanſi, segen G.
durch Ho nan.
3) Zaianfu (cap. XXIX), b. i. Kai van fu (Kaiyuan fu)
M. Polo nahm den Weflweg, er ritt 10 Tage zu Pferde, immer
durch ein Land voll Schöner Städte, Burgen, Weinberge, bebaute Fels
der. Bon bier wirb bee Wein, fagt ex, nad Gatai ausgeführt, wo
keine Traube waͤchſt. Die Felder ſtanden voll Maulbeerbaͤume, Seiden⸗
sucht war allgemein, die Einwohner wol geſittet, das Land voll Beifens
ber, voll Verkehr. Er kam von Stadt gu Stadt, wo er überall Märkte
doll Waaren und Handlung wahrnahm. Bis zur Hälfte des Weges,
bis Achbaluch (ob AL baLE, d. 1. die Weiße Stadt, vielleicht der
Rame eines Kaiferlichen Jagdſchloſſes? f. Afln Bb. I. ©. -140 14),
seichte das Kaiferlihe Sagdrevier beö Groß: Khan, mo Nianand
anders gu jagen wagt; daher hier bad Wilb audy zum großen Nach⸗
tell der Saaten und Kelder ungemein ſich vermehrt hatte. Dann wurde
die Stabt Tal an fu, d i. Tai yan fu, bie.Capitale des Könige
reichs (Reame), d. i. bier der Provinz als am Ken ho Bun
0) Baldelli Boni fi Millione ete. 1. c. T. —F . 206 Notr 306°
| \ * 2
516 Offen. Wafferfofteme. 1. Abſchn. $. 79.
gelegen, alfo Innerhalb des Stromgebietes bes Hoangho wirklich
erveicht. Sie iſt fehr groß und ſchoͤn, voll Handel und Kuͤnſte. Zemal
Waffenfabriken find bier für das Heer des Groß⸗Khan. Auch Mein
ban in Güte und Fuͤlle, wenn ſchon nur im Stabtdiſtriet, nicht im
übrigen Theile der Provinz, doch in folder Menge, daß Satai damit
verſehen wird (andy die Jeſuiten, ber weit fpäteren Beit, verfahen ihre
Miffionen in China, von biefin Weinbergen aus, mit biefem Trank)
umher giebt es viele Früchte, Maulbeerbaͤume in Menge und ſtarke Seis
denzudt. — Klaproth bemerkt, nad) Shineftfhen Daten, daß die dor⸗
tigen Eifenbergmwerke!*‘) die ergiebigften in China find, zumal bei
ber Gapttale ſelbſt, und in ber benachbarten Umgebung‘ gegen Suͤden,
der kleineren Stadt Siu kéu hian. Dort find heute noch die Haupts
fabriken für Säbel, Dolche, Meffer, Meißel, Stahlarbeiten (gleichſam
Bolinger Waaren), bie von da durch gang China und bie Mongolei vers
banbelt werben.
4) Pian fu (cap. XXX), d. 1. Pin Yang fu (Phing Yang fu).
Zu diefee Stadt zu gelangen, bie gegen Süben ebenfalls an Fen ho in
Schanſfi liegt, wurben 7 Tagereiſen zu Pferde verwendet. Der Weg bahin
Tührte, wie vorher, durch weich bebautes Land, wo überall ‚bie ſtaͤrkſte
Seidenzucht in Betrieb war. Nach der Chineftfchen Sage foll fie bie
Keſidenz bed Urabnen ber Ghinefifchen Kaifer, Yao’s (f. Aften Bb. J.
S. 189), vor drittehalbtauſend Zahren geweien ſeyn.
5) Ahai gin (cap. XXXI), b. i. Phu tſin, in Weſt von Phu
eſchen fu, am Hoaugho. Bon Pianfu find 7 Zagereifen dis zu
dieſem Fort, wo ein fchöner Palaft bes König Dor, eines fonft unbe
Tannten Begulo, von dem eine Anecbote erzählt wird. Das Fort
Yatte, unter der Sung Dynaſtie, im 3. 1011, ven Ramen Tan Ehing
‚erhalten, ber Ihm auch zu M. Polo's Belt geblieben war. Auf dem
Wege zu dieſem Kort, demfelben ganz nahe, wurde von ihm eine grofe
Stadt Cartanfu paffirt, beven Befchreibung aber, wol durch einen
Schreibfehler der Gopiften erſt nachher mitgetheilt wird, nachdem er ben
Caramoran Überfegt hal. Gactanfu (cap. XXXIII), Liegt aber
auf dem nordoͤſtlichen Ufer deffelben; es iſt nach Klaproths Berich⸗
Agunge“) Phutfheu fu, das damals Hotſchung fu hieß, woraus
die Mongoliſche Alteration in Cacianfu leicht erklaͤrlich ik. — Andre
Commentatoren haben’ fie auf andere Städte geteutet, und finb daburdy
von bir Hauptroute, die ber Wenetianer nimmt, ganz abgelenkt worben,
ſo 3. B. auch ber Graf Baldelli Boni in ſeinem Commentar. Es
war eine ber Hauptfläbte von Schanſi, voll Handelslente anb Künfte,
‚wo viele Seide gezogen und viele Arten — GSewebes gemacht wurden.
1.0) Nouv. Journ. Ariat. I. c. T. I. p:90.
°ı) Nour. si Asntig. T. I. p. 101. „Pf
Hoangho⸗Syſtem, M. Polos Reiſeroute. 817.
6) Quenzanfu (cap. XXXII und AXXIV), d.h Singan fi.
Bon Sacianfu zur biefer großen Stabt Quenzanfu, find 7 Tage⸗
reifen, nad) M. Polo (eben fo weis find Ahu-tfheu fu und St
ngan fu heutzutage aus einander gelegen). 20 Millien in S. W. deq
Forts Thai gin, fagt M. Polo, habe er ben Saramoran (br I,
Hoangho) Überfegt, einen. Strom, der fo groß, breit und tief fey,.
daß keine Brüde über ihn gefchlagen- werden koͤnne; auch iſt ums unter⸗
halb jener oben genannten Schiffbrüde (f. oben &. 507) Teine dergleia
den abwärts beffelben bekannt. Gr firdme zum Ocean, es Tagen viele-
Städte und Burgen an ihm; on feinem Ufer wachſen allerki Gewürze
(Zenzero), das Land fey mit Voͤgelſchaaren bedeckt, zumal Ahafane
gebe es bier in fo großer Menge, daß man- fie ſehr wohlfeil erhandeln
koͤnne. In- der Nähe giebt es gewaltige Rohrwaldungen, Bam⸗
bua, zu 1 bis 14 Fuß Dice, dis man zu. dem widhtigften- Hausgeräth.
und anderem verwende. — Auch heutzutage ift hier die gewöhnliche
Meberfahrt über den Hoangho, auf der großen Route nah SE .
nganfu. Dann gehe ber Weg immer gegen Weſten, fagt M. Polo,
burch: viele Städte und Burgen, voll Handel und Wandel, durch Gaͤr⸗
ten, Felder, unter Maulbeerbäumen bin, wo viel @eibencultur. Die:
Einwohner beten Ihole an; aber auch Shriften, Türken, Reftosianer und
Saxacenen habe ev da getroffen, weil.bamals, zur Zeit bee Mongoliſchen⸗
Herrſcher, alle fremde Hanbelswelt aus dem weiten Mongholen⸗ Reiche
freim Zutritt gu China hatte, der unter andern Regentſchaften verfperrt
ward. Auch fey hier gute Jagd. A
Die große Stadt Auen zan fu, die M. Polo nun erreichte, iſt
das in aller Zeit berühmte Singan fu: (oben S. 421, 510) bie Gapi⸗
talg der Provinz Schen fi.. Zur Zeit. der Mongholen hieß fie King
tſchao fu. (auch Ngan ſifu und Sfhang ganz Hian yang zu:
Shihoangtis Zeit). Zur Zeit, der Lang hieß fie bei Arabifchen Aus:
toren 2) auch Sumdan, Khumdan, bei Ghinefiihen Situs?), d. h.
Beſt⸗Reſidenzz; Tang aber hieß ber große Hauptſaal bes:
Kaiferpalaftes in diefer Stabt, daher die Dynaftie der Tang ſelbſt
davon: ihren Titel erhielt (Lang kong), wie bie Türkifche Dynaftie zu:
Sonflantinopel von ber Hohen Pforte, Aber, bei dem Perſiſchen
Autoe Rachid eddin heißt fie, in defien Beſchreibung bes Mongholen⸗
Reiches, unter Khuklais Khan, Kin biang fu (Ken than fu‘ -
. .,>
4 v
% .
2) Renaudot Anciennes Relations des Indes et.de la Chine p.
deux Voyageurs Mahometans etc. trad. D’Arabe. Paris. 8. 1718,
p- 52, 72; Klaproth Tableuux historig. de LAsie p..229..
*°) P. Gaubil Histoire Chinoise de la Grande Dynastie des Tamg
ia Mem. conc. 1. Chinois etc. Paris 1814. 4.. T. XVL p. 360.
Not. 271, 2. **) Description de ia Chine song la DynastieMon-
4 >
'
-
518 Oh⸗Aſlen. Waſſerſyſteme. I. Abſcha. $. 79.
und daher auch MR, Polo’ 8 ganz richtige Wenennumg berfelben mit ita⸗
Hienifcher Schreibung des Lautes, bie früher, aus Unkenntniß bed Per⸗
ſiſchen Autors, dem Benetianiſchen BReifenden, wie fo vieles Andre, als
Irrt hum und Fehler aufgebürdet‘ wurde,
j Quenzanfu war damals, nah M. Polo's Weriät, eine große
und berühmte Stadt, mit fehr viel Handel und Gewerbe, Gelbenfabris
Zen, wo viel Goldftoffe gewebt und alles gearbeitet wurde, was das Kai⸗
ſerliche Heer bedurfte, Die Waaren hatten wohlfeile Preiſe; die Gins
wohner find Idolenanbeter. Fuͤnf Millten vor ber Stadt ſtand ein
Prachtpalaſt des Man gala (Mangtola b. Shinefen, Mingtin b.
> Kadid eddin), des britten Sohnes Khublai Kdans, der 9 Jahre
hindurch von feinem. Vater zum Ngan fi Bang, d. 4. Bicekdnig,
von Shenfi eingefegt warb, und im Sabre 1280 ſtarb. M. Polo's
Keiſe, der ihn dort lebend fand, muß alfo, wie ſich hieraus ergieht, vor
diefem Sabre ftatt gefunden haben 185). Diefer Palaſt war von einem
großen Jagbreviere umgeben, in einem weitläufigen Garten mit Hainen,
Baͤchen, Kontainen, Bogelbehäfterns eine Mauer von 5 Millien Umfang
ſchloß diefen ein. Der Palaſt enthielt eine Menge Säle und Gemaͤcher,
prachtvoll eingerichtet, mit Azur und Bol ausgemalt, und bem ſchoͤn⸗
ſten Marmor verziert. Der Prinz, fagt M. Polo, fey gleich feinem
- Water ein gerechter Regent, bei feinen Leuten geliebt, ein Freund von
Jagd und Bogelfang.
Die Jeſniten⸗Berichtee) fagen in neuerer Beit, daß dieſe
Stadt, einft Jahrhunderte hindurch bie alte Reſidenz ber Kalfer noch
heute, naͤchſft Peking, eine ber fchönften Städte China's fey, ber Sit
hoher Magiſtraturen. Die Mauer, mit Thuͤrmen flankirt, die Pfell⸗
ſchußweit aus einander fliehen, babe 4 Lieued Umfang, fiche im Vier⸗
ſeit und habe prachtuolle Thore. Das Innere der Stadt iſt weit ſchlech⸗
tee bebaut als Peking, ein Theil derfelben tft Garnifonsftabt für Mand⸗
Tdutruppetz auch ficht man bafelbft noch Hefte eines alten Palaſtes.
Pater Martini *T) nennt, in dieſer Stadt, die amphitheatraliſch am
Wei ho fer emporfitige, noch Reſte von 7 Paläften, und viele alte
merkwuͤrdige Köntgsgräber, auch mehrere von ben älteren Kalfern
in der Umgebung ausgegrabene Seen, zur Krtzweil mit Luftfchtöffern
verfehen, auch mit Canaͤlen unter fich verbunden, und eihen, auf welchem
Sr, glei) den Aoͤmiſchen Kaifern in Ihren Raumadhien und unter Waf⸗
fer gefegten Amphitheatern, Gcheingefechte zur Uebung ber Matrofen
‘.
golse traduite du Persan de Rachid-Eddin et accompagnde de No-
ep Jal, Klaproth. Paris. 8. 1833. p. 40.
406) Nohyv. Journ. Asiat, I. ce. T. L p. 103, 104. **) Du Halde
Descr. do ia Chine T, I. p. 220 et. *?) Novus Atlas Sinen-
sis 1. eo. fol, 47. etc, =
\
t ‘
Hoangho⸗Syſtem, M. Polo's Keiferoute. 519
nab Geetruppen veranftalteten. Das Waffer bes Wei ho if nach ihm
Ion heil und Har, yermag aber nicht bei dem Einfluß in den Saf⸗
ranftrom (Croceus, d. i. ber gelbe Strom, Hoangho) biefem:
feine Truͤbe zu nehmen. Sollte es in dieſer Stadt noch Monumente ſei⸗
ner fruͤhern Glangperiobe aus bem IE. Saec. vor Chr. Geb., aus ber
Beit des zweiten Puniſchen Krieges geben? wo Bier einer ber groͤß⸗
ten Regenten bed Reiches, Tſhin Schihoangti (er flirbt im Jahre
210 v. Chr. 8.) **), feinen Hof hielt, durch deſſen Thaten und Herr⸗
“ fhaft exrfi der Name der Thfin (Tsinae bei Ptolem, d. i. der Chi⸗
nefen) berähmt ward. Große Architecturen führte biefer Monarch ents
lang am Ufer des Beiho aufs Martinis Nachricht ſcheint faft auf
dergleichen hinzudeuten. Das Bolt in bdiefer Gegend iſt weit tüchtiger,
sobufter und tapferer als in andern Provinzen Shinas, bit Gebirgsland⸗
ſchaft umher iſt ungemein angenehm, ein wildreiches Revier,
T) Route nad Sin by fu (Gap. AXXV. und AXXVL), d. i.
Aſching tu fu. Vom Palıfle Mangalas, fagt M. Polo, reitet
man 5 Tage gegen W., durch gleichbebautes Land voll Städte und Bur⸗
gen. Dann aber tritt man in eine Landſchaft voll Gebirge und Thaͤler,
Eundin(?) genannt. Died Gebirge if ungemein bevölkert von Idol⸗
anbetern, die auch das Land bauen und von Jagd Ieben, benn bei ihmen
‚giebt es ſehr viel Wild, Ziger (Leoni, f. oben &. 416), Bären, Luchſe,
Damhirſche, Rebe u. ſ. w. Man bat 20 Zagcreifen immerfort in die⸗
ſem Gebirgslande zu machen, und kommt über viele Berge, Klüffe, Thaͤ⸗
ber, doch überall find Städte und Herbergen, bis zur Grenze von Mangt
(di ShdsChina, Maha Shin, groß Chin, die fpdter zu Gas
kai gefügte Groberung KyublaiKhans, bie er der Songs Dynaftie
entziß). Bier in einer nım beginnenden Ebene (pianura) wird wieder ein
ſonſt unbekauntes Ach baluch genannt (f. oben. S. 5155 es muß in der
Raͤhe, weſtwaͤrts der heutigen Gapitale Hantfhungfu von Schenſi
gelegen haben, nach Klaͤproth der jegt zerflörte Ort Pematfching,
d. 5. weißes Pferd). |
- Das Land. ift Hier wieder ſehr ſtark bevölkert, Tagt M. Polos
Überan if Yandel und Gewerbe, und Anbau. Hier waͤchſt der Zen⸗
zero (Ingwer ?), ber durch gang Catai verführt wird, auch Korn
und Reis wirb in großer Menge in biefer Thalebene gebaut, bie 2
Zagereifen anhält und dicht gebrängt iſt voll Drtichaften (es ift das _
Thal des obern Laufes des Han Kiang, oder Juͤn Kiang, f. oben
©. 421). Bom Ende diefer bebanten Thalebene (ein hohes Aipenthal)
hat man noch 20 Zagereifen bid Sindyfu gu madıen, bavon bie
erſte Zeit ebenfalls durch viele Thaͤler, Berge und Wälder führt, bie
aber uaͤberall bewohnt find, von Idolanbetern, bie von ihrem Kornertrag
— — —
)Tableanx histor. de VAsie p. 34.
*
520 Df-Afen Waſſerſoſteme. J Abſchn. $. 79.
unb von Jagd leben; denn auch Hier iſt daſſelbe Wild In Menge, wie
ſchon oben gefagt if Doch bier. fängt man auch fon Moſchus⸗
‚thiere, Zuletztt erſt tritt man in bie Grenze von Mangi in
BSindyfu (Tfhingtufn, f. oben ©. 413) ein. — Die Nach⸗
weifung der Route durch biefen weitläuftigen Strich, jenes hoͤchſt
merkwuͤrdigen Chineſiſchen, veihbendtkerten und reich culti⸗
virten Alpengebirgslandes, das auf eine ſehr fruͤhe Civiliſation
jener Gegenden zuruͤckſchließen laͤßt, iſt allen frühern Commentatoren ber
Berichte des Venetianers unmoͤglich geweſen. Sie laͤßt ſich aber nun,
nach dem, was ſchon früher der hier gut bewanderte Pater Martin
Martinite") angegeben, und nad) Kılaproths Erläuterung 7°), zu
ber die Khienlongfihe Chineſiſche Karte 72) die vollfländigften topos
graphiſchen Auffchlüffe giebt, auf das ficherfie verfolgen. Kon
Singan fu geht au heute Fein graber Weg gegen S B. nad
Aſching tu fus man würde bann ben Schneerüden bed Zai pe
Schan, wie auf Grimms Karte von Hoch =Afien beutlich zu fehen
ift, überfteigen muͤſſen; cben fo wenig zu M. Polos Zeit. Man reis
fete exft im Thale des Weiho, gegen Weft, aufwärts, über Mei
bis Pao ki hian. Diefem Orte gegenüber, auf dem Suͤdufer be
Weiho, liegt das Fort Imenſtſchin (es fehlt bei D’Anville und
Grimm). Mit dieſer einen Feſte beginnt eine hoͤchſt merkwürdige
Kunftfiraße über jenes Alpengebirgsland, bie etwa 20 geogr.
Weiten (4230 Li, bier wol zu 250 Li auf 1°) weit, über bie wildeſten
Felshoͤhen und Gebirgsſtroͤme hinweg, zulezt am Helung Kiang
(Kelung K. irrig bei Grimm) hinweg führt, und erfi im ©. bei dem
Fort Kitheouluan endet, das nur 5 & im NW. von Paos
tſching hian, ober 60 Li im N. W. ber Gapitale Hantfhungfe,
am oben Han Kiang, in Schenfi liegt. In ber Mitte biefer Als
penftraße,' welche an Länge bie Europdifchen, 5. 8. bie Simplon
ſtraße, weit übertrifft, Liegt, etwa wie ber Flecken Simplon auf ber
I@ulmination bes Paffes, fo hier die Station Sung lin ju (Gungs
Uiny bei Grimmy)s bie abfolute Höhe über dem Meere if uns unbes
kannt. Die Lage ift im innerften Weſtwinkel der Proving Schenfiz das
Gebirge gehört zur Parallelkette des Pe Ling: wir können fie baher
die Alpenfiraße bes Peking nennen.
Diefe Kunftfiraße über den Waſſerſcheidezug zwifchen Hoang he
und Ta Kiang (zwiſchen Weiho und Han Kiang) ward im IL
Saec. n. Ehr. Geb. erbaut, zum Theil auf Pfellern, zwiſchen benen bie
200) Pat. Martin Mertini Nov. Atlas Sinensis. Ed. Amsterd. Fol.
1655. fol. 49. 7°) Nouv. Journ. Asiat. . co T. I. Not. 1.
„2 = 21) Caite de l’Asie Contrale. Ed, p. Kiaproth
[4
Hoangho⸗Eyſtem, M. Polos Reiſeroute. 521.
wilden Sebirgtwaſſer hindurchſtroͤmen. Die alten Yunbamente derſelben
wurben, im Sabre 1392, alfo durch bie Min g⸗Dynaſtie, reſtaurirt.
Der Pater MartmMartint bat ihre Lagp, wie eine chauffirte
Allee, auf feiner Karte ber Provinz Schenfi, obwol roh, gezeichnet
(bei D’Anville und auf Khienlongs Karten vermißt man fie), und
giebt folgende, wie es ſcheint auf eigener Anfchauung berubende Nach⸗
richt von ihr. Zwiſchen den Sapitalen von Schenſi (Singanfuy
und Szütfhuan (Tching tu fu) ift fo wildes Gebirgsland, voll ho⸗
ber Berge und tiefer Klüfte, daß man in. frühern Jahrhunderten, um
von einer Stadt zur andern zu gelangen, gewaltige Umwege gegen S.O.,
durch Honan, zu nehmen gendthigt war, und 23000 Stadien zu umgehen
Hatte, um bie directe Diſtanz von nur 800 Stabien zurüczulegen. Des⸗
halb wurde unter Lieupang (Lieoupi.beii Klaproth '?), sig
Ufurpator, ber. fih zum Herrſcher von Chon, db. i. Weſt⸗ Szuͤtſchuan,
“ aufwarf, und im Jahre 220 n. Ehr. Geh, feine Refidenz zu Vtſchtou
(f. oben &.414) nahm, won einem feines Krisgöobriften (Changleang bei
Pater Martini) diefer ‚Gebirgsmeg gebahnt, ber bazu bie Arbeit fehe
nes ganzen Heeres von hunberttaufenb Many. verwendet haben foll, ine,
bem er jedem Corps deſſelben die Abtragung- eine Theiles ber Berge
und ihre Durchbrechung auftrug, fo daß ber Weg oft zwifchen fleile,
hope Felsmauern bindurchgeführt wurde, bie ihm kaum von oben herab
noch Tageslicht geftatteten (alfo durchgebrochene Felsgallerien, wie auf
ber Simplon und andern Europaͤiſchen Alpenftrafen). An andern Stels.
Ien mußten hölzerne Balken untergelegt und Brüden von einem Berge,
zum andern über die Klüfte hinüber geführt werden. In vielen ber
eingehauenen und- eingebohrten Felsldcher wurden de Tragebalken bes
feftigts andere wurden gebrochen, um ben wilden Gebirgewaffern: unter
der Straße. einen unfchädlichen Abzug zu derfchaffen. In zu breiten
Thalkluͤften wurden Säulen und Pfeiler errichtet, unb über biefe bie
Kunftfizaße ſchwebend hinweggeführt. Wol ein Drittheil ber Straße
iſt über ſolche Brüden geführt. Nicht überall find fi e fo gar hoch wie
zumeilen, wo das Hinabbliden in die Ziefe dem Wanderer ein Graufen
erregt. Auf biefer Straße können vier Reuter nebeneinander ziehen, an
bequemen Steffen find Dorfſchaften und Gafthäufer angelegt. Die ganze
Straße ift mit Erbe uͤberſchuͤttet, zur Sicherheit der Reifendenz auch
auf ben Brüden, und biefe haben zur Seite hölzerne und eiferne Lehnen,
und hie und da Ausbaue oder Erker. Dieſe Straße ift bis deute, ſagt
„Pat. Martini, gut unterhaltens bie Ghinefen nennen fie Gtentao,
d. i. der Stugelmeg, die Pfeilerfiraße. Etwa B Heine Stun⸗
den (40 &i) dom Ende dieſer Kunftfiraße tritt der Weg etwa bei Migns
hian (Dian auf Grimm Karte), in bie Thale bene des oben
22) Tahleaux histor, de YAsie p. 74.
522 Ofi:Afen. WBäfferfoflime. 1. Mole. $. 79.
Han Klang ein, die nun, aufwärts, gegen 8.8. bis Shin fluan ju
verfolgt wird. Dies ift bie er ſte Station, bie auf ber Suͤdgrenze
Dee Provinz Schenfi, und am NRorbeingange, ber Provinz Sz uͤ⸗
tfguan liegt.
Bon hier erhebt fidy wieder von neuem ein hohes Gebirgsland; «6
M der Parallelzug des Zapa Ling (f. ob. &. 407, 421), deffen
fchneereiche Höhen hier ganz in ber Nähe überfliegen werben mußten.
Im &.8. von dem genannten Grenzorte, 3 Stunden-(40 Mi) fern,
wird, in ber Ghinefiichen Meichsgeographie, der fehr hohe und ſteile
Tſchhao thian Ling ?77) als Paffagedera genannt, über ber «8
gegen S. B. zur Stadt Kiantfiheou (unter 32° R. Br.) gebt. Doch
vorher dat man erft die Stabt Tſchao Hoa (bei D’Anville und
Grimm) als Station zu paſſiren, die am Bingange bes Kialings
KHiang-Ahalch liegt, deffen Strom ur He fhyui Kiang, gesen S. O.,
über Paoning fu vorüberraufht, um fih In den großen Kiang
gu ergießen. Derſelbe Weg, wo aber Leine Kunſtſtraße meche- nach Art
der oben genannten gebahnt zu ſeyn ſcheint, ift es, den MR. Polo, wie
öben gefagt, zum zweiten male, auf 20 Tage durch Gebirgäland zuräd«
legt, hoͤchſt wahefcheintih au über Paoning fu, wenn er biefe
Stadt auch nicht insbefondere namhaft macht; und von da führt der
Weg immer noch über Alpengebiet, wenn auc über milberes und durch
ſtark bevoͤlkerte und bebaute Thaͤler, bis zur fruchtreichen, weitern a
ebene von Aſching tu fu (oben S. 413).
& Unterer Lauf, Hortfegung; in ber Niederung.
. Die alte Bifluenz, das Land der Ucberfhwemmung,
des Candle, in Schantung unb Kiangnanz die
Ueberfahrten.
Der untere Lauf des Hoaugho wird bis zur Stadt Ho⸗
—nman noch zur Seite von. Gebirgen begleitet; dann aber tritt
er in Lombarbifche Ebene ein, und fängt von Kai fong fu an
das Flachland durch gewaltige Ueberfhwemmungen zu verheeren ;
deshalb man von hier, feit dem Alteften bis in bie neneflen Zei:
ten, verfucht hat, feine Gewalten buch Wafferbauten alle
Art zu bändigen, Hier beginnt das Land dee Candle
Moch in dem obern Laufe bis zu feinem Austritt aus ber
Chineſtſchen Mauer, fchon oberhalb Lan tfheou in Kanfu,
. Bat der Strom wie alfe Alpengewaͤfſer ein ſehr helles, klares Wafs
fe. Mit der Umfpütung bes Landes. der a. wird es lehmig,
112) Nour. Journ. ‚Asiatique |. e. T. I, p. 107. !
—
Hoanghe⸗Syſtem, unterer Lauf, Kai fong fu. 523
dunkelgelb gefärbt, gleich dem STiber und Mainſtrom; ee fol da⸗
von feinen Chinefifhen Namen Hoang (db, b. gelb, croceus,
daher bei.den Miffionaren auch dee Saffranftrom genannt,
vergl. 06, ©. 495) erhalten haben, wie feinen Mongolifchen Ras *
ra moran (von Kara, dunkel, trübe), den auch M. Polo
gebraucht. Doc zuweilen, bei außerordentlihen Umfländen, fol
auch das Waſſer des mittleren Laufe feine Natur Ändern.
So zählten die Annalen 7%), daß im Jahre 1295, in Folge «dis
nes ſehr ſtarken Erbbebens, die Waffer des Hoangho, die ſchon
bei Lanıfdyeou srübe zu ſeyn pflegten, während 3 Tagen, auf
einee Strecke von 300 Li, fi ganz ‚heil und Klar gezeigt ‚hätten,
was für ein fehe gute Omen galtz daher viele Gratulationen
bei Hofe eintiefen'; aber im fechsten Monat barauf.-fey große
- Düne im Lande erfolgt, bie vielen Menfchen das Lebem gekoſtet.
Die gefahrvollen Ueberſchwemmungen des Hoanghe uand
‚feine Zerſtoͤrungen in den Provinzen von Schenfi, Schanſi
und Honan, follen feit der frühefien Entwäfferung im dem
Zabelzeiten dich Du, in den Beiten Yao’s (f. Afien Bd. J.
©. 159), ungemein gemindert ſeyn. Solchen anfänglichen, tras
ditionellen, erſten Regulieungen feines Gteomlaufes, durch
Weyfhaffung jener Hemmungen, mögen viele andere wirkliche
gefolgt feyn. Die Umgebung der Stadt Honan ?5), deren Rage
im fhönften Luſtgarten Chinas, der Chineſe für die Mitte der
Weis Hält, fcheint wegen ihres Huͤgelbodens noch nicht den per⸗
derblichſten Zerflörungen des Stromes unterworfen zu ſeyn, die
ur weniges weiter, ſtromab, wie die Gefchichte erzählt, ſchon die
Gegend dee Capitale und des legten Afpis der KinsDynaftie®)
zerſtoͤrt Hat, diefeibe weiche früher unter dem Namen Loyang 77),
als Mefidenz ber Dynaſtie der Goei, im Il. Saec. und dee
Zhang, als ihre zweite Capitale, nad Singen fu (felt dem
3. 734) 7°), beruͤhmt war, welche feit bee Dynaſtie der Ming
aber Kai fong fu heißt. |
Kai fong fu, eine fehe große Stadt, bie heutige Gapis
tale von Honam, liege nur eine Heine Stunde fern vom Güde
7%) Mailla Hist. Gen, de ia Chine T. IX. p. 464. -
’6) Nov, Atlas Sinensis 1. c. fol. 61,65. ?*) P, Gaubil Histoire
de Gentchiscan et de la Dyn. des Mongols 1. c, p. 80.
?°) Klaproth Tabl. histor. de l’Asie p. 74, 187. _'*%) P, Gaubil
Histoire Chinoise de la Grande Dynastie Tang ir Mem. come.
Vhist, des Chinois T, XVI. p. 26.
[4
Li
J
—32
624 Oſt-Aſien. Waſſerſyſteme. J. Abſcha. $. 79.
afer ded Hésaungho, aber in einer fehe niedern Gegend, am els
nem füdlichen‘ Aeme deffeiben, ben Pater Martini, Pian
nennt (ebem” fo heißt öfter die Stadt in frhhern Zeiten). Der
Strom dee Hoangho ſteht aber in feinem Niveau, wie dies
die Waſſerwage, fagt Pate Martini, beweifet, viel höher
als die Bage des Stadt; alfoe ganz fo, twie ber Po: Spiegel im
der Lombardei höher ſteht, als die Dächer der an feinen Ufern
entlang gebauten Städte. Daher denn, fagt dee Pater Mars
stnt, das Stromwaſſer durch ungeheure Dämrae aus Qua⸗
derſteinen, mehr als 20 geogr. Meilen (300 Sittadien, 30 Lieues
bi Du Halde) 9), am Ufer erbaut, gebändigt werden mußte.
Diele Dämme wurden in dem Rebellionsktiege, 2642, bei einer
lange dauernden Belagerung ber Stadt, die ein General der
MiingDymaftie eommanbiste, thörichter Weiſe durchſtochen, weil
4. dadutch den Rebellen Lisfeching in feine Gewalt zu bringen
hoffe. Uber er that ſich ſelbſt den größten Schaden, drun bee
hr Veit des Mebellenheeres , der außerhalb der Stadt fland,
zoͤg fi bei Annäherung der Ueberſchwemmung auf die nahen
Huͤgel zuruͤck, und nue 10,000 von ihnen kamen um, dagegen
wurde Die ganze Stadt unter Waffer gefekt; und 200,000 Mens
ſchen derſelben fanden in den Wellen ihre Grab. Auch Kaifer
Kharrghi ließ, ſpaͤterhin, einmal die Uferdaͤmme dieſes Hoangho
durchſtochen, um in Honan- einen Rebellen zu erfäufen; mit
ihm wurde eine halbe Million Menſchen, erzähle Barrom 0,
weggeſchwemmt, und datunter auch mehrere Miffionage, die im
Kattong fu ihre Miſſionen hatten, daher das Sprichwort ber
Chtnefen, die Ueberfhwenimungen des Hoangho feyen Ärger ald
Krieg; Hunger und Peſt. Wahrfheintich hat fich ſeitdem auch
vor Lauf. des fadlihen Arimnes bed Hoangho, der Pian,
den Pater Martini noch auf feiner Specallatte von Ho⸗
man) gezeichnet hat, geändert, benn in dem fpätern Karten ber
SefuitensYufnahme fehlt er; zu dem Hoangho.im Norden der
Stade Katfong-fu fegte der Pater aber ausdruͤcklich die Worte:
. Crocei fluvii pars. Leider. hat Pater Gaudi. bei ſeiner Durch⸗
seife durch Kai fong fu (im Fruͤhling 1723) 2), das mach jener
37°) Du Halde Descr. de In Chine I. p. 208. *°) Barrow Tra-
vels in China. Lond. 1804. 4. p. 514: ®:) Honan Imperü
Sirarum Provincia quinta, Tab. Nov. Atlas Sinens.
°2) P, Gaubil Extr. du:Jourual de Voyage de Canton a Peking in
Hoangho⸗Syſtem, unterer Kauf, Bifluenz. 325.
furchtbaren Cataſtrophe ‚doch wieber aufgebaut wutde, wenn auch
fhlecht genug, fi) nur anderthalb Tage dort aufgehalten, und
nalh ihm hat kein Curopaͤlſcher Beobachter jene Gegend befucht.
Er fagt bie Stadt liege unter 34° 51’ N. Br, nad feine Beob⸗
achtung, 13 Lieue im Süden bes Hoangho. Die Stadt fep
ſehr groß von Umfang, aber fehlecht gebaut, wenig volkreich, das
gegen fey 4 Lieues im Suͤden derſelden ein Marktort entflanden,
der für eine große und fchöne Stabt gelten könne. Einige Tas
geretfen im Norden der Stadt Katfong fu, auf dem
Wege nah Peking zu, fen das ganze Land une ein Mo⸗
raſt. Im Süden von Kai fong fu, auf der Strafe nad
Hupe, fey unabfehbare Platne, ein Land wundervoll bes
baut, bebedt mit Ortfihaften und Städten, von unzähligen We⸗
gen mis Alleen begleitet durchzogen. Die Hauptftraße ziehe,
Höher gelegen als die andern, auf Dänmen bin, und fey das
Durch von ben andern unterfcheibbarz von Stunde zu Stunde
bezeichnen Meilenzeiger bie zurüdgelegten Diftanzen, und
überall find Wirthshaͤuſer, in den Städten große Hotel zue Auf⸗
nahme der Reifenden eingerichtet. Jedermann bringt hier fein
Bett zum Nachtlager mit, führe der Curopaͤer auch noch feinen
Koch bei fich, fo zeife man hier bequemer, wie felbft in der Mitte
von Frankreich. So weit Pater Saubil, befien Schilderung
von Honan im untern Hoangholande und Iebhaft in die fchöne
Lombardiſche Ebene verſetzt hat, die nur einem sufommenhäns
genden Garten gleicht.
Bon bier, dem Niederlande, beginnt Aberhaupt ſchon bie
fo mertwärbige Wanderung des Stromlaufes, wie beim
Rillaufe unterhalb Memphis (f. Erb. Afıtla Th. I. ©. 814
a. folg.), und Einiges (ehrt uns darüber auch ber Gang der Ges
ſchichte.
Hier war einſt die große Stromſcheibung, nach welcher
ein Nordarm des Hoangho gegen Nordoſt zu den Zeiten
Yu's (ſ. oben S. 600, Aſien Bdo. I. S. 169), und bis in bie
Zeiten der Han=Dynaftie, aus Honan, über das Land von
Tai ming fa md Ho kien fu ®) an ben er von Ten
P. E. Souciet Observations —— —R eic, Paris
1729. 4. p. 132, 134
es) P. Gaubil Histoire de Gentchiscan et de la Dynastie des Men-
gols etc. Paris 1730, 4. p. 285.
1
526 Dfi-Mifien. Waſſerſyſteme. I. Abſcha. $. 79.
ding hoel, in den Golf von Perfcheli (unter 38 N. Br) Ref,
Der gegenwärtig als folcher nicht mehr (nur in einem Theile bes
Waſſerlaufes des Weihe, gegen M.D., der weiter nordoſtwaͤrts
unter dem. Nomen Laotſchaug zum Syſteine des großen Kat,
ſer⸗Canals gehört, noch Spuren geigend) eriflict, wenn er ſchon
fehpechim der einzig befdiffte war, mie der Peluſiſche
Hilaem, der zu Alerander des Großen Zeit, deſſen Sties
qiſche Fiette von Phoͤniciern geleitet, nad, Memphis trug, gegen
wöärtig aber nur noch ein Schlamm⸗Canal HE (f. Aftika Erdk.
Bb. 1. S. 824. 825, 853), Unter Kalfee Bourti*) (ee ſtirbt
im 53. 117 v. Che. Seh.) weiß man, aus den Annalen, daß dies
fer Nocdarm des Hoanghe bei Caiſt ſcheon fu im Diſtrict
Kai ming fu, in Petſcheli, vorüberſloß, den Weihe (Duei
b. 9. Saubil), im Territorium von Tong tſchang fu, auf Schans
tung aufnahm, und in das Meer von Petſchell zwiſchen 383-bi8
30° R.Br. führte, 1° in D.E. v. Peking; daß man aber nad
Kaiſer Bouti diefen Lauf bald gegen Petſcheli, bald gegen
Schan tung abgeändert habe
Da Südarm diefee Bifluenz des Hoangho, ber gegen:
wärtige große, einzige Hauptarm beffelben zum Meere,
‚gem S. O. zichend (unter 34° N.Br. zum Meere mündend),
wird, damals, nicht befonders genannt, wol weil a micht be
ſchifft werden konnte; denn es iſt nicht wahrfcheintich, wenigſtens
nach der Terrainbildung, daß er ganz gefehlt haben möchte, und
der Strom nur allein jenen nördlichen Exguf zum Golf von
Petſcheli gehabt haben foßte. Obgleich uns darüber Beine binrels
chende, pofitive Daten bekannt find: fo iſt «6 doch hoͤchſt wahr
ſcheinlich, daß, damals, die jehige Provinz Shantung und der
Suͤbtheil von Petfchely, das Delta⸗Land des Hoaugho war,
alfo eine vorliegende Infel, deren iſolirte Gebirgsgruppe
&hai, ringsum, von einer weiten, jlnger aufgefhtwemmtrn
Ebene umgeben, erſt nach und nach zuſammengewachſen Ift mit
Dean Gontinente, fo wie ber Golf von Petſcheli und das
Deanghai, oder gelbe Meer, die früher bier größere Gol⸗
few bildeten, durch die mitgefuͤhrten Schuttmaffen 26
Hoangho ausgefüllt wurden.
Die Annalen ver Rang: Dynaftie geben uns über jenen
Neordarm der Hoangho⸗Bifluenz Intereffante Auskunft,
386) P, Ganbil Hist. 1. e. p. 288.
N
Hoangho· Soltem unterer Rauf, alter Rordarm. 1
aus der Witte ded VII, Jahrhunderts, wo berfeibe noch volllems-
men Beftand hatte, wodurch die Daten and der frühem „Dans
Dynaflie volllommen beflätige werben.
Um das Jahr 732, und bie folgende Zeit, macte dee |
Hoangpo ‚große Ueberſchwemmungen in der Rork«
Provinz (Potſcheli) 5). — Er durchzog alfo, damals noch,
wie zur Zeit der Han, die Ghdgrenze diefer Provinz gegen
Schan tung. — Wirklich ſtroͤmte er, in jener Beit, von Kais
fong fu (in Honan) nah Kung tfhang fu (in Schan tung,
wo jegt der Mordlauf des Canals zum Pe ho, im Morden. ber
dortigen Eulminetion des Schleufenbanes, ſeit Ende des
XIII. Saccul. ausgegraben 85) if), und von ba zog er. durd den
Diſtrict He kien fu (an dee Suͤdgrenze Petſchelis), alfo gegen
Notdaſt, und ergoß fidh in das Meer von Petſcheli. Des
mals, im 3. 734 wellten die Kaiſer ihre Reſidenz Siäganfu
den Hoangho⸗Strom weiter abwärts, nad) Eeyang (Kais
fong fu, f. oben ©. 623) verlegen, weil die Schwierigkeit des
Flußtransports, zumal des Reis (darin alle Abgaben der ſuͤbli⸗
chen und oͤſtlichen Provinzen in die Refideng entrichtet wurden),
gegen den contsaicen Stromlauf immer befhwerlicher wurbe. Ein
BGBGroß⸗ Mandarin wollte dieſem Mangel durch. verdeſſerte Fluß⸗
ſchiffahrt, Conalgrabung und veränderte Transportmittel
- abhelfen, wodurch er die Barken, die mit Reis, Kupfer und
andern Beduͤrfniſſen beladen, vorzüglih aus ber fühlichen Pros
ninz Kiangnan (mo gegenwärtig bie Wündung des Hoanghe
diegt) und andern Landfchaften auf diefem großen Umwege bem
Transport zu befosgen hatten, über Zoyang bis Singan fu
foctzuhelfen willens mar. Wirklich kamen 10 Jahre fpäter, nach
denſelben Annalen 9), im Jahre 743, ſchon Barken mit Pros
vians aller Art aus den fübliden Provinzen auf den Car
„naͤlen von Kiangnan über Schantung bush Petſcheli nad
Zovang in Honas, und von da deu Hoangho aufwärtt, zu
Bingaufu, in bem großen See an, befien Ufer man zu ihres
Ausladung mit Magazinen nerfehen hatte. Man ſprach von einem
Berge, ben man durchfchnitten babe, - um einen Canal hindurch
2) P. Ganbil Hist. Chineise de la grande — de⸗ Tang Le.
Mem. T. XVI. p. 20. **) Klaproth Descript. du grand Canal
es Chinois in Mem. relat. a j’Asie
T.1L. 2828. p. 320. *:) P. Ganbil Hist. etc. des Tang 1. e.
T. XVI. P- 3. ,
%
“
>
328. .Hp:Afien. Waſſerſyſteme. I. Abſchn. $. 79.
zu führen. Wort wird nicht gefagt. Im Sabre 765 ergoß fid
Ye. Hangho no immer in den Golf von Peking”),
und viele Jahrhunderte hindurch bildete dieſe Mordarm eine
watärtihe en ber Völker und Staaten, im
Rorden (z. B. zur Zelt dee SoeisDynaftie) von den mitt
fern Ghinefifgpen, oft vielfach umter fich getheilten, Staaten.
Zu welder Zeit jener Mordarm aber gleich dem Pelufi⸗
Then Nordoftaeme des Nie, vertümmert, mb fo verfhwin?
Det, daß er endlih duch Canalführung gr „en Peibo und
Weiho erſetzt, oder für die Zwecke her Rordrefideng. ums
gewandelt, ober eingerichtet, abgelenkt, werden mußte,
‘oder konnte, darüber finden wir eine hinreichende Auskunft, obs
ſchon -bie Annalen der Mongolen und Chinefen darin eins
Kimmig®) find, daß dee Anfang jener wirtfihen Ca⸗
waltfation Im Morben des Hoangho bis Peking, im
Jahre 1289, dem Genichlid des großen Khubilai Khan zuzu⸗
ſchreiden fey.
Nur ein einziges Factum wird ums, aus der Periobe der
Gong, bie zwifchen der Tang. Dynaſtie und der Mongoien:Dys
naſtie herrſchte, angeführt, nämlich daß Kaiſer Chintfong %)
ler ſtirbt im Jahre 1084) den Nordarm des Hoangho vers
ſtopfen lieg, warum? wird nicht gefagt. Es iſt aber Leicht
degreiflich, daß er feinen feindlichen Norbnachbaren, den broßens
den Gebletern von Nord s China, den damaligen Khitan umter
Der Leao⸗Dynaſtie, jede Zufuhr abſchneiden wollte, und daber In
der Verzweiflung bei feiner ſchon ſinkenden Herrſchaft zu dieſem
Bettungsmittel griff.
Nur das einzige Datum, vom Jahre 1282, das Pat, Gau⸗
bil im der angeführten Mongolengeſchichte mitgetheilt, möchte je
bdoch beweifen, daß auch noch zu Khublais Zeit jener Mord⸗
arm vorhanden war, aber nur mit großer Noch noch zum Krauss
port dienen konnte; denn «6 wird gefagt: der Kaiſer Khublai,
dee feine Refidenz fchon nah Peking verlegt hatte, wohin: alfe
aun die Hauptſchiffahrt aus dem Reiche, und aicht — wie
102) Tableaux BE de P’Asie p. 215 und Tabula X, etc.
- ®®) P. Gaubil Hist. de Gentchisean eto’ des Mosgots 1. c. Paris
1739. 4. p. 196, 210; Mailla Hist. Generale de la Chine etc.
T. IX. p, 439; Klaproth Deser. da grand Canal de la Chine
extraite d’Ouvrages Chinois in Mem. relat. a P’Asie T. ill. p. 318.
°0) P, Gaubil Hliat. de Gentchiscan etc. L c. p. 285.
Hoangho⸗Syſtem, unterer Lauf, Suͤdarm. 529
fruͤher, weſt warts, nah Gingam fur zu diefgieen war, ließ
60 große Schiffe bauen, um aus dem füdlichen Provinzen über
das Meer nah Derfcheli die Provifionen von Reis und aus
dern Beduͤrfniſſen zu fhaffen. Vorher ttansporticte man fie mis
großer Mühe, Noch und Koften auf deu Flüſſen. — Dies
fonnte wol auf keinem andern, ale auf dem twahrfcheinlich feis
fo vielem Jahrhunderten fehe ſeicht geworbenen und verfhlamms
tm Rordarme gefchehen feyn. Wirklich heißt «6 weiter in Dar,
Gaubils Note zu jener Stelle, fsüherhin hatte man die Waas
sm aus dem Hoangho gefchifft, in den Weiho (oder Yu),
und führte fie auf gemifchtem Land» und Flußtransport weiter>
was aber zu Eofifpielig war, daher Khublai Khan den Meer⸗
transpors beghufliste. Der Weiho war alfo damals ſchon
zum Theil an die Stelle des verfhlammten Nordar⸗
mes getreten; er iſt wol, in feinem untern Laufe, ebenfalls
als eine Linke Abſpaltung bed unten Theile vom Nord»
arme anzufehen, und jener graße Moraft, den Dat. Gau⸗
bit tim Norden von Raifongfu mehrere Tagereifen weit auf
dem Wege nach Peking bemerkte, iſt wol hoͤchſt wahrſcheinlich
als das alte Schlammbette bed Hoangho⸗lVordarmes
anzufehen.
Indeß hatte aber bee Suͤdarm Zeit gehabt, auf einem ets
was kürzeren Laufe (von Kaifongfu an zum Oeean find
75 geogr. Meilen), ale der Nordarm, alfo mit ſtaͤrkerem Ges
: Valle, feine Stromrinne in birecter Linie, gegen S.O., mehr
auszuarbeiten, und Dahinmärts fcheint nun die Tendenz deu
großen Waſſerfluthen und Ueberfhwemmungen in
den folgenden Jahthunderten Immer entfchlebener ihre Nocmals
sihtung genommen zu haben, fo daß von einem Nordarm .
In neueren Zeiten gas nicht mehr bie Rede ifl. Dies ift insbes
fondere der Sal, feitdem dort das alle Kerrainverhbälsniffe
umgefkattende große Canalfpflem, wie dies auch anderwärte ins
Nil:Delta, an ben Po: und Rheinmündungen, und feldft in weis
Urinerm Maaßſtabe fon auf dem Boden des alten Latium ſich
zutrug, auch alte hydrogtaphiſchen Verbältuiffe mache
ſeln machte. Won dem geoßen Kaiſer⸗Canal, der noch fo
diele andese Fluß⸗Syſteme Chinas, auch das des Ta Kiang
durchfegt, kann erſt weiter unten die Rede ſeyn. Ä
Die fhiffbare Mündung des Hoangho iſt alfo feis
der Ältefien Zeis bedentend gegen den Süden, von 38% bis 34°,
Nitier Erdkunde IV. gı
530 Oſt⸗Aſien. Wafferfufteme. 3. Abfchm. 4. 79.
alfo um 60 Meilen Weges gewandert, und jene alte Bi⸗
- fiuenz bat aufgehört, wenn ber obere Lauf des Weiho nice
etwa noch durch jene Moraftgegend, mit dem Nordufer des
Hoangho in der Nähe von Kaifongfu oder dem benachbarten
Dfonghien, connertirt. Es ſteht aber dem Suͤdarm wol eine
noch füblihere Wanderung bevor, che der Kreislauf diefes
Wandern vollendet iſt, und vielleicht mag, wie bei dem Nil, die
Zeit der Rückkehr in die Altern verlaffenen Bahnen (f. Afrika
Erdk. &. 853 u. f.) nicht mehr fern ſeyn.
Kaiſer Khaunghi 19), der fi während feiner Regierung zu
Anfang des XVII. Jahrhunderts, ſehr viel mit dem Waſſer⸗
Baue abmühete, weil die; wie er in feinem eigenen Memoire
daruͤber bemerkt, zu den Pflichten eines guten Regenten gehöre,
beabfichtigte vorzüglich den Waflern des Hoanghp nah Nor⸗
. den einen Abfluß zu geben, um dadurch feinen Ueberſchwemmun⸗
gen nah Süden hin zuvorzukommen; er ließ deshalb auch die
Waſſer des füdlihen Tſing keou und des Sees Hungtfeu
reguliren, folgte aber nicht dem Mathe anderer Waſſerverſtaͤndi⸗
gen, bie e8 für beffer hielten, dem Strom feinen natärlis
hen Ablauf ſich ſelbſt ſuchen zu laffen, ohne ihm die
Wege duch Daͤmme zu verſperren, weil dann mol bie Ueber⸗
fhwemmungen gedindert werden könnten, aber man es nicht vers
meiden Eönne, daß dann der füdliche Nachbarfluß, dee Homaibe,
dee vermittelnde Fluß des hydrographiſchen Syſtems zwiſchen
Hoangho und Ta Kiang, der fo wichtig Für die Schiffahrt
fey, bis auf 15 geogr. Meilen troden gelegt werben würde.
Ganz neuerlich, als unter Kaiſer Khienlongs ruhmvoller
Hertſchaft der Chineſiſche Felbherr Akoui 192) die rebelliſchen
Miaotſe befiege hatte, wollte ee (im J 1780) nun auch die
Fluthen bes reißenden Hoangho besähmen, bie bie zur drohen:
den Höhe von 110 Fuß (11 Tſchang) über das Niveau ber Lan:
desfläche emporftiegen, und nur zu oft die Landfchaft, weit und
breit, unter Waſſer gefege hatten. Sährlid wurde Honan da:
durch, in-der Nähe von Yfonghien (nahe der Gegend, wo die
alte Bifluenz gewefen feyn mag, nur wenige Stunden im Of
von Kaifongfu), umter Waſſer gefegt. Der Premierminiſter
191) Khanglıy Mem. bei Poirot in Mem, conc. les Chinois T. IX,
p. 192 — 196. 22) Pat. Amiot Lettre Sept. 1780. in Mem,
eonoernant /’Hist, des Chinois. Paris 1783, T. IX. p. 23 36.
\
°
Beangho-Goftem, unterer Lauf, Eidarm. 53.
bereiſete ſelbſt die Gegend, entwarf eine Karte vom gegenwaͤrtl⸗
gen Zuflande , legte diefe dem Kaiſer vor, und zeichnete vor ſei⸗
nen Augen mit einem Pinfel den neuen Canal ein, ben er pro⸗
jectirte. Er wurde genehmigt, und war ſchon nach Verlauf von
1 Jahr und 3 Monat beendige. China erhielt dadurch einen
neuen Strom von 15 geogr. Meilen (200 Li) Länge, der bei
Afonghien in Honan anfängt, gegen Süd fi in Kiangnan
mit den fichenden Waſſern des Hung tfeu hu (du, d. i Ser)
dereinigt in dad Meer ergieht, indeß dee Hoangho ebenfalls
ungftört wie biöhee fi) gegen DR zum Drean gieft. Aber au
Wafferfülle hat er gas fehr verloren, denn von feinen 10 hellen
Waſſer, fagt der daruͤber ausgefertigte officdelie Bericht, find in
den neuen Canal geleitetz ber frühere Wafferfpiegel dee. Hoanghe
ik von 110 Fuß (11T fang), dadurch, auf 40 Fuß (4 Iſchaug,
auch wird dies Maas, Tſchang, in früherer Zeit, nur der Toiſe,
6 Fuß Par. gleich geſchaͤtzt) gemindert, dadurch erblickte man wie⸗
der beide Ufer des Stromes, die man feit langem nicht gefchen
hatte, und fehe vieles Land war dadurch für den Anbau gewone
nen worden. Da jedem großen Strome der Chinefen ein eigenes
Geiſt vorficht, der vom Kaifer ſelbſt angefleht wird, um bie Ueber⸗
füwemmungen abzuwenden, und feine Segnungen zu_verleiben,
fo ift es degreiflich, wie von jeher feit den Zeiten Yu’s (f. oben
©. 609), allee, was auf einen folhen Bezug bat, auch im dem.
Annaten des Landes feine Stelle einnimmt. Go wurde and,
nach der Vollendung diefed neuen Kanals, hergedrachterma⸗
‚Sen, darlıber von dem Kaifer ein geoßer Bericht an die Nation -
abgeſtattet, der zugleich die Beſtimmung harte, in den Annalen
aufgenommen und ber Nachwelt überliefert gu werben, Aus dies
fen find diefe Daten genommen. Nach einiger Zeit berichtete der
Gouverneur in Kiangnan (Riangfu), dem Canallande zwiſchen
Hoangho und Kiang, daß deſſen Waſſer, durch jene Canal⸗
führung, um mehr als 10 Fuß in Siuſtſcheng fliegen, und
etwa die Sälfte in Yutikloan, was ganz gut mit der abgelels
teten Wafjerfülle aus dem Hoangho ſtimmen fol. |
Ehe der Hoangho fih zum Meere ergießt, erhält er, noch
ganz nahe an feiner Mündung, von der rechten Seite, b. i.
dom Süden her, einen nicht unbedeutenden fehr waſſerreichen,
Hast befchifften Zufluß, den fchon oben genannten Houaiho, det
aus dem Juchoi und Houaiho, am Oſtabtzange des Peking,
Und vielen andern Quellwaſſetn entfichend, als vorderer Lands
212
\
532 Dfirfien. Wafferfofteme.: I. Abſchn. $..79.
rom (f. ob. &.511, 206) das Tiefland Mittel-Chinas durchzieht,
wand zwifchen den beiden großen Stromfpfiemen, in de
Mitte, ficher im früheren Jahrhunderten ſel bſt ſtaͤndig den Weg
zum Dcean fand, ehe noch beider Deltalaͤnder zu einem großen
Deltaboden zuſammen wuchſen, in welchem das reichſte
Maſſernetz die vorgelagerte Niederung, Kiang nan's (jegt An⸗
boei's und Kiang ſu's), in tauſend Armen und Canaͤlen ge:
genwaͤrtig durchſchneidet. Dieſer Houaiho ergießt ſich, 20 bie
30 geogr. Meilen, noch ehe der Hoangho den Ocaean erteicht,
durch den Hung tfeu See, in jenen großen Strom, im N. W.
der großen Stadt Houaingan, bei Tſingho, wo bie Durch⸗
teeuzung des großen Kaiſer⸗Canales von ©. gegen N.
ſtatt findet; daher hier auch die große Ueberfahrt auf der
Haupt-Paſſage von Süd⸗China nach Nord-China,
oder von Nanking nach Peking, worüber allein. die.&ures
päifchen Reifenden, als Augenzeugen, Bericht etſtatten
Bönnen, weil fie nur hier beider Durchfahrt den Ho angho zu
pflegen.
-- Des Holländifche Embaffadeur J. N. euboft%), 1656 (Afien
Dr. 1). &.231), bei feiner Durchfahrt bemerkt, der Gelbe Fiug,
ſtuürzend und überfchwernmend, kommt viele hundert Meilen weit
aus fernen Bebirgen, deckt das ganze Land ‚mit: Unflat, ſchießt
ſehr ſchnell, bis er endlich, bei der Stadt Hoaingen, mit einem
ſchr ſtarken, tiefen Strome und großem Geräufd) (?) fich in das
— ergießt.
: Die Britifche Embaſſade, unter Lord Macartney (1793),
Baffie iee #). Anfang Novembers hier glüdiih den Hoangho, auf
ihrer Rüdzeife von Peking. Ihre Jachten ſchifften auf dem
Kaifer:Sanal, deffen beiderfeitige Ufer weit bevölkerter wur⸗
den, fo wie man fich dem Hoangho vom Morden her. näherte;
porzüglic ‚nahm die Menge der Barken und Schiffe, die hier
Rationirten, big zum unzählbaren zu. Viele lagen hier nor Ans
Ber waͤhrend der böfen Jahreszeit, als in dem beiten Flußhafen
im Gentro bee Iebhaftefien Communication. An ben Üferfeiten
des Canals, der hier Eeine volle engliſche Meile breit (nach Bar⸗
sow an 1000 Fuß) 8), zu beiden Seiten mit Quayen von Mar:
ar) . Neuhof die Geſandtfchaft % Ymfterd, 1666. 4 ©. 331.
®*) Macartney Voyage dans I’Interienr de ta Chine etc. 1792— 179.
Trad, p. Castera. Paris 8. T. IV. p.117, 335. er J. Barrow
. Trvvels in China. Long. EL SE 0? 508 eicı’
e Ko
Hoangho⸗ Syſtem, unterei Lauf, Ueberfahrti 533 |
mor und Graniibloͤcken eingefaßt iſt, und im Niveau einige Fuß
höher Liegt ale die ihm bennchkarten Ader, mit einer Schnelligs
Seit von 3 Engl. Miles in einer Stunde gegm Süd hin, liege
die ſtarkbevoͤlkerte, weitläuffige Stadt Yang tfdafhuam
Der reißenden Gewalt des Stromes und ber Gefahr ber Uebetz
fahrt zu begegnen, brachten hier die Ehinefifchen Schiffer dem Ge:
nius des Stromes erft Libation, und jedes der 30 Schiffe, aus
welchen bie Flotte dee Embaffabe beftand, mußte dem Stroms,
bei der Ueberfahrt, auf dem Schiffsſchnabel ein Dpfer, von bams
pfendem Weihrauch bringen. "Der Wind war günflig, mehrere ber
Schiffe ducchfchnitten ſegelnd gluͤcklich den Strom, andere wur
den indeß weit hinabgeführt, und. mußten an Tauen zur. Ein—
mündung des Canats am Südufer zurückgezogen werben. Auf
Der Südſeite des Hoangho fchifften die Vachten der Enw
baffabe im, Canal durch die Provinz Kiangnan meit fchnels
ler als auf der Nordfeite, weil er hier weit flärkeres Gefälle
und rafchern Fluß hatz er zieht im Oft des Houng tfeu Ser
und durch ‚mehrere andere, fühmärts, zum geoßen Kiang ober -
den blauen Strom (Iau tfe Kiang) fort.
Dan Braam%), der in des jüngeren Deguignes Beglei⸗
tung, awei Sabre [päter (Anfang März 1795), hierdurch ſchiffte,
bemerkte, daß man zur Seite des. Hoangho hier doppelte
Damme auf jeder Seite errichtet habe, die inneren. auf. das ger
woͤhnliche Anfchwellen ſeiner Waſſer berechnet, -die äußern zus
Vorforge ‚bei außerordenttihen Fällen, und daß 3 Zfungtu,
d.h. Deihauffeher, hier die Infpection anvertraut ſey. Die
Ueberfahrt, die bei flürmifchem Wetter unmoͤglich und überhaupt
gefaͤhrlich feyn fol, wurde, am B. März, bei guten Wetter in
Beit einer vollen Stunde, glüdlich zurüdgelege Zu Tſing⸗
bo, einer großen Etadt, nahe ber Ueberfahrt, iſt der Eaiferliche
Zoll, und daſelbſt fol auch ‚due fliegende Brüdke über das
Waſſer gehen. An dieſer Stelle, ſagt Ban Braam, iſt der
Sanal enger als die Amſtel bei Amſterdam, aber mit weit
mehr groͤßern und kleinern Fahrzeugen bedeckt; die Quayen der
Stadt, auf feſten Daͤmmen, ſind mit Quaderſteinen bemauert;
die Waͤlle der nahen weit groͤßern Stadt Houai ngan fu, auf
24) A. E. van Braam Houckgeeſt Reife der Gefandtfchaft der hallaͤn⸗
Kifchsoftindifchen Gefellfchaft. an den Hof des Kaiferd von China
AR 1795 ıc., aus dem Franzäfifchen 8. Leipz. Ih. u. 179.
‘ Cs
>
534 OfrAlen. Maflerfoflene. 1. bfchn. 5.79.
dem Shöufer, fhienen in Verfall zu feyn. Deguignes m)
fhägt die Breite des Stromes bei ber Ueberfahrt 3000 bis 2000
Fuß. Auch Lord Amherſt verungtüdte Embaffade giebt uns
Bericht Über denfelben untern Lauf be8 Hoangho (Urberfahrt
den 6. Det. 1816) ®).
Mach langweiliger Ruͤckfahrt auf dem Kaifers Canale, von
Deling, durch die einförmige Provinn Schantung, zeigte fi
mehr Mannichfaltigkeit und Wohlſtand mit dem Eintritt in die
Provinz Kiangnan. Die nun hervortretenden Baumgruppen
trugen viel zur Annehmlichkeit der ſtark bebauten und bevoͤlkerten
Landfhaft bei. Der Canal in der Nähe des Hoangho hat
febr erhöhte Uferdämme, er ift felbft 200 Fuß breit, und man eu
blickt kutrz vor dee Stade Yang tfha fhuan, die an deſſen
Verein liegt, zuerft den Gelben Strom. Seine Strömung
betrug 5 Engl. Miles in einer Stunde; fie iſt zu heftig um
gerade uͤberzuſchiffen. Die Breite der Ueberfahrt ſchaͤtzt Eriis,
bier, über den Canal 3 Miles, und über Strom und See sm
fie fol bei angefhiwollenen Waſſern gefährlich feyn. Am Sit.
ufer ficht ein Tempel dem Bote der Winde geweiht (Fung⸗
ſchu Miao), wo der Ankerplag iſt. So übertrieben manche
Beſchreibung von der Größe dieſes Stromes auch ſeyn mag, bes
merkt Ellis, fo bietet er bier in der That mit allen feinen Um⸗
gebungen eine wirklich geandiofe Scene dar. Adel Clarke, de
Naturforſcher der Expedition, beftätigt diefe Daten ”), und daß
füdwärts des Stromes das Gefälle der Schleufen im füd
fihen Sanalarme 8 bis 4 Fuß ſtark fey, alfo safchern Lauf
babe als an deffen Nordſeite.
Barrom?") bemerkt, das Land, welches zu beiden Uferfels
ten des Doangho beffen Ueberſchwemmungen ausgeſetzt fep, möge
wol dem Umfange nad fo groß wie England ſeyn; die jährliche
Ausgabe der Schatzkammer zur Erhaltung feiner Dämme betrage,
nad) des Kaifers eigene Angabe, 3 Millionen Unzen Siiber (1
Million Pfund Sterling). Dennoch iſt dieſer Strom, odwol er
197) —— se us Heting aus d. Franz. v. Müller. veipz.
1809. 8. ©. 1 »:) H. Ellis Journal of the Proceedings
‘of the te — to China by Lord Amherst. Lond, 1817. 4
p- 268. °®) Clarke Abel Narrative of a Journey in .tbe Inte-
rior of China and of a Voyage to and from the Country 1816—
1817 eto. Lond. 1818, 4. p. 148—151. 200) J. Barrow Tra-
vels in China. Lond. 1804. 4. p. 514.
7
Gliederung von Nordoſt ⸗Chinas Geſtadeland. 535
mit ſehr großen Schiffen befahren werden kann, in China nur
vom zweiten Range, und wird darum nicht Kiang, wie ſein
ſuͤdlicher Nachbar, ſondern nur Ho!) titulirt. Von feine Muͤn⸗
dung in-.ben Ocean iſt uns keine nähere Nachricht von Beobach⸗
tern bekannt.
6. 80.
” Erläuterung %
Die Gliederungen der Nordchinefiichen Landfchaften (Petfcheli,
Schingking, Schantung, Kuangfi) im Norden des Hoangho.
Das Gelbe Meer, die Halbinſel Schantung,. die Nordhaͤlfte des
Kaifer:Canals, der Golf von Peticheli, die Halbinfel Korea.
.. Zwiſchen dem heutigen Laufe bed untern Hoangbo,
in Nord: China, und.dem früher betrachteten S.D.Rande des
.Gobis Plateaus, im N.O. von Peking, im Heimathfige der
Mandfhu, am großen Tihangpe Shan (f. Alten Bd. I.
S. 9) bis. zu den Quellhoͤhen der Ströme Songari und Tu⸗
menula gegen die Koxeanifhe Küſtenkette hin (ſ. oben
©. 436, 452‘, breitet fih ein mannich fach gegliedertes Bes
ftadeland aus, daß durch zwei große vorfpringende Halbinfelm,
Korea und Shantung,. und mande kleinere ausgezeichnet
it, zwifchen denen aus dem. freien Oſt-Ocean eingefchloffenere
Kuͤſten⸗ oder vielmehr Binnen: Meere und Golfen, tief eindrin⸗
gen in das Innere des Continentes, weiche den größern Räumen
nah, das Hoangbai,:d. i. Gelbes Meex,| und die Golfen
vorn Leaotong und Perfcheli heißen: Diefe Golfen Liegen
‚eingefploffen von jenen beiden Halbinfeln, deren eine, Korea,
die größere und berühmtere, weil fie ein felbftftändiges Königreich
bildet, als eine wahre Gliederung des Hochlandes von Aften. bes
trachtet werden muß, da fie als fürdliche Kortfegung der Gebirgs⸗
Bette des Tſchang pe Schan erfcheint, die andere Schans
tung, als Chineſiſche Provinz befannt, keinesmegs wie jene mit
irgend einem andern umgebenden Gebirgezweige irgend wie zur
fammenhängt, fondern daducch recht characterifirt ift, daß fie wie
eine Bebirgsinfel auf. allen Seiten mit Meeren oder mit
niederen Flächen umgeben, als ein für fi beflehendes, ganz
1) Memoires etc. des Clivois T. XIV. p. 176, .
9536 Dfl-Alen. Waſſerſyſteme. I. Abſchn. $. 80.
iſolirtes Glied in jener Mannichfaltigkeit von Formen erfcheint.
Denn im Weften ift fie kreisfiemig von großen, fladen
Ebenen rings umgeben, welche wahrfcheintih erſt das Pros
duct de Schlammbildung ber alten Bifluenz bes
- Hoangbo find, in deffen Deita, zwifhen dem Nords und
Suͤd⸗Arm, bie Sebirgsinfel Shantungs liegt, bie das
ber auch, ducdy den großen Kaiſer-Canal, der vom noͤrdli⸗
hen Peiho an zum füdlihen Hoangho⸗Arme hin, jene Flaͤ⸗
chen durchſchneiden konnte, völlig abgetrennt ift vom Gontinente,
‚unb deshalb auch gegenwärtig noch, der verticalen Gliederung
nach, eine wirkliche Infel genannt werben kann, die zwifchen dem
Gelben Meere, bem Sotfvon Petfheli und dem Gas
nalsSpfteme ſich emporhebt.
In die beiden innerfien Golfen ergießen fi vorzügs
lich zwei verhaͤltnißmaͤßig kurze, nur vordere Landfizöme, der
Leagoho, ben wie mit den Waſſern von Mukden und im obern
Laufe ats Lanho und Sira Muren (f. Afien Bb. I. &. 90,
116, 132) ſchon früher kennen lernten, in den Golf von Leao⸗
tong; und der Peiho, der mie vielen Waſſern den Gebirgefaum
von Petſcheli durchbrechend (f. Afien Bd. I. ©. 126 ı.) ges
gen S.D. zum Golf diefer Provinz firömt, ehe er benfelben aber
erreiht, an der Außenfeite jener Parallelletten des Ge
birgsſaums, aus einer ganz andern Weltgegend, von S.W.
her, 3 bis 4 nicht minder wafferseiche, unter fich faft parallele
Zuflüffe erhält, unter benen der fchon oben erwähnte Weiho
(f. oben &. 626) der größte und merkwuͤrdigſte für unfere jegige
Betrachtung tft, meil er eben in feinem untern Laufe von Zins
: Shfingtfheou an, buch ben Ganalbau KhublaiKhans,
. zum Stellvertreter bes nördlichen Heangho:Armes verwendet warb,
wodurch Hoangho⸗Syſtem und PeihosSpfiem, durch feine
Vermittlung, zum großen Canalſyſteme verknüpft warb.
Diefes künfttiche Canalſyſtem ift «6, dab der Nord⸗Reſi⸗
denz (d.h. Peking) in der aͤußerſten Nord» Provinz (db. h.
Petſcheli) des Chinefifhen Reiche, melde von den Eroberern
aus dem Norden, von Mongolen wie Manbfhu, vor den
Altern Nefidenzen im Süden bed Hoangho und Kiang, we
gen ihrer bem heimathlicdhern Plateau nähern Lage und verwand⸗
seen elimatifchen Verhaͤltniſſe, als Kaiſerſitz auserkoren wurde,
zur nährenden Aber ihrer Millionen von Bewohnern und
unmitteſbaren Nachbarn diene, ohne welche fie nicht beflchen,
Das Gelbe Meer, Hoang Kai. 537
uud ber Ehden Chinas nice für bie Dauer an ben Mor:
den, Ma Chin nicht an Kathai, geknüpft zu ſeyn vers
moͤchte. Das Canalſyſtem mürbe aber ohne die Natur ber gras
Ben Niederung, und dieſe ohne die arbeitenden Stromſpſteme
nicht vorhanden ſeyn, wodurch wieder das Gelbe Meer, wie ſchon
fein Name bezeugt, feine Mobification erhielt, und die einflige
Safe Schantung einerſeits zur Halbinſel wurde, andererfeits
aber allein durch daſſelbe auch Korea zugänglich iſt, und wirklich
zugangbar werden konnte.
Dieſe gegenſeitig fich bedingenden meiſt getrennt gedachten
Formen und Verhaͤltniſſe auch raͤumlich in ihrer Entwicktung
und Characteriſtik nachzuweiſen, dazu möge folgendes im Zuſam⸗
menhang Geſagte dienen.
1. Das Gelbe Meer, Hoang Hai.
Dee gelbe Thonſchlamm, ben die Welten bes Hoangho
führen, färbt weit bin das Kuͤſtenmeer, und giebt ihm ben Na⸗
men bee Belben See, d. i. Hoang Hai 2). In bemfelben
offen die Schiffe, bei 6 Haben Meerestiefe, Halbe Seemeilen weit
Spuren gelden Schlammes in ihrer Fahrlinie hinter fi auf dee
Meeresflaͤche zuruͤck. Alle Wirbel und Meereöftrömungen werfen
in diefem Meere, bis zu ben Infeln Tſchu Shan (ChuSan,
I 2 NBr) hinab, und bis Korea hinauf, gelben
Schlamm, feibit aus Tiefen von 100 bis 120 Faden (600 bie
7% Fuß) empor; denn auch der TakKiang im Süd, und der
Peiho im Nord, find arbeitende Ströme, wie ber Hoangbo.
Das nähfte Küftenmeer, die Gelbe See, ſchon von bee
Mündung det Ta Kiang (Iantfe Kiang) an, nordiwärts, bis
Korea fo genannt, iſt jedoch nirgends über 36 Faden (nah Bas
row, oder 42 Kaden nah Staunton, d. i. 216 bi 252 Fuß)
tief, «6 fehle ihm alſo noch weit die Tiefe dee Europäifhen Ofs
fee, und der Golf von Petſcheli hat nirgends über 12 Faden
(72 Fuß) Tiefe; beide find alfo fehe feicht zu nennen, Vor bee
Mündung des großen Kiang liegt die flache Infel Xhfungs
mins (Tsang ming b. D’Amille) ganz aus Alluvialbos
den, wie aus dem Schutt und Schlamm des Kiang gebildet,
202) G, Staunton Authentical Account of Lord Maseriney Kınbassy
to China. Landon 1797. 4. T.1. p. 438, 448, 413; in ber Tra-
duct. ſrane. p. Caustera. Paris 8. 1798. T. Il. p. 283, 286, 290.
⸗
x
“ .
538 Nf-Afin. Waſſerſyſteme. I. Abſchn. $. 80.
otslieiche erſt in neuerer Zeit, da man ihre Zeichnung auf bem
aͤltern VBenetianifchen Karten, aus M. Polos und Fra Mau:
e08 Zeit, nicht finder), auf denen doch die Tſchu Shan Aue
fein genannt find. Ihre Anhäufung duch die Reaction der
aroßen Fluch aus dem Dfl Ocean gegen die Schlammwellen bed
Kiang, feit 500 Jahren Zeit, ließe fi wol denken, und diefelben
Urſachen wirken auf ben Anwachs bes ganzen Geſtades entlang
auf Koften. des Gelben Meeres. Eine ſtarke Strömung würde
jedoch, meinten die Britifchen Schiffer, bie Tfung ming Flach⸗
anſel eben fo leicht einmal wieder zerſtoͤren koͤnnen, wie fie als
maͤtig als Flußriegel ſich dem Kiang vorfchob. Der Seichtigkeit
jenes Kuͤſtenmeeres ungeachtet iſt es von einer unendlichen Menge
von Kuͤſtenſchiffen durchſegelt, die aber nur im Angeſicht der Ges
ſtade bleiben, und ſich nicht auf die hohe See wagen, wohin fie
bei den hier herrſchenden, regelmäßigen Winden und Stroͤmum⸗
gen auch nur feltnee duch Ströme verfchlagen werden, zuweilen
aber doch wegen dee dott vorherrfchenden, dichten Nebel abirzen.
Diefe Mebel waren fo dicht, daB man auf bem einen Enbe bes
SBritiſchen Schiffes, das den Englifchen Geſandten Macart ney
wug, das andere Ende nicht fehen konnte Warum über einem
ſe feihten Meere wie hier, wie über ber Neu Fundland
Bank in Nord: Amerika, auch in ber Deutfhen Nord ſee
amd anderwärts, wenn auch nicht immer +) doch vorherrfchend
eine Nebel:Atmosphäre ſchwebe, fhien damals den Briti⸗
Shen Schiffern noch ſchwer erklaͤrlich 5) zu-feyn. Es ergiebt ſich
wol eben daraus leicht, daß die Meere ſelbſt über Untiefen
sine ältere Temperatur als die fie umgebenden Tiefen has
Benz; daher die Eältere Temperatur der Meeresoberflaͤche 5) auf die
über fie ſchwebende Luftſchicht zurüdwickt, und fie in Nebel Ar:
mosphaͤre verwandelt, die dann anf dem, feichhten Deere aus ganz
natuͤrlichen Gründen wie feR zu liegen fcheint.
Der ganzen Küfte von Kiangnan, fagt fhon Neuhof ?),
legen überall Sandrippen, Meerblaten, Sanbbänte
vor, und eben an bdiefen erkennt man, felbft bei Nebel, daß man
diefe Gegend erreicht hat; hier wechſeln bie Lothungen außerors
203) G, Staunton Authentical Account etc. T. I, p. 453.
*) H. Ellis Narrative 1. c. p. 64. *) Staunton Authentic. Ac-
vount I. c. T. I. p. 456 etec.; Trad, p. Castera T. Il. p. 284.
°, W..iams on Thermometrical Navigation Philadelphia. 8. 1790.
?) Joh. Neuhof Sefandtfchaftsreife S. 331.
Dos SAbe Meer, Hoang Bi. 630
dentfich plöpfich und fchnell, von 40 auf 16 und 12 Faden (MO
auf 96 und 72 Fuß) ) Tiefe ab; tmb in der größten Tiefe if
immer noch Schlanmmgrund, auf den feichtern Boden breiten ſich
gefaͤhrliche Sandbaͤnke aut. Die ungemein flach en Fadezeuge
ber Chineſen, obwol mit großem Unterbaue verſchen; weiche in
dicht gedrängten Flotten dieſes Kuͤſtenmeer durchkreuzen, find nter
sum Transport über ſolchen ſeichten Gruͤnden und wechſelnden
Seeboden, wie bier, geeignet, nicht für die hohe tiefe es (fie
ſchiffen in der Regel nur über 2 Faden Niefe), und 'auc da noch
fallen unzaͤhlige Schiffdruͤche Chinefifger Schiffe vor Daher
auch, gleichſam an die heimiſche Kuͤſte gebannt, machten die Chbs
usfifen keine Entdeckungen in dem benachbarten Oſt⸗Ocean,
ſondern, wie Griechen und Roͤmer auf dem Mittellaͤndiſchen Meere,
nur?) Küͤſtenſchiffer geblieben, wagen auch fie ſich nur gegen
Korden und Süden von Küfte zu Küfle, von Inſel zu Inſel⸗
selbe, wofhr ihnen freilich ein fehe weites Feld eröffnet war; eb
nerfeits gegen MD. binüber nah Rorea und Japan, und
weiter, wem: fie woßtten, gegen S. W. aber an Cochinchina Hin
BE Batapia und Indien 0, Diefe Schiffaher der Chineſen
war zu befchräntt, um ibnen, die ſchon frühe Die Bouffole
kannten, Auffchtüffe über die Geſetze dee Magnetuabel zu geben,
und ihre Schifferkenntniß ift daher auf das Piloten: Wefen
von Hafen zu Hafen dbeſchraͤnkt, ift dee Europaͤiſchen Nautik
nicht zu vergleichen, wenn auch ihre Flotten ungemein zahlreich finds
da man aus dem einzigen Hafen von Canmton!!) alein 10,000
bie 12,000 jaͤhrlich auslaufender Schiffe rechnet, die nur allıia
den Küftentransport der Suͤd⸗ mir den Nord: Prosinzgen beforgen.
Dem Europäifchen tiefgehenden Schiffe iſt dagegen die Oſt⸗
Türe Chinas gefahrvoll, und ſelbſt der geübteſte Chineſiſche Pilot,
dem viele treffliche Hafen und Fahrwege für feine flachen Jun⸗
Een bekannt find, iſt hier kein ficherer Juͤhrer. Daher das Ges
flade des Hoang Hai fo wenig bekannt, und erſt feit den Beitis
ſchen Sefandifchaftsreifen (von Macartney 17%, von Am⸗
herſt 1816) einigermaßen auch nautifch erforfchtz doch bat ſich
noch immer Bein einziges Europäifches Schiff in der Gegend ber
Hoangh0: Mündung deſſen Geſtade zu nähern gewagt, fo
. /
*) G. Staunton trad. p. Castera T. II. p. 293. ») G. Staunton
Authent, Aocotınt. Lond. T. l. 10) Barrow Trav. in
China l. c. p. 37, 60. 2) a p- 43.
540 Oſt- Aſten. Waflerfofteme. L. Nbſchu. $. 80.
daß diefe gleich der dab Am utſyſtemes noch biehet dem Btickt
des Europaͤlſchen Beobachters verborgen geblieben iſt. Dagegen
haben die vorſpringenden Vorgebitge jener beiden großen -Hathe
infeln, bie und da, im neueſter Zeit, gelegentlich, einige genauere
Beflimmungen erhalten, wo das Gelbe Meer im Den von
Korea, and im Weſten von Schantung, fo eingeengt wich,
‚bab-ihm zulcht nur noch eine Breite von zwei Graben ober 30
groge. Meilen übrig bleibt, mit welcher bie innere. Gelbe Ser
(Hang Hal) beginnt, die ats ein Atri um bes Golf von Pe:
efcheli zu betrachten if, in den fie ſich gegen Weſten buch Bir
noch verengtere Straße von Mea tan exgiefk.::
2, Die ifoliste Gebirge⸗ Haldinfel Schantung und
das fie umgebende Blachfel d.
- Diefe Hatbinfel iſt als die noͤrdlichſte ber ‚großen 6 Rifien
prodingen Chinas bekannt, die im Suͤden nuch den Hoenghe
von Riangnan, im Weſt duch den Kaiſte:Canal von Pe⸗
efcheti geſchieden, und bort mis ſumpfreiches Mirbeaung, vielen
Kehenden Seen und Flußlaͤufen umgeben iſt, indeß ihre. öftliche
Brite ringsum vom Meere umflofen wird.
Dem idten bis Willen Juli, 1793, wurde fie von kem- Dei⸗
efchen Echiffe der Macartney Embaffade zum erften male
durch Europäifche Beobachtse umfegelt, wobei .man ihre fiellen,
oͤſtlichen Vorgebiege Innen lernte. Don bem Infeihen Kati⸗
200 212) fahe mar das erfle, Peile Vorgebirge, unter 35° 104
NBr., PR 40-D.R. v. Ber.,;worauf bald zmei hohe Borgebirge
nebft einer Inſel fi zeigten, bie fo beſtimmt wurden: 1) Cap
Macarınep 36 HH N Br., 12° 1F DEV Se 2 Cap
Gower 6° 57 N.Be, 122° 1 DL v. Gr. und bie zugehoͤ⸗
vige Infel mach dem dritten Hauptgefaͤhrten jener Empbaffade, In⸗
fel Stounten genannt, 36°, IT: N. Br., 120 1 28.0 Be
Das. Cap Masarsnen zeichnete fih durch 6 hervorragende Spi⸗
gen beim Voruͤberfahren aus, innerhatb deren eine Bai fi zeigte,
Die vol Schiffe lag (in NO. von Teinghnioei b. D’Anzille),
Nabe am Cap Gower ſetzt eine Felsbank bey Vorſprung ber
Halbinſel noch weis gegen N.D. fortz aber auch bier öffnete ſich
eine Vai, in ber viele Schiffe vor Anker lagen, ihe Hintergrund
»12) G. Staunton A Autbent. Acoount 460 eie z Trad. p. Oastera
Io p- 2
\
2.Die Halbiuſel Schantung. 54
war mit einer weitläuftigen Stadt umgeben. Die hoͤchſte Stelle‘
des noch B Seemeilen gegen N.O. vorfpringenden Worgebitges
twahrfcheinskh Tohin chan oei b. D’Anrille) "hatte bie Geſtalt eis
nes abgeftumpfteri Kegels, auf defien Platte eine Spige von bee
Geſtalt rinee Mandarinenmüge (f. Aflın Bd. 1. &.136) demerke
wurde. Hinter bei vordern Steilkuͤſte zeigte ſich uͤberall bergige®
Land mit den fhönften Thaͤlern durchzogen, und wie ed fchien
auf das trefflichſte bebaut, voll Ortſchaften.
Nach dir: Doublirung des N.O. Cap ging bie Weſtſeglung
imme an ſteilen und felfigen aber dahinter bebauten Ufern, wes
gem dee Seichtigkeit des Küftenmeere® aber im Abſtande von d
BE 6 Seemeilen Hin, bis zur Bai Ki fan Seu (am Aſten Juli),
wo neue Piloten genommen werben mußten. nt Bai hat hin⸗
einer Spiee, Zeu a tan, zwei ſeichte Hafen, jedoch von 4
Baden Elfe, an der Mündung eine Fluſſes Da ma tao, bie
voll Junken lagen, deren man überhaupt eine- große Menge in
alten Buchten bemerkte, fo dag bie rühmenden Berichte der fruͤ⸗
Yen Sefuiten von der Population dieſer Halbinfel keinesweges
übertrieben erſcheinen, und dieſe Gabotage auf einen fehr lebhaf⸗
ten Kuͤſtenverkehr zuruͤckſchließen läßt. Auf alien meiſt feltfans
geflalteten, oft wie durch Knuſt geformten Uferhöhen, landen gafs
fende Bolkshanfen, das unerhörte Schaufpiel Eusopäifcher, gro⸗
Ser, fegeinder Schiffe zu fehen. Altes Geftadeland ſchien trefflich
bebaut, hinter den Vorketten am Ufer [dienen andere nadte-Bergs
züge durch das Innere weis fortzuziehen.
Da bier Beine tiefe Hafenftation für die Europäifchen Schiffe
war, fo feste man die Fahrt weiter zum M.W.Cap der Halbinfel
Schantung fort, auf welder die bedeutende Stadt Teng⸗
ifheou fu.) liege, dem Range nad die fünfte der Provinz,
She Ankerplag, zwilhen 2 bdis 3 Geemeilen im N.O. der
Stadt, hat no 7 Faden Tiefe; er ift duch Juſeln, die Mea⸗
ta0os®rupne, die ihm im Norden zwifchen 5 dis 10 Seemei⸗
den vorliegt, geſchuͤtzt; fie nehmen einen doppelt fo breiten Raum
ein, als das dort fhon fo fehr verengte Meer. &6.bleibt. daher
nue ein fehr engere Canal zwifchen den noͤrdlichſten dieſer In⸗
ſeln und dem Süd⸗Cap von Leao Tung uͤbrig, das bei ei⸗
nem ſpaͤtern Sutvey, bei Capt. Murray ——— Comman⸗
12) Staunton 1.- c. — p. Castern T.n. p- 302; ai Halde Deser!
de ta Chme- T. }. p. 216.
542 Ofl-Aſien. Waſſertyneme. 1. Mhfhn. (. BO -
deur der Alcefte (1817) 21%), wegen feines ſeltſamen, lang gegen
GS. W. vorfpringenden Geſtalt, den Namen Prince Regents
Sword (Schwert bes Prinz Regenten) erhielt, feine
Gädfpige aber auf der eine Chineſiſche Stadt Liehun liegt,
nebſt einen vorliegenden Infel Gap Charlotte und Leopo1ds
Infel genannt wurde. Mehrere Infelseiben und Klippen,
Rieds rock, Grants Island und andere, weiche ben ges
meinfamen Namen Company'’s Group ethielten, legen noch
dieſer Suͤdſpize vor, zwifchen welchen, und ber Mea tao
Gruppe, dee Canal aus dem Hoang Hai in den Golf won
Petſcheli einführt, den man Saint Georges Canal nanute.
Die älteren Sefuitens Karten des Chinefifyen Atlas haben hier
mannichfache Berichtigung erhalten.
Die aftronomifche Lage der Stadt Teng tfheou fu war
Schon im Sabre 1711 15) von den Sefuiten Pater Regis und
Gardofe, auf 37° 48 36" N. Br. und 4° 38 40" DE. o,
Peking beflimmt worden, da fie bis hieher ihre geodätifchen Dpes
sationen fortfegten. Pater Regie, Frideli und Jartour beats
tem ſchon 1709 die im Norden liegende Stadt Liehun auf dem
Borgebirge gegenüber, unter 33° 43° 36”. N. Br. und 4° 49 40⸗
O.L. v. Peking firiet, woraus ſich, aus einer revidirten Meſſung,
weiche Kaiſer Khanghi, im Sabre 1713 in Beziehung auf Diefe
beiden Pofitionen durch Pater Parennin vornehmen lich, Die
Entfernung jener beiden Orte, alfo die Wreite der Merresficaße
aus dem Gelben Meere zum Perfcheli Golf auf 20 Lieurs, aber
15 geogr. Meilen ergab. In der Stadt Teng eſche ou fu, bie
ſtatk ummauert, im Innern nur ſchlecht bebaut iſt, liegt, nach den
Jeſuitenberichten 16), eine ſtarke Garnifon, und im ihren beques
wen Hafen ſtationirt eine Kriegeflotille zur Wache am Cingange
des Golfse zur Reſidenzſtadt von der Oceanſeite. Viel treffliche
Fiſche, und zumal koͤſtliche Auftern, merken bier für die Tafei
bes Kaiſerhofes gefangen. Die Umgegend iſt ſehr fendtbar, dis
hiefigen Bambus fohen, nach den Jeſuiten, nicht zund, fonbery
32€) Capt. M. Maxwell Sketch of Surveys in the Golß of Pe-
tschaelu, Lea tong, Clinese Seas ete. in H. Eilis Journal L e.
Chap. IX. p. 4609 — 472 etc. John M’Leod Voyage of R. Ma-
jesty's Ship Alceste along the Coast of Corea etc. Sec. Kdit.
Lond. 1818, 8. p.32 etc. 3) J. Klaproth Notice sur l’Archi-
pel de Jean Potocki dans la mer Jaune. Avec une i
IS20. 4. p. 2. °*) Da Halde Daser. L. e. T. I. p. 2415.-
Die Halbinſel Schantung. 543
vieredig wachſen. Im der Chinefifhen Ausgabe des Kuan
yu Ei wird wirklich unter, den Probucten von Shan tung
(die vierte der in der Älteren Ausgabe befchriebenen Provinzen),
en Fang dfhu,!') d. i. ein vierediges Bambus, ges
»annt, daraus man Stäbe fertige. Don alledem fagen die vor
uͤberſchiffenden Briten nichts; fie finden aber, daß die Küfte ſteil
und gut bebaut iſt, das mahe Gebirge aber ein ſehr fleiles Am,
fehn hat, daß der Ankergrund ſehr klippig, felbft dur) eine Want
gefährtich ift, daß die Ende und Fluch durch die Mea tao Straße
in den Petſcheli Golf Beine einfache, fondern eine zufammenges
fegte tft, und die Fluth 1) flatt an der Meatao Straße eins
wärte zu bringen, dort aus dem Petſcheli Golf herauswaͤrts
deingt, um, nachdem fie von ber Nordſeite her ihren Umlauf um
denſelben vollendet hat, eben hier in das Gelbe Meer zuruͤckzu⸗
kehren. =
Die Mea tao⸗Gruppe, die aus vielen Inſeln mit eini⸗
gen guten Häfen für chineſiſche Junken, aber ohne alle tiefere
Hafenbitbung für die Britifche Schiffe befunden wurde, und ih⸗
en Namen von dee. Gentralsnfel erhalten hat, ift, mit ber
Mena tao Straße, als ber wahre Schlüſſel zur Einfahrt im
den Golf von Peking anzufehen.
Bon hier fhiffte die Britiſche Embaffade Lord Macasts
neys (1795) direct zur Mündung des Pei ho, eben fo wie
Lord Amherſt 19) (1816) auf dom Schiff Alcefte unım Capt.
M. Maxwell auf demſelben Wege, nachdem diefe letzteren auch
die Halbinſel Schan tung doublirt, und außer der naͤheren
Recognition des einen Hafenortes Wei hae wei (Dei al sei)
den der Schiffslieutnant Crawford aufnahm, ſtets in zu gro⸗
fer Entfernung hatte umfegeln müſſen, ohne nähere Beobachtun⸗
gen darüber anftellen zu koͤnnen. Nur Capt. Baſil Halt,
Commandeur des begleitenden Schiffes Lyra, da® weniger tief
im Waſſer ging, unterfuchte die weftliche Fortfegung der
Shan tung Küfle, von Ten tfheou fu, wo noch eine
Berghoͤhe, Mount Ellis 20), beflimmt wurbe, weſtlich, von
ıB) Aus dem Ghinefifchen Original überfegt von Dr. Scott im
Manufceript, !*®) Staunton 1. c. Staunton I. c. Trad. p. Castera
T. 1. p. 302 etc. *?°) Henr. Ellis third. Conmissioner of the
Kmbassy Journal of the Proceedings of the late Embassy to China
by Lord Amherst, London, 4. 1817. p. 60 et, ?°) J, M’Leod
Voyage etc, 1. c, p. 3%.
344 Of Afen. Wafferfofteme. I. Abſcha. $. 80.
dem aber das flache Ufer der Suͤdküſte des Golfe non Des
sfheli beginne. Aus der jüngften Werfuchsreife des Schiffes
Lord Amherſt von Canton aus, fi nene Handelswege am
den nördlichen Kuͤſten Chinas zu bahnen (im 3. 1832), erfahren
wir, aus Lindfays und unfers Landsmanns, des Miſſionat
Güglaffs Berichten 221), daß auch fie das oͤſtliche Vorgebirge
Shan tungs, nad einer Fahrt von 6 Tagen aus der Mäns
dung des Icon tfe fiang, am 15. Juli, boublicten, und am
Abend in jenem genannten Hafen Weihaewei (f. b. D’Anrille)
Anker warfen, wo man feit 1816 fein anderes Europäifches
Schiff wieder gefehen hatte, jene Voruͤberſeglung der Britifdgen
Embaffade aber noch in frifhen Andenken war. Die Abwehr
der Mandarinen und das Verhindern berfeiben nicht mit bene
Volke umzugehen, machte den Aufenthalt nue ſehr kurz, von eis
nem Tage, an welchem freilich nur wenig zu beobachten war.
Dech wird uns gefagt, der Ort Sag im Verfall, von großen Rings
mauern eingefchloffen, die einſt nebft 68 Thürmen an der Küfte
von Scan tung, unter der Ming: Dpnaftie (feit 1400) gegen die
Usberfäle Bapanifher Piraten auf Schan tung zum
Schutze ber Halbinfel erbaut worben waren. Eine Juſeription
auf einem Tempelbau der Ummauerung gab diefe Kunde. Die
Stadt fhien wenig Waaren zum Handel darjubieten, das Votk
wenig geneigt zum Verkehr zu fen. Es ſchien ſtark und kräftig,
arbeitſam aber plump, deſto auffallender war es den Briten
hier, auch vom gemeinen Dann bie reinfie Mandarinens
Sprache fprehen zu hören.
Ueber das Innere diefer gebirgigen Halbinfel Shan
tungs find wir fo gut wie gar nicht unterrichtet: benn die Je⸗
‚fuiten Patres preifen nur, role gewöhnlich, im Allgemeinen 22)
Die Sruchtbarkeit, bie 6 Provinzen, die 114 Städte, 15 Feſtun⸗
gen, bie Häfen, und bie vielen Probucte, die fie befige. Der große
Kaifer:Canal, der fie im Weften umziehe, und von der Pros
vinz Pe tſche ly abfchneide, fen mit einer unfäglichen Menge von
Schiffen und Waaren bededit, deren Durchzug allein dem Kaifer
als Zoll jährlich 10 Millionen (?) abwerfe. Dadurch erhalten
. 321) Report of Proceedings on a Voyage to the Northern Parts of
‚ China in the Ship Lord Ambherst. London, 8. 1833. p. 213
. 72 p. 201 = 293. 2p) Du Halde Desap. I. c. T. L
p- 212,
Die Halbinſel Schantung. 545
Ve Städte Shan tungs, die am Canal felbft legen, wie
kin tſin sheou, Kong tfhang fu, Tſi ning fu, Yan
sfheon fu, unb auch. bie entfernteren, wie die Capitale Schan
ange, Tſi non fu, am Kuͤſtenfluß Ta tcim ho, bet gegm
RD. zum Golf fließt, ihre große Bedeutung, ihren Wohlftand,
ihre ſtarke Population.
Diefe letztere, die Capitale Tſi nanfau, d. b. im Süden bes .
Tſi Ktuffes Legend, warb von M. Polo beſucht, und. Zudin
fu ?) genannt; fie hatte, vor der Mongholen Zeit, ihre eigene
Sürften, und mußte von Khublai erobert werden. ie liege
noch innerhalb. bet bergigen Landſchaft Scan tungs, von feudyts
baren Thaͤlern, Ackerfeldern, mit heerdenreichen Weideländern, und
fiſchreichen Seen umgeben, wie mit Bergen, reich an Eifenerze; fie
fuͤhet ihre Probucte alle auf: bem Ganal aus. Auch M. Polo
ruͤhmt ihre fchöne Lage zwifden Gärten und Obfipainen. Die
Jeſuiten fagen Meis, Hirſe, Weigen, Gerſte, Bohnen u. a., viel
Seflügel/ Wild, Fiſche, hätte die ganze Provinz in unfäglicher -
Menge, wie Obſt aller Art, Birnen, Kaſtanien, Pfifih, Pflaus
men, Nuͤſſe, Feigen (Setso) und Anderes fey in folhem Ueber
fluſſe vorhanden, daß bier das wohlfeitfte Lehen flatt finde, und
ein einziges fruchtbares Jahr fo weichen Ertrag gebe, daß die Pros
vinz daran 10 Jahre zehren und doch nod davon ausführen
koͤnne. Bu den eigenthümlichen Producten des Landes wicd bie
wilde Geidensaupe?*) gerechnet, welche ihre Seidenge⸗
fpinnfie, auf dem Felde an den Bäumen, ſich feibft in lange
Faͤden ziehe, die dann an allen Geſtraͤuchen und Heden hängen, und
vom Winde hin und her geführt werden. Aus diefer Seide (im
Kuang yu ki wild fie Sfe genannt) werden auch Zeuge ge,
"webt (Rio tfcheou genannt), bie zwar nicht fo fein wie bie
der Zuchtfeide find, aber deſto flärker und dauerhafter, nur von
alcht angenehmer, wechſelnder Farbe, grau, gelblich, ober weiß, das
ber ſehr wohlfelt.
Die Provinz fol ihren Namen, Schang tung, von dem
Dis Berge (Shan, der Bag, tung, des Dften) haben, bem
Thal Shan”), einem jener fünf heiligen Opferderge
Be. M. Polo Ed. Baldelli Boni 7. 1. Libr. II, G LII. pP» 290.
P. Martin Martini Nor. Atlas. Simes. fol. 55
„.) — Tableau ete, in Magasin asiatig, Dein 1826. 8: T.II.
: pi
‚Ritter — IV. - Mm
340 Oft-Nflen, Woſſerlyſteme. I; Abſchn. — 80.
(f. oben ©. 512) des antiken Ehineſen Reiches, ber hier deſſen
öftiichfte Provinz bezeichnete. Er liegt im Süben ber Capitale
‚ Kfinanfu, the gang nahe, zwifchen Ihe und Dantfheoufw,
in der Mähe bee geringeren Stadt Kio feou bien (Ci ning
bei Pater Martini), die als der Geburtsort des größten Chinefie
fhen Weltweifen Khung fu dfü (Confucius 220) dem daſelbſt
viele Dentmale errichtet find, claflifher Boden zu nennen ifl.
Bon Dan tfheon fu’6 Berghoͤhen firömt gegen Wellen des
wafferreihe Luenho (bei Staunton unb den beobachtenden Bri⸗
sen, Wan ho bei Momifon, Wenho in der Chinefiihen Canal⸗
Beſchreibung bei Klapcoth), der für das Canalſyſtem von bee
ſonderer Wichtigkeit iſt, und etwas nördlich der Stadt Tfining
fu. Diefe Weftfeite ber Gebisgslandfchaft von - Shan tung
faͤlt aber hier gegen Pe tfche Iy, bald in völlige Ebene ab, im
. jenen merlwürbigen Horizontalboden, ber von der Flach⸗
küſte des Golfs von Peking, von-der Einmündung bes
Dei ho, ſuͤdweſtwaͤrts hinüberzieht, bi6 zum Hoangho, unters
‚halb D fong und Kai fung fu (f. oben S. 530) und des⸗
halb als Canalland dienen konnte,
Kommt dee Reifende vom Norden, von Peking, ein Weg,
der ſtets auf der Fahrſtraße des großen Roifer-Canals zu Schiffe
zurädgelegt wird, fo breitet fi ihm zu beiden Seiten des
Sanals, von ber Hauptflation zu Tien fing am Eu bo, bis
zur zweites Hauptflation des Canals, zufin thſing tſcheou
am Wei ho (f. oben ©. 529), eine unabfehbare, einföre
mige Ebene, ein wahrer Horigontalboden aus, ohne alle
Erhöhung irgend einer Art, bebaut, vol Staͤdte, Dorfſchaſten,
Hütten, Aderfelb; aber nur mit weihenm Altuviatboden bes
deckt, ohne die geringfie Spur eines Steinchens. Die Langwei⸗
Ugkeit der Fahrt, die nur in der Nähe der Staͤdte durch ben
feeundlicheren Gartenbau unterbrochen wird, erhält von Liug
thſing tfheou ber erſten Stadt auf dem Kerritorium ber
Provinz Schang tung, einigen Reiz buch Weiden, Espen,
Eſchen, weiche die Landſchaft zieren, und durch die cypreffens
artige Form eines neuen Baumes, Thuja orientalis, 27)
‚db Lebensbaumes, der vom bier aus erſt anfängt ber Laub»
Kan un ee
2336) Du Halde Doser. de la Chine T. 213. N. Atlas Si-
mens, ]. e, fol. 38, 27) Clarke Abel ng tive l..c. p. 142
Die Halbinfel Schamemg.. 547
ſchaft durch feine Gruppirung mit anbeen Laubbaͤumen wie durch.
feine kleine Wäldchen einige Romantik zu geben. Aber, bie voll⸗
tommenfte Plaine bält asch auf ber weiteren, füblicheren
Fahrt buch Schan tung an, und erſt nach 10 Tagefahrten
(vom 14. bi6 23. October von Tien fing bis Zong tfhang
fu bei Lord Macart meys Rüdfahrt), bemerkte der aufmerkſame
Begleiter dee Embaffade, 3. Barrow 28), bie erften Hügel _
am felnen, oͤſtlichen Horizonte, denen man auf ber ferneren Fahrt
aber keinesweges viel näher chäte (auf Grimms Karte find bas
her diefe Erhöhungen, wie manches andere zu ſtark ausgedrädt).
Auch auf Lord Amherſt Ruͤckfahrt von Peking:(1818), war
mon, von Kienfing bis Kongtfhangfu, in gleicher, eins
förmiger Horizontalfläche (vom 8. bi624. September 2) -
ſehr Tangfam, bei feichten Waſſern, auf Junken größtentheils durch
Leinſeile gezogen, als man zue größten Freude der Europder, und
voll Sehnſucht aus jener Einförmigkeit erlöfet zu werden, am
25. September, die erfien Berghoͤhen im Dften erblickte, von
wo an etwas mehr Abwechslung in bie Landfchaft kam. Auf
der folgenden Tagefahrt (26. September) blieben die Berghoͤhen
noch 2 geogr. Meilen im Dften 20) des Canals fern liegen, ihre
Kette ſchien aber mit dem Canal parallel zu ſtreichen, indeß bie
Anhöben auf der Weftfeite des Canals Feine zuſammen⸗
bängenide Kette bildeten. Auf der folgenden Tagefahrt (am .
77. September) bemerkte man, an ben Seiten des Canals, den
Anbau von Buchweitzen (Polygon. fagopyrum), Tobak,
Hanf (Rhicinus communis) und Sao leang (Holcus sorghum).
Am 28. September erreichte die Flotille des Geſandten die pittos
zeöle Stelle des Canals, wo bee Wen ho (Luen ho irrig bei
Macartney, Wun ho bei Ellis, Wan ho bei Morcifon),
vom Dften, von den Höhen bed Opferberges Thai Shan, -
über Dan tfheou fu herab, zum Canal ſtroͤmt. Diefer Were
ein if aber bie Culmination ber Paßhoͤhe der ganzen
Nordhälfte des Kaifer-Canals, zwilhen Hoangho und
Pei ho, von mo, bie Scheidung ul Waſſer Fer
'?
32) J. Barrow Travels in China I. c. 9. 449—508. Be H. Ei-
Journal 1, c London 1817. 4. p. 208 — 249. Clarke Abel
a ——— soyH, Ellis‘ doernel 1. oe. p 253
„Mm?
548, Oſt⸗Aſien. Wafferfofleme, J. Abſchn. $. 80.
(hut?) vergl. oben S. 421) in eine Norde und Sit.
Stroͤmung wirklich beginnt.
Hier, ſagt G. Staunton?), liegt etwa In 3 der Länge
des Canals feine hoͤch ſte Stelle, im Norden des Hoangho.
Nur hier konnte einſt, dem Blick des Genies, von der Hoͤhe
herab, die Conception zu einer ſo grandioſen Canalverbindung
des gewaltigen Nord» und Suͤd⸗Reiches von China, durch
die Anſchauung entgepentreten. Hier allein zeigte ſich die Moͤg⸗
lchkeit nach zweierlei Selten gegen Norden und Süden
bin, durch weite Flaͤchen die größten Fernen hydrogtaphiſch zu
verfnöpfen, indem Wafferzufluß vom den beiden andern Geis
ten von Dften und Weften (duch den Wen ho und Weihe),
sind nur bier allein, von milder Anhöhe herab, mögfidy war,
um den befländigen Ablauf ber Canal: Waffer, zum Pei ho
und Hoangho, hinreichend zu erfegen. Denn hier ſenkt fid
die Kette ber Granitberge (?), tele ganz Scham tung
. von feinen 'Hippigen Oſt⸗Caps gegen den Welten hin durch⸗
flreicht , in immer fartfterer und breiteren, feltfamer Abdachung
hinab, bie bier wie eine Infel ihr Ende erreicht, und vieleicht
duch Stuthenabwafhung ihre höheren Erdſchichten verlor, die
dann den einſt tiefer eindringenden Golf von Petfche li, mit fes
ner Ttuͤmmermaſſe zufhlämmen mußte und in Lombarbifche
Stäche verwandelte,
Dem fey wie ihm wolle, gewiß if es, daß von bier, von
. Biefe Wafferfcheide, dem Sen ſchui ma thao, wie bie
Chinefen feibft fie nennen, dee große Canalbau der Nord
bölfte unter dem Mongholen Khan Khublai ausging, und
daß, noch Heute, von hier, defien Waffertheilung gegen
Norden und Süden, duch doppeltes Gefälle gegen den
Pel ho und Hoangho, durch die vermittelnde Zuſtroͤmung
des Wen do vom Dften her ſtatt findet. \
Steh im Süden diefer merkwürdigen Stelle beginnt mit
dem erſten See, auf dem der Fiſchfang durch die abgerichteten
Koemorane 33) weltbekannt geworden if, im fuͤdlichen
Schan tung, bie nah Kiang nan, und zum. Delta des
221) Klaproth Deseripion du Grand-Cansl de Is En extr. d’Ou-
vrages Chinois, em. relat. a l’Asie T. I. p. 323
32) G. Staunton Authentic. Account l. c. T. M. p . 381 — 392 ete.
Trad. p. Castern T. IV. p. 4 — 98. 24) Staunton Authentie
Ace l. e T. N. p. 400 eto.5 Trad. par Castera IV. p. 98.
Der. Koifer« Canal, Noerdhaͤlfte. 50 |
Hoangho Hin, jene ununterbrohene Reihe von grafen
Seen, Lagunen und fhlammigen Moräften, durch welche
ber künftlih erhöhte Canalbau geführt werden. mußte, um
Gefoͤlle zu gewinnen, und unabhängig, von den Wechſeln, des
nen jene dutch die duͤrre und naffe Jahreszeiten „ wie von. Ueber⸗
ſchwemmungen unterworfen find, für fi zu beftchen, damit bee
Sanaltransport, von dem das Leben und: ber Wohlſtand vieler -
Millionen im Nord: und Sub: Reiche abhängig iſt, uns-
gefährdet bleibe. Nur der Umſtand, daß bie jepige Halbin⸗
fei und Provinn Shan tung von Aufang an bie Ratur eis
nes abgefonderten, infularen Gliedes vom Kontinente
erhielt, dem es erſt fpäterhin duch Auffhlämmung des
Petſchely Bolfes und buch Anwachte eins Lombardi⸗
fhen Horigontalboden vermählt wurde, konnte die Sana»
liſirung durch Flußwaſſer herbeiführen, um bie in fruͤheſter
Urzeit deſtehende natürliche Meeresverbindung, rund um:
die Weſtabdachung ber einfligen Inſel Shantung, durch
Kunftmittel zur innern Commumication eines Weltreiches, auf
anderem Wege, zu erſetzen. Wäre die Hypotheſe Du Hatdes
- "von einer jüngeren, 'feit den Zeiten Yao's erſt entflandenen Bil⸗
dung des Leao tong Golfes gegründet, fo würde dieß «ine
veränderte Betrachtungsweiſe nothmendig herbeiführen; "da biele
Behauptung aber auf einem hiftorifhen Ittthume deruht, den
Kiaprorh fhon widerlegt hat, fo übergehen wir fie bier
gänzlich. J a vo
3. Die Nordhälfte des großen KalfersCanals, swf.
[hen Hoangho und Peho gegen Peking; Geſchichte
feines Anlage und Befpreibung, wach Thineſiſchen
und Europälfchen Autoren, | BIER
Die vielen Kunſtcanaͤle in China dienen flott der bort
nur feltnen großen Landflragen, zum Waarentronsport und für
Reiſende; fie find mit dichtem Gedraͤnge vporuͤberxziehender Junken,
Trauspottſchiffe, Flooße dedeckt, von Millionen Menſchen henugt,
deren Gewerbe nur auf fie angewieſen erſcheint. Es ſind bie
naͤhrenden Adern der Gewerbthaͤtigkeit und des Verkehrs im Lande
s€) Du Halde Deser. de la Chine T. IV. p. 558, Klaproth Desar.
de ia Coree, d'après Taithsing y thoung tchi.in Aperga dus Trois
Royebmes etc. Paris 1832. 8, p. 72. -
S
|
"50 Oflt Aſien. Wafferfofteme. I. Abſchn. $. 80.
noch, mehe als die Stroͤme, deren ungebändigter Lauf erſt in
dieſe mildere Kunftform umgewandelt alfeitig zur Irriggtion
und zum Transport dienen kann.
Der Kaifer: Canal, der größte dieſer Candle, bildet bie
geoße Sommunicationslinie zwifhen Peking, der Nord:
Mefidenz,, und ben mehrflen Provinzen’ ber Mitte und des Suͤ⸗
dens; ee verknüpft den unteren Lauf aller großen Dftftröme Chis
nas, in dem Gebiete ber Küften: Provinzen von De tfche Iy
die Klang fi, und Su fian (Folien), zu dem greandiofeften
Fluß- .und Canalfpfleme der Alten Welt, dem nut das
Ruffifge und Nord⸗ Amerikaniſche zur Seite geſtellt
werden Tann. Zu feiner Ausführung waren viele Jahrhunderte
hindurch die Arbeiten von Milionen der Individuen noth⸗
wendig.
Die Chinefen 25) nennen biefen Canal Yunho,t.
Tranéport-Strom; oder Jun liang bo, d. h. Erands
zort und Waaren: Strom, Thſao ho, d. h. Kranke
portfirom bes Hof⸗Tributs; oder au, obwol am feltens.
fen Yu ho, d. h. Kaifers Strom, oder Kaifer:- Canal,
Er durchfchneidet das ganze.oceanifhe oder maritime Chir
na,d.i. (ein Geſtadeland von Hangtfheoufu (30 N. Be.)
in Tſchekiang, buch Kiangfu, Schartung, Petſchely
bi6 Peking. Sein erſter Zweck war den Transport. von Kom,
Meis und anderen Producten, die als Tribut abzufiefern waren,
zu erleichtern. " Vor Alters dienten bazu die fchiffbaren Fluͤſſe;
wo ihre Schiffbarkeig aufhörte, vertheilte man die Waaren an
Laſttraͤger bis zum naͤchſten Schiffplage Dieſer Beſchwerde ab⸗
Zubelfen, ließen ſchon die Kaiſer det Han Dynaſtie (ſ. Afım
Bd. I. ©. 194) Canaͤle graben, um in ihre Capitale, wie
an bie Grenzen des Reihe, Korn, Reis und anderen Pros
viant zu trandportiren. j
Gehe viele Arbeiter wurden jur Herſtellung dieſer Canaͤle
verbraucht, fo, daß in ber Mitte des I. Saͤc. n. Chr. Geb., des
Dienſt der Laflträger, der ein Frodndienſt war, im ganzen Reiche |
aufgehoben wurde. Bett dieſer Zelt communteisten bie gtoßen
"Ströme durch Canaͤle, und waren weithin fchiffbar.
a. Descript. du Grand- Canal de Ia’Chine extraite d’Onvrages
China 7 3. Klaproth in Men. relat, a Y’Asie. T. W. p. 312
—
!
: Der Ka iſer⸗Canal, Nordhäffte. 551
Sct dm Han bis zu ben Duen, b. i. bis zur Monghos
lenherrfchaft, ward aber die Refidenz öfter in verſchiedene Pros
vinzen verlegt; daher mußten dann jedesmal neue Communica⸗
tionen audgefonnen und eingerichtet werden.
Da, feit dem Sabre 605 n. Chr. Geb., durch bie Dynafiie
der Soul vorzüglich die Stadt Nanking die Suüd⸗Reſidenz
(von Nan der Süden, und king die Reſidenz), am Großen
Klang, der Mittelpunct des Meiches wurde, fo bildete ſich auch
hiedurch zu erſt die füdlihe Hälfte des großen Kaifer:Canais,
nämlih im Süden des Hoangho zum Kiang, und weite
bin, zu einer gewifſen Vollſtaͤndigkeit aus, wovon weiter unten‘
die Rebe ſeyn wird.
Eift als die Mongholen, nad ber Eroberung China’s,
ihre Refidenz zu Ta tu, jegt Pe ing der Nord⸗Reſidenz (von
De der Norden, und ing bie Reſidenz) firirten und bemerktem,
daß die Gabotage” bei Doublirung Shan tungs buch Ste
ſchiffe (f.- oben S. 539) immer unficher blied, um bie Capital⸗
-mit Ptoviant und Tribut hinreichend und ohne Stockung zu ver
ſehen: fo beſchloß Khublai Khan”) die neue Wafferver
bindung zu eröffnen, damit Reise, Korn⸗und Salz⸗Baur⸗
ken’-spne Gefahr aus den Südprovinzen in Bier Nordsee
fidenz gelangen möchten.
Diefer Canal kam auch unter bem Kaifer Bis zu bem Ufer
des Hoanghbo zu Stande 7) (PD. Gaubil ſcheint dieß zu vers
neinen, allerdings erhielt er bie heutige. Vollendung erſ fpätee
unter den Ming)
Im Fahre 1289 fing man bie Arbeiten Im Norden bir Sub
——— der Paßhoͤhe (f. ob, e. 547), bei Rungphing
tfheon £Tong pin bei D’Anville, Tung ping bei Stimm)
an, endete fie 250 8 weit: bie Lin chfing tſcheou (Lintein
bei D’Anville, Lin fin tchoo bei Maeariney Reiferonte)3 man
‚ verband die Wafler des von Often hberfommenden Wenhe
(f. oben S. 547), der damals noch gegen Suͤden zum Hoangho
abfloß, und nach den Annalen der Mongholen diefes letzteren
linker Zufluß geweſen ſeyn ſoll, mit dem Tſi ho (ob Tſin
obere Ta tſin ho? fi oben S. 545) · und dieſen wiederum mit dem
—— —— —
2. P. Ganbil Histoire de Gentehiscan et de toute la Dynastie. des
ongous Paris 17230. & p. 210,.216. P. Mailla Hist.. Generale
‚de la Chine T. IX, p. 439. ?” ) Klaproth. Desaipt. 1.’ c. Mem.
= YAsie T. II. p. 318.
552 Oft-Afen. Bofferfofteme, 1. abſcha. $. 80.
.geofen von S.W. herkommenden Beide (f. em S. 629),
wodurch die Waſſerſtraße mie 31 Tſcha, ober fogenannten
Schleuſen verfehen, zu Stande kam, welche den Namen Yu be,
d. i. Kaiſer⸗Fluß (auch Hoei tong, d.h Verein dee
Kommunicationen nach Pat. Mailla) erhielt. Zehn Jahre
ſpaͤter, 1292, wurde dieſer Canalfahrt, welche durch den Wei Ho
Pd
in das Pei ho Syſtem führte, und biefen Strom besgauf, ges
gen Norden, weiter befchifft werden konnte, noch in der Nähe von
der neun Kaifers Refidenz, vom Pei hd, von Kong tfheou
weſtwaͤrts eine Eleine Canalſtrecke nah Peking zuge
fügt, vwoelche den Namen Juho (Kong hoei ho fpäter Ta
tong bo bei Pat. Gaubil und Mailla >) erhielt. In dee
Mefideng wurde eim Meiner See angelegt, ben dieſer Ju Ho mit
dem Yu bo Syfteme (d. i. dem Pei ho bei Kong tſcheon)
verband. Diefem wurden viele Waſſer der Provinz zw geleitet, um
ihm für jede Jahreszeit Waſſerfuͤlle zu geben, und im Ju be
beachte man alle 10 Li eine Tſcha, oder Schleufe an, um bei
Ueberſchwemmungẽzeit bie Waſſer abzuleiten, zu jeder Jaheeteit
aber den Transport ber Lebensmittel für die Mefidenz zu fichern.
Bei der Grabung dieſes kleineren Ju ho, fagen die Mongheik
‚Shen Annalen, habe man ſchon Spuren eines älteren Ganalek-
zwifhen Hoen und Pe, vorgefunden.
Unter den Mongholifchen "Machfolgeen waren noch manche
Vervollſtaͤndigungen dieſer Candle nothwendig, und der letzte Rebe
fer diefee Dpnaftie, Chunti, gab nad kurz vor feiner Endſchaft
dem Mathematiter Sialu ”), der als Geometer und Nivellieug
geruͤhmt wird (im Jahre 1348), den Auftrag, den Lauf des
Hoangho und fen altes Bette in Petſcheli zu unterſuchen.
Diefer entwarf eine Karte, zeigte die Daͤmme, die länge dieſemn
Sluſſe aufzuwerfen feyen: denn fein Plan war, ben Hoangbeo
wie ehebem wieder in feinen alten Nordarm, buch bie
Landſchaft von Tai ming fu zu leiten, damit er fi wwieber
zum Meere von Tien tfin oei ergoͤſſe. Obwol er an Afens
tſun, einem Mathematiker aus Kai fong fu, Praͤſident des
Tribunals der öffentlichen Bauten, einen Gegner hatte, ber nach
gemachten Meflungen in jenen Gegenden bie Ausführung Liefes
288) p, Gaobil Hist. L ce. p. 216. Mailla Hist. Gen, I. e. T. IX.
p. 450. 230) P. Gaubil Hist. de Gentchiscan et de ia Dynast.
— — 270, 281, 285, 286.
[27
‚Die Raifer- Canal, Rorthälfte,.. . 653
Profecteb fie unthunlich hielt, — dadurch ben Ruin, dog
Schan sung weisfagte, fo ging Kiaiu’s Vorſchlag, der von
Mandarinen To to unterfiügt wurde, body dur, Auch wurden
Die Arbeiten mie dem Doangb.o begonnen ; aber viele Wenfchen,
ſagt der Annaliſt, wurden dabei zu Grunde gerichtet, neue Taxen
wurden erhoben, vielen Landleuten wurden ihte Acker dadurch
genommen, es entſtand ein allgemeines Murten, Bur Ausfühs
zung kam bieß Ptoject aber wol night: denn bald erfolgte ber
völlige Sturz der Mongholen und ihre DVerjagung aus Peking
(1366) ), durch die Herrſchaft ber Ming.
That tſu, der Begründer dieſer neuen Dpnafle, —
nun feine Reſidenz nad) Nanking; man begnuͤgte ſich ‚bahıe
nur jenen Nosd:Ganal von Zeit zu Zeit gu repariren, und ver⸗
- wandte mehr Aufmerkſamkeit auf die Suͤdhaͤlfte des. Koller; Ca⸗
nals, fuͤdwaͤrts des Hoangho zum Ta kiang. Der naͤchſte
Nachfolger verlegte aber die Kaiſerteſidenz in den erſten Jahren
des XV. Jahrhunderts wieder nah Peking, erkannte die Noth⸗
wenbigkeit des Canals, vergrößerte ihn in allem Theilen und.
— ihn in diejenige Geſtalt, die er darauf bis heute bapal
ten bat.
Hören wie nun bie intereffonte Angabe ber SHinsf ihen
Autoren über bie einzelnen Streden des Canalbanets,
durch weiche erſt, nach obiger Zerraindarlegung, die
neueren Beobachtungen Eusopäifcher Reifenden ihr wahres Licht
und ihre Erklärung und Berichtigung, spie ihre —— er⸗
halten.
Um die Schwierigkeit der Verbindung bes Doomape, ui
den Zufläffen zum Peking Golf zu überwinden, baben bie
CEhineſen damit angefangen *!) von bee Höhe dee Waſſar⸗
ſcheidung (f. oben ©. 648) bie Senkung des Bodens ge⸗
sm N.W., d. i. gegen die Ufer des Wei bo und Tſchang ho
(ein linker Zufluß von jenem) abzumeffen, fo wie bie gegen S.y.
gegen ben Hoanghe.. Die nördliche, bie exfle, murde zu
© Aſch ang, (Koifen? d. i. 540 Zuß), bie ſuͤdliche zu 400
Aſchang (d. i. 960 Zuß) befunden. Dem gemäß haben fie >
terhalb Wen [hang hian (Voen chang bei P’Auville) das
Lauf 6 Wen bo (f. oben ©. 647), der vom RD. u dem
szene Äurmazn
0) -Pat. Gasbil L c. p. 208. *1) Deseript. du: Grand-Cansl ein.
. etz. d’ouvrages Chinois p. Kiaproth Mem. l. 0. T. Ill. p. 323.
554 Ohfl-Aſten. Wafferfofteme. I. Abſcha. $. 80.
Eanale kommt, geteilte. An diefer Stelle iſt die Landſchaft
zu beiden Seiten des Canals, mit Waſſern bedeckt, deren See⸗
ſpiegel in DE Matſchang hu, Shufhandu (Chochankou
bet D'Auville), in W. Nan wanghu heißen. Dre Wen ho (de
Früher nach obgenanuter Stelle in den Mongholiſchen Annalen ges
gen Suͤben abfloß, zum Hoangho), am Bufammenfluffe mit dem
Eangl, erhielt nun kuͤnſtliche Ufer. Geiner Einmündung
gegenfiber, an der Geite des Canals, wurde deffen Ufer mit eine
ſolden Düuodermauer- bekleidet, um ber Gewalt der dort ans
ſchlagenden Stromwaſſer Widerftand zu leiften. In der Mitte
demerkte man kaum eine Bewegungs aber zu beiden Geiten, ges
gm Horden und Süden, etablirte ſich fogleich eine zwei;
face, contraire Greömung, derm eins sum Nord=:Golf
"nach Hetfcheli, die andere gegen Süden zum Hoangho ärht.
Beini Autgeaben des Canals zur Aufnahme dieſer Wafler, hatte
man zur Seite aus der gewonnenen Exde große Hügel aufwerfen
koͤnnen,“die mit Bäumen bepflanzt wurden, darunter auch Rhics
us. Oleſe Stelle heist Ken fhui nan wang. Die Barken,
welche hier (auf diefer Cuimination des Eanalfoſtems) anlegen,
bringen im Tempel des Dradenktönigs ber Waſſerthei⸗
ung (Ben ſchui lung wang Miao) Mi Dpfer. Des
Waſſer ber benachbarten Seen im Dften iſt ebenfalls durch eme,
"große Menge Schieufen in den Canal geleitet, ber hiedurch feine
"Opefims von der Höhe erhält.
| Diefee wefentlichfie Theil ‚ber Enastanlene iſt ein
j Fat, entfchieben aus bes Zeit des Mongholen: Kaifers Khubis
yai: dem ſchen Mareo Polo, ber Venetianer, giebt uns bei
Ber 'itonifden Kuͤrze feiner Berichte doch bie genauefte Beſchrei⸗
bung. diefer Stelle, die feiner Aufmerkſamkeit nicht entging, und
"Die Treue feiner Berichte als Augenzeuge beſtaͤtigt, wenn ſchon
An chaffifche® Werk nicht ſelten durch die Unwiſſenheit ber Abs
Fteibee entſtellt iſt.
Auf einer zweiten feiner großen Reiferonten durch bas
Chineſiſche Reich. (die erſte ſ. ob. S. 513), welche mit dem Bud
Bi Cap. 60 feines Werkes beginne, und, wie jene erfle, von
Der Nordreſtdenz ausgeht, aber nach, dem Suͤden fortfchreitet,
Semmt M. Pols auch, wie ſchon oben bemerkt iſt, nach ber
Capitale von Schan sung, nah Tfinan fü (Tudan fu
f. oben ©. 546). Von ba geht er aber, durch viele Burgen und
Ortſchaften, buch ein Land voll Handel, Gewerbe, two gute
f r
Der Kaiſer⸗Canal, Nordhaͤlfte. 355
Jagden 7 Tagereifen gegen Shen; bis zur Stadt Singui
ma tu?), jenſeit welcher er gegen Süden einen breiten und
tiefen Fluß paffitt, den die Einwohner bes Landes im zwei
"Arme getheilt haben (quale dagli abitanti"e stato diviso ia due
parti Lib. II. c. LIM.). : Der eine nimmt feinen Lauf gegen ben
Aufgang nad Cataja, der andere gegem den Untergang nad
Mangi (Ma Shin, d. i. Groß⸗Ehina, das Suͤd⸗Reich). Dis
> fer Fluß wird von fo viel Schiffen befahren, daß ihre Zahl im
glaubtich ſcheint, fie dienen dazu aus beideri Provinzen gegenfels
tig fich alle Lebensbeduͤrfniſſe zuzuführen: Man erſtaimt, fage
M. Polo ferner iiber die vielen, flet® vorbeiziehenben Sie,
über ihre Größe, über ihre vollen Labungen mit den keoſtbarſten
Handeldartiten. Von da 16 Tagereifen" weiter ſuͤdwaͤrto kommt
‚man zum großen Garamoran (Hoangbo). Go: wett die
Worte des Venetianers. Der vergeblichen Bemühung dee fruüͤ⸗
heren Commentatoren zur Ausfindung des voͤllig unbefannteh
Dres: Namen Singui matu*) tft man buch Klaprurga
Conjectur giuͤcklich ͤberhoben, das S fey ein Schreibfehler: Rare
8, und Finguimatu*n) zw leſen, b:t.:das obige, Sek
choui na tbeow, nach italiſcher Schreibart (ſyrich Yen, wie
Tim) das helft „der Waſſertheilung Hafenort,.
Hiemit ftimmen die neueren Britiſchen Reiſenacheichten due
'Aberein. Der Wen ho (Luen, ireig bei Gtauntom**) ſagen
fie, der wafferreichſte der Canalzufluͤſſe, ergießt fih transberfat
in denſelben. Eine ſtarke Dauer fichert hier die Oſtſeite dee (Cd
nals; an dieſe prallen bie Waſſer des Wen ho theilen ich
amd fließen dem Canal gegen N. und S. zu, ſo daß Saqaffe
mit ihm kommend, fogleich zweierlei Laufe folgen koͤnnen.
Hierin Tag die Moͤglichkeit offen vor Augen, das Nord anb
Suͤd⸗Reich hydrographiſch gu verbinden,“ da boppetfets
- tiger Zufiuß der Waſſer von beiden Ssitenhöhen, vor
DR (Wen 50) wie von Wet (Weib o, etwas weitet in Nor
den) vorhunben war, und es nur dee Schleuſen zum Aufs
Rau der Waſſer beburfte, da Wafferfuͤlle ſelbſt bei der kuͤnſt⸗
lien Bifluen; bie Wen bo nicht fehlte, den liche
242 NM. Polo N Miltfone etc. ed, Baldelli Boni T. T. p. 208. * *
= air the Travels of M. Polo Lond. 4. 1818. B, Il. el,
f ‚ 469— 471, **) Descript. du Grand-Canal L c. T.BE.
op «5 ) G. Staunton Au .. Acc. 1. c. T. Il. p. 381;
rad. g: Castere i. p. 97 , Barrow Tier. 1. c. ps 50%
1
556 Oſt⸗Aſten. Waſſerſyſteme. I. Abichn. $. 80, j
abzug des Ganalgefälles gegen Norden und Suden zu erfeken.
Auch heute ficht bier noch ein — Tempel, bee dem Fluß
gotte ebaut iſt.
Die Begleiter des Lord Amberf haben biefe mertwebrbige
GStelle mit keinen neuen Beobachtung bereichert ; fie fanden nur
‚die Gegend fehr pittorest, 25) den Zufammenfluß' hörten fie
sinen See nennen; die Zuſtroͤmung des Wen bo (Wun ho
bei Ellis) fep fehr heftig und zeifend, man fagte ihnen er komme
is 72 Quellen aus dem Gebirge Tai Shan im Ofen. Mans
gel gruͤndlicher Vorbereitung der Reifenden führte au bier, wie
‚au umzäbligen anderen, wichtigen Etellen dee Erde, nur zu oft
deobachtungẽelos vorüber; keinem ber Reifenden auf dem Ganals
Mufemp-iag eine Elare- Vorſtellung vor Augen, Peiner wußte
defien matkwuͤrdigſte Puncte fpärfer zu beleuchten.
Shen bie Chinefifhe Duelle berichtet genauer 17), daß
de geringere Rordfentung, von 90 Ifchang, dazu nöthigee, .
dehinwaͤrte, dem Canale u bes Waſſermaſſe des Wen bo zus
zuleiten, weldye bush 17 Tſcha, ober Echleuſen dahin gelang⸗
ten; dagegen reichten bie andern Küdes Wen ho Waflers, durch
21 Riga, oder Schleuſen geführt hin, um auf ber Härksren
Suübdfenkung, von 160 Tſchang, den Canal zum Hoangho
bin zu ſpeiſen. Um dieſe Vertheilung zu dewetkſtelligen,
Haste man dem Wen ho «in neues Bette angelegt, und in
‚bdennfelben, gegen die Einmündung in ben Canal, in ber Mitte
Feines Laufe, einen Damm der Länge nach gezogen, ber ſich aicht
Acher · das Flußniveau erhob. Dieſer Damm ward aber fo anges
Jegt, daß man am zechtem ober mörblichen Ufer des Fluffes, fein
Bette um 3 Ellen tiefer ausgegraben hatte, als dies am entgegen⸗
arfegten Ufer, dem Linken, Tife hatte, die daſelbſt nur 3 Cihis
‚asfifche Toiſen Tſchang (18 Fuß?) betrug; fo mußte bean noch»
soendig wenäger Waſſer gegen den Güben als gegen bem
Norden abfließen.
Gehen - wie nun biefer nörblichen. Fopefagung, des Canats
nach, fa fagt die Chinefifche Beſchreibung, daß 4 Stum«-
‚ben von der Einmuͤndung bes Wen bo zum Canal, derſelbe
darch 3 Heſtſcha, di die Nosds&hleufe, gehe, und fi
dann gegen = W. wende Unter dee Schleuſe Ngan (dam
240) H. Ellis Journal L c. p: 256; Clarke Abel Nairstive Lep
air 146, 0") Descript. du Grand-Oanal 1. co T. Ul. —
Der Kaiſer- Canal, Rordhätfee. 887
eſcha erhaͤlt der Canal, von Veſten her, der kleinen Mei ho,
der von ber Stadt Phu tſch eou (Po tcheou bei D’Anrille)
kommt. Bon da sieht der Canal gerade gegen Norden; in
Dften bleibe bie Stadt Tung tfhhang fu liegen; dann teiffe
er die Stadt Lin thſing tfcheon (f. ob. S. 647), am derſelben
Stelle, woͤ ihm der große Wei bo) aus S. W., aus Pitſchhell
von Tai ming fu Her zufließt. Weide vereinigt gegen M.O.
zichend, beißen nun Yu bo und Yun do; fie laffen die Städte
Wutſchhing hian (Voutchin bei D’Amille) und Te
tbeou (Te bei D’Anville), auf der rechten Uferfeite in Echan
tung liegen, und treten. unter bem Namen Dia bo, d. h. des
Untere Fluß (Eu ho, ber Britifchen Reiſenden, wahrfcherniich
durch Verwechslung Mit Hia bo oder Du bo, auch auf Mas
cartneys Camalkarte fo genannt), auf dem hier keine Echleufe
angebeadht iſt, über die Grenze nach Petſcheli. Mit nun im
meer vermehrter, nördlicher Richtung, an vielen großen Städten
Gorüber, nimme er links den Oſt arm des Hu tho ho auf,
flleßt in W. von Thian tfin fu (Tieh tsin Oei) bei D’An-
ville), in den Pe ho (Pay Io bei D’Anville), der von N. W.,
von Peking herabkommt. Mun wird diefer Pe ho Fluß zus
Canalfahrt, den man bis Tung tſcheon befhifft, um Peking
- gu eetehhen,. Schiffen wir biefen Canal, aus dem Peho, von
Thien tfin fu (Zien fing foo ‚bei den Beitifhen Reiſen⸗
den), dis wohin -die Fluch aus dem Perfheli Golf Yinaufs
ſteigt, gegen S. W., zu jener Enimination bee Paßhoͤhe,
mit den neueren Reiſenden zuruͤck, ſo gewinnen tele von dem
bucchfchifften Lande etwa folgende Anfchauung. -.
Die Yachten dee Macarıney Embaffade, weiche von
Groß⸗Mandarinen begleitet die Britiſchen Reiſenden von Peking
nach dem Süden zuruͤcktrugen, etreichten Thien tſin fu (Tien⸗
fing) *) am 183ten Octob. 1703, und brauchten von da zur Bes
fhiffang des canaliſirten Weiho⸗Fluffes, deſſen Lauf: ent⸗
gegen, bis Lin thfingefheon, 9 Tagefahrten (bis zum 22ftee
Octob.), wo man dann erſt im ben eigentlichen; gegrabenen Gas
nat einizat, und: von: diefem Huncte bis zum 2bften Octob., ale
& Tage, jzu ſchiffen hatte, und den — des Canals
) Deseript. da.Grand Canal Le T. II. p. 326. 0), G. Staun-
- son Authenfic, Account I. c. T. M. . 81-398; nd p. Ca
stera T. IV. p. 665— 94; Bazraw Trat. 1: ©. p. 40-506:
538 Di Akon Bofferfofime I. Abm $. 80
am Tempel des Drachenkoͤnigs bes Waſſertheilung zu
en.
— Zu Thien tſinfu, wo man den Pebo in einer Lombardi⸗
"Shen Freuchtebene verläßt, um in feinen rechten Zufluß den cana⸗
Hirten Weihe gegen Weſt einzuſchiffen, bat man vorher, aus
Berein beider, das große Baflin zu durchſchiffen, das beide der⸗
bindet. Die Jachten brauchten 3 Stunden Zeit, um duch bie
große Menge von Barken und Junken, bie bier vor Auker lager,
Bindurchzudeingen, bis zum Eingong in den Yunleang bo.
Hinter der Stadt breitet fich eine unabfehbare Ebene aus, die hier
fe weit das Auge reicht mit Grabmaͤlern bedeckt if. Die Stabes
ift voll Kaufläden und Handelsvolk, an dem Fluſſe bin ziehen
erhaben gepflafterte Wege als Leinpfade für bie Schiffözicher.,
Hier bemerkte bie Lord Amherſt 2%) Embaffade, bei der
Kuckfahrt (8. Sept. 1816), einen kleinen Xempel mit der In⸗
ſchrift Nan yuen ho, d. i. „dem fübwärtstragenden
Fluß⸗Gotte.“ -Dan fagte den Reiſenden, eiuft fey bier ber
Hoangho geflofien, auch das Bette des jegigen Fluß⸗Canals
ſey vordem zweimal tiefer geweſen; grabe man in ber anliegen⸗
Yen Ebene nur einen Fuß tief, fo ſtoße man uͤberall auf Waſſer.
Die Fahrt ging nun ber Stärke des Canalſtromes entgegens.
daher brauchte jede ber Jachten 18 bis 0 Mann zum Schiffe _
ziehen (bie achten Lord Amberxfi’s, vom erſten Range, hats
ten W bis 25 Schiffszieher, die vom 2ten Range 12, die Schiffe
Beer Claſſe nur 7)5 eine ſehr mühfame Acbeit, der nicht ſelten
Das dazu besufene arme Volt, wegen Zwanges ober übler Be⸗
handlung, wenn fie ſchon ihren Tagelohn erhisiten, fi durch
plögliche Flucht entzog. Die armen Wichte, ſagt Hüttner St),
wurden zwar, wenn man fie. wieder fing, mit dem Bambuscoße
beſtraft; aber das Weglaufen egeignete ſich als etwas Gewoͤhmli⸗
ches immer wieder, und fiel gar nicht auf. Die Langſamkeit der
Stromauffahrt wurde dadurch nur noch vermehrt, und die Schiffs⸗
carawane oͤfter ſehr auseinander gehalten, was die Unannehmlich⸗
keit einer ſolchen Fahrt nicht verminderte. Der Fluß⸗Canal iſt
hier zwiſchen zwei habe Kunſtdaͤmme eingefaßt, auf denen
anter Baum⸗Alleen bie ſchoͤnſten a —— die
Re Ra chricht von den Britife —* fte ei 24 &
v0 . pütt
» 17. 01. — * arts r ſen u bina u
&
Der Kaiſer⸗Canol, Mordhälfte. : -. 359
Gegend iſt in des Nähe, ber Ortſchaften fchs angenehm, voll Ana
bau; Gemüfrgärteh, Reis: und Hirfes Felder, weiter ſuͤdwaͤrts
wicd auch Weitzen und Buchweitzen (Polygon. fagopyrum )
gebaut. Bon halber zu halber Stunde folgen fi bie Dorfſchaf⸗
ten, von dem Umfange kleiner Städte, die auch oͤfter zu ganzen
Arsondifjements fi aneinander reihen und mit hie und ba um⸗
mauerten Ortſchaften verbinden, die dann zu den Städten vom
dreietlei Range gehören koͤnnen. Auch Wachtthüͤrme ſteigen
hie und.da auf, Pagoden, den Flußgoͤttern geweiht, die un⸗
geachtet des lebhafte ſten Verkehrs meiſtentheils in Verfall zu fepn
ſcheinen. Auch bewalbete Stellen am Canalſtrom zeigen fi fi mit
MWeiden, Espen, Efhen bewachſen, und bald fangen die .
Baumpflanzungen von Rhicinus communis an, mit denen beide
Uferfeiten in Schautung häufig befept find. Nur durch das
Abmühen ber Schiffsziehee wird enblih die Sudgrenze bes
Drovinz Petſcheli erreicht.
Lin thſing tſcheon bezeichnet ſchon den Eintritt In bie
Provinz Schantung, wo bie beiderfeitigen Plainen am Canal
bin vorzüglich, als Hauptproduct, mit Anpflanzungen ber jährie
gen Baummollenftaude (Gossypium berbaceum) bededt find,
deren Ertrag jedoch noch nicht für das Beduͤrfniß des Chinefifchen
Volkes ausreicht, das nur in Baumwolle gekleidet geht, und daher
noch vieler Einfuhr” dieſes Materials aus dem Süden, auch aus
Dflindien bedarf. Hirfe, zumal Kaoleang, d. i. Holcus
sorghusn ; Zabad und Hanf wird hier aud in Menge gebaut
Lin thfing 52) iſt der große Stapeipiag alle Canalſchiffe,
das große Waaren⸗Magazäin alles Canalhandels, wo Fahr⸗
geld, Umladung, Zollgebühren, am Zuſammenſtoß des
Schleuſen⸗Canals und Fluß⸗Canals, bei Milionen jährs
lichee Paflanten ein ungemeinss Völker» und Barken « Gebränge
erzeugt, das ſich am jedes ber Canalflädte im hoͤherm ober gerin⸗
gem Grade zu wiederholen pflege. Ein hoher Pagoden⸗
Thutm 53), nach den Jeſuiten mit Porzellan (nad Ellis mit
polisten Porphyr- Granit) bekleidet, jſt Im achteckiger Korg,
neun Stock hoch (140 Fuß hoch), hier echsut (nad) einer In⸗
ſchrift im Jahre A648), zu dem, nad) Zaͤhlung der Briten die
ihn beftisgen 183 Stufen binaufführen, iſt sewöpnlid Gegen⸗
#2) Du Halde Deser. de la Chine T. I. p. 314; P: Nartini Nor.
ı Atlas Sinens. fol. 58. ‚8) H. Ellis Jqurmal 1, e. P. 243. .
⸗
560 Oſt⸗Affen. Waſſerſyſteme. I. Abſcha. $. 80.
ſtand der Bewunderung der Melfenden. G. Staunton meinte,
er moͤge der Verbindung des Canals mit dem Fluſſe wegen hier
zu Ehren erbaut ſeyn. Won feiner Höhe zeigt ſich «im ſchoͤner
Blick uͤber die unermeßliche Ebene, bie dicht cuitioirt und bevoͤlkert
ericheint, und zunaͤchſt eim dichtes Gewühl um ben Canal zu defs
fen beiden Selten darbtetet. Eine offene Halle im groͤßern Styl
iſt innerhalb der Stadt gegen die Stromſeite angebaut. Das
Tribunal des Mandarins der Polizei über die Canalfahrt hat
hier feinen Sitz.
Die Einfahrt iſt in den eigentlihen Canal, der bier von
- &hden her in den Weiho⸗Fluß einſtroͤmt, breit genug für Die
größten Junken. Bon den Schleuſen (Tſcha), die nun ihren Ans
fang nehmen, wird er auch Tſchaho, dee Schleuſen⸗Fluß?)
genannt, zum Unterſchiede des vorher durchſchifften Canalſtromes,
der keine Vorrichtungen biefer Act nöthig hatte. Die hohen Ufer⸗
daͤmme, bie Tempel, die mit Erdkegeln befegten Grabmäle von
Driefteen zu beiden Seiten, der Wald von Maſten über den
Dicht gedrängten Schiffen, die zur Eeite errichteten Batterien zur
Beherrſchung des Canals, das Gedränge der Schiffer und Wöls
fer, die anfehnliche Breite zur Paffage der geößten Schiffe, von
denen man weiß, daß fie auf. einen kuͤnſtlichen Waflerbau meh⸗
vere hundett Deeilen weit aus den fernen Suͤbdprovinzen herbei⸗
ſchwimmen, dies alles giebt Ihm einen grandiofen Character.
Seine ausgegrabene Tiefe foll bier 30 Fuß betragen. Hier fährt
das Schiff durch die erfte Schleufe, in der fich der Canal bis auf
22 Zuß verengt; fie ift von der einfachſten Art; hohe Stein pfei⸗
lee zu beiden Seiten aufgemauert, zwiſchen weichen das Waflers
niveau durch eingefugte, übereinander verfchiebbäare und zu erhoͤ⸗
hende Querplanken zegulist werden kann. Hättner) giebt
an, baß ed 72 ſolcher aus großen Granitwerkflüden gensbeiteter
Schleuſen in dem Kaiſer⸗Canal gebe, bei denen kaiſerlicher Zoll
gezahlt werbes fie feyen twegen der Enge oft wicht wenig gefaͤhr⸗
üh, wenn man fie bei ber Machtzeit auch mit vielen Laternen
erleuchtet. Wenn die Fahtzeuge nicht die gute Mitte gu treffen
wiſſen, ſollen ſich teicht Ungluͤckefaͤlle errignen, dethaib auch die
Varter um die Stöße weniger ‚gefährlich zu machen, zu beiden
'
240) H. Ellis Journ. 1. c. p 246 Clarke Abel Narrative 1. c.p. 245,
. 68. 6. Hüttners Nachricht ber 8
— 54 x. s Radriät oo 108, — —S
Der Kaiſer⸗Canal, Nordhalfte. S6R -
Seiten bei der Durchfahrt der Schiffe Kiffen und Strohbuͤndel
herablaſſen. Zur Communication der beiden Canalfeiten kann
von Pfeiler zu Pfeiler, von oben her über ben Bahıflrom, eine
leichte Bruͤcke übergeworfen merden.
In ungleicher Breite, oft ſich kruͤmmend und windend, zieht
fo der Canal mit mancher Seitenſchleuſe und Seitenver⸗
zweigung zumaͤchſt an der großen Stadt Tongitſchang fu
(f. oben -&.-645) vorüber, die duch eigenthuͤmliche Acchitectue
mit Gewoͤlben außgezeichnet ift, vor der man an einem großen
Kornmagazine vorhberfährt, hinter welcher Haine von Lebensbäus
men (Thuja orientalis) dad Auge erfreuen, die nun die Lands.
ſchaft von Schantung bis zur Culmination ber Belfere
ſcheide, wie [don oben a. ift, gieren.
Noch bleibe und die Süͤdſtrecke dieſer noöͤrdlichen Haͤlfte
des Kaiſer⸗Canals, vom Tempel bed Drachenkoͤnigs der
Waſſertheilung (Fen ſchui lung wang Miao), oder dem
fogenannten Singuimatu M. Polos an bis zum Hoangho,
nachzuweiſen übrig.
Auf der Höhe dieſer Wafferfcheide war ber Seitenbau von
Gteinguadern, die man aus den benachbarten Bergen im S. O.
berfelten zu brechen pflegt; leider war Ellis fo wenig Minera⸗
log, daß er niche zu beſtimmen wagt, ob es Kalkſt ein, Grau⸗
wade oder Feuexſtein (Flint) ſey 56). Doch zeigte fi in bors
tigen Logerungen geneigte Schichtenftellung.
Nah der Chineſiſchen Quellenangabe”) der Gas
nalbefchreibung, der wir zuerft folgen, liegt 4 Li im S. bes Gens
ſchui, die erſte Schleuſe, fie beißt Nan wangnan tfda,
db. i die Sudſchleuſe von Nan wang Dann folgen bie 3
Sen Nan wang hu, Shufhuhu und Matfhhang hu,
Dort nimmt der Canal ein paar Fluͤſſe von N.O. bei Tfis
Ringfu den Fuho und dann den Szuho von Yantfcheou
kommend auf, und erreicht, nahe der Grenze dee Provinzen
Schantung und Kiangfu, den See Tu ſchan hu, dene
zu beiden Seiten durch Schleufen mit ihm in Verbindung ges
fegt, durchzieht. Dann zieht er an Hia tfhin, und am N.O.⸗
Ufer des Weifhan hu⸗Sees vorüber, tritt in das alte Bette
des Fluſſes Kiaho ein, von wo er bei bem Dorfe Yuangfins
**) HL ‚Ellis Jonnal I. c. p- 258. — 7) Descr. du Grand Canal
Le. T. Ill. p. 322 — 327, \
itier Erdtunde IV. Mn
“
'
562 Oſt-Aſien. Waflerfofteme. 1. Abſchn. $. 80.
tſchuang und bei Phang in das fruchtbare, weite, offene Land
der Provinz Kuangfu eintritt. Dee Canal, bier Hoei thung
ho genannt, nähert fih nun fhon im W. von Pheitfheou
ungemein dem Gelben Fluß; er läuft ihm von Su’thfian
hian (Soutsien b, D’Ansille) ſchon parallel, über Xfing bo
hian, und tritt bei Yang tſchuang Eheou in ibn ein. Auf
Diefee ganzen Strecke paflist der Canal oft durch Seen, Teiche,
Moröfte, davon einige ihm zum Bette dienen, andere ihm nur
Mafferfüle geben, fo daß man auch hier, durch große, in den
Fugen der Steinpfeilek verfchiebbare Holzthore, die Wafferver:
bindung herfiellen ober. unterbrehen kann. Auch diefe Wor:
richtungen werben Tſcha, d. i. Schleufen, genannt, gleidy jenen
im Canal ſelbſt angebrachten, die defjen Lauf verengen. Diefe
Tſcha find zumal zur Auffpeiherung der Waffer für die trodne
Jahreszeit nothwendig, wo der Canal, wenn es wenig regnet,
oft: nur 3 Fuß Waſſerhoͤhe haben würde, wobel die Schiffahrt
der Raiferlihen Barken gehemmt werden würde. Sin den waſſer⸗
ärmern: Diſtricten hat man, daher dieſe Seiten: Tfha’6 an:
gebracht, die dis 30 Fuß Breite haben. Nur an verhältnigmäßig
wenigen Stellen find die Ufer diefed genannten Kaifer : Canuls
mit Steins Quayen eingefaßt; auch fig wie die weichern Ufer des
Canals müffen oft reparirt werden. So meit ber Chinefen Be:
richt von den Tſcha's der Suͤdſtrecke.
Nah den Britiſchen Geſandtſchaftsreiſen ?°9) durch dieſelbe
folgt allerdinge, ſuͤdwaͤrts, bald eine Succeſſion von Moraͤſten
und Seen, welche ſie bei den Chineſen die Hu, d. i. die Seen,
nennen hörten. Der erſte Eee, der hier von Lord Macartney
berührt wird, er nennt Ihn nicht mit Namen, iſt unffteitig der
Nanwang, bee mit taufenden von Keinen Booten und Floo⸗
Ben bededt war, deren Bemannung mit der Abrichtung des Kor⸗
moran (Pelec. carbo) zum Fifhfang beſchaͤftigt war. Auf je:
dem der Boote waren 10 bis 12 diefer gelehrigen Thiere, die auf
ein Zeichen ihrer Gebieter fogleih in den Ser tauchten und mit
Schnelligkeit die groͤßten Fiſche ihrem Herrn brachten, der ihnen
dann beliebig Tinmal eine Speiſe gab. Innerhalb dreier Tage⸗
seifen, fogt Barromw, von Zfining, breiteten fih unermeßlide
258) G. Staunton Anthentical Acc. I, c. T. Il. p. 393-416; Trad,
p. Castera I. c. T. IV. p. 98—116; Barow Tray. in China
p. 608 — 513. 5
I
[4
®
N -
Der Kaiſer⸗Canal, Nordhaͤlfte. 563
Flaͤchen mit Seen und Moraͤſten aus, deren Mitte voll Inſeln,
gehaͤuft voll ſegelnder Schiffe und Boote, voll Fiſcherdoͤrfer, die
mit dieſem Fiſchfange beſchaͤftigt waren. Nur Inſeln und Waſſer
ſahe man auf dieſe Weiſe bevölkert, ſelten zeigten ſich geringe
Landhoͤhen; uͤberall dewegten ſich Schaaren von Waſſervoͤgeln.
Die Waſſerflaͤchen kuͤhlten am Abend und Morgen die Lufttem⸗
peratur ungemein ab, die Ende October bis auf 3 bi6 4 Grad
Wärme herabſank. Nach den Altern Karten der Jefuiten, von
Diefen Gegenden zu urtheilen, meinte ©. Etaunton, fey, feit
jenen Zeiten, ein großer Theil des dortigen wafferreihen Bo⸗ -
dene, der uns an die noch nicht vollendete Deltabildung deB
Hoangho ainnern mag, neuerlich fehr trocken gelege worden; aber
dies war offenbar nur Taͤuſchung eines ſehr dürren „Jahres;
denn 1816, bei Lord Amherſt Durchfahrt (24flen Sept. bis
BSten October) 59), war dieſe ganze Gegend, 4 bi6 5 Wonat vors
ber, durch die größten Fluthen uͤberſchwemmt, zerſtoͤrt und in eine
furdtbare Einöde verwandelt, fo daß man auch jekt nur unabs
fehbare Seeflaͤchen wahrnahm, uͤberall üderſchwemmte Hätten,
und von jenem zu Macartneys Zeit deobachteten kuͤnſtlichen
Ganalbauten keine Spur. Doch binderte dies die Schiffahrt
nicht, Einwohner ſahe man nicht, aber unzählige Junken unb
beladene Kornfchiffe durchſchnitten die Gewaͤſſer, die fih bis am
den Zuß der fernen Oſtberge ausbehnten. Eıft am Weifchans
See (Weechang boo bei Ellis), der Grenze von Klangs
zan änderte fich diefe Schredensfcene, die vorzüglich das fübs
tihe Schantung getroffen hatte; body hoͤrte man, daß zuwei⸗
len die Ueberſchwemmung de6 Hoangho noch höher fleige, und
auch bis in diefen Ser eindringe.
Nur duch die Macartneyſche Embaffade konnten wir
daher auf diefer Strecke über die Art des Canalbaues einige Das
sen erhalten. Der Canal zog am Weſtufer de Nanwang,
in einem böhern Niveau ale der See vorüber, zwiſchen gemauers
ten Dämmen, mit Wafferabgüfien zum See, oder zu Irrigatio⸗
nen der Ländereien, um den Geltendrud der Canalwaſſer zu mine‘
dern. Sehr viele folgende Verfumpfungen der Landfchaft waren
mit der Lien »s a, das iſt mit der im Drient bochgefeierten
60) H. Ellis Journal L c. p. 258 — 266; Clarke Abel Narrative L e.
p- 147148,
Nu2 ——
N
J
564 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. 1. Abſchn. $. 80.
Eotus (Nymphaea nelumlo) bewachſen, die in herrlichſter Bluͤthe
prangten. Ihrer naͤhrenden Wurzel wegen wird fie hier als Waſ⸗
ferpflanze gebaut, auf kuͤnſtlichen Erdkegeln fixirt man ihren eis
chelgroßen Saamen um ihm im MWäffer einen Anfagpunct der
Entwidiung zu geben (alfo ähnlih wie in Kaſchmir, f. Aften
Br. U. S. 110— 112). Dan glaubte hier verfhiedene
Nymphaͤen⸗Arten zu bemerken.
"An einer folgenden Strede zog ber erhöhte Canal, ſehr weit,
. auf Mauern fhmwebend, zwifchen 12 Fuß mädtlgen Seitenmauern
eingeengt dahin. Diefe waren aus großen, grauen Marmorbiöf-
Ten mit Eifenllammern verbunden und mit Mörtel überzogen.
Der Canal erhielt bierbuch mehr die Natur eines allerdings
grandiofen Aquaͤductus. Wo ihm trodnes Land. zur Eeite lag,
da waren Neisfelder im Schlammboden angelegt, und dane⸗
ben Dörfer erbaut. Die Reisausfaat gefchleht hier, wie einft in
Aegypten die Kornfaat, nach dee Ueberſchwemmungkzeit, unmits
telbar in den zuruͤckgelaſſenen Schlammboden. Schr viele Tſcha's
in biefem hohen heile des Canals ruhen alle auf Steinbogen,
uns den Ueberfluß der Waſſer nach den Moräften zu fenden. Die
verlomen Waſſer erhält man reichlich wieder durch die Zuleitun⸗
gen aus dem ungeheuren See, auf der Grenze der Provinzen,
dem Weifhun (Were Chaung hou b. Staunton), neben
welchen bee Canal, wie ber Ruſſiſche am Ladoga⸗See, binzieht,
von dem Ihn eine Chauffee trennt. Die Moräfte umher find un:
bebaut, aber die Seeufer und Infeln von unzähligen Dorfichaf:
ten befest, feine Waffer von taufenden der Fifcherboote belebt, bie
auf vielerlei Kunſtarten des Sifchfanges, in denen fie Meiſter
find, ausgehen, von den zahlreichſten Schaaren mannidhfaltiger
Waſſervoͤgel bedeckt. Erſt jenfeit, im Süden dieſes Grenafees,
auf dem mehr hügeligen Boden von Kiangfu, beginnt wieber
eine lieblichere, reicher cultivirte, mit Feldera, Anpflanzungen;
Bäumen durchzogene, mit Dörfern und Städten gedrängt bes
deckte, bevölkertere Landfchaft. Der Canal wird breiter, er nimmt
flärkeres Gefälle an (auf 1 Stunde 2 Miles Engl.) ; er zettheilt
fi) in mehrere Arme, zu Seitencandien. Der Anbau wird ims
mer vorzüglicher, jeder Zollbreit iſt benupt,. überall find Gärten,
Weigenäder, Baummollenpflanzungen, Obſthaine, Aepfel, Bies
nen, Pflaumen, Pfirſich, Aprikoſen, Granaten werben allgemein.
Die Menge der Dörfer und Staͤdte wird ſtattlicher; bie Zahl der
Barken und Schiffe mehrt fi, die Annäherung gum Hoangbo
_
‚Det Golf von Petfcheli, Peho: 565
iſt unverlennbar, ber Canal mänbet in ihm ein, unb führe zus
Ueberfahrt des gewaltigen Stromes (f. oben ©.. 632).
4. Der Golf von Petſcheli, der Pehoz das aufge⸗
ſchwemmte Küftenland, Der Golf von Leaotong,
ber, Potodi Archipel.
. Bei einer Einfahrt duch die Straße Meatao tritt da6
Schiff, im Golf von Petſcheli, ſogleich auf noch feichteren
Boden ‚. defien Seetiefe anfängri noch zwifchen 90 zu 70 und
einigen 50 Fuß werhfelt (swifchen 15, 12 und 9 Faden), bald aber
plöglich anfteigend nur nod 54 und 36 Fuß (9 und 6 Faden)
Waſſertiefe behält, und durch eine große Anzahl hervortretender
Sandinfelreipen dem Schiffer Gefahr droht 2), MWarnende Vors
baue. find auf den öftlichften dieſer Sandinſeln auf der Fahrſtraße
zue Mündung des Peho errichtet. Aus allen Unterfuchungen ergab
fih, daß an ber ganzen Küfte des Golfs kein guter Hafen für
die großen Britifhen Echiffe vorhanden fey, der freilich nur an
Steilkuͤſten, oder doch fefter Gebirgsart, zu erwarten war. Keine
der Küften im W. und S. des Golfs zeigte dieſe Geſtalt; uͤberall
breitete fi vom Ufer eine weithin ziehende Fläche, ein allmälich
vom Schlamm der herbeieitenden Ströme aufgefchütteter Kuͤſten⸗
geund auf, überall gleichmäßig bedeckt, Überall duch Anfag wach⸗
ſend, wodurch die Zlüffe an den Mündungen allmälich ihr Ges
fälle verlieren. Die großen Schiffe the Lion und Indostan -
mußten fern vom Ufer zuruͤckbleiben, nur mit ben Heineren Briggs
durfte man die Einfahrt in die, Mündung bes Peho wagen.
Die ChHinefifhen größten Junken, platte Fahrzeuge von 300 bis
400 Tonnen Luft, fegelten in unfägliher Menge den Strom
binein, aber die Englifhe Brigg, der Jackall, obwol nur von
100 Tonnen Laft, ſchwebte hier, wegen des tiefern Baues Euros
paͤiſcher Schiffe, in befländiger Gefahr. Mit ihm murde jedoch
am 5ten Aug. 1793 zum erften male die Mündung bes Peho
gluͤcklich erreiht. Ein Flußriegel (Barre), nur 3 bis 4 Fuß bei
Ebbezeit untır dem Meerniveau verborgen, erfchwert die Einfahrt,
weiche jedoch durch die Fluth, die hier 5 bie 6 Fuß hoch fleigt,
vermittelt wird. Hinter der Barre bat der Peho (Peiho bei
®. Stäunton, d. i. Weißer Fluß) eine Breite von 500 Schritt,
260) Staunton Authentic. Account 1. c. p. 478 et II. 10; Trad. p.
Castera T. 11. p. 318-332, 373 — 390.
%
566 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. I. Abſchn. 4 80.
Bei 18 Zuß @ Kaden) Tiefe, und von ba bis Thien tſin fu
(Tienſing der Briten, f. ob. S. 657) richnet man nur 7 bis 10
eoge. M. directe Diftanz, aber ba6 Doppelte auf den Krümmen
er. Waſſerfahrt. Noch eine Peine Strecke weiter, bie oberhalb
dieſer Stadt an der Einmündung des großen KalfırsCanals, feigt
die Seefluth herauf.
Zwiſchen den Scilfschrwätbern der. Münbun: fliegen ‚vers
ſchiedene Dorfſchaften hintereinander auf dem flachen Vorlande,
‚Rangkn, Siku, Taku und andere, die von Ku, d. h. Ftuß
“ Mündung, ober eine Stelle, die vor Alters unter Waſſer lag,
fort Benenmungen haben ſollen. Der erſte Eindrud der hoͤchſt
einfdrmigen Gegend war aͤrmlich eu), obwol der Fluß ungemein
belebt iſt; aber von elendem Wolke umwohnt, das in hoͤchſter Ars
fnuth verfunten fchien. Es wurde mit Peitſchenhieben getrieben,
din did aufgefchwollener, voruͤberſchwimmender, menfchlicyer Leiche
nam erregte nicht einmal die Aufmerkſamkeit der Ruderer; Nies
mand befünmerte fi) darumz zur Seite fahe man hier nur Erd⸗
ütten. und Hirſefelder. Tungku ift ein Meines Fort zur Bes
errſchung des Eingangs. Zu Taku fleht ein Haupttempel, dem
Meeigotte, dem Tung Hai Bang, d. b. dem Könige des
Dfl:Dceans geweiht, deffen Figur von Porzellan, mir Eine
Geſtalt auf Meereswogen figend, in der Linken einen Delphin
emporhält, als Symbol der Bewohner des Oceans in der Rech⸗
ten, nicht einen Deeisad, fondern einen Mag net 9?) als Sym⸗
bol der Sicherheit feines Beſitzets. Wie frühzeitig, bemerkt ©,
Staunton, mußte den Chinefen die Wirtung des Magneis
bekannt ſeyn? oder aus welcher Periode koͤnnte man in der Chi⸗
nefifhen Acchäologie fragen, iſt diefe Darſtellung ihtes Pofeidon ?
Erft mit dem Weiterſchiffen verbeſſert ſich der Anblick der Land:
fhaft; der Strom windet fi, Bäume und bebaute Felder zeigen
fih, Gärten, Hirſefelder, viele Dörfer, Sartenumzdunungen, ſtarke
Stromwindungen. Vieles erinnerte die Briten an fo manche Ges
gend Englands. Die gute Meinung von der Ordnung und dem
Wohlſtande in China nahm mehr und mehr zu, fo wie man weis
tee landein ſchiffte. Hier kamen die Statthalter der Provinz den
Fremden zur Bewilllommnung entgegen. Für Lord Macatts
sei) Barrow Trav. in China p. 71; Clarke Abel Narrative l. c.
B 76. A *2) G. Btaunton Authentic, Acc, l. c. T. l. p 428;
p. | | F
—
Der Peho, Fluhſchiffahrt. : 567
neys Embaffade fanden 16 Jachten zur Stromſchiffahrt in Bes
reitfchaft, davon die größte BO Fuß Länge hatte. Lord Amperft
Embaffade &), aus 75 Perfonen beflehend, erhielt 10 Jachten
für die Suite, und 20 zum Transport der kaiſerlichen Geſchenke
. mb der Bagage; 500 Schiffszieher wurben dazu angefpannt, bie
alle von Taku (d. h. der großen Mündung) waren. Die
Annäherung nach 3 Tagefahrten gegen Thien tfin fu) if
merkwürdig nicht durch Schoͤnheit, Neuheit, Pracht ber Gebäude,
oder dergleichen 5 fondern durch das Gedraͤnge der unzähligen Jun⸗
ten, durch die wimmelnde Population, und die unendliche Menge
von regulär gebauten Häufern, die, wie fhon Barrow be
merkte 65), zu beiden Seiten des Peho, aͤhnlich wie London zu
beiden Seiten der Themſe, jedoch nur von geringerer Art, fich
ansinanberreiben. Als Lord Macartney bindurd zog, lagen
bier 500 kaiſerliche Kornſchiffe vor Anker; die Amherſtſche
Embaffade brauchte 24 Stunden zue Durchſchiffung differ Stadt⸗
veihe, um ihren. Ankerplatz endlich zu erreichen, der nicht fern von
der Einmündung des Kaiſer⸗Canals von Wet her lag, wo bie
mit gaffendern Volke bedeckte Menge der Junken unzählig fchien.
Doch bemerkte man nirgends Hemmung und Unordnung; alles
verlief fich wieder in Ruhe, obwol Kopf bei Kopf dicht gedraͤngt.
Es war ’am 12. Auguft, beim prallenden Schein ber Mittags
fonne, nahe an 25° Reaum. (88° Fahrh.) Hise im Schatten,
und alles Volt war ohne Kopfbededlung, kahlkoͤpfig. >.
Mur 2 geogr. Meilen oberhalb diefer Stadt hört das Eins
dringen der Meeresfluch 66) auf, weiche die Schiffahrt im dem
Peho ungemein erleichtert. Der Strom ift, wie feine Nach⸗
barn, nur im Frühling und Sommer wafjerreih und teißend,
von der Schmelze des Schnees und Eife6 am füdlichen Rand⸗
gebirge ber Gobi; im Herbſt wird er ſehr ſeicht. Daher eilen
dann unzählige Getreidebarken aus Peking gegen den Suͤden
zurüd, fo im Septemb. und Octob., als die Englifchen Em:
baſſaden hindurd, zogen; denn im Winter belegt ſich der Strom
frühzeitig, wenn fon kaum unter 40° N. Br., nicht einmal tms
————— Neapel, doch jedesmal mit Eis. Im Winter feiert
*:) AH. Ellis Journal . c. p. 63. ©*) ebend. p. 86. **) Bar-
sow Trav. in. China I. c. p. 71,496. **) G. Staunton Au-
tbentic. Acc, 1. c. T. 1. p. 67, 362; Trad. p. Castera T. IV.
p- 37. 65; Barrov —— I. c. p. p. 340.
⸗
568 Oft-Aflen. Waflerfoftene. 1. Mbfhn. $. 80.
dann alles Canalland, im Morten des Hoanghe 2°) ſogar (bi6
gu 54° N. Br.), zu, und bei dem Mangel an Schlitten erleidet
dann die Communication große Hemmungen. Daher, gegen den
Herbſt, wol die große, flaunenswürdige Spedition auf dem Ca⸗
nalſyſteme. Jede bee voräbereiienden Barken hatte, nach ©.
Stauntons Schägung, an 50 Dann an Bord; auf der Fahrt
zwiſchen Thien tfin fu und dem mörblihern Kong ıfhu fu
zäblte man wenigſtens taufend derſelben; alfo mit einer Yopu
lation von 50,000 Gchiffsienten. Dabei unzählike andere, fo
daß die bewegliche Menfchenmafle auf dieſer kurzen Flußſtrecke
wenigftend zu 100.000 Menſchen gerechnet werden konnte. Die
beiden Shds Provinzen Quantung und Fukiang allein vers
fchen Peking, duch die Schiffahrt auf dem Peho, mit
Salz %), wozu jähelih 2000 Junken, jede zu 200 Tonnen Laſt
im Gebrauch find; indeß auf dem Kanal aus andern Provins
zen dad Korn, Reis u, f. w. herbei kommt. So concentrist
‚ fi aus vielen Provinzen bier die größte Thaͤtigkeit.
Das Wafler des an ſich feichten Peho ift ſehr ſchlammig,
gleich dem des Hoanghos die Anwohner verfiehen es trinkbar
zu machen buch Abllären mit Alaun. Genen Schlamm wälgt
se aus weiter Fläche vom Morden herbei, mit geringflem Sefaͤlle;
denn ierſt am 1dten Tage der freilich langfamen Stromauffahrt
von Thien tfin fu, zeigten fih bie erſten @) blauen
Berge gegen N. W., in der Ferne, im Norden von Peking,
bei ganz wolkenfteiem, klarem, ‘blauem Himmel. Die gange
Strecke von Thien tfin fu bie zum Golf, abwärts, und bis
zu jener Kaiſer⸗Reſidenz, aufwärts, hin, fagt G. Staunton,
follte man für einen Landſtrich der alten paradififhen Erbe in
Ihrer urſpruͤnglichen Fruchtbarkeit halten, fo ertragreich iſt jede bes
baute Eitelle. Aber, im Gegentheil, es ift ein jzuͤngſtes Lamb,
ein neuer VBodenanfag duch die Anſchwemmungen der Ströme
* herbeigeführt, ohne alle Hügelbildung, vollkommene Flaͤche; ſeldſt
im Flußbett des Peho, wie zu feinen beiden Seiten ohne Stein
von einiger Groͤßt, keine Truͤmmerkieſel, nicht einmal Gruß, nur
vorherefhender Sand und fruchtbaree Gchlammboden ( Slimy
matter) ”'), mit Glimmerblaͤttchen durchzogen. Die Fluth bes
‘
267) Bartow Trav. L 0. p. 513. %8) G. Staunton Authentie,
Acc. L.c. T. IL, p. 23. *°) chend. p. 7882. **) Bam
zowW Trav. l. & p- 460 — 492. F u
Petſcheli, aufgeſchwemmtes Kuüftenland. 565
Petſcheli⸗Golfs, wenn fie einmal bis zu 9 oder 10 Fuß aufs
Reigt, fest dann zu beiden Eeiten des Peho, tief ine Land, als
16 unter Wafler, der vielen Daͤmme und Arbeiten aller Act uns
geachtet, welche die Anmohner zu ihrem Schutze errichtet haben,
Im binterfien Winkel dieſes zugefhlammten Golfes (f. Aſien
Bd. I. &. 136), auf der Grenze de6 alten Seebodens, und den
Borhügeln des Gebirgsſaumes ber Gobi, ift dem fhiffbaren Pes
bo nahe, zur Seite die Nordreſidenz Peking erbaut. Erſt im
Norden diefer Dxte fängt niedere Higelbildung an. Bars
row bemerkt, daß fi das Niveau biefer angef[hwemmten
Fruchtebene, bei hohem Wafferfiande, nicht mehr als 2 Fuß
über den Flußſpiegel erhebe; die Uferdaͤmme des Fluſſes und fein
Bette beſtehen durchaus nur aus feinem, leichtverſchiebbaren
Sande oder Schlamm. Diefe Waffe werde fihtbar zum Golf
von Petſcheli vorgefhoben, in dem, ſeit Menſchengeden⸗
Pen, ſehr viele jener Sandbänke und Schlamminſeln ſichtbat
ber deffen Niveau hervortraten. Die Progreffion des Anwach⸗
ſes verdoppelte fich hier, weil die Schlammmafle des Hoangho,
durch das Gelbe Meer, dem Golf von Petfcheli zugetrieben werde,
und daher diefe6 auf doppelte Weiſe ſich ausfülle, der flagnirende, _
zingsumfchloffene Golf aber den Niederſchlag der berbeigeführs
ten Schuttmaſſe fördere, bie ihm nirgends wieder entführt werde.
Zu M. Polos Zeiten, meint Barrom, babe nach deijen gleich:
zeitigen Karten zu fchließen, die Stadt Thien tfin an der
Meereskuͤſte gelegen, um fo viel müffe feitbem alfo jenes Blach⸗
feld angewadfen feyn, etwa 16 geogr. Meilen.
Nach einem ungefähren Ueberfchlage 7!Y dee mittlern Breite
und Tiefe, fendet der Hoangho, gegenwärtig, in jedweder Stunde
ein Volumen von 418 Millionen Cubicfdß Waffer zum Meeres
darunter (wenn auch nur zus Schlamm darin aufgelöft wäre,
nah Bartoms Verfuhen) etwa 2 Millionen Gubicfuß Erde, _
in jeder Stunde, mit in das Meer geworfen werden, oder 48
Milionen täglich. Bei Annahme einer mittlern Tiefe des Gels
ben Meeres von 120 Fuß, würde innerhalb 70 Tagen darin eine
Inſel von einer Engliſchen Quadratmeile aufgehäuft, und der
Seegrund des Golfs von Petcheli und Leaotong (35,000
geogr. Quadratmeilen ober Engliſche) in Zeit von 24,000
11) ‚Staunton Authentic, Account 1, c. II, p. 408; Barrow Trar. In
China L c. p. 492.
5709: Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. J. Abſchn. g 80.
Jahten zugefuͤllt werden können, wenn die Zuſtroͤmung ſich gleich
bliebe, idozu bie Herdeiführung der andern Ströme des Golfes
nur befchleunigend noch mitwirken wuͤrde.
Die Stade Thien tlin fu, als Centralpunct der Canal⸗
fahrt, des Schifferteaneporiks, des Handelsverkehrs, in ber Mitte
des neugebildeten, jüngern Slächergrundes, eben da, wo aus dem
Peho der Canal aus dem Nord: zum fernen Suͤd⸗Reiche führt,
ift duch Stellung und eigene Größe nicht ohne Bedeutung. Doc
iſt nicht fie, ſondern Pao ting fu der Sig des Provinzial:Gou:
verneurs, und die nördlicher gelegene Stade Tung tfhu fu
(no 40 Li im Oſten von Peking), die man in 5 Tagefahrtn
erreichen kann, iſt nicht geringer als fie. Thien tfſin fu diente
dert Geremonienmeiftern des Kaifechofes zum gaſtlichen Empfang,
umd zur Bewilllommnung der Emdaffaden, im Laiferlihen Som:
merpalafte, wo ihnen ſchon Kaiferfefte bereitet wurden. In die:
fem eleganten, mit. Colonaden gezierten Gebäude war im Geremos
nienfaale «ine lange Reihe von Tiſchen und Gigen mit Schar⸗
lachdeden angebracht, darauf lager lange Rollen Seldenzeuge vom
den glaͤnzendſten Karben, die zu. Geſchenken für die Embaffade
beſtimmt waren; andere Sige waren mit Kiffen für die Gaͤſte
verfehen. Jenſeit war eine Chinefifhe Wand aufyeftellt, in Ge⸗
ftait eines Echirmes mic vorfiehendem Zifche, mit gelbem Stoffe
als Epmptom der kaifrzlichen Gegenwart 272) behangen, auf dem
Schirm in Schmelzarbeie mit Edelfteinen, von den ptachtvollſten
fhimmetnden Fatben, ein großer Weinſtock mit Ranken, Bläts
tern und Ttauben bargeftelit, in den verfchiedenen Zuftänden des
Wachsthums und der Reife; auf dem Zifche eine von Weihrauch
duftende Vaſe. Wie vor dem Kaiferthrone, wurde hier die Gere;
monie de6 Niederwerfens von den Fremden verlangt, wie fie bie
Groß: Mantarinen des Reiches, ale £aiferliche Unterthanen, voll
brachten. Die VB rfagung dieſer Profternation durch Lord Am⸗
breft vor dem fremden Eouverain, gab die DVeranlaffung zu
den erften Discuffi ionen, an denen bald darauf die ganze (Ems
baſſade fheiterte.
Zu beiden Seiten bes flachen, ſtackbevoͤlkerten und bebauten
Uferlandes, von Thien tfin fu bis Zong tfhu fu, blieb
ſich die Landfchaft gleih; nur bemerkte man zahlreicheren Bude
3’2) H. Ellis J surnal 1. c. p. ‚91, 131; Clarke’ Abel Narrative l. c.
p 81 — 103.
'
Der Sorf von Leao tong. 571
von Weitenbäumen, Ulmen, Efhen, Maulbeeren,
Tbräinenmweiden, und die Üege?3) von großwüchligen Bruch:
weiden, Salıx fragilis, befhattet. Zwei prachtvolle Heerftraßen
mit Sranitplatten belegt, 6 bi6 16 Fuß breit und lang, deren
jede Quader wentuftens einige Meilen vom Norden hatte herbeis
geführt werden müffen, führten, eine von Süden bie andere
von Oſten kommend, zur Hauptſtadt hin. Die Landfchaft bleibt
aber einföormig, und welt in China eine Stadt wie die andere,
ein Tempel wie der andere, ein Volksleben wie das andere aus:
fieht, langweilig, nach dem allgemeinen Urteile der Reiſenden,
Bis vor die Thote der Mefidenz, und wenn aud) die Dörfer und .
Städte an Größe wachen, wie denn Tong tfhu fu eine fehe
dedeutende ift, fo nimmt darum der Wohlſtand der Volksmaſſe
umd die Güte bed Bodens in Nord : Derfcheli nicht zu, fondern
eber ab; daher, fagt das Chinefifche Sprichwott 79): „Wenn
auch Armuth außerhalb Pekings Mauern, ſo iſt doch
innerhalb Petings Mauern Reichthum.“
* der oͤſtlichen Fortſetzung des Petſcheli-Golfs und
dem Golf von Leaotong, ſind uns, außer dem ſchon fruͤher
angeführten (ſ. Aſien Bd. l. &.96, wo Kampai Feſte zu leſen
iſt, ſtatt Schan Day, und oben ©. 592), nur wenige Puncte naͤ⸗
ber befannt, duch Capt. Marmwelis’:) und Capt. Roß Spes
eialunterfuhung im Schiff Discovery, welche die Nordoftfeite
deſſelden recognoscirten, deſſen Suͤdweſt küſten dem Capt.
Hall in dem Schiff Eysa zur Unterſuchung uͤberließen, wobei
auch der oben genannte Hafen Dei gei oei, unter 57° 30
N. Bt. und 120° 9 80° DL. v. Gr. beſtimmt wurde, und dem
Capt. Camp beit die Erforfhung der mittlern Duschführten des
Golfs, wodurch die erfte gute Seekarte ded Golfe mit dem St.
GeorgssCanal zu Stande kam.
Nur an einer einzigen Stelle oſtwaͤrts der Ueberfahrt von
Kambai, landete man, am 1&ten Aug., Innerhalb des Beaos
tong⸗eGolfs in dee Roß⸗Bai ’s), unte 39 33 M. Br.,
72) G. Stauhton Authentic. Account l. q. TI. 114, 168, 385: Bar-
row Trav. p. 91. 7%) Barrow Trav. L.c p. 492, 495.
78) Capt. Maxwell Sketch of Surveys in the Gulfs Petchely etc. in
H. Ellis Journal I. c. Lond. 1817. 4. ch. IX. p. 8669 —479. -
”*) H. Ellis Journal I. c. p. 470; John M’Leod Veyage of His Ma-
jesty Ship Alceste along tıe Coast of Corea etc. Lond. 18184 'Sec.,
Edit. 8. p. 32.
\
572 Oſi⸗Aſien. Waſſerſyſteme. 1. Abſchn. : $. 80.
121° 19 D.8, v. Sr., die früher unbefannt war. ' Eie liegt am
felfigen Weſtufer der Halbinfel de$ Regents Sword, und ifl
durch einen Wafferfall vom Gebirge herab ausgegeichnet, das die
Küäfte entlang hinzieht, aber nackt if. Kein Baum war zu fe
den. Der fruchtbare Boden glich den Schaafteiften in England;
auf ebenen Feldern baute man Holcus sorghum. Gemaltige Riffe
“in den Bergen, Tobel, ſtuͤrzende Waffer zeigten ſich als Folge
\
der Schneefhmelze im Sommer. Zwar unter gleichem Breiten⸗
parallet mit Stalien und Sud: Frankreich iſt bier das Clima
body weit rauher. Die Küfte foll ſehr ſtuͤrmiſch ſeyn. Die Ges
dirgsart it Schiefer mit ſtarkem Eifengehalt. In der Bai las
gen viele Funken vor Anker; in der Nähe ſahe man eine er
liche Stade; Ihe Name wird nicht genannt. Die Einwohner,
volllommene Chineſen, die Weiber mit verfrüppelten Fuͤßen, wa:
een ungemein neugierig; fie hatten gute Wohnhäufer, kannten
Seuerwaffen, follen aber nach ber Bemerkung der Britifhen See⸗
fahrer keine genaue Kenntniß vom Werth bes Silbers und Gol⸗
des gezeigt haben. =
Von der Roß⸗Bai wurde das mweit gegen ©. vorfpringende
Borgedirge Regent Sword doublirt, da aber nun das Schiff
Alcefle immer in einiger Entfernung von der Nordkuͤſte des
Golfes ſich halten mußte, fo blieb die Geſtalt derfelben den Eu:
sopdern doch im Zufammenhange unbekannt. Ihnen entging das
dee die Kenntniß einer nicht unbedeutenden Gruppe von etwa 0
Inſeln, die fhon zwiſchen 39° bis 40° N. Br. und 1%0° bis
121° DR. v. Paris (122° 20° bis 123° WO DR. v. Gr.), auf
der großen Iefuiten: Karte zu Kaifer Khanghis Zeit verzeichnet
waren, die aber au D’Anville ſchon Überfehen hatte. Da
Klaproth in Paris in den Beſiz ber Original: Galque dieſer
tm Eucopa fo großen Seltenheit am, fo konnte er diefe Gruppe
für die Europäifhen Geographen, denen fie bis dahin gaͤnzlich
smbelannt geblieben war, allerdings entdeden. Er bediente fi
des Vorrechtes diefer Entdeckung, und nannte diefe Gruppe den
Graf Johann Potocki Archipel?7”), nach dem verdienftnofs
len Hiſtotiker und Diplomaten dieſes Namens, feinem Gönner,
im deſſen Geleit er die Muffifche Geſandtſchaft nach China (f. Aſien
917) Klaproth Notice sur l’Archipel de Jean Potocki sita€ dans la
— — de la Mer daunc, avec une Carte. Paris 1820.
pol:
Die Gebirge » Halbinfel Korea. 573
Bb. I. ©. 107) zurüdiegte. Diefe Infeln dienen ald Handels:
flapelorte zwifchen China und Korea, find Schifferflationen, und
gehören zum Diſtrict Mukden in der Provinz Leaotong; mache iſt
uns darüber nicht bekannt.
Weiter füdoftmärts, unter 37° 45 N.Br, und 124° 40.
30” O. L. v. Gr., wurde jedoch ebenfall® eine ganz neue, bi6 da⸗
bin unbelannte Inſelgruppe, duch da6 Schiff Alcefte entdedi,
der ein hohes Bebirgsiand nicht mehr fern warz aber diefe, welche
den Namen Sir James Halle Gruppe?) erhielt, gehörte
ſchon zur großen Halbinfel Korea, als deren weſtliche Geſtade⸗
infeln, von denen weiter unten bie Rede feyn wird,
5. Die Gebirgs— Halbinfel Korea.
a) Ueberfihe. Erſtes Bekanntwerden von Land und Volt;
Quellen und Literatur uͤber Korea.
Als legte Gliederung des Continentes von Afien, im N.D.
des Hoangho:Spftemes, bleibt die Betrachtung der Koreas Halb:
infel übrig, welche zu jenen jungfräulichen Ländern der Erde ge⸗
hoͤrt, die noch von keinem Auslaͤnder erforſcht ſind, ohne datum
"ganz unbekannt geblieben zu ſeyn. Denn von Chinefen, Das
panern und Mandſchu, zu verfchiedenen Perioden befiegt und
unterjocht, iſt ſchon frühe in den Annalen diefer Völker von Ko⸗
zea, das bei Chinefen der Altern Zeit innmer Tſchao ſian
beißt, die Rede Der Europäifche Jeſuiten Miffionar, Pater
Math. Ricci, hörte in Nanking zmerft?9) die Halbinfel nens
nen (Coria), weil Japaner zu feiner Zeit (1592).%), alfo gegen
Ende des XVI. Jahrhunderts, diefelbe mit Krieg überzogen, und
das Chinefifhe Kaoli: Vorl Korai nannten, daher Korea,
Coria. Holländer aber, auf ihren damals häufigen Fahrten
nach Sapan, hatten zuerft da6 Unglüd an die Kuͤſten der Kaoli
(Korai der Japaner) a zu werden, wodurch den esflen
———
22) John MLeod Voyage along the Coast of Corea etc. I. c. Sec.
Bit, London 1818. 8, p. 42. ?9») P. Nicol. Trigautius de
Christana Expeditione apud Sinas etc. a Soc. Jesu etc. Coloniae
1617. 8. Libr. IV. c. 1. p. 358. 20) T’aithsing y thoung tchi
Sect. cccuu. Edit. 1744. d. i. Ghinefifche Keichẽgeographie in
a erg San Kokf — etc. ou Aperga Gen. des Trois Royaumes
, Descr. de la Coree p. 37, Histoire — de la
a er de la Chi er. IV. p. 54
\
[)
74 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. J. Abſchn. $. 80.
Hellaͤndiſchen Trauerberichten bort geſcheiterter Seefahrer (1663) ®*)
auch die erſten Nachrichten über dieſes ſelten beſuchte und unbe⸗
kannte Land Korea mit eingeflochten wurden.
Schon Kaiſer Khublai Khan aus der Mongolen⸗-Dynoſtie,
bei ſeinen Projecten Japan zu erobern, wozu er mehrmals Flotten
(z. B. im J. 1269, 181) 3?) ausruͤſtete, ſuchte ſich auch des Bei:
ſtandes der Koreaner zu verſichern; feine dahin geſchickten Ges
fandten famen zwar unverrichteteer Sache zuruͤck 9), hatten aber
dod auf feinen Befch! die aftronomifche Lage von Coreac Ga:
pitale (Kong ki tao) obfervicen müflen, was vermittelft eis
nee 8 Fuß hohen Gnomons gefhahe. Pater Gaubil, der biefe
Notiz aus der Aftronomie dee Mongolen ®) mittheilt, berechnete
diefe beobachtete Sonnenhöhe für diefe Landes-Hauptſtadt zu 37°
ZU N.Br. Es iſt der erfte, fehle Punct, von dem die weitere
Kenntnig des Koreifhen Landes bei den Behertſchern Chinas
autgebt. Bei M. Polo haben wir keine Spur einer Nennung
Diefe6 Landes vorgefunden.‘ Damals wurden die Regenten von
Korea, durch die Mongoien Kaiſer in China, mit dem _Kitel
„Könige von Kaoli" (Korat bei Japanern, daraus die Eus
ropaͤer Kori, Korea gemacht) dechet, dieſer mit filbernen Pas
‚ tent und antiken Privilegien beftätigt, die vorzüglich in dem Bor:
techte befanden, den Goͤttern der Fiäffe und Berge feierliche
Opfer bringen zu dürfen.
Die Mandfhu:Dpnaftie ), im Norden ber Halbinfel
Koreas einheimifch, bekriegte und befiegte diefes Land weit früs
ber als fie in China eingog; «6 wurde geplündert und ganz ders
heert; es wurde von ihnen Solho Kuron, d. i. Königreich
Solho genannt 86). Der König mußte fi von der Hatbinfel
auf eine im Oſten vorliegende Inſel Achten. Obwol er fi um
2
2°!) Henr. Hamel van Gorcum Jonrngel van de ongeluckige Vo-
yagie etc. Rotterd. 1668. 4.; f. in Réoneil des Voyages au Nord
Kd. Amsterdam 1718. T. IV. 8. Relation du Naufrage d’an Vais-
seau Hollandais sur la Cote de l’Isie de Quelpaerts aveo la De-
scription du Royaume de Corde p. 1— 82. 22) M. Polo ed,
Baldelli Boni T. I. p. 153. 22) Histoire abregee de la Coree
‚b. Du Halle Deser. de ia Chine T.IV. p.548. **) Pat. Gau-
bil in E. Souciet Observations Mathem. Astron. etc. Paris 1729.
4. p.141. **) Taithsing y thoung tehi 1. c. b, Klaproth Apergu
Gen. des Trois Roy. p, 42, u.) Pat, Regis Observations geo-
‚ graphiques sur le Roy. de la Core etc, b. Du Hälde I. o. T.IV.
pP 929; ebenb. p» 539. .
- !
; \
== Korea, Quellen und Piteratur. 975
— und große Dpfer brachte, erhob fih ſchon im Sabre 1635
don neuem Empsrung in Korea grgen das Eupremat der
Mandſchu/ wofuͤr das Laͤndchen durch neue Unterjochung, Ent⸗
voͤlkerung und viel Drangſal büßen mußte, bis "fein Herrſcher
von neuem art. Chineſiſchen Kaiferhofe den antiken Titel Kö nig
(Bang) von Tſchao ſian erhalten hatte, und ihm dieſer durch
ein Patent inſt goldenem Siegel und dem Knopf in Schildkroͤ⸗
tenform jugeſichert ward. Seitdem erſt ſchickte der König‘ von
Korea regelmäßige Embaſſaden mit Tribut, mit einer, Ne
jahre» Ötatulation an den Kaiferhof nad Peking, und’ zum An-
denken dieſer — Unterwerfung ließ der Mandſchu Kaiſer Tay
tſung wen
©. 266), deshalb eine, Stein?Inſcription in Korea errichten.
Diefe Eintichtung dauerte unter Kaiſer Khangbi fürs bie⸗
fer ertheilte dem Könige von neuem fein Patent, im J. 16947),
und feitdem ſchickt dieſer jährlich feine Embaſſadeurs nad Pe
fing, zum Empfange dee’ Chineſiſcheen Kalenders, der 1e-
desmal am erften Tage des zehnten Monats für das zukünftige
Fapı an die Vaſallen des Reiches vertheilt roird. Won foihen
Sefandten erhielt in neueſter Zeit (1821) der Ruſſe Zimtoms«
ti 88), während feines Aufenthaltes in Peking, einige neuere Nach⸗
richten über Korea.
Pater Regie, der vom Kaiſer Khang hi mit der Karten⸗
aufnahme der nordoͤſtlichen Provinzen Leao tong und der Mands
fhurei beauftragt war (im Jahre 1710, f. Aſien Bo. If. S. 467)
iſt naͤchſt Pater Verbieſt, 1682 (f. Afien Bd. I. &. 90, 96)
der einzige Europäer, ale Augenzeuge, der von der Mordgrenze
Bericht geben konnte; doch bemerkt der Pater 89) daß er nicht
ſelbſt über die Grenze fortgefchritten ſey, die er jeboch gut’ bebaut
gefehen. Ein Mandſchu Seigneur, fei mit Begleitung eines
Sroß:Mandarinen, damals nah Korea abgefandt worden, and
dieſe hätten dem Kaiſer Khang hi Bericht abgeſtattet, das Land
ſey gut, teich an Reis, Hitſe und Korn. Sie brachten eine
Karte von Korea mit, welche ſeitdem in dem Kaiferpatafte
zu Peking aufbewahrt wurde. Dieſer Mandſchu⸗Geſandte
sing abı nr nur bis zur Reſidenz des Koͤnigs von Korea, bis
uang tn (reg. von 1627 — 164, f. Aſten Bd. I. J
-
#7) His istoire ahreg&e de la Coree b. Du Halde l. c. T. IV, p. 556, :
s*) Timkowski Voyage & Peking ed. Paris 1827. 8, T. ii. 43,
52, 91, 94 — %. 8°) Pater Regis Observations Gaogra phiquen
sur le Royaume de Coree, in Du Halde Deser. L 5 T.Ve ꝑ. 530,
⸗
576 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. J. Abſchn. $. 80.
King ki'tao ber Koreaner, bie aber der Chineſe Kong Fi tao
nennt, weil man in China keinesweges andern Königreichen und
Refidengen dee Erde den Titel King (mie in Pe king) gefkattet,
ein Wort das ausſchließlich nur deu Hof des Chinefifchen
Kaiſers bezeichnen darf. Kong ki tao ift aber eigentlich nur
die Titulatur der Reſidenz ober Hof⸗Provinz, der Hofs
Badt, denn die Reſidenz⸗Stadt, weiche auf den Sefuiten
Karten von Korea biefen Namen bios durch einen Irtthum der
Franzoͤſiſchen Herauegeber des Atlas de la Chine erhalten Kat,
beißt richtiger Han yang (nah Timkowéki und Lindfay)
oder Hantſchhing 8) nah Minfifee, der Chinefifchen Reichs⸗
geogeapbie und Klaproth. Mon ber Chinefifchen Grenzſtadt
Kon boan tfhing, dem Markt» und Paflage:Drt (f. Aften
Bd. 1. ©. 96), wurde daher der Weg von Chinae Grenze, von
bee dortigen Holzpaliffade (Miu teou efhing genannt,
vergl. ob. &. 443) bis zur Reſidenz, mit dee Meßſchnur gemefs
fen, aber weiter nicht. Bis zu diefem Son hoan tſching, dicht
am Dftende der Paliffade Quan tong gelegen, drang auch
Doter Regis vor, und beflimmte nady Obfervation die Lage bie
ſes Ortes, auf 40° 30° 20° N.Br. und 7° 4’D.E. v. Peking,
d. i. 121° 44° DR. v. Paris. Dies iſt der Firpunct, fagt der
Mater, vom welchem alle andere Angaben pofitiver Daten für
Korea ausgehen: denn dicht gegen Oſten an bie Stade grenzt
deſſen Königreich. Vor der Eroberung China's durch bie Mand⸗
ſchu hatten diefe bei ihrer Unterjohung Korea's fchon einen lee»
ren Raum beftimmt, den man zwifchen ber Paliffade von Lenos
tong (f. oben ©. 443, f. Afien Bb. I. ©. 96) und der Grenze
Korea's unbebaut laffen wollte. Derfeibe ift auf der Jeſuiten⸗
Karte von Korea?!) durch punctirte Linien bezeichnet. Diefe
Karte, ſagt Pater Regis, könne er keineswegs für vollkommen
ausgeben, da keiner von ſeinen Ordensbruͤdern Korea geſehen
habe; doch ſey fie unter den bisherigen die befle; denn nad) ber
genau gemefienen Breite der Nordgrenze feyen die Nachbar⸗
diftricte demgemäß eingetragen, und nad) ber gemefienen Wegs
soute bes Baiferlichen Embafjadeurs, bis Kong ki tao, das Maaß
zur Beurtheilung ber andern Diftanzangaben in der Karte des
200) "Timkowski Voy. l. e. T, IL p. 08. Not. Lindsay Report in
Proceedings on a Voyage of’che Ship Lord Amberst L «. p. 223
Tai thsing etc. 1. c. p. 43. — de Corce ia DA
ville Nouv, Atlas de la Chine Ta ‚XXI,
Korea, Quellen und, Literatur, 577
Könige von Korea, hie im Palaſte zu Peking niedergelegt iſt,
fefigeftelt. Des Chineſiſche Mandarin vom mathematifchen Tele
bunal auf Khanghis Befehl abgefandt, fand, nach Beobach⸗
tung, bie Lage der Refidenz von Korea unter 37° 38’ 20”
N.Be.; daher die Länge der Hatbinfel von Nord gegen Süd
(f. ob. &. 575) bi8 auf 5° 30° gewiß fey. Pater Gaubil giebt
fpäterhin R) jene zu Kaiſer Khanghis Zeit beobachtete Breite,
von Kong ti tao, auf 37° 3015” an (wahrſcheinlich durch feine
Mevifion ber beobachteten Elemente berichtigt), und bemerkt dabei,
Die Länge der Stade habe man nur gefhäst, auf 10° 30.8. von
Peking (124° 32 DL. v. Par). — Obfervationn an ber Oft
und Weft:Küfte von Korea, wie im Süden, bemerkt Pater
Regis ausdruͤcklich, wuͤrden für die Karte noch hoͤchſt wuͤnſchens⸗
werih feyn.
Obwol nun, ſeit den Zeiten Khanghis, bie Frieblichfte
Stellung Koreas, als Vaſall gegen China, fortbeſtand, und die
Edition der Chinefifden Reichsgeographie, vom Jahre
1744 (Tai thsing y thoung tehi, Sectio CCCLINI). eine fehe
vollftändige Befchreibung 9°) diefes Vaſallenſtaates gegeben hat,
auch bie Japanefen in ihren neueften Seographien einige Auf⸗
merkſamkeit auf diefen Nachbarſtaat verwendeten (die Japaneſen
Kimoura Rliemon, 1750, und Rinfifee von Senbat,
1785, f. ob. S. 485)%*), fo haben doch diefe Geſtade der Halks
infel, nad) dem Wunfche des Pater Regie, erſt in allerneues
ſter Zeit auf dee Landkarte buch Europäifhe Beobachter
ihre Berichtigung erbaften, bie freilih nur an einzelnen Puncten
deffen ungaftliche (ein wahrer Axenus Pontus) 9%) Küften beruͤhr⸗
sen und nirgends weiter verfolgen, oder längere Zeit auf ihnen
Verweilen durften.
La Peyroufe beſchiffte zwar das Korea Meer, deruͤhrte
aber das Geſtade nicht (ſ. oben S. 448);3 eben fo wenig Capt.
v. —— (f. oben S. 447)3 aber Capt. Broughton
sy. 1,6. BE. Souciet Obsorvat. mathem. astron. etc. ‘Paris 1729. F
'p2ä441. *®) Description de la Coréé du Tai thaing y thoung
'tehi trad. du Chinois p. Klaproth im San Kokf Taou etc.; ou
Apercu General des Trois Royaumes. Paris 1832. 8. p. 24-167.
>, Rinsifeg Deser. de la Cor&e (1785) trad. de l’Original Japonais-
“ * Chinois, p. Klaprotk lı' c. in San Kokf Tsoy 'ete. p. 11— 24.
-#8).f, Ponti Euxini ‘et Maeotidis Paludis Periplus p. 14. in Geogr.
eter Graec, Min. ed, O Oxon. 8.1,
Beltiee Erdtunde V. ODo
578 ft. Afien. Bafferffteme. I. Abſchn. $, 80,
: (1797) auf feinee Ruͤckfahrt von dr Chapmans.Bai (f. eb.
©. 463) erblidte wenigftens, von 42° 27 N.Br. an die DR:
Lüfte, beftimmte die von ihm, unter 38° 55 N. Br. entdedte,
große und daher nad ihm genannte Broughton Bat, fo wie
weiter, ſuͤdwaͤrts, den Sechafen von Chofan 36° ?M.Be3%),
wobuch ein Theil der OR» und der Shpn-Käfle der Halbin⸗
ſel, nebfl der Situation der vorliegenden kleinern Infeln bis
Duelpaerts hin, durch ihn, berichtigt wurden. Die ganze We:
Lüfte erhielt duch Lord Amherſts Erpedition und feine Bes
gleiter, bie See:Tapitaine M. Marwell und Baſil Hall
(1816 9), mit ihren vorliegenden bi® dahin gänzlich. unbelannten
"nfel:Gruppen, bie man James Halls Arhipel, und Ko:
rea Archipel, mit den Sgiffords und Amperfi:Sunfeln
genannt hat, eine ganz neue Geſtaltung, da biefe Inſelgruppen
früberhin für Theile des Continentes gehalten waren, wodurch bie
Halbinfel eine unmäßige Vreitenausbehnung gegen den Weften
erhalten hatte, bie nun erſt auf ihre wahre Ausdehnung reducirt
werden konnte. Diefelben wefslihen Küflengegenden haben in
der Nähe, nörcdlih des Sam. Halle Archipels, alfo etwa
unter 38” N.Br., in dem Lob taou Infeln, dem benadbar:
ten ungenannt gebliebenen Hafen, unb ber großen und tiefen
neuentdedten Bai, welhe man Marjoribants Hatbour
(nad dem SPräfidene des Comittee6 im Macao, von welchem bie
Erpedition des Entdederfchiffee Lord Amherſt, im Jahre 1882
ausgefandt war) genannt hat, allerjüngft von neuem Berichtigum⸗
gen und Aufllärungen erhalten, in einer Käftengegend, die nur
noch etwa 22 bie 24° geogr. Meilen von der Refidenzftadt Korea's
entfernt war. Leider find in den von Hugh Hamilton
Lindfay, als Vorſtand diefer Engliſchen Erpebition °), um
Va
200) ne W. R. Bronghton Voy. de Decouvertes ete. Trad. Paris
1807. 8. T. II. p. 215 — 266. ®?7) Capt. Maxwell Sketch of
Survey’s in the Gulfs Petchealu, Leotong, Chinese 'Seas, etc. in
H. Ellis Journal of Lord Amherst Embassade to Chinaychond. |
1817. 4. Chap. IX. p. 471— 477; John M’Leod Vo of His
: Maj. Ship Alceste along tlıe Coast of Corea to the Jaland,pf Lew
chew etc. Lohd. 1818. 8. Sec, Ed. p. 42 — 60. 22 Report
of Proceedings on a Voyage to the. Northern Ports of China, in
. the Ship Lord Amberst. Extrarted from Papers printed by Order
of the House of Commons, relating $0 the Trade with China.
London. 8. 1833. A. Lindsay’s. Report, p. 215-— 250. B.
0 Gützlaffs Report, p. 293 — 205. Bergl. Experimenta) Yoyage |
Korea, Quellen und Siteratur. : 570
ſich an dem Chinefiſchen Oſtgeſtaben neue Handeldwege für Bcie
tiſche Waaren zu eröffnen, und von feinem Begleiter, dem Deuts
fen Miffionar Guͤtzlaff aus ber Mark Brandenburg , öffents
lichen aus den Acten des Englifchen Parlements 9) mitgetheltten
Nachrichten, Teine genaueren DOrtebeftimmungen über die Küfte
Korea’ 6 wie doch Über die Chineſiſche beigefügt, obwol wie nicht
daran zweifeln, daß fie ebenfalls an berfelben gemacht find. Won
allen ben genannten Küftenpuncten wurden aber die Europäer
lets, alles Widerſtrebens ungeachtet, in das Junere des Landes
vorzudringen, aus bemfelben zuruͤckgewieſen, daher die Reſultate
Diefee muͤhſamen Anſtrengungen doch nur ſeht kaͤrglich für bie
Wiſſenſchaft ausfielen.
Es war daher, in ber von bem durch ſeine vielfachen Reiſen
im Morgenlande bekannter I. S. Buckingham projectitten
wiſſen ſcha ftlichen Entbedungseeife?W), mit Recht als eine der Haupt⸗
aufgaben hervorgehoben, dutch ſpeciell auf Korea verwendete
Kraft zur Unterſuchung des Innern dieſer Landſchaft wie feiner
Geſchichte, Lebensweiſe und dee faſt unbekannten Sprache feinee
Bewohner, die Geographie, Geſchichte und Linguiſtik von dieſer
drückenden Unwiſſenheit zu befreien. Denn bisher war ſelbſt die
Sprache Korea’s in Europa gärzlih unverflänklich, und das
ber auch deſſen einheimifche Literatur; obwol es dieſer an wich⸗
tigen Merken nicht fehlt, die auch kürzlih turh v. Stebolde
Bemühungen über Japan glüdlih nad Europa gelangt find.
Dahin gehören: «in in Korea gedrudtes Wörterbuch bee
Korea Sprache !) in zwei Bänden, wovon feibft in Japan
to the N.E. Coast ef China in Asiatic. "urnal New- Series,
Lond, Vol. XIL 1833. p. 166 — 173. 3
9°) Return to an Order of the Honor. House of Commons regui-
ring a Copy or Extract of any Despatch which may have bees
addresged by the Court of Directors of the East-India Company
to the Supercargoes: at Canton, in reference to the Yoyage re-
cently undertaken by the Ship Ambherst to the Northeast
Coast of China; together with a Copy of any Reports or Jaur-
nals of the said Voyage. Ordered by the House of Commons to
be printed 19. Jun. 1833. Folio. 00, J, S. Buckingblam Es-
quisse d’un Plan de Voyage autour du Monde etc., ayant pour
but lea Inter&ts combines des Decouvertes de ta Civilisation et da
' Commerce. Paris, ch Rapport sur le Projet de Voyage de Buk-
kinglam p. Klaproth. Paris. Dec. 1830. I) Vago rouige
mokourok, ou Dictionaire detaill& de la Langue Corsenne H
Vol. in v. Siebolds Sammlung.
522
ER
580 Df-Afen. Mofferfofieıwe. 1. fie. 5. 80.
am 2 &rempläre exriſtirten; din Schlüſſel zur Kureafhrifte,
durch weichen alle Koreaſchriften mad, ihrer wahren Ausſproche
gelefen werden können, und ein, wenigſtens von einem Nachbar,
in 5 Bänden gefchriebenes und zu Sedo in Japan, im Jaher
4750 gedrucktes, ſehr wichtiges Wert %2), darin ſehr detailiine
Machrichten uͤber die Gefchichte, Geographie, Sprache, Religion,
Producte, Sitten und Gebraͤuche Korea’s fid befinden. Dos
bis dahin Ichrreichfie vergleihende Vocabular der Korea
Sprache nebft einigen _biftorifchen Notizen Aber die Abſtam⸗
mung und Geſchichte bes Volks aus Chinefifchen Autoren, iſt in
der Aſia Polyglotta?) mitgetheilt; hiezu koͤmmt das interefs
Tante, in der Chinefifchen Reichsgeographie gegebene, ) weiches Klap⸗
roth mit denen von Witfen, v. Siebold und anderen bereis
est hat. Nehmen wir zu alle dem Sefogten noch einige wenige
Sompilationen aus den Sefuitifhen Memoiren, hie unb da aus
dem Klang yu Pi, die uns zu Gebote Heben, und von Chi:
aefifden oder Sapanifihen Karten hinzu, deren neuefte
vom Sapaner Rinſifee?) ebirt if, fo glauben wir über ein
miemals in Europätfchen Geographien genau befcheiebenes, nicht
ambebeutendes Land dee Erde, wenigſtens die. wichtigfien Quellen
ſammt ber Geſchichte feiner geographifchen Literature kuͤrzlich in
geordnete Ueberſicht gebracht zu Haben, um bier auf eine gewiffen>
haftere Weife als bisher nicht ohne Gewinn, wenn auch mus die
bis jegt noch geringen Mefultate vorangegangener Bemühungen,
und mit Wenigem, aber ben Quellen gemäß, bem reichen Kranje
geographifchen Exkenntniffe von Aften anreihen zu können.
Wir beginnen mit den vollſtaͤndigeren Nachrichten der Chi⸗
nefifhen und Japaniſchen Quellen und den aͤlteren Sefuis
tenberichten, und fügen die Iocalen Aufllärungen fpätee Eur
paͤlſcher Beobachter hinzu.
302) Tajoosen monogatare, tb ‚Description de la Coree
‚par Kimoura Ri@mon, Jedo. 1750. 5 Cahiers; in v. Siebolbe
‚Sammlung; Nouv. Journ. Asiat. T. IH. p. 404 — 408.
2) Asia Polyglotta von Klaprotli. Paris 1825, 4. Nr. XVII Kores-
ner. p.335—343. *) F. Apercu Gen. des Trois Royaumen. 1. c.
.123—144. .®) Carte des huit Provinces du Tschao
ian, in Plates and Maps te acoompany the San kokf Tsou Ran
— ou Aperqu Gen. des Troi .—. p. Klaproth. Paris
‚Korea, Gebirgszug. | ' 58;
d) Bandeögefhichte und Lanbeöbefhreibung im Allgemeinen.
" Der Cherfonefus ber Korean er ſcheidet die Fapanifche
See von dem Hoang hat oder Gelben Meere, dem Golf von
Petſcheli und Leao tong; er ift auf drei Seiten meerumfloſſen,
indeß er nur mit dem noͤrdlichen Ende, wie der Italiſche an
Europa, fo an das Mandſchuriſche Aſien geknuͤpft iſt, mit deffen
Gobirgelande er durch die Gebirgsekette des Tſchang pe Shan
cf. Min Bd. J. S. 90, 97). der Heimath der Mandſchu. in uns
mittsibarer Verbindung ſteht. Die Chinefifchen Karten fegen die⸗
fen heiligen Berg auf ihr Gebiet, als Grenzberg, die Sapanifche
Specialtaste von Koren nemmt ihn Tfio faë fan, aber zieht
ihn noch zur Halbinfel, und giebt im Norden. beffelben den Pe
heou Schan oder Peteng Scham (Fakto ſan der Sapanım)
als Grenzberg an jenſeit deſſelben die Mandſchu mohnen:
Beide Berge, ſagt der Japaniſche Geograph Rinſifee6), ſchlie⸗
ßen das Land, fo daß zur Seite kein Weg nach China vorbeis
geht; nah China muß man ber Weſtkuͤſte folgen, bie Infeln des
Zeao-tung entlang.
Das Maer im Ofen ber Halbinfel,- foge- ‚die. Geographie
ber Ming’), iſt fo fi und Bar, daß man bis 10. ——
( Toiſen) in feine Tiefe hinabſieht.
Anoleg, wie bie. Apennin Ketae, won den. Aupen —
S. 2. chend, ganz. Stalien-feine Geflaltung giebt, - fo auch die
Korea⸗Ketta ald füdlihe Berlängerung bes Tſchang
pe-Schan, mit dem fie durch Hochgebirge verknuͤpft iſt. Ihre
Steilfeite tritt. am hoͤchſten, wie der Apenninzug dicht zum Qſt⸗
geſtade der Halbinſel, weiche das gebirgige iſt, indeß ihr. gee
gen Weſten, die fruchtbareren, groͤßeren und- beſſer bewaͤſſerten,
auch bebauteren Thalgebiete vorliegen, das Südende. ber Halb⸗
infel aber. in die mildeſten, fruchtbarſten uud zugaͤnglichſten Lande
ſchaften ſich hinabſenkt. Daher auch die Quellen aller größeren
Fluͤſſe, der Hochkette nahe am Oſtgeſtade entſpringen, und
ihren weiteſten Lauf gegen Weſten nehmen, Parallelfluͤſſe unter.
ſich; nur ein: paar geringere fließen gegen Süben ab;, gegen
Dften aber kein. einziger, fondern dahin kürzen. f ch nur a
Gebirge baͤche unmittelbat in den Dream.
°) Rinsifeo in San Kokf Tsou Ran To Seis 1. c, p. 12.
7) Tai thsing y thoung tobi 1. c. in San Kekf Taou otc. ed.
Klaproth. Paris. 1832, 1. c. p. 109.
‘
582 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. I. Abfchn, 4 80.
Erſt die Nordoſtgrenze der Halbinſel wird durch den
großen Thu men Kiang (Tu men ula, ſ. Aſien Bd. I.
S. 93, 97, f. oben ©. 436) gebildet, deſſen Quelle am Fuße des
Tſchang pe Scan entfpeingt, befien Lauf gegen N.O. ziehend,
amd die dortige Außerfte Nordoſtprovinz Korea, Hian king bis
zum Sapanifchen Meer umſtroͤmend, duch Kaifer Khang hi,
feit dem Sabre 1715, ale Grenzfluß bes ganzen Königreichs
beſtimmt warb). Er ließ am demfelden alle Wohnungen zets
Rören, um jedem Grenzftceite vorzubeugen, alle Anwohner mußs
ten fid) von feinem Ufer entfernen, mit dem Verbot fid, dort aus
zufiebein, ober. den Ader zu baum. Alle Communication mit
Korea warb feitdem ſtrenge verboten, und ein Militaircors
don von Ning guta (f. oden S. 499) dort eingerichtet. Dies
fer Tu men ula bededt fi jährlih vom Sten bi6 zum Zten
Monde mit 3-5uf dicker Eisbrüde, über weiche man bann mit
Laftwagen hinwegfaͤhrt; erfl im Iten Monate wird er dann ſchiff⸗
Bar. Dat. Regis der, jene Gegend am unteren Flußlaufe befucte,
bemerkt, daß die Koreaner in früheren Zeiten dort 9) gegen bie
noͤrdlichen Tatarifchen Nachbarn eine Wauer erbaut gehabt hät:
ten, die man jedoch wicht mit dem Dftende der großen Chinefis
ſchen Mauer vergleichen könne: denn fie fey weder fo mächtig au
Dice, noch fo terraſſirt wie jene, und fey auch feit einem Jahr⸗
hundert ſchon faſt gänzlich zerflört worden, nämlich. feit dem ers
Ken dortigen Vorruͤcken ber ſiegenden Mandſchuvoͤlker.
- Dos Norbwefltiche Hauptſtrom, der Palukiang, (Ya en,
f. ob. ©. 436) vom hohen Tſchang pe Schan entfpringend, zieht mit
12 Zuflüffen gegen S. W. zum Hoanghai, durch bie Korea: Pros
vinz Phingngan, und bildet zwar deffen natürliche, aber nicht
‚ bdeffen politiſche Bronze, die auf den erfien Gebirgszug feines
Nordufers verlegt ift, von mo die wüfle Gebirgtzone beginnt, jens
feit weicher dad Chineſiſche Grenzterritorium mit der Handels⸗
Rode Fung Huang efhing (Kong Hoan, d.h. der Phönir)
als einziger Daffageort und Tranfitg Markt, zwiſchen bem
Baſallenſtaate und den himmliſchen Reiche feftzuftellen beliebt wurde
cf. Aſien Bd. I. ©. 96), über weichen auch die Tribut⸗Straße
nah Peking geht. Das Waſſer des Da Iu kiang, fage bie
205) Taf thsing etc. I. c. in San Kokf Ton etc. p. 119, 12.
*) Pat. Regis Observations bei Du Halde T. IV. p. 531.
f
Kores, aͤlteſte Bewohner. | 583
Neich6gesgeahpie !0), iſt blau, gleih den Federn ber En.
tenktöpfe, daher fein Names «6 iſt ganz Har. Er iſt groß,
300 Schritt breit, trägt große Schiffe zur Ueberfahrt. Er kann
bis 10 Stunden (10081) aufwärts, von feinee Mündung in gtos
Ben Barken .befchiffe merden, dann aber nur von Beineren bie
25 geogr. Meilen (520 &i) bis nad Huon tu, das ſchon zwi⸗
ſchen den Schluchten des Hochgebirges liegt. An dieſem Stroms
be Norbgrenze, aufwaͤrts, zog das Heer der erzuͤrnten noͤrd⸗
lichen Nachbarn der oͤſtlichen Khitanen, von Tunguſiſcher
Race, unter der Leao⸗Dynaſtie (ſ. ob. S. 538, ſ. Aſien Bd. I
©. 352), als fie, im Jahre 1012, die Eroberung Korea's begans
nen, und im Jahre 1014 die Kaoli (d. i. die Koreaner) uns
terjochten, wodurch die. erfle Dynaſtie der Kaoli, oder ber
Korea Herefcher vernichtet wurde.
Wie die Gefchichte ber Halbinfel Staliens, in die der ein«
hbeimifchen, wenig belannten Aboriginer bes Südendes mit
transmarinen Einzüglern der Griechen, Carthager, Ara⸗
bee, und der vom Norden her zu verfchledenen Perioden eins
fallenden, continentalen Bölkerfhaften, wie be
Etrusken, Bojer, Ketten, Gothen, Zongobarden und anderer zers
faͤllt, ſo auch die Geſchichte Koreas, ohne welche, wenn auch
nur im allgemeinſten Umriſſe deſſen Geogr aphie voͤllig unver⸗
ſtaͤndlich bleibt.
Die Halbinſel ward in den fruͤheſten Zeiten von den Nach⸗
kommen einer Mittelafiatifhen Nation bewohnt, bie ehe⸗
mials den beſondern Sprach⸗ und Voͤlker⸗Stamm dee Siän pi
dildete, der aber nad) manchem Raubzuge, als Zeitgenoffe ber
Hiongnu „ [horn im V. Saecul., als ſolcher, aus ber Geſchichte
verſchwunden iſt (f. Aſien Bd. I. S. 244). Aber, noch heute
werden die Koreaner, bei den Japanern mit dem Namen
Siän pi genannt; deren Vaterland im Nordweſt von Peking,
in der Mongolei, wo der Stamm Karafchin weidet, liegt. Auch
Kirin, oder Girint) iſt noch heute ihre Name bei Japaner
und Chinefen, von ihren frühen Wohnfitzen am Songari
(ſ. Stadt Kirin ob. &. 436). Zugleich ward aber in früheflee
Zeit die füdtihe Hälfte Korea's von einem ‚andern Volke
ee thaing * L. c. p. 116, 51, 80. 321) Rinsifse in San Kokf
u etc. p. I Ele
584 OB-Afen. Waflrfofene. 1. Wide. $.80.
(vieleicht vom mehren) Ramens Chau?!?) (ober Han) ber
wehnt, das aus 3 Staͤmmen, Ma Chan (Ma Hen), Pian
Chan (Pian Han) und Schin Chan (Schin Han) be
fand, die auh die San Chan, d. i. die Drei Chan ober
Han (oder San Han) genannt wurden. Eie feheitten eigne,
von den noͤcrdlichen Bewohnern Korea's verſchledne Sprachen ges
fprochen, und mit ben Japanern in Bildung, Gitten und Bes
beäuchen Achntichkeit gehabt zn Haben. Es wird an einer Seele")
zwar gefagt, die Shin Han wären aus China verjagte Nach⸗
kommen der Thſin Dynaflie geweſen, die emblich, nach vielem
Ungluͤck, ihr Aſyl Im füdtichern Theile dieſer Halbinfel gefunden haͤt⸗
ten. Es mag diefe etymologiſche Sage wol eine ähnliche Bewandniß
haben, wie die Zrojanifche Anfiediung des Aeneas in Latium.
Die Ma han follen fie bei ſich aufgenommen haben. Könige
Durften fie als Erilirte nicht baden, diefe hatten fie aus ben Ma
Han nehmen müſſen. Die Sprache ber Thfin hätten fie ges
fprochen, fie ſollen ſich tatowirt haben und febe tapfer geweſen
ſeyn. Die Pian Han follen ben Zſqhin Han in Gprade
und Sitten ähnlich geweſen ſeyn.
Die Chinefifhe Reihsgeographie fagt !*), die drei
EGüd: Provinzen Koreas: Khing hang, Zhfiuanie
- und Tchoung thfing, In denen, in bem erflen halben Jahr⸗
taufend n. Chr. Geb., ſich auch Kleinere, felbfifländige Königrriche,
wie das von Sin 1015) und Pe fi aus den Völkern der Drei
Han, die aus 78 Tribus beftanden haben follen, geflalteten, find
Diejenigen im Lande, welche allein weite, fruchtbare, reiche
Ebenen haben, deren Cinwohner am gefhidteften unter den
Bewohnern Korea’s find, welhe Poeſie und Literas
eur lieben. Khingchang, die aͤußerſte Süboft- Provinz
gegen Japan zu, iſt aber bie antite Heimath de Shin Hanz
Thfiuanto die aͤußerſte Südwefl: Provinz (gegen die vor⸗
Uegende Inſel-Gruppe der Quelpasrts) ift die der Pian
Han, welche in Sprahe und Sitten jenen gleih find, dieſe
Einwohner haben vieredige Köpfe, und gleichen, ſowol Mäns
ner als Weiber, den Japanern. Tchoung thfing, die Pros
vinz, welche im Norden an letztere grenzt, und alfo an ber Weſt⸗
332) Asia Polyglott p. 334. 3°) Tai thsing ds L cp. 153
— 155. ı%) Tai Theing etc. I, c. p. 92, 98. 3>) Tai
Ühsing etc. L e. p. 166 — 100.
⸗
‘ 3
Korea, mythifche Geſchichte. ..585
Che der Halbinfel Liegt,“ ift aber 'nedft ihrer noͤrblich geldgenen
Provinz Houang hai (noͤrdlich der Hof- Provinz, King, weis
de die Mittel:Provinz Koreas iſt, mit ber Reſidenz Kingkitao),
dis antile Helmath der Ma Han. Dies waͤren alſo die Pros
vinzen mit den Aboriginer⸗Sitzen, zu denen wol auch die
Beiden Mittel Provinzen Riangyuan und Kingti, die Dofs
Provinz, gehören, von denen an einer anbern Stelle gefapt wich,
‚daß diefe die antike Heimath der Weime 16) feyen, eines Volte⸗
ſtammes, den wir jedoch weiter nicht kennen. Auf jeden Fall
ſcheint der Chin⸗ſiſche Geograph biefe "feiner gebildeten Suͤdbe⸗
wohner der Halbinſel, auch heute noch, von den mehr ktiege⸗
rifchen Einwanderern des Nordens zu unterſcheiden. Denun er
fagt, die Bewohner der beiden ſchon zuvor genannten Nordpro⸗
dinzen, von Phing ngan und Hian King find dagegen gute
Reuterund:Begenfhägenz jene iſt abe ‚Die Heis
Math der alten: Tfhbao ſiam, biefe die Heimäath bei
Kaoli, von derem beiderlei Supremat bie ganze Halbinfel ab>
wechſelnd ihre Namen bei Chinefen, Sapanırn und Europfͤerm
EKaoli, Korai, Korea) erhalten hat. Jedoch beide aͤlteſte
kandesbewohner Sianpi wie die deei Dan und Weime,'die
bei den Jeſniten auch wol bios Me!7) heißen, wurden ſehr früße
jeitig mit andern’ Eindringlingen gemifcht.
Die Japaniſche Encyclopädie (We banfen 1fat
thou), in der Hiftorie von Korea (Toung kuẽ thung fan), citirt
tiber ihre ‚mpthifche Periode eine Stelle, darin gefagt wird 36):
Anfangs habe Korea Erin Oberhaupt gehabt; ein übernatürtiche®
Weſen ſtieg aber herab (vergl. oben S. 19%, 289, 378) unter ei⸗
nn Sontal: Baum (Than mou); die Emmohner bes Lans
des erhoben ihn zum Pringen, und nannten ihn Than Kliun,
d. i. den SontalsPrinzs fein Mech ader Tſchao ſtan
(2300 Sahe v. Chr. G.). — Sehne erſte Refidenz war zu Wangs
hian (in der NochweflsProvinz Phing ngan), fpAter zu Peyo,
wo fie bis zum Sabre 1317 v. Chr. ©. blieb; dann ward fie auf
den ‚Berg Afzwta (Afftat?) verlegt. Daſſelbe fagt Rinfifee,
ber Kotreas Geſchichte mit dem Chaos anfängt, und die Rache
kommen des Santal Prinzen taufend Fahre herrſchen laͤßt, bis
bie Chineſen Korea in Beſit nahmen, die einen König —
20), Tai thain 1. c. P. 28, 81. MI) Du Balde Deser. Tom. w.
bin abregee de a Coree p.639. ?*) San Kokf Tsou etc. Lc.
p. 22. Nota p. Klapreth Nr. I.
'
586; DfisAfien. Waſſerſyſteme. I:: Kefhn. $. 80,
(Khbi fu) sinfepen, der ſeinem Reiche ben Ehrentitel Fſio ſan
(Khao fian, d. b. ſchoͤnes Morgenland, oder Mor⸗
genfriſche) ?id) glich.
Die Chineſiſche Reichs häſto rie 0) zaͤßt auch ſchon zu
Daos Zeiten, als China aus 9 Provinzen beſtand, die Halbinſel
Korea durch einen van Chineſen eingeſetzten König Khit ſu (im
3, 1122 vor Chr. G.), welcher Agricultur und Seidenzucht eins
führt und Geſetzgeber iſt, bebersfchen,, bes eine Zeit lang von der
‚Deoving Perfchell abhängig biieb.: Aber, gegen das Ende ber Chis
nefiſchen Dynaſtie der. Han (reg. von 163 vor bis 221 nedy Che.
Seh), fährt fie fort, kam von dee Nordofl:Grenze Koreas
(aus bem aͤltern Ku yu) ein Eroberer, ber feiner Herrſchaft den
Ehrentitel Ka o Li oder auch Kao kiun li gab, nad) dem Namen
ah Landes ?!),. von dem er. herlam. Dies iſt die erſte, ältefle
der dreimal ſich wiederhofenden Douaftien des naͤcdlichen Ge⸗
biegevoides der Kaoti (eigentiichen Korea ner n) walche aber
demals · noch nicht zur Herrſchaft von gan Korea gelangt zu ſeyn
ſcheint, und auch fehe bald’ wieber durch, Chinefifche Derrfchaft
werbeinge wurde, fo daß damals ber Name Kaoli (Koral ber
Japaner, daher das Korea der Europäer). wol ſchwerlich ſchon,
ſondern erſt weit fpäter, allgemeiner geworden feyn mag. Denn
Die mit China befreundeten Herrſcher zogen fpäterhin immer wies
der. den Titel. Tſchao fian für Korea par) und nahmen, wie
> B. ſchon König Lian, der im I. 413 n. Chr. Geb, Embafs
fade und Tribut nach China fchicte, feine Refidenz in ber ber Chis
neſiſchen Seite benachbauteren Gegend, zu Phing jang ??), im
berfelben Stadt, weldye auch ſchon vor dem Einfall der Kaoli,
untee dem Namen Wang bian, bie Ältere Refidenz geweſen war.
Diefte König Lian vous Tſchao ſian hatte fein Reich in bie
B-Tao ober Provinzen geteilt, welche. feitbens immer - ale
Grund⸗Eintheilung Koreas beibehalten werden find.
| Die aht Provinzen Koreas (Zao).
Provinz I. Kingki (d h. Hof» Provinz, wol ein fpäter
exft gebraͤuchlich gewordener Titel), fonft die Mittel: Provinz
der 7 andern Provinzen genannt, oder „bie .von ben vier
Meltgegenben geficherte," in deren Stadc Hantfhhing
99) Tai theing ete, I. & ve Not. — >? ebend. p. 22,2 143.
29) hend. p. 151. sr ebend. p. En
/
Korea, die 8 Provinzen. 587
erſt ein König Litan zu Anfang dee Ming⸗Zeiten (Anfang bes
XIV. Jahrhunderte) feine Mefidenz verlegt 23) hat, ‚daher biefe
Stadt, feitbem erſt, King ki tao bei Koreanen, Konglitae
bei Chinefen hieß. Diefe Provinz ift mit der —— die Hei⸗
math der Weime.
Provinz H. Kiangyuan (b. 4. Quelle des Fluffech⸗
im Oſten von jener; mit dem Kuͤſtengebirge, aus welchem bie
Duelien des großen Fluſſee Han Klang (oder Hiung efin
Kiang) entfpringen, der gegen Weſt firömend die Mitte ber
Halbinſel durchfchneidet, fie in eine ſuͤbliche und nördliche Hälfte
natürlich theilt, und Leine Stunde (102) im Suͤden?) der Mefis
benz King iitao vorkber fließe. Ueber dieſen Fluß geht Im S. W
der Refidenz die Furth, welche Yang hua tu (auch Linefin :
gu) heißt, und welche vom Süden ber die Hauptzufuhr vormit⸗
telt. Ihre größte Provinzialſtadt heit Ktang ling fu.
Provinz IE HDuangbat, d. h. Gelbes Meer im Row
den der Hof: Provinz, am Weftgeftade, am Gelben Meere gelegen
in ihre und Ihrer nordweſtlichen Nachbar Provinz, Phingngam,
wird die Heimarh der alten Tſchao fiam angegeben, nady deren
Herrſchern die Chinefen der diteften umd neueſten Zeit gang Korea
tituliren. Ihre größte Provinzialſtabt heißt Huang tſcheou.
Provinz IV. Tſchung thſing (d. h. die wahrhaft
reine, oder bie treue Provinz), ebenfalls am Weſtgeſtade
zum Gelben Deere gelegen, aber nicht wie die vorige im Norden,
fondern im Süden der Hof: Provinzz «8 iſt bie antite Heimath
dee Mahan 25);3 ihre größte Provinzialſtadt heißt Tf unge
tſcheou.
Provinz V. Thfiuan lo (d. h. die Suͤd⸗Proviuz), es
iſt die Suͤdweſt⸗Provinz der Halbinſel, die antſke Heimath
der Pian Han; fie wird das See⸗Thor gu Korea genannt;
ihre erfie Provinzialſtadt heiße Thfiuan tfhedu. Don biefer
führt ein Hauptpaß, zu Lande, Nanyuan genannt, dee Weſſ⸗
paß, zur Refidenzftabt, aber aus der vorigen Proving führk die
zwdite Hauptpaß, ber Oſt paß, in dem Berge Uling (d. .
Schwarzer Berg) liegend, zu derſelben Reſidenz der Miktel⸗
provinz.
Provinz VI. King hang (d. h. der glüdtien Bor⸗
3») Tai thsing ete. 1. e. ar 43, 84) ebend. pP 109, 122,
2%) ebend. p. 46, 9 ö =
I
/
1
588 Oft-Afin. Wafferfoftene. 1. Abfhn. 6. so.
bedeutung) iſt bie Sudoſt⸗Provinz der Halbinſel, gegen
Die Japaniſche Seite gerichtet, daher fie auch das Bollmwert??6)
Aſchao fans gegen Japan heift.. E6 iſt die antike Heimath
der Schin Han, und war früher das Königeeih Sinto. Ihre
geößte Provinzialftabt heißt King tſcheou; auch liege in ihr ber
deruͤhmte Hafın Su fhanı dir Haudtſtapelptatz der Japaner
kei isren Meberfällen in Korea, - |
Peovinz VH. Hian King (d. h. die. Städfetige), bie
Rorbofts Provins, im Norden von Kiang yuanz alfo am ges
birgigen Oſtgeſtade bis, zum: Tu men ula bin, die alte Heimath
der Ka oli. Da dieſe Provinz, fagt die Chinefifche Reichſsgeogra⸗
phie,.im Nordoſten, und Tſchung thſing im Suͤdweſten,
King Ei tao, oder bie Hof: Stadt dee Mittels Provinz, tn ihrer
Mitte, als die beiden Hörner der Vertheidigung tn ihren Schuß
nehmen (wie Acrocorinth. und Ichome im Nerden und
Suͤden: die beiden Hörner des Gricchifchen Peloponnefus, bei Po:
Ipbius u. a.) 77), fo werden beide mit dem Ramen Shians
ling 23), d. i. die Himmels⸗Paͤſſe genannt. Die erſte Pre
winpaikedt. heißt Hinnbing fu.
Deovinz VII. Dhingngan. (db. h. die Friedens Pro⸗
die ‚äußere Nosdwef: Drovinz Koreas, die Grenz;
provimz gegen Mukden, die Heimath dee Mandfchu, und gegen
Bas Chineſiſche Reich. Es iſt die antike Heimath bee Tſchao⸗
Fiam, und ihre erſte Provinzialſtadt Phing jang auch bie ans
tike Nord⸗Reſidenz 29) Kortas geweſen. Dieſe Provinz Rand ſtets
am meiſten in Verbindung mit China; zur Zeit der Mongolen⸗
Herrſchaft unterwarf ſie ſich, im Fahre 1269, ſelbſt der Puan⸗
Dopnafiie-mit 60 Staͤdten; nach beren Berttribung aus China
fiel fie aber an das Koͤnigreich Tſchao fian zuruck
: Aber fchon weit früher war dieſe Provinz in viele Beruͤh⸗
zung mit China getreten, und als die mächtige Zang:-Dypnas
Rie dee Chinefen, zum erfien male eine Herrſchaft der Kaoli
Funte; und bie damalige Nordreſidenz Phing jang eroberte (im
3. 668 a. Che. Geb.), sichtete fie eben daſelbſt wieder ihr neues
Gounvernement ein, das den glänzenden Titel, Militaiecoms
mando zur Herflellung des Friedens im Morgens
Lande (in Tſchao ſian) erhielt.
286) Teithsing 1. c. p. 28, 46. 2») Polybias VII. 11. 3. 'Piu-
tarch Aratus 50, Strabo VIII. 36. **°) Taithsing L c. p. 46.
3®) chend. p. 72.
x
- Korea, Kaoli. 8do
So lange bie Tang⸗Dypnaſtie in China herrſchte, mar
bie Halbinfel Korea’s flets in mehrere Künigreiche getheilt
(die drei Han, San Han, im Süden in Sinlo. oder. Sinzg,
und Petfi). Gie wurde aber von Norden her mehrmals von
den aͤltern Mokho, den Khitan und Kaoli von neuem bes
drohet, die auch theilweife darin Uebermacht gewannen. Zu Ans
fange des X. Jahrhunderts iſt von einem Priefler des Buddha
die Rede, dee Kungi heißt und König des Landes ward; aber
mit dem Stun der Zang:Dpnaftie ging aud feine Horte
Thaft zu Ende, und die jüngfte Eroberung der Nordiſch en
Barbaren von der Race der Kaoli, Korai ber Japaner,
unterwarf fich (im 3. 934) ganz Korea. Aus einer Notiz des
Pater Regis 3) zu fchließen, koͤnnten diefe Eroberer auch von
den Jutſchy (ober Niutſchi den nahmaligen Kin, die auch
Nord: China Überfielen, f. oben &. 436 ꝛc.) aus gegangen feys, '
welches die alten Stammvordern, der Mandſchu find. Dody ift
niemals von einer Verwandtſchaft ber Mandfhu und Kaoli
(oder Koreern) die Rede. Diefe neuen Gebieter des Landes, die
Kaoli, zahlten zwar bald auch Tribut an bie Chinefifchen Kai '
fer de Sung: Dynaftie, und fhidten ihr Embaſſaden; aber
fie ſuchten zu gleicher Zeit es auch mit ben im Morden angrens
zenden Herrſchern der Khitan (Liao) und fpäter der Kin (d. j.
die Miuefchi-oder Altun Khan) es nicht zu verderben 31), welche
legtece fie ftatt der übermächtigen Khitan (Seit 1014), die fie
wieder verjagten, Ins Land gerufen hatten. Als die Mongo,
len: Macht ſich heranwälzte, waren diefe von. der jüngern Dy⸗
naftie der Kaoli die erfien, die ſich ihnen frühzeitig (im Jahre
1219) 32) unterwarfen, obwol fie auch baid wieder zebellirten und
von Oktai Khan (im Jahre 1232) wieder zu Paaren getrieben.
werden mußten. Als die Mocbwefl: Provinz, Phing ngan, mit
ihren 60 Städten, wie oben gefagt, ſich ſelbſt an Khublai
Khan unterwarf, wurde.diefe zue Mongolen : Herefchaft geſchla⸗
gen; doch ſicherte dies dem Kaiſer noch keinen großen Einflug
am Hofe in King i tao zu, wo feine Geſandten nur wenig Weis
ſtand zur projectieten Erpedition gegen Japan fanden .(f. oben
©. 574). Als das Anſehn der Mongolen vorüber war, fandten '
20) B. Regis Observations ewetipen sur le Roy d 8 Corte b.
a Halde T. IV. p. 534 etc. Hist, abregee 9— la Corde
1. c. b. Du Halde T. IV. p. — Til. we. La. Be —
72, %, .; .°) Taithsing ec ‚L. c- p. 36:
—
590 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. J. Abſchn. $. 80.
Die Könige von Kaoll (Koral), im Jahre 130, dem ern
Kaiſer dee Ming: Dyhaftie Embaffade und Tribut d22), und erhiels
tem bafüe ben Titel Tſchao ſian, wie vor alten Beiten wieder
verliehen.
Der Frieden Korea in der naͤchſt folgenden Periode ſcheint
faſt nur allein ducch Japaner geftört worden zu ſeyn, bie, im
Jahre 1592, ploͤtzlich einen Eroberungszug nach dieſer Halbinfel
machten. Schon in weit früheren Zeiten war das ſuͤdtiche Korea
wol ſchon einmal von ihnen erobert (von der Kaiſerin von Ja⸗
pan, Sin tu kwogu, reg. von 201 bis 269 n. Chr. Geb,) >),
"und im Jahre 065 das Koͤnigreich Sinlo in der Shdofl Pros
vinz, wie im Jahre 247 das Königreih Petfi in der Suͤdweſt⸗
Provinz teidurpflihtig gemacht. Diefe Herrfchaft ſcheint aud
noch weiter weftwärte gereicht, und noch im X. Jahrhundert 3°)
fortbauernden Beſtand gehabt zu haben, worüber uns jedoch die
Geſchichte nichts näheres ſagt. Aus diefer Periode mag fo manche
Sapanifche Sitte und Eultur in Korea eingetwandert ſeyn, von
wo bagegen Buddha⸗ECultus feine Tradition vom Continent jur
Inſelgruppe gewonnen haben mag (im 3. 652 n. Chr. Geb.) *),
Gegen Ende des XVI. Jahrhunderts aber, darin ſtimmen die.
Chinefifhen und Japaniſchen Annalen 7) indgefamt
überein (das Zapanifhe Wert Tung tue chung kian, d. h.
wahrhafter Spiegel des Oſt-Koͤnigreiches enthaͤlt bie
Geſchichte dieſes Erpberungszuges in Korea), wurde die Hatbinfel
sum zweiten male von den Japanern erobirt, im Fahre
1592, dur Zide voſi (Phing fieowu Ey), der in ben Japa⸗
nifhen Annalen Zaito (Taiko ſama) heißt. Er war eine
der berühmteften Seogoun 8), oder Militair:Katfer von
Japan, und ſtarb im Jahre 1598. Die Groberung dee Halbin⸗
ſel, fagt der Japaniſche Annatift, machte ihm nur wenig Mühe;
denn die Koreaner waren ſehr fanft und zeigten nur wenig Muth,
An 3 Monaten waren alle 8 Provinzen erobert, fia wurden ver
wuͤſtet. Der König von Korean floh über Phing jang nad
Itſcheou, das an bee Mündung des nordweſtlichen Grenzſtto⸗
mes bes Ya (u Kiang liegt, und durch eine nahe Feſtung ge⸗
a) Taithsing ete. L. o. p. 33. 34) Rinsif6e in San Kokf Tau
‘ eto. ed. Klaproth 1. c. p- 23. 26) Tableaux histor. de l’Asie
Tab. 8. et 17. 2€) "Klaproth Recherches sur le Pays de Fou
Sang 8: p. 15. 27) Rinsifde in San Kokf Tau ete. p. 23; Tai
&hsing etc. 1. ep: 37. 9 ii reihe zu
A |
.
. Rorea, Sapanifche Erpedition. -: 591
fchuͤtzt war, er bat hier die Ming Kaifer In China um Schutz In,
Die Ehinefifhe Armee erfchien zum Beiſtande; es kam zu meh»
reren Srfehten, aber ohne Erfolg, die Ehinefen blieben eines,
wegs Sieger. Als aber Taito ſtard, kehrte das Japaniſche Heer
nach ſeiner Infelheimath zuruͤck. Nun erſt nahm die ſchwere
Zeit, unter dee Tſchao ſian geſeufzt hatte, ſagt der Annaliſt,
allmätig ein Ende. Dieſer Ueberfall %) Hat den kriegeriſchen
Geiſt der Koreer erweckt, fagt der Japaniſche Geograph Rins
fifee, fo daß fie gegenwärtig eine furchtbare Flotte befigen,
die mit tapfern Seetruppen bemannt, von guten Dfficteren coms
mandirt wird, und in 14 verſchiedenen, befefligten Häfen des
Meiches auf eben fo, viel Stationen zur Sicherung vertheilt
liegt. Das Sprichwort, fagt der Japaner Rinfifee, bes,
währe ſich au bier: „Nach dem Regen wird der Bos
den bar.” — “ |
Diefelbe Supanifhe Erpedition 2), ber fiebenjäß»
tige Krieg gegen Korea, wird in ben Ercerpten der Sefuiten
‚aus anderen Chinefiſchen Quellen, der Zeit und ben Perfonen '
nach gleich, aber mit folgenden Nebenumſtaͤnden erzählt. Im
Jahre 1592 eroberte Ky, von der Familie Phing fieou, d. 1.
Taiko, der aus einem Japaniſchen Sclaven fi zu biefer Ges
malt ethoben hatte, durch zwei feiner Keldheren bie Halbinſel.
Don dem Vorgebirge der Suͤdoſt-Provinz Ring hang in Kos
rea, erblickt das Auge ſchon die vorliegende Inſel Tfu fima
CGui ma tao), die den Japanern gehört, und umgekehrt; es find
dahin bei gutem Wetter, von Japan, nur 2 Tagereiſen Ueber⸗
fahrt. Auf dieſem Wege deſtand von jeher gegenfeitiger Verkehe
der Bewohner von Japan und Korea, auch verheiratheten ſich
beiderlei Nationen gegenſeitig. Der König von Korea lebte das
mals in Luxus und Weichlichkeit. Die zahlreiche Japaner Flotte
überfiel den Hafen Fu Schan, zog insgeheim an Lin tfin (?)
vorüber, theitte ihre Macht in zwei Corps, und biefe eroberten bie
Stadt Fonte (2). Der lange Friede hatte die Koreaner weichlich
gemacht; fie vertheidigten ſich nicht, dee König floh und fuchte
ein Aſyl Bet den Chinefen. Die Japaner Üüberfchritten ben gro⸗
ben Sluß, fie eroberten die Reſidenz, nahmen die Famille des Kt,
2°) Rinsife San Kokf Tau ete. ebend, Talthsing eto, l. c. p..78.
" 4°) Rinsifse San Kokf Tan etc. p 18. Taitbsing etc. 1. 6. p, 38.
21 — abregẽs de la Corde b. Du Halde Deser; L'g. ’b. IV
p. 549. —
⸗
—
502 Dfi-Afen. Mafferfofleme. I. bin. $. 80.
nigs gefangen, plünderten den Schatz, zerſtoͤrten bie Gräber, ver⸗
heerten das Land, drangen bis Phing jang vor, das fie bela⸗
gerten, und ſchickten ſich fchom zum Uebergang über den Ya lu⸗
.Kiang, zu einem Einfalle in Leao tong, an. Da traf das
„erfte Chinefenheer als Hülfe ein, e6 kam zu blutigen Gefechten;
am PYa lu Kiang fielen 3000 Mann. Der Japaniſche Kaifer
Tarko folgte über Tfu fima feiner Flotte, er rüdte bis in bie
Gapitale von Korea vor, in dee er fi verfhanzte. Parlemens
taire, welche Chinefen und Japaner twechfelten, glidhen den Streit
nicht aus. Ein Chinefen:Heer von 70,000 Mann wasd auf bie
Beine gebracht, «6 309 über das Grenzgebirg von Fong⸗
Hoan 2) (der Phönir: Stadt, Fung huang tſching, ſ. oben
S. 582), mit unfägliher Muͤhe; ale Pferde fchwigten dabei
Blut. Am Ufer des Ya lu Kiang angelommen, erblidte das
Chinefens Heer die Gebirge Koreas. Hier, rief fein Feldherr aus,
iſt dee Schauplag eurer Thaten. Nun begann ein fiebenjähris
ger Kampf, Schlag um Schlag, Lift um Lift, der erft mit dem
Tode des Zaito zu Ende ging (1598), worauf bie Japaniſche
Slotte in ihre Heimath zurückkehrte und die gemachte Eroberung
fahren ließ. , Doch fheint die Berbinbung mit Japan nie
ganz abgebrochen worden zu ſeyn; denn die Nachbar-Inſel Tſu⸗
fima im -8.D. (Zul ma tao) ift der Japaner Eigenthum,
ſeitdem immer, bis heute, geblieben, und der Militairs Commanz
dant diefer Inſel, ſagt Rinfifee *%), hält flets, zu Zu Shan
‚(Su fan), in dem gegenüberliegenden Haupthafen ber Südofttüfte
Koreas einige hundert Soldaten Garnifon, die er von feiner In⸗
ſel dahin ſchickt, fo daß berfelbe an Japan unterworfen iſt.
Menigftene vom Sabre 1573 bis 1619 *%) wird ausdruͤcklich ges
fagt, daß dafelbft eine Japaniſche Garniſon gelegen, die ſich aber
vor den Chinefen zurüdgezogen habe. In andern benachbarten Küs |
flenftädten von ba im Oſt, wie z. B. zu Weit Schan, Chunz
thian, und andermwärts, hatten bie Japaner fo ſtarke Feſtungen
angelegt, daß bie Chinefen ihre Sarnifonen nicht herauszufchlagen
im Stande waren. i
Capt. v. Krufenfiern *) dem noch neuerlich (1805) zu
Mangafaky derſelbe Umſtand von ben Japanern erzählt wurde,
„»*®) Hist, abr. etc. b, Da Halde L c. T. IV. p. 551 — 5585.
ER Rigsifee in er — Tsou etc. La. p. 18. *) Taitlsing
"etc! 1.,c. p. 57, 6 64. ve Kr ufenftern —
Bel — Berti Bit. 3. Th. 1. & 1
— —
Korea, Tributpflichtigkeit. 593
daß fie eine Beſigung in Korea hätten, weiche durch ben Fuͤr⸗
fen von Tſu fima (Tfuffima bei Krufenfleen) verwaltet
werde, hielt Died nur für eine Prahlerei jenes eingebildeten Vol⸗
kes; doch Eonnte dieſe Meinung meber bei feiner flüchtigen Wore "
beifahrt dieſer Sufel, noch bei ber von Capt. Broughton näher
ermittelt werden. Doch bemerkt dv. Krufenflern, die Menge
bee fhönen Baien und Hafen, die er auf biefee Doppelinfet
aus der Kerne deutlich unterfcheiden konnte, müfle den Handel
mit ihren öftlihen und. nefllihen Nachbarn ſehr befördern, auch
böste ee, daß bie Koree 5 ungeachtet fie alle Communication mie
Japan ſchon feit einiger Zeit abgebrochen hätten, doch immer
noch diefe Infel des Handels wegen befuchten. Die Chinefifche
Reichegeographie 16) ſagt allerdings von- dieſer Küfte: ehedem
gehoͤrte dieſelbe den Japanern, die hier auch Tribut einfor⸗
besten. — : ;
Dee Japanifhe Geograph führt an *7), daß der König
von Korea noch heute (d. 1. 1785) an Japan feinen Tri⸗
but in Gefchenten zu zahlen fortfahre, und feine Abhängigkeit
von demfelben ſchon duch die Schriftzüge und Titulat ur in
feinen Beglaubigungsfchreiben zu erkennen gebe; feine koſtbaren
Geſchenke, die er an den Kaiſer von Japan abfende, befländen
in dee Wurzel Rinfii (Binfeng, es ift Panax quinquefolium
nah Lin, f. oben Aſien Bb. I. S. 94), in Tigerhaͤuten,
Leopardfellen, geänen Maroquin, Fifhhäyten, Sa⸗—
tin, feinen, weißen Baummwoldenzeugen, deeffirten
Pferden und Falten. Der Sapanifche Kaifer dagegen fende
ihm vergolbete Sacher und vergolbete Reitfättel,
golbbefiaubte Schachteln, zu Papier, Steinen ꝛc., Sächer
von Vogelfedern, verſchledene Sorten Thee und Andberes.
Der erſte und zweite der Koreiſchen Embaſſadeurs erhalte dann,
ein Jeder, 500 Beine Lingots Silber und 300 Stuͤcke Leinwand;
ber folgende 200 Lingots Silber, und unter das übrige Gefolge
würden noch 1000 dergleichen vertheilt.
Wie ſich neben diefer wahrfcheinlih nur nominellen Abs
bängigteit, von Japan, aber nach dem Verfall der Ming, felt
der aufblühenden Macht dee Mandſchu⸗Kaiſer, zumal ſeit
Kaifer aIaneN? energifcher Hertſchaft, das Verhaͤltniß des
**) Tai — ete. 1. c. p. 96. 47) Rinsifee in San Kokf Taou
etc. 1. c. p. 19, 21,
Nitter Erdtunde IV. Pp
594 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. I. Abſchn. $. 80.
Vaſallenſchaft Koreas gegen China feſtgeſtellt hat, iſt ſchon
oben angeführt (ſ. ob. S. 575). So wie der König von Korea
Riebt, fagt Pater Regie, ſchickt ber Kaifer von China deſſen
Prinzen zwei Embaffadeurs, ihm den Titel Kue Vang, d. i.
König’), zu uͤberbringen; ernennt der König ſchon bei Lebzei:
ten feinen Nachfolger, fo bittet diefer den Kaifer um Beftätigung.
Er empfängt die Inveftitur Enieend, und giebt den Embaffaben:s
eine beflimmte Anzahl Gefchenke, und eine Summe Geldes, 800
Taels an Wert, Darauf bringt der Koreanifhe Gefandte in
der angegebenen Zeit den Tribut, und macht dabei die Gere:
monie der Profternation mit dem Anfchlag des Kopfes auf die
Erde, gleich den Unterthanen des Chinefifchen Reiches. Da birfe
GSeremonien ganz genau beftimmt find, um eben fo erfüllt zu
werden, fo, bemerkt der Pater, genieße auch Korean, fo lange «6
fi) denfelben unterwerfe, des glüdlichfien Friedens. Die Se:
fandten Koreas haben jedoch in Peking nicht einmal den Rang
der Mandarine vom ten Grade, weil ihre König nur Vaſal if;
daher auch feiner Refidenz, wie ſchon oben gefagt, nicht der Ziel
King, fonderm nur Kong ki tao gegeben wird; denn jenen
verwirft die Chinefifhe Diplomatie ganz, weil fie keinen gleichen
Souverain und King: Hof mit ihrem himmlifchen Reiche gleick⸗
fielen zu können fih brüfte. Der Korean König übt Vorſicht
und ſcrupuloͤſeſte Aufmerkfamteit gegen jeden Chinefifchen Em:
bafjadeur an feinem Hofe, her, fo lange fein Aufenthalt in King:
ki tao währt, nie allein gelaffen wird, fondern ſtets durch eine le:
bendige Zelegraphit, eine Kette junger wachthabender Poſten *)
mit feinem Palais in Verbindung gefegt wird, um von Wort zu
Wort, von Minute zu Minute alles zu fignalifiten, mas derſelbe
gethban und gefprochen hat.
Die Geſandten Koreas, mit denen ber Ruffe Timkowski,
im Sanuar 1821, in Peking zufammentraf, berichteten, daß fie
jaͤhrlich 50) (nicht von drei zu drei Jahren, wie gewöhnlich ge:
fagt wird), ihren Tridut nah Peking ablieferten (Sinfeng,
Bobelpelze und anderes, zumal Baummwollen: Papier),
dagegen den Kalender empfingen als Anerkenntniß der Vafallen:
haft, daß die Laiferlichen Gegengeſchenke, die fie erhielten, abır
»*°) Pat. Regis Observations Geograph. sur le Roy. de Corée b.
Du Halde IV. p. 637. 0) Pat. Regis ebend. p. 532.
#°) Timkowski Voy. 1. c. T. Ii. p. 43, %.
- Korea, doppelt tributpflichtig. ° 505
nur fehr gering an Werth wären. Das Koreanifche Gefandts
fchaftspalais in Peking Itegt an einem Weſtthore der Stadt,
in weitlaͤnftigen Gärten, ber König wird Kaoli Vang titulierz
fein Geſandter fährt nur mit geringes Geremonie in einem eins
fachen Wagen zu Hofe; Officiere find in feiner Suite. Sie ges
fanden feeimüthig, daß ihre Landoleute, obwol fehe friedlich ges
finnt, ſtets zue Empörung gegen bie Mandfchus Dpnaftie geneigt
waͤren. Der Kaifer behandle fie Hartz fie werden genau bewacht;
fie felbft müßten fich viele® vom Hochmuth der Chinefifchen Dans
darinen, welche die Kor eer verachten, gefallen laſſen. Auch dem
Japanern, beflätigten fie, bezahle Korea immerfort einen
Tribut in Gold, und bie Eiferſucht der Japaner hindere fie
mit andern Völkern, als Chinefen, in Verkehr zu treten. Daß
Korea alſo durch feine Weltſtellung zwiſchen zwei herrſchenden
Staaten, zu den doppelt tributpflichtigen (wie Ladakh,
f. Afien Bd. Il. S. 620) Laͤndern der Erde gehört, leidet keinen
Zweifel, dafuͤr iſt es aber in feinem Innern deſto unabhängiger
von außen, und den ſo maͤchtigen Chineſiſchen Kaiſern iſt es doch
eben wegen der Eiferſucht der Japaner, aller Verſuche ungeachtet,
niemals gelungen Korea ganz in eine Chineſiſche Provinz
ju verwandeln.
Die fruͤhern Diftansangaben und Groͤßen ber Halbinfel ſind
faſt bei allen Autoren St) übertrieben, weil fie die große Beſchwer⸗
lichkeit der Wege durch das gebirgige Halbinfelland mit in Rechnung
brachten. Ihre Länge von N. nach ©, laͤßt fih nur zu 90 bis
100 geoge. Meilen durch 6 Breitengrade annehmen (zwiſchen
3° bie 40° N. Br.); die Ausdehnung des Königreiches aber bis
zum aͤußerſten Nordende etwa noch bis 43° N. Br., alfo auf
135 geogr. Meilen. Die Breite reduciet fi) aber, im Mittel,
meiſtentheils nur auf 30 geogr. Meilen, und iſt nirgends über
40, oder unter 20 geogr. Meilen. Ihe Areas kann noch Feine
2008 Quadratmeilen betragen, wenn man auch alle Beftade: ins
fon Hinzu rechnen wollte. Die Koreer, ſagt der auf dieſer
Halbinſel fo lange gefangen gehaltene Buchhalter 52) des geſtran⸗
beten Hollaͤndiſchen Jachtſchiffes der Sperber, zeichnen ihre Land
: 61) Taithsing etc. 1. ec. p. 24; Rinsifee in San Koukf etc. 1. c.
p- 11; Da Halde T, IV. p. 639; Pater Regis ibid. p. 529.
52) H. Hamel van Gorcam Deser. I. c. in Recueil de Voy. au Nurd
: T. IV. p. Si.
272
598 Dfi-Wlen:! afferfofieme. 1. Abſcha. $. 80;
wie din langgezogenes Nechteck in Geſtalt einer Spielkarce⸗
doch hat es viele Spitzen und Vorgebirge.
. Das Elima von Korea iſt im Norden ſehr rauh, im
Suͤden fehr warm. _ Daß dee Tumen ulaim N.D. jaͤhrlich 3
bis & Monat ſich mit Eis belegt iſt oben (f. ob. ©. 582) ſchon
gefagt. Der Holländer H. Hamel, während feiner vieljährigen
Sefangenfchaft in Korea, hatte init ſeinen Leidensgefährten viel
von dee Winterkaͤlte zu leiden. In dee Gebirgsgarnifon, im
weiche er im Sabre 1662 In einer der Suͤdprovinzen eingeſchloſ⸗
fen war, fiel im Winter fo viel Schnee?5?), dag man ſich uns
4er demfelben von Haus zu Haus bie Etrafe bahnen mußte;
die. Einwohner haben hier ( wie auch in Lappland und auf den
Alpen) den Gebrauch ſich Negreife unter die Fuͤße iu binden,
wenn fie über Schneefelder gehen, um nicht darin einzuſinken.
Ale Verbindung über das Gebirgsland aus Korea nah
China if daher im Winter unmöglid, im Sommer wegen der
wilden Beſtien gefährlih, daher man im Winter am leichteſten
und gewöhnlichen auf bem ſtets gefrornen Küftenmeere
nah Leaotong und China überfegt, Im Sommer dahin fehifs
fen wuͤrde, wenn 6 erlaubt wäre. Die Käkte im Norden Kos
reas, ſagt H. Hamel, ift fo ſtreng, daß dafelbfl weder Reis
noch Baumwolle, fondeen nur Gerſte gebaut werben kann. Die
Neicheren Laffen fih dort ihr Mehl aus dem Süden konmen;
Pelztraͤcht it da allgemein. Eben da gedeiht aber auch allein bie
Mify, oder Binfeng ff. oben ©. 693), mit berem koͤſtticher
"Wurzel die Bergvoͤlker ihren Tribut, wie ihre Waaren, nad Ja⸗
yan wie nah China bezahlen. Bis zu jenen Falten Kü⸗
ſtenmeeren draͤngen fi gaͤhrlich noch fehr viele Walls
fiſche aus den Polarmeeren herab (f. oben S. 466, 470, 474),
in deren Spedihwarte man wicht felten Haxpunen und Das
Ten der Stanzofen und Holländer eingewachſen findet, ein fiches
res Zeichen, fagt H. Hammel, daß eine Communication ber
Spigbergifhen und Waigaz sGewäffer durch dem
Mocden mit bee Korea⸗See 8) ſtatt finde. Auch Capt.
Broughton beobachtete (1797) in der Großen Bai unter
38° 56 N. Br., au ber —— der Halbinſel, ſehr viele
282) H. re van Gorcum deſſ. Diese: Le. Rec. de Ve au
Nord T. IV. p. 53. s“) H, Hamel L c. p. 52. >
‚Korea, Elima, Producte. 397
-_ Bolififde®). Die Koreaner Schiffer haben das Sprichwort
„gegen Norden fey das Meer ohme Grenzen.” Auch
bemerkt der Holländifche Seemann, Hier wärben vom Decema
ber. H6 März ſehr viele Deringe:gefangen, die im Decems.
bes und Januar bie Größe der Hohänbifchen hatten, in ben
Monaten Februar und März. aber Heiner wären, als bie
Hoßändifchen von ben Monaten März. und Apeil.
Die Kälte ruͤckt abe auch bedeutend gegen ben Saͤden
der Halbinſel hinabz denn manchen Winter listen‘ bie Hollaͤndi⸗
ſchen Schiffbruͤchigen dort:an Kälte in ihrer Gefangenſchaft; im
Jahre 1664-56) gefror- fogar der große Fluß eine Stunde im Süs
ben. von King itao, der HanKiang.(f. ob. &. 587), daß vice;
hundert Laftpferde uͤber feine Eisbruͤcke hinwegzogen, unde ihnen.
bie Pelze, welche ihnen ber König. zutheilen ließ, ungemein ers
wünfdt kamen: .Rirgenbs if irgend wo von zu großes. Hige im
Lande. die Mede; niemals beklagen fich die flantegefangenen Hole
länder daruͤber wie fıber die. Kälte. Die Hitzt muß mol auch im
Süden fehr gemäßige und durch die Stellung zum Meere, in
der füdlichen Hälfte der Halbinſel, ſehr angenehm und feuchte
bringend- ſeyn. Ueber die Seuchtbarkeit. bee. Sübprouins
gen. if: das Urtheil einftimmig, und. bie Hauptprobucte Reis,
Baummolle, Hanf, beflätigen die milde Natur des Climas,
Noch fehlt: die genauere. Kenntniß der Slora und Sauna
ber Halbinſel: Pater Regis ruͤhmt als Haupterwerb von Nord»
Korea, die Sinfeng: Ernte und die Zobeljagd °’”), und
im Suͤden als Handelsartikel das fehr feſte und dauerhafte Ba um⸗
wollen⸗Papier aus Korsa (mol aus dem Ku fang), bd. h.
nüglihen Sangz Sang, b. i. Maulbeerbaum, dem Morus par
pyrifera oder. Broussonetia papyrifera, mie in Japan gemacht,
wo: der gemeine Maulberrbaum Gang, der Papiermaulbeerbaung
aben Tſch u heißen- fol, nady Abel Nemufar) 5). Selbſt im
Palaſt zu. Peking wich dieſes Korea:Papier zum bekleben ber Fen⸗
ſter gebraucht,. und in außerordentlicher Quantität nach China ers
portict ,. bennoch bieibt. e& aber. doch ſtets theurer im Beate als
85) Capt. Broughton Voy. de Decouv. Trad. fr. I. c. T. I. ER we
se) H. Hamel I. c. befj. Journal I. o. IV. p. 26. 87) P.
Observations etc. b,. Du. Halde IV. p. 533. 8) — Re-
eherches aur le Pays de Fou Sang Ten Livr, Chineis etc. p. 14.
6°) Ab. Remusat Not. zur l’Encyclop. Japonaise, tn Notic, et Ex-
tiaits de la Biblioth. du Roy. T. XI. p. 274.
-
598 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. J. Abfchn. $. 80.
alles andere Papier. Auch des Seidenwurm, fagt H. Ha⸗
mel 20), finde ſich hler; die Koreer verfländen es aber nicht, ans
feinem Sefpianfte Seide zu weben. Erſt ſeit 50 Jahren, fagt
H. Hamel, das iſt ſeit' Anfang bes XVII. Jahrhunderts, feit
dem Japaner⸗Ueberfall, wurde dee Tabacksbau und das Tas
badtsreauden von den Japanern in Korta eingefährt, unb mit
Leidenfhaft aufgenommens benn zu feiner Beit, fagt er, rauche
: alles Taback, feibft Weider, und bie Kinder in Korea (dom vom
Sten bis bten Sabre an. Das Land fey rich an Witb, Bes
flägel, Blehheerden alkee Art. Wie Tiger (wol Panther
arten, f. Aflen.Bb. I. S. 96), Bären, Hirfhe, Eber, Kos
den, Dunde gebe e6 im Lande; Kapmans von 18 bis 20
Ellen Länge in den Fluͤſſen, viele giftige Schlangen; fehe viele
Arten von Schwaͤnen, Gaͤnſen, Enten, Stoͤrchen, Robrbommein,
Schnepfen, Tauben, Phafanen, bühnerartigen Vögeln. Gehe
diel Rindvieh, die Ochſen braude man zum Pflug, die
Pferde zu den Reifen u. f. w. Noch nennen bie Sefuiten, ums
ter den Erporten dt) aus Korea, Gold, Eifen, Steinſalz,
Wolfſchwanzpinſel, Biderfelle, einen gelben Fieniß
einer Art Palmbaum, der im Innern bes Landes gedeihe, ent:
röpfelnd, und fo fchön wie Bold glänzt, wenn er trocken il. An
ben Kuͤſten gedeihen Pinuswälder. Timkowskior) erfuhe
in Peking, daß Baumwolle und Baumwollenzeuge die
Hauptexporten ſeyen, welche die Korea Kaufleute, denen ihre
Tribut⸗ Embaffade jährlich zu begleiten erlaube iſt, dort in Dans
dei brädhten, nebft Schreibpapier (Petſchui oder Peto nach
dem Kuanyuki), das feſt wie Leinwand fey, auch Seide und
Seidenfoffe(?), und Pferde, zwar von einer Heinen Mace,
aber fehe feuriger Art. In Peking nannte man das beiiebtefte
Baumwollenzeug Daba von Kaoli. Diefe Kaufleute fand
er Über das Mord: Afien gut unterrichtet, und meint bie Rufſiſche
Handels: Compagnie von Nordweſt⸗Amerika möchte wol gute Ge:
fchäfte mit Korea machen koͤnnen. Capt. Marmweiis5) Mies
theitungen tiber bad Allgemeine von Korea, feine verbienfitichen
Küftemobfervationen abgerechnet, enthalten bucchaus kein einziges
/
200) H. Hamel van Gorcum deſſ. Deser. L co. T. IV. p. 535 —54;
ebend. p. 78. °’) Histoire Abr. db is Core b. Du Halde
T. IV. p. 558. **) Timkowaki Voy. 1. oc. T. I. x 96.
#8) Capt. Maxwell Sketch of Surveys etc. in H. Ellis Journal l. ce.
chap. IX. p» 474 476. j
Korea, Producte. | ‘599
neues Datum, und find feider" bloße Gomplltionen der Sefuitens
Angaben.
Das merkwuͤrdigſte Verzeichniß der Producte Koreas giebt
die Chinefifhe Reichsgeographie; denn ber Sapanifche
Geograph unterläft gänzlich ihre Aufführung, indem er fagt*)l:
die Menfhen und bie Producte Koreas find feit Jahrhunderten
bei uns fo allbekannt, daß es nicht der Mühe lohnt fie an⸗
zuführen, woraus wenigflens deutlich fich der flarke Verkehr er⸗
giebt, der zwifchen Korea und Japan flatt gefunden haben
muß, wovon Europäer aber fehr wenig erfuhren. Zuerft nennt
die Reichsgeographie 6), wie die Chrerbietung es erheiſcht,
diejenigen Producte, die ald Tribut dem Kaifer zugeführt wers
den. Es iſt: weiße Leinwand aus ben Fäden der Pflanze
Tſchu (Urtica japonica nad) Klaproth; wahrfcheinlich jenes klare,
glänzende, durchfichtige Neſſeltuch, das auch die einheimifchen
Korea Mandaririen zu den glänzenden Talaren ihrer Seftkleider
verwenden); ferner geflidte Zaffte, Baummollenzeuge; -
geflochtene Matten mit, fünfklauigen Drachen geziert, wei:
bed Satin: Papier, weißer Reis, weißes Reisſtroh;
Hirfhhäute, Wolfsfelle, Schwerdter. — Außer biefen
werden die andern Prodbucte Koreas genannt, aus dem Mis
neralceih: Gold, Silber, Eifen, Bergeryſtall⸗
Salz, Steinfohblen, Lampen aus einem rothen und weißen
Steine gefertigt (Schitengdfhan im Kuan yu ki). Aus dem
Pflanzenreiche: jener gelbe Fitniß (Yuangzi im Kuan⸗
yu fi genannt), der die Goldfarbe giebt, Del, Fächer von Bam⸗
bus, Reis, Reisbranntwein (aus der Reidart Peng),
Hirfe, Hanf, Korn, zweierlei Pinusarten (nad dem
Kuan yu fi, bringt nur die eine die fünfblättrige Art diefer
Pinus Feuchte), Haſelnuͤſſe, Birnen, Kaflanien, eine Art groß
wie Birnen, und außer der officinellen Ginfeng, eine Suling
(Radix China genannt, %), ein Pefutfu (eine Art Acconitum
mit weißen Blüthen), und Kuen pu, d. i. der Zucker⸗See⸗
tang (Fucus sacharinus). Die erſte Anpflanzung von Kar:
toffeln 66) erhielt die Küfte von Korean im Sahre 1832, duch
Linbfape und Guglaffs Wohlwollen, mit dem Berfprechen
°4) Rinsifee in San Kokf etc. I. c. p. 20. 65) Taithsing etc.
1. c. p. 167. **) Lindsay Report of Proceedings oa a Voy.
in tbe Ship Lord Amherst etc. Lond. 1833. p. 235.
4
1
600 Of aſ. Wafferfofiree. I, Aſcha. 80.
des Nandarinen Kin Fojin, für iger Cultur mac, ber Bor:
ſcheift feiner Freunde Sorge zu tragen. Aus dem Thierreide:
jene Heine Art Pfade, die Ro hia me gewannt werden (nah
eines Stelle im Knan yu Ei follen fie nicht Aber 3 Fuß hoch wer
den, fo daß der Benter von ihnen bequem das Di piikden
Ebune, daher Ihe Name)?”7). Rothe Pantberhäute, eine
zobelaͤhnliche Fuch sart, Hühner mit 5 Fuß langen Schweifen
(Dſchang weiki im Knan ya fi genannt), Honig, Fiſche,
Tſchuko, d. i. Auſtern, große Meermuſcheln, die Haiſcheng
(eine Art Doris, eine Molutle) und das Seethter Koneiko
( d. h. Schildkroͤtenfuß), das fonft umbelannt I, ein Name der
nah dem Kuan m au eine Act Bambus bezeichnet.
In die Topographie des Landes, weiche faft nichts als Namen
lt einzelnen hiſtoriſchen und flatififchen Notizen und unzaͤhli⸗
gen Details enthaͤlt, gehen wie hier natuͤrlich nicht eins fie madt
einen Haupttheil ber genannten Chinefifhen und Japani⸗
(den Geographien von Korea aus. Die Chinefifde
fast: Korea habe 8 Provinzen (Tao), mit 41 Gonverne⸗
ments, ober Difiricten (Riun), darin 33 Tu ober Staͤdte
vom erflen Range, 38 Tſcheou vom ten, 70 Hian vom Zten
Ranges alfo in Summa 141 Städte (Tſchhing), von bemem,
nach dee Provinziatbefhreibung ®), aud 58 Specials
beſchreibungen, nebft ihren Exädtegefchichten gegeben werden.
Der König von Korea flechtet aber in feinen Titel auch ben,
König der 860 Städte ober nach andern ber 300 Staͤdte mit ein.
Die 8 Tao, oder Provinzen, baden wir oben ſchon ange⸗
führt; es iſt die alte, ſtationair gebliebene Eintheilung bes Koͤ⸗
nigreiches, beren Abgrenzung aber auf ben D’Anvillefhen
» Karten, nad den Sefuitenangaben,, fehr ungenau ®) ausfallen
mußte. Gehe abweichend davon iſt die politifche Begrenzung dies
fee Provinzen auf inſifées Japanifher Karte, von
Korea, bie wir ſchon oben (&. 580) angeführt haben. Dieſer
Japaniſche Geograph' fcheint am genaueften mit dem ſta⸗
tiſtiſchen Detail 70) dieſes Königreiches bekannt zu ſeyn.
o Teithsing etc. I. c. p. 162, °®) ab: p- 4249; 49—89.
Klaproth Not. b, Timkowski Voy. T. II. p. 98. 7°) Rin-
sif6e in San Kokf etc. L. c. p, 13—18; — die Japaniſche
Encyelopädie Wo han San thaai thou hoei, Lib. LXV. Nr. 15. —
Bei Abel Remusat in Notices et Extraits de la Bibljothegue
du, Roi. Paris 1827. T. XI, p. 27.
Korea, Statiſtik. 601
eine topograpbifche Aufzählungen weichen fehr von denen der
Chineſiſchen Reichegtographie ab; denn nad ihm beftchen 3. ©.
im Königreiche nicht 41 Kiun, oder Diſtriete, ſondern bops
pelt fo viele, 80; dagegen 314 Abminiftrationen u. a. m. Rue
von der HofsProvinz führen wir beifpielöweife diefe ſtatiſti⸗
fhe Ayfsäblung an: Kingkitao, die Provinz, ‚hat hiernach
allein 28 Adminifirationen. In ihe werden aufgezählt: 4 Hot
(Mou) ober große Präfecturen; 9 Su oder Departemens
tals&tädte, 8 Koun (Kiun) oder Difkeicte, 5 Rei (Ling) -
oder Jurisdietionen. Dann 12 Ken (Kian), d.1. Infpee⸗
tionen von Minen und Salzwerken, 6 Det (M oder Poſt⸗
Directionenz 2 Vice Admtralitäten, 9 große Kriegs»
Schiffe, 9 mittlere Kriegsſchiffe, 1 SroßsAdmirat,
1 Senerals Polizei: Präfeet, 2 Manco (Wan hou), d. i.
Chefs von 10,000 Mann. Auf biefe Welle wird die Zählung
- durch alle Provinzen fortgeführt. Hlernach werben in allem 28
große Präfecturen; 60 Departementsfläbte oder Su
aufgeführt; 130 Minens und Salz: Infpectionen, von
denen bie wenigſten in den beiden Nordprodinzen aufgeführt
werden, bie mehrſten in den 3 Suͤdprovinzen. Eben fo werben
80 Phu oder Keftungen im Lande genannt, deren in bee Hofs
Provinz keine bemerkt if, in den beiden Südprovinzen,
wo bie meiften Landungen dee maritimen Feinde Fatt finden
Sinnen, und in ber nordwefllichen Grenzptovinz gegen China,
ader die meiften. Von Mititaie:Chefs über 10,000 Mann wers
den 64 aufgefühet, was eine Armee von 640,000 Wann voraus:
fegen würde, wenn die Truppen effectio Beſtand hätten, was
wenigſtens in der Art ſtehender Heere nicht der Fall iſt. Außer⸗
- dem werben noch General en Chefs, in den verfchiedenen Pros
vinzen und Commandeurs dee Marine, wie Admiraͤle, genannt.
Die Häfen werben nicht aufgeführt, aber wol bie Zahl der gros
Sen und Eleineren Kriegéſchiffe, jene 121, diefe 92, weis
de zufammen eine Kriegsflotte von 213 Segeln abgeben
würden. Hierzu kommen die eben fo beflimmten Zahlen der Pas
tizei und Donane: Einrichtungen, fo daß biefen Angaben wahrs
ſcheinlich der vollſtaͤndige Koreanifhe Staats: Ralenber
zum Grunde liegen mag. Diefer eiferfüchtige, in hundert unters
georbnete Abtheilungen abgegeenzte Verwaltungsmechaniemus ift
ed, welcher es bisher, bei dem einmal beflehenden Landesgefege
keinem Fremdling den Zutritt zu geflatten, auch den Europäern,
002 DfiMfen. Weffefofieme. I Abfhe. . 80
fo mendpee Berſuche ungeadstet., es gang unmögiih gemacht hat,
dieſes ſtatiſtiſch· potiſcᷣe Bewer, das alle Grüade Keceas ned)
vist bemmender als feine Klippen unb Jnſelteihen umgiebt, zu
kuspbeingen, und den geringfien Zusritt zum Hertſcher der Halb:
infel, oder and, uus Gehör vos ipm zu erlangen.
ec) Das Geſtabeland Koreas mit feiner Jaſelumgebung und Zu:
gangsverfuche der Ausländer zu diefem.
Die Halbinfel Korea if fa anf allen Seiten mit ei⸗
wem Rıanze unzähliger Inſeln umd Klippen in größern oder klei⸗
men Gruppen und in vielfacher Zerfiseuung umgeben, von des
nen bis jetzt nur bei weites der kleinere Theil anf unfen Kar
tem verzeichnet erfcheint, deren Zahl und Groͤße gegen S. und
SD. zunimmt, und endlich zu jener großartigen Infel: Gruppe
her Japanifhen heranwächſt, zu welcher Korea das vermit
teinde Blied mit den Gontinente zu bilden fcheint. Von biefer
Japauiſchen ift fie nur busch bie ſchmale Koörea⸗Stra ße ge
fieden, welche den Eingang aus dem Gelben Meere und
der Chineſiſchen See zu ber Sapanifchen See barbiete.
Ueber diefe Fragmente des zerrifienen Geſtadelandes, weshalb dır
König von Korea feinem Titel audy das Epitheton „König
der 10,000 Jaſeln“ ſchon mit einigem Recht zulegen kann,
koͤnnen wie, dis jest, nur ſehr Fragmentariſches berichten.
Am bekannteſten find den Seefahrern, feit früherer Zeit, bie
beiden im S. W. und S. O. ben entſprechenden Borgebirgen
der Halbinfel vorliegenden größern Infeln, die ven Namen
Quelpaerts und Tſu Sima erhalten haben, welche aber nur
den Kern von ſehr zerfplitterten Sinfel: Gruppen zu bilden ſchei⸗
nen, unb bi6 heute noch keinesſswegs vollftändig unterfucht find.
Im RW. von Quelpaerts fängt, mit den Amherſt⸗In⸗
fein, ber gahleeihe Korea: Arcchipel an, welder, wie ein
Sternheer, an der Weſtküſte der Halbinfel gegen Norben
vorüberzieht und allerwenigfiens aus 1000 Inſeln 371) beſteht.
Bwifgen Quelpaerts und Tſu Sima if dad Sübdufer
Koreas überall mit Eleinen Küfteninfeln beſezt. Bon Tſu
Sima der erfien Sapanifhen Befisgung fangen, weiter
oſtwaͤrts ziehend, die Japaniſchen Inſelreihen an.
211) v. Kruſenſtern — ur Hydrographie der groͤßern Oceane.
Leipz. 181% 4. ee z
Korea, Seftadeland, Quelpaerts. 083-
Die dieherigen Jeſniten Kassen biefer Geflabelänber lies
ßen dem größten Theil derfeiben unbeflimmt, ober gaben fie gang
fell an; denn es fehlten bier überhaupt Obſervationen.
In D’Anviiles Karten, erkennt La Perouſe ſeibſt wol an?2),
fey das Moͤglichſte gefchehen 5 fie Tamen bee Wahrheit ſehr nabe,
fo weit die Continentalbeobahtungen ber Jefuitens
Patres gingen. Diefe reifeten aber nur zu Lande; ihnen fehle
ten alle Details der Seefahrer, ihre Küftenzeihnune
gen waren baher groͤßtentheils falſch. Daß die fortfchreitende
Unterfuchung bier große Berichtigungen zu machen hatte, ſchmaͤ⸗
tert das mühfam erworbene Werbienft jener Borgänger nicht, und
es wäre ungerecht, ihnen deshalb Vorwuͤrfe zu machen. Auch
Capt. Maxwell, bei feiner wichtigen Entdeckung jenes Kos
rea Archipels72) an der Weftlüfte, bemerkt, ba ihre fehlen
hafte Verzeichnung des Eontinents von Korea auf ber. Je
fuitenlarte zwar um 2° #/ zu weit gegen Weften hinüber vers
zerre worden ſey, umd bucch ein Kuͤſtenmeer geführt, In weichem
Myriaden von Juſeln lägen, die ihnen unbelannt biiebenz doch
fey zu merken, daß mit Ausnahme diefee Korea Küfte, welche bie
Sefuiten nad) Chinefifhen Angaben gegeichner zu haben aus⸗
druͤcklich vorgaben, Die in ihren Karten, im Petfchelis Golf und
dem Hoang Hal gezeichnete See⸗Kuͤſte, von ihm in ſolchem Grabe
— befunden worden 2 wie er es kaum habe erwarten
koͤnnen.
9) Die Inſel NQuelpaerts der Hollaͤnder; Tſchinlo, Tſinra Tſinmoura
der Japaner; Tanlo in aͤlterer Zeit; Nanhaitao, auch —*8*— der
Koreer und Chineſen,
Die Inſel Quelpaerts wird zum erſten male durch das
Scheitern der Hollaͤndiſchen Jacht, der Sperber (Sperwer) 7%),
im Jahre 1653 befannt, der von Batavia aus über Formoſa
nah Japan zu fegeln beflimme war, defien Wrad an ber Sübs
Lüfte diefer Infel zerſchmetterte, von deſſen Drannfchaft 18 ihren
Tod fanden, 86 aber an die Küfte von Quelpaerts geworfen.
und mit wenig Trümmern des Schiffes gerettet wurden, Unter
biefen, war auch H. Hamel, der Buchhalter dee Jacht, welcher
13) La Perouse Voyage etc. I. c. T. II. p. 387. 73) —
— se
Sc ’*) H. Hamel van Gorcum Journal L c. in
oy. au Nord, T. IV, p. 1.
b 7
664 Dft-Aflen: Bafferfoftene. 1. Abichn. 6. 80,
nad) 12 jährigigen Abenteuern, zumal Langer Gefangenſchaft in
Korea, im Jahre 1668 mit 8 feiner Gefährten über Sapan und.
Java giädtich in die Heimath nach Amſterdam zurückkehrte, we
das Tagebuch feiner Irefale erfchien, nebſt einer Befhreibung
Koreas, ale Augenzeuge, nad einem zwölffährigen, dor⸗
gen Aufenihalt im Innern der Halbinfel, das aufer ihm
und feinen Leideusgefährten, ſeltdem Bein Europder wieder erbtidt
bat. Die Zweifel 76), welche wol früher gegem bie Authenticität
diefſes Berichtes erhoben wurden, well er in einigen, obwol fehe
wenigen Puncten von den Jeſuitenberichten abwich, und ganz
andere Namen als deren Karten und Ausfagen mittheilt, find
Kingft gehoben, und bie Treue ber Angaben auf eine merkwuͤr⸗
dige Welle, im Wefentlichen, durch alle neueren Unterfuchungen
nur beflätigt (f. unten). E
Seit diefer Periode iſt Quelpaerts nur ein Schrteckbild
aller Deefahrer geblieben, und vielleicht nie wieder von Europäern
betreten; aber von außen her vielfach umfdifft, und zur Wars
nung für gluͤckliche Einfahrt zus Koreaſtraße, oder nad) Ja⸗
pan aſtronomiſch näher beflimmt worden. Am 16. Auguft
1663, wurbeif bie Hollaͤnder Schiffbruͤchigen an das Ufer von
Quelpaerts geworfen; die erfien paar Menſchen, die fie in ih⸗
rem ‚bülftofen Zuſtande mit Anbruch des Tages anfichtig wurden,
wichen feig zuruͤck, und ließen fich ihre Feuerwaffen gewaltfam
‚von den faſt Erſtarrten entreißen, bie fid, ein Feuer anzumachen
für das erſte Beduͤrfniß hielten. Noch am Abend erfhienen
100 und am folgenden Tage wol 2000 Gewaffnete, Reuter und
Fußvolk, am Strand ber Geretteten, um ſich ihrer zu vers
fihern. Der Buchhalter, der Pilot, der Steuermann und ein
Scıiffsiunge, gingen dem Trupp entgegen, und fogiekh warf
man ihnen ein Haldeifen mit einer Glocke um den Naden, und
"zwang fie vor ben Commandeur des Haufens binzufriehen, um
"Rede und Antwort zu geben. Die übrigen wurden auf gleiche
Weiſe feflgenommen. Das erfie Eramen war fruchtloß, da man
ſich gegenfeitig nicht verfland und auch durch Zeichen nicht vers
ſtaͤndlich machen konnte. Die Anbeutung, daß das Schiff nach
Japan deſtimmt gerbefen, verflanden fie nicht, weil fie, wie fich
376% Capt. J. Busney Chronological History of the Voyages and
Discoveries in the South Sea. Lond. 1813. 4 T. II. p. 19 —
237; p. 426 - 27; Meusel Biblioth. historica T. I. 2. p. 105.
®
* hielten fie taͤglich
RKorea, Quelpaerts, Schiffbruch. 605
fpätre ergab, dieſes Reich Jeenare ober Jirpon nannten.
Die Ungluͤcklichen wurden in ihr Zeit, das fie ſich aus geretteten
Segeltuͤchern und Häuten eingerichtet, zuruͤckgeſchickt, und mit ges
kochtem Reis zur Nahrung verfehen. Darauf zogen fie mit
Stricken und Selen, fo viel fih von dem Schiffewrad ‚retten
leß, auf den Etrandb herbei. Der Steuermann beobachtete, daß
man 'unter 33° 89 N.Br. auf dee Infel Quelpaertsé geſtrau⸗
bet fey (Nah einem Mittel der ſpaͤteren nautifhen Beobachter
iſt dieſe Nördliche Breite, nach 2a Peroufe und Capt. Brougbs
ton, zu 33° 11’ N. Br. und 126° 24 40" DL. v. Sr. feſtzu⸗
fiellen, die von dem Holländer, unter den gegebenen Umſtaͤnden
treu genug angeflehte, kommt der Wahrheit alfo fehe nahe 720). —
Woher der Name? ift uns unbekannt. — Kiniges von Werth
gerettete ſchenkten die Holländer an die Commandeure, ſich ihre
Gunſt zu erwerben, und dieſe ließen auch alles Strandgut mit
Siegeln belegen, und züchtigten die Diebe, die hie und da, etwas
entwenket hatten, duch Baftonaden.
Am Mittage bes 21. Aug. wurden bie Gefunben zu Pferde
die Kranken und Verwundeten auf Tragebahren abgefuͤhrt, zum
Staͤdtchen Tadione, das zu erreichen man 4 Stunden Zeit
gebrauchte; eine zahlreiche Escorte führte den Zus. Am folgens
den Zage wurbe der Marſch bis zu einem Fort, wo 2 Kriegbe
fhiffe lagen, und Effen eingenommen wurde, fortgeſetzt, am
Abend aber die Stadt Moggan (oder Mocro), das Ziel, er⸗
veicht, weil daſelbſt der Gouverneur ber JInſel feinen Sig hatte,
Vor dem Stadthauſe flanden an 3000 Mann unter Waffen.
Von 4 zu 4 Mann mußten die Gefangenen vor dem Comman⸗
danten vorbei defiliren, und hatten von ihm auf die gleiche Weife
ein Examen über ihr Herkommen, ihre Abfihe u. ſ. w. zu befles
ben. Darauf Su ſtarker Wache in ein Gebaͤude gefperrt, ers
Unzen Reis ein Jeder, auch Weisen, Salz,
Waſſer, mit dem Bedeuten, daß fie Hier die Antwort des Könige
vow Korea abzuwarten hätten, befien Reſidenz 80 Stunden fern
liege, um ihr Schickſal zu erfahren, das fie treffen würde Bald
ließ der Commandant die Unglüdtichen fein Mitleid empfinden,
er erlaube ihnen Zleifchfpeifen, und von Zeit zu Zeit einige Bes
. wegung im Freien; ließ fie ihre Wäfche beforgen, und nahm ſich,
wie 9. Dame ſich ausdrüdt, ihrer Kranken mit mehr Serge
‚.) Cap J. Burney Chron. Hit, . TO p. 426.
608 DftMfien, Wafferfofteme. I. Abſcha. $. 80.
an, ald nicht felten bie Chriſtenvoͤlker. Endlich, mach zwei lan⸗
gm Monaten, am 9. Dctober, langte ein Dolmetfher aus
der Refidenz in Quelpaerts an, dem die Verungluͤckten vorges
führt wurden, Er hatte einen tothen Bart; er fragte fie auf
ſchlecht Flamaͤndifch wer fie wären, woher fie kaͤmen? Sie er⸗
sählten ihre Geſchichte und ihren Wunſch zu Landsleuten nad
Japan Überzufchiffen. Wie erfreute 06 die Ungtüdlichen im dem
Dotmetfcher einen Landsmann, den Jans Wettevrée ans
Ritp in Nordholland zu erfennen, der fi ihnen kund gab,
dab vor 26 Jahren ein gleiches Schickſal ihn wie fie getvoffen.
Im Sabre 1627 fey er, während eines Krieges, beim Landen um
Waſſer zu holen, neb 2 Kameraden von den Koreern gefangen
und zuruͤckgehalten worden. Ein gleiches Schickſal werde auch fie
treffen. Jeder Verſuch zu entkommen fey mitgluͤckt; er muͤſſe
im der Reſidenz leben; auf jede Bitte um Freilafſung babe er
die Antwort befommen; nur wenn er Flüͤgel hätte koͤnne
er davon kommen: denn Landesgefen fey «6, alle
Fremblinge die ankommen, nicht wieder frei gu lafs
fen. — Freudiges Erkennen, eines Lridensgefährten wie eines
Rathgebers, und traurige Botſchaft zugleich. ine Petition an
den König warb aufgefegt: Wettevree übernahm bie Abtiefes
sung bei Hofe Erſt Anfang Mai bes folgenden Jahres, 165%,
kam bie Ordre von King ki tao, die Sremblinge zus Refidens
zu teandporticen 377). Die Ueberfahrt zum Gontinent von
Korea geſchahe auf einem Schiffe, das mit flarker Mannſchaft
befegt war, und doch feflelte man die Gefangenen noch mit Ket⸗
ten an das Schiff, um jedes entfchlüpfen unmöglich zu machen.
Dann ging die Landreife zu Pferde weiter, in die Reſidenz. Das
Reſultat dee Beobachtung über die Infel Quelpaerté konnte
unter diefen Umfländen nur gering ſeyn; «6 iſt aber das einzige
von ihren innen Zuſtande. |
Quelpaerts, ſagt H. Hamel, wirb ven den Einwoh—⸗
nen Se be fure genannt, und liegt: 12 bis 13 Lieues in Suͤ⸗
den von Korea; fie hat 14 bis 15 Lieues Umfang. In ihrer
Mord: Bai if ein. Ankerplatz für die Barken, die vom Gontiment
herhberfchiffenz; wegen des Klippen, mit welchen bie gange Inſel
umfeßt wird, und bie auch in dieſer Bai micht fehlen, If ihe An:
landen gefaͤhrlich und nur buch) Huͤlfe eines Piloten möglich.
s17) H. Hame) van Gorcum Journal L 6. T. V. p. 17—21.
Korea, Quelpaerts. 007
Die Inſel hat viele Heerden, von Rindern und Pferden; fe
muß aber fehr flaste Abgaben an. den König von Korea 'sahlen,
die Bewohner find daher fehr arm, und werden von den contk
nentalen Koreern fehr verachtet. Auf der Inſel if ein ſehr
hoher Berg, reich bewaldet, an feinen Abhängen ziehen fich fehe
viele nadte, kleine Tihäler bin, die aber doch Reisäder tragen.
In früherer Zeit gehoͤrte Quelpaertð den Japanern, diefe ha⸗
ben fie ader dem Könige von Korea gegen die öfllichere, ihnen
näher gelegene Infel Tfu Sima (H. Hamel nennt fie gang
sichtig fhon Suiffima, oder Taymutto f. unten) umge
taufche 78),
La Peroufe (niht La Peyrouſe, wie irrig im obigen
gefhrieben war), der erfte neuere Schiffer, nach feiner langfamen
Fahrt durch das ſtets feicht befundene Chineſiſche Kuͤſtenmeer
(im Norden von ZI N. Br., liberal! dis auf 3Lieues vom Lande '
bei 25 Broffes Tiefe bis Quelpaerts), wo er, wie Macart ned
(f. oben ©. 538), ununterbrochne, dide Nebel den ganzen Mai
Monat hindurch fand, die er mit denen an der Küfte Labrador
erlebten vergleicht, iſt es, welcher eine erneuerte Aufmerkſamkeit
auf die Inſel Duelpaerts gerichtet bat, obwol er bemerkt, wie
das Ungluͤck der Mannfchaft des Sperber ibm keinesweges
Luft gemacht babe, bei der Voruͤberfahrt das Schickſal feiner
Leute dort auf das Spiel zu fegen 7%), Cr erblidte die Jaſel
zuerſt am 21. Mai (1787), an ihrem Suͤdende, und näherte
fi ihe nur fo weit, um ihre Küftentinie dufzunehmen. Einen
ſchoͤnern Anbiid, fagt der Seecapitain, kann es nicht geben, als
derjenige, den die Südfeite der Inſel darbietet. Ein Pit, von
etwa 6000 Fuß Höhe (1000 Toiſen Par.), denn aus einer Ferne
von 12 bis 15 geogr. Meilen (18 — Lieues) ift er fichtbar, ers
hebt fi in dee Mitte: dee Inſel; von allen Seiten fenten fid
feine Gehaͤnge fanft ab zum Meere. Die Ortſchaften und Wohn:
ftätten zeigen fi) amphitheatraliſch an feinen Abhängen gelegen,
die bie zu großen Höhen hinauf bebaut find. Durch bie Kern:
röhre fahe man, meit aufwärts, die ſehr ins Kleine getheilten
Aderfelder in den verſchiedenſten Karben, alfo mit mannichfachen
Euteuren, was indgefamt auf eine. [ehe ſtarke Bevoͤlkerung der
2; H. Hamel van Gorcum Deser. 1. c. Rec. d. Voy. au Nord T.
.- p. 5l. ?°) La Perouse Voy. autour du Monde 1. '«
ni u. 4. p. 384.
—
008 Oſt⸗Aſien. Waſſerſhſteme. I. Abfchn. $. 80.
Juſel zuruͤckſchließen Tief. Einige Piroguen wäherten fi dm
Borhberfegeinden nur aus der Ferne, unſtreitig Wachtſchiffe, um
zu obferviren und Allarm an Korea zu geben. Won der Nordefis
Spitze von Duelparts, gegen bie Koreas Straße zu, wird bas
Meer wieder tiefer, bie zu 70 Brafles (420 F. Par.) nah La
Perouſes Mefiungen. Den gangen folgenden Tag fahe dee
Franzoͤfiſche Schiffer eine Kette von Infeln, die umunterbros
chen dem fernen Gontinente der Halbinfel Korea’ 6, dicht im
„SGüben, derſelben mehr als 15 Lieues weit voruͤber zog.
Dieſe zahlreiche Infelreihe iſt es, welche Capt. Brough⸗
ton, zehn Jahre fpäter, im Detober (1797) auf feine Ruͤck⸗
fahrt von Korea’s Süboft « Hafen, Chofan (Fuſan) gegen
S. W. bis zur Infel Duelpaerts hin, mit großen Gefahren
zu durchſchiffen verſuchte. Er brachte darauf eine Zeit vom 22.
bie 26. October 33), Von 34° 25 N. Br. an, hinderte fon
biefe Gruppe vorliegender Infeln die Erbiidung des Südens
des von Korea. Am 2dften war er auf allen Selten von Juſel⸗
dyen und Klippen umgeben, wodurch die. Fahrt nun hoͤchſt bes
ſchwerlich und gefahrvoll wurde. Alle dieſe Inſelchen waren bes
wohnt, gut bebaut, hoch bewaldet, nur durch enge Meeresſtraßen
von einander gefchieden und ungemein von Fifcherbarten belebt.
Am 24. Det. nahm die Zahl biefer ſtark bewohnten Inſeln vol
Anbau und Dorffchaften fo zu, und die Candle dazwifchen was
zen mit fo vielen Klippen und. Felſen befegt, daß ſich nur eine
einzige Fahrſtraße hindurch nehmen ließ. Diefe hatte nur 5,
7 bis 15 Braſſen (30, 42 bis 90 Zug) Tiefe; fie wimmelten von
Kanodes, es war der lieblichfie Anbti der ſtets wechſelnden Sce⸗
nen. Am Abend zeigte fih auf eines berfelben eine Stadt,
von welcher mehrere Boote zur Viſite an das Schiff heran Tas
men. Die Ruderer ſchlugen im. Tact nah dem Schall der
Trompeten, die Soldaten auf dem Ediffe, das zunaͤchſt kam,
waren mit Saͤbeln bewaffnet, und trugen eine große Fahne von
Seide, roth und violett von Farbe. Ein Hoher Meamter, unter
einem Baldachin auf einem Leoparbenfell figend, von Kiffen ums
geben, erhob fich und beflieg das Europälfhe Schiff, von deſſen
Capitain er Beantwortung vieler Kragen und Enregriſtement als
lee Perfonen uud Waaren am Bord mit Stolz verlängte, as
so) W. R. Broughton Voy. de Deconvertes Trad. franc. L’c Pa-
ris 1807. 8. T. Ik p. 252 — 266.
i Korea, Quelpaerts. 600
ihm dies und die Zumuthung, eine Barke ah das Ufer zu ſchik⸗
Een, von Capt. Broughton verweigert und überhaupt bemerk⸗
bar gemacht wurde, daß man fih gar nicht aufzuhalten Willens
ſey, ſchickte er 2 Barken mit Befehlen nach verfchiebenen Rous
ten ab, beorberte 2 andere als Wachtboote das Schiff zu obfers
diren, und kehrte ſelbſt mit Zeichen der Verachtung gegen die
Fremdlinge zu ſeiner Stadt zuruͤck. Ein friſcher Wind entfuͤhrte
gluͤcklich das Britiſche Schiff jeder vielleicht heimiuckiſchen Ab⸗
ſicht der Beamten, die jene Juſel Choſan⸗Go zu Nennen ſchie⸗
nen. In gleichem Gewaͤſſer, immer auch bei den eintretenden
Nebeln von 10 bis 12 ſichtbaren Inſelchen umgeben, deren Zahl
fich auch bis zu 30 mehrte, alle voll Dorfſchaften und Anbau,
und überall das Gemäfjer von Fiſcherbarken belebt, wurben ‚beide _
folgende Tage bis zum W. October Mittags, zuruͤckgelegt, wo die
geößte der Infeln erblickt wurde, die Capt. Broughton ale
Infel Quelpaerte mit dem hohen Berge erfannte. Am 27ften
wurde an ihrer Nordſeite vorübergefchifft und ihr Weſtende er
reicht, das niedrig, aber überall mie Klippen befegt fich zeigte. So
weil man die Inſel in der Macht verfolgte, brannten überall _
Zener auf ihrz mol Signale. Das Weftende ber Inſel wurde
noch bis zum 29. Dctober umſchifft 3). Es war überall bes
baut, voll Ortſchaften, die Plainen vol feltfam geflalteter
Zelfen, bie ben Gapitain an vulcanifhe Bilbungen
erinneeten. Doc war bier kein Hafen zum Landen, aud kein
Schifferboot zeigte fih hie. Die Höhe des PIE yon Quels
paerts hatte La Peroufe nicht überfhäge: denn Gapitain
Broughton erfannte ihn noch in einer Ferne Von 25 Lieue®
(173 geogr. Meilen).
In der Chinefifhen Reichsgeographie wird biefe Inſel Quel-
paerts mit dem Namen Nan hai tao 32) als Juſel des
Suͤdmeeres aufgeführt, die auch Inſel von Tſiſtſcheou ges
naunt werde, nach der Stadt Zfitfeheou tfchhing vom
zwiiten Range, welche auf ihe von den Königen von Korea eis
baut worden ſey. Dies fey das vor alten Zeiten genannte Tan Io
(hin lo, Tſin ra oder Tſin moura ber Japaner; Se
he fuse-der Eingebornen), das ſchon im Jahre 661 in einem
22) Capt. Broughton 1. « T. II, p. 271. 32) Tai thsing etc.
1. c. p. 55-57, p. 163—165, vergl, bie Sapanifche Encyclopaͤdie,
Wo han San thsai- thou boei Lib. LXV. Nr. 24. bei Abel Reinu-
‚sat in Notices et Extraits etc. T. XI. p. 247
Ritter Erdkunde IV. Qqa
610 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. I. Abſchn. $. 80.
noch ganz rohen Zuſtande - eine Befandifchaft an bie Tang⸗
Dynaftie in China gefchidt habe. Nah der Japaniſchen
- Encyelopädie, fagt die Hiſtorie Korea's, dieſes Tan lo habe
in früheren Zeiten feinen Tribut an ben König von Pe tfi
(f. oben S. 6584) geſchickt, nachher fey es an Sin Io gefallen;
fein Berg fey. aus dem Meere emporgefiiegen (1007).
Die Bewohner von Tan Io haben darüber folgende Erzählung:
Wollen und Nebel bededten das Meer, die Erbe bebte mit Ge
donner 7 Tage und 7 Nächte, bis die Wogen aufbrachen, und
ein Berg über 100 Tſchang (1 Tſchang zu 10 Fuß) oder über
1000 Fuß hoch und 40 Ri (d, i. 2 Stunden) in Umfang em⸗
porflieg. Er hatte weder Kräuter noch Bäume, ein dicker Rauch
deckte feinen Gipfel der in der Ferne wie aus Schwefei su be⸗
ſtehen ſchien. Der Doctor Thian kung tſchi von der Hohen
Schule Korea's, ſchiffte zur Unterſuchung zu ihm, und brachte
eine Abzeichnung von ihm zuruͤck. Dies babe ſich im Jahre
4007 u. Chr. Geb. zugetragen. — Broughtons Vermuthungen
erhalten hierdurch einige Wahrſcheinlichkeit, die Specialgeſchichte >3)
fagt, ald Korea vom Mongholen; Kaifer Khubilai Khan
befiegt gewefen fey, Hatten bie Japaner dieſes Tan lo mit
einer Flotte überfallen, um dee To bedrängten Sung Dyna⸗
ſtie beizufichen. Tm Jahre 1274 babe aber der Mongholens
Kaifer ein Ztuppen = Corps zur Herfielung der Ordnung dorthin
geſchickt, der Infel eine Chinefifche Adminiſtration gege⸗
ben, und ein MilitairsLager von 1700 Mann Grenztrup⸗
ven zur Bewachung dort ſtationirt. Dann ſey das Ganze in
ein Militair: Commando mit einer Marines Station
verwandelt. Der Tribut, den man eingefordert, babe in 100
Stüd eines rauhen Zeugs, das man Mao hi pu naunte, be
Randen. Im Sahre 1294 hätte man dem König von Korea aber
auf feine Bitte diefe Inſel wieder abgetreten. Im Sabre 1301
follen aber die Mongholen dafelbft wieder ein Milttair = Comes
mando, und von da eine Küften : Communication bis
zum Da Iu kiang eingerichtet haben. Gegenwärtig (db. i. im
Jahre 1744 ),. fagt die Reich6geographie, werde biefe Inſel aber
Tfiefheou genannt. Bei der jüngften Voruͤberfahrt an die:
fee Infel (1839, fagt unfer Deutſcher Landsmann, der Miſſto⸗
220) Tai thsing etc. I. c. p. 163— 165.
Korea, Tſu Sima. at 1
nar Guͤ
fs), von the, daß fie gut bebaut ſey, und mache
darauf aufmerkſam, wie trefflih fie zum Handel gelegen fey im
Gelben Meere, mit Korea wie mit Japan, wie mit Nord⸗China,
und der Mandſchu Tartarei. — So weit geben unfere Nachrich⸗
ten über dieſe Quelpaertv Inſel, von der wir aber durchaus
nicht anzugeben wäßten, woher fie gerade diefen Namen bei
den Helländern fühet. |
2. Die Inſel Tſu, Zfu Sima der Japaner, Tuimatao
der Chinefen, die Doppel⸗JInſel.
Diefe Inſel, bie Vermittlungeſtation zwifhen Japan
umd Korea, ſcheint wor dem Franzoͤfiſchen SeesGapitain La Pes
rouſe, nah von Keufenfleens Urtheil, von feinem eins
zigen Europäffchen Schiffer als eine folche gefehen 85) oder ers
Sannt worden zu feyn, und auch dieſer fchiffte noch an ihrer
Nordkuͤſte voruͤber, ohne fie zu kennen: denn La Peroufe
nannte fie noch Küfte von Japan, die ihm bei der Durch⸗
fhiffung dee Korean Straße) im D.S.D. (vom 2bflen bie
2oſten Mat) Hiegen bliebz während ihn im N.N. W., wie er fagt,
Die intereffantere Kuͤſte von Korea mit einer Küftenkarte befchäfs
gigte. Dee Canal, welcher bier dad Continent Koreas von Ja⸗
pan (d. i. hier von Tſu Sima, oder Tſu Infel) trennt, an
15 Lieunes breit, iſt bis auf 10 Lieues durch Klippen verengt, bie
von Quelpaerts bis hieher nicht aufhörten die Suͤdkuͤſte Koreas
zu begleiten, bis die Suͤdoſtſpitze Korea's (auf twelcher ber oben
genannte Haupthafen Zu fhan liegt, f. oben ©. 688) dous
blitt war. Hier erſt konnte man dem Continent fo nahe
kommen, daß man die Balen mit Ihren Eingängen, bie Städte
zund Wohnhäufer am Ufer, bie Burgen gleih Eurepäifchen Gas
ftelen auf den Berggipfeln und viele, bier gegen Japan gerichs
tere, Verſchanzungen deutlich erkennen konnte. Die fichere Gteil⸗
Löfte hat bier 60 Braſſen Tiefe, 3 Lieues vom Ufer fern mit
Schlammgrund. Das gebirgige Band, in deffen Thalrinnen au
mehreren Stellen dee Schnee noch nicht gefhmolzen war,
(26. Mai), ſchien dürre, wenig bebaut (wol nur Taͤuſchung aus
8°) Gützlaff Report in Report of Proceedings on a Voyage in the
Ship Amberst etc. Lond. 8. 1833. p. 2%. *°*) v, Krufenftern
Reife ze. a, a. D. 2. I. ©. 29. s°) La Perouse Voy. au-
tour du Monde T. 11. p. 397 — 391.
* 942
2 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. 1. Abſchn. §. 80.
der Ferne), doch voll Wohnungen. Viele Schiffe mit Matten⸗
Segeln zogen am Ufer hin, von denen 2 zum recognosciren das
Franzoͤſiſche Schiff einige Stunden weit begleiteten, dann aber
zuruͤckkehrten und Allarm ſchlugen, denn an demſelben Nachmit⸗
tag und Abend loderten ſchon auf allen Berggipfeln der Kuͤſte
Seurrfignale, die ficherfte Zelegrapbie zur Hut gegen einen
anruͤckenden Send. Nach einer Fahrt von 30 Lieues durch die
enge Strafe von Korea, ermeitert fie fih gegen Dft zur
offnen Japanifhen Ger, in welcher das Franzoͤſiſche
Schiff fie gegm Dften durchſtenerte, am 27flen noch die Ent:
deckung einer einfameren Inſel machte, deren Lage unter 37° 25'
M.Bre. 199° V DL. v. Par. beſtimmt wurde. Mac dem Ent:
decker, dem Aftronomen bes Schiffes, wurde fie Inſel Dage⸗
(et397) genannt; Klaproth hält fie für die Inſel Tſchu
8008) (d. 5. Bambus⸗Inſel) der Chinefen,. auf welcher die Ja:
paner, während ihrer Herrſchaft in Su [hang (Anfang dis
XVII. Jahrh.) Häufig Landungen, und von da aus Weberfälle
"nach Roten machten. Nah La Peroufe if diefe Inſel vom
Fuß bis zu Ihren Berggipfeln mit den fchönften Wäldern bededt,
aber ringsum am Geftade von fleilen Kelömauern umgeben, in
weichem nur etwa 7 Beinere Buchten, in denen Boote landen
koͤnnen, eine Unterbrehung bilden. Nur beim VBorüberfegein an
diefen Buchten fahe man Menſchen, fonft aber keine Wohnungen
oder Anbaus es waren Zimmerleute mit Holsfällen und auf
Schiffswerften befchäftige, bie wahrſcheinlich von Korea dorthin
während ber Sommerzeit gehen, einige Boote bauen, und diefe
auf dem Seftlande verlaufen.
Capt. Broughton®®) iſt der erfle Schiffer der die Sufetzf u
Sima (er nennt fie Tzima) als folhe, unter 34° 41 N.Br.,
zwifchen ‚dee Infel Niphon (?) von Japan und ber Küfte Kos
reas, am 12. Dct. 1797, erkannte; aber er befuchte fie nicht.
Er fabe auf ihe überall lodernde Zeuer, und ſchloß daraus, daß
fie ſtark bewohnt fey, Sapanifche Junken fegelten vorüber. Dies
fee Anbtid war ihm nach einer langen Serfahet an den mens
ſchenleeren Seftaden von Tſchoka und dem Zatarifchen Golf ein
ungemein erfreulicher Anblick. Die Mitte der Jufel ſagt er,
»07) La Perouse Voy. I. c. T. II. p 392. **) Tai sing etc. I. c.
. pP. 1%. »®) Capt. Broughton Voyage de Decouvertes etc.
Trad. fr. 1. c. T. ll. p. 223 — 228.
Korea, u Sim. . 613
erhebt fich ziemlich hoch, die Thaͤler find bebaut, Bäume bebeden
die Hügel, die Weſtkuͤſte ift felfig mit hoher Brandung. An ber
Nordſpitze, wo 22 Brafies Tiefe, auf Korallengrund ift eine Bat,
die Breite dee Merresfiraße bis Korean iſt bier 9 bis 10
Lieuss. Dem Nordende der Inſel Liegen mehrere kleinere
Klippen vor. Von hier lief Capt. Broughton, am 13ten
Detober, zur Kuͤſte Korea gegenüber in bie Sandbai und in ben
. Hafen von Chofan ein. -
Gapt. v. Krufenftern ©) erblickte bie Inſel, bie er Tfus
nennt, nad) feiner Ausfahrt aus dem Sapanifchen Hafen‘ von
Nangaſaki, nordwärts fegelnd, zuerſt am 20. Aptil 1805, ihe
im S. O. aber eine ber Sapanifchen Jnfeln wirklich, ‚die er für
die Inſel Iki hielt. Er fegelte alfo zuerft an ber Südfeite
von Tſu Sima hin, welche bie Koörea⸗Straße alfo in
zwei Sanäle theilt, deren nördlicher nur von ben beiden
vorigen Schiffern befahren war, ber ſuͤdliche alfo von ihm enta
deckt wurde. Die Straße von Korea bat alfo nicht, wit La
Perouſe annahm, nur 45 Seemeilen (15 Lieues) Breite, fona
dern nah dv. Kruſenſt erns Berechnung, etwa 75 Seemeiten,
oder am 19 geogr. Meilen, und auch biefo wird, ‚bei genaueren
Unserfuhung, vieleicht noch um ein geringes größer anzunehmen
fen, wenn man die vielen. vorliegenden Inſelchen Japans mis
in Rechnung zieht. Diefe Duschfahrt warb von ben kuͤhnen
hollaͤndiſchen Schiffbruͤchigen mit einer geringen Barke gluͤck
lich durchſchnitten, als fie fi nach 18jaͤhriger Gefangenſchaft aus
Korea durch die Flucht zur Gotto Inſel Weſt⸗-Japans ihra
Freiheit wieder erkaͤmpften (ihre Ueberfahrt dauerte 8 Tage im
Septimber 1666 %). Die Irrthuͤmer feiner Vorgänger, welche auf
ihrem Wege ſchon Niphon ober Japan zu erbliden glaubten,
erklaͤrt v. Kruſenſtern fi) daraus, daß auf allen. Sapanifchen Kar:
ten die Infel Tſus weit näher an Japan gegeichnet war, als fir
wirklich Tiegt. Die Infel lagerte fi etwa 9 geogr. M. (35 Seemets
In) von Norden nah Süben und fchien 2bis 3 geogr, Mei⸗
len Breite zu haben, im inneren des Landes bergig. za ſeyn.
De Südfpitze (34° 06° 30" N. Br.) zieht. fih gegen MD.
(bis 34° 40 30” N. Br.), ſchien aber durch eine Duerfiraßs
derer. Vorgebirge an ber tiefen —— nur vom Suͤden aus
20) Kruſenſtern Reife um die Welt a. a. O. Th. 1. ©. 16-94
»2), H Hamel van Gorcum Journal 1. c, T. IV, p. 42 — 47.
?
, “
614 Ofl-Afien. Waſſerſyſteme. 1. Abſcha $. 80.
geſehen mit dem Namen Cap Fida Buengono belegt würde, in
zwei Inſeln getheilt zu ſeyn. Der nordoͤſtliche Theil dieſer
Inſel zeigte ſich gebirgiger als im Suͤdweſt, obwol auch da hohe
Berge mit weißen Flecken ſich zeigten, die man für Schnee:
fle@en (0. April) hielt, wenn es nicht nackte Kalkſteinwaͤnde
waren. Ein fehe hoher, flacher Berg macht gegen N.O. den
Beſchluß der Gebirgskette der Iufel, die, durch tiefe Thaͤler un⸗
terbrochen,, viele fchöne Baien und Hafenftellen dem Auge dar⸗
bot. In einer Kerne von 8 bis 4 geogr. Meilen gegen Of der
Sufel; fand man bei 75 Baden (450 Fuß) einen Seegrund von
feinem Sand, Thon und Mufcheln.
- Schon in der älteften Zeit der Schiffahrt zwifchen China
und Fapan, iſt bee Käftenweg, der aus dem Gelben Meere
um das Shdende Koreas führt, durch die Koreas Straße
binäder nah Tfu Eima:N?) der gangbare Fahrweg nach
der Nordfeite dee Japaniſchen Snfen. Der Japanifhe Sea
graph 2) fagt: Korea liegt im N. W. der Infel Kiufiu (mit
Nangaſaki). Man fchifft fi dahin vom Hafen Kara fu
( Thang tfin bei Chinefen) in dee Provinz Fizen ein. Bon
durchſchifft 13 Ri (Li) bis zur Inſel IE. Won da, nad LOK
(9, zur Inſel Tſu Sima; aus der Bai Wanasno ure,
die auf diefee Inſel Liegt, zum Koreifchen Hafen Fu fden,
zählt man 48 Ri (Li) es find deren aber nit einmal 40 Ri. —
Die Chinefifhe Reichsgeographie fagt, die Infel Tui
matao (d.i. Tſu Sima) gehört zu Sapanz bei gutem Winde
kann man in einem Tage von da den Hafen Fu ſchan erreis
en, welcher der Inſel gegenüber liegt, ehedem den Sayaneın
“famt der Kuͤſte gehörte, die bort auch Tribut einforderten.
3) Das Geſtade Sud⸗Korea's.
Viele Küften Infeln om Suͤdgeſtade von Korea zwi
[hra Tſu Sima und Quelpaertsé werden in der Chineſi⸗
ſchen Reichegeographie nebſt Kuͤſtenbergen namentlich gemacht 9,
wir kennen fie aber nicht durch Europaͤiſche Obſervation; meh:
rere bavon gehören unftreitig zu den von Capt. Brougbron
durchſegelten Küftenktippen (f. ob. S. 608). Eine derſelben bie
u ) Klaproth Recherches sur le Pays de Fou Sang de Livres
Chinois.' 8, ets p. 9. 2) Rinsifee in San Kokf f'sou etc.
op. 11. **) Tai thsing etc 1. c. p. 95 —109
|
Korea, Süd» Geſtade⸗ Inſeln. 615
13te, wird ber Berg von 9 Köpfen im Meere genannt, beffen
Sipfel mit dichter Waldung bebedit find. Ein Berg heißt Fu
yung Scan, ber reiche, nuͤtzliche Berg, weil auf feinem Gipfel
ein Kornmagazin angelegt if. Andere Berge heißen dort: Berg
dee Blumen, der Geifters Berg, bee Berg der Bären
u.f.w. Eine Snfel wird Tſu yantao, d. i. Infel der
rothen Schwalben genannt, weil bee nfelberg und feine
Klippen umher mit Schwalbenneftern bedeckt iſt; auf bem Gipfel
if ein Wirthshaus. Eben daſelbſt iſt bie Inſel Ho [hang
tap, d. i. die Inſel der BuddhasPriefter vol Klippen und
MWaldung, auf dem Gipfel ein Tempel, De lao fu. Unter
Mr. 32. wird eine Inſel mit 12 Mauerzinnen aufgeführt; dann
folgt die ſchon oben genannte Bambus» Infel (Tſchuta o).
Dann wird unter Nr. 36 ein kleines Snfeihen Hian ſchan
tao®),d.5. Berg mit einer Dede umgeben, genannt,
weiche an der Suͤdweſt⸗Grenze von King tfcheon, d. i. ber
Hauptftade der Südofl: Provinz King hang, liege, und ein
Haupthafen des Weſtmeeres in Korea ſey. Sie iſt ou
auf Rinfifees Karte vor der Grenze ber beiden Süd⸗
Provinzen verzeichnet; den Europäern iſt fie unbelannt. Ihr
gegen Welten Legt die Inſel Nan yuan fu, die fhon zu
Thfinan lo gehört und das Äußere Bollwerk dieſer Provinz
bildet, das einmal verloren auch die ganze Kuͤſte vertheidigunge⸗
los machen würde. Denn von ba kann man leicht, fagt bie
Reichsgeographie, mit gutem Winde überfchiffen nach Petſcheli
und Echan tung. Meben diefer Juſel liegt die Inſel Thfy
Than tao, von ber aus erſt Hian [han am bequemfien ers
obert werden kann, wie dies die Japaner im Sabre 1697 durch,
nächtlichen Ueberfall bewerkftelligten. Die Chinefifchen Zruppen
wurden damals zurüdgefchlagen, und nun konnten die Japaner
and Nan yuan erobern. :
Bei. der Inſel Phing hu tao im Suͤden von, King
tſcheon (alſo auch innerhalb der Korea: Straße), wurde die
Ziotte der Mongholen, weldye im Jahre 1281 gegen Japan be:
ſtimmt war, durch Stürme gerſtoͤrt.
Eine Inſel Phu fa [hen ®%), d. h. Inſel des Bob:
hiſatwa, liegt der Süpkäfte von Thſinan Io vor, im Suͤden
von Thfiuan tſcheou. Bei diefer, einer jener unzähligen von
*s) Tai thsin etc. L c. p. 106. °°) Ebend. p. 106.
616 DftsAfin. Waſſerſyſteme. I. Abſchn. $. 80.
Gapt. Brdughton erblidten Infelhen,, wird bie grammatiſche
Bemerkung gemacht, daß «6 hier unzählige Schen gäbe: denn
alles, was kleiner ſey als ein Siu (Inſelchen), und mit Bäumen
und Kräutern befebt, heiße ein Schen bei Koreern: Auch wuͤr⸗
den die Selfen, welche ſich wie ein Siu ober Schen aus bem
Meere erhöben, mit dem Namen Zfiao belegt. Daher hier fo
viele Namen mit Siu, Shen, Tſiao.
In der Provinz Thfiuan lo am Geſtade im Meer von
Kuang tfheou, einer Lleineren Stade, an ihrer Weſtkuͤſte,
wird ein Ko Ehu, db. h. Auſternloch, genannt. Diefer In:
felberg ift nicht ſehr hoch, aber berühmt, weil auf feinem Gipfel
dem Drachen Bott, d. 1. dem Gott bes Meeres, ein Al
tar geweiht iſt, auf dem alle Vorüberfahrenden ihre Opfer
bringen. .
D’e mehrſten Häfen dieſer Suͤdkuͤſte Koreas ſcheinen um
die Suͤdoſt-Ecke, gegen Japan hin, gelegen zu ſeyn, welche
die Chinefifhe Reichegeographie?97), das Bollwerk Korea's
gegen Japan nennt; wenigſtens werden daſelbſt in ber Pro⸗
vinz King hang die mehrften namhaft gemacht. So, der Ha:
fen Bei [han kiun, ihm im Süden der Hafen Si feng
phu, und nahe dabei im S. W. dee Hafen Khai yun phu
Sm Diten ber — Provinzialſtadt der Hafen Khan phu,
und einige andere, deren Lage etwas fchwieriger zu ermitteln
ſcheint. Der wichtigſte aber von allen ſcheint Fu (dan zu
fepn, in Beziehung auf Japaner, die bis zu diefem Hafen eins
laufen, aber nicht weiter gegen Weſten vorbeigelaffen werben,
Denn, fagt bie Chinefifhe Reichsgeographie, rlaubte
man dies, fo könnten fie fehr bald in ſchiefer Durchſchiffung des
Weſt-⸗Meeres von Korean zum Vorgebirge von Leaotong,
was fruͤherhin zumeilen gefchehen feyn mag (vergl. ob. ©. 544),
gelangen. Dig Japaner müflen alfo abgehalten werden
diefen Weg zu nehmen. Korea fliege alfo ben Seeweg
(naͤmlich die Küftenfiraße) nah Petſcheli ab; «6 iſt alfe
ds Schug der China- Grenze Daher it Thſiuan Io
das Thor zu Korea und China: einen — Zugang giebt
es a. dahin zu gelangen.
I 297) Thai theing e eic. 1. c. p. 49, 120.
\
Korea, Hafen. Fu ſchan. 617
4) Der PER Zu fan ber Japaner und Ehineſen; Puſan bei H.
Hamels Choſan ober Thoſan bei Broughton.
Su ſhan ber Hafen (Fou han ber Japaniſchen Karte be
Rinfifee) ift der einzige von Europdera hier beſuchte Kuͤſten⸗
Punet Koreo’6: Capt. Broughton!%) fdiffte von Tſu Sima,
am 14. Det. 1797 In ihm «in, und entging (während feines Auf
enthalte® dafelbft vom 15. bis 21. October) vieleicht nue durch
ein befondered Gluͤck dem Verderben des ungaftlihen Empfangs.
Er Liegt nur 10 Lieues fern im Norden von Zfu, feine Eins
fahrt iſt ſehr bequem, 2 Seemeilen im Werften eines fleiten Vor⸗
gebirges, dem Broughton den Namen Magnet Cap gab.
Auf den Zefniten= Karten, unb bei D’Anville fehlt dieſer
Name gänzlich; auf Rinfifees Karte ber 8 Provinzen von
Tſchao Sian iſt er nahe an 37° R.Br. eingetragen, alfo faſt
2 Srad zu weit. gegen. Norden gerüd. Denn nah Capt.
Brougbtons Obſervation liege er unter 35° U N. Br., 129
T' D2v. Gr. =
Schon aus ber Ferne von Tſu Sima erblidte man bie
Schöne offene Bat von Fu fchan, die ber Britifche Capitain, zwar
. von ben Einwohnern nennen hörte, aber zweifelhaft blieb, ob fie
Cho fan oder Tho fan heiße”). Kaum in derfelben gelandet,
wurden die Sremblinge von Booten voll neugieriger Männer und
Weiber umringt, die ganz gleichartig in Faden und weit geflts
terten und wattirten Leinwand: Pantalone gekleidet waren, einige
in lange Roben, alle mit Stiefeln von Leinwand und Sandalen
aus Reieſtroh Yerfehen. Die Haare ber Männer waren auf dem
Kopf zufammengebunden, die der Weiber um ben Kopf gewuns
den; Schnitt der Augen und der Geſichter war ganz dhinefifdh
Sm Innern ber Bai, aus ber man gegen Süden die Inſel Tſu
fima eblidte, Liegen mehrere Dörfer; im Hintergrunde berfels
ben eine große Stadt (wol Su ſchan) von einer Mauer mit
Schteffeharten umgeben, neben welder ein Hafen vol Schiffe,
nebſt weißen, gut ausfehenden Hafengebäuben. Ueberall war das
regeſte Leben; Schiffe fegelten flet aus und ein. Dem Ban
nach glihen fie Ehinefifägen Sunten, 20 minber ſorgſam einges
2}
22) Capt. Broughton Vor. de Decouy. L ce. Trail. fr. Paris 1807.
T. 1. p. 228 — 246, 20) f, Esquisse du Port de Chosan p-
‚ Broughton 1797; Jam Burney Chart of tbe Coast of China and
of the Sea Eastward from Canton to Japan. Witli a Memoir
Lond. 1810 in deſſen Chronological History etc. I. c. T. IE
a8 Ofi-Afien, Wafferfofteme. I. Abſchn. $. 80.
richtet, malt Segeln von Matten verfehen. Nach ber erſten Bes
fleigung des Landes, um den Dörfern fich zu nähern, baten die
Koreer jedoch bald die Fremdliage wieder umzukchren, was auch
geſchah. Man ging an Grabmaͤlern voruͤber, um welche Baͤume
in Kreiſen gepflanzt waren. Bald traf Beſuch vornehmer Korea⸗
ner auf dem Schiffe ein. Sie waren in lange Talare gekleidet,
trugen weite, ſchwarze von Pferdehaar geflochtene Hüte, die 3 Fuß
im Durchmeſſer hatten und zugleich als Regenſchirm dienten.
Alte hatten reich verzierte Meſſer und Faͤcher im Gürtel, -eine
Schachtel von Siligrannarbeit mit Parfüm‘, elegant geziert, alle
tsugen lange Bärte, ein kleiner Page forgte für ihre Tobakspfeis
fen. Ihe Bwe war Ausforfhung der Fremdlinge. Des Hafen
zeigte ſich auf allen Seiten vom hohen nadten Bergen umgeben,
auf denen bie und ba ifoltete Pinien wuchſen; das Sübende die:
fe6 Borgebirges war am beften bewaldet. Jede Unterfuchung ber
Lanbegprobucte und. bee Landfchaft wurde unterfagt, jeder Verſuch
vereitelt. Doch beftieg man eines Tages die nächfte Anhöhe über
dem Hafen, um eine Ueberficht zu gewinnen: die Magnetnadel
wurde aber gegen ben Oſten abgelenkt, und ward unnüs für Be
fimmungen. Daher wurde bie6 das Magnet Cap genannt
Auf dan felfigen Höhen weidere Vieh, bie Abhänge waren vol
Kıäuter, am Fuß lagen Meisfelder. Ueberali zeigten ſich in der
fehe angenehmen Landfchaft Dörfer an den Ufern bin, und viele
Mohnhäufer mit Stroh gedeckt unter Baumgeuppen. An den
Bergen war Terraſſencultur, in der Tiefe Bewäflerung für ben
Reisbau. Weberall war das Land cultivist, und auf den We:
dungen mit Heerden von Pferden, Schweinen, Dchfen und. Ge:
flügel bededt. An den Abenden mehrte ſich die Zahl der Boote
und der zum fremden Schiffe fich drängenden Waffe der Neugieri⸗
gen fo ſehr, daß man fich ihrer mit Gewalt erwehren mußte.
Am 15. October trafen neue Befuche vornehmerer Manbarinen
ein; «es waren bie Chef des Diſtricts (Kium?), ſehr elegant, in
die feinften Stoffe gekleidet, mit Ueberkleidern von hellblauer
Gaze (wol Neſſeltuch, von Tſchu? f. oben &. 6099); ihr gewal⸗
tiger Hut, bei einigen oben. mit Silber geflidt, und durch eine
Korallenſchnur von ſchwarzen Holz oder Ambra unter dem Kinn
befeſtigt. Militairgarden mit Pfauenfebern gefchmädt, Kleine
ganzen mit Faͤhnlein tragend, begleiteten fie, alles wich voll Ehr⸗
furcht zurüd. Sie brachten ein Geſchenk von gefalzenen Fi⸗
(hen, Reis und Wang (Varec., wol Fuc. sacharinus, f. oben
Koren, Hafen Fuſchan. . 619
&. 599), thaten viel Kragen, wänfchten fehr die Fremblinge wies
der abziehen zu fehen, geftanden auch Werabfolgung von Holz
und Waffer zu, aber wollten: Beine von den Ochſen und Ham⸗
mein verlaufen, bie am Ufer weideten. Das Geld der Briten
hatte für fie keinen Werth, andere Waaren zum Austaufch fehls
ten; die Lage der Mannfchaft, nach fo. langer Fahrt in nordis
ſchen, unwirthlichen Gewäflern, hier in der reichſten Naturfülle,
aber von allem abgewehrt, war tantalifcher Art. In der Herbei⸗
fhaffung von Waſſer aus der beften Quelle war das Volk am
16ten October fehr hülfreich, alles ging unter Aufficht einiger Pos
ften fehr ordentlich und fehnell zu. Alsbald kamen neue Depus
totionen in bie ſchoͤnſten Roben gekleidet, von glänzenden hells
blauen, glasgruͤnen Stoffen, in filbers und goldgeflidten Pantofs
fen u. f. w.,,um zum Abfegein zu ermahnen. Die Briten bes
benteten, baß ihe Aufenthalt von 3 Tagen noch nothiwendig ſey;
als fie ans Land fliegen, um ihre afttonomifchen Beobachtungen
zu beendigen, formirte, auf Commando, fogleih ein Truppen;
Corps einen Poften in ihrer Nähe. Am folgenden Tage, 18ten
Detober, verabfolgte man das Holz3 es war nur vom einer eins
zigen Nadelholzart, einer Pinus welche man „Zucsfchwanz”
nannte. Als am. folgenden Tage Regen und Nebel eintrat, und
Eapt. Brougbten glaubte, fih um fo unbemerkter umfehen zu
koͤnnen, magte er eine Ercurfion nach den weißen Käufern bes
Stadthafens. Aber bald wurde er zuruͤkgewieſen, mit dem Bes
deuten, wenn er dieß noch einmal wagte, würde man ihn dor
feſtnehmen und den Kopf abſchlagen. Nun wurden 4 Wacht
ſchiffe mie Soldaten zur Auffihe zu dem Englifhen Schiffe pos
flirt. Endlich fam die Zuräflung zur Abfahrt, am 21. October,
zu Stande; zur größten Freude ber Koreer. Zür ihre Mühe
beim_einioden von Hol und Waffer, ließen fie ſich keine Entfchäs
digung geben. Alle waren beglüdkt, bie Gaͤſte Los zu werben, Aus
- Bee einer leichten Skitze des Hafens, binderte bie firenge Bewa⸗
“ung jede andere Beobachtung über Land und Voll. Vielleicht,
meinte Gapt. Broughton, hielt man fie wegen des ſehr klei⸗
nen Schiffes, in dem fie dort landeten, verächtli für Piraten,
Die Fuſchaner kannten die Feuerwaffen, hatten aber ſelbſt
keine, fie fehienen fi vor den Britifchen auch nicht zu fürchten,
Unter den Europälfchen Dingen zogen vorzüglich bie Tücher,
am mehrften ihre Aufmerfamleit auf ſich; doch kam es zu gar
keinem Austauſche.
620 Oſt⸗Aſien. Baflerfoftame. 1. Abfch. $ 80.
5) Die Oft Küfte Korea, die. Brougktons Bai,
Dieſes allen Berichterflattern unbekannt gebliebene Geſtade
Korea's, tft bis jegt nur an einzelnen Puncten von Capt
Broughton 200) auf feiner Ruͤckfahrt von der Chapmans Bai
(f. oben S. 464) erblidt worden. Zuerſt (2. October) unter 4%
2% .N.Br., wo fich (mahrfcheintic in der Nähe des Muͤndunge⸗
landes de8 Tu men Ula) nur eine niedere Küfte, jedoch im in:
nern mit hohen, bewaldeten Bergen zeigte. Nebelwetter geftats
tete nur einzelne Blide. Den folgenden Tag fahe man im Küs
fienmeere viel flottirende Kräuter, die auf die Mündung einıs
nahen Fluſſes hindeuteten. Die Küfte dedite der Nebel, die Lüfte
tourden von Zügen wilder Gänfe durchſchnitten. Am 4. Det.
unter 399 40' N. Br. fegelte man an einer Küfle mit hoben Ges
biegen hin. Untere 89° 3% erblidte man zwiſchen fehr hohen Ges
birgen in Weften, eine tiefe Lüde mit Niederung. Die Küfe
war felfig, öde, eine weiße Klippe ſtarrte auffallend hervor. Uns
ter 38° 65’ M. Br. öffneten fi) (am 7. Det.) die ſehr hohen Ge:
birgskuͤſten, zwifchen 2 vortagenden Spitzen in eine ungemein
große Bai, in. welche das Schiff bei 50 Braffen Tiefe eins
Tief. Dies ifl die Broughtons Bai. Eine Heine Bat öffnet
fi) in der großen, geſchuͤzt, gegen Süden von ihe, fleigen ein
paar Berge fehe Hoc) empor. - Die Bai mwimmelte von Walls»
fiſchen. Am 9. Det., unter 37° 13’ M. Br., zeigten bie Ges
birge am Meeresgeſtade in ihren Selten maͤchtige Selsfpalten 5
bie mittelhohe Küfte wird ganz öde. Unter 36° 2 N.Br. dec⸗
ten gelbe Erdfchichten die Küftenberge, und Heidegewächfe übers
wucherten fie. Dann verſchwand die Küfte Koren’s wieder bem
Bil, bis Tſu Sima und Ku [ham erreicht waren.
6) Die Weſtkuͤſte Korea's mit dem Korea » Archipel.
. Saft eben fo wenig wie über ben Oſten find wir über den
Weflen Koren’s unterrichtet; denn nicht bie Küfte, fondern nur
ber vorlitgende Küſtenſchwaärm, an 1000 Inſeln, dem
man den Namen Korea⸗Archipel beigelegt hat, iſt bie und
da neuerlich entdeckt worden (1817 und 1832). A
Das Schiff Alcefle von 46 Kanonen, unter Capt. M.
Maxwells Commando, iſt das erſte Europätfche, weiches jene
2) zart Brongbton Voy. de Decour. L c. und. f. T. IL p. 215
i
e
Korea, Welt: Geftade, Achipel. 021
Geroäffer nach der Ruͤckkehr aus dem Petſcheli⸗Golf (ſ. oben
S. 543) duchfhiffe. Es fegelte. aus der Mea tao Straße
oftwärts, und fahd (am 30. Aug. 1816) die Infel:Gruppe
auf, weiche die Jam. Halls Gruppe!) genannt wurde. Gig
liegt unter 37 45 N.Br.; 124° 40° 30" D.8.v.6r. Bon de
wurden die Ander an der Weſtkuͤſte des Gontinente® geworfen,
in einer ebenfalls zum erflen mal erfundeten Bai, die man
Baſils Bay (nad dem verdienten See: Capitain der Lyra,
Baſil Hall) nannte. Ihre Lage, nach Obfervation, 36° 4/ 45%
M.Br. und 126° 39 45" D.&v, Sr — Schon auf. der erfien
Inſelgtuppe, welche unftreitig der Provinz Huang hai vorliegt,
ſuchten die Infulaner das Landen zu hindern, verfuhren jedoch
nicht gewaltfam. Das hohe Land ſah man, gegen Oſten,
nicht fehr fern. Dom Zten bi8 Ateın September hatte man
immerfort Snfelgeuppen und Klippen gu bucchfchiffen, mit
weichen da6 Meer gefüllt war. Der Beſuch eines Koreanifchen
Mandarinen auf der Alcefte, führte zu keinem näheren Vers '
fländnig, da der Chinefifhe Dolmetſcher das Koreanifche gar
nicht verfiand. Dur das ominöfe Zeichen, mit der Hand an
der Kehle, gaben indeß Ale zu verfichen, daß ihr Chef nach 4 Tas
gen, wenn die Botſchaft Kin Ei tao erreicht erhaben würde, an
deffen Weſtkuͤ ſte man unftreitig "hier vorüberfchiffte, den Kopf“
verlieren werde, Auch in der Baſils Bay, die nach der Ses
fuitenkaste, deren Küfte hier fo weit gegen Weften hinausreicht
als ber Inſelkranz vorliegt, an 30 geogr. Meilen (volle 2° 14
zu weit gegen Meilen, nah Capt. Marmweiis Berechnung)
völlig auf dem Trocknen, im Innern dee Halbinfel liegen würde,
waren firenge Befehle gegeben, allen Verkehr nad) außen abzu«
ſchneiden. Die Kleidung der. Kuͤſtenbewohner dieſer Bai, welche
nebſt dem gleichfoͤrmigen Cap wol zur Provinz Tſchungthſin
gehoͤren, war ſehr eigenthuͤmlich, und keine Aehnlichkeit wurde.
zwifchen ihnen und Chinefen bemerkt.
Bon der Bafils-Bai an, vom 2ten bi zum 10ten Seps
tember, durchſchiffte man nun eine, unendliche Menge von In⸗
1) Capt. Maxwell Sketch of Surveys in the Gulfs Pe tchee lee, Leo
tong, Chinese Seas etc, in H. Ellis Journal of Lord Amhexst.
Kınbassade to China. Lond. 1817. 4. Append. p. 471; John
M’Leod Voyage of His Majestys Ship Alceste- — the age
‘of Courea etc. Lonil. 1818. Sec. Ed, 8, p. 42.
v4
622 Oft Afen. Wafferfofteme. I. Abſcha. $. 80.
fein, bis zur Suͤd⸗Gruppe berfelben, zu den Amherſt⸗Jn⸗
fein, bie man mit dem Namen bes Korean Archipels be
Yegte, weit fie biöher für das weſtliche Vorland bes Continen
te8 der Halbinfel gegoltem hatten. Diefe reichen, von ben
fuͤdlichſten dieſer Infeln, dee Alceſte-Inſel, unter 3 1
R.Br., 124° 61 DL. v. Gr., weiche bei dee Hinfahrt zur Mea
tao Straße (ob. ©. 542) no als S. W. Koreafpige, Cap
Amherſt benannt war, nordwaͤrts bie 35° N. Br., und nehmen
in Mpriaden Zragmenten, wie Capt. Marwelt fi ausbehdt,
den Raum zwifchen 125 bis 126° D.2. v. Gr. ein, die biE das
bin gänzlich, unbekannt geblieben waren. Nur bder einzige Capt.
Broughton 2) von Ethrmen In biefen Gewäfjern umher ges
trieben, hatte biefelbe füdlichfle Gruppe ber Alcefie: Sufel,
mit ihren Umgebungen, voll Pik⸗Inſeln ſchon gefehen, aber nas
menlos gelaffen, Capt. Burney hatte fie auf feiner Karte ver
zeichnet. Die mehrften diefer Infeichen find nur halbe umd ganze
Stunden, hoͤchſtens Meilen lang. Verſchiedene ihrer Gruppen
umd einzelne Infeln erhielten ihre Namen; mehrere eine genauere
Aufnahme. Man landete bei den Juſeln Shamrod und
Thiftie in Murrays Sund. Bon dem hohen Berge der
„SInfel, den man Montreal nannte, fahe man das fefle Land
"von Korean wol 4 geogr. Meilen (20 Miles) in N.D. und SD,
und Überblichte den merkwürdigen Acchipel, in bem man mit Ges
nauigkeit an 185 Infelchen mit einem Blick zählen konnte. Meh⸗
rere derfelben flareten wie Zuckerhuͤte empor, z. B. Craig Yan
riet, andere glichen, der Geflalt nach, einer Kirche mit einem
Thurm, z. B. Huntly Lodge; andere Schloßtrtämmern, B.
Windfor Caſtle. Der Murray Sund wurde als ein ſehr
ficherer Hafen befunden, mit hoher Ebbe und Fluth. Alle In⸗
fein fhienen bewohnt, und mit friſchem Waſſer verſehen. Selt⸗
ſame Bildung ; ein Wort wird von ihrer Gebirgsart gefagt. Ob fie
an die Bulcanbildungen von Quelpaert fi) anreihen ? ober viels
mehr emporgehobene Pils find, nach Art der Zorullofegel, ober
dee Trachptinfeln des Stillen Dreans, bier aber nicht Inſeln,
fondern nur, wie bee Koreer fagt, Schen oder Tſiao, d. i.
Klippen» und Inſel⸗Splittet. Die Beobachtung 3) der Bewoh⸗
: 403) Capt. Bronghton Voy. de Decouv. l.c, Trad, fr. T. II. p. 276
— 9279; Capt. J. Burney Chronological Hist. etc. 1. c. *
Chart of the Coast of China etc.
3) J. M’Leod Voyage L c. p. 52 — 57.
\
Korea, Weſt⸗Geſtade, Archipel. ... 823
ner biefer Inſelchen konnte nur gering ausfallen, obwol fie überall
fi) zeigten. Die Weiber flohen zwar anfänglich den Anblick der
Fremdlinge; da fie aber bald merkten, daß ihnen nichts zu Leibe
geſchehe, blieben fie, theilten ihre Speife mit, nahmen aud bie Ges
Schenke wol an, die man ihnen gab, fließen aber die Männer an
die Schultern, wiefen auf die Schiffe mit dem Bedeuten, daß fig
dorthin gehörten. Die Männer. der Inſel nahmen nichts. an,
oder gaben alle gefchentte wieder zuruck, und fließen die Boote
ber Fremdlinge gewaltfam vom Lande ab. China foll jährlich
2 bis 3 Junken zu biefen Inſulanern ſchicken, Sapan, unb
felbft Korean, aber im gar keinem Verkehr mie ihnen. ſtehen.
Die Chinefifhe Reihsgeographie giebt über jenes
Weſtgeſtade Korea Leinen näheren Aufſchluß. Sie nennt
nur, außer den ſchon eben genannten Flüffen (f. oben ©. 582),
drei Stufen *) die gegen Wellen fi zum Meere einmüns
den, der eine der Thſingtſchhuan Kiang (der ’Thsing Kiang
bei D’Anville unter 40° N. Br.) im Norden der Hofprovinz, wels
her auch Taning kiang heiße, und die Grenze ber beiden
nördlichen Provinzen Koren’s bezeichnet; wir wiſſen nichts weiter
von ibm; er muß ſich wol im Norden be Jam. Halls
Gruppe sum Hoang hai ergießen.
Die beiden andern Zlüffe Pekiang, dee Weiße Strom
(bei D’Anville zunaͤchſt uͤber 36° M. Br. zum Meere mündenb),
und der Tſing Kiang (bei D’Anvike zwifchen.34 und 35° R. Br.
zum Meere mündend) durchſchneiden, fübwärts ber Hofprovinz,
die Dalbinfel von D. nad W. Sie müffen alfo zum Gewaͤſſer
jene® zahlreichen Korea⸗Archipel führen, den Cap. Marwelt
entdeckte. An dee Mündung des tetztern dieſer Fluͤſſe, des
ZT fing Kiang, nennt die Meichögeographie, im Süden der Pro»
vinziatftadt Tſing tfiheou, den’ Hafen Kin phu 5) und ers
zahle von ihm, daß er zur Zeit ber Mongholenherrſchaft in China,
unter Khublai Khan, als großer Stopelort zur Verproviantis
zung der Flotte auserfehen gemwefen. Als Japan burch die Chi:
neſen, im Sabre 1285 erobert werben follte, ging dee Befehl aus;
auf dem Kaifer-Bgual, auf dem Kiang und Homai, eine
Million Gchy Reis m Hafen — ———
*) Tai tlısing etc. I. c. p. 111—115. 6) Tai thaing” etc. l. e.
p- — vergl, Mailla Hist. ——— de — a . IX. pe #7,
42 —
*
624 Oſt⸗Aſien. Waflerinfteme. J. Abſchn. $. 80.
aus Korea follte aller Reis eben bahin für das Mongholenheer,
das zur Erpebition gegen Japan beflimmt war, gebracht werden.
Bieles ward vorbereitet, aber bie zu großen Koften hinberten die
Ausfuͤhrung.
Anmerkung 1. Yängftey Landungsverſuch Lindſays und
des Miſſionars Guüͤtzlaff im Schiff Lord Amherfi an ber
Wefttüfte, im Mejoribanks Harbour, 1832.
Etwa in die Nähe biefes Hafens drang in menefter Zeit das Briti⸗
ſche Schiff Lord Amherft vor, das erfte, weldyes daſelbſt an ber Son
tinentalfüfte Koreas .nur. 22 bis 23 geogr. Meilen (300 Li) fern von.
der Reſidenzſtadt (Kingki), welhe Hanyang heißt (T. ob. S. 576),
einen Landungsverfuch wagte, um wo möglich mit ben MWewoßnern in
einen Hanbelsverfehr zu kommen, was zwar nicht gelang, aber vielleicht
durch die merkwürdigen, begleitenden Umftänbe, doch einen allmälig ers
wärmenben und fortglimmenben Funken menſchlicher Gefühle in dem ers
ftarrten und furchtbaren Mechanismus des bortigen Volks» und Gtaatös
Yebens zuruͤckließ. Lind ſay und Gutzhaff geben daruͤber folgende
Berichte.
Von Schantung fcifften fi fe, am 16ten Juli 1832 200), nad) Kos
gen’ über (f. ob. S. 544), md fahen am 17ten Morgens um 10 Ur,
etwas ndrblih von Sam. Hallo Gruppe, das erfte Land. Hinter
ber- fteilen Felswand Einer Infel weitete fi) eine große Bai, bie gegen
Kord offen war, Die Stpfel biefer, wie der andern Inſeln, waren auf
der Süpfäte mit hohen Bäumen bewachſen; ſelbſt mit einem gewiffen
Luxus der Vegetation bebedt. Die niebern Küflen am Meere trugen
zahlreiche Dörfer, viele Heerden, Aderland. Als man am Abend 5 uhr
landete, und bie Fiſcher auf einem ber dortigen Boote in Chinefifcher
Schrift um ben Namen bes Drtes befragte, war bie Antwort: € hang
Shan, Yung Schang. ‚Weiter ging das Verſtaͤndniß nicht; fuͤr
eine Chineſiſche Schrift und ein paar bunte Knoͤpfe gab ber wolwol⸗
Iende Mann dagegen von feinen Zifchen. Jeder weitere Landungsverfud
wurde von den Infulanern abgewehrt; ein alter Mann hielt besharb eine
lange, jedoch ven Briten unverſtaͤndliche Rebe, An einem Dorfe, das
(am 18. Zul) beim weiterfähiffen von den an das Land Geftiegenen be=
fucht werden follte, traten an 200 feiner männlichen Bewohner in größs
" Me Aufeegung "herbst, und nöthigten gewaltfam zur Umkehr. Ihre Sets
chen mit dem Zeigefinger deuteten an, daß Ihrten oder uns, fagt Lind
fay, bie Kehlen würden abgefchnitten werben, wenn wir nicht fogleich
208) Lindsay Report in Report of Proceedings on a Voyage etc.
London 8. 1835. 5 p 215— 259. _
x
Korea, Wefltüfle, Majoribanls-Hafen. 625
gingen. Jedes Anerbieten von Geſchenken blieb fruchtlos. Während ein
paar Zagen ber Küftenfahrt gegen Süben war Regen unb büfteres Wets
ter; am 2lften Juli heiterte fidh ber Himmel, man erlannte mehrere
Inſeln, z. B. Huttons Inſel; am Mittag, fehr ſcharf marquirt, den
auch won ben frühen Schiffeen bezeichneten Table Mount ?) und
andere, Zwei geogr. Meilen fern von dem welligen Küftenlanbe fchiffte
man vorüber, immer durch bichtgelegene, ſtark bevölterte Infeln, voll
gaffender Maͤnner, Weiber unb Kinder, bis Abends am 2ften bie Bas
fildsBai erreicht wurbe. Suͤdwinde und Nebel nöthigten bier, an ben
LoltaousInfeln, Anker zu werfen. Das Bolt im nahen, großen
Dorfe gerieth in großen Allarm. Ginige ber Männer befuchten jeboch,
am Morgen bes 23ſten Juli, das frembe Schiffe Gie Liegen fi mit .
Wein bewirtben,, im Schiffe umherführen, verftanden aber kein Ghines
ſiſch. Sie waren artiger gegen bie Kremblinge als jene Vorgänger, und
bewirtheten fogar die mit ihnen an das Land geftiegenen mit Reisbrannt⸗
wein unb Galzfifchs ſobald diefe aber Mine madıten, mit in das Dorf
zu gehen, wiberfehten fie ſich flandhaft.
Am Aſten Zuli erfchien-ein vornehmer Mandarin auf bem Schiffe,
Zengno mit Kamen, als Spion zur Ausforfchung geſchickt; er vers
fland gut Chineſiſchz er Iud ein zu dem naͤchſten fihern Hafen zu ſchif⸗
fen, nur 4 Stunden (80 Ei) fern. Die Reſidenz des Königs (King ke⸗
taou, bei’ Lindſay), fagte er, auf Befragen, heiße Hanyang, fie. Liege
300 Li (22 bis 23 geogr. Meilen) weiter; ben Namen des Königs, um
ben man ihn erfuchte, bürfe er aber nicht aufichreiben, er fey heilig; ber
König fey 43 Jahr alt, fige. 36 Jahr auf feinem Thron und beherrſche
0 Städte. Am. 2bften Juli geleitete der Mandarin, Zengno, das
Englifhe Schiff gegen N.O., an vielen Inſeln vorüber, gu ciner fehr
tiefen Bai, wo man, in ber Nähe eines großen Dorfes, in dem ein
Groß- Mandarin wohnen follte, in dem Hafen, ben man Gan Keang
(ob etwa Nganchan, ober Ranyang in der King ki tao Provinz auf
Ninfifses Karte, in jener Gegend angegeben?) nennen hörte, vor
Anker ging. Die Lanbungsftelle wurbe von ben Britifchen Entdeckern,
nach dem Vorſtande der Erpebition in Ganton, Marjoribanks Har-
:bour *®), gemanntz ihre aſtronomiſche Pofition aber. im Report nicht
mitgetheilt, wahrſcheinlich zwiſchen 35° bis 360 N. Br.
In dieſem Marijoribanks⸗Hafen war es, wo man, vom. 3,
Sul bis zum 12. Auguft, unter beftändigem Hoffen und Harren irgend
eine Verbindung und Verkehr mit bem feltfamen Wolke einzugehen, aber
doch vergeblich, feine Zeit verlor und völlig unverrichteter Sache heim
zu kehren genötigt war. Mehrere Junken umgaben fogleich den Lord
Amherſt; man bebauerte das Schickſal ber Bremblinge, bie fie durch
?) Lindsay Report I. e. p. 220. *) ebend, p. 240-250: ..
Ritter Erdkunde IV, ERE
%
626 Ofi⸗Aflen. Waflerfufteme; I. Abſchn. $. 80,
Noth gedrängt hielten. Eine Ahpreffe an den König von Koren,
durd den Miffinar Guͤtz laff, eines Meifters im elaſſiſchen Styl bes
Chinefifhen, in. allem landesuͤblichen Ceremoniell aufgefchrieben,, nebſt
Geſchenken nach ber Lanbeafitte, folle durch 2 Secretatre, jenen Tengno
und feinen Collegen Yangyih, die fi dem Schiffe huͤlfreich erwieſen,
- ben Groß-Manbarinen zur Befdrberung nach King Ei tan übergeben wers
den. Es war barin gefagt, daß ein Kauffahrerſchiff aus Eng.
land, mit Waaren, Tuch, Kamlot, Calico, Uhren, Zelefcopen u. a»
zum Abfa& gegen Silber und Lanbespröducte angelommen, und bereit
ſey die Bollgebühren zu zahlen. : Obgleich Gagland viele Myriaden fern
vom ruhmvollen Reiche Koreas liege, fey man body Hierher, gefchifft, im
Vertrauen anf Gerechtigkeit, denn ber weife Gonfurtus (bie Koreer
"Hängen feiner Secte an, f. ob. S. 546) fage: „dennoch find in-
nerhalb der vier Meere alle Menfhen Brüder.” Rod ik,
fo ſchloß die Abdreffe, kein Engliſches Handelsfchiff Hierher gekommen,
giebſt du, o mächtiger König, aber Grlaubniß zum Handel, fo werde ih
beinen Befehl meinem Könige überbringen. —— Diefem wurde ein Pam⸗
phlet, welches in Chineſiſcher Sprache eine kurze Statiſtik Großbritan⸗
niens enthielt, beigefügt, und dem Beamten im Orte zugeſchickt. As
bald, am 26. Juli, wurde der Beſuch zweier Großs Mandarine auf
dem Schiffe angekuͤndigtz fie kamen ˖in jenen weiten fliegenden Talaren,
>. "mit großen breitrandigen Hhten (f. ob. &. 618), ihren Stande gemäf
angethan. Kin Zajin, ein Greis von 60 Jahren, dem bie MWoreſſe
an ben König überfandt war, und Le ta laou yay, ein Civilbeamter
mit weißem Bart. Ihre vielen Fragen über. bie Kremblinge, ihre Ge
ſchichte, ihre Abſichten über den Inhalt ber Addreſſe, bie verfiegelt war,
und beren Inhalt nach Lind ſays Verfiherung nur den König angehe,
und defien Verlangen, ihnen diefelbe ſo wie die Gefchenke an den König
feiertich und öffentlich zu übergeben, ſetzte bie‘ Herzen in fo große Ver⸗
legenheit „Noth und Beaͤngſtigungen, in nie erfahrener 'nener Situation,
daß fie ganz aus dem Concept kamen, und nicht mehr wußten, was fie
ihren Secretairen, die ſtets alles zu Protokoll nehmen. mußten, nur mod
bietiren follten. Durch Borgeigen allerlei Kleinigkeiten, Wider, Schmupf⸗
tabadshofen u. dergk. etwas beruhigt, und wie Kinder erheitert, zogen
fie ſich zurüd, Lindſay bat die beiden Secretaire am Schiff zu bieis
ben, um am Nächmittage in ihrer Begleitung am Ufer die feierliche Les
bergabe der Geſchenke zu machen. Sie mußten ein boppeltes Verzeichnis
der Gegenftänbe, eins zur Beilage für ben König, bas andere für ben
Mandarin aufſchreiben. Es waren fuperfeines Broadcloth, 4 Stuck von
" verfchiedenen Barden; Gamlot 6 Städ, Gallen 14 Stuͤck, 3 Teleſcope,
geſchliffene Glaswaaren, Riechflafchen, 6 große Blumenvaſen, 12 Dugend
ſchoͤne Boldindpfe u. a. m. Dazu fügte man 2 Bibeln in Ghinefifcher
Sprache, Tractaten zumal über Geographie, Aftvonomie und andere
Karen, Weitüfte, Majoribanks⸗Hafen. 627
Diſſenſchaften, meift von Dr. Milne und von dem Miffiongr Guͤh⸗
Laff zur Verbreitung chriftlicher und Guropäifcher Ideen umter den mit
der Chineſiſchen Literatur bewanberten Völkern, zu benen die Mandaͤri⸗
nen Koreas gehören, bearbeitet 02).
Rod ehe die Briten fi) zum Beſteigen des Landes anfchidten, ka⸗
men Boote mit Geſchenken; Tafeln und Körbe voll Salzfiſche, Kuchen,
Say und Liqueure zu einem Mittagseſſen. Als fie aber landeten, traten
fie unter ein wilb aufgeregtes Bolt von Koreaneru, das ihneh überall
fi) mit dem Zeichen des Kehlabfchneibens entgegen ftellte, und fie weit
weg verwuͤnſchte. Auch der Secretair Yangyih war in Verzweiflung,
und ſchrieb mit feinem Pinfel auf, bie Mandarinen ſeyen weggegangen,
die Briten follten am folgenden Zage wieberlommen. Nur mit einiger
Gewalt festen diele ihre Sache unter den aͤngſtlich forgfamen , ſclavi⸗
ſchen Feiglingen noch durch; und brachten es doch dahin, daß die Man⸗
darine in förmlicher Ceremonie bie Addreſſe an den König und bie Ge⸗
ſchenke in Empfang nahmen, und das Verſprechen ber Beſorgung gaben.
Nun fingen aber die forſchenden Inquiſitionen von neuem an; über ben
Brief, die Verzeichniſſe, warum fie fi) aus Za Ying (Großbritannien)
nannten, ob e& auch Ein SeaonYing (Kleinbritannien) gebe u. dergl.
mehr, Alles erfragte wurde zu Papier gebracht. Man erfuhr bei bies
fer Gelegenheit 9‘, daß fie meiſtentheils Ghinefifche Bücher lefen, z. B.
die Bücher Wu ring (? offendar Wu king, die 5 heiligen Bücher
des Gonfucius), aber quch eine eigene Literatur in Korea Sprache haͤt⸗
ten, daß ihre Literaten ber Lehre bes Confucius (moralifchen Sentenzen,
mach Art Salomoniſcher Weisheitsſpruͤche) angehörten, Tempel ihre
Meiſters, aud feines Schülers Mencius unb anderer hätten. Am
folgenden Zage erfchimen zwei andere Mandarinen, Kin und Le, voll
neugieriger Befragungen im Ramen ihres Königs. Die Fremdlinge muß⸗
ten die Ramen aller Länder und Nationen nieberfchreiben, bie fie von
Gagland bis Korea paffirt hatten, und vieles über Europa, Indien u,
f. w. Auf ſtets wiederholte Anfrage ber Briten an fie, warum bindert
ihr den Fremden den Eintritt in eure Dörfer? erfolgte nie eine pofitive
Antwort. Ghebem, fagte man wol Einmal, war es nicht fo3 aber ſtets
wiederholte man das Kebtzeichen, um damit das Griminalverbrechen ber
Witretung der Wohnorte anzudeuten. Diefe Antworten wurden nicht
anders, auch nachdem groͤßere Vertraulichkeit mit Einzelnen entſtand.
Kin Tajin, der Greis, ſpeiſete auf dem Schiffe gu. Mittag, aber
fetbfb gegen ‚bie kleinſten Giſchenke firäubte er ſichz nur einen Teppich
von Bruͤſſeler Acheit zum ligen, der Ihm ungemein gefiel, nahm er an,
Auch ein Mandbarin drisen Mafey: Kin, ein General, ſehr fein gektek
30, feinen Eie hut mid ber Pfaurnfcher decorirt, beftiog das Schiff. tin
0°) Lindsay Report L c. p. 229: : ?*ziehend. p. 233. "
; Rr2
. vr un
Säfte nn
ꝛen· Enblic, gelang eg yon Id, nad} vieler Beigerung, bie Gopie cu
Korea Alphabets su erhalten, wogegen ihn ber Miſſtouar ap
laff das Vater Unfer in Sbineſi ſcher Särift gap, welches er an
Seanifdyer Acherfegung zuruͤckgab. her kaum war
ben, fo überke ihn bie größte Angſt, vor dem Gedante det Rrkkh
end, wenn dies b Mandarinen erführen, ur Berupigung fans
the wurde ſogleich elle Schrift vor ſeinen Augen
Verſchluß gebracht, und das Berfpredyen gegeben, dag kein Rome
Mil Augen erbtiden werde, Unter biefen Berhonblungen derfirig
um Tag, aber keine Antwort kam auf bie Abdrefe, Au einem iz
Tage (38, Juli) wurde den Fremdlingen geſtattet, am ei
einem
friſchen €, der ſich zur Bor ergießt, Maffer *nzunchmen; f)
Iren i Tnlos i
Brage der Weiten „wenn wird die Antwore pay Pörige auf umfer I
dreſſe ankommen?” wor ſtets dieſelbe Verwo
ab, einige Tage —8
Indeß wurde die große Bai, m welcher der Merjoriponte.
Dafen Uiegt, doch ehmag näfer unterfadt, Der tiefe Ein i
Kuͤſtenland iſt voll grüner, ftartbewohnter Inſeln, das Ufer vol Die
fer, don denen eins dem andern ganz gleich erſchien. Dem don Erin
War etwas anders als bie Dächer zu ſehen. Jebes ein
Mistranifh nach außen mir einer hohen, beflochtenen Umpegung unge
ben, und fo bie Banze Dorfſchaft; daher kann nirgends ö
Slick in das Imer⸗ allen. ile Weſtgehaͤnge ber
ſind mit der trefflichſten
waldung bedeckt ich, die Dorzügtiches
Simmerpolz und Terpentin tieferen, Dezfifagen Gegen @
is 4 Etuat en da⸗
voll Klippen und Sandbaͤnke ‚aber — —— *
* bis
——— ——
“ı) Lindsay Report .1, ep 2%. .
%
a ii Korea, Weſtkuͤſte, Majoribanks⸗Hafen. 629
aid u rinwarts theitt ſich biefe tiefe Bat in zwei Arme, die durch 2 bis 3
: xroße Iafeln von einander geſchieden, aber überall mit Dorfſchaften bes
* find. Das Britifche Boot ſchiffte am Weſtufer hin, ſahe auf
gu De Bergen viele Heerden, am Ufer viel Boll, aber nur Männer. Die
* gPai war zu tief, um ihr Ende zu erreichen. Man beſtieg daher nur
R „Das fehr Hohe Vorgebirge einer der Infeln, von dem ſich bie ſchoͤnſte,
f annicfachfte Sanbfaft, vol Gebirge, Golfen, Buchten, Infeln und
Waſſerjpiegeln ensfaltete Im Innern ber Infel war alles in Aufre⸗
gung, man ſahe, durch die Fernroͤhre, wie überall Weiber und Kinder
ah in Angſt und Schrecken über die neue Erſcheinung bie Flucht ergriffen,
A und in Schaaren über bie Gebirge entflohen. Wo Weiber in den Dörs
“ren zurücblieben, da guckten fie neugierig hinter ihren Gehegen hervor,
' Fwurben aber nicht felten von den Maͤnnern hart zuruͤckgeſchreckt. Aus
u per Berne gefehen ſchienen fie Kart und rüflig, in kurzer Tracht' wie bie
rat * Selaven in Macao gekleidet, baarhaupt, das Haar in Knoten um ben.
9 gopf gewunben, | ;
WE Gegen ben Weſten hin fiel der Blick auf bie hohe, offene See. Der.
NE z ſtuche Arm ber Wat zieht. ſich gegen N.R.D., der weſtliche 2 bis 3.
z.° Stunden weiter, gegen Weſt. Nach den biöherigen Karten zu urtheilen,.
æ ragt Linbfay, müßte die Gapitale von King Litas, von biefem
9" Yuncte, etwa 18 bis 20 geogr. Meilen (BO Miles) gegen N.R.D. geles.
6 F em haben, und von daher kamen auch alle Mandarinen, die das Schiff
9" Hefucht hatten. In der nahen Waldung um die Bai, fagte man, folle.
18 08 Aiger (?) geben. -
Lie Sehr uͤberraſchend war am Sage nach der KRuͤckkehs von biefer Ex⸗
3! eurfion, am 8. Aug., ber Beſuch des Mandarinen Kin auf dem Schiffe,
„” mit der Addreſſe an den König,. und dem Verlangen, daß Brief und
Geſchenke zurückgenommen werben follten; am folgenden Tage wuͤrde
4° per Geſandte des Königs felbft erſcheinen. Diefer Beſuch kam, Le, ber
ſeit 10 Tagen abwefend gewefen,. und fidyer in der Gapitale Bericht. ges
8” geben hatte, begleitet non Kin dem General, an ihrer Spitze aber.
u Tajin, der Wotfchafter des Koͤnigs, 40 Jahr alt, elegant in Seide
F gekleidet, der voll Geremonien feine Gonverfation 1?) mit Leiowefen und.
Bedauern Über das Abmühen bee Sremblinge begann, bie aber im Fort⸗
72 gange nur ald ein Gewebe voll Unwahrheiten abſichtlicher Lügen erſchien.
x: Dee Hanptpunct, Korea erkenne als fein Oberhaupt das Taſing⸗
7 Mei (hineſiſche Reich), alfo koͤme es ohne deſſen Erlaubniß keinen
Berkehr mit Fremdlingen eingehen, war bloßer Vorwand. Auf ben Cin⸗
wurf, auch Siam und Goch in Ehina ſtehe in gleichem Verhaͤltniß,
J war bie Antwort, aber Korea grenze fo dicht an Chinaz und als man
ſagte, fo ſey es auch mit Cochin Ghina, und doch handelten bie Briten
628 Oft Alien. Waſſerſyſteme. 1. Abſchn. $, 80,
großes Gewand war die feinfte Japaniſche Seide, bunt von Warben,
darüber das ganz weiße Oberkleſd, von feiner Leinwand. Ihm folgten
bald 2 große Moote, mit einem vollſtaͤndigen Koreaniſchen Diner, für
das ganze Schiffävolt; es waren Hühner, Nudeln, Schweinefleiſch, Ges
Tat, Kuchen, Honig, Wein. Die Speifen nach Sapanifdier und Chine⸗
fen Sitte nahmm bie Koreer mit Stäbchen zu fi. Auch der Gerres
tote, Yang yvih, Hatte indeß mehr Zutrauen zu feinen Gaͤſten gewons
nen; endlich gelang es von ihm, nad) vielee Weigerung, bie Gopie eines
Korta Atppabeis zu erhalten, wogegen ihm ber Miſſionar GE ugs
Laff das Vater unfer in Chineſiſcher Schrift gab, weiches er in Ko⸗
veaniſcher neberſetung zuruͤckgab. Aber kaum war dieſe Arbeit geſche⸗
Sen, To überſtel ihn bie größte Angſt, vor dem Gedanken des Kehlab⸗
jchneidens, wenn dies bie Mandarinen erführen. Zur Beruhigung feines
Gemuͤthe wurde ſogleich alle Schrift vor feinen Augen unter fichern
Verſchluß gebracht, und das Verſprechen gegeben, daß Tein Koreaner es
zit Augen erblicken werde. Unter dieſen Verhandlungen verſtrich Tag
um Tag, aber keine Antwort kam auf bie Abdrefie. Au einem ber
Tage (8. Juli) wurbe den Sremblingen geftattet, an einem fchönen,
feifchen Fluſſe, der fi zur Bai ergieht, Waſſer einzunehmen; au 100
Koreaner halfen babei ganz harmlos den Fremblingen, unb verkürzten
ſech die Zeit bei ber Arbeit durch monotone, friedliche Geſaͤnge. Andere
Lebensmittel für das Schiff, um die man erfucht hatte, erfchienen aber
nicht. Die Zahl der Beſuchenden und Reugierigen nahm zu, aber ſeit
dem 31. Auguft auch die Angft der Beamten, Auf die ftets wieberheite
Frage der Briten „wenn wird die Antwort des Königs auf unfere Ab⸗
dreffe anlommen?” war ſtets biefeibe Wertuöfltung: „warte in Rude
ab, einige Tage +7)
Indep wurde die große Bai, in welcher ber Marjoribanks⸗
Hafen Liegt, doch etwas näher umterfudst. Der tiefe Einſchnitt m bad
Küftenland tft voll grüner, ſtarkbbewohnter Inſeln, das Ufer voll Dörs
fer, von denen eins dem andern ganz gleich erfchien. Dem von keinem
war etwas anders als bie Dächer zu ſehen. Jebes einzelne Haus iſt
mistrauiſch nad) außen mit einer hoben, geflochtenen Umhegung ummges
ben, und fo die ganze Dorffchafts daher kann nirgends auch nur ein
Blick in das Innere fallen. Alle Weftgehänge ber Inſeln und Küften
find mit der twefflichfien Radelwaldung bedect, reichlich, bie vorzügliches
Bimmerholz und Terpentin Tiefen. Dazwiſchen legen Grafungen und
Wieſen vertheilt, an deren Rande, am Fuß der Berge, bie Doͤrfer er⸗
baut find. Die Bat weitet fi bis A Stunden gegen das unsre, ifk
vol Klippen und Sandbaͤnke, aber doch in dem ˖ Sauptcanal ven 8 bi8
123 Baden auch für groͤßere Geriffe augingiih, : Etwa 7. &tunbeni Tanke
“ır) Lindsay Report · l. © pP 20.
*
Korea, Weſtkuͤſte, Majoribanks⸗Hafen. 629
einwärts theitt ſich biefe tiefe Bal in zwei Arme, die durch 2 bis 3
große Iafeln von einander gefchieben, aber überall mit Dorfſchaften bes
beit find. Das Britiſche Boot ſchiffte am Weftufer hin, ſahe auf
den Bergen viele Heerden, am Ufer viel Boll, aber nur Männer. Die
Bai war zu tief, um ihr Ende zu erreichen. Man beftieg daher nur.
das fehr hohe Vorgebirge einer ber Infeln, von bem fidy bie fchänfte,
mannichfachfte Lanbichaft, vol Gebirge, Golfen, Buchten, Inſeln und
Waſſerſpiegeln entfaltete Im Innern der Infel war alles in Aufres
gung, man fahe, durch die Fernroͤhre, wie überall Weiber unb Kinder
in Angft und Schredieh über die neue Erfcheinung bie Flucht. ergriffen,
und in Schaaren über die Gebirge entflopen. Wo Weiber in den Dor⸗
fern zurüdblieben, da guckten fie neugierig hinter ihren Gehegen hervor,
wurden aber nicht felten von ben Drännein hart zurädgefchredt. Aus
der Kerne gefehen fchienen fie Hart und rüflig, in kurzer Tracht‘ wie bie.
Sclaven in Macao gekleidet, baarhaupt, bad Haar " Knoten um ben.
Kopf gewunden. :
Gegen den Weſten bin fiel ver Blie auf bie sche, offene Se. Der.
öftliche Arm ber Wai zieht. ſich gegen R.R.D., der weitlide DB bis 3.
Gtunben weiter, gegen Weſt. Nach ben bisherigen Karten zu urtbeilen,.
fagt Lindſay, müßte bie Gapitale von King. ti tao, von biefem
Yuncte, etwa 18 bis 20 geogr. Meilen (BO Miles) gegen N. R.O. gele⸗
gen haben, und von daher kamen auch alle Mandarinen, die das Schiff.
befucht Hatten. In der nahen Waldung um die Bai, fagte man, folle.
es Ziger (?) geben. -
Schr überrafcyend war am Tage nach der Rüdkche von dieſer Ex⸗
turſion, am 8. Aug., ber Beſuch bes Mandarinen Kin auf dem Schiffe,
mit der Addreſſe an den König,. und dem Verlangen, daß Brief und
Geſchenke zurückgenommen werben follten; am folgenden Tage würbe
der Geſandte bes Königs felbft erſcheinen. Dieſer Beſuch kam, Le, ber
feit 10 Tagen abwefend geweſen, und ficher in ber Gapitale Bericht ges
geben hatte, begleitet non Kin bem General, an ihrer Gpite aber.
Bu Tajin, ber Botſchafter des-Königs, 40 Jahr alt, elegant in Seide
gekleidet, der voll Geremonien feine Sonverfation '?) mit Leidweſen unb
Bedauern über das Abmühen den Fremdlinge begann, bie aber im Forts
gange nur als ein Gewebe voll Unwahrheiten abfichtlicher Lügen erichien..
Dee Hanptpunct, Korea erkenne ald fein Oberhaupt das Taſing⸗
Reich (Shinefifche Reich), alſo koͤme es ohne beffen Erlaubniß keinen
Verkehr mit Sremblingen eingehen, war bloßer Vorwand. Auf ben Ginz
wurf, auh Siam und Gochin Ehina fiche in gleichem Verhaͤltniß,
war die Antwort, aber Korea geenge jo dicht an Chinaz und als man
ſagte, fo ſey es auch mit Cochin China, und doch handelten bie Briten
12) Lindaay Report 1. c. p. 245.
630 Oſt⸗Aſien. Waſſerſoſteme. I. Abſchn. $. 80.
dahin, entgegnete man mit Hochmuthy: So “Handeln wie nicht, euer Uns
ternehmen ift unerlaubt.
As man ihnen nun fagte, obwol fie alfo ihren König herabwuͤrdi⸗
gend nur einen Vafallen nemnten, fo molle man body von biefem Bafals
len die abfchlägige Antwort haben, nicht aber von feinen Dienern ben
Dandarinen. Das ift den Landesgefegen zuwider, fagten fie, dem Abe
fige darüber Vorfchläge zu machen. — Warum hat man uns benn vers
fprochen jene Addrefſe und Geſchenke zu überlicfern ? Ber gab das Vers
ſprechen? eben dieſe, feine beiden Begleiter, auf die man ihn hinwies,
worauf ber Botfchafter biefen die Vorwuͤrfe von Unwiffenheit und Dumm⸗
heit machte, und bemerkte, dafür würbe fi e ihre Strafe bei Hofe fchon
erreichen.
Als nun Lindſay ſich über die 3 Wochen Verzögerung beklagte,
mb darauf beftand, dem Könige müffe die Ankunft des Schiffes in fols
her Naͤhe zu Ohren kommen, bie Addreſſe und bie Geſchenke, einmal
feierlich übergeben, werde er, wenn nicht durch feierliche. Autorifation
des Königs, nie zuruͤcknehmen: fo kam ber ſtolze Wu Zajin ganz aus
Fer Fafſung. Die Angft ergriff ihn, der hochmuͤthige Mann machte bie
tiefften Buͤcklinge, ergriff beflemmt bie Hände bed Fremdlings, bat,
flehte, zeigte wie fein Widerftand ihm den Kopf koſten würde, und madıte
die Zeichen, wie ihm bie Rippen im Leibe zerftoßen werben wuͤrden.
Kun verlangten die Briten, bie früher verfprochenen Provifionen für
das Schiffs in Verzweiflung nahm bie Embaffade ihren Abzug. Am
folgenden Morgen kamen bie Boote mit den verfprodenen Provifionen,
den Ochſen, dem Satzfify, den Gemüfen und Fruͤchten.
Der Beſchluß des Königs war wol gefaßt, die Bremblinge nicht eins
zulaffens aber ftatt diefe Wahrheit auszufbredhen, meint Lind ſav, habe
der ſtolze Botfchafter Tieber alle untern Beamten Lügner und Duͤmm⸗
linge gefholten. Ein Verkehr ſchien für jezt unmöglich, bie Geſchenke
zuruck zu nehmen hielt man des Verluſtes ungeachtet für confequent,
und zur Ehre der Nation für das Beſte. Um alles aufzubieten ben
waren Hergang ber Dinge zu den Ohren bes Monarchen zu bringen,
Trieb der Mifflonar, Guͤtzlaff, ChHinefifch einen meifterhaften Bericht
auf, der einſt nach Sahrhunberten wol, in ber Staatöwiffenfchaft Kos
reas, ein wichtiges Document Ihrer Archive werben könnte. Vier vers
ſchiedene Copien wurben davon den 4 oberften Mandarinen eingehänbigt,
von deren Zwietracht unter fidy man wol erwarten burfte, daß es Einem
wenigſtens, um den andern zu ſtuͤrzen, gelingen würbe, benfelben zur
Kenntniß bes Hofes in King itao zu bringen. In dem Eingang biefes
Schreibens nach den gehdrigen Formen hieß es: „Confucius fagt: wenn
ein Freund aus der Kerne kommt, fo freue dich; und jegt kommt ein
Englifches Schiff aus Myriaden Fernen, Brief und Geſchenke bringenb;
ſollte dich das nicht freuen?" dann war nach kurzem Hergang der De⸗
-
J
Korea, Weſtkuͤſte, Majoribanks⸗Hafen. 631
gebenheiten gefagt: nach 3 Wochen Aufenthalt werben wir zuruͤckgewieſen,
weil man ausfagt, daß Korea bem Kaifer von China unterthan fey, und
die Landesgefede ven Verkehr mit Fremden verbieten. Aber durch folche
Ausſpruͤche entehrt ihr euch; denn wir kennen bie Unwahrheit bes erften,
ba Korta zwar Trihutgeſchenke an China giebt; aber ſonſt wie Siam
und Cochin China fteht, das eigenen Handel treibt, und weil Korea mit
Sopanern in Verkehr flieht. Die Mandarinen fagten, fie bürften dem.
Könige Eeinen Bericht erflattens aber die Nähe von Kink ki tao bewei⸗
fet, daß der König ſchon um die Sache wiflen muß. Sie haben Brief
und Gefchente für den König angenommen, nun weifen fie beides zus
rüd, Unſere Gefinnungen find wohlwollend gegen Korea, warum mis⸗
handelt ihr uns? Wir haben Bücher, Wiffenfchaften, das Evangelium
ausgetheilt; Iefet, die Werfiändigen werben Alles dies hegreifen. Confu⸗
eins ſagt: imerhalb ber vier Meere find alle Menſchen Brüder, Ihr
ehrt bie Lehre des Confucius, handelt na ihr. She fagt, ihre wollt
eure guten, alten Gebraͤuche bewahren, thut «83 find fie.beffer wie big
der Fremden, mit benen ihr in Verbindung tretet, fo werden biefe bie
eurigen annehmen. Ihr fagt vielleicht, das Volk iſt arm, wie kann g3
Handel mit Fremden treiben? aber dffnet nur die Häfen, und Reichthum
an Silber und Gold wirb in bas Land kommen; euer Wohlftand wird
ſchnell fich heben. Warum treiben China und Japan, eure Nachbarn,
mit den Yremben Hanbel? warum folgt ihe nicht ihrem Beiſpiel? Zum
Schluß, fo hat Wu Tajin die beiden Greife Kin und Le der Dummheit
und ber Unwiffenheit beſchuldigt, unfere Lehre gebietet Ehrfurcht dem
Alter, wir halten fie nicht für ſchuldig nach ihrem Landesgebrauch, de
fie nicht mit Erlaubniß von oben ber fo Handeln konnten u. f. w. Zum
Schluß die Bitte: fpäterhin kommende Englifche Schiffer, die das Uns
glüͤck an ihre Käfte führt, mit Proviant zu Base u bie etwa Ge
ſcheiterten nach Peling zu ſchicken.
Man hatte naͤmlich Urſache zu glauben, daß bie Aurüdweifung bloß
durch Giferfucht einzelner Großen des Hofes verfügt worden ſey, Dem
reblichften ber Beamten, dem alten Kin, dem General, in tiefer By
trübniß über bie Abreife, preßte des Schmerz bie Klage aus: „wie
fhledt find doch unfere Geſetze.“ Die Rücdfahrt des Schiffes
ging darauf in 2 Zagen zur Außenfeite des Inſelmeeres in bie. offene
See nad) Quelpaert ˖und Ganton zuruͤck. 5
Anmerlung 2. Das Volk der Kaoliz Korai ber Japaner,
die Koreaner (richtiger Koreer) der Europaͤer.
Kein Land Aſiens iſt vielleicht unzugaͤnglichet als Korea, ſeine Pro⸗
ducte ſind unbekannt geblieben, niemals nach Europa gekommen. Das
geſehene Geſtadeland ſchien uͤberall fruchtbar, bebaut, aber doch dem
groͤßten —— nad) uncultivirt; die erblickten Bewohner ſwohloebaut, in in
+
632 Hfl-Afien. Wafferfofkene. I. Abſchn. $. 80.
einem elenden Zuſtande lebend, zeigten anfänglich ben hoͤchſten Grab des
Mistrauens und Wiberwillen gegen jeden Verkehr mit Fremben, wurben
aber bei näherm Umgange freundlich, wohlwollend, harmlos, theilnchs
mend. Ihre Abwehrung der Fremden, bie Angſt, fie in ihre Wohnungen
eintreten gu laffen, ber Hochmuth und bie Grauſamkeit ihrer Mandaris
nen, und fo vieles andere, mag nur Reſultat Zünftlicher Snftitutionen
ſeyn, bie bei ihnen noch weniger Störung erlitten haben, als bei ihren
zeicherbegabten Nachbarn, den Japanern und Chineſen.
Ueber die Geſchichte und ben Urfprung der Koreaner — wol
richtiger Koreer zu nennen, wenn man fi an ben Ausbrud Koral
der Japaner halt, umd nicht nach dem Lande ben Namen bübet — aus
den Völkern des Nordens, der Mitte und des Suͤdens ber Halbinfel, ift
tm obigen, nach einheimifchen Geſchichten, Hinreichend die Rebe gewefenz
bei Deguignes*!:) iſt die Chronologie genauer nachzufehen. Leber
ihre Mifhungen und ben Einfluß bee Japaner, wie ber Ghis
nefen, Mandfchu und anderer auf die einheimifche Civiliſation bleibt,
bei dem Mangel der Beobachtung im Lande, bei ber Unkenntniß ber Kos
ren Schrift und Sprache, und ber gänzlichen Unbekanntſchaft mit ber
. einbeimijchen Literatur, das Urtheil nur ſehr ſchwankend. Alle Nachrich⸗
ten über dies Volk befteben nur aus ſehr flüchtigen Bemerkungen ober
aus fehr getrübten Quellen.
Rinſifée '*) characterifirt das Boll von Korea durch bie Mes
merkung , fie feyen groß von Geflalt, weit nerviger ald Japaner und
Chineſen. Ein Koreer eſſe fo viel wie 2 Iapaner, aber dabei feyen fie
faul, liſtig, wiberfpenftig, jeder Anftrengung abgeneigt. Das Iapanifche
Seer des Taito hätte, bei feinem Aufenthalte auf ber Halbinfel, ſtets
auf feiner Huth feyn mäflen vor dieſem Volke. Sie haben aufer ber
Ghinefifhen Schrift noch eine andere, welche fie Ghinb un (Mens
wen), d. i. bie Bulgair Schrift, nennen, bavon jeber Buchſtab
feine eigene Ausfprache erhält. Ihre Muͤnze if Kupfer, mit der Auf⸗
ſchrift Bio fee tſu fu (Tſchan phing thun pao), das heißt: „ewiger Friede,
allgemeine Geltung.” Ihe Werth gleicht 123 Stüden Heiner Sapanifcher
Scheidemuͤnze.
Die EHinefifhe Reichsgeographie giebt folgende Anficht ih⸗
zer weſtlichen Nachbarn von ben Bewohnern Koreas. Gie find fanft,
menſchlich, fie töbten nicht gern, fie beten ben Bubbha an, opfern bem
GSonftellationen der Planeten, auch Kocalgöttern, und verehren Daͤmone.
Sm oͤſtlichen Korea ift eine Höhle, Suiſchin, in ber fie jeben 10tem
Monat das Opfer Tungming (d. d, der Oſt⸗Eid ober Lit des
. 219 Deguignes Geſchichte dee Hunnen u. ſ. w. Weber fegung vd. Daͤh⸗
next, Greifswalde 4. Einleitung 1770. S. 168— 182.
»4) Rinsifce in San Kokf etc. 1. 0, p. 19.
Korea, das Bolt, Koreer. 633
Dftens) bringen. Bel Krankheiten nehmen fie Leine Mebſcin, obwol
fie das mediciniſche Studium von ben Ehinefen erlernt haben, ſondern
euriren durch Gebete und Recitationen. Sie trinken, fingen und tanzen
gern, baum gern weitiäuftige Gebäude. Ihre Waffen find fyarfam amb
roh; ihr meiſtes Eeräth aus Bambus. Eigenthum oder Acerbeſit hat
das Volk von Korea nichts man vertheilt bie Aecker des Landes ‚gleiche
artig an Ale, nach ben Yamilien umb ihrer Perſonenzahl. Die Beam
ten erhalten ihren Gold in Reis. Die Magiſtrate und Officise find
Höffich, ernft, gerecht. Ihre Literaten treiben vorzuͤglich bie Meuflts fie
haben Bücher und leſen gern; in ihrer Chineſiſchen Schrift mifchen fie
zweierlei Charaetere, die Kiai hu und Liu Heißen, durch einander.
Ihre Strafen find mild, faft immer nur Bambusftreidhe; nur Beſchim⸗
pfung an Vätern und Muͤttern wird mit Kopfabhauen beftraft, die Gas
pitalverbrecher werben auf bie Tafeln exilirt. Sie legen großen
Werth auf Kleider, tragen Pelzmuͤtzen, geſtickte und bunte toben, andy
ſehr kurze mit weiten Aermeln, jene runde Hüte mit dem gewal⸗
tig breiten Rande (Dfhifung genannt, im Kuan yu Ei, das
heißt, woran fi der Wind bricht), oder in Gehalt eines Helms; Die
Literaten tragen daran 2 Fluͤgel (nad) Pater Regis 2 Federn). Die der
Heiden find von Selde. Die Weiber tragen geſtickte Zaden u. a. m.
Sn der Hofprovinz werben bie Einwohner befonders geruͤhmt,
weit fie fleißig, genügfam, fparfam Leben; boch find Tie Dagegen ſehr
feig, die jungen Leute eitel, zieren ſich mit filbernen Blumen an ihren
Kleibern, die fie mit zollbreiten Treffen befegen. Perlen und Edelſteine
haben bei diefen Elegante keinen Werth. Gleichnamige Yamitien: verheis
rathen fich gegenfeitig nichts hier find die Einwohner Wetterpropheten,
die fruchtbare Jahre weisfagen. Sie ziehen Seidenwuͤrmer, auch Hanf
unb verfertigen geftidtte" Kleider.
Bon ten Weſtprovinzen, gu beiden Seiten ber Hofprovinz, wird
daffelbe wegen der geſtickten Kleider gefagt, ihr Haar winden fle in Kno⸗
ten um ben Kopf, ihre Shape find von Strohgeflecht. Cie leben nur
in Heinen Dörfchen zerfireut, Haben keine Gteinhäufer, haben Teine Bes
grüßung, bengen auch das Knie nicht. Sie follen dagegen fehr robuſt,
tapfer , gute Bogenſchuͤten und Lanzenſchwinger ſeyn. Sie feleem nach
der Beſtellung ihrer Aecker, im Sten Monat, ein Saatfeſt, burch Sram,
Sang und Tanz, und nach der Ernte ihren Erntekranz. Bu ihren
Taͤnzen gehoͤren 18 Männer. In allen Dörfern bringt ber Schulz ber
Gemeinde bem Himmel und‘ der Erde Opfer dars auf einen Eleinen
Erdhuͤgel errichtet man einen Maftbaum, und hängt bavan Schellen und.
Zeommeln zu Ehren ber Dämone auf.
Aus den biäher gefammelten Bocabularien '*) ber Korea
16) Taithsin eto.1.c.p. 123-142; vgl, Asia Polyglotia p.335--343,
-
634 Ofi-Aflen. Waflerfufteme. 1. Wbfhn. $.80.,
GSoprache täßt ſich wentaftens fo viel entnehmen, daß zu den einheimis
ſchen Wörtern auch fehe viele aus den Sprachen ber noͤrdlichen Grenze
völker wit eingeflofien find, var allem aber bie Cultur ber Chine⸗
fen großen Einfluß auf Korea ausgeübt haben muß. Dies wird durch
des jüngfien Beobachters, bed Miſſtonar Büslaff, Bemerkungen bes
. PBätigt, der fi im Lande felbft als ber erſte Europäer eine Kenntniß
der Sprache verſchaffte (f. unten”. Gebr viele Wörter find Shines
ſiſch in der Korea Sprache, für welche biefe gar Leine heimiſchen
Bezeihnungen bat, 8. 8. für die 4 Weltgegenden, für den Nas
wen ber A Jahreszeiten, für Jahr, Monat, für Unfterbs
lich keit, guter Benius, für die Metalle, wie Mold, Silber,
Stahl, Shwefel, unb für viele aus ber Fremde eingeführte Ges
wächfe,. Ahiere, Waaren, Künfte, Ibern und bergl. m. So ift ber Ras
men des Löwen Chineſiſch, obwol bie füt andere bort audy nicht natus
zolifirte Thiere, wie für. Giepbant (Koliri), für Kameel (Yalteg), für
Pfad (Mo) einheimiſch finds Ferner Ehineſiſch ift der Name der Sein⸗
traube, da bie Rebe offenbar erſt aus China nad) Korea kam. Eben
fa ver Branate, bei Rhabarber (Ifiangkon), andy des Binfeng.
Sinsan), bes Thee (Iſcha), des Bu cters (Sathang), der Seide (Gau),
obwol dafuͤr auch zweierlei einheimifch Koreiſche Benennungen vorhanden
find, wis Szir und Peidaen. Kerner für Medicin, für mehrere Fat⸗
bernnamen, für allerlei Kleidungsflüde, für Waffen, Ge⸗
zäthe, we Waage, Siegel, Dinte, Kahne, für Haußgeräth,
wie Teller, Weinflaſche, Untertaffe, Theeloffel, Blu⸗
mendvafe, für Künfte, wie z. B. für das Sticken (Sieon) und ntans
ches andere, woraus fi) die Einwanderung mancher Probucte, vies
lee Gewerbe, mancher Gebräuche und ber Wiffenfchaften aus ber Nach⸗
barfchaft im Weften ergiebt. Auch das Koreifche Baplenfyflem*'*)
trägt die Spuren hiervon, Noch find wir nicht im Stande ben Ginfluf
der Japaniſchen Cultur vom Dften her, auf gleiche Art, nachzuweiſen.
Die Iefuiten Nahrichten.!?) geben hierzu nur eine geringe
Nachleſe, benn die meiften ihres Notizen fcheinen fie felbft aus den Chi⸗
neſiſchen Reichsgeographien ober andern Gyeerpten berfelben erft copixt
gi Haben. In den nörblichen Provinzen, fagen fie, find die Einwohner
wait größer als in den fühlichen, ba find fie gute Waffenführer unb tapfer
im; Kriege. Sie beftätigen das oben angeführte, wegen ber Ackerver⸗
Heilung, und fügen hinzu, auch ber König babe kein eigenes Aderfeld im
Bet. Durch einen ſehr antiten Geſetzcodex, von Kitſu gegeben (f. ob.
©. 586), ber nur 8 Geſetzartikel haben foll, fey ihnen ein fche feſt ge⸗
- 430) Teithsin etc. 1. c. p. M2— 144. 17) Pat. Regis Observa-
tions geogr. sur le Roy. de la Cor6c b. Du Halde T. IV. p. 532;
ebend. P⸗ 557 - 568.
*
Korea, das. Boll; Kärer. 6as
regeltes Leben geworben, Diebſtahl und Chebruch ſey unbelannt, ſelb
des Nachts brauche man die Thuͤren der Haͤuſer nicht zu verſchließen.
Ungeachtet der vielen Revolutionen im Lande, welche die idylliſche Ein⸗
fachheit der Sitten und die Unſchuld ſehr geſtoͤrt, ſey doch noch immer
etwas davon zuruͤckgeblieben. Wie bie Jeſuiten mit dieſem Ausſpruche
ihre Rotig vereinen, daß bie jungen Koreer von beiberlei Geſchlecht haͤu⸗
fige Berfammlungen zu Luft, Tanz unb "Gefang haben, daß ihre Bene
mifchungen und Verheiraͤthungen ahme befoubere Geremonien vor ſich ge⸗
ben, daß es bei ihnen viele wanbernde Dirnen (filles vagabondes) gehe,
daß fie ungemein feig und pugkebend find, und: bei Öffentlichen Verſamm⸗
, Tungen nur in Kleidern von Brocarb mit DOrnamenten von Silber und
Bold erfcheinen, und anderes mehr, tft ſchwer zu begreifen. "Gie wer⸗
den gerähmt im Effen und Trinken fehe mäßig zu ſeyn. Sie bettauern
Bater ımb Mutter 3 Jahre hindurch, Brüder .3. Monat. Die Leihen
begraben fie erfi nach 3 Jahren, legen alle Habe ber Berflörbiien und
was ihnen Lieb war, felbft Kleider, Pferbe, Wagen neben das Grab,
und überlaffen bie Plimderung allen denen, die. das Todtkenfeſt mitfeiern.
Ihre Mandarine, fagen fie, affertiren ein ernſtes, firenges Weſen; ihre
Siteraten ſtehen in großem Anſehn, alle 8 Jahre haͤlt man Dactor⸗Era⸗
men, und creict Baccalauren und Magiſter in Wiſſenſchaften und Kuͤn⸗
ſten. Auch die Sefuitch meinen, ihr Gtrafcoben ſey ſehr milde; die Eu⸗
ropaͤiſchen Kuͤſtenſchiffer bemerkten das Gegentheil; denn bie leinſten
Vergehen wurden in ihrer Gegenwart durch die tyranniſche Willkuͤhr
hochmuͤthiger Mandarine kaltbluͤtig mit Baſtonnaden gebuͤßt. Zum. Ber»
dehr mit Chineſen und Mandſchu brauchen fie ſtets Dolmekfcher, bei ber
gaͤnzlichen Verſchiedenheit der Korea Sprache, bie noch unbekannt tft
aber fie gebrauchen dieſelbe Schrift wie bie Ehinefen. Daß es eine reine
heimiſche, antike Literatur, und bavon eine nicht unbebeutenbe Bibliothel
am Hofe des Königs gebe, über welche ber Wruber bed Königs. ftete
Dberbibliothelar ift, wird nicht von’ Sefuiten, fondern von dem Hollaͤn⸗
der H. Hamel ı*) gefagt If. unten). Die Doctein bes Confneis
iſt in Korea hochgeehrt, bas Bolt Folgt ber Lehre des Bo. Die Bonzen
werben gering geachtet, Pagoben biefen nur außerhalb der Stäbe er⸗
baut werden, : &o weit die Nachrichten bee Sefuiten. —
Korea Sprache. — uneber bie Sprache der Koreer giebt gang
Birzlich der Miſſtonar Guͤtzzaff ?*) folgende Daten. Obwol ihre
Mahorität die Ehinefifhe Schriftſprache leſen kann, die ihnen
überhaupt erſt von China aus bie N überlieferte, fo haben fie —
ss) H. Hamel van Gorcum Deser. in Rec. de Voy. au Nord. T. IV,
12) Ch. Gütelaff on the Corean Language in Chinese
kr Noy. f;° = Asiatic. Joun. New Ser. 1833. Vol. XI. As. In-
636. Df-Afen, Waſſecſyſteme. 1. Abſchn. $. 80.
dach für ihre eigene Sprache ein Alphabet angenommen, ben Welen nad)
dem Japaniſchen SyllabarsByftem ähnlich. Die Bildung bes Korea Als
phabett iſt hoͤchſt einfach, aber ſehr finnreih. Es bat 15 generelle
Laute für Sonfonante, diefe zu Initialen ber Wocale und Diphthongen
vereinigt, geben ein Syllabar von 168 verſchiedenen Gombinationen.
Diele GSonfonanten feheinen dfter ihre Pronunciation zu wechſeln, eben fo
Die Bocale, doch weniger, was immer nur bes Dohllauts willen geſchicht,
dem die Koreer große Rechte einräumen. Die Korea Sprache hat fo
wenig, wie bie andern Dftafiatifchen, Deelination und Gonjus
gations nur Appofition und Agglutination erſett die Ins
flexion. Die Ausſprache der: Chineſiſchen Schriftzeidgen ift fo genau
mit ber Originals Landesiprache vermifdyt, daß die gegenwärtige Korea
Sprache aus fehr vielen Gompofitis befteht, in denen die Wörter beiber
Sprachen vereinigt find, um nur eine einzige Idee damit auszubrüden.
Daher ift die Sprache fehe wortreich. Beim erften Bid ſcheint fie, vers
fihiedener vom Ghinefifchen, den Mandſchu verwandter zu fams bei nds
derer Ginfiht zeigt ich das Gegentheil. Das GShineſiſche ift ganz und
gar mit demſelben durchwebt und nach dem einheimifchen Organ wie vers
fehmotzgen, daß man den Inhalt ganzer Sentengen bes Koreifchen fchen
aus dem Chinefifchen verfteht, wenn man fi nur an bie Toͤne ber Kos
reer gewöhnt hat, mit denen fie die Ghineftfche Schrift leſen. Ungemein
auffallend if aber auch bie Aehnlichkeit zwiſchen ber Korean und der Ja⸗
pan Sprache. Die Koreaner geben ber Guphonie ein übermäßiges
Gewicht in ihrem Sprachſtudio, ſchieben oft Buchſtaben aus und cin,
nur um Wohllaut zu erreichen; auch iſt ihre Sprache fehr wohlkiingend,
weder zu hart noch zw weich, das Ehinefifche iſt dem Freiden oft uns
verſtaͤndlich, weil ed eine Menge don Lauten enthält, bie von ihnen nur
Halb antgeſprochen werben, bas Koreanifche ift aber voll, fonse
and leicht verſtaͤndlich. Die Liquibe I, m, n, x, werben bei ihnen ſtets
verwechſelt; bei ihrer natürlichen Gravität fprechen fie ſehr emphatiſch,
dabei Find fie aber ideenarm unb nue wortreid. Alle abftracten Shen
Yehten fie duch Ehineſiſche Worte aus. Es iB merkwuͤrdig, fagt Guͤtz
Buff, daß nicht nur bie Ghinefen, ſondern auch alle Völker auf dern Gie
vilifation fie sinen Einfluß gewannen, bie größte Sorgfalt auf Sprads
bildung verwenden. Bon din Weamten Korcas wird das genauefie
Sprachſtudium verlangt, ohne Literatur s Kenntniß kann bei ihnen Teinez
zu hoben CEhrenftellen gelangen. Aus diefer Urfache wird in Korea auch
die Ehineſiſche Schrift und Eipradje fo allgemein verſtanden, daß ,fie ſehr
gut als Schtüffel des Verftändnifies mit bem Wolke bienen Tann, obs
gleich baffelbe hinſichtlich feiner Gtoilifation weit tiefer ſteht, als das Bolt
in China und Japan. \
Religion, — Aus ben Japaniſchen Annalen erfahren wir
das interefiante Factum; ba Korea die VBermittiungsftation
Korea, das Voll, Religion. 637
der Verbreitung des BubbhasGultus »20) zwiſchen China und
Ssapan war. Diefer wurbe aus dem Koͤnigreich Pethſi (Bit fai bei
Sapanern, ſ. oben S. 684) nad) Japan gebracht, wo er im Jahre 552
an den Hof bed Dairi kam. Aber ſchon früher hatte er, im 3. 372,
Um mittlern Koren, und im I. 384 im fühlichen Theile der Halbinfel,
Burg gefaßtz daher es auch wol bei dem damaligen flärkern Verkehr
zwifchen Korea ımd “Japan möglich war, daß Buddhiemus nr ſchen
fruͤher unter dem Volke von Japan ſich verbreitete.
> Die chriſtliche Religion iſt früher zur Zeit ber Jeſuiten nie⸗
mals ?*) in Korea gelehrt worden, obwol einzelne Koreaner, in Peking,
von Zeit zu Zeit von dieſen getauft wurden; zu einer Miſſion nach Ko⸗
rea haͤtte es einer beſondern Erlaubniß von China aus bedurft, die nicht
zu erwarten war. Doch iſt, neuerlich, auch durch den katholiſchen Biſchof
von Peking, de Govea 22), ber Anfang zu einer chriſtlichen Miſſion
, in Koren begonnen, Die Koreanifchen Dfficiere der Geſandtſchaft, ‚welche
Timkowski (1821), in Peking, näher kennen zu lernen Gelegenheit
hatte, waren von mittlere Größe, zobuft, dunkelfarbig, hatten ſchwarze
Haare, ein martiales Anſehn, gingen noch in der Tracht der Chineſen
vor der Mandſchueroberung; denn fruͤhern Anforderungen ihrer noͤrdli⸗
chen Beherrſcher ſich die Köpfe zu fcheeren und Tartariſche Tracht ans
zunehmen, hatten bie Koreer burch Rebellionen widerſtanden; fie behielten
ihre Altern Gebräuche bei. Ihre Phyſiognomie fand Timkowski ?°)
nidyt von ber ber Zapaner und Chineſen verfhieben, ihre Schriftzüge
aber weit eleganter, als die ber Chineſen. Sie zeigten bie größte Auf⸗
merkſamkeit auf alles Reue, was ihnen vor bie Augen kam, und waren
über Rußland, Sibirien, Kiachta, den Sibiriſchen Handel und bie norbis
fchen Pelgwaaren gut unterrichtet, -IShe Benehmen fiel, im Gegenſatz
der Ehineſiſchen Mandarinen, die zu ber Ruſſiſchen Miffion kamen, burdy
Beſcheidenheit ſehr zu ihrem Vortheile aus.
Anmerkung 3 Die Korter und der Staat von Korea im
XVII. Jahrhundert, nah 9 Hamel van Goreums
Bericht, nad) 12j4hriger Sefangenfhaft auf der
Halbinſel.
Das Schickſal des H. Hamel van Borcum, mil ſeinen =
. Unglüdsgefägeten, in Korea, von den Jahren 1663 bis 1666, iſt lehr⸗
veich als ein Blick in das innere Leben des Koreifchen Staates und -
120 Klaproth Recherches sur le Pays de Fou sang. 8. p. 15.
»1) Pat. Regis Observations etc. L. c. p. 532. 227 Nouvellas
'Lettres edifiantes des Missions de la Chine et des indes orientg- 5
len... Päris I. T. V. 33) Timkowski Voy. etc; T. IL,
.P. M. O4,. 96. — J
638 Oſt⸗Aſlen. Waſſerſyſteme. 1. Abſchn. $. 80.
kes, und feine Notizen Aber baffelbe find mit Unrecht bisher unbeachtet
geblieben, da fie, bei Koreas flationairem Zuftande, audy heute noch nicht
veraltet find, mb gleiche Autorität wie jene oben angeführten haben,
welche durch bie anfprudjlofen Angaben des redlichen Hollaͤnders beſtaͤ⸗
tigt ober felbft fm weſentlichen noch vervollſtaͤndigt werben,
Rach der Ueberfahrt von Auelpaerts auf das Sontinmt (f. ob,
S. 606), wurben bie Gefcheiterten über Tſchhang hing (Ganflang
bei 9. Hamel, beflen Ortsnamen wie nad Rinfifees Karte größ⸗
tentheils zu berichtigen im Stande find), in 7 Tagen zur Propinzigls
ftabt Thſiuan tſcheou (Ehentio b. Hamel) transportiert, bie fie eine
große Hanbelsftabt, und bie Reſidenz bes Gouverneurs von Thſiuanlo
(Thfitaba) nennen, welche eine Tagereiſe vom Meere abiiegt. Won ba
ging es über Koung tfcheon ’Eonfio), der Refidenz bes Gouverneurs
der Provinz Tchung thfing (Tiong fiando), immer gegen Norden eis
was N.W., bis zur Nefldenz des Königreiches, bie fie 75 Lienes fern
vom Landungsplage berechneten. Sie hörten biefe Stadt, in welcher ber
König Hof Hielt, Sior nemmen, ein uns fonft gänztidh unbekannter
Name. Es ift King kitao, Hier 3 Tage lang beherbergt, dann zu
"3 und 3’ bei Chineſen in Heine Logis untergebracht, wurden fle vor ben
König geführt, und durch Dolmetfcher ausgefragt. Ihr Fehen, fie ned
Japan überzufchtffen, damit fie ihre Frauen, Kinder, Heimath wieder
fähen, beantwortete der König damit, dies ſey in Korea nicht Braucqh,
die Fremdlinge wegzulaſſen, ee werde fie mit allem verforgen. Darauf
gebot er vor ihm allerlei Künfte zu machen, zu tanzen, gu fingen, zu
fpringenz dann ließ er &Speife und Zeuge zu Kleidern geben. Am fod
genden Morgen wurden fie dem General ber Miliz vorgeftellt, der ihnen
die Aufnahme in bie Garden des Königs ankünbigte, dafür wärben fie
jeden Monat 70 Catty Heiß erhalten. Man übergab jedem ein Patent
von Papier, befchrieben mit feinem Namen, Alter, Profeffion, Heimath
und feinem jegigen Poften, unterfchrieben mit Korea= Schrift und. dem
Siegel des Königs wie bes Generals, nämlich mit einem beißen Eiſen
geſtempelt. Jedet erhielt feine. Muskete, Pulver, Blei, und den SBefrhl
jeden 1ften und Aten Tag des Monats vor bein Bensral eine Saboe zu
geben, ſtets parat zum Feldzug zu feyn, mit bem Gentral auf Drbre
Ss Abnigs. Dveimal hielt bey General jeden- Monat Revue; eben To
viel mäl gab · er Crercitien, ein Chineſe ward der Gergeant, ber Hollaͤn⸗
der "Wettenrce aber Inſpecteur und Inflsuctor bes „neuen Koreaniſchen
Garde duͤ Corps. :
Aus Neugier, ein Hauptzug ber Koreaner, wurden bie Fremdlinge
dei den meiften Großen zu Gaſte geladen, um bei ihnen zu’ ſchmauſen,
zu taugen, au finger, zu fchießen u. dgl. m.; ein befonderes Feſt für
die Beiber und Kinder, die fi "über die weiße Haut ber Kremblinge
nicht genug wundern Eonnten. Auf ben Gaſſen, in ihren Hütten Yatten
Korea, van Gorcums Bericht. CM
die Armen keine Muhes ſelbſt bit freihen Sclaven der Großen gogen-fe
aus ihren Wohnungen hervor, und ließen ihnen keine Ruhe, bis der Go⸗
neral durch ein Verbot bem Unweſen Einhalt that.
Als im Augufl dieſes Jahres (1654) ber Mandſchu⸗Tartar
ans China kam, ben Zribut für feinen Kaifer, in Korea einzuholen,
wurde das Corps ber fremden Solbtruppen auf eine Feſtung eingefpesrk,
fo lange der Embaſſadeur im Lande war. Die Feſte Legt 6 bis 718tun⸗
den im Rorden der Gapitale Sior, auf bem Berge Numabanfiang "
(wol der San kio Shan auf Rinfifees Karte), Zum Erfleigen bier
ſer ſtarken Feſte, die, gleich einem fächfifhen Koͤnigſtein, im Kriege, zum
Afyl des Königs und feiner Schaglanımer dient, brauchte man 3 Stun⸗
den Belt. Cie ift mit Proviants Magazinen ſtets für 3 Jahre verfehen.
Als der Embaffabeue das Land verließ, kehrten aud) bie Holländer in
ige Quartier zuruͤck. Als er aber im März, 1655, wiederkehrte, erhiel
ten fie Arreſt in ihren Wohnungen, und ba zwei ihrer Unglücksgefaͤhrten
bei beffen Abmarſche dennoch zu feiner-Suite flohen, um In deſſen Schuge
ihrem Jammerzuſtande zu entgehen, wurben fie gewaltfam zuruͤckgebracht
and erdrofielt, dem Geſandten aber Geſchenke gemadjt, damit der Groß⸗
Khan nichts davon erführe, Bald barauf fcheiterte wieder. ein Schiff gu
Quelpaerts, als Dolmetfsher wurben nun 3 von ihnen, flatt des zu als
ten Wettenree badingefchidt. Bei ber dftern Wiederkehr des Mandſchu
Embaſſadeurs, im Frühling und Herbſt, erhielten bie Holländer immer
wieber Hausarreſt. Zwar geſchahen keine Reclamationen von Seiten
des hohen Gebieters, aber die Mandarinen bei Hofe in ſteter Angſt,
‚waren dafuͤr, die Fremdlinge ganz zu verderben. Nur ber Koͤnig ſeibſt
und fein Bruder, ſagt H. Hamel, wollten fie gnaͤdig am Leben erhal⸗
-ten, und bdeſchloſſen daher fie ins Erit zu ſchicken. Dies gefſchahe im
Sabre 1656. Sie kamen in die Sübprovingen, unb wurbeh bafb
diefer, batd jener Kefte zugetheilt, wo fie the armſeliges Leben oft kaum
zu friften im Stande waren. Die fleten Wechſet und Abvufungen ber
@Bouverneure und Commandanten von ihren Poſten, bradhid fie. mit eis
ner Menge ber verſchiebenartigſten Herren in Berührung, die bald hart
unb graufam, bald kalt und gleichgoͤltig gegen ihr Schatkſal/ aber mehr⸗
mals auch ungemein wohlwollend, huͤlfteich und wohlthaͤtig ſich zeigten,
wodurch ihre Lage nach ben Umſtaͤnden dann auch wieber Erleichterung
gerwwann. Sie hatten ir ihren Garniſonen außer den geringen Exercitien
ur wenig gu thun, hoͤchſtens das Gras innerhalbider Feſte auszutupfen,
bie Pläge zu ſaͤubern, Holz von ben Bergen herbeizuholen, was. in ber
Zalten Jahreszeit zumal ſehr beſchwerlich war, und wobei ihre. Kleidung
gerlumpte, die ihnen nicht erfegt wurde. - Die Spelfung war fo ſchlecht,
mei nur Reis und Salz, und wurde busc int mehrjährige eintre⸗
tenbe Hungersnoth im Sande 1660 bis 1663, wobei man mit Eicheln,
Burn und Zannenzapfen vorlieb naher, To kaͤrglich, daß ſie um bie
640 Df-Mfen. Bafferfoftene. I. Wofde. $. 50.
Erlaubaiß anhalten mußten, fidh im Btanon der Feſteng etwas erbets
teln zu büsfen. Dies wurbe diefer Fremd⸗ Garnifon benn auch wirk⸗
lich geftattet, doch mit dem Beding nur 14 Rage bis 3 Wochen auf ih⸗
ser Greurfion auszubleiben, nicht gegen bie Mefidenz, auch nicht gegen
Japan zu zu gehen; und nur ber einen Hälfte wurbe dies geftattet, bie
andere Hälfte des Gorps mußte in GBarnifon bleiben unb die Krantın
Miigen, dad Gras anösupfen. Beim Wolke fanden fie viel Wohlwollen,
zumal die Meugierbe gegen Fremdlinge und ihre Gryählungen von frems
don Dingen uud ihren Schickſalen bradyten ihnen Kleiber und Lebensmüls
tel vollauf. Zumal in den Koreiſchen Kiöftern, waren bie Moͤnche im
Höhen Grade neugierig, hörten Tag und Radıt ven Erzaͤhlungen ber
Eurdpoaͤer gu, und vergelten reichlich mit Gaben. In den Jahren ber
Yungerinoth farben fehe viel Menſchen, die Straßen füllten ſich mit
aubern, die Sclaven des Königs rebellirten, erbracdyen unb plünberten
feine Magazine; ex batte Noth überall bie Unruhen zu dämpfen. Die
Schwierigkeit, die Fremblinge an einem Orte gu ernähren, machte, daß
man fie in brei Garniſonen vertheilte, von denen bie eine, bie Stadt
Chun thian (? Sum ſchien) im ©.D., in ber Nähe im Welten bei
Hafens von Fuſchan lag. Dieſe Verlegung, und bie Erlaubniß bie
fie erhielten, umherzuſtreifen und ſich gegenſeitig zu befuchen, ja zu uns
terſtuͤten, machte ihnen enblich die Flucht moͤglich. Giner ber Gonver⸗
neure zeigte fo viel WBohlwollen gegen fie, daß er fie bei feinen Beſchen⸗
Zungen bebauerte, und fogar fragte, warum fie es nicht verfuchten, bie
Meerenge nach Japan hinüber zu fchiffen.. Schwierigkeit war es aller⸗
dings eine Barke zu erhalten, die zu einem. ſolchen Wngeftüd groß genug _
wäre. Gin Kometen⸗Jahr ***), 1664, in welchem einer, und bamn
gegen S. O. ımb gegen S. W. noch 2 Kometen, mit einander entgegens
fichenben Schweifen ‚die größte Angft im Lande verbreiteten, hinderte bie
baldige Ausführung; denn fie bebrohten das Land mit einem Feindes⸗
Hberfall. Alle Tage mußten bie Truppen ihre Exercitien machen; Nies
-manb burfts an ben Küften Feuer anzünben. Das Volk zehrte alle feine
Vorraͤthe auf, um fie nit an ben Feind zu verlieren; benn als ber
Mandſchu Zartar in Korea eingebrochen war hatte man auch gleiche
Beihen am Himmel geichen, und vor bem Sapanerstteberfall beögleichen.
Im Sabre 1666 wurben auf ben Bettler⸗Excurſionen Beinere Küftens
fahrten verfucht, und im Jahre 1666 gelang es, mit einer erfauften, gro⸗
Sen Barke die Fahrt in die offene See gu wagen, das Freie zu gewin⸗
nen, und nad mühfeliger Arbeit unb Roth etwa nad vierzehn Tagen
«im September) der Ueberfahrt von Kippe zu Klippe und Inſel gu In⸗
fit, über Firando and Gotto, die Hollaͤndiſche Kactorei ga
Rangafadi und dann über Batavia die geliebte Heimath zu erreichen.
+24) H..Hamel van Goronm L. c. p. 38.
—
Korea, ‚van Morcums Vericht. 64
Uns d, Hameis Schlldereng des Koreer⸗GStaates und old find
folgendes die Bauptverhältnifie. Der König 28) von Korea if
Deſpot, ertkennt ſich aber ald Vaſall bes Mandſchu Kaifers an. Seine
Großen des Neiche befigen keine Güter, Städte u. ſ. w., als Gigen«
thum; alle ihre Einkuͤnſte erhalten fie nur von. koͤniglichen Verleihun⸗
gen oder aus der Arbeit ihrer Sclaven, deren Mancher mehrere hundert
in Dienſt dat. Alte Veritcihungen fallen nach dem Tode des Belehnten
an den König zuruͤck. Um bie Perſon bes Königs iſt in feiner Reſidenz
eine Garde. Alle freien Leute müflen alle 7 Jahr einmal, aus ben
Provinzen, auf 2 Monat, biefen Garbebienft beim König verrichten; fo
daß Korea das ganze Jahr unter ben Waffen iſt, in dem alles zu Hofe
eilt, Jede Provinz hat ihren General mit 4 bis 5 Solonels, mit
eben fo viel Sapitaigen, bie von ihnen abhängig find. , Diefe haben
bie Somimanbos ber Städte und Forts: jedem Dorf ſteht sin Gorporal
oder Behnmann vor, Dieſe müffen jedes Jahr eine Liſte der warfenfäs
higen Mannſchaft in Ihrem Diftziete einreichen, bieß giebt bie Ueberficht
der Recrutenzahl und der Armee.
Die Reuterei trägt Küraß, Degen, Bogen, Pfeil, Geißel mit
Eiſenknoten, das KußwoLt hat Koller, Degen, Muskete, Pike, bie Of⸗
ficiere Bogen und Pfel. Die Soldaten müffen fi die Waffen ſelbſt
ſtellen, auch die Kugelſchuͤſſe. Jede Stade Liefert außerdem eine Anzahl
Religiofen ans ihrem Diftriet, und auf ihre Koften, um bie Feſtun⸗
gen, Saftelle u. |. w. in den Engpaͤſſen und auf ben Bergabhängen zu
erhalten, wo auch die mehrſten Kloͤſter liegen. Sie werben für hie be⸗
ſten Soldaten gehalten, bie im firengften Gehorfam gegen bie Dfficiere
fiehen, die aus ihrem Orden genommen find. Auch biefe müflen- ſich
gum Kriegsdienft für den König bereit halten. Wer bas 6oſte Jahr er⸗
seicht bat, ift dienfifrei, fein Sohn tritt an feine Stelle.
Die Zahl der Freien, bie nicht in ben Truppen des Königs fichen,
unb nie Soldaten waren, machen nebft. ben Gelaven etwa die Hälfte
der Volksmaſſe aus, Der Scladenſtand ift erblich, bei Sclaven⸗
muͤttern, wenn auch die Vaͤter Freie find,
Die Flotte. — Da Korea meerumfloſſen iſt, muß ice Stadt im
Lande sin Schiff equipixen und mit allem in Stand haltenz einen Zwei⸗
Mater, mit 30 bis 32 Rubern, wo zu jedem 5 bis 6 Ruderknechte ge⸗
hören, fo daß ˖ jedes Schiff mit Watzofen und Mannſchaft an 300 Gew
len zählt, mit einigen Artillerieflüden. Jede Provinz hat ihren Abmis
zal, der, jährlich, Schiffsrevyuͤe Halt, und dem Groß⸗Abmiral Bericht giebt.
Dienftfehler ber. Dfficiere werben mit Zob und Verbannung beftraft,
Zum Jahre: 1666 wurde ein Abmiral über 17 Schiffe verbannt, weil- eg
®&) FL Hamel I. c. Deser. — = ee.
kittes Erdkunde IV, . | Re er&f.:: ::
\
x
042 Oſt-Aſtea. Waſſerſoſteme. I. Abſcha. 6. 80,
verfeimlichte, daß bie Pulverkammer eins Gchiffes‘ gefprıngt wer, bei
der 5 Menſchen umgelommen waren,
Der Staatsrath bed Könige beftcht aus den oberen Officieren,
bie fich täglid, um ihn verfammeln, über alles berathen zu merbens fie
wohnen bei ihm, und behalten ihre Vuͤrben bis gu ihrem Abſterben. Ale
fubalterwen Stellen der Beamten und Officiere werben alle 3 Jahre ges
wechſelt, fehe oft früher, weil Klagen und Strafen ſehr Häufig vorkoms
mm: denn das Syſtem Eönigliher Spione geht durch das gange Band,
Gintänfte, Ale Probucte aus bem Waſſer und vom Lande zah⸗
ken Abgaben in Naturalienz ber Behnte wird in die Magazine jeder
Drtſchaft eingebracht. Dieſe wird bei jeber Art Ernte vorweggenom⸗
men. Außer dieſen muͤſſen die Lanbleute noch 3 Wonat im Jahre Frohn⸗
arbeiten thun, wozu man fie auch verwenden mag (vergl. oben Aſam
S. 316, 318, 319), falls fie nicht ſchon als Soldaten einrollirt find.
Juſt iz. Diefe if ſehr fireng. Der Rebelle wirb mit feinem gan
gen Geſchlechte, Weibern, Kindern, Berwanbten ausgerottet, feine Mich
nungen werben zafirt und Niemand wagt es fie wieber aufgubauen. Die
Güter werben confisckt. Die eigne Schwägerin bed Königs, die wegen
eingeſtickter Zaubereich in ein Gewand, bas dem Könige, wie das ber
Deianira, wenn er es an hatte keine Stube ließ, wurde Ichenbig ver⸗
braunt. Gine Mörberin ihres Mannes wird Ichendig begraben s der
@clave Bann von feinem Herren erfchlagen werben. Mer furchtbarſten
Strafen ungeachtet it der Diebſtahl häufig. Prügel find für alle Ver⸗
gehen, Beamte können nur vom König zum Tode verurtbeilt werben.
Wer dem Könige eine Schuld zahlbar bleibt, erhält alle Monat 3 mei
” die Baſtonnade, bis er zahltz und flirbt er, fo fängt daſſelbe Mandver
bei feinen Verwandten an. Gtehlen, Lügen und Beträgen find beunedh
allgemeine Lafer; fie beſchimpfen aber keineswegs.
Religion *?*). Zwar Ibole, vor benen ber PYöbel zur Grimafs
fen ſchneidet, bie ber Große keineswegs verehrt, aber keine Religion. An
den Beftagen geht man in bie Tempel, brennt duftende Hölzchen an,
ſtellt fie vor das Idol, macht bie Reverenz und geht feiner Wege. Nur
beim Zodteneultus verfammels fich bie MWerwandtenmenge. Das Gute
glauben fie, Im Allgemeinen, werde belohnt, das Boͤſe beftaft. Ihre
Mönche bringen täglid) ben Idolen 2 mal Rauchopfer und hallen an
Feſttagen Proceſſionen mit rauſchender Mufie Mit Klöfkern mb
ideen Tempeln iſt das ganze Sand erfülts fie Legen uͤberall auf Berg⸗
hoͤhen, ſtehen aber unter ZIurisdiction ber Stäbte, werben durch Beiträge
von biefen unb ben Lanbleuten erbaut. Im jebem ber Kloͤſter find
800 bis 600- Möndye, im ber Diocefe mancher Staͤdte Ichen bi 4000
Unseren
« in $ J
ss.) H, Haie! van Gorcum a. a. O. ©. 64. ' - —*
Korea, van Sorkums Bericht. 643
Winde. Sie find in Banden gu 10, 20 618 30 gethellt. Mer Atlefit
Pater ift der Obriſte; ihre Vergehen werben mit Prügeln abgeſtraft,
bie gröberen Berbrecher an die Provinzialgouverneure übergeben. Jeder
Koreer fann Mönch werben, baber ihre Zahl fo groß, zumal da jedwe⸗
ber auch wieder austreten Tann. Sie müflen Zribut zahlen, fchwere
Arbeit thun, und werben nicht höher geachtet als bie Gelaven. Sind
ihre Superioren gelehrt, fo ftehen fie in großem Anfehen, und find ben
Sroßen des Reiche im ange gleih. Diefe heißen dann Königse
Mönde, und tragen des Königs DOrbonnang auf ihrem Kleide. Mei
Aufnahme im Kioftee wird ihnen das umvertilgbare Drdenszeichen auf
den Arm angebracht, Ihre Regel ift, nichts lebendes zu genichen, nicht
mit Weibern zu fprechen, Haar und Bart zu fcheeren. Ihre Gchäter;
Die fie bei ſich im Lefen und Gchreiben unterrichten, koͤnnen fie wie
Väter die Kinder als Diener behalten, fie auch beerben. ine zweite
Gercte behält das Haupthaar, darf ſich verheirathen ı f. ob. S. 248).
Bei Ihnen foll die Gage ſtyn, daß früher alle Menfchen dieſelbe Sprache
geſprochen, abe erſt bei Erbauung eines Thurmes, von wo- fie ben
Himmel beſteigen wollten, fey diefelbe in Zerwuͤrfniß gelommen (ein An⸗
Mang an die Wabyloniidye Sprachenverwizrung). Die Lage der Kids
ſter iR meift veigend und Tiebli, auf den chönften Berghoͤhen des
Landes; dahin machen bie Großen mit ihren Weltdirnen ihre Ausfläge,
fo werben bie KAlöfter zu Lufllagern flatt zu Tempeln, zumal ba bie
Mönche fi) auch dem Trunk bingeben. In ber Reſidenzſtadt befinden
ſich auch 2 Ronnenklöfter, eins für den Abel, dab andere für das Volk;
der jumge König, ber 1639 den Thron beRieg, gab den Ronnen bie Frei⸗
peit fid) zu verheicathen. |
Wollsichen. Die Wohnuigen ve Neichen find prunkvoll, ein
Corps de Logis nach vorn für Fremde und Gäfte zum Empfang un
Logisen. Am Eingange iſt ein großer Hoftaum, zum Spiels unb Un⸗
ferbaltıngsplag, mit Gärten, Lauben Baffins; die Weiber haufen ii
dem Hinterbau, Kaufleute haben neben dem Wohnhaus ihr Waarenias
"ger, wo fie ihre Kunden mit Tobak und Arak regaliven. Die Hütten
der Armen find fehr gering, nur mit Strob und Schilf gedeckt; ein
Ziegeldach iR wicht jedermann erlaubt. ie ftehen auf Holzpfeilken, find
von außen mit Holz überzogen, durch Palifjaben von einander"hetrennt,
im Innern mit weißem Papier beklebt, die Dede mit Delpapfer, bie
Immer nur Bein, bie Jußboͤden gewoͤlbt, von unten zu heiten, baher
immer ſehr warm. Auf dem Lande iſt alles von Tabagien, wohin die
Korser mit den Weltbienen zu Tanz, Gefang, Muſik und Gelag gehen;
im Gommer in kuͤhle Wälder unb Gärten. Wirthshaͤuſer für den Rei⸗
fenden fehlen, auf der Hauptſtraße zur Reſidenz ausgenommen, wo hie
Semeinde auf ihre Koftın den Reiſenden a Auf anderen Wegen
Sr i {2 «
6 SR-Hfien. Wafferfofteme. 1. abfen. $. 80.
ſetzt er fi vor einer Hausthär nieder, unb die gaſtliche Sitte pesficht
ihn hinreicheud mit Meis und Fleiſch zur Sättigung.
Sie leben m Polygamies verbeirachen fi ſchon im Bten bis
40ten Zahre, wo bie Zöchter in bie Häufer ihrer Schwiegervaͤter einzie⸗
ben. Bis in das vierte Verwandtſchaftäglied ift feine Che gültigs bie
Frau kann vom Mann verftoßen werben,. fie muß dann die Kinder mil
- ich nehmen und ernähren, Dadurch wirb das Land fehr flark bevoͤlkert.
Das Verſtoßen ift ſehr häufig, die Weiber werben wie Sclaven bebans
delt, jede Kleinigkeit führt zu Chebruch.
Kinderliebe ift das edelſte Band das bie Korees verbindet 3 bie Sch
ven kuͤmmern ſich iedoch nicht um ihre Kinder, weil fie willen, - dab fie
ihnen entriffen werben, fobald ‚fie arbeitsfähig find, Die Kinder haben
großen Refpect gegen bie Eltern. Sie find nach bem Landeögefen auch
gegenfeitig für ihre eriminellen Hanblungen reiponfabel. "Die Freien
und die Großen forgen gut für bie Erziehung ihrer Kinber, laſſen fie
früh im Leſen und Schreiben unterrichten, worauf ein fee großer
Werth gelegt wird, Der Unterridyt wird in Liebe und GSanftmuth ers
theilt, das Verdienſt der Lehrer und Vorfahren dabei ſtets geruͤhmt, fo
wie der Gewinn und ber Ghrgeiz als Sporn bes Erlernens benuzt. In
der Erklaͤrung ber claffifchen Autoren macht die Jugend in ber Regel
ſchnelle Fortſchritte. In jeder großen Stadt Hält der Adel ein Ders
fommlungshaus für bie Sänglinge, um fie in ber Lectüre ber Staati⸗
angelegenheiten einzuweihen, ihnen Schriften vorzulegen, zumal bie Life
der VBerurtheilungen der Großen für begangene Grimina tefen zu laſſen.
Dies fcheint ihre Diplomatiſche Hohe Schule zu feyn. Außerdem kom⸗
men in 2 bis 3 Städten jeder Provinz biefe- Stubirenben zufanımen, um
einen Dienſt in der Feder oder vom Leder zu ambiren, Dort werden _
fe von den Gouperneurs durch ihre Abgeorbneten geprüft, eraminizt;
pad dem Refultat wird über fie ein Rapport an den König abgeflatttt.
Eben ſo tft jaͤhrlich eine große Hof⸗Aſſemblee, wo das Betragen allır
Beamten gepruͤft wird, dabei ſind alle Großen des Reiches, ſey es in
Amt und Wuͤrden ober nicht; denn hier werben bie neueren Einkünfte,
Ehren und Würden verliehen. Die Großen geben dann Geſchenke, Fe⸗
Kind und rujniren nicht felten ihre Finanzen, um, wenn auch nur Titel
gu erhalten, für bie kein Opfer ihnen zu groß. fcheint.
Dee Fode22) eines Freien wird 3 Jahre hindurch von den Kin⸗
dern. betrauert; dieſe leben dann in ſtrenger Enthaltſamkeit wie Moͤnche,
Zönnen kein Amt hekleiden, nicht in ber Ehe leben; die dann gebornen
Kinder gelten nicht als legitime. Gin langes Trauergewand von Hanf,
daruͤber ein un don — ein en am Hut, ein große
I
“) H. Handl van. Gorcam L N p. 3
.
Roten, san :Corcums Bericht: 65
Rohr als Stab ia bee Hand, zeigen ben Trauernden an, ber ſich dan
nie wäfcht. Die Leiche wird, mit Geheul und Geſchrei umgeben, im
Sommer. in eine Strohhuͤtte gelegt bis zur Meiserntey bann erſt im
Herbſt oder, im Fruͤhjahr mit Geſang und Gchmaus hegraben· Die
Träger fingen im Tact, bie Verwandten fchreien. Die Reichen bauen
ſteinerne Gruͤfte und verfchen fie mit Inſcriptionen. Bei Volmoend.
ſchneiben fie das Gras som Grabe, und bringen ein Reisopfer. Mach
der Trauerzeit tritt der dltefte Sohn in das ganze Erbe ein, die anbes
sen theilen nur Geringes. Der 8odährige Greis erklaͤrt ſich in Karea
für imbecill, und cebirt fein Hab und Gut dem Sohne, der den Eltern
eine eigne Hütte zur Pflege erbaut.
Die ereer find im hohen Grade feig, haben große Furcht, Blut
fließen zu fehen, öfter fehlt ihnen der Muth ſich der geſtraudeten Schiffe.
an ihrem Ufer zu bentächligen. Bei den Ueberfällen ber Japaner und
Mandſchu kanten weit mehr von ihnen auf der Flucht in Waͤlbern unb:
Bergen aus Angft und Roth am, als vom Schwert im Gefecht. Sie -
bejammern jeben, ber fich fchlagen muß, ımb die Fucht bringt bei ihnen
teineg Schimpf. Brechen Krankheiten aus, fo wird die Angft allgemein.
Sogleich wird ber Patient aus der Stadt auf das Feld in eine Stroh⸗
hütte gelegt, ein Wachtpoften wird aufgeftellt Jeden abgumeifens wenn _
nicht ein beſonderer Freund ſich des Ungläubigen annimmt, fo kommt er
ſchon vor Hunger ober fonft um. WMebicin brauchen nur ‚bie Reichen.
Die ältere Methede durch Blinde und Zauberer zu turiren, warb im
Jahre 1662 vom neuen Könige unterfagt. ,
Die Iyrannei, der Drud durch bie Uebexfälle ber Japaner und
Mandſchu unb deren fortgefegte Srprefiungen, fagt 5. Hamel, haben
das ausſchweifende Leben und den Lurus ber Koreer in etwas gegügelt..
Der farke, drei mal im Sabre erpreßte Tribut an ben Zartarın zwingt
fie zur Arbeit; fchlechte Jahre werden ihnen ſehr ſchwer zu tragen.
SDanbel?®) Haben fie nur mit Sapan unb ber. Infee fu
Siimaz bie Sopaner haben auf diefer Infel und zu Ku Than (Pus
fan) ihre Waarenlager. Ginfuprartitel nah Korea find: Sa⸗
yan Holz, Pfeffer, Alaun, Büffel⸗, Hirſch⸗ und Ziegens
baute, Holländer Artilel und Japaniſche Fabrikate, wogegen fis ihre
eigenen umfeten. Der Handel nad) Peking if Eoflbar, weil er nur:
zu Lande gehen kannz nur Großhändler aus der Gapitale reifen nach
Peking, wohin man wenigftens 3 Monat Zeit gebraucht. Es giebt nur
einerlei Maaß und Gewicht in Korea, womit aber viel Betrug getrieben
wird, Ihr Geld ift eine Münze Caſis, bie aber nicht über die Chis
nefifche Grenze gehts Zahlungen werben auch in Silber Lingots gemacht,
2®)) H. Hamel van Gorcum I. c. p. 78
}
646 Pft-Nfien. Wafferfofteme. 2. Abſcha. $. 80.
wie in Japan. Sie redınen bie Belt nachh Monden, alle 8 Jahr ſchal⸗
ten fie einen Monat dem Jahre ein,
Irre geographiſche Kenntniß der Erbe geht nicht über Siam bins
aus, was man imen aus größern Bernen erzählte, war ihnen Luge.
ach ihnen beſteht die ganze Welt aus 12 Königreichen, bie fruͤherhin
alle dem Kaiſer von GShina tributpflichtig waren, feit ber Mandſchn
Groberung aber feel wurden. Dieſe Mandſchu⸗Tartaren nennen fie
Zielfe und Drantay (Cd. i. Usianghai oder Nilanghai, Dfk
Gamojedifche Stämme? Aſien Br. 1. &. 582, 590, 1007, 1047, 1060
0. DD.) Die Portugifen, von denen fie durch Japaner Kenutuif
erhielten, nennen fie Rampantul, Ihre Schrift ik nah H. Has
mel dreifacher Art *°9), diejenige der Gpinefen und Japaner, bie zu
allen bffenttichen Weldyäften und zum Drud ber Mäder dient; bie or⸗
dinaire Schrift zur Gorvefpondenz, die bas Volk aber möcht verficht,
und bie dritte grobe Schrift des Poͤbels und ber Weiber, bie unge
mein Leicht zu lernen und zu lefen iſtz alle brei werden mit dem Winfel
veſchrieben. Dan bat im Lane viele alte Koreiſche Bäder, ge
druckte und in Manufeript, die ſehr theuer im Preiſe ficken. Mei Hefe
iR der Bruder des Königs Dber » Bibliothekar, und bewahrt vom feinen
Sehaͤtzen auch GSopien und Abbifbungen in andern Gtäbten bes Bandes
auf, um ber Berfiörung burdy Brand zuvorzukommen. Ihe Kalen⸗
der wirb ia Shina gemacht; fie drucken mit Formen; fie rechnen mit
Staͤbchen; fle haben keine Buchhaltung , keine Stechnungen ; fie fchreiben
die Preife auf die Waaren auf. Zum Büdereintauf yugt man ih unb
besunt vorher Weihraudy an,
An Galatagen zieht der König in voller Pompa vom ganzen Hof
und feinen Garden und Aruppen begleitet durch die Reſidenzſtade: in
geſtickten Gewänbern wird er auf goldenem Throne getragen. Damm
find aber alle Häufer, Fenſter und Thaͤren geſchloſſen; Niemand wagt
es über die Yallffeden ober Mauern der Höfe hinweg zu guden. Die
Fehenden reichen ihre Bittſchriften hinter Bambusftäben verſtekt dar,
die von ben Beamten abgenommen werben. Kenn ‚ber König an feinen
Coldaten und Großen voruͤbergeht, iſt es Etiquette ihn nicht angufchen,
fonbern den Rüden guzubrehen , das Yuften ift ‚verpönt, wie das Spre⸗
. Yen, und bie Soldaten Heften ih Beine Gtäddyen on ven Munb, um
jebem Vorwurf Laͤrm gemacht zu baden vorzubeugen. Nur dem Tartar
Embaſſadeur geht der König mit dem ganzen Hofe oͤffentlich entgegen,
giebt ihm Muſik, Wefte, Tänze, das ganze Quartier von then bis zum
Königspalats wird mit Garden befegtz die Poſtirten finb ſtets bameit ber
ſchaͤftigt, die Willets aufzuheben, die aus ben Fenſtern des Cbaffabe⸗
hauſes berausfliegen, Boͤlletins, fur den König, um über jede
*s®) H. Hamel van Goreum L e. p, 80.
x Peting, Die. große Blauer: 647
vom Botſchafter des hoͤchſten Gecieters unterrichtet gu fen. Die Eile
quette und ber devote, Be[pest ereichen hier wol bad Maximum. —
Anmerkung 4. Peking bie Reſidenz; bie geoſe Mauecz
literariſche Rachweiſung.
"Im Begriff von dem nördlichen Stromſpſteme Chinas und den
Gliederungen ber RNordchineſiſchen Landſchaften zu denen des Suͤdens
überzugehen, hätten wir zuvor noch, wenn wir geographiſch vollſtaͤndig
se fen blabfichtigien , nothwendig -von ber großen Reſidenzſtadt Chinas
ef. Ahlen: @ L ®. 96, 136 — 131, 158, 196, 19 —013 ob, &; 443,
374) und ber berühmten Ehineſiſchen Dauer. Abriß and Bilb zu ent⸗
werfen.‘ De bies aber weine Kunſwerke der Bolkler and ihrer Regenten
nd, zeiv aber weientichen,, allgemeinen Natarverhaͤltniſſen den Raum
der Betrachtung dadutcch eniziehen wuͤrden, über jene Mrgenflänbe, die
hier uur als Spifoden unfers Haupt: Themas anzuſehen wären, auch fchom
binreicyende Belchrungen vorhanden find, zu denen wir keine neue Beob⸗
achtung hinzufuͤgen koͤnnen, fo, begnuͤgen wie uns auf dieſe nur zu vera
weifen. Es find meiftentheils bie ſchon im Allgemeinen vielfach genanns
ten Reiſe⸗Werke über China, die gewöhnlich nur das Alter gefagte wies
berholen, ober meift ohne critiſche Erfosihung der Quellen nur anges
ben, was ihnen temporär in die Augen fil. ,
Ueber die Ehinefifhe Mauer: 4. 8. Du Halde Deser. 1. e.
T. I. p. 45, 204; IV. p. 70. Abulghasi Il. p. 118 etc. Grosier De-
— de la Chine, Paris 1810. Vol. VL p. 316. Pater Verbiest. is
Philosoph. Transact. 1686. p. 58. Deguignes Geſchichte dee Hunnen
3% 1. G. 129, 130. Mailla Hist, gen. de la Chine T. II. p .373 eto.
Staunton Authentic. Acc. T. Hi. p. 178--188. Barrow Tray. in China
p- 334. Ab, — Melanges Asiatiq. T. L. Paris 1829. 8.
p. 67 1. a.
Die Schilderung von Peking in allen ‚jenen genannten Berlen,
Als Hauptwerk aber, Pater Hyacinth Description de Peking, avoo
un plan de cette Capitale, traduit du Chinois.en russe, par P. H., et
du Russe en Francois p. F. de Pigny, St. Petersbourg 1829. 8. Dies
iſt jedoch nicht Ueberfegung fonbern nur Auszug eines weit vollftänbigern
Ehine ſiſchen Driginahuertes von dem Autor n tfhhang Yuan von
Jinho, das den Zitel-führt Schenyäen Schy Lio. Eine fehr lehr⸗
weiche Ueberſicht, Literatur, chronologiſche Angabe bee Plane von Peking
und die wichtigften Sauptmemente ihrer Beſchreibung, findet ſich ges
wwängt in: Rappart ‚sur ie Pian de Peking publié a St. Petersbourg
om, 1828. p. Kyrina. ot: Uaproih, in Nour, Journal Asist. T. IV. Paris
2829. p. 366 —374;, uͤberſ. im Eritifhen Wegweifer im Gebiet
der Landtartenkunde, Berlin 1830..8. Bd. IL &. 816-—324, auf welche
wir vorzüglich hinweiſen.
648 Oſt⸗Aflen. Wrfaighem. L * 4. 81.
5 81.
Erluterung 3.
Das Waſſerſyſtem des Kiang, oder des großen Stromes
a Kiang, d. h. großer Strom, auch Yang tfeu u)
Das Suͤd⸗Syſtem.
Die Quelle des Kiang (Dang tfeu Klang, San tfe
Riang, der blaue Strom der Jeſuitenkarten), ober des gros
Gen, füdlihen Stromfyflemet.von China, Uigt im eis
nem directen Abſtande von 390 geogt. Meilen von der
Mündung zum Möeere; feine Steomentwidiung beteägt
aber nach Mefſſung 630 geogr. Laͤngenmeilen; alfo 90, ober faR
um 100 Weiten mehr, ats die Länge feines nördlihen Rabatt
Des Hoangho. Durch feine Kruͤmmungen, von brittehalb
haunbert (240 geogr.) Deiten, bewäffert er ein Stromgebiet von
dolen 34000 D.:Meilen. Seine Länge würde den drei anein⸗
ander gereihten Längen bee Wolga, des Rheins und der Wes
fer gleichkommen; fein Stromgebiet dem der 10 größten
wefleuropäifchen Stromfpfleme bis zu dem bee Oder und des
Donau (diefe beiden mit — erſt an Areal gleich ſeyn.
:; Aus obigem iſt uns bee obere Lauf. dieſes Stromes, ſei⸗
am Quellen zunächft, duch das Steppenland fon unte
dem Namen des Muru uffu bei Zartarifhen Bewohnern (f.
oben.S. 195, 199, 202, 228), alE Boureitfiun bei Zuͤbetern
(Dholaithu gefprochen bei Chinefen) befannt; als Kin ha
Kiang, d. i. der Fluß mie dem Goldfande, bei Chinefen,
auch als Fluß von Bathang umb der Neuen Grenze gegen
Tuͤbet, auf feinem Eintritte in Yunnan. Auch feinen twichtigs
fin und befannteften linken Zuſtrom, den Yarlung, oder
Dalung Klang, haben wir als den Strom ber Alten
Grenze im obigen (f. oben &. 190, 1%) kennen lernen, mit
bem jener vereint, num aucd, den Namen Min Kiang *0) ers
hätt, bis er nur fchlechtweg dee Kiang, d.h. ber Strom vor
‚zugsteife genannt wird, die hoͤchſte Titulatur Chinefifcher
Ströme. Auch ben Querdurchbruch diefes bintern Stromes,
des Min Kiangs, wo er aus- dem -wildeflen Hochlande das
DEFEIDISRUEDIEGE des großen Siue Ling, in jenem ge
#20) Ab. Remmsat Coup d’oeil sur la Chine eto, in Notv. Melan-
ges Asiatig. T. L. p. 14.
t
Ma Mange Cnftem, Ueberſicht. 040°
Walligen Querchale pwiſchen ewigen Schneehöhen, von
Eingange dis zum Aufegange derſetben, durchbricht, und
nem erſt als vot derer Strom in ſeinem Miittern Laufe
hewvortritt; daben wie oben (ſ. oben S. 405, 410) ſchon hinrei—
hend verfölgen körinen. ' Diefer Klang, vder Min Kiang,
legt Thon in dieſem Obern Laufe die ungtdenre Strede von
240 geoge: Mellen zurüd, ehe er nur den Boden bed eigentlichen
SHina, numlich Yünnan und Szärfänan betriet. Naͤmlich
im obern Steppenlaufe bis zu ſeinem erften Durchbruch“ bes
wilden Bayan Kharg, im’ Süden der Hoangho-Quelle, an
100 geoge, Meilen; von da Tabmärts bis zur Stadt Bathang
(f. ob. S. 199), tolsder etwa 100; und’ von da an 40 geogr. M.
Wi zum Durchbtuch ſeines furchtbaren Qu erfp liet am erſten
glerſcherreichen Stüt Sharks. S. 409), auf der
Grenze von Bennen und Sziſchuan:
Der Mittlete Lauf des Kiang, von ba burch gang
Szuͤtſchuan und Hupe, Bis oberhalb⸗ Kingtdefu, wo er
in die Niederung Chinas eintritt, im RB. des Tungtings
res, bält nur ch 215 geogr. Mellen; davon das wilde That
Dis Querdurchdruchs, von den erſten RE 5. bie 10) bis
zu den letzten oͤſtlichſten Schneebergen (101° 25° D.2, v. Par.
f od. S. 409), an 80’ geogr. Meilen beträgt, dan da ber Stroms
tauf DIS zur Aufnahme des Min Klang oder Ka Klang, bes
Arten’ Bufluffes dei Siutſcheou (f. db. S. 412, 415), etwa
35, und von da abwaͤrts bis King iſcheon fu an 100 geogr.
Meiten. Auch iſt ded Urfprunges: bes Ta Krang, des linken
Seitenfluſſes ſchon erwähnt, welcher dem großen Stromſyſteme
des weit groͤßern Kin ha Kiang eiſt den TaKlang Namen,
vieleicht auch den des Min Kiang gegeben hat, und worin dieſe
Meberträgung, der Benennung vom Seiten arm aufden Haupt⸗
firom, wol ihren Grund’ haben mochte (f. ob. &. 412 — 415).
Dee Untere Lauf nimmt bier bie kürzere Strecke von
etwa 175 geoge. Meilen ein; von King tfheu fu bis zum
Zungting See etwa 30, von da bis zum Nordende des Po
yang Sees etwa 60, von da an der großen Reſidenzſtadt Ran
Ring (45 geogr. Meilen) vorüber, und weiter bis zum Durchs
ſchnitt des großen Kaiſer⸗Canals 55, von biefem aber bis zur
Meeresmündung an 30 geogt. Meilen. Nur an biefee
Mündung.ift dee Name Yangtfeu Kiang bei ben Chiuefen _
gewöhnlich, was die Jeſuiten irrig (Ian tfe Klang), durch Sohn
659. Dftedjien: MWaherpiteme. .i. Amgm $. dl.
d.2.0.Dceane*!) Adesfegt und auf.bie Benmuung deö-gangen
Grromlaufet, wegen feiner coloſſalen Groͤße kbermagen haben,
obwol audı Du Halde ?2; fhon am dieſer Ciymoloqie zweifelte.
Nah Ab. Remufars Berichtigung 22) iſt diefes Mame beines⸗
wegs aus dem Namen des QOceans entilanden, fonbern aus dem
Momen eines Seitenfluſſes, der fih bei Daismen zum
Klang ergießt, feine bei Europäifhen Geographen herkömmliche
Benennung Jantfe Riang für ben gang Strom muß alfe
— gänzlich verlaſſen werden. —
1 Diener —
Wie bei dem Hoangho (f. od. S. 490), fo erhalten wie auch
bier, das einzige, mäbere Datum üͤder die Quelle dieſes großen
ſüdchineſiſchen Stromes nur- durch den Kaiſer Khaug⸗
bi). Der Min Kiang, ſagt er, entfpringe im Weſten des
Hoangho, auf dem Gebirge Baian Ehara tfirfir (Hana (Mi⸗
niatthfoua bei Tübetern, Min Shan bei Chineſen, f. ob.
©, 412); er liegt aAußerhalb der Weflgrenze von China. Die
Waffer des Kiang treten basaus hervor. Es war vom Berg
Neiſtſchhu Shan, daß bee Waſſerbaumeiſter Yu dieſen
Strom dirigirte; dieſer Berg liegt außerhalb des Forts Houangs
ıfhinglouan, an der Grenze dee jepigen Provinz Gzütfhuan
(nämiih an der Nordgrenze biefer Provinz gegen Khu Khu Nor,
nur weniges nördlich der Chineſiſchen Grenzfeſte Sung phan
kquan, f. ob. ©. 403, 412). Die Alten, ſagt deu Kaifer, glaube
ten die Quellen bee Kiatg lägen denen des Hoangho nahe,
Der Kaiſer geht alſo auf die antike Vorſtellung ber Chinefen am
bieſer Stelle ein, wenn er vorläufig den linken Zufluß des
Kiang, den Min Kiang, mit ihnen, als die Quelle die Kiang
"anzunehmen ſcheint. Er ſcheint dies hier aber nur zu.thun, ums
feine Critik au bei der Min Kiang Ducle (etwa unter 33°
Br. und 120° D.2. v. Ferro auf Grimms Karte) anzubringen,
denn nachher führt er wirklich bie feruſte Quelle des Kin⸗
ha Kiang, welche unter 107° O.E. v. Ferro, alfo 13 Brad wei⸗
tee im Weflen, unter 34° bis 35° — zu ſuchen iſt, ge⸗
nauer on. —
221) Du Halde Descr. de la Chine T. Il. p. 88. 8) chend,
T. H. p. 100. *®)' Nour. Melangce Asiatig. Paris 1829. T. 1.
—3 °*, Klapreili Mem. relat. a FAtie T. IH. p. 398
Sa Klang, oberer Lauf... 651
Der Katfer fagt, im Yutung ficher der Klang femme vom
Min Shan, dies fey aber genau genommen nicht ganz rich
tigs denn er durchbreche diefen Berg (f. ob. ©. 412, das fey
ausgemadht. Dann fließe er bie Kouon hHian (Koen db. D’An--
vie im M. W. von Tihingten fu, am Aufange jener. Strom⸗
fpeitungen, f. ob. &. 416), wo er ih in 10 Arme theile, die fi
bei Sin efin hian ‚wieder vereinen; von ba Yließe er zum
Kin cha Klang, d. i zum Ta Kiang, hinab, Der Kin Ha
Kiamg, führt bee Kaifer weiter fort, alfa ber wahre, große Haupt.
fitem des Kiang, hat aber feine Quelle am Zuß des Berges
Unieiin uffu (d. h. Waffer der Kuh im Mongoliſchen);
deffen Chineſiſcher Rame if Ju nieouEchan (d. h. Berg
Der Kuh). Der heraustretende Waſſerlauf wirt Murus uffu
- (oder Murui uffu) genannt Gr fließt gegen S. O., in das
Land Kam (K'ham, d. i. Oſt⸗Tübet, f. ob. ©. 176). — Die
fee Berg der Kuh iſt auf keiner Karte angegeben; aber iden⸗
tiſch mit ihm (deine auf der Kbienlongfhen Karte 25), der
Baffa dungram ula, 34° N. Br., zu feyn, aus weichem ber
Beine Seitenarimn Murun uffu dort gegen Norden bervorteigt,
Nach des Karte ber Chineſiſchen Reichsgeographie vom Jahre 1818,
weihe Grimms Kartenzgeichnung >) zwiſchen 33° und 34’ N. Be,
eintrug, iR er daſelbſt Pa ſatung Lama Shan genannt.
Nach dieſen Chineſiſchen Originalkarten find es dad, von We
gegen DR, auf dee Hochſteppe parallel ziehende Quelle
Bröme, die alle Z mit dem Meongolifhen Namen Ulan mus
zen beirgt find, davon dee Noͤrd liche duch Nam tfien, der
Mittlere duch Toktonai, dee Suͤdliche bush Katfſi des
zeichnet iſt. Diefer letztere erhält von Süd ber den vorbergenanns
ten , Meinen Seitenarm Muru uffu, und vereinigte fich unter
dieſem Namen mit feinen beiden mörblihen Parallel : Zuflüffen,
wovon jedoch Khanghis Bericht nichts fügt. Dieb mag alfe
fpäsere Berichtigung aus Kalfer Khientongs Zeiten feyn.
Kaiſer Khanghi fährt aber alfo fort’): Der Murn«
uffu duchfegt dann die Gegend Tfhungtian, teitt in Puͤu⸗
nam ein, bei dem Fort Tatſchhiag kouan (Taiſtſching b,
Pe und. erhält den Namen Kin ha Kiang (Boldfands
er Carte de l'Asie centrale eie, ed. Klaproth,. Paris 1833.
Grimme Karte von —— Berlin 1892. °*°) Mem. 1o-
ia. alAsie ho. T. UL p.
.
652 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. L Abſchn. $. 81.
flasy. Se wie a LFiRtang (f. ob. S. 409) erreicht, erhält er
den Namen Li Kiangz za Yung pe fu heißt er nun Ta
beng ho, und firömt gegen DE, paffit Wuting fu und
tritt ein In Szuͤtſchuan, wo er bei Sin tſcheu fu dm Min
Klang auf der finten Seite vom Morden her aufnimmt. Wels
terhin paſſirt der Klang vor Aueltfheu fu, tritt in Hu⸗
tuang (jetzt in Hupe) ein, dewaͤſſert Kingefheufu, und
vereint fi vor Wan tſchhang fu mit dm Han Kiang, we
beider Zuſammenfluß Han Kheon gmamnt wird. — Go weit
a buhrngtaphifcnt Memolee vs Kaiſer Khyanght : —
a Mittler kauf.
Leider Laffen uns ale bisherigen Veſchreibungen bes Chine⸗
ſiſchen Reiches voͤllig rathlos über bie Natur des Dbern und
Mittlern Laufes biefes Stromſyſtems, das wir faſt nur auf
der Lanblartenzeichnung bi6 zum Einteltt in dig Niederung
Ber King tfheou fu zu Verfolgen Im Stande find, ohne eine
wirklich anſchauliche Vorſtellung davon gewinnen zu innen. Denn
die allgemeinen sühmenden Beſchreibungen der Provinzen- Szuͤ⸗
tſchnan und Hupe (Huluang in früherer Zeit), welche we
ducchfegt, bieten wenig pofitive und braudbare Maturbeobachtuns
gem für unſere Bettacdhtungsweife dar, obwol ohne Zweifel eben
hier ein ungemein weiches Geld der Beobachtung ſich dem Euros
päifchen Beobachter darbieten mürbe, von dem aber neuerlich we⸗
nigſtens noch keiner diefe Gegenden je wieder betreten zu haben
Rheine, SEN
Zu Tſchungking, unterhalb ber Einmündung bes Min
Kiang, fell der Kiang, obmol noch weit über 200 geogr. M.
von der Mündung aufwärts, doch ſchon die Breite einer Halben
Stunde 128) haben. Die Altern Berichte [prechen alle von den
wilden Waſſerſtuͤrzen, weiche der große Strom Kiang zu über
winden habe, ehe er in das ebene Land tritt. Bis Kings
- tfhe fu, fagt Par Mare. Martini), beit der Kiang
durch, duch krumme Thäler mit vielen Würbein und überaus
großer Gewalt, oftmals Aber versuchte Felfen und fehredktiche
@türze, welche die Sineſer dennoch als der Kunft und des Flei⸗
se.) —— no Br siat, T. I. p. 14. 29) Novus
- Atlas Sinensis 1. ec. fol. I Neuho Ge anbtfthaftsreife zc.
Kmfterd, 1666. S. 331. ’ 9 # BEINE
2 Kiang, mittler * 883
het verſſchert siädiie vorbeigehen und überfchiffen. Von King
efgeou fu an aber flieht er allgemach etwas ſanfter. Da e⸗r
durch dem See Tung ting gegen Mitternacht ſtreicht zum Pos
yang See, von wo er Dang tfe Kiang beißt u, f. w, Da
ſelbe wiederholen Neupof umd alle frühen Autoren. Der eins
ige Portugiſiſche Pater Gabriet de Magaillans, welche
1640 bis 1648 faſt alle Provinzen des Chinefilchen Reiches als
Augenzeuge kennen lernte, erwähnt feiner eigenen Belhiffung -
‚6 Kiang, von ber Küſtenprovinz Tſche Kiang aufwärtg,
bis Zfhing en fu zur Capitale von Szütfchuan. Er brauchte
dazu 4 Monat Zeit, vom Aten Mai bis zum 28ſten Aug. des
Jahres 1642, wo er über 400 Lieues immer zu Waſſer, und 3 3
Monate davon immer auf den Krummungen des Kiang ?0)
ſchiffte. Leiden ſpricht er ſich nur über einen Punct aus, bins
fichtlich deffen ihn dieſe Fahrt in Verwunderung ſetzte. Während
Diefer lange danernden Flußſchiffahrt begegnete ich, ſagt er, taͤg⸗
lich eines ſo geofen Dienge von Jatıgen Zügen von:Sloofen
ber verfchiehenfien Holzarten, daß fie alle in Bufammenbang ges
bracht ficher die Länge mehrerer Tagereifen haben. wirden,, Ich
fchiffte an falshen Flo oßen oft eine Stunde lang. bin, wenn fie
am fir feRlagen, zuweilen brauchte man auch. wol einen halbsy
Tag Zeit dazu, um nur vorbei zu kommen. Die reichflen Haus
delsleute Chinas find bie Salzes und die Holz: Hämd.ler, beis
des giebt den meiften Umſatz. Dieſes Holz Infjen fie in den Wäls
bern von. Szütfch,uan, in dem Stromgebiete des Kiang,. fäl
len, an der Weſtgrenze des Reiche, wo es am Eintritf"des Kiang
auf Chineſiſchen Beben. auf. deſſen Wellen gebracht, und durch
ihn im. die, smeiften ber übrigen Provinzen verfloßt. wird. Die
Slooße find wur bis 10 Eußi breit, aber von fehs verſchiodener
Länge, nach dem Vermögen des Schiffers, die laͤngſten haben et⸗
was über eine halbe Stunda« Sie treten 4 bie 5 Fuß uͤber
ben Flußſpiegel hervor. Die: Ballen werden an ihren . Enden
durch gewundene Mohrfeile. verfnüpft, und beim MWeiterfchiffen, ſo
vote ſich die. Gelegenheit darbietet, immer mehr Holz angehängt,
Das ganze Flooß biegt ſich, bleibt: beweglich wie die Ringe einer
Kette, fo daß «6 alle Gefahren der Strömung befichen kann. Vorn
ſteben 4 6 5 Steuerer, andere das ganze re —— in. ega⸗
2°) G. de Magaillans Nouyelle ‚Relation ‚de ig. Chine. æte. os.
ari⸗ 1688. 4. 162 — 164.
* — ; — 21
654 Oſt ⸗Aſten. Waflerfofteme. 1. Abſchn. $. St.
en Diſtanzen. Auf den Flooßen haben fie ihee Hütten aus
Holz mit Bretten und Matten gebedit, bie fie am Außlabeost
dann Im Ganzen loeſchlagen; barin IR ihr Küchengeſchier, Ihe
Sorrath, Ihre Kleidung u. f. w. Außer dem Holz bringen biefe
Flooße aber eine Menge anderer Waaren mit aus dem alpinın
Gebirgstande, officinelle Pflanzen, Mepdicinalträuten,
viele Papageien, Affen und anbere beliebte Dinge, die fie in
den vielerlei Städten abſetzen, bie ihre Flooße voruͤbecziehen, von
wo die Unterkaͤufer diefelden dann weite durch ihre Provinzen
verbreiten. Auch die Refidenzflade Peking wird durch Fleßunz
wait dieſem Holzbedarf größtentheifu verſehen.
Die vielen Behden*!), in denen die Altern Herrſcher Chinas
gegen bie felbfifländigen Heiche von Tangut, Tubet, Yännan un:
aufhoͤrlich derwickelt waren, die barbarifchen, das heiße nicht Chi
nefſiſchen Reiche und Wölkerfchaften, die Im ben Provinzen von
Yınnan, Szuͤtſchnan, Kneitſchen und Hukuang bis in Die neuere
Belt (T. oben. ©. 414) unter den Mongolen, Miug und
Mandſchu immerfort zu befehden waren, die Opaltungen bee
Ehineſiſchen Macht im Nord⸗ und Suͤd⸗Reiche, alles dies hin⸗
derte wol, nebſt dem ſeltnern Eindri Europäifge Miſſionace
und Reiſenden in jene Weſtgeblete di. Klangſpſtemes, die mäher
Kenntniß feiner merkwuͤrdigen Landfchaften,
Nur nach den angeführten Probucten jeyer Begenden Fan
man fi) allenfalls eine Vorſtelung von dem Reichthum des
Stromgebietes des Klang mächen. Auf der Brenge ven
Punnan und Szütſchnan, gegen die Shbpesvinn Kurs
tſchen, gegen die Gebirge des Nanling (f. od. S. 407), bes
gleitet eine ganze Reihe von Bedirgsfekungen das Suͤdufer
bes Riang zur Eicherung gegen bie Ueberfaͤlle der dortigen Ges
birgebardaren (dee Mio tfe, f. unten), da wo der Kiangs
Strom, von Tung tfhuan fu (f ob. ©. 400), fih nerd⸗
wärts wendet, hat ce Wafferfälle, Strudel; an den Ufer⸗
feiten zeigen ſich Kaſtanienwaͤlder und bald edlore Feucht⸗
baͤume. Am Einfluß des Min Kiang, bei Sin tſchen (f.
ob. S. 412), der reichen Handelsſtadt N an feinem Rerdafer,
42) P. 'Gaubil Hist, de Tangl-in Mem. eone. le Ghime T. XVI.
43, 43, 239, 260 etc. Ab. Remusat Remarg. = ?’Extensien
de Pimpire des Chinois du cot& de l’Occident. p. 80 etc.
#8) P, Mart. Martini Nov. er Du Haide
Descr. ete. T. 1. p 225 oto.
7 2a Klang, mittker Lauf. 6688
And Rohrwaälder, Pomerangen, Eitronen, Limonen⸗
pflanzungen, die Bbafdungen v von Dhafanın, Papageien
und Affenarten belebt.
Mod, weiter abwärts, we vom Norden herab der Kia ling
lang (auch Heſchui, f. ob. ©. 522) fi Aber Ktaitfheou
und Yaoning fu (f.ebend.) zum Kiang ergießt, liegt die ſehr
geoße, amphitheatralifch am den Uferbergen emporgebante Stade
Xihungtingfu (d h. doppelte Freude) an befien Eins
mündung. Ihe Rame, fagt Pater Martini, bezeichne wie wohl
fi der Echiffer definde, der bei Ihe nun die Waſſerſtürze
gluͤcklich Aberfchifft und der drohenden Gefahr entronnen fry. Dee
Einf wimmie hier von Fifchen und Schildkroͤten; an den Ufern
geben die Rohtarten da6 Material zu ben zierlichflen Flechtwet⸗
ken. Hier wachfe die Lörtiche Frucht Litchi, die nur dem Suͤden
Ehinas angehört. Am Werge Feu, in der Raͤhe, fey ein fo cos
Toffalee Buddha, figend mit Yverfhräntten Beinen und in
den Schoos fallenden, gefalteten Dänden in Fels gehauen, daß
man feine‘ Gefichtötheile noch in der Kerne von 2 geoge. Meilen
gut erkennen möge. Viele Tempel und andere Gebäude, viele
ODrtſchaften werden am RiangsUfee entlang gerhhmt, Moſchus
und Rhabarber auf den weſtlichen Bergen, zahlteiche Heerden
des Wollviehs, des Hal oder Bäffel mit dem Seidenhaar,
Arzneikrauter aller Art, Erdnüffe bis zur Größe eines
Kinderkopfes in deu Tannenwäldern,, die wahre Wurzel Sina,
in den Thaͤlern Ucberfluß von Reis, Baumwolle, Zucker⸗
rohr, Seide, edlen Früchten werden gerühmt; eben fo
Reichthum an Metallen, Salzen, Amber, Lazurfein
n. a. m. Unter den Producten nennt biee das Kuang yu Ei
Die verfchiedenen Arten ber Kichten, wohlriechendes Cedern?
holz (Hiangnan), verſchiedene Arten Bambus, Juniperu 6
Bäume (Eung dfil), Theeſtaude, unter den Vögeln viele Ars
sen Phafane, auch weiße (Pebien), Nach tigallen (Hoe mei)
u. a., Bienen, viele Arten Fiſche u. a. m.
Noch mehr wird die Kruchtkarkeit, ber Reichthum, bie Lieb⸗
lichkeit der Provinz Huknang (Hupe), in weiche der Klang uns
terhalb Ruck ıfheon fu *) einteitt, geruͤhmt. Diele letztere
Stadt, am Rordufer bed Stromes gelegen, iſt eine dee reichſten
des Landes, fie iſt am Eingang der Ebenen der große Stapel⸗
—
2) Nor. Atlas Sinene foh 78. Du Halde Le, T. I. p. 228. °
6 OfrMien. Waflrefpfeme. I, Abſcha. $. 81.
unb Zollort für die Wagren, die auf dem Kiang trandportist
werden. . Sie ift zeich und berühmt, wegen ber großen Fruchtbar⸗
Zeit ihrer Umgebungen. Alles Land iſt bier, dis auf. das geringfie
Fleckchen bebaut, mus das zunächft Im Mord anliegenbe Gebirge
(Tapaling) iſt zu wild durch feine Kiefelberge und zu rauh
dozu, auch von einem gegen Chinefen fehr rehem Bergvolke
„bewohnt, aber zih an Salzbrunnen Die Umgebung ber
Stade KRueitfheou fu if reich an Pommeranzen, Cie
sonen, Limonenmwälbern.
Dee Tapa Ling (f. oben S. 407), die Dritte. Parallele
kette, etwa unter 82° N.Br. iſt hier der nördliche Begleis
‚ter des Kianglaufes, anfänglih bie politifhe Grenz»
ſcheide zwiſchen Szutſchuan und Kanfu, aber vom Hes
ſchui⸗-Fluſſe dur hbrochen (f. ob. ©. 421); dann, weiter im
Oſt, entquillt ihrem Nordabhange ber obere Lauf des Hans
Kiang, und bie Kette zieht im Süden der Stabt Han«
tſchung fu (f. oben S. 520) vorüber, wo die Pafjage füde
wärts hinüberführt nah Pao ning fu in Szutfhuan (f. oben
&.522). Bon da am zieht diefe Kette, dee TapaLing, nod im
mer mit einigen Schneebergen gleichartig gegen Oft, bie in bis
Provinz Hupe hinein, und endet dort im N.W. von Kuris
tfheou fu, wo das ebene China begiunt, auch mit dem ſetzten
ber Schneeberge in ihrem Zuge dem Kian u Scan), mei
cher unter 31° 40° N. Bt. und 108° 7’ DE. v. Par, liege Die
fer Topa Ling fälle dann völlig in niedres Vorland gegen
&.D. ab. Auf den Gipfeln diefed Tapaking fol «6 empfinds
lich kalt feyn, an feinem Eübfuß unerträglich bei. Erdbeer
ven, Himbeeren und wilde Kirfhen werben ale Producte
des Zapaking genannt.
a Unterer Lauf bis Kieou lang fvam
Popang⸗See.
Pr weit mehr wird die Landſchaft bei bem Eintritt des
Kiang in feinen unten Lauf gepriefen. Sein wilder, vafcher
“Lauf wied bei King tfheou fu im Norden des Thung⸗
thing⸗Sees, dur bie ruükwirkende Gewalt ber bis zur
Stadt Kieou — am Nordende Popang⸗Seees von
42 Klaproth Tablean des los hautes — de -ia Chine in
Mag. Aaiat. T, IL} c, p. 144, 155, 157,
2a Kiang, unterer Lauf. 657
dringenden Ebbe und Fluth des ee gebändigt.
Die Wirkung der Fluth bringt hier über 100 geogr. Meilen tief
landein, wodurd die ganze Niedrung, tief in dag Continent bins
ein, dem Geſtadelande zugewielen wird. Die beiden großen
Seen, dee Tung ting und der Poyang, find bie großen Mes
ſervoirs für die gewaltigen MWafferzuflüffe des Kang⸗Syſtems.
Der nun bewafferte Anfang der Ebene von Hukuang wird bei
den Chinefen das Jumichiti (2) ober das Fiſch⸗ und Reis⸗
land genannt, ober bie Kornkammer von China*). Es
iſt der Mittelpunct des Reiches, in dem bie größte Menge
dee Waſſer zufammenfließt, der fruchtbarfte Boden ſich ausbrei⸗
tet, ale Theile ber Bewaͤſſerung fähig, ale bis in das kleinſte
bebaut ſind, und daher einen unerſchoͤpflichen Reichthum von“
Korn, Früchten aller Art, Heerden, Kifchen, Obſt, Culturen wie
Thee, Baummolle und anderes darbieten. Daher das Sprichwort
der Chinefen: Kiangfi giebt wol ein Frühſtück, aber
Huluang Speifung für ganz China. Daher gehört
dieſer Theil des Kianggebietes zu ben bevoͤlkertſten, veichflen an
Cultuten, Bölkerfhaften und großen Städten, bie von ba an
länge feinen Ufern erbaut find. Es iſt zugleid die Provinz,
weiche durch ihre centrale Lage die bequemfle und ununterbros
henfte Communtcation mit allen übrigen durch das reiche Wafs
ſernetz des Kiangfpftems und feiner natürlichen wie kuͤnſtlichen
Anaſtomoſen darbietet.
Kintfheou fu, die erſte Stadt am Eingange ber zeichen
Ebene, am Norbufer des Stromes, iſt eine ſchoͤne und reiche
Handelsſtadt, mit einer Zartarenflabt, in welcher die Mandſchu⸗
Garniſon ſteht, weil ihre Lage fie nach dem Sprichwort zung
Schlüffel, oder zur Herrſchaft von Central: China eignet. Wels
ter abwärts, die Doppeifäbte Vutſchang am Nord», Han⸗
yang am Güdufer, die beide nur durch den breiten Strom des
Kiang gefchieden find. Jene Stadt, fagen die Sefulten 6), habe
den Umfang der Stade Paris, djefe fey der Größe nach auch bee
zweitgrößten Stadt in Frankreich zu vergleihen. Hier, fagt man,
ſey die dichtgedrängtefte Population in China." Die Barkenreihen
ziehen zwiſchen beiben Städten, mehrere Stunden lang, auf dem
Strome ununterbrochen fort, immer könne man 8000 bis 10,000
26) Nor. Atlas Sinens. I. c. p. 78. Du Halde Deser. I. c. T. I.
p- 219 — 206. **) Du Halde Deser. T. I. p. 200 - 203.
Ritter Erdkunde IY. . / Tt
658 Oft:Aien. Waſſerſyſteme. I. Abſcha. $. 81.
eechnen , die hier vor Anker liegen, und von da durch das reiche
MWofferneg nah allen Richtungen ausgehen. Die Transports
ſchiffe, fagt der Jeſuiten Pater, hätten hier ‘die Groͤße der meiften
Küftenfahrer, bie im Seanzöfifchen Hafen zu Nantes einfaufen.
Der Maftenwald fege ſchon in Erſtaunen. Zum Kiang flieht
bier, von Norden her, der nicht unbeträchtliche, fhiffbare Hans
Fluß. Die Sem, die Candle, die Fruchtbarkeit des Bodens, die
dichte Population, machen HYanyang zu einer der großen Hans
‚ deieftädte des Reiches. Ganz nahe, nur weniges unterhalb, liegt
die nicht minder große Stadt Hoang tſcheou fu, nad Pater
Baubil Beobachtung +7), unter 30° 26' R.Br., In reizenden Um⸗
gebungen, von ſchoͤnen Seen mit lieblihbewalbeten Hügeln und
Anlagen aller Art umgeben. Das Land der herrlichfien Pros
Ductionen, gwifhen Citronen= und Drangen:Halinen, mit
den fhönften Kaftanienwätldern und anden Obftartem
von Hügeln mit Theep flanzungen umgeben, an den Mafs
fern die verfchiedenfien Bambusarten, In ben Feldern die
teichſte Kornkammer. Der gewaltige Steom iſt unendlich reich
an Kifharten und Schitdkröͤten. Schon hier gilt das
Sprichwort: Hat vou pin, Kiang vou ti, das Meer ift
ohne Grenzen, der Klang ohne Sreund % Xu
manchen Stellen, fagt man, gebe es gar keinen Grund, an ans
dern will man etſt bei 200 — 300 Braſſen Grund finden, aber
bie gewöhnliche Sonde der Piloten iſt nit uͤber 60 — 60 Braſ⸗
fen tief, und jenes offenbar Uebertreibung. Ungeachtet dee füblls
chen und ungemein günfligen Lage biefee Gegend, erlebte Pater
Baubit doch Hier, am 14tem Sebruar 1723, bei furchtbarem
Sturm, eine fo ſtrenge Kälte, dag ſich die Berge umher mit
Eis und Schnee bebeckten, und mehrere Fluͤſſe unter fo geringer
Breite ſogar mit Eis belegten. Vierzehn Tage mußte er hier
verweilen, um dieſe Witterung, die ihn Teibft in Wermunberung
gefeßt zu haben fcheint, erft abzuwarten, dis er feine Nordreiſe
weiter fortfegen konnte. Nur bis wenig unterhalb Kieous
Klang fu, am Klang und am Nordende des Popang⸗Sees
gelegen ‚beginnt das Auffteigen der Meeresfluth. Won
bien iſt bee Kiang als oceanifher Strom zu betzachten.
447) Pat. Gaubil et Pat. Jacques Fxtrait da Journal da Voyage de
Canton & Peking, b. Souciet Observat. mathemat. astron. etc,
Paris 1729, 4. p.132. *°) Du Halde Deser. T. Il. p. 189.
Ta Kiang, unterer Lauf. - 65
Einer der wenigen Augenzeugen unter den Europäifchen Reifen:
den, die. Über diefe Gegend Bericht geben, iſt der Pater Bous
det, bei feiner freilich nur fehe flüchtigen Duckhreife (1693) %).
Er kam vom Norden, vom Hoangho, den ee bei Siutſcheou
überfegt hatte, von wo er kam 20. Juli) über Sioeu tſcheou
und Liu tfheon, durd ebene Landſchaft, die aber nur wenig
bebaut war, vordrang (27. Juli), Noch immer, fagt er, fabe
man damals die Koigen der Verheerungen des Landes feit dem
Mandfchu-Ucberfällen. Suͤdwaͤrts von der I-Sten Stadt bemerkte
er, auf der erſten Tagereife (28. Juli), das erfle Vorkommen der
feltfamen Ealgbäume (unter 31° M. Br.), deren ſchneeweiße,
entblätterte Frucht die Chinefen ale Lichter verbrennen. Dann
mußte 4 Tagereiſen hindurd das Bergland, am öftlichften Kuss
läufer des Peking, im Welten des Tſchhao⸗Sees (f. oben
&. 511) überfliegen werden, um das Thal des Kiang zu errei⸗
hen. Die Berge fheinen dort keineswegs fehr hoch zu fepn,
aber fie find öde, ſteril, undebaut, und nur die Zwiſchenthaͤler
ſtark bevölkert, voll Reisfelder, und wo es nur möglich war if
auch an den Bergabhängen Terrafſencultur amphitheatralifch em⸗
porgeführt. Mit dem Suͤdfuß der Ketten iſt die Nord⸗
grenze der Provinz Kiangfi erreicht, und ber bier reißende
‚Strom des Kiang, ber eine halbe Stunde breit, ungemein fiſch⸗
relſch iſt, in welchem ſelbſt bei der bis dahin dringenden Neu⸗
und Boltmondsflurh 50) große Seefiihe, wie Dotaben,
Delphine, Hongpu (Geibfifhe), Störe u. a. bis dahin aufs
ſteigen. Pat. Saubil 1), der 1723 durch Kieou Klang
paffirte, beftimmt ihre Lage, nad) Obfervation, auf 29° 66’ N.Br,,
nennt fie eine große Stadt, aber fehe leer an Menſchen. Bon
hier ging Pat. Bouvet am Weflende des Popang⸗Sees,
auf dem Landwege, den auch Pat. Gaubil nahm, der buch
viele Tiger fo unficher gemacht wird, daß man in der Daͤmme⸗
zung und Nächte nur bei Fackelſchein zu zeifen wagt, fübwärts
in 2 flarten Xagereifen bie Nan tſchang fu (eine Strecke von
30 Lieues nach P. Gaubil), zur Capitale der Provinz Kiangfh
weiche dee Strom hier am Ihrem Nordende durchſchneidet.
* Route du Pèere Bouvet de Peking a Canton m ” z Halde
. I. p. 118—120. *0) Da Halde Descr. T. 1. p.
* "Pat. Gaubil Extrait da Jonrnal etc. ,c b. — —
math. astron. etc. p. 131;. H. Ellis Journal I @.. -p 328.
' .
Xt2
U
660 Oft⸗Aſlen. Waſſerſyſteme. J. Abſchn. $. 81.
4. Sudliche Seitenverzweigung bes Ta Kiang tn:
Hunan und Kiangfi. — Die beiden ſüdlichenz
firöme vom Ran king zum Kiang, durch bie beit
BinnemGren, den Tongting und ben PorangEı
5 Che wir. den unterm Lauf des großen Kiang, v
—Kieou Kiang am Nordende des Popang⸗Sees, weiten
wärts, verfolgen, ift ein Blick auf bie beiden großen 3
fröme rathſam, welche vom Gübden aus der Parallelkein
bes Ranking (f. od. ©. 407) dem großen Kiang aus wi
Gerne zugefenbet werben, und bad Gemeinfame haben, daß ie
Waſſer erſt jedesmal dur große Binnen :Geen geklärt wem
ebe fie unmittelbar ihren Eintritt zum Ta Kiang erhalten.
Parallel des Ranking, ober ber Sübkette, Löfer fich,
obigem, unter.26° N.Be. von jenen öftlihen Schneegebiegemafe
in SD. von Dſchao thung fu, und im Of von Zune:
tſchuan fu (f. ob. &. 409), auf der Grenze ber Provinzen Eins
efhuan, Yünnan and Kueitfheu ab, und durchſcht bie
Mitte diefer Iegtgenannten Provinz gegen: Off, um dam aa
verfchledenen Namen (wie Miao Ling, und noch weite ch
wärts Zapı), oſtwaͤrts berfelben, wiederum die fuͤdlich en Ki:
ken: Provinzen Kuangfi und Kuangtung, von vn
centralen, continentalen Provinzen Yunam (bie fit
Nliche Hälfte von Yufuang) und Kiangfi zu teennen, dem
die beiden genannten füdlichen, rechten Zuflüffe des Ta Kianz
. angehören. Diefe Parallelkette des Nanking ift, ia be
Mitte der Provinz Kueitfhen, gekrönt mit Gipfeln vc8
Schnee und Gletſchern 82), bis zu den Quellen des Yuan
Kiang. Eben da, wo biefer aus Ihren N.O. Gehaͤngen entfpringt
find diefe wilden Hochgebirge das Aſpl und das Bollwerk ein
antiten Aboriginer Volkes, der Miao tfeu (Miao fu
f. Afien Bb. I. ©. 1%), das fi auf ihnen in Unabhängigkeit
und Freiheit gegen alle Beherrfcher Chinas behauptet bat, daher
man auch diefen Theil ber Gebirgskette den Miao Ling oder
die Aipenkerte der Miao nennen kann. Sie beginnt mit
den einzeln nambaft gemachten Gipfeln in ber Provinz Kuteiz:
tfheou: 1) dem Siue Shan vol Schnee und Eis im Mon
ben der Stadt Ta ting fu, noch auf dem Norbufer bes Uliang
#63) Wiaproth Tableau d. Mont. de ia
ann © e ia Chine, Mag. Asiat, I, c.
2%
/
L%s 0% Kiang, Suͤdverzweigung, Nan Ling. 661
u zuoder Lohoang), der weiter abwärts zum TaKiang den Na⸗
.... men Ning Hang ho erhält, Diefer große Schneeberg liegt 27 14
BE, 102° 44° DL. v. Paris. 2) Weiter im SD. der Le:
tan Ling, unter 26° 34 N.Br,, 108° 17 DR v. Paris auf
dem Suͤdufer des Ukiang. 3) Der Nieouthang Schan,
sit IN. De, 105° 2 DR. v. Paris, alfo weiter öfklich, deſ⸗
"fm Südabhängen eben jener Yuan Kiang entquillt, der gegen
* N.O. feinen Lauf zum Tong ting Ste nimmt. Ihn beglei⸗
eigen gegen N.D. der Zug des Schneegebirges mit 4) dem Tao
"hing ting Schan, im RD. der Stadt Szu nan fu 8° 4
SEM, Br., 106°7 DR. v. Dar., von dem der Schnee nur in ben hei:
2 sGeften Sommern abfchmilze. Ihm liegt 5) der Pe fui Shan’),
17280 26° R.Br., 106° 14° DO.R. v. Paris, ganz nahe vor. Diefer
Mordboftzweig des Nanking, bier die Alpenkette dee
EMiao, zieht, auf ber Örenze von S;ütfhuan und Hu⸗
A?nan, gegen N.D. bi6 nah Hupe, und endet im Welten, den
Tong ting See begrengend, am Sübufer des Kiaug Stro⸗
Bimes, gegenüber ben letzten, öfttichften Kettenzügen des Tapa
‚sing, wo fie eben zu beiden Geiten des TaKiang, ale Ge:
si'genketten feiner Ufer, correſpondiren, deſſen Hochgebirgsthal mit
„dem weitern Fortlauf oſtwaͤrts der bier gelegenen Stade Kin
zu tfheou fu, wie oben gefagt; in das ebene Land übergeht,
zu⸗ Die Parallel-Kette des Nan Ling ſetzt aber oſtwaͤtts
9 ber Abtheilung, welche wie mit Klaproth den Miao Ling, ober
4 Alpenkette der Miao nannten, unter gleicher anfänglicher
1: Breite, nämlich unter 26° N. Br., noch weiter ofiwärts fort,
£ wo fie ben Namen Zayuking 5%) erhält. Sie fcheidet bier forts
.: während bas füdlihe Syſtem be Stromes von Gans
„ton (de TaSiKiang, f. oben &. 406) von dem Strom-
5 gebiete des Ta Kiang; benn dieſer Zayuz Kette entquel-
; Ion, gegen Norden, in ber Provinz Hunan, ber Siangs
+ Kiang, ber nordwärts ebenfalls zum Tong ting See eilt,
‚ und noch weiter oflwärts, in dee Provinz Kiangfi, be Kan
Kiang, welher den Hadptfirom zum Poyang: ee: bilder
: Diefe Stelle der Wafferfcheide des Nanking, oder Tayu
Ling, erhält auf der Grenze, zwifchen der Sübpropinz von ,
Kugangtung (Canton) und bee Nordprovinz von Klangfl,
noch den befondern Namen bes Meiking (d. h. Gebirg der
*2) Mag. Asiat. Lo. T. I. p. 144. *0) ebd. p. 158.
⸗
,
660 Oſt⸗Aſten. Waſſerſyſteme. J. Abſchn. $. 81.
4. Suͤbliche Seitenverzweigung bes TaKiang durch
Hunan und Kiangfi. — Die beiden ſüdlichen Zus
firöme vom Nan king zum Kiang, durch bie beiden
BinnenGren, den Tongting und ben Poyang:Ser.
= Ehe wir. den unten Lauf ded großen Kiang, von
Kieou Kiang am Morbende de Poyang: Sees, weiter ab:
waͤrts, verfolgen, iſt ein Blick auf bie beiden großen Zu:
firöme rathſam, welche vom Süden aus der Parallelkette
des Nanking (f. od. S. 407) dem großen Kiang aus weiter
Ferne zugefendet werden, und das Gemeinfame haben, daß ihre
Waſſer erft jedesmal durch große Binnen : Seen geklärt werben,
ebe fie unmittelbar Ihren Eintritt zum Ta Kiang erhalten. Der
Parallel des Man Ling, oder ber Suͤdkette, loͤſet fi, nach
obigem, unter 26° N. Br. von jenen oͤſtlichen Schneegebirgsmaſſen
in S.O. von Dſchao thungefu, und im Oft von Tung⸗
tſchuan fu (f. ob. S. 409), auf der Grenze der Provinzen Szu⸗
efhuan, Yünnan and Kueitfcheu ab, und durchſetzt bie
Mitte diefer legtgenannten Provinz gegen: Oſt, um dann unter
verfchiedenen Namen (wie Miao Ling, und nocd weiter ofls
wärts Kay), oſtwaͤrts berfelben, wiederum die füblihen Küͤ⸗
Ren: Provinzen Kuangfi und Kuangtung, von ben
centralen, continentalen Provinzen Hunan (bie ſuͤd⸗
* che Hälfte von HuKuang) und Kiangfi zu trennen, denen
die beiden genannten füdlihen, vechten Zuflüffe des Ta Kiang
. angehören. Diefe Parallelkette des Nanking ift, in ber
Mitte dir Provinz Kueitſcheu, gekrönt mit Gipfeln vol
Schnee und Gletſchern *82), bie zu den Quellen bes Yuan
Kiang. Eben da, wo biefer aus ihren R.D.Gehängen entfpringt,
find biefe wilben Hochgebirge das Aſpl und das Bollwerk eines
antiten Aboriginer Volkes; ber Miao tfeu (Miao fe,
f. Afien Bd. L. ©. 192), das fi auf ihnen in Unabhängigkeit
und Greiheit gegen alle Beherifcher Chinas behauptet hat, daher
man auch biefen Theil bee Gebirgskette den Miao Ling oder
die Alpenkette der Miao nennen kann. Sie beginnt mit
den einzeln namhaft gemachten Gipfeln in ber Provinz Kuel⸗
tſcheou: 1) dem Siue Shan vol Schnee und Eis im Nors
den des Stade Ta ting fu, noch auf dem Norhufer bes Ukiang
Lira d. Mont. de ia Chine, Mag. Asiat, 1. c.
!
ga Kiang, Südvergmeigung, Pan Ling. 661
(oder Lohoang), ber weiter abwärts zum TaKiang ben Nas
men Ning kiang ho erhält. Diefer große Schneeberg liegt 27 14°
N. Br., 102° 44 DL. v. Paris. 2) Weiter im S.D. bee Le:
yan Ling, unter 26° 34 N. Br., 103° 17 O2 v. Yaris auf -
dem Südufer des Ukiang. 3) Der Rieouchang Shan,
277° II N. Br., 105° 29 DR. v. Paris, alfo weiter oͤſtlich, deſ⸗
fen Südabhängen eben jener Yuan Klang entquillt, der gegen
ND, feinen Lauf zum Kong ting See nimmt. Ihn beglei:
tet gegen MD. ber Zug des Schneegebirges mit 2) dem Tao
bing ting Shan, im ND. der Stadt Szu nan fu 2804
N. Br., 106° 7’D.8. v. Par., von dem ber Schnee nur in ben hei:
Feften Sommern abſchmilzt. Ihm liegt 5) der de fui Shan’),
23° 26° R.Be., 106° 14° DR. v. Paris, ganz nahe vor. Diefer
Nordoſtzweig des Nanking, bier die Alpenkette der
Miao, zieht, auf der Örenze von Szütſchuan und Hu⸗
nam, gegen N.D. bie nah Hupe, und endet im Weften, den
Tong ting See begrenzend, am Südufer des Kiang Stros
mes, gegenüber ben letzten, öfttichften Kettenzügen des Ta pa
Zing, wo fie eben zu beiden Seiten des TaKiang, als Ge⸗
genketten feiner Ufer, correfpondiren, deſſen Hochgebirgsthal mit
dem weitern Fortlauf oſtwaͤrts ber bier gelegenen Stade Kin
tfheou fu, wie oben gefagt; in das ebene Land übergeht,
Die Parallel:Kette des Nan Ling fest aber oſtwaͤrts
dee Abtheilung, welche wie mit KRiaproth den MiaoLing, ober
Alpentette der Miao nannten, unter gleicher anfänglicher
Breite, nämlich unter 26° N.Br., noch weiter oſt waͤrts fort,
wo fie den Namen Zayuking 5*) erhält. Sie fcheider hier Forts
mwähsend das füdlihe Syſtem des Stromes von Can:
ton (bed TaSiKiang, f. oben &. 406) von dem Strom:
gebiete des Ta Kiang; benn biefee Tayu⸗Kette entquel-
Ien, gegen Norden, in der Provinz Hunan, ber Siangs
Kiang, der nordwaͤrts ebenfalls zum Tong ting See eilt,
und noch weiter oftwärts, in der Provinz Kiangfi, be San
Kiang, welcher ben Hauptſtrom zum Poyang: See: bilder,
Diefe Stelle. der Wafferfcheide des Ranking, oder Tayu
Ling, erhält auf der Grenze, zwifhen der Sübpropinz von ,
Kuangtung (Canton) und ber Norbprovinz von Kiangfl,
noch den befondern Namen des Meiking (b. h. Gebirg der
2) Mag. Asiat. Lo. T. I. P. IM4. *0) ebend. p. 158.
⸗
662 Oſt-Aſien. Waſſenolteme. I. Abſchn. —481.
— Pfiaumenbäume)*s), welcher den Europäern am
bekannteſten geworden ff, weit über diefen Mei Ling die Pafs
fage der Hauptſtraße zu Lande von dem Küftenhafen von
Canton, über den Popang-See oder duich die Theeprovinz
des füdwefllihen EfheKiang (f. Afien Bd. li. &. 245) nad
‚ Nanking führt, ein Weg den Fefuiten:Mifftonare und
Embaffaden der Briten mehrmals zurüdiegten, daher wir
auch über ihn gut unterrichtet find.
Od von diefen Küflenprovinzen, weitet im Weſten, uͤber
den TayuLing, nad der Provinz Hunan, zu den beiden ges
nannten Zuflüffen des Zong ting Sees, dem Yuan Kiang
und dem Siang Kiang, etwa auch Paffıgen gehen? iſt uns
gänzlich unbekannt geblieben; auf jeden Fall hat Bein Eurspäis
ſcher Reifender diefe Uebergänge gemacht und beſchrieben, es febs
len uns alle befondern Nachrichten uͤber diefe dortigen Zugänge
zum Ta Kiang Thale. Auh vom Zongting Ger wiffen mir
nur unbebeutendes. Diefer See fo weit größer als der Poyang⸗
Ser, wie auch die Karte ihn angiedt, 60 geogr. Meilen (800 £i)
Breite haben, ungemein wafjerreich fepn, von fruchtbarem, fetter
Ackerboden umgeben werden, und. au bei größter Düre im
Rande, von ber China zuweilen Heimgefucht wird, dieſem bie
reichſte Bewäflerung fpenden. Von Tſchang tſcha fu 5%), der
Gapitale der Provinz am Biang Klang, im Südoften des Sees,
wiſſen die Jefuiten wenig zu fagen, von Yo.tfheou fu, am
Tordoftende bes Sees, rühmen fie die reizende Lage, ber große See
fey ſtets von großen fegeinden Schiffen und Barken burchfchnits
ten, uud biete reichen Sifchfang dar. Der fette Boden feiner Ge⸗
flade gebe Weberfluß, die Stadt auf Anhoͤhen und Hügeln em:
porgebaut, werde von Citronens und Drangebäumen eingefaßt,
auf den Berghoͤhen von Pinuswäldern uͤberragt. Eben fo wird
Zfhangtefu eine bedeutende Etadt am Suͤdweſtende des Gert
geruͤhmt, wo die Löftlichften Orangen gedrihen follen, indeß die
Gipfel der Berge mit Cedern und Pinien reichlich ges
fhmüde find.
Beſſer find wir durch Augenzengen über bie oͤſtliche Lands
ſchaft Kiangfi’s unterrichtet, ber den Mei king Daß, den Zus
fluß des San Klang und bie Eqiffahtt des Doyang: Bert
#88) Magasin Asiat. Le. T. II. p. 169. s*) Du Halde Descr.
I. p. 204 — 206.
Ta Kiang, Mai King Paffage. 663
zum geoßen Klang. ‚Diefer Weg liegt in ber großen Haupt⸗
ſt raße zu Lande, zwifhen Nan King auf dem directeſten
Wege duch Kiangfi zur Hafenftadt Canton; es iſt die große
Zransport:Straße der Waaren Central: Chinas zu dieſem
Weltmarkte, dem einzigen der für die Außenwelt geöffnet ift,
daher auch diefe Straße die befuchteite if. Schon Neubofs 5”)
Holländifhe Embaffade wurde, im 3. 1655, von Canton auß,
diefe Etraße geführt; aud Pat. Saubil (1722) nahm ale Lats
ferliher Mathematiker und Afttonom nach Peking berufen, bies
fen Weg, und beflimmte an vielen Stellen deſſelben die Polhoͤ⸗
ben. Die Macartnenufhe Embaffade 1798, von ©. Stauns
son, Barrow und Hüttner begleitet, nahm biefen Ruͤckweg
von Peking nah Canton, die Ban Braamſche, 179,
mit Deguignes dem Jünger, ging biefe Straße nordwaͤrts,
und die Amherſtſche Embaffabe, 1816, wurde denſelben
Meg von Ranking, den Kiang aufwärs, über ben Pos
yarigs&ee, ben Kan Klang, und Über den MeiLjng Paß
fübwäets, nah Canton zurhdgeführt; daher auch die Begleis
ger derfeiben, Clarke Abel und 9. Ellis hier vorzuͤglich zu
Hauſe ſind.
Die Paffage von Canton über den Meiking nad
Kiangfi.
Von Cantons (Kuantung) Hafen gegm Norden, führt
der ſchiffbare Käftenfluß Pe Kiang bis zum Süudfuße bes
‚ MeikingPaffes; diefen Weg auf der Flußbarke, wie gewoͤhn⸗
Lich zuruͤckzulegen, brauchte Pat, Gaubil, vom Aſten bis zum
A6ten Januar 58), bis Nan pong fu, und nicht viel weniger
Zeit wird auch zue Suͤdfahrt mit dem Strome, thalein, erfor
Derlih fern. Von Canton bi Chao theou fu (b. D’An-
ville) ift der PeKiang tief genug, um große Barken zu tragen,
von da an wird er feichter und nur für geringere Boote 59) fahra
bar. Sein Lauf beträgt bis dahin, von Canton etwa 35 geogr.
Meilen, und weiter aufwärts die noch ſchiffbare Strecke bis
Nan vong fu, höhftene 15 geogr. Meilen. Hat man bie übers
seich bevölterte Umgebung von Canton, die, wie ein großer Gars
72) J. Neuhof — ꝛc. Amſterdam 1666. Fol. ©. 83.
5°) Pat. Gaubil Extrait I. c. b. Souciet Obrervat. math. aſtron. etc.
p-127—129, 9 G.-Staunton Voy. Trad, p. Castera T. IV.
p. 264.
\
664° Of-Afien. Wafferfofteme. I. Abſcha. $.81.
ten mit Dbfbäumen (zumal Longyen und Litchi) vol Ort
fhaften, fich reizend ausnimmt, und ein paae Rage in volls
tommner Ebene*%) aufwärts anhält, verlaffen, fo ſcheint die
große Fruchtbarkeit des Bodens ſchon abzunehmen. Das Land
zeigt bei der Stadt Tſing yuest ſchon viele unbenugte Stellen.
Die Ebenen zu beiden Uferfeiten find mit Mei» und Tabadfel:
been dedeckt, die Hügel mit Baummollenpflanzungen und Camellien.
Die Raltfkeingebiege erheben.fi aber bald in. ſteilen, oft gro⸗
tesken Felswaͤnden, weiche die muͤhſame Terraſſencultut dee Indus
ſtrioͤſen Chinefen nicht überall emporfleigen kann. Daher ſtarren
viele diefee oft feltfam zerriffenen Klippen, z. DB. die fogenannten
Fünf Pfervietöpfe und andere nadt und grauenvoll empor.
- Das Urtheil über die ‚Culture biefee Gegend ift daher verſchie⸗
den st), Die wildeften Höhen find mit Lächenbäumen (La-
six nah Staunton), ober mächtigen Pinusarten (Pinus lan-
ceolata, oder nach Clarke Abel Pin. inassoniana), woraus große
Holzflooße gegimmert und ſtromab gefchifft werben, bedeckt. Stein:
kohlenſchichten bemerkte G. Staunton in ben hiefigen Ges
birgelagern, die auch gewonnen werden und in ben Handel
kommen.
Die Stadt Chao tcheon Liegt, nach Pat. Gaubil Beeb⸗
achtung, 24° 51 N. Br., um etwas oͤſtlich vom Meridian Gans
tons. Die großen Schiffbarken, welche hier den Strom bedecken,
and alle nach Canton beſtimmt find, haben meiftentheils Waa⸗
zen aus dem centralen China geladen, bie über den Ausgange:
bafın nah Macao, Indien, Europa, zumal England
beſtimmt find. Der Verkehr tft hier daher ſehr lebhaft, und Eng»
liſche Wörter zur Benennung beliebter Chinefifchee Handasartikel,
and den Verkehr betreffend, haben fich Hier nicht wenige auf dies
fir Commerzſtraße in das Chinefifche eingeſchmuggelt 92).
Dos Etromthal, ſchon laͤngſt klippig, fleinig, voll befchwers
licher Windungen, verengt fih noch mehr von Nanyongfu,
von wo der Fiuß auch zu feicht wird, ums ihn noch zu befihiffen.
Diefe Stadt, bie noͤrdlichſte Grenz ſtadt der Provinz Kuang-
tung, iR gioß, gut gebaut, fie hatte zu Pat. Gaubils Zeit,
—— Pie Bouvet Route de Peking etc. 1693, b. Du Halde Deser.
p, 124, *:) Barrow Tıav. L c. p- 543 etc. Deguignes
——e * 1909. ©. 1 - 20; Clarke Abel Narrat. c. p. 191.
—— c. T. IV. p. 264.
—
:
Ta Kiang, Mei Ling Paffage. 665
wie faſt alle großen Staͤdte auf biefer großen GSommersfitaße, ihre
katholiſche Kicche.
Von hier beginnt die Beſteigung dee Doffage bes Mei-
Ling. Bon bier über die Provinzlafgeenze bis zur erſten Stadt
Mangan in Kiangfi, rechnet Pater Gaubil, 6 Lieues, d. i.
2 geogr. Meilen; die Britiſchen Reifenden rechnen «inige Stun⸗
den mehr. Dieſe Paßhoͤhe iſt zugleich Grenzhoͤhe und
WB afferfheidenöhe.. Der Kan Klang entquilt Ihe gegen
Norden, zum Kiangs Gebiet, der De kiang (oder Tſching
Liang) gegen Süden, zum Golf von Can ton, und eben das
bin ſenkt fi) weiter in &.D. das Quellwaſſer des Tun Klang.
Die Gebirgskette des Nan Ling fendet nach verfchiedenen Sei⸗
ten vielerlei Gebirgezweige aus, und au vom Met Ling an,
ſtreicht fie erſt o ſt waͤrts, dann aber gegen N. O. 8) fi wen⸗
dend, auf dee Grenze von Kiangfi und ber Kuͤſten⸗Provinj
Eu kian bin, wo fie links im Bogen das Gebiet bed Popang
Ger’8 mie deſſen Zuflüffen abgrenzt von deu -Steomgebieten der
Außeren Küftenfiäffe, weiche fih, wie ber Han Kiang
im Süden des Canals von Formoſa, biefer Küfleninfel gegen⸗
über, in das Chinefifche Meer ergiegen. Obwol bier ber oceani⸗
ſchen Oſtkuͤſte fehe nahe, laͤngſt von jener gewaltigen mit ewi⸗
gem Schnee bedeckten Rieſenhoͤhe herabgefunten, ſtarrt doch an
diefer aͤußerſten Werzweigung, noch einmal ein GSiue fung
Shan (unter 26° 36 N.Br, 116° 85 DE v. P.%) zu fo
bedeutender Höhe im N.W. dee Capitale und Kuͤſtenſtadt Fu
tfheon fu empor, daß er wenigſtens noch einen groͤßern Theil
6 Sommers fein Schneechaupt, der Nordweſtſpitze ber Inſel
Formoſa gegemäber, zeigt, und baber jenen Namen bes Schnee
bergo erhalten hat; es fcheint berjenige unter allem zu ſeyn, der
fi dem Dfigeflade Süd: China’e. amı mehrflen zu nahen wage. -
Der Paflageberg Mei Ling (Melin bi P. Gaubil),
fagt ber Jeſuiten Pater, ift zwiſchen ben beiden oben genannten
Städten ein hoher Berg, zu dem ſein fehe fleiler aber gut gepfla⸗
ſterter Weg binaufführt; ein großes Thor ficht auf bee Grenze
beider Provinzen; des Weg beim Durchzuge fen von fo vielen
Laftteägern bedeckt, und ein Gedränge geweſen, daß er fich faſt in
die Straßen von Paris verfegt glaubte. Der lebhafte Waaren⸗
— —
#2) Magas. Aslat. Lo. T. AL p- 159. 64) Magas, Ass. La
T. III. p. 181. .
S :
— 5
666 Oſt⸗Aſten. Waſſerſyſteme. 1. Abſchn. 4. 81.
transport uͤber den Paß, für Canton beſtimmt, ſey die Urs
ſache, denn alle Seidenwaaren von Nan fing und Sche
| kians, alle Porzellanwaare von Kiang fi, wie die
Baumwolleaus Hunanund Hupe, werden auf dem Kiang
und Kan Kiang eingefchifft, und müfien dann über den Paß
durch Menſchen getragen werden, dis Nanyong fu, wo man
mit ihnen erſt wieder bie Flußbarken beladen könne Am NRords
fuße des Paßberges liege Nan gan fu, die erfie Stadt
in Kiang fi, wo er fih wiederum auf dem Kan Kiang Fluß
einfchiffte, der nahe ber Stadt entfpringe, und bald als bedeutens
Dre wilder Gebirgsſtrom hinab nah Kan theou Tut) flürze,
deſſen Lage Pater Gaubil unter 25° 659 N.Br und 2° im
Often des Meridiand von Canmton beobachtete. Oſtwaͤrts bies
ſes Paſſes ſcheint die Gebitgskette keine bequeme Paſſage ©)
darzubieten. Die Britiſchen Embaſſaden vom Norden kom⸗
mend, ſchifften in Flußbarken auf dem Kan Kiang vom Po⸗
yang Gere, buch ganz Kiang fi, bie nah Man ganz hier
wurden fie durch das Schwinden de6 Stromes, der hier nur noch
en 30 Schritt breit iſt, zur Ueberfkeigung des Orenzpafs
fe6 auf dem Landwege genoͤthigt. Die Quelle des Kan Kiang,
fogt 8. Staunson, 9) kommt hier aus rauhen, fleilen, kal⸗
sen Sebirgen, die im Winter ſchneebedeckt, und im Sommer felbft
öde Siegen: denn fie befichen aus einem ſchwarzen Sands
fein, defien Horizontalfhihten an ſenkrechten Mauer⸗
wänden nue durch Parallelfhidten von Thonlagern und
Quarzadern unterbrechen werden. Jedoch treten am Fuß dies
fee Sandſteinketten au Granitmaffen hervor, und auf den
Höhen auch Kalkſt ein⸗ und Kies: Berge. Die feltfam oft
ganz bizare geflalteten Gipfel, zu denen man im Zickzack auf
Saumpferden emporfteigt, feinen Wolken gleich. Auf der Pak
Höhe ift duch fie ein tiefes Felſenthor eingehauen, das nur
engen Durchgang geftattet. In früherer Zeit foll es bier auf dem
Grenzgebiet dreier Provinzen, an der reichbelebten Handels⸗
flraße viele Raͤubereien 8) gegeben haben; in fpäterer Zeit iſt
hier eine Douane und ein Militaicpoſten fationirt worden. Schon
— Pat. Gaubil Extrait I. c- b. Souciet Observat. Math. astron.
etc. p. 130. **) Du Halde Descr. T. I. p. 162. "T)G,
Staunton Account etc. L. c. Trad. p. Castera T. IV. "Er 27 —
260. *®°) Du Halde Descr. T. I p. 167...
—
Ta Kiang, Mai Ling Paſſage. 667
unter ber Dynaftie der Tang fol biefe Kunſtſtra Fe In Fel⸗
fen gehauen ſeyn, die Statue des Wegebdaumelſters, eines Mans
darinen, wird in einem am Wege fichenden Tempel verchrt. Dee
ganze Heraufweg fcheint künftlih eingehauen. Das Felsthor,
im Joch des Paffes, iſt nah Pater Bouvets und Clarke
Abel s60) Bemerkung doch nur 40 bis 60 Fuß lang, und eben
fo hoch etwa bort die Seitenwände. Auf deffen Südfeite ra⸗
gen zahlloſe Pfeifer und Klippen gleichartigen Geſteins in phans
taftifhen, grotesten Geftalten reichlich mit Lichenen uͤberkleidet
hervor, bie noch durch die vielen losgeriſſenen Felsbloͤcke vermehrt
werden, die ſich an den Abhaͤngen ber einander aufhaͤufen. Den⸗
noch ift der Blick von der Culmination des Paffes, ſuüdwaͤrts,
gegen das Kuͤſtenland, fanfter und milder, nah Barrowe Aus⸗
druck wonnevoll, zunaͤchſt auf grüne Abhänge,, und Anbau voll
Hütten, Dörfer, Städte und in weiterer Ferne auf unermeßliche
ebenere Landfchaft mit fernen Bergreihen zu den Selten. Gegen
Morden aber fällt der Blick in ein enggefchloffeneres, hohes Ges
birgsland das zum Stromgebiete des Ta Kiang gehört; ein
trauriger Ruͤckblick, ſagt Barrow, in eine Bergmüfle, von einem
engen Hauptthale durchzogen, in deſſen Tiefe fih nur ein ſchma⸗
lee Silberfaden, der Spiegel bes Kan Kiang hinzieht, an weis
chem die naͤchſte Stadt Nan gan fu einem Haͤufchen Ziegel⸗
- fteimen gleich erfpäht wird. Die Paß hoͤhe des Mei king
Hegt, nach G. Staunton”), wenigſtens 1000 Fuß über dee
Quelle de6 Kan Kiang; aber biefe hat binabwärts bie zum
Doyang See, ein fo ſtarkes Gefälle (20-Zuß auf 1 Engl. »
Meite deren der Strom bis zum See 300 durdy läuft), daB man
ihre. Lage ficher auf 6000 Fuß, die Culmination alfo auf
7000 Zuß über dem Popang Gere ſchaͤtzen muß, oder, ba dies
fer fo weit vom Ocean auch noch 1000 Fuß Meereshoͤhe haben
mag, gewiß an 8000 Fuß über die Meeresflaͤche ſich erhebt, was
feiner übrigen Maturbefhaffenheit auch zu entfprechen ſcheint.
j Wie wichtig diefer Paß Mei Ling für die Geſchichte ber
Mord: und Suͤd⸗Reiche in China von jeher war, ergiebt fich
fhon allein aus den Stirgebegebenheiten der Mongpolen- Exobes
uns en
—
©°) Olarke Abel Narrative . op. 182 — 185; Pöre Bonyet Route
de Peking 1693 etc. bei Du Halde Deser. T. 1. p. 124.
10) G. Staunton m L c. Trad. p. Castera T. IV. p. 200;
Barrow Trar. 1. o. p. 543 — 545.
\
—
—
008 Sf: Aſten. Waſſerſyſteme. I. Abſcha. 5.81.
zung??t) des Landets. Won Nanganfu hat der Kan Klang
eine Strecke von etwa 60, wit feinen Krümmungen an 80 geogr.
Meilen, bis zum Popang See zurlidiulegen. Bei dieſer Stadt
finden fi Aderfelder, weiter abwaͤrts zu Kan theou fu folk
gen ſchon Weisenfelder und Anpflanzungen von Buder:
woher, die noch weiter abwärts, im untern Thale zum Popang
Ger, zu geoßen, weitläuftigen Plantationen werben, für bie mäu
finnreiche Bewäfferungsanftalten eingerichtet dat. -
Nur drei Stunden abwärts von Kan theon fu, bas
durch feinen Handel mit officinellen Alpenkraͤutetn und Apotheker:
waren berühmt it, und von den Franzoͤſiſchen Sefuiten, ber
Größe nach, mit Rouen 72) verglichen wird, fangen jene Shepo
tan, d. i. die Felſen mit den 18 Cataracten an, welde
den Strom verengen und zu vielen Zickzackwegen nöthigen, um
die gefahrvollen Stellen bei der Barkenfahet zu vermeiden. Bei
großem Waſſer, ſagt P. Saubil?”), if bie Durchfahet gefähr:
lich, und bie Chinefifhen Schiffer thun dann Geluͤbde, Bonzen
haben am Eingange und am Ausgange der Klippen Pagoden
gebaut, und benutzen dieſe Localitaͤt, um ſich Almoſen einzuſam⸗
meln. Barrom ’*) meint, wenn bie Chineſen dieſe Stelle auch
wegen der Schiffbrüche fürchten, fo fey buch keiner der dortigen
Stromſchnellen nur halb fo gefährlih, als die Schnelle der
Themſe an der Londonbdrigde bei Mittelfluth. Clarke Abel
fagt, daß an dieſer Stelle nodte Sranitklippen ’°), und dich⸗
ter ſchwarzer Schieferfels (Killas in Nordwales) das Stroms
bette verengen, an welchen zur Geite die aufgelagerten Sand⸗
ſteinbaͤnke emporflarren, von denen die Gewalt des Stromes hier
jene Klippen befreit habe. Die Gegend ſey hoͤchſt somantifch, ber
Boden uͤberall dunkelroth, ber raufchende Strom des Ran Kiang
klar wie Cryſtall, alle Felſen und Berghöhen mit herrlichen Pinus
Wäldern befchattet. Die groͤßte dee zu überwindenden Stroms
klippen wird Tien fan tan, b.i. bie Himmelspfeiler
(Thin tfou thaan bei Van Beaam 76) genannt, Vorzuͤg⸗
lich duch Holzflößerei wird diefe somantifche Scene belebt.
Die Leinpfabe mußten bier, bem Steome zus Seite, in die Fel⸗
*72) P. Gaubil Hist. de Gentchiscan et des Mongous etc. 1. c. p.
181. 23) Du Halde Descr: T. I. p. 167. 22) P.
, Extrait l. c. b. Souciet Observat. P- 130; Da Halde L ce.
?%) Barrow Trav. L c. p- 536. 78) Clarke Abel Narrative I. c.
p 180, 720) v. Braam Geſandtſchaftsreiſe a. a. D. I, pr 62.
, ZaRiang, Km Kiang She. 660
fen eingehauen werben, um das Ediffsziehen möglich zu machen.
Unterhalb diefee Hemmungen, im witden Gebirgelanbe, fängt bie
bebantere und bevöfkertere Kandfchaft voll Drtfchaften, Städte und-
Anfiedlungen in, die zu einem reichenttivirten Thale um Nan
tſchang fu, die Capitate von Kiangfi, fi) ausbeeitet. Sie
liege nach P. Gaudil 7). Öbfernation unter 28° 35 N.Br,
und ift' nach ihm groß, ſtark bevoͤlkert, hat Schöne Straßen, if
vom Kan Kiang umflofien, an welhen Quays, Terraſſengaͤr⸗
ten, palaftähnliche Gebäude entlang aufgeführt find. Der. Strom
ift mit einer großen Menge der ſchoͤnſten Barken bedeckt Sie
iſt die Reſidenz eines Vicekönige. Die Zefuiten hatten hier eine
ſchoͤne Kicche. Als die Macartneys Embaffade hindurch
ſchiffte, lagen. an 500 kaiſerliche Barken 73) hier vor Anker, Die
fhönfte kaiſerliche Yacht 9 fland Hier, zum Empfange des Pas
tee Bouvet bereit, bee in des Kaifers Geſchaͤften nad) Canton
ging (1693). Ste war ſehr, bequem eingerichtet, mit Zimmers
und Salons, reich vergoldet, gefienißt und mit Senflern verſehen.
. Der Dirt fol eine bedeutende Porcellan s Nieberlage haben, einer
Waare, die ihre vorzüglichfte Kabrication an der Oſtfeite des Pos
pang Sees hat.
Anfang November ſproßte auf den Ackerfelbern der Flur
um Ran tfhang fu bie Weigenfaatz auf anderen Adern
ſahe man auf leichten Boden den Pflug von Weibern gezogen,
während die Männer die Saat ausftreuten. Das Landvolk war
bier von ruͤſtigem Schlage, die Weiber ohne jene anderwaͤrto her⸗
koͤmmliche Vertrüppelung der Füße, in voller Arbeitfamteit. Das
Thal, bald enger bald weiter, war bier ſehr ſtark bevölkert, doch
nur fparfam an den Bergwaͤnben hinauf bebaut, von denen oft
große Fragmente herabzuſtuͤrzen fchienen, die den Strom Lurch
Klippen verengten. Auf dem Fluß fahe man viele Boote wit
Fiſchern, die durch Hälfe ihrer Kormorane ſich reichlich Mit Fi⸗
ſchen verſahen; .oft ſchwammen fie nur auf Flooßen umher.
Ueberall begleitete Rohe und Bambusegebüſche) das Fluß⸗
uferz von letzterem zählt dee Chinefe in feinem Lande an 60 vers
fehiedene Arten, alle in Staͤben und Zweigen, Leichtigkeit mis Fe⸗
17) P, Gaubil Extrait 1. c. b. Sonciet p. 131. ?*) Barrow Trav,
. ko p. 583. Ban Braam Gefanbtfcyaftsreife a, a. D. Ih, I. p.
71, et. ’°) Pere Bouxet de Peking etc. b, Du Halde I.
a
) \ „=
’
670 Sf-Aflen. Waflerfnfieme, - I. Abſchn. $. 81.
ſtigkeit vereinend, und dadurch zu unzähligen Beduͤrfniß nach allen
feinen Formen und Theilen verwendbar. Etwas entfernter vom
Ufer bemerkte man vorzuͤglich auch Kampher⸗ und Feigens
bäume (Yang shu), deren Aeſte ſich horizontal ungemein weit
verbreiteten. Hier waren bis zu dem Lande ber Cataracten
von She po tan, bie füdblichften Theepflanzungen, bie
von da an ihe beſtes Gedeihen finden (ſ. Afien Bb. IL S. 246).
Wetter nordwärts von des Stadt breitet fih die große
Ebene aus, in weicher, nach 7 bis 8' Meilen Serne, ber große .
Spiegel des Poyang Sees erblickt wird, in weichen von allen
Seiten manderlei Fluͤſſe zuſammenſtroͤmen. Nah Pat. Gaus
bil’ Obfervation®d) zieht er fi, von 28° 45° b. 29° 57’ N. Br.
din, eine Strecke von vollen 15 geogr. Meilen, und viele liebliche
Sufeln auf ibm zerſtreut, tragen Hütten, Dörfer und Staͤdte.
Die Stade Nan kan fu, an feinem Weſtufer, liegt unter
9 30 N.Br., hier verengt er fid) am meiften, auf 2 Lieues.
Am Nordende liegt Kieou Kiang fu, Erſt zieht fih der See
son 2.D. nah M. W. an 16 Lieues in einer Breite ‚von faft
4 Lieues; dann zieht er fih gegen M. N.O. und ergießt fi in
den Ta Klang. Zwiſchen den beiden genannten Gtädten,
MRankan und KieouKiang, auf feinem Weſtufer erhebt fich
ein Sramitgebirge, der berühmte Berg La Schan (ki
Schan bei H. Ellis), auf dem, nad) der: Erzählung, 300 Goͤtzen⸗
idole fichen follen, wo ein Sig vieler Bonzen if. Bon ber
Südoftfeite ergießt fih, dicht neben der Einmündung des
Kan Kiang zum Ger, noch ein zweiter Strom, bee Long
fhia tong 22), der aus den hohen Brenzgebirgen gegen Su tian
herab kommt, bei Eu ſchan Thin fhiffbar wird, auf dem von
da die Macartney Embaffade, bei ihrer Rückeife aus dem
Koifers Sanat auf dem Landmwege, durch einen Shell der Provinz
Tſche klang, bie Thees Provinz (f. Aften Bd. I. ©. 246)
fih wieber Aber die Stadt Koang finfu nah dem Sübdende
des Popang Sees, und zum Kan Kiang einfchiffte, dem fie
auf einem Sanale erreichte, welcher das flache Sübufer bes
Sees umlaͤuft. Die Stadt Koang fin fu) fol fruͤherhin
‚in jenem Gebirgswinkel ein Aſyl der Rebellen gewefen, aber durch
212) P, Gaubil Extrait etc, b. Soucret I, c. p. 131. 22) Bar-
165 Trav. Loop 531. e2) Du Halde Dee. La T.Lp
\
| Ta Klang, Poyang See. 671
Vertheilung voh Samifonen auf den Örenzpäffen, gebänbigt wor⸗
den ſeyn. Nahe diefer Einmündung des Long ſhia tong, am
fehe flachen Dftufer des Poyang Sees, Liegt bie € tadt
Jao tfheou fu, berühmt duch die Hauptfabriten Chis
nefifher Porcellanmwaare Die Porcellanerde findet
ſich hier auf dem Grenzgebiete im Oſt en des Popang-Sees, ges
gen Kiang nan (jegt An hei). Proben hat man zu feiner Zeig
davon an ben berühmten Phyſiker Rea umur, zum Gewinn bes
Seanzöfifhen Kabriten mitgetheilt. Dies Porcel lan von Jao ®)
it ſchneeweiß, gänzlih farblos, das gefchästefte in China,
das von dem benachbarten Su kiang und das von Can ton,
iſt geringer an Werth. Daher bier ein größter Verkehr des Por⸗
cellanhandels mit ganz China, und ein ſtets großer Zufammens
flug von Kaufleuten. Der Fabrikort King te [hing ohne
Mauern, und daher nur ein Tfching, obwol von einer Million
Menſchen bewohnt, ein Drt außerorbentlihen Reichthums, wg
die größten Porcellanfabriten und Kaufmannspas
käfhe, zu Sao gehörig, Liegt diefee Stade nahe im Nordoft im
einem Gebirgsthal nicht feen vom Popang Sen
Die neueren Reifenden find alle nahe daran vorüber ges
zogen, ohne diefe merkwuüͤrdige Locatität kennen zu lernen. Die
feüheren Sefuitenberichte 8) fagen, ein Gebirgsthal amphitheatra⸗
liſch fish echebend, umgebe fie, von zwei fich gegen das Dftufer
des Sees verrinigenden Fluͤſſen durchſchnitten, deren Hafenplatz
ſtets voll dicht gedraͤngter Barken bedeckt ſey, die auf Waaren
zum Teansport irgend wohin, durch das weite Chineſiſche Reich,
warten. Beim Cintritt durch die Thalſchlucht in den Hafen, ers
blide man auf einmal den ganzen weitläuftigen Fabrikort, bee
in der Rache eher einem Feuerthale gleiche, aus dem mehrere hun⸗
dest Feuereſſen mit Dampfwolken leuchtend ſich erheben. Fruͤher
habe er nur an BOO Hohe Porcellandfen zu Breunereien gehabt,
Die Zahl ‘habe fich aber bis auf 600 gemehrt. Kein Fremder
dürfe Nachts dort herbergen, es fey. denn, daß er im Haufe der
Freunde aufgenommen werde, die für ihn gut ſtehen. Diefe
Polizei⸗Ordnung ſey hier nethwendig, um von dem großen
Reichthume, den bie Bewohner des Drtes befäßen, den Zubrang
ei — abzuhalten und gu erſchweren, be dieſe ohne das her⸗
eilocken.
*%) Du Halde Decer. I. e. T. I. p. 164. ®*) ebd.
y;
672 Oſt⸗Aſien. Waflerfnfteme. 1. Abſchn. $. 81.
Die Begleiter dee Macartney Embaffabe, die am
SD. Ufer des Popang Sees, im Süden jene Fabrikorte,
auf Seiten⸗Canaͤlen denfelben voruberfchifften, wurden kei⸗
neswegs duch den Anblil des Gerd, der hier eine beſonders
große Erweiterung gegen den Suͤbdoſten gewinnt, erfteut. Bars
zom#80) fahe dort, im November, nur flaches Morafts
Land, fhlammiges Waller, öde Ufer und Sandbaͤnke, ohne alle
Menfhenmwohnung, mit Schilf und Rohrdickichten bedeckt, mit
Binſenarten, Seirpus, Cyperus u. a. bewachſen, eine langweilige
Einoͤde, weiche man langſam auf Canaͤlen, 4 Tage lang, bis zur
Gapitale Ran tfhang.fu zu duchfchiffen hatte. ©. Staun:
ten bemerkte nur, daß hie unb da auf den fchlammigen Tufeln
das Land durch Meine Candle in Beete getheilt war, welche Fi⸗
fern als geſondertes Eigenthum gehoͤrten, in denen dieſe Ma⸗
ſtungen der ihnen zugehoͤrigen Fiſchſchwaͤrme angelegt hatten.
Diefe werden dann leicht gefangen, geſalzen, ober eingemacht, auch
Hebörrt und in die Weite verhandelt. Auch bier diene der Kor
moran häufig zum Fiſchfang (f. oben &. 662). Schiffe können
an bdiefen feithten Uferfeiten nicht landen, auch kein Boot, bie
Fiſcher (hwimmen nur auf Flooßen hin und her, leben von den
Fiſchen und Pflanzen, bie fie auf ihren Flooßen cultivicen: denn
die Klachberte des Schlammbodens der Infeln und Ufer find eis
nen großen Theil des Jahres mit Waffen, bebedit.
Der See, fagt Barrow, fey das große Wafferbedien zum Abzug
der Gewaͤſſer von Mittel: China, in das fich mehrere Fluͤſſe und
Candle eins und ausgiefen, deren Mündnngen man mit Si⸗
cherungsanſtalten gegen größere Ueberſchwemmungen verfehen babe:
denn Stürme bewegen nicht felten den Popang Ges, heben
feine Wogen ſehr hoch, und machen feine Beſchiffung geſahrvol⸗
Ver wie ein Meer. Zu einer andern Jahreszeit wuͤrde dieſer lache
Küftengrund, in der Blüthegeit der Lotos (Lien wha f. oben
©. 563 ꝛe.), wahrſcheinlich einen erfreulichern Anblick bargeboten
' haben, wenn biefe reihe Waſſerpflanze mit ihren violetten zefens
rothen umb weißen langgeſtielten Bluͤthen, fi, zwei bis drei Ellen
hoch, famt ihrem ſchwimmenden Blätterbidicht, wie ein Blumen:
wald über ber ſchaukelnden MWafferfläche erhebt, und mit ihrem
Ueblichen Duft bie Lüfte fuͤllt, In ihren mebligfleifhigen Wurzeln
50) Barrow Trav. 1, c, p, 532. G, Staunton Aoc, I. c, Trad, p.
Can IV 2 26. a — F s
Ta Kiang, Poyang See. 6r3
umd manbelfernartigen Saamen aber eine reiche Ernte verheißt, |
und Bein Theil derfeiben für den Hausgebrauch unbenuget zurüds
bieibt: denn auch hier ift ihe Anbau 87) auf den flehenden Waſ⸗
ferflächen allgemein verbreitet.
Die weftliche inſelreiche gebirgige Uferfete, des Poyang
Sees, die früher gänzlich unbekannt geblieben war, bot beider °
Rüdkehr von Lord Amherſt's Embaffade, obgleich großen⸗
theils Herbſtnebdel (Ende November) bie Serfläche bebediten,
einen ganz andern Anblid dar. Won bem bortigen Hochgebirgen,
meinte Clarke Abelss), möchten ſich wahrſcheinlich jene hefti⸗
gen Orkane hetabflürzen,, die den See nicht ſelten in gewaltige
Aufsegung bringen. H. Ellis giebt von der weitlihen Um:
fhiffung des Sees aus dem Großen Kiang Strome
kommend, bis zue Mündung des Kan Kiang nebft betichtig⸗
ter Kartenzeihnung 89) deffelben folgende Nachricht.
Bis zum nordöftlichen Ausfluffe des Sees, zum Klang,
bemerkten bie Britifhen Reiſenden, in biefem großen Strome,
von Nan king herfommend, das Auffteigen bee Seefiſche;
denm hier noch begegneten ihnen Echwärme von Deiphinen
(Purpoises%), Am 11. Nov. Abende ſchifften fie an einer felts
fam aus dee Mitte des Stromes aufflarrenden Felsinfel vorüber,
dem Seaou Ku Schan (d.h. der kleine Berg der Wais
fen?), die wie ein pralligee Kegel mit faft fenkrechten Felswaͤn⸗
den ſich an brittehalbhusidert Fuß hoch hoͤchſt maleriſch über dem
Stußfpiegel empochebt, deren Gehänge wolkenartig von Schwaͤt⸗
men der Kormorane umflattert waren. Auf dem fenkrechten
Seisvorfprunge liegt ein zweiſtoͤckiges Kloſter mit Tempelgebaͤu⸗
den ; von ba fteigt die terraffirte und bebaute Kelsinfel zum Pils
gipfel empor, der mit einem ſchwankenden Bambuswalbe gekroͤnt
ift, aus weichem eine ſtarre Pagode, ein Tempelthurm, von bee
Kaiferin Mutter erbaut, bervorragt, dem bie Vorüberfchiffenden
Almofen fpenden. Bon da an nähert man fich ſchon der Aus⸗
Iadung de8 Poyang Sees, in den großen Kiang, befien
Ufer hier von einer meit größeren Zahl fchöner Lanbfige und .
Wohngebäude, und mit Bleiner aber zahlreichen und mohlhabens
7) ri Halde Deser. T. 1. p. 163. 26) Clarke Abel, Narrative .
e. p. 170. ®2 ) Map of the Route of tlıe British Embassy
upon tbe river Yang tse Kiang from Kwa Choo to Nan chang
Foo drawn by Charles Abbot. *°°) H. Ellis Journal I. c. —
1817. 4. p. 320.
Nitter Erdfunde IV. Uu
J
674 Oſt-Aſien. Waſſerſyſteme. I. Abfhn. 5. 81.
den Dorffchaften bededt find. An ein paar Städten und felfigen
Klippen, an denen Beine Fiſcherdoͤrfchen hängen, ſchifft man noch
vorüber, unb verläßt nun den colofjalen Kiang bei der Eins
fahrt in den Poyang See) gegen Süden. Der Kilang
batte eine mittlere Breite von 2 Englifhen Meilen; man batte
auf ihm über 50 geoge. Meilen zu Schiffe zuruͤckgelegt. Seine
Ufer hatten ſich zuletzt hoͤchſt pittoresk gezeigt, fie waren überall
ungemeinee Cultur fähig, meift fruchtbar in hohem Grabe, voll
zahlreicher bebauter Inſeln, zu beiden Seiten mit Städten und
Detſchaften befegt — und boch ruft der Brite aus: wie arme
fig! der Leib ift da, aber die Seele fehl. Um wie vieles glüdlis
her, und wie flolz kann der Anwohner bes kleinſten Fluͤßchens
in England ſeyn gegen ben des Kiang: denn hier fehlt bas
wahre Lebensglüd, die Steundfchaft; bee Edelmuth, die freie Ent
widlung u. f. w,
- An der Einfahrt zum Popang See iſt biefer2 bis 3 Stum⸗
den beeitz dann kommen Selsengen, da liegt dr Ta Ku Shan
(d. 1. dee Große Berg der Waifen) ganz ifoliet, wie ber
obengenannte Beine, nicht fo fleil, aber von mweiterem Umfange,
und auf ihm ficht ein großer fieben Stod hohe Pagodens
thurm, ein paar Bleinere und mehrere Tempelgebaͤude.
Eine Gebirgstette, dee LiSchan (ka Shan bei P. Sam
bit), mie Tafelform und in Zaden fleil endend, hänge hoch Aber
dem Weflufer des Sees; an feinem Fuß liegt die Stabe Ran
tan fu. Auf den grünen Vorbergen wachſen viele aromatiſche
Kräuter, Eihenarten und Samellien, bie Ende Novem⸗
bee in fchönfter weißer Bluͤthe prangten. Widrige Winde hemm⸗
ten hier den fchnelleren Schiffslauf. Bei heiterem Himmel ſahe
man bie Gipfel des Li Scham fih über alle andern erheben,
von Höhlen vielfach duschlöchert, von Meißen Streifen burchzogen,
die man für die Bahn jegt trockner Bergſtroͤme halten tonnte,
in den Vertiefungen mit Schneeftellen gefüllt.
An einem Felsvorſprunge ber Bergkette if ein Molo von
Granit, zum Schuß der anliegenden Stadt Nan.tan erbaut,
ein gewoͤlbter Schwibbogen oder eine Bruͤckenſtraße führt zum
Stadt: Thore. Hiee wird. dee Poyang See durdy Bergvor:
fprünge im verfchiedene Arme getheilt. Dez bisher befchiffte Nord:
*°?) H, Ellis Journal I, e. p. 335. :
Ta Kiang, Poyann Se 675
am ward Nan kan hu (db. i. bee Ser von Nantkan)
genannt. :
Das Innere der Stadt ) zeigte wenig Leben und Wohls
fand, mol aber Ältere Gebäude, vor drei Jahrhunderten von
Van ti (?) errichtet, bie frühere Bedeutung. Es follten Hallen
des Confuchus fern, Wan miao genannt, ohne alle Sole, aber -
mit Tafeln der Namen der Altoordeen, und Sinferiptionen, bie
wol ihren Ruhm verherrlichen follen, an ben Wänden der Hof:
räume aufgerichtet, two Bäder und al® Ornamente überall Loͤ⸗
wenfeulpturen in weißen Marmor angebracht waren.
Im Norbweften ‘der Stade ſtuͤrzt fih von zwei Drittheil
einer Granithöhe ein Waſſerfall. Bei einer Excurſion zu
ihm mußte man über drei Brüden zu dem Gebirgsſtrom hinaufs
fleigen, der jegt zwar ſehr waſſerarm, doch klar wie Cryſtall und
in ſeinen Umgebungen ungemein reizend war. Alle bisher im
Norden China's dürchſchifften Gewaͤſſer, des Pe ho, Eu ho,
Hoangho und Ta Kiang waren truͤbe und erdig geweſen. Die
Granitfelſen ſteigen hier in ſteilen Thurmformen empor, an
ihrem Fuße lagen Truͤmmerbloͤcke, Felſstreppen fuͤhren hinauf,
große Quarzgaͤnge durchſetzen ſiez ber verwitterte Grus iſt glim⸗
merreich, metalliſch glaͤnzend. Nach 14 Stunde Aufſteigen, in
dem romantiſchen überall bebauten Felsthale, wird bie fiebens
ftödige Pagode erreicht, in deren Nähe der Waſſerfall raufcht.
Das Prieflercollegium,, deſſen Einfiedelei in einer Selövertiefung,.
vor den Sthrmen gefchügt, dort romantiſch verftedt Liegt, empfing
die Fremden gaftlih mit Theebewirthung. Ihe anachozetifches
Leben, das Verbot ihrer Ordensregel Fleiſchſpeiſen zu genießen,
die großartige Natur Lönnte fie” wol, wenn ihre Seele innerlich
bewegt wäre, zu frommer Meditation führen, bie fie vorgeben,
wenn ihnen eine Ahndung des Höchftens beimohnte. Eine Plans
zung leicht ſchwankender Bambuswaldung (Bambusa arenacea).
hing über dem Waſſerſturze. Dee Hinabweg war in breiviertel
Stunden zurüdgelegt. "
Eine zweite Erceurfion von Nan kan fu, führte (am
18. Nov.®) noch einmal zur wildzerriſſenen Granitkette bed
LiSchanz Gneus und Granit zeigte fi Hier ſenkrecht ges
fhichtet im Streichen von N.O. nah. S. W. Wilde Gebirge:
»2) H. Ellis Journal I. c. p. 338. ‚’®) H. Ellis Journal I. c.
p- 342; Clarke Abel Narraüve I. c. p. 167. -
; . uUu2
676 DfAfien. Wafferfgfteme. I. Abſchn. $. 81.
tobel wälzen die Felsfragmente zus Tiefe; neue Arten von Qner-
cus und Laurus, camphora, Pinus: Arten, Pinas lanceolata, Ahe-
lia chinensis und andere, bededien mit ihrer Waldung bie Ges
hänge, amı Zuß der Hügel find Theepflanzungen in Heine»
zen Gehegen. Im RN. von Nan tan fu befudhte H. Ellis in
ber reizendſten Lage einen Zempelort*?*) des Confucius, bem
einer feinee Schüler ( Choo foo tze?) zu einem Collegium mit
Hallen, Gellen in einem wilden nur von Moofen und Farrnkraͤu⸗
fern bewachsnen tiefen Felsthale erbaut haben fol, wo noch jehe
an taufend Studenten ihre Studien trieben. Es fol Pi Iu
tung [hu yuen, db. 1. „das Collegium des Weißen
Hirſches“ heißen. Die Phyfiognomie der dortigen Confucius
Statue fand dee Brise ganz africanifch (?); fie fand meben
- eitem von ihm ſelbſt gepflanzten Baume (? wahrfcheinlich ein
Baum des Buddha?). Diele Legenden foll es von biefem Col⸗
legium geben. Die Gebirgsanfiche von hier war prachtvoll.
Südwärts von Nan tan fu bielben bie Weftufer bes
Sees noch immer ſehr maleriſch, obwol die Flachinſeln hier
ſchon beginnen, welche dem Suͤdoſten des Sees feine einfin
migere Natur geben. Am Sübende des Sees Hegt der Dr
Wu tſchin, keine Stadt, aber ein fehr großer Marktort %),
der für den Waarenumſatz zwiſchen Nord⸗ und Süd: China von
großer Bedeutung ſeyn fol. Die Briten fanden feine Mogazine
nicht nur mit allen Chineſiſchen Waaren der merkwürdig:
fien Art gefüllt, fondern auch mit ſehr vielen Europäis
[hen Artikeln, bie den bedeutenden Abfag derſelben in China
beweiſen. Die veihen Kaufleute follen bier ihre Dauptopfer in
dem Tempel des Wang [hin Thu, des Gögen niederlegen,
der ein langes Leben verleihet. Der fpäten Jahreszeit war
die geringe Zahl der Barken im Hafen dieſes Marktortes zuzu⸗
ſchreiben. Von hier aus geht die Schiffahrt durch einen der vie
Ien Mündungsarme bes Kan Kiang aus dem See nad; ber
Tapitale Tan tſchang fu, von ber fihon oben die Rede war.
Mur die Natur in China iſt reich und mannichfaltig, die Cul⸗
tur iſt fi uͤberall gleich, die menſchliche Civilifation ſteht überall
auf desfeiben mehanifhen unb vYegetativen Stufe ber
°«) H, Ellis Journal L c. p. 343, Clarke Abel Narratire p. 168.
»5) H. Ellis Journal 1. e. p. 344. .
\
Ta Kiang, Yang tſer Kiang. "077
Entwidtung, die noch nirgends zue wahren Humanitaͤt hin⸗
aufreicht.
5. Der Unsere Lauf des Ta Kiang, oder Yang tfex
Kiang, vom Poyang See zum Ocean.
Wir haben fon im obigen diefe Strecke ſals bie oceanis
ſche des Stromlaufes bezeichnet, won dee bie, Chinefen das
Spruͤchwort haben: Hai vou pin Kiang vou ti, d.h. „das
Meer ſey ohne Grenzen, der Kiang ohne Srund”),
Das Auffleigen von Ebbe und Fluth, die vielen Inſeln
und Arme, bie gewaltige Breite des Waſſerſpiegels, bie ununs
terbrochene Cultur ber Uferfeiten, der Anbau unzähliger Orts
fhaften, ſtark beſuchte Marktorte und großer Städte,
Nan king bie antike berühmte Refidenz in der Mitte, der uns
unterbrochene Zug ſegelnder Schiffe und zahlreicher Flotten
mit Waaren aller Art, für den Süden beflimmt, beladen; bie
langen Folgen der Holzfloͤße aus fernem gebirgigen Weften,
wie aneinander gereihte große Infeln herabſchwimmend, die un:
zaͤhligen Reisbarken aus dem reicheren Süden für bie Nord⸗
refidenz befimmt, das Leben und Weben in der bevoͤlkerteſten
Mitte des großen Weltreiches, alles diefes vereinigt, giebt dem
Rieſenſtrome eine fo impofante Bedeutung, daß die Reiſenden
einftimmig nur von dem Majeflätifchen feiner Erfcheinung auf
diefem Gebiete fprechen. Ohne uns in bie Mebertreibungen Chi:
nefifcher Ausſagen einzulaffen, werden wir am anfchaulichfien über
die Natur diefed Stromlaufes unterrichtet, -wenn wie mit ben _
Yachten der Lord Amherſt Embaffade, den einzigen unter
den Europäern welche diefe Flußſtraße zurädiegeen, da Lord
Macartney vom Kalfer: Canal aus, fübwärts, bie Lands
ſtraße duch Tſche Kiang nah Kiang ft nehmen mußte,
die Auffahrt des Kiang von Ranking bis zum Poyang See
zurädtegen, was felbſt mit guͤnſtigem Winde den fegeinden Schif⸗
fen gegen den Strom hier keine Schwierigkeit hat.
Diefe Stromauffahert?7) dauerte vom 24. October
bis zum 14, November, und es wurden, nad) Angabe der
Briten, in diefer Zeit 67 geogr. Meilen (950 Li wol mit allen
®»6) Du Halde Deser. I..c. T. I. p ‚226, 11. 189.
22) H. Ellis Journal Lo . p. 506 334; ‘Clarke Abel .Narrürve
l. e. Pr 1697 — 167.
678 SftAfien. Waſſerſyſteme. I. Abſchu. $. 81.
Kruͤmmungen) guruͤckgelegt. DieAbfahrt‘%®) am 24. Dctober
gefhahe mit ſtarkem N. W. Winde, weicher den Chinefifchen Wins
ter herbeifuͤhrte; die ganze Normalbirection des Kiang if
von Nan king an, bis zum Poyang See, gen S. S. W
Die Stromauffahrt ging wegen des widrigen Windes nur ſeht
langfam vorwärts, die Breite bed Stromes, von mehreren In⸗
fein getheilt, betrug in den erflen Tagen 3 bis 4 Engl. Welten,
alfo fünfoiertel biß gute anderthalb Stunden, ein ſuͤßes Waffen
meer. Die Anwohner fand men bier ungemein zuvorfommend,
den Wünfchen dee Fremden nachzukommen. Bis dahin hatten
die Breiten noch keine Spur der braunen Baumwollenſtaude
(Hibisegs religiosus?) wahrnehmen können. Die naͤchſte Stadt
von Bedeutung aufwärts von Nan king, Hotfheu, liegt
am Nordufer des Stroms, auf ihren verfallnen Thormanecu
Kammern fi, wie zu Nan king, Keigenbäume empor,
die aus bee Serne das Anſehen von Epheumänten geben. Am
Sübdufer, gegenhber, liege nahe bie Stadt Tai ping fu, bei
- welcher mehrere kleine, aber dennoch ſchiffbare, Slüßchen ſich ein⸗
muͤnden.
Kein Land der Erde, meint H. Ellis, ſey von fo vielen
ſchiffbaren Fäffen nach allen Seiten durchſchnitten wie bie
ſes China; daher auch hier, wie nirgends, die Allgegen waͤr⸗
tigkeit des Goupernements, und fein Eingeeifen in alle
Verhäteniffe, daher aber auch die Einerleiheit bee Sitten,
Gebraͤuche, Lebensart, bed Verkehrs; daher ferner bie
uniforme Erfheinung in allen localen Verhaͤltniſ⸗
fen, wie das gleiche Ausfehen der Städte, der Transport:
mittel, des Gewerbetreibens u. f.w. Bis bahin Ift der
minjeflätifchfließende Kiang zivifchen zweien boben Erbufern
mit feinem Bette eingefchnitten 3 oberhalb der genannten Staͤdte
tritt en zwiſchen zweien Thon⸗ und Sandſtein⸗Bergen her
vor, die ſteil zu ihm abfallen, der Oſt⸗ und der Weſt⸗Pfeiler
(Tung lang Shan, Si lang Shan) genannt, und hinter
biefen theilt eine große Inſel den Strom in 2Arme. Inſelgroße
Holzflooße ſchwammen hier hindurch, vom Orte Wu hu fchien
(Vouhou bei D’Anville) herab, einem belebten Marktorte voll
Gewerbe und Kaufläben,
/
*»®) f. Charl. Abbot Map of the Route of the Br. Emb. upon the
River Yang tse Kiang from Kwa choo ta Nan chang Foo.
Ta Kiang, Landſchaft⸗Styl. 679
Am Siften Detober kam man an ber Einmuͤndbung des
Zfdyhaoho vorüber, der von N.W. als großer Zufluß dem gieichs
namigen See am Dfiende bes Peking Parallels (f. oben
©. 511) ausladet. Am iften Non. ſchiffte man die Stadt Tis
Kiang am Südufer vorüber, die manchen Städten in Weſt⸗
Aften ähnlich den Uferberg biyauf, terraffenartig, empongebaut iſt.
Die frühere Flußſchiffahrt, durch die ebenen Provinzen Pe:
tfheli, Shantung und feibft Kiangnan (oder Anhoei),
hatte ungemein gelangweilt; aber hier ſchon wurden bie Ufer bes
Kiang fehr pittorest und hielten den Beobachter in fortwaͤhren⸗
ber Spannung. Das Clima begünfligte ben Blick auf die lieb⸗
lichen Wechſel von Hügeln, Bergen, Stroͤmen, Wäldern, Ort⸗
ſchaften, Inſeln, die hier nach einander hervortraten,, bie Nature
wurde ungemein zeizend und fchön, originell, nur die Dienfchen
blieben ſich gleich geſchmacklos, und ihre moralifche Welt gleich
ensartet. Ihre Talente aber find ihrer Landesnatur ges
maͤß entwidelt und ausgebildet, diefe haben fie in ihren mecha⸗
‚ nifhen Künften mit der größten Treue nachgebildet,
fie find bei dem wirklich flehen geblieben, was eine aͤltere aͤſtheti⸗
ſche Theorie einft als höchfte Aufgabe dee Kunft überhaupt feſt⸗
zufiellen beliebte, treue Nahabmung ber Natur. Diefer
Landfhafts Sri. am Kiang =: Strome, mit feinem feltfamen
Kormen, mit den fleilften, barocken Felspartien, mit ben voruͤber⸗
ſegelnden Booten, mit den feltfam gebogenen Bäumen und Laub⸗
kronen im buntfarbigften, grellſten Herbſtſchmuck, der für ein
Europaͤiſches Clima zur völligen Unmahrheit wird u. f. w., iſt
derſelbe ber überrafchend treu nacgebilbeten Chinefifhen
Kunſtarbeiten, und ihr ganzer Farben ton entfpricht auf
das frappanteſte der Faͤrbung der KiangsUfer im Zone bee
Herbſtlandſchaft.
Auf einer Flußinſel bei dem Dorfe fing, kya sin Pre
merkte man zum erfien male einen merkwürdigen vegetativen
Mepräfentanten der fübhinefifhen, bee ſubtropiſchen,
Bone,den Talgbaum*%), Croton sebiferun Lion. (Stillingia
sebif.), der in ber Größe eines Masholder mit den fchönen wei⸗
* Beeten- bedeckt war, welche die Chinefen Pi pa kwo zu
h. Hautölfeucht) nennen, aus denen das — — Stam⸗
nn in Mühlen gewonnen wirbd. ;
42) H, Eilis Journ, 1. c. p-318; Clarke Abel Narrat, L c. p.164.
680 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. I. Abſchu. 6. 31.
Das Land wurde immer maleriſcher, das hohe Ufer zeigte
fi gefchichtet aus Dubbingftein, rothen Kiedlagern und foliben
Felegaͤngen, ganz eigenthiimliche Gewaͤchſe der Chinefifchen cen⸗
tralen Flora traten immer mehr hervor. Leider gingen die bier
-gefammelten reihen Herbarien, fpäterhin, für bie Wiſſenſchaft,
durch den Schiffbruch in der Sundaſtraße gaͤnzlich verloren.
Die bergige Uferlanbfchaft erinnerte die Briten an ihre Hei:
math in Effer und Hertforbfhire; bie Eichen, neue Spe⸗
cies, wuchfen aber nur in der Höhe der Gebüfche, hohe Pin us:
Arten bekteibeten bie Bergabhänge. Das culturbare Aderland mit
den freumblihfien Baumgruppen, Dorfſchaften, Wohnhaͤuſern bes
fegt, von einem Wolke im Wohlftande belebt, ſchien in weit klei⸗
nere Befitzthuͤmer parcelliet zu ſeyn (mie dies überhaupt im Ge:
birgslande der Kal zu feyn pflegt), wie in den früher durchſchiff⸗
ten, ebenen Landfchaften. Bald hoben fich bedeutendere zadige
Selsgipfel empor, geößere Waldungen hingen von den Bergwaͤn⸗
den herab, auf Felsvorſtufen hatte man tegittäre Leinpfade zur
Bequemtichkeit des mühfamen Schiffziehens in das Geſtein aus:
gehauen. Hier wird das Grab eines Bögen (KeuhwaSſchand)
verehrt. Die Stade Tung ling bien (Kung, d. $. Kupfer?)
liegt in biefer pittoresten, für den Botaniker an neuen Gewaͤch⸗
fen Höchft productiven Stelle. Doch fcheint ber ſtark verwitterbare
DuddingfleinsBoden nicht eben befonders fruchtbar zu ſeyn,
‚nad bee dortigen‘ Söbrenwaldung zu urtheilen. Das Land if
Bier weniger durch Uebervoͤlkerung und Fruchtbarkeit, ale buch
Schönheit ber Natur und Fleiß bee Bewohner gehoben, und im
Wohlſtand.
In der Naͤhe der Stadt Tung ling hien bemerkten bie
Briten der Lord Amherſt Embaſſade, welche nicht wie bie
dee Macartney Embaffade, bie Theeprovinz Tſche fang
durchzogen, bei einee Ereurfion auf einen der benachbarten Berge,
im vorliegenden Thale, die er ſten Pflanzungen der Theeſtau⸗
den (f. Alm Bd. Il. S. 245), die ihnen, Myrthenbuͤſchen aͤhn⸗
lich, den Heblichen Duft ihrer gelben Biüthen (6. Nov.) ents
gegenwehten, boch waren «6 nur Peine Anpflanzungen. Das
Syſtem der Terraſſencultur mis Irrigationsanſtalten äft bier
alfgemein. Die Panoramausficht von ber erfliegenen Berghöhe
bot über Fels auf Fels, buch unzählige wilde und bebaute Thaͤ⸗
ler mit den freundlichſten Wohnungen und Meieseien, bie zu un«
endlichet Feene einen Blick in dem fchönften Gebirgeftyi bar.
N
. ‚
Ta Klang, Ranking. — :681
Die Berge find Hier voll Eiſen bergwerke und Eiſeüſchmel⸗
zen, Eihenarten mit loorbeerartigem Laubemachten
bie vorherefchende Waldung aus. Wo man ſich den Wohnun⸗
gen der Landleute näherte, empfingen diefe die Fremdlinge mit
lautem Geſchrei, und bewirtheten fie als ihre Säfte mit Thee.
Fleiß und Wohlſtand erhöhten De Reize der Landfchaft.
Am Tten Nov. ſchiffte man durch ben öfter durch Inſeln
gefpaftenen und vielfach fi) windenden Strom, am Üfer voruͤber,
wo Tſchütſcheou fu (b. D'anville und Grimm, Chee choo-
foo b. H. Ellis) liegt, das aber am Suͤdufer hinter Bergen vet:
ſteckt bleiht. Die Schiffahrt an den vielen Inſeln vorliber wird
für gefährlich gehalten; fie werben öfter überfchwenmt, man Bes
merkte auf ihrem Flachboden, Felder mit Reis, Baumwolle,
Buhmeisen bebaut. Am folgenden Tage (9. Nov.) hatte mat
das Stromufer zwiſchen dichter zufammentretenden Bergen’ zu
durchſchiffen, bis man bie Weitung des Thales erreicht, in welcher
Ngankin fu (Gankingfoo b. 9. Ellis), eine große’ bedeu⸗
tende Stadt, erreicht, die einen bedeutenden Handel treibt.‘ Sie
iſt voll Kaufmannsiäden, in denen man febe koſtbare Waaren
feil hielt, wie Porcellanwaare, Achat⸗Vaſen, Halsbänder: von eb⸗
len Steinen, Ornamente allerlei Art von Corundum (ſ.' oben
S. 53) und Schnitzwaaren allge Art in Holz und Stein. Auf:
"wärts von diefem großen Tranfito find die Ufer de Ktang' mit:
"der pittoresk, bis fie im dieſer Art mit ber Annäherung an den
Seaou Ru Shan und den Popang⸗See ihre maleriſche
Natur wieder gewinnen, von wo uns die Socatieät (nad) obigem
ſ. ©. 6735) ſchon bekannt iſt. —
Nanking, d. h. Suͤd⸗Reſibenz, dee Ditel, mit Mas
mm Kiangning fu, ift bie größte und berühmtefte: Stadt
des Tüdlichen Chinas, weil in ihe die einheimifchen ers
[her des Sud⸗Reiches 5) Häufig ihren Hof hielten. AIR
V. Saecul. heißt fie Kian hang, oder Tan yangz feil dem
VII. Saecul. Klang ning, oder Kilang nang, wie ſpaͤter de
Provinz; unter bee Ming» Dpnaftie, nad der Mongholen Veri
teeibung, Ringfzu oder Nanking, als ſuͤdliche Hofftadt,
im Gegenſatz der Norbdrefidenz Peking, weiche die der Mongho⸗
len getwefen war und bie bee Mandſchu wurde, im welche jes
doch auch die Ming bald ihren Hof zurüdverlegten. Nans
s0°) P, Ganbil Hist, de Gentchiscan eic. 1. © p. 316.
‘
82 Ofi-Aſten. Waſſerſyſteme. 1. Abſchn. $. 81.
king wurde aub Ding thian fu gegannt. Die Chinefen nem
‚nn fie die ſchoͤnſte Stade der Welt. Zwei Reitee am frühen
Mosgen zu bemfelben Thore in Galopp, aber nad) den Gegen;
.feiten, um die Stadtgrenze reitenb, follen erfl am fpdten Abend
wieder zufammen kommen. Nach Meſſung bes Gtabtplanes, ver»
fihern die Jeſuiten 1), habe die Stadtmauer gegen 6 Stunden
(67 &) Umfang, und Lege eine halbe Stunde im Norden ab
vom. Ufer des Kiang, zu welchem aber Flußarme und Candle
gedrängt voll Warten und Schiffe die Verbindung erhalten. Der
Flußhafen von Nan king war ginft berähmt wegen ber Tiefe
und Breite des Stromes in ber. Nähe der Stadt. Die Haupt:
macht der Dpnaftie dee Song befland hier in ihren Flotten 2)
auf dem Kiaug, mit denen fie noch lange Zeit den Mongholen
Eroberern Widerſtand leiſteten. Hier, fo nahe am Meere, unb
dem ſtark bevoͤlkerten oceanifhen Küfenfirihe Suͤd⸗GChinas, war
her Mittelpunct ihrer Marine. Als das Kaiſerhaus dee Gong
in den Meereswellen erfäuft war (1280), verfuchten noch die Ue⸗
berteſte der Marine, bie unter Anführung von Eee:Corfaren ſich
an ber Kiang Mündung, auf der Infel Tfongming, einen
Waffenplatz, Schiffswerfte und Admiralität fchufen,
wieberholt diefes Hafens von Nanking fi zu bemaͤchtigen, und
dem damals furchtbaren Seehelden, Tſchin tſchi kong, gelang
ed, mit 800 Segeln. auch noch einmal bis zu demſelben vorzu⸗
deingen, um bie große Stabt Nan king zu belagern. Seit ber
Zeit ſcheint es Politik der Nordherrſcher geblieben zu ſeyn,
dieſe ‚Verbindung zu hemmen, den Hafen zu ſperren, wodurch er
fi auch verſtopft zu haben ſcheint; gegenwärtig laͤuft wenigſtens
kein Schiff ein. Im April und Mai iſt die Zeit der großen
Fiſchereien im Kiang, nahe ber Stadt; bie koͤſtlichſten Fiſche
Loͤnnen bann noch in Barken, oben mit Eis belegt, feifch, durch
bie Provinzen des Reiches (etwa wie bie Cis⸗-⸗Zander) verfandt wer⸗
den, was zumal in bedeutenden Ladungen nach Peking geſchieht,
wohln, mit Schiffer-Relais, der Weg auf ber kuͤrzeſten Canolfahet
in 8 bis 10 Tagen zurüdgelegt werden kann.
Die Stadt war einft eine Kaiſerſtadt, fie iſt es aber nicht
mehr, feit den Weberfällen ber Mandfchueroberung iſt fie in Ber:
sot) Du Halde Descer. l. co T. 1. 150 —152; Pere Fontaney
Yoy. a Nan King, 1688, ib. T. 1. n 113. >) P, Gaubil I. c.
p. 123, 137, 156, 161, 187.
Ta Riang, Nanfing. 683
fol, Palaͤſte und Tewpel find zerſtoͤrt und nicht wicher aufge
bautz ein Drittheil kiege innerhalb ihrer Mauern in Wuͤſte.
Eine ſtarke Mandſchu⸗Garniſon hätt fie in Baum 5. fie iſt der Sig
bes Bicekönigs ber Provinz Ihre Straßen find weit enger
vote bie in Peking, größere öffentliche Gebäude, Pläge u. f. w.
fehlen ihr, ungeachtet fie noch ein. Hauptfig dee Manbaris
nen, ber Doctoren, ein Sig ber Gelehrſamkeit, des
VTempeldienſtes, des Handels und der Fabriken if.
Die größten Bibliotheken, bie befien Buchhandlungen,
die Drudereien, welche bie fchönften Drude auf dem beſten
Papiere Uefern, find hier in Nan king. Die Chinefhen
Tuſche (ihre Dinte), deren vorzüglichfie Qualität im Süden bes
Hauptſtadt zu Hoei tfheou in Kiangnan fabricirt wird, hat
bier in Nan-ting iheen Hauptmarkt und Vertrieb, in allen
Größen und Formen für das ganze Reich und das Ausland, die
ganze Weltz eben fo die Waaren von ben Seidenſtuͤhlen,
den Blumen fabriken und unzaͤhligen andern eigenthuͤmlichen
Fabrikaten.
Die Begleiter der Lorb Am herſt Embaffade find die
füngften Augenzeugen die über dieſe Stadt Bericht geben, fie bes
baupten feit hundert Jahren bie erſten zu fepn, welche in Euros
päifher Kleidung fih in Nan king fehen ließen, aber bas
buch auch eine fo ‚große Aufregung unter der gaffenden Volke⸗
menge veranlaßten, daß fie auch aus den Vorſtaͤdten ſchon ſich
zuruͤckziehen mußten. Sie näherten fi, vom Kaiſer⸗Canale, von
Peking kommend, über Kuatfcgeou biefer Hauptſtadt, wurs
‚den aber buch widrige Winde gar fehe aufgehalten, fo daß fie
erſt Abends am Ziften Dcto.bes die Mauern und Thuͤrme der
Stadt. 3) erbliden konnten. Am folgenden Morgen gewannen:
fie von einer Anhöhe eine Ausſicht über bie ganze Stabt und
ihre bebaute Umgebung mit ben bahinter gegen Weſt fich erhe⸗
benden Bergreihen, ein uͤberraſchender Anblid, den weithin bee
Spiegel des Kiangfiromes mit feinen JInſeln verherrlicht.
Der Umfang de Stadtfeldes, von etwa 12 Stunden (30
Mites?), umfaßt einem Raum von vielen gepflafterten Wegen,
ehebem Straßen, zwiſchen Hügeln von 300 bis 400 Fuß Höhe
hindurchziehend, voll Bambuspflanzungen und vielen zerſtreuten
2) H. Eilis Journal 1. e. p. 208305; Clarke Abel Narrat: L. c
p- 157. oto. x
684 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. J. Abſchn. 5.81.
"Wohnungen, Gaͤrten, Eulturfeldern, Hainen, Tempeln u. f. w.
In dem frreguläcen Polggon diefe® Gefildes, nimmt einer ber
Winkel, in ver Weite von etwa 2 Stunden den Theil der bes
"wohnten Stadt ein, aus dem auch einige Porcellanthuͤrme herz
"Yorragen, von denen einer als ber "geößte Chinas fo berühmt if.
‘ Um:von dem Öftlihen Flußthoͤre, zu welchen die Briten eintras
ten, den bewohnten Theil der Stadt zu erreichen, war-eine gute
"Stunde Zeit nothwendig. Nahe dieſem Oſt⸗Thore liegen 2X ems
. *pelz der eine dee Kwanjin geweiht, heiße Tfing hai ge (d. i.
die feieblihe Sees Schuler) Er ift mit mehr als 20 Sta⸗
tüen der auögezeichneteften Ghinefifchen Philoſophen geſchmückt,
und mit Heiligenſtatuͤen, die‘ alle im verfhiedenen Situationen
"des Nachdenkens begriffen find: Die Gedankenmacht de Einem
iſt durch eine wilde Beſtie vorgeftellt, die fi zu feinen Süßen
windet; der Einſt des Anderen iſt durch bie ungeheuern Brauen
ſtiner Augen angedeutet, deren’ Haarbüfchel ee mit den Händen
ftuͤzen muß u. a. m. Kwanpin ſelbſt if gleich eines Dea Syria,
ober Alına mater, vorgeftellt, wie in ihrer Schöpfung, von allen
“Thieren, Bögen u. f. w. umgeben. Zwei Metallvaſen duften
"por ihr von’ Weihtauch, deren Eleganz und Form ganz etruss
eifch zu ſeyn fihien, aber eine Juſchrift nannte fie als das Merk
eines Weiſen, bei vor: drittehalb hundert Jahren lebte und als
Geſandter (?) da® Ferne Indien und die Weſtlaͤnder durchteiſete
In der Nähe dieſes Tempels fiel den Briten ein Dampfbad
auf, als die einzigen heißen Bäder, bie fie: in China be
merkten. Die Mauern der Stadt find aus dem Kalkſtein er
"baut, der häufig in der Umgebung vorkommt. Alle Verſuche zur
Pewohnten · Stadt vorzudringen, in welcher. ber Porcelanthurm
ſteht, mislangen, weil Soldaten und Volk fie zuruͤckhielten, und
Terdft das Gedraͤnge bed gafjenden Volkes fie hinderte. Von eis
ner Anhöhe gefehen wird dieſer bewohnte Stadtteil von 4 gro⸗
Zen Hauptſtraßen in rechten Winkeln durchſchnitten, auch von
mehrern Canaͤlen durchkreuzt. Der hoͤchſte der Thhenze zeigte
fich ans der Ferne ach teckig, mis 9 Etagen (nach den Jeſuiten
200 Fuß hoch, und Ta genannt vom ſeiner Groͤße), oden mit
goldener Kugel geſchmuͤckt. Sie hörten ihn Luli paouta, oder
DBaolingefu nennen, er folle im Jahre 1411 n. Chr. Geb,
alfo unter der Ming : Dypnaftie, in Zeit von 19 Jahren, mit
100,000 Tael (d. i. 800,000 Pfund Sterling) erbaut ſeyn; fie
bielten feine Bekleidung nicht, für Porcellan, fondern für meiße
)
e
Sa Kiang, Tſchingklang. 685
Ziegel. Diefer Geſchmack, aus der Zeit der Ming: Dynaſtie, er⸗
innert an den der Cinquecentiſten in Europa; ſchon Kaiſer
Khangũs gefunder Sinn wußte ihn gehörig zu wuͤrdigen (ſ. After
Br. I. S. 359), So Vielartiges auch den weite Anblid bee
großen Nanking barbot, fo leer, fo fade, bemerkt H. Ellis,
blieb doch eigentlich die dargebotene Anfiht. Es fehlte an al
len großartigen Sruppirungen, an Erinnerungen an eine
alte claffifche,. oder do an eine mittelalterliche, ro⸗
mantifche Zeit, es fehlte an Bauwerken, die das Gepräge gros
fer Ideen an ſich tragen, wie fie in Rom, in Athen und. |
andern Truͤmmerſtaͤdten des Abendlandes nicht fehlen. Hier iſt
tein Forum, keine Maͤrtyrſtaͤtte, kein Denkmal des Hes
roismus oder eines Patrioten, keine antike, Beine große
moderne Erfcheinung, kein Contraſt diefee Art, weil Beine fo
mannichfache Entwicklung, Bein folche® Leben des Volks ober der
Individuen zum Grunde lag. Ueberall nur Wiederholung der
immer gleichartigen Productionen genereller Civiliſation
ber Bölkermiaffen, ohne Freiheit der Geſtaltung, ohne Innern
Adel, ohne aͤußern Geſchmack, ohne individuelle Cultus
sure Humanität,
Von Nanking abwärts verläßt der Strom feine nörbliche
Richtung, und wendet ſich in immer größerer Breite gegen Oſten
duch Klangnan, bis er unterhalb Tſching kiang, dem
Schlüffel bes Reiches von ber Seefeite her, bald den Ocean
- erreiht. Zunaͤchſt oberhalb dieſes Iegtgenannten Ortes iſt «6, wo
ber Kalfer: Canal vom Norden her, vom Hoangho koms
mend (f. ob. ©. 533), diefen Hauptſtrom erreicht, daher eben bis
hierher aud) die Europäifche Beobachtung gebt.
Von diefem Theile des Kaiſer-Canals, zwiſchen beiden
Hauptſtroͤmen, fagen die Chinefifhen Autoren %), daß das
alte Bette des Thfian feou Fluſſes, oder bes Ruanho,
dazu verwendet worben fey, ber vom Norden kam. Er fließe
bei Honingan fu vorbei, dann fübwärts am Dftufer bes "
großen Gere Kao yeou hin, wo er zwifgen zwei Steins
dämme von Duabern eingefaße fer. Diefe Cinfaſſung
wurde in den Jahren 1490 und 1584 zu Stande gebracht. Er
ziehe zwifchen biefem See, ben Städten Pao yng ler und :
#»*)' Klaproth De de grand Canal de la Chine in Mem. reist.
l.« T. II. p. 320.
\
686 Oſt⸗Aſien. Waflerfofteme. I. Abſchn. $. 81.
i ⸗
Kaoyeoutfheou hin, umfließe im N.O. die Stadtmauern
von Dang tfheou fu und theile ſich dann in 2 Arme, von
denen einer, direct gegen Sud, nah Kuatfheou fi mit dem
Klang vereine, den die Shbbarken gehen, welche aus ben Süd>
Drovinzen des Reichs ben Tribut nad Peking bringen, dages
gen auf dem andern, alfo wol gegen S.W., die Fahrt zum obern
Laufe des Kiang nah Nanking geht, woher die Reisbarken
kommen. Diefe Verzweigung mehr gegen Yang tfheou fu ift
eine jüngere Anlage; jene direct nah Süd, welche zur Webers
fahrt des Kiang bei Tſching Fang fu Führt, iſt die ältere. Im
Morden tritt aber der Canal von Hocaingan fu, buch Wers
mittlung der Waſſer de Ho ai⸗Fluſſes, defien Lauf vom We⸗
ſten her mancherlei Abaͤnderungen erlitten bat, am Oſtende des
Hong tſeu Sees zum Hoangho.
Auf dem Nordufer des Stromes liegt nach den Beobachtun⸗
gen Europaͤiſcher Reiſender, am Canaleintritt, die Stadt
Kuatſcheon, mit vielen Erdhügeln und Gräbern, von fließen⸗
den Waſſern infelartig umgeben, in einer ſehr pittoresten Rand»
ſchaft, zu deren Schmuck die große, bedeutenbe Stadt nicht wenig
Deiträgt. Die Infel, auf der fie erbaut iſt, Hat ein paar Stunden
im Umfang. Ihr zunähft im Norden am KaifersCanal
llegt DYangtfhu fu, bis zu welcher ununterbrochen Wohnorte
führen, eine fo volkreiche Handelsſtadt, die nach den (ficher übers
triebenen) Angaben .der Jeſuiten, mit ihren Vorflädten und Ums
gebungen, 2 Millionen 516) Bewohner haben fol, eine Notiz, weidye
die Jeſuitenpatres jeboc während ihres dortigen längern Aufents
haltes wol Hätten ermitteln können. Sie war in früheren Jahr⸗
Hunderten die Hauptſtadt diefer Provinz, und Reſidenz ber Gous
Vernenze, und wird baburch beſonders merkwürdig, daß in ihr der
Venetianer Marco Polo ©) eine Zeit lang dieſen hohen Po:
ſten bekleidete, der fie Dangui nennt, dabei au Nanghin
im Weften obwol nur erwähnt.
Die Breite des mefopotanifchen Landes giebt Bars
ro w, bier, zwifhen Hoangho und Kiang, in der Richtung
des von ihm bdurchfchifften Canals von Nord nah Suͤd nur auf
4 geoge. Meilen (19 Miles) 7) an, und fagt, daß fie biefe Strede
5085) Route des Peres Bourvet, Fontaney, Gerbillon etc., 1687, b.
Du Halde T.L p. 82, ) Maroo Polo ed, Marsden Ed. Lond.
ee u ’) 3. Barrow Trav.
Ta Kiang, Kaifer- Sanal. 687 .
“auf ihren Jachten in 3 Tagefahrten zurücklegten. Der Gas
nal habe dort eine mittlere Breite von 200 Zuß, und liege öfter
% Zuß erhaben über dem Niveau des Landes, fo daß bie Zins
nen der Stadtmauern der nahen Städte im Niveau des Fluß⸗
fpiegel® liegen, auf dem man hinſchifft. Auch iſt z. B. die Stadt
Hoaingan fu in fister Gefahr uͤberſchwemmt zu werben. Die
Strömung des Canals iſt bier „weit flärker als im Nord des
Hoangho, nämlih 3 Engl. Miles in 1 Stunde, daher hier auch
mehre Tſcha's angebracht find. Das Land fey wenig angebaut,
aber doch voll Detfchaften und Städte, die vom Fiſchfang und
von Waffercuitur leben. Die dortigen großen Seen, wie der
Hongtfe, dee Kao yeou und ber Pao yang an dem ber Cas
nal vorüberzieht, find mit dee Lotos (Lien wha) bewachfen,
unb vielen auf Flooßen ſchwimmenden Gartenbeeten bebaut, von
Fiſchern belebt, die bier die Kormorane zu ihrem Zifchfange abs
richten, und aus biefee Pflanzfchule viele Gegenden Chinas mit
ihren abgerichteten Vögeln verfehen. Die benachbarten Reise
felder in diefem Morafllande follen von Schlangen wims-
mein, zumal von zweierlei Arten, einer längern von 6 Fuß Länge,
die kürzere nur 18 Zoll lang Gehe viele Muſcheln von ber
Ast Paludina, nor. spec, Palludina sinensis genannt, werben an
den Ufern ausgeworfen. Die wichtigſte Eultue ber Waflerpflan«
zen der dortigen amphibifchen Bewohner, fagt EL. Aber 9),
beſtehe vorzüglich in Nelumbium (Lotus), Trapa bicornus , der
Tr. europaea ähnlich, und Scirpus tuberosus, weiche als Semüfe
auf allen dortigen Märkten feilgeboten werben.
Die geringere Cultur biefee mefopotamifhen Strecke
im Deltaboben, ift der zu geoßen Waflerfülle, welche auch vom
Weiten her noch der Houaiho⸗Fluß 9) vermehrt (f. oben
©. 631, 632), an dem vorzüglich viel Weideland ſich ausbreitet,
zugufcheeiben. Diefee natürlichere Anbiid des Landes, fagt H.
Ellis !%), thut dem Auge bed Reifenden, das durch bie ununs
terbrochene Sorgfalt der Landesbenugung faſt ermuͤdet iſt, ordent⸗
Ich wol. Suͤdwaͤrts von Vang tfhu fu nimmt aber dieſer
forgfältigfte Anbau des Bodens in der Nähe des Kiang '
1. c. p. 514; ſ. G. Staunton Auth. Aco etc. Trad. p. Castera l.c. -
T. 136.
”) Clarke Abel Narrative I: c. p. 194. ®) Päre Fontaney Voy.
1688. v. Du Halde T. I, p. 112. 20) H. Ellis Journal l. ©.
p- 278, s &
688 :, Oft:Afien. Wafferfofieme. ‘I. Abfchn. $. 81.
wieder zu, weil da Dämme und Hügel bie Wafferfülle wieder ber
berifchen können; da wird die Landfchaft, mit der Verzweigung
bes Canals zum Klang, und mit dem Anblid der im Wellen
auffteigenden Gebirgslinien pittorest, wenn man vom Morben
kommt. In Dang tfhu fu fahe Ellis, in einem der großen
Zempel.des Fo, das colofjalfte Idol deſſelben errichtet, das
er bie dahin erblidt hatte; nahe am Eingang des Tempels fand
ein heilige Bambuswald, des gewöhnlich die Nähe der Tem:
pel umgiebtz aus der Ferne ſahe man gegen &.D. fon den
Gipfel der malerifchen Felsinſel aus dem Etrome bes Kiang
emporragen, die unmittelbar im Often der Canaleinfahrt und Us
berfahrt über den Kiang zu deſſen Sübufer, fih aus feinen Waſ⸗
fern erhebt.
Es ift der fhon zu Marco Polos Zeiten berühmte Kin
Schan, oder bee Goldberg 511), weicher mitten inne zwifchen
den genannten Städten Kuatfheou am Nord- und Zfdying
Kiang am Süd:Ufer, etwas unterhalb beider Städte Liegt.
Die Lage diefes Infelchen® am Eingang der großen Bat, an wel
her biefe leztere große Stadt erbaut iſt, ihre Form, ihre Culture
macht eine frappante Wirkung. Es iſt eine wahre Zauberinfel,
fagen die Sefuiten. Einige Zelte und Gebäude flehen der Inſel
gegenüber, am Suͤdufer auf Berghöhen, wo eine Mandfchu:Gar:
nifon ihr Lager hat; denn Granitgebirgsketten begleiten ſuͤdwaͤrts
bie große Bai des Kiangfluffes, fo weit das Auge reichen kann.
Ein pittorester Infelz Fels neben dem Kin Shan heißt Yin
Shan, d. i. der Sitberbierg; die Jaloufie der Chinefen ers
laubte die Befchiffung von beiden nicht. Aber bei der Ueberfahrt
fieht man die Eteilufer bes Kin Schanz Gärten und Luſthaͤu⸗
fer find die Terraſſen hinaufgeführtz fie gehören dem Kaifer ber
dort einen großen und fchönen Palaft erbaute, der ein Lieblinge:
aufenthalt Khien longs war. Auf den hoͤchſten Höhen der
Selsinfel find verfchledene Pagoden errichtet. Der Kiang iſt
bier an bee Ueberfahrt breiter als der Hoanghoz et fließt gwar
langſamer wie jener, in einer Stunde nur 2 Engl. Miles; aber
er iſt weit tiefer, und feine Wogen find wie im Meere, daber
man aud von der Beſchiffung des —— die Schiffe mit
— Staunton 1. c. Trad. p. Castera. T. IV. p. 146; Du Halde
. p. 82; H. Ellis Journal 1; .p 287; Marco Polo Ed.
Marsden p- 498-500. _
za Klang, Kaifet⸗Canal. . 689
andern wechſelt, wenn man auf ben feegleichen Wellen des Kiaug
weiterſchifft. Seine Breite fol 2 Engl. Miles betragen. Pates
Sontaney giebt ihm hier eine Tiefe von 36 Tfchang (360 Tſche
ober Fuß) 12). Weit er fo fanft fließt, fo bringen die furchtſamen
Chinefen,, bei der Ueberfahrt auf ihm ben Göttern kein ſolches
Opfer, wie bei der Fahrt uͤber den Hoangho. |
An Tſching kiang fu, am Sübufer bed Klang und der
großen Bai, nur noch 2 Eleine Tagereiſen vom Meere, bee
Shlüffel des Reiches von der Seeſeite genannt, find die
Britiſchen Embafjaden ohne «6 zu fehen vorüber gefegelt; Lorb.
Macartney gegen Oſt auf bem Kaiſer⸗Canal nah Sutſchu—
fu, Lord Amherſt gegen Weft, den Kiang aufwaͤrts nad
Nanking. Die Jeſuiten 15) fagen, «6 ſey ein wichtiger Kriegſ⸗
platz, zus Vertheidigung ber Flußeinfahrt, hier liege eine flarke
Bamifon, ein Mandſchu General ift Commandeur; «ine flarfs
Batterie beherefche den Strom. Die Breite des Klang, nad)
einer Meffung vom Kin Shan aus gemacht, betrage eine
halbe Lieue. Der Stadt wird eine ungeheure Population geges
den, fie ift eine der wichtigften Handelsſtaͤdte des Reichs, ihr Has,
fen ift mit Junken gefüllt, mit einem Maſtenwald bedeckt; von
den naͤchſten Anhöhen fol die Ausficht über das Ganze fehr große
artig ſeyn. Tſchin kiangfu iſt wahrfcheinlich das Gaingust‘,
bei Marco Polo, dafſelbe das er gleich nachher als Chawa
gian fu näher befchreibt,
Bon der Unkenntniß ber Gutopäifden Geographie über viele
Theile Afrikas und Amerikas ift nicht felten die Rede, aber üben
das längft bekannte Afien täufcht man fih nur zu oft mit feineg
ſchein baren Kenntniß. Die Münbungen ber beiden größten Aſia⸗
tiſchen Stromfpfieme, diefer Chineſiſchen, hat noch kein Ertopaͤer
geſehen, Peiner genau erforſcht; ihre Kartenangabe ift nur hypo⸗
thetiſch, denn auch die der Sefuiten ſcheint auf keine» pofitiven
Obſervation zu beruhen, fondern, wie alles was bie masitime
Seite ihrer Arbeiten betrifft, ohne biejenige Genauigkeit zu feyn
ſcheint, die fie wol anderwaͤrts bewicfeg haben (f. ob. &. 603). Die
großen Hauptſtaͤdte, welche zunäcft der Mündung des Kin ng
Viegen, and welche als Hafenorte, Gmposien, und us — vie⸗
12) Père Fontaney Voy. 1688. b. Du Halde T. I. p. 113. F
22) Route des Pères Bouvet, Fontaney, Gerbillon etc. 1687. b. Du
Halde T. 4. p. 815 tbend. p. 154 et 226. 22) Mi:Pols Ed.
Marsden L. c. p. 498 - 50
Mitter Gedkunde IV. xX
600 fi- Men, Waßfeerſyfteme. 1. Abfchn. $. 81.
len Hunberttaufende, ja Millionen ihrer dicht gebrängten Popu⸗
lationen, wie durch die ununtschrochene Reihe von Culturland⸗
ſchaften die fie umgeben, buch ben Zudrang ber Seeſchiffe und
Flußſchiffe, durch die gefkeigertefle Induſtrie ihrer Bewohner, zu
den erſten Weltſtaͤdten gerechnet werden müffen, find gänzlich um:
befannt, oder doch nie befucht, nie beachtet, ja ganz außerhalb der
Sperulationen bes Europäifchen commerciellen wie wiffenfdyaftti:
hen Interreſſes legen geblieben. Bon ber großen Stadt Tong:
tfhu fu, an dee aͤußerſten Mündung des Kiang, weiß Niemand
etwas zu fagen. Auch bie jüngften Schiffer an diefem Geſtade,
Lindfay und Süglaff, im Schiff Lord Amherſt, vom Gapt.
Nees gefeuert, konnten Beine dieſer Mündungen befuchen. Gehe
richtig, ſagte umfer Landsmann Güglaff 515)5 viele uubedeu:
tende, oft kaum bewohnte Infelchen und Klippen ber Sübdfee und
anberwärtd, haben von der erſten Entdeckung der Seefahrer an,
bie heute, die größte Aufmerkſamkeit auf fich gezogen, find Immer
wieder von neuem befuche, aufgenommen, befchrieben, aber bad
Münpdunglonb der beiden Hauptſtroͤme Chinas biieb unbe
kannt, obwol es eine der gedrängtefien Populationen und eine
der gefleigerteften Culturen ber Erbe aufzumeifen ‚vermag. Mies
mand ſuchte fie auf, die Küfte blieb ungemeſſen; bie ſtark bevoͤl⸗
Berte Inſelgruppe Tfungming, weiche der Mündung vorliegt
(f. oben S. 637), bileb bis auf die Sefuiten: Berichte faſt umbe
kannt, fie wurde, wie bie Lage ihrer Umgebungen, auf allen Kar:
ten irrig niedergelegt. Gapt. Rees nahm von biefem Geſtade
eine neue Karte aufz biefe iſt bie jet bei der Engliſchen Admi⸗
salitäc geblieben. Guͤtzlaff und Lindfay beſuchten diefe In;
fel, von Schanghai aus, im Juli 18325 daher des neueſte
Bericht Aber fie von Augenzeugen.
Die Infel Tſungming, fagten die Sefulten 16), Liege
6 Lienes vom Lande ab; fie werde auch Kiangche, d. h. Fluß⸗
unge, megen ihrer Lage, ihrer Geſtalt, ober weil ber Fluß fie
su feiner Mündung hinaus ſchwemmte, genannt; Sie fey nur
ſchmal, aber langgeſtreckt, der Strömung entlang, fey früher öbe
und beſchilft gewefen, banız zum Erit ber Verbrecher geworden,
nach und nad) bebaut, und habe 20 Lieues Länge, 5 Lieues Breite,
ſey vol Tandle und Dämme, vol Sue, Campagnen, Baum⸗
518) Gützlaffe Report in — of Proceing L c. p: 290.
3*) Du Halde Desor. T. I. p. 160.
e a Klang, Inſel Tfungming. 7,008
pflongungenz voB Ageicuftus und Handel; Gefluͤgel, Büffet
Schweine, etwas Obſt, Orangen, Citronen, Apricofen, Pfirſich
werden daſelbſt gezogen; auf dreierlei Bodenart vielerlei Koen und
Gewmuͤſe gebaut; aus einer völlig vegetationsleeren Erdſchicht,
aber dicht neben. dem pflanzenreichſten Humus, fehe vieles und
gutes Salz getwonnen,
Wie fchifften, erzähle Mr. Bindfap, am iften Jull 183%
von Shanghai in Kiangfu hinuͤber. Wie fanden die füdliche
Einfahrt zur Hauptinfel Zfungming unter 31° 80 N. Br. 17
alfo etwas fübdlicher als auf der Karte ber Jeſuiten. Abde jaͤhr⸗
lich nimmt bie Infel an Umfang zu; fie wählt. Sie hat gegen⸗
wärtig über 15 geogr. Meilen (60 Engl. Miles) Länge, und 8
geoge Meilen und mehr (15 bis 18 Engl. Miles) Breite. Es
geigt ſich auf. diefem Eilande, einem bloßen Alluviaibeben,
eine der dichteften Populationen in China. Die Chine⸗
fen meinten, in der legten Hälfte der DuensDpnaftie (Mongho⸗
tens Hersichaft) ſey hier Leine Cultur gewefens biefes unterſtuͤtzt
die von G. Staunton (f. oben ©. 638) geaͤußerte Hypotheſe
ihrer jüngern Bildung. Die Infel fol eine halbe Mikion Eins
wohuer beherbergen. Gie ift zugleich Die freieße Inſel Chinas
ohne dort wohnende Mandarinen.
Von SW. her kommend ſteuerte man wiſchen zwel großen
Sandbaͤnken zu ihr hin, die ſicher in 100 Jahren einen neuen
fruchtbaren Inſelanſatz gebildet haben werden, in jenem, zu ſol⸗
chen Auſchlammungen fo geneigten, Gelben Meere. Das
Waſſer umher zeigte ſich nur fehe ſeicht von 14 bis 4 Faden, 9
dis 24 Fuß, indeß doch an andern Stellen Bis 6 Faden Tiefe war,
wo große Junken vor Anker liegen konnten.
Die Inſulaner waren ungemein willig beim Anlanden bet
Briten; fie zeigten den Weg zur Stadt, bie fie Sinkae obdet
Sinkaou nannten, 3 Miles fen vom Landbungsorte. Der Bo⸗
den der Inſel iſt ungemein teih und fruchtbar für Anbau‘ von
Reis, Baummolle, Hirfe, allerlei Gemüfen. Die ganze -
Inſel wird nach allen Richtungen Hin von Candien und Daͤm⸗
men zur Bewaͤſſerung durchzogen. Nicht in Dörfern, wie auf
dem Gontinens, fondern in Welleen und zerſtreuten Häufern und
Huͤtten wohnen die Infulaner, Sshee Zahl feste in Keflaunen ;
fie waren fehe rtuͤſtig von Geftalt, wohl genähea An manchen.
17) Lindssy Report in Report of — L 5 p: 191-200.
jr i F
694 Di Afen. Mofferfofieme. L Abſcha. $. 81.
Ganalumgehungen gerkhut wirds lange ſchoͤne Diuays find derch
den Tet Hin aufgeführt. Dann sicht der Canal durch einfürmige
Ebene nah Kia hing fu (Kiching bei D’Anville umd
Grimm), und erhält den Namen Sitchfao ho. Hier heilt
ex fi in 3 Arme, ber ſüͤdliche, der öftlihe, ber nörbliide
Arm, melden letztere bie eigentliche mörblidye Fertfegung det
" großen Kaiſer⸗Kanmals bis zum Kiang !N) bilde. Die ein⸗
zelnen Benennungen der Seitenfpfleme, deren ſehr viele find,
da hier das Land voll Populationen umd großer Städte, die alle
mit dem Haupt:Canale in Verbindung fichen, wie geſagt, übers
gehen wir, fo wie auch die Benennungen der einzelnen Ga⸗
saiftsreden, beren unzählige find, zu deren Verſtaͤndniß ges
nauete Karten, als bis jegt die unfrigen , gehören. In dieſem
Lombarbifchen ober Hollänbifchen, Babyloniſchen ober Bengalis
‚Shen Canallande und Waſſernetze der Binnenſchiffahrt,
auf das genauefle orientiert zu ſeyn, iſt bie erfle Pflicht des Chir
neſiſchen Mandarinen, der jenen Localitäten angehoͤrt; uns ge
pügt es, geographiſch, nur die Hauptlinien des großen, außer⸗
dordentlichen Verkehrs und Zransportes jener Millionen von
Einwohnerfhaften nachgewiefen zu baden. Man bebenfe, daß
nach den jüngften Zaͤhlungéliſten Chinas, im 18ten Regierungsd:
jahre Kaifer Kea Kings, d. i. im Jahre 1813,die Hier vom
Ganallande und ben beiden Hauptſtroͤmen durchzogenen
Provinzen, in runden Summen folgende Maſſen von Wörter:
ſchaften beherbergen; bie Provinz Petſiche li 28 Millionen,
Schantung 29, Honan 3, Anboei #4, Kiangfk 37;
Tſchekiang 26 Milionen, alfo 177 Millionen, auf dem ges
nannten Raume, mehr als zwei Drittheile ber Population
von ganz Europa. —
Nah Europäifhen Reiſenden anf biefer Linie er⸗
fahren wir folgendes. Lord Macartneys Embaffabe legte
dleſen Weg vom Norden her, zu Schiffe, vom Kiang bi6 nad
Hangtfhrou fu?0) zuräd, und ein Theil feiner Begleiter (Co:
lonel Benfon und Capt. Mackintoſh) auch noch von ba
gegen Oſt, bie zum Meere bei Lutſchong, wo fie Küftendarten
bie Ningpe deſtiegen, um ihr an ben Tſchu Schan Juſeln
81°) Mem. relat. I, c. T. III. p. 816. 9 G. Staunton Authent,
3 a Castera T. IV, p. 1447 19h Barrow Trav. hc,
p- 516—523.
Der Kaifer- Canal, Suͤdhaͤlfte. 695
(. od. &. 637) ſtationirtes Schiff, den Indoſtan, zus Ruͤckfahre
zu erreichen, indeß ber Geſandte Lord Macartney ſelbſt mit
‚feinen Begleitern H. Staunton, Barrow u. a., bie Lands
reiſe gegen W. durch bie Theeprovinz (f. Aſiend Bd. IL. &. 245,
oben S. 670) nah Canton zurüdiegte. Fruͤher fhon einmal
hatten die Jeſuiten Patres ihre Route (1687) 2!) auf derfelben
Wafferfiraße, von Mingpo gegen Norden über Hangs
tfheou fu bis zum Kiang, obwol nur ſehr kurz, befchrieben.
Das füdliche Ufer des Kiang, bei ber Stadt Tſching⸗
tiang (f. oben ©. 689) aus Sranithöhen befichend, welche die
große Bai einfchließen, hebt ſich fübwärte mehr und mehr, und
mußte zum Behuf des Canals, der an biefer Etadt vorüber zum
Süden zieht, mehrmals bi6 zu einer Tiefe von 80 Zuß in den
Fels eingefchnitten werden. Daher ift er hier mitunter enge, nus
zuweilen 12 Fuß breit, mit hohen Felsufern oder Quadern eins
gefaßt und Bruͤcken überbaut, aus demfelben rothen Granitſtein
Die erſte geoße Stadt, die er durchſchneidet, iſt Tſchang⸗
tfheou fu, ein großer Handeldort von Bedeutung. Dann
führt der Canal dur vollkommen ebene Flaͤche, als wäre hier
einft ein Geefpiegel gewelen, nah Su tfhu fu. Um die Vors
ftädte diefer gewaltigen Stadt zu duchfchiffen, brauchten bie Sachs
ten der Britifhen Embaffade 3 Stunden Zeitz auf allen Seiten
von Gandlen durchſchnitten, wurden fie an Venedig erinnert.
Die ungeheure Wenge, der hier vor. Anker liegenden Barken, feste
fie in Verwunderung. Auf einem ber Schiffswerfte waren fo 16 :
Barken, jede zu 200 Tonnen Lafl, eben in Arbeit, Der Canal
fegt unter den Bogen ber Stadtmauern hinduch, in berfelben
Urt wie biefe von den Holländern in Batavia angebracht find.
Die Stadt erfhien freundlich „.. gut gebauf, die Bewohner belebt,
Dicht gedrängt, wohlhabend, meiftentheils in Seide gekleidet, Nur
konnten fie es nach ein paar Jahthunderten noch nicht ohne
Schmerz uͤberwinden, daß ihnen durch die Mandſchu die Naͤhe
dar Reſidenz in Nanking enttiſſen und der Hof nach Peking
verlegt ſey. Sie nennen ihr Sutfhufu das Paradies von
Ehina), wenn auch nicht im Himmel, dach gerade unter
dem Himmel, nach ihrem Sprichworte, auf der Erde. Die⸗
ı.
21) Route des Peres Bouvet, Fontaney, Gerbillon, Le Comte et
‚..Visdelou de Ningı vo a Peking 1087. % Du Halde L c. T. I.
p- 73— 81. fe Du Halde T. 1. p. 152.
699 Oſt⸗Aſſen. Waſſerſyſteme. J. Abſchn. $. 81.
fee Sprichwort iſt ſchon Marco Polo22), bes biefe Stabt
Singui in Mangi nennt, bekanntz ſchon zu feiner Zeit war
diefe Stade von der größten Bedeutung, buch Handel, Seiden⸗
mwaaren, Gewürze, Doctortn, Phitofophen, oder vielmehr —
und Teufelskuͤnſtler aller Act, wie er bemerkt.
Im Suͤbden des Kiang, bis hierher, bemalt man num
Ihon Theepflanzungen, vom Kiang fübwärts bucch biefen
ganzen Strich erblidte man jeme gelblihe Karbe der Baums
wolle auf den Baummollpflanzungen, welche dem übrigen China
fremb ift, und ungefaͤrbt hier dem befannten Gewebe die eigens
thuͤmliche Farbe giebt, das von ber Gegend, Nanking, bei den
Ausländern genanne wird; die Särbung ſchreibt man der Natur
des hieſigen Bodens zu, und fagt bei der Verpflanzung in am
dere Santone begenerice fie. Die Bildung des Menſchen⸗
ſchlages im Süden des Kiang fanden bie Briten weit von
theilhaſter, als im Norden deſſelben, zumal die Bildung ber Weis
ber, fügt Barrow, fey hier Thöner, dee Ausdrud ihrer Gefichts⸗
Bildung fanfter und lieblicher, als in allen nörblicern Provinzen.
Maulbeerpfianzungen bedecken hier das Land, und Seide
iſt hier die allgemeine Volkstracht. Nahe der Stadt im
Weſt breiter fich der prachtvolle Spiegel des Taihn⸗Seees mit
pittoreöfen Hügeln umkraͤnzt aus, ein fifchreiche® Waſſer, ein
Luftort des Wortes, wohin unzählige Luftfahrten ber dortigen
Städten ſtets auf Barken in Bewegung find, an denen auch bier
das weibliche Geſchlecht Antheil nehmen darf. Diefer See liegt
auf bee Grenze ber Provinzen Kiangfü im Morden, und
Tſcheklang im Suͤden. Suͤdwaͤrts von demfelben fängt das
Gebiet des Croton sebiferum bes merkwuͤrdigen Salgba ums
(f. ob. S. 659,679) an, der mit feinem purpurfarbnen Laube
und den ſchneeweißen Früchten, wie mit Schnee überfchäts
set, den merkwuͤrdigſten Gontraft mit andern grünen Laub:
bäumen bildet, und auf weite Strecken bin die beiben Seiten
der Ganalufer befchattet. eine vegetative Zone gehört uur dem
Süden von Chin (fuͤdwaͤrts von 81° Breite) am.
Der Kaifer: Ennal, [üdwärts von Su tfhu fu, Burda
zieht in einer vielfach wechſelnden Breite, zuweilen von 60 bis
100 Toiſen — an einer Stelle ward eine Bruͤcke auf 90 Bogen
673) Maroo Palo ka, Marsden Lib: 67. p. |
a i Ih ed. 7. p-006 etc, ed. Bal-
l
De Kaiſer⸗Canal, Hang hu fu, 097
üben Ihn gefchlagen) ein ungemeln reich. bebautes Land, über.
Kia bing fu bis Hangetſchang fu, Kin Verzeichniß ber
Pflanzen, die von . bier nordwaͤrts buch Kiang nam und
Shan tung vortommen, hat Staunten 2%) mitgetheil. Kia
hing iſt eine ungemein große und reiche Kaufmannsſtadt, abes-
um und neben ihr iſt alles auch voll ameinanderhängender Dixte
ſchaften.
Bet der etwas fühlichern großen Stabt Hang tfhu fu
(Quin sai bei Marco Poto) endet ein fehr großes Baſſin
den Kaifer- Canal, dem aud, die Waffer des großen Ser’s
im Weften der Stadt zufließen; ein Canal umläuft biefe ganze:
Stade und verzweigt ſich von da aus in viele andere; auch durch⸗
Schneider fie pe Schen tang Fluß, ber fih 15 geogr. Meilen
gegen Oſten zum Meere ergießt, in bem die Fluth bis zur Stadt
in großer Breite aufſteigt Hang tfhu fu Bonnte daher bes
Stapelort der Umladung aller Prodbuete aus ben Suͤdpro⸗
Yinzen auf dem Seewege werben, die auf dem Canal⸗ unb Fluß⸗
wege ben Central» und Nord Provinzen zugeführt werben ſol⸗
len, Sie iſt dies fchon feit vielen Jahrhunderten, Dargo Polo
bat fie ſchon unter dem Namen Quin [al oder Kinfai (d.h.
Himmelsftade) als die größte und merkwuͤrdigſte Stadt des
Were 25) voll Schönheiten und Annehmlichkeiten befchrieben, in
der er fich ſelbſt fehr haufig aufgehatten, wahrſcheinlich in jener
Deriode, da er Gouverneur der Eapitale Hang tſchu fu war.
(f. oben ©. 686) ; die Bewohner, fagt ex, hielten fie ſelbſt fuͤr
das Paradies der Erde. Von biefer Stadt hat der eble
VWenetianer Die umſtaͤndlichſten und genauefien Nachrichten hin⸗
terlafien, welche das fiationgaire der Ehinefifchen Vers
bäteniffe, ſeit mehr als einem halben Sahrtaufend, auf das
mertwürbigfte beurkunden. |
Die merkwürdige Lage hat Hang tfhu fu von jeher zum.
Ihrer Bedeutung verholfen, zu einer Population, welche. ©,
Staunton 5) der von Peking gleich ſchaͤtzt (über eine Mil⸗
Kon Bewohner) ; bie Häufer find meiſt nur einftödig, aber der
Umfang der Stadt iſt ungemein ‚groß. Die Straßen find. eng
Marco Polo Ed, Marsden Lib. IL ch. 68. pag. 5608-54. ei,
Batdelli Boni T, I P. 138 — 144; T. IL BR 322 4 —
“GC Stanoten ho W. p. 17 — 191, Ä —
— — es
9— G. Staunton 1. c. ed, Castera T. IV. p. 160—165,
698° Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. 1. Abſchn. $. 81.
wie alle Chineſiſchen, aber ale Häufer mit Boutiten, Magazinen,
Kaufläden verfehen, von denen die Engländer fagen, daß fie de
nen in London an Glanz und Fülle nicht nachfichen. Die
Jeſuiten Pater65275 vergleichen das Gedraͤnge der Stadt mit bem
von Paris, nur fehe man kein weibliches Weſen auf ber
Straße; born zeigen bie Häufer ihre Läden, auf der Ruͤckſeite
ziehen an jedem Haufe, jeder Straße, Canaͤle zum Aus: und
Einladen der Waaren vorüber. Schon Marco Polo ward,
feines Kapitele von der Stadt Quin fai, ber Auffchneidereien
wegen, als Meſſer Million verſchrien; durch die Vergleichungen
der juͤngeren Beobachter, die hier nur den Maaßſtab von Pa⸗
ris und London, Vergleichungsweiſe ſich verſtaͤndlich zu mas
chen, anzugeben wiſſen, iſt der edle Venetianer zu ſeiner Zeit
vollkommen gerechtfertigt. Das Spruͤchwort, auf welches M.
Polo feine Angabe von der paradiſiſchen Lage der Stadt gruͤn⸗
det, heißt im Chinefifhen: Kang yeu tien tang, Dia yeu
Su Hang, d. h. oben iſt das Paradies, unter dbemfels
ben liegen bie Städte Su (Sutfhufu) und Hang (Dang
tſchu fu) nah Klaproths Mitcheilung.
Die Garnifonftadt, in welcher die Mandfchutruppen Liegen,
ſagten die Sefniten, ſey aͤrmlichz die Paters lernten fie nur
kennen, weil daſelbſt au ber Chriftlihe Kirchhof lag, denn
auch ‚bier beſtand (1687 ) eine, der Zahl nach wenigſtens bedeu⸗
tende chriſtlich⸗ Fasyölifche Gemeinde, mit einer Kische, in beren
Angelegenheit fie „hier länger verweilten. Gegenwärtig wird da⸗
von wol faum noch eine Spur vorhanden fepn. Der wichtigite
Kandel, welcher hier betrieben wird, ift in & eidenwanren als
lee Art, in Pelzwaaren, auch Engliſch Tuch wird hier viel umge
fegt, für das kaͤltere Clima. Der Handel ift übrigens heutzutage
aur Landhandel nide Seehandel, obwol die Stadt am
Hauptfluß der Provinz liegt, der, wie fi, Sche frang (aud)
Tſintangkiang 23) genannt) heißt, und eine weite Mündung
bat, in welcher auch bei niederer Ebbe noch 6 bi6 8 Faden Tiefe
bieibt, der Seehandel wird dagegen in unten von den Seeſtaͤd⸗
ten Ring pp und Schang bat betrieben. . Das Straßenge⸗
draͤnge in Hang tfcheou fu wird buch die Emfigkeit ber Ges
fHäftsteute ungemein erhöht, in allen Boutiten find nur Männer
a7) Da Halle l. 0. T. I. p. 75. 4) Lindsay in Report of Pro-
ceedings 1. c. p. 153, 164. '
Der Kaifer-Canal, Hang tſchu fu. - 099
in Thaͤtigkeit, die Weiber follen in unzählbaree Dienge mit ben
Stidereien der Seiden und anderer Zeuge vorzugsweiſe beſchaͤf⸗
tigt fepn. Zu ben berühmteften Luftparthien, die von hier aut:
gemacht werden, gehören die nah dem nahen See hu (Si hu
bei Pater Martini), einem reizenden Seebecken im Werften ber
Stadt, defien Schilderung [don Marco Polo?) einen eignen
Abſchnitt in feinem reichhaltigen Werke gewidmet hat, woraus
man fiche, wie dort alte und neue Zeit ſich gleich fehen. Mit
bem klarſten Waffer Über Ktesgeund iſt diefee Eee ungemein
fifchreih, von keiner Stunde im Durchmeffer, aber von maleri⸗
fhen Bergen umgeben, immer von Gondeln belebt. Ein kaiſer⸗
liches Sommerfchloß, Tempel, Budbhiftenktöfter auf Berggipfeln,
Luftpäufer und Gärten ber Mandarinen an ben Gehängen und:
Ufern, viele elegante Bruͤcken über bie einfallenden Fluͤßchen und
Bäche gebaut, ſchmuͤcken das Seegeſtade von alten Selten; das
rund umber mit Grabſtaͤtten in zierlichen Anlagen mit Cypreſſen⸗
hainen umgeben tft, weil hier der Kirchhof der großen Stadt fich.
ausbreitet,. der fiet6 von feidtragenden Samilien befucht iſt, bie
bier in bee Stille ihre Todtenfeſte feieen, Blumen’ pflanzen,
Weihrauchopfer bringen, "mit bunten Papieren und Zeugen bie
Grabmaͤler, wie zu M. Polo?s Zeit, fo noch heute, zieren u. [.w.
In Süden und Suͤdweſt der Stadt breitet ſich ein reiches Ges
müfefeld aus, das die Briten mit denen in der Nähe von Lons
don vergleichen. Da, wo die Berge dichter zufammen treten, bes.
ginnt Teraſſencultur, malerifche Thaͤler fhmüden fih zumal im
S. W. der Stadt, mit den prachtvolften Kaflanienbäu«
men 20), deren Art ſich dur ein befonders großts Laub aus⸗
zeichnet, auch mit dem Lozbeergrün bes Kampferbaumes, bie
einzige LZaurus Art, die in diefem Theile China's wächft, aber
auch in ſolcher Fülle und Vollſtaͤndigkeit, daß fie das befte Bau⸗
holz zum Häuferbau und Schiffsmaſten giebt. Außerdem ift
auch hier noch der recht heimathliche gebeihliche Boden des Talg⸗
baums (Croton sehif.) mit feinem Purpurlaube, Dieſelbe
landſchaftliche Natur Hält von der Hauptſtadt Haug tſchu fi,
welche zugleich der Sig des Vicekoͤnigs der Provinz Tfhe kiang
it, mit gleicher — und une vn — die
des PX]
20) Marco Polo ed. Marsden . c. bꝛa ed. Baldelli Bon! T. I.
p. 140, T. IL. p. 330. 20) G. Staunton I, c, Trad. f, Ga-
wiera *. IV, P. 190. ee Aid
700. Dft:Afien. WBafferfofteme. 1. Adfchn. K 81.
gange Provinz, und oſtwaͤrts auf des Seitenverzwelgung des Ga-
nales an, bis zur bergigen Küfte bei N die in 3 Ta:
ostaheten erteicht wird.
. Die Hafenorte Ringpo und Schang hal, und die
TſchuSchan Infeln, nah den neueften Britiſchen
Entvedungen; der Hafen Kan phu berg Araber,
Sambu bei Marco Polo.
Der Fluß, der an der Stadt Ningpo durch liebliche Berge
zieht und zum Deere mündet, hat unterhalb derſelben die Breite
Des Themſe zwifhen London und Woolwich. Bor dem
Hafen von Ning po liegen die Tſchu San Iufeln, von
welcher Schon Lord Macartneys Embaffade, auf der Hinreiſ⸗
nach Peking, einigen Bericht gegeben hatte.
Die Archipel dr Tſchu Shan?) (Chu San, von
29° 27 N. Br. noͤrdlich, ſ. oben ©. 537) gehört zu den unzaͤh⸗
Ugen Küfteninfeln, die dem zerrifienen Oſtmeer-Geſtade China'o
vorliegen; fie reihen ſich nordwaͤrts der Gruppe der Hey fan
(28° 55 N. Br.) und Duifan (bi 9 IN.DBr) Inſeln an,
amd find von fehr vielen Canaͤlen zerfchnitten, die flet6 von un⸗
zähligen Fiſcherbarken belebt find. Gin Raum von etwa 300
QDuabdratmeilen, der ihre Gruppe einnimmt, meint Barrow,
zähle an 400 Jnſelchen, nah ©. Staunton nur an 300, bie
losgeriſſenen Trümmern vom Continent ähnlich fehen, weiche
Dusch heftige Strömungen davon wie abgeitennt erfcheinen, indeß
die weichern, zwifchen liegenden Erdſchichten, einfl davon wegges
fhwemmt ſeyn möchten. Alle fehen ſich gleih, von globularer
- Korm, durch tiefe Canaͤle gefchieden, ihre Maſſen fiheinen Gras
mic oder Porphyr zu feyn (dann würden es cher emporgeho⸗
bene Klippen ſeyn); auf keinen Fall find fie, wie einſt bie
Tſung ming Infeln, nur Alluvialboden. Ihre Bildung
ſcheint eher der des Koren Archipels, an deſſen Weſtgeſtade (f. ob.
©. 621), zu entſprechen. Viele find fehr Lieblic, bebaut, haben
gute Hafen, ſehr fihere Anterpläge, fo daB diefe Vorzüge nebſt
ihrer bequemen Lage gegen Ming pu, und in bee Nähe von
Koree, Japan, Formoſa und den Lieou Ehieou Safe,
qhnen ein reges Leben und ſtarken En ſichern. Jaͤhrlich ſol⸗
ı)Q. Stanntın Ic. 'p.18l. 22) G, Staunton Authentic.
amount L c. T. L. p. Bassow Tier. p.
x
Seegeſtade von Tſche tiang, Tſchu San Anfelm OR
fen, aus einem einzigen fhree Säfen, vllein 12 Schiſſe ward
Japan auslaufen, um von dort Kupfer gu holen. . "2.
Die jüngfte Britifhe Erpedition, im Schiffe Lok Au
berft (1832), fleuerte von dem Hafen Ring po art ver Web
feite diefee Tſchu San Infeln vorüber, in einer neu eutbeck
ten Fahrſtraße die den Namen Amherſt Paffage An "erbite} .
man fahe nur die nwoͤrdlichſte Inſel biefer Gruppe, Dat bau: Ti
Anker warfen, fie erhielt den Namen Guͤtzlaffo Tufery m
fleigt felfig und kühn empor, Die Eleineren Kiippen des Ari)
pels ſtehen, durch ihre öde Wildniß, in ſtarkem Gontraft: mil bem
grünen, ſuͤblichern Seftabeinfein. Rue wenige ſchienen bebdnf
zu feyn. Die noͤrdlichſte Ankerflelle haͤtte nur 4: Faden TEN, und
mar von vielen Sandbaͤnken umgeben, Biinedwege geſchützt; Aug
den unzähligen Sifcherbooten, welche hier das Meer burchfchuehrrem
ten, meiftentheil® Schiffer aus bee Provinz Zo kien, mit-We
faͤßen von 100 bis 150 Tonnen, jebed mit 20 dis 30 Mann
Eautpage, fuchten fie ſich erfahre: Piloten zur Beſchiſuu⸗ =
Hoang hat oder Gelben Meeres aus.
Ming po und nod etwas weiter mörbfi Sans ya
(Chanhai bei D’Anville), wurden ebenfalls bei dieſer Erpebition
von Lindfay und Guͤtzhaff befuicht, wodurch wie don His As
jüngften friſchen Berichte uͤber dieſes Geſtade von If chetianq
md Kiang fu an dem Mündungsiande des Kiangeund
Teinee Sanalverzweigung, erhalten haben, worüber ums fruͤ⸗
ber nur Werichte aus der Zeit ber Araber, im IX, Saec., und
dur) Marco Polo, am Ende des XIIL, zugelommen waren,
denn zwifhen Ring po und Shan hai mitte ihne,- ak der
Dſtkuͤſte des Meeres, lag einft hier In der Nähe des jehigen Hat
yan hian (Hai yen bei D’Anville), unter 30° 28° N. Br. und
117° 85’ D.2. v. Par. Der autile Hafenott Kan phu, oder
Kan fu) (Bam pu bei M. Polo), der Hafen der . Stade
Hang tfheou fu, der Capitale von Tſche Hang, der etwa
2 Stunden von ihr, gegen O. N.O., in jenen früheren Zeiten uns
gemein blühend war, feitbem aber verfandete, und etwa8
Stunden fübwärts von Hal van hian lag. Die Meinung dee
22) Lindsay Report ih Re rt of Proceedings ete. I. c. London
1833. 8. p. 166 ‚Tableau histor. de VAsio ps 227. Not,
Klaproth N echerches sur les Ports de Gampou et de Zaithoum
in Mem. reletifs & V’Asie T. IL p. 200-210. .
v2 Of Afen. Wafferfofieme, 1. Wilde 4. 81.
Sehen Sommentatorn Marco Polo’s, wie Marsben und
Gardinal Zurla, da6 heutige Ning po felbft für jenen anti
ser. Hafen Kan phu zu halten, iſt irrig: denn Ning po hieß
ws M. Polo's Beit Khing yuan, in früheren Zeiten abes
Ming ifheou fu, und echielt erſt, im Jahre 1381, zur Zeit
der Wing Dpmaftie, alfo an 100 Jahre nah M. Polo, den
beutigen Namen Ning:po, d. 5. Friedliche Wogen, ben
die eriten Portugiefen wie De Barros Limp 053) oder Nimpo
(anieben,
Kanfu befand fich an der Mündung des Fluffes Tſchekiang
(oder Thfiang thang klang), von welchem bie ganze Pros
vinz den Namen srhielt; vor ihm liegt die Paflage Wutu men,
gwifchen zwei Klippen ber Bai — bies fagt die Chinefifche Reichs⸗
geographie. — Dieſer Hafen war ſchon im Jahre 306 u. Chr.
Geb. bekannt, die Chang Dynaſtie verlegte bahin den Sig
einez Admiralitätz bie Mongholen errichteten daſelbſt eine
Danbelstammer ober. Dandelsgeriht, vom Hafım if
nichts mehr als ber Name in einem Heinen Flecken daſelbſt übrig,
Die Asabifhen Autoren behnten beffen Namen aud auf feine
zugehörige Capitale, auf Hang tfheou fu aus, diefe neun
jedoch DM. Polo, wie gefagt, Quin fais aber beffen, wie er
fagt, ungemein fchönen Hafen, Sam pu%) (db. i. Kan fu),
wohin täglich feine Schiffe ein und ausliefen, und mit Waaren
beladen: in großer Menge in’ alle Welt gingen. Es war ber
Dauptankterplag der Arabifhen Schiffer in Früheren Zeiten,
wie einftimmig die Alteften Arabifchen Geographen 37) ausfagen,
Ein Kabi fungirte dost als Conful der Mohammedaner in den
Dandeltangelegenheiten mit den Chinefen. Auch Ebdrifi und
Abulfeda nennen diefen Hafenort Kan phu (Can fu), bes
aber jetzt nicht mehr exiſtirt, ben man früher irrig mit Canton
verwechſelt hatte. |
Ting po’& Hafen (d. h. Friedliche Wogen) iſt dage⸗
gen an bie Stelle getreten, und in ihm landen heute bie Junken
der Kuͤſtenfahter. Durch Lindfay und Guüͤtzlaff haben wir
hiegüber ganz feifche, ja bie einzigen Nachrichten erhalten, nach⸗
— Journ. New Ser, 1831. Vol. V. p. 143, 2°) M. Polo
=? 5423 ed. Baldelli Boni T. ALp. 839.
2) — nciennes Relations des Indes e&& de la Chine etc.
Paris, 1718. 8. ps 51; P. Gaubil Hist, des Zn) it Mem. d.
Seegeſtade von Tſche kiang, Ning po. 708
dem der Verkehr babin mit Portugiſen, ſeit Macao's Auf,
blühen längft aufgehört hatte, und ou die Engländer, die
bie zum Sabre 1759 ſich noch ihres Privilegiums, bis Ning po
directen Handel zu treiben, bebienten, darauf gänzlich Verzicht
geleiftet. hatten, wodurd die Europäer feitdbem in fo gänzlicge Un⸗
wiſſenheit über diefe Localitaͤt verſanken, daB ale Kuͤſtenkarten
jenes Geſtades, von denen der Sefuiten bis auf Dalrymples
Blaͤtter, fchlecht hießen, und duch Capt. Rees den Commanbeus
des Schiffes. Ford Amherſt (1832 ) neu. ——— —
mußten.
Ting er liegt am Ta hea oder Ta hae =) Fiuß (Sin
der Sefuiten), aber an 3 geogr. Meilen (14 Miles Engl.) auß
waͤrts, defien Lauf erſt gegen S. W., dann W., dann N. W. gehk
An der Muͤndung des Fluſſes, die eine halbe Engliſche Meile
Breite, und Über dee Barre noch 6 bis 7 Faden Tiefe hat, liegt
die Stadt Chin hae, hinter der-eine Plaine fi) ausbreitet, ne⸗
ben welcher auf der Landſpitze sein Hort in Verfall liegt; Nie
Uferfeite des Fluſſes ift mit Quadern trefflich vermauert. Nach
Capt. Rees Beobachtung, liegt dieſe Stadt Chin hae, 'nebft
der vorliegenden Zihu Schan Infel, unter 29° 54 N.Br,
121° 5247 O.8, v. Gr. (nah Dalcymple unter 30° 1 NHBr,,
nad) den Sefnitenlarten 30° H' N. Br.). Der Ta bea,.an 15
geogr. Meilen lang, ift wafjerreich, durch feinen Hafen und feine
Schiffbarkeit dis Ning po bedeutend; höher auf iſt eres micht
mehr. Die Mündung des Fluſſes, meint Lindfay, müfe.far
100 Sahzen tiefier-getworden feyn, ba ſich im Jahre 1767 bie
Englifhen Schiffer beklagt haben, daß die Einfahrt fo ſchlecht,
ja unmöglich ſey, wovon jetzt keine Spur. Die größten beladenen
Schiffe fahren gegenwärtig bequem ein und aus. ‚Es iſt dies
dee öftfichfte von drei Fluͤſſen, die in den Solfvon She
fiang sinfallen, und alle drei Sang kiang genannt werden.
Hang tfhu fu liegt an 20 geogr, Meilen fern von Ningpos
Cha fu oder Cha pu, ein anderer guter Hafenost (der uns
fonft unbekannt, und faft an das alte Kanphu erinnern moͤchte),
liegt im Norden von Ning po, an ber Mordfeite der Bat
von Rſche kiang, er bat, ſagt Guͤtzlaff e0), dem Varzug des
2°) Lindsay Report I. c. p. 98, 162 — 164.
3°) Gützlaff Report }. c. p. 286 etc.
roe Oſt⸗Aſien. Wafferſyſteme. I. Abſchn. $. 81.
Handels Monopolé mit Japan, alſo mit dem Oſt lande
we Canton mit den Weſtlaͤndeen.
An ber Mündung des Tahae Fluſſes*0) kamen zwar viele
dort ſtationirte Junken dem Britifchen Schiffe, Lord Amherſt,
entgegen, um es von der Weiterfahrt zuruͤckzuweiſen; aber be
Vs. aus ohnmaͤchtige Demonftrationen ohne Nachdruck waren,
fo riäten die fchom dreiſter gewordenen Reifenden, ſtromauf, bis
vor die großen -Mauern ber Stadt, Ianbeten und eilten fchnellen
SEchrittes, um jebem abmehrenden Mannöver ber Polizei zuvor⸗
zukommen in bie Mitte dee Stadt, wo fie nad dem Palaſt des
Sche fa (des Gouverneurs) fragten. Das Volk rief ihnen
zwar, ‚bie gegen Europäer uͤblichen Schimpfworte, Hat kwae
(6b h. Schwarze Zeufel) und Hung maon (Rothhaa⸗
sige) entgegen; als fie aber aus Chinefifhen Pamphlets mit
Ratiftifchen Nachrichten über die fremden Länder (f. ob. &. 626)
erfuhren, daß es Engländer feyen, von denen fie als Hans
belsleute aus früherer Periode noch Erinnerung zu haben fchier
nen, war das Wort Ka ying kwojin In alle Mund, und
ihre Neugler auf das Hoͤchſte gefpannt. Groß war das Erſtau⸗
wen ber Briten, über das Menfchengebränge in der weiten biüs
henden Stade. Sie drangen tief durch biefelbe in den großen
Hoftaum des Palaſtes des Schefu ein, in dem man an 2000
Bänke zu Sign fand. Es mar die Halle des Confus
eins, in welcher jährlich die großen Staatseramina aller
Doctoven, Giviliften und Beamten der Provinz abgemadıt zu
werben pflegen. Der überrafchte Sche fu gab bald eine Aubienz
in voller Eriquette, nahm die Anforderung der Fremdlinge jedoch
arſt in reifliche Ueberlegung, wieß ihnen in einer öffentlichen Halle
einſtweilen ein Rachtquartir an. Die Mandarinen waren hier
fehr Höftich, fie hatten eine Erinnerung früherer Zeiten, die fie eine
gute nannten, wo man mit Fremden gehandelt hätte. Die Stadt
fehäste Lindfay auf 250,000 bis 300,000 Einwohner; auf eis
wem halb fo großen Raum wie Canton. Der Fluß flanb dicht
gebrängt vol Junken, größtentheils Schiffer und Hanbeldieute
aus bee Tirblichen Provinz Fo kien, mit denen Lind ſay umb
Säptaff Then von fruͤherem Beſuche befreunbeter waren. Ih⸗
sem Einfluffe was wol bie hier civilese Aufnahme in bes Stadt
540) Lindsay Report I c. dp. 97 — 160;
Geegeftade von Tſche kiang, Schanghal. 705
zuzufchreiben, In die fie eigentlich mit größter Dreiſtigkeit einge⸗
Drungen waren, und eben dadurch, und zwar abfichtlich, die Feig⸗
heit der Chinefifchen fo fchlauen Mandarine überliftet und in bie
größte Verlegenbeit gefegt hatten, weber das Herkommen, noch
das Laiferliche Geſez nach bie Etiquette und die Anfprüce auf
böftichen Empfang von Gäften, wofuͤr dee Chinefe mehr Sinn
als für Wahrheit und Treue zeigt, zu verlegen. Das Wohlwol⸗
Ien des Dolls war allgemeins aber dies hinderte bie Liſt bee
Mandarinen nicht, bei allen Bädlingen, buch Placate Eaifers
licher Geſetze die Fremdlinge officiell mit dem gehäfflgen Nas .
men Barbaren zu belegen, ihr Eindeingen zu verabfcheuen;
jedes Umgang mit ihnen zu verbieten, und den Uebertretern
mit den ſtrengſten Strafen ber Verſuͤndigung gegen den kal⸗
ferlihen Beſehl zu drohen. Durch bie peinlichſten Zugeſtaͤnb⸗
niffe, Remonftrationen , Retractationen, Anbersauslegungen bes
Mortceremonien, Eriquetten, polizeiliche Einengungen, Abhaltun⸗
gen Anderer von ihnen, und durch offenbaren Verdot des Ver⸗
kehrs nach langen Zoͤgerungen, kutz, durch Raͤnke und Kniffe al⸗
ler Art, zwangen fie die Briten endlich doch, mit ſamt ihren
Waaren, zue Ruͤckkehr, nachdem fie vom 2öftlen Mai bis zum
13ten Juni immer in Haren unb Hoffen dort ihre Zeit, wenn
auch nicht ganz, doch in Beziehung auf ihren Handelszweck ver⸗
Loren hatten. In den Kaufläden hatte man Englifche
Woll⸗Waaren zu denfelben Preifen verlaufen fehen, wie weis
tee im Süden zu Zu tfheou fuz die Kaufleute hätten gern
bie alten Hanbelöverbindungen wieber angelnüpft, nur das Ges
ſetz des Kaiſers binderte baranz zum Schmuggelhandel waren
ſelbſt die Mandarinen geneigt. Einer der mohlmollenderen oberen
Beamten hatte body Muth genug zu verfprehen (er war ein
Mobammebaner, aus Kaſchghar) die Petition ber Britifchen Hatte
dei6leute, um freien Verkehr auch außerhalb Canton, wie z. B.
mit Ning po, nadı Peking zu Hofe zu fördern.
Schang hae, oder Schang hai (Changhai bei D’An-
ville) iſt hier die zweite, biäher gaͤnzlich für Curopaͤer unbekannt
gebliebene, Hauptfladt, die wir duch Lindbfay und Guͤtzlaff
näher kennen lernen. Um dieſe nördlicher dee Mündung. bes
Kiang ganz benachbart gelegene weit geößere Handelsftade
zu erreichen, mußte man im Weften die Tſchu Shan Juſel⸗
geuppe durch jene Amherſt Paſſage hindurch ſchiffen, bie we
Ritter Erdkunde IV. Yp
=
: 7086 Oſt.Aſien. Wafferfofteme. 1. Abſchn. $. 81.
Mündung des Wu fing Stuffes’*), an welchem etwas fand»
einwaͤrts bie Stadt in einer der günfligften Lagen für ein großes
Emporium erbaut if. Zu beiden Gelten der. Slufmünbungen
Kegen ein pane Forts, bavon das nördliche im befieen Buflande,
durch eine Baſtion mit 8 Kanonen anf einer Plattform, vers
flärkt war. Beide Teuerten blind, um zu ſchrecken, auf das Bri⸗
tiſche Schiff, als dies, ohne fi) irre machen zu lafien, am 21.
Juni, mit bee Seefluth durch bie Mündung ſtromauf ging.
Es landete nad) der erſten, Bleinen, halben Etunde, bei dem Flek⸗
ten Wu fung, wo alle Schiffe aus, umd einlaufen; mehtere
Dandarinen, in Junken ihnen entgegen ſchiffend, Eonnten fie
wicht zuruͤckwehren. Dee Wind trieb das Schiff mit vollen Se
gein in den fchänften, fiherfien Hafenort. Mur der früher,
fhmale Zugang bes feichten. Deere, zwifchen bee Güstaff und
der Tſung ming Infel machte die Zufahrt aus bee Gerne
duch) viele Sandbänte beſchwerlich; aber, bei genauerer Karten:
aufnahme ficher nicht gefährlich 22). Bis dahin hatte noch nie
ein Europaͤerſchiff diefe Serwäfjee befahren, nie dahin Handel ges
trieben ; vielleicht, daB fie durch die engen Canaͤle zwifchen den
vielen vorgelagerten Sandbaͤnken auch fchon in früheren Beiten
dort zurüdgefcheucht worden find, doch follen dazwiſchen regu⸗
Loire Sundirungen flatt finden. Die Barte war gut
zu überfchiffen, ſelbſt zur Ebbezeit bebätt fie noch 4 Faden Tiefe
Oberhalb Wu fung hat der gleichnamige Fluß noch von 8 bie
3 Faden Tiefe, und dreiviertel Engl. Meilen Breite. Das Land
"zur Seite iſt flach, 'eingedeicht mit Gräben, reich cultiviet und erins
nert an Hollands Niederungen. Nah 3 Stunden Einfahrt zum
Strome, landete man an einer Stelle, wo das Landvolk eine
reihe Weigenernte (21. Juni) einbrachtez jede Zamilie war
bei der Beinen Gütervertheilung auf Ihrer Parcelle mit der Exnte
in Froͤhlichkeit befhäftig. Da man das Schiff vor Anker ließ,
und «6 fpäter hier längere Zeit flationiete, fo lernte man bie Umges
gend genauer kennen. Das ganze Land ift dicht mit Ortſchaften
befegt, die Dörfer liegen-in Baumgruppen verſteckt, die Populas
tion iſt ungemein gebeänge. Das Landdolk iſt wohlgeſtalt, ge
funb, wohlgenaͤhrt. Weitzen iſt die Hauptnahrung, in Kuchen
ober Vermicelli. Nach der Weitzenernte, bie eben vorüber war,
u ‚Eindey Report L c. p. 168 — 213. 48) Gützlaff Repert
“p
Seegeftade von Tſche Eiang, Schanghai. 707
fürte man ſogleich auf dbemfelben Adır Reis aus, ber im Sep⸗
temmber geerntet wird. An nahrhaften Lebensmitteln kann es
unter ſolcher climatiſcher Begüunftigung, bei ſolchem Fleiß, auf
ungemein fruchtbaren Boden nicht fehlen. Doc) follen die Wins
ter ſehr ſtrenge feyn, der Schnee öfter über einem Monat mehs
rere Fuß hoch aufgehäuft Liegen (unter 30° N.Br.) Dos Eis
kann den ganzen Sommer hindurch aufbewahrt werden. Neben
ihrem Getreide: Acer bat hier jede Kamille ihre Baummollens
pflanzungz fie geböcen zu ben berühmteflen in China. - Die _
Molle bat auch hier die gelbe Nanking:Sarbez das bekannte
Baunmwollenzeug wird bier zum Beduͤrfniß der Familie in jedem
Haufe ſelbſt gewebt. Die Lebensmittel find ungemein gut und
wohlfeil. Viele Gemuͤſe werden hier gebaut, Obſt aller Art;
weit fhmadhafter als das weiter im Süden, zumal Pfirſich,
Nectarinen, Loquals(?) kleine Acpfel, Arbutus u. a.
waren jetzt (Ende Juni) in voller Reife.
Von diefem Borhafen bi Wu fung ift das große Empa
tum Schang hbue*) in wenigen Stunden ſtromauf erreicht;
es liegt am linken Ufer des Fluſſes, der hier eine Viertelflunde
Breite hat. Die Menge der Junken, der Maftenwald, bie gros
ben Waarenhaͤuſer am Hafen, an denen bie größten Schiffe aus⸗
und einladen, die weitläuftigen‘ Schifföwerfte, das Gedraͤnge ber
emfig bewegten Volksmenge, alles dies machte felbit auf die Bri⸗
tifhen Seefahrer einen granbiofen Eindeud, Der ſchoͤne Hafen,
bee fchiffbare Strom, durch welchen die Stadt fo nahe an der
Mündung des Ta Kiang wirkiih zum großen See: und
kandhafen wich, die günftigfte Lage zu einem Welt:Empos
rium, in der Nähe von Hang efheou fu, Sutfhu fu,
Nanking und anderen Städten ber erſten Größe, wie fie kein
anderes Land der Erde in fo dichtem Gedränge darbietet, Allee
bies bleibt nicht ohne Wirkung, ohne Eindeud, zumal wenn dies
die Entbedung einer Terra incognita if. Dies halt Lindſay
für das Haupt: Emporium von Oft: Afien. Der einher
mifche Verkehr ward hier bei weiten größer befunden, als in
dem meltbelannten Canton. Der Anblick der ſtets einfegeinben
großen Junken frappirte hier auf dem Fluſſe fo fehr, daß Kind:
fay fie zählen ließ, und in Zeit von 7 Tagen waren es übsr
400 Zunfen, zu Zu bis 400 anne Loft, welche a dieſem
*5 Ligdsay EEE ci p 172, 206.
YH2L
N
708 Dfi- Men. Wafferfofleme. I. Abſchm $. 81.
Seewege dee Hafenflabt zueilten (fuͤr das Jahr %0,000 Junken)
die meiſten kamen aufaͤnglich von den Nordküſten Chinas
umd den verſchiedenen Häfen dee Mandſchu Tatarei, ſpaͤter⸗
hin vorherrſchend die Junken der Fokien Schiffer, aus dem
©üben, jeden Tag etwa 30 bis 40 Segel, bie ihre Waaren aus
Canton, von ber Infel Formoſa, aus Cochinchina, Siam
Sincapore und den verſchiedenſten Stationen des Off Ars
chlpels ober dee Sunda: Gruppe herbei führten.
| Die Briten Iandeten bei einer Pagode, bie ber Koͤnigin bes
Himmels einee allgemein verehrten Küftengottheit, geweiht if;
Tempel find bier die Verfammiungshäufer und die Herbergen.
Eine Theatervorfiellung, die Darin gegeben wurde, fprengte fchuel
auseinander, weit bie Sremblinge ein neues, intereflanteres Schau⸗
ſpiel darboten. Das Volk machte überall rechts und links Dias,
wo fie vorfheitten. Man trat buch das Stadtthor, das fich in
der Eile nicht ſchließen Tieß, in die engen Saflen der Stabt ein,
die nach Hollänbifcher Art gut, mit Fließen (clinkers) gepflafteet
find. Bu beiden Seiten Laden an Ladenz neben ben Chinefifchen
Waaren aud) viele Europälfche. Mit Schnelligkeit drang man ix
das Poligeibureau (ded Ton tae) ein, die Häfcher waren zu Lange
ſam gewefen, vor den rafchfchreitenden Sremdlingen die Thore zu
fhließen. Die Ueberrafhung mar ber Zuruͤckweiſung zuvorgekom⸗
men; man mußte ins Tempel Quartier geben. Das Volk war
mwohlwollend und über bie Verlegenheit ber Mandarine erfreut;
die Manbarine in Verlegenheit geſetzt, wurden empört umd vers
gaßen fich bis zur Grobheit. Sie wiefen die Briten aus ber
Stadt, in ben pel, dann auf ben Fluß zwifchen bie Junken
zuruͤck, wo 15 ihrer drohenden Kriegsfchiffe lagen, bie aber bei
ihrer Erbaͤrmlichkeit und Unbrauchbarkeit nur Lichein erregten,
denn es waren elende Boote zu 80 Tonnen, in der Mitte mit
einer Tiſchplatte, auf der eine Kanone ſtand, im ſchlechteſtem Zus
ſtande. Die Briten appellisten in ihrer Petition, Erlaubniß ei»
ned feelen Handels mit den handelsluſtigen Bewohnern ber Stade
zu erhalten, an die oberfle Behörde, an den Tſchung teb,b.i
ven Vicekönig von Nanking; bie Antwort abzuwarten wurde
befchloffen. Die Briten zogen fi) fo lange auf ihre bequemere
Echiffsſtation bei Wu fung zurüd.
Der Wu fing SFluß, erkundete Lindfay, kommt ans dem
Zabu, db. i dem Großen See (Tai hou bei D’Anville),
durchſetzt den Großen Kaifer-Canal, bush den er mit Ran king
Sergeftade von Tſche kiang, Schanghai. 709
und dem Kiang communlcirt; et fließt dann durch einen zwei⸗
un Ger, den Pang ſchan, dann an Su tfhu fu vorüber
verzweigt ſich von da mit mehreren Ktüffen und Seiten⸗Canaͤlen,
Bieter alfo die bequemfle Fahrſtraße der Binnenſchiff⸗
fahrt, als VBermittelung zwifchen dem Seegeſtade im
Süden und Norden, tie mit dem Centralen China,
dem Deltaboden, bem Großen Caualfyfleme dar. Die
Bortheile einee Britiſchen Factorei für Wanrenabfag, für eine
unermeßliche Population, weicher das fcharfe Winterclima (f. ob.
©. 658, 682) Europaͤiſche Wollwaaren bei ihres Sommer⸗
tracht in Seide zum erwuͤnſchten Beduͤrfniß macht, wären unbe
rechendar, wenn freier Verkehr hier geſtattet wuͤrde. Die einzige
Zufuhr dieſer Waaren von Canten (gegenwärtig etwa 800,000
Engliſche Ellen Tuch jaͤhrlich), ſchwellt wegen des Transportes
und der vielen Zoͤlle im Preiſe ſo hoch an, daß die Nachfrage
danach nur gering ſeyn kann, und gar nicht zum Gebrauch dee
MWoltemaffe komme, fondern nur für die Reichen. Lindfay
fagt, jegt komme bei der Populalion des Reiches von 360 Mit
tionen Einwohnern nur auf etwa 460 Individuen eine einzige
Elle Engliſches Tuch, da hingegen der Abfag, wenn der Handel
frei wäre, bald das vierfache, ja das zehnfache betragen wuͤrde.
Diefe Ausficht begeifterte ihn zus Durchführung feiner kuͤhnen Ents .
deckerverſuche. Die Population, ſagt er, ift hier doppelt fo groß,
vote die von ganz Europa, eine Seeküfte von mehr als 500 geoge.
Meiten, überali mit fchiffbaren Fluͤſſen, and den ſchoͤnſten Häfen
der Welt verfehen. An allen Häfen und Fluͤſſen liegen dichtge⸗
Brängte Staͤdte vom erflen, zweiten und dritten Mang und
Marktorte, belebt von einem Volt voll Induſtrie, Handels: Uhs
gernehmungsgeift, und dem größten Reichthum, ein Volk base
überall den freien Verkehr mit der Fremde fegnen würde; denn
feibft die engherzigen Mandarinen erkannten dies an, und nur
die Willkuͤhr einer misoerfiandenen Politik, die gegenwärtig Über
vierhundert Millionen Seelen gebietet, ſchließt biefe von dem Ver⸗
Lehr mit der übrigen Welt ab. Das firenge Exeluſionsſyſtem
beftand unter den früheren Dynaftien keinesweges, noch der große
Kaiſer Khanghi gab alle Häfen feines Reiches mie bee Fremde
freiz fie find alle auch nur fcheinbar gegen das Ausland gefchlofs
fen, die Anflalten dazu find ungenügend, die bort errichteten Küs
flenforts zur Verteidigung find in Truͤmmern zerfallen, die
Kriegsſchiffe ſind gegen eine-Europäifhe Marine völlig unwirk⸗
710 DfrAfien. Waſſerſyſteme. L. Abſcha. $. 81.
ſame Splelwerke. Die Europäer haben durch eigene Vernachlaͤſ⸗
figung jenes Geftade verlaffen, durch hohle Mandate von Manz
barinenfagungen geſchreckt, die gegenwärtig in ihrer Nichtigkeit bei
dem Chinefifchen Volke wie bei den Ausländern anerlannt find,
deren Inconfequenz und Ohnmacht, ja deren Unmöglichkeit der
Ausführung bie Mandarinen ſelbſt an vielen Puncten aner⸗
tennen mußten, wo bie Kuͤhnheit der Fremdlinge fi um bie
popiernen Placate nie kümmerte. Diefer Zuſtand kann au
fein Ende bald erreichen 3 die Unteraehmungen des Schiffes Lord
Amberft tragen wahrfcheintich dazu bei, die Krifis zur Entſchei⸗
dung zu bringen. Der hoͤchſt günftige Umſtand, bei einer zwei⸗
sen neueſten Verſuchsfahrt des Schiffe Splph, im Winter
1832 bis 1833, bis 40° N. Br., an denfelben Ofttüflen Chinot,
welche dee unermübete Miffionae Süslaff wiederum begleitete,
durch weichen bie Briten einer Anzahl gefcheiterter Chiwefifcher
Matrofen das Leben retteten, und diefe gluͤcklich zu ihrer Heimath
zuruͤckſandten, bat nad) einer Eabinetsordre von Peking, vom
8. Januar 1833 datirt 5), die Aufmerkfamtelt des Kaifers ges
gen das kreuzende Schiff erregt, und feine Gefinnung in Milde
gegen die Fremdlinge verwandelt, bie feinen Unterthanen Wohl⸗
thaten erzeugten ; daher feine Befehle, nah Can ton, nicht mit
Drohungen gegen die Barbaren und Pieaten, wie früber,. fondern
mit dem Aufteage nad genauen Erforfhungen über die wohl
thuenden Fremdltinge erfüllt find,
Der Miffionar Guͤtzlaff8) ſagt in ſeinem Berichte über
jenen Befuh in Schang hae: Ein neuer Canal zu großem
Waarenabſatz war an einem Hauptempotium entbedt, das nod
fein Europäe früher gefehen oder erkannt hatte. Aber wie engs
herzig, wie unwiſſend fand man bier die Mandarinen. In frös
been Zelten war Exlaubniß des Fremdhandels in allen Häfen
Chinas, damald war der Briten Handel in feiner Kindheit, und
er wußte fich dieſer Vortheile nicht zu bemaͤchtigen. Wir erlaus
ben den Chinefifchen Junken überall in allen Häfen de6 Britifchen
Meiches freien Butritt, überall freie Colonifation, uns verfagt
man gleiches Recht im Himmliſchen Meiche Die allgemeine
Antwort ber Verſtaͤndigern, bie diefe Verkehrtheit einfahen, und
844) Asiatio. Journ. New. Ser. Vol, XII. 1833. p. 183.
*#) Gützlafl Report I. c p. 288.
\
Seegeftade von. Zjche kiang, Schanghai. 711
N\4.8
Beſſeres wünfchten, war, fchidt eure Befandten von eurem Koͤ⸗
nige zu unferm Kaiſer, damit diefe die Sache in Ordnung bringen.
Die Mandarinen, in großer Sure vor den Sremdlingen,
hatten Ihre Zruppen und Zelte zu beiden Seiten des Fluſſes, in
ein Lager aufgeſtellt. In ben officdelien, für das. Volt anges
klebten Placaten fagten fie, dieſe martiale Stellung fey gegen die
Abwehrung ber Barbaren getroffen; in den bipfomatifchen Unter:
bandtungen mit den Briten wichen fie, auf deren Beftagen, das
mit aus, daß fie fagten: hieß gefchehe nur für den Tetah, den
Gouverneur, da man St. Excellenz entgegen fehe, die Revuͤe zu
haltenz berfelbe fey ein Freund ber Briten. Aber weder erfchien
berfeibe, noch gab er Beweiſe des Wohlwollens. Zwei al& Uns
terbänbien vom Gauvernement beſtimmte Mandarinen gaben es
zu. die Sache der Briten auf dem Sciffe.Lorb Amherſt, um
freien Handelsverkehr zu erfuchen, ſey gerecht, fie fey aber den
Geſetzen im Himmtifchen Reiche zuwider; doch wollten fie bie
Sache dem Deputirten des Gouverneurs tapportiren, ber dann
‚darüber weiter berichten werde. Die Petition felbit verfagte aber ,
derfelbe, der Taoutae nämlich, angunehmen, und nachdem er
fie doch bei dringenderer Zumuthung angenommen, verwarf ex fie
wieber und promulgirte ein Schmähedict, die Fremdlinge einzu:
ſchuͤchtern. Da dies nicht gelang, und biefe dreift ſich auf feine
erften Zufagen beriefen, ihm aber, in einer für die Fremdlinge fo
soohlwollenden Volksmenge, bie Wacht fehlte, mit Gewalt zu vers
fahren, fahe er ſich genörhigt, das Schmähedict von ihnen zuruͤck⸗
zufordern, und ducch ein höflicheres zu erfegen, aus bem Ihm kein
Vorwurf dee Grobheit und ber Vergebung feiner Würde heraus .
commentirt werden konnte, wenn man ſich befien als Document
bei einer höhern Behörde etwa bedienen möchte Ja er fand es
angemefien, fich felbft noch wegen des erſten zu entfchuldigen.
Gewonnen war dadurch für den Hauptzweck boch- freilich noch
nichts: man erhielt zwar ſcheinbar die Zufüge Proviflonen und
Seide einzuhandeln; als es aber wirklich: dazu kommen follte,
wurden alle Chinefifhen Unterhaͤndler mit Gewalt und durch
Furchtmittel von dem Englifchen Schiffe zurüdgehalten. Die
Mandarinen, felbft in Angſt gerathend, das fremde Schiff möge
noch tiefer in den Fluß einfegeln, thaten Alles, um es fi nur
aus den Augen zu fchaffen. Selbſt die angefehenften Kaufleute,
die nach ihren wiederholten Aeußerungen nur zu gern unter ber
Hand Geſchaͤfte mit den Fremdlingen gemacht hätten, unterlagon
712 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. I. Abſchn. 9.81.
der Vigilanz der Mandarinen, die das Schiff umſchwaͤrmten, und
um auch durch Schrecken zu fchügen, wurde ein reicher Kauf⸗
mann fegenommen, von dem man die Rüge verbreitete, ex habe
die Fremdlinge verrätherifch herbeigerufen. Ob das Vermögen
diefe® Unglüdlichen etwa eine Beute der Behörden wurde, blieb
den Weiten unbekannt ; denn des Harrens uͤberdruͤſſig, verliehen
fie am Sten Juli den Hafen, wo fich indeß die allgemeine Gage
verbreitet hatte, es ſey eine Engliſche Kriegeflotte zur Nordkuͤſte
von China aufgebrochen, wovon dies nur der Vorlaͤufer ſey. Das
Geruͤcht ward mit ſolcher Beſtimmtheit verbreitet, daß ſelbſt den
Briten bei den damaligen Spaltungen in Canton deſſen Moͤg⸗
Uchkeit wahrſcheinlich wurde. Sie ſegelten daher ab nach Shans
tung, um dort ſich uͤber das Ankommen der Schiffe, die allein
dieſen Weg nehmen konnten, zu unterrichten (f. oben ©. 5448).
So wie fie den Flußhafen von Shanghae verliefen und eine
gute Serecke ſchon in See waren, kam auch bie Chinefifche Kriegs⸗
flotte, mit ihren Junken, in Ceremonie, ihnen nachgeſchwom⸗
men, fegte das Geſtade und vollführte burch Ranonenfalven dat,
was nad ihrem gefeglichen Kunſtausdruck „die Austreibung
der Barbaren“) Heiße.
Anmertung 1. Die hydrographiſchen Doppel Syfleme;
Einfluß der Ehinefifhen Doppelftröme und des Shine
ſiſchen Mefopotamiens auf Geſchichte und Gultur ber
Bewohner. ’
Die Quellen bes Hoangho und Kiang entfpringen in analogen
Verhältnifien (wie etwa Ganges und Tſampu, als Brahmaputra frühes
rer Kartenzeichnung gedacht) einander benachbart, auf einer und ders
felben Hochterraffe, dem Plateaulande der Sifan. Wie jene beiden nad
W. und D. am Sübrande, fo nehmen biefe am Oſtrande, nad
N. und S., anfangs einen bireet entgegengefegten Lauf, bis fie in einer
Entfernung von 15 Breitengraden, vom Hochgebirge in rechten Winkeln
zweimal zurückgeworfen, plöglich umlehren. Nun treten fie da, we fie
ſich bis auf 4 Breitengrabe einander genähert, wieber in rechten Wins
Teln plöglich aus dem Alpenlande hervor, und eilen in convergirens
der NRormalbirection dem Dcean zu. Nach einem ‚weit längern Laufe
als Sanges und Burremputer, treten ſie, laͤngſt benachbart, doch nun
erſt durch Sandle und Arme in Verbindung, ohne fich jedoch aus einem
runde in das Metr zu ergießen.
Urs) Lindsay Report L « p. 213.
% @
Hydrographiſche Doppels Syſteme. 213
Kimmt man gum Längenmaafe als Ginheit ben Lauf ber Themſe
an 827), fo verhält fich dagegen Ganges unb Burremputer wie 94,
Hoangho wie 134, Ta Kiang wie 154, fo daß diefen auf bee ganzen
Erdoberflaͤche nur ber Amazonenfirom um weniges an Länge übertrifft,
Da dieſe beiben Hiefenfirdme mit Anfang und Ende faft zuſam⸗
menfollen, gleiche Quellhoͤhe auf der Sifan⸗Terraſſe, gleiche Wiege am
Oſtrande Hoch Afiens, gleiche Directiop der Hauptlängenthäter im oberen
Laufe, gleiche Rormalbirection nad) D. im mittleren, und im untern
Laufe durch Stromfcheibung und verbindendbe Candle (wo ber große Kals
ſerkanal beide burchfchneibet, tft das Delta zwiſchen beiden Strömen nux
drei Zagerelfen breit), gleichen Waſſerpaß haben, auch ihre Mündungen
nur zwei Breitengrade auseinander Legen, und gu einem unb bemfelden .
Syſteme gehören, das gleichartig durch Ebbe und Fluth vom Meere wie
durd, Wind und Wetter von ber Atmosphäre influencirt wirb, ſo muß
man fie mit Net das dritte Niefenpaae der Swillingsftröme Aſiens
nennen. Denn diefe characteriftiiche Korm bee Waſſerſyſteme, welche
Suͤd⸗ und DftsAften eigenthuͤmlich ift, wiederholt fich zum zweiten und
britten male im Euphrat und Zigris, und bildet in’ allen breien die
größten Mefopotamien oder Duabs, auf welchem mit bie aͤlteſte Cultur⸗
geſchichte der Reiche in Afien einheimifch geworben.
Bet allen dreien wiederholt fich daſſelbe Geſet, daß diejenige gerade
£inie, die zwifchen den Zwillingsfirömen von den Winkeln ihrer größten
gegenfeitigen Entfernungen gezogen wird (wie gwifhen Moſul und °
Samofataz zwiſchen der Beugung bes Tſanpu in Aſam und der
des Ganges oberhalb Strinagurs zwifchen ber des Hoangho im Lande
ber Ortos und ber fühlichen bes Santfekiang bei Tong⸗tſchuen)
aud in ber Hauptbirection ber Alpenländer legt, die Hoch⸗Aſten
an ben genannten Rändern umgürten, baß eben biefe Conſtruktion bie
Urſache ihrer größten gegenfeitigen Entfernungen iſt. Sobald biefe Bars
zieren durchbrochen find, folgen die drei Paare der Zwillingsſtroͤme
in der Normaldirection einem gemeinfchaftlichen Ziele, und fchon bevor
fie diefes ‚erreichen, werben fie durch natürliche und Lünftliche Stroms
Tcheidungen und Candle mit einander verbrübert, In allen breien treibt
Ebbe und Meeresfluth tief landeinwaͤrts, erweitert alle Fluͤſſe am flas
hen Käftenftriche zu Meeresarmen. So bübek ſich hier eine dharacteris
ſtiſche Form der Erdoberfläche aus, welche weber rein continental nody
rein oreanifch iſt, fonbern gu beiden Gebieten gehört, ein Mittelglied,
Bas wie oceanifher Küftenftrich nennen können, im Gegenſat ans
derer Meereskuͤſten, in welche bie Ratur bed Oceans nicht auf gleiche,
Weiſe eingreift.
Hierzu mögen wir den groͤßern Theil der Oſtkuͤſte Chinas von
807), Rennell Mem. p. 337.
714 Dft-Mfien, Wafferſyſteme. I. Abſcha. $. 81.
Leaostong fühmärts bis zu hen Tſchu⸗ſan⸗Inſeln rechnen (unter 30°
N. Br. in dem Parallel ber Pos yangs und Zondstings Seen); zumal
aber bilden Honan und Kiangnan zwifchen beiben Strömen dad
große Chineſiſche Blachfeld ***), ein von zwei Riefenfirömen ge
bildetes Delta, von taufend Flußarmen, Sandlen burchfchnitten, voll
Ragunen, Moraͤſte, Seen, vofl denen bie von Dongstfe, Kao⸗ye⸗ou, und
Je vicle andere, nur Hefte chemgliger Vereinigungen, Stromſcheibungen,
amd wahrſcheinlich fehr großer nun gefüllter Meerbepälter und Meerbus
fen find. Disfe Nıturform, die größte ihrer Art in bem alten Gontis
mente, deren Gigenthümlicdykeit durch die darüber hin ſchwebende atmos⸗
phärifche Welt (fe Paffetwinde) und durch bie Weltſtelung zum Ofls
Drsan (f. Meeresſtroͤmungen und Meeresfluth) noch characteriftifdyer
ausgewirkt wird, konnte nicht ohne den größten Ginfluß auf die Ent⸗
widiungögefchichte feiner Bemohner bleiben, und auch bie wenigen Ans
deutungen, die wie bier nur zu geben im Gtanbe find, werten fdhon
darauf hinweifen, wenn gleich und ber Aufammenhang ber Chinefifchen
Bölkergefchichte noch viel weniger ala ber der aͤgyptiſchen bekannt ift, aus
ber body Monumente zu uns fprechen, die bier gänzlich fehlen.
- Die Eulturgefhichte Chinas führt in biefes flache Zweiſtromland
(Honan, das nörblihe Hou⸗quang und Kiangnan), weldes ein Dritthel
bes ganzen Reiches ausmacht, zurüd, geſetzt auch, daß der Flug Ifcim
in Ferduſi nicht dee Hoangho ſeyn follte *°) Gr die neuere Periode
bat alle Aufmerkfomteit von ba weg nad) dem Norden, nad) Peking,
als die Refidenz ber nichtschinffifchen Dynaſtien aus Hoch⸗Aſien gezogen.
Aber Honan, das meſopotamiſche Land (34° Ad R. Br. unb
130° 15’ D.E.) wird bei den alten Chineſen für ben Mittelpunct ber
Erde *0) gehaltens wie biefer befchaffen ift, fo bildete das geographiſche
- Gpften ihrer Gelehrten auch die ganze Erde als ein flaches Rechteck
singsum mit Kuͤſtenſtrichen ( Dwipas der Brahminen), ohne weiter auf
die Dimenftonen zu feben, fo wenig wie dies bei dem Entmurf ber Ins
difchen Weltkarte geſchah. Dies ättefte Chineſiſche Reich ſchreiben fie
LIT), und nennen es das Teich oder die Blume der Mitte (Tſchong⸗kue
ober Tſchong⸗kuni)3 umher als Peripherie liegen die übrigen 15 Shine
filden Provinzen, jede vom Umfang eines Europäifchen Koͤnigreiches,
und bilden faft einen Kreis; denn China ift offenbar im Sinne der neus
europäifchen Politik die am beſten arronbirte Monarchie ber Erde, und
zugleich wenn auch nicht das aͤlteſte, doch das volkreichfte und größte
BGeltreich, mag es auch weber das kult virteſte noch das aluͤcklichſte ſeyn.
Dieſes Meſopotamien, ſamt dem ſuͤdlich anliegenden Delta des Kiang,
s.8) Atlas de la Chine Nr. 5. Prov. de Kiangnan; Staunton' Acc.
T. II. p. 417. 3 .W. ‘Jones Disc. anniv. 1790. in Rech. As.
T. IL. p #01. °°) Du Halde Auf. T. V. p. 32, 40.
‘
Mefopotamien, Deltaland, Reich der Mitte. 715
ift das wahre Maha⸗Tſchin *2) (Matchyn der Indiſchen, Man⸗tſchi
oder Man⸗dzy der GShinefifchen Hiſtoriber, Man⸗gi bei M. Polo) oder
Groß⸗China (Maha im Sanferit f. v. a. „‚groß’), welches von den
Anwohnern ded Ganges diefen Namen zuerſt erhielt, im Gegenfag ber
6 nördlichen Provinzen von Katai, fo wie auch ber Heineen Gchirgspros
vinzen gegen Afam, welche die Hindu Pandits in Menus Gefegen, auch
Tſchin nennen (ein Diftrict bes Chinefifchen Alpenlandes ,- der an Yüns
nan, ftößt), aber bavon fagen, daß fie nur den zehnten Theil on Maha⸗
Afchin ausmache.
Ehen diefes Reich ber Mitte iſt ber fruͤheſte Sit der Chinefi⸗
ſchen Gultur, und weiterhin das Biel aller Eroberungen ber Nachbar⸗
borden, und wahrſcheinlich das erfte lockende Ziel für bie Ghinefen ſelbſt,
wie einft Baber für die Brahminen geweſen, da fie noch am obern Hoangho
Barbaren und Höhlenbewohner warm. . .
Aus einer genauern Critik der Altern Annalen ®?) ber ſich felbf
beroundernden Chineſen ergiebt ſich, daß alles, mad ſich auf ihre gepries
fene Geſchichte vor Schihoangti (213 J. v. Chr. Geb.) bezieht, nur auf
ein bleines, unbedeutendes, barbariſches Gebirgsvolk hinweiſet. Das am
obern Hoangho, im jetzigen Schen⸗ſt, nberhalb dieſes Meſopotamiens, am
Eingang in das Land der Paͤſſe (ſ. Aften Bd, I. ©. 186) in Höhlen
wohnte, fi in Leinwand. und Schaafpelze Tleibete, weber Baumwolle,
voch Seide, noch Häufer kannte, fondern Viehzucht trieb, auf bie Jagd
ae und noch das warme Blut der Thiere trank.
Nur ein kleiner Gau von Schenfi wurde zuerft durch ihre Horbens
anführer,, die bei den Iefuiten in den Chinefifchen Annalen ald mächtige
Kaifer eines Chinefifchen Reiches glänzen, angebautz aber noch zogen viele
Saͤgervoͤlker zwifchen den ungeheuern. Waldungen und Einoͤden des höhern
Landes umbers in benen reißenbe Beſtien haufeten, inbeß bie Ziefländer,
bas Mefopotamien und das Delta, mit Sümpfen, Moräften, Waſſern
bedeckt und unzugaͤnglich waren. Erſt nach und nach wurben biefe aus⸗
getrocknet und zugänglich gemachts ſolche gewonnene Reviere wurden
Aſcheou genannt, deren 9 vorkommen, welche von ben Chineſiſchen Hi⸗
floriographen nach ihrer Wergrößerungsmetbobe zu Reichsprovinzen ges
macht wurben. Erft mit der Dynaſtie der Tſin, wurden biefe verſchie⸗
denen Gebiete durch Schihoangsti zu Einer Herrſchaft vereinigt (Q13 vor
Chr. Geb.), feitdem erft wird auch bas Flachland im Sub bes Kiang
ganz mit Menfchen bewohnt bezeichnet. In dieſer frühern Zeit zeigte
ſich nirgenda eine Spur hoher Cultur im Hochlande Chinas, und damit
sı) z Jonee q. a. O. T.II P. 401, 108. Müller Hist. Kathaica
p 12; Fischer Quaest. Petrop- p. 85 u. a. ?) De Guignes
le fie Retlexions sur les anciennes Observations astronumiques
dee Diimois ot:wur Fütat de leur empire dans les tems les plus
reou
116 Vfl-Aien. Waſſerſyſteme. 1. Abſcha. $. 81.
ſtimmt auch bie Symbolik der Ghinefifchen Sprache und Gährift Aber
. ein, in welcher allein fih Monumente aus diefer Altern Zeit erhalten
haben.
Die Culturgeſchichte ber Shinefen tritt aber’ durchaus erſt tm Tiefs
Lande auf, ohne daß wir beftimmten Auffchtuß darüber erhalten hätten,
Die Ganferitanifägen Gefegbücdyer bes Mienu. behaupten °**), daß ein
Sweig der Kriegerkafte (Kfchatriya) als Abtrünnige von den Webas ber
Brabmanen vom Ganges auögegangen, eine Zeit lang im N.O. von Bens.
galen umhergezogen, dann Über das Grenzgebirge geftiegen und fidy im
Delta von Maha⸗Iſchin angefiebelt Hätten (mie die ähnliche Geſchichte ber
Krieger⸗Colonien aus Aegypten nach Aethiopien). Jeboch abgefehen von
diefen und andern Meinungen **), die außer dem Gebiete biftorifcher
Grörterung zu Legen feheinen, fo iſt es merkwuͤrdig, daß wir im Chine⸗
fifchen Wiefopotamien und Deltalande beim erften Blick, den wir hinein⸗
werfen koͤnnen, ‚bort ſchon ein Rinive und Babel an beiden Strömen
erbliden, und daß fchon big größte Verfeinerung feiner Bewohner voran
u gefchritten. war.
Beim erſten Einfall Tſchingiarhan⸗ (1213) **), jenſeit dee großen
Mauer, hatten zwei Donaftien, bie ber Kin und ber Song das Redis
ment in Nord» und Suͤd⸗GChina, Kataja und MasTfhin (ober
Mandzy, Nak⸗tſchin), im Norden des Hoangho und im Suͤden beffelben.
Das erftere, etwa ein Drittheil des Ganzen, warb zuerft von dem Boll
des Hochlandes in Befig genommen, und gleich im erften Feldzuge 9
Gtäbte darin verwüflet. Erſt Dlotais Khan (1229 bis 1240) behnte
feine Herrſchaft über das Mefopotamien bis zum Kiang aus, und fchte
fi in Befig von Szuͤtſchuan. So wie nun Kataie ſich nach Süden
bin erweiterte, fo wuchs auch ber Reichthum bes Landes, Städte Tagen
bei Städten, und ber Tribut bes Tieflandes an bie neuen, rohen Mon⸗
gholenkaiſer beftand in ungeheuern Summen von Siiber, Reis und Geis
denzeugen, Die Macht der Kin im Rordreich iſt bald geftürzt, bie
der Song im Shöreide wird zwar durch Mangu (1251 bis 1258)
"aus dem Chinefifchen Alpenlande vom obern Kiang und aus Szuͤtſchuan
_
und Puͤnnan verdrängt, concentrirt ſich aber in ben waſſerreichen, bes
voͤlkerten Provinzen bes Zweiftromlandes, wo bie Reſidenzen Rats
fongfu in Honan am Hoangho, Nangkin am Klang und Hang⸗
tcheou in Zfcheliang am Meere liegen. Hier erſchweren bie zahlrei⸗
den Kriegsflotten, die auf allen Klüffen, Canaͤlen und Seen umbers
ſchwimmen und die Hauptfläbte ſchuͤgen, ben barbariſchen Mengholen, bie
L
ss), W, Jones a. 0. D. s*) De Guignes Mem. Paris 1759.
5), P. Gaubil Histoire de Gentchiscan et de toute la Dynastie des
Mongous ses guccesseurs etc. tir6e de Fhist. chinoise. Paris 1739.
* p. 21, 56, 123, 137, 150, 161, 180, 188.
Das Zweifttomland, hifkorifcher Einfiuß, 717
mit dem feuchten Clemente noch wenig vertraut find, den leg. Aber
Kublais Khan (1259 6i8 1294) ſetzt raftlos die Erobezungen, bie feine
Vorgänger angefangen haben, fort, und den weichlichen, feigen Suͤd⸗Ghi⸗
nefen bleibt keine Zuflucht ‚als ihre Flotte übrig. Gang vom feften Lande
verdrängt, hat fidy die Iegte Partei ber Song und bie Eaiferlichen Fa⸗
milie felbft auf 800 Schiffen zufammenbegebenz und da auch biefe von
toren Ankertauen abgefchnitten werben, und ber Muth fehlt ſich der ho⸗
den See anzusertrauen: fo erfäuft fi ber ganze Haufe an 100,000
Menſchen; bie Ger war mehrere Zage lang mit Leichen bedeckt.
&o endete die Dynaftie der Song (1280), bie Herrfcher bes uͤbexr⸗
enltivixten Deltalandes, und die neue. Mongholens Dynaftie des
Yuen gelangte nun auf 164 Jahre zur Alleinherrſchaft. Zulett erſt
waren bie gebirgigen Suͤdprovinzen Fokien und Gantong ben Mon⸗
gholen gugefallen, nachdem fie vorher die Herren bez Mitte bed Landes
geworben waren.
Slitiecger und Beſiegte **), Hochlaͤnder und Tiefländer, von
Kataja und Mangi, ober Mongholen und Ehinefen, blieben bei allen Be⸗
mähungen ber Beherrfcher, fie in Einen Staatskorper zu vereinen, den⸗
nody getrennt, und Mangi war jenen, wie biefen Tatax, ein allges
meiner Schimpfnames der Haß erbte bier fort. wie in Gog und Magog,
Iran und” Zuran, umb bie Gegenfäge der Naturverhältniffe zwiſchen
Docs und Ziefland,_dbe und unfruchtbar, troden und feucht, bare
barifcy und eultivirt, haben immerfort auch in ben Voͤlkerverhaͤltniſſen
und in ben politifchen des Nord⸗ und Suͤd⸗Reiches Gegenfäge erzeugt,
- aus benen der beftändige Dynaftienwechfel hervorgehen mußte.
Das Rorbreid hat von jeher ben Hoangho, zur Suͤdgren⸗
ge 67) gehabt; fo wie dieſer überfchritten ward, fiel auch das ganze
Suͤdreich (obgleich zwei Drittheile von China) bem noͤrdlichen Drittheile
zu; das Südreich hatte den Mittelpunkt feiner Macht und Hülfsmite
tet im Ghineſiſchen Mefopotamien und im Delta bes Kiangz fo zu M.
Polos Zeit, jo 300 Jahre fpäter als Portugifen zuerſt beffen Hüften bes
fchifften, ja, fo auch in dee Sitte des 17ten Sahrhunderts zur Zeit bee
Mandſchu. Diefen fielen als ben Herren der Mitte dieſes Landes
auch bie füdlichen Provinzen Fokien, Ganton und Yınnan fall
von felbft zu. Nach wenigen Feldzuͤgen war bas Heid) im Norden bes
Hoangho erobert und zerftört, menfchenleer und zur Gindbe geworden
(feit 1250) *2)3 fpäter wieberholte fich biefelbe Begebenheit umter ben
se) Fischer Quaest, Petrop. p. 85; Langles Rech. As. II. p. 47;
Baht Borbers und Mittel-Afien I. p. 421. u. a. 87) M. Polo
b. Ramusio T. II. fol. 41; De Barros Dee. I. Lib. IX. cap. 1.
fol 109 b. ‘ **) Gaubil Hist. p. 108; Mailla vom Urſprung
der ——— b. Du Halde Zuſ. 4. 1766. ©. 355 Barrow trav.
®
—
718 OfrMfien. Waflerfofteme. I. Abfn. 5.81.
Mandſchu (1685), und bei allem Ruhm, den Petfcheli feitbem vors
zuͤglich durch dis Rordreſidenz erlangt hat, ift doch China im R. bes
Hoangho, fo weit es bekannt geworden, auch jest ein armes, oͤdes Land,
M dem nur bie Nachbarfchaft um Peking und einige Stäbte und Gandle
ihrer Gultur wegen gepriefen werben Eönnen,
Das Sübreidy, ober eigentlidy das Mefopotamien und Deltalanh
des Kiang hat dagegen, feit den Alteften Beiten, ein hoͤchſt merkwürbis
ges Schaufpiel dargeboten, Webervölkerung, Lanbs und Waſſercultur,
und jene Städtemenge, die in Verwundrung fest, wovon oben feit M.
Polos Zeit bis heute hinreichende Auskunft gegeben ift.
Der zweite Blick, den uns bie Gefchichte nach der Mongholen⸗Ero⸗
‚berung in biefes Zweiſtromland thun läßt, fällt in bie Mitte bes 17ten
Jahrhunderts. Sobald die Mandſchu bie Reſidenz ber NRorbreiches,
Peking, erobert und bort die Dynaftie der Ding geftürzt (1642) has
ben, bildet ſich das Sudreich, wie immer, im Deitalanbe °*°) aus.
Da it noh Ranking bie neue Refldenz des Gegenkalfers, und wiewol
auf kurze Zeit der Mittelpunct ber Chineſiſchen Macht. Der Hoanghe
bildet wieder bie natürliche Grenze der Reihe von Yeling und Rans
Ting, vom R. und &., von Kitai und Zidin, bee Mandſchu und
der Dynaftie Wing. Diefelbe Erfcheinung wiederholt fich wie zur Mon⸗
golenzeit. Der Uebergang über den Hoangho iſt auch biefesmal ein
ſchwieriges Unternehmen, fo wie ihn Aber die Mandfhu einmal übers
fegt Haben, fo verbreitet fih auch allgemeiner Schreden unter bie Gb
nefen von Mangi, und bis vor bie Thore von Nanking wieberholte ſich
das Feldgefchrei: „Mandſchu! Schwerdt ber Mandſchu!“ Go wie die
lehte Barriere vor biefer Stadt, der Ktang, paffirt wird, ift auch das
Suͤdreich geſtuͤrzt, und für die Partei der alten Dynaftie bleibt Beine
andere Zuflucht als ber oceanifche Küftenftrich. Dies find bie durch bie
Natur bedingten Hauptmomente bei ben politifchen Weränberungen Chi
nas, bei Befiegung ber mehr. als 100 Millionen verweichlichten, felgen
Ehineſen, an deren Spige ein entnervtes Kaiſerhaus unter dem Schuge
von 6000 Sunuchen ftand, durch das harte Bergvolk der Mandſchu, bes
ven Baht nur auf 80,000 flieg. In den letten *°) 20 Jahren ift biefer
Küftenftri wieberum ber Schauplah ber Smpdrung durch Seeraͤuber⸗
Flotten geworben, die Ehrzlich erſt (1810) mit Särfe der Portugiefen in
Macao gebämpft werben Eonnten.
Bwiſchen dem Menſchenſchlage im Norden und Säben be
Ghinefifchen Zweiftromlandes ſcheint große Differenz zu ſeynz im Pes
tſchelien) plumpe, kurze Geftalten, nichts weniger als ſchoͤn, die Köpfe
430). Mallla vom Urfprung d. Mandſchu b. Du Halbe V. p. — 35,
: 84, 88. °°) Asiatic. Annual Register. T. Xil. Bengal. Occ.
p- * 1) Hickeys bei Staunton Acc. IL p. 365, 429; Bar-
Das Zweiſtromland, hiſtoriſcher Einfluß. 710
der Weiber groß und rund, bei Männern Stumpfnafen, hohe Backen⸗
knochen, große Lippen, dunkelfarbig, finſter ausſehend, und das Haas
ſchwarz, hart, dicht. Die Bewohner bes Suͤdreiches werben mit dem
Gebiete des Kiang von weit fchönerer Bildung, zumal bie Frauen, weis
fer, ſchͤn von Haut unb Bliebmaßen. Aber ſchon M. Polo bemerkt
zugleich, daß bier im Deltalanbe ber Goͤtzen dienſt aufs aͤußerſte getries
ben fey, daß hier ein überaus fleißiges, induftriöfes, in jeber technifchen
Hinſicht überaus vervolllommnetes Volk lebe, das aber zugleich feig,
unterwürfig, ſelaviſch gefinnt Tey und in Ausſchweifungen verfimten *),
feine Töchter des Landes den Beherrſchern als Zribut überlaffe. Ihr
heibnifcheß Leben beftätigen die Reuern nur gu ſehr. Hier, wo alles in
ber uͤppigſten Fuͤlle gebeiht, und bie Menſchen wie in Heerben und Maſ⸗
fen beifammen Ieben, und bad Land wie bas Wafler von ihnen wimmelt,
wie nirgenb auf ber Erbe, hat bas Menſchenleben den nichrigften Wierths
das ſchwaͤchere Geſchlecht ift da zur Maare geworben, bie man mit jes
der Schminke ( Mobelaltur) zur Schau fell. Gustichusfu und bie bes
nachbarten Städte find bie Hauptmaͤrkte dieſes —— Menſchen⸗
handels für das ganze Reich.
Das flache Zweiſtromland und das Delta wird am Sthu⸗ See im
S. von Han⸗tſchn⸗fn und im S. des Poyang von ben erſten Bergzügen
begrenzt 2). Da beginnt mit dem Gebirge Meilin (26° R. Br.) auf
der Grenze zwiſchen Kiangfi und Ganton, die Gebirgslandfchaft von
Güd: Shina (fe oben ©. 660), ba zeigt fiih wieder Terraſſencultur des
Bodens; nordwaͤrts nirgends im weiten Flachboden.
Die ganze Wegetation und Landcultur bed großen Reiches, vichtet
fi) nach den drei Hauptabfchnitten im Norden bes Hoangho, im Zwei⸗
firomlande, unb in dieſem füblichen Drittheil. Dieſes lettere allein ift
das romantiſche Land, die Wildniß, das Waldrevier; dazwiſchen hochcul⸗
tioirte Thaͤler, der Kampferbaum, der Theeſtrauch. Im mittlern 59
Drittheil iſt Reisbau, Seidencultur in den Maulbeerplantagen, Baum⸗
wollenbau (Nanking), Zuckerrohr u, ſ. w. in unſaͤglicher Menge, vor⸗
herrſchend. Im naoͤrdlichen Drittheil iſt dies alles minder einheimiſch,
oft mus kaͤrglich zu finden, wenig Weiten; Reis und Thee in Petſchelb
ſchon gar nicht mehe (zwiſchen 30° bis 40° N.Br.), fo wenig als in
Gngland ; bagegen anbere Getreidearten, Grasfluren, Ulmen, Yappeln,
Weiden, Die graße Sinförmigteit dieſer zwei nörblichen Drittheile, bie .
wirklich die Geſtalt eines Vierecks bac wie bie Chineſiſchen Geogra⸗
row trav. p. 816. und A. E. van Braam Voyage de PAmbassade
de la Comp. etc. vers P’Empereur .de ia Ohine, 1794, pabliee par
Morcau de St, Mery. Philadelphia 1797. 4. T: I I. p. 353,
62) M. Pele b, Ramusie II. fol. 15. b. 33— 41. 62) Barrow”
trar. P. 622, 531. *.) % a. D. P. 620, 500; Staunton Acc.
IL P» 379, 425, 430. u R on —
720 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. 3. Abſchn. $. 81.
phen Ihre Landkarte davon zeichnen, If zugleich ber Phoftognomie der
dandſchaft nach, ſehr auffallend; durch bie größte Gultur warb aus die⸗
fem Raume faft jebes wilde Gewaͤchs verdrängt, kein wilbes Thier iſt ba
beobachtet worden. ie im Aegyptiſchen Thalboden bat auch hier ” bie
Cultur der Ratur ihre freie Vegetation gang außerordentlich beſchraͤnkt.
Die Pflanzen haben gleiches Schickſal mit den Menſchen erbulbet.
Anmerkung 4 Der KalfersGanal und das ocreanifde
Ziefland am Dftgeftabe Chinas, in ihrem Ginfluffe
auf die Bewohner. — China eine Welt für ji,
Der Kiang fteht, felt ber Mongolenzeit, mit bem Hoangho,
und dieſer durch den Ganal norbwärts mit dem Weiho und Peho m
Berbinbung bis Tienfing, am. Golf von Petſcheli, und bis Peking. Aber
auch ſuüdwaͤrts breitet fich daſſelbe Canalſyſtem Längs bes ganzen Küs
Stenlanbes, auf einer Strecke von 700 Legoas aus, weldye gleich anfangs
bei ihrer erſten Entdeckung die Portugieſiſchen Seehelden in Erſtaunen
fegte *85). Im Meſopotamien der Chineſiſchen Zwillingsſtroͤme reicht es
nur am tiefſten Tanbeinwärts, und bat da in den Hauptadern und gro⸗
Sen Seen und Waſſerſammlungen den Wittelpunct feiner Virk⸗
ſamkeit. Wenn Herodot biefen Landſtrich geſehen hätte, er würde ibn
mit UntersAegypten verglichen und ein großes Werk dieſer Doppelftröme
genannt haben. Auch beutet Bir Ghinefifche Geſchichte und die Ratur
bes Bodens felbft darauf hin; daß biefes ungeheuer weite Blachfeld viele
Leicht der vierte Theil.**) bes ganzen Landes, erft feit Menfchengebenken
von dem Gontinente bem Dcean abgewonnen tft (f. oben S. 636 u. f.),
eine Erfcheinung, welche auf der ganzen Oſtkuͤſte Aſiens audy nad Suͤ⸗
den bis Zumlin und Gochin China und Giam bei bem Küftenvork fig
betätigt *7).
Der große Bug bes Dflmeeres und beffen Strömungen finden
ſudweſtwaͤrts gegen bie Philippinen ihre Fluthenthore, aber an Chi
nad Küften den größten Fluthen damm. Alle Merresfluth feigt an
den Oſtkuͤſten der Sontinente höher als an ben entgegengefehtenz; der
eonftante Puffatwind weht die oceanifche Atmosphäre über Chinas Flaͤ⸗
chen Hin, das Meerwaffer dringt bei Fluthzeit mehr als 100 Meilen tief
(bi8 Kianstiang) in das Land ein (f. Meer; Atmosphäre). Diefes Wiers
teil von China iſt mit Meerbuchten, Strömen, Seen, Gandien, Sims
yfen, Moräften und Waſſerſtrecken aller Art überbedt und durchzogen;
bie periodifchen Wechſel von Luft und Ocean üben auf digen Kuͤſtenſtrich
668) De Barros Asis Dec. I. Lib. IX, c 2. — 11l; Hamilton
new Account of East India Il. p. 235. 26) Du Hoide, Barrow
p. 565. °') De la Bissachere Etat actael de Tunkin etc. Pa-
ris 1812. T. I. p. 48. et De ia Loubere Deser. de Siam. Am-
sterd. 1717. 8, 1 L p. 27.
‘
Chinefifcher Kuſtenſtich 721
und auf deſſen Millionen von Menſchen (China hat nach der mittlern
Angabe 333, nach Amiot **) 198, nad ber maͤßigſten Annahme 104
Millionen Einwohner) einen Einfluß aus, wie in keinem andern „Lande
der Erbe, Denn felbft die vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika, das
einzige Gebiet, weldyes font in vieler Hinficht unter aͤhnlichen Werhälts
niſſen fteht wie China, und auch nicht felten damit paralelifirt *°*) wors
den ift, unterfcheidet ſich dadurch wefentlich, daß der ganze Zug des
Nordatlantiſchen Deeans nicht zu ihm Hin, fonbern. von ihm weg, nad
Dften, gegen Europa, gegen die Britifchen Infeln führt (f. Meeredſtroͤ⸗
mungen). '
Diefe Weltſtellung des Chinefifchen Kuͤſtenſtriches iſt daher ganz
haracteriftifch und einzig auf der Rordhalbkugel dee Erbes auf ber ſuͤd⸗
Tihen iſt ihe mar von fern die von Braſillen zu vergleichen. Das nas
türlihe Ganalfyftem diefes oceaniſchen Gebietes von Ghina, iſt durch ein
Zünftiiches zu einem folchen Zuſammenhange gebiehen, daß ihm kein ange
beres auf ber Erde gleich Tommt. Cine Binnenſchiffahrt (inland nari-
gation) konnte dadurch zu Stande kommen, weldhe bier von bem fonders
barften Einfluffe auf hundert Millionen Menſchen werden, mußte, weil
Gberall die auflöfende Kraft der flüffigen Form der fcharfen Individua⸗
liſirung entgegentritt, und felbft auf Menſchen⸗ und Voͤlkercultur für
eine niebere Sphäre jebesmal generatifivend einzuwirken pflegt.
1) Der Kaiſer⸗-Candl. Alle Flüffe Chinas kommen wie die
Bwillingsftröme vom Hochlande, und fließen im Paralleliemus van W.
nach O. in den Dceanz bie künftliche Canalkommunikation0) zur Wins
nenfdjiffahrt-aber geht von N. nad) &. un fchneidet alle dieſe Syſteme
ber Küftenfirdme in rechten Winkeln. Die Heinen Klüffe füllen bie
Candle mit Waffen, die drei großen Ströne aber :Guho, Hoangho und
der Kiang) leiten die Ueberwucht in ben Ocean. Den ganzen Küftens
ftridf durchlaͤngt von R. nach &., vom Golf von Petfcheit ſuͤdwaͤrts bis
gum Alpenfee Sihu an ber erften, ſuͤdlichen, hohen Gebirgskette in S.
von DHangstfhusfu, der mächtige Hauptflamm (the trunk) deg Canal⸗
ſyſtems, zu dem alle andern wie Aefte und Zweige fich verhalten. Dies
iſt der, Große oder Kaiſer⸗Canal, ber in Europa bie DOftfee mit .
dem Abriatifchen felbft mit bem Schwarzen Deere verinüpfen würde, .
Die Briten, bie ihn in feiner größten Länge Tennen lernten, fagen, ber
Ganalbau verhalte ſich zu diefem Canalſyſteme, dem größten ber Melt,
wie ein einer Teich zu einem großen See. Gr ift ein Gegenſtuͤck gu
der großen Mauer, deren cubifcher Inhalt mehr Backſteine hält, als alle
2) Barrov trav. p. 575; Mem. eto. des Chinois T. IX, p. 440.
und v. Krufenftern Reiſe Th. Il. p. 380. *°) Fleurieu b. Mar+
chand IV. p. 40; Mem. of.the Americ. Society of Philadelphia
T.L.pref.p II, 70) Barrow tr. p. 335, 622, 496, 43; Staun-
ton Acc, T. Il. p. 381, 392. - .
Aitter Erdtunde IV. 34
722 Oft-Aflen. Waſſerſyſteme. I. Abſchn. $. 81.
Wohnhäufer (1,800,000', von ganz England und Schottlands doch Abere
trifft fein Rupen und die Zweckmaͤßigkeit feiner Einrichtung jene bei weis
tem. Rur in einem Lande, wo über Millionen Danblanger despotiſch
disponirt werben fonnte, war es möglich, beide zu bauen; nur in einem
Sande von fo gleichfdrmigem Niveau wie hier (der Unterfchieb der vers
ſchiedenen Wafferpäffe auf jener Durchlängung von R. nach &., ſcheint
nie über 60 bis 70 Fuß zu betragen) war e8 möglich, einen folchen Ries
ſen⸗Ganal ohne eine einzige Unterbrediung zu Stande gu bringen. Gr
ift von allen Europäifchen ſehr verfchieden, weil er ſich nach der Natur
des Landes richtet, fich oft windet, von verſchiedener Breite ift, bald 200,
bald 1000 Zug weit, und faft nie ſtillſtehendes Waſſer hatz fein Gefälle
beträgt dfter 2 bis 3 Buß auf eige Engl. Meile; bald iſt er tief in
Berge eingefchnitten, bald Läuft er auf erhoͤhetem (bit 20 Fuß hoͤhern)
-Damme, mit Granitquabern eingefaßt, über Seen und Woräfte pon uns
geheuree Ausdehnung weg. Seine zahliofen Schleufen, Brüden, bie
Cultur an feinen: Ufern, die unzählige Menge von Städten, die ihm ent⸗
Tang oft tiefer als fein Bette liegen, wie bie Lombarbifchen am Po hin,
und die beftändig auf ihm bin und ber fegelnden Flotten von Iranis
portfchiffem, die zahllofen ſchwimmenden Dörfer und Fiſchervolker, die
auf und an ihm, auf feinen Zu⸗ und Ab⸗Leitern haufen, ſetzen den Reis
fenden in Erſtaunen; wir haben bie damen Stationen im obigen Era
‚nen lernen.
Der größte Einfluß dieſes Ganals iſt wol der, daß er nicht nur alle
‚einzelnen Provinzen unter ſich, ſondern auch das ganze Süb- China
‚mit. Rorde China in den lebhafteſten Verkehr feat; nur durch ihm if
es möglich geworben, das kornarme Petſcheli und Peking mit dem Reis
überfluß bes Deltalandes zu verfehen. Die Unficherheit der Kuͤſtenſchif⸗
fahrt, bie untiefen, Sandbaͤnke und Stroͤmungen der gelben See mr
Dat), der fchlechte Bau der Ghineſiſchen Junken zur Meeresfahrt, bie
geringe Kenntniß der Chineſiſchen Schiffer im Gebraud ber Magnetna⸗
: det, ihre Furcht vor dem freien Ocean und ber Region der Typhone ea
‚fing) an ihrem Küftenmeere (f. Winde), hat es gemacht, daß Kublai
Khans Aufforderung zum Küftentransport des Proviant3 aus ben Häfen
"von Fokien, Tſchekiang und Kiangft (im 3. 1292) *”*) nad) bem Golf
von Petfcheli, Erinen großen Fortgang haben Eonnte. Nie find bie Chir
nefen erfahrne Böeltfehiffer geworden; im Jahre 1430 kannten fie bir
Inſel Kormofa kaum, die nur 20 Meilen don ihrer volkreichften
Küfte entfernt liegt. Im Jahre 1794 Tonnten die Briten kaum. einen
Lootfen finden, ber von den bevdlkerten Ifchufan » Infeln bie Fahrt bis
gum Golf von Petſcheli nur gekannt hatte.
-
871) Gaubil H. des M. p. 196. er Brup Ännales A. vm. p. 345.
Ende und Staunton Ace. T. I, p. 441. Barrow p. 60, 37.
Chinefiiche Niederlande, Bewohner. 723
Die CShinefen find nur Fluß⸗ und Küftenfchiffer, und haben
daher nie die großen Verhaͤltniſſe, über welche ber Ocean Auf⸗
ſchluß giebt, Tennen gelernt (|. oben Seite 539), Unzählige von ben
Schiffen, welche unter Kublaie Khan 7?) den Zribut an Reis und
andern Dingen nach dem Golf von Petfcheli auf dem Meere transpor⸗
tiren mußten, litten Sciffbruhz aus dem einzigen Hafen von Gans
ton rechnete man zu jener Zeit 10 bis 12000 Seefahrer, bie im
Meere untergingen. Wenn Seeräuberflotten, was fehr häufig geſchah,
bie Küftenfahrten unterbrachen s fo entfland Hungersnoth in Nord» China,
Dies waren bie naͤchſten Weranlaffungen für die Nachfolger ber Mon⸗
gholenkaiſer, die Binnenlaͤndiſche Sanatfdjiffahet zu vervolllommnen,
Sie ſcheint gegenwärtig im hoͤchſten Flor zu feyn Am’ Norbende 7°)
bes Kaijerkanals fanden (1794) 500 kaiſerliche Kornfchiffe im Winters
quartiers auf ber kurzen Fahrt von Tien fing, das am Peiho wie Lone
bon an der Themſe liegt, bis Tong tfchu fu, begegneten bie Briten an
1000 Getreidebarken mit 50000 Menſchen und unzählige andere, fo daß
auf einem einzigen Seitenzweige des Canalsſyſtems eine bin und her
ſchwimmende Population von hunberttaufend Menſchen ſich zeigte, die
alle von Peking zurüdfehrten. Zwiſchen dem Hoangho und Santfeiang,
unb weiter fübwärts, folgten Flotten auf Flotten.
* Man rechnet, daß der Kaifer zum Korntransport 7*) auf dem Ca,
nale 9999 Schiffe hält, jedes mit 20 Schiffeen, alfo mit 200000 Mann,
bie immer in Thaͤtigkeit find, ihm ben Tribut me Unterthanen zuzus
Tchiffen.
2). Die Niederlande und ihre Bewohner. Dev Kaifers
Canal ift nur der Hauptſtamm ber unzähligen Glieder, bie ſich durch
das ganze Land verbreiten; die Probinz Kiang nan iſt das Centrum
der Binnenfchiffahrt und des Transportes für das ganze Reich 7°);
der vierte Theil von China ſteht unter Wafler, ifE Sumpf, Moosboben
( peat mols) ober faurer Boden und ber Gultur unfähig. Auf alle
dieſe Landftriche wirkt die Zeit der jährlichen Ueberſchwemmung wie im
Ganges und Nillande, wenn au Fein Tropfen Regenwaſſer bafelbft
nieberfiele, und von ber andern Seite das periodifche Steigen und Fal⸗
Ien der täglichen Ebbe und Meeresfluth. Die Kenntniß des Wafs
ferterrains und ber Candle ift daher in dieſem ungeheuern Reiche von
gleicher Wichtigkeit, wie fie es in den Niederlanden Europas nur immer
ſeyn kannz fie macht hier den nothwenbigen Theil der Kenntniß eines
gebilbeten Staatsbeamten ”°) aus, und die Erbauung jebes Canals
wirb in ben aunalen verzeichnet, und bringt Ruhm bei ben a
132) Gaubil Hist, p. 196, 287. 13) Barrow fr. p. 7, 4%.
Staunton Acc, T. II. p. 67, 362. '*) V. Braam oy. de "PAm-
bassade. T, 1. p. 525, 307. . '%) Barrow p. 560, 78) Mem.
conc, Fhist, des Chinois. T. IX. : P. 27, 464.
3,2
\
⸗
724 oft Aflen. Waſſerſyſteme. I. Abſchn. $. 81.
men. Jedem Strome ſteht ein eigner Genius vor, ber feine Tenel
hat, dem vom Kaiſer ſelbſt geopfert wird, um bie Ueberſchwemmungen
abzuwenden; fie ftehen auch den Gandien vor. Aber außerdem find no
mit der Erhaltung der Gandle bie erfien Staatsbeamten beauftragt.
Der Kaifer felbfi flattet eigenhändig Berichte über dig Beendigung von
Gandien an bie Ration ab. Eben fo werben gegen bie Ueberſchwem⸗
mungen wie gegen feindliche Ueberfälle, politiſche unp ernſte Maaßregeln
genommen. Die größten Anflrengungen ber Regierung und oft tyran⸗
nifche Gebote bringt der Ganaltau in den dhinefifchen Niederlanden mit
fi: denn von ihm hängt, wie in Holland, bie Selbfterhaltung bes gans
zen Volkes ab. Nur gilt es hier bie Aufficht über einen zehn mal
größern Flaͤchenraum. In bes Reichtgeographie jeder Provinz nimmt
das Kapitel über die Candle einen wichtigen: Theil eins in ber vom
Schenſi begreift die Beſchreibung ihrer 350 großen Candle 65 Blätter,
und doch gehört fie zu den aͤrmſten an Waſſerverbindungen. Kein Mans
barine Tann in China auf die Würbe eines Gelehrten Anfprücdhe machen,
ohne die genauefte Kenntniß ber Gandle in feiner Provinz, und bie Gous
verneure berfelben muͤſſen alles inne haben, was zur Geſchichte, Aus⸗
meffung und Berechnung ber Dämme, Schlafen, Brüden, Gasik
u. ſ. w. gehört. Die Glieder des Kaiſerlichen Staatsrathes find in dem
minutidfen Detail diefes Syſtems fo bewanbert, wie wol mandyer Res
turforfcher in dem der Inſectologie ober Conchiliologie. Solchen Ein⸗
fluß übt dieſe fonderbare Bildung des Landes auf ben höhern Stand feis
ner Bewohner aus. Weit auffallender greift er in bie Lebensweiſe der
erwerbenden Volksklaſſe ein.
Statt aller andern Produkte, deren Gultur von biefer Wafferfüle
und beren gehdriger Wertheilung abhängen, erinnern wir bier nur an
das erſte Bebürfniß aller der. 300 Millionen Menſchen, die unter dem
Scepter des Beherrſchers von China ftchen, an den Reisbau*””), der
aur in Süden bes ‚Hoangho, und gang befonders im oceanifchen Küftens
firiche gebeihet. In diefem giebt der Ader regelmäßig zwei Sruten, im
Mat und October, im Norbreiche von Petfcheli, Schen ſi und Schanf
wird ſex gar nicht gebaut, oder nur wenig, wie an manchen andern
Stellen, wo es an Waſſer und an Canaͤlen mangelt. Nicht nur Süd
und Nord⸗China, die Nefidenz Peking, fondern aud die Mantſchu und
Wiongholen ber nahrungsarmen Gobi bis zur Sibiriſchen Grenze Hin,
müffen von hier aus damit verforgt werben. Die ungeheuer zahlreiche
chinefifche Armee, alle Beamte ber Regierung, erhalten ihre Bezahlung
sur Hüfte in Reis, vom erſten Manbarinen hinab bis zum gemeinm
— — —
577) Mem, eto. des Chinois T. XIV. p: 549; Da Halde I. p. 216
und II. p. 78; V. Braam Voys L pP» 326; Staunton Acc. T. IL
P. 202; V tr. P. 47.
Dreantiches Tiefland, Bewohner. 725
Soldaten, Gekochter Reis (Fau) iſt das erſte und Hauptbebärfniß je⸗
des Ghinefen, und alle Gpeifen (Tſao fan 3. B. heißt Fruͤhſtuͤck u. ſ. w.)
haben davon ihre Namen.
Allee Tribut an den Kaiſer — in Reis, der auf ſo vielen
tauſend Junken ihm zugefuͤhrt werden muß. Reishandel iſt daher
die Baſis alles Handels im chineſiſchen Reiche, und das Delta wie der
oceaniſche Kuͤſtenſtrich, in denen das Steigen und Fallen ber Canaͤle bie
außerordentlichſte Reisproduktion bewirken, find daher der Sitz ber groͤß⸗
ten Population, ber bevolkertſten Städte, der Mittelpunct der Schiffahrt
und das Gentrum ber Macht, bie Mitte des Handels und Wandels der
ganzen inbuftridfen Nation geworden. Died iſt ber ernährende Magen
des ungeheuren- Reiches, und wie die Chinefen fagen, bie Blume der
Mitte. ı Darum ift hier der Grund und Boden zu eineni Werte geſtie⸗
gen und der Menſch zu einer Sulturmafchine, zu einem Sklaven feiner
Erdſcholle geworben, wie fonft nirgends in der Welt. Sein Gewinn ift
hier gewiß und unausbleiblich, weil die etwanigen ungänftigen Wechſel
der Atmofphäre (doch ift Hier ein fehr Tonftantes Clima) durch die Res
gelmäfigkeit der oceanifchen Ginflüffe und durch das kuͤnſtliche Bewaͤſſe⸗
rungsfuftem compenfirt werben. Zritt dennoch einmal Mißwachs ?*)
ein (wie 1326, 1334, 1342, 1351), dann fterben viele Millionen weg.
In neuern Zeiten ift von feiner Hungersnoth dort die Rebe gewefen.
Nicht alle Chineſen find hier fo glücklich auf dem Lande zu leben,
viele müffen fi) damit begnügen, Wafler- Nomaden zu feyn, in einem
fo ungeheuern Flaͤchenlande, das unfehlbar no im Mittelzuftande awis
fchen Gontinent und Dcean ſteht.
Sehr viele Wafferftredden, Seen, Sümpfe, $lußarme find hier mit
Schiffen und Wohnungen wohl eben fo fehr bebedit als der fefte Boden.
So n 8. das Land non Schan tung und Kiang nang ?°), wo Fifchers
dörf an Dorf, auf Suͤmpfen und Infeln, und auf⸗ und abſchwimmend.
Alle Waſſer ſtehen jedermann in Shina zur Benugung frei, zu Fiſchfang
und Eultur allee Art, Seen wie Klüffe und Gandles Kein ‚Zoll, keine
Abgabe irgend einer Art, wird davon gegeben. Daher ziehen ganze
Kifchervälker auf ihm in Fahrzeugen umher, ohne Vaterland, ohne Haus,
ohne eignen Grund; hinter ben Schiffen, die in, Dorfſchaften ziehen,
fchleppen fie Heine Gärtchen auf Bambusfloßen nad, darauf Schweines
zucht und Schaaren von Enten, Ein armfeliges Volk, elend und mager,
von Fiſchfang und Vogelfang ſich naͤhrend. Auf andern Waſſerflaͤchen
flottiren kuͤnſtliche Inſeln in Menge, init Gemuͤſe und andern Gewaͤch⸗
"fen bepflanztz auf' den Suͤmpfen und Moraͤſten ſelbſt werben vielerlet
Gewaͤchſe, zumal Lienwha (Nymphaea lotos) bie Lotosblume, kultivirt.
0) Gaubil p. aa 272, 278 288. 7%) Barrow tr. p. 500
und 558,
726 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. 1. Abſchn. $. 81.
ueberall bietet das Waſſer Hier fo vielartigen Erwerb und Communica⸗
tion dar, daß man feine Oberflächen in dkonomiſcher und finanziiller
Hinſicht fo hoch anfchlagen muß, ald bie des fruchtbaren Ackerlandes.
In feiner Naͤhe Legen fogar dafür weite Landſtrecken ganz oͤde.
Diefes möge dinreihen, um den großen Einfluß ber charakterifi:
ſchen Raturform auf den Menfchen, des Typus, ben wir occaniſcher
" Küftenftricy genannt haben, anzubeuten. Er tritt bier in fo koloſſaler
Ausdehnung auf, wie fonft faft nirgends, wenigftens im alten Continent;
und auch feine Weltftellung iſt einzig, wiederholt ſich nirgends fonft auf
der Erde wieder, Im Norden das ungugängliche Hochland, in W. umd
©. das fchwer zugängliche chinefifche Alpenland, in DO. der Ocean, der
nirgends von ber Küfte abs ober weoführt, fonbern immer wieber zu
ihr zuruͤck. Bier bildete ein von der Übrigen Welt abgefondertes Volk,
fih wie Infulaner, mit einem fich felbft bewundernden Egoismus, auf
eine fo hoͤchſt eigenthüntliche Weife, zu.einer fo foharfen und großen Per:
ſoͤnlichkeit aus, daß die Indioibualität bed einzelnen Menſchen ba aufrı:
ordentlich zurüdgedrängt werben mußte, Der Character bes Gefamten
hat den bes Individuums verfchlungen. Die flüffige Form, das Waffer,
‚ die Ströme, der Dcean, regen überall durch den Wechfel und Kampf,
in den fie binreißen, bie Kräfte der Völker früher (fon um bes Gegen
fages willen mit dem Feſten) zu einer böhern Gultur auf, doch nur
von ber generellen Art, zur Befriedigung der Triebe des irbifchen Mens
fihen, ohne den höhern Sinn. Diefer Einfluß reiht nicht bis zu einer
Eultur der Ideen; das oceanifche Gebiet wirkt überall als gleichfoͤr⸗
mig anregende Kraft auf die Menſchen als eine Mafleneinheit, auf den
Leib , nicht auf den Geift der Völker, Daher bedingt es überall, wo
es wirkt, Entwidlung ber untergeorbneten Geiftess und Körperträfte,
fhärft die Sinne, führt zu Fertigkeiten, SInduftrie, wedt den Handel
und Wandel der Völker. Der Ausbildung des Menfchen, als Indiovi⸗
duum, wie bei vielen Inſelvoͤlkern, oder feiner ibeellen Entwidlung,
ſcheint der vorwaltende Einfluß des oceanifchen Gebietes nicht günftiz
zu ſeyn. Deſſen Raturgewalt bannt die Völker mädjtig in feinen Zau⸗
berkreis.
Nicht aus der Menſchenraçe, der Polygamie, der Religion, der Ge⸗
ſehgebung, ber Despotie, der Induſtrie der Chineſen u. ſ. w. laͤßt ſich
allein ihre Geſchichte und ihr gegenwaͤrtiger Zuſtand erklaͤren; dieſe und
alles andre, was eben da ſich erzeugte, erhielt ſchon jenes eigenthuͤmliche
Gepraͤge zur Mitgift, deſſen Grundurſache wir eben nicht entziffern
koͤnnen. Nur ſo viel laͤßt ſich abnehmen, daß jene Erſcheinungen ins⸗
geſamt nicht außerhalb des Kreiſes der Lokalitaͤt ſtehen, in der ſie auf⸗
treten, und daß ber Naturtypus mit zu dieſem Ganzen ber Erſcheinung
gehört. China ift eben eine Welt für ſich, in ahofilalifcher, wie in
anthropologifcher und politifcher Hinfiht, wenigſtens bis jept geweſen.
x
Oceaniſches Tiefland, Bewohner. 727
Sehr einförntig In ſich, ſehr genau verbunden unter ſich, ſehr abgeſon⸗
dert und gefchieden von allem Uebrigen, in jeder Hinficht zu Lande und
zu Waffer ſehr fehwer zugänglich für alles Fremde. So einartig wie
die Phufiognomie der großen Provinzen bes Reiche, To einförmig fcheis
nen Flora und Bauna, Glima und.Art bed einzelnen Menſchen, nach
Phyſiognomie, Geftatt, Bildung. Eben fo einartig find ‚über ein fo un:
geheures Areal diefelde Gartens und Aderkultur verbreitet, biefelben
Induſtriezweige und Fabrikate, diefelben Sitten und Manieren, derſelbe
Bolkscharakter von einer Grenze des Reichs zur andern, Eben fo ein:
ſylbig iſt ihre Sprache, fo beengt und doch in fich vollendet die Bear⸗
beitung ihrer Künfte, ihrer Wiffenfchaften, fo abgefchnitten und befchräntt '
ihr ganzer Ideenkreis. Ihre Phllofopbie beficht nur aus Marimen der
Moral und Politik, voll bes feinften Calculs: ihre teligionsparteien -
Eönnen ohne große Differenzen neben einander befiehen. Drahommebaner,
Lamadiener, Buddhiſten, Heiden aller Art und ſelbſt Europdifche Jeſul⸗
ten find dort zu Achten Chinefen geworben. Nicht bloß das Plateau von
Hoch⸗Aſien, das fie von drei Seiten umfchließt und von der übrigen
Melt in ber That ganz abfondert, auch ihre Sprache und Schrift bil⸗
bet eine eben fo unzugängliche Barriere zu ihnen, wie ihre Gelühlamelt,
unb daß es eben fo mit ihrem Ideenkreiſe feyn mag, haben alle bie vers
unglüdten Geſandtſchaften binlänglich bewiefen. So ſcharf gefchnitten
wie ihre Phnfiognomie, deren Form ſchon Ormes dadurch bezeichnet,
daß ſie ſo breit als lang ſey, iſt auch die Phyſiognomie und Form des
Bandes, viereckig, und ihr Selbſtbewußtſeyn zu einer Schärfe geſteigert,
bie in Erſtaunen fegt. Ueberhaupt macht e8 nur bie geivonnene Einheit
und Harmonie ihrer Gultur mit ihrer Natur begreiflich, wie fie in fich
befriedigt, in allem am Alten hängen, alles Reue und Fremde für übers
flüffid halten, ein ftationaires Volk bei einer früh gewonnes
nen Eultur geblieben find, wie kein anderes auf der Erbe,
Nur ein einziger Gegenfag herrſcht bei ihnen vor, der des Nor⸗
dene und des Südens, bes Tiefs und bes Hochlandes; diefer bringt ih⸗
nen bie größten Sontrafte im Clima (ſ. Stimalehre) und bie politifchen
Stürme, bie jedesmal Millionen Menfchen koſten. Wenn dieſer Gegen⸗
ſat zut Ruhe gebracht ift, wie feit der Mandſchu⸗Dynaſtie, dann
herrſcht tiefer Zrieden im Lande bis zu einer neuen Cataſtrophe, bie ſich
immer wieder im Norben vorbereitet, wie daher auch alle Hauptftärme
ber Atmosphäre kommen. Nie ift, fo weit unfre Kennzaiß reicht, China,
vom ©. oder W. her, in Unruhe gebracht worden.
Nur vom Norden ber iſt Chinas Boden für Landheere einigermas
Ben zugänglich, von den andern Seiten gar wichts feine Leichte Waſſer⸗
tommunitation hat es gemacht, daß dieſer ungcheuren Länberftrede alle
Landtommunilationen fparfam zugetheilt find, wenn fie auch nicht gängs
lich fehlen. Die Nähe um Peking und ein paar Gebirgspaͤſſe zwiſchen
728 DftsAflen. Waſſerſyſteme. J. Abfchn. $. 81.
Canton unb Kiang fl, bie beengten Paflagen nach Zübet Hin, und c&
‚nige Kaiferfiraßen ausgenommen, bat China. wenige oder Teine Lands
firaßen **°), Leine Wirthshaͤuſer. Im fehr vielen Provinzen ift es für
eine Armee unmoͤglich, nur einzubringen, weil durchaus nur enge Fuß⸗
pfabe hindurchfuͤhren. Dies erfuhr bie hollaͤndiſche Geſandtſchaft zu ih⸗
ser großen Befchwerbe, als fie zu Lande nach Peking reifen mußte, weil
die Fluͤſſe mit Gisfchollen gingen (f. Elima).
So lange die Horben des trocknen, waflerarmen Hoch⸗Aſiens, bie
Mongholen, wie die Mändfchu *:) nur ihre Lanbheere, Reuterfchaaren
hatten, konnten fie bei aller Tapferkeit von ihrer Seite und aller. Feig⸗
beit von „Seiten ber Chinefen, noch. nicht zum völligen Befige von China
gelangen. Der oceanifche Küftenftrich blieb in der Gewalt ‚ber Altern
Beherrfcher, beren Parteien ober deren Corfarenflotten, bie biß gegen
das Ende des Jahrhunderts ſich darin hielten, und Überall tief landein⸗
wärts ihre feindlichen Einfälle machen Tonnten. Die Wongholen, wie bie
Mandfchu, mußten es lernen, Klotten zu bauen. So mußten die Sie⸗
ger immer zu den Beflegten in die Lehre gehen. Es wurde politiſche
Marime des Hofes von Peling, den Conttaſt zwifchen ben Sitten ber
Hochlaͤnder und Ziefländer, der Gontinentalen und ber Waffermänner
gu verwifchen, bie Sitten und Gebräuche der harten, unbiegfamer Rorbs
länder mit denen bed weichlichen Suͤdvolkes zu verſchmelzen, und fo fi
diefen durch Vermiſchung des Blutes, der. Lebensweife, ber Tracht, ber
Gelege -u. ſ. w. zu nähern. _ So wie aber die Macht ber Zatarifchen
Herren und der Glaube an ihre eigene Sicherheit wuchs, pflegten fie
diefe wieber zu vernadhläffigen, und fo den alten Groll zwiſchen beiben
Parteien zu nähren, der nie aufhörte. Auch die jegige Dynaſtie =),
glaubt man, wird dem Schickſal der Fruͤhern aus gleihem Grunde nidt
entgehen.
Das Chinefifche Land bildet zwar wie das Volk eine große uniforme
Raſſe, beide jeboch find wieder auf gleichfoͤrmige Weiſe in unzählige
Beinere Gruppen infulirt, geteilt, von einander getrenntz bie Menſchen
durch den Egoismus, ben Rang, bie’ Verfchiebenheit der Religionen und
den Mangel des gefelligen Umgangds das Laub durch bie unzähligen Gas
näle und Waflerfireden. In wiefern bier gegenfeltiger Einfluß Statt
finden Tonnte, bleibe bahin geftellt; merkwuͤrdig iſt es aber, daß fich Hier
feine dieſer Menſchengruppen um bie andere Eümmert. „Die Miktelgruppe
des Ganzen, bad große Delta unb feine Peripherie zeichnet fih dadurch
befonders aus, daß in ihm, dem ‚Sig der aͤlteſten Gultur auch bie gebil
dete e hinefiſche Sprache am — geſprochen wird. ah ift bie ges
seo, V. — T. I. p. 247. °:) Mailla b. Du Halde T. V.
p. 92, 04 22) Staunton Ace. II. p. 49, 243, 270. Bar-
Bow te p at 2.00.
Süd» Chineſiſche Landſchaften. 720
lehrte Sprache bes ganzen Reiche, und ſtieg zu biefem Rang ala Hofe
.. fpradhe in ber Suͤdreſidenz. Die andern Provinzen fprechen entiveder
wirklich von ihe ganz verſchiedene Hauptfprachen, ober bie vulgaire chi⸗
nefifche Volksſprache, die in jeder Provinz verfchieden ift, weil fie durch
artitulirte Worte nicht gefchrieben wird. So verftehen bie Bewohner von
Peking eben darum, weil dieſe. Sprache in befländiger Kluctuation ift **),
bie von Santon oder Fokien nicht, und dies iſt ein neuer Grund, ber
bie Vdlkergruppen in China noch mehr iſolirt.
Die Volksſprache ſoll in ſo außerordentlicher Verſchiedenheit ſchon
von einem Orte zum andern, ja oft von Dorf zu Dorf ſtatt finden,
und dies ſcheint wol eben mit in der inſulariſchen Lage derſelben ſeinen
Grund zu haben: denn ein großer Theil bes Chineſiſchen Continentes
ift in der That einem Archipel mit ungählbaren bicht aneinander gedrängs
ten Flachholmen zu vergleichen, deren Bewohner fchon barum wie alle
Snfulaner mehr der Selbftgenügfamteit und dem Egoismus ergeben find.
Es gicht daher Keinen größern Gontraft, als die immer wieberfehrende
Unterjodhung biefes infularifchen Volkes durch ein Nomadenvolk aus eis
nem Hochlande bes trockenſten Climas ber altın Welt; daher bie ſchroff⸗
ſten Gegenſaͤtze von Weichheit und Härte, von Verfeinerung und Bars
barei, von Givikfation und Wilbheit, von Unterwerfung und Despotie,
von Feigheit und Trog.
s. 82.
| Erläuterung 4 -
Die Gliederungen der Suͤd⸗Chineſiſchen Landbichaften ( Yüns
non, Kuei tfchen, Kuang fi, Kuang tung, Zulian), und
das Suͤdgeſtade von China.
Ueber die fünf füblichen Provinzen Chinas, von denen bie
zwei öftlihen zu den Geftabelandfhaften (Fukian,
Kuang tung), die drei wefllichen zu ben continentalen
Alpengebirgslandfhaften (Kuangfi, Kueiſtſcheu,
Dünnan) gehören, find wir noch fehe wenig unterrichtet, wenn
es auch vielbändige, flatiflifche Originalwerke über diefelden giebt,
und die Europder feit Jahrhunderten an ihren Gefladen hin⸗
und herfhifften. Nur ein paar Landbwege find :s (f. oben
&. 663), und ein einziger Seehafen, die immer wieder von
Europaͤern auf die ſelbe Weife deſucht wusden, von wo aus
a Il. p. 268° 275; W. Jones 0. a. O. und Barrow tr.
SET |
730 Oft-Afien. Waſſerſyſteme. I. Abſchn. 832.
der beſchraͤnkte Blick, zumal bei dem Mangel aller Naturforſchung,
das übrige, weitläuftige Gebiet keineswegs in ein helleres Licht
fegen konnte; daher der größere Theil, trotz der Namengebung,
uns doc) geographifch och im Dunkeln liege. Doch ſagen uns
Die wenigen Daten, baß der ganze Landſtrich durch eine vos
mantifche Gebirgenatur, bie nur ſtreckenweiſe cultivirt iſt, ſich
auszeichnet, daß bier wenig oder gar kein, flaches Geſtadeland,
Bein weiter Ziefboden, fondern nur ſchmaler, meift Elippiger Küs
ſtengrund fih an dDoppelten Bebirgsfpfiemen,an den Pa⸗
sollelkerten des Ih Ling und Nan ging (f. oben ©. 406,
660 — 662) gegen Oſt und NR.D. von Dünnan bie Fukian
binzieht, die oflmärts gegen den großen Dcean in viele Vorge⸗
birge und Buchten auslaufen, und unter fi) buch das enge
Längenthal des Ta, oder bed großen SiKiang (f. ob. &.205,
661) von einander gefchieden find. Die Natur dieſes Geftades
landes, durch doppelte Gebirgéparallele von den übrigen Chinefis
ſchen Landfchaften im Norden gefondert, fcheint auch im vieler
Hinſicht von denſelben verfchieden zu ſeyn; wirklich bat es von
jeher in der Gefchichte eine eigne Rolle gefpielt, und konnte ims
mer nur erſt zulegt von den Norderoberern gebändigt werden.
An den älteften Chinefifhen Annalen bis auf die Zeitgefchichte
Alerander des Großen, bildet diefer ganze Suͤdſt rich, im Ge
genfag des übrigen Chinefifchen Reiches, das Land ber Barba>
sen von Yuez fpäter wird es das von dem Chinefifchen Reiche
abhängige Nan yue, oder das Yue des Südens, bany wird
es der Sig eigner Kuͤſten⸗Dynaſtien im Süden, der Du (feit
232». Chr Geb.) und des Tſchin (feit 566 n. Chr. Geb.), bis
es umter dee mächtigen, erobeenden Dynaſtie der Thang
(feit 632 u, Che. Geb.), die auch gegen Süden ihre Herrfchaft
duch Ausbildung der Marine bi6 Hintsrindien ermweis
tert, näher und für. immer an das Schickſal bed grüßen Chine>
fifhen Reiches der Mitte und des Nordens geknüpft
wird. So,,unter ben Sung, ben Puen, ben Ming, und
der gegenwärtigen Mandfhu Dynaſtie.
So verfchiedenartig und eigenthuͤmlich daher auch die Ras
sur und die Bevoͤlkerung dieſer Sudp-Chinefifhen Se»
birgt: und Geſtadelandſchaft, nach ihren urfprünglichen
Verhaͤltniſſen von jenen befhaffen fepn mag, fo ift doch überall
durch Eroberung und Ueberlieferung das Chinefifhe Cultur—⸗
element, bie Verwaltung, die Sitte, die Religion, bie Sprache
Sad⸗ Chineſiſche Landſchaften, Ueberſicht. 731
hindurch gedrungen, und hat ſich der Herrſchaft des einheimiſchen
Elementes, das unterdruͤckt wurde und theilweiſe untergegangen
iſt, auch Überall bemeiſtert, dag dieſes in den continentalen
Theilen indeß nicht vollſtaͤndig geſchehen konnte, beweiſen die Ue⸗
berteſte der dortigen Aboriginer Völker, dee Miao tfe
(f. oben ©. 654, 660) im Miao Ling, gegen welche von Zeit
zu Zeit einheimifche Vertilgungskriege zu führen, politiſches Sy⸗
fiem der Regenten war; daß es in ben Geflabelandfchafs
ten eben fo wenig möglich war, bie ganze einheimifche Popula⸗
tion der Culture: Mitte und dem Norden bed Chinefifchen Reiches .
gleich zu ſtellen, bemeifen bie völlig von dem DMandarinen:Chines
ſiſch abweichenden Volksſprachen von Kuan tuug und Fukian,
und die allgemeine nationale Abneigung dee Bewohner Suͤd⸗Chi⸗
nas gegen die fiegende Obmacht dev Meichsbeherrfcher, der Diands
fhugebieter, die gleich den Mongholen vom Norden kamen, und
eben fo wenig, wie diefe, zur Nationaleinheit mit den Suͤdvoͤl⸗
fern zuſammenwachſen Eonnten.
Nur die Küfienentwidlung, bie günftige Hafenbitbung,
der Seeverkehr, die Cabotage oder der Küftentraneport, das Zuns
kenleben, die Chineſiſche Kriegsmarine, auf welche ſeit der Herr⸗
ſchaft der Thang und der Sung, auch durch die Ming und
Norderoberer, die Mongholen und Mandſchu, vie Kraft
verwendet werden mußte, um bie Gebieter der Geſtadelaͤnder zu
werben, alles dies gab erſt von ber Seefeite her die Mittel zue
Seftanfchließung dieſer Suͤdgeſtade an das Stanteintereffe ber
Mitte und bed Nordens, von dem aber bas Mölkerintereffe ziem⸗
lich fern geblieben iſt, wovon die Seibftfländigkeit der Miaotfe
und die Auswanderungsluſt der Fo tienlang (db. i. der Mäns
nee von Sollen), den frappanteften Beweis giebt. Zugleich kam
das Piratenwefen, und dee Welthandel der Barba⸗
ven aus dem Si yu, db. 1. der Europäer aus den Wefts
Ländern mit ihren GColonifationss und HDanbelsverfus
hen, welche auf diefed Südgeflabe felbit, direct (mie in
Fukian und Canton), theils indirect, durch Verlockung
ſeiner Bewohner zu Handelsfpeculationen und Niederlaſſungen
in den Portugieſiſchen, Bataviſchen und Britiſchen Colonielaͤn⸗
dern, Vorder⸗ und Hinter⸗Indiens, den größten Einfluß von
der Seefeite her gewannen. Allerdings wurden Großhandel
und Weltverkehr hieducch mit immerhin fortfchreitender Eivi⸗
Iifotion, ‚auf die wenigen lichten Puncte der Geftadelinie, bie
732 oft ·Aſlen. Baffafofteme I. Abſchn. 6. 82,
allein zu Eingangspforten dienen follten, concentrirt, und
diefe. werben für eine nahe Zukunft nicht ohne Einfluß bleiben,
indeß im fchroffften Contrafte, die innen Thaͤler und Höhen ber
Berglandſchaften und dee vom Meere abfichenden Laͤnder⸗ und
Bötkergebiete, unberührt von dem Fortſchritt der Zeit auch den
Europäern gänzlich unbekannt blieben, und hier kaum zu nen⸗
nen ſeyn werben. | .
4. Die Gediegeprovinz Yünnan. Marco Polo’s
Neiferoute im XU. Jahrh. Die große Querfiraße
duch Dünnan aus China nah Awa. Neusre Nach⸗
richten ber Jeſuiten. R
Die Lage der Provinz Yınnan im Often bes Muffang
und LangthfangKiang, wie im Eden bes Kincha Kiang,
und ihre bebeutendfien Schneegebirgstetten (f. ob. S. 27
36, 402 xc.), fo wie deren Doppelverzweigungen gegen Oſt
‚In die Rankings: und Suling: Parallele (f. ob. ©. 206),
und des Ranking weiteres Streichen gegen Oft, als Miao
Ling, bis zur Folian = Kette (f. oben S. 660, 665), fiab
aus dem obigen fo weit bekannt, als unfere genauen Angaben
überhaupt reihen. Als Grenzprovinz an ber alten und neuen
Grenze, gegen Tibet, gegen das Land ber Birmanen, theib
weife durchſchnitten vom weſtlichen KinhaKiang (oder Pins
langRiang), vom Nu Kiang und Lanthfan Kiang, im
Süden an Laos, Anam oder Tonkin floßend (f. od. S. 195,
216, 223, 225, 351, 401 x.), würde bie genauere Erforfchung dies
fee Landfchaft, im welche der große Wendepunct der Ges
birgsfpfieme und Stromſyſteme gegen Oſt, Nord und
Süd fo characteriſtiſch fuͤr das Ganze hervortritt, auch lehrreich
fuͤr die Betrachtung des Ganzen ſeyn. Aber, wenn ſchon die An⸗
gaben ihrer einzelnen Localitäten mit Marco Polo's Wande⸗
rungen beginnen, ſo ſind alle folgenden Nachrichten uͤber ſie nur
Einzelnheiten geblieben, die man nur ben drei Perioden der
Eroberung und Zerſtoͤrung durch die Mongholen, der Eroberung
durch die Mandſchu, und’ der Landlartenaufnahme durch die Je⸗
ſuiten verdankt, denen die Sroßartigkeit und Mannichfaltigkeit ber
Naturverhaͤltniſſe und bie Schwierigkeit ber bortigen Voͤlkerver⸗
haͤltniſſe aber keine Mare Einficht, Leinen Meberblid über ein fo
merkwuͤrdiges Länbdergebiet-geflattete,
Aus ben Annalen der —— — erfahren wir, daß dieſes
-
Alpenland Dünnan. 733
Gebirgsland in Früheften Zeiten feinen eigenen Gebirgsfuͤrſten ges
börchte, unabhängig von dem Chinefifchen Reiche, daß in der antiken
Sprache feiner Gebirgsbarbaren Tſchao fo viel als König heiße,
6 folher Efhao’s, oder Bebirgsfürften, beherrfchten dies
Land; ber König im ſuͤdlich ſten Gebiete beffelben nannte ſich
ſelbſt Mongſche, die Chinefen gaben ihm, wegen der Lage den
Namen Nantſchao (d. i. der Süd:König 5%), das Suͤd⸗
Reich, f. 0b. S. 187). Diefee unterwarf fih im VIN. Jahrh.
n. Chr. Geb. vier der übrigen Tſchaos, und huldigte dann
dem, Chinefifchen Kaifer, der ihm ben Titel Kouey⸗y verlich
Diefer König von Nan tſchao (denn diefen Namen behielt das
mals daſſelbe Land, bis gegen die Mongholenzeit, feit welcher es
erſt Yünnan genannt wird), hieß Pilo Lo, nahm feine Des
fivenz zu Tapho iſching, von der man heute nur noch Truͤm⸗
mern in dee Mähe der großen Stadt Ta lifu zwifchen dem
gleichnamigen Alpenfee, und dem vielgipflign Schneeberge,
der fih im Welten diefes Gerd unter 25° 49 N.Br. (1. oben
©.:408) emporhebt, wahrnehmen fol. Dieſes Ta lifu wurde
erſt weit fpäten (1267) von ben Mongholen zur Gapitale der
Provinz Yünnan erhoben (f. unten). Auf einemrbiefer nahen
- Berge 85), auf weichem ein unergruͤndlicher See liegen fol, leiſte⸗
sen die Könige von Mantfchao feirdem an China ben Eid. bee
Freue. Das Gefchlecht des Könige Pi lo ko war in dem Ga
birgsgau der Barbaren (db. h. Fremdlinge in bee Sprache ber
Ehinefen) zu Haufe, die man Gailad nanntez diefe erhoben
viele Fehden gegen China; eben fo bie benachbarten Tufan
(Tuͤbeter), die felbft Lieber bas Supremat über diefe Berglands
Schaft behauptet hätten. Der häufigen Unruhen und Anfechtuns
gen ungeachtet, kehrten bie Nachfolger Pi lo kos, weil fie dem
Drud ber Tüberifchen Nachbarn zu- entgehen fuchten, boch zur
Ergebenheit gegen China zurück). Bei einer folchen Gelegenheit
wird gefagt, daß diefe nebft dem Zribut den Chinefifchen Kaiſern
auch die Landkarte ihres Königreiches übergeben hätten.
Schade daß uns diefe nicht aufbewahrt if; Mit ihnen waren
auch ihre füblichen Nachbaren die Barbaren von Ngannan
(d. i. Tunkin, welches nad) jener von Europaͤern veränderten
ss+) P. Ganbil Histoire de la Dyn. des Thang in Mem. conc. P’Hist.
‚des Chinois. Paris 1814. T. XVI. p. 43. 26) ebend. p. 143.
e) ebend. P⸗ 142.
—*
738 Sf Men. Waſſerſhſteme. 1. Abfhn, $. 82,
Ausſprache *87) auch unter dem Namen Anam genannt wird),
den Chinefen tributbar geworden 5; ba diefe aber dieſer Oberherts
ſchaft überbrhffig waren, begaben fie fi) unter den Schug des
Könige von Nantſchao, der aus gleichen Urfaden, um das
Jahr 858, den Chinefen den Tribut auffagte und das nördliche
Szuͤtſchuſan mit Krieg uͤberzog, ſich felbft aber den Titel Kai⸗
ſer 8) anmaßte. Er befegte auch Ngan nan und defien Capis
tale Kinotfchi (Kesho), obwol ex aus diefer durch die Chinefen
im 3. 866 wieber zurüdgetrieben wurde, Gegen ben Norden fcheint
er in Szuͤtſchuan fiegeeicher geblieben zu ſeyn, denn die Rantſchao
Heere uͤberſchritten ſelbſt den Ta Kiang und gingen uͤber dortige
Gebirgspaͤſſe 8o). Doch gelang es ihnen nicht ſich zu Gebietern ber
Gapitale von Tſching tu fu (f. ob. ©. 413) zu mahen. Der
‚Verfall der Herefhaft bee Thang, durch das eingeführte Eunus
dhenregiment, erhob zu Ende ihrer Zeit, in faft allen Provinzen
‚des. Chinefifchen Reiches ſelbſtſtaͤndige Mititaichefd und Dyna⸗
fien ®), die auch unter ihren nächften Nachfolgern mehr oder
somiger unabhängig bleiben, bi6 die Kin im Norden, unb bie
BSong:Dynaftie im Süden von China (964 bis 126€) wie
«der ihre Herrſchaft feflftellten. So auch hier, in Szuͤtſchuan (f.
zob. &. 414), und deſſen füdlichen Nachbarprovinzen, die jedoch,
nach dem Sturze bee Song, bei ber Eroberung duch die Mons
gholen auf das fuchtbarfte verheert wurden. Dieſes Könige
reich Nantſchao wurde, nachdem unter Mangu Khan, deſſen
Feldherr, Uriangkhotai, Tübet verwuͤſtet hatte, von demſel⸗
ben Oberfeldherrn, dem auch der Prinz Khublai mit 100,000
‚Mann beigegeben war, überfallen und im Jahre 1255 91) vers
heert. Diefe Eroberungen gegen den Süden wurden den Mon:
gholen nicht Leicht, weil das wilde Gebirgsland, noch mehr aber
das heiße und ſchwüle Clima diefes ſchon fubtropifhen Suͤ⸗
dene, den Norberobereen fehr verberblich ward; von jenen 100,000
Mann kamen nur 20,000 mit bem Leben davon. Doch wurbe
dies Land, das nun mit der Hauptfladt Yünnan gleihen Ras
‚men erhielt, wirklich den Mongholen unterworfen, und zue
Provinz gemacht; aber bie Feldzüge des nachmaligen Khubs
ai Khans gegen das benachbarte Ngan nan CTunkin) mise
507) P. Gaubil ebend. p. 194. **) ebend, p. 239. 2 wer
p. 260. °°) Klaproth Tableaux histor. de PAaio p. 231
8* Nouv. Journ. Aiatiq. T. L p- 116 Not.
Alpenland Yuͤnnan. | 735
fangen, drei mat, bald hintereinander, im Jahre 1280, und die
beiden folgenden male, 1285 und 1287, mo fie von Yünnan ”)
aus unternommen wurden. Zu raſch buch die Gebirgsdefilcs
Vordeingend, wurde ihnen der Ruͤckweg abgefhnitten, die Hige
rieb die Norbländer auf, und der größte Theil ihrer Truppen
ging verloren. Die Könige von Mientien (b. i. das heutige
Birmanen⸗Reich in Awa) mögen damals nad) früher ges
habter Fehde als ſuͤdweſtliche Nachbarn von Puͤnn an befreun⸗
det worden ſeyn mit den Mongholen (auf dem Wege über
Bhanmo, am obern Irawady), oder ihnen von neuem unters
würfig 5 denn vom Jahre 1297, fagen die Chinefifhen Annaten,
habe der König von Mientien?) (ec hieß Fitipa) feinen Prins
zen-(Sinhobati) mit Tribut an den Kalfechof der Mongholen ges
ſchickt, wo «er fehr gnäbig aufgenommen ward. Einen frühen .
Feldzug Khublai Khans aus dem ſuͤdweſtlichen Yinnen im
Fahre 1272 gegen Mien (d.-t. damals das Königreich Ava) auf
der großen Hauptſtraße bahin gegen Bhanmo hat M. Polo bes
ſchtieden; duch welchen Mien ſchon frühe tributpflichtig an bie
Duen ward.
Dies iſt die merkwürdige Periode, in welcher, kurz vorher, ber
erfte und einzige Europaͤiſche Beobachter, eben der Venketianer
Marco Polo, jene Gegenden bereifet, unb als Augenzeuge zum
erſten male Über bie Lanbfehaften von Yünnan Bericht ges
geben hat, doch ohne fie noch mit dieſem Namen zu nennen,
Daher nur erſt ein gelehrter Commentar, und zwar auf:Kennts
niß der einheimifhen, orientalifhen Spraden und
Geſchichtsquellen begründet, diefen Bericht erläutern, vor
bypothetiſchen Erklärungen befreien und für Geographie nutzbar
machen konnte. Dies ift durch Klaprothe Bemuͤhung gluͤcklich
gefchehen, weiche die hifkorifche Treue und Genauigkeit der Erzaͤh⸗
lungen de6 edlen Venetianers, noch nach einem halben Jahrtau⸗
fend feiner vielfachen Verkennung auch auf den dunkelſten Erd⸗
räumen in das hellſte Licht fegen. Hier das Reſultat derfeiben
nebſt einigen weitern Erläuterungen. j
2) P. obil Histoire de Gentchiscan et des Mongons etc. .c.
p-. 194, 203, 207. 22) Mailla Histoire Generale de la Chine
T. IX. p. 468.
736 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. I. bin. $. 82.
2 Marco Hoto?’s Reiferoute durch Vünnan Ende
bes XII. Jahrhunderts.
Nachdem M. Polo auf dem oben bezeichneten Wege (ſ. ob.
S. 513 — 522) die Capitale Tfhingen,fu erreicht hatte (f. ob.
S. 413), und von da, gegen S. W., bas verheerte Tuͤbetiſche
Land, WTagereiſen, bis zur Suüͤdgrenze durchzogen hatte (f. ob.
©. 187), fügt er: am dieſes Tüͤbet ſtoße die Provinz Kain:
du 5%), deren Hauptfladt, am Anfange ber Provinz
legend, heiße eben fo. ”
1) Kaindu (06 Kiangtheon, Hentha?), Grenzlanb gegen.
; Mien (Awa).
Be der Hauptſtadt Kaimdu liegt, führe M.Polo fort, ein
geoßer Salzſee, in bem eb viele Perlen giebt, die weiß von
Sarbe, jedoch nicht rund. find, und in fo großer Menge, daß iht
Preis fehr bald herabfallen würde, wenn «6 jedermann erlaubt
wäre, diefelben zu fiſchen. In defien Nähe llege, fagt er, ein
Berg mit Türkis, deffen Minen ebenfalls nur mit Exrlaubaif
des Groß: Khans bearbeitet werden burfien. Diefe Provinz habe
"Früher ihre eigenen Fuͤrſten gehabt, fey aber gegenwärtig dem
Groß: Khan unterworfen, dee dort feinen Gouverneur einfege.
Die Einwohner von Kaindu find Idolanbeter; bei ihnen
iſt dieſelbe Sitte, den Gäften die Rechte bed Hausvaters abzutre:
ten wie in Hami (f. Afien Bd. I. S. 60-361); fie glaubten
dadurch teiche Ernten zu gewinnen. Ihe Gelb fi nd Goldſtau⸗
gen nach dem Gewicht, ihre Leine Münze find Salztafeln,
und Xäfeichen, die ſie aus dem Abfub der Salzquellen gewinnen,
die von den Laiferlichen Beamten geflenıpelt werden, davon dad
Stud nur 2 Pence, 80 Stud einen Saggio- Gold (d. i. + Uage
Venetianiſch) Werth haben, deren Preis aber durch das Gebirde
verführt fleigt (mie in Habeſch, ſ. Afrika Tb. I. &. 300, 1038).
Hier wird Goldſtaub und Mofhus u. a. dafür eingehandelt, was |
den reifenden Kaufleuten großen Gewinn bringt. Die Landſchaft
Kaindu if voll Staͤdte und Caſtelle; im Gebirge umher giebt
es viel Tiger, Bären, Hirfche, Antelopen, viel Geflügel, Moſchut;
in dem See viel Fiſche. Aus Weigen und Reis machen bie Ein
wohner mit Gewürz einen Weintrank, von ſehr gutens Geſchmoc.
se#) M. Polo ed. Marsden Lib. II. ch. 38. p. 419— 422. ed, Ra-
musio Tom. IL Lib, I, cap. 38. ed. Venet, 1583, fol. 34.
Yünnan, Kaindu, Orenzland gegen Awa. 737
Das Land bat viele Gewürznelken (Garodali), Zimmt
(Canella, d. i. Cassia), Ingwer (Zinzerp) und. viele andere Ges
mürze, von denen, fagt M. Polo, niemals weihe nah Eus
ropa gebracht worden find. Jener Garofalo⸗Baum iſt klein,
bat Zweige und Biätter wie dee Lorbeer, jedoch find diefe länger
und ſchmaͤler; feine Bluͤthen find weiß und Elein, wie die Garo-
Jali, werden aber dunkelgefärbt. (die des Caryophyll. aromaticus
find nicht weiß von Farbe, fondern ſchwarztoth). —
Diefeb Land Kaindu mit Sicherheit zu beſtimmen, möchte,
bis jegt noch, feine Schwierigkeit haben, ba jene ganze Region am
Südweflende ber Chinefifchen Provinz Vuͤnnan, gegen das
alte Königreich Ama [Mien), noch ven keinem Beobachter bes
ſchrieben ift, und jene Angaben Marco Polo’s fi nur hie
und da an etwas bekanntes anfchließen. Am nächften trifft wol
Klaproths 5) Erklärung, obgleich uns auch diefe noch hypo⸗
phetifch erfcheint, und. manches dunkel laͤßt. Kaindu ift, nach
ihm, das nördliche Land der Birmanen, nordwärts vor --
Awaz die Stadt deſſelben Namens werde zur Mongholenzeit
Kiangtheou genannt; fie lag 10 Tagereifen von der Grenze
im S. W. von. Dünnan. Klaprorh Hält fie für das heutige
Hentha, am Oſtufer des Jrawadi (unter 22° 55° N. Br.),
welcher, auf dem Weſtufer bed Steomes gegenüber nicht fern ein
großer Ser, der Nando Kando des Karten, legt, der uns ins
deß fonft unbekannt blieb. Denn Crawfurds Reife, die dort
von Ama am weiteften gegen Norden vordrang, erreichte nur
‚ die Nähe fübwärts von Monchabo %) am Südende jmes Sees
bee 10 Stunden von Ama entfernt, und an 12 Stunden lang
feyn fol. Ehe man diefes Suͤdende erreichte, kehrte man bei den
Reka⸗Bergen aber ſchon wieder um, vor. denen fid) allerdings
aber nur ein kleiner See ausbreitet, weiher Bitter: Waffer
“in dee Lanbesfprache heißt. Won blauen Kalkſteinklippen umge⸗
ben iſt dieſer wirklich falzreich, auch bereiten die Dörfer umber
Salz aus ihm umd Boden aus ˖ det benachbarten Erbe Salz.
Diefre See, ſagt aber Craiwfued, ift der einzige- feiner
Art” im Lande. Soute diefes wirklich deu gran Lago ſeyn, ˖ den
Mares Polo! nt; ſchwerlich; von jenem großen iſt es aber
»5) Klaproth Remasques geogr, sur les Provinces occideninles de
la Chine deorites, p. M. Polo in Nouv. Journ. Asiät. T. I. 1828,
p- 109-119. John Crawfurd Journal of an Embassy to
die Court. of Ava 1827. London 1829. 4. p. 200, 400.
Nitter Erbfuche IV. Aaa
8
—2
738 Dft-Afien. Waſſerſyſteme. I. Abſchn. $. 82.
nicht befaunt, daß er falsig, noch weniger, daß er fo perlenreich
ſey. Die Angabe der Gewuͤrzpflanzen, die man jedoch nicht für
‚bie bekannten Arten, fondern nur für analoge halten kann, weis
&e auch M. Polo nur nergleichungsweife angiebt, Yaffen- alles
dings ſchon auf ein heißeres Clima in einem teopifhen Tiefthale
fhließen , daß hier offenbar an einem jener großen Suüͤdſtroͤme
fhon auferhasb ber Dochgebirgeketten von Yünnam legen
mußte. Wenn M. Polo, bier, mit Kaindu jene Localität ges
gen das Königeeih Ama wirklich bezeichnet, fo iſt es auffallend,
daß er fie nicht näher als Grenzprovinz, bie offenbar fchen
zu dem Koͤnigreiche Wien (d. i. Awa⸗Reich) gehört, genauer aus
giebt oder ihrer fpäter noch einmal erwähnt, da er boch weiter
unten noch einmal auf Diefeibe Gegend zurückkommt, wo er
den Feldzug feines Groß⸗Khans und die Schlacht gegen dem Koͤ⸗
nig von Mien, im Sabre 1272°7), genau deſchreibt. Verlaͤßt
man bie Stadt Kaindu, fo find es 15 Tagereiſen bie zur ent-
gegengefesten Grenze der Provinz (ob im Mord oder
Oſt, oder N.D.?), auf dem ganzen Wege ift alles voll anſehnli⸗
her Wohnungen, vol fefter Poſten, Sagdreviere ; die Bewehnet
haben biefeiben Sitten, wie oben gefagt. Am Ende dieſer 15
Zoge (leider giebt M. Polo gas keine nähere Richtung der Weit⸗
gegend an), gelangt man zum großen Fluß Brius, der die Pros
vinz begeenzt, fich in den Ocean ergießt, und fehe viel, Gold⸗
Raub waͤlzt (alfo ein Kincha Kiang, hier, bann nicht der im
Norden, der Ta Kiang, fondern ein mehr füdweftlicher, ob ber Ira⸗
wadi? f. #6. 8,196), Daß es zwei Kincha Kiang, d. h. Fluͤffe
gebe die Goldfand wälzen, ſagt ausbrüdiih, nah Klap⸗
roths ) Gitat, die Chinefifche Reichsgeographie, die man nicht
mit einander verwechfeln dürfe, den nördlichen den KaKtang
in Dünnan, und den fübwefllihen ben Itawadi in Ama.
Sollte es nicht deren noch mehrere geben, die Goldwaͤſchen darbies
ten zwiſchen diefen beiden? es wird ja von M. Polo feib in
allen jenen Provinzen Yınnan de zwifchen beiden ausdrkdiich
von Goldreichthum in den beiden folgenden Kapiteln gefprochen,
und: ed könnte eben fo gut einer: der mehrexen zwifchen jenen dei⸗
den Ertremen gelegenen ſuͤdlichen Stroͤmen mit dem Namen
9* M. Polo ed. — e. ch. 42. p. 441. ed. Ramusio L «.
‚ D. c. 42. fol. 38. h. ”e) Taithsing y thoung tchi coexxvim.
fol 2. b. Klaproth Mem. Lt. T. L p. 110.
!
Dünnan, Kuraiin, bei M. Polo. 739
Gold ſt rom belegt feyn, wie etwa der Nu Kiang oder Lange
thſangKiang (f. ob. S. 226), die auch direct zum Dean abe '
fließen. Diefen Fluß Brius mit dem Goldſande (Welcher
berfelben es unter den dortigen problematifchen gegen die Awa⸗
Seite ziehenden Grenzfluͤſſen Yuͤnnans auch ſeyn mag), paſſirt
nun M. Polo (ob gegen Oſſt oder Nord iſt nicht geſagt), und
dann tritt er ſogleich in die Provinz Karaian ein, die fo groß
if, daß fie in 7 Gouvernements vertheilt warb.
2 SKaraian, das Land der Karain, oder der Thfouan man der
Ehinefen; daB heutige S. W Yünnan, mit der Capitale Jack,
db. i. Thſu hiung fu.
— ſagt M. Polo M), iſt weſtlich gelegen, die Ein.
wohner ſind Idolanbeter, der Groß⸗Khan hat ſeinen Sohn Can⸗
temme (richtiger Efentemur anderer Mfe.) zum Vicekoͤnig
eingefegt,, der wie fein Vater mit Weisheit und Gerechtigkeit bie
Herrſchaft führt. Reiſet man von diefem Fluß 5 Tage gegen
Weft (e partendosi dal sopradetto fiumne' si cammina verso Ro-
neate, bei Ramufio. — Diefe Stelle widerſpricht eben jener Ans
nahme den ſehr wefllichen Scawady für den Brius, ber den Golds
fand waͤlzt, ‚gelten zu laffenz in allem folgenden flimmen wir mit
Klaproch6 Commentar überein), fo paffict man durch ein Land
vol Bewohner und feſter Burgen. Die Einwohner nähren fi
von Fleiſch und Fruͤchten. Die ihnen eigene Sprache (hanno
linguaggio da per se) iſt ſchwer zu erlernen. Sie haben die bes
fien Pferde. Nah 5 Tagen erreicht man bie Gapitale des Koͤ⸗
nigreichs; fie heißt Jaci, iſt groß und wohlhabend, vol Kauf:
leute und Künftler, mit gemifchter Population von einheimifchen
Idolanbetern, Neſtorianiſchen Chriften und Mohammedanern;
doch machen die erſteren die Mehrzahl aus. Als Geld curficen
bei ipnen weiße Porcellanmufcheln (Porcellana b. M. Polo,
Sauries, f. Erdk. Afrika I. S. 149, 324, 422, 1088), die auch
zum Echmud dienen; 80 Etüd haben den Preis von 1 Saggio
Silber (gleich 2 Venttian. Groffi), und 5 Sitber Saggie find
gleich 1 Saggio Gold. Die Salzquelien geben hier dem Koͤ⸗
nige große Einkünfte. Die Gaſtſitte gegen die Fremden if hier
wie in Kaindu Hier iſt ein Su über hundert Mislin in
’*2,M. Polo ed. Maredgn II. ch, 30 p. 424—420; ed. Ramunio
Il. cap. 39. fol. 35
Aaa2
740 Oſt⸗Aſien. Wafferfofteme. I. Abſcha. $.82.
Umfang, fehr reich an Fiſchen, auch an großen. Die Einwohne
effen rohes Fleiſch von Vögeln, Echafen, Rindern, Büffeln, nur
geſalzen und gewürgt, un Poͤkelfleiſch — So weit De. Polos
Beide. —
Diefe Landfchaft Karasin im weſtlichen China gelegen,
hatte wirklich Eſentem ur zum Vicckoͤnig, es iſt der Defian
Tim ur der Chineſiſchen Annalen o), aber nicht Sohn, ſondern
Enkel Khublai Khans; fein Vater war Khogatſchi, fünfte
I}
2
Sohn Khublais. Er wurde,im Jahre 1250 zum Bang (Bis
cefönig) von Yünnan erhoben, und blieb daſelbſt bis 1307,
wo er anderd beorbert ward. Vor ihm war fein Water König
von Yünnan gewefen. Yuͤnnan heißt noch heute bei den Mo⸗
bammebanern Gentrals Afins Karayan, nah den Einge
bornen des Landes, Diefe find von einer andern Abſtam⸗
mung als die Chinefen, ihre Sieger; diefe Karayam (ober Ka⸗
rain) find eben fo im Birmanenlande verbreitet, wo fie no
heute Karain heißen, und ihre Stammpgenoffen haben fi
meit gegen den DOften durch Suͤd⸗China ausgebreitet, wo fie einem
bedeutenden Theil der alpinen Miaotfe ale Bewohner de
Miaoking ausmachen. Es ift- für Ethnographie hoͤch ſt wich⸗
tig, daß mie den Sig dieſes Aboriginer Volkes in feine
Heimath durch DM. Dolo kennen lernten, vor befien weiter
und vielfacher Zerfireuung 1), die wie ohne den Mittelpunct
und Urfig factiſch zu kennen, ſchwerlich Gerauögefunden haben
würden. Diefe Provinz umfaßte den füblichen Theil von
Yünnan, das Land der Thfouan man der Chinefen, die fih
ſelbſt Karain nennen (ihre weite Verbreitung f. unten). De
Gapitale, welche M. Polo Jaci nennt, nad italiſcher Schreit»
art, heißt Goei thfu zur Beit Khublai Khans (Batſi nad
Mongholifcher Ausfprache, die der Venetianer genau wiedergiebt);
fie war ſchon in frühern Zeiten bee Song: Oynaſtie die bedeutend:
Hauptſtadt bes Landes, und erhielt erſt fpätee den heutigen Na⸗
men Thſu hiung fu (Tchou young 5. D’An-ville, Tſchu⸗
jüng b. Stimm, im Welt ber heutigen Capitale Yünnas
*°°, Lie’tai ki sza nian pao Kiv. XCIV. Tabl. Geneal. und Kir.
XCVIR fol. 1. vers. nady Klaproth Remarg. 1. c. p. IM.
- 2) Marsden Not. in M. Polo Ed. 826. p. 425; 9. Berghaus Afta,
Sammlung von a in Beyihung auf * Geo⸗ und Ho⸗
en: 3 f. Th. J. Gotha 1832. A, Heft, I a
\
—— — bei M. Polo, Talifu. 741
gelegen), bei welcher bie Chineſiſche geichegeographie 2) auch Beute
nod 4 Hauptgruben nennt die ſchwarzes Salz geben, aus
denn das Gouvernement großen Gewinn zieht. Der große, fifchs
reihe Ser, von dem M. Polo fpriche, iſt unftteitig ber Eul⸗
bai, der im Weſten die Mohnfige bee Thfouanman oder
Karain von denen dee Duman oder Raradjang fcheidet,
zu denen M. Polo nachher fortfchreitet. Er hat nach dee Chis
nefifhen Neichsgeographie über 22 geogr. Meilen (300 Li) Um»
fang, etwa die Größe des größten Deutfchen, bes Bobdenfers ; dee
koͤſtlichſte Fiſch, dem man darin fängt, der bis 1 Fuß lang wich,
heißt Koungpuz bie Chinefen nennen ihn „den erflen der
Fiſche.“ Marsdens Auslegung Jaci (das er Jacchi fchreibt)
für Pechu oder Talifu zu nehmen, iſt daher unbegruͤn⸗
dete Vermuthung >).
3) Karazan, b. i. Karadjang, mit der Stadt Tat fu; das Land
der Ouman, d. i. der ſchwarzen Barbaren.
Marco Polo nimmt nun, in der Fortſetzung ſeiner Be⸗
ſchreibung von Yunnan, durch welche wir den fruͤheren Zus
Rand dieſer, ſeitdem ſehr veränderten, Chinefiſchen Grenzprovinz
kennen lernen, eine direet weſtliche Route, und kehrt noch
einmal an. bie Weſtgrenze gegen Mien, b. i. das Awa⸗.
Reich zuruͤck, von dem ex nach obiger, fruͤher geſtellter Angabe
des Laubes Kaindu, ſich alſo weithin gegen Oſten bin hatte erſt
entfernen muͤſſen. Dieſer Schwierigkeit des Zuſammenhanges,
die uns noch nicht ganz Mar aufgeloͤſt ſcheint, ungeachtet, iſt nun
Marco Polos weftliches Vorfchreiten, won der Capitale
der. Rarain aus, ganz Bar.
Verlaͤßt man bie Capitale Jaei (Goei thſu, d. i. Thſu⸗
biung fu) und reiſet 10 Tage gegen Weſt: fo erreicht man bie
Drovinz Karazan *), bie fo wie ihre Hauptfladt heiße. Dis
Einwohner find Gögendiener, das Land gehört dem Groß: Ahan,
deſſen Sohn Kogaein Vicckoͤnig ifl. In den Ztüffen finder
man hier das Gold in Beinen und geoßen Stüden, auch bavon
ganze Adern im Gebirge. Wegen des viclen Goldes hat dort ein
Saggio Gold den Werth von 6 dergleichen Silber. Auch haben
2) Tai thaing ythoung chi Kiv. CCCXX, b, Klaproth Le. B 178.
3) M. Polo ed. Marsden I. o. Not. 830. p. 427. *) M.Po
Marsden Lib. H. ob. 40, p. 429 — 434; ed. Ramusio T. u.
ch. 40. ſol. ol. 35. °
742 SDfl:Afien. Waſſerſyſteme. J. Abſcha. 5. 82.
fie biefelben Porcellanmuſcheln als Münze, bie ihnen aus Im
dien zugebracht werben. Bei ihnemPgieht es große Schlangen bir
410 Spannen in Umfang haben, 10 Schritt lang find, umd fa
große Rachen Haben, daß fie einen ganzen Dann verflingen
koͤnnen; dieſe verbreiten großen Schreckenz man geht aber auf
ihre Jagd aus. Die Pferde find bier von einer größern Art;
als Folen werden fie nad Indien ausgeführt; man entnervt ih⸗
nen die Schweife (eine Ast anglifircen, das M. Polo gemaun
beſchreibt, iſt hier alſo uralter Gebrauch). Die Gteigbägel der
Reuter find hier lang, nicht mehr kurz wie bei Tataren, die beim
Bogenſchießen ſich darin jedesmal emporrihten. Die Einwohner
haben volle Rüftung von Büffelleder; Lanzen, Schllder, Arm:
brüfte (palestre), ihre Pfeile ſind vergiftet. Sie ſeibſt find ſchnel
bei der Hand, im Fall der Gefahr, fi ferbft zu vergiften. Ber
der Unterwerfung an bie Mongholen hatten fie die graufe Ge
wohnheit, vornehme Gäfte, die bei ihnen im Haufe übermachteten,
zu ermorden, nicht um ihee Guͤter zu baden, fondern ihren DE
mon, den fie dadurch an ihre Familie zu fefleln glaubten, wei
derfeiben Heil bringen fol. Das Haus, das ein folder Geil
eines Großen zur Herberge erhalten, wird gluͤcklich gepriefen; bes
ber fielen nicht felten Ermordungen bei ihnen vor, aber dieſe furcht⸗
bare Sitte, fagt M. Polo, iR durch den Groß: Khan weit Ber
wait ausgerottet, — So weit des Benetianers Bericht. Aus
Klaprorh 8 Unterfuchungen erglebt fi, daß dieſes Karazan,
das Karadjang bei dem Perſer Rachid⸗eddin WS), abe
auch der Chinefifhen Annalen iſt, welche den Namen mit On:
man überfegen, d. d Schwarze Barbaren (es gab auch
Weiße Barbaren, Peman, Tſchaghandjang der Mongholes,
die bei Rachid⸗eddin mit jenen identiſch oͤfter erwähnt werden).
An einer Stelle, wo der Perfifhe Autor aus der Regierungszeit
Mangu Khans von dem Feldzuge des damaligen Prinzen
Khublai Bericht giebt, dradt er jih fo aus: Dies Land heißt
in dee Kataier Speache Dailion (d. h. des großen Könige), in
dee Suͤdſprache Kandarmi (oder Kenbermi, d. i. großes
Land), in feiner eigenen Sprache Kandahar. Es grenze an
Tübet, Tangut, auch mit andern Provinzen und Gebirgen Din
sos) Description de la Cliine sous le Regne de la Dynastie Mos-
fe trad. Persan de Rachid-eddin ar. an p. Kiaproth, Paris
p. 3
Münnan, Karadiang, Tal, Nantſchao. 743
boflans und an das Land bee Zardandam (f. unten), Man⸗
gu Khan befahl Khublah dahin zu ziehen. Diefer verheerte
- das Land, plünderte es im Monat Mopharrem des Jahres 1256
n. Chr. ©. (654 der Hegra), nahm deffen König, Mah⸗arar
(d. 5. größer Here), als Gefangenen mit ſich, und Lehrte von dem
Here zuruͤck. Der Verfaffer des Tarikh Haideri 6) beſtaͤtigt
dieſe Namen, indem er ſagt: in S. W. von Maharſchin, in der
Naͤhs von Tuͤbet iſt das Land Dar liou der Chineſen, das bie
Mongbolen Karadjang, die Hindus Kenbhur, wir, bie Per⸗
fer, Kandhhar nennen (welches aber ein anderes als das uns
benachbarte Kandahar iſt). Ein anderer Perſtſcher Annalliſt im
Tatik Hafidz abrou füge feiner Nachticht noch hinzu: „die⸗
fes Land Karadjang liege zwiſchen Hindoſtan und Tuͤbet, im
deſſen einer Haͤlfte ſind die Einwohner ſchwarz, in der andern
weiß; die weißen nennen die Mongholen Tſchaghandjang.
Die Hiſtorie ber Thang ſagt genauer: der öftliche Theil
dieſes Zanded wird von den Du Wan, oder (dwargen Bars -
baren, bewohnt, ber weitliche von ben Weißen.
Diefes Katadjang (Dailicu der Chineſen bei Rachid⸗
eddin) ift aber das alte, mächtige Reh Tall oder Nan⸗
aſchao (I. oden S. 733), das, wie oben geflagt, im Jahre 1255
gerfkört und in eine Mongholiſche Provinz verwandelt war. Dar⸗
aus, daß der Feldherr Urlangkhotai damals von ZTübet
aut, zu gleicher Beit, in-einem Feldzuge, bie Länder Kar
radjang (d. i. dee Duman), Tſchagau djang (d. i. des Pe⸗
man), wie die der Lolos, der Abe und Alu «f. oben S. 2Do,
227,00 die Lu oder Nu u. a., f. unten), durchziehen und vers
heeren tonnte geht hervor, daß diefe wilden Geblrgsvoͤlkor
und Gebirgsgaue nahe sufammengrenztem & 00
derte, fogen die Ehinefifchen Aunaten, im -So hung fan iu 7), 6
Feſtungen, 8 Su oder geoße Städte, 4 Kiun, d. i. Herrſchaf⸗
ten, und beficgte 37 barbarifche Ustbns, die mit geöftes
Tapferkeit täglich Gefechte veranlaßten; -das ungefunde Glima
raffte fehe viele der Mongheien hinweg. -
As. Marco Poto etwas fpäter diefe verheerten Bantfhaf
‚im — u. fein hoher Goͤnner der Kaifer jenes eigenen
°) Klaproth — l. c. in Nouv. Journal Asiat. T. 1. 18238.
pP ne ir ) Kiaproth Remarg. I. c. Nonv. Journ. Asiat. T. 1.
p. ot.
744 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. I. Abſchn. $. 82.
Sohn Kogacin,dafeibft ſchon im Jahre 167 zum Bang
oder Vicekoͤnig erhoben; die Chineſey nennen ihn Khogatſchi.
Gene Reſidenz nahm er zu Talifu, die ſeitdem ‚zu einer ber
XH Gapitaten des Monghpolifhen Kaiferchums erhoben ward. Die
große Schlange, von der M. Polo ſpricht, iſt unflreitig bie
bekannte Boa (Mai tbeou che der Chinefen), die durch ganz Sübs
China, zumal aber in Yünnam fehe häufig if, öfter 25 bis 30
Fuß fang, an 4 Fuß im Umfang wird, und felbft Rothwild wie
ehe x. verfehlingen fol. Ihe Fleiſch wird allerdings ats Delis
cateſſe gegefien , spie ber Wenetianer berichtet, ihre Balle wird ges
wocnet, als Mediein theuer verlauft, aus ihrer Haut macht man
Trommeln, Säbel: und Dolchfcheiden. Von ihren vielen Wins
dungen, bie. fie bei ihren Bewegungen macht, wird fie auch Sans
be, oder San Jan, genannt, aber auch Nanche die Süd:
Schlange, weil fie fih nur fuͤdwaͤrts des. großen Ranking
Daralleis, 26° N.Br. (f. oben ©. 407, 660) vorfinder. Die
Loge von Ta li fu if aus obigem (ſ. oben ©. 733) belannt.
4) Zardandam mit der Stadt Unciam, d. i. das Land ber- Kin
tſchi, deu Goldzaͤhne, mit ber Stadt Yung. tfhang fu.
M. Dolo führt uns in feines Belchreibung. noch 6 Tagerei⸗
fen weiter gegen. Wet von Ta lifu, in bie Provinz, bie «
Zardandam (Kardandam) CS) nennt, mit ber Gapitafe Uns
eiamı (nis Vociam, Vochang u. a;, was falfche Ledart); aud
fie gehört dem Groß-⸗Khan. Hier wird Gold nach Gewicht als
Münze verbraucht, wie bie Potcellanen (Kausies).. Eine Unze
Gold ift gieih 5 Unzen Silber ; haber die Kaufleute, weiche bie:
ber Silber einführen, das im Lande febe felten ift, großen Ge
winn machen. Wänner und Weiber diefee Provinz haben ben
Gebrauch ihre Zähne mit Goldplaͤttchen zu überziehen, die
fie damit. ſehr kluͤnſtlich zu belegen wiffen, und. ſtets damit .bebedit
laffen. Die Männen setowiren ſich Arme und Beine, mit ſchwat⸗
zen Streifen als Chrenzsichen. Reiten, Jegen, Waffenuͤbungen
find ihr Hauptgefchäft, den Weibern uͤberlaſſen fie die Hauswirth⸗
ſchaft nebſt den Sclaven, die fie auflaufen, oder als Kriegsge⸗
fongenen behalten. Ihre Lebensweiſe iſt den früher genannten
gleich ; Tempel und Idole fehlen ihuen, fie verehren ihre Vorvaͤ⸗
es) M, Polo ed. Marsden I. c. ch. 41. p. 44440; ed. Rane-
“Ti. c. u. i x0..
—
%
Münnan, Zardandam bei M. Polo, Geldichae 745
ger, denen: fie alles, was fie Haben’ verdanken (Herden cut tu).
Daß fie keine Sthrift haben, kann in einem fo wilden und- ans
ben Gebirgslande, voll dichter Waldungen, "mit einem ſchweren
Himmel bedeckt, nicht auffallen. Im Sommer muͤſſen die Frem⸗
ben und bie Kaufleute das Land verlaſſen, um nur dem Tode zu
entgehen. Aerzte Haben fie nicht, ſondern fie laffen zum Kranfen
ihre Zauberer kommen, wie die Völker vom Katai und Manjl
Maha Zfchin), um bucch rauſchende Mufit und Tanz. die böfen
Dämone gu deſchwoͤren (Shamanendienft). Bel Unterhands
langen, Sontracten, Schuldverſchreibungen haben fie ben Gebrauch,
einen Holzfpan in zwei Theile zu fpalten, und darauf bie Sunis
men durch Kerben oder Zeichen zu begeichnen, um als Documente
zu dienen, die nach Löfung ber Schuld ausgetauftht werden (ſen oꝛ
tenſchrift, f. oben bei Sifan &. 505, oder Schrift mie Kerbs
hölzern, wie bei den Tukhiu, f. Afien Bd. 1. ©. 1131, eine
unfteeitig antike Miethode, die bis heute, nad Marſdens: Ver⸗
fiyerung ſogar noch bei gewiffen Berechnungen im British Ex-
chequer. im: Gebrauch -ift; f. Marsden ed. M. Polo l. c. P- 40:
Not. 859). — &o weit M. Polos Bericht. — - -
Nah Klap eoth 2) Heißt Zardan dam im Perfifchen, —
M. Polo nicht ſelten folgt (ſ. oben S. 514), fo viel als Gotd:
sähne, was die Shinefifchen Annaliſten durch Kintfiht uͤber⸗
feten, womit ſſe Suͤd weſt⸗Y lnmn amn beleihnen. Die Stadt
Unciam,- welches von den vieſen abweichenden Schreibideifen
der Monufeipte die einzig richtige Lesart iſt, bezeichnet, wie ſchon
der Pate Mare Martini 10) guet richtig dargethan, die
Sadt Yungtfhang. (Yung tehang $. D’Anville) in G. W.
von Talifu, auf dem Wege gegen Awa hia. Auch Abdsallah
Beid hawl, in feiner Hiſtorie von Khatai, fpriht von dem Volke
mit den goldnen Zähnen. Zwiſchen Khatai, fagt ee, und
Karadjang, find wehrere Laͤnder, jedes von feinem befondern Koͤ⸗
ige behereſcht. In einem derfelben haben die Einwohner den
Gebrauch: ſich die Zähne mit Goldplatten zu bedecken, die fie abs
nehmen, wenn fie eſſen wollen. — Dies ift aber auch bie legte
Provinz Wel:-Yünnans, die M. Polo nennt; in allen feis
nen Angahen, bie frühre ihm, wie ähnliches auch Herodot und
Pytheas von Maffilia traf, nur a veranlaßten, fins
. 9) zuren Remar 1. e. in Noar. Jonrn, Asiat, T. I. un >
ı0) P. M. Martini Dar Atlas Sinens, I c. fol. 170.
N
v
746 Sft-Afien. Waſſerſyſteme. I. Abfchn. $..82. |
ber fich die gewiffenhaftefle Treue, durch bie verſchiedenartigſten
Bengnifie der Autoren, dere Chinefen, Mongheolen, Derfer,
Araber und andere auf das merkwuͤrdigſte beflätist, und das
miühfanıe Beſtreden des gelchrten Drientatiften, unfers Deutfchen
Landsmann, zur Ehrenrettung, des Venetianers, um ihn vor
leeren, oberflächlichen Hypotheſen und Willluͤhrrn der Commentas
toren zu bewahren, worin ihm auch Pater Gabe. be Magail⸗
land, P. Bart. Martini, Marsden, Zurla und Anden
nad) ihren Methoden, aber ohne oriemtalifche Philologie vorher⸗
gingen, If für Afiatifhe Erdkunde mit meniger ver⸗
dienſtlich.
Das Factum ber ſeltſamen Goldplattirung ber Bühne
bei Völkern Malaiſchen Stammes, die fie häufig, wie. Pat. Mar
tini auch von den Kintſchi fagt, ſchwarz firniffen und dann
mit Goldplatten theilweiſe Ylatticen, um zumal Abends bei Fak—
Belfhein dem Redenden in Verſammlungen, einen Effect bei feis
nen Zuhörern zu fihern, iſt durch die Beobachtung Mars:
den 661) hei Malaifchen Stämmen auf Sumatra noch heu⸗
tiges Tages außer Zwiifel geſtellt.
IL. Die große Querſtraße aus China duch Dinner
nach Awa, die Route der Embaſſade, pie Handels⸗
raße von Yünnan nah Bhanmo zum Irawabi.
Unmittelbar nach der Befchreibung diefee O aidweſt⸗Pro⸗
vinz Yünnans, mit der Capitale Yungifihang, theilt DR.
Polo bie Geſchichte des. Feldzuges Kyhublai Keine, im
Jahrte 127232), aus Yünnan gegen Awa, offenbar als Au:
genzeuge mit, woraus fi fein Hinabfleigen von ber Ber
birgss Provinz Zardandam, zum Meflande von Mien
oder Ama ergiebt, und das Suͤdende der Gebirgefandfchaft zum
Tieflande des Irawadi, den er jedoch nicht bei ber Capitale
von Mien (d. i. Ama) nennt, mit ihren goldenen, pyramibalen
Koͤnigsmauſoleen, die Ahublai Khan, ohne fie zerſtoͤren zu lafs
fen, in Bells nahm. Nur durd ein ſehr ſtarkes Hinab⸗
fleigen (grandissima discesa) 2) von 2 und einem halben
Tage, aus der en von —— tan man,
l
on Marsden History of Sumatra — 3. p- 52; deſſ. Kd. Marco
Polo 1. c, p-438 No. 13) M, Polo od. Marsden 1. c. ch, #2.
p- 441 —446. 12) ebend. ch. 43. p. — Not 872.
Münnen, Hinabfteigen gen Mien, 747
fagt er, ohne irgend wo Drtfchaften zu finden, In bie vorlie«
gende Ebene gegen Mten (Pianura ampla e spatiosa) gelans
gen, wo, alfo am Suͤd⸗Fuß des Gebirgefaums, wahrfcheintid, im
Thale des heutigen Nu Kiang, der nochwendig überfent ugrdeg, .
muß, um zum Irawadi⸗Thale gegen Awa vorzudringen, ein Markie
Verkehr zwifchen ben Bewohnern der Ebene und des Gehisgee
landes gehalten zu werden pflegt; es iſt offenbar der Grenze.
markt und Grenzumfag zwifchen dem AmasReihe un»
dem Chinefifchen, oberhalb Bhanmo, ben auch Colon. Sy⸗
mes bei feiner erſten Geſandiſchaftsreiſe dort erkundete. Hier,
in der Nähe war es, wo die Schlacht geliefert wurde, die dem
Groß⸗Khane den Sieg gab. Hiervon wich weiter unten bei Awa
die Rede ſeyn. Uebrigene, fagt M. Polo, braudhe man von.
bier noch 15 Tagemärfche, um die Hauptſtadt von Mjen (Ama)
zu erreichen. Bu biefem Kapitel bes M. Polo bat ber Pater
M. Martini erinnert +), daß alfo die Yuan⸗Dynaſtie der Mon⸗
gholen, von Mittag ber, zu erſt in Sina eingebrochen und
daſelbſt die erſte Staffel zu dem ganzen Sinifhen Kais
ferchum gelegt habe (erſt 1280 wurden die Song in Maha⸗
Chin vernichtet‘. = Re
Kehren wir zu bem hoben Alpenlande von Yınnan surüd,
fo fehen wir, daß diefelben Drte, wie fie M. Polo von D,
nach W. beſchrieben hat, in dee Richtung dee großen
Heerſtraße liegen, wie man fie von Peking kommend, im
Süden des großen Kiang-Ötrom aufwärts gehend, durch Yüns
aan zu berühren pflegt, wenn ‚man die Straße nah Ama
nehmen mil. Das Routier des Birmanifhen Gefand»
ten, bes Zabua, aus dem berühmten Biimaniſchen Grenze
markte, eben jenem Bhanmo, an der Sübmefigreme Yin
nans gebärtig, der Chinefifh fprach und von einer Embafade
aus China zuruͤckgekehrt, dem SBeitifchen Gefandten, Colon. Sy⸗
mes in Awa, und defien Begleiter Dr. Sr. Hamilton), im
Reiſeſtizze und Erklärung treue Auskunft gab, beweifet dieſes.
Sie beiraten, von Dft ber kommend, die Grenze ber Proving, -
und kehrten in der heutigen Gapitale, in Yinnanfy din, ein -
gen von da aber in 15 bis 18 Tagereiſen, duch Bergland,
14%) Pat M. Martini Nov. "Atlas Sin. fol. 170. 16) Fr. Hamil-
ton Account of a Map of the Route between Tartary and Ama-
rapura by an Ambassador from tbe Court of Ava to the Eıwperon
of-China. Edinburgh. Philos. Journ. 1820. Vol. Il. p. 32.
!
\
743 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. I. Abfchn. 4. 82.
48 gesgr. Meilen directen Abſtand zurücklegend, nah Yung»
Hhangfu. Der gewöhnliche Meg Führt über Thfubiungfu,
Zalifu und Yungtfhangfu; biefe beiden legten Etationen
rechnet man 7 Zagerrifen weit auseinander. Che man diefe letz⸗
(exe Stade erreichl, muß man den Kiulong⸗Fluß 616) (d. i. der
Lanthſang Kiang, f. oben S. 227) überfegen, den ber Bir
mamniſche Sefandte, Zabun, ba Maekhaun nennt. Es if
der Strom von Rambodija, einer der gewaltigften Ströme,
der ganz Dünnan von Morden nah Süden durchſchneidet, von
bem wir aber ‚nur wenig erfahren. Nach einer neuen Karten:
mittheilung heißt er bei den Chinefen dee Neun⸗Drachen⸗Fluß
(Keuſ lung Kiang bei Fr. Davis) 17), und erhält ſehr viele Zu:
ſtroͤme fhon in Yınnan, che er noch weiter im Suͤd die Pros
vinz verläßt und durch das Land ber wilden Lo los in Kambobia
eintritt. In Yünnan gefchahe feine Ueberfahet in einem Holje
kaſten an eifernen Ketten hängend, die quer über den Strom
reichen, und durch Stricke zuruͤckgezogen werden (eine At Spule,
wie- zu Rampur über den Sſetledſch, f. Aſien Bd. II, S. 757).
- &r:ift alſo unftreitig ſehr räßend, und das Thal noch «eine Ge
birguenge. Bon Yungtfhang fu (Wunzhaen nach ber Wer
ſtuͤmmelung der Birnianen Ausfprache) wird nach 5 Tagereiſen
Tıngjuetfahu (Fengye b. D’Anrille), 10 geogr. Meil. fern,
erreicht, das am Shäfuge des dis jegt befarmten fübwef lich
Ken; ewigen Schnetfeldes (f oben S. 402) auf der Grenze
des Chinefifchen Reiches liegt. Auf dieſem Wege muß ber Eus
Klang (oder Nu Kiang, ſ. oben ©. 226) überfegt werben, wel⸗
Gew der Birmaniſche Befandte Saluaen nannte, der bei Mar⸗
tmban.in das Meer falle, aber weit Eieiner an Wafler als der
Jrawadi fep. Die Schnelligkeit hindere jeden Bruͤckenbau. Der
Kiutong weit länger ald der Eu Kiang fliege um beffen
Quellen herum (running round its sources). Diefer legtere
Ausdruck wiberfpriht allen. bisherigen Kartenzeichnungen , bie
Duelle des Zu Kiang koͤnnte demnach nicht fo weit gegen ben
Morden hinaufreichen,, als die bes Kiulong, die beide tief aus
Küber hergelekter werben. Bon biefem Zengyuetfhu find 3
Zagmeifen gegen S. W. nach einem Orte, den ber Birmanen
. te) Pr. Hamilton Account I, e. p. 34. 11) Fr. Davis Geogr.
: Notioe of the F'rontiers ol the Burmese and Chinese Empires in
. "Transact. of the Roy. Asiat. Soc. of Great..Brit, etc. VoL I.
P. Lk 1820. p- 9. ’ &
0}
Minen, Handeleftraße über Bhanmo. 749.
Gefandte Mainti nannte (Mantaentfan her Chrarfan),
- beide Namen find unbekannt. Aber zur rechten Hand: blieb
Innen ein kleiner Fluß Panmo Khiaum der Birmanen
(Sing goi Aho der Chinefen); ohne Zweifel ba6 kleine, ungenannt
gebliebene Fluͤßchen bei D’Anville, welches bei Santa, obm
Tſanta, oder Xfenta 12) der Chinefen, unter 25° M. Ge., auf
Walkers Map nach Crawfurds Nachrichten vorbeifließt. Tengz
jur liegt auch am Ufer eines von deffen Zuflüffen. Das Santa
D’Anvilles heißt bei den Birmanm Mole Zanda!);-c6 liegt
2 Dain, d. t. faft eine geographifcke Meile, jenfeit des Fluſſeg,
alſo außerhalb der gewöhntihen Monte, weiche hier zugleich bie
große Haupt:Hanbeisituaße nach Bhanmo und Awa
ik. Bon Mainti, was alfo ganz in ber Nähe von Santa
(Xfenta) liegt, geht es nach Mourin (ober Mowan, Lounſoen
b, Chinefen), der legten Chinefifhen. Grenzſtadt, die zwar auf kei⸗
‚nee Karte angegeben ift, aber mit einem jener Grenzorte Koen
(oder Kuan, d. i. Feftung) genannt zufammenfallen mag, was
Ge Hamilton für- ibensifh mit dem Birmaniſchen Kaen
hält, womit dort em Grenzzollhaus, sine Grenzftätte bezeich⸗
net wird. ‚Vier Chinefifhe Reifenbe, deren Route Sr. '
Hamilton mit ber angegebenen vergleicht, gebrauchten vom
Zengjuetfhu 5 Tage, um den legten Dit auf Chineſi⸗
[den Boden in ber Provinz HYünngn zu erreihen. Sie
nennen ihn nicht, ſagen aber, daß eine Sarnifon da liege, und
Bolt gezahlt werde (mahrfcheinlich diefed Mourin). Hier fchiffs
ten fi bie 4 Chinefifhen Reiſenden ein, und erreichten
auf der Waſſerfahrt, in 21 Zagen, bie Reſidenz Ana (Marce
Polo zu Lande rechnet 16 Tagemaͤrſche). Wahrſcheinlich, bes
merkt Fr. Hamilton, ſchifften fie ſich auf dem Fluß bei
Santa (Tſenta) ein, des nach Crawfurdé Karte von Ama,
weicher hier Grimme Karte- gefolgt iſt, aber erſt In der Nähe
. vom. engine entfpringt und Pinlang beißt. Won. jener Sta⸗
tion Maurin (oder. Mowund. brauchte der Birmanifche Ges
fandte Zabua aber drei Tage, bis ex bie Stadt Nanmo,
d. i. Bhannte, erreichte, am Jrawadi, mo der Strom vom
Santa (Tſenta) oder Tenghue, dee auch Steom von
Bhanmo auf des Geſandten Sabua Routier Karte heißt, und
2) Fr. Daris Geogr. Notice-L.c. p. 9.- 1°) Fr. Hamilton
Account 1, c. Edinb. Phil. Journ. It, p- 3% —
%
750 Oſt⸗Aſien. Wafferfofteme. I. Abſchn. $. 82.
als Elriner, linker Zufluß des großen Jeawadi gezeich
ner iſt, ſich in dieſen großen Hauptſtrom ergießt. Wenn biefer
kleine Strom von Bhanmo wirklich ibentifch iſt mil dem
Pinlang Kiang, fo würde dieſer Pin lang (Strom der
Areka⸗Palme) wenigſtens keineswegs jener geoße Haupts
ſtrom des Jrawadi genannt werden können (f..ob. S. 223,
086), noch tweuiger koͤnnte er der Große Strom (Dyangbo aus
Tabet) ſeibſt ſeyn, womit ihn bie Khienlongſche Karte duch
eine Randglofſe ibentificiet. Wie bleiben bis jegt bei des Autori⸗
tät des Birmaniſchen Geſandte Babua flchen, der hier einheis
miſch iR, zu Panmo, ober Bhaumo, dem nörblichfien gro»
Im: Handelsmarke dee Birmanengtenze (f. Aſien Bd. I.
©. 238) gegen China, von dem weiter unten bei Awa die Rebe
ſeyn wird. Mit dieſer Anfiyt flimme die neueſte von den Brh
ten herausgegebens Karte von China 6%), die und fo eben zu Ges
fit kommt, Adtrein, die auch, ſchon auf Grimms Karte von Hody
‚Aften niedergelegt wurde. Die 4 Chinefifhen Reifenden
ſthifften fig nicht eher ein, als bis fir an die Grenze ihres
Reiches kamen, und ſcheinen fi auch bann nur eines Arms
des Awaſtromes bedient zu haben. Wäre frücher ein ſchiff⸗
Barer, großer Strom buch Vuͤnnan gegangen, ber nad
Ama Führt, wie ed der Daangbo (bier Pin fang Kiang ge
Rannt, nämlich dem Irawadi identiſch, an welchem Zfante ges
zeichnet wich), nach ber Khienlongfhen Karte, nach Klap⸗
roth's Anfihe und Berghaus Karte von HintersIndien, 1832,
ſeyn fol: fo würden fi die 4 Chinefen gewiß ſchon früher
ber bequemen Wafferftraße als der Landftrafe bebient has
. ben. Auch iſt niemals davon die Rede, Daß der Waarentrante
port von Bhanmo zu Waffer auf einem großen Strome
ad, der Provinz Puͤnnan geführt werde, fondem duch Lands
tranbpott. Er. Hamilton?!) fagt austbehdtih, nach ſeinen
ta Ardır angeftellten Erkunbigungen, der Birmaniſche, hier einheis
miſche Yedmte, ZaBbun, wußte genau, daß der Jrawadi (obes
Kiangiiga) nie In bie Yrovinz Yännan einwitt, fondern
# feße- toeit in er biefde, da die ganze Provinz Bhanmo
*0) Map of China and the adjacent Conntries drawn from the la-
test surveys and other authentic Documents etc. by Parbury Allen
London 1883. »:) Fr. Hamilton Account 1. c. Edinb, Phil
Journ. Il. p. 36.
Minnan, Awa⸗Straße. 751
dazwiſchen liegt 22), Eben fo wenig konnte er, mit dem oͤſtli⸗
chen LuKiang verwechfelt werden, wie bie® früher duch 3.
Rennel!l gefhehen war, was fhon Fr. Hamilton twiderlegte,
So viel über die große Awa⸗Straße aus China burh Yüns-
nan, worüber unten, bei dem Birmanen: Händel, noch eis
nige neuere Nachweiſungen. Hier auf dem nocd fo problematis
ſchen Grenzgebiete der Steomfofleme des TaKiang, Irawadi
und Burremputer, auf der Scheidung des Hoch⸗ und Tiefs
landes gegen Dfien, Süben und Weften, auf ber poli⸗
tifhen Grenze zweier, großer Meiche, des Chinefifhen
und Biemanifthen, war e6 nothwendig bie einzig erforſche
. bare Linie, die Durhgangslinie der Heeres: und Hans
dels⸗Straße?), weiche zugleich bie einzige ber Civilifas
tion und der Cultur zu ſeyn fcheint, an welcher auch bie Hans
delsmärkte, Sapitalen und Refidenzen erbaut find, nad
den vorhandenen Quellen genauer nachzuweifen, als ins unbes
ſtimmte uns mit den oberflächlichen, allgemeinen Provinzialbes
fhreibungen, die wir bei den Jeſuiten und ihren Nachfolgern fin⸗
den im generellen zu ergeben. Möchten wir bald aus Chinefls
fchen Driginalquellen die Landesbefchreibung ſchoͤpfen können, oder
noch beſſer neben biefen auch aus bem Drunde feifcher, wifiene
fchaftlichgebilbeter Reiſender.
IH. Neuere Nachtichten, nach den Jeſuitenberichten;
ſtatiſtiſche Notizen.
Die neuen Nachrichten über Yünnan hätten erſt mit
der Kartenaufnahme bes Chinefifhen Reiches auf Kalfer
Kthanghis Befehl (ſ. Aſien Bd. II. S. 466 ıc.) beginnen koͤn⸗
nen; aber dieſe Provinz konnte nur den geringern Gewinn
davon tragen, weil von den beiden Jeſuiten⸗Patres Fridelll
amd Bonfjour, die mis der Aufnahme dieſer Provinz insdeſon⸗
””) Vergl. Marsden in 'Edit. Marco Polo I. c. p. 448. Nota 873;
roth Deseript.. du SiDzang ou Tubet d’apres la grande geogr.
Imperiale de. la Chine et le Dictionaire Geogr. de PAaie centrale
. gubli6 a ‚Peking 1775. in Magas. Asiat. T. If. Art. IX. p. 251 —
257; Asia, Sammlang von Denkſchriften ıc. Gotha 1832
4. ©. 6i, wa sine Ueberficht der verſchiedenen Anfichten nadıaufes
ben von ©. 55 —65. ss) J. Fıano, Davis G Notioe
of the Frontiers in Transact. of the Roy. Asistic. —— —
Brit. eto. Vol. I. P.L 1829. p. 92.
Es
252 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. 1. Abfchn. $, 82.
dere ) beauftragt waren, ber Iehtere daſelbſt ſtarb, und auch ber
erſtere krank darniederlag, weshalb Pater Regis im Jahre 1715
deauftragt wurde, ihre Arbeiten zu beendigen. Da dies aber
ſchon in demfelben Jahre berverkitelligt werden mußte, weil man
fm folgenden zur Vermeffung der öftiich angrenzenden fortzufchreis
ten hatte, fo iſt es begreiftih, daß die in der Provinz felbſt ges
madıten Beobachtungen zur Kenntniß von Land und Volk kei⸗
nen großen Beitrag geben konnten. Auch die Specialkarte von
NMünnaen, wie fie D’Auville nach den Angaben der Biffier
are bearbeitet hat, möchte noch viel unvolllommner aufgefallen
fion, wenn dieſe, wie fie ſeldſt fagen, nicht ſchon überall bei den
SMandarinen und ben Einheimifchen biefer Provinz Bie ältern
Karten?) des Landes in den Kribundien vorgefunden hätten
(die Karten aus der Zeit ber Ming: Dynaftie), von ber die ih⸗
tige nue wenig abmeichenb wurde, wie diefes fih aus Marti⸗
nis Atlas ergiebt, der jenen erfleren nachgebildet wurde, vor ber
Beit Kanghie. Daher tft die Kenntniß von Yünnan 26) fo ge
eing und ganz unbedeutend geblieben, zumal, weil auch vor bie
fer Periode, wie Pater M. Martini ausdrädtic 27) fagt, kei⸗
ner der Miffionare nah Yünnan gefommen, und bort ncd
Beine Miffion eingerichtet werden konnte. Wir übergehen daher
jene nur im Allgemeinen lobpreifenden, mefft aus Altern Chinefi:
ſchen Ercerpten copierten Städtebefchreibungen, und fügen nur die
neueften duch den Pat. Amiot 23) erhaltenen Notizen, die vor⸗
zuͤglich die einheimiſchen Bewohner betreffen, bei. Amiot, der ei⸗
nige dreißig! Jahre in Peking reſidirte, erhielt dieſelben von einem
Officier, einem Tartaren, der im Jahre 1767 mit der kaiſerlichen
Armee einem Feldzug durh Yınnan gegen die Birmanen
mitgemacht hatte, aus welchem wegen ber Ungefunbheit bed Cti⸗
mas nur wenige (von den nad Col. Symes Angabe 50,000
Mann) gluͤcklich zuruͤckgekehrt waren. Zumal das weftlidhe
Dünnan foll hiernach ſehr ungefund feyn. Erſt in den letztern
“=
*2+) Du Halde Deser. I. c. T. 1. Pref. p. XL. 25) Grosier
“ -Deser. Gener. de la Chine 3 Ed. Paris 1819. Vol, VI. p. 108;
‘Du Halde Descr. 1. c. T. IV. p. 585. 26): Du Halde L c. L
p. 247 —263. :° 27) P. M. Martini Atlas Nov, Sinens. 1. c.
fol. 161. 32).5ı Fr: Davis Geograph. Notices. of tlıe Frontier
„'ef the Barmese and’ Chinese Empires in Transact. of the Roy.
— — of Great-Brit. etc. Lond. Vol. IL P.1. 1829. 4. p.43
D =
>
Yuͤnnan, neuefter Zuftend. 753
Zeiten geficht derſelbe, fep dieſe Provinz nach ben hartnädigften
Kämpfen unterjocht worden. Das böfe Clima, die Gebirge, die
Tapferkeit der Gebirgsvoͤlker, weiche die Chinefen an Ruͤſtigkeit
und Muth weit übertreffen, war die Urſache hieruon. Man ruͤhmt
bie Namen der Helden, bie ſich in diefen Kämpfen hervorgethan,
Unter ben frühern Dynaflien dauerten die Kriege immer fortz
exit in ber neueften Zeit ift Friede und Chinefifches Gefeg einge:
führt. Jede Behauptung eigener Selbfifländigkeit gegen das
Himmliſche Reich wird Empoͤrung genannt. Die Chinefen laffen
ſich keine Mühe verbrießen, bie Völker diefee Provinz buch ihre
Einrichtungen, Künfte, Sitten zu civilificen. Der Vicekoͤnig
(Zfungtu) von Yünnan iſt zugleich Gouverneur ber öfklichen
Nachbarprovinz Kueitſcheou; außerdem bat die Provinz noch
ihren befondern Gouverneur (Seunfu) für fih. Die Pros
vinz 2%) ift in 13 Departements eingetheilt, fie hat 5 Grenzcom⸗
mondanturen, und mehrere noch unabhängige Cantone, z. B.
Yungpe, Meng hoa, Kingtung, und Gebiegsfürften, die nur uns
ser dem Schuge des Kaiſers fichen, dabei erbliche Herzöge
ipzer Stämme geblieben find.
. Diefe ſelbſtſtaͤndigen und unabhängigen Völker
fimme feinen vorzüglich im füdlichen Theile Dünnans, im
Grenzgebiet gegen Dber:2ao6 und Birma ihre Sitze zu
haben, wo man fie zu den wilden Lowas ober Lolos ”)
rechnet.
Verſchiedene Voͤlker dieſer Art wohnen 20 bis 30 Tagereiſen
im S.W. der Capitale Yünnan, wo überhaupt die alte Heis
math, das Vaterland ber Bewohner von Puͤnnan zu fuchen
iſt. Ihre Erbfuͤrſten ertennen gegenwärtig die Oberherefchaft des
Kaiſers an, und zahlen ihren Tribut, aber oft ‚giebt es Fehde.
Das Spftem fie durch Colonifation zu gewinnen, foR ſchon in
ſehr frühen Zeiten begonnen haben, fon unter bee Han⸗Dyna⸗
ſtie; viel wird von alten Denkmalen bdafelbft gefprochen, wovon
jedoch nichts näheres bekannt if. Die Einwohner find von vers
ſchiedenen Stämmen, die noch jegt nicht ohne Macht find. Die
geoße Fruchtbarkeit der Provinz, ihe Goldertrag und Mes
a 2! hat die Chinefifhen Herrſcher, ber größten
20 Ab. Remusat Coup doeil sur la Cline in Nouv. Mel. Asiat.
T. I. 1829. 8. p: 52 etc. *°) Du Halde Descr. T. IV. p. 68.
BRitteg Erdtunde IV. Bbb
154 Oſt-Aſien. Waflerfofteme. I. Abihn. $. 82.
Kämpfe ungeachtet, ſtets zu ihrer Beherrſchung und Behauptung
angelockt.
Ueber den Metallreichthum an Silber, Gold, Kupfer
(Petung), Zinn ift nur eine Stimme, und wenn bie Chin:fen
Bergwerke zu bauen erlaubten, würden fie, fagt man, große
Schöge gewinnen. Ob die edein Steine, die als Producte ge
nannt werden, wie Lazur, Rubine, Saphyre u. a., dort
einheimiſch find, oder durch den Handel dahin kommen, läßt fid
nicht genauer ermitteln. Auch Agate, Marmor, Bernftein, Amber,
koſtbare Gummiarten werden gerühmt; Medicinalkraͤuter, viele
Baumarten, teeffliche Pferde, Sagbthiere wie Rhinoceroten, Ta⸗
pire, Elephanten, Perlen, Seide, Moſchus u. a.
Außer den ſchon früher genannten wird die Stadt Yän-
nan, die heutige Capitale, wegen ihrer lieblichen Lage, auf einer
hiigelreichen Ebene am Nordufer eines ſchoͤnen Alpen ſees, von
dem Canaͤle in die Stadt gehen, geruͤhmt. Da das Clima febe
gemäßige ſeyn fol, fo Tann man unter dem 2öflen Breitenpars
aHel dabei nur an eine Vergebene benten. Im Diftrict von
Yung tfhang fu hörte Pat. Amiot einige jener Cantone ber
unabhängigen Cingebornen ı nennen, deren Afple von ben Chis
nefen vefpectict- werben. In dem füdlichfien Theile Yünnans,
‘auf ber Oftfelte des Lan thfan Kiang, wird gegen Laos und
Tungktin ein folces freies Gebiet als eine Stadt Pueul
(Pu urh fu bei dem Tartaren) 531) genannt (Po et bei Berg:
haus, Phu kuͤl bei Grimm), welche 4 Li Umfang haben, und
größtentheild von Eingebornen bewohnt ſeyn fol, die wenig ges
kannt find. Der gleihnamige Berg wird als berühmt genannt,
weil er eine befondere Art Thee liefert, ber dem Kaifer nad
Peking, in Kugeln oder in Tafeln, als Ertract gebracht wirt.
Bon ihm iſt ſchon als eines wichtigen Handelsartikels oben bie
Mede gewefen (f. Afien Bd. U. &. 238). Nach der Angabe bes
Tartaren⸗Officiers fol das Culturland der Proving Vuͤn⸗
nan, 83,603 fing (db. i. 1 Zfing = 900 Mow, 1 Wow — 1
Chinefifhen Ader Landes), die Verpachtung der Domainen des
Souvernementd 9280 Tſing betragen, unb außerdem follen noch
824 Tſing Ländereien vorhanden feyn, die den Chinefen nicht ums
terworfen find. Nach den ſtatiſt iſchen Daten, weile Klap⸗
es1) J. Fr. Davis Geogr. Notic. 1. o. p. WM.
Münnan, Kneitfcheou, Kuangſi. 755
e0t6??) aus Chinefifchen Quellen über Yännan, vom Sabre
179%, mittheilt, die wir hier zum Schluß beifügen, hat biefelbe
21 Departements. Gie grenzt gegen Süden an bie Königreiche
Annam oder Tunkin, an Loao tfhua, db. i. Zao6, und
Mian, d. i. Awa; im Welten an Mian, aber auch an die
Länder der Barbaren Lyſu und Nui, von denen auch ſchon
die Jeſuiten Patres fprechen (Life, Nou y}?), die jenfeit des
NuKiang wohnen follen. As Abgaben der Provinz wer⸗
den, von den Aderbauern, angegeben 209,851 Liang (Unzen Sil⸗
bers), und an Getreide und Reis in Naturalien 227,626
Spy’). Die Population von Dünnan wirb auf 2,255,459
Serien angegeben. Die Armee zur Sicherung der Provinz auf
63,000 Mann. Die Grenzflationen gegen Welten mit Gars
nifonen werden Tus ze genannt; auch Koan bezeichnet Grenz⸗
feſtungen von Vünnan. Die Ausgaben für dieſe Armee
murden auf 892,678 Taels berehnetz die Befoldung von 389
Civilbeamten in 14 Städten vom iften Range, 4 vom 2ten, 27
vom dten und 39 Diftcicten, auf 204.821 Taels. — Nach ber
Zählung’) vom Jahre 1813 fol Yünnan 6,61,320 Eins
wohner haben (ſ. Tay thaing etc. libr. XI.).
B. Die Gebirgslandſchaft im Oſten von Yüinnan,
und bie Gebirgsvölker: Miaotfeu, die Aboriginer.
An die Oflfelte Dünnans grenzen unmittelbar die Ges
birgsiandfchaften Kuei tfheou und Kuang fi, die mit den
Zügen des MiaoLing und Ju8ing erfüllt find; beide were
den durch das Thal des Kuͤſtenſtromes Ta, oder Si Kiang
gefchieden, ber direct degen Oſten ziehend, duch die Provinz
Kuang tung, bei der gleichnamigen Stadt, Canton ber Eus
ropder, den Ocean erreicht. Noch weniger als über Vuͤnnan find
wir über diefe wilden und rauhen VBergprovinzen unterrichtet, bie
zwar in fi in jeder Hinficht productenreich gefchildert werben,
aber doch faft nie von Europäern befucht wurden, und nur ale
das Kriegstheater gegen bie empoͤreriſchen Bergvoͤlker genannt
82) Apergu statistigue de la Chine tir& de Documens originaux p.
Klaproto p. 12; überf. in Hertha X. Bb. S. 286 x.
s3) Du Halde Descr. T. 1. p.64; T. IV. p. 585.
34) Siatistice of China by Pet. Perring Toms, Macao etc. Asiat.
dourn. 1825. Vol, XX. p. 204 — 299. 85) Asiat. Journ. New
Ser. 1833. Vol. XI. p. 278,
Bbh2
154 DfteAfien. Waſſerſyſteme. I. Abfhe. $. 82.
Kämpfe ungeachtet, ſtets zu ihrer Beherrſchung und Behauptung
angelodt.
Ueber den Metalleihthum an Silber, Gold, Kupfer
(Petung), Zinn ift nur eine Stimme, und wenn bie Chin:fen
Bergwerke zu bauen erlaubten, würden fie, fagt man, große
Schäge gewinnen. Ob die edein Steine, die als Probucte ge:
nannt werden, wie Lazur, Rubine, Saphyre u. a., dort
einheimiſch find, oder durch den Handel bahin kommen, läßt fi
nicht genauer ermitteln. Auch Agate, Marmor, Bernftein, Amber,
koſtbare Gummiarten werden geruͤhmt; Medicinalkraͤuter, viele
Baumarten, treffliche Pferde, Jagdthiere wie Rhinoceroten, Tas
pire, Elephanten, Perlen, Seide, Mofhus u. a.
Außer den ſchon früher genannten wird die Stade Yün-:
nan, bie heutige Capitale, wegen ihrer lieblichen Lage, auf einer
biigelreichen Ebene am Nordufer eines fhönen Alpen ſees, von
dem Canaͤle in die Stadt gehen, gerähmt. Da das Clima fehe
gemäßige ſeyn fol, fo fann man unter dem 2öften Breitenpar⸗
aHel dabei nur an eine Vergebene denken. Im Diftrict von
Yung tfhang fu hörte Pat. Amiot einige jener Cantone ber
unabhängigen Eingebornen nennen, deren Afple von dem Ghis
nefen vefpectirt werden. In dem fuͤdlichſten Theile Yünnans,
‘auf ber Oftfelte des Lan ıhfan Kiang, wird gegen Laos und
Tungkin ein ſolches freies Gebiet als Kine Stadt Pueul
(Pu urh fu bei dem Zartaren) 631) genannt (Po el bei SBerg:
haus, Ahu kül bei Grimm), welche 4 Li Umfang haben, umd
geößtentheils von Eingebornen bewohnt ſehn fol, die wenig ges
tannt find. Der gleichnamige Berg wird als berühmt genannt,
weil er eine befondere Art Thee Liefert, der dem Kaiſer nah
Peking, in Rugeln ober in Tafeln, als Extract gebracht wird
Bon ihm iſt ſchon als eines wichtigen Handelsartilels oben bie
Rede geweſen (f. Afien Bd. II. &. 238). Nad) der Angabe bes
Tartaren⸗Officiers fol das Gulturland ber Provinz Vuͤn⸗
nan, 83,603 fing (d. i. 1 Zfing = 900 Mow, 1 Mow = 1
Chinefifchen Ader Landes), die Verpachtung der Domainen bes
Souvernementd 9280 Tſing betragen, und außerdem follen no
824 Tſing Ländereien vorhanden feyn, die den Chinefen nicht uns
tesworfen find. Nach den ſtatiſt iſchen Daten, welche Kiaps
*ıı) J. Fr. Davis Geogr. Notic. 1. o. p. 9.
Münnan, Kneitfcheou, Kuangfi. 755
e0t532) aus Chinefifchen Quellen über Yinnan, vom Jahre
41790, mittheilt, die wir bier zum Schluß beifügen, bat diefelbe
21 Deportemente. Sie grenzt gegen Süden an bie Königreiche
Annam oder Tunkin, an Laotfhun, db. i. Laos, und
Mian, d. i. Awa; im Wellen an Mian, aber auch an bie
Länder der Barbaren Lyſu und Nui, von denen auch fon
Die Jeſuiten Patres fprechen (Life, Nou y} 3), die jenfelt des
Nu Kiang mohnen folln. As Abgaben der Provinz ters
den, von den Aderbauern, angegeben 209,851 Liang (Unzen Sil⸗
bere), und an Getreide und Neid in Naturalien 227,6%
Spy’). Die Population von Yünnan wird auf 2,255,459
Seelen angegeben. Die Armee zur Sicherung der Provinz auf
63,000 Wann. Die Grenzflationen gegen Welten mit Gars
nifonen werden Tus ze genannt; auch Koan bezeichnet Grenzs
feftungen von Vünnan. Die Ausgaben für diefe Armee
wurden auf 892,678 Taels berechnet; die Beloldung von 389
Civilbeamten in 14 Städten vom iften Range, 4 vom 2ten, 27
vom dten und 39 Difteicten, auf 204.821 Taels. — Nach dee
Zählung’) vom Jahre 1813 fol Yünnan 6,661,320 Eins
wohner haben (f. Tay thsing etc. libr. XI.).
B. Die Sebirgslandfhaft im Often von Yüinnan,
und bie Gebirgsvölker: Miao tfeu, die Aboriginer.
An die Oſtſeite HYünnans grenzen unmittelbar bie Ges
birgstandfchaften Kuei tfheou und Kuang fi, bie mit den
Zügen des Miao Ling und JuͤLing erfuͤllt find; beide wers
den durh das Thal des Küftenfieomes Ta, oder Si Kiang
geſchieden, der direct gegen Oſten ziehend, buch die Provinz
Kuang tung, bei der gleichnamigen Stadt, Canton der Eus
ropder, den Ocean erreicht. Noch weniger als über Yünnan find
wie über diefe wilden und rauhen VBergprovinzen unterrichtet, bie
zwar in fi in jeder Hinficht productenreich gefchildert werben,
aber doch faſt nie von Europäern befucht wurden, und nur ale
das Kriegstheater gegen bie empoͤreriſchen Bergvoͤlker genannt
22) Aperqu statistigue de la Chine tiréâé de Documens originaux p.
Klaprotũ p. 12; uͤberſ. in Hertha X. Bdo. S. 286 ⁊c.
22) Du Halde Descr, T. 1. p-64; T. IV. p. 585.
84) Statistics of China by Pet. Perring Toms, Macao etc. Asiat.
un 1825. Vol, XX. p. 294 — 209. 58) Asiat. Journ. New
Ser. 1833. Vol. XI. p. 278,
Bb62
756 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. I. Abſchn. $. 82.
find, die fich eigentlich nie gänzlidy unterworfen haben. Daher
finden wir bier, die Namen von vielen Feſtungen, Krieg
plägen, Sarnifonen, been Kributeintreibung aber doch
kaum hinreicht, die Subfiftenz derfelben zu ſichern. Heerdenreich⸗
thum, zumal Pferde, Bau von Hanf, in weichen fi die Berg⸗
völker Heiden, Gold, Silber, Quedfilber, die reichften
Kupfergruben, von denen aus ein’ großer Theil Chinas mit
feinen Rupfermünzen verfehen wirb, machen bie Hauptproducte
von Kueitſcheoub26) aus, das zu ben rauheſten Ländern Chi
nas gehört, deſſen Capitale felbit, Koei yang fu, nur ale ein
ärmlicher Ort aus Erbhütten aufgebaut, mit Ziegelfleinen gebedt,
gefchitdert wird. Auch das weftlihe und nördlihe Kuang fi?)
ift noch ungemein raubee, wildes Gebitgsland, das einen Schat
von Mineralien enthält, des aber nad der Chinefifchen Pe
litik wicht gehoben wird, weil man Rebellionen durch die Bears
beitung der Metalle füschtet. Die Erlaubniß zum dortigen Berg
bau wurde, auf den Vorſchlag eines Mandarinen, von ber kat:
ferlichen Finanzkammer nur unter ber Bedingung geflattet, wenn
‚ihe 40 Procent des Ertrags, und 5 Procent zum Unterhalt ber
Dfficiere und Zruppen, bie zur Direction nöthig, abgeliefert wär
den; babei behielt fie fih den Gewinn an Gold ausſchließlich
vor, Die Bergvoͤlker ſelbſt, mit deren Hülfe ber Betrieb nur
gefchehen konnte, werden ſtets im Kriegszuftande gehalten. Selbſt
die zweite Stadt der Provinz, Kuei ling fu (von Kuet, eine
gelben, weithin duftenden Blume, die dort die Wipfel der Wals
dungen mit ihrem Blüthenreihthum überbedt), ift ringe von fol:
hen wilden, barbarifchen Bergvoͤlkern umgeben, bie nur zum
Theil den Mandarinen Gehorfam leiften; eben fo Kinyuin fu
von den furchtbarſten, unzugänglichfien Gebirgegipfeln überragt,
in deren Thaͤlern aber Goldreichthum. Eıft im untern Laufe
des Si Kiang, unterhalb Sin tfheou fu, wird die Lands
ſchaft lieblicher; da haben fich die Bergvoͤlker etwas mehr civi⸗
lifiet, da breitet ſich das Thal als weite Ebene aus, in welcher
hinreichend Reis gebaut wirb, zur Ernährung der Bewohner,
felbft zur Ausfuhr. Hier liegt Uefheou fu, an.ber Oftgeenze
dee Provinz, am Durchbruch des Si Kiang, duch ein wildes
Gebirgedefile zue Provinz Kuan tung, wozu bie Stabt dee
: —* Dn Halde Descr. L e. T. I. p- 233250. 27) eben,
p- 242 — 247.
%
. Gebirgsland, Kueitfcheou, Kuangfi. 757
Ediaffel der Verb al und der Hauptmarkt If. Suͤdwaͤrts
des Stromes find die wärmeren, milderen Landfchaften, gegen
die Erenze von * kin, die ſtark mit Feſtungen und Garni⸗
ſonen, gegen die Grenzbarbaren, geſchuͤtzt iſt. Das Land iſt aber
hier um die Staͤdte Tai ping, Semin u. a., am lieblichſten
und beſten bebaut. Hier giebt es duftende Zimmetwaͤlder,
Inſecten, die ein weißes Wachs geben, ſehr viel Seidenwürs
mer, deren Gewebe man mit den bunten Federn der Papas
geilen zu durchwirken verftcht, die bier in Schaaren die Wälder
‚erfüllen, wie auch biee die Riefenfhlange, Affenarten,
Rhinoceroten, Stahelfhweine und andere Probducte der
Rropenzone fich zu zeigen beginnen. Deſto größer muß hier ber
Contraſt in den Erfcheinungen bee ewigen Schneeberge fepn,
die fi im Süden der genannten Stade Kin yuen fu, dicht
am Nordufer des Si Kiang noch einmal erheben, im Phingy
Shan?) unter 24° 53 N.Br. und 106° 4 öft..2. v. Par.
Von den hiefigen Bergen wird gefagt, daß fie durch bie zerſtoͤren⸗
Den Regengüffe ungemein zerriffen find, und nicht ſelten die Pils
geſtalt erhalten; daß oft ſehr waſſerreiche und zahlreiche Quellen,
ja ganze Flüffe, aus biefen Marmorgebirgen bervorteeten, im
derem Abgruͤnden und Abftürzen fie dann eben fo plöglich wieder
verfhreinden, und als unterichifche Fluͤſſe in weiter Ferne erſt
“ wieder fidhtbar werden (wie im Sura, in Krain und andern Res
gionen verfhwindender Stroͤme). Die mannidhfaltige Farben⸗
pracht der dortigen Marmorarten wird geruͤhmt; das Mars
morgebirge fcheint vorherefchend zu feyn. Vom Zuge des Miao
Ling if ſchon früher vonftändig, fo weit unfere Nachrichten reis
hen (f. oben &. 660, 661), die Rebe gewefen, vom Küftens
gebirgszuge, dem Juͤ Ling (Dü Ling), erfahren wir
nur wenige. Diefe füdlichfle der Parallelberten zweigt, '
unter 230 N. Br., ſchon im Schnergebirge des Juͤnnan ab,
ale Wafferfcheidegebirg zwifchen dem SiKiang im Nor
den und den gegen Süden nah Tun kin ziehenden Gebirgs⸗
firömen, Li fian und Ho fi fiang, die in Süd: Yünnan
entfpringen, und vereinigt ben Hauptſtrom von Tun Ein mit
dem Delta von Fin hoa bilden. Als Dſtzug fcheidet der Fü
Ling nun alle füdliden Küftenflüffe zum Ocean von- ben nörbs
86) Kloproih Tabl. des plus hautes Mont. etc. Mag. Asiat. l. 6
T. p. 139. 0) ebend. p. 109.
758 Oft Afen. Waflerfofteme. I Abſchn. $. 82.
Uchen Zuflüffen zum Si Klang Eyfteme, beffen Hauptſiko
in den weſtlichſten Quellen Hung ſchui heußt, dann aber viele
Zuflüffe und wechſelnde Namen aufs und annimmt, bis er im
ber Nähe von Canton in den Dcean fich ergießt.
Die Miaotfeu, die Aboriginer.
Die wenigen und unzufammenhängenden Daten über bie
merkwürdigen Aboriginer dieſes Gebitgszuges, denen es gelun⸗
gen iſt, ſeit fo vielen Jahrhunderten den größten politiſchen Ge
walten DOftsAfiene, welche die coloſſalſten Monarchien zu ſtuͤr⸗
gen vermochten, dennoch bis heute Widerſtand zu leiſten, und
wenigftens theilweife ihre Seibitftändigkeit zu behaupten, verdie⸗
nen bier für Voͤlker⸗ und Dienfchen » Gefchichte Afiens einige
Beachtung, wenn auch die Werichte darüber nur noch fehr unbe
friedigend ausfallen. Bisher finden. wie über fie nirgends hin⸗
reichende Auskunft; wir können nur ſehr zerfiteute Daten zu
eombinieen verfuchen. Möchte «6 für .die Ethnographie Afiens
gelingen, nähere Auskunft über fie aus Driginalquellen, zumal
aus ihren eigenen Sprachen zu gewinnen, bie uns bi6 jetzt gänz
lich unbelannt geblieben find. Ä
Die Schwigrigkeit der Unterfuhung iſt hier groß, weil bie
gegenwärtigen Tribus dieſer Völker, die wahrſcheinlich
zu dem verfchiedenften Abftammungen und Geſchlechtern gehören,
wie bei Sriehen und Römern die Stythen oder Barba:
senvölker, bei Arabern die Kafern und Gaur, bei Eu;
sopdeen im Mittelalter die Saracenen, Rartaren, In:
Dianer, ebenfalls von Chinefifhen und andern Autoren mit fol
hen allgemeinen, nichts fagenden Benennungen, die oft nur
Shimpfnamen find, bezeichnet werden, welche bie Mifch⸗
linge zu Nationen flempeln, und ethnographifche Verwirrun⸗
gen herbeiführen mußten. So iſt es gewiß, daß auch unter den
gegenwärtigen, im Allgemeinen Miaotfeu genannten Barbas
ven ſehr verfchiedenartige Voͤlkerſtaͤmme begriffen find. Wir wer⸗
deu freilich nur hiſtoriſch auf dieſes Verhaͤltniß der Gegenwart
aus frühern Zeiten hinweifen Einnen.
Die aͤlteſte Urgeſchichte des Chineſiſchen Volks und Meich,
ein paar Zahrtaufende vor unferer Zeitscchnung, beginnt mit ber
Einwanderung 6%) durch Kanfu (f. Afien Bd. I. ©. 192, oben
440 ) Klaproth Tabl. histor, de l’Asie ete. p. 29 etc.
Die Miao tſeu, die Aboriginer. 759
©. 715), und ber Beſitznahme von Schenſi, Schanſi und
Honanz fie verbreitet fi fi dann nur fo weit, als dad Land am
Hoangho und. Ta Kiang von dem Volke der Chineſen bes
herrſcht wird, fo daß anfänglich der gebirgige Weflen von Si⸗
fan, um der Süden von China, von ihnen ganz unberührt
bleibt. Auch dauert es lange genug, ehe fie fih auf die Süd:
feite des Stromgebietes des Ta Kiang ausbreiten. Die Läns
der im Weſten, ſagen die Chineſiſchen Autoren der hiſtoriſchen
Zeit, waren von den San Miao (Sifan, ſ. oben S. 501) be⸗
wohnt, ale Landſchaften im Süden des Nanking, ebenfalls
von einem andern Volke als bie Chinefen, von Barbaren, von
denen wie indeß gar Beine genauen Daten erhalten haben, ihre
Gebiete werben die der Que und Nanſtſchao (f. ob. ©. 733)
genannt. Ob diefe von gleichen oder verfchiedenen Volksſtaͤmmen
waren, und fid) al Verwandte ihren meftlihen Nachbarn anrei⸗
beten, oder ob fie als ſelbſtſtaͤndige, für ſich beſtebende Voͤlkerge⸗
ſchlechter zu betrachten ſind, daruͤber fehlen alle beſtimmteren An⸗
gaben. Gehen wir indeß auf die aͤlteſten Documente und auf
bie ſpaͤtern hiſtoriſchen Thatſachen zuruͤck, fo laſſen ſich doch eis
nige Wahrſcheinlichkeiten in Beziehung auf fie verfolgen.
Durch eine Eritifche Unterfuchung der Älteften Chinefifchen
Annalen, ds SchuKing*i), ift wol als ausgemacht anzus
nehmen, daß fie zu völlig, von dem herrfchend gewordenen Chines
fen, verfhiebenen Voͤlkerſtaͤmmen gehören mußten, und
daß anfänglich die beiderlei, im Weft und Sud mwohnenben
Völker, nur zu einerlei Stämme von Aboriginern gehört
haben mögen, zwifchen welche jedoch fpäterhin manche andere Ans
fiedlungen fi eindrängen mußten. Außer den Chinefen mers
ben zmweitaufend Jahre vor unferer Zeitrechnung in China, zu
Abrahams Zeit, nur noch die San Miao genannt, welde in
bee Patriarchenzeit der Stifter des Chinefifhen Etaated nad
Sen wei vertrieben wurden, San Miao (d. i. die drei
Miao), fagt der Commentar des Schu King, war ber Name
bes Volks, Oder bes Königreichs, im Suͤden bes Kiang, ofls
waͤrts bis nach Kiangnan, db. i. bis zu deſſen Mündung. Dee
sale Chun, der Nachfolger von Dao (f. Afien Bd. J. S. 158),
21) M. H. Kurz Memoire sur I’Etat — et relig. de la Cline
2300 Ans avant notre &re selon le Chou — in Nouv. Journ.
Asiatig. 1830. T. Vi. p. 415 - 40.
| |
760 Oſt⸗Aſien. Waflerfofteme. I. Abfchn. $. 82.
beißt «6 im Schu King, theilte fie und verpflanzte fie vom
Süden, wo fie wohnten, nad dem Norden oder Nordwe⸗
fien, d. i. in ihren Rüden, von wo fie nämlich von Paradiek
ande des Kuenlunm (f. Afim Bd. I. ©. 192) berabgefomme
waren. Aber auch bie, in ihren Urfigen zurüdbleibenden Gas
Miao überließen ſich, fagt die alte Hiſtorie, ihrer Schaͤndlichkeit,
und mußten deshalb getheilt und unterworfen werden. Spaͤten
bin werden fie noch einmal im Schu King erwaͤhnt, daß fie fih
nicht zur Tugend wandten, und deshalb, das Migao⸗Volk, sm
flört werben mußte (wie bie Kananiter). Ihnen werden alle Is |
ten ber Laſter, ber Irrlehren, Grauſamkeit, Zyrannei, Zauberi |
zugefchtieben. |
Die Eige der Älteflen San Miao im Weften vos
Kanfu, von der Hoanghobeugung am In Shan und Ran
Shan, auf ber Grenze der Indo⸗Germaniſchen Ufun, und
der Hiongau haben wir fchon früher (a. a. O. I. 12—19)
kennen lernen. Die Chinefifhe Sage läßt von tiefer Son
Miao, in jener Älteften Zeit, durch Verpflanzung nad) Son
Wei 6), di Kham, Wei und Tſang (f. ob. ©. 176), di
Küberer abflammen. Diefe Sage fiimmt mit ber Angabe de
Annalen ds Schu King von bee Berpflanzung der verbräng
tn San Miao Überin. Diefelben werden auh Deou Miat,
oder. Miaomin genannt. Diefe Wohnfige der alten Miado
haben gegenwärtig noch die Völker der Sifan inne, wahrſchein⸗
lich ihre ſtammverwandten Völker, ba fie mit den Khiang iden:
sifh zu ſeyn fcheinen. Bon ihnen war früher umſtaͤndlich die
Rede (f. ob. ©. 601— 506). Aus andern hiftorifhen Daten wiſ⸗
fen wir, daß Tübetifhe Völker, in frühern Zeiten, in dem
Gebirgslande des Nanking wohnten, und weit hin, oftwärte,
bis zum Fluſſe Siang, ber fi in den Tungting-⸗See in Ho:
nan ergießt, heimiſch waren (f. ob. &. 177, 27%. Waheſchein⸗
lih wurden diefe in ben Altern Annalem mit dem Ausdruck der
Yeou Miao belegt, was nad) H. Kurz Hppotheſe fo viel hei⸗
fen mag, ale: bie surüdgeblichenen Miao, alfo bie nicht
verpflanzten, die‘ innerhalb des Chinefifchen Reiches anfäffig ges
dliebenen, die Aboriginer. Dahingegen, die außerhalb der 9
großen Provingen des Chinefifhen Reihe verpflanzten und An:
a2) Weitsang thou chy ou Descr. du Tubet p. P. Hyacinth Ed.
Klaproth I. c. p. 24.
Di“
ur TR MD.NMN
Die Miao tfeu, die Aboriginer, 761
gefiedelten, die Namen dee Man) und Y, oder der F remd?
linge im Süben und im Norden erhielten (wie ah Si⸗
fan, die Fremdlinge oder Barbaren im Welten, im Lande
Ho fi, d. i. das Weſtland oder Tangut, gleichbedeutend mit
Khiang oder Oſt⸗Tuͤbety +). Die merkwürbdigfte Veftätigung dies
fee Angaben der älteftien Annalen des Schufing, finden
wir darin, daß, bi6 auf den heutigen Tag, ein von den Chinefen
ganz verfhiedenes Volk, das nicht erft durch Clima oder
Mangel der Civilifationefortfchritte, als ein von dem Herrſcher⸗
ſtamme degenerictee Tribus betrachtet werden kann, den Süden
Chinas bewohnt. Es beweiſet dieſes, daß die Chineften die
Eingewanderten wirkiic find, fie aber die Aboriginerz
denn feibft den Namen Miao tfeu (oder Miaotfe) hat dafs
felbe kriegeriſche Volt in feinen Wild-⸗Alpen behalten, in des
nen es alfo, feit vier Sahrtaufenden, von dem aͤlteſten und
colofjalften Eulturftaat der Erde, niemals hat’ befiegt werden koͤn⸗
nen. Sie find aber in Sitte und Sprache, felbfi nah Ans
gabe der Ehinefen, ein von ihnen völlig verfchiedenes Barbarens
volk, und gehören nad) Ihrer Sprache, obwol biefe fo wenig alg
die der Sifan, noch genauer drmittelt zu ſeyn fcheint, zu den
Tüberifhen Voͤlkerſchaften. Ihre Sige find im Süden
des Ta Kiang diefelben geblieben wie zu Vaos Zeiten. — Uns
ſtreitig eine der merkwürbigften Thatſachen in den Völkergefchichs
ten Aſiens. Nur in Afrika wäre es vielleicht möglich, noch ein
ähnliches Factum in dee noch ungebändigten Gewalt einzeiner
Acthiopifcher Voͤlkerſtaͤmme, ſeit den aͤlteſten Annalen der Seſo⸗
ftriden Zeiten, nachzuweiſen.
Bon dem großen Kaiſer ber Thſin⸗ Dpnaftie, bee bie
neun Tſcheou oder Herrfchaften zu einer Univerfalmos
narchie vereinigt (f. oben ©. 519, 715, vergl. Aſien Bd. J.
S. 199, wo ein Irrthum zu berichtigen; fein Tod fält nämlich
- 210 vor Chr. Geb.), fagen die folgenden Annalen, baß er ber
erſte war, ber es verfuchte, diefe Völker im Süden der Kette
bes Ranking *) feinem Gcepter zu unterwerfen. Es waren
Hal bwil de, gänzlich ungefhlachte Völker, bie auf ihren Hochs
N
gebirgen und zwiſchen ihren Strömen wie auf natürlichen Boll⸗
22) M. H. Kurz Memoire sur etc. Ic — L c. T. Vi. p. 426.
**) Kiaproth Mem. rel. a TAsie T. II. 1826. p. 306. **) Tabl
histor. de PAsie p. 35.
762 Oſft. Aſien. Waſſerſyſteme. I. Abſchn. $. 82.
werten gefhüst, bei der Bekämpfung viel Arbeit machten; body
beißt ed, wurden fie befiegt, unb es behnte der Eroberer Schi⸗
boangti feine Herefhaft wie im Oſten fo aud im Süden ChHis
nas bis zu ber Grenze bed Meeres aus. Hierdurch werden
die Südprovinzen erſt an die Nordprovinzen des Reiches
gefefiel. Die Han: Dynaftie (feit 202) fegte das begonnene
Merk fort, fie foll, wie oben gefagt, die erſten Colonifations:
und Civilifations = Verfuche unter jenen Bergvoͤlkern im Süden
eingeleitet haben, Die wol nothwendig waren, um eine wilde
Enclave nicht zum eignen Verderben zu behaupten; doch moͤ⸗
gen diefe nur ſehr allmälig fortgefchritten fen. Die inneren
Spaltungen und Theilungen der Chinefifchen, einheimifchen Dy⸗
naftien, die beftändigen Kämpfe mit den wefllihen Nachbarn den
Tangut, Tufan, Tübet, Sifan (f. ob. ©. 185 ıc., 502 2c.).
die Gemwältigung dee ſelbſtſtaͤndigen Königreiche in den Gebirge:
provinzen von Szuͤtſchuan (Chou, f. ob. S. 414) und Yan:
nan Nantſchao, f. od. S. 733), und die Chinefirung des
Geftadelandes wie deſſen Civilifiruug durd das Schifferteben und
den Verkehr aus der Fremde, der auch fhon mit der Periode ber
Han⸗Dynaſties6) fehe einflugreich zu werden beginnt, mußten
vorhergehen, ehe diefe Miaotfeu zu von andern Völkern und
ſelbſt unter ſich abgefchnittenen Völker: Infeln werden konn—
ten, wie fie heute beftchen. Bon unzähligen Kämpfen diefer Art
find uns keine fpeciellen Daten bekannt. Won den Croberungen
und Verheerungen der Mongholen, von Tſchingis-Khan
bis auf Khublai-Khan im Süden bes Chinefifhen Reiches
iſt früher die Mebe geweſen; feit 30 Jahren, fagen die Annalen,
waren unter dem legtern Regenten fehr große Eummen und viele
Menſchen In den unglücklichen Kriegezügen, zu Waffer gegen Sa:
pan, Java, Liquejo, zu Lande gegen Tunkin, Eodin:
China und Papefifu aufgeopfert worden. Der nachfolgende
Mongholen Kaifer, Tſchingtſong (Timur VI.), verfuchte ei:
nen andern Weg; er theilte feinen Kriegeen Ländereien in
den füblichen Provinzen feines Reiches mit der Verpflichtung aut,
die Miaotſeu ?) im Zaum zu halten. Diefe lebten damals
noch als unabhängige Völker in ben Provinzen Szuͤ⸗
tſchuan, Kueitſcheou, Hukuang (d.i. Hunan) in Kuangſi
°“4) P. Gaubil Hist. de Gentchiscan et des Mongous etc. p. 19%.
“7 ebend. pP» 215.
Die Miao tſeu, Papefifu. 763
und Kuangtong, von gleichem Alter wie die Chinefen, mit
eigenen Geſetzen, eigener Sprache. Aber gegen die Papeſifu
ließ man ſich noch einmal durch den Rath eines Chineſiſchen Ge⸗
nerals, der ſpaͤter fuͤr deſſen ungluͤcklichen Ausgang mit ſeinem
Kopfe buͤßen mußte, zu einem Kriege, im Jahre 1300, verleiten,
Dapefifu, fage der Bericht, iſt ein große® Land, zwiſchen
Dünnan und Bengal gelegen, mit böfem Clima, böfer Luft, mie’
einem armen, barbarifhen Volke. Das Mongholenhere kam aber
bei diefem Feldzuge fajt ganz vor Hunger um, und auch Düne
non litt fehrz; denn dies Grenzvolk, das bis dahin ſich ruhig ges
halten hatte, geiff nun zu den Waffen, überzog bie an China uns
terroorfenen Provinzen, und brachte fo aud) die Miaotfeu in
neue Bewegung. Der Krieg wurde babucch fehe ernfihaft, und
konnte erſt im Jahre 1303 gedämpft werden.
In diefer großen Aufregung der ſüdlichen Barbarens
Völker des ganzen Chinefifhen Alpengebirgsliandes,
von den Außerften Weftgrenzen Yünnans an, bis zu dem oͤſt⸗
lichſten Miaotfeu, treten gleichzeitig wie bie Papefifu noch
ſehr viele andere, neue, bis dahin gänzlich unbefannte Namen
derfelben auf, und es ſcheint dies eine Periode ihrer theilweiſen
-Umfiedlungen, Vermiſchuugen, Ausrottungen, neuen Abfonderuns
gen geworden zu feyn.
Die Chinefifhen Annallen fagen folgendes: Unter Timur
"Khan folte, im Jahre 1300, ein Heer von zweimalhunderttaus
fend Dann das Königreih Papefifu*) im S. W. erobern;
aber das böfe Clima zaffte mehr als die Hälfte derſelben dahin;
Dünnan hatte dabei großen Drud zu ertragen. Da entftand
eine allgemeine große Empörung, viele Miaotfen, Laotſe und
andere Barbaren: Völker, verfammelten fi vor deu Zeftungen,
welche die Chinefen zur Zügelung ihres Landes erbaut hatten (2.
B. Yanghoang). Sie belagerten diefe, und die Eroberung ges
lang; nun drangen fie in die Provinz Kueitfheou vor, unb
nur mit Mühe gelang es dem Vicelönige von Puͤnnan, fie zu
bändigen. Als aber das kaiferliche Heer, das zugleich gegen die
Grenzvölter von Mientien (Awa) gefhidt war, im fiebenten
Monate des Kriegszugs auf dem NRüdmarfche von da, das Koͤ⸗
nigteich dee Kintſchi (d. i. der Goldzähne, f. oben ©. 735)
durchſtreifte, die fi auch vom Jod der Chinefen befreien wolls
**) Mailla Histoire Generale de la Chine T. IX. p. 476.
164 Dft-Aflen. Waſſerſyſteme. I. Abſchn. $. 82.
ten, griffen auch diefe zu den Waffen, erfchlugen viele vom Pair
ſetlichen Heere, und verbündeten fih mit den Papefifu. Au
aun im folgenden Jahre, 1301, ein neues Heer gegen bie Rebel:
len eben fo unglüͤcklich war, erfcholl gegen fie ein allgemein
Aufgebot, durch die Provinzen Szütfhuan, Yünnan, Hu:
tuang (Hunan). Sm Jahre 1302 traten neue Revolten diefer
Barbaren im S. W. auf, neue Namen) werden genannt; die
Tribus der Ufan, U mong (U Moang, ſchwarze Moang?),
Kongtfhuen, Mang (Moang?), Uting, Duetfdu,
Pun gan u. a., welche das Chineſiſche Gebiet plünderten. End
lich gelang ed dem Chinefifchen Feldhetrn Lieoutuekie, fie zu
überliften und total zu fihlagen, bei Metetfhuen (2), wo ihre
Heldin Scherfiei gefangen und getöbter wurde, famt den uͤbri⸗
gen Häuptlingen, worauf fi auch das Volk unterwarf. Nach
. 8 Jahren Ruhe wiederholten die Papefifu und die Barbaren
von Groß und Klein Tſcheli (Tſcheli, d, b. ein Gebiet) ihre
Raubüberfätle auf Chinas Gebiet (im J. 1309) 50); der Gou⸗
verneur von Dünnan ließ fih von ihnen beſtechen, fie kehr⸗
ten jedoch von felbft in ihre Heimath zuruͤck. Mit der Thron⸗
befteigung des Kaifer Gintſong t), im 3. 1311, heißt es, un:
gerwarfen ſich auch bie tribugpflicgtigen Grenz: Königreiche von
Tſchenting, Ngannan (Tonkin), von Parefifu, Ta⸗
Tſcheli und Tſchao Tſcheli (d. i. Groß und Klein Tſcheli),
und ſchickten zum Zeichen des Reſpects Tribut, ein Rhinocetos
und gut abgerichtete Elephanten.
Die Jeſuiten Miffionare fagen, daß die Grenzvoͤlker ges
gen Mien (d. i. Ama), von den Mongholen, mit dem Namen
de P ape 52) belegt feyen; unter dieſem gemeinfamen Namen, der
fo viel “als Land oder Gegend heiße, mögen daher viele einzelne
zufammengefaßt fen, von denen nah M. Polo im obigen fchon
gefondert gefprochen ward. Sie find nicht vom Chinefifchen Stam⸗
me, fagen fie, fondern faul, indolent, fie tatowiren ſich Über den
Augenbrauen, fie find So: Diener, wie die Dientien. Ihr Land
iſt ſehr feucht, har kalte Nächte, heiße Tage; fig baden fehe viel
in den Flüffen und leben in Hütten von Bambus, Es ſcheinen
alfo die Bewohner der wärmern, füblichen Zerraffenabfäle und
3 Mailla Hist. Gen. |. c. so) ebend. p. 502.
ebend. p. 807. Fe Memoires eonc. hist. des Chinois
. AV. p. 29
Die Miao fen, Pa phai ao. 765
der Vorberge Yuͤnnans gegen die Hinter⸗Indiſche Halbinſel zu
ſeyn. Aus Klaproths Sprachvergleichungen einer kleinen Woͤr⸗
terſammlung ſcheint hervorzugehen, daß fie ein Siamef if dee
Volks ſſtamm 53) find, von dem man zwei Sprachbialecte, den
bee De:i und der Paspe, unterfcheiden kann, von denen bie
Pezi identifc find mit dem Volke, das auch Laktho oder Lok⸗
‚ tai genannt wird. In ihrer Sprache heißt Yünnan ber. Chi⸗
neſen Moangtſchauz das Volk der Kintſchi heißt bei ihnen
Wantſchhang, ſie ſelbſt die Pe⸗i nennen ſich Loktaiz bie
Pa⸗pe aber nennen ſich fetbit Maangpingtfhing mai,
diefe werben aber von den Pe:i Moang pung genannt, Je
nes Tſcheli, d. h. Gebiet oder Drt, nennen fie Moangiey
auch Ama nennen fie Moangmanz in ihres Sprache beißt
ein großer Strom Menan, Menan fung, bekanntlich der
Name des großen Stromes von Siam. —
Hiernach wuͤrden dieſe Pa⸗pe, oder Papefifu "def Bu
ftens,. wahrfcheinlich auch identifch. mis ben Lolos 5®), einem. Ang
dern nicht Tuͤbetiſchen Volksſtamme, einem ſanftern Siameſi⸗
ſchen angehoͤren, und von den eigentlichen, viel weniger civitifigg
teen und weit wilbern Miaotfeu im Oflen, ber Abflammung
und dem Herlommen nad, fehr verfchieden ſeyn. Auch treten ſie
weit ſpaͤter in der Geſchichte auf, und auf einer neuern hine⸗
ſiſchen Weltkartess) iſt iht Name Pape ta tian, oder
das Land der Pape, auch auf dem Gebiet ber Siamefen und
Birmanen eingetragen. Defto auffallender ift es, auf berfeiben
Karte, die fich ſelbſt manches Fortſchrittes vor ben frühen Chi⸗
nefifhen Weltlarten rühmt, auch den Namen der Paphaiyao
viel weiter im Oſten auf den Wild: Ahpen des Nan fing,
wo fonft nur Miaotſe genannt werben, im Weſten des Weis
Ling Pafjes (f. oben S. 661), alfo auf bem MiaoLing ſelbſt
eingetragen zu ſehen, mit der Beiſchrift: Pa phai vao, auch
Yaodfhung genannt, eine auslaͤndiſche Nation, die im In—
nern von China wohnt. Ihe Land hat 1000 Li Umfang, grenzt
an drei Provinzen (Kuangtung, Kuangfi und Hunan)z
es find Za, oder Große Yao aus 8 und Siao, di,
U
22) Klaproth Magäsin Asiat., T. II. p. 256. Not. 1. * Ab. Ro-
musat Descr. de ia Chine in Nouv. Mel. Asiat. I p. 34.
88) King pan thian tizinan thu, i. e. Tabula universalis Cöli Ter-
raegue forma maxima, Peking, nad) Dr. Schotts Ueberfegung.
706 Oſt⸗Aſien. Waflerfufteme. I. Abſchn. $. 82.
bie Kleinen Yao, aus 29 Kribus beſtehend. — Cine Nota
von Morrifon bemerkt, von ihnen gebe die Sage, fie hätten
kurze Schwänze, man halte fie für ein Malayifches Bor. — Nach
Matuanlinss6), dem berühmten Chineſiſchen Hiſtoriker der Mon:
ghotenzeit, dee auch fagt, daß die San Miao oder Xanghiang
von den alten Aboriginern Oſt-Chinas abflammten, daß
fie abte von den Ehmefen nach Welt in die Gebirge Tuͤbets zu⸗
ruͤckgeſtoßen ſeyen, ruͤhmen fi diefe Tanghiang (nebſt ih⸗
ten Compattioten den Thangtſchang und Pelang) von ei
nem Affengefhlechte herzuſtammen, wie überhaupt auch bie
Tübeter (f. oben 8.27%. Sollten diefe Pa phai eine vom
Weſten ber vorgebrungene Malayiſche Golonifation ber Pa:pe
ſeyn? ober iſt dieſer Name nur zufällig auf fie übertragen, und
bezeichnet der Zuſaz Yao Xi. e. servus, Unterthar) vielmehr um
fo ficherer ihre Viiaorfe Abflommung, welche «ben in dem dor:
digen Gebitgslande noch mit dem fchimpflihen Zufag MR upas
WHiaurais sujets, nach Ab. Remuſat) 57) häufig beiege werden.
Die Alpenvoͤlker ber Miao tſeu auf dem eigentlichen Miao
Ling mit dem Uebelnamen MuDdao oder Yao fagt Ab. Ne:
muſat, woͤhnen zumal im füböftlichen Gebirgewinkel von Hus
han, auf dem Hochgebirge, zu beiden Seiten des obern Siang
Miang, ber zum Tongting-See fält, im Süden der Gapi-
tale Xihangefiha fu (f. ob. S. 66255 und im Diſtrict vom
HYong Tfiheou fu noch höher auf an.demfelben füdlichen Zus
fluffe de Ta Kiang. Aber fie werben auch eben fo noch an:
derwaͤrts genannt, in ber Provinz Kuang tung (im Departe
ment Khing yuan), in Kuangſi und in Kueitfheonm (im
Departement Kuei fing).
Daß ju ihnen auch diejenigen Alpenvölker m Kuangfi und
an det Grenze von Knang tong gehören, weihe Tſchang⸗
2010059) genannt werden, iſt wol ſehr wahrſcheinlich. Diefe
tourden‘ auch unter bee Ming: Dpnaftie auf ihren unerfleiglichen
Wiid⸗Alpen niemals befiegt, und behaupteten ihre Freiheit bit, in
bie neuefte Zeit. Unter Kaifee Khanghi bekamen die Rande:
einen von Kanton mit ihnen Händel, die deren Haͤuptlinge ſtets
* se) f, Wen hian thoung Khab Sect. cccxxzıv. fol 7. vera. b. Klap-
roth Meın. rel. de l’Asie T. Il. ».366. *”) Ab. Remusat Noar.
— a T. I. p.34. **) Mailla Hist. Gen. de la Chine T.XL
P
Die Miao tfeu, Tſchangkolao, Lolos. 767
vergeblich vor ihre Gerichtötribundte “citieten, um ſich wegen dee
Beleidigungen, die fie den Ortéobrigkelten äugeflgt haben foliten,
zu vertheidigen. Als fie felbft Die zu ihnen abgeorbneten Mans
darinen mishandelten, wurde im Jahre 1702 ein Kriegszug begen
fie befchloffen, der auch begonnen murde, aber bald fo. nacıtheitig
ausfiel, daß man lieber in Unterhandlungen mit ihnen ſich eins
ließ und Ihnen Handelßvortheile zugefland, als auf ihre weitrer
Vernichtung auszugehen.
Jene Lolos 5) (Pape) im ſuͤdlichen Yu nnan, welche die
Jeſuiten bei ihrer Kartenaufnahme daſelbſt kennen gu lernen Ge⸗
legenheit hatten, oder uͤber die fit durch Chineſiſche Handelsleute,
die ihnen allerlei Waaren zutragen, mancherlel Berichte einziehen
konnten, hatten einſt daſelbſt ihre herrſchenden Fuͤrſten. Um fie
zu zuͤgeln wurden ſie mit einigen Forts umſtellt; in uncultivirte,
ihnen benachbarte Thaͤler, wurden Ortſchaften erbaut, und fie von
da aus durch ſtehende Garnifonen befehbet, wie dies noch heute
in’ den Kaukaſus⸗Thaͤlern gegen Tſcherkeſſen und andere Voͤlker
bei Ruffen der Gebrauch iſt. Bald wurden indeß die Häuptlinge
der Lolos duch Beguͤnſtigungen gelockt, erhielten Siegel und
Patent, mit den "Ehren Chineſiſcher Mandarine, wenn, fie fich
dem Kaiſer ergaben, dis zu den Wuͤrden der Tſchifu und Tſchi⸗
efheou. Die Inveſtitur mußten fle vom Kaiſer übernehmen,
und Gehorſam geloben, der fie darin auch als Erbfuͤrſten beſtaͤ⸗
tigte. So blieben fie in ihren Gebirgsgauen doch abfolute Herr⸗
fher, ohne in ihter Jurisdiction vom Vicekoͤnig der Provinz Yuͤn⸗
non abhängig ' zu werden. Ihre Dienerfchaft wird wegen ihrer
ungemein treu” Anhaͤnglichkeit und Ergebenheit geruͤhmt; bie
Wohnungen ihrer Fuͤrſten ſind ſtattliche Palaͤſte, mit großen Hal⸗
len, voll Gefolge und Dienerſchaft, Beamte und Milizen, die ih⸗
nen nicht geringe Ehre erzeigen. Die Fuͤrſten haben die Tatari⸗
fche Tracht von ſeidenen Gewändern angenommen, die Damen
tragen weite Roben mit kurzen Maͤntelchen darüber. Die Fürs
ftin iſt eben fo von eittem Gefolge von Hofdanten begteitet; die
auch bei Vifiten, die fie alß treffliche Reiterinnen ſtets zu Pferde
machen, fie immer zu Pferde umgeben, indeß die Diener zu Buße
folgen.
Das Volk der Lolos iſt einfach gekleidet, in kurze Unter:
beinkleider, Leinwandwefte, Steöphut und auf Sandalen gehend;
5%) Du Halde Desct. T. I. p. 65.
768 Oſt· Mor. Waſſerſyſteme. I. Abſcha. 4. 82.
Sie Ind gut- gebaut, weit abgehärteter als bie Cbineſen; ſie find
gute Reiter ,. ihre Pferde von der kleinen Race der Klepper (bie
von Bhutan oſtwaͤrts durch ganz Aſien fi) ausbreitet, f. oben
S. 140), aber tuͤchtig. Sie haben Eifen» und Kupfer:
Minen, und ſchmieden fi ihre Waffen ſelbſt. Chinefifche
Dandelsleute ſuchen gern Zutritt zu den Höfen ihrer Haͤuptlinge,
wo fie guten Gewinn maden. Auch die Bonzen aus Awa
baden, von der andern Seite her, bei ihnen Eingang gefunden
und den Eultus des Fo unter ihnen verbreitet. Bei den Lolos
im, oͤſtlichen Dünnen, iſt es dieſen gelungen, mit deren Reichthüs
mern, viele und große Tempel ihren Gögen zu errichten. Die
bei ihnen herrſchende Sprache iſt ganz von der Chineſiſchen ver⸗
ſchieden und ihre Schrift iſt die der Prieſterſchaft in Awa und
Pegu. Ob fie mit den Laos, Laochoua, Laofe, Lowas,
bielleicht auch 2’ hokbas, zu gleichem Voͤlkerſtamme gehören, die
außerhalb Yuͤnnan in verfchiedenen. Hochthaͤlern Hinter Indiens
zerſtreut wohnen, iſt wahrſcheinlich, aber für jeöt ſchwerlich genau
au. ermitteln.
AAuch die eigentlien Miaotfeu des Miaoking, in
ben Süd: Proninzen China, oftwärts von Yünnan, be
ben nicht befiege werden können, wenn fie auch öfter zu Paaren
getzieben worden find. Der Feſtungbau tings an dem Ein:
Hängen ‚ihrer Felsthaͤler, und vor den Höhen ihrer Wild = Alpen,
hat die größten Geldfummen geloftetz doch gelang es dadurch den
Verkehr zwifchen ihnen und ihren Nachbarn völlig abzufhneiben.
Sie werden baper. auf ihren verfhiebenen Alpenfiöden,
die fie im größeren oder weitern Umfange befi igen, wie auf Ins
fein, (f. auf D’Anvilles, Grimms, Berghaus Karten,
die Song Miao, Tchang Colao u. a) blodire Dieſes
Syſtem Chinefifcher. Politik hat wenigftens die Ruhe in ben um:
liegenden Landſchaften gefichert, die nur’ felten von ihnen geftär
wird." Sie haben zwar auch ihre Gebirgsfürften, aber dieſe find
als foiche nicht vom Gouvernement anestannt, wie bei ben Los
1065 fie gelten für unterworfen, wenn fie ih ruhig von
halten... Zuweilen machen fie jedbod mit ihren Reiterſchaares
Streifzüge auf Chinefifhen Boden zue Plünderung ober zut
Rache; dann begnuͤgt man fi damit, fie in ihre wilden Fels⸗
gebirge zuruͤckzuwerfen. Vor ein Chinefifches Tribunal geladen,
erfchienen fie nie, und niemals hat fchlauefle Weberrebung fie zu
ſolchem Schritte vermochte Die Fuͤrſten haben ihre Wafallen:
2. Die Mine tfeu, die Unterworfenn. 780
Haupuinge, bie ihnen ihee Iapferu „Truppen In des Gefahe zufühs
ven. Ihre Wohnungen find. ſo trefflich eingerichtet, wie bie Chi
nefifsenz ihre Hauptkraft beftcht in ihrer Reiterei. Ihre treffli«
Hm Bergklepper find unvemwüftlih, fie galoppisen die ſteilſten
Bergwände hinauf und hinab, und dies gehört, zum Exercitium
ihrer Govallerie, fo wie das Ueberfpringen bee wildeſten Fluͤſſe
und Sturzbäce, oder ber Gräben, in welche Feuer angemacht
wird, deſſen rauchende Feuerſaͤule durchſetzt werden muß, u. a m,
Sie reiten auf engen und hohen Saͤtieln. Die Miao tſeu in
der Mitte und im Süden der Provinz Kusitfheon follen von
den übrigen am bedeutendften verfchieden ſeyn. Die Chinefen
geben ihnen die verfchiedenfien Namen als fremde Goloniften,
oder ald von den Eroberern oder Kaifern Ungefiedelte, oder als
Schimpfnamen oder dgl., worüber jedoh wenig Sicheres. Die
Sefyiten Miffionarew) theilen fie in Unterworfene
und in Freie Miggtfen. Die Unterworfenen find wie
Der doppelter Art; die Einen gehorchen den Cpinefifchen Obrig⸗
Eeiten, und gehören ſchon ganz zum Chineſiſchen Volke, von dem
ſie ſi ih nur nod duch einen befondern Kopfpug unterfcheiden,
Die Andern haben aber ipre eigenen erbliden Mandari⸗
‚zen, die ihre Herkunft von aͤltern kaiſerlichen Kriegsbeamten
N
herſchreiben, welde zum Lohn ihrer Verdienfte mit den DOrtfchafs
ten (öfter 6 bis 10) dee befiegten Miaotfen, einft, bes
Jehnt wurden. Diefer eingefegte Kriegsadel erhielt zu feiner Stüge
Sarnifonen und Anlagen von Ottſchaften. Ihre Untergebenen
gewoͤhnten ſich an. das.neue Joch, nahmen die fremden Gchieter
nach amd nach als jbre eigenen auf. Diefe.vergaßen aber ihre
Abtyunft nicht, und rühmen ſich ihrer Ahnen, gewöhnlich bie in
Bas Ate und 16te Geflecht (man fagt. bis auf Kaifer Kongo,
Ständer der Ming Dynaftie). Sie find wohlhabend, ihre Woh⸗
aumgen. find geräumig; ihre Jurisdiction {ft nur auf engere Gaup
beſchroͤnkt, auch koͤnnen ſie nicht uͤber Leben und Tod verfügen
ihr Recht iſt nut dad der Iſchihien; von ihnen geht bie —
- Tation an die Chineſiſchen Iſchifu, die in ben Städten tohnen,
Von diefen Unterworfenen Miaotfeu erhielten bie Sefais
ten Diffionare, bei ihrer Kartenaufnahme in Kueitfiheon,
Die Nachrichten über. die Freien Miaotſeu, von denen fie
waͤhrend ihres Aufenihaltes daſelbſt, wo ſie doch alle noͤrdlichen
*«°) Da Halde Descr. de la Chine 5 I. p. 67.
Ritter Erdkunde IV. Cec
2
[4
170 OfMflen. MWafferfofieee. 1. Anfdın. .$. 82.
Geenzſtationen und Feſten gegen berem Bebiet zu vermeffen bat:
ten, dennoch keinen einzigen zu fehen bekamen.
Die Freien Miaotfeu it), Sing Miasffe.
Die Chinefen nennen fir Sings oder YesMiaoffe, d. i
wilde Miao. Ihre Wohnungen find, wie bei den Unterworfe:
nen, einftödige Häufer aus Backſteinen aufgeführt; im umtern
Naume find ihre Viehſtaͤlle für Rinder, Schaafe, Schweine, da:
ber es unteinlich bei ihnen hergeben fol. Pferde haben fie nicht
In ihren Dorffchaften leben fie fehe einig unter ſich; fie bauen
den Ader, weben eine zohe Art Leinwand, ſchlechte Muſſeline,
und fertigen gute, buntfacbige, quatitte Teppiche, die ihnen gu
Decken dienen. pre Kleidung iſt eine kurze Hofe, und eine Art
Mantel, oder weiter Rod, der vorn ſtark gefaltet den Leib bebedk.
Sie leben ganz abgefchnitten von ihren Umgebungen ; doch fuden
Chinefifhe Holzhaͤndler, durch Vermittlung des Untermorfenn
Miastfeu, mit diefen Freien in Verkehr zu treten. Diefe (di
gen dann die Wälder auf ihrem Gebirge, und lägen ihnen das
Holz zu, das jene, unten, am Ausgange der Xhäler, in Empfang
nehmen, zu Flooßen zimmern, und dafür meiſt Ochſen und Bäf:
- fel bezahlen. Aus dem Rinbdleder dieſer Thiere verfertigen die
rein Miaotfeu ihre Küras, die fie mit Eifen und Kupferblech
belegen, woburd fie zwar eine ſchwere, aber fehe zweckdienliche
Ruͤſtung erhalten. —
Die Freien Miaotfeu, auf ber Grenze zwiſchen Yan;
nan und Kieutſcheou, werden von ben Chinefen Mulae
(d. h. Holzeatten) genannt. Gie find in eine Art Sad aus
Hanf gekleidet, mit breiten Aermeln und einem Schlig am Halfe,
Darunter tragen fie eine bunte Welle. Die Naͤthe des Kleides
find mit Heinen Muͤſchelchen verziert. Ste find muſikaliſch, und
haben eine Floͤte, die Heblicher iſt als die Chinefifhe; ihre Taͤnze
Mind rhytmiſch, vol Ausdruck der Trauer oder Freude, mit Be:
gleitung einer Art Guitarre und einer Zrommel. Bel ihnen ba:
ben die Bonzen des Fo noch keinen Eingang gefunden, und
Hat. Regie meinte, fie würden wol noch empfänglicher ſeyn für
das Ehriftenchum als die Chinefen. -
-Die soheften, wilbeflen unter den Freien Miao—
tfeu feinen bie ſchon oben genannten, auf ber Grenze ber
es) Du Halde L c. T. I. p. 68— 72.
”
: Die Miao tfeu, die Freien. | 771:
drei Provinzen zu. feyn, weiche bie Chinefifhe Karte Pas
phal vao nenntz die Sefuiten fagen, fie würden Yaoffe bei
den Chinefen genannt, au Ligin; auch Patſchai (6 Dörfer)
auf der Grenze von Kuang tong, und Lurfhai auf ber Grenze
von Kuangfi (8 Dörfer); wie es fcheint, meiſtentheils verſchieden⸗
Schimpfnamen. Doch follen fie die Jurisdiction ber mächften
Mandarine von Yongifheou fu (f. oben ©. 766) anerken⸗
wen, ihnen auch Zribur zahlen, den fie aber ale freie Babe .
dringen, nur wenn «6 ihnen beliebt. Sie erlauden feinem Dans
Darinen ihr Territorium zu berühren, und würben ihn, wenn er
es beteäte, ſogleich todt ſchiagen. Barfuß follen fie bie ſteitſten
und wildeſten Felswaͤnde fluͤchtig emporklettern, uͤber die wildes
ſten Steinklippen mit unglaublicher Schnelligkeit hinweglaufen.
Ihre Weiber zeichnen ſich durch dem groteskeſten Kopfpug aus;
ein Schub langes und halb fo breites Bretichen, das fie auf den -
Kopf legen, umfclingen fie auf allen Zeiten mit ihrem Haare
wuchs, unb Heben dieſen mit Wachs fo feft, daß fie nur drei bis
viermal im Jahre, den Kopfpus am Feuer, um das Wachs zu
ſchmelzen, wieder zu entwisren und nes aufzubauen - brauchen,
Es find permanente Hüte, die fie tragen, Die trotz bee Beſchwer⸗
lichkeit beim Gehen zwifchen Gebuͤſch und Felſen, oder beim
Schlafenlegen, bei der jungen Welt in Mobe bieiben. Zumeltew
follen fie fidy dazu verfichen Geißeln zu flelen, wenn fie mit ih⸗
zen Nachbarn gern in Handelsgeſchaͤfte treten moͤchten. Noch
anbere Miaoffe, in Knangſi, follen urfprüunglic won Chine⸗
fen abflammen, die aber mit Mebellen als Confpisirte gemeinfame -
Sache machend, fi gegen die Grenze von Tonkin in die
Gebirge zuruͤckzogen, in beren Nähe bie berühmte, metallene
Grenzfäule fichen fol, welche die Bronze des Reiches von -
China und Tunkin bezeichnet, mit einer Inſcription, deren
Alter man auf 1600 Jahre zurüd datist. Sie heiße: Kong tſchu
tſchi tſche Kio tſchi tſchi mie, b. d. bie Tunküneſen werben‘
vernichtet werben, wenn fie dieſe Brenzfäute über⸗
ſchreiten. Die Tunkineſen fehen diefe Säule ſelbſt ats ein
Deutmal ihres alten Adels als Souveraine an, und bei dem
Wahn, daß mit dem Untergange dieſer Saͤule ihr eigener verbuns
ben ſey, ſuchen fie dieſelbe vor jeder Unbill zu fchügen. Diefe
Grenz: Miaoffe haben Ländereien, Truppen, Feuerwaffen, find
ſehr kriegeriſch, ſtehen immer unter ſich ſelbſt In Fehde, weil Buß
sache bei tunen BIS auf die Enkel ar t. Ra Chineſiſchen
cc
: me: Oſt⸗Aſien. Waiferfoftenie_ I. Abfchn. $. 82.
Mandarine opfirn ſich nie auf, un unter ihnen Frieden au
n. * J
Die Sprache dr Miaoſſe in Sıutfhuan, im Weit
von Hunan, and im Norden von Kueitſcheon, ſchien dem
Dater Regie dieſelbe zu ſeyn, und unter fih nur nad Dialecten
verfrhieben. Um Liping fu fol ſie mit Chinefifhd fo gemifcht
ſeya, daß fi die Bewohner der Provinz dort gegenfeitig verſte⸗
ben. Auf ber Grenze dee drei Provinzen follen die wii»
deften Micnoffe, nad Ausfage der unterworfenen
Mianffe, die Sprache ihrer nöchlih anwohnenden benachbar:
tm Miagaoſſe nicht ‚verftchen. Obwol diefe Völker alle in den Au:
gen der Ghinefen nur Diebe und Spisbuben find, fo bemerkte
Pater Regie bei feinem dortigen Aufenthalte unter den unters
mworfenen Diaoffe, keine Epur-biefer Laſter; ſie bewährten ſich
überall als ungemein dienfleifeig, fie zeigten fehe viet Fleiß und
Thaͤtigkeit, und die größte Treue in dem ihnen nor ben. Patres
anvertrauten Gute. Daß fie die Chinefen, die- fie feit fo vielen
Jahrhunderten mit den 'graufamften Kriegen überzogen, und ib⸗
nen Alles entzifien haben, nicht lieben, iſt begreiftich 5 der Haß ill
gegenſeitig watienal geworden. re H
"Der Bersilgungstrieg, den Kaiſer Khienlong, neh
in den Jahren 1775 &18.1776, gegen zwei deu tapferiten Volker:
fchaften ber Miaotfeu in Szuatfhuan. führte, welche den
Canton Meino am Fluffe Kintſchhuan bewohnten, unb bie
Großen und Kleinen Kintfhhuan genannt wurden, zegt
von der einen Brite den tief eingewurzelten Haß beider Natie⸗
nen, rom der andern Seite die erfiaunendwärdige Tapferkeit die:
16 Volkes, in Behauptung. feiner Freiheit, bie kühn den berkhm:
teften Woffenthaten antiker Griechifcher und Römifcher „Helden
zur Seite geflellt. twerden kann, und durch bie Größe des Patrio⸗
tismus, wie der Charactere, den Kämpfen der Schweizer, der Zr:
zoler, der Mainoten und anderer Europdifcher Alpenvoͤlker zu ver:
gleichen iſt. Da dieſe Begebenheit ganz ber Gefchichte angehorz,
und umfändlid in ben Chinefifhen Annalen 2) und andem
Memoiren nechgelefen werden kann, fo übergehen wir fie hier,
**2) Mailla Hist. Generale de la Chine Tom XI. 4. p. 588 — 597;
Grosier Deser. de la Chine T. VI. p. 414. Dalrymple Orient
—— P. II. Nr. 2; 3. H. Plath die Voͤlker der Mand⸗
fchurey, oͤtting 1831. 8. Th. IL ©. 673 — 687.
20.3 Gübgefiade von-Ehine- : . 773
unb bemerken aur, dab Ab: Memufas‘):diefe AMtheilung Dir
Miaotſen für Tchberifchen Geſchlechtes ‚hielt, dagegen bie mehr oͤſt⸗
Vchen, oben genannten, wilden Miaotfeu für einen von ihnen
mach verfhiedenen Voͤlkerſtamm zu halten: geneige- ſchien, obmal
er: hierüber keine nähern Gruͤnde mittheilt,. bie. und: vermöchten
an: ber fruͤher gegebmen Anfiht, nach H. Kurz Unterfuchuns
gen, abzuweichen. Diefer Bernichtungsttieg im Werften hat fpäs
terhin andete Minotfen, im Often, nit abhalten können, ihre
Freiheiten: an J. 1795 und 1796) mit gleiches Muthe gegen
ztneuente Angriffe der ‚Chinefen zu vertheidigen.
Im Juni 1833 erregten in Canton) äintge aus dem Ins
nern der Gebirgeprovinz auf 2 feltfamgebauten Booten, den gro»
Ben Strom herabgeſchiffte Gebirgsleute, die noch keine Chi
nefiſche Tracht angenommen hatten, die allgemeine Neugierde.
Sie waren ſehr ſtark und -Eräftig gebaut, aber ſehr verſchieden
vorn den Chineſen in Canton; ihr Kopf war nicht geſchoren, ihr
Haar oben in Knoten zufammengebunden mit einer Art Zurban
bedeckt. Dolmetſcher begleiteten fie, fie fchienen mit Mandarinen
Geſchaͤfte zu baben. Sehr wahrfcheintich waren ed wol einige
jener Unterworfnen Miao ffe, die es fich gefallen laſſen
mußten, daß das Volk ihnen die Worte Pun te fan kwei,
d. i. „Chineſiſche fremde Zeufel” im Gegenfag der ges
woͤhnlichen Begruͤßung dee Guvopäifhen Fremdlinge entgegenties
fen. Sie find hier eine ungemein feltene Erſcheinung.
C. Die Kuͤſtenprovinzen des Eübgeflades von Chis
na, Fukian (Fokien) und Kuang tung Senn
.. Dei Verkehr mit dem Auslande.
Das Geſtadeland von Suͤd-⸗-China dehnt fi) von N.D. *
gen S. W., von Süd Tfche.kiang entlang, der Kuͤſtenprovinzen
Sulion.(oder Fokien) und. Kuan tung (Canton), an 200
geogr. Meilen bis zur Grenze von Zun fin aus, von einem
breiten Saume unzähliger, Eleinerer Klippen und größerer Inſeln,
„die. unmitfslbar das Geſtade umguͤrten, begkeitet, und vom gtos
sen Nan Hai, oder dem Süd: Meere, befpült. Aber zwei
groͤßere GSeſtadeinſeln ſind es, Formoſa — und
—F — 2%
2) Ab Remusat Conp @oeil "sur Ih Chine in Nouv. Melang. Asiat.
T.1.p.33. °*) Nouvelles-Lettres Edif. T. II. p. 184, 246 etc.
6%) Aaiat. Jougn. New Sosied‚Vol-X1l. 1834. 8. in As. Intel, p. 113.
nn}
774 DfteAfien. Waſſerſyſteme. 1. Abjcha. $. 82.
Halnan, weldye zu beiden Enden, im Dften und Wehen, unter
bem 121ften und 107ten Meridiane v. Ferr., alfo an 14 Längemgrade
gegenfeitig von einander abſtehend, nur durch enge Meeres ſtraßen,
den FZuliansCanal, oder die Formoſa⸗Straße, und bes
Hainan Canal, ober bie. Strafe der Junten, vom Gos
&inente getrennt find, das durch fie eine wicht geringe oceanifcdh
Erweiterung erhalten hat, während es feibfi durch eine große Aus
sah! von fhiffbaren Flußmündungen und günfligen Hafen bil:
dungen, Buchten und Ankerſtelten, vielfach zertheilt und
bereichert ward, die aber von der Serfeite biöher völlig um beſucht
"geblieben, und oft feibft den Namen nad den Eutopaͤern unbe
Sannt find.
L Die Provinz Zulianz die Sulianlang, 6. & ‚bie
| Männer von Fukian. |
Verfolgen wir von den zuletzt genannten ſuͤdlichſten Hafen⸗
orte Ning po (nad neueſter Beflimmung unter 29° 33. 17"
M. Br.) das Geſtade bis Sultan, fo werden uns hier vom den
neueren Britiſchen Berichterflattern 6%) noch Drei andere, nit
werthloſe Hafenflädte der Provinz Tſch ekiang genannt: Schih⸗
pu (Sit po nad dem Landesdialect) al6 der befte Hafen, ber
aber fonft nicht befanne If; Zaetfhu fu, 28° 31 M. Br. in
großer Handelsort, der aber nie von Europäern .befucht ward, und
Wantfhufu, unter 28° N.Br., mit einem zwar nur feihten
Hafen, aber doch fehe reichen Handelsleuten als Anwohnern, |
In dee Provinz Zu fian werden neuerlich 7 bebemtende
Hafenftädte in folgender Meihe von Norden nach Ehden
aufgeführt, bie alle in dem eigenthümlichen Fukian⸗Dialect, de
fo fehe von dem Mandasinen :Chineflid abweicht, ihre eignen
. Ramm haben, bie wir in Klammern beifügen,
1) Sub ning tfyu (Fou nhing bei D’Anrille, Hot ing
tſchu nach dem Sukian = Dialect), unter 26° 5 N. Br., niemals
von Europaͤern befucht.
2) Futſchu fu (Foutcheon bei D’Anville; Hol tſchu hu
tm Fukian⸗Dialect), unter 26.27 24° N. Br.; 4 bis 6 geegt.
Meilen aufwaste am Min Fluß, die Capitale ber Provinz, in
welcher der befle Schwarze Thee waͤchſt; größer als Canton.
Die Anterflation an der Mündung des Fluſſes heißt Wu hu
0) Asiatio Journal New--Ser. Vol, XIIL 1834. p. 205 eis. -
/
J
I
j
I
Provinz Gukian, Fu cſchu fu. 775
(Bao haen im Fukian⸗ODialect). GEtwas gegen N.O. liegt ber
ſichere und gute Hafen Ting hae, unter We 10° N. Br. Dies
fee Dafenort wurde neuerlih von Lindfay, 1832, befucht.
8) Ding bwa fu (Hing hoa fu bei D’Anville; Hing
hoͤa hu, im Fukian⸗-Dialect) unter 25° 25 22” N.Be., ein ſehr
ſchiffreicher Hafen, der aber nie von Eurepdern befucht iſt.
4) Hwup gan heön (wol-Hoei ngan bei D’Anvillez
ut da im Zulians Dialect), unter 25° 3° N. Br., ein fehe ficherer
Hafen, aber mit ſchwieriger Einfahrt.
5) Zfiuentfhu fu (Siuen tscheou bei D’Anville;
Eldan ıfhu im Fukian⸗Dialect; das Zaitum ber Araber
und M. Polos, bei Europäifhen Schiffen Tſchin tſchu⸗
Epin deu), unter 24° 36° 12° N. Br., ein ſehr großes Empor
rium, deſſen Hafeneingänge fih aber mit Sandbaͤnken belegt
haben.
6) Hea mun (Hia men,: ober Euöiy bei D'Anville,
Emop oder Amoy ber Europäer; Hamop im Fulians Dias
lect), unter 24° 27° 36 N. Br., ein trefflidher Hafenort mit den
seichfien. Kaufleuten, neuerlich von Lind ſay befudht, 1832.
7) Sihang tfhu fu (Tchang teheou bei D’Anville)
unter 24° 31 N. Br.
2. Su tfhu fu (Fu giu bei M. Poto67) die Capitale von
Fukian. Durch die Erpedition des Schiffe Lord Amherſt,
1832, werden wie auf das anſchaulichſte in diefem Emporium
orientist, das faſt feit einem Jahrhundert aus dem Gedächtaiß
dee Europäer verfhwunden war, mun aber auf eine ermeuerte
Weiſe die größte Aüfmerkfamkeit der Britifchen Handelswelt er
regt. Die früheren Zefuitenberichte übergehen wir, weil fie bier ſehr
übertwieden befunden mwurben, und wir folgen ausfchließlicd Lin d⸗
fays und Guͤtzlaffs Betichten 8). Beide fegelten von For⸗
mofa gegen N.W., zus Mündung de6 Min Zluffes, und lies
Sen ſich duch Piloten aus Fukian, bei ſehr dichten Nebelwetter,
nicht ohne Gefahr, mit vieler Vorſicht durch die vorliegenden
Sandbaͤnke zum Flußhafen fuͤhren, wo ſie in der Naͤhe des
Dorfes Hu Keang Anker warfen. Der Zudrang des Volks zu
ort of Proceedings'on a Voyage to the northern Parts of China
the Ship. Lord — Lond. 1833. 8. p- 40-97. Gütr-
ati Hop. ebend. p. 260,
"er Polo ed. Marsden L c..p. 55l etc. *°*) Lindsay in Re-
716 DfAfien efferfeßeme. I. Aafge. 5. 82.
den; Schiffe der Keemben, war bad fo gruß, daß man cha Beil
um deu Maſt uud das Takelwerk ziehen munfte, um ih zu bins
dern; Riemand überſchritt Died. Der Mifiener Säglaff ven
fra), anf einem ausgeſtellten Tafelchen mit Chincfifger Bold:
fgeift, den Krauken, bie ſich meelden-würben umentgeitiich Axzmeien
ausjutheilen. Die Zreude über die feinen Säfte war unverlenz:
bar groß, und bie angefehenen benach batten Dorfbewohner bewin
theten fie in ihren Wohnungen mit Thee, auf das wehtmellendftr.
Defür erhielten fie allerlei Heine Tractätchen in Ghinefifcher
Schrift gedrudt (f. eben &.626), von denen man hoffte, daß fir
die den Chinefen eigne Wißbegier und Aufmerkſamkeit im Anı
ſpruch nehmen würden, wiſſenſchaftlichen, geographifdyen , meras
üfhen SSuhalıs, z. DB. gegen das Lügen, gegen die Spieler, Lob
Der Redlichkeit, auch Morriſens Bibelüberfebung u. a. ma.
Die Copitale Fu tfhu fu liegt von der genannten Anker⸗
ſtelle nahe dem Dorfe Hu Keang, noch 6 bis 8 geogr. Meilen
fen. Die ohnmaͤchtigen Kriegsboote an der Etation Mingan,
im der brittehaib Stunden breiten Flußmündung poflise, bes
mühten fidy vergeblich das fegeinde Schiff zurück zu halten;
Kriegsfchiffe aber fehlten hier. Capt. Rees nahm eine Karte von
diefee Einfahrt auf, aus weicher dann eine mit ein paar verfals
lenen Forts befegte, engere Einfahrt (wie die Bocen Tigris zu
Canton) zur Sapitale von Fukian führe. Eine gute Stunde
oberhalb Mingan führt ein Arm des Fluſſes zwifchen dem frucht⸗
barflen Ufern zu diefer Hauptſtadt. Das Schiff Lord Amperf
fegelte diefen Stromarm aufwärts, etwa 5 geoge. Meilen zeit,
als man dur den gewaltigen Maftenwald der Junken üben
‚safcht wurde, dem zur Seite auf dem Ufer fhöne Pagoden fid
geigten, und auch bie duch die Sefuitenberichte fchon berühmt
Bruͤcke, die über den Strom führt. Die Stadt war num erreicht,
dile vielleicht 00,000 Bewohner (die Einwohner fagten 800,000)
bat, und zwei Drittheile bed Umfangs von- Canton einnimmt.
Ungeachtet die Beſchreibung der Brülle bei den Jeſuiten, nad
Lindfays Urtheil, fehe übertrteieben ift, fo bleibt Tre doch mit
ihren 33 Bogen merkwürdig genug Sie Heißt Wan, bat eine
Länge von 420 Ellen und 14 Fuß Breite. Die Bogen ruhen
auf großen Granit: Pfeilern, die aus facettirt behauenen Qua⸗
derbloͤcken aufgemauert find, Die Bruͤcke ift mit vielen Kauflaͤ⸗
den beſetzt; der Minfluß iſt hier ñ bie 4 Faden tief, fehe reis
ſend, Hat kaum bemerkbare Ebbe und Fluth. Der Vruͤckenban
.. . . Brosinz Fukian, Gufbufe . - 3977
3° jibach, bei grüßen Dauerhaftigkeie ſehr roh: Man ſchrͤtt wait
groher Schnelligkeit eine gute halbe Stunde durch die Stadt, zum
VPalaſt des Vieekoͤnige, und uͤberraſchte die Herrn im deſſen Buͤ⸗
zrau, bie ſich, durch Drohungen und Deeiftigkelt der Fremblinge,
Die Erfaubnißyis einem freien: Handelsverfehr mir ders Stadtbes
wohnen Abttogen- liegen. Zwar .erichlenen auch hier die officlels
Ben. Dincate und: Anfchläge, in denen, wie in allen Edicten und
Antworten. der Mandarinen, nue von den Englifhen Bars
baten die Rebe war, die man zuruͤkwelſen muͤſſe, indeß boch
taͤglich viele Hunderte der angelchenfien Bewohner von Futſchu
fuan Bord: des Schiffs dieſer Barbaren Samen, um mit ihnen
zu bandainz und indeß der Mititanir-Dfficter das Schiff
aus dem Hafen zuruckwies, fchloß dar öbere Civil⸗Officier,
auf demfelben,; einen Handel über Waaren von 10,000 Dollar
Werth ab. Als mãn ſich uͤber die Boſchimpfung beklagte, Fremde
Barbaren:(Kantuei) genannt zu werden, erhielt man bie
ſchtiftliche Verfiherung von dem Taon tae, dies fey Teiln
Schimpfname, fondern die allgemeine Bezeihnung für Fremde.
In den aͤlteſten -Diplomen des Himmliſchen Reiches dee Mitte,
würden die ſaͤdlichen Länder alle Man (d. h. wilde Bars
baren, womit man auch in der Ehinefifchen Statiſtik alle Eus
zopder bezeichnet), die weftlichen alle, Jung (d. 5. Krieg
Enchte), die oͤſt lichen alle E, die nördlichen alle Feih (d. 5.
feuriger Hund, d. i. die Tattaren-Voͤlker) genannt Dies
fegen die Ausdruͤcke ihre® Vorväter, fo würden felbft große Schuͤ⸗
ber des Sonfäcitis, die aus dee Fremde waren, und den Chinefen
als große Weſſe gelten, genanntz dies könne alfo nicht ſchimpf⸗
Lich ſeyn, und die Vorftelung dieſes Schimpfes liege nur allein
in ber Einbildung der Briten. Mehr war nicht zu errkichen,
man wär: über fehe bereitwillig, einen bedeutenden - Abfag von
Thee zu machen, obwol Lindfay eben jekt nicht darauf einge
ben wollte. -Thee, Zimmerholz, Tobak, Baummolle
foQ die Hauptausfuhr der Stade ſeyn, die in einem blühenden
Zuftande fich befindet. - Sn den innern Cantonen ber Provinz
Fukian iſt der Sig der vorzüglichften Plantationen (3. B. zu
Kia ning fu, f. Aſien Bd. I. S. 244), aus denen der
Schwarze Thee, über Fu tfhu fu, hauptſaͤchlich in dem
Handel kommt, und es würde der Directe Bezug deſſelben bier
große Vorcheile vor dem Einkauf in Canton habenz als g rin
ner Theemarkt wuͤrde Dagegen das wördiichene Ming po für _
‚18 Oſt⸗Aſien.Waſſerſyſtene. di. Wopipn. 1. 02.
Erropaͤiſche Ehiffe : zum diercten Verkche neh. befise geeigmet
ion. . Der Fluß Din, an welchem bie Stadt Uegt, ift zwar
ſehr Mein gegen feinen Nachbar, den großen Kiang, doch als tief
‚ Iambein ſchiffbarer Küftenfluß für die Provinz Fukian nicht ums
bedeutend; bis 2 geogr. Meilen vor die Stadt Tann: er die groͤß⸗
sen Seeſchiffe tragen, und ber mit Maſten bedeckte Hafen ber
Stadt beweift feine Beſchiffung mit den größten Ghinefifchen
unten. Diefee Min flieht aus drei Quellarmen, aus dem
Dftende ber Kette des Man Ling, wa dieſer, als Örenzgebiuge,
Fukian, Tſche fiang umd Kiang fi (f.:oben &,665) ſchei⸗
det. Er fol dem Diſtrict Si tfhu fu in Tſche fing entquel⸗
im, Vie Wu E Berge von Kia ning fu durchſeten, woher
aller feine Schwarze There kommt. Daun vereint er fi wit
zwei anderen Armen, bie in Kiang ſirentſpringen, und udans
dert dann am Fuß der Berge von Din ping, Ting tfdho,
Shaen wu und Yung efhun, bie Zutfhu fu, zur Ga
pitale: dee Provinz Gulion, für welche fe auch das Haupt:
Emporium if. Am 17. Mai, 1832, verließen Lindfayp und
Büstaff im Schiff Lord Amherſt diefe Stadt, um gegen Not
den nah Ring po zu fchiffen, wohin fie ihre Küſtenfahrt durch
eine große Menge Bleinee Geſtadeinſeln hindurchführte, wovon bis
Ketow, der Elephant und der Tower, die Ta Seap Shan,
Me Gongphas Jnſel und andere genannt werden, die in ib
sen Details wit dem Küfenfaume nad den gemachten Küſten⸗
anfnahmen des Gapt. Rees, wol größtentheil® einer veränderten
Karienztichnung zu bedürfen feinen, wie dies mit dem ganjen
Käüftencour Chinas, den wir durch die bieherigen Jeſuiten⸗
Karten beſaßen, der Fall ſeyn moͤchte (ſ. oden S. 608, 571, 606
608, 612, 617, 620, 625, 689, 691, 708, 707). wi:
6. Zfiuen tſchu fu, das große Emporium, wird bei
den Britiſchen Schiffen Tſchin tſchu (Chin deu) genannt,
eine Verdtehung ber Fukian Ausfprache: leider haben Gchrme
das Schiff Lord Amherſt hier 669) vorübergeiagt, fo daß kein
neuerer Augenzeuge dieſes in früherer Zeit wichtige Emporium
für da6 Ausland, feit angeln wieder zu ſehen dekam.
Wie in den früheren Sahıhunderten dee Arabifchen
Schiffahet in der Blüthezeit des Chalifats der Hafen Kan:
phu dad Haupt:Emporium Chinas (ſ. oben ©. 702) im
| 84%, Lindeay in Report of Proosedinge L c. p. 39.
Provinz Fulian, Sakun. : ° "799
Werkche mit dem Autiande war, fo im Mittelalter zu Marcy
Dolos (1290) und Ebn Batutas Zeit (1340), der Hofen
Battun, als Mongbolen⸗Kaiſer ned, dort berrfhten. Obpool
die Rage biefed.Z aitun früberhin umbelannt war, und bie in
die neueſte Zeit auf verfchiedue Küftenflädte gedeutet wurde,
wie noch zulegt von dem berühmten und fo hoch verdienten Erg:
lfchen Commentator des Marco Pole, von Marsdew’') auf
Amoy, von dem Staltener von DE. Zurla ?!) auf Tſchang
efchu fu, von Par. Gaubil und Deguignssrauf Tfiuen
sfhu fur), von andern auf Canton: fo iſt dach. ganz kuͤrz⸗
lich erſt, durch Klaproth, bie Hppotbefe von Deguignes und
Dat. Gaubil ale Wahrheit erwiefen, und die Schreibart des
Zertes dei Ramufio??) (Zaitum, flatt Zarten, Zartam, Zais
ten, Zaizen, Gapcan u. a.) auf das beſte gerechifertige worden, .
Abulfeda?*), der gelehrte Arabiſche Geograph (1345), bes
merkte in feinem Kapitel von Sina, dieſes Zaitum fey «in
berühmms Emporium der Sinen, nach ben Erzählungen der Reis
fenden, an einem ſtark befchifften Golfe, am einfallenden Flufſe
: gelegen. Die Ausſprache des Namens ſey gang wie bei Arabern
die Benennung der Diive (Zaitum)z die Lage feut die Tafel
des Arabers unter 114° & DR, und 17° 8N. Br., freilich [che
iecig. Aber fhon vor ihm war Epn Batuta (f. Afien Bd. U.
S. 425) auf feiner Sefandifhaftsreife von Indien nad China
in bdemfelden Hafen, dem er im Arabifhen Et Zaitun’)
Bennt, gelandet, und er bemerkte ausdruͤcklich, daß es da Peine
Oliven gebe, wie man vielleicht dem Namen nach wel zu. wähs
nen geneigt ſeyn moͤchte. Allerdings fehlt der Delbaum, ber bie
Diiven trägt, in ganz Oſt⸗Aſien. Es war eine große Stadt, wo -
man damals die koͤſtlichſten, bunten Gedenzeuge und Gatias
webte, die man allen andern im Handel vorzog. Der Hafen ſey,
fogt Ebn Batuta, einer der fhönften der Welt, Hundert große
Junken lagen bort vor Anker, und unzäplige kieinere Schiffe.
20) Marsden ed. M. Polo L c. p. 561. Not. 1110. Te) Abb.
Pi. Zurla M. Polo e degli altri Yinggiatori Veneziani etc.
Venez. fol. 1818. T. I. p. 1063, 354. 72) Pat. Gaubil Hist.
de Gentchiscan eto, 1. c. p. 146. ’s) M. Polo ed. Ramusio
Lib. III. e. 2 u c. 6.-T. 11. fol 50 u. 5l. 1%) Abilfedae
Tabulae Geographicae Tabul XV. ed. J. J. Reiske bei Büsching
Hiſtor. .4 IV. p. 275 '8) Ibn Batuta Travels transl.
&. Arabic. b. 5. Lee et London 4. 3829. p. 2Ll, 215, 221.
TED Oſt⸗Aſien. Waſſerfyſteme. J. Abſchn. $. 82.
Tief Tige die Hafenbucht laudein, dis zur Einmuͤnbung des Fiuf:
fe6, an dem bie Stadt, bie zwiſchen lauter Gärten liegt, erbaut
iſt; eine ſtatke Muſelmaͤnniſche Kaufmunnfchaft, und ihr Scheitt,
erndfing- Fibre Haflli den deruͤhmten Glaubensgenofien. In tem;
felbert Hafen fhiffte ey Eon Batuta zu feiner Ruckkehr nad
Indien wieder auf einem Meohammedaner Ediffe ein. Unge:
achtet die Notiz von Ebn Batutas Flußſchiffahrt, von hie
nicht ganz mit der ‘Karte flimmt, fo zweifeln wir doch nicht, daß
fem Ei ZaM un: ivenuifch ifl, mit dem des Abuifeda umd des
Marco Polo, von dem In foäreren Jahrhunderten. ung jede
genauere &5) Kunde vesfhwindet: denn Ebn Batutas Bericht
if nur Fragment und Ercerpt feines umſtaͤndlichern noch nicht
edirten Keiſetagebuchs. Aus einer Tuͤrkifchen Geographie
theitt jedoch Jaubert nach eine Notiz über Zait un mit, be
aber mehrere Itthuͤmer enthätt, obwol fie einige Daten aus Abul⸗
feda und M. Polo eompllirt zu haben fcheint.
Nach der Chinefifhen Reichſsgeographie 77) heißt
die heutige Stadt Thſinan theon fu, aber wirklich zugleich
auch Tfeu chung, ein Mame, den fie erhielt, weil man zer
Zeit ihrer Ummauerung dort außerhalb der Stadt Thfen, bi.
Dornengebäfh und bie Baumart Thung, d. i. Bignoria
tomeritosa, -anpflanzte. Daher der Name Tfeu chung, de
Vulgaitname der Stadt ‚geblieben, den der Venezianer damals
ganz richtig burch fein Zaitum wieder gab,
M. PoLo befuchte felbft diefes Emporium’3), das nah
Ihm in der Provinz Su giu (Su Elan) liest; er fam von Ve
Alert Ber, Dusch ein wolbebautes, ſtatk mit Stäbten und Drefcaf:
ten-befegtes Land, und bemerkte, zumal unter ben Laubwälen
im dieſer Lemdfchaft, eine große Menge von KRampferbäumen
(Laurus Camphora) mit glänzendem, lorbeerastigen Laube. De
"Hafen dieſes Baitum ift, fagt er, fehe berühmt und voll Mae:
zen, die von hier duch ganz Manji (Suͤd⸗China) weiter ver
theilt werden. Zumal wird Pfeffer in folcher Menge biche
gebracht, daß der auf den Markt von Aleraudeia in Aegpp⸗
u) Du Halde Deser. I. c. T. I. p. 172. 27) Klaproth Rerler-
‘ches sür les Ports de Gampou et de Zaithoun de M. Palo in
: Men. rel. al’Asie T. II. p. 208, 209. 78) M. Polo ed. Ra-
muxio ns ; ed. Märsden Lib. U. a 77 und ch. 2. p. 559 ki:
566, 67
: Bus Zain vach? Me Poln- ın 781
un —E weh nicht den bundartſten Theil von, hiefem. Huse
wacht. :Man- konn. fi von: des Menge ber Waaten die. auf
dieſem Emporium zuſammen. kommen, keine Boritelung” machen,
Der Groß⸗Khan erhaͤtx hievon Fehr. bedeutende Sinkünfte, da die
Abgabe von ‚jeder, Waate 10 Proc, beträgt. Die Kaufleute haben
aber der großen: Abgaben ungeachtet den größten Gewinn ‚davon;
die Schiffe, wendan norzuͤglich? beladen mit feiner Waare aller
Yet, wit. Dfæzfer, Aloeholte Samdelholz Vetzigens ha⸗
ben die Kinweligenalle moͤglicht Vequebꝛlichkeiten bee Lebens, fie
find. Sche frichfestiger Mose, weihlih, Ippig, RubLgi,, dee
Groß⸗Khon, ungemzin begierxig dabzreiche Inial- Königreih Bis
pangu (Iepen, d. . Japan) feiner Hescfhaft "ejoguveriele
ben, ruͤſtete aime fehr ;aroße Groberungsflotte dazu. aus, die von
den beiden Häfen, dieſem Baitun. und Quin fai (f. oben '&;
697) auslief, und den Deean zu jenem, Inſelteiche burchſegelte.
Die Mongholiſchen Annalen?9) beſtaͤtigen dies, und nen⸗
nen das Jahr 1281, als das der erſt en Erpedition biefer At,
und das Jahr 1283 in welchem eine zeite Flotte zu gieichem
Zwecke geruͤſtet mard.;, daß aber dieſe seite Erpedition nicht jur
Ausführung kam (ſ. oben S. 633), Im Jahre 1252 erfreute
es den KaiſerKublai Khan ungenuin,„ald ihm gemeldet wurde,
daß die Könige on. Indien (Kulang bei P. Gaubil, Kiulan
bei Mailla) ihm eins Flotte mit. Befandten. und Tribut Beide
der aus Shwarsen Affen,.noaber Größe, Menſch en,
und Edelſteinen beſtehend, in dieſem Hofen won Fukian (Tſuen
sfhequ) gelandet, ſey. Ueberhaupt waren damals die Häfen
Chinas den. Fremden nicht verfchloffen, wie in der fpäteten Zeit
der. engherzig gemarbengn Politik gegen das Ausland; 'es kamen
die Schiffe. der Indier, Perſer⸗ Araber dort ini reichen
Welts Emporium, zufammen. Im Jahre 1286 waͤrd der Bericht
bei Heferingsreicht, daß dafelbft Schiffe auf neunzig X?) vs
ſchiedenen fernen Koͤnigreichen von. Genlg N,. Bengalen, end
lacca, Sumatra eingslaufen mwigen, wodurch der Handet und
die Marine, die ſchon unter der frühen Sung:Dynaftie nicht
wenig gehoben, war, einen neuen Schwung zu erhaften (dien.
Diefelbe Angabt bat Mailta!") in feinen . Angaten
—22224
70) P.-Gaubil ‚Hit. de’ Gentehiscan etc. L c. p. 196, 197, 19,
— :; ®°) Mailla Hist. Generale de la Chine T, IX. 4
p- 429.
KR — EN
382 Offen, Waſſerſyſteme. I Mbihn. $, 82.
ſo überfegt tolebergegeben, indem er P. Gaubils Ueberfegung
tadelt: Es kamen die Schiffe aus 10 Koͤnigreichen der verfchtebens
fien Gegenden, die alle ihren Tridut nah Tſuen tſcheon
brachten, nämtich aus ben Königreihen Mapar (Indien) Su;
menna, Sengkiti (Eeylon), Nanvouli, Malanson,
Navang, Tinghbar, Lailar, Kilanitai, Sumuru (SG
matra), deren Erklärung indeſſen dee Ueberfegee unterlaffen har
Derfelde Hafen muß wol damals das HYaupt-Centrum bed
oceanifhen Verkehrs geweſen fern; dem Kublai Khan
befonders "viel verdanken möchte Dieſem Kalſer war es umge:
mein darum zu thun, mit den Fremden in den maunidhs
faltigften Verkehr zu tretenz ja die Geſchichtſchreider machen
es ihm ſeldſt zum Vorwurf, daß er feiner Leidenfchoft zu fehe
nachgehängt in der Fremde zu glänzen, wobei er vorzüglich fein
Augenmerk auf Indien richtete. Er umterwarf ſich wicht nur
Korea und Tunkin (Ngan nan), und wollte au Japan
erobern, fondern bereitete aud) noch andere klein⸗ Untermehmuns
gen vor. Er ſchickte in alle Provinzen feines weiten Reiche Ge
lehrte aus, zumal auch nad Tuͤbet, Lamas, nm da ihre Stu:
dien zu machen. Andere (unter diefen war auh M. Pole=)
fandte er nah Mapar (d. 1. Hind, d.i. Surate in Se
dien ), woher damals fo viele Schiffe In China einliefen, um
dort alle Arten Handwerker, Künftter, Sprachkenner zu Dot:
metſcher für die fremden Sprachen, dann auch Dffictere fir
Lands und Ger» Truppen zu engagiren, und fie nad) China
, überzuführen. Da einer feiner Mandarinen vom Könige von
-
Kuaoua (Java oder Hinterindien ?) gemißhanbelt wat, fo wurde
eine Rache: Stotte mit 30.000 Mann Befagung in den Küfm
provinzen ausgerüftet, bie im Jahre 1292 mit taufend Schiffen
vom Lande abfegelte, einen Streifzug machte, und nad; 68 Ta:
mit Beute beladen zu demſelben Hafen Tſuen ef. eou in
Kukian (d. i. Tſluen tfhu fu, oder Zaitun) zuruͤckkehere,
von dem fie ausgelaufen war. Pat. Gaubil haͤlt dieſes Ruaoua
für die Inſel Botnee. Auf diefer Fahrt warb eine tele des
Meeres Hoentun (d. b. unermeßlihes Chaos, nach Per
Gaubfls Ueberfepung 9) genannt, was bei Kuſtenbeſchiffern,
1) M. Polo ed Marsden Lib. T. ch. 1. Sect. V. p. 26; Net, 56
p- 32, 685 efc. . *°) P. Gaubil a, a, 8, p 213.
*s)P. Gaubli & &. .p 218
e 2
Proving Fullan, Amon... - 983
die immer nur am Lande hin zu fahren gewohnt waren: (ſF oben
©. 539), viellelcht eim ſchauervollet Ausdruck für den Dream fern
108-100 fie keia Land mehr faben, keinen Grün meht fanden
Die ostugifen ‘waren es, die bei ihrem erften- VBeſuche an
der uͤſte Chinas‘; unter Feen. Perez. D’Andıaba Bi
fehl, 1617, außer dem Hafen von Canton, au weiter im
Dſten durdy den Gapitain Jorge Masra renhas dieſen Hafen
(Tſchimeſcheo bei De Barros) St) beſuchten, und daſelbſt Le
ſern Verkehr fanden als in Canton, weil derſeibe, weniger 'befucht
die einhehnifchen Waaren wolfejler gab, indeß die auslänkifcgen
daſeldſt theurer bezahlt wurden. Mur ihre eigene Schuld war «6
die ihnen ſpaͤter diefen Hafen verfchloß. Kann «6 hady dieſen
Vorgängen noch in Verwunderung fegen, wenn auch beuts.nodp
Die Küftendewohner von Fuklan die Freifinnigflen unser bes
Chinefen, bie beften Seeleute und Kenner der Fremde, die wohl:
wollendften Freunde der Ausländer, die Coloniſten find, bie Sp
Tele Jahrhunderten zu mehrern Diikionen in der Kremde ungefie
delt haben, burch den ganzen maritimen Drient, und vielleicht bfe
erſten ſeyn werben, durch welche Europaͤiſche Ideen und Etwitrſa·
tion in das ſonſt verſiegelte China einwandern mag.
6) Amoy, ober Emopy der Europaͤiſchen Schiffer, Hear
mun in der. Mandarinen Sprache, Hamoy in dem Dialect der
Einwohner von Fukian, ift die dritte und legte Stadt in dieſer
Provinz, uͤber welche wie Berichte von jungen Augenzeugen bes
figen. Ihre Lage, direct der Inſel Thay wan (Tai ouan:be
D’Anrille), oder Formoſa, und der swifchen liegenden Gruppe
der Ponghu, bd. i. die Pescadores:Infeln der Europden,
gegenhber,, weiche reich an Ankerflationen für die Worlberfegeits
den dur) den Formoſa⸗Canal, auf der Strafe von Hinter⸗
Indten nad Sapan, find, hat ihr in den Augen der Europdifchen .
Schiffer in fehherer Zeit, da dieſe auf jenen Geſtabeinſeln ige
Stationen zu firiren fuchten, einen befondern Mierth -gegeben,
Dortugifen, die längere Zeit in Ningpo (f. oben S. 70
ihre Geſchaͤfte führten, ſcheinen Amoy mie beſucht zu haben;
aber Hoitdn bes (120— 1662) und ———— res
24) De Barros T. IA. Libr. Il. Indiz. eapı & ueßef, u ten
&. 74 ı.. *®),Pot. Auber Secretary to the Hon. the Conrt of :
Directors of tha.East India Comp., an Outline of China of the
—— Laws and Policy eic. Londoz 1634; 8. p- 33,
184 Of Afem -Moflerfaileme. I. Abſchn. . 3A
yitig auf Fonipo ſa ſich nlederließen, wählten dieſes Amo y zum
Gtopeipine ihwe Eins und Verkäufe. As die Hallänber,
durch: den Pireten Saringa, aus. ihrem Kort in. Garmafe
nerjagt waren, biieb.den Cugliſchen Kaufleuten .norh eine
Beit lans der Hafen von Ampy zugänglich, ‚bis. biefe Gtabs, im
Zapıe 1681, von den Mandſchu Eroberern beſetzt wurde, und
e6.der damaligen Engliſch⸗Oſtindiſchen Compagnie raͤthli⸗
qher ſchien, ſich wit ihren 4 Chinafahrern an die Portugis
fen m Macao anzuſchließen. Dennoch wurden, im Jahre
1700 die drei Engliſchen Handelsſchiffe noch immer auch nad)
Ningpn und Tſchuſan (f. oben ©. 703), oder wenn fie bis
bahin nicht vordringen konnten, ſtets nach Amop beordert. Der
vielen Schwierigkeiten ungeachtet, welche bie dortigen, Ingalen Au⸗
coritaͤten dem Verkehr entgegenfegten, waren die Kackpreien im
der Mitte des XVII. Zahrhunderts, daſelbſt, noch, nicht ganz auf
gegeben, dies geſchahe erſt im Jahte 17355, und, noch. 1755 ma
zen nuie Verſuche zur bequemen Bahnung des Britifchen Der
kehrs daſelbſt gemacht, van wo aus bie, Engaͤndaer zuerfi ben
Thee nad Europa gebracht hatten, als im Jahre 1757, ‚vom
Kaiſer Khien long, dee Handel mis den Auslaͤndern durch
ein neues Edict fahr eingeengt und in den Haͤfen von Ningpo—
Tſchuſan und Amoy. gänzlich vermehrt 56) ward. Um ibn
ausſchleßlich auf Canton zu concentriren, wo ,man ihn beſſer
eonwollisen zu. können ‚hoffte, wurden jene öfligen Hafen»
Häpte, buch Vermehrung der Bölle zugleich fehr helaſtet, un)
ige. Vertehr dadurch auf die bisherige Weile mit dem Auslande
fo. gus wie gehemmt. Nur von. den Manillas aus: follen jaͤhr⸗
Kb noch ein paar Schiffe nach Amoy gehen, „die Spaniex aber
bei · dieſem Verkehr koinen befondern Gewinn haben... - - .
Seit dieſer Periode find Lindſay und Guͤtzlaff bie erſten
Eutepden, welche die ſen Hafen vom Heaman 5”), ober Amoy
(9 moi der Eingebornen) wieder befjicht haben. Sie ankerten
am LApiil 1832, nur eine, halba Stunde von, her Stadt, bie an
einem: ber deſten Geſtade der Ghinefighen See liegt. Es
febin.ihm alle eigenqn-Draducte zug Arefuhr z.er behazf. babır
dieſer Theil der Landihaft Fukian seht ſehr des Ueberfluſſes
ſeiner Nachbar⸗Inſel, Fo r77n o ſa, welche bie vorliegende Korn:
‚‚s#&) Pet, Auber Chins an Vntine 1. c. p. 170. ] Lindsay
“ Koport I... p. 13—345" Gützlaff Rep. p. 271-273. ,
Provinz Sufian, Amoy. 785
kammer für Fukian if; wie Sieilien für Calabrien.
Ohne Formoſa, fagt Guͤtzlaff, würde bie geoße Populas
tion von Fukian verhungern müffen. Bei alter Armuth des
Bodens der Provinz iſt Amoy doch von den reichſten Kaufs
leuten bewohnt, deren Beſitzthum fi über Sormofa, und weit
über fehe viele Stationen des öftlichen, großen Archipelagus, ober
dee Sun da⸗Gruppe verbreitet, wohin bie meiften der unzaͤh⸗
‚ ligen dahin und zurüdfegeinden Junken, bie Zfingtu (db. h.
die Gruͤn⸗Koͤpfe) gehen, nämlich die den Amoy Kaufleuten
gehören. Sie find am Bogſpriet gruͤn bemalt, woher ber
Name, im Gegenfag ber roch gefächten, dee Hungtu (b. h. die
Roth: Köpfe), welche den Sciffeen von Canton gehören,
Großes Aufſehn erregte, in bem Hafen von Amoy, das Erſchei⸗
nen des fremden Schiffes, Lord Amherſt, und gleich in dee
erfien halben Stunde ſtellten ſich dreierlei Mandarinen als
Examinatoren ein, der Civilbeamte, der Militairbeamte und
der Hoppo oder Kaufbeamte. Sie fragten hoͤflich nach dem
Zwecke, und da man erklaͤrte, daß man freien Handel mit den
Kaufleuten wuͤnſchte, wurde vom Militair⸗Chef fogleih die Eins -
fprache getban, daß dies gefegwibrig ſey. Ein Goldatencorpe
wurde am Ufer aufgeflelltz; Die Hins und Herreben zmifchen den
Stemdlingen auf ihrem Schiff und den Mandarinen vom vers
fhiebenften Range, die fogleich in dem naͤchſten Tempelgebaͤude,
am Hafen der Ankerſtation des Schiffes gegenüber, ihre Woh⸗
nung auffchlugen, wurden nach herkoͤmmlichem Geremoniel begons
nen, und das Refultat war nur immer, tie anderwaͤrts (f. oben
S. 705, 713): fort, fort mit den fremden Barbaren!
Lebensmittel, bie fie bebürften ‚wolle man ihnen gratis verabrei⸗
chen laſſen, and Land fleigen burften fie nicht, und je ſchneller
Die Abfaher, deſto beffer. — Am folgenden Tage hatten fich mehs
rere Kriegsfchiffe, die im Hafen lagen, um das Schiff Lord
Amhe eſt poſtirt, um es dichter zu bewachen. Alle Verſuche, in
Verkehr zu treten, mislangen, bie Geſchenke an bie Mandarinen
wurden zuruͤckgewieſen. Doc) gelang e6 Einzelnen die Stadt zu beſu⸗
hen, und zu ducchfleeifen. Der Empfang des Volks war voll Wohl⸗
wollen, der Zudrang der Kaufleute und des Volks groß, und die
Sreude flieg, wie das Vertrauen, als fie den Miſſionar Guͤtz⸗
Laff fo geläufig in ihrer eigenen Mundart und fo eindeings
lich fprechen hörten. Er hatte bei feinem früheren Aufenthalte in
Siam, als Mifftonar, mit ſehr vielen dort angeſiedelten Emi⸗
Nitter Erdtunde V. D dd
e
4
-
j 786 Oſt⸗Aſten. Waſſerſyſteme. I. Abſchn. 6. 82.
granten aus Sultan Gelegenheit gehabt ihre Sprache, Sitte und
Weiſe auf das genauefte zu fludiren. Sie klagten allgemein über
den Drud unter dem fie fländen, und daß man fie abhalte bie
Fremden auf ihrem Schiffe zu befuchen.
Die Blockade gegen das Handelsfhiff, den Lord Amberft,
wurde Indeß in den folgenden Zagen, durch mehrere Kriegsfchiffe,
die mit dem Admiral (dem Zfungping von Kinmun) ange
kommen waren, immer enger, und ein Placat enthielt Die Ordre
für das Barbarenſchiff abzuſegeln. Ein Mandarin erfchien auf
dem Schiffe mit der Ordonanz bed Tetuh ber Provinz, und des
Zfungping, wor es hieß: das darbariſche Keapan (b.
h. Schiff der Barbaren, nah bem Malayiſchen Wort Ka⸗
Pal gebildet, womit man die Fremdſchiffe betitelt) müffe aus;
getrieben werden, nach ber kaiſerlichen Drdre (diefes
Edict Kaifer Kea Kings war in Folge ber Zwiſtigkeiten gleich
nach Lord Amberft’s Embaffabe, f. 0b. S. 570, gegeben, und
nach Canton geſchickt worden, aber nicht in Ausübung gebradt).
Bei der legten Gonferenz mit ben Mandarinen war es, wo dr
Tſungping, ber aus Canton gebürig und ben Engländern
ſehr feindfich gefinnt war, fi) bei den fchlagenden Gegenteden
Guͤtz laffe, in der (dichten Behauptung’ feiner eigenen Sache
nicht anders zu helfen wußte, als damit, daß er den Engländern
fagte, er verachte fie®®8), und zu dem Mifflonar fi wendend, er fey_
rin Eingeborner aus Sultan, das höre man wol, er ſey ein
Verraͤther des Bandes, der ben Barbaren diene. Das größte Lob
für das Sprachtalent Guͤtzlaffs. -Während des ſechstaͤgi⸗
gen Aufenthaltes in Amoy hatten Lindſay und Guüͤttz laff
täglich die Stadt befuchtz der Tegtere oft von vielen Hunderten
der Zuhoͤret umgeben, hatte durch feine Beredſamkeit in ber Sus
Han Sprache, und durch bie genaueſte Kenntniß der Volke
fitte, die höchfte Theilnahme erregt,‘ wie durch feine Studien im
Mundarinen Chinefifh, und bie fehlagende Anwendung
dee Eaffifhen Sentengen und Sprühmörter ihrer Philofophen
und Welfen, zumal des Confucins, auf wichtige Gegenſtaͤnde
der Betrachtung, bei den Gebilbetern, denen eine große Sagacitaͤt
und Empfaͤnglichkeit für Argumente eigenthuͤmlich If, großen Ein;
druck gemacht. Die biöherige, in der That ſchimpfliche Unwiſſen⸗
heit der Englifhen Chinafahrer und Chinabeamten in ber Volks⸗
*s8) Lindsay Report 1. c. p. 26.
eo '
DL 2 . Pr -
Fukian lang, Männer von Fuklian. 787
und Mandarinen: Sprache, woburd fie ſtets in Abhängigkeit von
ihren Dolmetſchern gebifeben, hatte, bavon überzeugte man ſich
immer mehr, unzählige Jrrthuͤmer herbeigeführt, und nicht wenig
zur Verachtung ber Chinefen gegen die Fremblinge beigetragen,
die ja in der That bei ihrem erften Auftreten an diefen Geftaden
als Barbaren und Piraten gehandelt. hatten. Man fand hier,
fo nahe an Canton, wo Briten feit Jahrhunderten ihre Role
fpielten, auch in den oberen Claſſen der gebildeten Chinefen die
größte Unwiſſenheit über die Fremdlinge. Noch immer nannten
ſie die Englaͤnder, hier, nur Hungmaou (red bristled na-
tion, d. i. die Rothhaarigen, d. 1. die Blonden), des Namens
Barbaren bedienten ſich nur bie obern Manbarinen, weil bies
der officielle Ausdruck der Raiferlichen Edicte ift, um damit ben.
Fremdlingen ale Laſter anzuhängen, die ſich das Chinefifhe Work
mit diefer Bezeichnungsweiſe in feiner Beſchraͤnktheit verbindet.
Da indeß die Küfte ein immer mehr Erlegerifches Anfehn ges
wann, ſchon paradirten 500 Monn Truppen am Ufer, man hatte
Kanonen aufgepflanzt, und weil doch kein Geſchaͤft zu Stande
kam, fo fegelte das Engliſche Schiff, am 8. April, aus dem Has
fen von Amoy, und bie 12 dort flationirten Kriegs-Sunten uns .
terließen es nicht die Austreibung der Barbaren (f. oben
©. 712) mit lebhaften Kanonaden nacteäglich zu feiern. Von.
bier fegelte das Schiff über den Canal nad Formoſa und von
ba nad Ningpo dem Norden zu. R
Anmerlung Die Bewohner von Kutian (Fokien); bie
Fukianlang, d. i. Männer von Fukian — Zfhin tfhu
(Shindheo b. Klaproth, Shin dao men b. Guͤtzlaff) der
Europder, — Die Weltſchifſer unter ben Shinefens bie
Golonifationsmänner im großen Indiſchen ArOpelae
gus unb feinen Geftabelänbern, z
Die Dynaftie ber Maadſchu if bem SBeifpiele ber Dynaftie der
Mongholen nicht gefolgt; fie hat die Fukianlang (oder Kokiens
Lang), d. 1. bie Männer von Fukian (f. ob. S. 731), nicht uns .
terftügt; dieſe haben dagegen durch ben Drud ihrer Defpoten,
nothgedrungen, eine höhere, allgemeinere, für bie Geſchichte
der Menschheit wihtigere Bedeutung gewonnen, als fie ohne
das errungen haben würden, ein merkwürbiges Seitenftüd zu dem '
analogen Schidfal der Hollaͤnder, deren freie Colonifation und ber
Handelsſchwung in den Sftindifchen Gewaͤſſern erſt mit der Sperrung
des Hafens \oon Liffabon (des Pamaligen Markiortes für ven
." Ddv2
788 DfteNfien. Wafferfofteme. I. Abſchu. $. 82,
Drient), auf Befehl Philipp IT. (1594) begann, worauf fon im
Jahre 1640, an 40 Batadifche Handelsfchiffe nach den Indiſchen Gerwäfe
ſern fegelten, und nur 50 Jahr fpäter fie ſchon bie Herrfcher beffelben
‚ warn. — Die Zulianlang, bie legten von den Manbfhu-Be-
Tiegten, fagt Lindſay, würden die erften feyn, welche bereit wäs
ven das Zoch der Mandſchu abzuſchütteln, das ſchwer auf ber Hans
bel treibenden Claſſe Laftet, die Hier tms WUebergewicht gewonnen hat. Es
war ihr foftematifcher Plan, ben fleigenden Wohlftand von Kufian,
und zumal von Amoy, zu hemmen, durch Abfhneibung alles
Fremdhandels, und durch Belaſtung der einheimifhen Schiffe mit
hoben Abgaben aller Art.
Schon gar Beit, da Holländer ſich auf ber Inſel Formoſa,
gegenüber, zu Thaywan, auf einem Heinen vor der Hauptſtadt Tiegen-
den Infelchen ihr Fort Zelandia (gan ping tfhing ber Chin
fen) ***) bauten, wanderten ſehr viele Einwohner von Fukian aus,
umb ließen ſich dert als Soloniften nieder. Eben fo tft im S. B.
die Infel HYainan von ihnen colanifirt worden; auch bie Panghu
ober Pescabdores-Inſeln, eine Gruppe von 3 großen und 18 klei⸗
nen Snfeln, nad) einer Specialfarte im Hai tuo bien Bien lu, die Prof.
Reumann anführt, welche der Kormofa =» Infel im Weiten vorliegen,
und einft ebenfalld von Hollänpern befegt und befefligt waren, we⸗
durch dieſe fi zu einer faft ausſchließlichen Herrfchaft über bie dert
fegelnden Junken erhoben hatten, und biefe zum erclufiven Handel mit
ihnen ſelbſt zu zwingen im Stande waren. Diefe Emigrationen
Haben aber in neuerer Zeit ungemein zugenommen, und ber heimiſche
Druc ihrer Locals Mandarinen hat nicht wenig bazw beigetragen. DE
ihrer ſtarken Anfieblung und ihrem Anbau auf Formoſa, bemerft
@üglaff *°), der auch dieſe letztere Infel befuchte, ift der Wohlftand
von Am oy fehr geftiegen, beffen Kaufteute auf ber Infel ihre Gapitss
tien in Plantationen: von Reis, Zuderrohr und Kampfer angı
legt haben. Auch verfehen ihre Junken diefe Infel mit ihren Beduͤrfniſ⸗
fen aus der Fremde. Selbſt viele der reichften Kaufleute find, im ber
legten Beit, dadurch zur noch -fernern Auswanderung gebracht, md
haben fih in Shanghai, nordwärts, ober in Ganton, fü»
wärts, angefievelt, wo fie nun mit Junken und Matrofen am
‚ ihrer Heimath, ihren Handel, bis jegt unter geringern Oruck fortferen
konnten. Die Aermern haben ih dur den ganzen fundis
Then Ardhipelagus ausgebreitet und angefiedelt. Sie
find unter allen Ghinefifchen Tribus derjenige, ber fih am weiteften
außerhalb des Chinefifhen Reiches zii bat.
Ba nn 2. nn U
*s°) P, Mailla, Lettre, 1715, in Lettres edif. et ouriesses Nour. Rd,
Paris 1781. 8. T. XVIII. p.435. °°) Gützlaff Rep. I. c. p. 271,
S
Fu kian lang, die Auswanderer. 280
Die Diftricre, aus denen die meiften Emigrationen °')
Gtait finden, Liegen am Küftengeftade, zwifchen den Hafenftädten
Amoy und Sutfhufus fie heißen der Reihe nach von Sub nad
Nord: Thangtfhufu, Zongnganfu, Tfiuentfhufu und
Ding hoa fu, zwiſchen 24° bis 26° R.Br. Die Bewohner der dfls
richen Hälfte der Provinz Canton unterfcheiben fich in Sprache und
Sitte nur fehr wenig von ihnen; daher fie von ben Curopaͤern oft mit
unter den Su jan lang begriffen. werden. Alle Chinefifhe Emi⸗
stanten, bie in fo großer Baht im Sundifchen Archipekag, wie
in Gohin&hina und Siam gefunden werden, flammen aus biefem
Gebiete der Tſchin tfhu, d. i. der Fokien⸗Leute, ober aus
Kuangtung, d. i. Canton, her. Jene find ber gahlreihere
> Shell, dieſe find die Wohlhabenderen. Alle Gechafen des Indie
ſchen und Chinefifhen Meeres werben von ihnen und ihren Schiffen
durchfchwärmt, fie find die Seele des Seehandels und der großen
Unternehmungen. Sie find ein ſtolzes entfchtoffenes Wort, oft heftig und
graufam, aber aud) generds und vol Ehrgeiz. M. Polo hat fie, zu
feiner Zeit, unter bem Namen ber Fugiu *?), ala eine fehr wilde Voͤl⸗
kerſchaft befcgrieben, wenn damit nicht, wie es wahrfcheinticher iſt, bie
Eriegerifchen Bergooͤlker ( Miaotfen) gemeint find, bie damals fich wol
noch weiter im Gebirgslande gegen bag Südgeflade ausbreiten moch⸗
ten, wie heut zu Tage. Bon ihnen fagt er, daß fie Menfchenfleifch efs
fen, in den Kriegen furdtbar find, unb das Blut der Feinde trinken.
Doch werben diefe Fu fian lang auch heute nech von ihren närblichen
Nachbarn gefürchtet, die fie verachten, unb oft infultiren. Der Aermfte
unter ihnen ift ſtolz auf den Namen eines Fu kian lang, und wird
durch, jede andere Benennung beleidigt. Dabei And fie abergläubifch,
Haben viele Bubbhapriefter bei fi) aufgenommen, hunderte von Tempeln
ihrer Landesgotthelt, „der Königin bes Himmels,’ errichtet, und‘
anbere Pagoden in Menge. Fifherei und Schiffahrt iſt thr Haupts
gewerbe, barin find fie allen andern Chinefen überlegen, in Hand⸗
werten und Induſtrie ftehen fie cher Hinter ihnen zuruͤck. Sie find, in
ihrer Heimath wenigſtens, fchlechte Agricultoren, auch iſt ihe Land ſtei⸗
nig und duͤrr, und es lohnt ber Acker kaum feinem Bebauer zur Nah⸗
zung einer Bamilie. Daher geht alles, was nicht ganz unentbehrlich ift,
zur See und in bie Fremde. Bei ihmen ift ber fchaͤndliche Gebrauch bie
neugebornen Kinder zu tödten,, viel allgemeiner als bei den andern Ghis
nefen, fie wollen ben Werth der Überlebenden dadurch erhöhen,
Da bie BORSTENDR von Fukian nach ben Zaͤhlungsliſten, er
4
“) — Reg. 17. Jun, 1833. f. in Asiatic. Journ. Vol. XIII.
1834. pag. 14-115. on the Chin choo or Fo keon men.
> M. Polo ed. Marsden Lib. II. ch. .73. p. 551 —563.
x
>
[4
790° Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. I. Abfchn. ; 82.
in ber kaiſerlichen Reichsgeographie, Edit. 1790, als offlciel mits
getheilt find, nahe an 19 Millionen **?) Seelen beträgt, nady dem Gens
fus von Kaifer Kea King, im Jahre 1813‘, aber, bei einiger Verrin⸗
gerung, weldye wol der fehr flarfen Emigration mit zugefchrieben wers
den muß, doch noch beinahe 15 Millionen »2) ausmacht; ſo kann ihre
Lanbesfprade, bie ſich Ceinige Diftricte bes dftlichen gleich ſtark
bevoͤlkerten Kuanatung mit eingerechnet) über einige 20 Millionen
Menfchen erftredt, fhon barum wol nicht ald ein blos localer Dialect
des Chinefifchen angefehen werben. Sie iſt vielmehr eine Schwefters
ſprache derfelben, die aber ihre eigenthämliche Ausbildung gewonnen
⸗
bat, Wenn dieſe ſuͤdlichen Kuͤſtenodiker, wie es wahrſcheinlich iſt,
von verſchiedenem Stamme, als jene Tübetiſchen oder Miao tſe,
centralen Gebirgsvoͤlker, gleich anfaͤnglich waren, fo find fie zunädk
vielleicht eher Stammoerwandte der Malayen,?*), die, feit dem Ende
des II. Zahrhunderts, ben Chineſen unterworfen, mit benfelben' zufanıs
menfchmolgen, deren Sprache annahmen, aber eigenthuͤmlich ausbildeten,
während fie bie ihrige vergaßen.
Auch in der Fukian Sprade **) herrſchen verfihledene Die
> jecte. Sie ift ſehr verfchieden von ber Mandarin Sprache der Ghines
‚ fen, und biefe wird von ben Zuliang nicht geläufig gefprocdken. Gh
haben iht eigenes Woͤrterbuch; es ift nicht fehr reichhaltig, aber gut und
fehr beſtimmt. Ihre Töne find rauher, aber für das Guropäifche Otx
weit unterfcheibbarer als bie des Mandarin s Chinefifch, weil ihr Spftem
ber Intonation fehe Mar und beſtimmt iſt, und fie babei fehr confequent
verfahren. Sie haben mehrere Initialen, die der Mandarin Sprade
fehlen, und eine größere Zahl von End⸗Conſonanten. Sie Iefen bie Chi⸗
neſiſche Schrift, bie audy fie haben, anders, fie drücken. bie Ideen, die der
Chine ſiſche Schrifccharacter enthält, in der Rede durch andere Laute,
durch ein verfchiebenes Wort aus; Fin in ber Shrift heißt ein Dann,
Lang aber in ihrer Sonverfationsfpracye daſſelbe. In ihrer Rebefprache
ift große Armuth an Partikeln, felbft die fonft nothwendigften Gonjuno
tionen und Praͤpoſitionen laſſen fie aus,
Des Miffionae Güglaff genaue Kenntnig Ihrer Sprache wandte
ihm ihr ganzes Vertrauen zu. Der Verkehr mit ben Fremden war ih
nen ungemein erfreulich auf biefe festen fie die Hoffnung ihrer eigenen
Verbeſſerung. Ihr Eieblingsthema ift bie Golonifation der Briten in
dem öftlichen Archipel, und das liberale Gouvernement berfelben,, unter
deſſen Schug fie in allen ihren bortigen Anſiedlungen wie im Handel und
22) Apercu statistig. de la Chine p. Klapröth Tabl. p.17..cf. Hertha
x. p. 275 etc. ®&) Asiat. Journ. New Ser. Vol. XI. "1833,
p. 278. -*°*) Kiaproth Asia Polyglotta p. 356; f. dad Vocabular
C:inchoo p. 368—379. °*) Asiatic, Jouin. I. a Vol, XIU.
p. 114. Ab. Remusat in Nour. Mel. Asiat, T. 1. p. 52.
-
-
Fukian lang, die Schiffer. a9
Wandel mehr Rechte genießen, als in ihrer eigenen Heimath. Die gros
fen Geldſummen, welche die bahingezogenen Emigranten, jährlid, in ihre
Heimath (wie Savoyarden, Graubündter, Tyroler) von ihrem gemach⸗
ten Gewinn an ihre zurüdgebliebenen Familien zuruͤckſchicken, tragen
nit wenig dazu bei, bie Zuruͤckgebliebenen in die Ferne zu loden. Es
fehlt ihren. Schiffahrt nur die verbeflerte Structur ihrer Chinefifch ges .
bauten Junken, bie blos zur Küftenfahrt taugen, und bie Europäifche.
Disciplin, und fie würden bis zum Cap ber guten Hoffnung, ja bis in.
das Dollarstand, d. i. Europa, fegeln. Aber fie müffen ſtatio⸗
nair bleiben; fie dürfen nichts verbeffern. Der Jalouſie der Chinefifchen
Mandarine entgeht die Heinfte Aenderungram Schiffsbau nicht. So⸗
bald en anderes etwa in Siam gebautes Schiff an ihrer Küfte
erfcheint, müffen die Eigenthuͤmer eine fehr hohe Abgabe geben, ja es
wiürbe, wenn bie Abweichung zu ſtark wäre, gänzli aus dem Hafen
als ein Fremdes profcribirt werden. Jeder Ku kian lang ift zus
gleich Schiffer und Handeldmann, von Kinhesbeinen an. Ihre
kuͤrzeſten Fahrten find die zum Gegengeftgde nah Formoſa, um bort
den Ueberfluß von Reis und andern Lebensmitteln, zur Cönfumtion in
der Heimath zu holen. Nur bie Reisbarken geben einen fehr mäßigen
- Zoll, alle anderen Waarenfchiffe fehr hohe Abgaben. Die Eleinfte Junke,
von 2000 Pekul (db. i. an 75 Tonnen Laft), muß, nah Güstlaffs?”)
Erkundigung, faft 1000 Dollar regulaire Abgabe an Hafengelbern zah⸗
Im, und noch außerdem einen Tribut, beim jedeömaligen Einlaufen in-
den Hafen, an eßbaren Bogelneftern u, odgl.
Die SW. und N.O. Mon fune find hier die wahren Dirigenten
ihrer Kuͤſtenſchiffahrt (f oben ©. 539). Bei S. W. Monfun beladen
die Fu kian lang ihre Schiffe in Amoy vorzüglid mit Zuder und
andern Probucten, für bie fie in den ndrdlichen Häfen zu Ningpo,
Shanghai, Thientfin, Sutfhufu und Tfhufan (f. oben
&. 701, 705, 570, 695, 703) den ftärkften Abfag finden, fo wie in den .
neuaufblühenden Häfen ver Mandfhu Tatarenkuͤſte, m
Golf von Leaotung, wo nad den neueften Nachrichten der Testen
Entdedungsfahrt, des Schiffes Lord Amherft, bedeutende Markts
orte in ben Küftenftädten Kinſcho w (41° 8 R.Br., Kingtcheou
b. D’Amille) und Kae how (40° 30! N. Br. Caitcheou b, D’An-
ville) im Aufblühen begriffen find, feitbem das Voll von Shantung
die Erlaubniß erhalten hat, fidy in diefem Lande in Colonifatios .
nen ®*) nieder zu laffen. Dahin wird, ſeitdem, jährlich, ſchon von vie⸗
Ien hundert Zunten eine fehr lebhafte Küftenfahrt, auch durch die Fu⸗
kian Jang betrieben, bie aus bem dort fehr fruchtbaren, temperirten Kür
ſtengeſtade, als aus ihrer zweiten Kornlammer, vorzüglih Hüls
»
97) Lindsay Report L c. p. 14. **) ebend. p. 200.
*
\
-
\
792 DfiMfien. Waſſerſhſteme. I. Abſcha. $. 82.
fenfrüchte und Argneiträuter in ihre vegetationsarme Heimat
zurüdbringen. Der N.O. Mon ſun führt ihre Schiffe gegen W. nad)
Ganton, von wo durch die Fukian Gapitaliften ***) der Groß Danke
gegen den Weften geführt wird, zumal bebeutend mit ben Manillas,
obwol der Zoll bafelbft ungemein brüdend feyn fol, mit Zun Ein um
Cochin Shina mäßig, und Siam bedeutendz fo rechnet man ven
Amonp bahin allein jaͤhrlich an 40 Zunten, die zu Bangkok der Cu
pitale von Siam einlaufen. Die Zulian Zunten, bie bis Borneo,
Macaffar, Batavia, zu ben Sulu⸗Inſeln ſchiffen, finb bi
größten ihrer Claſſe, halten nahe an 12,000 Pecul, d. i. nahe an 800
Zonnen Laſt; fie nehmen dort große Ladungen von den Probucten bes
dftlihen Arhipels und der Malacca-GStraße (Eastern Islands,
Straits produce) ein; fie‘ beleben vorzüglidd ben Markt bes Kreihafens
Bingapore, wo fie fi mit Opium und den Britiſchen Manufarturs |
waaren für China verfehen.
Augenzeugen haben bie Zahl der außerhalb China, in der
Hinterindifhen Halbinfel, zumal in Siam, Codin China, Mas
Iacca unb auf ben Inſeln bes Sundifchen Archipels verbreiteten Chine⸗
fifhen Solonifationen, auf wenigftens drei Miflionen Mäns
ner 790) gefchäßt, von denen ‚ber größere Theil aus Männern von
Fukian, und noch ihnen aus ihren Nachbarn ber un Kuang⸗
tung beſteht. —
Ueber dieſe Chineſiſchen Emigranten befigen wir durch
Beobachter in ihren verfhiebenen Anfieblungen mehr Nachrichten, als
über bie in ihrer Heimath zurüdgebliebenen Fu tianlang.
1) Auf Prinz Wales Snfel, ober Pulo Penang, unter
5° WIN Br, im Weften ber Malacca s Straße, findet ſich in fo weiter,
wol mit ber weftlihften Entfernung von ber Heimath noch cine
fehe bebeutende Shinefifhe Colonie unter Britifcher Oberhoheit,
die größtenteils aus Landeigenthuͤmern, Feldarbeitern, Krämern aller
Art. und Handwerkern befteht, unter denen aud) große Kaufleute ſich ers
hoben Haben, Dean zählte im Zahre 1821, als J. Srawfurd:) fe
‚befuchte, 8595 Männer, bie feitbem wol zu 10,000 herangewachſen rm
mögen, die alle aus den Provinzen Canton und Fukian dadi ge⸗
.kommen waren, und zwar Fukianlang, non dieſen waren under⸗
heirathet geblieben, ſtanden in bee Kraft ber Jahre, und konnten bins
ſichtlich ihrer gFroßen Arbeitſamkeit einer andern Population von
37,000 Seelen gleichgeſchaͤzt werden; ja man rechnete, daß bie Arbeit
*°®) Lindsay Report 1. e. p. 14. 106) Keumann ‚ die Shinefen
unb bie Englaͤnder in Allgem. prenf. Staatözeitung 1832. Ar. 34
©. 138 bi8 Wr. S. 162. 4) J. Crawfurd Journal of an
Embassy to the Courts of Siam = Cochie China lc. London
1928. & p. 20.
Chineſiſche Coloniſation, zu Singapore. 703
von 80,000 Malayen, bie, weit hinter ber Thaͤtigkeit ber Chinefen zu⸗
ruͤckſtehen, ber ihrigen nicht gleich Tommen wuͤrde. Kinlayfon *) giebt
dem Fleiße dieſer Chineſiſchen Eoloniften vor den Malayfchen und
Bengalifchen das ausgezeichnetefte Lob, fie fchienen ihm in allen ihren
Handwerken, ihren Plantationen, und ihrer Handelsinduſtrie, noch mit
den Guropdern zu wettelfern. Reinlichkeit und Eleganz zeichnet ihre
Wohnungen aus, fie finb ungemein bequem eingerichtet, Wohlftand ift bei
allen zu Haufe, fie leben gut, find Teineswegs geizig, und erwerben body
bald Wohlftand, dfter Reichthum. Mit ihrem Gewinn ziehen fie häufig
in thre Heimath zuruͤck. Die Arecapalme, bie Kokosnuß, alle Arten Ges
müfe, Obft, bauen fie hier; thre Lieblingsfpeifen find Enten und Schwei⸗
nefleifch. Ihren Rationatftblz behalten fie beis während ber Mas
laye und Bengale ſich vor jedem ——— buͤckt, wird dieſer ki kei⸗
nem Chineſen begrüßt.
9) Bu Singapore auf Malacca. In dieſem jungen —
fen dee Briten⸗Colonie hatten’ ſich, im Jahre 1819, ſchon 6088 Shis
nefifche Soloniften *) angefiebelt, die etwa bie Hälfte ber ganzen
Population bildeten, beſtehend aus Einwohnern von Macao und ans
bern Snfeln der Kuͤſte von Canton, vorzüglich aber aus Handelsleu⸗
ten von Fukian, und Fiſchern des bortigen Seegeflabes, bie unter
dem Ramen Aya bekannt find, Dazu kamen, im Jahre 1895, aus
China direct noch 3500 Emigranten, und im Jahr 1826, beren 5500,
bie freifich nicht alle dort blieben, fonbern ſich auch von ba weiter zer⸗
fireuten und ihre Unterkommen fuchten. Die Chinefenftgbt bilbet
einen ber brei Haupttheile biefer neuen Golonifation, neben der ber Gus
rvpaͤer und Malayen. "
Diefe Anftebelungen ber Chinefen auf der Suͤdſpitze bes alten,
berühmten Reiches Malacca find keineswegs erſt neu. Es iſt gar
nichts feltenes unter ben Trümmerhaufen der antiken Stadt Singas
puras viele Terra Cottas und andere Fragmente, zumal au Müns
gen, als Zeichen einheimifcher und chinefifcher Gultur vorzufinden. Die
Chinefifhen Kupfermüngen *) find größtentheil aus bem X.
und XI. Jahrhundert, aus der Beit der Dynaftie der Sung. Gefeht
auch, daß diefe bios als Chinefifches Geld bei ven Malayen fhon Curs
gehabt hätten: fo fanden doch die Portugtefen, als fie Malacca
eroberten (1511), ſchon eine fehr bebeutende Chineſiſche Eolonifa«
tion *) in diefem bamals beruͤhmteſten Emporium vor, bie Handel
3) G. Finlayson Journal of the Mission to Siam and Hu 1821 —
1822. London 1826. 8. p. 14. 2) J. Crawfurd Journal I. o.
p- 550. *) ebend. *) Hpistola potent. ac. invictier
ini Emannelis Regis —e— eto. ad Dominum Leonem X.
Aa — b. Simon Grynaeus Noras Orbis etc, Basil, 159.
j
794 Oſt⸗Aſlen. Waſſerſyſteme. I. Abſchn. $. 82.
trieben, große Reihthämer befaßen und mit ben Groberern in freund⸗
ſchaftliche Handelsverträge eingingen, wie dies aus einem merkwürdigen
"Schreiben des Königd Emanuel von Portugal an Pabft Leo X-
hervorgehrt. Ueber breihundert Sabre hat fich dieſe Golonifation
daſelbſt ſchon erhalten, fie hat nur in ber jüngften Zeit einen neuen
Auffhwung erhalten, i ——
Die meiſten nach Singapore gehenden Schiffe und zwar die be⸗
Sen, wenn auch ‚nicht die größten, kommen aus ben Häfen von Fu⸗
Tian ’°*), zumal aus Amoyz bie größten fommen aud ben Häfen ber
Provinz Canton, bie Eeinften und der Zahl nach gerinaften kommen
von der Inſel Hainan. Im Jahre 1821 liefen in Singapore an
‚ großen Junken (Hainam nicht mitgerechnet) nur 4 ein; aber mit
jedem ber folgenden Jahre bid 1825 eine mehr; bis 1826 deren 10 ein⸗
liefen. Sie brachten Tdpferwaaren, gebrannte Fließe zum beles
gen ber Hausfluren, Regens und Sonnenfdirme Schuhe, Pas
pter, Weihraud, Stabwert, getrodnete Früchte, Cons
fituren, Budercanbis, Nankins, Golddrath, There, Mes
dicinalwaare und eine Menge Kleiner Artikel. Die Ladung einer
einzigen Junke von Fukian pat öfter ben Werth von 100,000 Dollar,
bie von Canton gewöhnlich 20,000 bi 80,000 Dollar. Die Reife von
Ganton nah Singapore wird in 10-bid 12, von Amoy in 12 bis
15 Zagen zurüdgelegt, und iſt ſehr ſicher. Dagegen nehmen fie fchr
mannichfache Probucte ald Ruͤkfracht 7), die fie dann wieder weiter
gegen den Norden verbreiten, Die Borke von zweierkei Arten Rhizo-
yhora (Mangrove), eine SeesAlge Agar agar ber Malayen), für
Chineſiſche Fabriken: Adlerholz, Ebenholz und anderes Schwals
bennefter, Holothurien (Tripang), Haififhflooße, Schitd—⸗
strdtenfhaalen, Binn, Pfeffer, Gewürznelken, Arecas
Rüſſe, Muscatnüffe, Opium, Häute, Hörner, Britifche
. GEifen und Baummollens auh Wollwaaren. Der Werth bie
- fee Erporten betrug, im Zahre 1823, an 928,000 Dollar, davon bie
letztern Artikel und Opium bad Uebergewicht hatten. Seitdem bat biefer
‚Handel ungemein zugenommen.
a
Aus biefen weftlichen Moelayiſchen Häfen iſt das Malayifde
Wort Jung *) (fprich Dſchunk), womit jedes große Fahrzeug bezeich⸗
net wird, durch die Europder in Junke verwandelt, auf bie Chinefis
fen Schiffe von eigenthuͤmlichem Baue übertragen worden; es ift
Zeineswegs Chineſiſch, obwol allgemein in Gebraudy gekommen. Diefe i
Chineſiſchen Junken find alle nah einem Modell gebaut, alle
gleich ungeſchikt und plump, auch ohne allen Vorzug Europäifcher Baus
00) J. Crawfurd Journal L c, p-. 6539. ) etbend. p. 540.
0) ebend. pP» 48.
Chineſiſche Coloniſation, zu Singapore. 795
art, eher einem oblongen Haufe, meint g inlayfon, und bem Bau
» einer Arche Noah zu vergleichen. Aber ein Verbrechen würbe es in den
Augen der Chineſiſchen Polizei feyn, wie ſchon oben bemerkt wurde,
bavon abzuweichen. Sie find, fagt Sramfurd, felbft unpaffender als
die Flooße ber roheflen MalayensZribustes Sunda Archipels ges
baut, bie in maritimen “Dingen mandherlei Verbefferungen annehmen,
Diefes gezwungene flationaire Wefen ift bei Chineſen, gegenwärtig „
das größte Hinderniß fi zu einer weltfhiffahrenben Handels—
nation zu erheben. Aller Induftrie, ihrer großen Intelligenz und ihres
Unternehbmungsgeiftes ungeachtet, fefjelt fie died an ihr beſchranktet Ge⸗
ſtadeland.
- Diefe Junken werben, ber Länge bes Schiffes nach, durch Wände
in mehrere Räume getheilt, deren Zahl wechfelt, je nachdem die Aſſocia⸗
tionen der Echiffsheren. Eine große in Cochin China von ben us
kian lang gebaute Junke, hatte nur 6 bergleichen, eine in Fukian
gebaute fogar bis 15 abgefonberte Raͤume, bie alle wafferdicht find, um,
falls das Schiff an eine Seite led wird, die Waaren- in ben andern
Räumen zu fihern, da fie den Gebrauch der Pumpe biß heute nody nicht
tennen, und nur das eingebrungene Waſſer ausfchöpfen.
Jede biefer Junken hat ihren rohen Compaß mit 24 Abtheilungen
her Windroſe, und ſteht in’ einer Meinen Capelle, einem bloßen Verſteck,
in der Nähe des Steuerrubers, bie dem Goͤten des Meeres und der
Winde geweiht iſt. Bei Stürmen bringen fie diefen Idolen Opfer, und
pflegen in bie flürmifchen Wellen zur Befänftigung oft eine Menge
Goldpapier *) zu werfen. Aber ihnen fehlen alle Inftrumente zur
Beobachtung des, Geſtirnlaufes, zur Berechnung des Schiffslaufes, fie
führen kein Schiffertagebuch, fie koͤnnen nur mil gutem Winde fortkom⸗
men, und doch fegeln fie nie ftärker als 5 Engliſche Meilen in ber
Stunde, während ber gewoͤhnlichſte Englifche Kauffahrer deren zugleich
8 zurädtegt, der befiere Schiffer aber das Doppelte bes Weges. Der .
Gapitain der Junke ift gewoͤhnlich auch ber Eigenthuͤmer des Schifs
fes, dem auch, wie ben meiften Gliedern des Schiffsvolks ein Theil deu
Ladung gehoͤrt, doch ift er nicht felbft der Steuermann. Nur erſt wefts
wärts von Singapore, haben bie Shinefen bei den variablen Wins
den angefangen, fi ſich anderer Fahrzeuge zu bedienen, mit denen fie ober
ihre Heimath nit begrüßen bürfen.
Aus ihrem heimifchen Gewäfler pflegen fi ie, in ihren Junken, mit
dem jebesmal guͤnſtigen Monſunen, im Angeſicht der Kuͤſte, bis zu ges
wiſſen Landmarken zu ſegeln, von denen ſie dann die breitere Chine⸗
* Journal Kept during. a Voyage from Singapore to Siam etc.
ur = = "Te mlin) Printed at the Missionary Press, Singapore.
.tf
\
x.
796 Dfi-Afien. Waſſerſoſteme. I. Abfhn. '$. 82.
ſiſche See, nach einem gewiffen Galcul quex durchſteuern, bis fie
die Gegenkuͤſte erreicht haben, worauf fie hoͤchſtens nur 10 bis 12 Tage
Beit rechnen. Diefe Querreiſe machen fie aber nur einmalim Jahre.
Auf der Rüdfahrt gehen fie bie Kuͤſte entlang, und ziehen, in ihrer Hei⸗
matb angelangt , ihre Junke auf bas Ufer, belegen fie mit Stroh ober
Schilf, und warten fo die Hädyfte Jahreszeit ab.
Sinlayfon’s Beobachtungen zu Singapore 710) (4821 und
182%) beftätigen obige Angaben. Er bemerkt, während hier bie Mas
Layen gewöhnlich bie Holzhauer find, welche die Wälder fällen‘, find «s
Ghingfen, welche den gerobeten Boben aufräumen, durch Afcyebrand
böngen, und mit Pfefferplantagen bebauen, in benen fie fogleich ſich ihre
ſehr geringen, meift nur temporairen Hütten, aber fehr nett und rein⸗
lich einzurichten wiffen. Ihre Gärten, in benen fie mehrere. Arten
Musa, Amomum, Arum, Manihot (Jatropha Manih.) und ans
bere Wurzeln und mandjerlei Gcmüfe bauen, umgeben fie mit Bambus⸗
gehegen. In Kleidung nur aͤrmlich einhergehend, thun fie fich in ihrer
Küche gütlich, ohne in dee Wahl der Speifen ekel zu feyn, denn fie vers
Tpetfen auch Hunde, Ratten, Affen, Alligators und- Schlangen, Seemols
Insten, Holothurien, Scpien, kurz alles was nur Fett und Fleiſch auf
den Knochen anlegt, In Ausdauer und Muger Verfolgung ihrer Zweck
thun fie es allen andern Aftatifchen Völkern zuvor, bleiben aber bei bem
einfachſten, mechaniſchen Verfahren ftehen, fobald es nur, winm auch
langſam, zum Ziele fuͤhrt. Keine Anſtrengung iſt ſeinem ſtarken Arme
zu groß, und nicht blos an dem Beduͤrfniß iſt ihm gelegen, er ſorgt fuͤr
die Bequemlichkeit und den Ueberfluß. Dabei zeigt er ſich ſehr genuͤg⸗
ſam, ehrlich, ordentlich, bürgerlich, ruhig und gehorſam gegen bie Lan⸗
beögefepe, erfüllt die Pflichten des Hauss und Familiens Baters, unb
bieibt doch voll Anhaͤnglichkeit an fein Vaterland, voll blinden Gehor⸗
fams gegen feine Landesgebräuche und Geſetze. Bei alledem find fie nur
kalte Wefen, ohne Spur eines noblern, fittlichen Befühls, ohne Sinn für
Moral ohne zeligiöfe Ahndungen; nur ein gemeiner, ganz gefühllofer
Xberglaube, durch die Furcht eingeptägt, begleitet ſiez Teine Spur einer
fompathetifhen Empfindung. Das Gefühl des Wohlthuns ift ihnen ım=
bekannt; fie ſchachern nody mit bem, der sben in Gefahr zu ertrinten
tft, um den Preis feiner Errettung. Hunger, Peftilenz und Anderes
find ihnen erwuͤnſchte Dinge, meil bie Heberlebenben bavon Gewinn has
bin, Kalter Eigennug iſt die Iriebfeder Ihrer Handlungen. Ihre Ins
duſtrie if nur das Refultat fleigender MWefriebigung unmittelbar durch
ſich ferbft delohnter, finnlicher und thieriſcher Genuͤſſe.
Alles. dies macht dieſe Chineſen in ſtatiſtiſcher Hinſicht zu der zo⸗
*ı®) Finlayson Journal of ihe Mission to Siam and Hund, London
1826. 8. p. 62.
.
X
Ehineſiſche Coleniſatiem, auf der Sundas®ruppe. 107
nähft nuͤglechſten Population !*) in ber Jadiſchen Ser, ober ben
Gewaͤſſern des Deftlichen Archipels, weit ihre Colonien uͤberall fies
aufbluͤhen und die drei Staͤnde, des Randmanns, bes Handwer⸗
kers und des Handelsmanns mit ben thaͤtigften Gliedern verfehen,
Selten ſind ſie, gleich den andern, einmal dem Laſter des Trunkes erge⸗
_ben, deſto mehr dem Hazardſpiele, das fie mit gleicher Leidenſchaft wie
ihre oft ſehr kuͤhnen Handelsfpeculationen betreiben. Weber biefe,
Art der geiftigen Thätigkeit, weiche bei ihnen ſtets einen mechanifchen
Eharacter annimmt, gehen fie aber auch nicht hinaus, und daher hält fie
Finlapyſon, ihrer geiftigen Gapacktät nach, doch nir für ein den an⸗
dern Afiaten, 4 B. ſelbſt den Malayiſchen Voͤllern, untergeochnetes
Geſchlecht.
Ihre Emigration iſt in der That auch nur fheinbars und
dbwol ihren Nachbar⸗Nationen überoll an Civiliſation, Sabuftrie, Zahl
und phyfiſcher Stärke überlegen, haben fie body niemals biefe ſchwaͤchern
Umgebungen ſich zu unterwerfen gefucht, wie bies bei Handelsvolkern
des Alterthums, Phoͤniciern, Sarthagern, Griechen, oder ans
deren ber neuern Belt, Arabern, Malayen, Portugiefen, Hois
Iänbern, Briten body immer der Fall war. Im Himmlifchen Beide
iſt ihnen die Erlaubniß zur Auswanderung nur unter ber Mobification
des Ermerbes willen gegeben. Jede Emigration iſt nur auf eine
temporäre beſchraͤnkt; jeder Ehinefe gedenkt in’ feine Heimath zuruͤck⸗
zulchren. Ihre Weiber und Kinder erhalten keine Exrlaubniß ven Haus⸗
vaͤtern zu folgen. Daher haben fie auch Feine eigentligen Colo⸗
‚nien im inne bes Alterthums, ober der Guropdes gegruͤndet, wozu
ihre Lage, Geſchaͤftsrichtung, und ihre’ Weltftellung ganz befonbers güns
flig geweſen wäre. Ihnen genügt es nur, überall ohne SHindernig. im
Auslande ihrem Gewerbe nachgeben, und. zuletzt mit einem Gewinn am
Gelb wieder heimgiehen zu können, nur Umftände halten fie davon zu⸗
ruͤck. Dennod bilden fie in allen Sanbelsnieberlaffungen des Sunbifchen
Archipels die zahlreichſte Population, und fliehen felbft in mehreren Ma⸗
‚tayenflaaten, binfichtlich der Population zu den Malapiſchen
Unterthanen, wie 3 gu 1, obwol die Malayen biefe ihre angefie=
deiten Gäfte fiberall verachten. Diefe maritime Population, Gbineſiſcher
Emigranten giebt, wie fuͤr Singapore, ſo auch in allen jenen uͤbri⸗
gen Inſelſtaaten, wie auf den Continentalgebieten, vorzugsweiſe, außer
der Provinz Canton, die von Zu kian.
3. Auf den Sundifhen Inijels Gruppen Unter allen
fremden Coloniſten machen auch in dieſem Archipel der Tauſend Inſein,
welchen man mit dem claſſiſchen Crawfurd den Indiſchen Archi⸗
at) Finlayson Jona 1. c. p. 66.
n
.
798 -OR-Afien. Wafferfofteme. I. Abſchn. $. 82.
pelagus nennen kam, die Chineſiſchen Anſtedler ?”'?), der
Zahl nach, die größte Maſſe aus. Sie find insgefamt nur Ausgewan⸗
derte aus ben beiden Sübprovingen Canton und Zulianz die Fu⸗
"Yan lang find die zahlreichſten, fie Haben binfichtlich ihres Gharacters
den Vorzug vor den übrigen, find nicht, wie .bäufig bie übrigen, bles
aus der unterſten Volksclaſſe, minber roh und verworfen wie jene,
In größerer Zahl finden fie fih, zumal auf den groͤßern Inſcin
Sava, Sumatra, Borneo, aber in geringerer Anzahl unb in
dingelnen Kamilien find fie überall durch den ganzen Jnſelkreis
gerſtreut, und zwar ſchon felt älterer Zeit. „ Wahrfcheinlich find es ſchon
ihre Zunken gewefen, die Anfang deB VI Jahrhunderis nach Chriſti Ges
burt aus bem Lande Tſinitza kommend, d. 1. Süd⸗Ghina, nody
viel weiter weftwärts verfchlagen, zu Sopatrus Zeit nad Cos⸗
mas Inbtcopleuftes 1°) Berichte, bie Sinifhen Waaren, zumal
Seide und Gewürze bis Geylon (Beledivn bei Cosmas) verführtenz
deeſelben, welche zur Blüthenzeit bes Khalifenzeiches, nach bem Bericht ber
Xrabiichen Autoren aus dem IX Jahrhundert 1*), ihre Waaren felbit
wen Bäfın des Perſiſchen Golf, nach Ormuz, Karaman, Siraf,
mit eignen. Schiffen zgufährten, zumal auch ben Zimmt, ber daber
ſeitdem Wei Werfern den Namen Dar Schini Seilani 16) (Ghineſeſche
Winde don Eeyion) erhalten hatte. Es find, obwol jene Dr. Bins
etnt 20) nur für Arabiſche Schiffer halten wollte, unftreitig biefelben,
wege zu Ebn Batuta 8 Zeit (1342) mit ihren Junken noch bie Suͤd⸗
foide von Gap Comorin umfegeiten, und bis in ben Hafen von Ka⸗
8 ritot 27) (auch in Kawlan, d. i. Coulan) einliefen, um ihren Ganbel
zu treiben, auch Geſandtſchaften dahin brachten, aber einen der noͤrd⸗
uchern Haͤfen Walabars befuchten, wie Ebn Batuta ausbrädlic
verſichert, und daß fie fpäterhin au von ba verfhwanden, als bie
Portaglefiſche Macht vorbrang (Vasco de Gama's Landung im Galicut
2498) iſt begreiflich. Aber im Archipel ſelbſt hatten fie feſtere Sta⸗
tionen gewonnen; wie zur Portugleſenzeit, nach obigem, in Mas
lacea (1611). In Bantam !*), am Rordweſtende ber Infel Iava,
dem größten Marktort jener Zeit, wo im VII Jahrhundert bie Facto⸗
12) J, Crawfurd History of the Indian Archipelage. Edinburgh
1820. 8. Vol. I. p. 134 — 137. 12) Cosmae Aegypti Mon.
christ. Topographia etc. de Mundo in B. de Montfaucon Colleo-
tio Nova Patram et Script, Graec. Paris. 1707. fol. T. IL Lib, IL
. fol, 137. etc. 14) (Renaudot) Anciennes Relations des Indes
et de la Chine etc, trad. d’Arabe etc. Paris. 1718. 8. p. 10, 141
eto. 18) V. Ouseley Travels Londons 1819. 4. Vol. I. p. .
ef. p. 175. 18) Dr. Vincent Periplus of the Erythr. Sea. 4.
Vol. IE. p. 432. 17) The Travels of Ibn Batuta trans. from
Arab. Msc. by S. Lee London 1829. 4. p. 169. '*) P. Auber
China au Ontline etc. Lond. 1834. 8. p. 127, 146.
-
!
04
N
Chineſiſche Colonifation, auf Java. 708
zei und ber Sitz ber Britiſch Dftinbifchen. Handels» Eompagnie war, ehe
er nad Surate verlegt warb (1682), lernte fie Thom Herbert,
der Reiſende (1626 und 27 *°) kennen, obwol er in feiner Beſchrei⸗
bung weniger durch fie eingenommen, ihnen doch bie größte Gewanbräeis
und Schlauheit in ihren Hanbelsunternehmungen zugeſteht. Auf der
Nordweſtſpige von Sumatra lemte fie ber berühmte Dampies
(1688, 89 20) daſelbſt, bei feinem mehrmaligen Aufenthalte gu Achfu
genauer kennen. Man ficht, aus feinem Berichte, wie fie damals ars
fingen ſich an ben von ihnen beſuchten Orten heimiſch zu- machen. Jaͤhr⸗
lich, fagt er, kommen 10 bis 12 Schiffe in diefen Hafenort, bringen
Neid und andere Produete zum Verlauf, anb nehmen ihre Wohnung wm
Ende ber Stadt, in ben aͤußerſten Häuferreihen, biefe nennt man den
Ehina=- Markt, wo fie ihre Waaren teil haben. Mit Ihnen dommen
Bimmerleute, Tiſchler, Dealer, die ſogleich ihre Werkſtaͤtte auffchlagen,
und allerlei Chineſiſche Waaren fertigen, bie fie in Buben zum Vertauf
auöftellen, und während 2 MS 3 Monaten Ihres Aufenthaltes ein ſot⸗
ches Bufammenftrömen von Volk und Käufern verantafin, daß Eine or⸗
dentlihe Meffe entfteht. Alles ift ihnen dann feils felbft ihre Schiffe
geben fie ab wenn fle Käufer finden, fönft Toren fie im Septembes
auf denſelben wieder heim, um in der naͤchſten Jahreszeit Ihren Kran
von neuen aufzuſchlagen. | E —
Auf ber Inſti Java 21) beſuchten, nach den Jadaniſchen Km
nalen, gleichzeitig mit den Arabiſchen Schiffern, au Chines
fifhe Emigranten, ſchon im IX Jahrhundert, dieſes alte ECultur⸗
Eiland; und noch heute zeigt fich in gewiffen Javeniſchen Bürger ”
ſchlechtern, in ihrer Geftaltung und Phyſiognomie, eine frühe Bermi⸗
ſchung mit dtefen Anfteblern aus dem fernen Oſten. BBiele der 100,000 °
Ghinefen, welche dieſe Inſel nah Stamford Raffles Zählum—
gen, im Jahr 1812 beherbergte, ſtammten Aus ˖ fraͤheren Seitch ber, Sie
leben dörzugsweife in den Drei Haupfftäbten Batabid, Gamma
rang, Surabayaz-aber auch überall auf ber Inſel in andern
Staͤbten zerſtreut. Sic Haben hier ihre eigenen Gefehe, ihte eigenen Deich
ter und Behoͤrden, die ihnen vom Gouvernement geftattet finds fie Ichen
ſtets geſchieden von den Gingebornen, und verheirathen ſich nur wieher
mit Töchtern bes Landes, aus früherer Ehineſiſcher Vermiſchung mit den
Eingebornen, wodurch fi) der Chineſiſche Menſchenſchlag ſtets
erhält. Denn hieher bringen fie, wie nirgends, ihre Landemaͤn⸗
ninmen als Weiber mit. wDiefe, ihre Nachkoͤmmlinge, werden von ben
[2
2°) Thom Herbert Travels in the East. London 4. 1634. p. 364.
. 32) G. Dampier Suite du Voyage’ autour du Monde Rose: 8.
1723. p. 217. *1) Thom. Stamford Raffes Use History of Java
London 4. 1817. Vol. I. pı 190, 60. 2
LU
800 Oſt⸗Aſien. Waflerfofteme. 1. Abſchu. $. 82,
Zavanern mit dem Namen Pernakans belegt. Sie find alleıt anbern
einheimifchen Bewohnern ber Inſel an Intelligenz, Arbeitfamteit und
Subuftrie, wie. an Wohlſtand überlegen. Sie finb die Seele bed Java⸗
wifhen Handels, in ben Provinzen der Javaniſchen Eingebornen, und
Kind daſelbſt noch Heute bie Pater, die Einnehmer, die Finan⸗
eters ber Fuͤrſten; ihr Einfluß hat indeß feit ber Mitte des XVIN
Jahrhunderts durch heftige Kämpfe der Holländer gegen fie, in Batas
via im Jahre 1742, fehe abgenommen. Jaͤhrlich kommen aber neue
Eoloniften gu der alten Chineſiſchen Population hinzuz fie wuͤrden
bei ganz freiem Hanbel ımb Anbau fidy bald verzehnfachen, durch
VJortpflanzung und Nachrüden von Einwanderern. In Batavia red)s
net man allein jaͤhrlich an 1000 folder neuer Anfiedler, bie obne
Geid und But anlommen, fid) aber durch ihre Induſtrie bald fortheifen
und in kurzem wohlhabend, felbft ‚reich werden. Viele von biefen kehren
dann nach Ehina zurüd. Rach ber Zählung, vom Sabre 1813, lebten
in Batavia 11,854 Shinefen, in Kramang 200, in Rembang
585, in Surabaya 3074, in Madura 1144 u. a. m.
Auf der Inſel Banca, im RN.W, ber GSunbaftraße, einer gebir⸗
gigen Kortfegung ber Sumatra s Ketten 722), haben bie erft feit dem
Zahre 1710 entbedten Zinn Minen, bie reichten bes ganzen äftis
‚hen Archipeld (wie bie Golbminen bie Europäer nad) Peru), fo bie
ShHimefen **) nach biefer Inſel verlodt, Chineſen find die Pächter
dieſer Minen; fie find die einzigen Bearbeiter berfelben, welche ven
Bergbau, das Schlaͤmmen, das Schmelzen betreiben, und jährlich an
2000. Tonnen Zinn daraus gewinnen fellen, ein Gewinn ber früher
noch größer war, und gegenwärtig ben Hollänbern ?*) wieber zu
gute kommt, obgleich fie die Chineſiſchen Bergleute beibehalten
haben.
.Auf Borneo, worüber wir weniger genau unterrichtet find, fchägt
Th. Raffies ?*) die Zahl der dortigen Shinefifchen Goloniften
noch über 100,000, weil fie ſich bafelbft in jebem regulirten Staate eins
fanden, Crawford ?*) giebt 7 verfchiedene Golddiſtricte auf
722) Will, Jack on the Geolögy and Topography of the Island of
: Sumatra etc. in Transact. of the Geological Society Sec. Ser.
i Lond. 1824, Vol. I. P. 1. p. 408. 2°) J. Crawfurd History
of the Indian Archipelago etc. Vol, II. p. 450 — 466. Memoir
„of the Life of Sir. Thom Raffles Lond. 1830. p. 255.
3*) Baron Yan: der Capellen in Asiatic. Journ. 1826, Vol. XXI.
p. 726; John White Voyage to Cochinchina Lomd. 1824. p. 23,
25) Th. Raffles on the Establishment of a Malayan College at Sin-
gapore. in Asiat. Journ. 1824. Vol. XVIIL p. 13.
20) J. Crawfurd History of the Indian Archipelago Vol. II. p. 40
.. —— 485; .Finlaysen Journal. London 1826. 8, p. 67 etc.
Chineſiſche Coloniſation auf Vome. 801
Hefer an Gold und Edelſtein zeichen Infel an, in weikhen biefe Schaͤte,
zwar auch von ben Gingebornen gefucht, aber nur atlein von ben
Shinefen auf eine tunfimäßige Weife geivonnen werben. Einer
der bedeutendften tft der Golddiſtriet von Montrapat, an ber
Weſtkuͤſte Borneos, wo eine faſt ſelbſtſtaͤndige Shinefifhe Popu⸗
Lation von 36000 Chineſen ımit 4000 Weibern), In tributairer Ab⸗
haͤngigkelt vom benachbarten Staate des Rabja von Sambas Iebt,
untere denen etwa 6000 Bergleute mit den Goldwaͤſchereien unb
den übrigen Proceffen zur Gewinnung biefes ebein Metalles befhäftige
find, indeß bie andern fi durch Handel und Agricultur in jener Berg⸗
wertsregublit erhalten. Nicht blos hier, fondern auch auf allen andern
Gebieten des Indifchen Archipelagus, hat ber Golbs und Diamans
tensReihthum, wo er ſich zeigt, uüͤbe rall dieſes Volk herbeigelockt.
Sie haben aber auch von ben herrlichen Wäldern der Infel einen wich⸗
tigen Gebrauch zu machen gewußt, und bier bedeutende Schiffswerfte
durch ihre eignen Zimmerlente begründet, die Thon frühe die Auf⸗
merkfamkeit ber Engländer erregt hatten. Mr. Jeſſe 27) fabe im
Sabre 1775 hier, am Fluß Borneo, ben Kiel eines Junkenbaues,
der Anfang May begonnen und fon Ende May beendigt wars alles
Eiſenwerk hatten bie Arbeiter aus China mitgebracht, wodurch ber Bau
fo wohlfeil wurde (die Tonne etwa 30 Schilling, da das ganze Schiff
nur A250 Dollar koſtete), wie nach des Beobachters Bemerkung auf Teile
ner andern Schifföwerft in der Welt. Auf der Infel Born eo ſcheint
es für das Wachtthum ber Chineſiſchen Population feine Grenzen gu
geben, da fie auch mit den noch halbwilden Gingebornen fi zu vers
ſtaͤndigen wiffen, und diefe für bie Civiliſation, bie von diefen Ch i⸗
nefifhen Anfichlern ausgehen kann, empfänglicdy gu feyn fcheinen,
obwol diefe voll Submiffton, offenbar des Gewinnſtes wegen, gegın ihre
Gebieter find. Doch mag ber Kampf, den die Holländer feit —
Wieberbefignahme ihrer Indiſchen Solönien mit ihnen führen mußten, «is
nige Veränderungen herbeigeführt haben. Der Hollandiſche Genes
zalgouverneur Ban der Capellen bemerkte bei ber Abſchlede⸗
rede von feinem hohen Poſten im Jahre 1826, daß feine Beamten In je⸗
nen Bergwertspiftricten auf Borneo großen Wider ſtand ges
funden hätten, bei einem fchändlichen Ehinefenvolte?*), das gartz
independent habe leben wollen, das man habe .abftrafen muͤſſen, voller
Turbulenz, das ſich indeß ‚endlich doch wieder zur Unterwerfung neigt,
nad deſſen Befiegung jene Küfte dem Staate Holland große Vortheilt
27) Aec. of Borneo proper aus Singapore Chronicle in Aslat. Journ.
Vol. XX. p. 203. 2*) Van der Capellen in Asiat. SOnEn,
3826. Vol. XXI. P. 725.
Nkittee Erdtunde IV. Er
a]
802 DR-Afen. Wofferfofteme. L Abſchu. $. 82,
verſpreche. Nähere Nachrichten über biefe Empörung ber ſonſt fo füg»
famen Ghinefen, hat die Singapore Chronik ’**) mitgetheilt.
. Diefe Daten, wenn wir fie auch Hier nicht weiter im Speciellen,
über die mehr Öftlichen und kleinern Infen und Infelgeuppen, wo 3.8.
auch in Macaffar °°) der Handel biefer Infel mit dem Golf von
Sarpentaria, ganz in ben Händen der Ghinefen iſt, unb fo
a. a. D., verfolgen können, find an ſich ſchon hinreichend, um auf bis
große Bedeutung ber Shinefifhen Golonifation auf biefem gan,
gen zerriffenen Snfelgebiete Hinzubeuten.
4. 3m Birmanenlanbe, zumal in Siam, zu Bangkok
Hdchſt merkwürdig iſt auch die Anfieblung der Fukian lang auf bem
Sontinente ber Hinterindiſchen Halbinfel, in den unmittel
baren Chineſiſchen Grenzflaaten, wo fie am bebeutendften in Siam ers
fheint. Im Birmanenlande iſt bie Emigration ber Shine:
fen bisher nur auf die nädy fie Umgebung ber Königsrefideng, und auf
die Rordproving von Bhanmo (f. oben ©. 735) das Grenzland
gegen Yünuan, befchränkt geblieben. 3. Gramfurb”t), bei ſememn
Befuche in ber Refideng Amerapura, im Königriih Awa (1826)
erfuhr, daß in allem an 3200 Ehinefen in diefem Reihe wohnten,
admlich 3000. in der Reſidenz felbft, und 200 in ber Älteren Königee
ſtadt Awa, zu Sagaing unb anderen Stäbten, wo etwas Handel,
und außerdem noch mehrere in ben Silberbergwerten ber Birs
m.anen befchäftigt feyen, Das potitifche gegenfeitige Mißtrauen biefer
Nachbarſtaaten hat unftreitig Einfluß auf biefe geringe Anfieblung ges
Habt, die größtentheils aus ber Provinz Vunnan eingewanbert
feyn fol, und faft nur aus Handelsleuten beftcht, die aber auch
nicht die Emſigkeit und ben Unternebmungsgeift befiten, wie ihre öfts
lichen, maritimen Landsleute aus ben Küftenprovinzen, von denen
nur einige wenige unter den Goloniften in Ava fid) befinden, bie
über Malacca und Rangun bis bahin wanderten, nody che die Gu-
ropaͤer bis zu den Birmanen vorgebrungen waren. Diefe zulegt ges
nannten Chineſen find häufig Zimmerleute, die in der ſelben
Beit (von einem Monat), wie ber Birmanifche Handwerfämann , beim
Schiffs ober Häuferbau 3 mal fo viel Arbeit liefern, und wenn
jene nur 5 Tical, dann 15 Zical verdienen. ;
Außer dieſen Tollen jedoch jährlid) etwa 4 bis 5000 Ghinefen aus
Yannans ??) Gebirgslande hinabſteigen nad) Nord⸗Ava, und bis
7
12°) Singapore Chronjcle 29. Oct. 1824; f. Asiat. Journ. 1825.
Vol, XIX. p. 852. 3°) Singapore Chronicle it Asist. Journ.
1825. Vol. XX. p. 153, s1) J. Crawfurd Embassy to the
Kingdom of Ava ete. London 1829, 4. p. 471. 22) Calcutta
Governement Gaz. 3. Jul. 1827; f. Asiat. Journ. Vol. XXIIL p. 66,
Chinefifhe Colonifation in Siam. 803
zum Hauptemporium an ber Grenze bis Bhanmo, aud bis
Midai nur wenige Meilen im Norden von Amerapura vorbringen,
wohin ihnen die Birmaniſchen und bie Mohammedaniſchen Kaufleute aus
ber Reſidenz entgegen kommen, und wo fich ein fehr lebhafter Waaren⸗
umfag ausgebildet hat. Die Chineſen legen ihren Weg auf kleinen
Pferden gurüd, und follen 2 Monate Zeit zu ihrer Keife beduͤrfen.
Was fie für Landsleute find wird nicht geſagt. Ihre Waaren, bie fie
zu Markte bringen, find Kupfer, Auripigment, Quedfilber,
Binnober, Gifengeldirr, Silbverwaare, Rhabarber,
Thee, töfliher Honig, Moſchus, Seidenwaare, Lis
queure, frifches und getrocknetes Ob ft u. a. m.
Sn Bangkok und Stam ift die Eolonifation bee Chineſen ſchon
ganz anders fortgefchritten. Bangkok, die Känigsftabt, ift das, Cen⸗
trum bed Shinefifhen Handels in Siam, und. biefer ift der
wicdtigfte bed ganzen Landes, in bem nur noch wenig anbere Häfen
find, wie Sungora und Ligor, in denen jährlich etwa nur ein paar
unter ſich vor Anker legen. Die bei weiten größte Population
der Siamefifhen Hauptſtadt Bangkok, bie nad) einer Zählungsr
Lifte vom Zahre 182822), welche ein Siamefifcher Staatsbeamte bem
Portugieſiſchen Conſul dafelbft mittheilte, 401,300 Seelen betrug, machen
Die SHinefen aus. Raͤmlich Siamefen nur 8000, 93,300 anbere
Fremdlinge; aber Ehinefen 310000, und Nachkommen ber Chi⸗
nefen 60,0003 alfo zuſammen eine Maffe von 360,000. Die erfies
zen, bie Ghinefen, zahlen jeber für feine Perfon alle 3 Jahre 3 Dols
Ior Gewerbfteuer, wofür ihnen ganz freier Handel. und Ge⸗
werbe geftattet iſt. Der größte Theil von biefen find Fukian Lang.
Während feines 6 monatlichen Aufenthaltes und Umganges mit ihnen
(1838) ſtudirte der Miffionae Guͤtlaff bie Sprache und Bitte
Diefes Volkes, woburdy er im Umgange mit ihnen, beim Beſuch in ihrer
Heimath, To viel Vertrauen und Wohlmollen erwarb (f. ob. ©. 785).
Die Shinefen, fagt der Milfionar Zomlin**), ber Gefaͤhrte & lies.
Laffs, find bie ausgezeichneteften Bewohner von Bangkok; man‘
glaubt dort eher in einer Ghinefifchen als in einer Siameſiſchen Stabt
zu feyn. Auch im Innern des Landes Siam find viele Chineſiſche
Anfiedlungen,. von denen man jedoch keine Bählungen hat; eben fo laͤngs
der Siameſiſchen Küfte, an welcher Mifflonare Teicht Zugang haben
konnten. Die Junken, melche von bier nach Ehina und wieder zu⸗
rüd, an Cochin⸗China vorüber gehen, geben eine gute Gelegenheit
#3) Journal kept during a Voyage from Singapore to Siam and
white residing 9 M®.tbs in that Country by J. T(omlin), printed
at the Mission Press in Si re 3828. 8. p. 67.
s‘)J. Tomlia Journal l. c. p. 61.
z Eee?2
,;
+
804 DftsAfien. Waſſerſyſteme. I. Abſchn. $. 82,
gur Verbreitung chriftlicher Schriften. Man kann jaͤhrlich 150 biefer
Junken rechnen, indeß wieber andere, wie es fcheint, nicht viel wenis
gre Bangkok mit dem Sundiſchen Archipelag in Verkehr fegen. Der
Sulauf dieſer Shinefen gu den Miffionaren -war in Bangkok fo
geoß, daß er ben Phra Elang (Minifter) und das Gouvernement in
Schrecken ſetzte, und einen Aufruhr befürchten ließ, benn nicht bios aus
ber Stadt ?**), fonbern auch vom Lande Tamen fie mehrere, 2 bie 5
Tagereifen weit Herbeigetilt, um ſich Shinefifche Neberfegungen bes Alten
und Neuen Seftaments und andere Chinefifche Zractätchen zu Holm,
oder ſich vom Arzneilunbigen ber Miſſion, von Güglaff, curiren zu
laſſen.
Diefe merkwuͤrdige Anfiedlung iſt erſt ſeit dem Jahre 1769 fo bes
dentend geworben, weil ber damalige Uſurpator im Lande ſelbſt von
Shinefifcgen Halbblut war, vorher beftand zwar auch ſchon ein Ber:
ehe, aber geringer: denn zu La Louberes, bes Franzoͤſiſchen Befands
ten aus Louis XIV Zeit (im Jahre 1714 20), vechnete man nur 3000
bis 4000 Shinefen in Siam, und jährlich fchifften nur ein paar
Junken dahin.
Bei dem großen uebergewicht bee Chineſiſchen Poputlas
tion in bem Siameſiſchen, wie in fo mandem andern ber Walapis
ſchen Staaten, wo bad Verhättniß dieſer Coloniſten zu ben Gi=
. gebornen*") oft fchon fich wie Bau 1 ſtellt, ift es natürlich, daß audı
die Chineſiſche Cultur bas Uebergewicht in biefen Landſchaften
davon trägt, Go verdanken bie Siamefen alle Einficht, weiche fie in
commerciellen Verhältniffen befigen, nur den Chineſen. Chen fo
tätig und induſtrids wie anbermärts, find in Bangkok ihre Boote bie
groͤßten; fie Haben bie längeren Ruder und Cajuͤten von Flechtwerk
ſehr zweckmaͤßig eingerichtet. Die ſchwimmenden Wafferhäufer auf dem
Fluſſe, weicher Bangkok durchſchneidet, find faft nur von Ehinefen
bewohnt, der bewohnteſte Theil ber Keſidenzſtadt iſt aber desgleichen won
ihnen eingenommen. Sie haben die Buderplantagen, bie Pflanzen
gen von Pfeffer und Indigo, und vieler Tropengewaͤchſe zum hoͤchſten
Ertrag gebracht, fie haben bie Keime zu dem großen Hanbelsvers
kehr gepflegts fie haben den bebeutenben Handel von Bangkok, ber
frühes fehlte, gefchaffen, Welches heute bad zweite Emporium jener
Hinterindiſchen Gewaͤſſer nah Canton iſt. Das verfuntene, ſclaviſche
Siam bot ihrer Energie ein Feld reicher Entwicklung dar, und durch
fie wurbe zugleich bie Gultur ber Siamefen nit wenig gefleigert.
Die Shinefifhen Unterthanen find bie beflen, der induſtridſeſte
738) J. Tomlin Journal l. c. p- O. etc. - ie) De La Loubere
Description du. Royaume de Siam Amsterdam 8, 1714. p. 27 etc.
37) Finlayson Journ. London 1826. 8. p. 67, 116:
Chinefiiche Coloniſation in Sim: . 805
Sbell der Siamefifchen Population, wie in allen ihren Nachbarſchaften.
Ihre Induſtrie, ihre Künfte und Gewerbe, ihre Einfichten, ihre Litera⸗
tur haben ihnen über alle andern Mitgenoffen, eine große Superioris
Lät gugeben. Nur Furcht hatte die Siamefifche, wie andere Regie⸗
rungen, zurüdgehalten, bi6 man ben Chinefen nicht mehr politifch
entgegen, ober felbft gleichgültiger geworben, fogar Privilegien zus
geftand, welche bei ihrer Induſtrie ihnen ihre Eriftenz in Siam weit
mehr, als felbft die ber Unterthanen begünftigts Bei allen Verboten
und hemmenden Einrichtungen der Dranbarinenpolitit bes Himmlifchen
Reiches in ber Heimath ſcheint fi nad ben Erfahrungen ber letzten
Jahrzehende, Eeine Grenze der Emigration aus bemfelben bes
ftimmen zu laffen, und ganz Siam wird halb in eine Chineſiſche
Solonifation verwandelt feyn, wenn nicht anbere Mevolutionen, phy⸗
ficalifcher oder politifchee Art, wie fie ber Drient nicht felten barbietet,
dazwiſchen treten. Am genaueften hat Grawfurb °°)‘ alle Beobach⸗
tungen an Drt und Stelle über biefe Kortfchrittsperiohe geſam⸗
meit, in weldyer Siam zu einem verjüngten China aufbläht, wie
einft Sarthago zu einem erneuten Phoͤnicien, Iberien zu einem
Neu⸗Carthago wurde und Amerika zu einem verjüngten Weſt⸗
Europa, Neu: Süd Wales und Ban Diemenslandb zu einem
andern England und Irland heranreifen.
Rah Eramfurd kann man rechnen, daß jährlich in Bangtsk
allein wenigftens 7000 neue Shinefen old Einwanderer mit den
Shinefifhen Junken einlaufen. Diefe kommen vorzüglih aus ben beis
den füblihen Küftenprovinzen aus Kuang tung und Zus
tian, nämlich aus den Häfen von Santon, Kiang mui, Tſchang
lin, aus Amoi, aber au aus Ningpo in Afhe fiang, aus
Schang hai und Su tfhu fu in Kiang nan, wie aus mehreren
Häfen der Infel Hainan. Sie kommen, gewöhnlich in ber günftigen
Monfun = Zeit, vom Ende Februar bi April; bie von Hainan
ſchon im Januar. Manche ber Junken bat bis 1200 Paflagiere .am
Bord. Die Hanbelsfchiffe, mit denen biefe Paſſagiere kommen, die
einen nicht unbebeutenben Gewinn burd) ihren Transport abwerfen, fes
gein im Juni oder Juli, bei florkem 8.8, Monfun, wieder in
ihre Heimath zurüd, und machen demnach jährlih nur einmal biefe
Gampagne, doch wol mit mander Zwiſchenfahrt.
Die Waaren bie fie bringen find: Porzellan, Quedfilben,
Thee, Bermicelti, rohe Seide, Sreps, Satin, Rankings,
Schuhe, Faͤcher, Sonnenfhirme, Schreibpapier, geweihs
tes Papier, Meiprane, Die Nuͤckfracht beſtehl vorzuͤglich in
a2): 1. Crawford Journal of an Embassy to tbe Couri⸗ of Siam and
Cochin - China L C 4. pP» 408 u 414.
806 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. 1. Abſchn. $. 82.
ſchwarzen Pfeffer, Buder, Zinn, Carbamom, Ablerholz,
Bapanholz, vothe Rhizophora⸗Borke, Rofenholz zum
furniren, Reis, Areka, Häute vn Ochſen, Büffeln, Ele⸗
phanten, Rhinoceroten, Hirfhen, Zigern, Leoparden,
Dttern,. Zibetkatze, m Schilbtrdten, Shwalbenneftern
u. ſ. w. ‘
Bon den jährlich aus Banytok nad China fegeinden Junken, bie
ben Siameſiſchen Handel betreiben, an 140, iſt weit über die Hälfte
Eigenthum biefee Chineſen, und die mehrſten der Siamefen
Schiffe find au von Ehinefifhen Zimmermeiftern, obwal
in Siamefifhen und Cochin⸗chineſiſchen Häfen erbaut. In Bangkot
laufen jedes Jahr 6 bis 8 große Junken vom Stapel, bie von Chi
nefen erbaut find; bie in China aus der bortign Kieferart erbaus
ten Schiffe find weit ſchlechter, und müffen alle vier Jahr von neuem
separirt werden; bagegen Kiefern bie Siameſiſchen Wälder, zum Ges
baͤlk das MarbayosHolz ber Malayen (Metrosideros Amboinen-
sis), und zu ben Planten und bem Werbe das Tik hol z (Teak, Tecto-
nia grandis). Der Werth biefer neuerbauten Schiffe ifk (bie
Tonne zu 3 Pfd. Sterling .6 Schilling‘) jaͤhrlich an 76,000 bis 77,000
Pb. Sterling. Am wohlfeilften würde ber Suntenbau, wie
ſchon oben gefagt, auf Borneo ſeyn, wegen bes Reichthums ber WAL
ber und des Mangels ber Goncurrenzs am theuerften ift ex in Fukian,
zwiſchen beiden geographiſchen Diftanzen Liegen verfchiebene S ch iffe
werfte, bie auc in ihren Preifen mechfeln, analog ber geogras
phiſchen Diſtanz. Da Shinefen?**) überall bie Schiffbauer
ſind, die Arbeit alſo dieſelbe iſt, ſo giebt der Preis der Junken, nach
ben Tonnen, die ficherſte Scala für ben Werth der Nahrung, ber Arbeit
and des Materials, in den verfchiebenen Landſchaften an, wo die Schiffs⸗
werfte Liegen. Arbeit und Material ſind aber, nmaͤchſt Borneo, am
wohlfeilften in Siam und Cambodjaz m Canton fhon um 25 Pro:
cent theurer, in Fukian um 100 Procent, Der Preis der Junke, auf
ber Schiffewerft in Siam, tft für die Tonne im Durchſchnitt 15
Dollar, in Cochin⸗Ghina 16 Dollar 66 _ Cent.; in Santon M
Dokar 83 Gent.; in Fukian 30 Dollar 58 Emt. Deſto merkwuͤrdi⸗
ger iſt bie Erſcheinung, daß demungeachtet die Kaufleute. von Kus
Tian, bei weiten ben allergrößten Antheil am fremden Aftatifchen
Handel in Shina befigens es beweifet den großen Gewinn, ber
wit der immer größeren Ausbreitung der Fukian Tang-über
den öftligen Archipel verbunden iſt. Auf allen Chineſiſchen
— v
120) J. Crawford Journal —— to the Oourts ‘of Siam
eo l. o. p 49.
EChiineſiſche Coloniſation in Cochin China. 807
Schiffen find nur.Chinefifhe Matrofens auf den Siame⸗
ſiſchen Schiffen *°) befteht ſtets die Mehrzahl aus Chineſiſchen
Matroſen; die Siameſiſchen machen nur die Fahrten bis Canton,
dem fie fiab eben fo, wie bie Guropder, als weftlihe Barbas
zen, aus allen andern Häfen Chinas ausgefhloffen. Zu Chi:
nefifhen Junken wird aber doppelt fo viel Mannfchaft gebraucht,
als zu Europaͤiſchen; "die Junke von 500 Tonnen wirb mit 90 Matro⸗
fen verfehen, wegen ihres plumpen Baues, und dennoch iſt ber Gewinn
des Kauffahrers groß genug, der noch durch bie Menge her Paffagiere,
die flets bins und hergeben, ungemein erhöhet wird. Canton, das
Hauptziel des Europäifchen Gommerzes, wird, hinfichtlich bes
Intereſſes biefes einheimifhen Verkehrs mit der Shinefifhen
Solanifation im Indiſchen Archipel, von vielen andern Shinefifchen
Staͤdten weit Aüberboten.
5) Sn Godin Shina und Tunkin. Auch in biefen Reichen
madıen, unter ben Fremden, die Chinefen bei weiten die zahlreichfte
Staffe aus, obwol der Progrefftion, ber Annäherung an ihre Hei⸗
math, Teineswegs die Zunahme ihrer Zahl entfpricht, was feinen Grund
in ber Politik diefee Staaten, bie ſich zwar, wie Siam, Vaſallen
von China nennen, aber doch nicht feyn wollen, hat, wie in ben fteten
Kevolutionen ihrer inneren Zuſtaͤnde, in dem Drud ber Verwaltuns
gen, und beren mehr directen Einmtfhung in alle Induſtrie⸗
zeige, Diefe wird bedingt, durch ihre pelitifche Ciferfucht gegen das
nahe, fo maͤchtige China; biefer hemmende Einfluß verſchwindet jedoch
gegen die wirklich Gingebürgerten. Die er ſten Ghmefiihen Ans
fiedlexr *%) im Lande werden von der Gonfcription befreit, ihre Nach⸗
Kommen haben ben Vortheil, ftatt des Perfonatbienftes eine Abgabe zu
zahlen (bis zu 15 Quans im Jahre). Vor Ihrer Verheirathung können
fie dann zwar wieber in bie Heimath gehen; nach ihrer Verheirathung
im Lande ift die Ruͤckkehr aber Teinem mehr geftattet, fo wentg, wie kei⸗
ner ber Gingebornen auswandern barf, In Tonkin follen 25,000
Shinefen in den Eifens, Silber⸗ und Golbs@ruben befchäftigt
ſeyn; in der Capitale Cach a o an 1000 Ehinefen etwas Handel trei⸗
ben. In der Eapitale von Sohin@&hina, zu Yu, giebt man nidjt
über 600 Shinefen als bort angefiebelt an; dagegen ift ihre Gemeinde in
den gröfern Sechäfen und Handelsſtaͤd ten ſehr bebeutend, 3. B.
in $aifo 3000, in Saigun 5000, u. a. D., fo baß man ihre ganze
Population auf 49,000 anfchlagen Tann. Dennoch machen fie eine ans
geichene unb wohlhabende Gtaffe der Bewohner aus, öbwol’beren Han⸗
bel im ganzen Somiantuetiimen Reiche * an Werth UND
“) Fi Crawfurd Journal 6f- an Fanbauey Loapdil “ij sm.
70.
+
808 Oſt⸗Aſien. Wafferiyfieme. J. Abſchn. $. 82.
nn des Handels ber einzigen Stabt Bangkok in Siam beträgt,
die große Menge der ‚freien Privat:Entreprifen ber Anftebler, vors
—* ꝓas Siameſiſche 722) Gouvernement bereichert, indeß in Coch i n⸗
Chind die Verwaltung weit einengender gegen bie Angeſtedelten ver⸗
fährt, mit no mehr Willkuͤhr und Despotie, obwol mit mehr Redtich⸗
Kit im Benehmen. Die anfäffigen, Chineſen Kaufleute zu Sue,
wie zu Satgun, Tamen ben Briten auf das wohlmollendfte entgegen,
“ waren bie Vermittler zwifchen ihnen und den Beamten, und audy hir,
wie überall, die im Handel und der Politit unterrichtetften übe
das Land, wie die Wohlhabendſten 2°), —
Indem wir, aus dem weiten. Umkreife des großen Indiſch en
Archipels, über den fih die Chineſiſche Coloniſation und
Handelswelt, wie ein vielfadh verzweigter Fruchtbaum,
bee vom Dften, aus einem vereinten Stamme, gegen Weften
und Südmweften über unzählige Inſeln, Geftadeländer und Wölkerr
haften der Malayenz Welt, bis. zur Grenze ber Indifhen hin
überbreitet, zu deffien gemeinfamer Wurzel, zum Geftabeland
von Fukian, zurüdkehren, von wo wir ausgegangen waren kann «8
nicht fihlen, daß und diefe ganze, bisher Kaum beachtete Erfcheinung, ik
ihrer großen Welthiftorifhen Bebeutung entgegentritt. Wir
moͤchten Su kian und die Fu kienlang, in ihrem maritimen und
GCiviliſations⸗Verhaͤltniß zur Sundifchen und Hinterindifhen Sufelweit,
im dußerfin Drient des alten Continents, zunädhft dem ber
Phoͤnicier am Weſtende berfelben, zur Culturwelt der Ge⸗
ftade des Mittellänbifhen Meeres, ober Arabern, in ihren
Gemwäffern von Aben bis Kalikut über die Malediven und bie
Küfte Adel entlang bis Melinde, Mombaza, Mofambif und
Madagascar vergleichen, beren Anficblungen, in Sicilien, Gars
thago, Iberien, oder in den genannten Arabiſchen Bolonifatios
nen, benen in Siam, Java, Borneo, Malacca u. |. w. nidt
vnaͤhnlich, die Elemente ber Civiliſation, unter mehr zuräds
gebliebene ober anders entwidelte Volker verbreiteten, bie
aber, jene erften nämlich, felbft einer Regeneration für höhere, unis
verſellere Ausbildung buch Grighen, Römer v. f. w. entgegen
faben, wie in bee Malayiſchen Archipel⸗- und Geſtadewelt,
theild In diſche, theila Europaͤiſche Stivilifatlonss Keime,
ſich unter ber Chineſiſchen Eolonifation verbreiten und zu ents
wickeln begannen, die für fich nur innerhalh ber Sphäre ber Indu⸗
ſtrie und des Sommerges aber um befto fiherer, vegetatin fortwus
149) Crawfurds Missiön to Cophin China In Asiat. Jouen. Vol. XIX,
. 4823. p. 126, «) J. Crawfurd Jouanal of an Embassy 1. c.
r 213, 242, = D * "
Chineſiſche Eolonifarion, welthiſtoriſcher Einfluß. 800
cherte, um humanen und religtdfen Saamen ımb Keimen, auf einem
ganz wilden Boden erft eine Pflanzenerbe zur Aufnahme zu bereiten.
Bon mwelder Wichtigkeit daher auch bie gegen O. fortfchreitende Britis
The Curopaͤiſche Civiliſation, und vielleicht auch der hier uhb
da beginnende Rordameritanifhe Einfluß evangeliſcher und
mercantiler Miffionen zur Ueberwindung bes materiellen Prins
eips Chinefifher Givilifation, und für ihre Steigerung
zu einem Gebiete des hoͤhern geiftigen Lebens fenn muß, ergiebt ſich
von ſelbſt, fo wie ber Segen, ben in biefer Dinficht die Wirkſamkeit
ſelbſt einzelner Männer, fey es im politifchen, commerciellen, Titeras
zifchen , religiöfen Leben bereiten Tonnten, wie ein Stamford Raffs
‚Les durdy feine Begründung bes Freibafens von Singapore, als Bers
mittlungss und Eentralftation jenes lebendig anregenbeh, allges
“ meinern Verkehrs, — ein J. Crawfurd, durch feine vielfachen, politis
Then Miffionen und gefammelten Einſichten in biefe neue Infel und Voͤl⸗
kerwelt, — ein Büglaff,. durch die in der Mutterſprache Voͤlker
ihnen an das Herz dringende, neue, menſchliche und göttliche Lehre u.
v. m. Mir fehen in biefen Kingerzeigen bie großen Vorbereitungen ber
göttlichen Vorfeyung,, auch den, auf dem vollendetften Egoismus eigens
mächtig ausgeführten und zu feinem eigenen Verderben deshalb geluns
genften, Civiliſationsverſuch, einer ber ‚größten welthiftorifchen
Derfonen, einer Nation, die aus mehrern hundert Millionen Indivi⸗
duen befteht, und als ſolche einen nicht unbebeutenden Theil bes Mens
ſchengeſchlechtes repräfentirt, allgemach, nicht verwerfenb mit menfch«
licher Anmaßung, fondern barmherzig mit göttlichen Liebe, auf ben rech⸗
ten Pfad Hinzuleiten, und Gnade für Recht zu fpenden, ein erhabenes
Muſter göttlicher Wirkfamkeit für den zelotiſchen Menſchen. Wir ſchlie⸗
Ben mit des ebelfinigen Sir Thom. Raffles **) Betrachtung, ber
dafür Hält, diefer Indifhe Archipelagus ber Chineſiſchen
Goloniewelt fey in der. Weltgefchichte dazu beftimmt, für China zu
werden, was das erneuerte Amerika für Europa, für bad Mutters
land feiner Golonifationen geworben fey. Die Neberfüllung der Popu⸗
lation der Chineſiſchen Suͤdgeſtade ſey bie unerfchöpftiche Quelle die ihre
Gewaͤſſer gegen den Weften ausfende, und dort, in bem mannichfaltig⸗
ſten Boden, bie verfchiedenartigften Raturgaben, unter bem günftigften
Stima, alle Voͤlkerſchaften befruchte und bereichere. Die größere
KRähe an dem Mutterftaate, der geößere, innere Produkts
tenreihthum ber Inſelwelt, die ſchon vorhandenen, aud bei
ihnen einheimifhhen Civiliſationsfortſchritte wohrben, fagt er,
diefe SHinefifche Solonifation aber noch um vieles mehr als bie
Geeuepeunn \
%) Sir Thom. Raflles on the Estahlishment of a Malayan College
at Singapore in Asiatic. Journ, 1824, Vol, XVIII. p. 13.
N
x
«
810 Vf Aflen. Waſſerſyſteme. I. Abſcha. $. 82.
Europaͤiſch⸗ Amerikaniſche befchleunigen. Wenn wie auch biefes zugebm,
ba wir an ber Auftralifchen fon das Beifpiel der progrefftven
Schnelligkeit einer ſolchen Erſcheinung befigen, fo möchten wir bie Hoff⸗
‚nung nicht aufgeben, baß dennoch auch eine andere Wendung eintreten
und durch das fleigende Uebergewicht Guropäifher Sumanifis
rung, bier, auf ver Sunbifhen Inſelwelt nicht fo wol ein ver:
- jüngtes Chinefien, als daß vielmehr in Chinas Geſtadewelt mit
ihr, einft ein verjiingtes Guropa aufblühen möchte, das heißt eine
der Curopaͤiſchen Gefittung verwandtere Chriſtliche Se⸗
meinde der Chineſen.
U. Die Provinz Ruangtung, bie Kifenfaprt nad
Sufian, die Landreife nah Hainan. Canton,
Macao; der Verkehr mit bem Auslanbe,
Beſaͤßen wie die einheimifhen Chinefifhen Quel⸗
fen, fo könnten 'wir über bie Geographie diefer Provinz ſehr ge:
nam unterrichtet fepn. Im Jahre 1818 erfuchten der Vicekoͤnig
und die Groß: Manbarinen ber Provinz Auangtung den Kai
fer, um einen Befehl, eine neue Topographie 7%) derfelben
ausfertigen zu laſſen, da bie vorhandene unpafjend und voll Feh—⸗
ler ſey; diefelbe follte zugleich hiftorifch verfahren, und die Maͤn⸗
gel der großen Statiſtik, oder der Chinefifhen Reichsges⸗
geaphie (des Tai Thfing y thoung chi 2c.), ergänzen. Der Kai
fer ging auf das Geſuch ein, beflimmte fogleih 37 Mandarinen,
von Rang und Ralent, diefe Angelegenheit unter der Leitung des
Gouverneurs von Canton zu Stande zu dringen. Es wurden
vier Jahre darauf verwendet dad Werk zu femmeln und zu
drucken. Es erfchien hierauf In 100 Chinefifchen Heften oder Bin:
"den, unter dem Titel Kuang tung thung ft, d. i. Allge:
meine Topographie von Kuang tung. Bel ber Ausarbeis
tung war man dem Muſter dee Topographie von Kuangfi
gefolgt, die unter der vorigen Regierung erfchienen, und mit Lite:
rarifchen umb biographifhen Nachrichten verbunden war. Die
dazu gefügten Karten wurden bie volfländigfiei „unter allen
bisher erſchienenen; bie Längen dee Orte wurden nad) dem Mes
ridian von Peking, freilich nur berechnet, von einem Priefter
der Taou⸗Secte, der in dee Mathematik und“ Hpdrogeaphie
Europäer zu Kehreen gehabt, und aus ben EA ber Mil:
—— —
146) Ariat. Journal 1m: Vok XVIII. p. 1.
[
Provinz Kuangtung, Literatur. 811
- fionare fi) aſtronomiſche Kenntniſſe erworben hatte. Die Gebirge
wurden auf diefen Karten ale genannt; in den letztern Abıheis
Iungen des Werks find viele Nachrichten über den Handel
Cantons mit dem Auslande enthalten, wie auch in den durch
Drof. Neumann angeführten Dentwärbigkeiten über
“das Land im Süden des Meiling⸗Gebirgs %), Canton
. 1830. 18. Vol., auf Befehl Sr. Ercellenz Yuen, ehemaligen Gous
verneurs von Canton, eines ber jegt lebenden größten Gelehrten
in China, herausgegeben, wie das 67ſte Bud, eine Geſchichte
allee füdlihen Barbaren, wozu auch die Europäer in
Canton gehöcen, deren Ueberfegung unſtreitig für deren Ges
ſchichte in Canten hoͤchſt erwuͤnſcht ſeyn möchte. — Noch
ift und leider von dieſen beiden Werken keine nähere Kenntniß
zugekommen; eben fo wenig konnten wie zue Einficht bee merk⸗
würdigen geaduirten Generallarte dee Provinz Kuangs
tung gelangen, welche Sie &. Gtaunton ber Bibliothek der
Asiat. Soc. in London zum Gefchent gemacht hat; fie ift im
Catalog unter den Titel aufgeführt: Kwang tung tfeuen
Sangking weite yutoo *).
Das Innere der Provinz ift bis auf die allgemeinen Bes
ſchreibungen s) der Jeſuiten, die auch nur aus jenen ircigen
Ehinefifhen Angaben compilirt werden konnten, unbelannt ges
blieben, bis auf den Hafenort Canton, und die Handels⸗
- fra ße über den MeiLing, von der oben fhon die Rede war _
(f. od. S. 663). Sie gehört zu den größten und veichften Pros:
vinzen des Reichs, und hat wegen ihrer füdlichen Lage, ihrer gus
ten Bewäflerung, ihrer Gebirge und Ebenen, einen großen Reichs
thum trefflicher Productionen, eine fehr große Anzahl von bedeu⸗
tenden Städten, 12 Städte vom erſten, 84 vom zweiten
und dritten ange, viele feſte Plaͤtze, und eine fehr große Menge.
der trefflichſten Häfen, die ihe einem bedeutenden Verkehr und
ſtarke Schiffahrt mit dem In⸗ und Auslande geftatten, dem fie
räumlich am nächften gelegen iſt. Ihe Geftade wird noch durch
die vorliegende, ungemein fruchtbare, große Infel Hainan und
durch eine bedeutende Zahl kleinerer Küfteninfeln erweitert,
unter denen ein zahlreicher Archipel dem Hafen von Caps
se) f. in Fr. Neumann The Catechism of the Shamans etc. transl.
London 8, 1831. p. 44. *T) Roy, Asiat. Soc. of Great Brit.
and ireland 1827. Vol. I, 4. p, 601. **) Du Halde Descr. de
la Chine T. I. p. 229 — 242. —
‘
810 DfMfien. Waſſerſyſteme. 1. Abſcha. f. 82.
Europaͤiſch⸗ Amerikaniſche befchleunigen. Wenn wie auch biefe® zugeben,
da wir an der Auftralifchen ſchon das Beiſpiel der progreffiven
Schnelligkeit einer ſolchen Erſcheinung befigen, fo möchten wir bie Hoffs
‚nung nicht aufgeben, baß dennoch auch eine anbere Wendung eintreten
und durch das fleigende Uebergewiht Guropäifher Humaniſi⸗
rung, bier, auf ver Sundiſchen Inſelwelt nicht fo wol ein ver:
- jängtes Ehinefien, als daß vielmehr in Chinas Geftabewelt mit
ihr, einft ein verjängtes Curopa aufblähen möchte, das heißt eine
der Europäifhen Gefittung verwanbtere Chriftliche Bes
meindbe ber Shinefen. i
I. Die Provinz Kuangtung, bie Küftenfabrt nah
Sufian, die Landreeife nah Hainan. „Canton,
Macaoz der Verkehr mit dem Auslande.
Befäßen wie die einheimifhen Chinefifden Quel⸗
len, fo könnten wir über die Geographie diefer Provinz ſehr ge:
nam unterrichtet fepn. Im Jahre 1818 erfuchten der Vicekoͤnig
‚ amd. die Groß: Manbarineu der Provinz, Auangtung ben Kai⸗
fer, um einen Befehl, eine neue Topographie 7%) derſelben
ausfertigen zu laffen, da die vorhandene unpafjend und voll Feh⸗
ler fey ; diefelbe follte zugleich biftorifch verfahren, und die Maͤn⸗
gel der großen Statiſtik, oder der Chinefifhen Reihsgees>
graphie (des Tai Thſing y thoung chi 2c.), ergänzen. Der Kais
fer ging auf das Geſuch ein, beftimmte fogleih 37 Mandarinen,
von Rang und Talent, diefe Angelegenheit umter ber Leitung des
Gouverneurs von Canton zu Stande zu beingen. Es wurden
dier Sabre darauf verwendet das Werk zu fammeln und zu
druden. Es erfchien Hierauf In 100 Chinefifchen Heften oder Baͤn⸗
"den, unter bem Titel Kuang tung thung fi, d. i. Allge⸗
meine Topographie von Kuang tung. Bei der Ausarbeis
tung war man bem Muſter der Topogtaphie von Kuangfi
gefolgt, die unter der vorigen Regierung erfchlenen, und mit lite⸗
rariſchen und biographifchen Nachrichten verbunden war. Die
dazu gefügten Karten wurden bie vollſtaͤndigſteü ‚unter allen
bisher erfchtenenenz bie Längen der Orte wurden nad dem Dies
ridian von Peking, freilich nur berechnet, von einem Prieſter
dee Taou⸗Secte, der in dee Mathematit und“ Hydrographie
Europäer zu Lehrern gehabt, und aus den Schriften der Miſ⸗
08) Asiat, Journal 1824. Vok XVill. p. 144
,
Provinz Ruangtung, Literatur, 811
fionare fid) aſtronomiſche Kenntniffe erworben hatte, Die Gebirge
wurden auf diefen Karten alle genannt; in den legtern Abtheis
lungen des Werts find viele Nachrichten über den Handel
Cantons mit dem Auslande enthalten, tie auch in den durch
Drof. Reumann angeführten Dentwärbigkeiten über
- das Land im Süden des Meiling⸗Gebirgs *%), Canton
. 1830. 18. Vol., auf Befehl Sr. Ercellenz Yuen, ehemaligen Gou⸗
verneurs von Canton, eines ber jegt lebenden größten Gelehrten
in China, herausgegeben, wie das 57fte Bud, eine Sefhichte
allee füdlihen Barbaren, wozu auch die Europäer in
Ganton gehören, deren Ueberfegung unſtreitig für deren Ges
ſchichte in Canton hoͤchſt erwuͤnſcht feyn moͤchte. — Noch
iſt uns leider von dieſen beiden Werken keine naͤhere Kenntniß
zugekommen; eben ſo wenig konnten wir zur Einſicht der merk⸗
würdigen graduitten Generalkarte dee Provinz Kuangs
tung gelangen, welche Sie G. Staunton der Bibliothek ber
Asiat. Soc. in London zum Geſchenk gemacht hat; fie ift im
Catalog unter den Titel aufgeführt: Kwang tung tfeuen
Sangking weite yutoo‘*).
Das Innere der Provinz iſt bis auf die allgemeinen Bes
ſchreibungen *8) der Jeſuiten, die auch nur aus jenen icrigen
Chinefifhen Angaben compilirt werden konnten, unbekannt ges
blieben, bis auf den Hafenort Canton, und bie Handels⸗
fra Be über den Meiking,’von der oben ſchon die Mede war
(f. od, S. 663). Sie gehört zu den größten und reichflen Pros:
vinzen des Reihe, und hat wegen ihrer füdlichen Lage, ihrer gus
ten Bewäfferung, ihrer Gebirge und Ebenen, einen großen Meichs
thum trefflicher Productionen, eine ſehr große Anzahl von bedeus
tenden Städten, 12 Städte vom erſten, 84 vom zweiten
und dritten Range, viele feſte Pläge, und eine fehr große Menge.
ber trefflichften Häfen, die ihe einen bedeutenden Verkehr und
ſtarke Schiffahrt mit dem In⸗ und Auslande gefltatten, dem fie
räumlich am naͤchſten gelegen iſt. Ihe Geftade wird noch durch
die vorliegende, ungemein fruchtbare, große Inſel Hainan und
durch eine bedeutende Zahl kleinerer Küfteninfeln erweitert,
unter denen ein zahlreicher Archipel dem Hafen von Caps
*) f, in Fr. Neumann The Catechism of the Shamans etc. transl.
London 8, 1831. p. 44. *7) Roy. Asiat. Soc. of Great Brit.
and — 1827. Vol, J. p. 601. 6) Du Halde Deser. de
\
812 Ofi-Aſen. Wafferfofteme. I. Abſcha. $. 82.
ton und der Strammuͤndung bed Ta SiKiange(ſ. ob. S. 730)
die diefen bildet, der fogenannten Bocca Zigris, vorliegt, mit
den für die Europäer berühmteiten Inſeln Sancian, der Be
gräbnißort des St. Zaviers und Macao, dee Infelftas
sion der Europäer, Lintin, Whampoa und andere Fluß⸗
inſeln.
Mur von dieſen letztern Puncten haͤtte, ſeit der Port ugi⸗
fen Zeit (1516), dieſe Kuüſtenprovdinz näher erforſcht werden
koͤnnen; der Blick war aber nur auf den Handel, oder feit
Pater Math. Riccie Ankunft, der bier die erfien Wurzeln
bee Zefuitenmiffion ia China einſchlug (1582) ®), nur
auf die Angelegenheiten diefer Gefellfchaft und auf den groͤßern
"Stanz von Peking gerichtet. Früher war unfteeitig, auch bier
fhon, Handelsleben und Küftenverkehr, feit den erfien
Jahrhunderten unferer Aera erwacht, und bie günflige Lage des
Hafens von Canton (in aͤlteſter Zeit unter den verfchiedenften
Namen in den Chinefiihen Aunalen aufgeführt), bat dert ſtets
Schiffer aus den nahen Umgebungen, und aus weiterer Kerne
angezogen. Im VII. Jahrhundert fagen dies, mit größter Be
ſtimmtheit, die Annalen der Zhang: Dynaftie, aber auf
‚eine Weiſe, die vorausſetzt, daB ſchon längf vorher Arabifce
oder Perfifhe Schiffer und Handelsleute ihren Secweg
bis zu dieſem Emporium im aͤußerſten Oſten gefunden haben
mußten. Wie find, alfo hier, in Canton, das damals Thfings
"has hieß, feit jener Zeit fhon auf claffifhem Boden eines
geoßen Weltverkehrs. Die Annalen”) fogen: bie Unten
thanen des Khalifen (ob Almanfor, oder Abußigfur
der Abaffide?) verbunden mit Derfifhen Truppen, benups
ten die damaligen Uncuhen im Chinefifhen Gouvernement, umd
plünderten, im Jahre 758 u. Che. Geb., die Magazine von
Canton, verbrannten die Häufes der Kaufleute, und zogen
fi dann uͤber das Meer zuruͤck. So lautet das ganz ifoliet fies
hende Factum der Annalen, an welches fi aber die Thatſache
anfchließt, welhe Sr. Neuman bei feinem Beſuche in Canton,
bei einem ber bortigen Mobammedanifhen Geiſtlichen
19°) Niool, Trigautins de Christiana Expeditione apud Sinas etc.
Colon. 1617. 8. Lib. II. c. 3. p.163 etc. _ °°) P. Gaubil Hist.
de, la grande Dynastie des Tang in Mem. conc. hist. des Chi-
nois T. XVI. p. 84; Kiaproth Tabl, histor. dc l’Asie p. 217.
Provinz Kuangtung, Canton ein altes Emporium, 813
erfuhr, daß in der dafigen Moſchee eine Inſchrift ſey, welche
fage, daß die Religion des Propheten aus Mecca, dahin ges
"bracht worden fey, im Item Jahre des Eyclus Tſching yuen, d. i.
im Jahre 787 n. Chr. Geb. — Eben der Reichthum diefes dors
tigen Emporiume lodte, unftreitig, bald darauf die folgenden
fo zahlreichen Schiffe dee Adaber in jene Oſt⸗Meere, die fofort
aud die noch fernen Hafens umd Marktorte befuchten (ſ. oben
S. 779).
In der Nähe von Santon, im Dften des Hafenortes,
dem Geſtade ganz nahe, in der Nähe der Stadt Polo, erhebt
fid) ein mächtiges Hochgebirge, dee Lo fu &chan, ſeit gkeichfruͤ⸗
her Zeit berühmt durch feine Heiligen von dee Taou⸗Secte,
d. 1. die Lehre Lao Tfeu’s, d. h. Greis-Kind, naͤmiich
die das Princip der Urs» Vernunft 51) lehrte, die in ben fruͤ⸗
hern Jahrhunderten bei den Großen. Chinas im Rufe ſtanden,
das Geheimniß zu verfichen, den Trank der Unſteeblich⸗
Zeit zu bereiten. Ats die größten veligiöfen Werfolgungen
unter der Thang-⸗Dynaſtie gegen die fremdeingewan«
Derten Religionen des Fo, die aus Indien fam, gegen bie :
der Tatſin, d. i. der Neſtoörianer aus dem Bryantinifchen
Beiche, und de Muhufu, d. I. ber Magier, nämlich: der
Guebern feit dem Sturze Pezdegerds, Mitte des VI: Jahr⸗
Hunderte, aus Perfien kommend „ausbrachen, ließ fich der Kaiſer
‚Suentfong, in feinem ſchwankenden Seelenzuftande, einen
dieſer Heiligen vom Berge Lofu kommen, im Jahre 857,
um von ibm das Geheimniß des Unfterblihkeitstrante
zu erfahren. Aus defien Antwort geht hervor, daß ſchon damals
Die geheimnißvolle Meligionsphilsfophie ihre Denker in ihrer eſo⸗
teriſchen Lehre des Lao Tſeu weit uͤber die Stufe der Bars
datei erhoben hatte: Vor den Thron des Kaiſers berufen, war
nach den Annalen 52) des Greifes ‚Antwort: „Leidenſchaf⸗
ten befiegen und tugenbhaft leben gewähre Ywige
Gluͤckſeligkeit, died fen dee Unſterblichkeitstrank,“ wor
auf der Chinefifche Diogenes feiner Zeit um die Erlaubniß hat
auf feine Berge zuruͤckkehren zu dürfen. — Aber vor. ber Eu⸗
51) Abel Remusat Memoires sur la Vie et les Opinions de Lao
sen Philosophe Chinois du VI Sidcle «.X.n. Paris 1823. 4.
p 23. s3) P. Gaubil Hist, de la grande Dynastie des Tang
L . T. XVI. p. 238, :
J
814 Oſt⸗Aſien. Waflerfufteme. J. Abfchn. $. 82.
sopder Zeit, bleibt und dieſe ganze Lanbfchaft, mit ihren Bewoh⸗
nern im Dunkel legen, und ſeit derfelben find es nur einzelne
‚ Duncte die licht werden.
Wären die fhiffbrähigen Europäer, bie feit Jahr⸗
hunderten fo oft an diefen Suͤdgeſtaden fcheiterten, aber body noch
auf dem Chinefifhen Continent gerettet,‘ von den Mandarinen
ſtets nach dem Hafen von Canton auf dem Landwege zucuͤck⸗
gebracht wurden, um dort ihren Landeleuten auegeliefert zu wer⸗
den, Beobachter gewefen, wie H. Hamel van Gorcum (f. ob.
©. 603, 648), oder neuerlih Capt. Purefoy in Hainan,
ſo wäre uns _aud das Geſtadeland nad, allen Richtungen hin,
durch Augenzeugen, bekannt worden. So aber find es nur
zweierlei Berichte, bie uns mit einigen Datın im Oſten und
Weften von Canton, in dem Küftenftriche als Augenzeus
gen orientiren, da faft alle Europäer ſtets fo ſchnell als möglich
an diefen Geftaden, beim Kommen’ ober Gehen vorüberfegein, um
nur ihre Hauptflationen zu erreihen; nämlih: die Küftens
fa.b.es des Schiffes Lorb Amherſt (1832), zwifhen Canton
und Fukian, und Capt. Yurefoy’s Landtransport
(nachdem er im Jahre 1804 auf der Infel Hainan Schiffbruch
gelitten hatte, von berem Gegengeftade) von der —— kLui⸗
tſcheu an, oſtwaͤrts, bis nad Canton.
1. Kuͤſtenfahrt des Schiffes Lord Amherſt, von Canton bie u
hae (Tchao tcheou bei D’Auville), und der Infel Nan Gaou
| der Grenzhafin gegen Fukian 53),
A find nur einzelne Puncte, welche hier beruͤhrt wer:
ben, feitbem das Schiff, am 26. Febr., ben Hafen von Canton
verließ, und obwol es auf biefer Fahrt einen vollen Monat (bis
zum 38. Maͤrz) zubrachte, fo wurden feine Leute doch durch hoͤchſt
ſtuͤrmiſche Witterung und Wedel gehindert, viele wichtige Beob⸗
achtungen zu machen, boc waren die meiflen Puncte, die man
erblickte, neue Entbedungen, biöher von gie unbeobachtet
gebliebener Stationen.
Am 3. Febr. ſchiffte man am Cap Sing und ſchoͤ⸗
nen Hafen Camtung vorüber, in dem ein Detaſchement eines
es) Lindsay Report © f Procoedingg on a Voyage to the Northera
Ports of China etc. Load. 1833. 8, p- 1—13. Gätzlafis Report
ebend. p. 269 —271.
Kuangtungs Geſtade, Chin Tſeun. -815
Britifchen Kriegsſchiffes, während: einiger Discuffionen mit ben
Mandarinen, im Jahr 1829, feinen Poiten genommen. Der Has
fen foll einer der fchönften dee Welt ſeyn, trifflihe Ein: und
Ausfahrt, und. in jeder Hinfiht Schug gewähren. Aber für Eu:
. zopäer blieb er bisher wie alle folgenden verſchloſſen. Stuͤrme
trieben das Schiff hin und her.
Vor Hae fung been (Haifong hien b. D’Anville) wurde
man, am 5. März, in eine offene Bay. durch Sturm getrieben,
in der man eine Menge Junken vor der Stadt Toſhame lie⸗
gen ſahe, und dann von der genannten Stadt Haifanghien,
gegen die Küfte, nah Hwaytfchufu. An diefem Geftade was
zen die Sprache, die Sitten, die Charactere ber Eins
gebornen fhon ſehr verfhieden von denen in Canton.
Sa, den SantonsDialect verfiand man bier nicht mehr.
Die Sprache fland der von Fukian ſchon fehr nahe. Das
Volk zeigte fi ſehr arm, aber wohlwollend und herzlich fogag,
gegen Guͤtzlaff, der fi ihnen verfländigen konnte.
Cupſchi im. Landes: Dialect, Keatze in der Mandarinens
fprahe (Kia tse so 6b, D’Anville), wurde, am 9. März, erreicht,
die Küfte bis dahin überall öde und büre befunden, mit keinem
oder nur wenig Reisbau, wol aber Weigen, Barbadoes⸗
Hirfe, Zuderrohr, Gemuͤſebau. An allen Kuͤſtenorten iſt
Gewinnung von Seeſalz ein Haupterwerb, Diefe Stadt Kia⸗
tfe fo if ummauert, ziemlich groß, ber Hafen voll Junken; das
Volk ungemein zuvorlommend, die Mandarinen zuclctweifend,
weil, wie fie ſelbſt ſagten, die Seeundfchaft mit den Fremden’ ih⸗
nen nur Degradation bringe. Auch hier, ſo nahe an Canton,
und noch naͤher bei dieſer Stadt, haßte das Volk die Freniden
nicht, obwol «6 dieſelben Barbaren nennt. Man erwarb ſich
bier zwar keinen Handel, aber überall Freunde, |
Spin Zfeun (Chin suense b. D’Anville) im Dften,
nur eine Tagereife von ber vorigen Stabt entfernt, iſt eine ums
. manerte Stadt, am Ufer eines großen Fluſſes, zu dem eine Barre
den Eingang verwehrt. Hunderte von Fiſcherbooten lagen bavor
Hier mußte man, vom 17. bi6 22. März, vor Anker liegen. Kuͤrt⸗
lich hatte hier ein anderes Englifhes Schiff, das Dpiu m trug,
einen Monat lang flille gelegen, die Unterhändter hatten das
Landvolt von jebem Beſuche des Schiffes zurüdgehatten. Auf
. einigen Landexcurſionen, bie Lindfay und Güglaff unter bie
nahen Dorfbewohner gelangen, fanden fie —— viel Neu⸗
‘
816 Oſt⸗Aſien. Wafferfufteme, I. Abſchn. $. 82.
gierde, Wohlwollen, Gaſtfreundſchaft, Mitthellung; Dankbarkeit
für gegebene Arzueien und gelungene Curen führte bie Landleute
mit Geſchenken auf das Schiff der Fremdlinge, obwol diefe Keine
derſelben annahmen. Aus diefem Grenzdiftrict der Provinz
Kuangtung gegen Fukian iſt die ſehr ſtarke Auswande:
sung nah Malacca, dem Sunda Archipel, vorzüglich zu
den Goldwälderein auf Borneo. Das hieſige Volt ſoll ſehe
widerfpenflig und empörerifh Tepn gegen die Mandarinenhert⸗
(daft, au fahe man am Ufer entlang viele Kortificationes, ob:
wol in Verfall.
Oſtwaͤrts ber Stade, bis zu den Elippigen Vorinfeln, welche
die Briten Breaker Point nennen, unter deren Schug fi
Sunten bergen können, iſt die ganze Küftenflrede nur Sand;
zwei Dünen, an 400 Fuß ho, find damit bededt, und fahen
den Schiffern wie Windſchnee aus. Nordoflwinde wehen
Diefen von einer nahen Landzunge herbei, auf der fein Brashatm
waͤchſt. Man befuchte in der Nähe einige Dörfer, deren Bewoh⸗
ner nie Europäer ſahen; fie begleiteten ihre feltenen Säfte bis
zum Ufer zurüd. Stürme jagten bier das Schiff bin und ber,
und führten «6 an einer großen Stade Haemun, die fonft ums
bekannt, vorüber, die man nur aus der Kerne liegen ſahe.
Am 2%. März Morgens erblidte man das Hochland der
vorliegenden Inſel Nan Gaou (Namo der Eingebörmen), und
den ganzen Meereshorizont überall mit Fiſcherbooten bedeckt,
don denen man vom Edjiffe aus wenigftens bis 1200 zählen
konnte; am Nachmittage erblidhte man am Ufer die Stabt Ching-
hae (Ting hae der Eingebomen, Ching hai bei D’Anville),
welche auf einer der Inſeln, an der Mündung eines großen Kuͤ⸗
ſtenfluſſes liege, der ſich nach der Jefuiten: Karte unterhalb der
Gapitale Tchao tcheou b. D’Anville, zum Meere ergießt. Aber
Bindfay und Güglaff?‘*) nennen nicht diefe, fondern Ching
bae bie Sapitale dieſes Diftricte®, mit mehr als 200,000 Ein:
wohnern, eine ber erften Handelsflädte von Kuangton, nad
Canton bie zweite, an ber Oſtgrenze der Provinz, unter 23” 23°
MN Br. 88). Der Fluß, welcher die Stadt burchfchneibet, nimmt
Schiffe von 300 bis 400 Tonnen Laſt auf. Die Stade treibt
auf ihren zahlreichen Junken einen fehr bedeutenden Handel, nad)
. 36%) Lindsay Report 1. c. p. 7. | 88) Aslat, Journ. New Ser.
Vol, XIIL 1894. p. 105.
Ruang tungs Geftade, Inſel Nan Gaou. 817
dee Inſel Hainan, nach ben noͤrdlichen Chineſiſchen Häfen,
und nad) den Coloniſationen im Sundiſchen Archipelagus.
Jaͤhrlich gehen von hier fehr ſtarke Emigrationen nach dem Wes
ſten, die gewöhntih in Wohlſtand und mit Reichthum heimkeh⸗
ren. Sm Localdialect heißen diefe Einwohner Zaytfhulang
d. 1. Männervon Zaytfhu. Sie find durch ganz China
berühmt durch ihren Unternehmungegeift und ihre Ausdauer ; dee
Miffionar Güglaff:6) kannte ihrer fehr viele in Stam, wo er ihren
Dialect fprechen lernte, die er hier in Chinghan als Bekannte wicher
traf. Da der Zoll des Fremdhandels hier ſehr hoch ift, fo ans
tern viele Junken in einee Beinen Bucht der Borinfel Namo
(Namao oder Nan Gaou), von wo Ihre Waaren leicht einges -
fhmuggelt zu merden pflegen. In der Etade find fehe große,
reſpectable Hanbelshäufer, doch wurde fie diesmal nicht befucht.
Das Hauptlandesproduct zu Erporten ift Zuder.
Die Inſel Nan Gaou (oder Mamo):”) ift faſt 3 Meilen
lang und über 2 Stunden breit, hat an der Mordfeite zwei tiefe
Baien mit großen Dörfern und Aderland. @ie ift bergig, aber
öde; doch wird auch hier der Fleiß Chinefifcher Culture fihtbar,
Der Mandarin refidirt in der Oſt⸗Stadt, die Nan tfze heißt,
und nur zur Hälfte in der Provinz Kuangtung, zur andern
Hälfte fhon in Fukian liegt. Es iſt der zweite Kriegsha⸗
fen in der Provinz Kuangtung. Hier iſt die Refidenz eines
fung ping Ban (Admirat), mit einer nominellen Macht von
5237 Mann Soldteuppen. Davon 4078 zu Canton, 1159 zu
Fukian gehören, der geößte Theil aber nur auf Papierliften ſteht.
Man konnte nur 7 bis 8 Meine Kriegs-Junken, von dem Gehalt
der Beinen Kauffahrer aus Fukian, erbliden. Zwei Forts, je
des mit 6 bie 8 Kanonen befegt, follen ben Eingang zur Bai
beherifchen. Die Fremden erhielten einen Zutritt auf den Krieges
ſchiffen. Es fiel dore fehe auf, von Barbaren ihre Mutterſprache
fo gut fprechen zu hören, Kenntniffe ihrer Inftitutionen, Literas
tur ihsee Heimath vorzufinden. Die Herten von bee Kriegsflotte
ließen fich nicht ausreden, dag ber Miffionar Guͤtzlaff ein Eins
geborner des nahen Amoy fey. Der Admiral hatte offenbare
Ungft vor dem Ueberfalle einee Englifhen Kriegsflotte. Die
naͤchſte Sahrt von dieſer Station Namo (Nanngotching
se) Gützlaff Report l. c. p. 271. #7) Lindray Report I. e. p. 8.
Bitter Erdkunde IV. Ssff
' \
818 DfMflen. Bafefoftenie. I. Abſchn. 5. 82.
bei D’Anville) führte an mehreren fhönen Häfen vorüber nah
%moy (f. oben ©. 784).
2, Capt. Purefoy’s Landweg auf der Küfle von der Snfl
Hainan, oftwärts, bi6 Canton (1804).
Das Echiff des Handelshauſes Abbot und Maitland ia
Madras, the Friendship,: auf der Rüdfahrt von Macao
nach dem. Hafen Zuron in Cochin China, hatte, unter Capt
Durefoy’s Commando, das Ungluͤck aı:- der Küfle ber Inlel
Hainan, durd einen jener dort nicht feltenen Zpphbome, am
11. Nov. 1804, gu ſcheitern; doch wurde die Mannſchaft auf der
Inſel gerettet, und von da durd die Mandarinen Polizei nad
Canton zurüdgeführt, bei welcher Gelegenheit der ganze Ki:
ftenftrich, welcher zwifhen der Juſel und biefem Hafen liegt,
von den Verungluͤckten während ihres Landtransportes näher er
kannt wurde. Es iſt dies der. erfte, friſche Blick in jene bis
dahin den Europäern faſt unbekannt gebliebene Küftenlandfchaft.
Dom Tage des Schiffbrude an, bis zum 16ten Januar 1805,
“ mußten die Seretteten, von Drt zu Ort, bis zur Norbküfte und
zur Capitale Khiungtfheu fu (Kiuntcheou bei D’Annille),
welche Gapt. Purefoy 75%), wahrfheintih nach dem Landesdia-
lect und Englifcher Schreibart Huſh eon nennt, vorrüddend, auf
der Inſel Hainan verweilen. Erſt an diefem Tage Fans bie
fongerwartete Ghinelifche Kriegeflotte, welche in den dortigen Ge-
wäffern gegen die Küften: Piraten, bie in großem Aufrube
“waren, hatte kreuzen müffen, zum Norbhafen von Hainan,
um die dafige, Handelsflotte zur Ueberfahrt nach der Küfte von
Canton zu ebcortiren. Sie befreite auch bie gefcheiterte Schiffe:
mannfchaft aus ihrem Eril, indem fie diefelbe aus dem Fluͤßha⸗
fen von Khiung tfcheu fu über den. Canal, der bie Ir:
ſel Halnan vom Gontinent fcheidet, und gewöhntih Canal
. der Junken genannt wird, zur naͤchſten Hauptſtadt Lui⸗
tſcheu fu kouchdeu van bei Purefop, Loui tcheou bei
D’Anville) überfegte. Dies geſchah am 15ten Sanuar, am
Bord von 5 Junken, auf denen aud mehrere ber Cochin Chine
fifchen Piraten als Gefangene eingeſchifft waren, die in Canton
758) Capt. Jam. Purefoy Diary of a Journey from Manchao on the
Sonth Coast of Hainau to Canton, 1804 and 1805. Asiat. Joum.
Vol. XX. 1825. p. 521 - 627, 621 — 627.
—
2
Purefoys Kuͤſtenweg von Hainan nad) Canton. 819
hingerichtet werden ſollten. Die Junke, auf bee Capt. Pure⸗
fon fchiffte, Hatte 300 bis 400 Tonnen Laſt. Die Zurüdbleibens
den am Ufer nahmen mit Herziichkeit Abfchieb von ihren veruns
gluͤckten Gaͤſten; die Mannſchaft der Escorte betrug ſich fehe
wohlwollend gegen die ihnen Anvertrauten.. Die Flotte paffirte
Die Flußbarre, und durchſchiffte, in fehr vegulärem Zuge, ben der
Chinefifye Commodore durch Eignale dirigirte, den feichten Ca⸗
nal, welcher dem Capt. Purefoy, deſſen Berichte wir hier fol⸗
gen, viel breiter erfhien, als er auf den bekannten Landkarten
zuiedergelegt iſt. Hier fol einft Pertenfifherei5?) geweſen
ſeyn, und in vielee Hinficht fcheint diefe Hainans Straße
auch dee Manar: Straße bei Ceylon analog gebildet. Bald
erblidte man die Küfte von China, flah und fanbig mit eis
nem Riff gegen Oſt flreihend, Man ankerte in der Nähe eines
runden Küftenforts, das die Einfahrt von Kuitfheu fu bes
ſchuͤtzt. Eine Menge von FSlachbooten umfchwärmten ſogleich,
von der Küfte her, die Flotte, und boten Lebensmittel aller Art,
Betelnüffe, Salz, Zuder u. a. zum Berlauf.
Bon Luitfheu fu begann, am 16ten SSanuar, bie Lands
reife des Schiffervoiles, 55 Mann‘ an der Zahl, wobei aber
auch bie gefangenen Piraten, die in Ketten in Bambuskäfigen
transportiert wurden, mitgezählt find; daher der Zug nur langſam
fortſchritt, und einen vollen Monat Zeit gebrauchte, che er dem
Golf von Canton erreichte, obwol bazwifchen viele Raſttage eins
traten. Eigentlich waren es nur. 15 Tagereiſen, die man von
dee Stade Luitfcheu fu erſt gegen N. und N.W., dann gegen
MD. und D. im großen Bogen um die gekruͤmmte Geftadelinie
zu Lande zurüdiegte, bi man am 1. Febr. die Stadt Chaek⸗
lone(?) an einem fhiffbaren Küftenfluffe erreichte, von welcher
man wieder auf Ju nken theils den Fluß abwärts, theils durch
viele Inſeln hindurch, und wieder über kurze Landſtrecken 14 Tas
gereifen weit teansportist wurde, dis man endlich, am 16. Febr.,
die Englifche Saktorei in Canton erreichte, nachdem man in
allem 20 ummauerte Städte und 256 Drtfchaften berührt Hatte,
Der Bericht, zumal über diefen letzt eren Theil des Weges, zeigt,
wie unvolltommen unfere bisherige jefuitifhe Karten⸗
zeihnung von biefem Theile der Provinz Kuantong fen
muß, indem es unmöglich iſt, fi nad dem angegebenen Rou⸗
s°) Da Halde Deser. T. I. p. 237.
Ä | örf2
‘
J
820 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. I. Abſchn. $. 82.
tier auf derfelben in jenem vielfach zerriffenen Küflens mb In⸗
feigeftade, welches der Süudmweftfeite von Canton vorliegt,
zu orientiren. Hier nur bie Mefultate des Berichte, durch dieſen
ungemein bevoͤlkerten, bebauten, mit vielen Ortſchaften dichtbefeg:
ten Kuͤſtenſtrich, duch welchen die große, bis dahin unbefannt
gebliebene, ſtarkbefahrne Heer⸗ und Handelsſtraße gegen
Südweften, offenbar nah Hainan und Tunkin gebt, von
der und auch fonft gar nichts weiter bekannt worden if. Die
Schreibart der Namen, nach des Briten Tagebuch iſt, wahrſchein⸗
lich im Landesdialect, gewiß ſehr fälfchlicy wiedergegeben, und nur
an wenigen Eteflen mit den befannten Drtfchaften zu identifici⸗
zen, doch führen wie fie in Ermangelung des Beſſeren folgender
maßen auf:
1fte Tagereife’®), Bon Luitfheu fu, gegen N.W.,
durch ein ganz flaches Land, mit röthlihem Boden, bee trefftich
bebaut if. Die Straßen gut befchattet von 2 Baumalleen; an
mehrern großen Städten vorüber, zur Stadt Hoion.
2te Kogereife Nah Lockun, 6 geogr. Meil. weit, durch
teeffliches Adler: und Weideland, viel Zuderrohrpflanguns
gen, von ausgezeichneter Schönheit.
‚ Ite Kagereife Nah Hoch⸗un, eben fo weit, durch uns
abfehbare, ebene Selder, auf Fahrſttaßen für Karren mit gehaue
nen Steinen gepflaftert; über einen ſehr breiten Käftenfluß, zu
‚ der gleihnamigen Stadt, die ſtark bevölkert, viele große Schiffe
- Im Flußhafen vor Anker hatte. Die Straßen der Stabt über
eine Englifhe Meite laͤng, breit, vol Waarenlager, in denen man
auch einige Ballen Baumolle von Bombay bemerkte; in ber Mitte
des Stadt eine Pagode, 200 Fuß hoch. Diefe Stadt iſt auf
D’Anvilles Specialkarte der Provinz Kuangtung nicht an
gegeben,
Ate Tagereife, 18. Ian., nah Hoihun, gegen N.MW.,
ducch ebenes Land, ohne alle Hügel; alles gräm überzogen von
Weiden und Feldern. Das Landvolk, noch nengieriger als
auf ber Infel Hainan, begleitet den Zug dee Fremdlinge auf weite
Steeden; es zeigt fehe große Berfchiedenheit von den Infulanern,
iſt nicht fo gut, ja fo ſchoͤn gebildet, und weniger gut geklei⸗
Det als fie.
Ste Tagereiſe, 19. San., nah 4 geogr. Meilen Weges
70°) Capt. Pureſoy Diary of a Journey I. e Vol. XZX. p. Gl.
4
Murefons Kuͤſtenweg von Hainan nach Canton. 821 .
zur Stadt Suifi (Sui ki hien b. D’Anville)5 über eine große
Ebene, davon ein Drittheil grünes Weideland,. das übrige
mit Anbau von Reis und Zuderrohr bedeckt. Bon ba an
aber veränderte fich die Landfchaft, und nun erft fleigen fanfte
Hügel auf mit einen Geldern und Gärten bedeckt; der Boden
wird fleinig, und verliert von feiner bisherigen großen Ftuchtbar⸗
keit. Die Zeichnung der ſchmalen Halbinfel, die fich nach der
Jeſuitenkarte gegen Süd, nad) der Hainansnfel als ein Hoch⸗
gebirgsland, ganz mit Bergen befegt vorſchiebt, iſt alfo
bier eine völlig falſche Vorflellung der Kartenzeichnung, nach
der betiebten Hppothefe, überall die Bergketten zwifchen ben Fluß⸗
zügen wie Rippen der Erde auslaufen und ihre Borfprünge bil⸗
den zu laſſen. Diefe niebere, flache Halbinfel, Hainan
gegenüber, fcheint in biefer Hinficht eher denen von Florida oder
Jütland verwandt, aber in ihrer Art weit feuchtbarer und bes
voͤlkerter, bebauter zu ſeyn; der von Norbholland analog, Die
Stadt Suiki ift im Lande beruͤhmt, wegen des feltfamen Hans»
dels mit weiblihen Schönheiten, die aus den fernften Provinzen
hierher ganz jung gebracht werden, um fie in Muſik, Geſang und
Tanz zu unterrichten, wie in allen Künften zu gefallen und zu
bezaubern. Daher die hiefige Miederlage für die reichen und hoͤ⸗
bern Stände, das ganze Reich mit Concubinen diefer Axt verforgt.
‚ bte Tagereife, 21. Ian. Nah Sudfung (wol Hoa
tcheou.b. D’Anville), durch eine fchöne grüne Ebene von weiter
Ausdehnung, auf braunen Sandboden, ber in der zweiten Tages:
hälfte überall Reisbau zeigte, dazwiſchen aber Wäldchen von
Pinus und Pfifihbäumen. Uberall, in beflimmten Diftanzen,
zeigten die Kaifershbäufer, d. i. NRaftbäufer ober Kara⸗
wanferais, vom Gouvrernement für die Reiſenden und die
Truppenzuͤge erbaut, daß man eine Kaiſerſtraße betreten hatte.
Meitenzeiiger, 7 Fuß hoch, mit angenagelten Brettern, gaben
Die genaue Entfernung der Stationen und die Namen der Haupts
orte an. Bei jeder Iren Li (3 Engl. Miles nah Purefoy)
iſt eine Heine Barade errichtet, mit Wachtthurm und Signals
ftange; in der Gerne warın 3 weiße Pyramiden (mol Pagoden?)
erlennbar. In der Stadt Sudfung, mit mehr al6 70,000
Einwohnern, die am Fuße einer großen Gebirgskette (uns
fireitig der Sübabhang des Fü King, f. oben S. 730) liegt
wurde man in einen Miao, oder Tempel, einquartict. Die
Mauern der Stadt, die an einem Berge emporgebaut find, ſchlie⸗
822 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. I. Abſchu. $. 82.
Sen außer den Häufeen aud noch Pinuswälder, Gärten, Teiche
u. f. w. ein. Die Steaßen der Stadt find enge, aber alle ge
pflaftert, zeinlich; der Marke mit Lebensmitteln gefüllez Zuk⸗
fer und Dei aus einer eigenen Mußart bereitet, find berühmte
Landesproducte. Der Civilgeuverneur dee Stadt, ein gelebrter
Mandarin, war abwefend, der Militaircommandeur der Sarnifor
ſehr artig, Iud den Capitain zur Mittagstafel ein, an welcher
auch die Damen Theil nahmen, die ihren Spaß’an der Unge
ſchicklichkeit des Briten im Gebrauch der Eßſtoͤckchen hatten, aber
zugleich Wohlwollen genug, ihm Löffel bringen zu laſſen.
7te Tagereife, 2. Ian. Nah dee Stadt Sun:
nong 61) im Gebirgslande einer füdlihen Verzweigung des Fü
Ling. Ein fruchtbares, ſtark bevoͤlkertes Thal, ducchſetzt zwei
Bergketten, die noch eine Stunde weit auseinander bleiben;
in dieſem Thale geht der Weg bis zur Stadt Sunnong (?),
weiche durch den ſtarken Durchgang der Fremden als Paffageort
bedeutend wird. Die Zahl der Wirthshaͤuſer tft hier fehr groß;
eins besfelben, in welches Gapt. Purefoy eintrat, war zwar nur
einftödig, aber 300 Fuß lang, mit Tiſchen, Baͤnken, Kochſtaͤtten,
Bädern u. ſ. w. verſehen. In allen Wirthéhaͤuſern haͤlt man
hier warmes Waſſer zum erquicklichen Fußbad, für die vielen ans
kommenden Fremden bereit. Man erhält in dieſen fletö vollen
Meftaurationen alle Speiſen, die man verlangt, auf das treifs
lichſte bereitet; der Marqueur wartet auf, und bringt die Karte
. zur Bahlung der meiſt ſehr billigen Zeche. Als der Capitain Pus
sefop für fih und die Seinigen zahlen follte, kam einer ber
Säfte zu Hülfe, und fand die Rechnung su groß. Er ſchalt den
Wirth, daß er die Fremden übertheure, und fagte ihnen, was
zechtmäßiger Weife ihre Zeche fey.
Ste Ragereife, 24 San. Zur Stadt Fa theon on
(wol Kao tcheou fu bei D’Anville), nur 3% geoge. Meile fern,
gegen N.N.D., auf ziemlihen Wegen, durch eih bergiges, rauhes
Zand, deffen Thäler jedoch noh gut mit Berg⸗Reis bebaus
find ; die Berggehaͤnge mit vielen Farrnkraͤutern und Gebüfch bes
dedt, das von Gold: und Silder-Phaſanen wimmelt.
Hier über dieſen Gebirgepaß zogen fehr viele Fuhrleute mit ih:
sen Waaren auf beladenen Raͤderkarren. In der Stabt, die an eis
nem Bergabhange erbaut iſt, und ein antike Anfehen hat,
„e2) Capt. Purefoy Diary I. c. p. 623.
%
i)
Purefoys Kuͤſtenweg von Hainan nad) Canton. 823
\ n
2 Stunden im Umfang mit verfallnen Stadtmauern umgeben,
wurde der Zudrang des, ungemein neugierigen, obgleich immer
fehr wolmollenden Volks, doc fehe beſchwerlich. Die mit großen
rothen Backſteinen (18 Zoll ins Gevierte) gut gepflaſterten, rein⸗
lichen Straßen ber Stadt, hatte man gegen ben heißen Sonnen⸗
ſtrahl mit Schugdeden von ben verfchiedenften, bunten Tarben
überfpannt. | i
Hte Tagereiſe, 2. Ian. Ueber ben ſchiffbaren Fluß
Sui fan min, gegen N.O., durch ein ungemein pitoreskes,
romantiſches Gebirgsiand, das von vielen Baͤchen bewaͤſſert, tref⸗
Lich cultivirt iſt, vol reicher Gärten und zerſtreuter lieblicher Land⸗
fige, bis zue Stadt Nam [hing ‘) (wol Yangtschun hien
bei D’Anville),. Hier erblidte man das erſte Weigenfeld
mit feinen Halmen ganz regulate in Linien gepflanzt.
Das Wirthehaus in diefer Stadt, die an 75,000 Einwohner hat,
war fo groß, daß jede der 55 Perfonen, bie daſelbſt einquartirt
wurden, ihr eignes Zimmer hätte einnehmen ‚tönnen.
10te Tagereife, 25. Ian. Nah Cautheom (7) gegen
O. N.O. 4 geogr. Meilen. Seht große und hohe Gebirge era
blickte man in weiter Ferne (dee Juͤ Ling im Norden? f. oben .
S.757). Die große Straße fühefe durch eine fhöne Ebene,
vol Aecker, die mie Reis, Weigen, Tobak, füßen Pata⸗
ten, Rübe (Turnips) bedeckt waren. Die Stadt, mit weit:
läuftigen Vorſtaͤdten und 80,000 Einwohnern, liegt am Weſtufer
eines großen ſchiffbaren Fluſſes; das Wirthshaus war mit allen
moͤglichen Bequemlichkeiten fuͤr die Reiſenden verſehen. Unge⸗
achtet die Stadtmauern ſich 30 Fuß hoch, aus Backtſteinen auf:
gebaut, erheben, hält Capt. Purefoy doch dafuͤr, daß bie6
ganze Land fuͤr ein Britiſches Heer von 10,000 Mann, nur eine
Leichte Eroberung feyn würde. |
1ite Kagereife, 277. Ian. Segen N.N.O. und O. N. O.
an mehreren Bergen mit roͤthlichen Felſen voruͤber, zur Stadt
Tiſi, wo man mit einquartirten Chineſiſ Len Dfficieren zufam:
mentraf, die ſich die ganze Nacht mit Kartenfpiel unterhielten.
120e Tagereife, 8. Jan. Gegen D.S.D. 4 geogr. Meis
len durch wohlbebautes Land, fanfte Hügel, weitläuftige Bambus⸗
wälder, über, 2 Fluͤſſe, bis zur Stade Sui Hong (3) deren Um⸗
gegend durch Ayuäducte, die von Waſſermuͤhlen verforgt werden,
.2) Capt. Purefoy Diary I c. p- 623.
824 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. I. Abſchn. $. 82.
weit und breit bewäflert und befruchtet wird. Die Waſſerraͤder,
12 bie 14 Fuß im Durchmeſſer, find aus Bambusrohr gebaut
mit irdnen Schaufelgefchirr an den Querbrettern zum ausfchöpfen
bes Waſſers.
13te Zagereife 9. San. Nach einer kurzen Strede durch
fandigen, fhlechten Boden, trat man wieder in deſto bebauteres,
fruchtbares Gelände ein, das an der Morbfeite, zur Linken, von
einer felfigen Bergreihe begleitet wird, die mehrere Hare Gewaͤſſet
herabgießt, auch einige warme Quellen erzeugt. Ducch mehrere
Ortſchaften, von Bambuswäldern umgeben, nah Zimpod (?)
eine große Handelsſtadt am einer tief einfegenden Meeresbucht ge:
legen, mit 2 guten Häfen, einem inneren und einem dußern,
benen mehrere Infeln vorliegen. Diele große Junken ftationirten
bier; fie führen bedeutende Ladungen von Salz nad Macao.
und Canton. Die Stadtmauern haben 4 Engl. Weiten ind
Sevierte, find 35 Fuß hoch, treflich erhalten, mit umlaufenden
Graben; die Thore find mit Eifenbarren verfehen. Die Güfte
wurden in einen Miao einquartirt, in welchem einige SO Idole
geößtentheil® Trunkene und Beraufchte vorftelten, in den unans
ſtaͤndigſten Situationen,
1406e Tagereife, 30. San. Gegen O. N. O., durch abmed:
felnde Hügel und Ebenen, zwiſchen ein paar oben Bergen hin,
43 geogr. Meilen weit, zu einem Wirthshauſe, dem größten feis
mer Art, in dem an 800 Dienfhen Raum fanden.
15te Kagereife, Z1. Jan. Durch wohlbebaute Thäler, und
gutes aber holzarmes Weideland ; über 3 Stüffe geſetzt, bis man
nach 5! geoge. Meilen die Stadt Thipong (?) erreichte.
16te TZagereife, 1. Febr. An diefem Tage fam man zur
Stade Chuck Io ne, am Ufer eines fchiffbaren Stromes, wo
bie ganze Geſellſchaft eingefchifft wurde.
Die folgende Reife’) vom 2. bis 16. Sebruar, über ein
von Fluͤſſen und Meeresarmen fo durchſchnittenes Terrain, das
dad feicht, fandig, ſunpfig, aͤrmlich, bald wieder fruchtbar und
ſtark bebaut war, und in folhen Krummungen, daß die Berichte
erflattung daruͤber nur ſehr ungenügend erfcheint, und keine ges
nauere Örfentirung erlaubt, als eben nur das allgemeine Reſful⸗
tat, daß die Speciallarte der Provinz Kuangtung, Tab. XV,
der Jeſuiten, bei D’Anville, in defjen Atlas de la Chine, biedurch
?e2) Capt. Purefoy Dissy L c. p. 624 — 627.
u
[4
Canton, das Welt» Emporium. 825
in Ihrer großen Duͤrftigkeit erſcheint. Won ben bort genannten
großen Städten Dung cone, Yung tcheo, Thy.wone,
Sun hung, Su hung, Sam fut, Sinam (die 150,000
Einwohner haben fol) und Bacon (mit 1,000,000 Einwohner)
iſt keine Spur auf derſelben zu finden, noch weniger von den
vielen Heineren namenlos gebliebenen Städten, Feſtungen, Haͤ⸗
fen, Flüffen, Gebirgen, Kornmagazinen u. ſ. w. die bier paffict
werden mußten. Daß nicht einmal eine Stadt, wie Facon (ob
Fo chan bei D’Anville?) fo bicht in Weften, volkreicher als
Canton, ben Europäern bekannter feyn fol, würbe in jedem
andern Lande, wie Ckina, kaum glaublich ſeyn. Capt. Pures
foy finder die Angabe der legteen, von einer Million Einwohner
nicht übertrieben, da feine Leute mit ihm 8. Stunde Zeit ges
brauchten, um fie von Weften nah Often zu durchziehen,
Die Häufer waren zweiftödig, nett, mit Glasfenſtern verfehen,
den Europäifd;en ſehr ähnlich, voll Gewerbe und Fabriken. Der
Fluß, 2 Engl. Meilen breit, war. gebrängt vol Junken, auf des
nen Überall die Handwerker ihre Werkſtaͤtten aufgefhlagen hats
ten. Unter ben unten bemerkte man ſehr viele große, reich ges
fhmüdte Schiffe mit Zimmern, bemalt und vergoldet, in dem
Straßen viel Tempel, voll Sänger, Ränzerinnen u.f.w. Nach⸗
dem fie das öftlichfte Ende diefee Stadt verlaffen hatten, erbiids
ten fie ſchon in Zeit von einer halben Stunde in weiter Ferne
die Flagge dee Britifchen FSactorei in Canton; in Zeit von ei⸗
ner Stunde landeten fie, und wurden von ihrem Chef: Zupers
eargo, damals Mr. Drummond, mit großer Leutfeligkeit em⸗
pfangen.
BI. Canton, das Welt-Emporium; Macao, die Eus
ropaͤer⸗Station. Der Verkehr der Chinefen
mit den Sremben.
Die Portugiefen verloren zwar buch eigne Schuld ihre
Niederlaſſungen in den öftlichen Chmmefifchen Häfen in Fukian,
Tſche kiang u.f. w. erwarben aber durch die Umftände begüns
figt, einen feften Punct zu Ihrem Handel mit China und
Japan, auf der felfigen Infel Macao, die dem Hafen bes
Emporiums von Canton, außerhalb ber Mündung des Ta .
Sikiang vorliegt. Unter dem Schutze der Portugiefen
blühte feit ihrem beginnenden Verfall, duch ihre Kämpfe mit
der Holändifhen Marine, bier, ber Handel verfchiedener Matios
-
825 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. I. Abſchn. $. 82.
nen, zumal der Engländer wie ihrer Colonieflaaten
auf. Diefes Infeihen Macao wurde durch feine Weltftelung,
im SIndifh:Auftratifh:Chinefifhen Orient, zum Anfagpuncte
eines Handelskeimes, ber fich feit ein paar Jahrhunderten,
auf das großartigfte zu einem mädtigen Fruchtbaume entwidelt
bat, der Millionen in Bewegung fest, und Millionen Gewinn
giebt; auf defien Verzweigungen fi der Saamen des Verkehrs
erzeugte, der feitbem den ganzen Erdball umflogen, und die com:
mercielle Thaͤtigkeit aller feiner Bewohner in ein den ganzen
Welthandel umſchlingendes Netz verwebt hat. Das SSuterxcfie
aller feefahrenden Völker Europas, wie Nordamerikas und
vieler Indiſch-Auſtraliſchen der Welteultut entgegen zeifens
den Völker und Golonifationen, war und ift an diefes Weit:
Emporium gelnüpft, weil ihm eine Population von mehr als
800 Millionen Menſchen, das heißt ein faft verboppelte® Europa,
im Rüden liegt, zu der es bisher nur die einzige Eingang
pforte bildete. Das Monopol der Engliſch-Oſtindiſchen
Handeis:Compagnie, welche feit einem halben Jahrhundert
Bewerberin dieſes Verkehrs geworden war, bat, in Beziehung auf
den China: Handel, feitdem nah dem Beſchluß des Parla⸗
mentes, nach dem 1. April 1834, fein Ende erreiht. Es beginnt
alfo feitdem ber freie Handel der Briten und ihrer Colonien
mit China von ihrer Seite; ob den kühnen und minder con-
fequenten Unternehmungen Eünftigee Privaten, denen die präs
paratorifchen Verfuchsreifen-des Schiffes Lord Amherſt vorber:
gingen, es gelingen werde fih mehrere Eingangspforten
für den Europäerhandel mit dem Himmlifhen Reiche der Mitte
zu bahnen, und auch einen freiern Handel von der Chines
fifhen Seite wirklich zu erringen, wird bie Zukunft Ichren.
Wie der Theehandel den Nordamerikaniſchen Freiflaäten bie
Veranlaffung zu ihrer veränderten politifchen Geſtaltung gab,
follte daffelbe Intereffe des Theehandels, der feltfam alle
civilifieten Völker der Erde umfchlingt, vielleicht eine ruͤck⸗
wirkende Kraft, auh auf die Heimath feiner Erzeugung
(f. oben S. 777) auszuüben beſtimmt feyn, und die Männer
von Fukian wie von Tſche fiang von ihrem Mandarinens
joche befreiend, zum felbfiftändigen Verkehr mit dem Art:
lande führen. Die Zukunft wich dies lehren. Wie bleiben bier
vorzüglich, nach einer officiellen Quelle, bei einem kurzen Abriß
Canton, daß Welt» Emporium. 827
der Verhättniffe 769 flchen, bie Cantone geographiſche
Stellung zum MWeltverkehr überhaupt, im Verlauf der Jah
hunderte, bis zue Aufiöfungsacte des monopoliſirten Chinahans
dels durch das Englifhe Parlament, gewonnen hat. :
Die Portugiefen waren zwar fchon Im Jahre 1517 vor
dem Hafen Canton, bei der Inſel Tamang (oder Tamu),
. dei Meilen fern vom Feſtlande gelegen, unter Fern. Perez)
und fpäter unter defien Bruder Simon Perez vor Anker ges
gangen 3 fie hatten in ben folgenden Jahren, durch Sefandte,
Unterbandfungen mit dem Kaiferhofe. zu einem Handelsverkehr
mit China Über Canton begonnen. Aber Im Sabre 1520 waren
fie, da fie bei dem erfolgten Tode des Kaiſers fih nicht dee
Zanderfitte fügen wollten, nach welcher dann alle fremden
Schiffe in der Trauerzeit die Chineſiſchen Häfen verlaffen müffen;
mit Gewalt durch ein mörderifches Gefecht aus bem Hafen von
Canton herausgejagt worden. Won der Erfüllung ihres Ge
fuches, dort eine Factorei anlegen zu dürfen, konnte alfo nun
nicht mehr die Rede ſeyn, und fie wurden als verbäctige
Barbaren, bie nuc auf Groberungen, wie fie es in Indien ges
macht, aud in China ausgehen wollten, und ale eine Art Pis
raten, welche von jeher jenen SüdsEhinefifchen Geſtaden gefähre
lich geweſen find, fie übten auch ‚wirklich Gewalt gegen Chinefls
ſche Kaufleute aus, und machten junge Chinefen zu Schiven,
gänzlich zurüdgemiefen. — Dies ift die erfte Bekanntſchaft
der Ehinefen zu Canton mit Europäern, bie in ihren Fols
gen Jahrhunderte nachgewirkt Hat. Alle folgenden Verſuchs⸗
anſiedlungen in ben oͤſtlichen Häfen Chinas, waren bei dem ins.
eonfequenten und willtührlihen Benehmen der Portugiefen nur
temporät, dennoch ließen fie ſich auch von bem Verkehr mit
Canton oder vielmehr deffen Uferlande, nicht ganz zurüdfcheus
en; fie wagten es fogar auf einer ber vorliegenden Sinfeln auf
Sanchoan (Chang tehuen bei D’Amville, Sancian der
Jeſuiten 66) auch St. John ber Briten) im S. W. bes heutigen
70%) Pet. Auber, Secretary to the Hon. the Court of Directors
. of the East India Campany, China an Outline uf its Govern-
ment, Laws and Policy, and of the-Britisı and Foreign Em-
bassies to, and.Intercourse with, that Empire. London!
8. 1834. 419 pag. *#) De Barros Asia b. Soltau Th. I.
p- 71, 203 etc. °°) P. Atlıanas. Kircher China illustrata Am-
atelod. 1669 iol. lib. I. c. VIE. p. 96.
828 Oſt⸗Aſten. Waſſerſyſteme. I. Abſchn. $. 82.
Macao, einige Hütten? zu errichten, bie zwar öfter zerſtoͤrt wur:
den, die fie aber Immer wieder erbauten, weil ihre vorüberfegeius
den Schiffe dieſelbe gem zu ihrem Erfriſchungkotte erwählten.
Sie wurde von geößerer Bedeutung als 1542, Ant. de Mota
mit feinen Gefährten, buch Sturm gegen N. O. verfhlagen, Sa:
Jan entdeckte, bas reiche Zipangu (Dfhepen) DM. Polos,
das nun zahlreichere Schaaren von Schiffen, Handelstens
ten, und die Jeſuiten mit ihren Miffionuen, auf jene flarkbes
völkerten Culture» Infeln lodte, bie am aͤußerſten Oſtende Afiens
in diefer Periode wie hellglaͤnzende Puncte im Kranze feiner zahl⸗
zeichen maritimen Gliederungen hervortreten. Als der ſchwaͤrme⸗
riſche Ordensgefährte Ign atio Loyolas, naͤmlich Sranciss
cus Xavier, der Apoſtel Indiens genanat, von feinen ſtuͤrmi⸗
ſchen Miffionen im Drient (1542 — 1552 97) durch den Tod zur
Nuhe gebracht, auf der Inſel Sancian fein Scab fand, blühte
diefe als Daffageflation und ale MartyrersSnfel noch
mehr wie vorher auf, obwol bie Chinefen alles anmwendeten, fie zu
verdraͤngen, ober auf andere Klippen (3. B. auf Sampas
cao) uͤberzufiedeln. Das Fifher: und Piratenieben vieler
dortigen Gefladenbewohner, führte öfter den Einwohnern vor
Canton kritiſche Momente herbei. Im Sabre 1557 hatte
Dee Corſaren⸗Admiral Thunfilao (Ichang filao bei Du
Dale) alle dortigen Küften und Juſeln verheert; er bedrohte
auh Canton und zwang deſſen Behörden, bei den Portugies
fen Beifland zu fudyen, bie ihn, im mehreren Gefechten verfols
gend, auf der Küfteninfel Macao auch vernichteten (nad) einem
Manufeript im GSenathaufe in Macao, das im Canton : Regis
ſter bekannt gemacht it 8) Zur Belohnung diefes Beiftandes
wurden fie dem Vicekoͤnige von Canton vorgeflellt, und uns
tee dem Borwande, ihre Ammunition und Vorraͤthe trocknen zu
müfien, blieben fie an der damals noch unbewohnten unb üben
Inſel Macao, richtiger Ama Sao, nah einem Gögenbilde
genannt, bie ihnen zur Belohnung ihres Beiſtandes gegen Abs
gaben von Tribut und Zoll von den Waaren, unter dem eif:
sen Kalfer dr Ming: Dynaftie, Chitfong ober Klatſing
(ex ſtirbt 1567), auch uͤberlaſſen blieb. Dort erbauten fie Häus
’e?) N, Trigautii de Christiana Expeditione apud Sinas etc. Col.
1617. p. 163. °*) Asiatic Jonrnal N. ser, 1831. Vol, V. p.
J43; Du Halde Deser. de is Cbine T. I. p. 241,
\
‘
Canton, das Welt Emporium. 829
fer, Capellen, und fuben ihre Landsleute zur Anfieblung von den
Verſuchsſtationen, zumal von Sancian, dahin ein. So bluͤhte
nun Macao fhnel auf, zum Haupt: Emporium der Portugies
fifchen Marine; in dem eben damals ‚der claffifche Heldendichter -
der Portugiefen, Camoens, einige Jahre in der Serbannung
lebte.
Als die blutige Portugieſenverfolgung in Japan, zu An⸗
fang des XVII. Jahrhunderts, gegen ihre dortigen habſuͤchtigen
und verbrecheriſchen Miſſionen zum Umſturz der einheimiſchen
Dynaſtie begonnen hatte, blieb ihnen als naͤchſtes Aſyl ihrer See⸗
unternehmungen, ſeit 1639 60), im aͤußerſten Oſten nur Macao
übrig. Sancian ſank ſeitdem wieder zur einſamen Inſel einiges
Fiſcherdoͤrfer 7U) herab, auf der nur noch eine St. Kaviers
Gapelie, von ben Portugiefen am Grabe ihre® Heiligen erbaut,
ſteht; aber auh Macao erlitt den verderblichſten Schlag durch
die völlige Vernichtung des einträglichen Handels mit Japan, deu
feit der Mitte des XVII. Jahthunderts ausfchließlich in bie Hänbe
der Holtänber, dee mit en vorzüglich in die der Englaͤnder
überging.
As nun in ber Mitte biefes Jahrhunderts aber in China
dee Verfall der Ming: Dynafie begann, unterflügten bie
Dortugielen, von Macao aus, die fliegende Partei bes
Mandfhus&roberer gegen bie Patrioten, die der eins
heimiſchen Dynaſtie getreu bleibend, fih an die Suͤdgeſtade Chis
nas zuruͤckzogen, wo fie den Mandſchu, die noch Feine See⸗
macht hatten (die feit 1658 ihre erften Flotten zu bauen bes
ginnen konnten) auf ihren Schiffen den laͤngſten Widerſtand
zeigten. Hler wurden fie unter dem Namen dee Piraten vers
folgt, und das breite Geſtadeland Länge dem Meere verheert und
verwuͤſtet, um ihnen jede Stüge und Vorrath abzufchneiden.
Auf Vorbitte bee Fefuiten?!) fol bamals Macao erhalten
und der Belig den Portugiefen von dem Mandſchu⸗Kaifer be⸗
ſtaͤtigt worden ſeyn.
In jener Periode (1698) ſahe der beruͤhmte Weltreiſende
Gemelli Eareri?2) bie anni von Macaoz er giebt
er) E. Kämpfer Gedichte und ———— von Japan, Yubgpı
dv. Dohm, Lemgo un ah 4 ©, 66.
.Descr. de la Chine T. I. p. 2 1) Zufäge gu Da Halle
"1756. Ih. V. p. 150. Gemelli Careri Giro dei Mondo
ed. Venezia i719. 8 T. V. p. b ete.
\
830 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. I. Abfchn. $. 82.
ibe 5000 Portugiefifhe und 15,000, Chinefifche Einwohner, das
GSpinefifhe Gouvernement geflatte ihnen, gegen jährlichen Tribut
von 600 Tael, zwar eigne Gerichtsbarkeit, aber legte ihrem Dan:
dei und Wandel gewaltige Laflen auf. Er nennt, außer dem
Jefuiten⸗Collegium, daſelbſt noch 6,andere Chriftliche, zum
Theil ſehr geſchmackvolle Kirchen; doch meint er, die Stadt ſey
ſehr arm bei ihrem Drud vom den Mandarinen, bie fie ſtets zu
verpflegen haben, wenn fie auf Macao erfheinen, durd ihre Ab:
bängigkeit von Goa, gegen deſſen Vicekoͤnig fie oft rebelliſch ver⸗
führen, und dadurch, daß fie Eeinen Fuß breit Ader befigen und
nur allein vom Meere leben müflen. Ihr Verfall ſchritt mit
dem Berluft ihres Handels auf Japan fort, und dee Handelt
neid von ihrer Station auf Macao alle andern Europdifchen
Nationen ausſchließen zu: wollen, ja fie bei den Chinefen ſtets
als Piraten anzufhmwärzen, hat ihnen auch keine Frucht gebradt
Die Engländer, bie noch unter Königin Elifabeth ?2) (in
den im Jahre 1596 von Sir Rob. Dudley ausgefandten
Schiffen, in bemfelben Zahre, wo ber Holländer Barenz bie
Nordoft:Paffage nah China fuhee, und auf Nova Zem⸗
bla einfror) den Weg nad) China nicht hatten finden kön
nen, und nad) vielen Jerſalen endlich nad Weſtindien verſchla⸗
gen taten, Mo faft die ganze Mannſchaft elendiglih umkam,
machten bald Fortſchritte in der Indifhen Marine; eben biefe
noch unfcheindaren Nebenbuhler der Holländer, die bamals
einander fehe feindlich entgegen flanden, nahmen die Portugie
fen jeboch eben darum durch einen Sreundfhaftstractat
ſchon im Jahre 1635 7*) in Macao mit auf, wo fie der jungen
Engliſch Oſtindiſchen Compagnie geſtatteten, ihre Schiffe
zu ſtationiren, die mit China Handel treiben wollten. Diefer
Tractat wurde 1654 duch Diiv. Cromwell zum Bellen des
Britiſchen Handels erneuert, und 1664 erhielten dieſe auch ihr
erſtes Haus in Macao, womit ihr Fortſchritt begann. Die
Hortugiefen, bie fi wie ſouveraine Gebieter gerieten, wur⸗
den von den Chinefen jedoch angetviefen, guch ben Holiändern
Haͤuſer daſelbſt zu geflatten, und zu manchem andern verpflichtet,
was wol zeigte, dab Macao, nad) Chinefifher Anfidt,
keineswegs als ausfchließliches Eigenthum des Portugiefen anges
772) Dav. Maopherson Annals ofCommerce London 1805. 4. T. U.
p. 210. - '*) P. Auber China an Outline L c. p. 135.
- —
Canton, das Belt - Emporium, 831
fehen werde, fondern bie zur anbung der Fremden übers
‚haupt von Chinefen beflimmte Inſel ſey, falls biefe mit China
Handel treiben wollten, :wie audy Documente in den Factoreien
anderer Nationen in Macao’5) dies befiätigen. Daß aber
hieraus viel Feindſchaft und Misverhältnig unter rivalifirmden
Handelsmächten entftchen mußte, die alle dem Commando ber -
Mandarinen : Polizei und dem früher feflgewurzelten Druck der
Portugiefen nicht ausmweihen konnten, - wenn ihnen ihr Vortheil
lieb war, ift begreiflih; Macao blieb indeß des fchönen Namens
einer infularen Refidenz ber Fremden an der Pforte des Himm⸗
Ufhen Reiches ungeachtet flete nur im Angefiht von Canton,
ein von Mandarinen umflelltes, weites Gefaͤngniß, vol Bewegung.
für mercanfite Thaͤtigkeit, die zu erweitern das Embaffadens.
weſen der Europäer nad Peking begann, welches die Quelle
zur nähern Kenntniß der Chinefen, und des Chinefifchen
Landes und Staates murde, abet im Allgemeinen fiets
fruchtlos für den Hauptzweck ablief, und faſt gar Beine vor.
theilhafte Ruͤckwirkung auf den freiern Handel in Macao
oder Canton ausübte,
Portugiefifhe Geſandtſchaften 6) gingen nad; ber
erſten verunglüdten, von Thom. Perez unter Fern. Perez,
im 3. 1520 und 21, nur noch vor Goa aus, im Jahre
1660, die aber nicht einmal bis zur Reſidenz vorbeang, und 1754
eine von ben Portugiefifhen Prieftern in Macao, zu ihren Brä-
bern in Peking abgefandt, die mit geiftlichen auch für mercantile
Intereſſen unterhandeln follte, aber fo ſehr ohne allem Erfolg
blieb, daß bie Portugiefen kurz nachher in Macao nur no
mehr gedruͤckt wurden, durch Einfchränkung ihrer Gerichtsbarkeit,
durch Proceffionen von Gögenbildern u. a.m. Die Holläns
ber, bie fi Früher damit begnuͤgt hatten, die Krämer det Ins
bifhen ‚und Chineſiſchen Waaren zu fepn, welche fie von den
Portugiefifhen Weltſchiffern auf ben Gewuͤrzmarkt zu Lifs
fabon auflauften, und dann buch Europa vertheilten, eben
diefe rüfteten, feit dem Verbot Philipp des II. als König von
„ Poetugal, auch ihnen den Hafen von Liffabon zu ſchließen
⸗
78 ) History of the Pirates who infested the China Sea transl. from
the Chinese Original whitch Notes bs Ch. Fr. Neumann, Lond.
nn 8.. E VIII 26) P. Auber China on Outline L o.
De. — }
x
-
⸗
832 Dft-Aflen. Waſſerſhſteme. I. Abſchn. $. 82.
(im Sabre 1594) ,. ihre eignen Handelsfhiffe nah Oſtin⸗
dien und China aus, die von jeder einzelnen Stade ber
7 Bereinigten Republiken bald in fo "großer Anzahl in den In⸗
difchen Gewaͤſſern umherſchwaͤrmten, daß fie fi felbft nur ge:
ſchadet hätten, wenn fie nicht durch die Generatffaaten bazu vers
anlaßt, feit dem Sahre 1602, in die Eine Oflindifhe Coms
pagnie zufammen getreten wären, bie nun freilih allen andern
Mitbewerbern des‘ Gewinns ein um fo mächtiger Dorn im Auge
‚werden mußte. Ihre Verfuche, directen Handel mit China zu
gewinnen, mislangen, feit 1607 eben fo wie die der andern Eu:
ropaͤer; von ihrer Anfiedfung auf Formoſa 1624, wurden fie
4661 wieder mit Gewalt duch dem Piraten Coringa audges
trieben; ihe Verein mit Portugiefen auf Diacao konnte nidt
gedeihen, dieſe Hochmögenden Herrn Hatten andre Hauptnaͤrkte
in Batavia und Nangafakti in Japan, in denen fie fi
eben fo abfıhloffen wie jene Shre Geſandtſchaften 7) zur
Huldigung ber neuen Dynaſtie bes Mandſchu⸗Kaiſers, von
Canton ausgehend, buch Pet. de Goyer und Jac. de Kaps
fer 1665 bis 1656 ausgeführt, die 3. Neuhof befchrieben hat
(f. Afien Bd. U. S. 231), welche mit der Moscovitifchen des
Deter Baikow, vom Norden ber zufammentraf (f. Afien
Br. I. S. 549), blieb ganz feuchtlos, obwol fie fih ber neunma:
ligen Proſternations-Ceremonie unterwarfen, an welcher die Lord
Amherſtſche Embaffade fcheiterte (f. ob. ©. 570); ihre Gefchente
wurden ald Tribut angefehen, und ihnen, wegen ihrer großen
Entfernung, nur erlaubt, alle 8 Jahr einmal mit biefem Tribut
ſich wieder bei Hofe einzuftelen. Died Refultat, das ihnen die
Verlaͤumdungen ihrer Feinde, ber Sefuiten in Peking, melde
fie als Keger und Handelönebenbuhler haften, zugezogen haben
follen, brachte keine Veränderung in ihrem beengten Handel mit
China hervor, und nachdem fie ihre Feftungen auf Formoſa
verloren hatten, brachten ihnen ihre wiederholten Embafjaden
nad Fukian, 1661, und die glänzenderen nad Peking, 1664,
durch Pet. von Hooen keinen größeren Erfolg, eben fo wenig
wie die Embaffade zur Statulation ber 60 jährigen SFubelfeiee
Khien longs 179, von Ih. Tiging, welche Ban Braam
und Deguignes befchrieben haben. Die Ruffifchen Sefanbts
ſchaften find immer auf den Norden Chinas beſchraͤnkt gebfieben,
\-
217) P, Auber China L co. p. 85 —123.
Canton, das Welt: Emporium 833
und bad erfte Erfcheinen Ruffifiher Schiffe im Hafen von
Canton (dad aus Kamtfchatla entflohene Schiff, unter bed
Abenteurer Benjowstis Commando, ſtatlonirte im Sept,
1771 nur n Macao, um: mit Franzoͤſiſchen Schiffen weiter
nach Europa zu ſegeln), unter Capt. 9. Kruſenſterns Befehl,
erregte die größte Verwunderung am Pelinger Hof, über das
Vordringen jenes Polarvolkes, der Goloſe, d. i. Ruſſen, im.
Süden, und das Kaiferliche Edict, welches diefer Nation, bee
fih China von ber Landfeite öffnete, den Zutritt von dee Sees
feite gänzlih unterfagte. Indeß waren die Breiten in
Indien, feit einem Jahrhundert zu einer fouverainen Macht
im Drient herangewacfen, unb ihr Handel hatte fich vers
zehnfacht. Wenn im Jahre 1747 die Zahl 78) ber. Europdis
fen nad China handeinden Schiffen das hoͤchſt ſchwache Vers
haͤltniß, feeitich zu einer Kriegszeit, darbot, da Srankeeih und
Großbritannien in Fehde flanden, nämlid in Summa nur 20
Ghinafabrer nah Canton, davon 2Daͤniſche, 4 Schwes
diſche, 6 Hollaͤndiſche, 8 Engliſche: fo mar baffelbe
nach 42 Jahren bedeutend gefliegen. Im Jahre 1789 zvechnete
man dahin 86 Chinafahrer: davon 1Franzoͤſiſches Schiff,
1 Dänifhes, 3 Portugieſiſche, 5 Holländifche, 15 der
Vereinigten Staaten von Nord-Amerika, 21 dr Enge
liſch⸗Oſtindiſchen Compagnie, und 40 Schiffe von Bris
tifhen Uhterthanen in Indien; fo daß alfo 61 Schiffe
unter den Cantonfahrern Britifhen Unterthanen ges
hörten, davon 21 der. Oftindifhen Compagnie, überhaupt
die größten Kauffahrer des Derans, und von dem übtis
gen 40 viele berfelben ihnen an Groͤße zunächft flehend, von.
dem Reſte aber noch 15 duch Britiſche Abkoͤmmlinge in
Nord⸗Amerika, und ein Theil davon noch mie Beitifhen Ca⸗
pitafe geführt wurden; daß Englands Macht dadurch, geſtuͤtzt
duch ihre Herrſchaft vom Indus über den Ganges zum
Burremputer und der Mündung des Jrawadi, über Cey⸗
lon bis Singapore, den Vorkauf in Canton behauptete,
und den Verfchleuß der Chinefifchen Waaren für die übrigen Erd⸗
theile faft ausfchtleglich gewinnen mußte, ergiebt ſich hieraus von
ſelbſt. Daher auch. deſſen größte. Anfirengungen buch Embofe -
’
70) Dav. Macpberson Annals of Commerce l. c. TI p- 259,
T. IV. p. 19%.
Aiter Erdtunde IV. ws ©99
J
834 Hft-Aflen. Wafferfufteme. 1. Abfchn. $. 82.
fabden (Lord Macartney 1792— 179 und Lorb Amherſt
1816 — 1817 779) wie durch Unterhbandlungen aller Art, fi
feeier in feinem Verhaͤltniß zu China zu bewegen, und endlich
die Reihe von Viisverftändniffen, bie feibft in Schden ausarteten,
und die neue Berfuchsreifen, flatt ded einen Eingangs fich buch
Kuͤhnheit und Gegenlift, neh mehrere derfelben zum Waaren⸗
abfag zu erringen.
Die völlige Öppofition An der Entwidlung des Driem
tes und Occidentes tritt zwifchen den beiden größten Don:
delsftaaten ber Alten Welt Cbei dem gewinnreichfien
Verkehr, der auf der ganzen Erbe auf keinen andern Punct
derfelben wie bier concentrirs erfcheint) eben bier, in unab
weichbar feflgewurzelten Landesgefegen®®) und Landesges
bräuden auf eine fo ſchlagende Weife hervor, daß eben diefe
ununterbrochenen Migverfiändniffe nur allein duch den großen
Gewinn wieder ausgeglichen werben konnten, den beide Thetie
dadurch umverfennbae genießen. Die Zeit wird bier” allmaͤlich
‚vollführen, wa6 weder das Beſtreben der Chinefen nad ber Eu-
sopder unmittelbar ins Wert zufen kann... .
Der Handel: der Briten in Canton), gefichen bie
Beamten bdiefer Nation ſelbſt, beruhte nie auf Rechten und Pris
vilegien oder Troctaten, die zwifchen ‚beiden Nationen aud nur
wie die Gapitulationen mie der Tuͤrkiſchen Mächten flipufirt we:
zen, fondern nur auf Conceffionen und Hetrkommen 2), Nie
if ein Handelstract, nie ein Uebereintommen über die Zoll⸗
gebühren, über die Zulaſſung der Chinefifhen wie der Europüis
ſchen Handelsleute abgefohloffen worden. Man kann daher au
ſtreng genommen, fo lange man die Selbftkändigkeit des Chine—
fiſchen Reiches anerkennt, keine Fordeyungen machen, und China
bat daher in feinen Augen immer und ewig Recht; was es thut
ift rein nur Gnade gegen frembe Barbaren, oder väterliche Wohl:
that feines Beherrſchers gegen laͤſtige Fremdlinge, die nicht felten
durch ihr Europäifches Benehmen als freche Rebellen, als fremde
17°) P. Auber China an Outline p. 193 — 202; 254 — 280.
"= 80) Sir. G. Staunton Penal Code of China ; deſſen Miscella-
neous Notices relating to China, and our commerczal Interconrse
2 Ed. Lond. 1822. 8. ec. _*:) H. Eis Jonroal of tlıe Pro-
ceedings of the late Embassy to China etc. Lond, 1817. 4. p. 43.
*2) Abel Remusat sur le commerce des Anglais d’apres le Che-
valier George Staunton in Nonveaus Melanges Asiatig. Paris >
1829. T. I. p. 309 — 324,
\
-_
4
Eanton, das Welt Emporium. 835
Pd ',
Barbaren gegen das Chinefifche Reich erſchlenen, und auch als
olche noch mit Milde behandelt werden. Als Beifpiel nur hier
3er Anfang ber Streitigkeiten, welhe der Embaffade des
2ord Amperft die nächte Veranlaffung gab, Die Handlung
eines Engliſchen Sſchiffscapitains des Kriegefhiffe Doris, der
ein Amerikaniſches Schiff innerhalb der Grenzgewaͤſſer des Chis
nefifchen Gebietes, naͤch den Grundfägen des⸗Britiſch⸗Europaͤi⸗
ſchen Seerechtes caperte, empörte die Megierung zu Canton..
Sie verlangte von dem Select Comittee der Britifhen Supers
cargoes biefen Raub zu hindern, das Schiff (ein Kriegsſchiff
der Königlichen Marine) nad Europa zurüdzufhiden, und vers
fagte Zufuhr von Lebensmitteln, und bedrohte die Briten, fie mit
Gewalt aus dem Hafen von Kanton zu vertreiben. Die Ants
wort, daß eine Handels: Compagnte nicht für das Krieges
ſchiff ihres Könige refponfabel gemacht werden könne, war na⸗
türtih für einen Tſung tu, das heißt fo viel als Generals
gouvetneurin.Canton, un’aßlih, und die Europäifch ges
feumäßige Form hinderte wiederum den Borftand der Oftindifchen
Sompagnie, das „ſchuldig“ über die Caperei eines Capitains der
Königlihen Marine auszufprehen. Nun wurde allen Chinefen
der Dienft bei den Rebellen der Englifhen Factorei verboten; der
Chineſiſche Linguift (Dolmetſcher), der für bie Compagnie das
Portrait des Prinz = Megenten zum Gefchent an den Minifter
Sung ta jin nach Peking gebracht hatte, wurde wegen feines vers
trauten Umganges mit den Fremden Barbaren geprügelt, und in
das Gefängniß geworfen 5 der Handel flodte, alle Remonſtratio⸗
nen halfen Nichts, ‚großer Verluſt entfland auf beiden Seiten
— bis nad) einiger Zeit der Gouverneur zur Werföhnung geneigs
= ter, den Vorflellungen Sir G. Stauntons Gehör zu geben,
und alle zur alten Ordnung zuruückzukehren fchien. Aber des
Tfong-tu Berihe fchwärzte bie Briten, und das Recht war
nah Chinefifcher Anfiht auf feiner Seite, bei dem Kalfer in
Peking anz der Erfolg (den man erſt durch die Embaſſade in
Peking 1816 ſelbſt erfuhr) zeigte fich in erneuerten fulminiren⸗
den Edicten des Kaifers gegen die Chinefen, die mit Chriften in
nähere Verbindung traten, und in Ktitifirung der Methode ber
Hondeisführung in Canton. Die jüngeren Hong Kaufleute foll⸗
ten, weil ihnen Capitalien fehlten, vom RO mit den Briten
° entlaflen werden, Sit &. Staunton feh ald zu genauer Kens
mer der Innern Angelegenheiten bes Chinefifhen Staates untee
-&99 2
en
836 Oft-Afien. MWaflerinfteme. I. Abſchn. $. 82,
firengere polizeiliche Surveillance zu flellen u. a. m. Unter bie
fen ungünftigen Umftänden‘ wurde die legte Embaffade Lord
Amherſts 80) (die aber von bem verläumberifchen Berichte de3
Gouverneurs noch keine Ahndung hatte), nah Peking, in ber
Adfiht gefhict, die Wahrheit bei Hofe geltend zu machen,
und die Mittel anzugeben, woburd die Hemmungen bes Verkehrs
in Canton vermindert werden moͤchten, ja man fchmeichelte ſich
feibft, die Erlaubniß eines Englifhen Refidenten in Peling (mir
die Ruffifhe Miffion) und den directen Handel dahin, über den
Golf von Perfcheli,.zu erlangen, wurde aber durch das gänzliche
Mislingen des Unternehmens, wovon die obflinate Berroeigerung
der neunmal wiederholten Ceremonie ber Profternation (ans
Ewei kew kow, oder das Kotom nad Clarke, richtiger Kheous
theom ber Chinefen nach Abel Nemufat) 8°), nur dem Schein
nach als Urfache angegeben war, völlig enttäufcht. Bei der Ruͤck⸗
kehr des Schiffs Alcefte, welches den Sefandten nad Peking
getragen hatte, wurde ihm Behufs der Ausbefferung deffelben,
bie Einfahrt in den Fluß von Canton verfagtz der Capt. Mars
well aber, dieſe Verfagung ber perfönlichen Feindfchaft des
Tſongtu von Canton zufchreibend, achtete fie nicht, und beachte
das Chinefifhe Feuer der Kriege-Junken, wie des Forts, an dee
Einfohrt, durch eine einzige Salve aus feinem Geſchuͤtz fchnek
‚zum Schweigen 8); hiermit blieb es beim alten Zuſtande.
Die Stadt Canton (Kuangtfheou fu), bie Gapitafe
der Provinz, liegt, nad Pat. Gaubils Beobachtung 8), unter
23 12 N. Br. und 109° 20 DO.2. v. Par. (nad) Engl. Aufnahme
113° 16° D.2.v. Gr.) ®), faſt einen Breitengrad im Norden von
ber Infel Macao (unter 220 12N. Br), bis zu welcher fidh die
Mündung des großen Si Kiang in 2 Hauptarmen direct gegen
Süden ergilft. Zwifhen dem nörblihen Hauptarm Tſchu⸗
kiang (d.h. Tigrisfluß, Bocca Tigris bee Europäer), und
dem Pekiang, oder Tſchhing kiang, ift die Stade Gans
ton, nahe dem Wendekreiſe erbaut. Die Vorſtaͤdte und
Gärten liegen im — Suͤd und Weſt, die eigentliche Stadt im
133) Abel Remusat sur ——— du Lord Amherst a ia Chine
en 1816. in Melanges — T. I. p. 431 - 451. 24) Clarke
Abel Narrative 1. c. dı. p 93-97, 108 etc. 85), ebent,
p. 207. 20) P. — Plan de Canton ia Sondet Obserrat.
Math. Astron. eie, Paris 1729. 4. p. 123 - 125. °?) Chart of
the Canton River constr. b. J. — red. b. Auber.
Canton, das Welt» Emporium. 837
DfE mit Ummauerung iſt duch eine Quermauer, bie von Oft
nad Wet parallel mit dem Fluß läuft, in zwei Hälften getheitt,
Die Chinefenftadt am Ufer bes Stromes liegend, die Ta⸗
tarenflade ihr im Norden vorgelagertz die Breite von beiden
ift eine halbe Stunde, ihe Umfang 4 Stunden. In der Tas
tarenſtadt refidirt der Tſang kiun, MilitaiesChef der Pros
vinz, in welcher 20,000 Mann Truppen flationict ſeyn follen.
Diefer Stabteheil war damals (1723) ſchlecht bewohnt, und hatte
noch viele leere Räume : Die Chineſenſtadt iſt dagegen gut
gebaut, mit fhönen Straßen, Zriumphbogen, Promenaden, Tem⸗
peln und Palafigebäuden, in denen Gonfuciuß verehrt wird, wo
die Gelehrten⸗Schulen find, die Staatseramina gehalten toerben,
wo der Rfongtu oder Generalgouvemmeur, we der Militair⸗
Commandant wohnt und andere mehr. Die meiſten Wohns
haͤuſer find einftödig, die Straßen nicht fehr breit, aber dicht
gebrängt voll Mrenfchen, bei einee Bevoͤlkerung, die man
auf 800,000 Seelen, alfo fo groß wie in Paris angiebt. Im
Sabre 1822 zerflörte eine Feuersbrunſt in kuͤrzeſter Zeit 10,000
Mohngebäube, und ließ 70,000 Menfchen ohne Obdach; aber
nah 2 Jahren war bes unberechenbaren Verluſtes ber Chinefi⸗
{hen Waarenmagazine ungeachtet faſt alles wieber aufgebaut.
Canton), ale Gapitale der Provinz, als Grenzfeſte
des Reiche, als Haupt: Emporium mit dem Ausfande, als
Fluß- und Ser: Hafen ift eine der bebeutendften Städte Chi⸗
nase. ‚Bu ihrer Menge dee Wohnhäufer, die in ihren untern
Räumen faft insgeſamt nach vorn, oft mit den beilfanteften Kauf:
däden in Porcellan, Steinfhneibereien, Minerals
farben, Glaswaaren, Apothelerwäaren, Kupfer,
Opium, Taback, Seidenzeuge, Büchern, Mora u. dal.
verfehen, nach hinten Waarenmagazine für das Chineſiſche Reich
find, kommt, den ſchiffbaren Etrom und deſſen Hafen, 2 Stun«
den entlang, dee Wald von Maften, bie dicht gebrängte Schif⸗
ferſtadt, in welcher Schiff an Schiff in allen Größen, in fans
gen Linien aneinander gereiht liegt, die zwifchen fih nur ſchmale
Gaſſen zum bins und herfahren der Junken übrig laſſen. Man
rechnet, daß wenigftens 10,000 Fahrzeuge aller Art bier vor Ans
ker legen, unter ihnen lange Straßen von Chinefifchen Gaſthaͤu⸗
“) Macartney Voy. ed. Castera Tom IV. p. 286 etc. H. Ellis
Jourhal 1. c. p. 410; Clarke Abel Narrat. L c. p- 207 etc.
dð
838 Dft-Afien. Wafferſyſteme. L. Abſchn. $. 82.
fen auf Schiffen, bie des Nachts auf das glaͤnzendſte erleuchtet
und beſucht find. Hunderttaufende von buntgefärbten Lampen
erleuchten bes Nachts diefe Schifferſtadt wie die Straßen inne:
halb der Mauern
Ein fehr flarker Theil der Population von Canton, mk
feinen Familien, wohnt bier auf dem Waſſer, und betrier felten,
oft nie das Land. An ber Tiußfeite des Tſchu Kiang, gegen
Süd, liegt die Vor ſtadte mit den Gebäuden und Magazinen
ber Europdifhhen und anderer Afiätifhen Factozeien;
fie contraftiren durch ihren fchönen Bau und die Anordnung in
geraden Straßenlinien, mit Hallen und Promenaden, wie durch
bie wehenden Wimpel ber verſchiedenen Nationalfinggen, gar ſehe
mit der Chineſenſtadt. Nur allein hier Tann jedes Europai⸗—
(he Hanbdelsgefhäft mit den Chinefifhen Handels;
leuten abgemacht werden, wie eimft nur einzig in der Milefi⸗
ſchen Hafenſtadt, Naukratis CHv 08 Tonakugv gover ı
Navxpurıg Eunögiov, xırl GAAo dudEv» Aryönztov. Herodot Lib.
U. © 179,78), an der Canopifchen Nilmuͤndung, jebes Geſchaͤft
der Griechiſchen mit der Aegpptiſchen Handelsmele
Hier iſt aber das merkwuͤrdigſte und emfigſte Getuͤmmel und Ge
draͤnge aller Nalionen der Weit, aller Sprachen, alır
Religionen. Die feefahsenden Nationen Europas (b.i
Golopa nad; Chinefifher Ausſprache), aller In diſchen Gewaͤſ⸗
ſer, von Arabien buch Inder und Malapen bis Siam,
CochinChina, Tunkin, über die Sunda-Inſeln und Me:
niten bie zu den Liquejo's, und nah Auftralien, hierzu
bie Amerikaniſchen Seeſchiffe. Man zähle in diefer
Vorſtadt am Flußufer entlang die 13 Schyfan bang, ode
Faktoreien, Logen, Comptoice, der verſchiedenſten Nationen,
die jede ihre Mamen haben, der Engländer, der Holländer,
ber Parfen, der Moros ober Araber, dee Schweden
( Tſchenkwo), Dänen (Tan), Sranzofen (Solangi), Por;
tugifen (Bu kiuh ya), Manillabewohner, Amerikaner,
ſelbſt Deftreich har hier fein Ma yng hang, oder Ma ping
bong, d. h. Comtoir des Doppel-Adlers, "die im Sabre 45
Kaiſer Klakings, d. i. im Jahre 1781, zum erflen male nad
Chineſiſcher Statiſtik hierher gekommen feyn follen, defien Kaufı
"»®) J. Rennell the Geographical System of Herodotus etc. 2 Ed.
. London 18%. 8. T. Il. p. 162 166.
—
n
Canton, das Welt» Emporium. ' 839
eute Tatſchen (Teutſche) genannt werden, bie die Religion des
Dersm bed Himmeld angenommen haben, und Brüder find des
Tanying, oder einfachen Abler: Königreich (d. 1. Preu⸗
ten), bie auch in neuefler Zeit dosthin Handel zu treiben kom:
nen. Hierzu die alles überbietende Zahl einheimifher Schif⸗
'er, Gefchäftsleute und Junken aus Chinas Häfen, oder aus
einen woritzerfirenten Golonien im Archipel. Jedes diefer fremd
ren Europdifchen Erabtiffements beftcht aus vier und mehreren
Haͤuſern, aus gewaltigen Magazingebaͤuden, Gärten u. ſ. w. Das
Beben und Weben gehört, bier, buch die feltfamften Gontrafte, '
wie durch die Größe der Gefchäfte und Munnichfaltigkeit der Nas
tionen aus allen Theilen det Erde, unſtreitig zu den großartigs
Ren Gemälden menſchlicher Gewerbthaͤtigkeit.
Unterhalb der Stadt, zwifchen vielen Flußarmen und durch
Ganäle bewaͤſſerten Reisfelbern, liegt die Snfet Whampu, oder
Whampoa (Huangpbu der Chinefen), im Fluß von Can⸗
ton, dem Tfhufiang, wo die Douanen für die Europaͤiſchen
Seeſchiffe find, die den Strom (Bocca Tigrid der Europäer) nicht
weiter auffegeln dürfen, und daher hier vor. Anker liegen bleiben.
Zwei Forts auf den Inſeln, und drei Forts an den Flußſeiten,
follen die Stadt vor Ueberfällen fihern. Suͤdwaͤrts, unterhalb
Wpampu, eröffner fi) die Mündung des Sluffes Von Cans
ton immer mehr, und wird allmälih zu einer weiten Meeres⸗
bucht, der fehr viele, zerſtreute, größere und kleinere Inſeln vors
liegen, deren eine auch die an fich unbedeutende Macao (Ama
Sao bei Gemelli Careri, Sao mun in ber — Schif⸗
ferſprache) iſt.
So wie ein Europäer Schiff") zwiſchen dieſen Inſeln er⸗
ſcheint, welche ber Einfahrt vorliegen, zeigt ſich fogleich ein Pilot,
"der es in die Macao: Strafe geleiten fol. Die Einfahrt iſt
ohne alle Gefahr, auch fegein die meiften Schiffer weiter, ohne
den Piloten abzumarten, ber bei fchlechtem. Wetter zuweilen an
Bord kommt. Deffen Name wird aber im Keun min fus:Büs
reau, bei Macao, aufgezeichnet, und für die Licenz der Ein: -
fahrt hat das Schiff 600 Dollar zu sahlen. Der Pilot ift haͤu⸗
fig aus ein gemeiner Fiſcher, zur Metbung beim Buͤreau beftellt,
das nun den. Maß auszufertigen hat, weicher zur Einfahrt in bie
vo) P, Auber China an, Ontlins eh. IV. British — with |
China p. 123 ete, :
⸗
840 Oſt Aſien. Wafferfofteme. I. Abſcha. $. 82.
Bocca Kigris, wie überhaupt die breite Mündung bes’ Gap:
ton-Fluffee von den Europaͤern genannt wird, und nach WB bh am:
pu nothiwendig if. Auch die Griechiſchen Schiffer mußten, wenn
fie in irgend einem andern Hafen ber Aegpptifchen Küſte ertappt
wurden, fhwören, daß nur widrige Winde fie dahin getrieben,
und ſich fofore zum Einlauf nah NRaufratis bequemen , wir
alle Eurgpäer Schiffe nah Whampu. Einen Beſitz kanm kein
Europaͤer weber hier noch in Canton haben, fondern jede Etek:
if dort nur von ben Chinefm gemiethet. Die Fremden fon:
nen bier keineswegs mit jedem ECingebornen nad) Belieben ver
kehren, nicht von ben Probucten bes Landes nad, Belieben Lau:
fen, nicht im Lande umhergeben wie fie wollm. "Sie find überall
beſchraͤnkt, gehemmt, bewacht 792), wie «6 in der platomifchen
Republik, nah den Staatseinrichtungen der Epidamınier,
’al6 Muſter galt, daß der Staat ſelbſt den für den Handel um
Austaufch der Producte nothwendigen Betrieb in Händen behalte,
Damit die Sitten der Bürger durch den Verkehr mic den Fremd
Ungen nicht verberbt würden. |
Jedes Europäer Schiff muß fogleih einen Pao hing, bt
einen Sicherheits-Raufmann ?), von Staatswegen ann
men , einen Linguiften ( Doimetfcher) und einen Maͤkler, che es
ausladen darf; es muß eine gefchriebene Deelaratior, in Dupks
cat, über feine Waaren abgeben, und oftenfibel bezeugen, daß es
kein Opium enthalte (das officiel als Contrebande gilt, aber dis
nen Hauptartikel des Verkehrs mit China ausmacht), Dom welcher
Erklärung nur bie Compagniefchiffe audgenommen find. Der
Linguift beforgt alle kleineren Geſchaͤfte, und echält von jedem
Schiff, dem er gedient, vor befien Abfahrt 173 Dollar. Dee
Pao hing iſt refponfabel fe jede Pflihterfüllung, fowol bins
ſichtlich der wichtigen Abteagung ber Zollgebühren und Abgaben,
als auch für das übrige gehorfame und ordentliche Betragen bes
Mannfchaft des ihm zugetheilten Schiffes. Die Hengs find
aber Die einzigen Kaufleute in Canton, welche bucch das Eais
fertihe ausſchließliche Priviiegium bes Chincahan:
dels mit den Frembden, dad Momopol biefes Verkehrs im gan»
zen Befig haben. Hong, bang heißt im Chinefifchen Handel
tseiben, ‚und bezeichnet zugleich ‚bie Zrlviligizte Chimefifche
301) Reumann, die Shinefen ımb die Engländer a. a. O. S. 149.
»2) P. Auber a. 0. D.
V
Canton, das Welt · Emporium. 841
DandelöCompagnie, welche im Auftsag des Staats den
Europaͤiſchen Compagnien entgegen teil. -
Der erſte Verſuch von Seiten der Chinefen biefes Monopol
In die Hände eines einzigen Falferlihen Raufmanne (Hops
po) 23), der große Summen dafür an den Staat zahlen mußte,
niederzulegen, batirt fich exfl vom 3. 17025 er wurde damals von
dem Supercargoes der Europäer das Handels Monftrum
genannt, und man hoffte auf feinen baldigen Sturz. Auch fahe
er fi bald genöthige Andere an feinem Gewinn Theil nehmen
zu laſſen; zur Führung bdeffelben kamen nad) und nach beflimmte
Megulirungen. Bei Befleigung bes Throne zeigte Kalfer Khiens
Long ein Beſtreben, den Handel mit den Fremden auf eine ges
rechte Weife zu ordnen (im Jahre 1736). Den Englifchen Schifs
fen wurde beim Ausladen der Waaren zu Whampu der Zoll
von 10 Procent Abgaben durch ein kaiſerliches Edict erlaffenz
Dagegen bie Auslieferung ber Kanonen und Amunitionen wähs
send des Aufenthaltes anbefohlen. Die Manbarinen proclamies
ten das Edict 9%) öffentlich, und verlangten von den Briten das
bei, wie von den Chinefen, die Ceremonie der neunmaligen Pros
ſternation, als vor einem Act ber kaiſerlichen Gnade. Da dies
von den Briten verweigert wurde, erließen bie Beamten auch bie
Befreiung vom Zoll nicht, und die Engländer unterliegen es, ihr
Geſchuͤtz auszuliefern. Die baldige Erfheinung des berühmten
Englifhen Commodore Anfon, mit dem erften Britifchen Einige
lichen Keiegsſchiffe, im Hafen von Canton (im J. 1741
und 1742), um bafjelbe zu verprovianticen und auezubeflern,
führte neue Misverftändniffe herbei; fein Andenken wurde in der
Benennung dee Anſons⸗Bay, in einer Slußverengung unter
halb dee Whampoa⸗Inſel, erhalten. In jener Periode (1757)
wurde jeder Verkehr der Ausländer in den andern, mehr öftlichen '
Häfen, durch neue Edicte völlig abgefchnittenz alle Verſuche ber
Engländer , fich noch anderweitige Stationen auszuwirken, mits .
taugen. Die Kaufleute von Canton thaten alles, fi birs
Monopol zu erhalten, und bie Generalgouverneute der Provinz
Hatten ihre guten Gruͤnde ebenfalls beim Gouvernement da fuͤr
zu ſtreiten.
Außer dem taiſe rlichen Kaufmann, fuͤr den das Ges
ſchaͤft mit den Fremden allein zu beſtreiten unmoͤglich ward, Heß
92) P. Anber u & p IM. »% hend, p- 102, 16... .
842 DfteAlien. Waſſerſyſteme. I. Abſchn. $. 82.
die Chineſiſche Staateverwaltung ein neues vaͤterlich Tautendes
Edict ergehen: Angeſehene, reiche, treffliche Männer ſollten ber
vortreten, denen dieſer Handelszweig übertragen werden koͤnne, bie
zugfeich die Bürgfhaft übernehmen Tönnten und wollten, für
alle dabei etwa vorfalfende Unbill. So entſtand bie urfprünglid,
aus XU Mitgliedern befichende Yangbingfhang (Yang
hing nad der Gantoner Ausſprache hang, daher die Hong
Kaufleute ded Oceand), d. 1. die priviligirte Chinefifche
Gompagnie für ben auswärtigen Handel), die zwar,
in Coipore, für das gefebliche Betragen der Sremdlinge Bürgs
‚Schaft leiften muß, die aber den Pao hings wiederum für das bes
fondere Schiff Buͤtgſchaft auferlegt. Mit irgend andern Nichte
peivilegieten Leuten zu handeln, iſt gefegwidrig; die Dong
fegen daher ganz mad; Belleben die Preife der Waaren feſt; bie
Gontrebande wurde daher nothwendig, um biefe Privilegirten
zu zähmen, und ben Marktpreiſen nur einigermaßen näher zu
rüden. Die dortige Contrebande, d. h. der Handel mit Nicht⸗
privilegirten, iſt aber eben fo unficher als gefährlich, weil den
Chinefifien Banqueroteur und Betrüger zwar bie Strafe teifft,
ber dem Fremden Fein Recht nah Klage und fein Erſatz dei
Verluſtes; denn die Eonfiscation der Wearen gefchieht zum Wer
xheil des Chinefifhen Fiscus; der Verluſt ift jebesmal auf Seite
des Fremden. Die eigenchümlichen Einrichtungen ber Chineſiſchen
Staatswirthſchaft gegen die Fremden, haben in unuͤberwindliche
Schwierigkeiten verwickelt. Die Bürgfhaft der Pao hing für
die Schiffewelt einer fremden Marine, voll roher, unfittlicher Sees
‚leute und Hanbetevolt, das am Geſtade von Canton nur auf
‚feinen größtmöglichften Gewinn ausgeht, iſt, im Verhältnift zu eis
mer fo mistrauifchen Polizei und eines’ fo eigennügigen einheimi⸗
gehen Gouvernements, eine fo gefährliche Aufgabe, daß fih nur
‚felten bazu wohlhabende und dabei rechtlichgeſinnte Männer vers
fi chen werden; wer aber einmal dazu vereidet ift, kann fih nad
G hinefifcher Staatspraxis nie wieder bavon loßfagen, und er muß
ſieh von feinen eignen Staatsbehoͤrden alle nur möglihen Ernie
derigungen gefallen laffen, die ben wenig: geachteten KRaufmanııde
find in China überhaupt treffen, zumal bem mit dem Ausland
in Verkehr tretenden, daher: in biefem Werpältniß alled voll Lug
und Zeug.
wos) Reumann, bie Spinefen und die Engländer a. 4, D. ©. 142-162
‘
’
“Canton, das Welt» Emportum. 843
‚ Die Europäer verlangen. vofi- ben Chinefen, einem
freien Handel, keine privilegirte Monopoliſten, fie wollen ihre
Proceſſe von den Chinefifchen Landesgerichten, nicht von ber
Handelskammer (Kongfo) ded Hoppo ober ZdNHops
p0%), fo heiß: in neuerer Zeit die Behörde, welcher die Genes
tale Intenbanz Über den Sechandel Übertragen wurde, und
dee Hong gefchlichtet fehen. Aber die Mandarinen fügen:
Keineswegd; die Gnade des Kaifers vergönnt euch fremden,
‚Barbaren bie Producte des Mittel:Reiches einzutanfchen, ohne
die ihe nicht leben koͤnnt. In ihrer väterlichen Fuͤrſorge weiſet
fie euch die ehrenwerthen Männer zu, mit denen ihe handeln follt
And müßt; mit euch Barbaren fetbft will fie nichts zu thun has
ben. Wir kennen euch nicht; ihr folle euch auch nicht um uns
befümmern, nicht um unfern Staat, um unfere Sprache und
" Riteratur, deshalb geben wir euch bie Tongſſe (bie Lingui⸗
fen), die eure. Sprache verftehen. Für euer gefegliche® Betra⸗
gen“bürgen und unfere Hong. —
Wirklich iſt es ſtrenges Verbot, den Fremden in der Chines
ſiſchen Sprache Untercicht zu geben, es iſt ſtrenges Verbot, für
die Fremden in der Chinefifhen Sprache”) ihre Petitios
nen an bie Behörde des Hoppo am Thore von Canton ſelbſt
abzugeben, die® kann nur in ihrer eigenen Mutterfprache gefches
ben, aus ber fie von ben Linguiften erſt überfegt wird, und nur
allein der Präfident der Britiſch-Oſtindiſchen Compagnie kat, feit
1814, dieſes große Vorrecht, in Chinefifher Sprache feine
Detitionen einreihen zu dürfen erhalten. Es ift ferner ſtrenges
Verbot irgend ein gedrudtes Chinefifches Wert an die Frem⸗
den zu verlaufen. Prof. Neumanns in Canton mit ſelte⸗
nem Eifer zufammengebrachte, reihe, Chinefifhe Biblios
thet, deren wohlwollender Mittheilung mancher ihrer Schaͤtze
auch wir in gegenwärtigee Arbeit manches intereffante Datum
verbanten, Eonnte nur unter der Rubrik als‘ „Ballen weißes.
nicht bedrucktes Papier” durch die Thoͤre von Canton mit gro:
fer Gefahr ausgeführt werden. Ihnen ift es Herabwuͤrdigung,
wie den Byzantiniſchen Griechen, ihre erhabenen Geiſteswerke den
Barbaren in die Hände zu geben. Andere Artikel find aus Staates
*) Two Edicts from the Hoppo of Canton to the Hong Merchants
20. Oct. 1825. transl, b, Davis in Transact, of the ee As.
Soc. Vol, I. p. HI. ”) ebenb. p. 544.
-
\
844 De Aſien. Wafferfofeme. J. Wfhn. $ 82.
genden auszuführen verboten, wie... B. das Eiſen, wie kai
Römern, wo Todesſtrafe darauf ftand, obwol das Chinefifche Eis
fen ſchlecht IfE und beffen Ausfuhr nur mit Bambusfireichen bes
ſtraft wird. Nur Tauſchhandel (Mob ih) iſt erlaube, d. b.
die Fremden dürfen baares Geld mitbringen und damit zahlen,
abır Beine Wechfelgefehäfte, keine Geldanleihen machen; edle Me:
alle, wie Gold und Siffe, d. i. reines Silber (Siffe
heißt eigentlich fehe feine Seide, in Canton ifl dafür der Aue⸗
druck Wanpin gebraͤuchlich) auszuführen, iſt fireng verboten.
Dem ungeachtet wird nirgends mehr gewuchert mit Gelde als hier;
Curopaͤiſches Geld wurde häufig zu ſehr hohen Procenten, in
Canton meift 12 bis 18 Procent, an bie Hong Kaufleute ſelbſt
untergebracht, wobei die Europäifchen Wucherer fehr große Capita⸗
lien gewannen, ober wenn Unglüd fie traf auch wieder verloren,
ein Hozarbfpiel, das dazu beitrug bie Hongs zu verderben, und
ihre Banquerote zu mehren, bie In ber neuen Zeit ungemein jus
"genommen haben. Gegenfeitige Erbitterungen, Streitigkeiten, Zant
und Hader nahmen natürlich hierdurch immmer mehr zu, fo mie
dee Vorwurf ber Europäer gegen bie Chineſiſche Falſchheit, daß
fie die Betrüger nicht dor Gericht zögen, ihnen ben Aufenthalt im
Ganton nicht: verweigerten, den fie doch ben Europäern verfagten ;
daß fie ſtatt der falirten Hougs keine neuen, honetten lieber
in diefe Affociation oufnähmen u. del. mehr.
Wirklich ift die Stellung dee Hong, bei der privilegirs
zen Compagnie, keine bes nationalſtolzen Chinefen würdige;
das Chinefifge Kaufmannshaus jedoch, daß den großen Geminn
derſelben zu theilen begierig iſt, laͤßt das unbrauhbarfte und
dümmfte Glied feiner Familie in die Hong: Compagnie ein⸗
fchreiben, über biefe bricht nun in ben vorfommenden Misverhäfts
niffen, an denen es nie fehlen kann, ber ganze Zorn und das
Unwetter, alle Schmähreben der Gouverneure, Groß: Mandarine
und Ercellenzen los, wenn die Barbaren irgend wie empoͤreriſch
und vebellifch erfcheinen. Alle nominelle Hongs, welche dieſe
Compagnie wenigfiend repraͤſentiren, rechnet man zu den bomics
teften der Chinefen, und nur ein paar Schlaukoͤpfe follen «6 ums
ter ihnen feyn, die ſtets bie Angelegenheiten leiten.
Diefe privilegiste Compagnie der Yang hing (hang) ſchang,
erhebt den Zoll der Staatsverwaltung von bem ‚Handel
dee Fremden; aber außerdem auch noch befondere Abgaben von
den vorzuͤglichſten Handeldartikeln, wie von Tuch, Baumwoll⸗
-
Canton, das Welt⸗ Emporium: 845
waaren u. a, um davon die Squlden der einzelnen Glieber dee
G ompagnie zu beden, die etwa falllten ; auch unterftügen fie da⸗
mit die Summen, die fie für ihr Privitegium zu geben has
ben, den jäßrlichen Beitrag, den fie zur Befoldung der Are
mee liefern, oder noch auf außerordentliche Meife beitragen’ (f.
Aften Bd. I. S. 471), die Abgabe die ihnen zus Ausbeffes
eung der Uferbauten des Hoangho auferlegt iſt, das bes
Deutende Sahresgefhent an den Kaiſer u. f.w. Durch die
Falliſſements der Hong Kaufleute, die in biefer Corporation nicht
felten find, verringert ſich natürlich Ihre Zahl Immer mehr, bie
GConcurrenz vermehrt fih wie der Gewinn ber Zuruͤckbleibenden,
aber zugleich auch die Abhängigkeit und der Verluft ber Fremden,
wodurch unzaͤhlige Urſachen zu Klagen entſtehen mußten.
Die Verſuche dee Briten gingen in neuerer Zeit 'bahim;
fi von biefer Abhängigkeit zu befreieny nicht mehr fir Barba⸗
ren zu gelten, und nicht wie Piratengefindel behandelt zu wer⸗
den; fie wollten eine neue Handels⸗ und Fremden⸗Ordnung von
den Chineſen erzwingen (a fundamental reformation of the old
Systeın) 7%); alle andern Nationen ſchloſſen fih, in ihren des⸗
falfigen Eingaben, an fie an; nur bie Nordamerikaner nicht, bie
ſchlau einen Bruch der Briten mit Chinefen erwarteten, ber auch
nahe genug ſchien, um babei ihren Vortheil zu ziehen. Der Ges
neralgouverneur, Li Ercellenz, in Canton gab in kalter Mäßis:
gung die Antwort: er, Lönnte wol die Petitionen ber Fremden,
ihnen, mit Verweis zuruͤckſchickken; aber als Zeichen feiner Partels
Tofigkeit gegen bie Fremden, fende er fie nad, Peking. Doch gebe
er ihnen zu bedenken, wie voll ber Herbſt in China fey, wie reich
feine Berge und Thäler, wie uͤberſtroͤmend fen Nationalſchatz,
tote ärmlich der Zufchuß dee Abgabe ber Fremden zu folder Fülle,
wie wenig Werth koͤnne fein Kaifer darauf legen. An den Kais
fer berichtete Li: Wir haben in Canton Amerjlaner, Inder
(Tientſchu), Parfen, Engländer aus Indien (Keang eo oder
Ktang heo, d. i. Englifhe Schiffe aus Indien), Spanier (Schi⸗
pa niya, auch Liufon von der Manilla »Infel Lucong), Hol⸗
länder (Holan ober Hungmaou; d. h. Rothhaarige, naͤmlich
Blonde), Granzof en (Fo lang ki, d. i. Franken), Portugiſen
(Pu kiuh yu) u. a. m. Obgleich deren Betragen insgeſamt in
Biziehung auf Ruhe und Unterwürfigkeit vieles zu ne
79%) Canton Register 1829.
848 DfiAfen. Wafferfofteme. I. Abſcha. $. 82.
hbrig laͤßt: fo find fie bach bei weitem beffer als bie Englän:
ber (Ting titt). Die Herrſchſucht und Unverträglichkeit dieſes
Volke ift nicht auszuhalten; das bemeifen die Vorfälle unter ber
Megierung bes vorigen Kaiſers ( Kea King) Sie geigen nur
nah Gewinn; obwol nun von ihnen nichte zu fürdten iſt, fo
muͤſſen wie body vorbereitet ſeyn, fie tönnten wol einmal wiebe
Macao angreifen 790) (e6 ift bie Einnahme von Macao duch
Admital Drury 1807 gemeint). Der kaiferlihe Sof ließ einige
mitdernde Negulative ergehen; er vermehrte die Zahl ber Beiſitzer
des Handelsgerichts (Kongfo), befahl Auszahlung von Schuiben
an bie Fremden, fegte ben boden‘ Gold der Linguiften und Mäb
ler herab, erlaubte nad) gelöften Päffen den Fremdlingen mit eb
. genen Booten von Canton nad Macao zu fegeln u. a. m. Die
heftigften Streitigkeiten ſchienen zu ruhen, als die Englifchen Han⸗
deisherren duch Mitnahme ihrer Frauen aus Macao, in ihre
Kactoreigebäude nad Canton, während ihrer bortigen Handels⸗
gefchäfte im September 1830, ohne darum bei den Chinefifden
Stantsbehörden um Erlaubniß anzgufragen, die freilich nicht gege
ben worden wäre, von neuem als Empörer gegen das Himmli⸗
fche Reich erfchienen. Denn in, deffen Gefegen if den Sanfu,
db. i den Weibern ber Barbaren, jeder Zutritt zu demſel⸗
ben abgefchnitten, aus Furcht, es möchte buch Vermiſchung ber
felben mit den Eingebornen eine antinationale Bevölkerung ent
ftehen, weil fie nach ihrem officielen Ausbsud ſchon Mäuler
genug haben, und weil ohne das bei bez übermäßigen Popula⸗
tion, und dem Ueberfluß von Meibern, jährlich ein großer Theil
dee neugebomen Mädchen im Lande ausgefegt wird. Dem Ber
brechen der eingefhwärzten, fremden Frauen, das bem Chi⸗
nefen um fo barbarifcher erfcheint, da niemals Chinefifche Kaufs
leute ihre Familien mit in die Fremde nehmen können, bie fich
(naͤmlich 'die angefehenen Engländerinnen) auch in den Gärten
der Englifhen Sactorei in Canton fehen ließen, wurde ſogleich
durch ein ſcharfes Piacat begegnet, in welchem ber Befehl aus⸗
ging, die Barbaren: Weiber auszutreiben (derfelbe Ause
druck im Chinefifhen, womit man das Austreiben der Thiere aus
dan Meisfeldern bezeichnet). Zwar kam es nicht zu Thaͤtlichkei⸗
un; nad) ber Ruͤckkehr ber Britiſchen Gefchäftsieute aus ihrer
ı 19%) Canton Register Nr. 7. 1830.
‘ $4
Santon, das Welt» Emporium. B47
Canton Factorei nach Macao, begnügte man fidy nur damit, die -
Factoreigebäude zu befhimpfen, und Staketen ber Gärten einzus -
reißen ; bie Erbitterung wuchs durch diefe und andere Scenen,
Die Kaufleute von Macao trugen in bdiefer Spannung beim
"Parlamente darauf an, weil in dem Factoreiſaale auch bad Pore
trait des Könige duch den Gouverneur befchimpft worden war,
— er hatte fih ihm mit dem Rüden vorgefegt, — fie aus bies
fen unerträglichen Zwange zu befreien, mit Gewalt zu verfah⸗
ven, eine Infelftation ale Eigentbum an der Chinefifchen
Küfte zu erobern. Sie ſchlugen dazu die Infel Einting von
die im N.D. von Macao, in der Mitte der Mündung des Gans
ton: Sluffes liegt, und als Kriegöftation deſſen ganze Einfahrt
beherrſcht. Andere der Vorſtaͤnde der Oſtindiſchen Compagui⸗
gingen auf neue Verſuchsſreiſen aus (nad Marjoribanfe
Borfchlage, wie Lindſay im Schiff Lorb Amherſt, f. ob. S. 814),
um andere Handelseingänge in das Rei fih auf Privatwegen
zu eröffnen. Noch Andere, denen Canton von allen Orten,
wegen ber Entfernung vom Centrum bed Reichs, von dem Thee⸗
provinzen, und den Fabriffläbten, wie von ber Mordrefidenz, dee
unpaffendfte zu feyn ſchien, ſchlugen bie Häfen von Zus .
kian und Tſchekiang vor, um dort. den Handel zu erzwingen,
ober wie Urmflon 3%), die Befignahme ber Tſchuſan⸗JIu⸗
fein, zur Uebertragung bee Engliſchen Factorei von Macao
dahin, um jenem Hauptcentrum dee Seiden⸗JInduſtrie und
der There: Erzeugung am nähften zu ſeyn. Man technete
dabei wahrſcheinlich auf die Zuſtimmung ber Zufianlang usb
der Tſche kian lang; auf die Theilnahme ber ungebändigten Berg⸗
voͤlker, von denen ſich diejenigen aus der Provinz Kuangfi die
vor einiger Zeit in Canton geweſen fepn follen, noch Mings
(hin, d. i. Leute dee Ming Dpnaftie nannten (f. ob. ©. 773) 5
ferner auf den Haß der Chineſen überhaupt gegen die Oberge⸗
walt der Mandfhu, auf den Gewinn der Nation und ihre
Einfiht in ihren eigenen Vortheil, auf den Beifall ber zwar
unter Kaiſer Keaking verfolgten, aber keineswegs [yon qusge⸗
sotteten, reformicsnden Secte dee Sauhbo hwuj, d. b. der
Trias⸗—Societaͤt (die drei Principe: Thien, Te und Jin, find
»°°) Jam. Brabazon Urmston late President of tie East India Factor.
'at China, Pamphlet, Lond. 1834. ſ. ig Asiat. Journ. N. Ser, 1834.
VoL XII. p;120
j
-
‘
848 OfrMfem Waflerfofteme 1. Abſcha: $. 82;
Himmel, Erde, Menſch) coh), die in viele den Sreimaum
orden verglihenen Beüderfchaften vereint, buch das Bin⸗
nenland von China wie duch feine Colonifationen bi
Java flark verzweigt ſeyn foll, und auf Anderes mehr. Denn
tine gewaltfame Verlegung des Chincfifhen Territoriums
würde nicht ohne Erwiberung bleiben, und bie Befisnahme der
Heinften Infel, könnte nur mit einem Kriege gegen bie ganze Da
naſtie enden.
Ob diefe Briten den Gewinn ihres Handels, bee für fie
führe groß iſt, nicht bei dieſem Calcul zu hoch für das Chineſiſche
Reich anfhlagen, und dadurch zu falfchen Specufationen gelans
gen, und ob das Ehinefifhe Gouvernement, das fich durch feine
ſtabile Conſequenz nue allein ſcheint flügen und halten zu koͤn⸗
nen, deshalb auf Ausnahmen eingehen würde, die es bisher gän;-
Uch von ber Hand wies, find andere Fragen, deren Beantwor:
tung nuc aus der nahen Zukunft hervorgehen könnte, in melde
der freie, von den Sagungen der Oftindifhen Compass.
nie entfefjelte, Britiſche Handel allerdings’ eine neue Hera herbei⸗
führen mag. Ob ein freigegebener Britifcher Handel nach Chin
aber eine bieffere Hera deffelben herbeiführen wird, wird eben
falle von den bisherigen erfahrenen, obern Leitern bes Compag⸗
niehandels wenigſtens bezweifelt. Auf jeden Fall, fagt man, wird
er nur ſchlecht ern Thee für höhere Preife liefern. Das bie⸗
herige Handelsfyftem der Oſtind. Compagnie brachte 4*
Millionen Pfund Sterling Revenuͤen ein, und beſchaͤftigte eine
Flotte mit 2500 Seefahrern; es war in ſich trefflich organiſttt,
nach der Erfahrung von zwei Jahrhunderten, und durch das Be⸗
duürfniß fo entſtanden wie es iſt). Die Amerikaner hats
ten alle Vortheile im Handel mit China duch das Englifde
Syſtem erhalten, fie hamdelten in China, bisher, unter Englands
Schutze, und deſſen Feſtigkeit und Oppofition gereichte auch ihnen
zum Vortheil bei ihren Unternehmungen. Bei einem freien Bew
kehr von Seiten ber Briten, muß diefes Verhältniß ein anderes
werden, bie Stellung ber königlichen Beamten in Macao wird
ganz andere Aufgaben zu Löfen haben, und bie größte Energie zu
zeigen genöthige fepnz- es iſt die Trage, ob ſich Chinefifche Dong
so) On the Triad Society ia Transact. of the Roy. Asiat. Soc. of
Gr. Br. Lond. 1826. Vol. I. P. II.; und Asiat. Jourm. Vol XXI,
1826. p.378. ®) J. Fr. Davis Mem. concern. the Chinese L. c.
in Transactions of the Roy. Asiat. Soc. T. I. p. 16. .
x
‚Canton, das Weit⸗Emporium. 849
aufleute finden werden, die ſich fuͤr die Privatſchiffer der
remden bel ihrer Regierung In der Art verbuͤrgen werben, wie
es bei dem Hanbel mit den Compagniefchiffen der Fall war.
Ein frifcher, unbefangener Beobachter und Forſcher der fo
genthuͤmlichen Natur und Literatur diefer Chinefen, unfer verehr⸗
e Freund, Prof. Fr. Neumann, dem wir, in Beziehung auf
‚anton, das er fich eine längere Zeit zu feinem Beobachtungs⸗
uncte wählte, fhon manche der oben mitgetheilten Intereffanten
dotizen verdahlen, bemerkt, bag in biefem Lande nicht ber Zur
all, fondern die Vorſchrift die Lenkerin der Dinge ſey; baß die
Ipnaftien zwar wechfeln aber die Politit in China, wie beins
tömifhen Stuhle, biefelbe bleibe; Fremde bleiben Ihnen Fremdb⸗
inge. Sie erkennen zwar wol auch andere civitifirte Staa⸗
en (Wai kue) an, ja fie ruͤhmen fie in Ihren Schriften; aber
sbina, fi id) feibft genügend, reich) an allen Producten, Fabricaten
md an einer nach ihrer Anficht claffifhen Bildung bedarf ih⸗
er nicht. Wollen fie aber, ducch ihre Unterthanen mit der Mas
eftät des Himmtifhen Reiches Verbindungen 3) eingehen, fo müfs
en fie vor allen Dingen ihre bacbarifche Widerfeglichleit ablegen
und fchweigenden Sehorfams fih an die tributbringenden
Staaten anteihen: denn Chinas Grundgefeg, in feiner aus⸗
waͤrtigen Politik, ift e8, nicht mit unabhängigen Staa⸗
ten zu verkehren, denn die Chinefifhe Sprache hat
Fein Wort für Voͤlkerrecht y. Der Europäifch: diplomati⸗
(he Ausdruck Fariat, in einem frühern Schreiben, den König vor
Portugal einen Bruder des Kalfers von China zu nennen, ers
regte eihft bie größte Wuth ber Chinefifhen Mandarine. Die
fremden Geſandten ber Völker haben bis heute erſt bei dem Late
ferlihen Sitten: Kribunale (dem Lipu) anzufragen, ob
und wie fie zugelaffen werden können, und dann können fie
nur tributbringend erfcheinen; ſelbſt von der glängenbften
der Britiſchen Geſandſchaften, die von dem Kaiferhofe auf das
allergnädigfte "empfangen wurde, aber doch für bie Verhältniffe
des Handel® ohne Erfolg blieb, heißt «6 in den gefammels
ten Satungen der regierenden Dynaſtie ( Tay tsing hoei tien
Lib. CCCXCY. p. 12), daß: Ma ſcha or ni (d. 1. Lord Mas
8) Abel Remust # sur l’Ambassäde da Lord Amherst 1816. in Me-
langes — Paris 1828. T. I. p. 431— 461. *) & Neu⸗
mann, bie Chineſen und die Engländer a. a. O. 1832. ©. 138.
Ritiee Erdkunde IV. Sb
a,
850 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. 1. Abfchn. $. =.
cartney) fein Piano (d. i. untertbäniges Schreiben
ehrfurchtsvoll Eniend überreiht habe.
Es ift in China Princip den Srembhandel, aus Staat:
zweden, zu erſchweten ; die Chinefifchen Staatswirche vr
Phitoſophen fagen: Thee und rohe Seide, zur Mahrer:
und Kleidung dem Lande unentbehrlich, werden ausgeführt «=:
China, indeß die Bedürfniffe des Volks durch die fremden Er:
tenheiten (Uhren, Spielwerke, Bilder u. a. m.) nur vermekz,
und die guten, alten Sitten verdorben werden. Der ausmär:
tige Handel, von dem bee Schleihhandel (zumat c:
Opium) unzertrennbar, bringt China’ nur Nachtheil; das Lan!
ift übervölkert, der Boden weicht kaum für bie Nahrung bin, tie
Regierung muß daher zuerfi für ba8 Nothwendige und Mus:
liche forgen. Zeemdichiffe mit Reistadungen find daher zu
allen Zahreszeiten frei von Abgaben, ja diefe Zufuhr von Cochin
China und ben Philippinen ſucht man ‚auf alle Weife zu för:
dern. Die Importen aus Indien und Europa beſtehen aber fa
insgeſamt aus Luxusartikeln, wozu auch dad Tuch gerechnet wer:
den kann; denn bie Chineſen brauchen Bein fo feines, engliſces
Tuch, im Süden gar keines, und im Norden Chinas kann man
daſſelbe aus Tuͤbet beziehen, wo genug MWollenzeuge gewebt mir:
den. Die Einfuhe von Eifen und Zinn find vielleicht die ein-
zigen dem Lande twahren Vortheil beingenden' Probücte, Als im |
"Sabre 1831 die Britifhen Erporten nah China im Banm:
wollengarn (Cotton Twist) 805) fehe zugenommen hatten, ba
richteten die Supercargoes den Directoren der Oftindifchen Com:
pagnie, daß in drei Diftricten ber Umgebung von Canton ba:
‚über bei dem Volke Empörung ‚ausgebrochen ſey. Sie klagten
laut,’ daß man ihren Weibern und Kindern den Nahrungsjmeiz
nehme, ben fie bisher durch das Spinnen gehabt, und ihr Ent:
ſchluß fey, alles fremde Garn, das man ihnen zuführen werd,
hinfuͤro zu verbrennen. |
Bei einer immenfen Poptlation, bei einer unter aıı
Arten der Climate und auf dem verfchiebenfter Boden fehe
weit gediehenen Agriculture, bei einer faſt auf das hoͤchſte gu
fleigerten Induſtrie, in den verfhiedenartigfien Bebürfniffen, bei
dem Ueberfluffe fo vieler der koͤſtlichſten Producte, bei dem Um:
"fange eines Reiches duch alle Climate und Productionen, das '
205) P.' Anber China an Outline I. c. p. 68.
f
!
Canton, das Welt Emporium. 851
fi feiner geograpbifhen Lage und Beſchaffenheit
nah vollkommen felbfi genügen Tann), in allem was
Waſſer und Land, Berg und Thal, der Norden und Süden dar:
bieten kann, zwiſchen 20° bi6 50° N.Br., und bei einem außer⸗
ordentlichen, unermeßlihen Binnenhanbel nach allen Direc⸗
tionen, ſey es zu Lande, von Korea bis Klachta, Sti,
Kodjend, bi Yünnan, Ama, Afam, H’Raffa, Ins
dien, Kaſchmir und Bodhara, oder buch Binnenſchiff⸗
fahre auf den Fluß: und Canal⸗Syſtemen, oder duch |
Cabotage an dem teihentwidelten Küftenfaume, von ben Ja⸗
panifch: Koreanifhen Gewäffern, hin, bis Tunkin und Siam, —
bei allen dieſen Vortheilen eines Staates, wie ber Chinefifche,
kann man wol in den anmafend fheinenden aber wahren Aus⸗
ſpruch deſſelber mit einftimmen, er bedarf wirklich der Waa⸗
ven ber vier Meere, d. 1. des Auslandes nicht, fo we:
nig wie fo manche andere, reich begabte, füdliche Länder der Erde -
(3. B. auch Japan, Indien u; a.) derfelben keineswegs bebürftig find,
Das Beduͤrfniß des Chinefifhen Handels iſt daher mehr
auf der Europäer Seite, denen auch bie eingebildeten Bebürfniffe, -
wie There, Tuſche, Seide u a. m, zu wirklichen geworden
find, wie dies bei den Chinefen bis jegt noch nicht mit ben Eng»
liſchen Waaren (nur eine, das Opium ausgenommen) ber Fall
war, es ‚aber mit der Beit wol werden könnte, Der Gewinn
an Zollabgaben von einigen 100,000 Taels, fagt aber, das Ta
Hoppo Edict?) vom 20. Oct. 1826, wäre für den Chinefifchen
Schatz eine zu große Kleinigkeit, um ihn nicht leicht entbehren zu
Eönnen. Der Wegmeifer der Provinz Kuangtong (Lanton)
giebt zwar die Einnahme bed Seezolles, dafelbfi, nur auf
48000 Unzen reines Silber (Zeang) an, dies iſt freilich viel
zu wenigs aber auch noch fo hoch tarist wird fie ſtets gering blei⸗
ben, gegen die Stante:-Einnahme des ganzen Chinefifhen Reiche,
bie. Neumann, nad den neueften Autoritäten auf 60 Millio⸗
nen Leang anſchlaͤgt (nach der Chinsfifhen Staattgeographie
vom Jahre 1790, an 40 Millionen) 8).
Das junge Beduͤrfniß des Theetrinkens ber Europäer,
feit dee Mitte des XV. Jahrhunderts, und der zum Beduͤtfniß
*) J. Fr. Davis Memoir concerning the Chinese (May 1823) in
Transactions of the Royal Asiat. Society of Gr. Br. etc. Lond.
1824. Vol I. p. 1—18. 2) ebend. p. 541. °) Klaproth
Apergu statistiqus de la Chine tir€ de Docum. Origin. I. e. p.17.
Ä 95h 2
N
852 Oſi⸗Aſien. Waſſerſyſteme. I. Abſchn. $. 82.
gewordene Verbrauch bes beraufchenden Opium, bei ben Chi:
nefen, iſt die Hauptangel des Chinahandels in den Getoäffcre
von Canton geworden, deſſen fi vorzugsmeife die Briten in
Indien und in Europa bemäditigt haben. Wenn auf der Met
zu Nifhnei Nowgorob, im Sept. 18233, in Rußland ®",
ducch den Landhandel, auch für 12 Million Rubel Thee um:
gefegt wurden, und ber directe Theehandel der Nordameci:
taner!0) mit China nicht ohne Bedeutung (obwol die Qualitaͤ⸗
ten geringer find) ſeyn ann, da fie auch noh buch Sch Leid:
handel, noch im Jahre 1823, das Britifhe Ober⸗ und Un:
ter:Canaba mit »% feines ſehr großen Theebebarfes verfehen
Tonnten, den diefes doch direct von Canton zu beziehen autorifirt
iſt, ſo ſteht die Summe diefes Verkehrs dennoch in Eeinem Ber:
glei) zu dem Umfag an Thee, deffen fi der Handel der Eng»
liſch-Oſtindiſchen Compagnie bemädtigt hat.
Folgende ftatiffifhe, vergleihende Angaben über den Handel
von Canton aus ber Reihe ber Iekten Jahre, möge zum Be
ſchluß dieſes Abfchnitts in runden Summen eine gedrängte Ueber
ficht der hier herrſchenden Thätigkeit gewähren. In den Sabhım
18233, 18%9, 1830 wurde biefee Handel der Ausländer in
Ganton betrieben, von 162, 205 und 146 Schiffen, davon was
sen im legten biefer Jahre 1830: Compagnie-Schiffe 21,
Englifhe Schiffe aus Indien 50, Nordamerikaner B,
Spanifhe Schiffe W, Poreugififhe 11, Franzoſen,
Holländer, Dänen, Preußen, Hanfesten zufammen
12, Sandbwihs:Infulaner 1 Schiff. Die großen Dflin-
dVifhen Compagnie⸗Schiffe laden aber in der Regel 3 bie
£ mal fo viel als bie Übrigen dreimafligen Schiffe; die Engik
fhen Schiffe aus Indien bringen zwar Ladungen, nehmen aber
meift nur Ballaſt zuruͤck, bie Spaniſchen find nicht direct aus
Europa, fondern von ben Manilas y. dgl. m. Schon Hierans
ergebe ſich das Uebergewicht dee Verkehrs in ben‘ Händen ber.
Briten; noch mehr geht bie aus dem Werte de Waarın der
Eins und Ausfuhr hervor.
Nach Durchſchnittszahlen, Im Fahre 1826, betrug von Nord⸗
ameritanern der Werth der Geſamt⸗Einfuhr in Can:
ton, nahe an 4 Millionen Dollar, wovon die Hälfte (1,841,165
209) Asintie, Journal 1824. Vol. xvu. p- 213. “) ebenb.
Vol. XVIL. p- 5% a
|
Canton, das Welt - Emporlum. 853
Silber in Span. Piaffern), . dagegen die Gef amtsAusfupe
3,731,000 Dollar, bavon faſt 2 Milionen an Thee, das übrige
vorzüglih an Nankings u. a. Waaren, auch fehe vieles nach
Europa, und Sübamerita verfhifft wurde. Die Holländer
führten in Canton, im 3. 18%, ein, für 300,000 Dollar, und
aus, für 450,000; auf Spanifhen Schiffen werben jährlich.
6 bie 700,000 Dollar an Werth umgefegt, auf anderen Schiffen
weniger.
Dagegen ift bie Gefamtfumme der Britifhen Einfuhr in
Ganton % bis 23 Millionen Dollars an Werth, darunter in
neuerer Zeit, Opium, ſtets die Hälfte beträgtz die Ausfuhr
aber diefelbe, zur Hälfte auf Schiffen der Compagnie, zue
andern Hälfte auf Privatfchiffen mit Erlaubnif der Com:
pagnie, nah England, Indien und anderen Drten, wobei ber
Thee, Silber und Seide die Hauptſache ausmacht.
Die Einfuhr des Opiums in China und bie Ausfuhr des.
Silbers aus China find im diefem Lande bei Todesſtrafe vers
boten, und faft alle Monate werden diefe Verbote in ber Hof⸗
zeitung von Peking erneuert; dennoch findet biefer Handel im
weiteften Umfange flatt und nimmt täglih zu. Das Opium’
wird im Drient nicht bloß als Medicin, fonbern, zumal bei Chis'
nefen, zum Nauden und zum Berauſchen in großen Maflen .
eingenommen, was bei Europäern ein Gift ift, wird bei Afiaten
burch Angewöhnung zum täglichen Beduͤrfniß ber Wolluſt. Schon:
bie Aſſaſinen beraufchten, wahrſcheinlich, damit ihre Novizen zu
den Mordthaten; die fo, berühmte Sultanfamilie der Baburis
den, felbft Kaifer Albar, waren dem Lafter des Opium: Raus
ſches ganz ergeben !!); es verbreitete fi aus Perfien durch Ins
dien nah China, und wurde dort, erſt feit einem halben
Sahrhundert, weit allgemeiner, als im Occident dad Tabadraus
chen, das Biet und Branntweintrinfen, aber weit zerſtoͤ⸗
sender für die menfchliche Drganifation. Doch ſchon ber Pore
tugife Barbofa !2), auf feiner Indiſchen Reife (1519), meldet,
dag die Chinefen aus Indien, als Ruͤckfracht, in Ihren Jun⸗
ten (con gran navi che chiamiamo giunchi) ſehr viel Opium
(Ansiam, che noi eliamiamo Opio) —— Roch im
11) Kasim. Ferishta Hist. of the Mahomed. Power in India Transl.
b. Briggs, T. II. 83, 253 u. a. 32) Libro di Odoardo Barbosa .
b, Ramusio Delle Navigaz. Ed. III. Venezia 1563. T: 1. fol. a
854 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. I. Abſchn. $. 82.
Sabre 179% ſchickten die Engländer aus Subien nur efws
200 Kiften (Chest) 813) Opium bireet nad China; früher ver!
ben die Portugifen Canton mit dieſer Waare. Im Indies
aber trat die Dflindifhe Compagnie an die Stelle der Rufe:
männifhen Eroberer, weldhe den Dpiumbandel als Mega
befaßenz; auch die Cempagnie behielt ſich dieſes Monopol ver,
und verfleigerte auf den jährlihen Opium: Märkten im Pac:
na, Malwa, Benares, die Ernten an die Meiftbietenden,
die nun bireet ihren reichiten Abfas in Chima fanden, we ir
N Waare bald die größte Nachfrage fand. Das Chinefifcye Ger:
dernement verbot zwar auf das firengfte die Einfuhr dieſer Waarı,
als die Geſundheit zerflörend, bei den ſchwerſten Strafen; abır
nad einem Durdfchnitt der 5 Jahre, 1821 bis 1826, war bie
mittlere Confumtion von Opium!) in China ſchen
auf 7180 ſolcher Kiften (Chest), 8 Millionen Dollar an Werth,
gefliegen, fo daß damit der größte Theil der Summe der Zahlunz
der Chinefifhen Waaren aufgewogen ward, denn „manche die
Kiften Opium kann bei hohen Preifen zu einem Werte don 300
— + di6 4000 Dollar fleigen. Seit mehrern Jahren legt ſchon en
ganze Dpiumflotte, von 20 bis 5 Schiffen, zu 400 bis 50
Tonnen jedes an Gehalt, mit jener Waare, die nur als Con:
trebanbe in China eingefhmuggelt werden kann, jühn
lich an der einen Kelsinfel Linting an, die in dee Mitte rer
ber Bocca Tigris liegt, und von dort aus ihre Waare unterbringt.
Die Oftindifche Compagnie hat von jeher den Chinefen erklaͤn,
daß fie an diefem ungefeglihen Handel Beinen Antheil me&me,
daß ce nur von Privarhändiern geführt werde, und direct iſt dies
auch ber Fall; aber indirect iſt fie die alleinige Beſitzerin des
Opium-Monopols in Indien geweſen. Die 500 bis 6
Chineſiſchen Kriegsſchiffe, die fletS auf der Bocca Tigris Preuzen,
und oft bis zu 800 vermehrt werden, koͤnnen doch diefer Contte
bande nicht fleuern; denn die Groß: Mandarine der Ghine
; fen find dabei felbft am meiften intereffirt, Die Pracht und Zahl
dee Schiffe der Dpiumflotte und der Schmuggierboote, nimmt
jährlich zus China wird mit der verderblichften, feine Popula
tion entnervenden Waare vergiftet, und die Zahlung geſchieht
gtoͤßtentheils in Chinefifchem Silber, auf befien Ausfuhr doch
*13 Asiat. Journal 1826. Vol, X. p. 430 - 33. 24)
Chronicle Jun. 1826. 8. Asiat. — Vol. XXI. p. 40.
\
d ⸗
Canton, das Welt: Emporium, 855
odesſtrafe ſteht; bies trägt zur Verarmung bes Chinefifchen
olkes, das diefem Luxus ergeben iſt, nicht wenig bei,
In der Chinefi [hen Raturgefichte dem Pen tfao, Cap. XXIIT.
. 23, beißt diefer Raufhtrant Ya pien, er komme aus Per:
en und war feit langem in China verboten. Dan nennt ihn
aber auch unter dem Volke nicht bei feinem Namen, fondern
sit Spignamen, ze B. Yen hoa, was auch Tobad heißt, aber
3 den Volksliedern zu Marao wird das Opium unter biefem
Ramen befungen. Das Opium fleigt und fällt im Werth, je
sahdem die unten aus dem Innern bes Chinefifchen Landes
‚erbeifommen, mit mehr oder weniger Nachfrage und Hemmung
ım diefe Conteebande abzuholen; feine Preife vertreten die Stelle
»er Suropdifhen Staatspapiere in Macao und Canton,
©o, wenn gleichzeitig mehrere große Contrebandier Junken erfcheis
nen, die Kragen nad den Preifen des Opiums von Malwa,
Patna, Benares, Zurkei uf. w., die Mäkter eben fo in
Bewegung fegen, wie die Papiere an den Europäifchen Boͤrſen.
Den Werth diefes verbotenen Handels, der jährlich unter dem
Augen der Chincfifhen Regierung geführt wird, ſchlaͤgt man auf
wenigftens 3 Millionen Pfund Sterling an.. Mach Angaben
eines der erften Intereſſenten in dieſem Gefchäfte, des Capt.
Gower in Macao, betrug er in den Jahren 1826 bis 1827
faft 10,000 Kiften zu nahe 10 Million Dollar an Werth, war
aber im Jahre 1828 bie 1829 geſtiegen, zu 13,132 Kiften an -
Werth 13,533115 Dollar.
Die There: Eusfuhr aus China war dagegen bieher nach
England ausſchließlich Monopol der Oſtindiſchen Com:
pagnie; ein freier Handel damit, iſt die ziemlich allgemeine Ans
figt, würde in Europa molfeileren aber auch fchlechteren Thee,
und zwar weniger reine Sorten, fondern viele Berfälfchungen vers
breiten. Wenn früher Thee in Europa die größte Seltenheit
war (f. Anmer. Theeverbreitung Afıen Bd. II. ©. 229 — 256),
im 3.1785 die Verladung bes Thees nach Europa nur etwa auf
19 Milionen Pfund berechnet wurde, nah Robertfon, fo be:
trugen die einregiftrirten Summen in England im Jahre 1826 -
30 Millionen Pfund, 1827 30,600,000 und 1828 31 300,000,
‚Man rechnete jährlich auf 32 Milignen Pfund Thee, indeß z. B.
im Jahre 1830 in Canton noch 4 mehr, naͤmlich 40 Millionen -
Pfund Thee verladen wurden. Die Berzollung in England
vom Thee, gab im Jahre 1830 eine reine Einnahme ven
®
856 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. 1. Abſchn. 9.9.
8.268.202 Pfund Sterling, und bazu ber Zoll auf rohe Chine
fif he Seide, mit jenem eine Summe von 3! Milionen Pfun)
Eterling Einfommen, welche das Engliſche Budget im Fall eine
künftigen Ausfalls, bei veränderten freien Chinas Handel, faun
würde verſchmerzen können.
Die Heine Inſel Macao, der Punct, der durch feine Lig
einen fo merfwürbigen Einfluß. auf den-Gang der commercielle
Meltangelegenheiten herbeigeführt bat, iſt an fich ganz unberm:
tend; bdie/urfprünglichen Befitzer deſſelben, die Poreugiefen, fie
gaͤnzlich verarmt, feitdem ihren Händen auch der Opiumhantk
entfhlüpft iſt. Nach der Zählung. vom Jahre 1822 815) harte die
Inſel zu Einwohnern nur Freie Leute 60%, desgleichen unter 15
Jahren 47335 Sclavm 637 5 Frauen 2693; Chinefen' mit Fam
lien 45,000 Belt ber Vertreibung der Jeſuiten⸗Miſſien
aus China find auch bie Firchlichen Inſtitute der Portugiefen in
Macao In Verfall, die Englifchen Gompagnie Herren, ihr Cu
mittee, die Präfidenten, flimmfähige Mitglieder, Secretaite, Com:
mis und die Kaufherren mit ihrem Anhange haben dort dem Bor
rang. Sie leben während des Sommers in Macao; eiſt ait
dem Herbſt fangen ihre Geſchaͤfte in der Englifchen Factoriis
Canton an. Sie haben ihr Englifches Leben auch auf Macao
verpflanzt, das feine Quellen, Bibliotheken, fein Britiſches Du
feum und andere intereffante Anftaiten beſitzt. Cine der nur:
würbigften iſt unftreltig "die evangelifhe Miffion und de
Chinefifhe Preſſe, durch deren vorzügliche Gönner und Dit
arbeite Sir ©. Staunton, Fr. Davis, Dr. Morriſon
Miffionar u. a., das Studium der Chinefifchen Literatur und
Der Kenntniß Chinas von hier aus nicht wenig gefördert if.
Statt vieler Heineren Unternehmungen nennen wir hier nur Dit
große, die Herausgabe von Dr. Morrifons Chinefifgen
Woͤrt erbuch 16) bdeffen Leitern hier mit Unterflägung und un
tee der Oberaufficht des Comittees der Compagnie gefchnitten tur
den, das bier in 3 Foliobaͤnden geordnet, von 1814 bis 1824 9°
druckt und herausgegeben ward. Die Prefje wurde feitdem aus
zur Förderung anderte Literarifchen Werke beibehalten, von benm
Dei den Verſuchsreiſen des Schiffes Lord Amderſt, mander
in Anwendung kam CH oben. ©. 627, 704. 776).
215) Canton Register 1830. Nr. 1. 20) P, Auber Clins a0
Outline I. c. p. 252.
. . 4
Eanton, das Welt-Emporium. 857
Der früher gehegten, zumal buch Sir Stamford Raf⸗
fle 6 ausgefprohnen Hoffnung, bie Befchwerlichkeiten des Gans
ton⸗Handels, durch die Anlage des Freihgfens von Sins
gapore zu umgehen, indem durch bie Coto nifation der Chi⸗
nefen umd ihre fleigende Junken-Schiffahrt der Handel
nicht bios von Canton, fondern aud von Fu kian, von den '
Suͤd⸗Geſtaden Chinas auf diefen Britifchen Freihafen zu Mas.
Iacca übertragen werden koͤnnte, fanden zu große Schwierigkei⸗
ten entgegen, um den dir eeten Handel mit Canton etwa zum
Vortheil jener Bermitttiungsftation in Singapore auf
zugeben. Go fehr auch Singapore im Aufblühen fich zeige,
und fo ſtatk au die Junkenfahrt der Chintfen, dahins
waͤrts in Schwung gekommen iftz fo wäre doch ber geringe
Tonnengehalt ihrer heimiſchen Fahrzeuge, deren, wenigftens
3 bis 4 auf jeden Oſtindienfahrer zu rechnen find, unfähig, auch
nur fürs erfle den Bedarf Englands an Thee und Seide dahin
gu fchaffen. China könnte auf keinen Fall, fo ſchnell die Baht
feiner Kauffartheifchiffe vermehren, als das WBeblicfniß es echeis
fen wurde, und bie Chinefifche Staatdverwaltung würde einer
zu ſtarken Zunahme bald genug Hinderniffe in den Weg legen,
Die Chinefifhen Junken, welde bis jegt jene Fahrten ma»
hen, find nicht bJ08 mit Waaren, fondern auch mit Bebürfnif:
fen und Prodiane für die Cofonifationen und felbft mit Colonis
fien fhon hinreichend beladen. So bedeutend die Zahl der Chi⸗
nefifhen Junken, die den Auswärtigen Handel betreiben,
auch für bie Chinefifche Geftadepopulation iſt, fo gering iſt fie
doch in Beziehung auf das unermeßliche Chinefifche Reich, und
auf den Welthandel mis Europa. Ihre jährliche Zahl, aus den
3 füdlichen Küftenprovinzgen Tſchekiang, Fukian, Kuang⸗
song, beträgt: etwa 40 Junken nah Japan, 15 nach den
Philippinen, A nah den Sulu-Infeln, 2 nad Celebes,
7 nah den Moluden, 11 nah Borneo, 3 nad Jav a, 10
nah Suntatra und Banca, 10 nad Singapore, 6 nad
de Malayen Halbinfet, 12 nah Siam, 10 nah Cochin⸗
China, Cambodja u.f.w.; in allem in runder Summe
etwa 300 Junken, bie meift an Bangkok hin und her voruͤber⸗
gehen (f. oben S. 860). Die nah den vorliegenden Halbinſeln
Korea und den InfelnLieu £hieu, Koemofa und Hainan
find aber nicht zu zechnen, weil fie zum Binnenhandel des Chi⸗
neſiſchen Reiches gegähle werden müflen, fo wenig wie die Jun⸗
A
858 Of AR ien. Waſſerſyſteme. I. Abſchu. $. 82.
ken, welche in ber Regel bios bie Cabotage an dem SHinrfi:
ſchen Geſtade beſorgen.
IV. Die beiden Geſtadeinſeln Formoſa (Thay wan)
und Hainan. Das Piratenweſen.
Zwei Geſtadeinſeln Formoſa, Hetmoſa oder Hormoſa,
die ſchoͤne Inſel, von den Portugieſen ſeit ihren erſten Vor⸗
uͤberfahrten genannt, weil ihr Anblick auch ſchon In der Ferne
durch ihr Hochgebirge und ihr fruchtbares Gruͤn dem Auge er⸗
freulich ſchie, und Hainan, beide von nicht geringem Um:
fange, find dem Sübgeftade Chinas fo nahe vorgelagert, daß fie
als unmittelbar in deſſen Bereiche liegend, aud als maritime
Fortfegungen und Gliederungen defjeiben angefehen werden müfß
fen; ihre Geſchichte iſt auch an die des volkteichen continenta-
len Geftades, das wit bisher betrachtet haben, nothiwendig ges
tnüpft, und fletö von bemfelben mehr oder weniger abhängig ge:
weſen; doch find beide anderthalb hundert Meilen weit außeins
ander gerudt, und fliehen gegenfeitig unter fid) nur in geringer
näheren Beziehung oder Verbindung,
1. Die Infel Thay wan der Shinefen, Formoſa ber
Europäer (Hormofa der Portugiefen).
a) Ueberfidhtz Geſchichte von Formofa-
Diefe Infel, welche nad Angabe der Holländers!?) bei
den Eingebornen Pekan oder Pak ande genannt wird, zwi⸗
fen dem Gontinent von Zu tian und der Gruppe der Ma-
nilla& Inſeln gelegen, wird von beiden buch Meerengen
getsennt, die von der Juſel ihre Namenwerhalten; im Süden,
gegen Lucon, der Kormofa : Canal; im Norden die For:
mofas&traße, welche legtere man audh den Canal von
Fukian nennt. Diefer, an 15 bis 20 geogr. Meilen breit, muß
von Amoy, oder einem anderen Hafenorte von Julian aus
überfchifft werden, um Formoſa zu erreihen. Zwijchen beiben
eine Eleine Zagefahrt im Weſten von Formofa, liegt im Canal
die Gruppe der Leinen Pong hu oder Pheng hu, oder Pes⸗
—
#17) Besehryvinge van Tayouan, of Formosa en onzen Handel al-
daar, in Francois Valentyu Beschr, van den Handel en Vaart der
Niederlanders of Tsjina, Vierde Bock fol. 33 — 94. in Tom. IV.
Amsterd. 1726.
Geſtade⸗ Inſel Formoſa. 859
cab — b. i. Fiſcher⸗Inſein, der aͤltern Europaͤlſchen Seefahrer,
welche zu ſi cheren Hafenſtationen für die Ueberfahrt dienen,
— Erſt unter Kaiſer Khanghi wurden biefe Infeln im Sahre
1714 durch die Sefuiten Patres für die Kartenaufnahme des Chi
nefifchen Reichs vermefien, und ihre Hauptpuncte aſtronomiſch
beflimmt; Pat. Mailla 18) gab hieruüber den erften genaueren
Bericht; aber die Inſel war vorher den Chinefen kängft. bes
kannt. De Matlia glaubte zwar im Sabre 1430, unter der
Ming: Dynaftie fey diefe Infel zum erften male 10) von den
Ehinefen entdedit worden, während eines Sturmes, der einen kai⸗
ferlichen Eunuchen, Duan fan pao, dahin verfchlug, welcher nur
Barbaren dort vorfand, aber veich beladen mit Arzneipflan⸗
zen von feinem Abenteuer zurhdtehrte, die er feinem Gebieter
übergab, und die feitdem noch bei Ehinefen in Gebrauch bfieben.
Diefem Srrthum, der fid) feitdem immer wiederholte, hatte zuerſt
Capt. Burney 2) widerfprohen; Ktaproch?!) hat ihn zuerſt
widerlegt: denn ſchon den älteren Annalen iſt diefe Infel wos
bekannt, obwol fie unter andern Namen vorkommt, und nur
feiten einmal von ihr die Rede ift.
Schon feit langer Zeit kannten die Chinefen den Archipel
ber Pong hu oder Pheng hu (Pescadores Inſeln), bee zwi⸗
(den :Sutian und Formoſa liegt, von dem man bei heiterem Wet:
ter den Rauch auf beiden Ländern kann auffteigen fehen. Die
Einwohner von Formoſa, fagten die Chinefen, hätten einen
ſehr großen Abfcheu vor der Schiffahrt und dem Fiſchfang; fie
begnügten fi nur mit ihren Flußfiſchen, obwol ihre Meer fehe
fifchreich fey._ Es fcheint alfo wol nicht, daß die Formoſer nady
Phenghu kamen, und daß dort etwa die Belanntfchaft. der Chine-
ſen mit ihnen gemacht. ward. Aber auch die Chinefen waren nicht
ſehr begierig die Formoſa-Inſel zu befuchen, been ganze Weit:
Lüfte mit Klippen und Zelfen bedeckt iſt. Nach der großen Chis
18) Lettre du Pre de Mailla au Päre dg Colonia, Aug. 1715; in
Lettres edifiantes et cur. Nouv. Edit. Paris 1781, 8. T. XVIL
p: 413 — 467. Rebſt Carte des Isles de Ponghau, und Carte da
\ ce gai appartient à l’Eiınpereur de la Chine dans Ylsle de For-
mose, faite par Ordre de l’Eınpereur Kamlıi Tab, p. 424.
1%) De Mailla l. c. p. 449. 30) Jam. Burney Chronological
History of the Discoveries in the South Sea. London 4. 1803.
ED. Pi 375. 23) Klaproth sur la Langue des — de
— Formosa in Journal — Paris 1822, T. 1. p 19
— 1
860 Oſt⸗Aſten. Waſſerſyſteme. I. Abſchn. & 82.
nefifhen Heihsgeographted2??) machte Formoſa che
dem einen Theil von Huang fu aus; unter den Han, ' fur
vor der Zeit vos Chrifli Geburt war fie unter dem Colleetiv⸗Ma⸗
men Man sp, d. i. das Land der Barbaren im Süden
mitbegeiffen. Unter den MonghotensKaifeın (1278 — 1368)
nannte man bie Einwohner von Formoſa mir dem Mamen
Kung fan, d. h. öfliche Fremde (wie Si fan Weftlide
Fremde). Unter den Ding, die jenen folgten, wurbe fie Ky
lung genannt, nach einem Hafen (Que long, fpäterhin bei
den Holländern) und einem darüber emporragenden Berge
Ky lung Shan?), der an bee Nordſpitze dee Juſel Liegt,
und die Landmarke für ale Schiffer ift, die von Sapan bier
her fegelnz berfelbe Hafen hieß in früheren Zeiten Pe kiang,
B. 1. der Nordhafen. Allerdings war alfo die Inſel den Chi—
nmeſen wol fchon vor bem Sahre 1430 bekannt; fie wurbe nur
von ihnem felten genannt, weil man ihre Bewohner für Barba⸗
zen hielt, bie den Chinefifhen Kaiſern Leine Geſchenke, einen
Iribut zahlten, fo dag alfo ihe Infel: Königreich nicht zur den
Staaten gehörte, die das Gtüd genofien, den Sohn des Himmels
su ihrem Gebieter Ju haben. Im Sabre 1564, alfo 134 nad
jener vermeintlichen erflen Entbedung der Formoſa-Inſel, duch
Duan fan pao, foll unter Kaifer Kia tfing, fein Abmical,
Yutayeon?*), zum erfien male fellen Fuß auf der Jnſel
gefaßt haben. Er Ereuzte gegen den Gorfaren Hauptmann Lin
tao kien, ber fi in jenen Gewäflern der Dong hu⸗Inſeln ber
mächtige hatte, bei dieſen befiege wurde, und auf feiner Flucht
nah Sormofa vom Admirale verfolgt, wieder einmal Chinefen
auf dieſe große Rachbarinfel führte, die triumphitend mit bies
fer Wiederentdeckung nad Canton zuruͤckkehrten; aber fluchbe⸗
laden: denn bie Barbaren der Inſel, fo viel fie ihrer nur hatten
habhaft werden Lönnen, hatten fie gefchlachtet, und ber Admiral
hatte mit iheem Blute die Schiffe anftreichen laſſen. Bon Bes
bauptung ber Jnſel ift noch keine Rede.
Aber Japaner 2), die im Mittelalter noch auf Streifsüge
in jenen Merten ausgingen , feinen öfter Erpeditionen an bie
*2?) Klaproth Description de l’Isle de Formose u de Liyres
Chinois, in Memoires relatifs a l’Asie Paris. 1826. T. Lp.
21 — 353. 22) ebend. p. 333. ?*) De Mailla Lettres edi£
3
1. c. T. XVII. p. 449. Pas Klaproth Description de Formose
L c. Mem. T, IL p. 324. ir
Geſtade⸗Inſel Formoſa 8BG1
Nordſpitze von Formoſa geſchickt, und zubetzt, im’ Jahre 1621,
ſich eines Theils der Jnſel bemaͤchtigt zu haben. Zu gleicher Zeit
wurden Holländer, nahdem fie auf den Phenghu Eober
Ponghu) Infeln ſich bie heften Hafenſtellen ausgefucht, und
on ihnen, mit Chinefifchen Kriegegefangenen, Feſtungen echaut
hatten, um den Handel 26) der Portugifen, wie ber Spar
nier, zwifhen Macao, den Manillas, China und Ja⸗
pan zu unterbrechen und fich felbft zuzueignen, auf einer ihrer
Japanfahrten durch Sturm auf dieſelbe Küfte von_Formefn
geworfen, und erhielten nach mancher: Unterhandlung bie anfaͤng⸗
ti von ben erſten Japaniſchen Befitzern vertveigerte Erlaubniß,
ſich auf eine ber Juſelchen am Eingänge des Hafens, der Tha y⸗
wan hieß, niederzulaſſen und ein. Comptoeir zu: errichten. Im
Jahre 1634 bauten ſie daſeldſt das Fort Zelandia auf. Die
Japaner zogen ſich kurz darauf, wie aus allen ihren außwaͤrtj⸗
gen Anfiedlungen, fo auch von Kormofe ganz zuruͤck, und nun
ſahen fi die Holtänder als big Herren der Inſel an. Sje
errichteten am der Mordfpige ein befeſtigtes Comtoir, und ein pgar
Heine Korte auf den Phenghu JInſeln. Das Fort Zelans
dia 27) diente ihnen zur Unterhaltung eines ſehr vortheilhaftes
Handels mit China, zumal mit Fukian, von woher, bei. den
damaligen Kriegszeiten im Chinefifhen Lande, ſehr große, Ayss
wanderungen nach Formoſa flatt fanden, weiche bie Hollaͤnder
feeudig aufnahmen. So ſiedelten ſich gleich in. einem des˖ erſten
Kriegejahre 25,000 Familien aus Fukian im Hollaͤnder Gebiet
auf’ Formoſa an. Die Holländifche Befigung wuchs daher, mit
jedem Sahre an Bedeutung Auf bee andern Seite bes Kor -
bauten fie ein zweites feſtes Haus mit 4 — nn *
bis heute ſtehen blieb u. a. m.
Indeß hatte ſich durch ganz China dee furchtbarie Arieg
ausgebreitet, dusch weichen enblicd die Ming: Dynaftie: von
den Mandfhu gefärt warb. Das Unglüd: wälzse fi) wie
eine Lawine dem Süden zu, und feste auch Formoſa in Brand.
Die Küftenprovingen von Tſchekiang, Fukian und Canton
waren das Isgte Aſpl ber treuen Anhänger dr Ming: D.yp«
nafie, und ale mit dem Tode des legten Kaifers : kein feſter
Stand meht fuͤr die en auf dem Eoyrinent zu finden war,
2 Jam. Burney Chronoleg. Hist 1. c. Tom UL. 1818. p- 44.
9 Plan du Fort de Zelande bei De. Mailia Letir. tabula p. 436.
864 MeAfien. Waſſerſyſteme. J. Abſchn. $. 87.
zu De Maillas Zeit, mit dem Titel eineg Grafen, unter dem
Gefolge bei Hofe bewacht wurde. Dieſe Erwerbung ber Jnuſel
ſahe der Mandſchu Kaiſer für ein fo wichtiges Ereigniß an, daß
ee am Ende feiner fait 50 jährigen Herrfchaft, in einer Rede,
mit Stolz fagte: feit 49 Jahren bin ich auf dem Throne, id
‚habe die Rebellen zerſchmettert, Formofa erworben 83), bie
Ruffen unterworfen. —
Die Infel blieb als Provinz bem Tſongtn von Fukian
zugetheilt. Dieſer erhob die Ortſchaft mit dem Hollaͤnder Fort
Zelandia zu einer Stadt vom erſten Range (Fu), und
gab ihr den Namen Thay wan fu, d. i. die Stadt ber
Bai der hohen Gipfel?iy, ein Name, bee ſeitdem von ber
Capitale auf die ganze Inſel übertragen (Thbayman) iſt.
She Hafen erhielt den Namen Ta yuan kiang. Die Snfel
wurde in 3 Diſtricte (Hian)) getheilt, in Thay wan hian im
ber Mitte, Sung Shan hian am Südende der Snfel und
Tſchulo hian im Narben bes Haupthafens, den Ponghu⸗
Inſeln gegenuͤber, wozu, im Jahre 1723, noch im nörblichften
Theil derfelben, ein vierter Difteiet, Tſchang hua hian, Hinzu
Tam, defien Bewohner aber ſehr zu Empörungen geneigt blieben.
Dieſer Chinefifche Antheil bee Infel, die Weſtſeite ders
felben, welche durch eine fehr hohe, wilde Sebirgstette von
der Dftfeite gefchieden iſt, und zwifchen 22° 8° bi 25° ON. Br.
fih, nad) Pat. De Maillas Angabe, vom Suͤdcap Zam aki⸗
teou bis zus Mosbfpige bei Kilungefchai (Quelung) ausdehnt,
wurde, im Sabre 1714 im April und Mai, von ben Sjefniten
Patres zum erfien male aflronomifch aufgenommen und verzeich⸗
net 35), desgleichen die Gruppe ber Ponghu⸗Inſeln (Pescabos
res) mit dem Haupthafen, unter 23° 28° 10” N. Br. und 3° 9
50” DR. v. Peking, und zugleich eine Beſchreibung ber Juſel
gegeben, welche durch frühere Angaben ber Holländer, über bie
Meftfeite der Inſel, vorzüglich aber fpäterbin durch die Chines
fifgen Driginat-Befhreibungen berictigt worden if.
Die Europaͤiſchen Seefahrer haben ſich in neueren Zeiten kaum
nur ar Eurze Zeit, bort aufgehalten, ober find blos baran vors
“ss, Abel Remusat Melanges Asfat. T. I. p. 444. **) Klaproth
Descript. de Formosa I. c. Mem. rel. T. i. p. 325; Joum. Asiat,
l.c. T. I. p. 193. 25) De Mailla Lettres edif. et cur. L c.
T. XVIII. p. 424
- Seftade= Infel Formoſa. | 865
ürbergefegelt; wie Commobore George Anfon (1742) %), La
DPD eroufe (1787)2), Capt. Brougbton (1797)3%), Capt.
Beechey (1827)39), Lindfay und Güglaff (183%) %); aber
Durch ihre Umfchiffung ift die Ausdehnung ber Seflade von For⸗
mofa mehr und mehr berichtigt, wenn auch nicht überall be:
ftimmt. Die Außerfle Norbfpige ber Infel ragt nämlich weis
ter al8 De Mailla angab, bis 25° 18 N. Br. vor, 121 21°
D.L. v. Gr.; das aͤußerſte Suͤdende, nah La Peroufe und
Broughton, aber 21° 53° 30" N.Br. und 120° 57’ DR v.
Gr. Die Juſel wird dadurch langgeſtreckter, die Oſtkuͤſte kann
aber bis jegt nur noch hypothetiſch nach frühern Holändifchen .
Angaben eingetragen werden. Die Klippe Vele Rete!), bie
- in der Geſtalt eines fegelnden Schiffes dem Suͤdende der Infel .
vorliegt, und für alle Schiffer, die von den Manillas kommen,
das Signal für die Nähe von Formoſa ift, aber in einem
fo gefahrvollen Meere bi dahin ganz irrig niedergelegt war, wurde
erft von Capt. Broughton genau auf 21° 5’ N.Br. beſtimmt;
das gegen S. W. vorliegende, gut bewohnte Sinfelhen Lamay
auf 22° 2% N.Br.; gegen Wet die Gruppe der Ponghu:=
Inſeln, wurde vielmehr von D, gegen W. ausgebreitet gefuns
den, als dies früher gezeichnet war, und ihre äußerfien Nord: und
Südfpisen, nah La Peroufe 2), zmwifhen 23° 1% und 23° 25°
NM. Br. feftgeftele. Den Canal zmwifchen ihnen und Formofa
fand 2a Peroufe nicht über 4 Lieues breit, und die vielen
'feichten Gründe und Klippen, die Formofabänke (Banks of
Forınosa), im S. W. diefer Inſel-Gruppe, welche die Einfahrt
des Formoſa-Canals von ©.M. fo gefahrvoll, und bei
herrſchenden N.D.Monfunen die Duchfahrt, nad La Pes
roufes und Gapt. Broughtons *) Erfahrungen, ganz un:
möglich machen, in frühern Zeiten viele Schiffbrüche verurfacht
hatten, zeichnete Gapt. Burney nad ältern Holländifhen Kat
86) G. Anson Voyage round the World ed. R. Walter. Lond. 1748.
4. p. 346. #7) La Perouse Voyage antour du Monde. Paris
1797. 4. T. II. p. 368— 375. 38) W. R. Broughton Voyage
de Decouv. Trad. fr. Paris 1807. 8, T. II, p. 13 — 17, 283.
39) T. W. Beechey Narrative of a Voyage to the Pacific. etc. Lond.
1831. T. II. p. 129. *°) Lindsay Report 1.’c. p. 35; Gützlaff
Report p. 271. #1) Broughton Voy. I. c. T. I. p. 15, 26;
Capt. Beechey Narrat. II. 1. o. p. 129. 43) La Porouse Voy.
lc T.I.p.375. *2) La Perouse Voy. 1. c. II. p. 368, 374;
Broughton Voy, L c. II. p. 12. A
Mitten Erdtunde e . gti
|
‚866 Oſt⸗Aſien. Wafferofleme, I. Abfchn. Cde
ten (J. Van Keulens Oast Indien Zee Fakkel, wo eine t
tige Karte Farmoſas, wie auch bei Fr. Balentyn), un k.
tigendben Beobachtungen der neuern Seefahrer, wieder in:
eritiſche Karte) der Chimefiihen Geſtade ein. Die Cr
gigkeit dee Duchfchiffung des Sormofa: Canal und he!
walt der Monſune und Stürme innerhalb deſſelben, melde:
hiefige Beſtimmungen fo fehr erfhwerten, fchreibt ©. Sur
ton 8), dee engen Meeresgaffe zmifchen ben beiden:
‚gebirgsterten von Fukian und Formoſa zu, jet
welche diefe zufammengepreßten Winde, in ihre Norr:
direction, ſowol N.D. wie S.W.Dionfune recht ey.
gefangen tverden, und fi) dann nur, zumal in ber Periede %
Umfegung, buch gewaltige Wirbel, Stürme und Meter &
Art, entladen und Luft machen können.
b) Befchreibung der Inſel Formoſa.
Die aͤußerſte Sudfpige der Inſel iſt zwar nur ein flo
fandiges Borland *5), aber daneben fleigen am Ufer überal it
lite, geoße, fchwarze Klippen besvor, und fo wie das Ufn®
hebt, wird es fruchtbar, grün, bewachfen, felfig, und übe &
richtet fich fogleich die Kette der Hochgebirge empor, die der Ju
in der Ferne von allen Seiten ihr ſchoͤnes Anfehn giebt, von !s
fie bei den erften Europaͤiſchen Schiffen den Namen (Hormil:
Formoſa, die Schöne) bis heute behalten hat.
‚ Diefes Hochgebirge, TaSchan, d. 5. großes dr
birge dee Ghinefen, kann man mit Al. v. Humboldt”) a
die Außerfte öftlihfte Verlängerung des Himaları
Spitemes, in deſſen Normaldirection es wenigſtens v®
Hindu Khu an bis zum Nan king gegen S. O. ausyeftf
liegt, betrachten (Afien Bd. 1. ©. 45, Bd. II. S. 417; [. ein
©. 665), eine Linie, die dann buch 73 Längengrate von Bei
nad O ſt diehend, der halben Länge der Andes⸗Kette gleich kommt
und nur die einzige Lüde des Formoſa⸗Canals darbietet, die at
-
°44) Memoir Explanatory of a Chart of the Coast of China 181.
etc., Appendix in J. Burney Chronol. Histor. Vol. II. p. 49 hl.
*#) G. Staunton Authentic. Account, etc. I. c. T. I. p. 401.
%e) C. Broughton Voy. I. q. II. p. 16— 17. a7, 0. Hm
boldt über die Bergketten und Vulkane von InnersAften; Pogge
dorf Annal. der Phyſ. 1830, Bd. 94, ©, 3265 Not. in Kaprou
Annal. de Voy. IV. p. 306. Ä
!
‚3% | Infel Formoſa, Gebirge. 867
"durch mancheriel Kiippen und Untiefen ausgefüllt wird. Da die
fer La Shan auf Formofa, glei dem Gchnechanpte gegen.
am. Pr büber in Sutian {f. ob. ©. 665), den größern Theil des Som⸗
sa.mer6 hindurch mit Schnee bebedt bleibt, fo laͤßt dies, nad AL.
zug, Humboldes Berechnung, für diefes maritime Gebirgs⸗
"ii glied, auf eine abfolute Erhebung von 11,400 Fuß (1900 Täif.),
etwa Aetnahoͤhe, zuruͤckſchließen. Aber dieſer Ta Scan fol - |
er bie ganze Inſel Formoſa von ©. nah N. durchſetzen, fie m
Sn eine Oſt⸗ und Weſt-Haͤlfte thellen, von dee nur bie Ichtere
: einigermaßen bekannt und civitifire iſt, die oͤſt iche als Terra
„= incognita noch von Wilden bewohnt wird, fo daß alle Kenntniß
u. Formoſas nur auf der wefllichen, ber Chinefifchen Geite
=. beruht, die weniger bergig, fruchtbaren, bevoͤlkerter iſt als jene.
Der Ka Scham befteht jedody nicht aus einer Kette, ſon⸗
dern aus mehreren Gebirgejügen, unter benen der Mu fang .
Shan (d. h. Wald berg) *) der merkwuͤrdigſte, fehr ſteil, ſich
x hoch in die Wolken erhebt, mit denen er faſt ſtets gekroͤnt iſt;
» nach ihm wird auch oͤfter das ganze Gebirge benannt, die wilden
Snfulaner, die ihn bewohnen, heißen bei den Chinefen Thufan.
- Diefee Mu kang liegt im N.D. von Thay wan hian, und
» zieht fi bis zur Grenze von Tfhulohian (unter 23° 27°
: 86° N.Be). Viele der einzelnen Bergnamen, in weichen bie
‚ Chlmefen die Geſtalten von Menſchen oder Goͤtterfiguren zu ſe⸗
hen glauben uͤbergehen wir. Doch ſind einige der von ihnen am
Suͤdende ber Inſel angeführten duch die vulcaniſchen Er⸗
ſcheinungen *%) merkwuͤrdig, die fie begleiten. Der Tfchye
fang, d. h. dee Rothe Berg im Suͤden der Stadt Zunge
ſchan hian (db. h. Phönirftade), die noch ſuͤdwaͤrts des Ha⸗
fens Thay wan liegt, hat Früher Feuer gefpien, und noch.
ift ein Eee mit heißem Waſſer auf ihm zu fehen.
Der Phunan my Shan im SD. derſelben Stadt, fehe
hoch mit fhönen Pinus bewachſen, ſtrahlt des Nachte einen
Glanz wie Feuer aus, und iſt vieleicht ein nur ruhenber
Bulcan, auf fenem Nachbarberge follen bie Blätter der großen
Asunpflanze bie Größe eines Haufes erreichen. Der Kialaos
Berg ber Eingebornen, jenem zue Seite liegend, Khuey luy⸗
**) Xlaproth —* de Plale de Formose extr. de Livres Chi-
nois 1. c. Mem. T. I. p. 32, #9) Nouvelles Annales de Voy.
T. IV. Not, p. 306; ' Di de Formoas Mem. T. J. p. 329-334,
Sii2
868 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. I. Abſchn. $. 82.
Scham ber Chinefen, ift ihe Grenzberg gegen bie wilden Sn
fulaner im Den, Seine Gipfel ſteigen hoch in bie Lüfte, find
meift woltenbededit, werden aber bei klarem Himmel ats Land:
marken fon auf den Ponghu (Phenghu) Inſeln unterfchie
ben, und find im einzelnen benannt. Eben fa liegt der S cha:
makytheu Schan, in der aͤußerſten Sübfpige der Su
fel, noch 17 geogr. Meilen im S.D. von Sung (dam biaz,
fell emporragend, wie eine Mauer, den Schiffern, die von ben
Manillas kommen, aus welter Ferne zum Signal dienend.
Ihm zur Seite ſteigen, bei niederm Meere, Klippen aus demfel:
den hervor, welche das Anfehn von Pferden haben follen.
Im N. O. dee Stade Fung (han hian fpringt am Fuße
bes Knenſſchuy Schan, d. h. Berg der kochenden Waf:
fer, auf einer Heinen Plaine mit Heftigkeit eine hei ße Schwe:
felquelle hervor, die einen See von ein bie zwei Stunden bil:
det, der ringsum von Bergen eingefchloffen ift, in welchem brei
dicht bewaldete Infelchen liegen. Das biäulichweiße Waſſer bieat
zur Bewäflerung der Selber. |
Aber auch weiter gegen die Mitte ber Inſel werben in da
Bebirgen noch andere vulcanifhe Erfheinungen aufge
führe. So z. B. liegt dee Ho Scan, d. h. der Feuerberg,
im S.D. von Thu lo hian, mit Klippen bedeckt zwifchen be:
nen Quellen fließen, aus deren Waſſern beſtaͤndig Flammen
emporfhlagen (vielleicht firömende Naphthaquellen?); ber
-Liroubuang Shan, ,d. h. ber Schwefelberg, noch nord⸗
licher dehnt ſich zwifhen den Städten Tſchang hua hian bis
Tanſchuptſchhing aus; ſtets ſieht man Flammen aus ſei⸗
nem Fuße hervorbrechen, und die Schwefeldaͤmpfe ſind ſo
ſtark, daß ſie Menſchen erſticken koͤnnen. Auf dem Gipfel des
Palifen Shan, im Welten der zuletzt genannten Stadt,
fol nach den Einwohnern eine aus Eifen gefhmolzene Koge
(ob ein Meteoreifenbiod ?) liegen, deren Berührung Krankheiten
erzeugt. In der Nähe diefee Solfataren, aus denen fehr viel
Scwefel gefammelt wird, der in den Handel koͤmmt, liegt der
Panſian Schan im S.D. der Stadt Tſchang huahian,
wo früher eine Chineſen⸗Colonie die fruchtbaren Felder bebaute,
und die Rampferbäume und Maronen, bie jene Gebirge
tragen, zue Production, ihre Baumftämmg zum Schiffbau,
zu Maſten benugte; fpäter fiedelten fi da re an. ' Am
hohen, unzugaͤnglichen Scan tfchao Schan Im . "berfeiben
Inſel Formoſa, Fluͤſſe. 869
Seqadr, haben ſich 36 Dorfſchaften der wilden Inſulaner an =
Defjen Südgehänge angefiedelt, die auch noch in bem andern
Bergtevieren zerfireute Wohnungen haben.
An der aͤußerſten Nordfpige ber Inſel enbet ber Rp |
Iu ny Shan, im Süden bes gleichnamigen Hafens (Quelong
der. Holländer), der 20 bis 30 Seefchiffe faffen kann, als hohe
Landmarke für die JSapan= und EChinafahrer, ben maͤch⸗
tigen Gebirgszug Formoſas; und ihm zur Seite, in Welten, -
liegt ein zweiter Berg, der Kin pao Ivy Shan mit ausgezeich⸗
neten Zelfen, bie Fahnen⸗Klippen genannt, bie [Ben aus
weiter Berne vom Echiffer erblickt werden koͤnnen.
Von fo hoben: Gebirgen ziehen eine Menge Ströme und
B aͤche 860), gegen Welten, hinab zum Meere, und bewäflern:
reichlich das vorliegende, fruchtbare Erdreich, zerftören aber auch:
das Land nicht wenig, zumal die Wege durch die Infel, die ei⸗
ner ſteten Reparatur bedürfen. Der Fluß, der fi) zu dem Haupt⸗
hafen Thay wan ergießt, gehört zu den geringern der Inſel;
der größte foll in der Mitte derfeiben, der Rieou tſchhao Khp.
feyn, deſſen Mündung ſuͤdwaͤrts der Stadt Thu lohia aber
feicht und durch eine Sandbarre verfperst if. Dagegen if dee
Tan ſchuy Khy (d.h. Süßgaffern im N.O. von Tſchang
hua hian, gegen N.W., zur Tan ſchuy Kiang Bai flie
ßend, an 80 Fuß tief, mehrere Tagereiſen aufwärts
ſchiffbarz feine Ufer find. mit wilden Ur: Palmenmwäldern bes;
fhattet; in feinen Waſſern fängt man den Hung fin pu
(Rothherz), einen Fiſch ber ‚bis 10 Fuß Lärige erreicht. Auch:
fehle es der Infel nicht an Seen; einer derfeiben, Lian. hua
tſchy (db. b. der See der Lotosblume). im Gebirgslande, in
N. von Zfchang hua hian liegend, bat eine non wilden. Infulas .
nern bewohnte Jufel, die auf derſelben treffliches Getreide ernten.: -
Auffallend ift die Verficherung ber Chinefifchen, wie dr Je⸗
fuitifchen 51) darin übereinflinnmenden Nachsichtn, daß die
Dueklen und Waffer der Inſel im Allgemeinen nicht gut.
und für die Fremden ſegar ‚nachtbeilig und giftig ſeyn follen..
Ob dies von der vulkanifchen Natur des. Bodens hetruͤhrt?
in der Capitale uhap.wan allein wirb das Beunenmwaffes
‚98°, Klapeotir Descer. de Fiormose a Men. Lo. TI. p. 334 —
37 2) Desci. de Formoastl. c. T. I. 329, De Mailln Let-
tre 1. c. T. XVIIL p. 430.
)
—*
870 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. I. Abſchn. $. 82.
geruͤhmt. Beobachtungen über diefe Quellen, beiten Erdbes
ben, welhe Formoſa öfter heimfuchen follen, würden Ichrreich
ſeyn; bis jegt fehlten fi. Im Fahre 1782 wurde die ganze In⸗
fel ducch ein fucchebares Erdbeben verwüſtet, auch im gan
in Canal von Formoſa hob fi das Meer fo gewaltig, daß
bie Ebenen der Infel während 12 Stunden unter Waſſer vers
fegt, und ein großer Theil der Capitale zerflört ward, Mehrere
hundert Schiffe im Hafen wurden gaͤnzlich zerfchmettert, und ein
paar Kriegsſchiffe ganz von ben Wogen verfhlungen,
Die Küfen von Formoſa find meift ſteil und felfigz bie
Weſtkuͤſte hat viele Seine Baien und einige größere Häfen, bie
jedoch denen der Pong hu Infeln, binfichtlich ber Tiefe, micht
gleih kommen. Des beſte Toll der Hafen der Gapitate Thay
wan fepn, der Ta yuan Kiang genannt wird, und fruͤherhin
2 Einfahrten hatte, bavon aber die größere Sa Kiang, ben bie
Holländer durch ihr Sort Zelandia beherefchten, verfander iſt; ber
geringere Lu eul men, 3 Stunden (30 Li) von der Stabt, bat
bei Fiuth nur 9 bie 10 Fuß Tiefe, kann alfo nur für Chineſi⸗
fe Junken zus Einfahrt dienen, berem fünnen aber wol 3000
darin ficher vor Anker liegen,
Der Hafen Tan ſchuy Klang im N.W. kann einige 100
Schiffe beherbergen; auch bier hatten die Holländer ein Fort das
1683 zerſtoͤrt ward, Diefen Hafen beſtimmt La Peroufes),
obwol et ibn nicht mit Namen nennt, unter 28° 29 M. Be,
10: Lines in N, vom Thap warn Hafen; denn er befindet
fi an der Mündung eines großen Fluſſes (des Tan ſchup
Khy I. oben ©. 869) und bier fahe er bie große Chineſiſche
Kelegseflotte den ganzen Hafen füllen, und auch noch einen Theil
‚bes Fluſſes bebecken, welche damals (1787) zur Dämpfung einre
Mebellion in Formoſa eingelaufen war, Der Nordhafen
Pekiang, jegt Kyp lung genannt, gilt gegenwärtig (unter 25°
16° 8 N. Br. 53) für den einzig guten und iſt eine Hauptſta⸗
tion des Chinefiichen Marine, .wo ein frifcher Handel betrieben
wird, Aber die Strömung im S. O. dieſes Hafens ift fo ſtark,
bag die Chinefifhen Schiffer 5t) bier fih eben fo wenig
weiter ſuͤdwaͤrts an ber Oſt ſe ite ber Juſel hinzufchiffen wagen,
. 868) Ja Peronse Voy. I. © T. II. p. 372 08) Asiat. Joum,
New. 8er. Vol,,X1ll, 1834. p. 107. 64) Klaproth Deser. de
Formose l. c. T. I p. 339.
Inſel Formoſa, Vegetation. | ‚871
die einft die Araber fübwärts des Cap Corsientes von Zans
zibar°:) und Madagascar, oder die Portugiefen um
das Cap Nun (Non plus ultra) am ber Weſtkuͤſte Afrikas; doch
geht hier an der ganzen Oſtküuſte von Formoſa die ſehr bef:
tige Steömung nicht gegen Süden, ſondern von ©. gegen N.
von des Infel Botol Kobaco big Pepheng, mit größter.
Heftigkeit. Hiezu kommen noch fehe häufige Wirbelſtuͤrme und
Waſſerhoſen, Typhone, die ſich in die Formoſa See hinabſtuͤrzen.
Nach den aͤltern Nachrichten der Holländer ſoll die Oſtkuͤſte von
Formoſa tiefere Haͤfen und Fahrwaſſer haben; wahrſcheinlich
iſt dort, wo die Gebirge ſich hoͤher heben, auch die hafenreichere
Steilkuͤſte; aber fie iſt nie unterſucht worden.
Das Clima ber Inſel iſt ungemein lieblich, die Lüfte
find gefund umd rein, bie tropifche Hitze unter dem Wendekreiſe
wird durch die Gebirge, und dur das Spiel der Land= und
Seewinde ſehr gemildert. Das Land tft trefflich bewaͤſſert, der
Boden ift fruchtbar, kurz bie Infel, fagt De Mailla, verdiene.
den Namen Kormofa, den fie erhalten hat.
Die Infel ift die Körnkammers) für Fukianz fie
giebt reiche Ernten an Reis, zumal einer Art Bergreiß, trefflis
her Artz aber auh Korn, Hirfe, Mais, Semüfe aller
Art, Trüffeln. Kine Colocafia, eine Art Arum mit eBbaren
Wurzeln ift in Innern der Infel eine Dauptnahrung, Yu bei
Chinefen genannt, Sniama bei Europaͤern. Zuderpflans
zungen find bier in Menge, fie geben einen fehr guten Zuder,
der einen wichtigen Ausfuhrartikel abgiebt, und felbft bis Peking
verführt wird. An allen Obflarten bat die Infel Ueberflug,
an einheimifhen und hieher verpflanzten, Alle Indiſchen
Agrumi find bier, wie Drangen, Ananas, Goyave,
Cocos, Arecanüffe, der Jacquier (Po lo mie der Chi:
mefen, wol Artocarpus integrifolia? Mangua der Spanier,
Dagua dee Portugiefen); abge auh Curopaͤiſche Obſtar⸗
zen wie Pfirfih, Aprilofen, Seigen, Weintrauben,
Melonen, Sranaten, Kaflanien find Hier in den ſchoͤn⸗
fien Anpflonzungen über bie Felder verbreitet, die babucch das
Anfehen des Gärten gewinnen; fie bringen die trefflichfien Fruͤchte.
De Baum Sian, bei ee genannt, mit einer nierenförs
1
[7 1}
ss) M. Polo ed. Marsden B. III. ch. 36. p. 706. s#) Klaproth
Descer. de Formoxe I. c. T. I. p. 326 — 329.
-
⸗
N
,
—
872 Dft-Aflen. Wafferſyſteme. I. Abſchn. $. 82.
migen Frucht, bie in 3 Varietiten vorfommt, buftenb, holz
und fleifchtg, fol nad) ibnen, von den Portugiefen, aus Sapın
bieher verpflanzt feun. Rur grüner Thee wird auf Sormofa
gezogen, von wo er viel ausgeführt und in China auch ale Me
Dicament verbraucht werben foll (ob eine andere Art als der Chi:
nefifche?). Bon dem wilden Jasmin (San yeou hua br
Chineſen) ſchickt man die Bluͤthen aus Kormofa nach Ehins,
um dem Thee einen lieblihen Duft zu geben. Au Kamp feı,
Toback, Pfeffer, Aloe und Zimmerholz aus-ben Wal:
dungen, an benen vorzüglich die nörbliche Hälfte der Infel ſeht
reich ift, liefern wichtige Ausfuhrartifel. Aud Kaffee, Baum:
wolle, Seide follen bier gewonnen werden. An Tieren nennt
man Rinder, Büffel, Pferde, Efel, Ziegen, wenig
Schaafe und Schweinez fehr viel Geflügel, Phafanen, Af⸗
fen, Dirfhe und anderes Wild; zu diefem zählt De Mailla
auf der Dfifeite der Inſel auch reifende Thiere, wie Wölfe,
Ziger, Leoparden, bie aber ber Weſtſeite fehlen ſollen.
Salz und Schwefel, der vorzüglich feit dem Fahre 1819 nad
China zur Pulverfabrilation verfendet ward, find die Hauptpre
ducte aus- dem Mineralreihe; von Gold iſt zwar immer wir
die Rede geweſen, aber von den Gruben nichts bekannt. Es fol
fih auf dee Dfifeite der Inſel finden, und die Chinefen wol⸗
len fhon vor ihrer Beſitznahme Formoſas von ihrem Gold⸗
reichthumſess7) gewußt haben. Da fie nun auf der Wefſtſeite
dieſes edle Metall nicht fanden, rüfteten einige ihrer Abenteurer
eine Junke aus, es auf der Oſtſeite aufjufuchen. Doc, fanden
fie auch da keine Goidminen, wol aber in einigen Hütten ber
Inſulaner Soldbarren, auf die jene jedoch nur wenig Werth legten;
der gaftlichen Aufnahme bei diefem gutmüthigen Voͤlkchen ungead;:
tet, beraufchten fie diefelben kurz vor ihrer Ruͤckfahrt, erſchlugen die
Hüttenberwohner, um ihnen dieſes Gold zu rauben, und eilten auf
die MWefkfeite der Infel zuruͤck. Die Folge dieſes Räuberüberfal:
les, war feitdem Rachekriege zwiſchen beibsrfeitigen Bevoͤlkerungen.
Zu De Maillas Zeit lebte noch der grauſame Anführer jenes
Morduͤberfalles ungeſtraft. Die Schiffer der Lieoufhieou Sus
feln 53), fagt man, follen mit deu oͤſtlichen Formoſanern
*57) De Mailla Lettre l. c. T, XVII. p. 425. ss) Kiaproth
Deser. de Formose L, c. T. I. p. 377.
Inſel Formofa, Handel. ° 873
in. Verkehr fichen, und von Ihnen bie Gold⸗Lingots gegen
allerlei Producte eintaufchen.
Dee Handei Kermofas nit China. ift fehe bedeutend;
mit Reis, Zucker und andern Lebensmitteln verficht es Fukian
und eine große Stredde des Chinefifchen Geftadelandes; China bas-
gegen ſchickt der Infel There, Seide, Wollmaaren und alleriei Fa⸗
britwadsen. eben Monat rechnet man, daß aus den Häfen
von Fukian über 100 Junken durt landen; die Ueberfahrt tft
leicht, die Anfiediung Fark, das Leben auf der Infel wolfeil, das
Gouvernement erleichtert die Anfiedlung durch Abtretung von
Ländereien 59); doch bemerkte De Mailla, daß zu feiner Zeit
obne Paß Niemand aus Fukian heriiber gelaffen wurde, und def
Diefe dem doetigen Gouverneur viel einhraͤchten; eben fo aber laufe.
der Angelommene auf Formoſa, wenn er den dortigen Mans
darinen nicht neue Summen zahle, Gefahr bald wieder zuruͤck⸗
geſchickt zu werden. Eine Urfache diefer doppelten Controlle ſoll
Die Furcht des Mandfchus Gouverneurs vor Rebellionen fepn, die
wirgends Leichter. als in diefen füblichen Colonifationen ausbres
chen. Daher lag damals, 1714, eine Sarnifon von 10,000 Manz
AShinefifchere Truppen unter einem Tſong ping oder Generallieuts
nant, mit 2 $utfiang und vielen DOfficieren auf der Inſel, bie
alle 3 Sabre abgemwechfelt werden. Späterhin hat China 16,000
Mann infanterie dahin verlegt, weil die Pferde der Inſel für
Eavallerie zu ſchlecht find; ber Generaliffimus und der Admiral
der dort flationirten Flotte haben beide ——— 1600 Unzen
Silber Gehalt.
Die Einkünfte des Chineſiſchen —— von Fox
. mofa®) find fehr gering in Beziehung auf die doch ziemlich
ſtarke Population des unterworfenen Theiles der Infel. Nach
den Lilten vom Fahre 1820 waren es nur in allem Aus den 4
Difteicten 143,917 Chy\ Korn (1 Chy = 5 Pinten Engl.), und
7341 Unzen Silber. Bor 1740 wareh die Einkünfte bebeutens
der, aber nach einer furchtbaren Verheerung ber Infel duch Or⸗
Zane milderte Kaifer Kpien Long die Abgaben um ein ſeht bes
deutendes. Die Staatsausgaben zur Beflreitung ber Verwal⸗
s560) Klaproth Descr. de Formose I. c. T. I. p. 340; De Mailla
Lettre 1. c. T. XVIH. p. 433. .) —* Descr. de For-
mose q. a. D. p. 343.
874 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. J. Abſchn. $. 82.
tungstoften der Inſel betragen 90,856 Chy Kom unb 65000 Uns
zen Silber.
Die Stadt Thay wan fu) (Tac wan fu im Fukiau
Dialect) unter 33° N. Br. gelegen, am Haupthafen, ift mit ei⸗
nem Wall, 10 Fuß mächtig, umgeben, und mit Graͤben; ber
Wall aus boppelten Mauern, im Innern mit Schutt ausgefüllt,
bat-8 Thote mit Thuͤrmen und MWadhthäufern, ſeit 1725 erbaut,
De Stade bat 10.000 Dann Garnifon. Noch ſteht Innerhalb
eine alte Hollaͤndiſche Kiehe. Die Hauptſtraßen durchſchneiden
ſich in rechten Winkeln, 30 bie 40 Fuß breit, und find während
der beißen Zahreszeit mit Tuͤchern zeltartig uͤberdekt. Die mel:
ften find voll Kaufhäufer und Läden, in denen alle Arten Waa⸗
ren auf das elegantefte fell fichen. Das zu große Gebränge
macht fie als Promenade beſchwerlich. Das fhönfle Gebäude
der Stadt ift das Comptoit aus ber Holländer Periode; es ifl
fehe groß, deeifködig, und wird von 4 Halbbaflionen vertheibdigt.
Bon zwei Haupttempeln ift einer dem Schuggotte des Acker⸗
baues gewidmet, ber andere ber Göttin Hian fey beou, ber
Beſchuͤtzerin der Schiffes; ex ſteht im Norden der Stadt. Der
Handel der Einwohner mit China iſt ganz frei, wer aber eine
Erpedition nad) Siam, Cochinchina, gu den Indiſchen oder Ja⸗
panifchen Inſeln machen will, bat bazu erfl von Hea mun (f.
oben &. 784) ſich die Erlaubniß und bie Paͤſſe zu holen, weit
Formoſa nur als Provinz unter dem Zfongtu von Fu Man
ſteht. Die übrigen Städte auf Formoſa haben nur als Dafens
flationen durch ihre Schiffahrt, oder durch Meine Fortificationen
einigen Werth, find aber an fich unbedeutend. Die Lage von
Wu teaou kiangs?), in welher Lindſay und Gügtaff
(1832) zwei Tage flationirten, nachdem fie von Amoy abgefegelt
waren, ift uns nach früheren Angaben nicht bekannt. Eie fol auf
einer öden Sandtüfte unter 3° 38 N.Br., und 123° 18 OR.
v. Ge. liegen, und einen ſtarken Zubrang von Volk zeigen; übe
Hafen lag roll von Junken aus Fukian. Aus dem Innern
der Infel, über dem man die Gebirge aber ohne Spur von Be
getation emporragen fahe, brachten ſehr viefe Ruderkarren mit
sei) De Mailla Lettre I. c. T. XVII. p. 432 — 436; Klaproth
Descr. de Formose 1. c. T. I, p. 346, 346; Asiatie Journ. New
Ser. 1834. Vol. XIII. p. 107._ *°) Lindsay Report I. c. p. 35;
Gützlaff rn p» 271.
Inſel Formoſa, die Aboriginm.. .. 87%
Bäffen. befpannt die Landesproducte herbei, dien Mahaziuen
von Bambus mit Masten umhängt und gedeckt, aufgehänft, bamst;
auf die Junken verladen wurden, zumal, Reis und Anden
Man verfprah fih in Handel mit den Fremden einzutaflen;:
aber «6 gefchahe nicht, obwol hier kein Mandarin. war. Die Chi‘
neſiſche Anfieblung, hörte man, follte zur Rebellion geneigt ſeyn;
als 2a Peroufe. bier gelandet war (178763) ‚Hand bie-ganze:
Jaſel in Aufeupe gegen China. Bon ben Aboriginern. der
Oſtkuͤſte, die bis heute ihre Independenz rt hbekam N
laff keinen zu erbliden.
e) Aboriginer. Die wilden Formoſaner, die Thu fan ber — —
Schon vor längerer Zeit ſchaͤtzte man die Zahl ber Chine⸗
fifhen Anfiediung in Formoſa, auf mehr ald eine halbe
Mil lion st), meift Emigranten and den: verfchiedenften Provin⸗
zen. Chinas, welche der Gewinn hieher gegogen,- vorzüglich aber
aus Fukianz fie find, wie überall, fo auch Hier ihrer einheimi⸗
[hen Sitte getreu geblieben. Ungeachtet ihrer Zahl und der ſtar⸗
ten Mannfcaften, die zu ihrem Schuge.auf der Infel garmifos
nicen, und ſtets in Fehde mit den Urbewohnern ber Infel
ſtehen, haben fie diefe doch dis jetzt noch nicht bändigen ober übers
wältigen können. Zwar follen fie täglich mehr feſten Fuß ges
winnen; dennoch iſt aber die ganze öftliche Hälfte der Infel,
noch immer frei und independent vom Joch ber Chineſen ges.
blieben,
Diefe Freien Abariginer ber Dffeite, find von den:
Aboriginern der Weftfeite zu unterfheiben, welche unter
das Soc der Chineſen gebracht find, Bon jenen Freien.
Aboriginern iſt wol nur fehr wenig bekannt. De Mailia 6)
der fich im füdlichen Theile der Infel einige Zeit auf ihrem Grenz⸗
gebiete, behufs feiner Kartenvermeſſung verweilen mußte, und des⸗
halb zu feinem Schuge eine Escorte von 200 Soldaten mit fi:
führte, erblickte zwar in bee Ferne ihre Hütten auf dem Gebirge,
auch fahe er deren 30 dis 40 von ber Höhe mie Pfeil und Bo⸗
gem herabfleigen, doch wagten fie ed nicht gegen bie uͤberlegene
Baht weiter ren Er hörte, daß bie Grenzfehde dort.
2 ER La — Hr h 6 TU p. 371. **) Journal Aslatig.
) De Mailla Leite I. c. T. XVII.
3 * — Br ae
876: Oſt⸗Aſten. Waflerfofteme. 1. Abſchn. 9. 82.
fun fat 20 Jahren anumterbecchen beſtehe, und dag gar Keine
Communication zroifchen ‚beiben Inſelſeiten flatt finde. Sie fol
ion. Hin wildes, unbebauted Bergland bewohnen, von Jagd und
Fir faug. leben, und im Wildheit etwa ben Irokeſen, die De
IM ailia aus igurr Erfahrung kannte, glei, aber doch weniger
brutal fepn, weit Teufcher als die Indianer Ieben, und von Ra;
tureli weit fanfier als jene, und ftiedlicher ſeyn. Gie- follen ge
genfeitig ſehr wohlwollend fich zeigen, fi unter einander beiſte⸗
hen, nichts weniger als habfüchtig, wie ihre Chinefifche Nachbarn,
feyn, keinen Werth auf Gold und Silber legen u. a. m. Dage
gen aber ohne Geſetz, ohne Regierung, ohne Polizei, ohne alle
Kenntniß von Gott, ohne Religion leben, ader über Die Maaßen
fich ihrer Rachſücht uͤberlaſſen.
Die Un ter w orfonenAborigineriemte DeMaitia®)
nm ale Diener, oder als Sclaven der Chinefifhen Anſiedlet
Tonnen. Sie And, fagt er, in 45 Abtheilungen, die man Che
nennt (bourgades, Sieden), gebracht, davon 36 in dem nörblis
chen, 9 in dem füdlichen Theile dee Inſel liegen. jene wohnen
in Käufern wie die (Shinefen, diefe nur in Hüsten von Bambus
mit Strohdaͤchern, auf Eſtraden erbaut, in der Mitte mit’einem
—Heerd, aber ohne alle Meubles. Reis, Kom und Wildprett if
ihre Hauptnahrung. Das Wild fangen fie oft als Meiſter im
Laufe. Sch fahe fie, fage De Mailla, fohneller als die: Pferde
rennen (diefe find in Formoſa untauglid für Die Gavallerie).
Die Chinefen geben als Grund dieſer Gewandtheit an, daf fie
ſich in der Jugend die Knie and die Hüften eng zufanımens
ſchnuͤren (?). Ihre kurzen Langen werfen fie 70 bis 80 Schritt
witz mit Pfeil und Bogen erlegen fie den Phaſan im Kluge.
Beim Eſſen, ganz nach der Art der’ Affen mit den Händen, find
fie ſehr unreinlich; das Fleiſch genießen fie halb roh, nur etwas
geroͤſtet. Ihre ganze Kleidung beficht in einem Leinwandſchurz,
von den Hüften bis zu den Knien. Sie ſchlafen auf einem Las
ge von friſchem Laube. she Hauptſchmuck befteht in den tatos
wisten Figuren ihrer Haut; aber nur den Siegen und Bor
kaͤmpfern jedes Che, im aan und auf der Jagd, iſt dieſe Aus:
zeichnung erlaubt.
Ihre Geſtalt ift ſchlant, beweglich, ihre Hautfarbe ollven⸗
farbig, ſchwaͤtzlich wie die dee Malayen; ihre Züge find den
266) De Mailla a. a. O. p. 437— 445.
Inſel Formoſa, die Aboriginer. 817
Chinefifcden verwandt, ihe Haar hängt ihnen die Schalten lang
herab. Sie tragen Ohreinge, Armringe, auf dem Kopf eine Art
Krone, aus Saamenkömern mit bunten Federn geſchmuͤckt, oder
- in der nördlichen Hälfte bee Infel von Bananenbiättern geflach⸗
‚ten; da behängen fie fi auch mit Hirſchfellen. |
Obwol den Chinefen unterworfen, ‚haben fie boch nod eis
nige alte Einrichtungen unter fi beibehalten. Jeder Che abıe
Sieden, wählt 3 bis 4 feiner Aelteſten zu Häuptliingen,
die alle Streitigkeiten fchlichten, und den ſtrengſten Gehorſam ges
nießen ; fie zeichnen die beiten Läufer und Jäger durch, die Er⸗
laubniß des Tatowirens aus, ober daß fie ihre Zähne ſchwarz fir
niſſen (f. ob. ©. 746) in den Ohten Muſcheln oder Edelſteine
fragen dürfen, u. ſ. w. Ihre Hochzeiten find ein einfaches Aue
fammentreten 5° die Braut verläßt aber nicht das elterliche Haus,
fondern der Schwiegerfohn zieht in die Hütte des Schwiegerva⸗
hers, um dieſen bei feinen Arbeiten zu unterſtuͤzen; daher geben
die Eitern hier den Toͤchtern den Vorzug, umgekehrt wie bei den
Chineſen.
Die Chineſen ſagen ihnen zwar nach, daß fie insgeheim bei
ihren Verſammlungen Tannibalifche Gebräuche hätten, Menſchen⸗
fleiſch aͤßen u. a. m.; aber De Mailla67) widerfpricht diefem
and fagt, unter ihnen fey kein Betrug, kein Diebſtahl, kein Pros
ceß; fie zeigen fich fehr befonuen und gehorſam ‚gegen ihre Wors
gefegten. Nur die Dolmetſcher find ihnen ein Dom im Auge,
_ amd ihre häufige Revolten gehen dahin, ſich von deren Drud zu
befreien, Bei De Mailla's Anweſenheit hatten fih 3 von
412 Che auf der Südfeite dee Inſel empdet, und zahlten ſchon
feit 3 Jahren keinen Tribut mehr; fie hatten fih an die Freien
Aboriginer angefchloffen. Die Chinefen fordern naͤmlich; Tri⸗
- but von ihnen in Kom, Reis u. a. m. Deshalb wird in jedem
Che ein Chinefe als Einnehmer des Gouvernements befiells, ‚der
zugleid) die Sprache der Eingedornen erlernen muß, um al6.D.ols
metfcher für fie in’ Beziehung auf bie Dianbarinen zu fungis
zen, Diefe Dolmetſcher fpielen nun die Wolle der Tyran⸗
nen auf der Inſel, die auch gegen die Mandarinen hochfahrend
ſich benehmen. Ihre Grauſamkeiten und Erpreſſungen ſind es,
welche die haͤufigen ua auf der Jaſel veraulaſſen.
.. — “
4
1 De Mailla Letiee Le, Te XVII. DM. un an.
v⸗
878 Ofttfen, Waſſerſyſteme. I. Abſchn. $. 82.
De Maillasss) erwähnt, daß man ihnen zu feiner Zeit
in Fukian gefagt hatte, «6 gäbe auf Formaſa Chriſten; nicht
unter den Chinefen, ſondern unter den Aboriginern, aus ber Pe
riode dee Holländer Herrſchaft. Der Jefuit bemerkt, «6 faͤndes
fi unter ihnen noch mehrere (im Sabre 1714) bie Hollänbis-
ſche Bücher laſen, auch mit deren Schrift ſchreiben koͤnnten,
Abfchen vor dem Gögendienfl zeigten, aber kein Gebet hatten, dog
einiges von der Teiaität, dem Eündenfall, der Taufe zu fagen
wüßten. Mehr Spuren von Religion zeigten fie aber nidyt, and
koͤnne ihnen von China aus kein Hell kommen; er ſpricht den
Wunſch aus, daß die Miſſion fi einen Hafın an dr Oſt kuͤſte
der Inſel auderſehen möchte, zu Ihrem Werke des Heils. Dies
ft aber nicht gefchehen.
Aderdings haben bie Holländer während ihres kurzen Bes
figes fih) auch mit Bekehrungen dee Aboriginer ©) abge
geben; ihre Nachrichten darüber find zwar veraltet, durch fie abe
bie Sprache berfelben befannt geworden. Nach ben Unterſu⸗
ungen und DBergleihungen Klaproth mit den Dceani:
[ben Sprachſyſtemen von Madagascar bis zum Stillen
Oeean und bem continentalen Sübdoften Afiene, gehören dieſe
Aboriginer zu dem großen Malapifhen Spread ſtamme,
der von bem Juſelgeſtade Oftafritas bis zu dem Infelgeflade
Weſtamerikas über Aufkealafien, von Madagascar und Malacta
bis zu den Sandwich: Diarquefas Infeln und Neu⸗Seeland ver
beeitet lebt. Hiemit ſtimmt auch der große Kenner biefer Voͤlker⸗
fhaften W. Marsden 70) überein, der bemerkt, fie gehören zu
dem Polynefifhen Dienfhenfchlagez fie würden auf ben Moluk⸗
ten zu ben Haraforas nad Geſtalt und Eitte gerechnet wer:
den; Ihe Vocabular beftätigt, daß fie nicht, wie man früher wol
annahm, zur Race der Auſtralneger gehörten. Viele ihrer Aus
druͤcke, wie Aulong ffatt Drang, d. Mann, Menſch; Apoci
Rott Api, d. i. Zeuer u.a. m. entfprehen ganz dem Malayi⸗
gr De Mailla Lettre . « T. XV. pe» 445.
!’Formulier des Christendoms, met de Verklaringen van dien,
ade ee Formosaansche tale. Door Dan. Gravius
in 4. f. Klaproth Mem. relat. a P’Asie T. I.
p. 353; veffiben Vocabnlaire Formosan p. 354 — 368; deſſelben
Phrases en Formosan p. 369 — 374. 1°) will Marsden Mis-
cellaneous Works; On the Polynesian or East Insular
London 1834. 4, pr 67 eto. |
N i ä x
—
Inſel Formoſa, die Aboriginer. 879
fhen Vocabular. Jede Tribus ſoll indeß auf der Inſel
ihren eignen Dialect ſprechen.
Dennod) bleibt die Bemerkung der Holländer, die auch
Ge Valentyn?) anführt, immer zu beachten, daß es in den .
Gebirgen der Inſel audy eine ſehr große Schwarze Race ber.
Aboriginer geben fol, deren Sprache von ber der übrigen
Formoſaner ganz verſchieden ſey; doch ſcheint man über
fie nicht genauer unterrichtet zu ſeyn. Ob diefe auch gegentvaͤr⸗
tig dort noch vorhanden, iſt gaͤnzlich unbekannt. Kein Europäer
bat feit De Mailta das Innere von Formoſa gefehen. Die
Holländer fanden die Soemofanifhen Aboriginer noch
in ihren mehr einheimiſchen Eigenthuͤmlichkeiten, die ſich ſeit der
Unterjochung unter die Chineſen ſehr vermiſcht haben moͤgen.
Sie geben von ihnen manche auffallende Berichte. Die Maͤn—
ner find ſtaͤrk, groß, ihre Farbe zwifchen gelb und fchwarz, fie
gehen 3 Monat im Jahre, nach altem Gebraudy, ganz 'nadt, den
Goͤttern zu Ehren, die ihnen fonft feinen Regen ſchicken würden.
Die Frauen find alle klein von Statur, did, ſtark von Wuchs,
waſchen fi täglich 2 mal vor ihren Thuͤren mit heißem Waſſer,
find treu, fleißig, fanfle Polygamie iſt bei ihnen gebräuchlich
und leicht wechfelnde Ehe. Die Maͤnner dürfen fi) erft mit dem
zwanzigften Jahre verheirathen, die Weiber dürfen erſt mic dem
Zoſten Jahre Kinder gebären, früher aber müffen fie ihre Frucht
durch Prieſterinnen, die ihnen den Leib kneten, abtreiben laſſen.
Sie verehren viele Goͤtzen, darunter 22 die vorzuͤglichſten ſind.
Der eine, Tamagiſangae, bat feine Wohnung im Süden
der Inſel; feine Gemahlin Zecarocpoda wohnt im Oſten
berfelben ; jenen beten die Männer an, dieſe die Weiber. Den
Morden der Infel beherrſcht Sarifang, der Böfe, der die
Menfhen durch Blattern haͤßlich macht; andere find Kriegesgoͤt⸗
ter u. ſ. w. Ihre Prieſter ſind Weiber, ſie heißen Juibus,
wahre Schamanen ſie verrichten die Opfer, verdrehen die Augen,
werfen ſich nieder, haben Entzüdungen, Erfheinungen, Ohnmach⸗
‚sen, erzittern, erzählen ihre Vifionen, prophezeihen Gluͤck, Sturm,
vertreiben böfe Geifter u. ſ. w., bie Todten legen fie sach einigen
Tagen auf Gerüfte, doͤrren fie durch darunter angemachtes Feuer,
1
21) Fr, Valentyn Bescaryvinge van Tayouan of Formosa etc. l. e.
T. IV. Malte Bran Analyse de quelques Memoires Hollandais sur
YIsle de Formose Annales de Voyages. Paris. T. VIII p- 344,.etc.
830 Oſt-Aſien. Wafferfofteme. I. Abſchn. $. 82.
und bewahren fie, ähnlih den Eübfee- Infulanern, für fpätere
Jahre zu Leichenfeiern auf. Die Böfen, nach dem Tode, ger::
then nach einen verpefteten Pfuhl, bie Guten fhreiten daruͤber
hinweg, in ein ſchoͤnes Land. Ihre Hauptſuͤnden ſind Verletzung
äußerlichee Vorſchriften, wenn fie z. B. zu unrechter Zeit Seide
oder Leinwand getragen, Auſtern zue unrechten Zeit geholt, ober
etwas unternommen haben ohne vorher den Gefang ber Voͤzel
darüber zu berathen, die Weiber wenn fie vor ber erlaubten Zit
Kinder geboren haben u. a, nı. Der Diebflahl wird nur dadurqh
beftraft, daß der Beſtohlne mit feiner Partei fih aus dem Hau’:
des Diebes fein Eigenthum, und was ihm fonft beliebt, gemalt:
ſam wieber holt. Bor ber Ankunft der Chinrfen hatten die Sn:
fulaner einen Rath aus 12 Maͤnnern, Quatys genannt (cd
Kadi? Richter, durch frühen Einfluß, der bis dahin etwa ver:
deingenden Mufelmänner? f. ob. ©. 812, 779); fie wurten
noch zus Holländer Zeit ermäblt. wechfelten alle 2 Sabre, mußt:
von gleichem Alter fepn. Sie richteten mit Milde und beſtimm⸗
ten die Strafen; fie hatten das Vorrecht zur Jahreszeit, wenn
der Reis halbwüchfig geworben, fi berauſchen zu dürfen; abe
geroiffe Speiſen zu genießen war ihnen verfagt, weil fonft bie
Hirſche und Eber ihre Meisernten zerſtoͤren würden. Todesſtra⸗
fen kannten fie nicht, aber Rachektiege; ihre Wohnungen fchmüd:
ten fie mit Gebeinen von Pferden und mit den Schäbeln und
Haaren Ihrer erfchlagenen Feinde. Statt des Eidſchwures brechten
fie einen Steohhalm, Und das dabei gethane Verfprechen iſt ihnen
heilig. Von den Chinefen haben fie vieles Ftemdartige ange:
nommen.
Die Heine Infel Lamay (f. ob. ©. 865), Lang !hiao ’’)
der Chinefen, die dem Suͤdende Formoſas gegen S. W. vorliegt,
und leichtes Anlanden darbietet, wird aud) von Aboriginern
bewohnt, die ſtarke Schaafzucht haben. Die Luft ſoll dort den
Fremden nachtheilig ſeyn, die Chineſen ſollen die böfen Daͤmon⸗
dieſer Inſel fürchten.
Die Ponghu oder Phenghu Infeln ?), Pescadores
‚der Portugifen, im Weiten Formoſas, deren Lage ſchon oben be
‚ zeichnet wurde, ſtehen unter der Jurisdiction von Thay wan.
Sie find von jeher den Chinefen dekannt gewefen, weil man fchon
872%) Klaproth Descr. de Formose 1. c T. I. p. 352, 73) ebend.
p. 351 — 352; De Mailla LetseL c. T. XVIL p. 417 —424. ı
x
Die Geſtade⸗Inſel Hainan. 881
von Amoy and In ber Kerne ihre Berge bei helterm Better er⸗
biiden kann. Im Jahre 1387 wurden bie Ponghu-Snfue
Laner von den Chinefen tiberfallen, aus ihrer Heimath wegge⸗
führt, ihre Infelgruppe aber verwuͤſtet. Sie wurden dann daB
Afpl dee Piraten, welche von jeher dieſe Gewaͤſſer gefahrvoll
gemacht haben; diefe wurden von den Holländern unterjocht,
welche aber nicht weniger wie auch die Portugifen ben Chines
fen in ihrem Benehmen als Seeräuber erfhienen, und daher
auch, feitdem in ihren Hiftorien mit zu dieſer Claffe der Barba⸗
zen gerechnet wurden, Seit Kaiſer Khanghi erhielten fie Gars
aifonen dee Mandfhutruppen und Feſtungsanlagen, um
Diefe wichtige Station zur Ueberfahrt nach Formoſa zu behaupe
ten; doch zuweiltn haben biefe Inſeln wieber zue Aufnahme der
Raubgeſchwader jener zahlreichen Piraten gebient, welche von Zeit
zu Zeit dem Küftenhandel jener Gewaͤſſer fo ſehr gefährlich were
den, und bie und dba Empörungen bee Geflsdeanmwohner vers .
anlafien. Es follen, nah De Mailla, 36 gsößere und Kleinere
Inſeln feyn, deren größte einen fehe guten Hafen von mehs
als 8 Fuß Waffertiefe hat, der zum Anlanden der Canalübers
fahrt, die bei hohem Meer und Seeflürmen, oder während bez
bier fo heftigen Monfune und ihrer Umſetzzeit, für Kauffahrer
wie für die Kriegsflotten ber Chinefen, und für bie unzähligen
Fiſcherbarken, die flets in diefen Gewaͤſſern umberfchwärmen, nicht
felten durch Typhone gefahrvoll wird, unentbehrlich iſt. In dies
fem Hofen fand De Mailla nur noch bie Erinnerung an bem
einfligen Befig der Holländer, in dem Namen Hung mans
tſch ai (d. h. Rothhaare) zur Bezeichnung der Hafeneinfahrt.
2. Die Inſel Halnan,
Diefe Seftabeinfel Hailam, eine bloße Verſtuͤmmlung
bdes Wortes Sainan, d. h. Infel im Sübmeer (fübwärts
zwiſchen 18° 10’ bis 20° N.Br.) 7), wurde unter Kalfer Vuti
der Han⸗Dynaſtie gegen das Jahe 108 vor chriftlicher Zeit
rechnung, von den Chinefen entdedt, und dem Reiche unterwors
fen. Später kam fie unter bie Gewalt dee Du (f. ob. ©. 743),
feit 971 an die SungsDynaftie, 1381 wurde fie unter den
Ming bem Gouverntment von Kuangtung unterworfen, und
?*) Klaproth Carte de FIle de Hainan formant le Departement Chi-
nois de Khioung tcheou fu. Paris 1827. p. Fremin ct Berthe.
Ritter Erdkunde IV. Kt
‚ ’
882 Dft-Afien. Wäfferfufteme. I. Abſchn. $. 82.
bitdet, in 13 Diſtriete getheilt, ein Departement deſſelben, bas
von ber Gapitale dee Infel von Khiungtfheou den Mamen
erhält.
Hainan 85) fließt gegen &.D. den Golf von Tunkin,
und iſt nur durch eine 4 Stunden breite Meeresfiraße, Ga:
nal der Junken, von der Halbinfel Luitfheon, der aͤußer
flen Südfpige des Chinefifhen Continentes getrennt (ſ. oben
©. 818), der aber noch mit vielen niedrigen Jnſeln bedeckt if.
In der Nähe der genannten Capitale liegt das aͤußerſte Nord⸗
Gap der Inſel unter 20° 24 N. Br. Die aͤußerſte Südfpige
Mungkotfui (db. b. der Papagaien-Schnabel) ragt bi
18° 9 35” N. Br., 167° 14° 16” DL. v. Par. von Die duferk
Länge der ovalgeflatteten Infel von N.D. gegen S. W., beträgt
45 geogr. Meilen, und 27 bis 28 geoge. Meilen Breite, vor
SD. gegen NW. Ihre N. W. Kuͤ ſte, welche Zunkim fchüs,
iſt niedrig, flach, mit Sandbaͤnken und Untiefen belagert, bie weit
in den Golf hineinreichen; bie Oſt kuͤ ſte iſt meiſt ſteil und fer
fig; die Kuͤſte gegen Süd mannichfacher entwickelt, gegen bie
N.O. Monſfune gefchägt, und mit trefflihen Hafın und Bairz
ausgeftatte. Die Oberfläche der Infel beficht aus fandigen Ete
nen, oder bewäfferten Grafungen, Samwannen, bie und ba mi
Kiippenzügen durchſetzt, mit nur wenigen fruchtbaren Tpälem,
aber die ganze Mitte bee Inſel ift mit hoben Urgebirgsbilbun
gen erfüllt.
Dieſes ventrale Hochgebirge, ber Tattfhi Scan,
d. 1. das geoße Utſchi⸗Gebirge, bis in die Wolken aufſtei⸗
‘gend, verzweigt fih von ber Mitte aus, in vielen Armen duch
die ganze Infel, und füllt biefe mit Thälern,-fender nach allen
Richtungen rablenartig feine Ströme aus, die an Größe unbeden⸗
tend doch oft ungebändigte Waffer find, und keiner befondern En
wähnung verbienen. Ihre Thaͤler find zum Theil noch wilb, und
wenn auch nicht unbewohnt, doch zum Theil un debaut, viele
ſollen ſteril ſeyn. |
Das an fich Heiße Clima wird durch die Seewinde fehr ges
mildert, haͤufige Nebel, ſehr ſtarker Thau geben ſtete Feuchtigkeit
— Klaproth Descr. de !Iie de Hainan extraite des auteurs Chi-
nois in Nouv. Annales des Voy. VI. 145 etc.; Dict. Geogr. Univ.
Paris 1828 T. IV. p. 635; isle Hainan in Singapore
1825. 3 Mars, in Asiat. Journ, Lond. 1826. T. XXL p. 15; Da
Halde Descer, de la Chine IL, c. T. I. p. 237 —241 etc,
*
Inſel Hainan, Producte. 883
und halten bie Gewaͤchſe friſch; auch hier find Orkane, Ty⸗
phone an den Geſtaden gefuͤrchtet, wie in der Formoſa⸗See.
Die oͤſtliche Seite der Inſel Hainan, die oceaniſche,
ſoll ſehr ſteril ſeyn; groͤßtentheils mit Areca-Waldungen
bedeckt; die Weſt ſeite dagegen ſehr fruchtbar, mit Reis: und
Kornfeldern, die dreimalige Ernten im Sahre geben. Auch
viele Obftarten, Zuckerrohr, Taback, Indigo, Baums
wolle werben hier gebaut. Die füßen Pataten (Convolvu-
us batatas) maden bie Hauptnahrung des Volkes aus, Ein
HauptreichthHum der Inſel befteht in den Waldungen der Ges
dirge, die das trefflichfte Baus und Zimmerhofz liefern, und
viele eblere Baumarten enthalten. Sie liefern Sandelholz,
Brafitholz, Ebenholz, Cocos, Buhsarten, Rofens
holz, Drachenblut und Aloe fo trefflich, daß man es Pfund
für Pfund mit Silber aufwiegt (f. unten), den Brafilbalfam,
die Frucht Po Lo mi (Artocarpus integrifolia, wie in Formoſa?
{. od. ©. 871), die von außerordentlicher Größe einen Honigfaft
geben foll, deſſen Duft eine ganze Wohnung parfuͤmirt. Auch
werden Hai thfi, d. i. Meerfirniß, genannt, und fehr viele
Medieinalkraͤuter, auh Siftpflanzen verfchiedener Art.
Diefelben Wälder und Gebirge find das Aſyl der wilden Raub:
thiere, der iger, bee Rhinoceroten u. a, deren Zahl fi
jedoch fehe verringert Hat, der Affen, darunter eine Art von dee
Größe des Drang Utang, ber großen Hirfharten, vieet
Schlangen, 3. DB. der Boa, vieler Infectenarten. Schr
ftarte Bienenzuht im Lande giebt reiches Wachsproduct zut
Ausfuhr; eine Snfectenart, Pelatſchhung, preducitt ein weis
ßes Wachs, das in der Gapitale Khiung tſcheou Im Lichtes
ziehereien ſtatk verbraucht und ausgeführt wird,
Die Küften find fiſchreich; man fiſcht Perlmuſcheln,
fhöne Schmuckcorallen, viele Schildkroͤten mit trefflichem
Schildpatt. Die Fluͤſſe wälzen Goldſand; ımter der Thang⸗
Dpnaftie zahlten vier Diſtricte des Landes (Mars, Tſchin⸗,
Tan⸗und Wanan:tfheou) ihre Abgaben in Bold. Das
male fol es auh im Difteit Wancenztfheon, jest Wan⸗
tfheou genannt, Silberminen gegeben haben. Die Sa:
Linen bes Landes geben reichen Ertrag. Du Halde und Gros
fier führen in den nördlichen Theilen ber Inſel Lazurſtein an,
der nach China zur blauen Porcellanmalerei verbraucht werben
Kte2
884 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. J. Abfchn. $. 82.
ſoll; dies wirb, wie manche andere jheer unverbürgten Nachtich
gen jeboch neuerlich bezweifelt 876).
Die Einwohner von Hainan, obwol den Chinefen a
Bitte, Gebraͤuchen, Ausſehn fehe aͤhnlich, fprechen doch eine gaͤnp
lich derſchiedene Sprache; es ſcheint dieſer Menſchen⸗
ſchlag von dem Continentalbewohner der Provinz Kuangtung
ganz verfchieden zu ſeyn, der aber durch alimälige Beſitgunz
und Beherrſchung ihre Givitifation annahm. Bon den Ah
originern follen jedoch noch viele unbeſiegt und umgebäntig
im hoben Gentraigebirge bee Inſel leben. So weit die Briti⸗
ſchen Sciffbrüdigen, mit Cape. Purefoy, die Bewohner dr
Juſel, auf ihren Ercurfionep bis 15 geogr. Meilen in das In⸗
nere kennen lernten, fanden fie an ihnen ein fehr harmloſes Val,
_ ohne allen Widerfland, meift auf ödem Boden; den Landmans
in großer Armuch und Furchtſamkeit lebend, das Land volkeit,
die Menge der Weiber, davon viele mit Heinen Süßen, doch gab
arbeit thuend; überall eine Menge von Kindern und Hundıt,
nirgends Woffen beim Volk, oder Vertheidigungsmittel grir
Meberfälle, die vielen Städte und Drtfchaften mit alten, verfılt
nen Mauern, mit Epheu bewadfen, ohne allen Schug. Ti
find fie den Piratenüberfällen, von Tunkin und |
Soemofagemwäffer, fehe ausgeſetzt. Sie find fehr gefprädi,
gaſtlich, hoͤflich; Betel und Areca iſt allgemein bei ihnen im Ge⸗
brauch, und wirkt ſehr zerſtoͤrend auf ihre Zaͤhne. Ihre Lust
‚IR Chineſiſch. Seitdem dee Handel ſich durch die Fukian⸗
Coloniſation an ihre Geſtade verbreitet hat, ſo wie der Ein⸗
fluß des Piratenweſens daſelbſt vorherrſchend zu werden au—⸗
fing, ſollen ihre alten, guten Sitten ſehr veraͤndert und fie fell
zu Mebellionen mehr geneigt feyn.
Nach einer Zihlung vom Jahre 1823, foll die Infel, ohne
die wilden Aboriginer des Gebirgslandes, eine Population
von 987,725 Individuen, alfo mit jenen weit über eine Bil:
lion Einwohner haben. Der Gouverneur der Inſel iſt nut
ein Civisbeamter des General-Gouverneurs von Canton; ma
zaͤhlt auf der Infel 14 ummauerte Städte, von denen Khiuns:
tfheou, am Mordgeflade, am unten: Canal gelegen, die be—
beutendfte if. Won ihrem Hafen, wie von einigen andem rt
878) Singapore Chronicl. L c. Asiat. Journ. Vol. XXI. p. 15. &
155 — 156.
— 15
\
Infel Hainan, Khiung fen. 888
Inſet, wird ein ziemlich bebenteflter Seehandel getrieben mit
Canton, Tunkin, Cochin China, Siam, und feit den
legten Jahren auch mit Singapore. Nah Tunkin und eis
nigen Norbhäfen Cochin Chinas werden zu allen Jah⸗
zedgeiten Fahrten gemacht; aber fübmärts von Hainan kann
dies nur mit Hülfe dee Monfune, halbjährig, gefchehen.
Nach Siam rechnet man jährlid etwa 40 dahin fegelnde Jun⸗
ten, nah dem [üblichen Cochin China etwa 25, nach dem
nördlihden Cochin China und Tunkin etwa 505 ihre Groͤße
tft jedody nur von 100 bi6 150 Zonnen Gehalt; bis jegt noch
bie aͤrmlichſten unter den einhelmifchen Chinafahrern.
Bon der Sapitale Khiung tfheon giebt Capt. Purefoy
als Augenzeuge, während feines dortigen Aufenthaltes (vom 7ten
Der, 1804 bis 1öten Jan. 1805, f. ob. &. 818) folgende Nach:
richt. Er nennt fie ſtets Hufbeon 77), wahrfcheinlich nach dem
Landesbialect; es iſe die größte Stadt ber Infel, mit 40 Fuß hos
ben, fehr dicken Badfteinmauern umgeben. Gie ift ſchoͤn gebaut,
Die Landfchaft umher fchön, reich cultivirt, dicht gedrängt voll Bes
wohner. Bon den Stadtwällen zählte Purefoy mit bem Pers
fpectio 11 Städte und Dorffchaften. Die Einwohner der Stadt
find ſehr induſtrioͤs; ſehr gefchidt in_Bereitung der Kokoonuß⸗
fchanten, bie fie mit Silberarbeit einfafen und poliren, zu Thee⸗
Tannen und allerlei Arten von Gefäßen.
Die Stadt, mit den Vorftädten, hat fiher an 200,000 Eins
mohner, alle gut gekleidet; kein Bettler war zu fehen, bie aͤrm⸗
fen woren beſſer gekleidet als die Armen in England. Die Pos
lizei im beſten Zuftande, mit jeder Abendglode Punct 8 Uhr wurs
den alle Stabtthore, alle Straßenthore verfchloffen, und Patrouils
len zogen bie ganze Macht um jede Communication ber Einwoh⸗
ner zu hemmen. Aber mit bem Signal des Kanonenfhuffes am
frühen Morgen, öffneten fi ale Thore zugleich, mit Gekrach,
das bei fo viel Hundert Thoren der Wirkung des fernen Donners
gleicht. Nun beginnt das Gewerbe und der Handel, ohne Lärm,
ohne Steeit. Unter ben Waaren die zur Speife zu Markte ges
bracht wurden, fahe man auch Froͤſche, Schlangen (Coluber
aquaticus? die man beöhalb in Zeichen nährt und für Delicateffe
77) Capt. Purefoy Diary of a Journey from Manchao on the South
Coast of Hainan to Canton 1804—1805. in Asiat, Journ. Vol. XX.
1825. p. 525. .
\
836 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. 1. Abfchn. $. 82.
‚HN, Schneden, Mufheln, getrocknete Häute einer Berg⸗
ſchlange werden pulverifirt al6 Arznei verkauft. Unser den Kauf:
\täden fielen dem Engländer vorzüglich einige große Budhhband:s
lungen mit einer Menge fehr netter Bücher auf, die in Son
men gefchnittene aber eine den Stereotupen ſehr aͤhn liche Schrifi
haben, Eine Academie mit den fhönften Gebäuden, Büren
Baͤdern geichnete fih aus. Vor der Stadt ficht eim ſehr große
Miao, oder Tempel, mit einem coloſſalen weiblichen Idol, rei
dergoldet, mit 64 Armen, deren jeder ein anderes Spmbol trägt;
" in der Nähe eine andere Pagode im Zwölfed, 130 Fuß bodh ge
*
baut, 12— 14 Fuß im Durchmeſſer, mit 6 Fuß maͤchtigen DMauerz,
in deren Mitte eine fleinerne Wendeltreppe auf bie Döhe füher
Ihre Idole find unzaͤhlbar; deſto gleichgüͤltiger fcheinen fie gegen
dieſelben zu ſeyn. Sie erlaubten den Englaͤndern, die mehrmals
in die Tempel einquartirt wurden, ſtets bei ihren Opfern gegen:
waͤrtig zu ſeyn, auch von den Speiſen mit zu eſſen. Als einige
der Matroſen, in einem der Tempel, einem der Goͤtzen, durch Un:
dorfichtigkeit mit Pulver bie Hinterbaden weggeſchoſſen hatten,
wurden fie nicht böfe, ſondern ‚brachen in ein lautes Gelaͤchte
aus. Sie find voll Aberglauben, fehen auf glüdlihe Rage un
gute Dmina. Ihre Priefier werfen Bambusfläbchen, die mit
Characteren befchrieben find; wie diefe fallen, fo beuten fie fih
Die Worte und Zeichen, nad) ihren Büchern und Kalendern. Sphre
Lieblingsfpagiergänge find zu den Grabmälern ihrer Vorfahren,
deren Sufchrifien fie gern frifh anmalen, das Unkraut umher
ausgaͤten u. f. w. Eine Unterhaltung für diefe Städter war ein
muficalifhes Pfeilſchießen; fünf Fuß lange Pfeile mit
hohlen Köpfen und Loͤchern verfehen, bie eigenthuͤmliche wech⸗
felnde Toͤne in den Lüften beim Aufs und Abfleigen von ſich
geben. —
Keine zwei Stunden von biefer Capitale entferne, Liege die
Reſidenz bes Gouverneurs von Hainan, auf einer lau
gen, engen, gut verfchanzten Halbinfel, die mit einem Molo un)
Zollhaus verfehen iſt, ber mehrere Infeichen vorliegen. Capt. Pu:
zefoy nennt fe Homwihomw, «8 if wol Hai&heou fo da
Chinefen , eine Stabt die nach ihm nicht viel größer als die Cas
pitale (alfo auch mit 200,000 Einw.), aber von böherm Alter if.
Einige der gepflafterten Straßen fand Gapt. Purefoy ander
halb Englifhe Meiten lang, fie waren bei dem beißen Sonnen:
ſtrahl mit Tuͤchern überfpannt, die Häufee gweiftödig, ungemein
Infel Hainan, die Keiferoute. 889
bevölkert. Die Lebensmittel fehr wohlfeil, in Weberfluß; es fol
die erfle Handelsftade der Inſel Hainan feyn. Ihre Aus:
fuhr befieht in Zuder, Berel, Kokos, Kokosöl, Salz,
gegerbten Häutenz ihre Einfuhr in Baummollenzeus
gen, Englifhen Zeugen, Seuerflein, Opium, Chis
nefifhen Waaren. Die Junken, melde bier die Labuns
gen einnehmen, fegeln im Mat und Juni ab; die Handels;
ſchiffe kehren Hier mit dem legten R.O.Monfun ein, und fe:
gein mit dem erfien SW. Monfun wieder ab. Aber bie,
Piraten flören bier oft diefen Verkehr, plündern die Geſtade, ents
führen die Weiber, Eben diefem Umftande war der längere Aufs
enthalt der Englifhen Schiffbruͤchigen bier zuzufchreiben (f. oben
©. 818). Der Gouverneur, der von ben Wundern ber Zelefcope
gehoͤrt hatte, die ihm gegen die Annäherung ber Piraten fehr nügs
lich zu feyn fchienen, Iud den Capt. Purefoy fehe freundlich
zu fi ein. Die Piraten, fo fagte man hier, Flüchtlinge aus
Tunkin und Cohin China, waren zwar 1802 befiegt, ſchie⸗
nen aber in ben Jahren 1804 und 1805 wieder die Gebieter
der Hainan-See zu werden. Ihre Flotte, 370 Schiffe flark,
großer und Meiner Art, lauerte hier den Kauffahrern im Hainan⸗
gewaͤſſer auf, und zwang nicht .felten — Junke ſich zu ihrer
Partei zu ſchlagen.
In dieſer Zeit wurde eine Prinzelſin, Tochter des Gouver⸗
neurs, feierlich vermaͤhltz die Eltern ſchließen die Ehen ohne bie
Berlobten zu befragen, die fih am Hochzeittage zum erfien male
zu fehen bekommen. Hier herrſcht Polygamie. Wei der Abfahrt
aus dem Daupthafen zeigten die Eingebornen die größte Theil⸗
nahme beim Abfchiede der Sremdlinge (f. ob. ©. 819). |
Die Reiferoute des Capt. Purefoy, welche bie Stiche
Hälfte der Infel vom Süden nadı Norden durchzieht, vers
fegt uns in einen Theil bes Innern dieſer merkwürdigen Infel,
wie es Beine der bisherigen allgemeinen Beſchreibungen zu thun
vermochte. Die Schwierigkeit die Engländer von Station zu
Station zu begleiten, Liege in ihrer wahrfcheiniih Hainanes
fifden Namengebung ber Ortſchaften, ganz verfchieden von
der wie fie auf der Chinefifhen Karte eingetragen find.
Mir glauben fie auf folgende Weife, was bisher bei iheen Mit:
theilungen unterlafien blieb, nachweiſen zu koͤnnen 878),
ı10) Capt. Purefoy Diary I. c. Vol. XX. p. 521.
4;
888 Oſt⸗Aſien. Wafferfofteme. I. Abſchn. $. 82.
Das Schiff ſcheiterte an der Sübofllüfle von Halnan;
He Mannfchaft wurde von dem Uferfitande in einem Boote zur
sahen Stadt Mantſchao (wol Wan.bei D’Anville und Seimm,
Wantſcheu bei Berghaus) übergefchifft, genau ausgefragt, di
Lifte ihrer Namen dem Gouverneur der Inſel überfchickt, fie feltk
wurden in «einen Miao einquartiet. Ein vierfeitiges Gebäude,
150 Ellen im Quadrat, ward die Wohnung der 55 Gefcheiterten,
darin ein gigantifches, figenbes Idol in einer Capelle mic grün
feldenen Vorbängen, und vor ihm zwei Reihen allmälig imme
Heiner werdender Gögenbilder. Zur Nahrung erhielten fie Reis
und etwas Münze Die umher Ereuzenden Piratenflotten bins
derten ihre frühere Kortfhaffungz fie mußten in dieſer Stadt
MWantfcheu 20 Fage verrwellen, ehe der Befehl kam, fie weiten
gu transporticen. Das Land umher mar ungemein gut bebaut,
voll Dörfer und Ortſchaften. Gegen N. W. ſteigt eine hope Gr:
birgstette empos-( das Gentralgebirge, der Utſchi), deffen hoͤchſte
Spitze fih als Doppelpik zeigte. Die Stadt. alt, mit 18 bis
20 Suß hohen Badftenmauern umgeben, mit 4 Thoren nad) ben
4 Weltgegenden, war einft weit größer, ein Drittheil davon Lirgt
"In Ruinen. Die Männer fand PDurefoy beffer geftaltet ais
bei den Chinefen, die Weiber aber nicht. Die Sprache der Hai⸗
naneſen iſt ganz verfchieden von der Chinefifhen, obwol fie die
CHinefifhe Schrift gebrauchen, wie bies bei allen Völkern,
ihrer verfhiedenen Sprachen ungeadtet, von Korea, Zar
pan, Sormofa, Tunkin, Cochin China und Kambodja
ber Gebtauch iſt. Die Engländer hatten volle Freiheit umher zu
freifen wohin fie wollten; die Einwohner fehr gutmäthig, barm:
506, wurden Ihnen nur durch ihre zu große Neugierbe befchwers
lich. Alte Dorfbewohner nahmen ben größten Antheil an ihrem
Ungluͤck, und zumal die Weiber riefen ihnen traurig nah: Ta
Io ug hune (d. b. arme, gefcheiterte Männer!). Der ſehr feucht:
bare Boden ber Etadtumgebung, aus ſchwarzem Thon, mit wei:
Ben verwitterten Granitkoͤrnern, giebt jährlich 2 Ernten. Wild:
pet und fchöngefiederte Vögel, Schnepfen, Strandläufer, wilde
Enten und Zauben:Atten, fah man in Menge, bit Loxia orzzi-
vora (Hung tzoy ber Chinefen), Krähen u.a. m.
‚ Abreife von Wantcheu gegen N. nah Khiungtfheon.
1ſte Zagereife (1. Dec. 1605). Mit Führern und Paͤſ⸗
fen verſehen ging der Zug gegen N. N. O. drittehalb geogr. Meilen
Iunnſel Hainan, Purefoys Querreife. 880
an einem fehr großen See hin, ber nur burch ſchmale Landſtrei⸗
fen vom Meere getrenne iſt. Ueberſetzen über mehrere ſeichte
Fluͤſſe, die nicht über 5 Zuß tief Wafjer haben, durdy 4 Städte
amd mehrere Dörfer, durch ein ebenes, waſſerreiches, ſtark bevoͤl⸗
Lertes, mit Reis und Pataten bebautes Land. Die Wege fo dicht.
am Geftade hin.ziehend, daß man bie Brandung bes Meerce
glaubte raufchen zu hören, waren fchlecht, das Landvolk ſehr freund⸗
lich, voll Neugier.
2te Zagereife (2. Dec.). Weiter gegen M.O., an 6 geogr.
Meilen, durch 10 Ortſchaften, über 3 Fluͤſſe, auf ſchlechten We⸗
gen, aber durch flarkbevölkertes, bebautes Land, wo kein Fußbreit
unbenugt liegen bleibt, bis zue Stadt Lodhoi (? ob Lungs
kuen fzu der Karte). Einquattirung in das Frembenhaus
(Wirthehaus). Die große Stadt gut ummauert, mit Wällen
Thoren, bat wol an 80 bis 90,000 Einwohner. Die Straßen
gut gepflaftert, mit zweiſtoͤkigen Backſteinhaͤuſern, ſind vol Kauf⸗
laͤden und Waarenlager.
ste Tagereiſe (3. Dee). Um 10 Uhr Morgens Abmarſch
gegen Nord, um 5 Uhr Ankunft in der Stade Hoithun (?—,
Lohortihian) Nachtquartier im Fremdenhaͤus; bie Stadt
ummauert, groß, volkreich.
Ate Tagereiſe (4. Dec). Sehe frühe am Morgen wel⸗
ter, gegen N., auf Faͤhren uͤber mehrere Fluͤſſe, durch 5 Staͤdte
und Doͤrfer; durch ein ſehr bebautes und bevoͤlkertes Land, wo
man mehreren Reiſenden, in bequemen Palankinen von Bambus
und auf Raͤderkarren, begegnete, bis zur Stadt Tiſee (? Hoei⸗
thung hian). — Wenn wir die Straße richtig gedeutet haben:
fo iſt dieſes bie legte Stabtr- weiche die Reifenden nahe der Ofls
kuͤſte der Inſel auf ihrem Küftenmwege berührten, und von da
aus, wie es ihre Angabe nothwendig macht, durchſchnitten
fie, gegen N.N. W., oͤ ſtlich vom Gentralgebirge, die Mitte dee
Inſel um die Capitale im Nocden und den Nordhafen
zur Ueberfahrt nach Canton zu erreichen (f. ob. S. 886).
Ste Tagereiſe (5. Dec.). In der Richtung gegen N.N.W.
durch ein fehr fchönes, herrlich cultivirte® Land, voll von Cotos
und Betelnuß: Bäumen, reihenweiß in Zelder gepflanzt, und
wie in Gärten vertheiltz Reisfelder dazwifchen, ein geordnete Eus
ropaͤiſches Ausfehn (ein Lombarbifches?). WBorzüglich baute man
eine Art rothen Bergreis, Dams, füße Pataten, aber auch
viele den Europaͤern unbekannte Gewaͤchſe. Auf dem Wege dam
800 Oſt⸗Aſien. Bofferfofieme. I. Abſchn. |. 82.
man an vielen Neiumphpforten voräber, bie zum Andenken ve:
wdienter Männer errichtet werden. Dan führt fie nach 5 verfäie
denen Claffen auf: 1) für hundertjährige Greiſe; 2) für Kin
der, die Beweiſe großer Elternliebe gegeben 5 3) fire Frauen jum
‚ Ruhm ihrer Keuſchheit; 4) für Mandarine voll Treue und Gr
techtigkeit; 56) für Erfinder oder Befoͤrderer des öffentlichen Wohlt.
Man zog duch 3 bedeutende Städte, 12 Dörfer, an einm
ſehr großen Todtenacker vorüber, und erreichte nach Zurüciegung
eines Weges von beinahe 7 geogr. Meilen die Stadt Thung—
ung (?, Zingngan hian). Einquartisung in einem Mia
voll Goͤtterbilder. Die Stadt iſt ſehr groß, bat 10,000 bis 12,000
Hänfer, iR ganz Chineſiſch gebaut, hat viel Märkte und Lebent:
mittel. Don dem erften Tage des Ausmarfches bis hierher für:
den die Reifenden überall Speifebäufer, Reſtaurationen in dt
Hetſchaften, und felbft am Wege erbaut, in denen man für eis
Beringes vollkommen an Speiſe befriedigt ward. Ueberall konnt
man Pferde, Palankine, Raͤderkarren, auf eine wohlfeile Art mie
. then. Die Wege find nur mittelmäßig und würden für eigen
liche Kutſchen nicht fahrbar ſeyn, deren es bier aber auch fein
giebt. Der plumpe Raͤderkarten legt in einer Stunde beittehall
Engliſche Meiten zuruͤck.
6te Tagereiſe (6. Dec.). Nach einem kurzen Macſche
durch die Stadt, unter Begleitung eines Pfeifers und eine
Krommiers, deren Getöne die neugierige Menge berbeilodte, kom
man zum Ufer eines Fluſſes, auf dem die Geſellſchaft eingeſchifft
wurde. Der Fluß, deffen Name nicht genannt wird (offentar
der Ta Kiang, ber gegen Nord nah Khiung tfcheou flrk
umd ſich bei dieſer Etadt in den Junken⸗Canal ergieht) 0)
hoͤch ſtens eine halbe Englifche Meite an feiner breiteften Weitung
giebt gegen N.W. und N. Man fchiffte die Nacht buch, fi
aber öfter mie den Barken auf den feichten Grund. Seine ſau⸗
'Digen Ufer waren ausnehmend gut bebaut, überall mit Hecen
umzogen, und die Räume wie in England eingehegt. Am 7 ten
December erreichte man die Capitale Khiung tfcheon du
deren Sübthor man einzog (f. ob. ©. 885). |
*®®) Klaproth Carte de Vlsle de, Hainan. Paris 1827.
Hrfel Hainan, Aborigine. 591
Die wilden Aboriginer im Gebirgsland der Safe!
und die Piraten an ihren Geſtaden.
‚Mit der kurzen Hinwelfung auf diefe doppelten Feinde ber
Givilifation, welche den Frieden von Hainan nicht.felten flören,
befchließen wie unfere unvolltommnen Angaben über biefe. Infel,
über die Chinefifhen Gebiete der beiden großen Steomfpfleme und
der denfelben zugetheilten, weit verbreiteten SORUNRIGHN, wie mas
ritimen Gliederungen,
Die Aboriginer von Hainan werben LiE0) genannız
die civilifisten derfelben bei ben Chinefen Jeli, die noch in Wilds
niß lebenden aber SengLi; bie Zahl der Dorffhaften, von
denen, welche die Chinefifhe Oberhoheit anerkennen, wirb auf
1203 angefchlagen. Diefe Aboriginer find klein von Geſtalt,
wöchlich von Farbe, haben eine von den Chinefen gänzlich vers
fhiedene Sprachez weicher ift aber unbelanne Sie follen
vor der Chinefen Ankunft ſchon einen gewiffen Grad der Civill—
fation gehabt haben. In das Innere ihrer Gecebirgsfige,
bie auf der Chinefifhen Karte überal mit dem Namen Litung
bezeichnet find, und eine bedeutende Gruppe des Gentrals
gebirges von Hainan einnehmen, ſcheint noch Fein Beobach⸗
ter eingedrungen zu fepn.
Die Piraten, oder die zahlreichen Seeräuberflotten,
welche feit Jahrhunderten die Gewaͤſſer der Chinefen See fo oft
unſicher machten, haben nicht felten die für fie zwifchen China,
Tunkin und CohinChina fehr günflig gelegenen Häfen
der Inſel Hainan und Ihrer naͤchſten Umgebung, zu ihren Aſy⸗
len und ihren Schlupfmwinteln gewählt, von denen auß fie,
wie von den Ponghu⸗Inſeln, am fchnellften die vorüberfes.
geinden Junken überfallen und die Nachbargeflade ungeahndet
plündern Eonnten. Die Gefhichte der von den Mongholen
deſiegten Sung: Dynaftie, wie die Gefdichte der von. den
Mandfchu überwältigtn Ming: Dynaftie, endet damit, daß
Die gegen den Süben Verdrängten, wie überhaupt bei jeder
kleinern, nicht feltenen Rebellion in jenen Suͤdprovinzen des
Chinefifchen Reichs, die Verfolgten, ſich jedesmal mit ihren
Anhängern auf das Meer begeben, wo fie noch am längften Wis
derfiond leiſten können, wo ihre Gefchichte dann nicht felten mit
*0) Diot. Geogr. Univ. Paris. 8. T. IV. p. 636.
892 Dfi-Afien. Waflerfofteme, I. Abſchn. $. 82.
bee allgemeinen Piratenhiftorie und der Fremdlinge aller Art,
ſelbſt der Europdifhen Schiffer zufammenfält. Bon ihrer be
ſonderen Beziehung zur Geſchichte Fukiane und Kormofas
iſt ſchon oben die Rede geweſen (f. ob. S. 827, 828, 829).
Eben fo hatte die Geſchichte der Thronmechfel, in den ke
nachbarten Reihen Tunkin und Codin China, mit dem
Ende bes vorigen Jahrhunderts (feit 1792), eine Piratenmakt
on den Südgeftaden Chinas, in den Gewäflen von Tunmkin,
Hainan, Kuangtung und Fukian zur Folge, die, unte
fi. verbunden, fo drohend wurde, daß fie nur noch durch bir
mühfamften Anſtrengungen der Chinefen und felbf nur mit Bei:
fand der Europäer, endlich zerſtreut werden konnte, im Sabre
: 41810. Wöhrend zehn Jahren Ihrer Uedermacht war an dieſen
Geſtaden an keinen Srieden zu denken, und der Verkehr laͤngs
Der großen, maritimen Paffage zwifhen dem Dften
und Weften, wie jene Gewäffer von Formoſa über Hair
nan bi6 Cochin China von bdiefen Piraten genannte werden,
völlig geſtoͤt. Es gab eine Piraten Königin, und ihr erfia
Minifteer Changpaou, war ber gefelerte Held, Der furchtbin
Feind ber Kriege: Mandarine, die von ihm faft in allen blutigen
Kämpfen auf das Haupt gefchlagen wurden. Seine Herrſchett
hatte fih in die drei Rivieren, ober Geſtade, mit ben Ki:
ftenpaffagen, in der Mitte (von Canton bis Hainan)
im Weften (bi Tunkin) und im Oſten (bi8 Sormofa)
getheilt; feine 6 großen Geſchwader mit eigenen Admiralen unter
ihm, und vielen taufend Schiffen, großer und kleiner Act, waren
unter den Namen der rothen, ber gelben, der grünen, be
Blauen, ſchwarzen und weißen Fahne, der Schredien der
Küftenanmwohner und dır Seefahrer. Endlich nad) vielen Thaten
der. Grauſamkeit, der Tapferkeit, der Verzweiflung, zerftreute fie
Innerer Hader, Lift befiegte die Parteien, und auf den Fiäffen
wie auf den vier Meeren, heißt es im Chineſiſchen Drisi:
nal der Ichrreihen Geſchichte diefer Piraten SS), wurde
Die Ruhe endlich wieder hergeſtellt. Das Volk lebte feitdem (feit
4810) wieder in Friede und Ueberfluß. — Der Piratenheld
ssı) History’ of the Pirates who infested the China Sea 1807—
1810. translat. from the Chines. original with Notes by Ch. Fr.
Neumann. London 1831. 8. p. 3, 7, ti, 66, 74, 90, 96; veral.
— Rich, Glasspole Captivity amongst the Ladrones. p. 97
.
: Anhang. Korea, Menſchenſchlag. 893
Changpaon, mit feinen Nebenheiden zerfallen, war wicht durch
Gewalt, fondern nur durch Amneftio gewonnen 5. waͤhrend die Wi⸗
derfirebenden nach allen Winden zerfloben, und zumal auf den
Manillas, In Tunkin und andermwärts ihr Hell fuchten,
wurde er, mit Majors-Rang, in der kaiferlihen Flotte aufgenoms
men; dies nannte man in den Edicteg Kaifır Keakings bie
Dacification der Piraten. we
Anmerkung Anhang zu Korea (f. oben S. 573 — 68)3
| Menfhenfhlag der Koreer. —
Im Begriff die bisher betrachteten Oſtgeſtade Aſiens gaͤnzlich zu
verlaſſen, um zu ben fuͤdlichen Halbinſeln uͤberzugehen, kommt uns fo
eben das zweite Heft von Er. v. Siebolds lehrreichen Unterſuchun⸗
gen und Beobachtungen über Kapan zur Sand, aus bem.wir zu
dem oben ſchon über Korea Mitgetheilten nur wenig Erhebliches hin⸗
zuzufügen haben. Doc fehen wir bes Verfaſſers Beobachtungen über
den Menſchenſchlag ber Koreer, und feine Unterfucungen über
deren Sprache als eine fehr intereffante Bereicherung zur Kenntniß
diefes merfwürbigen Volkes an, woraus ‚folgendes nachtraͤglich hier noch
beigefügt werden mag. Zu
Aus v. Siebolds Forſchung °?) in den Sapanifchen Hiftorien,
beren Refultate fonft mit den oben gegebenen gang übereinflimmen, ers
giebt es fi mit Gewißheit, daß fchon faft 100 Jahre vor Ehrifti Ges
burt und die folgenden Zahrhunderte, Sapan mit bem Güben Kos
reas (damals Mimana, oder Sinra genannt) durch Gefandtichaften wie
durch Kriege in vielfachen Verkehr ſtandz daß, im Ihre 285 nad Chr
| Geb., die Lehre des Gonfucius (wie bie bes Buddha, |. ob. ©. 590),
über Korea nady Japan eingeführt warb, und baß Überhaupt dieſes
Land .in jener früheren Zeit, für Japan als eine Schule der Sittenver⸗
feinerung galt, von wo ihm mehr ald aus China die Künfte und Wife
fenfchaften überliefert wurden, Später erft ward bdiefer Verkehr durch
blutige Kriege abgefchnitten. Jaͤhrlich werden heut zu Tage. nicht felten
Fifcherboote und Küftenfahrzeuge mit Koreifhen Mannfchaften alles
Art nach den Japaniſchen Küften verfchlagen,
Die Geftrandeten *°) werben nad Rangaſaki, dem einzis
gen den Fremden geftatteten Aufenthalte an der Zapanifhen Küfte, ges
bracht, und daſelbſt auf Koften des Kürften von Tſu Sima, der mit
.2, HH. Fr. v. Siebold Nippon Archiv zur Beſchreibung von Japan,
deſſen Nebens und Schutzlaͤnder, nad) Sapanifchen und Eyropdifchen
Schriften und eigener Beſchreibuͤng. Eeyden 1832. Heft: 1. ©. 14
22) ebend. ft 2. ©, 3— 10.
4
11
—
804 Oſt⸗Aſien. Waſſerſyſteme. I. Abſcha. $. 82.
Gem auswärtigen Departement Sapans für Korea beauftragt if, ir
einem eigenen Gebäube, daß dicht ber Nieberlaͤndiſchen Kactorei Dezis
ma, nebman liegt, verpflegt. So Eonnten bier viele dieſer Rorer:
von den verſchiedenſten Stänben von v. Siebold beobachtet werk
Denn fie müffen bafelbft oft längere Zeit verweilen, bis fie mit günt:
S. O Winde, ber fih erfi im Mai zu erheben pflegt, wieter =
ihre Heimath zurüdfegeln koͤnnen. Bis dahin bringen fie bie Zeit dari
zu, ihre Schiffe und Schiffergeräth auszubeffern, und in Stand zu fege.
So z. B. wurben im Mai 1828 an 36 diefer fchiffbrüchigen Kerr
vielfach beſucht, unter denen bie Angefehenften ein Kaufmann, ein Dis
metſch, einige Steuerleute ſehr fertig waren, ihre Gedanken in ikeır,
Sprache und Ghinefiihen Gharacteren ſchriftlich mitzutheilen. Sir
phyfiſche Natur wird auf folgende Weiſe von einem Raturferide
wmeifterhaft geſchildert.
Der Geſtalt nach iſt der Koreer größer als ber Japaner, jcdch
felten über 54 Fuß Par. hoch. Der Körperbau ift ſtaͤrker, kraͤftiger,
ebenmäßiger gebilbet, rüftig, behende. Das Geſicht hat die Mongoliſch
breiten und groben Züge, ſtark vorſtehende Backenknochen, ſtarke Kin
Laden eingedruͤckte Nafenwurgel, breite NRafenflügel, großen Mund, breitz
&ippen, und die eigenthuͤmlich, ſcheinbar ſchiefe Augenbilbungz firaffes,
dichtes, ſchwaͤrzliches ins rothbraune fpielendes Kopfhaar, ſtarke Augen
brauen, dünnen Bart, rothgelbe, weisenfarbige Gefichtöfarbe,, gleich ben
Bewohnern Rordoſt⸗Aſiens. Obwol dies bie Züge der Mehrzahl unter
den Koreern find: fo finden ſich doch auch Spuren von zweierlei
Worltsftämmen bei ifmen vor. Denn zumellen ift auch die RNafen⸗
wurzel bei ihnen erhaben, bie Raſe geradruͤckiger; dann nähert ſich tie
Geſichtsbildung dem Typus des Kaukafifhen Schlages, und audy vie
Augenbilbung wird mehr jener ber Europäer aͤhnlich. Die Backenkno⸗
hen treten dann zurüd, und bas ſcharfe Profil, weldhes der Bion:
gholen Race überhaupt fehlt, Tommt dann zum Borfchein. Zugleich
teitt nun audy ber flärkere Bart hervor, ber Scheitel iſt weniger zus
fammengebrängt, bie Stirn wirb freier, geraber, und es zeigt ſich cm
gewiſſer Abel, den man in den rohen Zügen ber Mongholen gänzlich vers
mißt. Die gegebenen ſehr intereffanten Portraits der Koreer, dba
erften Art: Tab. VI. VII. VIII. und bie der zweiten Art: Tab. IV. V.
IX. erlaͤutern dies auf eine fehe lehrreiche Weiſe. — Das Benehmen dies
fer nach Japan verfchlagenen Koreer war ernft, gelaflen, munter, freis
muͤthig; ihr Gang ficher, behende, bie Körperhaltung verrieth. mehr
» Gelbftftänbigkeit und Kreiheit, als bie ber Iapaner, mehr Energie, krie⸗
geriſchen Geift, als bei Japanern und Chinefen. Aber in Berfeinerung
der Sitten ſteht der Koreer dem Japaner gleiches Standes fehr nad,
ihm fehlt: bie feine Gewandheit im täglichen Leben, bie man bei bem
Japaner mit Recht bewundert, Die Koreer find unreinlich, tächkige
⁊
Anhang, Korea, Sprache : 895
Eſſer und Trinker, in ihrer Kleidung fehr einfach, in ihrem Benehmen
und der Mittheilung ihrer Gefühle achtungswerth.
Am richtigſten glaubt v. Siebold ben Namen ihrer Hılmath
Koorai zu ſchreiben. Shre altloreifhe Sprade***) ift buch
die Aufnahme vieler GShinefifcher Wörter und der Ghinefifchen © chrifts
zeichen nach ihnen als völlig umgewandelt unb verbrängt zu betrachten;
eben fo wie die Satamos Sprache ober das Altiapanifche nur noch
die Sprache ber Gelehrten, der Hiftorie, der Poeſie, der Bühne umd des
Hofes des Mikada geblieben, und ſich allein da rein erhalten Hat. Die
von den verſchlagenen Koreifchen Gäften mitgetheilten Schriftproben,
Heine Auffäge und Gedichte zeigen von Empfindung und einiger lit erari⸗
ſchen Bildung. Unter ben im übrigen über Korea mitgetheilten Nach⸗
richten, ſcheint in Beziehung auf dad von uns in Obigem ſchon Aufges
‚ führte nichts befonders Neues zu beachten, als die Notiz zweier Pros
ducte; des Binfeng, bed Arzneigewächfes, wahrfcheinlid; eine Ko reis
ſche Barietat von Papax quinqueſol. (f. ob. ©. 593), deren Wurzel
fo außerordentlich Eoftbar ift, daß ‚Heine, Zoll lange Stuͤckchen berfeihen,
in Japan mit. mehrern 100 Bulden bezahlt, und daß ein Pfund wol
mit 4000 Gulden aufgewogen wird. Berner,‘ daß fehr viele Titge p⸗
und Pantherhäute (biefe leptern 4. E. von Felis Irbis Pallas) aus
Korea nach Japan in ben Handel kommen (f. ob. ©. 693), bie Res
zeafelle aber weit längere Haare als die der ſuͤdlichern Zonen haben.
- Die Zelle der Königstiger. aus Korea übertreffen noch, zumal an
Dichtigkeit des Haares, weit die von Bengalen und ben Sunda⸗Inſeln.
Diefe fonft tropiſchen Raubthiere verbreiten ſich alfo auf diefer Halbinfer
fehe weit gegen den Nordoften Afiens Hinauf. Alle übrigen Nach⸗
richten v. Sieb o1ld8 über Korea flimmen im Wefentlichen mit denen
von und im obigen, auch fchon dfter nad Japaniſchen Quellen saltges
theilten gut überein,
— —
0%) cher Sprache und Schrift der Koreer, ebend. Heft 2 ©; 10
ne 17, Koreifches Bocabular &, 8-4.
Oft Aſien. Hinter· Indien. IL Abfchn. $. 83
FERIEN Abſchnitt.
Die Uebergangsformen des oͤſtlichen Hoch:Aften
zum Tieflande, oder deſſen Waſſerſyſteme, Etı:
fenlaͤnder und Gliederungen zum Suͤden, in
Hinter - Indien,
ueberſicht.
. 8
Unter den Dwipas oder Halbeifanden der Indiſchen Ei
"welt, dee Pabma (f. Eint. Afien Bd. I. S. 6), nimmt das cr
gimentale Hinterindien, an bem Eüdoftende Afims, di
Geftalt eines dreifach getheilten, vielfach eingefänit
tenen Lotosblattes ein, und meifet mit der Außerften fans
geſtreckten Eüdfpige hinüber auf die Sundiſche Snfelgrupt
und durch diefe auf fein Verhaͤltniß zur Auſtralwelt. ®
trennt die Chinefifhen Gemwäffer im Oſten von den Bengalifäm
im Werften, der Sundifche Ardjipelagus lieget ihm im Süden
‚vor; es tritt gegen den Norden in immer breiteren Zufammt:
hange mit dem continentalen Stamme von Central⸗Aſien Fr
vor; es fleht dort unmittelbar in Verbindung mit dem Ei
rande des gemeinfamen Hochlandes, und dieſes fendet feine vb
fachen Gliederungen, ſey e8 in Berg: wie in Strom:Gpyit
men, in Bergrüden, Thalfurdhen, Abftufungen #
mannichfaltigſten Art, durch -diefe Halbinfel aus in meridia
nen, unter fich mehr oder weniger parallelen, oder radiern⸗
artig auseinander gehenden (f. oben ©. 428, und Eir
feitumg Aften Bd. I. &.49, 53) Richtungen, gegen Süden und
Süboften. Hiedurch, wie durch bie vielfachen Wechfel der fin
gen und Breiten der zunter fich wieder abgefonderten horizor'
talen Räume, fo auch nach Tiefen und Höhen ber vertica—
len, erhält die Hatbinfel ihre plaflifhen Geftaltungen
umd, verbunden mit ihrem Hinausragen aus ber Continentab
.
r
„
»
Uebergangsformen, Ueberſich. 807
welt in die maritime, im Kranze des Geſtabegürtels
(ſ. oben ©. 427, Einleitung Aſien Bb. I. ©. 65), wie durch
ihre klimatiſche Verbreitung aus dem ſubtropiſchen buch das
seopifhe Gebiet, bis zur Aequators Nähe ihre vollſtaͤndige
geographiſche Characteriſtik.
Der Parallel des Wendekreifes, welcher nahe über
Calcutta und Canton binwegziehend bie ganze noͤrdliche |
Breite dieſer Halbinfel durchſchneiden muß, giebt im allge⸗
gemeinen tie Grenzlinie an, von ber ſuͤdwaͤrts bie tro pi⸗
ſche Halbinfel fi ausbehnt, von welcher Lage auch bie ganze
Dftfeite derfelben Zong king, CohinsChina und Kam⸗
bodja) untee Chineſen, bei denen der Sonnenzeiger
(Snomon) eine fo große Rolle fpielt, fhon in antiker Beit
den Namen Ngan nan (Génan, Anan), d. b. Süden der
Sonne!), weil zur Sommerzeit bafeibft der Schatten füb»
wärts zu fallen beginnt, erhielt. Folgen wir ber Direction, -
welche bie Plaftit der Hochgebirgsketten am Güdranbe
des Himalaya Spflemes für bie Nordgrenze diefer Halbins
ſelbildung vorfchreibt, indem von hier an das gemeinfams
| alpine Hochland in die gefonderten Ketten und Gruppen bes
Halbinſellandes übergeht, fo find es unter gleichem Parallel bie
Meft: und die Dfi- Wendungen der beiden großen Stroms
fvfteme des Brahmaputra nah Bengalen, und bes
Großen Kiang nach Ma Tſchin, oder Süboft- China,
‚ nebft dem ihnen im Süden vorliegenden Paralelen dee
Gebirgsbarrieren, bis zu denen wir, von Weften nad
Dften, überall in feinen Einzelnheiten fchon im obigen, den
füdlihen Grenzſaum Hoch⸗Aſiens durchforſcht haben,
Sm Weſten, die ſuͤdliche Grenzkette Aſams (ſ. oben
©. W2, 310, 414) von den Garowbergen (S. 321, 337)
an, über das Bergland der Nora (S. 307), ber Nagas
( S. 359) und bie Gebirgewand Munipurs, nad Obers
Alam zu ber Sangen Schneelette Langtam, als dem füds
lichſten Vosfprunge des Dimalapa:Zuges (27° 10 N.Br.), von
wo die SramadisQuelle und bad Bhor Khampti Land
beginnt (&. 346, 391, 396), bis zue Urheimath der Sinhph os,
3) P. Gaubil Memofre historigne sur le Tong king extrait des Li- .
— —— Mailla Hist. Gen, de la Chine. Paris. 4. 1783.
. P.
Ritter Erdkunde IV. gu
—
898 Oſt⸗Aſien. Hinter-Indien. IL Abſchn. $. 83.
Ihrem Parabieslande, gegen die Schneeberge von Zalifu m |
Yünnan norvöfli von Bhan mo (©. 378, 748, 750 ıc.),
und dem Hinabwege nah Mien (©. 736) Bon da an abe,
oftwärts, auf der Grenze von DOber:Laos und Dünnaı
gegen Tong king, bie füblihfien Hochgebirge der Schnee
ketten zwifhen 23 und 24° R.Br. (5. 360, 402, 753, 75)
im Lande der problematiſchen Etromdurchbruͤche ber Hi
Steomfofteme (f. oben &. 401) bis zum füdlichfien Gebirgepe
raliel Süd :China’s, dem Kuͤſtenzuge des Ju Ling CS. 07
57). Diefelbe natürliche Srenzlinie fcheidet Hier, wacht ode |
weniger fiharf, auch die politiſchen Reiche der füblichern Birme |
nen, Siamefen, Tungkineſen und der untergeorbnetes
Gebirgefürften von den nördlichen Staaten Afams, Zübers,
dem Lande der H'Lokba und Nut, fo wie China' s und dk
Tuͤbetiſchen und Chinefifhen nörblihen Boͤlk er ſtaͤmme,
von den füblihern Hinterindifchen, eben fo deren Spra⸗
hen, die Befhichten, die Sitten und Lebensweifen.
Wie verfhieben auch die Kenntniß der NRatug umb de
Völkergebiete im Innern dieſes Hatbeilandes ſich darlegt,
und bei näherer Unterfuchung der Räume, wie be Sprachen,
der Zeiten und der Schriftquellen, aus denen fie hervor
tritt, gleich einer’ bunten Moſaik, aus den verfhiebenften Jahe
“ hunderten, aus dem Munde ber verſchiedenſten Völker, mit den
verſchiedenſten Augen, wenn nicht felbft Brillen ber verfdhiebens
artigften Individuen erfpäht. zu Tage tritt: fo iſt es doch gewiß,
daß bei allen Schattenpartien, bie noch immer viele Stellen bie
fee Erdſtrecke bedecken, doch feit den legten Sahrzehenden eim weit
helleres Licht über dieſelbe nach vielen Theilen, zumal gegen bie
maritime. Gelte hin verbreitet wurde,. obwol nicht wenige derſel⸗
ben, zumal ber Binnenlandfchaften, noch mit einem Halbnebel
umbüllt biieben. Diefer Zuftand macht, daß keineswegs ale
"Theile einer gleichartigen Behandlung fähig find, daB wie ned
nicht den ganzen organifchen Zuſammenhang biefer Plauetenſtelle
vollkommen überfehen, nur etwa im Gegenfage ihrer weſtlichen
Nachbarin , des Dmwipa’s von Dekan, ahnden (f. Einleitung
Aſien Bd. I. S. 63, 9, 595 f. oben ©. 428, 808), und daher
bie Betrachtung bes ganzen Naturtypus, fürs erfte nur eine bief
Anßerliche nur theilweife, eine aufzählende, eine mechaniſche ſeyn
kann, deren Intereſſe nur allein durch den hHiftorifchen Zuſam⸗
menhang in der Dasftellung gefleigert werden mag, fo lange ber
Uebergangsformen, Ueberſicht. 899
innere, bee organifche, fich noch nicht wifienfchaftlich in allen
feinen Theilen verfolgen laͤßt. In dieſer äußeren Beziehung je:
doch haben wir im Verfolg unſerer Mittheilungen den Vorzug
einer ſehr dankenswerthen, hinſichtlich des kaärtographiſchen,
kritiſchen und klaſſiſchen, fruͤher nirgends in ſolchem Umfange
verſuchten Votarbeit, an unſers geehrten Freundes Prof. H.
Berghaus?) trefflihen Karte von Hinterindien 1832,
und dem dazu gehörigen geoshybrographifhen Memoir,
welche beide im Verlauf der folgenden Betrachtungen vorzugs⸗
weife zu oͤrtlichen Grundlagen dienen werden, wo wir nicht
ſpeciell unſte — bie und da davon bemerklich machen
(wie oben 2, 351, 750 u. a. O.). Der Dank aller Freunde
Aftatifcher Geographie kann dem unermübeten Kuͤnſtler und Fot⸗
ſcher hiefuͤr nicht entgehen.
Diefe oͤſt lich ſte der drei füdlichen, großen Halbinfeln
Aſiens (f. Einleitung Aſien Bd. L &. 63) weldhe von dem
Standpuncte ber Dccidentalen im Gegenfage bee mittleren bie
fee drei, der Vorder: Indifchen, eben die Hinter⸗Indiſche,
auch die Halbinfel jenfeit des Ganges genannt worden
ift, hat in ihrer dreifachen Gliederung des Lotosblattes, drei
deſſen Südfpigen beseihnende Vorgedirge, die neuerlich
folgende genauere Beflimmungen ihrer Lage nad erhielten).
Die S. W. Spitze, gegen die Bengalifhe See vorfpringend, das
Cop Negrais (Pagodafpige), unter 15° 68° N.Br. mit der
vorliegenden Kette der Andaman:Infeln, als ihrer ſuͤdlich⸗
ſten Vorlagerung; die S.O. Spige Kambodja, 8’ 40N. Br.,
mit der vorliegenden kleinen Pulo Ubi Infel, und die aͤußerſte
Südfpige der Halbinfel Malacca, welcher die Singapore
Inſel mit dem gleihnamigen Sreihafen zunaͤchſt, und viele ans
dere ungemein große, zumal das füböfllihe Ende von Sumas
tra in etwas größerem Abflande vorliegen. Nimmt man es ges
nau, fo ift nicht das S.D. Cap von Malacca, im Dften von
Singapore, das ald CapRoma nia (unter 1° 22:30" N.Br.)
bekannt, das fuͤdlich ſte von Afiens Continent überhaupt, wofür
es früher galt, fondern das minder berühmte Cap Buros (Bu⸗
2) 9. Berghaus Afia, Sammlung von Denkſchriften 2c. 4. Gotha
— Pan a Hydrographifches Memoir zur Erklaͤrung und
GStläuterung der Karte von Hinterindin., Nr. 8. von Berghaus
Atlas von Afien. Horsburg India Directory eto. ſ.
Berghaus geo⸗ hydrogr. Memoir v. Hinterindien ©. 1.
211 2 .
—
0 Oſt⸗Aſien. Hinter⸗Indien. II. Abſchu. $. 83.
Ins oder Tanbjong Burus), im S.W. von Singapore,
weil es unter 1 159 N.Be., alſo dem Aequator noch mehr ge:
nähert liegt. Hier umſpuͤlt das Sädende der Malaccaı
Straße das aͤußerſte Suͤdglied bed Erdtheils, an bem fo ebu
der Erdgleicher vorüber ſtreicht. Die Südfpige von Decan, ia
befannte Gap Comorin, unter 8° 5° N. Br., liegt minder fük
lich und mit dee Kambodja⸗Spitze unter gleihem Pacıt:
le. Diefe drei Südenden fpringen aud in breifachen Ak:
fägen, von immer 7 bis 8 Breitengraden von einander, gegen da
Nordoſt und Nord weſt in immer erweiterten Breiten ver,
fo daß das felfige 2000 Fuß hohe Gap Araveili auf der Kufı
von Codhin: China, unter 13° N.Br., dee oͤſt lich ſte Punct ta
Halbinfel unter 107° 4° 15" DL. v. Paris liegt, die nordwiß:
lichſten Geflade von Arracan und Dfcittagong ſich aber ii
‚gegen den 88° zur Südwendung bes Brahmaputra und fü
nes Vereins mit bem Ganges, ald Megna, in den Eunten
bunds hinziehen, während Singapore (unter 101° 30° 46“
DL) auf der lang geflredten ZLanbzunge von Malacca ti
mittlere Meridiantänge des ganzen Halbeilanbes bezeid:
net. Nimmt man bie ‚beiden nördlichen Außerften bivergirentn
Flußlaͤufe an ihren Mündungen, als Naturgrenzen der Helb⸗
infel an, fo find es bie Oſt⸗Ganges⸗, ober vielmehr ki
Megna⸗Mundung unter 3 N. DB. in Bengalen, und die bi
‚ weit Eleineren Srenzfluffes, zwifhen Kong ling und China,
der Provinz Kuang tong, nämlih bee Ngan nan Kiang,
unter 22° N. Br., deren gegenfeltiger birectee Abftandb, von
Weſten nah Oſten, an 230 Deutfhe Geographiſche Längen:
meilen beträgt, weiches die größte Breite der DHalbinfel
bezeichnet. Weiter ſuͤdwaͤrts nimmt diefe Breite abs im Paral:
lel des Solfes von Martaban (unter 17° N. Br.) beträgt
fie, von Weften nad Oſten, nur noch 180 geogr. Meilen; im
Parade des Golf von Siam (unter 14° N. Br.) nur nech
etwas über 160 geogr. Meilen. Bon da an fchwindet fie abe
in der noch über 200 geoge. Meilen, gegen Suͤdoſt, ausgefircd:
ten Malayifhen Halbinfel plöglih auf ſehr geringe Di:
menfionen zufammen: denn diefe behält nur, eine mittlere
Breite von etwa 25 geogr. Meilen, obwol fie auch davon noch
bis zu einem Minimum von 10 geogr. Meilen (unter PNR.BE, |
in Ligor und der Zandenge Krah) fi verengtz das Mari:
mum ihrer wachfenden Breite gegen das Südende, gegen Ma⸗
ar-
SI. m 7m
Uebergangsformen, Vleberficht. 901
Lacca beträgt unter 4° 69 N.Br., an 43 Deutfche geogr. Mel⸗ -
len. Die ganze Länge bes großen Halbeilanbdes, von bem
großen Gebirgsknoten ber Schneeketten zwiſchen den
Langtam und Zalif Bergen, fübwärts, bie zur Sübfpige
: von Singapore beträgt über A400 geogr. Meilen, und man
ſieht hieraus, daß diefe Gliederung Süboft > Afiens, In ihren ho⸗
" rizontalen Ausbehnungen, der weftlihfien Halbinſel
be 24
wa
der Alten Welt, dem ganzen Europäifhen Gebirgslanbe
(vom innerſten N.W. Winkel des Abriatifchen Meeres und dem
Suͤdweſtwinkel des Baltifchen Golfes an der Travemuͤndung
bis zur Suͤdweſtſpitze Portugals an räumlicher Größe nicht weicht.
* Nah Berghaus forgfältigftee Berechnung ber überall berich
tigten Kartenzeihnung, enthält der Slächeninhale*) dieſer
: Hinterindifhen Halbinfel über 40,000 Quadratmeilen
: (40322) und bie Matayifhe Landzunge von etwa 4000
: Quabratmeilen abgerechnet, würde für den eigentlichen Stamm
— —R
derſelben noch immer das bedeutende Areal von 36,000 Quadrat⸗
meilen, ober die Größe von Spanien, Frankreich, Deutfchs
land und Italien übrig bleiben, mit ber Malayifchen Land:
junge aber noch ber Raum von England und Schottland
hinzugerechnet werden müflen — dies zur ſtets gegenwärtig zw .
baltenden Vergleihung der Afiatifchen mit den Europaͤiſchen Räus
men. —
Dier, von Süden gegen Norden, tief in ben Gontinent
einſchneidende Golfen des Indiſchen Weltmeeres, dee Golf von
Tong king, der Meerbufen von Siam, ber Golf von
Martaban und bee Bengalifhe Meetbufen find es,
weiche das Dwipa Hinterindiens theilweiſe vom Feſtlande
oblöfen, es wieder in fih in jene drei Haupttheile, von ber
maritimen Seite ber, fcheiden, von ber andern Seite her aber die
berabfegenden Thalbildungen und großen wie Meinen Stroms
fpfieme, etwa 7 bi6 8, die alle vom Norden gen Süben
ziehen, aus ber Mitte des Continentes gleichfam hervorloden
(Einleitung Afien Bd. I. ©. %6). Die durch dieſes Eindringen
der Golfen bewirkte, vermannihfachte Geſtadeentwicklung
giebt dem Halbeilandbe eine Seegrenze von nicht vollen
1500 Längenmeilen (1467 nad Berghaus.) davon bie kürzere
*) 9. Berghaus geo⸗hydrogr. Memoir zur Karte von Hinterindien
dd. [2 . ‘ er
nm
902 Oſt⸗Aſien. HintersIndien. II. Abſchn. $. 8.
Küftentinie von 540 Meilen ben Bengalifen Goıf
grenzt, oder die Weftfüfte der Halbinſel einnimmt, bie fü
gere aber, von etwa I00 Meilen, die Chinefifche Ser
Cap Romania nordoftwärts bis zue Grenze Chinas
läuft. Kaum 20 geogr. Meilen nimmt die Südküfle der I
laccabalbinfel gegen die Malaccaſtraße ein. Unter
drei Solfen, welche in die Halbinſelform ſelbſt geflaltend «
greifen, nimmt der von Tong king in feiner Küftenkrumm
eine Gefladelinie von 163 geogr. Meilen (vom Cap Zuron
gur Mündung de6 Ngan nan Kiang) ein; der noch
gefchloffene aber umfangreihere Golf von Siam bie gı
fere, von 300 geogr. Meilen (vom Cap Patani auf der Ve
lapen Landzunge in S. W. bis zur Landfpige Kambodja a
M.D.), und der weflliche, mehr ſpitzwinklich zulaufende Geli
von Martaban, die Fleinfte, nämlich feine volle 100 85
fienmeilen, vom Cap Negrais über die Mündungen dei Su
wadi zur Mündung des Setangfluffes im innesften Bir
£el des Golfs, und von da bis zur Mündung bes Salusı
Fluſſes.
Ueberſchauen wir, da uns bis jetzt noch der Maturuͤber⸗
bei über das Halbeiland verſagt iſt, und ſomit die Erfenumi
des wahren Natutzuſammenhanges fehlt, bie wohlgeordneit
Karte dieſer Hinterindifchen Halbinſel, fo zerlegt fie ſich, ibn
verticalen Gliederungen nach, fo weit diefe befannt geworben, in
‚ folgende Theile, bei deren Sonderung wir den genaueren Bein
mungen von Berghaus, als den bieher beflen, kartographiſo
und kritiſch geordneten größtentheild folgen, wobei uns zur &:
fparung des Raumes und der Wiederholung des fchon hin:
hend Ausgemittelten, ber Vortheil zu Gute kommt, auf jene tr
liche Arbeit überall zuruͤckweiſen 5) zu können.
An das Hochland im Norden von Hinterindien (f. 5. Bag
haus $. 6.), welches wir frühere als Suͤdrand Hochafiens in fe
nem großen Zufammenhange durch die ganze nörblichfte Beritt
der Halbinfel betrachtet haben, ſchließt zunaͤchſt fih im Suͤden da
Chinefifchen Reichsgrenze der Provinzen Ruang tung, Kuangfi und
Dft -Dünnan bas
5) 9. Berghaus geoshpbrsge. un von Sinterbien t. Abſchn. I.
= Drographifche Stizzen ©. 24 — Er =S ss. 15. Abfchn. II.
KHybdrogr, Umriffe S. 53 63-75, Per
/
!
3 Ueberficht, Gebirge: und Strom⸗ Syſteme. 003
ww. I Grenzgebirge von Tong king an, welches wol noch
u als füdliher Parallelzug dee Zu Ling Kette betrachtit
;. werben barf, weil bie divergente Richtung der Hauptſtroͤme Zong
kings, zumal die a) des Sengka, (bei Crawfurd auch Sang Eoi),
noch die Oſt⸗Richtung mit Neigung gegen SD. beibehaͤlt,
„ weiche beiden übrigen Hauptthaͤlern ber Hinterindifhen Etröme
von ba am gänzlich verfchwinde. Im Süden des Seng ta
und feinet beiden nächften füdlichen Parallelſtroͤme von weit kuͤr⸗
zerem Laufe, flreicht noch eine kurze Querkette der Berge von
Weſten nad Dften, welche das Königreih Tong fing in
‚ einen füdliden und einen nördlichen Xheil ıfcheidet, von
“welchem jedoch der Iegtere bei weitem der größere if. Wir koͤn⸗
nen fie die füblihe Querkette von Kong king. nennen, im
Gegenſatz bes nörblihen Grenzparalleld, und zwifchen
beiden breitet fich die große Ebene des Tongkineſiſchen Geftades
landes aus. Ueber die. Gebirge Tong kings herefcht im übrigen
noch bie größte Unficherheit (f. Berghaus S. 52).
I. Das Cochin-Chineſiſche Küftengebirge if bie
erfle, die oͤſt lichſte de Meridiankerten melde bie Halbs
infel von Norden nad) Süden durchſtreichen; wo ihre Verzweigung
im Norden vom Alpenlande Dünnans beginnt, ift unbekannt;
wahrfcheinlih zwifhen bem QDuelllande des Seng ka oder
Tong king Stromes im Dften, und dem oberen Lauf: des Lan
thſan Kiang (Kiou Long oder Maekhaun f. oben ©. 748)
gegen Welten, im Grenziande der Pape, oder. Lolos (f. oben '
©. 764 16. 767)3 benn eben da, wo der Meerbufen von Kong
fing feine größte Weftbiegung (unter 18° N. Br.) gewinnt,
ſcheint fich die Küftenkette am mehrften von ber Küfte landein⸗
wärts zu entfernen, und dem Hochgebirge von Sud: Yünnan
anzufchließen. Aus dem cultivisten Xhale Long kings find
mehrere Tagereifen, weitwärts, diefe wüften Bergzuͤge zu uͤberſtei⸗
gen, um bie Landfchaft Laos zu erreichen. Don diefem Nord:
ende durchſtreicht das breite maffige Küflengebirge gegen S. S. O.
mehrere hundert Meilen einer Landfchaft, die völlig "Terra incog-
nita von. der Weſtſeite gegen das Hauptthal des Stromes von
Kambodja bleibt, und dort in ihren Wildniffen von dem Nolte
der Moi oder Ke Moy bewohnt ‚feyn fol, nur an ber oͤſt li⸗
hen Küftenfeite iſt fie aus der Ferne von Europäern erblidt,
und in ihren Vorgebirgen hie und da näher erforfcht. Sie ſchei⸗
bet eben diefe öftliche Geſtadelandſchaft Cochin⸗Chinas von
904 Dft-Mfich. Hintet ⸗Indien. II. Abfchn. $. 83.
Dem Binnenlande, das vom Maekhaun durchſtroͤmt wird, und
I befien oberen Laufe zu Laos gehört, im untern Kambobjs
Hefe. As ſudlichen Grenzflein biefes großen Codin:
CHinefifhen Küſtengobirges kann man im Süben bai ;
Cap St. James anfehen, das nad Capitain No Beobach
gungen unter 10° 16’ 4" N. Br. und 105° Hr DL. P. (
Berghaus $. 15.) liegt.
11. Das Scheidegebirge zwiſchen Laos-Kam bodje
im Often und Stam im Welten, iſt das zweite gref
Meridiangebirge ber Halbinfel im Parallelism mi
bem vorigen, welches aber das Längenthal b) des Rambobja
Stromes (Maekhaun) im Dften von dem Längenthate bei
Stam Stromes (Menam) im Welten trennt. Seine nörk
che Wurzel legt offenbar in den füdlihfien Schweerge:
birgen Yannans, zwifchen 23 bie 24° N. Br. (dem Dinn
- amd dem Thian hi Shan (f. oben ©. 402), womit aud die
aunbeflimmten Angaben von La Loubere und Valentyn
übereinftimmen (f. Berghaus $. 14). Es breitet fih in feinm
moͤrdlichen Verzweigungen, die aber wenig befannt find, durch bie
Eandſchaften von Ober⸗Laos aus, in feinen mittleren Wil:
ziffen duch die MWohnfige dee Bergvoͤlker der Kas ober Pas
nongs, weiter füdwärs durch bie eben fo unbebauten be
Iſchongs, und begrenzt die weite Thallandſchaft des Königreich
Siam gegen den Dften. . Uebrigens fegt fie keineswegs ſuͤdwaͤrts
Bis zur Kambodja⸗Spitze fort, fondern ſenkt fich fchem vid
weiter nordwärts von da, zwifchen 12 bit 13’ N. Br. in de
ebene Landfchaft von Zihantabon (Chantabond) zum Siam
Golf herab, von welcher füdoftmwärts eine wol 100 Meilen
Lange Niederung, das ebene Mändungsland, oder der
kornreiche Deltaboden Kambobjas, dem VBerglande vorge
Toben, und als Alluvialboden vorgelagert erſcheint. c) De
große Hauptſtrom von Siam (Menam) ift in feiner gan
zen Länge, deren obere Thalitufe zu Laos (Lactho, oder zum
Lande der Zün Scham) gehört, die untere zu Siam, ber mefls
liche Begleiter dieſes Gebirgäzuges, dis jum innerſten Winkel des
Golfes von Siam, wo Bangkok die Reſidenz legt (f. oben
S. 803).
IV. Das Siameſiſche Gebirge, ober das Scheide,
gebirge zwifhen Siam im O., und Ava im Weſten; ober
zwiſchen dem Menam und bem Strom von Martaban, iſt
.
Veberficht, Gebirgs⸗ und Strom⸗Syſteme. 005
bas dritte große Meridiangebirge bee Halbinſel, deſſen
Wurzel im Norden ebenfalls in Shd:Yüunnan auf der Grenze
von Ober⸗Laos, und zwar [übmärts bes Paſſageortes Yung
sfchang fu, und Im Dften des Lu ober Nu Kiang ber Chi:
neſen, welches dee Saluaen der Birmanen iſt (f. ob. ©. 748),
liegen muß, umfloffen von ben nahen Quellen des Menam.
Es find feine hemmenden Bergverzweigungen und Selsbarrieren
in dem oberen Laufe, ber dafjelbe auf der Ofts und der Weſt⸗
Teite begleitenden Steomfpfieme des Menam und Saluaen
in ihren wilden Wafferflürzen bekannt, die in letzterem bie Ka⸗
Layer (gegen 18° N.Br.) noch Hocgebirgslandfchaft zu durch⸗
brechen haben. Bon ba an, ſuͤdwaͤrts, ſtreicht dieſes Siames
ſiſche Gebirge noch immer weiter, wenn aud, wie «8 fcheint,
in gemilderten Sormen, jedoch immer als Scheibegebirge deu
gegenfeitigen Gewaͤſſer, und in feinee Meribianrichtung, welche
de Malayiſchekandzunge conftituiet, fort, bie zum 11° N. Br.,
wo fie in dem Minimum.der Breite, in dev Niederung bee
Zandenge Krah gänzlich abfällt, und eine völlige Unterbrechung
zu erleiden fcheint. Sie fegt alfo Beineswegs als zufammens
bängenbe Kette noch weiter ſuͤdwaͤrts durch die Malapifche Halbe
inſel fort, ſondern dieſe bilber für fich ein eigenes Gebirge, vos
wir zum Unterfchiede von jenem
V. das Malayifche Infels Gebirge nennen Tonnen, weil
es nur geringer Meerederhöhung bebürfte, um bie Lüde der
Ranbenge Krah mit Waffen bedeckend zus Waſſerſtraße
Krah umzugeflaiten, wodurch die Inſularform Malaccas,
in der gaͤnzlich veraͤnderten Richtung ſeiner Laͤngenaxe, nicht mehr
im Meridian wie der Siameſiſche Bug gegen Suͤden, ſondern
gegen S.O. beulich Hervortzeten, und bie Analogie, wie ber
Daralleliem aller orogtaphiſchen Verhaͤltniſſe mit ber Nach⸗
barinfel Sumatra um fo mehr in das Auge leuchten wuͤrde.
Das Siamefifhe Gebirge hat übrigens in feinem füdlichen
Drittheite, zwifchen bem Parallel bee Saluaen-Münbung
und dem Abfall an ber Enndenge Krah drei Uebergaͤnge
oder Pafjagen, bie auch neuerlich bekannt geworben, und d) bar
une Theil des Steomfpfiemes von Martaban, bee
Salugen ift, ſeitbdem er Britifcher Befig getvorden, auch ſchon
beſchifft und theitweife erforfcht; er wird die Wege zur weiteren
Kenntniß des Hinterindiſchen Hoclandes im Norden von Laos
ſchon bahnen,
906 DfisAfien. Hinter-Indien. IL. Abſchn. $. 83.
VI Das Scheibegebirge groifchen dem Saluaen m
dem Jrawabi, oder dad Scheidegebirge von Ada, bi
auch die weniger bekannten Völker dr Shanwa im Dfiı
von den politiſch herrfchend gewordenen Meanmas (Brama
Barmas) oder Birmanen im Wellen, und die von Pegu g
gen S. W. in ihren frühern MWohnfigen fcheidet, iſt das viert
große Meridiangebirge, mit vorheerfchender Richtung bire
vom Norden gegen Süben. Es ift baffelbe Gebirge (ſ. Beig
baus $. 10.) welches ſich im Morboften der Landescapitale voı
Ava aus, zu 4000 bis 5000 Fuß Meereshöhe erhebt, und waͤh
rend der lebten Britifchen Miffion, unter 3. Craw furd, im
Sabre 1826 vom berühmten Botaniker Dr. Wallich 6) auf ei⸗
‚ner, für die Kenntniß dee bortigen Landesnatur, Ichrreichen wie
wol nur zu kurzen Erpedition gefehen wurde. Weiter nordwaͤrte
iſt «6 nur hypothetiſch befannt, bis zu feiner Anfchließung an
die Schnergebirge im Norden von Teng jue tfchu (f. ob.
©. 738, 402), wo feine oͤſtliche Werzweigung im Dften des
JIrawadi und Pin lang kiang, auf der Paffage dr
großen Handelsſtraße von Yung tfhang fu, im Weften de
Nu Kiang über Teng juetfhu bi6 gegen Bhanmo hin,
überfegt toerben muß, indeß die nörblide Verzweigung bi
zect im Mord von Bhanmo fortfegend, fih als öftlicher Be
gleiter des obern Irawadi (Nam Kio im Norboften von
Maunchi, im Lande dere Bhor Khampti genannt, f. oben
©. 395) an die Schneeketten von Langtan, und ber öftlichen
Brahmakund oder Lohit Quellen anſchließt (f. S.391L 3%,
386). Wäre dies nicht der Sal, und feste diefe Nordverzwei⸗
gung auf dem Weſtufer des großen Icamwabiflcomes als wei-
lich er Begleiter befielben gegen ben Norden aa Klaptoth
und Berghaus Kartengeihnung) fort, fo würde die Wefbie
gung des Jrawadi, oberhalb Bhanmo, in einem gewaltigen
Querdurchbruche erſt diefe Meridiankette durchſchneiden muͤſſen.
um in die tiefere Landſchaft von Ava einzutreten; von, einem
ſolchen Querthale, das in der Regel durch wilbpitoresfe Natut
und Kelsbildung, Stromhemmungen u. f. w. ausgezeichnet zu ſeyn
pflegt, ift ums biöher wenigfiend keine Kunde zugekommen.
Ueber das Kortftreichen dieſes Scheidegedirges, ſuͤdwaͤrts ber
°) Dr. Wallich Exeursion in J. Crawfurd Jourmal of an Embassy
to the Court of Ava 1826. London 4. 1829. p. 267 «= 273.
⸗
2
Ueberficht, Gebirges und Strom⸗Syſteme. 907
andes⸗Capitale Ava bis zum innerften Winkel des Golfs von
Nartaban find wir ebenfalld nur Hypochetifch unterrichtet;
‚ort führte die ältere Kartenzeichnung einen fogenannten Pegu⸗
irom 7) mitten durch diefe Kette hindurch, es ſcheint aber wol,
saß bier etwa unter 20. N.Br. auf ihrem Rüden eine Eins
"artlung liegt (f. Berghaus $. 10. ©. 38), weicher gegen
Norden ein Sebirgsmaffer (Pan laung bei Cramfurd)
gegen Ava entquillt, gegen S.D. der Yunzalaen (Mobia
bei Crawfurd) zum Saluaen, gegen S.W. aber die Haupt⸗
quelle e) de& feinem Nachbarn parallelen, aber ibm an Länge
weit nachſtehenden Setangflromes (auhb Pan laung im '
oberen Laufe. genannt), der in den innerflen Winkel des Diars
taban Golfes fid ausweitee. Nah Crawfurds Karten
zeihnung®) liegt in diefeer Einfattlung bee Bergfee von
Snaungrue, den Berghaus Karte von Hinterindien nur
Bypothetifch angiebt, und welcher zu den vielen bypothetifchen
Ansflomofenbitldungen In den Ländern der Birmanen, nach
den Berichten der Einheimifchen, gehört, die Er. Hamilton
Buhanan gefammelt hat, und wovon fhon weiter In Norden
an mehreren Stellen die Rede war (S. 347, 368, 373). Daß
aber diefes Scheidegebirge auch ſuͤdwaͤrts von da bis gegen bie
Meereskuͤſte am Dftufer dee Mündung des Setangſtromes fort:
fegt, ift gewiß, da man von bem Tempel ShueModo, nach
Sr Hamilton, in ber Gapitale zu Pegu, gegen Dften,
defien hohe Gebirgögipfel erblickt, melche dort das Gebirge von
Zingi genannt wird, und nah Crawfurd auf ber Strom:
Rhede von Martaban, auf defien zechter Uferfeite das hohe Ge:
birge von Zingai, weiches alfo zwifhen Setang und Sa⸗
luaen bis dicht zum Meeresgeftade vorfpringt. f) Der große |
"Strom von Ava, ber Irawadi (f. Berghaus $. 17. ©. 65
bie 65), der mädtige Birmanenftrom, bee fechöte ber merk
wuͤrdigen Parallelſt roͤme, aber unter den coloſſalen For⸗
men derſelben, dem Kam bodja⸗, Siams und Martaban⸗
Strome, der vierte, (falls er aus Tuͤbet kommen ſollte,
der wahre Rieſenſtrom Aſiens, und nur dem Ta Kiang ver⸗
gleichbar) bleibt aber auch bei es Quelle in ber Langtan
1) D’Anville Seconde Partie de la Carte Knie eto. 1752. Paris.
°) John Walker Map of tie Burman Dominions to accompany Mr.
Crawfards Einbassy to the Court of Ava 1829.
-
908 HDft-Afien. Hinter-Indien. II. Abfchn, $. 83.
Schneekette im Bhor Khampti Lande (nad Wilcor uni
Buclton, f. oben ©. 395 10.) immer noch einer der bedeutendſten
Ströme Hinterindiens. Er begreift das allein in feinem un:
teren und mittleren Laufe genauer durch die Briter: = Erpebi:
onen gegen bie Birmanen erforfchte, und problematifch in
feinem obıren Laufe bis zu einer Quelle wenigftens befannt
geworbene, nach Chinefifhen Angaben aber hypothetiſch noch
weiter gegen den Norden zum Hochlande Tuͤbets in einem an
bern Öftlihen Quellarme (Pinlan Kiang) fortgefegte hiſto⸗
riſch mertwürdigfie Stromſyſtem bes ganzen Halbei⸗
landes.
In ſeinem mittleren Stufenlande ſind die Culturebe⸗
nen mit den Reſidenzen von Ava und Umerapuca bekannt
genug geworden, in feinem unteren vielfach verzweigten Laufe
feine Deltaniederung. Diefer zur Seite gegen Dften abe,
im alten Königreiche Peg u, lagert fich eine gebirgige, jeboch nie
bere Stufenlandfhaft, welhe das Land zmwifchen Ava
und Pegu mit ihren mannichfach wechfelnden Oberflächen füllt,
fih oſtwaärts an daB Sceidegebirge von Ava, um dm
Duelifee des Setang mit feiner anaſtomoſen Bildung anlehet,
gegen Weften aber, in ber Umgebung des alten Capitate Peguws,
in die Nicderung des unteren Irawadi abfällt Wir werben
es das niedere Plateauland von Pegu nennen ( nieberes
Plateau von Ava bei Berghaus f. $. 11. S. 33—40). Ge
ben wir nun enblih zur Weftfeite des Jrawadi über, fo
tritt uns bier
VI, in den Küftenketten von Arracan das fünfte
der großen von N. nah ©. fireihenden Meridiangebirge
entgegen (f. Berghaus $. 9. S. 31— 86), weldes vom Cap
Negrais am Südende, nordwaͤrts fid) in mehreren Parallelzüs
gen, die gegen Weiten aufänglih unmittelbar zum Meere abs
ſtuͤrzen, dann aber zum Zhule des Arracan⸗-Fluſſes fallen, an
das Bergland von Munipur und Nora anfhlieft. Es if
während ber Icgten Britgn:Erpeditionen gegen die Birmanen ge
nauer als die andern befannt geivorden, und mehrmals überflie
gen. g) Der Strom von Arracan, Koladpng, ber fiebente
der Parallelſtroͤme, gehört zwar nur ben kürzeren unter den⸗
ſelben an, ift aber darum bog nicht ganz unbebeutend, entfpringt
in der ſuͤdlichen Verzweigung des Berglandes von Munipur,
und ſcheidet, weiter im Nordweit, das Stufenland von
1)
%
— ——— —
Ueberſicht, Gebirgs⸗ und Strom⸗Syſteme. 900°
Diſchittagong (f. Berghaus $. 8. S. 27 — 31), welches bie
niedrige Berglandfhaft am Geftade des Innerfien Winkels bes
Bengalifhen Bolfes, im Often der Sangesmündungen
einnimmt, und das Tiefland Bengalens gegen Dften begrens
zend, fih an die öftlihften Saromberge, und das Bergland
im Süden von. Afam (f. Berghaus $. 7. S. 26) anlchnt, das
im Nordweſten des Birmanenreiche® von vielen Pleinern ſeit
Dem legten Birmanenkriege zum Theil unter Britifchen Schug
fichenden Fürften und Herren beherrſcht wird.
Diefe Nordweftlihe Gruppe des Berglandes fchaart fich ber
füdlihen Srenzgebirgswand Afams mehr als eine breite plas
teauartige Berglandfhaft an, welche der Brahmapu⸗
tra⸗Strom im unteren Afam, bivergirend; von allen
andern Normalrichtungen der Hinterindifchen Parallelftröme (mie
Der Außerfte nordoͤſtliche Tunkineſiſche Grenzſtrom, ber divergi⸗
rende Ngan nan Kiang ſ. oben S. 908), erſt gegen Weſten,
und von Goalpara an (f. oben ©. 310) gegen S. W. ums
taufenuß, um die Normaldirection jener anderen Nach⸗
barftröme, wenn auch nur auf kurze Strede bis zue Mündung
in den Sunderbunds zu erlangen, eine Normalrichtung fö
vieler cotoffaler und untergeorbneter Landſtroͤme, welche mit dee
Syſtematik der mächtigen Meridiangebirge über einen fo
weiten Erdraum verbreitet (f. oben S. 426), wahrhaft in Ex
flaunen fegt, wenn man bedenkt, daß gleichartige Erfcheis.
nungen biefer Art doch wol nur das Product gleichartig
wirtenber, bier wol auch nue gleichzeitig entwickelter Kräfte
feyn konnten. Sey «6 nun, daß gleich urfprüngliche gemeinfame
Emporhebungen und Aufblähungen der centealen Plateaumafle
Hochaſiens, an dem Suͤdoſtrande dee Hauptare der Ans
ſchweltung (f. oben &. 427) auch diefe vorherrſchend fünf
großen Hinterindifhen Meridian: Bebirgszüge, wie
jene vier geoßen Chinefifhen Parallelketten (f. oben
©. 406), an, ber fteilen, pelogifchen Seite de Erbringes (Eins
leitung Aſien Bd. I. ©. 55), zu gleicher Zeit aus dem Schooße
des Meeresbodens durch Dämpfegewalt mit emporriffen, und ihre
Zwiſchenthaͤler, meerbededt, fi) mit dem Schutte und dem Nies
derfchlage dee Meere noch füllten, und anberweit durch bie merls _
dianen Stromfpfteme ausgefpült wurden, oder daß aus den dadurch
ebenfall8 von Anfang an bedingten meridianen wie patalles
len Spalten bir Erdrinde, durch fucceffive Emportrei⸗
910 DfrAfien. Hinter-Indien. II. Abſcha. 83.
bungen bee eyclopiſchen Gewalten erſt nacheinander bie ſelt
ſamen, lang geſtreckten Gebirgsketten hervortraten, welde
in Hinterindien nur die Fortſezungen ber ſundiſchen un)
auftralifchen, von tobenden Reihenvulcanen noch bis heute ke
gleiteten, wirklich infularen Gliederungen find, beren ven
bindendes Mittelglied jene Snfularform Malaccas
recht characteriſtiſch mit dem aflatifchen Continente zu bilden
ſcheint — fey es auch eine biefer beiden beliebten Hppothefen der
Bildungsweife, ober eine andere, immer wird die Gleichfoͤr⸗
migkeit der coloffalen Erfheinung ber Gliederung
von Thal⸗ und Gebirgeform hier über fo weite Räume ia
Suͤbdoſt⸗Aſien auf dem Uebergange zwifchen der zerriffen:
fen Stelle dee Planetenrinde in/der Sunda⸗Gruppe, umd der
compactefien Maffenerbebung derfelben, im central
Ho Afien (f. Einteitung Afien Bd. I. S. 3, 34), zum weis
zem Nachdenken über die Bildung bes planetarifhen Erb;
ganzen auffordern, und der phpficalifche Character des Gran;
diofen in ben Geflaltungen, ber uns aud in plafi»
Shen Sormen des Drientes (ſ. Einleitung Afien Br. &. 80),
wie in feinem ganzen Einfluffe auf Natur, Gefchichte und Gul:
tus anfpricht, fi bewähren. Iſt auh uns am Schlufſe dire
überfichtlichen Betrachtung dee Geftaltung des Orientes, im mei:
ten DOften und Süden Afiens ein hingeworfener Gedanke übe
deſſen Entftehungsperiobe bei einer Erdſchoͤpfung erlaubt, fo wäre
es der, eben hier in dieſer grandiofen Eocalität de6 Planeten den
Anfang des Hervortretens feinee Veſte der Alten Welt aus
den Waſſerbedeckungen zu ahnden, weil bier die mächtigfien
Kormen mit den mächtigften Gewalten im Conflict, in allen
Uebergängen zu den weitefien Räumen (Plateaubildung in allen
ſuͤdoͤſtlichen Räumen, f. Einleitung Afien Bb. I. S. 54), mit
den größten, inneren und äußeren Kräften und Naturgaben er
fuͤllt, herborteaten, gegen weldye nach dem Nordweften und Suͤb⸗
often hin die anderen Formen nur wie gegliederte NRachwirs
Tungen buch die Alte Welt, in der Neuen aber als ge:
gliederte gleichzeitige Gegen wirkungen erfcheinen.
Indem wir uns hier der trodnen Aufzählung dee einzel:
gen Hiterarifhen Quellen, die unfsrer ferueren Unterfucdyung
vorliegen, deren gewiſſenhafter Nachweis in einer noch fo chaos
tiſch untergeocbneten Maſſe für den wahren Fortſchritt der Wif:
leyſchaft unentbehrlich iſt, gluͤcklicher Weiſe uͤberheben koͤnnen, ba
Oſtgeſtadeland Hinter⸗Indiens. 9il
bon in Berghaus Memoir eine ſehr dankensſswerthe Ueberſicht
er wichtigſten kaärtographiſchen Materialien aus dem
VI. und XVII. Jahrhundert wie der neueſten Zeit (f. I. Abs -
hnitt S. 3 — 20) niedergelegt iſt, auf die wir größtentheils, ohne
e zu wiederholen, zuruͤckweiſen, fo bleibet uns bei mehreren aͤl⸗
wen und’ neueren Zufägen, ober anders ermittelten Daten, bie
ch im Verlauf ber Unterfuhung von felbft ergeben, nur noch
a8 frifche Ergehniß der Forſchung ber neueflen Zeit über Land,
Ratur, Bolt, Eultue und Geſchichte dieſes Hinterinbifchen Theile
es Orients übeig, an welchen ſich dann unmittelbar bie Ins
Yifche und bie Weſtaſiatiſche Welt anfchliegen wird.
Erfes Kapitel
Das Oftgeftadeland Hinter-Indiens, Tong king, Cochin⸗
China, Kambodja. Ueberfiht des gegenwärtigen
Coochin⸗Chineſiſchen Reiches. |
$. 84.
Del den vielen Hifkorifch = politifchen Wechſeln ber Herrſchaf⸗
ten, wie der Population und Colonifation biefer Kuͤſtenlandſchaf⸗
‚en, von innen wie von außen her, denen eine eigne, einheim i⸗
he Hiſtorie fehlt, die aber von Europäern, feit Marco Pos
:06 und ber erfien Portugifen Zeiten immer nur temporär,
mit vielfachen Unterbrechungen befucht wurden, weil mercans
tile ober Teligäöfe und politiſche Abfichten durch eigne
Schickſale, vorzüglich aber durch unzählige, dort angefachte, innere
Revolutionen ſtets in ihrem Kortfchritte gehemmt, zu keiner cons
tinuielihen Reihe von Beobachtungen über Land und Volk ges
langen Tiefen, fondern nur zerjtreute und im fich völlig unz u⸗
fammenbängenbe Notizen, wie wol in nicht geringer Zahl
und Mannichfaltigkeit dacbieten -Sonnten, welche jedoch nur felten
von wahrhaften Beobachtern, wie fie das Bebürfniß unſerer fort:
gefchtittenen Wiffenfchaft erheifcht, überliefert find: fo halten wie
es diedmal für das gerathenfte, dem ausgezeichneteften, jüngs
fen der Beobachter im größten Theile dieſes Kuͤſtenſtriches,
dem in jenen Hinterindiſchen Geftadeländern viel erfahrnen
Sohn Crawfurd zuerfl, und vorzugsweiſe in feiner muſter⸗
912. Dfi-Aen. Hinter⸗Indien. II. abſchu. 4. 84.
haften Geſamtbetrachtung zu folgen (feine Gefanbefchaft-
veife dahin Im Jahre 1822), und an biefe erſt unfere Theil"
betrachtungen nad einzelnen Ländberräumen, Herr:
(haften, Zeiten, Hiftorien, oder andern Reifenben und
Beobachtern, erweiteend und erörteınd, ummittelbae ober ſpaͤ
terhin anzufchließen. Da ferner, erſt felt dem Anfange dei
XIX. Jahrhunderts, alfo bee gegenwärtigen Zeit, bie in
früheren Perioben vielfach zerfiücdelten, und unter verfchiebeuen
Königen geſtandenen Herrfchaften, zu einem gemeinfamen,
großen, dem Cochin Chineſiſchen Königreide verbun:
den find, das zugleih dem gemeinfamen Ratursippus
entfpricht, alfo potitifch wie phyficalifch arrondirt erſcheint,
fo haben wir bei dee Einführung in daſſelbe ducch einen friſchen
Augenzeugen ben Vortheil, mit befien ganzem Umfange
in der Gegenwart, nad feinen verfchiebenen Beziehungen be
kannt zu werden, und an bie Spectalbetrachtung feine
Provinzen und Theile, die jedesmal zugehörigen ſpeciel⸗
Yen, in bee Vorzeit gemachten, erörternden und aufklaͤrenden
Beobachtungen und Bemerkungen etwa noch nachfolgen lafi
zu können.
L Umfang des Cochin Chineſiſchen Reihes (Königrih
Anam, Ngannan, f. oben ©. 734).
Das gegenwärtige CohinChinefifhe Reich 9) beſteht
aus ben fräherhin für ſich geſondert gewefenen Koͤnigreichta
Tongking und CohinChina (vereinigt Ngannan ode
Anam ber Chinefen), und aus einem heile des alten Königs
reiches Kambodia, nebſt einigem kleineren Gebirgeftanten. Cs
wird im Dft vom Ocean, im Norden von Chinas Provinzen
Kuangtung, Kuangfi und Yännam begrenzt, im Met
und N.W. von Siam, einem Ueberrefle von Kambobja umd
ao, oder Laos. Es reicht von 8° 25 N. Br., ober der Küs
fteninfet Pulo Ubi, nordwaͤrts, bis zum 23° N. Br.; gegen W.
bis zum Kuͤſtenpunete, welcher der Inſel Kokong (10° 40' M. Br.,
1030 13/ O. E. v. Gr.) gegenüber liegt. Der letzte noͤrdüche Grenz
°) John Crawford Envoy Journal of an Embassy from the Gover-
nor General of India to the Courts of Siam and Cochin China
exhibiting a View of the actual state of those Kingdoms. Lond.
Chapt. XVI-XVIL Geography of Cochin China p. 456
' *
s —
Cochin Chineſiſches Reich, Umfang. 013
det gegen bie Chineſiſche Provinz Knangtong, wirb Kuange
ai (?) genannt, unter IN. Br. 5 aber von den dortigen Grenzs
aulen (f. ob. &. 771), konnte Crawfurd, in der Refideng
Hue, keine beftätigende Nachricht erfahren. Schon Pat. Saus
bil fage in feiner Geſchichte CGohinChinas!"), daß dieſe beis
ven KRupferfaulen, nah den Annalen der Chinefen,
yurch den Feldhertn Mayuen, der Tongking im Jahre 42
nach Chr. Geh. für die HansDpnaftie eroberte, an dem bortigen
Srenzberge beider Reihe Sen meo, zwar errichtet worben feyen,
bag man aber ſchon in fpätern- Zeiten zur Wiederauffindung dere
felben vergebtiche Nachgrabungen gemacht habe.
Von Nord nah Süd beträgt bie größere Ausdehnung des
Königreiches über 180 dis gegen 200 geogr. Meilen Länge; von
Oſt nah Welt wechfelt fie aber nur zwiſchen 12 bis 36 geoge.
Meilen Breite, da die Herefhaft nirgends tief landein Teiche,
und auf der wilden, erſten Meridiankette überall ihre na⸗
eürliche, noch unüberfliegene Grenze zu finden fcheint. In dies
fem Umfange nimmt das Reid, nah Crawfurds Berech⸗
nung ein Areal von 9800 geoge. Quadsatmeilen (98,000 Q.⸗M.
Engi.) ein. — Nady Berghaus Kgrten- Berechnung 11) 9703
Q.⸗M.; naͤmlich Tongking 3915 Cochin China 26413
Champa 4505 dir Antheil von Kambodja 2905 und das
Band Moi 416. —
Die beiden außerſten Süd» und Nordenden biefes
Reiches, die Landfchaften Kambodjas und Zongkings, bes
fichen größtentheild aus einem niebern Alluvialboben, bee
ur wenig über das Meeresniveau ſich erhebt; der centrale
Theil, das eigentlihe Cochin China dagegen ift gebirgiger '
Natur, bie und da mit Thaͤlern von geringerer oder bedeutenderer
Ausdehnung, in denen allein Fruchtbarkeit fich zeigt.
Dieſes Cochin Chinefifhe Reich beficht gegenwärtig,
politifh au6 den dreierlei Hauptabtheilungen, aus denen
es urfprünglich hiſtoriſch zuſammengewachſen iſt, welche aus ders
Phyſik der Naturabtheilungen hervorgingen. Es find bie
beiden Vice⸗Koͤnigreiche Kambodja und Tongking,
und die Central⸗Adtheilung CochinChina, welche von
10) P. Gaubil Notice Historique sur la Cochin Chine extiaite des
Livres Chinois in Histor. Generale de la Chine. Paris 1783. 4 -
T.XU.p. 5. 11) Berghaus Dem. a. a. D. &. 88. - Ä
Kitter Erdtunde IV. Rum
014 Oſt⸗Aſlen. Binter- Indien. II. Abſcha. $. 84.
dem Könige des Landes ſelbſt abminifiriet wird. Diele brei
find in 22 Provinzen geteilt, im weiche folgender Ueberbüd
einführt. j
1. Das Vice: Königreich oder Gouvernement Rambobja 12), Ye
\ Süd: Provinz.
Es hat gegenwärtig Saigun zur Hauprftadt, und ift a
6 Provinzen getheilt, welche in der Sprahe von Anam, b.i
dee Cochin Chineſiſchen, folgende Namen haben, denen wir
in Klammern die einheimifchen Namen, in ber Kambo dje
Sprache, beifügen, 1) Ya teng (Dongnat), 2) Per fons
(Quedouc), 3) Sonan (Sa dek), 4) Win cheng (Mike),
6) Ho fin (Camao) und 6) Feng chong (Tek ſia). Heute find
die eingellammerten Kambobja Namen, bei den Eingebörnen, ned
mehr im Gebrauch, als die officdellen ber Cochin⸗ Chimefifcen |
Statiſtik.
Dies Gouvernement erſtreckt ſich laͤnge ber Kuͤſte, von be
Inſel Kokong bis zum Cap St. James; ein weiter Alln:
viatboden, flad, nur zu beiden Seiten durch einzelne Geftate
berge begrenzt; landeinwaͤrts unabfehbar, eben; aber im Innere |
unbelannt. Dan der Siamefen -Grenze an zeigen ſich, bie Jum
Hauptfirome Kambodjas, nur geringere Küftenflüffe, vorm denen
mehrere zu deſſen Deltaverzweigung gehören, aber gleich den
Mündungsarmen des Nils wechfelnden Schickſalen, Verſchlaͤm⸗
mungen und Wiedereroͤffnungen unkerworfen waren. Es fin:
1) dee Pongfom, 2) Kam pot, 3) Rang Fao, 4) Tek fia,
5) Tek mad, 6) der geoße Strom von Kambodja, 7) be
Strom von Saigun.
1) Dee Pongfom, klein, ergieft fi noch mit den & fol
genden in den Golf von Siam; feiner Mündung, unter 10° 4%
R. Br., benachbart foll eine Stadt mit 1000 Chinefifchen Gia:
wohnern liegen. Das Land umher iſt fruchtbar an ſchwarzen
Pfeffer, Gummigutte (Gamboge), Cardamomen und Firniß.
7) De Kampot (Can vot), unter 10°-43' R.Br. zum
Meere, iſt noch kleiner; eine Stadt daſelbſt iſt von Kambodjen
bewohnt, auch von Cochin Chineſen und etwa 1000 Malayen, die
umher viel Reisfelder bebauen. Sie ſoll von der Capitale Kam⸗
bodjas, Pe nom peng (Ca lom pe), bie mehr Iandein liegt, 12
12) J. Crawfard Journal of an Embassy L & p. 457-460.
Cochin Chineſ ſches Reich, Suͤd⸗Prov. Kambodja. 915
Yagereifen entfernt, und mit ihe durch eine Landſtraße durch gut
ebautes Land verbunden ſeyn, die für Buͤffelkarren fahtbar iſt.
3) Der Kang kao, oder Hatien-Fluß, faͤllt unter 10° 14
N.Br. und 104° 55 O.L. v. Gr. zum Meere. An feine Muͤn⸗
ung ſehr weit und feiht, nur 3 Zuß Tiefe zur Ebbezeit, erhält
e bei Fluthzeit nicht über 7 Ellen Waſſer. In dee Regenzeit
ritt er im natuͤrlich fchiffbare Verbindung mit dem großen Kam⸗
yodjas&trome, welche im Jahre 1822 zu einem fchiffbaden Ca⸗
zal von 20 Kiafter Breite und 15 Fuß Tiefe eingerichtet wurde,
Diefer kam während J. Crawfurds Embaflade zu Stande,
nachdem ſeit mehrern Jahren 50,000 Arbeiter bamit in feines
janzen Länge, von Z3 Tagereiſen und 3 Nächten Schiffahet,
befchäftige gewelen waren. Der Hauptort an biefem Fluffe if
Kang kao oder Hatien (Athien), an feinem rechten Ufer, eine
Heine Stunde -von der Mündung aufwaͤtts gelegen, mit 6000
Einwohnern, aus Kambodjen, Cochin Chinefen, einigen Chinefen
und Malayen befiehend. Gegen Anfang des XVII. Jahth. lag an
biefem Fluſſe ein Handelsort dee Europder, Ponteamas -
(tichtiger Potaimat), wo ein bedeutender Fremdhandel mar, um
die Landescapitale, bie an 15 geogr. Meil. fern am Hauptſtrome
log, mit Waaren zu verfehen. Die Stadt war aber an ſich nie
bedeutend, und wurde feit 1717 bei einem Ueberfalle der Siames
fen in Kambodja zerflört.
HY Der Tekſia⸗ Fluß bei Chineſen (Karmunſa bei
Kambodjen, Retja bei Cochin Chineſen), unter 9° 46N. Br.
zum Meere, iſt ein rechter Muͤndungsarm des großen Kambobja,
dee für Beine Schiffe fahrbar iſt. Er iſt wenig bebaut, fparfans
bewohnt, wegen der Menge der Muskitos und Blutigel,
weiche hier eine Landplage find, Umher wird viel Bienenwachs
gefammelt.
5) Der Tekmao (Schwarzwaſſer in der Kambodja Eprache)
iſt wie jener ein Muͤndungsarm, der ſich der Inſel Pulo Ubi
gegenüber zum Meere ergießt, und für Eleine Boore ſchiffbar iſt.
Zwei Tagereiſen an ihm aufwaͤtts, liegt eine gleichnamige Stadt,
mit 2000 Godin Chinefifchen Einwohnern; das Land umher iff
Doll Meisfeider, der Fluß voll Kifche, die Luft voll Muskitos.
6) Dee Strom von,Kambodja (Mackhaun in feinem
obern Laufe) ergießt fich hier zwifchen 9° bis 11° N.Ber. in. drei
Hauptmündungen zum Ocean, welche bei den Europäern bie Na⸗
men haben: 1) Baſak (Cuo Wafak), d. I. der weſtliche nn
Mmm 2
916 Oſt⸗Aſlen. Hinter- Indien, IH, Abſchn. $. 84.
Der größte, am paffendften für die Schiffahrt, mie 14 bie 18
Tiefe, über der Barre an feinee Mündung zur Zeit der Sp
fluchen. 2) Dee öftliche oder mittlere Arm; 3) der Ren
arm oder der Japaneſen⸗Fluß. Nah Cramwfurbs
tundigung follte diefer große Strom feinen Urfprung in ber
vinz Yünnan aus einem See nehmen, und ſchon vor fa
Eintritt in das Königreich ao (zwiſchen 22° — 23° N. Bt
ſchiffbar ſeyn. Hiernach ſchiene dies nicht der aus weiter Ti
tifcher Ferne bertommende Maekhaun — Kiulong — Lın
thſang Kiang ſeyn zu kinnen (ob. ©. 748), wenn man ankı
dem Briten das Rechte berichtet hätte. Doch wie werden were
unten zur genauen Berfolgung des Stromlaufes zurückkehren.
7) De Saigun-Strom Vom Kangkas bis zum
Cap St. James, ift bie Kuͤſte gang flach, ſehr häufigen Uedem
ſchwemmungen ausgefegt, kein Berg im Innern zu erfpähe.
Cap St. James das erfie niebere Borgebirge, nur 300 bis 4
Fuß bo, wenn man von Süden kommt, ald Landmarke di
Einfahrt zum Saigun (auh Dongnat, nad) der Provinz gr
nannt) bezeichnend. Vielleicht, ſagt Cramfurd, iſt bies fr:
alle Europäer Schiffe die ſchoͤnſte Stromeinfahrt in Afien, benz
Schiffe von allen Laften können Ihn ohne Piloten, 15 geogr. R
ftromauf, beſchiffen. Wenigftene buch 2 Arme ſteht ex mit dem
Japaneſen-Fluß, der öftlihflen Mündung des großen Kam
Bodja-Stromes in Verbindung. Eeine Quelle if den Europäer
unbefanntz; aber mehrere Eingeborne verfiherten, er ſey für ir:
Flooße noch 20 TZagereifen oberhalb der Stadt Saigun auf
wärts (hiffbar. Dies würde eine Länge des Laufe von 60 bi
80 geogr. Meilen ergeben, und feine Quelle in das Gebirge de
Lao verlegen. Saigun, die Gouvernementsftadt, liege 3 gesgr.
Meilen aufwärts am Strom von feiner Meeresmuͤndung.
2, Die koͤnigliche Provinz Cochin China 1’). Die Mittels Provinz
Diefe Provinz, welche als das frühere Königreich beffelben
Namens, diefen nun auf das gange Reich übertragen bat, beſteht
gegenwärtig aus 7 Provinzen, die von ©. nad M. gerechnet in
foigender Weife aufeinander folgen: 1) Binthuon, 2) Nha⸗
trang, 3) Phupen, 4J)Quinhon, 6)Quangati, 6)Quang
aas, 7) Hue. j
22) J. Orawfard Journal of en Embassy I. e. p. 400 — 461.
|
—
=
Tochin Chinef. Reich, Mittel-Prov. Cochin China. 917
Das mäßig hohe Cop St. James iſt nur ber Anfang eis
1er Gebirgskettenh, die längs ber "Küfte gegen Nord bis
Tong king fid) ausdehnt, und für den vom Süden Herbeis
chiffenden das erſte Signal derſelben darbietet. Diefes ganze
SB eftade Cochin Chinas, von da an bis zur TuronBai,
ſt ausgezeichnet durch Fühne und pittoreste Küftenformen,
urch eine ununterbrochene hohe Gedirgskette 10), ein Na⸗—
urmal gegen die Dceaneinbrüche, welcher die ganze Seekuͤſte bes
ect, mit feinen Steilfeiten fo nahe, bis auf viertel und halbe,
"eltner ganze Stunden, zum Dieere tritt, daß nur felten etwas
mehr Raum zwifchen ihm und dem Etrande übrig bleibt, bee
yann in ber Regel zunaͤchſt mit Sand belegt, dahinter mit frucht⸗
5arem aber ſchmalem Küftenfaum umzogen if. Dennoch find
yier unzählige Lagen der fchönften Art für Dörfer und Städte,
veil eine Menge Küftenftröme vom Gebirge berabftürzen, zu fehe
sielen, tief eingefchnittenen Baien und Buchten, deren viele bie
trefflichften Hafen darbieten. Eben dieſes Geſtade iſt auf einem
kurzen Raume von 65 SÖreitengraben, zwifchen Cap St. James
bis zur Turon Bai, beglüdt mit der reichſten Hafenform;
nicht weniger als 9 der ſchoͤnſten Hafen 16) ber Welt, bie
bei jedem Winde zugänglich find und fichere Meeresanfahrten ges
ftatten, öffnen bier ihre Baſſins, welche in ihrer Mitte jedem
Schiffen die größtmögliche Sicherheit gewähren. Terraſſenweis
erhebt fih das Geſtade immer höher gegen das innere hin, oft
von Elippigen, pralligen, uͤbereinander emporfleigenden Maſſen
und Abhängen überragt, Die Steilwände und Formen, fügt des
treffliche Beobachter Sinlapfon, fo wie bie ſterilen Höhen, lafs
fen keinen Zweifel, daß ber größere Theil und die ganze weſtliche
Hälfte aus Granit befiche. Gegen die Mitte werden fie weni⸗
ger ſteil, bleiben niedriger, ihre Formen runden ſich auf den Hoͤ⸗
hen; damit nimmt die Fruchtbarkeit des Bodens zu, er bedeckt
ſich mit Waͤldern und Zimmerholz, das Land wird bewohnbarer,
nun kaͤmpft der Anbau mit dem Boden. Zahlloſe Felder neh⸗
men“ da die Flanken der Berge ein, Bea große, zahlreiche
14) John Wbite Voyage to Cochin China (1819 - 1820). London
1824. 8. p. 31, 71. 35) G. Finlayson Journal of the Missios
to Siam and Hu6 1821-1822. with a Memoir of the Author by
Sir Stamford Raffles. London 1826. 8. p. 3295. te) Cochin-
nn of Mr. Orawfurd im Asiatic. Journ, 1825. Vol. XIX.
p 123 — —
x
918 Oſt Aſien. Hinter⸗Indien. II. Abſcha. $. &.
Flotten von Eifer» und Hantelds Booten die Morgebirge ı-
ſchwaͤrmen, und’ in den Buchten der vorliegenden See voll T::
tigkeit die flarke Depufation auf dem Lande beweifen. Ror tt
Geftade liegen viele bebaute Inſelchen den zabllofen Bergebir:
vor, die kuͤhn emporfleigen, wie 5.8. das Cap Avarelia, *
Fuß body, u. a., mit denen aber die moͤgliche Sundirung dar !
fen zum Unergründlichen dald aufhört. Auf ſolchem Boden ;:
ſich das Geſtadeland bin.
1) Die Grenzprovinz Bintbuon, gegen Baigı:
iſt nur klein, ſehr gebirgig, reih an Agila: oder Aloe-He
Es ift die Provinz Ztamba bei M. Polo, Tfiampa. Cham;:
der verichledenen Schreibarten. |
2) Die Provinz Nhatrang -Raran b. de Rhobet) je
naͤchſt iſt voll Hochgebirge, fchiecht bebaut, aber mit 2 praͤchtizn
Häfen; dem von Camraigne (Camaigne) im M. W. det i:-
fhen Aravella Cap, und etwas noͤrdlich davon dem Hafen Nbo
trang, mit der nahen gleichnamigen Stadt, die durch einen ji
mit dem Hafen in Verbindung ſteht. Die Stade iſt unter m
legten Könige, buch Hülfe der Europäer in feinem Dienften, =
mal des Stanzöfifhen Ingenieur⸗Officiers Olivier, im eine far
Feſtung verwandelt. Sie enthält daB. königliche See = Arfena
„fie ift das Centrum aller commercielfen Thaͤtigkeit im diefem fü
Sichen Reichsgebiete. Die Provinz ift dutch die & eide mic
Die hier gezogen und verarbeitet wird.
3) Die Provinz Phuyen foll eine der reichſten im Lard
ſeyn; ihre Hauptproducte find Reis, Mais, ſehr viel Hulfe:
fruͤchte. Ihr gleichnamiger Hafen (umter 13" M. Br.), mit ke
Baien, ſoll der ſchoͤnſte im Lande feyn. Die Provinz iſt un
mein bevölkert und bebaut, überall fleigt die Zerrafienculnn hi
Bergland empor, und ſelbſt der Reis wird bis auf bie Gipft
der Berge gebaut,
4) Quinhon gehört zu den größern Provinzen des Ir
des; ihre Hauptſtadt gleiches Namens, ein paar Stunden WE
Hafen landein gelegen (unter 14° N. Br.), duch einen ſchiffbats
Strom mit ihm verbunden, iſt einer der größten Drte im Lantı
Vor den legten Buͤrgerktiegen hatte fie fehr bedeutenden Hand;
unter den Tyſſons, d. i. den Inſurgenten⸗Chefs der fegten Ro
volution, war fie eine Zeit lang Bouvernementefig. Gegenwärs
iſt fie duch Europäifche Ingenieure ſeht ſtark befeflige, und neh
Ausfage eines berfeiben auch fehr Kart bevoͤlkert.
Cochin Chinefifches Reich, Nord- Prov. Tongkfing. 919
6) Die Provinz Quangai iſt ein Gebirgsland, den Ue⸗
verfällen eines wilden Gediegsvolkes, das ihnen im Weſten wohnt
die Kiodain) ſehr ausgefigt,. Sie produciet ungemein viel
zucker.
6) Die ſehr große — Quangnan iſt durch bie
eruͤhmteſten Häfen von Faifo und der Bai von Turon
oder Han) merkwürdig; fie producitt ungemein viel Reis,
zucker, Zimmet,
7) Die Provinz Hué iſt nicht befonberd fruchtbar, at
andige Ebenen, viel Sümpfe, liefert viel Meis, aber wenig: Zuk⸗
er; war in den von Crawfurd gefehenen Stellen meift öde,
In ihe-liegt die Capitale des ganzen Königreihe Hué (Phus
huan ber Eingebornen, Sun wha der Chineſen), ein paar
Stunden vom Meere abwärts, langgeſtreckt am linken Ufer eines
leichnamigen Küftenfluffes, aus guten Backſteinhaͤuſern mit Zie⸗
jeldbächern, meift aber aus aͤrmlichen Bambushuͤtten befichend,
nit eines Population von 50) bie 60,000 Einwohnern nebit Trup⸗
enzahl.
z. Das Vices Königreich oder Gouvernement Tongking 2), Die
Nord: Provinz.
Diefes weitet fi) allmätich gegen Norden in einer immer
beeitern Ebene aus, welche den Golf von Tongking umlagert.
Es ift der befte und bevoͤlkertſte Theil des ganzen Königreiches.
Sramfurd fahe es nicht ſelbſt, aud die Sranzöfifchen Dfficiere
m Dienfte des Cochin Ehinsfifchen Könige hatten es felten be:
ucht, und wußten während Crawfurds Anweſenheit in Hué
aur wenig darüber zu berichten. Aus früherer Zeit fehle es ung
aruͤber nicht an Daten!
Die Sübgrenze, siwa unter 19° 30 N.Br., wird ducch
inen Ort Kega und gleichnamigen Küftenfluß, der von W. nach
>, ſtroͤmt, bezeichnet. Von da am breitet ſich die große Ebene
8, die ber Fluß von Tongking, der Songka (b. h. gros
jee Fluß, Songkoy nad verberbter Europäer Ausfprache), in
yiele Arme ſich zerfpaltend, bewaͤſſert. Seine Quelle foll In den
Sebirgen von Dünnan nicht fehr fern liegen. In 2 Müns
yungsarmen: ergießt er fi) zum Deere, unter 20° 15’ und 209 6°
N. Br.; diefer der füdlichere, wird häufig von den Chineſiſchen
1?) J. Crawfurd Journal of an Embassy 1. c. p. 461.
\
920 Oſt⸗Aſien. Hinter⸗Indien. II. Abfchn. $. 8.
Handelsleuten mit ihren Junken befahren, jener, der möchlit
aber, zur Zeit da noch Holländer und Portugifen mit Tengk:
in Verkehr landen, von den Europäer Schiffen. Damalt
die Flußbarre bei hohen Springfluthen 18 Fuß Waſſer cc:
haben, und alfo für belabene, große Europäer Fahrzeuge ſchiẽ:
gervefen fern. In CohinChina fagte man Cramwfurbd,!
fer Arm babe ſich fpäter verfandet und ſey jegt mur nod '.
Schiffe mit 300 Tonnen Gehalt fahrbar. Dies Hält Crar
furd aber für ein verwechſeltes Darum, das fi nur auf ic
ſtets feicheer werdenden Südarm bejiche. Doch wird es in ht
meneſten Miffionsberichten wiederholt. Dieſer Som gka if u
bes Mündung eine gute Viertelflunde breit, und war für grü:
Europäerfchiffe 4 geoge. Meilen landein, wenigſtens fahrbar, r:
fie zu ankern pflegten. Noch zu Dean, oberhalb feine S
flueng, wo die Chinefifhen Junken vor Anker geben, 15 gu:
Meilen landein, fagt Dampier, fei der Strom breiter as iu
Themſe bi Graveſand, und bei der Capitale 4 geogr. Ir
len weiter aufwärts, noch immer fo- breit wie bie SChemfe ii
Lambeth, doch fo feicht, dag man im Sommer binburd) trüm
koͤnne. Dennod tft er für das ganze Zongling-fand bie Hau:
- urfache von defien großes Fruchtbarkeit, durch feine jäprlichen Ub
berihwemmungen, und ſcheint gegen den Süben Kim eine mil
verzweigte noch wenig befannte Binnenſchiffahrt bass
bieten 18).
Die Gapitale von Tongking Kecho (Kefbo, Kadas,
Kiaotchi, Keſchi, f. ob. &.734), bei den Eingebornen Bat
than genannt, foll, nach Ausfage der Chinefen, wei drei mallı
groß wie Hue ſeyn, alfo am 150,000 Einwohner haben. Daum:
pier gab ihr 20,C00 Häufer (alfo etwa an 200,000 Einwehurr)
Der einzige Ort von Bedeutung ift Hean, aber nur vom mb
ten Rang, der, nad Dampier, 2000 Däufer (alfo an WM
Einwohner) hatte. Die Angaben der Provinzialabeheilun
gen von Tongking, waren ſehr verſchieden, nah Zahl m)
Namen, bie beide willkuͤrlichen Umaͤnderungen nicht ſelten ualı®
worfen find. Nah Dampier 8, nah Abbe Richard Il
nach einer Handſchrift des Franzoͤſiſchen Ingenieurs Dionf. Choiy
weau, im Dienſt des Königs von Cochin China, 9 Provispai
&®) Cochin China Report of Mr. Orawfurd in Asiat. Journ. Vol. XI.
3825, p. 123.
Cochin Chineſſſches Reich, Geſtade⸗Inſeln. 021
nach Eingebornen die Crawfurd daräber beftagte 155 naͤm⸗
lich: 1) Kecho⸗2) Tenglong, 3) Waitak, 4) Sangſoi,
5) Kingpak, 6) Singkwang, 7) Hengwha, 8) Kopeng,
9) Leongſon, 10) Chingwha, 11) Lanam LJ., 12) La⸗
nam II., 18) Haipong, 14) Ankwong, 15) Mun ning⸗
chao. Zwei von dieſen, die an Cochin China ſtoßen, ſtehen uns
mittelbar unter dem Könige, bie andern haben ihren Dice
König, der in Kecho zefidier,
4. Die Geſtabe⸗Inſeln.
Diefem Geſtadelande liegen viele jeboch nur kleinere Geſt a⸗
de⸗Inſelchen vor, bis gegen N.O. die große Dainan den
Beſchluß macht; die Meerestiefe der Sunda⸗See hatte ſich, ſcheint
es, von der Suͤd⸗Malacca⸗Spitze, Sumatra und Java, im maͤch⸗
sigen Inſelkranze um bie Chinefifhe See bis zu den Manillas,
Lucon, Formoſa, im-greößern.Abftande vom Küftenfaume,
Durch die zablreihfleiInfelproduction ſchon erfchöpft, um auf
Diefee Kuͤſtenſtrecke der Chinefifhen See, dicht vor dem Conti⸗
nente noch mehr als unbebeutende Kiippenfplitter hervorſto⸗
Gen zu können. Diefe begleiten nur ganz in ber Nähe den
Küftenfaum.
Cinige liegen bis in den innerftien Winkel bes Eiamefen
Soft, z. B. KoKran (unter 13? N. Br.), das noch von einer
Golonie CohimChinefen bewohnt ift, aber gleich den andern
füdoftwärts bis zur KoKongsänfel (f. 06. &. 912) zu Siam
gehört. Die größere Inſelgruppe von da gegen S.D. His Pulo
UHi der Kambodja⸗Spitze gegenüber, welche den Namen des Has
ſtings⸗Archipelagus erhalten hat, die etwas mehr in hoher
See liegenden Pulo Panjang und PuloMWe Infeln mit ein«
gerechnet, gehören ganz zu Cochin China. Die mehıflen find
ein, ſteil, öde, did bewaldet, unbewohnt. Mit der fehr interefs -
fanten Infel PuloCondore19), zu der ein Dutzend kleinerer
Klippen gehört, beginnt auch In der Snfelbilbung die Ges
dirgsnatur Cochin Chinas; denn es if die erſte Steil⸗
inſel mit Hochgebirg aus Urfels und günſtiger Hafen⸗
Bildung, welche die ganze Cochin Chineſiſche Steilkuͤſte aus;
zeichnet, und bie Gebirgsart des Inſel iſt derſelbe graue Gra⸗
10 J. Cravfurd Journal 1. c. p. 196— 2015 G. Finlayson Journ.
L c. p. 288— 204, J. White Voyage to Cochin China I. c. p. 30.
*
920 Oſt⸗Aſien. Hinter-Indien. II. Abſchn. $. 84.
Handelsleuten mit ihren Junken befahren, jener, der mörblig:
aber, zur Zeit da noch Holländer und Portugifen mit Tongkir.
In Verkehr flanden, von den Europe Schiffen. Damals fi.
die Flußbarre bei hohen Springflutben 18 Fuß Waffer gehst:
haben, und alfo flr beladene, große Europäer Fahrzeuge fehifis:
gewefen fern. In CohinChina fagte man Crawfurd, bir
fer Arm babe fi fpäter verfandet und fey jetzt nur noch fa
Schiffe mit 00 Tonnen: Gehalt fahrbar. Dies Hält. Gran:
furd aber für ein verrochfelt:6 Datum, das fi nur auf de
ſtets feichter werdenden Suͤdarm beziehe. Doch wird es in du
neurften Miffionsberichten wiederholt. Dieſer Songka iſt as
dee Mündung eine gute Viertelſtunde breit, und war fuͤr greß⸗
Europderfchiffe 4 geogr. Meilen landein, wenigſtens fahrbar, m
fie zu ankern pflegen. Noch zu Dean, oberhatb feiner Bi
flueng, wo bie Chinefifhen Iunten vor Anker gehen, 16 geeg
Meilen landein, fagt Dampier, fei der Sttom breiter als ku
Themſe bei Gravzſand, und bei der Capitale 4 geogr. Ri
fen ‘weiter aufwärts, noch immer fo. breit wie die Themſe bi
Lambeth, doch fo feicht, daß man im Sommer hindurch reiim
koͤnne. Dennoch iſt er für da& ganze- Zongling-Land bie Haurs
urſache von deſſen großer Sruchtbarkeit, durch feine jährlichen Un
berſchwemmungen, und ſcheint gegen den Süden hin eine wiit
Derzweigte noch wenig bekannte Binnenſchiffahrt bar
bieten 28), oo
Die Capitale von Tongking Kecho (Kefho, Kadas,
Kiaothi, Kefchi, f. ob. &. 734), bei den Eingebornen Batı
than genannt, [oll, nad) Ausfage der Chinefen, wol drei mal fü
groß wie Hue feyn, alfo am 150,000 Einwohner haben, Dam»
pier gab ihr 20,C00 Häufer (alfo etwa an 200,000 Einwohner?)
Der einzige Drt von Bedeutung ift Hean, aber nur vom zwei⸗
ten Rang, der, nah Dampier, 2000 Däufer (alfo an 20,000
Einwohner) hatte. Die Angaben der Provinzialabteheilum
gen von Tongking, waren ſehr verfhieben, nah Zahl und
Namen, bie beide wilitürlichen Umänberungen nicht felten unten |
worfen find. Nah Dampiex 8, nah Abbe Richard il,
nach einer Handſchrift des Franzoͤſiſchen Ingenieuts Monſ. Chaig⸗
nmeau, im Dienſt des Königs von Cochin China, 9 Provinzen;
&®) Cochin China Report of Mr. Crawfurd in Asiet. Journ. Vol.XIX. |
1825, p. 123
Cochin Chinefifches Reich, Geftade-Snfeln. 921
30h Eingebornen die Crawfurd darüber brfragte 155 naͤm⸗
ih: 1) Rede, 2) Terrglong, 3) Waitak, 4) Sangfoi,
3) Ringpat, 6) Singkwang, 7) Hengwha, 8) Kopeng,
) Leongfon, 10) Chingwha, 11) Lanam J., 12) Ra:
zam I., 13) Haipong, 14) Antwong, 15) Munnings»
ao. Zwei von dieſen, die an Cochin China floßen, ſtehen uns
mittelbar unter dem Könige, die andern haben ihren Vice»
König, der in Kecho reſidirt.
4. Die Geſtabe⸗Inleln.
Diefem Geſtadelande liegen viele jedoch nur kleinere Geſt a⸗
de⸗Inſelchen vor, bis gegen RD. die große Hainan ben
Beſchluß macht; die Meerestiefe der Sunda⸗See hatte ſich, ſcheint
es, von der Suͤd⸗Malacca⸗Spitze, Sumatra und Java, im maͤch⸗
tigen Inſelkranze um die Chineſiſche See bis zu den Manillat,
Bucon, Formofa, im-geößern-Abftande vom Küftenfaume,
burch bie zahlteichſte Inſelproduction ſchon erfchöpft, um auf
dieſer Kuͤſtenſtrecke der Chinefifhen Ser, dicht vor dem Gontis
nente noch mehr als unbebeutende Kiippenfplitter hervorſto⸗
Gen zu können. Diefe begleiten nur ganz in der Nähe den
Kuüuftenfaum.
Einige liegen’ dis in den innerften Winkel bes Slameſen⸗
Solfs, z. B. KoKran (unter 13° M. Br.), das noch von einer
Colonie Cochin Chineſen bewohnt iſt, aber gleich ben andern
füdoftwärte bis zur Ko Kong Inſel (f. ob. &. 912) zu Siam
gehört. Die größere Inſelgruppe von da gegen ©.D. dis Pulo
Ubi der Kambodja⸗Spitze gegenüber, welche den Namen des Has
ſtings⸗Archipelagus erhalten hat, die etwas mehr in hoher
See liegenden PuloPanjang und Pulo We Infeln mit ein«
gerechnet, gehören ganz zu Cochin China. Die mehrften find
ein, fleit, öde, did bewaldet, unbemwohnt. Mit der fehr interefs -
fanten Infel PuloCondore!), zu der ein Dutzend kleinerer
Klippen gehört, beginnt auch in der Snfelbildung die Ges
dirgsnatur Cochin Chinas; benn «6 ift die erſte Steil⸗
inſel mit Hochgebirg aus Urfels und günftiger Hafens
Bildung, welhe bie ganze Cochin Chinefifhe Steilkuͤſte aus⸗
zeichnet, und die Sebirgsare dee Juſel iſt derfelbe geaue Gra⸗
3°) J. Crawfurd Journal 1. c. p. 186— 2015 G. Finlayson Journ.
L c. p. 288— 204, J. White Voyags to Coclin China I. c. p. 30.
L
922 DfbAm. SKinter-Jadien. IL Abſcha £ 81.
aie und Syenit⸗Granit, nab Cramfurbs ua Fit
layfone Besbedzrung, wie derjenige, weiger Ben Haxpebrfa::
Sprit der Gontinemtalkerte zu bilden fiheint ; chem fe we-
leicht verwittscher wie jener, daher überall nur fyarfam mi;
zinger Erddede überzogen, kaum mic Erbfrumme überbedt. Gi:
astig gebildete Küftentippen diehen ih, von da, fparfam net! |
wärte, unter denn Pulo Canton (tichtäiger Gel la Rei
und Cham ceollae (ridtiger Col lae Cham), vor da 2::
ron-Bay, unb andere, nur locales Intereſſe Haben. De ic
Der abliegende, gefahrvele, unbewohat: Klippen: Ardiptl.
Die Paracels ”) (zuiſben 16° bis 17° R.Be. umb 111° 4
113° D.8. v. &.), berũht duch Sıuildtrötenfang ı
Fiſcerei, im SD. der Oainan: Zufel, vol Sandbäntı ın
Seichten, weldhe der König von Cochin China, feit 1816, als Abd
feinse Herrſchaft, ehne allen Widerfpeud; feine Nachbarn in De
fie genommen hat, if ſchon nicht mehr zu den Geſtade⸗Juſh
zu technen; fie gehören dem freien Dceane am,
’ 6. Clima 21).
Dvwol dem tropiſchen Gebiete angehoͤrig, aͤndert Fi
Das Landesciima doch hinſichtlich der phyſicaliſchen Geh
zung, des maritimen Lage und des Wechſels der Monſune, mi
drei Dauptabiheilungen ab,
Su der Eid: Provinz, Kambodja, zwifchen 8° dH
21° R. Br., im Flachboden ſcheint berfelbe Verlauf der Witterung
Rast zu finden, wie in den Mebenclimaten gleichartiger Paralık,
wie in Siam, Bengalen, Malabar; nämlich die maffe Jah⸗
reszeit, mit Megenanfang Ende Mai und Anfang Juni,
dauerud bis September; dies ift auch hier bie ſtüͤrmiſche, dx
doͤſe Jabreszeit. Die trockne Jahreszeit nimmt die andm
größere Hälfte des Jahres ein, mit milder, klater, heller Luft. 3
Saigun fand gegen Ende Aug. das Thermom. im Schalte:
6 Uhr Morgens auf 21° Reaum. (79° Fahrh.); Mittage
über 72° R. (87° F.); 6 Uhr Abends über 21° KR. (80° 3.)
alſo ſehr gleichmäßig.
In der Mittel⸗Provinz Cochin China, zwiſchen 11’
bis 182 N. Br., wird die Hochgebirgskette, die bis im die Weller
segton emporfteigt, auch mie die Centralkette von Dekan, von Ce
so) 5. Crawfurd Journal I. c. p. 463. 21) chend. p. did |
Cochin Chineſiſches Reich, Clima. 923
ebes und andern Xropenlänbern, bie Wolkenſcheide, und des
birkt die Entgegenfegung ber Jahreszeiten; fo daß in
SodhinEhina, bi S. W. Monſun (der in Walabar die Res
enzeit bringe), die trodne Jahreszeit vorherrfche, bei N.D.s
Monfun die naffe Jahreszeit. In Cochin China fans
en die Megen daher erft Ende October an, und dauern bis
um März. As wir, fagt Cramfurd, Saigun verliehen
4. Sept. 1821, dei S. W. Monfun), war bie Regenzeit dort
ft zu Endes ehe wie Hue und Zuron verliefen (31. Octob.)
yatte fie mit dem N.DO.Monfun, mit dem Anfange des Octe⸗
vers begonnen. Vom Sten bis 12tem October, bemerkt Finlay⸗
on 2), regnete es ſchon unaufhoͤrlich, in ſolcher Maſſe, daß bie
Regen, die fie in der Nähe des Aequators gehabt, und in Siam
ind Bengal, wo fie periodiſch find, wie nichte gegen diefe erfchies
nen. Es waren, bei meift ſtarken N.D.Winden; wahre Süffe
von wenig Bligen begleitet. Das Barometer hatte vorher faft
zar nicht variirt, zwifchen 29° 8’ bis 29° 85’ in feiner täglichen
Dscillation geblieben fiel e6 nun aber piöglich auf 29° 635’; das
Thermometer darlirte zu gleicher Zeit kaum von 77° 5. Die
ganze Landfchaft wurde unter Waſſer gefeht. Die Volkstracht
änderte fih in jene Oberkleider und Hüte, aus dicht zufammens
genähten Palmblaͤttern, bie einen Megentropfen hindurch
laffen, und bei jeber Arbeit hinreichenden Schug duch Ablauf
des Waſſers geben. Die Jacken find ohne Aermel, der Hut 24
bis 3 Fuß im Durchmeſſer und hängt über die Schultern herab.
Am 2bften D:ctober fiel ein furchtbarer Typphon mit Regen⸗
guß 22), der 82 Stunden anhielt, unb fo gewaltig war, daß er
die ganze Turon⸗Bai, die in ihrer fihern Umſchloſſenheit ge⸗
gen des Sturmes Wuͤthen geſchuͤtzt blieb, mit einem Stratum
Tüßen Waſſers bededte, aus dem man vom Schiffe Trink⸗
waſſer fhöpfen konnte, audy am Ufer das Vieh daraus teänkte,
eine dem Britiſchen Beobachter unbelannte früher nie gemachte
Erfahrung.
Nach den Beobachtungen bes Sranzöfifchen General⸗Con⸗
ſuls Monſ. de Chaigneau 2%), bee 9 Jahre in Cochin China
gelebt und in He gewohnt hatte,, war dost bie größte Soms
merhige nicht über Bi5° Reaum. (103° Fahrh.) gefliegen, bie
22) G. Finlayson Journal L c. p. 388. 22) 3, Crawfurd Journal
ı & P. 292. 20) ebend. P⸗ 266. a
‘
.
924 Oſt⸗Aſien. Hinter-Indien. II. Abfchn. & 84.
größte Winterkälte nicht unter 11° Reaum. (57° Zabet.) «>
ſunken; obwol die Kälse für die Empfindung empfindiider wid
als dee Thermometergrad fie vermuthen läßt, weil Damit zuglcä
die Unannehmlichkeit der periodifchen Regen eintrifft.
In dee Nord Provinz, in dem flachen Alluvialbeda
Tongkinge, find die Jahreszeiten diefelben, wie in Som
bobja, Bengalen und andern tropifchen 'Gontinenten Aſiens, tx
dem directen Einfluffe der S. W. Monſune ausgeſetzt ſiad
und nah Dampier, Rihasd, de la Biffachere, fanzu
dort die Regen im Mai an, und enden im Augufl. Li
Sommerhitze wird bier öfter erceffiv, bie Kälte wird im Du
cember, Januar, Februar fehr ſcharf und befchmerlid,
durch die bösartigen Nebel, wie dies in analoger Situation, sul
ahnlichem Boden in UntersBengal der Fall il. Die Ertreni
der Temperaturen, bie Contrafle meteorifcher Erfcheinus
gen nehmen alfo hier, mit dee Annäherung gegen des
continentalen Stamm des Erdeheils, gegen das Head
land Central: Afiens,_ wie bied aud ber Phyſik nach p
erwarten war, zu. Die größte Wuth dee Typhone, vn
Orkane, zeige fi (wie in der Japaniſchen Ser) an ber Kuͤmr
von Tongking; feltner bricht fie gegen die Küfte von Codis
China aus, zumal unterhalb 16° N.Br.; und Kambodiı
ift fogar ganz frei davon, denn es gehört fhon mehre ber mu
sitimen Geite des Geftabegüistels an (f. Einteitung Afien Dh. I.
&. 55). ben vom Gontinente unabhängigern Gliederunge,
die in die offene See vorragen, aus welcher die Contraft
der Continentalgone verfhwinden, und Uniformitat
aller Erfheinungen mit der Einerleibeit bee Korm,
der allein fluͤſſigen nämlich, nicht mehr im Contraſt mit der riyb
den, eintritt. Pulo Sapata, eine ber brei Klippen, welche Ni
Catwicke heißen, und der Südkette Codin Chinas zwiſchen dem
Gap Patatan und GCap St. James im S. O. vorliegen, un
ter 10° N. Br., werden von den Gciffern als die ſüdlichſte
Grenze 23) bes dortigen Vorkommens der Typhonme und Lu
kane in jenen Gewaͤſſern angefehen. Uebrigens wird das Clima
von Gaigun, wie von Hue, von den dort angefiedelten Ex
ropaͤern (Monſ. de Chaignean und Vannier leben an IO Jahre
dort) als ungemein gefund gepriefen.
25) 5. Crawfurd Journal L c. p. 204.
ECochin Ehinefifces Neih, Boden. - 925
6. Bobenbefchaffenheit 7%), Metalle.
Die Kenntniß hiervon kann bei den wenig beobachteten Kuͤ⸗
tenpuncten nur ſehr dürftig ſeyn; fe beginnt erft mit Craw⸗
'urd6 und feiner Begleiter Bemerkungen. Wo wir die Kuͤſte
yetraten, ſagt ee, fanden wir Urfelsgebilde. Das Hauptges
irge von Cap St. James bis Hue fheint Granit und
Byenit zu feyn, die niedern Vorberge beftehen aus Quarz⸗
irten, Kaltflein, Marmor. Die Süd: Provin Kama
dodja iſt arm an Metallen unb nur fparfem mit Eifen
serfehen,, was daher von Tongking, wie von Siam und Eingas -
pore, eine bedeutende Einfuhr nothwendig macht. Schon ber
Shinefifche Geſandte, der, zu Marco Polos Zeit, von dem
Shinefifchen Kaiſer nah Kambodja eine Miffion 27) erhielt
1295), und von biefer einen Bericht zurüdtieß, von dem weiter
ansen die Rede ſeyn wird, fagt: ich glaube daß dieſes Land kein
Bold und Silber hat, denn beide haben als Waare aus China,
den erften Werth. Auch dee Mittel:Provinz, dem eigentli⸗
ben Cochin China, fehlen die Metalle, obwol die Einwohs
nee von Silber und Zinn fprechen, das fih am Cap Avas
rella (Barella) finden fol. Dagegen erfegt bee Metallreich⸗
tbum der Mord: Provinz diefe Metallarmuth im Eüben.
Tongking hat Ueberfluß an Eifen, Gold, Silber, ber
bem Suͤdrand des Hochlandes uͤberhaupt reichlicher ——
det ſcheint, ale’ den auslaufenden meridianen wie parallelen Glie⸗
berungen durch Hinter:Indien und Suͤd⸗China, und erſt auf dem
Infular:Gedirgen (wie Malacca, Borneo, Suma⸗
tra, den Manillas u, ſ. w.) fich wieder in befto größerer Fuͤlle
tinzuftellen pflegt. -
Ein Chmefifcher Kaufmann In Yue, bee Tongking bes
ſucht hatte, gab von deffen Erzen folgende Nachricht (alle fruͤhern
find hoͤchſt unbeſtimmt). Die Eifen: Minen liegen 6 Tages
reifen von Kecho, ber Capitale. Das Eifen von Tongking
ft fo wolfeil wie das von Siam, auch wird damit bas ganze
Cochin Ehinefifhe Reich verfehen, nur Saigun allein erhält fein
ei aus Siam. Die Bold» und Silber» Minen liegen
»°) J. Crawfurd Journal 1. c. p. 472 — 473. 22) f. Thin la
Foung thpu ki, d. i. Beſchreibung bes Landes Tſchinla (db. i. Kam⸗
bodja), in Abel Remusat Description da Royaume > Camboge,
Nour. Melauges Asiatiq. Paris 1820. 8. T. I. p. 1
929 OfisAfen. Hinter⸗IJndien. II. Wöfchn. £. 84
12 Zogereifen von da gegen Wer (alſo gegen SE Ad: Dünnı:
und das Land der Zomas, Lolos, f. od. ©. 741, 753;
Die Sitbers Minen follen jäbrlih 100 Pikul (213,600 Uny
iiber) liefern; wieviel an Gold, iſt unbekannt, weil bavcn m
großes Theil buch Schleichhandel nah dem Chinefifchen Ger;
lande von Dünnan und Kuangfi übergeht. Mach dem $:
ter de Marini Romain follen dieſe Silbergeuben ci
feit 1625 bebaut worden ſeyn; fie liegen in ben Morbproviag:
Bao und Ciucanghe. Cochin China fol Zianm 2) had
das aber wenig bebaut wich.
Auch hier, wie in’ andern Hinterindifhen Erzrevieren, we
den diefe Sruben gegenwärtig nur von Chinefen bebar
(f. ob. S. 800 u. a. D.), die aus Fukian, Kiamgnmen nl
Hainan dahin gehen, man rechnet 20 bis 30,000 biefes Cr
Arbeiter.
7. Vegetation”.
Diefe iſt zwar derjenigen Vorder: Indiens unter däpnkden
Breiten analog, jedoch buch manche Eigenthümlichkeiten ause
zeichnet. Das Hauptprodbuct dee Rahrung, Reis, und mw |
nicht der Berg: Reis, fonden Sumpf:Reis, giebt auf den
großen Ueberſchwemmungsboden des Sladhlandes von Kambodie
und Tongking, einen fletE ungemein reichen Ertrag 3 bagesın
an den minder bewäflerten, magern, fandigen Küftengeflaben der
Gentral:Provinz CohinChina, nur wedhfelnde, je
oft fhlechte Ernten, fo daß die Reis-Einfuhr aus ben Gin |
und Mord: Provinzen in jene Mittlere das er ſte Bebürfuiß if.
Die Reiscultur in Kongking, ſagt der Pater Horta
(1766) 3’), erſtreckt fih auf 6 verfhiedene Arten, davon bir
eine Art duchfcheinend und Kein im Korn, bie zweite groß
und fang, die dritte roch von Farbe ifl; alle drei Arten be
dürfen ſehr der Bewaͤſſerung; dagegen find die 2 Arten Trok⸗
ken⸗Reis für den Handel am wichtigfien; diefer giebt in Zeit
von 3 Monaten, die Saatzeit iſt Ende December, fehe reid»
liche Ernten. Aber aud auf hohen kalten Wergen fieht man
Berg: Reis (wie oben S. 822) bauen.
38) Cochin China ſ. Crawfurd Report Asiat, Journ. 1825. Vol. XD.
p. 124. 2°) J. Crawfurd Joarnal 1. c. p. 473 - 478,
.0) "Lettre du Päre Horta in Lettres Kdifiantes e: oaricuses 6crites des
Missions Etrangeres Nouv. Edit, Paris 1781. 8. I. XVL p. 233.
Cochin Shinefifches Reich, Vegetation... 927
Die einzigen allgemeinern Nahrungsmittel, welche Craws
furd außerdem noc bauen fahe, waren Maid, die Erdnuß
"Arachis hypogaea), die Igname (Comvolrulus batatas); bee
Spinefifhe Reifemde (1295) gab, nah Abel Remufat,
em Arum esculentam den Namen der Sgname>!), er führt
uch die Wurzel dee Nymphaͤſa, als Nahrung der Kambodjer
ın cf. ob. ©. 672). Auch die Kokos: und Arela: Palmen
verden viel gezogen, ihre Nüffe nach China ausgeführt. Bon
ver Betelnuß giebt e8 in Cochin China dreierlei Arten 2),
vie rothe, die weiße und eine Keine Sorte, die ftart nach China
wuegeführt werden. Die beften Fruͤchte Cochin Chinas find die
Drange (Apfelfine, der genannte Chinefifhe Reifende, 1295, fand
ie noch fauer, f. ob. S. 658), und die koͤſtliche Lit chi (Dimno-
arpus Jitchi, nad) Ab. Remufat, vergl. oben S. 655, 66%), welche
eide, jumal von Salgun, im Februar und März nad
Singapore verführt werben, und diejenigen, welche zu gleicher
Veit aus China dahin kommen, an Güte weit übertreffen. Die
Sttrone in Rongking?), fagt man, fol ungeſund ſeyn;
nan gebraucht’ihte Säure dort nur zum Färben. Auffallend
chien es Crawfurdee), die Manguflane und die Durian
zrucht In Cohin China nicht vorzufinden, welche auf den |
Malaiſchen Infeln und in Siam fo vielfach gebaut und fo hoch⸗
eſchaͤtzt iſt, und doch auch in Kambodja ein fehr paſſendes Clima
aben würde, zumal da feit fo langen Zeiten bi8 dahin bie Mas
ayen ihre Emigrationen ausgebreitet haben, Nur in den Kös
iglihen Gärten zu Penompeng, fagte man, wuͤrden einige
iefer Sruchtbäume ber Seltenheit wegen gezogen. Dee Chinefis
he Reifende nennt, zu feiner Zeit (1295) 35), auch noch Gras»
‚arten, Pfirſich, Indiſche Feigen und einige andere
tüchte, bie hier wachſen, aber zugleich den Mangel, daß dort
iele Dbflarten und andere Gewaͤchſe fehlten, welche China bes
Ge; er führe ale mangelnd auf: Birnen, Mandeln,
)flaumen, Kirfhen, Sujuben, die Pinus, die Cy⸗
veffe (Cupressus japonica), den Croton m. um, ber
3?) Tchin la Foung thou ki, db. i. Beichreibung bes ante al
(Rambobja) b. Ab. Remusat Nouv. Mel. Asiat. T. I. p.1
33) Purefoy Cursory Remarks on Cochin China —8 — "826.
Vol. XXII. p. 143. ®*) Lettre du Tongking in Lettres Edi-
1: T.XVL p.208. 20) 3. Crawfurd Journ. L c. p- 226.
22) b. Ab. Remasat a. a. O. 137.
d
923 HDft-Aflen. Hinter-Indien. II. Abſchu. $. 84.
alfo nue auf China befchränkt zu ſeyn fheint, f. oben ©. 679
die Weibe, das Lan:-Schiif (Limodorum striatum) und ba
Bimmtbaum (Laurus cinnamomum), welches legtere ein In
thum fepn muß, nad dem was wir weiter unten durch Gren:
furd erfahren. Dagegen ruͤhmt «er bie vielen Waflerbir
men, und bie buftenden Bäume und Pflanzenarten mit ſchönu
Bluͤthen.
Der Pater Alex. be Rhodes, welcher, ſeit ben Jahrn
1624 bis 1644, einer der 'eiftigſten Arbeiter der Jeſuitenmiſſen
in Codin China und Zongling war, rühmt bie große Ma:
Ananas 26), welche hort geoß wie Melonen in Menge aus ba
Erde in Artifchoten = Beftalt hervortreten, und eine faftige aba
erhigende Rahrung geben, dagegen die Melonen noch koͤſtlicha
von Geſchmack, und faftig wie in Europa Muscattrauben; a
führt einen Fruchtbaum an, aus defien Stamm nahe ber Ei
nicht aus. den Enden der Zmeige, gewaltige, haͤutige Säde in
vortreten, in denen ſich öfter 500 Stüd einer Eafltanienartige
Stud finden, deren faftige Schaale man friſch genieße, ben in
nern Kern wie bie Kaflanien Eocht und verfpeifee. Es if did
- wol diefelbe Frucht, welche ein anderer Miſſionar 37) eine befew
dere Art rother Feigen nennt Auch er vermiße in Codie |
China ihm liebe, Europäifche Producte, wie Korn, Wein nal
das Del ber Diive, dagegen rühmt er andere.
Das Zuderrohe, fagt Pater be Rhodes, wädhfl in
großer Menge in Cochin China, «6 koſtet fat nichts, man vn
fpeifet es dort feifh vom Stengel, wie in Europa’ die Aepfel; «
liefert fehe viel Zuder, der in Ueberfluß nah Sapan autge
führt wird, doch, verfland man früherhin, im XV. Jahrhunderte
wenigfiens, die Raffinerie befjelben noch nicht befondere. Rad
Grawfurd 8) wird es auch heute noch fehe viel, zumal in ba
Gentral: Provinz Cochin China, zunaͤchſt ſuͤdwaͤrts der Königs
* Mefidenz, in den näcften Abtheilungen QDuangnan um
Quang ai gebaut, weniger in Kambodja, und noch wenige
in Tongking. Die CohinChinefen find beides zugleid,
Qultivatoren und Fabrikanten des Zuders, erhalten abet
20) Pöre Alexandre de Rhodes Divers Voyages en la Chine et as-
tres Roiaumes de POrient etc. Edit. sec. Paris 1666. 4 L IL.
ch. 1. p. 63. ‘ 27) Lettre du Tongkin in Lettres Edifiantes et
curieuses etc, Nouv. Edit. Paris 1781. 8. T. XVI. p. 208.
t®) J. Crawfurd Journal L c. p. 474, 271.
*
Cochin Chinefifches Reich, Vegetation. 02
keinen Beiſtand geſchickter Chinefifiher Gemwerbleute, wie ie
ihren Nachbarländern. Daher leitet Crawfurd bie ſchlech⸗
tere Qualität des Cohin:Chinefifhen Zuders ab, ber
geringer ift al6 dee von Siam, wo ihn Chinefen bereiten, auch
geringer als der von den Philippinen und yon Japa; denn
er iſt dunkelfarbig und ſchlecht getönt, Doch wird der dortige
Zuckerkand häufig zu. Geſchenken an fremde Prinzen verivenbeg,
Die Zuders Ausfuhr folk jährlich 20 bis 60,000 Pikul beieagen,
davon der größere Theil aus dem Hafen Saifp, nahe der Turon
Bai, nicht mehr wie vorzüglich zu De Rhodes Zeit nah Ja⸗
pan, fendern nad China geht; auc in bie Europdifchen An—⸗
fieblungen der Malactaſtraße werden davon jährlich etwa 5000
Pikul ausgeführt.
Der wahre Zimmetbaum (Laurus cianamomum), deſſen
Daſeyn früher vom Chineſiſchen Reiſenden (1295) in Kam
bodja geläugnet ward, foll nad Crawfurd hoͤchſt wahrſchein⸗
ih in Cochin⸗China einheimifh?) ſeyn, ndmlih in
deſſen trodnen und fandigen Diflricten auf den Anböhen im
M.W. der Stade Faifo, doch wie es fcheint nur in einem bes
ſchraͤnkten Vorkommen. Leider konnten er und ber Botaniker
Sinlanfon dieſes Factum nicht im jener Localität genauer ves
rificiren. Aber anf. die Märkte des Landes bringe man dieſen
Bimmet, von dem nicht weniger al 10 Barietäten im Hans
dei bekannt find. Ob dies aber verſchiedene Species, oder nur
verfchiedene Eulturasten, oder ob fie von verfchiedenen Aubereituns
gen des Bodens hessühren, war nicht zu ermitteln. Mur in klei⸗
ner Zahl finder fich dieſer Zimmerbaum im wilden Zu—⸗
fiande; ber bei weitem größere Theil dee Ertrags, der in den
Handel kommt, iſt Produst bee Cultur. Crawfurd, des alle
40 Varietäten auf dem Markt in Faifo fahe, von wo er. nad
Tong king und China ausgeführt wird, fand fie alle duftend,
seih an effentiellen Aroma und Del, Die Rinde eimiger iſt ſehr
dan, anderer Arten wiederum ſehr dick; biefe letzteren werden
von den Chinefen vorgezogen. Keine biefer Bimmetrinden war
von ihrer Cpidermis befreit, mie dies mit dem aus Ceylon ges
fhieht, in fo fers find.-fie unpafiend für den. Curopaͤiſchen Hays
Del; leicht koͤnaten fie diefe Behandlung von den -Ghinefen, ‚bie
damit umzugehen wiflen, erlernen: Die größte. Ausfuht geht
27) J. Crawfurd Journal l. & p. 476, 271. ‘ 3 N er n
Ritter Erdkunde IV. Nun
930 Hfl-Afee. Hinter⸗Indien. II. Abfche. 1. 84.
mad Ehina, an 2650 bis 300,000 Pfund. Dort zieht men ta
Zimmer von Faife bem von Geylon vor. Auf fehe Men
vorhandene QDuantitäten von einer ertra feinen Gore, bie fr
den’ Gebrauch des Könige refervirt wird, legt men in Codie
China einen über die Maaßen hohen Werth, und Privaren fin
nen davon nur mit großen Schwierigkeiten erhalten. Mit dieſe
erften Qualität Handel zu treiben, IR für den Unterthanen «u
WModesverbrechen. Vom gemeinften Zimmet zeigte mu
Crawfurd in Faifo 1 Pikul im Preis zu 12 Duans, di
befferen Qualitaͤten zu 50 bis 60 Quans. ber jener fein:
Yatte den Preis, 1 Pikul zu 600 Duans, und ausgewählte Grad
bavon fehägte mon bis zu 1000 Spanifhe Dollar au Wert
Und doc finder auch dieſe Lofibarfte Waare noch Abſatz im da
Süuͤdprovinzen von Canton und Kuang fi, wo auch bie ge:
zingere Zimmetart, Laurus Cassia, wie (f. ob. ©. 737 u. «.)
auch auf dem Gontinente von Indien einheimifh iſt, umb von
da flatt des Achten Zimmers öfter nach Europa eingefährt wir.
Won dee Theekultur in Kong fing und Gedis:
China im dortigen Berglande, If fchon früher die Mebe gewe
fen (f. Theeverbreitung Aften Bd. U. ©. 241); ia Ca ma bobja
fehle fie, und auch jene iſt nie hinreichend zur Wefriedigum
des Bedärfniffes im Rande, und bedarf man nod der Theeris
fuhr aus China.
Schwarzer Pfeffer von guter Qualität wirb in einigen
Theilen dee Mittel-Provinz gebaut, aber nur in geringer BReagı,
nicht zum erportiren, feine Cultut koͤnnte ſehr erweitert werden;
in der füdlihen Provinz Kambodjas dagegen find fehe ſchoͤne
Cardamomen und Anis⸗—Saamen (Pimpinella Anisum) wi
in Siam, die von Saigun aus fehr fast nah China ausge
führt werden, die Cardamomen von Kambodja find de
teefftichften ihrer Art w). Tong Ling dagegen product cine
grobe Art Amomum (Chao Two im Landesdialect genanat)
die auch nad China ausgeführt wird. Eine Wurzelaee, welche
im äußeren ber gemeinen Ya 6 (Dioscorea alata} gleich fickt
in Cochin⸗China und Tong king Nao, Im Canton-Diautekt abe
Sachn leong heißt, und no nicht gennum befannt if, win
im Lande confumirt, wo fie wild waͤchſt, geht aber auch als ein
fehr allgemein verbreitetes co ches Faͤrbematerial mit allen Gtefs
**) G. Finiayson Journal I. o. px 257.
Cochin Ehineſiſches Reich, Vegetatien. 931
m als Ballaſt ſehr Fark ins Ausland nad China. Auch für
tucopa würde es ein gutes Färbematerial abgeben. - Eben fo lies
ert Tong king und Kambodja das Stil Lad (Coccus lacca f.
ben ©. 328), wie es in Siam einbeimifch iſt, und wie wir «6
bon in .Afam kennen lernten. Auch der Firnißbaum fol in
‚ong king no in Menge wachſen und giebt daſelbſt Firniß
om vorzüglicer Güte,
Baumwolle wird im ganzen Reiche gebaut, und macht
uf den Chineſiſchen Junken einen wichtigen Handelsartikel aus;
ie Qualität halten die Chinefen um fo vieles vorzliglicher als
te Bengaliſche, daß fie auf dem Markt von Canton um W
Drocene höhe ſteht. Dee Baummollenbaum, ſagt der
Shinefifhe Meifende (1295) wäh in Kambobja haushoch.
Einen Hauptreichthum dee Kambodja Landfhaften
nahen die Woaldbäume*!) aus: diefes Land iſt mit gro⸗
em und guten Bimmesbolz reichlich verfehen, und erfebt
adurch den faſt gaͤuzlichen Mangel deflelben in Tongking und
SodhinsChHina, wo ber Directe Einfluß?) dee Monfune,
vie uͤberall wo er vorherrſchend ift, die Baumvegetation verkruͤp⸗
yelt und fie hemmt, ja gang unterdrüden kann. Die beiden
Dauptarten bes Zimmerholzes werden in der Anameſen wie in
dee Chinefiihen Sprache Chan. oder Sao und Go genannt.
Dieſes Go nennt Loureito Nunclea orientalis, es iſt hart, ſchwarz,
nimmt eine feine Politue an, dient zu Furnituren und Geräch
der Artı Das Chao Holz diene zum Bau der Junken und
Häuferz; alle Kanonenlavesten in Salgun und Hue fahe Cramws
Furd dataus gearbeitet, es iſt nach ihm nicht weicher, und doch
ben fo dauerhaft wie das Tikholz. Der Brite Purefoy*),
dee fih 7 Sabre in jenen Landfchaften aufgehalten, nennt in
Dongnai daſſelbe Holz, das er Shaou fhreibt, eine Att Teak⸗
yolz, den Eigenſchaften nah dem Englischen Eichenholz fehr
ihnlich; eine andere Art der Efche ähnlicher, gebe treffliche Ruder
und Boote; auch Nadelholtz (eine Pinus) wachſe dort, Das zu
Maften diene. Auch des bei den Portugiefen fogenannten Ro⸗
ſenholzes erwähnt Sramwfusd **), das die Ehinefen von hier -
*ı) J. Crawford Journal 1. c. .p. 478. #3) G. Finlayson Journ.
L c. p. 285, 288. 43) Purefoy Cursory Remarks on Cochin
China Asiat. Journ, 1826. Vol. XXII. p.144. **) Cochin China
fe Crawfurds Report in Asiat. Journ. 1825. Vol. XIX, p. 124.
Nun2
932 Oſt⸗Aſien. Hinter-Indien. IT. Abfche. $. 81.
\
erporticm. Auch Ebenholz iſt hier einheimifch, davon bie ar
Ben ſchwarzen Tafeln mit Sentenzen in Ehinefifher Schrift ei
dem ſchoͤnſten Perimutter, wie M ofalt aufgelegt, den Hor::
ſchmuck ber Patdfte bilden 8). |
Der Tentbaum, Tectonia erandis, der den WBalbdeeihit=
von Pegu und Siam ausmacht, fol, fo weit Srawfurdes S
faheungen reichten, völlig ein Fremdling in Tong ing und C
in: China ſeyn, body bemerft Cramfurd, baß der Boten
Loureiro in der Flora Cochin⸗Chinas den Chao c::
Sao Baum auch als Teakbaum (er nennt ihn Tektena th.
aufführt und bemerkt, in der Sprache von Anamı Heiße er Cet
Sad, d. i. Sao Holz, was ſynonym mit dem Malapiſche
Jatus bei Rumphias Hort Amb. ſey.
Eine befondere Holzart Adlerholz, von ſehr hohem Wetrde
bei dem Volke ſelbſt, wie bei den Chineſen, weil es als Weihtaro
verbrannt und in der Medicin verbraucht wird, iſt bios Eirw;
Uches Monopol im Umfag, e6 wird aus einer Landſchaft © ons‘)
gebracht, von welcher Crawfned dafür haͤlt, daß ihr Nım
identiſch ſey mit dem Namen eimer Voͤlkerſchaft, welche die Eis
meſen Chong nennen.
Zweierlei ſeitſamer Bäume erwähnt Crawfurd im feat
Ueberficht nicht, deren Heimath jedoch hier iſt, wozu auch mod
‘der obengenannte Firnißbaum 6) kommt, dee in Kong fiz;
"wegen feines Firniß berishmt, über nicht näher gefannt if. Die
Gummigurtbaum (Cambosia guttilera oder Gareinia camıx-
gia), von großem Wuchfe, deffen Früchte gegeffen werben, brirn
Rinde aber durch Einfcyneiden jenes abtropfende gelbe Gummi |
gutt giebt, das im Handel den Namen von der Heimath trüst
Gamboge, und befünders in Menge in dem Siamefifcher An:
heil an Kambodja vorzulonmen fheint (f. unten bei Sim).
Schon der Chineſiſche Reifende am Ende des XI. Sahıhundert
führt e6 unter dem einheimifchen Namen Kiang hoang')
ale ein Product Kambodjas anf, und fagt, daß die Weiber di
Sammeln und den Handel mit dieſer Waare beſorgten. Aus
fuͤhrt er noch eine andere Harzart Kiang thin am, das nu
26)6. ee Journ. 1, c. p. 248. .h J. Crawfurd Joorral
L — 47) Tchinla Foung thou ki, d. i. Beſchreiburz
— inla {x Ab, Remus, Dose. de Camboge. Nour. Mel. 45.
. p 134.
Cochin Chineſiſches Reich, Agila⸗Holz. 933
In m —E Waͤldern von einem Re Sandelholzbaum⸗
gewonnen werde.
Das Agila Holz; (daraus Aquita Holz, Adlerboiz
und Akoſhodz) auch Calamba und Calambuc (Aguillaria
. agallocha :Roxburgh ). gehört in Cochin⸗China zu ben merk:
wuͤrdigſten Parfh ms; barkber noch manche Unbefimmtbeit,
obwol «6 feit den älteften Zeiten bis heute als Handelswaare eine
febe merkwürdige Rote ſpielt. Schon Dioscaribes Lib. I.
.c: Ac tanus es, unter bem Namen üyaldoyor*), als eine koſt⸗
bare Mauro, die aus Indien komme; im weſtlichen Alien ift es
unter dem Namen Lignum Aloe (oft mit dem Gaft der Ales
verwehfelt),:EvAaror bei Aetius, als Waare durch das Mitte
alter belaunt. In Mekka iſt es bis heute dee Hauptparfuͤm
bei allen Feſten, und wird dur die Matayifchen Pilger, bie
damit ihee Meifeloften decken, dahin gebracht aus Malacca,
Sumatra u. a. O. Die Indiſchen Groß⸗Mogole, die Baburiden,
Kaiſer Akbar an ihrer Spitze, welche immer von Salben dufteten,
und in Parfuͤms gehäft waren, conſumirten hiervon unſtreitig eine
ſehr große Quantitaͤt, denn in ihrem Parfuͤm⸗Office, deſſen Einrich⸗
tung Abul Fazil mittheilt, werden einige 3O verſchiedene Arten
Parfümerien aufgezaͤhlt, nebſt den Zeiten und Umfhänden ihres
Verdrauchs und den Preifen, worunter eine Hanptingsedieng bei
den mehrften diefe® LignumAloes oder Agalloch on, Agila
Holz if, das auch Kelumbee genannt wird. Es wisd bon
dieſes Aloeh olz eine Baumwurzel, die in der Erde vermodert
-fop, genamnt, welche ben Parfüm gebe, davon 12 verfchiedene
Sorten unterfehieben werden; die befte Mendely, und wahrſchein⸗
lich nach' den Handelsleuten, bie fie bringen, werden aud 2 Sor⸗
ten Eathay und Chiny aufgeführt (f oden ©. 781, 883).
Daß es au in Afam unter diefem Namen auf ben Bergen
von Ramenp Sodiya befannt ift, ward oben (f S. 298) ange:
merkt; aus Finlayſon willen wir, daß «8 auch vorzüglich in
"der Grenzprovinz Ifhantabon (Chantibonb) von Kambodja
am Siam Golf von vorzüglicher Güte gefunden wirb, und das .
daſelbſt gewonnene dem von Cochin⸗China gleichgehalten )
*°) Forcellini Lex. et Schneider Lex. s, v. Agallochon; L. Burck-
bardt Trav. in. Arsbia Lond, 4. 1829. p. 295; Ayeen Akbery by
Gladwin Ed. London 3800. T, I. p. 79—85. . 96. Fin-
hayson Journ, I. c.“ p. 258.
x
934 Of. Aſien. HintersIndien. II. Abſchu. $. 82.
wird. Das in EohinsChina ſcheinen Gramfurb and Fintar
fon niht am Baume beobachtet zu haben, wahrſcheinlich wi
fie die Provinz nit befuchten, in der es vorzüglich einheimikt
iſt und im geößter Güte vorkommt; doch erhielten fie, don be
fen erſter und zweiter Qualität als Abſchiedsgeſchenke, Bagzıza
haben fie «6. in Siam genauer kennen gelernt (f. unte:
In feiner Heimath bat es auch fchon der edle Wenetiaw
Marco Polo bei feiner Bereifung der Provinz Ziami:
-
(Zfiampa, f. oben Provinz Binthuon S. 918) kennen gelern
von wo es nach Unterwerfung des Landes, unter ben Mongelen
Koller Khublai Khan, als Tribut nad China ging €
aennt e8 Alocholz Lesno d’Aloa®), In Loureiro’s Fin
Cochinchinens, ed: Willden, Aloexylam agallocham gemannt, mil
26 von dem Naturforfher, der lange Zeit in Codhien : Chim
wohnte, als wur. einheimifch in deu Bergen von Kflamp:i
(Champa) aufgefühet. Der Pater Aler de Rhodes (16W)
bat es vorzugsweife in der Provinz Nha trang (bei ihm Kar:
zan>t), welche an Champa angrenzt) kennen gelernt, ws d
die koſtbarſte Sorte diefer duftenden Holzart giebe, welche der
Calamba Heißt. Ihe Geruch iſt bewundernswürdig, fagt a
ſtaͤrkt das Derz, verwahrt gegen viele Gifte, ift ſehr officimell, un
fo gefchägt, daß es im Lande ſelbſt mit Goide aufgemogen wit
Da er bemerkte, daß die Löftlichften der eßbaren Vogelneſter
an den Felſenklippen des Nhatrang Geſtades gewonnen werden,
wo..man: fie häufig in der Nähe der Calamıba : Bäume und wei
wie Schnee mit dem pikanteſten Gefhmade auffanımelt, bit
bete ex fich die Hypotheſe, jene Schwalbenart fauge wahrſcheirlich
den Saft. der Calambadaͤume ein, vermifche diefen mit dem Mee—
resſchaume, und baue fih damit: feine Neſter zufammen. DI
dies eine Vorftellung der einheimiſchen Landesbewohner ſeyn mug
laſſen wir dahin geftellt fepn. Schon die Malagyiſchen Bericht
fagten, daß diefes Agilaholz ein vermodertes Holz ſey, id
beim Brennen wie ein Harz zerfchmelze und in koͤſtlichen Duft
ſich auflöfe. Der Naturforfher Finlayſon, deffen zu fruͤhes
Tod wir fire die Wiſſenſchaften beklagen, brobachtete es in Tſchan
ta bon und Siam; fein duftender Theil, fagt er, ſey cin
0) M. Polo b. Ramusio L. Ill. 0.6. fol. 5l. ed. Marsden ch. 6.
p- 586 Not. 1172. sı) P. Alex. de Rhodes Divers Voyage
etc» I. c. p. 63, 127,
CLochin Chineſiſches Reich, Agila⸗Holz. 835
chwarzes, dickliches conctetes Det oder Harz, das in den Holz
«lien dem Hotze ein ſchwarzes, geflecktes Anſehen gebe. Doch
inde fich dieſes nicht in allen Bäumen, fondern nur bei denen,
te im Abſterben begriffen find. Den frifch grünenden fehlt es.
Sr hält es für einen Ausweg der Natur, auch noch die fchwache,
bſterbende Pflanzenfaſer flügen zu wollen, wie das Blut ber
Thiere ſich bei aͤußerſter Schwäche noch in die innen Hautge-
äße zuruͤckziehe. Das Del diefer Pflanze bäufe fih daher im
Innern des Baumes und in der Mähe feiner Wurzeln an; die
Siameſen nennen es Ruga mat, ode Mai hoam (die Bes
chreibung ber Varietaͤt Colambac in Siam bei Loureiro Flor.
».327 fey wieder ein ganz anderer Baum). Und fo mögen denn
uch die beeierlei bei de Rhodes aufgeführten Sorten Aquila,
Salambous und bie koͤſtlichte Calamba noch ganz verfcier
yenen Pflanzenarten angehören. Es ift übrigend, wie nad dem
bin angeführten, für den Weften Aſiens, fo ebenfalls für den
Dften dieſes Erdtheils ein ſehr wichtiges Handelsproduct, und
durch gan; China in Gebeauch, wohin es Trübzeitig ausgeführt
ward. Sein, Gebrauch geht in ein hohes Alter hinauf, im Tem: .
pels und Todten⸗Cultus. Bei den Leichen der Großen wird viel -
koftbare® Agila verbrannt, In China verbrennt «6 jeder Chinefe
in fein.m Hausiempel; «6 wird gepulvert, mit Gummi auf Hoͤlz⸗
ihen geſtrichen, und diefe werden als Rauchkerzen (mie Schwe⸗
feihölzer, durch das ganze Chineſiſche Reich verkauft, und fo fin⸗
det es feinen Weg bi6 nad, Europa (von ber tropifchen- Verbrei⸗
tung des Agila Holzes, f. unten bei Siam).
Die Seide gehört noch zu den Hauptprodbucten des Cochin
Chineſiſchen Reiches. Der Chineſiſche Geſandte an den
Hof von Kambodja (1295) bemerkte jedoch damals zu feiner
nicht geringen Verwunderung, daß man in dieſem Lande den
Maulbeerbaum vermiffe, und daß daher auch die Seiden⸗
zucht dort unbekannt fep; überhaupt, fagt es, konnten die
Weiber in diefem Lande nicht nähen, fchneidern, keine Baum:
wollmzeuge weben, und mußten nichts vom Seidenbau, eine große
Barbarei nach Anficht der Thinefen (oben S. 232). Erſt feit
kurzem, fagt er, haben Eingewandertes?) aus Siam ver;
ſucht, den Maulberrbaum dort zu pflanzen und Seiden-
se) Tchinla Foung thou ki, d. i. ne von qinla, b.
Abel Remusat I. c. Nouv. Mel. As. T.
936 Hfi-Afien. Hinter-Indien. II. Abſcha. 4.81.
wärmer zu ziehen. In Cochin China dagegen, Kr
ſchon de Rhodes, ift der Verbrauch dee Geide (im X
Jahrhundert) fo allgemein, daß fie dafeibfl auch zu dem Fiſs
neben und dem Tauwerkes2) der Schiffe verbraucht c:
Mod heute ifk die Geidenproduction im Kambodja r::
deutend, in Cochin⸗China fehe bedeutend, aber am widt:;”:
in Zong ing. Der Maulbeerbaum ( Merus alba) if:
beiden letzteren Provinzen allgemein cultivirt, und zumal in !:
Naͤhe der Gapitale Due, wie um alle Derfiaften, find :
Fkimmte Diſtriete auf feine Plantationen angrısiefen, um ‘
Bucht des Geidenwurms willen, bie bier einen wichtigen TI:
der Landwirthſchaft ausmacht. Die Seide von Zong kin;:
gwar Die befle im Reiche, aber dennoch, wie alles in biriz
Meiche, was noch einer Beihülfe ber Manipulatiom, ber Sa:z-
genz und des Fleißes bedarf, weit hünter ber Seide der €:
nefen zurüd, eines Volkes, das ihnen in jeder Dinfige da It
duſtrie weit überlegen iſt. Dan wirft dieſer Seibe bie fu
ber Straͤnge oder Doden (hank-skain) vor, woburdh fie für Sı
sopäifhe Mafchinerie unbrauchbar werde. Auch fehlt ihr da
Slanz und bie Schoͤnheit, weil man die Gocons in zu beim
Waſſer abhaspelt, wodurch der natuͤrliche Glanzgummi fh ch
löfer. Der Preis dee rohen Beide war zu Gedia: CH:
(1822), für 1 Cattie dortigen Sewichts 3! bis 5 Quans (1 Er
bavon, auf bem Galcutta s Markt geprüft, hatte den Werth xa
31 Rupies, und wurde etwas beſſet als die Bengali = Seite kr
funden, derjenigen ausgenommen , die von den Compag nie⸗ Zi:
turen gewonnen wird). Sn Faifo, fagte man, daß diefe Sr.
jährlich 200 Picul Seide zur Ausfuhr tiefere, Due an 60, Res:
in Zong fing an 800 bis 1000. Auf biefen Artikel Eimmte di
Induſtrie dee Codin:Chinefen fi mit dem groͤßten Bortder
werfen, um ihn zu verbeſſern, wenn buch einen beichten Hr
delsverkehr anhaltende Nachfrage darnach einttaͤfe. Die Sean
ſiſchen Schiffe, weiche in der neueſten Zeit die Sodins Chin:
fen Häfen befuche haben, follen bedeutende Quantitaͤten dieſet
rohen Selbe in Europa eingeführt haben,
"*) AL de.Rhodes Div. Voy. L €. p. 62. 9) J, Crawfard ker.
nal lc. p. 476, Cochin-China f, Crawfards Re Asiat. Journ.
1825. Vol. XIX p. 123, — =
J
Fa — Reich/ Sama - 93%
8 Thierreich. ee En
He — Cochin Chinad 55) Kat bie jetzt bie —
chaft mit wenig Neuem bereichert; die bisher beobachteten Thler⸗
rten weichen nur wenig von denen benachbarter Indiſcher Ges
vierte ab. Die Hansthiere der Cochin Chinefen find der Buͤf⸗
"et, der Och, das Pferd, Schwein, Ziege, Kae, Hund,
3er Elephant und Geflügel verfhiedener Art. Der Buͤf⸗
Fer tft das allgemeinere Aderthierz der - Ochs wird nur auf leich⸗
tern, trocknern Boden in den Pflug gefpannt. Dee Buͤffel in
Satgun iſt baffkide große, mächtige Thier wie im Siam und
auf den Sunda:Sufeln; aber weiter‘ gegen dei Norden, wenig:
ftens um Hue warb er in jeber Hinſi cht wieder geringer, ein
Factum, ſagt Crawfurd, das die Erfahrung beſtaͤtigt, dieſes
Thier exiſtire in feiner groͤßten Vollkommenheit nur in der Naͤhe
des Aequators. Dee Schs iſt hier mur ein kleines Thier, ale
von rothbrauner Farbe, ohne jenen Fettbuckel, der bei dem Rinde
in Hindoſtan fo characteriſtiſch iſt. In Cochin China wird das
Fleiſch redet des Ochſen noch des Buͤffels gegeſſen, auch das
Trinken dee Milch der Heerden wird perhorrescirt; fie achten es
für eben fo barbarifh, als da8 rohe Blut ber Thiere 86) zu
trinken.
Das Pferd tft in Cochin China, wie überall von Bhutan
an oftmärts bis Kormofa (f. ob. &. 140, 768, 876 u. a.), von
der kleinen Race der Kieppet, noch geringer in Geſtalt und
Guͤte als bie auf den Sundiſchen Inſeln, und weder für bie
Agricultur noch fir die Cavallerie, oder als Zugvieh brauchbar.
Der Elephant dagegen zeigte ſich bier in feiner Vollkommen⸗
heit und Schönheit mie im öftlichen Bengalen. In den Waͤl⸗
dern bed ebenen Kambodjas ift er In’größter Zahl und von der
beſten Qualität.‘ Der Preis eines neugefangenen fol dort nicht
über 40 bis 60 Quans fern. Der weiße Elephant, von defs
fen Borlommen weber in Hue noch Saigun eine Spur zu
finden war, ift dafelbft aud) keineswegs wie in Siam, Pegu und
Ava, Gegenſtand der Veneration. Er wird im Kriege zwar ges
braucht, aber in jenem Lande wie es fiheint doch nur mit wenig
Erfolg. Erſt bei feinem Ueberfall in das Koͤnigreich Tongking
und Mien (ſ. ob. S. 734) lernte der Mongholen Kaifer, Khub⸗
laiKhan, den Gebrauch bes Clephanten, als Laſtthier und
) J. Crawfurd Joarnal I, o. p. 478 - 480. 2) ebend. p. 266
⁊
⸗
938 Dft-Mfen. Hiater-Indien. II. Abſcha. 81
Etreitroß kennen; 1281 wurden Ihe aus Zfiampoe”), bi
GSuͤd⸗Cochin China, 20 ſchoͤne Elephanten als Kribut gefiefet
ſeitdem erſt, fcheint «6, nahmen Mongholen biefe Thyiere in in
Here auf. In den Wäldern um Due $) fahe Crawfurd edi
Spuren zahlreicher wilder Elephanten und Tiger; in Hu
gehören bie gezaͤhmten zum lange des Hofes; der Groß⸗Man
Darin dee Elephanten if ‚der erfie Ceremonienmeiſter. 3
Baigun’?) gab der Gouverneur ber Güb- Provinz mad dar de
dien; den Briten einen Tigerkampf mit ben abgerichteten Er
Yhanten zum Bellen. In einer großen Grasebene am Palchı
waren einige 60 fhine Elephanten in mehrere Reihen in Ps
sade mit Soldaten aufgefleht, und. der Tiger am Pfahl an
den Schenkel gebunden mit dem Maultkorbe, wurde nun fra ge
lofien, die Elephanten gegen ihm geführt. Gleich ber erſte wei
den grimmig anfallenden Tiger mit feinen Stoßzaͤhnen wi
zwanzig Schritt weit durch bie Luft, feinen Rüffel mit Verſch
unter dem Kinn zufammerrollend und fichernd; eben fo Die u
dern, die. ihm folgten, dann machten bie mächtigen Coloſſe ihe
Evolutionen, mobei fie auch im gehaltenen Gcheitte zwiſcha
Feuerbtaͤnden durchzugehen genöthigt wurden, was jedoch nur mi
den wenigflen gelang.
: Dee Hund if bem von China aͤhnlich, aber Beinen Id
un) wird bier wie dort gegeffen. Bon Ziegen har man
Lande nur eine Meine Varietaͤt, obwol fie bäufig find, m
Schaafen fahe man nur wenig, aͤrmliche Cremplare, bie mehe
der Curioſi ität al6 des Nupens wegen geduldet find, ba die Bık
innerhalb bee Tropen freilich entbehrlicher erſcheint. Dog
find Schweine, die es im Lande überall in Menge wilb sit
auch als zahme Zucht fehe beliebt, wie allgemein bei den Chinv
fen. Bu Hue war äberall ihre Stallfuͤtterung eingeführt, di
Race ift von vorzüglicher Güte und Schoͤnheit.
Eben fo das Geflügel; nirgends fahe Craw furd fo wid
und fchöne Hühner wie in Cochin China. Das gemeine Huhn
if, wie dere Phaſan (Phasianus gallus), hier in Menge wild
in den Wäldern (wie auf dem Vor Himalaya, f. Afien Bi. 1.
SG. 975), wo Srawfurd und Fintapfon s& beobachtetin
2) M. Polo’ Ed. Marsden Lib. IH. ch. &. p. 589. Not. 1173, Bi
Ramusio T. II. fol. 39. **) J. Crawfurd Journal L c.
8°) Crawfurd Journ. L c. p. 242, 248; "Finlayson Journ. p.353,317.
&
12
Cochin Chineſiſches Reich, Fauna. 989
aber auch gezaͤhme wird es in Menge gehalten, obwol weniger zur
Verſpeiſung, als zum HahnengefechtW), das bei Ihnen wie
bei Chinefen zur feidenfchaftlichfien Unterhaltung gehoͤrt. Au
Waſſervoͤgeln kann es an ſolchem Geflabelande nicht fehlenz
fir find aur wenig bekannt. Die gemeine Ente wird ſehr viel
gezogen, und man ficht fie überall in Heerden zu Taufendenz
Die Gaͤnſe fahe man nur allein in Saigun, aber ebenfalls
in Menge, verfchieden von der Chineſiſchen Art, immer weiß und
groß. Bon wilden Entenarten und andern Waſſervoͤgeln
befuchen viele Arten das Land während der kühlen Jahrezeit als
Strichvoͤgel, wo man fie in großen Schwärmen fi) auf
Sluͤſſen, Gen, Suͤmpfen, zumal Reisfeldern niederlaſſen ſieht.
Sie werden in unendlicher Menge in Netzen und Schlingen ge⸗
fangen, indem man ihnen kuͤnſtliche Vogelpuppen ale Lockvoͤgel
vorſetzt u. ſ. w.
Außer den Tigern nennt Erawfued noch nfleci⸗ Lens
parden, Bären, Affen (dee Doue, Simia nemoris &l), einer
Der fchönfarbigften) in zahlreichen Schaaren, mehrere Arten wils
det Hirſche, Katzen und das Rhinoeeros, defien Horn im
Lande ungemein geſucht iſt und auch officinell varbraucht wird.
Zu den koͤniglichen Abſchiedsgeſchenken an die Britiſche Embaſſade
gehörten außer dem koſtbarſten Zimmet und Elephantenzaͤhnen,
auch 4 in Gold gefaßte Hoͤrner des Rhinoceros 62). Untee
den Thüeren die dem Lande fehlen, nenne man ben Eſel, dem
Dafen, den Fuchs, Jackal u. v. a.
Der Chineſiſche Reiſende am Ende des XIII. Jahrh. (1296)
bemerkt, daß der Singfing®), eine Affsnart (ob ber Drangs
uitang,,ober ein Jocko?), dee Löwe und das Kameel in Ram:
bodja nur ſeht ſeltene Thiere ſeyen; dagegen finde man bost ben
Dfau und Papageien (Futhſoni), die in China fehlten; bie
Dausgänfe habe man daſelbſt erſt aus China eingeführt, ber
Storch, Kranidh, Kormoran (Louffe), Sperber u. a. Voͤ⸗
gel ſeyen daſelbſt wild. Die gemeine Eifter (Corvıs pica)
ganz die Europäifhe Arc), glaubte Crawfurd zı feiner
Bewunderung in jedem Cochin Chineſiſchen Dorfe, bas 1 a
zog, twiederzufinden.
s0) J. Crawfürd Journal I. c. pı 282, 480. *) ebenl. p. 283.
*23) ebend. p. 271. *s) Thin la Foung tlıou ki b. Ab. Remusat
„ Nour. Mel, Asiat. T. 1. p. 138. °*) J. Crawfurd Journ. 1. c.
p. 268
046 VOfi-Men. Hintet⸗Indien. II. Abſcha. $. 84.
"Die Balfer find ungemein belebt, ae Seen, Flücſe
Die Meerestäfte haben einen Weberfluß von Bewohnern allir Ir
In jenen find überall Netze, Reufen und Fiſchfaͤnuge angeln
An diefen fahe man, fast Crawfurd, jeden Morgen au: x
Buchten, Baien und Häfen große Flottillen und zahlreiche Be
ken Amd Boote aller Art mehrere Stunden weit zum $ife
Fang in die offene See auslaufen, die am Abend mit ihrn
Zange heimkehrten. An allen Küften auf allen vorliegenden {:
fein tft Sifherteben®). Die Woote der Cochin Chinefen gied
Denen dee Malapen, doch mit anderm Takelwerk, mit gıein
Vlereckigen Segeln in bee Mitte, und einem an jedem Enbe, je
ben gemöhntic, in Hunderten zugleich Ins Freie. Diefe Fiſcher⸗
Fridus, in die elmbeften Lumpen gekleidet, ben ganzen Tag ex
den Wafjeen, mit Bequemlichkeit auf den Gang Sauernd, ebe
alle Induſtrie, mit geringer Anftrengung, ohne Auslage von Es
italien, von 'iheen Famillen begieitet, die ihr Dbbady auf deu
Bodte haben, des Fanges für das naͤchſte Beduͤrfniß mil
wrlben fie ſich Tag fhe Tag auf den Wellen am Geſtade Herzm,
das fie kaum berühren, ein eigenes womadifhes Waſſeer leben
führend, ohne Hütten, ohne Dörfer, ohne Heimath. Sein Bes.
d. i. fein Haus, kann fich jeder feibft zimmern; ſtatt des mis
fomen Xushöhlene eines Baumflammes flechtet der Cochtn Ci
wer die Een feines Schiffes dicht und feft genug, daß ir
Mitte des Boetes mie Matten umgeben hinreichenden Gchuget
“ barbietet. Auf diefe® Schiff bringen fie ihre ganze Habe, un
warbern damit von Bai zu Bali, wagen fih unter bem Ed
hoher Felsgeſtade und Vorgebirge, oft weit in die offene See, un)
beinzen, wo bie Oertlichkeit dazu ſich eignet, die Mächte umie
Baͤumen sder in Felthoͤhlen am Ufer zu, ein freies, unabhäns
:ge8, aber hoͤchſt aͤrmliches Leben führend, Sehr groß iſt Die Zahl
an Sifcherpopulation länge des ganzen Geſtabezuges.
9. Gewerbe und Handel.
Aur gering iſt in dieſem Gebiete ˖der Fortſcheitt in wügfichen
Kümſten und Gewerben, doch ſchon viel bedeutender als bi
den Shmefen uud allen Infulanern des großen Archipels, eier
irgend enem andern Oſtaſiatiſchen Volke, ausgenommen bei dm
**) — Jeurnal 1. co. p. 480; G. Finlayson Journal L c
p- 32.
Cochin Chineſiſches Reich, Gewerl:. 241
Hinde, den Chinefen und Japaneſen, welche in Indus
trie oben an ſtehen. Die Bewohner bes‘. Eochin Chinsffhen
Reiches find ferner, in jeher Hinficht der Inbufleie, nur. noch
6 ſchwache Nachahmer weit sat den Chinefen —
eblieben. :
Die Agricuitur 66), fetbk in der Umgegend der. —
kadt Hu«, obwol gut bebaut, iſt bach nicht ſehr weit vorgeſchrit⸗
en; wenig Aderland, weil nur wenig Alunialboden und nut
venig Keisfelder, deren ſparſames Vorkommen ik Tropen⸗
Anbern immer ein Zeichen ber Arumth des Volks iſt. Auf den
Seldern, am fhiffbaren Huc⸗Fluſſe gelegen, iſt ein. Büffel
chon hinreihend zum Einpflügen der großen Reisausſaat. Wo
zute Bewaͤſſerung angebracht war, ſtand die Kornfaat ſchon in
Aehren; obwol für den hieſigen, leichten Boden ſehr gut, würhe
fie in Java, Bengalen, Siam, doch nur für-eine ſchlechte
Eente gegolten haben. Auch muß die Capitale aus Gaigun;
Tongking mit Reis verfehen werben, wo zumal in latzterer
Provinz diefe Cultur bei dortiger, dichterer Population und beffes
zer Bewaͤſſerung des weiten Alluvialbodens auch befier feyn mag;
Der Baummallenbau ift bei ihnen gut und erzeugt hintei⸗
chende Quautitaͤt; in Tongking zumal werden daraus auch fo
Dauerhafte und wolfeile Zeuge .gewebt, ‚daß fie die Europaͤiſche
Baumwollen⸗Waare leicht verdrängen würben, aber feinere In⸗
diennes haben fie nicht, und bie Kunſt bes Calico⸗Deuckes fehlt
ihnen. Farbige Zeuge werben vom Volke nicht viel getwagen, find
ihrem Gefchmade zuwider, fie haben Leine Faͤrbereien. Die Geis
denzucht und bie. Seidenweberei find bie ausgebildetiie
Kunft, aber beides, bie rohe Seide wie die Fabrikate, And weit
geringer ale die Chineſiſche.,
Tongking war in frühem Zuten berühmt megen bed. fa⸗
nen Firniß und ber lackieten Maaren, zu denen-er verwen⸗
det ward, Der Firnißbaum, den Abbe Micharb weitlaͤuftig
befprochen aber nicht genau befchrieben hat, in feiner Geſchichte
von Tongking, wird dort cultivirt, umd ber Funiß nach Chins
ausgeführt; aber audy im Lande verarbeitet. Die geringſte Sorte
davon foh, nach Craw furds Erkundigung, ba Pieul 10 HS
12 Quans often, bie beſte 22 bis 23. Die damit in zong:
un Journal 1. c. p. 268; G. Finlayson Joursnl l. c.
pP
2 Offen. — I. Abſcha. 84
king verfertigte Ladirte Waare67) iß daſelbſt allgemein i
Gebrauch. Die koſtbarſte Art, mit Gold ornamentictt, oder mı
Derimutter, wovon Tongking fehr ſchoͤne darchſichtige Actrı
einer defondern Epecies Mya bazbietet (f. ob. S. 883), oder wi
beiben zugleich, ift ungemein elegant. Gie bienen 5 B. zu Be
telblchfen u. a. Diefe Arbeit haͤlt Crawfurd für noch ſchoͤrn
aid die Jopaniſche ladirte Waare, oder wenn dieſes auch nik
fagt Finlapſon, fo iſt fie doch dauerhafter. Sie hatten Gele
genbeit bei ben Brofen in Huc mande biefer Tongking Wen
zu chen, und feldft zu eriangen.
- lt langer Beit verfichen fie wol bie Zunft bie Metall:
ya ſchmelzen und zu dearbeiten; aber fie find darin nik
weit genug vorgerüdt, um fich 3 B. ihre Feuerwaffen kelbſt ja
machen, obwol fie in der KAunf de Nahahbmung wie ak
Halbbarbaten es in mancher Hinficht ſehr weit bringen. Im de
Kunft der Kanonengießerei im Arſenal zu Duc“®), habe
fie es, freitich mit Hülfe der Franzoͤfſffchen Ingenieurs, bie fat
den Zeiten dee Franzoͤſiſchen evolution, ihrer Marine, ihres
Feſtungs⸗ und Artilleriewefen eine ganz andere Geſtalt gegeben
baden, in neueſter Zeit am weiteften gebracht. Als Srawfatt
im 3%. 1823, Britiſcher Reſident in Singapore war, fdhraik
ee im Mamen des Generalgeuvernenrs von Indien, dem &reh
Mandarin der Elephanten in Hue, ein hoͤchſt vollendbee gearb::
tete Muſter einer Englifchen doppelläufigen Bogellinte. Se
wurde von Turon nah Hue, dur einen Engländer, übe
fit; aber nach 14 Tagen wieder zurüdigegeben, meit einem as:
dern Epemplar einer doppellaͤufigen Flinte, die In beefeiben küno
Ken Zeit im ber koͤniglichen Werkſtatt des Arſenals fabricict wer
fe genau nachgeahmt, daß es im erſten Augenblicke few
war, fie zu unterſcheiden. Sie Tote ein Bewels ihrer Kun fm.
fie wer ein Beweis ihrer Eitelkeit; denn die Identitaͤt war wu
taͤnſchend. Denn «6 fehlt ihnen die Kunſt den Stahl gehörig m
Härten; daher find fie ganz außer Stande gehörige Keuerwaffte
zu arbeiten, und bei einem hoben Grade der Geſchicklichkeit Birk
ben fie hinſichtlich des Schleßgewehrs immer von Eurspdern ab⸗
hangig. Ein Framoͤſiſches Schiff, das im Jahre 1819 in Gogie
°’) J. Crawfard Joura, 1. c. p. 482; Finlayson Journ. L c. p. 3.
Dee Tee Eule ”
Cochin Chineſiſches Reih, Gewerbe. 943
ina ankam, fehte dort 10,000 Stück Feuergewehreko) ab, und
kets wird deren Etufuhr verlangt. Das sinhbeimifhe Eifen
ft ſehr wolfelt, denmörh verbietet weder Siam mod Cochin China
te Einfube des Europäifhen Eifens, das beim Schmieden befs
er und dann Immer auch woffeiter als das einhelmifche if.
Bon allen Induſtriezweigen haben bie Codyin Ehinefen bie Ans
ange, aber nicht bie Vollendung. Etwas zu fFählen verfichen
ie das Eiſen; aber ihre Inftrumente bleiben ſteta zu weich, ober
vesden zu ſproͤde. Sie arbeiten daher befier mie den Kupfer:
nfirumenten, die fie von ben Chineſen erhalten, als mit ih⸗
en eigenen. Stahlinfteumenten, In Gods und Silberarbeiten
ind fie ſehr geſchickt, 3. B. in Filagran, aber ohne ihm Politur
u geben; «6 Fehlen ihnen die gusen Modelle. In der Baus
'unft, in der Sortification, in der Anlage:von Kornmas
jazinen, von Putverfübeilen u. f. w. haben fie durch den Bei⸗
land Srampöfifcher Ingenieure große Hortfcheitte gemacht. Der
Britiſchen Geſandtſchaft zeigte man 9 coloffale Kanonen,
im 90 Pfund fhwere Kugeln zu: werfen, bie auf Lafetten von
Sao⸗Holz im Arfenal zu Hué als Mufterfllidie?%) aufgeftellt
varen, ein Denkmal, das ſich der kriegeriſche bamalige Koͤnig
Gialong) ſelbſt hatte, zu ſeinem Ruhme, errichten wollen. Auch
ius dem Handelsgange und der Liſte der Aus⸗ und Ein
uhr-Artikel ergiebt fich die geringe Induſtrie des Landes.
Sandel Die Cochin Chineſen, fo wenig als die Sia⸗
nefen, dürfen nice in die Fremde gehen, was fie vom
Frembhandel haben wird nicht von ihnen betrieben, fondern
von denjenigen Rationen, wit denen fie in Verkehr fliehen. Gie
ind daher keine Kaufmannsnation. Doc dürfen Cochin Chines
iſche Unterthanen wit Eicenzen 7!) verreifen, und fo befuchen
inige von Ihnen zumal China, and feit den letztern Jahrzehenden
ſaben fie auh Yie-Malaccaftrage und Singapore beſucht.
Da fie ſehr kuͤhn, thaͤtig, süftig, gehorfam find, wurden fie unten
hren Nachbarn vielleicht die deſten Seefahrer werben koͤnnen, was
ie bei dem Mangel der Uebung bis jegt nicht find, Es emis
‚tiren?2) auch die Cochia CHinefen nicht, wie ihre Nach⸗
*°) Cochin China f. Crawfurd Report Asiat. Jourml Vol XIX;
. 125, 10) J. Crawfard Journ. 1. o. pı 489; Finlsyson Journ,
« p. 363. ?4) Cochin China f. Crawfurd Report Asiat.
Journ. Vol. XIX. p. 125. 72) J. Crawfard Journ, 1. e. p. 525.
944 OfirAien. Hinter⸗Indien, IL Abſcha. 4. 84.
barn im Often die Ehinefen, wahrſcheinlich weit eine zu cr:
einheimifhe Population dazu nody keine Meramtafjung giebt. %:-
auch ſtrenge Geſetze haltım fie davon zuruͤck, und bie st:
Verehrung gegen die Gräber ihrer Vorfahren, all v
Todtencultus, gehört. zu-den vielerlei Hemmungen ber Emi::.
tion. Wäre aber das Leben zu ıheuer, und wärbe der Za;.::
"zu niedeig, meint Crawfurd, fo würden auch die Cochin Gr:
fen, wie ihre Öflihen Nachbarn die Fukianlang, bald genus :-
Hemmungen fpeengen, wo gleicher Aberglaube, gleiche Prohitu
gefege nicht im Stande waren. die. zahlreichſten Emmigrarıt.
ſchwaͤrme feit Jahrhunderten zuruͤckzuhalten (f. ob. &. 785 x.
Obwol nun die Auswanderung verboten iſt, fo iſt der Ver
kehr Innerhalb. ber drei großen Peoninzen, vom Güben !:
zum Norden, nicht unbebeutend, und bietet mie ber Lribaut:Irses:
port zus Gapitale, Hinreihhende Gelegenheit, gute maritime si:
wandtheit zu erreichen. Der Handel Cohin Chinas, ce:
"weit geringer als der von Siam (in Bangkok), wird bafür :ı
defto mehrem Puncten aus betrieben.
—Die Hauptbhandelspläge 7) in Kambodje ji:
Kangkao (oder Hation) und Saigun; in CochinChin:
Nathrang (oder Pathrang), Phupen, Quin best,
Faifo und Huéz in Tongking nur die Capitale Kıcı
(Cachao).
Der Binnenhandel wird vorzuglich auf den greis
Stroͤmen von Kambodja und Tongking betrieben, ober bie Eis
tüfte entlangz dadurch wird die Capitale Que mit Meis, Lt:
Salz, Eifen und andern Bedärfniffen der erflen Act verſeder
Zwiſchen Saigun und ihr find fies 2000 Sumkem (bie ou:
den Tribut fir das Gouvernement führen), mit der Küftensl:
botage beſchaͤftigt. Sie find freilich nur gering von 3 hi P
Tonnen Laft Gehalt, können jedoch mit Land: und See⸗Winden
gut geleitet, zu allen Jahreszeiten bie Kuͤſtenverbindung herflcir
und audy gegen.bie Monfune fchiffen, obwol biefe Hier ic!
ſcharf find. 7
. Dee Verkehr zwiſchen ber Capitale Due und ber Nord-Pie
vinz Tongking, wird auch theild als Gabotage geführt, ti:
aber auch auf eine Binnenſchiffahrt, nämlid auf da
natuͤrlichen Canaͤlen dee Salz⸗Lagunen, welche dicht ::
73) J, Crawfurd Journ. l. c. p. 5.
Cochin Chineſiſches Kelch, Handel, 945
er Seekuſte eine Strecke von 30 bis 40 Meilen weit hinzichen
wovon freilih auf unfern bisherigen Karten noch Beine Spur
u finden). . Die Cabotage auf einheimifchen Junken, zu 60 bie
"5 Tonnen Gehalt, kann bie zur Capitale Tongkings 3 mai im
Sabre zurhdgelegt werden; mon rechnet etwa 60 Junken mit bies
em Transport befchäftigt, dee faſt ganz in ben Händen ber im
Bande amgefiebelten Chinefifhen Kaufleute tft (f. ob. &. 807).
Den Handel mit dem Auslande führt Cochin China,
bis jegt nur mit China, mit Siam und mit den Briti⸗
ſchen Häfen der Malagcca⸗Straße, mit Singapore.
Mit China, wobei Kecho vorzüglich der vermittelnde Markt
ift, nach den 3 Süd: Provinzen, welche ihre Chinefifhen Waaren
für die rohe Tongking⸗ Production verhandeln; doch find in ber
letztern Zeit auf biefem Wege, von Canton aus, auch Englifche
Waaren, zumal Dpium und Englifhes Zud ”*), dahin ges
langt, und diefe haben Eingang gefunden. Diefee Verkehr gebe
aus den ans obigem ſchon befannten Häfen (wie Amoy, ECans
ton, Ningpo u. a.) nad) allen Emporien, zwifhen Kecho In
Tongking und Salgun in Kambodja, und warb (1822) von
Crawfurd in allem auf 116 Junken mit 20,000 Tonnen Ges
halt angefchlagen, was jedoch noch weniger iſt, als bie Hälfte des
Handels zwiſchen China und Siam.
Mit. Siam ſteht Cochin China”) in — geſpannten
politiſchen Verhaͤltniß, wobei die Jalouſie wegen der zwiſchen beiden
Maͤchten getheilten Provinzen Kambodjas, durch jaͤhrliche Ce⸗
remonien Embaſſaden unterhalten, auch nicht ohne Einfluß auf
ben Verkehr dleiden kann. Dee Handel iſt auf Bangkok
contentritt (f. od. S. 8080);3 eu geht vorzuͤglich von Saigun
(oder Longnai) und Faifo (oder Sinchen) aus, auch von Hud,
iſt aber in den Händen bee Siameſiſchen Chinefen. Ge beſchaͤf⸗
tigt jahrlich AO bis 60 Beine Junken, die Eiſen, Eifenftans
gen, Taback, Opium, Europder Waaren u. a., nad
Cochin Ehina führen, und von da Matten zu Segen, vohe
und gewebte Seide u. a. mit zuruͤckbringen; er kann ne
geringer Bedeutung ſeyn.
Mit der Malacca:- Straße, Singapore der Sch
ten. ler frühere Verkehr der Holländer, Framzoſen, Caglaͤnder
?*) Cochin China ſ. Crawfurd Report Aeiut. Journ. Vol. XIX. p« ‚12.
?6) J. Crawfard Journ. 1. ci p. 414, 513,
Nitter Erdkunde IV. , 8 ö .
946 HDfl-Afien. Hinter-Indien, IT. Abſcha. $. 84.
wit Kongling, im Berlauf des XVII. Jahrhunderts, Bette wıqı
Der dauernden Revolutionen im Lande und anderer Außer Us
ftaͤnde willen, in ber Mitte des XVII. Jahrhunderts, ganyit
aufgehört. Doch wor niemals diefes Land bem Zutritt ber Jun
den, wie China oder Japan, verfcloffen worden; eime Werke
tung, bie ſich öfter als Itrthum in Europa verbreitet beste. Die
Mationen hatten in der Gapitale Kecho (Cachao) ihre Kacterin
‚gehabt; ihre Schiffe fegelten ſtromauf bis zur Stadt Dom
(im Delta des Songka⸗Stromes liegend), 4 Reiten von ik
Mündung, bis wohin ber feichte Strom es geflaterte. Nach Ce
Hin China handelte man nicht Der erſte Verſuch der Wieder:
eeneuerung des Handels, mit biefem Reiche non E:siten ix
Briten, geſchahe im Jahre 1778, unter dem GeneralsGeuvepz
von Indien Haflings, dur Mr. Chapman?); aber er m
in die Mitte dortiger Bürgerkriege und miegluͤckte. Eben fo me
nig gelang ber von 1804, unter Marquis Wellebley, um ie
Seanzöfifche Partei aus Cochin China zu vertreiben, eine Propeb
ston, auf welche der kluge damalige Weherrfcher des Reiches nit
einging. 1815 und 1817 hatten au bie Franzo ſen vb
liche Verſuche zur Erneuerung von Handelstractaten w
macht, in denen dee Geſandte, Achille de Cargation, fh
“anf einen Ältern von 1787 berufend, die Abtretung eines kleian
toriums an Frankreich zur Anlegung einer Handelsloge wm
langt hatte. Dennoch hatte Frankreich 77), in dieſer Periek,
von einem neuen bort eingeführten Handels-Tariff allein bes
Vortheil gezogen, und A große beindene Schiffe nad) Codyia China
geſchickt, die einen ſtarken Abfag an Geuerwaffen, Gifen,
au und Wollwaaeen, nebft einigen. Curiofitäten für
Dem Hof daſelbſt gefunden, und ſtarke Ladungen an Buder un
zohber Geide an Rüdfracht genommen hatten. Auch 182
brachte ber neueſte Verſuch der Briten, unter J. Crawfuch
für den Handel keinen viel günfligern Erfolg, aber die Wiffen
ſchaft zog deko beſſern Gewinn davon. Die Negeciationen *)
wurden ſehr freundlich. und friedlich verhandelt, man vwerfpead
im aligemeinen den Briten SDanbelsfreibelten zu geflasten, wie
®0) Chapman in Asiat Ann. Register 1801. Relstion d’an Voyage
& la CochinChine in Malte Brun Annal. d. Vöy. T. VIL p 1.
»%) Gochin China f. Crawfurd Report in Asiat. Journal Vol, XIX.
‚,< p126 *®) 3.Crawfürd Journ. 1. c. p. 240, 267,272; 6.
layson Jon. L c. p. 35%, 372, 398.
Cochin Shinefifches Keih, Handel. 947
te dieſelben in Canton genöffen (China ift das große Vorbild
iller oflafiatifchen Höfe). Die Audieng beim Könige wurde vers
veigert, weil die Gefandefchaft nur von Handelsagenten (der
Sompagnie in Indien) nicht vom Könige von England ausgehe,
er König Cochin Chinas nehme nur Embafjeden von Königen
n. Die Geſchenke wurden zurückgewieſen, weil bie Briten ja
loch keine Vostheile von ihrem Handel mit Cochin China erlangt
atten; alle Häfen des Cochin Chinefifchen Reiches follten ihnen
ndeg zum Handel offen fliehen, man wolle ihnen die Tarife
ıbee dis Bollgebühren aller Häfen einliefern, in denen fie gleiche
Rechte mit allen andern Frembden haben follten, den Chinefen,
Seanzofen, Holländern, Amerikanern. Doc feyen bie
Zölle von den beiden legten Königen ungemein ermäßigt, und der
Miniſter verficherte, er felbft werde fih immer bemühen die Ges
häfte der Kaufleute fo fehe als möglich zu befchleunigen, weil eg
ie Wichtigkeit Diefer fehnellen Beförderung 'wol kenne. As es
ndeß zum legten Beſchluß kam, wurden bie Englifhen Handels⸗
hiffe nur auf die drei Häfen, Saigun und Han in ber
Turon⸗Bai, mit Faifo und Hus befchräntt, oder vielmehr nur
uf die beiden erfleren Emporien, da wrgen ber feichten Barte
ie Einfahet dee Europäer Schiffe in den Dafen von Hue fo
zut wie unthuniih if. In Tongking, fagte man nachher,
ſeyen bie Flüſſe für Englifhe Schiffe zu feiht, auch habe der
Rönig für dieſes erſt Eürzlich eroberte Land gut befunden, von
yernfelben nach Chinefifcher frühere nicht gekannter Politik den
Zuteitt der Fremden fürs erfte noch abzuhalten. Ale fırs
aern DVerfuche, mehr zu erlangen, waren vergeblih; die Briten
ichrieben ihr, Mislingen dem Einfluß einiger Sranzöfifhen Herren
u, die als Ingenieurs und Groß-⸗Mandarine im Dienfte des Koͤ⸗
nigs, bei Hofe, in geoßem Auſehn fanden (Monf. Chaigneaup
nd Monf. Bannier). Erſt feit 1819 mit der Gründung des
Freihafens von Singapore hatte der Handel mit Cochin⸗
Thina?s) fe die dortige Briten: Golonie wieder einen Anfang
nommen. In den Jahren vor Crawfurds Embaſſade nad
Due, waren etwa jährlich 26 Junken (ſpaͤterhin flieg dieſe Zahl
Jebeutend) aus Singapore mit einem Gehalt von etwa 4000
Tonnen Ba auf Cochin Chinas Handel verwendet worden.
Shinefen, die meiftentheil® zugleich Kaufleute und Schiffer find,
?°) J. Crawfurd Journ. I. c. p. 513 .
8002
948 Dfi-Afen. Kinter-ISndien. IT. Abſcha. $. SA.
führten fie Yin und her’; fie verladen nach Codiin China: Opium
Katechn und Sambier (von einer Kietterpflauge Usmcara
welche biefen Artikel giebt, der unter dem Namen "Term Ja
nien im Handel bekannt if) CO), zur - Confumtion der Kambedie
und Eifenz fie holen dagegen Landeöproducte für Gingayen
Die Cochin Chinefifgen Schiffer wagten ſich bis bei
kaum über die Grenzen ihres Landes hinaus, und nur ber Kia
ferb hatte erſt eine Handelderpedition nah Singapore auf €
gene Koſten ausgeſchickt.
Bedenkt man aber bie centrale und ungemein gär:
Rige, maritime wie zeographiſche Lage ber Hafenreide
Küſte Cochin Chinas, die Nähe an Canton, wie an Es
gapore und Bengalen, fo fcheint biefes unflreitig zu ciner Ber:
mittlangsfation des Handels zwifhen Indien umb den
fhwerzugänglihen China wie geſchaffen zu feyn (dom Turon
nah Canton fährt man in 5 Tagen hinuüͤber). Kömmte anf
dieſes Geſtade ber bisherige Umfag von Cantom überiregn
werden (wovon fihon oben vorzuͤglich Hinfihtlih von Singe⸗
pore die Rebe war, f. oben, &. 808, 857), fo würbe es micht a
den wichtigften ArtiteinSt) des gegenfeltigen Umfages fehle
und Coch in China märbe eine andere Rolle in der Gultne
fhichte des Afiatifchen Orientes, als bisher, kbernehmen; die Gi
nefifche Emigration böte zur Realiſirung die Danb.
Das Gewicht in Cochin China iſt wie in China, 1 Pikrl
— 13} Pf. Av. Dup., und in 100 Theile oder Catties getheiu
Das Geld heißt hier Sapek oder Sapeque, war früber am
Erz, jegt ans Zink, groß wie ein Englifher Schilling, mit dei
Könige Namen: 60 Sapet = 1 Mas; 10 Mas — 1 Km,
600 Sapek — 1 Kwan auf eine Schnur gezogen, die Rata⸗
beißt. Gold und Stiberfiäde werden mit Stempeln vr
fehen, 1 Spanifther Dollar hat den Werth von 14 Quan mah
dem Zolltarif dee Regierung.
10. Das Gouvernement.
Das Gouvernemente?) im Cochin Chineſiſchen Reiche if
ganz despotiſch in Theorie und Praris, macht aber, wie das Ch:
**) J. Orawfurd Journ. 1. c. p.532. 1) J. Crawford Joura. 1. c.
p. en deſſelb. Report on CochinChina in Asiet. Journ. Voh XIX.
P. I 26 — 197. »») J. Crawfurd Journ. 1. c. p. #00 — 490.
i
Cochin Chineſiſches Keich, Gouvernement. "949
füge, darauf Anſpruͤche, patriarchaliſch und vaͤterlich geſinnt zu
ya, und ahmt jenem auch in vielen Stuͤcken nad. Das ganze
eich foll wie eine Familie regiert werben, boch ift das Bambus
s Hauptinfleumene dazu. Nur das alte Herlommen und bie
urcht dor einer Inſurrection iſt das Band, welches den Herr⸗
ver zügelt. Der Adel ift nur Beamtenabdel, dem alle Autorität
. guten und böfen Thaten vom Souverain zulommt; es find
ivil⸗ und Militair-Officiere, wie in China die Manbdarine
10 Grade getheilt, deren beide erften Claſſen den Rath bes
oͤnigs bilden. . Es giebt nur 2 Gtaffen von Unterthanen, bas
zolk und bie Mandarine; aber der Sohn jedes Mandarin
tum einen Grad geringer von Adel als der Vater. Die Ab»
en retrogradiren, die Enkel können in das Volt zurüdfinten,
ern fie fich nicht neue Verdienſte erwerben. Bei der neuen
tegierung find fat alle Groß: Mandarine, die Chefs, die foges
anntn „Fuͤnf Säulen des Reihe“ u.a. m. Empor
Immlinge aus bem gemeinen Kriegerflande, Jede Provinz bat
zen Millteir-Mandarin zum Gouverneur, und 2 Clvil-Gouver⸗
eurs, weiche alle 3 zufammenmirken müflen. Jede Proninz
ft wieder in 3 Depastements (Hupen) getheilt, jedes dieſer Hu⸗
ven in 2 Difteicte (Zu), jedes Ku bat feine Dörfer, deren
5 hulzen von ben Bauern felbfl erwählt werden, und biefe
reiben. die Abgaben ein. Ein oberfter Staatsrath yon 6 Staats⸗
Minifteen flieht au der Spige der Verwaltung.
Zum Staatsdienft if, wie in Siam, fo auch bier, feit
alter Zeit, die ganze erwachsene Population verpflichtet; daher der
Zuftend ber Adminiſtration nicht fchlechter ſeyn kann, Jeder
männliche Unterthan, von 18 bis 60 Jahren, fleht zur Diss
pofition des Staats, Im eigentlihen Cochin China muß je:
des dritte Sohn der Familie, Soldat, auf 3 Jahr werben, und
erhält dann auf eben fo viel Jahre Urlaub; in der groderten, ber
Mebellion mehr autgefegten, Provinz Tongking, nur alle 7
Jahr. Dieſe Canferibirten müffen Dienfte als Soldaten thun;
aber auch ale Schiffer, als Arbeiter im Arfenal, beim Straßen:,
Brüdens, Häufers Bau; auch zu Bedienten der Oberen und der
Dffisiere werden fie dieponirt, und da alte zu allem dienn
follen, taugt Peiner zu Etras rechts daher im Lande ſchlechte Sol⸗
daten, ſchlechte Schiffer, ſchlechte Bauleute u. ſ. m.
Die Kriegsmacht beſteht aus einer Koͤnigs⸗Garde von
30,000 Mann , weiche ſtets in der Nähe des Monarchen fich be:
—
950 Oft⸗Aſien. Hinter⸗Indien. II. Abſchn. $. 84.
findet. Die Armee, aus 40 Regimentern beſtehend, iſt in 5 ©.
‚Ionnen vertheilt; jedes Regiment zu 600 Mann, jede Eoicı:
zu 4300 Dann, mit Officieren, Elephanten und Zrof Bon tr
800 Elephanten, die zur Armee gehören, find ſtets 130 in‘
Capitale fationirt. Außerdem giebt es noch 5 Legionen, jede a
5 Regimentern, dazu die Provinzialtruppen, bie der 3:
nach fehe varlicen, z. B. im Vicelönigriih Saigun fickn
dieſer Regimenter. Gavallerie fehle, weil Reiterei nicht für \:
Gebirge: und Küftenland paffen würde. Viele der Truppen m
den zu den Öffentlichen Bauten verwendet m. f. w. Eben b
wie die Infanterie, iſt die Marine organifirt; nur in bie S “
fen ftationirt. Die Flotte beftcht aus Kanonierbooten, mit }
bis 22 Kanonen, an WO Stück, aus großem Galeen yäü
bis 70 Rudern mit Eleinen Kanonen, an 100 Stud; aus em
500 Galeen kleinerer Art, mit 40 bis 44 Rudern. Die Mit
des vorigen Königs, nach der Unterwerfung von To agking fü
aus 150,000 Mann Soldteuppen beftanden haben; bie des ige
gen (1822, König Gnialung) foll nur, effective, aus 2 H
50,000 Mann beftchen. She Sold iſt Sed und Ras; kt
Kleidung leicht, Musketen ihre Waffe. Die Soldaten find ka
von Statue, aber ſtark, activ, abgehärtet, gelchtig, gehorfam. «if
Artillerie und Feftungebau, duch Sranzöfifhe Sngenteurs, *
große Kraft verwendet. Dennoch, bemerkt Srawfurd, wir
Cochin China leichter als jede andere Macht in Aſien zu befien
fen, "weit die Provinzen Kambodja und Zongkting, zu da—
ben Seiten, zur Rebellior fehr geneigt find. Wäre es den Frat⸗
jofen gelungen, wie es ihr Plan war, dieſes Reich ganz in itn
Gewalt zu bringen, fo würde «8 freilich eine ganz andere Krei
haben entwideln können.
Die Einkünfte beftehen In Kopffleuer, Landtare, Freda.
dienſt, Gontributionen und Zoll auf die ausländifhen Waarı
Jeder männliche Unterthan, vom 19m Jahre an, zahlt in
Kopffieuer von 1.5 Quan, der Bruch ift für die Collector,
die Einheit. für den Schag. Die Randtare wird vom Gruat: |
beſiz gezahlt. Die Contributionen und Wonopole fin
geringer als in Siam; die letztern betreffen den Alleinabſatz ss
wiſſer Woaren, wie Zimmet, Cardamomen, Adlerbeii
u. a. Das Total der Einkünfte iſt unbekannt. Der Eöniglice
Schatz foll groß feyn; es ſollten 30,000 Golbbarten (jede zu 233
Cochin Chineſiſches Reich, Einwohner, Abflammung. 951 -
Span. Doliae Werth) barin Liegen, d. i. 7,180,000 Dollar; wie
diel an Silber u. a. m. iſt unbelannt.
Die Geſetze, fagt Crawfurd, find wie bie in China,
aber fchlechter ausgeführt und mit mehr Willkuͤhr. Das Bam⸗
»usrohr und die Baſtonnaden find in unenblicher Menge
a6 Zuchtmittel, das überall und immer wiederkehrt. Die Eitern
heilen fie den Kindern aus, die Männer den Weibern, die Offis
tere ben Soldaten, die Generale ihren Officieren. Der Großs
Mandarin der Eiephanten und erſter Miniſter, der den Briten
ine Abſchiedéaudienz ertheilte, ließ eben bei ihrem Durchzuge feis
ner ganzen. Schaufpieleraruppe®3), weit fie durch ihr Spiel
hu nice befriedigt hatte, die Baflonnabe geben, Uebtigens mache
‚a6 Geſetz zwiſchen dem Fremden und dem Einheimifchen keinem
Unterſchied.
11. Einwohner nach Zahl und Abſtammung.
Ueber die Zahl der Landesbewohner giebt es nur ſehr uns
ichere Schägungen,, bie nach den niebrigften und hoͤchſten Anga⸗
ben zwiſchen 10 bis 30 Millionen ſchwanken 8*). Wir folgen
Crawfurdé Echägungen, bie noch um bie Hälfte geringer find.
Pur De la Biffahere85) Hatte Berschnungen über bie
Populationen mitgetheilt, er rechnet auf Tongking 18 Millios
nen, auf Codin China 1%, auf Kambodja 1, auf die uͤbri⸗
gen kleinern Befigthümer 1,200,000 Einwohner 3 alſo in Summa
on 2 Millionen Einwohner. Aber ungeachtet diefer Miſſtonar
18 Jahre lang felbft in jenen Ländern gelebt hat, fo find feine
Nachrichten doch, allen andern Yugenzeugen nach, ungemein übers
trieben. Hält das ganze Reich 9800 Quadr.⸗Meilen, fo würden
hiernach auf jede berfelben 2040 Einwohner kommen, eine Popus
(ation die nur dem bevölkerteften Theile Europas angehört, Mont.
de Chaigneau, der Franzöfifhe General: Confut in Cochin⸗
China, fhäste, nach einem an Crawfurds6) mitgetheilten ‘Dias
nufceipt, die Population, auf 15 bis 20 Millionen. Nähme mau
alfo das Mittel von 173 Mill., fo minderte fi die Summe bei
deutend; Monf. WBanmier, ber Admisal ber Flotte, meinte bie
ss) J. Crawford Journ. l. 0. p. 277. s+) G; Finlayson Journ.
l. c. p. 387. *®) De la Bissachöre Etat actuel du Tunkin de
la Cochin Cline et des Royaumes de Camhoge, Laos et Lactho.
— d'après les Relat. origin. = Paris 4812. T. I. p. 7A.
—
Crawfurd Journ. 1. c. p. 526.
952 Of-Afien. Sinter- Indien. II. Abſchn. $. 84.
ganze Population könne nicht über 10 Mikienen betragen ; abe
die Liften der Abgaben und Wifiesir-Eonferiprionen,, worauf E
ein näheres Urtheil gründen ließe, find unbefannt gebfieben. Es |
&uropäifcher Officier im Cochin Chineſiſchen Dienfle, gab bie Zrm
pen feines Heeres auf 240,000 Mann an; bach ſey aus Beger
ſtigungen + der Dienfipflichtigen ficher ausgelaffen; bie Ges:
fcription betrage demnach alfo 320,000 Manu. Dazu de
ganze Troß der Beamten und Officirre. Machte diefe Eifie de
Erwachſenen über 18 Jahren etwa 4 der wahren Peopuleti
aus, fo würde fi die Sefamtpopulation demnach nur auf em
43 Miionen belaufen, was wieder ju wenig wäre.
Crawfurd wählt daher einen andern Weg der Wergieihum
mit der Dichtigleit der Population bed benachbarten Chineſiſche
Reiches, welche er (zu 150 Mil. Einw. auf 131,000 Q.:Rdala
vertheilt) bypotbetifh zu 1146 Einw. auf jede Q⸗Meile (114.
41 Engl. Q.Mile) annimmt, was er der Dichtigkeit der Papak-
tion im Beitifhen Indien gleich Fell. Nach diefer miehe aus
kogen Berechnungsmweife würde die Summe der Population für
auf die Hälfte von La Biffaheres Annahme, auf Leine Li}
Millionen berabfinten. Da aber Tongking zwar flarf, aber ie
gegen Cochin China nur fehe ſchwach bevölkert ift, fo wären uik
Die beuölketteften Theile. Chinas durchſchnittlich im Maaßſtabe u
nehmen, fondern die weit geringere Population der bergigen Che
schfchen Grenzprovinzen, und hiernach würde die des Cochin Ch
nefifchen Reiches noh um die Hälfte geringer werden, und ie
ganze Bevolkerung, nah Crawfurdss) Berechnung, um
etwa 65,194,000 Einwohner betragen, was demfelben eher noch ı
viel als zu wenig erſchien.,
Gehen wie zu den Beſtandtheilen dieſer Wenditerm
ber, fo find wehrere verſchiedene Clemente, ans been fie ber
vorgeht.
l. Der Stamm ber Anamefen, b. I. Tongkinefe
and Cochin Chineſen vereinigt, mit geringen Differengen zu
tee fih, unb mit übereiuflimmender Sprace®), bie auf
nec in abweichenden Dialscten in verſchiedenen Zellen Ram:
bodjas im Gebrauche if. Von ihnen rührt ber einheimi⸗
ſche Name Anam (Ngannan bee Chinefen), womit mas
»’) J. Crawfurd Joura, L. o. p. 528, n f. das Anam Borabular
in Klaproth Asia Poieio p. a2603 379
⸗
Lochin Chineſiſches Reich, Einwohner, — 953
n Tongking, fomol Tongking wie CochinChina bezefch⸗
tet, ber. Doch nennen fie insbeſondere ihr noͤrdliches Land auch
Tongking, (db. h. die Oeſtliche Reſidenz, ber Titel ber
Sapitale Kecho, ſ. oben S. 920, von Tong, oder im Chine⸗
iſchen Dung, d. i. der Oſten, und King die Refideny); da⸗
her die Schreibart ber Europäer Tonquin, Tunkin ua.
Doc heißt es in der Anam: Sprache im Grgenfage auch
Zong ngoai (Dang ugay bei la Biffadyere), d. 1: das Feußeir
Land, gegen Tong traoing (Dang trong bei Ba Bifſacherr)
d. i. das Janere oder Central Land, womit Coch in⸗Chiun
bezeichnet wird. Denn der Name Cochtn-China iſt eine dort um:
ter diefer Form unbelannte Benennung, die nur von den Pors
tugiefen??) in Gebrauch, Loft, welche das weſtliche Cochin auf
ber Kuͤſte von Malabar unterfheidend, dieſes Oftgeflade das
Chinefifhe Cochin, oder Cochin⸗China nannten‘ ‘Die
Etpmotogie diefes Namens fcheint bisher ganz uͤberſehen woͤrben
zu fepn, fie ergiebt fi aber aus ber richtigen Hollaͤnbiſchen
Schreibart bei Fr. Valeutyn (Eoestfjenstfjina®) und-aus
der Chineſiſchen Hiſtorie. In aͤlteſter Zeit hieß naͤmlich daB
jetzige Cochin⸗Chineſiſche Land Liny, und eben fo deffen'-Capfs
tale (wo jest Sin ve, ober Sin bon bei D’Anville®P) liegt,
d. i. in der Nähe von Toan hoa nördlih von Hue unter 17°
M.Br. auf Berghaus Karte). Nach vielen Fehden im VIE. Sad
hundert n. Chr, Geb., zwiſchen den Königen dieſes Koͤnigreichch
Liny und ihren nördlichen Tongkineſiſchen Nachbarn, wurden
jene vom damaligen Chineſiſchen Machthaber in Tongking, 'um
der Nordgrenze ihres Koͤnigreiches uͤberfallen und beſiegt, weil
ihre eignen Schlacht⸗Elephanten ihrem Heere verderblich wurden.
Der Chinefifche General Lieoufang zog in 8 Tagemaͤrfchen,
ſuͤdwaͤrts, bis zur damaligen Landes: Eapitate Liny (bei Sin
hoa), und zerftörte fie. Nach ihrer Pluͤnderung, wobei 18 GSolb⸗
tafeln, denn San tfchi, bee damalige König, war ber 1Bte Fels
nee Dynaſtie, aus dem Ahmenfanle des Königepalafles erbrutet
wurden, ging der Raubzug nad China zurüd, Die gefchwächten
Könige ſchickten nachher dorthin ihren Tribut, — aber ih⸗
“°) J, Crawfurd Journ, . %, p: 460, 461, Eitat aotuel du Tunkin
etc. p. M, de La Rissachdre Paris 1812. 8. T. 1. p. 15.
se) Fr, Valen Reschryvinge van Tongking fol. 3, in Tom IV.
Amsterd. 1726, *ı) D’Anville Seconde Partie de la Carte de
YAsie otc, 1752,
954 ‚Of Afen. Hinter -Indien. IL. Abſcha. $. 84.
sen Hof, um das Jahr 806 m. Chr. Geb., nad der Küfı:
den Seehafen Then?) (Chin, Tſjen) neben weichem bi: St:
Iſchen tfhing log Geitdbem erhielt das Reich den Nur:
Tſchen ıfhing (Chinding), Da nun Kue (oder GC oe f. ::
©. 594 u. a.) auch ber Titel eines Königreiches iſt, fe enti::
- dee Name der neuen Hafenteſidenz Koe Tſchen, d. L Cochr
(fpeih Kot ſchin), dem die Portugiefen, flatt thing, dem ır
„anbtern Anklang China zur bequemer Unterſcheidung ant::
gen mochten, woraus nun ber Name Cohin- China im ©.
brauch tom. Bon Portugiefen ging diefe Benennung er
Dis übrigen Europaͤer über, unter denen bie Holländer bir ı:
fprüngliche richtige Echreidart Coestfjenstfjina beibehielten. Dee
iR zu bemerken, daß aus früheren Zeiten bei Chinefen für Ton:
Eing auch ber Name Zu nan im VI. und VIL Jahrhuntæ
n. Che. Geb. häufig in Gebrauch war, fo wie für das heut:
Central⸗Reich CohinsChina, von einer feiner füdlichften 2:
ſtriete, der Rome Thſa upan, Ziampa bei MD. Polo, Ciam;;
oder Champa ber jebigen Karten; und für Kambobdja, ta
Name Tſinla, Tchinla (Tſchan lap), woher wahrſcheinlich de
Gebrauch der Malayen und Hindu, der auf die fruͤheßu
Araber überging, jenes Hinterindien, das feiner Oſthena
wach auch den Chineſiſchen Dynqſtien in frühefler Zeit umten:«
fen war, mit dem Nomen Tſchin, Zfhina?) ober Chin
gu beiegen im Gegenſatz von dem noch öfllihern Ma This :
sder Groß⸗Chiua, ein Gebrauch der aud bis auf Prolemarri
zurüdgeht, weicher die Hinterindiſche Halbinfel und ben Golf ccı
Tongking fon mit dem Volle der Sinae(Sıras) bevöit.
- Diefe Namen find es aber, melde vorzugsweife in Dem diceen
Annalen *) und Geograpbien ber Chinefen bis zum XII. Jatth
vorkommen. Auch ergiebt fi aus denfelben Quellen, baf dr
Name der Süd: Provinz, im Mittelalter, Kan phuſtſche
bei ben Chinefen heißt; denn im Jahr 1387 war ber Titel biefet
Tribut beingenden Königreichs, ber in den, Annalen verzeichnet
62) P. Gaubil Notice historique sur ia Cochin Chine extr. des Li-
vres Chinois in Histoire Generale de la Chine, Paris 1783. 4 .
T. XL p 8—10. 22) Klaproth Sur les Nonws de ia Clie
in Journal Asiat. T. X. 1827. p. 53-58. ’* , Tehınla
Foung thou ki, ober ———— von Zchinla in Abel Remusat
Descript. du Roy. de Camboge Nourv. Mel. As. T. L p. >>.
77, 79. 92; f. Asia Polyglotta p. 363.
Sochin Chineſiſches Reich, Einnichner, Kambehian. 056
ward: Thfan lei phao pi fie-fam phu the, d. 6. Ridiz
von Kan phu the, woraus bie Ktere Curopaͤiſche Beuennung
ge ambodTche oder Kambodja (Camboge bei Ab. —
&3 amboge bei Englaͤndern) in Gebtauch Sam.
Außer dee Anam Nation’ beichen bie Shmwohner ve
jegigen Cochin:Chineſiſchenꝰ Reichs noch ans einigen andern Wäls
Eerſchaften, unter denen Die wichtigſten —
11. Die Kambodjens) ſind, die eben fo bei den Dar’
Layen wie bei den Chinefen beißen z' bei Godin» Ehinefen
aber Ko men, richtiger Kao men oder Kao mien, in Siam
Rammen, und in ihrer eigenen Sprache ſich Ra mer. nens
nen. Rah Crawfurds Erkundigang amfaßie ihe alte Gebr,
alles Land im’ Weſten: und Süden‘ des Gaigunfluffer bis ar
Den Golf don Siam, wördlich bis 12°; im Innen winigftens
die 16° N. Br. Ihre Bprache iſt verſchiedra von Ber ı Ing
NMachbarn, nad Klaproth iſt dies jedoch nur Diatectverſchieden
heit; in Hinſicht ihres Koͤrperſchlages, Ihrer Sitten, Gefetze, Res
ligion, Civiliſation, ſtehen fie den Stamefen näher als aubere
Möller. Das chematige Königreich iſt gegenwärtig unter bie
Machbarn getheilt; zwar befteht no ein König von Kambodja,
aber nur dem Namen nad, der Vicekoͤnag von Saigun if
Dee Gebieter im Lande, und das Bolt feufjt unter dem Mineaie⸗
joche der Cochin⸗Chineſen.
HI Das Bolt von Tfiampa (Champa), in — |
Sprache die Loye, oder Loi) Tüber Loe, Kowa, Laos, f.
unten) genannt, bewohnt nur eine fübliche Provinz Codyins his
aus, nämlich das Gebiet vom St. James Cap bi Phupen,
diefen Diſtrict mit inbegriffen. Vor ihrer Unterjochung . unter
Cochin⸗China ‚bildeten fie einen bedeutendch Staat unter einem
eigenen Könige, deſſen Mefidenz in der Bat Phan rye 11° 10
M.Br. Ihre Sprache iſt ein befonderer Dialect, der vom Ana⸗
‚mefifchen, wie vom Kambodja, fehr abweichend fern fol. Ce
folen nah Erawfurbs Erkundigungen einem Hinduismus,
dem Buddha oder Jain Cultus ergeben ſeyn, und ſcheinen
vor der Bekehrung der Favanefen zum Islam auch auf. der In⸗
fel Java gewohnt zu haben. Weberhaupt liege bie Gefchichte dies
- fed Volke noch fehr im Dunkel; beffen Namen (Ziamba) wird
aber von Marco Polo Ende des XII. Jahrhunderts bier als
i ") J. Crawfurd Journal l. C p: 464. .) ebend, pP» 467.
4
056 Dfislifien. Hinter-Indien. IL. Abſcha. $. 8.
lein vorgugämeife genannt, ‚weil er. vom Hafen Zaitun cr
ſchiffend im Hafen von Kktampa landete, um von da ir:.
Schiffahrt weiter nah Sumatra fortzufegen. Ob er. auter ber
genannten Namen nur das kigentlihe Kfiampa”), ©
ganz Codie : China bezeichwmen wollte, bieibt wel zweifelbaft. ©
wennt es ſehr groß und wich, mit eigner Sprache, eignem 8:
nige, der jährlichen ‚Tribut an Alochelz und ECifenbein an ta
Geoß⸗Khan ſendez ausbahcdtich fagt M. Polo, ee babe den Si
ig biefes: Landes beſucht, ker 325 Kinder hatte, deſſen Gihe
weit tapfere Krieger waren. .
. = Das Bell von Tfiantpa) ſcheint in früheren Zeitm u
Verkehr mit verſchiedenen Ländern des Malapen-Acrchipel gear
den gu heben; Mitte des:XV. Jahrh., ſagen die Chroniken v::
Sava, daß sine Bemahlin: des Oberkoͤnigs dieſer Inſel, eine Pie:
deſſin von Aſiampa war. Daher kommt «4 wol, daß die Religien
amd die Sitten dieſer beiden Voͤlkerſchaften ſich verwandt zeigen
Ihr Buddhaiem ſoll aber von dem des benachbatten Cultus ve:
Achleden ſeyn. Zahlreiche Tempel aus Stein gehauen, voll Hinte
Idole, wie von Siva, Durga, Buddha find dort ebenfalls dur
Das ganze Land zerfireut, nach Ausfage der Eingebornen und &
niger Reiſenden, woräbee aber kaum die erflen Nachrichten ge
nauer bekannt find. Im Sabre 1824 batte ein Wr. Diard du
Land zwilhen Hué und Saigun bereifet, und brachte aus «
nem jener Tempel nad) Singapore ein. 3 Fuß hohes, gut ger
beitetes Stein⸗Idol mit, das Crawfurd ſogleich als einen Ga
nefa (Elephantengott dee Hindu®) erkannte. Diefe mir
tefte Oſſtgrenze der Verbreitung des Brahmacuitus, war frühe
unbelonmt, und iſt unfirsitig hoͤchſt merkwürdig für Voͤlkerge
ſchichte. Aus dem Hafen Kampot (Canvot anf Horsburgh⸗
Karte ſ. ob. S. 914) pflegen jährlich kleine Junken diefes Balls
fhamımed der Tſiampa, die fich daſelbſt angefiedeit. und mit
Malapen vermiſcht haben, feit 1823. und 1824 dem Freihafn
‚von Singapore zu befuchen, wohin fie Reis, Salzfiſche un
Bü Lack zum Verlauf. bringen. Bon daher die neuere Auf:
merklamteit auf dieſen ee — Auch an da
—
7) M. Polo ed, Marsden 1. c. 17 585. Not. 1164 etc,
*) J. Crawford Journal L °°) ebend, und Hinduim
in Champa or Tsiompa * 1 eh Journ. ya XIX, p. 292 au;
EWBALOFE Chronic, May 27. 1824.
Tochin Chineſiſches Keich, Einwohner, Woi: 857
Hieäfte von Steam, zwiſchen 11 518 12° Ne. ſcheinen fie im
überer Zeit fi Angefirdeit und mit Malayen aus ber Halbins
U vermiſcht zu haben, die Mohammebaner wurden, und auch
tefe pflegen Singapore zu befuchen, wo fie beide Sprachen das
Ralapifhe und das Tſiampa ſprechen. In berfelben Periode;
1welcher die Cochin Ehinefen die Provinz. Bongsnai von
tambodja abriffen ( vor 60 bie 70 Jahren) unterwarfen fie fidh
uch diefed Kfiampa; deffen Bewohner zogen fich feitbem aber
3 das Gebirgsland im Iunern:zurüd, fo daß das Geſta⸗
eland feitbern mehr von des Anamefen Race bewohnt wusbe
e ſelbſt aber unbekannt blieben. (Eben fo hart gebrädt wie ihre
Rachbarn die Kambodier find Fe, wie jene, zu Empoͤrungen fehr
eneigt. Die Cochin Chinefifhen Truppen dewachen daher durch
Barnifonen ihre Feſten, und bie Paßeingaͤnge zu ihren Gebirge
efifeen, um fich vor ihren Ueberfällen zu fichern. Alle diefe Vers
hanzungen follen nach den Principien Europälfgper Fortiſteation
ufgeführt ſeyn.
IV. Die Moi (My, Most), fogt € rawfurd, bilden auf
Sochin= Chinefifhen Territorium eine vierte von den vorigen
rerfchledene DeiginalsMace, bie -aber bis jegt nur dem
Kamen nach bekannt iſt, ein fried liches Bolt W), das noch
zeut zu Tage bie Hauptmaſſe der Population im dee Provinz
Dongsnat, ihrem uefprünglichen Heimathſitze ausmachen fol.
Nach Miffionarberichten wied umter dem Lande ber Mot
un mehr innerer Gebirgsftrich von geringer Breite aber größeren
Ausdehnung im Zuge des I. Meridiangebirges, von ©. nah N.,
verflanden, zwiſchen Coch in China und Lao, im Norden vom
Tfiampa, wieihn Berghaus Karte ‚verzeichnet hat. Damit
kimmen Chapmansı) Berichte überein, der Die Moys Abos
riginer nennt, welche fih feit ber juͤngern politifchen Herrſchaft
In das innere Gebirgsland gegen Kambobia zmrüdgesogen has
ben; fie follen wahre Wilde feyn, ſehr dunkeifarbig, ja fhwarg
und den Kafeen (2) in Gefichtöbitbung aͤhnlich fehen:
Außer diefen etnheimifchen find es noch deeiertes, im
Cochin Ehinefiſchen Reiche angeficbeite; fremde Bewohnerz
00) J. Crawfurd Journal 1. c. p. 467. Capt. Purefoy Cursory Re-
marks on Cochin China in Aslat. Journ. Vol. XXT. 1826. 8.
P. 145. 2) Chapmans Relation d’an Voy.-& la Cochin .Chine in
Asist Ann. Register 1801 ımb Malte Brun Annal. T. VII. etc.
\
858 Oſt.Aſien. Hinter-Indien. II. Wöfche, $. 84.
Chinefen, Malayven und-Europäer, unter denen tier
ſteren die zahlreichſte Claſſe ausmachen, von denen ſchon oben!
Nebde war (f. ob. S. 807 — 808). Sie find die Gewerbete::
denden 102) im Lande, die Fleiſcher, die Schneider, bie C::
Ditosen, die Tabuletkraͤmer, die Haudelsleute. Auf jedem B:::
in jedes Strafeftragen fie. ihre Laſten auf elaflifchen Balken ::
Den Schultern umher; fie find die Geldwechſsler, die Dangunic-t
jebe6 Gefchäft geht durch Hand. Gie führen. bie Stoffe,
Kleider, das Porcellan, den Thee, alle Mebicin, die Lalimma::
das Goldpapier, das im allen Tempeln bei Feftivitäten sub Tran:
mohlen verbrannt wird, und vieles andere im Zande ein. 2:
Malapiſchen Anfiedler find auf die Oſtküſte des ©:
von Siam beſchtaͤnkt, zwiſchen 11 bie 12° N. Br., und zwar rn
auf 2 Hauptpunde Pongfam und Kampot. Dies babın a
ihre Mohammedanifche Religion beibehalten, ſprechen and ik
Malapiſche Sprache, obwol dieſe mit vielen Efiampa vn
Kambodja Wörtern vermifhe If. Man zählt ihrer 4 bis 5001
Die von Crawfurd befragten, wollten aus:bem Sürfleattun:
Johore flammen, wußten aber nichts über die Emigration ibıe
Verfahren. Mit dieſem Lande Sohere, wie mit Pahang, K—
lantan und Tſingano, unterhalten fie bis heute Handelsderdir
bungen, und führen dahin GStid:Lad, grobe Wollfabeikate ırı
Seidenwaaren. Schon vor anderthalbhundert Jahren traf te
Sercapitain Dampier, bei ber Infel Pulo Ubi, zwei ik
Schiffe auf ihrer Weberfahrt nach Malacca, die er fire Die heim
und am gefchidteften geführten Schiffe unter allen erklärt, bie «
auf dieſen Reifen getroffen hatte. Zu biefes Urtheil ſtimmt aus
J. Eramfurd neuerlich ’) mit ein. |
Die Europäifhen Anfiedlungen in Cochin Chin:
und Tongking fangen mit den Stiftungen. der dortigen Mik
fionm an, welche feitdem an ber Bekehrung ber Anamefen cha:
Unterloß, zu arbeiten bemüht geweſen, aber zugleich einen nit
geringen Antheil en ber. politiſchen Geſchichte des Landes genom⸗
men habın. Feru. Acoſta, ein Portugiefe, kam nah Berri
ſung Cochin Chinas zu Anfang des XVi. Jahrhunderts nah
"Macao, unb forderte die dortigen Jeſuiten (f. ob. ©. 828) ja
102) J. White Voy. to Cochin China. London 1624 5 262.
2) 3. Crawfurd 1 c. p. 468. _
-
N
Cochin Chineſiſches Reich, Europier-Miffionen. 959
ner Miſſion dahin auf. Pater Sranc. Buzomi*) aus Nm
5, von dem Pater Diego Carauaille begleitet, dee bort als
Taͤrtyrer feinen Tod fand, ging im Januar 1615 dahin ab, und
teb einige 20 Fahre im Lande, wo er als Apoftel von Eros
inChina verehrt ward. Als die Pforte von Japan durch
e dortige Ausrottung der Cheiftenmiffion gefchloffen war, ſagt
te Dat. de Rhodes, that fi für das Chriftenthum die Pforte
on Godhin China auf; Pat. Gabriel de Mattos, Pros
zrator der Sıfuitenmiffion der’ Provinzen im Orient, Tchiffte mit
Patres im Jahre 1624 von Macao nah Eohin China;
as vom Pat. Buzomi begonnene’ Werk weiter zu führen, unb
lesmat begleitete ihn Pat. de Rhodes, weicher feitbem bie zum
Sabre 1645 unter den feltfamften Schickſalen einer dee eifrigſten
lusbdreiter des katholiſchen Geremoniales in Cochin China und
Eongfing (wohin er im Jahre 1627 ats erſter Apoftel 5) ging,
a der Pat. Jul. Baldinoti aus Pifloja vor ihm, im Jahre
6%, eigentlich ohne Wirkfamkeit blieb) ward. De Rhodes
‚atte das große Verdienſt, zuerft die Anamefenfprache genau
u erlernen, er gab daruͤber Grammatiken und Wörterbücher fhe
Portugiefen und in fateinifher Sprache heraus, und beacbeitett
ven Catechismus 6) für bie Propagande zu Rom, in Anus
meſen⸗Sprache, um, wie ee fagt, das Evangelium Jeſu Chriſti
‚us fördern ‘in einer Sprache, die bis dahin nur den Dämonen -
zedient hatte. Beim Eintritt unter das Volk, meinte er, nur aus
offen Munde ein Gerwitfcher, wie einen Geſang (gazouillement)
3er Vögel zu Hören; dieſer Iöfete fih ihm aber bald in eine mos
nofgllabifhe Sprache auf, vol wechſelnder Betonungen
derfelben gleichlautenden Spiben, bie ee doch nad einem Jahre
[o gur erlernte, daß er darin, und wieer meint, nicht ohne Er⸗
folg predigen konnte. Im Sabre 1625 waren 10 Retigiofen der
Sefuitenmiffion, die al6 Prediger in allen Provinzen bes: Landes
umherzogen, und vielen Eingang zumal unter dem Volke fanden,
doch auch hie und da unter den Großen des Landes, deren Theil⸗
nahme jedoch immer nur auf Aeußerlichkeiten begründet war, deren
Einfluß (wie durch Geſchenke, Benugung der Uhren mit Schlag⸗
werten ?), Krankheiten, Todesfälle, — Mirakel) die m übe
2. Alex. de Rhodes — Voy. en la Chine et autres Roisumes
etc. Paris sec. Ed. 4 . 1606, p. 66. °). ebend. 2m
170-171. °) ebend. p. 8 70. ?) ebend. p
960 | Oſt⸗Aſien. Hinter-Indien. II. Abfchn. 4. 84.
zen Zweck ungemein eifrigen, unermuͤdlichen und kuͤhhnen Ser
ten:Patred, klug genug zu benutzen verſtanden, aber benned >
befländigen Anfehjungen, Hemmungen, Willtühren und In
neien ber Minifter und Fürften nicht überwinden Zonnten, ı
auf bie Dauer, wonach fie wol trachteten, auch die Deren z
Lande zu bleiben. Bon Zeit zu Zeit wurden ihre DRifftenen, :
viele Taufende ſich auch hatten taufen Laffen, und fo viele Ca
chumenen und Guccurfalm fie ſich gebildet zu Haben ſchmeid⸗
ten, doch immer einmal wieder tweggeiagt, zumal wenn ihre Ba
ven ber Polygamie ober der Verſtoßung ber Weiber 8) wie
ſtritten, oder die allgemeine Landes dürre, und Wange cı
Wegen, ihnen, als ben fremden Zauberern bie dem Lande I:
heil beädyten,, zugefchrieben wurde, u. a. m., ein GSchidfal, ki
den Pater be Rhodes fünfmal traf, bis im Jahre 1646 ir
ganze Miffien 9), die fih ſchon in vielen Häfen und Scam
und zumal auf dem Lande in ber untern Volksclaſſe feflzufee
beohete, mit Gewalt aus dem Lande vertrieben wurde. Sie ;y
fi) aber immer nur nach dem benachbarten Macao binden
‚von woher die nahe Ueberfahrt, zu ber in ber Regel 14 Ze
hinreichen, mit jedem Portugiefifchen Hanbelöfchiffe Leiche wire,
durch bie beiden folgenden Jahrhunderte bis in die Gegenzei
neue Miffionen, an denen es nie“gefehlt hat 10), weil ſtete Rue
zungswechfel im Lande den Einfluß der Partei nehmenden Fra:
Unge beguͤnſtigten, zurüdfühete. -
As die Dortugiefen aus ade; und fpäter, 160
auch aus, Malacca, mit Feuer und Schwerdt verfolgt umb ve
jagt. wurden, fiebelte fich eine nicht unbebentende Anzahl jmz
dort entfiandenen Mifchlingsrace Europdifcher Halbabkunft and
an den Cochin Chinefifhen Küften an, deren Nahtommen!;
dort noch Heute eriflicen, aber von den Landeseingebornen, weicht
auch die Kaufe angenommen haben, kaum zu unterfcheiden fiat.
Hollaͤnder und Engländer haben zwar auch ale Haude.
leute ihre Sactoreien in Tongking gehabt; aber biefe nur tm
poraͤren Verhaͤltniſſe firieten fie nicht im Lande, wie die Pertz:
aos) Pre le Royer Superior Lettre 'Tongking 10. Jani 1700. &
Lettres Edifiantes et curieuses des Miss. Etrang. Nour. Ed. Par:
1781. 8. T.XVL p.-& °) P. Al. de Rhodes L c. p. 112, 115
123, 126, 127, 140, 227, 245, 261. 10) Letires . et
rieuses des Miss. Etrang. Lc. T. XVI. p. 2—81; 19-17.
180-199 etc. **) J. Crawfurd Journ. I, c. p. 459.
-
Cochin Chineſiſches Reich, Europaͤer⸗Miſſionen. 901
tefen aus früherer und bie Franzoſen in ſpaͤterer Zeit, bie
ei den jüngften politifchen Revolutionen einen größern Einfluß. |
ns Lande gewannen. -_
An den Miffionsbeiefen aus bee Mitte des XVII. Jahrhun⸗
erts giebt man die Zahl der Chriſten mit vielen Religioſen,
veihe Tongking, das des Größe von halb Frankreich‘ vers
jlichen wird, auf 250,000 12) an, bie ber Sapanifhen Mifs
ion auf 120,000, bes Fremden: Miffion auf 80,000, die dee
Meiffion dee Propaganda auf 30,000. Die Confecrationen ber
Bifchöfe und Coadjutoren daſelbſt gehen bis in bie neueſte Zeit
(1821); aber viel Lehrreiche® für Land und Volk ift daraus niche
zu fchöpfen 13), Nach einem Bericht bes Pat. Joh. Koffter)
aus Prag, waren im Mai 1742, in der Miſſion in Coins
China, von woher er feinen Brief datirt, 6 Srangöfifche Clerici,
2 Spaniſche Franciscaner, 5 Portugiefifhe und 4 Deutfche Je⸗
fuiten Miſſionare.
Nach Crawfurds Erkundigungen (1822) 15) flimmten Ale
darin überein, daß die Cochin Chinefifhen fogenannten Chriften
zu des aͤrmſten und verachtetften Volksclaſſe gehörten, daß fie gar
keinen politifhen Einfluß ausübten, und daher auch nur geduldet
wären; Indifferentismus gegen alle Religion überhaupt,
und die Sitte der Polygamie, legten der Verbreitung ber ka⸗
sholifchen. Chriften die meiften Hinderniffe in den Weg, und ih⸗
rer Ausbreitung wird ſtets einige Miegunſt von Geiten bes eine
beimifchen Gouvernements entgegenſtehen müflen, weil fie das
Eindringen ber Fremdlinge von außen, gegen bie man eifers
füchtig ift, begünfligen. Man fagte Crawfurd, es gebe in
Cochin China an 100,000, in Kambodja an 25,000, in
Tongking aber an 300,000 Chriften; alfo in Summa as
425,000, eine Zahl, bie freilich, fehmer genauer nachzumeifen ſeyn
mag. Im Jahre 18% 16) will man in zunatins 8492, in
13) Lettre Edif. et cur. 1. c. p. 180. 2.) 1. Beni. Eveqgue de
Gostyne Vicaite Apostolique du Tonguin occid. Lettre Tonq.
5. Aou 1819. in Malte Brun Nouv. Ann. d. Voy. T. XV. p. 278
283; besgl. Precis de Nouvelles recues des Missions de Chine
et des "Royannes Voisins en 1822 im Journ. Asiat. T. I. 1822.
“118 — 375 etc. 10) Dat, Joh. Koffler Brief aus ber Miſ⸗
Cochin Shina ben 5. Mat 1742 aus einer Abschrift im Archive
gu Glatz, im Boten aus ber Grafſchaft Slay 4. Dct. ar Kr. 403
mitgetheilt durch einen unbelannten Breund. 16) J. Orawfurd
Journ. 1. c. p. 469. 10) Jourm, Asia. l. co. T. I. p. 376.
Ritter Erdkunde IV. Dyp
962 DfteAfien. Hinter-Indien. II. Abfchn. $. 84.
Cochin China 4682 Kinder, alfo zufammen 13,174 Kinte c
tauft haben, und dazu in Tongking ncch 1267 Kinder !-:
Heiden, in Cochin China 1293 desgleihen, wo gegenmärtig cri|
12 Kiöfter durch den Bilhof von Veren, darunter aud f-
Nonnen, errichtet fepn follen, was auf eine gleichmaͤßig Karte 3:|
nahme fließen ließe. Einer der merfwürdigfien Dränner bier,
Miffionen in deu neuen Zeit if der Bifhof von Abrea!
Georges Pierre Pigneaur de Behaim (aus Brüffel er:
aus Laon gebürtig), ein katholifher Miffionar Les Franciskar
Drdene in Cochin China, von Geift und großem Character, wi;
er den ausgezeichnetften Antheil an der Reftauratien k
alten, rechtmaͤßigen Megentenflammes auf den Thron von Ce—
hinChina hatte, und buch bie Hülfe, die er mie Frankreio
zu vermitteln wußte, wie durch bie Umgeflaltung, die er ſelbi
dem Cochin Chineſiſchen Staate durch Franzoͤſiſche Ingenien
Kriegsmaͤnner, Kuͤnſtler, und durch fein eigenes Regiment ai
Prinzenetzieher und erſter Miniſter zu geben verſtand, feinm
Landsleuten, den Franzoſen, den größten Einfluß im Meiche ve:
fſchaffte, und dieſem eine glaͤnzendere Bahn unter den Gtoatn
bes Driented eröffnete (f. unter Geſchichte). Auch als Driffione
fchreibt man ihm das Verdienſt zu, in der Gapitale gut: Sie
ten angelegt zu haben, in denen die lLateiniſche Sprache 4
lehrt "wird, in welcher wirklich die 3 Mandarine, dag Mordamıi
kaniſche Schiff des’ Capt. 3. White, das im Jahre 1819 in m
Turon-Bai einlief, eraminirten 117), weil es keinen der Bandık
ſprache Kundigen an Bord hatte. Der. Purefoy 19) bericht,
ein Funfzigtheil der Bevölkerung der Capitale folle roͤmiſch:kathe—
‚lcd geworden ſeyn, und bie Miſſion, unter des Biſchof von
Adran mürdiger Leitung, fehr gute Fortſchritte gemacht haben.
Er’habe zugleich durch Toleranz, Wohlwollen und Gelehrſamkei
fi fo beliebt gemacht, daß ihm neben deſſen Landſitze vom Ri
nige ein Monument mit einer goldenen Inſcription errichtet wer:
den fey, und daß der aufrecht flchende Grabfiein Immer mit ci
‚nem Stud gelben Seidenzeuges behangen ſey, was nur cs
Vorrecht der koͤniglichen Familie if.
“ ar) J. White Voyage to CocliinChina 1. c. p. 78 eto
1°) Mr. Purefoy Cursory Remarks on Cochia China in Asiat. Joum,
*.... Vol, XXIL 1826, p. 144, .
.i
. Codin Clineſiſches Reid, die Anamefen. 963
12. Die Anamefen, d. i. das Volt von Zongling und
Cochin China.
Schon im erften Cochin Chinefifhen Dorfe, das wir bes
aten, fagt ber teefflihe Beobachter Dr. Finlayſon 1%), in
andyu, nahe dem St. James Cap, fanden wir ſogleich
anz anderes Volk, andere Sitten, und zu unferer $reude,: als
isher bei Siameſen. Das Dorf liegt im Sumpfboden zwiſchen
Nangroves (Rhyzopl:ora ꝑymnorhiza); bie Einwohner zeigten fidy
reundlich, aufmerkfam, zuvortommend, ohne brutalen Hochmuth,
Neugier, doch mit guter Lebensart. Sie begnuͤgten ſich nur das
nie unfere Kleider zu berühren, obwol fie dabei ungemein gefpräs
big, ja fhmaghaft bis zum Uebermaaße waren. Der Commans
ant des Ortes, obwol über 60 Jahr alt, hatte ein zum Erflaus
ren lebendiges Geficht in alle Leidenfchaften und Ausdrüde übers
pielend bis zum Lachen, vom tiefen Ernſt zur größten Angit, und
‚on Gedankenleere bis zur Verzweiflung; babei alle Manieren
316 zum Raffinirten hoͤflich. Diefe Beobachtungen twieberholten
ich durch ganz Cochin China WW), wo es befonders auffallend war,
wie wenig die Individuen diefer Nation, unter ſich, in
Seftatt und Geſichtsbildung differiren ; alfo geringere Individua⸗
lität der Entwicklung bei genereller Uebereinſtimmung des Nas
turells und der Charactere, wie bie8 mol mehr vorheres
ſchende Erſcheinung des Morgenlandes wie bes Abendlandes übers
haupt if. She phyſiſcher Schlag, dem der Malapen und
Siamefen zwar analog, flimmt jedoch keineswegs mit benfels
ben überein, fondern zeigt fogar in vielen Puncten das Gegen»
tbeil. Eine genauere Unterfuchung bewährt. auch ihre Abſt am⸗
mung von ber Race der Mongholen (Zartaren), doch als
eine Varietaͤt jener großen, weitverzweigten Menfchen = Abtheilung.
Die Anamefen find der Statur nad) wol der Fleinfte
Schlag?!) dieſer Abtheilung dee Bewohmer ganz Gentral- und
Oft: Afiens; flämmig, unterfegt, und dadurch noch geringer an
Größe erfcheinend, ats fie wirkfich find. Unter 21 Soldaten und
vielen vom Wolke, die Sinlayfon mefjen ließ, betrug bie mitts
Iere Höhe nur 5 Fuß 27 Zoll Engl. von 11 Perfonen derfelben,
war das Mittel ber Armlänge 12, 4 Zoll, vom Vorderarm 10, 15
10) G. Finlayron Journal 1. c. p.298. 20) ebend. ch. X. p. 373
”1) J. Crawfmd Journal.l. & p, 481; G. Finlayson Jonrnel le
p. 876 — 374.
Ppp2
964 Oſt⸗Aſien. Hinter-Indien. II. Abſcha. $. 82.
Zoll; ber Umfang bed Bruſtkaſtens (the girt of the chest) on
breiteften Etelte 2 ug, 9300 Engi. Ale find binfidhtlich der Sri
unter bem Mittelfchlage der Malayın und Siameſen; abır
weniger fchwerfäliig und von weniger plumpen Formen wir je
Dies find allgemeine, unterfcheidende Auffallenheiten bei den
hin Chinefen.: Ihre Geſichts form iſt meiſt rumd, kurg,
ſenkrechter dem transverfalen Durhmeffer faſt gie
Diefe Slobularform des Schäbelt, der eher mach hisz
fih ausdehnt, die faft runde Geflaltung, weihe bei Krazı
vorzüglich bervostritt, und aud in Harmonie mit ber uͤbeige
Körpergeflalt dort als bie größte Shoͤnheit gilt, umd iı
—Kreisform des Sefihes, find characteriflifhe Eigenpei
bei diefem Volksſtamme. E6 fehlt ihnen die framsver:
fale Geſichtsbreite der. Malayen, es fehlt ihnen bie Gy:
linderform des SiamefensGchädels, wie das ſtarke Ber:
fpriugen ber Unterlinnläde, das bei Siamafen und als
fi) auszeihnet, obwol auch ihr Kinn groß und beeie if. m
Vorderkopf und ihre Stirn ift kurz und Bein, fie haben ſtarke Dab
kenknochen, ohne baß biefe hervorträten, wie bei Mongholen; d
fehlen ihnen die Sangs und fchiefgefchligten, angefchwollenen Is
genlieder, welche bei den Chinefen fo characteriftifch find. Ste
Augen find mehr rund als bie der Chinefen und GSiamecr,
auch klein, aber lebendiger, meift dunkelſchwatz, daher ihr Anfo
ben weit frifcher, feelenvoller. Die Naſe ii Hein, aber gut p
bildet, nicht platt, ohne jene weite Ausbreitung ber Mafenflöxl
ihrer füblichern Nachbarn, aud find bei breitem Munde ihre Ei
pen nur mäßig did, ber fparfame, haͤßliche Bart ift ihnen mi
der Mongholen-Race gemein, nur etwa mit einem Dugend fifa
ſchwarzer Haare ift das Unterkinn beſetzt; vollſtaͤndiger tritt er a
Schnurbart hervor. Das Haupthaar iſt hart, ſchwarz, lan,
dicht; der Nacken kurz, die Hautfarbe wie bei Chineſen gelb, fer
ner dunkel, die Frauen oft fchönfarbig, wie bie füblichen Cum
päerinnen. In ihrem ganzen Habitus iſt die Affünitaͤt mi
der Mongholen-Race noch unvertennbar, aber nicht fo ens
fhieden wie bei Siamefen. Die Differenzen dieſes Menfhe
ſchlages find gar nicht ſchwer im Allgemeinen aufzufaſſen, wel
aber im Befondern bie präcifern Ausbräde und Unterſchiede gegen
andere Abweichungen zu finden und feflzuftellen. Die fo hoͤcht
intereffante Lehre von ber Verwandtſchaft des Körperbau ber
Cochin Shinefifches Neich, die Anamefen. 965
MW ötlker!??) Tiegt leider noch fehe im Dunkel, fo lange die von bee
Bewmreinfamen Norm abweichenden Kormen, die verfchiebene Spes
cies oder Racen heißen, auch mit den Voͤlkerverzweigungen oder
Tribus verwechſelt und In Verbindung gefegt werden. In den
meiſten Fällen find die Differenzen mehr ſcheinbar als reel,
mehr imaginär ald naturgemäß, und über Urfprung, Geſchichte,
innern Zufammenhang jedes beſtehenden, gefonderten Voͤlkerzwei⸗
ges iſt die Sorfhung bie jegt gewöhnlich rathloß, und muß zum
Factum jedesmal die Hppothefe zur Ausfuͤllung dieſer Luͤcken hins
zuthun. Wir bleiben hier bei Thatſachen flehen.
Ein gewiffee Grab von Schönheit iſt der Form der Ges
ſichto bildung des Cochin Chinefen, zumal den Srauen, nicht abzus
: fpeechen, obgleich fie niemals eigentliche Schönheiten find; er zeigt
fich mehr in dem Ausdrud, In der Haltung, in der Harmonte,
= in einem gewiffen Grade der Munterkeit, Intelligenz, dem guten
Humor, was man bei Chinefen und Siamefen vergeblich fucht.
Auch ihre Leibesgeftalt zeichnet fi durch gutproportios
—nirte Sormen, und wenn auch im Kleinen doch mwolgebildete Glie⸗
- der aus. Ihre Bruſt iſt breit, obwol kurz, doch von geböriger
- Woͤlbung, in den Hüften find fie fehe breit; die obern Glieder
: find fang, die’untern kurz und flämmig. Ihre Glieder find zwar
: dick, doch nicht buch Fett angefchwellen, und bei ihnen überhaupt
; die Tendenz zum $ettwerden weniger einheimifch, wie bei Chines
fen u. a. Ihr Muscularfpflem ift weit flärker, gut ausgebildet,
e ihre Schenkel ſtets ſtaͤmmig und gut gebildet. Die Bergbewohs
: nee?) in der Rähe der Reſidenzſtadt Hue, welche bei der Lands
zeife nach Turon als Träger der Palankine bienten, waren ſehr
flämmige und flarke Naturen, deren nur 2 zu einem Palankin
; dienten, unb mit diefem nicht ruheten, bis fie ihre Station er:
s weicht hatten. Mit ihrer Laſt fliegen fie bergauf und ab, bie
fteitften Höhen mit größter Leichtigkeit, Schnelligkeit, Sicherheit.
ESie find ungemein wohlmollend, aufmerffam, neugierig, nachſichtig
gegen Fremde, hoͤflich, mit angenehmen Manieren, lebendig, im⸗
mier vom beſten Humor, leicht zum Lachen erregt, und wol unter
ı allen die ſtets am froͤhlichſten gefinnten Drientalen.
1232) 5, C, Prichard Abstract of a comparative Review of Pbilolo-
ea and Physical Researches as applied to the History, ’of the
uman Species in Report of the first and sccond Meetings of the
Brit. Assotiat, for the Advance of Science at York. Lond. 1833.
8 p. 529—544,. °®) G. Finlayson Journ, L. c, p: 408.
*
maı
9665 Oſti⸗Aſien. Hinter-Indien. IF. Abſchu. 4. &.
Doch iſt auch bei ihrer großen Beweglichkeit der Uebergam
Sreude zur Sorge leicht und ungemein ſchnell, oft unbeur‘
bis zum unfinnigen, flatterhaften, thörichten ; dieſen ſau
Wechſel ihrer Aufmerkfamkeit und Beſchaͤftigung nad Inne⸗
Außen mit den Gegenfländen, ſagt Finlapſon, kinus
nur mit ber Natur gewiſſer Affenarten vergleichen.
Ihre Kleidung ?) ift mehr paffend und biguem alzı
gant, bei beiden Geſchlechtern fehr ähnlich, im alten Coilim:
Chinefen, ehe diefe genöthigt wurden die feltfame Zeadt i
Zartarifhen Gieger anzunehmen. Dbwol im warmen Elm:
ben fie doc) ſtets, die Seeleute ausgenommen, dekleidet, un: fd
ber Geringſte vom Kopf bis zum Fuß; fie zeigen fidy darin ı
anftändiger als die oft halbnackten Siameien, da fie großen Be
auf den Pus legen, und voll Eitelkeit find. Beide Gefglir
tragen weite, haͤngende Beinkleider, darüber 2 bis 3 loſt, &*
gende Oberkleider, mit langen Oberärmela und Uebertänze #
an die Hüften oder zu den Knien. Der Reiche hängt allen E:
feidene Roben über, häufig einen ſchwatzen Geidenmaat #
blumigem Silber. Das Haupthaar wird lang getragen, in $
ten geſchuͤrzt und auf den Kopf gebunden, wie vor Au
Chinefen. Durdy die Tracht der Turbane unterſcheiden fü"
Stände; die Männer von ſchwatzem Crep, die Weib Mm
blauem. Die Kriegs- und Civilleute ‚tragen verſchiedent: ;
Trauer, alle von weißer Farde. Baummollenkleider werden 1E
feltonften getragen, auch das gemeine Wolf trägt geobe Cat
zeuge, weiche die Cochin Chinefen ſtets ſchwarz färben. CR
tragen nur die Reichen; ale Schmud Aumeinge, Brake
Goldringe, Perlen, Amber, der aus Yünnan kommt und aM
Zierrath. Zeug, mit emblematiſchen Drathen ducchwebt, IE
“in China, nur Tracht des Königshaufes und ber Mandarse
erſter Claſſe; weiß iſt allgemeine Trauerfarbe; doch and #
Nationalflagge iſt weiß, die koͤniglichen Farden find auh he
wie in China, gelb und orange.
Dos Kauen von Areka, Betelpfeffer und ungeliſt⸗
Kalk, iſt ganz allgemeiner Gebrauch bei den Cochin Care
doch thun fie keine Catehu (‘Terra Japonica) hinzu, M* ;
Diatoyen; auch Tabad rauhen und kauen fie; jeder Bond
*?*) J. Crawlurd Journ. 1. c. p. 486; G. Finlayson Jun 2. |
p- 329. J. White Voyage to CochinChina. Lund. 1824 F
Cochin Shinefifhes Reich, die Anameſen. 967
hat die Eigarre im Munde, und jeder Trupp Volks if in Ta⸗
badsdampf gehuͤllt. Ihre Wohnungen find groß und bequem,
sus Erdwüllen aufgeführt, mit Ziegen bededt, feliner mit Pulm:
bfiürtern 3; es find nur halboffne Hallen, in denen fie ihte Ges
Fchäfte abmachen, ihre Waaren feil bieten, die Fremden empfanz
gen u. f. w. In dem hinteren Raume ift ihe Hausaltar, und
Die zweite Hälfte nehmen die Wohnzimmer ein, Beide Gefchlechs
tes fanden die Britiſchen Reifenden nicht wie die frühern Frau⸗
zöfifchen Berichte fie ſchilderten, fondern in aͤußern Grenzen des
Anftandes, wenn aud ihre Sitten ſehr Loder find. Dagegen das
Innere ihrer Wohnungen ,. wie ihre Kleidung, ſeht unreinlich,
widerwaͤrtig, trog ihrer ſchoͤnſten Seidenſtoffe, voll Ungeziefer, wie
bei Chineſen, Siameſen, Biemanen, und ungeachtet ihrer vielen
Ablutionen. Dieſelbe Unreinlichkeit iſt dem Fremden Ekel erre⸗
gend, bei ihren Mahlzeiten, wobei fie Krokodile, faule Eier, ſchon
halb ausgebeütete Küchlein, faule Fifchbrühen, Ungeziefer u. ſ. w.
als Deticatefien geniegen, und an das Maturleben der Affen ers
innerten. j
Der Character 3: der Cochin Chineſen iſt, wie oben
gefayt, freundlich, wohlwollend, gutmütbig, unruhig, immer ſchaͤ⸗
kernd, ſchwatzend, lachend, voll Humor, fanft, gelehrig u. f. w.,
als lebten fie unter der glücklichſten Regierung, und doch find fie
das eiendefle Sclavenvoll. Dft genug muß das Volk für feinen
Leichtſinn und feine Froͤhlichkeit duch die Boftonnaden mit beim
Bambus büßen. Da die höhern Elaffen der Gefellfhaft den Ernſt
der Chinefen affectiren, und Jeder vom oberen Range dem untere
‚ihm ftehenden, Bambusftreihe aufzählen zu laſſen das Recht hat,
dem ſich auch Jedermann mit merkwuͤrdiger Hingebung unterwirft,
wodurch dieſes Gefchäft immerfort im Gange bleibt. Bei alledem
find fie ungemein eitel und haltın fih für das erſte Volk ber
Erde, nur den Chinefen laffen fie den Vorrang, das einzige Vote
zu feyn, dem fie Hochachtung ſchuldig feyen. Die Kambodjas,
ihre Nachbarn, fehen fie als Barbaren an, faft eben fo die Gias
mefen; doch find ‘fie darin nicht confequent:; denn auch gegen
Fremde find fie ſehr zuvorkommend, hülfreihz munter, gefellig,
gaftiih, dDadingegen die Siamefen, den Briten vom Höchften
bis zum Gemeinften unter dem Volke wie habfüchtige, freche, zus
dringliche Bettler erfchienen. Nur die königlichen Beamten, uns
26) I Crawfur.! Journ. 1. c. p 488; G. Finlayson I. c. p. 382.
a
(4
968 OR-Afien. Kinter- Indien. II. Abichn: $. 84.
ter den Cochin Chinefen, zeigten fi gleich raubgierig, ber geme fi
Mann keineewegs gegen bie Scemblinge, fondern er wor f::
darauf bedacht, für jede auch die Bleinfte Gabe ſich durch «in ©.
gengefhent dankbar zu bezeigen. Man giebt ihnen jedoch :
Lande auch Schuld biebifh, raubfüchtig zu ſeyn, aber grau!:-
Mörder find fie nit. In ihren Ehen 20) finder Treue flatt :
ber Fehltritt wird criminell beftraft; aber die Chelofem leben |
freieſter Vermiſchung, ohne Makel deshalb für die Zukunft dat:
zu finden, der Vater verkauft fogar feine Toͤchter an bie Fur!
finge auf beflimmte Zeiten, ohne daß fie diefes himbderte fpäter ©
Ehen einzugehen. Aber die kleinſten Uebertretungen der Gatıı
gen und herkoͤmmlichen Gebräuche, wie des Mefpectes m. derc
werden in allen biefen Verhältniffen auf das firengfke beita’.
Me. Purefoy), der fieben Jahre lang in Cochin Chine H:r:
delsgeſchaͤfte getrieben, giebt die fonderbare Nachricht, daß ti:
Stauen bort ſtets viel mehr Mädchen als Anaben gebären ſelen
man rechnet auf 5 Mädchen einen Knaben ; ſeibſt die der ra:
heiratheten Franzoſen haben ſtets mehr Tochter zu Kindern. Di
Eingebornen fagen, dies ſey Behexung ihrer Feinde, die ihnn
ſtaͤrkere maͤnnliche Kriegsheere misgönnten. Nach Cramwfurt?)
heirathen die Männer dort felten vor dem 20ften Jahre, bie Fe
"hen ausgenommen, die «6 fhon vom idten Jahre an thun, fr
bald fie eine Frau kaufen ober ernähren können. Der Pre
wird an die Eltern der Braut gezahlt, bei deu Armen iſt er eft
ſehr gering, beträgt oft nur 10 bi6 20 Kwans, bei Wohlhaben⸗
dern 40 bis 50, bei Reichen 100 bi6 200. Abtreibung it
Frucht iſt kein Verbrechen (mie in Sormofa, f. oben ©. 879);
Kindermord wird nur felten als folder angefehen. Die Wer
ber werden nicht eingefchloffen wie in China, genießen aber barım
doch einen groͤßern Mefpect; ber Mann kann feine rau bis auf
ben Tod prügeln. Liebe if felten, die Weiber ziehen bie Guni
der Fremden ber ber Einheimifchen vor, zumal die der Chine⸗
fen, die fie befier behandeln. Leider hat das Gonvernement burd
‚Geiz, Stliberalisht, Despotie und flete Wechfel der Parteien, feit
Jahrhunderten, ſehr nachtheilig auf diefen Volkech aracter einge
wirkt; das Volk iſt dadurch gänzlich verarmt, erniebrigt, zerknick
26) G. Finlayson Journal 1. c. p. 309, 383. 37) Mr. Purefoy
Cursory Remarks etc. Asiat. Journ, xAIl. p- 146. ?°) J. Coar-
furd Journal 1. c. p. 521.
Cochin Chinefifches Reich, die Anamefen. 969
es edlere Gefuͤhl in ihm erflidkt, duch bauernde Sclaveren
rd harten Drud verthiert. Die Bewahrung eines gewiſſen Ges
‚516, unter dem gemeinften Volke, gereicht ihm noch zur Ehre,
wie fein Scharfblick, feine natürlichen Anlagen dadurch doch
icht ganz unterdrädt werben konnten, obwol fie fihiefe Richtuns
en erhielten. So wurden fie liftig, furchtſam, betrügeriſch, falſch,
nmaßenb, frech, zanffüchtig, hochfahrend und tyranniſch; doc
nponirt ihnen Ernft und Fefligkeit des Characters leicht.
Durch das Verbot der Emigration und des Reiſens in bie
Stemde wird das Volt in Unwiffenheit und Uniterwärs
igkeit erhalten. Die fisengfte Etiquette und das furchtbarfte
Spionenwefen madt fie falſch, tüdifh, boshaftz die Ent:
icheidung in den feierlich und unter dem Schein bes echt ges
haltenen Gerichtöhöfen gefchieht ftetd nah Beftehung, unb
fördert die Verbrechen der Reichen ; die Armen muͤſſen kniend ihre
Bittſchriften vor das Geficht Halten, weit fie die Richter nicht ans
fehen dürfen, ihe Elend macht fie gleichgültig, feibft gegen die Todes⸗
ftrafe, die in Enshauptung befteht. Durch das Militairfyflem,
wobei ſtets zwei Drittheile ber männtichen Unterthanen als ſchlecht⸗
abgelohnte Soldaten Kriegs⸗ ober Staats: Dienfte thun muͤſſen,
wird die große Maſſe faul und untHätig, jede Induſtrie gehenrme
und unterdruͤckt, zumal ba biefe Confeription vom 18ten Jahre
bis zum 6Ojährigen Greiſenalter (wenn fchon viel Urlaub flatt
findet) anhält. Daher muͤſſen bie Weiber 2) die Arbeiten thun)
fie pflügen und fäen, bauen und befchiffen bie Flooße, find
"Schmiede, weben die Zeuge, führen ben Handel, und der Weibers
tagelohn wird hier eben fo bezahle wie bie Männerarbeit. Sie
follen wahre Amazonen feyn, und felbft im Kriege mit Lanzen
Fechten. Nur wo das Souvernemene nicht druͤckend einwirkt, wie
3. B. auf die Käftenfifcherei, um die es fi bis jegt gar nicht
betimmert, da zeigt fi) Induſtrie und freietes Leben; aber feibft
die Cabotage Keht unter dem Deud 30), denn jedes Schiff muß «ine
Anzahl Artikel, meift Reis, Peoviant, Holz u. a. für bie Trup⸗
pen, für den König frei transporticen und am beftimmten Orte
abliefern, wodurch jede freie Unternehmung gehemmt wird, und
dabei hat das Schiff doch wie jedes andere die ſchwerſten Abgas
20) Mr. Pu oy Cursory Remarks on Cochin China I. c. Asiat.
— — p- 146. e°) J. White Voy. to Cochin China
c. p.
970 Ar Aſien. Hinter⸗Indien. II. Abfchn. $. 84.
ben zu zahlen. Natuͤrlich fucht man buch Liſt dieſem Druck a:
alle Act zu entgehen.
Die Relügion !3!) hat nichts bazu beigetragen die Raticı
zu heben; genauer betrachtet, fagt Sintapfon, ift fie de ta.
ohne Religion. Es fehlt ihnen jeder religiöfe Unterricht, fie b::
ben feine Lehrer, Leine Priefter, keinen Stand, der dem Dei:
vorleuchtete; jeder geht feinen eigenen Weg. Darin beſteht «-
fehr großer Unterfchied zwiſchen Cochin China gegen Siam un:
Hindoſtan; aber au gegen China Denn in Cochin China if
zwar aud) alles, wie in China, voll dumme Superflicion;
aber «6 fehlt ihnen bie Devotion, fie haben kein Dogma,
keine Zeloten. Die wenigen Prieſter (Talapoinen) fin
Saum der Rede werth, fie find ohne alles Anſehen. Gie haben
unzählige, Eleine, aber elende Tempel, Capellen, Altäre, aber keine
Zempelbauten,, keine Prieſterſchulen. Sie haben nur Schupyät:
‚ter und Daͤmone. Der Theism der Chinefen, die Lehre des
Confucius, dem die Literaten und Großen nach ausländifche
TBeife folgen, iſt ganz Baltherzig, ohne alle Wärme, giebt dem
Eiefüht gar keine Nahrung, beftcht in jenem ſchalen Senteszen⸗
wefen voll alter Moral, mit unfihern Pr:ncipien, im abgeriffe
nen Sägen, und ift ohne allen Einfluß auf da6 Handeln, nit:
gends unter das Volk eingedrungen. Der Gedanke am bie Zu:
kunft erfüllt fie mit Furcht, es hängt fich diefer eine Maſſe von
Alderglauben an, deffen Laft 108 fu werben, fie ihre nichtigen Opfer
‚arıf den Altären barbringen, zumal Weihtauch, oder fie brens
nen Kerzen, oder Goidpapier an, werfen die Schnipfel deſſelben
ncich allen. vier Winden, beifen fich duch anheften von Zetteln,
Schriften an die Pfoften der Wände, über die Thüͤreingaͤnge,
wüſſen fi) aber über alle6 ‚dies niemals Rechenſchaft zu geben,
ſondern nur um der Zucht zu entgehen, die ihnen taufend haͤß⸗
‚liche Fratzen vorgaukelt. Andere Gebräude dieſer Art haben bie
Fiſcher, andere die Seefahrer, andere die Küflenanmwohner, andere
die Landleute, die Aderbauer u. ſ. w. Nirgends bat ihre Six:
lichkeit an dieſen Gedraͤuchen die geringfte Stuͤtze. Mur be
Todtencultus, die Verehrung der Vorfahren und Verwand⸗
ten hat bei ihnen etwas Gemuͤthliches; Zodtenopfer find idnen
Pflicht, und fo nothivendig für die Ruhe der Entſchlafenen wie
-
131) J. Crawfurd uns I. c. p. 499— 000; G. Finlayson Journ.
l. c. p. 380 — 38
x
2
Cochin Chineſi iſches Reich, die EN o71
für das Seit ber noch Lebenden; doc iſt auch dieſer Cultus in
bloßes Geremoniel- gußgeartet, welches das Herz nicht mehr bes
zührt. - Das gemeine Volk folge der Bnpbhalehre), die ih⸗
nen am wahtſcheinlichſten aus China zugebracht wurde; man
giebt das Jahr 540 n. Chr. Geb. als da6 Jahr der Einführung
aw. Indeß macht ſich auch dieſer Cultus fo wenig fihtber,
daß Crawfurd, waͤhrend ſeines Aufenthaltes im dortigen Lande,
kaum etwas anderes davon wahrnehmen konnte, und ohne bie
Buddha = hole, in den bekannten‘: fißenden Formen, kaum deſſen
Daſeyn erfahren haͤtte. —
Die Sprache 23) der Amameſen iſt monoſyllabiſch, in
Ban und Character den Chineſiſchen Dialecten aͤhnlich, aber doch
ganz verſchieden von ihnen; ſie iſt wie jene ohne Inflexionen,
und wird leicht von Fremden erlernt, bis auf die Ausſprache.
Diefe zu erlernen, meint Crawfurd, ſey faſt unmoͤglich, und
‚doch ſey die nothwendig. Purefoy fagt, ihre Sprache fey an
fib arm, erhalte aber durch ben Wechſel der Ausfpralge ihren
Reichthum; z. B. das Wort ma gefchrieben heiße: Mutter, Haut,
Ser, Ziege, Reis, Teufel, Geiſt, und alle diefe Bedeutungen mür:
Den nur duch die Ausfprache unterfchieden, duch, die Modula⸗
tion der Stimme. Dies mache fie ſchwerer zu erlernen als das
. Chinefifche. Ihre Schrift beficht ganz aus ben Elementarcharac⸗
“ seren der Chinefifchen Schrift, doc, mit Abmweihungen in ben
Combinationn, Ein Chinefifhes Manufeript iſt dent Cochin⸗
Chinefen leicht verftändlich, aber nicht umgekehrt, ein Cochin Chi:
nefiſches dem Chineſen. Eine eigene Literatur, eine eigene Schrift
‚haben fie nicht; ihre Literaten fludiren die Schriften des Con⸗
futſe und die Medichn, ihre Bücher erhalten fie aus China; Chi.
nefen find In allem ihre Lehrmeiſter. Pater Aler. de Rhodes
gab, wie fhon oben bemerkt, daß erfie Anamefen Wörters-
buch heraus; der Biſchof von Adran bat neuerlich ein weit
volfländigeres großes Lericon gefammelt, das während der letz⸗
ten Jahrzehende in vollem Gebtauch war und im Beſitzz feines
Nachfolgets des Bifhof von Liot geblieben if. Auch fol der:
felbe Bifhof von Adtan einen Cochin Chinefifhen Geſetz⸗Codex
ausgearbeitet haben und ein Werk für den König bed Landes,
uͤder deſſen —— Der thaͤtige Mann ſtarb während
2) J. Crawfurd Journal I. 0. p. 500.
”2) ebend. p._ 184; Mr.
——— c. XXII. p. 147. |
\
973 Pfl-Mfien. Ninter-Indien, II. Abſcha. 4. 84.
Der Belagerung der Stadt Quinhone. Die Cocdin Chinefiid
Sprache har bis jetzt noch keinen genauen Korfcher befchäftie
wie dies ganz kuͤrzlich mit ihren weſtlichen Nachbarſprachen de
Fall war.
Anmerkung. Die aͤltere Geſchichte von Tongking, ver
Sodhin China unb von Kambobja, nah ben Annalen
ber Shinefen
Dee Zuſtand ber drei gefonderten Königreiche, welche gegemwärliz
das Eine SohinChinefifche Reich bilden, erhält aus den Ana»
ken der Chinefifden Geſchichte einige Erläuterung, weiche bx
‚Gegenwart deſſelben, in feiner innern Abhängigkeit von Ghina un
Den Nachbarn nachweiſen.
4 Die SGeſchichte von Tongling, nah Ehinefifden
Annalen.
Das Konigreich Tongking (Nankiao, Yurthang ve
älteften Zeit, das den Namen Kiaotfhi vom Kalfer Dia Wuti erhal
ten haben foll, weil deſſen Ginwohner die Fußzehen:20) Ereugmeii
übereinander Iiegenb haben) wirb ſchon 200 Jahre v. Chr. Ge.
von bem Shineftfcyen Kaifer Wuti ?*), dem fünften ber Han-Demw
ſtie (f. 06. S. 762), als eine Shinefifhe Provinz in brei di
firicte gefbeitt, weldhe die Namen 1) Kiaotchi mit ber gleichnamige
Stadt (jest Kecho, f. ob. S. 920), 3) Kieoutdhing mit ber Stabt
Aſing hoa fu und 3) Genan mit ber Stadt Kouang nan fu au der
Soͤdgrenze bed Reichs führen. Gpäterhin erhielt Tongking, tm J.
679 1. Shr. Geb., nach Chine ſi ſcher Sitte, von der San gs Dyne ſtit
den neuen Namen Gannan, kam aber in ben folgenden Jahrhunderten,
wie ſchon eben gefagt iſt, als Provinz in bie Sewalt ber Piloke
Könige von Yünnen in Za lifu (f. ob. &. 733), und erlitt mans
cherlei werhfelnde Schickſale, bis «8 nad; dem Sturz ber Tang⸗Dy⸗
naftie, im 3. 907 n. Chr. Geb., fi. von Chinas Supremat locriß.
In Anarchie verfallend, warb es, als Beute, ben Ufurpatoren ber eins
heimiſchen Familie der Zing zu Theil, bie fi durch Tribat on
Shina zahtend auch deſſen Anerkenntniß und den Titel Kun Bang (Rs
nig vom ten Rang) zu verichaffen wußte. Aber nicht lange, fo tritt
der König Li dien te A wisber m 3 . im or gegen Ghisa
—
*®°) Mailla Hist. Gen. I. c. T. IX. p. 120. »5) Pat. Gaubil
Memoire Historique sor le Tongking extr. des Livres Chinois in
Hist. Gen. de la Chine. Paris 1783. 4. T. XII. p. 10 - 60; berf.
— Edifientes Nouv. Ed, Paris 1781. 8. T. v1. p- 270
Cochin Shinefifches Reich, Tongking⸗Hiſtorie. 973
af, und dringt bis Kuangfl vors Ghinefifche Heere rächen die Verwuͤ⸗
kung, und verheesen das Land bis zum Fu leang kiang (fo heißt in
ven Annalen ſtets der oben genannte Sangka, f. oben ©. 920). Rad
>ielen Fehden wird ber Friede im folgenden Jahrhundert vermittelt, und
Likientfo wirb im Jahre 1164 ald König von Gannan (Raane
nan) vom Ghinefilhen Kaifer anerkannt ?°), deſſen Herrfchaft aber bald,
durch Erbſchaft, an ein anderes Haus, an bie Dynaftie ber Thin,
aud ein Tongking Geſchlecht, überging. Run aber brady bie Mons
gholeggewalt auch in Tong king eins nad dem Felbzuge gegen Mien
Cim Jahre 1272, f. oben ©. 735, 746) rückte der Mongholen General,
Hou leang hotai, plöglic, nach Beſegung von Yünnan, auch in die⸗
ſes Land bis zum Yu leang kiang (d. i. Songka) vor, ben er in 9
eiligen Zagemärfchen erreichte, und bie Landes⸗Capitale, im Jahre 1275,
damals Kongtu (b. i. Tongking, bas jegige Kecho, am Suͤdufer
des Stromes) gänzlich zerftörte, alle Bewohner maſſacrirte, dann aber
wegen der großen Hige zurädeilte, um mit feinem Heere in Kuangſi zur
Heeret abtheilung Khublat Khans, m Suͤd⸗China, zu floßen, auf
deſſen Eroberung es damals gemünzt war.
Nach dem erfien großen Schredien, ber das ganze Land erjchütterte,
unterwarf fich jedoch der junge König von Zongling, Tchin koua⸗
hing mit Ramen, im Jahte 1277, den neuen Gewalthabern. Als aber
darauf der energifhe Khublai Khan, bie Zributzahlung auf jede 3
Tahr in Bold, Süber, Elfenbein, Rhinoceroshorn u. f. w. beftimmte, '
ihm anbefahl geſchickte Medieiner, Aſtronomen, Mohammedaniſche Kaufs
leute, Schreibkuͤnſtler und eine Landkarte Tongkings in China einzu⸗
reichen, und die Aufnahme eines Mongholiſchen Großen als kaiſerlichen
Gommiſſar und Reſidenten (als Taloua), am Hofe zu Tongking ver⸗
langte, gerieth er von neuem in Schrecken; ſtarb jedoch bald, Sein
Som und Nachfolger Tchin ge hiven wagte es, im naͤchſten Jahre
ſich dem Durchmarſche eines Mongholenheeres, das zur Eroberung von
Cochin China beſtimmt war, zu widerſetzen, und fo brachen bie drei
Zeldzuͤge Khublai Khans über Tongking los, von denen ſchon
oben (fe S. 734 — 735) bie Rebe wars ihre Gefchichte haben bie An⸗
nalen °7) verzeichnet. . Das heiße, für Wongholen unbefiegbare Clima
und bie Tapferkeit der Tongkineſen, zwang bie Taiferlichen Heere, jedes⸗
mal, mit großem Verluſte zum Ruͤckzugz bie Unterthanen baten bem
Kalfer ſelbſt, jene abenteuerlichen Feldzuͤge in die Fremde (06.6.782)
aufzugeben, deu König von Tongking bot die Hand zur Verſoͤhnung,
indem er als Sieger die Mongholifchen Gefangenen und Kranken, bie in
feinem Reiche zurüdblieben, ungemein wohlwallenb behandelte, unb ‚nad
a ns een)
se) P. Gaubil Mem. — sur le Tongting 1 LeT.xiı. p- 22, 24,
”) ebenb, Pr 27-3 ;
x
974 Oſt-Aſien. Hinter⸗Indien. II. Abſcha. $. 84.
der Genefung frei mit den Waffen heimfandte, auch als Tribut cn
Statue von Bold dem Kalferhaufe gelobte. Nach beider Tod (Tir-
gehiven flirbt 1290, Khublai Khan 1294) wurde der Frick: '
hergeftellt, und diefer dauert bis zu Ende ber MongholensDnaftie, zu=
Sahre 1368. Die Tongking Könige wurden als foldye von Gt-:
. anerkannt, dafür ſchickten fie ihren Tribut, d. 5. ihre geringen Gefkct
regelmäßig bei Hofe ein. Damals, fagen die Ehinefifhen Aur::
ven, hatte Tongking 13 Departements, mit 52 Städten vom erfic.
und 219 Städten vom 2ten und Zten Range.
Auch unter der MingsDynaftie, feit 1368, ſendet Tongkiez
feinen Tribut und empfängt dagegen den Chinefifchen Kalender, wie aꝛd
Cochin China, Siam, Korea und andere Nachbarſtaaten. De
EStreitigkeiten, welche zwiſchen Tongking und Cochin China entflanta
waren, fuchten bie Ming- als die Fricbensflifter beizulcgen. Da tritt,
in Tongking, gegen das Sahr 1400 \?*), der Königemörber Li kili
“auf; der das Geſchlecht der bisherigen Tchin Könige vernichtet, und cu
Ufurpator die Königsgewalt an fich reißt. Nur zwei Sproffen aus
bem Stamme der Thin flohen nah China und Laos, und flebta
um Beiftand, der ihnen auch zu Theil warb, obmwol fie ſelbſt den Go
winn beffelben nicht erlebten. Das Chineſiſche Laiferliche Heer deinzt
auf zwei Straßen, aus Yuͤnnan und Kuangſi, unter den tapfern Ge
neralen, Thangpu und Moudin, burd die Grenzpäffe und Ge⸗
birgsengen in Tongking, im Sahre 1406 ein, beflegt die Rebela
und ſtellt ſchon 1407 den Frieden in Zongling ber. Da aber kein
Sprofje der Thin: Dynaftie aufgefunden warb, ben man als remis
Bigen Erben auf den Thron von Tongking hätte inſtalliren koͤnnen,
fo Hiclt man es für rathfam, bad Koͤnigreich unter Ginfegung des Ghine:
fen Tchangpus, als Generalgouverneur, in cine Provinz bes Ghis
nefifhen Reiches zu verwandeln. So erhielt Zongking fein
ganze Einrihtung auf Chinefifhen Fuß, feine Zribumäte,
Mandarine, Gouverneurs von 3 Claſſen, jeine Einnehmer, Truppen,
Commandeure, Keftungscommanbanten, feine Intendanten dee Herrfiras
Ben, der Flotten, des Handels; 7000 junge Tongkine ſen wurden an
den Kaiferhof nach China gefandt, um dort Ehinefiiche Bildung aller Art
für ihre Heimath zu gewinnen. Ber Kaifer, überfühte Tongking mit
Wohlthaten, penfionirte die Wittwen und Walfen, male ben Soldates
reiche Geſchenke, belohnte die treuen Anhänger, die fi) vor den Rebellen
in das Gebirgsland gegen Weft "zurücigegogen hatten, ehrte "bie Grab⸗
mäler der Zchin, und ber neue Vicekdnig Echangpu überreichte, im
Jahre 1409, feinem himmilifchen Kaifer- die Landkarte von Tong⸗
Ting, nebft der Lifte der Einwohner und dem BVerzeichniß
138) P, Gaubil Mein. Histor. 1. c. T. XL p. 41 — 44.
°
nub AO En
Cochin Shinefifches Reich, Tongking⸗Hiſtorie. 975
n alle dem, was er bafelbft vorgefunden hatte. Wach diefer Eifte 2°)
rd die Ginmohnerzahl berechnet, auf 312 Duan Familien; jedes
uan zu 10,000; alfo 3,120,000 Familien; zu jeder Kamille 3 Per⸗
nen gerechnet, würde 18,720,000 Individuen geben (die Angaben in ber
Hinefifchen Geſchichte bei De Mailla weichen bavon fehr ab *%). Auch
erden eben fo 23 Duan und 5900 Ochſen, Pferde, Elephanten u. a.
ıfgeführt, auch 8670 Schiffe und Barken u. a. m. Cs jft dies bie
ſte Statiftit von Tongking Der Einfluß ben China, Cſhineſiſche
errſchaft, Civilifation und Eultur wie Literatur auf Tongking ausges
bt Hat, wird durch diefe Hergänge hinreichend erklaͤrlich.
Auch ift aus jener Periode die ältefte Landkarte von Tong⸗
ing genannt, deren Nachbildung unftreitig in der freilich etwas fpäter
ntex Kaifer Kia Tſing (er flirbt im Sahre 1667, f. oben S. 898)
br bie Shinefifhen Annalen umgearteiteten Beidhnung *t)
erfetben, uns jedoch in 2 Blättern aufbewahrt ward, aber von den bis⸗
erigen Kartengeichnern überfehen worben ift, für jene hiſtoriſche
Periode jedoch ſehr lehrreich bleibt. Der Chinefifche Geograph Tcho uch e
atte, 1314 bis 1320, zu allen Provinzen des Mongholiſchen Kaiſerrei⸗
hes einen Atlas gezeichnet, an deſſen Ausarbeitung bie vielen Gelehr⸗
ten, Mathematider und Andere, bie fi aus Balth, Samartand,
Bochara, aus Perfien, Arabien und Gonftantinopel am
Hofe der Mongholen Kaifer befanden, vieles beigetragen haben mögen.
Kaifer Kia Tfing ließ bei einer neuen Ausgabe beffelben, auch bie
Landkarte von Tongking hinzufügen, bie er nach berfelben Mes
thobe zu verfertigen befahl, Sie ift in Quadrate jedes zu 100 Li lang
und breit (300 &i — 2 Lieues marines) getheilt, davon je 3, ber Länge
wie der Breite nach, einem Aequatorialgrad gleich find. Hienach ift das-
fetbft die Lage von Zongking, ber Refidenz nach Reduction beftimmt,
auf 103° 56° DL. v. Paris, und faſt 21° N.Br. angegeben.
Aber jene Ruhe unter Chineſiſcher Schtrmherrfchaft war nur ſchein⸗
barz den Tongkineſen war ber Verluft eines felbfifländigen Koͤnigs⸗
baufes unerträglichs Unruhen und Fehden traten überall hervor, bie
Nachbarſtaaten Cochin China und Laos unterftügten die Rebellenhäupts
linge; fie wiederholten fich ein ganzes Jahrhundert hindurch in Kämpfen
mit ben Chineſen, bis e& dem fchlauen Ufurpator Lili gelang (14292)
unter bem Scheine eines jungen Sprößlings des alten Haufes ber Thin
fich ſelbſt die Souverainitaͤt zu erringen. Er warb unter dem Titel
1229) P. Gaubil Mem. histor. etc. I. c. T. XI. p. 45. 0) De
Mailla Annales de la Chine in Hist. Gen. etc. T. X. p. IM —
166. *1) Eclaircissemens sur les Cartes du Tongking hebft
2 Cartes.in Lettres Kdifiantes et cur. Noav. Edit. Paris 1781. 8.
T. XVI. p 335 — 337,
916 Dfi:Mfien. Hinter-Iudien, II. Abſchu. |. si.
des Zirır), d. h. Souverain, Gründer einer neum Zongt:
fifhen Königs-Dynaftie, gab feiner Refibenz Z fing bı::
den Titel Gitu, d. h. Weſt⸗Reſidenz, der Gapitale Fiaott-
aber den Zitel Zong tu, oder Tongking (bei Shinefen), & }'
DfisRefidenz, und feitvem warb au das Königreich Ngar:
(Sannan) mit dem Namen Königreih Tongking beiegt. -
Daus der Lili oder Li Könige behauptete den Ihronz ber fiir
ſche Nachfolger König Lihao 1468 — 1471, machte ſich feinen 5-
barn in Cochin China, Yünnan, Ganton furchtbar; er vet
ganz Laos, deſſen Königshaus er vernichtete. Doch entfich cm 9:
der Laos in das Land der Pape (f. oben ©. 762, —
Vünnan abhängig war, und von dieſen wurde Libao mit ger
Vertuft aus dem Gebirgslande zurüdgeworfen. Coch in China :'
war er im Gtande durch ſtarke Flotten, zumal auch durch ben Bei
von Malaccas Schiffen, gegen die Chineſen, die den Cochin Shinrfe !.
guftehen verfuchten, zu entreißen und als Provinz zu behaupten.
Bieler innerer Parteiungen ungeachtet behaupteten ſich die Li x
dem Throne, und wurben, ba fie ihren Zribut an China ſtets regal:
einlieferten, auch von ber Mandſchu⸗Dynaſtie ald Könige anerkanat,
mit Diplomen verſehen. Kaifer Kanghi *°) verftanb es aber, rw
babfüchtigen, bie ihre Grenzen gegen China gern zu erweitern ver
ten, frühzeitig ihre Grenzen gegen das Ehineſiſche Gebiet feflzuk:
(1683). Khanghis Sohn, Kaifer Yong thing verlieh im J. 1":
dem König Li ouai tao von Tongking ber Tribut ſchickte, die F
veftitur, und fandte ihm 4 Chinefiihe Charaktere eigenhaͤndig zu ce
Ehren gefchrieben, zu, und felbft unter Kaifer Kien Tong blick
gute Vernehmen bes Kaiferhaufes mit den Li Königen von Zor:
Ting, die auch, wenn ſchon nur nominal, bie Herrfchaft äber Gec:
Shina behaupteten, bis zur Revolution 1774, mit welcher das God:
Shinefifhe Reich die Obergewalt über Tongking baven zum
gen begann, das nachher nur eine Provinz biefes jungen Sriegerflas
wurde.
B. Die Geſchichte von Cochin China (Go then thing “"
nad Shinefifhen Annalen.
Dreibundert Jahr vor Chr. Geb, war Cochin Ehina wie Zerz
ging ‚ noch unbefannt, von Wilben bewohnt, ohne Geſetze, ohne CK
102) P. Gaobil Mem. histor. 1. c. T. XI. p. 51... ©) chend.
p- W. *°) P. Ganbil Notice Historique sur la Cochin Chi.
extr. des Livr. Chinois in Histoire Generale de la Chine Pars
4. 1783. T. XIL p. 3— 18; f. b. Lettres Kdifiantes Nour. Ei.
Paris. 1781. T. xYL. p- 215 — 270.
Coca Shinefifches eich; Siftore 977
ve Shrift. Seitdem aber Tſchin Schihoangtt (f. ob. @.519, 761),
&. ve Nanking feine Gotonifationen beginnt, tritt auch dieſes Green
> Se üuflinland hervor, und wird durch Shinefifche Anfiedlung alfer Att
‚Ötfert, cultivirt und bebaut. Beide werben als zum Bouvernement von .
1d⸗Shina (Provinz Santon) gehdrige Provinzen betrachtet, deren ſuͤdlichſte
3 Heutige Cochin Ehina ben Namen Liny führt, und anfänglich das
Hickfat ihren nördlichen Nachbarn theilte. Nur aus den Marfhrouten
» GhHinefsns Heere werben diefe Länber befanntz aus ihnen geht jedoch
vor, baß fie Ihon im I. 42 n. Chr. Geb., gegenfeltig unter ſich im
üuden bed Hauptfiromes, des Songla (damals Zu Leang Kiang
nannt), eben fo gefchieden waren, wie fie es auch in ber Folgezcit big
erurte blieben (f. oben S. 919). Der Chinefifche Keldhere Mayuen
5 dafelbft zwei Kupferfäulm als Grenzfteine feſtſtellen. Nach dem
jerichte biefes Feldherrn, der den Ghinefen große Anſehen in jenem,
jebteten -gu erhalten wußte, ift ex e8, der jene Grenzpaffage ges
ahnt Hat. Er fand zwilchen dem heutigen Hing hoa fu (db. i. in
Sin hoa In Cochin Ehina) und Konang nan fu (d. I. in Tong⸗
ing) fehr ſchwierige Milbniffe, deren Wälder er umhauen ließ, durch
oelche er dann bie Wege bahnte. Die Ghinefifhe Oberhoheit dauerte,
nit großem Uebergewidht, bis über die Mitte bes dritten Sahrhunderts
ach Shr. Geb. fort, und war hinreichend auch ber ganzen Civiliſation
Lochin Ehinas bad Ehinefifhe Gepräge zu geben. Im Jahre
263 befreit ein Großer im Lande, Kulien, ber bei Chineſen ein Res
belle heißt, fein Vaterland vom Joch der Ghinefen, unb nennt feine
Herrſchaft das Königreih Lin y, das mit manchen Innern Kaͤm⸗
pfen, fich doch auch nach außen durch reguläre Tributfendung nach China,
vor den vielen wechfelnden Dynaſtien jener Rachbarherrſchaft zu fchüpen
weiß, bid jener Plünderungszug bes golbgierigen‘ Kaiſers der zweiten
BouysDynaftie, Yangti, eintritt, in deſſen Folge die Reſidenz mit ihe
ren 18 golbnen Ahnentafeln geplündert wird, und Tchen, ber Seeha⸗
fen, Tchentching, die neue Reſidenz, den Namenswechſel bed Reichs in
Cochin Ehina Herbeiführt (feit 806) wovon oben fchon bie Rede war
(f. ob. &. 954). Hierauf iſt eine große Luͤcke in den Chineſiſchen Aus
nalen *°) über die Cochin Chineſiſche Geſchichte.
Im Jahre 1166 bis 1170, wird ein thäliger König Tſeou vana
von Cochin Shine genannt, dem es barum zu thun ift, feinem Wolke ei⸗
nen Verkehr mit China zu eröffnenz er wählt bagu die Infel Hainan
nicht unpaffend als Mittelftation (ſ. ob. &. 881)3 aber feine Handels⸗
agenten werben dort zu Piraten (mol in bem Ginne, wie «8 die Por⸗
‚tugiefen und andere Guropder f. oben &. 897 2c. 891) zuruͤckgewieſen,
und obwol ber König jeben Schaden zu erfegen bereit war, wurbe ihm,
“) P, Gaubil Notice Hifter, le T. XIL p. 10.
‚Rütee Erdkunde IV. Qaq
‘
978 Dfi-Aßen. Hinder⸗Indien. II. Abſcha. €. 84.
dem Srimbling, body jeher Zugemg zu Ehins verfagt. Er wenket
nun als Groberez gegen Schinla (b. i. bed Rinigreih Kamber::
bes ex burdy Berherzung je zur Badie anfızigt, daS Fchben bis gu
As der Monghole Kublai Khan gegen Ende bed X Tapriamie:
über bie Songs Doungfiie den Sieg bavon rag, kam der bes:
lige König von Cochin Ghina, Ponrou pou la teen!" -
Jahre 1280, mit Geſandtſchaſt und Iributgefcyenfen zuvor; cefzeax:
Aufnabene berfelben hinderte ben Kaifer jedoch nicht, wie in Zeongtı:
fo auch in SodinGyina, Berfude zur Grriktung WRongholiidkr Ir
Bundle unb Gouvernementteiarichtungen zn madınm. Exr ſchicce, is:
einer feiner Embaffadeurs *’) dahin 100 Gartifien im Zigerfäuten >
Naiform), und 1000 mit Goldfdyiben, um gute Wannszud;t zu kein
und errichtete Infpectionen für bie Bier Meere daſelbſt, mr me
nicht. one Brund, denn der legte Sproſſe ber Gong-Domaflic, fax ii
Ghinefifchen Annalen **), war mit feiner Flotte nach Achen iin;
(Sodin China geflogen, das man von Ghine aus bei gänfligem Mi
in 15 Zagm erreichen kann Auch bier felgten biutige Krise via
Projectenz der junge Zhronfolger rebellitte gegen dieſe Grmibrium
Der berüßmte General des Shineſenherres Sotu, landet mu um
Zlotte im Hafen von Then tdhing, erobert die Gapitale; bie Riuich
vertei flieht in die Gebirge, befefligt bie bortigen Burgen mit Sülfe m
Mobammebaner (7), ermordet durch Gewalt und Lift bie fremden Ga
keinglinge , bie nicht müde werben mit neuen Derren immer wieber zz
Ucberfälle zu machen, und auch das Cochin Chineſiſche wie des Zongk;
meſiſche Land, das ihnen ben Durchgang zu verweigern fucht, za derder
zen, bie ber Tod Khublais ben Frieden und das alte Iribwtverääh:
nis an Ghina berbeiführt,
Als die Ming: Dynaftie feit 1386 ben Thron beflieg, Tünbign
der Kaiſer biefe neue Begebenheit feierlich dem König Itatahe ven
den thing oder Godin China an, und lieh in deſſen kande zu Gr
sen der Genien ber Mälder, ber Berge und Fluͤſſe feierliche Drpfer bria |
gen, was früher nie gefhehen war. Erſt nach dieſer Geremonie nam
er bie Hulbigungen des Königs an, machte große Geſchenke, und non
bafır den Dank ber Godjin Shinefen entgegen. Itataha hatte das
Gluͤck gehabt, kurz vorher bie Piraten, bie feine Sewaͤſſer beunsutiy
ten zu befiegen (1373), 20 ihrer Junken als gute Prife gu gewinar,
see) P. Gaubil Notic. Histor. I. c. T. XN. p. 11: vergl. Histeire
Generzle de la Chine T. IX. p. —t8 428, 435 — 47.
*’) Tehinla Foong thou ki, b. Ab. Remus. Noav. Mel. Asiat. T.L
p- 102. *° ) Mailla Hist. Ges. de la Chine Lc, T.IX, p 32.
Sodin Chineſiſches Reich, Kambodja- Hiſtorie. 879
nit 70,000 Pfund eines ungemein Toftbaren Holzes (ob Aloeholz), das
re dem neuen Kaifer zum Geſchenk machte. Derſelbe Itataha war
ıber bd6 und verhaßt im Landes er fand, wie meiſt feine Vorfah⸗
en und Rachfolger, in Fehde mit Tongking, und biefe fortwährenp
den verheerenden Kriege beider gegenseitig erbitterten Nachbarſtaaten av⸗
teten ſtets in bie furchtbarſten Rachekriege zum größten Werberben beie
ber Länder und Voͤlker aus. Die vielfach wicherholten Ermahnungen
der Shinefiihen Kaifer an dieſe beiden, von ihnen feitbem ſtets wie tri⸗
butaire Bafallen angefehenen Staaten zum Fricden waren natürlich vers
gebticdh, und bald neigte fidy dic Wagfchale ihres Geſchickes, wobei auf
vom Weſten her Kambodjas feindliche Stellung mehr oder weniger
mit einwirkte, auf die eine, bald auf bie andere Seite. Ge wurbe,
nad) vielen Kämpfen, endlich durch eine entfcheidende Schlacht König
EyHao **), von Tongking, im Jahre 1471, auch Sieger, und blieb
es über Cochin Shi na, deſſen Königshaus größtentkeild ermerhet und
außsgerottet ward. Vergeblich war das Flehen der Cochin Chineſen Pau⸗
tei am Kaiferhofe zu China, um Vermittinng, um Erlöfung, um Neb
tung aus ter ſchmaͤlichen Gefangenfchaft, Unterjochung und &claverel,
in ber von nun an dies Küftenland feufzte. Die Shinefifhen Lar
nalen behaupten ſeitdem völliges Stillſchweigen über biefen zur Pro⸗
vinz bherabgefuntenen Nachbarſtaat, unb erft nad einigen Jahrhunden⸗
ten tritt er mit einer Reihe von Königen von Tongkineſiſcher
Abftammung, durch den fiebenten biefer Reihe wie sin Phoͤnix nen *
zuͤngt aus Aſche und Staub hervor (feit 1774).
. ©. Die Geſchichte von Kambodja (Tchinla).
Die aͤlte ſte Geſchichte dieſes Landes vor dem VII. Jahrhunbert
nach Ehr. Geb. iſt in den Ehineſiſchen Annaley von Funan,
ober der Suͤdlaͤnder (wozu auch Tongking gehört, enthalten, in wel⸗
hen ſich wichtige Nachrichten *0) über die Einführung der Judiſchen
Gebräuche und ber Brahmanenſchrift in daſſelbe vorfinden, wie -
über ben Handel der In dier und ber Tha thfin Cd. j. daB dfs.
liche Bygantinifche Reich, f. Erdkunde Afien Th. 1. S. 210, vergl,
oben ©. 519, 798, 813 u. a,), längs bem Indiſchen Meere, um biefe
Geftadeländer bis China, zur Beit ber Dynaftie ber Han. Diefe Funde
grube wichtiger hiftorifch = geographifcher Forſchungen ift aber bisher nur
erſt durch den für diefe Studien zu früh entfchlafenen, trefflihen Abe
Remufat angedeutet, aber richt —— worden, was ar für eine
.) P. Gaubil Notice Histor. 1. e. T. XIL p. 17. *o) am ı Pian
Eee Band 89. und Youan kian louß han Band 233 und 234, der
dnigl. Par. Bibl. n. Abel Remusat Desor. du Royaume de Cam-
"boge in Nouv.’Melanges Asiat, T. I. 8, 1829. p. 75.
Dig?
9860 Ojf. Aſien. Hinter⸗Indien. II. Abſcha. $. 5.
durqhdringendere Kenntaiß biefes Theile des Drients wur gu bei-
Die Shineſiſchen Annalen !°') fangen, nad Abel Rı=.
fats kritifcher Bearbeitung, ber vom Pal. Amiot fdyon Früher, ::
ter fehlerhaften überfegten Daten, die Notizen über Kambobjz:
dem Zahre 616 nach Chr. Sieb. an, wo zum erſt en male ber är:
gehannt wird, ben es an China durch Gmbafladen fenbet. Damals!
es Tchinla, und wird als abhängig von Funan (die WBerwaltung :
Kongling) geſchildert, nad) den Annalen wohnte ber bamalige Köniz!
Bandes in der Stadt Piche na (?) mit 20,000 Bäufern, in de
Mitte lag die größe Audienzhalle. Man zählte 30 Gtäbte im Ları
Sie mehrere 1000 Säufer hatten, jede mit ihrem Gouvermenr, bie gl:i::
ZFitel wie in Lin y (db. i. Socin Shina) führten. Alle Brei Tage e
pfaͤngt der König, der einen ausgebilbeten Hofftaat befigt, In ber Ir
Vienzhalle, auf einem Divan, ber mit 5 Arten Gewürzen, mit 7 Amt
Edeifteinen geſchmuͤckt iſt; bie Säulen des Pavillons beſtehen aus geisc:
tem Holze, bie Wände find mit Eifenbein und Goldblumen seidkar*
ber Anblid iſt prachtvoll. Dahin zu gelangen braucht man zu Ei:
von Jinan Kiun (ob Genan? Ryan nan Zongling) 60 Tagefahrz
In Weften bavon liegt das Königreich Ach hi thu Cd. h. retu
Erde, d. i. Siam), das Koͤnigreich Thſan pan (wahrfdei:iä
Zfiampe) iſt ihm enge verbunden, aber mit Lin y (db. i. Ges⸗
Shine) führt es beſtaͤndig Kriege. Viele der Einwohner, bie Bein m
Geftalt und dunkel von Farbe, folgen dem Gultus bes Buddha, c=
dere hängen am Geſetz ber Tao [de (Taou⸗Secte f. oben S. 813);
beibe errichten den Reifenden Herbergen mit Götterbilbern. — So ker
esfte Bericht über das Land. -
Auch unter ber Thang⸗Dynaſtie zahlte Thinle, bad ea
Kimies heißt, feinen Tribut an Shine; ihr Gtaatwar, nach 713, :5
in die Mitte des Jahrhunderts, in einen Sees und Lands Staat’)
getheilt. Dieſer die noͤrdliche Provinz iſt Doll Gebirge und Thaͤler, ſis
König führt den Titel Tſieĩſkhin und ſandte im Jahre 779 fern
Bicekoͤnig mit Tribut zum Hofe nach China, mit eilf gezaͤhmten Clieyber
ten. SIener, ber Seeſtaat, bie füdliche Provinz am Meere bin,'si
Waſſer mit ber Capitale Pho Lo tipa (d. h. Keſidenz) ſchikte ii
-gum Jahre 820 ebenfalls Teinen Iribut ein.
»61) P. Amiot Notice Chronologique zur le Pays de Tchinla (i. e.
Camboge) extr. des Livres Chinois in Mem. des Mission d, Pe-
. king T. XIV. Introduction a la Connaissance des peuples gui om
66 soumis a Empire de la Chine p. 111 — 121; dief. Notice
ehronvlog. nad; Abel Remusat in Nouv. Mel. Asiat. T. L p. 7
— 100. 22) Notice chronolog. b. Abel Remusat Nour. Me-
langes Asiat. T. I. p. 88.
Sohn Chineſiſches Rejich, RambodjanQifterie. sl
Auch unter ber Sung⸗Dynaſtie ward er mehrmals eingeſandt⸗
te Seſandtſchaften bekichteten, es gebe dort ſehr viele Kriegs⸗Elephan⸗
en, das Bolk lebe in 60 Tribus und in eben fo viele Ortſchaften ver⸗
Heitt „ man nannte bafeldft einen kupfernen Thurm mit 94 Thuͤrmchen
ius Kupfer, und 8 Glephantenfiguren von Metall, jede 4000 Yfunk
viegend, als Wächter dabei aufgeftellt,
In biefe Periode, gegen Enbe bes XII. Jahrhunderts, "fallen die
Kriege zwifhen Tchinla und Schan thing (Godin Shina), weis
Ges lertere von jenen eine Zeitlang erobert bleibt weghalb Tchinla den
veraͤnderten Ramen Tchanla erhielt. Auch Shfanpan (bi
Tſiampa), Funan (d. i. Tongking) und einige andere Staaten
der Halbinſel (wie Tchin li? Teng lieou mei? Phukan?) waren in jener
Bluͤt heperiode demſelben Staate unterthan. Damals galt das Spriqh⸗
wort „reich wie Tchinla“2) bei den Chineſen. Dies ſcheint bie
Bluͤtheperiode Kambobjas gewefen gu feyn, Die Reſidenzſtadt follte
70 &t in Umfang haben, der Palaft barin war ungemein prachtvoll, bie
Zelder waren ſehr fruchtbar, bie Mädchen im Sande verheirathen ſich
ſchon im zehnten Jahre und färben ſich Stim und Augenbrauen roth.
Die Geſchenke, welche bie Gefanbten von ba an ben Hof von China
brachten, waren: Clephanten, Elfenbein, Zapanholg, Pfeffer, gelbes
Wache, Rhinoceroähörner, Ebenholz, gelbadriges Holz, ber Parfüm
Thon kiang hoang (f. oben S. 932), Ebdelfteine und Pfauenfebern. Das
für erhielten fie Laifekliche Patente für den König, ben Ghinefifchen
Kalender, feibene Stoffe u. a, m.
| In bie Periode zur Diongholenzeit in die Jahre 1295- bis 1297 faͤllt
alfo gleich nach Khublais Tode, der Neifebericht*) be (namenlos
gebliebenen) Chineſiſchen Geſandten, der an ben damals glaͤnzen⸗
den Hof von Schinla geſchickt ward, in demfelben Zahre als Marco
Polo aus Zaitun über ZBiampa (f. oben ©. 934) durch Indien nach
Europa zurüdtehrte, und beide Meifende hatten, wie Ab. Remuſat
bemerkt, wol damals von ihrem Gebieter verwandte Miſſionen, gleiche
politifche Intereffen, vielleicht daß ſeibſt beide fich auf ihrer Wanderung
gegen Weften begegneten.. Mir beben aus dem Bericht des Chineſen,
der und einen Blick in bie Mitte eines wieder verſchwundenen Hintere
Indiſchen Sulturftaates vergönnt, folgende merkwuͤrdige Daten über das
Land Tchinla hervor, befien einheimifher Name Kan phutchi
d. i. Kambobja, durch ihn zum erſten male genannt wird,
De Embaffadbeur fdiffte *°) von. einem SHafenoste Wen
29 Notice ahronglag: l. c. p. 90. 54) Tchin la Foung don ki,
d. i. Beſchreibung des Landes Zfchinia b. Abel Remusat Nour.
Mel As. T. 1.1 c. p. 100 - 151. 5°) Tchinla ann ki,
& & D. p . 101 — "103
982 Oſt-Aſien. Hinter-Jwdien. IE Abſche. & &.
tſcheon (?) der Küfe Ifhe kiang (j. ob. S. 701) ad, mad 3-
sfhing (SodhinGhina), mo er am 1ätm Tage des drittem T.
landete. Dur witrige Binde aufgehalten, largte ee af im 77
Monate zum Ziel. Er lantete in der Küfen- Provinz Kamt:::
weiche Ich ha nam heißt, wo man bie Barken wechſetlt, und »en!:
10 Tagen viele ſcichte Stellen firomaufwärts dardidyiffend® bie ©::
tale des Landes erreicht.
: Die Gapitale von Kambobja (Kan pbu ti im 5:
4295 wol da, wo gegenwärtig Pontaipret eder Caunmef lag ı
Rarke Stunden (30 Bi im umfang habınz 5 deppelte There, Gr:
Wälte, große Bräden umgeben fie. Die große Bräde kat auf:
Seite 54 Idole Yon Stein, fehr große Etatum, Feldderru glcich zä >|
genden Minen. Die Brücenbogen find von Strin, figurirt, mit Ei:
gen, de 9 Köpfe haben. Jedes jener 54 Idole hält eine Schlange.
der ben Gtabtthoren find große Baddbakdpfe in Stein gebauen, ::
8 Geſichtern, die gegen Weſten ſchauen, das mittlere trägt eine Gert:z
Yu beiden Seiten der Thore find Elephantenſculpturen. Au tr =
Bern Städte haben Steingebättde und Steinmauern, auf deren t!:-
man oͤfter Tegulde gepflangte große Bäume ( Kouanglang) wahrer =
In einen Gegend iſt ein Goldthurm erbaut, und umher 20 Sceiate.
end über hundert Steintaͤuſer Imol jene pyramidalen ZTempeldautn M
Buddhacultus wie in Ava), alle gegen den Oſten gekehrt Au zu
GSoldbruͤcke ift bier, mit golbenen Löwen unb das Palais des Kin:
vol Goldreichthum (die Goldverſchwendung in bicfen Hmit-"
ſchen Reichen ift bis heute für Bauwerke, wie 3. B. zum plattirem de
Daͤcher und Ornamente aller Art, jumal aus den Ava-Reftdenier de
kannt). Auch die Häufte der Prinzen und Mandarinen find a::5 m
weitläuftig, aber fie find alle mit Stroh gedeckt "An einem Ex sl
man einen Fiegenden Burdha, aus deſſen Nabel eine Quelle hernart;:a
deit (ſ. oben S. 351. Der Könfg des Landes trägt eine Krort 2
Wold mit Perlen und Diamanten, dfe Füße und Hände vol Ringe :::
HOpale, er geht barfuß, feine Zußfole iſt roch gefärbt; nur er kat ‘3
Vorrecht fein Haupt mit geftidten Züchern zu ummwinbern. Die Dis
darine feines Hofes find wie in China In Glaffen getheilt, doch daden &
andere Titel und Vorrechte, wie die Abzeichen goldner Palankine, 1,3
Oder 4 goldner Sonnenfchirme, oder nur filberne, die Don Chineſiſee
rother Seide gefertigt find u. a. m. Sie find deeierlei Riga
ergeben, die Pankin(?) oder Me Buddhaprieſter, Ichoufon, do
zeh Schrift auf Palmblaͤttern, * die der Zao Be, welche bier Pa
föe beißen.
Das Bott iſt haͤßlich, dunkelfarbig, doch ‚giebt es unter den Fraucı
auch Schöngeiten, heilfärdig, fagt ber Chineſiſche Embaſſadeur, wie 3:%
pis (der freilich gewoͤhnlich ſehr dunkel ift?). Der König hat 5 Frauea
/
Cowin Cpinefifches Reid, Kambpdja-fifierit 983
> 3000 bis 5000- Gonubinm; diele gehen nie and, parfümisen: hdh
> Santal, Moſchus u. a, m Die Töchter ber Reichen verheirathen
ſchon ing 7 bis 9ten, die der Aermern erſt im. 11ten Jahres. vor ber ı
@ findet: bie Sntweihung ber Jungfrauſchaft burch bie Prieſter als.
Rbmmticher Gebrauch ſtatt. Bhre Sitten ſind rohr sum Sclapens
e.rı ft kaufen die Reichen ſich 10, 20 dis zu-200 MRihhR, aus ben be⸗
&hbasten Wüften und Gebirgen. Dieſe Wilben.AA*) nennt man
bung (cW. h. Hunde), Wenn man fie in bie Stadt führt, wagen
‚irn ten Haus zu treten, auch bürfen fie mar in dan untern Theilen
wfelben fach ſehen lafien. Ihre Hexen, die fie. arhandein, nennen fie
ato (pater) ihre Gebieterin Mi (mater), den Deſtrafungin unters
erfen fie ſich ganz demuͤthig. Niemand vermiſcht ſich mis ihnen; fie
elten für.unrein, den einmal ˖ Entlaufenen legt man. er Ringe um _
ats: md "Arm.
Die Sprache der Konppu ti tft verfjieben; - don der ber Gochin
jhineſen und Siameſen, von benen beiden fie nicyt verſtanden werden
Pater Alex. de Rhodes Diction. Annamiticum ſagt das Gegenthell,
& wuͤrde die Anameſen Sprache nicht blos in Tongking mb
Lochin China, ſondern auch ip den Nachbarlaͤndern von Sliempasn
Kambeia, &ao, Siam verftanben, und in Kaobang). Fr
Bon dem großen Kambodja .Strome*?), beflen Namen er je⸗
body nicht nennt (ſ. oben ©. 945), ſagt ber Embaſſadeur, daß er große
Plainen voll dichter Waldungen burchziehe, in viele breite Arme getheilt
ſey, die fih nad) allen Seiten mehrere 100 Si weit. verbreiten. Die
Waldungen voll alter Raumftämme, Kletterpflanzen, dichte Gehege feyen .
unzugänglic für den Menfchens man höre daſelbſt nur das Geſchrei der
Voͤgel und der Quadrupeden. Hie und ba zeigen ſich gelichtete Stellen,
mo Viehheerden weiden, aber kein Sulturland, Bambuswaldungen ziehen
ſich hindurch. Das Land von hohen Gebirgen auf 4 Seltin, umgrenzt,
ſey voll Elephanten und Rhinocerosheerden, voll feltnee Wögel und Tofts
barer Holzarten, und an vielen Producten rei. Die nafle Bahresgeit,
vom Mai bis October, ſchwelle alle Fluͤſſe fo Hoch an, daß äfter
die Wipfel der Baͤume im Wafler ſtehen, und die Landbesbewohner füch
auf bie Derghothen zuruͤckziehen muͤſen; vom Rovember, bis April
dagegen, in ber trocknen Jahreszeit, werben die Fluͤſſe jo ſeicht, daß fie
nur no für Heine Barken fahrbar bleiben. Das Land wird ohne Pflug
und Hade, ohne Dünger bearbeitet, und ‚bie Ausſaat gebeiht von felbft
ſchon unter dem Waſſer hervor.
Dies Land Tchinta oder Kambobdja befteht aus 90 Provinzen
ober Diftricten, deren jede ihren Commandanten hat; die Ehinefts
180) Tchinla Foung thou ki, Le in Abel Remusat Mouv. Mel.
Asiss T. I. p. 119. 22 ebend. T. 1. p. 131.
972 Of-Afen. Hinter Indien, II. Abfchn. $. 84.
Der Belagerung der Stadt Quinhone. Die Cochin Chinefifd:
Sprache hat bis jetzt noch keinen genaueren Forfcher befchäftigt,
wie dies gang kuͤrzlich mit Ihren weſtlichen Nachbarſprachen dee
Fall war.
Anmerkung. Die aͤltere Geſchichte von Tongking, von
Godin China und von Kambodja, nach den Annalen
ber Ghineſen.
Der Zuſtand ber drei gefonbesten Königreiche, welche gegenwärtig
das Eine CGochin Chineſiſche Reich bilden, erhält aus den Annas
ken der Shinefifgen Geſchichte einige Erläuterung, welche bie
‚Gegenwart deſſelben, in feiner innern Abhängigkeit von Ghina unb
ben Nachbarn nachweifen.
a, Die Gefhihte von Tongking, nah Epinefifhen
Annalen.
Das Kinigreid Tongking (Nankiao, Vnetchang der
aͤlteſten Zeit, das den Namen Kiaotſchi vom Kaiſer Hia Wuti erhal⸗
ten haben fol, weil deſſen Einwohner die Fußzehen 120) kreuzweis
Abereinander liegend Haben) wird ſchon 200 Jahre v. Chr. Geb.
von dem Chineſiſchen Kaiſer Wutt **), dem fünften der Han-Dpnas
fie (f 06. &. 762), als eine Shinefifche Provinz in brei Dis
ſtricte getheitt,, welche bie Namen 1) Kiaotchi mit der gleichnamigen
Stadt (jept Kecho, f. ob. S. 90), 2) Kieoutching mit ber Stadt
Zfinghoafu und 3) Genan mit der Stabt Kouang nan fu am ber
Südgrenze bed Weihe führen. Gpäterhin erhielt Tongking, im SI.
679 n. Ehr. Geb., nach Shinefifcher Sitte, von ber Tang⸗Dyna ſtie
den neuen Namen Gannan, kam aber in ben folgenden Jahrhunderten,
wie ſchon oben geſagt if, als Provinz in die Bewalt ber Piloko
Könige von Puͤnnan in Za lifu (f. ob. S. 733), unb erlitt mans
cherlei werhfelnde Schidfale, bis e8 nadı dem Sturz ber Tang⸗Dy⸗
naftie, im 3. 907 n. Chr. Geb., fi von Chinas Supremat losriß.
Sn Anarchie verfallend, ward es, als Beute, ben Ufurpatoren der eins
heimiſchen Familie ver Zing zu Xheil, die ſich durch Zribkt an
Shina zahtend auch deſſen Anerkenntniß unb den Titel Kun Bang (Rs
nig vom en Rang) zu verſchaffen wußte. Aber nicht lange, fo tritt
der König Li dien te ſchon wieder (im 3, 1075) in Krieg gegen Ghina
*°#) Mailla Hist. Gen. 1. c. T. IX. p. 420. »5) Pat. Gaubil
Memoire Historique sur le Tongking extr. des Livres Chinois in
. Bist. Gen. de la Chine. Paris 1783. 4. T. XI. p.19—60; berf.
— Edibantes Nouv. Ed; Paris 1781. 8. T. XVI. p. 270
Cochin Chineſiſches Reich, Tongking⸗Hiſtorie. 973
auf, und dringt bis Kuangfl vors Ghinefifche Heere raͤchen die Verwuͤ⸗
fung, und verbeeren das Land bis zum Bu leang kiang (fo heißt in
den Annalen ſtets der oben genannte Sangka, f. oben S. 920). Rach
vielen Fehden wird ber Friede im folgenden Jahrhundert vermittelt, und
Likientfo wird im Jahre 1164 ald König von Gannan (Ngan⸗
nan) vom Ghinefifchen Kaifer anerkannt **), deſſen Herrſchaft aber bald,
durch Erbſchaft, an ein anderes Haus, an bie Dynaftie ber Tchin,
auch ein Tongking Geſchlecht, überging. Nun aber brach bie Mons .
aholeggewalt auch in TZongEing einz nad dem Feldzuge gegen Mien
(im Sabre 1272, f. oben ©. 735, 746) rüdte der Mongholen General,
Houleang hotai, ploͤtlich, nach Beſetzung von Yünnan, auch in dies
ſes Land bis zum Fuleang kiang (d. i. Songla) vor, den ee in 9
eiligen Zagemärfchen erreichte, und die LandessCapitale, im Jahre 1275,
damals Zongtu (d. i. Tongking, das jegige Kecho, am Suͤdufer
des Stromes) gänzlich zerftörte, alle Bewohner maffacrirte, dann aber
wegen ber großen Hige zurüdeilte, um mit feinem Heere In Kuangſi zur
Herresabtheitung Khublai Khans, in Suͤd⸗China, zu floßen, auf
befien Eroberung es damals gemünzt war.
Nach dem erfien großen Schreden, ber bas ganze Land erfchütterte,
unterwarf fich jebocdy der junge König von Zongling, Zchin koua⸗
hing mit Namen, im Sabre 1277, den neuen Gewalthabern. Als aber
barauf der energifhe Khublai Khan, die Tributzahlung auf jede 3
Jahr in Gold, Süber, Cifenbein, Rhinoceroshorn u. ſ. w. beflimmte, '
ihm anbefaht geſchickte Mebieiner, Aftronomen, Mohammebanifche Kaufs
Leute, Schreiblünftier und eine Landkarte Tongkings in China einzus
reichen, und bie Aufnahme eines Mongholifchen Großen als kaiſerlichen
Gommiſſar und Refidenten (ald Zaloua), am Hofe zu Tongking vers
langte, gerieth er von neuem in Schredenz ftarb jedoch bald... Gein
Sohn und Nachfolger Tchin ge hiven wagte es, im naͤchſten Zahre
ſich dem Durchmarſche eines Mongholenheeres, das zur Eroberung von
Cochin Ehina beftimmt war, zu wibderfegen, und fo braden bie brei
FZeldzuͤge Khublai Khans über Tongking los, von benen fon '
eben (f. ©. 734— 735) die Rede wars ihre Geſchichte haben die Ans
nalen 27) verzeichnet. Das heiße, für Mongholen unbefiegbare Clima
und bie Zapferteit der Zonglinefen, zwang bie Taiferlichen Heere, jebess
mol, mit großem Verluſte zum Ruͤckzugz die Unterthanen baten den
Kaiſer felbft, jene abenteuerlichen Keldzüge in bie Fremde (0b. ©. 782)
aufzugeben, deu König von Tongking bot die Hand zur Verſoͤhnung,
indem er als Gieger bie Mongholifchen Gefangenen und Kranken, bie in
feinem Bteiche zuxuͤckblieben, — wohlwollend behandelte, und nach
—
se) P. Gaubil Mem. Bis sar le Tongking Let xu p: 22, 24,
37) ebend. p 27— 33
N
974 Oft-Afien. Hinter⸗Indien. II. Abfchn. $. 84.
der Genefung frei mit den Waffen heimfandte, auch als Zribut ce
Statue von Bold dem Kalferhaufe gelobte. Nach beiber Tod (This
gehiven ftirbt 1290, Khublai Khan 1294) wurbe ber Friede
hergeftellt, und biefer dauert bis zu Ende der Mongholens Dunaftie, zum
Sabre 1368, Die Tongking Könige wurden als ſolche von Gt:
. anerkannt, dafür ſchickten fie ihren Tribut, d. 5. ihre geringen Gefchern
regelmäßig bei Hofe ein. Damals, fagen die Shinefifchen Anne:
gen, hatte Tongking 13 Departements, mit 52 Staͤdten dom erfte,
und 219 Städten vom 2ten und 3ten Range.
Auh unter der MingsDynaftie, feit 1368, ſendet Zongkias
feinen Tribut und empfängt dagegen den Chinefifchen Kalender, wie aud
Gochin China, Siam, Korea und unbere Rachbarftaafen. Di
Estreitigkeiten, welche zwiſchen Zongfing und Cochin Shina entflanden
waren, fuchten bie Ming- als die Friedensſtifter beizulegen. Da tritt,
in Tongking, gegen das Jahr 1400 '?*), der Königämörber Li kili
auf; der das Geſchlecht der bisherigen Tch in Könige vernichtet, und als
Ufurpator die Königsgewalt an fi reißt. Nur zwei Sproffen an
dem Stamme der Thin flohen nah China und Laos, umb fichter
um Beiftand, der ihnen auch zu Theil ward, obwol fie ſelbſt den Se
winn deffelben nicht erlebten. Das Chineſiſche Eaiferliche Heer brinst
auf zwei Straßen, aus Yuͤnnan und Kuangſi, unter den tapfern ®e
neralen, Thangpu und Moudin, burd die Grenspäfle und Ge
birgsengen in Tongking, im Sahre 1406 ein, beſiegt die Neben
und ftelt ſchon 1407 den Zrieben in Zongling ber. Da aber fein
Sproffe der Thin: Dynaftie aufgefunden ward, den man als rechtmaͤ⸗
Bigen Erben Auf den Thron von Tongking hätte inftalliren fünne,
fo hielt man es für rathfam, bas Königreich unter Einſetzung bes Ghine⸗
fen Thangpus, ald Generalgouverneur, in eine Provinz bes Shi:
. nefifhen Reiches zu verwanden. Go erhidt Tongking feine
ganze Einrihtung auf Ehinefifhen Fuß, feine Zribunäte,
Mandarine, Gouverneur von 3 Glafjen, feine Einnehmer, Truppen,
Sommanbeure, Zeftungsceommandanten, feine Intendanten der Heerfiras
fen, der Flotten, des Handels; 7000 junge Tongkine ſen wurden an
den Kaiferhof nad China gefandt, um dort Ehineftihe Bildung aller Art
für ihre Heimath zu gewinnen. Der Kaifer, überfühte Tongling mit
Wohlthaten, penfionirte die Wittwen und Waifen, male den Golbaten
reiche Geſchenke, belohnte die freuen Anhänger, die fi) vor den Rebellen
in dad Gebirgeland gegen Weit“ zurückgezogen hatten, chrte "bie 2.
mäler der Tchin, und der neue Vicekdnig Eihangpu überreichte,
Jahre 1409, feinem himmiliſchen Kaiſer bie Landkarte von Kon =
Ting, nebft der Lifte der Einwohner und bem Berzeihniß
— — —
138) P. Gaubil Mein. Histor. I. c. T. XII. p. 4l — 44.
Cochin Chinefifches Reich, Tongking⸗Hiſtorie. 975
von alle dem, mas er bafelbft vorgefunben hatte. Nach diefer Lifte 2°)
wird die Ginmohnerzahl berechnet, auf 312 Duan Familien; jedes
Duan zu 10,000; alfo 3,1%0,000 Familien; zu jeder Kamilie 3 Per⸗
fonen gerechnet, würde 18,720,000 Individuen geben (die Angaben in der
Ehinefifhen Geſchichte bei De Mailla weichen davon fehr ab *°,, Auch
werben eben fo 23 Duan und 5900 Ochſen, Pferde, Elephanten u. a.
aufgeführt, auch 8670 Schiffe und Barken u. a. m. Cs jft dies die
erfte Statiftit von Tongking Der Einfluß ben Ehina, Chinefifche
Herrſchaft, Sivilifation und Eultur wie Literatur auf Tongking audges
übt bat, wird durch diefe Hergaͤnge hinreichend erflärlidh.
Auch ift aus jener Periode die ältefte Landkarte von Zongs
Ting genannt, deren Nachbildung unftreitig in der freilich etwas fpäter
unter Kaifer Kia Zfing (er flirbt im Jahre 1667, f. oben ©. 898)
für bie Ehineſiſchen Annalen umgearteiteten Zeichnung?)
derfelben, uns jedoch in 2 Blättern aufbewahrt ward, aber von den bis⸗
herigen Kartenzeichnern überfehen worden ift, für jene hiſtoriſche
Periode jedoch fehr Iehrreich bleibt. Der Chinefifche Geograph Tcho uch e
hatte, 1314 bis 1320, zu allen Provinzen des Mongholiſchen Kaiferreis
ches einen Atlas gezeichnet, an deffen Ausarbeitung bie vielen Gelehr⸗
ten, Mathematider und Andere, die fi aus Balkh, Samarkand,
Bohara, aus Perfien, Arabien und Eonftantinopel am
Hofe der Mongholen Kaifer befanden, vieles beigetragen haben mögen.
Kaifer Kia fing ließ bei einer neuen Ausgabe beffelben, auch die
Landkarte von Tongking hinzufügen ‚ die er nach berfelben Mes
thobe zu verfertigen befahl. Sie ift in Duuabrate jedes zu 100 & lang
und breit (300 & — 2 Lieues marines) getheilt, davon je 3, ber Länge
wie ber Breite nach, einem Aequatorialgrad gleich find. Hienach ift da⸗
ferbft die Lage von Zongking, ber Reſidenz nach Reduction beflinmt,
auf 103° 56° DO.2. v. Paris, und faſt 21° N. Br. angegeben.
Aber jene Ruhe unter Chineſiſcher Schirmherrfchaft war nur fcheins
bars ben Zongktinefen war der Verluft eines felbftfiändigen Koͤnigs⸗
baufes unerträglis Unruhen und Fehden traten überall hervor, bie
Nachbarſtaaten Cochin Ehina und Laos unterftüsten bie Rebellenhaͤupt⸗
linge; fie wiederholten fich ein ganzes Sahrhundert hindurch in Kämpfen
mit den Ghinefen, bis e& dem ſchlauen Ufurpator Lili gelang (1422)
unter dem Scheine eines jungen Sprößlings des alten Haufes ber Thin
fich ſelbſt die Souverainität zw erringen. Gr warb unter dem zit
9j p. Gaubil Mem. histor. ete. I. c. T. XI. p. 45. De
Mailla Annales de la Chine in Hist. Gen. etc. T. X.
166. *1) Eelaircissemens sur les Cartes du ——— ebſt
2 Cartes in Lettres Rdifiantes et cur. Nov. "Edit. Paris 178I. 8.
T. XVI. p. 335 — 337,
976 HftAflen. Hinter Indien. I. Abſcha. $. 84.
des Tite), d. h. Souverain, Gründer einer neuen Tongkine⸗
ſiſchen Königs-Dynaftie, gab feiner Reſidenz Tſing Hiaofı
ben Zitel Situ, d. h. Weſt⸗Reſidenz, der Gapitale Kiaotdyeor
aber den Zitel Tong tu, ober Tongking (bei Ghineſen), b. d. dw
Dſt⸗Reſidenz, und feitbem warb aud das Königreich Ngan nee
(Sannan) mit dem Namen Königreih Tongking belegt. De
Haus der Lili oder Li Könige behauptete den Thron3 ber kriegen
ſche Nachfolger König Lihao 1468 — 1471, madıte fi feinen Nad-
barn in Cochin China, Yüännan, Santon furchtbar; er verheert
ganz Laos, deſſen Koͤnigshaus er vernichtete. Doch entfloh ein Pricz
der Laos in das Land ber Pape (ſ. oben ©. 762, 764), vor
Yünnan abhängig war, und von biefen wurde Lihao mil grofem
Verluſt aus dem Gebirgslande zurükgeworfen. Cochin China abe
war er im Stanbe burd) ſtarke Klotten, zumal auch burd) den Beiſtand
von Malaccas Schiffen, gegen die Ghinefen, die ben Gochin Chinefen ber
guftehen verfuchten, zu entreißen und als Provinz zu behaupten.
Bieler innerer Yarteiungen ungeachtet behaupteten ſich bie Li auf
dem Throne, und wurben, ba fie ihren Zribut an China ſtets regulär
einlieferten, auch von der Mandfchu = Dynaftie als Könige anerkannt, und
mit Diplomen verfehen. Kaifer Kanghi **) verftanb es aber, dar
habfüchtigen, die ihre Grenzen gegen China gern zu erweitern verfud-
ten,. frühzeitig ihre Grenzen gegen das Ghinefifche. Gebiet feftzuftckn
(1683). Khanghis Sohn, Kaiſer Yong thing verlich im J. 17%,
dem König Li ouai tao von Tongking ber Tribut ſchickte, die Sa
veftitur, und fandte ihm 4 Ehinefiihe Charaktere cigenbänbig zu feinen
Ehren gefchrieben, zu, und felbft unter Kaiſer Kien long blieb dad
gute Wernehmen des Kaiferhaufes mit den Li Königen von Zong
Bing, die auch, wenn ſchon nur nominal, bie Herrichaft über Gochin
China behaupteten, bis zur evolution 1774, mit welcher das Godin
Shinefifhe Reich bie Obergewalt uͤber Tongking davon zu tra
gen begann, das nachher nur eine Provinz biefes jungen Kriegerflaates
wurde.
B. Die Geſchichte von Cochin China (Go then tching *)
nah Ehinefifhgen Annalen.
Dreihundert Jahr vor Ehr. Geb, war GohinChina wie Tong⸗
Bing, noch unbefannt, von Wilben bewohnt, ohne Gefege, ohne Che,
162) P, Gaubil Mem. histor. 1. c. T. XII. p. Sl... 22) ebeub.
p- 60. ««) P, Gaubil Notice Historique sur la Cochin Chine,
extr. des Livr. Chinois in Histoire Generale de la Chine Para.
4. 1783. T. X. . 3 — 18; ſ. d. Lettres Edifiantes Nourv, Bd.
Lg
Cochin Chineſiſches Reich, Hiſtorie 9
ohne Schrift, Seitdem aber Tſchin Schihoangtt (f.cb. 8.819, 161),
im S. des Ranking feine Gotonifationen beginnt, tritt auch diefes Green!
und Küftenland hervor, und wirb durch Shinefifche Anſiedlung aller att
bevötfert, cultivirt und bebaut. Weide werden als zum Gouvernement von
Sauͤd⸗Ehina (Provinz Eanton) gehörige Provinzen betrachtet, deren ſuͤdlichſte
das Heutige Cochin Ehina den Namen Tiny führt, und anfänglich das
Schickfal ihrer nördlichen Nachbarn theilte. Nur aus den Marfhrouten
der GShinefens Heere werben biefe Länder befanntz aus ihnen geht jedech
hervor , daß fie fon im 3. 42 n. Chr. Geb., gegenfeitig unter fich im
Süden des Hauptfiromes, des Songka (damals Fu Lrang Klang
genannt), eben fo geſchieden waren, wie fie «8 auch in der Kolgezeit bis
heute biieben (f. oben S. 919), Der Chineſiſche Feldderr Mayuen
ließ dafelbft zwei Kupferfäulen als Grenzſteine feftftellen. Nach dem
Berichte dieſes Feldherrn, der den Ghinefen großes Anfchen in jenem.
Gebieten /zu erhalten wußte, ift er es, ber jene Grenzpaffage ges
bahnt hat. Er fand zwifchen dem heutigen Hing hoa fu (d. f. in
Sin hoa In Cochin Ehina) und Kouang nan fu (b, 1. in Konge
Ting) fehr ſchwierige Wilbniffe, deren Wälber er umbauen ließ, durch
weiche er dann bie Wege bahnte. Die Ghinefifhe Oberhoheit dauerte, . |
mit großem Uebergewicht, biß über die Mitte des dritten Jahrhunderts
nad Chr. Geb, fort, und war hinreichend auch der ganzen Givilifation ,
Cochin Ehinas das Chineſiſche Gepräge zu geben. Im Jahre
263 befreit ein Großer im Lande, Kulien, ber bei Chineſen ein Nee
belle heißt, fein Raterland vom Joch ber Ghinefen, und nennt feine
Herrſchaft das Königreih Lin y, das mit manchen Innern Kaͤm⸗
pfen, ſich doch auch nach aufen durch reguläre Tributfendung nad) China,
vor ben vielen wechfelnden Dynaſtien jener Nachbarherrſchaft zu fchügen
weiß, bis jener Plünderungszug bes goldgierigen‘ Kaiſers der zweiten
SouysDynaftie, Yangti, eintritt, in deſſen Folge die Reſidenz mit ih⸗
ren 18 goldnen Ahnentafeln geplündert wird, und Tchen, ber Seeha⸗
fen, Echentching, bie neue Refidenz, den Ramenswechfel bed Reiche io
Cochin China herbeiführt (feit 806) wovon oben ſchon bie Rebe war
(f. od. &. 954). Hierauf ift eine große Lücke in den Ghinefifchen Ans
nalen *°) über die Cochin Shinefifhe Geſchichte.
Im Jahre 1166 bis 1170, wird ein thätiger König Ifeou pana
von Gochin Shina genannt, dem ed darum zu thun ift, feinem Volke ei⸗
nen Verkehr mit China zu eröffnen; er wählt bazu die Inſel Hainan
nicht unpaffend als Mittelftation (f. ob. S. 881)5 aber feine Handels⸗
agenten werden bort zu Piraten (wol in dem Sinne, wie «8 tie Por⸗
tugieſen und andere Guropder f. oben ©. 827 2c. 891) zuruͤckgewieſen,
und obwol ber König jeden Schaden zu exrfegen bereit war, wurde ihm,
45) P, Gaubil Notice Hisr. l. e. m XIL p. 10.
‚Ritter Erdkunde IV. j Qgg
L
978 Dft-Mifien. -Hinter-Sadien, II. Abſcha. $. 3.
dem Yrembling, body jebee Zugang gu China verſagt. Gr werke ſit
nun als Groberer gegen TIchinla (b. i. das Königreich Kamberj:
:ba8 ee durch Verheerung fo zur Rache aufreist, daß Fehden bid gun
Ende des Jahrhunderts zwiſchen beiben Grenz ſtaaten und teilmeift 6:
oberung Cochin Ehinas durch Kambodja bavon die traurigen Folgen fin
As der Monghole Kublai Khan gegen Ende bes XIII. Jahrhunda.
über die Songs Dyngftie den Sieg dadon trug, kam ihm ber dam
lige König von Cochin China, Po veon pou la theou'*'“' u
Sabre 1280, mit Gefandtfhaft und Tributgefchenfen zuvor; ehrumm!
Aufnahme derfelben hinderte den Kaifer jebody nicht, wie in Zonglis:
fo auch in Cochin China, Verſuche zur Errichtung Mongholiſchtt Zr:
bunaͤle und Gouvernementseinrichtungen zu machen. Gr ſchicte, fa
einer feiner Embaſſadeurs 7) dahin 100 Gardiſten im Tigethaͤuten ik
Ainiform), und 1000 mit Goldſchilden, um gute Mannszucht zu halte,
und errichtete Snfpectionen für bie Vier Meere daſelbſt, und wi
nicht. ohne Grund, denn ber legte Sproſſe ber Songs Dyneflie, jagen die
Chinefifchen Annalen *°), war mit feiner Flotte nach Tchen tdins
¶ Cochin China geflohen, das man von Ghina aus bei günfligem Bak
in 15 Zagen erreichen Tann Auch bier folgten blutige Kriege hide
Projecten; der junge Thronfolger rebellirte gegen dieſe Graidrigm
Der berühmte General des Chineſenheeres Sotu, landet mit cu
Flotie im Hafen von Tchen thing, erobert die Capitale; bie King
partei flieht in die Gebirge, befeftigt die dortigen Burgen mit Hülft fr
Mohammebaner (?), ermordet durch Gewalt und Liſt bie fremden Ca⸗
dringlinge, bie nicht müde werben mit neuen Heeren immer wirder aut
Ueberfälle zu machen, und auch das Cochin Ghinefifche wie bed Zeug
neſiſche Land, das ihnen ben Durchgang zu verweigern fucht, zu mh
zen, bis der Zod Khublais ben Frieden und das .alte Iributmerhis
niß an China herbeiführt.
As bie MingsDynaftie feit 1386 ben Thron beftieg, kündigt
der Kaiſer biefe neue Begebenheit feierlich dem König Itataha me
Zchen thing oder Cochin China an, und ließ im deſſen Lande gu Ob
sen der Genien der Wälder, der Berge und Klüffe feierliche Opfer bru⸗
gen, was früher nie geſchehen war. Grft nad biefer Ceremonie na
ex bie Huldigungen bes Königs an, machte große Geſchenke, und naha
daflır den Dank ber Cochin Shinefen entgegen. Stataha hatte du
GSluͤck gehabt, kurz vorher die Piraten, die feine Gewaͤſſer beunsußy
ten zu befiegen (1373), WM ihrer Junken als gute Prife gu gewinnen,
see) P. Gaubil Notic. Histor. 1. c. T. XII. p. 21; vergl, Bist
Generale de a Chine T. IX. p. 414 — 422, 428, 435 — Hl.
42) Tehinla Foong thou ki, b. Ab. Remus, Nour. Mel. Atiat. T.L
p- 102. *°) Mailla Hist. Ges. de la Chine I. c, T. M. p. 34
Cochin Chineſiſches Reich, Kambodja-Niftorie. 079
mit 70,000 Pfund eines ungemein toftbaren Holzes (ob Aloeholz), das
er dem neuen Kalfer zum Geſchenk machte. Derſelbe Itataha war
aber bd8 und verhaßt im Landes er ftand, wie meif feine Vorfah⸗
ven und Nachfolger, in Fehde mit Tongking, und dieſe fortwähren _
den verheerenden Kriege beider gegenseitig erbitterten Nachbarſtaaten ang
teten ſtets in die furchtbarſten Rachekriege zum größten Verderben beie
ber Länder und Völker aus. Die vielfach wicherholten Ermahnungen
der Shinefifchen Kaifer an diefe beiden, von ihnen feitbem ſtets wie trir
butaire Vaſallen angefehenen Staaten zum Fricden waren natürlid vers
geblich, und bald neigte fich dic Wagſchale ihres Geſchickes, wobei auf
vom Weften ber Kambodjas feindliche Stellung mehr oder weniger
mit eimwirfte, auf die eine, bald auf bie andere Seite, Bo wurde,
nach vielen Kämpfen, endlich buch eine entfcheldende Schlacht König
eyhao *°) von Tongking, im Jahre 1471, auch Sieger, und blieb
es über Cochin China, deſſen Koͤnigshaus größtentheils ermordet unb '
ausgerottet ward, Vergeblich war das Flehen der Cochin Chineſen Pau⸗
tei am Kaiferhofe zu China, um Bermittinng, um Erlöfung, um Net
tung aus der ſchmaͤlichen Befangenfchaft, Unterjochung und Selaverei,
in der von nun an dies Küftenland feufzte. Die Chineſiſchen Au
nalen behaupten feitbem völliges Stillſchweigen über biefen zur Pros
vinz berabgefuntenen Nachbarſtaat, unb erſt nach einigen Jahrhunden⸗
ten tritt ee mit einer Reihe von Königen von Tongkineſiſcher
Abftammung, durch den fiebenten dieſer Neihe wie ein Phönix nen Dre
Jüngt aus Arche und Staub bervor (feit 1774).
. ©. Die Geſchichte von Kambodja (Tıyinle), ı .
Die Altefte Gefchichte dieſes Bandes vor bem VII. Sahehunbeng
nach Ghr. Geb. iſt in den Ghinefifhen Annaley von Funan,
ober ber Suͤdlaͤnder (wozu auch Tongking gehört, enthalten, in wel⸗
hen ſich wichtige Nachrichten *0) tiber die Einführung der Sndifhen
Gebraͤuche und der Brahmanenſchrift in daſſelbe vorfinben, wie -
über den Handel der In dier und der Tha thfin (d. I. das dſt⸗
‚Ude Byzantiniſche Reid, f. Erdkunde Afien Th. I. &. 210, vergl.
oben ©. 519, 798, 813 u. a.), längs dem Indiſchen Meere, um biefe
Seftadeländer bis Shina, zur Beit bee Dynaftie ber Han. Diefe Yunbe
grube wichtiger hiftorifch = geographifcher Forſchungen ift aber bisher nur
erft durch den für diefe Studien zu früh entfchlafenen, trefflihen Abel
Remufat angebentet, aber richt a a morben, was wir für eine
i
— P. Gaubil Notice Histor. l. s, P. XIL p. 17. 50) Im Pian
x tian Band 89, und Yonan kian louf han "Ban 233 und 234. ber
Önigl. Par. Bibl. n. Abel Remusat Desor. du Royaumo de Cam-
"boge in Nour.” Melangeg Asiat, T. I, 8, 1829. p. 75.
Dgg2
982 Oſt⸗Aſien. Hinter- Indien. 1. Abſcha. $ 84.
tſcheon (?) der Küfte Tfhe kiang (j. ob. S. 701) ab, nach Acher
tfhing (So chin Shina), wo er am 18ten Tage des dritten Diconzn
Handete. Durch widrige Winde aufgehalten, langte er erft im frebent:
Monate zum Biel. Er landete in ber Küftens Provinz Kambopdjat.
weiche Ich ha nam heißt, wo man bie Barken wechfelt, unb von ba =
10 Tagen viele ſeichte Stellen firomaufmärts durchſchiffend die Gap::
tale des Landes erreicht.
Die Sapftale von Kambodja (Kan phuthi im Zain
905 wol da, wo gegenwärtig Pontaipret ober Canwek Liegt) m:
3 ſtarke Stunden (20 Ei in Umfang haben; 5 doppelte Thore, Graber,
Mälte, große Bruͤcken umgeben fle. Die große Brüde hat auf jeder
” Seite 54 Iole don Stein, fehr große Statum, Feldherrn gleich mit dre⸗
henden Minen. Die Briilenbogen find von Stein, figurirt, mit Schi:
den, die 9 Köpfe haben. Jedes jener 54 Idole Hält eine Echlange. Ue
bee den Stadtthoren find große Buddhakoͤpfe in Stein gehauen, mit
d Geſichtern, die gegen Weften fchauen, das mittlere trägt eine GofpErcar.
Ir beiden Selten ber Shore find Elephantenfculpturen. Auch bie os
dern Städte haben Steingebäude und Steinmauern, auf deren Hltı
Man dfter regulaͤr gepflanzte große Bäume-( Rouanglang ) webhrnime:.
In eines Gegend iſt ein Bolbthurm erbaut, und umber 20 Gteinthürmt
and über Hundert Steinhaͤuſer (wol jene pyramidalen Tempelbauten de}
Buddhacultus wie in Ava), alle gegen den Dften geehrt Auch emı
GSoldbruͤcke ift bier, mit goldenen Löwen und das Palais des Köniz ik
vol Goldreichthum (die Goldverſchwendung in dieſen Binterintis
ſchen Keichen iſt bis Heute für Bauwerke, wie 3. B. zum plattiren ber
Daͤcher und Ornamente aller Art, zumal aus ben Ava-Refidenzen de⸗
kannt). Auch die Häufter der Prinzen und Mandarinen find groß und
teittduftig, aber fie find alle mit Stroh gebedt. "An einem Sce zeigt
man einen liegenden Burdha, aus deffen Nabel eine Quelle bervorfgrus
delt (ſ. oben S. 351. Der König des Landes trägt eine Krone von
Wold mit Perlen und Diamantın, die Füße und Hände voll Ringe um
Opale, er geht barfuß, feine Fußſole IE roth gefärbts nur er hat a8
Vorrecht fein Haupt mit geftickten Züchern zu umminder. Die Mans
darine feines Hofes find wie in China In Glaffen getheilt, doch baden fie
andere Titel und Vorrechte, wie die Abzeichen goldner Palankine, 1, 2
oder 4 golbner Sonnenfchirme, ober nux filderne, die Don Gäinzflicer
rother Beide gefertigt find u. a. m. Sie find deeferlei Religionen
ergeben, die Panki (7) ober die Buddhaprieſter, Tchoukog, to
sen Schrift auf Palmblaͤttern, ober die ver Tao Be, weiche hler Pa
föe heißen.
Das Bote ift haͤßlich, dunkelfarbig, doch ‚giebt ed unter den Fraucn
auch Schönheiten, hellfarbig, fagt der Chineſiſche Embaſſadeur, wie I:
pis (der. freilich gewöhnlich ſehr dunkel ift?). Der König hat 5 Frauen
4‘
Cochin Chin⸗ſiſches Reich, Kambudia- Hiſter 083
b 3000 bis 5000: Gomubinm; dieſe gehen nie ans, parfuͤniren ſich
E Santal, Moſchus u. a. m Die Töchter der Reichen: verheirathen
‚ fen. ira 7 bis Yten, bie der Aermern erft im Uten Sabre s. vor ber
w findet: bie Gntweihung bes Jungfrauſchaft durch die Prieſter als
tömumicher Gebrauch ſtatt. Thre Sitten ſind rohz zum Sclavens
en ft kaufen bie Reichen fi) 10, 20 bis zu.200 ABihhg,-aus ben bee,
harten Wüften und Gebirgen. Dieſe Wilden.IA°) nennt -man
bung 1b..d. Hunde), Wenn man fie in die Sitpdt führt, wagen
in ten Haus zu treten, auch dürfen fie nur in dan untern heilen
rfetben Fach. feben laſſen. Ihre Hexen, bie fie arhandein, nennen fie
ato (pater) ihre Gebieterin Mi (mater), den Beſtrafungin unters
erfen fie ſich ganz demüthig. Niemand vermifczt ſich mit ihnen; fie
ten für.ungein, den einmal- ee kt man, eu Ringe um
ats: umb Arm.
Die. Sprache ber Kanphu ti tft verſchieben⸗ von ron der Gochin
hineſen und Siameſen, von denen beiden fie nidyt verſtanden werden
pater Alex. de Rhodes Diction. Annamiticum ſagt das Gegentheil,
3 wuͤrde die Anameſen Sprache nicht blos in Tongling und
jſochin Eh ina, ſondern auch in den Nachbarlaͤndern von Iſiompa,.
damboja, Lao, Siam verftanden, und in Kaobangh. *
Von dem großen Kambodja Strome*"!), deſſen Namen er jes -
‚och nicht nennt (f. oben ©. 915), fagt der Embaſſadeur, daß er große
Hainen voll dichter Waldungen durchziehe, in viele breite Arme getheilt
ey, die ſich nad) allen Seiten mehrere 100 Li weit, verbreiten. Die
Raldımgen voll alter Baumftämme, Kletterpflanzen, bichte Gehege ſeyen
ınzugänglich für den Menſchen; man höre dafılbft nur das Geſchrei der
Lögel und der Quadrupeben. Hie und ba zeigen fich gelichtete Stellen,
xo Viehheerden weiden, aber kein Culturland, Bambuswalbungen ziehen
ih hindurch. Das Land von hohen Gebirgen auf 4 Seiten, umgrenzt,
cp voll Elephanten und Rhinocerosheerden, voll felener Wögel-und koſt⸗
arer Holzarten, und an vielen Producten reih. Die nafle Jahreszeit,
vom Mei bis October, ſchwelle alle Fluͤſſe fo Hoch an, daß oͤfter
bie Wipfel.der Bäume im Wafler ftehen, und bie Landesbewohner fir
auf bie Berghoͤhen zurüdgiehen muͤſſinz; vem Rovember,biß April
bagegen, in der trocknen Jahreszeit, werben die Zlüffe jo ſeicht, daß fe
nur no für Heine Barken fahrbar bleiben. Das Land wird ohne Yflug
und Hade, ohne Dünger bearbeitet, und ‚bie —— gedeiht von ſelbſt
ſchon unter dem Waſſer heryor.
Dies Land Tchinla oder Kambopdja befteht aus 90 Provinzen
oder Diftzieten, deren jede ihren Commandanten hat; bie @hinefis
186, Tchinla Foung tbou ki, L.c. in Abel Remusat Mouv, Mel.
Asia 'T. I. p. 119. 872 ebend. T. 1. p. 131.
— N 2
Oft Aſien⸗ Hinter- Indien, N. Abſchn. $. 84.
‚Igen B&iffer bringen dahin fche' viele Waarın 15°), fie daten ta
ſelbſt großen Gewinn, braͤuchen keine Kleider, verdienen leicht, verbeice
then ſich dort, bauen ba Haͤuſer, treiben Handel und Gewerbe (alſo Eo⸗
loniſation auch da ſchon, ſeit alter Zeit; ſ. ob. S. 807)3 «ber guchid
fachen Diele Ausrelßer aus China dord ein Aſol. — Dieſe und Dicke
andere genaue Angaben über dieſes Land der Frem den beweifen, auf
ſo mandırs oben Häufig‘ Angefuͤhrte, wie ungegründet das noch fehr all
gemeine, nicht wenig hochmuͤthige Urkheil der’ Europäer iſt, ben Chinefa
überhaupt, zu jeder Zeit, Mangel an Shtereffe für bie Kenntniß fremder
Länder und Voͤller, wie geographifdje und hiftorifche umviffenheit im
Allgemeinen, ſtets immer wieder von neuem vorzuwerfen. — ä
Hunbert ae fpäter nad dieſen Embafladen » Berichte, als bit
- Ming Kaifer ®°) den Thron ˖ſchon behaupteten, ſchickten fie, im Jahr
. 41383, Ehinefifhe Manbarine nah Kambodja, mit Titeln und Paten⸗
ten, für beffen Koͤnig, unb dem Auftrage, jene Chineſiſchen Reifenten
in’ diefem Königreiche zu inſpiciren. Diejenigen, deren Reifepäfle nicht
von Chineſiſchen Mandarinen beffegelt oder fonft falfch befunden waren,
wurden. mit Cinwilligung bed Königs der Kambodjer arretirt, und in
Kıtten heworfen. Unftveitig waren fie von ber in die Flucht gefchlages
nen Partei dee Mongholen, die man gu fürdten alle Urfache hatte
Fuͤr jene Nächgiebigkeit in ihrem Xerritorum wurden bie Könige won
Kanphutdhe, vom Ming Kaifer, durch große Geſchenke beichet,
worunter 32 Stück goldgewirkte Stoffe und 19,000 Schaalen von Yes
cellan genannt werden. Darauf erfolgte, von Seiten bed Könige, deſſen
ganzer Zitel alfo-Lautete: Shfan liei phao pi fie Kan phou tche,
ein Zribut, in 59: Elephanten und 60,000 Pfund Parfüms beſtehend,
wofür er ein vergolbetes Sitberpatent mit Siegel, und duch die Könis
ein große Geſchente erhielt. Seitdem, heißt «8, wurde bis zum Jahre
1435, regelmaͤßig eo), ber Tribut an China geſandt. Das Anfehan
ber Chineſen war damals in Kam bo dja fo ſehr geſtiegen, daß ber
dort Gingeborne, der im Lande etwa einen Chineſen toͤdtete, bas
für wiebee den Tod erleiden mußte; tötete aber ein Chinefe einen
Kambodjer, fo konnte er diefen Mord mit Gold bezahlen, und wenn
ihm dies fehlte, wurde er nur als Gclave verkauft. Aber ſpaͤter, feit
4435, hemmten die Cochin Chinefen durch ihre Raubüberfälle und feind-
liche Stellung gegen ihre weftlihen Nachbarn jenen regelmäßigen Bers
kehr mit Cdina, und erſt fpäter, feit-1573, werben, die Zributfeiftuns
gen *2) genauer regulirt und verzeichnet. Aber die Größe des Kams
bodja Reiches iſ verſchwunden, ohne daß uns li Geſchichte genaue
\
16°) Tchin la Foongthonki l. c. p. 135, 1418. 50) Notice Chre-
nolog. b. Ab. Kemnsat Naur. Mel. Asiat. T. L p. 93
20) ebend. p. 4 — 97. ebend p. 99,
Kocin Shimefiches Keich, die Revolution. 085
aß nur frapmedtanifd bekannt wäre. Grit 1717 ward es von ben Bia«
nefen‘?) mit Krieg überzogen, nun rief e8 Cochin China zu Hülfe,
und nad) feiner Befreiung pom weſtlichen Feinde, erfannte es ſich als
Vaſall feines oͤſtlichen Rachbars, Gochin China. Aber fein imerer Zus,
ſtand war in Anarchie aufgeloͤſt, bis 122) bie Cochin Ehinefen, im Jahre,
1750, ber Propinz Dongnal und einiger benachbarten bemädhtigten,
bie unter Saigun ſtehen (ſ. ob. S. 916). Als im Jahre 1786 der
Koͤnig Digtons von Kambodja ſtarb, bemaͤchtigte ſich ein Officier fei3)
nes Haufek, der fein Schwitgerfohn war’, der Negentfchaft, trat unter
dur ded Königß von Siam, und brachte die noch unmändigen Thron⸗
erben nad Bangkok. So wırde Kambodja abhängig von Siam,
bis zum Sabre 1809, wo ein Neffe bes. verfiorbenen Königs durch feine.
Partei fiegend einen Thell des Reichs wieder an fi riß. Da nun ber.
Mrgent vn Stamefen Beiltand erhielt, rief der Neffe die Cochin⸗
Shinefen als Hülfe herbei. So wurde das Königreih Kam⸗
bobja in zwei Thelle bis auf heute zgerriffen. Der Taikun, ober
Bicelönig von Kambodja, mit bem Sramfurd im Jahre 18299, au
Saigun tmterhanbelte, hatte für Cochin China den Sieg davon getras
gen, Er befegte Kambodja mit 30,000 Manns auf feinem Marſch
zur Gapitale traf er das Heer ber Siamefen. Diefe, außer Stand eine’
Schlacht zu liefern, waren zu Tractaten bereit. Kambodja blieb tris
butair an Cochin Shina, bis auf die weſtliche Grenzprovinz Batabang,
welche an Siam abgetreten wurde, &o blieb ber Zuſtand Kam bod⸗
jas, wo ber König nur dem Namen nach exiſtirt, fein Sand aber von
ben Truppen Cochin Chinas beſetzt ift.
6. 85.
Erläuterung 2.
Befondere Verhaͤltniſſe Cochin Chinas in der Gegenwart nach.
den neueften Beobachtungen ber Briten, Nordamerikaner
und Franzofen.
1. Die Revolution feit 1774 und bie Grändung be#
neuen Kaiſerthums Cochin China,
Cochin China war bis in die Mitte des XVII. Jahrhun⸗
derts, nominell, tibutair an Tongking geblieben, fein König,
Vous tſoi mit dem Zitel Caung [hung, hatte das Regiment
in den Händen der Eunuchen gelafien, die feine Generate waren,
Seine Vorfahren hatten fih Auhänglichkeit im Lande erworben;
#3) % Crawfurd Jourmal ep 466 - 466,
986. DflrAfien. Hinter-Indien. IE. Wbfchn. $. 85.
ihte⸗Sitten waren einfäd, und patriarchaliſch; aber ‚der vide Ve⸗
kehr mit den Chinefen, die Entdedung von Gold⸗ und Site
Gruben, und das Eindringen‘ von Lurus und Weichlipkeit, führte
Ungiüd an ben Hof von Anam herbei. Die Großen blaͤheten [ih
in Hoffahrt auf, abmten ben Stolz und bie Sitten der Chineſen
nach, vergifteten die Herrſcher durch Verfuͤhrung und Schmeiche
lei, und dieſe verſanken ſchnell in Lurus, Schlaͤmmerel. Die Bolt:
minen, die neuen Taxen, reichten ſchon nicht mehr zu ihrer Hof—
haltung hin, die neuen Abgaben wurden mit Gewalt eingetrieben,
Tprannei nahm überhand, fie war in der Hand ber Bünftlinge
des Hofes. Gegen biefe beach in Caungſhungs Z5ſtem Regie⸗
sungsjahre, eine Empörung aus, die in der Stadt Quinhon
(f. ob. &. 918), im Jahre 1774 begann, und nach unzähligen
Greueln und Ojährigen Kriegen die jüngite Reſtauration)
des Staates berbeiführte. Die Rebellen riefen anfänglich
die Tongkineſen zu Hülfe, die als Feinde ber Königeparti
da6 Land. Überfielen, aber zurücgeworfen wurden. Die Haut
theiinehmer der Revolution waren drei Brüder, bie Zar
ſongs genannt (d. h. Bergleute vom Wet, nämilh auf
dem Gebirge von Quinhon); der aͤlteſte, ein Eiſenſchmied,
die beiden andern, tapfere Zandleute, die al6 Raͤuber fiegreid,
Beute und. Parteien gewinnenb. die Sahne der Empörung auf
pflanzten Barrow und White fogen, «6 fepen drei Brüde,
ein reicher Kaufmann, ein Mandarin und ein Priefter geweſen).
Der ältefte Bruder Nhae, oder Ignack (oder Yinyac bi
Barrom und White), firgte in einem erſten Gefecht, wahm
in einem zweiten den König ſelbſt gefangen, deffen Schicſal
nicht bekannt geworden, deſſen Thron aber geftürzt und deſſen
Familie hingerichtet wurde. Mur die Königin Mutter mar glüds
lich in die Waldgebirge entflohen, mit itrem zweiten Geha
Giqlong, demfelben, der duch das Unglüd zum Gruͤnder
des neuen Cochin Chinefifhen Staates ausgebildet wer:
den follte. Die 3 Tapſongs drangen fiegreih in Tongking
ein, deſſen König China zu Hülfe rief; fie eroherten bald auf
Saigun in Kambodja, wo fie. 20,000 Einwohner, bie auf
der Seite des Könige ſtanden, Über die Klinge fpringen left
63) J, Barrow Voyage to CochiaChine (1792 et 1793). London
1306; f. Trad. p. Malte Brun T. il. ch. IX. p. 182 etc; !.
WLite Voy. to Cachin Chine (1819 et 20) Lond. 1824. 8. p 9
=; J. Crawfurd Journal (1822) etc. I. o. p. 04—510.
Cochin Chinefifches Reich, die Revolution.“ 087
und wo der alteſte von ihnen bie Herrſchaft uͤbernahm. Ehe
noch Kaffee Khienlongs Huͤtfsheer t don hunderttauſend Mann
Tongkings Grenze erreichen konnte', "hatten die 3 Tayſongs
ſchon, durch ihre Spione davon benachrichtigt, die Wege dahin
zerſtoͤrt, dem Proviant vernichtet, fo. daß das Chineſenheet umkeh⸗
een-mufßte, und ein Vertrag, den zweiten der Brüder, Long:
1.47 ang, als König von Xongfing und Codin China anerfannte,
drr auch feinen Tribut an China entrichtete.
"Den Primen und die Königin hatte der poftorigche. Vicae
von Godin China, Bifhof Adran vom Sranciscandt Deden,
neblt noch einem "Miffionar auf ihrer Flucht degleitet; dieſer
hatte am Hofe das Vertrauen des alten Koͤnigs genoſſen, und
ſtand nun ale Rathgeder dem einzigen Erben des Reichs in der
Gefahr zur Seite. Zuerſt gelang es ihnen In Saigun Anhang
zu finden, wo die Koͤnigspartei wieder ſiegreich ward, und den
jungen Prinzen als rechtmaͤßigen Erben des Reichs unter den
Namm-Saungfhung, der Sohn, kroͤnte. Hier war es, wo
damals Dir. Chapman, an der Spige dir Miffion des Briti⸗
fhen Gmeratgouverneuts Haftings in Bengalen, im Jahte
1778, um Handelsverbindungen zu enüıpfen, die Provinz Dongs
nat im Beſitz bee Koͤnigspartei Fand, die ihr Anfehn noch nicht
ganz verloren hatte. Aber Auinhon und Huc warm in dem
Haͤnden der Rebellen. Der Bürgerkrieg wuͤthete, nach Chaps
man, im Lande furchtbar, die Hunger6noth zwang bie Cochin⸗
Chineſen Sergras zu eſſen; auf den, ‚Märkte von Sue verkaufte |
man Menſchenfleiſch.
Im Hafen von Saigun “ah bamatı ein Sranzöfly
fches Krlegsſchiff, 7 Portugieſiſche Kauffahter von Macao, und
eine Anzahl Chinefffher Junken nnd Muderboote; diefe kaufte
Siatong, und übbrfiel mie Ihrer Hülfe die Ufurpatoren inr
Hafen Quinhon, wurde aber (4781) zuruͤckgeſchtagen, und '
mußte zum zweiten nrale das Reich fliehen, Mit wenig Beglei⸗
tern flüchtete er zur Inſel Phukdt (Quabrol oder Kohtron)
im Golf von Slam, wo fi zwar wieder Reiſige um Ihn fam⸗
melten, da ee ober einen Ueberfall der Ufurpatoren befuͤrchten
inußte, fchiffle eu über nah Bangkok, zum König von Siam,
der ihn wohlwollend aufnahm. Da biefer in Krieg mit den
Birmanen serwidele war, that des koͤnigliche Saft dei ihm _
mehrere Jahre, mit den Seinigen, Kriegsdienfie. Indeß wirkte
der Biſchof von Adran, zumal durch Einfluß der Europäee
,
ves DfbAfen. ——— IL. abſchu. $. 85.
ie Salgun, vortheilhaft flıe bie Königspartel, und konnte je |
ſeiner Freude dem flüchtigen Könige melden, bag er in den Sübd⸗
provinzen noch viel Anhang habe. Dem Biſchof hatte der um |
flete Gialong feinen Älteflen Prinzen zur Erziehung (feit 17857)
anvertraut, und gab ihm nun feine Einwilligung zu einer Reif,
mit demfelben, nach Frankreich zu fegeln, um am Dofe Louis
XVI. um Hülfe für Cochin Chinas rechtmäßigen Herrſcher zu fol
licitiren. In Siam zeichnete fih Bialong durch Kriegäthaten
aus; aber der König von Siam erfüllte fein gegebenes Werfpres
den, ihm Beiſtand zu leiften, nicht; beibe entzweiten fich und
Gialong kehrte auf fein Aſyl, nad Phukok, zuruͤck. Biſchef
les empfangen, auch durch feinen Betrieb ein Dff> und Des
fenfiv: Allianz: Tractat mit dem König von Codin»
China unterzeichnet, in welchem Frankteich Hülfe und Beiſtand
verſprach, die Wiederbefieigung des Cochin Chineſiſchen Throns
der Vorfahren ins Werk zu fegen. Bu den geheimen Artikeln
deffelben gehörte dafür die Abtretung eines feften Städ Lan:
bes mit Hafengebiet an Frankreich, um eine Colonifas
tion in Cochin China, analog den Britifchen in Bengalen, herbei⸗
zuführen, mit der fpäterhin noch weiter ausgeführten Abſicht 1%),
fi ch eine große Marine, in den Indiſchen Gewaͤſſern zu ſchaffen,
und den Handel ber Briten durch Colonialbeſitz in Chine und
Indien wo möglich zu ſtuͤrzen. Frankteich wollte dafür M Kriegk⸗
ſchiffe und 6 Regimenter Franzoͤſiſcher Truppen auch 2 aus ihren
Aflarifchen Anſiedlungen beordern, auch eine Million Dollar zah⸗
Im. . Zur Abtretung an Frankreich wurden bie Halbluſel
Yan, die Bai von Turon und bie benachbarten Jnſeln be:
dungen (zunaͤchſt die Inſel Caltao, Campello ber Europden,
und die Nähe von Fai fo, nad) Capt. Parifh und I. Bar»
:gom, welche Diefe Infel im I. 1793 recognoscirten) ©), Es iſt
ein am ſich ſteriler Kuͤſtenſtrich, der 40 Meilen long und nidt
über 6. bi6 8 breit Üt, aber hafenteich. Dazu follten 60,000
Mann Cochin Chineſiſche Truppen flogen, und falls die Sranzos
fen in ihren Afiatifchen Golonifationen einen Krieg zu führen haͤt⸗
un, ihnen das — von 40,000 ae im Codins
‚ 30%) Barrow Histor. Sketch of CochinChina p. 268; 3. Crawford
Journ. 1. ec. p. 867. *°®) ER Staunton Acconat I. & ed. Tmd
‚g- Oastera. T. il. p. 100 — 198.
|
Adran mit feinem Prinzen wurde indeß ehrenvoll in VBerfaile
7 Cochin Chinefifches Reich, Reſtauratlon. oso
Eh ineſiſchen Lande geftattet fern. Günflige Handelsuerhäiuiffe
waren mit einbedungen. Zwar kehrte der Biſchof Ahran, als
Franzoͤſiſcher Gefandte, mit feinem Prinzen und dem Tractat
über die Infel Mauritius und Pondihery nah CodhinChina
zurüd, aber — die Franzoͤſiſche Revolution hinderte bie
ganze Ausführung des Projectes; doch auch ohne biefen Beiſtand
wurde ber vesloene Thron wieder errungen. Die beiden im.
Freundſchaft verbundenen Männer, der Köntg und der Bis
ſchof, zeigten große Kraft des Geiſtes und bes Willens, und ums
ermuͤdete Thaͤtigkeit.
Auch die Uſurpatoren ruͤhrten ſi ſih; der juͤngſte der drei
Brüder, Longniang, nahm ben Titel eines Könige von
Duantrung on, machte fih zum Meifter von ganz Gentrals
und Nord: Codin China, benugte einen Bürgerkrieg in Tongking,
und eroberte dieſes Land, 1788, als defien König er ſich ausrufen
ließ; er ſchlug fogar im folgenden Jahre ein Chinefifches Heer
von 40,000 Dann, daB Kaifer Khieniong feinem Wafallen dem
Vertriebenen Könige von Tongting zu Hülfe fandte, auf das
Daupt.
Auch die Verhandlung bes Biſchof von Adran'blieb nicht
ganz ohne Erfolg; er hatte Franzoͤfiſche Dfficiere als Volontairs
im Gefolge feines Prinzen; der Vater Gialong hatte eine At⸗
tode auf Saigun gewagt, ex hatte ſich dort mit dem Beiftand
feiner Partei gluͤcklich behauptet, und der Biſchof Adran ſtieß,
dort, im Jahre 1790, mit dem Koͤnig zuſammen. Etwa 14 bis
15 Individuen, Franzoſen, Engländer, Irlaͤndeer, ins⸗
geſamt Kriegsmaͤnner, ſammelten fi hier; durch ihren Bei⸗
ſtand erhielt Gialong bald eine Flotte, disciplinirte Truppen
und einige Feſtungen. Seine Macht war nur klein, ward aber
buch Taktik bald ſiegreich uͤber den Feind. Zwölf Jahre
dauerte, von hier aus, der Kampf gegen die Uſurpatoren, die
Rayfongs, bis zum Jahre 1802, wo fie voͤllig beſiegt wurden.
In diefer Zeit fanden viele Franzoſen, weiche bie Franzoͤſiſche
Revolution aus ihrer Heimath vertsichen hatte, Aufnahme und
Stud im Cochin Chinefen Heere.
Zuerft wurde Saigun in eine Feſtung nad; Eucopder Art
verwandelt; dieſer folgten andere fefte Puncte; 1791 flarb ber
Ufurpator Eongnhung zu Hué« (nah ©. Staunton 9%,
) G, Staunton Account L „ed. Tray. p. Castere. T. IL p. 142,
-
99 Df-Aien, ‚Sinter- Indien. II. Abſchu. $. 85.
bee mit der Lord Amherſt Embaſſade, im Jahre 1793, im ber
Zuron Bali vor Anker ging, foll er Im September 1792 geſtorben
feyn). Die Anerfennung feines 12jährigen Sohnes, in China,
als König von Cochin China, und Tongking, . veranlaßte Febde
zwifchen den beiden aͤltern Brüdern, wobei der ältefle Nhac im
‚mer beſiegt und in engere Grenzen eingefchloffen warb. 1792 ge
lang es dem König Gialong, deſſen Flotte größtencheils zu zen
lösen, und den Hafen von Quinhon, wo er feine Reſiden;
aufgefhlugen, wieder zu erobern. Mac deſſen Tode drang «
auch zur Zuron=:Bai (1796) vor, und nur Huc blieb nch
längere Zeit in der Gewalt des dritten Ufurpators, bis aud
defien Sohn im Jahre 1802 von da vertrieben nah Zongking
entfloh, defjen füdliche größere Hälfte jedoch aud bald mit Ge
walt unter das Scepter Gialongs fam. &o kehrte, erfi nah
Wijährigem Buͤrgerkriege, wenn auch nicht vollommne Ruhe
doch der Zandfrieden mie den rechtmäßigen Thronfolgern
in Cochin China wieder zuruͤck. Furchtbar war dag Land ver
heert; die Population gefhwunden, Greuelthat war auf Greuel⸗
that gehäuft; noch immer blieb ein nicht unbebeutender Theil des
Randes im Befig der Feinde, durch Gewalt, Lift und Juttigune,
bis auch diefe Partei, 1809, bei Gelegenheit von Unruhen in
- Kambobdia vernichtet, und das Reich arrondirt warb,
as I, Barrow (1792 und 93) Cochin China befudte,
war man voll von dem Lobe des heldenmuͤthigen Sialong;
diefer Reifende vergleicht ihn einem Peter dem Großeny als Seid:
here ſey er tapfıe, dabei fehr klug, human, fein, voll Achtung ges
gen Fremde, ein treuer Anhänger der Lehre des Confutius; aber
tolerant gegen die Chriſten, mit ber Chinefifhen Literatur ver:
traut, feine Paffion die Marine, ungemein geregelt in feinem
Leben und shätig. Der Bifhof von Abran war fein Leiter,
fein Orakel; ihm vertraute er feinen einzigen Ingitimen Prinzen
zur Leitung an, der aber nad der Ruͤckkehr aus Frankreich im
22lten Jahre als Goüverneur von Dongnai an den Poden farb,
im Sabre 1799, Er war zun: Leidwefen des Vaters ein befehrter
Chrift geworden; aber ohne Energie bes Charatters, und hinter⸗
Ueß keine Erben.
Auf den Math des Biſchof Adran führte Gialong viele
Verbeflerungen in feinem Reiche ein; er legte Salpeterfabri⸗
ten an, ließ Straßen und Candle baum, legte Pflanzun:
gen von Betels und Arslabäumen an, Zuckerplanta⸗
—
Cochin Tpinefifches Reich, Reſtauration. 901
gen, Pechſiebereien, ſetzte Preife für Seidenzucht ans,
ließ Eifenminen bearbeiten, Hoheöfen anlegen, Gewebes
fabriten, Eiſenſchmelzen, Stüdgießereien, führte Eu»
eopäifhe Artillerie in feinem Here ein, Europaͤiſche
Taktik, ſchuf Eh eine Marine, Kanonierbarken, legte
Feſtungen an, und follte, nah Bareomws Angabe, im Jahre
1800; ein Heer von 130,000 Mann haben. Er führte eine neue
Gerichtsordnung ein, fchaffte die Tortur ab, legte Schu:
ken an, ſchickte Miffionare unter die Bergvoͤller im Nordweſt
- deb Landes zu den Miaotſeu und den Laos, und machte An
ſtalt die Infel Hainan in Befig zu nehmen, weil er dem Tien
(f. ob. ©. 512) «inen Schwur gethan, den ganzen Umfang des
alten Cochin Chineſiſchen Meiches wieder herzuftellen. Sei⸗
ner vollfländigen Unterjohung Tongkinge, wo er fi auch als
König krönen ließ, follse ein Einfall in China folgen, der aber
unter der Hand. von Geiten des Laiferlihen Hofes durch ‚große
Geldfummen abgekauft !67) worden ſeyn foll, um den Stisden im
Süden des Chinefifhen Reiches aufrecht zu erhalten.
Eben fo ıhätig war der Bifhof von Adran, bie zu
feinem Tode 1799, der ale Mentor felbft den König immerfort
leitete. Er üÜberfegte ein Syſtem der Europäifhen Militair⸗
Taktik zum Behuf der Armee feines Gebietes, und viele Arti⸗
kel der Sranzöfifhen Encpclopädie in die Anamefen
Sprache. Ge forgte für Elementarfdulen des Volke,
führte eine Lateinifhe Schule in Hue ein, und Militairs
ſchulen für bie Armee; er Inüpfte Handelsverbindungen
mit dem Auslande an, ließ an dem gefährlichen Küftenorten Sees
marken für die Schiffer aufftellen, die wichtigfien Häfen und
Buchten durch Sranzöfifche Ingenieure aufnehmen, und durch
Sranzöfifhe Seeofficiere die Marine der Cochin Ehinefen um:
ſchaffen. So nahm 3. B. Me. D’Ayot®), den bie Franzoͤſi⸗
fe Revolution nach Hinter : Indien geführt hatte, im Dienfte
Gialongs zum Mandarin und Admiral emporgefliegen, in dem
Jahren 1791 bis 1795 die Küſtenkarten und Häfen des
Landes auf, deren Zeihnung er nad Frankreich ſchickte, und
welche daſelbſt, 1818, auf Befehl Louis XVIII. in 11 Blatt
167% Mr. Purefoy Cursory Remarks on CochinChina in Asiat. Jonrn.
Vel. XXI. 1826. p. 145. 68) Ab. Remusat Desır. du Roy.
de .Camboge L c. T. 1. p. 76. |
992 SDfi-Mfien, Hinter ⸗ Indien. II; Abſchn. 4.88
publiciet worden find. Pur zu früh flard jener aubgeriäed
Bifhof von Adramz feinem Gebieter dem Könige Gialon;
batte man mehr Kobfprüche gefpendet als er verdlente. Er wu
ein Dann von Muth, Ausdauer, Verſtaud, Talent; er war gr
Iehrig und lernte von Europäern die Führung feines Heetes. Alt
er verfkand es befjer fein Meich wieder zu erobern, al6 das te
berte zu regieren. Denn er blieb engherzig, egoiſtiſch, führt ®
nen mitltairifchen Despotismus «in, drückte ſchwer fein Rolf um
‚230g «6 vor, lieber arme als wohlhabende Unterthanen zu habt,
weil er von diefen weniger Gehorfam erwartete. Kaum hatte n
fi auf feinem alten Xhrone feſtgeſetzt, fo hörten alle frühen
puren feinee Großmuth auf; er ließ die Leichen der Loy
fong6 ausgraben, noch koͤpfen und mannichfach befhimpfn;
ihre zahlreiche Verwandtſchaft wurde dazu verurthrilt von Ele
planten zertreten zu werden, deren Glieder wurden om Fett
durch das Land zerſtreut; auch Weiber und Kinder wurden de
bei nicht verfchont. Die Britiſche Geſandtſchaft, melde in wm
Perſon des Beitifhen Agenıen Mr. Roberts 100), im Jahr
1808, an biefen König durch Marg. Wellestep, Genetal⸗Gur
verneur von Indien, zur Anknuͤpfung freundſchaftlicher Verdi:
niſſe abgeſchickt war, hatte zwar Audienzen bei ihm erhalten, abet
keinen Erfolg, da der Franzöfifdre Einfluß dort mod vormalkt
Auch waren feine Geſchenke die er dem Könige uͤberreichte indis⸗
eret genug; unter den Kupferſtichen z. B. war auch bie Berl
lung von ber Einnahme Seringapatnams und Rip!
Saibs Tod, bei deren Anblick König Gialong austief: „AG
der Gouverneur von Indien will mich in Furcht fegen, Indım #
mie dos Schickſal eines Indiſchen Zürften vorhaͤlt.“ Spaͤtt
wurde Gialongs Herrſchaft immer verhaßter, vor feinen Ir
verneurs büde ſich das arme Volk beim Voruͤbergehen in Ansf
und Sclavenfian fo tief, daß fie faſt mit der Naſe die Erde ie
“rühren, und-felbft die Mandarine müffen, wenn fie an der
Wohnungen votuͤbergehen, ihre Sonnenſchirme hrrablaffer ").
Der Ayrann ſtarb 1819, 63 Jahe alt, und beſtimmte feinem I
legitimen Sohne die Krone, ber als fein Nachfolger den Dit!
Mengmeng annahm, und im’ Jahre 1892, zu Cramfurd!
Beit im IZften Jahre fand, Seine Thronbeſteigung geſchohe
1*°) J. Crawfurd Journ. 1. c. p.255. *®) Mr. Purefoy CarT
Remarks on Cuchin China in Asist. Journ, Yol, XXI. p 06%
“
'
Cochin Chinefifches Reich, Reflauration., 093
shur Blutvergießen, Reiner feiner Verwandten wurde ermordet oder
eingemauert, wie dies bei Thronwechſeln jener Dynaſten der Kal
zu ſeyn pflegt (3. B. in Alam, ob. S. 317)3 er vermehste noch
ihre Appanagen. In einem Schreiben 71) in Cochin Chinefifcher
Sprache, meldete ex ſelbſt den Thronwechſel dem König Louis
XVIH. von Frankreich, weiches mit ben Worten begann: Der
große Drake (d. i. Gialoung, Zitel bes Cochin Chinefifchen
Kaiſers, wie er fich felbft nennt, nah Chinefen Art) fey in die
obern Regionen entflohen, er felbſt Meng menh (oder
Minhminh, d. h. glanzvolles Ziel) habe den Thron bes
fliegen. Diefem Schreiben war an Geſchenken für Louis
XVIU. beigefügt: feibne Zeuge, Elephantenzähne, Rhinoceroshörs
ner, einige 1000 Pfund Zuder von verfchiedbenen Qualitäten, 100
Elephantenhäute, 10 Tigerfelle, 30 Rhinoceroshäute, 100 Bäffels
bäute, 600 Hirfchhäute Abel Remufat überfegte das Schrei⸗
ben des Könige. Er ging im Jahre 182172) nah Tongking,
am bort von einem Chineſiſchen Embaſſadeur von Peking bie
Faiferliche Inveſtitue feines Reichs mit Patent und Siegel, obwol
sıur ‚old König vom zweiten Range, entgegen zu nehmen, was
bee Eriegerifche Sinn feines Vaters ſtets verworfen hatte. China,
in deſſen Literatur , Gefeg, Sitte und Religion er erzogen warb,
ift ihm wie allen jenen Orientalen da6 Mufter der Nachahmung
geblieben; der Hof von Peking fein Ideal. Er hat fich ſeitdem
felbft den Titel Hoangti (b. i. Imperator autocrator, f. oben
©. 519) beigelegt. Die geheime Allianz mit dem Franzoͤſiſchen
Hofe, und der Einfluß der Scangöfifchen Partei 73), welche uns
ter dem Vater das Uebergewicht hatte, wurde von ihm feit ber
Meftauration dee Bourbone abgelehnt z kein Franzoſe trat feitbem
wieder in Dienfte bei Hofe. Schon dem Franzöfifchen Envope
Monf. de Cargariou, Capitain der Franzoͤſiſchen Fregatte Sys
bilfe, ber vom Kranzöfifhen Marines Minifter 1817 bedeutende
Geſchenke an den König von Codin China überbringen, aber zus
gleich bie Erfüllung des Tractats ”*) von 1787, unser bem Bis
ſchof Adran ſtipulirt, verlangen follte, wurbe bie Audienz abges
ſchlagen. Mit den beiden fchon bejahrten Krangofen Monſ. be
71) Lettre de P’Empereur de la Cochin Chine aa Roi in Journ. Asiat,
1822. 8. T. I. p. 117. 73) Precis de Nouvelles des Missions
de Chine etc. in Jonrn. Asiat. 1822. T.I. 9.375. ?°*) G. Fin-
layson Journ. I. o. p. 354, 367, 368, 370. 14) J, Crawfard
Journ. L. c. p. 257. £
Ritter Erdkunde IV. Kerr
994 Oſt⸗Aſien. Hinter Indien. H. Abtdhe. $. 85.
Chaigneaur, Franzoͤſiſcher Beneral:Conful, und Banniıı
Admiral der Ziotte des Könige, beide zu Groß⸗Mandarinen dr
Gleiche erhoben, die legten von einigen 20 im Kriegedienfte Et
hin Chinas, feit der Franzoͤſiſchen Revolution employirten Jar
zoͤſiſchen Officieren, die nach Europa zuruͤckzukehren gefannen m:
seny meinten bie Britifchen Reifenden, Crawfurb unb Fi—
kayfon, die ihnen das Mislingen ihrer Erpedition umb ikır.
Misgunſt die Zuruͤckweiſung von einer Audienz beim Könige ;ı
ſchrieben, der fogar die Geſchenke anzunehmen abſchlug, würde tı
Franzoͤſiſche Partei in Cochin China gänzlich ausſterben. Auch
konnten zum Vortheile Frankreichs nichts meht erlangen. Ai
Franzoſen kehrten im Jahre 1825 aut Cochin China, über Eic:
gapore 175), im ihr Vaterland Frankreich zuruͤck. Die fanguinilc
Doffuung, eine Europäifhe Reglerungsweife in Coch in Epina,
durch Franzoͤſiſchen Einfluß feſtzuſtellen, was unfireitig eine Ne
volution aller übrigen &tantenverhältniffe im Oſten berbeigefützt
haben würbe, iſt feitdem gänzlich verfchwunden, der fdhrinbur:
Fortſchritt war ſchon wieder in Ruͤckſchritt verwandelt; ein te
Dicales Uebel aller Gouvernements des Oriens, welches kein Raid
ihum des Bodens, kein Elima, keine noch fo gänflige age nr
fegen kann, wodurch die Nationen bed Driente® von jedem You
ernden Wohlftande, von jedem dauernden Fortichreiten zurkdger
balten werden, bee Mangel der Eicherheit des Eigen:
thums, bedingt dur die Willkühr und Des potie der
Regenten, if ein umüberfleigliches Hinderniß der Größe nad
des Gluͤcke jener Nationen, Seibſt das Geburterecht ſichert nur
"wenig ben Befig der Erbfchaft, die Willkuͤhr unter dem Schein
des Rees, reißt ſtets alle andern Verhaͤltniſſe ein, umb gegen
Gewalt 'ift kein Recht. Ein orientalifcher Weifer fuͤhrt als Prüf:
ſtein einer gerechten Regierung an, wenn eine ſchoͤne Frau mit
Diamanten bededt ohne Furcht und Gefahr im Lande where:
fen könne; aber was hätte biefer, meint 3. Barrow, von dım
- Buftande eines Landes zu fagen, wo ſelbſt eine unmündige Woiſe
nicht nur alles erhält und wiederfindet, was ihe Eigenthum if,
wenn fie ermachfen iſt, fondern das Capital fogar durch die Su
tereſſen verdoppelt. Das Exftaunen, weiches hierbei den Driente:
len ergreifen würde, meint er, bezeichne hoͤchſt characteriſtiſch den
Unterfhied, der zwiſchen dem Drient und Dccibent ie
. 78) J. Crawfurd Journ. I. e. p. 202. _
x
Cochin Chineſiſches Reich, Kuͤſtenfahrt. 905
ſtehe, eine Betrachtung zu ber Ihn feine Beobachtung ſchon im
Sabre 178 in Cochin China veranlaßte.
Unter diefen Verbätihiffen war «6 nun, daß, im jüngfter Beit,
das neue Königreich von Reiſenden befucht wurde, bie ihre Hans
delsvortheile dort zu betreiben fich bemähten, von dem Morbames
ritaniſchen Sciffecapitain John White”) in den Jahren 1819
uud 0, ber vorzüglich in der Ehd: Provinz Kambetja zu Gais
gun wichtige Beobachtungen einzufammeln Gelegenheit hatte, und -
von dem Britifchen Envoys J. Cramfurd, nebft feinem Bes
giekter, dem Arzt und Naturforſcher J. Flnlapſon 7%), 1822,
deren wichtigſte Specialbeobachtungen wir zur Vervollſtaͤndigung
unſerer Landeskenntniß hier nachfolgen laſſen. Wir ſchiffen zuerſt
mit ihnen am Geſtade des eigentlichen, Cochin China zur Capitale
Hucè hin, und kehren dann mit ihnen in ber Suͤd⸗Provinz
Kambodja in Saigun ein, weiche den bequemſten Uebergang
zum benachbarten weſtlichern Siam bildet.
2 Die Küftenfahre von Gap St. James nah der
Turon⸗Bai.
Bon dem Hafen Saigun doublirte J. Crawfurds Schiff
das Cap Et. James (f. ob. ©. 917), etwa In einer Stunde
Abſtand, traf aber daſelbſt auf eine Sandbank 7%), die weder
in Mr. Dapots noch Gapt. Roß Kuͤſtenkarten verzeichnet war;
darauf wrieb ber Sturm noch die erſte Tagefahrt, durch die enge
Meexresgaſſe zwifchen dr Cow>Infel und dee De Britos
Bank hindurch, welche von einem Portugiefen, dee dort Schiffs
bruch litt, den Namen erhalten. hat. |
Bu Lande, von Saigun aus, kann die Meife zur Gapis
tale Hué in 9 Tagereiſen 79) zuruͤckgelegt werben; 4 Tagemaͤrſche
find dis zur Zwifchenflation Nhatrang (f. ob. ©. 918), und
von da eine bis Phuyin, eine bi Quinhon, von da noch
3 dis Hu«. Bis Phuyin follen die Wege fehr gebirgig-
und befchiwerlih, von Phuyin (unter 18° N. Br.) bis Hue
in mebe ebenem Geſtadeboden follen fie aber- vortrefflich ſeyn.
te) John White Voyage to Cochin China. London 1824. 8.
71) 3, Crawfürd Journal of an Embessy to the Courts of Siam and
Cochin China. Lond. 1828. 4. p. 191-—294; J. Finlayson Journ:
of the Mission to Sism and Hué 1821-— 22. with a Mem. of Sir
Thom. Stamford Raffies etc. Lond. 1826. 8. p. 267 412.
38) 3. Crawfurd Journ. L. c. p. 227. * ebend. p. 229.
Rer2
996 Oſt⸗Aſen. Hinter-Indien. II. Abfchn. $. 85.
Bwar brachte Cramfurd vom Stun bie zum Zählen Septemle
zu, um in die Refidenz, in Due, einzulaufenz aber fon
ten Tage war er bis Quinhon vorgeruͤckt; am Bien hätt «
Die Mefidenz erceichen können, wenn nicht Windſtillen und ph
zeiliche Maaßregeln viele Raſttage verurfacht hätten.
Auf der zweiten Tagefahrt (5. Sepe.) wurde, Mitug
unter 11° 20° N.Be., das Cap Padaran umfdifft, das i
diefen Gewäfjern, weil e6 wegen ber wogenden See, wegen ſein
offenen Rage und der Windecken fchwierig Zu umfchiffen it, fü
das Eap der guten Hoffnung der Codin Chinafaprer gik
Hier ändert die Küfte ihre Direction plöglih von Oſt gegen Rod; |
bie dahin flreiht vom Cap St. James an flets hohes Gr
birgstand, immer von RD. gegen S. W.; Sandbetge lim
nackt am Ufer, die höheren Berge. find nur ſparſam bewaldet, du
S. W. Monſun war heftig und fcharf.
Erſt am dritten Lage der Seefahrt (6. Sept) veria
fi dee Monfun; an feine Stelle feßte vor der hohen und fe
len Küfte der reguläre Landwind ein in der Nacht, und ım
Tage dee Seewind. Die umher aufflarrenden Gebirge
eigen ficher bis 3000 Fuß hoch. Im Norden des Cap Pabe⸗
van wird die Steilkuͤſte mehr und mehr durchſchnitten, darhir
hen von Gebirgoſtroͤmen, Buchten, Einfahrten, voll treffüiche
Hafen. Mittags war, unter 1226N. Br., die Nathraug⸗
Bai (Pathrang oder Raran) mit der vorliegende Jald
Tre, bie ebenfall guten Hafen hat, vorübergefchiffe. Die Etat
Nathrang liegt an einem ſchiffbaren Küftenfluffe, mit 7 bi 5
Fuß tiefer Einfohrt. Die dortige Feſtung ward von dem draw
zöfifchen Sugenieue Me. Olivier erbaut; die Stadt wird al
wichtiger Stapelort für dem Handel jener Provinz angefehen, za
ſoll bedeutende Seidenfabriken haben. Mach dieſem Drte m
Me. Purefop!&), mit feinem Schiffe von Saigun and, Im
Jahre 1802, duch Sturm verfihlagen, und daſelbſt zw einm
dreimonatlichen Aufenthalte (vom 18. Juli bis 6. Der.) geporr⸗
gen. Er giebt ihm die Lage 12° HN.Br., 107° 30 DL.
Der Hafen biete guten Ankergrund, und Sicherheit vor MP
Winden buch Gebirgeumgebung; auch die vorliegenden Jul
hen haben gute Ankerpläge. Das Meerufer tft öde, ehne Or
180) Mr. Purefoy Cursory Remarks om Cochin Chiaa, it As Je:
Vol. XXI. p. 653.
Cochin Chinefifches Reich, Kuͤſtenfahrt. 997 -
Bhf, mus bie Gebirgehoͤhen von Brennholz, die Thaͤter voll Reit,
Mangoes, Fruͤchte aller Art, tropiſches Obſt u. ſ. w. Das Land
ungemein reich an Wildprett; Rebhuͤhner, Wachteln, Phaſane,
Kaninchen, Eber, Rehe u. ſ. w. Das Geſtade wimmelt von
Waſſervoͤgeln; bie Jagd giebt den Einwohnern Hauptnahrung, dee
Beſitz einer guten Bogelflinte iſt das hoͤchſte Streben jedes dorti⸗
gem Mandarinen. Die Stadt Nathrang iſt befeſtigt, durch
ſtarke Batterien ber Franzoͤſiſchen Ingenteure geſchuͤtzt. Sie If
groß, fie Liege In ber Mitte der reich / angebauten Lanbſchaft, ans
Ende eines Thales, deſſen fleile und hohe Gebirgsketten im gegen»
feitigen Abflande keiner vollen Stunde 6 bis 8 Stunden weit,
parallel nebeneinander hinziehen. Der Gonverneur der Stabt
was in Europäifchen Angelegenheiten gut unterrichtet, ee nahm
Me. Purefoy freundlich auf. Die Lanbfhaft umher iſt pie
toredt; das Meer und die Fluͤſſe geben trefflichen Sifchreichthum,
gegen den man Reis vom Eüben her eintaufchen kann. Die
Landleute der Umgegend waren ˖ voll Freundlichkeit und Gaſtfreund⸗
ſchft; die Dorfbewohner luden uͤberall die nie geſehenen Fremden
zur Theilnahme an ihrem Mahle ein. Sie waren ohne Waffen,
fie hinderten nie auch die fernſten Excurſionen in das Ge⸗
birge. Sie ſchienen frei vom tyranniſchen Druck, ———
gluͤcklich zu Leben.
Am vierten Tage der Seefahrt (7. Ent) fegelte das
Schiff, am frühen Morgen, am Cap Avarellast), das ſich die
2000 Zuß hoch erhebt, vorüber, und mit einem Fels auf ber
Hoͤhe, der einer umgeflürzten und zerbrochenen Gäule gleich ficht,
aus weiter Ferne fchon efne merkwuͤrdige Laudmarke abgiebt. Auf
halber Höhe des Vorgebirges, ſagt man, ſollen heiße Quellen
ſeyn; im Innern deſſelben werden Sil bergruben bearbreitet.
Im Norden deſſelben tritt die Kuͤſte minder hoch, als vorher, zu⸗
ruͤck, und. öffnet dref ihrer Haͤfen in der ſchoͤnſten Provinz Phu⸗
yen (Fupin), mit gleichnamiger Dauptfladt, auf bebauteſtem
Reisgeſtade. Als Lord Matartue y82) Embaſſade (1793, im
Monat Maj) hier vorüber ſchiffte, erregte bie prachtvolle Anficht
der Kuͤſtenlandſchaft das hoͤchſte Intereſſe, ſo wie die Klarheit der
Meereswellen, durch deren Eryſtall man von ber oberſten Gallerie
des Schiffes ganz deutlich die unterfie Spitze des Steuertuders
ot) J. Crawfurd Journal L e. p- 229. ss) G. Staunton Act
I. c. Trad. p. Castera T. IT. p. 128.
\
998 DfiMfien. Dinter-Indien. II, Abſcha. $. 85
ertannte. Auch J. Whiteu) IF an dieſem Geſtade von dr
Schönheit der wechfelnden Scenen der Landſchaft entzädkt.
Auf der fünften Tagefahrt (8. Sept.) ging Gran:
Furds Schiff am Hafen Quinhon (Kwin nyon), unter 13° 4‘
N. Br., vorüber, der jedoch nur Schiffe einlaufen laͤßt bie 3 x
84 Klafter Waffer haben. Hier ward einft, in der Hauptſtatier
die Flotte der Rebellen, dee Tayſongs, gefhlegen. WVor dieir.
Deriode war bier ein großts Emporium; die Rage in Der Mic
Cochin Chinas, die Zufuhr auf ſchiffbaren Fihffen, der Schutz de
Hafıns, die Reisenitur gaben ihm Bedeutung; Crawfurd fon
den Ort nur noch von geringer Erheblihleit. Bon da am fin
zu Lande noch 3 Tagereiſen zur Reſidenzſtadt Hue, durch cin
mehr niedriges Küftenland. In dem nöchlich amliegender
Hafen der Mündung des Tangkwan⸗ Fluſſes, unter 14° 30
N. Br., gewann der König Bialong, im Jahre 1798, bie legte
dernichtende Seeſchlacht gegen die Rebellenhaͤupter.
Von da traten, vom 10t en Sept. an, die Wiimkfiken,
wechfeinden Winde umd Gewitter ein, welche die Küftenfeiffeht
Yerzögerten.: Unter 15° 14 R.Be. fiffte man, im Canal, je:
fhen der nun flachen’ Käfte und dem Infeihen Pulo Gentın
(Callao Rai genannt) hindurch; die Auſicht bes Gontinemii
bat ſich hier völlig geändert, weite, niebere Sanddünen, be
und da mit Baumgruppen befeht, ziehen fi) weit am Ufer hie;
nur in der Herne zeigt fidy bebautes Hochland, das Räftenmer
voll kreuzender hin» und herſchaukeinder Fiſcherboote und große
Handelsſchiffe verkuͤndet ein ſtark bevoͤlkertes Uferfamd 3 aber die
an bem vorderen Bauch allee Anameſiſchen Schiffe gemalten Au:
gen tchren, daß dennoch field Bigilanz bier eine Haupt;
genfchaft des — ſeyn muß, um die gluͤckliche Fahet ju
vollenden.
Nahe bem Hafen Faifo vorüber, der einſt am ſtaͤrkſten
von Portugiefiſchen und zumal Japaniſchen *) Gchiffers
befucht wurde, die feit langem alle weRlichen Gewaͤffer meiden (!.
ob. &. 880, 590 ⁊c.), Uegt die Gruppe Cham Cabao, aus!
Inſelchen beſtehend, alle umbebaut, ſteil und oͤde, wit nadım
Klippen und Niederwald dedeckt; wur Fiſcherbacken malt doppel
ten und dreifachen Maſten beleben dies Gewaͤſſer, in dem cin
129) J. White Voy. to Cochin China 1. c. p. 74. 2. P..Alex. de
Rhodes Div. Voy. Paris 1666. 4. 2 Ba. p. 115, 1
Cochin Chinefifches Reich, Zuren ⸗Bai. 998
heftige Strömung von D. gegen W. die Einfahrt zus Bai von
Turon am Turon-Vorgebirge erſchwert, auf deſſen Oſtſpitze ein
aucgezeichneter Fels in Geſtalt wie ein liegender Löwe 85),
der im Begriff ſcheint einen Sprung in das Meer zu machen,
ein Wahrzeihen für ben Schiffer ift; bie Stelle, wo das Auge
liegt, iſt durch dohrt.
Am ibten September wurde die Turon⸗Bai erreiht, we
auch das geoße Britiſche Schiff ber Geſandtſchaft Crawfurbs
vor Anker liegen blieb; von da aus wurben bie Kreurfionen nad
Saifo und zur Capitale Hue gemacht.
Die Turon⸗Baisd), richtiger die Hans Bai, denn ſchon
Die Lord Macartney Embaſſade bemerkte bei ihrer Einfahrt im
Diefe Bal, daß dafelbfi die Namen Turon:Bat, mie Cochin-⸗
China, den dort einbeimifhen Schiffern ganz fremd #7) was
zen, iſt ungemein weit, was ihr jedoch eher zum Machtheil ges
zeihht, da fie dadurch den Winden mehr blog geſtellt ifl. Ihr
Eingang ift im Morden zwifchen einer vorliegenden großen Inſel
ud dee Walbinfel Hanz biefer Eingangecanal hat an 2 Stun:
Ben Breite, Die Tiefe der Vai bis zum Dorfe oder zur Stadt
Zuron, gegen Weſt, nad) der fie genannt wird, find 4 bie 6
Stunden; ihre Breite beträgt davon zwei Drittheile. Die Halb:
infel Han gegen Dft ift bergig, aber gegen Weſt fleigen viel
höhere Gebirge auf. Gegen ©. und S. O. iſt niederen Sandbos.
den. Der nur mäßig große Ankerplatz liegt in dem Nordoſtwin⸗
Bel der Bai, hinter einem Eleinen Vorgebirge, innerhalb der gro⸗
fen Bai; nur er iſt vor der heftigen Brandung geſchuͤtzt, weiche
an bie andern Ufer der Bai anfchlägt und dort das Landen er:
ſchwert. Wäre ihre feibft ſchwer zu erfennende Einfahrt fo leicht,
wie ihr Inuere® am Ankerplatz ficher, fo würde fie zu dem fchön«
fen Häfen der Welt gehören. Ihr Jnneres vergleicht Finlay⸗
fon) ber fhönften See, ringsum von Gebirgen umgeben ; aber,
obwol unter 16° N.Br., doch ſchon außerhalb dee nähften
Aequatorialnaͤhe, über welche nur allein. bie Natur ihre
größte Nasurfülle verſchwendet. Hier fehlt daher der Vegeta⸗
tion ſchon jene unausfprechliche, tsopifche Energie und Producti⸗
vitaͤt in allen Erfheinungen, Dee Boden zeigt ſchon mehr Dede,
ss) J. White Voy. to Cochin China I. 6. p. 78. se), J. Crawfırd
Journal }. a. p.293. °7) G. Staunton Acc. 1. c. T. II. p.133.
°%) G. Finlayson Journ. 1. c. p. 329.
1000 Oſt⸗Aſien. Hinter⸗Indien. EI. Abſchu. $. 85.
ſchon erreichen bie Baumformen nicht mehr bie coloſſale Sri
und Erhabenheit, überall iſt mindere Variation, ſchon wirt Een:
licht hervor, wo Sanduferfireden fi hinziehen. Nur die du
altuorfprünge bilden üppig grünende Inſeln. Dennoch fine
auf allen Seiten die Gipfel pitoresf empor, das Waſſer wird vı
zahlloſen Booten und Fahrzeugen hin und ber beiebt. Dbe
im Mangel menſchlicher Wohnungen und Mangel au Adırın
jenems walbigen Oſtgeſtade Ceylons analog, ficht das Bıls
ſche und Reisende der dortigen Bat von Trincom ali bed md
über der landſchaftlichen Natur der Turon⸗Bai. Aud fi
ſichtlich ihrer Größe und Bedeutung fest fie ſchon die Lad Ri
eartnep Embaflade, bie dort vor Anker ging, unter bie Bü
von Rio Janeiro 139), von ber fie eben herfam. Hier bemekt
man am Ufer nur bie und da Hütten einzelner Fiſcher; a
fein Betel, keine Cocos, keine Palmenart if miht ib
bar; wenige Kelder mit Reis, füßen Bataten, Sefam Sð
samum orientale) machen bie Eulturanlagen aus. Die Flote
der umgebenden Gebirgehöhen iſt bagegen ſehr mannidikltg um
bereicherte mit jeder täglichen Ercurfion das Herbarium dei De
tanikers mit neuen Entdeckungen; man merkte dem Eintritt so)
der Arquatorials in eine neue vegetabile Subrdeguit:
rial⸗Zone; aud liefern bie Höhen Zimmers und Bemalık
dach von geringem Wuchſe. |
Das Küftengebirge au ber Einfahrt (häpe Crawfurd”)
auf-1800 Fuß Höhe, die einzelnen Piks des Gebirgkamphihars
ters um die Bai auf 2000 Fuß; alien Fels, den man int
Nähe wahrnehmen konnte, iſt grauer, Eieinkörniger Granit, Wi
Stimme und Quarz. Nur die Gegend gegen ben Süden 6
gen Zatfe, if ſtaͤrker bevölkert und bebaut, Die Gibt 2
son (Hanfan der Eingebornen), an der Mündung ind WM
Sqhritt breiten Küftenflüpcgene, war (1793) nur ein Mala DI
Em, als Lord Macartneys Embaflade?!) dort vom Gum?
nement ber Rebellen, der Tapfonge, gaflet wurde; ſie ſcha
an biefer Flußmuündung zum erflen male den großen Ltorf⸗
petican, der wegen feines mnerfättlichen Gefraͤßigkeit bekam
und wo er ſich zeigt, ein Zeichen großen Zifcjreiceume du de
*2®) G. Staunton Acc. I, o. ed. Trad. p. Castera. T. IL p u |
»°) J. Crawfurd Journ. I. c. p. 232. v1) G. Staunton LG
P. 146— 153. R
Cochin Chineſiſches Ki, Zuron-Bal, 1001
eäffee iſt. Die Landfeite bed Staͤbichens iſt mit Waͤldchen von
Drangen, Eitronen, Bananen, Arelabiumen gefchmüdt, und von
Auderplantagen umgeben. Bel den dortigen Schiffbauein bes
merkte ©. Staunton bie große Geſchicklichkeit, mit dee ſich bie
Gohin Chinefen bei der Arbeit ihrer Fußzehen 9%), da fieſſtetd dee
Fuß gehen und ihnen daher eine Gewandtheit der Finger beibriu⸗
gen innen, zu bedienen pflegen. Während fie oben mit den
Händen arbeiten, find zugleich bie hie und her ſich Überblegenbeiz
Fußzehen mit Flechten und allerlei Fußardeit beſchaͤftigt. Unfirels
tig iſt dies der characteriſtiſche Zug, welcher den Kaifer Hia Wutk
veranlaßte, den ihm fo frühe bekannt geworbenen Anameſen, je«
nen diefe Eigenheit bezeichnenden Ranıen Kia tdi beigulegem
(f. ob. &. 972).
Seit Macartneys Beſuch hatte ſich dieſe Can’ Zu
e0n®), die ſchon früher weit bebeutender gewefen, aber ducch bie
Revolution gefunten mar, wieder fehr gehoben; 3. Wpite)
fand ihre Bazars (1819) mit Lebensmitteln gut verfehen, und
einmaftige Tonkineſiſche Handelsfchiffe, weiche Eifen, Köpfehnans
zen und Zimmerholz hierher führten, um Buder, Salz nid Mes
Dagegen zu laden. Die Stadt ift abhängig von dee nähen Goͤu⸗
vernementsfladt Saifo; ein Civil: Mandarin zepräfentirte aber
hier und berichtete die Ankunft ber’ Fremden dahin,’ und von
Faif o mußte erft die Erlaubniß äbgemwartet werben nach bet
Capitale HYue zugehen. Zuron'hat ein Meines Kort ethalten,
ift gut vertheidigt und gasnifonickz ein Franzoͤfiſcher Kaufmann;
Me. Borel, der bier anfäßig war, machte feine Aufwartumg:
Der Drt liegt zerſtreut; die netten weißen Häufer find mit Pas
Hffadeneinfoffungen umgeben, und nur wenige mit Gaͤrten vers
fehen. Die Heden befichen aus Jatropha curcas; Coloplıyllam
inophyllum befchattet die Wege; einige - Convolvulus in Bluͤthe
machten den ganzen Schmud ber Landſchaft aus (25. Sept. ;
jener Drangenhaine, Cocos und Arelapflanzungen, erwähnt Kin"
tayfon nid). Die gutmüthigen,, höflichen Einwohner ſchienen
fhon an den Umgang mit Europäern weit mehr gewöhnt gu ſeyn,
als zu Lord Macartneys Zeit. Die Erenrfionen in die Umgegend
wurden nicht gehemmt; die Dorfbewohner umher zeigten ne gaſt⸗
lich gegen die Fremdlinge.
°®) G. Staunton 1. c. p. 153. »2) J. Crawfurd I, c. p, 2333 G.
Finlayson 1. c. p. 330 etc. »*) J. White Voy. l. c, p. 81.
Ed
1002 Dfi-Mien, Hinter ⸗Indien. II. Abſcha. $. 85.
. Am 3. Sept kam bie Nachticht, dab aus ber Neiden
Hue zwei Warten zum Geleit der Embaffade anlangem folltın,
daß aber davon nur 12 Perſonen die Erlaubnif bättem, bi.feldı
zu begleiten ; wach der Eriquette bed Hofes von Peking. Man
wollte bei Hofe den Eindruck vermeiden, den der Pomp einer fs
anfehntichen Fremd: Embafjabe auf das Volk Der Gapitale me:
den würde Da Me Cramfurb nur Euvoye des Gen:
Sounerneuss in Indien war, und nidt vom Könige von En;
land kam, auch fein Schreiben deſſelben mitbrachte: fo war ber
augemeine Borwand des Könige von Cochin China „nur mit
Königen unterhandle ex” bequem, zur Abwehrung auch des
Beitifchen Ginfluffes. Erſt nach der Rüdlehr von Hue wurde
dann von Turon Bay eine Ercurfion zur Gouvernementsfadt
Fai fo gemacht, deren Reſultat wir hier ſogleich geben Einnen.
4 Ercurfion von ber Zuron Baynad Fai fe
(vom 2 — 24. Det. 1822 1%),
Die Abtheilung der Provinz Uuangnan (f. ob. S. 919),
In welcher Hai fo liege, heiße Cham (Tſcham), und von dieſer
gilt nicht Faifo, fondern davon etwa gegm 3 Stunden weis
wärts gelegen, Fuchi amı (oder Fuchim) als Haupeſtadt, teil
daſelbſt der Sig des Gouverneurs iſt; die ganze Provinz; wird,
im S. W, der Zuron Bay, von ber Hochgebirgskette begremit,
"und fol an 60,000 Einwohner haben. Aber Fai fo iſt der be
ruͤhmteſte Dandelsplag, den Dr. Yurefop%) 1807 nech
in Ruinen fand, abes mit Reſten eines Molos, von Waarenhius
fern und andern Monumenten feiner frühen Größe. Cs liegt
nur 7 geogr. Meilen (36 Engl. Miles) in SD. von Taron,
eine Sterdle die auf dem Rückwege in einem Tage zuruͤckgelegt
werden konnte. Die Dinfahet von Turon nah Hai fo gu
ſchahe in 2 Booten, auf einer falzigen Lagune, ober einem
nathrlihen Canal, welcher parallel mit der Küfle vons Meere
Dusch Sandduͤnen gefchieben, das Innere dee Turon Bay mit
Fai fo in Verbindung feht. Die hoͤhern Berge bieiben ale 3
bis geogr. Meilen von im Wehen liegen. Aus der Ri
iss) J. Crawfurd Journal of an Embassy I. e. p. 287 — 292,
°*) Mr, Purefoy Cursory Remarka on Cochin China in As, Soura.
X XXI. p. 14.
N
Cochin Chinefifches Reich, Fai fo. 1003
jener Sardduͤnen aber erheben ſich ploͤrlich 6 niedrige, doch gang
ſteile, ja ſenkrechte Berge, Klippen, nackt aus eriſtallini⸗
ſchen Marmor gebildet (wol Dolomite?), bie nicht ſtratificitt
ſind, ſondern In ſenkrechten Säulen emporflarten ; ber niedrigſte
an 212 Zus von feiner Bafis, die hoͤhern 300, ber hoͤchſte wol
350 Fuß hoch. Oben auf dem Gipfel des einen fahe man ganz
behaglich eine Meine Heerde von Affen umberkiettern. Im ins
nern biefer Marmorküppen, fagte man, gebe es viele Höhlen
und Einfiedler. Allerdings fand man die Höhlungen in dem
hoͤchſten und breitefien Theil des Zuges, wo er dem Meere am
nächten iſt. Die Reifenden fliegen einen fleilen Sandberg hinan,
der die Baſis einer der Klippen bebedit, drangen dann durch eis
wen Spalt in ihre Mitte, und waren überrafcht, dort einige Woh⸗
nungen und Gaͤrtchen zu finden. Durch eine halboffne Felsgal⸗
lerie, 180 Fuß fang, gelangte man zur Hauptgrotte, in die man
87 Felsſtufen binabfleigen mußte, um in die mächtige Höhlung
zu treten, ‚die nach oben an mehreren Stellen durchbrochen, mit
yorafitifchen Gewaͤchſen uͤberwuchert war, welche bis zum Boden
der Grotte herabhingen, Im Junern fliegen bie Felsmaſſen wie
rohe Säuten oder Pilafter einer gothifhen Rune empor. Im
noedöftichen Theile des Buges, war eine Tiefung der Grotte
in einen Buddhatempel verwandelt, in dem man vergolbete Goͤz⸗
zenbilder erblikte. Zwei Monſtta und 2 Wächter ftanden anf
Eingang deſſelben. Viele andere Grotten wölbten ſich jener in
fhönen Bogen zur Seite; aus einem derſelben von amberthalb
Hundert Fuß Umfang öffnete ſich ein uͤberraſchender Blick auf
Die blaue Meeresflaͤche und auf die Gruppe der Cham callag
Jaßeln. Man fehritt von Grotte zu Grotte, deren mehrere zu
Tempeln dienten, und einer derſelben, meint Crawfurd, fey eis
nem ber aͤcht ein heimiſchen Cochin Ehinefifhen Landeögenien
geweiht. In der naͤchſten Umgebung dieſer ſeltſamen Felsklip⸗
pen; die wol aus der Tiefe emporgeſtoßene Dolomitfelfen zw
ſeyn feinen, fahe man nur Sanddünen (wol aus ihren Dels
witterten Umgebungen erſt entflanden?), mit Dörfern, ‚die nur
von Fiſchervoͤlkern bewohnt find. Aus dem weißen Marm ax⸗
geſtein mit blauen Adern verfehen, aber ſchlechter als der Mar⸗
mor von Tongking, weil er zu viele Riſſe hat, und daher in keine
große Bloͤcke zerfpaltet, ſondern leicht zerbrödele, verfichen fie jes
doch allerlei Geraͤthſchaften zu verfertigen. Mir. Purefoy, dee
1008 Oſt-Aſien. Hinter⸗Indien. II. Abſchu. 3. 85.
ebenfalls diefe Grottenwerte 27) fahe, fast, man führe von
da viel Marmor aus. Die Kühle in den Grotten ſey ausgezeid-
netz auf einem der Selfen fiehe eine Pagode von’ großem Alte
mit einer Infcheift in der Mauer, welche den Eingeborzen un:
lesdar ſey. Crawfurd führt dies niht an. Auch im Zone
Ling fpricht De la Biffahere®%) von vielem Höhlen, die fit
dort in den Gebirgen, zumal von Zutbam (?) befinden felen,
die den Einwohnern in Kriegszeiten ald Aſple ober zu Tempele
dienen, andere ald geheime Orte verwahrt biefben. In mehreren
berfelden ſollen große Mafferbeden von gewaltigem Amfange
ganze Berge bucchfegen, und in das großattigfie dieſer Grotten:
werte, in der fogenannten Gebirgswüſte, ſoll ein weitfäuftiges uns
terirdiſches Labyeinth führen, das man auf Canaͤlen durchſchiffen
kann.
Eat fo”), das nur eine halbe Tagereiſe von da entferzt
Hegt, ift ein großer Handeldortz am Weſtufer einer engen Mus
resbucht in einer einzigen Straße erbaut, Die fehe lang am Gr
ftade hinzieht, größtentheil® nur eine Anſiedlung von Chineſes
öder ihren Nachkommen. Die permanente Population an 5000
darunter an 600 Chinefifche Familien, fleigt zur Zeit der Meſ⸗
fen auf die doppelte Zahl, bis 10.000, we dann hier ein Zufam:
menteeffen vieler Junken, und ein bedeutender Handel geführt
wird. Man zeigte hier zwei hübfche Chinefifhe Tempel,
die den Bögen dee Schiffahrt und des Handels erbaut find.
Der bedeutendfle davon ward vor hundert Jahren von einem
Chinefiſchen Kaufmann erbaut, der alles Material ans Chins
mitbrachte. Darin ſahe man eine gewaltige Vaſe aus Eifen,
8 Fuß hoch und 4 Fuß im Ducchmefler, vor dem Altar ſichen,
eine Chinefifche Arbeit (vergl. oben S. 684), dahinter liegt eine
Heine Quelle mit einem Baffin, darin einige 20 Beine Schin⸗
kroͤten. Der Buddha Tempel in Fai fo iſt der größte, den
Gramfurd in ganz Cochin China wahrnahm. Alle hiefigen
Buddhabilder unterſchieden ſich wefentlih von denen in Siem
und bem wefllichern Indien; fie hatten Tartarifche oder Chincfi»
ſche Phyſiognomien, im Gegenfag der Hindubildung von jenen;
*?) Mr. Purefoy Cursory Remarks on Cachin China 1. c. As. Jours.
V. XXII. p. 144. »°) De La Bissachere Etat actuel du Tun-
kin de la Cochin Chine etc. Paris 1812. 8. T. I. p. 50.
®a) J. Crawfurd Journ. 1. ec. p. 289.
-- — — — —
[j
Wochin. Chinefifhes Reich, Hus die Capitale. 1005
auch ein’ Gewand über beide Schultern geworfen, flatt nur Abee
Die eine der Schultern bei den Hindu Buddhas; Im übrigen aber
Denfelben in Attituͤde, Kopfpng, Ohrgehaͤngen u. ſ. w. ganz gleich.
Einige diefer. Idole woren in China gemacht; Cramwfurbe da«
‚bei aufgeflelte Hypotheſen, eines aus der Tartarei berflammenden
Buddha, im Gegenſatz eines zweiten Hinduiſchen, fcheint uns
gänzlich unſtatthaft, wie er ſelbſt auch bemerkt, daß fie jeder his
ſtoriſchen Stuͤtze entbehre. Die Priefter dieſes Tempels waren
die erſten Buddhaprieſter überhaupt, die man in Cochin China
bemerkte; aber bie meiſten waren anf eine Pilgerfahtt, 6 bie 8
Tagereiſen weit, in dad Gebirge gezogen. Sie find ehelos, tödten
Bein Thier, tragen eigne Kappen und Haarput; ihre Ocdenskleie
dung iſt roth ober gelb (rothe und gelbe Gecten,“f..ob. ©. 197,
1%, 206, 248, 271 zumal 283). Diefe Buddhiſten in Cochin
China verbrennen bie Leihen ihrer Priefler, aber nicht bie dee
Loien. Daß Fai fo nur der Hauptmarktort, aber nicht bie Gou⸗
vernementöflads ift, fondern Fuchiam, ift ſchon oben bemerkt
worden, ſo wie daß hier chedem ber Hauptmarkt war, den die
Dortugiefen von Macao aus befuchten, vorzüglich aber bie
SZapanefen?W), die Hieher den ſtaͤrkſten Handel trieben. Sole
von ihnen etwa bes hies verſtaͤrkt erſcheinende Buddha⸗Cultus
berrühren 3 Sei
4. Sue ober Hue Fu, die Capitale und Reichs»
vefidenz!). ’
> Am 24. Gept. kamen bie beiden Königlichen Barken aus
Hué an, um den Sefandten Eramfurd mit den 11 Perfonen
feines Gefolges abzuholen, unter denen auch Dr. Finlapſon
war. Ein alter Krieger, von ſchoͤner Geflalt, war Commandeue
ber Barken, der firenge Disciplin, und anf pünktliche Er⸗
fuͤllung der ihm gegebenen Befehle vom Hofe hielt. Die Baw |
ken waren fehe enge, jede zu 60 Rudern, nur mit Flechtwetk von
Bambus in der Mitte zum Schutz ber Paffagiere verfehen, daß
nicht einmal hoch genug war, um aufrecht darin zu figen, ſondern
aur zum neben einander liegen eingerichtet, hoͤchſt unſicher, wor
bei der Schiffecommandeur als Troſt nur .im Fall bes Gefahr:
»°) J. White Voy. to Cochin China I. e. p. 77. ) J. Crawfurd
vurnal I. c. p. 238-— 277. G. Finlayson Journal y. 337 12.
1006 Oſt⸗Aflen. Hinter-Indien. II. Abſcha. $. 85.
De vielen, nahen und fihern Häfen ber Küfte prieh, in die nu
einlaufen könne.
Das Wetter war ungemein shnflig, Am Abend am 6 ir
ruderte man von Turon ab, und obwei der Wind nur mem,
in die Segel blied, fo wor am folgenden Tage, 25. Gept., fücı
um 3 Uhe Nachmittags die Einfahrt von Due erreihe. Ei
ganze Kuͤſtenſtrecke, gleichartig ber bisherigen ims Suͤden, mit fer
ſtreichenden inneren Granitketten, von gleichen, kuͤhnen, wid zu
eiffenen Formen iſt materifh, und waͤchſt norbwärts gegen dr
Huc Fluß no an Höhe. Die Pils werden fpiger, der Anti
iſt flerjler aber geandios, Wolkenſchichten Hängen auf halbes Hit
die Bipfel ragen in klarem Aether empor, die hellen Gatturfıdu
contraſtiten mic dem dunkeln Bergwaͤnden, und ſchon frühe des
glichen die Schiffer diefen Wechſel vom dunkeln und hellen Ban
den des gelbroͤthlichen Geſtades den dunkeln Streifen auf eintn
belien Tigerfelle. Diele Beine Boote beleben das Geſtade; vi
Dörfer ziehen ſich auf den Sandſtrecken dee Uferbünen bin, oa:
Ackerboden; viele hundert Kähne auf das Ufer gezogen, nah It
altgriechifches Flotten am Teojer —— bezeichnen das Gele
der Küftenanwohner.
Die Mündung des Hue Stuffes, 800 bis 1000 Fuß hit
bat am linken Ufer ein kleines Fort, welches feine Einfahet de
hertſcht; fie if nur eng im Verhaͤltniß zur Groͤße des Gtromt,
‚bee in feinen inneren Theilen dis Que nicht geringer an Bıatt
ift, als der Strom von Kambodja bei Saigun, ob de
Strom von Siam dei Bangkok; doc weit ſeichter old
‚beide.
In feiner Mündung liege ein Barre harter Sand, dem ze
beiden Seiten heftige Meeresbrandung in den Fluß dringt, um |
weicher aber nur bei Springfluthen 12: Fuß hoch Waflır Rt
Die Barre iR zwar nur 10 Klafter breit, was aber hinzeichend if
zu jeder Zeit‘ den tiefgehenden Schiffen den Eingang zu erfhwem
ja unmöglich zu maden. Einem Franzoͤſiſchen Schiff, das 12
Fuß tief In Waffer ging, gelang es die Barre glüdtich zu übe:
winden. Nach Außen wie nad) Innen von ber Bazce, dem Hut
Strom aufwärts bis zur Capitale, iſt feim Waſſer zus Gabe
tief genug, 44 Kiafter, auch für bie größten Schiffe. GERD
Monſun ift aber die Einfahrt jeder Art ſtets gefahnel, Sm ı
Innern der Barre nimmt dee Strom fehe an Breite gu, ex rrhil
mehrere große Zuflüffe von feiner Weſtſeite; er erweitert fh IT |
«
|
I)
Cochin Chineſiſches Reich, Hus die Capitale. 1007
einem großen ſuͤßen Waſſerſee, voll Inſeln, in deſſen Baſſin, ganz
vom Meere abgeſchieden, der ſicherſte Hafen liegt von Tauſenden
von unten und Barken, meif von Weibern gerubert, durchzo⸗
gen. Hier nimmt die Binnenlandſchaft einen ſehr intereſſanten
Charakter an. Die Rubderbacken brauchten den ganzen Abend
bie Mitternacht, um den Drt ihrer Beſtimmung zu ereeichen 3
Thon landete die Geſandtſchaft in ihrem angerwiefenen Quartiere,
ohne noch die Stadt, dee man ganz nahe feyn ſollte, vor Augen
zu ſehen; Schilf und Riedwaldung umgab das Ufer, wo eine
fhöne, weite, geräumige Wohnung, mit einer Bambusftodade
und einer Garde von 100 Mann umgeben, bie Fremblinge mie
Staatsgefangene aufnahm. Doch langte ſchon ein Gaſtgeſchenk
des Groß: Mandarin der Elephanten (Ober: Stall: und
Gexemonienmeifteg für die Fremden) an, Lebensmittel und etwas
Geld; der Lärm der geſchwaͤtigen Mitbervopner des Hauſes ließ
jeboch in der Nacht kaum zur Ruhe kommen.
Es war gegen die Eriquette, daß irgend einer ber Fremdlinge
das Haus verlaſſen konnte, ehe nicht die Audienz bei Hofe regu⸗
lirt war, und den Seapoys wie den Leuten, welche der Geſandte
sur Begleitung bei ſich hatte, warb nicht zehn Schritt Wege, ohne
Escorie, zu maden geftattet. Das feltfamfe Semifh von Res
fpect und Mistrauen, von Güte und Häcte, von Pomp und Er⸗
bärmlichleit, von Ruhmfucht und Eitelkeit, zeigte ſich überall in
der Behandlung des Geſandten ſelbſt. Jeber Reiter, bee vor dem
Hauſe des Embaffadeurs nicht fogleih vom Pferd abflieg, um
feinen Refpect vor dem koͤniglichen Gafte zu bezeugen, erhielt bie
Baſtonnade. Während der Embaffadeur felbfl und Sintayfon
wie Gefangene zu Haus figen mußten, durften die mitgenommes
nen Chinefifhen Diener allein fi frei durch die Stade bes
wegen. Diefer Vorzug, den die Chinefen in ganz Hinter: Indien
genießen, gewährt ihnen die größten Wortheile, und macht fie auch
den Europdern zu ihren Unterhandlungen smentbehelih. . Die .
Debatten über die Bulaffung zur Audienz bei dem Könige
machten das Hauptgefhäft aus, umd ließen waͤhrend des halbmo⸗
natlihen boztigen Aufenshaltes (vom 26. Sept. bis 16. Dee)
nur wenig Zejt zu andern Beobachtungen übrig; fie wurde end⸗
lich doch nicht zugeſtanden; ber geringe Erfolg des Hanbelstrae⸗
tates iſt ſchon oben angezeigt. Der Brief des General Gou⸗
verneurs an den Koͤnig ſollte gegen die Etiquette verſtoßen,
weil nur Koͤnige wit Koͤnigen unterhandelten, und alle Serupel,
1008 Oft⸗Aſien. Hiuter⸗Indien. II. Abſchu. 5.8.
bie man deshalb ſchon in Saigun 22) gemacht (f. unten), mır
den bier wiederholt, ja In unehrerbietigen Ausbrüden ſey er aka:
faßt weil darin vom vorigen Könige gefogt war, daß a wir «:
dere Menfchentinder verfiorben fep, ber officielle Ausdruck m:
freitich die Rückkehr des großen Drachen in den Himmel (f. ver
S. 993) gewefen. Man bemerkte, daß allerdings das Ideal li
nas, die Marimen bes jebigen Könige gegen bie feines Voraus:
gers, binfichtlich der Fremden fehr verändert habe; doch vrrfprat
der Groß: Mandarin der Elephanten fich bei dem Könige fi:
eine Audienz der Briten zu verwenden, weil ee mol begreife, di
ihnen dies das Höchfte feya müfle, was fie zu erzeichen hätte.
@ie hätten aber, fügte er fpäter binzu, einen groben Refprik
fehler begangen, indem fie dew Brief an den König, ſchon für
ber zu Eaigun, von bem dortigen Vicekoͤnig oder Gouvernnt
hätten eröffnen laſſen, auch war die Titulatur König von Asım
nicht richtig, weil ihn au Kambedja und Laos unterthan int
follen u.a.m. Die Aubdienz bei dieſem Hofceremonienmeifer ta
Stemden von Takun, war das erfte Gefchäft am erſten Nw
gen in Hué. Eine Escorte einer martialifch armirten Selde
teske mit Musteten und 12 Fuß langen Langen, geleitete fie it
defien Palais, das erft in faſt 2 Stunden, zu Schiffe tmak!
werben konnte; eben fo weit mar bad Befanbten „Quartier WM
ber wirklichen Stadt entfernt, bie man ganz nahe gefagt bit
Dee Hué Strom zertheilte ſich hier in fo viele Arm
Daß es ſehr fehwer war von ihm mehr als feine Roms
zichtung von Meften nah Oſten anzugeben. Die Sthiffahe
ging den Strom aufwärts, und lenkte dann rechts ein, in rin
ſchoͤnen, kuͤnſtlichen Canal, der brei Selten der Gapitale umgieh
und zu beiden Selten in den großen Hué Fluß ſtoͤßt, mit
an der vierten Seite bie vordere Fronte der Stadt vorüberfuft
An feiner engſten Stelle bat der Canal noch 40 bis 50 Ela
Breite, ift zur Seite mit Boͤſchungen verfehen, bat meift 8 ö0)
Tiefe, umſchuͤtzt bie ganze Stadt, und iſt trefflic gehalten. Di
Ufer zeigten überall reizende Landſchaften; es ſchien Finlapſor
der reizendſte der Fluͤſſe im bisher vom ihm gefehenen Afım u
ſeyn, durch Naturfſchoͤnheit, die Kunſt hatte wenig hinjugefüst
Die fernen Begrenzungen find uͤberall hohe, pittoreske Seit
gipfel, die näheren Ufer find vol Pflanzungen von Cocosnuſ
”°®) J. Crawfurd Journ. 1. c. p. 212 ete. 249, 257 u, a.
'
Cochin Chineſi ſches Reich, Aus die Capitale. 1008.
unb Areca: Palmen, von Bananen, BZudersohewale
dungz Bambusheden durchziehen das Ganze nach allen
Seeiten hin, in Linien ihre eleganten Wipfel bins und herbeus
gend. „Die fhönften. Allen von Hibiscus Arten und in
“ einen Hainen, verfhönern die Nähe zahlreicher Ortſchaften,
* Die aus netten, teinlichen Häufern beftchend, in mannichfaltigen
u he. ME,
Sruppen umber vertheilt Liegen. Ihre vegulaisen Ziegeldächerz
ihre gute Badfleinmauern, bee Mörtelanwurf, die Zierbaͤume, die
wohlgeordneten Gartenanlagen, verziehen Geſchmack und Wohle
ſtand, auch Einflug Europäifher Induſtrie. Doch herrſchte in
einer folhen Nähe der Capitale überall nur eine unerkiärliche
Stille, und nur einzelne Reuter fahe man auf Beinen Kieppern
urmherziehen. Sobald bie Barke in den Canal einfuhr, fchiffte man
zwiſchen den 2 Forts bes befefligten Theiles der Stadt hin, welche
—* an NA ER TETE
Finlapſon bier eher den Städten von Delhi und Agra als
dem Sort William bei Calcutta vergleichen möchte. Die.
Korts, nah ben Principien Europäifcher Fortification erbaut,
waren auf jeber der Quadratfeiten 14 Engl. M. lang, die Rens
parts 30 Zuß body, aus Badfleinen aufgemauert, und befans
den fi im beiten Zuſtande. Ihre Thore find im Chinefifchen
Styl aufgeführt. Aus dem Canal ſchiffte man in den Stroms
arm zurüd, und bier, beim Zufammenftoß B.ider, ward der lands
ſchaftliche Blick fehr großartig, auch durch bie Mannigfaltigkeie
des Anbaues, und die weitläuftigen Wohnungen der Groß: Mans
darinen, bie mit Steinmauen und Bambusgehegen umgeben
von guten Wegen durchſchnitten find. Hier warb auch nach eis
ner Keinen halben Stunde Weges, bad Palais des Groß: Mans
darin der Elephanten, bes Zakun erreicht, in dem bie beis
den Franzoͤſiſchen Mandarine, Mr. Bannier der Admiral und
M. de Chaigneaur ber Generals Conful bie Honneurs mach⸗
ten. Sener hatte 33 Jahre in Cochin Ehina verlebt und war eins
genauer Kenner des Staats, ein tapfrer, nun fehr bejahrter Mas -
zineofficier ; der legtere hatte feit 29 Jahren das Intereſſe ſeines
Hofes In Cochin China gewahrt, und nad eines Heimreiſe im
Sahre 1819 war er wieder dahin zuzuͤckgekehrt.
Die Audienzhalle des Groß: Mandarin der Stephanten, des
zugleich als Minifter mit Verhandlung ber Fremden beauftragt
ift, und deshalb den Titel Takun führt, war zwar groß, abes
nicht einmal fo elegant eingerichtet, wie bie Wohnungen ber Pete
vaten in x iam. Diefer Minifter ficherte amar im Namen der
Kitten Erdkunde IV. Sf
—
⸗
1010 Oſt-Aſlen. Hinter-Indien. II. Abſchn. {85
Könige den Briten Handelsfreiheit für alle Häfen bes Reict
zu, die jedoch fpäterhin nur fehe befchnitten ertheilt wurde (f. ot.
S. 947). Nach dem eingenommenm Dinee wurden die Bif:
im eines Barke auf der bisher noch nicht gefehenen Seite ta
neuangelegten Stadt zuruͤckgeſchifft, um auch dieſe aufererdmt
lien Werke, denen nichts Anderes im Drient gleich komme; !
munbern zu laffen. |
Der König ließ darauf fogleich feinen Admical Bannit
gu fid) rufen, und freute fich, daß die Fremden feine Feſtung be
wunderten; er gab den beiden Sranzofen Befehl, diefelben om
foigenden Tage in den Feſtungsanlagen 203) herumzufühten. Ein
Waſſerfahrt führte zu ihrer Befichtigung von außen; man fin
. fie meiſterhaft ausgeführt, «in Thor, in Europäer Styl, fühm
in bie neue Stade. Diefe ift im Quadrat gebaut, ganz für fü
abgeſchloſſen; auf 2 Seiten vom Fluß, auf zwei andern vn
Canaͤlen umgeben, die 30 bis 40 Ellen Breite haben; die nıw
Anlage hat 2 Stunden (5 Engl. Miles) Umfang. Dos glach
feitige Viereck hat an jeder Kacade 1180 Zoifen (11,080 Fuß Pit)
Länge. Unter Beiftand eines Franzoͤſiſchen Ingenieuts fol Mr
König feldft den Plan dazu entworfen haben ; verlor aber find
talentvollen Ingenieur ſchon im Jahre 1805 durch den Tod. Bi
das Aeußere, fo auch ift das Innere der Anlage regulär, forzfib
tig, geſchmackvoll, mit geraden Straßen, Canälen, Magaa
verfehen, die dem Ganzen ein großartiges Anfehn geben, nobi
nur die Chineſiſchen regenſchirmartigen Dächer den einzigen Le
beiftand bilden. Doc find die Bazars nur demlid beit
Der Bti über die Remparts, über Stadt und Land iſt von gr®
fer Schönheit. Den größten Effect, ſcheint e6, machten die Pub
vermagazine, bie in der Mitte von Teichen angebracht fit)
und die großen Kornmagazine. Zu biefen, fagte man, IN
den jährlich neue hinzugebaut, aber dadurch die Misjahre gewiß
ſermaßen beguͤnſtigt. Auch find Hier treffliche Barracken für tim
10,000 Dann Truppen errichtet, welche die Garniſon der If
denz bilden. Das Arfenal, bemerkt Cramfurd, fa Ant
duch fein Mufeum von Artillerieftüden aller Europäifchen Rote
nen buch bie Kanonen im Lande aus Tongkineſiſchem Ey ge
goflen, nach Europaͤiſchen Modellen , die von 4 bis 68 Pfündet
2»s) u Crawford Journ. 1. e. p. 249; G. Finlayson JoumM. re
». 363.
Cochin Chineſiſches Reich, Hu die Capitale. 1011
' die größte Zahl aber 18 Pfuͤndige Kanonen enthalte, bavon
: Der König Gialong I Stud felbft gegoffen und mit feiner Na⸗
menösſchrift verfehen hat. Es befanden ſich unter ben hier einhel>
miſch gegoffenen fchon welche mit den Sahreszahlen 1664 und
1665 mit Portugtefifhen Inſcriptionen; aber die neueren aus der
Franzoͤſiſchen Echute find weit vorzüglicher. Zu den 16 Baſtio⸗
nen des Korte follen 126 Kanonen gehoͤren, für das ganze Kort
800 Stud; die Zahl der Vorräthe im Arfenal übertrifft jehe
Summe Das Fort, an dem 17 Sabre lang gebaut warb,
. würde zue Vertheidigung eine Befagung von 50,000 Mann bes
: dürfen, und ift in ben Augen ber Drientalen allerdings ein eins
ziges, unuͤberwindliches Werk, Auf dem meftlichen Ufer bes Fluſ⸗
: fe zeigte man 5 bis 6 feltfam aus Stein mit Kalk aufgebaute
Tempel, mit geoßer Ringmauer umzogen, eine Art Pantheon,
‚ den Manen der Mandarinen vom vorigen Könige geweiht; ein
- Heroentempel. Es flehen barin viele Pfeiler mit den Namen
der Helden, die ihm zur Wiedererlangung des Thrones verhalfen,
aud die Namen eines Franzofen und eined Irlaͤnders, eines
Eorporals und Officiers waren babei, die ſehr tapfer gefochten
und Lieblinge des Könige geweſen. Der erfle hatte Lieber fein
Schiff in die Luͤft gefprengt, flatt in die Hände der Tayſongs
zu fallen. Der Bifchof von Adran, deffen Denkmal auch dies
ſes Mauſoleum fhmüden follte, verbat ſich diefe heldniſche Ehre;
der Koͤnig ließ ihn 2 Stunden fern von Saigun begraben, baute
ihm aber ein Kenotaph, ſchon bei Lebzeiten, und ſtellte dazu eine
Wache von 200 Mann an.
Auf dem Rüdwege von bem Feſtungsbau, bemerkt Finlay⸗
fon, begann es heftig zu regnen, und naß, im bejammernswers
theften Zuftande, Bam ihr Zug vor dem Palafte der Reſidenz vor⸗
beiz wo eine Menge von Zuſchauern, Officiere und Perfonen von
Rang, den demüthigen Aufzug mit anſahen, ohne ben Gaͤſten
auch nur Regenſchirme anzubieten. Den Koͤnigspalaſt ſelbſt ſahe
man nicht, weil ihn die Barracken der Garniſonen umgaben, bie in
trefflichem Zuftande zu ſeyn fchienen. Die Sardiften befanden
fih in ihren Uniformen blau mit voth, oder weiß mit roth, ges
ſchuͤzt unter Verandahs; die Dfficiere waren durch Stidereien
auf den Schultern und Epauletten ausgezeichnet. Der Anbiil
flößte, für Afiaten, Refpect ein, und man glaubte hiee die Vor-
fhule einer Exiegerifchen, kuͤhnen, orientalifchen Macht wahrzus
‚nehmen.
$ Sſſ2
⸗
1012 Oft-Afien. Hinter-Indien. II. Abfchn. $. 85:
Bel fpäteren Beſuchen fand man den Hauptdazat da
Refidenzſtadt Hue nur fehr aͤrmlich mit. Kauflaͤden befegt: nu
Chinefifhe Waaren, wie Porcellan, Iadirte Waaren, En
denzeuge, Creps in Menge ftanden feil; dabei unzählige Mei:
nalmwaaren, grobe Regenmäntel aus Palmblättern, Jacken de
gleichen, grobe Eifenwaaren zu fehr theuern Preifen, vielerläi Ei.
berarbeiten, zumal aber Maffen von buntem und Gold: Paz
das zu den Opfern verbraucht wird; an Lebensmitteln, vorzägls
eis, Obſt, Sage von einer Art Nymphaͤa u. a. m.
Man beſuchte zwei Tempel; der eine war ein Chineſiſcha
der zweite dem Gautama getveiht, beffen Idol mit Negepir
fiognomie, traufem Haar, ganz. wie in Siam, und krumm
untergefchlagenen Beinen ba faß, zur Seite mehrere Bubddhabib
der; auf dem Altar ein paae Stoͤrche in Holz gefchnigt Ru
ein Prieſter fungierte im Tempel; man bemerkte fonft gar fü
nen in der Stadt; fie ſtehen durchaus in keinen Anfehen, wm)
darum mögen fie bier fo fparfam feyn, was gegen ihre Echmime
in Siam den größten Contraft dilbet.
Bei mehreren Excurſionen in die naͤchſte Unsgebung de
Stadt fand man viele Brüdenbauten in Europätfchem Styl, iht
unzählige Flußarme und Candle, die Umgegend reizend und ſch
gut bebaut; in der Kerne von ein paar Meilen von der Ref)
einen Park und Maufoisum?r) für die koͤnigliche Zamiit
durch Frohndienſte des Volks angelegt, der aber von Fremdes
nicht betreten wetden darf, weil dieſe die Ruhe ber koͤnigüche
Vorfahren flören würden. Freilich wenn bie vertrauliche Di
theitung eines Chinefen an Cra wfurd die Wahrheit ausfprad:
fo Eönnte man ſich biefen der Metempſychoſe verwandten Ahr
glauben tool erklaͤren: bie Cochin Chinefen, fagte derſelbe, ſches
euch, Engländer, mit rothen Haaren und weißen Zähnen (ft
färben bie ihrigen ja ſchwarz), für geneigte zu Krieg und Brut
an, weil ihr ben Tiger n dadurch gleich feht.
Als keine Audienz bei dem Könige zu erfangen, und bie It
des kuͤnftigen Handelsverkehrs beflimmt, auch alles Germonil
bei den Anterbehörden befeitigt war, trat man am 17. Da. die
Müdreife an, die bis zum Ankerplatz in der Turon Bay it
Lande?) gehen folte, weil bie Jahreszeit die Kuͤſtenfahtt auf
»°*) J. Crawfurd Journ, 1. s, p 260, 268. 2) G. Finlayss
Journ. |, e. p. 391.
Cochin Chineſiſches Reich, Landreiſe. 1013
dem Meere ſchon zu beſchwerlich machte. Der erſte Tag follte
Binnenfahrt auf Fluͤſſen und Canaͤlen feyn, für ben zweiten
Tag folten Palankine für bie Säfte bereit fliehen; auch zue
Nahrung, Ochfen, Schweine, Biegen, Enten, Reis und Zuder
als. Proviant. bis zur Turon :Bay geliefert werden. Hie⸗
Durch lernte man noch einen intereffanten Theil des Küftenlans
bes, zwiſchen beiden Städten Hué und Fai fo kennenz ber
übrige innere Theis dieſes Küftenflriches ift fo gut wie Terra in-
cognita zu nennen, denn nicht einmal über bie im Norden von
Cochin China gegen Tongking auf früheren Karten gezeichnete
fehe hypothetiſche Grenzmauer 6), deren Dafepn die früheren
Autoren, die viel fabelhaftes enthalten, was wir hier nicht wieder⸗
boten, und bie felbft Chapman wie nod De La Biſſachère
angaben, ließ fich Erkundigung anziehen, ob Be wirklich —
den, oder nur Fiction fep.
5. Kuͤſtenſtrecke wifsen ber Capitale Hue und ber
Zuron Bay nad I. Crawfurd und ©. Sinlapfons
gandreife (vom 17, bis 19. Det, 1822 7),
Erſte Tagereife (17. Oct.). Die Rüdreife gefchahe .
in 2 Borken für die erfte Tagefahrt, welchen ein drittes Boos
mit Miiligairs Escorte beigegeben war. Am Morgen 8 Uhr, Ab:
fahrt, ſtromauf an der Citadelle vorüber, dann links in einen
Canal gegen &.D. durch eine ſehr fchöne pittoresle Landfchaft, -
teefflich bebaut, die mehr einer Europaͤiſchen, als einer teopifchen
gleich ficht. An den Wohnungen Löniglicher Prinzeffinnen vors
daber, zwifchen weiten Plänen hin, mit Reisfeldern, die zu
beiden Seiten uͤberſchwemmt waren. Der Canal, an 20 Elien
breit, mit fhönen Sußpfaden zur Seite, auf beiden Geiten bie
auf eine halbe Etunde breit von den Ufern ſtark bewohnt, bie .
und da mit großen Gebäuden befegt, ward erſt vom vorigen Koͤ⸗
nige in eines ehedem wuͤſten Gegend angelegt, die jegt in Reis⸗
felder verwandelt den größten Mugen bringt, und zugleich dient
der Canal zu einer trefflichen Communicationslinie im Innern
des Landes. Aus der Erde, die fein Ausftich darbot, wurden bie
Badfteine zu den Feſtungsbauten und Magazinen gewonnen.
°) De La Bissachöre Eiat antuel du Tunkin de la Cochin Chine etc.
Paris 1812. 8. T. I. p. 23. ) J. Crawford Journ. 1 c. p- 278 -
= 238. G. Finlayson Journ. 1, c. p. 404 — 412.
1014 Oſt-Aſien. Hinter-Indien. IL. Abfchn. $. 85.
Nach den erſten 3 geoge. Meilen iſt ber Canal nur irzegul::
weiter geführt. Er läuft, in einen Sumpf aus, der mit Ropri:
Sparganium , Carex Arten, Melastoma, Pandanus und ander:
Dflanzen und Buſchwerk bewachfen if. Er endet mit einer it:-
abfallenden Schleufe, in einen Salzwaffer See, der vielma:
eine weite, aber durch enge Einfahrt mit dem Meere connkt-
ende Meeres Bay if. Es iſt ein fhönee Waſſerſpiege.
umgeben von ber fchönften Alpengebirgsmatur, mit tros:
fher Begetation, überall mit Ortſchaften beſetzt, mehr dm
Bay als ein See, größer als die Zuron Bay, nur abgefonber:
durch die Meerenge, die nur 2 Klafter Tiefe hat; er beißt Mut.
got Bay. Seine Breite gegen Süden zu durchrudern brand:
man 2 volle Stunden, und landete dann im Dorfe Kao hai.
in einem großen, fruchtbaren, ſchoͤn cultivirten Thale, das as
1000 Familien als Bewohner zählt, am Südende der Bar au
einem Zufluffe gelegen der mit Booten bebedt find. Man fa
Meisfelder, die fchon eine Ernte gegeben, und zur zweiten
die Ausſaat erhielten. Zur Herberge war eine Karawanſerai
angewiefen, ſehr gut eingerichtet, In dem eine große Halle mit
doppelter Säulenreihe, Plattformen mit Schlafitelen darbet, ve
zen höchfte jedoch thronartig, am Ende der Halle für den Kinu
bei feinen Durchreifen aufbewahrt wird. Durch das ganze Kat
von Saigun über Hue bis Tongking, und bis zur Chi:
nefen Grenze find dergleichen, alle 2 geogr. Meilen, ats Sta⸗
tionen für die Reifenden erbaut; in biefen hatten die fchon ver
angeſchickten drei Dolmetſcher (ein Chinefe, ein Port
giefe und ein Cochin Chinefifher Chriſt) das Nachtquat
tier. vorbereitet. An diefem Tage bemerkte man, außer Wale
voͤgeln, keine andere Thiere, und von jenen vorzüglich mur eine
Taucherart (Fulica) in den Sumpfungen.
Zweite Tagereife (18. Oct.). Bon Kao bai ging bit
Meife, in Palankins, weiter, die ungemein bequem und leicht auf
gebogenen Bambusftangen beitanden, darin Baummwollennege für
bie Pafjagiere tingen, mit Palmblattdaͤchern; weit zweckmaͤßige
‚bemertt Dr. Sinläyfon, der fhon als Kranker in ihnen trans
portirt wurde, als die Bengalifchen. Die Träger zeigten fich bir
auch weit flärker als die Hinbus, denn fie rubten auf ber ganzen
Station von 2 Meilen nicht aus, und doch trugen nur daffelbe 2,
was dort 4 zu thun pflegen. Diefe theilnehmenden Träger pflüd:
ven dem Kranken zur Unterhaltung ſtets Blumen und Fruͤchte.
Cochin Chinefifches Reich, Landreiſe. 1015
r '
Bio zum Fuße des erfien niebern Bergzugs, der nur ſchmal und
an 300 Fuß hoch, hatte man eine Stunde Weges, durch feucht
bares, mwohlbebautes Land wo Arelapalmen, Plantains,
Füße, Bataten, Betel, Toback, aber keine Cocos: Rüffe
Tracy Ueberfteigung diefer erflen Hügelreihe betrat man ein wei,
tes Thal Nut mang, (did. Suͤßwaſſer⸗Ort), ein nette®
Dorf, wo man frühftüdte. Hier wurden bie Träger gewechſelt.
Bon ba fegte man gegen Mittag über eine zweite, gleich niedete
Hügellette, von der man eine uͤberraſchend ſchoͤne Ausſicht
auf eine innere Meeresbucht, mit fleilen Waldbergen wie ein
See umgeben, gewann; gegen Oſten war ber offene Dream,
gegen Weften bie Hochgebirgskette und im Vorgrund das ans
gebaute That, in das man hinabſtieg. Weiber brachten bier mit
Sicheln, wie in Europa, die Ernte ein. Dee Boden iff aͤrmlich
rauh, die meiſte Nahrung muß von bee Meeresſeite dutch die
enge Einfahrt der Meeresbucht, die Bung dam (d. i. Hafen
Dam bei den Eingebornen) heißt; in das Binnenland hereinges
bracht werden. Die Wege find trefflih, an ihren Seiten fichen -
viele Tempelchen mit Votivtafeln,, wie dieſe auch an den’ Fels⸗
Elippen angebracht find, mit Golbpapieropfern wider die böfen
Dämonen. Um 2 Uber wurde an diefer Bay, 2 bis 4 Stunden
breit, 14 Fuß tief, mit ſehr ſchmaler Einfahrt, durch welche von
der Meeresfeite eine gewaltige Brandung hereinfchläge, das große
Dorf Haimung erreicht. Hier zeigte fi auf den nahen gras
nitifchen Berghöhen eine reiche Tropenvegetation, von
größter Mannichfattigkeit, Hier nahm man in ben Wäldern viel
Spuren von Elephanten und Tigern wahr; auf ben Waſ⸗ |
fern wimmelte e8 von Eeevögeln. '
Dritte Tagereiſe (19. Oct.). Die ſchmale Meerenge
wurde uͤberſchifft, jenſeit aber mußte die babe Gebirgskette
uͤberſtiegen werden, welche die Vung dam Bay von de Zus
ron Bay fiheibet. Bon Hue 'an bis hieher fahe man, einige
Kalkſteine und andere Gebirgsarten in ber: unmittelbaren
Nähe der Stadt ausgenommen, nur primitives Geſtein,
Duarzfel®, Granit, Hornblendgeſtein. Auch biefe
Kette, die über rauhe Felstruͤmmer fleil zu erfteigen If; beſteht
daraus. Bei der erſten Berghöhe von 500 Fuß öffnet fih ſchon
eine herrliche Ausficht auf die Bay, und gegen Oſten über das
offene Meer; im Norden tritt ſelbſt noch ein Theil der Muk⸗
got Bay hervor, die am erſten Tage überfegt ward. Hier war,
1016 Dft-Aflen. Hinter-Indien. IT. Abſcha. $.6;
dent Genius bed Berges ein Tempel errichtet. Der Weß fi;
om Meere bin, aber auf flarker Gebirshoͤhe weit über ihm; ı:
tere Wald hemmte die Sernficht, bis auf kuͤhne, romantifde De
biide in hochtropifche Landfchaft. Das Gemurmel der Bit:
Quellen unterbrach häufig die Stille; zwei ſtarke Waſſerfaͤlt
an 200 Fuß hoch, in weißen Schaum aufgelöfl, in die Tiefe
zrepifchen Walddickichts hinabftürzen, vermehren bie Schönheit de
Umgebung. Zwiſchen wilden Sranitbiöden zieht bie Erik
auf und ab, zahlreiche Schaaren wilder, buntfarbiger Afft
(Douc, Simia nemoris), und auf einer relativen Höhe von RÜ
bis 800 Zuß bie Culture ber Theeſtaude waren überrfkıh
Erſcheinungen (f. Aften Bd. 1. 8.242). Die Culminati::
Der Paßhoͤhe biefer Gebirgskette bedeckt ein nettgebautes 2:7
mit einem guten Markte; es liegt in dem angenehmflen Eurt—
päifhen Clima; in ben Kramläden fand man The, Ai
und Erfrifhungen allen Art. Viele Reiſende paffirten hindern.
alle ohne Waffen, mit größter Sicherheit und Ruhe; aud Be
“Ber und Kinder. Die Ausfiht von da über die Bat und Hall:
infel Turon, wie über die Bai von Faifo und biei=
ſchen beiden Legenden Marmorfelfen, war von unbefhreitic«
Schönheit. Diefe Paßhoͤhe liegt, nad) Barometermeſſung 15
Fuß über dem Meere, die Hochgebirgsgipfel fleigen 1:
Crawfurds Schägung wenigſtens bis zu 4000 Fuß m“
Won hier aus find man zu einer kleinen Meeresbucht hinab, =
man ſich embarlirte, um das nahe Britifche Schiff in der zu:
zonr Bat zu erreichen. Das Gebirge, dem Antarplage nat
Bilder die ganze Turon⸗Halbinſel (Halbinfel Hanli
eine lange Granitkette, auf deren groͤßter Höhe der ven
König, nach feinen Siegen über bie Tapſonge, einen Buddhe
sempei erbaute, obgleich ex ſelbſt kein Buddhiſt, ſondem fa
Dolptheift, ein Confutfiusbienee war. Die bei ber Anferkation
Bes Hauptſchiffes zuruͤckgelaſſenen Britifchen Freunde wurden alt
im Wohlfein gefunden, fie hatten fi; im d e Zwiſchenzeit mi
Jagd, zumal mit des Affenjagb, in. den_benachbarten Bi:
dern Unterhaltung verſchafft. — Won bier wurde bald bie Rüd'
fahrt nah Singapore begonnen.
Cochin Chineſiſches Reich, Geſtade-Inſeln. 1017 -
6. Die Geſtabe⸗Infſeln Dulo Condor (db. h. Infel
der Kalebaffen, bei den Malayen), ober Koh naong
. der Chinefen (Isle D’Orleans der Franzofen); Pulo Ubt
und Pulo Panjang; Honcotre:-Öruppe und Phus
£08 (oder Kohtrol) Inſel.
J. Pulo Condor. |
Wie. haben fchon oben diefer Infel:Gruppe al des fübs
lichſten Vorſprunges und maritim abgefonberten, infularen lies
des des meridianen Küftengebirges von Cochin China erwähnt (f.
ob. &. 921), mit welcher die im Weſten mehr. flache, wenn
auch immer noch bergige, aus Roth: Sand flein, Formation
- beftehende Natur ber Geftadeinfeln bes Siam-Golfs
aufhört, und die fleile Urgebirgsbilbung aus Granit⸗
maffen beginnt. Seit W. Dampiers Beſuch 208) diefer bie
dahin außer dem Wege der Seefahrer liegen gebliebenen
Inſel, wo er, im März und April 1687, feine Schiffe aus⸗
befferte, und den Well: Monfun zur Ueberfahrt nach den Mas
nilla® abwartete, haben fie nur von Zeit zu Zeit wieder einmal
die Aufmerkſamkeit der Seefahrer auf ſich gezogen, welche fie als
Mittelftation in jenen Gewaͤſſern, wie ſchon Dampier bes
merkte, und Lord Macartneys Verſuch, feinem kranken Schiffe:
volk, auf ihr, Genefung 9 zu verfchaffen bewies, doch im hoben
Grade verdienen. 3. Whitel!), Crawfurd und Sinlapfon!!)
geben die neueften Nachrichten von ihr, aus der man den Forts
ſchritt ihrer Eivitifation ſieht; aber ben laͤngſten Aufenthalt machte
daſelbſt der gelehrte Sefuiten Pater Saubil, vom 7. Seps
tember 1721 bis zum 1. Juni 1722, während feiner Ueberfahet
nach China, deſſen Ichrreihen Bericht 12), fo wie, deſſen erfle
Kartenaufnahme, die ſpaͤtern SBerichterflatter ganz übers
fehben zu haben fcheinen. Pater Gaubil wird deshalb von
den Neuern auch nicht einmal erwähnt. Indem wir Pater
Gaubils volftändigere Nachrichten, welche fhon bes trefflichen
308) G. Dampier Veyage autour du Monde, Rouen 1723. T. IL
p- 78 — 90. ®) G. Staunton Account 1 c. ed. Trad. D- Ca-
stera T. II. p. 113— 123. 10) J. White Voyage to Cochin-
China L c Ip. 0 — 3. tt) J. Crawford Jonrn. 1. 0. p. 106,
201; G. Finlayson Joura. I. c. p. 288— 294. 12) Pat. Gau-
bil Lettre de Poulo Condor 23. Fevr, 1722. in P. E. Souciet Ob-
servat. Mathem. Astron. ete. Paris 1729. 4. p. 100 - 122, nebft
Plan de l’lsie d’Orleans ou de Poulo Condor.
1018 Oft-Aflen. Hinter-Indien. II. Abſcha. 5. 85.
Dampiers Angaben theitweife berichtigten, zu er ſt amführen,
laſſen wie dann die juͤngern lehrreichen Zuſaͤtze der Briten übe:
= vervoliftändigend nachfelgen.
P. Gaubil landete auf der Infel Pulo Condor, weh:
Damals von einigen Franzoſen, die fie wahrſcheinlich gern biefe
. Station vindiciren wollten, Isle d’Orleans genannt wurde,
nachdem fie erſt vor kurzem von Englindeen gefäubert war, bie
dort früher ein Fort befefien hatten. Schon Dampier hatte
die Antegung eines folhen Forts gerathen 213), um eine Dans
delstoge zu fichern, welche in ber Nähe von Manila, wie er meint,
von da aus, den trefflichſten Verkehr mit Cochin China führen
. Tönnte. Die Infel liege auf ber directen Fahrt von den Manil—
106 und der Sundaſtraße, nach Tongking, China, Japan, und
zur Erholung der langen Seefahrt finde man dort Maſtholz,
Pech zum calfateen, und frifhes Waffer, außer andem
Vortheiten. Die Britifh: Dftindifhe Compagnie lie
fich auch diefen Rath nicht entgehen; fie gründete dort eine Fac⸗
torei, deren zerſtoͤttes Fort noch bis heute 13) von hoher Wal:
dung umwachſen übrig blieb. Aber dieſe war nur von Kar
Dauer; 1702 erbaut, wurde das Fort von feiner eigenen Gami-
fon zertört, an deren Spige Malayen die Meuterer waren (oder
Macaffaren, in ihrem Dienfl flehend), weiche die Engländer
faft alle ermordeten, diefelben, welche auch einft die Factorei der
Tſchuſan Infeln (f. ob. S. 700, 703, 784) zu verlaffen noͤthig⸗
ten. Der Ueberreft biefer verunglüdten Colonifation bildete nad:
ber die Anfiedblung von Benjermaffin auf Borneo, von
wo fie, auch durch Unvorfichtigkeit ihre Gouverneurs, wieder vers
jagt ward; worauf bie Flüchtlinge endlich bei dem Könige von
Jehor auf Malacca im N.D. von Singapore Schug fanben.
Dampier nmnt 2 größere Infeln, Pulo Condor, bie
beide body find, und baher aus einer Serne von 14 bis 15 Lieues
erblickt werden können. Die nörblichfle, größte, welche allein be:
wohnt ift, fügt er, fey 4 bis 5 Lieues lang, von D. na W.;
richtiger wie P. Gaubils berichtigte Karte zeigt, von S. W. ger
gen N.O.; an ihrer breiteften Stelle har fie aber kaum ‘eine
Stunde Breite. Die zweite, kleinere Infel fey etwa eine Stunde
lang und keine halbe breit, liege, Iener im W.; richtiger im S. W
242) Dampier Voy. lc. T. II. p. 8. 14) J. Crawfurd Journ.
l. c. p. 196.
x
Sein Chinefifched Reid, Pulo Condor, 100
vor, unb bilde mit jener eine bequente Rheebe, zu der man —
Morden her einfahre, bie aber gegen S.O. nur eine ſchmale Pafs
fage für Barken übrig laſſe. Andere kleinere Infelchen liegen
gegen ©. und &.D. umher. Crawfurd beſtimmt ihre Zapf
auf 12, und bie Dimenfionen der. bedeutendfien Infel auf-25
geogr. Meilen (12 Engt. M.) Länge, und feine 2 volle Stunden
(4 Engl. M.) Breite; die übrigen find nur Klippen.
P. Gaubil fagt, die Einwohner nannten die Inſel Co⸗
non; Crawfurd 25), mit den Eprachen jener Infuloner ges
nauer vertrant, fhreibt fie Kohnaong, und fügt hinzu, dies
fey die Benennung der Anameſen; Pulo Condor, d. h. Ins
ſel Condor (Condor, d. i. eine Kalebaffe, oder Kürbis, .
in dee Malayen⸗Sprache), aber die Benennung bei Ma»
Layen, dern aͤußerſte Oſtgrenze der Seefhiffahrt
Diefe Inſel, in den Tagen ihrer Macht, geweſen zu feyn feheine;
wahrſcheinlich vor ber Ankunft dee Europäer in diefen Gewaͤſſern,
ehe die öftlihern Küftenanmohner von Kambodja und Cochia⸗
China durch fie in allgemeinere Fehden verwidelt murben,
Die Karte von dere Inſel-Gruppe Pulo Condor,
denn fo wird die einzelne Hauptinſel wie auch die ganze
Gruppe) genannt, nahmen bie Eöniglichen Sranzöfifhen In⸗
genieure Mſſ. Didier und Verrier auf, im Jahre 1721, und
P. Gaubil beflimmte nad) mehreren Obfervationen die Breite
der Franzoͤſiſchen Station, am Sübende der Hauptinfel,
an der Rheede, unter 8° 35° 14” M. Br. (oder nad) einem Mits
tel, 8° 36)5 die Länge berechnete er auf 105° O.L. v. Paris,
Dampiers frühere Kartenfkizze fand er falfch orientist, und die
Breite zu hoch angegeben. Während Lord Macartneys Aufents
halt der Schiffe Lion und Hinduſtan wurde defien Station !7)
‚aber auf 8° 40° N. Br. und 105° 55 D.R. v. Sr. obſervirt.
Das Centrum der großen Inſel aber nah Crawfurd auf &
40 N.Br. und 106° 42° O. L. v. Gr., im Abſtande von 9 geogr. -
Meilen (45 Mil. Engl.) vom weſtlichen Arm des Kambobja-
Stromes beftimmt. F
Der größere Theil der großen Inſel Pulo Condor iſt fel⸗
fig, voll ſteiler Berge, zwar mit ſchoͤnen Waldungen bedeckt, aber
16) J. Crawfurd Jonra. L cp 198. 1°) P. Gaubil Lettre l. c.
b. Souciet p. 111. 17) G. Staunton Ace. I. c. ed. Trad. p-
Castera T. II. p. 113.
1020 Oft-Ufien. Hinter-Indien. II. Abſchn. $. 85.
von taufend Miffen und Schluchten burdzogen , das orten:
Dee Inſel aber eine flache Ebene, mit Moräfien unb Lagune
bedeckt, die duch Anbau in die (hönften Gärten und Felder ır-
wandelt werden könnten. - Da könnten Reisfelder und Obfi;::
ten vorzüglich gebeihen. In der Mitte hat die Inſel einen er
gm Hals, einen Iſthmus, der kaum eine Viertelffunde Bru: |
hat; ihre Weſtſeite iſt fandig. An ber S. O. Seite liegen die be:
den beften Häfen der Infel, neben den Ruinen bes alten Forts
der Briten, und im Süden an ber Rhede bee Sranzefen:
fation. Die Ebbe und Fluth fleigt Im ihnen zu 9 Fuß hes.
Am vollftändigftn find P. Gaubils Beobachtungen über ti:
MWirterungsverhältniffe 213) der Infel. Am 7ten Sept,
als er dort kandete, weheten noch fehr reguläre S. W. Winde, bir
- aber nad) dem Herbftäguinoctium Ende September aufhören.
Dann wurden fie auf einige Wohen variabel unb hefti
gingen dann in N. N. W., N. N.W. Über, und firietem fi enı-
Sb uf RO, NND. und O. N.O., oder ben nun andaum:
den R.D.Monfun. Nur im Januar und Februar wir
den diefe duch einige S.D. Winde unterbrochen. Nach dem
Frühliags- Aequinoetium hörten die Oft: Winde gamit
auf, drei Wochen lang traten variable und fehe Heftige Wink,
wie gereöhntich auf dem Uebergängen beider Monfunzgeiten,
ein, bis fih die S. W. Winde fefifiellen, die wieder bis zum
Herbftäquinoctium anhalten. Mit dem 1. Juni fegelte P. Gau:
bils Schiff nad, China ab, Bel feiner Ankunft auf der Juſel
fielen andaltende Regen bis Mitte November; bann trat
auf 3 Wochen unfihres Werter ein, dann die ſchoͤne Jah⸗
zeszeit, die trodene bis zum April Nun meldeten ſich bie
Gewitter mit heftigen Donner und Bligen, und wenig Tage ver
gingen, fagt P. Saubil, an denen es nit gehagelt hätte.
Mit dem Kortfchritt des Mat: Monats wurden auch die Negen
gewaltiger; vons 10ten oder 12ten Juli an follen fie continuirlich
werben. Ende November und Anfang December zeigten
fi fche viele Wafferwirbel; das Meer kochte gleichfam auf,
Die Wellen fchwollen zu runden Blaſen von 4 bis 5 Fuß Durch⸗
meſſer an, und dichte Dünfte fliegen daraus zu 14 bis 15 Fuß
empor, dann preßten fie ſich im vafch fortfchreitende Waſſerſaͤulen
91°) P. Ganbil Lettre 1. ec. p. 114.
—
Cochin Chineſiſches Reich, Pulo Condor. 1021
ſammen, die 30 bdis 40 Schritt — Uefen, und nach 4 bis 8
dinuten wieder zerrannen. |
Ein deutlicheres Bild von ber — geben bie neuern Briti⸗
hen Beobachter. G. Staunton nennt fie eine Infel im
albmondsgeſtalt mit einer Kette von Piks befetzt. Craw⸗
urd 19) fagt, die ganze große Infel ift nur eine zufammens
aͤngende Bergkette, deren hoͤchſte Gipfel über 1800 Fuß auffteis
en; wo fie dem directen Einfluffe der S.W. oder N.O.
Dronfune ausgefegt find, da bleiben ihre Abfaͤlle öde, hoͤch⸗
ten® begrafet, wo aber gegen biefelben gefhüst, da iſt Wal d⸗
luxus, wie unter den Tropen; es find Granit: und Syenit⸗
wände, ſteil in Winkeln von 45° auffleigenb.
Die Vegetation war fhon Dampier und Pater Gau⸗
bit überrafchend, dee Botaniker Finlayſon 20) fand bie Flora
neu und fehr intereffant, viele Gewaͤchſe in Bluͤthe und mit
Erüchten beladen zu gleicher Zeit. Unter dem Schutze eines ho⸗
ben Gebirgskette, fagt er, ankerte das Schiff in einer fchönen ges
raͤumigen Baiz das Gebisge genauer befehen, beficht aus einer
Anzahl werfchiebener fleiler Bergketten, bie irregulaͤr vertheilt am
einigen Stellen halbkreisrunde Buchten bilben, an andern bes
Meere Einfchnitte geflatten, im Innern tiefe Baffins, kleine Ebe⸗
nen, enge Tobel und Schluchten haben, liberal harter Urfelsbo⸗
den. An den Windfeiten zeige fi nur gedruͤckter, kruͤppel⸗
bafter Kraͤuterwuchs in gesinger Verbreitung; an ben Schugs
feiten dagegen hoher Wuchs einer Iuzuriöfen Vegetation. Aber
den Gipfelhoͤhen fehlt alle Pflanzenbedeckung, und als ein
befonders auffallender Umſtand erfchien bier, wie auf allen bis das
. gefehenen intratropiſchen Siamefifhen und Cochin⸗
Chinefifgen Jaͤſelchen, die geringe Menge ber Gramis
nt en, deren Uppiger Teppich dee Hauptfhmud nnferer temperice
ten Sontinentalzonen bildet; ein Umſtand ber fi nicht aus dem
Einfluß der Monfune, wie jene arb.orefcente Begetationes
verfrüppejung erklären läßt, und weicher wol cher mit bee
Natur der Urfelsbildung des Bodens dieſer Infelfplister zufams
minhaͤngt. Am Ufer fand die Barringtonia speciosa in voller
Blüthenpracht, deren "Saamen Finlayſon auch fchon an den
Küften der Malaccaſtraße angefpült gefunden hatte; aber den
19) J. Crawfurd Journal I. c. p. 198. 20) G. Finlayson Joursal
Le. p. 288, |
‘
1022 Oſlt⸗Aſlen. Hinter-Sndien. II. Abfchn. $. 85.
Baum fabe er bier zum erfien male, unb ihm begleiteten antız
ſehr intereffante Pflanzenarten. In dem Walde wurde die cc:
meine Mango (Mangifera indica) als wilder Baum mtt:ıd:
eben da wo ſich auc eine Species wilder Rebe, eine \;.-
Labrusca vorfand, deren Traube von ziemliher Größe angenedz
genießbar iſt, obwol weit entfernt ber edlen Europäifchen Track
gleich zu fen. Schon Dampier??i), der an vielen Deten \-
diene den Mango als Culturbaum kannte, war überrafc:
ihn hier wild zu finden, mit Pöftlihen Früchten, die im A;r:
reif, und obwol nicht fo geoß wie die, welche er in Pegu, Sum:
tea, Madera und andermwärts aus den Culturgaͤrten genofjen har::,
doch eben fo wohlfchmedend wie jene waren. Er bielt dafür, b:f
diefe wilde Feucht, wie bie hier bemerkte wilde Traubenart
und fein Goudronbaum (ene Pinus?), ber Inſel eigentbüm:
lich wäre. Schon P. Gaubil bemerkt, daß die wilde Mär:
traube nur einem kleinen Buſche angehöre, unb mehr einer I:
bannisbeerteaube zu vergleichen fey. Sinlayfon fuchte die rer:
güglichere Art auch "vergeblich. Aber er bemerkte bagegem al:
dinge jenen Baum mit Einfchnitten, der von Dampier mau
feines harzigen Saftes der Theerbaum (Goudron; Pinus dar
mara”?) genannt wurde, ben jedoch auch der Brite nicht botaniſh
beftimmt bat. Dampier fagt, es fey der hoͤchſte Baum di
Inſel, bee nur ihr eigen fen, er werde 3 bis 4 Fuß im Durs:
meſſer ſtark, durch Einfchnitte entträufle ihm ein oͤliger Saft, der
Buch Kochen’ zu Theer werde, oder auch ald Pech ſich verdide
und in beiden Kormen trefflich zum Sciffsverbrauche diene; die
fer ölige Saft fliege aus dem Horizontaleinfhnitten, bie man in
den Baum mache, ein paar Monate ab, nachher erhole ſich der
Baum wieder. P. Gaubitl beftätige biefe Angabe; ber Baum,
fogt er, ift hoch und grade, did, hat hartes Holz, bie Blätter find
dem Kaftanienbaume (alfo Feine Pinus?) aͤhnlich. Drei bis vier
Fuß über der Erbe fehneidet man ein tiefes Loch in den Baum,
Iegt Feuer an feinen Stamm, dann fließt bad Del ab, bas ans
fänglih wie Nußoͤl ift, dann weißlich, roͤthlich, confiftene wird,
‚wie Butter, von fehr angenehmen Geſchmack, die man das ganjt
Jahr haben kann, Am September, Sanuar und Sebruar iſt die
Defte Zeit des Gewinns. Auch beftreiht man damit Baumrin:
den, die man in bie Scheibe ber wilden Aloö fledt, und teefflid
22) Dampier Voy. Il. c. T. IL p. 81.
Cochin Chineſſches Reich, Pulo Eondor. 23
‚als Fackeln brennen. Derſelbe Baum giebt gute Maſtbaͤume und
Segelflangen. Auch beſtaͤtigt P. Gaubil die Angabe Dam⸗
‚piers, daß die Muscatnuß 22) bier. wild wachſe, doch ſey bie
Nuß kleiner als die der Moluden von derfelben Geftait, doch
‚ohne das Aroma in Gerud und Gefhmad; fie wird daher wol
auch eine andere Species feyn. Außerdem nennt P. Gau⸗
bil, ber fih am Längften auf ber Iufel umfehen konnte," auch
noch viele andere Gewaͤchſe, weiche den übrigen. Beobachtern ents
gingen; fo unter den vielen, immergrünen, hohen Bäumen aud)
die Areka, Betel, einen Mithbaum, Ebenholzbäume
' von verfchiebenen Arten, den Rotin, den Pigranier (?), viele
duftende Bäume, von dern einigen Gummata abfließen., des
zen eins bem Benzoin ſehr gleih komme. Berner viele wilde
- Dalmenarten(?), Zamarinden, Eitsonenbäume, Po-
' payers(?), Bananen, Aloe, Ananas, Squolante(?)
j
und einige Baummollenbäume, eine Menge wilder Obſt⸗
arten, Mandelbäume, Nefliers(?), Pignons(%, deren
: Früchte geröftet wie Kaftanien fehmeden, und niele andere, bie
: jedoch fchöner ausfehen als fie ſchmecken.
Sn der Sauna führt Pat. Gaubil fehr viele Affen an,
mit Sangen Schwaͤnzen, auch das fliegende Eihhorn, Ratten,
Ameifen, viele Amphibien, Schlangen, Eidechfen, 5 Arten dar⸗
unter auh Geckos, ein 7 bis 8 Fuß langes Schuppenthier
und viele Inſecten. Diefe und die Reptilien mehren ſich unge '
mein bei der Negenzeit, wo dann alles von ihnen wimmelt. Waͤh⸗
rend diefer Periode, die wol zwei Drittheile des Jahres gerechnet
werden könne, meint Pat. Gaubil, fey diefe Inſelſtation ein
teauriger Aufenthalt, bei dem fie ſehr viel zu leiden Hatten. Das
Waſſer wird dann ſchlecht, das in der trocknen Jahreszeit ſehr
ſparſam wird; doch bleibt In der Nähe des Hafens eine gute,
Duelle, für da6 Bedürfnis ber Menſchen. Selbſt das Wafler
tm Hafen fülle fih mit Würmen und Biut, welche das Holz
ber Schaluppen zernagen. Stfche giebt es in Menge von den
verfchiedenfien und beften Arten, viele Sardellen (Anchovis) wers
den eingemacdht, mariniet und in Saucen (Man genannt), oder
zu Gewürz der Meisfpeifen nach Cochin China verhandelt; aber.
auh Haififche von außerordentlicher Größe finden fi ein.
Meerſchildkroͤten machen einen Reichthum ber Inſel aus,
22) P, Gaubil Lettre I. e. p. 117.
f
1024 Offen; Hinter-Jadien, IL. Abſcha (55
zumal bei Df:Muffen im Tanner, Scheer, Därz iR Ike !r
Sm Dai fanden die Schiffe bee Dracartney Embaſſade, m:
bier vor Anker gingen, bie eben ausgekrochnen jungen Edi!!.
ten 23), die nur noch wenige Unzen ſchwer umdb 1. Zell uch =:
een, während bie ausgewachfenen machrere Gemtner fie mc:
Sie geben den Einwohnern das Hauptyroduct zum Eintan': :
ver vielen Bebürfnifie, die fie ſich vom Continent wıfe:”-
müfien.
Bon Vögeln, bemert 9. Saubil, daß fie ſchoͤne zı:
haben, aber fade von Geſchmack ſeyen; es gebe wilde Kebti:
Heraszten, große wilde Zauben u. a, auch wide Waſſet
falten und Aare, bie auf Fiſche ſtoßen m. f. w. Dod f:-
er auch, daß es hier viele verwilderte Hühner amd Haͤbre sc
und — mas aud ſchon Dampier bemerkt hatte — eine Au ri.
der Ochſen, welche bie neuern Beobachter wicht wieder ar
gefunden haben; aber der Pater Gaubil giebt autdtidiche
ihren Aufenthalt den fübweflichen Theil ber großen Sr
an. Finlayfon nennt no bad ſchwarze Eichhorn, wi-!
Schweine und viele Vögel.
Schon Dampier erfuhr, von einem bortigen Malayild ?
benden, daf die Bewohner der Inſel zu feiner Zeit Cedit
Chineſen 2%) feyen; wie fie dahin gekommen, fagt er zid!: ©
bemerkt aber, daß fie ſich vorzüglich mit dem Sam meln de
Theeres von ben Bäumen und mit dem Schild kroͤtenfaret
befchäftigen. Er fand bei ihnen einen nieberm hölzernen Zum!
mit Sdolen, unter benen er auch das Bild des Elephauten 5 5:
hoch (wol ein Ganeſa, f. ob. S. 956) und ein Hleinmd ®
Pferde bemerkte. Hie umb ba fahe ber Weltumſegler auf da
Sufel etwas Anbau mit einer Hütte, aber nur am ifem Ei"
ende liegt ein kleines Dörfchen mit diefer Tempelhuͤtte. Daft
Dorf beſuchte auch P. Baubil, in der Plaine ber grohen SP
fet, in eines Halbkreis gebaut, nahe dem einfligen Fort dee !
tsiebenen Engliſchen Factorei; er bezeichnet dicht dab, durh ""
Kreuz auf feiner Karte, die Stelle der Altaͤre, welche bie Juſu
nee Zur (db. h. Unfer Herr) nennen folien, wo fie bie Lo |
ſtorbenen ehren, ihte Prinzen, Helden, Gelehrten (2 ob. G. IOll
in jeder ihrer Hätten harten fie einen Altar (Thor genannt)
333) G. Stannton Account 1. ce. ed. Trad. p. Casters T. Il PR
”*) Dampier Voy. Lo. T. IL p. —*
-
Cochin Chineſiſches Reich, Pulo Condor. 1025
me Werehrung ihrer Vorfahren; ihre Pagode, im ber ein unwifs
ſender Bonze fungire, liege gegen N.D. der Bai, die zwar gus
ten Ankergeund habe, aber ben furchtbarſten Oſtſtuͤrmen ausges
est ſey.
= Als Lord Macartnens Embaſſade dort ftationirte, fanden
fie bei biefen Infulanern in derfelben Localitaͤt, wo ſich feitdem
Bein Europaͤer wieder angefiebeit hatte, eine fehr wohlwollende
Aufnahme; die beiden großen Englifhen Schiffe (Lion und
Hindoſtan) ankerten aber nicht in diefer Bai, In weicher ein
Korallenriff der Küfte vorliegt, und dieſe gegen die Mieeresbrans
dung ſchuͤtzt, fo daß nur Kleine Kanots hinter dem Korallenfels
amı Dorfesufer einlaufen koͤnnen. Auch fie fanden bei den Eins
wohnen 25) jene Altäre, mit Idolen und allerlei monftröfen Sie
guten, Lanzen kreuzweis geftelle u. f. w., «6 war als hätten fie _
dies einfame Voͤlkchen bei einer Feſtverſammlung uͤberraſcht. Sie
waren in blaues Baumwollenzeug gekleidet, ihr abgeplattetes Gen
ſicht, Ihre kleinen Augen, ihe ganzes Wefen zeigte fie von Chine⸗
ſiſcher Abflammung; es war eine Cochin Chineſiſche Colo⸗
niſation, Emigranten, die bei plöglichen Parteiungen und Feh⸗
den aus ber Heimath vertrieben hier ihr Aſyl geſucht zu haben
ſchlenen. Auf langen Papierſtreifen, die von den Deden Ihres
Hütten herabpingen, merkte man, daß fie Chinefif he Schrift⸗
zuge hatten. Hier zog man Vortheil aus dem feltfamen Ums
ſtande, der allen jenen Völkern, welche bie allgemein verftändliche
oder lesbate Chinefifhe Schrift?) (eine Art Pafigras
- phie, indem fie die Objecte ſelbſt, nicht aber ihre Laute bezeiche
nen, gleih den in allen Sprachen ledbaren Arabiſchen Zif⸗
fern) ſich zu eigen gemacht haben, gemeinfam zutommt (wie in
Japan, Korea u. a., f. ob. ©. 635, 971), obwol fie eine den von
Britiſcher Seite mitgenommenen Chinefifhen Dolmetſchern ganz
fremde Sprache ſprachen, fih doc in dieſer Chinefifhen
Schrift, die fie nach ihrer Sprache leſen, denſelden verſtaͤnd⸗
lich zu machen. Man wuͤnſchte friſche Lebensmittel zu kaufen,
man beſtellte Ochſen, Schlachtvieh u. ſ. w.5 die gutmuͤihigen Ins
fulaner gaben alles her, maß fie hatten, und gaben Zeichen als
REITER
»*) G. Staunton Accomnt 1. c. ed. Trad. p. Castera. T. II. p, 116.
20) P, Gaubil Lettre 1. c. 5b, Souciet p. 121; G. Staunton Acc.
h & P⸗ 117. N "
Kite Erdkunde IV. | Itt
1026 Dft-Afien. Hinter-Indien. IE. Abſcha. $. 85.
würden fie mehr fchaffen. Als man am folgenden Tage tz:
Boot zur Abholung des Proviantes abfanbte, fanb bie Manr
ſchaft das ganze Dorf ausgeflorben; alle Bewohner waren ır:
flohen, ihr Federvieh lief verlaffen umher; auf einen Zettel t::
sen fie in Chinefifher Schrift die Nachricht gegeben, daß fie :
arm waͤren, um das Verlangte herbeisufchaffen 5 fie flehten, mı-
möge, wenn auch alles nehmend, nur ihre Hütten nicht nice
brennen, Trauriges Zeichen bes Schilfals, das ihnen auf diei:
einſamen Infel mol öfter begegnen mag; das Britifche Boot |:
ihnen einige Geſchenke mit der Nachricht zurüd, bag fie Englir:
ber und eine civilijiste Nation wären, vor denen fie feine Zurz:
nötdig hatten. Aber die Hoffnung der Reiſenden bier friſche Le—
densmittel und Beduͤrfniſſe zu einer Geneſungsſtation für it«
‚ Kranken, auf Pulo Condor, zu finden war verſchwunden, un)
‚ die beiden Schiffe Lion und Hindoſtan muften nad Ir
Turon⸗Bai überfahren, wo fie mehr Gelegenheit zur Erholung
und Erquickung fuͤr ihre Patienten fanden. |
Pat. Gaubil gab’ die Zahl der Inſulaner auf 200 Es
800 an; aber er meint, daß fie zuweilen bis 400 anfkeige, zumi-
len aber die Infel auch ganz menſchenleer fey, weil fie eim kin:
und herzichendes Wanderleben fühlen; ber Mangel an eicerrn
Mitteln made fie vom gegenüberliegenden Feſtlande abhänz:ı.
Es find arme Fifcher, weile ihr Erben durch Fiſcherei, Einſalze
der Fiſche, durch Schildktoͤtenfang zu feiften ſuchen, auch kart
jenes Del und Theerſammeln, Fackeln daraus bertiten, Exit
flechten u. a. m., und ſich fo einen Abſatz an das Gegengefiat:
verſchaffen, von dem fie ihre übrigen Nahrungsmittel dezieden
müffen, aber von den dortigen Mandarinen hart bedrückt werden.
. Spnen felbft fehlt der Reisbau, die Viehzucht, das Weideland.
Auch Pat. Gaubil erklärt fie für Cochin Chinefen Fluͤcht⸗
linge, unter denen zuweilen auch einmal ein Cochin Chine
fiſcher Chriſt vorkomme. Kr fand bei ihnen den Glauben on
die Seelenwanderung, bie Chinefifge Schrift, und
ale zeichneten ſich durch langes, ſchwarzes Haar aus. Ihr Schid⸗
ſal während der naffen Jahreszeit finder er keineswegs beneidene:
— werth. Wenn aud nicht große, fo find body einige Kortfcpritte
feit jenen hundert Jahren auf dieſem Infelchen gemacht, das bit
tm die neuefte Zeit nur ſehr felten einmal von Europäern befugt
worden ifl.
Do
!
-
Cochin Chinefifches Reich, Pulo Eondor. 1027
Außer dem Hauptdorfe von 300 Einwohnem, fand Et aw⸗
furdy) noch 2 andere Anfiedlungen, in alles etwa 800 Jaſu⸗
laner, alles Eingeborne, darunter, keine Chinefen, Beine Kam⸗⸗
bodjen. Sie find wohlhabend, geſünd, obwol viele von Blatter⸗
mnarben zerriſſen, aber ohne Zeichen eines ungeſunden Climas, gut
gekleidet. Gegenwärtig bebauen fie Reisfelder, doch noch nicht
hinreichend für ihren Bedarf. Keine Spur jener fruͤhern Roh⸗
heit fand fi) bei ihnen vor. Das Dorf an der' Bai iſt von
zahlreichen Gocosnuß-Pflanzungen umgeben, die jedoch wegen bes
Monfuneinwirtung nicht zur völligen Höhe emporfleigen, deren
Frucht, fo wie die Mil, nad Finlayſons Bemerkung, einen
bittern, fonft nicht gewöhnlichen Beigefhmad zeigte, Niedere Ger
vduſche von Ricinus communis, von Jasmin und andern Pflans
zungen fügen jede der Hütten, überall im Dorfe wucherte, tie
in Indien, bie fhöne, auch in Europa beliebte Vinca rosea tny
größten Lurus, aber nur ald gefellige Pflanze, denn außerhalb
deſſelben, nur 100 Schritt bavon, zeigte fi ſchon keine Spur
mehr von biefer Zierblume. Etwas Mais, Gurken, Kales
baffen (Condor, woher ber Malayiſche Name kommen foll)
werben gebaut, au Dams, Pumpkins, Gapsicum, is
monenz bie Cultur iſt atfo nicht unbedeutend fortgefchsitten.
Selbſt Büffel werdem gegenwärtig gehalten; von den wilden,
odee wie Crawfurd meint, feit des Britiſchen Beit,
etwa verwilberten Och ſen im Süden der Sinfel, wollten bie
Anfulaner nicht wiſſen; mol aber wirb eine weiße und eine
ſehr geöße geline Taube auf ber Infel genannt, welche letztere
Crawfurd der Moludifchen Taube vergleiche. Der Haupter⸗
werd der Infulaner iſt auch heute noch die Einfammiung des
Del und Pechs (Goudron; Eramfurd nennt.e8 Dammar)
der dortigen Walbbäume, wie der Schildkroͤtenfangz mit Im
bendigen Schildkroͤten zahlen fie heute ihren Tribut an den Koͤ⸗
nig von Cochin China, dem fie Unterthban find. Sie empfingen
die Briten fehr freundlich und wohlwollend, fie feierten eben ein
Tanzfeft, und befchenkten ihre Säfte mit frifchem Prodiant, ohne
Geld daflır zu nehmen; Waaren waren ihnen erwünfchter. Sie
nahmen aber nichts an ohne Gegengeſchenk; felbft unter den
fpielenden Kindern am MMeeresfitande BiBinley[0R ihr
229 J. Crawfard Journ. L. e. p. 197; G. Finlayson Joum. ], 6.
P 292 ete, 2") G. Wialazson Journ. L- c. p. 292. -
j zır2
1028 HOft-Aflen. Hinter-Indien. IE. Abfchn. $ 85.
anflänbiges Benehmen auf, Ihre Ucbanität, bie fie von ihren €.
teen angenommen. Die Männer fand berfelbe von großer Lıtı-
digkeit, und alle beſſer geftaltet al6 die mehr plumpen Siameſe
einige ſchienen ihm darunter dem Sclage dee Malapen ir
nahe zu fliehen. Das Oberhaupt der Kleinen Population bemit:
daß fie fehr viele Schiffe vorüberfegein fehen, aber Eeins, j:
ec fih erinnere, fey in ihren Hafen eingelaufen; ein. Eurez:-
Schiff ausgenommen, das vor 5 Jahren hierher ein Boot n::
Erfeifhungen autgefhidt habe. Hainan-Junken 79%), fe:
ex, führten gegenwärtig ben Verkehr zwifchen der Infel und Eiar
amd bie Cochin Chineſiſchen Junken auf ihren Fahrten nı:
Singapore legten gegenwärtig hier an, um Holz und Waſſer ci::
zunehmen. Mau war bier mit dem politifchen Zuftande des C::
in Chinefifchen Reiches ganz gut bekannt, und die Briten crfu::
ren bier zuerſt, daß der neue Kalfır in Hue als Gapitate fein
Mefidenz aufgefchlagen habe; fein mächtigfer Guͤnſtting, Chao—
Tun, Gouverneur der Sübs Provinz aber in Saigum refidim,
wohin deſhald nun ihre weitere Sahıt ging. Das Oberhaupt des
Dorfs bat fi von den Briten beim Abſchied ein Gertificat cut,
dag er die Engländer zu ihrer Zufriedenheit gut bei fi aufge
nommen habe; er hoffe dies würde ihm für die Zukunft v:z
Mugen ſeyn; ein erfreuliches Zeichen bes Fortſchrittes bes Ver—
kehrs feit Dampier Zeiten, in jenen Gewäffern, ber wol vei⸗
zuͤglich dee Anlage des Sreihafens von Singapore verdank
wird. Geitdem die Engländer Befig genommen haben von t::
Inſel Pulo Pinang (Prinz: Wales:-Infel), und ven
Singapore bat die Gruppe der Pulo Condor Inſel en
: Bebeutenheit für den großen Seeverkehr verloren, und wenn bie
Nordameritaner ?) auch früher den Plan gehabt haben m}:
gen, fie als eine in jenen Gewaͤſſern pafiende Station, für ihten
Handel in Befig zu nehmen, fo würde gegenwärtig jeder jünger:
Coloniſationsverſuch daſelbſt bei ber firisten Cochin Chinefen Wacıı
ſchwieriger feyn als vordem,
Im N.D. von Pulo Condor Liegen drei Klippen,
welche bie Catwids heißen, mit der Großen und Kleinen
Pulo Sapata JInfel?!) (von Portugiefen fo genannt wegen
ihrer dem Pantoffel ähnlichen Geftalt), welche die Schiffer als bie
22°) J. Crawfurd Journal 1. o. p. 200. 20) J. White Voy. to
CochinChina p. 30. ?®) J. Crawfurd Journ. I. c p.. 29.
/
Cochin Chineſiſches Reich, Pulo Ubi. 1029
ſüpflichſten Grenzen der furchtbaren Typhone anzufes
hen pflegen. Es ſind bloße Klippen, mit Tauſenden von Schaa⸗
ven gewaltiger Schwaͤrme der Seevoͤgel; fie llegen auf dee diree⸗
ten Fahrſtraße der Europaͤiſchen Chinafahrer. In ihrer Nähe vers
lor J. Crawfurd, bei feiner Ruͤckfahrt von Codin China nad
„Singapore, am 6ten November, den regulären Monfun,
‚und ‚fand feitden nur noch irregulaͤre Winde oder Wins
ſtillen. Etwas nördlich von ihnen, gegen dad Geſtade, liegen
zwifchen dem Cap St. James und Cap Padaran, die Uns
tiefen der Hollandbant, der Britenbant und die mäßig
hohe Ktippe Pulo Eiecer be Mer ?2), bie wegen ber Dienge
der efbaren Vogelneſter, die dort angebaut werben, berühmt
ift.. Auch wird hier Ambergris gefifcht, und viele Fiſche und eß⸗
bare Seemolusken (Tripang, i. e. Holothuria, Biche de mer)
gefangen, mit ‚denen flarker: Handel nad) Cochin China getrieben
wird. As 3. White hier. zum. zweiten. male paſſirte, am
22. Sept., von Manila herfommend, hatte bie Strömung, welche
Hier Anfang Juni gegm Norden ging, und au Craw⸗
furds Schiff im Herbſt mit Schnelligkeit gegen den Suͤden
trug, mit dem N.D.Monfun gegen ben S. O., gewechſelt, ging
aber mit verringerter Geſchwindigkeit.
IL. Pulo Ubi. . |
Im Weften von Pulo Condor, in analogen Verhält: -
niffen wie fie, nur ſchon mehr dem flachen Delta Kambobjas vor:
gelagert, find noch ein paar aͤhnliche kleine Inſelgruppen, wie
Pulo Ubi (f. ob. S. 89) und Pulo Panjang, bie, wenn
auch nicht in gleichem, Maaße, doch nice weniger in Beziehung
auf meritime Stationen, die Aufmerkfamteit auf ſich ziehen, von
deren letzteren Dr. Finlayſon einige intereſſante botaniſche Da⸗
ten bei ſeiner Ladung daſelbſt mittheilt. Sie liegen nur weiter
weſtwaͤrts, ſonſt in gleichem Parallel mit Pulo Condor.
Pulo Ubiz), weſtlich von einigen oͤden, ſteilen Felsklippen,
die Brüder (Two Brothers) genannt, welche Myriaden von.
Seemoͤven, ſchwarze Pellcane und andere Seevoͤgel umſchwaͤrmen,
liegt recht eigentlich am Eingange des Golfs von Siam,
32) J. White Voy. to Cochin China. p. 73, 167. 13) G. Dam-
pier Voy. L c. T. I. p. 905 Crawfurd Journ, 1. c. p.194; Fin-
layson Journ, p. 287. j
1030 DOft-Afien. Hinter- Indien. II. Abfche. $. 85.
ein® der erflen welbigen Bergeilande mit guten Wafferquellen
wenn aud nicht von gleichen Hochgipfeln überragt wie Par
Condorz eine andere wefllichere Klippe wird die falſche Ui
(False Ubi, unter 8° 66 N. Br., 104° 3 DO. v. Gr.) bei in
Schiffen genannt. Dann folge Pulo Panjang, im freien:
‚Eingange des Golfes von Siam. Aber dichter an deſſen Di:
kuͤſte zieht fi, gleichſam als Fortfegung der genannten zerſtres
tm, am Küſtenſaume Kambodjas, noch eine ungezähr
Menge von groͤßern und kleinern Geſtadeinſeln bin, die fıi
herhin bei Europdern völlig unbefannt waren. Keim Europii:
ſcher Schiffer, feit dem letzten Jahrhundert, haste jenes Men
befabsen, alle Karten waren dort falfch aegeihnet und Gram:
furds Miſſion machte (1822) von Pulo Ubi an, gegen R.W,
bie wichtige Entdedung biefer interefianten Reihe vom Käfteniz:
fein 2%), die freilich ’oft auch nur als Selfen mit einzelnen Baͤn⸗
men ſich zeigten, öfter aber auch größer find, wie Honcotre,
Phukok u. a m. :
Fintayfon?*), ganz uͤberraſcht von dieſer Entbedtung, fand
dieſe zahlreichen Infeln mannichfaltig in ihren Formen, alle ber:
gig, pittotesk, voll Vegetation, bie bei größerer Annäherung in
den Buchten einen Iururiöfen Habitus annahm. Der Himmel
mar ganz heiter, die See ganz ruhig, die Natur hoͤchſt reigend,
jedes der Inſelchen erſchien ihm eine idylliſche Welt für fich. Nur
waren manche derſelben, wegen Steilbeit ber Klippen, zu arm an
Erde und Waſſer. Er fagt, man könne waͤhnen bier uͤber den
Gipfeln einer untergetaudten, primitiven und, wegen
dee ſich baranlegenden Roth⸗Sandſtein⸗Formation 36), aus
der 3. B. die große Kohtrol (Quadrole) Inſel gebildee iſt, fe:
eundaiten Gebirgskette binzufhiffen, von der nur nod
einzelne Gipfel hervorragen, in ber Ditection von &.D. gegen
N. W., der Normaldirection der Malacca » Halbinfet gleich; nur
Ihe im Parallelismus, weiter gegen den N.O. abgerüde,
das breite Thal des Siam-Golfes zwiſchen fih laſſend. Der
‚beeite Inſel⸗ und Klippengürtel begleitet die Dfifeite des
Stam:Gotfes,. wie ein ähnlicher die Oſtſeite des Bengals
Golfes; nur mit dem Unterfchiede, daß an letzterem auch eine
, *’*)J. Crawfrd Journ. I. c. p. 62, s#) G. Finlayson Jonrn.
p. 89. »*) J. Crawfurd Geolegical Observations jn a Letire
30 H. T. Colebrooke .in Transart, of the Geolog. Soc. Ser, Ser.
Vol. I. P. 2. 1823. p. 407.
—
—
e
Soyin Chineſiſches Reich, Pulo Ubi. 1031
gewaltige Bergkette auf dem Gontinent binzieht, bier, an bre
Südfpige Kambodjas aber nur eine ungeheure Nieberung,
ein weit ausgebreiteter Alluvialboden, in gleichen
Niveau mit dem Meere, fich ausbreitet, auf dem man fich ders
geblich nad) irgend einer Höhe umſieht. Bäume treten barauf
wie aus dem Waflee hervor (Rhizophora, Mangroves), das
Waffer an der Küfte von Pulo Ubi bis Camao, un dee Spige
von Kambodja, ift fo ſchlammig wie an ber Ganges: Muͤndung
bei Wefl:Monfun; daher nennt man den Camao: Fluß aud
Zatmao?”), d. h. der Schlammfluß. Selbſt in ber Diftanz
einiger Stunden vom Continent, erblidt man, vom Schiffesvers
Det ober vom Maftbaum, auf demfelben, immer nur Bäume
und Wald, ohne irgend einen Berggipfel im Hintergeund wahrs
zunehmen, bagegen auf den vorliegenden Infeln body Berge .
bis 1000 Zuß hoch auffleigen, wo ben vom Süden herkommen⸗
den Seefahrer das exfie Vorkommen des koͤrnigen Sranite
freudig überrafcht.
Auf Pulo Ubis), unter 8° HI N. Br., 104° 0 D.8. v.
Gr., wurde zuerft von Crawfurd gelandet. Man warf Anker
vor einer Bai, an deren Hügeln nur eine einfame Kokospalme
und zwei Sütten flanden, vor denen ein paar Menſchen einher⸗
fchritten. Der eine trat aus dieſer Einfamfeit den Fremdlingen
zefpectvoll entgegen und begrüßte fie. Dan glaubte in ihm einen
Araber zu erblidenz aber feine Sprache verfland man nice,
Sein Haus glich einer Art Pagode; auf einem Altar mit Mat⸗
ten bebhängt ſtand ein Ixdenes Idol, Machopo, eine Art Chis
neſiſcher Amphitrite, eine. Schußgättin der Schiffer, ber die vors
überfegeinden für Erfüllung dee Gelübde kleine Opfergaben beins
gen. Ein ernſter Greiß, mit grauem Bart, huͤtete hier das Heiz
ligthum, vor dem Obft, Zuder, Wachskerzen fanden, und an Faͤ⸗
den gereihet 20 bis 30 Brettchen mit Inſchriften lagen, mit Chis
nefiihen Auffcheiften der Junken-Schiffer, die hier friſches Waſ⸗
fer eingenommen. Nur zwei Samilien berohnten bie Inſel; 8
Cochin Chineſen und 2 Chinefen von' der Juſel Hainan,
die ſo eben hier angekommen waren, um den gallertartigen Fucus,
Agar agar genannt, einzufammeln, Als hohe Landmarke bies
tet die Inſel den Smigen Schiffen ein erwünfgtes Signal
ı) J. Crawfurd Journ. 1. c. p. 59. 32) chend. p. 60 — 61; 6.
“ Foalayson Journ. 1. c. PB: 8 — 89.
‚1032 Oſt⸗Aſien. Hinter⸗Indien. II. Abſchn. $. 85.
auf ihren Seefahrten bars dem ſchutenden Genins lafſen fie ei:
Votivtafel das bemalte Bestthen mit dem MRamıen ihrer Ste
gurüd, die einfamen Infulaner befchenten fie mit etwas Ma:
füßen Bataten, Reis und andern Beine Gaben. Der umglädiis:
SHausbefiger war von'der Elephantiafis geplagt; den Säfn
fegte er Reis und Yams vor; er war fein Verbrecher ober Ba
bannter, fonbern ein Prieſter.
ESerin Infelchen iſt nur 2 Engl. Miles lang, feine Ködfin
‚Berge find 800 Buß hoch; der koͤrnige Granit hat nme cin
greinge Erbdecke, iſt nur geringen Anbaues Yibig. Die Bege⸗
tation erreicht kaum bie Höhe ber Waldung; die Bäume bie
ben zwergig, unftreitig durch das Auſtoßen der Monſune. Zr
merholz fehlt daher, aud das Buſchholz iſt ſparſam. A de
Seckuͤſte ſieht man eine Att Pandanus häufig, defſfen einfache
Stamm 10 Fuß hoch treibt und dadurch von Pandanus odora-
tissima verſchieden iſt; Scaerola iſt hier gemein, wie überal an
ber Küfle Malaccas. Die einzige Palme, die man bier ſobe,
tar Caryota mitis nach Loureiro. Dieſe war der fdhlenfi:
und Erythrina corallodendron in voller Bläthe der Härte der
Bäume auf ber Inſel. Eine wilde Species dr Banane on
Plantain, Musa sapientum (Masa troglodytarum bei Gras;
furd), wuchs hier in Menge umber, und war eben in wein
Bluͤthe. Eine Art Yams (Dioscorea) waͤchſt hier wild, im gre⸗
fer Menge, an den Bergabhängen, ausgezeichnet durch coloſ⸗
fale Wurzeln, 40 bi6 50 Pfund ſchwer, die beim Auégrabea
- große Löcher in der Erde nothwendig machen; doch wird ber Um:
fang dieſer Knollenwurzeln no ungemein von denen der
‚eultivieten Dioscorea alata auf ben weillihern Sehangsn;:
feln 239) übertroffen. Nur ein Hausthier, das Schwein, fa
man hier; nur ein wildes Quadruped, eine Heine Eichhorn;
art in Menge, und auf den Bäumen zahlreiche Schaaren wei:
Ger Tauben, von boppelter Größe der Europäifchen, berra
Flügel: und Schwanzenten 3 bie 4 Zoll breit ganz ſchwarz find.
Auch die Columba litoralis, welche vielen dee Eleinen Infeln dis
Inbiſchen Archipels eigen if. Den Namen Pulo Ubi im Ma:
Tapifchen erhält bie Inſel von ber Yams (Ubi), die bier fo au
gezeichnet iſt. Malayen ſtanden im alten Verkehr mit Kam:
bobja und befuchten auch in ſpaͤtern Zeiten biefen Oſten als Pi:
ss) 6 Finlayson Journal I, c. p. 271.
‘
Cochin Chineſiſches Reich, Pulo Panjang. 1033
raten. Beiden Kambodjen Heiße die Inſel KoTambung.
bei Cochin Chinefen Kongui, bei den Siameſen Koman
zaur bei Malayın Pulo Ubi, En: auch bei Portugie
fen und Europäern. —
r
| R Il. Yulo Panjang. .
Pulo Panjang*), noch weiter weſtwaͤrts, war bis jett
moch unbekannter geblieben, eine Gruppe von 6 Inſelchen, deren
geößte etwas über eine Stunde lang umd eine halbe breit, von
Den andern umgeben iſt. Diefe erregte durch ihre Tafelform,
ihre centrale Bergkette, und ihre ſteilabſtuͤrzenden Sıhmen
Felſen ſchon aus bee Ferne Intereſſe. Bel der Annäherung
zeigte fie fich, vom ber Mitte bis zum Geſtade, überall Bergig und :
Elippig, aber obwol bewachſen, doch besall, wo der Monfun: direct
eintoirkte, mit verkrüppelter Vegetation, fo daß ihe Anblid bei als
lem Gewaͤchsreichthum doch Sterilitaͤt verkündete. Der ganze
Inſelrand zeigte gewaltig zertruͤmmerte, übereinander aufgeſtapelte
Sandfteinbiöde, welche die Landung obwol bei 18 Faden Mee⸗
sestiefe erfchwerte. Die ganze Inſel fehlen als mächtiges Sands
fleinplatenu fi zu erheben. Da wo dee Sandſt ein anflehend
war, zeigte er faſt horizontale Strata, aus ber Ferne mit ſchiefri⸗
gem Anfehn, in dee Nähe rother, weißer, gealier Sandſtein,
grobloͤrnig ohne Petrefacten, mit eiſenhaltigen Jaspiszaͤngen
durchſetzt, mit Truaͤmmern davon, mit Quarzkieſeln, Conglomera⸗
ten u. ſ. w. bedeckt. Die Inſel iſt nicht bewohnt, ihr Inneres
Dicht dewaldet, und bis jetzt undurchdringlich. In dieſer Waldung
bemerkte man zweierlei Palmarten, einen Gummibaum
(eine Garcinia nov. spec,), eine fehe elegante Begonia.(pb cre-
nata? nach Kiniapfon), die in geößter Menge zwifchen: den Fel⸗
ſen und-an den Bergfelten wucherte; ferner ben Pandanus, Scae-
vola, Jcora, Momordica, Calophylium, Erythrina ganz gemeinz
eine Art Scolopendrium von coloffaler Größe, und auf den Walbs
Bäumen eine Art wilder Weinrebe (Vitis labruscn) 4) in
Menge, die mit vielen Trauben bedeckt, oft 15 bis 20 Een an
den Bäumen fortrankt; die Trauben waren noch nicht ganz
seif (19. Augufl ), doch von angenehmen Geſchmack (ſollte nicht
dieſelbe auch Dampiers Mebe auf Pulo Condor feyn?).
Von Thieren ſahe man in der Waldung nur Tauben, Falken,
‚s
20) G. Finlayson Journ. L e. p. 283, “) cbend. p. 286.
\
1036 OR-Mien. "Sinten Indien. II, Abfchn. $.85.
1 \ ,
ehnm, dee fie malerifh und ungemein nügfich macht. Auf da
Beftadektippen zeigte ſich eine ungewöhnlich große Menge mu:
Seevoͤgeln, die fonft in den tropifchen Meeren minder zahle
als in andern, zu fepn- pflegen; bier waren es vorzüglich Ları!
(Guls) und Sterna Arten (Sterna solida; Noddies, m
Serſchwalben genannt Swallews), die fi) ſelbſt auf den Gdife
fangen ließen.
An: den Ufern entlang ‚. bemerkte Dr. Sintapfon, als in
Characteiftifhen Hauptbaum, in größter Menge den Eaſuari
aenbaum (Casuarina- equisetilolia), wie an allen Wehlüke
Malaceas, ber hier der Mepräfentant der PDinusarten zu far
Scheint; Ernwfurb fahs zinen Paum, Kaſchu Nußbaus
geñannt, ein Anacardium, den man früher nur für cams
Bewohncr Amerikas dielt, der aber bier wild waͤchſt. Kokot⸗
nußbäume und Bananen ſchienen Stnlapfon erſt far fu
zom bier angepflanzte Truchtbäume gu fepyn. Ein Haupipe
duct der Inſel und das koſtbarſte iſt das Agilaholz (Liu
Alos,Agnillafin agallocha Roxh., oder Aloexylum agallochum Lorr.)
wovon man jeboch auch Hier kein Exemplar erhalten konnte, um
er bocanifche. Beſchreihung darnach zu entwerfen. De
Baum bildet die hoͤchſten Waͤlder der Juſel; aber an ben gun
den Staͤmmen war kein duftendes Agilaholz (f. oben E.W)
zu febem. Als Regale, fagten die Inſulaner, fep es ein Zu:
Desverbrechen, es ben Fremden auch nur zu zeigen. Jah
aem der Dörfer fahe man es aber in einem Dörfer wie zu &b
gefpänen zerſtampfen; fo wird es dann auf Rohe oder Riedgws
geſtrichen, um bei Opfern oder als Weihrauch zu dienen, Dik
Waore iſt unter dem Namen Joſs ſticks bei ben Engländen
In Handel gelommen. Bon bier an gegen W. nad Siem, und
S. W. die Singapore wird der Baum häufiger; aber bamit fürn
darum dieſer duftende Theil deffelben nicht in gleichem Mafe zu
zunehmen.
: » As. Anbau fand man fonft hier noch Obſtarten, dr:
muͤſe und verfhiedene mehlige Wurzeln, vorzüglih Ba—
taten (Convolvulus hatata); ia ben Wätdeen giebt es bie
vier Wild, Eber, wilde Büffet, wilde Ochſen (?) un
anderes, ohne Leoparden und Tiger. Die großen Anfirengung
bei den naturhiſtoriſchen Unserfuchungen diefer Jnſel und ih
‚umgebenden neuen Gruppen legten, Läider, bei Dr. Finlapſor—
‚ ven Grund zu feiner Krankheit, die ibm auf feiner Rüdreift nad
Cochin Chineſiſches Reich, Kambodie. 1037
Europa den Tod brachte. An ber Weſtkuͤſte der Inſel ſtationirte
eine Chinefifche Junke von der Inſel Hainan, welche den Zwi⸗
ſchenhandel zwifhen ihr und Siam betried. Dem Mordende
der Phuh Lok Infel liege eine fchiffbare Meeresſtraße gegen bie
Gontinentattüfte vor, und 3 bis 4 geogr. Meilen im N. W. eine
neue Gruppe von 7 Inſeln, bie Hwi Su bei Siamefen ge
nannt, die, wie viele andere folgende, zu Siam gehörigen auf dem
früheren Karten nur auf gut Gluͤck und ganz falfch hingezeichnet
Waren, und insgefammt neu entdeckt werden, neue ——
neue Karttenzeichnungen erhalten mußten. |
7. Excurſion nad Saigun, die Soupernementss, -
lade der Sud: Provinz Kambodja.
Am Welten bes weit vorfpeingenden Gap St. Sames (St.
Jacques der Franzgofen 2%) f. oben &. 904, 917) dringt eine
Bucht, def, in das Feſtland ein, mit dem Dörfhen Pungtao
(Bung tan bei White) in einem Kokoswalde gelegen,
von welchem fie, bei den Britifchen Seefahrern, den Namen der
Kokosnuß Bai erhalten hat.
Dige iſt wegen der guten Landmarke des hohen Vorgebirges
in neuerer Zeit der allgemeine Landungsplatz der Schiffer gewor⸗
den, von wo man erſt gegen den Weſten mit der Fluth uͤber
die Bas, die Erine volle 4 Stunden (9 Miles Engl.) breit iſt,
hinäberfegt, zum Hafenort Kandyu (Canjeo bei White) au
der Mündung des Saigun Stromes, um von ba die Etlaub⸗
niß zu deſſen Einfahrt zu follickticen. Das hohe Cap. St. Jas
mes, die aͤußerſte ſuͤdliche Verlaͤngerung der Bariya
Kette, von einer nahe landein liegenden Bergſtadt ſo ge⸗
nannt, iſt fehon aus weiter Ferne ſichtbar, und ſetzt dem Oft
ufer des Saigun: Stromes feine Grenze; deſſen weſtliches
‚oder rechtes angefhwemmtes Uferland iſt volllommen os
rizontalboden. Bor diefem zieht, im Abftand einer guten
halben Stunde, quervor eine Sandbank, die bei Ebbe: und Fluth⸗
zeit dort eigene Erfcheinungen darbietet, bie —— auch an den
202) Carte da Pafs de Cambodge dressee et gravee d’apres Dayot
et les Recherches de Mons. Abel Remusat p. Ambr. Tardieu zu -
Nouv. An. d. Voy. T. I. gehörig, eine Karte, bie wieDayots Ars
beiten von ben neueren Autoren wenig genannt wird,
#%) J. White Voy. to Cochin China B 313 4J. Crawfard 1. © > 201;
G. Finlayson Journ. 1. c. p. 294.
N
1038 Oſt⸗Aſien Hinter⸗Indien. II. Abſchn. $. 85.
Malediven Jnſeln, doch nit im fo Harlem Maaße, wahenimm:
Die Woſſertiefe beim Voruͤberſegeln an biefee Bank (23. Ausı:
. 1822) war 11 Faden; dabei das Waſſer gegen das Land Ei:
von fchlammiger Farbe, und fein Rand gleih einem feflen U‘.
durch eine Linie bezeichnet. Auf diefee Grenzlinie fand eim Eu:-
ger Wellenfhlag oder eine ofcllicnde Bewegung (ripp.c'
fatt, die von einem fanften Getöfe begleitet war, aber fo ıw:.
ſich ausdehnte, als das Auge reichte. Diefe rafhrätteind:
Bewegung (quick motion) tückte dann feewärt® vor, unt
Heß das Schiff in deren Mitte zuruͤck.
Die Bai iſt ungemein fchön, im Halbkreiſe gelegen, gegen
Dften von hohen Sranit= und Syenitgeſtade umgrenzt, ans glei
chem Beftandtheil, wie Pulo Condor, auf gleiche Weiſe ven
eifenreichen Sangarten burchfegt, wie dort, nur noch leichter ver⸗
witternd; mit Bambusufern umkränzt, mit wenigen eleganten
Gewaͤchſen geſchmuͤckt, wie eine neue Tradescantia, Nipa fruticars
u. 0, und auch mit Walbhöhen umgeben, aus denen das Ge
fheei dee Krähen, der Walbhüner (5. B. Phasianus gallus)
herabtoͤnte; Ringeltauben hörte man girren, Fiſchablet
ſchwebten in den Luͤften, aber Quadrupeden bemerfte man
nicht. Aus dem Dörfhen Pungtao am Kokoswald, kam ein
Boot mit guten, höflichen, nur zu ſchwathaften, und gänziid, ven
den Siameſen verfhiedenen Leuten, bem Schiffe Cram:
furb6 entgegen, in-Hemden vom ſchwarzen und weißen Zeugen
umd weiten Pantalons, mit Tuͤchern um den Kopf gebunden, ihe
Anführer, der Drtsbeamte in Seide gekleidet, mit ſchwarzemn
Crep⸗Turban, um den Fahrweg nah Kandyu zu zeigen, den
Brief an den dortigen Mandarin zu befördern, aber zugleich hir
die erſte Lifte der Equipage in Chinefifcher Schrift einzubän:
digen.
Auf der Weſtſeite dee Bat, dem hohen Vorgebirge von St.
Games gegenüber, bat ſich eine mächtige Shlammbant, ein
Alluvialbodben vorgelagest, ber noch mehr Ufer der Bai als
der Flußmuͤndung ift, und die Einfahrt zum Fluß Salgun
um eine gute Stunde eingeengt bat. Deſſen Mündung bat jes
doch.gegenmwärtig noch immer über eine halbe Stunde (13 Engı.
Miles) Breite, und Überall, weit aufwärts, eine Tiefe von 60 Zuf
oder 10 Klaftern, fo daß er für die fiherfie Schiffahrt ei⸗
nen bee ſchoͤnſten Fluͤſſe der Welt bilde Die große
Elarheit der tiefen Waffer (Mitte Auguft) dieſes maͤcht⸗
Cochin Ehineſi ſches Reich, Kambodja⸗Strom. 1039
gen Stroms, durch einen weiten Alluvialboden, ſteht in dem merk⸗
würdigſten Contraſte mit den teuben Waſſern der Ganges⸗
und Menam⸗Muündung.
-Kandbpu 2%), der Ankerplatz, iſt der Sig eines Manda⸗
rins, ber hier über 2000 Unterthanen gebietet, über ein niedetes
waldiges Uferland, voll Infeln mit Bambusdididten, von Fi⸗
Scherdörfeen befegt. Der Hauptort des Namens hat 300 Fa⸗
milien, an 1000 bis 2000 Einwohner, in niederen Hütten mohs -
nend, an einem Flußarm, bie außer ihrer Fifcherei als Hauptge⸗
ſchaͤft nur noch Geflügel halten, und «ine ſtacke Schweinezucht
führen. Neben dem Drte find ein paar ärmlidhe Pagoben aus
Backſtein erbaut, ohne alles Bildwerk, ein Ort, 100 Verbrecher
hingerichtet werden, und ein Gottesader, Den Bazar mit vielen
Boutiten, in denen Weiber die Gefchäfte führten, fand man
reichlich befege. Gleich hier fiel das Characteriftifche der Cochin
Ghinefen auf, wovon oben die Rede war (f. oben ©. 963).
Die große Lebendigkeit, Gefprächigkeit, Geſticulation der Einwoh⸗
nee ſchien den gebräuhlihen Ausdruck zu rechtfertigen, welcher
Diefe Hinterindier die Franzoſen des Dftens nennt. Dee
Mandarin des Drtes übernahm es, den Briten, Crawfurd
aus Saigun in 14 Tagen bie Erlaubniß bis dorthin zu fchiffen
zu verfchaffen; auch erfüllte er das Verfprehen. Am 28ften Aus
guft lief die Einladung bes Vicekönigs 6) nebſt 7 Mans
barinen als Geleiter, auf 4 bequemen Muberbooten zu ibm zw
tommen ein, und das Verfprechen, bie Fremden dort nicht uͤber
3 Rage aufjuhalten, was ihnen wegen ihrer Weiterfahrt mit dems-
günfligen Monfun nad Hue erwünfcdt war.
J. Whites Auffahrt bis Saigun.
J. White aus Salem, der Nordamerikaner, ber einige
Jahre früher (1819) Hier zwei mal vor Anker ging (im May
mit feinem Schiff Francklin, und nad einer Ueberfahrt in
die Manillas zum zweiten male defjelben Jahres in Bes
gleitung mir einem zweiten Norbamerilaner Schiff, Mars
mion, unter Capt. Blanchards Befehl aus Boſton, wie fie
"bofften, um defto mehr zu imponiren, im September), wae
nit fo ſchnell befördert worden. Man hatte ihn bei der erſten
248) J. Crawford Journ. 1. c. p. 2045 G. Finlayson Journ. p. 3 .
**) J. Crawfurd Journ. p. 20. & Finlayson Jon. p. 508. =
/
1040 Dfl-Aflen. Kinter- Indien. II. Abſchu. $. 85.
Eandung in Kanbyu mehrere Wochen mit ber Hoffnung hin
gehalten, ihm biefelbe Erlaubniß zu verfchaffen, und ihn zuledt
fortſchiffen laſſen, weil der König nicht in Saigum fey, fon
dern in Huec, und von diefem bie Erlaubniß ausgehen
müfle. Eigentlid machte fi Capt. White bavom, weil er trer⸗
ofen Raub an feinem Sciffeseigentfum zu fürchten ale Us
ſache haben mochte. Das zweite mal gelang es ihm beſſer
fein Ziel, den Markt von Saigun, doch ohne dem vortheilb
haften Abfag feiner Waaten zu erreichen. Diefe wiederholten
ärgerlichen Verzögerungen gaben ihm Gelegenheit zu genauere
Kenntniß jenes Mündungslandes am Saigun
Strome?")
Außerhalb der Bat Tpielten zahlreiche Schaaren von bunt
gefleckten Deiphinen um das Schiff des Norbameritaners ; «ö
fegelte nah Kandyu (Canjeo), wo ber Civiimandarin auf dır
Inſel Dong tbhrang, in feiner kleinen Behaufung vol Unreins
Uchkeit, Unosbnung im lächerlichiten Pomp feiner kleinen Größe,
Audienz und Bewirthung gab, nebft dem Verſprechen, die Auf,
fahrt nah Saigun zu bewirken, während der Verzögerung aber
mit feinen Übrigen Collegen : die zubeinglichfien Bettelviſiten auf
dem Schiffe wiederholte, um Geſchenke und berauſchende Getraͤnkt
zu erhalten, denen er nur zu fehr ergeben war. Das Dorf Kan:
dyu, fagt White, beftcht etwa aus 100 Bambushüätten mit
Dächern von Palmblaͤttern gedeckt, von verfchiebenen Canaͤlen
durchſchnitten; die Einwohner find ein unreinliches Volk, bie
Mälder umber find voll Affen, Papagaien, Zaucher, Strandläu:
fie und anders ſchoͤn gefieberte Vögel; die Menge der Tiger if
hier fo dreiſt, daß fie öfter die Menfchen aus ihren Hütten im
Dorfe wegfchieppen. Die elende Pagode in dee Waldnaͤhe er⸗
baut, mit einem Sanefa Idol auf der einen, und auf der
andern Seite mit dem drittehalb Fuß langen Mobell eine Junke,
die auf einem Altar ſtehend in ihrer Mitte in metallnen und ir
denen Schaalen Eleine brennende Kerzen enthielt, Liegen ebenfuls
wegen der vielem umberhaufenden Tiger halb veröde. Cine an:
dere Pagode ganz in der Mähe des Dorfs, auf der Spige Dais
jang, iſt dem böfen Geifte geweiht; aber fchon ihr Landungsort
war wegen des Schlammufers und des Didichts eins Mans
grove Waldes (Rhizophora) fehe ſchwierig. Die Kronen bies
347) 5, White Voy. to Cochin Chisa p. 47 —58; 167-— 185.
”
Cochin Chineſiſches Reich, Kambodje-Gtrom 1041
fer Baͤume find dicht ineinander verſchraͤnkt, an thren Wurzeln
verſank man bi6 an die Knie In Moraſt und Schilficht. Die
Bäume find nicht body, Ihre Stämme nicht mehe als mannsdick)
aber von härteflem Holze. Aus ihren Stämmen bi6 zu Mannd⸗
Döhe ſtoßen fie dünne etaftifche MWafferreifee oder Wurzelrann
Ten, jeder kaum einige 20 bis 30, horizontal bis auf 1 di6 3 Fuß
weit vom Etamm, durch die Luft, die ſich dann ploͤtzlich nach
unten frümmen, und im feuchten Boden Wurzel fhlagen, uns
wieder als feibfiffändige Bäume emporzufchleßen, unb jene Ihre
Mutterfläimme zu beſchatten, die duch fie wie durch eine Unten
Tage von vielen Wurzeiftiämmen gehoben erfcheinen. Der Sai⸗
gunftrom bat außer feiner Hauptmündung hier noch viele wech»
felnde Veräftelungen, die im kleinenn Maaßſtabe mit den Sun⸗
derbunds des Ganges verglichen werden koͤnnen. Am Malm os
nat war diefed Geſtade weit und breit von Barken der Lande
leute und Fiſcherbooten belebt, welche letztere ſtets mit reio
chem Zange beimzukchren pflegen. Ein paae Stamefifche
unten, von Chinefen geſteuert, warteten nur auf Erlaubniße
fcheine, um Ihren Kram in Boutiken auszubeeiten oder ſtromauf
zu ſegeln; bie eine hatte 200 Tonnen Lafl an Gehalt, die ane
Dere war geringer. Etwas höher auf lag eine einheimifche Flotte
um ihren Zell zu entrichten und dann weiter zu fchiffen; noch -
andere Schiffe fahe man in größerer Ferne; viel commercielles
Leben wor hier, und doch ward bie eigne Hoffnung zu Schanden.
Im Herbft hatten zwei andere Amerikaner Schiffe, bie
“bier vor Anker lagen, um Geſchaͤfte zu machen, das Schiff Aue
zora vom Capt. Robert Gould, und das Schiff Beverly
unter Capt. John Gardner, ein gleiches Geſchick, und muß⸗
ten, wie Gapt. 3. White, nach vergeblihem Sollicitiren, von biee
nah den Manillas überfahren, um dort ihren Markt zu fuchen.
Die einheimifchen hier bei, diefer Nation beobachteten
Schiffe, bemerkt 3. White, haben einen Gehalt von 5 bis 100
Konnen z die meiften haben die Mittelahl von 15 bis 30 Ton⸗
nen Laft, und werden mit großer Geſchicklichkeit geführt, Gie
find von eigenthuͤmlicher Bauart, ſehr lang und fcharf zugefpige
nach beiden Enden, und ſehr gute Segler. An einem der Schiffe
von mehr als 60 Tonnen Laft Gehalt, bemerkte 3. White, daß
es einem Boden aud Flechtwerk von Bambusftreifen
hatte, das fi heraus nehmen ließ, um durch einen andern Bo⸗
den erſetzt werden zu Können, Da jedes bee Schiffe dieſer Art
Kitten Erdkunde AV, ‚ Muu
-
a 2
1042 Oſt-Aſlen. Hinter-Indien. IL. Ubfchn. $. 85.
verengt hatte. Hier begegnete die Barke mit dem Marine -
jähelich nur eine Fahrt mit bem Monfune macht, fo wird dann
dieſer Boden herausgenommen, um gegen das Verberben, das ihn
im Waſſer treffen würde, gefichert zu werden. Ihre Aufßenfeite
if einen halben Zoll did, mit einer eigenthämlichen Maſſe, Guls
gul gmannt, überzogen, eine DBermifhung von Det, Ped
(Dammar, f. oben S. 1022) und Chunam (Kalk?) ein fehe
zaͤhes elaſtiſches Gemenge, welches fir das Waſſer völlig undurch⸗
dringlich ift, und dem Wurmftaß widerſteht. Die Takelage bie
ſer Schiffe iß von Goiar (d. i. Kokosfafer); fie find treff⸗
Ude Segler.
Sm Herbſt, bei — zweiten Station zu Kandyn, er⸗
biele $. Whyte fhon nad dem fünften Tage feines dortigen
Aufenthalts den Erlaubnißfchein, den Strom aufwärts sum Re
fidenz: und Hafenorte Pingeh (Myabay bi. White,
Ben nghe bei Purefoy) etwas unterhalb ber Capitale Sal
gum zu fchiffen Ein Boot mit einem Handelsfteunde Mr,
Yutnam unb einem Portugiefen Dr. Joachim, der in
Siam verheirathet und anfäffig, gegenwärtig zu Saig un zum
Beſuche fi) befand, kamen den Strom herab, um ben Morbames
sitanifchen Capitain, auf den beiden großen Kauffahre ——
Francklin und Marmion, bis Saigun zu begleiten, da
Die. Joachim außer Portugeififch auch geläufig Franzoͤſiſch
und Anamefifch (Onam, ſchreibt White) ſprach. Ein Chrif
und Doimetfcher aus Codin China, Marianno führte als
Pilot das Echiff aufwärts durch den Strom, den bie Portu⸗
giefen wegen feiner ſieben einfahbrbaren Mündungen
(d. h. nah 3. White in ber Landesfprahe Nga bap, bie
7 Münbdungen) den Namen „Gete Bocas” 24) gegeben ba»
ben. Am 1. October, wo die Auffahrt begann, war die Regen;
zeit noch nicht vorüber; der Fluß war vollufeig, goß feinen gels
ben Steom mit geoßer Schnelligkeit zum Dcean, bie
Fluth, weiche hier 9 Fuß hoch bei Vollmond ſtieg, konnte dem
Stomlaufe nur momentane Stagnationen geben, innen
balb 24 Stunden etwa nur 3 Stunden Stillſtand; an ber erfien
. Anterftelle, in der fehr verengten Flußmuͤndung Bei der Einfahrt,
hatte der Strom eine Tiefe von 25 Klafterz nach 2 Stunben
Weges Auffahit aber nur nod) 11 Klafter; diefe Tiefe blieb aber
meiſtentheils dem Strome, der ſich bier etwa auf — Miles
248) J. Whjte Voy. to Cochin China pn. 183 — 185.
® -
+
Mandarin, der mit Bapierconvoluten umgeben, genaue Aus⸗
- forfhung über das Schiff, deffen Heimath, Ladung, Bewaffnung,
Bemannung, Equipage begann, alles zu-Papiese bringen, und
von den Liflen 13 Copien verfertigen ließ, die alle vom Schiffes
capitain contrafigniet, ſogleich verfandt werden mußten, 4 an dem
König nah Hus, eine an dem DVicelönig, bie anderen an Mans
barine und Beamten. Des Bicefönig war abweiend und
kehrte erſt ſpaͤtr nach Saigun zucd, wo ber Nord⸗
amerikaniſche Capitain 120) uͤbet ein Vierteljahr verweilen mußte,
und am Ende doch ſeinen Hauptzweck, guten Waarenabſatz, ver⸗
fehlte. Sehr langſam ging bie Stromauffahrt vom 3. bis zum
7. Oetober nach Saigunz man ruͤckte in der Nacht vom 2.
zum 3. October nur mit ber Fluth um ein paar -Stunden weis
ter ſtromauf. Hier. flofien zwei teißende Stromarme zufammen,
und eine lange ‚Reihe von einhelmifhen Fluſſthiffen, wol eine
Stunde lang, ber Zahl nady 60 bis 70 Schiffe, wartete bier auf
die neue Fluch, mit der die ganze Slottille, von 10 Uhr an, weis
ter aufwärts in ein großes, weites Baflin des Stromes geſcho⸗
ben wurde, welches eigentlich den Namen Nga bay ıd. I. Gete -
Bocas der Portugiefen) führt. "Hier blies der Wind in bie
| ‚Segel und führte dusch die Mitte der Etrommeitung, berem vos
mantifche Umgebung dichte Hochwaldung iſt, von vielen Flußar⸗
men radienartig durchfchnitten‘, bie in der gemeinſamen Mitte
bes Baſſins zuſammen treffen, und nad) allen Seiten durch die
seichgewölbten Kronen ehrwuͤrdiger Baumeeihen, reizende Fern⸗
fihten über den Waflerfpiegein eröffnen. Kine bezaubernde
Scene 50), die durch dumpfe, aus dem Bauche des Schiffes her⸗
aufsitternde, tiefe Drgeltöne,“dte öfter Aerolsharfenartig kamen und
fhwanden, und wie von Glockentoͤnen begleitet, audy vom hohlen _
Gequake der Froͤſche accompagnirt wurden, das Seltſame des
Eindeudes vermehrten. Man glaubte im Schiffe Vibrationen,
wie etwa durch electrifche Schläge eines Zitterrochene oder dem
ähnliches wahrzunehmen, und Töne an der Spige des Schiffes
gehört, liefen dald unter der ganzen Länge des Schiffes fort.
Den Dolmetfchern war dies. nichts ungewöhnliche6 ; fie dere
fiherten, e6 kaͤme von den Fiſchſchwaͤrmen ber, bie hier in ben
Sete Bocas fo häufig wären, eine Art platter Flunder (7) bie
ſich an die Schiffe anfangen. Db dies Fiſchconcett aber durch
*°) J. White Voy. to CochinChina p. 304. *0) ebend. p. 188.
Uuu2
* Eochin Chineſiſches Reich, Kambodja-Strom. 1043
%
%
1044 Oſt⸗Aſien. Sinter- Indien. IL Abſchn. 5.85.
eigne tönenbe Organe, ober nur durch Ihr Anfaugen und bie bs;
mit verbundene Vibration der hohlen Schiffsraͤume hervorgebradt
werde, wußten fie nicht zu erfläcen. Als das weite Baffin wie
dee verlaffen war, hörten auch bie Töne auf. De Strom
weicher von da an Dongnai (ober Donnat, gleichnamig mit |
Provinz und eine Ältere Stadt) genannt wird, iſt num weit ve
engter, nur noch 2 Furlongs weit, mit Speingfluchen. Res
Creamwfurd21) iſt dee Dongnal, und wol richtiger, nur da
Mame des von dee Dftfeite herkommenden Zufluſſes, der hier In
den Hauptſtrom einzufollen ſcheint. Dicht am Ufer, im der iv
fen Fahrſttaße, fhiffte man von Baumzweigen und Laubgmilk
deſchattet voruͤber; die Tiefe beiträge Hier noch 13 Kiafter, di
Stroͤmung in eines Stunde 6 Engl. Mile. In der Stmk
Mitte ift die Tiefe nie unter 8 Klafter; die mittlere Tiefe im
ſchen 8 bis 15 Kiafter. Das Baffin dee Sete Borcas hat}
Bi6 17 Klafter Tiefe, man fpanns hier Ruderboote dor, und me
Obacht haben, das Schiff nicht in eine der vielen Gritmmin
dungen eintreten zu laffen. Die Landfchaft blieb immer dit
flache, walbige Niederung, und über das unmittelbare Ufer reift
der Blick nicht hinaus. Man muß den Maſtkerb befleigen, ı#
in &.D. das Vorgebirge St. Names und die blauen But
von Bariya im der Ferne gegen Oſten zu erbiiden, die ihn
Pits hoch uͤber die Plaine erheben. Auf den Bäumen der Bıb
dung fpeangen Taufende von Affen umher, und viele Vögellänt
sen ſchmuͤckten die Laubgewoͤlde mit ihrem prachtvollen Gredt
Diele Reihen von Junken und Barken, alle gleicher Art belebiu
den Strom, und ſcheuchten wol die Fluß⸗Sorſaren, die fit
nicht wenig gefürchtet werden, von ben fremden Schiffen zuräl,
auf denen jebod auch jeden Abend Wache ausgeftelt wirden
mußte. In der Macht auf den 4. Ottober ruͤckte man m
dee Fluth wieder um eine gute Stunde (24 Engl. Meile) weht
vor, und warf bei 11 Klafter Tiefe Anker, nahe dem Haupfem
-de6 Dongnai, welher Donthrang heißt. Auf gleiche Zeit
wurde man zum 4. October wieder eben fo weit burh W
Stuch fortgefchoben, bis zu 8 Klafıer Tiefe; zum 5. Octobet
um 3 Engl. Mites weiter, zu 11 Klafter Tiefe; und zum 6 Du
tober um 4% Engl. Meilen weiter, im 11 Klafter Tiefe He
war man nur noch eine Viertelſtunde entfernt von des Ani
361) J. Cravfurd Journ. 1. e. p. 222,
\
Cochin Chineſiſches Reich, Kanbedſe Strom. 1045
gefahrvollen Stelle der ganzen Fiußfohet. Es iſt eine Sand»
Bank 52) des Dongnai Fluſſes, die aus hartem Cotal⸗
Lenfels (?) beſtehen fol, vom Dftufer, halbwegs, quer über
den Strom geht, Über eine halbe Etunde lang if, und bie und
Da faft von Ufer zu Ufer ftößt, doch ſtets vom Waſſer bedeckt bieibe,
und auch bei der niedrigſten Ebbe immer noch mit 3 Fuß Waſ⸗
fertiefe. Sie iſt das Aſyl unzählige Alligators, die hier un⸗
geftört ihre Brut haben; fie liegt auf halbe Wege bee Fahrt,
zwifhen Kandyn und Saigun. Die Fahrſtraße am Mes
ufer des Stromes behält zwar immer noch 7 bie 15 Klafter Tiefe,
es bebarf bei ihrer Verengung aber größter Vorſicht, um nit
Gefaht zu laufen. Sie wurde diesmal gluͤcklich mit dem großen
Kauffahrer durchſchifft, und die gefährliche Stelle ward an dem⸗
ſelben Morgen des 6. Dctobers glücklich uͤberwunden, wo man
nad 3 Stunden Weges (7 Engl. Miles), wieder einen großen
Arm des Stroms erreichte, wo bie feichtefle Stelle noch 7 Klaf⸗
ter TiefeSbot. Eine Viertelltunde von bemfelben, aufwaͤrts, er⸗
blidte I. Wpite, feitbem man bie legten Wohnhäufer von
Kandyu verlaffen, und nur eine weite Waldwildniß, analag
den Sunberbundwalbungen bed Sanges » Deltas durchſchifft hatte,
zum erfien male wieder bewohnte Hütten, nur eine niedrige
links; bald darauf brei andere rechts, auf einer von Wald ent
Blößten Stelle, wo Aderfelder mit Dflanzungen von Coco$:
Dalmen und Ateka⸗Rußbaͤumen.
: Nun traten bald bie und da mehr Spuren menfchliches Sul.
tur hervor, offene Reisfelder zeigten fih. Die Ausfiche Alien
fih gegen Weften, über jenen zweiten Stromarm, links, ber
gleich groß mit dem, auf welchem das Schiff fegelte, unb vorn breis
tete fid) dor den Augen noch ein eine Viertelſtunde weiter Strom
in files Majeftät zwifchen Watdufern binays, den ber Portugie⸗
ſiſche Begleiter den Großen, den Rio grande, jenen bem
Eoirap, nannte, ber wie der Fahrſtrom, auf dem das Schiff
fih befanh, nur ein Arm jenes dritten Rio Grande feyn follte.
Bald, mard die Vereinigung mis dieſem Rio Grande erreicht, als
aber Bas Schiff ploͤtzlich KIN fand, bei 105 Klafter Tiefe. Nur
mis Tauſtrengung gelag es, nach breimaligen Verfuchen, in ben .
Großen Strom einzufhiffen; denn die heftigſte Stroͤ⸗
mung war, obwol mit Segel und gutem Winde, kaum zu uͤber⸗
ss), White Voyage to Cochin China p. 392.
=> %
1046 Oſt⸗Aſien. Hinter- Indien. In. Abſchn. 8.85.
winden. Die elgmthümfihe Art bed BZufammenfluffee kitn
Stromarme, meinte 3. White, bewirkte diefen Aufenthalt
Am Nachmittage, nur noch eine Viertelſtunde fern vom Eingan«
in denjenigen Steomarm, an weldem bie Stade Gaigus,
nämlich den Saigunfluß, erbaut iſt, uͤberraſchte ein furchtbe⸗
rer Gewitterſturm, in deſſen ſchwarzen Dunkel man nur währen)
Blitzen zu ſteuern vermochte. Um mit ben Maften nicht in die
weithin fidy fpreigemden Baumzweige verwidelt zu werden, wurd
bei 64 Klafter Tiefe Anker geworfen. Die ganze Atmeolphiu
sollte voll Feuer; die Scene war furchtbar, der Pilot verked fit.
Der 7.Dctober endlich, nach fo viel Abenteuern und Faͤht
Hichkeiten der Stromfahrt, auf der fchönften der Strommündum
gen, führte gang nahe zum Zieles man hatte am vorigen Tagt
foft 2 geogr. Meilen (9 Eng. Miles) zurädgelegt, und an biefem
erreichte man den Hafen von Pingeh (Banga bei White),
unterhalb Saigun, eine Diſtanz, die 3. White vom Spt
James bi6 dahin nur in Summe auf noch Leine volle 15 geogt.
Meiten (594 Engl. Miles) berechnet. Die Zunahme der Hätten,
der Zifcherboote, der Reisfelder, der Buͤffelheerden, der Pflanzur⸗
gen von Cocos und Areka, und noch mehr in der Ferne ein Bil)
- von Mäftbaumen verfündeten bie Nähe ber Mefideng Ned
14 Meilen Weges (8 Engi. Miles) wurde nur eine halbe Stunt
unterhalb ber Stadt Saigun, da wo ber Strom bie Brrik
einer Viertelmeile Engl. hatte, Anker geworfen. Links, gegen V.
fahe man über das Thor der erhöht Legenden Feſtung die weit
Fahne vehen; umher iſt die Stadt Saigun in weiter Slide
ausgebreitet; das Ufer iſt überall mit Hütten befegt, denen zahb
tofe Floße und Backen vorliegen, und zunächft am andern Ufe
zeigte fich die Vorſtadt odes vielmehr ber Hafenort Pingeh
(Banga), dem die Flotte der Siameſiſchen Handeleſchiffe ver
lagerte. Unzählige leichte, Iuftige Boote, von einzelnen
gerudert, malerifch, flogen an dem Fremdlingen vorüber nad alen
Richtungen. ‚Unterhalb ihrer Etation fahen fie an beiden Ufer
feiten die Zelimmer älterer Seftungsanlagen ſchon wirder mM
Grün überwachen; fie ſteuerten ihe Schiff noch auf dis Hafen
frite von Pingeh hinüber, wo fie bei 9 Kiafter Anker warfen,
und bald bon Barken und Boten umlagert wurden.
1
GKochin Chineſt ſches Reich, Saigun. | 1047
J. Crawfurds Beſuch in Saigun.
J. Crawfurds Beſuch in Saigun war dagegen nur auf
kürzere Zeit berechnet, und ſchon nach ei ner Woche Zeit (vom
28. Aug. bis zum 4. Sept, 1822) beendigt; feine und G. Fin⸗
Layfons Berichte?) geben in kuͤrzern Umriß, bie Localitaͤten
beftimmendere und wiſſenſchaftlicher aufgefaßte Daten, die wie
den umfländlichern, lebendigen Schitderungen 3. Whites über
den Ort voranfchiden, um durch jene dann das Wild biefer, wo
etwa Luͤcken bleiben, zu vervollſtaͤndigen.
Crawfurds Stomauffahrt eilt nur von Sandpw,
am Abend, von 6 Uhr an die Nacht hindurch, und erreicht ſchon
um 9 Uhr am Worgen des folgenden Tages bie Hafenflition
von Saigunz nicht im ſchweren Kauffahrdeifchtff, fondern auf
Leichten, ſtatk bemannten Ruderbarken; fie gab auf diefer Strecke
weit weniger Gelegenheit zu Beobachtung. Die beiden größs
ten jener 4 koͤniglichen Barken, bie Schiffegefellfchaft dee Frem⸗
den, 33 Mann, zu führen beftimmt, waren jede mit 40 Ruder
knechten in Scharlach gelb uniformirt, und mit heimartigen Feder⸗
mügen gefhmüdt, bemanntz .. ein Mitlitairdbetafhemens,
das gut bifcipfinirt und von den Mandarinen, in Seide geklei⸗
det, infpichet, feine Arbeit raſch vollführte. Die Britifche Fre:
gatte blieb im Hafen zuruͤck, die fröhlichen Muderer, auf Cors
mando, im frifhen Zact, Welle auf Welle fchlagend, durchſchnit⸗
ten die ganze Nacht hindurch, die Flache, tropifche Waſſer⸗
landſchaft im Dunkel, und ald man am Morgen umherblik⸗
Ben konnte, fahe man fihon mweitverbreitete Reisfelder, Huͤt⸗
ten, Dorffchaften. Den beſchifften Strom von Saigun,
Saong nad der Aueſprache der Einheimiſchen 50), vergleicht
Dr. Fintlayſon feiner Größe nah etwa dem Strome von
Siam; Sramfurbd finder ihn nicht ganz fo groß, aber ſchiff⸗
bar für Schiffe aller Art, mit weniger Windungen als andere
Ströme gleiche Größe, mit klarerem Waſſer. Seine Ufer find
meiftentheild mit Walddickichten von Rhizophor en (Mangro-
res) bedeckt, darunter, nad; des Botaniker Ausdrud, fehe efes
gante, neue Arten ſich befanden. Die Cultur der Stromufer
durch Reisfelder fängt erſt auf halben Wege zur Hauptſtadt fünf
geoge. Meilen (25 Ba Miles) unterhalb m. ent "weit
353) J. Crawfurd — J \c. p- 206 — 226; 6. Pinlaen Journ.
l. c. p. 303 —- 324. s*) J. Crawfurd p. 222.
1048 Offen. Hinter-Indien, II. Abſcha. 6. 84.
Gefee abmärte bie falzige Fluch des Stromes, jede fühe Br
wäfferung von Reiöfeldern hindern würde. Die VWerfhönerun
derfelben duch gute Wege, Anpflanzungen, Baumalleen, Avenüc.
Wohngebäude, beginnt nur erſt dicht vor berfeiben, bei der me
ſchon um 9 Uhr am Morgen landete. Eie überrafchte bar:
ihre Größe, vielleicht nus um fo mehr nah fo lange durchſchif⸗
tee Wildniß. Ehe man fie erreicht, bemerkt Crawfurd, fal
etwa 3 geoge. Meilen (15 Engl. Miles) oberhalb Kamnd yu von
der DOftfeite her, aus ben Bergen von Baripa, ein Linker Zu
fluß zum Hauptſtrom, befien Name jeboch nicht weiter angegeba
wird, ber fonf unbelannte Drt Bariya, fol Seidenweberein
haben. Mod weiter aufwärts führt er einen zweiten Zufluf
von berfeiben DOflfeite an, den Dongnai ber ſich oberhalb des
Baſſins der Sete Bocas, deffen Crawfurd nicht befonkers
erwähnt, einmünden muß; den Namen, fagt Crawfurhd, jedeh
"habe derſelbe von der Stadt Dong nai, welhe in R.D., 2 Tos
gereifen fern von Saigun liege, nad) welcher auch die ganje
Provinz genannt wirb, von ber aber in neuerer Zeit gar nichts
genauer bekannt iſt.
Saigun, bemalt Crawfurd, line 50 Englifche Miles
fern vom Meere, beftche aber aus zweierlei verfchiedenen
Staͤdten, weiche etwa 3 Engl. Mils6 weit auseinander liegen;
davon Pingeh (Ben nghe bei Purefoy, Banna ki.
White) das Sort, der Hafenort bei dem große Junkes
und Rauffabrdei: Schiffe vor Anker liegen bleiben, und
die Reſidenz des Gouverneurs am Weſtufer des großem
Stroms if, und Saigun (hai Sonne nah Purefors
Schreibung bei den Eingebornen.) die Kaufs und Handels⸗
ſtadt, an einem geringen Seitenarme des Hauptfluffes gelegen,
der jedoch, wenn auch nur für Eleinere Schiffe, doch gleich ſiche⸗
sen Waarentransport basbietet. Beide Städte hält Cram
furd für gleich ſtark bevoͤlkert, ohne jedoch ihre Population
näher beſtimmen zu tönnen (nah J. White hat Gaigun
180,006 Einwohner), wozu ihm alle Daten, wie er fagt, fehlen.
- Dr. Sintayfon?25) fagt, jede biefer beiden Städte fey fo greß
wie Bangkok, bie Gapitale von Siam; Pingeh fep die er
jünger entfiandene Stadt; beide ſeyen fehe ſtatk bevölkert, und
265) Finlayson I, & p. 312.
Cochin Chinefifches Reich, Saigun. 1049
Baum begreiflich, wie fo zahlreiche Volkömaſſen bei fo
geringem Verkehr beſtehen könnten.
Pingehs6), die neue Reſidenz des MWicekönigs, ik ihren
feſtungsartigem Theile nach in Geſtaͤlt eines Parallelograms
auf Heiner Erhebung, die Umgegend dominitend, in geringer Ents
fesnung auf dem Weftufer des Fluſſes erbaut, der fie vom
Haupttheile der Stade abfcheibe. Die Iängfie Seite dieſes Pas
zalleis ift wol 1 Ehgl. Meile lang; bie Anlage rührt von dem
Stanzöfifhen Ingenieurs her, blieb aber unvollendet (weil bee
Bifhof von Adran bier zu frühe flach, und der König feinen
Mefidenzpalaft, der hier während bes Rebellionskriegs begonnen
ward, fpäter nach Hue verlegte 57). Sie ift mit breiten Graben,
Waͤllen von Erde aufgeführt, und mit Baflionen umgeben, oben
mit Esplanaden, alles mit grünen Raſen belegt, aber ohne Ars
tillerieſtuͤck, obwol hundert Kanonen im Arfemal liegen. Diefe
Feſtungsanlage if ohne Gewinn; des begonnene Königspalaft iſt
unausgebaut, unbenutztz das Innere dieſer neuen Stadt aber
mit netten Straßen, Barracken fuͤr die Garniſonen, Wohnge⸗
bäuden für Beamte, Mandarine, Officiere, den Goupernaue u. a,
durchzogen. Sie iſt nur wenig in den Verkehr bes Großhandels
verflochten, ber feinen Hauptfig in der Stadt Saigun hat.
In dieſer Reſidenzſtadt Pingeh nahm Crawfurd fein
Quartier; man war ſchon mehrere Engliſche Miles weit zwiſchen
Erdmauern, zwiſchen Haͤuſerreihen mit Ziegeldaͤchern auf Pfeilern
von ſchwarzem Sao:Holz (f. oben ©. 932) erbaut, am netten
Straßen und Gandlen vorübergefchifft, und noch immer in ihrer
Mittez ihre Größe war uͤberraſchend 3) Nun erſt traten bie
Briten nach ihrer Stromſchiffahrt aus den Barken in die Ems
Hfonghalle, wo die Beamten und Garden fie befomplementirten
und dann zu -dbem- Gebäude führten, das zu ihrem Cmpfange
bereitet war. Mit Vorfiht, Klugheit und Anfland wurden bie
genaueften polizeilichen Eraminationen angeflellt, um über, alle®
die vollſtaͤndigſte Auskunft zu erhalten. Ein ſchlauer italiensfheg
Miffionor, Pabre Antonio (nah J. White ein ſchlechter
Driefter, ein lockerer Sefelle, den Weibern und dem Branntwein
ergeben 59) machte den — in Portugieſiſcher zn
se) J. Crawfurd hc, p ‚26 _ #7) 7. White Voy. L 0, p. 272.
#°) G. Finlayson p. 34; Crawfurd 1, © ı& 207, $*) 5. While
Yoy. LC. p 272,
3
- 1050, Ofl-Afien. Hinter- Indien II. Abſchn. $. 85.
die Finlayfon geläufig fprad. Taufende bed meugierigen
Works, gut gekleidet, drängten fich ale Zufchauer herbei, anflän
dig, alle mit runden Gefihtern, klein von Geſtalt. Das Dani
wurde Hberal mit Soldaten befegt und mit Wachen umſtelt
Gleich vom Mittag an begannen bie Gonferenzen mit ben obern
Mandarinen von der Juſtiz und dem Gouvernement; fie waren
in fhwarze, feidene Moben gekleidet, mit ſchwarzen Zurbanen.
‚ Sie freuten fi ungemein uͤber die friedlichen Beweggründe be
Miffion, beftanden aber auf der Einfiht und Deffnung des Brief
Inhalts vom GeneralsGouvernene von Indien an den Könis
von Hue. Gie fingen fhon mit bem Tadel wegen feines Sıpis
und ber Formalitäten beffelben an, womit man in Hue fortfuhr
und endete (f. ob. ©. 1007). Das Schreiben mußte hierauf in
die Chinefifhe Sprache nad dem Hofceremoniel überfegt
werben, wobei allerlei langweilige und widrige Discuffionen 29)
wegen ber Etiquette u. ſ. w. vorfielen, ‚bis über jeden Punct ber
Proces⸗Verbal in dreierlei Sprachen, Engliſch, Portugie
ſiſch, Chineſiſch, Triduplicate aufgenommen und <opirt wa⸗
ren, und das Geſchaͤft mit der Erlaubniß nach Hué zu Hofe zu
ſegeln, deendigt ward. Die darauf erfolgende Audienz (2. Sept.)
bei dem Vicekoͤnig, in den Gebäuden des Korte, war unge
mein wohlmollend ; die Sonverfation freimuͤthig und ohne Foͤrm⸗
lichkeit, ganz frei von jener felauifchen Mteberträchtigkeit, wie man
fie bei Stamefen erfahren hatte, wol noch eine Nachwirkung des
Einfluffes des Sranzöfifhen Syſtemes, der Bicetönig hieß bie
Breiten Willlommen bei fich, bemerkte jedoch, die Cochin Chinefen
müßten fi in Indien nach Englifchen Sitten richten, alfo auch
die Engländer hier die Cochin Ehinefifchen ſich fchon gefallen af
fen. Der Generalgouverneur babe einen Verſtoß gemacht
an den König zu ſchreiben, er hätte nur an ben Mandarin
der Elephanten fchreiben dürfen. Crawfurb it) bemerkt
dagegen, daß fein König zu entfernt von dem Orient lebe, um
eine Eoreefpondenz mit den dortigen Königen zu unterhalten. Die
Converfation wurde in Portugiefifheer Sprache geführt,
‚welche auch hier in Hinterdien wie in China, Vorderindien, in
Mofambil, Congo, Guinea u. f. w., überall aus der laͤngſt ver⸗
ſchwundenen Blüthezeit Portugiefifcher Handelsmacht ihren Eins
Muß behaupter hat, Mac der Audienz ging es zur Arena bes
260) J, Crawfurd Journ. 1. c. p 212. 1) ebend. p. 215.
Cochin Chinefifches Keich, im 1051
Tigerkampfes und der Elephanten (f. oben &. 938). Dee Vice
koͤnig nahm Feine Geſchenke an, wie die Siameſen fie forderten,
und entließ feine Säfte mit Freundlichkeit und Wohlwollen.
Der einzige Franzoſe, den die Briten noch in Pingeh vors
fanden, war ein reifender Arzt und Naturforfcher, Me. Diard,
dee Bengalen, die Sunda:Infeln, Hinter⸗Indien fhon befucht,
und feit eihem Bierteljahre in Ss aigun ſich aufgehalten hatte.
Diele Entdeckungens2), z. B. 5 neue Arten von Affen,
eben fo viele neue Species von Sciurus, viele neue Pogelar⸗
ten, wahrſcheinlich eine vierte Species bes Rhinoceros und
andere wichtige Daten waren bie Frucht feiner Bemühungen.
Mehrere Jahre fdyom hatte er in Cochin China verliebt, aber noch
Beine Erlaubniß erhalten in das Innere der Länder einzudrin⸗
gen. Gr begleitete die Briten nah Salgunm.
Die große Handelsſtadt Satgum liege 3 Engl. Miles
fern von Pingeh, gegen N.W., in ihrer Art für Hinterindien,
meint Finlapſon, eine ſchoͤne Stadt, große Häufer mit Zies
geldächern. Die ganze Uferſtrecke bis dahin iſt mit Häufern bes
ſetzt, das Land fehr fruchtbar, beibe Ufer bepflanze mit Cocos
und Area’, mit Plantains, Jack und anderen Obſtbaͤumen.
Zahlreiche Canaͤle durchſchneiden die Landflaͤche nach allen Rich⸗
tungen, und ſetzen die Anwohner des weiten Deltabodens in die
leichteſte Verbindung. Auch iſt Saigun der Mittelpunct
des Landverkehrs, ſowohl nah Außen zum Dcean, wie
nad Innen zum Continent, bis zur alten Capitals Kambo d⸗
jas (Ram butſchat nah Bournpof®) Pon tai pret®),
die viel tiefer Iandein, am Maekhaun (Mokan nad Bour«
nouf), etwa unter 12° N.Be. liegt, aber jest in Unbedeuten⸗
beit herabgefunten feyn fol. Doc waren im Auguft, während
Crawfurds Aufenthalt, fehe viele Junken auf biefer Binnens
fahrt in das Innere von Kambodja gegen Norden und Often
befchäftigt. Weber bie vielen ſchmalen Candle gehen unzählige,
meift ſchlechte Stege von einzelnen Planken (fie haben zumeilen
eine Länge von mehr als 100 Fuß aus einem einzigen Baum⸗
flamme gefchnitten); auf ben breiteren und den Stromarmen
verrichten Weiber die Ruderarbeit und gewinnen das Faͤhrgeld.
°3) Finlayson I. c. p. 410. *°®) E. Bournouf et Chr. Lassen ‚Es-
sai sur le Pali Paris 1826. 8. p. 210. +) J. Crawfurd 1. c.
p- 466, 223, x A .
1052 Oft-?fien. Sinter- Indien. IL Abſchn. $. 85:
Die Männer, fage man ſtets bei Nachfrage, find Ins Königs
dienſt. Sn Saigun haben die Chinefen ſich weit wenica
als in Siams Hauptfladt zu Bangkok (f. oben S. 803, 807:
einzubrängen gewußt; der Großhandel ifl hier mehr in den Dir
ben der CohinChinefen geblichen. Alles Hindoftanifcr
fo wie die Hindus felbft, find bier aber fo ganz frembarti«
Exfheinungen, daß Gramfurbs, als Garbebegleitung, mitge
brachte Seapops bie größte Aufmerkſamkeit erregtem.
Die Briten fhifften in die Mitte der Stabe Saigun,
landeten, und nahmen Quartier im Daufe eines bort feßhaften
Chinefen?5), ber fie gafllich empfing, weil er begierig mar
mit Briten in Verkehr zu treten. Aber faft in jeder der folgen
den Straße, die man durchzog, wurden bie Fremdlinge gafiic
in verſchiedene Häufer eingeladen, wo man ihnen Erfriſchungen
anbot. Dan wurde überrafcht durch dieſe Hospitalität, durch ben
Mohiftand, durch die Eleganz (das Gegentheil von dem, was J
White erfuhr) der Bewohner. Die Straßen fand man gerade
und weit, die Population gedrängt, bie Bazars mit vielen ein⸗
heimifhen Producten und Chinefifhen Waaren gefüllte. Die
Chinefifhen Tempel waren fchöner, die Coch in Chineſi⸗
Then kuͤmmerlicher und Heiner eingerichtet.
Doch genauer befchen überzeugte man ſich bald baven, daf
der Handel von Bangkok in Siam viel bedeutender war als
der hiefiges der auswärtige Handel von Saigun®) ließ
fih, nad ben angegebenen Sciffers Daten, nur auf 7000 bis
8000 Tonnen Laft jährlich fhägen. Die biefigen Märkte um
terfcheiden fih von denen ber Hinduſtani's im Vorderindien,
wo die Suropäifhen Waaren fhon ben größten Theil ber
einheimifhen Fabrikate verdrängt haben, vorzüglich ba«
durch, daß man biefe bier, etwa bis auf ein paar Glasflaſchen
and wenige Glaswaaren, vielleicht auch etwas grobes Tuch aus:
genommen, noch gar nicht einmal anſichtig wird. Hier herrſcht
noch in Allem ein anderer Geſchmack vor, obwol der einheis
mifhen Sabricate nur fehr wenige find, die Chinefifhen
das Uebergewiche haben, vor allem aber duch die Fülle einhei⸗
miſcher Naturprodbucte zürudgebrängt werden. Nur ne
nige weiche Chinefen treiben Großhandel; ber Werth ber mei:
868) Finlayson L c. p. 316. **) J. Crawfurd 1. c. p. 223.
Cochin Chinefifches Reich, Seigund _ 2053
fin Kramlaͤden 7) war ſchwerlich uͤber 40 bie 60 Dollar zu
ſchaͤtzen; die meiften haben nicht die Hälfte des Werthes; ein
großer Unterfchied gegen die Chinefifchen Emporien (f. oben G.
837, 68 u. aD.) Baumwollenzeuge, Indiennes
u. f. mw. ſieht man hier nur wenig, dagegen Creps, Satins,
und alfe jene Seibenfloffe, die in Cochin China und Tong⸗
king fabrichrt werden. Don einheimifhen Fabrikwaaren kann
man nur nennen: vorzüglich feinere und geöbere Mattenge⸗
flechte, zu Segeln und anderen Gebraͤuchen, KRorbflehtereien,
ladirte Waare, vergoldete Käfichen und Buͤchſen, feidene '
Beutel, Sonnenfhirme grobe Eifenwaaren, Schneis
Derwaaren, Nägel und Weniges fonft noch. Ale andere Bes
dürfniffe von Außen werden vorzüglich gegen bie einheimifchen
SPproducte von Reis, Zuder, Pfeffer, Betel, Elfenbein,
Cardamomen und verfahiebene Fruͤchte eingeführt, mit denen
die hiefigen Märkte vorzüglich reichlich verfehen find. Unter jenem
fremden Producten fällt hier vorzüglich die Menge feidenes
Zeuge aus dem Dften auf, das viele bunte und Goldpapiee
unb anderes eben daher, und der grobe Chinefifhe Thee,
Der wie Tobadsblätter auf dem Markte Tiegend, in bedeutenden
Maſſen vertauft wird. Es war zwar, währnd Crawfurbs
Dortſeyn (Ende Auguſt), für das Obſt, wie dann überall in
den Tropen, die unguͤnſtigſte Jahreszeit, dennoch war außer einer
großen Menge von Arelanüffen, füßen Bataten, jungen
Bäambusfpeoffen, Zuder, Reis, Kabad, doch noch Ue⸗
berfluß von Orangen, Bananen, Pompelmufen, Cuftards
äpfeln, von Mangoves, Litchi und vielen anderen Frucht⸗
“arten, mit denen jedboh Bangkok noch reichlicher verfehen iſt.
Dos hier Manguftanen (Garcinia mangustana) und Durian
(G. Durios) fehlen, ift fchon oben bemerkt. Auch fahe man auf
den Bazard zugleich Ueberfluß an anderen Lebensmitteln, zumal
on Geflügel, Schweinen, Biegen, Schaafe Büffel:
Ochſen, trefflihe Fiſche; aud das Fleiſch von Hunden und
Alligators wurde von den demeren Wolksclaffen aufgekauft,
Während 3. Whites nur zwei Jahre vorhergehenden, laͤu⸗
geren Aufenthaltes (vom 7. Det. 1819 bis 3. Jan. 18%) in
Saigun, zeigte fi) das Leben an dieſem Orte, deſſen Einzeln⸗
beiten unter den Privatieuten es genaues kennen zu lernen Gele⸗
°T) Finlayson I. c, p. öll.
4
54 Ofl-Aſlen. Hintere: Indien. IL. Abſcha. $. 85.
heit fand, umtee wenig porthrilhaften Verhaͤltniſſen. Eben fs
en Beſchwerden war das Geſchaͤfisleben des Kaufmanns burd
„Gouvernement unterworfen; fo daß es begreiflich wird, wi
‚ce orientaliſcher Willkuͤht und Unſicherheit aller Verhaͤltniſſe
‚e einen Funken von Freiheit und Vertrauen, daſelbſt rs
ernber Wohlſtand, auch bei den merkwücbigfien meomentann
ſtrengungen, die hier nicht gefehls. haben, unmöglich emporblo
könne. Ä
Saigun, nad 3. Whites Aufenthalt baferb Im
Sabre 1822.
Ein Tagali Solbat aus ben Manillas, Pasquali, fet
Jahren in Saigun buch Verheirathung mit einer Manda⸗
ochter von Rang eingebürgert, nahm ben Norbamerikanifden
‚iffecapitain bei fi gafllih anf?*). Sein Haus, unter ei⸗
Gruppe Arelapaimen, dicht am Flußufer flehend, war wie
eiviertheite der Wohnungen in Saigun und Pingeb
‚richtet. . Spanifch und Portugiefifch war Hier die herrſchende
werfationsfprache, denn bie Gapitains dee Macao ſchiffe
Portugiefen, die vordem hieher ausſchließlich (bis 1800)
Handel getrieben, hatten in derſelben Wohnung ſtetä ihe Ab
jequastier gehabt.
Zum ſteilen Flußufer führen dort hoͤlzerne Stufen hinauf,
Piattformen von Planken belegt, bie über ber hoͤchſten
ıth bleiben, die hier bis 12 Zuß hoch ſteigt. Holzplanken,
einer Pforte aus Baumzweigen, führt in die Mitte bes fo
iunten und mit Arcka bepflanzten Hofraums, in bem bad
bnbaus ſteht. Auf Steinplatten fest mau durch bie Pfügen
Haufe, das 25 Fuß lang, 30 Fuß tief, dritthaib Fuß über
Erde erbaut, einftödig iſt, aus rohen Lattenwerk mit Boles
zogen, mit Palmblätteen dedeckt, deſſen Ueberdach bis 10 Fuß
über der Hauswand und fo tief vorfpringt, daß man ſich
en muß, um in feinen Schutz zu-tseten. Auf Stangenges
m vorgehängte Matten, die man herunterlaffen kann, ermeis
diefe Wohnung wach Belieben, duch einen zweiten, vom aus
‚ gallerieortig umherlaufenden Raum. Auf jeder Seite ber
öthhr find 2 große Fenſter, und vor diefen find Efitaden mit
jebreiteten Matten, Lederkiſſen mit Reisſtroh gefüllt, ber als
°) J. White Voyage to Cochin China 1. c. p- 82.
r ⸗
Cochin Chinefifches Reich, Saigun. 1055.
gemeine Gigplag des Hausfee, die Hausflur, das Sprechzimmer,
wo man bei den Gliedern der Familie und den Gaͤſten die mie |
kreuzweis untergefchlagenen Beinen umberfigen, dabei Areka kauen,
ſich niederlaͤßt, ſpricht, Thee trinke u. f. w. In der Mitte des
Haufes find Heine Abfchläge zu Schlaffiefen, eine Keine Haus
capelle, hier mit dee Holzſtatue einer Madonna, einigen Heiligen
bildern, einee brennenden Ampel davor, font aber das Innere
des Hauſes ohne alles Licht, und ohne friſche Luft. Am Ende
des Hauſes, auf einer erhoͤhten Hausflur, einer Thontenne, die
Kuͤche, der Ort zum Reis ſtampfen, die Stellung der Waſſerge⸗
faͤße, zur Sammlung bed Regens, neben dem Kochheerde die
- Hängematten für kleine Kinder, vol Schmutz und Ungeziefer;
ſchlimme Nachbarſchaft. Das Efien, meift Reis mit Enten und
Vögeln gebraten, geröftete Yams und füße Bataten, ſtatt Meffes
und. Babel, Etödchen und Stachelſchweinſtacheln zum Anſpießen
des Fieifches, und es in Saucen zu tauchen. Das Getränk iſt Thee
und ein Reisbranntwein; auch die Aermſten trinken den
Three von einem großen Blatte (Cha Huc, Thee aus Que, ges
nannt), der Chineſiſche Thee iſt für die Reihen. Pas qualis
Tochter, 19 Zahe alt, wie alle ihres Gleichen, von Kindesbeinen
an Betel kauend, und dadurd mit ſchwarzen Zähnen, wenn audy
fonft gut gebildet, nahm in einer Ede der Eſtraden, am rohen
Webſtuhle, für gewöhnlich ihren Platz ein, ein geibfeibnes, 8 Zoll
breite® Zeug webend; eine jüngere Nichte des Haufes, ein ſechs⸗
zehnjähriges Mädchen ferbiste den Thee. In ſchwarzſeidene Schifs
ferhofen gekteibet, iht Lockenhaar mit Cocosoͤl gefalbt, und gracioͤs
auf dem Kopf über einem Turban zuſammengeknotet, voll Ges
such und Schmus, baatfuß und am Vorfinger jeder Hand mit
dunkeln, zwei Zoll langen Nagel, als Beihen bes Ranges, ber
font nur noch bei Damen duch die Menge der Kleider bie
übergetwworfen werden, ober durch die Länge derſelben bezeichnee
wird. She ähnlich bie übrigen Weiber des Haufes, in dem in
ollen Winkeln und Eden Geflügel, Enten, Schweine, ae
u f. w. freien Durchgang finden.
Bor der Wohnung immer neue, wechſelnde Scenen 9), Auf
dem Strom immerfort vorüberfliegende, leichte Boote, aus einem
einzigen Bauinflamme gehöhlt, meiſt von einer einzigen Stau mit
"ee)3. White Voy. to Cochin China p. 209 eio.
1056 Pft«Wflens Knter-Sndien. IL Abſchm $. 85.
fangen, elaflifchen Rudern ungemein geſchickt dirigirt, mit der
fhönften tropiſchen Srüchten gefüllt, und anderen Nabrungsmi:
teln: Ananas, Piantaine, Bananen, Drangen der verſchiedenſter
Arten, Limonen, Guavas, Jade, Mangors, Schaddacks oder Dom
pelmufe, Pommegranaten, füßen Bataten, Vams, Zuckerreb:
u. a. m. Auch Gonfitüren in Koͤrben, gelatinöfe, ſchmeeweiße Au
chen aus Reis u. a. m. Die Drangen ‚von fo außerordentli
her Guͤte, wie man fie früher nicht geſehen; groß, tlefgold⸗
farbig, ohne Kerne, fo faftreih, beim kleinſten Ritz tropfend, da;
eine einzige Drange einen ganzen Stutzbecher mit Saft fuͤllte;
fie follte hier, wie in Siam und Kambobja, einheinzifch fern.
Andere Boote ähnlicher Art mit Matten body beladen, aber aud
mit Saͤcken, in denen man laut Cha Hue, d. i. Three, zum Ber
kauf ausbot. Fiſcherboote von verfchiedener Größe, datten
Nee auf Stangen aufgehängt, und thaten nad) verſchiedenen
Methoden zeichen Fang an kleinen Zifhen. Mehrere Boote ru:
derten mit Pfeilfchnelle nach Saigun hinüber; die Art zu zubdern
und bie Begelförmigen Muͤten aus Palmblättern der Ruder
gelgten, daß fie vom Worgedirge St. James kamen, ben Bazır
mit frifchen Meerfifchen zu verforgen. Sie rudern nicht allt
zugleich im Tact, fondern in beflimmten Succeffionen und auf
einander folgenden Tactſchlaͤgen, wodurch ihre außerordentfice
Schnelligkeit, fo daß fie von Haufe mit einer und derſelbes
Fluth dis Saigun vordringen. Roch andere Boote find mit
Thongefäßen befegt, gefüllt mit Dammar (Pech von Pinus dam-
mara), mit Theer und jenem Holzoͤl, und in der Mitte bes Ber,
tes Lobert ſtets das Feuer, dieſes Pech zum ſchnellen Sebrauch
warm zu halten; fie dürfen Beine Vorraͤthe auf dem Lande bar
ben, fondern biefe nue auf die Flooße beſchraͤnken, die fir an
Pfaͤhlen fefttnüpfen. Ungeheure Floo ße von Zimmerholz, von
Bambus, von Brennholz, und eine große Menge neuer, in den
"verfchiedenften Diftricten ber Provinz gezimmerter Kaͤhne liegen
bier vorrächig. Die Boote, zu den einheimifchen Schiffen gehcrig,
haben feltfame, lange, fhmale und fhiefgefhwungene Formen,
und jenen fonderbaren Bau "mit dem Flechtwerk und Sulgul
Weberzuge, find mit irbenen Toͤpfen gestert, in benen man Weis
oder Lilienarten, Zierblumen 308, als Opfer den Wafiergeiftern.
Die Muße denugten die Ruderwelber fich zu reinigen, ſich gegens
feitig das Ungeziefer zu leſen, und «6, wie dort durch alle Staͤnde
gewöhnlich, zu verzehren. Diefe, wie manche andere öffentliche
2 — — — — — — .— —
Cochin Chineſiſches Keich, Saigun. 1057 |
Verſpeiſung 270) von Delicateffen, Ratten, Mäufen, Würmern,
Froͤſchen, Alligators, die man deshalb fängt und auch im Hofe
haͤlt, ſamt ben Eingeweiden ber Thiere, welche. bie Europäer ſonſt
üben Bord zu werfen pflegen, erwecken dieſen nicht felten Ekel
und Widerwillen. Im Strom fieht man nicht felten Schlans
gen ſchwimmen, zumal die Cobra di Capello und die
kleine grüne Viper, deren Biß toͤdtlich iſt. Tauſende von
Slooßen und Schiffen bedecken in Schaaren die Flußufer, in.als
len Verzweigungen und Canaͤlen. Ein Theil derſelben wird, weil
hier der maritime Verkehr ganz buch die Monſun⸗Zeit
regulirt ift, in den Zwiſchenzeiten abgetatelt, das Vordertheil abs
geloͤſt, oder nur das Flechtwerk herausgehoben, theilweiſe oder
ganz in Doden geſchoben u. ſ. w. Ein Theil ber Populas .
tion lebt hier, wenn auch nicht in fo großer Zahl wie in China,
doch ganz auf ben Waffern, dann führt die ganze Samilie ein
nomadiſches Wafferleben, ihre Barke ift ihr Haus, Hof und Bars
tenfeld, Erwerb und Magazin zugleich, und alle Flußverzweigun⸗
gen des weiten Deitabodens find das Gebiet, auf dem fie ganz.
einheimifch find. Durch die Gewöhnung widerſtehen fie den Ges
fahren der teopifhen Sonne und den naͤchtlichen Miasmaten
Der feuchten Behauſung. Diefe Schiffer, ſtets zum Dienſt und
Gewinnſt bereit, fprehen Anamefifh und Portugiefifc,
dienen ald Dolmetfcher und Führer; oft find es Mutter und
Tochter, denen ber Fremdling ſich anvertraut. Für eins dieſer
Boote, von drei Weibern gerudert, zahlte Capt. White für dem
Monat 15 Quan Miethe.
Wohin die Europäer bie Stadt nur durchſchifften, ba brängte
ſich das nengierige Volk zum Ufer herbei, mit lauter Verwunde⸗
zung von allen Seiten, und dem Geſchrei: Don ong olan,
die Sremden von Weft! oder Olan ben tai, bie Weißen
Seemdlingel In Begleitung von den gehörigen Mandarinen
und Dolmetfchern marhten fie ihren Beſuch im Gouverneurs: Pas
laſt, weil ber Vicefönig damals abwefend war. Beim Voruͤber⸗
fahren am Koͤnigepalaſt, der in ber neuen Feſtungsſtadt Pingeh
unvollendet geblieben, aber ſich flattlih mic 4 Wachthuͤrmen an
den 4 Eden erhob, mit glafirten Ziegeln gedeckt und im Chinefis _
(der Geſchmack mit drachenartigen Monftrofitäten 7!) ornamen⸗
tirt war, mußten bie Sonnenfchirme aus Refpect vor dem „Sohne
- 270) J, White Voy. l. c. p. 218, 298, 311. 71) ebend. p. 220.
Nitter Erdkunde IV. Xxx
N
1058 Oſt⸗Aſien. Hinter-Indien. II. Abſchu. $. 85.
des Himmels’ niedergeſenkt werden, obgleich er ſelbſt ned w
male denfelben betreten hatte. Der Mandarin = Gouverann gi
die Audienz auf einer Plattform unter offener Pfellechate mi
vorhbangendem Dad, die Pfeiler von Roſenholz ſchoͤn polirt, «
figend mit kreuzweis untergefchlagenen Beinen, ben Bart fm
&end, von langen Reihen der Dandarinen umgeben, und bed
durh das ganze Gebäude von Soldaten, mit beoppelhändign
Schwertern und glänzend gefirnißten Schildern aus Bäffelhänn
Die Gefchenke, der Empfang, die Theebewirthung, bie Verfprehun
gen,' boten kein neues Ergebniß dar; fondern waren im hatine
tichen Styl des Driente. Beim Weggehen führte mom bie Fre
den durch den Thell-der Seflungsaniage, ber das Zeughasl,
ein Bungalo, d. i. eine Leichte, freie Bamsbushalle mit 350 Gut
Kanonen enthielt, am Steafhaufe und der AnamelensFlagge vs
über, um fie die Gewalt der Herrſcher anflaumen zu lafien, cd
durch die im Eifen -gegoffenen Thore, und über Zugbrädn m)
Anderes, was allerdings bier in Hinter: Indien einzig gms
werden mußte, aber freilich nur das Werk jener Franjöfiän
{ngenieure war. Altes übrige war im Styl des Zorts von du
- (f. oben &. 1010). Auch die koͤniglichen Etephanten wurden #
zeigt, wobei man das Blaſen der Wächter auf Hörnern bemaft
um bie Vorübergehenden zum Austweichen zu ermahnen, wel de
Elephanten ſelbſt nicht zum Ausweichen abgerichtet werden; bae
gen flugten diefe Thiere, eben fo wie das neugierige Bolt, ibe
die Kleider und die weißen Gefichter der Fremdlinge.
Bei einem andern Ausfluge, nach dem Nordoſten dee EN
Saigun, wurde dort an einem tiefeinfchneidenden Flußame Id
Arfena1?272) beſucht, wo einige Kriegsfchiffe gebaut wurden
und 2 Fregatten nach Europäifchee Art, unter dee Leitung Zum
zoͤſiſcher Schiffsboumeifter; ein Etabliffemene fo gut mit oa
verfehen, fagt 3. White, wie ein Europaͤiſches; weit beffer at
mit dem trefflichfien Zimmerholz. Solche gigantiſche Wine, mt
bie von Kambodja, find nicht häufig über die Exde vertheilt, Pier
ten 109 Fuß lang, 4 Bol dick, aus einem einzigen Gtamst!
Teakholzes gefägt, find bier nicht felten. Hier Kandın 10
Galeen oder Ruderbarken von eleganter Bauart; 40 bie 100 Zei
lang, einige mit 16 Dreipfündern befegt, andere nur mit 4 D6 6
Kanonen, vom fhönften Metall gegoffen, unter ihrem Otbeq
372) 5, White Voy. I. e. p. 235.
Cochin Chinefifches Reich, Saigun. 1059
Neben dieſen 40 andere in Bereitſchaft zur Excurſton, bie der
BVicekoͤnig nach feiner Ruͤckkehr in die Stadt, den Strom aufs '
wärts zu machen beabfichtigte; die mehrfien davon mit Schnitz⸗
wert und vergoldet, buntgemalt, mit ihrer fröhlichen, thätigen
Mannſchaft, ein Iebendiges, intereſſantes Echaufpiel darbietend,
In der Wafferinduftele und dee Marine bat das Volk
feine Stärke. Ihe Eifen 7) kommt in Metalliumpen von
Siam, und ift trefflich zur Verarbeitung; dem fpröderen aus
Tongking weit vorzuziehen. Von der Kanonengießerei, die unter
dem Biſchof Adran hier in Saigun eingerichtet war, fanden
nur noch die Ruinen, bei J. Whites Anweſenheit. Das zu
frühzeitige Dahinfheiden dieſes Wanne wurde noch jetzt be⸗
dauert; einer ſeiner alten Diener, ein Eingeborner, ein Chriſt,
Polonio *), zeigte deſſen einſtige Wohnung, feine Gaͤrten, jege
in eine Salpeterfabrik verwandelt. Er war ein großer Liebhaber
der Jagd gewefen. Die von ihm erbaute chriſt liche Kirche
ftand noch; fein Grabmal im Anameſenſtyl war im Garten an⸗
gebracht. In der Nähe befuchte man die größte bee bortigen Pas
goden 75), bie einzige der Art, die man fahe, ganz verfchieden vom
den Architecturen der übrigen Stabt; 3. White meint wol ein
ſehr antikes Werk, grandios, eine Art gothifcher Bau, an Deuidis
fhe Zeiten mahnend, ein bewundernswerthes Aſyl von Afceten,
die bier geaubäctig, zwifchen den feltfamflen Gruppen fcheustichee -
Idole, die coloſſal wie Bieberträume im Zwielicht, die Phantafie
des Belchauers in Spannung fegen, ihr Leben in Gleichgzuͤltigkelt
vertraͤumen, während der nahende Möbel durch die vielerlei ces
‚nen, die Coloffe, die Menge der Idole, die Thuͤrme, die Glocken,
die Riefentrommeln, die raufhende Muſik, das geheimmnißvolle
Dunkel in Spannung und Furcht erhalten, feinen Mefpect durch
Geremonien und Gaben darlegt. Manche andere antike Baus
werke mögen ſich noch in den aͤlteſten Theilen ber frühen, von
Fremden unbefucht gebliebenen Etadt, Alt: Saigun, vorfinden,
die feit der Periode des Buͤrgerkrieges verlaffen ward, deren Pos
pulatien in bie neue Anlage nad der Dftfeite 7%) herüberzog,
wo die neuern Bauwerke, Chineſiſche Pagoden, eine chriſtliche
Kirche Staltänifcher Diiffionare und Andere aufgeführt find. Nach
den —— des Pater Joſeph ) eine nach J. Whites
122) J. White Voy. 1. c. p. 236. 14) ebend. p. 272. ?#) ebend,
p» 275. 20) tbend. P- 236, 233. 27 — P⸗ «304, 233, 340.
£:5 2
—
1060, Oſt⸗Aſien. Hinter⸗Indien. II. Abſchn. $. 85.
Urtheil frommen, geleheten und ſchr mürbigen Prieſters, ber ber:
tigen Miffton, bem er bie beflen Nachrichten über Stabe, Kir!
und Volk verdantte, fol Saigum 180,000 Einwehmer hate,
darunter 10,000 Ehinefen, und in der Provinz Dongmai ck
nete et 16,000 römifch »athofifche Chriften. Auch bie verlafir:
Weſtſeite der Stadt mag wieder neues Leben gewonmen habes
duch GSrabung eines Cenals?%), der 1815 kaum berate
war, und welcher ben Gaigunfluß mit einem Arme des grefßen
Kambodja⸗Stromes, de6 Maekhaun, im Welten in Tr:
bindung fegen folte. Durch ihn war, auf die Strecke von nic:
vollen 5 Deutfhen Meilen (23 Miles Engl), ine neue Waſ—⸗
ferfiraße, welche die Einwohner Kumaigne(?) manner.
von Gouvernement eröffnrt worden, wahrſcheinlich zicht femcl
in mercantilifcher Hinſicht, fſondern in militaüriſcher, wel
es ſtets das Ziel war duch Kriegäflotten und Schiffahrt, auf
dem Kambodja: Strome, die Domaine des Reiches noch mitt
weftwärts gegen Siam, und aufwärts gegen Laos un)
Birma zu erweiteen. Diefee ame, im Suneen bes Laxtı:
geführte Canal (verfchiedben von dem zum Geſtade bei Petaimat
eswähnten, f. oben S. 915), war 12 Fuß tief, SO Fuß breit, in
Zeit von einem Sommer, durch ungeheure Wälder und Moriic
gezogen, two 26,000 Arbeiter, Tag und Nacht abwechfelnd, auf
Arbeit commandi:t waren, von denen "7000 unter der Noch und
Laſt dabei ihren Tod fanden. Aber bad Werk wurde: beent:t,
und die Canalufer mit Alleen von Palmerias (?), dem Lieblinys:
baum ber Anamefen, bepflanzt.
Alter Geſchenke und Bifiten bei bem Gouverneur und
Vicekoͤnig, aller Verfprechungen von Seiten der Mandarine,
wie allee Bemühungen von Seiten bed Nordamerikaniſchen Schiffs
capitain® ungeachtet, gelang es body nicht feine Waaren mit Vortheil
abzufegen; das Schiff, Francklin, von 260 Tonnen Gehalt, ſollte
2700 Dollar Zoll zablenz die Saigunſchen Kaufleute, weiche an
Bord bes Schiffes kamen, fuchten auf alle Weife zu Beträgen,
und bie Preife der einzuhandelnden Saigunſchen Waaren
fliegen gleih am folgenden Tage, nachdem bie erſte Rundfrage
ber Maͤkler Mine zum Beginn des Gelchäftee gemacht Batte, bei
allen Verkäufern über 50 Procent. Diefe Unzuverlaͤſſigkeit der
Behörden, ihre grenzenloſe Habfucht, und bie Beträgerei bes Han:
278) 5, White Voy. I. c. p. 237. :
Eochin Chineſſches Reich, Saigun.- 1061
Delsvolkes macht dieſen Ort zu einem der ſchlimmſten Maͤrkte, der
aus diefen Gründen auch ſchon laͤngſt von Japaneſen und
SHoltändern verlaſſen worden iſt, und Bei fortdauerndem Sp⸗
ſteme von oben auch den juͤngſten Anſtrengungen weder ber
Sranzofen noch der Briten Gewinn brachte. Wir uͤberlaſ⸗
fen den noch übrigen großen Reichthum ber einzelnen Beobach⸗
Lungen, die $. White an Ort und Stelle über Saigun, und
Dortiges Leben und Verkehr mitgetheilt hat, dee fpeciellen eigenen
Unterfuchung, mit der Bemerkung jedoch, daß feine mehr ins
Schwarze gehende Zeichnung bed Volks in Saigun, als die feiner
unmittelbaren Nachfolger, doch wol in Etwas durch "das völlige
Mislingen ‚feiner dortigen Handelsfp een bedingt
ten mag.
Ueber das Binnenland von Saigun ind Kambodja
weiß weder J. White noch ſein unmittelbarer Nachfolger J.
Crawfurd das Geringſte mitzutheilen; es iſt eine wahre ‘Terra
incognita. Auf die einzige Notiz, ben innen Lauf des Sais
gun:&tromes betreffend, Bat fehon Berghaus 72) aufmerkſam
gemadht, wenn man mit ihm bie Erzählung de Mendez⸗
into von der Belhiffung des Grenzfluſſes zwiſchen Kams
bodja und Champa auf diefen Saigun beutet, an deſſen Muͤn⸗
dung er ben _fonft unbefannten Namen Catfmbaru nennt.
In demſelben, fagt er, verproviantiete ſich ber Capttäin feines
Piratenfchiffes (1537) Faria, und erkundigte fich nach Kand und
Leuten. Dan ſagte ihm, der Strom entſpringe 250 Portugiefiſche
Meilen (Eramfued fagte man, er komme aus Lass, DO Ras
gereifen Schiffahrt) weit vom Meere, in dem Aönigeeiche Qul:
rivan, aus einem See, Pinator genannt, der von hohen GE
birgen umfchloffen werde. Am Fuße des Gebirges liegen 38 Dir
fer am See. Das größte Dorf heit Schincalen, und nahe
dabei fey ein reiches Goldbergwerk, aus dem man jährlich 22
Millionen (?) Gold ausgrabe. Diefes Bergwerk veranlaſfe flete
Kriege unter ben 4 Herren von gleichen Geſchlechte, die von Ge
durts wegen gleiche Anfprüche darauf hatten: Giner berfelben,
der Radja Hitau, habe in feinem Hofe 600 Bahars Goldſtaub
An der Erde vergraben. Unfern von einem andern jenen Dörfer,
Buagutrim genannt, fey eine Diamantgrube, deren Steine
Eoftbarer wären als die von Java und Saale, u. 0 m.
19) Berghaus Dem. 1. a. a. O. ©. 71: — oe
+.
‚1062. Oft-Afien. Hinter Indien. IE. Abſcha. $. 85.
Nur von der modernen Gapitale Penom peng, oda C::
lompe, wo noch ein Schattentönig von Kambobje, m
ter einem Cochin Chinefifhen Mandarinen 2), mit Sarnifon, kı
Namen nach, feinen Sig zu haben, und ohne Einfluß zu vr:
tiren fcheint, fagt man (ſ. ob. ©. 914), fie liege am Zuſamnn
fluß zweier Hauptasme ded Maekhaun oder Kambot:i
firomes, 8 geogr. Meilen (40 Engl. Mile) unterhalb der a:
öltern Gapitale -Pontaiprer, Kambodja genannt hit:
ältern Holländern und Portugiefen, bie 16 ‚geogr. Meilen 6
Engl. Miles) Iandein, alfo um 8 geogr. Meilen höher from:
In ihren Trümmern liegt und gegenwärtig zu gänzlicher Unktr:
tenheit berabgefunten ſey. Pe nom peng foll 25.000 bis 300!
Einwohner baden; Im N.D. derſelben liegen 2 füße Gem, ii
bei Ueberfhwemmung 3 Klafter Tiefe haben, fie werden Zan in
Sap, bie SuüßwaſſereSeen (Zunle, d. ti. Fluß) genomii
bie Malayen geben ihnen den Namen. ri Rama thei;e
Hama), und fagen, man brauche eine Zagereife um hinüter js
fhiffen. Bon Pon taipret, oder der antiken Capitale Kam:
bodjas, Eeauwek bei den Holländern, die ins Jahre 163, ®
dahin ſchifften, auf welche fich unftreitig jene oben aus ben Ei
nefifhen Annalen des XIV, Zahrhunderts mitgetheilten Rıdr!
ten über die Refidenz und Prachtſtadt von Kan phutde kit
ben (f. oben S. 982) ift neuerlich gar nichts bekannt wort
Bon einer merkwürdigen Befhiffung des Maekhaun⸗Stie:
“mes von diefer Capitale aufwärts, bis nah Laos, buch da
Holländer Gerard van Wuftbof st), im Sabre 1641, fm
erft weiter unten bei Laos die Rede fepn. Wir erinnern hi
nur vorläufig an biefed merkwürdige, obwol fuͤr ſich iſolitte 3.0
sum, wie tief man fchon in früherer Zeit dort in das Inntte Din
zubeingen bemüht war, ohne daraus etwa große Frucht für de
Erdkunde gezogen zu haben. Leider fehlen uns daher auch (auf
dieſem und obigem, f. ob. S. 904, 915) von hier ans bflime
tere Daten über den Lauf des großen KRambovnja-Htromel
dbeſſen unserer Lauf?) nad Amber. Kardicus Karte, md
».°) 5, Orawfürd Journ. I, 0. p. 447. ®*) Fr. Valentya Beschr
vinge van Cambodja in Opp. T, III. Amsterdam 1726, fol Vas!
Land der Louweh; Gerard van Wusthof Embassade 1641. fl
55-58. °2) Carte du Pays de Camhoge drossee et grai
daprde Dayot et los Rerberches de M. Abel Remusat p. And
OU.
Südgeftadeland, Siam. " 1083
Davotrs Aufnahme, und Ab. Remuſats Chinsfifhen Que
lenangaben, am beften zu überfehen ift.
Zweites Rapitel. |
Das Guüdgeftadeland Hinter⸗Indiens; das Königreich _
Siam und die Malayifhe Halbinfel.
$. 86.
Indem wir, den oben angegebenen Gründen gemäß (f. oben
S. 911), aud hier das früher Zerſtreute nach den in der Ge⸗
genmwart natürlich und politifh zufammenfallenden Verhältnifs
fen, der Leitung der jüngften, frifhen Beobachtung folgend, vers
einigt, unter allgemeinern Geſichtspuncten betrachten koͤn⸗
nen, um dann die beſondern und iſolirt flehenden Beobach⸗
tungen ber einzelnen Länder und Voͤlkertheile anzufchließen, deren
wahrer, innerer Zufammenhang uns aud) hier noch fo fremd if,
wie er ed und auch dort war, fo tft es zuerft das Königreich
Siam nad feinem jegigen Umfange, welches unfere Aufmerk⸗
ſamkeit auf ſich zieht, dem dann bie füblicher gelegenen Anhänge
und Gliederungen folgen können, ehe: wie weiter zum Weſten
fortſchreiten.
Erläuterung 1, |
Umfang des Königreihs Siam (T'hai).
ueberſicht.
Das jetzige Siamefifche Reich beſteht aus vier Haupte '
theiten: 1) dem eigentliher Siam von bem Volk der
Siamefen (die fi felbft. X’Hai nennen) bewohnt; 2) aus
großen heilen von Laos; 3) beögleihen von Kambodja,
und 4) aus den tributairen Malayens&taaten eines
Thelles dee Halbinfel Malacca, beren füdlichere® Enbe von
. da theils einigem fouverainen Malayenfürften, theits
den Briten gehört. Diefes Königreich nimmt daher recht eigent-
lich die Mitte und den größeren Theil des Südgefladelan:
des der Halbinfel ein. Ä
Die Außerfien Srenzpuncte des Reichs 82); denn bie
. 2). J. Crawfurd Journ, I, c. chapt, XV, p. 436 —455.
x
1064 Oft«Afien. Hinter: Indien. II. Abfchn. 8. 86,
genauere Biehung ber Linien, bie unfere Karten 4) nur etwa br:
pothetiſch anzubeuten vermögen, möchte ihre größere Schwierick
haben, find im aͤußerſten Eübden, auf dem Weftufer dar R:
layen Halbinfel, etwa unter 5° M. Br., bei dem Küftenorte Kr:
rao; auf dem Oſtufer berfelben, nur weniges füdlicher, bei 8:
Mmamang Die Nordgrenze ift durchaus nur conjectur:. |
nad 3. Crawfurds Erkundigungen im Sande, wahrfdein:i |
bis zum 21° N. Br., fo daß ſich dies Ländergebiet über 16 Br::
tengrade, oder an 250 geogr. Meilen von Suden nad Nor—
den innerhalb des Tropengebietes ausdehnt. Die aͤußerſte Wer:
grenze begreift noch bie 97° 50 D.2. v. Gr, mehrere jener ©:
fladeinfeln, welche den weſtlichen Küftenfaum der Malayen Hat
infel, im Norden der Malacca⸗Straße, gegen den Martaban.Ec’f
hin, begleitenz die Oſt grenze reicht wahrſcheinlich bis an drz
mittlern Kambodja:Strom, im Norden von Pontaiprei (f. ob.
©. 1062) etwa unter 105° O2. v. Gr., eine Ausdehnung vca
W. nad D. von etwa 100 geogr. Meilen.
Die Arealgröße berechnet Cramfurd auf 11,875 (1900)
Engl. Miles), Berghaus 85) nach feiner Kattenzeichnung anf
13,330 Quadtat⸗Meilen; alſo noch etwas groͤßer als der ganze
Deftreichifche Kaiſerſtaat in Europa, weit bedeutender an
Umfang als CohinChina (f. ob. ©. 915). Davon konıma
etwas mehr als die Hälfte auf bie unmittelbaren Landſchaftes
des Koͤnigreiches Siam (Stam 6383 und Kambobdja 924';
namlih 7307 Q.⸗Meilen; von denen etwas über 7000 auf dem
Continente liegen, das übrige der Infelbildung angehirt.
Die tributairen Landſchaften von Laos werden auf 4916,
aber die bei füblihern Malapenſtaaten auf 1107 A-M.
geſchaͤzt. Die Grenznachdarn ber Siameſen find im RB,
bie von Pegu (Mon) unter der DBirmanenhertfchaft, im Mord
find «6 die Birmanen und Chinefen von Yünnan; im
Oſt die Rambodjen und Cochin Chinefen.
Der Boden, einige große Alluvial- &oenen tm innerſten
Golf von Siam, am Strom Menam und gegen bie Kam:
bodja:©eite hin ausgenommen, iſt wol größtentheild mie Berg:
landſchaft, wenn auch nur von mäßiger Erhebung erfuͤllt, bie
222) ſ. Map of the Kingdoms Siam and Cochin China to accom-
gany the Journal of Mr. Crawfurds Missions Lond. 18285 um
Berghaus Karte von Dinter » Indien 1852. 26) Berghaus Me:
. moite Seft I. a. a, D. ©. 88, "
| Königreich Siam, Üeberficht, 1063 .
jeboch überall bis zu dem vielfach zereiffenen Geſtade und deffen
Vorgebirgen vordringt, indeß Ihe nördlicher Zufammenhang mit
ben oben fchon unter Nr. II: und IV. bezeichneten Meridianges
dirgen -(f. ob. S. 904— 905), was das Innerſte des Tontinentes
betrifft, ziemlich unbefannt bleibt. Bis gegen 18° N. Br. hin iſt
das IV. Siamefifhe Gebirge wenigſtens ale große, primts
tive Kette an’ mehreren Stellen bis zu 5000 Fuß abfolutet Erhes
bung erblickt worden, und nach Ausfage der Siamefen foll gang
Laos ein Gebirgslands) fepn.
Kiüffe. Sehr viele Heine Küftinflüffe, von denen je
doch bisher kaum noch die Mündungen, gefchweige ihr innerer
Lauf, bekannt find, und drei große fchiffbare Ströme a) ber
Kambodja⸗, b) dee Siam: und c) de Martaban:
Strom (f. oben ©. 904— 905) , bewäfleen das Siam: Reid).
Von jenem war fhon andermärts (f. ob. S. 915 u. f.) die Rede;
Diefer wird mehr im Reiche dee Birmanen zue Sprache kommen,
weil er bier nur auf einer wenig bekannten, Kleinen Strecke im
Werten die Grenze bed Siam⸗Reiches berührt.
Der Menam If der Hauptfirom von Siam; aber nur
In feinem Mündungslande bekannt; fein mittler und
oberer Lauf find, wie die feines oͤſtlichen Nachbars, noch faft
Terra incognita. Die furze Strede von der Mündımg bie zur
alten Eapitale, bes Reichs, keine 20 geogr. Meilen landein,
ift er bekannt und überall befchifftz weiter aufwärts” ift feine
Waſſerader noch unbekannter als die des Nigerſtromes In Gens
tral= Africa. In der Provinz Yuͤnnan foll er, nach Ausfage
der Siamefen, unter dem Namen Nankingho entfpringen,
wie wie fhon oben angemerkt (f. ob. S. 904). Bis Chang:
mai (Zaenmae, oder Yangoma bei Hamilton) was nad)
Crawfurds Karte etwa unter 20° 14’ N.Br. in Ober⸗Laos
liege, iſt ee nur für Beine Canoes fahrbar. Von vielen Zufluͤſ⸗
fen waſſerreich wird et nun bei der alten Gapitale Ayutbia
(nahe 15° N. Br.) ein fchönen, fchiffbarer Etrom, und bfeibt +6
Dis zu feiner mehrfachen Stromfpaltung und dreifahen Muͤn⸗
dung am inneren Golf zwifchen 13 und 14° N. Br. Sein oͤſt⸗
licher Mündungsarm ift, von Bangkok an, jedoch der eins
zige für Europäifche Schiffe fahrbare, und alle Kauffah⸗
rer mit mehr als 250 Tonnen Ladung; es iſt dee große Haupt⸗
se) J. Crawfurd Journal 1. c. p. 437. SE
⁊
1006 OſtiAſlen. Hinter-Indien. II. Abfchn. $. 86.
hafen von Siam; bied if der Menam im engen Em
Der weſtlich ſte Mündungsarm heißt nach einer an da
Einguß zum Meere liegenden Stadt Mellong. Der mitt:
lere Mündungsarm zwiſchen beiden, von einer bafelbfk liegen:
den Stadt Tachin genannt, iſt durch große Zudercrohrpla::
tagen. und Zuderfabriten an feinem Ufer, durch bie Hau;
fabrication des (hönften BaisGalzes an feiner Düntung mi
welchem bas ganze Königreich verfehen wird, am bekannteſten
Beide zulegt genannte Seitenmündungen find, wie aut
ber größere duch Sands und Shlamm:-Barren, nur is
hoͤhern Maaße gehemmt, fo daß fie bei geringer Waſſertiefe vor
aue 4 bi6 6 Ellen (cubits, 8 $uß%7) bei Springfluthen, fa:!
Crawfurd, an einer andern Stelle) keinem beladenen Europaͤtt
ſchiffe den Uebergang geflatten. Die einheimifhen Schiffe
paſſiren fie freilih, und finden an allen drei Puncten ihre Ha:
fenftellen. Diefe ſchwimmen aber auch fhon aus Laos vaa
Changmai herab, wo ber Strom vom Auguſt und Sep:
tember an feine MWafferfülle erhält. Dann kommen Flooße mi
Zimmerholz und Bambus, und Flachboote mit Waaren aller An—
den Etrom herab. Um Bangkok zu erreichen brauchen fie, fast
man, 2 Monat Zeit; dann ift bei diefem Emporium der Etrom
mit diefen Slotten im November und December fa be
dedt. Der Menam würde, nad der angegebenen Quelle, mit
feinen Krümmungen nur etwa .200 geogr. Mellen Stroment⸗
widelung haben, und daher, wenn aud die Länge des Deutſcha
Rheins (150 geogr. Meilen) weit übertreffen, doch nur etwa bin
ſichtlich der Länge unter ben Europdifchen Ötrimen dem Don
(195 geogr. Meilen) gleich feyn, an Wafferfülle ihn jedech
weit übertreffen 3 unter den coloffalen Aflatifchen Strömen duͤrfte
ex, feines nicht geringen Calibers ungeachtet, doch nur etwa zum
den Strömen vom vierten Range gehören, und feinen beiden
Nachbarn, dem Maekhaun wie dem Irawadi, ſcheint er fehe
nachzuſtehen. Sein Name Menan (d. h. Mater aquarum bei
den Eiamefen)®) iſt nur ein allgemeines Appellativ für großes
after überhaupt, das ihm — beigelegt wird. Cigene
sn) J. Crawfurds Report on the Mission to Siam etc. 1822. ih
Asiat. Journ. Vol, XIX. 1825. p. 12. **) Descriptio Regni
Siam per Jagocam Schoutenium qui fait in illo Director mercatu-
rae nomine Societatis Belgicae Indiae Orientalis aliquot annis et
anno 1636 hasc scripsit Belgico sermone transl. in Lätisum per
=
— Siam, Siam⸗Golf, Oft. 1067
Flußnamen für den ganzen Lauf fehlen; feine einzelnen St
Sen werden nad den’ anliegenden Städten benannt, wie Fluß
Bangkok, Fluß Kampeng pet, Fluß Changmai u. a. m.
Da Golf von Siam mit feinem Geſtadelande if
eigentlich ber einzige näher bekannt getwordene Theil dieſes Koͤ⸗
nigreiches 5 von ihm geht daher zunaͤchſt deſſen geographifche
Kenntniß aus, und wir gehen von der Befcheeibung feiner er
on zu der der Wektäße über.
1. Die Dftäße des Sorfe von Siam) mit ihren
SInfeln — Kokong, Kotfhang, Zungyat, Achan⸗
tabun, Songtaben, Cap Ian Bangpofae,
Gruppe der Sitfhang.
An ber füdlihen Grenze bes Siameſen Territoriums liegt
die Inſel KoKong (Ro, d. h. Jnſel, alſo richtiger Kong), une
ter 10° 40° N. Br., bewohnt von Siamefen, aber auch noch
von Chinefen, Kambodjen, Cochin Chineſen. Auf dem .
continentalen Gegengeſtade wenig Tandeinwärts an einem Küftens
fluß liegt die Stadt Kong, der Sie des Gouverneurs.
Die Inſel Kotfhang (auh Kokud, Ko mal und Ko;
maffi) liege etwas weiter noͤrblich, gleichfalls von einem Ges
miſch verfhiedener Wölkerfchaften bewohnt. Gegenüber auf der
Gontinentattüfte liege Diftriet und Stade Tung pai (d. h.
große Niederung); an diefer Stelle iſt die große Kuͤſten⸗
Bette, die zu Kangkao (f. ob. ©. 915) beginnt, unterbrochen,
und macht einem großen, weiten, ebenen Küftenlande Plag, bie
nah Chantabun (Tſchan ta bon). Ein breiter Seearm führe
nah Tung yai hinein, zur Mündung dreier Küftenflüffe, an
denen 8 Stunden vom Meeresfteande die Stadt Zunyat liegt,
Auch der Canal zwifchen diefer Stadt und jener vorliegenden
Juſel iſt ſchiffbar; an feiner Continentalkuͤſte liegt das Staͤdtchen
Nam chao, wo viele Malayen wohnen.
Tſchanta'ban, Chantiboona, oder Chantibond bei
Sintayfon®), Provinz und Stade, folge etwas welter nord⸗
waͤrts; bee ——— Plot an der Oftküfle des Golſs; nach
Bernh. Varenium M. Dr, in deſſ. Desor. Regni Japonine 4 Siam
8, Cantabrigae 1673. p. 107.
280) J. Crawfurd Journ, \ op 439 — 441. 0) G, Fihlayson
Jousn. p 250. *
\ =
1068 Oſt-⸗Aſlen. Hintere Indien. IT. Abſchu. $. 86.
Eiamefenauffage 12 Stunden vom Meere lanbeinwärts gelegen
an rinem mäßigen gleichnamigen Küftenfluffe. Ende Bes XV.
Jahrhunderts wurden 2 Jeſuiten durh einen Sturm dakiı
verſchlagen, wodurch dieſe Küfte befannt wurde. Der Fluß fc:
—
nicht tief, aber fein Ufer weit bewaldet ſeyn; viele Waldbaͤche vom
nahen Gebirge fallen ihm zu. Die Stadt liege, von Hechmar
ungeben, am Zuß der Gebirgskette, welhe von Shd gear.
Mord zieht, und dort Siam im W., von Kambodja im D.
Scheide. Die Holzplanken ber Stadt find mehg gegen die Raub—
beftien gezogen, als gegen menſchliche Feinde. Tiefe Grafuns
deckte dort die Wege der. Stade bis zum Commandante: Hau“.
— Seit biefem Berichte hat fih der Ort ungemein Vergrösert
wie auh Tungpai unb andere Küftenorte, ducch bie Chine⸗
fen Anfiedlungen, welche feitdem bier die Pfefferplan:
sagen?!) ungemein ausgedehnt haben follen, Chantaban fol
jährlich an 30,000 bis 40,000 Picul dieſes Gewuͤrzes probucitn,
Zungpai an 10,000. Auch iſt bier der Hauptſitz des
migutthandels. Innerhalb bee Lemfing- Spige, und an
der Mündung des Chantabunsfluffes foll ein gut ge
ſchuͤzter Hafen fepn, und in 5 bis 6 Faden Tiefe Ankergrund;
aber die Siamefen laſſen eine Fremden in diefe Däfen 7) ein:
ſchiffen. Bei Vorüͤberfahrt, unter 12° 39 N. Be. und 101° 30
DE. v. Gr., an biefer Küfte, fahbe man im Hintergrunde zwii
giemlih hohe Gebirgsketten emporfleigen, vorn eim breites
Niederland, eines der bebauteflen und bevöfkerteften im Ki
aiigreihe Siam; zumal reich an Reis, Pfeffer, Carbas
momen, Samboge (f. ob. S. 80, 32%). Die Küfte if un:
gemein offen, und wenig durch vorliegende Infeln geſchuͤtzt; nur
eine Eleinere aus Granit und Quarzfels, aber unbersohnt,
bemerkte man bierz ihre Klippen fhwärmen voll Seevoͤgel,
ihre Waflee vol Deiphinenheerdben, Mollusten und
Wallrath haltende Seethiere (spermacetic animaleulae).
Sinlapfon fhildert diefe ganze Provinz Chantaban®)
als ein befonderd ausgeſtattetes und pittoreekes Gebirgsland,
das aber als ein Loßgerifiener Theil von Kambodia, und ge:
genmärtig als öftliche Scenzprovinz von Siam gegen das Go:
391) J, Crawfurd Journ. 1, c. p. 440, 68. *®) J. Crawfurd Re-
-port etc. in Journ. Asiat. 1825. Vol. XIX, p. 12, *») G. Fia-
layson Jourm. L c. p. 39 — 208. -
— — — — — — —
N
Koͤnigreich Siam, Siam-Golf, Chantaban. 1069
" Hin Ghinefifche Reich, großes Misgeſchick durch Verheerung in dem
Legten Jahrhundert erlitten, feined Unglüds ungeachtet dennoch:
besvundsenswürbdig buch feine zeichen Naturgaben fey. _ Mit
Waͤldern, fruchtbaren Thälern und Ebenen, nur ducch eine Bergs -
kette von Kambodja gefchieben, ſteht «6 mit deffen Gentrallande
in maͤchſter Verbindung ; feine guten Hafen und zahlreich‘ vorlies
genden Infeln fihern und fchügen feine Seeunternchmungen.
Der durchziehende Fluß ift zwar, wie.bie meiften biefer Küfte, an
der Mündung durch eine Barre verftopft, giebt aber Barken und
Ueineren Schiffen den. Einlaf. Sein früherhin bedeutender Han⸗
dei ſank erſt ſeitdem die Provinz zu Siam gefchlagen warb
denn der Directe Verkehr mit dem Auslande iſt feitdem hier
unterbrochen und Bangkok ale Mittelſtation angewisfen. Die
SHauptprobucte der Ausfuhe von hier find: Pfeffer, Benzoin,
Stid:Lac, Elfenbein, Agilaholz, Rhinoceroshorn,
Rühphäute, Büffel, Wild, auh Gamboge (Bummis
gutt), Kardamomen, Edelfteine von geringer Qualität.
Cramfurd”) fagt, es feyen bie ſchoͤnſten rothen unb blauen
Saphire, die jedoch in keinem hohen Preife ſtehen. Pfeffer
ift die Hauptcultur, aber ein Monopol des Königs, der allein
ihn auflauft, das Pikul (f. ob. ©. 948) zu 8 Tical am Det,
indeß er ihn zu Bangkok fchon zu dem Pirife von 18 Tikal
für ein Picul abfegt. Eben fo iſt es mit den Kardbamomen
und bem Agilaholz (f. ob. S. 934); die Kardbamomen,
nicht ganz fo gut wie die von Kambobja, läßt der König am Ort
zu 120 bi6 140 Tikal einkaufen, und für das Doppelte in Bang»
tot, 270 bis 280 auch wol 300 Tikal verhandeln; fie gehen aus⸗
ſchließlich nach China. Die Pfefferplantagen find nod großer
Erweiterungen fühl. Die Wälder llefern das trefflihfie
Schiffsobauholz; daher hier gute Sciffswerfte, wo viele Junken
gesimmert werben. In geringer Zerne, landein, von ber Küfte
liegt ein fehr hoher Berg, Bombafoi, ber von feinem Gipfel,
einen weiten Meberblid über Tſchantaban und Kambodja
darbietet. Dem Hafın von Tſchantaban ‚Liegt das Inſelchen
Banggacha mit gutem Hafen vor; auf ihm fol man fehe
viele Edelfleine fammeln. Ein anderes Infelhen, Sa mas.
ra yat, im Oſten des Hafens, ſoll Gold probucieen u. a. Mm.
.29) J. Cravfard — Observations etc. in Transact. of he A
Geol Soc. Sec, Serie Vol 1. P. 2. p. 407.
1070 Offen. Hinter⸗Indien. IT. Abſcha. 8.
Die Population dieſer Provinz wirb auf eine Min,
nach andern Ausfagen nur anf die Hälfte angegeben 6 fa)
KRambodjen, SohinChinefen, Siamefen, abe Eli:
nefen der Zahl und dem Anſehn nach bei weiten bie men;
in ihren Händen find die Landesproducte und ber Reichthum; dı
Chinefe von Geburt war hier, als Erawfurb vorkberfhift,
Giamefifher Gouverneur diefer Provinz. Auch fagte man, If
bier 200 bie 300 eingeborne Chriften lebten, die zu dem Kit
fpeengel des damals dort fungirenden Biſchofs von Metehopeit
gebörten, eines Franzoſen, Jofepb Florens genannt
Aboriginer: Bewohner dieſer Küftens Provinz von Tung:
yai und Tſchantaban find ein eigenthimiicher, wenig belann
ter Volteſtamm, die Tſchong (Ehong) 2%) genannt, die ff
wos vor jenen jünger eingedrungenen Gewalthabern in dat is
nere Bergland zuruͤckgezogen haben mögen, wie es aͤhnliche ie
eiginerftämme im Dften und Norden, die Tſchampa, bie Bil |
(ſ. ob. ©. 967), die Lao umb andere gemacht. Sie follen inf
Beine Witde, fondern ein mehr induſtrioͤſes Voͤlkchen ſeyn, des du
Dftlüfte des Siam⸗Golfes, zwiſchen 11 bis 12° R.Br, jumalı
feiner Heimath bat. Nur ein einziger Mann dieſes Gtamnd
war «6, den Sramwfurd auf einer ber Sichang⸗Inſeln als De
fucher kennen lernte. Ex fehlen ihm in Schlag und Gef
dung ganz verfchieben von den Siameſen zu ſeyn. Sein Hai
war viel weicher, fein Bart ſtaͤrker, fein Gefichtscontour viel pr
minieender, feine Hautfarbe dunkler. Ob dies aber nur ih, al
Individuum, oder feinem ganzen Stamme eigen ſey, ließ Mi
nicht unterfuchen; feine Sprache wich als Driginalſprache gen
von des der Siameſen ab, und hatte nur viel von den Kambeir
jen Geborgtes; f. Eramfurbs Vocabular a. a. O.
Die tiefe Bat Kongkaben %), zunaͤchſt ins Nord ver
Tſchantaban, ift die einzige, wie es ſcheint, flat bewohnt
Küftenftelle, nordwärts dis zum weitvorſpringenden Gap Eyantı
aber fie iſt nicht über B Faden tief und dem S. W. Monſun uk
geſetzt; doch foll die Meeresſtraße, zwiſchen dem vortiegenden Je
feihen Koſamet und dem Eontinent, eine gute Hafenſtelle fer,
fie if} nicht bewohnt, Die ganze Küftenfirede bis dahin iſt ber
gige Waldwildniß, nur dünn bevölkert, aber mit den herrlichen
»*+) J. Cramfurd Jonmal . 440, 448, 180 *) del.
. p Mil.
Königreich Giam, Siam⸗Golf, Cap Lyant. 1071
Urmwälbern geſchmuͤckt, die zwar kein Teakholz, als das befte
Schiffsbauholz enthalten, dagegen aber eine Fülle von andern
koſtbaren Waldbaͤumen, welche ebenfalls treffliches Bimmerholg,
Borken, Farbhoͤtzer geben, darunter auch Roſenholz genaunt
wird (ſ. unten).
er
Das Cap Eyant?”) fpeingt, nah Crawfurds Beobadıs
tung unter 12° 36’ 30" M. Br., um ein bedeutendes (12 Engl.
Miles) weiter im Norden vor, als es auf den frühern Karten
angegeben war; es wurde nad 2 guten Chronometern unter
101° 11’ O. L. v. Gr. beobachtet, alfo 16 Engl. Miles wefttie
her als es früher geographifch verzeichnet war. Suͤdoſtwaͤrts
liegt an demfelben ıdee etwas bewohnte Dre Rayung, und [de
wärts ift diefem Gap, das die Siamefen Sam me fan nen—⸗
nen, ein Inſelchen vorgelagert, deſſen Ganalbreite vom Feſtlande
tief genug iſt, 44 Saden, um mit großen Schiffen undden größe
ten Junken paffitt zu werden. Die Ufer laͤngs der Durchfahrt
find fandige Buchten, Hügelboden, nadt ober waldig, unbebaut,
nur von Fifchern fparfam benugt, die bier aber reiche Beute an
Schildkroͤteneiern mädhen, die ein Regale für Siam find,
Im W. und N. W. liegen demfelben Gap ſehr viele Inſelchen
vor, ducd welche Crawfurds Schiff überall ficher hindurch ſe⸗
gein konnte. Einige derſelben find bewohnt, wie z. B. Kokram,
d. h. die Indigo-⸗Inſel, und Kohan hie bedeutendſten. Sie
haben. ein Gemenge don Siameſen und Cochin Chinefen
zu Bewohnern, bie fich in ihren Anfiebiungen bie fo weit gegen
Welt ausgebreitet haben. Die Küfte des Continentes wird auch
bier von einem Gemiſch von Siamefen, Kambodjen,
Cochin Chineſen und Chineſen bewohnt, aber auch don
einigen wenig bekannten rohern Voͤlkerſtaͤmmen). Ihre
Erxiſtenz, ‚fo wie das Schickſal der Geſtadeinſeln wird fehe unficher
gemacht durch häufige Ueberfälle von Matapifchen Piratenflotten,
die von Tringanu und anbern Malayenkuͤſten nicht ſelten bis
hierher verſchlagen werden.
Don hier an nordwaͤrts Liegt an ber Kuͤſte der Ort Bang⸗
Po mung, der letzten Stuppe der dortigen Geftabeinfein St;
tfhang gegenüber, von wo aus man die flach vorliegende Mies
berung, kaum über der Meeresfläche wahınchmen kann, indeß fern
»’) J. Crawfurd Journ. 1. c. p. 685 »*) 3. Crawford Journ.
p. 189,
1072,-Ofb-Afien. Hinter⸗Indien. II. Abſchn. v.
im Oſten ber hohe Berg Bang pa ſoe fi im Saunen bei fi:
des erhebt. ,
Dieſen Namen erhält er jedoch nur nad ber Kuͤſtenſen
Bang pa foe?), die an ber Mündung bes bedeutenden Bas;:
pakung⸗Fluſſes liegt, der dort die Niederung dushfänett
und nicht viel geringer ald bee Menam ſeyn foll; er hat an I:
ner Barre wenigſtens biefelbe Waſſertiefe, und innerhalb.iui;
ee 23 bis 3 Faden Fahrwaſſer.
Die Stade Bang pafoe, eine Holzftodade, eine ri
verfchanzung gegen die Cochin Chinefen, ſoll einige 1000 Einn:t;
ner haben; ihre fruchtbare Schlammmiederung fik:
gen Weft unmittelbar an ben aufgeſchwemmten Deltaboden Ir
Menam; beides find Koörnkammern, flark bebaut mit Kıit
und Zuckerrohr. Bon hier foll eine gute Fahrwaſſerſitaße, a
Lande bis zur Grenzflation Tungpai gehen. Der Fluß Barz
pa fung entfpringe auf dem IL. Scheidegebirge, wiſtu
Kambodja und Siam (f. ob. S. 904); von biefer Richtung hr:
ſcheint dee bequemſte Uebergang deſſelben flatt zu finden, mir
ſtens hörte Crawfurd, daß dies die Direction ber dir
resſtraße fey, auf welcher Siam flets von ben Kambobi:
von der Landfeite her, überfallen worden ſey. Mur wenig ei
halb der Mündung des Stromes liegt 13 Tagereiſen fen !
ihr dee Dit Patzgipu, wo der Gouverneur der Proving Ti
Reſidenz hat, und nordweſtwaͤrts des Stromes fängt dab st
flache Uferland des Menam Deltabodens an ſich anszaheetl
bis zum Hauptſtrom, deffen Anfuhrt wegen Seichtigkeit und Mir
. gel an Landmarken ſchwierig if. Drei Chinefifche Funken, mil
Sramfurds Schiff dort glücklichet Weiſe vorfand, bieaten Na
bei nur 33 Faden Fahrwaſſer im fehe verengten Giom: Gulf I
Wegweifern.
Die Sitfhang-Infeln?). Die legte Genppe
.... Zufelteihen, welche bort gegen das Sunere Dil
olfe® ihr Ende erreichen, find die fon oben im RB. 14
Gap Lyant angegebenen Sitfhang. Sie machen dm Vo
ſchluß derſelben gegen N.W., und find durch ihre Lage vor Dar’
Lot, wie duch ihr gutes Waſſer und andere Vortheile eine?
309) 3. Crawfard Journal L. c. pe 70,441. 30%) I. Onefi
Journ. p. 187— 183; G. Finlayson Journ. p. 26720; 1°
ber Singapore Chronicle on Kosi Chang, |. U Asut. Joan
- Königreih Siam, Ko Sitſchang. 1073
Beſchiffer de Siam⸗Golfes Intereffante Entbeckung ber Eraw⸗
furdſchen Miſſion, welche auch eine Kartenaufnahme!)
dieſer Inſel⸗Gruppe zu Stande brachte.
Die beiden größten Inſeln dieſer Gruppe heißen Si—
tfhang und Kohkam; zwiſchen beiden fand Craw⸗
furds Schiff eine gute Hafenflation. Als er das Emporium
Bangkok ımb bie Mündung des Menam verlieh, um nad)
Saigun zu fchiffen, war es wegen ber feichten Barre der Menams
Mündung nothwenbig geweſen, fein Schiff abzutakeln und zu. ers
Leichtern. Die vorliegende Infelgruppe bot eine gute Station
Dar, das Schiff wieder in Stand zu fegen, und zugleich feifches
Waſſer und Holz einzunehmen. Ein Otägiger Aufenthalt auf
Diefer früherhin fo gut wie unbelannten Infelgeuppe (vom Zten
bie 14ten Auguft. 1822) machte mit ihrem Naturreichthum ges
nauer bekannt, und zeigte zuerſt ihre Wichtigkeit für bortige See⸗
fahrt. Der zweimonatliche Aufenthalt des Schiffes in der unges
fundeften Jahreszeit, hatte bie Schiffögefellfchaft der Briten, bie
aus 130 Perfonen befand, in Bangkok und bee Mündung
bes Menam, ſo geſchwaͤcht, daß ben Genefenden ein —
Aufenthalt auf dieſer Station ſehr erwuͤnſcht war; doch wurden
bier’ zwei der dort Geſtorbenen begraben.
Nur am Ende des XVII. Jahrhunderts waren dieſe Si⸗
tſcha ng⸗Inſeln von dem Britiſchen Schiffe Hamilton (New
Account. of East India 1688 - 1723 Vol. I.) unter dem Namen
der Holländer Infeln (Dutch Islands) gmannt; bie
größte nennt er Amſterdam; waheſcheinlich biente fie ben
Schiffen der Holländifch » Oftindifchen Compagnie, bie bei S. W.
Monfun öfter in Siam einliefen,, zum Schugorte, auch wol zus
weiten für Britiſche Seefahrer; aber ihre Nature wurde dadurch
nicht näher bekannt.
Die Stamefen nannten die ganze Gruppe, welche im Anges
fiht der Mündung des Denam liegt, Ko Sitfhang (Inſel
Sitfhang). Es find 8 Jnſeln, von denen jedoch nur zwel
größere die Namen Ko Kam (oder Koſeram) und Sitſchang
haben, welcher letztere Name von ber größten Einzelinfel auf bie
ganze Gruppe übertragen iſt.
Sitſchang, die Hauptinfel, fiege nah Finlapſon unter
13° 1 N. Br., 105° 65 DE. v. Gr., nur 4 Stunden Fahrt
t) J. Crawfard Report in‘ Atiat. Journ. 1825. Vol. XIX. ꝑ. 12.
Mitten Erdtunde IV. Yyı
4
N
107% "Df-tifen Hinter⸗Indien 11. Abfcın. $, 5b,
fern von der Mündung des Menam gem S. S. O.; der Hıfe
iſt dort gut und angenehm. Gie ift zwei Stunden (5 Engl.
lang und eine gute halbe Stunde (13 Engl. M.) breit, fi.
bergig, bis an das Meer bewaldet, faſt unangebaut.
Die Infel Ko Kam ift nur ein Viercheil_fo-geoß wie je
mit einem Dorfe von Siamefifhen Fiſchern bewohnt, bie au:
Theil der Waldung gelichter und den Boden mit Mais w
Gemäfe bepflanzt haben.
Granit und blauer, koͤrniger Kalkſtein zeig f:
bier und auf Sitſchang längft ber Uferfeite phantaſtiſche 9::
lembildung mit Stalactiten. Bei niederen Wafie b
merkte Sinlapfon weitverbreitete Platten oder Lager groblir
gen Granits, horizontal gefcichtet, mit fchwargem Glimme:
und vielem Schiefer, der feiner Anſicht nach die Baſis der St
ſel bifdet, aber fih kaum uͤber das Niveau der Meeresflähe a
hebt, und Im Innern der Iufel gar nicht mehr wahrnehmbar ii.
Diefen Sranitmaffen find Schichten von Quarz und kı
nigem Kalkſſtein aufgelagert, die in Schichten äfter weils
been Kaltflein wol öfter Dotomit if, der bie Quarzmafien 39
gu den hoͤchſten Pils ber Gipfel emporgehoben haben mag. Zi
PFleinern, umherzerſtreuten Inſelchen und Klippen beſtehen auf
Quarzfels mit Gängen und negartigen Geflechten von Eifenmn.
Die Schichtung biefer Bebirgsarten if von D. gegen W. fü
lend gegen Nord. —
Die wilde Flora dieſer Inſeln iſt fo reich, und zeigte fü
fo neu für ben Europäifhen Beobachter, als ber Anbau beit
ben gering, ja aͤrmlich genannt werden muß, doch ift die Baum
vegetation keineswegs ausgezeichnet, die Stämme können ni
zu Diaften verbraucht werden. Auf ber großen Inſel Sitfdar
find nur Spuren frühen Anbauesz viele der Eleinern Kliyfn
find nackt; die Zifcher der Infel Ko Kam bauten nur Yant
(Dioscorea alata), Pfeffer, Bataten (Conrolrulus batats,
einigen Indigo, Bananen, etwas Mais (Zea mais), Ur
cum u. a. m, Die ganze Inſelgruppe zeigte keine einzige Pal
me, obwol in ihrer Nachbarſchaft mehrere Arten deefelben get
"ben. Die arborescenten Gewächfe herrſchen hier zwar dor, OR
jeboch große Höhe zu erreichen. Die Tamarinde zeigte fih hir
häufiger auf den heiden größern Inſeln; da fie jedoch nur al
älter bebauten Stellen vorkam, fd if es wahrſchelalih
daß fie hier nicht einheimiſch iR, ſondern einſt hielt
®
—
Königreich Giam, Ko Sitfhan. 1075
verpflangt wurdez jegt bringt fie nus wenig Frucht. Wegen
Mangels an Alluviatboden fehlten hier gänzlich die Rhizopho⸗
zem (Mangroves), die den Reichthum ber Niederungen bes Ges
gengeftades ausmachen. Dogegen bemerkte Finlapyſon bhies
mehrere ſehr höhe Species von Ficus, eine große Zahl von
Caprifolien, noch zahlseichere Arten Euphorbien, fehe viele
Arovideen, die fhönften Apocyneen, darunter ungemein eles
gante Species von Hoya u.a. m. Hierzu viele der Infelgruppe
eigenthümlihe Asparagus Arten (nach Juſſieu), Eriehende
SD flangen mit eleganten Kormen, feinen reihen Blättern, hin⸗
ouffletternd bis zu den hoͤchſten Gipfeln der Waldbäume, fie wie
mit einem vegetativen Mantel umbüllend. Eines biefer Sewächfe,
eine Art Vams (Dioscorea), eine neue Species, zeichnete fich
durch die gewaltige Größe ihres Wurzelknollen aus, bie eine
mehlartige Nahrung geben, und bei den Elamefen Paipune
efhang, b. i. Elephanten⸗Yams, beißen Kine biefer
Wurzeln wog anderthalb Centner,“ eine andere 350 und eine dritte “ |
fogar 474 Pfund, fie hatte 92 Fuß im Umfang. Sie find zw
hart, um zur Nahrung zu dienen, nur ihr Saft wirb genoffen,
Nur ein Viercheil der Wurzel liegt unter der Erde, das andere
über derſelben; ihr Stamm, ber-aus biefen unförmlichen Knol⸗
len hervorttitt, hat kaum einen halben Zoll Dicke. Diefe Pflanze
fand man auf 3 bis 4 verfchiebenen der Infelgeuppe, immer auf
Felsboden, nicht fern vom Meere unter dem Schatten ber Bäume,
Das Mehl iſt bitterlich, ſonſt geſchmacklos, die Einwohner genies
Ben es nur zur Zeit dee Roth, wenn ihnen andere Speife fehlt,
Pulveriſirt nehmen fie von diefer Wurzel gegen Fieberanfälle ein,
Die gebaute Yams, Dioscorea alata, bemerkte Finlayſon,
treibe hier auch mit befonderer Energie, und verdränge andere ide
benachbarte Sewächfez aber einheimifch fey fie nicht; er
fand fie nirgends einfam, etwa in wilden Zuſtande; ſondern
‚immer nur gefellig, als Heerdenpflanze, auf Cultur⸗
ſtellen; offenbar ift fie alfo auch bier erſt wie die Tamarinde
eingeführe.
So abweichend wie bie Flora, iſt auch die Sauna des
Inſel, nur noch beſchtaͤnkter. Man fand hier nyr eine.große
Art Ratte,und eine Art Eichhorn einen Zuß lang, milche‘
weiß mit ſchwarzen Pfoten, eine neue Species, In großer Menge
unter den Saͤugethieren; unter den Vögeln, ſchoͤne ſchwarze
Pelikane, blaue Rohrdommeln, eine weiße — befonder®
J
1076 Dfi-Afen. Hinter⸗Indien. IT. Abſcha. $. 86.
abee Kaubenarten, durch welche die Infelgruppe autgegeiö.
net iſt. Eine kleine grüne Taube mit gelber Bruſt, Colum!:
litoralis, die allen jenen Hinterindifchen Hüften gemeinfam if:
aber dazu noch jene große, weiße Speries If. oben &. 1077) rw:
ſchwarzem Schwanz und Fluͤgelſpitzen, die fi auf mehrerm jecı
Seftabeinfeln des Siam Golfes vorfindet, aber nirgends auf der
Gontinente, und noch eine andere Zaubenart roͤthlich —
Metallglanz, eine ganz neue Species.
Eine ſehr fhöne grüne Eidere, zwei merkwürdige Ar
kandkrabben, vine große Menge neue, feltfam gefaltıa
Sifcharten und viele andere Beethiere, geben ben Einwehncn
Nahrung. Fels a uſt ern find hier häufig, auch die efbacer
Vogelneſter (Salanganes) an ben Meeresſeiten der Klippen.
aber fie werden nicht regelmäßig gefucht, bleiben daher ange Bir
gen und haben dann nicht den guten Geſchmack diefer Frifken
Waare. An Holothurien (Biche de Mer) fehle es bie
nicht, doc) lohnt ihre Einfammiung hier die Mühe nice Sa
dem SFifcherbörfchen, von 10 bis 12 Hütten auf der Inſel Ko:
tam fanden die Briten bei ihrem Beſuche eine ſeht freund»
liche Aufnahme; aber das Völkchen war ungemein. arm. he
Hütten waren mit Palmblättern gedeckt, man ſahe mur eicate
Greiſe, alte Weiber, fehh gealterte Kinder, es fchienen ans poii:
tiſchen Urfahen Verbannte gu fepn, bie in dieſem Cril in
wohnen gezwungen waren, biefen Aufenthalt aber keineswegs als
ein Unglüd für fi anfahen. Bei Befleigung eines Berges auf
ipeer Jnſel gewann man eine herrlich audgebreitete Ausficht, weit
Aber das Inſelgeſtade unb das benachbarte Continent.
Auf dee größten Infel Si tſchang fand man eine gute
Waſſerquelle am.Ufer, und eine zweite auf einer Anhoͤhe,
die fih als Bach gegen S. W. zum Meere herabgieft. Eden
auf biefee Höhe fand man einen Prachidi ober eine Pagotı
in Thurmform erbaut, mit foliber Grundmauer 30 Fuß bock aufı
geführt und weiß angeflrihen, aber keine Einwohner. Diefe Pas
gode liegt auf dem Gübweltende der Inſel, und iſt um
ſftreitig von Cochin Ehinefen Schiffern, als Landmarke und um
den Gergöttern Votivs Opfer zu bringen angelegt; bier Ianden
Me um Waſſer und Holz bei ihten Rüdfahrten von Bangtot
In ihre Heimath einzunehmen. Schon hatte Crawfurd neun
Tage auf ber Infel zugebracht, ohne Einwohner bemerkt zu be:
den, als er zulegt moch tief im Innern deu Inſel einen Suppfch
\
u
‘ .
Königreich Siam, Siam-Golf, WeRtüfte. 1077
| ſahe, dieſem folgend eine idylliſch einſame Culturſtelle, auf allen
Seiten von Berg und Wald umgeben, wahrnahm. Ein ſieben⸗
zigjaͤhriger Greis, ein Chinefe, und feine bejahrte Frau, ein Weib
| aus Laos, beide ſchon halbblind, bebauten ein paar Ader Land
‚ mit Mais, Yambs und füßen Batatenz fie fegten dieſe wol
zum Verkauf am Geflade für vorüberfegeinde Schiffer aus, und
u
frifteten fo ihe kuͤmmerliches Leben „ dem Grabe fchon entgegen:
fterbend. Sie fhienen in ben Tagen ihrer Jugend ein höher ci»
vilifirtes Leben gewohne getvefen zu ſeyn 3 wahrſcheinlich in hiefe
Erinſamkeit verwiefene Verbannte. |
Zu größerer Anfiediung bieten die Sitſchang Infeln/pu
wenig Fruchtboden und Raum dar; aber ihr geraͤumiger und ge⸗
ſchuͤtzter, zwiſchen beiden Hauptinſeln Hegender Hafen, bie bis
10 Fuß ſteigende Fluth, der Etrom ſuüßen Waſſers,
der Holzreichthum, die Vorlagerung vor dem Deltalande
war dv
Des Menam, wuͤrden fie für ben Zwiſchenhandel zwifchen
Singapore, Siam und Cochin China, zu einer trefflihen
commerciellen Station eignen, wie etwa Ormuz, Mas
cao und andere analoge Geftabepuncte für den Kuͤſtenhandel bes
- — — wu — —
Orients es durch gleiche Beguͤnſtigungen geworden find,
2. Die Weſtküſte,des Golfes von Siamz die Sam»
roipot, Cap Koi, Tſchampon, Puwmring und
Bandonz die Inſel Tantalem; Ligor, Talung,
Sungora, Tana bis zum Cop Patani.
Die weſtliche Begränzung des Golfs iſt bis jezt
noch weniger bekannt als die oͤſtliche Mur dadurch, daß bei
Crawfurds Schiffahrt von Doublirung der Halbinſel Malac⸗
cas nah Siam, erſt bei Suͤbweſt Monfun die ganze Breite
der Chinefifhen See, zwilhen Singapore in der Dice
tion bir Natuna⸗Inſeln, gegen N.D. bis Pulo Ubi quer durche
Treuzt, dann aber von Pulo Ubi das Küftengeflabe der To eben
befchriebenen Oftfeite des Siam Golfs bie zur Menam: Mündung
befchifft warb (vom Anfang März aus der Malaccaflraße bi6
zum 22. Mär, wo man an bee Menam » Mündung Anker
warf *2), wurde dieſes genauer befannt. Indem man aber, von
Bangkok zurüdkchrend, die Sitfhang Inſeln auffuchte
(im Aug uſt), um von da nah Saigun und Hus vorzubrins
10) J. Crawfurd Journ. p. 58, 70.
ſchon oben befchriebene Seemarke der Schiffer, Palo Ubire
=
1078 OftsAflen.: Hinter Indien. IL Abſchu. $. 8.
gen, war es am gerathenften, durch Beſchiffung ber Wehtih
des Siam Golfs, ft Tüdmärtse, bis zum CapKwi(kr
vorzubringen (vom 14. bis 17. Auguft W2) um dann von ba ca
wie «6 ſchon vor 150 Jahren diefelbe Methode umd Sakıizi
Der Hollaͤnderſchiffe *) gewefen, ben günfligen SW. Monfuns
winnend, den Siom Golf quer zu durchſetzen (indd
gen, vom 17. bi6 zum 19. Auguft), und zum zweiten mais
Megmeifer zue weiteren Schiffahrt nach Cochin China ff
zu werden. Hiedurch wurde ein Theil jener Weſtküſte
Siam Golfs ebenfalls Gegenfland unmittelbarer Obſerrc
der übrige Theil wurde durch fragmentarifche Ueberliefenung b
kannt.
Als man, am 15. Auguft, die Anker an ben Elıfdsn,
Anfeln gelichter, fegelte man bald im Angeſicht der Wertztı
bes Siam Golfs gegen Süden, quer über bie innerkr dt
Die hier keine 10 Meilen (50 Miles Engl.) Breite hat ©
erblickte man, von ber Mitte der Bat aus, zu beiden Ein
Hochland. Der Anbii warb gegen die Weſtkuͤſte uns
pittorese, und ſehr verfchieden 5) von dem der Dfkk
weil im Weften alle vorliegenden Inſeln fehlen, die an Ir t
kuͤſte unzäplbar find, Ein niederer, weiter Küfengrautt
mit dichten Waldungen bededit, zieht das Geſtade entlang; do
find es Palmen in Denge, unter denen die Palmyra Pıls!
am vorbersfhendfien fich zeigt.
Auch beffer bewohnt zeige fih das Geſtade, und hintn MB
felben feigen hohe malerifhe Gebirgsketten emp, cu
Succeffion von Brrgsügen, die erſt am fernften Henn
Ende zu finden ſcheinen. Es find Gipfelfpigen, die fi, 9
Gramfurd, bis zu 3000 Fuß Höhe über die Mertfläht a
beben, hinter denen das tiefe Langenthal des Danaſſeti⸗
Stromes, gegen Süden, zum Meere des Bengalifken Ger!
zieht. Es find die Sameoipot (d. h. bie dreihundt
Pite) der Siamefen. Cine ungemein characteriffifge Bu®
Aung, von N. nach S. ziehend (f. oben &. 905), ſeht dad: 7
an ihren Abfällen, in unzählige, kuͤhne Kegel aufkamend: F
#03) J. Crawfurd I, 0. p. 19L—- 194; G: Finlayson p- 0-3
©) E. Kämpfer Geſchichte und Beſchreibung von Japan, Ist"
1777. 3, 1.6. 60. °) G. Finlayson Jours. LP
.
\ j N
N
Königreich Siam, Siam · Golf, Weſtkäſte 1079
Steilabfall gegen Dften, und ſanfteren gegen Weſten; alfe
entgegengeſezt, wie die Malabariſche Ghat Kette in Dekan.
Einzelne ber hoͤchſten Piks ſcheinen faſt ganz iſolirt zu Hegenz
Drei berfeiben, bemerkte Sinlayfon, als ganz gefonderte, uns
gemein fleile Kegel, ganz infelartig Hegenb, auf Meilen durch
tiefe Luͤcken von ihren Nachbarn gegenfeitig gefchieben, aus flachen,
wie es ſchien alluvialen, Grunde fich erhebend (ob Vulcan⸗Kegel,
wie der Veſuvp?).
Im Norden biefee Kette, erfuhr man, liege weſtwaͤrts
des Menam: Deltas und feines Weflarmes, Met long, bloß
niederer Küftenwald, bie zum Orte Difan) wo Reiscultug,
auf einem ziemlich bevölterten Boden. Durch dieſen ergießen ſich,
füdwärts von Difan, drei vereinte Arme eines Küfienfluffes
bei Pripri, das eine gemauerte Feſtung haben fol, zum Gelfz -
fie heißen Bangta bun noe, Bangta bunyoi und Bang
Lem. Die Gegend des Mündungslanbes fol ſtark bevölkest ſeyn;
Palmzuder gehört zu ben Haupterpoͤrten. Dee Fluß iſt zu
feicht, um für Laftfchiffe fahrbar zu ſeyn.
Am Süden aber von jener Kuͤſtenkette ber dreibundert
Piks, fpringt die Epige Kwi oder Kui (anf älteren Landkarten
Gut, in fpäteren Cin, Pointe Cin bei D’Annille), gegen S.D.
hervor; an dieſer Stelle konnte man im N.D. die Höhen bes
Cop Lyant erkennen. Als der deutfche Naturfosfher E. Käme
pfer?) an biefem Gap, das er ganz richtig Kul nannte, im
abıe 1690 (den 5. Juni) bei Regenwetter vorkberfchiffte, erine
nerte Ihn der Anblick dieſes Geſtades an die rauhen Kormen dee
Schwediſchen Kuͤſtz; er bemerkte fehe viele duͤrre, unbebaute und
unbewohnte Klippen und Juſeln, wie dort, vor denen ſich bie
Schiffer in Acht nehmen müffen, was aber hier nicht leicht ſey,
ba von denfelben in den gewöhnlichen Seekarten bisher noch gar
Beine Anzeige gemacht fey. Bon hier ward dee SW. Monfun
zue Ueberfahet des Siam Golfes günftig; in 3 Tagen war hier
Pulo Ubi bei mäßigen, fletigem Winde und wolligen Himmel
erreicht, wobei ſtets Beine Schwalben das Schiff umfchwärmten.
Segen den Süden des Gap Kwi oder Kui feste die Gebirge
kette fort, fo weit das Auge reicht, aber die directe Beobach⸗
°) J. Crawfurd Journal 1. c. — TG. — Berta.
und Befchreibung — „Sapan, Ausgabe dv. Ehr. W. Dohm Lem
4. 1777 20.1. ©. .
1080 Dft-Aflen. Binter-Indien. II. Abſchu. $. 86.
tung börte hier auf. Es behaͤlt die Oſtkuͤſte den Gebirgächaran
jedoch mit einigen Unterbrechungen, ſuͤdwaͤrte, bis sum Cap F:
mania. Das Land wird aber von Gap Kwidos) am, fühmizi
immer aͤrmlicher bewohnt. Bon dem Cap an aber begin::
das Vorkommen ber Zinnerze, welche das Erzgebir;:
dieſer Malayen Halbinfel daracterifiren.
In bee großen Einbuche fühwärts des Cap Kwi, eben hi
wo der ganz nahe Tenaſſerim Strom feine Kuiewentı:.
nimmt, Hegen bie Beinen. Klfienflädte Bang itam, Duan,
lat und Muang mai, mit geringen Populationen, gamg va
©apangebölze (Caesalpinia Sapan) umgeben. Von ber Ik
tern Stade führt gegen Weſten zum Tenafferim nad Mer
gui eine Militairſtraße, die vor nun etwa 49 Jahren va
dem Siam Könige gebaut ward, um dorthin Einfälle gegen der
Birmanın Reh zu machen. Sie fol gangbar für Troß m!
Elephanten, felbft fahrbar ſeyn. Die Gebirgepaſſage der Meri
diankette kann bier alfo nicht mebe ſehr bedeutend fepm, be m.a
nur 3 Tage zum Ueberfegen derſelben gebraucht.
Don Muang mai, fübwärss, wird das Gefladeland im
lich und oͤdez bei Bangtapban iſt eine Golbwaͤſcheren
und etwas weiter füblih, bei Patyn fol ſtarker Krabbenfan |
ſeyn; diefe Thiere werben ‚für — eingemacht (ale Biladas;)
und ausgeführt.
Zihampon (Champen), an dem Küßenkuffe Zayunz
heißt der nächfifolgende ganze Diſtrict gegen Süden ; eben fo die
Stadt, die 4 Tagefahrten aufwärts an dem Fluß liegt, unb Fine,
gutes Zimmerholz und ſchoͤne Rehre liefert. Zwiſchen Pums
sing und Bandon wird ber Boden fruchtbarer; es if Alu
dialland, guter Reis boden. Ein Fluß, ber nur klein, nidt
über 12 Fuß Waſſertiefe hat, iſt doch ber bedeutendfie an jemem
Geſtade, bat 2 vorliegende Inſelchen und guten Hafen, ber bei
jedem Monſun eine fihere Station bietet. An dee mörblichen
Verzweigung feiner Arme liegt der Ort Efhaiya (Chai ya)
ber für die Waaren, die auf dem Landwege über den MRalayen
Iſthmus kommen, zum Stapelort bientz von biefem Bandon
Fluſſe zum Pongo Fluffe des weſtlichen Gegengeſtades ber
Malacca Halbinfel, der Infel Junk Ceylon gegenüber, follen
nus 2 Tagereiſen ſeyaz auf dieſem Querwege werden bie
2°?) J. Crawfurd Joum. L’ca pı 442 — 446
|
Königreich Siam, Siam⸗Golf, Weſtkuͤſte. 1081
Hrobucte von Junk Ceylon und bie Europäer Waarın quer
über die Landenge der Halbinfel trandportiet, um vom Bandon
Hafen oder von ———— (Chaiya) nach Bangkok geſchifft zu
werden.
Vom Point Lem ſui, im Norden von Pumring, ſuͤdwaͤrts
bis Bandon, fol fih um die große, vielinfellige Bucht eine
weite Niederung, eine wahre Schlamm: Ebene audbreiten, bie
bei Ebbe die ganze Küfte entlang trodener Strand wird, von
Krebsarten, Krabben, Seethiere allee Art, Mufcheln, welche ben
Fiſchern ſtatke Belchäftigung geben.
Weiter füdwärts liegt die große Geſtade⸗Inſel Kan talem
der Küfte vor, bie nur durch einen tiefen Canal vom Gontinente
getsennt wird. Es iſt die erſte bedeutendere an diefer Seite, denn
ihe norbiwärte liegen nur ein paur kleinere: Ko famui (ober
Pulo Carnam), meill von Siameſen aud einigen Chis
nefen von Hainan bewohnt, desen Junken jährlich, 10 bis 16
an der Zahl, hieher tommen um Baumwolle und Shwalben»
Neſt er zu holen, und noch unbebeutender die Inſel Kophangan
(Pulo Sancori der Karten), mit wenig Malayifhen Eins
wohnen:
Die Inſel Tantal em (wahrſcheinlich Talung lem, d. h.
Cap oder Vorland der Provinz Talung) iſt zwar weis
größer, aber doch weit weniger bebaus als jene, und nur an der
gebiegigen Südfpige gegen die Kuͤſtenſtadt Sungora hin bes
wohnt; ihe Nordende iſt Flachland, und der dort vom Gons
tinent ſcheidende Meerescanal ungemein feicht, ſeibſt bei Fluth⸗
zeit niche über 2 bis 3 Fuß tief, ein unnahbares Gebiet ber
Mos quito Schwärme,
Im NW. ber Nordſpitze der Tantalem Jnſel liegt ki
tributaite Malayenſtaat Ligor. Bel den Malayen wirb die das
ſelbſt erbaute Stamefenfladt Ligor genaunt, Jo mie bee zuges
hörige Diſtrici. Die Siameſen nennen fie aber Lakon, ber bei
dieſer Stadt vorüberführende kleine, feichte Fluß heiße Tapang,
er iſt nice über 3 Fuß tief, der Ligorbacd, fäht ibm zu, Die
Stadt fol 5000 Einwohner haben, meift Malayen, Chine⸗
fen, vorzüglich aber Siameſen. Jährlich fegeln 2 bie I Chi⸗
neſiſche Junken nach Ligor, um Baumwolle zu holen, und bie
fogenannten Malayen zn b. i. Binn, Schwarzer
Pfeffer, Rohre.
=
1082 Oft-Afien. Hinter⸗Indien. II. Abſcha. $. 86.
Faltung iſt der Diſtriet, der im Wellen ber großen Jaſel
Tantalem fi über das Continent ausbreitet; eben fo hei
der Küftenfluß, der fi dort zum feichten Meerescanal girft.
Einft war diefe Landfchaft ſtark bevölkert; fie ift noch immer gut
‘bebaut, aber der Drud brachte bie Einwohner zur Emigration nad
dee im Eüden benachbarten Inſel Pulo Pinang (Prinz
Wales Inſel) wo fie unter Europaͤiſchem Schuge ein geſiche⸗
tes Eigenthum genießen. Non ber Stadt Talung, bie 6 Io
gefahrien (?) aufwärts am Talung Fluß liegen fol, quer übt
Die Halbinfel, find bis nah Zrang an der Weſtküſte, 6 Tage
zeifen, die man auf Elephanten zurüdiegen kann.
Sungora bei Malapın, Sungkla bei Siamefen, iſt end
lich der ſuͤdlichſte Siameſen diſt riet biefer Melapen = Provinz
weldse den Eiam: Golf umgiebt; «6 iſt auch eine Stade von ei
niger Bedeutung mis Hafen. Der Difirict iſt arm; nur be
Gegend der Stadt, um das Eüdende der Tantalem Juſel,
ſcheint ſtaͤrker bevölkert zu feyn. Drei Junken, die jährlich etme
in biefen Hafen einlaufen , holen von da Reis, Pfeffer, Sa⸗
panholz.
Tana lilegt nahe dabei, es iſt die letzte Station Siame
ſcher Anſiedlung auf der Grenze zwiſchen dem eigentlichen
Koͤnigreich Siam im Norden, und dem daran ſtoßenden
tributairen Malayen⸗Staaten im Süden, die mit
Quieda Im Welten, ſuͤdwaͤrts von Trang, und im Dften
mit bem vorfpringenden Cap Patani, das recht eigentlich bee
Kambodja Spitze in S. W. gegenüber liegt, beginnen,
3. Die Stamefifhe Küſte am Weſtgeſtade der Das
layen Halbinfel von Zungu bis Pakchan.
Diefe reicht vom 7ten bis zum 11ten Breiten: Parallele, vom
Küftentertitorium Lungu%) länge der Malaccas Etraße bis
nah Pakchan auf dem Tenafferim: Gebiet am Martaban Golf;
eine Küftenftrede von mehe als 50 geogr. Meilen, größtentheils
eine Wildniß, nur mit wenig bebauten Culturſtellen, aber mit
einer unzähligen Menge vorliegender. Seflabeinfein. Der beden⸗
tendfte Dre ift hiee Ponga (Phunga oder Yunpin) mit
8000 bi8 4000 Einwohnern, baruntes gegen 1000 Chineſen, die
80°) J. Crawfurd Journ. p. 445.
Königreih Slam, Beſtandtheile. 1083
Gier, wie auf der nahen Küfteninfel, mit den Seifenwerken
ber Zinnerze vorzüglich beſchaͤftigt find.
Die größte vorliegende Infel ift Salang, Zunft C evion-
Der Europder (von Ulung Salang oder Sallan der Ma
laven, b. h. Borland Ceylon), die auch am beften bevölkert
und der Sig eines Gouverneurs. iſt, der mit dem Titel eines
Phda 7 Diſtriete behersfcht, zu denen auch Ponga, Bang⸗
meti und amdere, bis zur. Birmanen, jegt Vritifchen Grenze, bi6
Pakchan gehören.
4, Die Beftandtheile des Königreihes Siam.
a). Siam, Thay, im engen Sinn, begreift vorzugsweiſe
das Thal des Menam Stromes und fin Mündung
land, feinen Deitaboden. Es erſtreckt fi vom innerſten
Siam Golf nordwärte (vom 14° bis 18° N.Br.), eine Streck⸗
von 60 geogr. Meilen weit, bis zur unbefannten Landfchaft Pie
tſchay (Pehai), an der Südgreenze gegen Laos, und nimmst
nah Schaͤtzung über 6000 Quadr. Meilen Areal ein. Gegen
Dften und Welten, duch die beiden Scheidegehbirge
Il, des Laos Kambodja, und des IV, Ava⸗Zuges (f. ob.
©. 903) eingeſchloſſen, ift es das große Laͤngethal des Me⸗
nam Strom®, ber jedoch, wenigſtens nach ben Eingebornen,
auch gegen Dften Hin mit dem Strom von Kambodja in bys
dographiſcher Verzweigung ſtehen fol, obwol bie Autfas
gen darüber weder klar noch confequent find.
As die einzig bekannten Hauptorte bes Landes nennt E rate
furd20) Bangkok, die moderne Refidenz, an dem Ufer des
Menam, Über eine gute Stunde entlang gebaut, in der Breite
einer halben Stunde, zumal am linken Stromtsufer, wo auch
der Königepalafl. Man giebt ber Etadt 150,000 Einwohnes,
obwot fie nach Crawfurd ſchwerlich ein Drittheil biefer Summe
ſeiner Schägung nad haben mag. Dann bie alte Capitals
Siams, von-gleihem Umfang, genannt Aputhia (Judja
bei Kämpfer) die noch immer bie ſtaͤrkſte Population haben
foll, aber tiefer landein liegt, und im neueren Zeiten unbekaunt
it: die beften Nachrichten barüber gab E. EN im
10) J. Crawfurd Journ. 1. e. p. 446, eg ) E. Kampfers
Geſchichte und Japan, Ausg. v. She. W. Do Lemgo 17771. 4.
Le 7. se
4
1088 Df-Mfien. Hinter-Indien. IL. Abfchn, 686.
Jahr⸗ 160. Alt Dritte Hauptflabe mie einer Manerumen
bung wird Piſaluk genannt (zwifchen 18 bie 1 NB. ki
Crawfurd; zwiſchen 17 bis 18% auf Berghaus Karte.
b) DasLanbLao oder Laos, von Einwohneen bie ein: Ei:
meefifche Mundart ſprechen bewohnt, ſcheint gegenwärtig im
riſſen, und zwifchen Biemanen, Chinefen und Siamefer
getheilt zu feyn; ber Augenzeugen darüber find nur fehr wenise,
Die Berichte find fehe verwirrend und unguverläffig,, geſchichtlich
war dieſes an Culturwechſeln reiche Land ewig den Leberfäl
len feiner Nachbarn ausgefegt, und fo weit in das Innere ii
ſchwer zugänglichen Continentes hineingerüdt, daß es geographiſch
für Europaͤiſche Beobachtung und Erfahrung noch ungemein im
Dunkel bis heute Legen blieb (f. unten). ECramfurds jüngie
Bericht 312) bemerkt darüber, es befiche aus Eleinen Staaten
welche jenen brei politiſchen Grenzmaͤchten gegenwärtig (1522)
Tribut zahlen, aber vier derfelben find ber Siameſenhettſchaft
einverleibtz diefe heißen 1) Chang mai, 2) Lan ang, 3)
Paſak, 4) Luang ohra bang. Ihre Oberhaͤupter find ab
liche Prinzen.
Chang mai (Baen mae, Zimai, JSangmai) Ki
Jangoma früherer Hifkorien iſt eim Königreich, deffen gleich⸗
namige Capitale (21° 15° N. Br. n. Crawfurd, 21° R.Be ki
Berghaus) am Menam liegt, der hier aber fo feicht iR, daß u
nur noch für Kanoes ſchiffbar if; von Bangkok aus, fast
man Crawfurd, braudhe man dahin einen Monat Zeit
- Rang hang (15°4H’N.Br. bei Crawfurd, 18° 30 R. Bi.
bei Berghaus), bemerkt derfelbe, ſey jedoch ſtets als die Capitalı
von Lao angefehen worden; fie liege aber am oberen Kam:
hodia Strom (Maekhaun), der bier die Breite dei Me⸗
nam tel Bangkok habe, die Stadt ſey volkreich wie biefe, was
aber bei dem Mangel einer Mefibenz und eines großen Hanbels fauı
glaublich iR. Kein Chinefe, fagte man, befuche diefe Stadt al
Marktort, doch folle fie 3000 Anfiedler aus Dünnan haben
weiche die Chimefen biefer Provinz Ho ober Yungfeh nennen.
Außer diefen vier Lach Provinzen, von den beiden ander
erfuhr Cramfurb nichts, als die Namen, fagte ein Eingebornet
von Lao ihm noch zu Bangkok, 6 Liege dort noch 15 Tage⸗
seifen in NO. von Lang hang, eine fünfte Stadt Siaug
212) J, Orawfurd Journ. I. c. p- 446.
.. Königreich Siam, Beftandtheile, Cliua. 1083
kwang im Laos, von ber biefer jedod nur ein Alphabet und
einige Proben der dort gebräuchlichen Sprache vorzeigen konnte,
die Erawfurd fehe roh zu ſeyn fchien. Die Alpbabetiiche Ord⸗
nung wich von der Nagari Schrife (des Sanſcrit) ab, . Die
.Siamefen gähten auf ihren Antheil von Lao.in Summa an
101 große und Meine Ortichaften.
e) Vom Königreich Kambodja befist Siam bie geoße
weſtii he Provinz, im eften bes mittleren Kambodja⸗Stromes,
weiche Batabang heißt; der bei weiten größere Antheil deſſelben
ift an Cochin China unterthan (f. ob. ©. 1014, 1037). Die Zerſtuͤl⸗
kelung biefe® Kambodjas Reiches beginne mit dem innen Buͤr⸗
gerkriege 1809, in welchem ein Theil die Siamefen, bie andere
Partei die Cochin Chiriefen zu Huͤlfe rief, weiche bie Sieger des
größeren Theiles von Kambodja blieben. Vom Siamefifhen
Antheile ſcheint, außer dem oben bei Tfhantabum ze. ſchon
angegebenen, nur wenig befannt zu feyn.
.d) Die an Siam tributairen Walayın Staaten.
beißen, an der Oftküfte der Halbinfel: 1) Patani, 2) Kar
lantan; 3) Zeingano; an der Weſtküſte, 4) Queda;
auch machten bie Siameſen felt Jahren Anfprüche. auf. den dor⸗
tigen Malayens Staat von Perak, den ˖ſie nach den mit den:
Briten abgefchloffenen Tractaten jedoch zulegt aufgegeben haben.
Bon Patani und Queda haben die Siameſen faſt gang bie
Verwaltung an fich geriſſen; über bie beiden andern Staaten iſt
ihre Herrſchaft nur nominal. Allg drei Jahre pflegen die Ma⸗!
lapen Prinzen, als Zeichen ihrer Tributpflichtigkeit, an Siam She:
un Baum von Gold und Silber zu fchiden, und in Kriegt⸗
zeiten ihre Gelder, Provifionen und Truppen einzuftelen. .
5. Clima. —
las, ‚biefeß bietet auf einer Ausdehnung von ber.
| Aequatornaͤhe, von 7° bi6 zu 20° N. Br. allerdings ſehr große
Wechſel dar; biefe werben durch Verſchiedenartigkeit des Bodens
noch ſehr geſteigert, durch Bergland, hohe Gebirgsketten mit Ur⸗
waldung, durch weite Nieberungen mit Alluvlals Plainen und
periodifchen Ueberfhmemmungen, wie durch das verfchiebenartige
Eindsingen der Meere. Crawfurds!) Beobachtungen konn⸗
‚sen fi nur über das Clima von Bangkok erſtrecen. Wie
»°) 3. Crawfard Journal 1. e. p. 416 — 417.
1088 Dft-Afien Hinter⸗Indien. II. Abſchn. BR
Im andern Teopenlaͤndern, fo find auch bier, fagt er, mm jnin
kei Sahreszeiten: die Trockne und Naffe. Im Jahre 1°
- fingen bie perlodifhen Regen früh im May an; ef litt.
Mitte des Monats (om in Süffen, bei ſtarkem SW. Mio
fun, wit Stärmen, Sewittern, Dief it im StamsGoff:
der font von Stürmen feel iſt, welche andere Theile der Sal;
ſchen See, zumal durch die Aequinoctialſtuͤrme beumruhigen, di
einzige Zeit dortiger Stuͤrme, durch welche die Hige dann ung
mein gemildert wird; doch flieg bei großer Schwuͤle das Therme
meter dann von 12 bis 4 Uhe, im Schatten bis 28 un X
Reaum. (95— 96° Fahrh. 31%). Diefer Zuftand dauerte bis Xu,
fang Juli. Dann wurde der Himmel hell und heiter, bis Mit:
Auguft, wo Crawfurd den Golf verlief. Im März un
April war das ſchoͤnſte Wetters das Clima in den fühlen
Monaten wird als gemäßige und ſehr angewehns gerähmt. Im
December und Sanuar, den kühlften Monaten, fäht da⸗
Therm. bis 18° Reaum. (72° Gabe). Dieb find bie Ertremi
von Hige und Kälte,
Die RD. Monfune herrſchen um das Winterfolſtij vu
De S. W. Monfune, um das Sommerſolſtiz mit den bekann
sn 6 Wochen variabler Winde während der Wechſel ud it
Umfegungen. Am türzeften druͤct ſich Kaempfer!5) übe du
Zeit diefer wechfelnden Winde aus, wenn er fage: man habe jr»
ſchen Molacca bis Japan, 4 Monat Im Sabre, beftändigen
Wind aus © und SW, die Südibeftfaifon; dur
wieder 4 Monat aus NM. und ND., die Nocdoffeilen
Zwiſchen diefen beiden Perioden verlaufen etwa 2 Monalt
da der Wind befländig wech ſelt, bis er aus feiner vorigen in
die gerade entgegengefegte Lage fich begeben, und darin feſtgtſedt
bat. Hienach richtet ſich die Schiffahrt. Weber bie Urſachen dir
fre Winde fiche Dove und Kaͤm tz 160) Lehrbuch der Meteorologit.
Bei ven Siameſen it Ende April und Way, wo bie Regen⸗
zeit anfaͤngt, ihr fecheter Monat. Ihe Pfingfifeft, am dien
Tage befielben, bezeichnet ben Anfang ihres Ackerjahres; bie Bio
ſtarkung des Regens geht buch ben Tten, zumal 8 bis 9 und
214) J. Crawfürd_p. 157. 1°) E. Kämpfer Geſch. und Belgien
dung von Japan. Ausg. d. Dohm Th. I. 4, ©, 59,
u) : & Färmg Lehrbuch bes Meteorologie Haie 1831. 8 2%. I
. U,
4
!
| Königreich Siam, Clima. 1087
10ten Monat. Mitte des 1m Monats, rechnen fie, auf den
Eintritt vöig trodnen Himmels. Erſt mit dem 10ten Monat .
fängt dee Menam zu Bangkok an fih zu heben, er ſchwillt
im 11ten und 12ten bedeutend an; im erſten Monat hat er feine
größte Höhe, an 13 Fuß, erreicht, und im 2ten beginnt ex zu
fallen, im Aten, ten und Gten Monate des Jahres (April und
Mat) ſteht ee am niebeigfien bei Baugkok. Weiter aufwärts
im oberen Laufe, an des Nordgrenze bed Reiche, fängt der Me⸗
nam jedoch weit früher, [hen im 7een Donate, zu fleigen an..
Das Clima Bangkoks in der Niederung, bei periobifcher
Ueberſchwemmung, zwilhen Suͤmpfen und Reisfeldern iſt zwar
ſehr heiß, doch nicht ungeſund; die Einwohner ſind ſtark, ruͤſtig,
zumal wenn man ſie mit den Hindus vergleicht. Waͤhrend des
4 Monatlichen Aufenthaltes im Lande, ſtard dort keiner von den
130 zur Embaſſade gehörigen Perſonen, ungeachtet fie ſchlecht ge⸗
nug 17) logirt waren. Denn ungeachtet des eigens fuͤr die Bri⸗
tiſche Geſandtſchaft zugeruͤſteten Hauſes, regnete es nach dem ers
ſten Monate der naſſen Jahreszeit bald zur allen Enden herein,
eine Menge Ipfecten und Reptilien wählten es zu ihrem Aſyt,
felbft Gecko's, ließen darin ihr Gefchrel hören, und Schlan⸗
gen!s) big zu 14 Fuß Länge drangen in biefer Periode did zum
Hünschofe vor, um das Geflügel zu, erbeuten, ä
‚ Des Frauzoͤſiſche Envope La Loubere!?) der eine längere
Reihe von Zahren/das dortige Clima prüfen konnte, fagt, daß
die Siamefen drei Jahreszeiten unterfcheiden: 1) Nanuaou,
d. h. den Anfang der Kälte (December und Zanyar), -
ober ihren kurzen Winter; 2) Naron, d. 5. Anfang der Hite
(Sebruar, März, April) ipe Kleiner Sommer; und 3).
Maren jai,.d. h. Anfang der Großen Hige (May bis Des '
cember) ihr Großer Sommer, in welchem bei ihnen die
Bäume ſich durch Werdorrung entlauben, ivie in den temperirtem
Zonen im Winter, Ihr Winter iſt dagegen noch fo warm wie.
der Sommer. in Frankreih. Der Kleine Sommer iſt Ihe
Srübting, nur einen Herbſt kennen fie nichts fie koͤnnten einen
zweimaligen Sommer rechnen, weil die Sonne zweimal ihnen
17) G. Finlayson Journ. p. 121. - 18) J. Crawford Journ;
p- 157. **) La Lonböre Envoy& Extraordinaire da Roy aupres
du Roy de Siam en 1687 — 1688 Description da Royaume de .
Siam Edit, Paris 1691. 8, T. I, p. 6671, '
I
+
1088 OſtAſien. Hinter-Indien. II. Abfche. $. 86.
im Zenith ſteht. Ohne die merkwürdigen, den fenkrechten Eon:
nenſtand begleitenden Wolkenſchichten und Regengüffe, bei anhab
tenden Windetvehen, würde dieſes tropifhe Land ficher fo unie
wohnbar feyn, wie fi die Alten die Länder in der Aequatorsik
unbewohnbar, wegen des Sonnmbrandes, dachten. So ala
berrfhen im Winter, wenn bie Sonne im Süden des Acaus
tors fleht, die Rocdwinde (RD. Muffon) und Lühlen dx
Lüfte bi zur Seife; im Sommer bagegen, bei ſenkrechten
Sonnenſtande, herefhen die Sübwinde (5. Muffon) ver,
und dann iſt Regenzeit, ein Wechfel der atmosphärtfchen Be
wegungen, den eben bie Portugiefen in diefen Indiſchen Ge
waͤſſern mit dem ihnen eigenthümlichen Namen Moncare}
(motiones aeris) belegt a bee ſeitbem überall im Gebrauch
gebfieben iſt.
Diefe Wechfel der. Winde giebt La Loubere gemauer in
folgender Ordnung >) an. Im März, April, Map kam
(den Suͤd-Winde in Siam, die fhon im Aprit von heftigen
Megen begleitet werden. Im Juni beht fi) ber Wind geges
W. oder S. W. und bie anhaltenden Regen werben am heftig:
fen: Im Zuli, Auguft und September wirb ber Wind
ganz Wieſt, die Waſſer übertreten ihre Ufer, bi 10 Stunden
breit, und über 150 Lieues ſtromaufwaͤrts herrſcht Ueberfchmen:
mung ini Menam⸗Thale, wie im Nilthale. Hohe Meeresfluthen
deingen ein. Im Ditober bei R.W. Wind (vom Lande Hoc»
aflena kommend) hören die Regen erft gänzlich auf, im Decems
ber herefchte volleer Nord, mit hellem, einem Himmel; dann
find die Meeresfluthen amt niebelgften, das Flußwaſſet erhaͤlt feine
voblle Säge wieder, umd behält biefe ſelbſt außerhälb feiner Ruͤn⸗
ding auf eine Stunde weit in fonft ſalzigem Golf. Dann iſt
die Batre des Menamfluſſes für beladene Schiffe niche zu paſſe⸗
en. Im Januar wird dee Wind zu O. oder RD., im Fe
beuar fhon zu &.D.. So vollenden die Winde im Sabre ii
ven Kreislauf um den ganzen Horizont; gefchieht dieß aber mit
einemmale in ber Burgen Periode une Tages, fo wuͤthet ein
Iran; ein Typhon.
—
830) Ne La Loubere :ebenb. Des mn et des Martes da Gol-
- phe de Siam T. Il. p. 80 eto.
’
Koͤnigreich Siam, Bodenbefchaffenheit. 1089
6. Bodenbeſchaffenheit und Metalte
Mur ber weite Alluvialboden zu beiden Seitmm des
Menam⸗Ufers ift von Europaͤern genauer gefehen worden,
—
.. ww.
die nächften Gebirge, die ihn umgeben, beflehen, nah Crawe
furd 21), aus Kalkſtein, welche bie Capitale mit diefem Baus
material verfehen. Die vielen Windungn des Menam:Stros
mes, feine Stromfpaltungen und fein Canalland, bis Yu⸗
thia hinauf, zeigen allerdings das geringe Gefälle des dortigen
Schlammbodens, ber fih tief landein und tief meerwaͤrts
erſtreckt; denn auch noch mehrere Meilen von ber Strommüns
dung ift dee Grund des Gotfs weicher Thon, oder Schlamm,
mit ducchflreichenden Lehmbänten 22). Alles Niederland bes
ſteht dort aus breiten Schlammfpigen, bie in der naſſen
Jahreszeit weit und breis überfhwemmt werden; ja bad ganze
Land hält La Loubere?) erſt, ähnlich dem Nildelta, feit juͤn⸗
gerer Zeit für aus dem Strom hervorgetretenes Erdreich, in dem
—
man. bis heute auch nicht das geringſte Steinchen, keinen Kieſel
wahrnehme; deſſen weltläuftige Waldbebeckung noch zur Hälfte
mit Moraͤſten eifuͤllt iſt, in welchem dis heute eigentlich, außer
den Waſſern, blos die erhoͤhten Daͤmme in der Naͤhe der Fluß⸗
ufer dewohnt find, keineswegs aber die ganzen Ebenen.
Die benachbarten Gebirge, weiche die Nieberungen umgeben,
beſtchen unftreitig ans verfchiebenen Gebirgsarten, die aber noch
unbekannt geblieben finds; nur die Metalle und einige Edel
feine, die in ihnen vorfommen, werben genanntz aber bie Ans
‘ gaben darüber find Höchft unvollkommen.
— — —
Die Zinnerze, bemerkt ſchon La Loubere?*), wurden
ſeit ättefter Zeit bei Siameſen gebaut, und lieferten ein weiches,
reines Zinn (Calin der Portugieſen), das im Handel dort
ſeht beliebt ſcy; eine Miſchung davon ſey unter dem Namen
Tutenaque befanntz aber mo es gegraben werde, fagt er nicht.
Eben fo bemerkt er, fo reich auch der Schmud der Palaͤſte und
Tempel in Siam an Gold fey, fo wäre doch nirgends ein reis
ches Soldbergwert im Lande bekannt, und ein Spanier aus Mes
rico, ein Aventürier, der zu feiner Zeit In großer Gunſt am Hofe
21) J. Crawfurd Geolog Observ. in Transact. of the Geol. Soe.
Sec. Ser. Vol. I, P. 2. p. 407. 22) E. Kämpfer Geld. und
Beſchr. von Japan, Th, 1. S. 19. ®*) La Loubere Descr. du
—— Lo T. I, p. 62. 3%) ebend. T. I. ch. V.
P. — * *
"liter Erdkundt IV. — 331
1090 HDft«Afen. Hinter-Indien. IT. Abſchn. $. 86.
zu Siam gewelen, und zwanzig Jahre lang dort mit Beffn::.
von aufjufindenden Goldgruben getäufcht babe, endete nur >
Auffindung einer aͤrmlichen Kupfergrube, deren geringes Er, r
etwas Gold gemiſcht, da6 dort Tom bak genannte Metal ar
Ein Sranzöfifher Arzt, Dr. Vincent, der auf gleiche Beife :;
mit Metallſuchen abgab, wollte gwar Gold» und Silber-Ade
gefunden haben, auch Stahlgruben und andere Koftbarkein
aber «6 iſt nichts weiter davon bekannt geworden.
Crawfurds Mittheilungen fallen etwas vollfländiger a:
Die Zinnerze??°), fagt er, welche fletö die Granitform:
tiom begleiten, bier viel weiter verbreitet als in ingent ©
nem andern Erdtheile, durch ſchreiten in ihrem Bängen t.
ganze Malayifhe Halbinfel, vom Cap Romania hi :
das Eiamefifhe Territorium, unter 19° R,Br., am Siam-G
bie Tſchampon (ſ. oben S. 1080) und an der Bensaiiiser
Seite bis Tavoy. In diefer ganzen Strecke fommen fie imer
als Binnflein vor, ald Dryd in Gängen oder in Seifen:
merken. Die reichfien find auf ber vorliegenden Inſel Suatı
Ceylon, wie in Banca unter gleichen Verhaͤltniſſen vert:z:
mend (f. oben S. 800), obwol minder reichhaltig. Aber and u
den DOftgeftaden, bi6 zum Cap Kui, von Sungapere im
Zatung, Ligor, Tſchampon, Maya, bis zum Pereii
von Zavoy. Das ganze Binnquantum, das zur Capital
Bangkok geliefert und von ba jährlich exportirt wird, fo 8000)
Dikui, oder 500 Tonnen betragen.
God, ſagt Eramfurd, habe wie das Zinn gleiches ges
guoftifches Vorkommen, obrool nur fparfam zerſtreut, werde ser
gewonnen zu Bangtaphban (f. oben ©. 1080) und zu Ks
han. Weil aber hier nur Siamefen bie Erzarbeiter find, die
induftriöfen Chinefen fih in Siam noch niche 27) wie or.
derwaͤrts biefer Etzarbeiten bemädhrigt haben, fo finder auch nur
noch fehr wenig Erzausbeute flattz denn die Siomefen find mist
Arbeiter. Bon Kupfer führt Geamwfurd nur jenes Datur
&a Louberes an, daß man es in einem niedern Buge primin
ver Berge bei Louvo oder Nukburi, unter 15° M.Br.,
Norboft der alten Gopitale Yuthia gefunden; Blei ſchein
#28) J. Crawfurd Journ. Le. p. 4117 - 419 20) J. Crawhırt
Report etc. in Asia. Journ. Vol. XIX. p.13. 7) ebemb, 1835
Vol. XIX. p. 13.
\
Königreich Siam, Metalle. 1091 |
häufiger vorzuͤommen, weiter norbiodets zu Pakprek, Im N. W.
von Bangkok, im Gebirgslande eines wilden Lawa⸗Tridus,
die es bebauten, und jährlih 2000 Pikul davon zum Verlauf
bringen? eben fo finde fih Zink und Antimonium im Oftm
des Menam, in einem Diſtrict, ben man Mapri nennt, werde
aber nicht gebaut. Diefe Metalle würden im Lande gänzlich um:
bekannt geblieben feyn, wenn nicht einige Gebirgstribus in dieſen
Producten ihrem Tribut bezahlten. Eifenerze find dagegen
die am häufigften benugten. La LZoubere nennt su Kam⸗
pengpet(?) berühmte Stahlgruben, aus denen das Metall
zu den beften Waffenſchmieden gewonnen werde, zumal zu den
Schwerdtern und Dolchen (Crid) der Siameſen; auch Magnets
ſtein gewinne man in den Gebirgen von Louvo und auf
Jonfalam (? wol Junk Ceplon); das Eifen zu ſchmelzen
verfianden die Siameſen doch nur zur Noth, ihre kurze Echmieds
waare ſey fchlecht, ihre Anker nur von Holz u. dgl. m... Eramz;
furd verfichert, das Land fey reih an Eifen, aber bie Gruben
lägen alle 40 bis 60 geogr. Meilen fern von der Capitale; nur
aus dem wohlfellen Preife fchließe er, auf bie Menge feine Bow
kommens. Die bedeutendften Eifengsuben follen alle gegen
Norden nahe zu beiden Wferfeiten des Menam liegenz, man
nannte fie Piſiluk, La kon fawan, Raheng und Metatß
An dieſen wird vieles Eiſen nur unvollkommen geſchmolzen, und
fo in die Capitale verführt, wo es weiter verbreitet wird, zumal
duch bie finnreihen Proceſſe der Chinefen, die neuerlich in
der Eifenfabrication 28) fehr weit fortgefchritten find. Seit⸗ FE
dem find Eifenmwaaren zu wichtigen Erposten für Siam ges
worden; fie geben zur Malayen-Hatbinfel nah Kamy
bodja und Cochin China. Ä le
Auch Edeifteine wurden fchon zu La Roubere’6 Zeit im
Bande gefammelt, Agathe, Sapphire, Rubine, Diemanı
ten; aber die Kalapoine, bie ihe Vorkommen wiſſen wollten,
machten ein Geheimniß aus ihren Fundorten. Nah Cram»
furd find die Gebirge ber Provinz Tſchantaban, an ber Oſt⸗
feite des Siam⸗Golfs, unter 12° M. Br., der einzige Fundort .
derfeiben (f. oben S. 1067). Man wäfcht fie dort aus dem Al
Iupialbohen, ber Regale if, gewinnt fie alfo wie im Genion; der
Kies wird zur Unterfuchung nach der Gapitale gebtacht. Auch
“ 88y J.-Erawfurd Report etc, in Asiat. Journ, 1825: Vol. XIX. p.13.
’ | 8332
J
1084 Of Aſien. Hinter⸗Indien. TI. Abſcha. |. 8
sion, Drange und Lichi. Die reichſte Obſternte fütt a
die Monate April bis Juli. Die Mangufone (Gann
mangustana) und Durian (G. Duria ) tragen beide in dl
Britiſchen Befigungen Hindoſtans Beine Frucht; ja ber Bir
kommt im weiten Oſten in Cochin China gar nit mer :s
(f. ob. &. 927); und bier, in Siam, giebt er die reihlihk
Seuche, ſelbſt tief landein bis Korat (zwiſchen 16 bis 17 RE)
Beide Bäume ſcheinen, nah den Mamen, weiche die Siamea
‚ ihnen geben, nämlih Malayifde, bei ihnen Zeemdilng
zu ſeyn, und erſt eingeführte Culturgewächſez ducch mal
it unbelannt.
Die Lütchi, welhe Crawfurd (nicht wie oben augıya
Dimnogarpus, vergl. ob. ©. 927) Scytalia Litchi nenat, die KR
lichfte Frucht, veift bier Ende März und Anfang Apell, w
IR aus Sübd⸗China, ihrer wahren Heimath, erſt hler rap
führt. Da die Altern Autoren des XVII. Jabıhundend fie i
Siam nicht nennen, fo hält fie Crawfurd erſt für eine jün
gere Cultur, und meint auch das am Früchten reichſte In
Siam, mußte fih doch er aus ber Fremde mit mund!
Frucht baumen bereichern. Gegenmäctig zwar ungemein 1m
an mannichfaltigen Obflarten, erhielt es doch feine tokfiäke
aus der Fremde, wie die genannten; eben fo noch burd Ex
wvaͤer, die Guajava (Psidium pomiferum), welche bei den Eir
meſen noch Maloko, d. i. die Frucht von Malacta,
nannt, wid, und die Carica⸗Feige (Carica papaya) aus Bra
fitien, welche die Malayen, weil fie ihnen von Europäcn je
geführt ward, die Kloa Farang, d. i. bie Bananı Mi!
Franken nenne.
Zuckerrohr iſt dort feit undenklichen Zeiten befaustı amt
feine Cultur gur Fabrücation des Zuckers iſt ganı Künih
erſt, zu Anfang des Zahrhunderts3*), eingeführt durh Chin
fifhe Anfiedier, welche durch halb erzwungene KGerleihung®
des Gouvernements und den ungemeinen ſchnellen Ertrog ſch
aufgemuntert wurden. Im Jahre 1822 betrug bie hleſige per
duction diefes-weißeften und been Zuders in gani St
dien;.fdon üͤber 8 Millionen Pfund (60,000 Pitul), die Ihe
Abfog nach China, Weſthindoſtan, Perfien und auf den Eurapl
[hen Markt fanden, Die vorzüglichflem biefer neuen Zudrpiar
‚
0) G. Finlayson Journal L c. p 167.
Koͤnigreich Siam, Vegetation 1095
tagen liegen alle in ber fruchtbaren Niederung des Menam, an
en Orten: Bampafoi, Lakonchaiſe, Bangkong, Pes
ein. Das Rohr pflanzt man im Juni, ſchneidet ed im De»
ember, im Sanuar wird zu Bangkok der Zuder daraus
foren. Der Siamefen bedient man ſich als Eultivatoren,
ie Chinefen baden das Gelhäft der Fabrication. Kür
Induſttie und Fabrication bietet Siam in visler Hinſicht noch ein
ehr reiches, unbenugte® Terrain bar.
Der ſchwarze Pfeffer (Piper nigrum) 39), deſſen Siame-
(here Name Prikſthai «8 wahrfcheinlih macht, daß er im
Siam auch einheimifch fey, wie auf der Kuͤſte Malabar,
pisd in Siam unter ganz gleichen Verhältnifien gebaut wie bort
uf des Weſtkuͤſte Hindoſtans, und auf der Weſtkuͤſte Malaccas,
. B. auf der Prinz: Wales: Infel. Dee Siamefifhe Dfefs
er ift jedoch beſſer als der Malapifche, aber auf den fremden
Märkten ald Waare ungelannt, ausgenommen in China, wo
e vor allem geſchaͤtt iſt. (DE derſelbe fhon zu Marco Polos
jeit dort befanne war? f. oben S. 780) Er wird aber nuran
rer Oſtküſte des Golfs von Siam cultivist, zwiſchen 11 bis
20 N. Br. u Tſchantaban und Tungpyai (f. ob. &. 1067),
vo feine Cultur gegenwärtig nur in den Händen der Chinefen
t. Diefe Provinz produeirt 80 Millionen Pfund (60 bi6 80,000
Ditut); davon müſſen 3 an den König von Siam abgeliefert
yerden, der ihn dem Plantagenbefiger ablauft, ihn aber in
zangkok um doppelten Preis wieder abſetzt. Diefe Pro⸗
uction iſt bad-vierfache wie bie auf der Prinz Walce-Inſel,
ben fo viel als die ganze Production ber Weſtküſte von Su⸗
natra, von des man bisher mente, daß fie die Haupt: Pfefs
erproduction Überboups in Indien bilde. Der Siameſiſche
Niniſter verfiherte Crawfurd, dem Könige würden jährlich ,
0,000 Pikul dieſes Products als Tribut gelieferız wie dies im
zerhaͤltniß zu obiger Angabe ſtehen mag, wiffen wir nicht. Die
anze PDfefferproducerion auf dee Erde übesfhlägt Cra w⸗
urd auf 50,062,500 Pfund oder 375,000 Pikul (1 Pikul zu
334 Pf. Ar. dup.). -Davon liefre Sumatra auf der Weſt⸗
ıfte 150,000, auf der Oftküfte 60,000, die Infeln der Mas
accaftraße 27,000, die Malapifche Haldinſel 28,000,
38) J. Crawfurd Journ. I. c. p. 423, derf. in f. Report etc. in As,
Jouin. Vol. XIX. p. 14.
1096 Oſt.Aſlen. Hinter Indien. IE. Abſcha. $.86.
"Worneo %0,000, Siam 60,000 und Die Küſte Ratıt::
80,000 Pitul,
Die Kardamomen (Amomum cardamomm?)?F), vı
ſehr feiner Qualitaͤt, werden in demſelben Pfefferdiſtriet €::-ı
und dem anliegenden Kambodja gewonnen, wie dies auch auf's
Küſte Malabart der Fall ik. Ihr Hauptmatkt IB Chir:
we man das Pikul bee beſten Sotte zu 500 Dollat kaii:
Aber «6 giebt zweierlei Qualitaͤten, Deren Preis das Pilot x:
60 bis 300 Tikal varikt. In Siam und Kambodija nennt m::
Die zweierlei Specles, von zwei verſchiedenen Pflanzen, Ktu
wan und iu. Die Wälder, in denen fie wachſen, find Kr:
und werden bewacht. Alle Verfuche fie Buch Samen nid Z::
gopore zu verpflanzen find bisher mislungen. Es iR neä zu
ausgemadt, ob fie zus oben angegebenen gemeinen Art, ot rı
ser neuen Species von Amomum angehören. Die Zmdıta's
Der beften Species, bemerkt Crawfurd, waren weiß, usd tır
mal größee als die fhönflen Malabariſchen Kardamemen, tı
- &amın ungemein aromatiſch. Warum bie Ghinefen auf I
Siameſiſchen Katdamomen einem fo hohen Werih legen, IR :*
ganz ausgemacht, wol ihtes abfonbeslihen Geſchmacks wegen. da
es macht, daß fie fo hohen Werth anf ben Matapifchen Kami'r
auf bie eßdaren Vogelnefter und auf fo manches andere lan.
Auch Taback, den die Siameſen noch vor kurzen nur il
Java in Menge eingeführt erhielten, wird gegenmärtiy =
ganzen Lande in Dinge gebaut, und jwar von vonisiiin
Guͤte in den Diftsktn Tfhantabau und Bampafoi 7"
Siamefen nennen Ihn Medicin; fie exportiten gegeniärtig fü:
davon ſchön fehr viel neh Cochin China und im die Malarer
länder,
Die Baumwolle (Kai dee Siamefen), bie ſtraucheriei.
annuelle, 0b Gossypium herbaceum ober indicum 7 wird don tt
ſchiedenen Arten cultivirt; doch gedeiht fie nicht innerhalt
des Niederung, welche der Ueberſchwemmung ausgefep if. An
geringften iſt ihe Anbau in Ligor, mehr in Pak prek und an
dein Bergdificieten. Crawfſurd ſade große Ballen davon 20
Bangkok bringen, und aud nad der Inſel Hainan keinen;
man fagte jährlich 20,000 Pikul.
Der Pfeffers und Kardbamomens Difieict liefen auch 4
|
»»°) J. Crawfurd Jonrn. 1. 0. p. 423.
Koͤnigreich Slam, Vegetation. 1097 |
Summigutt and Gummata In großen Quantitaͤten, wie auch
das Aloeholz.
Der Guttibaum (Garcinia cambogia, Rong ber Siame⸗
fen, daher Rom der Portugiefen) ?’). Das belannee Pigment
und die Medicin finder fi wie iu Kambodja (f. ob. &. 932),
fo auch zwiſchen 10 bis 12° N. Br., in deffen benachbarten Sia⸗
meſiſchen Territorien. Daß es aus Rinfchnitten ber Rinde bez
abtraͤufelt ift oben geſagt; «8 erhärtet fogleich, wie es dann in deu
Kauf kommt, Die Provinzen, deren eigenthuͤmliches Product «6
ift, ſammeln jährlich beſtimmte Quantitäten für Kambodja,
Cochin China und Siam, die fie als Tribut an die breiers
Lei Höfe abliefeen. Eine andere Art Harz, im Lande Kama
npan (wie Matayifch Mlingend) genannt, das man im Handet
öfter mit dem Benzoin⸗Harz verwechfelt bat, foll aus den
Walddiſtricten weiter nosdwärts bis 20° N.Br., aus Lao, und
gwar aus den Difiricten Rabeng, Chiangmai und Lakon
kommen, Nach ber Befchreibung foll der Waldbaum, der es giebt,
doch verſchieden feyn von dem Waldbaume Styrax Benzoin, der
in Sumatra unmittelbar unter dem Aequator ben echten
Beuzoin liefert. Doch fhon Schouten (1636) Kennt Ben-
jovinum) (daher Benjaminum) als ein Handelsproduet
Siameé. Der Baum muß häufig ſeyn, die Waare iſt bien
wohlfeit; früher hielt man dies Harz blos für ein Probuct vom
Sumatra und Borneo.
Das Alods Holz (AgilaıHolg, Kiſna der Siamefen, Aqui-
laria agallocha Roxburgh, f. oben ©. 933) iſt ebenfalis in jenem
ungemein ergiebigen bergigen Walddiſtrieten von Tſchan⸗
sadban, und nordwärts dis 24° N. Be.; aber auch ſuͤdwaͤrts bis
zum Aequator Hin zu Haus. In Menge und größter Wolle
kommenhelt findet es fih auf der Dftküfte des Siam⸗Golfs und
defien Infein, vom Golf von Bangkok, ober bei Bang pa fol
(13° 80 M. Br.) on füdmwärts. Nur von verfaulten Bäumen
kommt das mwohlriechende Holz, nad Boden und Glima iſt es von
ſeht verfchiebenen Qualitäten. Daß es auch in Afam vorfomms“
if oben gefagtz aus der Bengatifchen Grenzprovinz Spihet (fs
oben S. 335) verpflangte des Botaniker Dr. Rorburgh einat
31) J. Crawfurd Journ. I. .« p: 426. 85) Jod. Scehouten Deser.
en p 122 ia D. Vareni Desaiptio Regni Japonias et
un I c, ;
1098 Oft-Afien. Hinter⸗Indien. II. Abſcha (86
sangen Baum dieſer Aquilarin agallocha im den betanikdn Bu
ten von Calcutta. Er gehört zu Decandr. monogyn. mit rs
Umbelle als Biäche und einer Steinfrucht. Geltfam if die 9;
menverdeehung; im Ganferit heißt er „Aguen,” boams med:
ten die Malayen, das e im I verwandelnd, Agile (dar
wahrſcheinlich, die Portugisfen Aquila und Aguillaria; Ablaht,
durch Ueberfegung Bois d’aigle, Eagle Wood).
Die Wälder?) machen einen großen Reichthum von Gina
and, der mnflreitig noch vieles Unbefannte verbergen hält Ik
wol die große Deltaniederung des Menam, in em dl:
luvialboden, fo weit die Bewäflerung reicht, auch flat nis
dirt if, fo ergiebt ſich doch aus den gemaueften Erkundigerge
Daß der größere Theil derſelden neh mie Waldung bereki in
weiche In den Gebirgslandfchaften uͤberall vochersfht Au €
Kämpfer ) bei feinem Beſuche in Siam, als ber erſte wile
ſchaftliche Botaniker jeden kurzen Anhalt feiner Barke kim
Beſchiffung des Menam⸗Fluſſes benutzte, um die Gewoͤchſe Id
Landes einzufammeln und zu ſtudiren, wurde er in jenen Un
wäldern nur zu bäufig in feinen Excurfionen burd die wine
breiteten Unterwaſſerſetzungen, oder durch die Menge dar wirt
Tiger zuruͤckgeſchteckt. Nur durch die Waaren, welche in Mi
Handel kommen, find einige ihrer Producte bekannt, voriaid
außer deu oben genannten auch noch Farbdholz, Gerbddel
oder Borken, Roſenholz, Zeakhoiz u. a. m.
Bon diefen Höljern kam in frühern Zeiten nur ſche wenig I
Gedrauch der Europäer; die Fardhölzer und Geedſtefſe)
der Nordamerikaniſchen Wälder waren ben (Gurapdın ob
gemein, biefe Hinterafiatifcdhen aber nur feit undenküiches
Zeiten den Chineſen bekannt, und bush fir benugt; zul
Sapans⸗Holz, ein rother Farbeſtoff, kam abin aaf Gut
peifhen Macrkt; meuerlich erſt das gelbe Sapan⸗Holi, ım
durch den Freihafen von Eingapore mit feinem mannitiı
tigen Verkehr bat man erſt die Schaͤtze der Malaziſcher,
‚Sundifhen, Siamefifhen Wälder kennen lersen, ie
Darum nor) jedes der einzelnen Sewaͤchſe, weiche Diefe Gtoffe lie
(een, jedesmal genau botanifch beftimmen zu können. Dan
83%) J. Crawford Report eto. in Asiat, Jobrn. Vel. XIX. p- 33.
" 2) &. Kämpfer Geld. und Beſch. von Japan. Th. I. &. 19.
*') Singapore Chronicle f. Auiat. Journ. Vol. XIX. p #2
Königreich Siam, Wälder. 1008
jehören 4. B. die verfhiedbenen Borken jener an * Fiußuferi
vuchernden Rbfrzobhoren (Mangrove, ſ. ob. S. 1041, 1047),
mit deren Einſammlung Malayen und Siameſen an vielen Ge⸗
Raden beſchaͤftigt find, um die Chinefifchen Junken "damit su be⸗
laden, die fie faft überall als Ballaſt in ihre Heimath sure
nehmen. "
Das Sappan Farbholz (Caesalpinia Sappan), Fang)
ver Siomefen, Faang bei Kämpfer *), die rothe Farbe
zebend, welche duch ganz China, und vorzüglich auch nach Ja⸗
van eingeführt, und auch ſeit kurzem in Europa in Gebrauch
zekommen, macht einen Haupteeichthum der Walbungen Siams
1u6. Diefe Wälder bedecken das Land zwiſchen 10 bis 13° N.Brr5
zie Bäume werten 50 bis 60 Fuß hoch, dis 2 Fuß di, nnd ge
ven fehe ſtarke Erporten, zu fehr wohlfeiten Preifen, Die geöße
en SappansWaldungen liegen an der Weftküfte bed
Sorfs von Siam, um das. Cap Kui, au wol um Bambis
liſol (z) in Kambodja, ſagt Kämpfer. Auf dem Güdende
ver Malayen Halbinfel um Singapore, kommt es fhon nicht
mehr vor, wol aber weiter weftwärts, in ben Waldungen bee
Birmanen **), wo «6 bis jegt nur ale Brennmateriat dient.
Auch Hölzer, die gelbe Sarbeftoffe geben find neuerlich
us Siam und den Malayenländern bekannt geworben }'ffe wer⸗
ven aber noch mit dem Amerikaniſchen Setbholze ( Kustic)
nicht felten verwechſeit. Es find vorzüglich zweierlei Arten:
Rich der Siamefen, das biß jegt nur allein in Wäldern auf
dee Küfte Ligor in Menge bekannt If, und auch nad, Jadien
zusgeführt wird, wo es zu einen bauerhaften, gelben, ſehr biilans
ten Farbe benupt wird, und das: Holz det Vackbaums (Arto-
»arpus integrifolius), welcher das allgemeine Färbemateriat in
Biam, das beliebte Gelb der Prieſtertracht giebtz wahrſcheinlich
ft es der Staub dieſes gelben Holzes, mit dem die obeen Stänbe
ser Siameſen duch Aufſtreuen ihrer obne dies gelben Haut eine
noch erhöhteres Gelb wie durch eine befondere Schminke geben,
0 daß Ihre Leiber dadurch oft ganz goldfarbig *) erfcheinen,
Ein anderes Roth Holz (Red Wood im Handel), Wai⸗
ss) J. Crawfurd Journ. 1. e. p. 427; be — etc. l. o. p. 133
he Chronicle {n —8 Journ. XIX. p. 424. *2) G. Kaͤm⸗
er Geld. und Beſchr. von. Japan. Th. I. S. 56. **) J. Craw-
1 Embassy to Ava. London 1829. 4 p. 4451, *°) G. Fin-
layson Journ. I. c. p. 227.
1109 Dfl-Aflen. Binter- Indien, II. Ubſchu. 1.86.
deng der Stameſen, iſt durch die Portugleſen unter dm 9a
men Poa Roa, &.L.Rofenholz, bekannt geworden, ohmi
es, nah Crawfurd, ein von dem in Europa fegenanntn 9; |
ſenholze ganz verfchiedenes Gewaͤchs iſt; aber im botaniſchen E>
ſteme noch undekannt. Es waͤchſt in Wäldern, zwiſchen dım i
die 13° N. Br., um Peteiu, Rapung und Bangponm,
eis ein ſehr hoher Baum; ſein rothgefaͤrbtes, ſeht fiir
körniges Holz nimmt eine ſehr gute Politur om, und din
un eingelegter Arbeit, Die Chinefen führen «3 in großer Nuz
gu Ihren feinen Holzarbeiten nah Hainan und Canton un
Teatholg (Tectonia grandis), von bderfelben Art wi ü
Ava, denn bisher ſcheint vom dieſem reichen Genus enſt cine ein
gige Species befannt-zu ſeyn (grandis oder theca), madt int
Hauptreichthum der Siamefilden Waldungen auf, ber abn nnd
nicht, oder doch nur wenig in ben Handel übergegangen if. Tr
Holz wird an 50 bis 60 Meilen, aus dem Innern di ka⸗
des, auf dem Menam, zur Capitale hinabgeflooßt, wo «4 im dt |
oder Ien Slamefiſchen Monat anlangt, um im Iken zu Jw
den in Bangkok verarbeitet zu werden, deren ſtets eine An
auf den dortigen Schiffswerften im Bau begriffen find, Di
Eingebornen, unterfcheiden jedoch zweierlei Holzarten, eine hin
tere Art, bie am gefuchteften ift, und im Gebitgtlande ı
Raheng und Changmai, alfo gegen Laos waͤchſt, und W
gweite, weichere Art im tiefern Bande zu Pifaluk. Lef
dem Niedetlande ſelbſt fcheint nach allen Berichten bein Trab
holz zu wachen, und feine Verbreisungsfphäre”‘) wis!
füdwärıs des 16° N.Br. zu reichen. Ihre Werbreitung I
Siam ſcheint gänzlich derjenigen ber trefflichſten Teatmäldt!
in Ada ober Pegu zu correfpondiren. Wie zum Gciffeben |
diene es auch den Siameſen vorzüglich zum Aufbau ihre Zu
pelgebaͤude. |
8 Thierreich.
Auch in biefer Hinſicht it Siam noch menig unterfudh
an Fuͤlle und Mannichfaltigkeit der Thietarten fehle es Mi
aue find fie winig bekannt, Finlayſon *) entdeckte wäh
feine dortigen, wiewol nur fehr Burgen Aufenthalte, doch in 0b
20) I. Crawford Jomem. 19.427. ° 7) 6. Finlayson leen
p- o ee " ; j
j
}
j .
Koͤnigtelch Siam, — 110%
tem Claſſen des Natyrreiches gang neue Species. Die Hauke
ae nehmen hier Feine fo bedeutende Stelle ein tie anders
waͤrts. Das Schwein), Mu dei Siamefen, ift mol das am
allgemeinſten verbreitete, duch das tropifhe Hinter:Afienz wild
: in den Wäldern in großer Menge, und gezähm.t vorzüglich‘ Durch
Sorgfalt der Chinefen, ſelbſt überall in den Städten (f. ob.
. ©. 88). In Bangkok follen deren jeben Morgen 200 Stud
geſchlachtet werden; der Sped wird von den Chinefen fehe appes
itlich präparict und auch in bie benachbarten Europaͤiſchen An⸗
— —
fiedlunge ausgefuͤhrt.
Der Ochs (Bos Taurus) wird wird in den Wäldern Sams
gejagt, wo fein Fleiſch, Hörner, Häute, einen wichtigen Artikel
für den Chinefifhen Handel abgeben; aber auch als Zuchtſtier
diene er, zumal in den nördlichen Probinzen Siam. Das Rind
vich um Bangkok, das Crawfurd fahe, zeichnete fi buch
Burze Beine, gebrängten Bau, Mangel on Hoͤrnern aus, war
von Farbe meift roth oder braun, nie weiß oder grau, wie im
Hindoſtan, auch fehle ihnen ber Fettbuckel des Hindoſtaniſcheü
Ochſen. Die Milch iſt unbedeutend und nicht im Gebrauch; nur
zum Aderbau dienen fie; fie zu fchlachten iſt oͤffentlich wenigſtens
verboten. ‚Um einen Ochſen zu ſchlachten, mußten bie Briten von
Crawfurds Cmbaffade, immer erfl ein paar Etunden von dei
Stadt Bangkok fi %, entfernen, und das Geſchaͤft in der Race
vornehmen.
Der Büffel (Bos bubalus), Email ber Siamefen, Farb
der Malayen, beides gebraͤuchliche Namen, findet ſich weit haͤufi⸗
ger in Siam wie jener, er paßt weit beſſer wie jener zur Agri⸗
cultur anf Marſch⸗ und Sumpfboden, iſt auch weit Härter, gang
- Ibtntifh mit den Büffeln der Sundifchen Infelgruppe,. und naͤchſt
dem Elephant und dem Rhinoceros das größte Susdtupsb
Dinter: Indiens, 2
Das Pferd, Ma ber Siamefen, gehört hier nur zu je⸗
ner kleinen Race der Klepper (ponies, unter 13 Hand hoch),
die duch ganz Hinter: Afien verbreitet iſt (f. ob. ©. 937).
In keinem der Tropenländer oflwärts des Bursemputer, weder
auf Infeln, noch auf dem Continent wird irgend wo bie große,
ausgewachſene Race des Pferdes, das im. Weſten Afiens ars
herrſcht, gefunden; Diefe kleinere Race wird auch im Sie zus
°0) I, Crawfürd Journ, Le. 5, 805 ° MEER
TEN
1107 —X Hiater⸗Indien. IT. Abſcha. $. 86.
menin ‚gezogen, zahlreicher find fie ſchon in Laos, und uni ve
benachbarten Chineſiſchen Yännan follen fie zumeilen dahin «:
En werden. Das geofe Pferd’), welches bie Bat.
efandefchaft dem König von Siam mitgebracht, erregte ſo ſa
feine Eindifche Ungedald als größte Rarität, daß es fogleid ;
landet werben mußte.
Der Eſel, ber im centralen und weſtlichen, trodum dis
fo häufig und von fo ſchoͤner Race iR, fehle dieſem Hinten:
ſchen Waflerlande gänzlich, wie die ediere Race der großen Pie
"Das Schaaf, Keh der Siamefen, iſt bie fo wenig mi
in — China (ſ. oben S. 938), weder einheimiſch nech, *
galitiet.
"Die Ziege, Pe der Siamefen, foß ſich im einigen ber tx:
tigen Gebirge wild finden; man ſchießt biefe ihrer Hoͤrner wiln
die als Medicament verbraucht werden; eine Kleinere Rack it
» + Biegen bemerkt man wol gezähmt in der Nähe der Tempelbuit
wo fie aber nicht gefchlachtet werden dürfen; Milch geben ſi
nur wenig. |
"Das wichtigfte Hausrhier iſt unſtreitig auch hier der Cie
phant, Chang’) dee Siamefen, ber in allen Zi
Siamt vorlommt, au in den Malapiſchen, in Kander:
und in Lao. Die fhönflen werden zwifchen 14 bis 15° RL
im N. W. der Capitale, zu Suphan, gefunden. Die meilt!
äber foll es in 2a085!) geben, wo der Name ber Capital: kı1
Chang (d. h. zehn Millionen Elephanten) von dem it:
uerordentlich häufigen Gebrauch der Clephanten als Hanstiir
ju allen häuslichen Geſchaͤften hergeleitet wird; dies zu bekift:
gen verficherte ein Laos, den Craw furd deshalb befragt, Wi
ihnen dienten bie Elephanten felb zum Transport von Britt
und Brennpolz. Dies iſt beſonders characteriftifch, wenn Mi!
Bedenkt, daß in dee Gapitale von Siam ihr Gebrauch zu 5
Prefonen von Rang zeferirt iſt, und daß ber Gührer des 8
nigselephanten, wenigftend zu E. Kämpfers Zeit (1090) ©
flets ein Yeinz von Gebluͤt ſeyn mußte, dee dem beitten Könis“
palaſt der Capitale bewohnte, in welcher zu Jod. EgXsutın!
Beit (1636), 3000 zahme Clephanten gehalten wınden. Sion
Loy} Crawfırd Jours; p. 82. se) 5. Crawfard Lo. p 429, %
— ee 81) Bergi. J. Crawfurd ‚Bimien to AN
London 1829. 4. *2) ———
a Th. I. 8.39.
Königreich Siam, der Elephant. 1103
wird als bie wahre Heimath dieſes edeln Thleres angeſehen, Im
der es den hoͤchſten Grad der Vortrefflichkeit erreicht, obwol die
von Chittagong an der Grenze Bengalens und von Godin Chins
dem Biamefifchen fehr nahe fliehen, und nah Finlapſoné 53) '
Bemerkung alle von ihm in Siam geſehenen doch Eleiner wa,
sen als die in Ceylon einheimifhen. Die Siamefifche Zucht war
einft am Hofe der Groß⸗Moghule in Deipi am meiflen gefuche,
zumal unter Kaiſer Aurengzeb, wie Bernier berichtete (1663).
Es fcheint, doß fie von Mergui und Tavoy (an ber Weſtkuͤſte
der Malapenhalbinfel) damals duch Mohammedaniſche Handels
leute nach Coromandel übergefchifft wurden, In den obern
Landſchaften von Laos leben viele Elephantenjaͤger, welche dieſe
Thiere der Zaͤhne willen erlegen; ihr Geſchaͤft ſoll ſehr muͤh⸗
ſam und gefahrvoll ſeyn. Man ſagt jedoch Elfenbein ſey ein
Regale, doch ſcheint es nicht fireng damit genommen zu wer⸗
den, da dieſes jährlich nicht über 400 Pikul Elfenbein ventirt.
Aud) die Elephantenhäute geben einen flarken Handelsarti⸗
tel nad) Ehina ad. Den weißen Elephanten, ber in Co⸗
hin China. gänzlich Fremd ift (f. oben ©. 937), nennt ſchon
od. Schouten (1636) ale eine Merkwuͤrdigkeit in Siam,
und der Deutfche Gotthardt Arc *), aus Danzig, ber in Dols
laͤndiſchen Kriegsdienften in Siam ſich aufhielt, und manche fels
nee dort gemachten Beobachtungen mittheilse, erzählt, daß zwei
weiße Elephanten im Beſitze des Könige von Siam, im
Jahre 1568, einen Mebesfall des damals mächtigen Könige vom
Pegu gegen Siam veranlaßten. Diefer bot naͤmlich, weil bei
Deguen der weiße Elephant .ein heiliges Thier war, die
größten Goldfunsmen, um beide zu erhalten, und da fie ihm den⸗
noch abgefchlagen wurden, begann er einen Krieg, eroberte die Cas
pitale von Siam, und nahm mit Gewalt was er nicht in Güte
böätte erlangen können. Al Crawfurd und Finlapfon im
Siani waren, und die Audienz beim Könige in Bangkok vors
über war, gehörte «6 zur Eriquette , die Fremden nun aud zum
Palaſte der weißen Elephanten zu fühem, bie auch ges
genwärtig dort einen Werth haben, der nicht mit Geld zu bezah⸗
Im, weil fie in allen Buddhiſtiſchen Ländern, wo bie Lehre der
Seelenwanderung gilt, al6 heilige Thiere, in deren Leiber die
#2) G. Finlayson Journ. L co. p. 261. **) B. Varenii Desariptio
. Begai Siam |, c, Collecta ex als Scriptorib. etc, p. 127.
x
J
1104 Oſt⸗Aſſen. Hinter Indien. IE. Abfchn. |. &6.
Seelen großer, Töniglicher Vorfahren verwandelt tetben, Int:
find. Sie müfjen deshalb in -den Wäldern, wo fie ſich zezu
febe&mal eingefangen werden; fie werden zu Hofe gebradt, u
erhalten Ihren Stall zunähft dem Koͤnigspalaſte. ran vi:
zugleich ſich zeigen, fo gilt dies als gutes Omen für das Kcıi:
haus. Wer das Gluͤck hat, einen ſolchen weißen Koͤnigs-Elerbr⸗
ten zu entdecken, echält eine Silberfrone und ein Landgut, !:
von allen Abgaben befreit Ift, und bie in das britte Glied in ir
Bamitie forterbt, Im Fahre 1822 woren 6 weiße Elephan
ten?) im Köntgeflalle, mehr als je vorher, fagte man und I
man meinte ein fehr erfreuliche® Zeichen. Vier derfeiben wurden tn
Briten gezeigt, fie waren alle in den Provinzen von Land un
Kambodija, aber keiner in Siam gefangen, aud die mibi.
ten Matayenflaaten haben niemals weiße Elephantm gelictl
Ihre Seltenheit erhöht daher ihren Werth, und mehrm Im
Ränte begünftigen den Aberglauden, da fie, wie ed ſcheint, au i
den höhern Urfigen der Gebirgeftämme vorkommen, we mil
ſcheinlich auch die Stammgeſchlechter der Siameſen zu fügen In
Geibft in der Volksmeinung hat daher jeder weiße Elephant in
Verehrung und feinen Königstitel (Rex); der König von Ein
felbſt reitet nie einen weißen Elephanten, weil derfelbe, wie 2
einft einem Zefuiten fagte, eine eben fo große Majeflät ſeyn fast
als der Regent ſelbſt. Feder berfeiben in Bangkok hat Is
am’ eigenen Stoll, und 10 Wärter zu feiner Bedienung, Ki
Stoßzaͤhne waren mit Goldringen armirt, und der Kopf mit
nem Golbnege bedeckt, der Rüden mit einem Sammetliffen. 23
wurden fie, wie ihre dunkelfarbigen Brüder, von Ihren Vinm
für Diebereien umb andere Vergehungen beſtraft. Ihre dal
Hatte den Ton einer hellen Fleiſchfarbe, weil, wie Crawfun |
fagt, the Haar fo dünn war, daß man die Hant ehfid, I
Meinfte Hatte nicht über 6 Fuß 6 Bol Höhe, fonft waren die auu
dern von ganz gewöhnlicher Größe und vollkommen gefand. Dr
Finlayfon fagt aber ausdrüdtich, daß es Albinos oder 8%
kerlacken find, die alle ſehr gut genährt waren, aber ſeht fe
nes, ſparſames, gelbliches Haar hatten, eine biäher unbekannt
Varietaͤt der gewoͤhnlichen Species, bie. fonf identifd
IR mit der in Dindoflan und Geyfon, Er nennt ihn Ki
AlbinosElephanten 5); in Ava traf ihn Cramfurd I}
+) 3. Crawfurd Le. p.0. 9) G. Finlayson Lo p.151, 861,3
- Roͤnigreich Siam, Albino's. 1105
ter wieder an. Doch bemerkte Flnlayſon, außer der Kleinhelt
der Siamefifchen Elephanten, daB auch ihre Stoßzaͤhne kleiner
und weniger gekruͤmmt feyen, als die dee Hinduftanifchen; the
wirklicher Gebrauh in Bangkok fey, außer zum Hofſtaate, ges
ring, weil e8 überhaupt dafelbft nur wenig gangbare Wege giebt,
und das Waſſerleben vorherefchend ifl. Unter den weißen Ele
phanten war aud ein am Vordertheil gefledkter, mit erb⸗
fengroßen, ſchwarzen Flecken; unter den dunkeln Elephanten
fahe man viele, bie theilmeife um Kopf und Ruͤſſel weiß gefleckt
waren. Der größte unter allen 8 Fuß hoch, war wie die weißen
ebenfalls in den Wäldern von Laos gefangen. In den Ele⸗
pharitenflällen hielt man au Albino Affen”), die man in
den Wäldern, 10 Zagrreifen am Menam⸗Fluſſe aufwärts In bes
Gegend von Pifitut gefangen hatte, und von benen man
meinte, ihr Zufammenteben mit den Elephanten halte von dieſen
die Krankheiten ab. Auch unter den Büffeln bemerkte Fin»
Layfon in Siam ſehr häufig Albinos, die dann ſtets größer
waren als der ſchwarze Büffelz da es auch unter dem Rothwilb
hier viele Albinos giebt, fo fcheint bie Leucaethiopifche Aus⸗
artung®) Hier Bei fo vielen großen Mammalien auf eine merk
wuͤrdige Weiſe vorhersfchend geworden zu feyn, zwar in einer geo»
graphifch fehr limitirten Sphäre, aber innerhalb derfeiben in ſehr
vielen Individuen durch die verfhiedenften Thierclaffen. Ob auch
beim Menſchen? davon wurde hier Bein Beifpiel befannt. Dom
Glima, meint Sinlayfon, müffe doch wol biefe Erſcheinung bes |
dingt feyn. -
Affen giebt «8 in Elam außerdem fehe viele, nur find fie
bisher wenig. bekannt geworben. Als E. Kämpfer den Menam⸗
Strom bie zur Gapitale Juthia (1690) befchiffte, bemerkte er,
daß fi) in dem Uferwäldeen eine unglaublide Dienge Affen
zeige, ſchwaͤrzliche, fage ee, fehr große, auch Bleine, graue Ars
ten, die auf Bäumen, wie auf dem trocknen Ufer, ganz müßig
fpagieren zu gehen feheinen, Abends aber die höchften Bäume ers
Hettern, und deren Wipfel wie anderwärts bie Naben in Klum⸗
pen befegen, wobei die Weibchen zumal ihre ungen ſtets feſtge
druͤckt an bie Brüfte bewahren. Ihre Lieblingsnahrung iſt bier
der Tiaakbaum, d. i. der große Milchbaum (2), deffen herbe
Fruͤchte zufammengedrüdten Aepfeln gleichen, — Weder dieſes
57) J. Crawfurd Journ. p. 9. **) G. Finlayson Journ, p. 262.
Mittee Erdkunde IV. - Aaaa
3106 Dft-Afien. Hinter-Indien. IE. Abſcha. $. 86.
Baumes noch der Affen wird von den jänafken Refatas
waͤhnt, wahrſcheinlich weil fie zu nahe am Meerecufer geblube
und nicht tief genug In das Binnentand vorgebrungen fl.
Das einhörnige Nashorn (Rhinoceros indie), 8:
der Siamefen, iſt naͤchſt dem Elephanten das größte Kant
das ſtark gejagt wird; obmol «6 immer einzeln lebt, nie in de
den gefunden wird wie ber Elephant, fo rechnet man bed d
jährlih an 1000 Stuhl Höıner als Waare außer Landes 1.
China gehen, die dort zu officinelen Zwecken verbeaudt, m
wenn fie gewiſſe Zeichen haben zu einem fehr hohen Peeife geiz
gert werden. Die Rhpinoceroshaut hat ſtets dem doppelten Bat
jeder andern.
Sonft machen Tiger: und ſchwarz gefledte Reopardır
Häute 359%) ebenfalld einen wichtigen Ausfuhrartitei nad Chu
aus; auch ihre Knochen, die dort zu Medicin dienen, ad
mehr aber zermalmt zum Dünger In den Umgebungen ber grie
Städte für die durch vielfältigen Anbau erſchoͤpften Zum be
nutzt zu werben pflegen, um bdiefen neue Kräfte zu geben. Ti!
Naubthiere machen bier uͤberall das Eindringen in bie Bil
gefahrvoll; In den Nächten ruͤcken fie nicht ſelten bit in bie für
lichen Wohnungen U) der Menſchen vor. Sie find nebſt Eds
‚gen in den Häufern bie gefährlichfien Gäfte Aug Dir
(früher Ursus malayanus) wie die in Borneo und ber Melım
Halbinfel werben hier genannt; aber die Art, welche Gramfur!
dort kennen lernte, wurde vom Dr. Horfefietd für ein nd
Genus angefprohen und mit dem Namen Helarctos beirgt. Ist
Hundes) fol «6 in den Siameſiſchen Wäldern im mildı!
Buftande geben, wo man fie nicht felten im ber Art, wie geh
oder Schakal, heulen hört. Der Haushund ift in Giam Hi
tich, fpigohrig, groß, nur dreifarbig, ſchwarz, braun und weil, ©
iſt bäufig in Dörfern und Städten, aber eigentlich wicht geuhn
fondern wie in den Ländern der Mohammedaner frei umher Breifee!
gefellig, den Menfchen begleitend, ohne von ihm geſtoͤrt oder ga
gu werden. Der Wolf, der Schakal, die Hyäne,der Fuchs ſu
bisher noch nicht in Slam gefehen worden, und fcheinen wol hier, vi
in allen Ländern zwiſchen Atakan und China, Fremdling eza fg!
83°) J. Cräwfurd Journal 1. c. p. 428; beſſ. Report etc. in ken
ee — Nee ai es 6, Fnlayan Journ. I. —
0 “ von Japan L
°') 3. Crawiurd Jourmal E e. p. 428. *
m — *
Koͤnigreich Siam, Voͤgel. 1107
Die gemeine Katze iſt jedoch hier wild und gezaͤhmt; auch
wilde Arten giebt es, wie die in Sumatra, 5' Fuß lang, die
GSramfurb in die Menagerie des Oftindia Houfe nad Calcutta
, brachte, wo fit als Felis nubilus und Fel. macroselis befchrieben
‚ murbe. Der Hafe, das Kaninchen find gänzlih in Siam
unbelannt ; dagegen giebt es hier mehrere Viverren, und die Vi-
verra civetta wird von den Slamefen wegen bed Moſchus gezo⸗
gen. Es giebt fehr viele Eichhörner, verfchiedene Arten, an des
‚ nen nur wenig Länder, hinſichtlich dee Arten fo reich fein mögen,
‚ wie Hinterindien. Von Stachelſchweinen nennt Crawfurd nur
414 a =» . wa u " ” sa
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Wr
Hystrix cristata, unter den zahnlofen Thieren eine Manis penta-
‘ dactyla, deren Haut nad) China zu officinellem Verbrauch geht,
und fehe wenige Nager, wie eine neue Species der gemeinen
Hausmaus aͤhnlich, neue Ratten, dem Mus decumanus nahe
fichend u. a.m., eine Flußotter Lutra leptonyx nah Horfes
field, deren Haut nad) China geht u.a. m. Unter den Wieders
kaͤuern einige Arten Hirſche und Rehe (Cervus elaphus? Cerv.
Muntjac, und das Eleine Moſchushirſchchen .(Moschus pyg-
maeus, und Javanicus), die wenigften® zur Zeit bes blühenden
Hollaͤnderhandels mit Japan eine ſehr wichtige Ausfuhr. an
Hirſchhaͤuten darboten, und groͤßtentheils nebſt dem Sarbes
holz nad) Japan transportirt wurden. Gänzlih unbekannt iſt
der Indifhe Axis Hirſch, fo wie die Antelopenarten, des
weſtlichen mehr trodnen Aſiens.
Voͤgel 6). An diefen fcheint Siam beſonders reich zu ſeyn;
die Oeconomie und Vertheilung dieſer Thiere bietet hier manches
Eigenthuͤmliche dar, und dürfte noch zu mancher wichtigen Ent⸗
bedung führen. An Raubvögeln fieht man bier weiße Adler,
Habichte in Menge (Milvus) und Geier wie bie in Bengalen,
bie hier ihren Horft auf den Siameſiſchen Tempeln haben und
an allen Begräbnißftätten auf ihre Beute lauern.
Die Krähen (Corius corone, und noch eine zweite Art)
ſind hier In gewaltigen Schaaten, und zumal in den Umgebuns
gen der Städte wie anderwaͤrts ungemein dreiſt und ungeſtoͤrt.
Der Eiſt er erwähnt aber Crawfurd bier nicht, die in Cochin
China fo Häufig fich zeigte (f. oben &. 989).
Dee Hausfpag (Fringilla domestica) hat fich bis hieher
in gleicher Menge verbreitet, ex fey dert noch familiairer wie in
2) J. Crawfuid Journ. L c. p. 432 — 434,
Aaaa2
N
1108 Oft:Afien. Hinter-Indien. II. Abſchn. $. 6.
Europa, meint Crawfurd, mit ben Menſchen ; aber weite fi}
wärts von Siam gehe feine Verbreitung gegen den Aedu:
tor nicht, und vielleicht nur einzelne Kocalitäten, wo m biz
Europäer bingebracht worden, wären von da auszunchmen.
Die Salangane oder Schwalbe, welche bie efbatt:
Vogelneſter baut (Hirundo esculenta), von ber ſchon oben !.
NRede war (f. oben S. 934, 1029, 1076) findet fih aud hir
wie an ber Oſt kuͤſte von Cochin China, und an der Dftif:
von Bengchen, fo aud an ber Weſtküͤſte der Siam Bay (c
Oſtkuͤſte der Maloyiſchen Halbinſel), alſo an dreletlei ce:
tinentalen Oſtkuͤſten, aber an der oͤſtlichen Seite ber Eir
Bai wird fie nicht gefunden. Dieß fällt Cramfurd’?) m:
Recht als ein’ fonderbares, raͤthſelhaftes Factum binfigtiin da
geographiſchen Vertheilung auf; beſtaͤtigt ſich aber von Ein
bolds in Japan gemachte Entdeckung, daß dieſe eßbaren der
‚ gelnefter nur aus einer befonderen Art eines mehlreiden
Fucus ober Rang, gebaut werben können: fo iſt es wol ufir
"bar, daß der marinen Vertheilung diefed Zucus had
nur die Sphäre der Verbreitung ‘diefer Shpmaltin
art oder ihres Nefterbaues anfcließen wirb.
Siam iſt das Land der hühnerartigen Voͤgel und de
Waſſervoͤgel. Der gemeine Haushahn (Phasianas lie)
Ki der Siamefen, lebt bier wild in den Wäldern wie in Ce
hin China (f. oben ©. 938), iſt aber auch gegähmt cin Kit
thum des dortigen Haushalte. Eben fo mehrere Phaſaner
arten, eine neue Species: die Crawfurd (fire backed Pi*
sant) Phasianus ignitus nennt, die ee noch vom gemeinen .e
Pheasant (Goldfafan?) untetſcheidet, der in. größter Denit
Schönheit und befonderer Größe in den Malapiſchen an Eim
tributaiten Provinzen lebe, und mol auch in Indien zu natutale
ſiten fey: denn von der Prinz Wales JInſel verpflanjte ide
Crawfurd in die Menagerie von Calcutta (nad Barılren.
Desgleichen der prachtvolle Ag u 8 (Phasianus Argus) und bauen?
‚ neue Specieß. Auch ber prachtvolle Pfau (Peacock, Paro erktit
ift in den Wäldern Siams in Menge wild, und eine kleinere di
mit boppeltem Sporn, die man unter dem Namen Polyplecim
bicalcaratus als eine neue Gattung befchrieben hat. Außeiden
finden fich mehrere neue Arten Rebhuͤhner in den Molayildt!
202) J. Crawfurd Journ, p. 432,
Königreich Siam, Sifche. 1109
- Provinzen, In Siam felbft aber Feine Spur davon, ferbft nicht
von dem Grauen Walbhuhn (Tetrao cinereus), das im dem
freilich) weit trockneren Hindoſtan fo ganz allgemein ft; fonft
viele neue TZaubenarten, auch die gemeine Wachte! (Tetrao
coturnix) u. a. m. Von Papageien Raben "pls feine Er
wähnung.
Dagegen find Waſ feroögel (Grallae) bie F—— un⸗
ter allen in Siam, wie dieß feine Waſſernatur mit ſich bringtz
(Larus) Seeſchwalben (Sterna) elitane (Onocrota-
lus und carho, auch sula). Ob es in bem untern Siam, im
Deltaboden des Menam, die gemeine Hausgans (Anas an-
ser), Han der Siamefen (verderbt bom SHinduftanifchen
Hans, d.i. Gans), und bie gemeine Haußente (Anas boschas)
welche Pet heißt, und von den Chinefin in fo außerorbentlicher
aber nur wenig gekannt. Die Küften. Saite vol Moͤven
Menge gezogen wird, Kberhaupt nur gebe, wild oder im zahmen
Buflande,tonnte Crawfurd nicht ermitteln. Dagegen war bie
Anas moschata, deren Heimath in Amerika tft, gegenwärtig durch
ganz Oſt⸗Aſien als Hausthier verbreitet, und wird auch in Bang⸗
Lot, obwol in geringer Menge gezogen, wo ihr frembee Name,
Det: Manila, noh den Weg ihrer Einwanderung bezeichnet.
Mur diefe wenigen Enten und die genannten Hühner füllen den
SHühnerhof der Siamefen, fonft fehle ihnen die Zucht ber Gaͤnſe,
Truthuͤhner, Pfauen u.a. Dagegen fehlt es ihnen nicht an
vielen wilden Vögeln, wie Kraniche, Storharten, Pelis
kane, Königsfifher und anderen, deren Kedernausfuhr,
zumal die der Pfauenfedern nach China, einen bedeutenden
Gewinn giebt.
As Fiſchervolk fcheinen die Siamefen den Cochin Chine⸗
fen und Chinefen ſehr nachzuſtehen; der Menam, wie, über
haupt bie Indiſch tropifchen Stroͤme, haben zwar viele Fiſche,
aber alle Arten nur von geringerer Qualitaͤtz nur wenig davon,
und ein paar Krabhenarten werben gebörrt erportirt. Vor dem
Toͤdten ber Fiſche haben die Sinmefen, wie andere mehr weftliche
ober nördliche Buddhiſtiſche Völker (f. oben S. 237) keineswegs
Abſcheu; nur fangen fie erft in gewiſſer Diſtanz von ben Koaigs
lichen Palais ihre Sifchereien 6) an.
Ueber die Menge ber Reptilien ee alle Europäer in
— — —
+) J. Crawford Journal P- 435.
‘
1110 Oft-Afien. Hinter-Indien. IE. Abſcha. $. &.
Siam gellagtz zumal in der naflen Jahreszeit nimmt ihte Dix
auf das befhwerlihfie zu. Schildkröten und Crocedi
fand Erawfurd jeboh im Menam⸗Strome nicht fo haͤufig d
im Banges. An den Küflen, und zumal auf ben vorlin:
Ber und Infeln, an der Oſſt ſe ite des Golft von Ei:
ft die Hauptflation bee großen Meer⸗Schildkroͤten; in
Eier, ein wichtiges Regale des Könige, machen eine Yaupte:-
sung der Siameſen aus; in vorzuͤglicher Menge findet fih !”
Testudo Mydas nah Crawfurd. An Eideren von bar
ſchiedenſten und fhönften Arten, wie die Geckos, if Siam:
seich wie Java und andere tropifche Geſtadelaͤnder. Das mer:
tone, rauhe Geſchrei zumal der Geckos (Tokai der Rılır
Takke ausgefprochen?s5) ift den Europaͤern bie Abende und zu
gen Nächte hindurch, eine Hauptplage. Mic der Regenjiit mi:
zen fich dieſe Thiere und auch die Schlangen kommen hırki, N
fie Veängen ſich bie in die Wohnungen, Küchen und Hifu m"
dens Federvieh nachftellen. Auch giftige fol es hier geben, ır
Gramfurbd bemerkte während feines dortigen Aufenthaltes Fit
wol aber dreierlei Arten geoßmäuliger Sqlinget bi
constrictor, ober vielmehr Python, berem er zwar wur von da
Länge bis 13 Fuß fahe, die aber eine Länge bis 20 Zuf a“
follen. As €. Kämpfer‘) in der Capitale von Ein, #
Juthia war (1690), wurde plöglich der Befehl in der Kur“ |
bekannt gemacht, daß fi Niemand im Wenamglufe Kit
auch nicht waſchen ſolle; bei näherer Erkundigung erfuhr nt, 3}
mehrere Menſchen von giftigen, nice über Zinged ns
Waſſerſchlangen, bie im Fluſſe leben, gebijjen und gut“
feyen, und daß fich dieſe Thiere etwa ale 7 bis 10 SH"
einmal in dem Fluſſe einftellen. Doch konnte er dab dxl®
nicht näher erörtern.
Unter den Jnſecten übergehen bie neueren Beobadt 9
Siam gänzlih den Seidenwurm, aud Kämpfer mi“
ihn nichtz aud) der Maulbeerbaum wird von feinem be Bi
achter daſelbſt genannt, und doch fo einſt im XI. Jahthurte
aus Siam beides nach Cochin China verpflanzt warn 11
(f. oben ©. 935). Unter den Einfuhrartikeln nad Sian nu⸗
»0&) ). Crawfard Joura. p. 434, 157. eg, Kimpfe 6
und Beſchr. von Japan a. a. D. Ih. I. E. 24. |
Königreih Siam, Gewerbe. 11111
J. Erawfurd dagegen als das wichtigſte bie Selbe); wir
jlauben daraus fließen zu müflen, das Stam gegenwärtig
zar eine Seide producirt, und feine Stoffe aus dem Ausfande
chalten muß. Dagegen wird der rothe Faͤrbeſtoff Stid Lac,
‚er im Handel auh Gum Lac heißt, und von einem Infect
Coceus Lacca (dem Coccus cacti oder ber Amerikaniſchen Coche⸗
aille verwandt), das bei Siameſen Krang®) heißt, in Menge
jewonnen. Seit kurzem, bemerkt Crawfurd, fep defien Werth
uf den Märkten in Bengal ungemein durch den beſſer ermittel-
ten Faͤrbungs⸗Proceß gefliegen, und dieſes Gum Lac aus Siam
ei weit vorzüglicher befunden, und enthalte weit mehr färberiden
Stoff, als daffelbe Product, das bisher aus Pegu und Bens
zalen (Afam) In ben Handel gekommen. Sen Borkommen
ft vorzüglih in den Wäldern von Pifaluf, von Sokotai
und Chang mat (Zaeng mae); olfo im oberen Berglande
jegen Laos, aber auch auf.dem Gebirge bes Iſthmus zwiſchen
Bengalen und der Siam-Bai iſt ed einheimifch (wie in Alam
ſ. oben S. 328, 931). In Laos fol es von der feinften Quas
itaͤt ſeyn. Mach den Erzählungen der Siamefen mußto C raw:
furd den Schluß ziehen, daß in einigen ber dortigen Gegenden
dieſes Inſect nach Art des Cochenille Inſecten (Coccus
cacti) in Mexiko gezogen werde. Man rechnete, daß jährlich
Jon biefer Waare an 18,000 Pikul ®) es China erpor
irt wird.
9 Gewerbe a Handel.
Sn allen Gewerben, wie in nuͤtzlichen und ſchoͤnen
Rünften, haben die Siamefen nur ungemein geringe Fortſchritte
zemadt. Bei einer Nation, die «6 fi vom Erſten bis zum Ge
singfien zur Ehre rechnet, eine Sclave ihres deepotifchen Beherr⸗
ſchers zu ſeyn, iſt dies nicht anders zu erwarten; bei einem Zus
Rande in welchem die Nation, ein Drittheil der Arbeit ihres
ganzen männlihen Stammes, dem Frohndienft des
härteften Gonvernements dienen muß, würde das Gegentheil un:
möglich fegn. Ein geoßer Theil der Thätigkeit muß den Wei⸗
bern uͤberlaſſen bleiben, und ſremdlinge wie hier die Chineſen,
*') J. Crawfurd Report I. c. As. — Vol. ar
°°) J. Crawfurd Journ. 1.-c. p. 435 er Report
l. e. As. Journ. Vol. XIX. p. 14
11123 Oft-Aflen. Hinter⸗Indien. II, Abſchn. $. 8.
werden den Gewinn ber Induſtrie umd bes Handels ziehen, Ic
der einheimifche Bewohner feine Kräfte und feine Snteligen z
Teine dauernde Weife widmen kann. So ſtellt ſich wikiid.:
Ganzen gmommen, das Werhättnig des Siameſiſchen Bolkt, !
unendiichem Naturreichthume zu großer innerer Armuth.
Jeder etwa ſich auszeichnende geſchickte Handwerker
oder Künftier wird fogleih vom Könige ober ben Grofen (..
man auch bier mit dem Portugiefifchen Worte Manbdaris:
von Mandar, Befehlen, zu nennen fidy gewöhnt hat) in Beſte
genommen, wo fein Gefchid gewöhnlich nun für bie ganje Liben⸗
zeit zu bloßen Werken ber Oſtentation werwenbet wird. Di:
WR bier bei dem Privatmann auf keine Hülfe des Handertin
ober Kuͤnſtlers unter Stamefen zu rechnen; nur bei Chin
Ten oder Cochin Chinefen finder man fie.
- — Die Siamefen find in keiner Art der Fabrikation auisn
geichnetz nicht etwa wie die Hindus in der Baumwollennehun
oder wie fo manche andere Drientalen in der Juwelickurt
in Gitbers und Goldarbeit, bie man hier aus China \m
men läßt, Mur im Königspalaft finden fich geſchickte Er
arbeiter, welche bie Löniglichen Geſchenke und die Intern
den Echmud verferügen; aber ihre Kunft iſt ſtationgit, hr: it
mien find invariabel, fstt La Louberes Zeit, als die Emil
den Louis XIV. dort glänzten, bat ſich darin Nichts veräntı
Ihbre Zink- und Erzarbeiten erhalten fie aus China. Ip Zien
gruben und ihe Zinngeräch im Lande wird von Chinefen Butter
tet, Ihre zeichen, einheimifchen Cifenminen find erſt durd Ci
nefen in Schwung gefommen; biefe haben im neuerer Zeit dit
überhaupt bie meifte Induſtrie erweckt, und fo auch viele Eiltr
hammer, und in Bangkok auch viele Eifenmaaren: st
brifen angelegt, die gegenwärtig einen großen Theil dee bıaut
barten Malapiſchen Voͤlker mit ihren Eifengeräthfcaften dert
Doch find die feinen Schneidemwanren noch ſchlecht, du
Eeuerwaffen zu verfertigen kaum verfucht, Die Weber!
In Seide und Baummolte ift ganz in ben Händen der Ve—
ber geblieben, und weit geringer als ſeibſt in Java und belehn
Eben fo ſchlecht ſteht «8 bei dem trefflichſten Farbmatetialien m!
den Faͤebereien, und noch iſt hier gar Leine Art dr Dad!
der Seiden⸗ oder Baumwollenzeuge nus bekannt. Die Töpft
00) J. Crawfurd Journ. I. 0, p. 822 - 337.
&
Königreih Siam, Architectur. | 1113
‚et, wenn ſchon über ein halbes Jahrtauſend das Chineflfche
Porcellan dort eingeführt ward, ift ganz mittelmäßig geblieben,
nd fo ſteht ed in dllem übrigen.
Menn aud die Künfke, fheinbaren Anlauf und Protection
ſewonnen, find fie Inn wieder in Ruͤckſtand gekommen. Als
5. Kämpfer, im Jahre 1690, den Audienzſaal des Prah⸗
Hang il) (d. 4. Minifter der Auswärtigen Angelegenheiten) bei
ver Audienz betrat, fand er ihn zwar mit den Portraits Louis
XIV. und feines Hofes reichlich ausgeſchmuͤckt, und mit vielen
Landkarten behangenz aber bei näherer Anfiht waren fie ſchon
mit Staub, Spinneweben amd Schmutz zugedeckt.
In der nuͤtzlichen Architectur find die Siameſen unge⸗
mein zuruͤck; ihre Haͤuſer find für das Clima theilweiſe ausrei⸗
hend, aber ungemein aͤrmlich und Leicht zerſtoͤrbar. Wie Leiche
jeigt die Erzählung des Franzoͤſiſchen Sefandten La Loubere 2)
bee der Siamefifchen Majeftäe das Schaufpiel eine Bombe wer
fen zu fehen, verfhaffen wollte. Da bemfelben aber beim Auss
blick aus feinen Fenſter drei Häufer feiner Unterthanen im Wege
landen, wurde der Befehl ertheilt diefe fogleich wegzureißen; in
sinee Stunde Zeit war ber Pla gereinigt. Im Niederland fies
hen ihre Häufee auf Holzpfeileen von Bambus, wie bei Dias
fapen, um von der Ueberſchwemmung nicht zu leiden; die Dächer
find mit dem DBlatte der Nipa Palme (Nipa fruticans, Kaͤm⸗
pfer nennt es Gabbe Gabbe) gedeckt; Steine, Badkeine,
Mörtel können felten angewandt werben; durch bie Ritzen und
Fugen dringen Schlangen und Würmer ein, und die heifhungris
gen Tiger zerren Nachts nicht felten aus biefen Fitzen72) die
Deden oder Kieider ber entfegten Schläfer hervor.
Die ediere Baukunſt zu üben fehlen im Lande alle Baus
merke zum öffentlichen Wohl; «8 fehlen die Bruͤcken, die Bruns
nen, die Deiche, die Schleufen, die Gewölbe, die Karavanſerais,
bie Magazine u. a.m.; die Bruͤcken, die in China eine fo wich⸗
tige Rolle fpielen, find bier bloße Holzplanken, die Kunſtſtra⸗
Gen, bie dort für Deere und Handel gebahne find, fehlen hier
gaͤnzlich. Hier find nur zwei größere Wege bekannt, bie,
Sommunication bes neuen Capitale (Bangkok) und
v1) E. Kämpfer Geſch. und Beſchr. v. Japan Th. I. ©. 9, x
'2) La Loubere Du Royaume de Siam, Paris 1691. 8. T,L p-108,
= E. Kämpfer a. a. O. Sr 5
1114 Oft-Aflen. Dinter- Indien. IT. Abſcha. $,86.
der alten (Juthla), und die Straße zwiſchen Tſchantebu
nah Zungpai (f. oben ©. 1067).
Die Wege um Bangkok werden erfegt durch dad Bar
neg der Stromarme und Candle, das eine zeiche Binneuc“
fahrt darbieterz daher hat nur der Scffbau hier einigen 53
ſchritt erlangt. Raͤderkarren, Wagen u. f. m. giebt es hie
nicht; Elephauten find nur privilegiete Transportthiere für da
Hof, und im Gebirgelande Laos gebräuchlich.
Nur allem auf Tempel (die Palaͤſte bes Könige fiad n
Chinfifhem Bauſtyl aufgeführt) iſt eine eigne Kraft dr As
tectur verwendet, wie etwa in Ceylon und Anaz bern Zahl 4
“Bier ſehr groß, daher bei ihrem Aufbau einige Kunſt bewieſu
aber nur auf Anlaß des Despotiem und ber Zuperition Nu
in dee Menge ber Tempel und dee Zap der Idole Ahern
fie die Eeylonsfen ”*), deren Architecture und Gcaulptur von
mehr Kunfifinn zeig. Der Siamefen Tempel fihtmit
einem Kinderputzwerk gleich, als einem Haufe der Denon, H
hingegen in den Tempeln auf Ceylon die finnige Vena
von Licht und Schatten der Sculptur und Architectut visied U8
feierlichen und ernſten Eindrud beiträge. Die Tempeimum
und Unterbauten find von Backſteinen mit Mörtel; der Dich
von Zimmerholz, die Ornamente und ‚zumal bie vielem Ah
find vergoldet. Diefe Pyramiden und Spitzen find efl ap
künſtlich, aber gefhmadios, ohne Würde. Es fehle dieſen I
peibaftten mit ihren vielen hundert Statuen und dem site
ſtaat, die Hoͤde, die Eleganz der Formen, das Gewölbe, de de
gen, die Säutenwerke, die Colonnaden; in ihrer Geringfägste
und Vergaͤnglichkeit fichen fie im größten Contraſt gegen De #
tohrdige Größe und Dauer der Hindu und Aegppeier Ahle
sen. Was fie auszeichnet iſt ihre 'erhabene fihöne Enge, DI
Lünftliche aber phantaflifche Holzfhnigwerk und dir wir
vielmehr uͤberladene Wergoldung, die doppelt zu bewunden
ift, da die Goldminen im Lande unbelannt find.
Noch befchränkter find die Siameſen in ber Bilbaetl.
und gänzlich in der Maler ei zurüd geblieben; fie fertigen a"
figende Buddha Fholez nur zwei bis drei nahm Craufrib
aus Stein gehauen, wahr; diefe waren aber ans China AWP
‚führt. Die meiften von jenen begnügt man fi aus das in
220) Finlayson Joutn, p. 157, 217, 220,
Königreih Siam, Handel. 15.
zypsſsmaſſe zu mobelliren, bie mit Harz und Del vermengt if,
ad mit Haaren zufammen gehalten, die dann uͤberfirnißt und
ergoldet werden. Die beften und dauerndflen werden aus Erz
egoffen, und darin zeigen fie die meifte Kunſt. Sie gießen bie
heile einzeln, fegen fie dann zufammen und vergolden fie reich⸗
ch, oft von colofjafee Größe. Doc auch diefe follen felten dau⸗
ımde Monumente abgeben, ba man fie öfter umzuſchmelzen
flegt; in den Birmanenkriegen find viele biefer Dentmale als
Zeute aus dem Lande Siam entführt worden. Ihre Buddha⸗
ilder haben alle die Mongholifche Sefihtsbildung 3 ihn
Berfertigung iſt verdienftlich. Um die Frömmigkeit des Könige
on Siam zu beweifen, bei dem Crawfurd eine Audienz er⸗
ieft (1822), fagte man ihm, daß berfeibe jeden Tag mic eigner
oher Hand ein kleines Bild des Sautama vergolde?s), daß
r dann irgend einem Tempel zum Geſchenk mache. Indeß dies
enigen Handwerke und Künfte, welche diefen religiöfen, buddhi⸗
Rifch sceremoniellen Zweden dimen, bei den Siamefen geblies
ven find, gingen alle nüglichen Arbeiten für die Lebenszwecke im
die Hände der Weiber und der Chinefen über, welche bie
induſtrielle Population bes Eiamefifhen Landes ausmas
then (f. oben ©. 803).
Hanbel. Diefer ann alles Mangel, an Energie dee
Bewohner ohngeachtet, bei folder Naturfülle, fo bedeutender
Dopulation und fo gunfliger Stellung zu benachbarten
KHandelönationen, wie zu China im Oſten, Indien im Weſten,
und dem großen Archipel im Süden, nicht ohne Bedeutung
feyn; zu weicher höheren Wichtigkeit könnte er fi) aber noch uns
tee andern Werhältniffen emporfchwingen. Welches Feld ber
Entwicklung für Völker» und Menſchen⸗Verhaͤltniſſe bietet nicht
bie ernfte Betrachtung des Driente® dar (f. oben ©. 808), wie
betrübt find dort fo viele verfehlte Anfagpuncte für die edlere
Entwidelungsgefchichte der Menfchheit (f. oben bei Ganton S.
826 1c., Cochin China 988, unten u. a. m.).
Dee Binnenhandel wie ber Küfenpanber?‘) von
Siam iſt aller Hemmungen ungeachtet fehr bedeutend. Die
Hauptader des Verkehrs im Lande If der Menamfirom
mit feinen Zufluͤſſen; auf Plattbooten und breiten Bambusfloos
Gen werden diefe vielfach befiffu Da, wo der obere Menam
10) J, Crawfurd Journ, p. 136. 70) ebend, p. 406 — 411.
1116 Oft-Aflen. Hinters Indien. II. Abſcha. $. 86.
ſchiffbar wird, in dem gebirgigen &ao06, gehen dieſe Fahr. =
Auguft und Eeptember ab; die Boote kommen erfi im Noden
ber und December in _ Banglof an, ma fi dann Ei
an Schiff drängt. Korn, Salz, Baumwolle, Sapır
holz, Dei, Zimmerholz, find die Hauptprabufte, die der Cı
pitale zugeführt werben; nur weniges wird aus dem Bagları
durch Elephanten traneportirt.
Der Handel mit den fernen Binnenländern geht ns
Nord und Shd, nah Laos, Kambodja, Yünnan m
nach der Malapen Halbinfel; gegen Weſt zum meif fin
felgen Pegus und Birmanen-Reiche ſcheint gar kein km
ernder Verkehr Statt zu finken.
Laos führt nah Siam ein: Stil Lad(Gumkacl.ı
S. 1111), Benjovin (wol Benzoe? auch Benjamin in
bostigen Handel genannt), etwas rohe Seide, Eifenbein, Si:
mache, Hörner, Häute, Selle; bafür fendet Siam nah kantın
sad: Salz, Salzfiſche, Chineſiſche, Indifche und Euzopäifge No
nufacturwanren.
Kambodjas Binnenhandel mit dem Innern Gim ir
durch den Waffertrangport eines Stromes begunfligt, M
ac) der Ausfage den Großen Kambodja Strom mit dım Fr
nom in Verbindung ſetzt, und durchaus von einem zum anlın
Wafferfabre >77) darbietet (alſo ein Zwitterſtrom, di
beide verknüpft). Er wird Banpakung (am Banz:!
foe f. ob. S. 1072) genannt; aber auf unferer Kartenzeichnre:
entquißt es dem Gcheidegebirge zwiſchen beiden Stroͤnu IR
Khan Radhafuma (kei Crawfurd) im Lande der Kas (ii
Berghaus). Crawfurd fagte man, daß er in der Kıgenit!
uͤberall 5 Ellen (Cubits) Tiefe babe, im der trocknen Jahr!
1 bis 13 Ellen Tiefe, und für ſtark. befadene. Boote in jene N}
ganze Jahr hindurch für Leicht-beladene diene. Auf ihm ku
men aus Kambodja nah Sam: Gummigutte, Karbamer
Std Lad, Firniß, Hörner, Häute, Selle.
Der Landhandel zwiſchen Siam und China geſditt
buch Laos und Puͤnnan, Länder welche durch ſtaike Rarıt
barrieren von einander gefchieden: find, Gebirge und Waldun
en über welche die Waaren muͤhſam, auf den kleinen Kir
v
317) 5. Crawfurd Joam. L c. p. 407.
8
Königreich Siam, Handıl. 4117
yern 7), ale Saumpferden, teansportiet werben müflen. China
endet auf dieſem Wege nah Siam: grobe Wollenwaazen, Chis
vefifche und Englifhe Tücher, Beuge, allerlei Kyrzwanren, tafe
Radeln, Zangen, Seräthe und Kupfer, Blei, Gold (f. ob. S. 764,
"44, 541, 738) ec."
Der Küften: Danbel, oder vielmehr dee Handel der
etzigen Capitale Bangkok, weiche das einzige Centrum
16 Seeverkehrs mit dem Auslande ift, fowol mit den Ges
taden der Chinefen See im Oſten, wie mit den Geſtaden ber
Malapen und des Bengalifchen Golfs im Weſten, wird dur
»reierlei QDuerpaffagen über den Malapyiſchen Iſthmus
‚oa O. nah W., von einem Meere zum andern ungemein ges
oͤrdert, wodurch die Umfchiffung der langgeſtreckten Halbinfel
‚uch die Malaccas&traße vermieden werben kann. Sie dienen
le drei zu Waarentransporten, liegen jole drei zwiſchen
) bie 6 N. Br
1) Der nördlihfte Malayifhe Querpaß iſt bie
Transportfiraße zwifhen Tſchaipa, oder Banden im
Dft, und dem Hafenort Punpin (oder Ponga) im Weit, der
Nordfpige der Infe Junk Ceylon gegenüber (f. ob. ©. 1083).
Kuf ihm braucht man 5 bi6 7 Tagemaͤrſche mit Elephanten als
taftthiere, welche hier nur allein dazu angewendet werden koͤnnen.
Bon Bandon, oder Zfchatya, werden Die fo geförderten Waa⸗
en durch Cabotage weiter zur Capitale gefchifftz die beiden ans
ern Querſtraßen Hegen fchon entfernter, wie 2) die mitts
ere Transportftraße zwifhen Ligoe oder Talung und
Frang (f. ob. ©. 1082), welche die befuchtefte iſt, und 3) die
uͤdlichſte Zransportfiraße zwifhen Sungora. und
Aueda, zwei nicht unbedeutende Hafenorte. Auf diefen Wegen
ommt vorzüglid Zinn und Elfenbein von Junk Ceylon
ah Bangkok, dann aber auh Dpium, eßbare Vogels
eſt er (Salangane), Indiſche und Britifhe Baummolls
pebereien, und einige andere Britifhe Manufacturs -
paaren. Als der Phraklang, b..i. der Minifter der aus⸗
värtigen Angelegenheiten in Bangkok, feine Depefchen 79) nach
:igoe und Queda ſchickte, konnten die Briten auf dieſer Quer⸗
15) Route par Terre de Siam jusqu’ a la Chine tir6e des Memoi-
res de quelques Chinois qui en ont fait le Chemin b. Du Halde
de la — T. I. ꝑ. 126. 20) 3. Crayfurd Journal
PR:
1118 Oft-Afien. Dinter- Indien. II. Abſcha. $. 86.
Rraße ihre Briefe in kurzer Zeit nach der gegenüberliegenden Tr:
tifhen Inſel Paulo Penang (Prinz: Wales: Juſel) zu itn
Freunden befördesn, wobucc fie mit jenen Queryaͤſſen gmx
befannt wurden.
Die Hauptnachfrage’®") nah Europäifhen Waatent
Siam beftceht vorgügiih in weißen Baummollengeuge:
in wohlfeilen wollnen Zühern, in Zeuermaffen u
Glasmwaarenz damit iſt bedeutender Gewinn zu machen. Zi
halb rähmte der Prahllang oder Siameſiſche Miniſter vn:
lich die Amerilanerz dieſe Leute, fagte er, bringen was m:
brauchen, Feuerwaffen und Gold, und nehmen dafuͤr Ih
ker und Landesprobucte zuruͤck; er erwarte im dieſem Jahre (157)
noch 8 bie 10 Amerikaner Schiffe 2). Die Baummellınit:
webe (zumal Chintzes) find von jeher dorthin eingeführt, un)
in ber Umgebung ber Capitale von Siam wenigfiens jur ol:r
meinen Landestracht geworben ; fie wurden früher von Batadiſten
Schiffen und auf Chinefifchen Junken durch die Malaccafıst
eingeführt. In der juͤngern Periode der Werwirrungen auf da
Indiſchen Angelegenheiten, durch die Fehden während der ji:
zöfifchen Revolution, am Ende bes vorigen und Anfang ir
genmwärtigen SSahrhunderts, wo aller Handels verkehr der EunHt
mit diefen fernen Staaten mehr ober weniger unterbrochen Mit
hatten zufällig die Kaufleute von Bombay und Guratı kt
ihre Fahrten nad Siam fortgefegt. Dährlic betrieben 2 bi)
Surate Schiffe den Werkche mit Bangkok; die Suprun |
derſelben waren meift Parfis oder Mohammedaner, mitt
den Briten die Wege bahınten, wodurch diefe feit der Wieder:
bung ihrer Sundifhen Schiffahrt, zumal durch die Begrändus; |
von Singapore, auf mannichfaltige Weife jenen Berteie 1
Aufnahme brachten. Auch 3. Crawfurds Embaffadı 1.
und Capt. Burneys Miffion (18235) nad Siam haben, *
manche andere Umftände, denfelden gehoben. Im Jahre 12
waren ſchon auf diefen Querſtraßen, allein von PutoPinars
ober ber Prinz: Wates:Infel nad Siam, am Zudifgen ei
Europäifchen Waaren an Werth für 122,000 Dokar Span" |
portist worden; einen wichtigen Anthell daran hat das Dpiuk: |
aus Bengalen, das früher zwar im Lande nicht ganz nabrlanf
880) J, Crawfurd Report in Asiat. Journ. Vol. XIX. p. 1
22) J. Crawfurd Journal L c. p. 15%,
\
Ringe Siam, Rüfenhanbel 1119
rar, denn es wurde Über Ava und Laos dort eingeführt 82), defs
n Sonfumtion aber in neuerer Zeit ungemein zugenommen bat,
bwol es auch hier mie anberwärts (f. oben ©. 853) Contre⸗
ande 8) tft, die aber von Chinefenfchiffen mit größter keichtig⸗
rät eingefhwmuggelt wird.
"Der bedeutendfie Küſtenhandel mit dem Auslande
ied auf Chinefifhen Junken durch die Chinefifchen
dandelsteute und Anſiedler geführt, deren Verhaͤltniß im
Bangkok ſchon obm befpeochen iſt (f. oben S. 803-— 807).
den einzigen birecten Verkehr dee Siamefen mit China
ührt allein der König von Siam %*) felbft, der den Titel Was
alt von China, wol nur bes Handelsvortheils wils
en beibehätt. Jährlich ruͤſtet er u.:ter diefes Kategorie der Tri⸗
utzahlung 2 geoße Junken auf eigene Rechnung aus, jebe
‚on 900 bis 1000 Tonnen Laſt, die nad Canton gehen und
Zollfreiheit genießen. Nur geringe Geſchenke werden dabei
ın den Vicckoͤnig von Canton gezahlt, und nur alle drei Jahr
ber Tribut an Peking gefandt, dee in einem Baum beſteht,
befien Blätter und Bluͤthen aus Silber gefertigt find, und in
tinem zweiten deögleichen aus Gold gearbeitet. Weberhaupt rech⸗
net man, daß der König von Siam jaͤhrlich 10 bis 12 Junken
auf biefe Weile felbfi als Handelemann in bie verfchiebenen -
Aſiatiſchen Häfen ausfendete ; doch fol ber gegenwärtige König,
der 1824 den Thron beftieg (Aroma Chiat), dieſes Handelsfys
flem aufgegeben haben 85), vielleicht weil die Biamefen für ferne
Schiffahrten durch unbelannte Meere noch zu unwiſſend find,
Ein Beilpiel davon gab die mislungene Ausrüflung eines Ins
dienfahrers nach Galcutta, von dem ber König den größten Schas
den hatte, wie dies bei der Ruͤckkunft des Schiffes der Minifter
an J. Crawfurd (1822) vorflagte 86). Die modernen Sia⸗
mefen, bemerkt Crawfurb 37), haben «ben fo viel Abſcheu vor
dem Meere wie die alten Perſer, die als rein continentales Volk
befannt find. Die Landesinftitutionen Siams find gänzlich dem
Unternehmungsgeift in bie maritimse Fremde zerſtoͤrend. Nur
Geiz hat fie zumellen in die Fremde getrieben, doch hoͤchſtens nue
bie Bengalen, aber ſtets begleitete fie Ungluͤck. Den größten Ans
s’») Du Halde 1. c« T. I. p. 129, 22) J. Crawfurd Journ. L ce.
p: 176. °+). ebend. p. 409. . °*®) Asiatio. News Calcutia
1827. 23, Jan. p. 406. As. Journ. °*) J. Crawfurd Journ. L.c.
p 141. 7) ebend. p. 332.
‘
1120 Oſt⸗Aſien. Hinter⸗Indien. IT. Abſchn |, 8
— ſolchen Entrepriſen haben immer Chineſen ober Chi:
gehabt.
Crawfurd giebt ben jährlichen Seehandel ufE:
mefifchen und Chinefifhen Junken nad China in folgenden Er
men an, bie er im Ganzen auf 140 unten mit 35,000 Jen:
Loft anſchlaͤgt. Naͤmlich 1) an Siamefifhen Sunten r
ben jährlich 3 große und 50 kleinere unten nad Canttt
2 von mittlere Größe, wie alle übrigen nah Tfhangliun,:
nah Fukian, 8 nah Ningpo, eine nah Sotſcheufnw
15 nah Schanghai (f. oben S. 701). An Chineſiſtu
Sunten von Siam eben dahin 5 nach Kiangmui in Kun:
tong, 1 nah Tfhangliun, 2 nad Amopz und an 0 Si
ten nah Hainanz auffallend ift es, bag mit den größten Marty
orten wie Canton, Ningpo, Schanghai u. a. aus Siam, un:
Chineſiſcher Flagge, kein directee Verkehr Statt finden fel. Da
geringſten Gewinn ſoll für Siam überhaupt der Umſch in Sr
fen von Canton barbietenz einen weit geößern In den ihn“
mehr oͤſtlichen.
Die mehe einheimifhe Cabotage Bangtoli ie
tet ſich über die Siameſiſchen Häfen im O. und W, mim
die von Kambobdja, Codyin China und den Malayen Ardipl; |
find bier die Haupthafen an der Oſtkuͤſte des Siam⸗GHtl
fes: KoKong, Zungpyal, Tſqchantaban, Paflıh
ſheh) Ropong und Banpomung zu beiden Seitn bi 2)
Lyant (f. oben &. 1072); Bangprah, Banpakung au
Bonpafoiz ferner die Haupthafen an ber Weſtkuͤft de
Siam-⸗Golfes naͤmlich Tſch ampon, Tfdaiga, Bet
don, Ligor, Sungora und Kalung. Hauptgeſchiſt if bit
das Aufſammeln der Landesproducte für Chineſiſche em
ten, zumal Pfeffer, Kardamom, Gummigutte, Ef!
bein, Agilars Holz (Alocholg), Zarbhölzer, Born
Gerbſtoffen u.a. Vorzüglich find es Eönigliche Junker, bie Bir
Verkehr zwifchen bee DfE» und MWeft-Rüfte betreiben, dr ud
ganze Jahr hindurch im Gange ſeyn ann, weil bie IRonfunt
dem mehr gefchloffenen Golfe, hinter dem Winde fine 64?
rigkeiten bei den Ueberfaheten und Küftenfahrten barbiet. —
Küftenhandel mit Kambodja befchräntt ſich auf die Hofen
- Dongfom, Kongkao, Telfia und Kamad, de mu ®
Weſten des Rambodja:Deltas Legen. Die dahin geſchiffien *
ven find Indiſche und Curopaͤiſche Manufacturwaaten, a
Koͤnlgreich Siam, Gechandek 1121
yelmifche Landesproducte, unter denen Eifen das wichtigſte Mi
Bom geringen Handel mit Cochin China war oben (f. S. 945)
bon die Rede, - B
Der frühes ganz unbedeutende Handel mit dem Mae
ayen Archipelss) hat fi duch die Veränderung dev Dinge
n den Sundifchen Gewaͤſſern und der Malaccaſtraße ungemein
jehoben und erweitert. Am bedeutendſten ift er mit ben Hafene
yeten, deren Lage erſt weiter unten befprochen werden Tann, -
nit: Patani, Kalanton, Zringano, Pahang, Rhio,
Singapore, Malacca, Penang, Batavia, Gamao
ang, Cheribon, Palembang ımb Pontisnat Die
Srporten Siams dahin find: Zucker, Saly Del, Reis u. a. m.)
ie Importen von da nad) Siam: Sndifche und Britifche Dias
zufacturwaaren, Opium, Glas, einige Wollwaaren für China,
Pfeffer, Zinn, Drachenblut, Trepang, Matten, eßbare Vogelne⸗
ter, Malapiſcher Kampfer u. a..m. Im Jahre 1824 kamen 24
Diamefifhe Junken bis nah Singaporez eine früher uner⸗
yörte Erſcheinung; fie find freilich meift Mein, oder von mittlen
Sröße, weit leichter bemannt als bie Chinefifhen, doch behalten -
Te für die weitern Fahrten ſtets die Form Chinefifcher Junken
sei. ‚Die Summe der 200 unten, bie biefen Kuͤſtenhandel be⸗
reibt, ſchaͤzt Crawfurd auf 28,125 Zonnen Gehalt.
Die Zahl ber Siameſen, die in der Marine als Seeleuts
yefchäftigt find, bevechnet derſelbe auf-10,000 bis 12,000 Mann.
Naͤmlich für den Chinefifhen Handel, zu 24,562 Tonnen
dadung (wobei man auf 100 Tonnen an 10 Matrofen zue Fahrt
:echnen muß) an 4912 Matröfenz zum Kuͤſtenhandel mig
Rambodja, CohinChina und die Malapenländer (bei
yeringerer Bemannung der Siamefifhen Schiffe, auf 100 Zone
ten nur 8 Mateofen), an 4500 Matrofen, was eine Summe
‚on 9412 Matroſen giebt. - Hierzu noch auf Chinefifhen
unten (zu 10,531 Xonnen), etwa an Siameſiſchen Matroſen
063 Mann; vielleicht aud) mehr, was mit den Schiffsherren,
Steuerleuten u. a. uͤber 11,000 bis an 12,000 Siamefifche
Seeleute 8?) giebt, welche allein dem Haferiplag von Bange
08 angehören, dee dadurch fchon jeden andern jene ofls
sfiatifhen Häfen, Canton ausgenommen, an Bedeutung
nbertrifft. en ©
—
222) J, Cräwfurd Jourm L. ep. 414. 20) ebenb. p. 416.
Ritter Erdkunde IV. Boͤbb
1122 Oſt-Aſien. Hinter-Indien. IL. Abſchn. |. 5
Wäre der Handel mit dieſer Capitale daher frei und fi-
fo würde er ſehr Tchnell von Bedeutung werden, ſelbſt une!
Laft der doppelt fo großen Abgaben, welche die Euepäilte
Schiffe dort im Verhaͤltniß der Chineſiſchen Schiffe, feht !;
Hainan unten, zahlen müffen. Nice die Auofhliefung !
Stemden und das Midtrauen, die Polizei und Politik gegen E
ift bier, wie in Canton, das Hinderniß des Aufſchwungs; 7
das Eigenthum bes fremden Kaufmanns iſt zu Bangtıl :
dem Menam⸗Strome, eben ſo ficher wie In Hooghly am Gar:
Strome, auch wuͤnſcht das Gouvernement gar fehe den Str:
handel; aber hier ift ein anderes, gleichverderbliches Uebel, %
Monopol:Spftem, als Eigenthum bes Könige Di:
wenn nicht in allen, doch den wichtigfien Landesproductt
fi felbft den Großhandel ausſchließlich vorbehalten hat, |
wie üben ſehr viele dee Importen durch Fremde, fin Wet
pol über den weitern Verſchleuß ihrer Waaren durch dad Sm
land in Anſpruch nimmt, oder doch uͤberall den Vorkauf kb:
tet, fo ift es dem Privaten unmöglih, am Fremdhantt!
auf eine andere Weife als durch Unterſchleif Theil zu nden
Die Gewinnſucht ift fo groß, daß man den Fremdu na
Einkauf feiner Waaren einladet, aber ohne fein eigenn Fe
‚ nopoifpftem aufgeben zu wollen. So entfliehen zapliofe Adv
seien, Plodereien %), Zügen, Hinhaltungen, Berderbaiffe für |
Ausländer, ohne Gewinn für den Einheimiſchen. Die fol
fheinend liberale Zulaffung der Fremden, ohne einen ba
Drud über fie auszuüben, kann bei der allgemeinen kühmn
weiche jenes Princip für den Verkehr zur Folge haben muß, W
her doch keine vortheilhafteren Verhättniffe für das Gany here
führen. Bei aller Luft und Begier nach fremden aan si
das Gouvernement feinen Stolz und Geiz in dem, was di tar
.befigt, nicht auf; Uebertreibung dee Forderungen, bemertt di
Layfon, fey der gemeinfchaftliche Character aller Hiateeintilt”
Nationen; nicht Güte und Ergebenheit, fondern Enmit uu
Trotz mache fie erft mild. Die niedrige Krieperl der Enrepit
Nationen nad) Handelögewinn-habe fie bei jenen Wälkeen he
werächtlich gemacht, und dieſer Nachtheil hemme ben Verleht, #
fey nur nach und nach zu überwinden. Dr Gewinn, MM "
Britiſche Handel ducch Crawfurds Embaffade erhielt, Mr F
°°) J. Crawford Journ: p 375; G. Finlayson I. 0. p 168 ex
Königreich Siam, Gouvernement. 1123
jeeing, als daß er bie flofze und verächtliche Welfe mit ber fie bes
yanbelt wurde, hätte aufwiegen können. Die fpätern Miffionen
cheinen etwas mehr Vortheile erlangt zu haben 91), Man hoffte,
He Briten würden noch gleiche —RSS wie die Chine⸗
en in Bangkok gewinnen.
10. Das Gouvernement ).
Dieſes iſt ganz Despotie, ohne den Zügel dee Satzungen
ver Vaͤter wie bei Chineſen, ohne den ber Prieſterſatzungen wie
ei Brahminen oder andern Bubddhiſtiſchen Völkern; denn bie
Religionslehre und Prieſterwuͤrde bat bier durchaus keinen Eins
Iuß auf das bürgerliche Leben gewonnen, wie dieß doch anders
vaͤrts dev» Fall war. Wie man wol anderwärts den Namen des
‚öchiten Wefens, der Gottheit, aus Ehrfurcht nicht auszufprechen
vagt, fo wird kein Siamefe den Namen feines Königs zu nen⸗
aen verfuchen, er wird niemals gefchrieben, um ihm nicht zu
mtweihen, ja er ift nur wenigen Gliedern feiner Familie befannt,
Vielleicht, meint Crawfurd, hat er gar keinen Namen, als nur
jene fucchtbaren und gewaltigen Epitheta, die feine Majeſtaͤt be
jeichnen follen. Man darf nie fragen, wie er fich befinde; denn
er kann nur frei feyn von Lörperlicher Gebrechlichkeit (etwas ähns
liches f. ob. &. 317, 1008). Es wäre daher Majeſtaͤteverbrechen,
ihm bei Lebzeiten einen Thronerben zu beflimmen, benn er iſt
unſterblich, fo lange er herrſcht. Die Verwireungen der Throne
folge find demnach unvermeldlih. Sein Titel, bei dem er ges
nannt wich, iſt: Kongluang, d. i. Herr.über Alles, auch
Unfehibarer, Allmächtiger m. a. m. Jedes feiner Glieder, wie
feine Beine, Nofe, Mund, Ohren, dürfen nie ohne den Titel
Phra, db. i: Heiliger Gebieter, genannt werden.“ An ibm
ift alle8 golden; Audienz haben heißt „feine goldnen Füße
erreihenz” er hat es gehört heißt „es ift an feine goldnen
Ohren gelangt“ n. f. w. Der Glaube des Volke iſt es, daß
fein Leib fhon von einer feeligen Seele bewohnt werde, und „ein
König ſeyn“ wird auf Erden ſchon als Verdienſt einer frommen
Seele aus frühern Perioden der Seelenwanderung ‚duch andere
Thierformen betrachtet, Daher können auch dem weißen Elephan⸗
si) Capt, Burney Mission to Siam (1825) Asiat. Journ. Vol XXIk
p. 1645 Asiatic. News Bangkok, Calcutte 1097. 23. Jan, p. 400.
2) J. Crawfurd Journ. p. 372 — 398.
Bb b b 2
1124 Oſt⸗Aſlen. Hinter⸗Indien. In. Abfche. 6. &6,
ten ähnliche Ehren zu Theill werden. Die BubbhasFigur”
in melche nach ber Verbrennung bee Eöniglichen Leiche, die II:
des Verflorbenen geformt zu werben pflege, wird mir
Buddha Idol ſelbſt, göttlich verehrt. Sie wird vergoldet un:
Tempeln aufgeſtellt. Die Etiquette am Siameſen Hofe if:
blieben, wie vor Jahrhunderten bei der erſten Belanntihaft =
Europäern. Es beftcht in Siam ferner kein Abel, kein ati:
Rang (mit wenigen Ausnahmen erblicher Fuͤrſten in den $:
vinzen), keine Ariflocratie dee Geſchlechter, oder bed Reichthar
durch welche die koͤnigliche AUgewalt gezügele würde Die mc:
Despotie mache Alles gleich, tritt Allee mit Fuͤßen; das gar
Volk vom Niedrigſten bis zum Hoͤchſten üſt hier Sclane, m:
titulirt fich auch fo. |
Feder Erwachſene gehört der allgemeinen GConfcrir
tion zu allen Arten des Staatsdienſtes an, ſey ed Hansi“
Ackerdienſt, Serdienft, Kriegedienſt. Jeder Untertban, vom Zi:
Jahre an, aufwärts, muß ſtets z jebes Jahres (4 Monat) «>
ven Staatedienft Leiften, und nur bie Prieſter (Talapeiut
find davon ausgenommen, Daher der Gebrauch fi alzımcı
feftgeftelle bat, eine Zeit lang wenigſtens dem Orden ta 2
poine anzugehören. Mur die Chinefifchen Anſieblet =
von diefem viermonatlichen Frohndienſte ausgenommen, mi. 'ı
auf eine andere Weife, durch eine Kopfſteuer, ihre Schuß lein
Ueberhaupt find die Chinefen und fremden Anfiebler dat 5:
fligee geftelt als die Einheimifhen. Bei der Einfahrt in de
Menam, auf einer Chinefifhen Junke, fagt ber enangi'i:
Miffionae Zomlin*), den Güglaff bier im Jahte 1835 Ir
- gleitete, zahlte jeder unferes Matrofen 3 Dollar Abgabe It
. ftemde Dann erhält beim Eintritt in Siam einen gefigeitt
Stil um feinen Leib, den er als Zeichen feiner berichtigten <
gabe ſtets tragen muß. Jeder Chinefe Kat biefer Abgabe N:
zu unterwerfen. Vom Frohndienſt find außer ihnen cc
doch die Sclaven frei; ferner alle öffentlichen Beamirt ır’
jeder Samilienvater, der ſchon drei bienftfähige Soͤhne Fa:
Auch kann man fih durch Stelung don Sclaven, oda dato
Geldſummen, von ber Verpflichtung loskaufen, und in deu Fr
»»®) G. Finlayson Journ. p. 240. ®«) Journal Kept dans ı
Voyage froın Singapore to Siam etc. by J. Tiomlia) Printed ı!
the Mission Press. Singapore 182%, p. 6.
N
| Königreich Siam, Verwaltung. 1M5
inzen laͤßt fib das Gouvernement abfinden durch Ablleferung.
on Näturalien, wie Sapanhotz, Alochelz, Salpeter, Elfenbein,
yäute u. bgl. m. Zur Zeit der Embaffaben Louis XIV., am
ofe zu Siam (1687), fagt La Loubere), war die Hälfte des
jahres (6 Monat) der freien Unterthbanen zu Frohndienſt
eftimmt, da. hingegen die koͤniglichen Sclaven das. ganze Jahr
zu genöthige waren. Der Großvater des jegigen Königs (1822)
‚U nah Cramfurd, um ſich populair zu machen, die Hälfte
uf ein Drittheil bes Jahres reducirt haben.
Die dienende Volksmaſſe ift in 2 Abtheilungen gebracht,
elche die rechte und die linke Hand bes Königs heißen; jede
erfelben in Unterabtlreilungen von 1000, 100, 10, beten jeder
n Natpan (über 1000), ein Mairoe (Centurio), Naifip
Jecurio) vorftehen. Der hoben Würbenträger im Lande find 9
‚behellungen, die burd) ihre Titulaturen 8) von einander uns
tfchieden find: Chan, b. h. Prinz, für bie Söhne und Brüber
es Könige, wie ‚für einige der Malayen Prinjen und etliche Gous
erneute entfernter Provinzen in Siam und Lac. Chao Pia,
der Phria, für den Premierminiſterz Phria für die folgen:
en Minifter und ihre Affiftentenz Luang Khun, Muan u
‚m. für die geringeren Nangorbnungen u. f. w.
Die Capitale ſteht unter der birecten Verwaltung des Rds
ig8, die Provinzen unter Vicekoͤnigen (Chaomuang), ober
te entfernteren unter erblichen, tributairen Fuͤrſten. So heißen
ie 4 Chefs von Lao, nämlih Chiangmai, Lanchang, Pas
ae und Luangprahbang ſtets Vicekoͤnige; eben fo bie
er füdlichen Provinzen Ligor und Sungora, Denfelben Ki:
I (Chaomuang) gab der König von Siam bei ber Audienz
em Generalgouverneur von Indien Mr. Haſtings, von dem
jrawfurd ausgefandt war. Diefe Vicelönige, Chaomuang,
aben Recht über Leben und Tod; die bloßen Provinzial:Gouver:
eure 3. B. von Piſiluk, Tſchantaban und andern nähern:
Yiftricten haben weniger, Gewalt. Die Malayifchen trfbutateen
ücften haben, Patani ausgenompien, das zur Provinz redu⸗
irt it, ihre Exrbfürften behalten, mit dem Titel Phria, und
ur dee König von Queda hat die höhere Titulatur Chao
Dhria. Wird außer den genannten Chargen noch, was zumel:
°s) La Loubire du Royaume de Siam. Paris 1691. 8. T.I. p. 298.
»e) J. Crawfurd Journ. p. 376 — 377.
1126 DftAfien. Hinter⸗Indien. IT. Abſcha. 86.
len gefchleht, eine Art Großvezier creiet, fo wird biefee Bangıı:
(db. 1. Re Secondo der Portugiefen) genannt. Dee 182 ur
sende König hatte 4 Großofficiere feines Haufes ernannt, dira
er die Titel Krom beilegt, 3. B. Krom chiat. Bei nen
Vang⸗na erhielt ber Gapt. Burnmey >”) bei feine Rifin
1825 (19. Dec.) eine Audienz, wobei ber weſentliche Untecien
sur darin befland, dag von ihms flatt der 3 Büuͤcklinge vor tm
Könige, hier nur einer durch bie Etiquette vorgeſchtieben m:
es war ber Bruder des derftorbenen Königs, dem die Gentti
Sntendanz über die fübtihen Giamefifchen und Me Bılı
fen Provinzen des Reiches Übertragen war; en zeigte ſih sa
die Europäer fehe wohlwollend. |
Die Art der Haupteinnahmen geht auß den führt 1°
gegebenen Verhäteniffen in Beziehung auf Zropnacbeit, It
galien, Monopote, Antheil am Handeln. ſ. m m
mozu noch bie vielen Arten der Abgaben, Zölse, Taren ulE
tommen, die von dee Willkühr dictirt werben. Die Natur:
tten, die Verpachtung der Sifchereien, die Monopolt
Bude, Pfeffer, Benzoin, Alocholz, und faft allm Bao a
Werth, die Fabrication des Branntweins (Aral), M
die Chinefen deflillicen, u. a., find bie Haupteinkünfte. dit"!
Privilegium der Arrak-Deſtillation erhält ber König jähris N
Pikul Silber (= 723,000 Tical). Eben fo viel bringt da ſo
vilegium der Leiphäufer ein. Jeder Ob fibaum muf in Eis
eine Abgabe zahlen; das Verzeichniß davon führt Kinlar':?
im einzelnen auf. Jeder Mangoebaum zahlt 1 Zun [=
+ Zicat), jede Manguftane eben fo viel; jeder Dutieubar-
1 Ticalz 8 Cocosbäume zahlen 1 Fuang; 100 Arkıbium !
Fuang; 100 Pfefferpflanzgen 1 Fuang; 100 Tabadyfanm :
Fuang; desgleichen ein Beet Zuderrope 2 Zuang u fm F'
Abgabe der Obſtbaͤume fol 7000 Cattis Sitder betragen. ©
neueter Beobachter in Bangkok (1825) ſchaͤtzt die Cinfhnftt r
23 Milton Tical, die aber meift wieder an ben Hofſtaat un
das Königehaus ausgegeben werden, zu dem man an 00
zen zählen fol. Jede andere Ausgabe z. B. zum Ban dam ?
gode, zu einem Kriegszug u. f. w., wird durch beſondeie Ei"
ausgefchrieben. Aus dem von Gramfiued gemadgen U
>) Da Barney Mission to Siam (1826) in Asist Jen. U:
‘
Königreich Siam, Heeresmacht. 1127
Hlage ©) dieſer Verhaͤltniſſe ergiebt fi, daß In Hinſicht der
‚gricultur, Induftrie und, Giviftfation, dee Siamefe dem Sa:
aner näher fleht, als irgend einem andern Aftaten, und daß
san die Population Siams, nad den Abgaben, hoͤchſtens
uf 5 Millionen Einwohner ſchaͤtzen kann. Die Zotaleins
ahme fol zu 3,144,000 Pfund Sterling zu fchägen ſeyn, wo⸗
on aber gegenwärtig nur 658,000 Pf. St. an Geld gezahlt wirt
u 8a Louberes Zeit nur 8,000 Pf. St.), das übrige in Nas
alien. Die Einkünfte haben daher, feit hundert Jahren, bex
eutend zugenommen; der Staatsſchatz enthält aber keine großen
zorraͤthe, wie man gewöhnlich dafuͤr hält, nad. Stawfurds
Schägung felten über 240,000 Pf. St. an Werth.
Die Juſtizverwaltung kann nur fehr unvollkommen
pn, wo Despotie iſt, kann kein Gefeg herrſchen, wenn aud für
ie untergeordneten Verhaͤltniſſe alles regulitt erfcheint. Gerichte
tebt es nicht, ale bei Appellationen, oder in befondern Fällen;
yndern die Juſtiz ift in den Händen derfelben Perfonen, melde
ie Beamten des Finanz⸗, Civil, Militaie:- Wefens find. Sie
Ind zugleich die Magiſttate und Richter; die oberite Local: Yutos-
ität hat auch bie erecutive Gewalt. Diebftah1‘) wird flreng
‚efteaft, durch Wisbererftattung, Gefängniß, Einkettung und daus-
ende Sclaverei; Ehebruc ward ehedem von dem beleidigten
Ehelle durch den Tod gerächt, Kann gegenwärtig durch Geldftrafe:
‚bgelauft werden u. a. m. Der Geſetzcodex foll, nach Capt.
Fohn Lowe, der ein Studium daraus gemakht hat, allesdings
ilt ſeyn; es find deren verfchiedene, einer vom Jahre 1053 nad
She. Geb., und ein zweiter vom Sabre 1614, ein beitter vom
Jahre 17735 in diefem bezieht man ih auf einen meit dltern,
vom Jahre 561 nach Chr. Geb.
Die Confcription des Heeres 9 ift gahfeeih, aber
te Organiſation iſt ſehr mangelhaft; in der Taktik fichen fie
zeit unter ihren Nachbarn, fie kennen nur Attaden und Schar:
mügel, Mon meibet die Haltung eines großen ſtehenden Heeres
aus Furcht vor Rebellionen, und bringe jedes Kriegsheer erft durch
Husfchreibungen zufammen. Etwa 30,000 Mann follen mit
Schwerdt, Eu Muskete bewaffnet ſeyn, die ihnen zumal von
3
25) J. Crawfurd Journ. I. c. p. 378 - 388; G. Finlayson Journ.
p- 247. G. Finlayson Journ. p. 240. 20°) ], ‚Orawfurd
Journ. p. 3 — 38.
1128 OfsAfen. Hinter- Indien. II. Mofa. £.&
Englaͤndiſchen und Amerikaniſchen Schiffen zugeführt wein
Es iſt meiſt nur Infonterle; wenig Reiterel auf Heine Sr
pem kann nur von Laos und Vuͤnnan aus beritten gemecht r>
Den. Die Garden bes Koͤnigspalaſtes felbft zeigten ſich E
ſchlecht organiſirt. E. Känıpfer, in feiner offenheigm Ar
fagt als Augenzeuge 1), nachdem er Audienz beim Könige gi‘.
an allen Toren uud Zugängen des Palaſtes ſchnaͤrmien wi
aadte Kerls umher, die auf ihrer Eaftanienbraunem Hut fi
durch eingeszte, ſchwarze, würfelartige Figuren (glei den =
pintades, wie bie Portugiefen foldye Pilger des gelobten karte
mit tatowirten Figuren nennm) auszeichneten. Das if die!»
algliche Garde, das find die koͤniglichen Ruderknechte. Etat ie
Schafen Gewehre iſt jeder mit einem. diden Knuͤppel bmaft:
fo durchziehen fie die Stadt als Muͤßiggaͤnger. Die Fratzie
fifden Embaffaden wiffen alles in ein refpertabland Er
wand gu kleiden, um dem Hofe/ Louis XIV. zu ihrer Zeit dahırd
"nicht. zu nahe zu treten, der mit dem Hofe von Siam in ditu
Schaft zu fichen fich bruͤſten wollte. Die Mititaiemadt ſtin
auch Eapt. Burney bei feiner Miſſion nad Siam (18%). It
_ sanbebeutenb ?) zu feyn; man hatte Soldaten gegen die Birze
m Grenze zu einem Streifzuge ausgeſchickt, aber dies mar 1m
um duch Lift und Hinterhalt Gefangene zu maden tu
Dieß iſt der ewige Grenz kreis beider Reiche von jeher ger
Des oft mit den größten Verheerungen und Graufantiim rb
führt wurde, und beiden Staaten hoͤchſt verberblig ward, Zi
die mit den Briten regulirten Grenzverhaͤltniſſe der Dim
boffte man dieſem Verderben ein Ende zu machen.
Bon dem’ vielen in früherer Zeit gerühmten Feſtungen, mein
Crawfurd, gebe «6 gegenwärtig etwa nur med an DE
Waͤllen umzogene Städte in Siam; aber nad den Bahn"
gen der Capitale Bangkge zu urtheilen, muͤſſen fie ſich in (#4
‚sem WVertheidigungszuftande befinden; denn bie Kanencn M
Bangkok hatten Leine Kavetten und Jagen zum Gdus st"
das Wetter in Baraden. In der Kunſt dee Metahgeen fr
die Siameſen wenigſtens nach dem neueſten Bericht 118%) #
ſehr behende. Der Britiſche Werichterfiarter bemerkt, dab I IF
“p1) E. Kämpfer Geſchichte und Beſchreibung von Sapın, T*!
— 5) Capt. Ruruey eh Yan Asist, Journ, Al
Königreich Siam, Einwohner. 1120
en 2 Monate feines Aufenthaltes in Bangkok (1827) ”) 2000
Siamefen dabei befchäftigt gemwefen, eine Metall: Kanone von 80
pikul (Centney) zu gießen, und daß fie noch 2 Monate daran bie
u ihrer Beendigung beſchaͤftigt ſeyn wuͤrden.
11. Einwohner nad Zahl und Abflammung.
Dos Siamefifche Reich wird von einer nicht geringen Zahl
inheimiſcher, aber verfchiedenartiger Voͤlker⸗Raçen
ewwohnt, unter welche fich viele Anfiebler aus verfchiebenen frem⸗
ven Nationen gemifcht haben. Zu jenen, gehören- dem Namen
aah 1) die Siamefen, 2) die £ao, 3) die Kambodjen,
}) die Malayen, 5) bie Karclang, 6) die Lowa, 7) die
Ra, 8) bie Chong, 9) die Samangs, von denen freilich -
mehrere noch fo gut wie unbetannt find, Zu den fremben
Knfiedleen werden vorzüglich zu rechnen ſeyn, die Chinefen,
Mohammedaner, Hindus aus dem vordern Indien, bie
Peguaner (Mon) und die Portugiefen. Die Zahl der eis
jentlihen Siamefen nach dem Liften, welche die Dienſt⸗
pflicytigen fuͤr die Staatsarbeiten verzeichnen, betrug nach Craw⸗
furds +) Erkundigung 300,000, was eine Population von 1,260,000 °
jeben wuͤrde.
Die in Lao einheimifche Population warb dee von Sim
gleich gefchägt, Cramwfurd, dem wie hier überall für die Gegen⸗
wart nur allein folgen können, [hätte ein Drittheil weniger, am
340,000 Einwohne. Bon den Mon odır Peguanern, deren
viele Emigranten in Siam, die aus Martaban und andern Weſt⸗
ländern buch Birmanen Gewalt vertrieben wurden, find ‚6000
in den Keohndienfl > Liften verzeichnet, ihre Zahl alfo auf 25,000
zu berechnen. Eben fo ſtark ift die Zahl der Kambodien im
Siameſiſchen Antheil an biefem Koͤnigreiche. Die Zahl der Mas
Layen ſcheint nicht bis zu 20,000 zu fleigen. Queda follte von
ber Decupation durch die Siameſen, im Sahre 1821, an 60,000 _
Einwohner zählen, von denen aber feitbem an 10,000 in das bes
nachbarte Britifche Territorium emigrirt ſind. Tringano und
Kalantan an der Oſtkuͤſte dee Halbinſel, hatten, ohne die Chi⸗
neſiſchen Anfiebier, 85,000 Malayen zu Bewohnern. Patant,
der größte und bevoͤlkertſte Malapenflaat auf ber Halbinfel, kann,
®) Asiatic News Calcutta 1827. 23. Jan. Asiat. Joum,
*) J. Crawfurd Journ. 1. © p. 448— 453
8
.
1130 Dft-Aflen, Hinter-Indien. IT. Abſchu. (6.
nad Schaͤtung, an 60,000 beherbergen. Außer biefen tehhne
man noch aus Queda und Patanmi wenigfiens 10,000 sı
fangene Malapen, bie man in und um Bangkok ar
ſiedelt bat.
Die Kariang, Lowg, Ka und Chong find mil
Wander⸗Voͤlker. Die beiden erſteren bewohnen auch ve
ſchiedene Diſtricte des Birmanen Meiche, wo fie heffer befanıı
worden find als in Siam; fie find aber nur auf einige Gehirgk
zastien von Lan beſchraͤnkt. Die Ka (d. h. Sclav dar Eis
meſen) 405), weiche bei den Kambobdjen Panong heißen, bei;
aen an ber N. O. Grenze Siams nur das Gebirgsland mw
ſchen Lao und Kambodija, in roher Unabhängigkeit; von ib
vor Heimath ift faſt gar nichts bekannt. Durch einen Ban
disfer Race, der in Bangkok zu Cramfurd gebracht wurde, th
fahr er, daß die Siameſen auf ihre Raub ausgehen, ud
viele als fie deren habhaft werden können, torgfangen und al
Selaven in die Sapftale zum Verkauf bringen. Diefeb Jun
Daum wor dor 3 Jahren fo eingebracht; Cramfurb fr da
Mann weit kluͤger ale er erwartet hatte, feine Gefiätedils;
aber von des der Siamefen gänzlih verſchieden. Bahı
Chong iſt das von ihnen bekannt getvordene ſchon oben ne
führt (ſ. &. 1070). -
Andy von den Samang) iſt nur fehr wenig bekannt; 1
finden fid nur in dem ſüdlichen Malayen⸗Diſtricte vs
Queda, wo fie zweierlei Tribus bilden, melde man 66
mang und Bilo nennt. Sie gehören zu der kleingeſtaltein,
wilden, fogenannten NegersMRace, bie von ben Anbamır
Snfeln ofiwärts dis Nen:Öuinea, in fo vielem vers
sem, bielleicht erſt dahin verdrängten, Tribus zerſtreut lebt, um
Dur Dunkle Farbe, wie durch krauſes Wollhaar (ha
Yırdemn Malayen papuah, d.h. kraushaarig, genannt) ’) uk
degeiägnet, aber von den im Innern ber Malayen-Helb—
infel lebenden, einheimifchen, wilden, gelbbraunen Walapı!
Tribus (Jakong und Benua) völlig verfhieden K
Die Bila, aur im Gebirgs lan de, flehen in gar feinem Dr
Sehe mit dem Geflabelande, aber die Samang beſuchen arh
408) 5, Crawfurd Journ. p. 448, 177, *))). Crawfürd L « p 4%
28; G. Finlayson Tour, l. © p. 226, $7. 7) B. gun
ie Verbindungen zwiſchen Indien und Javc. 4. 1
26».
Sn
Königreich Siam, Einwohner. 1131
yie Einwohner der Ebenen, und treiben in ihren Doͤrfern etwas
Handel. Weide haben keine feſten Wohnungen, durchziehen die
Wilder, leben von Jagd, eſſen alles Thierfleifh, was ihnen vors
'ommt, Quadrupeden wie Reptilien, und find ein harmloſes, vers
chuͤchtertes Geflecht. Im Jahre [824 wurde ein ſolcher Sa⸗
nang, ein junger Mann, von dem Nadja von Kalantan nach
Singapore an Crawfurd zum Geſchenk geſchickt, der ihn
m evangelifhen Mifftionae Me. Thomſen zum Unterricht
ıbergab. Er bfieb in geiftigee Entwidlung und Empfaͤnglichl'eit
jegen keinen feiner Mitfchüler zurüd. Es fcheint die Zahl die ſer
Samangs, auf der Malayen » Halbinfel, nur gering zu fepn.
Defto merkwürbiger iſt die nody ganz im Dunkel liegende Ge⸗
chichte dee Verbreitung biefee auftealifhen Negerraee
yucch die zerflreute große Sundifhe Inſel-Welt.
Bon den Ehinefifhen Anfiedlern iſt fchon oben "die
Rebe gewefen (f. oben &. 803), wo vorzüglich von denem in »
Bangkok, nad der jüngfien, obwol officiellen, jedoch wol uͤl er⸗
tiebenen Zählung vom Sabre 1828 gefprochen wurde. Dee in
einen Echägungen ſehr erfahrne und befonnene Crawfurd,
Hebt einige Jahre (1822) früher, außer ben oben angefüfrten
aoch folgende fummarifche.. Daten. Die wenigern Ehinefl hen _.
Smigranten gehen durch Yünnan, und bleiben in den wörbiis
hen Theilen von Lao; die meiften kommen auf bem füblichen
Seewege nah) Bangkok, wo fie fih häufig mit Siamefinnen
yerheirachen, den Buddhacultus annehmen, viel Almofen zahlen, |
Tempel errichten, öfter ſelbſt Priefter werden, ihren toftl-arern
Todtencultus aufgeben, 'und bie ihrigen durch die Verbrennung,
vie die Siamefen, zur Erde beftatten. Sie zahlen ihre Zolltare,
amd behalten ihre Chinefifche Tracht bei. Dergleihen Steuer⸗
flichtige zählte man, 1822, in Bangkok 31.0005 wo man bie,
Hälfte dee. Population als Chinefen annimmt, was nicht zu viel
eun fol. Die Summe der Kopffteuer, im ganzen Siameſi⸗
chen Reiche, die Malayenſtaaten ausgefchloffen, gab man auf
100,000 an, wozu eine Population von 420,000 Perfonen gehoͤ⸗
en würde, die man jedoch mahrfcheinlich übertrieben zu 750,000
gab. Jene oben von ben evangelifchen Miffionaren mitges
heilte Population dee 310,000 Chinefen (f. oben ©. 803). muß
aher wol nicht von der Gapitale, ſondern von dem ganzen Lande
Siam verflanden werden. Die Chinefifhe Anfleblung in den -
Blamefifhen Malayen⸗Staaten ſchaͤtzt Crawfurd auf 20,000.
1132 Oſt-⸗Aſien. Hinter⸗Indien. IL. Abſcha. |. ®.
Auch viele Cohin Chinefen haben fih in neue Jr!
Siam annefiedelt, woraus ein Siameſe ben Schluß jiha ni |
daß ihr Negiment doch weit beſſer ale das in Dune fm.
,Auch aus den füdlichen Theilen ber Malapea: de.
Infet find viele Anfiedier in Siam; weniger Hinbus, di
viele Mohammedaner (Malayiſche), von denen die an:
reich ſten, wenn auch nicht die zahlreichflem, von der Gecte 2:
find. Die Hindu müffen doch nicht unbebeutend gewefen Ir
ad) den drei Tempeln zu uribeilen, die Cramfard ®) in!
Raͤhe der Stadt Bangkok befuchte; fie waten zwat jeſt Sm:
lich, landen aber in großen ummauerten Zempelbejirten, sed !:
einem derfelben fahe man mod; 1500 große, ſchoͤn gearbeitete ©
terſtatüen, mit ihren Amuleten, Kronen und Attributen von ©
vergoldetz ein Mahadewa 9 Fuß hoch, eben fo Patdeti,
Biſhnan, Pabmium ca. Der zweite Tempel wor dm br
nefa geweiht, der dritte en Linga-Tempel. Alle Bil [>
ten aus Vorder-Indien flammen. Ein Priefter nannte ſich dan
Brahminen, von fünfter Abſtammung feines Vorfahen, Mt
von der heiligen Infel Ramifferam (an der Geitonfirak) Sit
ber verſedt ſey. Die Priefter haben zwar ihre Mutterfpuk er
geſſen; aber fie befaßen noch ihte Sanferit:Büder ded
war ihnen Gautama aud ein Sanctus geworben, Sie bit
nur geringe Kenntniffe, find aber doch gegenmärtig die seh
Aftrologen, da den Zalapoinen das Stubium ber Altı®
gie verboten ifl. Dem ungeachtet beachte La Loubere mal
ber, zu feiner Zeit, die Indifhen Tafeln mit nad Eu
Diefe Priefter fagten ihr Idol fey im Jahre 1406 m. Chr. St.
(765 der vulgaicen, Siameſen Aera) nad Siam gebradt; a
fon volle 100. Schr vor der Ankunft der Portugiefen in 8:
dien, beſtand ein birecter Verkehr zwiſchen Gepfon und Eian
in Hinter: Indien. Die Mohammedan er müfen untır I
$bolanbetenden Siameſen fhon taufendmal von ber fragt
Befolgung der Gefege ihres Koran abmeichen. Diejenigen, TU
che die Briten zu den Tempeln begleiteten, buͤckten ſich ſcht iw
ſpectvoll vor den Bubdhaidolen ; gem zahlen fie den Zalapeinıt
ihre Almoſen, um fie zu Parteigängern zue Erreichung ihre Pri⸗
vatabſichten zu ſtimmen, und geben ihre Toͤchter ohne Cru
auch den Unglaͤubigen zur Ehe, ober zum Harem. Das zihlu
— —
ot) J. Crawfurd Joumal I. co, p. 110, 149, 150.
⸗
e
Königreih Siam, Chriſten. 1133
300 Mohammedaniſche Famillen in Bangkok, in der als
en Gapitale aber an 3500. Ale E. Kämpfer feine Audienzen
um glänzenden Dofe 9) der alten Gapitale Juthia Hatte (1690), .
varen Mohren, d. 1. Mohbammedaner und Chinefen bie
Sroß:Mandarinen, aud heute noch find die Mohammscdaner die
Beſchaͤftsleute des Hofes.
Die Chriften 0) in Siam find bie Nachkommen: bort
ruͤher angeſiedelter Portugieſen, oder ſolcher, die wenigſtens Por⸗
ugieſiſche Namen angenommen haben. Gleich der erſte Dol⸗
merfch, den die Briten, bet ihrer Einfahrt nach Bangkok ir
hielten, war ein folder, erkennbar, fagt Finlayfon!!), an feis
nem Hut und an ein paar Europälfchen Kleidungsftüden, womit
ic jeder Schwarze, oder Meftize von Halbbius, fogleih den Ti⸗
el eines Europäer anmaßt, fonft aber duch feine Geſichtsbil⸗
yung und alles übrige als Siameſe characterifiet if. Doch fpres
hen fie ziemlich geläufig Portugiefifh und gebrochen Engliſch.
Diefe Portugleſiſchen Nachkoͤmmlinge find ganz dunkelf arbi g
von Haut, weit ſchwaͤrzer als Siameſen und Chineſen, wahr⸗
ſcheinlich weil fie mit Indiſchem Blut vielfach gemiſcht, und viele
Convertiten des Landes „unter ihnen befindli find. Don be
Silveiro, Conſul des Vicekoͤnigs von Goa !?), hatte feit einis
zen Fahren hier eine Portugiefifche Zactorei In Bangkok ange
'egt und auf Schifféewerften Schiffe zu bauen begonnen, wozu
bm'das Gouvernement Ländereien angemiefen hasse. Auch lief
vähtend Crawfurds Anwefenheit in Bangkok ein Portugiefis
ches Handelsfhiff aus Macao ein 22) Die Portugiefifce
Factorei ſchien fehr von Schiffen belebt, und zumal voll Heise
see Fahrzeuge zu ſeyn, die den Binnenhandel mit den Gens
zalprovingen betrieben. Portugiefen!*) find die Aerzte ans
Hofe zu Siam, wie am Hofe des Schattentönige von Kam⸗
odja; durch beide Wege erhielt Crawfurd lehrreiche Auf/
chluͤſſe Aber die Geſchichte beider Hoͤfe, in dee neueſten Zeit (die
jeiden Reibärzte, weiche Erawfurd kennen lernte, hießen Pass
:al Ribeiro de Alvergarias und Cajetanus Lifter,
Bater und Sohn). Diefe Portugiefen find ai ben als
ven Ghriften zuzuzaͤhlen. :
») E. Kämpfer Geld. aut ‚Bl von Abe — S. 21 ꝛc.
1°) J. Crawfurd Journ. p. 4 11) G. Finlayson Journ. p 109, -
12) J. Crawfurd I. c. p. 10% 136. : 13). chend, p. 106.
210) ebend. p: 180.
1134 Dft-Afien. Hinter⸗Indien. II. Abſchn. (8
Die früheren chriſtlichen Miffionen fcheinen bat,
deren Wirkſamkeit die ältern Berichte fo viel Aufhebens metz
gänzlich in Stoden gerathen zu ſeyn. Nach der Verfolgs; !r
Sranzgöfifhen Miffion, bei der Verfchmwörungsgefhikt“
Adenteurers Conſt. Phaulkon (f. unten Geſchichte), ſcheinte
Sefuiten:Miffion daſelbſt ihren Todeoftoß erhalten zu hi:
As E. Kämpfer*:) in Siam war (1690), lebten die Sefuls
patres mis ihrem Metropolitan Bifchof Louis, daſelbſt, not:
Gefangene in ihren aͤrmlichen Schiifhütten, nachdem ige Pı:t
dalaͤſte bee Plünderung preis gegeben waren, in Seömmigkit, ©:
der Deutfche fagt, und Gelafjenheit ihr elendes Leben; ade:
Hatten ſich auch mehrere jener Sefuiten in ber Nähe ber Bad:
tempel niedergelaffen, unter dem Vorwanbe Pati, die heilige Fr:
ſterſprache zu lernen, aber fie waren verſchwunden; fie hit
fagt Kämpfer, den gefhornen Kopf und bie Debeka:
Siamefifcher Buddhaprieſter vorgezogen, und fid fo ige dm
den Zuflande entzogen. Crawfurd fcheint wenig von dal:
tholiſch⸗chriſtlichen Miffionen in Bangkok bemerkt zu har
Er ſagt nur 16) die meiſten Porgugiefen find Dolmetſqet m
beim Handelsdepartement angeſtellt; man zäh a
etwa 2000, davon 800 in Bangkok, 700 im ber alten Erik
und 500 in Siam Kambodja. Doch befuchte ex den kathe
lifhen Bifchof in Siam !7), ber, aus Avignom gehlitiz, 3
34 Jahren daſelbſt gelebt, noch vor der Franzoͤſiſchen Rost!
fein Vatexland verlaffen, und hier wie eingebürgent war. © °
tulicte fi) Episcopus von Sozopolis, war aber eft chei he
huͤlfen geblieben. Sein Episcopat ſoll feit 1659 für gan; EA
und Molacca gegründet fepen. Er zählte in der Capkalı —
im ‚ganzen Reiche 3000 katholiſche Chriſten. Die drei Side 1
Bangkok, Sta Cruz, Sta Anna und Sta Afumyit!
find aͤrmlich, und die legtere noch nicht beendigt. Aus da ger
chen Kirche in der alten Gapitale haben die Giamefen eien
Buddhatempel gemacht. : Der Biſchof meinte, mus film Di
fi von feinen Ehriſten welche zum Buddhathum alt Zar"
nen verführen, felten bekehrte ſich einmal ein Siamele gan dei
weit ihnen, wie fie fagten, der Weg zum Himmel zu fine ſo
Der jüngfte der Briciſchen Beobachter daſelbſt finde, ui
12) E. Kämpfer Geſch. und Beſchr. von Zapın. SL & I
u) ). —— — c. p. B . * ebend. ꝑ. 16%
v
Königreich Siam, Chriſten. 1138
Shriften und die Chulles (Hinduſtaner) In Bangkok, dem
yostigen Britiſchen Kaufmanne die größten Beſchwerden erregen,
urch ihre Angeberei bei den ohne das fo mittzauifchen Be⸗
‚örden. Die Siameſiſchen Chriſten, ſagt ee !8), ſind der
zabl nach etwa ein Tauſend; fie find das aͤrmſte Volk, das von
Kifhfang lebt, indem «6 fi mit feinem Erwerbe den Reis ers
ande. Ad Gützlaf und Komlin 9), im Jahre 18%, der.
vangelifhen Miffion in Siam ben Weg zu bahnen vers
uchten, mußten fie auch die Trauer erleben, von ihren Batholls
chen Mitchriften bei den Behörden verläumbet zu werden. Da
hr für das Evangelium begeiftertes Wirken in der Capitale einis
je6 Auffehn und unter bem Volke feib Bewegung und Wißbe⸗
zier erregte, 'gerieth der Phratlang (Minifter des Auswärtigen)
mit feinem Gouvernement in Schrecken; ee hielt ihnen ernſtlich
ya6 Muſter der guten Padres Missionares Apostolicos vor, die
yabfh zu Haufe fich hielten, gar feinen Aufruhr erregten, keine
Bücher vertheilten, Leine Kranken curirten u. a. m. Die große
Begier dee Siameſen, doch mehr noch der Chinefen, Cochin Chi⸗
nefen, Peguer, Laos und Birmanen ale der Siamefen, nad dem
Büchern des alten und neuen Teflamentes, die an fie reichlich
gertheilt wurden, aus den hoͤchſten Ständen, ben prinzlihen Ges
chlechtern, wie von den Aermflen, und felbf von Buddhapries
tern, Mönchen (Ralapoinen) und Nonnen, die in Dienge berbeis
ſtroͤmten, auch von allerlei Schäden und Uebeln bes Leibes curirt
‚u werden, war rühsend, und ein Beichen, daß bei dieſem gedruͤck⸗
en Volke viel Noch .und Drang nad Erloͤſung jeder Art iſt.
Der Gmonatliche Aufenthalt der beiden trefflihen Miffionare war
Freilich zu kurz, um mehr als nur anzuregenz bie politifchen
Tractaten mit England waren zu .unfiher, um noch länger zu
verweilen, ben Miffionaren bee Norbameritaner, bie fi zus
leich dieſes Geld ihrer Ausſaat auserfehen, wuͤnſchten fie Heil '
nd Segen, und. fchritten von da weiter gegen ben Oſten fort.
Die weſtlichen Nachbarn endlich, die Peguanır (Mon
der Moan) und Birmanen find nur durch bie legten polls
ifchen Bedraͤngniſſe nach Siam übergefiebelt, wol größtentheils
46 Ungihdiiche, Bedrängte oder Gefangene; wenigſtens fand
18) Asiat, News Calcutta 1827. 23. Jan. Asiat. Journ. p. 400.
1°) J. T(omlin) Journal kept during a Voyage kom en to
Siam etc. Bingepore at the Missions Press. p. 9, 14, 64
1136 Oft-Yflen, Hinter- Indien. | II. Abſchu. $. 86.
Gramwfurb*?0) viele bes letzteren In Ihren Gefängntfien im $:n
von Bangkok noch eingekertert; den Peguern hatte man, cH
Fluͤchtlinge aus ihrer Heimath, vos den graufamen Ueberfiia
Ipeer wmörblichen Feinde, ber Birmanen, bier in der Nähe de
Gapitale, gaſtliche Unterdunft gegeben, und ihnen in ber Ri:
der unvollendet gebliebenen VBerfhanzungen, weidhe Crawfn:)
Die Pegu Forts neunt, als Colonie anzufiebeln erlaubt. Sie ze
gerfcheiden fich von den Siameſen leicht, durch dad lange Hau»
Baar der Weiber, und durch bie gemalten ober tatewirten
Schenkel?!) der Männer, deren Bruſt auch gewoͤhnlich mi
Degufchrift, in gleicher Art, bedeckt zu feyn pflegt. Feder Brcı
Rabe iſt zollgroß eingeägtz fie find ein gurmüchiges Wölfen
Man ſchaͤtzt ihre Zahl auf 25,000.
Mach diefer gefonberten Aufführung ber Bolkoamenge ia
Siiam ergiebt ſich ihre Zabl, nadı Cramfurds Scägung, noch
ohne die wilden Tribus, auf etwa 2,790,500 Einwohne; sit
nah runder Summe hoͤchſtens an 3 Millionen. Zwar fir
der jüngfte Britiſche Beobachter feine Schägung (1827) Eis arf
5 Milionen 22), indem er für Siamefen und Laos 3Ti
Kon, auf Chineſen fogae 14 Millionen zu rechnen ſich Ieıdı
tigt olaubt. Dennoch würde auch diefe Summe für ein fo:
Fed Rei nur gering feyn, und den Zuſtand einer Unenkm fa
dem größten Theil feiner Ausbreitungen beweiſen. Im legterm
Kalle würden anf bas Areal jeder deutfhen Quadratucut,
Im Siams Königreich, nur 375 Bewohner kommen; mm
ſten ale fogar nur 225 Seelen. Selbſt mit andern Afiatiſces
Reichen verglichen, wie mit China (f. ob. S. 951) und. Iatim,
IR dies eine ungemein drmliche Bevölkerung, und jener Gefantt
des kleinen oder Fark bevölkerten und cultivirten Königreide Öc »
konda in Indien, der im XV. Sahrhundert über Mergrei
kaum die Siamefifhen Wälder und Wildniſſe bis zus Capitale
Juthia durchdringen Tonnte, hatte wol Recht, als ein de
Aubdienz vom König von Siam wegen bes Eleinen Reichs ten
Golkonda geneckt ward, zu ſagen: „Ia, das Gebiet meicd
Herren iſt Hein aber von Menſchen bewohnt, das Reid, Ex. Tin
jeftät von Siam aber meift von Affen.” Bei dem Ratur:
reich thum bes Landes kann die Menſchenarmuth zur ci:
33 J. Crawfurd Jonrn. I. & p. 119. sı) ebend. p. 183.
””) Asint, News Calcutia 1827. 23. Jan. Asiat, Journ. p. M.
Königreich Siam, Zalapoine. - 1137
Kolge des ‚verheerenden Nachbarkriege von außen, und des
Deepotie, wie der verkehrten Megierungsmeife von innen feyn.
Die durchgehende Conſcription ber rüftigften Kraft bes
zanzen Volkes, für die despotiſchen Willkuͤhren des Etaatsbienftes,
ie Unſicherheit des Eigenthums und aller beftehenden Verhaͤlt⸗
riffe, die Hemmung jedes freien Verkehrs nach innen und außen,
find bie naͤchſten Urfahen bes Menfhenmangels und ber allge
neinen Nrmuih. Der wohlfeilen Lebensmittel ungeachtet iſt das
Tagelohn ſehr theuer, denn alle Kraft iſt im Dienſt der Verwal⸗
ung gehemmt, und dabei träge und laͤſſig. Ehen werben des⸗⸗
alb hier, für Afiatifches Clima, nur fehe ſpaͤt gefhloffen. Dur
Männer felten- vor dem 2Aſten Jahre, ‚bie Mädchen nicht vor
‚em 18ten Sabre, ausgenommen bei den Reihen. Doch ift bie
Nahrung und das Leben, wie die Wohnung leicht zu haben und
yeguem, weil die Natur fo ergiebig. , Eigentlihe Arme, Bettler,
ehlen; man findet nur Kranke. Verſtuͤmmelte und alte Weiber
Ne Almofen begehren, bei den Tempeln und Klöftern, deren
Zahl fehr groß ift, und deren Bewohner man freilich als die pris
yeligirten Bettler des Landes anfehen kann, bie demfelben nicht
venig zue Laſt fallen. In Bangkok gab man die Zahl der
Talapoinen ?) auf 5000, im ganzen Lande auf 50,000 am,
vas etwa „ı, der ganzen Bubbhiftifhen Population betragen mag,
yei demjenigen Theil dee Population Siams, welcher allen jener
yerberblichen Einflüffen nicht unterworfen ift, bei der Chine⸗
ifchen Anfiedlung, zeigt fih die (hneilfte Vermehrung,
kntwicklung, Bereicherung. Sie zahlen nur leichte Kopffteuer,
ind frei von dem Mitttairdienft und der Civil⸗Conſctiption, ges
yen ihrem freien Erwerbe nach, jeder feinem Talente gemäß, ver
yeirathen fich früh, gewinnen Wohlſtand, Reichthum, find die Ges
bildeteſten des Landes, haben den Verkehr mit dem Auslande in
been Händen, und ziehen jedes Jahr eine zahlreiche Emigrantene
haft aus ihrer Heimath zu ihrer Colonifation herüber. —
In dem geſunden Landesclima haben ſich nur zwei Wuͤrg⸗
engel der ſchnelleren Bevoͤlkerung des Landes entgegengeſtellt, und
zwar erſt in neuerer Zeit, die Pocken und die Cholera Mora
bus. Die erſteren find feit längerer Zeit von den Siameſen Tehr
gefuͤrchtet, ſie kommen oft Uber das Land und find bösartig, fie
werden wie bei den Chinefen, Tuͤbetern, Koreeen (f. ob. ©. 248
22) J. Crawfurd Journ. l. e. p: 454,
Kitter Erdkunde IV. Ceee
1138 Ofl-Afim. Hinter-Indien. II. Abfdn. $. 86.
645 u a.) und anderen Aflaten, auf eine gleich ummentnti;
Weife behandelt.
Die Cholera ift eine jüngere Plage, die fid hier gm o
fen male, im Aprilmonate 1820 gezeigt, nachdem fie fen fü
ber Sndoftan drei Jahre binducch verheert hatte.
Sie wandet!e 20) vom Suͤden ber, aus den Makriita
Staaten über Sungora, bie Küfle entlang, ein, an bi
Mündung des Menam, von wo fie nad) 5 Tagen fen Bar
kok erreichte, daſeldſt mit größter Wuth nur 16 Tage vemeilt
aber während berfeiben von 5 Lebenden einen, oder } der gan
Mopulation wegrafften Noch ſprach man mit Schauder ven Ir
fer Periode, im der täglich viele Lunderte der Leichen ben Zink
des Menam übergeben wurden, in denen fie, wie Klooßhelj ann
ander gereibt, fortirieben. Diefe Krankheit, die zerſtoͤrendſte Mi
Menfhengefchlechtes, duchhfchritt von da gang Laos ventud
sen, und Kambodja wie Codhin China von der aan
Seite. Sie hatte fih von Arabien bis China über Wr
gengrade ausgebreitet, und von Java nordwaͤtts bis 40° beim
Himalaya hinaus, und mehrere Millionen gemäher Sn h
Mitte des Days 18223) fing fir an mach zweijährige Ahes
Tenheit fi in Bangkok zum erflen male wieder zw zeigen. (a
Chinefe Äußerte fi gegen Cramfurd zu Bangkok ia fan
Mechaniſch vegetirenden Denkweiſe darüber, er mein, il
Kriege ausgeblieben, fo hätte die Natur eine ander Pefini
Ihiden müflen, um das entfichende Misverhaͤltniß der Bene
zu dem Verzehtten, der Population zu den Lebensmitteln wide
In das rechte Gleichgewicht zu bringen,
12. Die Siamefen, die Thap.
Die Siameſen nennen fi feld Thap, die Birmamnım
nen fie Shan, die Chinefen, Kambodjen und Malapın memna
fie Scam (oder Tzjam bei Kämpfer 5), woraus dee bi E
sopäern gebräudhlihe Name Siam ) entflanden if.
In den Königlichen Briefen, weiche in die Ränder ber em
ben ausgefertigt werden, wird der Name des Königäpalafird, ode
ber Reſidenzſtadt auch dem ganzen Lande gegeben; naͤmlich G⸗
— —
a Bar anal
€. 36. "°) 3. Orawiard — Fr 7
|
Königreich Siam, Siamefen. 1139
Ut'hipa, wol der Sanfcrit:Name der Indiſchen Rama
Refidenz am Ganges, Sri Ayudhya, da die Siameſiſche
Legende ſich eben fo wie die Hinduifche der Königgefchlechter auf
den Ramayana und feine Daten fügt. Aus dieſem Sanfceits
namen entftanden die Verdrehungen des Namen der alten Cas
pitale Yutbio, Juthia, Ddia, India, Ayuthia, u.a.m.
Schon La Zoubere bemerkte, und Dr. Leyden in feinen
Sprachforſchungen beftätigte es, dag bie Stamefen fi) in 2 Klafs
fen theitten, 1) die Thap pai, d. i. die Großen, ober bie aus
titen Thay und 2) in die Thay noi, oder bie Kleinen die
jüngere Thay. Aber bie Thay yai, bemerkt Leyden, feyen
faft gänzlich verfhwunden, nur einige antike Bauwerke im Ins
nern des Landes follen nach feiner Hppothefe, in welcher er das
hohe Platenuland von Laos für den Olymp und die antike Cul⸗
turheimath Hfinterindiens zu halten geneigt war, noch Denkmale
7 noch unbekannt) ihres verſchwundenen Dafeyns feyn. ‘ Aber
diefe Hppothefe hat Widerſpruch, und bie jegt feine Stäge 28)
m hiſtoriſchen Documenten gefunden, und die Differenz der von
enen Thay yat aufgezeigten Sprachrefle fheint nur uns
yedentend von ber Sprache der Thaynoi abzuweichen. Zu
emerken tft, daß das Volk der Lao, weiches einen Siamefifchen
Dialect fpricht, öfter mit dem Namen der Thay yai belegt wird,
vie z. B. von den Ehinefen 29) (f. unten Laos). Da jedoch
ie Hiftorie dee Siamefen nicht viel weiter al6 in ihre erfte
Bekanntfchaft mit den Europäern zurüdgeht, und bie Annalen,
peiche ih ihrem Königehaufe als Tageschroniken niedergefchrieben
verden follen, bieher unbelannt blieben. und wenigſtens noch
on Teinem Fremden, weber einem Chinefifhen noch einem Eus
opäifchen Literator gefehen wurden, fo bleiben über ihre Anfänge
ur Dermuthungen oder Wahrſcheinlichkeit übrig, die ſich nur
us ihrem errag: und Religionsfyfleme etwa fehfießen
‚sen.
Die Siamefen, oder die Thay (nach La Boubare, die
eelen; Muan Thay, das Land oder Reich der Freien ®),
28) E. Bournouf et Chr. Lassen Essai sur le Pal on Langus sa-
er&e de la Presquile au de ia du Gange. Paris 1826. 8. p. 65.
2°) Route yar Terre de Siam jusqu’a la Chine, tirde des Memoires
de quelguea — qui en ont fait je Chemin b. Da Halda
Deser. 1. c. T. 1. p. 126. »°) La Loubere- du Royauıne *
Siax-l.c T. p 20 etc.
Ccec?2
1142 Nf-Afen. Hinter: Indien. IE. Abſchu. $.86.
daß fie hberbaupt zu einer höhere Civififation und Cultı x
langten, welche aud dem phyſiſchen Schlage fehr mebifciste 5:
men allmälig, von Geſchlecht zu Geſchlecht, zu übermaden 2
Stande fey. Um zu einem entfcheldenden Urtheile zu yelanını
müffe man ben phyfifhen Schlag der Malapen, bie it
überhaupt erſt weiter nordoſtwaͤrts verbreitet haben, in ihres rt:
beften Stämmen und entſcheidenſten Characteren auf Er
matra, dem Eüden Malaccas und einigen der umgebente:
Inſeln und Meergaffen baferbft (3. B. der wilden Jakong un
Benua, wie ber Dranglaut %?) u. a.) ſtuditen. Finler
fon hatte bei feiner Behauptung offenbar au dieſe im Ein
Die er mit Crawfurd bei dem Aufenthalt in Singapore im
nen gelernt, und welche beide wieder auf das entfcylebeufe ca
den in ber Nachbarſchaft, ſowol im Weſt auf den Nicobet
Infeln, als im Norden der Halbinſel Hinterindiat
haufenden ſchwarzen, negerartigen VBöllerffömmunmn.
dem Wollhaar (f. oben S. 1030 die Samang *) abencı
Eintayfon ſelbſt fagt, daß er die Spuren der roheſten, wmie
den Malayenflämme in ben Gebirgsdiſtricten ber fühlte
Malayenſtaaten gefehen, daß aber feine Kenntniß derſelbes if
befchränft geblieben fey, um deren Verwandtſchaft mit kr
Nordanwohnern wirklich nachzuweiſen. Obwol e6 allgemein: :::
nahme ſey, exiſtire doch gar kein Beweis dafür, daß fir Urde⸗
wohner jenes Güdendes der Malacca : Halbinfel fen, weis;
ſtens von Peiner der andern Partien, als jener der nad zutst::
Deungenen Urwaͤlder daſelbſt, ließe ſich dies behaupten, als ir
in benen man fie noch heute als wilde Stämme vorſiade
Aber wenn wie auch mit Finlayſon Koͤrper⸗Affini
taͤt gugeben, fo ift doch noch von gar keine Sprach⸗Anai:⸗
gie zwifchen dieſen Malayen und bean nördlichen Giant
fen und Hinterindifhen Voͤlkern die Rebe, noch weniger ci
gemeinfame Familie nabkunft wahrſcheinlich zu machen, wei:
dreierlei Verhältnifſe inde im einer ethaogradhiſdt:
Syſtematik erſt auf ihren wahren Werth rebucht fega mi’
fen, um überhaupt nue vom Zufammengehörigen oder nis:
Bufammengebörigen gewiffer Voͤlkerabcheilungen wit c=
gem Grunde fprechen zu können.
23) J. Crawfurd Joura. L. e. p. 37,42. 20) chend. p. 7. 18
G. Finleyson p. 226 Not. v. St. Rafllen
Siamefen, allgemeine Eharacterifti.- 1143
&o wenig wie mit der füdlicdh anwohnenden Völker
seuppe, konnen wir auch noch mit den noͤrdlich anwoh⸗
aenden, den Kübetern, Mongholen, Chinefen, unb
ſo manchen der undekannteren Bergvoͤlker, hppothetiſchen Verknuͤ⸗
»fungen nachgehen, und wir bleiben für jetzt rein bei den Beob⸗
schtungen fliehen, bie und Finlayfon und Cramfurd mit
heiten, ohne noch einfeitige Theorien darauf zu bauen, bie in ben
Echnograpbien bis jegt noch nur zu herkoͤmmlich find, meil
nan die Thatfadhen noch viel zu wenig Eennt.
Folgende Thatfachen haben fih aber aus Finlayſons ver⸗
zleichender Beobachtung der vorzuͤglichſten Nationen der Hinter⸗
ndiſchen Halbinſel ergeben, bie benachbarten Chinefen mit inbes
wiffen, die derſelbe als den Prototyp ber ganzen Race, wie er
agt, anfehen möchte. Es follen jedoch nur die vorheref ch e n⸗
ven Züge, bie den ganzen Schlag charackteriſiren, bie
yezeichnet ſeyn, wenn fie fich auch in Eeinem der einzelnen Indi⸗
ibuen auf diefe MWeife alle beifammen finden möchten,
Die Geſtalt ift bei allen gleichartig, die dee Mongho⸗
en Race; die Chinefen find vielleicht-etwas ſchlanker als die
ındern, die Malayen find etwas kleiner als die übrigen. Die
Bröße der Individuen: in der ganzen Voͤlkerfamilie, mit
been Ertremen, ben Chinefen im N.D., den Malayen im
S. W., ift bei allen ſtets etwas geringer als bei den Voͤl⸗
teen der Kaukafifhen Race.
Die Mittlere Höhe der Siamefen nah den Mefjuns
jen vieler Individuen die Sinlapfon vorgenommen, giebt 5 Fuß
3300 Engl. (glei) gering, wie. bei Anamefen, vergl. oben ©.
363 2c.). Die Hautfarbe biefer ganzen Voͤlkerfamilie ift
m Algemeinen heller als beiden Afiaten im Weſten bes Gan⸗
zes; bei ben meiften geld, bei den oberen Ständen durch gelbe
Schminke foft zum goldfarbigen erhöht. Die Textut dee Haus
ft fehe weich, ſanft, glänzend. Bei allen, insgefommt, iſt eine
zewiſſe Tendenz zum Fettwerden vorherrſchend. Die nährens
en Gefäße ‚gehen meiſt zur Oberfläche, dehnen und überladen
das Zellgewebe mit einer großen Waffe Fett. Die Musculars
textur ift im Allgemeinen weich, lar, fchlaff, felten feiner ge
formt, Bei. den Arbeitern, Handwerkern, z. B. unter den Chi⸗
nefen erhalten die angeflrengten Muscularpartien ein großes Vo⸗
lumen, felten aber jene Derbheit und Efafticität, wie bei den Eus
sopäern ; daher uͤberſchaͤtzt der Europäer, dem Ausfehen nach, ihre
\ ⸗
1144 OfisAfen. Hinter: Indien. II. Abſcha. $. 86.
Muskelkraft, und batd bemerkt er das Misverbältaif k
Kraft zum Volumen.
"Die Glieder find oft gleich, ja noch groͤßer als bie der Ex
ropaͤerz die Hüften zeigen fih ſtaͤrker, jedoch nur ans eti:m
Gründen , wodurch die ganze Körpergefialt eine unverbälmifn:
fige Schwerfätligkeit hält, und die unterfegte, fin |
mige Geſtalt (Squat race) bie characteriſtiſche wirb. |
Dos Geſicht iſt bei allen fehr breic, platt, die Badukaı:
chen breit, prominirend, fanft, gerundet. Der Zwifchenreum ji:
ſchen den Augenbrauen (Glabellum) iſt ganz flady und ungemits
lich breit, die Augen dagegen find Hein. Die Deffaung der Au
genlicder ziemlich linear, bei den Malayen unb Hinter : abi;
aber, gegen bie Naſenwurzel, fhief wintlich bei Chineſen, mi
dem aͤußern Ende aufwärts gerichtet.
Der Unterkiefer iſt lang, unter dem Seimt ſcht vch,
fo daß er ein vieredige® Anfehen giebt. Die Nafe ifi mit:
klein ale platt, die Nafenflügel find nicht befonders ausgtdebet.
bei vielen Malayen doch gegen die Spitze zu am breitejim. Da
Mund ift breit, die Lippen find bil, ber Bart fehe tim
ur aus wenigen Hanren beftehend.
Der Vorkopf if an fih ſchmal, nur nad ben Erima
breit werbend, der Haarw uchs reiht aber befonders tirf
herab in das Gefiht. Die Form des Schädels if Fk
befondersz der Durchmeſſer von der Stirn ruͤckwaͤrts iſt ſehr fun,
daher feine Cylinderform. Das Foramen occipitale ſteht fo mit
zurüd, daß von ba zum Genid des Halfes öfter nur rine gereit
Linie il. Der Obertheil des Schaͤdels IfE oft ganz ungewoͤhnlich
flah. Das Haupthaar iſt did, grob, ſchlaff, bei einigen mit
“einer Tendenz am Vorderkopfe ſich zu Eräufeln, doch iſt dies bei
Malayen nur Insbefondere der Fall. Die Haarfarbe IR ſten
die Schwarze.
Die Glieder tun, bi, ſtaͤmmig, find von unvechältnih
mäßiger Länge gegen den kurzen Koͤrper; zumal bie Arme fe
bei den Malayen, nach Art des Baues des Affen, ſehr lang, de
Fuß meiſt Hein, die Hand dagegen weit größer gebifbet als bi
den Bengatlefen, wo fie verhaͤltnißmaͤßig ſeht Klein zu ſeyn pilezt.
Der Körperfiamm ift mehr quadratiſch, fat fo beit a
den Hüften wie in ben Bruſtmuskeln; barin der größte Hu
ſchied von den’ Bewohnern Vorderindiens, bie durchgehende me
gen ihren ſchmalen Taille merkwürdig find. Der Durchmeſſet ia
S
U
Siamefen, fpecielle Characterifil. 2145
Becken tft fehr breit, bie Dimenfionen der Höftungen wirden bei
ei andern Macen groͤßer ausfallen.
Nach dieſer Beſchaffenheit des phyſi ra en Schlages zu
srtheiten, meint Sinlayfon, könne man fich denken, biefe Wöls
ten fepen toeniger zu fltenger, als vielmehr zu muͤhſamer Arbeit,
zu Verrichtung nicht geifliger, ſondern mechaniſcher Geſchaͤfte ges
ſchaffen, bie das Loos der arbeitenden Volksklaſſe find; fie haben
ie Geſtalt der Londner Laftträger, ohne jeboch ihre Energie und
Kraft zu befigen. Die größere Zahl unter ihnen ift ausgezeichnet
urch mechanifches Geſchick und Geduld in Durchführung mühfes
liger Unternehmungen ; keineswegs durch den Klug der Imaginas
tion, ber Gapacität und Erfindungsfraftz: dagegen iſt der andere
Theil derfelben gaͤnzlicher Indolenz und Arbeitfcheu ergeben. -
Specielle Charaeteriſtik der Siameſen nach Craw⸗
furd und Finlayfon*3), :
Obwol der genannten Voͤlker⸗Familie, und zwar bem
:entralen Theile derfelben, angehörig, ‚bilden dieſe Thay do
in für fich beſtehendes, von dem übrigen buch diftinctive
Sharactere in phyſiſchem Schlag, Sprachſtamm und
Sulturgang für ſich perfönlich, gleihfam abgerundetes Voͤlker⸗
jited, das ſich ſeiner genealogifhen Verwandtſchaft nad
nur etwa auf hiftorifhem Wege, an die Laos anzuteihen ſcheint.
Wenn früherhin die ethnographiſche Beobachtung fo duͤrf⸗
tig fuͤr die Menſchenkunde ausfiel, dag ſeibſt ein Meiſter der aͤ⸗
teren Periode, wie E. Kämpfer es für hinreichend hielt, die
Siameſen bei feinem Beſuche mit folgenden Morten zu ſchildern
„die biefigen Menfhen find ſehr klein, und fehen
alle aus wie die Meerkagen 36)” ohne das geringfie weiter
sur Characteriſtik ihres phyſiſchen Schlages hinzuzufügen: fo muͤſ⸗
en wie den Fortſchritt preifen, ben die wiffenfhaftlide
Beobachtung im neuerer Zeit, in Beziehung auf den Miens.
‚hen, auch in dieſer Hinſicht gemacht bat, beren Mefultate wie
auch im bisherigen, wie im folgenden auf das gewiffens
haftefte zu verfolgen, für einen nicht unwefentlichen a unfes
rer erdkundlichen Verſuche —
/
+38) J. Crawfurd Journ. p. 300 — 318. G. Finlayson Be 103, 108,
118, 119. 20) G. Kämpfer Geſch. und Beſchr. von
| +:
1146 Oſt-Aſien. Hinter-Indien. II. A
An Geſtalt find die Thap oder Sina m e
Ihre Nachbarn, die Chinefen und Hindu, wie bid
größere als die Malayen. Die Mittelgeög
als DD gemefienen Individuen, wie oben gefagt
Engl. Die Srößten hatten nur 5 Fuß 8 Boll, Die |
2301; die Mittelgahl ergiebt, daß fie um 1 Sou
algs die Mittelgeöße der Malayen, um 1
die Mittelgröße der Chineſen.
..“ Die Gliederbildung if, wie oben bei der
teriſtik angegeben warb, gut proportionirt, Doch
beit, ohne ale Brazie, welde die Hindus auesgei
doch leichter und weniger fleifhig und befier pro
«6 bie Inſulaner des nahen Archipels find,
Der Schädelbau iſt wie oben, im Allgemein
beſonders außgezeichnet, durch die gerade Fläche Des
Das Geſicht der Siamefen, ſehr verſchiede
der Europäer oder der Hindu, ift nie prominirend,
Bügen, fondern mehr duch feine Breite auffaltent. i
ein, nad) vorn rund, nicht platt tele bei der Meger;
fentöcher nicht parallel, ſondern fehe divergirend. Dei
nicht befonders vorficehend, obwol die Lippen bil. Dir
find klein mir ſchwarzer Iris, das Weiß des Auges !
gelblichen Ton, der Hautfarbe gemäß. Die Aeußeren
winkel find mehr nad) oben gefchligt, als bei den weſtlic
Bern. Die Augenbrauen find weder befonbers vorfich:
marquirt. Am meiften iſt die Befihtsform characteriſ
Die breiten, weit vorfiebenden Backkenknochen, mod
fhöne Oval des Ideals der Abendlaͤndiſchen Völker verſe
und die vieredige, mehr Rhombusgeſtalt (Leze
Oſtaſiatiſchen Phyſtognomie bervortitt. Dog lü
dieſe bei Siameſen Wohlgebitdetheit zu, obwol in ihrer ?
mehr als bei Chinefen. Der Siamefe, zur Zeit La 8
zes, am Hofe Lonis ÄIV., wie in neueſter Zeit zu Cea®
Zeit in Calcutta, findet narärlich, daß Curopaͤiſche Ed
feine Bewunderung verdiene #7). Gang deſonders eigenth
iſt deim Siamefen die weite Verbreitung der d*
ten Daut in das fonft glatte menfdlide Ge
mehr, ſagt Dr. Finlayſon bei ihnen, als bei irgend ana
enter j .
+37) J.-Crawfurd Journ. 1. c. p. 3ll.
—
Wall " Sinmefen, fpecielle Characteriſtik. u 1147
udetuBole, ie tritt auf beiden Seiten vor, bedeckt bie ganzen
Hiahmfen, ziehe fich bis einen Zoll über die Augenbrauen, und
wäindets eben fo weit, bis zum aͤußern Augenwinkel. Bei einem
aan Beſuch in Ada lernte Crawfurd (1826), bafeldft, eis
ipigpim ganzen Geſichte langbehaarten Mann) aus
Kinn kennen, der am Birmanenhofe die Function eines Affen⸗
tin Kwurſtes hatte. Dao Haupthaar der Siameſen iſt
u zens ſchwarz, ſtraff, grob, xeichlich; auf der übrigen Haut.
sun ſparſam, wie bei Malayen und Amerikaniſchen Aboriginern.
ey Bart iſt daher auch nirgends als Schmuck angeſehen, und
‚np ſtets ausgeriſſen, wie dies auch bei allen Infulanern des
amdipels der Fall if. Die nach dem Hintergelenk und nach au⸗
‚m gehende Breite des Unterkiefers if bei Siamefen
En Auf und entftellend für das ganze Gefiht, daß dieſes
ie das Anfehn einee Kropfbildung, ober doch wie von geſchwol⸗
„en Mandeln erhält. Bon den Zähnen 9) diefes Volks ift
m die Rede, ba fie biefelben ſchon in frühefter Jugend volls
men ſchwarz und glänzend beisen, doch ohne das Email der:
an wie die Infulaner des füdlichen Acchipel® zu zerflören, wähs
„nd ihre Lippen ganz roth gebeizt find, vom befländigen Kauen
Son Betel, Catechu und Kalk, was ihnen ein-fehe widriges An⸗
Fon giebt. Sie haben einen emtfchiedenen MWiderwillen gegen
"oeiße Zähne (f. ob. S. 1012). Ihre Hautfarbe ift hellbraun,
"m einem Ton nöd heiter ale bei Malayenz aber um vieles
dunkler als bei Chineſen; niemals dem Dunkel des Hindu,
"no weniger des Negers gleich. Die Dhyfiognomie der
Sjamefen ift im ganzen büfter, ohne Anmuth, graͤmlich, wie
ihre ganze Haltung träge, ſchwerfaͤllig, ohne alle Grazie; darin
bilden fie den Gegenfag der Cochin Chinefen (f. ob. &. 964), die
fhon, an ben Oſtgrenzen Siams, unter Iebenbigern und annehm⸗
lüchern Geflalten auftreten, wie ihre weftlihen Nachbarn bie Bir⸗
manen, und zumal die von Arcalan, Caſſay und Andere, fo wie
fie ſich Hindoftan nähern, zwar dunkelfarbiger werden, aber
auch mehr ſcharfes, weſtliches Profil, ſchoͤnern mehr inne⸗
res Leden gewinnen.
In Kleidung) find bie Siameſen ſuſam z das Volk
ss) J. Crawfurd Journal of an Kınbassy from the Governor Gene-
ral in India to the Court of Ava. Lond. 1829. 4. p. 185.
s°) G. Finlayson Journ. p. 107; J. Crawfurd Ion p. 314.
20) J. Orawfurd Journ. p. 312, '@. Finla5sen p. IWW.
“-
1146 Oſt-Aſien. Hinter-Indien. II. Abſcha. 5.86.
An Geſtalt find die Thay oder Siamefen Eärzer ok
Ihre Nachbarn, die Chinefen und Hinbu, tie bie Enropke, abe
größer als die Malayen. Die Mittelgröße if nad ne
als DD gemefienen Individuen, wie oben gefagt, 5 Fuß 3.
Engl. Die Gröften hatten nur’ 5 Fuß 8 Zoll, die Kleinfen 5 zu
23085 die Mittetzahl ergiebt, daß fie um 1 Zoll ſchlanke fit
als die Mittelgröße der Malayen, um 1 Zol kuͤtzet ui
de Mittelgröße dere Ehinefen.
. .“ Die Gliederbildung ift, wie oben bei der Geſamtchusr⸗
geriflit angegeben warb, gut proportionirt, doch ohne Immunit
beit, ohne alle Brazie, welche die Hindus auszeichnet, dagezen
‘doch Leichter und weniger fleifhig und beſſer peoportianit, alt
es die Inſulaner des nahen Archipels find,
Der Scchäbdelbau iſt wie oben, im Allgemeinen anzegeden
befonders ausgezeichnet, durch die gerade Fläche des Hintatırfl
Das Geſicht der Siameſen, ſehr verſchieden von der
der Europäer oder ber Hindu, iſt nie prominicend, mit fl
Bügen, fondern mehr durch feine Breite auffallend. Die Rıl!
Bein, nach vorn rund, nicht platt wie bei dem Neger; die Pi:
fentöcher nicht parallel, fondern ſehr divergicend. Der Rund
nicht beſondert vorfichend, obwol die Lippen did. Die Augın
find Hein mie ſchwarzer Iris, das Weiß des Auges het eiam
‚gelblihen Ton, der Hautfarbe gemäß. Die Aeußeren Anger
winkel find mehr nad) oben geſchlitzt, als bei den weſtlichen Bil:
ern. Die Augenbrauen find weder befonbers verfichmd ved
marquitt. Am meiften iſt die Befichtsform dpazacterifirt durd
Die breiten, weit vorfiebenden Badentnocen, woducch di
fhöne Oval des Ideals der Abenblänbifcen Voͤlker verſchrinder
und die vieredige, mehr Rhombusgeftalt (Lozesge) M
Oſtaſiatiſchen Phyfiognomie hervormitt. Dod laſt aus
diefe bei Siameſen Wohlgebitdetheit zu, obwol In ihrer Ast un
mehr ats bei Chinefen. Der Siamefe, zur Zeit La Loube
res, am Hofe Louis XIV., wie in neuefter Zeit zu Geawfurd!
Beit in Calcutta, findet natuͤrlich, daß Europaͤiſche Soiohen
keine Bewunderung verdiene). Gang beſonders eigeathümlit
iR beim Siamefen bie weite Verbreitung der bebast
ten Haut in das fonft glatte menfglige Belit:
mehr, fagt Dr. Finlayſon bei ihnen, als bei irgend einem U"
re ,
+27) 3. Crawfurd Journ. 1. c. p. 3ll.
—
Sicameſen, fpecielle Characteriftit. 1147
been Volke, ie tritt auf beiden Seiten vor, bebedit bie ganzen
Schlaͤfen, ziehe fi) bis einen Zoll über bie Augenbrauen, und
vorwärts eben fo weit, bis zum aͤußern Augenwinkel. Bei einem
fpätern Beſuch in Ada lernte Cramfurb (1826), daſelbſt, eis
nen im ganzen Gefihte langbehaarten Mann?) aus
Laos kennen, der am Birmanenhofe die Zunction eines Affens
Hanswurſtes Hatte. Das Haupthaar der Siamefen if
übrigens ſchwarz, fraff, grob, xeichlich; auf ber übrigen Haut.
aber fparfam, wie bei Malayen und Amerikaniſchen Aboriginern.
Der Bart ift daher auch nirgends als Schmuck angefeher, und
wird ſtets ausgeriffen, wie dies auch bei allen Inſulanern bes
Acchipels der Fall if. Die nad dem Hintergelenk und nad) aus
Gen gehende Breite des Unterkiefers if bei Siamefen
fo auffallend und entftellend für das ganze Geficht, daß biefes
dort das Anfehn einee Kropfbildung, ober doch tie von gefchtwols
lenen Mandeln erhält. Don den Zähnen 9) dieſes Volks iſt
Saum die Rede, da fie diefeiben ſchon in frühefter Tugend volls
kommen ſchwarz und glänzend beizen, doch ohne das Email ders
felben wie die Infulaner bes fürdlichen Archipels zu zerflören, wähs
rend Ihre Lippen ganz roth gebeizt find, vom beftändigen Kauen
von Betel, Satehu und Kalk, was ihnen ein-fehr widriges An⸗
fehn giebt. Sie haben einen entſchiedenen Widerwillen gegen
weiße Zähne (f. ob. S. 1012). Ihre Hautfarbe iſt hellbraun,
um einen Ton nöch Heiler als bei Malayenz aber um vieles
dunkler als bei Chinefen; niemals dem Dunkel des Hindu,
noch weniger des Negers gleich. Die Dhyfiognomie der
Siamefen iſt im ganzen düfter, ohne Anmuth, graͤmlich, wie
ihre ganze Haltung träge, fehwerfällig, ohne alle Grazie; darin
bilden fie den Gegenfag der Cochin Chinefen (f. ob. &. 964), die
ſchon, au den Oſtgrenzen Siams, unter Iebendigern und annehm⸗
tichern Geſtalten auftreten, wie ihre weſtlichen Nachbarn die Birs
manen, und zumal die von Arrakan, Caſſay und Andere, fo wie
fie fih Hindoftan nähern, zwar dunfelfarbiger werden, aber
auch mehe ſcharfes, weſtliches Profil, fchönern Bart, mehr inne
res Leben gewinnen.
Zu Kleidung‘) find die Siamefen felfam; das Wort
es) J. Crawford Journal of an Kınbassy from the Governor Gens-
ral in India to the Court of Ava. Lond. 1829. 4. p. 185.
s®) G. Finlayson daursn. p. 107; J. Crawfırd Journ. p. 314.
20) J, Orawfurd Journ. p. 312, G. Fiplaysun p. 100.
1148 Ofl-Aflen. Hinter⸗Indien. IE. Abfchn. $. 86.
geht meiſt Halb nackt, umb auch bie hoͤhern Stände beider Gr
fdjlechter tragen weniger Kleidung, als irgend ein anderes civil.
firtes Volt im Oſten, die fi oft nur zu fehr damit bebängen.
Auch die wenige Kleibung ift geſchmackloo, buriehl. Kopf un
Süße bjeiben immer unbebedt, aber auch bie Bruſt und ber Dbes
jeib find meift eben fo. Nur die jungen Weiber bedecken die
Bruſt; die alten gehen auch da unbededt, und winden erſt um
die Hüften und Schenkel ein Stud blaues Zeug; bie if bat
Hauptkleid. Die Reicheren tragen ein Stud Seide ober Baum:
woollenzeug, 5 bis 7 Ellen lang, das fie faltig umwickeln, bis auf
Die Knie, die wieder frei bleiben, eine Roheit und Unanfläadiz:
Leit in den Augen ihrer Malayifhen Nachbarn, die ihnen dieſe
nie vergeben koͤnnen. Mur darin unterfcheiden fich vorzuͤglich bie
Vornehmen vor ben Aermern, daß fie die Enden dieſer Zeus:
lang herabhängen laſſen. Der Arme ſteckt fie aber zwifdgen den
Beinen nach hinten durch, und muß bie thun, demm’ auf br
Vernachlaͤſſigung diefes wider bie Etiquette verſtoßenden Gebrer:
ches ſteht die Strafe der Baſtonnade. Ein sweite® Gewand if
ferner eine blöße Schärpe, ober auch ein Oberkleid bei dem Fei⸗
“ern, das um die Schultern hängt und auch die Brüfte der Bi
ber: Leiche bedeckt. Die Lieblingsfarben find ſtets dunkel ode
ſchwarz; belle Sarben, zumal weiß, find nur felten. Weis ik
die Trauerfarbe, und bee Ornat ber Tempeldiener wie di
Drdens ber Bettelnonnen. Der Kopfpug iſt grotesk, ein ganı
Zahl gefchorner Kopf iſt die geößte Eleganz, doch muß auf be
Krone ein 3 bi6 4 Zoll großer Haarbüfchel, ins Kreife eines Zols,
ſtruppig flchen bleiben. Die Weiber ſchneiden das Hear fuy
ab, haben immer ein wildes Anfchn. Sie tragen flatt des Zur
bang, mie andere ihrer Nachbarn, phantaftifdh hoch zugefpikte Ke⸗
gelmügen, oder gar keine Kopfbededung. Ihre wefitigen Nach⸗
barn in Pegu und Ava laffen ihr Haar wachen unb ınmmin
den das Haupt mit Tuͤchern. Cine merkwürdige Sitte iſt es bei
Kindern, am gefchornen Vorderkopf eine Haarlode, bis in
das 1äte bis Ihte Jahr, flehen, zu Saflen, die dann mit feleriden
Geremonien, Beſprengung von Weihwaffer unter Gebeten abge:
ſchnitten wird, ‚ein mehr Hindu⸗Brahminiſcher als Bud»
dhiſt iſcher Gebrauch, der auch fhon in Meunus Gefegco-
der**!) geboten If, und gu ben mandeled Brahminifdes
““ı) G, Finlayson Journ. p. 187; ver: Bournouf is Jourml
des Savans 1828. 4. p AS es
Siamefen, Sinnesart. 1149
Bebraͤuchen gehört, bie als Antiquität bei ben Buddhi⸗
tifch gewordenen Siameſen geblieben find. Die Briten wur
yen zu einer ſolchen Ceremonie (Khonchook genannt) zum Bei⸗
vohnen eingeladen.
Putz und Drnamente fragen die Siamefen wenig, nur ſel⸗
en Ohrringe, Jumelen, von geringem Werth; aber zum Range
gehört et, bei beiden Geſchlechtern, die Nägel lang machfen zu
aſſen, und die Haut mit Sandelholz ober Gelbholz einzurelben.
Des Gebrauch des Kauens von Areka und Betel, ift ganz
gemein, noch häufiger wie bei Malayen, jedoch ohne Catechu;
ie Mifchung babei iſt wie anderwaͤrts; dazu kommt noch häufig
‚a8 Kauen von Taback und Tabachrauch en. Stlten, fagt
Trawfurö, ſieht man ben Siameſen ohne Chparre im Mund,
der hinter dem Ohre.
Im Character der Siam eſen “) finden bie — mehr |
Schatten als Licht, eine Folge des fclavifchen Lebens unter dem
prannifchen Scepter ihrer Despoten. Sie find knechtiſch gefinnt,
yabfüchtig, zaubgierig, träge, ſtumpfſinnig, feig, eitel, hochmuͤthig
Die felavifche Unterwürfigkeit unter ihre Obern, und die einge:
ührten, fervilen Gebräuche. entfremden fie von jedem aufeichtigen,
naͤnnlichen Betragen, jedem Heroismus, ber fonft die kriegeriſchen
Stärame ganz Weſt⸗Afiens auszeichnet. Ihre ganze Geſtale, ihr
Betragen , ihre. Sinnesweife haben durch ihre Niedertraͤchtigkeit
ebe Art von wathrlicher Freundlichkeit, Männlichkeit, Ernſt, Ans
nuth, Grazie verloren. In der erſten Audienz bei dem Miniftee
u Bangkok fiel den Briten die Enechtifche Unterwuͤrfigkeit *)
einer Leute auf, die in feiner Gegenwart nur proſternirt zu
Boben, vor ihm lagen, und ihre Antworten Baum den Kopf em⸗
vorhebend leiſe wisperten; nur auf ben Rnien rutſchend
‚ürften fie vor dem Minifter die Stähle und Aiſche herbeibrins
en, unb bob war 8 (Suri Wang Montei, b. I im Sans
crit Gurya.Bangfa Mantri, d. h. Rath des Ges
ch lechtes der Sonnenſoͤhne) nur in Miniſter vom fünf
‚en Range. Er ſelbſt mußte bei einem Beſuche, den er einem
satürlichen Sohne des Könige, dem Chroma Chit, zu machen
atte, gleich den andern Geheime: Naͤthen, wie ein Hund krie⸗
ben. Egon biefe Etiquette, daß Jedweder ‚, vor feinem Obern,
*) 3. Crawfurd Journ. I. c. p. 342: *3) G. Finlayson Journ,
p 125— 127. Ze
x
1152 Dfi-tifien. Hinter Indien. II. Abſchu. $. 86.
lang, doch bloße Curioſitaͤten find, gut gegoſſen zeit Cilbeinfccy
tionen, die es wahrfcheinfich machten, daß fie ein von TKobam-
medaneın in Hindoftan gegoffen waren.
Diefe Verkehrtheit der. menfchlichen Eintichtungen bat ſie
durch das ganze Volksleben Bahn gemacht, und bis in bie de—
borgenfte Tiefe feſtgewurzelt. Die brutalfte Zyrannei gilt für ps
triarchaliſch vaͤterliche Eorgfals, die Unterdruͤckung bed Volks fir
den Willen der Gottheit; nad Zreibeit des Gedankent, oder dei
Verkehrs, des Handels u. f. w. zu ſtreben, fällt Niemand cin.
Auler Wechſel ber Dinge fcheint hier hoffnungslos, da der Bidet
fireit jeder Vernunft, die gröbfte Ungerechtigkeit, bie Abfarttiı
ſelbſt, die öffentliche Meinung für fi hat, und dem Wohlwoel⸗
ien, der Gemuͤthlichkeit gar Bein Raum gegeben ift.
Dos einzige Aſyl, das für die menſchliche Empfiabung 96
blieben, iſt das Häusliche Leben**s), die Liebe zum den Kir⸗
dern, der Umgang mit den Frauen. Diefe leben ohne Giferlu:t,
von Seiten dee Männer, ohne Schleier, in freierer Sitte; obrel
Polpgamie dort berrfht. Doch fehlt jede Verehrung welblider
Tugend, Eheſcheidungen find leicht. Des Könige Harem har A
Grauen zu ernähren, ihr Benehmen iſt ungenirt. Der Brite ich
Dr. Siltie?), der nah Capt. Burneys Miffton mehrere Jadte
fih in Siam aufhlelt (bis 1827) 9), fagt als Mefultat fine
Beobachtung über fie: die Siamefen find fehr Friebfertig, verari
den Zank und Streit, während meines dreijährigen Aufenthautis
fand ich nur wenig Spuren von Diebſtahl. Aber das kuͤgen
AM allgemein; die Verfchlechterung des Volks nimmt zw mit din
hoͤhern Ständen. Das Alter wird allgemein geehrt; vom ihrra
Kindern find die Stamefen auf eine Eindifche Reife eingmem:
men.. Lefen ımd Schreiben iſt unter ihnen allgemein.
Habſucht, Raubgier, Schaamiofigkeit nach Gewinn, find z |
racteriſtiſche Züge von den Höchften bis zu dem niedrigſten. Die
Habgier 7) des Könige nach dei Geſchenken ber Embaflek nit
fo gemein und fhmusig, wie ber Mangel an Zürforge für te
Embaffade niebeig und unanfländig Eine Dame vom Kam:
verlangte von einem ber Engländer fein Kleid, und ba e ic
Entfänftigung fogte, nadt könne er doch nicht heimgehen, ft
206) J. Crawfürd Journ. p. 348. %%) Asiatic. News Cakı®
2 — Jan, Asiat. Journ, p. 406. ⁊) G. Finlayson Jun
p- 123.
-
Siamefen, Character. 1153
meinte fie, Hemb und Welle reiche für einem fo kurzen Weg |
fon hin.
Aus dem Mangel jeber Induſtrie geht ſchon hinreichend die
raͤgheit und Indolenz der Siameſen gegen ihre oͤſtlichen Nach⸗
barn hervor (ſ. ob. S. 963); fie kennen ben Werth ber Zeig
nicht, es fehlt ihnen jede Art der Pünktlichkeit, der Treue. Selbſt
der erſte Minifter, dee Prahklang, und ber Königsfohn, Chrome
chiat, bamals der erſte Guͤnſtling bei Hofe, wurden auf Lügen
ertappt,. Schon ber Abbe Gervaiſe, in feiner Hiſtorie von
Siam, fagte, vor 150 Jahren, ſehr richtig: Verſtellung fen die
Hauptkunſt dee Siameſen; als Feinde wären fie indeß nicht ges
fährlich, weit fie feig, als Freunde nicht nüglich, weil man ihnen
auch nicht trauen könne. Bel ihrer felavifchen Unterwürfigkeie
und bem allgemeinen Verbot Waffen zu tragen, können fie Leine
Heiden ſeyn; Feigheit wird ihnen allgemein Echulb gegeben, doch
ift diefe mit Grauſamkeit gegen den Feind gepaart. Im Kriege
machen ſio alles nieder, ober führen bie Gefangenen in Sclave⸗
rei. Unter ben Siamefen ſelbſt giebt «6 Leine innere Fehden;
Beine Selbſtrache; jede- Beleidigung zeigen fie bei ber Obrigkeit
an. Diefee Mangel biutiger Nachgier giebt ihnen einerfeitß gro»
Ben Vorzug vor den Malayen; anbererfeits iſt er nur Folge ih⸗
rer Characterfchwäche. Alle ihre Tugenden find negativer Art,
wie die Mäßigung, Seiebfertigkeit, Enthaltſamkeit, Gehorſam u.
a. m. Nur im Trunk follen fie ausfchweifen. Doc find dieſe
Bemerkungen über den Volkscharakter in ber Reſidenz gemacht;
ber in den Provinzen *8) fol vorteilhafter für die Nation aus⸗
fallen.
Ihres halbnackten, in allen Zweigen der Induſtrie, der Kunſt,
der Wiffenfchaft zuruͤckgebliebenen Zuftandes ungeachtet, hält fih
dieſes Volk, mit dem knechtiſchen Sinne, bennocd vol Verach⸗
tung gegen ‚andere Nationen, für das erfie ber Welt. Mufit 9)
[cheint die einzige Kunſt zu ſeyn, im ber fie vor ihren Nachbar
fich auszeichnen. Sie find große Liebhaber derſelben; und auch
bie Großen fuchen darin zu ercelfiven. Ihre Mufit ift voll Les
ben, dem Europälfchen Ohre angenehmer als jede andere Driens
talifche, zumal ihr Sefang, den Crawfurd mit dem Schotti⸗
ſchen und Jriſchen vergleicht. Ihre Inſtrumentalmuſik fol ihnen
2) J. Crawfurd Journ. p. 389. *°) ebend, p. 332; G. Finlayson
Journ. p. 189 — 193: a
Seitter Erdkunde IV. DODddd,
1154 Oſt⸗Aſien. Hinter⸗Indien. II. Abfchn. $. 86.
jedoch erſt von Peguern überliefert feyn, die fhon Symes, au
die Erfinder mancher Inftrumente, die den Europäifdyen ſche na
tommen, nannte. Ueberhaupt find ale Malapen⸗Voͤlker
durch Muſik ausgezeichnet.
Die Prieſterſchaft dei den Siameſen hat nicht cinmal.
wie in andern Ländern des Orients, das gäünftige Vorrecht, dat
Monopol der Einfihr und nüsficher wie gelchrter Kraus
niffe, ausſchließlich, dor den Ubrigen Ständen im Beſißz ju har
Ben; ihnen am Bubdhabdienern iſt jede Beſchaͤftigung mit den
zeitlichen Dingen unterfagt. Daher find aud) bier die ihnen fon
zufallenden Künfte, wie au Medicin, Allronomie un
Aſtedlogie, dem Zufall überlaffen Alte Aerzte in Baugkok
waren, zu Crawfurds Zeit, nicht Einheimiſche, ſondern And
fander, Chineſen, Cochin Chineſen, Portugieſen. Die Aſtrole⸗
gie war feit langen Zeiten in Slam in den Händen ber tert
angeſiedelten Brahminen (f. db. ©. 1132). Bon dieſen kamen
zuerſt die Indiſch-aſtronomiſchen Zafeln nach Europa, aber nitt
von den Siameſiſchen Prieſtern, die La Loubere 50) mitgetbeil
dat. Und auch darin find die jegigen ganz ignorane. Ihren Rs:
(ender machen fie nur nach dem Peking Almanach °!), Kim
Ankunft man jährlich mit ber erſten Chinefifchen Junke, die gr
wöhnfiy von Hainan kommt, ängfllih entgegenſieht
Ihre Zagesrehnung?) fängt mit Sonnmaufgang an,
der Vormittag ift in 6 Wachen getheilt, eben fo der Nakmit:
tog bis zum Sonnenuntergang Vom Untergang bis Miütr:
nacht find 2 Wachen, eben: fo viele bie zum Aufgang. Die Tay:
wachen heißen Mong, die Nachtwachen Thum. For
Woche hat 7 Tage, wie bei andern Nationen. Der Gonntsz
Athit, Montag Chan u. f., Angkhan, Phut, Prahat.
Sut, bis zum Sonnabend San. Ihre Monate wechſeln mil
29 oder 30 Tagen; Ihe Jahr hat 354 Tage. Die Monataamm
tichten ſich nach dem Zahlen. Ihrem Sonnenjahre wird jede
deirte Sahe ein Schalt: Monat nad, dem Bien Monat zugefüst.
Ihr Jahr fängt nicht mie dem erſten Monat an, fondern dm
*50) Regles de l’Astronomie Sıamoise pour calculer les Mouremess
da Soleil et de la Lune, traduite du Siamois et expliguses par
Mons. Cassini de l’Academie Roy des Sc. b. La Louberel c.
T. U. p. 42 —29%. 52) G. Finlayson Jourm. p. 251.
ne Joum. p. 328— 332; G. Finlayson Journ. p. 2®
Siameſen, Yet. 1158
Shineftflden glädh, z. B. Ahr Sabre 1822 mit dem 1ltew Aprii.
Ihre Chrönotogie bat einen großen Cyclus von 60 Jahren, und
en kleinen von 12 Jahren, mit den. Thiernamenz derſelbe,
neicher von den Hakas erfunden ſeyn fol (f. Aften Be: l.
3. 1124), und ſich fo weit über OftsAfien verbteitet hat Auch
n Siam heißt das dritte Jahe Tiger (Khan); dieſclben Vpkers:
ſamen tote bei jenen kommen darin vor; auch des Affe (Mio),
ie geoße Sthlange ober der Drade (Masong), und die Lldus
Mafeng), was bier weniger auffallen kant, als daß auch in
Siam daſelbſt ganz umbebeutende Thierarten, wie die Mage:
Chuat), dee Ochs (Chats), der Hafe (Tho), das Pferd (Ma⸗
nia), die Ziege (Mami) darin aufgeführt find, was eben auf ne:
Innahme beffelben aus der Fremde Hinbeutet.
Die beiden Epochen (Sakarat) 5), nah denm Me
Siamefen zählen, find 1) die Heilige Aera von Gantumeie:
Lode (tm Jahre 4872 am IIten April was es die Jahretzahl
365, alfo nach ihnen faͤllt Buddhas Tod um das Jahr 648 we
Shr. Geb.), für ihr Rekigionsfyſtem, die Jahresdzahl der Tata⸗
one; und 2) bie Balgair Aera, zur Erinneuung an bie
Sinführung des Cultus des Gautama m Siam, u i.
m Sabre 1181 ber heiligen Aera (== 638 nad Ehe, Sch, ; nach
iner andern Anſicht foll die Zählung erſt 3 Jake nach der Ein⸗
uͤhrung beginnen). Im Jahre 1822 am 11. Aprit füweb man,
m Gefchäftsteben in Stam, das Jahr 118%.
In der Arithmetik haben die Siamefen nur. geringe.
denntniß, fie gebrauhen das Chinefifche Rechendrett (San pan)z:
ie kennen das Decimalfyflem, fohreiben es mit eigenen Zei⸗
hen , die verfchleden find von denen in Lao, Pegu, Ava, abes
tbereinftimmend mit Kambodja und den Sanfcifhrifien. Als
Münze find bei ihnen die Kauris in Gebrauch, und Silber⸗
nünze; aber God und Kupfergeld haben fie nicht. Schon Par
tgubere*) fagt, daß fie die Kauris, weihe E& Kämpfer
Fowers (der Concha veneris verwandt) nennt, bei-tämew Bitte
eigen. She Gebrauch if uns aus Marco Polos Zeit (der
ie Porcellana nennt, f. oben &. 742) bekannt; er mag früher
veftwärts mit Aſiatiſchen Völkern ſich dis nad Ungarn verdreitet
32)1. — — 367. 4) La Loubère Bere oj. de
Siam IL. co. T. 2 9. E. Kaͤm vfer Geſch. und Beſcht. Yon
Japan, Th. 1. eh
Dodd 2
1156 Oſt⸗Aſien. Hinter Indien. IT. Abſchn. $. 86:
Baden, wo bie Schlangentöpfden (Cypraea moneta) Pf
defhmud geblieben find. E. Kämpfer und La Loubere ie
gen, daß fie in unenbliher Menge um bie Malediven gefiſt;
merden, van Schouten, nah Varenius *5), daß man *
auch aus den Manillas von Borneo und den Liqueic!
beinge. Die heutige Münze giebt 3. Cramfurb fo an: W
Kauries oder Bia find = 1 P’hainung; 2 Phainuzz
4 Songp’hais 2 Songp'hai = 1 Fuang; 2 Fuam =
1.©8alung; 4 Salung = 1 Bat = 1 Zikal; 80 Zilal =
1 Sattiz 100 Cati = 1 Pilul (= 133 Pfund Ar. D.). Ein
Bas haben die Europäer mit den Namen Tikal belegt; die
wirklihen Münzen find nur ſchlechtes Silberblech mit einen
Stempel; das Gold wich zugewogen. Die Siamefifde Klafın
beträgt 63 Fuß Englifhr Ihe Zablenſyſem 8) if nad dir
ionfon dem Sanſcritiſchen nachgebildet.
Die Geographäiſche Kenntniß der Siamefen H m
gemein beſchtaͤnkt; kaum find ihnen bie Länder berjenigen Ra:
tionen belannt, die mit ihnen Handel treibenz nur mit den
CEhineſen chen fie in genaueren Verkehr, und erfennen derra
höhere Civiltfation an. Won einem fehr rohen Werfuche ber Eis
mefen zu einer einheimiſchen Kartenaufnahme, ſpricht Gran»
furd, ohne jedoch etwas näheres baräber mitzutheilen; er füht
nur ihr neueres Mamenverzekhniß der Fremden an, mit ben
fie in einigem Verkehr fichen. Nach ihrer Ausſprache find rt
folgende: Mon (Pegu), Pama (Birmen), Lao (Laos), Khe⸗
men (Kambobja), Cham (Aſchampa) Yuan (Anam), Tang⸗
tia (Kongling), Chek oder Chin (China), Vapun (Zapaz',
Khek (Malapın), Chowa (Java), Mungnge (Gelebet), Hua⸗
pret (Afeilanes, Neger, d. h. Pfeffer: Köpfe), Piam (Hiade:
Kan), Thet (Telingana, die Kuͤſte Coromandel), Lamgka (Cr:
ion), Sarang (Franken, Europäer), Srangfie (Kramer)
Witande (Holänder), Angkrit (Engländer), Markan (das
Amerikaner).
Sprache, kiteratur, Religion.
Die Sprache und Grammatik ber Siamefen (dos Thar)
“fo, nach Eramwfurd 97), ſehr einfach feyn, und in dem Syſten
#38) B. Varenii Descriptio Regni Janoniae et Siam 1, c. p. 123
0) Finlayson Journ, p. 249. 27) J. Crawfurd Journ. p. 333.
Siameſen, Sprade. 1157
anderer Hinterindifcher und Chinefifcher Sprachen, ohne Inflexio⸗
nen. Gie if voll Medensarten und Phrafeologien, die ‘aus der
Bclaverei und dem Despotiem hervorgehen, voll Schmeichelceden
ınd nicdhtöfagender Worte, voll Kormen, die mit dem Gebieten
ee Despoten und dem Unterwerfen ber Sclaven zuſammenhaͤn⸗
ſen; daher fie für biplomatifche Negociationen eigene Schwierig:
eiten barbietet. Das Alphabet foll 38 Confonante und fehe
ahlreiche Vocale und Diphthonge haben; dennoch fehlen ihm
nanche Töne, wie das Englifche Tb, die Derfifchen und Arabis
chen Sutturaien Ed mit y und v; g und d haben fie aus dem
veftlihen Hinduſtani entlehnt, aber «6 wird teie € und t gefpros
benz daher fir Kanka ftatt Ganga fagen, Tewata ſtatt Des
vata (Bott) u. a. m.
Die geogeapbifhe Spraggrenze ®) dieſes Thay ver⸗
‚weiter fi) im Norden bb Yünnan, denn die Sprache von
raos iſt identiſch mit ihe, und nur in Dialecten unterfchies
en; gegen Dften reicht fie bis Tongking; gegen Welten bis
u den Birmanen. Kiaprokp bielt das Idiom der Pape ober
Det für identifch mit dem Thay, ober dem heutigen Sia⸗
nefifchen (f. ob. &. 765), und damit ſtimmt E. Bournoufs
eitifche Unterfuchung der von Dr. Leyden gefammelten, und-in
Setampore niedergelegten VBocabularien überein. Mad ihm
ind die melften Siamefen Wörter einfilbtg, an weiche aber
ine zweite Sylbe angehängt wieb, um bie Stellung der er⸗
ten in der Phraſe zu bezeichnen. Nach den in den Parifer
Schatz der Manuferiptfammlungen niedergelegten Handſchriften,
ſt das Thay keineswegs hom ogen, fondern mit vielen Woͤr⸗
‚ern der Pali Sprache gemengt, bie ſeit dem IV. Saec. aus
Feylon nad Hinter⸗Indien fi verbeeitete. Aber zugleich enthält
ie auch viele Sanfcritwörter, die neben dem Pati in
ven eeligiöfen Büchern in Siam (im Berhaͤltniß des Pali zum
Sanfcrit wie 3:7) im Gebrauche find. Eine Lifte dieſer Wörter
yat Bournouf mitgetheilt, im Journ. des Savans, 0.0.0. Wie
ie Sprache, fo find auch in dee Siameſenſprache die Pali und
jie DevaNagari Schriftchararsere gemifht. Außer dem
Indifchen find aber auch viele Chinefifche Wörter mit dem
Siameſiſchen gemifcht, und obwol ganz verſchieden von
ver Sprache bee Bisman und Pegu, bat das Siamefifche
°s) E. Bournouf im Journ. des Savans, Paris 1828. 4. p. 48.
1158 Oft-Aflen. Hinter⸗Indien. II. Abfchn. $. 86.
doch auch mit biefen viele Wörter und Conſtructionen gemi:
“sn,
Der Literatur de Siamefen fehlt «6 am doͤhern ca
thuͤmlicher Entwicklung, fie if mager, obne alle Imaginanet
. ohne Erfindung, ohne Kraft der Mede und Gereectbeit; fir Kt.
tief unter derjenigen der weRlihen Völker, der Hindu, Per
fer, Araber; kaum um eine Stufe Höhen als bie fhn.d:
Verſuche dee Infuloner des großen Hintetindiſches Atchipru
Ihre Literaturwerke in der Bulgairſpache, dem Thay, fir
nen Ihnen zur Unterhaltung, fie wird zu Weihandlungen us:
Briefen gebraucht, in ihe find Geſaͤnge und Romanım, und fi
ſtorien abgefaßt, die etwa bei Feſtlichkeiten abgefungen werde.
. Aber auch eigentlihe Annalen, ernſte Chomiken, fagte min
weben jedach bei Hofe gehalten; aber Niemand hat fie ned ſe
ſehen bekonnmen.
Berfchieden hiervon if die heilige Literatur und die
Pali Sprache (Bali), die aber nicht bios Hier In Siam,
ſondern durch ganz Hinter: Indien die gemeinfame Cul
turfprache iſt, weiche fig weit dom Buddhacultus anilı:
Lom duch das Band der Birmanen, Siamefen bu un
verbreitet bat, und das religidfe Band der Hierarchie in
bee Halbinfel und auf deu Inſeln bitder, wie das Eur:
ſerit im dem mehr noͤrdlichen Eontinentalgebieten der Butk>
diener (f. ob. ©. 133, 238, 277 u f.). "Die älteren, einden
ſchen Boltsreligionen find dadurch fo fehr im ben Hinte:
grund verdrängt, und ihre Spuren zum Theil fo ganz deriiiät
worben, daß fie ſich nicht einmal mehr nachweiſen laflın; dust:
gen if bie gange Weisheit der Buddhiſtiſchen Kloͤſter, ber Pric
fter, ber Hinterindiſchen Phitofophie in dem Schriften ber Pali
Sprache niedergelegt, daß fi) nur aus diefen die Religkonsi:
ven jener Völker von Arrakan und Ava bis Tſchampa m
Anam findiren laſſen. Freilich iſt das Studium bes Pali rl
ganz feit kurzem aus den Driginalquelien in Curopa befenat 5"
worden, umd darin dem Stublum der ihrem Juhalte nad wii
verwandten, wenn auch im vieler Hinficht wieder verfdiedenm Ei:
‚ teratux in des Tuͤbetiſchen Sprache ſchon vorangeeilt ©). |
8°) J, Crawfurd Joum. I. 0. p. 84. *°) B. Boursouf et Ct.
Lassen Essai sur le Pali ou Langue sscree de ia Presgiik 9
dela du Gange, Paris 1826. 8.
Siamefen, Pali Sprache und Schrift. 1159.
Die Pali Sprache, welche Dr. Loyden, der zu anf
ſie aufmerkſam machte, wie Bali auszuſprechen leherte, welche
die Franmzoͤſiſchen Miffionare Bali ſchrieben, aber bemeskten daß
die Eiamefen b und p verwechfelten, bot eine frappante Aehn⸗
ichkelt mit dem Sanfceit, bat ſich auch wie baffelbe in fich ganz
tin erhalten, woraus man deu Schluß z09, daß fie mel auch bie
mit ihe überlieferte Buddha » Doctein rein erhalten haben würde,
Daß die Pati Alphabete aber erſt ihren Urfpsung aus bem
Deva Nagari Alphabet genommen haben, und als Mitte:
zlieder &@) zu den neueren Schriftzügen der Thap.unb
ver Hinter⸗Indier überhaupt wie ber Tuheter und Sa:
‚aner hinleiten, ſcheint gegenmwägtig durch philotogiſche und his
torifche Untesfuchungen eben fo ausgemacht, wie, daß die drei
Sprachen Dali, Prakrit und Zend, von melden legteren bei
Border» Indien die Rede feyn wird, nur aus dem Sauſerit in
ilter Zeit ſchon hervorgetretene Dialecte find, und bag We im die⸗
en Dialecten gelehiten Dogmen der Buddha⸗Doctrin ihre
jemeinfame Heimath im Bangeeianbe, in Magabba
‚der Behar hatten.
Pati Sprade, Schrift und Bubbha— ⸗2Doctrin find,
nah philologiſchen und hiſtoriſchen Argumenten zu urtheilen,
nicht einheimifch in Hinter s Indien, im einem vegl mus ers
achten Qulturlande nah Dr. Leydene Hppathefe, niche im
2406 6°), deffen antile BausDentmale wenigſtens bis heute, wo
3 noch ohne höhere Cultur ſich zeigt, von keinem dorſcher nach⸗
jewwiefen, oder deſſen antiker Culturfitz wieder aufgefunden wäre,
bwol gewiffe Sagen im Munde des Volke hasüher vorhanden
eyn mögen, und [kon Marſhman des erſte mar, welcher bie
Verbreitung bee Buddha⸗Docttin in LKaos 822) um 300 bis 400
Jahr vor Chr. Geb. anfeste, was jedoch allen übrigen chronolo⸗
jifchen Angaben der ſpaͤtern Einführung bei Proud, Bismanın,
Stamefen u. f. w. widerſpricht.
Aus. 9. Wilſons Unterfuhungen, deu eine Auſicht Beps
dens unterflügte, ergiebt fich, daß diefe heilige Eipugche das Pali
der Hinterinbifchen Länder mit. bee Buddha⸗Doctrin, eigentlich
*ı) v. Bolen Sec. von Bournouf und Laſſen in ag für
wiffenfhaftl. Kritik. San. 1829. Nr. 1. und 2%, Bour-
nouf et Chr. Lassen Essai sur le Pali. p. 64 etc. ) Hor.
Wilson in History of Buddhisn in J. Crawfurd Mission to Siaın,
ch. XIII. p. 363 etc.
1160 OfiARen. Hinter⸗Indien. II. Abſcha. $. &.
Bauntamas Mutterſprache, im Magadhi dr Dir:
lect 6%) von Magadha, d. i. das Heutige Behar, war, ii
nicht erſt ein aus dem Sanſcrit herausgebildeter Diaiect, ſonden
ein ſchon vorhandener ſey, der fi von dem Magabpi, cr
Prakrit, wie fich diefes in deu Sanſerit Werten vorfindet (1x
mal den Natach, oder den Theaterſchriften, die Wilſon fr:
dirte) 5), nur durch feine Ausſprache unterſcheibet, bie Myelnda
weicher iſt, bie Naſalen weglaͤßt und bie rauhen Toͤne abſchlan
daher z. B. Sakya Sinha, Dherma Radja, Sautam:
ſagt, ſtatt Sala Siha, Dhemma Radja, Gotama u. ſ. m. Di:
mit ſtimmt auch v. Bolens%) Bemerkung, der bad Hali dım
Joniſchen Dialecte des Sanſcrit vergleicht, mit dem Haus
princip bee Aſſimiliation, worin es der Analogie neuen Ey
den folge, die letto, scritto m, f. w., flatt lectus, seriptus etc
ſchreiben; zus Vermeidung der Härten. Hor Wilſon ah
es zugleich irrig, die Sprache Dali gu nennen, weil Died mur de
Name dee Schrift fey, in ber fie gefchrieben merbe; deztzn
fey Magadhi, oder Prakrit, des Name der Sprade, ha
Ausdrüden Ragari (für Schrift) und Sanſcrit (für Opai)
entſprechend. Das Dali erhalte fo erft im Gegenſat ii ds
gari Bedeutung; es ſey die Schrift dee Palli oder Dirt;
dagegen Ragari die Schrift der Staͤdter, von Ragar (it
Stadt) war, wie Prakrit einen sermo rusticus und Ganitit
eine feinere Sprache bezeichnen.
. Diefes Pali num, das auch ſchon in Magadha gr“
Hm wurde, ſagt H. Wilfon am angeführten Orte, fq nu!
nicht von bes Geplomenfifhen Pali verſchieden, vie Ba:
hanan früher annahm, eder auch nicht erſt aus jenem Gasfcit
Magadhas als Dialect hervorgetreten, vieleicht durch feine tk
giöfe Verpflauzung gegen den Säden, wie dies fid and Brut:
wouf und Laffens Unterfuchungen zw ergeben ſchiene. Tem
ſey indefien wie ihm wolle, bean auch das Pati wirb einmal ſau
Ausbildung erhalten gaben, fo bleibe bie Hauptſeche, far Olen
und Hinter: Indien, worauf es uns jegt ankommt, Mil“
nämlich bie Merkwuͤrdigkeit ihrer Tradition aus Bardıt
Indien nad Hinter Indien. 6 erklärt ſich baranl, mem
23 Wine I Hd ae. Gm LO
ec. 6.
Siameſen, Buddha ⸗ Cultus. 1161
Dali die Mutterſprache Gautamus (oder Buddhas) ſelbſt
war, um fo mehr, die Heiligkeit, welche bis heute beide
Länder Behar, wie Ceylon, in den Augen ber Bewohner
Hmters Indiens befigen. In einer Audienz Crawfutds bei
dem Prinzen Kromchiat, dem erſten Günflling am Hofe zu
Siam, der für fehe devot galt, war biefer fehr begierig mit Nach
fragen über Ceylon 67), weil biefe Infel voll der Religion Baus
tamas, alfo Heiliger Boden ſey; der Prahklang, der erſte Mis
nifter, forfchre beſonders nach Magadha, dem Geburtsorte Gau⸗
tamas in Behar, wo Budbha>:Gya®) liegt, und wuͤnſchte
zu wiffen, ob die Briten wol den Siamefen bafin zu reifen er-
lauben wuͤrden. =
In welcher Zeit und auf welhem Wege aber bie
BuddhasReligion nah Siam gelommen, und wie es zu⸗
gehe, daß der eine Cultus zugleich zweierlei Sprach⸗
denkmale, Pali und Sanſerit neben einander, in Wort
und Schrift, in bie fomft rohgebliebene Maſſe des Hinterindis
fchen Volks, als Culturelement, mit hinüber gebracht, war
früher ein Kaͤthſel, deſſen Löfung, nur durch Hppothefen verfucht
wurde. Die fortgefchrittenen philologiſchen und hiſtoriſchen Unters
fuchungen des Studiums ber orientalifchen Literatur zeigen aber
gegenwärtig ſchon mit Sicherheit, da Gautama Buddhas
Tod wenigftens in den Anfang bes VI. Jahrhunderts vor Chr.
Geb. zu fegen if, 525 v. Chr. Geb; wenn nicht fruͤher, wie bie
Japaniſche Legende den Tod des Shakya Muni, d. I. des
erfien Buddhas, in das Jahr 950 v. Chr. Geb. angieht.
Es zeigt ſich aber ferner, daß die erfte Bekehrung ber Infus
laner auf Ceylon zum Bubdhathum, in ben Anfang des IV.
Jahrhunderts v. Chr. Geb., um das Jahr 322 v. Chr. Geb.
fällt, we der König Deveny Paetiffe von Ceylon (ber
IX. dee Cingaleſiſchen Gefchichte) 69) der erfie der Bekehrten
zu Buddhas Lehre iſt, von wo bie Belehrung nad) Hinter⸗
°’) J. Crawfurd Joural p. 123. *°) Dr. Bnchanan Hamilton
Description of the Ruins of Buddha Gaya in Behar Asiat. Journ.
1826. Vol, XXI. p. 773. *s) Nach dem Lankävatäram,
d. i. Gefch. des Avatära, ober der Incarnation von Lanka; Le livre
revel& a Lanka (b.i. Ceylon), b. Ab. Remusat Rech. zur les Lan-
gues Tartares etc. Paris 1820. 4. — in Melang, Asiat. T. J.
p- 181; und Radjavali, d. i. Gefchichte von Ceylons Königen,
nad) Sir Alex. Johnstone, in Annals of oriental..Literat. 8. T. ill.
p» 383 eto. in Essai sur le Pali p. 42 — 72. |
3
1162 DfiAfien. Hinter⸗Indien. IE. Abſcha. $. 86.
Jndlen weiter [hreitee Die Cingatefifche Geſchicble
ertennt es aber an, daß fie ihre Dffenbarumgeichre, un
mit dieſer ihre Civiliſation, eine Colonte Indiſchet
Emigranten aus dem Koͤnigreiche Kalinga (Kaliugaratis
d. ü jene Kalingapatnam, in den nmördlichen Circars; ar
grenzend an das alte Magadha) verdanke. Wen daher zunid:
(und wahrfcheiniich längs ber Kuͤſtenfahrt, über die Hafencrt
Baudermehalanta an dee Mündung des Godarerp an)
Aber Ramiffesam) ging die Buddha: WMiffion diuct nat
Geyion, buch Verfolgung der herrfchend werdenden Brab-
winen Kafle im Sangesiandbe. Doppelte Emigra:
tion dee Buddhadiener gegen deu Norden zum Tübetiſchen
Hoch launde verbseitete dorthin (f. oben &. 133) und viedridı
fhon auf friedlichem Wege in früherer Zeit, die Genfcrit:
fhriften dı8 Budbhachume, und gegen den Süden eben
daſſelbe, mit des Dali Liseratur nah Ceyton, das ſeit der
völligen, biutigen Vertilgung ber BubbhHiften durch Brat:
"mine im Gungeslande, nach furchtbaren Religionskriegen beit
Religionspazteien, eben fo wie Nepal im Norden, zum Aſol
des vertriebenen Buddhathums ward, und ale das zweite Land
ber Dffenbarung Buddhas din heiliges Lamp für ss
Hintees Indien bis heute geltend blieb. Die Geplonenfilte
Legende nenne einen Königsfohn Indiens, aus frommen Se
flchte (Sohn des Dharmaſhoka, Souveraie von Jamtı:
bwipa, ein Zeitgenoſſe des Devenyd Pactiffa, Körigt re
Ceylon), mit Namen Mihindu Kumara (oder Mahinda
Maha)*"), der, ſchon feit dem 18tem Jahre Priefter, ſich durd
feine guten Werke gu einem Sanctus vom erflen Geaabe empen
gehoben. Er wollte, heißt «6, nad; Ceylon gehen, umd fly ie
den Himmel, weil alle Sancti feines Grades damals dieſe Gab
hatten, prebigte dann auf des genaunten Inſel die Welisica
Buddhas, bekehrte den genannten König, baute Dagabat
(Dagops, d. i. Heiligthuͤmer, umter welden Reliquien, ex
Bilder Buddha, niedergelegt werben) 7!) von Dirt zu Ort; auc
den großen Tempel, Ziffa mehäa vihära, fie aus den
Himmel den rechten Backenkuochen m berabfomamen (ti:
Er = Bourne — — sur le Palı p.
ih. 9. Dumbeldt Ueber bie Berbindun en Irdrea
und Java Bud I. ©. 150— 168. * Bil =
Siameſen, Buddha⸗ Cultus. 1163
in Eeylon als Rellauie verehrte Buddha Zahn) chat Wunder,
und kehrte nach Judien zuruͤck. Hierauf baute der König D.s:
veny Paetiſſa an einem Orte, der vom genannten Prieſter
den Namen zu tragen fcheint, zu Mihintata (d.h. Palaſt des
Mihindu) einem Tempel, und flarb nad 36 Megierungsjahren.
Ihm ſchreibt man die Erfindung ber Schreiblunft zu, und unter
ihm wurden zum erften male die Bücher bes Buddha in.d
HauptsAbtheilungen gebracht, da er felbft feine Lehre nigs
mals niebergefchrieben hatte. In jene frühere Periode zu Anfong
des IV, Saecul vor Che. Geb. faͤllt eine große geiftige Bewegung
in Indien zur Verbreitung der Buddhalehre, und zwar nach ber
verjingten, geläuterten Form eines großen Bobhbifatwa,& 5
des erſten der Gotsmenfchen, vom erſten Range, ber mit Namen
fo wenig wie olle feine Nachfolger genannt wird, aber nach dem
Verfhwinden Shafya Munas oder Buddhas bes Stifter,
als erſter Patriarch, als Erneuerer feiner Lehre, als Refer⸗
mator feiner Doctrin, als Redacteur feiner Satzungen gilt, die
bis dahin nur den Gefahren, Verfälfhungen und Wechſeln der
Praͤdication ausgeſetzt geweſen waren. Mancherlei Umftände mas
chen es wahrſcheinlich, wenigſtens möglich, daß von ihm als dem⸗
ſelben die Rede iſt, der als der erſte, eiftige Miſſionar die neue
Lehre nach Ceylon brachte, vielleicht war es auch nur einen ſei⸗
ner Beitgenofien. Seitdem fuͤllte fid), wie gefagt, die Inſel mit
Tempeln, Kiöfeen, Reliquien; fie wurde das Seminarium fir
die weitere Verbreitung dee Buddha: Miffionen gegen Diten,
unb bei der Deiligkeit, welche die Inſel und ihse frommen Herr
ſcher gewannen, wie nad) der Metempſychoſis und ber Lehre
von ben Incarnationen (den Apataras) war es kin Mi: -
derſpruch, wenn in der fpäter von da fidy verbreitenden Lehre hie
Tradition ſich bildete, Buddha felbft, der Stiftes des Cultus,
fey der Sohn eines Könige von Ceylon geweſen.
Auf biefe erfte Hauptbegebenheit für Ceylon, bie
Mittheilung bee Buddhalehre duch den erſten Bodhi⸗
ſatwa, folgt, etwas ſpaͤter, im V. Jahrhundert, eine zweite
Hauptdegebenheit 72), welche uns Siam und Hinter⸗
Indien naͤher fuͤhrt. Naͤmlich die Mittheilung Buddhiſti⸗
(her Bücher in Pali-Sprache an Ceylon, bie Bars
sreibung der Buddhiſten aus Indien, die Abseife des
12) E. Boornouf et Chr. Lassen Essni sur le Pali L c. p. 62.
°
1164 DftsAfien. Hinter Indien. IE. Abſchn. $. 86.
Item Buddha Patriachen aus Dindofen, feine Aut:
wanderung nah China, und die Ankunft der Buddhi⸗
Rifhen Lehren und Bücher in Pegu, Siam md anden
Drten, wo überall die Chronofogien und Annalen, for
Geylons wie Hinter» Indien fich hierin übereiaſtimmend
gegenfritig erläutern und begegnen. Cine nmene Domaflie, bi
Gouryavansha, d. i das Sounengefhledt, beherrſchu
Geplon, ale unter dem Hten biefer Königreiche, unter dem Mi⸗
nam Radja, zwei Prieſter, Buddhiſtiſche Bücher aus Hinde
fan kommen ließen, die in Pali (Pautie) Sprade miıf
waren, und in biefer eine neue Nedaction erhielten, in mei:
er Form ihre Verbreitung nun bie allgemeine war. Zid
geſchahe in dem Jahren 407 bis 427, wo alfo bie Pati Sptade
ſchon in Indien Beſtand hatte. In diefeibe Periode fallen mib
sere andere Buddhiſtiſche Wegebenheiten zugleich, welche für die
sehtgiöfe Civilifation von ganz Hinter: Indien von bem greften
Einflug wurden. In berfelben Zeit Lebte der fieben und
swanzigfte dee Buddha-Patriarchen (Panjetslern
Banneyadara in den Japaniſch⸗Buddhiſtiſchen Bergideim
genammt) %’3), der nach dem füdlichen Indien kam, wo er is
Ende eines Sanctus auf dem Scheiterhaufen fand, im JB:
nad Chr. Geb. Mic feinem Tode beginne nun eine gemalizt
Emigration, welche die Buddhiſtiſchen Miffionen ven
neuem über das Meer, und nun auch ſicher ſchon nad Hinter:
Junudien verbeeitete. Denn nad ihm ſchiffte ſich der legte in
Buddha⸗Patriarchen in Indien nah China ein, m «
Bodhi Darma genannt, ber erfie Verkünmder feiner Lit
warb, und im Jahr 495 nach Chr. Geb. dafelbft fein Ende fand
(f. Aſien Bb. 1. S. 234).
Es war dies die Periode der blutigſten Berfolgun:
gen, und ber Intoleranz wie des Triumphes ber hetrſchſuͤchtigen
Brabminen Über die Buddhiſten, aus welcher jene Zeilen
eines Ganfcritifchen Lobgedichtes der fiegenden Partei in Künt
den ganzen Hergang vor Augen flellen, wo e6 heißt ’*):
Bon der Brück' an die Schneeberg’ hin, wer die
Bauddha's, fo reis, wie Kind,
*75) A, Remmsat sur la Succession des Treate trois premiers Ps-
triarches de la Religion de Böuddha in Mel. Asiat- T. L p. 14
etc. ebend. p. 136. 120) %. W. dv. Schlegel Einltitung zu „=
dien in feinen Hauptbezichungen, Berlin. Kalendez 18239. ©. K-
| Siamefen, Buddha - Eultus. 1165
Nicht erwürgt, foll erwärgt werdbenl" rief bee
Fürft.feinen Dienern su. —
9. Wilfon’:) hat, aus einer gewiſſen Anzahl von Monumen-
sen, als Schauplag dieſer biutigen Verfolgung, ganz Sadien im
V. und. VI. Jahrhundert nad Chr. Geburt nachgewiefen, weiche
den Cultus des Buddha aus Nord: India nah Ceylon hin
verdrängse. Die Geſchichte ſchweigt von dieſen Schandihaten,
denn nur von den fpAtern, bie zumal auf Malabar ſehr biu«
tig werben, die endlich im X, und XI. Jahrhundert unter Malas
barifchen Zürften .auf Ceylon ſelbſt den Buddhiſten umbeilbare
Wunden ſchlagen, und. von wenigen anbern iſt zerfiteut in Ans
nalen die Rede. Aber das Rabdjavali, ober die Annalen
Ceylons, nennen in dieſer Zeit die Ankunft dee Buddhiſti⸗
fhen Bücher; eben damit flimmen bie Annalen ober doch andere
Beugniffe und Sagen anderer Hinterindifcher, Völker wenigfiene
im Kltgemeinen überein. |
Die DriginalsAnnalen der Birmanen find von Europäern
noch nicht critiſch ſtudirt; aber der Neifende, Pater Carpanus,
fagt 6), die Birmanen-HiftorieMahärazgoen (d. i. Maha
Rabja, der Sanfcit), lafje die Buddha⸗Buücher in Pali
Scheift aus Ceylon, bush den Brahman Budbhaghofa
(Buddhagocha im Sanfeit, d. h. Budbhas Stimme, f.
ob. S. 1161) im Jahre 397 fon nah Pegu einwandern, und
da auch ſchon um das Jahr 407 diefe in Ceylon hiſtoriſch aners
kannt ift, aber unflceitig auch ſchon früher davon dort Kunde
vorhanden war, che die neue Redaction berfelben dort zu
Stande kam: fo ſchließt ſich dieſes Factum dee Birmanen Hiſto⸗
rie (fie ſetzt von dieſer Zeit ruͤckwaͤrts den Tod Buddhas in die
Mitte des VI. Jahrhunderts vor Chr. Geh.) ganz gut an die all- |
gemeine Geſchichte de6 Buddha Enitus in Hindoſtan an. Das
mals war der biutige Kampf ſchon in vollem Gange, und bald
nachher wurde der legte Buddha Patriarch, das fichtbare Ober»
baupt dieſes Cultus, in Indien profcribiet, und fand im fer
nen Often fein Aſyl, in China.
Dies ift das wichtigfte Datum, als das aͤlteſte, für die Vers
breitung bee neuen Buddha⸗Religion nah Pegn, dem
damals maͤchtigſten Meiche in der Halbinfel Hinters Indiens,
”®) HL Wilson Sanscrit Diction. Pref. XX. ro), E. Bournouf
et Chr. Lassen Essai sur le Pali I. c. p. 63.
4
1166 Oft-Afien. Hinter⸗Indien. II. Abſchn. $. 86.
weiche die verfolgten Budhiſten mit gleichens Ancheil gegn
ihre Brahminiſchen Widerfacher aufnahm, wie die Meſtoriani⸗
ſchen Chriften bei ihrer Verfolgung aus dem katholiſch-br—
zantinifhen Kalferthum Europas unb Weſt⸗Aſiens im
öfttich angrenzenden Perfifhen Reihe durch vie Gaffani:
Den empfangen wurden, wodurch die Neſtorianiſch⸗chrift⸗
liche Kirche durch ganz Mittels und Hinter⸗Aſien ik
Afſyl fand (f. Aſien Bb. I. S. 285). Eine glei grofar:
tige Begebenheit für das Menſchengeſchlecht im Afien,
vor welchen beiben unfere biäberigen Hiſtorlen diefed Erdtbei⸗
166 in ihrem ganzen einflußreihen Zuſammenhange #7) kaum
eine Ahndung zu haben pflegten, trug fidy atfo faſt gleichzei⸗
tig wie jene im Morden, fo biefe im Süden des Erdthei⸗
les zu.
Der fpätere Britiſche Neifende, Colonel Symes, afık
bei feinem Aufenthalte in Ava, als Beflätigung,, daß bie Fir
manen ihren Cultus über Arakan’E) aus Gepleon (das fe
Zehao nannten) -erhalten hatten. Kurz vor feiner Ashaft
(1795) batte der König von Ava zwei Prieſter nach Gerica
gefandt, um dort Driginaifchriften der Buddhiften madzuferie,
as deren zeinere Duelle, bis heute, bei allen Hinter⸗Indiren dirſe
heilige Lanka, d. i. Ceylon, gilt. Der Urfprung dei But:
dhiemus in Siam ) ſcheint nun derfelbe zu fon. I
wol die ein heimiſchen Annalen daſelbſt noch umbelannt fir}
fo ſtimmt doch ihre Chronologie damit übereinz bemm bei alın
Hinter⸗Indlern werben die Jahre nad dee Buddha Jera ze
zaͤhit. Bon diefer, der Sakarat der Glamefen, war oben fürs
Die Rede (ſ. &. 1155). Auch den GSiamefen gift bie Jr’
Ceylon, welche fie mit ihrem Sanfcht Namen Deva Lanfı
nennen, als der erfte heilige Gig ihrer Religiom, obwol fie die
Eingatefen ſelbſt erſt in einer viel mobermeren Zeit kennen lern⸗
em. Die Siamefen:Chronologte fetzt das Todesjabe
Buddhas, nad weichem ihre Aera ſich richtet, in das abe 54
vor Chr. Geb., fie leiten aber zunaͤchſt die ihnen zugefommnt
477) C. Kitter bie a oa —— —— dor 7
dotus. Berlin 1820. 8
lation de l’Ambassade — — — d’Ara 1795. —
atera. Paris 1800. 8. T. II. ch. VIII. p.163 te. **) K Bun
mouf et Chr. Lassen Essai sur le Pali 1. c, p. 64. Crawfard Jeus
p. 367 — 368,
Siamefen, Buddha-Cultus. 1167
Lehre von Kambobja und Lao her. Sie ſtimmt alſo mit bee
Angabe der Birmanen und Cingalefen, welche das Jahr
543 angeben; und au für‘ fie ift daher Ceylon mit allen
übrigen Völkern Hinter: Indiens das gemeinfame Civiliſa⸗
tionscentrum, mit weldem, weiter im Oſten, nur China
(f. ob. S. 971) in die Schranken tritt. Daſſelbe gilt auch Für
Laos, wo ebenfalls das Pati die Budddiſtenfoprache wie
in Kambodja, Siam und Degu if, nicht aber das Sau⸗
ferit die Buddhiſtenſprache in Tübet, woraus ſich ſchon
von ſelbſt die Hypotheſe emer Einwanderung des Buddhis⸗
mus in Hinter-Indien vom Tübet: Plateau, und eines aus
dee Tartarei ſtammenden Buddha (f. ob. S. 1006) widerlegt.
Diefelbe Widerlegung ergiebt fih aus den Schriftharactes
ren det Siamefen Literatur, welhe Seplonenfifh®),
nicht aber Tüberifch find; und eben fo bat ſchon Marini des
merkt, daB der Name Talapoin (vom Ganfcıt Wort Tala⸗
pat, d. h. Sonnenfhirm ober Fächer, ein Palmprablatt,
den fie ſtets zu tragen haben), den bie Einwohner von Laos
ihren Prieftern geben, ft aus Pegu zu ihnen eingeführt
ift, daß ihre ganzer Cultus wol ebenfalls, wie ihre heilige Buͤcher⸗
ſprache und Schrift, auf demfelben Wege zugelommen feyn Mag.
Zalapoinen heißen aber die Buddhaprieſter in Pegu wie in Siam.
Alles vereinigt fi übereinflimmend, auch in den Volksge⸗
draͤuchen, zur Annahme dieſes gemeinfamen Herfom-
mend, wie z. B. daß den Hinter: Indieen nue die Jauſel
Seyton das Heilige Land ber Offenbarung iſt, weil bis dahin
ihre directe Tradition gebt, nicht aber dee Gangesftrom 81),
der dagegen den Kübetifhen Buddhiſten heiliger Strom
blieb, weil von ihm aus, zunaͤchſt Nepal und Tüuͤbet, ihre
Lehren erhiekten, und Benares und bie Heiligthähnr von Mas
gadha, daher von ihnen bewallfahrtet werden, bagegen bie
Siamefen und Hinter-Indien nur etwa Ihre Metiquien
und Urquellen ihrer Heiligen Schriften in Ceylon aufſuchen.
So war des Königs von Siam angelegentlichfler Wunſch, den
er Cramfurd®2) mittheilte, den Zahn des Elephanten im
Ceplon zu haben, ber dort ald Reliquie bes Santama ber
.o) 3: Bournouf et Chr. Lassen Essal sur Te Pali etc. p. 67;
N arini Voy. Au Roy. de Lao. p. 377. *t) 9. Bohlen I. c.
°3) J. Crawfurd Journ. Wr p- 121 — 125.
N
1168 Oſt⸗Aſien. Hinter⸗Indien. II. Abſcha. |. &.
ahrt ſey. In früheen Jahrhunderten hatten bie Könige du
Pegu für den vermeintlichen Zahm 82) des Gautama lc
ungeheure Geldſummen geboten. Nur ein einziger Puncti
hierdurch noch nicht erledigt, naͤmlich das oben beelhnete Br
Lommen der vielen Sanferie Wörter neben den Pıli
Mörtern in dee Siamefen Sprache, melde gegeafetig un:
alteriet, nebeneinander ihre Stellung behauptet haben. Zid
laͤßt fi, da Leine Hifkorie darüber Auffchluß giebt eine Fr
ziode der Einwanderung des Buddhismus in V. un
VI. Jahrhuundert mit ber Pali Schrift, abe, hile
zifch fi nachgewiefen zeigt, vielleicht nur durch die Auneha
einee noch feühern, fhon einmal vorhergegangentn
aber im Gedaͤchtniß und dem Gefchichten durch bie zweite Ril:
fionsverbreitung wieder verdunkelten Uebertragung IH
Buddhismus mit der Sanfcrit Sprade milim, ii
alfo auf dem mit Tuͤbet verwandten Wege, de lin
Ausbreitung, gefchehen feyn mag, zu einer Zeit, da Babdte
thum und Brahmathum noch im Srieden im Gangiunt
nebeneinander Befland hatten. Bon biefer ſchweigt jmar Di
Geſchichte Hinter Indiens gänzlich, vielleicht aber mr mi mt
ihre Literatur noch nicht gehörig kennen. Vielleicht daß bu Se
(dichte der Chinefifchen Buddhiſten Pilger, Fokueki, ki mt
aus Ab. Remufaté Nachlaß von Kladroth erwarten, his
ber einigen Auffchluß giebt. Daß Fpäterhin biefe Balz
verkehr zwifchen Tuͤbet und China Statt fand, if bekanu un
daraus, daß Chinas Buddhiſtenlehre, die aus der Ganfait£ıtt
und aus Tuͤbet wiſſenſchaftlicher nad China, and von N
wieder zurüd nah Tongking und Cochin China ums
ward %), als die von Ceylon in Pali nad Pegu and Sien
leitet ſchon Fr. Hamilton bie. im Alfgeinen höher C
vilifation dee Einwohner der Oftkuͤſte Hinter”
diens mit vieler Wahrſcheinlichkeit her, als die der Bedtül:>®
felben. Wenn ſchon im Jahre 292 vor Chr. Geburt Duiı
fche Miffionen nordwaͤrts, bis Bakterien 8), van"
ess) E. Bournouf etc, Essai sur le Pali Not p 6 "N"
Hamilton Buchanan Account of the Maps et Bäisbert ie
losoph. Journal Vol. II. p. 92. *#) Ab, Remuat mr In,
Peuples da Tibet ct de ia Boukharie tir de lOnmge de".
DB z. et trad, du Chinois in Nour, Mal Asat 7.117
Siameſen, Buddha⸗Culius. 1160
fo koͤnnen vor ber Dali Einwanderung gegen Oſten auch
Sanfcritredende Budbpiften aus Behar über Arakan
zu Eande bi6 Siam und Kambodja vorgebrungen, und vom
ſolchem Einfluſſe geworden fepn, daß doppelt fo viel Sans
feritwörter als Palimörter in ber Siamefenfprache (f. ob.
S. 1157) zuruͤckblieben, daß der Attefte befannte Name des Lana
bes am Maekhaun⸗Sttom Kan phu tiche (Kambobja, ſ.
ob. S. 965,981) ein Name. Sanfceitifches Herkunft 9), dort eins
heimiſch, blieb; oder folten biefe Sanſcrit Denkmale mit’ Brah⸗
mabdienft vor dem Buddhaeultus dorthin eingewandest ſeyn, wo⸗
von in Chineſiſchen Annalen (ſ. 0b. &. 979) Daten aufzuſuchen
wären, und woraus fih dann die Altern Reſte Brahminifcher Ido⸗
‚atrie bis Tſiampa (f. ob. &. 966) erklären ließen, Doc iſt
nie von einer Fortſetzung der blutigen Rache der Brahminen unb
Bubbhiften jemals, wie in Vorder-Indien, fo in Hinter⸗Indien
ie Rede. Die directe Verbindung Hinter⸗Indiens mit dem Sans
critredenden Buddhiſtiſchen Vorder: Indien mußte wol mit ben
Rachekriegen der Anhänger Brahmas gegen bie von Buddha uns
erbrochen werden. So intereffant die Geſchichte ber Les
jerlieferung dieſes Buddhathums und bee Heiligen,
diteratur in ber Pali Sprache an Siam aud für die Des
ode ber Vergangenheit fepn mag, fo gehalties IR das Beſte⸗
yen beider in der Gegenwart in Siam.
Die Literatur ift nur koſtbar durch bie Äußere Pracht
nit weiher Siamefifhe Schriften verfetige find, auf
Palmbiätter mit Goldfirniß überzogen u. a. A., wie fie felt den
Befandtfchaften Zouis XIV. an den Hof von Siam in die Pas
iſer Monufeipten: Sammlungen kamen, woyon Bouenouf'®7)
inige Befhreibungen gegeben bat. Mur auf ihre heiligen Buͤ⸗
ber, fagt Crawfurd 88), legen die heutigen Siameſen Werth;
ie nennen fie Bali (nicht Pali), auch Paſa Makatta (b. i.
Bahaſa Magadha), oder auh Kamkom (b. i. Kambobja), weil
nan die Schrift von da her uͤberkommen habe Nah Craw⸗
urd iſt dee größte Theil der Paliskiteratur auf 1 bis 15
Fuß lange Palmblätter (von Borassus flabelliformis) geſchrieben,
uch Einrigen mit einem — Griffel, und die ne werden
*) Journal des SBavans }. 6. 1828, p. 52. D 8, N
Essai sur le Pali lc, — pi 100 - 210. °°) 3, Crav-
fard Joam. I. c, p. 338.
Bitter Erdtunde TV. | Gern
1170 Ofl-Afien. inter Indien. EI. Akda, .8.
durch eingeriebenes, ſchwarzes Pulver lehbar. Au seit af:
yiremanufcripte, und jeder Tempel bat feine Bibel in di.
Scheiften. Dit neben dem Haupttempel in Bangtat his
®. Zinlayfon*®) ein kleines pyeamtdales Tempeigebirk, de
zur Aufbewahrung ber heiligen Bücher beflimmt mer. Ban hat
die Flur mit Zinn geplattet, auch die Treppenſiucht, weh 15
ober Etage führt, war mit Zinn belegt; aber die Zahl de Bi
her, bemerkt der Beobachter, konnte nicht grefi fegn, da fi: ık
nur in einem Schranke verwahrt wurden, den man mit ei
mntter außgelegt hatte. Die Schriftzuͤge zeigen vielaei Ind
ungen, obwol baffelbe Schriftſyſtem, find die Speuwim Ir
Siam⸗ und Eeylonfhriften fehr verſchieden, nad wire
abweichend von denen aus Pegu, Ava, Lan, fü bafmen u:
tee den wenig Lefenden noch weit weniger findet, welche Haft da
ſchiedenen Schriftzuͤge zu leſen im Stande wär. Diyiak de
Talapoinen in Siam, gegen bie ihrer Racdbaren, fir Ni +:
lehrteren gelten, fo fand Crawfurd doch auch bei ihnen geh le:
wiffenheit, und bei Beinem weder Pali Grammatik nıd fill
Wörterbud.
Die Buddha⸗Doctrin if in Siam bieſelbe, men
len andern Buddhiſtiſchen Ländern, in Genion, Auam ii
bet, China, Japan und der Mongolei; abe de nli:
giöfe Euttus Kat fehe viele Abweichungen efahen Tr
Hauptichre Üfk die der Geelenwanderung”y, wid a
größten Einfluß auf das Leben gewinnen mußte, dahe uud M
ausgebilbete Todtencultus der Siamefen. Daher ihe Blink ®
wer Art von Unſterblichkeit, einer Vergeltung, Lohn ad Er"
nad) bem Tode. Die Guten nad einer Anzahl von Zunlait:
tionen kommen in den Himmel, in eine ersige Geglit (Ni
pan), wo Gautama und bie Heiligen; aber die Höfen hans
am einen Hoͤllenort. Deren giebt es aber diele; nad der dr“
eines Siameſen 22 Himmel, 6 obere, 16 untere, abe nur 8°"
ten. Sie kennen kein hoͤchſtes ewiges Weſen, keinen Ei"
und Erhalter bee Welt. Dee Dberpeiefter am Tempel dit
Hang meinte, Sautama ſey ber hoͤchſte; aber and ſan Sat
fey nach 6000 Jahren vorüber, die Weit burch Zufel erkare
werde auch durch Zufall wieder vergehen und wieder entf. ©
29) G. Finlarso Jo ß : so J, Cell et
p. 350, yson Journ. L c. 2.160 )
| Siameſen, Buddha⸗Cultus. 117]
Hindu⸗Pantheon fehlt hnen, fie preiſen in ihren SEHEN nur
ihre Eroberer, Könige, Heroen, die fie in Legenden, Romanzen
befingen, in Tempeln, Bildern abeonterfeien, wobei ihnen bie
Bilder der: Epinefen wie die der Inder und ber Europäer g lei⸗
hermafen zur Decoration dienen. Ein Giamefe fagte zu
Cramfurd, alle jene vorgegebent Goͤtter des Hindu⸗ ‚Pantheon
ſeyen Menſchen gewefen, einer ber Minifter, der Suri wung koſa
fogte laut, daß die ganze Hifkorie Hamas (welche jedoch die
Hauptfchiibereien in ihren angefehenflen Tempelhallen ausmas
hen?) voll Lügen ſey; der König von Siam hatte, nad) 2a
Loubdre Bericht, 'die Chrifiuss und Mabonnens Bilder,
Die er durch die Embaſſade Louis XIV. vom Pabſt zum Gef
erhalten, als Putz in feinen Zimmern aufgehängt, aber bie Taufe
abgelehnt. Ihre ganze Moral iſt in dem Buddha⸗Catechtsmus
der X Gebote enthalten.
Der Religionscultus iſt ihnen nur Gefchäftsfadhe und
Unterhaltung; den einzigen Ernſt zeigen fie den Todten”%).
Deren Behandlung iſt nad dem Range fehr verſchieden. Die
Leichen ber Aermſten werden ohne alles‘ Ceremoniel in das Wafı
fer geworfen, die Wolhabenderen werden verbrannt, den Reſt ih⸗
rer Gebeine bleicht man in den Feldern, ober giebt. fie den Raub»
thieren zum Benagen preis. Weiber, die im Buftande der
Schwangerſchaft ftarben, werden erſt begraben, dann aber nach
einigen Monoten noch verbrannt. Auch alle andern hoͤhern
Stände können verbsannt werben; gewöhnlich auf pyramidal
aufgebauten Echeiterhaufen. Gehe häufig wird aber vor dem
Verbrennen alles weiche Zteifch abgeſchnitten, um damit den Hun⸗
den, Beieen und anderen Raubthieren von denen ihre Tempelpyra⸗
miden auf eine ekelhafte Weife voll find, ein verbienftliches Als
mofen zu fpenden. Diefer widrige Gebrauch hat hier, wie anber:
wärts in Buddhiſtiſchen Ländern, durch die Lehre der Metem⸗
pſychofe Eingang erhalten. Aber damit verbindet man -in den
hoͤhern Ständen, wie einft bei Argpptem, das Einbalfami:
ven”), obgleich‘ die Mumien nachher doch noch verbrannt wers
den; dieſe Laͤuterung durch Feuer gefhahe bei den fruͤdern Bubs
bhapattiarchen aus Froͤmmigkat im Leben (f. oben S. 1164),
1) 6. Finlayson un p- 160 22) J. Crawford Journ. p- 315
. 320. *s) G. Finlayson Journ. p. 231 — 240; f. J. Craw-
furd Journ. p. 126 — 129.
Seel?
1172 Oft-Aften: Hinter⸗Indien. n. Abiche 1,86;
. die ſpaͤtern Frommen haben es bequemer gefunden, diafe Eine
sung ihree Körper nach dem Tode zu verorbnen. Mur fin
doch zumellen, kommen noch die verbienftihn Gelbkenft
durd Verbrennen *%*) vor; bie Hinterlaſſenen eines falda
Märtyrer fallen den Schutze des Koͤnige anheim. Di te &
braud) des Einbatfamirens etwa älter iR, als der ni mb
berigen Verbrennens? feltfans iſt wenigſtens biefe Jucerſeque
Das Einbalſamiren iſt nach Zintayfons VDeobachtang heqhl
unvollkonmmen. Dan gießt der Leiche Queckilber aber Hosiı 1
den Mund; bringt fie im knieende Stellung, die Hände uch vn
ummidelt fie mit Bandagen und. preft fie, das Eükfige hau
zubrüden. Dann wird die Mumie in ein Gefäß vor Sal, Pr
tall, Silber oder Bold gefegtz in ben Bund und ba dfte mw
den Bambusröhren zur Abteieung der Seuchte gefedt, bie gi
‚melt, gekocht, mit Det verfegt wird, damit man bei einem Pie
zen deſſen Abbild deſtreicht, das nach feinem Kobe im Asp
aufgeſtellt wird. Diefe und andere ekelhafte Pebetdern mil
vorher gehen, ehe die Leiche austrocknet, worauf dam ai I!
- Verbrennung unter den Geremonien bee in gebe Kata de
‚ beten Talopoine erfolgt. Die Afche wirb dann mit anni
geknetet und zu einem Heinen Buddha⸗Idol gefermt, Dei MA
vergoldet oder! gefienißt in ben Tempeln aufflelt.
Das Prieſter⸗ und Tempeimwefen, das bei den Zum
fen faft gänztich fehlt, hat bier im Siam, ungeachtet da W
‚ Innere Grund ber Weihe mangelt, auf eine fee BER"
das Vollsieben Eingang gefunden. Jebde maͤnnliche Pafıt
im ganzen Siameſiſchen Reiche einmal), mean ud =
temporär, in den Prieſterſtand treten, felb ber Knie url U)
2 oder 3 Tage Talapoine fen, bie er dann zu Atmefe he
meln verwendet. Die Minifter muͤſſen es einige Meein ot
und «8 wird als eine Art fpirituellee Kirmelung argeſchen De
Mann kann in ben Prieſterſtand ein: und wieder audit W
und wern er wii. Zur Cinweihung gehören die Zonfet —8 |
Iution, die Talapoinen halten Gebete, Proceffienen, Sekt: ja
mein Almofen und theilen es aus an Prieſter und Am.
Die Zalapoine leben zu 10 bis zu meheeren 100 kih®
men in Klöftern, die flet® einem Tempel angehören, ara Du |
fehr groß iſt. Sie find nach 6 Ramgorbnungen geil, 1
*°%) J, Crawfurd I. c. p. 322. »26) cebend. p. 368
.Y . Sliameſen, Prieſterweſen. 1173
hre Peloxe, Aebte; vollſtaͤndige Discipfin. Sie muͤſſen ehelos le⸗
sen, alle weltliche Geſchaͤfte ganz unterlaſſen, fo daß ſie zum
Nichtothun verurtheilt find 96) ſich des Toͤdtens alles Lebendigen
mithalten, ber Meditation übergeben, Almoſen einſammeln, Ge⸗
ete, Hymen, Predigten in ben Capellen halten u. ſ. w. Ihre
Irdenskleidung iſt biefelbe der Bubdhapriefier in Ava und Cey⸗
on, gelb, aus 4 Stücken Zeug beſtehend, ohne alle Kopfbedek⸗
lung, zu deſſen Schutze nur bee kleine Sonnenſchirm oder Faͤ⸗
her, Talapat, vom Palmyra Blatte dient, bes, ein nothwen⸗
iges Stuͤck ihrer Tracht iſt, weil fie ſich aus Demuth auch die
Augenbrauen 7) abraſiren muͤſſen, und von dem fie den Namen
führen. Zweimal jeden Monat ſcheeren ſich dieſe Prieſter, bei
Reus und. bei Bollmond, Kopf und Augenbrauen, zum Zeichen
ver Selbſtverlaͤugnung, da jeder darſelben ſich ein Stellvertreter
bed Gautama zu fen duͤnkt. Daher Ihe Titel Phra, Herz
nah € Bournouf aus dem Sanſcrit prah,. prior, dee
Erfis 8), ber auch ſtets dem Bubbha-Ramen, wie oft andesen
Würden, B. Prah klang, Premier Minifter u. a, vorgefegt
wird. Ihnen muß alles gehorchen; fie zahlen Beine Abgabe, bei
weitem bie mehrſten Talapoine kehren, nach einigen Monaten
ber Jahren ihres Lebens im Orden, in das Weltieben und zur
She zuruͤck. Monnenktöfter fehlen bier im eigentlihen Sinn;
aber «6 bilder fich hier ein Verein armer Weiber, Lungfi ges
naunt, die von Almoſen (chen und fi zum Geſchaͤft machen,
Vie Talapoine zu ‚bebienen. .
Außer. zahlloſen Tempeln haben file auch Waltfahrtsorte
um Prapbat.®), d. i zus Heiligen. Fußtapferw); eine
derſelben, ähnlich den Prahbat auf dem Adamspik in Ceylon,
ſt befenders berühmt zu Datowe (?) in Lao, auf dem Bipfel
ines dortigen Berges an einem See; ein zweiter zwifchen
Drinei und Mergui (ob etwa ben Weg der Einwandrung
vom Wefen ber bezeichnend?), bee beruͤhmteſte aber liegt cine
Tagereife im D flen der alten. Eapitale Duchig, und. heißt vos:
ugsweiſe der Prahbat. Auch in Bangkok !) wird in einem
Prineipales Maximes des Talapoins de Siam traduites du
oubere I, c. T. Il. p. 36 — 57. PT) La Lou-
« T. I. p. 45. »#) EB. Bournouf etc. Essai sur _
Pali 1..c. p. 19. +") €. Ritter Borhalle Europäifcher Wölz
af. etc. 1. 0. p. 332 — 342 eto. °°9) J, Cranfurd Journ,
360.) ebend. p. 132. -
|
yi
\)
1178 DRMRen inter: Jadien, —X (8
GBautuma Tempel des Drabbar verchet; das Grhlak Hi
einen Berg voß Höhlen vor, auf deſſen oberfa Giaf ſit⸗
Prahbat befindet,
Don der Tempelarchitectur in Siam if ſchen oda Wei
geweſen, und bemerkt worden, daß ihnen die Würde der kilsn
Bauwerke anderer Rationem fehlt; wol auch mit darum, mal
ihnen dee gefellfchaftliche Zuſtand auf keine laͤrzee Zei Du
und Behand zulaͤßtz; bie Motive der Grhndung bancralı
Denkmale für folgende Geſchlechter fallen weg, weil uud du br
genthum unſicher if. Nur ber Guͤnſtling des Augendikht, an
ſey es der Regent oder deſſen Schuͤtzling führt einen Prahih:
auf, dee mach einen! halben Jahrhundert ſchon wieherim Bat
iſt, weil aud der Prieſtetſchaft der innere Zufamankan In
Die Tradition von Geſchlecht auf Geſchlecht fehlt Die main
” Peachtbauten, bie von Europdern am Ende dei IV. Jake
derts in Slam von ben Embaffaden Louis XIV. und da fi
gleitenden Jeſuiten befchrieben wurden, fand Cranfurı 8
Anfang des XIX. Jahrhunderts, in Ruinen werlaffen sad N
Hauptidole daraus entführt, in ambere jüngere Waziı FM
Schmuc aufgeftelit, viele andere auch zu andern Grbeand It
gegoffen. Bon mehreren Tempeln hat Gramfurd Beat:
gen 2) gegeben. Den SHaupttempel in Bangkok mar
Drah chet tap pon, d. h. Tempel bes Volktz le
pelſeite ſey 660 Engi. Fuß (100 Sigm. Klafter) tung im Cm
gebäude ſtehe ein Bubbha⸗-Coloß 3 in einem Nebengthande, dan
drei Reiben von einer großen Tempelmauer umzogen, —Aãñ—
erhebe ſich ein anderes Buddhabiid, 354 Fuß hech, ars Er '*
vergoldet, deſſen Zehen über 2 Ellen lang find a. du
Lapfon 3) bemerkte am dieſen Idolen Immer den Ledratıpf =
dem mild lächelnden contermplativen Ausdeuck einer Katar"
Dopfiognomte, mit ſcharfer Mafe, dicken Lippen, fdief alt!“
Augenwinkeln, verfchieden von der mehr aͤthiopiſchen Baia
fiognomie der Ceylonenſiſchen Gcutptur; 31 Thuͤrm gehen F
‘dem Gebaͤude; an den 4 Daupteimgängen fichen jeelae! I
weis Riefengeflalten u. f.w. An Feſttogen filt fi Dre 3#
del mit Volk aller Art, Mänger, Weider, jung and alı Ei
2 N
s02) 5, Crawfurd Journal 1. c. p. 104, 107— 111, 117, BR
142, Dr u. a. 8. vergl. G. "Finlayson Journ. 9 0, 6
2) G. Finlayson Journ. p. MM.
Siamefen. | 1175
nefen, aber auch Cochin Chinefen, Kambodjer, Laos,
shinefen, die in fröhlichen Converſatlon begriffen, ihre Weib:
auchkerzen anzuͤnden, dabei felbft ihre Cigarre rauchen, Ifich pro⸗
kerniren, ihre Ceremonien machen, ohne alte Scheu umhertummeln,
bee Opfer bringen, feidene und ‚andere Stoffe, Schleier, den Ido⸗
eu anhängen, ihr Goldpapier verbrennen, ein Liedchen auf einer
Pfeife blafen u. a. m., und dann wieder abziehen. Die. Weiber
eichnen ſich am meiften durch ihre Devotion aus, 'aud aus ben
Bar Ständen, bieten fi) aber zugleich zu temporaͤren Ehen
n *), Viele unzuͤchtige Schildereien dienen dem Gebaude zu
—e—*
Im Tempel ſieht man keinen der Talapoine, nur in der
Lempelbibliothek zeigen fie ſich; den Gautama nennen fie ges
hoͤhnlich Kotamo, ſeltner Puttha. Gecten haben fie nicht;
on Kaſten wiſſen fie nichts, dach vermuthet Crawfurd, daß
bre Verbrenner deu Kodten eine Art verfloßener Kafte
m 5), wie dies auch in Ava ber Kal fen, Sie nennen einen ge:
viffen Tavitat, einen jungern Bruder des Sautama, der
egen ihn rebellict haben foll, und darum mit Dieben gekreuzigt
vordben ſeyz bie Zalapoine bee Siameſen follen wegen dee ent⸗
ernten Achnlichkeit mit dem, was fie von Chriftt Tode von den
Sefuiten gehört haben, die Chriften für beflelben Gtaubens, wie
nen Rebellen halten, und bied fol ihnen Schwierigkeit in ber
Innahme des Evangeliums mahen. Go erzählt Crawfurd.
Sie ſelbſt ſollen ftolz auf ihre Convertiten feyn; doch bemühen
te fich nicht viel darum, und find nicht eifrig genug um intole⸗
ant zu ſeyn.
Die Theocratie der Talapoine bat gar keinen Einfluß
m Lande gewonnen, um. den furchtbarſten Despotiömus der
Souveraine zu zügeln, oder ihm ein Gleichgewicht zu bilben ; fie
eftätigt felbft den Despoten und befeflige ihn nur in feinen Un:
ernehmungen, da er zugleich an der Spige berfelben ſteht, indem
e ſelbſt temporärer Priefter wird, und auch allen Prieſtern wie
en Laien gebietet. Diefe Laien können daher auch mit allen geis
igen Waffen von jenen zum Behorfam unter den weltlichen
Scepter gezwungen werben, wodurch bie Autorität des Despoten
yee furchtbare Vollendung erreicht. Daher bat die fanfte, aber
) 3. Crawfurd Journ. p. 116. 27, Crawiurd Embassy to Ava
Lond. 1829 4. p. 400. 2
116 DfteAfien, Hinter⸗Indien. IE Abſcha. 187. |
wichtige Echre der Buddha⸗MReligion, deren Berbar ii
Biutvergiehens im rohen Mongholifgen Karen iin
fhon Berfittlihung herbeiführen konnte, hier keine Has
des Characters, keine Humanifirung des Wolke beisichn Kinın.
umd es iſt Durch die Unwiſſenheit feiner Priefterfpaft, duch du
Despotie fein! Gebleter umd die Frivollit und Ligeheftn
feiner Richtung auf einer ſehr niedrigen Gtufe in Medanitmei
feines Cultus, wie feines Abrigen menſchlichen Dofeyad yeri:ir
blieben. Ihre Hiſterlen zeigen, daß fie, gleich. ihren Radkır,
in Pegu und Ava, der fanften Buddhalehre ungeachtet jı kn
graufamfien Völkern des Orientes gehören, und daß nigentt dx
Leben des Menſchen verächtiicher behandelt wird ats be ibn,
Die das niedrigſte Thier zu töbten für ſuͤndlich halten. Dis it
es anelannt, daß der Bolkesch arakter 55) in den rein
zen weniger Schattenſeite barbietet als in den Refidıni
unb daß im Begenfag ber Großen hier die Glaffe des geni
wen Volks mache zu loben iſt als jeme Zabel url. Til
Bolk if, we eb den letzten Briten im feiner Unabhängiufrt =
Ginfachheit begegnete, wohlwollend, teen, redlich, gegen fein: 9:3
die es mit Eifer bedlent; es iſt aufmerkſam, zunerfommm. 5
theilend, höflich, zeigt ſeibſt manche Lchenswärdige, aufütoh
Seite, und lebt unter ſich friedlich. Gerd die Zalapelam vd
netem ſich noch fchr dor den Mandarinen zu ihrem Votthei u
& B7.
Erläuterung 2%
Belondere Berhäiniffe Siams in der Gegenwart, ad |
neueflen Beobachtungen.
⸗
1. J Etraufurds und ©, Zintayfons Beſaqi⸗
Bangkok.
Mur wenige Zuſaͤtze zu dem vorigen blelben und pi de
voliſtaͤndigung muferer Teuntniß, im Wegichung auf de MN“
Reſidenz von Bangkok, übrig, bie ft feit einem —MW
hundert fich zu dem erheben hat, was fie gegenmärik I. ©':*
furde Saqiff paſſirte am 25. März 1872 sind de ®
e0) 6. Finlayson Journ. p. 268,
Siam, Menam⸗Einfahrt nach Bangkok. 1177
Schlammbarre, in der Münbung des Menam⸗Stromes, von
der es bei Fluthzeit gelang wieder flott zu werben, ba fie bei
Ebbezeit nur 6 Fuß Waſſer hatte; bei der Müdfahrt 7), Eube
Butt, machte die Meberfhiffung diefee Barre größere Schwierig⸗
keit; man brauchte 7 Tage Zeit dazu, um das Schiff über den
Schlammgrund bee Barre hinaus zu bugfiren im bie freie See,
. ungeachtet die Sterdde nur 4 Stunden Wegs beträgt. Die Aus
Genfelte dee Barre, fagt Crawfurd, iſt härter, als ihre weiche
innere Schlammfelte; fie ferbft iſt nur wenig Aber 200 Yarbe
breit. In ihren weicheren Thelle ſank das Schiff öfter 5 Fuß
tief in Schlamm ein. Im Februar bdis September iſt bit
größte Waſſerhoͤhe 134 Fuß; im den andern & Monaten 14 Fuß,
2 Anhaͤufung durch S. W. Monfun, und bei flarker Regenmen»
Nur Schiffe von 200 bis 50 Tonnen Laſt koͤnnen regel⸗
mäßig in den Strom einfahren. Innerhalb wird der Strom weit
tiefer, und bleibt es auch gleichmäßig zu beiden Uferfeiten bis nuch
Bangkok Hin, ſelbſt bis zus alten Capitale ſoll er gleich tief
bleiben, : Die einzige unfichere Stelle iſt bei niederem Waſſer:eine
Sandbank bei Padnam, wo man nad Crawfurde Abreife
eine Batterie errichtet hat.
Nur eine Stunde von der Mündung lanbein liegt Pad
name), d. h. erſter Poften an der Flußmuͤndung, ein
Dorf in der Waldniederung am Stroms, der hier 4 Eng. Miles
Breite bat. Das Dorf ſteht mit feinen Häufern halb im Was
fer, fcheint aber wohlhabend zu feyn. Der Gouverneur des Orte,
der Aber 50,000 Seelen des Diſtrietes das Commando führt, gab
in felnem Haufe, nah Crawfurd, efender als die Hütte änes
Britiſchen Bauern, dem fremden Geſandten ein Diner auf Eus
ropäifchem Geſchirr; in demfelben Bimmer lag hinter einem Vor⸗
hange die einbalfamirte Leiche feines Vorgänger, der vor 5 Mo⸗
at geflorben war Seine Inquiſition uͤber die Abſichten der
Miffion erfhlenen mnausſtehlich; biefe halbofficiellen Verbands
Tungen gefhahen umringt vom zubsängenben Poͤbel bes Ortes.
Ein einziges Boot war von Bangkok zum Empfang ber Säfte
geſchickt. Am 28. Maͤrz wurde in dem Muberboote ſchon die Gas
pitale Bangkok erreiht. Der Strom verengt fi) von Pads
nam fehe bald bis zur Hälfte der Breite, und erhält ſich in der⸗
"NL Crawford Journ. I. o. p. 186.187. .) J. Crawfurd
‚Journ. p. 73 etc. G. Fialayson Journ. p. 101 eto.
1178 Ofi-Afien. Hiater-Indien. 1. Abſha. (37
felben die Bangkok. Zur Seite ziehen fid viele Weharren
bin; es zeigte ſich flarke Population, meherre Zenıpel, bie Uin
find waleriſch bepflanzt mit Attap (2), dahinter Vetel zul Pi
men, bie freiwillig zwiſchen dem Saume von Schilf, Bantıt
Kalmus und andern Sumpfgewächfen, zu tzeiben ſcheinen. 2:
zwiſchen fahe man die Ruine eines alten vor 150 Jahten geb:
en Holländer Geste, das gegenwärtig bei hoher Fluth unter |
Waffer geſetzt wird. Die Kanonen einer alten Batterie, wılät
einft die Einfahrt behertſcht hatte, waren ganz in Erde verſonle
und unbrauchbar. Um Mittag fchiffte man an einer Stromden
engung vorüber, ber zu beiden Seiten kleine Forts erbaut find, I
deren Naͤhe die Golonien von Emigranten aus Pegu un
Zas angefiedelt ind, welche die zwifhen Siam und Birmas
Breitigen Territorien verlaffen mußten.
Bis 5 Stunden aufwärts am Menam feheint das Ufr me
gen Salzigkeit des Meerwaſſers, das bis dahin aufkag un)
überfhwemmt, zut andescultur unfähig zu ſeyn; nur Ballı!
gen von Rhizopheren und Cocos nypa, Wei Die Dit
der zum Dach decken Siefert, breitem fich über die falzige, Der zühh
zugängliche Niederung aus. Dann erſt folgt etwas höhere Le
faum;, einzelne Hütten zeigen fich mit Pflanzungen von Artlt:
Plantains, Cocos u. a. Das rechte Flußufer bieikt ge"
die innere Deitainfel noch mit Bambusdidicht bededt; wich Dr
get, ſchoͤne Taubemarsen, Wafferdögel, der Adjstallı
SFalkenarten ſchweben umher, dichte unerträglige Met’
ſchwaͤrme, zumal bei Windftille, und giftiger 9) als ale fuhr
erpsobten, befagsen die Schiffenden. Bald zeige ſich Eultarde
den, wo bie Domaine des füpen Waſſers beginnt; umher“
Reisfelder breitem ſich aus, deren Ernte, Ende Miu ſacun
längft eingebracht war; daher fie ein ſteriles Anfehen herbei
Doc liegt Dorf an Dorf, in Obfigärten aneinander geil II)
auf den vielen zwifchen gebseiteten Wieſengruͤnden weibeten Hl
relche Bäffelheerden. Die Landſchaft warde immer leblite
und bebauter bis zur Capitale bin.
Bangkok), die moderne Capitale bes Königeeqes Ei"
iſt zu beiden Geiten des Menam erbaut, und jahllofe Zi:
chen, Spitzen, Pagoden, vdll vergoldeter Pyramiden uud Din
s0®) J. Crawfurd Journ. p. 186. 10) J, Crawlurd km p
G. Finlayson Journ. I. c. p. 118.
Eiam, Bangtok die Eapitale. . 2170
nente, zwiſchen denen die niederen Wehnuggen und Hüͤtten der
Staͤdter ia -Polmwäldeen, yad Obſtgaͤrten, von. Banianen (Fi-
us religigea)- übesfchastet legen, geben dem Ganzen ein uͤberra⸗
chendes Aeußere. Bweiftödige Wohnhaͤuſer Fehlen gaͤnzlich, weil
van sh-gagen die Etiquette haͤlt, angeſehenern Perſonen uͤber dem
topfe zu wohnen; alle Wohnungen auf dem Lande find auf
Dfäten gebaut: -Unzählige Beine, Kanoes, mit einem Ruderer,
urchkreujten, es war: Markttag, nad) allen Richtungen die Stadt,
ınd Bubddhaprieſter mit ihren. Glatzen, im gelber Ordenstracht
chifften dazwiſchen herum, und fammelten Almoſen ein. Seide
Iferfeisen des Stromes waren mit, flottirenden Reihen von Wohn:
‚utten auf. Bambusflsoßen, oder auf Barken bedockt; davor la⸗
‚exten. bie unzähligen Schiffe der Masktleute mit ipzem Kam,
ın Dt, Gemuͤſen, Fruͤchten, zumal mit Betel und: 08.06
lade. Die nertefien Wohnungen find bie flotticenden Häu⸗
ereeiben, von 8 bis gu einem Dutzend und, mehr, bie aus Bret⸗
ern aufgefchlagen, auf Plattformen aneinander gereiht find, weit
n den Fluß hineinzagen, .nur ihn zur Sommumicationslinie has
zen, und aus Chinefifhtn Krambuben beſtehen, in benem -
Reis, Fcuchte, Toͤpferwaare, trockne Fiſche, Thierſpeiſen, zumal
Schweinefleiſch, auf.bie mannichfaltigſte Weiſe feil geboten wird.
Auch die Kramladen anderer Kaufleute und Wechséler, die Werks
Rätten der Schneider, Schuhmacher, Binngießer, Ei:
fenſchmiede, Lederarbeiter, Gerber, Pofamenticer
und vieler andern Handwerker, meift Chinefen, die auch nad)
Finlayſons Ustheil, drei Viertheile bee Population
ausmacten (f. oben ©. 1083), find Bier; alle haben ihre
Kanoes, ale. find Waffernomabden, bie leicht nad Zelt und
Umftänden ihre Stellen wechſeln. Die fremden Anfiedler in’
Bangkok, wie bie CHeiften, Peguer, Birmanen, Mas \
Lapen und Laos, wohnen in eigenen Quartieren 11), Der große
Menam⸗Strom if hier in Bangkok 4 Engl. Meile breit, ohne
den Raum ber flottirenden Häufecbreiten mitzurechnen. Sein
Boden hält viel weichen Schlamm; er hat. 36 bis 60 Fuß Tiefe,
gewähet alfe ungehistderte Schiffahtrs feine Schwelligkeit iſt 3 Engl."
Miles in 1 Stunde. Dee geößere Theil der Population [heist
fi) hier auf dem Waſſer hin und ber zu bewegen ; bie Häuschen
find nur Hein, 20 die 30 Zuß ins Gevierte, bie Communication,
12) G. Finlayson Journ. p. 223. | ‚ =
—
1180 - Ofi-Mifien. Hinter⸗Indien. Il. Mkkı (5
nur zu Waſſer, kann miche zur allen Zelten bequen fen, vrk
SYaanrungen, viele Wechſel treten ein, die geringfle Payalaiı
bebarf eines doppelt fe großen Raumes ald anf fehm Ban:
ale Wohnungen find eng, aͤrmlich, unfier. -
Mur ein geringer Theil von Bangkok, ein fü Ir
ſaum, ber nicht über 100 BE 200 Schritt landeia mit, Til
auf dem Lande, es iſt eine wahre Wafferfapdt; fe if uf
weiten AltupialbodenSi2) erbaut, ber jedoch nicht fanyhs il;
aber vom zahlloſen Wafferrinnen durchzogen. Eue Int Coral
uimgiebt den Palaſt bed Könige; ein-Camal führt unter din 5%
sificationen bin, uͤberall machten Barken bie Commeniatrn
Am 16. April machte man eine Ereurfion anf det Bein
des Dirnam, wo die Ruinen bes alten Portugiefildrn
Borts13) liegen, gegenuͤber Ing dab Fort der Franeſen a
XVI. Jabrh., das nach des Minifkee Conſt. Phaulton m
des Frauz oͤſiſchen Generals De Farg ues Stun, zu Zink:
XIV. zerſtoͤrt ward. Weiter aufwärts am Gteme fin di
Ruinen der Chinefifgen Dynaſtie (Phyatak's), IM
Megiment duch ben Vat er bes jegigen Regenten (1822) uit
warb; die Ruinen, obwol etſt 0 Jahre alt, warn zeit b
Hätten fie viele Jahrhunderte erieht. Schon Päyasat er
den Ort, der früher umbebentend umb nur feines Dhfrid:
thums wegen bekannt war zu feinem Wohnſite; biche Dit
man auß beffen Obſtgaͤrten nur die Capitale Juchia witint
ten verfehen. Die Einnahme und Plünderung Zuthiat icn
die Bumanen (1760), entwölkerte bie alte Capicule, md m
Phyataks neue Mefldenz, der hler bie Mae be yhma
Madıt Siams von neuem um fich verfammelte. Gr bat Mi
ein Hort am rechten Flußufer; fein Gluͤckeſtern gegen u Bi
manen bob Bangkok, und füllte es mit Kempeln und Pal
fin. Der jüngere Koͤnigspalaſt, der nachfolgenden BZ N"
fhenden Dynaſtie, wurde auf dem lin ken Zinfufer, dam dir
Yatafle Phyataks gegenüber, erbaut, auf ein 1 Oki 1"
gem aber ſchmalen Infel, die mit einer Mauer umge won
Auch legt ber Yeößere Theil der Stadt am linken Uſe o
Meines Häuschen fahe man, das dem flüchtigen Prise
Kambedia zus Wohnung amgemiefen war (f. on 6,
*ı2) J. Crawfard p. 117, 6. Finlayson Journ. p 209-2
ta) }. Crawfurd p. 120. 8
-
Sim, Bangkol die. Gapitale.- . . 1181
Bei einer. Ercusfion den Menam Fluß aufwärts, kam man
in einen breiten Arm deſſelben, der in ‚ber Nähe. des Koͤnigs⸗
palaſtes Bangkok Yai heißt, dann aber bie 3 Hauptarme bes
Menam vereint. Auf dem bortigen Hauptarme, Bang Znang,
‚ If ſehe ſtarker Verkehr, da auf ihm bes geoße Transport von
Salz, Sapanholz, Teakwaldung u. a. m., aus bem
Oberlande, zue Stadt geht. In ber Nähe des Koͤnigspalaſtes
find im Strome buch weiße Pfeiler die Stellen bezeichnet,
wo das Suͤndigen erlaubt zu werben beginnt; denn näher bin
gegen den Palaſt bes Könige darf kein großes, kein kleines Thier
getoͤdtet, kein Fiſch gefangen werden; erſt außerhalb diefes
— — wm - Rx z + ..- -
u u u u
J
frommen Weichbildes iſt das Schlachten und Zangen ber Thiere
geſtattet.
Bei der Schiffahrt, die In dieſem oberen Hauptarme des
Menam bis auf zwei flarke Stunden fortgefegt wurde, fahe
man beibe niedere Uferfeiten immer ſtark bebaut; man zählte 22
Tempel 24) die alle von ziemlicher Größe dort errichtet find, zus
legt den neueften, welchen der Prinz Kromchiat erbaut hatte,
Er wurde Wat har tong, d. i. bee Tempel des golbes
nen Sanbelbaums genannt. Er war in Styl und Nettig⸗
Zeit allen anbern weit überlegen, wol weil ber Prinz ale Gönner
der Fremden, und des Fremdenhandels überhaupt, den Forts
Schritt aller Art gu fördern 15) ſuchte. Doc war eu noch nicht
beenbigt 5 das Hauptbild, eine coloffale Budbhaſtatue 22 Fuß
hoch, in Metall gegoflen, lag noch in Stüden umher; viele Riffe
des ſchlechten Gufjes machten Nacharbeiten nothwendig. In ben
Bimmern des Priors hingen als Schmud viele Gopien englifchee
Kupfer, von Chinefen gemalt, wie 5. B. Porträts Englifcher
Schönheiten, Jagbſtuͤcke, ſelbſt engliſche Kupferflihe, Glaswaaren,
kuſtres, Spiegel u. ſ. w.
Die Wohnung dee Embaſſade 10) lag auf dem rechten Ufer
ded Menam, binter weichem alle vo Candle mit übergelegten
Planken flott der Brüden, vol Gelder und Obfigärten, fo weit
der Blick reichte, vol Wohnungen und Anfieblung; eig Bias
meſe, ber, die alte Capitale Juthia befucht hatte, die 16 geogr.
Meilen entfernt ſeyn follte, fagte, das ganze Uferland bis dahin
fey ſtets auf gleiche Weife bewohnt, Leider geſtattete das Mistrauen
16) J. Crawfard ‚Journ. I, c. p. 130. ‚18) ebind. p. 85 — 88,
se). ebend, P- 140, 143, 21
1182 Oſt⸗Aſten. Hinter- Indien, II. Abſha. 1.97.
der Regierung die Ausführung von Crawfurdt Wänfke mit
dieſes Juthia zu beſuchen.
Der geößere hell der Zeit in Bangkok (vom A in
dis 15. Jul) verging mit dem beſchwerlichſten Negotiatit:
wensM, die anfänglich nur durch gemeine Spione dm Drri
ger, mit dem offenbarften Beweiſen des Hochnrche und ie Se
tingfhägung, begonnen wurden ; viele Tage wurden nit Into
Rimmungen des Ceremionteld bei der Audienz weisen, vi
andere durch Die Lächertichfien und aͤrgerlichſten Kieimigkelten, vi
durch bie zwei am Hofe herrſchenden Parteiumgen, auf ben ei⸗
ner bie das alte Regime begünfligte, der Prinz Ehanfa (dr
des Himmels), der ältefle, legitime Sohn des Königs, anf de
andern, dee Prinz Kromchiat, der Ghufling dei Sins!
und fein nachmaliger wirklicher Nachfolger, ein Begiufign ie
Meurrungen ber Fremden und der Prahliang der Preaimmir
fire ſtanden. Bald ward am Hofe rin großer Gpirgel yet:
hen 18), was ſogleich die Megociationen unterbrach; bad dritt
der König feinen Eis in einen anderm Palaſt, wozu die Gar
bictionen der Talapoine nothwendig waren, bafd war ea hirk
. eb Feſt bei einem Miniſter, bald wurde eine Embeffah Mi
neuen Königs von Gochtn China angekündigt, bald fashm
die erfien Anzeichen ber wiederkehrenden Cholera Mecei m,
bald brachte biefes, bald jenes Ereigniß eine Stodung In di Pr:
handlungen, die dann let abgebrochen wurden. Die Auhien I}
Königs geſchahe deraͤchtlich, ohne die Krone auf bem Hast: u
Baden; die Einführenden der Briten waren nur Binat:jf
vom fünften Grade; ihre Geſchenke wurden als da Tribet
von den Dolmetſchern übergeben,“ die Behandlung von Geun
des Gouvernements war Fehr ungaftfich, veraͤchtlich, fogat 97°
rend umd ber Würde Großbritanniens unangemefim. De #
niſter gab der Embaffade ein Diner, mit in feinem Pl
fondern tn ber ſchlechten Behauſung des Geſandten; bi En
fabe mußte, ats die Aüblenz zur beſtimmtes Stunde bi des
Prinz Kromchiat angefagt war, noch mehrere Sturdes ©
&ambeiren, weil er fein Gebet verrichte; dieſer mar at Pi
vom Aten Range, hatte aber die Handelsangelegenheiten I ie
gen, mit den übrigen Peinzen vorm höher Runge tem un "
sı7) G, Finlayson Journ. p. 121, 131, 163170, 16, M-#
0) J. Crawferd Journ. p. 133, 146, 146, 151.
Giom, ‚Bangkok die Capitale. uss
zar Leine Beruͤhrnng. Dee Embaffade von Cohin China,
ſchickte dagegen der Hof die prächtigfien koͤniglichen mie Farben
und Bold pruntenden Warten zum feierlichen Einholen entgegen,
Nie ſchon fo ſehr der Eitelkeit der Embaſſade Louis XIV. beim
Empfange ſchmeichelten; alle Verſuche bee Briten, den Co⸗
hinChinefen einen Beſuch zu machen, wurden dagegen ver⸗
eitelt, ihre Wohnung mit Wachen umftellt, und jeber Ausweg abe
jewwiefen. Dennoch zeigte man Begier mit den Fremblingen in
Handel zu treten, es wurden 39 Artikel, die Crawfurd vorus
legen hatte, mit Intereffe angehört und baräbee bebattirt. Dies
zeſchah In Malapiſcher Sprache, weiche dort die Diplomatie
‚che it. Dem Briefe des Gefandten wird in der Ctiquette der
Biamefen die größte Ehre erzeigt, der Embaſſadeur gilt nur als
jemeinee Bote; der Brief wurde daher in goldenen Vaſen üben
reicht. Der König verfagte W) aber birect ein Antwortfchreiben
ın den General⸗Gouverneur von Indien, von dem der
Brief gelommen war, weil bies unter ſeiner Würde ſey. Er
hatte früher bei der Audienz fich erkundigt, ob ber General⸗Gou⸗
verneur von Indien etwa ein Bruder deö Könige von Großbri⸗
tannien fey. J. Crawfurd dagegen erklärte, daß er keinen
Brief von einem Miniſter an feinen Bebieter annehmen würde;
nue zu geen drang ihm dee Prahklang aber fein Schreiben
uf, um ſich felbft dadurch im Rang dem General: Öpuverneur
on Indien gleich zu flellen. Ein dritter Mittelweg wurde aufs
jefundenz ein Schreiben des Pia Radja Ehula, des Ober:
3011: Directors, an Erawfurd warb anzunehmen belicht,
nit den Genceffionen, welche ber Hof zu Siam ben Briten zuge⸗
behen wolle; es ſollte unlimitirte Bulaffung bee Britiſchen
Hanbelöfchiffe in den Hafen von Bangkok ſeyn, und bie Ver⸗
ninderung bed Zoll von 8 auf 6 Procent, ſofern jährlich 6 Eng⸗
ifche Schiffe einlaufen würden. Aber dies wurbe bald, wieder
verworfen. Die Minifter verlangten jederzeit fein Ver⸗
'auf21) für den König (d. h. für ſich, um. felbfl den Gewinn
avon zu ziehen), und beſtanden darauf, ehe der König feinen
Handel nicht abgefihloffen, koͤnne fein Privatmann einkaufen, und
ben dafjelbe verlangten fie beim Werfauf. Das Handelsmo⸗
ropol bed Gouvernements auf die, wohlfeilſte Weiſe einzufan:
»°) J. Crawfurd Journ, p. 171. G. Finlayson Journ. p- 179.
”°) 3. Crawford Journ. p. 100. ?*) ebenb. p. 144, 88.
1184 Offen. Hinter-Indien. TI Ada. {87
fen und auf die chenerſte ihee Waate Iohgufchlagen, maj ni
Uch jeden Frembdhandel ſtoͤren. Die Sauptferberung Dich I:
noch immer, bie, ob zur Belohnung für dieſe wehlwollenden Ct:
xeffionem auch bie Siameſiſchen Schiffe, bie etwa nad Cakıtı
kommen würden, dort auch zu jeder Zeit Waffın und Di:
nition einkaufen koͤnnten, worauf bie Antwort: Ja, abe zı:
in Sriebenszeiten, und nmicht, wenn fir in Krig mit da
WBirmanen den Bunbeögenofien bee Briten flänten, Hay frinck
wege zuſagte. Asch die Nichtherausgabe des gefangan Bi:
la yen Königs von Queſda, ber das Gaſtrecht be Pıin::
Wales⸗Jnſel genoß, und für deffen Befreiung man uaterhis:
Deite, gaben nebſt allem übrigen der ganzen Embafjabe aa ver
fehltes Refuttat. Der Embaffadeuz von CochinChina ®
hielt feine Abfchiebsaudieng bei dem Könige von Giem, ul
ſchiffte mit Pomp am 11. Juni im feine Hrimath zut. U
Stawfurd, ber bie Megociotionen, bie zu fein zulla Ts
«hellen führen konnten, abbrach, verlangte nun feine Id
aubienz beim Könige, bie ihm auch zugefanden wurde, abe 4
nicht er folgte, obwol fie zur Gtiguette des Hefeb shi:
Während des Aufenthalte der Miſſion fiel, am U. Il
Die Geier des Laternen feſtes2), Gungiram m iin
fen, daS fie wie die Chineſen durch naͤchtllche Erieahtun dt
Schiffe und Ufer mie Taufenden von Laternen und ae |
Almofen an die Talapoine felern. Am 27. Ai min
das Feſt des Dfingführens gefeiert, tie in Chan; dic
308 auch hier der König die Adterfurche, aber dies If ſten üuz
abgelommen, und ein Gtelvertseter bed Königs läft, Io WM
Meisfelde, durch einen Bauer, eine Kreisfurche um Id Hi*
Das Hauptfeft fol mit dem Jahresſchluß gefeit wei
das Fe aller Seelen und bes Todten, wohl mn "
Elementen, Feuer, Luft, Waffen und Erde Opfer iind, 9
— in dem Strom wirft, und Tauſende von Fa
|
*»>) 1. Owl Joa. L 0, 200, 186) G Fin I
Siam, Burney's Beſuch. 1185
2 Spätere Beſuche ber Briten und Miſſionarte
in Bangkok, Capt. Burney (18%), 8. Guͤtzlaff
(1828 — 1830).
Gapt. Burney 2) lief im Jahre 1825 auf ber Brig Guar⸗
bian mit einer Miſſion ähnlicher Art, wie Crawfurd, in den Golf
von Siam ein, und erreichte am 17. Nov. die Mündung des
Menam, die er bei Springfluth, in einer Waſſertiefe von 114
Fuß kreuzte. Das Fort Paknam fand er ſeit Eramfurds
Abreiſe verſtaͤrkt, und durch eine Batterle von 100 Kanonen zur
Seite unterſtuͤzt. Die Flußkarte Kaͤmpfers, bis Bangkok,
fand Burney ſehr eorrecrt. Am 4. December landete er zu
Mioangmat (Meuſtadt), einem großen Dorfe, am rechten Ufer,
von Pegu⸗Coloniſten bewohnt. Hier gefchabe die felerliche
Embarkirung de6 Capitains mit feinen Begleitern, Capt. Macs
farqubar und Joſe Pedrada, nah Bangkok, wo fie bei
einem bott feßhaften englifgen Kaufmanne Me. Hunter Quar⸗
tiee nahmen. Schon hatte dee Prah Klang angefangen ein
eigenes Haus für die Englifche Embaflade zu bauen, was man
für ſehr ehrenvoll hielt. Es war in der Nähe des Chriſtenquar⸗
tieres errichtet, und wurde vom 10. Dec. an von der Miffion bes
wohnt. Bei der Audienz, die in bemfelben Styie bei dem Koͤ⸗
nige (dem frühen Prinz Krom Chiat,,dem illegitimen Sohne,
ber nach bem Tode des Vaters [20. Juli 1824] den Thron bes
fliegen hatte, während der rechtmaͤßige Thronerbe fi in ein Klo⸗
ſter zurücziehen mußte), wie die dee vorigen Miffion, erfolgte,
fielen Capt. Burney, unter den fremden Höflingen, wie Chis
nefen, Cochin Ehinefen , Insbefonbere die reich gekleideten Laos
Dfficiere auf, bie in ihrem Aeußern an die Gorkhas ungemein
erinnerten. Die Stagen des Könige bei der Audienz waren alle
feivoler Artz man zeigte nachher die weißen Eiephanten, einige
Tempel, «6 erfolgte eine zweite gleich prunkvolle Audienz bei dem
Wangna, Bruder des verftorbenen Könige, den man den zwei⸗
sen König nannte, dann bei dem Prinz Krom Mean Surin,
dem Oheim des Könige, der gegenwärtig den aͤußern Handels⸗
verhättniffen vorfland. Alle 3 thaten diefelben Fragen; der Em⸗
bafjade wurde ehrenvoll begegnet, fie konnte fi unbewacht und
In Freiheit umher bewegen, und eshielt Lebensmittel bie Fülle:
— — Burney Mission to Siam ſ. Caleutta Gor. Gaz. Febr.
in Asiat. Journ. Vol. XXIL p. 164 — 107,
ilter Grökunde IV. grrr
1186 Oft-Afien. Hinter⸗Indien. II. Abkhn. 1.87.
Die Siege der Briten über bie Birmanen Hatten den Cam
Reſpect eingeflößt.
Aus dem Berichte eines ungrmannten Briten, da ned (x
Burneys Wiffion dort in Bangkok, bi zum 1. Andi 1X
zuch@blieb5?*), ergiebt ſich der greße Eindeud, den der giüdit:
Ausgang des Biemanenkrieges auf das Siemeſiſche Gere
ment gemacht hatte Die Fuccht vor aͤhnlichem Gaidial ft:
bie laͤſſigen Siameſen in Bewegung, die Eingänge ihets Radıi
beſſer gu fihern. Dan verfchangte die Einfahrt des gerfra Sion:
Stromes, unterhalb Bangkot, duch Batterien; ber Prab:
Klang ſeibſt Leitete diefe Unternehmungen. Der König inf
citte mit einem Gefolge von 100 Prinzen die Bastın, und be
jeugte feine Zufriedenheit. Am großen Fort zu Paknan halt
ron 200 Kanonen von verſchledenen Kalibern amdgelahen, za)
eben fo viele bei dem Fort Pakklaat. Dam hats ſaht Min
Geſchuͤt in den Gießercien zu Bangkok gegaffen; abe hit
Proben zerſpreugten die meiſten; nur wenig braucätend Dh
übrig, und die Nachfrage nah Europäifhem Befgät ®
fehe groß geworden. Um den Palaſt zu Bangkok hatt mi
ben Anfang zu 18 kleinern Verſchanmzungen gemadt, in Ki
noch feine Kanomen angebracht waren. Die Aſttologen ®
mehrten durch ihte omindfen Deutungen in Siam bie Zudt !*
der Zukunft; in ihren Büchern ſollte es gefdrieben Ale, WM
die Briten einft Siam erobern würden. Aa Dame"
der Pegugrenze wollte man Warnungttafeln vor den Din:
fällen der Briten aufgehängt gefunden haben, und die Binde
pore⸗Junken, die in dem Hafen von Baugkol —
beſtaͤtigten ſolche Ausfagen. Die groͤßte Angt und Damm“
bemaͤchtigte ſich ber Bewohner biefer Hamprfadt. Die ſhn
Chinefen denutzten dieſe Schwäche zu ihtem Borthel; will:
tn die Serüchte; fie erfinden neue hinzu, um die rg da
„ und Noch zu Abzwingung meuer Privilegien zu benuten, I PH
ohne das aus Eiferſucht, bie ſchon gegen ihren nnd
iſt, nicht zugeſtehen würde. Berichte zum Vortheil de Er
ropader werden mie geglaubt, wol aber die a F
ihrem Nachtheile, welche die Eiferſucht Chineſiſcher Handeslan
verbreitet.
Aus Zucht vor einem Ueberfali der dermeinllihen Fk
63%) Asiat, News Calcutta 1827. 23. Jan. As. Journ. p MM
Siam, Guͤtzlaffs Beſuch. 1187
nußten, ſeit dem Auguſt 1826 beſtaͤndig 3 Slameftſche Krieges
chiffe vor der Barre bes Siamſtroms, unterhalb Bangkok, kreu.
en, und bei Todesſtrafe auch von der Annäherung der geringſten
Barke Bericht geden. Das große Herbſtfeſt, Catin genaunt,
»as mit dem Neumend im October beginnt, und eine längere
Zeit Dauert, währemb weicher der König ſich eine -ganze Woche
ang, öffentlich, beim Beſuche ber Tempel und Feſtungen ſchen
u laſſen pflegte, wurde in diefem Sabre, in Beziehung auf bie
Derfon des Könige, fahe verkuͤrzt, um bie Beit auf wichtigere Ras
terungsgefhäfte zu verwenden. Anfang November wurde bes
Ianınt gemacht, daß eb gelungen fey, die Mündung bes Det;
ong zum Theil zu fperren; fo daß nur neh eine 10
Fuß siefe Einfahrt in daſſelbe übrig bieibes eben fo fellte die
Barre bei Paknam noch gefperet werden. Solche Augft bes
nächtigte fich der felgen Siameſen, von denen das Gpeichwert .
agt, ein Birmane ſchlage feine 3 bis 4 Siamefen in bie
Flucht. Vorzuͤglich war dee neue König auf Verſtaͤrkung ſeiner
Rıiegeflotte dedacht; er legte oberhalb feiner Capitale ein neues
Krfenal an, in welchem 136 Kriegsboote, jebes 60 Fuß lang,
Fuß breit, zu 30 Mann Beſatzung, ftationiren follten, und ein
‚weites bergleichen, ganz in der Nähe feines Palaſtes, ſollte am
Nai⸗Flufſe, wol ein Arm des Menam, angelegt werden. Die
Kbreife dee Briten, am 1. April 1827, war dem Siamefifchen
Bonvernement fehr erwuͤnſcht; deren Aufenthalt im Lande war
hrem mistrauiſchem Sinne hoͤchſt beſchwerlich, weit fie fuͤrchteten,
aß jede ihrer Unternehmungen genan ins Ausland berichtet werde.
Die Stimefifchen Priefter follen damals mit eimer neum Webers
etzung ihrer heiligen Bücher für den König beſchaͤftigt gewe⸗
en feyn.
Aus 3. Tomlins und Guͤtzlaffs8280) noch ſpaͤterm ſechs⸗
nonatlichen Aufenthalte daſelbſt (18W), haben wie einige Be⸗
nerkungen in Beziehung auf das innere Seelenleben ſchon
oben angefuͤhrt, uͤber den davon getragenen Sieg der Siame⸗
s35) J. T(omlin) Journal ker during a Voyage from Singapore 40
Siam and while residing 9 Months in that Country. Printed at
the Missions Press in Singapore 1829. 8.; Verslag van een
jarig Verblifk in Siam en van eene Reize langs de Kust van
China naar Mantchou Tartarije door Karel Gutzlaft naar. bei te
Canton in China‘ utgegevene Engelsck). Met een Levehsberigt
etc. Te Rotterdam 1833. 8.
Sfff2
1188 Ofl-Afen. Hinter⸗Indien. IE. Alſha 8.
few über die La 08, wird weiter unten die Rebe fen. Viefe
ven bier nur bie Populationsilifte von Banglel, m.
4898, aus Tomlinse Bericht an, bie auf einer Zählung Im:
het, wobel jedoch obige Stellen (f. ob. ©. 809) wicht zu uhr:
hen find.
Die Einwohnerzahl if anf 401,300 angıgehm, mir
«ie ia Siam angefiedelte Chinefen auf 310,000 mligeta
gu ſeyn ſcheinen, nebſt 50,000 Chinefifhen Abkömmiingr:
Dieszu werben an Giamefen Einwohner, in Baugkok, u:
getechnet 80005 Coch in Chinefen 10005 Kambodjen Bü;
Degner 60005 Laos, die erſt feit der Septen Umteriechun ns
gebracht find 7090, früherhin dort ſchon amgefiebein SO. Hinz
2000 Biemanen (Bramas genannt), 5000 Zavand, M
DM alayen und 1000 ChHrifkem (kathoüſche, einpeimifhe, Cr
vertiten).
Unſer Landemann Güglaff vollendete, während für
enthaltes (1828) in Bangkoß, feine Weherfegung dab Rrart
Teſtamentes und ter häſtoriſchen Büder det Alten Zr
faments in die Siameſifche Sprache, beinge I
Drad in ber Miffionspreffe zu Sincapore, und kehcn IN
sum zweiten male nad Sianm gucke, um bafiehe fü W
Kambedja Sprache und die Lao Eprage za dan, ml
ihm auch umter dem treuen Beifland feiner frames Gut e
ein Cochin Chineſiſches Wörterbuch geſammelt hatte, abe al“
dig farb, gelang ; worauf die heilige Begeiflerung zur Belrkt
der Heiden, den unermübeten Miffionar, am 2. Dar 100 ni
Macao 5%) führt, won wo wie deſſen Bewunderang mi
Wirkſamkelt für die Verbreitung des Evangeliums If
im obigen vielfach kennen lernten.
Nach dreijährigen Aufenthalte in Siam gak Sir
Laff noch einige Bemerkungen mit, in feinen für dad ittr
weſen hoͤchſt lehrreichen Berichtem, won denen mir dm Mill
Rändige Sammlung umd Deurfee Ueberfehunt
Hands und Eehebuch für alle diejenigen Zängfing wir
möchten, Die ſich zur Hei den bekehrung, im wahre! Sion
des Evangeliums, mit derſelben Chriftlichen Let ©
Herzen, berufen fühlten, ums für ihre Auschung zu U
520) Y ”_° - ⸗ Sam ee de In
| u ee Saas in
Siam, Guͤtzlaffs Beſuch. 1189
kehrweishelt un würdigen Maasſtad zur Selbſtprüfung iu
zewinnen, was für fo hoben Beruf vor allem in eigener ag
und unerläßliher Erkenntniß Roth tut.
Aus diefen Bemerkungen haben wir bier nur Weniges am
zuführen, weil da® hierhergehoͤrige bedeutendere: ſchon im obigen
mitgetheilt iſt. Doch zeigt fi aus dem Ganzen, daß keiner die _
bisherigen Beobachter der Völker der Halbinſel, non dem Zuftande
des Verderbens derfelben, in dee Gegenwart, fo tief durch⸗
ungen iſt, al& diefer wuͤrdige Miffionar, keiner aber zugleich: fm
oll Liebe, Hingebung und Hoffnung für fie mar wie er. Ca
yatte den merkwuͤrdigſten Zugang zu den Palaͤſten der Prinzen;
u den Herzen ber Priefter, wie zu ben drmften Hütten unk
Schiffen bed Wolle. Diefes fand er Teichtfinnig, wankelmü⸗
big im hoͤchſten Grade, voll Seldſtgenuͤgſamkeit, vom König ki
um aͤrmſten Unterthan, tolerant, vielmehr -gleichgältig gegen jede
tehre, feibft in ihren Budbhatempeln gewährten fie Guͤtzlaff bie
Predigt des Evangeliums, viele ließen fich jedoch auch Tag
ınd Nacht in Gefpräche Über Religion mit ibm ein. Die Prins
en von Gebfüt, die erſten Talapoine, der Beichtvater des Könige,
ver oberfte Hofgeifttiche ſelbſt, beachten im Dunkel ber Mitter⸗
acht viele Stunden in Sefprächen über die neue Lehre, und mit
ver MWißdegier nach den Schriften des Neuen Zeftamentes, in der.
vefcheidenen Behaufung der Miffion zu; aber ihr Bubbhlemus,
‚er nah Guͤtzlaff zu volllommnem Acheismus führt, erſchwerte
hen das Verfländniß ungemein, und in ihren Herzen, fagt er,
eigte ſich viel Widerfpenftigkeit wider bie reine Wahrheit 27),
Dennoch wurde fo Mancher erwedt, und die auch bort fich zeis
enden Regungen burc den heiligen Geift des lautern Evanges
iums, werben zu feiner Zeit nicht ohne Ernte bleiben, wenn die
veitere Ausſaat nicht fehlen wird. Noch, fügt Guͤtzlaff, Hat
Siam diejenige Aufmerkfamleit der Europäer nicht gewonnen,
ie es verdient. Seit 1622 haben die Portugiefen dort zwar
ingefangen die Lehren der Chriftlichen Kirche 28) zu verbreiten,
‚ber in einem Lande des Orientes mit weniger Erfolg; ſchon
‚aben |fich gegenwärtig junge Stamefen gefunden, bie in das
lusland den Evangelifchen gefolgt find, um, in den Kenntniffen
er Europäer unterrichtet, dereinſt ihren Landsleuten Lehrer gu
perden.
375 ebenb, in Verslag p. 1—46. ?*) ebend. p- 28.
1190 Ofl-Afien. Hinter-Indien. IL Ahlhe, (37
— A Zuſatz su dem Wenigen, was wir von ver Kamben
jens2) wiſſen, fügen wir Guͤtzlaffe Urtheil hinzu, da and ıı
Sprache dieſes Volkes ſtudirte, und bemerkte, daß fir wirt |
wohllautend als bie von Siam ſey, aber reicher, und mu
reichere Literatur befige. Ihre Schriftart nennen fie ſelbii Khen
es ſey diefelbe, weiche die Siamefen in ihren Bali Vichemn ;:
beaudgen. Die Gultur der Kambobjen, de ſich faik Su:
meh nennen, fagt der Miſſionar, fep, wie ſich and alen nik:
weit älter ats Die von Slam, umb fchom im alten Ganſcit Erd
werde des Reiches Kambodja (Kan phurfcKe) gedeht. Zii
hiſtoriſche Etubieum dieſes, obwol gegenwaͤrtig in ſich zafalacı
Kanigreiches, möchte daher wol von groͤßerer Wichcigten für du
Geſchichte der Ewilſation ber ganzen Halbinſel fern, all mas
bieher ihm gewibmet bat. Saigun, bemafı Gitzaf, rc
- den Eingebornen Lutn ol genannt, was und bicha mie
nut wat.
Anmerkung Hiſtoriſche Notiz über Sien
Die Hiftorie Siame reicht, bei dem Mangel einpeimilder ">
raturfenntniß, kaum über bie erfte Zeit der Bekanntſchaft mit Gars:
gurüd, Im Archive bes Königspalafte zu Bangkok jan:
Reihsannalen °°) niedergelegt und täglich fortgeführt werte: ="
Bein Fremder hat fie je gefehen. Man möchte dies für blos nit gs
eebigteit halten, um es den Ghinefen gleich thun zu wollen; tan I
ber Prahklang, und andere hohe Staatsbeamte, warn in Kit: &
florien gang unwiffend, fo aud über ben Urfprung der Mi-®
ſtaaten ihrer Nachbarn in Siam, oder wollten abfichtlich mh "=
Ihre Rebe war immer, das ſey von Anfang an fo gemein
Sie wußten nur von der Einführung der Gartama Kılit
unter einem Könige Krek in Siam zu reden, im Jahre 6 er
Geb. 3 von diefem an, bis auf bie Gegenwart (1824), folk 6 I:
ben auf dem Thron gefeflen haben. Uber in feinem Lande It ©"
teicht eine fo ungeregelte Thromfolge und fo viele Daher
gegeben, wie in Siam, woburd allerdings auch ſchon di äh; "
eidjös Annalen ſehr ſchwierig geworben feyn mag, In Jahr Il
hatte der 23ſte der Siamefen Könige feine Reſidenz zu gabonte! a
an 200 R.Br.) an ber Grenze von Lac. Wie am Riſtrent RE"
ten vie Befidenzen auch vom Dochlande zum Deltaboden de 1:
binab, Jm Jahre 1850 wurde, dom Arten Könige ber Aczennith
820) Gotzlaff in Versiag p. 20) 3. Onnial ber
— ——
| _ Siam, Hiftorie. 1191
‚die Gapitale Yathia (ob. &, 1088) gegründet. Im Jahre 1802 kam
die erfte Rahricht vom SiamsHeich nad) Europa, welche von eis
ner ungluͤcklichen Erpebition befielben gegen Malacca ſprach. Nach
Aubukerkes Eroberung von Malacca 1511 traten die Portu⸗
gieſen zum erften male in Verkehr mit Stam *'), wo indeß Revo⸗
"Yution auf Revolution folgte. Im Jahre 1567 überfieien Birmanen
das Reid Siam, unter fehr aͤhnliſchen Umftänden, wie 200 Jahr fps -
ter, unb in ber neueren 3eit, behaupteten es aber nur bis 1596. Schon
‚im Sabre 1612 fchiffte ein Engliſches Handelsſchiff bis zur Capitale
NDut hia und Intpfte HSandelsverhältniffe an. 1621 fchidte der Vie e⸗
‚tönig von Goa eine Portugielifhe Miffton von Dominis
canern und Franciscaner Mönchen nad Siam, bie ſeitdem dort
, einbrangen, 1037 feate eine Revolution eine neue Dynaftie auf. ben
Ahron; ber Sohn bes Uſurpators iſt der 52fte Regent in der Reihe ber
‚ Ctamtönige, ein ausgezeichneter Regent, ber in ben Embaſſadenverkehr
"mit Louis XIV. trat.
Die Portugiefen hatten, ein volles Jahrhundert, während Ihrer
Blütbenperiode in den Indiſchen Sewäflern, ben vollen Gewinn bes
StamsHanbels bavongetragenz bie Vicelänige von Boa, bie Gou⸗
verneure von Malacca und ihre Gefchäftäträger, nebft ben Episcopen,
waren dort am Hofe ſtets ehrenooll empfangen, reich beſchenkt, zu gros
gen Ehren erhoben, fiebelten fidy an, hatten freien Handel, freie Relis
gionsuͤbung burdy das ganze Reich, bauten Kirchen, deren Refte bis Yu⸗
thia und Tfehantaban *?) nody heute fichen, und auch den Bias
‚ mefen war freier Handel mil-ben Portugiefen in Malacca ges
ſtattet. Aus biefer Zeit datirten fi bie Anſiedlungen der Portus
‚ gifen tm Landes Aber ihren Rebenbuhlern, den befonnenern Holläns
dern 22), mußten fie faft überall, fo auch hier, bald weichen. Die
Gapereien ber Portugieſen gegen Hollänbifche Handels⸗
ſchiffe, die fi in den MenamsGtrom hinauf wagten, zu Behauptung
‚ Ihres Alleinhandeis in Siam, belamen ihnen ſchlecht (1624), weil bie
|
Siamkönige die Partei ber mehr biegfarhen Holländet gegen bie Ins
foleng ber Portugiefen ergriffen. Es wurde von Siam auf Portugies
ſiſche Schiffe Beſchlag gelegts bagegen erklärten bie nun mit Portu⸗
Hal vereinten Spanier, von den Manillas aus, den Krieg gegen
Siam. Seitdem verloren die Portugieſen den freien Zutritt zur
Nefidenz und zum Palaſt, ben fie früher beſeſſen; ihre Anfieblung fant
in Armuth herab, die neuen Portugiefen blieben aus, bie Ueberreſte der
21) Hieron. Osorii Lusit. Episo. De Rebus Emmanuelis Regis Lu-
sit. etc. Coloniae Agrippin. 1575. 8, Lib. VII. in fin. p. 221 etc.
33) Gutzlaff in Verslag 1. c. p. 28. 31) Jodoc. Schouten Di-
roctor Mercaturae Descriptio Regni Siam 1636. ed. B. Vareni
M. Dr. I. c. Cantabrigae 1673. 8. p. 124—126.
+
1192 Oſt-⸗Aſien. Hinter⸗Indien. IT. Abſcha. C.
aͤltern Luſitaniſchen Anfteblung in Siam, meiſtens Mfg, mr’
fi) immer mehr mit den Ginheimifchen, und wurden zu jener vr:-.
ten Claſſe katholiſcher Chriſten, Dolmetfcher, Unterhänbier, Gpisa, =.
che dem Europaͤer⸗Verkehr bis heute nicht zur Gmpfehlun acc:
Die Kaufleute der Holländer gewannen Eingang in Gicn, '.
durften in ber Capitale ein Waarenhaus erbauen, fetten ball ıc
viele Waaren ab, zumal Zeuge und Stoffe aller Act, Baurtn si
Siameſen Probucte, zumal Thierfelle und Sappauholz an:
Ser Denge ein, bas fie nach Japan überführten, fo wie &e=7-
für Java, wodurch Siam ſich zu einer wichtigen Wittelkai::
für ihren Verkehr zwiſchen Golonialbefig umd ihren Hanbeldiege ir do
Oſt⸗Indiſchen Gewäſſern von Geylon bis Formoſa mi):
pan erhob. Unter dem Director biefer Handiltlege gu Yrttie,
Sobft Schouten®!*), der ihr 8 Jahre rühmlich voran, mei:
fie ihre befondere Blüte. Unter ihrem Schutze war ed, da} & Ker⸗
pfer dort gegen Ende bes XVII. Jahrhunderts feine lehertiche 8:
achtungen einfammelte (1690) 25).
Die Hiflorie Siams ſelbſt if ein ſteter Wechſel innerer Tri
zungen, Partelungen, Revolutionen, Dpnaftien, die mit gröfte E5->
ligteit abgemacht zu werden pflegten, ohne bem Lande und Bolk 3:
andere Gcpräge zu geben, und mit den furchtbarſten Graufanki: x
bunden, immer wieber in daß alte Gleis zuroͤc, aber gu zt-:!
Despoten binführen. Doch bleibt das eigentlide Siam 8
ſtaͤndig, ohne auf eine längere Zeit wie etwa feine Radlur==
von andern Beherrſchern unterjocht zu werben; ein Barzy, da =
Keich feinen natärlihen Umgrenzungen, und dem gix-2
Intereffe feiner naͤchſten Nachbarſtaaten zu verbanken hat, di 2t:-
eigener Schwäche ober Abhaͤnglichkeit und Parteiung nad aufn, 1°:
wenn auch nicht immer, nemtrale Zuſchauer diefer Begrit-ti ©
ihrer gemeinfamen Mitte blieben, wie die von Laos, Sedirlt'
na, Kambobja, Pegu, Aracan, Birman ber del nz: "
diefe letzteren weftlichen Grenzrachbarn ihre herangewathſcu MUT
Macht in neuerer Zeit wiederholt empfinden lichen.
Die glänzende Periode des Franzodſiſchen Einflalled, 7
Beit Louis XIV., war nur von ſehr Kurzer Dauer. Cu Maler
ein Grieche, Gonftantin Phaulkon, eines Gafheirtie Ode =’
Gephallonien, war aus Engliſchem Seedienſt nad Yäfrigem *
in Siam, dort, von der Stelle eines Sqiffigrertierate
229 Jod, Schouten b. Varenias I. cp 107-129; Fr Wal
Beschryvinge van Siam en onsen Handel aldaet. Bu tie
ger 1726. fol Zesde Beck p. — m.
pfer . und Beſch. von Japan, Autg. v.
4 Sb. l. G. 19 — 68.
. Siam, Hiftorie.: 1193
ſchlaue Gewandtheit zur Höhe des Prahk lang, ober Premierminik
ters, emporgeſtiegen. Er war aus einem griechiſchen Chriſten
m England Proteftant geworden, in Siam burd die Jefuitenmiſſto⸗
are zum Katbolicismus übergegangen, und wurbe von biefen, we⸗
zen feiner erbaulichen Frömmigkeit, hoch gepriefen. Gein Ehrgeiz ging
yarauf aus, durch Verbindung mit Guropdern fi zue hoͤch ſten Ges
zalt zu erheben. Er wußte ben König von Siam, ber ein audges
‚eichneter Afiatifcher Prinz, voll Empfänglichkeit und Wißbegier war, zu
sereven, eine Siamefifhe Botfhaft nah Frankreich an ben
uch bis in die Kerne glänzenden Hof Louis XIV. zu ſchicken (1684),
ie auf das ſchmeichelhafteſte durch 2 Franzoͤſiſche Embaffaden
rwibdert warb (Du Shaumont ?*), 1685 —1686, mit Guy, Tas
hard 27) und no 5 Jeſuiten; De la Loubere ?*), 1687 — 1688,
nit 12 Sefuiten °°) zur Ginrichtung einer koͤniglichen Sternwarte
n Siam beftimmt); mit einer Flotte und 500 Mann Kranzdfifcher
Truppen, unter dem Befehl des General De Kargues, bem ber Sees
hafen von Bangkok als Schlüffel des Neichs zur Verteidigung übers
geben ward, dort zu garnifoniren und Feſtungswerke eingurichten. Aber
bie fchlauen Machinationen ber Sefuiten und bie Berfhwärung
bes Betrügers Phaulkon, gegen ben König, ber an der Waſſerſucht
krank darnieder lag, und nad) deſſen Tode die Kranzöfifche Partei das
königliche Haus in dem rechtmäßigen Thronerben ermorden, cinen ſchwa⸗
chen Adoptiv⸗Sohn als Nachfolger ausrufen, den Minifter Phaulkon
felbft aber zur Befleigung des Throns verhelfen follte, wurben ber Ges
genpartei zu früh verrathen, und ber Abenteurer mit feinem ganzen Ans
bange bald nad) des Gefandten La Loubere Abreife geftürzt, und
graufam zu Tode gemartert, Der General De Fargues mit feinen
Sruppen mußte entfliehen, bie Sefuitens Patres wurden als Gefangene
zuruͤckgehalten, viele Mitſchuldige ober Verbächtige ber königlichen Prinzen
mit Knüppeln von Sandelholz (aus Etiquette gegen Königliches Blut)
gu Tode’ geprügelt. Der König ftarb vor Aerger, fein Oberſelbherr,
N etratia, riß die Gewalt an ſich, proclamirte ſich ſelbſt 1689 zum
26) Relation de P’Ambassade de Mr. le Chevalier de Chaumont a
la Cour da Roy de Siam, avec ce qui s’est pass@ de plus remar-
quable etc. Paris 1686. B. 87) Second Voyage du Pire Ta-
chard et des Jesuites, envoyez par le Roy au Royaume de Siam.
Contenant diverses Remarqgues d’Histoire, de Physique, de Geo-
graphie et d’Astronomie. Paris 1689. 4. 22) Du Royaumse
de Siam, par Mons. De la Loubere, Envoyé Fxtraordinaire du
Roy auprès du Roy de Siam en 1687 et 1688. Vol. I. et Il. Paris
1691. 8. °*®) Voyage de Siam des Pöres Jesuites Knvoyés par
on — — a la Sn ner leurs Observations Astrono-
nes et leurs Remargques de Physique, de Gcographie, d’Hydro-
graphie et d’Histoire, Amsterdam 1688. 8. —
1194 HftsAfien. Hintet⸗Indien. II. Abſchn. $. 87.
Kinig von Siam, die Luftfchlöffer der Franzdfifden Partei,
eine Herrſchaft im Drient zu gewinnen (vergl. ob. &. 988, 994), zes
eingen , Ihe Einfluß war vernichtet, wie ber bee Portugieſen, Rt
exholte fich auch nicht wieder; auch bie Engländer mußten bamals
ihre Yactorei in Yuthia aufgeben, nur bie DBollänber blieben fort:
während im Beſit beö Vertrauens bei Hofe. In biefer Periode befucht
G. Kämpfer bie Gapitale (1690), und kann für fie ala guter Augen:
zeuge gelten.
Bon 1690 bis 1767 erhielt fich bie neue Dimaflie auf bem hron
von Siam, welche nach den gemachten Erfahrungen ben Berbiabungen
mit Guropäen nicht fehe holb ſehn Bonnie, und auch Beine nähere com
mercielle Verhaͤltniſſe anfnäftes nicht felten führten andere innere Ber:
haͤltniſſe Anarchie derbei. In der Mitte des XVIII. Jahrhunderts erhob
fi) der fiegreihe Alompra °*°) als Stifter des neum Birmanens
Reiches; er eroberte Ava unb Pegu, unb brang unter dem Bor⸗
‚ wanbe, daß ein Peguifcher General ein Afyt bei den Thbfichen Rachbarn
gefucht, auch in ben Hafen Mergui ein, von we er ben Beifland ber
Sranzofen in Pondichery ſuchte. Darauf fchritt er fiegreich zu
Lande nad Martaban und Zavoy vor, und befeste Tenaſſerim
das bamals unter Siamefiſcher, wie jenes unter Pegriſcher Herrſchafi
geſtanden. Dann war es ihm leicht zur Gapitale Siams, mad Yus
thia felbft vorzuräden (1767), wo er ben Konig zum Gefangenen
machte, obne jedoch bie Capitale felbft einzunchmen; aber ganz Siam
warb von ihm mit Feuer und Schwert verheert umb ausgeplünbert.
Alompras plöglicher Lob, und ber zu große Haf der Siamefen gegen
Ihre Nachbarn noͤthigte fie zum Nüdzuge. -
Alompras zweiter Sohn wieberholte, 1766, Pie ä
des Vaters; es gelang ihm, durch die Wildniſſe und Balder von
Tavoy, Mergui, Tenaſſerim vordringend, bie Siameſen gänzs
lich zu ſchlagen, und bie Capitale Vut hia mit Sturm gu eredern.
Wie in Troja ward das ganze Koͤnigshaus ermordet, ſamt den Bewob⸗
nern ber Refidenz, ober als Gefangent und Setlaven gefeſſelt wegge⸗
ſchleppt, ſelbſt die Buddhatempel ihrer eigenen Confeſſion wurden nich!
geſchont.
Ohne irgend beſondere Vorkehrungen zur Behauptung der erober⸗
ten Provinz gu faflen, kehrte das Birmanen⸗Heer, im Juni bes Jabris
1769, aus Siam gegen Weſt zurüd. Sogleich erhebt ſich in Siam ein
allgemeine Infurrection. Ein Chineſe, der Sohn eines Kaufmanns, der
große Reichthümer gefammelt, ſich beim Birmanen⸗Cinfall nach Tſchan
ta ban zurüdgezogen, und durch feine Verſchenkungen bei der eintrt⸗
s.0) — Journal 1. e. p. WI eic.; G. Finlayson Jourmz
P. — 2
Siam, Hiftorie. 1195
tenben Hungersnot, zahlreiche Wölkerichaften vom Tode gerettet haben
ſoll, tritt an bie Spitze; verjagt die Birmanen völlig, mafjasriet ihre
Partei, prodamirte fich feibft unter dem Namen Phiatak, abgeluͤrzt
von Phria Metal Ch, f. Herr von Metak ober Muougtat (bei
Binlayfon), wie bie Grenzprovinz gegen Lao heißt; PhaiaThae
bei Zurpin, Pietidfing bei Gol. Symes), ober Pe ija tat (bei
Finlayſon), und legte Bangkok als Zeitung unb neue Gapitale feines
Reiches an.
Diefer Ufurpator, fagt Grawfurb, war tapfer, verflänbig, Hug,
er fland bem Bolke in feiner Roth bei, er unterbrüdte bie Empoͤrung
eines Siameſiſchen Prinzen gegen ihn glüdlich, ber aus Geylon zur Bes
bauptung feines angeftammten Ihrones zurüdtchrie. Gr befiegte und
bänbigte die Provinzen Piſeluk umb Ligor, deren Gouverneure ſich
während des Birmanentrieges unabhängig gemacht hatten. Nach den’
@iegen gegen Außen wandte er ſich zu ben Einrichtungen im Iunern,
gab zumal feinen Landeleuten den Ehinefen große Präregative, galt
übrigens für fehe gemäßigt, unb ala bas Muſter eines gerechten Herr⸗
ſchers. Der wieberholte Kriegbzug ber Birmanen gegen Siam, im
Sahre 1771, misglüdte, durch Meuterei. Aber gegen bas Ende feines
Lebens warb Phiatak capricids, voll Grillen, tyrannifch, geizigs man
bielt ihn für verrüdt. Sein eigener General, Chakri (der Großvater
des Königs, der im 3. 1822 regierte), der ein Armeecorps in Kambodja
eommandirte, 309 wieber ihn zu Felde, zur Eapitale, flürzte ihn, ließ
ihn Hinrichten, und bemädhtigte ſich felbft des Throns (1782). Non
biefem neuen Ufurpator ift fonft wenig bekannt, er ſcheint felbft kurz
darauf geflorben zu feyn, und das Reich feinem Sohn, der ihm auf dem
Throne bis zum Jahre 1809 folgte, binterlaffen gu haben. inter ihm
verfuchhten die Biemanen, im Jahre 1785, die Beftgnahme der Infel
Aunts&eylon, die aber nur temporair gelangs 1786 bie Eroberung
von Siam auf den gewöhnlichen Wegen, durch 3 ArmeesGorps, über
Zavoy, Martaban von Wet und Ghiangmai (Baengmae,
d. i. kaos) vom Norden, die auch zurudgewiefen wurbe, Dagegen
blieben die Birmanen nach erneuerten, blutigen Kdmpfen, in ben Jahren
1786— 1793, Meifter im-Befig von Zenafferim und ber ganzen
Seekuͤſte, bie ſeitdem ihnen auch verblich.
Sm Jahre 1809 beftieg befien Sohn, der bi 1824 vegierte, den
Thron, derſelbe, bei dem Crawfurd Aubienz hatte. Sogleich ließ er
117 Häuptlingen der Siameſen, meift tapfern Helden, die fich gegen bie
Birmanen Ruhm erwarben, denen er aber nicht traute, die Köpfe abe
fhlagen, darunter auch dem Prinzen Shao Ka (Chanpda bei Fine
tayfon) feinem Neffen, mit dem er als Bruder zu leben noch am Tod⸗
bette feines Waters verſprochen hatte. Die Popularität dieſes Prinzen
fol fein Ungluͤck herbeigeführt Haben. Der König konnte hierdurch nicht
1196 Oft-Afien. Hinter-Indien. IT. Abſcha. $. 88.
dellebt werden, doch zegierte er Tpäter mit Weile, unb man rührt,
daß es unter feine Herrſchaft nur 3 Leichte SRebellionen gab. Gr küi:
Beine feiner Provinzen ein, obwol er faft unablaͤſſig in Krieg mi ta
Birmanen verwidelt war. Gr vernichtete, im Sabre 1810, eine wieder
holte Attake der Birmanın auf Junk⸗Ceylon. Aud bie Malarır,
und andere von ihm abhängige Staaten, Haben Leinen Berſuch gem:cı
das Joch abzuſchuͤttela. Alle gemachten Kriegsgefangenen fürn
es zur Erweiterung feiner Reſidenz, als An ſiedler nah Bangtok.
Gr eroberte nody Batabang, bie Provinz Kambodjas zu fenem Ris
che hinzu. Der Heine Krieg zwiſchen Siam und Birman, ber voritı
Sc in Menſchenfang und Grenzplänberung beficht, hat mit:
send feiner ganzen Regierung kaum einmal aufgehört. Gr flarb am
20. Juli 1824. Seitdem hat KromsChiat als König ben Thron
von Siam beftiegen, ein Beguͤnſtiger bes Kortfchrittes, des Handels x
Verkehrs überhaupt mit ber Fremde. Bis auf ihn war bie mıilitairiite
Macht des Siam sGouvernements fo gering, daß es feine eignen Unten
thanen mehr fürdjtete als feine Keinde von Außen, unb daher Erin ſtehea⸗
des Her von Bedeutung zu halten wagte.
$. 88.
Erläuterung 93.
Law, Lao, Laos, Land und Volk. Mittel» Laos (Jangome,
Chiangmai); Ober⸗-Laos (Lowa Shan, Tarut Shan, Lole?‘;
Unter⸗Laos (Laendzang, Lanthſan). — Die Law, Lara,
Lawcha, Lauho, Lowa, Eoye, Lauwen, Laos, Lolos. — Die
wilden Lowas und Lolos. Die Shan, Shanwas; Mre Lapı
Shan, Kofhanpri, Shanmen, Zarout: Shan.
Veberfide
Denn das Geftadeland ber Hinterindifden Halb:
Infel, wie fi aus den obigen Unterſuchungen ergiebt, und auf
die. Folge derfelden am Bengalifhen Golfe zeigen wird, wicht
mehr fo unbelannt genannt werben kann, wie es noch am Ans
fange des gegenwärtigen Jahrhunderts Der Kal war, fo ik Ich
noch keinesweges dafjelbe von dem Binnenlande derfeiben zu
sühmen, das je weiter von jenem entfernt, in immer mecht wu)
mehr unbefiimmbare Verhaͤltniſſe zuruͤcktritt. Dies if von
zugẽeweiſe der Hall, mit dem Lande und Wolle, das umter Dem
Namen Law ober Lao (Tao bei Poringiefen im Piuzal Lac
Das Land der Laos. J 1107
ac) Dr. Lepben) 54) oder Laos, aber duch noch unter fo man⸗
hen andern, wie Sangoma (Yangoma), Zangomal (hans
map), Chiamapy, Sun und Sun Shan, Lawiang (Bau
Shang); Laumwen, Lowa Shan, Lau Land, Thayyay,
Moang meng, Kiangfeng, Langchang (Lantfhang)
1. a. m., ſeit einee langen Reihe von Jahrhunderten an dem
‚bern Laufe der Kambodja und Siamfleöme, zwifhen
Dünnan, Tongking, Kambodja, Siam, Pegu unb
LIva genannt wird, deffen Voͤlkerleben in die Gefchichte der Bes
vohner aller jener Landfchaften eng verwickelt if, das aber boch
ı0ch von keinem Europäer genauer gekannt, nur von wenigen
yefucht, noch niemals beſchrieben iſt.
Wenn Lao ſchon frühzeitig bie Aufmerkſamkeit ber, Shi»
sefifchen %) wie ber Europäifhen Handelsteute auf
ich 309, fo find doch feine Zugänge von allen Gelten, duch
Raturpinderniffe, wie durch politiſche bee umherliegen⸗
von Friegerifchen, mistranifchen und fehtverzugänglichen Reiche und
tänder, von jeher, fehe fchwierig gewefen, da auch bee größere
Theil des Laos⸗Landes ſelbſt aus Gebirgswildniſſen, weiten
Waldungen beſteht, und mit vielen ſtehenden Waſſern erfuͤllt iſt,
velche durch Ueberſchwemmungen großer Stroͤme bewirkt werden,
ie das Land, welches am Suͤdrand bes gebirgigen Yuͤnnan liege
ob. &. 728), nad) ben verſchiedenſten Richtungen vielfach durch⸗
chneiden.
Dennoch find. nicht ſelten iſo lirte Nachrichten von dieſem
dande und ſeinen Bewohnern, weil dieſe, als Stamm⸗
Race mit Andern ber Halbinſel, wie z. B. Siameſen gene»
iſch und ſprachlich entſchieden zuſammen gehören, jenes
and, trotz feiner Unzugaͤnglichkeit, doch das Paſſageland
‚ee continentalen Hanbeldrouten warb zwifchen China, Stamm,
Degu und Ava, umd. auch‘ fo manches von feinem politis
hen Zuftande bekannt geworben, weil bie Nachbar fiet®
eine Provinzen zerriſſen und unter ſich zertheilten, wie es beum
jegenwärtig dort von Chinefen, Birmanen und Siames
en zerſtuͤckelt —— iſt, und vielleicht kaum irgend wie noch
841) Dr. Leyden in Asiatio, Resoarches Vol. V. und X. in Bater:
Sprachproben 1816. ©. * 42) 3, B. Route par terre de
Siam jusqu’a la Chine fire des Memoires de X telques Chinois
ai — ont ſait lo Chemin ne vor 17 in Du Einlde;
T.L ꝑ 125 —129.
1198 Of.Afen. Hinter-Indien. II. Abſchn. $. 88.
PMBRRAndIG vorhanden feyn mag. Mir dben bafır auch für
im obigen viele Hauptoechältnifie in Begichung auf die Nachbar
ſchaften zu berühsen gehabt, und es bleibt uns bier nur, vom dem
geographiſchen noch dunkeln Mittelpumete, bee Localltäs fell,
de Berghaus Karte von Hinter: Indien (f. ob. ©. 89)
zum erfien male, bypothetifch, wach den vVorhamdenen
Daten, darzuftelen verfacht zu haben, das große Werbienfl bat,
äbrig, das Hberali nur bekannt gewordene, zeitgemäß umb hiſtoriſch
zufommen su Enüpfen, um duch das Refultat ans ber Ber:
gangenheit einem Kortfhritt für De Gegenwart und
vielleicht naͤchſte Zukunft vorzubreiten.
Schon oben war von dem Lande Zao und dem Weile der
Laos im Allgemeinen die Rede (od. S. 1084), vom feine
Loge im Güten von Yünnen (732) und Tongking (754
BE); vom Gueidegebirge der Laos: Rambodija-Kerie
(908, 1083), ver Stromentwidiung det Kambodja⸗Stro⸗
mes (Naekhaun, Bebus, Atuleng, Lan thfeng fans), dei
Siem: Gtromes (Menam, Rantinbe), und Galusen
(Eu Ktang), weiche Dber-Lao durchſchneiben (f. ob. &. 748, 0%
1065) 5 ferner von der Schiffahrt auf dem Menam bi Jan»
goma (1062, 1066, 1116), von der Rage der Capitalen Chang:
main) Langchang (1064). Es wurden die Hanpiprobuce,
wie Stid>kak (ob. ©. 1111) von der feinſten Qualität, Bens
- zein (ob. ©. 1097), Zeaktholz (ob. ©. 1100), vie guten
Pferde (1102), Die dien Elephanten in den widen Bil:
den (1102, 1104) und andere Erporten (f. 1116) genannt, bie
darh Laos nad) Yünnan gehen, ober ald Durdigangäpreberte
von Ava nach Siam, als Gontrebande, bad Dpium (1119),
wie des Ehineſen Tranſitos überhaupt erwähnt (ob. S. 641,735,
744, 754, 1117). Es wurden verwandte ober benachbarte Boͤl⸗
ker mie den Laotfe, die Migotſen und Papefifz genannt
(768 u. @.), dee Lolos als Ibemeifb mit Laos, Loohue,
Reste, Lowas erwaͤhnt (06.768), bie aͤlteſte Lage ber Wef:
bang: dee Giamkönige (im Jahte 1187) zu Lalonzai (mut
RD’ RB), an der ehemaligen Grenze von Laos bezeichnet
(1190), der chriſtlichen Miffion von Cochin China unter Viſchof
Adean nad) Lan angebeutet (f. ob. S. 991), tworäber wir leiber
Erine nähern Nachrichten befigen. Cadlich fo iſt der Heilige Prab:
bet auf dem Lao⸗Berge, zu Pato we, genannt (1173), und
Die uͤberraſchende Bemerkung Capt. Burneys amgefühet, ber
|
Das Land der Lat. 1199
Die Lao Dfficiete am Hofe zu Siam mit den Sorkyali (f. eb,
©. 76-80) verglichen bat.
1. Aelteſte Nachricht bei Chinefen und Portugieſen,
bei De Barros und den SefuitenMiffionen. De
Seiras feit 1622; ers gegen Kambodjaz
bis 1698..
Die erfie Epur eine Bass: ⸗,KReiches, das keine unbedens
tende politiſche Rolle Tpielt, weil es ein Afpt verbrängter Koͤnigs⸗
gefchlechter aus Tongking wird, finden wir in den Chinefis
fhen Annalen, mit dem Anfange des XV. Jahrhunderts (f.
ob. &. 974—-976);.dile erfie Erwähnung durch Europäer ges
ſchieht bei Portugiefen zu Anfange des XVI. Jahrhunderte,
De Bartas 5%) giebt uns die Quelle an, aud ber ihre Kennt⸗
niß gefloffen. Den Portugiefifhen Commandene einer Befagung -
su Tenafferim, ben Dominges be Seiras, traf das Uns
gluͤck, im Jahre 1622, von feinen Malayiſchen Feinden mit einfe
gen feiner Leute aufgehoben und in Lie GSefangenfchaft nad
Siam geſchickt zu werden, wo er 25 Jahre lang verblieb, aber
duch feine Tapferkeit und Talente fich zum Feldheren des da⸗
mais fehe mächtigen Siam⸗Koͤnigs emmporfchwang. Er thelfte
De Barros bie Gefchichte feiner Irrſale und feiner Feldzuͤge
mit, woraus diefer auch das damalige Siam beſchreibt. Diefes
war ein Eroberungsftaat in größter Ausdehnung, und beherrſchte
außer Pegn, Arakan und Malacca, deu größeen Theil bee
oͤſtlichen Halbinfel Hinter » Indiens, bie aber im Innern, wie er
fagt, mehr von wilden Thieren als vom Menſchen bewohnt fey.
Im W. und N. W. geayte Siam an Ava, Brema (Mran⸗
ma oder Birma) und Dfdangoma (Jangoma), im Moch
aber faß das .wilde, geaufame Volk bes Dſcheos (und unben
kannt; ob vieleicht die wilden Daunos dee Birmanen auf
der Grenze gegen Ober⸗Laos ?)*), wit dem ber Koͤnig von Siam
ſtets Krieg führen mußte, gegen welches auch Domingo de
SG eiras zu Seide 30 Der nördliche Theit von Siam ‚und
die öfttiche Grenze, fagt ex weiter, werde von den La06- Wär
Bern umgeben, bie zwar Unterthbanen des Könige von Siam
fepen, jedoch nur dann umterwürfig ſich zeigen, wenn fie Schut
22) De Barros Afa bei Bolten 2. I en ©. 57-59, 286.
**) Crawfurd Embassy te Ara p. 273
3200 Oſt⸗Aſien. Hinter: Indien. II. Abſchn. |. 88.
gegen die Dfcheos bebärfen. Damals morem 9 Kimigrid: cı
Siam unterworfen, nämlich die beiden 1) Muantn (tt
MeuangXhap, oder der Thay, mit dem Vorfag Auans
d. h. Land, Provinz) mir der Capitale Hudia (d.i. Juthie.
alſo die Küftenprovinz ini Delta de6 Menam, und 2) Shan:
mua das 2te im Norden daran ſtoßende Königreich, deſſen Nam:
uns fonft unbefannt, wenn es nicht das Zfjamay eimChis:
map, wie es Valentynss) wol richtig bezeichmet, veu dım
aber De Barros fagt, daß es das eigentliche Reich Sian
fe. Dieſes kann alſo nur das ältere meht centtale Giamt:
fen:Reich ſeyn, wo um das Jahr 1187, zu Lakontai, di
ältere Reſidenz war, bie (wie einſt Thebae nach Mari!
binebrüdte) fo, um das Jahr 1350, weiter abwärts, im Ne
namsXhale, ft nah Suthia (Gi ir’pige, Ki Er
ſeritiſch Sti Ayudbya, f. ob. S. 1139, 1083) verlegt war. Dil
ältere Siam⸗MReich war alfo vor der Periede der Cuecin
in Hinter⸗Indien, den Laos weit benachbarter, au in be
foätern Periode, woraus ſich auch fehon mit Wapıfäeiahitrt
auf die nähere VBerwandefhaft des Geſchlechts beide!
Völker in Sprache, Sitte umd Cultur ſchließen laͤſt, alt eri
= gegenwärtig fo immer mehe auseinander getuͤctea mat
ande.
Damals, fagt num De Barros, nah Dowingitt
Seixas Bericht, folgten nordwaͤrts von Schanmua (uf en
obern Menam-Ötrome), die 3 Reiche von Laos hanhat W
ihre eigene Sprache haben und von Siam abhängig ſind, BT
U tens Dſchaugoma (Yangema), Atens Schomkta str
kran (D und Stens Lanfcheng (Lanthfiang oder kanthſen, Ei
von der Maekhaun⸗Strom genannt if; oder aud kanghang
gefchrieben), welches an das Reich Kaſcho (d. 1 Zongtins
and Cochin China, f. ob. ©. 962, 973) grenit. Den Sal
von Siam werde es fehe ſchwer, diefe und feine andern tihr⸗
toiren Völker im Zanm zu halten ; damass war Siam tin Kick
Meat. Aus derfelden Quelle haste unflreitig der Vornagieſe at
Nachrichten gefchöpft, die ©. B. Ramufio 9) in fine Su
&+8) Fr. Valentyn Bescryvinge van Siam. Zesde Bock 1. Cap ”
App. T. II. fol 56. **) Sommario di Tatti Hi Reg &
popoli orientali con H traflichi e mercantie etc dal Mar Rex
. fine alli popoli della China in Ramusio Delle Narigat 4 1P:#
Ed. 3. Venit, Fol. 1563. T. I. fol. 336.
Das Land der Laos. 1201
liaãniſchen Ueberſetzung, in der Mitte des XVI. Jahthunderts, in
feinee Collection mittheilt, wo er fagt, daß Pegu und Cams
bogia in Krieg fiche mit Brema (Meanma, d. i. Birma)
und Jangoma; Brema aber floße an ber Chineſiſchen Seite
an Jangoma und Cambogia. Jangoma liefere ben Mo⸗
ſchus; Siam fchide aber dahin feine MWaaren auf Paraos
(Desuen, db. i. Kanoes) und Lamcharas (ob Flooße?)3 .die Bes _
wohner feyen gute Reuter, tragen Stiefel (alle Siamefen gehen
jetzt barfuß), haben viel Elephanten und Pferde, rohe Sitten und
ſchneiden ihren Kriegögefangenen, zumal ben Rambobjen, die Nas
fen ab. Gleichzeitig mit De Seixas durchzieht der Abenteurer
Mendez Pinto *) die Gebiete diefes Jangoma als Ges
fährte einer Embaflabe, von Ava, bie drößtentheild auf den geo⸗
ßen Strömen und ſchiffbaren Verbindungsarmen das In⸗
nere dieſer Halbinſel durchſchifft, wobei die ſeltſamſten Etzaͤhlun⸗
gen, denen manche Wahrheit im Hintergrunde liegt, vorkommen;
aber bis jegt iſt es noch nicht gelungen, uns aus dem Labyrinthe
bez fremden Namen ber Fluͤſſe, Länder, Völker und Städte feiner
verwirsten Berichte herauszufinden. Gen Cala minha hält
Gr. Buhanan für die damalige Gapitale von Koſchanpri 1545
(f. ungen).
Kurz nach der Mitte biefes Sahrhunderts führen bie
Dortugiefifhen Miffionare einen großen Kriegszug
biefee Laos gegen Kambodja, man möchte fagen eine Voͤl⸗
kerwanderung berfelben an, worüber fie in ihrer Miffion zu
Malacca, duch eine Geſandtſchaft des jungen Königs von
Kambodja, der fih endlich von diefen böfen Feinden durch Hülfe
eines tapfern Porgugiefen Jacopo Veloſio befreit hatte, uns
terrichtet wurden. ' Die beiden Jeſuiten Patres 8) flimmen in ih»
sen Ausfagen überein, daß in den Sahren um 1570,. oder viels
leicht noch am zehn Jahre früher (vergl. ob. S. 984), eine Pes
riode der großen Verwuͤſtung in Kambobja eintrat, weil «6 von
dem bazbarifchen Wolke der Laos (Lai), die am odern Mekon
— Menbes Pinto wunderliche und ſeltſame Reifen ıc. Am⸗
dam 1671. 4. ©. 294 — — 315, 313 u. a. O. a. ) Exemplum
itterarum Patris Emmanuelis Caravalli Malacca, Mense Jan. A.
1590 in Hist. Relat. de India Orientali in Joann, Hayi de Rebus
Japonicis, Indicis etc. Epistolae recent. Antwerpiae 1605. 8. p. 792
— 7935 Petr. Jarrici T'holosani Soc. Jesu Thesaurus Reram In-
dic. Colon. . Agrippinse 1615. 8, T. I. Lib. U. c. 25. p. 726—729.
Nitter Erdkunde IV. u - 99%.
1202 Dit-Aften. Hinter Indien. IL. Abicha. .8.
(Maekhaun) wehrten, ſchr heimgeſucht ſey. Dice Eari a
den weitläuftigen, ausgetretenen Waſſern des grehes En:
mies, der 1200 Miliarten weit landein entfpringe, und an hıfa
Stremufer fic auf Flooßen und im Holzhaͤuſern mohmten, fern da
etrca 20 Jahren begierig gewefen, das Mecretgeſtade zu beſuche
Kin Heer von 200,060 derſelden, fey am Strome Reifen, da
Kambobja, wie der Nil Aegopten, überſchwemme und ka:ifeı.
herabgewandert, und hätze dajeibfk große Verherrungen animt:
tet. Nach zcehmjährigen Kriegenöchen, im denen auch ie $:3;
von Kambodja umfam, gelang es emblid, dem jüngfen uhri se
blicdenen Eprisling des Fuͤrſtenhauſes, den Them fern Tiin,
mit Hülfe ber Portugiefen wieder zu beſteigen, und bie Lord
ale zu erfchlagen, gm erfähfen, zu dernichten ober zu fang, It
daf Erimer in die Heimath zuruͤckkehrte.
Diefer junge Prinz, dem 3. Belofo zur Cette Hank [eikt
ims (jahre 1595 eine Embaſſade nah Malacta, und bi %
von dem Sefuiten Miffisıware aus, worüber ber Vericht med IR
ging. Ein Pertugiefe, der bei jenen Ueberfaͤllen der Lars. a
Kambodija, gegemmärtig geweſen, werficherte, am ihmen fe !ıl
Shmud von Gold gefehen zu haben, daß die Kambehe 9
durch deſſen Beute fehr bereichert hätten. Auch Eüme ni km
Lande dieſer Laos das viele Gold erſt zu den Chun
bis nach Peking, welches durch diefe dann erſt zu dmdunitt
gebracht werde (f. ob. ©. 738, 741, 744, 753). Die Band fü
der Pater Cmanuel Carvaille hinzu, find cin Boll von gu
tee Geſtalt, einen hellern Hautfarbe (colore ad alßduen
vergente), bei ihnen giebt es viele Gold⸗ und Silberacheun, |
haben vieh Verkehr mit Siam umb dem Zararın, und fi} i
viele Tribus getheilt.
2 Erfe Reife des Englifhen Handeismanaudull!
Fitch nad Lao® 1587. |
Dear erſte Europdifhe Hanbelsmann, da no M
das Land dieſer Laos, ber Geſchaͤfte wilen, pindamast 7
der Engländer Ralph Fisch (15875), ber vom Kanrd
Pegu, das damals fiegreich gegen Siam mar, mi ea ſon
) The Voyage of Mr. Ralph Fitch Marchant al Led”
Bengala, Pegu. Jamahey, Siam etc. in 1583 — 1591 I Eh F'
klayt Collection of Narvigations Voyages eic. and Dawn“
the English Nation. Volame II. London 1589. 0,
Das Land der Laos. 1203:
oIhne große Schwierigkeit, und vermuthiih am Saluaen Strom. -
aufwaͤrts dahin gelangte. Sch ging, fagt er in Teinem Berichte,
ven Hackluyt aufbewahrt hat, von Pegu nah Jama hey,
das im Lande Langeiannes (Kan ſhan?), bei den unfeigen
Zangomes genannt wird. Dean brauht von Pegu dahin
jegen N.D. 25 Zagereifen, durch fruchtbare und liebliche Lands.
Ichaften, wo viel Ebenen von ſchoͤnen Strömen durchzogen wer
den. Die Häufer find ſchlechte Hütten von Mohr, die Wälder
find voll wilder Büffel und Elephansten. Samahey (Changes,
mat f. oben S. 1084) ift eine ſchoͤne und große Stadt, mit
ſchoͤnen Steinhäufern, breiten Straßen, ſtark bevoͤlkert. Die
Männer find wohl geflaltet, gehen barhaupt und barfuß, hängen
nur ein Zeug um, Niemand trägt Fußbekleidung. Die Weiber
find fchöner als in Pegu. Weitzen fehlt hier, Reis ift allgemein
In diefen Marktort, Jamahep, kommen viele Kaufleute
aus China, und bringen große Vorraͤthe von Moſchus, Gold,
Silber, Chinawaaren. Die Einwohner haben Ueberfluß an
Lebensmitteln und große Vorraͤthe von Benjamin und
Kupfer Ihre Priefter heißen Tallipoy (Ralapoin), weiche
bei den Kranken die Nächte mit Gefängen zubringen, um bie boͤ⸗
fen Geifter zu verfcheuchen. Diefe thun Gelübde, und feiern nad)
ihrer Genefung mit ihren Freunden und Verwandten Feſte, bei
Tanz und Iärmender Mufit mit Trommeln, wobei die Freunde
als Gaben Fruͤchte, wie Cocos, Area, Feigen u. a. bringen, und
mit lautem Geſchrei den Teufel vollends verjagen. ‚Die Verſtor⸗
benen werden auf gepugten Baaren von 14 bis 16 Männern vor -
die Stadt zum Branbplage getragen. Machher werden im Haufe
Schmaufereien gegeben; die Weiber und Freunde gehen dann
zum Grabe zurüd, fammeln in den Afchenreften bie uͤbrig geblies
benen Sebeine, vergraben fie, kehren in ihe Haus zuruͤck, und lafs
fen num: alle Trauer fahren; doch fheeren fie ale Zeichen ber
Trauer für den Todten das Haar auf dem Kopfe, auf das fie
fonft großen Werth legen. Dieſem erſten Engtänder find aud
andere des Handels willen gefolgt; denn fpäter als bie.
Könige von Pegu biefelbe Stade, welche aber nun Zango⸗
may 0) gefchieben wird, eroberten, wird unter den dafelbft ges
so) Will..Methold Relation des Royaumes de Golconda, Tannassery,
Pegu, Arecan etc. et du Commerce, que les Anglais font en ces
uartiers IA in Melch. Thevenot Relations de div. 'Voy. curieux.
ouv. Edit. Paris. Fol. 1696. T. l. P. II. ſol. 13 14.
3952
* 1208 Ofl-Afien. Hinter⸗Indien. IE Wbiche. $, 88,
fangenen auch Dir. Samuel, ein Engländer genannt, de
- dort große Reichthümer erworben, aber derſelben durch bie Pa
beranbe ward. Als er darauf im Gefaͤngniß zu Pegu far, fc
Die Kunde davon an die Englifh Oſtindiſche Compagnie, |
durch ihren Agenten in Maſulipatam, einen gewiffen Anthe
niffon, jene Güter auf einer Embaſſade nad Pegn als ihr €:
genthum reclamiren ließ. Indeß erhielt fie, mie zu erwarten fun)
nach vielen wergeblichen ſollicitiren, nur einen geringen Zheili:
ver Effecten wieber, bie vom ihrem Agenten im Sahe 16:
nah Mafulipatam zuruͤckgebracht wurden. Jener Eroberung Fo
gus in Zangomay (Chang mal) war wol eine andere Erb;
des Königes von Haua (Ava) und Laniaugh {Lanfhax)
im Jahre 1613 vorhergegangen, ehe biefer noch Siam und Past
308, wovon Pet. Will. Florie fpricht, woraus ſich bie Ar iu
Berfiüdelung von Laos in jener Periode erglebt.
WiIL Floris naͤmlich berichtetes51) ‚der Engliſch NRind⸗
fen Compagnie im Jahre 1651, dag beſtaͤndige Kriege henſc
ten zwiſchen Kambodja, Zangomay und Siam, wide ia
Handelsverkehr ungemein erſchwerten. Der König ma Cum
der fogenannte Schwarze König, ber im Jahre Ib dad
babe die Königreiche Pegu, Kambodja, Lauiangh, Bagemıy ud
Ligor erobert gehabtz nach feinem Tode babe es mit dm at
feine® Bruders des Weißen Königs (er flicht 1610) Kevoln
tionen gegeben, zu weichen vorzüglich 280 Japaniſche Heutſen⸗
ven, damals wegen ihrer Tapferkeit an jenen Höfen fer beliek
Leibwachen, bie in feinen Dienften fanden, bie Veranlaflung ge
- geben; fie hatten den Palaſt geplündert, alles ermordet, mecꝛuf
auch die Könige von Kambobja und. von Lauiangh ka)
Einfälle in Siam mwagten, bie aber zuruͤckgewieſen udn
3. Handel der Holländer und Gerards van Bufhı!
Reife in das Land der Loumen. 16H.
Aber nicht nur Engländer, aud Holländer made
durch ihre Handelsloge in Siam, der Jobſt Gchauten!
ruͤhmlich vorſtand (f. oben ©. 1192) auf bie Eine We
,kaos aufmerkſam, die jener Hollaͤnder 52) ſelbſt als im —X
851) Journal de Pierre Will. Floris (1651) in NMelch. Therast Br
lations l. c. T. L P. II. p. 17, 21, 25. air
82) Jodoc. SchoutenDescriptio Regui Siam script. 1636, el
renii Descz. etc. L.,c. Cantabrigae. 8. 1673. p. 19%. 118,
i
Das Land der Laos. 1205
liegend Jangoma, Zangu und Langsjangh nennt, bie
fidy unter 18° N.Br. befinden. ' Da aber, wie Schouten bes
zichtet, kürzlich die Kambodjen ald Wafallen von Siam abges
fallen waren, fo fuchten feine Rachfolger eben durch Kambodia
auf dem Maekhaun Strome ihe Heil zu ben Lao6, naͤm⸗
tich zu dem oͤſt lich en Theile derfeiben, dem Weiche von Langs
Tiangh (au tfjang bei Fr. Valentyn) am Kambodja⸗Strome
zu verſuchen. Es ift die einzige Nachricht, die uns auf die
fer Stromlinie dahinmärts (alfo- dem Einfall. der Laos Voͤl⸗
kerwanderung entgegen) zugekommen iſt, denn alle andere Vers
Tuche des Eindringens waren gegen das mehr weftliche Reich
Jangoma, Tſjamay oder Chiamap am Menam: Strome
gerichtet. Des fleißige Se. Valentyn Hat biefe Sahet in fels
sem großen Werke uns erhalten. |
Das Königreich der Louven (Laos), fagt 2), an
Kambodia grenzend, fland in Handel mir feinen Landesproducten
an Sapan, Siam, Kambobja. Im Jahre 1641 kamen zum ers
fen male von dieſen Kaufleute nach Batavia, und ſogleich
befchloß. die Hottändifh Oſtindiſche Compagnie eine
Sefandefchaft zu dem Könige der Louwen (Lowa, Laos)
abzufertigen, mit Sefchenten, um ben Handel von Siam und Te⸗
naſſerim dadurch zu heben.
Gerard van Wufthof‘*). erhiele von ber Bactorei in
Kambodja, nebſt ein paar Afliftenten, bie Leitung und fchiffte
mit einigen Barken aus der Holländifchen Factorei in Kam⸗
bodja (f. oben S. 1062) den Melon (Mackhaun) Strom aufs
wärte. Er fuhr am 20. Juli aus, und brauchte auf dee Schiffs.
fahrt, 250 deutfche Meilen ſtromauf, zur Reife 2 Monat und
3 Wochen um bie Capitale Winkjan der Loumen. zu errei⸗
chen. Der Fluß war bald fehr breit, bald verengte er fich fehr,
wurde ſehr klippig, und nöthigte durch feine furchtbaren Waſ⸗
ſerſtuͤrze an mehreren Stellen, die Waaten aus ben Barken
( Prauen) auszuladen und zu Land zu tragen, um fie dann wies
der einzufchiffen. Diefen Fluß nennt Wufthofnun den £Zoumfe
Rivier, der das Königreich der Loumen bucchziehe, zu
#2) Fr. Valentyn Beschryvinge van Cambodia in Opp. T-III. Am-
sterd. Fol. 1726. fol. 60 Van’t Land der Louwen en een toR der
— * 8°) Gerard van Wusthof Embasasade 1041 ebend.
l. — o
1206 Oft«Afien.. Hinter-Indien. II. Abſcha. 8
dem auch täglich die Peguaner mit ihren Rubinen und ©:
feinen kamen, um dort Handel zu treiben. Bon Zeit in;
wof Wuſthof Dörfer, Flecken, bebaute Landfchaften, kein
Tempel. Die berührten Orte (deren wir bis jegt jedoch kicı
zu deuten wiffen) heißen: Koim, Gockelock, Looim, Simpon. :
großen Fleden: Sombok, Sombaboer His Baatsjır.
an 22 Togereifen aufwärts von Kambodja, wo ver 50 Juti
(alfo-gegen 1600) deſſen Stönig ihre Refidenz hatten. Dans hi:
viel Wald nad) Nammoy und einigen Tagereiſen weit, ::
bee Grenzpfahl zwifcken Kambodja und dem Louwen-Land ie
nannt wird. Mon da Über Baſſak, Oemun, Nacwein, vi
Fleckken Samfana. Lee Beenmoek, Gapmoen, Tapanı.
dh Lohan (ſprich Loſchang, ob etwa gantfhang! u
Unter Laos, das auch Loenzang gefchrichen wirh, funf ık
auch Zandapuri Heifen Fol) eine Stadt, bie Wufke’
mit der Größe von Schoonhoven vergleicht, wo ein Une
koͤnig oder Landvogt, wol eim damals an Kamdodja tribunie
Gouverneur oder Haͤuptling refibiet, woran ja zum
Beiten auch wol der in Unter- Laos (Lantfepang) kihflie:
dig herrſchende König zu verſtehen ſeyn mag. Dann md dit
foen (ob M. Zaen? auf Ze. Damiltons Kara) wma
viel ſchoͤne Seidenzeuge ſahe, nah Meun⸗-kok (HR. 8:
am gleichnamigen redyten Bufluffe des Hauptſtroms gelegen cher
bafelbfi) einem großen Marktorte, wohin alle Roumen Surf
leute Danbel treiben.
Die und da waren auch beſchwerliche Verge zu Aberieten
und mehreren Jaſelu vorüberzufchiffen, deren eine Sateahan
genannt wich, bis man Anfang November die Capitale Bint:
dam wirklich erreichte. — Diefe ganze Strecke bieibt auf adın un
feen Karten Terra incognita. Ä '
Auch Winkjan kommt in keinem andern Berihte al Die
fem, al6 Stade der Laos vorz und wie wiffen eb mr, Bun
jene Hpposhefe won Lochan umb folgenden Drtäanmna rk!
Wahrſcheinlichkeit hästen, mit ber öfter genannten geofen Etat
Kiaintshaun (Winkejan?) dem Laute dei dem Hal
Wechſel von KR und W zumal aller auch der Lage mad zu we
gleichen. Berghaus haͤlt fie für Lant ſchang), wel cha
— —
)Berghaus Memoit a. a. D. ©, 74,
[4
Das Land der. Laos. | 1207
ffenbar noch nicht weit genug nördlich liegt, wenn bie Fahrt bie
Binktjan 250 deuntſche Meiten beträgt.
In Winkjan (Kiain khaun?) der Loumen Gapitale an:
elangt, wurde den Holländern eine flattlihe Aubienz bei dem
koͤnige zugeſagt; fie wurden ‚in goldgeſchmuͤckten Barken am 5.
Rov., eine Tagereiſe weit, zur Audienz geſchifft. Das Ceremo⸗
el, bie Proſternation wurden vorberbefiimmt. Am 16. Nov.
zurden fie tm geoßem Pompe mis Elephanten. za Hofe gebracht,
»o fie ihre Befchenke übergaben. Nach einem Aufenthalt von
abe an 2 Monaten begann Wufthof, am Weihnachtötage des
Jahres 1641, feine Rüdreife über Meunkok, und.traf nad
ı Monat und 3 Moden in ber Holtändifchen Factorei zu Kama
rodja, am 11. April 1642, wieder ein.
Er fagt, viele Gefandte am Hofe der Lo uwen getroffen su
yaben, der wieber in Sceundfchaft mit Kambodja zu treten
uchte, aber mit Tongkuing verfeindet war, und mit Pegu ims
ner in Fehde ſtand. Die von Siam trieben ſtarken Handel
yabinz auf Raͤderkarren von Büffeln gezogen, führen fie ihre
Waaren dahin, deren Transport aber 3 Monat Zeit gebraucht,
veil fie ſchwere Gebirge zu pafficen haben. Doc fahe er ganze
Züge von 100 ſolcher Karsen dahin gehen, deten jeber 220 Call. '
Waaren ladet. Der einzelne Wanberer kann denfelben Weg in
tinem Monat Zeit zurücklegen, iſt aber den Weberfällen ber
Tiger ansgefept. Die Siam: Gefandten werben dort fehr eng
»ewacht. Mit dem Kaifer von China beficht feſter Friede;
ede 2 Sabre kommen Chinefen bi6 nah Meunswae (?),
inem großen Grenzmarkt gegen Pegu, ba hinab fie auf Barken
Praumen) viel Mofchus und Seidenftoffe bringen. Auch mit
Yuinam (Quinhone? f. oben ©. 918) ſtehen fie in Freund:
haft, mit Tſiampa (S. 918) und Kambobdja treiben fie
Schavmhandel (S. 983). Die Waaren im Lande der Loumen
ind: Mofhus, Gold, Gummi Lak, Sclaven, Rhino-
eroshorn, Elfenbein, Benzoin, Selle, Seide, Sei:
enzeug, Chinefifhe Korallen, Criſtall (Yſer, Edel:
teine?), Salz Fuͤr ein Maaß Salz geben fie ein Maaß
Mäfchen?) Gold? — Sehr viel Gold iſt in ihren Zlüffen und
Bebirgen, oberhalb. dem Drte (Grenzort) Namnoy, der dem
tönige (von Kambobja?) jährlih 10 Kati Gold liefern muß.
luch haben fie viel Fruͤchte. Der König der Louwen regiert
—
-
1208 Oft: Aflen. KHimter- Indien. II. Abſcha. $. 88.
fein Land durch drei Statthalter. De Gomenag vı
MWintjan (Kioin:thbaun?) reſibirt im ber Capitale, mc:
auch ber Benzoin fommt, und wo ber Oberfelbherr (Jevinia 11
fen) feinen Gig hat. Der zweite Gouvernent hat allein in
Ehrentitel Pra (f. oben wie Phra, Pri, d. 5. prior G. 11%,
und ift Unterönig über die Landfhaft Nammoy. De beit:
IR von geringeren Anfehen als beide. Das Landheer beflakt aut
70 bis 80,000 Mann; ihr Meujahrstag iſt der 7. April (f. dm
©. 1155). Ihe Göpendienft und Prieſterweſen ik mi
bei Kambodjen; viele große Pyramiden (Dagobs f. eb. G. 1114)
ſahe Wuſthof im Lande ber Louwen md diele rief
Eine Portugiefifche Gefandefchaft von 2 Prieſtern >), bie mit
Geſchenken in demfelben Jahre, 1641, Bis zum Hofe ber kon:
wen vordsang, um ihrer Miſſion bort Eingang zu verſchaffen,
wurde zuruͤckgewieſen.
4. Bincent Leblanc 1567 — 16073 La Loubere 189 sd
€. Kämpfer (1690) über Laot.
Was ums die fpäteren Autoren, wie Vincent Lıblası
Ber 40 Sahre lang, von 1567 bis 1607, ſich auf Reifen herccih
La Loubere (1688) und E. Kämpfer (1690) von venkurt,
wie diefelben fie fchreiben, berichten, ift aur Wiederhelunz and
vom Hörenfagen in Siam und umbebeutender. Chiamay (nf
Kyaim gefprocden 57), die Stadt der Laos, liegt nach da fon
bere 15 Tagereifen auf Barken fchiffend gerechnet, ade 6) ii
70 Lieues nordwärts von der Mozdgrenze des Königaht
Siam. Bor 30 Jahren hörte ee (alfo vor 1670), were ft
vom Siam Könige erobert, das Volk daraus weggelälart
feit dem aber ward die Stadt durch den König von Ana, M
fi) auch Pegu untertvorfen hatte, wieder bergeßeht. Cheben,
fogt La Loubere, habe man den Menam Strom von Ill
aus einem Bee bervortreten lafien (5. B. Mendes Pinto”)
fagt, er ſey ſelbſt zu dem See Singapamor gekemmm,
man insgemein Chiammanp nenne), aber der deſtehe Bidh
oder der Strom ſey doch micht fe groß, wie man ähm frühe un
gegeben, denn ſchon 50 Lieues, nachdem biefer in die Greg I
6%) Ger, van Wusthof I. c. fol 55. — La Lonbere Dec. &
Siam L. c. ed. Taiis 1691. 8. T. I. etc. 30.) R N
dis Pinto Reifen zc. Amferdam 4. Ar 6. D. & M
Das Rand der Laos. 1209
Koͤnigreichs Stam eingetreten, trage er immer nur noch kleine
Barken. Lange vor La Louber Yatte Vineent Le Blanc
von Marfeille 59) Pegu befucht, wahrſcheinlich Ende. des XVI.
SSahrhunderts, denn er erzählt jenen Ueberfall der Peguer in Siam,
wegen des weißen Elephanten (im 3. 1668, f. oben ©. 1108),
und daß fi die Siameſen fehon wieber deshalb an ihren Fein»
dem gerächt haben. Er läßt den Strom von Martabau (Ga _
luaen), den er mit ben Peguern Caypumo, mit den nördlicherk
Indern über Amucherat nennt, aus jenem Ger von Chic“
map, der nad ihm ſehr berühmt feyn fol, herabfommen. Dies
fer See werde im Dft duch weite Waldungen und unburde
sehbare Suͤmpfe und Brühe begrenzt. Diefee Martabanfluß
bewaͤſſere und befeuchte jenes Land, wie der Nil. Er ſelbſt kam
jedoch nicht nah Chiamay, obgleich. ee feine Wanderungen
weit über die Nordgrenze. des damaligen Pegu Reiches fort
fegte. Die Geſetze ber Siamefen, fährt La Loubere fort,
ſchreiben diefe von Laos her, auch follen ihre Könige von dort
ſtammen; aber bdafielbe, bemerkt fchon La Loubere%), fage
man in Laos auch, und dieſes bezeuge Feine Priorität, ſon⸗
dern nur Identität, wie dies auch binfihtlih der Sprade .
der Fall ſey.
€. Rämpfertt), der doch nur ein paar Jahre fpäter in
Siam war, hörte, daß der König zu feinen bisherigen 12 Reiches
provinzen mod) eine dreizehnte, naͤmlich Tſjanimai (Chlangs
mal), hinzugefuͤgt habe, die er vom Reiche Lao® abgeriſſen. Cr
sohrde feine Herrſchaft dorthin noch mehr erweitert haben, wenn
Der breite und damals ausgetretetene Strom (wol dee Menam)
nicht feiner Eroberung ein Ziel geſetzt hätte. Doch fey diefe Pros
vinz bald darauf von den Laos wieder zurüdgenommen, und
Die Kolge eines fo Loftfpieligen Feldzuges nur Erweckung gegens
ſeltigen Mistrauens ber Völker in Laos und Siam geweſen,
wodurch ber früher beſtehende Handelsverkehr geftört worden
und fi) meiſt nad) Kambodja gewendet habe. Dies iſt wahr
6%) Les Voyages Fameux da Sieur Vincent Le Blanc Marseillois
aux quatre parties du Monde (1567 — 1607) etc. rediges sur ses
Mem. p. Pierre Bergeron. Paris 1668. 4. Part. I. p. 115, ch
White of Marseilles The World Sourveyed on famous Voyages
and Travailes 1660, aus dem a y ins Sagt. überfest, f. Asiat.
Journ. 1825. Vol. XIX. 2 651 — 653 0) La Loubere L ©.
T.L p. 30 etc. 1 Kaͤ fer Geſch. und Beſchr. v.
1210 Ofl-Afien. Hinter Indien. IE. Abſcha. $. 88.
ſcheinlich derſelbe Eroberungẽeverſuch, vom dem auch La Loubei
ſericht. |
Dennoch Eonnte auch Kämpfer nur wenig maus ii:
Laos erfahren. Mit Tongking legte man es unter gleida
Breitenparallei; durch Wälder und Einöben ſey «6 von dm Rat
barſtaaten gefchieden und ſchwer zugänglih. Bon Juthia, ki
Sams Refideng, dahin, brauche man einen Monat Zeit, ah:
beide Wege feyen zu Lande wegen der hohen Menge, auf tm
Strome vorgen Kiippen und Felfen fehr befchweriih. Die älui:
Drauwen oder Barken baute man daher fo, daß fie zuſammen⸗
gelegt und beguem Aber die Höhen getzagen merben Eianten, um
ſo die Wafferreife fortzufegen. Das Land Laos fer jede frucht⸗
bar, beftche meift aus feſtem Kleiboden, ber jebod im Gemmr
fo hart und fe werde, daß er gleich einer Tenne zum Aridtt—
fen des Reiskoras aus dem Hälfen diene, daran BAriui
fey. Benzin, Gummi-Lak, Mofhus, edle Steirt,
Nubine, auch Perlen (Mut in Siam genannt), fon di
Producte des Landes, doch ſchien dies letztere Kämpfer fein
da er nicht habe erfahren können, daß es im Lande einen Eali:
fee gebe (ſchon oben nach M. Polo äpntices, ſiche 6. :
738). Als Cusiofität fügen wie bier bei, daß auf der m kn
angefüheten Chinefifhen Weltkarte (f. ob. 6. 8), *
Dusch Prof. Reumann in unferm Befige if, In dieſer 6t
gend von Ober⸗Laos, unter audern Brunnen, and in kun:
pen dfing, d. i., nad bee Schotts Ueberfegung, ein Yırlı®
Galzbrunmen verzeichnet if, was am biefer Stcle beſhercgh
werth ſcheint.
Die Religion und Sprache fep, ſagt Kaͤmpfet, "
Laos wie im Siam, nur wenig verſchieden. Die Laos baus
jedoch weber das I noch x’ atefprechen. Sie ſchreibes auf Dre
blätter, wie ihre Nachbarn, doch ihre buͤrgerlichen Sqhtiſte af
Papier, und behaupten, bie Siameſen hätten von iham ein
Religion und Schrift gelernt. Au Geſtalt find fir den Sim
few ſehr aͤhnlich, doch gelber und ſchlanker, und ein mei
ſchoͤneres Vorl, Ihre Ohren, fagt Kämpfer, find lam sk
Peguern und andern Einwohnern Dinter-Indiens; DM Pia!
fogt an einer Stelle, die Leute‘ mit kurzen Ohren verglichen "'
mit den Affen. Die Weiber tragen golbnen Dpefgmud, und
lafſen ihre Weine, von unten nad oben, bis über Di 5
mit ſchwarzem Laubwerk umwinden (tatowitt, ae die Bi
[|
—
20. Das Land der Laos.12141
pintaden in Siam, f. ©. 1128), zum Zeichen der Religlon und
Männlichkeit. Ein Gangesuem, fagt Kämpfer, läuft durth
das Lauland, ober durch Laos, der ſich hernach in den Fluß
Kambodja verliert (alſo eine jener Anaſtomoſen? ſ. obm
S. 907, ob eine unbeſtimmte Sage von jenem Zwitterſtrome
Ananm, den auch Hamiltons Forſchungen beftätigen; f. unten),
und bdiefen ſchiffvar macht; daher pflegen bie Kambodjer
jährlich mit ihren Prauen bier ihren Handel zu führen. Die
vornehmften Stable in Laos, das einſt an Siam Tribut
zahlte, find Landjam (Lan tſthang) und Tſia mara
(Ehiamapy).
b. Ehinefen⸗Bericht der Handelsweg'e aus Siam
durch Boos nad China, im XVII. Zapchundent, _
Die getoöhntid; genauen, wein auch dem Umblick nach fies
ſchraͤnkten Berichte Chinefifher Reiſenden, deren Verkehr
aus Dünnan, buch die Lao6sLänder, nah Siam amd
Kambodja, wie nah Ava wei fihen in fehr Frühe Beisen zus
südgehen mag, koͤnnten uns bier wefentlihe Belehrung geben,
wenn uns bis jetzt ihre Quellen nur zugängficher gewefen wären.
Daß dergleichen aber vorhanden find, beweiſen folgende Dr: ”
ten, die aus einer Altern bisher faft ganz uͤberſehenen Ucherfegung .
aus dem Chinefiſchen fon in Du Hatdes Compilation 5®R)
mitgetheitt wurden, aber leider noch keine caitifche, der Chinefifchen
Sprache kundigeReviſion in neuerer Zeit erhalten baden. Tücher
das Werk, aus dem fie genommen find, noch die Zeit, in welche
der Reifebericht Fällt, find uns bekannt; wie vermuthen bie
zweite Hälfte des XV. Jahrhunderts, und glauben einiges
Licht für den damals noch blühenden Zuſtand der Laos: Län-
‘der daraus ziehen und vieler leider verdrehten Namen ungeachs
tet, doch einige Erläuterungen Hinzufügen zu-bönmen, obgleich vie⸗
les bavon noch dunkel und aloe Sorfhern zu —
bleibt.
Der Weg vom Kinigeeit Siom (und zwar von deſſen
Mordgeenze, in welche damals auch fon jenes Chiangmei
Jangomal, das nirgends genannt wird, mit eingefchloffen ges
5*®) Route par Terre de Siam jusqu’a la Chine tiree des Memnoi-
res de quelques Cluinois qui en ont fait le Chemin in Du Halde
Deser. de la Chine Ed. a la Haye, 1736. 4. T. L p. 225— 130.
X
1212 Oft-Mfien. Hinter Indien. IL Abſcha 6.88
Meſen ſeyn mag), duech Laos na Mobang-Binem (N:
bang wird jeder Ortſchaft zugefügt, daher wir and ein für ı!
mal nur ein M. Katz deſſen vorfegen), d. I, bit am dh Chin
ſen⸗Grente, nämlich in Sühb-Yümnan iR ch, mu in
bier einige Notizen mitgetheilt werben.
Die Haupterte und ſtaͤrkſten Wölkerfchaften, bie man hırl
Heben muß, find von 1) Kianghai nach 2) Klangfeng, m
bin 7 Tagereiſen; 5) Kemarat M. Leng, bie Gapitalı m
2ao06, wohin 7 Tagereiſen; 4) M. Lee, wohn 8 Tagerilm;
5) M. Meng, die Capitale eines zweiten Kans:Keidel,
wohin 7 Xagereifen, von wo man gegen Norben gehend, nd
411 Tagen, mit M. Vinam fehe bald die Grenze Chinu
erreiche, da Vinam ſelbſt fon zu Yınnam gehdrig und die
Teiche Idemtifch damit anzuſehen iſt. Auch Menz füriat un)
" Sion zu Süd: Pünsan sum Lande ber Lolos gejegen pu [me
Bon den Grenzen Siamt, umb von det erſten Euk
Kianghai, 2 Wochen Weges, bis zur genannten Capkalı 3.
Leng, fagen diefe Chinefifhen Hamdelsieute nigü ne
ser, als daß fie durch viele Wälder umb Ortſchaften übe weh
Glüffe kamen, Leine wilden: Beflien und Diebe, aber ud m
ſchlechte Wege fanden, bie für Raͤderkarten unbrauchbar with
weshalb die Meife nur zu Pferde zurückgelegt werben fan.
Sie geben darauf nur vorzüglich Nachricht von den beidtt
Hauptmärkten, biefe 1) Capitale Leng, zud jan 2)
zweiten Stadt Meng, bie fie als Hauptottſhaften
zweier verſchiedener Herrſchaften, jedoch beide I@
2008 angebörig, bezeichnen. Die Namen biefer beiben Exit
welche ſonſt in fruͤhern Berichten nicht vordemmen, nakin®
fen, macht die erſte Schwierigkeit, obwol ficy and den fahi
Daten beftimmt ergiebt, daß Leng im Weſten, dem Bade 1
Ama genähert und am obern Laufe des Menam, del
dieſer dort noch nicht diefen Namen führt, alfo aM Giam⸗
Strome gelegen iſt; Meng aber, weiter im Oſt, dar Ehiar-
fen» Örenze genäbert, am obern Kam bodja⸗Gtreeſ
ſucht werben muß.
a) Die Capitate Leng.
Bir würden Leng, ald bie Chinefifche Benennung für be
- fon immer Chiangmai genannte Capitale des Roches Jan
- angefprochen baden, weun mict eime tele and Br Hin!
Das Land der Laos. . 1213
ton Buhanand in Ada gefammelten Rotigen, wo die Laos
ſtets Shan genannt werben, uns belchrte, daß zu feiner Zeit bie
Capitale von Lowa Shan, oder Ober⸗Laos, Kiaintoum
(oder im Heiligen Dialect Kemalatsain)°%) Heiße, unter wels
hen doppelten Benennungen ‘fie aud die Schavenkarte bes
Thronerben von Ava verzeihnete, und Berghaus fie im feiner
Karte von Hinter⸗Indien, etwas nördlich vom 22° N. Br. ein⸗
trug; biefe liege nicht, wie Arrow ſmith irrig in feiner Karte
von Afien angab, an ber Weftgrenze, nämlih am Galunens
Stuffe, fondern in dee Mitte des Landes, zwiſchen beiden Oſt⸗
und Weſt⸗Grenzen, und zwar nur 6 bis 8 geogr. Meilen
(30 bis 40 Miles) nördlich von ber gegenmärtigen Grenze von
Lowa Shan (ÖbersLaos); aber Leng, führt Fr. Hamil⸗
ton fort, und beflätigt es noch anderwaͤrts, die ehemalige Gas
pitale dieſes Königreiches, Mitte bes XVII. Jahrhunderts, lag
in einem abgetretenen (b. h. im Süden, abgetreten am
Chiangmat oder Siam) Territorium befielben. Außer jes
ner genannten, heutigen Capitale hat Lowa Shan (Öber
206) aber auch heute noch 12 Gouvernements, oder Städte, bie
auf der genannten Karte mit Quadraten, bie von ihnen abs
bängigen Ruas, d. i. Diftticttorte, aber durch runde Kreife
bezeichnet find. F ER |
Die Chinefem geben uns alfo zuerſt Nachricht von Ober»
Laos (Lowa Shan) im Norden von Changmal, vos
deffen früherer Gapitale Leng, weshalb fie vom ſchlechten
Bergwegen fprechen, die keine Raͤderkarren pafficen können, und -
an Beine Gtromſchiffahrt denken, die uns auch nur bis Chiangs
mai, und aud ba nur in kleinen Barken bekannt if. Da
uns aber andere genauere Nachrichten uͤber dieſes DbersLao®
fehlen, fo find uns die der Chinefen boppelt lehrreich. |
Die Eapitale Leng 5*) iſt nach Ihnen von einer Holgerfchans
zung umgeben, die 400 Gene (1 Gene hat 20 Siameſiſche Klafe
ter) Umfang hat. Im Weſten von ihr iſt M. Coſangpii (d. i.
weil die Chineſen kein r ausſprechen, Koſhanpeise), die Pros.
vinz im DR von Ava), auch noch weiter im Weit dee große
ses) Fr. Hamilton Aceount of a Map of Upper Laos or the Ter-
sitory of Lowa Shan in D. Brewster Edinb. Journ. of Science
Nr. L Jul. 1824. p. 72-—78. . °*) Route par Terre de Siam
et» urés des Mem. Chinois b. Du HaldeL o. Lp. 20 -
es) 5, Orawfurd Embassy to Ava l. o. p. 32.
⸗
1214 Oſt-Aſien. Hinter-Indien. IT. Abſcha. $. 88.
Ba Pabimapan. Einf, fagt der Chineſe, war dieſes
Land im Weften, von den Taipai (d. I. X’pai, Giamefen)
einem weiten Koͤnigreiche beberifcht, zu deſſen Umkreifung man 3
Sonate Zeit. gebrauchte; jegt iſt es nur eine einzige Waldwildniß,
Die fi) an den Wald von Pahimapan anſchließt, welcher noch
heute im N.O. von Ava gegen Bhanmoso), auf dem Dflufre
des Jrawadi, gegen ben obern Satuaen, denfelben Namen
bei Birmanen führt, defien Weſtabhang von dem Botaniker Dr.
Wallich befliegen wurde 67).
Im DOften von Leng werden bie Irtfchaften Louan und
Ronfaa, im Süden Kemarat, im Norden aber viele, nämlich:
Daut, Ping, Keen, Kaam, Paa, Saas, Boonoi, Basviai, Ring
neha, Khan und Ghintai genannt, welche. alle von ber Sapitale
abhängig find, welche auch mit dem Zufag Kemarat begeichnet
wird, offenbar nur jemer Ehrentitel der Heiligen Speadye, ben
Sr Hamilton bei der neuerm Gapitale von Lowa Scan,
Ktaintoun, das ve in I verwandelnd, Samalatsain neu
nen. hörte,
Diefe Capitale Leng, fagen die Chinefen ®), liege am beis
den Ufern des Menantai (ode Menanlai), der fie bus
ſtroͤmt, voll Klippen if, aus Norden kommt, aus dem Berge
PDanyeng (ob Dun Shan? f. ob. ©. 904, 402), und ab>
wärst fließt nad Kemarat (wol jene neue Capitale? Kama:
latsain oder Kiaintoun), und dann zum Menanglong
gegen Bankiop(?). De Strom von Stam babe feine
Quelle im Berge Kiangbanu,. und ber von Kianghat, ober
Kiangini, ergieße fi (und dies mögen wol jene alle als obere
Zuflüffe, bie uns unter diefen Namen unbefannt find, auf ber
Map of Zaenmae dee Birmanen heißen beren 2, Maele und
Maepaen) in den Hauptfirom von Siam, der gewöähns
ih Menam heiße.
Wir müflen bier beamerken, daß uns Fr. Hamilton ®) ein
zu geoßes Gewicht auf die Eiymologie de6 Menanglong zu
legen ſcheint, indem er fagt, dies fay der Mekong (contrabir:)
der Ehinsfen, der Maekha un des Mranmas oder Birmanın.
se®) Fr. Hamilton (Buchanan) Accsunt of a Map:of the Ceuntsies
subject to. the King of Ava in Ediab. Phil. Jourm. Vol
°') Dr. Wallich Kxcassioas in J. Crawfard Enıbassy to Ava l. c
267-273. °**%) b, Du Halde l. c.
Fr. Hamilton Acsaumt 1: c. Vol. 1. p. 268.
Das Land der Lan. . 1215
Alfo, fagt er, ift ber Menantai ein Arm bed Maekhaun,
und Leng liegt am oben Kambobja Steome und nicht am
Siamftrome, aber, fügt er richtig hinzu, die neurre Gapitale
Kiaintoun liege im Weſt des Siamftromes. Jene erſte Aeu⸗
Berung ſcheint uns aber nicht nur der folgenden Angabe des Chis
nefen vom Siamflrome, zu weichem auch der von Kianghai,
über welchen Drt der Heraufweg aus Siam führte, entgegen
zu ſeyn; fondern es wiederfpeicht auch völlig dee mehe we ſt lich en
Lage von Leng in der Naͤhe von Ava, und der Erzgruben,
die nur 5 Tage davon im N.W. angegeben werden (ſ. unten).
Diefen Schluß halten wir für einen fehr ſtarken Icrthum, dem
Berghaus Karte leider gefolgt iſt, und Leng ſehr weit gegen
Dfi an den Maekhoup, den er mit dem Menantai nah
Hamiltons Vorgang ibentificist hat, verfegt, an biefeibe Stelle,
wo auf Hamiltons Karte (Map of Zaenmae 1 ohne Diſtanzen⸗
in Edinb. Phil. Journ. Vol. X. p. 66) aber nicht Beng Capitals
ſteht, ſondern Le, welche die zu berührende Station ift, die zwi:
fchen dem Siamftrom und Kambodjaſtrom in OberBaos, "
weiter unten, vortommen wird, Die dadurch entfianbene Verzer⸗
eung dieſer ſonſt fchönen Kaste fiheint unſerer Anfiche nad baher
an. diefee Localicät von Ober⸗Laos weſentlichet Recifion m
bedürfen, weshalb wir hier darauf hingewiefen haben, '
In dee Capitale Leng if Ucberfluß an Reiß; er If fo ‘
wohlfeil, daß man für 1Foua (Eleine Münze) 60 Bis 60 Pfund
diefee Hauptnahrung erhält. Sie haben nur wenig Fiſche, aber
der Bazar iſt immer mit Fleiſch von Büffeln und Hirſchwild ver⸗
fehen. In den Monaten Mai bis Juli iſt bie Obſtzeit; dann
fieht man dort alle Obftarten wie in Siam, nur Durlan und
Manguftane nicht (f. ob. S. 109). Auch Erawfurd fabe in
Ava, wo «6 keine gute Drangen giebt, bie ſchoͤnſten Drangen
aus dem Oſten durch die Laos Vapinbeingen 0),
Die Chinefen fagen, 6 Zagereifen im Morben der Capitale
Leng ſeyen Goldgruben, auch Silber, Kupfer, und ro⸗
ther ſtinkender Schwefel werbe da. gegraben. Dies Zactum erhaͤit
duch Fr. Hamiltons gefammelte Nachrichten in Ava eine
intereffante Betätigung, wodurch zugleich bie Lage von Leng,
welche leider. Berghaus Kante. nicht eingetragen hat, weil ihm ber
/
0) J. Crawfurd Eınbassy to Ava I. c. p. 307.
—
1216 Dfi-Afien. Hinter-⸗Indien. II. ubſcha. £8%
Ghinefen Bericht, wie es ſcheint, unbekannt blich, genaut %
ſimnt wird.
Bobuaen, bee Bergwerksdiſtrict, mais ben raidın
Gruben, wo Bold, Silber und Kupfer vom den Chin
beurbeitet wird, liegt 5 Tagereiſen im Norden ber Copita:
Leng’’i) von DbersLaos. Bodmaen liegt abe 15 Lay
reiſen im Mordoft von Ava und 6 im Sünden von Bhanı
me (f. eb. ©.739) Vordem gehörten dieſe Erzgruben den Chi:
nmeſenz feit bem für China unglüdtichen Grenzkriege gern
die Birmanen (1769-1781) blieben fie in der Gewalt ditſe
figesichen Eroberer (dee Meanmas). Die Bewohner jeaes Er:
gebirges, obwol unter Birmanifcher Statthalterſchaft (jur Sri
von Colon. Symes Embaffade in Ava, 1795, den gu. da
milton Bucdhanan begleitete) fichend, waren doch nah Shan
(Ramse, den die Birmanen ſtets deu von den Siamefen lie
nannten Laos geben), das Land immer zu Loma Oben, cr
DbersLaos, gehörig, das von da gegen O ſſt am das kant Ka⸗
Ediaen und bie inbependenten Grenganmohner ven Jin:
man flößt, die gegen Weſt nur dem Baba, d. i. dem Exifir:
fien von Bhanmeo geherchen, gegen Dfi aber zu den wilden
Lomwas gehören, welche die Chineſen mit den allgemein!
Nanıen ber Lolos belegen (f. ob. &. 767 ıc.). Ge min iu
wirküch die Außerfie Nordgremze der Laos ſchon gezen ta
S. W. Saum von Dünnan, in ber Naͤhe des Jrameli
an der Handeisfizaße von Ava über Bhanmo nad Chin,
im Erzrediere ber wilden Lowas (Loloe) am bes Nechgutze
von Lowa Shan, oder Ober⸗Lads, von dem Chiadadt
richte wirklich erreicht.
Kehren wir, nachdem dieſe Eocalitäten erörtert ſcheina, HM
ber Berichterſtatiung ber Chinefen zuräd. Sie führen mh m
sere Nachtichten von biefer LengsGoapitale von Dperstand
an, das wir wei für De Seiras Reich Schomka Genie, |
das uns ſonſt unbekannt bieibt, zu halten geneigt fen midlet
(£ ob. ©. 1200), Nahe im NR. von Leng iſt eia defer Oi®
druch aus dem man Rubinen holt, bie bis nufgrof Kali ac
ein grüner Stein, ein Emaragd, fol da gefunden wehen Me’!
oinen der König ber Laho 6 von ber Größe einer Drange Dit!
61) Fr. Hamilton Account of a Map of the Country North Io
Ava in Edinb, Philos. Joursal Jan. 1821, Nr. VL p 7%
Das Land der Laos. 1217
“ Auch andersfarbige Ebdelfteine. werden ba gefunden; ein
ich durchſtroͤmt die Grube, fpült das Muttergeflein los, und
bt zumeilen fo reichen Ertrag, daß man 2 bis 3 Waaß(?) das
a einfammelt. Aus den Silbergruben zieht der König
lich 360 Catis; Chinefen bearbeiten fie, und geben dem Mes
E alle Sormen. Die Kaufleute bee Städte Kemarat, Lee, Mai,
ngmag, Meng, Daa und Pan, gehen dahin zum Einhandeln.
ie Berge umher haben 300 Senes (1 Sene zu 20 Siamefifchen
aftern gäbe 6000 Klafter?) Höhe; die Gruben follen 100 Ges
8 (2000 Klafter) tief und 200 Senes (4000 Klafter) fern von
ng liegen. Wären die Eiamefifhen Klafter nur halb fo geoß,
rich dem italiaͤniſchen Braccio, fo wären bie Berge doch immer
ch 18,000 Fuß ho. Sie find, fagen die Chinefen, ganz mit
räuteen bewachſen, bie der Thau ewig grün und ewig frifch
hält, alfo alpine Höhen. Dort fammelt man bie officinelle
zurzel Tongkouei der Chinefen, welche bie Siameſen Cot⸗
uaboua nennen (ob etwa Rhabarber? f. Aſien Bd. J. S. 184
8186). Auch ein Baum VBendejang, ber fingergeoße Blu⸗
en trägt, und fehr wohlriechend iſt, wächft hier; bei: ihrem Aufs
üben haben diefe verfchiedene Karben, wie roch, gelb, weiß, dun⸗
1, die anfegende Frucht hat die Seflalt einer Ente(?). Da, wo
efe Bäume in Menge fich zeigen, giebt es auch den mehrften
hau, dee diefe Bäume feifch hält.
Die Bewohner der Eapitale Leng treiben Handel mit ih⸗
n Nachbarn, ohne fi) darum vom Flecke weg zu begeben. Ihre
Baaren find: Gold, Edelfteine, Silber, Zinn, Blei,
meiner und rother Schwefel, Baummolle, roh und ges
yonnen, Thee, Gummi⸗Lak, Sapan: undBraſilhbolz,
nd jene Cot houa boua⸗Wurzel. Andere Kaufleute führen
‚nen ‚dagegen allerlei Waaren zu; fo die von Lee (liegt im
dordoſt am obern Kambodja-Strom) bringen Elephbantenz
ie Chinefen bringen rohe Seide, Seidenfkoffe, Biden,
zhowries (f. ob. ©. 168), d. 1. Yakfhweife, bie zu dem
Dug der Elephanten gehören, denen fie an ben Ohren als
Wedel angebracht werden, die bis zur Erde hängen. Die Kaufs
eute aus T’haipai (Siam) und dem Weſten von Pamas
‚ang oder Haua (d. 8. Land dee Mranma, Brama,
Birma und dem Königeeih Ava), bringen Eifenwaaren,
selben und rothen Sander, Zeuge, Baummollenwaaren,
unte Inbiennes (Ehing), sine rothe offücinelle Erde
Ritter Erdkunde IV. 2559
SB
1218 Oft Afien. HintereJndien. II. Abſcha. 88.
(ob Terra japonica), DpDium; überhaupt Waaten anf {nt:
fan, um dagegen Bold, Sitber und Edelſteine an:
dein. Die von Kemarat und Kianghai (T. eb. ©. 1}.
bringen dahin ihre Büffel und Kühe zu Marke, und nıkm
dafür Silber, Zinn und Schwefel zuräd.
Diefeb Leng oder Laos iſt tributpflichtig am Hanva ch
Damahang (Ava, oder an die Birmanen), und jährlich ic
dem fie eine Karawane zur Abtragung ded Tributes dahin. Ei:
fegen zwar feibft ihren neuen König ein, melden bied jedeh m:
Ava. Der König har nur einen Miniſter; er hat 8 fi:
Staͤdte im Lande, beren jede 1000 Mann Gornifen har. I:
den ſchon oben genannten 360 Cati Siber, aus dem Erjje:
birge, zieht er noch jährlidy deren 860 Catis aus feinm ganır:
Koͤnigreiche.
Unter der beſondern Provinz Mohang Kemarit’i
weiche die Chineſiſchen Reiſenden als von Leng geſonden hr:
fielen, koͤnnen fie nichts anders verfichen als den dufrics
norbwefllichen Theil von Ober-Laogs, ham ſchon gain:
ten Lowa Shan bei fr. Hamiiton, darin heute die Crich
Kiaintoun oder Kemalatsain. Diefe Provinz, füa e
Chinefen,, habe 400 Senes Umfang (?), 8 Tageteiſen Int
nung, iſt tridutair an Ava (Hampa); ihe König muck din
als die Chinefen hindurch reifeten, Pra tſchiao otang (!*
Pıa, i. e. primus, f. oben S. 1125) genannt. Grin jet
Tribut an Ava befiand in zwei kleinen Bäumden midi)
tern und Blüthen, der eine vom Gold, der andere ma Eiht
(f. ob. S. 1085, 1119). =
Es werden 11 Drtfchaften als von Kemarat aim)
aufgeführt, wie Lee im D.; Rang im W.; Kiangfeng und
Kianghai im ©. (f. ob. S. 1212); im O. nad Ba Bun
Moong, Lahi, Man, Laa; im RM. aber Hang umd Kroa, ie ta!
TSagereiſe auseinander liegen, Eoep und Giang beöglehe un
Pen. Die Einwohner diefes Kemarar haben Fenewaffen —J
und kleine Kanonen, Musketen, Lanzen und Armdruͤſt Wu
Mandſchu China eroberten, vertrieben die Etawohner IM gi
nam die von Kemarat aus ihrer Stadt. Frühe bad! R
ihnen jährlich Waaren zum Verlauf, wie Gammet Exil!
*7) Route par Terre de Siam etc. tirde des Mn. Cie
Halde Le. T.1.p. 129. -
.n
Das Land der Laos. 1219
Samlot, Teppiche, Queckſilber, Kuhſchweife, Mützen,
dupfergeſchirr, Dorcellan u. a., holten dagegen Baum⸗
vollengorn, Eifenbein, eine officinelle Ehe, Ja⸗
‚am genannt, ein officımelles Holz, Mahajug der Siamefen,
Ingo der Portuaiefen (2); auch jene offieinelle Wurzel, Cotfo,
m! Opium. Diefe Producte wurden über Ava ihnen zuges
uͤhrt. Im Scühjahr, vom Januar an, duch Februar und
März, holten die Chinefen ihre Waare al und brachten fie im
(pril nach China.
b) Die Hauptſtadt Meng.
Aber die Chinefifhen Reifenden führen, außer Leng
och eine zweite Laos-Provinz und Capitale, die fie beide
Meng?) nennen, auf, von der fie fagen, baß ihr im W. Pan
nd Kan liege, im S. Efee, im D. Tchlong und Kon, welche
eide fegteren fhon vom Chineſiſchen Zerritorium, Vinan,
bhängig feyen. Diefes Gebiet von Meng liege ſchon jenfeit
es Wenbdelreifes, wo bie Sonne nie mehr fenkrecht fiche,
bas die fehe nördliche Lage beweifet, und offenbar es zu einer
Snclave ber heutigen Begrenzung von Yuͤnnan madıt. Die
Provinz Meng habe von O. nah W. nur 7 Tagereifen
Breite; aber von S. nah N. 17 Tagereiſen Länge (wol von
ee norbwärte, am Maekhaun hin, bie nad) Yünnan hinein),
nd 18 Städte feyen abhängig von ihrer Capitale Meng.
sin großer Strom ducchziehe biefe Provinz, ber don dem
Rorden von M. Zchiai komme, das bei Chinefen M. Vinan
eiße (mahrfcheiniih Yünnan), und zum Menang Kong
ehe (offenbar hier der obere Maekhaun, der aus Yünnan
ervortritt, tie fi) aus dee folgenden Erzählung ergiebt). Es
egt demnach diefed Meng nicht im Norden, fondern im DOften
on Leng, oder Lowa Shan, ift Aber ebenfall® noch zu Obers
aos gehörig; aber gegen das öftlihe Yünnan und Tong⸗
ing (Tarut Shan) gelegen‘, und der Weg von Leng muß
‚ol die 8 Tagemaͤrſche direct oftfiäres, wenn nicht ſuͤdoſt⸗
arts, biß Lee, das fhon an einem Zufluffe des Maekhaun
jegt, zw rechnen ſeyn. Diefer Zufluß wird von dem Chinefens
erichte nicht genannt, aber auf der Birmanenkarte, die Hamils
on mittheilt (Map of — I. I. c.), wird der linke Zufluß
22) ‚Route par Terre de Siam etc. b, Da Halde I. c. T. I. p. 128,
ie EN
-
=
20 DftsAfien. Hinter- Indien. TI Abſchu. $ 8.
Maekhaun, an welchem Lee angegeben if, Mackhoupgenur
> die Lage ift faſt identifch mit Leng auf Berghaus Sur
daher Lee ausgelafien bat. Diefe Lage kann keinem Zei,
termorfen ſeyn, da die Chinefen fagen: hat dieſer gr:
vom die Ortfchaften Lee, Kiangfeng (b. i. Kiainfin be
. Hamilton, und auf Berghaus Karte am Badtic
ſchen 21 und 2° N.Be.) und Lantchang (dafım m et:
: Rantfankiang, d.i. Strom von Lanthfan bafhincin
Bt, Die Capitale des oͤſtlichen LKRaos-Reiches, das and In:
::2a08, im Gegenſatz von Lowa Shan, Ober⸗Ladh, Ki
ı fol) paffiet, fo tritt er ein im das Koͤnigreich Som:
dja, durchſchneidet dies und ergießt fi zum Kam
efer Strom trägt große Barken, fagen dieſelben weitn, von
eere an bis Kiangkong und Kiangfeng (Kiainfin be
‚ Hamilton; Kiongkomg iſt aber Kiainfhaun af st
ımiltons Karten, und danach bei Berghaus, geifgen 2
21° M. Br., welches alfo mordwaͤrts von kantqhaig oe
en, und von uns früher für das Winkjan im konnen
ande angefprochen ift, dad &. van Wuſthof im Jap 1!
eichte, f. od. S. 1206). Aber von Lee (dab 7 Tui
wärts von Meng liegen muß) an nordwaͤtts MP
ım trägt diefer Strom weder große noch Kleine Barlıt
fo fein oberer Lauf ſchon im Randgebirge des alpinen Bu)
d man Bann hier nur zu Lande reifen. Binde
il dee Strom zu Bein, zu wafferarm, fo künnte Ib
ifhe Kartenzeichnung, die den obern Maekhaun, ab ft
ig kiang und Lan thfankiang aus weiter Gerne ala wahre“
tom von Oſt Tuͤbet ganz Huͤnnan durchſchneiden Kf, nt
richtige feyn, und jener Lan thſan kiang müßte einem andtt!
uf gegen Dften nach Tongking nehmen. Difd wi
ere Anficht, die wie in Erdkunde erfle Ausgabe 1817. 2 Ä
76 theilten, welche Berghaus als problematiih u in
cht zu widerlegen fucht, obwol darin ein Jmtpum
nn ee meint 57?), daß ihr die frühere Begründung eines Pakt:
tät fehle. Sie ift ſogar in die Zeichnung ber oben —
iheten aͤlteſten Originalkarte, Tchouchés, In Ar
me von Tongking niedergelegt (f. ob. ©. M, Care
>) 9 Se us geogr. hydro Memoir non gar a
ae en.
—
—
4
U
Das Land der Laob. | 1221
Tongking |. ec) 100 ber Lan thfan eiang mit dem Ey fien>
biang aus dem füblichen Grenzgebiete Echely (f. ob. ©. 764),
von Dünnan kommend, vereint gegen Oſt al$ Haupt>
rom, unter dem Namen Fu Leang Kiang, fih sum Golf
von Tungking ergießen. Obwol wie nad allem obigen (f.
&. 227, 748), und zumal auch nah Klaproch8”*) Mittheis
lungen aus den Chinefifhen Annalen, wie nah Sr. Hamil⸗
ton®e Karte von Zarout Shan 5), kaum an ber Identität
dieſes Lanthfangkiang und Kambodja Stromes zweis
fein Eönnen, fo bleibt jenes Factum doch immer noch der Beach⸗
tung werth. Die Urfache, warum bort Leine Barken im
obern Stromlaufe .mehr ſchiffen können, muß alfo ein anderer
als feine Wafferarmuth, nämlich cher feine zu reißende Ges.
walt (vergl. ob. ©. 748) und fein Tlippige® Bette fen, was
auch auf Berghaus Karte in bee bupothetifchen Fortſetzung dies
ſes Kambodja Stromes in Laos burch puncticte Linien und Bei:
Schrift: angegeben if. Nah unfern Chinefifhen Reifenden bat
ber Strom von Lee an, abwärts, feine Exiſtenz beſtimmt ale
großer Kambodjaftrom; nur aufwärts blieb nach ihnen noch
einiger Zweifel über die Identität ober doch Unbeſtimmtheit ber
Angabe.
Die Lage der Gapitale Meng felbft wird nicht genauer ans
gegeben. Sie muß 7 Tagereifen von Lee wahrfcheintich im N. 9.
liegen, im Rorben von. Kiangfeng (Kiainfin); wir halten fie
für die Stade Mainkhain auf Fr. Hamiltons General-
Map 70), im Gebiete von Lowa Shan, ober Ober⸗Laos,
welche auf Berghaus Karte als Mainkhain ſchon zu Yuͤn⸗
nan gezogen iſt.
Nur Weniges iſt es, was uns von dieſer oͤſtlichen Haupt⸗
ſtadi Meng noch von den Chineſen geſagt wird; man findet \
daſelbſt alle Srüchte, wie in Siam, außer Durlan und Mangu:
ftanen. Segen Werft von ba liegen bie Gruben, wo Calin ober
Zinn gewonnen wird; gegen Suͤd find bie Salzminen, ges -
10) Memoires relatifs a P’Asie, sur le Cours dw Yarou Dzangbo
Tchou etc. T. III. 1828. p. 393. ’s) Fi. Hamilten Account
of a Map of the Tarout Shan Territory in Edinb. Plil, Journal
. 3822. .Vol. VII. p. 73. °*) Fr. Hamilton Account of a Map of
. the countries subject to the King of Ava etc. in Kdinb. Phil.
Jouen, Vol. II, p. 89— 05, 262 —271 mit Gen. Map of the Do-
“ minions of theKing of Ava drawn by a slave of the Kings eldest
Son at Amerapura 1795.
en tr vrdas
⸗
ı
1222 Oſt⸗Aſien. Hinter⸗Indien. II. Abſchn. $. 88.
gen Nord die, wo man Silber, Kupfer, Eifen gar
Wir find alfo fon ganz auf dem metallreichen Boden von fi:
nans Alpenlande. Die Chinefen Kaufleute bringen ihee Ü::
zen auf Pferden nah Meng. Zwar fängt man arch hin D:
fcyuöthiere, aber noch mehr deren in Yan, Taibarn :ı
Kong, die jedoch alle 3 von Vinan (Yännan) abkıi
find. Daß Vinam, bee veränderten Gchreibung des Nam‘
ungeachtet, in Ddiefem Berichte der Chinefen Yünnan fir
möchte, bemerkten fchon die Sefuiten, am Schluſſe iheer Lehrte
Kung deſſelben, wegen ber von da nach allen Richtungen ju de
Meeren ausgehenden Ströme.
6. Se Hamilton (Buhanans) Birmanenberiät:
über die Länder der Laos (han), im Jahre!
in Ava gefammele. Weiteſte Verbreitung der dick
Völker, oder der Scham, durch ganz Hinterjalien.
Die wihtigften Sammlungen zur Berichtigung da Kat:
tenzeitbnung der Flußläufe und Binnenlandieıf:
ten von HintersInpdien überhaupt, umd alfo auch von ft
insbefondere, durch weldye wie zuerft zur richtigern Berk
von Ober⸗Kaod (Lowa Shan), Mittelstand (dit
Shan, mit Chiangmai) und Unter:Laos (Laraijett
Shan) gelangen, dat der unermuͤbete Gr. Hamilton (Bu:
hanam) während feines Aufenthaltes am Hofe zu Ira, YM
19. März bis 27. Nov. des Jahres 1795, gemacht, au e Ci
nel Symes auf feiner Cmbafſade dahin begleitete. Sa Mit
Periode der Eroberungen der Birmanen (Mranmss) hatn Dat
Volk ſich weit über Pegu, ganz Siam und einen geofen Ziel IM
Ober⸗Laos als Steger ausgebreitet gehabt, und fie mar de
her au im Befig vieler Localkenntniß jener Gegenden. Dit
von den bort Einheimifchen gemachte Karten ffiggen zu He
tigen brachte Fr. Hamilton 77) mit nach London, me MM
Dalrymple zur Gonftruction dee Karte benupt wurden, IF
Col. Symes Werk über Ava erſchien. Diefer folgte dann Ir
sowfmith in feiner großen Karte von Aſien, uud gab De 3b
Renumfäumungen, die Grenzen gegen China und Beyakt ®
Allgemeinen gut, auch die erſte berichtigte Zeichnung IM ie
de fan
+17) Fr. Hamilton Account of a Map of the Couainea ER.
etc. dawn by a Slave eto. Edind. Phil Joar. Vol. IL P
Das Land der Laos. = 1223
ınde mit dem Brahmaputra Laufe, nach Gapt. 3. Woods
ufnahme (f. ob. S. 305), aber das Detail im Innern des Con:
nente® der Halbinfel Hinter: Indiene blieb fehr incors
ct. Arrowſmiths Zeichnung wurde aber in alle andern
arten ibertragen, |
Hierzu theilte nun Se. Hamilton auf eine zerftreute, ge
gentliche Weife die Specialblätter der handſchriftlichen Karten⸗
itwürfe der Biemanen aus feinm Sammlungen mit, unb
igte ihnen ungemein Iehrreiche, bei den Birmanen und anders
aͤrts eingefammelte Anmerkungen Hinzu, welche durch die fort:
festen Forſchungen der Briten im Birmanenkriege, wie auf ben
mbaſſaden des trefflichen Geographen 3. Crawfurd, auch
ehr Licht über den continentalen Theil Hinter⸗Indiens
arfen, das zur Zeit ber erſten Portugiefen Entdedung bei Hins
oftanern Chin’) (daher au die Portugiefen 3. B. Co⸗
in China fagen konnten) hieß, im Gegenſatz bed noch jenfeit ges
genen MaChin, oder großen Chineſiſchen Suͤd⸗Reiches,
yorauf die Europäer ſpaͤterhin dieſen Namen China allein bes
chraͤnkt haben. Berghaus Karte hat das ausgezeichnete Ver⸗
ienft, dieſe Hamiltonfhen Materialien, deren Werth uns
leich bei dem erſten Erfcheinen berfelben freudig überrafchte,
uerft ald Kartograph, nach ihren wichtigſten Reſultaten ges
‚örig gewuͤrdigt 7°), concentrirt und mit Critik zu einer beffern
Darftelung der Halbinfel duch Fleiß und Kunſt conflruirt
u haben. Wer die unfäglihe Müpe und die großen Schwierig⸗
leiten, die fich ſolchen geographifchen Arbeiten entgegenflellen, aus
rigener Erfahrung kennt, wird fo manche Hypotheſe und Unfichers
heit einem folchen Werke nie zum Vorwurf machen, und auch
wir, in unſerm bieherigen, verwandten Beſtreben, fehen von Jahr
su Jahr auch hierüber wichtigen Belehrungen freudig entgegen, .
denn eben diefes bezeichnet den Kortfcheitt ber Forſchung un der
Wiſſenſchaft.
Da die wichtigern Reſultate dieſer Arbeiten, von Hamil⸗
ton und Berghaus, ſchon in allem Obigen vorlagen, oder
in deſſen Generalkarte felbſt niedergelegt find, fo bleiben uns hier
nur wenige, Laos insbeſondere betreffende Notizen anzuführen
x
18) Pr. Hamilton Account of a Map etc. 1. c. Edinb. Phil. Journ.
Vol. De p- 93. 122) Berghaus geogr. hydrogr. Memoir a. a.
D. 8.
1224 Ofi-Ufen, Hinter-Indien. IT. Abſchu. $. 88.
übrig, die, wie bie vorigen, vom Siamefifcdyen ober Epinef::
(hen, fo von dem Birmanifhen Standbpuncte aus u
betrachten find, wie denn auch deren Ausſprache der einheimifchn
Benennungen dabei vorherrfchend iſt, die Denn wieder vide Ber:
Drehung im Munde der Nachbarn unb Europäer erleidet. Er
iſt es 3. DB. eine Eigenheit, daß die Einwohner von Ava bas t
immer zu einem y machen, und bag nur ihre Priefter bei beſen⸗
dere feierlichen Gelegenheiten das x ausfprechen (daber oben Ke⸗
marat, oder Kemalat, Kemaypatz Kofbanpei und Lo:
fbanppi w.a.m.). Wenn fie ſelbſt ihre Gapitale Aenwa'),
die bei Europäern Awa heißt, oder Aenwäazzit, b. t Neu;
Ava, nennen, aber mit dem Titel Shue Pribo, b. i. geibnes
Koͤnigshaus, in der heiligen Sprache aber Harimunza, fo nen
nen fie auch die oben ſchon in älterer Zeit genannte Hauptitadt
ber Laos (Chiangmai), mit Zaenmae, bie im Vulgardia⸗
lect auch Zimae beißt, worin Niemand ohne diefe Machweiſung
das Portugiefiihe Dangoma wiedererkennen möchte, indeß ſie
bei den Einheimifhen dm Titel Sunabuni (Goldſitz) bet, was
denn auch wol nur bie frühere Benennung ber öfltichen Gapitile
Lantfhang, am Kambodjaftrome, die [don Dalrympie mit
Sandepora, Berghaus nah Hamilton mis Zando⸗
purt bezeichnet, feyn mag. Wenn. ferner bie heutigen Herzfcer
am Irawadi⸗Strome damit affectiren, fi Mranma zu nen:
nen, was die Nachbarn und Europäer in Barma, Burma,
Birma, Brahma wu. f. w. verdreht haben, ſo wurde hierducch
fhon Dr. Leyden, weil auch die Hindus fie Brabma nennen,
verleitet, fie von einem Hinduflanifhen berühmten Barma:Ge:
Schlechte herzuleite. Hamilton 3!) zeigt aber, daß biefer
Name nur eine Corenption von Marama iſt, wie fie bei dem
älteren Culturvolke dee Rakpain (d. i. Arrafan) heißen; der
Dame Birman Empire aber, den Colonel Symes als Ge
fandter in Ava in die Englifche Sprache und darnach das Bir:
manen:Reid in bie Eucopäifche Geographie einführte, der Per:
fifhe Plural von Birma, einer ganz gewöhnlichen Cerrup⸗
tion von Marama fey, da Col, Symes mit dem Gonverne:
ment von Ava in Perſiſcher Soprache die diplomatiſchen
— Fr. Hamilton Account of two Maps 5 Zaenmae or Yangıma
in Edinb. Phil. Journ. Vol. X, 1824. p *ı) Fr. Hamiltoa
Account of a Map ete. of the Conntries er Ara L. c. Ediab. Pl
Journ. Vol. II. p. 265.
F Das Land der Laos. 1225
VBVerhandblungen betrieb. Die Aboriginer des Mranma
Zandes vor den Einfaͤllen der Chineſen find aber waheſcheinlich
Khiaen, deren independente Tribus auf der Weftfeite des Ira⸗
wadi übeig gebfieben find; von ihnen hoben die Birmanen noch
den Gebraud beibehalten, ihre Schenkel zu tatowiren, obwol fie _
ide Geſicht damit nicht entfliehen. Von Ihnen kann erſt in ber
Folge bie Rede fun.
Sole Verwirrungen und Verſchiebungen der einh ET
fdyen Benennungen bei diefem Wolke, in Namen ber Mefiden-
zen, Völker, Länder, Stüffe, mehren fih aber, wenn fie fremde
Gebiete befchreiben, und ihre Angaben dabei dem Europaͤiſchen
Geographen zur Anordnung, wie heutzutage bie genauere
Kenntniß des continentalen ———— offenbar von *
ausgegangen iſt, dienen muͤſſen.
‚Die wichtigſten Daten dieſer Art — wir den Aueſa.
gen eines armen Mannes in Ada, ber ſich einen Sclaven
des damaligen Eimshe Mayn, db. h. ThronsErben von
Awa (1795) 82), nannte, dem er buch Geldſchuld verfallen zu
fepn ſchien; denn er war von hohem Range und ausgezeichneter ,
Bildung. Er zeichnete bie intereffantefien General: und Spe⸗
cial-Rarten mit den Völkerfigen und ben Diftanzangaben ber Ders
ter, wobei Fr. Hamilton fein gebildete Gedaͤchtniß zu bewun⸗
bern Gelegenheit haste; andere Kartenzeichnungen und Nachrich⸗
ten rübeten fonft noch von Birmanifchen Staatsbeamten und
unterrichteten Männern her. .
Als Refaltat geht aus allem die Identität bes Luklang
amd Saluaen3) hervor, ben tie im Welt im Allgemeinen als
die Grenze des Chiangmai, Jangoma, oder Laos, ges
nannten Gebietes anfehen koͤnnen. Die Capitale diefes Könige
weiches iſt es aber, welche bei ben Mranmas, db. i. Birmanen,
Zaenmae genannt wird, und darnach verderbt Zemee auf Kar⸗
ten gelommen, indeß das Volk beffelben von den Birmanen bie
Jun, odee Yun Shan, genannt wird, die im Jahre 1795 nur -
weſtwaͤrts bis zum Saluaen reichten. Der Hauptort im mitt:
lern Laufe des Saluaen heißt Dhanukia Beip®), bee eis
22) Fr, Hamilton Account’. c. Edinb. Phil. Journ. Vol. II, p. 93.
*s) Fr. Hamilton Account of two Maps of Zaenmae or Vangoma
with a Plate, in Edinb. Phil. Journ. 1824. Vol. X. p. 60 - 63.
BE as Account of a Map of Ko er ebend, Vol X.
P. —4
1226 Oft-Wfien. Hincer-Indien. II. Abſchn. $.58
nen berühmten Flußübergang (Zeip, d. h. eine Faͤhte) Ya
Ava gegen S. O. auf dem Wege nad; Chiangmai bilde, tu
auch von S. W. von Peau, über Taumu, umd von Tamaı, Ir:
und Chiangmai etwa gleich weit entfernt, im der Mitte allet kei
Orte Hegt (unter 20° 409 N. Br. nah Sr. Hamilton).
Eben fo entſchieden etgiebt ſich aus jenen Birmanen Dam,
daß die Quelle des Siam: Stromes an bie Guͤdgrenze
der Chineſiſchen Provinz Yünnan fällt, wo eim großer Theil des
Landee zwifhen Saluaen (Lukiang) im ®., und Rarf:
daun (Kioulongtiang) im D., von ben wilden fars’®)
oder Lowas, Lawas, Kolos ber Chinefen, wo fie and Ch:
neſiſches Territorium in einens großen Theile von Yınzcn ke:
wohnen, liegt, zwiſchen 22 bis 24° M. Br., die ganze Gen mi:
lang zwilden Birmanengeblet bis nach Tongking. Von dieſen
ſehr großen Lande der wilden Lowas wird beriemise weißlidhe
Theil, der von der Birmanen-Örenze und dem Salugenlluſſe ct:
wärts bis zu den oben Quchflüffen des Siamſtromes nik.
Die Maekhue und Diaepraen heißen, zu Ober⸗kaes ge
sechnet, und fo weit im Sabre 1795 dort ein von den Birma
eingefegter Militair-Chef berrfchte, Lowa Shan genumal
Der Maepraen, der oͤſtlichſte Quellarm, behält den Ro
men nad) dem Verein beider Quellſtroͤme bei, den Fr. Hamil:
ton unter 20° 40 N.Br. angiebt; dann heiße er, au geht
Strem (d. i Mrith, nod immer Maepraen, kis er ndkt fin
oberha:b Zaenmae (Chiangmai) vom WB. der, ben la
Macle, einem rechten Zufluß, aufnimmt, und danz af ab⸗
wärts als Siameſiſcher Sttom Menam (i. e. Mater ag
rum) tituliet wird. Dieſer Quellſtrom des Maepraen ik wie
Er. Hamilton bemerkt, der Aufmerkſamkeit der Jeſuita 9:
tres bei ihrer Aufnahme von Yünnan (f. ob. ©. 751) mnır
gen, wahrfcheintich weil ex eben aus dem Lande ber milden, ide
pendenten Lolos hervorttitt.
Dieſes Coma Shan iſt aber keineswegs ganz Dr
Laos, dos ſich mod) viel weiter gegen Dft, auch über der Dar
praen binaus, bie Tongking erftreckt; es iſt nur ein derh die
Mranmas vom Oſten abgeriſſener Theil, der wien befoahit
ses) Fr. Hamilton Acc. vol a Map of Koshanpri Le Volk. ph.
deff. Account of a Map af Upper Laos or Ihe Tara un
han. ia Kdinb. Journ. of Science by Dar. Bemier Voll pr"
Das Land der Laos. 1227
Obhut der Biemanenherrſchaft geftellt, im Fahre 1796, ſich vom
. Saluaen’®), wo er das Chinefifche Gebiet verläßt, bis zum
| Ma eghue und deſſen Zufammenfluß mit dem Maepraen ge
gen Süd erſtreckt, feinen eigenen Eebfuͤrſten von Shan Race,
weiche die Birmanen Zabuas titulicen, hatte, und an Ava Tri⸗
but zahlen mußte. Diefer Zabua, nebft andern tributairen Za⸗
buas, vom mehr oͤſtlichen Dber:Lao®, mußten zur Zeit von
Col. Symes Embaffade (1796), am Hofe in Ava, zu ihren jähre
lichen Huldigungen in Perfon erfcheinen, und ihren Tribut bringen.
Der Fürft von Yan Shan aber, der von Zaenmae (Chiang-
mai), in Mittel:2ao®, warb zwar auch nur hochmüthig von
dem Birmanenhofe ald Zabua titulire, aber von ihnen nicht,
wie jene, zu Hofe entboten, und warb aud von feinen Unters
thanen ale König (Pua) genannt und refpectiet. Sein Reich⸗
meint Se. Hamilton, babe and ohne einen ihm durch das
Territorium von Lowa Shan abgerifienen Antheil, damals doch
noch die Größe etwa von Echottland gehabt. Berghaus?)
Kartenberechnungen geben für Loma Shan in runder Summe
etwa 650 Quadratmeilen Areal; für Mittelstao6 (Yan:
Shan) etwa 2500, für Unter: oder Süd:Laos (Laen⸗
zaeng Shan) eben fo viel, fo daB ganz Laos etwa 5600
Quadratmeilen enthielte, wozu aber ber oͤſt liche noch nicht ges
nannte Antheil an Ober⸗Laos, ber gegen Tongking und bie
Chinagtenze von Yünnan fält, ja zum Theil in fie hineingezo⸗
gen iſt, noch nicht mitgerechnet wäre.
Jenem tributairen Chef von Ober⸗Laos, dem von
Lowa Shan, beffen Gapitale nach obigem Kiaintoun (Ke⸗
malatain), blieben im Norden nod immer, im Sabre 1795,
in einem nicht von Birmanen regulitten Zuflande, ganz inde⸗
pendente Stämnie ber wilden Lowas übrig, die beiden Chi⸗
nefen wahrfcheintih Lolo® heißen. Dem Zabua (teibutaiter,
einheimifcher Erbfuͤrſt) in Lowa Shan wurde aber fein ſchon
feüher befefienes Gebiet von den Birmanen gefchmälert 88), weit
er fih in deren letztem Grenzkriege wider Yuͤnnan treulos gegen
fie gegeigt, die Chinefifche Armee mit Lebensmitteln unterflügt zu
baben m. wurde, weil er fich geweigert, ben Tribut zu zah⸗
* Deſſen berichtigter Lauf in Fr. Hamikon Acc, ot two Maps of
Zaenmae etc. Ed. PlıilJ. X. p. 62 etc. 2) Berghaus a. a. D.
©. 85, 88. 2”) Fr. Hamilton l. ©. Vol. pr 72— 73.
⁊
| 1228 Oſt⸗Aſien. Sinter- Indien. 1. Abſchn. 48.
len, und Haͤndel wegen bee Gold⸗ und Silber: Grube jı d
duaen veranlaßt hatte. Won feiner damaligen Capitale Lhisis
(Kemalatain, im Norden von Leng und Chiangmai), erfusı
Sr Hamilton, daß fie ungeachtet ber vielen Gebirge ber or:
dern zugehörigen Diftricte, doch in eimer großen Plaine licze, di
nördlich noch viele Reisfelder habe, daher demm and) bett vidı
Ortfcyaften ‚angebaut find. Dez Meraenlo:Fluf entipringe itt
im N. W. und fliege gegen S. W., ob zum Salucn, de fd
in den wefllichen Bergen wieder verlierend, bleibt unmtläitn
Die Schmälerung jenes Zabua Gebietes geſchahe ſeht male
ſcheinlich auf ber Weſt ſeite des obern Saluaen, m il
Territorium ber Laos in älterer Zeit hinuͤberreichte zu dem
Erzeeviere von Bodugen (5 Tagereiſen im RB. wa tin;
f. oben S. 1216), was die Birmanen an fich geriffen, nt da
von ihnen ſchon längfi eroberten Provinz, de ſi du
Ghanpris) nennen, beigefügt hatten.
Diefed Ko Shanpri (Land der MreLap Ehan sr
Shan Wa) liegt entlang auf dem ganzen rechten, DL mel;
lien Ufer des Saäluaen (Martaban:Flufles), von da Ren:
grenze Chinas (Yinnan) mit Bhanmo %), 14 Tagerrifn Ki
Ud) von Ava, das als die Capitale von Ko Shan pi Mt
MteLap Span und bee Shan Wa angefehen wird. Bon matt
fübwärts bis nach Pegu hin (Junzalaen eingeſchleſſen); 4
bezeichnet ſchon durch feinen Namen Shan, womit bie Dime
nen alle den Laos verwandten Stämme belegen, N
auch bier einft Laos Völker (d. i. Siamefifge Stamm
volker, mit Siameſen Sprache) bie hertſchendes ware.
Hierdurch erweitert fi das Gebiet ber Laos voͤlker ur
gemein, und greift vielfach in das hiſtoriſche Gebiet arch dit
wefllihen Seite der Halbinfel ein, worüber eiſt weite uni
bei Birmanen bie genauere Nachweiſung erfolgen fun Hie
aber iſt die Erinnerung daran, hinſichtlich der großen Bedenna
weiche die Laos fir die centrale Geſchichte Hinter Jubind de
winnen, nothwendig. Es genüge hier nur gu bemerten, da) M
nördliche Theil diefed Ko Shan pri eben jene metall: und
ebelfleinreiche Erzgebirge von Bodugen, mit BC
Pi
ses) Fr, Hamilton Account of a Map of Koslanpri in Kän.
Journ. 1824. Vol. X. p. 246250. *°} Fr. Hamikon Ace!
of a Map of the Ronte between Tartary and Amerapun et ar
Vol. 11. 1820. p. 40.
Das Land der Laos. 1229
Silber⸗ und Rubingruben, von mädtigen Walbungen umgeben
ift, welches beffändig den Kampfplag zwifhen China,
Ava und Laos, wegen feiner Reichthuͤmer ‚gebildet zu haben
ſcheint, und gegenwärtig im Belig der Birmanım iſt, daß eben
im M. W. deffelben, einerfeite, die große Handels ſtraße zwis
fhen Ava und Yünnan daran vorüberzieht (f. oben S. 746 —
751); andererſeits, gegen Oſt aber. die Völker der noch wilden
Laos Staͤmmt daran floßen, die fih von da durch Shd-Yüns °
nan ziehen. Gegen Suͤd aber im Territorium eines Erbfürften
von Scinni wohnt ein Stamm ber Shan, der ih Pataum
nennt, und in Theewäldern 1), die bort geoße Didichte bils.
den follen (bei Birmonen Lapaek genannt, bei Portugiefen im
Indien Champok), die Theeblätter pflüdt, um diefe nicht wie
die Chinsfen getrocknet durch Aufguß zum Getränk zuzubereiten,
ſondern durch Einſalzen zum Kauen, ein Gebräuch, ber durch
das ganze Birmanenreich weit verbreitet if. Dieſe Theewäls
der an der Nordweſtgrenze der Laos, deren Localität uns früher
unbekannt geblieben, haben wie fchon früher angeführt (Afien
Br. 1. S. 239 ald Laphet There); das Vorkommen würde in
gleihen Parallel mit dem Pou eul fallen (f. ebend.).
Suͤdwaͤrts uber von biefem walbdreichen Erzgebifge
zieht fi) das Land der Shan oder Shanwas hin, ein Name,
der bei Birmanen im Gebrauch, im Munde der Portugiefen (f.
oben S. 1138) feit ättefter Zeit in Siam 2) verbscht ward,
um das damals durch Culture ausgezeichnetefte Volk am Suͤdge⸗
ftadelande dee Halbinfel damit zu bezeichnen, weiches fi aber
feibft, wie oben gefagt, den Namen Thayyal (Große Siamefen
f. oben &. 1139) beitegte. Dieſes Shan wa Land, zwiſchen
Irawadi und Saluaen, ſtark bevoͤlkert, it in viele Shan
Stämme vertheilt, bie von vielen Zabuas (erblichen einhei⸗
mifchen Zürften) beherrſcht, gegenwärtig an die Birmanen teibuts
pflichtig find. Als der Abenteurer Mendez Pinto im Jahre
1545 in diefem Lande umperzog, Hält Sr. Buhanan ) dafır,
waren alle jene verfchtebenen Erbfürften noch als Vaſallen unter
»t) Fr. Hamilton Acc. of a Map of the Country North from Ava
- in Edinb. Ph. 3. Vol. IV. p. 86; ebend. Vel. X. p. 250.
*?) Fr. Hamilton Acc. of a Map 'of the Countries subject fo the
King of Ava Ed. Phit. J. Vol. Il. p. 266; ebend. Acc. of Koshan-
pri Vol, X. 1824. p. 247. »:) Fr. Hamilton in Edinb. Ph,
J. X. p. 247, Vol. U. p. 266.
J
s
1230 Oft-Afien. Hinter-Indien. II. Abſcha. 8
einem Oberhaupte vereinigt, deſſen glänzende Refiden te
feibe in Calaminha (mo gelegen?) befuchte und ſo akazır.
lich 5%) beſchteibt. Gegenwärtig (1795) bat der Birmanıc::-;
von denjenigen, ihm tributairen Theilen dr Shanma iin
gen, bie Mre Lap Shan heißen, den Titel als Oberst
(Prob Phriah, Pri) dee 9 Shan Provinzen, h.i:
während ber temporalsen Groberung Siam durch We Liz:
nen, war allo auch dieſes Reich, als Land der Shanme Prie
Jen, an Ava unterthan. Die Siamefen ſelbſt unterſchieden "&
von jenen nöchlidhern Stammesverwandten T'hay nee (Kia
Thay f. oben ©. 1139), bei den Mran mas (Birmancn) air
hießen fie Sudara ode Judaia von ihrer Capital, du m
Pali-Sprache Duaramwabi heißt, oder Aputhia (f. oben S. 105
1083, 1139). Die Birmanen betradgteten die Siamefen ard
als Race ben Shan zugehörig; doch gaben fie ihnen nicı*
den Ramen Jubara Shan, weil fie dieſen ſchon frühe tm
öftlichen Nachbarn berfelben gegeben hatten, weiche die Eures
und Chinefen Kambodjen (Kan phu tfchi) mannten. Daxid
beißt, bei Birmanen, die Capitale von Siam Judara,Yılıiı
Die 9 Shan Provinzen (Ko Shan pri) hatt mi
aber vor 1795 am Hofe zu Ama, aus Mistrauen fen mie
im 18 Gouvermements zerfchnitten %), um die Gewalt ber teibutzizn
Babuas, die man fuͤrchtete, durch Theilung zu ſchwaͤchen, m
auch biefe, verficherte der Sclave, welcher bie Karte Ma S
Shan pri zeichnete, feyen bis auf 22 vermehrt, fo daß zur ®
nige berfelben noch mächtige, andere ſehr geringe Erbfuͤrſen [rm
unter denen, wie die von Junzalaen, Gnanngrue( la
S. 907), auch der ſchon obengenaunte zu Kiainkonn ode Ni
mehr Kiaintoun, in Lowa Scham mit aufgefuͤhtt mir
Diefe Shan oder Shan men wurden in Ama alt ſeht gep
Faullenzer ausgeſchrieen; fie follen nie arbeiten, und bie gieſtt
Schaam fol die Frau uͤberraſchen, wenn fie ihren Dana did"
Arbeit trifft; ex figt mur den ganzen Tag um zu rauchen, 1%
wol ſeyn zu laſſen und zu fchlafen, indeß bie Sram die Fede
beit verrichtet. Diefe feltfamen Cultivatoren ſollen nicht in Der
ss“) M. Pinto Wunderliche und Seltſame Reifen. Amſterd. 4 15!
8399 u f. »°) Fr. Hamilton |. c. in Vol IL p ZA.
»2) Fr. Hamilton a. a. D, Vol. X. p. 248 — 250.
Das Land der Laos. 1231
fern, ſondern überall nur in zerſtreuten Hütten wohnen; ihre
Häuptlinge (Zabuas) aber in den großen Ortſchaften oder
Staͤdten, nad) denen fie fich nennen, und die fie als Exbeigens
thum befigen. Sie zahlen ihren beflimmten Tribut an den Koͤ⸗
nig, werden nur felten einmal auf Klage abgefegt, haben am
Hofe von Awa ben Vorrang vor den erfien Miniftern (den
Wungrip), obgleich ſich ihre Autorität nicht über die Grenze
ihtes Zerritoriums hinaus erſtreckt. Sie ſcheeren fich das Haupt
kahl.
In dieſem Gebiete, im N.W. von Siam, im dortigen Land
voll Berge und Waͤlder, werden auf den genannten Sclaven⸗
Karten bie und da. auch noch die Namen der Lowa oder Lawa
wahrgenommen, bie nad Sr. Hamilton aber eigentlich daſelbſt
überalt, als bie Aboriginer 7) anzufehen find. Diefe ver
mifchsen fich, fagt derfelbe Beobachter, mit andern, ben Chinefen
verwandbten Völkern, wie mit Eingewanderten Tribus oder Colo⸗
nifationen , aus Vorderindien, und wurden fo zu der Race ber
Shan Völker, bie bald an Siam, bald an Awa tributpflich⸗
tig wurden. Ihnen in Weften, auf’der Weftfeite des Ira⸗
wadi Stromes, wurden ſogar noch Tribus der Shan⸗Ragçe
von den Birmanen angegeben, in S. W. bie Khiain, und in
N.W. die Kafi Shang®), im Gebiete von Caffai oder
' Munipore, was nad Mora hinüberreicht (f. oben S. 307,
: 510), wovon erfi weiter unten bei Birmanen bie Rebe feyn Bann,
doch iſt fchon hier zu bemerken, daß fie fih ſelbſt Thay Loun
nennen, und Siamefifch fprechen (vergl. oben ©. 377), Ih:
nen im Oſten find bie Jun Shan oder Laos von Dans
goma (Chiangmai), deren Landesdialect”), fo viele deshalb
von Fr. Hamilton bei feinem Aufenthalte in Ava, wohin fie
häufig kommen, ausgeforfcht wurden, fi vom Siamefifhen
Nnicht unterfcheider; jedes ber Worte, bie Sr. Hamilton abs
fragte, war ganz Siameſiſch, nur ihr Accent ſchien abzumels
‚, Gen, fonft ſchienen beide Nationen, die £ao6 von Yang oma
und die Siamefen, hinſichtlich der Civiliſation, der Kunſt und
Wiſſenſchaft ſich in aͤhnlichem Zuftande zu befinden. Im Nor⸗
den von dieſen Jun Shan aber wohnen bie Lowa Shan.
-— — — — —
—32
*’) Fr. Hamilton I. c. Edinb. Phil. Journ. Vol. HM. p. 268.
**) Fr. Hamilton 1. c Vol. X. p. 247 etc. ebenb. I. c. Vol. II. p.
) 263 — 264. 9) Fr. Hamilton l. C Vol. X. p- 66
U}
[4
=
1232 Oft-Aſien. Hinter-Indien. IL. Abſchn. F..
So nehmen die Shan überall dem großen, inneren, zu
menhaͤngenden Landſtrich ein, in welchem auch bie?
Lowa, Lama, Lao, Lawho, Laha, Lau immer nur ı
diefelbe Race bezeichnen, die in ihrer ganzen Ausbehnun
weitem ben größern Theil bed ganzen continentalen T!
Hinterindiens einnahm, unb in den verfchiedenfien Zufländen
vermifcht und vermifcht, wild und cultivirt, indepenbent oder
butpflichtig, felbfifländig und mächtig, oder unterwürfig und
ſtuͤckeit duch bie ganze Hafbinfel fi erhalten Hat, aber die t
ſchiedenſten Namen trägt, und zu den verfchieden ii
potitifhen Herrfhaften gehört.
Denn auch im aͤußerſten Dften der Harbinfel, in ber P
vinz Zfiampa, find die Loy, Zope, Zoe (f. oben S. 955
‚unter Cochin Chinefifhem Joche, nah Fr. Hamilton @), u
bezweifelt von berfelben RaosRäce, die auch nahe im jenfei:
gen Gebirge, nach dem Binnenlande zu ihre Sige bat, umd fi:
duch Unter Laos, ober Laenzaen Shan, an bie noͤrdli
dern Lao, Lolo, Pape (f. oben ©. 903, 765, 767) anreihet
Auf der Generallarte des Birmanen⸗Sclaven, war die Stelle der
Loy in Codin China mit dem Namen Wilde Lama, bereich:
netz diefe gelten aber dort für die Aboriginer ud Lfiampa
Zander.
\ Wenn auch die Moy tiefer landein von verfchiebener Rarı
find (f. oben &. 957), fo folgt doch im mittleren Laufe des Kam:
bodja⸗Stromes demfelben zu beiden Seiten, das Untere Laot,
Laenzaen Shan ber Biemanen, Lau tbfan ber Chinefen.
oder Zanjang, Lantfhang, auh Süd⸗Eaos genannt, mi:
der Sopitale Zandapuri, von dem uns jeboch jede neuere Rad:
richt fehlt. In diefem Gebiete, defien Mitte ber große Kan:
bodja Strom durchſchnelidet, foll aus diefem, der dort einhei⸗
mifchen Anaftomofenbildung gemäß (f. oben &. 907), jener merk:
würdige Zwitterfitom fübmeftwärts zum Siamflrome
hinuͤbergehen, dee ſchiffbar if, und unter dem Namen
Anan 2) beide Stromſyſteme feitwärts mit einander in
Verbindung ſetzt. |
Im Sabre 1795 hieß es in Ava”), daß bie 4 grofen Shan
e00) Fr. Hamilton Acc. of a Map of the Tarout Shan Temitory in
Edinb. Phil. Journ. 1822. Vol. VIEL p. 75. u) ebend, Yol. IL
p- 270. *) ebend, Vol. X. p. 66. *) ebend. Vol. IL p. 200.
. |
|
Das Land der Laos. "1233
Reihe: Yunz, Lowa⸗, Laenzaen: und Tarout⸗Shan
von 4 Erbfürften zwar beherefcht wurden, die aber unter 2
Birmanifhen Militair-Gouverneurs fländen, die ihre
. Sarmifonen am Maekhaun hätten, und zu Kiainfin im
Torben von Kiain khaun (d. i. Winkjan, f. oben S. 1206), wie
zu Main Khain refidirten. Dieſes zulegt genannte Tarout
Span liegt, unter allen Ländern dee Shan, am weiteſten ‚ge:
gen N.D., und erhielt biefen Namen bei den Birmanen, welche
die Chinefen Tatout nennen; «6 ift alfo das Chinefifche
Span oder Chineſiſche Laos, und würde demnach mit jenem
Ober—-Laod, an der Grenze von Suͤd-Yuͤnnan, uͤbereinſtimmen,
zu befien Capitale der Chinefenbericht die Stabt Meng machte,
xiſtirt, beweiſt die Karte und Erklärung des Birmanen-Belaven, -
* — — = — — ——
Daß ein ſolches Tardut Shan*) oder Chineſen Laos
der es in den Norden von Laenzaen Shan auf feiner Ges
nerallarte verzeichnete, eine eigene Specialkarte bavon entwarf, und
Auf die Nordoftfeite des oberen Maekhaun verlegte, zwifchen
China (Tarou Pri China Reid, bei Birmanen) und Rongs
fing (Kiokadin, d. i. Cochin China Rei), wovon bie Capitale
Kainrounkei war, weldhe im 3. 17% an Ava Tribut zahlte.
Sr. Hamilton hielt dafür, daß es im N.W. von Tong⸗
fing die auch fonft mol genannten zwei Kleinen Reiche Laws .
ch iwa umfaßte, welche man sichtiger Law, d. i. Lawa Shan,
oder Laos, oder auch Laktho und Chima nennen müfle
Den Namen Laktho oder Lacstho®) bat auch De La
Biffahere, der in Tongking lebte, daſelbſt als ein Grenzreich
im Norden von Lao, das er bis 18° N. Br. reichen laͤßt, alfo
im Norden von Laenzaen Shan, oder Unter:Laos, und im Wer
fen zwiſchen Tongking und China kennen gelernt, bemerkt aber,
daß es in Europa noch unbelannt fen, doch weiß er felbft nichts
befonber® Iehrreiche® darüber zu fagen, als daß es ein Gebirge:
land ſey.
Es iſt ſelbſt wahrſcheinlich, daß die Birmanen waͤhrend ih⸗
rer ſiegreichen Eroberungszuͤge in jenen obern Quellgebieten des
Siam :, wie des Kambodja⸗Stromes gegen das Chinefiſche Vuͤn⸗
*) Fr. Hamilton l. c. Edinb. Phil. Journ. Vol. II. 269; deſſelben
Acoaunt of a Map of the Tarout Shan Territory in Edinb. Phil.
Journ. 1822, Vol. Vil. p. 71—75. *) De La Bissachere Etat
actuel da Tunkin de la Cochin Chine etc. Paris 1812, 8. T. L
p. 15; 23 etc. :
Ritter Crokunde IV. - Jiti
1
—
1234 DftsAfien. Hinter-Indien. II. Abfchn. $. 88.
nan bin, fi) auch waͤhrend der ſpaͤtern Periode dee Meboiution
in Cochin China einen Theis des nordweſtlichen obern Zongfing
(Rio Pri, d. i. Reid Kio, gleihwie Anam Königreich) unter:
warfen, und dieſes von ihnen mit dem Namen Zarout Sham
beiegt ward. Dieſes Tarout, db. i. China, ſprechen fie abe
wie Cramfurd) verſichert, Tarug, Taruk oder Tarup
aus, je nach dem darauf folgenden Conſonannten. Die Bes
wohner des Anam Reiches (Kio kachin Shan) bei Birma
nem, übereinflimmend mit ber Altern Portugiefen Benennung
(daher auch die oben angegebene Schreibatt ſ. ob. &. 953), heis
Sen bei den Birmanen Kio; body unterfcheiben fie auch biefelben
in 2 Abtheilungen, in die Kto:-Biain und die Kio-Dain.
Nach der Ermannung und Reflauration bed Cochin Chinefiſchen
Reiches (f. oben S. 991 u. a. D.), iſt es aber wol fehe wahr
fheintich, daß jene Provinzen wieber unter die Oberhoheit ihrer
maͤchtigern Nachbarn im DOften bee Cochin Chinefen, ode
‚im Rosden der Chinefen, zurüdgefallen feyn mögen. In je
ner Periode aber, wo die Zabuas ober Erbfürfen von Ta⸗
sout Shan an die Birmanen tributpflichtig geworben waren,
und ihre Embaſſadeurs zu Ava erfcheinen mußten, wurden Diefe
weit mehr als die Babuas von Lowa Shan wm Yün
Shan geehrt; da man ihnen, gleich den Söhnen des Ava Kö-
nigs, das Vorrecht der golduen Sonnenſchirme zugefland,
Damals, fagt Sr. Hamilton, habe ſich eine Colonie civififiztee
Kio, d. i. Bewohner von Tongking, unter den wildern Laos
jenes Tarout Shan niebergelaffen, und vieles angebaut, auch
Kiainrougri (duch Verdrehung Kiainjunghari bei den
Mranmas gefchrieben), bie Capitale mit ihren Dependengen bevoͤl⸗
Eert, deren Entfernung von ber Gapitale von Unter:Laos, ober
Bandapuri, Sr. Hamilton nad einer Kartenflizze von Kaenzaen
Shan mit Diftanzangaben auf einen Monat Weges angieht.
Zmwifchen beiden werden aber auch noch wilde Lawas angefühzt
(wol zufammenhängend mit ben oye f. ob. S. 1232) wie deren,
im Norden von Tarout Shan, die Lamas, Lowas, Eolos der
Chinefen noch figen. Aus dieſem Gebiete ift es wol, baf der
große Tongking Strom, ober doch wenigſtens ein ober
Arm deſſelben (f. oben S. 206, 903, 920), ber Ee fien Kian,
oder Epfien Kiang bervortsitt, der bier noch wide ſchiffbat
os) J. Crawfurd.Embassy to Ara I. c. p. 76.
ß
en -- vu vv. -
Nxı
Das Land der Laos. 1235
N
fepn fol, was auch die Dranma Benennung eines Khiaum,
d. i. kleiner Fluß, der erſt mit dee Megenzeit anfchwillt, zu beftäs
tigen ſcheint. Denn bei Birmanen heißt e Main Ilmain
Khiaun”), oder Main ma, von einer Stabt ma, die er pafs
fieen fol. Unfere große Unkenntniß biefer entfernten Gegenden
macht e8 noch unthunlich, die Lage jener von Chinefen genann⸗
ten Capitale Meng (f. oben S. 1219) in Beziehung zu biefem
Zarout Shan oder Lac tho näher zu beflimmen, wenn es
nicht das fhon oben vermuthete Main Khain wäre (f. oben
©. 1221) dem bann Tarout Shan im Often, aufber Grenze
von Tongking und Yünnan liegen, und zu biefen beiberfeitigen
Provinzen ſelbſt gehören würde. Hiemit würde die Lage von
Kiainfin oder Kyanfeng (füdöfllich von ihr),, ganz übereins
flinnmen, welches nah Fr. Hamilton im Jahre 1795, die Res
fidenz de8 zweiten Birmanifhen Militair⸗Chefs8),
von Ober⸗Laos, ober der Lowa Shan (öftlich des er ſt ges
nannten zu Kinin toun) war, ber zwifchen den beiben Quell⸗
armen des obern Kambodja: Stromes, des Maekhoup und
Maekhaun bafelbfi, feine Sarnifonen hatte, und zugleid die
Grenze von China (Tarout Pei) wie Tarout Shan
(Lac echo) gegen Tongking (Klo Pri) in Saum hielt. Na
einer, andern Ausfage follte er ſeine Reſidenz jedoch auch in Main
Kpain?) ſelbſt aufgefchlagen haben.
7. J. Crawfurds und Guͤtzlaffs Nachrichten von den
Laos, in Ava und Bangkok eingeſammelt
1827 und 1830.
Waͤhrend J. Crawfurds Embaſſade in Ava (1827) beſtaͤ⸗
tigte ſich ihm die von Fr. Hamilton ſchon dargelegte Thatſache,
daß die Shane), identifch mit den Laos Völkern,
gleihe Sprache wie die Stamefen rebend, über die ganze
nördliche und norböflliche Grenze des Ava Königreiches vertheilt
wohnen; daß jedoch zwifchen ihnen noch manche andere wilbere
Nacen haufen, die in keiner Verwandtſchaft mit ihnen flehen.
Ein Theil der vielen Quellſtroͤme des Iraw adi ſollte aus dem
Stüffen ber Laos zuſammenfließen, bie zur Regenzeit insgeſamt
ıT) Fr "Hamilton Acc. of Tarout Shan 1. e. Vol. VI. p. 73.
°) Fr. Hamilton I. c. Edinb. Phil 3. Vol. X. p- 65.
°) Fr. Hamilton li. ©, Vol. VII. p 73. 10) 3. Oranfurd Em-
bassy to Ava London. 4. 1829. p. 459, 463, 470.
ii?
1236 Oſt⸗Aſien. Hinter- Indien. II. Abſchu. $. 88.
anſchwellen (alfo nicht fehr weit Herfommen). In dem Theile
der Shan (db. i. von ben Bao Gebieten), bie ben Birmanen
teibutbar geblieben, wurden ihm, als bie beiben Haupt
marttpläße und größeren Städte, genannt: Monde, mo ta
Sitz eines Mititate Chefs und Thing nyi, an ber Greme tes
Siameſiſchen Antheils von Lao, bie wir jeboch beide nit mit:
gu beflimmen wiffen. Der lebhafte Verkehr zwiſchen biefen Laos
und der Capitale Ava, zeigte fih dem Botaniker Dr. Wallis
bei feiner botanffchen Ereurfion in bie Waldgebirge in N.O.
von Ava (Pa hima pan f. oben S. 1213), wo er auf 3600 —rj
Berghoͤhe, Eihenwalbungen ſahe; Über dieſes Gebirge frz:
die große HeerfiragesıT) von ber Ava⸗-Refibenz, oſtwaͤcts, in
die Länder der Laos, und fletß-begegneten ihm dort Karawanen
ber Laos, welche vorzüglich ihre treffliches Rindvieh in zahlreichen
Herden zur Capitale führten, und die Laſtochſen zum Waaren⸗
transport gebrauchten. Auch fand Crawfurd viele Shan un;
ter den Truppen des Birmanenheeres.
Ein fpäteree Beobadnter!?) bemerkt, der Druck ber Bir
manen gegen bie Laos ſey zu unerträglich geinorden, umb biefe
hätten deshalb Siam um Schutz angerufen; auch Hätte dır
Chef der Laos feine Schweſter dem Könige von Siam zur Gi
mahlin geſchickt. Hierauf Hätten fie mit Hülfe von Bangkok die
Birmanen verjagt, und zweimal hätten dieſe vergebtiche Verſuche
zus Wiebererobrrung gemacht, die aber misglädt wären. Der
oberfte Häuptling ber Laos, der Oheim von 7 Brübdern, fei:
nen Meffen, die mit ihm verbunden waren, foll als Oberhaupt
ben Titel Chu he wit (d. i. Herr des Lebens) gehabt, nur
nominell on Siam untergeben gemwefen, ein Altee vom 68 Jahren
* (vor 1830) erseicht haben und ſehr vom Wolke geachtet gemein
ſeyn. Nicht er allein, fondern zwei Brüder, eine zu Bimmes
(offenbar Chiangmai) und der andere zu Logan, einer jün:
gern Stadt, hätten dad Regiment gefuͤhrt.
Uuferd Landsmannes Guͤtzlaff Berichte au⸗ Bangkek ent:
halten auch über die Laos neue, wichtige, mit jenen jedoch nicht
‚in Berbindung ſtehende Daten. Als Miſſionar und Arzt, fast
er13) am er viel mit Laos oder Shane (Chans6) in Beruͤh⸗
Er Crawfürd Embassy to Ava London 4. 1829. p. 267, 4
a. O. 12) Asiatic. Journ. Vol. V. 1831. >. 162, 163.
nYK. Gützlaff“ Versiag van een Driefarig Verblitk in Siam. 8
Rotterdam 1833 p. nn cl. bel. Journal of a Residence is
‘Das Land der Laos. 1837
Ä zung, eine Motion, die in Europa fo gut wie unbekannt fit. Er
erlernte ihre Sprache, die dee Stamefifchen verwandt iſt, und
möchte wol der erfte Europäer ſeyn, ber die Laos Sprache flus
dirt bat, daher fein Urtheif hier beſonders beachtenswerth iſt. Shre
Scherift, bemerkt er, in der gewöhnlich ihre heiligen Buͤcher ges
fchrieben find, ift jedoch von ber Siamefifchen verſchieden. Diele
2Eaos nehmen einen: großen Theil der Mopntation ber oͤſtlichen
Halbinſel Indiens ein, von den Nordgrenzen Siams, längs Kam⸗
Ar und Cochin China auf ber Oſt- wie ber Burmah auf der
Weſt⸗Seite, und nerdwaͤrte bis zur an von China und
Tongking.
Nach ihrer Hautfarbe find fie in — Abtheilungen uns
Rterſchieden, die man Lauspungkau, d. i. weiße Lau ober
Kaos, und in Lau:pungdbam, b. L ſchwarze obee dunkle
" Lau oder Laos, nennt
Sie bewohnen meiſtentheils Gebirgéẽland, treiben Adedan,
Jagd, leben unter Herrſchaft Heiner Häuptlinge oder Erbfuͤrſten,
nn —
—
die abhängig find von den Birmanen (die Jabuas), von Siam
(die 4 zu Siam gehörigen im Jahre 1822, f. oben ©. 1084); ,
- aber auch von CohinChing (ab gegenwärtig Laenzaen Shan?)
und von China (wol Tarout Shan und die Lolos).
Obwol ihre Land viele Producte in Ueberfluß bat, auch viel
Solp, fo leben die Einwohner dody in großer Armuth, elender als
die Siamefen; nur diejenigen Laos ausgenommen, die unter bem
Schutze Chinas flehen.
Sie haben eine National:Literatur, ſtudiren ſie aber
nicht beſonders; fie iſt ihnen auch keine Erkenntnißquelle; ihre
beſten Werke find in Profa, Lebensgeſchichten, Rieſen- und Feen⸗
märhen. Ihre Meligtonsbuher in Bali (Pati) Sprache,
werden von. ihren Prieſtern wenig verflanden, bie fih von den
Talapoinen Siams nur durch noch größere Unmiffenheit unters
ſcheiden. Guͤtzlaff fheint der oben berührten Anficht Dr. Ley⸗
dens beizutreten, wenn er fagt: das Laos Land ſcheint die Wiege -
des Buddhaismus zu feyn, weil die meiſten Spusen des Sa:
mono Kodum (Schamuni Sautma) des erſten Buddha⸗
Miffionars fi bei ihnen vorfinden; die dort erbauten Tempel
gleichen denen in Siam nicht, auch find die Laos nicht fo aber:
gläubifch wie ihre Nachbarn... Ihre Sprache iſt fehr fanft, mes
Siam, in Chinese Repository, Asiat. Journal New - Series 1836.
Vol Xli. p. 234 — 25. .
Pf
1238 DfisAfien. Hinter-Indien. IL Abſchn. $. 88.
lodiſch, umfangreich genug, um alle ihnen angehörigen Borftellu:
gen auszudruͤcken.
Die Laos lichen Muſik und Tanz; ihre Orgel aus R:::
pfeifen gehört zu ben füßeflen Inftrumenten der Afiaten, u:
würde unter ber Hand eines Eutopäifchen Meiſters ſehr reizen“:
Leitungen geflatten. Jeder Große bes Volks bat feine Zru:::
von Tänzern, die ihn durch ihre Ballette und Eühnem Pan::
mimen unterhalten, und bei Muſik die ſeltſamſten Windunger
Berbechungen zus Schau fielen. Ihrem Character nady find t::
2a08 ſehr ſorglos in allen ihren Handlungen, ihre Zemperamen:
iſt ſtets heiter und Fröhlich geſtimmt; in ihren Sitten und Ge—
deauchen find fie unteinlich. Ihre ſüdlichern Diſtricte treiben
ziemlich Karken Handel mit Siam; in langem, engen Booten.
Die fie mit Gras Überbedien, ſchiffen fie ihre Landesprobucte, mir
Eifenbein, Gold, Zigerhäute, officinelle Kräuter,
nah Siam, und nehmen von da Europaͤiſche und Judiſche 5::
britate, auch einige Siamefifche Artikel mit (vergl. eh ©1116).
Diefee Handelsverkehr, bei dem die Siamefen Ie Fi an;
wendeten, zum die Unterthbanen eines ber teibutairen Laos Für:
ſten, welcher Show vin Shan (Chow vin Cham b. Gus-
Kaff) hieß, zu betrügen, veramlafte diefem Unglücküchen, im
Sahre 1827, Krieg und Vernichtung. Bei feinem legten Zritut-
beſuch zu Bangkok, wurbe diefee Prinz in vergoldeten Barken
gefchifft, und auf vergofdetem Throne zu Hofe getragen. Aber
er fand bie Anfprüce und ben Drad dei Siamefen Gouverneur
on der Grenzprovinz gegen fein Territerium (eb etwa nur
eine Abtheilung von Unter:2ao6) zu unmäfig und feime ei:
genen Revemüen gefährdend, Seine wiederholten Beſchwerden in
Bangkok fanden kein Gehör; er fuchte ſich daher ſelbſt Net
zächtigte den Grenzgouderneur mit gewaffneter Hand, obme des:
halb Siam befziegen zu wollen.
Gen Ueberfall ſetzte indeß ganz Siam in Schrecken; d33
Aufgebot dieſes Volks zog wiber ihn zu Felde, und war fiegreich:
der Siamefen General, Paya meh tap, voll Graufamekeit und
Habſucht, ließ alles niedermegeln und das Land auspländen;
man verbrannte die Ortfchaften mit den Menſchen, die ſich darin |
befanden, oder fprengte die Wohnungen mit Pulver in die Luft
Zahllofe Gefangene, die dem Blutvergiefen entgingen, wurden iz
Sefleln auf Flooßen den Menam-⸗-Strom nah Siam hinabee—
fhwemmt.. Die Refle von denen, die nicht duch Hunger un
Das Land der Sad! 1239
Elend den Tod fanden, wurden dort als Eclaven unter die Gro-
Ben vertheilt, viele der Weiber in die Harems des Könige und
der Großen geftedt. Der Prinz Shom vin Shan floh, von
jebem Beiftande verlaffen, zu einem benachbarten Eaos⸗Chef; nur
Cochin China vertvandte fih für ihn. Aber die Botfchafter aus
dem Anam Reiche, welche gegen den Siamefen General wegen
feiner Zerftörung in Laos MRemonftrationen machen follten, wur⸗
den mit ihrem ganzen Gefolge (an 100 Dann) verrätherifch ers
mordet, und als darauf ber erbitterte Hof von Hué, der aber zu
ſchwach war feiner Rache freien Lauf zu laſſen, in Bangkok
Durch’ feitten Sefanbten die Auslieferung ber Moͤrder forderte, aus
dem Grunde, weil Cochin China fih die Mutter ber Laos,
Stam aber. den Vater derfelben nenne, konnte fi Siam boch
gu keiner Ötwährung der Forderung entfchließen. Den fchlauen
Sefanbten, den Siam zur Beilegung des Streites an ben Hof,
von Hue fandte, ließ diefer aber nicht vor, mit ber Weifung,
Siam und Cochin China haben aufgehört Freunde zu fepn. Dan
fürchtete in Bangkok einen Ueberfal von Cochin China (f. oben
&.. 1060, 1072 u. a.), und baute 100 neue Kriegsbarken; aber
noch vor ihrer Beendigung war das Schickſal des unglüdlichen
Laosfürften entfchteben. Er warb mit feiner ganzen Familie ver-
zathen und als Befangener an den König von Siam ausgelies
fert.. Nach Landesſitte (f. ob. &. 819) in einen Bambustäs
fig gefperrt, mit dem Blick auf die vor ihn gelegten Marterins.
ſtrumente, flach der alte Mann, fein Sohn und Erbe entſchluͤpfte
" (ob dies etwa der oben genannte 6Bjährige Greis, Chu che wit,
war, der in fo ehrenvollem Verhaͤltniß zu Siam geftanden hatte?
bie Zeitfolge ift bier ſchwierig genauer zu ermitteln). Aber man
fegte große Preife auf den Flüchtling, er ward verfolgt, man ers
blidte ihn auf bem Gipfel einer Pagode, von der er, da jebe Ret⸗
tung unmöglich war, den Nachfegenden lebendig zu entgehen, ſich
auf nahe Felſen hinabſtuͤrzend zerſchmetterte. So erloſch dieſes
Koͤnigsgeſchlecht de Shan pung dam (der ſchwarzen Laos);
ihr Land warb Wuͤſtenei, das Volk war erſchlagen oder an 100,000 _
in Sclaverei buch Siam zerſtreut; alles Widerſtrebens des Co⸗
hin Chinefen ungeachtet behauptete Siam das zerflörte Territo⸗
eium, und fuchte e8 zu Guͤtzlaffs Zeit mit Coloniften von an:
dern Tribus zu füllen.
Die großen Säuptlinge dieſes Laos, welche beim erſten Ue⸗
berfalle dee Siameſen auf deren Seite getreten waren, hielt man
x
1240 Oft-Aflen. Hinter-Indien. II. Abſcha. $. 88.
m.Güpniaffe Zeit in einem großen Gebäude der Samplag
Pagode, am Menam-EStrome, nahe bei Bangkok gefangen. _
Noch hofften Fle wieder In ihre Heimath zuruͤckgeſchickt zu werden.
Büntaff befuchte fie, fand fie ſehr niedergefchlagen, aber offes:
herzig, höflich in ihrer Unterhaltung, er ſprach ihnen Troſt eim.
Im Allgemeinen, fagt biefer Miffionar, find diefe Laos wel
in einem niedern Stande dee Civilifation, doch fichen «einige der
felben in ibren wildeſten Gebirgen auf einer noch niedrigem
Stufe der Ausbildung. Zu den friedlihfien von biefen letztern
gehören die Kahs (ſ. oben ©. 1116, 1130, we es zweifelhaft
ſchien, ob fie zu den Laos gehören), die wie. von GSiamfen, fe
auch von den Laos zu Sclaven gemacht und nah Bangkok
sum Verkauf gebracht werden. Mehrere berfeiben, bie Suͤtzlaff
in Baugkok kennen lernte, fagten ihm, ihe Votk lebe in Frie⸗
den unter fi im Gebirge, baue fo viel Reis als fie brauchten,
Sep ohne Geſetz, ohne Religion und in einem Zuſtande ber Geſell⸗
fchaft, der dem der Elepbantenheerben am nächflen ſtehe.
Sie, meinte Güͤtzlaff, wärden für die Wahrheit des Evange⸗
Hums am empfänglichfien ſeyn, und wie zu den Otaheiten und ens
deren, folle auch zu ihnen fidy die Miſſion verbreiten. Gr fdyeiat
dieſes Bolk mit zu den Laos, und zwar zu ihrem roheſten Tri⸗
bus zu zählen; die civiliſirteſten aller Laos, welche Bäp:
Laff szaf, waren diejenigen, welche mit Chinefifhden Man⸗
darinen ale Grenzbotſchafter kamen, aber bad) diefelbe Sprache
wie andere der Laos sedeten, die ihm verftänblicdh geworben war.
8. Dr. Rihardfon’s Beſuch in Laos (Chiangmai,
Sangoma) im Jahre 1830.
Endlih können wir zum Schluß unferer Unterfuchungen über
das proteusartig ſich ſtets umgeflaltende Laos auch den jüngfien
Augenzeugen nennen, dem es gelang die Mitte dieſes centealen
Theiles der Halbinfel zu erreichen, obwol er nur in dem naͤchſten
Gebiete von Unter⸗Laos oder Chiangmat zurückblieb, def
fin Gapitale es nicht einmal zu ſehen bekam, und deſſen Bericht
(vom Mai 1830, die Reife faͤlt wahrſcheinlich fon Ende 1829)
zut Aufllärung fo verwickelter Bechältniffe, vom denen der Reiſende
Beine Ahnung und keine Vorkenntniß gehabt zu haben ſcheint, auch
nicht beſonders geeignet iſt. Im Ganzen kann derfelbe aut wenig
lehereich genannt werben, ba er ohne Drientirungen, ohne Meſſungen,
ohne aſtronomiſche, phpficalifche, botanifche Beobachtungen geblieben
x
1
Das Land dee ka. © 1241
iſt. Bielleicht daß ausführlichere Beobachtungen nad, nachfolgen,
"Aber auch fo bleibt die kurze Not auf ſolchem Boden dankenswerth,
weil fie den unbefangenen Blick in eine Terra incognita giebt. |
Vor 6 Monaten (alfo 1839), fagt Dr. Richardſon in fels
nem Briefedl) an Major Burneys, fhidte ein Laoshäupts
Ling ein Schreiben an das Beitifche Gouvernement in Mars
taban (an Mr. Maingy, Civil:Commiffionae in Moul⸗
mein), das feit bem Friedensſtractat (1826) von den Birma⸗
nen an England abgetreten war, mit bem Exfuchen, Ihm einen
Britifchen Officier zusufenden. Zu bdiefer Erpebition erhielt Dr.
Richardfon den Auftrag. Er reifete. 4 Tage lang von Mars
taban ben Saluaen: Strom aufwärts, dann aber gegen
DO.N.D. Er brachte 44 Tage auf dem Hinwege, aber davon nur
27 Rage auf dem Marfche zu, und bis zu feines Ruͤckkehr wach
Martaban verflofien nur 3 Monat Zeit.
Die Männer von Laos, bie ihm zum Geleit gegeben wa⸗
sen, fagten ihm ganz offenherzig, fie würden ihn keineswegs auf
dem Teichteften und’ bdirecten Wege in ihre Heimath führen; denn...
“auf diefem könne es ihm ja dann fpäter wol einmal einfallen,
ein Englifches Here zu ihnen führen zu wollen. Ihre Pflicht
wäre es, gleich Elephanten, ihn Uber bie beſchwerlichſten Wege zu
führen, und nur mit bem Ruͤſſel vorher die Sicherheit des Bo⸗
dens auszutaſten, auf ben man ohne Gefahr den Fuß su
fegen Haben
Dr. Riharbfons Wegroute konnte alfo nicht fehe deut:
lich und beichrend ausfallen. Als er bie Reſidenz des Laos»
Haͤuptlinge erreichte, mußte ex foglelch bemerken, daß bie Eins
ladung an Mr. Maingy ein bloßes orientafifches Compliment _
geweſen ſey; denn ber Fuͤrſt hatte (waheſcheinlich durch veraͤcht⸗
liche Vorſtellungen uͤber Europaͤer, die dort allgemein im Gange,
Arre geführt) gemeint, es würde und koͤnne gar kein Engliſcher
DOffieier im Stande ſeyn, eine. ſolche Reife zuruͤkzulegen. — Leis
der wird von dieſem Haͤuptling gar keine naͤhere Kunde gegeben.
Sollte es der Greis Show vin Shan vor ſeinem Sturze gewe⸗
fen: ſeyn, der darauf unmittelbar 1830 hätte erfolgen muͤſſen? —
Die Ankunft des Ruta Phyoo (Cd. b. des weißen
Eremblings) machte alfo tm ganzen Lande großes Auffehn,
. ie) Dr. Richärdeon Visit to Laos, in Asiat. Soc. of Calcutta b. May
Ir: Asiat, Journ, New. Ser. Vol. II. 1830. p. 254-266. ’
\
1242 Oft-Afien. Hinter- Indien. II Abſcha. $, 8.
weil die alte Gage, wie unter bem mehrflen Hinterinbiſchen Vil
teen, fo auch bei den Laos im Gange if, daß weiße Rn:
ner einft ihr Land erobern würden. Zu ihrem Schteder kam
noch Hinzu, daß in Laos während ber legten Sabre gewaltist
Ueberfhwemmungen gewefen, und bag man nad bem Valaufin
der Gewaͤſſer einen weißen Fiſch, eine weife Kraͤhe wm |
andere weiße Thiere (f. oben Albinos ©. 1105) daſelbſt wahr
genommen hatte.
Dennoch ward der Beitifche Fremdling wohlwollend empfan⸗
gem; aber Sedermann zeigte große Furcht vor der Gewalt, welche
die Engländer bei Birmanen geübt, und vor ihren weitrn beim
Abſichten. Zumal daß die Briten es micht gefcheut hatten, bit
Stadt Martaban bei heilem, Lichten Rage anzugreifen, fhim
ihnen bemerkensmwerth, weil fie beffer daran gethan Raqts den
Ueberfall zu machen, wo fie dann dem ganzen Det leicht mit deſ⸗
fen Bewohnern in ihren Betten zugleich hätten in Brand fegen
innen, Als Dr. Richard ſon bemerkte, die Sache ber Briten
fey nicht Hinterhalt, fondern gradezu gingen fie auf den Feind
108, fo entgegneten fie, „eben deswegen fürdhteten fie ſich fo ſeht
vor ben Briten; denn kaͤmen fie krumm herum, in Schlangen:
windungen, wie die Birmanen, fo könnten fie denſelben wol tmi:
geben; aber da fie geradezu auf ben Zeind wie ein großes Thier
Iotgingen, fo könne man ihnen eben nicht widerfichen. —
Den Ort, zu welchem Dr. Richard fon, als den Eis de}
Häuptlings gelangte, nannte man ihm Laboung (mei identiſch
mut Süslaffs Lapung, von Lao und bung ode pung,
was nad) obigem etwa ein Zürflenhaus, eine Reſidenz ober der
gleichen bezeichnen Eönnte). Er liegt eine halbe Zogereife (auf
Se. Hamilton® Map of Zaenmae I. und II. in ©.D.) vo
der Hauptflabe des nördlichen (2) Laos, weiche die Laos Min:
ner Ch’haing:mai nannten, die Birmanen aber Jemit
(d. i. Zaenmae, Chiangmai, Yangoma). Seine Breite [Hit
der Brite zwifchen 19 und 20° R.Br. (f. ob. S. 1064, mo fa
Drudfehler zu berichtigen, naͤmlich flatt 21° lies unter 20° bi
Berghaus Karte von Hinter-Indien). Wis hätten demnach Is
durch die wirklich einheimische Benennung der Gapitale !"
halten. Leider wurde dem Dr. Rihardfon die Erlandaij
buschau® nicht geftattet, dieſelbe zu befuchen.
Den beſten Bericht über biefe Gegend hat mach ihm Ralr!
Sieh im XVI. Jahrhundert gegeben (ſ. ob. S. 1202); ii
Das Land der Laos. 1243
Angaben er beſtaͤtigt. Jener brauchte aus Pegu 25 Tage gur
Reiſe, er 27 Zage aus Martabanz beide kamen durch viele
angenehme, fruchtbare Landſchaften. Rihardfon war der Weg
fehe befchwerlich, gebirgig, er fahe wenig Wohnorte, außer Las
boung, das nad ihm nur etwa 2500 Einwohner haben mag,
wenig Dorffchaften. |
Dos Landes⸗Oberhaupt wurde von feinen Unterthbanen
wie der König von Siam „Herr alles Lebens” (I. oben
&. 1133) titulietz man verficherte ihm, ex fey keineswegs teibuts
pfligtig an Siam, fondern ſchicke nur gelegentlid wol einmal
Zimmerholz nah Bangkok. Aber Copt. Burney übers
zeugte fich, wie oben gefogt, in Bangkok felbft vom Gegentheil.
Als Richardſon in Eaboung angelommen, wurde ein’ erprefs
fee Bote nach Bangkok gefchicdt, um die Gefchenke, weiche Me.
Maingy dorthin für das Oberhaupt von Laos gefchide, abe
zuholen, auf deſſen Ruͤckkehr man ungemein begierig war,
Richard ſon fcheisit keine fehr hohe Gebirge getroffen zu has
ben; ex fahe keinen Schnee, ſpricht nit von Froſt, obwol das
Thermometer am Morgen 8 Uhr bie 46° Fahrh. (gegen 6° Reoum.)
fiel, große Kühlung für jene Breiten, was wol auf bedeuten>
bes Anfleigen des Bodens hinbentet. Doc, iſt es vol von
Elephanten und Heerden; Weisen fahe er nicht, Hauptnabe
zung ift eine gallertreiche Reisart, Ra
Die £ao6 Männer [dienen von keiner befondern Größe
ober Stärke zu ſeyn; die Weiber, fagt Riharbfon, fiad
ausgezeichnet ſchoͤn, ohne jenen Mongolifchen oder Chinefifchen
Character, mit großen, ſchoͤnen Augen. Die Männer tra⸗
gen mehr faltige Sewänder und Turbane wie Birmanınz ihr⸗
untere Tracht iſt diefelbe wie bei jenen, von Seide und blauges
ſtreiften Baummollenzeugen. Die jungen Weiber gehen mit ferier,
nadter Bruſt, aber ihre untere Tracht iſt etwas anfländiger als
bei den Birmaniſchen Srauen. Ä
Ihre Priefker fichen in gar keinem Anfehen, ihre Moral iſt
ſehr weit. Die Angabe des Pater Marina, daß die Einmohe
nee von Lanjang (oder SädsLaos) ihr Geflügel mit allen Fe⸗
den roͤſten und fo verfpeifen, fand Richardſon bier beſtaͤtigt,
wo fie nicht einmal die Eingeweide der Thiere ausnehmen.
Die Sprache iſt bei diefen Laos wie in Siam; nur eine:
geringe (ſagt Michardbfon) Dialectv erſchiedenheit war zu
demerken. Eben fo iſt bie Münze bier biefelbe wie in Siam.
1244 Men. Kinter-ISndien. II. Afdn. {88
Bon Waaren fahe man bort Baummolle, Elfenbein,
Stick⸗ZLack, Mofhus und andere, bie jährlich eine Kara:
wane von 1000 bie 2000 beladenen Pferden und Naulchieten
aus China nad Laos bringen foll. Vor drei Jahren mar fie
‚geplündert worden, und deshalb ein paar Jahre ausgrölichen,
wurde aber wieder in Laboung erwartet. Die Chineſiſchen
Grenztauflente, fagte man daſelbſt, hätten eine Deputarion
an ben König von Siam mit einem Geſchenke an Gold gefüidt,
um für die Zukunft deſſen Schug für ihre jaͤhrlich abzufertigende
Karawane zu erhalten.
Dr. Richardſon meint, es gebe in Laos kein Kupfer
wol verffanden, daß fein Urcheil wicht über Unter:Laos ed
Juün Shan, hinausreichen konnte, obmol er immer von Laut
Am Algemeinen zu ſprechen ſcheint, was zu ganz irrigen Edi:
fem führen würde). Allee Metall, fagte man ihm, werde von det
China Karawane eingebracht (diefe muß aber auch Dberzfaod,
ge es noch auf Chinefifchem Gebiete unter den Lolos, oder ar⸗
Gechald dee Pünnan: Grenze, nämlich Lowa Shan en
Tacout Shan durchziehen, ehe fie Chtangmai erreichen fann).
ber ſeht viel Eiſenerz gebe es in Laos, und defim Dem
mer follen es verfichen ganz gute Musketen zu ſchwieden. And
Bleierze und Zinnerze gebe «8 oberhalb Zemee (Bauen:
mae). Die Rinder, von einer trefftichen Art, obwol von Ei
Ver Race, find wohlfeil; 50 Stuͤck kaufte der Brite ſogleich füt
Ye Berproviantieung der Englifhen Truppen in Martaben
nz 300 Stud Ueß er nah Moul mein nachkommen.
Auch vor den Birmanen zeigten bie Laos große Veſotz:
wis und Furcht; Die graufamen Grenzfehden und ber Den:
(Senfang (f. oben S. 1196), dem bie Britiſche Defiguahıne
von Tenafferim, Tavoy und Martaban Aberak ein End
gemacht hat, findet noch im Morden zwiſchen Ava gegen Each
flat. Die erſte freundliche Annäherung ber Briten und
®a00 ward bush Richardfons Landreife amd beffen Er:
pebition überhaupt gebahnt; von ber Befhiffung: ven
Martaban oder Saluaen:Fluß aufwärts, kann wf
ee unten bie Rebe ſeyn. Möge aber dem von jeher in ſich
gereiffenen Wolke der Bass dieſer Verkehr zum wahten Heile 6"
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